Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

23. Oktober

 

Der heilige Johannes von Kapistran,

Priester und Bekenner in Italien,

+ 23.10.1456 - Fest: 23. Oktober

 

Zum Unterschied von den zahlreichen anderen Heiligen gleichen Namens wird der heutige Tagesheilige nach seinem Geburtsort, einem Dorf in Italien, Johannes von Capistrano genannt. Sein Vater soll ein Deutscher unbekannten Namens gewesen sein, der auf einem Kriegszug in Capistrano hängenblieb und sich dort verehelichte. Nach glänzenden Studien wurde Johannes, sehr jung noch, Bürgermeister und oberster Richter der Stadt Perugia, und hervorragend bewährte er sich in beiden Ämtern. Sein Ansehen stieg, der Reichtum vermehrte sich, und schon war der Tag der Hochzeit mit einem Edelfräulein angesagt, da brach ein Aufstand aus, und ehe sich der verbissene Streber nach irdischem Glück versah, fand er sich in einem tiefen, fensterlosen Turmverließ wieder, mit Ketten angeschmiedet zur lebenslänglichen Haft. Da gingen dem Dreißigjährigen die Augen auf über die Flüchtigkeit und Nichtigkeit von Erdenglanz und Menschengunst, und als es ihm später gelang, sich gegen ein hohes Lösegeld die Freiheit zu erkaufen, sagte er der trügerischen Welt leichten Herzens ade, ging ins Kloster und wurde Franziskaner.

 

Es war ein Glück für den Neuling, dass sein Lehrer im Ordensleben ein Heiliger war, der heilige Bernardin von Siena, der als gewaltiger Bußprediger durch die Städte und Dörfer Italiens zog, und Johannes durfte den Meister auf den Missionsreisen begleiten und von ihm lernen, bis er selbst ein Redner war, so mächtig, wie es alle Jahrhunderte nur einmal einen gibt.

 

Vierzig Jahre lang predigte Johannes von Capistran mit Erfolg in Italien, Ungarn und Deutschland. In Augsburg hat er gepredigt, in Eichstätt, Regensburg, Nürnberg, Bamberg, Erfurt, Weimar, Jena, Halle, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Breslau und vielerorts anderswo. Weil der Prediger der deutschen Sprache nicht mächtig war, redete er lateinisch, drei Stunden lang. Drei weitere Stunden dauerte es, bis ein Mitbruder die Worte des Heiligen verdeutscht hatte, und sechs Stunden lang harrten die Zuhörer aus, nicht zwanzig oder dreißig oder sechzig, sondern zwanzig- und dreißig- und sechzigtausend, Menschenmengen, die kein Gotteshaus fassen konnte, die, weil die Predigten unter freiem Himmel gehalten wurden, die größten Plätze der Städte füllten wie Trauben an den Bäumen hingen und dichtgedrängt auf den Dächern der Häuser saßen. Es war aber nicht Zuckerbrot, was der Prediger den Massen reichte, sondern die bittere Kost der ewigen Wahrheiten. Trotzdem nahm der Zulauf des Volkes nicht ab, und wo der kleine, schmächtige Mönch mit den glutvollen Augen auftrat und mit hinreißenden Worten die Laster geißelte, da erlitt Christi Widersacher, der Teufel, Schlappe auf Schlappe, so dass beispielsweise die Nürnberger nach einer aufwühlenden Predigt des wortgewaltigen Mannes sechs große Wagen voll von Spielkarten, Würfeln, eitlem Tand und schlechten Büchern öffentlich verbrannten.

 

Capistrans größte Stunde sollte jedoch noch schlagen. Es war damals, als nach dem Fall von Konstantinopel im Jahre 1453 die Türken siegreich vordrangen. Bei der Uneinigkeit der christlichen Fürsten, die sich nicht zur Gegenwehr aufraffen konnten, wäre Europa auf ein Haar von den grausamen Janitscharen des Sultans überrannt und versklavt worden, wenn nicht Johannes von Capistran gewesen wäre, der mit weltweitem Blick die Gefahr, die dem christlichen Abendland für alle Zeiten drohte, überschaute und der in unablässigem Bemühen aus Bauern und Bürgern ein Heer von sechzigtausend Mann auf die Beine brachte, an deren Spitze er mit dem Kreuz in der Hand am 2. Juli 1456 bei Belgrad die Türken aufs Haupt schlug.

 

Ein siebzigjähriger Mönch hat damals Europa vor Untergang und Verderben gerettet. Wie war das nur möglich? Ganz einfach, denn Johannes von Capistran war ein mutiger Mann und ein Heiliger dazu. Solchen Menschen ist der Teufel, der bloß mit Schwächlingen fertig wird, von vornherein unterlegen.

 

Der heilige Severin, Bischof und Bekenner von Köln,

+ 23.10.399 – Fest: 23. Oktober

 

Nach der dreihundertjährigen Verfolgung der Kirche durch die römischen Tyrannen sehen wir den von Jesus Christus gepflanzten Baum sich zu einer nie geahnten Kraft und Blüte entfalten. Eine glänzende Reihe heiliger und gelehrter Männer zierte die Bischofsstühle in allen Ländern und verteidigte die von Christus überlieferte Wahrheit gegen die Arianer und anderen Ketzer der damaligen Zeit. Zu diesen Leuchten der katholischen Kirche gehört auch der heilige Severin, Bischof von Köln.

 

Severin entstammte einer adeligen Familie zu Bordeaux in Frankreich. In seiner Jugend hatte er das große Glück, ein Schüler und Freund des heiligen Bischofs Martin von Tours zu sein. Da der bischöfliche Stuhl zu Köln unbesetzt war, der damals zu Gallien gehörte, sah man sich nach einem Mann um, der streng am katholischen Glauben festhielt, die Wahrheit gegen die Irrlehre der Arianer zu verteidigen wusste, durch tugendhaften Wandel sich auszeichnete und mit Eifer für seine Herde wirkte. Niemand wusste einen würdigeren, als den heiligen Severinus. Um das Jahr 365 wurde er zum Bischof von Köln gewählt.

 

Die erste Sorge Severins war, das verderbliche Unkraut der gottlosen Irrlehre überall auszurotten und trotz Mühen und Gefahren erreichte er glücklich sein Ziel. Die Wundergabe, mit der ihn Gott bei seinem apostolischen Werk ausgestattet hatte, unterstützte sein Bekehrungswerk. Die Blinden, die er sehend, die Kranken, die er gesund machte, öffneten auch den geistig Blinden die Augen und führten die Irrenden zur Wahrheit zurück.

 

Während der heilige Bischof das Reich Gottes in den Herzen seiner Bistumsangehörigen befestigte, sorgte er auch mit regem Eifer dafür, dass würdige Gotteshäuser erbaut und mit seeleneifrigen Priestern ausgestattet wurden. Auf der Burgstraße vor der Hohenpforte des alten Kölns, unweit des Rheinufers, erbaute er die Kirche zu Ehren der heiligen Cornelius und Cyprianus. Im Jahr 376-78 stiftete er ein Münster von Chorgeistlichen und bestimmte zu dessen Unterhalt fast den ganzen Umfang der Dörfer, Weiler und Gärten, die zu beiden Seiten der Burgstraße lagen und sich bis zur hohen Pforte hin erstreckten.

 

Eine heilige Sehnsucht trieb einst den frommen Bischof, seinen edlen Freund und Lehrer, den heiligen Martinus, zu besuchen. Er fand ihn auf dem Sterbebett, vernahm noch seine liebreichen Ermahnungen an die umstehenden Mönche, sah seine geläuterte Seele im glückseligen Tod dahinscheiden und hörte den himmlischen Lobgesang der Engel, die die auffahrende Seele zu den ewigen Wohnungen begleiteten. Welch ein sehnliches Verlangen mochte in seiner Seele erwachen, mit seinem geliebten Freund am Thron des Allerhöchsten wieder vereinigt zu werden.

 

Noch einmal wollte der heilige Severin seine teure Heimat Bordeaux wiedersehen. Er reiste hin und wurde vom heiligen Amandus, der damals Bischof von Bordeaux war, mit brüderlicher Liebe aufgenommen, aber Gott gefiel es, ihn aus dieser Zeitlichkeit zur ewigen Ruhe abzuberufen um das Jahr 399, nachdem er fast ein halbes Jahrhundert den bischöflichen Stuhl von Köln geziert hatte.

 

Amandus ließ den Leichnam des heiligen Severin in der Domkirche zu Bordeaux beisetzen, aber die Einwohner von Köln ruhten nicht, bis sie einen ansehnlichen Teil der Reliquien ihres verehrten Bischofs erhalten hatten. Bei der Ankunft der ehrwürdigen Gebeine fiel ein langerwünschter Regen, der nach dreijähriger Dürre der Hungersnot ein Ende machte. Das dankbare Volk verehrte von nun an den Heiligen in öffentlichen Andachten und empfahl sich in Nöten seiner Fürbitte. Das Sprichwort: „Der Heilige ist wieder zu Hause“ pflanzte sich über die Grenzen des Bistums in die Nachbarländer fort.

 

Als im Jahr 799 Papst Leo III. durch Köln nach Westfalen zog, um Kaiser Karl den Großen gegen seine Bedränger um Hilfe anzurufen, besuchte er das Grab des heiligen Severin und sagte zu seinen Begleitern: „Severin, der Schützer dieses Ortes, ist hier zu Hause; ich darf nicht vorübergehen, ohne ihn zu verehren.“ Durch dieses Beispiel und durch den verbreiteten Ruf des wundervollen Beistandes des heiligen Severinus vermehrte sich der feierliche Besuch dieser Kirche. Die Kölner versammelten sich allwöchentlich an den Montagen beim Grab ihres geheiligten Schutzpatrons, um durch ihn die Gnade und Hilfe Gottes in ihren Nöten für die ganze Woche zu erbitten.

 

Der Erzbischof Wischfried im 10. Jahrhundert und danach Herrmann I. und II. erneuerten und vergrößerten das Gebäude und die Kirche erhielt den Namen ihres Erbauers. Mochte im Lauf der Zeit manche Umwandlung an dem ehemaligen Stift vorgenommen werden, die uralte montägige Andacht der Bürger Kölns ist beibehalten und mit einer Nachmittagsandacht erhöht worden. Möge Köln stets in seinem heiligen Glauben erhalten werden durch die Fürbitte seines ehrwürdigen Patrons, des heiligen Severin.

 

 Die seligen Martyrinnen von Valenciennes,

elf Ursulinerinnen und andere Ordensfrauen,

+ 17. und 23.10.1794 – Gedenktag: 23. Oktober

 

Weder Gott, noch Herr! Los von Gott! Los vom Glauben! Fort darum mit dem christlichen Unterricht! Dieser Schlachtruf der schrecklichen französischen Revolution (1789-1795) ist auch von den nachfolgenden Revolutionen bis in unsere neue Zeit herein nachgeahmt worden. Wegen treuer Anhänglichkeit an den katholischen Glauben, nicht politischer Gründe wegen, sind damals viele Priester, Ordensleute und Laien hingerichtet worden. Nicht immer wird es möglich sein, diesen ausschlaggebenden Beweggrund unumstößlich genug nachzuweisen. Bei fünfzehn Ordensfrauen, die am 13. Juni 1920 selig gesprochen wurden, ist dies gelungen. Gleich Sternen in dunkler Nacht leuchtet das Beispiel ihres Heldenmutes wie ein tröstliches Himmelslicht in jene düstere Schreckenszeit hinein und erhellt auch unsere traurigen Tage mit ihrem Glanz.

 

Elf dieser Martyrinnen gehörten dem Ursulinenkloster von Valenciennes im nördlichen Frankreich an, das durch seine Regeltreue und seinen Eifer für die Ehre Gottes weithin bekannt war. Die würdige Oberin und Führerin der seligen Schar war Klothilde Paillot, eine Frau von seltener Tugend und männlich festem Charakter. Schon mit siebzehn Jahren hat sie das Ordenskleid empfangen. Den Eltern war es kein geringes Opfer, ihre älteste Tochter ins Kloster gehen zu lassen. Aber „zu den Ursulinen muss ich,“ so bat sie, „ich muss die Kinder unterrichten! Lasst mich gehen! Der Vater meint, ich sei zu jung; aber ich weiß ganz gut, was ich tue, es ist mein Beruf.“

 

Bei der Verfolgung der Ordensleute nach „Abschaffung“ der christlichen Religion und Einführung eines „Kultus der Vernunft und Moral“ (7. November 1792) flüchteten die Klosterfrauen von Valenciennes nach Mons in Belgien. Nach schier zweijähriger Verbannung, als mit der Hinrichtung des Hauptwüterichs Robespierre die gemäßigtere Partei das Übergewicht erhielt, kehrten die Frauen wieder in ihr liebes Kloster zurück, in der Hoffnung, sich wieder der jetzt umso dringlicher erforderten Erziehung der Kinder widmen zu können. Doch der Religionshass der Revolutionäre war noch nicht gestillt. Würden die Ordensfrauen ihren Beruf aufgegeben, von der Kirche sich losgesagt und auf die sogenannte Zivilkonstitution, den rein weltlichen Kultus, geschworen haben, so würde man sie ruhig in ihrem Heim belassen haben. So aber warf man sie ins Gefängnis, weil sie nach der Auswanderung ohne Erlaubnis der Republik wieder zurückgekehrt seien. Mutter Klothilde Paillot sprach offen vor dem Gerichtshof den wahren Grund ihrer Verfolgung und des Martyriums, das ihrer und ihrer Gefährtinnen harrte, aus: „Ich weiß, dass ich sterben muss, weil ich meinem Gott, meinem König und meiner Regel treu gewesen bin. Aber ich sterbe nicht für die Republik, ich sterbe für den römisch-katholischen Glauben, in dem ich unterrichtet habe, weil gerade dazu die Genossenschaft gegründet worden ist.“ Übrigens hatte sie schon vorher erklärt, wenn man sie nur bestrafen wolle, weil sie ausgewandert und unbefugt wieder zurückgekehrt seien, so sei sie allein die Schuldige. Sie sei die Oberin und die Schwestern seien verpflichtet zu gehorchen. „Auf meine Anordnung kamen sie. Nehmt also mich und tötet mich und lasst diese hier in Frieden.“ Da erhoben alle Schwestern lebhaft Widerspruch in heiligem Wetteifer um die Siegespalme: „Nein, nein, Mutter, wir wollen mit dir sterben. Wir sind zurückgekommen, um die Kinder in dem Glauben an eine heilige, katholische und apostolische Kirche zu unterrichten.“ Namentlich aufgerufen, legte jede freudig ihr Bekenntnis ab. Die Seligen verdienen es, dass ihre Namen und ihr Bekenntnis hierher gesetzt wird:

 

„Mutter Ursula Bourla, Ursuline, katholische Christin. In meinem Glauben will ich leben und sterben.

 

M. Augustina Dejardin. Ich bin katholisch, ich bin Ursuline und bleibe es bis zum Tod.

 

M. Marie Luise Ducrez. Ursuline bin ich und katholische Christin; nichts wird mich von meinem Glauben und meinem Beruf abwenden.

 

M. Anne Maria Erraux heiße ich, katholisch und Ursuline bin ich und bleibe ich.

 

M. Franziska Lacroix, katholische Christin, Ursuline bis in den Tod.

 

M. Scholastika Leroux, katholische Christin, Ursuline bis zum letzten Atemzug.

 

M. Josephine Leroux. Wie meine Schwester! Meinem Glauben und meinem Beruf entsage ich nicht, wenn ich auch sterben soll.

 

M. Laurentine Prin. Ich bin Ursuline, ich bin katholische Christin bis in den Tod.

 

M. Natalie Vanot. Leben und sterben will ich als Katholikin und Ursuline.

 

Schwester Kordula Barré. Meinen Glauben verleugne ich nicht. Ich bin Ursuline im Leben und im Sterben.“

 

Nach dem Verhör ins Gefängnis zurückgebracht, sprach die selige Mutter Luise: „Meine teuren Mütter, jetzt werden wir uns vorbereiten, vor Gott zu erscheinen.“ Alle knieten nieder und Mutter Natalie, die älteste von ihnen, begann die Sterbegebete zu beten. Dann dankte sie der Oberin für ihre mütterliche Sorge und bat um ihren Segen. M. Klothilde, tief bewegt, konnte nur schweigend jeder Mitschwester ein Kreuzchen auf die Stirn drücken. Alle Schwestern umarmen sich. Am heitersten und frohesten sind die fünf, an denen das Urteil zuerst vollstreckt werden soll. Dies sollte nämlich in zwei Abteilungen erfolgen, wohl weil man hoffen mochte, dass durch die Hinausschiebung die Zurückbleibenden wankend werden könnten. Vier Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul waren schon einige Monate vorher enthauptet worden. Auf sie verweist Mutter Klothilde. Wie diese wollten auch sie alle mutig ausharren. Der 17. Oktober 1794 wurde der Siegestag der ersten Schar. Die Trommeln wirbeln; Soldaten nahen, sie abzuholen. „Wohlan, rief die sonst so schüchterne M. Natalie ihnen zu, der Tag unserer Glorie ist angebrochen“ – die Worte des Revolutionsliedes auf ihren Ehrentag beziehend. Mutter Laurentine fügte hinzu: Das ist die erste Sprosse der Himmelsleiter.“

 

Nachdem den Ordensfrauen die Haare abgeschnitten und die Oberkleider genommen worden waren – eine Schmach, die sie mit ihrem geliebten Heiland teilen durften – baten sie den Offizier, ihnen das Taschentuch zu lassen, mit dem sie ihre Schultern bedeckt hatten. Er willigte ein. Darauf bot jede der Martyrinnen ihre Hände dem Henker dar, der sie ihnen auf dem Rücken zusammenband. So schritten die gottgeweihten Jungfrauen dem Richtplatz zu, zuerst das Misere betend, dann das Magnifikat singend. Eine ungeheure Volksmenge füllte den Platz. Aber seltsam! Statt des sonst üblichen wilden Geschreies, statt der Verwünschungen und Flüche herrschte Totenstille. Angesichts der Verklärung, die aus den Zügen dieser fünf Jungfrauen strahlte, wurden selbst die verstocktesten Zuschauer von Rührung ergriffen. An der Guillotine angelangt, sangen sie ruhig weiter: „Mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland . . . Er übt Macht mit seinem Arm . . . Die Gewaltigen stürzt er vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ Natalie Vanot wird aufgerufen. Festen Schrittes steigt sie das Schafott hinan. M. Laurentine und Ursula folgen. Die lebhafte M. Augustine wollte in edlem Wetteifer der M. Luise voraneilen, aber der Scharfrichter stieß sie zurück; als letzte legte sie ihr Haupt auf den Block.

 

Nicht weniger mutig starb die zweite Gruppe der Ordensfrauen am 23. Oktober. Sechsunddreißig Jahre waren es, dass M. Klothilde als junge Novizin das „Sucipe me Domine – Nimm mich hin, o Herr“ gesungen hatte. Nun erfasste sie ganz seine tiefste Bedeutung. Die Frauen verzeihen den Richtern, verzeihen dem Henker und allen, die ihnen das Glück verschafften, für Jesus sterben zu dürfen. Sie singen freudig das Salve Regina, während sie gebunden und dann in roher Weise hinausgeführt werden. Vor der letzten, der Schwester Kordula, fällt die Tür ins Schloss. Erschrocken schaut sie sich um. Sie ist allein im Gefängnis. Vergessen oder absichtlich übergangen? Sie klopft an die Tür. Keine Antwort. Weinend stürzt sie zur Erde nieder: „Mein Gott! Willst du mich nicht? Ach, ich bin nicht würdig die Martyrerkrone zu erlangen und ich wollte doch so gerne für dich sterben!“ Die Erinnerung an die heilige Kordula, die Gefährtin St. Ursulas, steigt in ihrem Gedächtnis auf. Sie, Kordula die ältere, hatte sich vor den ruchlosen Horden im Schiff versteckt gehabt, aber anderntags sich reuevoll selbst gestellt. Sollte nun auch sie, die Nachfolgerin, sich unwürdig gemacht haben? „O Herr, du weißt, das ich dich liebe! Suscipe me! Nimm mich auf und mache mich in meiner Erwartung nicht zuschanden!“ Und ihre Hoffnung wurde nicht getäuscht. Die Gefängnistür öffnete sich wieder; der Kommissar hatte sein Versäumnis bemerkt. Strahlend vor Glück eilte die kindlich gute Schwester hinaus zur Teilnahme am Martyrium.

 

Es war eine feierliche Prozession, die da in der „Straße der Karmeliten“ einherzog, nicht ein Gang zum Tod. Engelgleiche Bescheidenheit und Freude lag auf dem Antlitz der Frauen, ihre sanften Stimmen sangen in klösterlich-frommer Weise die Muttergottes-Litanei und das Te Deum. Eine nach der anderen, Klothilde als erste, stiegen sie das Blutgerüst hinan. Tiefe Stille trat wieder ein. So feierlich war es. Die Engel holten die Bräute des Herrn heim zur Hochzeit des Lammes. Die Leichname der elf Martyrinnen wurden auf Militärwagen in den neuen allgemeinen Friedhof gebracht. Die Gräber lassen sich nicht mehr feststellen.

 

So haben auch die christlichen Erzieher und besonders unsere trefflichen klösterlichen Erzieherinnen Blutzeugen für ihren Beruf und mächtige Fürbitterinnen im Himmel. Wie wichtig ist eine gute Kindererziehung! Nur auf religiöser Grundlage hat sie nachhaltige Wirkung. „Die Kindergebete waren der einzige Faden, an dem ich mich gerettet habe; alles andere hat nichts geholfen,“ schrieb der geniale Klemens Brentano im Jahr 1836.

 

Gebet am 23. Oktober

 

Betrübteste Mutter Maria, sei eingedenk der Schmerzen, die deine Seele zerrissen haben, als du den entseelten Leichnam deines geliebtesten Sohnes zum Grab begleitet hast. Sieh, auch unser Herz ist durch die Barmherzigkeit Gottes eine Ruhestätte nicht für den toten, sondern für den lebenden Leib Christi, den wir in der heiligen Kommunion empfangen. Wir bitten dich, hilf uns unser Herz vorbereiten, damit es von allen Sünden gereinigt, eine würdige Wohnung Jesu, deines göttlichen Sohnes, sei. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Johannes von Kapistran

 

Verleihe uns, o Gott, dass unsere Herzen durch die Sorgen und Unruhen der zeitlichen Angelegenheiten nicht so beschwert werden. Gib, dass sich unsere Herzen auf die Fürbitte des heiligen Johannes von Kapistran zu Dir in den Himmel, ihrem letzten Ziel und Ende, recht oft erheben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Der heilige Johannes Kapistran trug eine herzliche Andacht zur seligsten Mutter Gottes, und pflegte zu sagen, dass er durch die göttliche Vorsehung den Namen Johannes zu bekommen gewürdigt worden sei, damit er sowohl ein eifriger Jünger Mariä, als Jesu Christi ihres Sohnes werde.

 

Andacht am 23. Oktober:

 

Das Thema im Oktober:

Vertrauen

"Habt Vertrauen." (Markus 6,50)

 

"Wer in unvorhergesehenen Schwierigkeiten den Mut nicht verliert und sogleich mit Vertrauen seine Zuflucht zu Gott nimmt, der zeigt, dass er in dieser Tugend feste Wurzeln gefasst hat." (Der gottselige Alphons Rodriguez)

Wir lesen im Leben des heiligen Columban, dass er einst plötzlich von zwölf Wölfen umringt wurde, die bereits den Rachen öffneten, ihn zu zerreißen. So entsetzlich auch dieser Anblick war, zitterte er dennoch nicht, sondern rief den Herrn mit großem Vertrauen an und sprach: "O Gott, sieh auf meine Hilfe! Herr, eile mir zu helfen!" Und kaum hatte er diese Worte gesprochen, so erhörte Gott sein Gebet und die Wölfe flohen eilig davon.

Als einst ein Kriegsknecht den Arm erhoben hatte, dem heiligen Martinus das Haupt mit dem Säbel zu spalten, und wahrnahm, dass der Heilige nicht das Geringste Zeichen der Furcht äußerte, sprach er zu ihm: "Wie, du zitterst nicht?" - "Warum sollte ich zittern," antwortete Martinus, "der Tod ist ja nichts Böses; ich betrachte ihn als einen Gewinn, und bin so weit entfernt, ihn zu fürchten, dass ich mich viel mehr danach sehne!"

Der heilige Benedikt Josef Labre ging einmal zu Rom durch die Gasse, wo eine große Anzahl Gassenjungen sich versammelt hatten, die ihn mit lautem Geschrei begrüßten und ihm allerlei Schmach antaten, ohne dass er darüber im mindesten aufgebracht schien. Sie verfolgten ihn sogar eine weite Strecke und warfen mit Steinen nach ihm; er aber ging gleich langsamen Schrittes fort. Einer dieser Steine traf ihn an das Bein, und viel Blut floss aus der Wunde. Der Diener Gottes jedoch wandte nicht einmal den Blick, und verriet durch kein Zeichen, dass er den Steinwurf gefühlt hat. 

Man fragte den gottseligen Abt Theodor, ob er sich nicht fürchtet, wenn er ein schreckliches Getöse hört? "Nein," antwortete er, "wenn auch die ganze Welt einstürzt und der Himmel dazu, würde Theodor sich nicht fürchten!"

 

Gib mir, o Herr, Mut in der Trübsal, und lass mich ausrufen zu Dir: "Gott, sieh auf meine Hilfe! Herr, eile mir zu helfen!"

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 23. Oktober

 

"Es ist traurig zu sehen, dass auf die kostbare Zeit so wenig Wert gelegt wird;

zu sehen, wie schlecht und nutzlos sie angewendet wird,

da es doch unmöglich ist, sie zurückzurufen."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 23. Oktober - Von der christlichen Abtötung

 

Willkommen sei mir, Tod, dein strenger Schmerz,

Der du die Sünde von der Seele scheidest.

Durch dich nur kommt zur Reinigkeit das Herz,

Da du des Lasters Wurzeln ihm entschneidest.

 

1. Die Abtötung ist eine Art des Todes, wie man es am Namen sieht, eines Todes jedoch, der ein Leben erteilt, das uns anregt, der Sünde und der Begierlichkeit zu ersterben, um der Liebe und der Gnade zu leben. Sie geht darauf aus, die Eigenliebe, die Trägheit, die Lust am sinnlichen Vergnügen in uns zu tilgen, damit die heilige Gottesliebe, das wahre Leben der Seele, in uns herrsche. Willst du also zum wahren Leben des Geistes, zum Leben der Gnade und der Glorie gelangen, so musst du dir selbst ersterben durch diese heilige Abtötung, ohne die keine Seele zur glückseligen Umwandlung eines geistigen Lebens gelangen kann.

 

2. Diese Abtötung ist ein Entzug, eine Trennung der Seele vom fleischlichen Leben. Durch sie wird der Geist Gott, der Körper dem Geist unterworfen. Sie beschränkt sich nicht darauf, zu verwerfen was das heilige Gesetz verbietet, sie versagt sich Gott zu Liebe auch erlaubtes Vergnügen, seiner heiligsten Gerechtigkeit für die Schulden ihres vergangenen Lebens genug zu tun. Sie bewacht die Sinne, die Fenster, durch die der Tod in die Seele steigt, und scheidet die Hoffart, die Eigenliebe, die Verachtung des Nächsten, den Vorwitz und alle ungeregelten Anhänglichkeiten an Geschöpfe aus dem Herzen. Das Ziel aber, wohin alle ihre Arbeiten streben, ist, Gott in allen Dingen uns gnädig zu erhalten.

 

3. Diese Abtötung ist die beständige Übung des wahren Christen, und jeden Tag ergeben sich ihm Gelegenheiten dazu. Denn haben wir auch eine Untugend überwunden, so ergibt sich dennoch bald wieder die Notwendigkeit, gegen eine andere zu kämpfen. Denn unser Herz ist ein Acker, auf dem die Natur fortwährend Unkraut hervorbringt, weshalb wir immer wachsam sein müssen, dass es nicht überhandnehme und die wenige gute Frucht ersticke, die wir durch Gottes Gnade nach mühsamer Arbeit gewonnen haben. Unsere Leidenschaften aber sind gleich einer übel gelöschten Fackel, die sogleich sich wieder entzündet, wenn sie in die Nähe des Feuers gebracht wird. Römer 8,13: "Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die sündigen Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben."

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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