4. Ökumenische Erinnerung: Konvertiten II

 

Inhalt:

 

1. Eine Bildhauerin findet heim: Claire Sheridan

2. Friedrich Leopold Graf zu Stolberg

3. David Leopold Witt

4. Moritz Voltz

5. Johann Georg Eßlinger

6. Andreas Gyuresek

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Der frühere Baptistenprediger Watts schrieb nach seiner Aufnahme in die katholische Kirche: "Seitdem ich katholisch geworden bin, ist mir oft der Gedanke gekommen, möchten doch die Nichtkatholiken, die es ernst meinen und geneigt sind, die Ansprüche der Kirche zu prüfen, sich selbst die Frage stellen: Was kann eine der vielen Sekten außerhalb der Kirche bieten, das die katholische Kirche nicht ganz und vollkommen bietet, und zwar in einer dauernden und festbestimmten Weise? Die Beantwortung einer solchen Frage nach reiflicher und ernsthafter Überlegung würde, glaube ich, zu den herrlichsten Ergebnissen führen."

 

Robert Hugh Benson, der Sohn des anglikanischen Erzbischofs von Canterbury, selbst anglikanischer Geistlicher, kehrte am 11. September 1905 in Woodchester zur Mutterkirche zurück. Der angesehene Schriftsteller äußerte sich in seiner Bekenntnisschrift darüber: "Ich weiß nicht, ob es sich meiner heiligen Mutter, der Kirche gegenüber geziemt, darlegen zu wollen, was sie mir seit dem Tag, da ich blind und elend mich in ihre Arme warf, gewesen ist. Doch ich will es versuchen. Sie ist ja nicht auf meine Liebe angewiesen, denn sie ist selbst deren Quelle und Strom. Es scheint sehr merkwürdig, sagen zu müssen, dass die Idee einer Rückkehr zur Kirche von England für mich ebenso undenkbar ist, wie etwa die Bitte um Aufnahme in den Stamm der Sioux. Es hat keinen Zweck, Beteuerungen auf Beteuerungen zu häufen; es sei daher nur in aller Kürze bemerkt, dass von der katholischen Kirche zur anglikanischen zurückzukehren soviel bedeuten würde, als ein Eintauschen des Zweifels für die Gewissheit, des Nichtwissens für den Glauben, des Schattens für die Substanz, des Halbdunkels gegen das klare Licht; es wäre ein Eintauschen einer ungeschichtlichen, beschränkten Theorie gegen eine weltbekannte, geschichtliche Tatsache."

 

Der heilige Dominikus, der so viele Albigenser zur Kirche zurückführte, sollte einmal zusammen mit einem Bischof bei einer Zusammenkunft mit den Irrgläubigen auftreten. Als der Bischof Anstalten traf, mit einem seiner Würde entsprechenden äußeren Glanz sich dahinzubegeben, sprach der heilige Dominikus zu ihm: "Nicht so, mein Herr und Vater, nicht so dürfen wir mit den Kindern des Hochmuts verfahren. Diese Gegner der Wahrheit müssen durch das Beispiel der Demut, Geduld, Frömmigkeit und aller Tugenden überzeugt werden. Bewaffnen wir uns mit Gebet, und uns mit dem Zeichen der Demut schmückend, wollen wir mit bloßen Füßen diesem Goliath entgegenschreiten." Der Bischof billigte diesen Rat, und beide legten ihre Fußbekleidung ab. Da sie aber des Weges nicht kundig waren und sich der Führung eines Ketzers, den sie für einen Rechtgläubigen hielten, überließen, so lockte sie dieser aus Tücke in ein Gehölz voll Dornbüschen und Gestrüpp, dass ihre Füße verwundet wurden und bald das Blut herablief. Der Kämpfer Gottes ermahnte geduldig und fröhlich seinen Gefährten, für dieses Leiden dankbar zu sein. "Denn", sagte er zu seiner Begleitung, "habt Vertrauen auf den Herrn, liebe Brüder, der Sieg ist uns gewiss, weil Gott so gnädig ist, uns unsere Sünden durch unser Blut abbüßen zu lassen." Der Ketzer, der sie führte, wurde von der unerschütterlichen Geduld wie von der Rede des Heiligen so tief bewegt, dass er seine böse Absicht eingestand und die Ketzerei abschwor.

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Wilhelm Leblanc SJ erzählt in seinem Buch „Erfahrungen aus dem Konvertitenunterricht“, Paderborn 1936, S. 28: Einst zeigte mir eine katholische Dame, die früher evangelisch war, ihren Konfirmationsschein und sagte dabei halb im Scherz, halb im Ernst: „Hochwürden, hier sehen Sie einen gebrochenen Eid!“ Ich antwortete ihr: „Wenn Sie aus unreinen Beweggründen katholisch geworden sind, dann ist es freilich ein gebrochener Eid, denn dann haben Sie gegen Ihr Gewissen gehandelt. Haben Sie aber den Schritt aus ehrlicher Überzeugung getan, dann ist es nicht ein gebrochener, sondern ein in seinem tiefsten Sinn erfüllter Eid. Bei Ihrer Konfirmation wollten Sie sich verpflichten, stets der erkannten Wahrheit zu folgen. Gibt Ihnen Gott nun in Ihrem späteren Leben eine neue, bessere Erkenntnis, so erfüllen Sie ihren Eid, indem Sie dieser Erkenntnis entsprechend handeln.“

 

Ein junger Mann, gutgestellter Beamter, so erzählt Leblanc in seinem o.g. Buch (S. 81), lerne ein evangelisches Mädchen kennen, das bei einer durchziehenden Zirkustruppe das Karussell bediente. Es zeigte sich, dass das Mädchen nicht nur durchaus rein und fromm, sondern überdies vollkommen in der katholischen Religion zu Hause war. Auf Wunsch des jungen Mannes hatte sie eine Unterredung mit dem katholischen Pfarrer, und dieser musste gestehen: „Ich erkannte verwundert, Unterricht tat kaum not. Katechismus und Messbuch waren ihr seit Jahren vertraut. Ich wünsche manchem im Schoß der Kirche Beheimateten diese klare Erfassung und praktische Auswertung bekenntnismäßigen Christentums . . . Am andern Morgen bereits habe ich Erna Y. formell in die Kirche aufgenommen, zu ihrer seelischen Gemeinschaft gehörte sie längst. Und drei Tage später habe ich sie getraut, X., den Beamten in sicherer Position, und Erna Y., das heimatlose Karussellmädel. X. nahm Urlaub und ließ sich später in die Residenz versetzen.“ Nach Jahr und Tag wurde dem Geistlichen von einem Konfrater aus der Hauptstadt geschrieben, er habe eben eine Frau zum Sterben vorbereitet. Sie hätte ihm ihre Geschichte erzählt und ihn gebeten, er möge dem Pfarrer in N. ihren Tod mitteilen. „Wie eine Heilige ist sie gestorben, nach der Geburt ihres vierten Kindes.“ – Gottes Blumen blühen überall, auch auf Zirkusbrettern.

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1. Eine Bildhauerin findet heim: Claire Sheridan

 

(Clare Consuelo Sheridan, * 9.9.1885 in London, + 31.5.1970, war eine britische Bildhauerin und Autorin. Sheridan war eine Tochter des Ökonomen Moreton Trewen und eine Cousine von Winston Churchill. In den zwanziger Jahren besuchte sie die Sowjetunion, wo sie Skulpturen von den führenden Kommunisten Lenin, Trotzki, Dserschinski und Kamenew schuf.)

 

(Aus „Liturgical Arts“, 7 E. 2nd. St. New York City, 17.)

 

Seit dem ersten Weltkrieg, der mich zur Witwe machte, verdiente ich mein Leben mit Bildhauerei. Im Jahr 1921 schiffte ich mich zu einer Vortragsreise in den Vereinigten Staaten ein. Ich verdankte dies der Tatsache, dass ich Lenin, Trotzki und andere Persönlichkeiten im Kreml porträtiert hatte. Das war ein großes Abenteuer für mich gewesen, aber es stempelte mich zur „Bolschewistin“ und machte mich unpopulär. Mein Vetter Winston, den ich wie einen Bruder liebte, verbarg mir seinen Ärger darüber nicht.

 

Als der zweite Weltkrieg ausbrach, führte ich ein zurückgezogenes Dasein in meiner Wohnung in Brede (Sussex). Ich hatte soeben meinen Sohn verloren, der 1915, sechs Tage vor dem Tod seines Vaters, geboren war. Nach diesem schweren Schlag begann ich, mich mit religiösen Themen zu beschäftigen. Dies ersetzte mir sozusagen Gebet und Tränen. Ich stellte Bilder der Muttergottes und des göttlichen Kindes her.  Dabei fand ich in meinem Herzen die katholische Andachtsstimmung wieder, die seit den Tagen meiner Schulzeit in einem Klosterpensionat in Paris in mir geschlummert hatte. Mit 16 Jahren hatte ich den Wunsch gehabt, katholisch zu werden. Aber der Widerstand meiner Eltern und später auch die Lockungen der Welt hatten mich davon abgebracht. Nun schien der Augenblick wieder gekommen zu sein. Und merkwürdig, mein Sohn war in Frankreich gestorben und katholisch beerdigt worden. Ich sah darin die Hand Gottes, der mich an den Entschluss meiner Jugend erinnerte.

 

Während ich mich mit diesen Gedanken beschäftigte, tobte die Schlacht um England. Brennende Flugzeuge stürzten über unserem Dorf ab und bedeckten meinen Garten mit ihren Trümmern. Auf der Hauptstraße des kleinen Ortes tötete ein abstürzendes Flugzeug ein Kind vor den Augen seiner Mutter. Häuser stürzten ein, und der Tod streifte ganz nahe um uns. Ich hatte ihn vorher oft sehnsüchtig herbeigesehnt, nicht nur um meiner unerträglichen Vereinsamung zu entgehen und weil mein Leben keinen Sinn mehr hatte, sondern auch, um schnell wieder mit den Meinen vereint zu werden. Aber jetzt schreckte ich vor dem plötzlichen Tod zurück, da er mich noch außerhalb des katholischen Glaubens überrascht hätte.

 

Eines Tages beschlagnahmten militärische Stellen meine Wohnung. Ich ließ mich in einem Häuschen im Park nieder. Mein altes Herrengut aus dem 14. Jahrhundert besaß eine Kapelle, die ich wiederherrichten hatte lassen. Unter den bei mir einquartierten Soldaten befanden sich auch Katholiken. Ihr Feldgeistlicher las die heilige Messe in dieser Kapelle, und ich erhielt die Erlaubnis, ihr beizuwohnen. Seit der Reformation war dies das erste Mal, dass ein römischer Gottesdienst in diesen Mauern gefeiert wurde.

 

Aber es ist nicht so leicht, in den Schoß der Kirche aufgenommen zu werden. Die Schritte, die ich zu diesem Zweck unternahm, trafen auf wenig Ermunterung. Andere Konvertiten erzählten mir von ähnlichen Erfahrungen. Ich beschloss daher, das Ende des Krieges abzuwarten und mich dann nach Irland oder Italien zu begeben, wo diese Hindernisse leichter zu beseitigen wären. Ich schloss mit Gott eine Art Vertrag: wenn ich davonkäme, würde ich mich seiner Kirche anschließen.

 

Auch in meiner Arbeit stieß ich auf Schwierigkeiten. Die Bronze für meine Arbeiten ging aus. Aus Kohlenmangel konnte ich auch meinen Ofen zur Herstellung von Terracotta nicht mehr heizen. Um meinen Aufträgen nachkommen zu können, verarbeitete ich das Holz meiner Bäume. Die Soldaten fällten die Bäume, die ich ihnen angab, und schafften sie in mein provisorisches Atelier.

 

Ich schuf die erste Statue aus einer Eiche. Es war eine Muttergottes mit dem Kind, zur Erinnerung an meinen Sohn. In der Pfarrkirche gab es seit der Zeit Königin Elisabeths kein Bild der Muttergottes mehr. Da die Gläubigen der englisch-katholischen Bewegung angehörten, nahmen sie die Rückkehr der Vertriebenen an ihren ursprünglichen Platz mit Freuden auf.

 

Ich wollte aber, dass mein Werk nicht nur eine bloße Erinnerung sei, und hoffte, dass die Muttergottes auch bei den anderen das gleiche vollbringen würde wie bei mir. In der Haltung der göttlichen Mutter wollte ich die Andacht, den Trost, die Liebe und die Hoffnung ausdrücken, die ich im Herzen empfand.

 

Bevor ich anfing, den Stamm des Baumes mit dem Stemmeisen zu bearbeiten, kniete ich nieder, um Gottes Beistand zu erflehen. Es war eine schwere Arbeit, an die ich als Frau hier ging. Daher bat ich Gott, er möge mir die Kraft geben, sie gut durchzuführen. Bewaffnet mit meinem zwei Pfund schweren Hammer, ging ich an die Arbeit und unterbrach sie nur, wenn ich meine Stemmeisen schärfen musste oder wenn mich die Erschöpfung übermannte.

 

Acht Monate verstrichen in harter Arbeit. Dann brachten eines schönen Tages sechs Soldaten eines kanadischen Regiments die mehr als drei Meter hohe Statue in die Dorfkirche.

 

Mein Vetter, der Dichter Shane Leslie, der der Einweihungszeremonie beiwohnte, schrieb einem seiner Freunde, dass die Statue „wirklich von ergreifender Schönheit“ sei und an die gotischen Figuren von Chartres erinnere. Chartres! Das war die Kirche, die ich nach Assisi am meisten liebte. Chartres, das kostbare Schmuckkästchen, dem der Duft des mystischen Christentums entsteigt. Wenn Shane Leslie sich nicht getäuscht hat – sein Katholizismus, seine aszetische Einstellung und seine Bildung lassen ihn als einen guten Richter in dieser Sache erscheinen –, dann strömt ein wenig von diesem Wohlgeruch auch aus dem Bild Unserer Lieben Frau von Brede. Im gotischen Geist schuf ich mein Werk. Angesichts meiner evtl. Rückkehr nach Brede schuf ich aus einer Eiche auch einen auferstandenen Christus für eine Nische beim Hauptaltar. Ich glaube, dass ich aus dem schweren Material das Beste herausholte.

 

Die Abtei Battle, die einst Wilhelm der Eroberer im Jahr 1066 zur Erinnerung an seinen Sieg gründete, schickte mir zwei große Bäume. Aus dem einen wurde ein Bild der Unbefleckten Empfängnis, dem Lieblingsgegenstand meiner Betrachtung. Der Baum hatte ein Gewicht von fast einer Tonne und wurde zusammen mit meinem Möbel in jener tragischen Zeit auf dem Seeweg nach Irland geschafft, wo ich mein Ahnenerbe verkaufen musste, um die Kriegssteuern zu bezahlen. Ich fand jedoch vor der Abreise noch die Zeit, aus einem Kirschbaum mit drei dicken Ästen ein Kruzifix zu schnitzen. Aus zwei Ästen wurden die ausgestreckten Arme des Gekreuzigten, während der dritte zum herabsinkendem Haupt wurde. Ich habe dabei mehr über Christus nachgedacht als beim Lesen des Neuen Testamentes. Im flackernden Schein der Flamen des Kamins schien es mir oft, als ob die Gestalt Leben annehme. Ich legte dann mein Werkzeug hin und lauschte dem, was Er mir sagte. Wie fühlte ich mein Herz dabei dem Meister geöffnet!

 

Wenn ich das Gesicht des gekreuzigten Christus betrachtete, glaubte ich zuweilen wahrzunehmen, wie schwer ihn die augenscheinliche Niederlage seiner Friedensbotschaft bedrückte. Kreuzigten ihn die Menschen denn nicht wieder aufs Neue? Heute hängt das Kruzifix in einer Kirche von Galway und wartet darauf, seinen Platz in der zukünftigen Kathedrale einzunehmen. Ich bin ganz ergriffen, wenn ich sehe, wie die Menschen kniend davor beten. Wer kann meine Erregung beschreiben, als der Bischof bei der Einweihung die Füße küsste, die ich geschnitzt hatte. Zurzeit lebe ich in Galway. Die Kirche fördert meine Arbeit als Bildhauerin, wie sie es auch in früheren Jahrhunderten in vielen Fällen tat.

 

Ein Jahr nach dem Ende des Krieges war ich in den Schoß der Kirche zurückgekehrt. Als einfache Pilgerin kam ich an einem heißen Augusttag in Assisi an. Noch am Abend begab ich mich trotz meiner Müdigkeit in die Basilika des heiligen Franz. Dort stieg ich in die Krypta hinab und näherte mich dem von Licht überfluteten Grab des verehrten Heiligen. Auf den Knien vertraute ich ihm den Grund meines Kommens an.

 

Am nächsten Tag kletterte ich zu früher Morgenstunde vor der Hitze des Tages schon den gepflasterten Weg zur Höhe empor. Ich wandte mich an einen Mann, der denselben Weg ging, und fragte in nach St. Klara. Er antwortete auf mein schlechtes Italienisch in einem tadellosen Französisch und bot sich an, mich zu begleiten. So hatte der Zufall mich mit der einzigen Person in Assisi bekannt gemacht, die mir helfen konnte. Dieser Mann, ein Schweizer Hotelier im Ruhestand, enthüllte sich in der Folgezeit als einer jener unzähligen Heiligen, die niemals offiziell kanonisiert werden. Unterwegs befriedigte ich seine Neugierde und gestand ihm, dass ich aus England gekommen sei, um hier katholisch zu werden.

 

Der kleine Mann geriet darüber ganz in Aufregung. „Man muss den Bischof davon verständigen“, sagte er, „und einen Pater finden, der Französisch spricht, um Sie zu unterrichten.“

 

Alle Abende traf ich mich nun mit einem Franziskanerpater und begab mich mit ihm in den Kreuzgang. Dort setzten wir uns auf eine umgefallene Säule, und ich hörte ihm zu. Nie werde ich jene wunderbaren Tage vergessen, die ganz durchtränkt waren vom Geist des heiligen Franziskus! Meine Seele lebte im Zustand einer fast dauernden Ekstase.

 

Am vierten Tag schlug mir mein Schweizer Bekannter vor, der Mitternachtsmesse in St. Damiano beizuwohnen, da man am nächsten Tag, dem 12. August, das Fest der heiligen Klara feierte. Ich hatte tatsächlich nicht an dieses Fest gedacht und freute mich, so günstig gekommen zu sein.

 

Als ich in jener Nacht durch die im Schlaf liegende Stadt zurückkehrte, hegte ich keinen Zweifel mehr, dass ich noch am nämlichen Tag katholisch werden würde. Im Kloster teilte man mir mit, dass der Vikar der Kathedrale von St. Rufinus meinen Besuch um 9 Uhr erwartete. Er unterrichtete mich, dass Msgr. Pronti mich nachmittags um 5 Uhr in die Kirche aufnehmen würde.

 

St. Rufinus, der Dom von Assisi, ist ein herrliches Beispiel romanischer Baukunst aus dem 12. Jahrhundert. Franziskus und Klara wurden darin getauft. In diesem großartigen Rahmen vollzog sich der feierlichste Akt meines Lebens. Die Sakramentskapelle war Schauplatz der Zeremonie. Bei der Ankunft des Bischofs schloss man die Tür. Der Zeremonie wohnten nur mein Schweizer Bekannter, seine italienische Frau und ein amerikanisches Ehepaar, das seit vielen Jahren in Assisi wohnte, bei. Ich gab meine Antworten in Italienisch mit lauter und deutlicher Stimme. Für den Bischof war ich nichts anderes als eine „Engländerin“, die gekommen war, um zu konvertieren. Er kannte nicht einmal meinen Namen.

 

Ich musste jedoch ein Schriftstück unterzeichnen, das man mir vorlegte. Der Bischof rief überrascht aus: „Wie, Sie heißen Klara? Dann ist ja heute das Fest Ihrer Namenspatronin!“ Ja, das war ein Wunder! Ohne es im Voraus zu wissen, ohne es vorhergesehen oder geplant zu haben, erhielt ich fünf Tage nach meiner Ankunft in Assisi in der Kirche, in der die heilige Klara getauft worden war, am Tag ihres Festes ebenfalls die heilige Taufe. Auf der Rückreise nach England machte ich in Genf halt, um einen Tag mit Winston zu verbringen, der gerade als Gast der Schweizer Regierung dort weilte. Er wohnte in einer Villa, von der aus er den See malte. Er empfing mich mit offenen Armen und herzlichem Lächeln: „Ich weiß, welchen Schritt du eben getan hast!“ Wie hatte er es erfahren? Niemand wusste es. In Assisi war ich ganz unbekannt gewesen! Aber irgendjemand musste nach meiner Abreise das Geheimnis meiner Person gelüftet haben, ohne Zweifel einer der amerikanischen Zeugen. Radio Vatikan hatte daraufhin die Nachricht der Konversion einer Cousine Winston Churchills in der Welt verbreitet.

 

Ich war verwirrt und sprachlos, während Winston, belustigt über meine Verwirrung, den Tafelgästen erzählte, wie sehr er die katholische Kirche hochschätze. „Sie verteidigt die Sache der Menschenwürde und die Freiheit des Einzelnen gegenüber dem totalitären System“, erklärte er.

 

Er war mehrere Male vom Papst in Audienz empfangen worden, mit dem er herzliche Beziehungen unterhielt. Sie hatten miteinander über die Hauptereignisse des Tages gesprochen und dabei vollständige Übereinstimmung festgestellt.

 

Für Winston bedeutete dies, dass ich nun endlich auf der richtigen Seite stand. Welch langer Weg aber war das gewesen seit den Tagen, wo ich im Kreml mit Lenin zusammengetroffen war!

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2. Friedrich Leopold Graf zu Stolberg

 

Friedrich Leopold Graf zu Solberg, *7.11.1750 in Bramstedt, Holstein, + 5.12.1819 auf Gut Sondermühlen bei Osnabrück, war ein deutscher Jurist, Übersetzer und Dichter. Seine revolutionär-pathetischen Gesichte werden zum „Sturm und Drang“ gezählt. Er schrieb Dramen, Reisebeschreibungen, Oden, Balladen und Satiren. Zunächst mit Johann Wolfgang von Goethe befreundet, mit dem er die Schweiz bereiste, wurde er langfristig eher von der religiösen Gruppe um Friedrich Gottlieb Klopstock, Matthias Claudius, Friedrich Heinrich Jacobi, Johann Gottfried von Herder und dem Münsterschem Kreis beeinflusst. Von 1806 bis 1819 schrieb er eine fünfzehnbändige Geschichte der Religion Jesu Christi. Stolberg wurde wie sein Bruder Christian am 11. Mai 1774 in der Hamburger Freimaurer-Loge „Zu den drei Rosen“ aufgenommen und dort am 21. April 1775 zum Meister erhoben. In Berlin soll er in höhere Stufen der Großen Landesloge aufgenommen worden sein. Er zog sich wenig später vom Freimaurerbund zurück, weil er seinen Ansprüchen nicht genügte. Von 1777 bis 1780 war Friedrich Leopold Gesandter des Fürstbischofs von Lübeck in Kopenhagen. 1789 wurde er dänischer Gesandter in Berlin und war von 1791 bis 1800 Präsident der fürstbischöflichen Kollegien in Eutin, wo er zum Eutiner Kreis gehörte. In den 1790er Jahren stand er zudem dem konservativen Emkendorfer Kreis nahe. Im Streit um die von der Aufklärungstheologie geprägte Agende des Generalsuperintendenten Jacob Georg Christian Adler tat er sich 1798 durch eine anonyme Schrift, die zunächst Matthias Claudius zugerechnet wurde, als deren Gegner hervor. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits Anschluss an den Münsterschen Kreis um die Fürstin Amalie von Gallitzin und Franz von Fürstenberg gefunden. Anfang 1800 legte er seine öffentlichen Ämter nieder und übersiedelte nach Münster. Dort traten er, seine zweite Frau Sophie und seine Kinder – mit Ausnahme der Tochter Marie Agnes aus 1. Ehe, die mit ihrem Cousin Ferdinand zu Stolberg-Wernigerode verlobt war – am 1. Februar 1800 zur katholischen Kirche über, womit er bei den Grafen zu Stolberg und im protestantischen Deutschland für sehr großes Aufsehen sorgte. Noch 19 Jahre später nahm Johann Heinrich Voß, Göttinger Studienfreund Stolbergs und als Rektor in Eutin sein Nachbar, diese Konversion zum Anlass für seine polemischen Schriften Wie ward Friz Stolberg ein Unfreier? (1819) und Bestätigung der Stolbergschen Umtriebe (1820). Schon von Jugend auf trug er eine große Liebe zur Wahrheit in sich. Stolberg, eine tief religiöse Natur, kam immer mehr zu der Erkenntnis, dass der Protestantismus nicht die wahre Religion sein könne, weil er die freie Bibelauslegung gestattete und somit eine Unsicherheit in den Lehren zulasse. Da nahm Stolberg seine Zuflucht zum Gebet. Sieben Jahre lang betete er, Gott möge ihn die wahre Religion finden lassen. Da kam er zufällig auf einer Reise mit seiner Frau in eine katholische Kirche, in der die Schulkinder eben die erste heilige Kommunion empfingen. Der Priester wies in seiner Ansprache auf das große Glück hin, katholisch zu sein, und erbrachte den Beweis, dass die katholische Religion die einzig wahre ist. Die Predigt machte auf Stolberg einen so mächtigen Eindruck, dass er den Entschluss fasste, zur katholischen Kirche überzutreten. Am Pfingstfest des Jahres 1800 legte er mit seiner Gemahlin in die Hände des berühmten Pädagogen Overberg das katholische Glaubensbekenntnis ab. Dadurch verlor er seine Stellung, womit das hohe Gehalt von jährlich 6000 Talern verbunden war. Stolberg gab viele religiöse Schriften heraus, darunter eine umfangreiche Kirchengeschichte und ein Buch über die Liebe zu Gott. Der edle Konvertit lag im Sterben. Der ihm befreundete Dechant Kellermann stand neben dem Krankenlager und sprach ihm von Zeit zu Zeit einen Satz aus der Heiligen Schrift vor, die der fromme Greis mit den Worten voll Glaubensgeist aufnahm. Als der Priester ihm den Satz vorsagte (Joh 17,3): „Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus“, schien das Antlitz des Sterbenden wie verklärt vor himmlischer Freude. Besonders das eine Wort des Apostels gab ihm reichen Trost (1 Kor 1,30): „Christus ist uns von Gott gegeben zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und Erlösung.“ Er ließ es sich von Zeit zu Zeit wiederholen oder sagte es selbst. Dann erinnerte ihn Kellermann an das andere Wort des Apostels (Röm 8,35): „Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi?“ Stolberg fiel ein: „Weder Tod noch Leben . . ., nichts vermag uns zu scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserm Herrn.“ Sein letztes Wort auf dieser Erde war der Gruß: „Gelobt sei Jesus Christus!“ Für sein Grab hatte er vor seiner Frau und Dechant Kellermann bestimmt, dass es nur die Inschrift tragen solle: „Hier liegt Friedrich Leopold usw., geboren 7. November 1750, gestorben . . ., und dazu den Satz (Joh 3,10): „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe.“ Er starb am 5. Dezember 1819.

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3. David Leopold Witt,

 

Geh. Oberfinanzrat zu Berlin, wurde durch das Studium des kanonischen Rechtes zum Nachdenken über die religiösen Wahrheiten angeregt. Ein von ihm sorgfältig geführtes Tagebuch lässt erkennen, dass er hierbei schwere innere Kämpfe zu bestehen hatte.

 

1825 erhielt Witt als Regierungsrat ein Kommissorium nach Warschau, wo er längere Zeit verweilen musste. Er fand dort Gelegenheit, katholisches Glauben und Leben zu beobachten und fand den Katholischen Glauben viel besser, als die Rede über ihn ging. Besonders konnte er es nicht genug hervorheben, dass die größere Toleranz, die schonendere Art, über Andersgläubige zu urteilen, auf Seiten der Katholiken zu finden war. Alles das vermehrte sein Interesse für die religiöse Forschung.

 

Witt ging nun mit allem Ernst an das vergleichende Studium des katholischen Glaubens und des Protestantismus unter fleißigem Lesen des Neuen Testamentes in der lutherischen „Übersetzung, berichtigt und mit Anmerkungen versehen“ von Dr. v. Meyer. Am Anfang des Buches legte er zwei Reihen für Bibelstellen an mit der Überschrift a) „Pro ecclesia catholica“, b) „contra“. Für die Lehre der katholischen Kirche hat er eine Menge von Stellen aus allein einzelnen Schriften notiert – gegen sie fand sich nur weniges, und auch von diesem wenigen wurde bei wachsender Erkenntnis und Einsicht eines um das andere gestrichen. Auf ein anderes Blatt wurden Zitate aus protestantischen und katholischen Schriftstellern und eigene Bemerkungen aufnotiert, abermals pro und contra.

 

Ein neuer Abschnitt seines Tagebuches beginnt endlich mit folgenden Worten: „1831, den 8. März (am 39. Geburtstag) Entschluss, spätestens am 8. März 1837 katholisch zu werden, wenn Studium und Prüfung meine Überzeugung bis dahin nicht ändern, - Gott hilf zum wahren Glauben mir. -“

 

Der liebe Gott hat den aufrichtigen Hilferuf gehört und ihn in kürzester Zeit erhört. Witt erkrankte ernstlich, und in der Besorgnis, es könne zu spät werden, entschloss er sich zur sofortigen Rückkehr in die katholische Kirche. Im August reiste er nach Prag, wo er Ende des Monats konvertierte. 

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4. Moritz Voltz,

 

ehemaliger Diakonus an der Hofkirche zu Karlsruhe, kam im Verlauf eifriger Forschung und theologischen Studiums zu dem Resultat, dass allein in der katholischen Kirche die Wahrheit sei. Er konvertierte 1872, und wurde in der Folge Priester. 

 

Noch vor seiner Konversion entspann sich zwischen ihm und dem Kirchenrat Knittel in Karlsruhe ein Briefwechsel über manche Streitpunkte, aus dem das erste Antwortschreiben von Moritz Voltz den tiefsten Einblick in seine Motive und Überzeugungen gewährt. Er schreibt darin: "Katholizismus und Protestantismus sind in ihren ersten Grundsätzen durchaus verschieden. Der erste hält für wahr, was geglaubt wird; der zweite glaubt, was er für wahr hält. Würde nun dieses Fürwahrhalten ganz der eigenen Vernunft des Protestanten als das Werk seiner Untersuchungen überlassen sein, so würde er gar keinen Anspruch an Glauben haben und in Sachen der Religion gar keine Stimme führen können . . . Doch so weit soll der Protestantismus nicht ausgedehnt werden, er verwirft nicht alle Autorität, aber seine einzige Autorität ist die Schrift.

 

Hier fragt sich nun, worauf ist der Glaube an die Schrift gegründet? Auf die Schrift selbst? Das wäre ein Zirkel; ja, es ist sehr wahrscheinlich, dass jeder, der die Schrift - ohne je vorher etwas von ihr gehört zu haben - in die Hand nähme, sie gar nicht für eine vollendete Lebens- und Glaubenslehre ansähe, die nun ganz geschlossen sein soll, sondern für eine zufällig gerade so weit und nicht weiter ausgedehnte, für eine zufällig so geordnete Sammlung aller historischen und moralischen Schriften. - Der Glaube an die Schrift kann nicht aus der Schrift kommen, denn niemand gibt Zeugnis von sich selber. Es muss also selbst bei dem Protestanten, der an die Bibel zu glauben behauptet, schon vorher ein Glaube an sie vorhanden sein, der ganz unabhängig von ihr ist. Wir wissen ja auch, dass uns in der ersten Erziehung, noch ehe wir die Bibel kennen, dieser Glaube eingeflößt wird; woher aber haben unsere Eltern und Erzieher diesen Glauben, als in ununterbrochener Tradition von der alten katholischen Kirche? Was gab ihnen nun das Recht, dieses eine Glaubenselement hinzunehmen und ein anderes, nämlich die sichtbare Kraft selbst, zu verwerfen, von der doch die Apostel neben dem Eckstein Jesus Christus nur Teile, obgleich Hauptteile, sind? Oder wo steht geschrieben, dass die Bibel das ganze Fundament des Glaubens sein sollte, wo ist auch nur eine einzige Stelle der Heiligen Schrift selbst, die da bestimmt sagt, dass in ihr alles beschlossen sein würde? . . . Aber zugegeben - was nie zugegeben werden darf -: das geschriebene Wort Gottes sei einziges Glaubenselement, so ist es doch ohne Erklärung ein versiegelter Brief, und das Beispiel de perspicuitate (scripturae) verbi divini in den dogmatischen und polemischen Schriften der Protestanten wird durch die ganze Geschichte ihrer Parteien von Anfang ihrer Trennung von der Kirche an sattsam widerlegt.

 

Wer erklärt dem Protestanten die Schrift? Der Heilige Geist gibt jedem redlichen Forscher soviel, als er zu seiner Seligkeit bedarf - das glaubt der Katholik auch. Denn jener Geist führt ihn zur Kirche zurück; aber woher weiß der Protestant, dass der Heilige Geist gerade jetzt in ihm sein Werk der Belehrung anfängt oder vollendet; wer gibt ihm die Weisheit, die Aussprüche des Geistes von denen seiner Vernunft zu unterscheiden; oder, wenn der Geist nicht anders als durch die Vernunft in ihm wirkt, woher weiß er, wann jener durch sie wirksam ist, wo er aufhören darf, zu zweifeln, wann er auf dem rechten Weg, wann die für ihn bestimmte Glaubensform in seinem Kopf und Herzen vollendet ist? Oder der Geist gibt ihm vielleicht in jedem Augenblick das Nötige - dann ist aller Irrtum und alle Wahrheit ein Unding, wenn die spätere Erkenntnis der früheren widersprechen dürfte. Wir kommen so zuletzt in Gefahr, das, was bloß aus göttlicher Zulassung in einem menschlichen Kopf und Herzen sich bilden kann, seiner Vorsehung und der Wirkung seines Geistes zuzuschreiben; wir würden endlich auf die belobte, doch ganz antichristliche Idee kommen, dass die Welt eine große Anstalt der Erziehung zu einem verhüllten Zweck sei, in der der Irrtum und das Laster nicht durchaus verwerflich, sondern etwa als Bildungsmittel für eine weitere Stufe erscheint. Und doch ist der Zweck des hiesigen und allen Lebens klar: Liebe und Leben in der Wahrheit, d.i. in Christus; sollen wir aber in ihm leben, so muss das, was wir von ihm glauben sollen, so müssen die Mittel, durch die wir eins mit ihm werden sollen, deutlich gelehrt, so müssen sie über allen Zweifel dem, der sie annehmen will, erhaben sein. Es darf in Hauptlehren des Glaubens keine Verschiedenheit sein; dies muss selbst der orthodoxe Protestant zugestehen, sonst dürften die Apostel nicht von Trennung und Ketzereien sprechen, was doch an mehreren Stellen der Schrift geschieht. Wo aber ist dann für den Protestanten die Entscheidung über das, was dann Hauptlehre und zur Seligkeit notwendig sei?"

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5. Johann Georg Eßlinger,

 

Vikar zu Richterswyl, beschäftigte sich, von religiösen Zweifeln gepeinigt, mit Studien und Vergleichen des Protestantismus und der katholischen Religion. Was ihm hier besonders auffiel, war die Einheit und Unveränderlichkeit der katholischen Kirche, die Jahrhunderte hindurch ohne irgend eine Veränderung in ihren Lehrsätzen bestanden, während die Widersprüche des Protestantismus ihm von Tag zu Tag fühlbarer wurden. Eßlinger trachtete nun, den katholischen Glauben noch näher kennen zu lernen. Er verlangte und erhielt 1817 die Stelle eines Feldpredigers in französischen Diensten. Hier hatte er Gelegenheit, mit katholischen Priestern zu verkehren. Die Konversion von Haller (1821) machte tiefen Eindruck auf ihn und im folgenden Jahr suchte er in Paris dessen Umgang. Die Revolution von 1830 brachte ihn um seine Stellung, worauf er in Freiburg in der Schweiz als Redakteur an einem politisch-religiösen Blatt tätig war. Seine katholischen Überzeugungen hatten sich inzwischen derart befestigt, dass der Entschluss der Konversion 1831 gefasst und zur Ausführung gebracht wurde.

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6. Andreas Gyuresek,

 

protestantischer Prediger zu Szerdaheley (Ungarn), ging 1844 nach Halle, um dort seine theologischen Kenntnisse zu vertiefen. Die sich anfeindenden Prinzipien von Tholuk und Wegscheider, sowie die Bestrebungen der "Lichtfreunde" veranlassten ihn zu ernstem, gewissenhaftem Forschen nach der Wahrheit. Aus den Werken von Strauß, Bauer, Ruge u.a. erkannte er, in welchem heillosen Gewirr von Ansichten er sich bewegte, während doch sein Geist Frieden, Einheit und Wahrheit suchte. Zerrissenen Gemütes kehrte er nach Ungarn zurück, um nunmehr die Lehre der katholischen Kirche zu studieren. Das Gebet gab ihm Mut und Ausdauer. Hervorragende katholische Werke, u.a. Möhlers Symbolik verschafften ihm die Gewissheit, "dass, wie es nur einen Gott und einen Christus gebe, es auch nur eine Wahrheit und eine wahre Kirche gibt, diese Kirche aber keine andere als die katholische sei, die, von Christus gestiftet, als die wahre Trägerin und Bewahrerin der göttlichen Lehren und der Gnadenmittel, die Kennzeichen der Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität an sich trägt". Mehrere Kirchen zulassen, heiße mehrere Wahrheiten, mehrere Christentümer annehmen, was schon an sich unmöglich ist. "Die katholische Kirche ist es, die, auf den Grundstein Jesus Christus gebaut, seines Beistandes bis zu der Welt Ende versichert ist." Gyuresek konvertierte 1847. 

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