Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

27. Juli

 

Der selige Berthold, Abt und Bekenner von Steyergarsten,

+ 27.7.1142 - Fest: 27. Juli

 

An dem linken Ufer der Enns in der Nähe der Stadt Steyr in Oberösterreich liegt die herrliche Klosterkirche von Garsten. Einst ein angesehenes Benediktinerstift, dienen die ausgedehnten Klostergebäude seit 1787 profanen Zwecken. Trotz dieses Verfalls und vielfacher Änderungen im Lauf der Zeiten lebt in Oberösterreich das Andenken an den ersten Abt des Stiftes, den seligen Berthold, fort. Auf Bitten des ehrwürdigen Dieners Gottes Franz Josef Rudigier, Bischof von Linz, hat der Apostolische Stuhl am 30. August des Jahres 1883 die Feier des Festes des seligen Abtes Berthold für die Diözese Linz für den heutigen Tag gestattet.

 

Berthold oder Berchtold, das heißt „der glänzend Herrschende“, stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Bogen in Niederbayern und ward um das Jahr 1090 geboren. Er wurde in den Benediktinerstiften Admont in Steiermark und St. Blasien im Schwarzwald erzogen und wurde im letzteren selbst Mönch.

 

Der junge Ordensmann zeichnete sich bald so sehr durch Tugenden aus, dass er zum Prior ernannt wurde; später wurde er in das Stift Göttweig in Niederösterreich als Nachfolger des seligen Wirnto berufen, und im Jahr 1111 zum ersten Abt des Stiftes Garsten gewählt. Dieses hatte 1080 Markgraf Ottokar III. von Stermark gegründet und 1108 den Benediktinern von Göttweig übergeben.

 

Berthold war seinen Mönchen als Abt wirklich das, was sein Name sagt, ein Vater und Meister, Vater durch unbegrenzte Liebe, der den Seinen in allem mit schönstem Beispiel voranging, ein Meister, der genau für Einhaltung der klösterlichen Zucht sorgte, wie er sie in St. Blasien gelernt hatte.

 

Für sich lebte der Abt streng und begnügte sich mit dem geringsten Maß von Speise und Trank und Ruhe und verzichtete auf alle Bequemlichkeit. So viel es möglich war, oblag er geistlichen Betrachtungen und Studien und der Sorge für seine Untergebenen und die vielen Leute, die um Rat und Hilfe von allen Seiten zu ihm kamen.

 

Voll Eifer für das Heil der Seelen, brachte er gar viel Zeit im Beichtstuhl zu, so dass seine Untergebenen manchmal darüber klagten. Als Beichtvater genoss er bald einen solchen Ruf, dass unzählige von allen Seiten, Arme und Hohe, das einfache Landvolk und vornehme Herrschaften, zu ihm kamen, um bei ihm Trost zu suchen und zu finden. Kaiser Konrad III. wählte den frommen und klugen Mann zum Beichtvater. Markgraf Leopold der Heilige benützte seine Vermittlung in einer wichtigen Angelegenheit.

 

Da das Stift wegen des guten Geistes, der in ihm herrschte, bald bekannt wurde, mehrte sich von Jahr zu Jahr die Zahl derer, die um Aufnahme baten. Aber so groß auch die Zahl der Diener Gottes wurde, so hatten sie doch nie einen Mangel. Dafür sorgte ihr geistlicher Vater, der Abt.

 

Auch Arme und Gäste fanden immer liebevolle Aufnahme. Dem Erzbischof Konrad von Salzburg, der vor Kaiser Heinrich V. fliehen musste, gewährte Berthold in seinem Kloster ein Asyl. Aus Dankbarkeit und Verehrung für den vortrefflichen Abt, der vor allem das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchte, kamen viele Reiche und Wohlhabende dem Stift durch bedeutende Schenkungen und Vermächtnisse zu Hilfe.

 

Streng sah Berthold darauf, dass nichts auf unrechtmäßige Weise erworben wurde; wo er das vermutete, ließ er die Schätze lieber in die Enns werfen, als dass er ungerechtes Gut unter seinem Dach geduldet hätte.

 

Gott selbst half oft mit Wundern, die auf das Gebet des heiligen Abtes geschahen. So vermehrte er den Vorrat an Brot und Fischen, mit denen viele Gäste gesättigt werden sollten. Unzählige Kranke und vom bösen Geist Gepeinigte heilte er durch sein Gebet und das Zeichen des heiligen Kreuzes. Er erkannte das Innere fremder Menschen und sagte kommende Ereignisse voraus.

 

So leitete der Abt in Heiligkeit und Weisheit durch 30 Jahre seine Ordensfamilie; sie und die ganze Umgebung von Garsten betrachteten und verehrten ihn wie ihren geistlichen Vater, Wohltäter und Führer und liebten und schätzten ihn über alles.

 

Als im Jahr 1142 Nachricht vom Stift Admont kam, sich dorthin zum Begräbnis des Abtes Godefried zu begeben, sagte Abt Berthold zu den Boten: „Kehret um; euer Herr befindet sich wieder besser und wird genesen. Aber saget ihm, wenn Botschaft von mir kommt, soll er nicht zögern, zu mir zu kommen.“ Abt Godefried war wirklich genesen; Berthold aber musste sich todkrank zu Bett legen. Er hörte noch die Bekenntnisse der Seinen, gab ihnen rührende Ermahnungen, empfahl ihnen seinen Kaplan Eberhard als Nachfolger und betete mit ihnen die Litanei, bis er seine reine Seele aushauchte; es war am Fest des heiligen Pantaleon, dem heutigen Tag. Abt Godefried geleitete ihn zur letzten Ruhe.

 

Viele Wunder verherrlichten Bertholds Andenken; Prozessionen kamen an sein Grab, dem Mann Gottes, der im Leben so mitleidig und liebevoll gewesen, sich zu empfehlen. Mancherlei Schicksale kamen über sein Stift; wurde es auch durch die unglückseligen Klosteraufhebungen Kaiser Josef II. seinem ursprünglichen Zweck entzogen, Kirche und Gebäude blieben erhalten und das Andenken an den edlen ersten Abt ist im oberösterreichischen Land nicht erloschen. Es erfüllte sich an ihm die Worte des Heiligen Geistes: „Geliebt ward er von Gott und den Menschen; sein Andenken ist ein Segen; er hat ihn wie einen Heiligen verherrlicht, ihn groß gemacht zum Schrecken der Feinde, und ließ auf sein Wort große Plagen aufhören. Er verherrlichte ihn vor Königen, gab ihm Befehle an sein Volk und zeigte ihm seine Herrlichkeit. Um seiner Treue und Sanftmut willen heiligte er ihn und erwählte ihn vor allem Fleisch... Er gab ihm selber die Gebote und das Gesetz des Lebens und der Zucht.“ (Jesus Sirach 45,1-6)

 

Der heilige Benno II., Bischof und Bekenner von Osnabrück,

+ 27.7.1088 – Fest: 27. Juli

 

Unter den Bischöfen von Osnabrück ragt der heilige Benno durch hohen Glanz der Heiligkeit hervor. Er wurde geboren zu Lüningen in Schwaben. Seine Eltern zeichneten sich durch Unbescholtenheit des Lebens und durch Liebe zur Religion aus. Da sie lange der Nachkommenschaft entbehrten, unternahmen sie eine Wallfahrt nach Rom, um von Gott einen Sohn zu erbitten. Gott erhörte ihr demütiges Flehen und schenkte ihnen einen Sohn, den sie Benno nannten und ihrem Gelübde gemäß dem Dienst Gottes weihten. Deshalb übergaben sie ihn dem berühmten Geschichtsschreiber Hermann dem Lahmen zu Straßburg zur Erziehung. Bei ihm machte Benno solche Fortschritte in den Wissenschaften und übertraf seine Mitschüler so sehr in leichter Auffassung, an Geist und Wissenschaft, dass vornehme Männer, insbesondere der Bischof von Straßburg, auf ihn aufmerksam wurden. Dieser nahm ihn auf einer Reise in das Heilige Land als Begleiter mit.

 

Als Benno von Palästina zurückgekehrt war, begab er sich nach Speier, wo zu jener Zeit die Wissenschaften in schönster Blüte standen, und sammelte sich dort einen großen Schatz von Gelehrsamkeit. Er folgte dann dem Ruf des Kaisers Heinrich III. nach Goslar und bald wurden seine außerordentlichen Kenntnisse so bekannt, dass viele Fürsten sich bestrebten, ihn für ihr Land zu gewinnen. In diesem Wettstreit siegte Ezelin, der Bischof von Hildesheim, der ihn mit großen Versprechungen bewog, das Amt des ersten Leiters an der Domschule zu Hildesheim zu übernehmen. Dieses Amt verwaltete er mit solcher Umsicht und Pflichttreue, dass diese Schule in ganz Deutschland einen hohen Ruf erlangte. Außerdem bediente sich Ezelin des Rates von Benno in allen wichtigen Angelegenheiten und vertraute ihm Gesandtschaftsdienste an. Nachdem er mit Ezelin von einem Feldzug zurückgekehrt war, den Kaiser Heinrich III. gegen die Ungarn unternommen hatte, wurde er Dompropst zu Hildesheim und Erzpriester zu Goslar, und zeichnete sich durch Klugheit und Frömmigkeit so vorteilhaft aus, dass nach dem Tod des Bischofs Benno I. von Osnabrück der Kaiser kein Bedenken trug, ihn im Jahr 1067 zu dessen Nachfolger zu ernennen.

 

Am ersten Tag des folgenden Jahres wurde er als Benno II. vom heiligen Erzbischof Anno zu Köln unter feierlichen Zeremonien zu Bischof geweiht. Von da reiste er nach Osnabrück und sorgte mit großem Seeleneifer für das Heil seiner Diözese, er streute den Samen des göttlichen Wortes unter das Volk, eiferte für die guten Sitten seiner Untergebenen, und übte alle seine Pflichten mit solcher Herablassung und solcher Güte, dass er sich und allen nützlich wurde und hohes Ansehen genoss. Durch unwegsame Sümpfe, deren es in jener Gegend viele gibt, ließ er für die Reisenden trockene und ebene Wege anlegen, auf dem Platz der alten Feste Iburg, die zur Zeit Karls des Großen zerstört war, errichtete er ein Benediktinerkloster, stattete es mit vielen Gütern aus, und tat noch viel anderes Gutes, um das Heil seiner Diözese zu fördern. Bis zu seinem Ende lebte er wie die Mönche zu Iburg, mit denen er aufs Freundschaftlichste verkehrte und denen er in geistlichen Übungen so folgte, als wäre er durch ihre Regeln verbunden. An Verdiensten und Tugenden reich, starb er am 27. Juli 1088 im Kloster Iburg.

 

Der Lebensbeschreiber des heiligen Benno, der zweite Abt des Klosters Iburg, namens Norbert, zeichnet seine Tugenden mit den Worten: „Es wohnte dem Bischof Benno eine große Geisteskraft und eine ausgezeichnete Standhaftigkeit, eine schlagfertige und fließende Rede inne, so dass er seine Zuhörer wirksam lenkte. Zu überzeugen und zu bessern, war seine Absicht. Was er versprochen hatte, hielt er unverbrüchlich, und ließ sich weder durch Versprechungen von Geschenken, noch größere Vorteile in seiner Treue und Freundschaft wankend machen. Gegenüber den Seinigen war er ziemlich sparsam, gegenüber Armen und Fremden außerordentlich freigebig, den Betrübten zeigte er zartes Mitleid, Gefangenen und Kranken, Hungernden und Nackten, Reisenden und Fremdlingen, Witwen und Waisen kam er mit allen Kräften zu Hilfe. Aber Übeltäter, Ehebrecher, Meineidige, Schänder des Heiligtums bestrafte er mit aller Strenge und ohne Nachsicht. War jemand durch das weltliche Gesetz verurteilt, so versuchte er ihn zur Lebensbesserung zu bewegen oder würdig auf den Tod vorzubereiten. Wenn ihm selbst dies nicht gelang, dann schickte er einen anderen Priester hin und bat die Richter, das Urteil zu mildern.

 

Der Abtötung des Fleisches ergeben, pflegte er oft zu fasten und sich von Fleischspeisen zu enthalten, und ermahnte durch Wort und Beispiel auch andere dazu. Wenn ihn jemand um Dispens vom Fasten anging, so pflegte er dafür ein Almosen für Arme und Obdachlose zu fordern, denn – meinte er – es sei Gott besonders wohlgefällig, einen Armen zu bekleiden, nach Jesu Wort: „Ich war nackt und ihr habt mich bekleidet.“

 

Außer seiner hohen und bewunderungswürdigen Kenntnis aller Wissenschaften, die sein bischöfliches Amt verlangte, besaß der heilige Benno auch eine erstaunliche Kenntnis in geringeren Sachen. Vom Haushalt wusste er mehr, als alle anderen, besonders, wie man die Häuser bauen, das Vieh aufziehen, den Acker bestellen und besäen und die Bauernwirtschaft fördern müsse. Dies lernte er indes nicht durch eigene Übung, vielmehr durch Kunst und Nachdenken, so dass ihn keiner an Fleiß, Sorgfalt und glücklichen Erfolgen übertraf.

 

Der heilige Cölestin I., Papst und Bekenner von Rom,

+ 27.7.432 – Fest: 27. Juli

 

Cölestin, ein Römer von Geburt, folgte dem heiligen Bonifacius im September 422 nach, wo er einhellig zum Papst ausgerufen wurde. Als die Nachricht seiner Erhebung nach Afrika gekommen war, schrieb ihm der heilige Augustin, um ihm zu huldigen. In demselben Brief beschwört er ihn durch das Andenken des heiligen Petrus, der allen Hirten jede Art von Gewaltsamkeit und Tyrannei untersage, dem Bischof von Fussala, den ein Concilium von Numidien zum Ersatz seiner Räubereien und Erpressungen verurteilt hatte, seinen Schutz nicht angedeihen zu lassen.

 

Dieser Bischof hieß Antonius. Er war anfänglich ein Jünger des heiligen Augustin, und dieser Heilige hatte nicht wenig zu dessen Erwählung zum Bischof beigetragen. Diese Würde war aber die Ursache seines Falles: der Stolz erstickte seine guten Anlagen, und der Geiz steigerte seine Unordnungen aufs Höchste. Der heilige Augustin erhob sich am kräftigsten gegen ihn. Sein Eifer war umso feuriger, weil er fürchtete, man möchte ihn für die Laster eines Mannes, zu dessen Erhöhung er am meisten beigetragen hatte, verantwortlich machen. Antonius gewann für sich den Metropoliten von Numidien, der bei dem Concilium, wo jener verdammt wurde, den Vorsitz hatte. Und er appellierte nach Rom, in der Hoffnung, auch Bonifacius I. durch seine Ränke zu überraschen. Er mochte eine Zeitlang geglaubt haben, dass ihm dies gelungen sei, denn Bonifacius, nachdem er die Empfehlungsbriefe des Antonius von seinem Metropoliten gelesen hatte, schrieb in der Tat zu seinem Vorteil an die Bischöfe von Numidien, und deutete ihnen an, sie möchten ihn wieder einsetzen, doch nur in der Voraussetzung, dass alles, was man ihm desfalls berichtet habe, der Wahrheit entspreche. Antonius kam nach Fussala zurück, bedrohte die Einwohner, mit gewaffneter Hand sich wieder einsetzen zu lassen, wofern sie ihn nicht aus freiem Willen annehmen sollten. Als mittlerweile Papst Bonifacius gestorben war, meldete Augustin dem Nachfolger von ihm alles, was sich in dieser Sache zugetragen hatte. Cölestin sah, dass Antonius aller Verbrechen, deren man ihn angeklagt hatte, schuldig sei. Daher entsetzte er ihn seines Amtes, nachdem er den Ausspruch des Conciliums von Numidien bestätigt hatte.

 

Der heilige Cölestin schrieb an die Bischöfe von Illyrien, um den Erzbischof von Thessalonich in der Eigenschaft eines apostolischen Vikars in jener Gegend zu bestätigen. Er schrieb ebenfalls an die Bischöfe der Provinzen Vienne und Narbonne, um sie zur Abstellung mehrerer Missbräuche zu vermahnen. Unter anderem deutete er ihnen an, allen Sündern die Lossprechung zu erteilen, die sie auf dem Totenbett aufrichtig verlangten, weil die Reue nicht sowohl von der Zeit, als vom Herzen abhänge. Da er sich in seinem Brief kräftig aussprach, machte daselbst dessen Ansehen den gewünschten Eindruck. „Meine hirtenamtliche Obhut“, sagte er, „ist nicht durch die Orte beschränkt, sie erstreckt sich auf alle Länder, wo man Jesus Christus anbetet.“

 

Als Nestorius, Patriarch von Konstantinopel, von den Morgenländern seine Lehre verdammt sah, schrieb er zwei Briefe nach Rom, worin er seine Gesinnungen mit verfänglichen Worten ausdrückte. Allein der heilige Cyrillus, Patriarch zu Alexandrien, gab zu gleicher Zeit dem Papst Kunde von den Irrlehren, die Nestorius ausstreute. Cölestin berief 430 eine Kirchenversammlung nach Rom, in der man die Schriften dieses Ketzers prüfte, und seine Gotteslästerungen wider die Einheit der Person in Jesus Christus verdammte. Nestorius wurde als exkommuniziert erklärt, wofern er in 10 Tagen, nachdem ihm dieses Urteil bekannt gemacht wurde, seine Irrtümer nicht widerriefe. Der Papst nannte den heiligen Cyrillus zum Kommissar im Orient, und gab ihm Vollmacht, in seinem Namen einzuschreiten.

 

Da Nestorius den Gehorsam verweigerte, versammelte man einen allgemeinen Kirchenrat zu Ephesus. Cölestin schickte die zwei Bischöfe Arcadius und Projectus, und den Priester Philippus als Legaten dahin, und gab ihnen zugleich die Weisung, sich an den Patriarchen von Alexandrien zu halten. Auch erließ er an das Concilium einen Brief, in dem er sagte, er habe seine Legaten bevollmächtigt, das, was er im Kirchenrat zu Rom bereits beschlossen hätte, in Ausführung zu bringen. Auch ermahnte er die Väter zu Ephesus zu jener Liebe, die so dringend anempfohlen wurde vom heiligen Johannes, dessen Überbleibsel der Gegenstand ihrer Verehrung sei.

 

Die Vorlesung dieses Sendschreibens wurde mit großem Beifall von der ganzen Kirchenversammlung vernommen, die in der großen Kirche zu Unserer Lieben Frau am 22. Juni 431 ihren Anfang nahm. Bei der 1. Sitzung waren 190 Bischöfe zugegen. Nestorius, der sich in der Stadt aufhielt, wurde vergebens vorgeladen, er wollte nicht erscheinen. Seine Hartnäckigkeit in Behauptung seiner Irrlehre bewog die Väter des Conciliums ihn zu exkommunizieren, und seines Amtes zu entsetzen.

 

Auf die Verdammung des Nestorianismus erfolgte nicht gleich die Wiederherstellung des Friedens in der Kirche. Es herrschte noch immer Spaltung unter den morgenländischen Bischöfen. Cölestin suchte sie zu vereinbaren, was ihm auch nach vielen Mühen gelang.

 

Da einige Priester aus Gallien fortwährend die Lehre des heiligen Augustinus über die Notwendigkeit der Gnade tadelten, schrieb der Heilige an die Bischöfe des Landes, um sie zu ermahnen, dass sie eine so ärgerliche Neuerung schleunig unterdrücken sollten. In seinem Brief legt er dem heiligen Augustinus großes Lob bei. „Unsere Vorfahren“, sagte er, „haben ihn immer als einen der berühmtesten Kirchenlehrer angesehen, und das Andenken dieses großen Mannes wird nimmermehr durch das Geschrei einiger Menschen verdunkelt werden können“.

 

Als er um dieselbe Zeit erfuhr, dass ein gewisser Agricola in Britannien den Samen des Pelagianismus ausstreute, sandte er den heiligen Germanus von Antissiodorum (Auxerre) in der Eigenschaft eines Vikars dahin. Dieser heilige Bischof, von eben so reinem als erleuchtetem Eifer entflammt, verdrängte die Blendwerke des Irrtums, und bewahrte die britische Kirche vor den sie bedrohenden Gefahren.

 

Eben dieser große Papst schickte auch den heiligen Palladius als Glaubensboten zu den Schotten, die Irland und den nördlichen Teil von Britannien bewohnten. Nach dem Bericht mehrerer Verfasser von Lebensbeschreibungen des heiligen Patricius, erhielt dieser große Apostel Irlands seine Sendung 431 ebenfalls von Cölestin.

 

Dieser heilige Papst starb am 27. Juli 432, nachdem er ungefähr 10 Jahre auf dem apostolischen Stuhl gesessen hatte. Er wurde auf dem Kirchhof der Priscilla beerdigt, wo er das Concilium von Ephesus hatte abmalen lassen, um dadurch seine Ehrfurcht für diese heilige Kirchenversammlung zu beurkunden. Seine Reliquien würden später in die Kirche der heiligen Praxedis übersetzt. Seine Grabschrift sagt von ihm, er sei ein trefflicher Bischof gewesen, geliebt und geehrt von jedermann, und zum Lohn seines heiligen Lebens der Anschauung Jesu Christi und der ewigen Glückseligkeit gewürdigt worden. Das römische Martyrologium, das seiner an diesem Tag gedenkt, erteilt ihm dieselben Lobsprüche.

 

Die selige Maria Magdalena Martinengo, Kapuzinerin, Äbtissin,

+ 27.7.1737 – Fest: 27. Juli

 

Nach den Lehren und dem eigenen Lebensbeispiel der Heiligen vollzieht sich der Aufstieg der Seelen auf den Berg der christlichen Vollkommenheit für gewöhnlich in drei Wegstufen, die man in der Wissenschaft der Heiligen genannt hat: Weg der Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung. Es ist ein langer, schwieriger Kreuz- und Himmelsweg, der die Seele zuerst aus der Nacht der Sünde und der Leidenschaften herausführt in das Lichtreich der Gnade, sie sodann die Höhenpfade des christlichen Gebetslebens und Tugendstrebens weist und zuletzt im Glorienlicht der mystischen Vereinigung mit Gott schon auf dieser Welt in den Vorhof des Himmels geleitet. In dem Leben der Heiligen und Seligen aus der neueren Zeit, über deren innere Seelenentwicklung genauere Angaben vorhanden sind, lässt sich dieser naturgemäße, stufenweise Aufstieg gut verfolgen. Schließlich haben ja für die praktische Nachahmung der Heiligen weniger die Berichte über ihre Wunder, Weissagungen und Visionen, wie sie früher mit Vorliebe gepflegt wurden, Bedeutung. In der neueren Zeit, d.h. in den letzten fünf Jahrhunderten, hat der Franziskusorden der Kapuziner die meisten Heiligen und Seligen aufzuweisen, darunter die selige Maria Magdalena Martinengo, deren Seelenentwicklung durch ihre Selbstbiographie und andere Berichte als ein Musterbeispiel angesehen werden kann.

 

Als ein Kind von besonderer Begnadung und Berufung erschien einst das junge Töchterchen des Grafen Martinengo in Oberitalien. Die kleine Prinzessin war in Wahrheit eine „Perle“, als die sie ihr Name Margarita kenntlich macht. Ausgezeichnet mit allen Gaben der Natur und Übernatur, vergöttert von Verwandten und Bekannten, führte sie ein mehr himmlisches als irdisches Leben in früher Jugendzeit. Mündliches und betrachtendes Gebet war die übernatürliche Luft, in der der kleine Engel lebte. Abtötungen und Opfer waren Freude und fast ein liebes Spiel im Dienst des göttlichen Bräutigams, dem Margarita ewige und unverletzliche Brautliebe gelobt hatte. Bisher hatte die Gnade gewirkt, blauer Himmel und heller Sonnenschein ihre Seele in ein Paradies verwandelt. Bald begann aber der Weg der Reinigung, Läuterung und Prüfung der Seele durch ein Fegfeuer der schrecklichsten Versuchungen gegen Glauben und Reinheit. Verzagtheit und Verzweiflung zermürbten alles stolze Selbstvertrauen. Die unrichtige Leitung und Beurteilung seitens der Beichtväter trieb die arme Seele durch alle Höllenqualen der „geistlichen Nacht“. Während dieser inneren Wirrnisse suchte die Welt die junge Prinzessin an sich zu reißen. Ihre Brüder erschienen plötzlich im Institut, wo sie bei den frommen Nonnen ausgebildet wurde, brachten prächtige Kleider, die neuesten Romane mit und beglückwünschten das sechzehnjährige Mädchen als Bräutchen eines ganz ideal gesinnten jungen Edelmannes, mit dem die Verehelichung in der allernächsten Zeit stattfinden sollte. Ein schwerer Streit erhob sich in dem gequälten Herzen: Himmelsbraut oder Erdenbraut? Die Gnade siegte. Margarita beharrte auf ihrem Klosterentschluss. War diese Überrumpelung nicht gelungen, so sollte eine längere Belagerung diese Seelenfestung zu Fall bringen. Nach dem Willen des Vaters musste Margarita eine Rundreise durch Italien machen, von einem Fürstenhof zum andern. Die Pracht der Städte und Fürstenhöfe, Schmeicheleien und Drohungen, Feste und Theater würden doch diese eigensinnige Prinzessin von ihren Klostergedanken abbringen. Inmitten aller verführerischen Pracht wurde sie vom bittersten Herzweh und Heimweh gequält, von Furcht vor dem strengen Klosterleben geschüttelt, von den Verwandten allseits bestürmt – schließlich gab Margarita den Widerstand auf und griff zur Feder, um ihrem zugedachten Bräutigam ein Liebesbillett zu schreiben. Da kam eine Zofe dazu und bat die Prinzessin, noch etwas zu warten und zu Gott um Erleuchtung und Starkmut zu beten. Und siehe, Gnade und Wille siegten über das Herz. Mit heiliger Energie brachte Margarita das schwere Opfer und ließ sich bei der Einkleidung mit dem rauen Ordenskleid der Kapuzinerinnen die übliche Dornenkrone aufs Haupt setzen, deren Stacheln ihr Leib und Seele in einem langen Martyrium durchbohren und zuletzt als himmlische Lichtstrahlen ihre ewige Gloriole bilden sollten. Auch im Kloster hatte die eifrige Novizin mit dem Namen Maria Magdalena noch manche Fegfeuerleiden der inneren Reinigung durchzumachen. Dann aber führte sie Gott mit Riesenschritten den Weg der Erleuchtung vorwärts und aufwärts im Gebetsleben und Tugendstreben. Als Braut des Herrn lebte sie nur allein dem innigen Verkehr des Gebetes, des Glaubens und der Liebe mit Gott. Beständig blieb die Selige in Gott gesammelt und äußerer Lärm und Unruhe konnte die heilige Stille in ihrem Seelenheiligtum nicht stören. „Mutter,“ wurde sie einst von einer Nonne gefragt, wie können Sie sich unter solchem Geschrei in Gott gesammelt halten?“ Darauf erwiderte die Äbtissin: „Ich meine in einer Wüste zu sein, umgeben von vielen Vögeln, die mir kein Leid verursachen.“ Unter ihrem allseitigen Tugendheroismus fällt besonders ihre ganz außergewöhnliche Berufung zu körperlichen Leiden und Selbstkreuzigungen auf, wodurch sie sich ganz als Brandopfer zu Ehren ihres gekreuzigten Bräutigams darbrachte mit der Begründung: „Mein Gott, ich wünsche, dass mein Leib vom Kopf bis zu den Füßen voll Schmerz und Pein sei zur Nachahmung der Leiden Jesu!“ Ferner ragt sie durch das Gelübde hervor, immer das Vollkommenere zu tun. Das drückte sie in den Worten aus: „Ich mache das Gelübde, das Vollkommene und Gott wohlgefälligere zu tun, zu reden und zu denken, und habe die Meinung, dass alle jene Tugenden, die ich nenne, als ebenso viel besondere Gelübde gelten: die Demut, Geduld, die Liebe, das beständige Gebet, die Eingezogenheit, der Eifer im Lob Gottes, die Abtötung in allen Dingen, die Meidung jeder Erleichterung, die freudige Annahme jedes Leids, das Stillschweigen, die Vergegenwärtigung Gottes und die beständige Verleugnung des eigenen Willens.“ Im zwanzigsten Lebensjahr hat die Selige dieses einzig dastehende Gelübdeopfer dargebracht und es treulich eingehalten trotz ihrer arbeitsreichen Ämter als Pförtnerin, Novizenmeisterin und schließlich Äbtissin, wobei sie eine mehr himmlische als irdische Amtsführung bewies.

 

Diesen heroischen Lebenseifer belohnte Gottes Gnade durch die Erhebung auf die seltene, dritte Stufe des geistlichen Lebens, zur Vereinigung mit Gott. Die Selige schreibt in ihrer, im heiligen Gehorsam verfassten Selbstbiographie: „Ich begann meinen Weg mit den Worten: O mein Gott, ich liebe dich! Dabei blieb ich stehen und es schien mir, ich stünde ganz in Brand. So hielt ich mich drei bis vier Stunden wie unbeweglich und kostete eine überaus süße, zuweilen aber auch gewaltige Liebe. Ich hatte zu solcher Zeit keinen besonderen Gedanken und fühlte mich ganz brennend. Die Süßigkeit der Inbrunst schien mir oft wie unerträglich, weshalb ich ausrief: O mein Gott, ich kann nicht mehr! Es wundert mich sehr, dass ich nach achtzehn Jahren eines solchen Liebesbrandes noch am Leben bin.“ Endlich sollte für diese Braut und Jüngerin Christi in ihrem schmerzlich-seligen Martyrium die Erlösungsstunde schlagen. Als sich die Selige auf ihr Schmerzens- und Sterbelager hinstreckte, rief sie jubelnd: „Es ist vollbracht!“ Nach einer letzten Leidensprüfung holte der himmlische Bräutigam die Seele heim zur ewigen Hochzeit.

 

Jeder Christ hat die Berufung zu einer bestimmten Stufe der Vollkommenheit. Er erhält dazu die notwendigen Gnaden und soll auch in getreuer Benutzung dieser übernatürlichen Talente an seiner Heiligung arbeiten, vor allem auf dem Weg der Reinigung und Erleuchtung. Zuerst sich herausarbeiten aus den schweren und lässlichen Sünden. Sodann Gebetsübung und Streben nach den christlichen und berufsmäßigen Tugenden. Bei diesem Fortschritt der Seele bilden das Geheimnis des Erfolgs die drei Hauptübungen: Innerlichkeit und Losschälung von den Geschöpfen, Selbstüberwindung und Beharrlichkeit. Dazu kommt noch die Fügung und Führung der Vorsehung, die mit Gottes Meißel und Hammer durch mancherlei Leiden aus dem spröden Material der Seele mit Zeit und Geduld ein kleineres oder größeres Heiligenbild herausarbeitet. Kleine Heilige müssen wir alle werden.

 

Der heilige Pantaleon von Nikomedia, Arzt und Martyrer,

+ 27.7.303 – Fest: 27. Juli

 

Nicht lange nach dem Bischof Anithymus, also im Jahr 303 oder 304 wurde durch den Martertod vollendet der heilige Pantaleon. Er war geboren zu Nikomedien in Bithynien. Sein Vater Eustorgius frönte dem Götzendienst, und seine Mutter Eubula bekannte sich zur Religion der Christen. Beide waren von sehr großem Religionseifer beseelt, er für die heidnische Götterverehrung, und sie für die heilige Lehre vom Kreuz. Sehr früh leitete die fromme Mutter ihr Kind zur Erkenntnis des einzig wahren Gottes an, wurde aber vom Tod eher hingerafft, als sie eine vollständige Kenntnis der christlichen Lehre bei dem zarten Knaben hätte begründen können. Nur wenige kleine Samenkörner konnte sie noch in das junge Gemüt legen, die nach ihrem Tod bald erstickt zu sein schienen, später dann aber doch zur herrlichen Pflanze hervorwuchsen. Sobald Pantaleon das erforderliche Alter erreicht hatte, wurde er von seinem Vater zur Erlernung der weltlichen Wissenschaften bestimmt, in denen er einen glänzenden Fortschritt machte. Später widmete er sich der Arzneiwissenschaft mit einem Erfolg, der die leidende Menschheit zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Seine vortrefflichen Geistesgaben, seine ausgezeichnete Geschicklichkeit, verbunden mit einer einnehmenden Körpergestalt, und einem anständigen und liebenswürdigen äußerlichen Erscheinen, erwarben ihm die Zuneigung des Maximian Gaterius, der ihn an seinen Hof zog.

 

Hermolaus, ein würdiger christlicher Priester, und schon betagter Greis, wurde aufmerksam auf den jungen, hoffnungsvollen Mann, und ihm in seinem Herzen sehr gewogen, nicht der äußeren Vorzüge, sondern des edlen Gemütes wegen, das Pantaleon besaß. Vielleicht hatte die sterbende Eubula dem frommen Diener Gottes ihren Sohn empfohlen. Hermolaus suchte eine Gelegenheit, den Pantaleon zu sprechen. Er fand sie und legte ihm mit rührendem Nachdruck an das Herz: eine gesegnete Ausübung der Heilkunde dürfe nicht, nach dem heidnischen Aberglauben, von dem erdichteten Gott Aesculap, sondern müsse von dem einzig wahren Gott, dem Schöpfer aller Dinge, erwartet werden; Jesus Christus, den die Gläubigen verehren, habe nicht nur die unheilbarsten Leibesgebrechen geheilt, sondern auch Tote ins Leben erweckt: wer an Ihn glaube, werde in seinem Namen, nach seiner eigenen Verheißung, ebenfalls große Dinge tun, das höchste Glück seiner Seele befördern, und ein ewiges Leben erlangen. Diese Rede fand Eingang in das Herz des jungen Mannes und weckte in ihm auch eine dunkle Erinnerung an das, was er von seiner Mutter gehört und bei ihr gesehen hatte. Durch das Andenken an die geliebte Mutter war er sehr gerührt und gestand es dem gottesfürchtigen Priester, dass auch sie den Gott der Christen verehrt und dass er sie so oft zu Ihm beten gesehen habe. Er kam jetzt täglich zu Hermolaus, um sich von den Lehren des Christentums eine vollständige Erkenntnis zu verschaffen. Noch war er von ihnen nicht vollkommen überzeugt und daher noch unentschlossen, ob er das Heidentum verlassen und dem christlichen Bekenntnis sich hingeben soll. Eine besondere göttliche Fügung bekräftigte die Überzeugung und beschleunigte den Entschluss. Als er eines Tages nach Hause ging, traf er ein Kind an, das auf der Erde lag und kein Zeichen des Lebens von sich gab. Neben ihm war eine giftige Schlange, die dem Kind den tödlichen Biss beigebracht hatte. Beim ersten Anblick geriet er in Schrecken, trat einige Schritte zurück und überlegte, was er tun soll. Auf einmal fiel ihm ein: „Hier kann und will ich mich überzeugen, ob es wahr ist, was der alte Hermolaus mir so oft schon gesagt hat. Wird das Kind, wenn ich den Gott der Christen darum bitte, wieder ins Leben kommen und die tötende Schlange zu Grunde gehen, so glaube ich.“ Er trat nun zu dem Kind hin, betete zu Gott, und war hoch erstaunt, als er auf der Stelle das Kind lebend und gesund, die Schlange aber tot zu seinen Füßen liegen sah. Jetzt wurde es hell in seinem Gemüt. Eine selige Freude durchströmte sein Herz. Er erhob seine Augen zum Himmel und dankte Gott für das Licht, das er in seinem Innern eben so plötzlich als wundervoll angezündet hatte. Frohlockend eilte er zu Hermolaus, erzählte, was mit ihm vorgegangen war, bekannte sich zum Christentum und bat um die Taufe, die ihm der Priester, nachdem er sich von der Aufrichtigkeit des Bekenntnisses überzeugt hatte, erteilte. Sieben Tage lang verweilte er bei dem gottseligen Greis, in dessen Umgang ihn Gott die Tröstungen des gesunden Heils mächtig empfinden ließ.

 

Je glücklicher sich Pantaleon im Licht der wahren Erkenntnis schätzte, desto mehr schmerzte es ihn, seinen Vater, den er herzlich liebte, in der Finsternis zu sehen. Was nur der wärmste Eifer, was nur die innigste kindliche Liebe ihm eingeben konnte, wendete er an, ihn von der großen Torheit des heidnischen Götzendienstes zu überzeugen. Mit sanfter Rührung sprach er von dem beseligenden Glauben der Christen. Bei seinem großen Eifer für das Heil des Vaters vergaß er indessen doch der zarten Schonung nicht, die die kindliche Ehrerbietung gegenüber den Eltern beobachten soll. Einmal wurde er im Übermaß seines Eifers angetrieben, die Hausgötzen seines Vaters mit Gewalt zu zerstören, besann aber bald des Besseren und bekräftigte in sich den Entschluss, nur auf dem Weg der sanften Liebe die so sehnlich gewünschte Bekehrung des Vaters zu bewirken. Dieser Liebe kam Gottes wundervolle Fügung zu Hilfe. Pantaleon war eben in einem Gespräch mit seinem Vater über die anbetungswürdige Allmacht des Stifters der christlichen Religion begriffen, als einige Menschen einen Blinden zum Haus herführten, der den Pantaleon kläglich bat, dass er seine Heilkunde, wegen der er in so großem Ruf steht, an ihm versuchen und das Augenlicht ihm verschaffen soll. Der Unglückliche erzählte, dass er die Hilfe der geschicktesten Ärzte vergebens angewendet und bereits sein ganzes Vermögen darangegeben habe. „Was wirst du denn mir geben, wenn ich dir das Gesicht verschaffe?“ fragte Pantaleon, worauf der Blinde antwortete: „Den letzten Heller, der mir noch übrig ist.“ Pantaleon sagte zu ihm: „Du wirst das Augenlicht von dem Vater alles Lichtes erhalten. Gehe aber dann nur hin und gib was du mir versprichst den Armen.“ Der Vater riet dem Pantaleon davon ab, einen Handel mit dem Blinden zu versuchen. „Ich bin in Sorge,“ sprach er, „dass dein Bemühen fruchtlos abläuft und dich dann die Leute verspotten werden.“ Darauf erwiderte Pantaleon: „Ich hatte einen ganz anderen Lehrmeister, als die, die diesen Menschen zu heilen fruchtlos versucht haben.“ Jetzt trat er zu dem Blinden hinzu, berührte seine Augen, betete zu Gott unter Anrufung des Namens Jesu, und auf der Stelle wurde er sehend. Und sehend am Geist war jetzt auch der Vater Pantaleons, der sich nun freudig zum Christentum bekannte. Der Blinde war ebenfalls zum heiligen Glauben von Pantaleon bekehrt.

 

Bald danach ging Pantaleons Vater durch einen sanften Tod zur seligen Ruhe hinüber. Der einzige Sohn war auch der einzige Erbe des ansehnlichen Vermögens, das durch seine Wohltätigkeit zur segensreichen Quelle für Arme und Kranke wurde. Pantaleon widmete sich nun ganz seinem Beruf, nämlich der Ausübung der Arzneiwissenschaft, den er durch die genaueste Ausübung der christlichen Religionspflichten heiligte. Ganz opferte er sich und sein Vermögen dem Dienst der unter Krankheit und Gebrechen seufzenden Menschen. Mit weiser Sorgfalt wendete er seine Kenntnisse und die von Gott in die Natur gelegten Heilsmittel zu ihrer Erleichterung an, war aber nicht zufrieden, sie vom Druck der körperlichen Leiden zu befreien, sondern mit dem wärmsten Eifer immer auch bemüht, sie von den Gebrechen des Geistes zu heilen, ihnen wahre und dauernde Gesundheit der Seele zu verschaffen. Durch liebevolle Belehrung, durch sanfte Tröstung, durch eindringliche Ermahnung und Warnung bekräftigte er die Gläubigen und bekehrte viele von den Ungläubigen. Er war, was jeder christliche Arzt sein soll, ein dienstbarer Engel am Bett der Kranken und in der Wohnung der Leidenden. Gott segnete reichlich seine eifrige Bemühung und unterstützte sie mehrmals durch wundervolle Hilfe. Der Zulauf zu ihm wurde deswegen so allgemein, dass die anderen Ärzte der Stadt Nikomedia im heftigen Neid gegen ihn entbrannten. Als sie die Heilung des Blinden, von dem die Rede war, erfuhren, bewunderten sie anfangs die Geschicklichkeit des jungen Arztes, gerieten aber bald in die größte Erbitterung gegen ihn, da sie dahinterkamen, dass er ein Christ ist. Mit arger Schadenfreude benützten sie diesen Umstand, ihn bei Maximinian zu verraten. „Wenn,“ sagten sie, „Pantaleon nicht auf die Seite geräumt wird, so werden seine glücklichen Heilungen dem Gott der Christen zugeschrieben und unser großer Aeskulap wird der verdienten Ehre beraubt werden.“ Sie führten dem Cäsar den geheilten Blinden vor. Da aber der auf keine Weise zu überreden war, dem heidnischen Gott seine Heilung zuzuschreiben, sondern standhaft auf dem Bekenntnis Christi beharrte, so ließ ihn der Tyrann, ungeachtet der Verteidigung der Wahrheit durch Zeugen, ohne weitere Umstände enthaupten, um auf dem kürzesten Weg das Aufsehen, das die wundervolle Heilung verursacht hatte, zu ersticken. Pantaleon kaufte die Leiche des Enthaupteten und verschaffte ihr eine anständige Beerdigung. Bald wurde auch er gerufen zu dem Cäsar, der ihn sehr gütig empfing, ihm sagte, welche Klage gegen ihn vorgebracht worden sei, und mit sehr schmeichelhaften Worten erklärte, dass er die Anklage selbst nicht glaube, sondern sie für eine Folge des arglistigen Neids halte. „Opfere,“ sagte er, „den Göttern und beschäme dadurch die Verleumdung, die dich ihrer Verachtung und der Verehrung des Gottes der Christen beschuldigen!“ Pantaleon erwiderte: „Wo Taten vor Augen liegen, müssen Worte und Meinungen weichen. Die Wahrheit geht über alles. Der Gott, den ich verehre, hat Himmel und Erde erschaffen, er hat Tote zum Leben erweckt, Blinde sehend gemacht, Aussätzige gereinigt, Gichtbrüchige geheilt, und zwar durch ein einziges Wort seiner Allmacht. Die Götter, die ihr verehrt, haben nie solche Dinge getan. Sie sind nicht in der Lage, solche Dinge zu tun. Lasse jemanden, der mit einem unheilbaren körperlichen Übel behaftet ist, hierherbringen, lasse auch deine Götzenpriester kommen, damit sie für ihn die Götter anrufen, - ich will anrufen den einzig wahren Gott und du wirst überzeugt werden von der Nichtigkeit deiner Götter und von der Allmacht des Einzigen, den ich verehre.“ Dieser Vorschlag wurde angenommen. Ein Gichtbrüchiger wurde herzugetragen, und auch Götzendiener gerufen, die fruchtlos bald diesen, bald jenen heidnischen Gott um die Heilung des Elenden anriefen. Schließlich trat Pantaleon hinzu, betete voll Inbrunst und mit gläubiger Zuversicht zu Gott, berührte dann die Hand des Gichtbrüchigen und rief laut aus: „Im Namen Jesu Christi werde gesund!“ Sogleich wurde er geheilt und durch den rechten Gebrauch seiner Glieder erfreut. Staunend stand der Cäsar, staunend standen die Götzenpriester da, während Pantaleon in seinem Herzen Gott dankte, dass er sein Gebet gnädig erhört und den christlichen Namen verherrlicht hat.“

 

Das Staunen der Priester hatte nicht ernsthaftes Nachdenken über das Geschehene, sondern Groll und Erbitterung gegen Pantaleon zur Folge. Sie wendeten ihre ganze Beredsamkeit daran, den Cäsar mit bitterem Hass gegen Pantaleon und gegen alle Christen zu erfüllen und stellten ihm deswegen vor, dass der Götzendienst und die Götzenopfer bald ganz zu Grunde gehen und die Religion der Väter zum Spott wird, wenn dem Glauben der Christen nicht Einhalt geschieht, wenn nicht wenigstens ihre Förderung streng behandelt und auf die Seite geräumt wird.

 

Noch einmal versuchte es Maximinian, den Pantaleon zuerst durch schmeichelndes Zureden und große Verheißungen, und dann durch Drohungen zum Götzenopfer zu bewegen, wobei er ihm den jammervollen Martertod des Bischofs Anithymus zu Gemüte führte. Als er aber den christlichen Helden unerschütterlich fand, entbrannte er gegen ihn in wilder Wut und ließ ihn auf grausame Weise peinigen. Pantaleon wurde an einen Pfahl gebunden, mit eisernen Krallen zerfleischt und mit Fackeln gebrannt, darauf von dem Pfahl wieder weggenommen und in einen Kessel, in dem geschmolzenes Blei war, hineingestellt. In allen diesen Peinen behielt der starke Kämpfer frohen Mut. Er verbarg es dem Maximinian nicht, dass Hermolaus ihn zum Christentum bekehrt habe. Der ehrwürdige Greis wurde aufgesucht, mit noch zwei anderen Männern herbeigeschleppt, und nach grausamer Marter, nebst diesen, enthauptet. Enthauptet wurde schließlich auch Pantaleon, nachdem er vorher den wilden Tieren vorgeworfen und unverletzt geblieben ist und dann mit einem schweren Stein am Hals ins Meer gestürzt und wundervoll erhalten wurde.

 

Die Gesundheit ist ein kostbares Gut. Wie großen Dank sind wir daher Gott dafür schuldig, dass er heilende Kräfte in die Natur gelegt hat, durch die wir dieses Gut, wenn es verloren ist, wieder erhalten können, und auch dafür, dass er die Menschen zur Erkenntnis und rechten Anwendung dieser Kräfte leitet. Wie ehrwürdig müssen uns die menschenfreundlichen Frauen und Männer sein, die es sich zum ernsten Beruf machen, die Leiden der Menschen unter Gottes segnender Leitung zu lindern, und in diesem Beruf keine Mühe, ja selbst die Gefahr ihrer eigenen Gesundheit und des Lebens nicht scheuen. – „Schätze den Arzt, weil man ihn braucht; denn auch ihn hat Gott erschaffen. Von Gott hat der Arzt die Weisheit, vom König empfängt er Geschenke. Das Wissen des Arztes erhöht sein Haupt, bei Fürsten hat er Zutritt. Gott bringt aus der Erde Heilmittel hervor, der Einsichtige verschmähe sie nicht.“ (Jesus Sirach 38,1-4)

 

Pater Fulgentius vom heiligen Nikolaus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 27. Juli 1674 gab zu Köln der lobwürdige Pater Fulgentius vom heiligen Nikolaus seinen Geist auf. Pater Fulgenz war zu Eiffel (Diözese Köln) geboren und trat zu München in den Orden. Nach Vollendung seiner philosophischen und theologischen Studien kam er nach Köln und wirkte dort mehr denn zwanzig Jahre als Beichtvater, Prokurator und Prior. Die Feder vermag nicht zu schildern, wieviel Gutes er daselbst stiftete und wie sehr er Mitbrüder und Weltleute erbaute. Nur zu bald erschöpften die vielen Arbeiten, Nachtwachen, Strengheiten und Bußwerke seine Kräfte. Ein heftiges Fieber raffte ihn nach fünftägigem, hartem Todeskampf, in dem er wohl bereits auf Erden sein Fegfeuer erduldete, dahin. Nach seinem Hinscheiden rührten nicht nur seine Mitbrüder, sondern ebenso die Laien Medaillen und Kreuze an seiner Leiche an und küssten ihm die erkalteten Füße, so hoch stand er in der Achtung aller. Ein galt allgemein als ein vollendeter Heiliger. Er pflegte nicht viel zu sprechen, vermochte aber oft mit einem einzigen Wort Betrübte zu trösten, Unwissende zu belehren, Geängstigte zu beruhigen, Feindselige zu versöhnen, so dass diejenigen, die es sahen, sich nicht genug verwundern konnten. Sein Lieblingsplatz war die Zelle. Musste er ausgehen, so schlug er die am wenigsten begangenen Wege ein, um nicht durch das Begegnen vieler Menschen aus der Sammlung herausgerissen zu werden. Sein Drang, zu fasten, sich zu geißeln, Bußgürtel und Zilizien zu tragen, war so groß, dass die Oberen sich genötigt sahen, seinen Eifer durch ein Verbot zu mäßigen. Um dennoch seinem Verlangen nach Abtötung einigermaßen nachkommen zu können, nahm er seine Zuflucht zu frommer List, stellte bei Tisch die Speise, die er eben nicht aß, neben das Tischtüchlein. Trug sie dann der Tischdiener weg in der Meinung, Pater Fulgenz sei schon gesättigt, so freute er sich, aus Liebe zu Jesus Mangel zu leiden. Seine Mitbrüder waren sämtlich der festen Überzeugung, dass der fromme Pater bei Gott in hohem Ansehen stehe und viel vermöge. Verschiedene Vorkommnisse in seinem Leben grenzen geradezu an das Wunderbare, so eine Erscheinung an einem Baum neben der Klosterkirche. Derselbe war bereits ganz dürr und die Oberen ließen ihn nur stehen, weil Pater Fulgenz so dringend darum bat. Vor seiner Erkrankung betrachtete und befühlte Pater Fulgenz den Baum auffällig lange und aufmerksam. Nach seinem Tod begann er wieder zu grünen und übertraf durch seine Blätterkrone alle übrigen Bäume.

 

Gebet am 27. Juli

 

Mächtige Mutter Gottes, meine liebe Mutter Maria. Zwar bin ich nicht würdig dich anzurufen, aber da du selbst mich liebst und meine Seligkeit wünschst, so erlange mir die nötige Gnade dazu. O meine Gebieterin, stehe mir immer bei, wenn ich voller Hoffnung zu dir aufblicke, denn in allen Versuchungen, in allen Nöten will ich nicht müde werden, dich um Hilfe zu bitten und immer die Worte zu wiederholen: Maria, Maria! Und in der Todesstunde sei mein letztes Wort: Jesus und Maria! Amen. 

 

Zu Gott

 

Verleihe uns, o Herr, dass wir bei einer leiblichen Krankheit vor allem auf das Wohl unserer Seele sehen und besonders bei Dir Hilfe suchen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 1480 wurde die große türkische Armee, die die Stadt Rhodes 89 Tage schon belagert und fast bezwungen hatte, bei Erscheinung der seligsten Jungfrau in der Luft mit einem glänzenden himmlischen Heer, in die Flucht gejagt, und teils durch ihre eigenen Waffen, teils durch die nacheilenden rhodischen Ritter am heutigen Tag fast gänzlich aufgerieben.

 

Andacht am 27. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Eigen ist es der Taube, alles für ihren geliebten Tauber zu tun. Brütet sie, ihm Junge zu geben, so überlässt sie ihm die Sorge für alles, dessen sie bedarf. Welche Freude über das schöne Gesetz Gottes, nichts zu tun, außer für Gott, um ihm zu gefallen, und sich gänzlich auf ihn zu verlassen." (Der heilige Franz von Sales)

Immerwährend war der heilige Vinzenz von Paul beschäftigt, die Ehre Gottes zu befördern und Gott zu Liebe für die Bedürfnisse des Nächsten zu sorgen, ohne dabei seines eigenen oder des Nutzens seiner Kongregation zu gedenken, deren Leitung er den Händen Gottes gänzlich übergeben hatte.

Die heilige Franziska von Chantal ließe, dem Ausspruch des heiligen Franz von Sales zufolge, jenen Tauben sich vergleichen, die am Rand eines Baches sich waschen und anschauen; sich aber nicht sowohl deshalb verschönern, damit sie schön sind, als damit sie ihren geliebten Taubern gefallen. Also suchte auch sie sich nicht zu reinigen, um rein und mit Tugenden geschmückt zu sein, sondern was immer sie tat, das tat sie, dem Herrn zu gefallen, den ihre Seele liebte!

 

Nichts, Herr, will ich aus anderer Absicht tun, als Dir zu gefallen und in Dir zu ruhen. Wohlgefallen will ich Dir, weil Du die Liebe meines Herzens bist! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 27. Juli

 

"Zieht eurem Willen den Willen der anderen vor,

vorausgesetzt, dass er gut sei,

selbst wenn der eure euch vollkommener erscheinen sollte."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 27. Juli - Von der Pflicht des Almosens

 

Verschließest du das Ohr dem Armen,

Der zu dir fleht in seiner Not,

Wird Gott sich deiner nicht erbarmen,

Flehst du zu ihm in deinem Tod.

 

1. Viele betrachten das Almosen als eines jener guten Werke, die zwar lobwürdig sind, die man jedoch auch ohne Sünde unterlassen kann. Dies ist ein schwerer Irrtum, denn der Sohn Gottes befahl uns dieses Werk bei Strafe der ewigen Verdammnis. "Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist. Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben." (Matthäus 25,41-42) Die Größe der Sünde liegt darin, dass Reiche, die entweder kein Almosen, oder nur so eins geben, das in gar keinem Verhältnis zu ihrem Reichtum steht, die Anordnung der göttlichen Vorsehung vereiteln, die den Unterhalt der Armen in ihren Überfluss legte, weshalb auch der Apostel zu den Reichen spricht: "Euer Überfluss ersetze den Mangel der Armen." (2. Korinther 8,14)

 

2. Jesus Sirach 14: "Armut und Reichtum kommen von Gott." Er konnte die Güter des Lebens unter allen Menschen gleich verteilen, allein seine Weisheit wollte eine Unterordnung unter den Menschen begründen, damit einerseits die Tugend der Barmherzigkeit und Milde, andererseits aber die der Geduld geübt wird. Indessen ist der Reiche nur Verwalter seines Reichtums, Gott ist der eigentliche Herr darüber. Der Verwalter aber hat allerdings die Pflicht bei sich, die Hausgenossen seines Herrn von seinem Vermögen zu erhalten. Ja so sehr ist Gott der Eigentümer dieser Güter, dass seine Vorsehung sie nicht selten den unbarmherzigen Reichen hinwegnimmt, da er hingegen das Vermögen der Barmherzigen segnet und ihren Reichtum vermehrt.

 

3. Hat aber auch Gott das vollkommenste Recht, einen Teil seiner Gaben vom Menschen zu fordern, so verlangt er dennoch sie nie umsonst. Daher spricht die Schrift (Sprichwörter 19,17): Wer Erbarmen hat mit dem Elenden, leiht dem Herrn; er wird ihm seine Wohltat vergelten." Fürchtest du etwa, dem himmlischen König auf Wucher zu borgen? Oder fürchtest du zu verarmen, wenn du reichlich gibst? Ist dies der Fall, so hast du entweder dem Glauben versagt, oder dein Glaube ist tot. Denn die feierlichste Versicherung gab uns der Herr: "Gebt, und es wird euch gegeben werden!" (Lukas 6) Jesus Sirach 4,1-6;8+9: "Entziehe den Armen nicht den Lebensunterhalt, und lass die Augen des Betrübten nicht vergebens warten. Enttäusche den Hungrigen nicht, und das Herz des Unglücklichen errege nicht. Verweigere die Gabe dem Bedürftigen nicht, und missachte nicht die Bitten des Geringen. Verbirg dich nicht vor dem Verzweifelten, und gib ihm keinen Anlass, dich zu verfluchen. Schreit der Betrübte im Schmerz seiner Seele, so wird Gott, sein Fels, auf sein Wehgeschrei hören. Neige dem Armen dein Ohr zu, und erwidere ihm freundlich den Gruß. Rette den Bedrängten vor seinen Bedrängern, ein gerechtes Gericht sei dir nicht widerwärtig."

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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