Das Skapulier

 

Die spirituelle Deutung des Skapuliers geht auf den Karmeliten Simon Stock zurück. Dieser berichtet von einer Vision, in der ihm die Muttergottes dieses Kleidungsstück mit der Zusage ihres Schutzes überreicht habe. Sie verknüpfte das mit der Zusage, dass alle, die dieses Skapulier tragen, sich um die ihrem Stand gemäße Keuschheit mühen und täglich das „kleine Offizium der seligen Jungfrau Maria“ beten (oder auch den Rosenkranz) versöhnt mit Gott sterben werden. Darüber hinaus schließt sie das Versprechen ein, spätestens am Samstag nach dem Todestag aus dem Zustand der Reinigung (Fegefeuer) befreit zu werden Das zuletzt genannte Versprechen, das sogenannte „Samstagsprivileg“ trug zweifellos für die weite Verbreitung des Skapuliers bei, auch wenn es uns Heutigen schwer zugänglich geworden ist.

Quelle:

 

erzdioezese-wien.at

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Der Orden der Brüder Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel

 

Die Liebfrauenbrüder, mehr bekannt unter dem Namen Karmeliten, leiten ihren Ursprung von den Einsiedlern her, die seit den Tagen der heiligen Propheten Elias und Eliseus die zahlreichen Höhlen des ausgedehnten Gebirgszuges bewohnten, der fast ganz Galiläa, das nördliche Land Palästinas vom Mittelländischen Meer trennt und der unter dem Namen der Karmel bekannt ist. Mit ihnen pflegten die gottesfürchtigen Vorfahren der heiligen Gottesmutter regen Verkehr und die allerseligste Jungfrau selbst soll diese Einsiedler des Öfteren besucht haben, da ihr Wohnort Nazareth nur wenige Stunden vom Karmel entfernt ist. Nach der Sendung des Heiligen Geistes wurden sie durch die Taufe in die Kirche Christi aufgenommen und blieben fortan in Verbindung mit der jungen Christengemeinde. Hier auf dem Karmel soll es auch gewesen sein, wo man nach der Himmelfahrt Mariä der seligsten Jungfrau das erste Kirchlein geweiht habe. Bis ins 7. Jahrhundert nach Christus hielten sich die Einsiedler auf den Höhen des Karmelgebirges nicht nur, sondern sie verbreiteten sich auch über ganz Palästina und Syrien, sie wohnten sowohl an den zerklüfteten Gestaden des Toten Meeres, als an den lieblichen Ufern des Jordan, in den fruchtbaren Tälern des Libanon als in dem wüsten Landstrich von Gaza und Askalon. Um diese Zeit jedoch gründete Mohammed, der falsche Prophet, seine neue Religion, die sich bald durch Krieg und Verwüstung allenthalben Eingang erzwang. Auch zu den versteckten Hütten und verborgenen Höhlen der Einsiedler vom Berge Karmel kamen die Mordbrennerhorden des Islam und Tausende der frommen Brüder errangen die Palme des Martyriums. Endlich war das ganze Heilige Land in den Händen der Feinde des christlichen Namens und die Zahl der Einsiedler schmolz immer mehr zusammen, bis jene gewaltige Bewegung entstand, die Kreuzzüge genannt, die die Besten des Abendlandes hinüberführte, das Land, wo der Herr gelebt und gestorben, aus der Gewalt der Ungläubigen zu befreien. Mit dem 2. Kreuzzug im Jahr 1147 zog auch Berthold, ein Edelmann aus Kalabrien, zur Befreiung des Heiligen Landes aus. Nach vielfachen Kriegszügen und gefahrvollen Pilgerfahrten kam er auch auf den Berg Karmel, wo er Zeuge wurde des tugendhaften, ja himmlischen Lebens seiner wenigen Bewohner und, hingerissen von ihrem Tugendbeispiel, schloss er sich ihnen an und übertraf in kurzer Zeit die alten Brüder Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel; denn unter diesem Namen waren die Einsiedler schon damals im Morgenland und bei den Kreuzfahrern bekannt. Das Beispiel Bertholds wurde von vielen Rittern und Pilgern nachgeahmt, so dass bald das Karmelgebirge wie ehedem vom Lob Gottes und der seligsten Jungfrau widerhallte. Nach dem Muster des Abendlandes sollte die Vereinigung der Brüder durch eine feste Regel zu einem Orden gebildet werden, zu welchem Zweck der hl. Brokardus, der dem hl. Bertholdus in der Leitung des Ordens gefolgt war, den hl. Patriarchen Albert von Jerusalem um eine angemessene Regel bat. Er verfasste eine strenge Regel, wonach sich die in Gemeinschaft sowohl, als einzeln lebende Karmeliten zu richten hätten. Da sich viele dem neuaufgefrischten Orden anschlossen, so verbreitete er sich bald wieder über Palästina und ganz Syrien. Dies währte jedoch nicht lange und wieder wütete das Schwert der grausamen Anhänger des falschen Propheten unter den friedlichen Dienern Christi und seiner Mutter Maria. Die Überlebenden beschlossen, sich in Europa niederzulassen, um den Nachstellungen der fanatischen Feinde des christlichen Namens zu entgehen, und so zog ein Trupp nach dem andern gegen die Wende des 12. Jahrhunderts in ihre verschiedenen Vaterländer, die einen nach Sizilien und den andern Inseln des Mittelmeeres, nach Italien, nach Südfrankreich, nach England, und sie wurden allenthalben gastlich aufgenommen, überall schenkte man ihnen Plätze und baute ihnen Klöster in Wäldern und Einöden, wo sie ihre strenge Regel genau beobachten konnten. Jedoch dauerte es noch geraume Zeit, bevor der Berg Karmel von den Karmeliten ganz verlassen wurde.

 

Das bis zum Auftreten des hl. Berthold Gesagte ist in wenigen Worten sozusagen die alte Geschichte des Karmelitenordens, wie sie bei den Karmeliten von Geschlecht zu Geschlecht mündlich überliefert worden ist. Von vielen Geschichtskritikern wird sie jedoch angefochten; aber das Gegenteil zu beweisen, gelingt ihnen auch nicht. Von der Zeit an, wo die Einsiedler des Karmels ihre Schritte nach Europa lenkten, traten viele Feinde gegen sie auf, die sie bald wegen ihrer alten Abstammung, bald wegen des Namens, Brüder Unserer Lieben Frau, angriffen. Die Päpste nahmen sich jedoch ihrer an, und nachdem sie sie den Bettelorden eingereiht hatten, wurden sie von ihnen auch zur Seelsorge herangezogen. Als auch jetzt die Stimmen der Feinde des Ordens nicht verstummten, begab sich der hl. Simon Stock, der eben zum General des Ordens gewählt worden war, ins Gebet und flehte die hl. Gottesmutter an, ihrem Karmelitenorden ein besonderes Zeichen der Gunst und des Schutzes angedeihen zu lassen. Nach jahrelangem Flehen hörte Maria die Bitte ihres treuen Dieners und in einer Erscheinung überreichte sie ihm das hl. Skapulier, als ein Zeichen ihres mütterlichen Schutzes für den ihr geweihten Orden, indem sie noch hinzufügte, dass, wer damit bekleidet stirbt, die Flammen der Hölle nicht leiden werde.

 

Dank den Wundern an Leib und Seele, die durch das Skapulier geschahen, nahm die Zahl der Freunde der Karmeliten täglich zu; viele schlossen sich ihrem Orden an, noch mehr aber erbaten sich von ihnen das Skapulier, und alt und jung, hoch und niedrig, arm und reich ließ sich aufnehmen in die Bruderschaft des hl. Skapuliers. Der Orden machte jetzt große Fortschritte, so dass er zu Beginn des 16. Jahrhunderts in 54 großen Provinzen über Europa verbreitet war.

 

Inzwischen war die Regel des hl. Albert von den Päpsten wiederholt gemildert und der veränderten Lebensaufgabe angepasst worden. Bei den Karmeliten gab es jedoch stets Mönche, die nach der früheren Strengheit strebten, wie es die Kongregation von Mantua und die Observanz von Tours, die beide eine große Ausdehnung erlangten, zeigen. Den längsten Bestand und die größte Blüte erreichte aber jene im 16. Jahrhundert von der hl. Theresia zuerst unter den Nonnen, dann auch mit Hilfe des hl. Johannes vom Kreuz unter den Männern eingeführte Reform der unbeschuhten Karmeliten, die sich nach dem Tod ihrer heiligen Stifter ganz vom alten Orden trennte und unter eigenem General nach der ersten, strengen Regel des hl. Albert, die mit wenigen Abänderungen beobachtet wird, jetzt noch floriert.

 

Der alte Stamm des Ordens, zum Unterschied jetzt auch die beschuhten Karmeliten oder Liebfrauenbrüder genannt, hatte sehr große Verluste: Im 16. Jahrhundert verlor er durch die meisten seiner Klöster in den abgefallenen Ländern, und was im 18. Jahrhundert der Josephinismus übrig gelassen, das zerstörte anfangs des 19. Jahrhunderts die Säkularisation. In Frankreich und Belgien fielen alle Klöster der großen Revolution zum Opfer, und bei den fortwährenden Umwälzungen in Spanien und Italien wurden die Karmeliten wiederholt dezimiert.

 

Aus den Verfolgungen haben sich dennoch einige wenige (17) Provinzen retten können und in den letzten Dezennien sind mehrere neue Provinzen und Kommissariate entstanden. Letztere sind direkt dem General unterstehende Konvente, die bei genügender Anzahl von Klöstern und Patres zur Provinz erhoben werden. Bei dem Generalkapitel im Jahr 1902 wurde P. Pius Maria Mayer, ein Württemberger, zum General der beschuhten Karmeliten gewählt; auch wurden die veralteten Konstitutionen den Zeitverhältnissen angepasst und später von Papst Pius X. auf Probe gutgeheißen. Hier ist vor allem dem Studium mehr Raum gegeben, ohne jedoch nachher die geistigen Übungen besonders zu kürzen.

 

Das Kleid der Karmeliten ist gleich für Patres wie für Laienbrüder, und zwar tragen sie einen Habit und ein großes Skapulier, nebst dazugehöriger Kapuze von weißer Farbe. Viermal die Woche ist der Genuss von Fleischspeisen gestattet, jedoch sind in der Advents- und Fastenzeit alle Tage, in der übrigen Zeit aber von Kreuzerhöhung (14. September bis Ostern) drei Tage der Woche Fasttage. Zum Chorgebet sind mit Ausnahme der Laienbrüder alle verpflichtet und werden nur studierende Fratres davon dispensiert.

 

In Österreich, wo ehemals mehrere blühende Provinzen bestanden, haben sich die Karmeliten vor einigen Jahren wieder niedergelassen und besitzen nebst einem kleinen Haus in Wien, der Residenz des General-Kommissars, ein zweites Haus in Süd-Mähren, wo gegenwärtig das Noviziat eingerichtet ist. Sie sahen sich jedoch getäuscht in der Erwartung, dass der Nachwuchs sich aus Kindern des Landes rekrutieren würde, und sie sehen sich daher genötigt, weil die meisten von ihnen aus Nord-Deutschland stammen, sich dorthin an junge Leute, die Beruf spüren, die Einladung zu richten, sich ihnen anzuschließen. Die Arbeit des Ordens besteht hier in der Aushilfe in allen Zweigen der Seelsorge, besonders darin, das Volk durch Belehrung und Aufklärung vor den falschen Propheten zu schützen, die vom ungläubigen Protestantismus ausgeschickt werden, um schwankende Katholiken los von Rom zu reißen und sie in den Sumpf ihres eigenen Unglaubens herabzuziehen. Da nach dem Noviziat ein 7-8jähriges Studium folgt, so nimmt man Priesteramtskandidaten mit sechs Gymnasialklassen in dasselbe auf. Auch laden diese Karmeliten militärfreie, junge Leute ein, die sich ihnen als Laienbrüder anschließen wollen, da auch daran ein großer Mangel herrscht. Von ihnen wird außer dem Beruf und einer besonderen Liebe zur allerseligsten Jungfrau Maria verlangt, dass sie sich durch Arbeiten in Haus oder Garten nützlich machen. 

 

(Aus: Leo, Sonntagsblatt, 30. Juli 1911)

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Skapulierfest

(Aus: Auf Karmels Höhen, P. Redemptus Weninger OCD)

 

Am heutigen Tag, am 16. Juli, begeht die Kirche "das feierliche Gedächtnis der seligen Jungfrau Maria vom Berge Karmel". Deshalb weist sie in den Lesungen der zweiten Nokturn darauf hin, wie die seligste Jungfrau selbst den Berg Karmel besuchte und die dort lebenden frommen Siedler durch ihre liebevolle Gegenwart erfreute, worauf diese nach Annahme des christlichen Glaubens die erste Kapelle zu Ehren Mariens erbauten und eifrige Diener Mariens wurden. Einen neuen Aufschwung nahm die Andacht zu Maria durch den heiligen Simon Stock. Als dieser während der Verfolgung, die zu seiner Zeit den Orden bedrängte, seine Zuflucht zu Maria nahm, erschien sie ihm in Begleitung vieler Engel und sprach, das Ordenskleid in den Händen haltend: "Dies wird das Vorrecht für dich und alle Karmeliten sein, wer darin stirbt, wird das ewige Feuer nicht erleiden." Dann gab sie ihm den Auftrag, er soll sich an Papst Innozenz IV. wenden, und verschwand. Auf dem Weg nach Winchester, wohin Simon eilte, um von dem ihm geneigten Bischof ein Empfehlungsschreiben an den Papst zu erlangen, kam ihm Peter von Linton entgegen, um ihn zu seinem Bruder zu bitten, der in einem Zweikampf tödlich verwundet, selbst im Sterben nichts von Beicht und Bekehrung wissen wollte. Simon begab sich an sein Krankenbett, wurde jedoch von ihm mit Schimpf- und Fluchworten empfangen. Kaum hatte ihn aber Simon mit dem heiligen Skapulier bekleidet, da war er plötzlich wie umgewandelt, bat selbst um geistliche Hilfe und starb in erbaulicher Weise. Nach dem Tod erschien er dem Bruder und sagte, durch den Schutz der Königin der Engel und das Kleid des heiligen Simon von Stock sei er den Fallstricken des Teufels entkommen und in die Wohnung des Friedens eingegangen. - Später kam noch das sogenannte Samstagsprivilegium dazu. Dem Papst Johannes XXII. versicherte nämlich der Überlieferung des Ordens gemäß die seligste Jungfrau in einer Erscheinung, sie werde jene, die mit dem Skapulier bekleidet sterben und im Leben gewisse Werke verrichtet haben, bald (am Samstag) nach ihrem Tod aus dem Fegfeuer befreien. Da die Bulle nicht mehr vorgewiesen werden kann, wird deren Echtheit bestritten. Doch besteht das Samstagsprivilegium zurecht, denn die Kirche gestattet durch Dekret vom 20. Januar 1613 "zu predigen, dass das christliche Volk fromm an die Hilfe glauben könne, welche den Seelen der Brüder und der Mitglieder der Bruderschaft der seligsten Jungfrau vom Berge Karmel zuteil werde, dass nämlich die seligste Jungfrau diesen Seelen, die in Liebe verschieden und in ihrem Leben das Skapulier getragen, die standesgemäße Keuschheit bewahrt, die kleinen Tagzeiten gebetet oder, wenn sie verhindert waren, die kirchlichen Fasttage beobachtet und am Mittwoch und Samstag sich vom Fleischessen enthalten haben, nach ihrem Tod und zumal am Samstag zu Hilfe kommen werde." Deshalb hat Maria vom Berge Karmel unzählige Verehrer gefunden und das Hauptfest der Bruderschaft im Volksmund die Bezeichnung "Skapulierfest" erhalten.

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