Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

27. April

 

Die heilige Zita, Dienstmagd von Lucca,

+ 27.4.1278 - Fest: 27. April

 

Die heilige Zita wurde in einem etwa drei Stunden von der Stadt Luka in Italien abgelegenen unbedeutenden Ort von einfachen aber frommen und christlichen Eltern geboren und von diesen gottesfürchtig erzogen. Ihr Vater soll Johann Lambardus, ihre Mutter Bonissima geheißen haben, ihre Schwester als Zisterzienserin im Ruf der Heiligkeit gestorben sein, so wie der Bruder ihrer Mutter, Grazian, als heiligmäßiger Laie. Ein Beweis, dass Gottesfurcht und Frömmigkeit in der Familie Zitas zu Hause waren.

 

Schon mit zwölf Jahren wurde Zita von ihren Eltern angehalten, als Dienstmädchen ihr tägliches Brot zu verdienen, und Zita zeichnete sich in dieser Eigenschaft im Haus der Familie Fatinelli in Luka durch Frömmigkeit, gutes Betragen, Ehrfurcht, Höflichkeit, Fleiß, Treue und Achtsamkeit so vorteilhaft aus, dass ihre Vorgesetzten nicht bloß mit ihr zufrieden, sondern auch so gut waren, sie in allen Dingen unterrichten zu lassen, die gut für Zitas Leben waren.

 

Die ununterbrochene Beschäftigung war gleichsam zu ihrer anderen Natur geworden. Und hatte sie einmal nichts für ihre Herrschaft zu tun, so suchte sie sich selbst eine nützliche Beschäftigung. Denn Langeweile und Nichtstun mochte Zita überhaupt nicht, weil das, wie sie wusste, aller Anfang vom Bösen ist.

 

Mit der Frömmigkeit und dem Fleiß verband sie außerdem ein sehr mitleidiges Herz, besonders gegenüber armen Waisen und gebrechlichen Armen.

 

Wie sie nur konnte, sparte sie einen Teil der ihr zur Nahrung zugeteilten Speisen, um damit einem Hungrigen etwas zu geben. Von ihrem geringen Dienstlohn teilte sie das meiste den Armen aus, und hatte sie ein Kleidungsstück, dem sie entwachsen oder das sie abgenützt hatte, so versuchte sie es so gut wie möglich auszubessern, um es einem Armen geben zu können. Ja, Zita war darauf bedacht, immer etwas als Vorrat zu haben, um den Armen damit eine Freude machen zu können, und mit Dank nahm sie alles an, was man ihr für die Armen schenkte.

 

Eines Tages, als sie einmal gar nichts hatte, was sie einem Bedürftigen hätte reichen können, erflehte von ihr ein alter kraftloser Armer eine auch noch so geringe Gabe. Das Herz brach ihr beinahe vor Schmerz, weil sie gar nichts hatte. Doch die wahre, christliche Liebe ist erfinderisch. Zita eilte an den Brunnen, reinigt ein Trinkglas sehr sorgfältig, füllt es mit frischem Wasser, und im Gedenken der schönen Ermahnung des ehrwürdigen Tobias an seinen Sohn: „Sei barmherzig so gut du kannst! Hast du viel, so teile reichlich aus; hast du wenig, so bemühe dich, das wenige doch gerne zu geben,“ eilt Zita dem kraftvollen Armen liebend entgegen, sie reichte ihm den frischen Trank, und dieser trinkt das Gefäß mit großer Lust aus, denn es kam ihm so vor, als tränke er den köstlichsten Wein. Er fühlt sich gestärkt, dankt herzlich und geht nun zufrieden seinen Weg.

 

So voller Mitleid Zita war, ebenso liebevoll war sie. Niemals vergaß sie die ermunternden und belehrenden Worte Jesu: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen“, und es war eine ihrer persönlichsten Sorgen, dem Sohn Gottes in allem so getreu als möglich nachzufolgen. Raue, harte, unverdient zornige Vorwürfe und Handlungen, die sie von anderen von Zeit zu Zeit erfuhr, nicht einmal falsche Anklagen und Verleumdungen konnten die Ruhe ihrer Seele trüben. Keine Klage über Unrecht, dass man ihr tat, konnte man aus ihrem Mund hören. Sie war vielmehr in den Sinn der Worte Jesu vollkommen eingedrungen, als der einst sagte: „Wenn du deine Gabe auf den Altar legst und du dich dort daran erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe vor dem Altar liegen, geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder.“ Oft fiel sie deswegen jenem, der sie ungerecht gekränkt, verleumdet oder gelästert hatte, zu Füßen und bat ihn um Vergebung der Schuld, die sie doch gar nicht begangen hatte.

 

Bemühte sich Zita auf solche Art liebevoll und demütig von Herzen zu sein, so war ihr andererseits nichts unangenehmer, als wenn man sie lobte, so sehr sie auch das Lob verdient hatte. Denn sie war vollkommen von der großen Wahrheit überzeugt, dass Demut zwar dem Stand gut anstehe, doch besonders dem dienenden Stand. Sie begriff ganz und gar die Worte ihres Heilandes: „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, so sagt: wir sind unnütze Knechte, wir haben nur getan, was wir zu tun schuldig waren.“

 

Die vollkommenste Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten hatte sich Zita durch ihr gutes Betragen und wegen ihrer Treue und ihres Fleißes erworben. In einem noch höheren Grad erwarb sich aber Zita die Achtung auch aller ihrer Bekannten, selbst ihrer nächsten Umgebung, durch ihre gute und christliche Art. Denn erschrak sie schon vor jedem unreinen Gedanken, so erlaubte sie sich umso weniger ein zweideutiges Wort. Sie brachte es sogar so weit, dass sich niemand traute, ihr etwas Ungutes oder gar Sündhaftes zuzumuten. Als indessen einer der Hausbewohner es doch eines Tages wagte, ihr einen solchen Antrag zu machen, so beschämte sie ihn durch Zurechtweisung so sehr, dass er es nie mehr wagte, weder bei ihr noch bei einem anderen Mädchen ähnliche Worte zu sprechen. Auch andere Mädchen zur Reinheit des Herzens zu führen, gehörte mit zu den größten Anliegen Zitas. Jesu Worte: „Selig sind, die eines reinen Herzens sind“, versuchte sie ihnen mit aller Sorgfalt vor Augen zu führen. So sehr sich Zita auch mühte, den Forderungen und Wünschen ihrer Herrschaft nachzukommen, so versuchte sie jedoch dabei Gott mehr zu gefallen, als den Menschen. Ihr Wahlspruch war von Kindestagen an: „Die Hand bei der Arbeit, das Herz bei Gott!“ und an jedem Morgen erinnerte sie sich an sie. Hatte sie ihre Gebete zu Gott in ihrer Kammer und der ganz nahe gelegenen Kirche des heiligen Frigidian verrichtet, ging sie mit erneuerter Liebe, Achtsamkeit und Freude an ihre Arbeit, die sie mehr aus Liebe zu Gott, als des Dienstlohnes wegen verrichtete. So erfüllte sie die Lehre Jesu und des großen Völkerlehrers: „Betet ohne Unterlass!“

 

Zita gehörte unter die Dienstboten, die ihren Herrschaften in allen normalen Forderungen zu gefallen suchen, ihren Nutzen befördern, sie vor Schaden warnen, mit ihrem Stand zufrieden sind und ihr Herz nicht hängen an vergängliche Güter dieser Zeit. Daher geschah es auch, dass sie vierzig Jahre lang, ohne zu wechseln, im Dienst des Hauses der Familie Fatinelli blieb. Aber auch die Familie wusste die treue, unermüdlich fleißige und gottesfürchtige Magd zu schätzen. Sie behandelte die nun schon alt gewordene Zita mehr als Hausfreundin. Sie verlangte keine Dienstleistungen mehr von ihr; pflegen und schonen sollte sie ihren unter der anhaltenden Arbeit mürbe gewordenen Körper. Dem Gottesdienst, ihrer Lieblingsbeschäftigung, sollte sie, wann sie nur immer wollte, nach Gefallen beiwohnen. So angenehm ihr das zwar war, so war Zita doch andererseits an Arbeit zu gewöhnt, als dass sie nach der Rückkehr aus der Kirche unbeschäftigt hätte bleiben können. Wurde sie von ihrer Herrschaft an das Ausruhen erinnert, antwortete sie dankbar: „Sie werden doch nicht haben wollen, dass der Tod mich im Müßiggang überrascht!“

 

Doch endlich nahte sich die Stunde ihres Heimgangs. Zita wurde von einem anfangs mäßigen Fieber überfallen, das aber immer mehr zunahm und gefährlicher wurde. Sie fühlte bald selbst das herannahende Ende ihres Lebens und zögerte nicht, sich zu diesem wichtigen Übergang durch den andächtigen Empfang der heiligen Sterbesakramente vorzubereiten.

 

Keine Furcht, keine Angst, kein Zagen war bei ihr zu bemerken. Denn Christus war ihr im Leben und im Sterben Gewinn. Mit hoher Sehnsucht verlangte sie vielmehr zu sterben und mit Christus zu sein. Mit diesen Gefühlen entschlief sie sanft am 27. April 1172 im Beisein einiger frommer Frauen der Familie Fatinelli.

 

Kaum erscholl am frühen Morgen die Nachricht von dem erfolgten Tod der wegen ihren seltenen und großen Tugenden schon im Leben heilig geachteten Zita, so riefen sich unaufgefordert die Kleinen auf den Straßen zu: „Kommt, lasst uns in die Kirche des heiligen Frigidian eilen, denn die heilige Zita ist gestorben!“ Wirklich wurde auch ihr Leichnam auf allgemeines Verlangen in dieser Kirche öffentlich ausgesetzt, und es versammelte sich dabei ununterbrochen eine unzählbare Menge Volkes, um die Verklärte noch einmal zu sehen und von ihrer Kleidung sich ein Stückchen abzuschneiden, weswegen ihr Leichnam öfter neu bekleidet werden musste. Erst nach mehreren Tagen war es möglich, sie zu begraben. Das Begräbnis geschah unter dem Zulauf der ganzen Stadt und Umgegend mit großem Gepränge und mit tiefer Rührung. Später wurde ihre sterbliche Hülle, die immer ihre blühende Gestalt behielt, auf Verordnung der Kirchenvorsteher in einen steinernen Sarg gelegt und i Ehren aufbewahrt, weil an ihrem Grab und durch die Fürbitte häufige Wunder geschahen, bis endlich mit höchster Genehmigung der Kirche, unter der Regierung des Papstes Leo X., Zita als eine Heilige öffentlich verehrt werden durfte und zu ihrem Andenken an mehreren Orten Italiens Kirchen und Kapellen erbaut wurden.

 

Der heilige Tutilo, Gelehrter und Mönch von St. Gallen,

+ 27.4.912 – Fest: 27. April

 

Wo die natürlichen Geistesanlagen von der erleuchtenden und wärmenden Sonne der göttlichen Gnade geweckt und genährt worden, pflegt sich ein Gebilde zu entwickeln, auf dem das Auge mit Wohlgefallen ruht, und das im Schatzkästlein der Erinnerung aufbewahrt zu werden verdient. In Tutilo finden wir körperliche Anmut mit dem Adel der Gesinnung, Demut und Frömmigkeit mit hervorragendem Wissen und seltener Kunstfertigkeit vereinigt. Aus fürstlichem Geschlecht in Deutschland um 840 geboren, verschmähte er die hohe, glänzende Stellung in der Welt und trat in das Kloster St. Gallen. Unter der Leitung des heiligen Ordensmannes Marcellus bildete sich Tutilo in Frömmigkeit und allem Wissenswerten so glänzend aus, dass er unter seinen Zeitgenossen als ein Stern erster Größe verehrt wurde.

 

Um den Lehrstuhl Tutilos versammelten sich die Söhne des hohen Adels aus den deutschen und fränkischen Ländern und lauschten begeistert auf seine gelehrten und beredten Vorträge. Aber nicht allein in den Wissenschaften ragte der fromme und bescheidene Mönch hervor, sondern auch in allen Künsten. Mit seinem Freund und Zeitgenossen Notker vertiefte er sich in die Kenntnis des gregorianischen Kirchengesangs, war ein Meister in Handhabung der Blas- und Saiteninstrumente, war ein Maler, Bildhauer, Baumeister, Erzgießer und Dichter. In allen wichtigen Angelegenheiten zogen ihn die Fürsten zu Rat. Dennoch blieb der berühmte Mönch stets kindlich fromm, bescheiden und anspruchslos. Eine besondere Verehrung hegte er zur allerseligsten Jungfrau Maria, deren Fürbitte er so viele Gnaden verdankte.

 

Einst wurde Tutilo nach Metz berufen, um dort in einer Kirche das Bildnis der allerseligsten Jungfrau mit dem Kindlein Jesus auf den Armen zu malen. Während der Arbeit kamen zwei Fremde in die Kirche, bewunderten die Schönheit des fast vollendeten Gemäldes und sahen erstaunend eine wunderbar schöne Jungfrau neben Tutilo stehen, die ihm die Pinsel darreichte und nach Bedürfnis der Farben wechselte. Neugierig fragten sie den anwesenden Domherrn, ob diese Jungfrau etwa eine Schwester des Künstlers sei. Jetzt erblickte auch der Domherr die allerseligste Jungfrau in himmlischer Schönheit und rief entzückt aus: „O dreimal glücklicher Tutilo, der du eine so erhabene Gebieterin bei dir hast, um in der Arbeit dir behilflich zu sein!“ Der demütige Diener Gottes meinte, dass dies nur Einbildung sei, aber der Domherr machte dieses Wunder in der Stadt bekannt. Um jedem Menschenlob auszuweichen, verließ Tutilo noch an demselben Abend die Stadt. Am folgenden Morgen strömte das Volk zur Kirche und sah ein neues Wunder. Denn obwohl der Künstler sein Bild noch nicht ganz vollendet hatte, fehlte doch kein Pinselstrich mehr und alle glaubten, dass die Mutter Gottes selbst das Bild fertig gemalt habe. Tutilo kehrte in sein Kloster zurück und verschwieg das so merkwürdige Ereignis vor seinen Ordensbrüdern, die erst später vom Bischof von Metz den Tatbestand erfuhren.

 

Bis in sein hohes Greisenalter widmete Tutilo seine Wissenschaft und Kunst dem Dienst Gottes und der Wohlfahrt seiner Mitmenschen. Unter Anrufung des heiligen Gallus wirkte er viele Wunder an Kranken und Besessenen und starb reich an Verdiensten im Ruf der Heiligkeit am 27. April 912. An seinem Grab in der Katharinenkapelle geschahen viele wunderbare Gebetserhörungen. Einige Gedichte und Werke seiner kunstgeübten Hand sind noch im Kloster St. Gallen erhalten.

  

Der heilige Petrus Kanisius, Priester, Bekenner und Kirchenlehrer,

+ 21.12.1597 – Fest: 21. Dezember / 27. April

 

Als der wilde Strom der sogenannten Reformation sich verheerend über die deutschen und die angrenzenden Länder ergoss und das sonst so einige Deutschland spaltete und zertrümmerte, als der alte Glaube verspottet, die göttlichen und kirchlichen Gebote mit Füßen getreten, das hochheilige Opfer verworfen, von den heiligen Sakramenten nur ein Bruchteil beibehalten und alle Autorität missachtet wurde, trat ein Mann auf, der als Bollwerk des Glaubens dem verwüstenden Strom des Unglaubens und Irrglaubens sich entgegenstemmte und überall als rettender Engel die Sinkenden stützte, die Gefallenen aufhob und die Schwankenden zur Ausdauer ermunterte. Dieser hochverdiente Beschützer und Erhalter des katholischen Glaubens in vielen Ländern Deutschlands war Petrus Kanisius.

 

In demselben Jahr, in dem Luther durch seine offene Erklärung in Worms seine neue Lehre besiegelte, wurde Petrus Canisius am 8. Mai 1521 zu Nimwegen im damaligen zu Niederdeutschland gehörenden Herzogtum Geldern aus der Familie de Hondt geboren. Er studierte auf der Hochschule zu Köln Philosophie, Rechtsgelehrsamkeit und Theologie mit dem glänzendsten Erfolg. Frühzeitig weihte er sich Gott durch das Gelübde der ewigen Keuschheit und wurde am 8. Mai 1543 von Peter Faber zu Mainz in die Gesellschaft Jesu aufgenommen, die erst vor drei Jahren (27. September 1540) von Papst Paul III. als neuer Orden bestätigt worden war. Als Novize nach Köln zurückgekehrt, vollendete er mit Auszeichnung seine Studien, und verteilte das bedeutende Vermögen, das er von seinem verstorbenen Vater erbte, bis auf den letzten Pfennig unter die Armen und zu kirchlichen Zwecken.

 

Nach abgelegten Ordensgelübden und empfangener Priesterweihe widmete sich Kanisius mit großem Eifer der Predigt, der Christenlehre und Seelsorge und seine Leistungen setzten alle in Erstaunen. Damals war selbst der Kurfürst und Erzbischof von Köln, Hermann von Wied, von der neuen Lehre angesteckt und suchte Köln zum Protestantismus zu verleiten. Die Stadt, die Universität und Geistlichkeit sandten den noch jungen, aber höchst angesehenen Kanisius an Kaiser Karl V. nach Worms und bewirkte im Jahr 1547 die Absetzung des abtrünnigen Erzbischofs, wofür ihm die Bürger Kölns noch heute danken.

 

Während seines Aufenthaltes beim Kaiser lernte ihn der Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg kennen und sandte den kenntnisreichen und seeleneifrigen Jesuiten zum allgemeinen Konzil nach Trient. Von dort zog er mit den Vätern nach Bologna, begab sich dann zum ersten Mal nach Rom, blieb fünf Monate lang bei dem Stifter seines Ordens, dem heiligen Ignatius von Loyola, um sich unter dessen Leitung im Ordensgeist zu vervollkommnen, und übernahm dann die Erziehung der Jugend zu Messina in Sizilien.

 

Der gute Herzog Wilhelm von Bayern erbat sich vom heiligen Ignatius einige Lehrer seines Ordens, um die Universität Ingolstadt im wahren Glauben zu erhalten. Kanisius wurde aus Messina abberufen und mit zwei anderen Jesuiten nach Ingolstadt geschickt. Auf der Rückreise wurde er zu Bologna zum Doktor der Theologie promoviert, und widmete sich als Professor der Dogmatik zu Ingolstadt mit solcher Auszeichnung, dass er bald zum höchsten Ehrenamt, zum Rektor der Universität befördert wurde (1549).

 

Im Jahr 1551 folgte Kanisius dem Ruf des Kaisers Ferdinand I. nach Wien, damit er dem Umsichgreifen der neuen Lehre in der Hauptstadt des Reiches steuere. Mehrere Klöster standen dort leer, die Priester wurden verhöhnt und verfolgt, seit 20 Jahren war kein Priester mehr geweiht worden, mehr als 300 Pfarren hatten keine Priester. Kanisius ging mit Gottvertrauen an das Riesenwerk. Als Lehrer der Theologie, als Hofprediger und Rektor des Kollegiums entwickelte er solche gesegnete Tätigkeit, dass er von Tag zu Tag an Zutrauen gewann, die Schwankenden im Glauben befestigte und viele Abgefallene wieder zur Kirche zurückführte. Die rührende Aufopferung, die er bei der ausgebrochenen Pest zeigte, während die protestantischen Prediger entflohen, erwarben ihm die Herzen des Volkes. Unter den Studenten führte er bessere Sitten ein, aus den Volksschulen verbannte er die ketzerischen Bücher, hielt eifrig Christenlehre für die Kinder, besuchte die Spitäler und Gefängnisse und wirkte durch Wort und Tat unsäglich viel Gutes.

 

Kaiser Ferdinand schätzte den frommen und gelehrten Jesuiten sehr hoch, zog ihn in den schwierigen Religionsangelegenheiten stets zu Rate, übertrug ihm die Abfassung eines größeren und kleineren Katechismus, den man den beiden von Luther verfassten entgegensetzen könnte, und bot ihm dankbar die bischöfliche Würde an. Kanisius schlug diese Würde entschieden aus, übernahm indes vier Jahre lang (1554-1558) die Verwaltung des Wiener Bistums. In kurzer Zeit war die Ordnung wiederhergestellt.

 

Vom eiligen Ignatius zum ersten Provinzial seines Ordens in Deutschland ernannt (1556), erwarb er sich um die Ausbreitung der Gesellschaft Jesu in Deutschland unsterbliche Verdienste. Als er nach Prag kam, um dort ein Kolleg zu gründen, wurde er von den Glaubensgegnern mit Kot und Steinen beworfen. Aber durch seine Geduld und Sanftmut entwaffnete er seine Gegner und gelangte bei ihnen zu solchem Ansehen, dass sie ihm ihre Söhne zur Erziehung anvertrauten.

 

Von Prag reiste Kanisius nach Bayern, um in mehreren Städten Kollegien zu gründen. In Augsburg warf sich ihm der Kardinalbischof Otto zu Füßen und wollte trotz des entschiedenen Widerspruchs sich nicht eher erheben, bis er dem Heiligen die Füße gewaschen hatte. Von den Protestanten wurde er vielfach begeifert und verleumdet, aber der Glanz seiner Tugenden, die Macht seiner Rede, die Liebe seines Herzens triumphierte über alle Angriffe. Predigend und segnend kam er nach Worms, Schletstadt, Breisach, Freiburg, ermunterte in Polen den schwachen König und die höhere Geistlichkeit zur Treue im Glauben und zur Abwehr der bereits stark um sich greifenden Irrlehre. Ihm ist es nächst Gott vorzugsweise zu danken, dass Polen bis heute katholisch geblieben ist.

 

Abermals wurde Kanisius zum Konzil nach Trient berufen und von ihm beauftragt, die Beschlüsse den deutschen Reichsfürsten zu überbringen. Als das geschehen war, reiste er wieder in verschiedene Städte, um den Glauben wiederherzustellen und es gelang seinen Mühen, Würzburg und Erlangen wieder im Glauben zu befestigen. Sieben Jahre lang versah er das Amt eines Hofpredigers zu Innsbruck und wünschte als alter Mann von 60 Jahren sich in die Verborgenheit zurückzuziehen, aber der päpstliche Nuntius in Luzern bat ihn dringend, in die Schweiz zu kommen, um dem verheerenden Umsichgreifen des Protestantismus zu wehren und ein Jesuitenkollegium in Freiburg zu gründen. Die betörten Bewohner der Stadt wollten nichts davon wissen, aber die Geduld und Festigkeit des gelehrten und heiligen Kanisius brachte das Werk zustande. Noch 17 Jahre arbeitete, betete, lehrte und litt er und hatte bei seinem Tod am 21. Dezember 1597 die Freude, dass kein Irrlehrer mehr im ganzen Kanton Freiburg wohnte. Bei seinem Tod entstand in der Stadt ein solches Weinen und Wehklagen, wie über ein allgemeines Unglück. Aus großer Verehrung küssten die Leute dem Leichnam Hände und Füße, berührten ihn mit ihren Rosenkränzen und schätzten sich glücklich, einige Haare oder ein Stückchen von seinem Kleid zu erhalten. Sein Leib wurde in der Jesuitenkirche zu Freiburg bestattet und durch viele Wunder verherrlicht. Am 20. November hat ihn Papst Pius IX. selig gesprochen, und am 21. Mai 1925 erfolgte durch Papst Pius XI. die Heiligsprechung und die Ernennung zum Kirchenlehrer. Unter den Schriften des heiligen Petrus Kanisius haben besonders seine beiden Katechismen jahrhundertelang die gesegnetsten Früchte getragen.

 

Der selige Jakob Varingez von Bitetto,

auch: Jakobus aus Slavonien oder Illyrien, Franziskaner-Laienbruder,

+ 27.4.1496 – Fest: 27. April (20. April)

 

Dieser Selige erhielt seinen Beinamen von Dalmatien, wo er geboren war. Er ging nach Italien und trat da als Laienbruder in das Franziskanerkloster von Bitetto (kleine Stadt neun Meilen von Bari). Aus dem Eifer, mit dem er nach den Vollkommenheiten strebte, ersah man, dass er dereinst eine der schönsten Zierden seines Ordens werden würde. Und wirklich wurde er auch die Bewunderung der verschiedenen Häuser, in die ihn seine Obern schickten, und besonders des Klosters von Conversano (etwa achtzehn Meilen von Bari), wo ihm die Kirche übergeben worden war. Der Anblick des irdischen Feuers erinnerte ihn an das höllische Feuer und trieb ihn an sich immer mehr an Gott anzuschließen. Oft hatte er heilige Entzückungen. Als er in der Folge wieder nach Bitetto zurückgerufen wurde, beschloss er da sein gottseliges Erdenleben am 27. April 1485 (1496). Durch seine Fürbitte sind mehrere Wunder gewirkt worden und man hat deren Geschichte nach glaubwürdigen Zeugen bekannt gemacht. Der Name des heiligen Jakobus aus Illyrien ist am 20. April im Franziskaner-Martyrologium, das Benedikt XIV. herausgegeben hat, aufgezeichnet.

 

Der heilige Macallius von Irland, Eremit, Bischof und Bekenner,

+ 27.4.488 – Fest: 27. April

 

Der heilige Macallius (Maughold in Irland und St. Macull in Frankreich), war Hauptmann jener Räuber- oder Freibeuter-Bande, die der heilige Patricius zum Glauben bekehrt hat. Durch die heilige Taufe wurde er in einen ganz neuen Menschen umgeschaffen, und von dieser Zeit an ging aus seinem Verhalten deutlich hervor, dass er gewissenhaft den Eindrücken der Gnade Jesu folgte. Aus Furcht, er möchte den Gelegenheiten zur Sünde unterliegen, zerbrach er alle Bande, die ihn an die Welt noch anfesselten und erwählte die Insel Man zu dem Ort seiner Einsamkeit.

 

Der heilige Patricius hatte den heiligen German auf diese Insel gesandt und ihn sogar zum Bischof geweiht, damit er dort eine Kirche stiften konnte. Der heilige German ist immer als der Apostel von Man verehrt worden, und der Dom zu Peel-Castle ist unter seiner Anrufung eingeweiht worden.

 

Nach dem Tod des heiligen German schickte der heilige Patricius zwei Missionare auf diese Insel, Conindrius und Romulus. Dies geschah genau zu der Zeit als Macallius dort anlandete. Nachdem sie Gott zu sich berufen hatte, soll unser Heiliger, nach dem einstimmigen Zeugnis der Bewohner dieses Eilandes, im Jahr 468 zum Bischof geweiht worden sein. Bis dahin hatte er in einer Gebirgsgegend, die nach ihm St. Maughold genannt wurde, ein sehr asketisches Leben geführt. Durch seine Arbeiten und Tugendbeispiele erweiterte er ungemein das Reich Jesu Christi. Man weiß nichts Zuverlässiges von seinem Todesjahr. Gedacht wird seiner in den englischen und irländischen Kalendern.

 

Einst stand ein berühmtes Kloster zu Russin auf der Insel Man. (Russin, das eine nicht unbedeutende Feste besitzt, führt nun den Namen Castletown und ist der Hauptort des Eilandes.) Noch bis vor nicht allzu langer Zeit zählte man 18 Pfarreien auf der Insel. Eine der dortigen Kirchen führt den Namen des heiligen Maughold und seine Reliquien sind bis zur sogenannten Reformation darin aufbewahrt worden. 

 

Der heilige Anthimus von Nikomedien, Bischof und Märtyrer,

+ 303 – Fest: 27. April

 

Als Kaiser Numerian, der Sohn des Carus, im Jahr 284 gänzlich geschlagen worden war, bekleidete das in Chalcedon stehende Kriegsheer Diokletian mit dem Purpur. (Diokletian war ein Emporkömmling und stammte aus Dalmatien von einfachen und armen Eltern. Er nahm frühzeitig Waffendienste wahr und schwang sich stufenweise zu den ersten Ehrenstellen.) Im folgenden Jahr bekämpfte und besiegte der neue Kaiser einen anderen Sohn des Carus, mit Namen Carin, der im Abendland regierte. Dieser Sieg verbannte indes noch nicht alle seine Besorgnisse. Einerseits fürchtete er der Last der Geschäfte zu unterliegen, andererseits zweifelte er an der Treue des Heeres, besonders der prätorianischen Wache, die beinahe schon durch drei Jahrhunderte nach Willkür über das Reich herrschte und ihren Gebietern das Leben raubte. Da er außerdem in Erwägung zog, dass er keine männlichen Erben hinterlassen würde, beschloss er, sich einen Mitregenten bei zugesellen. Seine Wahl fiel auf Maximian Herkulius, auf den er sein ganzes Vertrauen setzte, und den er als einen vortrefflichen Kriegsmann kannte. (Maximian Herkulius war von unbekannter Herkunft. Geboren wurde er in einem Dorf bei Sirmium in Pannonien. Er hatte eine grausame Gemütsart und war ein Sklave aller Laster. Sein Emporkommen verdankte er seiner kriegerischen Tapferkeit.)

 

Da diese beiden Fürsten, bei den Gefahren, die von allen Seiten das Reich bedrohten, Ängste hatten und alle Hoffnung aufgaben, allen ihren Feinden Widerstand leisten zu können, ernannte sich jeder einen Cäsar, der ihnen in Verteidigung ihrer Staaten behilflich sein sollte. Dadurch wollten sie sich auch zugleich einen Nachfolger bestimmen. Diokletian ernannte Maximian Galerius für das Morgenland, und Maximian Herkulius ernannte Constantius Chlorus für das Abendland. (Maximian Galerius war ein Bauer aus Dakien, der in das römische Kriegsheer sich aufnehmen ließ. Alles verriet an ihm einen wilden und grausamen Menschen. Sein Blick, seine Stimme, sein ganzes Äußere flößte Schrecken ein. Nebenbei war er beinahe ein fanatischer Eiferer für die Abgötterei. – Constantius Chlorus entstammte aus einem bekannten Haus und vereinigte in seiner Person alle Eigenschaften, die einen großen Fürsten ausmachen.)

 

In den ersten Jahren seiner Regierung beunruhigte Diokletian die Christen nicht im Geringsten. Indes wurden doch einige gemartert, der alten Verordnungen zufolge, die noch nicht zurückgenommen waren. Galerius aber verfolgte sie bald in allen von ihm abhängigen Provinzen mit unbändigem Hass. Auch bot er alles auf, um zugleich Diokletian zu derselben Verfolgungswut aufzureizen. Während des Winters, den er 302 in Nikomedien zubrachte, setzte er besonders zur Erreichung dieses Zwecks alle möglichen Triebfedern in Bewegung.

 

Unterdessen ließ sich Diokletian noch nicht ganz dazu verleiten, sondern vermied, die Angelegenheit aufs Äußerste zu steigern, aus Furcht, das Vergießen des Christenblutes würde neue Unruhen im Reich erzeugen. Schließlich befragte man das Orakel des Apollos zu Miletus. „Die Antwort“, sagt Lactantius, „war so, wie sie ein Feind des Christentums erwarten konnte.“ Derselbe Schriftsteller erwähnt an zwei Stellen einen anderen Vorfall, der nicht wenig dazu beitrug, Diokletian gegen die Anbeter Jesu Christi aufzubringen. Da dieser Fürst 302 in Antiochien war, schlachtete er eine Menge Opfertiere, um aus ihren Eingeweiden die Zukunft zu erforschen. Einige christliche Hauptleute, die um ihn standen, bezeichneten ihre Stirn mit dem Kreuzzeichen. Daraufhin fanden die Zeichendeuter, Haruspexe genannt, nicht das, was sie in den Eingeweiden der Opfer suchten. Sie schlachteten neue ab, unter der Vorgabe, die Götter seien noch nicht genug besänftigt. Sie waren dabei aber nicht erfolgreicher als beim ersten Mal. Plötzlich schrie derjenige auf, der den Zeremonien vorstand, man solle sich über dieses Ereignis gar nicht wundern, weil Profane oder Unheilige zugegen seien, die den Opferdienst in Verwirrung bringen. Durch diese Unheiligen meinte er die Christen. Der erzürnte Kaiser befahl auf der Stelle, es sollen alla anwesenden Christen, wie auch jene, die am Hof angestellt seien, den Götzen opfern. „Ich will,“ fügte er hinzu,“ dass alle, die sich weigern dies zu tun, mit Ruten geschlagen werden.“ Auch ließ er an alle Kriegsoberste Befehle ergehen, dass sie alle Soldaten, die nicht opferten, aus dem Heer entfernten.

 

Noch ein anderer Umstand mochte Diokletian in seinem Rachegefühl gegen das Christentum bestärkt haben, obwohl er eine ganz andere Wirkung hätte hervorbringen sollen. Er wird erwähnt in einem Beschluss, den Constantin an das ganze Reich ergehen ließ. Hier stehen die eigenen Worte dieses Fürsten:

„Man sagt, Apollo habe zu jener Zeit aus einer dunklen Höhle, nicht durch den Mund der Priester, das Orakel vernehmen lassen, er könne nicht mehr Wahres ankündigen, weil die Gerechten, die auf Erden leben, ihn daran hinderten, und darum würden vom Dreifuß falsche Sprüche erteilt. Diokletian ließ die Haare wachsen, um dadurch seinen Schmerz anzudeuten und das traurige Schicksal der Menschen zu bedauern, die keine Orakel mehr hätten. Ich rufe dich, o Gott des Himmels, zum Zeugen, dass ich die Wahrheit sage. Ich hörte, als ich noch ein Junge war, den unglücklichen, wahrhaft unglücklichen und vom Irrtum verblendeten Kaiser bei seinen Hofleuten sehr emsig nachforschen, wer diese Gerechten auf der Erde seien? Worauf im einer seiner Opferpriester sagte, es wären die Christen. Dieser nun, der eine solche Antwort, wie Honig, mit gierigem Mund gehört hat, zog seine Schwerter, die nur gegen das Laster gewendet sollten, gegen die heiligen, tadel- und Makellosen Menschen, und daher jene grausamen, gleichsam mit blutigen Dolchen geschriebenen Verfügungen, in denen er den Richter befohlen hat, all ihren Scharfsinn zur Erfindung neuer Werkzeuge der Qualen anzustrengen.“

 

Die Verfolgung nahm ihren Anfang am 23. Februar, an dem Tag, an dem die Heiden das Fest ihres Gottes Terminus begingen. (Der Februar war bei den Römern der letzte Monat des Jahres als dieses Fest eingesetzt wurde und er blieb es bis zur Verbesserung des Kalenders durch Julius Cäsar.) Es war auf nichts anderes abgesehen als auf die gänzliche Vernichtung unserer heiligen Religion. Früh am Morgen begab sich der Statthalter, von mehreren Beamten begleitet, in die Kirche der Christen, sprengte die Türen auf, nahm die Bücher der göttlichen Schriften, die er finden konnte, und ließ sie verbrennen. Alles Übrige wurde der Plünderung preisgegeben. Von einem Altar herab sahen Diokletian und Galerius alles was vorging. (Da die Kirche auf einer Anhöhe stand, konnte man sie von dem Palast aus sehen.) Lange beratschlagten sie sich, ob sie die Kirche in Brand zu stecken befehlen sollten. Diokletian, der besorgt war, die Flammen möchten auch anderen Häusern der Stadt den Untergang bringen, war der Meinung, man solle sie nur abbrechen lassen. Man schickte daher eine beträchtliche Abteilung der prätorianischen Wache dahin, die sie auch wirklich in sehr kurzer Zeit schleiften.

 

Des anderen Tages wurde eine Verordnung bekanntgemacht, dass alle Kirchen niedergerissen und die heiligen Schriften verbrannt werden sollten. Auch hieß es darin, man würde alle Christen, egal welchen Standes sie sein mögen, zur Folter ziehen, und sie würden von nun an unfähig sein, irgendein Amt oder eine Würde zu bekleiden. Sie aber könnten niemals wegen Gewalttätigkeit, Schulden, Ehebrüche usw. das Gesetz anrufen. Sie sollen schließlich aller Rechte beraubt sein, auf die sonst alle Untertanen des Staates ein Recht haben.

 

Kaum als diese Verordnung angeheftet worden war, wurde sie von einem Christen, der eine ansehnliche Stelle bekleidete, wieder abgenommen und in Stücke zerrissen. Sein Eifer, den Lactanz mit Recht als unvorsichtig bezeichnet, kam, wie Eusebius meint, aus göttlicher Eingebung. Letzterer Schriftsteller betrachtet nur die Absicht. Dieser Christ wurde verhaftet und zu wiederholten Malen auf die Folterbank gespannt. Schließlich legte man ihn auf einen glühenden Rost, auf dem er sein Opfer vollbrachte. Unter den Peinigungen zeigte er eine wundervolle Geduld und Standhaftigkeit.

 

Auf diese erste Verordnung erfolgte bald eine zweite. Es wurde darin angeordnet, die Bischöfe zu verhaften, sie in Ketten zu legen und mit allen erdenklichen Martern zum Götzenopfer zu zwingen. Man glaubt, der heilige Anthimus sei bei dieser Gelegenheit ins Gefängnis geworfen worden. Wie es auch immer war, die Stadt Nikomedia strömte damals über vom Blut der Christen.

 

Die Wut des Galerius gegen die Jünger des Erlösers war aber noch nicht gesättigt. Um auch Diokletian dahin zu bewegen, sie auf dieselbe grausame Weise zu misshandeln, bediente er sich eines Kunstgriffes, der die ganze Abscheulichkeit seiner barbarischen Gemütsart enthüllte. Durch seine Günstlinge ließ er im kaiserlichen Palast Feuer legen. Sogleich beschuldigten die Götzendiener die Christen als Urheber dieses Brandes und übten die schrecklichste Rache an ihnen aus. Dies hatte Galerius vorgesehen und das wollte er eben bezwecken. Man streute die Gerüchte aus, die Christen hätten, im Einverständnis mit etlichen Entmannten, nach dem Leben der beiden Fürsten gestrebt und sie in ihrem Palast lebendig verbrennen wollen. Diokletian glaubte diesen Gerüchten und ließ in seiner Gegenwart alle seine Hausgenossen aufs grausamste foltern, um die Mordbrenner ausfindig zu machen. Allerdings konnte man sie nicht entdecken, weil man mit der Dienerschaft des Galerius keine Untersuchung anstellte.

 

Vierzehn Tage darauf wurde neuerdings Feuer gelegt. Auch diesmal konnte man den Urhebern nicht auf die Spur kommen, denn es waren wieder die Leute des Galerius. Dieser Fürst verließ an demselben Tag noch die Stadt Nikomedien, obgleich es mitten im Winter war. Wenn man ihn hörte, tat er es ganz allein, um nicht durch die Christen verbrannt zu werden. Der Palast wurde wenig beschädigt, weil man sogleich das Feuer löschte. Die Christen wurden ebenfalls dieses zweiten Brandes für schuldig erklärt.

 

Von dieser Zeit an kannte Diokletians Wut keine Schranken mehr. Die unglücklichen Christen mussten die ganze Schwere dieser Wut fühlen. Die schauderhaftesten Peinigungen mussten diejenigen erdulden, die nicht opfern wollten. Valeria, die Tochter des Kaisers und Gemahlin des Galerius, und Prisca, des Kaisers Gemahlin, die beide Christinnen waren, sahen sich in der Gefahr, entweder eines grausamen Todes zu sterben oder den Götzen zu opfern. Sie wurden beide aus schmachvoller Feigheit abtrünnig, aber sie wurden dafür bestraft auf die schrecklichste Weise. Ihr Leben war von nun an ein Gewebe von Unfällen, nach denen sie, auf Befehl des Licinius, öffentlich enthauptet wurden. (Im Jahr 304 hat Licinius die ganze Familie Diocletians und die des Maximian Galerius umbringen lassen.)

 

Die mächtigsten der Kämmerlinge, die bis dahin die Aufsicht des Palastes gehabt und die Räte des Kaisers waren, wurden die ersten Schlachtopfer der Verfolgung. Sie wollten lieber in den Qualen sterben als ihrem Glauben untreu werden. Die Vornehmsten unter ihnen waren: der heilige Petrus, der heilige Gorgonius, der heilige Dorotheus, der heilige Indus, der heilige Migdonius u.a.m.

 

Vom Palast verbreitete sich die Verfolgung über die Kirche von Nikomedien, wo der heilige Anthimus Bischof war. In seinem Triumph begleiteten ihn die Priester und die anderen Diener seiner Kirche, die mit allen ihren Hausgenossen für den Glauben starben.

 

Die gemeinen Gläubigen wurden so wenig als die Geistlichen verschont. In den Tempeln standen Richter, die alle jene zum Tode verurteilten, die zu opfern sich weigerten. Um sie zu peinigen, erfand man neue Werkzeuge. In allen Gerichtshöfen wurden Altäre aufgestellt und niemand konnte den Schutz der Gesetze in Anspruch nehmen, es sei denn, er hat zuerst der christlichen Religion abgeschworen. Man gestattete nicht, sagt Eusebius, dass das Volk kaufte oder verkaufte, Wasser nach Hause trägt, Getreide mahlt, irgendein Geschäft trieb, er habe denn zuvor gewissen Götzen geopfert, die an den Ecken der Straßen, bei den öffentlichen Brunnen, auf den Marktplätzen usw. aufgestellt waren. Aber alle Peinigungen waren unnütz und vergeblich würde man Ausdrücke suchen, die kräftig genug wären, den Mut zu schildern, mit dem eine unzählige Menge Christen für Jesus ihr Leben hinopferten. Truppenweise verbrannte man Personen jeden Standes und jeden Alters. Mehrere wurden enthauptet, andere ins Meer geworfen. Das römische Martyrologium feiert am 27. April das Andenken derjenigen, die bei dieser Gelegenheit die Marterkrone davontrugen.

 

Von Nikomedien ging die Verfolgung in alle Provinzen des Reichs. Es folgte ein Beschluss auf den anderen. Der vierte erschien zu Anfang des Jahres 304. Er befahl, alle Christen zum Tod zu verurteilen, wenn sie in ihrer Religion beharrten. Die Statthalter, sagte Lactantius, sahen es als einen großen Ruhm an, wenn sie über einen Christen siegten. Daher wandten sie auch alle Martern an, die die zynische Grausamkeit erfinden konnte. Das Blut der Christen floss überall. Obgleich Constantius ihnen günstig gesinnt war, so hatte er doch nicht Ansehen und Einfluss genug, um das Ungewitter von Großbritannien, wo er die Befehlsgewalt hatte, abzuhalten. Es wäre um unsere Religion geschehen gewesen, würde sie menschlichen Ursprungs sein. Gott aber, der über seine Kirche wachte, bediente sich zu ihrer Erweiterung derselben Mittel, mit denen die Menschen sie zu vernichten wähnten. Diejenigen, die ihre heftigsten Feinde gewesen waren, erlitten die Strafe, die sie durch ihre Ungerechtigkeit und Grausamkeit verdient hatten.

 

Die Urheber der ersten allgemeinen Christenverfolgungen empfanden ebenso sichtbar die Wirkungen des göttlichen Zornes. Dies ersieht man aus der trefflichen Abhandlung des Lactantius, mit dem Titel: „Von dem Tod der Verfolger.“ Während also die Märtyrer unsterbliche Kronen errangen, trugen ihre Feinde schon in diesem Leben die Strafe ihrer Verbrechen.

 

Erst in der Ewigkeit wird man die unendliche Verschiedenheit zwischen dem wahren und dem falschen Glück sehen. Alsdann wird der Zauber verschwinden und die Dinge werden erscheinen, wie sie in der Wirklichkeit sind. Wir werden die ganze Nichtigkeit der irdischen Größen und den Wert jener sogenannten Leiden, denen unser Leben ausgesetzt ist, erkennen. Weil die Märtyrer die Ewigkeit nie aus ihren Augen verloren hatten, haben sie solchen Mut bewiesen. Fest überzeugt, dass alles in der Liebe Gottes besteht, in der Erfüllung seines Willens und der guten Verwendung der Drangsale dieses Lebens, gingen sie dem grausamsten Tod freudig entgegen. Nichts vermochte sie zu erschüttern, wenn sie bedachten, dass nach diesem Leben alles wieder in seine Ordnung tritt, und ihre Mühseligkeiten durch eine ewige und unermessliche Herrlichkeit belohnt werden. 

 

Pater Alban vom heiligen Heribert

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 27. April 1748 beschloss der lobwürdige Pater Alban vom heiligen Heribert (Johannes Wick) seine irdische Laufbahn. Pater Alban erblickte das Licht der Welt zu Köln am 1. Juni 1679. Seine angesehenen und vermögenden Eltern legten viel Gewicht auf seine wissenschaftliche und sittliche Ausbildung. Mit Freuden gaben sie ihre Zustimmung, als er sich am 11. April 1695 den unbeschuhten Karmeliten seiner Vaterstadt anschloss. Die Oberen waren mit dem jungen Mann höchst zufrieden, erwies er sich doch bereits im Noviziat als wahrhaft vollkommener Ordensmann. Seine theologischen Studien machte er im Kloster zu Prag und zwar mit solchem Erfolg, dass ihn die Oberen, bald nach der Beendigung, auf den Lehrstuhl beriefen. Seines tiefgründigen Wissens halber, stand Pater Alban allgemein in höchster Achtung. Nach dreizehn Jahren fruchtbarster Wirksamkeit wurde er vom Lehrfach abberufen, um dem heiligen Orden, 11 Jahre als Prior, 5 Jahre als Provinzialdefinitor, 8 Jahre als Provinzial und 3 Jahre als Generaldefinitor, seine Dienste zu leisten. In letzterer Eigenschaft musste er auch die Generalvisitation seiner Heimatprovinz vornehmen. Schon hatte er sich in Mannheim und Heidelberg seines Auftrages erledigt, als ihn ein äußerst heftiger Asthmaanfall aufs Krankenlager niederwarf und nach drei Tagen seinem segensreichen Wirken ein Ziel setzte. Mit ihm schied ein überaus tüchtiger Oberer, ein Mann von vorbildlicher Klugheit und Güte. Gelegenheit, Proben davon zu geben, hatte er viele, die uns jedoch nicht alle berichtet sind. Am glänzendsten traten sie wohl in dem zwischen dem Ordinariat zu Augsburg, unter dem die Schwestern von Neuburg standen, und dem Orden schwebenden Streit an den Tag, als die Schwestern baten, der Leitung ihrer Mitbrüder unterstellt zu werden. Da verstand er es so klug vorzugehen, dass einerseits das Ordinariat der Loslösung jener Schwestern bereitwillig zustimmte, andererseits die Schwestern sich gerne herbeiließen, eingeschlichene Missbräuche zu beseitigen. Pater Alban hatte auch ein so mildes Wesen, dass er sterbend beteuern konnte, er habe sich selbst bei Bestrafungen, zu denen er durch seine Ämter genötigt war, nie von einer Leidenschaft leiten lassen.

 

Pater Maximilian vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 27. April 1864 starb zu Würzburg der lobwürdige Pater Maximilian vom heiligen Joseph. Pater Maximilian, der mit weltlichen Namen Georg Pfister hieß, wurde am 31. Mai 1801 zu Retzbach in Franken geboren, trat im Jahr 1825 in den Orden. Er wurde im Laufe der Zeit zu fast allen Ämtern herbeigezogen, war öfters Prior und Provinzial. Sein Hauptverdienst ist wohl, dass er im Auftrag des Ordens das Regensburger Kloster wieder errichtete und die strenge Beobachtung der heiligen Regel in ihm einführte. Ersteres war mit nicht geringer Mühe verbunden; war doch die Kirche gelegentlich der unseligen Klosteraufhebung in eine Mauthalle verwandelt worden, in die man mit Pferden ein- und ausfuhr. Die ganze Einrichtung musste erneuert werden; es kostete unsäglich viel Geld und Arbeit, bis sie wieder eingeweiht werden konnte. Während der Jahre 1834-1836 war er allein zu Regensburg Prior und Konvent, Bauleiter, Seelsorger und Karmelitengeistfabrikant in einer Person. Er arbeitete mit Aufwand aller Kraft, mit außerordentlicher Geschicklichkeit und großem Erfolg. Bei der Wiederherstellung des Klosters war dem Konvent nebst der leeren Kirche nur die Pforte, die Sakristei und der hintere Hof angewiesen worden, während den Konvent Sträflinge bewohnten. Den Bemühungen Pater Maximilians gelang es, durch einen Wohltäter eine neue Fronfeste erbauen zu lassen, so dass die Sträflinge aus dem Kloster entfernt und der Konventbau wieder von den Patres und Mitbrüdern bewohnt werden konnte. Und wie eifrig wirkte Pater Maximilian im Weinberg des Herrn! Man musste staunen, wenn man gewahrte, wie Pater Maximilian zu all seinen Beschäftigungen noch so viele körperliche Strengheiten fügte, beispielsweise täglich barfuß in die nahe Niedermünsterkirche zum Messelesen ging, mochte es im Winter auch noch so heftig schneien, und wie er an den Sonn- und Feiertagen von Früh 4 Uhr bis Mittag im Beichtstuhl saß, ebenfalls barfuß trotz der grimmigsten Kälte. Sein Ableben erfolgte zu Würzburg, wo er eben Prior des Klosters und Provinzvikar war. Gott allein weiß, wieviel Gutes Pater Maximilian gestiftet. Sein Andenken blieb in Segen bei allen innerhalb und außerhalb des Klosters, die das Glück hatten, ihn kennenzulernen und unter seiner geistlichen Leitung zu stehen.

 

Schwester Theresia Margareta von der Menschwerdung

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Theresia Margareta von der Menschwerdung. Schwester Margareta wurde am 5. September 1637 als Tochter des Odoardo Farnese, des Herzogs von Parma und Piacenza geboren und tags darauf von Bischof Scapi getauft. Eine Kapuzinerin hatte ihrer Mutter geweissagt: "Durchlaucht, glauben Sie mir, das Kind, das Sie zur Welt bringen, wird eine große Heilige." Bei den Karmelitinnen zu Parma war von dem im herzoglichen Haus bevorstehenden Ereignis nicht das Geringste bekannt. Um so mehr musste es überraschen, dass die Stifterin des Klosters im Augenblick der Geburt Katharinas, wie Schwester Margareta in der heiligen Taufe genannt wurde, sprach: "Meine Töchter, sagen wir dem lieben Gott Dank, denn die Frau Herzogin hat soeben ein Töchterchen geboren, das in diesem Kloster unbeschuhte Karmelitin wird." Die Prinzessin besaß von frühester Jugend an eine fromme Gesinnung, las gerne erbauliche Bücher und wäre am liebsten eine Einsiedlerin geworden, wozu sich ihr allerdings keine Möglichkeit bot. Katharina war aber deswegen noch nicht heilig; im Gegenteil! Sie fühlte eine arge Neigung zu Stolz und Eigensinn in sich, die ihr nicht geringe Schwierigkeiten im Tugendstreben bereitete. Stolz wies sie die Hand des Herzogs Maximilian zurück, weil sie einen nichtregierenden Fürsten nicht heiraten wollte; aber ebenso wenig wollte sie auch von einer Vermählung mit dem König von England etwas wissen. "Diesen werde ich ganz gewiss ausschlagen!" versicherte sie, "es wäre mir unmöglich, einen Mann zu lieben, der im Kirchenbann ist, und Kinder für die Hölle zu erziehen." Von Kindheit an hatte sie eine Vorliebe für die Karmelitinnen. Seit dem fünften Lebensjahr verehrte sie bereits die heilige Theresia. Oft kamen ihr auch Klostergedanken, aber sie wies dieselben immer sogleich wieder von sich; ja sie unterließ es gegen ihre sonstige Gewohnheit absichtlich, das heilige Kreuzzeichen zu machen, damit Gott ihr mit solchen Gedanken ferne bliebe. Schließlich konnte sie jedoch dem Zug der Gnade nicht mehr widerstehen, so dass sie in die Worte ausbrach: "Mein Herr, wenn du mich als unbeschuhte Karmelitin haben willst, dann bin ich einverstanden, aber in ein anderes Kloster gehe ich durchaus nicht." Bald darauf besuchte sie in Begleitung ihrer Schwestern eine sterbende Karmelitin, um sich deren Gebet zu empfehlen. Diese Ordensfrau achtete nicht auf die übrigen Prinzessinnen, beim Eintritt Katharinas aber sprach sie: "Veni sponsa Christi = Komme, Braut Christi!" Das machte auf Katharinas ohnehin bewegtes Gemüt einen tiefen Eindruck. Als kurze Zeit darauf die Stifterin des Klosters vom Schlag gerührt wurde und der Sprache beraubt todkrank dalag, wurde Katharina gestattet, sie ebenfalls zu besuchen. Welch eine Überraschung, als die Sterbende bei ihrem Anblick plötzlich die Sprache wieder erhielt und, obwohl Katharina niemand etwas von ihren Berufssorgen mitgeteilt hatte, gerade darauf anspielte und sprach: "Meine Tochter, unterwirf dich doch endlich den inneren Einsprechungen Gottes; er wartet schon so lange geduldig auf deine Zustimmung, er will, dass du Karmelitin wirst. Ich werde bald sterben und dir meinen Platz abtreten." Daraufhin fasste Katharina den endgültigen Entschluss und trat am 22. März 1662 ins Kloster. Mehr als 200 Edelleute der Stadt und eine ungezählte Schar von auswärts gaben ihr das Geleit. Fünftausend Gewehrschüsse verkündeten das Ereignis den Anwohnern. Mit den Worten: "Auf Wiedersehen im Paradies", verabschiedete sich Katharina von den Ihrigen. An der Klosterpforte warf sie sich nieder und flehte: "Herr, lehre mich Demut und Unterwürfigkeit, damit ich meinen Kopf beugen kann . . . alles andere muss vor der Tür bleiben." Die Berufung in den Karmel betrachtete sie zeitlebens als großes Glück und voll Dankbarkeit und in tiefer Demut sprach sie oft: "Der liebe Gott gewährt diese Gnade nur wenigen fürstlichen Personen. Trotzdem hat er mir, der undankbarsten, sie gewährt." Hohe weltliche und kirchliche Würdenträger sprachen sie zuweilen mit dem Titel "Hoheit" an. Diesen pflegte sie zu bemerken: "Wenn Sie Fürsten oder Hoheiten suchen, dann müssen Sie an den Hof gehen; in diesem armen Kloster sind nur unbeschuhte Karmelitinnen." Sie wäre am liebsten Laienschwester geworden; da man ihr dies nicht gestattete, erbat sie sich sooft als möglich, deren Arbeit verrichten zu dürfen. Wie der Demut befleißigte sie sich jeglicher Tugend. Am 15. Oktober 1672 verpflichtete sie sich geradezu durch ein Gelübde, stets das zu tun, was sie als das Vollkommenere erkenne. Im Jahr 1683 sprach sie: "Schwestern, ich muss bald sterben, meine Frau Mutter will mich bei sich haben"; sie hatte ihre Mutter nämlich in der Klostergruft, wo sie bestattet war, deutlich im Sarg klopfen hören. Am Fest der Erscheinung des Herrn, dem 6. Januar 1684, vernahm sie mit acht anderen Schwestern einen heftigen Schlag im Chor. Da versicherte Schwester Margareta: "Der liebe Gott wiederholt seine Mahnung . . ., dass wir dieses Land verlassen sollen und uns auf die Ewigkeit vorbereiten." Bald darauf verursachte eine entsetzliche Kälte, der eine feuchte, ungewöhnliche Wärme folgte, gefährliche Fieber-Erkrankungen. Acht Schwestern starben im Kloster, darunter Schwester Margareta. Sie verschied am 27. April ohne Todeskampf, mit einem Lächeln auf dem Angesicht im 46. Jahr ihres Lebens; im 22. ihrer Profess.

 

Gebet am 27. April

 

O Maria, meine Hoffnung! Du siehst zu deinen Füßen einen armen Sünder, der leider nur zu oft aus eigener Schuld ein Sklave des Satans geworden ist. Ach, wäre ich immer zu dir geeilt, hätte ich in jeder Versuchung dich sogleich um Hilfe angerufen, ich wäre gewiss niemals in eine Sünde gefallen. Doch ich hoffe, o meine liebenswürdige Königin, dass ich durch deine Vermittlung bereits aus der Gewalt des bösen Feindes befreit bin, aber ich fürchte, ich möchte neuerdings in seine Fallstricke geraten. Hilf mir, o meine Mutter, meine Zuflucht. Steh mir bei! Amen. 

 

Kirchengebet

 

O Gott, der Du zum Schutz des katholischen Glaubens den heiligen Petrus mit Tugend und Wissenschaft ausgerüstet hast, verleihe gnädig, dass durch seine Beispiele und Ermahnungen, die Irrenden zum Heiland zurückkehren und die Rechtgläubigen im Bekenntnis der Wahrheit verharren, durch Christus, unsern Herrn. Amen.

 

Zur heiligen Zita

 

O würde doch auch ich die Armen recht lieben, weil Gott haben will, dass man sie lieben soll. Bitte denn für mich, heilige Jungfrau Zita, dass mir, wenn die Nacht meines Lebens hereinbricht, Jesus und Maria an den Pforten des Todes beistehen, und mir zur Pforte des ewigen Lebens werden. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Von der heiligen Jungfrau Zita, die am heutigen Tag zu Lucca in Italien hoch verehrt wird, berichtet ihre Lebensbeschreibung, dass sie zu dem heiligen Namen Maria eine besondere Andacht getragen, und alle diejenigen, die diesen Namen führten, für ihre Oberinnen angesehen habe.

 

Andacht am 27. April:

 

Das Thema im April:

Von der Geduld

"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)

 

"Die nach der Vollkommenheit streben, sollen ja nie sagen: "Ich hatte Recht, und ohne dass ich es verdiente, wurde ich also misshandelt!" Wenn ihr nur die Kreuze tragen wollt, die auf die Vernunft gestützt sind, werdet ihr niemals vollkommen werden." (Die heilige Theresia von Avila)

Ein Diener Gottes war in tiefe Betrübnis versenkt; denn schwer hatte man ihn verleumdet, und diese Verleumdung hatte ihm Hass und Verfolgungen zugezogen. Da wandte er sich in der Bitterkeit seiner Seele zum Herrn und sprach: "O mein Erlöser, wie lange noch willst Du gestatten, dass ich also misshandelt werde? Du weißt es, dass ich schuldlos an allem bin, worüber böse Zungen mich schmähen!" Als er nun so betete, kam es ihm vor, er sähe unseren Heiland ganz mit Wunden bedeckt, der zu ihm spräche: "Und um welcher Schuld willen wurde ich also behandelt?" Diese Worte wirkten so tief auf sein Herz, dass er sich sehr erfreute, mit seinem göttlichen Herrn unschuldig verleumdet, verfolgt und verachtet zu werden, und er klagte nicht mehr, sondern dankte dem Herrn Jesus, dass Er ihn der Gnade seiner Gleichförmigkeit gewürdigt hatte.

Ein Bruder fragte den Abt Elias und sprach: "Wenn ich meinen Nächsten beleidigte, wie soll ich ihn um Verzeihung bitten?" "Aus der Tiefe deines Herzens," antwortete ihm der Abt, "und mit wahrer Reumütigkeit, dann wird Gott, wenn Er dein gutes Vorhaben sieht, das Herz deines Nächsten erweichen."

 

O mein Jesus, der Du unverschuldet gelitten hast und auf die unwürdigste Weise misshandelt wurdest, verleihe mir, dass ich mich erfreue, wenn ich um der Gerechtigkeit willen verleumdet und verfolgt werde. Denn nicht größer bin ich, Dein letzter Jünger, denn Du, mein göttlicher Herr und Meister! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 27. April

 

"Viele Leute sind gedemütigt ohne demütig zu werden.

Es ist darum nicht weniger wahr,

dass die Demütigung der Weg zur Demut ist."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 27. April - Von der Fröhlichkeit der Diener Gottes

 

Herr, wer dir dient mit seligem Vertrauen,

Der trägt den Himmel in der Brust;

Die Hoffnung, bald dich schleierlos zu schauen,

Verwandelt ihm die Last in Lust.

 

1. Die Fröhlichkeit frommer Menschen, die Gott dienen, gereicht Gott zur Ehre, denn die Freude, die auf ihrem Angesicht leuchtet, gibt allen kund, dass sie einem guten Herrn dienen. Ja sie zieht auch zu seinem Dienst manche von denjenigen an, die sie so vergnügt sehen. Denn welcher Mensch liebt nicht Freude und Fröhlichkeit? Die Lasterhaften suchen sie in der Befriedigung ihrer Gelüste. Darunter jedoch gibt es auch edle Gemüter, die, weil sie im Dienst dieser grausamen Herren die Freude nicht finden, die sie gehofft hatten, zuweilen ohne sonderliche Mühe an fromme Diener Gottes sich anschließen, die sie immer heiteren und fröhlichen Gemütes sehen.

 

2. Wer Gott dient, und dabei traurig und niedergeschlagen ist, der verunehrt seinen Herrn. Er bringt seinen Dienst in üblen Ruf und schreckt andere von der Frömmigkeit zurück. Denn bei seinem Anblick erachten die Weltkinder, das sanfte Joch Jesu Christi sei unerträglich, und es wird jede ernste Tugend ihnen zuwider. Welcher Herr aber wird Diener lieben, die seinen Dienst allenthalben in ein verhasstes Licht stellen? "Ich ehre meinen Vater," spricht der Herr, "ihr aber verunehrt mich!" Was habe ich euch zuleide getan? Oder worin habe ich euch betrübt? Entfernt euch von mir! Lieber ist es mir, dass ihr mir gar nicht, als dass ihr mir mit Unlust dient!

 

3. Verlangst du nach dieser geistigen Fröhlichkeit, so habe ein reines Gewissen, und löse dein Herz von den Geschöpfen, deren Verlust das Herz betrübt, das sie liebt. Stelle Gottes Vorsehung dich gänzlich anheim, und wünsche nichts Vergängliches mit sehnlichem Verlangen. Wer weltliche Unterhaltungen und Tröstungen der Sinne sucht, der erstickt die geistige Freude. Der Gedanke an Gott, an seine Wohltaten und an die ewigen Freuden, die er denjenigen bereitet, die ihn lieben, ist ein Quell unversiegbarer Freude für alle seine Diener, und ein kräftiger Trost in allen ihren Trübsalen. "Frohlockt im Herrn, ihr Gerechten; denen, die aufrichtigen Herzens sind, geziemt es, ihn zu loben." (Psalm 34,2)

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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