Die heilige Mutter Anna

 

Wie viele Frauen mögen wohl am Festtag der heiligen Anna, am 26. Juli, Namenstag feiern? Gottes Vorsehung hat es wohl absichtlich gefügt, dass in der Christenheit der Name „Anna“ so verbreitet ist, damit auch auf solche Weise diejenige in Ehren stehe, die der gebenedeiten Mutter seines eingeborenen Sohnes das Leben schenkte.

All denen, die den schönen Namen der Mutter Mariens tragen, wünsche ich besonders zu ihrem Namenstag am 26. Juli recht herzlich Glück und den Schutz und den Segen der großen heiligen Mutter Anna, ihnen sei auch das schöne Bild von Anna und Maria gewidmet.

Aber man braucht nicht selbst den ehrenvollen Namen der heiligen Anna zu tragen, um sie zu lieben, zu verehren und vertrauensvoll anzurufen, dazu braucht man nur ein echter katholischer Christ zu sein. Denke nur, wer denn eigentlich die heilige Anna ist! Erkennst du Maria so recht als deine himmlische Mutter an, was ist dann für dich die Mutter dieser deiner Mutter? Nach irdischen Verhältnissen nennt man es Großmutter und wie viel Ehrfurchtgebietendes, wie viel Trautes und Liebes sagt uns dieses Wort. Denke nur an dein eigenes Großmütterchen zurück! Damit will ich nun freilich nicht sagen, du sollst in Zukunft beten: Heilige Großmutter Anna, bitte für uns! Das hätte keinen Sinn, weil irdische Beziehungen nicht so ohne weiteres auf das Himmlische übertragen werden dürfen. Aber alles, was an Hoheit und Würde, an Trautheit und Liebe in dem Wort „Großmutter“ liegt, all dieses finden wir in der heiligen Anna auch für uns. Und wenn wir sie „heilige Mutter Anna“ nennen, so meinen wir damit nicht bloß, dass sie die Mutter Mariens sei, wir wollen zugleich damit sagen, dass auch wir sie als eine treue und würdevolle Mutter kindlich verehren und vertrauensvoll zu ihr aufblicken.

Und richtig! Welch eine treue, welch eine hochheilige Mutter muss nicht die heilige Anna gewesen sein, deren keuschem Schoß und mütterlicher Sorge Gott der Herr die allerseligste Jungfrau, die auserwählte Mutter seines ewigen Wortes anvertraut hat. Wie heilig muss der Schoß gewesen sein, der der Schauplatz des Gnadenwunders der unbefleckten Empfängnis Mariä war; wie heilig muss der Sinn und das Leben jener Frau gewesen sein, die als Mutter über die Kindheit und die Erziehung der Himmelskönigin zu wachen berufen war! Und war ihr Herz groß und treu genug, um mütterlich über Maria zu wachen, dann ist es auch kein Wunder, dass auch wir uns ihr gern als Kinder in Ehrfurcht und Liebe anvertrauen.

Verehren wir aber die heilige Anna gern als Mutter, dann müssen wir auch als Kinder gern auf sie hören. Was wird sie uns sagen? Schau das Bild der heiligen Anna an! Sie ist im Gespräch mit ihrem Kind, der allerseligsten Jungfrau, begriffen. Beide schauen in ein Buch hinein, das Buch aber ist offenbar die Heilige Schrift. Die heilige Anna unterrichtet ihr Kind im Gesetz des Herrn, und die seligste Jungfrau lauscht demütig und wissbegierig auf den mütterlichen Unterricht. Nun wissen auch wir, was uns die gute Mutter Anna gern sagen möchte: „Venite filii audite me, timorem Domini docebo vos – Kommet, Kinder, und höret auf mich, die Furcht des Herrn will ich euch lehren!“ (Psalm 33,12)

Matthias Hergert

 

Erwählung der heiligen Mutter Anna zur Schutzpatronin

 

Heilige Mutter Anna, du gnadenreiche Mutter der Mutter Gottes, ich . . . erwähle dich zu meiner Beschützerin und Fürsprecherin, und nehme mir kräftig vor, dir die ganze Zeit meines Lebens getreu zu dienen, und deine Ehre nach Kräften zu befördern. Nimm mich zu deiner Dienerin / zu deinem Diener gnädig an, sei meine getreue Fürsprecherin bei Jesus und Maria, und erlange mir Gnade und Barmherzigkeit in allen schweren Umständen des Leibes und der Seele, besonders aber in der Stunde meines Todes. Amen.

 

 

Zur heiligen Mutter Anna

 

Wo der Morgen des nahenden Heiles graut,

Ein Stern den verfinsterten Zeiten,

Erstrahlst du, o Mutter Anna, so traut,

Berufen, des göttlichen Geistes Braut

Als Kindlein zu schirmen, zu leiten.

 

Dies zarte Herz, von der Schuld nicht berührt,

Du hast es schuldlos erhalten,

Mit der Treu`, die ein frommes Mutterherz ziert,

Hast du zu Gott dein Kindlein geführt,

Und gewehret sünd`gen Gewalten.

 

Und wem ist die heutige Jugend geweiht?

Das kann ein Blick uns schon künden:

Entfremdet von Gott, zu der Eltern Leid,

Folgt nur zu oft sie dem Zuge der Zeit

Und sinkt in die Netze der Sünden.

 

Da gilt`s, die Kinder schon früh auf den Pfad

Des Glaubens, der Tugend zu leiten,

Beizeiten zu tilgen verderbliche Saat,

Zu warnen, zu helfen mit Rat und mit Tat,

Will Sünde Gefahr hier bereiten.

 

O Mutter Anna, uns Helferin sei,

Zu Gott unsre Kinder zu leiten,

Von fader Menschenfurcht mache uns frei,

Den Sorgen und Mühen Erfolg verleih`,

Dass wir uns den Himmel erstreiten!

 

Gebet um den Haussegen

 

Liebste Mutter Anna, deine Freude ist es, wenn ich mit meinen Hausgenossen, meinem Mann, meiner Frau, meinen Kindern, vor allem das Reich Gottes suche und seine Gerechtigkeit. Sei deshalb unsere Fürsprecherin beim barmherzigen Gott, dass er mich, meine Familie, Freunde und alle Hausgenossen durch seine Gnade zu allem Guten leite und stärke, und wir nichts anderes so sehr verlangen und suchen, als seine göttliche Ehre und das Heil unserer unsterblichen Seele. Lass dir aber auch, o heilige Anna, den zeitlichen Wohlstand meiner Familie empfohlen sein, und entferne durch deine vielvermögende Fürbitte von meiner Familie jedes große Unglück, dass wir nach dem heiligsten Willen Gottes unsere Pflichten ungehindert erfüllen, Gott freudig dienen und endlich das ewige Leben verdienen mögen. Amen.

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Zur Verehrung der heiligen Mutter Anna

 

Das ganze Leben unseres Herrn Jesus Christus ist ein vollkommenes, oder, richtiger gesagt, ein wahrhaft göttliches, uns zur Nachahmung vorgestelltes Beispiel. "Ich habe euch," so sagt er, "ein Beispiel gegeben, damit auch ihr tut, wie ich getan habe." Sehen wir nun auf das Beispiel, das er uns in Betreff seiner Großmutter, der heiligen Anna, hinterlassen hat, so gibt es wohl keinen Zweifel, dass er, so lange sie noch am Leben war, ihr viele Beweise der Ehrfurcht, der Liebe und des Gehorsams gegeben hat. Denn wie lässt es sich denken, dass Jesus, der seine Mutter Maria, ja auch seinen Nährvater Josef so hoch geehrt und so zärtlich geliebt hat und ihnen in allen Dingen gehorsam war, der leiblichen Mutter seiner Mutter nicht viele Beweise seiner Ehrfurcht und Liebe erzeigt hat? - Jesus Christus war für jede empfangene Wohltat so überaus dankbar. Wie sollte er gegenüber seiner Großmutter sich nicht sehr dankbar gezeigt haben für alle Liebe und Güte, die sie seiner allerliebsten Mutter und ihm selbst in seiner ersten Kindheit erwiesen hat, indem sie ihn so oft auf ihren Armen getragen, an seinem Bettlein gewacht, und in der Fürsorge und Pflege für ihn so großen Eifer gezeigt hat?

 

Jedoch den schönsten Beweis von Ehrfurcht und Liebe gab der Heiland seiner heiligen Großmutter, als es mit ihr zum Sterben kam. Da ist er, wie eine uralte Überlieferung erzählt, zu ihrem Bett gekommen und hat sie so angesprochen: "Gebenedeit bist du, meine liebe Großmutter! Alle, die dich ehren, werden Glück haben an Seele und Leib, und wenn sie dich in ihren Nöten anrufen, will ich sie erhören um deines Namens willen. Weil du an einem Dienstag geboren bist, und heute an einem Dienstag sterben wirst, so bestimme ich diesen Tag, so oft er wiederkehrt, zu deiner Ehre, und alle, die dich an diesem Tag ehren, will ich ganz besonders erhören." 

 

Schon die heiligen Apostel sollen das Haus von Nazareth, in dem die heilige Anna mit dem heiligen Joachim gewohnt hat, und Maria zur Welt brachte, in eine Kapelle verwandelt haben. Die heilige Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, erweiterte diese Kapelle zu einer Kirche. Frühzeitig wurde auch über dem Haus der heiligen Anna, wo sie in Jerusalem, so oft sie dahin gekommen war, gewohnt hatte, ein Kloster gebaut, das jedoch in eine Moschee umgebaut wurde. Im Jahr 550 nach Christi Geburt wurde zur Ehre der heiligen Anna in Konstantinopel eine prachtvolle Kirche erbaut, in der ihr heiliger Leib unter vielen und großen Ehrenbezeugungen aufbewahrt wurde, bis er später durch die Kreuzfahrer nach Frankreich gebracht und Reliquien dieser Heiligen im ganzen Abendland verbreitet wurden. Von dieser Zeit an wurden in allen Ländern der Christenheit zur Ehre der heiligen Anna Kirchen und Kapellen erbaut, Altäre und Bildsäulen errichtet und auf ihren Namen feierlich eingeweiht. Auch mehrere Klöster wurden auf den Namen und unter dem Schutz dieser Heiligen gegründet. Tausende von Mädchen erhielten von nun an in der heiligen Taufe den Namen Anna.

 

Etwas später errichtete man auch viele Bruderschaften zur besonderen Verehrung der heiligen Anna, die von der Kirche gut geheißen, bestätigt und mit reichlichen Ablässen und anderen geistlichen Privilegien ausgestattet wurden. Die Kirche hat dadurch zu erkennen gegeben, wie sehr sie die Verbreitung der Verehrung der heiligen Anna wünscht. Sie erkannte nur zu gut, wie viel Grund sie hat, die Ehre dieser Heiligen zu fördern. Sie erkannte, dass die heilige Anna durch die Mutterschaft der Gottesmutter mehr zum unaussprechlichen Geheimnis der Menschwerdung des göttlichen Wortes beigetragen hat, als alle Patriarchen des Alten Bundes durch ihr Warten, ihre Tränen und Verdienste. Sie erkannte, dass ihre Mutterschaft fruchtbarer gewesen ist, als die Fruchtbarkeit aller anderen Frauen des Alten Bundes. Sie erkannte, dass, wenn die Familie des Tobias sich dem Engel Raphael, der ihrem Sohn zum Führer auf der Reise gedient hatte, zu großem Dank verpflichtet hielt, die große Familie des christlichen Volkes noch größere Dankbarkeit der heiligen Anna schuldig ist, da sie die Jugend der allerseligsten Gottesmutter Maria und ihres göttlichen Sohnes Jesus pflegte und beschützte. Sie erkannte schließlich, mit welcher Liebe, Ergebenheit und Standhaftigkeit die heilige Anna alle Mühen, Arbeiten und Sorgen als Ernährerin, Erzieherin und Beschützerin ihrer hochgebenedeiten Tochter und ihres göttlichen Sohnes ertragen hat. Und bei der Erkenntnis so großer Verdienste sah die Kirche sich verpflichtet, die glorreiche Mutter Anna als ihre besondere Wohltäterin anzusehen und ihr durch Verehrung und Ermunterung ihrer Gläubigen zu dieser Verehrung die Schuld der Dankbarkeit abzutragen. Sie spricht gleichsam zu dieser Heiligen:

 

"Heilige Mutter Anna, ich übergebe deinen Händen alle meine Kinder. Möge es ihnen wohl ergehen unter deinem so viel vermögenden Schutz. Jesus, dein Enkel, ist mein Bräutigam. Maria, deine unbefleckte Tochter, ist meine Mutter und meine Königin, und du sollst meine Fürsprecherin und Beschützerin sein. Da du die Mutter des göttlichen Erlösers zur Tochter hattest, sind ihre Kinder, d.h. alle meine Gläubigen, auch deine Kinder geworden. Alle Dienste, die du Maria geleistet hast, leistest du in gleicher Weise allen, die ihre Kinder geworden sind. Wie könnte ich dir jemals eine deinen Verdiensten und Wohltaten angemessene Verehrung erweisen? Ich werde dich preisen als Glorie der Engel und Heiligen, als die unüberwindliche Stütze der Christenheit, als die große Beförderin unseres Heils, als die Zuflucht der Betrübten und als die Mutter der Armen. Kurz, um alle Titel und Lobsprüche in zwei Worte zusammenzufassen, ich will dich nennen die Mutter Marias und die Großmutter Jesu Christi."

 

Ein kirchlicher Schriftsteller der Vorzeit sagt: "Die Menge derjenigen, die von jeher die heilige Mutter Anna hochgeschätzt und verehrt haben, ist unzählbar." Unter dieser Zahl befinden sich große Heilige, wie ein heiliger Augustinus, ein heiliger Hieronymus, ein heiliger Epiphanius, ein heiliger Cyrillus von Alexandria, ein heiliger Johannes Damaszenus, ein heiliger Thomas von Aquin, eine heilige Theresia von Avila, eine heilige Coletta, eine heilige Brigitta und viele andere auserwählte Dienerinnen und Diener Gottes. Von der heiligen Coletta wird erzählt, dass sie die heilige Mutter Anna in allen Nöten um ihre Fürbitte angerufen hat. Sie hat aber auch, wie sie selbst erkannte, auf die Fürsprache der heiligen Anna von Gott viele und große Gnaden erlangt, darunter auch die Gnade, dass sie fünf Personen vom Tod wieder zum Leben erweckt hat. Als Coletta im Jahr 1447 den sechsten März zu Gent in Flandern mit Wunderzeichen leuchtend starb, empfahl sie sich neben Jesus und Maria auch der heiligen Mutter Anna. Die heilige Brigitta von Schweden trug neben Jesus und Maria zur heiligen Anna die größte Liebe und Verehrung. In all ihrem Tun und Lassen empfahl sie sich ihrem mütterlichen Schutz, und hatte sie ein Anliegen, nahm sie zu ihrer mächtigen Fürbitte die Zuflucht.

 

Wenn nun so viele große Heilige und andere durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit ausgezeichnete Personen der heiligen Mutter Anna mit so zärtlicher Liebe und Verehrung zugetan und für die Ausbreitung ihres Dienstes so eifrig waren, sollen dann nicht auch wir, in ihre Fußstapfen tretend, uns der Verehrung und dem Dienst der heiligen Anna mit großem Eifer ergeben? Niemand kann dies bezweifeln.

 

 

Der heilige Thomas von Aquin sagt: "Gott verleiht einzelnen Heiligen die Gnade, uns Menschen in einem gewissen Anliegen zu helfen. So werden z.B. zur Zeit des Hungers der heilige Elias und der heilige Dominikus, zur Zeit der Pest der heilige Sebastian und der heilige Rochus, zur Zeit des Krieges der heilige Erzengel Michael und der heilige Georgius usw. angerufen. Aber der heiligen Mutter Anna ist die Gnade erteilt, zu helfen in allerlei Nöten." Ebenso sagt auch die heilige Theresia von Avila: "Wir wissen und sind überzeugt, dass unsere heilige Mutter Anna in allen Gefahren, Anliegen und Schwierigkeiten hilft, indem uns der Herr zu erkennen geben will, dass er, wie er seiner liebsten Großmutter gehorsam war auf Erden, also auch noch im Himmel tut, was sie für uns von ihm verlangt." Der selige Trithenius, Benediktiner-Ordensabt zu Spannheim sagt: "Der heiligen Mutter Anna ist von Gott die Macht gegeben, nicht bloß in dieser oder jener Not, sondern in allen Nöten zu helfen, weil Jesus Christus, ihr göttlicher Enkel, ihr keine Bitte abschlägt, und Maria, ihre glorreichste Tochter, ihre Bitten unterstützt. Allen, die die heilige Mutter Anna wahrhaft verehren, fehlt nichts, weder in diesem, noch im anderen Leben."

 

"Glaubt mir," fährt der fromme Abt fort, "wenn ihr die heilige Anna von Herzen liebt und ehrt, so werdet ihr erfahren, wie hoch Gott sie schätzt, alles, was sie für euch von Gott begehrt, erlangt sie. Sie erbittet ihren Dienerinnen und Dienern täglich so viele Gnaden, dass es unmöglich wäre, alle aufzuzählen. Niemand begreift es, wie viele Gnaden den würdigen Verehrern der heiligen Anna erteilt werden, als diejenigen, die es selbst erfahren haben. Diese Heilige vertreibt durch ihre Verdienste und durch ihre Fürbitte die Betrübnisse des Geistes, und tilgt die Begierlichkeiten des Fleisches. Sie kommt zu Hilfe den Armen, macht gesund die Kranken und tröstet die Geängstigten. Sie nimmt hinweg die Widerwärtigkeiten. Sie hilft durch ihre Fürbitte die Laster auszurotten und einzupflanzen die Tugenden. Sie erfleht Licht dem Verstand, Stärke dem Willen und Rührung dem Herzen des Menschen. Durch die Anrufung der heiligen Mutter Anna erlangten viele vornehme Menschen, adelige und nicht adelige Personen, Frauen und Männer, Jung und Alt , wunderbare Hilfe in Not und Gefahr. Durch die Verdienste und Fürbitte dieser Heiligen wurden schon öfter Pest, Hunger und Krieg beschwichtigt, böse Geister vertrieben, und Besessene aus ihrer Gewalt befreit. Den unfruchtbaren Eheleuten erbittet sie Kinder, und den Gebärenden eine glückliche Niederkunft."

 

"O wie viele sind schon durch die Fürbitte der heiligen Anna von der Verzweiflung wieder zur Hoffnung der Barmherzigkeit gebracht, und von der Gewohnheit zu sündigen zur wahren Buße geführt worden! Wie viele schläfrige und laue weltliche und geistliche Personen wurden durch ihre Fürsprache mit dem göttlichen Feuer der Liebe entzündet, und in eifrige Diener Gottes umgeschaffen. Wie viele wurden aus Ketten und Gefängnissen erlöst, aus augenscheinlicher Todesgefahr errettet, ja selbst vom Tod wieder zum Leben erweckt. Sie hat viele ihrer Diener auf ihrem Sterbebett besucht und, ehe sie verschieden, des ewigen Lebens versichert. Die Gnaden und Guttaten, die Gott auf die Fürbitte der heiligen Mutter Anna dem Menschen erteilt hat und noch immer erteilt, sind so zahlreich, so zahlreich die Übel sind, die die Menschen hienieden bedrohen. Die würdigen Verehrer dieser Heiligen können durch ihre Vermittlung in allen Nöten Hilfe erlangen." So der genannte Abt.

 

Aus den beschriebenen Beweggründen ergibt es sich wie von selbst, dass es vernünftig, billig und heilsam ist, die Verehrung der heiligen Mutter Anna mit Eifer zu vollziehen, und in allen Nöten und Anliegen zu ihr die Zuflucht zu nehmen.

 

 

Kirchenlobgesang am Fest der heiligen Anna

 

Auf! preist in heil`ger Wonne Glut

Die starke Frau voll Männermut!

Verherrlicht strahlt durch alle Zeit

Der Ruhm von ihrer Heiligkeit.

 

Verwund`t vom Liebespfeil des Herrn

Verschmäht sie Erdenliebe gern;

Froh wallte sie die raue Bahn,

Die uns geleitet himmelan!

 

Dass rein sie bliebe stets und keusch,

Besiegt durch Fasten sie das Fleisch.

Des Höchsten Will` und Ruhm und Dank

War ihrer Seele Speis und Trank.

 

O Heiland, Du der Starken Kraft,

Der nur allein das Große schafft,

Erhör` der Heiligen Gebet,

Die Dich für uns um Gnade fleht!

 

Lob, Ehre, Preis auf Deinem Thron,

Sei Vater Dir, und Deinem Sohn!

Und heil`gen Geist zu jeder Zeit

Von Ewigkeit zu Ewigkeit!

 

Gebet in einem besonderen Kreuz

 

Sei gegrüßt, o heilige Mutter Anna, die du alle deine Gedanken und Sorgen dahin gerichtet hast, um deine Standespflichten getreu und gewissenhaft zu erfüllen, weswegen du keine Mühe und Arbeit gespart, auch keine Unannehmlichkeit gemieden, sondern mit größter Bereitwilligkeit alle deine Kräfte bei Tag und Nacht für deinen Beruf angewendet hast. Durch diese deine Mühe, Sorgfalt und Arbeit bitte ich dich, mildreiche Mutter, wende mir deine barmherzigen Augen zu, komm mir zu Hilfe in allen meinen Anliegen und Kreuzen. (Nenne hier das Kreuz, in dem du besonders um Hilfe bittest.) Ach, heilige Anna, lass mich deine mächtige Fürbitte und Hilfe genießen nach der Größe meines Vertrauens, so viel es nach dem liebevollen Willen Gottes geschehen kann. Amen. 

 

 

Die "Dienstags-Heilige"

 

Weil die heilige Anna an einem Dienstag zur Welt gekommen und auch an einem Dienstag von dieser Welt abgeschieden ist, hat Jesus Christus diesen Tag besonders zu ihrer Ehre bestimmt, und die Verheißung beigefügt, dass Er alle diejenigen, die diesen Tag zur Ehre seiner heiligen Großmutter begehen, besonders erhören werde. Deswegen ließen sich alle großen Verehrer und Diener der heiligen Mutter Anna ihre Verehrung besonders an jedem Dienstag angelegen sein. Wir wollen hören, welche Werke der Andacht und der Liebe sie an diesem Tag zur Ehre der heiligen Anna zu verrichten pflegten.

 

Einige, die das ausreichende Vermögen besaßen, ließen jedes Jahr neun Dienstage nacheinander eine heilige Messe lesen zur Erinnerung der unaussprechlichen Freuden, die die heilige Anna in den neun Monaten empfunden hatte, als sie die Mutter des göttlichen Erlösers unter ihrem Herzen trug. Es gab auch einige, die an jedem Dienstag des Jahres eine heilige Messe lesen ließen, in dem sie die Meinung und Absicht hatten, bald dieses, bald jenes Geheimnis im Leben der heiligen Anna zu verherrlichen.

 

Andere, Reiche und Arme, empfingen entweder aus oben gedachter Absicht neun Dienstage nacheinander oder alle Dienstage des Jahres die heiligen Sakramente der Buße und des Altars.

 

Wieder andere hörten an einem jeden Dienstag zur Ehre der heiligen Anna eine heilige Messe, und verrichteten dabei das Rosenkranzgebet.

 

Noch andere gaben an jedem Dienstag ein bestimmtes Almosen, oder sie besuchten eine Kirche, oder einen bestimmten Altar, auf dem das Bildnis der heiligen Anna aufgestellt ist, und verrichteten gewisse Gebete, wobei sie die Absicht hatten und die Meinung machten, bald dieses, bald jenes glorreiche Vorrecht der heiligen Anna zu verehren, oder bald diese, bald jene Gnade durch ihre Fürbitte von Gott zu erlangen.

 

Einige enthielten sich an jedem Dienstag zur Ehre der heiligen Anna einer gewissen Speise, z.B. des Fleisches, der Milch, oder sie taten in der Nahrung sich einen Abbruch, oder sie verrichteten ein anderes Bußwerk, wobei sie ihre begangenen Sünden schmerzlich bereuten und die heilsamsten Entschlüsse fassten. Es gab auch solche, die an jedem Dienstag zur Ehre der heiligen Anna das Stillschweigen beobachteten, und nichts redeten, was nicht gerade notwendig war.

 

Manche bezähmten an diesem Tag jede Neugierde der Augen und der Ohren, und vertieften sich im Geist in das innere Leben ihrer glorwürdigen Schutzfrau, der heiligen Anna.

 

Viele zündeten jeden Dienstag zur Ehre Jesu, Maia und Anna drei Lichter an und verrichteten dabei drei Vaterunser und drei Ave Maria oder andere Gebete zur Verehrung dieser drei heiligsten Personen.

 

Andere lasen an jedem Dienstag etwas vom Leben der heiligen Mutter Anna, und machten einen guten und bestimmten Vorsatz, heute dies oder jenes gute Werk zu üben, und führten den Vorsatz eben an diesem Tag auch pünktlich aus. 

 

Solcher und ähnlicher Andachtsübungen bedienten sich an den Dienstagen fromme Diener und Dienerinnen der heiligen Anna, um ihrer Schutzfrau den Tribut der Verehrung darzubringen, und ihrer mächtigen Fürbitte sich würdig zu machen. 

 

Christliche Frau, halte auch du den Dienstag als den Ehrentag der heiligen Anna fleißig in Ehren und verrichte an diesem Tag eine oder die andere Andachtsübung zur Verehrung deiner glorreichen Schutzfrau und Standespatronin! - Hast du wenig Zeit, so tue doch etwas Weniges. Die heilige Anna nimmt von dir das Wenige gewiss wohlgefällig auf, wenn du es gut verrichtest. - Hast du ein Anliegen auf der Seele, so wähle besonders den Dienstag, deine heilige Schutzfrau um ihre Fürbitte anzuflehen. Du hast es gehört, dass diejenigen, die an diesem Tag die heilige Anna verehren und anrufen, leichter Erhörung finden, als solche, die dies an einem anderen Tag tun. 

 

Gebet am Dienstag

 

Gütigster Jesus, du hast der heiligen Anna, deiner liebsten Großmutter, auf ihrem Sterbebett das Versprechen gegeben, dass du alle die besonders erhören willst, die an einem Dienstag, ihrem Geburts- und Sterbetag, diese Heilige vertrauensvoll anrufen werden. Siehe, ich komme nun heute an diesem Dienstag hierher, um die heilige Anna, meine Mutter und Schutzfrau, andächtig zu verehren und durch ihre Fürbitte von deiner Barmherzigkeit alle Gnaden, deren ich bedürftig bin, zu erlangen. Denke nun an deine gütige Verheißung und erhöre durch die Fürbitte und Verdienste der heiligen Anna mein schwaches Gebet. Gib mir, was mir zum Heil und deinem allerheiligsten Willen gemäß ist.

Heilige Anna, lass dir mein Gebet wohlgefällig sein, und bitte für mich, dass ich der verheißenen Gnaden und Gaben teilhaftig werde. Bitte Jesus durch Maria, dass ich Jesus, Maria und dich in Wahrheit lieben und verehren kann hier auf Erden, um euch dereinst auch dort in Gesellschaft aller Heiligen lieben, loben und preisen zu können in Ewigkeit. Amen.

 

 

Tägliche Gebete am Morgen

 

Zur seligsten Jungfrau Maria

 

Heiligste Jungfrau Maria, Mutter Gottes und auch meine Mutter! Ich stelle mich heute wieder unter deinen Schutz und überlasse mich mit kindlichem Vertrauen deinem erbarmungsvollen Herzen. Dir übergebe ich alle Augenblicke dieses Tages, damit ich durch deine heiligen Verdienste und durch deine alles vermögende Fürbitte alle meine Werke so verrichten möge, dass sie dein und deines göttlichen Sohnes Wohlgefallen erlangen. Amen.

 

Zum heiligen Schutzengel

 

Auch dich, o mein heiliger Schutzengel bitte ich um deinen mächtigen Schutz. Behüte mich heute wieder vor allen Übeln an Seele und Leib. Lass mich in keine Sünde fallen. Komme mir zu Hilfe in der Versuchung. Warne mich, wenn sich mein Herz in einem bösen Gedanken aufhalten will. Halte mich zurück, wenn mich eine böse Neigung zu einer sündhaften Handlung hinreißen will. Erinnere mich, wenn mein Mund sich öffnen will, ein sündhaftes Wort zu sagen, ermuntere mich, wenn mir die Erfüllung irgend einer Berufspflicht zu schwer fallen sollte. Habe ich etwas Gutes getan, Böses unterlassen, und Bitteres mit christlicher Sanftmut ertragen, so stelle es meinem liebsten Gott vor, und empfiehl mich seiner Gnade für Zeit und Ewigkeit. Amen.

 

Zur heiligen Mutter Anna

 

Heilige Anna, meine Schutzfrau und Mutter, lass mich auch heute wieder deiner Fürbitte und Fürsorge empfohlen sein. Erbitte mir bei Jesus, deinem göttlichen Enkel, alle jene Gnaden, die ich nötig habe, um alle meine Pflichten getreu zu erfüllen und mein ewiges Heil zu wirken, wie du einst auf Erden alle deine Pflichten erfüllt und dein Heil gewirkt hast.

Deiner mütterlichen Liebe und Fürsorge empfehle ich auch meinen Mann, meine Frau, meine Kinder, meine Verwandten und Freunde. Erbitte ihnen die Gnade, dass sie mit mir den heutigen Tag zur Ehre Gottes mit vielen guten Werken und ohne Sünde zubringen mögen! Amen.

 

Zum heiligen Namenspatron

 

Große/r Heilige/r N., deren/dessen Namen zu tragen ich gewürdigt worden bin, bitte für mich, damit ich dir gleich heute wieder Gott auf Erden dienen, und ihn mit dir ewig im Himmel loben und preisen möge. Amen.

 

Fürbitte für die Lebenden und Verstorbenen

 

Mein Gott und Erlöser, auch für alle meine Mitschwestern und Mitbrüder bitte ich dich. Verleihe jeder und jedem deine Gnade, wie sie sie heute nötig haben. Gib den Gesunden Eifer zum Guten, den Kranken Geduld und Linderung, den Bedrängten Trost und Stärke, den Armen das tägliche Brot für Leib und Seele. Erleuchte die Unwissenden, bekehre die Gefallenen, stärke die Guten, und rette jene, die in Seelen- oder Leibesgefahr sich befinden. Verleihe auch all denen, die in deiner Gnade von uns und dieser Welt geschieden sind, die ewige Ruhe und lass ihnen leuchten das ewige Licht. Amen.

 

Tägliche Gebete am Abend

 

(nach Anbetung, Danksagung, Gewissenserforschung, Reue und Vorsatz)

 

Zur seligsten Jungfrau Maria

 

Allerheiligste Jungfrau Maria, meine liebste Mutter! Mit kindlicher Liebe grüße ich dich am Ende dieses Tages und sage dir herzlichen Dank für alle mütterliche Liebe und Treue, die du mir heute und zu jeder Zeit erwiesen hast. Lass mich auch diese Nacht deinem treuen Schutz empfohlen sein, breite über mich deinen mächtigen Schutzmantel aus, damit mir weder am Leib noch an der Seele etwas Widriges zustößt. Darum bitte ich dich durch die Liebe deines Sohnes Jesus Christus! Amen.

 

Zum heiligen Schutzengel

 

Auch dich, mein heiliger Schutzengel, grüße ich, und sage dir herzlichen Dank, dass du mich diesen Tag über vor Unglück so treulich bewahrt hast. Ich empfehle mich wieder in deinen heiligen Schutz und bitte dich, du wollest mir auch in dieser Nacht gütig beistehen und mich vor dem bösen Feind und vor allem Unglück bewahren. Heiliger Schutzengel, preise für mich den liebsten Gott, während ich schlafe und bete ihn statt meiner an, so oft ich Atem hole. Amen.

 

Zur heiligen Mutter Anna

 

Meine liebste Mutter Anna, ich kann mich nicht zu Bett legen, bevor ich nicht auch dich noch einmal kindlich gegrüßt und mich und all die Meinen deiner gütigen Fürsorge anempfohlen habe. O sei und bleibe mir und den Meinen auch diese Nacht eine mächtige Schutzfrau und Fürsprecherin, und wende von uns ab alle Gefahren der Seele und des Leibes.

Auch für alle meine lebenden und verstorbenen Schwestern und Brüder bitte ich vertrauensvoll um deinen mütterlichen Schutz. Bewahre sie alle in der Liebe Jesu Christi und komme besonders denjenigen zu Hilfe, die in dieser Nacht in eine Seelen- oder Leibesgefahr geraten sollen. Amen.

 

Zu den lieben Heiligen Gottes

 

Endlich grüße ich auch euch, o ihr meine herzliebsten Patrone, samt allen lieben Heiligen Gottes und erbitte von euch allen einen heiligen Segen. O ihr lieben Freunde Gottes, ich habe euch alle von Herzen lieb, und habe großes Vertrauen auf eure Fürbitte und auf eure Verdienste. Darum empfehle ich mich diese Nacht und alle Zeit in eure Freundschaft und Güte. Erlangt mir Verzeihung meiner Sünden, standhafte Besserung und ein glückliches Ende. Amen.

 

 

Litanei von der heiligen Mutter Anna

 

*) erbarme dich unser.

**) bitte für uns.

***) erlöse uns, o Herr.

****) wir bitten dich, erhöre uns.

 

Herr, erbarme dich.

Christus, erbarme dich.

Herr, erbarme dich.

 

Christus, höre uns.

Christus, erhöre uns.

 

Gott Vater im Himmel, *)

Gott Sohn, Erlöser der Welt,

Gott Heiliger Geist,

Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott,

 

Heilige Maria, Tochter der heiligen Anna, **)

Heilige Anna,

Du Großmutter Jesu Christi,

Du Mutter der Mutter Gottes,

Du keusche Ehefrau des heiligen Joachim,

Du Blutsverwandte vieler und großer Heiligen,

Du Mutter der Armen,

Du Tochter der Patriarchen,

Du Krone aller Ehefrauen des Alten Bundes,

Du Ehre deines Ehemannes Joachim,

Du Zierde des Hauses David,

Du keuscheste unter allen Ehefrauen,

Du Spiegel aller Eheleute,

Du Vorbild der Ehefrauen,

Du Muster aller Tugenden,

Du Frau voll Heiligkeit,

Du Zweig von der Wurzel Jesse,

Du Wurzel von dem Baum des Lebens,

Zu Zuflucht aller, die dich anrufen,

Du Mitgenossin aller Heiligen,

 

Sei uns gnädig, verschone uns, o Herr.

Sei uns gnädig, erhöre uns, o Herr.

Von deinem Zorn, erlöse uns, o Herr.

 

Von Übertretung deiner Gebote, ***)

Von allen bösen Zufällen,

Von Ungeduld und Kleinmütigkeit in der Trübsal,

Von dem ewigen Tod,

Durch die Fürbitte der heiligen Anna,

Durch ihre langwierige Prüfung,

Durch ihre beständige Geduld,

Durch ihre Freigebigkeit gegenüber den Armen,

Durch ihren festen Glauben,

Durch ihre unerschütterliche Hoffnung,

Durch ihre feurige Liebe zu Gott,

Durch ihre eheliche Keuschheit,

Durch ihre großmütige Aufopferung ihres heiligen Kindes,

Durch die Hoheit ihrer wunderbaren Mutterschaft,

Durch die großen Verdienste ihrer guten Werke,

Durch die Herrlichkeit ihrer Glorie,

Durch die Heiligkeit und Macht ihrer hochgebenedeiten Tochter,

Durch alles, was sie vor dir, o Gott, angenehm macht,

 

Wir armen Sünder, ****)

Dass du uns deine Liebe schenkst,

Dass du uns in deiner Liebe erhältst,

Dass du uns die bösen Neigungen besiegen hilfst,

Dass du uns in Kreuz und Leiden Geduld gibst,

Dass du uns an Seele und Leib von allen Übeln bewahrst,

Dass du uns aus der Not erlöst,

Dass du uns zur ewigen Seligkeit führst,

Dass du uns die Verdienste deiner heiligen Großmutter

und ihrer gebeneideten Tochter zuwendest,

Dass du uns nach diesem Leben in die Gesellschaft deiner heiligen Großmutter aufnimmst,

Du Sohn Gottes,

Dass du uns erhörst,

 

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, verschone uns, o Herr.

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erhöre uns, o Herr.

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser, o Herr.

 

Christus, höre uns.

Christus, erhöre uns.

 

Vater unser . . .

Gegrüßet seist du, Maria . . .

 

Allmächtiger, ewiger Gott, der du den Leib und die Seele der heiligen Anna durch die Gnade des Heiligen Geistes zu einer würdigen Wohnung der Mutter deines Sohnes vorbereitet hast, gib, dass wir durch ihre Fürbitte von den bevorstehenden Übeln und vor dem ewigen Tod bewahrt werden. Durch denselben Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

 

Novene oder neuntägige Andacht auf das Fest (26. Juli) der heiligen Anna

 

Gebet zur heiligen Mutter Anna am 16. Juli, dem Vorabend dieser Novene

 

Glorwürdige, heilige Anna, du wahre Mutter der Mutter Gottes! Überzeugt, dass alles, was ich nur immer zu deiner Ehre tun kann, auch zur Ehre Jesu und Mariä gereicht, verlange ich durch diese neuntägige Andacht mich auf eine würdige Feier deines Festes vorzubereiten. Erwärme doch, o große Heilige, meine Lauheit und erlange mir die Gnade, diese fromme Übung mit Andacht und Eifer anzufangen. Ich bitte dich bei den neun Monaten, die du die unbefleckte Mutter des göttlichen Wortes in deinem Schoß trugst, erbitte mir als Frucht meiner neuntägigen Andacht die Gnade, fortan nach deinem heiligen Beispiel mein Leben einzurichten. Wie du dein Leben im Dienst Gottes zubrachtest, so gib, dass auch ich das meinige im Dienst Gottes tue. Sieh dann mit gnädigen Augen auf die Andachtsübungen, die ich dir in diesen Tagen mit einem dir ganz ergebenen Herzen darbringen will! Zwar ist meine Verehrung deiner nicht würdig, aber siehe, ich opfere sie dir auf durch die Hände Marias, deiner allerreinsten jungfräulichen Tochter. Amen. 

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Erster Tag (17. Juli)

 

Der erhabene Beruf der heiligen Anna

 

Betrachte den erhabenen Beruf der heiligen Anna, indem du erwägst, dass sie ist - die heilige Frau eines großen Heiligen; - die gebenedeite Mutter der hochgebenedeiten jungfräulichen Gottesmutter, und - die glorwürdige Großmutter des eingeborenen Gottes-Sohnes Jesus Christus. Durch sie hat also das Heil der Welt den Anfang genommen, indem sie diejenige zur Welt geboren und großgezogen hat, von der geboren wurde Jesus, der da genannt wird Christus.

Ahme der heiligen Anna in ihrer Berufstreue nach und zwar in ihrer Liebe und Anhänglichkeit zu ihrem heiligen Ehegemahl Joachim, - in ihrer Sorgfalt und Liebe zu ihrem heiligen Kind Maria, und - in ihrer Hingabe zum göttlichen Kind Jesus. Mache einen bestimmten Vorsatz - darin, worin es dir am meisten nottut.

Bitte zur Erfüllung der guten Vorsätze um Gnade und sprich mit Herz und Mund:

 

Glorreiche heilige Anna, die du von der allerheiligsten Dreifaltigkeit zur Mutter der Mutter Gottes auserwählt worden bist, wohl verdienst du es, dass Menschen und Engel wetteifern, dich zu ehren wegen des unvergleichlichen Berufes, der dir von allen israelitischen Müttern zuteil wurde. Obwohl das unwürdigste aller Geschöpfe, wage ich dennoch heute die aufrichtigste und wärmste Gesinnung der Liebe zu dir zu deinen Füßen niederzulegen und zu dir zu rufen: Heil dir, würdigste Mutter der Jungfrau Maria und getreueste Großmutter Jesu Christi! O glückseligste und treueste Familienmutter, erflehe mir, ich bitte dich, die Gnade, dir in der treuen Erfüllung deines Erhabenen Berufes nachfolgen. Amen.

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Zweiter Tag (18. Juli)

 

Die große Heiligkeit der heiligen Anna

 

Betrachte die ausgezeichnete Heiligkeit der heiligen Anna, indem du erwägst, dass sie alle Pflichten - gegenüber Gott, - gegenüber den Nächsten und - gegenüber sich selbst aufs Pünktlichste erfüllte, und in allen Satzungen des Herrn untadelhaft wandelte. Sie war ein Muster der Frömmigkeit, der Ergebung, der Geduld, der Freigebigkeit und der Abtötung im ganzen Land.

Ahme der heiligen Anna in ihrer Heiligkeit nach und zwar in ihrer Liebe und Ergebung Gott gegenüber, - in ihrer Liebe und Freigebigkeit den Armen gegenüber, - in ihrer Geduld und Abtötung. Mache gute Vorsätze, die dir besonders nottun.

Bitte zur Erfüllung deiner Vorsätze um Gnade und sprich mit Herz und Mund:

 

Ich freue mich mit dir, o meine glorreiche Beschützerin, wenn ich sehe, wie unermüdlich du bemüht warst, die Wege der Heiligkeit zu gehen. Wie groß war deine Liebe zu Gott, da du mit deinem ganzen Verstand, deinem ganzen Herzen und mit allen deinen Kräften dich der Erfüllung seines heiligsten Willens widmetest. Wie groß war deine Liebe gegenüber den Nächsten, indem du alle Geschöpfe in Gott und Gott in allen Geschöpfen liebtest, und wegen Gott besonders den Armen so vieles Gute erwiesen hast. Wie groß war auch deine Liebe und Sorgfalt für dein eigenes Heil, da du keine anderen Vorteile verlangtest und suchtest als den Fortschritt in der Tugend. O dreimal heilige Mutter Anna, demütig bitte ich dich, lehre mich in allen diesen Stücken heilig werden. Bisher war ich es nur wenig, ich erkenne und bedaure es, aber ich nehme mir fest vor, in Zukunft mit deinem Beistand es in Wahrheit zu sein. Amen. 

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Dritter Tag (19. Juli)

 

Die Liebe und Treue der heiligen Anna gegenüber Joachim

 

Betrachte die große Liebe und unversehrte Treue, die die heilige Anna ihrem gottesfürchtigen Gemahl Joachim auf die standhafteste Weise erwiesen hat. Sie war ihm in Gottesfurcht überaus ergeben, - eine Trösterin in der Trübsal - ein Muster im ehelichen Leben, - ein Vorbild und eine Aufmunterung in allen Tugenden. - Nach Gott war Joachim der erste Gegenstand ihrer Liebe und Hingabe.

Ahme der heiligen Anna in ihrer ehelichen Liebe und Treue nach, und mache Vorsätze, die dir am meisten notwendig sind. Du wirst wissen, worin es besonders fehlt. Nun eben darin lass es deine besondere Sorge sein, dich vor neuen Fehltritten zu bewahren.

Bitte zur Erfüllung deiner Vorsätze um Gnade und sprich mit Herz und Mund:

 

Dir vor allen, o allerglückseligste Mutter Anna, gebührt der Name und das Lob einer gottesfürchtigen und guten Frau. Ja, du hast alle Pflichten einer Gattin gegenüber deinem heiligen Gatten aufs Getreueste erfüllt, und an ihm wahr gemacht die Worte des Heiligen Geistes: Glückselig der Mann, der eine gute und getreue Frau gefunden hat! Durch diese deine Liebe und Treue gegenüber deinem heiligen Gemahl bitte ich dich, erlange mir die Gnade, dass ich nach deinem heiligen Vorbild meine Ehe einrichte. Ich erkenne und bekenne es mit Scham und Reue, dass ich mich dagegen bisher oft verfehlt habe: aber ich nehme mir kräftigst vor, fortan durch die Kraft deiner Fürbitte mich vollständig zu bessern. Amen. 

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Vierter Tag (20. Juli)

 

Die große Sorgfalt der heiligen Anna für ihre Untergebenen

 

Betrachte die Sorgfalt und den Eifer, womit die heilige Anna für das leibliche und geistliche Wohl ihrer Knechte und Mägde gewacht hat, sie duldete nichts, was gegen die Ehre Gottes und ihr Seelenheil gewesen wäre. Die Gottesfurcht war die Königin des Hauses. Man sah nichts als Tugenden und gute Beispiele.

Ahme der heiligen Anna in der Sorgfalt für das Heil der Untergebenen getreulich nach, und fasse den festen Entschluss, deinen Freunden und Bekannten durch Beispiele und Worte zur Gottesfurcht und Tugend anzuleiten. Fasse auch hierin besondere Vorsätze, wie es am meisten nottut.

Bitte zur Erfüllung der guten Vorsätze um Gnade, und sprich mit Herz und Mund:

 

O selige Mutter Anna, ich habe ein brennendes Verlangen, dich zu ehren und zu loben. Ich glaube aber dich auf eine würdige Weise zu preisen, wenn ich dich ein Muster und Vorbild aller Menschen in Familien und vollkommenen Hüterin der Gottesfurcht nenne. Du warst dies alles in der Tat im hohen Grad. Ich freue mich, glorreiche Heilige, über diese deine häusliche Frömmigkeit, und bitte dich, lass auch mich nach deinem Vorbild ein musterhaftes Mitglied meiner Familie und meines Freundeskreises werden. Du bist Mutter; beweise mir darum dein mütterliches Wohlwollen, wie auch ich von diesem Augenblick an dich als meine Mutter und mein Vorbild betrachten und verehren will. Amen.

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Fünfter Tag (21. Juli)

 

Die zärtliche Liebe der heiligen Anna zu Maria

 

Betrachte die zärtliche Liebe, mit der die heilige Anna ihre hochgebenedeite Tochter Maria geliebt hat. Wie oft hat sie die kleine Maria an ihr Herz gedrückt. Wie innig hat sie sich gefreut, die Mutter eines so gnadenvollen Kindes so sein. Wie sorgfältig war sie darin, das Kind von erster Kindheit an in der Furcht und Liebe Gottes zu erziehen. Um sie im vollkommenen Dienst Gottes unterweisen zu lassen, scheute sie selbst eine mehrjährige Trennung nicht, indem sie das dreijährige Mädchen im Tempel dem Dienst des Herrn weihte, um es zehn volle Jahre nicht bei sich zu heben.

Ahme der heiligen Anna in der Liebe, Pflege und Erziehung der Kinder nach, und mache gute Vorsätze, die deiner Elternschaft würdig und deinen Kindern zum Heil sind. Vielleicht warst du bisher in einer der anderen Hinsicht besonders saumselig; fasse den ernsthaft gemeinten Entschluss, gerade hierin es anders zu machen.

Bitte zur Erfüllung dieser deiner Vorsätze und Entschlüsse um Gnade, und sprich mit Herz und Mund:

 

O heilige Mutter Anna, besäße ich doch die Weisheit der Cherubim und die Liebesglut der Seraphim, um gebührend jene Liebe preisen zu können, mit der du deinem hochgebenedeiten Kind Maria zugetan warst. Staunend verehre ich diese unvergleichliche Liebe, und freue mich, die Mutter des Sohnes Gottes und Königin aller Geschöpfe deine Tochter nennen zu können. Ja, wenn ich sehe, wie Maria ihre ganze Freude in deine Hände legt, so kann ich nicht umhin, um dessentwillen dich zu bitten, dass du mir die Gnade erlangst, meine Kinder so zu erziehen, dass sie nach dem Vorbild Mariä in Unschuld und Frömmigkeit heranwachsen, und gute Menschen und rechtschaffene Christen werden. Gib nicht zu, mächtige Mutter, dass ich jemals etwas rede oder tue, was meinen Kindern zum Anstoß sein könnte. Lass mich nie müde werden im Unterricht, in der Erziehung und Aufmunterung meiner Kinder, damit wir einst alle - ich und die Kinder bei dir und deinem hochgebenedeiten Kind im Himmel ewig selig werden. Amen.

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Sechster Tag (22. Juli)

 

Die heilige Anna ein Muster der Geduld

 

Betrachte die Geduld der heiligen Anna, die sie in allen Zufällen des Lebens auf vollkommene Weise an den Tag gelegt hat. Wie standhaft und ergeben trug sie die große Schmach einer zwanzigjährigen Kinderlosigkeit! Wie geduldig ertrug sie die bittere Trennung von ihrer geliebtesten Tochter! Wie demütig unterwarf sie sich dem heiligen Willen Gottes, als Josef mit Maria und ihrem göttlichen Kind vor der Grausamkeit des Herodes nach Ägypten entfliehen musste, wodurch sie von ihren liebsten Angehörigen auf so lange Zeit getrennt worden ist! Mit welch großer Ergebung ertrug sie die Leiden und Bitterkeit ihres hohen Alters. Also welche vollkommene Geduld überall und allezeit!

Ahme der heiligen Anna in der Geduld und Ergebung in den heiligen Willen Gottes nach, wenn du heute oder in Zukunft etwas zu leiden hast. Kehrt ein bestimmtes Leiden öfter wieder, so mache den besonderen Entschluss, gerade in diesem Leiden die Geduld zu bewahren.

 

Bitte zur Erfüllung deiner Vorsätze und Entschlüsse um die Gnade und sprich mit Herz und Mund:

 

Glorwürdige heilige Mutter Anna, du warst in den bittersten Leiden ein Muster der Geduld und Ergebung in den Willen Gottes. Ich bewundere und verehre diese deine unvergleichliche Demut und Seelengröße, und rufe mit Freuden: Du warst wahrhaft eine starke Frau, denn Gott war mit dir! Um deiner großen Geduld willen bitte ich dich, erlange doch auch mir, der ich so leicht ungeduldig und verzagt werde, die Gnade der Geduld, dass ich die Widerwärtigkeiten, die mir Gott zuschickt, zu seiner Ehre und zu meiner Besserung und Vervollkommnung trage, und meinem göttlichen Erlöser nachfolge. Amen. 

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Siebenter Tag (23. Juli)

 

Die eheliche Keuschheit der heiligen Anna

 

Betrachte die Keuschheit, mit der die heilige Anna ihren Stand heilig gehalten hat, so dass sie würdig befunden wurde, die Keuscheste, die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria in ihrem Schoß zu empfangen und zu gebären. Maria wurde der Lohn ihrer Keuschheit, sagt ein heiliger Lehrer.

Ahme der heiligen Anna in der ehelichen Keuschheit nach, und zeige dich überall und allezeit schamhaft und ehrbar in deinen Gedanken, Worten, Gebärden und Werken. Mache Vorsätze, die deines heiligen Standes würdig sind. Hast du dich in irgend einer Hinsicht gegen die eheliche Keuschheit verfehlt, so nimm dir fest vor, dich zu bessern, folglich dich und deinen Stand nicht mehr zu entehren.

Bitte zur Erfüllung deiner Vorsätze um Gnade, und sprich mit Herz und Mund:

 

Glorreiche Frau, heilige Anna, ich wundere mich nicht, dass du gewürdigt worden bist, die Mutter der allerseligsten Jungfrau zu sein, da du eine so keusche Frau warst. Du warst wohl die keuscheste unter allen Frauen Israels; selbst ein Schein von Unehrbarkeit befleckte niemals dein Ehebett. O glückselige Frau, ich preise dich wegen dieser deiner Reinheit, und bitte dich durch sie, erbitte mir die Gnade, meinen heiligen Stand allezeit, und in allen Stücken ehrbar und keusch zu halten. Lass nicht zu, dass ich fortan wieder etwas denke, rede, tue oder gestatte, was in Gottes und deinen Augen missfällig ist. Erbitte mir auch die Gnade und Verzeihung wegen aller und jeder Unreinheit, durch die ich meinen heiligen Stand entehrt habe. Es soll von mir, ich gelobe es dir, nicht mehr geschehen. Amen. 

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Achter Tag (24. Juli)

 

Das mildtätige Wirken der heiligen Anna

 

Betrachte die zarte Mildtätigkeit, die die heilige Anna gegenüber allen Menschen, besonders aber gegenüber allen Armen und Notleidenden gezeigt hat. Mit war mit jedem Menschen sanft, freundlich und liebevoll. Sie ehrte die Vorgesetzten und schonte ihre Knechte und Mägde. Freunden und Bekannten war sie eine aufrichtige und treue Freundin. Den Armen war sie eine Mutter: sie gab und half ihnen, wie sie konnte. - Nie kam ein beleidigendes Wort über ihre Lippen, nie stieg ein zorniger Gedanke in ihrem Herzen auf. Selbst ihren Beleidigern und Verfolgern begegnete sie mit ungeheuchelter Freundlichkeit. - Ihr ganzes Leben war ein Leben in Liebe und ein Wirken der Liebe.

Ahme der heiligen Anna in einem mildtätigen Wirken nach, und mache Vorsätze, die darauf hinzielen. Zeige deine Mildtätigkeit vor allem gegenüber den Deinen, gegenüber Nachbarn, Verwandten und Bekannten, besonders aber gegenüber den Armen und Bedrängten, die Gott dir zuschickt, auf dass ihnen geholfen wird. Mache auch hierin bestimmte Vorsätze, die dir die besten zu sein scheinen.

Bitte zur Erfüllung deiner Vorsätze um Gnade, und sprich mit Herz und Mund:

 

O glorreiche Mutter Anna, möchte ich doch in der Liebe und Mildtätigkeit gegenüber allen meinen Mitmenschen, besonders gegenüber den Armen dir ähnlich sein. Leider bin ich es nur wenig, aber ich will mich bemühen, dir mehr und mehr ähnlich zu werden in der Sanftmut und Schonung, in der Ausübung der Barmherzigkeit, in der Versöhnlichkeit und Feindesliebe. Erbitte mir dazu alle notwendigen Gnaden, und wenn ich meinen Vorsätzen wieder untreu werden sollte, so lass mir dein heiliges Beispiel ins Gedächtnis kommen und Antrieb zur Nachahmung sein. Amen. 

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Neunter Tag (25. Juli)

 

Die große Glückseligkeit der heiligen Anna auf Erden

 

Betrachte die große Glückseligkeit, die die heilige Anna auf dieser Welt besessen hat. Sie war glückselig, weil sie einen Heiligen zum Ehegemahl, die Mutter Gottes zur Tochter, den Sohn Gottes zum Enkel und den heiligen Josef zum Eidam hatte, und mit diesen heiligsten Personen viele Jahre leben und umgehen konnte. - Sie war glückselig, weil sie aus dem Beispiel Jesu Christi selbst die acht Seligkeiten, dieses untrügliche Unterpfand der ewigen Seligkeit, lernte. - Sie war glückselig, weil sie sie sämtlich unter den Augen Jesu, der sie belohnen musste, mit großer Vollkommenheit bis an ihr Ende übte.

Ahme der heiligen Anna in der Übung der acht Seligkeiten nach. Wähle eine von den acht Seligkeiten, um sie nach dem Beispiel der heiligen Anna zu üben, und mache den Vorsatz, auch die anderen zu üben, sobald die Gelegenheit sich bietet. Siehe dabei zu, welche diejenige ist, deren du am meisten bedarfst.

Bitte zur Erfüllung der Vorsätze um Gnade, und sprich mit Herz und Mund:

 

O selige Mutter Anna, du warst schon auf dieser Welt überaus glückselig, besonders deswegen, weil du Jesus besessen und ihn Tag und Nacht unter deinen Augen und auf deinen Armen gehabt hast. Du empfingst von ihm viele Liebkosungen, Erleuchtungen und Tröstungen. Du führst unter seinen Augen mit Joachim, Maria und Josef ein wahrhaft seliges Leben. Ich freue mich über diese deine Seligkeit und wünsche dir dazu Glück. Es gebührte dir diese Seligkeit mit Recht, weil du so eifrig und beharrlich aus jenen acht Quellen der Seligkeit schöpftest, die Jesus Christus uns geöffnet hat. O heilige Mutter Anna, auch mir hat Jesus sie angewiesen, damit auch ich Heiligkeit und Seligkeit aus ihnen schöpfe; aber wie wenig habe ich sie bisher benützt! So erbitte mir denn die Gnade, dass ich hinfür seine himmlische Lehre lieb gewinne und endlich anfange, mein Leben nach ihr einzurichten. Ich kann nicht glücklich, nicht selig werden, wenn ich nicht arm im Geiste, sanftmütig, reinen Herzens, friedfertig und barmherzig werde; wenn ich nicht hungere nach Gerechtigkeit und um ihretwillen Verfolgung zu leiden bereit bin. Erbitte mir zu dem allen die Gnade, mit der allein mir dies alles möglich und leicht sein wird. Amen. 

 

Bitte für mich, heilige Mutter Anna!

Auf dass ich würdig werde der Verheißungen Christi.

 

Ich bitte dich, o Herr, lass mir durch die Verdienste und die Fürbitte der Mutter deiner allerheiligsten Mutter geholfen werden, damit, was ich durch mein Tun nicht erhalten kann, mir durch deine Gnade gegeben wird, der du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Gebet am Festtag der heiligen Anna (26. Juli)

 

O heilige Anna, wie herrlich muss deine Glorie und wie groß deine Seligkeit im Himmel sein, da auf Erden deine Heiligkeit so ausgezeichnet und deine Verdienste so zahlreich und vortrefflich gewesen sind. - Wie deine Tugend, so dein Lohn; der Herr vergilt ja einem jeden nach seinen Werken.

O heilige Anna, wie herrlich muss deine Glorie und wie groß deine Seligkeit im Himmel sein, da du auf Erden die Mutter der Königin des Himmels und die Großmutter des Sohnes Gottes, Jesus Christus, gewesen bist. - Sollte Maria ihre Mutter und Jesus seine Großmutter nicht mit einer unaussprechlich großen Herrlichkeit und Seligkeit belohnen, sie, die versprochen haben, allen ihren Freunden eine Seligkeit zu schenken, die alle Menschenbegriffe übersteigt?

O heilige Anna, wie herrlich muss deine Glorie und wie groß deine Seligkeit im Himmel sein, da du auf Erden dem armen Jesus-Kind und seiner jungfräulichen Mutter so viele Liebesdienste erwiesen hast - bis an dein seliges Ende. Wenn der Herr selbst für einen Trunk kalten Wassers, den man aus Liebe einem Durstigen reicht, einen Lohn im Himmel zu geben bereit ist, welchen Lohn wird er erst dir gegeben haben für die vielen und großen Dienste, die du seiner armen Menschheit geleistet hast! - Wahrhaftig, kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, und in keines Menschen Verstand ist es gekommen, welche Glorie und Seligkeit Gott dir, heilige Anna, bereitet hat.

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