Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

13. Mai

 

Unsere Liebe Frau vom heiligsten Sakrament

 

Der heilige Servatius, 10. Bischof von Tongern und Maastricht,

+ 13.5.384 - Fest: 13. Mai

 

Vom heiligen Servatius, Bischof von Tongern, wird erzählt, dass er den heiligen Athanasius, als der vom Kaiser nach Gallien verbannt worden war, ehrenvoll aufnahm und dem Verfolgten großmütig alle Beihilfe angedeihen ließ; ferner, dass er auf dem Konzil von Sardica (347) einen heiligen Eifer für den Glauben der Kirche bewies. Er war auch unter der Zahl der auf Befehl des Kaisers Constantius zu Rimini versammelten Bischöfe und widersetzte sich mit aller Kraft dem Streben der Arianer. Da sich die rechtgläubigen Bischöfe durch ein verfängliches Glaubensbekenntnis von den Irrlehrern hatten hinters Licht führen lassen, versuchte Servatius nach Kräften den Fehler wieder gut zu machen und den Übeln vorzubeugen, die daraus entspringen konnten. Seinem Gebet, seiner liebreichen, zum Herzen dringenden Belehrung gelang es, gar viele der Verführten wieder mit der Kirche zu vereinigen.

 

Wie der heilige Gregor von Tours schreibt, sagt Servatius den Einfall der Hunnen in Gallien vorher und versuchte den göttlichen Zorn durch Wachen, Fasten, Tränen und Gebete zu besänftigen. Bald darauf erschienen die Barbaren wirklich am Rhein, und es war kein Heer da, welches das Land gegen ihre furchtbare Macht hätte beschützen können. In dieser Not versammelten sich die Bischöfe und Edlen Galliens, einen heiligen Mann zum Grabe der Apostelfürsten in Rom zu entsenden, damit er ihre Fürbitte für das bedrohte Vaterland erflehe. Die Wahl fiel auf Servatius, der sich der weiten und gefahrvollen Reise bereitwillig unterzog. Der eilige betete drei Tage und Nächte in der Kirche der Apostel, ohne zu essen und zu trinken oder sonst wie seinem Körper eine Erholung zu gönnen. Schließlich übermannte den Übermüdeten der Schlaf, und nun sah er im Traum einen strahlenden Thron, auf dem Christus selbst sich niederließ, umgeben von den Chören der Engel. Zu den Füßen des Heilandes knieten die Apostel Petrus und Paulus und schienen den Herrn inständigst zu bitten. Nach einiger Zeit erhob sich Petrus, ging zu Servatius heran und sprach: „Mann Gottes, warum hörst du nicht auf, mich zu drängen? Wisse, dass der Herr unabänderlich beschlossen hat, Gallien und andere Länder den Heiden preiszugeben, als Strafe für die Sünden der Christen, die zu ihm gen Himmel riefen. Kehre heim, bestelle dein Haus und lass dein Grab bereiten, denn deine Augen werden die Verheerungen nicht mehr schauen, die über Gallien hereinbrechen. Die Stadt Maastricht wird Gott deinetwegen verschonen, damit du Ruhe im Grab haben sollst.“

 

Dem göttlichen Willen demütig sich ergebend, trat Servatius ungesäumt die Rückreise nach Tongern an, kündete den Seinigen mit tränenden Augen das Gericht Gottes an, damit sie zu ernstlicher Buße bewegt würden, und traf sodann alle Anstalten zu seiner Grabesfahrt nach Maastricht. Geistlichkeit und Volk kamen zu ihm und baten wehklagend: „Heiliger Vater, verlass uns doch nicht, da der Feind vor der Tür ist!“ Servatius aber verwies sie auf den Ausspruch Gottes und ging nach Maastricht, wo er kurz vor dem Einfall der Hunnen selig entschlief. Das römische Martyrologium sagt, dass der Schnee, wenn er zur Winterszeit ringsum das Land einhüllte, doch niemals den Grabhügel des Heiligen bedeckte. Dieses Wunder konnte man lange Jahre sich wiederholen sehen, bis endlich eine Kirche über der Stätte erbaut wurde. Tongern wurde von den Hunnen so gänzlich zerstört, dass es nie wieder zu seinem alten Glanz sich erhob, während Maastricht verschont blieb, so dass die Nachfolger des heiligen Servatius fortan hier ihren bischöflichen Sitz nahmen.

 

Der selige Ellengar (Ellinger), Abt von Tegernsee,

+ 13.5.1056 (oder 18. Juni) – Fest: 13. Mai

 

Ob wohl alle, die in der Weltgeschichte einen großen Namen haben, wirklich die großen sind und wahrhaftig mehr geleistet haben als die ungezählten Kleinen, auf denen der Fluch der Bedeutungslosigkeit lastet wie ein druckschweres Zentnergewicht? Ob es nicht bei Gottes Endgericht einmal herauskommt, dass das arme Mütterlein im Winkel mit seinem Rosenkranz größeren Einfluss gehabt hat auf den Lauf der Weltgeschichte als ein Cäsar oder ein Napoleon? Die in der Welt die Verachtetsten waren und offenkundig in allem Missgeschick hatten, können leicht im Reich Gottes die Größten sein und manch einer der mächtigen Weltherrscher wird in der Ewigkeit ihnen dankbar die Hand drücken und ein kräftiges Vergeltsgott sagen müssen für das, was diese unbekannten Lenker der Weltgeschichte für sie an Gebet und Werken der Geduld aufgeopfert haben.

 

Ich meine, gar viele, die nach dem Jahr 1000 bis gegen die Mitte des 11. Jahrhunderts lebten und einen klangvollen Namen haben, müssen einmal im Himmel einen Dankbesuch machen beim seligen Abt Ellengar von Tegernsee. Dem ist auf Erden schier alles missglückt, was er begonnen hat; und wenn ihm irgendwo und irgendwann einmal etwas gelang, später hat es sich ein anderer zugemessen; am Ende seiner Mühen aber ist er gar noch da gestanden als ein Missetäter, bis man an seinem Grab erkannte, dass man einen Heiligen unschuldig verfolgt hatte.

 

Ellengar, Ellinger, mag zwischen 980 und 990 geboren sein. Er selber schreibt in einem Brief, dass er ein Landsmann des gelehrten Mönches Froumund von Tegernsee sei. Aber leider wissen wir dessen Heimat auch nicht. Zweifellos ist Ellengar am Hof eines Erzbischofs für das Priestertum herangebildet worden. Davon erzählt er selber in einem Brief, der nicht sehr lange nach dem Brand Tegernsees im Jahr 1035 geschrieben sein kann. Von diesem ungenannten Erzbischof – in Frage können nur kommen Bardo von Mainz, ein Verwandter der damaligen Kaiserin Gisela, Gemahlin Konrads II., oder Bischof Thietmar von Salzburg – war er zum Priester geweiht worden, hatte ihm als Kaplan gedient, und wenn Ellengar vom Jahr 1017 bis 1026 und noch einmal von 1031 bis 1041 als Abt von Tegernsee erscheint, mag ihn der ungenannte Erzbischof kraft seines Einflusses beim kaiserlichen Hof für jene verantwortungsvolle Stelle empfohlen haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Ellengar vor seiner Ernennung zum Abt noch nicht Mönch gewesen, sondern hat erst kurz vor seiner Abtweihe Profess gemacht, ein Fall, der in jener Zeit nicht selten war. Für Ellengar war das hohe Amt mehr Bürde als Würde, denn die Mönche, die er zu Tegernsee antraf, waren zwar nicht eben schlimm, aber auch gerade keine Eiferer für das Gesetz des Herrn: und wie schwer man sich mit diesen lauen Leuten tut, kannst du dir unschwer vorstellen. Um so mehr Eifer scheint Ellengar selbst gehabt zu haben, denn alsbald hören wir in den Nachrichten aus jener Zeit von Klagen, die die Mönche über die Strenge des neuen Abtes erhoben. Unter feindseligen Menschen, deren verärgerte Stimmung deutlich aus ihren Mienen spricht, ruhig aushalten, ist anerkanntermaßen kein leichtes Stück. Vielleicht bist du schon selber in einer solchen Lage gewesen und kannst es dem armen Ellengar lebhaft nachfühlen, wie ihm mag zumute gewesen sein! Um so größer aber ist das Werk, so einer nicht nur gelassen auf dem harten Posten ausharrt, sondern sogar es sich angelegen sein lässt aus den steinernen Herzen einen Funken von Eifer herauszuschlagen. Es muss als hohe Ruhmestat Ellengars gepriesen werden, dass sich unter seiner Regierung Zucht und Ordnung im Kloster bedeutend hoben. Eines der Mittel, die er anwandte, darf nicht verschwiegen werden: er lenkte den Sinn der Mönche auf das Studium hin, das die Seele vor vielen Schäden bewahrt. Mit Ellengar hebt die Blütezeit Tegernsees auf dem Gebiet der Wissenschaften an, auf dem von allen Gelehrten die bleibende Bedeutung des Klosters gesucht wird. Der Abt gründete nämlich eine neue Schule. Als kluger, wohl rechnender Mann sorgte er auch dafür, dass die neue Schöpfung nicht so rasch verfalle: er legte es dem frommen Ritter Adalbero von Sachsenkam nahe, durch eine ausreichende Stiftung für den Bestand der Schule zu sorgen. Auch von Kaiser Heinrich dem Heiligen erbat er sich Spenden für diesen Zweck und erhielt sie auch. Aber das alles zählte nichts in den Augen jener Mönche, die für ein strengeres Klosterleben nicht zu haben waren. Für seine Mühen statteten sie ihm einen sonderbaren Dank ab: sie hetzten in so geschickter Weise gegen ihn und brachten es schließlich fertig, dass er von den geistlichen und weltlichen Vorgesetzten seines Amtes enthoben wurde. Und nun zeigte sich die Größe seiner Seele. Er hätte dem undankbaren Tegernsee den Rücken kehren können – hättest du es in seiner Lage nicht getan? Ellengar bewies aber, dass ihm das Gebot der Feindesliebe nicht bloß auf den Lippen schwebte, sondern ins Herz gewachsen war. So blieb er also in Demut als einfacher Mönch zu Tegernsee und machte sich dort seinen Feinden nützlich, insonderheit durch Abschreiben von Büchern. Fünf Jahre verbrachte er in dieser Trübsal. Soll uns das nicht ein kraftvoller Antrieb sein, in Geduld und Demut auszuharren, wenn wir etwa auch einmal von unseren Feinden, Gegnern, Neidern in ein armseliges Winkelchen gedrückt werden und dort länger uns bescheiden müssen als uns lieb sein kann? Wie oft kommt es im Leben vor, dass einer um seine gute Stelle gebracht wird von missgünstigen Leuten. Dann mag er sich getrösten, dass er das gleiche Schicksal erlitten hat wie der selige Ellengar. Mag er dann auch stark sein und seine Sache Gott befehlen wie er!

 

Denn nicht immer kann man sich mit Sicherheit damit trösten, dass auf Regen Sonnenschein folgt. In trüben Sommern reißt wohl manchmal der Nebelschleier und die kraftvolle Sonne macht uns frohe Hoffnung auf viele lichte Tage. Aber bald ziehen die alten drohenden Wolken wieder am Horizont herauf und sagen uns, dass wir zum Dulden ebenso gut geboren sind wie zur Freude. So war es auch in Ellengars Leben. Im Jahr 1031 wurde Ellengar wieder in seine Rechte als Abt von Tegernsee eingesetzt, um doch nach zehn Jahren wieder abgesetzt und vertrieben zu werden. Zunächst entfaltete er in Tegernsee und Benediktbeuren eine reiche Tätigkeit als Wiederhersteller der klösterlichen Lebensordnung. Aber auch um die zeitliche Wohlfahrt der ihm anvertrauten Herde kümmerte er sich ohne Unterlass. Indes gerade in dem Augenblick, da das Kloster glänzend dastand, zeigte sich, dass Ellengar zu den Lieblingen Gottes gehörte, die durch Leiden sich ihre herrliche Krone verdienen müssen: im Jahr 1035 brannte sein schönes Kloster gänzlich ab. Was man den Flammen entriss, raubten im folgenden Jahr die Diebe. Ellengars Lebenswerk war vernichtet. Und wäre es bloß dies gewesen! Die alten Feinde des eifrigen Abtes standen wieder auf und versuchten ihn zu stürzen. Sie behaupteten, die Schuld am großen Brandunglück trage er. Leider hatten sie nur allzu großen Erfolg. Der Bischof von Freising, der Erzbischof von Salzburg und endlich Kaiser Heinrich III. ließen sich von den Anklägern so gegen Ellengar einnehmen, dass er sich umsonst verteidigte. Er wurde am 3. Oktober 1041 wieder abgesetzt. Nun muss dabei eins eigens festgehalten werden: während der Zeit, da seine Feinde gegen ihn gehetzt und seinen Sturz betrieben hatten, war er nicht müßig gewesen. Er hatte Kloster und Kirche neu gebaut. Und nun ein solcher Dank für alle seine Mühen! Der harte Spruch seiner Richter verlangte von ihm überdies, dass er die Stätte seines Wirkens verlasse und in die Verbannung nach Niederaltaich an der Donau gehe. Dort lebte er noch fünfzehn Jahre in stiller Zurückgezogenheit. Neben Gebet und anderen geistlichen Übungen widmete er sich abermals der Fertigung von Handschriften. Gott gab ihm noch den Trost, dass er in seinem Todesjahr in seine Klosterheimat zurückkehren konnte. Jetzt erst erkannten die Mönche von Tegernsee, dass sie einen heiligen Dulder verfolgt hatten und säumten nicht, ihm die gebührenden Ehren zu erweisen, umso mehr, als an seinem Grab besondere Gebetserhörungen stattfanden.

 

Von Ellengar mögen wir lernen den erhabenen Königsweg des Kreuzes zu gehen, weil er der sicherste von allen Himmelswegen ist. Wer ihn gehen darf, ist so recht ein vertrauter Freund Gottes. Ein solcher arbeitet nicht für sich allein, sondern muss durch geduldiges Ertragen seiner Misserfolge vielen Seelen Gnade vor Gott verdienen, dass sie nicht verloren gehen. Beim Gericht wird die Welt mit Staunen zu ihnen aufblicken und sagen: „Die sind es, die wir verachtet haben, siehe, wie sind sie gezählt unter die Heiligen Gottes!“

 

Ellengar wurde im Jahr 1236 seliggesprochen.

 

Der heilige Johannes der Stillschweigende,

Bischof von Colonia und Einsiedler in Palästina,

+ 13.5.558 – Fest: 13. Mai

 

Dieser Liebhaber des Stillschweigens und der Einsamkeit war im Jahr 454 zu Nikopolis in Armenien geboren. Schon als Kind verlor er seine Eltern und erhielt hierdurch große Güter, die er aber zu frommen Zwecken verwendete.

 

Als er achtzehn Jahre alt war, erbaute er eine Kirche zu Ehren der allerseligsten Jungfrau, und ein Kloster, in das er sich mit zehn anderen einschloss, die ebenso gottesfürchtig wie er leben wollten. Gebet, Arbeit und Schweigen waren die Hauptaufgaben, die er ihnen und sich selber stellte. In Demut und Abtötung lebten sie ihre Tage dahin.

 

Obwohl erst achtundzwanzig Jahre alt, erhob ihn der Bischof von Sebaste, der die Tugenden des Johannes erkannte, auf den bischöflichen Stuhl von Colonia in Armenien. Hier setzte er sein einfaches, demütiges, enthaltsames Leben fort wie ehedem im Kloster. Neun Jahre lang stand er seinem hohen und schweren Beruf vor, sorgte für die Notleidenden, beförderte durch Wort und Werk die Frömmigkeit seiner Anbefohlenen, insbesondere die Marienverehrung. Da siegte in ihm die Liebe zur Einsamkeit über die Hirtensorge. Er legte das Bistum nieder, besuchte die heiligen Orte in Jerusalem und zog sich dann in die Genossenschaft des heiligen Sabas zurück, die in der Nähe wohnte und einhundertfünfzig Einsiedler zählte.

 

Hier erhielt er nun die Obsorge über die Fremden und Pilger. Bald danach aber wurde ihm gestattet, in gesonderter Einsiedelei zu leben. Hier machte er neue Fortschritte in Fasten und Abtötung. Nur zweimal in der Woche begab er sich zum gemeinschaftlichen Gebet in die Gesellschaft der übrigen Einsiedler. Sein Stillschweigen hielt er in seiner Abgeschiedenheit wie im Umgang strenger als je. Ja er steigerte später diese Übung, die zur Geistesversammlung sehr viel beiträgt, noch höher, und lebte später vier Jahre lang ohne mit einem Menschen zu reden, als mit dem, der ihm Nahrung brachte. 

 

Pater Nikolaus von Jesus Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Nikolaus von Jesus Maria (Doria), eines Genuesen von Geburt, der erst in verhältnismäßig reifem Alter in den Orden trat und nur sechzehn Jahre darin lebte, aber einer der einflussreichsten Patres wurde. Er war als Kaufmann in Geschäftsangelegenheit nach Spanien gekommen, wo er auch einen alten Freund, Ambrosius Marianus, besuchte. Der gab seinen Gedanken eine höhere Richtung und veranlasste ihn, Theologie zu studieren und sich die heiligen Weihen geben zu lassen. Die heilige Theresia gewann ihn gelegentlich ihrer Reise nach Sevilla (1577) für den Orden, in dem er bald seiner vorzüglichsten Eigenschaften halber zu den höchsten Ämtern gewählt wurde. Er war im Gegensatz zu Pater Hieronymus Gracian der Meinung, dass die Unbeschuhten Karmeliten ausschließlich beschaulich leben sollten und betrieb seine Ausstoßung aus dem heiligen Orden. Man mag seinen einseitigen Standpunkt und sein schroffes Vorgehen gegen den edlen Pater Hieronymus Gracian bedauern, wie er es gegen Ende seines Lebens selbst getan und mit bitteren Tränen beweint hat, doch muss man berücksichtigen, dass er im guten Glauben war, so handeln zu müssen, und darum hier auch nicht anders handeln konnte. Übrigens schreibt auch die heilige Theresia, sie habe "viele Beweise von der Vollkommenheit und Klugheit des Pater Nikolaus empfangen und er gehöre zu jenen Männern des Ordens, die sie im Herrn überaus liebte und hochschätzte". Der ehrwürdige Pater Dominikus von Jesus Maria sah ihn bei seinem Tod glorreich in den Himmel auffahren. Im Jahr 1601 erklärte er unter Eid, in einer anderen Vision sei ihm Pater Nikolaus wieder in der himmlischen Glorie gezeigt und kundgetan worden, dass er sich des Privilegiums erfreue, den Thron der seligsten Jungfrau zu stützen zum Lohn dafür, "dass er ihre Verehrung so sehr zu fördern gesucht habe".

 

Gebet am 13. Mai

 

Du, Maria, bist die Mutter der Barmherzigkeit, und verstößt keinen Sünder, der Vertrauen zu dir hat, so elend er auch ist. Du bist die reinste Braut des Heiligen Geistes, besitzt seine ganze Liebe, und alles, um was du ihn bittest, gewährt er dir. Ach bitte ihn für mich, dass er mir meine vielfältige Untreue, meinen Leichtsinn und den Missbrauch seiner Gnaden verzeiht, mein Herz zerknirscht und in ihm das Feuer der göttlichen Liebe entzündet, mich stärkt in allen Versuchungen, mich entflammt zu Tugendübungen und guten Werken, und mich bis ans Ende im Stand der Gnade erhält. O Maria, liebevollste Mutter, dies hoffe ich von dir, dies erwarte ich von deiner Güte, und will dir dafür dankbar sein zeitlich und ewig. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Johannes

 

O Gott, der Du dem heiligen Johannes eine so große Liebe zum Stillschweigen verliehen hast, verleihe uns auf seine Fürbitte die Gnade, die Zeit zu schweigen zu beobachten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Rom hat am heutigen Tag im Jahr 607 Papst Bonifatius IV. den von Markus Agrippa 25 Jahre vor Christi Geburt erbauten herrlichen Tempel, Pantheon genannt, von allen Götzenbildern gereinigt, und zur Ehre der seligsten Jungfrau und aller heiligen Märtyrer eingeweiht. Diese Kirche wird wegen ihrer runden Form alla Rotonda genannt, ist sehr schön, und so breit als hoch.

 

Andacht am 13. Mai:

 

Das Thema im Mai:

Von der Sanftmut

"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)

 

"Nichts ist bitterer als die Schale der noch grünen Nuss; gleichwohl ist nichts süßer, noch dem Magen zuträglicher als eine von ihnen, als wenn sie mit Zucker eingesotten wird. Auf gleiche Weise verhält es sich mit einem Verweis, der seiner Natur nach herb ist; aber, beim Feuer der Liebe eingesotten und mit Sanftmut gewürzt, lieblich, wonnig und sehr heilsam wird." (Der heilige Franz von Sales)

Wenn der heilige Franz von Borgia wusste, dass einer aus der Gesellschaft Jesu, die er als oberster Vorgesetzter lenkte, irgend eines Vergehens schuldig war, pflegte er ihn gütig anzureden und zu sagen: "Ich bitte den Herrn, dass Er Euch verzeihe. Könnte ich doch die Freude haben, Euch als einen heiligen Mann zu sehen! Mein lieber Bruder, wie konntet Ihr das sagen? Wie konntet ihr so etwas tun!"

Der heilige Vinzenz von Paul sagte bei einer gewissen Veranlassung, es sei in seinem Leben ihm nur dreimal widerfahren, einen scharfen Verweis zu geben; weil er davon überzeugt war, als sei es der Umstände wegen notwendig gewesen; doch habe ihn dies bald danach gereut, weil er dadurch den guten Erfolg nicht erzielt hätte, den er beabsichtigt hatte. War er aber genötigt, jemand zurechtzuweisen, so versüßte er den Verweis, um ihn nützlich zu machen, und benahm sich dabei auf folgende Weise. Erstens tadelte er denjenigen, der den Verweis verdiente, nicht alsbald nach der Schuld, wenn es anders nicht wesentlich notwendig war, und bedachte immer vor Gott, was er zu sagen habe. Dann bezeugte er der betreffenden Person Achtung und Liebe; lobte sie sogar, wenn sie lobwürdige Eigenschaften hatte, und schloss den Verweis gewöhnlich mit den Worten: "Gott hat es zugelassen, dass Sie diesen Fehler begingen, um Sie zu demütigen und aufmerksam zu machen, dass Sie künftig mit größerem Eifer an Ihrer Heiligung arbeiten!"

 

Verleihe mir, Herr, dass ich nie jemand anders als in wahrer Liebe, mit Sanftmut und erst dann zurechtweise, wenn ich jedes Wort, das mir zu sagen obliegt, Deinem göttlichen Segen empfohlen habe. Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 13. Mai

 

"Die Liebe, die uns zur Beicht bewegt,

hat größeren Wert, als das Sündenbekenntnis."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 13. Mai - Rückblick der Seele

 

Traurig blicke ich empor

Zum verschloss`nen Himmelstor.

Aber noch lebt mein Vertrauen,

Dich, o Sion, einst zu schauen;

Und zum schwersten Kampf und Streit

Ist um dich mein Herz bereit.

 

1. Wenn ich, Herr, den Adel meiner Seele betrachte, dann wird mein Geist zu hohem Erstaunen über diese so glorreiche Bestimmung hingerissen, zu der deine unendliche Güte sie, ohne all ihr Verdienst, aus dem Nichts gerufen hat. Wende ich aber den Blick zu mir selbst, und betrachte, was ich aus dieser Seele gemacht, wie ich dein göttliches Bild entstellt habe, dann werde ich von Beschämung und bitterem Schmerz durchdrungen. Wie, mein Gott, könntest du in dieser entehrten, entheiligten, von Aussatz bedeckten Seele noch dein Bild erkennen? Wo ist noch eine Spur deiner Ähnlichkeit? Ach, weinend muss ich mit dem Propheten ausrufen: "Gewichen ist von der Tochter Zion all ihre Pracht." (Klagelieder 1,6)

 

2. Ich sehe auf Kalvaria den unendlichen Kaufpreis, um den dein Eingeborener meine Seele aus der Knechtschaft Satans und vom ewigen Tod erlöste, und zittere. Was werde ich antworten, wenn er Rechenschaft über alles verlangt, was er für sie getan hat? Er entriss sie ihren Todfeinden, wusch sie in seinem Blut rein, und beschenkte sie mit der Freiheit der Kinder Gottes. Und ich unterwarf sie abermals einer schändlichen Knechtschaft, und verunreinigte sie im Schlamm der Sünde. "Wehe dir, erlöste Stadt, die du zum Zorn reizt." ruft der Prophet. Geht dieses Wehe nicht mich selbst an? Muss ich nicht zittern, dass das Blut der Erlösung um Rache schreit gegen mich und dass deine Erbarmungen selbst zu meiner Verdammnis sich wenden?

 

3. Erwachen wir doch endlich aus unserem Todesschlaf. Konnte der allerhöchste Gott, unser Schöpfer, je mehr für uns tun, als dass er zu seiner eigenen unsterblichen Seligkeit in der glorreichen Himmelsburg uns berief? Sollen wir also noch länger uns selbst erniedrigen, noch länger von den Täuschungen der Welt uns verführen lassen, noch länger Gefahren uns preisgeben, die so oft uns in die Sünde stürzten? Wo ist unser Glaube? Wo ist unsere Vernunft? Werden etwa sinnliche Lüste, wird aller Glanz und Reichtum der Welt uns entschädigen, wenn wir ewig von Gottes Angesicht verworfen werden? Psalm 119,29: "Halte mich fern vom Weg der Lüge, Herr; begnade mich mit deiner Weisung." 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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