Pflanzen als Schmuck des Heiligtums

und Fronleichnamsfestes im Allgemeinen und Besonderen von Arnold Rütter, Pfarrer in Erfweiler bei Blieskastel, 1886

- Auszüge -

 

Inhalt:

 

1. Die Pflanzen in der Heiligen Schrift

2. Symbolik der Pflanzenwelt

3. Die Blumensprache

4. Berechtigung der Pflanzenwelt als Schmuck des Heiligtums

5. Geschichtliches

6. Vorschriften der Kirche

7. Der Blumenfreund

8. Der Ordner des Schmuckes

9. Geschmack und Grundsätze

10. Verteilung des Schmuckes auf die Feste und Zeiten

11. Verteilung des Schmuckes auf dem Altar

12. Dauer des Schmuckes

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Mit Blumen geschmückte Kirchen am Fronleichnamsfest, im Marienmonat, das ganze Kirchenjahr hindurch: Es ist ein Beitrag zum Schmuck des Allerhöchsten! Wunderschön! Ein Ausdruck der Liebe zum allerheiligsten Sakrament und zur Muttergottes. Die Blumen wachsen und blühen für unsere Kirchen zur Ehre Gottes, zur Erbauung der Gemeinde, zur Verschönerung unserer Kirchen und Altäre, zur Erhöhung unserer Feste und festlichen Zeiten, sowie zum Lob und zur Verherrlichung des allerheiligsten Sakramentes besonders am Fronleichnamstag. Danken wir Gott von ganzem Herzen für die wunderbare Natur, in der die Blumen, als wäre es ihr Gebet, eine wahrhaft herrliche Pracht zeigen.

 

Matthias Hergert

 

1. Die Pflanzen in der Heiligen Schrift

                                              

Die Bücher des Alten und des Neuen Testaments sind mit der Pflanzenwelt gewissermaßen auf das Innigste verwoben. Zwischen Blumen, Sträuchern und Bäumen wandelten unsere Stammeltern im Paradiesgarten, den Gott selbst zu ihrem Aufenthalt gepflanzt hatte. Nicht die Tiere waren es, sondern die Pflanzen, die den ersten Menschen die notwendige Nahrung liefern sollten. Daher der Befehl: „Ihr dürft von allen Bäumen essen, nur nicht von dem, der in der Mitte des Gartens steht!“

 

Beim ersten Opfer auf Erden opfert Kain von den Früchten des Feldes.

 

Dann war es Noah, der durch einen grünenden Ölzweig die Botschaft erhielt, dass die Zeit gekommen ist, die Arche zu verlassen und auf der aufs Neue grünenden Erde dem Herrn ein Dankopfer darzubringen.

 

Im Schatten des Baumes fiel Abraham zur Erde nieder und betete die drei Männer an, die zu ihm kamen, Sodom zu vertilgen.

 

Im Dornbusch blieb der Widder hängen, der an Isaaks Stelle auf Moria geopfert wurde.

 

Um ein Gericht von Linsen erhielt Jakob Esaus Recht der Erstgeburt und den Segen des Vaters.

 

Im Binsenkörbchen wurde Moses wunderbar gerettet, der im brennenden Dornbusch den Befehl erhielt, Israel aus der ägyptischen Knechtschaft zu führen. Mit bitteren Kräutern musste das Osterlamm gewürzt werden, die Türpfosten mussten mit Lammesblut bestrichen werden. Ungesäuertes Brot musste genossen werden, und mit Stäben in den Händen musste Israel des Auszugs aus Ägypten gewärtig sein. Der blühende Aaronstab kam in die Bundeslade als jüdisches Heiligtum.

 

Das Laubhüttenfest dauerte acht Tage. Die Laubhütten der Juden mussten aus Pflanzenlaub errichtet werden nach der Vorschrift: Levitikus 23. „Am ersten Tag sollt ihr Früchte von den schönsten Bäumen nehmen und Palmzweige und Äste von dichtbelaubten Bäumen.“

 

Olivenöl und Schaubrote, Produkte der Pflanzen, fanden symbolische Verwendung im jüdischen Tempel.

 

Der Erlöser selbst wird voraus verkündet als ein Reis aus der Wurzel Jesse und als eine Blüte aus seiner Wurzel. Und vom Gerechten singt der heilige Sänger, dass er gepflanzt sei, wie ein Baum an Wasserbächen, dass er blühen werde, wie eine Palme, und gedeihen werde wie eine Zeder auf dem Libanon. Wie wunderbar schön sind die zahllosen Stellen im Hohenlied, in den Sprüchen, Psalmen und Propheten, die dem Pflanzenleben entlehnt sind?

 

Aber auch im Neuen Testament spielt die Pflanzenwelt eine wichtige Rolle. Betlehem heißt Brothausen, und Nazareth hat unter anderem auch die Bedeutung Blumenstadt. Eigentümlich ist es auch, dass der Pflegevater Jesu gerade ein Zimmermann war.

 

Aus dem Pflanzenleben nahm der Heiland viele Beispiele und Gleichnisse. Ich erinnere an den Feigenbaum, an die Blumen des Feldes, an das Senfkörnlein, an den ausgesäten Samen, an Weizen und Unkraut, an den Weinstock und die Reben, an Splitter und Balken, an die Lilie des Feldes, an die Ernte etc.

 

Er selbst tritt zu solchen Dingen in vielfache Beziehung. Bekannt ist, wie einst die Jünger Ähren rupften, wie er am Feigenbaum vergebens Frucht suchte, Zachäus von einem solchen herabruft, auffordert: Betrachtet den Feigenbaum und alle Bäume! Wie er vom Gewächs des Weinstocks nicht mehr trinken wird, wie er im Ölgarten seine Leiden anfängt, wie er auf dem Holz des Kreuzes sein Erlösungswerk vollendet, um im Garten des Joseph von Arimathäa, in Leinwand gehüllt, Grabesruhe zu finden.

 

Wunderbar sinnreich aber ist die Einsetzung des heiligsten Sakramentes unter Brots- und Weingestalten. Das Edelste, was die Pflanzenwelt zu bieten vermag, wählt der Herr hier als Grundlage. Beide Produkte sind zusammengesetzt, das Brot aus dem Mehlstaub von Millionen von Weizenkörnern und der Wein aus den Tröpflein von Millionen von Traubenbeeren. Und hier sind sie in Brot und Wein zu einem Ganzen auf das Innigste und Unzertrennlichste vereinigt. Fürwahr, die Communio der Substanzen ist ein großartiges Bild der Communio der Gläubigen und ihrer Gemeinschaft zu Christus und zu ihren Mitchristen. Gewiss passt hier dazu das schöne Wort des Psalmisten: A fructu frumenti, vini et olei multiplicati sunt.

 

Aus all dem geht hervor, dass Gott selbst die Pflanzenwelt vielfach bevorzugt hat. Nach Anleitung vieler Geisteslehrer aber hat das darin seinen Grund, dass in der Pflanzenwelt mehr das reine, lautere und keusche Element sich in den Vordergrund drängt, das in der Tierwelt nicht der Fall ist. Darauf beruhen auch mehrfache kirchliche Vorschriften über kirchliche Leinwand und anderes.

 

Ich denke, das Gesagte wird genügen, um einzusehen, dass von Seite der Heiligen Schrift nichts im Wege steht, um die Pflanze als Schmuck und Zier des Allerhöchsten zu verwenden. Im Gegenteil fordert sie auf: Benedicite universa germinantia in terra Domino! „Alles was auf Erden grünt, benedeie den Herrn!“

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2. Symbolik der Pflanzenwelt

 

Als Schmuck des Heiligtums kommen Bäume, Laub und Blumen in Frage. Darum wollen wir unsere symbolische Auseinandersetzung einzig auf diese und zwar zumeist auf den beziehen, dem dieser Schmuck auf dem Altar in erster Linie gilt.

 

Der Baum ist sinnreich und bedeutungsvoll. Am Baum hatten unsere Stammeltern im Paradies gesündigt, am Baum hatte Mose die Schlange in der Wüste erhöht, am Baum auch musste der Menschensohn um der Sünde der Menschen willen erhöht werden. Vom Kreuzesbaum kam das Leben, und zum Senfbaum der Kirche wuchs das Leben der Gnade, unter dem jeder Gerechte dem Baum gleicht, der reichliche Früchte trägt und verdient, dereinst hinübergepflanzt zu werden in Gottes Himmelsgarten.

 

Christus selbst aber ist das immergrüne Holz, von dem geschrieben steht im Hohenlied: „Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der Söhne.“ Der Paradiesbaum sollte unsere Stammeltern vor dem Tod bewahren. Auch uns ist eine solche Speise vom Himmelsbaum gegeben: „Wer mich isst, spricht der Herr, wird ewig leben.“ Darum sagt der heilige Johannes in der geheimen Offenbarung: „Wer überwindet, dem will ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies meines Gottes ist.“ Ein solches Paradies, einen solchen Baum des Lebens aber haben auch wir auf Erden aufgepflanzt im heiligen Tabernakel, und zu diesem rufen wir: „Du Frucht vom Baum des Lebens, erbarme dich unser!“

 

Wie könnte ich aber an dieser Stelle der schönen Worte des kirchlichen Hymnus vergessen, die da lauten:

 

                       Crux fidelis, inter omnes      Treues Kreuz, ob allen Bäumen

                       Arbor una nobilis                 Hocherlaucht und ausgesucht,

                       Silva talem nulla profert       Keiner in des Waldes Räumen

                       Fronde, flore, germine!       Trägt solch Blüte, Laub und Frucht!

 

Auch die Zweige und Maien haben eine symbolische Bedeutung. Am Fronleichnamstag sollen sie die Straßen beschatten. Damit aber haben wir eine Anspielung auf die Worte der geheimen Offenbarung: „Unter seinem Schatten, nach dem es mich verlangt, ruhe ich!“ Dann aber sind sie Nachahmungen jener Zweige, die einst hebräische Jungen von den Bäumen hieben und in den Händen trugen mit dem Ruf: „Gebenedeit sei, der da kommt, im Namen des Herrn!“ Ferner sollen sie uns erinnern, dass Christus der Weinstock, und wir die Rebzweige sind. Und endlich mögen sie uns ein Sinnbild sein, das tote Zweige vom Baum der Kirche abfallen und kein Leben und keine Existenz mehr haben, wenn der Sturm des Schisma oder der Irrlehre sie vom Lebensbaum der Kirche abgeschüttelt hat.

 

Wunderbar vielgestaltig ist die Form der verschiedenen Blätter. Auch sie finden als Kirchenschmuck vielfache Anwendung. Weitaus die meisten Blätter bilden in ihrer ganzen Anlage oder in ihren Rippen ein gotisches oder lateinisches Kreuz. In der kirchlichen Symbolik bedeuten sie das Wort, ja Gottes Wort. So zeigt der heilige Johannes in der geheimen Offenbarung den Baum des Lebens, dessen Blätter den Völkern zur Heilung dienen. Dieser Baum ist Christus, seine Blätter sind das Wort, das wahrhaft alle Seelen heilt. Der heilige Augustin sagt hierüber: „Diese Blätter fallen niemals ab; denn Gottes Wort bleibt ewig!“ Gerade das immergrüne Laub ist es, das als Kirchenschmuck meistens passende und sinnreiche Verwendung findet.

 

Endlich kommen wir zu den Blumen. Die Blumen sind Sinnbilder der Tugenden und der heiligen Seelen, die sich mit ihnen schmücken. Darum sind die Engel Gottes Himmelsblumen, und die Heiligen Gottes Erdenblumen, hinübergepflanzt ins Paradies. Wir aber sind noch unverpflanzte Weltblumen und uns lehren die Blumen am Altar, dass wir „ein Wohlgeruch Christi vor Gott“ sein sollen, und dass die Frucht des Altares „alle Süßigkeit in sich einschließt“. Von allem dem sind die Blumen ein Sinnbild, am meisten aber von ihm, dessen Herrlichkeit und Heiligkeit die ganze Erde mit lieblichem Wohlgeruch erfüllt. Ja, der himmlische Bräutigam ist es, der da spricht: „Ich bin die Blume des Feldes und die Lilie der Täler!“

 

Im Anschluss an diese Worte setzt der heilige Bernhard diese Symbolik auseinander, indem er sagt: „Willst du wissen, welcher Unterschied zwischen den Blumen des Gartens und des Feldes besteht, so merke auf! Die ersteren bedürfen der Kunst und Pflege der Menschen, während die Felder naturgemäß die sie zierenden Blumen hervorbringen. Willst du wissen, welches das Feld ist, das kein Pflug durchfurcht, kein Karst zerhaut und dennoch in so lieblichem Flore prangt? Der Patriarch Isaak sagt es dir: „Der Geruch meines Sohnes ist der Geruch eines vollen Feldes, das gesegnet hat der Herr!“ Ja, er blüht ohne Pflege im gesegneten Feld auf! Die geheiligten Seelen aber bedürfen der Gnade und Pflege und heißen darum Gartenblumen, - oder ist es vielmehr Christus selber, der in uns blüht? Sein Wohlgeruch ist es, den die Heiligen verbreiten, seine Schönheit ist es, welche die Engel ziert.“ Daraus aber ergibt sich, dass der Blumenschmuck nicht allein zum Preis des Allerhöchsten eine Berechtigung hat, sondern auch zur Ehre seiner Heiligen, und dass darin nicht der cultus latriae liegt, der Cultus der Anbetung, sondern dass er auch als Cultus der Liebe, Verehrung und Danksagung bezüglich der Heiligen dienen kann. Denn durch Gott sind sie, was sie sind, und in ihrer Ehre ist die göttliche jederzeit eingeschlossen. Darum kann niemand eine Einwendung dagegen erheben, wenn wir auch die Bilder und Altäre der heiligen Gottesmutter und anderer Heiligen mit Blumen zieren. Mit Recht ist daher verordnet, dass am Palmsonntag die Palmen zur Erinnerung an Jesu Einzug in Jerusalem, und dass am Fest der Himmelfahrt Mariä die Kräuter geweiht werden, weil sie auf sie die Worte bezieht: Ich wuchs wie eine Ceder auf dem Libanon und eine Cypresse auf dem Berg Sion, wie eine Palme zu Cades und wie eine Rosenstaude in Jericho, wie ein schöner Ölbaum auf dem Feld, wie ein Ahorn neben dem Wasser; ich gab einen Geruch von mir, wie Zimt und wohlriechender Balsam.

 

Endlich gehört hierhin die Blume und Pflanze als Symbol und Merkmal in den Händen der Heiligen. Der Palmzweig verkündet den Sieg der Martyrer, die Lilie Reinheit, Unschuld und Makellosigkeit, die Rosen Wohlgeruch der Tugenden und Werke der Nächstenliebe. Sinnreich pflegt die Hand der geübten Stickerin auch die Passionsblume den Messgewändern einzuflechten und die Hand des Malers lässt die herrlichsten Ranken an Säulen und Pfeilern emporklettern. Trauben und Ähren findet man wohl symbolisch in allen Kirchen.

 

Aus Amerika kommt die interessante Notiz, dass die Kräuterweihe nicht römischer, sondern nur deutscher Gebrauch ist, der vom heiligen Bonifatius an altdeutsche Gebräuche der Germanen sich anschließend auf die heilige Gottesmutter übertragen wurde.

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3. Die Blumensprache

 

Hier stehen sich zwei Blumensprachen gegenüber, die sinnliche und die geistige. Die erstere ist Sache der Welt und der sinnlichen irdischen Liebe, die weiter keinen Zweck hat, als der Sentimentalität und der Sinnlichkeit zu dienen, und nur zu oft das Sprichwort zu bewahrheiten: Mundus vult decipi. Anders steht es mit der Blumensprache im Heiligtum. Hier sollen wir durch die Blumen eine himmlische, eine geistige, eine reine Sprache sprechen. Finden wir doch schon eine Andeutung dieser Sprache bei den Heiden, die eine Jupiterblume, eine Götterblume, einen Venusspiegel, eine Herkuleskeule und eine andere Pflanze hatten, die sie als Götterduft bezeichneten. Auch bemerken wir hier, dass das sogenannte hl. Kraut der Römer bei ihren heidnischen Opfern nach dem Schriftsteller Livius unsere schöne Topfpflanze und Gartenblume die Verbena ist.

 

Auch das Christentum hat ähnliche Namen aufzuweisen. So haben auch wir eine ganze Blumengattung, die den Namen führt cruciferae, kreuztragende oder Kreuzblumen. Weltbekannt sind die Passifloren, die Passionsblumen und neben manchen anderen gesellt sich dazu in neuester Zeit sogar eine Eucharis, die uns durch den Namen an Eucharistie erinnert. Sie ist ein Zwiebelgewächs, die uns durch ihre weiße, wohlriechende, runde Blüte an eine Monstranz zu erinnern im Stande ist, und die in meinem Wohnzimmer am sonnigen Fenster prächtig gedeiht. Ihre Heimat ist der Amazonas in Südamerika. In Kalifornien gedeiht noch eine andere Pflanze, die Eucharidium heißt und in ihrer Blüte Ähnlichkeit mit einem Malteserkreuz hat. Dann haben wir Blumen, die der Volksmund als Dreifaltigkeitsblume, als Christdorn, Christauge, Christuspalme, Christusträne, Muttergottes-Trompete, Marienblume, Marienschuh, Marienträne, Mariengras, Dornenkrone, Altarblume, Petersschlüssel, Johannisgürtel, Johanniskerze, Johannisnadel, Aronstab (Calla), Paternosterblume (Canna), bezeichnet. Dazu gesellt sich ferner, dass man bei Leichen Bux und Immergrün, immergrüne Lorbeerblätter und Palmenwedel verwendet, während bei Hochzeiten fast überall der Rosmarin und Zitronenblüten herhalten müssen. Bei der Glockenweihe legt der Bischof Thymian, Weihrauch und Myrrhen zum Feuer ins Rauchfass und stellt es unter die zu weihende Glocke, „damit sie den ganzen Rauch aufnehme“. Bei der Kirchenweihe wird das geweihte Wasser mit Ysop durch die neue Kirche gesprengt, bei der Consecration der Klosterfrauen wird der Kranz aus Myrthen oder aus Rosmarin benedicirt und das Rituale will, dass verstorbenen Kindern Blumen in den Sarg gelegt werden sollen als Zeichen der Unschuld und Keuschheit. Weiter aber geht unsere Blumensprache. Hat doch auch die Kirche ihre kirchlichen Farben.

 

Die meisten Blumen im Gotteshaus sprechen die Sprache der Unschuld, Reinheit und Makellosigkeit. Weiß ist die Farbe des heiligsten Sakramentes. Darum sind weiße Blumen die erste und schönste Zierde des Hochaltares. Sie sind der reinste und schönste Schmuck, um uns durch ihre Farbe die Schönheit, Heiligkeit und Erhabenheit des heiligsten Altarsakramentes anzudeuten. Darum soll man beim Altarschmuck, wenn möglich, diese Farbe bevorzugen, die in derselben Sprache zu uns redet, wie die Farbe der hl. Hostie, der Kerzen, der linnenen Altartücher, der kirchlichen Leinwand und Messgewänder etc. Schön ist es deshalb, solche Blumen vorzugsweise auf den Hochaltar oder an die Seiten des Tabernakels zu stellen. Diese Rücksicht fand ich außer an anderen Orten erst jüngst in der Klinik in Sachsenhausen beobachtet, wo zwei schöne, schneeweiße, gefüllte Astern rechts und links vom Tabernakel aufgestellt waren, was mich wunderbar lieblich anmutete. Und wie viele solcher ins Weiße spielenden Blumenfarben gibt es nicht? Ich erinnere an Astern, Levkojen, Balsaminen, Begonien, Calla, Datura, Pelargonien, Dahlien, Rosen, Abutilon, Camelien, Azaleen, Clematis, Asclepias, Eupatorien, Schneeballen, Eugenien, Spiräen, Chrysanthemen, Hortensien etc. etc. Ausdrücklich leicht ist es daher, auf diese Pflanzen Rücksicht zu nehmen. Wie selten passt die Blumensprache der meisten Farben im gewöhnlichen Leben und wie schön und sicher passt sie immer am Altar?

 

Die gelbe Farbe ist ebenso am Platz und spricht die Sprache der Größe und Majestät. Ist doch die weiße Farbe gewissermaßen nur ein Notbehelf im Heiligtum für die gar zu teurere goldene, die stets an ihrer Stelle Anwendung finden darf. Wenn sie im Leben auch als die Farbe der Falschheit gedeutet wird, so hat das nichts zu bedeuten. In Töpfen ist die gelbe Blumenfarbe verhältnismäßig selten und mehr vorhanden im Sommerflor des Gartens. In der Regel sind die gelben Farben sehr schön und vom Altar aus meist von herrlichem Effekt. Dahlien und Chrysanthemen nehmen hier eine hervorragende Stelle ein.

 

Auch die rote Farbe ist eine kirchliche. Sie redet die Sprache der feurigen Liebe und des Blutes. Darum findet sie Anwendung an Pfingsten, Leidens- und Martyrerfesten, und da können wir, wenn tunlich und möglich, auch die Blumen in dieser Sprache reden lassen. Schade, dass an Pfingsten die in 1000fachem Rot gezeichneten Flammenblumen (Phlox) noch nicht in Flor stehen. Vorrat ist hier in Hülle und Fülle geboten. Manche leuchten sogar durch rote Blätter hervor. Da haben wir Perilla nankin, Coleus, Paternosterblume (Canna) und viele andere, die am Altar äußerst zierlich stehen, besonders an solchen Tagen, die die rote Farbe verlangen.

 

Grüne Blumen gibt es zwar einige wenige, grüne Rosen, grüne Dahlien, grüne Hortensien, aber das sind weniger Blumen, als blumenartige Verkrüppelungen und Kuriositäten, des Anbaues nicht wert. Wir brauchen sie bei der seltenen Anwendung der grünen Farbe in der Kirche aber auch nicht und sprechen die grüne Farbe der Hoffnung jederzeit hinreichend genug durch das Laub der Pflanzen. Und eine bloße Blattverzierung, besonders zur Winterzeit, redet gewiss auch eine schöne Sprache. Zum Herrn im Sakrament sagt sie: Auf dich, o Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt, ich werde nicht zu Schanden werden in Ewigkeit! Und zu Maria ruft sie: Du meine Hoffnung, sei gegrüßt! Und vor dem Kreuz spricht sie: O Kreuz, meine einzige Hoffnung, ich grüße dich!

 

Blaue Blumen kommen als charakteristischer Festschmuck nicht in Frage, da an jenen Tagen, wo die Kirche sich in Lila kleidet, kein Schmuck erforderlich ist. Ihre Anzahl ist beschränkt, besonders für Topfblumen. Und auch im Sommerflor ist sie nicht bedeutend vertreten. Ihrer beliebigen Anwendung steht natürlich kein Hindernis im Wege, hat doch der Herr das Firmament in diese Farbe gekleidet. Darum ist sie am Altar jederzeit ein erhebendes Sursum corda!

 

Schwarze Blumen endlich gibt es nicht. Ganz dunkelbraune, die an Schwarz grenzen, haben wir allerdings, aber ganz schwarze sind mir unbekannt. Wollen wir den Katafalk – anstelle des Paradebettes – mit Blumen von weißer Farbe und mit lebhaftem Grün verzieren, dann sprechen sie die Farbe der Liebe zu den Toten und die freudige Hoffnung ihrer Erlösung aus dem Fegefeuer. Mancherorts verziert man das Leichenkleid mit Blättern von Immergrün, den Kindsleichen gibt man Blumen bei, und das ist vielleicht noch ein Überbleibsel davon, dass die Fossores, Totengräber, in den Katakomben Blumen und Blätter zu den Gebeinen der hl. Martyrer legten.

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4. Berechtigung der Pflanzenwelt als Schmuck des Heiligtums

 

Die lebendige Pflanzenwelt hat ihre Berechtigung als Schmuck des Heiligtums in vielseitigster, ja in allseitigster Weise. In den ersten Kapiteln sahen wir, dass sie mit dem Heiligen und Heiligsten auf das Innigste verwachsen ist. Wir sahen auch, dass eine vielseitige ganz innige Beziehung der Pflanzenwelt zum Heiligtum zu finden ist. Und schließlich, dass das, was die Welt in den Blumen und ihren Farben sucht, in unendlich schönerem und höherem Grad in Bezug auf die Kirche und seinen Bewohner gefunden wird. Nichts steht in der Pflanzenwelt mit dem Schmuck des Heiligtums in unpassendem Kontrast oder Widerspruch.

 

Was Gott erschaffen hat, hat er erschaffen zu seiner Ehre, zum Nutzen und zur Freude seiner Geschöpfe, das ist eine kirchliche Wahrheit. Zum letzteren aber gehört das ganze Pflanzenmaterial, das wir hier im Auge haben. O wie schön, wenn wir das, was unsere Sinne und Herzen und Augen erfreut, unserm Schöpfer nahe rücken, um auch sein Herz dadurch zu erfreuen.

 

Nicht selten bezeichnet man den Schauplatz der Natur als einen Dom oder Tempel, und mancher Ungläubige gaukelt sich vor, darin seinen Gottesdienst genügend halten zu können. Wenn nun das nach Gottes und der Kirche Anordnung auch nicht genügt, so liegt doch etwas Domartiges auch für den besten Christen in der imposanten Naturgestaltung, besonders zur Zeit der Vegetation. Alles vereinigt sich zum Preis des Allerhöchsten. Ist es nun unrecht, wenn wir unsere Gotteshäuser dem Dom der Natur ähnlich zu gestalten suchen? Was tun wir da anders als dem heiligen Fingerzeig Gottes Folge leisten?

 

Und wie steht es im gewöhnlichen Leben? Man will einem Freund, einem hoch- und höchstgestellten Herrn bei besonderer Veranlassung danken, einen Geburtstag, einen Namenstag, einen Hochzeitstag, eine Büste oder Statue, ehren, beglückwünschen, da greift man in die Pflanzenwelt, zum Blumenstock, zum schönen Strauß, zum Myrten-, zum Efeu- und zum Lorbeerkranz. Nun, der Schmuck an den Festen des Herrn und seiner Heiligen ist dasselbe, nur unendlich erhabener, geist- und gemütsvoller in der seiner Idee und in seinen Motiven. Und da, wo man anderweitige Geschenke als Anmaßung abweisen würde, da bricht selbst die Blume sich noch Bahn zum Herzen. Nimmt selbst der deutsche Kaiser frohbewegt einen Strauß von Kornblumen entgegen! Und die Kirche, unsere Mutter, räumt dem Pflanzenschmuck im Gotteshaus die erste Stelle ein. Sie hat nichts dagegen einzuwenden, sie sieht es gern, sie schreibt es vor, sie weist Angriffe zurück und lobt das kindliche Gemüt, das mit diesem Material Tempel und Altäre ziert.

 

Dann aber ist der Pflanzenschmuck ein wahrer, echter und lebendiger Schmuck, den Gott selbst geschaffen und gebildet, und an dem geschmacklose Köpfe, geistlose Ideen und kunstlose Formen noch nicht ihr Pfuscherhandwerk versucht haben. Wahr und echt ist hier alles bis zum Leben und darum voll und ganz berechtigt, eine Zierde des lebendigen Gottes zu sein.

 

Dieser Schmuck ist natürlich und doch so kunstvoll und so geheimnisvoll und so wunderbar, dass die Weisheit aller Menschen nicht im Stande ist, auch nur ein einziges lebendiges Grashälmchen zu konstruieren. Und je mehr man mit diesem Schmuck sich befasst, umso tiefer dringt man ein in die Geheimnisse der Natur, in die Weisheit des Schöpfers, in die Höhe und Tiefe des allmächtigen Schöpfungsplans.

 

Hier gestaltet sich eine Abwechslung und Verschiedenheit vor unseren Augen, die großartig und bewunderungswürdig erscheint. Werfen wir nur einen Blick auf die Blätter, da finden wir lange und breite, in allen geometrischen Formen gemusterte, in klarem, intensivem, vollem, leuchtendem, glänzendem, durchsichtigem, schillerndem Grün, das sich in allen möglichen Lauten, Tönen und Nuancen produziert. Da haben wir helles und dunkles Grün, Blau-, Violett-, Gelblich-, Rötlich-, Aschgrau-, Apfel-, Oliven-, See-, Schilf-, Smaragd-, metallisches Grün und Silberconflexen, Gold- und Seidengrün, Grün mit Pünktchen, Flocken, Adern, Strichen, Kreisen und Rändern, mit wechselnden und variierenden Tüpfchen. Fürwahr großartig! Daher kann, abgesehen von der Mannigfaltigkeit der Blumen, Farben und Wohlgerüche, die meine Feder nicht zu schildern im Stande ist, vom ästhetischen Standpunkt aus ein herrlicherer Schmuck des Gotteshauses nicht gedacht werden, als die Pflanzenwelt ihn liefert. An dieser Stelle will ich denn auch nicht vergessen beizufügen, dass der gotische Baustil sein Spitzbogensystem von den Formen der Palmbäume entnommen hat.

 

Nehmen wir zuletzt den praktischen Standpunkt. Fast wie das Wasser zur hl. Taufe ist die Pflanzenwelt überall zu haben zum Schmuck des Gotteshauses. Ob reiche, ob arme Kirchen, keine braucht dieses Schmuckes zu entbehren. Mit Geld und ohne Geld kann man sich ihn verschaffen, und den man einmal hat, kann man bei Topfpflanzen immer wieder benutzen, ohne dass er verdirbt, beschmutzt wird und sich verschlechtert. Ja, eine Reihe von Jahren hindurch werden solche Pflanzen von Jahr zu Jahr schöner, buschiger und blühender. Unterhaltungskosten fordern sie gar keine, nur ein wenig Aufmerksamkeit, Wasser und Pflege sind genug zu ihrem Leben, und dafür danken sie uns täglich durch ihren Anblick, ihr schönes Grün und ihre Blüten.

 

Niemand kann daher diese Berechtigung der Pflanzen als Schmuck des Gotteshauses bestreiten. Und sollte es dennoch jemand wagen, so dürfte bei solchen die Ursache in Nachlässigkeit und Bequemlichkeit zu suchen sein, die sich mit der Blumenzucht Gott zu Liebe nicht befassen mögen.

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5. Geschichtliches

 

Blumen im Gotteshaus sind ältesten Datums, nicht so Pflanzen. Erstere sind schon in den Katakomben vertreten, wo wir Symbole des heiligsten Altarsakramentes, die Palme der hl. Martyrer und ähnliches abgebildet finden.

 

Dann war es wohl die Malerei, die der Pflanzenwelt die verschiedensten Ornamente entnahm, bald um sie den dargestellten Personen als Symbole beizugeben, bald um die Gruppierung zu vollenden, bald um Wände und Säulen damit künstlich zu umranken.

 

Ihr hat sich dann die Webekunst angeschlossen und jene Gewänder mit Blumen und Blättern durchwoben, die bei den heiligen Kulthandlungen des Klerus getragen zu werden pflegten. Dann bemächtigen sich ihrer die Bildhauerkunst und Baukunst, die von ältester Zeit an bemüht waren, Rippen- und Blattwerk und tausendfach verschlungene Arabesken und Ornamente den Gotteshäusern einzuflechten. Und die Kreuzesblume der Gotik ist bekanntermaßen der schönste Schlussstein und die herrlichste Perle, die diesem Boden entsprungen ist. Auch die Dichtkunst und Rednerkunst standen von alters her diesem Gebiet nicht fern. Die herrliche Blumensprache so mancher kirchlichen Hymnen und kirchlichen Rhetoren beweisen das.

 

Den Schmuck des Altares teilte man späterhin in einen wesentlichen und unwesentlichen. Zu ersterem gehören das Kruzifix, die Kerzenleuchter mit Kerzen, die Kanontafeln, die Altartücher, das Antependium etc. Zu letzteren zählte man dagegen anfangs die Reliquien, denen sich später der Blumenschmuck zugesellte.

 

Pflanzen als Schmuck der Kirchen und Altäre zu verwenden, datiert daher durchaus nicht ins graue Altertum. Einige spärliche diesbezügliche Notizen haben sich vor der Kritik als unhaltbar bewiesen. Vielmehr datiert sich dieser Gebrauch und diese Gewohnheit kaum bis in das Mittelalter. Voll und ganz geordnete kirchliche Zustände und ein Leben der Ruhe und des Friedens gehörten dazu und waren erforderlich, bis die Frömmigkeit des gläubigen Volkes nach dieser Richtung sich geltend zu machen vermochte. Die ersten Anfänge dieses Schmuckes dürfen daher erst in jenen Zeiten zu suchen sein, wo Papst Urban IV. im Jahr 1264 die Fronleichnamsprozession für die ganze Kirche verordnete. Diese aber scheint nicht überall gehandhabt worden zu sein, bis das Konzil von Vienne 1311 diese Bestimmung erneuerte. Von da an brach Schmuck und Zier des Gotteshauses nach dieser Richtung hin sich langsam Bahn, so dass Clemens VIII. um das Jahr 1600 etwa die erste diesbezügliche Verordnung erließ: „Der Hochaltar wird an höheren Festtagen, oder wenn der Bischof zelebriert, so prächtig als möglich nach Verschiedenheit und Forderung der Jahreszeiten ausgeschmückt.“ Von da an nahm Schmuck und Zier des Gotteshauses mit Laub und Zweigen und Pflanzen allmählich zu, richtete sich aber natürlich nach dem Stand der Gärtnereien und der Entwicklung der Pflanzenkunde. Diese aber lag in jenen Zeiten noch gewaltig im Argen. Dem letzten Jahrhundert (18. Jahrhundert) war es erst beschieden, hier unbeschreibliche und nie geahnte Fortschritte zu machen. Ich erinnere nur an die Entdeckungen vieler neuen schönen und wertvollen Pflanzen in fernen Weltteilen, an Übertragung des Blütenstaubes und an die künstlichen Züchtungen, festgehaltenen Varietäten etc. Leider ist von diesen so höchst interessanten Erfolgen den wenigsten etwas bekannt, und gewiss wundert sich mancher, dass es neben der weißen Calla noch eine gelbe gibt, eine mit weißgefleckten Blättern etc. und dass zum Geschlecht der Aroideen mehr als 50 höchst interessante ganz verschiedene Pflanzengewächse gehören, die mit dieser den schönen Habitus und die leichte Kultur gemein haben.

 

Unter dem Einfluss des Protestantismus aber und noch mehr des Jansenismus, die die Gotteshäuser zu hohlen Gebäuden herabwürdigten, gab es dann eine Gegenströmung auch in dieser Beziehung. Darum stellte man um die Mitte des 18. Jahrhunderts die These auf, es sei unpassend und ungeziemend, ja unwürdig und verwerflich, Blumen und Pflanzen als Schmuck der Kirche zu verwenden. Dem trat Papst Pius VI. auf der Synode von Pistoja entgegen und erklärte per Constit. „Auctorem fidei“ vom 28. August 1794 folgendes: „Ebenso erklären wir jene Vorschrift, welche verbietet, Reliquien oder Blumen auf den Altar zu stellen, für verwegen und der frommen und gebilligten Sitte der Kirche widersprechend.“

 

Daraus ergibt sich, dass diese Sitte als kirchlicher Gebrauch sich damals bereits eingebürgert hatte. Aber wie überall so ging es auch hier. Überall, wo der Teufel eine kirchliche Einrichtung nicht zerstören konnte, da suchte er sie möglichst zu verschlechtern. So wagte er sich an den kirchlichen Baustil und es gelang ihm, das Edle und Erhebende daraus zu verscheuchen. So gelang es ihm, die edle Kirchenmusik mit der weltlichen zu überwuchern. So gab es für Öl Petroleum, für Leinwand Baumwolle, für natürliche künstliche Blumen. Und das letztere ist gerade ein Beweis dafür, dass Armut, meistens nur vorgeschützt wurde bei solchen Verschlechterungen, kosten doch künstliche Blumen bei weitem mehr als natürliche. Die verkehrte Richtung trat dann aber stets auf unter der Devise des Schöner- und Besser-Machens. Vor allem kam dieser moderne Reaktionsgeist des papierenen Zeitalters meist von Frankreich zu uns herüber, der das Bestreben hatte, auch das Heilige und Kirchliche zu modernisieren. Darum ist es an der Zeit, uns von diesem Geist loszusagen und jenes Volk nicht allein politisch, sondern auch kirchlich zu isolieren.

 

Bei Schmuck und Zier des Gotteshauses heißt es daher in unseren Tagen: Zurück! Zurück zur Pflanzenwelt und weg mit dem Flitter alles Unechten, Gekünstelten und Gemachten. Mögen die Franzosen ihr Knitter- und Flitter-Gold beibehalten, wir wollen, wie im Choralgesang und kirchlicher Musik, so auch hier in die Reaktion eintreten, und ein neues Zeitalter des wahren, echten und lebendigen Kirchenschmuckes soll mit uns hereinbrechen!

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6. Vorschriften der Kirche

 

Wir haben gesehen, dass der Pflanzenschmuck im Gotteshaus zunächst durch eingebürgerte Gewohnheit entstanden ist, dem später die kirchlichen Vorschriften folgten. Diese Gewohnheit hat dadurch eine gewisse rechtskräftige Bestätigung erlangt und dermaßen bei unserem Volk Wurzel gefasst, dass sie ohne Scandalum an höheren Feiertagen wenigstens schwerlich mehr unterlassen werden kann. Und wo Schmuck und Zier an solchen Tagen unterbleiben, schließen wir mit Recht auf einen nachlässigen Wächter des Heiligtums. Die Kirche hat die Sache akzeptiert, erlaubt und gutgeheißen, und das soll uns genügen. Das aber war auch genug, um den Eifer in diesem Punkt bis zum Übereifer anzuspornen, so dass die Kirche sich genötigt sah, Verordnungen zu erlassen, den Übereifer in die richtigen Schranken zurückzuweisen.

 

Die Erlaubtheit des Pflanzenschmucks nun geht bereits aus der angeführten Stelle hervor. Nur ist dort darauf zu achten, dass es heißt: „Nach Verschiedenheit und Forderung der Jahreszeiten.“ Daraus folgt, dass ebenda von natürlichen und nicht von gemachten Blumen die Rede ist. Die einzige Stelle, soweit mir bekannt, die auch gemachte, künstliche Blumen zulässt, ist die Nr. 12 ebendesselben Ceremoniale. Da ist von Aufstellung der Reliquien die Rede, wenn Anordnung und Länge des Altares dies gestatten, und dann heißt es weiter: „Aber auch Gefäße mit Blumen und wohlriechendem Laub oder aus Seide gewebt, können, schön verziert, Anwendung finden.“ Hierzu bemerkt das Prager Konzil von 1860: „Obwohl Gefäße mit künstlichen Blumen aus Seidenstoff eine dienliche Zierde des Altares abgeben können, so verdienen doch natürliche Blumen und wohlriechendes Pflanzenwerk den Vorzug.“

 

Demgemäß kommen Blumen aus Seide erst in zweiter Linie und dann erst sollen sie aus dem kostbaren Stoff der Seide hergestellt sein. Von diesem aber auf Seidenpapier, Blech und Pappendeckel schließen zu wollen, ist gewiss ebenso unerlaubt als von Öl auf Petroleum, von Leinwand auf Baumwolle, von Weihrauch auf Fichtenharz, von Wachs auf Stearin und Talg seine Schlüsse zu ziehen. Armut, die oft vorgeschützt wird, kann hier am wenigsten gelten, da lebendige Pflanzen billiger sind als gemachte und gekünstelte.

 

Das „studiose ornata“, schön verziert, bezieht sich auf die Gefäße. Dementsprechend wird man für schöne Vasen bei Straußblumen und für saubere und reinliche Töpfe bei Topfblumen zu sorgen haben. Papiernen und hölzernen Umhüllungen kann ich indes nicht das Wort reden, eher würde ich für brillante Übertöpfe stimmen, in die man gewöhnliche Blumentöpfe hineinsenkt. Aus dieser Stelle zu schließen, dass nur Vasen mit Sträußen am Altar erlaubt seien, scheint mir zu weit gegangen.

 

Hierin gehört dann zunächst eine Bestimmung, die vorschreibt, den Altar mehr zu schmücken als zu belasten. Darum gehört dazu vor allem auch eine schöne Schmuckverteilung und keine Überladung und Überfüllung. Einfach aber schön und geschmackvoll ist der beste Altarschmuck.

 

Eben hierhin gehört weiter die Entscheidung der heiligen Kongregation der Riten vom 3. April 1821 und vom 18. März 1836, die so lautet: „Die Gewohnheit ist nicht zu dulden, dass die Reliquien der Heiligen oder gemalte Bilder auf den Tabernakel gestellt werden, in dem das heiligste Sakrament aufbewahrt wird, so dass der Tabernakel als Grundlage dient. Ebenso passt es durchaus nicht, solche Dinge an der Öffnung oder am Eingang des Tabernakels anzubringen.“ Das hier Gesagte gilt offenbar auch vom lebendigen oder vom toten Altarschmuck. Denn Reliquien und dergleichen sind offenbar geheiligtere und heiligere Dinge als Pflanzen und Blumen. Dennoch ist es nicht erlaubt, den schönsten Strauß oder Blumenstock mitten auf den Tabernakel zu stellen, wie es so vielfach, so häufig und so gerne geschieht. Aber ebenso ist es unerlaubt, den Rand des Tabernakels mit „verzierten Kränzen“ zu umwickeln, was ebenfalls vielerorts zu geschehen pflegt. Diesen Schmuck verbietet offenbar die Feuersgefahr in der Nähe des Allerheiligsten. Endlich verbietet noch eine Rubrik, nichts auf die Mensa, den Tisch des Altares zu stellen, zu setzen oder zu legen, was unpassend ist, auch nicht des Benedizierens wegen. Das gilt voll und ganz von allen Dekorationsgegenständen. Die Mensa ist der Raum der heiligen Opferhandlung und muss dieser für alle Fälle reserviert bleiben.

 

Nach diesen Vorschriften bleibt einzig zur Dekoration des Altares die Kerzenbank und der Aufsatz desselben noch übrig. Das aber ist für unsere Zwecke auch gerade Platz genug. Hier gilt es seine Kunst zu entfalten, jedes geeignete und passende Plätzchen auszuspähen und das vorhandene Material geschmackvoll anzuordnen. Nur versteht es sich von selbst, dass man bei allem die nötige Vorsicht walten lässt, dass kein Material umfällt oder umgestoßen werden kann. Lieber keinen Schmuck als mit solcher Gefahr.

 

Der kirchlichen Vorschriften sind nicht viele. Daher ist es umso leichter, sie zu beobachten, und ihre Beobachtung soll uns Herzenssache sein. Mancherorts wird man auch hier mit eingerosteten Gewohnheiten zu kämpfen haben und nur langsam und mühsam werden sie vielfach auszurotten sein. Aber auch hier wird es gehen, wie fast überall. Sind die kirchlichen Vorschriften einmal durchgeführt, dauert es nicht lange und man findet es endlich so doch am schönsten. In der Tat aber kann es niemand schöner erdenken und ersinnen, als die Kirche es lange vor uns erdacht, ersonnen und vorgeschrieben hat.

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7. Der Blumenfreund

 

Um etwas zu haben, die Kirche schön und würdig schmücken zu können, muss nicht allein die Helferin in der Kirche, sondern auch der Priester und Pfarrer und Seelsorger ein Blumenfreund sein. Eine angemessene Nebenbeschäftigung ist für den Geistlichen besonders auf dem Land ein unabweisbares Bedürfnis. Und die meisten haben auch eine. Der eine hat seine Freude an Vögeln, der andere an Bienen, der andere am Ackerbau, der andere an Obstbaumzucht, ja noch andere pfuschen sogar den Medizinern oder Juristen ins Handwerk. All diese Sachen sind schön und gut, wenn sie Nebensachen bleiben und die Hauptsache niemals darunter leidet. Aber mag ein Priester nebenbei treiben, was er will, ein Blumenfreund muss er in allen Fällen sein. Diese Beschäftigung ist durchaus nicht ganz Nebenbeschäftigung, sondern sie schlägt in sein Fach hinein. Wie die Bücher zum Beten und zum Predigen, so braucht er die Blumen zum Kirchenschmücken. Darum soll der Priester ein Blumenfreund sein an erster Stelle, dem Herrn und Heiland auf dem Altar zuliebe. Wenn er das nicht ist, kann er kaum in Wahrheit sprechen: „Herr, ich liebe die Zierde deines Hauses und den Ort, wo deine Herrlichkeit wohnt.“ – Dabei ist nun durchaus nicht gesagt, dass er an den Garten- und Topfblumen nicht auch selbst sein Vergnügen und seine Freude haben soll. Kaum gibt es eine schönere und unschuldigere Freude als die Blumenzucht, aber kaum gibt es auch eine dankbarere und lohnendere. Täglich ergötze ich mich am Anblick meiner Blumen, und wenn ich in der Ferne bin, habe ich eine wahre Sehnsucht nach ihnen. Hier gedeiht ein Ableger, hier entwickelt sich eine Knospe, hier bricht eine Blüte auf, hier steht ein Stock in hellem Flor, hier gesellt sich eine Blume zur andern, und mein Blumengärtchen und meine Fensterbank stehen bereit, wenn ein Festtag kommt, zu Gottes und meiner Gemeinde Freude, den Altar des Herrn zu umzieren und zu umduften.

 

Ein lieber Freund von mir pflegt zu sagen: Wer die Blumen liebt, hat Herz, Mitleid und Gemüt. Denn wer kein Blumenfreund ist, ist in der Regel ein griesgrämiger, hypochondrischer, selbstsüchtiger Charakter. Sooft ich zu jenem Freund komme, ist die erste Frage: Was machen die Blumen? Und eh noch Stock und Hut abgelegt ist, wird oft an allen Fenstern die Runde gemacht und über alles Schöne der Verwunderung Ausdruck gegeben, und von allem Seltenen, was ich noch nicht habe, ein Ableger mitgenommen.

 

Aber nicht allein im Sommer erfreut die Blumenzucht das Herz, sondern mehr noch im Winter. Wenn draußen die ganze Natur tot und erstarrt ist, wenn Eiszapfen an den Dächern und Eisblumen an den Fenstern sich zeigen, wenn Baum und Strauch ihr Laub verloren haben und die grüne Erde im verschneiten Totenmantel gehüllt erscheint, da ruht mein Auge seelenvergnügt mit besonderem Wohlgefallen auf meinem Blumentisch, der auch dann noch im frischen Grün vor mir steht, aus dem nicht selten der eine oder andere Winterblüher in farbiger Blumenpracht mir entgegenschaut. Und wenn man erst im September einige Blumenzwiebeln in Töpfe gelegt hat, wie schön und entzückend, wenn da schon unter dem Christbaum und beim offenen Wetter an der Krippe des Christuskindleins an Weihnachten blühende Tulpen und Hyazinthen prangen. Für Blumenfreunde verliert der Winter viel von seiner Traurigkeit und Langeweile.

 

Zwei Dinge nun sind meines Erachtens Ursache, dass so viele Geistliche keine Blumenfreunde sind:

 

Erstens heißt es: Ich verstehe nichts davon. Das ist eigentlich eine Entschuldigung, die keine Widerlegung verdient. All denen, die so sagen, wünsche ich eine Stunde in meinem Dorf, um ihnen die Fenster fast aller Häuser zu zeigen, an denen die schönsten Blumen fast das ganze Jahr hindurch zu sehen sind. Und dann würde ich sie fragen: Wo haben diese Leute die Blumenzucht gelernt? Ist das eine Kunst? Liegt deine Entschuldigung im tiefsten Grunde nicht in Trägheit? Fürwahr solche verdienten bei diesen schlichten Leuten in die Schule geschickt zu werden, um die Blumenzucht zu lernen. Wer daher wirklich nichts davon versteht, der lasse sich die Sache nur einmal ein wenig angelegen sein, kümmere sich darum, lese etwas darüber, frage Kundige und bald wird die Blumenfreundschaft zur Geltung gelangen.

 

Zweitens heißt es: Die Leute bringen mir mehr als mir lieb ist, ich brauche mich mit der Blumenzucht nicht zu befassen! Das ist wirklich auch eine Entschuldigung. Aber, mein Freund, siehst du denn nicht ein, dass du in diesem Fall von deinen Leuten abhängig bist, dass deine Leute eifriger um die Kirchendekoration bemüht sind als du, und dass du dich selbst vor deinen Leuten schämen musst, dass du selbst nichts bieten kannst, um die Kirche zu zieren?! Dann werden aber auch die Leute dessen nicht selten müde, besonders wenn man ihnen einmal die Wahrheit sagen muss, wenn ein Topf zerbricht, verunglückt oder gar vertrocknet oder abstirbt. Und endlich muss man in diesem Falle nehmen, was man bekommt, und es fehlt die Auswahl. Nein, selbst ist hier der Mann! Der Priester soll die Leute und die Leute nicht den Priester begeistern, dann erst gibt es schöne Altäre, Kirchen und Fronleichnamstage und Maimonate.

 

Zum Schluss dieses Kapitels über Blumenfreundschaft kann ich nicht umhin, die herrlichen Verse mitzuteilen, die mir ein leider unbekannter, aber höchst geistreicher Kritiker aus Amerika mitteilte und also lauten:

 

„Wer die drei recht kennt im Honigklee,

Und versteht des Waldes grüne Lettern,

Und der Wiesenblume gold´nes Abc,

Findet seinen Gott in allen bunten Blättern.

Wer das Gräslein recht vermag zu lieben,

Kann auch keinen Bruder je betrüben,

Wer den Perlentau am Dornenstrauch versteht,

Gern, was ihn verletzt, mit Perlen übersäet.

Von diesen all´ behaupt´ ich keck und kühn:

Alle guten Christen, - sind Blumisten.“

 

(August Thieme)

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8. Der Ordner des Schmuckes

 

Hier erhebt sich zunächst die Frage: Wer hat die Ausschmückung des Gotteshauses etc. zu besorgen? An dem einen Ort geschieht das durch Ordensschwestern und fromme Seelen, am andern Ort durch den Küster oder Kirchendiener und noch an andern Orten durch einen braven oder leichtsinnigen Schullehrer oder gar durch herbeigelaufene Schulkinder.

 

Diese alle sind geeignet und passend, um das Material anzufertigen und in die Kirche zu schaffen, um es herzureichen und befestigen zu helfen, soweit es sich um das Schiff und die Seitenaltäre der Kirche handelt, aber der Schmuck des Hochaltars soll Herzenssache des Priesters sein. Seine Aufgabe ist es, den Kirchenschmuck anzuordnen, zu überschauen und zu beaufsichtigen und gewiss ist es seiner Ehre nicht zu nahegetreten, selbst mit Hand an das Werk zu legen, besonders am Hochaltar in unmittelbarer Nähe des Allerheiligsten.

 

So habe ich für meine Person es von jeher gehalten und niemals habe ich geduldet, dass ohne mein Wissen, ohne meine Anordnung und Vorschrift irgendetwas in meiner Kirche dekoriert oder verändert wurde. Ebenso habe ich während all meiner Priesterjahre die Schmückung und Zierung des Hochaltars eigenhändig vollzogen, und ich muss gestehen, manch heiliger, frommer und gottesfürchtiger Gedanke ist mir dabei durch die Seele gezogen. Das zeugt von Lust und Liebe zum priesterlichen Beruf und erhöht in den Augen des Volkes die Erhabenheit und Heiligkeit des Hochaltars, an dem niemand als der Priester etwas zu tun haben soll und zu tun hat.

 

Dann aber ist der Priester nächst Gott Herr in seiner Kirche und er allein muss darin alles beherrschen. Allerdings will ich zugeben, dass da, wo Ordensschwestern sind, der Priester mit dem Anordnen und Beurteilen sich begnügen kann, aber in allen anderen Fällen muss er schon selber Hand mit anlegen, oder Schmuck und Zier des Gotteshauses werden selten schön, würdig und geschmackvoll ausfallen. Wenn man das fremden und unerfahrenen Händen überlässt, dann geschehen meist durch Plaudern, Poltern und Unfug mehr Sünden bei der Dekoration als dieselbe auf der anderen Seite zur Hebung und Förderung der Andacht beiträgt. Nur zu schnell vergisst der Laie bei solchen Beschäftigungen die Würde und Heiligkeit des Ortes, wo er sich befindet, und profaniert die geheiligte Stätte. Die unwürdigsten Szenen habe ich bei solchen Gelegenheiten schon zu beobachten Gelegenheit gehabt. Darum muss der Priester dabei sein.

 

Aber auch deshalb muss er dabei sein, damit die Dekoration nach Vorschrift der Kirche geschieht. Von all diesen Vorschriften ist dem Laien nichts bekannt. Darum sieht man fast überall die Tabernakel mit Blumen überladen. Ja, ich sah das selbst in solchen Fällen, wo Ordensschwestern die Dekoration ausgeführt hatten. Ich sah Altäre selbst mitten im Sommer, ausgeziert mit winterlichem Tannenreisig, ich sah solche, auf denen gebrochene, bestaubte und beschmutzte verzierte Sträuße standen, die statt zu schmücken, den schönen Altar verunstalteten. Überall gab ich im Stillen dem Geistlichen die Schuld, der sich um all diese Sachen offenbar nicht bekümmerte, denn wo das nur ein wenig geschieht, sind solche Karikaturen eines Kirchenschmuckes nicht möglich. – Auch hier heißt es gewöhnlich: Ich verstehe das nicht! Um dem abzuhelfen, habe ich mich dran gemacht, vorliegendes Werkchen zu schreiben. Die Ehre Gottes, dem der Kirchenschmuck dient, war meine erste Absicht, die zweite aber, um meine Mitbrüder zu befähigen, auch Ordner des Schmuckes sein zu können, wenn sie wollen.

 

Und schließlich fordert das der Stand und Beruf des Priesters. Er ist ein studierter Mann und soll auf allen Gebieten sich umgesehen haben. Er hat ästhetische Gefühle und Anlagen und muss sie haben in höherem Grad, als alle jene, die ich oben anführte. – Unter gewöhnlichen und geordneten Verhältnissen hat auch jeder Zeit genug dazu. Am besten geschieht die Kirchenzierung am Samstagmorgen oder Abend und an den Vortagen von hohen Festen. Während des Beichthörens soll man das niemals gestatten. Am besten gleich nachher, während man noch in der Kirche ist, dann braucht man deshalb nicht einmal einen besonderen Gang machen.

 

Das Wenigste, was man daher verlangen muss, besteht darin, dass der Seelsorger dabei ist, dass er Ruhe und Stille aufrecht erhält, dass er zeigt und weist, wie es schön und geschmackvoll ist, dass er unschönes und unwürdiges Material zurückweist und den Hochaltar eigenhändig dekoriert.

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9. Geschmack und Grundsätze

 

Über den Geschmack lässt sich bekanntlich nicht diskutieren. Nichts desto weniger will ich einiges über die Kirchendekoration hier erörtern. Geschmacklos sind alle künstlichen und nachgemachten Blumen, geschmacklos ist ebenso eine Überhäufung als ein Verschwinden des Schmuckes, geschmacklos ist das ewige Einerlei, geschmacklos sind Blumen, Vasen und Pflanzen von einer Sorte und Farbe, geschmacklos sind alte abgeblasste, verwelkte und beschmutzte Kränze und Girlanden, auch wenn sie eingefärbt und mit neuen „verzierten Blümchen“ versehen würden. Über diese Geschmacklosigkeit, glaube ich, ist wenig zu disputieren.

 

Zum guten Geschmack für kirchliche Schmückung gehört daher vor allen Dingen die Blumenfreundschaft, und nach dem Geschmack an lebendigen Blumen richtet sich dann auch die Gruppierung zum Kirchen- und Altarschmuck. Und hier gilt vor allem: Varietas delectat! Damit soll nun nicht gesagt sein, dass man bei jeder Dekoration neue Pflanzen auf den Altar stellen müsste, sondern damit sei gesagt, man suche sein Material womöglich jedes Mal etwas zu ändern, und ein verändertes Ensemble, wenn auch mit demselben Material, herzustellen. Sehr viel kommt zu dem Zweck der jedesmalige Altar in Frage. Tabernakelaltäre mit niedrigem Aufsatz lassen sich entschieden viel reicher, geschmackvoller und schöner dekorieren als Aufsatzaltäre. Bei reichgearbeiteten Altären darf entschieden nicht so viel Pflanzenschmuck verwendet werden als bei kunstlosen und ordinären. Auch muss man Sorge tragen, dass der Schmuck von unten nicht durchlöchert und durchbrochen erscheint, sondern gleichsam aus grünem Grund sich aufbaut, während oben einige Pflanzen einzeln hervortreten dürfen. Besonders schöne Topfpflanzen mit Blumen schaffe man an die Seiten des Tabernakels. Auch suche man gewöhnliche Blumentöpfe zu verdecken, schöne Vasen rücke man etwas in den Vordergrund. Wenn möglich sorge man, dass eine grüne Hinterwand an verschiedenen Stellen von Blumen durchbrochen ist. Die schönsten Bouquets sind jene, in denen das zierliche und feine Grün vorherrscht und jedes Blümchen zur vollen Geltung kommt. Paarweise machen z.B. Fuchsienbäumchen mit gleichen oder ähnlichen oder unähnlichen Glöckchen auf der Mitte der Kerzenbänke unten aus niedrigen Topf- und Blattpflanzen hervorschauend gar wunderbaren Effekt. Rechts und links stellt man einen Blumenstrauß daneben und die Dekoration ist gewiss geschmackvoll. Zweige, selbst Maien – und Kränze von Moos oder Bux oder gar erst von Papier halte ich am Hochaltar in der Kirche nicht wohl am Platz. Gewöhnlich schließen diese ihn in steife Formen ein. Auch ist es gut, auf solche Pflanzen zu spekulieren, die vom Hintergrund der Altarfarbe möglichst abstechen.

 

Um alles das zu erreichen, will ich hier nun einige Grundsätze aufstellen:

 

1. An jedem höheren Feiertag im Jahr suche man dem Altarschmuck ein anderes Tableau zu geben. Das ist durchaus nicht schwer, besonders an den Hauptfesten, weil an jedem sowohl der Topfflor als der Gartenflor ein anderer ist.

 

2. So lange als möglich suche man mit den Topfpflanzen Blumensträuße in Vasen mit Wasser untereinander zu stellen. Dadurch gewinnt der Schmuck an Lebhaftigkeit, Wohlgeruch und Schönheit.

 

3. Am Hochaltar bringe man stets das Schönste an und verwende das nicht für die Seitenaltäre oder gar vor Bildern. Der Grund ist einleuchtend.

 

4. Je blumenreicher die Jahreszeit, umso weniger Laub- oder Blattpflanzen am Hochaltar. Es bedarf keines Beweises, dass Blumen das Schönste ist aus der Pflanzenwelt, und wenn man es haben kann, soll man dem Herrn das Schönste zum Opfer bringen. Am Fronleichnamstag sei der Glanzpunkt der Dekoration.

 

5. Man mische nicht natürliche Blumen und gemachte. Das ist einmal nicht notwendig und das andere Mal nur schön in den Augen derer, die es gemacht haben. Es ist nicht notwendig, denn im Winter blühen keine oder nur sehr wenige Blumen, und darum hat niemand das Recht, solche zu fordern. Das andere Mal aber ist eine solche Vermischung Täuschung und Unwahrheit, und das soll vom Altar fern sein.

 

6. Man ziere der Höhe des Festes entsprechend schöner und reichhaltiger. Das gehört zur Ordnung und Hebung der Feststimmung.

 

7. Man geize nicht mit seinen Blumen und Pflanzen für das Gotteshaus. Wie abscheulich nimmt es nicht aus, wenn am Fenster des Pfarrhauses die schönsten Blumen stehen, und an Sonn- und Feiertagen die Altäre wenig oder gar keinen Schmuck aufzuweisen haben.

 

8. Man sorge auf beiden Seiten des Tabernakels stets für Symmetrie, sowohl was die Höhe, als die Dichtigkeit der entsprechenden Pflanzen und Blumen betrifft und sorge möglichst für gleiche oder ähnliche oder entsprechende Pflanzen, so dass sie paarweise zur Verfügung stehen.

 

9. Den gemachten und verzierten Blumen erkläre man ein für alle Mal den Krieg. Ist nichts anderes da, behelfe man sich so gut es geht, sorge aber für lebendige Pflanzen, verlege sich auf die Blumenzucht und in kurzer Zeit wird der papierne Flitter verschwinden.

 

10. In sehr hellen Kirchen verwende man Pflanzen mit dunklem Grün und dunkelfarbigen Blumen. In mehr dunklen Kirchen stehen helle Pflanzen und Blumen am schönsten.

 

11. Man bleibe stets bei den kirchlichen Vorschriften und lasse sich durch nichts verleiten, davon abzuweichen.

 

Niedrige, effektvolle Blattpflanzen und schöne Schlinggewächse suche man an entsprechende Stellen zu platzieren, auf Pfosten, Vorsprüngen, Ecken etc. Dann aber richtet sich der Geschmack eben sehr viel nach der Kirche und dem Altar, mit dem man es zu tun hat. Im Einzelnen kann davon hier nicht die Rede sein, sondern nur im Allgemeinen. Mit der Zeit aber bekommt man Routine auf diesem Gebiet und späht sich manches Plätzlein als sehr geeignet aus, um das man sich früher vielleicht nie bekümmert hat. Wer übrigens ein wenig ästhetisches Gefühl hat, wird mit lebendigen Blumen selten geschmacklos dekorieren, denn das meiste gibt sich da an jedem Altar von selbst.

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10. Verteilung des Schmuckes auf die Feste und Zeiten

 

Je nach der Höhe des Festtages soll der Schmuck des Gotteshauses schön, reichlicher und am umfangreichsten sein. Dann aber soll die Entfaltung des Schmuckes in seiner größten Entwicklung sich nach der Ehre richten, die dem heiligsten Sakrament, dem zu feiernden Geheimnis, der heiligen Gottesmutter oder den Heiligen angetan werden soll. An gewöhnlichen Sonntagen schmückt man die Kirche entweder gar nicht, oder man stellt ein paar schöne Blumenstöcke, oder ein paar Sträuße in Vasen auf. Schmuck ist zwar an diesen Tagen nicht geboten, aber durch eine geringe Schmückung, den Sonntag vom Werktag zu unterscheiden, ist besonders im Sommer, wo es bei gutem Willen an solchem Schmuck ja niemals fehlt, schön und erbaulich.

 

An Festen zweiter Klasse, die am Sonntag gefeiert werden, schmückt man etwas reichlicher. Man stelle zwei Blumenstöcke in Töpfen und vier Vasen mit Sträußen auf und umgekehrt.

 

An den Festen erster Klasse kommt es auf den Rang an, der ja kirchlich genau fixiert ist. Hier gelten die Feste des Herrn höher, als die der heiligen Gottesmutter und diese höher als die der Heiligen. Und unter den Heiligen ist es dann wieder der Kirchenpatron, der eine besondere Auszierung der Kirche erfordert. Ferner aber gehören zu jenen Festen, wo wir den schönsten Schmuck entfalten sollen, das Fest der Kirchweihe und der Tag des 12- und 40stündigen Gebetes.

 

Demnach würde sich die Sache so gestalten. Das Menschenmögliche wäre zu leisten am Fronleichnamstag. Das Beste und Schönste an Ostern, Pfingsten, Maria Himmelfahrt, Weihnachten, Bettag, Kirchweihe, Patronatsfest. Schön und gut am Weißen Sonntag, Christ Himmelfahrt, Peter und Paul, Allerheiligen, Dreikönigsfest. Weniger reich nach obiger Angabe.

 

Am Fronleichnamstag schmückt man die ganze Kirche. An den Hauptfesten Kirche und Chor, an den andern Hochaltar und Seitenaltäre, und an den weiteren den Hochaltar allein in abnehmenden Grad. Auf diese Weise trägt man bei zur Hebung des Festgeistes und der festlichen Stimmung. Dann aber wird dadurch auch Plan und Ordnung geschaffen und steht die kirchliche Schmückung in Einklang mit den Paramenten und ihrer Verteilung, mit der Musik und der Entfaltung des Fahnenschmuckes etc. An Muttergottesfesten weniger feierlicher Art, die an Sonntagen gefeiert werden, pflege ich den Muttergottesaltar besonders zu zieren, und solange es Blumen gibt, bekommt er wenigstens seinen Strauß, der Samstagabend vor dem Salve aufgestellt zu werden pflegt. Ist ein solches Fest mit dem Titel solemnitas versehen, wird der Schmuck etwas reichlicher, indem dem Strauß noch zwei, vier oder sechs Blumenstöcke beigefügt werden. Öfters kommt es daher vor, dass in solchen Fällen der Muttergottesaltar reichlicher geschmückt ist als der Hochaltar, ja, dass letzterer gar nicht geschmückt ist. In Kirchen, wo es keinen Muttergottesaltar gibt, kann man wo möglich einen Strauß vor dem Bild der allerseligsten Jungfrau anbringen. An höheren Muttergottesfesten ziert man Hochaltar und Muttergottesaltar.

 

Am Patronatsfest ist es dann auch in der Ordnung, den Altar oder das Bild des Patrons durch einen besonderen Schmuck zu ehren.

 

Auch andere Altäre sollen ihren Strauß bekommen, wenn die Feier der betreffenden Heiligen auf den Sonntag fällt.

 

Bei anderen Anlässen im Monat März, Mai, Juni gilt es dann nicht selten dem heiligen Joseph, der Maienkönigin, dem heiligen Herzen Jesu einen ganzen Monat lang einen besonderen Schmuck zu bereiten. In solchen Fällen ist es ratsam, den Schmuck zu wechseln, die Szenerie zu ändern, damit nicht dieselben Pflanzen dadurch leiden, dass sie zu lange in der Kirche sind. – In der Advents- und Fastenzeit unterbleibt, mit Ausnahme von größeren einfallenden Festen, der Kirchenschmuck gänzlich. Nur erfordert der Sakramentsaltar am Gründonnerstag eine entsprechende Verzierung, ebenso das heilige Grab bei der Auferstehungsfeier. Endlich ist es auch Gewohnheit, schön, geschmackvoll und sinnreich zu dekorieren bei außerordentlichen Veranlassungen, Missionen, Wallfahrtskirchen, Einzug des Bischofs etc.

 

Natürlich lässt sich diese Schmuckverteilung nicht mathematisch abgrenzen und richtet sich in erster Linie nach der Jahreszeit und dem Vorhandensein des Schmuckes. Ich habe die Verteilung von mir und meinen Blumen hergenommen, und glaube, dass es auf diese Weise wohl am schönsten und praktischsten wäre. Bei einigem Blumenvorrat und gutem Willen wird sich übrigens diese Stoffverteilung recht gut handhaben lassen und gewiss überall den besten Eindruck machen.

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11. Verteilung des Schmuckes auf dem Altar

 

Hier habe ich speziell den Hochaltar im Auge, denn der Schmuck der Seitenaltäre ergibt sich meist von selbst, oder kann ebenfalls bei ausreichendem Vorrat nach dieser Verteilung angeordnet werden. Diese Verteilung muss stets in den beiden Grenzen gehalten werden, nicht zu viel und nicht zu wenig.

 

Zunächst verteilt sich der Schmuck in einen grünen Schmuck, einen Blumenschmuck oder in einen gemischten Schmuck. Damit soll gesagt sein, dass es am Platz ist, den Altar mit reinem puren Grün zu schmücken und davon muss man im Winter häufig Gebrauch machen. Dabei ist vor allem zu sorgen, dass man ein recht verschiedenes Grün hat, helles und dunkles, schmales und breites, einfarbiges und buntes. Besonders durch letzteres, wohin Aucuba, Evonymus, Ilex-Arten etc., ja selbst Winterastern mit bunter Belaubung gehören, erhält das Grün einen blumenartigen Anstrich und Leben.

 

Mitten im Sommer aber, wo die ganze Natur in Blumen prangt, wäre ein solcher reiner Blattschmuck nicht am Platz, da kann man zur Abwechslung auch einmal zum puren Blumenschmuck greifen, von dem ich am Fronleichnamstag, wo ich die Topfpflanzen am Fronleichnamsaltar, an Seitenaltären, Hausfenstern etc. notwendig brauche, regelmäßig Gebrauch mache. Ein Altar, vollgestellt mit vielen, schönen und geschmackvollen Blumensträußen, die schön geordnet und in herrlichen Vasen prangen, ist nach meiner Ansicht wohl die schönste Altardekoration.

 

Im Übrigen wird man den Schmuck meist gemischt anbringen, Schnittblumen in Vasen und Topfblumen.

 

Zweitens ist der Schmuck auf dem Altar dreifach zu verteilen möglich: In einen hohen Schmuck, in einen niedrigen und in einen hohen und niedrigen. Die erste Art besteht darin, dass man seine Pflanzen so anbringt, dass sie gleichsam eine geschlossene Wand bilden bis zur Höhe des Kerzenleuchters etwa so, dass rechts und links vom Tabernakel gleichsam eine schöne geordnete Pflanzengruppe sich erhebt. Aber auch das ist nicht immer notwendig, obwohl man bei Mangel an Platz auf der Kerzenbank und bei Vorrat von höheren Pflanzen meist auf diese Dekoration angewiesen ist. Ebenso gut und schön aber kann man die Dekoration auch niedrig etwa Fuß hoch halten und doch prachtvoll dekorieren. Das geschieht durch niedrige, und wo möglich blühende Pflanzen. Wer z.B. ein Freund ist von Blumentreiben, der könnte an Ostern, wenn er nichts hätte als Hyazinthen, Tulpen, Maiblumen, Primeln, prachtvoll mit ihnen dekorieren, wenn er die Pflanzen in zwei Reihen gruppierte und die hinterste etwas erhöhte.

 

Die schönste und feinste Dekoration aber besteht nach meinem unmaßgeblichen Geschmack darin, dass man den niedrigen Schmuck mit dem hohen vereinigt, dazu braucht man Blumenbäumchen. Hat man deren etwa vier, die zusammenpassen und durch schöne Blüten oder durch Laub sich auszeichnen, so stellt man sie frei in den niedrigen Schmuck, so dass die Kronen oder die Blüten allseitig sich erheben. Beim niedrigen Schmuck muss man stets darauf bedacht sein, ihn in kleinen Töpfen zu halten. Darin blühen die meisten Pflanzen früher und man kann am Altar mehr anbringen. Weiter verteilt sich der Schmuck am Altar in Gruppenpflanzen und in Solitär- oder Einzelpflanzen.

 

Die Gruppenpflanzen sind solche, die man braucht, um ein Ganzes zu formieren, die Solitärpflanzen sind solche, die allein frei und einzelnstehend von bester Wirkung sind. Nach geeigneten Plätzen für solche muss man bei jedem Altar Umschau halten. Wohl bei jedem lässt sich wenigstens ein Paar anbringen. Nur darf der Platz nicht gar zu hoch sein, weil sie dann in der Regel verschwinden. Meist lassen sie sich bei Tabernakelaltären vorteilhaft verwenden. Auch bei höheren Aufsätzen findet sich meist ein Absatz, auf dem sie angebracht werden können, und ist hie und da der Platz zu klein, so ergänzt man ihn durch Anbringung eines Brettes, eines Sockels, einer Konsole etc. Unten wird von den Arten und Sorten all dieser Pflanzen die Rede sein. Nur möchte ich hier erwähnen, dass doch jeder Seelsorger sich ein Paar echte Palmen halten soll. Wir werden sehen, dass es Sorten genug gibt, die im Zimmer prächtig gedeihen und durchaus nicht so teuer sind. Für ein paar Mark bekommt man schon recht hübsche Pflanzen. Jesus, der einst unter Palmen wandelte, wird gewiss seine Freude daran haben, wenn er in unserem nordischen Klima auch im Schatten der Palmen wohnen darf. Und für den Winter ein schönes Zedernpaar wäre ebenso am Platz, als Erinnerung der so oft in der heiligen Geschichte genannten Zedern auf dem Libanon.

 

Endlich teilen wir den Schmuck des Altares noch ein in Stehpflanzen, Schlingpflanzen und Hängepflanzen. Letztere empfehle ich am Hochaltar nur dann, wenn man sehr geeignete Plätze dafür hat, von denen aber ein für allemal die Oberfläche des Tabernakels, auf die solche so gerne platziert werden, ausgeschlossen werden muss, weil es kirchlich verboten ist. Schlingpflanzen können, um drei Stäbe gewunden, sehr wohl in Pyramidenform in Gruppen und als Solitärpflanzen Verwendung finden. Am geeignetsten aber halte ich solche, um als lebendige Kränze in zwei Töpfen durch einen Bogen verbunden vor Bildern und Statuen, Öffnungen und Nischen von Seitenaltären etc. verwendet zu werden. Versuche das einmal einer mit zwei im Mai blühenden Clematis am Maialtar und bald wird das Volk allen Geschmack an derlei verzierten Bogenkränzen verlieren. Blattpflanzen schließlich können je nach ihrer Höhe überall Verwendung finden, selbst die neumodischen Teppichbeete dürfen, vereinzelt in Töpfen auf den Altar gebracht, nicht allein Abwechslung, sondern auch gut geordnet, einen herrlichen Schmuck bieten.

 

Wenn dieses Kapitel gehörig studiert wird, wird die Altardekoration bald jedem Seelsorger zu einer höchst interessanten Beschäftigung werden und das Wort: Varietas delectat, ihn und das Volk ergreifen.

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12. Dauer des Schmuckes

 

Nichts macht auf mich einen widerwärtigeren Eindruck, als wenn ich in eine Kirche komme, etwa am zehnten oder zwanzigsten Sonntag nach Pfingsten oder gar in der Adventszeit oder Fastenzeit, und sehe, wie bestaubte oder verschmutzte Papierkränze oder vertrocknete und vergilbte Moos- oder Buxkränze noch gerade so von der Decke oder an den Altären, oder in den Bögen, oder vor den Gewölben herunterhängen, wie sie am Fronleichnamsfest vor Jahren vielleicht aufgehängt worden sind.

 

Das ist leider in vielen Dorfkirchen gar zu häufig, besonders wenn zur Abnahme die Beschaffung einer Leiter oder gar der mühsame Gang auf den Kirchenspeicher erfordert wird. Auch sieht man nicht selten dieselben Papiersträuße, Papierkränze, Lilien etc., oft sogar noch mit einer Glasglocke bedeckt, Jahr und Tag auf denselben Altären, an derselben Stelle stehen, als wenn das ein Schmuck und eine Zierde des Altares und des Gotteshauses wäre. Das ist, gelinde gesagt, eine lächerliche Geschmacklosigkeit, ein bequemer nichtssagender müheloser Schmuck, der keines Lohnes würdig ist und kein Verdienst zu beanspruchen, das Recht hat. In solchen Fällen erinnere ich den Ordner des Schmuckes, den Hüter und Wächter des Heiligtums an seine Pflicht.

 

Alles hat seine Zeit, so auch der Kirchenschmuck. Und fürwahr leichter ist es, ihn wegzuschaffen, als ihn herzuschaffen.

 

Die Dauer des Kirchenschmuckes ist verschieden und hat auch hier der Pflanzenschmuck vor dem gemachten Flitter den großen Vorzug, dass er zur regelmäßigen Entfernung nach abgelaufener Festfrist von selber mahnt, bald weil er der notwendigen Pflege bedarf, oder bald, weil er der Verwerfung und dem Verwelken anheimfällt.

 

Bei der Abräumung muss man wieder praktisch zu Werke gehen. Schöne, seltene, diffizile und kostbare Pflanzen stelle man vor dem Gottesdienst auf und entferne sie gleich sie gleich nach ihm, gleichviel ob das Fest eine Oktav hat oder nicht. Genau so muss es in den Wintermonaten oft mit allen Altarblumen gemacht werden.

 

In der Regel aber rüste ich den Altarschmuck am Vorabend vor den Feiertagen und lasse ihn bis zum Abend des Festes, wenn es keine Oktav hat. Hat es aber eine, lasse ich den etwaigen Schmuck des Chores und Schiffes unberührt und räume die Seitenaltäre ganz ab und den Hochaltar teilweise. Sind Vasen und Sträuße verwendet, so bleiben diese die Oktav hindurch, wenn sie nicht früher verwelken und unbrauchbar werden. Von den Topfblumen lasse ich entweder keine oder nur einige wenige, etwa zwei auf beiden Seiten des Tabernakels. Wie die Festfeier während der Oktav keine so glänzende ist, wie am Hauptfest, so braucht auch die Dekoration keine so glänzende zu sein.

 

Nach abgelaufener Oktav aber wird jederzeit alles abgeräumt, und hat die Kirche wieder ihr gewöhnliches bauliches Aussehen. Das ist auch aus dem Grunde ratsam, weil sich in die verwesten Pflanzenreste gern allerlei Ungeziefer einnistet und die Kirche bevölkert, wenn Insekteneier etc. dort zum Ausschlüpfen gelangen.

 

So soll und muss es überall sein und gehandhabt werden, wo Ordnung zu Hause und der Ordner des Schmuckes am Platz ist. Wo die Sachen hängen und stehen bleiben, geht es gewöhnlich auch so mit Fahnen und Emblemen oft zu deren Schaden und Verderben, und gerade dadurch verwischt man mit der Zeit im Gotteshaus den Festcharakter und im Herzen des Volkes die feierliche und festliche Stimmung.

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