Heilige des Tages
Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.
Matthias Hergert
19. März
Der heilige Josef, Nähr- und Pflegevater Jesu Christi,
+ 30? - Fest: 19. März
Wer einmal die Josefslitanei aufschlägt, der sieht, dass die Kirche, die sonst sehr sparsam mit ihrer Anerkennung ist, den heiligen Josef mit den höchsten Lobeserhebungen geradezu überhäuft. Da wird von ihm als dem erlauchten Spross Davids gesprochen, Bräutigam der Gottesmutter wird er genannt, Nährvater des Sohnes Gottes, Haupt der Heiligen Familie, Vorbild der Arbeiter, Zierde des häuslichen Lebens, Patron der Sterbenden, Schutzherr der heiligen Kirche und so weiter. Was sind das doch hohe Titel, Ehren und Ämter! Sankt Josef gehört also zu den ganz Großen im Himmelreich, und dabei war sein Leben einfach und schlicht und voll Sorge und Arbeit!
Hat denn der heilige Josef auch die Sorge gekannt? Das mag man wohl glauben, dass er die Sorge gekannt hat, denn sonst wäre er sicher kein Heiliger, weil Not und Sorge noch stets das Zeichen der göttlichen Liebe waren.
Aus dem stillen Leben zu Nazareth muss Josef mit Maria mitten im Winter den weiten Weg nach Betlehem machen. Bei Nacht kommen die beiden an. Josef klopft an eine Tür. Niemand öffnet ihm. Beim zweiten Haus tut sich nur das Fenster auf. Abweisende Worte bekommt der Bittsteller zu hören. Wieder ein Haus weiter öffnet man ihm zwar die Tür, schließt aber auch gleich wieder, denn armen Leuten schlägt man gern die Tür vor der Nase zu. So kommt für den heiligen Josef das große Leid, dass der Erlöser in einem Stall geboren werden musste.
Bald darauf musste Josef um des Kindes willen mitten in der Nacht außer Landes flüchten. Der Weg ist weit. Des Königs Häscher sind ihm auf den Fersen. Werkstatt und Kundschaft, Arbeit und Brot, alles muss er im Stich lassen und muss in einem fremden Land unter fremden Menschen mit fremder Sprache und fremdem Glauben neu beginnen und sich mühevoll durchschlagen, und kaum hatte Josef in Ägypten festen Fuß gefasst, da rief ihn Gottes Befehl zurück, und wieder musste er Werkstatt und Kundschaft, Arbeit und Brot im Stich lassen, um in Nazareth noch einmal von vorn zu beginnen.
Zu der Last der Sorge gesellte sich im Leben des heiligen Josef wie ein Zwillingskind zum anderen die Last lebenslänglicher harter Arbeit. Komm mit in die Zimmermannswerkstatt zu Nazareth! Holz und Späne, Hobel und Hobelbank, Hammer und Säge, Winkelmaß und Leimtopf und mitten darin Sankt Josef. Zwar stammt er aus Davids königlichem Geschlecht, gehört dem höchsten Adel des Landes an, ist ein großer Heiliger, ist der Bräutigam der Gottesmutter und der Nährvater des lieben Heilandes, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er alle Tage vom ersten Morgenrot bis zum letzten Sonnenstrahl arbeiten muss, um das tägliche Brot für die Familie zu verdienen. Dreckig ist der Arbeitskittel, schwielig die Faust, und der Rücken beugt sich mit den Jahren immer mehr nach der Stellung, die er beim Hobeln einnimmt. So füllt Josef den Posten aus, auf den ihn Gott gestellt hat, bis zu seinem letzten Tag und seligen Tod in den Armen von Jesus und Maria. Da hat Gott den guten Knecht, der immer treu war, über Großes gesetzt.
Selig also derjenige, dem, wie dem heiligen Josef, Sorge und Arbeit zum Anteil geworden sind; denn Sorge und Arbeit sind wie zwei schnelle Pferde, die den Lebenswagen auf sicherer Straße in den Himmel fahren.
Der heilige Landoald, Missionar und Bekenner in Holland,
+ 19.3.688 – Fest: 19. März
Dieser durch Heiligkeit des Lebens und durch hohe Gelehrsamkeit ausgezeichnete Diener Gottes hatte sich nicht nur die Liebe aller Gläubigen in Rom, sondern auch das Vertrauen des heiligen Papstes Martin I. in so hohem Grad erworben, dass er zur Würde eines Erzpriesters der römischen Kirche erhoben wurde. Damals kam der heilige Amandus, Bischof zu Maastricht, nach Rom und bat den obersten Kirchenhirten um Mitarbeiter im Weinberg des Herrn, denn in seinem Bistum befanden sich noch unzählige Götzendiener, zu deren Bekehrung mehrere eifrige und fromme Männer erfordert wurden. Papst Martin bewilligte seine Bitte und gab ihm neben anderen auch den heiligen Landoald und dessen Diakon Amantius zu Gehilfen in dem Bekehrungsgeschäft. Drei Jahre lang wanderte der heilige Amandus in den Dörfern und Flecken seines ihm anvertrauten Sprengels umher und predigte rastlos das Evangelium. Als aber alle seine Mühe vergebens war und seine Predigten wenig fruchteten, wählte er den Landoald zum Verweser seines Bistums und begab sich selbst in entfernte Provinzen, wo er viele Ungläubige für das Christentum gewann. Der heilige Landoald arbeitete unterdessen eifrig und unverdrossen mit seinen Gefährten an der Bekehrung der Götzendiener und hatte in einer Zeit von neun Jahren die segensvollsten Früchte hervorgebracht; denn die Christengemeinde zu Maastricht erhielt täglich neuen Zuwachs und stand in der hoffnungsvollsten Blüte. Deswegen wurde Landoald von seinen Zeitgenossen wie eine himmlische Erscheinung verehrt und die angesehensten Familien übergaben ihm ihre Söhne zur Erziehung, die er durch sein anziehendes Beispiel und mit Sanftmut und Liebe zur Gottseligkeit führte. Besonders zeichnete sich unter seinen Jüngern der heilige Lambertus aus, der in der Folge Bischof von Tongern wurde und sein Leben als Blutzeuge endete. Aus Dankbarkeit für die treffliche Erziehung seines Sohnes schenkte der Vater des heiligen Lambert dem Heiligen das Landgut Wintershoven als Eigentum, wo er dann die prächtige Kirche zum heiligen Petrus erbaute, in der er und sein geliebter Diakon Amantius beerdigt wurden.
Der heilige Landoald starb um das Ende des 7. Jahrhunderts und bei seinem Grab geschahen so viele Wunder, dass seine Reliquien schließlich aus dem Grab erhoben und der öffentlichen Verehrung der Gläubigen zu Gent in der Klosterkirche des heiligen Bavo ausgesetzt wurden.
Der heilige Alcmund, Prinz und Märtyrer von Northumberland in England,
+ 19.3.800-819 – Fest: 19. März
Alcmund war Elreds Sohn, und Osreds Bruder, die beide Könige von Northumberland waren. Von den Glücksgütern, so weit sie ihn Gott genießen ließ, machte er den heiligsten Gebrauch. Je mehr ihn sein Stand übe die anderen Menschen erhob, desto sanfter, demütiger und leutseliger bewies er sich gegen alle, weil er in dem Gesetz Jesu gelernt hatte, sie ohne Unterschied als seine Brüder und Schwestern anzusehen und zu leben. Er fand das köstliche Geheimnis, mitten in den Reichtümern arm zu sein, und seine größte Wonne war, sich seiner Güter für die dürftige Menschheit zu entäußern. Endlich aber kam die schwere Zeit der Prüfungen über ihn. Die Northumberländer erhoben in Verbindung mit den Dänen die Fahne des Aufruhrs, und er musste mit seinem Vater die Flucht ergreifen. Er zog sich zu den Pikten zurück, unter denen er ungefähr 20 Jahre lang lebte. Während dieser Zeit lernte er vollends die Eitelkeit alles Irdischen erkennen, und sich unwandelbar dem Dienst des Königs der Könige zu widmen.
Die Northumberländer bereuten endlich, da sie unter dem drückenden Joch grausamer Tyrannen schmachten mussten, ihren Aufruhr, ergriffen die Waffen, um wieder ihre Freiheit zu erobern, und baten Alcmund, sich an ihre Spitze zu stellen. Die Liebe zur Religion und der Wunsch, Unglücklichen beizustehen, bewogen den Heiligen, endlich in den Vorschlag einzuwilligen. Das Kriegsheer der Tyrannen wurde mehrere Male geschlagen, allein der tugendhafte Fürst wurde das Opfer einer von Eardulf angezettelten Verschwörung, der sich der Oberherrschaft bemächtigt hatte. Andere sagen, er sei von den Dänen gegen das Jahr 819 gemeuchelt worden.
Sein Leichnam wurde zu Lilleshult in Shropshire beerdigt. Dann übersetzte man ihn nach Derby, wo er vormals am 19. März als Patron verehrt wurde. Die Geschichte dieser Erhebung findet man in einer handschriftlichen Predigt, die zu Derby kurze Zeit nachher gehalten worden ist. Es wird auch noch gesagt, dass die Kirche, die die Reliquien des heiligen Alcmund besaß, durch mehrere Wunder berühmt wurde, und dass viele Pilger andachtshalber dahin wallfahrteten.
Der selige Johannes von Parma, VII. General des Franziskanerordens,
+ 19.3.1289 – Fest: 19. März
Johannes, aus der alten Familie der Burali in der Stadt Parma, von der er seinen Beinamen erhielt, entsprossen, wurde in der Gottseligkeit erzogen, und trat in den Orden des heiligen Franziskus, worin er sich durch die Reinheit seiner Sitten, seine Gelehrsamkeit und Predigergabe so auszeichnete, dass man ihn zu Bologna, zu Neapel und hernach zu Rom als Professor der Theologie aufstellte. Aller Orten bewährte er eine eben so große Heiligkeit als wissenschaftliche Kenntnis. Crescentius, der Minoritengeneral, der 1245 von Innocenz IV. zum Concilium von Lyon berufen wurde, dabei aber seines hohen Alters wegen nicht erscheinen konnte, erwählte daher den Ordensbruder Johannes zu seinem Stellvertreter. Dieser Sendung entsprach der Diener Gottes auch so trefflich, dass ihn der Orden zwei Jahre danach zu seinem allgemeinen Obern erwählte.
Die erste Sorge des weisen und eifrigen Vorstehers war nun, alle seiner Gerichtsbarkeit untergebenen Klöster zu besuchen, und die durch die Schwäche seines Vorgängers gesunkene Ordenszucht zu ihrer alten Wirksamkeit zu erheben. Alle seine Reisen machte er zu Fuß, trug nur ein Oberkleid, hatte zur Begleitung kaum zwei Gefährten, und betete unterwegs die Tagzeiten mit entblößtem Haupt. Und nicht immer gab er sich in den Häusern, die er besuchte, gleich zu erkennen, um genauere Kunde von ihrem Zustand einziehen zu können. Er ließ nicht zu, dass man ihn auf irgendeine Weise auszeichnete, er aß in einem Speisesaal mit seinen Ordensbrüdern, wohnte zur Nachtzeit dem Chor bei, unterzog sich den niedrigsten Geschäften des Hauses, und gab allen das Beispiel der klösterlichen Vollkommenheit.
Sein Eifer für die Ordenszucht bewog ihn, mehrere allgemeine Kapitel zusammen zu berufen, unter anderen jenes von Metz. Diese Versammlungen trugen vieles bei, die Minoriten zur gewünschten Standesvollkommenheit zurück zu führen. Die weisen Absichten und der wahrhaft gottselige Wandel des frommen Obern erwarben ihm allgemeine Hochachtung beim Volk und den Fürsten, - der heilige König Ludwig war ihm besonders von Herzen gewogen. Als im Jahr 1249 die Griechen das Verlangen an den Tag legten, sich mit der römischen Kirche zu vereinigen, glaubte der damals regierende Papst Innocenz IV. zur Ausführung dieser schwierigen Sache keinen besseren Legaten wählen zu können, als den gottseligen Johannes, den er minder in der Eigenschaft eines Legaten, als in der eines Friedensengels, wie er sich ausdrückt, an Kaiser Dukas sandte, der seine Residenz in Nicäa hatte. Der Gottesmann erwarb sich eine solche Hochachtung und Verehrung bei den Griechen, und vollbrachte seine Unterhandlung so trefflich, dass der Kaiser und der Patriarch von Konstantinopel Abgeordnete an Papst Innocenz abgehen ließen. Und wenn das begonnene Werk nicht zu dem gewünschten Ziel gelangte, so traten fremdartige Ursachen, die der gottselige Legat nicht abwenden konnte, leider! hemmend in den Weg.
Da Johannes nach einem sieben Jahre langen Aufenthalt aus dem Orient zurückgekehrt war, wollte er das angefangene Gute, durch Ausrottung der Missbräuche, die sich in den Orden des heiligen Franziskus eingeschlichen, und während seiner Abwesenheit vervielfacht hatten, fortsetzen. Er berief deshalb 1256 ein allgemeines Kapitel nach Rom, wobei Papst Alexander IV. den Vorsitz führte. Diese Versammlung gewährte aber kein tröstliches Ergebnis für den frommen Obern. Die Feinde der Unterwürfigkeit erhoben sich mit Macht gegen ihn, klagten ihn an, als glaubte er an die Träumereien des Abtes Joachim, eines berüchtigten Schwärmers, der damals großes Aufsehen machte, und zwangen ihn zur Niederlegung des so würdig von ihm geführten Amtes. Befreit von einer so drückenden Last, dachte Johannes an nichts anderes mehr, als in stiller Verborgenheit an seiner Heiligung zu arbeiten. Nachdem er daher den berühmten heiligen Bonaventura zu seinem Nachfolger vorgeschlagen hatte, zog er sich in das Kloster Grecchio zurück, wo er dreißig Jahre lang ein mehr englisches als menschliches Leben führte. Als er jedoch nach Verlauf dieser Zeit vernahm, dass die Griechen zu ihren vorigen Irrtümern wieder zurückkehrten, begehrte er, von heiligem Eifer für die Kircheneinheit entflammt, von Papst Nikolaus IV. die Erlaubnis, eine neue Reise in das Morgenland zu machen, die er nach erhaltener Bewilligung in einem Alter von 80 Jahren auch unternahm. Nach seiner Ankunft zu Camerino, im Kirchenstaat, erkannte und sagte er sein nahes Ende vor, und starb daselbst im Jahr 1289. Seine Heiligkeit wurde durch Wunder, die an seinem Grab geschahen, so sehr bewährt, dass ihm die Einwohner des Landes auf ihre Kosten ein marmornes Denkmal errichteten, und ihm öffentliche Verehrung erwiesen. Papst Pius VI. bestätigte durch ein Dekret, das die Versammlung der Ritus den 5. August 1781 bekannt machte, diese Verehrung. Der Leib des Dieners Gottes war lange Zeit in dem ihn umschließenden Denkmal unverwest geblieben, und vielleicht befindet er sich jetzt noch in jenem Zustand.
* * *
Über das selige Ende des heiligen Abtes Johannes erzählt die fromme Legende noch Folgendes:
In der letzten Krankheit des heiligen Johannes, des Abtes von Parma, standen eines Tages zwei seiner geistlichen Söhne, Gandulph und Restald, an seinem Bett, um ihm den nötigen Beistand zu leisten. Als die Essenszeit gekommen war, hieß er sie mit den anderen zu Tisch gehen, und die Tür seiner Zelle schließen. Weil sie ihn aber nicht allein lassen wollten, entfernten sie sich zwar auf seinen wiederholt ausgesprochenen Wunsch aus der Zelle, gingen aber nicht zu Tisch, sondern blieben vor der Tür im Gang stehen, um, wenn er ihrer bedürfte, sogleich zur Stelle zu sein. Da sahen sie denn mit einem Mal die ganze Zelle mit einem wunderbaren Glanz erhellt, zugleich verbreitete sich aus ihr ein überaus angenehmer Wohlgeruch, und sie hörten den Kranken mit dem Ausdruck des höchsten Jubels sprechen: „Ich sage euch großen Dank, dass ihr euch würdigt, euren Knecht heimzusuchen: ihr wisst, mich welcher Liebe ich euch stets ergeben war, und wie ich euch so viel es mir möglich war, zu dienen mich bestrebte. Jetzt aber steht mir bei und bittet für mich beim Richter aller inständig, dass ich in dem furchtbaren Gericht bestehen möge.“ Dieses hörte man ihn öfters sprechen. Später wurde es still in der Zelle und allmählich verlor sich auch der Lichtglanz, indem aber der Wohlgeruch noch lange zu spüren war, als die Brüder, die vor der Zelle standen, mit noch einigen anderen eintraten. Sie baten den Kranken, ihnen doch zu sagen, mit wem er soeben gesprochen hatte, da doch niemand bei ihm gewesen wäre, und er sagte ihnen: „Meine Gebieterin Maria, die ich immer geliebt habe, hat sich gewürdigt, mit einigen anderen heiligen Jungfrauen zu mir zu kommen. Sie hat mich in Kenntnis gesetzt, dass ich bald aus diesem Leben scheiden werde. Ruft nun alle Brüder zusammen und fleht in der Stunde meines Todes, die so nahe ist, inständigst zum Herrn um Barmherzigkeit für mich Sünder.“ Und als alle Brüder und zugleich der Bischof und die Geistlichkeit der Stadt herbeigekommen waren und mit Tränen die Gebete für den Sterbenden verrichteten, verschied der heilige Abt, nachdem er noch einmal mit dem Leib des Herrn gestärkt worden war, aus diesem Leben, um dort bei Gott und Maria sich ewig zu freuen.
Schwester Euphrasia Theresia von der heiligen Hedwig
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 19. März 1899 hat zu Innsbruck die lobwürdige Schwester Euphrasia Theresia von der heiligen Hedwig, eine große Dulderin, ausgerungen. Schwester Euphrasia war eine Gräfin von Saurma-Jeltsch und am 6. Februar 1828 geboren. Ihr Eintritt in den Orden erfolgte am 13. Oktober 1853. Sie war vom ersten Augenblick an stets ebenso gewissenhaft, treu und auf Übung jeder Tugend bedacht, wie sie sich beim Eintritt großmütig erwiesen hatte, indem sie auf die glänzenden Aussichten in der Welt verzichtete. Schwester Euphrasia hatte einen schweren Weg zu gehen. Innere und äußere Leiden trugen das ihrige dazu bei. Wäre sie nicht so kindlich offen und gehorsam gewesen, so hätte sie unterliegen müssen. So aber vermochte sie standzuhalten und trotz der eigenen inneren Trockenheit noch andere aufzuheitern. Und was hatte sie nicht äußerlich gelitten? Im Jahr 1898, als sie gerade Novizenmeisterin war, traf sie ein Schlaganfall, der sie auf einer Seite vollständig lähmte. Ein Jahr darauf erlitt sie noch einen Bruch der rechten Hüfte. Nun konnte sie zu sich selbst sagen, was sie in gesunden Tagen den Novizinnen oft zugerufen hatte: "Heroisch sein! Man kann auch im Kleinen heroisch sein." Und sie war heroisch, litt ohne Klage und sprach mitten in den größten Qualen: "Mein Gott, wie du willst, was du willst, solang du willst." Sie war nicht verlegen, Beweggründe zu finden, die sie zur Geduld im Leiden bestimmten. "Wenn man täglich kommuniziert, darf einem ja nichts zu schwer sein", pflegte sie zu sagen. Oft wenn man ihr Sünder empfahl, sprach sie dem Herrn die Bereitwilligkeit aus, für sie zu leiden. Bemerkte man dann, dass ihre Leiden wieder zunahmen, so scherzte sie nur und sagte: "Nun ja; ich habe wieder diesen oder jenen auf dem Buckel." Wer konnte sagen, wie viele Seelen sie dadurch gerettet, wieviel Verdienst sie für sich selbst erworben hat? Wahrhaftig der Allerhöchste musste sein Wohlgefallen an ihr haben. Vielleicht wollte er dasselbe dadurch bekunden, dass er sie zu der Zeit zu sich rief, als ihre Mitschwestern im Chor gerade das Te Deum sangen. Gewiss ist, dass "Schwester Euphrasia da anfing, wo andere aufhören", wie der Obere sagte, und "wirklich eine Heldenseele war", wie ihre Priorin erklärte.
Pater Hieronymus Maria von der Unbefleckten Empfängnis, Kardinal Gotti
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 19. März 1915 beraubte der Tod den Karmeliterorden wohl des hervorragendsten Mannes, den er eben besaß, des lobwürdigen Pater Hieronymus Maria von der Unbefleckten Empfängnis, Kardinal Gotti. Er war am 28. März 1834 als Sohn eines niederen Hafenarbeiters zu Genua geboren und am Jesuitengymnasium daselbst vorgebildet. Nach seiner Gelübdeablegung, die am 12. November 1851 erfolgte, und seiner Priesterweihe wurde er als Lehrer der Philosophie und später der Theologie für die jungen Ordenskleriker verwendet. Zugleich erhielt er einen Ruf, die mathematischen Wissenschaften an der Seekadettenschule Genuas zu lehren. Man schätzte ihn als Lehrer wegen der Leichtigkeit in Handhabung des Wortes, wegen seiner Klarheit im Ausdruck und seiner tiefgehenden Gründlichkeit. Ja, er wurde trotz seines noch jugendlichen Alters von nur 36 Jahren für würdig erachtet, als theologischer Beirat des Ordensgenerals zum Vatikanischen Konzil beigezogen zu werden. Bald darauf wurde er zum Generalprokurator und wiederholt zum General des Ordens gewählt. Aus dieser Stellung berief ihn der Heilige Vater als Internuntius nach Brasilien und erwählte ihn in der Folge zum Kardinal. Es gab in Sachen der Trennung zwischen Kirche und Staat schwierige Fragen zu lösen, während Hieronymus Maria den Heiligen Stuhl in Brasilien vertrat. Doch er entledigte sich seiner Aufträge zur vollsten Zufriedenheit seines höchsten kirchlichen Herrn. Gott allein weiß, wie viel Segen er als Kardinal und besonders als Präfekt der Propaganda über die seiner Leitung unterstellten Gebiete gebracht hat, "Kardinal Gotti war" nach dem Osservatore Cattolico "einer der vorzüglichsten Männer, aus denen das heilige Kollegium damals bestand. Er war ausgezeichnet durch seine Geistesgröße, seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit, durch sein ausnehmend korrektes Auftreten und hat in zahlreichen Fällen hohe politische Gewandtheit bekundet." Nur Familienangelegenheiten, für die er nichts konnte, waren der Grund, weshalb er nach dem Tod Leos XIII. nicht zum Papst gewählt wurde. So hoch übrigens Hieronymus Maria in Ämtern und Würden stand, so blieb er dennoch immer derselbe demütige Sohn der heiligen Theresia und lebte einfach wie der schlichteste Mönch in seiner Zelle.
Mutter Maria Josepha vom Kinde Jesu
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Maria Josepha vom Kinde Jesu. Mutter Maria Josepha (Maria Anna Nagel) war am 22. Juli 1759 im Etschtal in Tirol geboren. Nach dem Tod ihres Vaters machte sie eine Reise nach Italien, um ihre dort verheiratete Schwester zu besuchen. Auf dem Weg gesellte sich ein Jüngling zu ihr, der ihr unwillkürlich Ehrfurcht abnötigte und sie fragte, ob sie den heiligen Vater Joseph liebe und verehre, und sie aufforderte, damit fortzufahren. Sodann veranlasste er sie diese Nacht nicht bei der Reisegesellschaft zu bleiben, sondern in einem anderen Haus zu übernachten. Es war gut, dass sie seinem Rat folgte, sonst wäre sie mit den übrigen einem schrecklichen Mordüberfall ausgesetzt gewesen, der in jenem Haus verübt wurde. Am nächsten Morgen war der geheimnisvolle Beschützer verschwunden. Hatte Maria Josepha unrecht, wenn sie glaubte, der heilige Joseph selbst sei dieser Reisebegleiter gewesen? Sie war auch überzeugt, dass der heilige Joseph sie in den Karmelitinnenorden geführt habe, und zwar in das Kloster zu Münstereiffel, das seinem Schutz unterstand. Dort legte sie am 4. April 1782 die heilige Profess ab. Am Beginn ihres Ordenslebens wurde sie streng behandelt, doch harrte sie treu aus und genoss dann ein unaussprechliches Glück in ihrem Beruf. Leider zwang sie die Klosteraufhebung ihr stilles Heim zu verlassen und wieder in der Welt zu leben. Sie tat es in aller Frömmigkeit und fand große Befriedigung darin, ähnlich gesinnte Mädchen zu gleichem Streben anzueifern. Freilich als es ihr gelang, in das durch Gottes Fügung wiedererrichtete Kloster in Prag zu gelangen, schätzte sie sich ungleich glücklicher. Das Prager Kloster verdankte ihr sein Wiederaufleben, da sie als Priorin dort durch ihre Klugheit und Beharrlichkeit im Beten und Streben von der Kaiserin die Erlaubnis erhielt, wieder Novizinnen aufzunehmen, wenigstens unter der Bedingung, dass diese ein großes Vermögen mitbringen, und so ihre eigene Existenz sicherstellen würden. Und wie ausgezeichnet leitete Mutter Josepha die Novizinnen an! Wie wusste sie ihnen besonders den Geist des Gebetes, der Liebe und des kindlichen Vertrauens einzuflößen! - Als man ihr einst von einer Prophezeiung über das Grazer Karmelitinnenkloster berichtete, begann sie wider alle Erwartung und selbst gegen die Ansicht der Oberen auf seine Wiedererrichtung zu hoffen. Sie betete, fastete und wirkte unglaublich viel dafür und sah schließlich ihre Hoffnung erfüllt. Als Geistliche davon hörten, drückten sie ihr Staunen aus und sagten: "Mutter Josepha muss wohl viel bei Gott vermögen." Sie aber sagte: "Vertrauen und Beharrlichkeit vermögen alles bei Gott." Graz war auch der Ort, an dem Mutter Josepha sterben sollte. Gott prüfte sie durch viele körperliche und geistige Leiden. Außer mehreren Bruchleiden hatte sie oftmals heftige Lungenblutungen. Sie wusste wohl, wie nahe sie dem Grab stand, kannte aber auch den Wert der Leiden. "Schwester M. Kreszentia," sagte sie, "behalten Euer Lieb im Herzen, was ich Ihnen auf dem Sterbebett sage: Nur durch Leiden gelangt man zur wahren Vereinigung mit Gott. Wenn die Liebe Gottes nicht durch Leiden geprüft wird, hat sie keinen Bestand." Die letzte Zeit bereitete sie sich mit den frömmsten Akten auf den Tod vor. Wiederholt sprach sie: "Gott allein, Gott allein soll mein Bräutigam sein!" Sie dankte dem lieben Gott für alle Gnaden. Dann sprach sie: "Ich bin ganz ruhig im Geist; wie Gott will - was Gott will - und wann Gott will; - leben oder sterben!" Am 19. März 1830, ihrem Sterbetag, mahnte sie die versammelten Schwestern: "Haltet fest die Regeln und Satzungen unseres Ordens!" Sterbend eiferte sie noch dafür und schickte um halb fünf Uhr die Schwestern in die Betrachtung. Sie verschied bei vollem Bewusstsein, während der Priester die Sterbegebete verrichtete, im Ruf der Heiligkeit. Der sie behandelnde Arzt erklärte vor den Schwestern: "Wenn ich je eine Heilige in meinem Leben gekannt habe, so ist es diese."
Gebet am 19. März
Heiliger Joseph, du treuer Verehrer Mariens, mit der Lilie als dem Zeichen der Unschuld in der Hand, erbitte uns von dem, der dich Vater nannte, von Jesus unserem Herrn, die Gnade, mir durch ein reines und heiliges Leben Maria wahrhaft verehren und Jesus wahrhaft dienen. Amen.
Zum heiligen Josef
Heiliger Vater Josef, ich bitte dich, stehe mir bei, wenn ich sterbe, und erlange mir die Gnade, dass Jesus und Maria mir in meinem letzten Hinscheiden zu Hilfe eilen, und meine Seele zu sich in die ewige Wohnung aufnehmen wollen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Das Fest des glorwürdigen Bräutigams Mariä bringt an sich selbst das gottselige Andenken an die seligste Jungfrau. So steigt auch die Ehre des heiligen Josef bis auf die erhabenste Stufe daraus, dass er der unvergleichlich großen Mutter Gottes von dem Allerhöchsten zum Bräutigam auserkoren worden ist. Lasst uns denn den heiligen Josef eifrig bitten, uns von Gott zu erlangen, dass wir allen unseren Pflichten Jesus Christus gegenüber, seinem lieben Sohn, auf Erden, und gegenüber Maria, seine selige Mutter, getreu nachkommen.
Andacht am 19. März:
Das Thema im März:
Von der Abtötung
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst." (Matthäus 16,24)
"So oft wir wahrnehmen, dass wir mit großer Heftigkeit angezogen werden irgend ein Werk zu tun, das sich später eben so gut tun lässt, sollen wir es, wie heilig es auch immer sein mag, auf eine andere Zeit verschieben und es erst dann vornehmen, wenn unser Herz vollkommen ruhig ist; damit nicht die Eigenliebe allmählig dahin wirkt, die Reinheit der Absicht zu beschmutzen." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Nie schritt dieser große Heilige zur Ausführung eines Geschäftes, wie nützlich es ihm auch erscheinen mochte, so lange er fühlte, dass sein Wunsch nach dem Gelingen desselben bloß natürlich war. Noch ist es nicht Zeit, sprach er gewöhnlich, sich dazu zu entschließen; empfehlen wir indessen die Sache dem Herrn.
Als einst der heilige Franz von Sales mit der heiligen Franziska von Chantal zusammen kam, die er viereinhalb Jahre nicht gesehen hatte, sprach er zu ihr: "Liebe Mutter, wir haben nun ein paar Stunden Zeit, uns zu besprechen: Wer von uns beiden wird wohl zuerst beginnen?" - "Ich," antwortete sie sogleich mit einiger Ereiferung; "denn meine Seele bedarf gewiss gar sehr einer Musterung!" - Der Heilige aber, der sie hinsichtlich dieser heftigen Begierden bessern wollte, erwiderte mit strengem, doch zugleich auch sanftmütigen Ernst: "Wie, liebe Mutter, Sie hegen noch Begierden in Ihrem Inneren? Sie haben noch einen Willen? Ich glaubte, ich würde Sie in einen Engel umgewandelt finden! Wir wollen also von Ihren Angelegenheiten nicht früher sprechen, als bis wir nach Annecy kommen, jetzt aber von den Geschäften unserer Kongregation reden." Da steckte sie alsbald eine Schrift ein, die sie bereits zur Hand genommen hatte, und besprach sich in größter Ruhe mit ihm über die Angelegenheiten des neu errichteten Ordens.
Mit Deiner Gnade, Herr, nehme ich mir vor, nie mehr meinem natürlichen Antrieb zu folgen, noch von meiner Heftigkeit mich hinreißen zu lassen; noch auch meinen eigenen Willen zu tun; sondern alle meine Werke in Deiner Gegenwart zu überdenken, und sie so zu vollbringen, als hinge mein ewiges Heil von jeder einzelnen von ihnen ab. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 19. März
"Seien wir bedacht die Bitterkeit des Leidens unseres Erlösers oft zu betrachten,
nicht aus Gewohnheit, lau und träge, sondern mit einer innigen,
süßen Liebe, die uns in seine Schmerzen versenkt."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 19. März - Der heilige Joseph
O Patriarch, geliebt von Gottes Sohn,
Den treu du einst geführt auf dieser Erde:
O sprich ein Wort für mich bei seinem Thron,
Dass ich durch seine Gnade selig werde.
1. Die Schrift fasst alle erhabenen Vorzüge des glorreichen heiligen Patriarchen Joseph in die kurzen Worte zusammen: "Joseph, der gerecht war." Vorzugsweise war er der Gerechte, in dem alle Tugenden wie in ihrem Brennpunkt sich vereinigten. So himmlisch leuchtete der Glanz seiner Heiligkeit, dass der ewige Vater selbst seinen eingeborenen Sohn ihm zur Führung seiner Kindheit in der menschlichen Natur übergab. So lilienrein auch war seine Keuschheit, dass der Allerhöchste zum Beschützer der jungfräulichen Mutter seines Eingeborenen ihn erkor, die heiligsten Personen des Himmels und der Erde ihm unterordnete, und ihre Leitung in seine Hände legte, eine Würde, deren er den höchsten Seraph nicht würdig achtete.
2. So groß und erhaben aber dieser heilige Patriarch in den Augen Gottes war, so demütig war er in seinen eigenen. Von Gottes Licht im Innern erleuchtet, und verabgründet in die hochheiligen Geheimnisse der ewigen Weisheit, betrachtete er in Ehrfurcht die heiligste Familie, liebte sie in übernatürlicher Liebe, wachte über sie mit väterlicher Fürsorge, und diente ihr als getreuester Knecht. Im Schweiß seines Angesichtes arbeitete er, sie zu nähren und zu pflegen. Waren auch seine Arbeiten nur gewöhnliche Werke, so tat er sie dennoch mit so reiner Absicht und mit so großer Liebe, dass die geringste unter ihnen alle glänzenden Taten aller weltberühmten Weisen und Helden unendlich überwog.
3. Aber hoch über allen sterblichen Begriffen steht die zarte Liebe, die himmlische Innigkeit dieser drei heiligsten Personen. In wunderschöner Vertraulichkeit kamen sie dem heiligen Patriarchen zuvor. Zärtlich liebkoste das Kind Jesus seinen geliebtesten Pflegevater. Und wer wird es je erfassen, zu wie unermesslicher Liebe und Heiligkeit dieser große Heilige in dem so langjährigen Umgang mit Jesus und Maria gelangte. Wie vieles erbietet sich hier zur andächtigen Betrachtung. Zumal aber zeigte sich die zarteste Liebe und Dankbarkeit seiner jungfräulichen Braut und seines göttlichen Pflegesohnes beim Tod dieses geliebtesten Patriarchen, der in ihren Armen verschied. O unaussprechlicher Trost, o Seligkeit eines solchen Todes! Numeri 23,10b: "Oh, könnte ich den Tod der Gerechten sterben, und wäre mein Ende dem seinen gleich."
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Die heilige Kümmernis
Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.
Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen.
Gebet
zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis
in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)
O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.
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