Christliches Alphabet

 

Ein halber Christ

ist gar kein Christ,

weil Christsein

etwas Ganzes ist.

 

Vom Glockenklang zum Chaos

 

Schon in der Zwölfapostellehre (das älteste christliche Buch neben dem Neuen Testament, vor dem Jahr 100 entstanden) heißt es: "Betet dreimal am Tag!" Im frühen Mittelalter riefen die Glocken bei Anbruch der Dunkelheit zum Gebet um Gottes Kraft gegen die drohenden Mächte der Finsternis. Seit dem 13. Jahrhundert besteht die Sitte, im Anschluss an die Prim (das kirchliche Morgengebet) und an die Komplet (Abendgebet des Breviers) ein dreimaliges Glockenzeichen zu geben und mit drei Ave Maria die Gottesmutter zu grüßen. 1346 empfahlen deutsche Bischöfe, dieses Abendgebet "um Erhalt des Friedens" zu verrichten. Als dann die Türken an der Ostpforte Europas anstürmten, sie einschlugen und Jahr um Jahr tiefer ins damalige Land der Christenheit (ins christliche Abendland) eindrangen, da erhoben auf Geheiß des Papstes Calixt III. 1456 die Glocken der Kirchen auch am Mittag ihre Stimmen und riefen die Christen zum Gebet um Gottes Hilfe in der schweren Türkengefahr. Gleichzeitig sollte die Erlösungsbotschaft des Angelus, gebetet in der Tagesstunde, in der Christus am Kreuz sein Erlösungsopfer vollbrachte, auch den Ungläubigen das Heil der Erlösung erflehen. Seitdem erklingt dreimal am Tag die Angelusglocke und gibt dem Tagewerk der Christen eine geweihte Ordnung. 

 

Was ist aber, wenn uns, wie heute so oft, keine Glocke mehr zum Gebet ruft? Was ist, wenn Gebet, Glaube und "ganzes Christsein" fast in Vergessenheit geraten sind? Was ist, wenn in unserer Zeit aus dem ehemals "christliche Abendland" ein ein wirres Durcheinander, ein entchristliches Europa und das Leben weitgehend gott- und sittenlos geworden ist? Dann rufen wir uns eben selbst zum Gebet! Wir müssen uns Erinnerungszeichen schaffen, die uns die fehlende Angelusglocke ersetzen. Ein Bild am Arbeitsplatz, im Auto und zu Hause, sich täglich wiederholende Stunden und Zeiten, beim Erwachen, vor der Arbeit, vor dem Essen, vor dem Verlassen der Wohnung, in der Bahn, im Bus oder im Auto, vor dem Abendessen und vor dem Schlafengehen. Oft, aber in jedem Fall dreimal in unserem Tagesablauf sollen unsere Zeichen uns rufen zum Gebet des Angelus. Früher bestand bei vielen Katholiken der Brauch, den "Engel des Herrn" am Morgen zu beten für die Kinder und Jugendlichen der ganzen Welt, am Mittag für den Frieden der Völker und am Abend für die Ausbreitung des Reiches Gottes. Aber auch unsere ganz persönlichen Anliegen und Fürbitten können und sollen wir mit den Worten des Angelus Gott anvertrauen. Wenn dann noch eine Lesung aus dem "Christlichen Alphabet" oder den anderen Texten aus "Marianisches" hinzukommt, sorgen wir für einen Boden, auf dem der katholische Glaube wachsen kann. 

 

Inhalt:

 

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