40 Geschichten zum Lob Mariens im Jahr 1770 aufgeschrieben

 

1. Geschichte: Gnädige Bitte Marias für einen großen Sünder

2. Geschichte: Marias Fürbitte vertreibt die Pest

3. Geschichte: Maria ist eine Retterin der jungfräulichen Ehre

4. Geschichte: Maria tröstet einen geängstigten Sterbenden

5. Geschichte: Marias Fürbitte besänftigt den erzürnten, bedrohenden Gott

6. Geschichte: Die Bekehrung eines Mörders

7. Geschichte: Die Bekehrung eines jüdischen Mädchens

8. Geschichte: Maria ist die Retterin eines stark Angefochtenen

9. Geschichte: Maria zündet das Glaubenslicht an

10. Geschichte: Marias Fürbitte hilft einem großen Sünder

11. Geschichte: Maria die Unbefleckte, eine Erretterin der Gefahrleidenden

12. Geschichte: Beatrix wird durch Marias Güte bekehrt

13. Geschichte: Heilsame Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Marias

14. Geschichte: Maria hält von einer schweren Sünde ab

15. Geschichte: Buße und Erweckung der Toten durch Marias Fürbitte

16. Geschichte: Maria beschützt gegen den Anfall des Satans

17. Geschichte: Maria, die schmerzhafte Mutter, ist eine Trösterin ihres Verehrers

18. Geschichte: Herrlicher durch von Maria erhaltenem Sieg

19. Geschichte: Durch die Schönheit Marias erblindet und erleuchtet

20. Geschichte: Die Fürbitte der schmerzhaften Mutter hält das Mordschwert auf

21. Geschichte: Maria umfängt einen büßenden Mörder

22. Geschichte: Besiegung des Neides und des Todes durch Maria

23. Geschichte: Geringe und doch kräftige Verehrung Marias

24. Geschichte: Große Belohnung eines geringen Dienstes

25. Geschichte: Andacht zur schmerzhaften Mutter öffnet einem großen Sünder den Himmel

26. Geschichte: Die Begnadung der Verehrer der schmerzhaften Mutter

27. Geschichte: Maria die Schmerzhafte ist eine Erhalterin des Lebens

28. Geschichte: Ein großer Sünder wird durch Marias Güte ein Büßer

29. Geschichte: Maria in der Glorie verwandelt Leid in Freude

30. Geschichte: Ein herrlicher Sieg über Satan erhalten durch die Andacht zu Maria

31. Geschichte: Die Andacht zu Maria erhält das wahre Glaubenslicht

32. Geschichte: Errettung des Theophili durch Maria aus den Klauen des Satans

33. Geschichte: Marias Güte ist ein Licht in der Finsternis des Irrtums

34. Geschichte: Bekehrung der großen Sünderin Helenä durch die Fürbitte Marias

35. Geschichte: Maria ist die Siegstrahlende wegen der durch sie geschlagenen Feinde

36. Geschichte: Maria die Bittende wendet ab die großen, schweren Übel

37. Geschichte: Der gnadenvolle Anblick Marias

38. Geschichte: Die Buße und der selige Tod eines Maria verehrenden Sünders

39. Geschichte: Sieg gegen den unreinen Geist durch die Andacht zur unbefleckten Mutter

40. Geschichte: Die kräftige Fürbitte Marias bewegt den göttlichen Richter zur Gnade

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1. Geschichte

 

Gnädige Bitte Marias für einen großen Sünder

 

Ein Jüngling, der all sein Geld verspielt hatte, wurde von einem Teufelsdiener verführt, dass er Gott verläugnen soll, nachdem er ihm abgeschworen hat, samt allen Heiligen (die seligste Jungfrau ausgenommen, der er nicht hat absagen wollen), und hat seine Seele dem Teufel übergeben und auf ewig verschrieben, wurde schließlich entsetzlich geängstigt. Ganz verzweifelt, von Gott und den Menschen verlassen, kam er einst zufällig in eine Kirche, erblickte dort ein Muttergottesbild, das, wie ihm dünkte, mit mitleidigen Augen ihn anschaute, als wenn es ihm so wollte zu Herzen reden: Armer Mensch! Wozu bist du gekommen? Ich kann dir auch noch helfen. Daraufhin fiel er etwas erweicht auf seine Knie nieder und befahl seine fast schon verlorene Seele der Mutter Gottes an. Da sah er, wie das, obwohl aus Holz geschnitzte, leblose Bild scheinbar das Angesicht hinwendet zu dem auf dem Arm sitzenden Kindlein und die Lippen bewegt. Obwohl er kein Wort verstanden hatte, so merkte er doch durch innerlichen Trost und Vertrauen, dass Maria für ihn um Verzeihung und Gnade anhielt. Aber das Kindlein voller Unwillen, wendete das Angesicht von der Mutter ab. Dies geschah darauf zum zweiten und dritten Mal. Ach, seufzte und rief der nunmehr gar verzagte Mensch! Maria gedenke daran, dass ich die niemals habe absagen wollen. Ach! Halte doch noch einmal für mich an, fahre fort zu bitten, denn deine Bitte wird erhört. Maria setzt das Kindlein von ihrem Arm herab auf den Altar, kniete vor ihm mit erhobenen gefalteten Händen nieder und begehrte Barmherzigkeit. Sie hat auch die erbetene Barmherzigkeit erhalten, denn der Jüngling hat das Kindlein deutlich reden gehört: Mutter, ich kann dir nichts abschlagen, worauf das Bildnis Mariä wiederum ihr Kindlein in die Arme nahm und sich wie vorher aufrichtete. Der Sünder aber wirkte Buße, bekannte seine Sünden und lebte fromm.

P. Eusebius Nierembergius

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2. Geschichte

 

Marias Fürbitte vertreibt die Pest

 

Im Anfang des fünfhundertneunzigsten Jahres hat die Pestilenz zu Rom so gewaltig eingerissen, dass viele Tausende ihr Leben eingebüßt haben. Dass die Seuche eine Strafe für die Sünden war, gab Gott zu verstehen durch einige Pfeile, die von oben herabgefallen, auf einige, die zwar nicht gleich, doch danach an der Pest gestorben sind. Nach dem ersten starb Pelagius, der Papst, als zweiter, und dann eine unbeschreibliche Menge anderer, so, dass in der Stadt nichts anderes als Karren und tote Körper zu sehen gewesen sind. Die Häuser wurden ausgeleert und die Gottesäcker angefüllt. In der ganzen Stadt war nichts anderes zu verspüren, als Weinen, Trauern und Verzweifeln. Indessen wurde zum Oberhaupt der Kirche Gregorius M. erwählt, dieser trug Sorge das Übel zu vertreiben. Der Heilige Vater dann, den Drangsalen ein Ende zu machen, ermahnt in der Kirche der heiligen Sabina das Volk zur Buße. Er ordnete in der ganzen Stadt eine Prozession an, in welcher eine siebenfache Litanei gebetet wurde. Sie war in sieben Gattungen der Personen eingeteilt worden: 1. in die Priester. 2. Weltliche Herren. 3. Äbte und Mönche. 4. Gottgeheiligte Jungfrauen. 5. Ehefrauen. 6. Witwen. 7. Arme und Kinder. Diese haben sich so in vielen Kirchen versammelt und sind zu bestimmter Zeit hinausgegangen, doch so, dass sich danach alle an einem Platz versammelt und gekommen sind in die Kirche Mariä, die größere genannt, wo sich das Bildnis befindet, das der heilige Lukas selbst gemalt hat. Dort beteten mit allem Eifer der Papst samt allen Versammelten. In der selben Stunde sind allein achtzig gestorben. Allein, Gregorius munterte alle zum Vertrauen auf, auf die Fürbitte der Mutter Gottes. Er ergriff selbst unter Seufzen und Weinen das Bildnis, und alles Volk folgte ihm nach. Das Gebet war kräftig, denn wo die Prozession vorbei ging, wurde der Himmel heiter und die Luft gereinigt. Bei der Burg Adriani erhob Gregorius die Augen, sah einen Engel, der ein bloßes blutiges Schwert abwischte und in die Scheide steckt. Dies hielt er für ein gutes Zeichen. Er hörte die Engel singen den österlichen Kirchengesang: Himmelskönigin erfreue dich. Alleluja. Dem Gregorius die Worte beisetzte: Bitte Gott für uns, Alleluja. So wurde die Prozession beendet. Und Gott hörte auf zu strafen.

Annales Ecclesiast

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3. Geschichte

 

Maria ist eine Retterin der jungfräulichen Ehre

 

Eine Frau lebte in einer Stadt, so reich an Geblüt, aber arm an Gut, die die Mittel nicht hatte ihre zwei lieben Töchter zu erhalten. So hat sie die beiden in die Kirche vor ein Marienbild geführt, die Hände der Töchter in die Hände Mariens hineingelegt und geschlossen. Dabei sprach sie: Diese meine Töchter, die ich wegen meiner Armut nicht mehr recht erhalten und ernähren kann, übergebe ich hiermit dir und in deine Hände, o Mutter der Barmherzigkeit! Ich übergebe dir alle meine Rechte über sie, leite sie in ihrem Leben und erhalte sie in ihrer jungfräulichen Reinheit. Nach verrichtetem Gebet kehrte die arme Mutter mit ihren Töchtern wieder nach Hause zurück. Da kommt ihnen ein unbekannter Jüngling entgegen, übergibt einen Seckel mit hundert Talenten (sehr viel Geld) der Mutter und erklärt, dass er so viel ihrem verstorbenen Eheherrn noch schuldig sei. Die Mutter nicht in geringer Verwunderung und großer Herzensfreude, nimmt das Geld eigenhändig an, kauft ehrbare Kleidung für ihre Töchter ein und versieht sie auch im übrigen mit all dem, was ihnen vonnöten ist. Indessen kamen sie in Verdacht, als hätten sie das Geld durch Unehrlichkeit, schandbarem Händel und Diensten erhalten und gewonnen, was die keuschen Mägdlein mehr schmerzte, als die vorher erlittene Not. Sie klagen den Verlust ihrer Ehre der seligsten Jungfrau mit weinenden Augen und baten sie, um die Wiedererlangung ihres guten Rufes. Maria erhört das Gebet, schickt zwei himmlische Geister, die sich in Gegenwart der ganzen Stadt mit zierlich-geflochtenen Kränzen hervortaten, sie den Mägdlein aufsetzten und sprachen: Diese Kränze schicken euch zum Beweis eurer ungeschwächten Jungfräulichkeit, Maria, Jesus und eure Mutter. Darauf verschwinden sie wieder und hinterlassen in den Gemütern der Anwesenden die Überzeugung, das die Mutter Gottes geholfen hat und dass die beiden knieenden Jungfrauen unschuldig und übelverleumdet worden sind. Ohne Verzug wurden zwei Klöster erbaut, in denen zwei so schöne, kostbare Kleinodien konnten aufbewahrt und geschützt werden. 

Joannes Major in fcala coeli

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4. Geschichte

 

Maria tröstet einen geängstigten Sterbenden

 

Es wurde einst ein Ordensgeistlicher, der einen recht unschuldigen Lebenswandel führte, über die Maßen von vielen Gewissensängsten hart geplagt. Weil der höllische Plagegeist es aber nicht schaffte, ihn durch die Versuchungen zur Sünde zu verleiten, wendete er alles mögliche an, den Bedrängten dahin zu bereden, dass er selbst meinte ein großer Sünder zu sein, wo doch nicht mal ein Schatten sich zeigte. Ja er brachte ihn schon in so große Angst und Gewissensbissen, dass er beinahe in eine Verzweiflung gefallen wäre, wenn nicht die schmerzhafte Mutter, deren nötigen Gnadenbeistand er beständig anrief, ihn getröstet hätte, eben auch deshalb, weil er mit liebevoller Andacht ihre sieben Schmerzen betrachtete. Die letzte Stunde seines geängstigten Marterlebens rückte indessen bereits heran und er wurde niemals heftiger, als in den Todeszügen von dergleichen Gewissenspeinigungen geplagt, und zwar so, dass der Armselige mehr wegen innerlichen Zweifeln der angefochtenen Seele, als aus natürlicher Furcht des so nahen Todes zu seufzen anfing. Und siehe! Mitten in so großem Gewissensstreit lässt sich die allerheiligste Jungfrau sehen und redete ihn so an: Ach mein Sohn! Kannst du wohl glauben, dass, nachdem du mit mir wegen meiner Schmerzen solches Mitleid getragen hast, ich dich nicht in deinen letzten Bedrängnissen trösten sollte? Fasse frischen Mut! Fürchte dich nicht! Nachdem sie dieses gesagt hatte, ist der zuvor so bedrängte Ordensmann mit lauter Freude erfüllt worden und sanft im Herrn eingeschlafen.

P. Henrich Engelgrave

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5. Geschichte

 

Marias Fürbitte besänftigt den erzürnten, bedrohenden Gott

 

Merkwürdig ist, was sich 1448 in Rom zugetragen hat, unter der Regierung des obersten Seelenhirten Innocentii des dritten. Ein Brief fiel vom Himmel, direkt auf den Altar des H. Simeonis am Berge Calvari. Darüber sind die Menschen dermaßen erschrocken, dass sie drei Tage und Nächte auf dem Boden liegend zu Gott um Barmherzigkeit gerufen haben. Nach dieser Zeit ist der Bischof aufgestanden, hat den Brief geöffnet und dem Volk vorgelesen. Er war angefüllt mit schrecklichen Androhungen. Der Inhalt war folgender: Wahrlich ich sage euch und ich schwöre euch durch meinen Thron, denn ich werde die Himmel bedecken und anstatt des Regens und des Wassers werde ich Steine herabregnen lassen, Holz und heißes Wasser in der Nacht. Und zwar so, dass sich keiner verbergen kann, so will ich alle bösen Menschen vertilgen. Ihr werdet des Todes sterben wegen der Entehrung des Sonntags und anderer Feiertage meiner Heiligen. Ich will euch schicken wilde Tiere und sie werden so hungrig sein, dass sie euer Fleisch fressen werden und ihr werdet begehren zu fliehen in die Totenbegräbnisse aus Furcht vor den wilden Tieren. Ich will euch das Sonnenlicht hinwegnehmen vor euren Augen und will über euch Finsternis schicken, dass ihr euch in ihr gegenseitig ermordet. Ich will eure Leiber verbrennen. Mich habt ihr verlassen und folgt nach dem Fürsten dieser Welt. Weicht von dem Übel und tut Buße über eure Sünden. Werdet ihr es nicht tun, so werdet ihr wie Sodoma und Gomorrha vergehen. Alle erzitterten bei der Anhörung dieser Worte, alles Volk fiel vor lauter Schreck zu Boden. Alle baten eines Sinnes um Gnade und Barmherzigkeit. Und sie ist nicht ausgeblieben, denn auf die gemeldeten Bedrohungen folgten die trostreichen Worte: Jetzt sollt ihr wissen, dass ihr von aller angedrohten Strafe seid errettet worden, durch die Fürbitte meiner allerheiligsten Gebärerin Mariä, die nicht aufhört ohne Unterlass für euch zu bitten. Aus all dem ist zu ersehen, wie kräftig die Fürbitte der Himmelskönigin ist, wie gütig sie sich gegenüber ihren Verehrern zeigt. 

Ludovicus a doloribus B.V.M.Ord.Carmel

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6. Geschichte

 

Die Bekehrung eines Mörders

 

Einem sehr bekannten Mörder kam ein Waldbruder entgegen, zu dem er sprach: Folge mir nach, oder ich werde dich töten! Der Geistliche gehorchte, fragte aber den Mörder: Wer bist du? Er bekannte ihm wer er sei. Der Einsiedler fuhr fort und sprach zu dem Mörder: Du bist schon alt und grau, befürchtest du denn nicht den Untergang deiner Seele? So wenig als, ein Tier sein Ende, entgegnete der Bösewicht. Da nun der Geistliche dem Übeltäter in die Spelunke folgte, fiel ihm ein: Ach, wenn du diesen Menschen bekehren könntest! Versuche, probiere es! Der Geistliche stellte denn die Frage: Wie hast du denn bisher und von Jugend auf gelebt? Der Mörder erzählte alles. Der Einsiedler fährt fort und fragt: Fürchtest du denn nicht die ewige Pein? Worauf der Sünder sagte: Nein, meine Seele ohnehin schon verloren. Wenn ich dir aber ein Mittel des Heils vorschlagen würde, sagte der Geistliche, wolltest du es gebrauchen? Ja, entgegnete der Mörder. Sodann gab ihm der Geistliche den Rat: Er soll alle Samstage zu Ehren der Mutter Gottes fasten, niemand verletzen, berauben und es auch seinen Untergebenen untersagen. Der Mörder verpflichtet sich durch ein Gelübde dies zu tun und hat es auch beständig gehalten. Er wurde in der Folge an einem Samstag verhaftet und zu Trient zum Tode verurteilt. Die Richter wurde zwar durch ein Zeichen, das ihnen die Mutter Gottes gab, bewegt, dass sie dem Übeltäter das Leben schenkten, er nahm aber diese Gnade nicht an und wird nach einer vorhergehenden Beichte enthauptet und noch am Abend begraben. In derselben Nacht sahen die Nachtwächter am Richtplatz viele Lichter und fünf Matronen, die den Leichnam des Hingerichteten ausgruben und das Haupt mit dem übrigen Leib vereinigten. Sie bedeckten ihn mit einem Purpur, legten ihn in eine Truhe, vier trugen den Totensarg und die Fünfte folgte nach, alle waren mit Lichtern versehen. Da sie nun zu der Stadtwache kamen, sagte die Letzte: Geht hin zu dem Bischof, sagt ihm, er soll meinen Diener ehrlich und würdig begraben lassen. So ist es dann auch geschehen. Der Bischof, dem alles erzählt wurde, hat alles nach Aussage befunden, geht hinaus mit der Klerisei und dem Volk und beerdigte den Hingerichteten auf die feierlichste Weise.

Joannes Major

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7. Geschichte

 

Die Bekehrung eines jüdischen Mädchens

 

In der Stadt Köln hielt sich einst ein Mägdlein auf, mit Namen Rachel. Obschon von jüdischen Eltern geboren, hatte es doch etwas Sonderbares spüren lassen von der Tugend im ersten Alter. Sie war den Christen sehr geneigt, hatte eine Freude, wenn sie den Namen Mariä aussprechen hörte, und sie gab den Christen gerne ein Almosen. Alles dieses merkten die Eltern nicht, denn das Kind war schon so weise und klug, dass es sich mit keinem Wörtlein verriet. Endlich begaben sich die Eltern von Köln nach Löwen, einer Stadt in Brabant. Da wurde Rachel bekannt mit einem Priester, der in der Nachbarschaft Schule hielt, mit Namen Reinerio, der sehr fromm war. Dieser, weil er in ihr etwas Besonderes merkte, fragte einst: Rachel, willst du eine Christin werden? Nur gar zu gerne, sagte das Mägdlein, wenn ihr mir nur zuvor erklärt, was es heißt, ein Christ sein. Der Priester erklärte ihr sodann alles, erzählte, dass die Juden viele Wohltaten von Gott empfangen haben, aber wegen der Undankbarkeit, dem Unglauben und Qualen, die sie Christus angetan haben, von ihm sind verworfen worden, und noch andere Stücke unseres Glaubens. Alles dieses merkte sich und fasste das Mägdlein, das doch erst sechs Jahre alt war. Doch dann bekamen die Eltern einen Verdacht und wollten denn ihr Töchterlein verschicken, mittlerweile sogar einem zur Ehe geben. Dieses erfuhr das Mägdlein und offenbarte es sogleich dem Priester, der ihr befahl, sie solle des anderen Tags in der Frühe zu ihm kommen. In derselben Nacht erschien dem Mägdlein im Schlaf die Mutter Gottes mit einem weißen Mantel bekleidet, reichte der Rachel eine goldene Rute und sprach: Nimm hin Katharina diese Rute, sie wird dir dienen zu einer Stütze auf dem Weg, den du zu machen hast. Das Mägdlein fragte: Warum, o Frau, gibst du mir diesen Namen? Weil du diesen Namen wirst in der Taufe bekommen, antwortete Maria. Rachel streckte die Hand aus, will die Rute ergreifen, fällt sodann aus dem Bett, legt sich wieder nieder, macht nichts aus der Sache, wiewohl sie von der Mutter befragt wurde, wegen dem Getöse, das man gehört hatte. In der Frühe begibt sie sich zu dem Priester, der sie in ein Kloster der Bernardinerinnen führte, sie dorthin übergab, wo sie auch getauft worden ist. Indessen waren die Eltern sehr betrübt wegen dem Verlust ihrer Tochter. Schließlich haben sie vernommen, wo sie sei, beklagten sich bei der weltlichen- und geistlichen Obrigkeit, dass ihre Tochter mit sechs Jahren sei entführt worden. Sie verlangten, man sollte sie ihnen herausgeben, und wenn sie sich mit zwölf Jahren immer noch zu dem Katholischen hingezogen fühle, wollten sie sie nicht im Mindesten an ihrem Entschluss hindern. Bei all dem war es Reinero zuweilen nicht sehr wohl. Er befahl den Ausgang dieser Sache der seligsten Jungfrau. Endlich ließ Katharina selbst schriftlich verlauten, sie will sich öffentlich vor allen, auch vor den Juden, hinstellen, über die Ursache sprechen, warum sie sich hat taufen lassen. Dies geschah in einem Gotteshaus in Gegenwart des Bischofs, anderer Lehrer, auch sehr vieler Rabbiner. Katharina redete mit großer Bescheidenheit und Zurückhaltung, so dass die Juden keine Argumente mehr hatten. Das Mägdlein wurde wider in das Kloster geführt, lebte sehr fromm, und war allen mit ihren Tugendbeispielen ein leuchtendes Vorbild. Sie diente nach Gott Mariä ihrer Erleuchterin mit allem Eifer, hat sie zu ihrem Vater, Mutter, Bruder, Frau und Beschützerin erwählt und pflegte oft zu sprechen: O heilige Jungfrau, verlass dieses Waislein nicht, das zu dir kommt, als zu seiner lieben Mutter. Ach, du bist gewisslich meine Mutter, mein Vater, mein Bruder, meine Schwester, meine Frau, meine Geliebte, meine Beschützerin, meine Zuflucht und alles. Sie verharrte in diesem Eifer und starb endlich selig.

Thomas Cantipr.

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8. Geschichte

 

Maria ist die Retterin eines stark Angefochtenen

 

Ein Hirt, unweit von der Stadt Madrid, betete täglich Mariä zu Ehren einen Rosenkranz, lebte keusch und rein. Der Satan, als ein Neider alles Guten, versuchte ihn mit unreinen Gedanken. Der junge Mann bittet die Mutter Gottes, vor ihrem Bildnis liegend, dass sie ihm beistehen möge. Maria aber zögert. Die Anfechtungen wurden immer heftiger. Einst begegnete ihm ein Mann und fragte ihn: Warum er so bestürzt sei. Nach erkannter Ursache sagt der unbekannte Wandersmann, der der Teufel war: Die Werke allein, nicht die bösen Gedanken sind eine Sünde. Der junge Mann aber glaubte dies nicht. Ein anderes Mal kam der böse Feind in der Gestalt eines ehrwürdigen Mannes und sagte, nachdem der betrübte junge Mann die Not geklagt hatte: Die Sünden können nicht nachgelassen werden, als allein durch die Marter. Was ist eine Marter, fragte der Hirt? Der böse Feind sagte ihm: Erhänge, ersäufe dich, wirf dich in einen feurigen Ofen. Als der böse Feind dies geredet hatte, ging er fort. Der junge Mann, obwohl er schon den Tod fürchtete, kam zu dem Schluss, er will sich verbrennen. Er trägt Holz zusammen und zündet es an. Allein es wurde dreimal ausgelöscht. Eine weiß gekleidete Matrone zog ihn heraus aus dem Feuer. Der Teufel fragte daraufhin, ob der Hirt das vorgeschriebene Mittel gebraucht habe? Der Hirt antwortete mit Ja! Allein ohne Wirkung. Das ist ein Zeichen, widersetzte der Satan, dass dieses Opfer Gott nicht angenehm gewesen ist. Gehe hin und wirf dich in den nächstgelegenen See, so wirst du von deinen Sünden gereinigt werden. Der junge Mann machte sich auf dieses zu bewerkstelligen. Auf dem Weg fällt ihm ein, dass er an diesem Tag noch nicht den Rosenkranz gebetet hatte. Er kniet also nieder und betet ihn andächtig. Sodann, als er sich in den See stürzen wollte, erschien ihm die Mutter Gottes und setzte ihn an das Ufer. Sie schickte ihn in eine Stadt, allwo ihm von einem Priester der Gesellschaft Jesu ist geholfen worden. Er wurde sodenn auch durch die Fürbitte der Mutter Gottes von aller schweren Versuchung befreit.

Annuae S.J.

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9. Geschichte

 

Maria zündet das Glaubenslicht an

 

Ein türkischer Sklave, Abel mit Namen, der sich 1647 in Neapel aufhielt, hat alles, was er an Geld bekam, für eine Brennende Ampel vor dem Bildnis der Mutter Gottes, die im Hof seines Herrn zu sehen war, ausgegeben. Befragt, warum er dies tut, pflegte er zu sagen: die Frau gefällt mir, ich hoffe, sie wird mir einmal behilflich sei. Er blieb aber bei all dem halsstarrig. Einstmals im Schlaf hörte er eine Stimme. Abel, Abel, wach auf, ich habe mit dir etwas zu reden. Er erwachte, sah die Kammer erleuchtet und eine ehrbare Matrone, samt einer neben ihr stehenden Mannsperson. Abel fragte, wer sie sei? Die Matrone antwortete ihm: ich bin Maria, die du schon so lange Zeit in meinem Bildnis verehrt hast. Dieser aber ist Joseph, mein Gemahl. Ich bin gekommen, dich zu ermahnen, dass du ein Christ wirst und dein Taufname soll Joseph sein. Abel wollte sich nicht ergeben und sagte: meine Frau, alles andere befehlt mir, allein dieses nicht. Sodann begab sich Maria zu ihm, berührt mit der Hand seine Schulter mit dem Hinweis, er soll sich nicht widersetzen. Worauf Abel antwortete: meine Frau, ihr habt in meinem Herzen ein Feuer angezündet. Aber was muss ich tun, der ich die Gebote nicht verstehe, die man lehrt, und was muss ich noch alles wissen? Daraufhin fängt Maria selbst an ihn zu unterrichten und sagt, er soll in der Stadt zu einem Pater der Gesellschaft Jesu gehen, der dazu bestellt war, um sich unterweisen zu lassen. Er machte sich sodann von seinem Bett auf, erzählt alles seinem Herrn, hat alles leicht erlernt, wird getauft und lebt fromm. 

Auriemma

 

Gleichfalls in Spanien wurde ein Mahometaner (Muslim) öfters von seinem Herrn ermahnt den wahren Glauben anzunehmen. Allein, vergebens. Schließlich erkrankte der Herr, ließ aus Andacht ein Altärlein in seinem Zimmer aufrichten, darauf ein Mariäbild setzen, befahl dem Sklaven, er möge das Bild mit Blumen zieren. Dies tat er, und Maria ließ diesen Dienst nicht unbelohnt. Sie erscheint in der Nacht dem Mahometaner, befahl ihm mit liebreichen Worten, dass er ein Christ werde. In der Frühe denn, verlangte er getauft zu werden und erzählte alles seinem Herrn, was er gesehen hätte. Der Herr voller Freude, ließ ihn unterrichten und taufen. Während der Taufzeremonie weinte der Mahometaner und sagte: dieses Bild (mit dem Finger darauf deutend) hat es so haben wollen.

Annuae S. J. 1589

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10. Geschichte

 

Marias Fürbitte hilft einem großen Sünder

 

Ein Soldat, der weder Gott noch die Menschen fürchtete, im Sündenwust versenkt war, fastete doch jeden Samstag auf Ermahnung seiner frommen Frau hin, und so oft er an einem Marienbild vorüberging, betete er ein Ave Maria. Aus diesem Grund offenbarte ihm die Mutter Gottes ein großes Geheimnis, wodurch er sich bekehrte und mit Gott versöhnte, denn als er in einer Kirche vor einem Marienbild mit dem Kindlein auf dem Arm sein gewöhnliches Ave Maria betete, wurde er gewahr, dass des Kindlein Bildnis verwundet war und daraus das Blut auf der Mutter Schoß herabrann. Gott ließ ihn erkennen, dass er und andere große Sünder hieran schuldig sind und den Sohn Gottes noch mehr verwundet, als die Juden selbst, und nochmals gekreuzigt haben. Hierauf fühlte er eine große Reue und sprach zu Maria: Mutter der Barmherzigkeit, bitte für mich. Anfangs wies ihn die Mutter Gottes auf die Schwere seiner Sünden hin und gab ihm zu verstehen, wie er und seinesgleichen ihren allerliebsten Sohn so grob beleidigen und dadurch auch sie traurig machen. Doch wurde er durch Anerkennung seiner Ave-Maria-Gebete erhört. Maria gewährte ihm seine Bitte und bittet ihrerseits dreimal Gott um Abwendung des Zornes und um Gnade für ihn, um ihrer Liebe willen, und aller Schmerzen und Sorgen willen, die sie seinetwegen ausgestanden hatte. Aber sie wird jedes Mal abgewiesen von ihrem allerliebsten Sohn. Da aber schließlich die Mutter der Barmherzigkeit sogar einen Kniefall vor ihrem liebsten Sohn tun wollte, wurde sie erhört, ihre Bitte gewährt, der Zorn Gottes abgewendet, und dem armen Sünder wurde erlaubt Christi blutige Wunden zu küssen, wodurch sie alle heilten und der Soldat versichert wurde, dass kraft des Englischen Grußes ihm Barmherzigkeit widerfahren sei. Er hat daraufhin Gott und Maria gedankt, sein Leben gebessert, und beide, er und seine Frau, sind danach in einen geistlichen Orden eingetreten.

Joannes Carthagena

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11. Geschichte

 

Maria die Unbefleckte, eine Erretterin der Gefahrleidenden

 

Jakobus, der erste dieses Namens, König in Aragonien, hat zu Ehren der unbefleckten allerheiligsten Jungfrau ungefähr tausend Kirchen und Kapellen erbaut. Zum Lohn hat er viele ansehnliche Länder erobern können und im Krieg allzeit Glück gehabt. Dreiunddreißig Mal hat er mit seinen Feinden Schlachten geschlagen und jedes Mal gesiegt. Der spanische Oberst Bobadilla hätte insgesamt fünftausend seiner Soldaten Hungers sterben oder sich auf Gnade oder Ungnade den Holländern ergeben müssen, als er im Jahr 1585 im niederländischen Krieg auf der Insel Bommel, vor den Mündungen der Flüsse Maas und Wachel, die Winterquartiere bezogen hatte, wenn nicht die Mutter Gottes ihm wunderbarer Weise zu Hilfe gekommen wäre. Denn als die Holländer die Quartiere ausgekundschaftet hatten, brachten sie in aller Eile eine Flotte von ungefähr hundert Schiffen zusammen, schlichen bei Dordrecht die Maas hinauf auf die erwähnte Insel zu, durchstachen in der Nacht ein und den anderen Damm, wodurch das Wasser in großer Menge eindringen konnte und in kurzer Zeit die ganze Insel dermaßen überschwemmt hat, dass die guten Spanier nur wenig Zeit hatten, der Überschwemmung zu entkommen. Als es Tag geworden war, sahen sie sich gleichsam mitten im Meer, auf drei unterschiedliche Inseln verlegt, und noch dazu von Feinden allenthalben umgeben. In dieser äußersten Not nahmen sie ihre Zuflucht zur gnadenreichen, unbefleckten Jungfrau riefen sie mit Inbrunst um ihre Hilfe an. Bald darauf, nämlich in der Nacht vor dem Fest der unbefleckten Empfängnis, hat ein so starker, kalter Wind zu wehen angefangen, dass davon das Gewässer teils ausgetrocknet, teils zusammen gefroren wurde. Als die Holländer merkten, welche Strecke sie zu befahren hatten, und dass sie womöglich mit ihren Schiffen im Eis steckenbleiben würden, begaben sich auf den Rückzug, machten also den Belagerten Luft über das Eis zu kommen. Am anderen Tag strömte ein warmes Wetter ein, dass das Eis zu Wasser geschmolzen wurde. Zur schuldigsten Dankbarkeit wurde eine Bruderschaft unter dem Titel der Unbefleckten Empfängnis Mariä aufgerichtet in den Niederlanden.

Didacus Saavedra

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12. Geschichte

 

Beatrix wird durch Marias Güte bekehrt

 

Im Jahr 1200 war in einem Kloster eine Nonne mit Namen Beatrix, die aus Nachlässigkeit und Verachtung kleiner Sünden, allgemein in der Liebe Gottes erkaltet war. Und wie es zu geschehen pflegt, dass man vom Geringeren zum Größeren staffelweise hinabsteigt, wurde sie des Klosters überdrüssig, bekam eine Lust in die Welt zurückzukehren, pflegte mit einem Mann eine Beziehung, zog sich Männerkleidung an, ging so, weil sie Pförtnerin war, unbemerkt aus dem Haus. Zuvor aber wendete sie sich zu einem Marienbild, seufzte und sprach: Maria, ich sage dir gute Nacht, ich muss dich verlassen, verlass du mich aber nicht. Da sind die Schlüssel zum Kloster, verwahre sie für mich. Da hast du mein geistliches Kleid, das ich bisher unwürdig trug, gib es an meinem Platz einer anderen, die es besser zu tragen verdient, als ich. Gute Nacht, liebe Mutter, ich gehe fort. Sie zog sodann in ein weit entferntes Land, lebte frech und frei. Nach einigen Jahren kam ihr einer entgegen, den sie im Kloster lebend, oft gesehen hatte. Den fragte sie, ob er nicht eine Nonne Beatrix mit Namen kenne. Er antwortete mit Ja, erzählte ihr von dieser viel Lobwürdiges, worüber sie sich sehr verwunderte. Da zog sie wieder ihre Männerkleidung an, geht in das Kloster in die Redstube und lässt die Beatrix kommen. Die Verkleidete fing an zu reden und fragte: Beatrix, kennst du mich? Nein! In der Tat, antwortet jene zitternd mit gebrochener Stimme. Du sagst richtig, versetzte jene, denn du hast alles Gedächtnis an mich verloren und mir so schändlich abgesagt, als du aus diesem Kloster weggelaufen bist. Aber kannst du dich noch daran erinnern, wem du dein geistliches Kleid und die Schlüssel zur Pforte damals übergeben hast? Da fiel ihr wieder ein was sie getan hatte. Daraufhin gab sich Maria zu erkennen und sprach: Siehe, ich bin diejenige. Gleich nach deiner Flucht habe ich deine Gestalt angenommen, dein geistliches Kleid angelegt und deine Person und dein Amt solange vertreten: niemand weiß davon etwas. Unterdessen habe ich auf diese und diese Weise gelebt und dir bei deinen Schwestern einen heiligen Namen erworben, die sich oft verwunderten, dass du dich sittlich so verändert hast. Nun komm und lege dein Kleid an, tue Buße und sieh zu, dass du den heiligen Namen mit derselben Lebensart, die ich bisher in deiner angenommenen Person geführt habe, beständig erhältst. Beatrix beschämt, tut alles nach Marias Worten, hinterlässt dem Beichtvater den ganzen Verlauf der Geschichte schriftlich und mit einem Eidschwur unterschrieben, um ihn nach ihrem Tod zur Ehre der Mutter Gottes öffentlich vor der Welt kund zu machen.

Theophilus Rainaudus

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13. Geschichte

 

Heilsame Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Marias

 

Bernhard von Feltro hielt in der Stadt Aquitania von der Unbefleckten Empfängnis Mariä eine eifrige Anrede, ermahnte das Volk, dass sie in allen ihren Nöten und Anliegen die Mutter Gottes anrufen sollen, auf dass wegen der Ehre ihrer Empfängnis von aller Trübsal mögen befreit werden. Nun hat es sich zugetragen, dass eine Frau aus der Predigt kam, nach Hause ging und bei ihrem Eintritt sah, dass ihr jüngstes Söhnlein einen Dolch in der Hand trug. Weil sie nun aus mütterlicher Sorge das Kind etwas hart angefahren hatte, lief es davon und fiel im Laufen auf den Dolch, der seine Brust zu verletzen drohte. Die erschrockene Mutter erinnerte sich an die Predigt, erhob ihre Hände und Augen zur seligsten Mutter Gottes, bat um der Ehre ihrer Empfängnis willen, sie möge das fallende Kind vor Leid und Schaden erretten. Ein Wunderding! Der spitze Dolch hat im Fall alle Kleider durchstochen, sobald er aber auf die bloße Brust des Kindes gekommen war, sich gewendet, als wenn das harte Eisen ein weiches Wachs gewesen wäre, und hat das gestürzte Kind nicht im geringsten verletzt.

Bernardinus de Bustis

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14. Geschichte

 

Maria hält von einer schweren Sünde ab

 

Ein junger Mann in Indien hatte in seinem Zimmer ein Bildnis, das die schmerzhafte Mutter Gottes mit einem Degen im Herzen darstellte. Dieser junge Mann wurde einmal von einer hitzigen Regung des Gemüts überwunden. Er war schon bereit, obwohl ihm sein eigenes Gewissen die daraus folgende Beleidigung Gottes vorhielt, seinen Übermut etwas abzukühlen. Als nun dieser Armselige aus seinem Zimmer treten wollte, seine böse Absicht durchzuführen, hörte er eine wundervolle Stimme, die sagte: Halte inne! Wo willst du hingehen? Daraufhin drehte er sich um, sieht das schmerzhafte Muttergottesbild an, wie es den Arm von der Seite in die Höhe hebt, sich selbst den Degen aus dem Herzen reißt und danach zu ihm sich wendend sagte: Wohlan dann, nimm diesen Degen und verwunde mit ihm lieber mich, als meinen göttlichen Sohn mit der Sünde, die du vorhast zu begehen. Auf diese Worte warf sich der Jüngling voll des Schmerzes auf den Boden und begehrte unter vielen Tränen von Gott und Maria, der schmerzhaften Mutter, Verzeihung.

Annuae SJ

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15. Geschichte

 

Buße und Erweckung der Toten durch Marias Fürbitte

 

Zu Lublin, in einer vornehmen Stadt in Polen, lebte ein Mezger mit Namen Martinus, der mit seiner Frau zwei Kinder hatte. Ein Söhnlein war zwei, das andere vier Jahre alt. Einst gingen beide aus und ließen die Kinder allein zu Hause. Dies war eine große Dummheit. Solange die Kinder klein sind, soll man sie nie alleine lassen, da ihnen tausend Unheile widerfahren können, wie es auch da geschehen. Die Kinder sahen öfters den Vater die Schafe und Lämmlein abstechen. Daher nahm der ältere Junge ein Messer, ging zu der Wiege und ersticht sein Brüderlein. Aber er erschrickt doch, als er das Blut gesehen und gemerkt hatte, dass sich sein Brüderlein nicht mehr bewegte. Er merkt, dass es nicht recht sei, was er getan hatte, fängt an sich zu fürchten wegen der Mutter, kriecht in einen Backofen hinein, schiebt etliche Büschlein Reiser vor das Ofenloch, bereitet sich also selbst den Scheiterhaufen, in dem er sollte verbrennen und das Leben lassen, wie der Bruder durch das Messer, so er selbst durch das Feuer. Bald darauf kommt die Mutter zurück, heizt ein und geht fort im Haus etwas anderes zu richten. Das Knäblein traute sich aus Furcht nicht heraus. Indessen kommt die Mutter, merkt den üblen Geruch, sieht das brennende Kind, will helfen mit einer eisernen Gabel, allein es war umsonst, das Kind war schon tot. Die Mutter meint, es müsse ein neidvoller Mensch die Sache so angestellt haben, und wurde bekräftigt in dieser Meinung, als sie das tote Kind in der Wiege sah. Sie weint sodann heftig, heult, schreit und klagt. O ich unglückselige Mutter, o ihr armen Kinderlein! Was wird der Mann sagen, wenn er kommen wird. Er kam auch bald darauf, betrachtete alles ganz erstaunt, fing schließlich an rasend zu werden, denn es kam ihm die Mutter verdächtig vor. Er nimmt einen knorrigen Prügel, schlägt die Frau nieder, verletzt, verwundet, tötet die Unschuldige. Da er nun drei tote Körper in der Stube liegen sah, wurde er durch eine heilsame Furcht bewegt, geht in sich selbst, kommt zu dem Schluss, er will sich auf den wundertätigen Klareberg begeben. Er macht sich denn auf, zieht einen Karren hervor, bespannt ihn mit einem Pferd, legt die drei Körper auf ihn, bedeckt sie wohl, damit sie durch den Geruch nicht verraten würden, führte sie so auf den 150 Meilen langen Weg. Als er zu dem Gnadenort kam, legte er die drei Körper vor der Türschwelle nieder. Er verrichtet sein Gebet in aller Andacht vor dem Gnadenaltar, seufzt, bittet, klagt Marä seine Not, bekennt seine Schuld, befiehlt die Mutter samt den Kindern der seligsten Jungfrau. Nach verrichteter Andacht, als er aus der Kirche ging, begegnete ihm an der Türschwelle die Mutter und die zwei Kinder, deren enines sie trug, das andere aber bei der Hand führte, alle drei waren frisch und gesund. Der Mann sah dies mit unbeschreiblicher Freude, geht wiederum ins Gotteshaus, sagt mit der Frau Gott und Mariä Dank; vernahmen sodann von dem älteren Sohn, was im Haus vorgegangen war. Alle fuhren mit Freude nach Haus, erzählen aller Orten, wo sie durchreisten, was ihnen begegnet war. Vor allen die Gnade, die sie von Gott durch die Fürbitte der Mutter Gottes erhalten hatten, wodurch die Andacht zur seligsten Jungfrau merklich befördert und vermehrt worden ist.

 

P. Abraham Bzovius ex ord. PP. Praedicat.

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16. Geschichte

 

Maria beschützt gegen den Anfall des Satans

 

Ein junger Mann, der anfangs der Andacht zu Maria sehr ergeben war, aber nach und nach ein immer ärgerlicheres Leben führte, wird zur Nachtzeit durch wunderbare Träume beunruhigt. Erwachend schüttelte er all diese Gedanken wieder von sich und liest zur Ablenkung ein weltliches Buch. Indessen hört er jemanden mit Gewalt an die Tür stoßen. Er öffnete die Tür und es kam durch sie herein ein böser Geist, der erschreckend anzusehen war. Er war wie ein Tier an Händen und Füßen mit Klauen versehen. Der junge Mann verkroch sich furchterregt in einem Winkel, ruft die Mutter Gottes an, muss aber vom bösen Feind hören: umsonst begehrst du Hilfe von derjenigen, die von dir verlassen, dich auch verlassen hat. Du bist nunmehr meiner Gewalt übergeben, wegen deiner schweren Laster, die du verübt hast. Gleich wirst du in das höllische Feuer geworfen werden. Dies sagend, drohte der böse Feind mit seinen Klauen, die er schärfte. Der junge Mann befahl sich indessen, durch Ablesen der gewöhnlichen Kongregationsgebete, der Mutter Gottes, versprach eine Lebensbesserung und wieder die alten Andachtsübungen zu verrichten. Als dies geschah, merkte er, dass eine ansehnliche Frau mit verdecktem Angesicht ins Zimmer hineintrat, die den bösen Geist hinauswarf und dem jungen Mann sodann sagte: in großer Gefahr bist du gewesen, sei guten Mutes, gehe hin und beichte deine Sünden, verrichte die alten Andachtsübungen und verändere deinen bisher geführten Lebenswandel. Der junge Mann machte sich in der Frühe auf, begab sich zum Präses, erzählte ihm alles, auch über den Gestank im Zimmer und den Riss im Kamin, den der ausgefahrene Geist verursacht hatte. Er bewunderte die Veränderung des jungen Mannes und nimmt den Reumütigen wieder auf in die Bruderschaft.

P. Casparus Lechner

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17. Geschichte

 

Maria, die schmerzhafte Mutter, ist eine Trösterin ihres Verehrers

 

Ein Weltgeistlicher war den sieben Schmerzen Mariä eifrigst zugetan. Er war aber nicht damit zufrieden, Maria im Innersten des Herzens zu ehren. Er wollte auch seine innerliche Andacht mit ganz außerordentlichen, äußerlichen Kennzeichen an den Tag geben. Demnach, weil er eine kleine Kirche zu versorgen hatte, in der ein Bild der schmerzhaften Mutter stand, gab er oft ganz allein Mariä seine Liebe zu ihr und seinem schmerzlichen Mitleiden mit ihr durch heiße Tränen und Seufzer zu erkennen. Er stieg auf den Altar, ergriff die schmerzhafte Mutter bei der Hand und gleich so als redete er mit Maria selbst, tröstete er sie mit innigen Liebesworten und trocknete ihr mit einem Tüchlein die Tränen von den Augen ab. Nach einigen Jahren geschah es, dass er in eine tödliche Krankheit fiel und schon nahe dem Tod war. Indessen, als die Leibärzte an seinem Zustand verzweifelten und er sozusagen in den letzten Zügen lag, erschien ihm Maria in Gestalt einer ansehnlichen Frau, tröstete ihn zuerst mit liebevollen Worten, danach wischte sie den Todesschweiß mit einem Tüchlein von seinem Gesicht und stärkte ihn so, dass er in einem Augenblick, nicht nur allein von den Todesängsten, sondern auch von aller Krankheit befreit wurde. Als sich nun dieser fromme Geistliche wieder ganz frisch und gesund und sozusagen vom Tod zum Leben auferweckt sah, wendete er sich zu der Frau mit Fragen: Wer seid ihr wohl? Sagt es, damit ich mich wegen einer so großen Guttat dankbar erzeigen kann. Darauf antwortete die Frau ihm: Ich bin die, deren Tränen du so oft abgewischt hast. Und nachdem sie dies gesagt hatte, ist sie verschwunden.

Thomas Cantipratanus

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18. Geschichte

 

Herrlicher durch von Maria erhaltenem Sieg

 

Als die zwei Fürsten der Seeräuber, Cara Mami und Hali Hamet, die spanische Seeküste sehr beunruhigten, viele Christen entführten und große Beute machten, rüstete sich gegen sie der königlich spanische Admiral Bernardinus Mendoza. Vor allen aber richtete er eine Standarte auf, auf der das Bildnis Mariä zu sehen war. Er brachte sie mit großem Gepränge unter Herumgehen und Trompetenschall zur See und stellte sie auf den Mastbaum seines Admiralschiffs. Alle Bootsknechte und Soldaten fielen nieder auf ihre Knie, riefen die Mutter Gottes an und sangen mit heller Stimme: Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin. Daraufhin stießen sie vom Land ab, treffen und greifen die Seeräuber an, schlagen sie innerhalb einer Stunde und machen zu Schanden die ganze feindliche Flotte. Alle Seeräuber sind zu Tode gekommen, alles Geraubte und alle Gefangenen sind wieder den Spaniern zuteil geworden und Bernhard ist wieder nach Malacca Batica zurückgekehrt und mit größter Pracht herrlich und siegreich eingezogen. Voran gingen die befreiten Christen mit brennenden Fackeln in den Händen, auf sie folgten die Soldaten, alle in herrlichem Aufzug, Trompeten, Kesselpauken, allerhand dem Feind abgenommene Kriegsrüstungen, Stücke und Hagelgeschütz: schließlich Bernhardinus selbst mit seinen Kriegsbedienten, mit entblößtem Haupt, und die siegreiche Standarte Mariä in den Händen tragend, seiner so getreuen Helferin. So und mit dieser Prozession prangte Bernardus bis in die Kirche derjenigen Frau hinein, der zu Ehren all dieser Triumph veranstaltet wurde, in die Kirche Mariä de Victoria. Dort er Gott und seiner gebenedeiten Mutter demütig für so einen gewaltigen Sieg dankte und um weiteren Sieg gebeten hat. 

 

P. Benignus Kubler S.J.

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19. Geschichte

 

Durch die Schönheit Marias erblindet und erleuchtet

 

Einem frommen Weltgeistlichen, der lange Zeit die Schönheit der Mutter Gottes zu sehen wünschte, ist auch endlich seine Bitte gewährt worden, doch mit der Bedingung, dass sie ihm durch einen Engel ausrichten ließ, dass er das Auge, mit dem er ihre Schönheit ansehen würde, verlieren wird. Der Geistliche nahm diese Bedingung an, drückte das eine Auge zu und mit dem anderen sah er die Majestät und die wunderbare Schönheit Marias an. Durch dieses Anschauen wurde er so froh, getröstet und von dem Anblick eingenommen, dass er auch das andere Auge mit vollem Bewusstsein, dieses auch zu verlieren, öffnete und die wohlgestaltete Schönheit Marias damit anschauen wollte. Es war aber damals vergebens, denn die Mutter Gottes war augenblicklich verschwunden. Dem Geistlichen wurde dies ganz leid, nicht dass er an einem Auge erblindet war, sondern dass er mit dem anderen Auge dieser Jungfrau übermäßige Schönheit nicht gleichfalls geschaut hat. Deshalb hat er von neuem inständig gebetet, dass die Mutter Gottes sich ihm noch einmal zeigen möge: er war bereit, auch das andere Auge zu verlieren. Worüber er auch ein weiteres Mal erhört wurde, dass nämlich Maria ihm erschien, er die unvergleichliche Zierde und Schönheit Marias mit unaussprechlichem Trost seines Herzens eine gute Weile genießen konnte, und darüber hinaus nicht allein dieses Auge nicht verlor, sondern auch das andere wieder bekam.

 

Silvanus Razius

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20. Geschichte

 

Die Fürbitte der schmerzhaften Mutter hält das Mordschwert auf

 

Ein Soldat zu Bassano verehelichte sich, musste bald darauf seine Frau verlassen, um ins Feld zu ziehen. Nach verflossenen neun Monaten kehrte er in sein Vaterland zurück und erfährt, dass seine Frau ein Kind zur welt gebracht hatte. Kaum als er dies gesehen hatte, bekam er einen Argwohn bezüglich der ehelichen Treue seiner Frau. Ja aus Zorneseifer lief er mit bloßem Schwert auf das Bett zu und wollte auf einmal die Mutter samt dem Kind töten. Die Mutter, die eine besondere Andacht zu der in der Kirche der Diener Mariä zu Bassano aufbewahrten Bild der schmerzhaften Mutter trug, schrie sogleich überlaut: ach, meine schmerzhafte Mutter, beschütze meine Unschuld! Und siehe Wunder! Das Kind, das kaum zehn Tage alt war, stellte sich auf die Füße und beschützt mit einem Händlein die Mutter, und mit dem anderen ergreift es bei der Schneide das Schwert, hält es fest, redet mit wundervollen klaren Worten den Vater so an: Halte inne! Was tust du? Ich bin dein Sohn und meine Mutter ist ohne Schuld. Der erzürnte Soldat erstaunte, steckte das Schwert in die Scheide und verkehrte den abgelegten Zorn in eine schuldige Liebe. Die Frau zeigte sich von Herzen dankbar gegenüber der schmerzhaften Mutter.

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21. Geschichte

 

Maria umfängt einen büßenden Mörder

 

Eine edle ältere Frau und Witwe hatte einen Sohn, der ihr einziger Trost war. Diesen schickte sie an den Hof, um einen Fürsten als Edelknabe zu bedienen. Und weil sie eine eifrige Verehrerin der Mutter Gottes war, ermahnte sie den Sohn, er soll täglich wenigstens einen Englischen Gruß zu Ehren der Mutter Gottes sprechen. Anfangs hielt sich der Jüngling wohl daran, wurde aber schließlich verführt, ja selbst ein Anführer zu allem Bösen zu sein. Der Fürst ermahnte ihn mit allem Ernst sich zu bessern. Allein, alles war vergebens. Daher wurde er endlich vom Hof verstoßen und schlägt sich aus Verzweiflung darüber zu den Mördern. Auch unter denen wurde er alsbald das Haupt, der Anführer. Weil er dann viel Schaden angerichtet hatte, setzte man ihm mit allem Eifer nach. Er wurde ins Gefängnis geworfen und gar bald zum Tod verurteilt. Dass er in seinem jungen Alter bereits sein Leben lassen und durch den Henker hingerichtet werden sollte, ging ihm sehr zu Herzen. Dem Betrübten stellte sich im Kerker ein ihm unbekannter Mann vor und versprach ihm die Freiheit, wenn er ihm dienen und gehorchen wollte. Der junge Mann fragte den Unbekannten, wer er sei? Da bekam er die Antwort, er sei ein Höllengeist, von seinem Fürsten abgeordnet ihm in der Not zu helfen, wenn er Gott absagen und abschwören würde. Dies geschah! Der böse Feind ließ sich aber damit nicht genug sein, sondern verlangte, er soll sich mit einem Schwur verpflichten, Maria fortan nicht mehr zu ehren. Der Jüngling, eingedenk, der mütterlichen Lehre, widersetzte sich dem mit allem Eifer. Ja, er erneuerte den Vorsatz, der Mutter Gottes immer und allezeit zu dienen. Danach verschwand der böse Feind. Der Jüngling erkannte seinen Fehler, bereute seine Sünden, begehrte bei anbrechendem Tag einen Priester aus der Gesellschaft Jesu und beichtete bei ihm seine begangenen Sünden unter vielen Tränen. Dann wurde er befragt, was er Gutes getan habe, dass er eine so außerordentliche Gnade von Gott erhalten hat. Er erzählte sodann dem Pater seinen ganzen Lebenslauf, erzählt auch von dem Englischen Gruß, den er täglich gesprochen hat. Er bat den Beichtvater, dass er ihm in der letzten Not beistehen sollte und Hilfe leisten, was der Pater ihm auch versicherte. Nun wurde der Übeltäter hinausgeführt und weil am Weg eine freie Kapelle stand, in der die Bildsäule der Mutter Gottes zu sehen war, betete der arme Sünder ganz ehrerbietig den Englischen Gruß, befahl sich Mariä und bat, sie möge ihm beistehen. O Wunder! Maria sagt zu und neigt ihr Haupt auf dem Bildnis. Alsdann wurde dem armen Sünder gestattet hinzuzutreten. Er küsste dann ihr Bildnis, befahl sich Mariä immer die Worte wiederholend: stehe mir bei, seligste Jungfrau, jetzt und in der Stunde meines Todes. Als dies geschah, streckte Maria in der Bildsäule ihre Arme aus , umfängt den Büßenden, lässt ihn aber nicht mehr los bis die Richter zu dem Schluss kamen, dem Übeltäter das Leben zu schenken. Danach aber wurde der Büßer losgelassen, begab sich darauf in ein Kloster und Lebte fromm und heilig.

P. Michael Pexenfelder

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Gnadenbild von Tongern

 

 22. Geschichte

 

Besiegung des Neides und Todes durch Maria

 

In dem Kloster Cisonio in Flandern wurde ein kluger, frommer Geistlicher Johannes Landhemius zum Abt erwählt, der wegen diese Würde von Theodoricus Daucchi sehr beneidet wurde. Der wurde denn durch den Neid und den Ehrgeiz so weit getrieben, dass er den Plan schmiedete, den erwählten Vorsteher zu ermorden. Er bestach den Kammerdiener und noch einen anderen mit Geld. In der ersten Nacht nach der Wahl schlich er in das Zimmer des Abtes und zog ihm einen Strick um den Hals. Der Abt befahl sich Gott und mit lauter Stimme Unserer Lieben Frau in Tongern. Der wilde Theodoricus aber zieht den Liegenden aus dem Bett und mit Hilfe seiner Kumpanen hängt er ihn an einem Balken auf, stieg auf die Schultern und erdrosselte ihn mit aller Gewalt, legt sodann den Körper in das Bett und lässt den Strick am Hals. Am anderen Tag erwarteten alle in der Kirche den Abt, der nun geweiht werden sollte. Sie gingen schließlich hinauf und finden Landhemium tot. Theodoricus wollte, dass man glauben soll, er habe sich aus Verzweiflung erhängt wegen der für ihn übel ausgegangenen Wahl. Man machte die Vorbereitungen zur Leichenbesingniß (Leichenbegräbnis): der bekleidete Körper wurde auf ein schwarzes Tuch gelegt. Während des Gottesdienstes stand neben dem Leichnam des Toten Enkel, ein Novize mit Namen F. Petrus Belliolus. Diesem ging bei dem Wandlungszeichen der Tod seines Vetters so tief zu Herzen, dass er aufschrie: "O Landhemi! Mein liebster Vetter! Gott und die allerseligste Jungfrau mögen deine Seele in Frieden aufnehmen. O was für einen großen Schmerz hat mir dein Tod gebracht." Auf diese Rede hin hörte er die Stimme des Abtes: "Betrübe dich nicht, mein lieber Vetter, denn ich bin lebendig." Der Jüngling hatte sich zuerst darüber entsetzt, aber dann erholt, und hat den Geistlichen im Chor mitgeteilt, was er gehört hat. Diese kamen, sehen den Abt auf seinen Knien liegen und beten, und fragten, was sich mit ihm zugetragen habe. Er erzählte unter anderem, dass er in Tongern beim Gnadenaltar die Messe gelesen habe: und den Strick, mit dem man ihn erdrosselte, dort aufgehenkt hat. Somit verhielt es sich so, dass mit Freuden zum Abt eingeweiht wurde, die Übeltäter aber wurden hingerichtet. Der neue Abt ging nach zwölf Tagen mit bloßen Füßen nach Tongern, sagte der Mutter Gottes Dank und blieb drei Tage dort, erzählte allen, was sich mit ihm zugetragen hat, regierte 31 Jahre und übergab dann mit Einwilligung des Capitels die Würde dem erwähnten Belliolo. Er aber begab sich nach Tongern, lebte noch sechs Jahre, beförderte die Ehre der Mutter Gottes und wurde begraben bei ihrem Altarfuß. So steht es in dem Buch, in dem die Wunderwerke Mariä von Tongern beschrieben werden. 

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23. Geschichte

 

Geringe, doch kräftige Verehrung Mariä

 

Zu Turon in Frankreich, befand sich ein Ketzer, 1610, der in seiner Krankheit in seinem Irrtum halsstarrig verharrte. Er hatte niemals Maria, wie er selbst bekannte, angerufen, konnte auch dazu durch langes Bitten und Beten nicht bewegt werden. Endlich aber ist er durch starkes Anhalten dahin gebracht worden, dass er es einmal getan und allein diese Worte ausgesprochen hat: Mutter Jesu steh mir bei. Siehe Wunder! Kaum hatte er dieses gar kurze, doch aber sehr kräftige Gebetlein ausgesprochen, setzte er gleich hinzu, er will sich bekehren, wie es denn auch zu seinem ewigen Heil geschah: und zwar innerhalb von zwei Stunden: da doch viele Patres aus der Gesellschaft Jesu acht ganze Tage ihm eifrig zugesprochen, ihm allerhand vernünftige Beweggründe vorgehalten und zur Annahme des alleinseligmachenden katholischen Glaubens ermahnt hatten. Aber alles war umsonst und vergebens, bis endlich einem von ihnen in den Sinn gekommen ist, ihn zur Anrufung der Mutter Gottes anzueifern. Dieses erzählt P. Paulus Barry und setzte bei, dass er alles mit seinen Augen gesehen hat.

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24. Geschichte

 

Große Belohnung eines geringen Dienstes

 

Ein Mensch lebte in Spanien sehr gottlos, beichtete niemals ehrlich, setzte Gott gänzlich beiseite, floh allen Gelegenheiten einmal sich selbst zu besinnen, hatte sich dem Teufel völlig ergeben mit dem festen Vorsatz nicht zu beichten. Mit einem Wort: nichts Christliches war an ihm, außer die Taufe und dass er täglich ein Ave Maria der Mutter Gottes zu Ehren betete, die diesen Dienst nicht unbelohnt dahingehen ließ: denn sie erschien einst zur Nachtzeit dem Sünder und sah ihn an. Dieses Anblicken hatten eine wunderbare Wirkung auf ihn und verursachte viel Gutes in dem Sünder, denn es fielen ihm sodann ein alle seine Missetaten ein, und die Blicke der Mutter Gottes entfachten in ihm die gewisse Hoffnung, dass ihm seine Sünden verziehen werden. Als der Tag anbrach merkte er, dass er krank war, rief einen Priester aus der Gesellschaft Jesu herbei, der ihm sagte, die Krankheit sei nicht so gefährlich, er soll sich länger auf die Beicht vorbereiten. Der Kranke versicherte dem Priester, dass er sich aller seiner Verbrechen erinnere. Er wurde also von dem Pater angehört, der danach bekannte, dass kein Gelehrter, wenn er auch mehrere Monate hindurch sich sollte zur Beicht bereitet haben, die Sünden ausführlicher und deutlicher hätte sagen können. Unter der Beicht fing der Büßer an zu weinen, machte ein Gelübde in einen Ordensstand einzutreten, um für seine Sünden genug zu tun, wenn er gesund werden sollte. Dann bat er den Pater, er solle alles, was sich mit ihm zugetragen hatte, auch anderen erzählen. Er lebte danach noch vier Tage, empfing mit Andacht auch die anderen Sakramente, erweckte die auserlesensten Tugendübungen, hielt das Bildnis des Gekreuzigten in der Hand, und gab mit Erbauung aller Anwesenden seinen Geist auf.

Eusebius Nierembergius

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25. Geschichte

 

Andacht zur schmerzhaften Mutter öffnet einem großen Sünder den Himmel

 

In den von den römischen Päpsten gutgeheißenen  Offenbarungen der heiligen Brigitta liest man folgende Begebenheit: Es lebte ein Mensch von edlem Herkommen, aber lasterhaften Sitten, der seit sechzig Jahren nicht mehr gebeichtet hatte. Doch unter so vielen Lastern, mit denen er beladen war, trug er jedoch große Andacht zur schmerzhaften Mutter. So oft er nur an sie dachte, trug er mit ihr ein herzliches Mitleiden. Da es nun mit ihm zum Sterben kam, er aber seine sündhafte Seele in Sicherheit zu setzen nicht gedachte, schickte ihm die heilige Brigitta, auf Befehl Christi, einen Beichtvater zu. Dieser sollte ihn zur reumütigen Beicht überreden. Der fromme Seelenmann begibt sich zwei Mal zu dem Kranken, aber alles war umsonst, denn er blieb dennoch in seiner unbußfertigen und halsstarrigen Bosheit. Er machte sich jedoch ein drittes Mal zu ihm auf den Weg und sagte ihm im Namen Christi, dass er mit sieben leidigen Teufeln besessen sei, die ihn in den Stand der ewigen Verdammnis gesetzt hätten. Auf diese Nachricht hin wurde der elende Mensch im Herzen gerührt, und zwar so, dass er noch am selben Tag vier Mal mit reumütigem Herzen und unter Tranen gebeichtet hat. Tags darauf empfing er die heilige Wegzehr und sechs Tage danach starb er. Später eröffnete der Herr der heiligen Brigitta, dass seine Seele in das Fegfeuer sei verwiesen worden, und der Hölle nur allein wegen der Andacht, die er zur schmerzhaften Mutter trug, entgangen sei. 

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26. Geschichte

 

Die Begnadung der Verehrer der schmerzhaften Mutter

 

Nach der Auffahrt Mariä in den Himmel verlangte Johannes, der liebe Jünger Christi, eben seine am Stamm des Kreuzes von Christus empfangene göttliche Mutter zu sehen: er bat Gott oft, damit er in seinem Verlangen möchte erhört werden. Er bat und weinte so lange, bis ihn der günstige Himmel einmal mit einer Erscheinung tröstete. In dieser sah er Christus und seine göttliche Mutter miteinander sprechen von den Peinen, die sie in ihrem schmerzlichen Leiden ausstehen mussten. Danach hörte er Maria ihren Sohn bitten, dass er denen, die sich öfters dieser Drangsalen andächtig erinnern, eine ganz besondere Gnade wolle mitteilen. Darauf antwortete Christus, dass er denen, die sich öfters seiner Schmerzen erinnern werden, vier besondere Gnaden verleihen wolle. Die erste soll sein eine vollkommene Reue, und Leid vor dem tödlichen Hinscheiden über alle begangenen Sünden zu erwecken. Die zweite ein besonderer Beistand im letzten Todeskampf. Die dritte, dass einer solchen Seele die schmerzhaften Geheimnisse des bitteren Leidens gleichsam eingeprägt werden, und sie deswegen einen großen Lohn werden im Himmel empfangen. Die vierte, dass er seiner göttlichen Mutter nichts abschlagen wolle, was sie immer für eine solche Seele von ihm begehren werde. Marchantius Diar. B. V. Pelbartus schreibt, dass die gemeldeten Gnaden auch jenen erteilt werden, die das Leiden öfter zu Gemüt führen.

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27. Geschichte

 

Maria die Schmerzhafte ist eine Erhalterin des Lebens

 

Pelbartus schreibt, dass er einen mit seinen Augen gesehen und auch mit ihm geredet hat, der ihm bei seiner Treue und Glauben erzählt hat: dass er noch mit zwei anderen auf der Donau im Schiff gefahren und mitten in ihr einen Schiffbruch gelitten hat: und da die anderen zwei hinaus geschwommen sind, ging er unter und hörte in der Tiefe die Stimme: Siehe, o Mensch! du solltest jetzt sterben, und weil du tödliche Sünden auf dir hast, in die Hölle fahren: weil du aber mit meiner Mutter oft ein Mitleiden trugst, sie fleißig verehrt hast, wird dir diese Gnade erteilt, dass du leben und beichten sollst. Unterdessen, da seine zwei anderen Gesellen Fischer bestellt hatten, die den ertrunkenen Leichnam in der Donau suchen und herausziehen sollten, sie ihn aber nicht fanden, sahen sie ihn nach drei Tagen in dem Gestade des erwähnten Flusses aussteigen. Er erzählte alles, was sich mit ihm zugetragen hatte ging alsogleich hin zu P. Pelbarto, und hat eine reuevolle Beicht abgelegt.

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28. Geschichte

 

Ein großer Sünder wird durch Marias Güte ein Büßer

 

Zwei junge Männer lebten in einer großen Stadt, führten ein ärgerliches Leben, ergaben sich dem sündigsten Leben und hielten sich viele Stunden des Tages in Trinkhäusern auf. Da sie sich nun auch einst bis in die späte Nacht im Wirtshaus aufhielten, die Zeit mit Essen, Trinken, Spielen, Tanzen, und anderen Possen und Mutwillen zubrachten, fiel einem, mit Namen Richard, ein, er sollte sich doch einmal nach Hause begeben. Er folgte der rufenden Stimme Gottes, obwohl ihn sein Spießgeselle deswegen auslachte und verhöhnte, machte sich auf, geht in sein Haus und will sich zur Rehe begeben: erinnerte sich aber zugleich, dass er denselben Tag das gewöhnliche Gebet zu Ehren der Mutter Gottes nicht gesprochen habe. Es fiel ihm zwar ein, er könne es ohne Sünde auslassen: doch hat die Liebe gegenüber der Mutter Gottes ihn überwunden, er ließ sich nieder auf seine Knie, spricht seine Gebete, legt sich alsdann in das Bett, hört bald darauf einen an der Tür klopfen, gibt keine Erlaubnis hineinzugehen, hört alsdann eine Stimme: Öffne mir, oder ich werde auch gegen deinen Willen zu dir hineinkommen. Richard begegnet der Stimme mit folgenden Worten: Komm, wenn du kannst ohne Öffnung der Tür eingehen. Er sah sodann ein Gespenst, das er leicht erkennen konnte. Er wurde befragt: Kennst du mich? Ja, sagte Richard: du bist ja mein Kamerad, mein Trinkbruder. Ja, leider, entgegnete das Gespenst, fing an zu seufzen, und fuhr so fort mit seiner Rede: Da wir im Wirtshaus beisammen waren, hat der böse Feind bei dem strengen Richter und beide angeklagt, unsere Seelen begehrt, und über mich Gewalt bekommen, da er mich mit einer engen Schlinge, da ich nach Hause gehen wollte, erwürgte. Ein Gleiches wäre dir widerfahren, wenn du nicht das gewöhnliche Gebet zu Ehren der Mutter Gottes hättest gesprochen. Nachdem der Verdammte dies geredet hatte, zog er sein Kleid auseinander: sodann wurde Richard gewahr, dass der ganze Leib gleich einem glühenden Eisen war, er sah in ihm verborgene Würmer und Schlangen, hörte den Elenden, ehe er verschwand, seufzen und rufen: ach wie werde ich im Feuer geplagt! Richard wurde ungemein durch das, was er gehört und gesehen hatte, bewegt, sagte Gott und Maria für die empfangene Gnade Dank, hört das Glockenzeichen, durch das die Ordensgeistlichen in einem Kloster des heiligen Franziskus zur Mette gerufen wurden, empfand sodann einen Antrieb, in denselben Orden einzutreten, was auch geschah. Er lebte fromm, arbeitete mühsam im Weinberg des Herrn, starb als ein Märtyrer mitten im Feuer in Japonien.

Carolus Rosignoli

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29. Geschichte

 

Maria in der Glorie verwandelt Leid in Freude

 

Der selige Hertinodus, ein Mönch aus dem Orden des heiligen Augustinus, hörte einst in einer Predigt: was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben, begehrt alsobald Jesus, wie er am Kreuz hing, zu sehen. Christus erscheint ihm ganz lebhaft, kläglich, blutig und jämmerlich: er sah das ganze traurige Schauspiel seines Leidens, hörte alle seine traurigen Worte, mit solcher Bewegung, dass er glaubte, er müsse vor Herzeleid sterben. Er begehrte darauf Maria, wie sie im Himmel als eine Königin in der Glorie zu sehen: was er auch erlangte. Da ist er gleichsam vom Tod erstanden, oder besser gesagt, in eine neue Gefahr des Lebens geraten, denn gleichwie zuvor sein Herz die unaussprechlichen Schmerzen Christi nicht konnte erleiden, so viel weniger die unbeschreiblichen Freuden der Himmelskönigin. Nach diesem ist ihm alles Kreuz um Jesus und Mariä willen honig- und zuckersüß vorgekommen, und er wollte auch nicht hören, wenn sich einer beklagte, er leide zu viel.

Chronicon Eremit. Ord. S. Aug.

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30. Geschichte

 

Ein herrlicher Sieg über Satan erhalten durch die Andacht zu Maria

 

Ein reicher Mann ist durch Unglück in große Armut geraten. Darüber war er dermaßen gekränkt, dass er wegen des zeitlichen Verlustes sogar verzweifelte und sich dem bösen Feind ergeben hat. Er verleugnete Gott und seine Taufe und verschrieb sich mit seinem eigenen Blut dem Satan. In diesem unglückseligen Zustand kam er einst in eine Prediger-Kirche und hörte eine Predigt, in der gesagt wurde, was es für ein Elend sei, in der Gewalt des Teufels zu sein: wie grausam der Satan die armen Sünder halte. Hingegen, wie Gottes Barmherzigkeit groß ist, wie lange Zeit er oft auf die Bekehrung der Sünder wartet: wie viel er ihnen Mittel an die Hand gibt, durch die die größten Sünder sich bekehren und von des Teufels Gewalt sich losmachen können: auch wie unter solchen Mitteln ein sehr kräftiges die Andacht zur Mutter Gottes und das Rosenkranzgebet ist. Diese Predigt ist dem Sünder so zu Herzen gegangen, dass er damit anfing einesteils seine Elend zu erkennen: andernteils, weil er Gott verleugnet hatte, sich deswegen zu ihm zu kommen sich für unwürdig schätzte, und seine Zuversicht und Hoffnung zu Maria zu nehmen. Er ließ sich daraufhin in die Rosenkranzbruderschaft einschreiben, ruft Maria in seinem elenden Stand um Hilfe an. Aber darüber trieb der Teufel nur ein Gespött, er warf ihm die Handschrift vor und gab vor, er wäre ewig sein. Allein der arme Sünder ließ seine Hoffnung, die er auf Gott und auf die Fürbitte Marias setzte, nicht fallen, ging mit großem Vertrauen in die Kapelle Unserer Lieben Frau, kniete vor dem Bildnis Marias nieder, klagte mit heißen Tränen seine Not, betete so eifrig und so lange, bis dass er seine eigene Handschrift, mit der er sich zuvor mit seinem eigenen Blut dem Satan verschrieben hatte, herabfallen sah, und er gänzlich versichert wurde, dass alles, was er dem Satan versprochen hatte, ausgelöscht und er vermittelst der kräftigen Fürbitte der Mutter Gottes vereinigt, und wiederum in Gnaden aufgenommen sei.

P. Joan. Bonifacius S.J.

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31. Geschichte

 

Die Andacht zu Maria erhält das wahre Glaubenslicht

 

Es bediente einen katholischen Edelmann ein lutherischer junger Gesell, Martinus Crutius, von Comburg gebürtig. Dieser erkrankte, das hitzige Fieber hat ihn sehr scharf angegriffen. Der Kranke begehrte inständig den Herrn Fridericus Fornerus, in Meinung, seiner Religion abzuschwören, und den allein seligmachenden römisch-katholischen Glauben anzunehmen. Die Freunde von ihm wollten es durchaus nicht gestatten, drohten ihm, falls er würde katholisch werden, ihn gänzlich zu enterben. Allein Martinus ließ sich nicht abschrecken, sagte, ich achte euer Erbteil nicht, wenn ich nur ein Himmelserbe werde. Der verlangte Priester wird also berufen, vernimmt mit Freuden Martini heiliges Vorhaben, fragte ihn, was ihn bewege, den wahren Glauben anzunehmen? Der Kranke erklärte sich mit folgenden Worten: O mein geistlicher Vater! verwichene Nacht, als am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariä, stand Maria die Mutter Gottes bei mir, sprach zu mir: Martine, weil du mich so andächtig gegrüßt, komme ich zu dir, ermahne dich, weil die Zeit deines Todes herzunaht, dass du den katholischen Glauben annimmst, beichtest, und das hochwürdige Gut empfängst! denn in der Christnacht, in jener Stunde, in der ich meinen Sohn geboren habe, will ich zu dir kommen, dich in die himmlische Freude führen. Fornerus aber fragte ferner: Martine, wie kann dies sein? denn du ja ein Lutheraner, diese aber verehren Maria nicht. Worauf der Kranke: Weil mein Herr, den ich bediente, katholisch war, bin ich oft zur katholischen Predigt gegangen, und weil ich öfters darin gehört habe, wie nützlich es sei Maria zu verehren, wie sehr der Himmelskönigin der Englische Gruß gefalle, wie hoch sie ihn belohne, der ihn mit Andacht spricht, habe ich alle Tage in der Frühe, und auf den Abend sieben Ave Maria auf den Knien liegend gebetet, sonst habe ich nichts getan. Darauf sagte er ab seinem falschen Glauben, nimmt den wahren an, empfängt das heilige Sakrament mit größter Andacht: und wie ihm Maria vorhergesagt, entschlief im Herrn. Das Angesicht erschien nach dem Tod viel lebendiger, schöner, und freundlicher, als da er noch gelebt hatte.

Bourghesius

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32. Geschichte

 

Errettung des Theophili durch Maria aus den Klauen des Satans

 

Theophilus, zu Adana gebürtig, fromm und gelehrt, wurde zu einer hohen geistlichen Würde erhoben: da der Bischof des Ortes verstorben war, wurde er von allen einmütig zum Bischof erwählt. Der Erwählte aber hat die Würde aus lauter Demut ausgeschlagen. Da denn ein anderer geistlicher Oberhirte erwählt wurde, gaben sich einige große Mühe, Theophilum bei diesem Oberhirten verhasst zu machen: wurde falsch angeklagt, verfiel in die Ungnade des Bischofs, und wurde von seinem Amt abgesetzt. Dies hat zwar Theophilus sehr empfunden, doch blieb er dennoch standhaft und Gott dem Herrn getreu. Endlich da er vom Trauergeist und Ehrgeiz stark angefochten wurde, gab er dem bösen Feind das Spiel gewonnen. Er ersuchte einen Zauberer um Hilfe und dieser verspricht diese zu leisten. Er befahl aber sogleich Theophilo, er möge alle gewöhnlichen Andachtsübungen unterlassen und sich nicht mit dem Kreuz bezeichnen. Der Teufelsdiener stellt den Verzweifelten den bösen Geistern vor und legt die Bitte ein für den Theophilo. Die Antwort wird gegeben: Wir helfen keinem, als dem, der sich uns ergibt. Wird also Theophilus ermahnt: er soll Gott, wie auch der Mutter Gottes absagen, mit seinem eigenen Blut sich dem bösen Feind unterschreiben. In alles willigte der Elende ein, alles wurde vollzogen. Gleich darauf hat sich das Blatt gewendet. Der Bischof liebte Theophilum wie zuvor, die vorige Ehrenstelle wurde ihm verliehen, worüber sich Theophilus höchstens erfreute. Gott hat sich nach einer Zeit seines zuvor eifrigen Dieners erbarmt: er munterte den Eingeschläferten durch seine kräftige Gnade auf. Der Sklave des Teufels erkennt seine schwere Missetat, die Seelengefahr, fängt an bitterlich zu weinen, zu seufzen, zu fasten, bittet Maria eifrigst und inständig, verharrte im Gebet in der Kirche durch vierzig Tage und vierzig Nächte. Es erschien endlich dem Büßenden die seligste Jungfrau und gab ihm einen strengen Verweis. Als Theophilus mit noch größerem Eifer um Gnade anhielt, wurde ihm befohlen, er soll dem bösen Feind absagen, brechen den mit ihm gemachten Bund. Da nun die Mutter Gottes dem Büßer das dritte Mal erschienen ist, sagte sie: Die Sünden seien Theophilo nachgelassen. Nach der vierten Erscheinung bekam er seine dem bösen Feind gegebene Handschrift, fand sie auf seiner Brust: eilte sodann der Kirche zu, erzählt alles dem Bischof, und begehrt, dass es dem Volk soll kundbar gemacht werden. Er verharrte drei Tage im Gebet, empfing in der Kirche die heiligen Sakramente und stirbt selig.

Eutychianus famulus Theophili, testis oculatus

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33. Geschichte

 

Marias Güte ist ein Licht in der Finsternis des Irrtums

 

Ein kurbayerischer Soldat hatte 1646 einen Bürger zu Lauingen an der Donau erschossen, wurde verhaftet und zum Tod verurteilt. Weil er ein Ketzer war, wurde ein eifriger Pfarrherr, Georgius Pistorius, ermahnt, dem Übeltäter zu einem seligen Tod behilflich zu sein. Er bemühte sich auf alle Weise, den Irrgläubigen auf den rechten Weg zu bringen und zu bekehren. Aber es war alles vergebens und umsonst. Es kamen auf sein Zusprechen auch andere Priester, die aber auch nichts ausrichten konnten. Der ketzerische arme Sünder gab vor, man werde ihn nimmermehr dahin bereden, dass er wegen so kurzer Zeit seines Lebens seinen Glauben ändern werde. Es kam die letzte Nacht heran, an dessen Morgen er durch das Schwert hingerichtet werden sollte. Der fromme Priester befahl denn des armen Menschen Seele Gott, und der Fürbitte Mariens: empfand zugleich einen innerlichen Antrieb, er soll noch einmal den Schuldigen zum Guten ermahnen und zusprechen. Er geht denn in das Gefängnis, fängt allerhand an mit dem Gefangenen zu reden, fragt ihn unter anderem: Was er von Unserer Lieben Frau hält? Er gab zur Antwort: Er verachte die Mutter Gottes nicht, denn er hätte lange Zeit im Brauch, dass er täglich morgens und abends neben dem Vaterunser auch das Ave Maria ganz gebetet, so wie es die Katholischen im Brauch haben. Der Priester fragt: was er denn von dem Gebetlein halte, das die katholische Kirche aus Eingebung des Heiligen Geistes dem Englischen Gruß beigesetzt habe: Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt, und in der Stunde unseres Todes. Und ob er es auch glaube, was er schon so lange Zeit gebetet habe, dass nämlich Maria die Mutter Gottes im Leben und im Sterben für uns bitten könne? Und wie er sich hierauf etwas besonnen und mit Ja antwortete, hat ihn der Priester getröstet, und der ewigen Seligkeit gute Hoffnung gemacht, und ermahnt, er soll mit ihm fünf Vaterunser und fünf Ave Maria zu diesem Ende andächtig sprechen, dass, wenn er in einer falschen Religion sei, Gott ihn durch die Fürbitte Marias erleuchten und zur Erkenntnis des wahren Glaubens bringen wolle. Er folgt, und kaum war das Gebet vollendet, fing der Geist Gottes in ihm an also zu wirken, dass er bekehrt wurde. Es wurden andere gerufen, zu Zeugen seiner Bekehrung gemacht, und er zum Bekenntnis des katholischen Glaubens ersucht, sich die übrige kurze Zeit und Stunde also für den Tod zu bereiten, damit man augenscheinlich erkennen musste, die Bekehrung komme her von der allmächtigen Hand Gottes, und dass in Finsternis nicht stecken bleibe, der Maria mit wahrer Andacht verehrt.

Georgius Pistorius

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34. Geschichte

 

Bekehrung der großen Sünderin Helenä durch die Fürbitte Marias

 

In Engelland führte eine edle Frau vom zwölften bis in das dreißigste Jahr ein ärgerliches Leben. Helena, so wurde sie genannt, geht einst aus Vorwitz ins Gotteshaus, die Predigt anzuhören. In dieser hörte sie viel von der wunderbaren Wirkung des Rosenkranzgebetes, wird bewegt und nimmt sich vor, dieses Gebet öfters zu sprechen. So betete sie den Rosenkranz sehr oft und viel vierzehn Tage hindurch: am fünfzehnten Tag wurde sie aus Furcht vor dem Tod, vor dem strengen Gericht und vor der Hölle zur Reue bewegt und verabscheute ihre bisherigen Sünden. Sie fasste den Entschluss, fortan ein anderes Leben zu führen, legte von ihrem ganzen Leben, unter vielen vergossenen Tränen, eine Beichte ab, betet vor dem Bildnis Mariä kniend einen Rosenkranz, und vernimmt zugleich folgende Worte: Helena! Helena! du bist meinem Sohn und mir eine grausame Löwin gewesen. Befleiße dich ein frommes Schäflein zu werden: so will ich dich meiner mütterlichen Gnade teilhaftig machen. Durch diese Worte wurde das Herz der Büßerin so sehr verwundet, dass sie all ihr Hab und Gut unter die Armen ausgeteilt, der Welt den Rücken gekehrt, sich in ein Kloster begeben, allwo sie fromm lebte, und im Ruf der Heiligkeit das Leben beschlossen hat. Die Seele wurde in Gestalt einer weißen Taube in den Himmel sich erhebend gesehen. 

P. Ignat. Ertl. Ord. S. Aug.

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35. Geschichte

 

Maria ist die Siegstrahlende wegen der durch sie geschlagenen Feinde

 

Johannes Comnenus, der orientalische Kaiser, nach vielen herrlichen durch Mariä Fürbitte und Hilfe erhaltenen Siegen, sowohl gegen die Tartaren, als auch Seythier, nach Byzanz zurückkehrend, wollte sich gegenüber Maria, seiner Helferin, dankbar erzeigen. Wie aber geschah das? Es ließ der Fürst einen Wagen von Silber und Gold zurichten, mit Edelsteinen besetzen: alle Gassen, Paläste und Häuser waren mit Purpur waren mit Purpur und Gold unterzogenen Tapezereien bedeckt. Der Triumphwagen wurde von vier Pferden, die weißer denn der Schnee waren, dahergezogen. Der Kaiser aber bestieg den Wagen nicht, sondern erhebt und setzte hinauf das Bildnis der Gottesgebärerin, derentwegen er vor Freude aufhüpfte und fast in Ohnmacht sank: der er, als seiner im Reich unüberwindlichen Mitkaiserin, alle seine Siege zugeschrieben und darum gedankt hat.

In annalibus

 

Ferdinand III., König in Castell, nachdem er Hispalim erobert und wiederum eingenommen hat, da er seinen Einzug hielt, ließ das Bildnis Mariä de Victoria auf ein zierliches Gerüst setzen, und gleich als in einem Triumphwagen tragen. Die Bischöfe, Kriegsfahnen und Regimenter gingen vor, Ferdinand mit all seinem Hofstaat folgte bis in die verordnete Kirche: allwo er Gott und seiner Mutter um so herrlich eroberte Stadt gelobt, und schuldigsten Dank gesprochen hat. Da hörte man den lobreichen Gesang: Te Deum laudamus von der ehrwürdigen Priesterschaft anstimmen: die Stücke losbrennen, die Regimenter Salve geben, alles Volk unter freudigem Trompetenschall und Heerpauken fröhlich rufen: Vivat! vivat! vivat! triumphet Maria de Victoria! Maria von dem Sieg lebe, überwinde, lebe und triumphiere.

Pineda

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36. Geschichte

 

Maria die Bittende wendet ab die großen, schweren Übel

 

Im Jahr 1117 sind unter dem römischen König Henrico IV. große Zeichen gesehen worden, die den bevorstehenden Zorn Gottes augenscheinlich verkündigten. Wie Siegebertus und Bzovius schreiben, sind die Wasser weit übergelaufen und erschreckende Wolkenbrüche haben ganze Städte weggerissen. Erdbeben haben Türme und Schlösser gestürzt: es sind auch allerhand Wundertiere aus der Erde und dem Meer hervorgekommen: die Flüsse haben sich wie Mauern aufgebäumt, einige sind ganz ausgetrocknet, an etlichen Orten hat es Blut geregnet, in der Luft hat man Schüsse und ein Geräusch von Waffen gehört. In Summa, es war Elend, Schrecken, Angst und Furcht. Diese Übel abzuwenden und Gottes Zorn zu stillen, hat man hin und wieder in Welschland Bittgänge und Fasttage angestellt, Gott um Hilfe und Maria um Fürbitte angerufen. Was geschieht? Ein kleines unmündiges Kind hat zu Cremona angefangen zu reden, und gesagt: es habe vor dem Richterstuhl Christi Maria die Mutter Gottes stehen gesehen, und für das menschliche Geschlecht inständig gebeten, dass er dieses schwere Gericht, das er wegen der sündigen Menschen ergehen zu lassen gedacht, ab- und einstellen wolle, und sei auch erhört worden. O wunderbare Kraft der Fürbitte Mariä.

Gregorius Pistorius

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37. Geschichte

 

Der gnadenvolle Anblick Marias

 

Es wird zu München in der Kurfürstlichen Spitalkirche eine Bildsäule in hohen Ehren gehalten, die am Hochaltar die schmerzhafte Mutter Maria darstellt. Als, sie zu ehren, das zahlreiche Volk sich 1690, am 21. Januar versammelt, haben alle Anwesende während der Lauretanischen Litanei nicht ohne Erstaunen gesehen, dass Maria in ihrer Bildsäule die Augen bewege. Und zwar hat sie zuerst ihre Augen dem unterhalb im Kripplein liegende Jesuskind zugewendet. Als sie ein weiteres Mal ihre Augen bewegte, hat sie sie zu dem am Kreuz sterbenden Heiland gesehen. Das dritte Mal schließlich hat sie ihre Augen zum Volk gerichtet und es mit zartem, mütterlichem Blick angesehen. O glückselige Gemeinde!, auf die die Mutter der Gnaden und Barmherzigkeit ihre Augen gerichtet hat.

Chronicon Bavaricum

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38. Geschichte

 

Die Buße und der selige Tod eines Maria verehrenden Sünders

 

Ein Mörder in Flandern hatte doch dieses Lobwürdige, dass er täglich den Rosenkranz betete, damit er durch die Hilfe der Mutter Gottes nicht ohne die hl. Sakramente von der Welt hinscheiden müsste. Das Gebet war kräftig, denn als einer von seinen Kameraden von den Gerichtsdienern umgebracht wurde, wurde er auch verwundet, gefangengenommen und zum Rad verurteilt. Den Gefangenen hat ein Priester aus der Gesellschaft Jesu besucht, zur Buße und Beicht ermahnt: er gehorchte, beichtete allsogleich so reumütig, dass er den Beichtvater selbst bewegte. Nach abgelegter Beicht war er ganz bereit, die schärfste Pein auszustehen. Die folgende ganze Nacht brachte er zu im Beten des Rosenkranzes. In der Frühe hat er die hl. Wegzehrung mit solcher Erbauung empfangen, dass der Pfarrer selbst bekannte, dass er noch keinen gesehen hat, der so eifrig kommunizierte. An dem Spottkarren kniete er: den Rosenkranz hat er an das Kruzifix gehängt, das er in der Hand hielt. Sprach ihm selbst zu, seufzte und betete, dass alle Anwesenden bewegt wurden, die er um Verzeihung bat wegen seinem ärgerlichen Leben, und bat um einige hl. Messen. Da er den ersten Stoß bekommen hatte, wiederholte er mit Andacht die heiligen Namen Jesus und Maria.

Annuae S.J.

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39. Geschichte

 

Sieg gegen den unreinen Geist durch die Andacht zur unbefleckten Mutter

 

Ein junger Mann ergab sich der Wollust, fiel oft in schwere, und schändliche Sünden, hat sich oft im Beichtstuhl deswegen angeklagt, ohne den Erfolg einer Besserung. Eben der hörte einst am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariä eine Predigt, in der der Prediger unter anderem mit vollem Eifer verkündete, dass ein überaus kräftiges Mittel sei, die fleischliche Versuchung zu überwinden, die Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Mariä, wenn man nämlich ihr zu Ehren morgens und abends einen Englischen Gruß spreche, und ihm hinzusetze: Seligste Jungfrau, ich schenke dir meine Augen, Ohren, Mund, Hände, und Herz. Hilf mir, dass ich dich, und deinen Sohn nicht beleidige. Wenn ich versucht werden soll, will ich zu dir meine Zuflucht nehmen, zu dir seufzend rufen: komm mir zu Hilfe, o mächtige Schutzfrau! Ich gehöre zu Jesus und Maria, denen ich mich ganz und gar geschenkt und aufgeopfert habe. Dieses Gebetlein merkte sich der junge Mann und er tat, was ihm geraten und vorgeschrieben wurde. Kaum nach einer kurzen Zeit war es so weit, dass er nicht nur das Gemüt mit gleichen Sünden verschonte, sondern sich auch vornahm, in eine Versuchung des unreinen Geistes nicht mehr einzuwilligen.

P. Joannes Nadafy S.J.

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40. Geschichte

 

Die kräftige Fürbitte Marias bewegt den göttlichen Richter zur Gnade

 

Ein Ordensgeistlicher führte allerdings ein nicht gutes, ja vielmehr ein böses Leben. Jedoch betete er täglich zur Ehre der Mutter Gottes einen Rosenkranz. Schließlich erkrankte er, starb und wurde von den bösen Geistern dem strengen Richter vorgestellt. Sie verlangten, die mit Sünden befleckte Seele soll ihnen übergeben werden. Der Beklagte wendete sich zur seligsten Jungfrau und ersuchte sie um den mütterlichen Beistand. Die Bitte wurde erhört. Maria spricht vor für ihr Pflegekind und sagt, dass er sehr oft den Rosenkranz gebetet hat, und verlangt, dass man diese Gebete in die leere Waagschale legen solle. Dies tat der Engel des Herrn, allerdings waren die Sünden schwerer. Als die Mutter Gottes dies sah, ließ sie sich nieder vor ihrem Sohn, bittet ihn inständig, dass er ihr diesen Sünder schenken möge. Der Sohn hört und erhört das Gebet, und spricht: die Seele soll leben. Er nimmt sodann einen Tropfen Blut aus seinen Wundmalen, besprengt damit die gebeteten Rosenkränze, und allsogleich bekamen sie das Übergewicht. Die Seele wurde dann Maria geschenkt, der Ordensgeistliche zum Leben erweckt, und er beichtete mit reumütigem Herzen, erzählte seinen Mitbrüdern die seltsame Begebenheit, und beschließt sein Leben unter anmutigen Bittseufzern zu Maria.

Fasti Mariani

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