Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

2. Mai

 

Die heilige Jungfrau und Martyrin Wiborata, Reklusin von St. Gallen,

+ 2.5.926 - Fest: 2. Mai

 

Wiborata stammte aus einer alten Familie in Schwaben. Sie schien von ihren ersten Jahren an auf eine besondere Weise von der Gnade des Himmels begünstigt zu sein. Ihre Eltern bewunderten ihre erhabene Tugend und ließen ihr vollkommene Freiheit, sich allen Religionsübungen hinzugeben. Im väterlichen Haus lebte sie wie in einem Kloster und besuchte jeden Morgen barfuß die wohl eine halbe Stunde entlegene Kirche. Nach ihrer Heimkehr verschloss sie sich in ihrem Zimmer, um sich da in Gottes Gegenwart dem Lesen, dem Gebet und der Arbeit zu widmen. Sie mied nicht nur die auswärtigen Gesellschaften, sondern auch die unnützen Gespräche mit den Hausgenossen. Sie war aber in allem ihren Eltern gehorsam und unterstützte sie in ihrem Alter mit einer Bereitwilligkeit und Liebe, die bewunderungswürdig war. Die Eltern gestatteten ihr auch die Freiheit, ehelos zu bleiben, denn darum hatte Wiborata sie inständig gebeten.

 

Als ihr Bruder Hitto in den geistlichen Stand trat, empfand Wiborata die herzlichste Freude. Während seines Aufenthaltes im Kloster St. Gallen, in das er gegangen war, um sich da der Gottesgelehrtheit zu widmen, war sie ihm nicht nur Schwester, sondern wahre Mutter, indem sie für alle seine Bedürfnisse sorgte und ihn mit Kleidungsstücken versah, die sie selbst hergestellt hatte. Kaum erblickte sie ihn als Priester, so zog sie sich zu ihm zurück, in der Hoffnung, sich da besser dem Dienst Gottes und des Nächsten widmen zu können. Nichts war erbaulicher, als der Eifer, mit welchem Bruder und Schwester alles ausübten, was sie zur Vollkommenheit führen konnte. Ihre Wohnung verwandelte sich gleichsam in ein Krankenhaus. Die gottselige Wiborata bot jedem hilflosen Kranken ihre Pflege an, und nicht selten sah man sie auf ihren eigenen Schultern Sterbende herbeitragen und mit milder Hand bis zum Ende ihres Lebens pflegen. Sie erledigte die niedrigsten Krankendienste und wusste dennoch alle ihre Arbeiten in ein unablässiges Gebet umzuwandeln, so dass sie in ihrer Person Maria und Martha zugleich darstellte.

 

Um diese Zeit unternahmen die zwei frommen Geschwister miteinander eine Wallfahrt nach Rom, um die Gräber der heiligen Apostel zu besuchen. Auf dieser Reise übte Wiborata alle Bußwerke, und was sie von ihrem Unterhalt ersparen konnte, verteilte sie unter die Armen. In der Hauptstadt der Christenheit flossen heiße Tränen auf die Gräber der Heiligen, deren Fürbitte sie erflehten.

 

Nach ihrer Rückkehr sprach die Heilige zu ihrem Bruder so kraftvoll über die Gefahren, denen man in der Welt ausgesetzt ist, dass er sich dazu entschloss, diese auf immer zu verlassen. Er nahm daher das Ordenskleid in der Abtei zum hl. Gallus. Wiborata blieb in der Welt, ohne jedoch ihren Regeln und ihrem Geist zu erliegen. Sie kasteite ihren Leib durch Enthaltsamkeit, Wachen und Fasten. Die Prüfungen, denen ihre Treue durch Verleumdung ausgesetzt wurde, dienten nur dazu, die Neigungen ihres Herzens immer mehr und mehr zu läutern.

 

Auf einer Reise, die sie um das Jahr 887 in die Abtei St. Gallen mit Salomon, dem Bischof von Konstanz, machte, entschloss sie sich, ihrem alten Wohnort zu entsagen. Sie ließ sich nieder auf einem Berg in der Nähe der Abtei und schloss sich in eine Zelle neben der Kirche des heiligen Georgius ein. Die Zerstreuungen, denen sie hier durch häufige Besuche ausgesetzt war, erregten in ihr das Verlangen, sich der Lebensweise der Klausnerinnen zu widmen. Der Bischof von Konstanz weihte demnach für sie eine Zelle neben der Kirche zum heiligen Magnus, in einiger Entfernung von der Abtei St. Gallen, und schloss sie auch mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten in diese ein. Ihre Wunder und Weissagungen machten ihren Namen bald berühmt.

 

Hier nahm sie auch ein Mädchen von vornehmem Stand, namens Rachilda, zu sich, das mit einer Krankheit, die man für unheilbar erklärte, behaftet war. Ihre Eltern wollten sie in der Hoffnung nach Rom führen, sie würde da durch die Fürbitte der heiligen Apostel ihre Gesundheit erhalten. Als Wiborata von diesem Vorhaben erfuhr, ließ sie Rachilda zu sich führen und nahm sie als ihre geistliche Tochter an. Sie tröstete sie und erbat ihr von Gott die vollkommene Gesundheit. Rachilda, die von ihrer geistlichen Mutter an die Übungen der Beschauung gewöhnt worden war, lebte danach auch als Klausnerin weiter.

 

Wiborata nahm noch Wendilgardis auf, die Enkelin des Kaisers Heinrich, die man für eine Witwe hielt, in der Meinung, dass ihr Gemahl, Graf Udalrich oder Vodalrich, im Krieg getötet worden sei. Es kostete sie anfangs sehr viel Mühe, sich an die strengen Übungen der Lebensweise zu gewöhnen, die sie sich gewählt hatte. Endlich gelang es ihr, sich zu besiegen; und mit Freude übte sie die härtesten Abtötungen. Der Bischof von Konstanz gab ihr den Schleier und weihte sie gänzlich dem Herrn. Plötzlich erschien der bisher für tot gehaltene Udalrich, als man ihn am wenigsten erwartete. Er hatte endlich seine Freiheit von den Ungarn oder Slaven erlangt, die ihn zum Gefangenen gemacht hatten. Die Bischöfe hielten eine Synodalversammlung und entschieden, dass das klösterliche Gelübde nicht verhindere, ihm seine Gemahlin wiederzugeben. Wendilgardis kehrte daher wieder in die Welt zurück, versprach jedoch, ihre Gelübde zu halten, wenn sie ihren Gemahl überleben sollte. Sie starb aber, als sie einen Sohn gebar, der dem Herrn geweiht und später Abt zu St. Gallen wurde.

 

Da die Ungarn ihre Überfälle in das Land erneuerten, wollte Wiborata nicht, wie man ihr geraten hatte, die Flucht ergreifen; und das kostete sie das Leben. Die Barbaren wurden, weil sie bei ihr kein Geld fanden, erbittert, und versetzten ihr mit einem Beil drei Hiebe auf den Kopf, woran sie am 2. Mai 925 starb. Papst Klemens II. setzte ihren Namen im Jahr 1047 feierlich in das Verzeichnis der Heiligen. Rachildis lebte noch einundzwanzig Jahre nach ihr; aber ihr Leben war, weil sie unausgesetzte Krankheiten zu erdulden hatte, ein fortgesetztes Sterben. Die Reliquien dieser beiden Heiligen wurden in der Kirche zum heiligen Magnus beigesetzt. Den Namen der heiligen Wiborata findet man in den Martyrologien von Deutschland und in denen der Benediktiner.

 

Der selige Konrad von Seldenbüren,

Stifter von Engelberg in der Schweiz, Laienbruder, Märtyrer,

+ 2.5.1126 – Fest: 2. Mai,

und die seligen Äbte Adelhelm I. von Engelberg,

+ 25.2.1131 – Fest: 25. Februar,

und Frowin von Engelberg,

+ 27.3.1178 – Fest: 27. März

 

Das Geschlecht der Edlen von Seldenbüren (Sellenbüren) könnte man ein Geschlecht der Klostergründer nennen. Schon um das Jahr 945 hatte Reginbert im Schwarzwald das Kloster St. Blasien gegründet, das unter dem großen Abt Gerbert im 18. Jahrhundert eine so großartige Blüte erleben sollte. Heinrich von Seldenbüren gründete 1030 das Kloster Muri im Aargau, das nach der Aufhebung im 19. Jahrhundert vom Staat als Armenanstalt eingerichtet wurde. Wenn nun der junge Konrad die Bilder der ehrwürdigen Ahnen staunend betrachtete und in müßigen Stunden in der alten Burgchronik blätterte, kann es uns dann wundern, wenn auch er einem Reginbert oder Heinrich nicht nachstehen wollte? Der Gedanke Gott eine Stätte des Lobes zu bereiten, den Menschen einen Ort des Gebetes und der Fürbitte, den Armen einen Quell des Trostes und der Erquickung, den auf den rauen Höhen und in den schneeigen Tälern Verirrten ein rettendes Dach, der Welt einen Hort der Kunst und Wissenschaft zu schaffen, dieser Gedanke wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder dachte er daran, wie er die Mittel schaffen könne, auf seinen Ritten und Jagden suchte er nach einem geeigneten Ort, ja manchmal glaubte er schon den weihevollen Klang der Psalmen vom Chor der Mönche her zu hören. Konrad befand sich wieder einmal auf einem solchen Ritt, er war von seiner Seldenburg am Westfluss der Albis bei Zürich über den Zuger- und Vierwaldstättersee gekommen und hatte sich von Stans aus mühsam durch die wilden Schluchten hinaufgearbeitet, über Grafenort bis an den Fuß des Engelbergs. Die Gegend gefiel ihm und ohne langes Bedenken war sein Entschluss gefasst: Hier sollte sein Lebenswerk erstehen. Freudigen Herzens ritt er wieder zu Tal auf seine verstreuten Gehöfte, und was dort an Kräften irgendwie entbehrlich war, musste hinauf auf die Berge, um Stein und Holz herzurichten für den Klosterbau. Bald herrschte auf den unbewohnten Höhen frisches, reges Leben; durch die stille Einsamkeit riefen menschliche Stimmen, hallte das Eisen der Äxte, die die Baumriesen stürzten, und der Meißel, der die Steine bearbeitete. Endlich war ein ansehnlicher Fleck gerodet, die Grundmauern wurden tief in die Erde gesenkt und bald erhob sich das Kloster im Rohbau. An der Stelle, wo einst der Waldbär seine Höhle bewohnt hatte, wurde der Hauptaltar errichtet. Der 1. April 1120 wird von der ältesten Chronik von Engelberg als Gründungstag überliefert.

 

Kloster und Kirche waren fertig, die toten Mauern warteten nur noch, dass man sie belebte. Konrad hatte inzwischen schon Umschau gehalten unter den Klöstern, aus denen er die Mönche für seine Stiftung nehmen sollte. Damals entfaltete gerade St. Blasien im Schwarzwald eine fruchtreiche Tätigkeit in der Besiedelung und Neugründung von Klöstern; im Mutterkloster selbst herrschte musterhafte Zucht und Ordnung. Ein Ahne Konrads hatte es vor 200 Jahren gegründet. St. Blasien also konnte Konrad seine Gründung wohl übergeben und hatte dabei die sichere Gewähr, dass sie sich bald selbstständig in die Höhe arbeiten könne. Adelhelm, der später der erste Abt des Klosters wurde, zog mit zwölf in der Ordenszucht erprobten Mönchen in das neue Kloster ein. Noch ist im Klosterarchiv die Urkunde vorhanden, datiert vom 22. November 1122, gemäß der „der edle Mann Konrad . . . den Ort Engelberg selbst mit allen gegenwärtigen und späteren gesetzlichen Gerechtsamen und Zugehörden . . . auf dem Altar der heiligen Maria Gott dem Herrn . . . als unanfechtbares Eigentum des genannten Klosters dem Vater Adelhelm und seinen Nachfolgern . . . abgetreten, überantwortet und übergeben“ hat. Diese Übergabe geschah in damaliger Zeit in einer sehr sinnvollen Zeremonie. Der Eigentümer nahm nämlich ein Rasenstück oder etwas Erde von seinem Grundstück, das er vergeben wollte, trug es in die Kirche und legte es auf den Hochaltar, in dem die Reliquien der Kirchenpatrone eingeschlossen waren und übergab dadurch sein Eigentum Gott und den Heiligen gleichsam persönlich als Geschenk und als Gegenstand ihres Schutzes. Das anwesende Volk wurde dabei in einer feierlichen Erklärung von dem Geschehenen in Kenntnis gesetzt und als Zeuge für alle Zukunft und gegen jedermann angerufen. Um seinem großen Werk das Schlusssiegel aufzudrücken, erwirkte Konrad noch Schutzbrief und Privilegien von Papst Kalixt II. und Kaiser Heinrich V. Seitdem hat sich der Gottespreis der Bergeshäupter vereinigt mit dem Gotteslob der Mönche. Wenn der Sturm um die Felsengrate jagt und seine langgezogenen Weisen singt, dann ertönen im Chor der Mönche die feierlichen Klänge des Chorals; wie die Berge ihre Riesenhände bittend zum Himmel recken, so falten sich still in den Zellen der Brüder die müden Hände zum Gebet, hier hat die Natur mit dem Menschen eine Harmonie gefunden. Konrad hatte dem Schöpfer der ganzen weiten Welt ein Werk der Ehre bereitet und das war auch sein eigentliches Ziel, das war sein Lebensberuf: Gott zu Ehren alles tun und das Heil des Nächsten wirken. Was außerhalb dieses Zieles lag, das war ihm Sünde, das durfte und wollte er nicht tun. Aber je konsequenter Konrad diesen Gedanken durchdachte, desto mehr kam es ihm zum Bewusstsein, wie der ganze Mensch mit all dem Seinen zu Gottes Ehre geschaffen sei; weil aber das Fleisch so schwach sei, dass der Mensch in der Welt dieses Ideal niemals vollkommen verwirklichen könne, so müsse er sich zum ausschließlichen Dienst Gottes von der Welt absondern. Konrad verbarg sich nicht vor diesem Gedanken und der Folgerung, die sich daraus für ihn ergab, denn Denken und Tun war ihm eins: er trat in das von ihm gegründete Kloster unter Abt Adelhelm als einfacher Laienbruder ein. Sein jungfräulicher Leib sollte nunmehr allein Gott zu Ehren seine Kräfte verzehren. Seinen freien Sinn beugte er voll Demut unter das Joch des Gehorsams; die Hand, die einst nur den Degen des freien Mannes geführt hatte, griff zur gewöhnlichen Arbeit seiner Knechte, er, der einst durch Berge und Tal, durch die wilde Schlucht und den dunklen Wald dem Wild nachjagt hatte, ging nur mehr dorthin, wohin der Obere ihm befahl. Gott gewährte ihm die Gnade, dass er in diesem Gehorsam sich selbst zum Schlachtopfer bringen durfte. Ein weltlicher Nachbar des Klosters beanspruchte einige Grenzgebiete des Klosters als sein Eigentum. Abt Adelhelm hatte nun keinen besseren Zeugen für die Rechtmäßigkeit seines Besitzes als Konrad, den einstigen Besitzer dieser Gebiete. Ihn schickte er deshalb, den unseligen Streit zu schlichten. Konrad ging willig und gerne hin, um das gottgeweihte Gut zu verteidigen. Beide legten die strittigen Punkte des Prozesses klar, als man dann auf die Auseinandersetzung über sie einging, wurde Konrad unversehens vom anderen angefallen. Aus zwei tiefen Wunden blutend, stürzte Konrad zusammen um als ein Märtyrer der Gerechtigkeit zu sterben, am 2. Mai 1126. Seine Leiche wurde im Triumphzug nach Engelberg zurückgetragen und im Chor der Kirche beigesetzt. In der neuen Kirche ruhen die Überreste des seligen Stifters seit 1743 in einem altarähnlichen Aufbau links vom Eingang der Kirche. Auf seine Fürbitte hin geschahen an seinem vielbesuchten Grab zahlreiche Gebetserhörungen.

 

Der selige Stifter war tot, doch über seinen Gebeinen hob sich das Werk. Die Klostergebäulichkeiten erhielten einen stattlichen Umfang, man legte auch schon in der Umgegend neue Gehöfte an, um dem fruchtbaren, aber noch gänzlich ungepflegten Boden mühsam das tägliche Brot abzuzwingen. Abt Adelhelm war es, der elf Jahre lang mit unermüdlichem Eifer die Gemeinde leitete und die wirtschaftliche Hebung des Klosters betrieb. Doch ging er in dieser Sorge um die äußere Sicherstellung des Klosters nicht auf. Er war ein Mann voll Tugend und Heiligkeit, dem seine Zeit die Gabe der Prophezeiung nachrühmte und den die Nachkommen als Seligen verehrten. Als Todestag bezeichnet das Sterbebuch den 25. Februar 1131. Seine spärlichen Gebeine wurden 1743 in ein Grabmal, ähnlich dem des Stifters in der Seitenkapelle rechts vom Eingang eingeschlossen.

 

Noch tatkräftiger und energischer als Adelhelm wirkte der gottselige Abt Frowin, der von 1143 bis 1178 das Kloster leitete. Er besaß ein besonderes Talent, sowohl anderen Arbeitsgebiete zu eröffnen, wie auch selbst sie zu pflegen. Im Kloster richtete er eine Schule ein, wie sie in allen größeren Klöstern des Mittelalters zur gewöhnlichen Einrichtung gehörte, eine Schule für den Nachwuchs des Klosters, dann eine zweite für die Söhne der Adeligen. Die Mönche, die in der Schule keine Beschäftigung fanden, mussten in der geräumigen Schreibstube alte Handschriften abschreiben. Man kann es fast kein Schreiben mehr nennen, das war schon ein fein säuberliches Malen, das ihre ganze Fingergelenkigkeit, ihre Geduld und Ausdauer, ihr künstlerisches Zartgefühl, ihre kindliche Phantasie beanspruchte; ja nicht wenige haben uns darin, besonders in den kunstvoll verzierten Anfangsbuchstaben, den sogenannten Initialen, ein Stück ihrer Seele überliefert. Das Ziel, das Frowin bei allen Beschäftigungen verfolgte, war die Vermeidung des Müßiggangs, der aller Laster Anfang auch im Kloster ist, den der heilige Ordensvater Benedikt mit solcher Schärfe aus dem Kloster verbannt wissen will. Abt Frowin ging selbst mit dem besten Beispiel voran. Obwohl die ganze Last der Klosterverwaltung auf ihm lag, obwohl er sein reich entwickeltes Innenleben in keiner Weise verkümmern ließ, fand er doch noch Zeit, seine Gedankenfülle auf dem Pergament festzuhalten. Seine bekanntesten Schriften sind die über das Gebet des Herrn und über den freien Willen. Unter Abt Frowin, Todestag 27. März 1178, steht Engelberg wohl auf dem Höhepunkt seiner ersten Blüteperiode. Und das Fundament zu dem hocherwachsenen Bau bildeten die Grundsätze, die Konrad einst das Kloster hatten gründen lassen: Gottes Ehre und der Seelen Heil.

 

Gottes Ehre und der Seelen Heil, das ist der einzige echte Inhalt eines christlichen Lebens. So wie wir Menschen nun einmal sind, müssen wir uns nehmen: den immerwährenden Zwiespalt zwischen Geist und Fleisch können wir nicht aufheben. Wir werden es immer wieder erleben müssen, dass das Leibliche in uns die Oberhand zu gewinnen sucht, dass wir oft schmählich von ihm überwältigt werden. Aus uns allein werden wir dem Geist nie zum Sieg verhelfen können. Das kann nur einer, der uns rein und stark geschaffen, der uns erlöst hat, der kann uns heiligen, kann uns stärken, kann uns selig machen. Ihm allein also gebührt alle Ehre. Ihm soll unsere Lebenskraft, Leib wie Geist geweiht sein, ihm wollen wir mit der ganzen Schöpfung ein großes Loblied singen: „Ehre sei Gott in der Höhe!“ „Und Friede den Menschen auf Erden“ schließt sich unwillkürlich daran. Friede aber lässt sich nur dann im Menschenherzen nieder, wenn die Seele sich gefunden hat in Gott. Dass wir den Menschen auf den Weg zu Gott verhelfen, das ist also unsere zweite Aufgabe, die sich folgerichtig aus der ersten ergibt. Seelen zu Gott zu führen, das ist die Krone der Nächstenliebe.

 

Der heilige Athanasius von Alexandria,

„der Große“, Patriarch und Kirchenvater,

+ 2.5.373 – Fest: 2. Mai

 

Im Jahr 295 wurde Athanasius in der ägyptischen Millionenstadt Alexandrien geboren. Über seiner Wiege tobten noch die Stürme der letzten römischen Verfolgung, und unter den Zeitgenossen befanden sich manche Männer und Frauen, von deren christlichen Bekennermut vernarbte Wunden und verstümmelte Glieder ehrenvoll Kunde gaben. Die erste dreihundertjährige Heldenzeit der Kirche war vorüber. Das Heidentum im Römerreich war überwunden, aber gleich hernach brach die arianische Irrlehre wie ein Orkan über die Christenheit herein. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche Verwirrung diese Irrlehre, dass nämlich Christus von Natur aus nicht Gott sei, unter den Gläubigen der damaligen Zeit anrichtete. Die ganze Christenheit war in zwei Teile zerrissen, in einen katholischen und in einen arianischen Teil. Der arianische Teil wurde, von den Kaisern kräftig unterstützt, von Tag zu Tag stärker, während der katholische Teil nach und nach zu einer unbedeutenden Minderheit zusammenschmolz.

 

Da war es der erst dreißigjährige Erzbischof Athanasius von Alexandrien, der den Stier frischweg bei den Hörnern packte und den Kampf mit den Arianern aufnahm. Als man ihm bedeutete, er habe den Irrlehrer Arius, der auf dem Konzil von Nicäa in den Bann gekommen und der trotzdem im Irrtum geblieben war, wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen, wies er pflichtgemäß das Ansinnen zurück und beharrte bei der Weigerung auch dann, als ihn der Kaiser von Ägypten nach Trier in die Verbannung schickte. Weit und beschwerlich war der Weg vom Nil zur Mosel, und bitter schmeckte das Brot der Fremde, aber Athanasius nahm die Unannehmlichkeiten gern in Kauf, um Christus die Treue zu halten.

 

Zwei Jahre weilte der Bekenner in Trier; dann starb der Irrlehrer Arius eines elenden Todes, und Athanasius konnte unter dem Jubel der Bevölkerung nach Alexandrien heimkehren. Sogleich nahm er auch den Kampf gegen die Arianer kraftvoll wieder auf, und da musste er zum zweiten Mal in die Verbannung ziehen. Diesmal führte ihn der Weg nach Rom.

 

Sechs Jahre später war der hochgemute Christusjünger wieder in Alexandrien, ungebeugt und ungebrochen. In herrlicher Treue stand er zu Christus und ließ es nicht zu, dass ihm frevelhafte Hände die Krone der Gottheit vom Haupt rissen. Es kam so weit, dass man mit fünftausend Soldaten gegen den einen Mann anrückte, um ihn zu verhaften. Zum Glück gelang es dem Verfolgten, auf dessen Kopf zudem ein hoher Verräterpreis ausgesetzt war, im Volksgedränge zu entweichen und in die ägyptische Wüste zu entfliehen, wo er bei Einsiedlern Unterschlupf fand, sechs Jahre lang. Das war die dritte Verbannung. All diese Aufregungen und Mühsale hätte sich Athanasius ersparen können, wenn er nachgegeben hätte, aber seine Treue zu Christus kannte kein Nachgeben.

 

Im Jahr 362 erlaubten es die Verhältnisse, dass sich der Bekenner erneut in seiner Bischofsstadt einfinden konnte, und vier Monate später musste er schon wieder flüchten. Auf einer elenden Barke segelte er verkleidet den Nil hinauf. Ein Polizeischiff jagte hinter ihm her, und schnell verringerte sich der Abstand zwischen dem Verfolgten und den Verfolgern. Höchste Gefahr drohte. Da fasste Athanasius einen gewagten Entschluss. Eben entzog ihn eine Krümmung des Stromes den Augen der Häscher, und diese Gelegenheit benutzte der tollkühne Mann, um das Boot zu wenden und mit vollen Segeln den Verfolgern entgegenzufahren. Die Polizisten, die den Verkleideten nicht erkannten, riefen ihm im Vorbeifahren zu, ob er den Athanasius nicht gesehen habe. „Doch“, entgegnete der Gefragte, „er ist gar nicht weit von euch.“ Um so schneller ruderten da die Häscher voran, Athanasius aber hatte sich durch eine List in Sicherheit gebracht.

 

Nach einer vierten Rückkehr musste Athanasius auch noch ein fünftes Mal fliehen. Vier Monate dauerte die fünfte und letzte Verbannung, die der Verfolgte im Grabgewölbe seines Vaters zubrachte. Dann endlich hatte er Ruhe und konnte noch sieben Jahre lang das Bischofsamt in Frieden verwalten. Im ganzen weilte Athanasius siebzehn Jahre lang in der Verbannung.

 

Der heilige Antonin von Florenz,

Dominikanerpater, Ordensoberer, Erzbischof,

+ 2.5.1459 – Fest: 2. Mai

 

Von Haus aus hieß unser Heiliger Pierrozzi. Der Vater war Notar in der Stadt Florenz. Er selbst erhielt in der Taufe den Namen Anton, daheim aber nannte man ihn Antonin, das heißt auf Deutsch Antönchen. Viele Eltern machen es bekanntlich auch so, dass sie beispielsweise einen Johannes Hansi und eine Johanna Hannele nennen. Während nun gewöhnlich, wenn der Junge oder das Mädchen größer werden, die Kindernamen immer seltener gebraucht werden, blieb das „Antönchen“ bei dem Heiligen haften, und das kam daher, weil der Junge mit dem Wachsen nicht voranmachte. Er konnte essen, soviel er wollte, er wurde und wurde nicht größer. So ist er sein ganzes Leben das Antönchen geblieben. Im Übrigen aber ist der Mann wieder einmal ein Beweis für die Tatsache, dass man den Verstand eines Menschen nicht mit seiner Körpergröße messen kann, denn wie klein Antonin von Gestalt war, so groß war er an Geist.

 

Einer von denen, die über Antonins Geistesgröße vor Staunen nicht hinwegkamen, war der Dominikanerpater Johannes. Der Pater war ein kräftiger Redner, und als er eines Tages über Himmel und Hölle in einem gepredigt hatte, stellte sich ihm nachher der damals fünfzehnjährige Antonin Pierrozzi vor und bat um Aufnahme in den Orden. Pater Johannes sah sich das Kerlchen, das er für einen Siebenjährigen hielt, von oben bis unten an, und indem er ihm ein dickes lateinisches Buch reichte, sagte er: „Schau, Junge, wenn du das Buch in einem Jahr auswendig gelernt hast, darfst du wiederkommen, und dann nehme ich dich auch in den Orden auf.“

 

So sagte Pater Johannes, nicht im Ernst, sondern im Scherz, denn erstens konnte er doch keine Kinder ins Kloster aufnehmen und zweitens dachte er bei sich, dem Jungen werde über dem Auswendiglernen des dicken lateinischen Buches schon die Lust am Ordensleben vergehen. Acht Tage später hatte der Pater die Geschichte bereits vergessen. Wer aber beschreibt sein Erstaunen, als sich Antonin ein Jahr später bei ihm wieder einfand und das Buch tatsächlich auswendig wusste? Pater Johannes kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, und als er außerdem erfuhr, dass der scheinbar Achtjährige bereits sechzehn Jahre zählte, durfte er gleich im Kloster bleiben.

 

Antonin war also im Kloster. Da nahm er, wie klein er auch war, wie ein Riese seinen Weg, wurde später Priester und Prediger und war ein tüchtiger Beichtvater und ein weiser Ratgeber. Es hat wenige Menschen gegeben, die so klug waren wie der kleine Dominikanerpater Antonin. So ist es verständlich, dass er Ordensoberer und nachher sogar Erzbischof von Florenz wurde, und in allen Ämtern hat er sich trefflich bewährt. Er war klein, aber wacker, und als er am 2. Mai 1459 starb, ging mit ihm ein großer Mann zu Grabe.

 

Zum Schluss muss aus dem Leben des heiligen Antonin noch eine Legende erzählt werden.

 

Weil Erzbischof Antonin nicht nur ein tüchtiger Mann, sondern auch ein Heiliger war, sah er mehr als die gewöhnlichen Leute von jenen Dingen, die unsichtbarerweise immerwährend zwischen Himmel und Erde geschehen. So erblickte er einmal bei einem Gang durch die Stadt Florenz über einer armseligen Hütte Engel in der Luft schweben. Neugierig betrat der Erzbischof die Wohnung und traf darin eine Witwe mit drei Töchtern, die sich ehrlich und ehrsam in harter Arbeit mühselig durchs Leben schlugen und trotzdem nicht selten hungern mussten. Antonin erbaute sich an den braven Leuten und unterstützte sie in der Folgezeit mit Almosen.

 

Über ein Jahr kam der Heilige erneut an der Hütte vorüber. Da sah er aber keine Engel mehr über dem Dach, sondern Teufel, die recht fröhlich und heiter zu sein schienen. Wieder betrat Antonin neugierig das Haus und stellte fest, dass die Leute, weil sie keine Not mehr ausstanden, auch nicht mehr arbeiteten, sondern auf der faulen Haut lagen, gut aßen und tranken, schlechte Bücher und Zeitschriften lasen und mit unheiligen Leuten Umgang hatten.

 

Der heilige Germanus der Normandie (von Trier),

Regionarbischof/Wanderbischof und Märtyrer,

+ 2.5. 5. Jhd. – Fest: 2. Mai

 

Da der heilige Germanus von Auxerre nach Großbritannien gereist war, um dort die Irrlehre der Pelagianer zu bekämpfen, bekehrte er einen Edelmann aus Schottland mit Namen Audin und Aquila, seine Gemahlin. Diese hatten einen noch sehr jungen Sohn, über den der heilige Germanus so entzückt war, dass er wünschte sein Pate zu werden und ihm seinen Namen zu geben. Der junge German wurde von seinen Eltern in der Übung aller christlichen Tugenden erzogen. In der Folge entsagte er allen Vorteilen, die er in der Welt zu hoffen hatte, um sich gänzlich der evangelischen Amtsverrichtungen widmen zu können. Kurze Zeit später verließ er sein Vaterland und ging nach Gallien, um Christus zu predigen. An den Ufern der Mosel war der erste Wirkungskreis seines Eifers. Die Wunder, die seine Predigten begleiteten, wirkten viele Bekehrungen.

 

Severus, der Bischof von Trier, weihte ihn zum Bischof, ohne ihm jedoch einen besonderen Sitz anzuweisen, damit er desto freier seinen apostolischen Arbeiten nachgehen könne. Germanus machte eine Reise nach Rom, um die Gräber der Apostel zu besuchen und durch ihre Fürbitte die Gnade zu erhalten, ihrem Eifer nachzuahmen. In der Folge ging er nach Spanien und von da in sein Vaterland, wo er überall neue Anhänger für das Evangelium gewann. Bei seiner Rückkehr nach Gallien begab er sich in die Normandie, predigte sodann in dem Bezirk von Coutances und Bayeux, und ging hierauf in die Picardie. Hier war es, wo seinen Arbeiten die Märtyrerkrone aufgesetzt werden sollte. Er wurde getötet an den Ufern der Brele, zwischen Aumale und Senarpont, am 2. Mai, gegen Ende des 5. Jahrhunderts.

 

Über seinem Grab erbaute man eine Kirche, die seinen Namen erhielt. Bis in das 9. Jahrhundert wurden seine Gebeine in diesem Grab aufbewahrt, später brachte man sie aus Furcht vor den Barbaren nach Ribemont in der Diözese Laon. Gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts versetzte man einen beträchtlichen Teil der Reliquien nach Amiens, in die Pfarrkirche, die unter Anrufung des Heiligen konsekriert wurde. Er wird als Patron von mehreren Pfarrkirchen in der Picardie und der Normandie verehrt.

 

Märtyrer auf dem Karmel

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Heute ist das Gedächtnis der lobwürdigen Märtyrer auf dem Karmel. Fromme Siedler und Ordensmänner hatten sich in die Einsamkeit des Karmels zurückgezogen, um fern vom Getriebe der Welt ganz und ausschließlich dem Dienst Gottes leben zu können. Leider wurden sie hierin von den Türken oft gestört und aus ihrer beschaulichen Ruhe aufgeschreckt. Besonders die Bewohner der Quarantaine, einer Einsiedelei zwischen Galgala und Jericho, in der Nähe der Eliasquelle, in der der Heiland nach seiner Taufe durch Johannes vierzig Tage mit Fasten zugebracht hatte, sowie die Insassen des Valinus-Klosters wurden arg belästigt, mehrere von ihnen sogar getötet. Noch lästiger wurden die Muselmanen, nachdem es ihnen 1244 gelungen war, die Templer und Hospitaliter zu bezwingen. Ein neuer Sieg, den sie im Jahr 1267 über die Christen bei Antiochia errangen, steigerte ihren Übermut vollends bis zur Tollkühnheit. Im Jahr 1291 eroberten sie Accon (Ptolemais). Von da stürmten sie auf den nahen Berg Karmel und begannen mit einer Rohheit und Grausamkeit gegen das Kloster und seine Bewohner zu wüten, die jeder Beschreibung spottet. Hatte man das Kloster vordem schon des Öfteren geplündert, so sah man bisher doch immer von seiner völligen Zerstörung ab. Diesmal aber wurde auch der Bau nicht mehr verschont. Man warf die Brandfackel hinein und überantwortete ihn den Flammen. Die Brüder waren eben versammelt, der Himmelskönigin mit dem Gesang des "Salve Reginba" zu huldigen. Die wutschnaubenden Türken konnten es nicht abwarten, bis die Feier zu Ende gewesen wäre, sondern unterbrachen sie, richteten an der heiligen Stätte ein furchtbares Blutbad an und machten die frommen Sänger mit dem Schwert nieder.

 

Maria Klara von Messerer

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 2. Mai 1756 nahm Gott der Herr auf Schloss Urfarn in Reisach Frau Maria Klara von Messerer zu sich. Frau von Messerer stammte aus Rosenheim und war eine geborene Pernlohner. In zweiter Ehe mit Herrn von Messerer vermählt, stand sie diesem würdig zur Seite, bekundete das gleiche Interesse für den Karmelitenorden und war in dieser Hinsicht ein schönes Vorbild für Tertiaren. Sie überlebte Herrn von Messerer, ihren zweiten Gatten, und erreichte ein gottgesegnetes Alter. Am 16. Februar des Jahres 1756 meldete sich indes auch bei ihr der Tod an. In der Kirche des von ihrem Mann gestifteten Klosters, wo sie wie sonst täglich den heiligen Messen beiwohnte, berührte sie ein Schlaganfall. Doch lebte sie noch bis zum 2. Mai ein Leben vollständigster Hingabe an den Herrn, wie das Wort bezeugt, das sie an alle richtete, die ihr Mitleid bekundeten: "Mein Gott soll mit mir machen, was ihm gefällt." Am 2. Mai fühlte sie deutlich, dass ihre Auflösung bevorstehe. Sie übergab deshalb dem Beichtvater den scharfen, eisernen Bußgürtel, den sie bis in ihr 84. Lebensjahr jeden Mittwoch und Freitag zu tragen pflegte, damit ihre Umgebung ihn nicht in die Hände bekomme. Gott allein sollte wissen, welche Opfer sie für ihn gebracht habe. Dann begann sie Akte der vollkommenen Reue und heiliger Liebe zu erwecken und gab gegen 11 Uhr vormittags nach kurzem, leichtem Todeskampf ihre Seele Gott zurück, dem sie sich bereits während ihrer schweren Krankheit mit Hingabe und Geduld aufgeopfert hatte.

 

Gebet am 2. Mai

 

O meine heilige Fürsprecherin, ich freue mich mit dir, dass du schon im Hafen und am Ziel deiner Sehnsucht angelangt bist: wo du nicht mehr des Glaubens bedarfst, da du die göttliche Schönheit selbst schaust, wo du nicht mehr hoffen musst, da du das höchste Gut schon besitzt. Siehe, schon genießt du deinen Gott, zu dessen Anschauung du jetzt gelangt bist, nachdem du ihn auf Erden so sehr geliebt, nachdem du dich so sehr nach ihm gesehnt hast. Deine Liebe ist jetzt gesättigt, es gibt für dein liebendes Herz keinen Wunsch mehr, der noch unerfüllt wäre. O meine Heilige, hab Mitleid mit mir, der ich mich noch mitten im Sturm befinde. Bitte für mich, damit ich meine Seele rette und dahin gelange, mit dir vereinigt deinen Gott zu lieben, den geliebt zu sehen du so innig verlangst. Amen.

 

Zu Jesus Christus

 

Herr Jesus Christus, wir glauben, dass Du von Ewigkeit her Gott, dass Du mit dem Vater eben desselben Wesens bist. Lass uns durch unsere Worte und alle unsere Werke zeigen, dass wir dem Evangelium folgen und uns auch im Leiden glücklich schätzen, dass wir Deine Schüler sind. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Mecheln wurde im Jahr 1627 vom Erzbischof die Bruderschaft des Rosenkranzes errichtet.

In Haag wurde im Jahr 1456, und zu Valenciennes im Jahr 1473 eine Versammlung der Ordensritter vom goldenen Fließ gehalten.

 

Andacht am 2. Mai:

 

Das Thema im Mai:

Von der Sanftmut

"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)

 

Die Sanftmut ist eine Tugend, die eine edle Seele voraussetzt. Wirklich sind auch die Sanftmütigen über alles erhaben, was man ihnen sagen und antun mag. Sogar dann, wenn sie durch Worte oder Taten beleidigt werden, verlieren sie weder die Ruhe noch den Frieden ihrer Seele." (Der heilige Thomas von Aquin)

Nie hat jemand je gesehen, dass der heilige Vincenz Ferrer zornig noch irgendwie verwirrt wurde, wie immer man ihn durch Worte beleidigte oder sonst wie misshandelte.

Die Feinde des heiligen Franz von Sales wagten es, böse Gerüchte über seine Sitten zu verbreiten. Als er erfuhr, dass sie ihn eines abscheulichen Lasters beschuldigen, wurde er darüber nicht erschüttert, und er fasste den Vorsatz, zu warten, bis die Vorsehung ihn rechtfertigte, was erst mehrere Jahre danach geschah. Er sprach überaus freundlich mit seinen Verleumdern und rächte sich nur dadurch an ihnen, dass er mit Eifer an ihrer Heiligung arbeitete.

 

Gestatte nicht, o Herr, dass was immer man gegen mich aussagt oder mir antut, den Frieden meiner Seele stört, und gib mir, dass ich die, die mir feindselig begegnen, als meine Freunde und Wohltäter betrachte. Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. Mai

 

"Wer die verständigen und treuen Diener Jesu Christi hört,

der hört ihn selbst."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 2. Mai - Vom innerlichen Frieden

 

Wie selig ist hienieden

Das Herz, das friedlich ruht.

Es sieht in seinem Frieden

Getrost der Stürme Wut;

Denn wie auf hohem Felsenturm

Reicht nimmer bis zu ihm der Sturm.

 

1. Willst du in diesem Leben so glücklich sein, als der Stand deiner Pilgerschaft es gestattet, so strebe jenen Dingen nach, die des Friedens sind. Der Friede einer Seele, die in der Gnade ihres Gottes lebt, ist ein Unterpfand des himmlischen Friedens. Muss sie auch mit dem Apostel sagen, sie sei darum nicht gerechtfertigt, so gibt doch ihr Gewissen ihr so trostreiches Zeugnis, dass sie, wenn Gott aus dem Leben sie abriefe, mit Vertrauen vor ihm erscheinen würde. Denn eine solche Seele ist überaus wachsam, nichts zu tun, das ihm missfallen würde, und seiner Gnade mit aller Treue zu entsprechen.

 

2. Zu diesem seligen Frieden zu gelangen, entferne alle Hindernisse. Bist du in Zweifeln, so suche Einsicht darüber, klagt dein Gewissen dich an, so entferne die Ursachen dieser Vorwürfe, damit die Wogen dieser innerlichen Unruhen still werden. Dann wird der Trost des Heiligen Geistes in dein Herz einkehren, ruhen werden deine Leidenschaften. Und du wirst ein Besitz Gottes sein, der seine Wohnstätte nur in einem friedlichen Gewissen nimmt. Durch diesen Frieden wirst du so unerschütterlich werden, dass weder zeitlicher Verlust und Schaden, noch körperliche Leiden, noch was immer anderes dich tief betrüben wird. Ja mit großer Freude wirst du auch alle Arbeiten deines Berufes vollbringen.

 

3. Wie wunderbar ist eine Seele, die in diesem Frieden begründet ist. Sie ist beinahe den Engeln des Friedens gleich. Denn dies ist "jener Friede Gottes, der allen Sinn übersteigt!" Innig ist sie mit Gott vereint, und nimmt gleichsam Anteil an seinen Eigenschaften. Denn immer ist sie sich selbst gleich, immer, ob auch unter vielfältigen Geschäften und Sorgen, ohne Verwirrung, liebevoll bereitwillig, hilfreich gegenüber dem Nächsten, und wird über seine Fehler nicht zornig, denn ihr Friede ist in Gott gegründet, und hängt nicht von äußerlichen Dingen ab. Selig, und abermals selig die Seele, die zu diesem Frieden sich erhoben hat. Dies ist jene kostbare Perle, die zu erwerben der Mensch nicht zu viel gibt, wenn er sie auch um seinen ganzen Besitz kauft. Kolosser 3,15a: "In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!"

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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