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Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

1. Mai

 

Der heilige Josef, der Arbeiter, Nähr- und Pflegevater Jesu Christi,

+ 30 ? - Fest: 19. März

 

„Es hat Heilige gegeben“, schreibt Kardinal Newman, „die unserem Herrn näher standen, als Märtyrer oder Apostel. Doch da eben diese heiligen Personen ganz aufgingen in dem Strahlenglanz seiner Glorie und in ihm sich ganz verloren, und da sie während ihres irdischen Wandels sich nach außen nicht hervortaten, so schenkte man ihnen lange Zeit weniger Aufmerksamkeit. Als aber verhältnismäßig ruhige Tage kamen, stiegen allmählich jene leuchtenden Gestirne am kirchlichen Himmel empor. Sie mussten deshalb so spät erst aufsteigen, weil sie so ganz besonders herrlich waren.

 

Der heilige Joseph bietet das treffendste Beispiel für das Gesagte. Hier ist das klarste aller Beispiele für den Unterschied zwischen Glaubenslehre und Andacht. Wer hatte durch die Vorzüge seiner Stellung (zu Christus) und das Gewicht der (in den Evangelien uns überlieferten) Zeugnisse einen größeren Anspruch, schon frühzeitig unter den Gläubigen eine Anerkennung zu finden, als er? Ein Heiliger der Heiligen Schrift, der Pflegevater unseres Herrn, war er der Gegenstand allgemeinen und unbedingten Glaubens für die ganze christliche Welt von Anfang an. Und doch ist die Andacht zu ihm verhältnismäßig späten Ursprungs.“

 

In der Liste der kirchlich und festlich verehrten Heiligen tritt der heilige Joseph erstmals in einem Martyrolog der schwäbischen Benediktinerabtei Reichenau um das Jahr 850 auf. Erst im 15. Jahrhundert wird seine Verehrung volkstümlich. Sein Fest erscheint 1479 zum ersten Mal im römischen Brevier. Papst Pius IX. erklärte im Jahr 1870 den heiligen Joseph zum Schutzpatron der Kirche; sein Schutzfest am Mittwoch nach dem 2. Sonntag nach Ostern wurde seit 1847 in der ganzen Kirche gefeiert. „Weil nun der 1. Mai in der heutigen Welt als Tag der Arbeit begangen wird, hat Papst Pius XII. diesen Tag zum Fest des heiligen Joseph des Arbeiters bestimmt. Damit soll er geehrt, aber auch die Würde der menschlichen Arbeit bewusst gemacht werden. Joseph hat als Handwerker gearbeitet und für seine Familie das Brot verdient. Die Arbeit, wie sie heute von der Masse der Arbeiter getan und auch erlitten wird, ist sehr verschieden von der Arbeit in der alten Welt. Aber immer geht es darum, dass der Mensch, indem er die Kraft seines Körpers und seines Geistes einsetzt, sein eigenes Leben verwirklicht, seine Persönlichkeit entfaltet und das Leben in dieser Welt lebenswert oder doch erträglicher macht. Der Christ weiß außerdem, dass er seine Arbeit von Gott her und zu Gott hin tut.“ (Schott)

 

Fromme Andacht und Verehrung nimmt gerne ihre Zuflucht zu ihm, als dem mächtigen und hilfsbereiten Schutzheiligen des inneren (religiösen) Lebens und eines guten Todes.

 

Wie gut man daran tut, sollen uns heute zwei große Josephsverehrer aus der Welt der lieben Heiligen, die hl. Theresia von Jesus und der hl. Alfons von Liguori, lehren.

 

I.

 

Welche großen Gnaden die hl. Theresa (+1582) vom hl. Joseph für sich und ihre Schwestern erlangt hat.

 

Im 6. Kapitel der Selbstaufzeichnungen aus ihrem Leben schreibt die Heilige unter anderem:

 

„.... Zu meinem Fürsprecher und Herrn erwählte ich den glorreichen hl. Joseph und empfahl mich ihm recht inständig. Und in der Tat: ich habe klar erkannt, dass dieser mein Vater und Herr es gewesen ist, der mich sowohl aus meiner damaligen Not, als auch aus anderen noch größeren Nöten, die meine Ehre und das Heil meiner Seele betrafen, gerettet und mir sogar mehr noch verschafft hat, als ich ihn zu bitten gewusst.

 

Ich erinnere mich nicht, ihn bis jetzt um etwas gebeten zu haben, was er mir nicht gewährt hätte. Ja, es ist zum Erstaunen, welch große Gnaden mir Gott durch die Vermittlung dieses Heiligen verliehen, und aus wie vielen Gefahren Leibes und der Seele er mich durch ihn befreit hat. Anderen Heiligen scheint der Herr die Gnade gegeben zu haben, nur in einem bestimmten Anliegen helfen zu können; dieses glorreichen Heiligen aber habe ich in allen Stücken als Nothelfer kennen gelernt. Ich glaube, der Herr will uns zeigen, dass er ihm auch im Himmel alles gewähre, was er von ihm begehrt, gleichwie er ihm auf Erden als seinem Pflegevater untertänig war. Dies haben auch einige andere Personen erfahren, denen ich geraten habe, sich ihm zu empfehlen.

 

Jetzt ist die Zahl derer, die diesen Heiligen aufs neue verehren, schon groß, und sie finden alle die Wahrheit des hier Gesagten an sich bestätigt. Seinen Festtag trachtete ich stets mit aller Festlichkeit zu begehen, soweit mir dies nur möglich war.

 

Ich möchte jedermann zureden, diesen glorreichen Heiligen zu verehren, weil ich aus vieler Erfahrung weiß, wie viele Gnaden er bei Gott erlangt. Niemals habe ich jemand kennengelernt, der eine wahre Andacht zu ihm trug und durch besondere Übungen ihm diente, an dem ich nicht auch einen größeren Fortschritt in der Tugend wahrgenommen hätte; denn er fördert die Seelen, die sich ihm anempfehlen, gar sehr. Ich glaube, es ist schon etliche Jahre her, dass ich jedes Mal an seinem Festtag etwas von ihm begehre, und immer sehe ich meine Bitte erfüllt. Ist sie nicht ganz rechter Art, so lenkt er sie zu etwas Besserem für mich.

 

Wäre ich eine Person, deren Schriften ein Ansehen hätten, so wollte ich gern die Gnaden, die dieser glorreiche Heilige mir und anderen Personen schon erwiesen hat, im Einzelnen recht umständlich erzählen. Ich bitte nur um der Liebe Gottes willen: wer immer meinen Worten nicht glauben will, wolle es selber versuchen; dann wird er aus Erfahrung innewerden, welch großen Nutzen es bringt, wenn man sich diesem glorreichen Heiligen empfiehlt und ihn andächtig verehrt.

 

Insbesondere sollten jene, die dem innerlichen Gebot ergeben sind, ihm allzeit mit Liebe zugetan sein; denn ich weiß nicht, wie man sich der Königin der Engel erinnern und jener Zeit gedenken kann, in der sie mit dem Kind Jesus so vieles ausgestanden hat, ohne dem hl. Joseph für die Wohltat des Beistandes, den er ihnen geleistet hat, Dank zu erstatten. Wer etwa seinen Lehrmeister zur Unterweisung in der Übung des innerlichen Gebetes findet, der wähle sich als solchen diesen glorreichen Heiligen und er wird keinen Irrweg gehen.

 

Soweit die hl. Theresia in dem von ihr selbst geschriebenen Leben; es gehört zum Schönsten und Tiefsten, was je über die Josephsverehrung gesagt wurde. Fügen wir dem noch einen Denkspruch aus ihren „Geistlichen Ermahnungen“ hinzu:

 

„Wenn du auch viele Heilige zu Fürbittern hast, so verehre doch als solchen ganz besonders den heiligen Joseph; denn er verlangt viel von Gott.“

 

Von diesem Vertrauen beseelt, weihte die hl. Theresia 15 ihrer neugegründeten Klöster dem hl. Joseph. Und nicht ohne sichtbaren Erfolg!

 

Gar oftmals erfuhr die Heilige den Vaterschutz des hl. Joseph an sich und an den ihr Anvertrauten. So berichtet eine der Nonnen, die ehrwürdige Anna von Jesus, von einer gefahrvollen Reise nach Beas im Jahr 1575 unter anderem:

 

„Am letzten Tag dieser Reise verirrten sich die Führer inmitten der Sierra-Morena, so dass sie sich nicht mehr zurechtfanden. Die Wagenführer versicherten, dass wir verloren seien und unmöglich aus diesen gewaltig hohen Felsen, in die wir uns verirrt hatten, herauskommen könnten. Da befahl unsere heilige Mutter Theresia den acht Nonnen, die sie begleiteten, Gott und unseren heiligen Vater Joseph zu bitten, unser Führer zu sein. Eben hatte sie uns diese Mahnung gegeben, als aus dem Hintergrund einer tiefen Höhle, die man vom Gipfel der Felsen aus kaum unterscheiden konnte, ein Mann, seiner Stimme nach ein Greis, kräftig zu rufen begann: Haltet an, haltet an! Ihr seid verloren! Wenn ihr weiter fahrt, stürzt ihr in die Abgründe.

 

Auf diesen Ruf hin hielten wir an. Die Priester und Weltleute, die uns begleiteten, schenkten der Stimme Gehör und fragten: Vater, was ist zu tun, um dieser Gefahr zu entrinnen? Und die Stimme antwortete, man müsse sich nach einer bestimmten Seite hinwenden. Alle erblickten darin ein Wunder, dass die Wagen jene Stelle passieren konnten. Einige wollten beim Anblick dieses Wunders die Person suchen, die in so liebenswürdiger Weise gesprochen hatte.

 

Unterdessen sagte die Mutter mit großer Rührung und unter Tränen zu uns: Ich weiß nicht, warum wir sie gehen ließen; es war ja mein heiliger Vater Joseph. Sie werden ihn nicht finden! Wirklich kamen die Leute mit dem Bemerken zurück, sie könnten nichts von diesem Mann finden, obwohl sie in der Höhle gewesen seien, aus der die Stimme gekommen war.“

 

II.

 

Was der hl. Kirchenlehrer Alfons von Liguori vom Tod des heiligen Joseph schreibt.

 

Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Heiligen (Psalm 113,15). Betrachte wie der hl. Joseph, nachdem er Jesus und Maria so treu gedient hatte, im Haus zu Nazareth auf dem Sterbebett lag. Engel umgaben ihn; der König der Engel, Jesus Christus, saß auf der einen, Maria auf der anderen Seite des armen Bettes, und in so süßer und so heiliger Gesellschaft verließ er voll himmlischen Friedens diese elende Welt.

 

Sanft und kostbar war sein Tod in Gegenwart Mariens, in Gegenwart eines solchen Sohnes, der zugleich sein Erlöser war. Wie hätte auch der Tod dem bitter vorkommen können, der in den Armen des ewigen Lebens starb? Niemand ist imstande auszudrücken oder zu begreifen, welche Akte der Ergebung, welche Flammen der Liebe die Worte des ewigen Lebens, die ihm bald Jesus, bald Maria, in diesen letzten Augenblicken seines Lebens zusprachen, im Herzen des heiligen Joseph bewirkt haben.

 

Deshalb scheint die Meinung des hl. Franz von Sales, der hl. Joseph sei aus reiner Liebe zu Gott gestorben, sehr wohl begründet. Weil Joseph immer heilig gelebt hatte, so war sein Tod ruhig, sanft, ohne Angst, ohne Furcht. Selig ist der, dem dieser große Heilige in solch entscheidenden Augenblicken beisteht. Da der hl. Joseph in den Armen Jesu und Mariens gestorben ist und da er das Jesuskindlein bei der Flucht nach Ägypten vom Tode errettet hat, so hat er das Recht erlangt, unser besonderer Sterbepatron zu sein und seine treuen Diener gegen die Gefahren des ewigen Todes zu schützen.

 

Mit Recht, heiliger Joseph, ist dir ein so seliger Tod zuteil geworden, nachdem du dein ganzes Leben hindurch so heilig gelebt hast. Ich verdiene um meiner vielen Sünden willen einen unseligen Tod; aber wenn du mir beistehst, werde ich nicht verloren gehen. Du warst nicht nur der Freund, sondern sogar der Beschützer und Nährvater dessen, der mich dereinst richten wird. Jesus wird mich nicht verdammen, wenn du ein gutes Wort für mich einlegst. Nach Maria wähle ich dich, o heiliger Joseph, zu meinem Fürsprecher und Beschützer.

 

Um der süßen Gesellschaft willen, die Jesus und Maria dir auf Erden leisteten, beschütze mich solange ich lebe, und bewirke, dass ich mich nie wieder von Gott durch den Verlust seiner Gnade trenne! Um des Beistandes willen, den Jesus und Maria dir in den letzten Augenblicken deines Lebens leisteten, steh mir bei in meiner Todesstunde, damit ich einst von dir und Jesus und Maria in den Himmel geleitet, dir daselbst danken und in deiner Gesellschaft Gott die ganze Ewigkeit hindurch loben und preisen könne!

 

Heiligste Jungfrau Maria, meine Hoffnung! Du weißt es, dass ich durch die Verdienste Jesu Christi und durch deine Vermittlung einen seligen Tod und das ewige Leben hoffe. O meine Mutter! Verlass mich nie und steh mir besonders in der Stunde meines Todes bei. Erlange mir die Gnade, dass ich dich und Jesus alsdann anrufe und liebe!

 

Geliebter Heiland! Der du eines Tages mein Richter sein wirst, vergib mir alle Beleidigungen, die ich dir zugefügt habe. Ich bereue sie von ganzem Herzen; aber vergib mir alsbald, vergib mir, ehe die Stunde meines Todes eintrifft, die zugleich die Stunde des Gerichtes ist. O, ich Unglückseliger! Wie viele Jahre habe ich verloren, in denen ich dich nicht geliebt habe! Gib mir die Gnade, dass ich dich liebe, dass ich in der Zeit, die mir noch übrig bleibt, eine große Liebe zu dir trage! Und wenn die Stunde kommt, in der ich dieses Leben verlassen und in die Ewigkeit eingehen soll, dann lass mich in brennender Liebe zu dir sterben. Ich liebe dich, meinen Heiland, meinen Gott, meine Liebe, mein Alles! Ich bitte um nichts anderes als um die Gnade, dich zu lieben; ich wünsche, ich begehre in den Himmel zu kommen, um dich aus allen Kräften die ganze Ewigkeit hindurch lieben zu können. Amen.

 

Am Fest des heiligen Joseph liest man in der Kirche die Geschichte des Joseph, der Erlöser Ägyptens genannt wurde, weil er dieses Land von den Schrecknissen der Hungersnot befreit hatte. Aber unser Heiliger hat noch weit größeren Anspruch auf diesen Titel, weil ihn Gott auserwählt hatte, dem Erlöser der Welt, den ein grausamer Machthaber töten wollte, das Leben zu retten.

 

„Gehet zu Joseph“, sagte der Pharao zu den Ägyptern. Ist es nicht so, als würden wir eine innere Stimme vernehmen, die auch uns sagt: gehe zu Joseph, wende dich mit Vertrauen an ihn? Welche Bitte wird der menschgewordene Gott dem ablehnen, der für ihn Vater war und dem er auf der Erde gehorsam sein wollte?

 

Welch ein gottseliges Leben führten Maria und Joseph in ihrer Hütte! Immer genossen sie die liebenswürdige Gegenwart Jesu! Immer glühte die zärtliche Liebesflamme aus ihrem Herzen ihm entgegen! Immer arbeiteten und lebten sie für ihn! Sie allein könnten uns sagen, welchen Eindruck das Glück, ihn zu sehen, ihn zu hören, ihn zu besitzen, auf ihre Seele machte. Was für ein himmlisches Leben! Ein Vorgeschmack der himmlischen Ewigkeit! Welch göttliche Unterhaltung! Aber auch wir können ungeachtet unserer Schwachheit, Maria und Joseph nachahmen und an ihrem Glück, wenigstens einigermaßen, Anteil nehmen. Dies geschieht, wenn wir immer in Gottes Gegenwart leben, die heilige Gewohnheit uns aneignen, uns oft mit Jesus zu unterhalten und über seine unendliche Güte Betrachtungen anzustellen, um in uns das heilige Feuer seiner Liebe zu entzünden. Lieben wir Jesus Christus? Die ihn lieben, nehmen seinen Geist an, ahmen sein Beispiel nach, suchen in allem Gott und sehen die Zeit als verloren an, die sie nicht für ihn oder zu seiner Ehre verwendet haben.

 

Wie viele nützliche und heilsame Lehren können wir aus den wenigen Handlungen ziehen, die wir vom heiligen Joseph wissen. Wo kann man die Sanftmut, die Liebe und die Klugheit besser kennen lernen, als wenn man sein Betragen betrachtet, das er zur heiligsten Jungfrau hatte, als er sie schwanger sah, ohne das Geheimnis zu kennen? Wie ergeben war er da in den göttlichen Willen! Wie schnell und blind gehorchte er den Befehlen, die er von Gott empfing! Wie fest musste sein Glaube sein, mit dem er die Menschwerdung des göttlichen Wortes, dieses wunderbarste aller Geheimnisse, glaubte, ungeachtet all dessen, was die Sinne dagegen sagen mochten! Wie arm und zufrieden lebte er als Handwerker von der Arbeit seiner Hände, obwohl er doch den König der Herrlichkeit in seinem Haus und die Mutter Gottes, die Königin der Engel, zur Gemahlin hatte! Mit einem Wort: Alles war groß an diesem Heiligen.

 

So ist auch die Herrlichkeit groß, die er im Himmel genießt. Groß ist schließlich die Kraft seines Schutzes im Leben und im Tod für alle, die zu ihm ihre Zuflucht nehmen, und sich vornehmen, seine Tugenden nachzuahmen. Was wird dieser große Heilige vom menschgewordenen Sohn Gottes nicht für uns erhalten, dem er auf Erden gerne und froh gehorcht hat?

 

Jesus sehen, ihn hören und ihn besitzen, was für ein Glück war das für Maria und den hl. Joseph! Aber auch wir können dieses Glück bis zu einem gewissen Grad haben, wenn wir in Gottes Gegenwart leben, wenn wir uns bei der heiligen Messe, bei der hl. Kommunion und vor dem Tabernakel mit Jesus unterhalten. Betrachten und erwägen wir Josephs Liebe, ahmen wir seine Beispiele nach, suchen wir in allem Gott. Bitten wir diesen Heiligen, dass er uns von Gott eine glückliche Sterbestunde erlange.

 

Heiliger Vater Joseph, ich bitte dich, stehe mir bei wenn ich sterbe und erlange mir die Gnade, dass Jesus und Maria mir und meinem letzten Hinscheiden zu Hilfe eilen und meine Seele zu sich in die ewige Wohnung aufnehmen wollen!

 

Die heilige Isidora, Jungfrau und Nonne zu Tabena, Ägypten,

+ 1.5.365 - Fest: 1. Mai

 

Wenn man im Sommer über Feld und Flur geht, so sieht man unter allen Gewächsen keine, die eine so unscheinbare und geringe Blüte haben wie das Getreide und der Weinstock. Aber keine Pflanze in der Welt ist für die Menschheit kostbarer, als gerade diese zwei, denn aus ihnen kommt Brot und Wein, sie verwandeln sich im Menschen zu Fleisch und Blut, und verwandeln sich auf dem Altar in den lebendigen Leib Jesu Christi. Dass nun der Schöpfer gerade den Pflanzen, die das Kostbarste erzeugen, die kleinste, schier farblose Blüte gegeben hat, wird gewiss seine Bedeutung haben. Diese arme Blüte bedeutet die Demut und bedeutet, dass, wo etwas Kostbares und Herrliches wird, es jedes Mal in Demut anfängt und erscheint.

 

In Ägypten gibt es eine Gegend, die Thebais heißt. Dort waren in den ersten Jahrhunderten des Christentums eine Menge Klöster und Einsiedler, die ein gottseliges Leben führten. Auch ein Kloster für Frauen befand sich dort, in dem mehr als dreihundert Frauen beisammen wohnten, um Gott zu dienen. Unter diesen lebte eine Frau, namens Isidora, oder wie sie von anderen genannt wird, Amma. Es scheint nun, dass in diesem Kloster mit all seinen Frömmigkeitsübungen eben doch nicht bei allen der wahre, christliche Geist durchgedrungen war. Isidora wurde nämlich hier so verächtlich behandelt, dass die anderen Klosterfrauen nicht einmal mit ihr essen wollten, man hielt sie für halb blödsinnig, für ein ungeschicktes Geschöpf, an dem jeder seine üble Laune auslassen zu dürfen glaubte. Isidora blieb allezeit in der Küche. Sie begnügte sich zu ihrer Nahrung mit dem, was noch in dem Geschirr übrig geblieben war, das sie nach dem Essen der übrigen in der Küche ausspülte. Statt des Schleiers, wie ihn die übrigen Nonnen trugen, hatte Isidora nur einige alte Tuchfetzen um den Kopf gewickelt.

 

Bei aller verächtlichen Begegnung von anderen hörte man aber die gute Jungfrau niemals murren oder klagen, viel weniger aber hat sie je eine andere im geringsten beleidigt. Allein obschon sie still und geduldig jedem zu Diensten war, wurde sie dennoch oft hart behandelt. Manche Klosterfrauen schimpften sie eine dumme Person, eine Närrin und gaben ihr zuweilen sogar Stöße und Schläge, ja, manche sagten ihr den größten Schimpf ins Gesicht, sie sei vom Teufel besessen.

 

Zu derselben Zeit lebte nicht sehr weit von dem Kloster ein Einsiedler, mit Namen Pyoter. Der war überaus fromm und berühmt wegen seiner Heiligkeit. Es ist aber der Hochmut eine Sünde, der selbst solche Menschen oft schwer versucht und in große Gefahr bringt, die sonst mit allen anderen Sünden fertig sind, d.h. nicht mehr davon angefochten werden. So scheint auch dieser Einsiedler durch das große Ansehen, das im sein heiliger Wandel bei den Leuten erworben hatte, verleitet worden zu sein, bisweilen mit Wohlgefallen seine eigene Tugendhaftigkeit zu betrachten. Gott aber wollte seinen sonst treuen Diener nicht in der Gefahr zugrunde gehen lassen. Dem Einsiedler wurde deshalb eine Offenbarung zuteil, in der ihm gesagt wurde: „Warum bildest du dir etwas ein? Gehe in das Frauenkloster, dort wirst du eine Jungfrau finden, die ihren Kopf mit schlechten Tüchern eingebunden hat; diese ist besser als du. Denn obwohl sie fortwährend von vielen beschimpft und verhöhnt wird, so hat sie doch ihr Herz niemals von Gott abgewandt; du aber sitzt da in deiner Hütte still und kommst nirgends hin, durchstreichst aber mit Gedanken und Gemüt alle Städte und Länder.“

 

Pyoter machte sich alsbald auf den Weg und ersuchte die Vorsteher des Klosters um die Erlaubnis, hineingehen zu dürfen. Obwohl es nicht üblich war, dass Männer ein Frauenkloster betraten, wurde dennoch das Begehren des Einsiedlers bewilligt, nicht nur, weil er ein alter Mann war, sondern auch weil man ihm wegen seiner bekannten Heiligkeit großes Vertrauen schenkte. Als Pyoter in das Frauenkloster eingeführt war, begehrte er, dass ihm alle Schwestern des Klosters vorgeführt und gezeigt würden. Das geschah; er schaute sich um, fand aber unter den versammelten Frauen keine einzige, die so aussah, wie sie ihm die Offenbarung bezeichnet hatte. Schließlich sprach er: „Lasst mir sämtliche Schwestern herbeikommen, denn meines Erachtens sind nicht alle gegenwärtig.“ – Sie aber gaben ihm zur Antwort: „Wir haben nicht mehr als noch eine einzige Schwester, die jederzeit in der Küche sich aufhält, die ist aber nicht recht bei Verstand.“ – Der heilige Pyoter erwiderte: „Führt mir auch diese her, damit ich sie ebenfalls sehe.“ – Diesem Befehl nachzukommen, wurde Isidora aus der Küche hereingerufen. Sie wollte aber nicht gehen, wahrscheinlich aus Schüchternheit; da sprachen die Schwestern: „Komme nur herein, denn der Gottesmann Pyoter begehrt dich zu sehen.“

 

Als sie nun dem berühmten Einsiedler vorgeführt wurde und er die schlechten Tücher um ihren Kopf sah, warf er sich ihr zu Füßen und sprach: „Ich bitte, gib mir den Segen.“ – Die Jungfrau war über dieses Benehmen erschrocken und warf sich selbst auf die Erde nieder und sprach: „Vielmehr, Herr, gib du mir den Segen.“ – Hierüber verwunderten sich alle Schwestern und sagten: „Heiliger Vater, tue dir doch selbst keine solche Schmach an, denn diese Person ist ganz töricht.“ Pyoter versetzte hingegen: „Ihr vielmehr seid nicht gescheit, meine Schwestern, diese ist meine und eure Meisterin und ich bitte Gott, ihr am Tage des Gerichtes in den Verdiensten gleich befunden zu werden.“

 

Als die geistlichen Jungfrauen das aus dem Mund eines Mannes, der wegen seiner Heiligkeit so berühmt war, vernommen hatten, waren sie überaus erstaunt, besonders die, die mit der demütigen Jungfrau bisher so übel umgegangen waren. Auf einmal hatte sich, wie man im Sprichwort sagt, das Blatt gewendet. Isidora, die erst noch allgemein verachtete Klosterschwester, wurde jetzt von den anderen Nonnen mit den größten Ehrenbezeugungen behandelt. Die sie vorher für eine verächtliche Kreatur angesehen hatten, lagen jetzt vor ihren Füßen und baten sie um Verzeihung wegen der ihr zugefügten Schmach und Beleidigungen. Ja, die Bußfertigkeit und Reue war so groß, dass sie öffentlich bekannten, was sie gegen Isidora gesündigt hätten. Die eine sagte, dass sie die gottselige Jungfrau mit Spülwasser übergossen habe, die andere bekannte, wie sie ihr öfters Backenstreiche gegeben habe, die dritte beweinte herzlich, dass sie dieser unschuldigen Tochter manchmal aus Mutwillen scharfen Senf in die Nase gesteckt habe, andere bekannten offenherzig andere Arten von Quälereien und Lieblosigkeiten, die sie ihr zugefügt hatten.

 

Endlich, nachdem der heilige Pyoter sein Gebet für alle diese Klosterjungfrauen verrichtet hatte, ging er wieder fort, seiner Zelle zu, bereichert mit einem neuen Schatz der himmlischen Weisheit, die er von einer um Christi willen törichten Jungfrau erlernt und gewonnen hat. Allein bei dieser Sache war niemanden übler zu Mute, als der heiligen Isidora selbst. Sie war des Ruhmes und der Ehre, die ihr in dem Kloster jetzt angetan wurde, nicht gewohnt. In ihrer Demut konnte sie die vielfältigen Entschuldigungen, das immerwährende „um Verzeihung bitten“ nicht ertragen. Damals aber waren die Klostersatzungen anders als jetzt, und es war nicht verboten, wozu Isidora sich nun entschloss. Damit sie nämlich ruhig in verborgener Demut und Vergessenheit leben könnte und ihre Tugend bei den vielen Ehrerweisungen nicht in Gefahr komme, hat sie sich heimlich davongemacht. Wo sie aber hingekommen ist, oder wie sie später gestorben ist, hat bis jetzt kein Mensch erfahren.

 

Wenn du für einfältig oder dumm von anderen gehalten wirst und darum manchmal Spottreden und verächtliche Begegnungen erleiden musst, so sei nicht betrübt darüber, viel weniger lasse Zorn und Gehässigkeit im Herzen aufkommen. Gerade, wenn du von der Welt so recht gering geachtet wirst und dabei fromm und brav lebst, giltst du desto mehr bei Gott. Denke nur zuweilen an die heilige Isidora und sei auch so still und willig und gut, wenn dich andere hochmütig behandeln. Wer aber mit Geistigbehinderten, Taubstummen, Körperbehinderten oder sonst von der Natur geringer ausgestatteten Menschen zu tun hat, der möge sie ja nicht geringschätzen. Vielleicht ist manches unter diesen scheinbar einfältigen Menschen, das mehr wert vor Gott ist wegen seiner Unschuld, Demut und Gutmütigkeit, als alle wir vermeintlich gescheiten und vornehmeren Leute. Vergiss ja die geringe Blüte des Getreides und der Rebe nicht. Die schöne blühende Rose gibt eine armselige Hagebutte als Frucht und die prächtig blühende Tulpe gibt gar keine Frucht.

 

Der heilige Peregrin Laziosi von Forli,

italienischer Priester aus dem Servitenorden OSM,

+ 1.5.1345 – Fest: 1. Mai

 

Papst Martin IV. hatte den heiligen Philippus Benizzi nach Forli, einer Stadt in der Landschaft Romagnola als apostolischen Prediger gesendet, um durch die Kraft seines Wortes und durch die Heiligkeit seines Lebens die Bürger dieser Stadt, die in beständiger Feindschaft unter sich und im hartnäckigen Widerstand gegen den Papst lebten, zu versöhnen und zur Unterwürfigkeit gegen den Heiligen Stuhl zu bewegen. Allein der Heilige fand nur verstockte Herzen und grausame Misshandlungen für die Bemühungen seines Eifers. Die Einwohner der Stadt fielen über ihn her, jagten, mit Steinen und Stöcken bewaffnet, den lästigen Prediger von einem Stadtviertel zum andern, schlugen und verhöhnten ihn. Unter ihnen zeichnete sich ein junger Mann, Peregrin Laziosi, einziges Kind einer sonst angesehenen und vornehmen Familie von Forli, durch Mutwillen und Rohheit besonders aus. Er ging so weit, dass er sich mit frecher Miene dem heiligen Mann näherte und ihm einen Backenstreich versetzte. Allein gerade dieser mutwillige junge Mann sollte aus den verblendeten Einwohnern von Forli die erste Frucht des Eifers des heiligen Philippus und die erste Beute der Mutter der Barmherzigkeit sein, der der Heilige, als besonderer Verehrer der schmerzhaften Mutter und als Mitglied des Ordens ihrer Diener (Serviten), sein schwieriges Werk besonders empfohlen hatte. Die Demut und engelgleiche Geduld des Verfolgten, mit der er all die Misshandlungen und Beschimpfungen litt, hatten ihren Eindruck auf das Gemüt des jungen Laziosi nicht verfehlt und ihn zum Nachdenken gebracht, und als er den heiligen Mann vor den Toren der Stadt, bis wohin man ihn verfolgt hatte, auf den Knien die Blindheit der verstockten Bürger beweinen sah und ihn laut um die Bekehrung seiner Verfolger und Feinde beten hörte, da konnte er dem Zug der rufenden Gnade nicht länger widerstehen. Er eilt Philippus nach, wirft sich ihm zu Füßen und bittet ihn unter Tränen um Verzeihung. Der Heilige umarmte ihn liebevoll und versicherte ihn nicht nur seiner vollkommenen Verzeihung, sondern tröstete ihn auch durch sanfte Worte. Er ermahnte ihn zur Änderung seines bisherigen Lebens und ermunterte ihn, durch aufrichtige Buße die Verzeihung seiner Sünden von Gott zu erlangen. Um desto sicherer Gnade hierfür zu erhalten, sollte er seine Zuflucht zu Maria nehmen und sie lebenslang besonders verehren, was Peregrin, der schon aus einem reißenden Wolf in ein sanftes Lamm verwandelt war, aufrichtigen Herzens zu tun versprach.

 

Bei seiner Rückkehr in die Stadt erschien er ganz verändert. Er mied die Gesellschaft seiner Jugend- und Sündengenossen, ertrug still und demütig ihren Spott über seine veränderte Lebensweise, ging oft in die Kirchen und betete in ihnen sehr lange, um Gottes Barmherzigkeit für sein vergangenes und zukünftiges Leben über sich zu erbitten. Besonders gerne besuchte er ein Bild der gebenedeiten Jungfrau, das man in der Kirche zum heiligen Kreuz verehrte, und bat da oft und mit Inbrunst die barmherzige Mutter, auch an ihm, dem bisher so ungehorsamen Kind, Mutterstelle zu vertreten, und ihm den Weg zu zeigen, den er gehen soll, um seine Seele in Sicherheit zu bringen. Man erzählt, es sei auch hier gewesen, wo ihm die Mutter Gottes erschien und befahl, nach Siena zu gehen und sich unter ihre Diener aufnehmen zu lassen. Er tat es mit Einwilligung seiner Eltern und erhielt aus den Händen seines Retters, des heiligen Philippus Benizzi, der damals oberster Vorsteher des Ordens war, das Klein der „Diener Mariens“. Er verlebte in dem Orden noch zweiundsechzig Jahre in strengster Buße und in der innigsten Dankbarkeit und Andacht zu Maria. Der heilige Peregrin übte zwar viele Abtötungen zu Ehren der schmerzhaften Mutter, aber besonders merkwürdig ist jene, dass er sich dreißig Jahre hindurch niemals niedersetzte. Wurde er ganz ermüdet und kraftlos, so suchte er nur dadurch einige Erholung und Erleichterung, dass er sich an einen Stein etwas anlehnte. Der Herr verherrlichte den frommen Diener Mariens mit vielen Wundern im Leben und nach seinem Tod, und die Kirche verehrt ihn seit 1726 als einen Heiligen des Himmels. Sein Gedächtnis wird am 1. Mai gefeiert. 

 

Der heilige Sigismund von Burgund, König und Märtyrer,

+ 1.5.524 – Fest: 1. Mai

 

Nichts ist bewunderungswürdiger als die Wahl der Mittel, deren sich die Vorsehung bedient, um die Heiligung der Auserwählten zu bewirken. Dies werden wir im Leben des heiligen Sigismund sehen.

 

Er war der Sohn Gundebalds, des Königs der Burgunder.

 

- (Die Burgunder waren einer der Hauptstämme der Vandalen. Anfangs ließen sich die Burgunder längs der Weichsel in Preußen nieder. Im Jahr 407 gingen sie über den Rhein und drangen in Gallien ein. Im Jahr 413 eroberte Gundicar, ihr erster König, das Land, das zwischen dem Oberrhein, der Rhone und der Saone liegt. Kurz darauf erweiterte er seine Herrschaft und der Staat, den er bildete, begriff alles in sich, was man dann das Herzogtum Burgund und die Franche-Comté, Provence, Lyonnois, Dauphiné, Savoyen usw. nannte. Er regierte bis zum Jahr 463, wie man es aus seinem Brief an Papst Hilarius und aus der Antwort dieses Papstes, der ihn seinen Sohn nennt, ersieht.

Chilperich, sein Sohn und Nachfolger, war ein eifriger Katholik. Nach einer Regierung von 28 Jahren wurde er mit seiner Frau, seinen Söhnen und seinem Bruder Godomar durch Gundebald, seinen anderen Bruder, der sich zum Arianismus bekannte, meuchelmörderisch umgebracht. Dieser starb im Jahr 516 und hinterließ zwei Söhne, Sigismund und Godomar. Er verbesserte die burgundischen Gesetzbücher, von seinem Namen Loi Gombette genannt. Nach Genf, wo er seinen Hof hielt, ließ er die zwei Töchter seines Bruders Chilperich kommen. Chrona, die Älteste, nahm den Schleier, Clotildis, die Jüngste, heiratete Chlodwig, den König von Frankreich. Dieser erklärte Gundebald den Krieg, um den Tod Chilperichs zu rächen, machte jedoch später Frieden mit ihm. Chlodomir, der König von Orleans und sein Bruder griffen den heiligen Sigismund an, der auch gefangen und 524 getötet wurde. Zehn Jahre später teilten die Könige von Frankreich das burgundische Reich unter sich. Guntram, der Sohn Chlotars I., nahm den Titel König von Burgund an und regierte zu Chalons an der Saone, obgleich Siegbert, sein Bruder, einen großen Teil dieses Landes besaß. Childebert, Siegberts Sohn, und Theodorich II., Childeberts Sohn, gaben sich denselben Titel. Im Jahr 613 erlosch er wieder. Allein Karl, der jüngste Sohn des Kaisers Lothar, nahm ihn wieder neben dem Titel eines Königs von Provence, später von Arles, an. Oberburgund wurde Franche-Comté genannt, weil er bloß zu Kriegsdiensten verpflichtet war.

Kurz nach der Zeit, wo die Burgunder über den Rhein gegangen waren und sich in Frankreich niedergelassen hatten, sehen wir sie als Christen und Katholiken. Sozomenus setzt ihre Bekehrung in das Jahr 317. Es ist also unwahr, dass sie, sobald sie die christliche Religion angenommen hatten, in den Arianismus verfielen. Sie waren bis gegen das Ende des 5. Jahrhunderts eifrige Katholiken. Sie hingen auch nur während der Regierung Gundebalds, des dritten ihrer Könige, dem Arianismus an.) -

 

Obgleich sein Vater der arianischen Irrlehre ergeben war, hatte dieser doch das Glück, die wahre Religion zu erkennen, und durch den heiligen Avit, den Bischof von Vienne, darin unterrichtet zu werden. Mit der festen Anhänglichkeit an den wahren Glauben verband er die Ausübung aller Tugenden, die den wahren Jünger Christi ausmachen. Im Jahr 516 gründete er das berühmte Kloster St. Mauritius zu Agaune in Chablais. Vorher fand man an diesem Ort heilige Einsiedler, die in abgesonderten Zellen lebten.

 

Als Gundebald im folgenden Jahr starb, bestieg sein Sohn den Thron von Burgund. Die erste Sorge des neuen Königs war, seine Staaten von den Unheilen des Lasters und der Ketzerei zu reinigen. Seinem Eifer haben wir die Zusammenberufung des Konzils in Epauna (Epaone) zu verdanken, in dem der heilige Avit den Vorsitz hatte und in dem man weise Verordnungen für die Kirchenzucht verfasste.

 

Nach dem Tod der Amalberga, mit der er einen Sohn namens Siegrich gezeugt hatte, verheiratete sich Sigismund wieder. Der junge Prinz hatte das Unglück, in die Ungnade seiner Stiefmutter zu fallen, und diese neue Königin, die äußerst rachsüchtig war, beschloss sogleich Siegrichs Untergang. Sie klagte ihn an, als strebe er nach dem Leben und der Krone seines Vaters. Dies war zwar eine Verleumdung, allein Sigismund ließ sich täuschen und sprach gegen seinen Sohn das Todesurteil aus, das auch sogleich vollzogen wurde. Bald aber erkannte er, dass er betrogen worden war. Von schrecklichen Gewissensbissen gequält, zog er sich in das Kloster zum heiligen Mauritius zurück, um dort sein Verbrechen zu beweinen und durch strenge Buße zu sühnen. Ohne Unterlass flehte er den Herrn an, ihn in diesem Leben zu züchtigen, damit er in dem anderen Barmherzigkeit erlange. Seine Bitte wurde auch endlich erhört.

 

Da Frankreichs Könige, Chlodomir von Orleans, Childebert von Paris und Chlotar von Soissons, ihn mit Krieg überzogen, wurde er besiegt und neben seiner Gemahlin und seinen Kindern in die Gefangenschaft geschleppt. Chlodomir, das Haupt der Unternehmung, ließ sie nach Orleans abführen und in enge Bewahrung bringen. Unterdessen warb Godomar, Sigismunds Bruder, neue Truppen und eroberte wieder den größten Teil von Burgund. Chlodomir wurde durch diesen unerwarteten Vorfall so sehr erbittert, dass er seine Gefangenen morden und ihre Leichname in einen Brunnen werfen ließ, in der Stadt Saint-Père-Avy-la-Colombe, vier Stunden von Orleans, im Jahr 524.

 

Bei den Reliquien des heiligen Sigismund geschahen mehrere Wunder. Dagobert II., der König von Austrasien, erhielt von den Ordensgeistlichen zum heiligen Mauritius den Schädel des Heiligen und beschenkte damit um das Jahr 675 eine Abtei, die er im Elsass, eine Stunde von Ruffach, unweit Colmar, stiftete und die bis ins 11. Jahrhundert den Namen „Kloster zum heiligen Sigismund“ behielt. (Das Kloster zum heiligen Sigismund ist später eine Propstei des Benediktinerordens geworden, die den Namen des heiligen Markus führte, zu dessen Ehren sie 1050 vom heiligen Papst Leo IX. wieder erneuert worden war.) Die anderen Reliquien des heiligen Königs von Burgund blieben bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts im Kloster zum heiligen Mauritius, von wo sie aldann Kaiser Karl IV. nach Prag überbringen ließ.

 

Der heilige Markulf von Nanteuil,

Stifterabt, Einsiedler, Priester, Diözese Coutances, Frankreich,

+ 1.5.558 – Fest: 1. Mai

 

Markulf, geboren in Bajeux in einer edlen und reichen Familie, wurde mit aller Sorgfalt in der Frömmigkeit und in den Wissenschaften gebildet. Nach dem Tod seiner Eltern verließ er sein Vaterland und entsagte seinen Gütern, um sich nach Coutances, dessen Bischof damals der heilige Possessor war, zu begeben. Dieser Oberhirte nahm ihn unter seine Geistlichkeit auf, weihte ihn zum Priester, und stellte ihn als Missionar seiner Diözese an. In seinen Unterrichten machte Markulf die Gläubigen besonders auf die Verpflichtungen der Taufe aufmerksam, und ermahnte sie durch ein reines Leben den ruhmvollen Namen eines Christen zu ehren. Man versichert, Gott habe ihn so mächtig in Werken, wie in Worten gemacht.

 

Da mehrere Personen unter seiner Leitung zu leben verlangten, entschloss er sich ein Kloster zu bauen, um sie darin aufzunehmen. König Childebert unterstützte ihn in seinem frommen Unternehmen, indem er ihm dazu einen Platz neben den anderen nötigen Mitteln anwies. Das Kloster wurde also zu Nanteuil, in Cotentin, am Meer erbaut. Es bestand anfangs nur aus einem Bethaus und einigen Zellen. Der Heilige bestrebte sich, vorzüglich jene Liebe unter seinen Schülern aufleben zu machen, die die ersten Christen zu Jerusalem so innig vereinigte, und durch die sie nur ein Herz und eine Seele ausmachten.

 

Die gemeinschaftlichen Bußübungen genügten aber dem Eifer des heiligen Abtes nicht. Jedes Jahr brachte er die Fasten auf einer bei Nanteuil liegenden Insel zu. (Man glaubt, dass diese Insel eine von denen ist, die den Namen des Heiligen tragen und an der östlichen Seite der Halbinsel Contentin liegen. Man glaubt auch, dass Nanteuil an dem Ort stand, wo heutzutage die Pfarrei St. Marcon oder St. Marculph ist.) Er hatte dort keine andere Wohnung als eine Art Hütte, die er selbst gemacht hatte. Ein wenig Gerstenbrot und rohe Kräuter waren seine ganze Nahrung, und auch selbst die aß er nie bis zur Sättigung. Oft brachte er mehrere Tage nacheinander zu, ohne irgendeine Speise zu nehmen. Er schlief auf der bloßen Erde und hatte zum Kopfkissen einen Stein. Unter seinen Jüngern zählt man den heiligen Cariulph (Criou), den heiligen Domard und den heiligen Helerius. Die beiden ersten standen schon gleich anfangs unter ihm und hatten ihn auf der Reise, die er an den Hof Childeberts machte, um das Grundstück von Nanteuil zu erhalten, begleitet. Man glaubt, der heilige Helerius sei aus dem Lütticherland gebürtig gewesen. Dem sei aber, wie es wolle, gewiss ist, dass er nach Nanteuil kam, wohin ihn der Ruf des heiligen Markulf gezogen hatte. Dort lebte er einige Zeit in der Ausübung aller christlichen Pflichten.

 

Einigen seiner eifrigsten Schüler erlaubte unser Heiliger, sich auf die Insel Gersei zurückzuziehen, um dort ein Einsiedlerleben zu führen. Er selbst begab sich in der Folge mit ihnen dorthin und stiftete dort auch ein Kloster. Er errichtete auch noch andere fromme Anstalten, um das Land mit wahren Dienern Gottes zu bevölkern. Am 1. Mai im Jahr 558 starb er und wurde zu Nanteuil vom heiligen Leo, dem Bischof von Coutances begraben. Der heilige Audónus, der Bischof von Rouen, erhob ihn ungefähr hundert Jahre später. Bei den Einfällen der Normänner brachte man seine Gebeine nach Corbigny in Laonnois, wo man auch eine Kirche unter Anrufung dieses Heiligen erbaute. Man rief ihn besonders bei Kropfübeln an. Von jener Zeit an schrieb man Frankreichs Königen die Heilkraft zu, die, die mit diesem Übel behaftet sind, zu befreien. Deswegen verrichteten sie auch nach ihrer Krönung, entweder in eigener Person, oder durch Almosenpfleger, eine neuntägige Andacht zum heiligen Markulf von Corbigny, zur Danksagung für die Gabe, die ihnen durch die Fürbitte dieses Heiligen zuteilwurde.

 

Es geschahen auch noch andere Versetzungen der Reliquien des heiligen Markulf. Auch wurden mehrere Teile von ihnen an verschiedene Kirchen geschickt, was Anlass gab, dass man an verschiedenen Tagen das Fest des Heiligen feierte. 

 

Der heilige Aregius von Gap, Bischof in Dauphine,

+ 1.5.604 – Fest: 1. Mai

 

Der heilige Aregius war ein Sohn von Apocrasius und Sempronia, die beide durch ihre Geburt ausgezeichnet waren. (Aregius, auch Aridius genannt, wurde manchmal mit dem heiligen Aregius, dem Bischof von Nevers, mit dem heiligen Aregius, dem Abt von Limoges, und mit dem heiligen Arigius von Lyon verwechselt.) In seinem zweiten Lebensjahr weihten sie ihn Gott in der Kirche von Chalons an der Saone. Der gottselige Desiderius, der Bischof dieses Ortes, verrichtete die Taufzeremonien und übernahm die Sorge seiner Erziehung. Durch seine Fähigkeiten und seine reinen Sitten verdiente Aregius zur priesterlichen Würde erhoben zu werden und stand als Priester mehrere Jahre der Pfarrei Morgey vor, die etwa fünf Stunden von Clermont in Auvergne entfernt liegt.

 

Nachdem Sagittarius, der Bischof von Gap im Jahr 579 seiner Laster wegen abgesetzt worden war, wurde Aregius einmütig an seine Stelle erwählt. Hier bedurfte es seines Eifers, um die Gottesfurcht in einer Diözese, wo sie beinahe ganz erloschen war, wiederherzustellen. Der neue Bischof widmete sich ganz der Heiligung seiner Herde. Er ermahnte die Sünder zur Buße, sprach den Schwachen Mut zu und unterstützte die, die auf dem Weg der Tugend gingen. Ganz besonders ließ er sich die Erziehung der jungen Geistlichen angelegen sein, um in der Folge seiner Kirche gute Diener zu verschaffen. Bei diesen Arbeiten zur Heiligung anderer, vernachlässigte er das Heil seiner eigenen Seele nicht. Er lebte in beständigen Bußübungen und kasteite seinen Leib auf vielfache Weise. Im Jahr 584 wohnte er dem 2. Konzil zu Valence und im folgenden Jahr dem 2. Von Macon bei.

 

Gegen das Jahr 598 machte er eine Reise nach Rom, um die Gräber der heiligen Apostel zu besuchen. Er wurde daselbst sehr ehrenvoll vom heiligen Gregor empfangen, der damals auf dem Stuhl des heiligen Petrus saß. Diese zwei großen Männer vereinigten sich durch die Bande der innigsten Freundschaft und konnten sich nur nach vielen Tränen voneinander trennen, in der Hoffnung sich bald im Himmel unzertrennlich vereint zu sehen.

 

Der heilige Gregor schrieb auch mehrere Briefe an den heiligen Aregius, bald um ihm die zärtlichen Gefühle seines Herzens zu erkennen zu geben, bald um ihm zu zeigen, welchen Anteil er an den Leiden nimmt, von denen er heimgesucht wurde, schließlich auch, um seinen Eifer, seine Wachsamkeit und andere Tugenden zu loben. Er gab ihm auch auf seine Bitte die Erlaubnis, für sich und seinen ersten Diakon, eine Dalmatik zu tragen, deren Gebrauch in diesem Jahrhundert noch nicht allgemein war.

 

Der heilige Aregius lebte nicht lange mehr nach seiner Rückkehr von Rom, jedoch kann man nicht genau das Jahr seines Todes bestimmen. Die gewöhnliche Meinung ist, dass er am 1. Mai 604 in einem Alter von ungefähr 69 Jahren gestorben ist. Als er sich seinem Ende nahe fühlte, ließ er sich vor den Altar des heiligen Eusebius tragen, und da legte er sich auf asche und empfing die heilige Wegzehr, die ihm Isicius, der Bischof von Grenoble, reichte. Sein Name ist in verschiedenen Martyrologien am 1. Mai verzeichnet; und an diesem Tag wird er auch in der Provence und in Dauphiné verehrt.

 

Pater Liborius

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 1. Mai 1725 ging zu Raab der lobwürdige Pater Liborius, der Erbauer des Klosters, in die Ewigkeit hinüber. Pater Liborius war ein Bayer und am 10. Januar 1666 zu Weilheim geboren. Sein weltlicher Name ist Sebastian Weiß. Ihm wird nachgerühmt, er habe als Frucht seiner Gottesfurcht die Gabe der Weisheit in hohem Grad erhalten und sei durch sie in den Stand gesetzt worden, die Ämter, zu denen man ihn wählte, bestens zu verwalten. Zu Raab, wo er zwanzig Jahre lebte, wurde ihm die Aufgabe zuteil, das gegenwärtige Kloster zu erbauen. Wohl waren damit zahllose Schwierigkeiten verbunden, doch Pater Liborius überwand sie mit seinem felsenfesten Gottvertrauen und mit seiner unerschöpflichen Geduld und Ausdauer. Viel trug dazu sein überaus liebevolles und herzgewinnendes Benehmen bei, wodurch er heftige Gegner nicht nur zu versöhnen, sondern sogar zu Freunden zu machen vermochte. Pater Liborius war überaus fromm und dabei demütigen Herzens. Er war nicht der Mann, der gemeint hätte, immer an der Spitze zu stehen und alles leiten zu müssen. Im Gegenteil, nachdem seine letzte Amtszeit zu Ende war, bot er sich freiwillig an, den Almosensammler zu machen. Gewiss war es für ihn keine Annehmlichkeit, sondern ein großes Opfer, wenn er sich Tag für Tag auf den Weg machen und unverdrossen die Wohnungen der begüterten Bürger aufsuchen musste.  Er bat stets mit heiterer Miene und herzlich; darum reichte man dem ehrwürdigen Greis auch gerne milde Spenden, die er hochbeglückt entgegennahm und nach Hause brachte. Eine kurze Krankheit hemmte indes diese seine Wirksamkeit und brachte ihn ins Land, wo Schätze sind, die weder Rost noch Motten verzehren und die ewig und unendlich zu beglücken vermögen.

 

Gräfin Karoline Therese Raszynska

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 1. Mai 1894 schloss Frau Gräfin Karoline Therese Raszynska, geborene Prinzessin von Öttingen-Wallerstein, die Augen. Sie zeichnete sich durch eine besondere Verehrung der heiligen Theresia aus. Aus Liebe zu dieser unserer heiligen Mutter stiftete sie ein Kloster unbeschuhter Karmelitinnen zu Krakau in Galizien und wurde als Tertiarin selbst eine Tochter der großen Reformatorin des Karmels. Als solche trug sie den Ordensnamen Theresia vom heiligsten Herzen Jesu. Allzeit selbst auf Reisen führte sie einen Habit der Karmelitinnen mit sich, weil sie wünschte, darin begraben zu werden. Ihr Lebenswerk war die Einführung des Theresianischen Gebetsvereines in den deutsch-österreichischen Landen. Innig freute sie sich, als Papst Leo XIII., dem sie ihr Vorhaben vortrug und die Statuten des Vereins zu Füßen legte, sie segnete und sagte: "Sie tun recht, Gräfin, beten, ja beten! Einigung ist nötig." Seit dem 1. Mai 1894 sind ihre Lippen verstummt, doch ihr Werk, das rasch aufblühte, entwickelte sich so großartig, dass man im Jahr 1909 bereits 160.000 Mitglieder des Theresianischen Gebetsvereines zählte. Und Gottes Segen ruht noch immer auf ihrem Werk, das blüht und gedeiht von Tag zu Tag. 

 

Schwester Gertrud von Jesus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Gertrud von Jesus. Schwester Gertrud wurde zu Deventer in Holland um das Jahr 1611 geboren und war eine Baronesse von Spirin. Frühzeitig kam sie als Ehrendame an den Hof der Kaiserin Eleonore. Hier hatte sie, was ihr Herz auf Erden begehren konnte, doch wurde sie durch die weltlichen Annehmlichkeiten nicht gesättigt. Als sie einst ihre kaiserliche Herrin bei einem Besuch in das Kloster der Karmelitinnen in Wien begleiten musste, versteckte sie sich in einen Winkel des Klosters und wollte das Kloster nicht mehr verlassen. Wohl musste sie auf Befehl der Kaiserin und ihrer Eltern an den Hof zurückkehren, sie hörte jedoch nicht zu beten und zu bitten auf, bis sie deren Einwilligung erlangte. Am 17. März 1632 wurde sie in Anwesenheit der hohen Herrin und des ganzen kaiserlichen Hofes eingekleidet. Ihr Leben im Orden sollte aber nicht lange währen. Im Jahr 1634 erkrankte Schwester Ursula, die Gehilfin der Novizenmeisterin, und der Arzt erklärte, die Krankheit wäre ansteckend. Sobald dies Schwester Gertrud vernahm, eilte sie zu Mutter Priorin und bat flehentlich um die Gnade, Schwester Ursula pflegen zu dürfen. Tags darauf bedurfte Schwester Gertrud selbst der Pflege, denn auch sie erkrankte tödlich. Mutter Priorin machte Schwester Gertrud auf die Gefahr aufmerksam und bat sie, nach ihrem Hinscheiden vor dem Thron Gottes Fürsprache für eine Persönlichkeit einzulegen, die sich in großer Gefahr für das Heil ihrer Seele befand. Die Kranke erklärte, jene Person würde aus dem gefährlichen Zustand bald herauskommen und groß vor Gott werden. Es sei ihr nur nicht gewährt zu sagen, wie und wann es geschehe. Die Folge zeigte, dass sie wahr gesprochen hatte. Am 1. Mai pflückte der Herr die schlichte Blume, um sie aus der Mitte ihrer Schwestern ins Paradies zu verpflanzen. Die Schwestern empfanden es schmerzlich, Schwester Gertrud nun entbehren zu müssen, doch beglückwünschten sie sich zugleich, sie als Fürbitterin bei Gott zu besitzen, wofür sie begründete Anzeichen nach ihrem Tod zu haben glaubten, wie das Totenbuch ausführlich berichtet.

 

Schwester Angela Josepha vom Herzen Mariä

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Angela Josepha vom Herzen Mariä. Schwester Angela Sünder-Mahler entstammte einer angesehenen Familie Prags. Sie wurde fromm erzogen und besonders angeleitet, die Armen und Kranken zu besuchen und zu trösten. Bereits im 17. Lebensjahr erkannte Angela, dass der Herr sie im Karmel haben wolle, und sie wäre seinem Ruf auch ohne Verzug gefolgt, wenn nicht der Vater dagegen gewesen wäre, der sein Kind unbedingt der Welt zuführen wollte. Angela ergab sich, wiewohl mit schwerem Herzen, wie die Worte verraten, die sie oft sprach: "O, der Ordensberuf kostet mich viel. Aber von meinem Jesus und von meinen Karmelitinnen lass ich nicht. Meinen Beruf wird mir niemand aus dem Herzen rauben können; ich gehöre nun einmal und für immer meinem Jesus." Nachdem sie das 22. Lebensjahr erreicht hatte, eilte sie in einem günstigen Augenblick dem Karmel am Hradschin zu. Aber nur die Mutter hatte die Erlaubnis gegeben. Der Vater wusste nichts davon und wollte nichts davon wissen. Im Gegenteil, er reiste, da er eben abwesend war, sofort nach Prag und nötigte die Tochter, die sich noch außerhalb der Klausur befand, wieder mit ihm zurückzukehren. Zehn Jahre später gab er seinen Widerstand auf, obwohl er es immer noch lieber gesehen hätte, wenn die Tochter geblieben wäre. Da machte sich Angela sogleich auf. Um dem geliebten Vater den Trennungsschmerz zu ersparen, verließ sie das Haus, bevor er noch erwachte. Heftiger Schmerz durchwühlte ihre Seele, als sie durch sein Zimmer gehend, den ruhenden Greis erblickte und es sich versagen musste, ihn noch ein letztes Mal zu umarmen. Doch sie ermannte und überwand sich in Erinnerung an das Wort des Herrn: "Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert." Wie freute sie sich, nun ganz des Herrn zu sein! Zeitlebens vergaß sie den überwältigenden Eindruck nicht, den ihr Gemüt empfing, als sie zum ersten Mal den Chor betreten durfte, um das feierliche "Salve Regina" mitzusingen. Sie fand, wie ein ihr verwandter Arzt, nach ihrem Tod äußerte, im Kloster ihren Himmel auf Erden. Darum fühlte sie auch keine Mühe bei Erfüllung der Obliegenheiten, die ihr übertragen wurden. Weit entfernt, dass sie nach Ablegung ihrer heiligen Profess am 15. August 1887 in diesem Eifer nachgelassen hätte, bekundete sie einen so heftigen Drang, dass die Oberen zur Mäßigung mahnen mussten, da sie sonst ihre Gesundheit untergraben hätte. Mit ihrem Eifer hielt ihre Liebe gleichen Schritt. Das gute Kind zeigte ein so freundliches, liebenswürdiges Entgegenkommen, dass ihr niemand widerstehen konnte. Und nicht nur dieses, auch die fördernste Anregung fühlten die Schwestern im Verkehr mit Angela, besonders wenn sie während ihrer Todeskrankheit zu ihr kamen, wurden sie durch Angelas Vereinigung mit Jesus und durch ihre rückhaltlose Ergebung in den Willen Gottes so erbaut, dass sie neugestärkt zu ihrem Tagewerk zurückkehrten. Als die Mutter Priorin sie auf die Nähe des Todes aufmerksam machte und fragte, ob sie bereit und ruhig wäre, gab sie frisch zur Antwort: "O ja, Mutter, ganz ruhig, ganz bereit; jede Stunde, wie Jesus will!" Sie behielt das Bewusstsein bis zum letzten Augenblick. Ihr unschuldsvolles Auge blieb klar wie stets und brach erst, als es sich im Tod schloss am 1. Mai 1904 um 5 Uhr, während die Glocken Prags läuteten und die bei Angela weilenden Schwestern das "Regina caeli laetare, Freue dich, o Himmelskönigin" beteten. Mit Rührung und der Überzeugung, dass die Verschiedene ihren Kampf gut gekämpft hat, drückte ihr die Priorin das Kreuz auf die kalte Stirn und bekränzte sie mit Lilien, indem sie sprach: "Die Lilie war stets dein teuerstes Gut und die Unschuld dein kostbarstes Kleinod. So sei auch jetzt der Lilienkranz dein lieber Schmuck bis zum Auferstehungsmorgen, wo die Krone der Seligkeit dein ewiger Anteil wird."

 

Gebet des heiligen Athanasius am 1. Mai

 

Vernimm, o allerheiligste Jungfrau Maria, unser Gebet, und denke an uns. Lass uns teilnehmen an deinen Schätzen und an der Gnadenfülle, die du genießt. Der Erzengel begrüßt dich und nennt dich voll der der Gnaden. Alle Völker preisen dich glückselig, die himmlischen Chöre lobsingen dir. Auch wir, die wir noch hier auf Erden leben, auch wir rufen dir zu: Gegrüßet seist du, Gnadenvolle, der Herr ist mit dir. Bitte für uns, o Mutter Gottes, unsere Gebieterin, unsere Königin. Amen.

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du Deiner Kirche die heiligen Apostel zu Vätern und Grundsäulen gegeben hast, verleihe uns die Gnade, ihre Lehren und ihre Beispiele zu befolgen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Sigismund

 

O Gott, der Du durch die Sünde beleidigt, durch die Buße aber besänftigt wirst, wende auf die Fürbitte Deines heiligen Märtyrers Sigismund die Geißeln Deines Zornes, die wir unserer Sünden wegen verdienen, gnädig von uns ab, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

In Frankreich wurde durch eine Verordnung des Königs Ludwig IX. im Jahr 1472 geboten, dass man um die Mittagsstunde durch das ganze Königreich die seligste Jungfrau durch das "Angelus Domini" oder "Der Engel des Herrn" anrufen solle. Es war diese Andacht in Rom schon zuvor durch Papst Calixtus III. im Jahr 1456 eingeführt worden. 

 

Andacht am 1. Mai:

 

Das Thema im Mai:

Von der Sanftmut

"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)

 

"Die Sanftmut ist eine seltenere Tugend als die Keuschheit; auch ist sie vortrefflicher als diese und alle übrigen Tugenden, da sie die Liebe vollendet und krönt, die nur dann in ihrer Vollkommenheit strahlt, wenn sie sanftmütig und wohltätig ist. Daher also soll man die Sanftmut in hohen Ehren halten; und sorgfältig dahin wirken, sie zu erlangen." (Der heilige Franz von Sales)

Sehr oft sprach dieser Heilige von der Sanftmut, und leicht war es zu erkennen, dass sie seine Lieblingstugend war. Sie glänzte auf seinem Angesicht, in seinen Worten, seinen Gebärden und in seinen Handlungen. Es lässt der Lobspruch sich auf ihn anwenden, den der Heilige Geist von Mose ausspricht: "Er war der sanftmütigste von allen Menschen!" Die heilige Franziska von Chantal sagte von ihm: "Nie sah man ein so sanftmütiges, so liebevolles, so gütiges, so zartes und so freundliches Herz." Das erste Mal, als der heilige Vincenz von Paul ihn sah, glaubte er in der Heiterkeit seines Angesichtes, in der Art seiner Unterredung und in seinem ganzen Benehmen ein lebendiges Bild der Sanftmut unseres Herrn Jesus Christus zu sehen. Seine bloße Gegenwart gewann ihm alle Herzen. 

Es kamen einst einige Brüder zum heiligen Abt Antonius und baten ihn um eine Lehre, wodurch sie selig werden könnten. Der heilige Altvater antwortete ihnen: "Ihr habt ohne Zweifel gehört, was die Heilige Schrift sagt, und ihr wisst, was Christus befohlen hat. So geht denn also hin und tut dies." Als sie aber fortfuhren, ihn inständig zu bitten, er möchte ihnen doch auch eine Lehre erteilen, sprach er endlich: "Das heilige Evangelium sagt, so jemand dich auf die rechte Wange schlägt, dem reiche auch die andere! Dies befolgt, und ihr werdet die Seligkeit erlangen!" - Sie aber antworteten ihm, dass sie dies nicht tun könnten. Es sprach also der heilige Antonius weiter: "Könnt ihr die andere Wange nicht darbieten, so lasst euch wenigstens noch einmal auf die rechte schlagen." Als sie aber sagten, auch dies wäre ihnen unmöglich, da sprach er: "So vergeltet wenigstens nicht Böses mit Bösem." Weil sie aber auch diese Ermahnung nicht annehmen wollten, wendete sich der heilige Abt zu seinem Jünger und sprach: "Gehe hin und bereite diesen Brüdern etwas zu essen; denn du siehst wohl, dass sie sehr schwach und krank sind." Zu den Brüdern sprach er schließlich: "Wenn ihr das eine, was ich euch sage, nicht tun könnt und das andere nicht tun wollt, warum begehrt ihr denn eine Lehre von mir? So viel ich sehe und erachte, ist das heilige Gebet euch sehr notwendig, damit eurer Schwachheit dadurch aufgeholfen werde." 

 

Verleihe mir, Herr, dass die Sanftmut in allen meinen Regungen, in allen meinen Reden und Werken glänze, und dass ich durch meine Sanftmut ein lebendiges Bild Jesu, meines Herrn und Vorbildes werde. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 1. Mai

 

"Das vollkommene Gebet besteht nicht in vielen Worten,

sondern in dem Eifer des Verlangens, das die Seele zu Gott erhebt,

durch die Erkenntnis ihres Nichts und der göttlichen Güte."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 1. Mai - Von Wegen, die zum innerlichen Frieden führen

 

Friede ist des Sieges Frucht.

Kämpfst nicht tapfer du hienieden,

Kommst du nimmermehr zum Frieden.

Du bist hier in Feindes Land;

Gib das Schwert nicht aus der Hand.

 

1. Viele täuschen sich selbst. Sie erkennen die Seligkeit des innerlichen Seelenfriedens, und gern auch möchten sie ihn besitzen, aber der Friede ist eine Frucht des Sieges, und sie scheuen den Kampf, ohne den es keinen Frieden gibt. Das Ungeheuer, das auf dem ersten Weg zum innerlichen Frieden lauert, ist die Sünde, die unversöhnlichste Feindin des Friedens. Nie und nimmer können die Sünde und der Friede in einem Gewissen zusammen wohnen. Das Gewissen, in dem die Sünde herrscht, ist ein stürmisches Meer, wo Winde und Wellen toben, Angst und Schauder wohnen. Denn, spricht die Schrift: "Wer böte dem Herrn Trotz und bliebe heil?" (Ijob 9,4b) 

 

2. Die zweiten Furien, die auf dem Weg zum wahren Frieden lauern, sind die Leidenschaften, die ohne Unterlass zur Sünde reizen. Jede Leidenschaft ist eine Feindin des Friedens, weil sie eine Feindin der Ordnung und folglich der Ruhe ist. Soll also die Ruhe in einer Seele herrschen, so müssen diese Feindinnen notwendig früher bekämpft, überwunden und unterworfen werden. Dies ist ein harter, langwieriger, aber ein unerlässlicher Kampf. Doch verzage darum nicht, denn die Kraft des Allmächtigen selbst wird deinen Willen stärken. Auch wiegt der selige Friede überreichlich alle Mühsale des Kampfes auf. Wer hier nicht männlich kämpft, der wird nie zum Frieden gelangen, sondern beständig ein Sklave dieser furchtbaren Tyranninnen bleiben. 

 

3. Der dritte Weg, der nach diesen Siegen zum innerlichen Frieden hilft, ist die gänzliche Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem göttlichen Willen, wodurch unsere Seele nicht nur die Sünde und alle Untreue gegen die Gnade vermeidet, sondern auch diesem allerhöchsten Willen ihres Schöpfers so vollkommen sich ergibt, dass er die Richtschnur aller ihrer Gedanken und Begierden wird, so dass sie nichts will, oder nicht will, außer was dieser göttliche Wille verlangt oder verbietet. Wen die wahre Gottesliebe bis dahin führte, der beginnt die süßesten Früchte des Friedens zu kosten. Dies ist der Quell und die einzige Grundfeste des wahren Friedens. "Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden beiträgt." (Römer 14,19)

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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