Der heilige Rosenkranz 3




Der Königin des Rosenkranzes
Des Rosenkranzes Königin
Allzeit zu loben steht mein Sinn;
Und kann auch stammeln nur der Mund,
Was tief verbarg des Herzens Grund,
Es möchte doch zu ihrem Preise
Ertönen eine schlichte Weise.
Wie Gott in tiefe, öde Kluft
Uns reichte einen Kranz voll Duft,
Daran die Rosen rot und weiß
Und golden blüh`n in weitem Kreis,
Das will zum Liede sich gestalten
Und künden ew`ger Güte Walten.
Will künden, wie die Jungfrau rein
Ihr Sohn umgab mit Glorienschein,
Der auf des Rosenkranzes Pracht
Wie Frühlingssonne niederlacht,
Dass uns gelüsten muss zu schauen,
Dem Himmelsbande zu vertrauen.
Lass solchen Sang, Maria mild,
Wie er aus vollem Herzen quillt,
Gefallen deiner Mutterhuld!
Er möchte wohl als süße Schuld
Aus seines Sängers Lieb` und Leben
Zu deinem Gnadenthrone schweben.
5. Die Geheimnisse des heiligen Rosenkranzes



Mit dem heil`gen Kreuzeszeichen
Tritt der Vater zum Betrachten,
Dass die Feinde mögen weichen,
Die ihm gern den Blick umnachten.
In der Seele ist nun Helle;
Vorwärts die Gedanken eilen,
Bis sie staunend an der Schwelle
Von dem ew`gen Jenseits weilen.
Welch ein Glück ist dort zu schauen
Oben in des Himmels Bunde! -
Welch ein namenloses Grauen
Unten tief im Höllengrunde! -
Wieder oben ist zu sehen,
Wie gar reichlich beim Dreieinen
Gaben in Bereitschaft stehen,
Ewig uns mit Ihm zu einen. - -
Tief ergriffen und gerühret
Ist der Beter. - Volle Klarheit
Wird ihm, dass es sich gebühret,
Gott getreu zu sein in Wahrheit.
Ja, dass sonst wir nicht entrinnen
Dem Verderben. - Und, o Segen,
Furcht und Lieb` bei solchem Sinnen
Netze um den Frommen legen;
Netze, die zum Guten ziehen,
Wie sie fern vom Bösen halten. -
Bist auch du so weit gediehen,
Dass sie kräftig für dich walten?



Die Fahrt ist schwer, es geht durch Wellen
Und Wogendrang des Schiffes Lauf;
Da kann es jäh am Riff zerschellen,
Dort lauert ihm ein Strudel auf;
Bedrängter Schiffer, habe acht,
Bis glücklich du die Fahrt vollbracht.
Doch sei voll Mut! Wie du dich windest
Aus der Gefahr mit starker Hand,
Auf dunkler Flut die Wege findest
Zum lieben, trauten Heimatland,
Zeigt dir ein Stern gar wunderbar.
O nimm sein mildes Leuchten wahr.
Der über allen Sternen thronet,
Hat ihn gesetzt der Finsternis,
Und ewig Er dem Schiffer lohnet,
So jene Bahn er nicht verließ,
In die des Sternes Wunderschein
Das schwache Fahrzeug lenkte ein.
Schon kommt, wenn nach dem Sturm sich glätten
Die Wasser in dem Himmelslicht
Und friedlicher den Nachen betten,
Das Wonneland in nahe Sicht.
Wie schaut der Schiffer dann so gern
Nach seinem Führer, seinem Stern.
Und muss er auch noch durch die Brandung,
Bevor ihn birgt der sich`re Port,
Ihn führt der Stern zu sel`ger Landung,
Wenn Aug` und Herz nur fort und fort
Geöffnet bleiben jenem Strahl,
Der Rettung zeigt in Not und Qual. -
O solchem Stern will ich vertrauen,
Der mir erhellt des Lebens Fahrt. -
Wo kann sein mildes Licht ich schauen,
Das Weg und Ziel mir offenbart?
Fahr` wohl, mein Schifflein, schwanke nicht,
Dein Leitstern ist des Glaubens Licht.
Ums Kreuz auf Golgatha erglänzen
Lichtstrahlen rings - ein Gnadenstern -
Der hält bis zu der Zeiten Grenzen
Den Irrtum und den Tod dir fern,
Und bist du ganz von ihm erhellt,
Ist gut dein Lebensschiff bestellt.
So muss ich denn zum Höchsten flehen:
Vermehre mir des Glaubens Gnad`,
Und wenn die Stürme finster wehen,
Dann zeige mir den rechten Pfad
Des Glaubens Stern, bis ich vom Strand
Blick` froh ins ew`ge Vaterland.


Ein starker Anker ist mein Hoffen,
Er hat in Gott gefasst den Grund.
Nun kann ich, wenn mich Sturm getroffen,
Und böser Mächte arger Bund
Mein Lebensschiff versenken will,
Wohl ruh`n, bis Wind und Wellen still.
Was bangt mir noch für meine Barke,
Braust auch gewaltig an der Sturm!
Es hält sie ja der ewig Starke,
Der Welten wie des Staubes Wurm
Erschuf, der einst als Herrscher sprach
Zu Winden und ihr Toben brach.
Und öffnen sich auch Wellenschlünde,
Die gähnend mir Verderben droh`n,
Mein Retter dringt in alle Gründe;
Er stieg ja einst vom Himmelsthron,
Mich aus der Tiefe schwerer Schuld
Zu heben in des Vaters Huld.
Ja, müssen schier die Sinne schwinden,
Wenn mich des Wirbels Wut umrast,
Der Treue, der sich wollte binden
Mit heil`gem Schwur, mich rettend fasst,
Wo ich in Not verloren schien,
Und heißt den Sturm von dannen zieh`n.
Wohl mir, dass in der Hoffnung Gnade
So starker Anker uns beschert!
Wie oft wird auf dem Wellenpfade
Vom Schiffer seine Kraft begehrt!
Da stürmt es wild zu mancher Stund`,
Wo ich in Gott muss suchen Grund.
D´rum, starker Helfer, weil mich tragen
Noch raue Fluten fern vom Ziel,
Lass doch den Anker nicht versagen,
Wenn sturmesmüde schwankt mein Kiel;
Ist auch die Stunde noch so bang`,
Errette mich vom Untergang.
Und wenn der letzte Sturm wird toben
Beim Einlauf in das Wonneland,
Dann komm mit Hilfe, Herr, von oben
Und reiche mild die Retterhand
Dem Schiffer, der auf Dich geschaut
Und bis zum Ende Dir vertraut.


Ein Feuer brachtest Du zur Erden,
O Herr, von wunderhellem Schein;
Das soll zu lautern Flammen werden
In Herzen, die gedenken Dein.
Dies Feuer ist der Liebe Glut,
Mit der Du opfertest Dein Blut.
Und dass es wie vom Herd aufschlage
Und, die ihm nahen, schnell entzünd`,
Für Gottes Reich mit jedem Tage
Sie läutere von Fehl` und Sünd`,
Traf noch der scharfe Lanzenstich
Dein Herz, als schon die Seele wich.
Da war die volle Glut zu schauen,
Die in dem Herzen Dein entbrannt,
Da wurde Kalten selbst und Lauen,
Die solche Flammen nie gekannt,
Die Seele heiß in Liebesglut,
Und Schwachen wurde stark der Mut.
Ja, treulich, wie Du hast verheißen,
Ziehst Du zu Dir die Herzen an,
Und keine Macht kann Dir entreißen,
Die sich in Deiner Liebe Bann
Geflüchtet als Dein Eigentum,
Sie geh`n mit Dir zum Siegesruhm.
Kein Erdenglück kann mehr genügen
Dem Herzen, das an Deinem lag
Und Liebe trank in heißen Zügen;
Wieviel es Freude finden mag,
Ihm ist doch karg und kalt die Welt,
Zu bald ihr Glück und Glanz zerfällt.
Geschaffen für ein ewig Lieben,
Kann nur in Gott ich glücklich ruh`n;
Er hat mir tief ins Herz geschrieben
Mit Flammenschrift: Weih` Mir dein Tun,
Und weih` es, Erdensohn, mit Dank
Für Meiner ew`gen Liebe Drang!
Ich hab` im Blut um dich geworben;
Unendlich weit, unendlich tief
Mein Lieben war, als Ich gestorben
Am Kreuz für dich, auf dass Ich rief`
In deinem Herzen Liebe wach,
Der Ich vergelte tausendfach.
Mein Herr und Gott, welch` süß Gebieten!
Ich soll Dir meine Liebe weih`n?
O nimm mein Herz, es zu behüten
Vor aller Sünd`, dann wird es sein
Dein eigen hier im Pilgerland
Und droben ewig liebentbrannt.



Freudenreiche Geheimnisse
Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.
Den Heiland die Erde mög` sprossen,
Ihn regnen der Wolken Gebild`!
Wie klang es, in Sehnsucht ergossen,
Vor Zeiten so ernst und so mild.
Da endlich - o selige Stunde -
Erfüllung das Sehen verbannt;
Sanct Gabriel wird mit der Kunde
Zur Erde vom Höchsten gesandt.
Der Großen Paläste er meidet,
Er schwebet nach dürftigem Haus,
Wo Unschuld in Armut sich kleidet,
Aus Demut blickt Größe heraus.
Maria, der Jungfrau erkoren,
Er kündet mit herrlichem Gruß:
Es soll von dir werden geboren
Der Höchste nach ew`gem Beschluss.
Und Jesus - der Name Ihn preise -
Ein David auf mächtigem Thron,
Er führet Sein Israel weise
Und milde zum himmlischen Lohn.
Die Jungfrau, in Staunen befangen,
Blickt nicht auf verheißene Ehr`,
Sie fragt nur mit heiligem Bangen,
Wie Gott die Erfüllung begehr`.
Heil! Rettung aus sündigem Wehe
Soll bringen ein wunderbar Reis;
Maria schon spricht: Es geschehe
Der Magd nach des Herren Geheiß.
Darüber die Himmel erbeben,
So hebet der Jubel dort an;
Der Ewige menschliches Leben
Im Schoße der Jungfrau begann.
Ihr Cherubim, Seraphim steiget
Zur Erde vom seligen Ort;
Das Antlitz verhüllend euch neiget,
Zu huld`gen dem ewigen Wort.
Wir aber, noch Pilger hienieden,
Wir rufen mit freudigem Dank:
Barmherzigkeit ist uns beschieden,
Vom Himmel zur Erde sie sank.
Denkspruch
Ach, was nützen uns Juwelen,
Leibeszierde für die Zeit,
Tragen nicht zugleich die Seelen
Schmuck für Zeit und Ewigkeit!

Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast.
Maria aus Nazareth eilet,
Die Liebe beflügelt den Fuß;
Der Base ward Segen erteilet,
Ihr möchte sie bieten den Gruß.
Nun jauchzet, ihr Berge, ihr Klüfte,
Entgegen der Pilgerin all`,
Nun traget zum Himmel, ihr Lüfte,
Gesänge mit wonnigem Schall.
Geworden zur Arche des Bundes,
Die Jungfrau den Retter uns bringt;
Der heilet, was Welkes und Wundes
Im Menschen nach Retterhand ringt.
Elisabeth, du bist zu preisen,
Dass dir die Gesegnete naht:
Doch sel`ger dein Sohn, er wird weisen
Auf Ihn, den sie heilig umfaht.
Das Kind der Verheißung entsündigt
Des Heilandes Nähe sogleich;
Voll Rührung die Mutter verkündigt,
Wie Gottes Erbarmung so reich.
Und selbst von dem Geiste erfüllet,
Marien sie spendet ein Lob,
Das herrlich den Völkern enthüllet,
Wie Gott die Erwählte erhob.
Nun bricht auch die Jungfrau ihr Schweigen;
So schön aus der Seele es klingt,
Dass Engel zur Hehren sich neigen,
Zu lauschen, wie lieblich sie singt.
Die Gnadenerfüllte hochpreiset
Des Heiligen Güte und Macht,
Die wunderbar Großes erweiset,
Wo Demut im Herzen hält Wacht.
Solch` Sang muss dem Himmel entstammen.
Schon liegt jene Stunde so fern,
Und immer noch lodert in Flammen
Die Liebe zur Mutter des Herrn.
Millionen von Zungen schon sangen
Und werden noch singen ihr Lied,
So lange aus irdischem Bangen
Es Herzen nach oben noch zieht.
Dass ich auch im Chore dich grüße,
Erhebt sich mein Flehen zu dir:
Du Gütige, Milde, du Süße,
O komme mit Jesus zu mir.
Denkspruch
Von den Übeln uns`rer Zeit
Uns ein Mittel nur befreit,
Das uns längst ist vorgeschrieben:
Gott und Menschen innig lieben.

Jesus, den du, o Jungfrau, geboren hast.
Zu Betlehem in armem Stalle,
Da liegt ein wunderholdes Kind;
Das soll uns richten auf vom Falle,
Wie tief wir auch gesunken sind.
Soll uns des Vaters Huld erwerben,
Die uns der Sünde Frevel nahm,
Dass wir als Gotteskinder erben
Das Reich, davon Es selber kam.
Gleich hat zu sühnen Es begonnen:
Die Krippe ist Sein hartes Bett;
Und Tränen sind für uns entronnen
Den Äuglein mild an kalter Stätt`.
Im Kinde wir den Heiland preisen,
Als Mutter eine Jungfrau zart;
Drum sangen Engel frohe Weisen,
Als Menschen davon Kunde ward.
Die Glücklichen nur Hirten waren,
Die auf den Fluren hielten Wacht;
Wie lauschten die dem wunderbaren
Gesange in der Weihenacht.
Das waren hehre Friedensklänge,
So süß der Welt noch nicht bekannt;
Schier ward die Brust den Hirten enge,
Das Herz so weit und liebentbrannt.
Es zog sie mächtig nach dem Kinde,
Sie eilten in den armen Stall;
Da löste sich der Augen Binde -
Nun knieen sie anbetend all`.
Den sie ersehnt in bangen Nächten,
Liebkosend ihn die Mutter hält;
Er kam von Seines Vaters Rechten
Und wird erlösen bald die Welt.
Du Mutter mit dem Gotteskinde,
Ich nahe dir den Hirten gleich;
Hier an der Krippe wird die Rinde,
Die harte meines Herzens, weich.
Hier muss sich Demut, Liebe mehren
Und steigen Dank zum Himmel hin;
Nicht anders kann ich von dir kehren
Als mit der Hirten frommem Sinn.
Denkspruch
Ein Blick von Dir, o Jesuskind,
Im Geiste fromm erwogen,
Gibt meinem Herzen Ruh` geschwind,
Fühlt sich`s zur Sünd` gezogen.

Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast.
Wie feierlich die Lichter flimmern
Im Tempel zu Jerusalem!
Sie grüßen jenes Lichtes Schimmern,
Das aufging uns zu Betlehem.
Maria kam, in ihrem Arme
Das Jesuskind, zum Opfer heut`;
Die Mutterhand, die liebewarme,
Dem Priester Kind und Gabe beut.
Da schaue, wie der Demut Walten
Den stolzen Ungehorsam schilt;
Der Ew`ge und die Jungfrau halten
Die Satzung, die den Sündern gilt.
Und du willst nicht die Kniee beugen
Und wählen Gott vor eitlem Tand?
Dann wird gen dich die Gabe zeugen,
Die reicht der Fürstentochter Hand.
O schnell zu Jesus dich geselle,
Wie Simeon und Anna froh;
Mit Jesus dich zum Opfer stelle
Für Gott, das heischt die Liebe so.
Sie will im Gnadenbunde geben
Viel mehr, als jenen Frommen ward;
Nicht bloß auf deinen Armen schweben
Will Jesus als ein Kindlein zart;
Er will sich ganz mit dir vereinen
In Seines Leibes Sakrament,
Will dich als Friedenslicht durchscheinen
Im Leben und am dunklen End`.
Was säumest du, wo also winken
Dir Gottes Freuden, vor dem Herrn
Gelobend in die Knie` zu sinken,
Du wollest dich Ihm opfern gern?
Wieviel du freudig bringst zur Weihe,
Unendlich mehr Er wieder gibt:
Du opferst wen`ger Jahre Reihe,
Und Er dich ohne Ende liebt.
Denkspruch
Wollt all` ihr Christi Jünger sein,
In Wahrheit, nicht zu eitlem Schein,
Müsst ihr befolgen männiglich
Sein Grundgesetz: Verleugne dich.

Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.
Die Osterfeier ist vollendet;
Von Sion hat die Pilgerschar,
Alldorthin wieder sich gewendet,
Von wannen sie gekommen war.
Auch Joseph und Maria wallen
Vom Heiligtum gen Nazareth,
Und Gottes Freude sie vor allen
Hintragen in die Heimatstätt`.
Doch ach, die Blicke bald sich trüben;
Der Knabe, den sie lieben heiß,
Ist fern der ersten Rast geblieben,
Kein Waller von Ihm Kunde weiß.
Zurück zur "Friedensstadt" sie kehren,
Die Schmerzensfrage da und dort
Auf ihren Lippen; doch nur mehren
Muss ihre Angst ein jeder Ort.
Schon ist der dritte Tag gekommen,
Seit sie das holde Kind geschaut,
Und immer noch ist bei den Frommen
Ein jedes Wort ein Klagelaut.
Jetzt lenken sie betrübt die Schritte
Hinauf zum hehren Tempelbau.
Da siehe! In der Lehrer Mitte
Der Knabe sitzt. - O sel`ge Schau!
Nun mischt in Tränen sich die Freude,
Und was die Mutterliebe spricht,
Es kündet, wie nach bitt`rem Leide
Die Wonne aus dem Herzen bricht.
Was aber Gottes Sohn gesprochen,
Als Er mit euch, erkor`nes Paar,
Von heil`ger Stätte aufgebrochen,
Bleibt uns zur Mahnung immerdar.
Ließ je die Seele Ihn entschwinden,
Weil sie die Sünde nahm in Hut,
Dann kann sie Ihn im Tempel finden,
Dort liegt das reichste Gnadengut.
Zum Tempel musst du, Sünder, eilen;
Dort kannst vom Bußgericht du geh`n
Gar freudig und bei Jesus weilen; -
Welch` wonnevolles Wiederseh`n!
Denkspruch
Sünder, suche Gottes Frieden,
Da du wallest noch hienieden;
Wer verstockt von hinnen scheidet,
Ewig in der Hölle leidet.



Schmerzhafte Geheimnisse
Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.
Klaget, Christen, euren Heiland
Ängstigt bitt`re Seelennot;
Weinet, Christen, euer Heiland
Ist betrübt bis in den Tod.
Betend Er am Ölberg knieet,
Spähend nach des Trostes Stern;
Doch die Leidenswolke ziehet
Immer trüber vor den Herrn.
Und des Leidens bitt`re Fluten
Gießt sie in den Kelch hinein,
Vom Verrat bis zum Verbluten
Soll Er kosten alle Pein.
Schon den Judaskuss Er fühlet,
Sieht der Feinde Grimm und Hohn;
Wie Sein Blut Ihn rot umspület,
Ach, das fühlt der Gottessohn.
Seine Mutter sieht Er stehen
Und umfah`n des Kreuzes Stamm;
Ihre Schmerzensblicke gehen
Schon durch`s Herz dem Gotteslamm.
Todestraurig schaut Er wieder
In des Kelches tiefen Grund. -
Weh! - was wogt da auf und nieder!
Klagelaut, erstirb im Mund!
Wie der heil`ge Leib erzittert,
Blut`ger Schweiß der Stirn entquillt!
Wie die Angst die Seel` erschüttert,
Wie Entsetzen sie erfüllt!
Engel Gottes, eile, eile!
Bring` geheimnisvollen Trost!
Höher steigt mit jeder Weile,
Was so dumpf im Kelche tost.
Doch was zittert denn der Reine,
Der von keiner Sünde weiß? -
Ach! - der Menschen Sünd`, auch meine,
Presst Ihm aus den blut`gen Schweiß.
Christ! wie atmest du noch Freude
Unter deiner Sündenlast!
Siehe Jesus an im Leide,
Deinetwegen Er erblasst!
Mit dem Heiland dich betrübe,
Fließen lass die Reueträn`;
Jesus schwitzte Blut aus Liebe,
Kannst di Ihm nun widersteh`n?
Denkspruch
Jesu Blutschweiß, Jesu Beben,
Sein Entsetzen und Erblassen,
Welche Lehren für mein Leben,
Jede Sünde stets zu hassen!

Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.
An der Säule festgebunden,
Steht für uns der Herr in Peinen;
Statt der Kleider decken Wunden
Seinen Leib, den heil`gen, reinen.
Grimmer Schergen rohe Hände
Harte Geißeln grausam schwingen;
Ach, wann kommt der Qualen Ende?
Muss nicht jedes Herz zerspringen?!
Der gesunden ließ die Siechen,
Allen nur erwiesen Gutes,
Der erweckt, die schon verblichen,
Er vergießet Ströme Blutes!
Muss nicht Schmerz in Christenseelen
Dringen gleich dem schneid`gen Schwerte?
Wehe! - Christen mehr noch quälen
Ihren Herrn als Henkershärte.
Sünder, der du Kränze windest
Bösen Lüsten, arg verblendet,
Du bist`s, der du Jesus bindest,
Deine Wut sich gen Ihn wendet.
Wunden schlägst du Ihm auf Wunden,
Reißest wieder auf die alten,
Gleich als sollt` Er nie gesunden,
Läge es an deinem Walten.
O der Bosheit jähe Tiefen!
Christ, du musst dem Steine gleichen,
Siehst den Herrn vom Blute triefen
Und gibst keine Schmerzenszeichen?
Willst du deine Geißel schwingen
Fort und fort mit neuen Hieben,
Nimmer Ruh` und Labung bringen
Solchem Leiden, solchem Lieben?
Höre, wie vom Gotteslamme
Liebesseufzer zu dir dringen;
Seufzer, dass dem Sündenschlamme
Dich die Gnade mög` entringen.
Schaue, höre deinen Heiland,
Eil` zerknirscht zum Bußgerichte;
So erstehst du für den Heiland,
Frieden, Freud` im Angesichte.
Denkspruch
Des Tugendgartens schönste Blume,
Die Unschuld, bleibt gar rein und traut
Und blühet lieblich Gott zum Ruhme,
Wenn Jesu Blut sie oft betaut.

Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.
Kann ein Künstler wohl erfinden
Meinem Heiland eine Krone?
Kann die frömmste Hand wohl winden
Ehrenkränz` dem Gottessohne?
Ach, kein Künstler kann ersinnen,
Was den Heiland würdig schmückte;
Nimmer schaffet frommes Minnen,
Was den Schöpfer selbst beglückte.
Doch ich seh`, wie sie Ihn krönen. -
Lässt Er also sich vergelten,
Dass Er kam, uns zu versöhnen
Mit dem Herrscher aller Welten?
Ja, Er beut Sein Haupt, das milde,
Uns`rer Krone. - Welcher Krone!
Dornen treibt der Hohn, der wilde,
In das Haupt dem Gottessohne!
Was noch keine Kunst erdachte,
Was die Liebe nicht erfunden,
Schnöde Bosheit es vollbrachte:
Jesus ist gekrönt - mit Wunden. -
Sieh`, dein Hochmut häufte Schande
Auf die Stirn dem Demutsvollen;
Sieh` den Herrn im Spottgewande
Blut`ge Sühne für dich zollen.
Wirst du länger noch versagen
Deinem Heiland Lieb` und Ehre,
Länger grausam Dornen schlagen
In das Haupt, das sanfte, hehre?
Schau` die Dornenkron`, sie lehret
Welt und eitlen Ruhm verachten;
Schau sie oft, und bald bekehret
Ist dein Sinn von stolzem Trachten.
Wie das Haupt voll Blut und Wunden
Wird dich Demut, Sanftmut schmücken,
Und dein Herz hat Ruh` gefunden,
Ehre kann es nicht beglücken.
Denkspruch
Weißt du, wie in bitt`rem Hohne
Schnell die Herzenswunde heilt?
Wenn bei Jesu Dornenkrone
Dein Gemüt betrachtend weilt.

Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
Ziemt es nicht der Menschenwürde,
Frei zu sein von Druck und Lasten?
Ist erträglich denn die Bürde,
Sollst du nimmer ruhen, rasten?
Also naht die alte Schlange
Den Getreuen, die entsagen
Ihrem falschen Freiheitshange
Und das Joch des Herren tragen.
Geist der Lüge! Eitles Plagen!
Drückt, erniedrigt denn die Bürde,
Die der Höchste selbst getragen?
Süß ist sie, erhebt zur Würde.
Seh` ich, wie auf Leidenswegen
Kreuzbeladen Jesus ziehet,
Soll ich dort das Kreuz ablegen,
Wo für Ihn mein Herz erglühet?
Nein, wenn Jesus dreimal sinket
In den Staub um meinetwillen,
Mir das Kreuz auch dreimal winket,
Jesu Leid und Not zu stillen.
Und das Kreuz muss ich umfangen,
Das mir ew`ge Liebe wählet,
Und es tragen sonder Bangen,
Schwache Kraft der Herr je stählet.
Ob es lastet, ob es drücket,
Ob die Kanten Wunden schlagen,
Jedes Kreuz doch einst beglücket,
Wird es Jesus nachgetragen.
Kreuz der Arbeit, Leiden, Sorgen
Wandelt sich in Himmelswonne,
Und am Auferstehungsmorgen
Strahlt es gleich der Frühlingssonne.
Denkspruch
Von der höchsten Weisheit Wahl
Ward dir ein Beruf beschieden;
Legt er Mühe auf und Qual,
Siehe da, dein Kreuz hienieden.

Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.
Jesus mein, mit Deinen Wunden
Bist Du an das Kreuz geschlagen!
Denk` ich jener bitt`ren Stunden,
Will mir schier das Herz verzagen.
Was in Trauermelodien
Einst Dein Ahne hat gesungen,
Und der Väter Prophezien:
An dem Kreuze ist`s verklungen.
Wild durchbohrt sind Händ` und Füße,
All` zu zählen Deine Glieder,
Auf das Antlitz, ach, das süße,
Fällt ein blut`ger Flor hernieder.
Wund` an Wunde musst Du tragen!
Und im Herzen eine brennet,
Die hat Dir der Hohn geschlagen,
Der nicht Dein Erbarmen kennet.
Welch Erbarmen! - Jesus flehet
Für die Sünder, die Ihn höhnen;
Wo die Bahn zum Abgrund gehet,
Will Er noch mit Gott versöhnen.
Und der Seele, die verstanden
Kaum der Gottheit heil`ges Minnen,
Nimmt Er schnell der Sünden Banden,
Heißt sie selig geh`n von hinnen. -
Herr,