Kleinodien des katholischen Glaubens

 

Inhalt:

 

1. Die drei göttlichen Tugenden

2. Das allgemeine öffentliche Sündenbekenntnis oder die offene Schuld

3. Gebet für das allgemeine Anliegen der Christenheit

4. Gebet zum Jahresschluss

5. Ölbergs-Andacht

6. Das Stabat Mater in Rom

7. Ein Märtyrer des Beichtsiegels in Frankreich

8. Was man vor 50 und mehr Jahren noch von der Eheschließung wissen durfte!

9. Andacht am Mittwoch in der Karwoche

10. Die drei göttlichen Tugenden

11. Ein heilsamer Spiegel für die Seele

12. Kampf des Kranken mit dem Tod und des Schutzengels mit dem Teufel

13. Inbrünstige Aufopferung einer gottliebenden Seele

14. Fünf Bitten zu Jesus, Maria und Joseph

15. Gebet zu den hl. fünf Wunden Christi

16. Aufblick zu den fünf Wunden des Herrn

17. Pfingstsequenz

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An der ersten Stelle des Dekalogs steht das Gebot: "Du sollst an einen Gott glauben." Über den Wert des Glaubens ist schon viel gesagt worden. Aber der Glaube ist auch ein Gebot, eine von Gott uns auferlegte Pflicht, und hier soll davon die Rede sein, was diese Pflicht von uns verlangt und fordert.

 

Am deutlichsten ist das zu erkennen, wenn man die großen Vorbilder des Glaubens genauer anschaut, die Apostel und andere Glaubensboten, die Märtyrer und Bekenner, deren Glaube ohne Deuteln und ohne Vorbehalt freudig und willig alle Lehren umfasste, die ihnen die Kirche als Offenbarung Gottes vor Augen stellte, die von keinem Zweifel geplagt wurden, für den Glauben alles, auch den Tod auf sich nahmen und die auch ihr ganzes Leben, ihr praktisches Verhalten nach dem Glauben einrichteten. Wenn man die großen Heiligen, die Kirchenlehrer, Märtyrer, Bekenner betrachtet, dann weiß man auch, was es heißt: der Glaube muss allgemein, muss fest, muss standhaft, muss lebendig sein, und auch das sieht man an ihnen, wie schön, wie imponierend, wie beneidenswert es ist, wenn ein Mensch so glaubt und so nach dem Glauben lebt.

 

Aber richtig und freudig glauben, ist heutzutage tatsächlich nicht so einfach. Wir hören mittlerweile so viele unterschiedliche Stimmen. Da gibt es die Kirche von unten, die Kirche von links, die Kirche von rechts, die Kirche - von oben? Und es hat auch so gar nicht den Anschein, als ob das so bald anders und besser werden würde. Manchmal sieht es so aus, als ob eine neue religiöse Welle über die ganze Welt hinginge. Aber dann hat sich das alles wieder gründlich geändert und die alte Front gegen den Glauben steht, wenn auch mit anderem Gesicht oder unter anderem Namen, längst wieder kampfbereit da.

 

Wer also seinen Glauben auch heute treu bewahren will, der tut gut daran, vor der tatsächlich vorhandenen Gefahr nicht die Augen zu schließen, er muss ihr offen und ehrlich ins Gesicht schauen, muss sich bewusst sein, dass glaubensfeindliche Tendenzen wirklich und immer angriffslustiger bestehen. So ist ein Leben nach dem Glauben das Allerwichtigste, der Besuch der Sonntagsmesse, der Empfang der Sakramente. Wer in diesen Dingen nachlässt, der muss ja die Freude am Glauben verlieren, denn auch auf allen anderen Gebieten gibt einem nur das Freude und Befriedigung, was man ganz und mit Einsatz aller Kräfte tut.

 

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1. Die drei göttlichen Tugenden

 

Glaube

 

O mein Gott!

Ich glaube ganz fest alles

was die katholische Kirche

zu glauben vorhält,

weil du, o Gott,

all das geoffenbart hast,

der du bist

die ewige Wahrheit und Weisheit,

die weder betrügen

noch betrogen werden kann.

 

Hoffnung

 

O mein Gott!

Ich hoffe durch deine Gnade

die ewige Glückseligkeit

zu erlangen,

weil du es versprochen hast,

der du unendlich mächtig,

getreu, gütig

und barmherzig bist.

 

Liebe

 

O mein Gott!

Ich liebe dich über alles,

weil du bist das höchste,

unendliche,

vollkommenste Gut,

das aller Liebe wert ist.

 

~

 

Ich glaube alles, was Jesus Christus gelehrt hat. Ich glaube es deshalb, weil Christus der Sohn Gottes ist, daher weder irren noch lügen kann. Ich glaube auch alles, was im Auftrag Christi die katholische Kirche lehrt. Ich glaube es deswegen, weil Christus die katholische Kirche durch den Hl. Geist leitet und vor Irrtum schützt. O Gott, vermehre meinen Glauben.

 

O mein Gott, ich hoffe, dass Du mir nach dem Tod die ewige Seligkeit geben wirst, die Du allen versprochen hast, die Deine Gebote halten. Ich hoffe auch, dass Du mir jetzt schon alle geistigen und leiblichen Güter verleihen wirst, die zur Erlangung der Seligkeit notwendig sind. Ich hoffe das von Dir, weil Du mir dies versprochen hast und Dein Versprechen hältst. O Gott, stärke meine Hoffnung.

 

O mein Gott, ich liebe Dich mehr als alles in der Welt, weil Du das allervollkommenste Wesen bist, weil Du Deinen Sohn zu unserer Erlösung hingegeben und mir unzählige Wohltaten an Leib und Seele erwiesen hast. Ich will auch meinen Nächsten lieben wie mich selbst, weil er Dein Kind und Dein Ebenbild ist. O Gott, entzünde meine Liebe. 

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2. Das allgemeine öffentliche Sündenbekenntnis

oder die offene Schuld

 

Ich armer sündiger Mensch widersage dem bösen Feind, allen seinen Eingebungen, Rat und Tat. Ich glaube an Gott den Vater, + an Gott den Sohn, + und an Gott den Heiligen Geist. + Ich glaube auch gänzlich alles, was die allgemeine christliche Kirche zu glauben vorstellt. Mit diesem heiligen katholischen Glauben beichte und bekenne ich Gott dem Allmächtigen, Maria, seiner hochwürdigen Mutter, allen lieben Heiligen, und gebe mich schuldig, dass ich von meinen kindlichen Tagen an, bis auf diese Stunde, oft und viel gesündigt habe, mit Gedanken, Worten und Werken, und durch Unterlassung vieler guter Werke: wie dann solches alles geschehen ist, heimlich oder öffentlich, wissentlich oder unwissentlich, wider die zehn Gebote, in den sieben Todsünden, an den fünf Sinnen meines Leibes, wider Gott, wider meinen Nächsten, und wider das Heil meiner armen Seele. Solche und alle meine Sünden sind mir leid, und reuen mich von Herzen. Darum bitte ich demütig dich ewigen, barmherzigen Gott, du wollest mir deine göttliche Gnade verleihen, mein Leben fristen, so lange, bis dass ich hier alle meine Sünden möge beichten und büßen, deine göttliche Huld erwerben, und nach diesem elenden Leben die ewige Freude und Seligkeit erlangen werde. Deshalb klopfe ich an mein sündiges Herz, und spreche mit dem öffentlichen Sünder: „O Herr, Gott, sei mir armen Sünder gnädig!“ Amen.

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3. Gebet für das allgemeine Anliegen der Christenheit

  

Allmächtiger, ewiger Gott, Herr, himmlischer Vater! Sieh an mit den Augen deiner grundlosen Barmherzigkeit unsern Jammer, Elend und Not. Erbarme dich über alle Christgläubige, für die dein Eingeborener Sohn, unser lieber Herr und Heiland, Jesus Christus, in die Hände der Sünder freiwillig gekommen ist, und sein kostbares Blut am Stamm des heiligen Kreuzes vergossen hat. Durch diesen Herrn Jesum wende ab, gnädigster Vater, die wohlverdiente Strafe, gegenwärtige und zukünftige Gefahren, schädliche Empörungen, Kriegsrüstungen, Teuerung, Krankheiten und betrübte armselige Zeiten. Erleuchte und stärke in allem Guten die geistlichen und weltlichen Vorsteher und Regenten, damit sie alles befördern, was zu deiner göttlichen Ehre, zu unserem Heil, und zum gemeinen Frieden und Wohlfahrt der ganzen Christenheit gedeihen mag. Verleihe uns, o Gott des Friedens, rechte Vereinigung im Glauben, ohne alle Spaltung und Trennung. Bekehre unsere Herzen zu wahrer Buße und Besserung unseres Lebens. Zünde in uns an das Feuer deiner Liebe. Gib uns einen Hunger und Eifer zu aller Gerechtigkeit, damit wir als gehorsame Kinder im Leben und Sterben dir angenehm und wohlgefällig seien.

 

Wir bitten auch, wie du willst, o Gott, dass wir bitten sollen, für unsere Freunde und Feinde, für Gesunde und Kranke, für die Lebendigen und für die Gestorbenen. Dir, o Herr, sei einmal empfohlen unser Tun und Lassen, unser Handel und Wandel, unser Leben und Sterben. Lass uns deine Gnade hier genießen, und dort mit allen Auserwählten erlangen, dass wir in ewiger Freude und Seligkeit dich loben, ehren und preisen mögen. Das verleihe uns, o Herr, himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, unsern Herrn und Heiland, der mit dir und dem Heiligen Geist gleicher Gott lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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4. Gebet zum Jahresschluss

  

O Vater der Barmherzigkeit, und Gott alles Trostes! Wir danken dir vom Grund des Herzens durch Jesum Christum, deinen eingeborenen Sohn, dass du uns auch dieses Jahr noch zur Besserung unseres Lebens väterlich geschenkt, und mit so viel Langmut uns ertragen hast. Es ist uns herzlich leid, dass wir die Zeit, die uns deine mildreiche Güte zu unserem Seelenheil verliehen hat, so übel zugebracht, und zur Besserung unseres Lebens und Einpflanzung der Tugenden nicht benützt haben. Ach, verzeihe uns diese unsere Nachlässigkeit, denn wir haben uns fest und ernstlich entschlossen, dir im kommenden Jahr, wenn es dir anders gefällt, unsere Lebenstage so lange zu fristen, mit aller Treue und allem Eifer zu dienen. Wir wollen nicht länger mehr zaudern, sondern dieser Augenblick soll der Anfang unserer Bekehrung sein. Wir wollen unsere Lebenstage, die uns deine Milde und Barmherzigkeit noch schenken mag, zu unserem Heil gebrauchen, und nach allen Kräften uns bestreben, das Versäumte nachzuholen und zu ersetzen. Gib, o Gott, deine Gnade dazu, durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

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5. Ölbergs-Andacht

  

1. Himmlischer Vater! Du hast aus Liebe zu uns Menschen deinen Eingeborenen Sohn in die Welt gesandt, ihn um unsertwillen gedemütigt, und bis in den Tod erniedrigt. – Vater! Wir haben gesündigt, und viel Böses vor dir getan, und ach, wir tun desselben noch täglich mehr! Voll Wehmut und Zerknirschung kommen wir, o gütigster Vater, und flehen um Gnade zu dir. Habe Geduld mit deinen strafbaren Kindern. Gedenke der schrecklichen Todesangst deines göttlichen Sohnes am Ölberg, und alles dessen, was er in seinem qualvollen Leiden für unser Heil erduldet hat. Um unsertwillen hat er das erduldet; um seinetwillen erbarme dich unser! Amen.

 

Vater unser

 

Ave Maria

 

Seht unsern lieben Heiland liegen,

Seht, wie die Sündenlast ihn drückt;

Seht ihn in Todesängsten siegen;

Am Ölberg macht er uns beglückt.

 

Betrachtet ihn, ihr frechen Sünder!

Erwäget seinen tiefen Schmerz;

Er trinkt den Kelch für euch nicht minder:

Rührt diese Lieb nicht euer Herz?

 

2. Göttlicher Sohn! Wir sehen dich auf dem Ölberg im Blutschweiß mit Todesblässe liegen, und hören dich beten: Vater! Nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! – O, wie viel hat dich, liebevollster Heiland, unsere Erlösung gekostet! Unsere Sünden haben dir solche Leiden verursacht, und dir diesen Blutschweiß ausgepresst. Deine Todesangst am Ölberg, deine Gefangennahme, deine Verurteilung, die Geißelstreiche und die Dornenkrone, jede Lästerung und Verhöhnung gegen dich, jeder Schmerz in deiner Seele und jede Wunde an deinem Leib, deine Ausführung zur Richtstätte, deine Kreuzigung, dein Geistaufgeben am Kreuz, dein Gehorsam bis in den Tod – das alles ist Erlösung von unseren Sünden! Um derselben willen erbarme dich unser. Amen.

 

Vater unser

 

Ave Maria

 

Der Schmerz nimmt zu, wird immer größer;

Von seiner Stirn rinnt Schweiß und Blut.

Wie ängstigt dich, o mein Erlöser!

Der Menschenkinder Sündenflut!

 

Ein Engel Gottes steigt hernieder;

Seht, wie sein Trost ihm Mut einflößt!

Und neue Kraft belebt ihn wieder,

Er trinkt den Kelch, wir sind erlöst!

 

3. Heiliger Geist! Ausspender aller göttlichen Gnaden! In Demut und Vertrauen liegen wir vor dir. Du kennst unsere Armseligkeit. Dir ist der ganze Zustand unserer Seele bekannt. Gieße deine Erbarmungen aus über uns alle; erleuchte unseren Verstand, stärke unseren schwachen Willen, und entzünde unser kaltes Herz. Deine Gnade erhalte unseren Glauben, befestige unsere Hoffnung, erwecke und entzünde unsere Liebe. Sie tröste uns in den Stunden der Trübsal, und wache über uns, so oft wir zum Bösen versucht werden. Und kommt einst die Stunde, wo wir vor den ewigen Richter gerufen werden; dann gib uns das laute Zeugnis, dass wir Gottes Kinder heißen und sind, und versüße die Leiden des Todes mit jenem himmlischen Trost, mit dem einst der Welterlöser am Ölberg ist erquickt worden.

 

Heiligmacher aller Heiligen! Heilige unsere Seelen, für welche Jesus Christus eine so schreckliche Todesangst und den allerbittersten Tod gelitten hat. Aus Liebe zu ihm erbarme dich unser. Amen.

 

Vater unser

 

Ave Maria

 

Wie kann ein Christ in Sünden lachen,

Und übertreten sein Gebot?

Die Erde bebt, die Felsen krachen,

Da Jesus stirbt den Kreuzestod;

 

Seht, wie ihn Stern und Mond bedauern,

Als dort erblasst sein Angesicht,

Man sieht die ganze Schöpfung trauern,

Ach! nur der Sünder zittert nicht.

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6. Das Stabat Mater in Rom

 

(Von Josef Liensberger, „Ave Maria“, Heft 3, 1914)

 

Die Kirche Del Gesù in Rom war angefüllt von Gläubigen, es war gegen Abend. Da trat ein Fremder herein. Er nahm kein Weihwasser, machte keine Kniebeuge und blieb in der Nähe der Tür stehen. Seine Blicke schweiften über das in Gold und Farben prangende Gewölbe der Kirche, zu der von der Abendsonne hellerleuchteten Kuppel, zum reichen, im Kerzenschein flimmernden Hochaltar, und blieben dann auf der knienden Menge ruhen. „Sonderbare Leute, diese Katholiken“, dachte er, „was die in ihrer irregeleiteten Phantasie wohl alles glauben und für wahr halten mögen, von dem man bei uns Aufgeklärten gar keine Ahnung hat. Aber wer weiß, am Ende sind sie wohl zufriedener als du und deinesgleichen, die in den Freuden dieser Welt ihr einziges Glück suchen! Sonderbares Geheimnis, das Geheimnis des Lebens: Je mehr man sich des Daseins freuen will, desto drückender lastet es auf uns. Kann man wohl auf Erden das Glück finden? Und wie muss man es anfangen, um es zu finden?“

 

Da wurde plötzlich der Fremde durch Orgelton aus seiner trübseligen Betrachtung aufgeschreckt. Bald mächtig brausend, bald sanft ertönend, erfüllte es den weiten Dom und umwogte das beengte Herz. Dann eine kurze Pause und von tausendstimmigem Gesang widerhallte die Wölbung: „Horch, da ist das Stabat Mater, das berühmte Muttergotteslied der Katholiken! Wie das die Seele erfasst mit geheimnisvoller Macht! Es ruft mir zu: Knie nieder und singe mit! Aber ich weiß ja nicht, wie man niederkniet, ich habe es noch nie getan – und doch, ich muss es tun, ich kann nicht anders.“ Und der Fremde trat zur nächsten Bank und kniete nieder und sang mit – nicht die Worte, denn die verstand er nicht, wohl aber die Weise, sie hatte er bald erfasst. Ein merkliches Sehnen und Suchen nach etwas, womit er das leere, öde Herz füllen könne, bewegte sein Inneres, ein Ahnen von einem friedvollen, schmerzlosen, seligen Leben und seiner betrübten Seele entrang sich der Ausruf: „O könntest du glauben! Könntest du glauben wie diese Glücklichen!“

 

Der Gottesdienst war zu Ende, die Kerzen am Hochaltar wurden ausgelöscht. Sinnend trat der Fremde hinaus in die Dämmerung: „Lebe wohl, ewige Stadt! Morgen reise ich wieder nach Norden und nehme als letzte Erinnerung an dich das Stabat Mater mit.“ Und er hat es mitgenommen. So oft er allein war und an Italien zurückdachte, begann er das Stabat Mater zu singen und wieder zu singen, soviel er davon wusste. So hatte er ein halbes Jahr lang, ohne es zu wissen, ohne es zu wollen, die schmerzhafte Mutter Gottes verehrt, als plötzlich der Gedanke vor seiner Seele stand: „Ich gehe wieder nach Italien, ich werde katholisch!“

 

Tief ergriff mich dieser Bericht im Novemberheft der „St. Benedikt-Stimmen“ 1890, zumal die wirkliche Heimkehr jenes Deutschen zur katholischen Kirche darin erzählt wird.

 

Im Sommer 1910 brachte mir die Rheinfahrt eine gar fröhliche Überraschung: In einer neuen Klosterkirche sah ich die farbenprächtigen Wandgemälde. Der Künstler selbst gab freundlich die Erklärung der sinnreichen Bilder und erzählte mir am traulichen Feierabend, wie sein Jugendleben keineswegs vom milden Glanz der katholischen Religion verklärt wurde, ja eigentlich jeder Religion fern stand, bis er im ewigen Rom das Stabat Mater vernommen hat. Sogleich wagte ich die Frage, ob er jenen Bericht der „St. Benedikt-Stimmen“ verfasst habe. Und wirklich war er es selbst! Voll dankbarer Liebe zur himmlischen Mutter bot der fromme Maler mir noch näheren Einblick in die Geschichte seiner Bekehrung:

 

Im Konvertitenhaus zu Rom unterwies ihn der leutselige P. Petrus Dahmen in den Lehren des katholischen Glaubens und gab ihm den guten Rat, die Fürbitte der Mutter Gottes innig zu suchen. Der katholische Kirchengesang müsse auch zum Gebet anregen und das Gebet bringe sicher Licht von oben. Bald kniete der junge Mann demütig vor dem Madonnenbild und begann das erste Mal den immerwährenden Gruß: „Gegrüßet seist du, Maria!“ Kaum war dieser Gruß vollendet, da war es, als ergieße sich das himmlische Licht in die Seele, dass düstere Zweifel schwanden und Freude des Glaubens einkehrte. Wo sollte der letzte Schritt zur Bekehrung geschehen? In der Kirche Del Gesù, der Namen Jesu-Kirche! Hier hatten ein Jahr vorher die Klänge des Stabat Mater in seiner Seele das Heimweh nach dem Frieden des wahren Glaubens geweckt – hier sollte die Heimkehr zur heiligen Mutter, der Kirche, wirklich stattfinden.

 

Als der Künstler mir noch eigens die Melodie des Stabat Mater vorsang, fühlte sich meine Seele lebhaft ins ewige Rom versetzt, in die wohlbekannten Hallen der Namen Jesu-Kirche. Mir war zumute, als ertöne dort wieder aus Herz und Mund des tiefgläubigen Volkes das Stabat Mater:

 

Christi Mutter stand mit Schmerzen

bei dem Kreuz und weint von Herzen,

als ihr lieber Sohn da hing.

 

Durch die Seele voller Trauer,

schneidend unter Todesschauer

jetzt das Schwert des Leidens ging.

 

Welch ein Schmerz der Auserkornen,

da sie sah den Eingebornen

wie er mit dem Tode rang.

 

Angst und Jammer, Qual und Bangen,

alles Leid hielt sie umfangen,

das nur je ein Herz durchdrang.

 

Ach für aller Menschen Schulden

sah sie ihn die Marter dulden

Geißeln, Dornen, Spott und Hohn,

 

sah ihn trostlos und verlassen

an dem blutgen Kreuz erblassen,

ihren lieben einzgen Sohn.

 

Drücke deines Sohnes Wunden,

wie du selber sie empfunden,

heilge Mutter, in mein Herz.

 

Dass ich weiß, was ich verschuldet,

was dein Sohn für mich erduldet,

gib mir teil an deinem Schmerz.

 

Christus, lass bei meinem Sterben

mich mit deiner Mutter erben

Sieg und Preis nach letztem Streit.

 

Wenn der Leib dann sinkt zur Erde,

gib mir, dass ich teilhaft werde

deiner selgen Herrlichkeit.

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7. Ein Märtyrer des Beichtsiegels in Frankreich

  

Im Jahr 1889 wurde der Abbé Dumoulin, Priester des Erzbistums Aix, unter der Anklage, eine reiche Dame ermordet und beraubt zu haben, verhaftet, ins Gefängnis geworfen und vor das Schwurgericht gestellt. Der Schein war gegen ihn, und da außerdem der Angeklagte sich gar nicht verteidigte und während der ganzen Verhandlung ein stummes, resigniertes Wesen zur Schau trug, das bei Richtern und Geschworenen keineswegs zu seinem Gunsten sprach, so wurde Abbé Dumoulin angesichts der scheinbar erdrückenden Beweise für schuldig erklärt und zu lebenslänglicher Deportation verurteilt. Er wurde nach Neu-Caledonien geschafft, wo er drei Jahre lang inmitten des Auswurfes der Menschheit im Bagno verblieb. Im Jahr 1892 wurde der frühere Sakristan des verurteilten Priesters sterbenskrank und, von Gewissensbissen gefoltert, ließ er einen Geistlichen kommen, dem er in Gegenwart von vier Zeugen erklärte, dass er den Mord und Diebstahl verübt hatte, für den Abbé Dumoulin büßen musste. Er gestand außerdem, dass er am Tag, wo die Leiche seines Opfers entdeckt wurde, dem Abbé Dumoulin sein Verbrechen gebeichtet habe. Obgleich er also schon vor seiner Verhaftung den wirklichen Mörder kannte, so sprach er doch weder im Laufe der Untersuchung noch vor den Geschworenen noch auch während der furchtbaren physischen und moralischen Qualen, die er inmitten der Galeerensträflinge erdulden musste, das eine einfache Wort aus, das die Gerichte auf die Spur des Schuldigen führen musste. Es war das Beichtgeheimnis, und er hat es nicht verraten. Nach dem in extremis abgelegten Geständnis des Sakristans wurde die Unschuld des Abbé Dumoulin von den Gerichten erkannt und proklamiert. Der unschuldig Verurteilte wurde sofort in Freiheit gesetzt, kehrte nach Frankreich zurück und hat seinen alten Posten in seiner Pfarrei wieder angetreten.

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8. Was man vor 50 und mehr Jahren noch von der

Eheschließung wissen durfte!

 

1. Kein katholischer Christ darf sich unter einer schweren Sünde mit der bloß bürgerlichen Eheschließung begnügen.

 

2. Behufs Anmeldung zur kirchlichen Trauung müssen beide Brautleute persönlich, vor der Anzeige auf dem Standesamt, bei dem Pfarrer der Braut – gemischte Paare bei dem Pfarrer des katholischen Teiles – erscheinen und ihre Taufscheine mitbringen. Bei Verwitweten wird auch der Totenschein des verstorbenen Eheteils erfordert. Diese Anmeldung beim Pfarrer soll mindestens drei bis vier Wochen vor der Hochzeit erfolgen, damit das vorgeschriebene dreimalige Aufgebot in der Kirche stattfinden kann.

 

3. Während der geschlossenen Zeit vom 1. Adventsonntag bis Dreikönigen und von Aschermittwoch bis Weißen Sonntag sollen keine Eheschließungen stattfinden.

 

4. Nach kirchlicher Vorschrift dürfen Brautleute nicht zusammen wohnen.

 

5. Die gemischten Ehen – d.h. Ehen zwischen katholischen und nichtkatholischen Christen – missbilligt und verbietet die Kirche, und zwar:

 

a) weil bei solchen Ehen die Gemeinschaft des Glaubens und des religiösen Lebens fehlt;

 

b) weil der katholische Teil großer Gefahr ausgesetzt ist, seinen Glauben zu verlieren oder gegenüber ihm gleichgültig zu werden;

 

c) weil die katholische Erziehung der Kinder gewöhnlich mangelhaft und nicht selten unmöglich ist;

 

d) weil der Nichtkatholik nach der Auffassung seiner Konfession sich von dem katholischen Eheteil trennen und eine andere Ehe eingehen kann, was der Katholik nicht darf, weil nach den klaren Worten des göttlichen Heilandes die christliche Ehe unauflöslich ist.

 

Deshalb dispensiert die Kirche von dem Verbot der gemischten Ehe nur aus wichtigen Gründen und unter folgenden an Eidesstatt schriftlich vor dem Pfarrer und zwei Zeugen zu leistenden Bedingungen:

 

a) die katholische Erziehung aller Kinder muss vorher sichergestellt sein;

 

b) der katholische Teil darf in der Ausübung seines Glaubens in keiner Weise beschränkt werden und keinerlei Verführung zum Abfall vom Glauben ausgesetzt sein;

 

c) der Katholik soll sich bemühen, den nichtkatholischen Teil durch Wort und Wandel von der Wahrheit und Heiligkeit der katholischen Lehre zu überzeugen;

 

d) die Trauung darf nur in der katholischen Kirche erfolgen.

 

Eltern, die in eine gemischte Ehe ihrer Kinder ohne die von der Kirche festgesetzten Bedingungen einwilligen, versündigen sich schwer und laden sich eine strenge Verantwortung bei Gott auf.

 

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9. Andacht am Mittwoch in der Karwoche

 

Abschied

 

Maria von Jesus

und

Jesus von Maria

 

Eine Wallfahrt

für fromme Christen

 

Am Mittwoch war Maria mit ihrem Sohn allein, und suchte ihr betrübtes Herz vor Jesus auszuschütten, er ahnte zwar ihre Betrübnis, und Marie sprach zu ihm:

 

Meines Herzens liebster Sohn! Obschon ich nicht würdig bin mit dir, als dem göttlichen Erlöser, über die Geheimnisse deiner Sendung zu sprechen, so bitte ich dich im Vertrauen auf deine kindliche Liebe um etwas, was du mir doch nicht abschlagen möchtest.

 

Jesus: Meine herzallerliebste Mutter! Du weißt, dass ich allezeit eine innige kindliche Liebe zu dir getragen habe, sage was du verlangst, ich will dir dein Begehren nicht abschlagen.

 

Maria: Obwohl ich es weiß, dass du der Welt zur Erlösung gesendet bist, und wie uns die Weissagungen der Propheten kundgetan haben, soll es durch dein Leiden und Sterben geschehen, so sehe ich aber auch ein, dass die Stunde deiner Marter und deines Todes sehr nahe sein muss, denn die Juden und hohen Priester sind mehr als jemals auf dich erbittert, und ich fürchte, sie werden dich einst unversehens mir und den Deinen rauben und ihrer Rache opfern.

 

Jesus: Liebe Mutter! Warum fürchtest du das von deinem Sohn? Ein gehorsamer Sohn verheimlicht ja nie seiner Mutter etwas, und so kannst du auch von mir erwarten, dass ich Zeit und Stunde meines Todes dir nicht verhehlen werde.

 

Maria: Mein herzliebster Sohn! Ich fürchte nun, dass du mir es verschweigen werdest, um mich nicht zu betrüben.

 

Jesus: Ja nun freilich, meine herzlichste Mutter, warum soll ich das nicht. Die Zeit ist gekommen, in der die Prophezeiung Simeons erfüllt werden soll, ich will deinem bekümmerten Herzen nichts verschweigen, nur mäßige deine Betrübnis.

 

Maria: O mein Jesus! Obschon es meinem Herzen das größte Leid verursachen wird, so bitte ich dennoch, du wollest mir nichts verschweigen, sondern alles sagen, weil ich ruhiger deinem Leiden entgegensehen werde, so ich nun weiß, wie du dein Erlösungswerk beginnen und enden willst.

 

Jesus: Meine herzlichste Mutter! Deine Freuden, die du an mir gehabt hast, werden in Trauer und Bitterkeit verwandelt werden, nicht länger als heute noch bleibe ich bei dir, - morgen nehme ich den letzten Abschied von dir, sage eine gute Nacht, und scheide mit brechendem Herzen. Ich werde in der folgenden Nacht von den Juden gefangen, gebunden, mit großem Ungestüm in die Stadt von einem Richter zum andern geführt werden. Man wird mich mit Geißeln grausam zerschlagen, mein Haupt mit Dornen krönen, schimpflich und unter großem Spott auf den Berg Kalwari führen, mich dort zwischen zwei Mörder an ein Kreuz nageln, ja wie den größten Übeltäter behandeln.

 

Maria: O ich ärmste aller Mütter! Ach, wohin soll ich mich wenden! Wann hat eine Mutter solch einen Jammer erlebt? O gütiger, o himmlischer Vater! Siehe an die bis ins Innerste ihres Herzens betrübte Mutter deines Sohnes, erwäge seine Leiden und meinen großen Schmerz, stehe uns bei und gib uns Kraft, alles mit Ergebung in deinen ewigen Ratschluss zu ertragen.

 

Jesus: Betrübe dich nicht so, o herzliebste Mutter! Willst du, dass ich den Kelch nicht leeren solle, den mir mein himmlischer Vater reicht? Soll ich nicht tun, was meinem Vater im Himmel gefällt? – Ergib dich, o geliebte Mutter, in seinen heiligen Willen, wie ich mit Geduld und Standhaftigkeit.

 

Maria: O Jesus, meines Herzens liebstes Kind! Wie wäre es möglich, als deine natürliche Mutter über dich nicht zu weinen, deinen Verlust auf so schimpfliche Art und Weise zu betrauern, wenn ich bedenke, wie ich dich mit größter Vorsicht und Erfüllung aller meiner Pflichten neun Monate unter meinem Herzen getragen. Wie sollte ich mich als Mutter über den Tod meines Kindes nicht beklagen?

O Jesus! Mein liebster Sohn! Möchte ich doch diesen Tag nie erlebt haben! Dass ich dich solch Leiden soll tragen sehen.

O Gott! Wie wäre es mir möglich zu sehen, wie du von so unmenschlichen Händen mit der größten Lieblosigkeit an deinem heiligen unschuldigen Leib zerfleischt, dein Haupt mit Dornen gekrönt, und ach Gott im Himmel, deine liebreichsten Hände und Füße mit den stärksten Nägeln, ach auf die schrecklichste Art zerschmettert und durchbohrt ans Kreuzesholz geheftet zu sehen. O ich vergehe vor Schmerz der Vorstellung an ein solch unglückliches, schimpflich und unverdientes Ende, an jene schrecklichen Stunden wahrlich die schrecklichsten, die je eine Mutter an ihrem Kind erlebt, das zu den Menschen gekommen ist, um sie zu erlösen, o ich ärmste der Mütter.

 

Jesus: O Mutter, Mutter! Klage und weine nicht, du betrübst durch deinen Schmerz ohnedem schon mein kindliches Herz und willst ja nicht mein Leiden vermehren helfen.

 

Maria: Mein allerliebster Sohn! Es ist mir unendlich leid, dass ich deinen Schmerz durch mein Wehklagen vermehre, es ist mir gleichwohl unmöglich meinen Schmerzen und meinen Tränen um dich Einhalt zu tun, und wenn auch jetzt schon mein Herz mit überschwänglichem Leid erfüllt ist, so will ich mich dennoch bescheiden, wenn du mir, o mein liebster Sohn, noch in einem Ding meine Bitte gewähren wolltest.

 

Jesus: Meine allerliebste Mutter! Du weißt, wie sehr ich in allem deinem Willen zuvor gekommen bin, und wie gern ich gewähre, um was du mich bittest, darum sage mir dein Begehren, das ich sicherlich erfülle, wenn es nicht den Anordnungen meines Vaters, der im Himmel ist, zuwider sind.

 

Maria: O mein Jesus! Du weißt, wie groß meine Liebe zu dir – und wie es mir unmöglich ist von dir geschieden zu sein. Darum bitte ich dich, wenn es durch Gottes Willen möglich ist, deinen Leidensweg noch einige Zeit hinauszuschieben, um mit dir noch diese Zeit in Liebe und Freude zusammen zu leben.

 

Jesus: Wohl wäre es nicht unmöglich, meinen Tod weiter hinauszuschieben, doch mein Vater hat es von Ewigkeit her verordnet, dass ich in einem Alter, da die Natur den Tod am meisten scheut, sterben soll, um aus dem Grund des so bitteren Todes um so kräftiger die Menschen vor dem ewigen Tod zu erlösen. Die lieben Altväter harren ihrer Erlösung stündlich entgegen, und eben daher kann ich dir, o Mutter, deine Bitte nicht gewähren.

 

Maria: Mein allerliebster Sohn! Da du mir deine Bitte nicht gewähren kannst und du jetzt deine Leiden antreten willst, so muss ich dich abermals bitten, mir etwas nicht zu versagen, um das ich dich so flehentlich ermahne.

 

Jesus: O herzliebste Mutter! Habe ich dich je betrübt? Habe Vertrauen zu mir und begehre, und so es in meinen Kräften steht, gewähre ich jedwede Bitte dir.

 

Maria: O mein Jesus! Wenn du einmal deinen leidensvollen Weg beginnst und der Tod von dir beschlossen ist, so wähle dir, mein herzliebster Sohn, doch nicht einen so schmerzvollen und schmählichen der Kreuzigung, den alle Übeltäter und Mörder erdulden müssen. Ist es nicht genug, wenn du die Schmach der grausamen Geißelung und Krönung überstehen musst, die ja deinen Tod ohnehin herbeiführen werden! Dein Blutvergießen wäre ja gar zu groß, und die Welt bedarf gewiss nur eines Bluttropfens deines heiligen Leibes, um für deren Sünden deinem himmlischen Vater genug zu tun. Darum, o mein Sohn, erwähle dir doch einen minder schmerzhaften und nicht so schimpflichen Tod.

 

Jesus: Dein Begehren, mir einen geringeren, weniger schmerz- und schimpflicheren Tod zu erwählen, o Mutter, kann und darf ich nicht erfüllen, denn die göttliche Gerechtigkeit erfordert es, dass ich die allergrausamsten Martern und den bittersten Tod erdulde, um für die Sünde Adams und aller Menschen genug zu tun. Denn gleich wie die Sünden meinen himmlischen Vater die höchste Beleidigung angetan haben, also soll auch mir die höchste Unschuld wiederfahren. Gleich wie die Sünder mit allen ihren Gliedern gesündigt und den ewigen Tod dadurch verdient haben, also werde auch ich gleichermaßen an allen Gliedern gepeinigt, damit sie durch meinen Tod erlöst werden, wie das schon längst die Propheten geweissagt haben, und du, o Mutter, so oft betrachtet hast. Dann wird durch die Schrift erfüllt werden, nicht mit einem Tröpflein, sondern mit Vergießung meines letzten Bluttropfens will ich die Welt erlösen. Darum, o Mutter, ergib dich in den ewigen Ratschluss meines himmlischen Vaters, und begehre ein solches nicht von mir, da es mein fester, ernstlicher Wille ist.

 

Maria: Ich sehe, dass ich mich deinem unabänderlichen Willen fügen muss, und falle von Schmerz und Leiden niedergebeugt vor deiner Göttlichkeit darnieder, tröste mich in meinem Jammer mit der Erfüllung noch einer Bitte, es bleibt mir ja noch Zeit zu bitten, darum lass mich sie alle noch deinem kindlichen Herzen vortragen, weil ich es vermag: o tröste mich und lass mich vor Schmerz nicht vergehen, dieweil meine mütterliche Treue von deiner Jugend auf unverändert geblieben ist, und mich stets dein Leben und Handeln so hoch beglückt und beseligt hat.

 

Jesus: O allerliebste Mutter! Du durchschneidest mein Herz mit deinen Klagen, du weißt wie ich dich liebe, und nimmer dir etwas versage, was nicht dem Willen meines Vaters entgegen ist, stehe auf, und nenne mir dein Begehren.

 

Maria: Wäre es denn, o mein Sohn, so ganz und gar unzulässig, für dich zu leiden und zu sterben. Wie gern wollte ich dein die Menschen so beglückendes und wichtiges Leben durch meinen Tod erhalten, wenn es irgend sein kann. O mein geliebter Sohn! So lass mir diese Gnade wiederfahren, dich den deinen zu erhalten. – Sollte das je dennoch nicht möglich sein: o so bitte, mein Jesus, deinen himmlischen Vater, dass er mich vor deinem Tod von dieser Erde nehme, um dein jammervolles Ende nicht erleben zu müssen, das ich ja ohnehin nicht erleben würde, ohne vom größten Schmerz durchdrungen meinen Geist mit dem deinen vereint aufzugeben.

 

Jesus: Meines Herzens treueste Mutter! Die Tränen, die ich deinetwegen vergieße, sind Zeugen, dass mich dein Leid unendlich betrübt und meine Seele ängstigt, bei dem tiefsten Mitleiden kann ich dir, o Mutter, auch diese deine Bitte nicht gewähren. – Sieh ein, o liebe Mutter, dein Anerbieten für mich zu leiden, würde ich, wenn es auch die göttliche Gerechtigkeit zuließe, nimmer zugeben, und ich würde aus Liebe für dich zehnmal eher sterben, als zugeben, dass du meinetwegen mehr littest, als die meinen bevorstehenden Leiden, und mein Tod Schmerzen verursachen werden, und dass ich wegen meines Erlösungswerkes nun einmal doch nicht hindern kann, dass ich vor dir mein heiliges Leben ende, o Mutter, verlange nicht von mir, siehe, meine Jünger bedürfen auch deiner Gegenwart, dann lasse dir Johannes, meinen geliebten Jünger als Sohn empfohlen sein. Obschon mich in meinem Leiden viele aus mütterlichem Mitleid bedauern werden, so ist doch ihr Glaube an mich vermindert, nur du allein, herzlichste Mutter, kennst mich und trauerst um mich, siehst und erkennst allein in diesem meinem Tod die große wahre Liebe, die ich zu den Menschen auf Erden habe. Tröste dich mit diesen meinen Worten und verlasse mich nicht in der Stunde meines Todes.

 

Maria: O ich will deinen Worten, mein geliebter Sohn, ja gerne folgen. Ich will meinem betrübten Herzen gebieten und mit möglichster Standhaftigkeit dich bis in den Tod begleiten. O gütigster Vater im Himmel, du wirst mir Kräfte verleihen und die Gnade mir schenken, zu tun, was mein geliebter Sohn von mir verlangt.

 

Jesus: Für deine vielfache Liebe, für deine mütterliche Treue und Sorgsamkeit, nimm allen meinen Dank, den ich dir jetzt zu geben im Stande bin, du warst ja meine Führerin bis zu meinen Lehrjahren und ein Muster aller Tugenden, die mich bis zu meinem Werk der Erlösung immer treu begleiteten. Dich wird und kann nur mein himmlischer Vater würdig belohnen.

 

Maria: Ich bin stets nur eingedenk meiner Pflichten gewesen, nie darfst du mir danken, du hast mich ja schon mit deiner kindlichen Liebe so überschwänglich belohnt. Ich bitte dich innigst, verzeihe mir meine Klagen.

 

Jesus: Eile von mir, o Mutter, meine Stunde ist gekommen, siehe ich muss mutig meinem Leiden entgegengehen. Darum lebe wohl treueste, beste aller Mütter! Lebe wohl! Gute Nacht – o Mutter, Mutter!

 

Maria: O Jammer, mein Jesus, mein Sohn, so nahe ist die Stunde! O lass mich an deinem Herzen sterben! O du Vater im Himmel, reich mir die Hand deiner Gnade, und lass mich das Elend nicht erleben, nimm mich aus diesem Jammertal! O ich arme elende Frau.

 

Jesus: Fasse Vertrauen in meines Vaters ewigen Ratschluss und denke an den Zweck meiner Sendung.

 

Maria: Dein Segen, o Jesus, und dein Gebet zu unserem Vater wird mich stärken, er kann ja unser aller Leiden mindern. O mein Herz ist dem Zerspringen nahe, o gute Nacht! O Jesus, gute Nacht!

 

Jesus: Siehe an, o du mein himmlischer Vater, das Herzeleid meiner geliebten Mutter, stärke du sie in ihrer Not um meinetwegen, lass sie durch den Trost für das Wohl der ganzen Menschheit gelitten zu haben wiederum sich aufrichten. Gib ihr diese Einsicht durch die Kraft deines Heiligen Geistes, lass sie durch deine heiligen Engel beschützen, trösten und bewahren.

 

Maria: Amen. – Gott stärke dich und mich, gute Nacht! Gute Nacht! O mein Sohn, o Jesus, gute Nacht!

 

Jesus: Gute Nacht, o herzliebste Mutter, tausend gute Nacht! Gute Nacht, gute Nacht! Mutter! Mutter! Gute Nacht. Du wirst mich wiedersehen!

 

Maria: O ruhig armes Herz, ich werde ihn wiedersehen, o tausend gute Nacht – mein Jesus! Mein geliebtes Kind! Gute Nacht!

 

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10. Die drei göttlichen Tugenden

 

(hl. Petrus Canisius)

 

1. Glaube

 

O mein Gott, ich glaube fest alles, was du geoffenbart und mir durch deine wahre katholische Kirche vorgestellt hast zu glauben, weil du, die ewige unfehlbare Wahrheit, es gesagt hast.

 

2. Hoffnung

 

O mein Gott, ich hoffe von dir zu erlangen die ewige Seligkeit, wie auch alles, was mir dazu notwendig oder nützlich ist, weil du, allmächtiger, barmherziger und getreuer Gott, es gesagt hast.

 

3. Liebe

 

O mein Gott, ich liebe dich aus ganzem Herzen, über alles, weil du das allerhöchste und liebenswürdigste Gut bist. Dir zu Liebe liebe ich auch meinen Nächsten, wie mich selbst.

 

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11. Ein heilsamer Spiegel für die Seele

 

(Von der heiligen Theresia von Avila)

 

Bemühe dich – folgende Tugenden zu üben:

 

 

Das Leben in der Gegenwart Gottes, und in ihm die Vereinigung aller deiner Werke mit den Werken Christi, des Herrn.

 

Ein anhaltendes Gebet, aus dem du die Frucht der Liebe schöpfen sollst.

 

Den Gehorsam.

 

Eine tiefe Demut mit dem Bekenntnis, dass du Gott den Herrn beleidigt hast.

 

Reinheit des Gewissens, ohne dass du mit Vorbedacht in irgendeine Todsünde, ja, nicht einmal in eine lässliche Sünde einwilligst.

 

Den Eifer für die Seelen, dass du dich bemühst, so viele, als es dir möglich ist, zu Gott zu führen.

 

Freudige Liebe zum allerheiligsten Sakrament des Altars, und dass du es mit der höchstmöglichen Vorbereitung empfängst.

 

Eine besondere Andacht zum Heiligen Geist, und innigste Verehrung der seligsten Jungfrau Maria.

 

Geduld und Starkmut in allen Schmerzen und Widerwärtigkeiten.

 

Aufrichtigkeit des Gemüts, und Einfalt des Geistes in Verbindung mit Bescheidenheit und Treuherzigkeit.

 

Wahrheit in Worten, ohne dass du selbst etwas Lügenhaftes sagst, noch zulässt, dass es von anderen gesagt wird.

 

Wahre Liebe Gottes und des Nächsten, die der Inbegriff und das Ziel aller Vollkommenheit ist.

 

Bemühe dich, der heiligen Messe und dem Gottesdienst mit höchstmöglicher Aufmerksamkeit beizuwohnen.

 

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12. Kampf des Kranken mit dem Tod

und des Schutzengels mit dem Teufel

 

1. Der Kranke

 

Schmerzgequält am Krankenlager

Beb` ich vor dem Sensenmann,

Weil zum recht bequemen Leben

Für gar viele süße Jahr

Meine Güter, meine Schätze,

Überfluss mir bieten dar.

Sollt` ich jetzt schon sie verlassen,

Ach, wer starrt auf mich daher!?

 

2. Der Tod

 

Tod ist mein verhasster Name,

Vor mir schreitet Furcht und Angst;

Dich zur Rechenschaft zu fordern,

Sendet mich der Welten Herr,

Statt auf Gelder und auf Güter,

Denk` jetzt deinem Wirken nach,

Unerbittlich ist der Richter,

Deine letzte Stunde schlägt.

 

3. Der Kranke

 

Fort von mir du furchtbar Wesen,

Angst vor dir ersticket mich!

Alle meine Beine zittern,

Kannst du nicht um and`re geh`n?

Alten, Armen, Lebenssatten,

Wirst du recht willkommen sein;

Ich in Reichtum, besten Jahren,

Will mich noch des Lebens freu`n.

 

4. Der Tod

 

Fruchtlos ist dein Widerstreben,

Seh` nur mein Gerippe an -

Ohne Herz und Ohr und Auge,

Rührt mich keiner Klage Ton.

Schonungslos saust meine Sense

Über Alt und Jung dahin,

Hohe, Nied`re, Reiche, Arme

Stürz` ich jählings in das Grab.

 

5. Der Kranke

 

Wohl sind meine Leiden schmerzlich,

Die mich fesseln an das Bett,

Doch nicht bei dir such` ich Rettung,

Hilfe schafft mir Arzt und Geld.

Das ist meine gute Rechnung,

Darauf bau` und hoffe ich;

Meine Jahre - meine Güter

Brauchen dich noch lange nicht.

 

6. Der Tod

 

O du Tor! noch diese Nacht

Musst Hab und Gut verlassen du;

Was so gierig du gehäufet,

Was so stolz und kühn dich macht,

Nichts davon wird dir verbleiben,

Weil du Gottes kaum gedachtest,

Selt`ner auf der Armen Not,

Hart bliebst bei des Armen Not.

 

7. Der Kranke

 

Schenke mir noch läng`res Leben,

Gold und Silber biet` ich dir!

Willst du würgen, würge Greise,

Arme rett` vom Hungertod;

Hab` ich froh die Welt genossen

Bis ins höchste Alter hin -

Will ich selber nach dir rufen,

Freund und Bruder nennen dich.

 

8. Der Tod

 

Solche Bitten sind vergeblich,

Mich besticht und täuscht man nicht.

Gottes Auftrag zu erfüllen

Ist des Sensenmannes Pflicht.

Magst du Gold und Silber bieten

Und der Schätze ohne Zahl,

Ich vollziehe Gottes Ratschluss,

Reiße dich aus dieser Welt.

 

9. Der Kranke

 

Solltest du die Wahrheit reden

Und betrügen mich der Arzt?

Der mich täglich besser findet,

Der so teuer mir verspricht

Dass er bestens für mich sorge,

Und das Leiden baldigst weicht.

Reichlich lohn` ich seine Mühe,

Mehr als Gold ist Lebenslust.

 

10. Der Tod

 

Eitles Sinnen, leeres Streben,

Keine Hilfe bleibt dir mehr;

Kronen wollten Kaiser geben

Und der Güter ohne Zahl.

Mir sind wertlos solche Dinge,

Die ihr schätzet ohne Maß;

Wie sie von dem Throne mussten,

Musst du fort von deinem Geld.

 

11. Der Kranke

 

Lasst du dich gar nicht erweichen,

So gescheh` denn Gottes Wort,

Eine Bitte nur gewähre:

Schenk` zur Buß` nur einen Tag,

Dass in bittern Reuetränen,

Meiner Sünden große Last

Schmerzlich hier ich noch beweine,

Mir Erbarmung noch erfleh`.

 

12. Der Teufel

 

Jetzt ist um die Zeit der Buße,

Die du verschmäht von Jahr zu Jahr,

Lustig hast du mir gefröhnet,

Jetzt bekommst du meinen Lohn.

Gnad` zur Buße noch im Sterben

Ward dem Schächer nur gewährt,

Sonst von keinem liest man das mehr;

Mein bist du: die Seele her!

 

13. Der Kranke

 

O steh` mir bei, Schutzengel mein,

Namenspatron bitt` für mich!

Dass Versuchung mich nicht blende,

Wo am Rand die Seele schwebt.

Mutter Gottes, Trost der Sünder,

Fleh` zu Christus deinem Sohn,

Dass er den Versucher banne,

Dessen Macht zerbrach sein Tod.

 

14. Der Teufel

 

Jene rufst du jetzt um Hilfe,

Deren Gunst du nie gesucht,

Nie beachtet ihre Wünsche,

Sie missachten deine Not.

Erdenlust und Sündentaumel

Hat dir stets das Herz geschwellt,

Was du sätest, wirst du ernten,

In der Hölle ist dein Lohn.

 

15. Der Engel

 

Maßlos quälst du diese Seele,

Die du immer hast getäuscht,

Doch in der Entscheidungsstunde

Reiß` ich sie aus deiner Hand,

Weil vertrauungsvoll sie suchte

Hilfe bei dem Himmlischen,

Reuig ihre Schuld erkannte

Und verwünscht` dein Lügenwerk.

 

16. Der Teufel

 

Hoffart, Wollust, Trug und Habsucht

War ihr liebstes Sinnen hier;

Ärgernis in Wort und Beispiel,

Völlerei in Speis` und Trank

War bei ihr fast alle Tage,

Wie es allgemein bekannt.

Wohl genug der bösen Taten,

Dass der Hölle sie verfällt.

 

17. Der Engel

 

Viel hat sie schon hier gelitten,

Viel gebüßt am Krankenbett,

Tränen ohne Zahl vergossen,

Reuig sich bekehrt zu Gott,

Gläubig wider dich gestritten,

Und beweint die Sündenschuld;

Darum ward ihr noch Erbarmung,

Wie einst dem verlornen Sohn.

 

18. Der Teufel

 

Selbst des Wuchers ist sie schuldig,

Nicht von Unterdrückung frei;

Wider Arme, Witwen, Waise,

War sie hart und räuberisch,

Trat mit Füßen Menschenrechte,

Höhnte oft das Heilige:

Gottesdienst und Sonntagsfeier,

Scheute sie wie jetzt die Höll`.

 

19. Der Engel

 

Alles hat sie tief beweinet,

Reueschmerz durchbohret sie,

Jedes Unrecht, jeden Schaden,

Die sie leider zugefügt,

Will ersetzen sie und sühnen,

Büßen jedes Ärgernis.

Neugeboren durch die Buße

Wird sie schauen Himmelslicht.

 

20. Der Teufel

 

O geheimnisvoller Richter!

Der du nimmst, was du mir gabst;

Diese Seele, schwarz von Sünden,

Kann noch werden rein vor dir!?

Unbegreiflich warst du immer,

An Erbarmung unerreicht,

Endlos gnädig, furchtbar heilig,

Glücklich, wer besteht vor dir!

 

21. Die Seele

 

O mein Jesus, mein Erlöser,

Deine Gnade, deine Huld,

Deines Mittlertodes Leiden

Tilgen meine Sündenschuld,

Wecken mich zum bessern Leben,

Öffnen mir das Himmelreich;

Ewig dankbarst dich zu preisen

Ist der Seele Seligkeit. -

 

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13. Inbrünstige Aufopferung einer gottliebenden Seele

  

(Von der hl. Kreszentia von Kaufbeuren)

 

Gelobt, gebenedeit und gepriesen sei die allerheiligste Dreifaltigkeit!

Gelobt, gebenedeit und gepriesen sei das allerheiligste Sakrament des Altars!

Gelobt und gebenedeit seien die heiligsten fünf Wunden Jesu!

Gelobt und gebenedeit sei in alle Ewigkeit der schönste Name Jesus!

Gelobt sei die Reinheit der unbefleckten Empfängnis der seligsten Jungfrau Maria!

Gelobt, gebenedeit und gepriesen seien in Ewigkeit

Jesus, Maria, Joseph, Joachim und Anna!

Zur größeren Ehre und Glorie der allerheiligsten Dreifaltigkeit,

zum schuldigen Gedächtnis des bitteren Leidens und Sterbens des gekreuzigten Jesus;

zur Ehre und Glorie der allerseligsten Jungfrau und Mutter Gottes;

zum Trost, Heil und zur Erlösung der christgläubigen Seelen im Fegfeuer;

zum Nutzen und Heil meiner Mitmenschen,

zur Bekehrung aller verstockten Sünder,

zur Vermehrung meiner Verdienste,

zur Abbüßung meiner Sünden,

zur Genugtuung und Bezahlung meiner obliegenden Schuldigkeiten

opfere ich der göttlichen Majestät auf

all mein Tun und Lassen,

Handel und Wandel,

Schritte und Tritte.

Es ist auch meine Meinung und Absicht,

dass alle meine Werke vereinigt werden mit allen den Werken, die Christus,

Maria, seine werteste Mutter,

alle heiligen Patriarchen,

Propheten, Apostel, Märtyrer,

Bekenner, Jungfrauen

und alle Heiligen im Himmel hier auf Erden gewirkt haben.

So oft ich Atem schöpfe,

ebenso oft verlange ich

mit allen Engeln und Heiligen

die allerheiligste Dreifaltigkeit allezeit zu loben,

zu benedeien und zu preisen.

Amen. 

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14. Fünf Bitten zu Jesus, Maria und Joseph

  

1. Um Bewahrung vor schweren Sünden

 

Jesus, unser Heiland, lass es uns doch bedenken, dass wir eine unsterbliche Seele haben, die nach dem Ebenbild Gottes erschaffen ist, und die du durch dein Blut und durch deinen Tod teuer erkauft hast. Was für einen Tausch können wir für sie machen? Sie ist ja das Beste, was wir haben. Was könnte es uns helfen, wenn wir die ganze Welt gewännen, an unserer Seele aber Schaden litten. Jesus, wir bitten dich, hilf uns mit deiner Gnade, dass wir unsere Seele bewahren, und sie für keine Sünde dahingeben. Wir wollen dich lieben und dir treu bleiben. Gib uns einen solchen Abscheu vor der schweren Sünde, dass wir eher bereit sind, alles zu verlieren, als sie zu begehen.

 

Heilige Maria, Mutter unseres Erlösers, und heiliger Joseph, sein treuer Pflegevater, helft uns mit eurer Fürbitte bei Gott, dass er uns und alle Menschen vor der schweren Sünde gnädig bewahre. Amen.

 

2. Um Bewahrung vor den Gelegenheiten und Gefahren zu sündigen

 

Jesus, du Erlöser der Welt, lehre uns doch die Verleugnung unser selbst. Hilf uns den Sündenreiz und die bösen Begierden überwinden. Hilf, dass wir als gute Christen nüchtern, heilig, gerecht und gottselig leben. Bewaffne uns gegen die Sünden des Ärgernisses. Führe uns auf den Wegen des Heils, und entferne von uns die zur Sünde reizenden Gelegenheiten. Mache uns behutsam, dass wir keinen zur Sünde verführen, und bewahre uns davor, dass wir von keinem dazu verführt werden. Beschütze die Unschuld, dass sie der Gefahr zu sündigen entgehe. Zerstöre die Bosheit der Verführer. Gib, dass wir einander erbauen, und zum Guten anhalten.

 

Herr, deine Liebe und Gnade soll uns lieber sein, als alles auf der Welt. Weder Leben und Tod, weder Reichtum noch Armut soll uns von dir scheiden. Wir wollen uns an deine Allgegenwart und an die letzten Dinge erinnern, damit wir von der Sünde abgeschreckt werden.

 

Heilige Maria, Mutter unseres Erlösers, und heiliger Joseph, sein treuer Pflegevater, helft uns mit eurer Fürbitte bei Gott, dass er uns wider die bösen Gelegenheiten und Gefahren zu sündigen, wider die Sünden des Ärgernisses beschütze. Amen.

 

3. Um gnädige Abwendung der verdienten Sündenstrafen

 

Jesus, wir glauben, dass deine Liebe unendlich und deine Güte unermesslich ist. Du bist unser Mittler beim Vater. Wir haben wegen unserer Sünden seinen Zorn verdient. Wir sind undankbar gewesen für die unzählbaren Guttaten, die er uns erwiesen hat. Nimm dich unser an. Lass uns mit ihm wieder ausgesöhnt werden, dass er nach seiner Barmherzigkeit mit uns handle. Du hast für unsere Sünden gebüßt und bist wegen unserer Missetaten verwundet worden. Erbarme dich unser, und wende von uns ab die Strafen, die wir für unsere Sünden verdient haben. Führe uns zur Besserung des Lebens, und steh uns bei, dass wir hinfür den Willen deines unseres Vaters treu erfüllen mögen.

 

Heilige Maria, Mutter unseres Erlösers, und heiliger Joseph, sein treuer Pflegevater, helft uns mit eurer Fürbitte bei Gott, dass er die verdienten Sündenstrafen von uns gnädig abwenden wolle. Amen.

 

4. Um Bewahrung vor einem bösen Tod

 

Jesus, du bist der gute Hirt, der sein Leben für uns verlorene Schafe gegeben hat. Du willst nicht den Tod des Sünders. Du bist aus Liebe zu uns des schmerzlichsten Todes gestorben, dass wir selig sterben und ewig glücklich leben sollen. Erbarme dich aller Sünder und Verstockten. Bekehre uns zur wahren Buße, und stehe uns bei, dass wir durch Tugend und Gerechtigkeit uns zum Tod vorbereiten, dass wir den Tod der Gerechten ruhig und selig sterben, und die Unsterblichkeit erlangen, die du uns erkauft hast.

 

Heilige Maria, Mutter unseres Erlösers, und heiliger Joseph, sein treuer Pflegevater, helft uns mit eurer Fürbitte bei Gott, dass er uns von einem bösen Tod bewahre. Amen.

 

5. Um die Gnade, vor den Strafen des Fegfeuers bewahrt zu werden

 

Gütigster Heiland, segne unseren Vorsatz, den wir jetzt machen: Wir wollen für die Strafen, die wir für unsere Sünde zu fürchten haben, jetzt büßen, und der göttlichen Gerechtigkeit dafür genug tun. Wir wollen unsere Tage nützlich anwenden und mit doppeltem Eifer wieder ersetzen, was wir vorher uns geschadet haben. Wir wollen unsere Arbeiten und Mühseligkeiten dir aufopfern, unsere Widerwärtigkeiten mit Geduld ertragen, und Werke der Liebe unserem Nächsten erzeigen, damit wir Barmherzigkeit erlangen. Stärke uns, dass wir im Guten bis ans Ende verharren, und gib, dass wir in vollkommener Liebe zu dir einst unser Leben schließen. Segne unseren Tod, und nimm unsere Seelen bei ihrem Abschied in die Wohnung deiner Herrlichkeit.

 

 

Heilige Maria, Mutter unseres Erlösers, und heiliger Joseph, sein treuer Pflegevater, helft uns mit eurer Fürbitte bei Gott, dass er uns die Gnade gebe, dass wir für unsere Sündenschulden hier genug büßen, damit wir mit den Strafen in jener Welt nicht gestraft werden. Amen. 

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15. Gebet zu den hl. fünf Wunden Christi

 

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16. Aufblick zu den fünf Wunden des Herrn

 

(Von Franz Johannes Weinrich – 1942/1943)

 

O gekreuzigter Heiland! Es ist Nacht geworden in der Welt und keiner weiß, wann der Morgen kommt. Schon weit über tausend Nächte und Tage dauert diese Nacht. Mond und Sterne gehen auf und leuchten in ihr wie immer, und die Sonne auch – eine seltsame Nacht – aber den Weg durch das Dunkel finden wir nicht, mit diesem Licht nicht!

 

Wir schauen in die Runde: Ist denn kein anderer Brand, der die Nacht erhellt?

 

Es müsste einer sein, der nie erlischt, selbst in den Sturmwinden nicht, wie sie in Kriegszeiten wehen.

 

Es müsste einer sein, der weiter und heller leuchtet als die Sonne: bis in den kältesten Norden der Welt, bis zu den im Leid oder im Hass erstarrten Herzen der Menschen.

 

Es müsste einer sein, der auch noch brennt und wärmt, wenn die Sonne untergegangen ist.

 

Ich kenne einen Brand, der ist, wie ich sage. Noch viele kennen ihn, und besser als ich.

 

Doch noch viel mehr sind, die nie seinen Schein in die Welt fallen gesehn, oder die nur um ihn wussten in besseren Tagen, und nun – ach, Nacht ist es geworden und man sieht Dich nicht mehr, Du gekreuzigte Liebe. Dich und den Brand der fünf Leuchten, die Du an Deinem Leib trägst, und die allen scheinen könnten in der Finsternis – man sieht sie nicht mehr.

 

Die Menschen sind selber wundenbedeckt, wie könnten sie die Deinen noch sehn?

 

Wirr und irr sind sie von Schmerzen, was kann sie da noch der Deine kümmern?

 

Aber der Schmerz kann auch Gnade sein, und dann öffnet er die Augen der Blindgeborenen und Blindgewordenen, aller Blinden.

 

Und nun sind wir von riesigen Heeren des Schmerzes umzingelt, jeder ist von einem oder gar von mehreren Schwertern durchbohrt.

 

So gibst Du uns, Herr, die letzte Möglichkeit, Dich zu erkennen und in Dein Eigentum aufzunehmen.

 

Die Augen sollen uns aufgehen vom wilden Schrecken des Schmerzes, sehen sollen wir: Der Schmerz ist Dein Engel, der vor Dir hergeht und Deinen Weg bereiten will.

 

Wildgesträubt sind seine mächtigen dunklen Flügel außen – aber das Himmelsblau und das Gold des Thrones des lebendigen Gottes leuchtet innen wider. Wer da den Blick hineingesenkt, dem gehen die Augen auf, der hebt sie aus seinem eigenen Schmerz, der sieht und fühlt auch Deinen Schmerz, das Meer, darin der unsere versinken und vergehen kann.

 

Mit dem Aufblick zu Deinen heiligen Wunden beginnt die Genesung unserer Wunden!

 

Zur Wunde der rechten Hand

 

Gelobt und gebenedeit, o Jesus, sei die heilige Wunde Deiner rechten Hand.

 

Einst schuf Deine Rechte die Welten – nun schuf man ihr Schmerz, dem grausamen Sohn der Sünde überlieferte man den Sündelosen.

 

Rosig war sie einst, auf Deiner Mutter Arm griffst Du damit nach ihren Locken, hast Du ihre Wangen gekost – nun ward Deine Hand purpurn von Blut und an das harte, rissige Holz des Kreuzes gepresst.

 

Einst strecktest Du sie aus und Wasser verwandelte sich in Wein – nun spreizten sich ihre Finger, wie in jähem Schrecken auseinanderstiebende Menschen, wie ein blutender Stern.

 

Einst schwang sie in gerechtem Zorn eine Geißel aus Stricken – nun ward sie durch Wut und Hass, mit Hammer und Nagel angeheftet, vom Strick des Todes gehalten.

 

Einst nahm sie des Jairus Töchterchen bei der Hand und weckte es aus dem Todesschlaf – aber Dir selber, Deinen Füßen den tödlichen Dorn von Eisen ausziehen, das wollte sie nicht.

 

Einst rührte sie einen Teig aus Erde, aus dem Himmel holte sie Macht, in die toten Augen des Blinden ließ sie des Himmels Licht – nun erbohrte man einen Quell in ihr, nun machte man einen Teig mit ihrem Blut.

 

Als Du die Kindlein ließest zu Dir kommen, streichelte Deine Rechte ihren Scheitel – nun umkrampft sie einen eisernen Nagelkopf, auf dem sich Rost von Deinem Blut bildet.

 

Das ist sie, die sich dem sinkenden Petrus entgegenstreckte – nun bietet sie sich der ganzen Welt zur Rettung an.

 

An dem Wegweiser, der die Arme nach zwei Richtungen streckt und doch nur auf ein Ziel weist, ist sie der eine, und es steht darauf mit Blut geschrieben: Zum Paradies!

 

Sie wird festgehalten und gepeinigt – und segnet uns doch.

 

Ihr ist alle Kraft genommen – und doch gibt sie unendliche Kräfte.

 

Sie ist ganz geöffnet – doch in Ewigkeit wird sie nicht leer.

 

Sie ist angenagelt – und doch fühlen wir sie auf unserem Haupt.

 

Sie ist angenagelt – und gibt uns doch unser tägliches Brot.

 

Sie ist angenagelt – und doch hält sie noch das Zepter der Herrschaft.

 

Wie gern wollte sie sich losreißen und Dir die Dornenkrone vom Haupt nehmen.

 

Wie gern hätte sie den Legionen Deines Vaters gewinkt, Dir zu Hilfe zu kommen.

 

Du aber hast nicht gewollt!

 

Und selbst, wenn sie noch nicht leblos und noch nicht angeheftet gewesen wäre, als die auf Dein Herz eingelegte Lanze des Soldaten zustoßen wollte – Deine Rechte hätte ihr doch nicht gewehrt, weil es Dein Gehorsam gegen den himmlischen Vater nicht zuließ und Deine Liebe zu uns.

 

Das ist sie, von der Du sagtest, die Guten würden sich auf ihrer Seite versammeln – in alle Ewigkeit werden sie den strahlenden Rubin der heiligen Wunde Deiner rechten Hand lieben.

 

Nun ruht sie auf der Lehne des Thrones des lebendigen Gottes, diese Hand, die am Kreuz hing. Und kein Stern und kein noch so leuchtendes Auge eines der Engel oder Seligen Seines Reiches leuchtet wie der heilige Schmuck ihrer Wunde.

 

Zur Wunde der linken Hand

 

Gelobt und gebenedeit, o Jesus, sei die heilige Wunde Deiner linken Hand.

 

Sie ist des Wegweisers anderer Arm, und es steht mit Blut darauf geschrieben: Durch Liebe bis in den Tod zum Paradies!

 

Das ist sie, von der Du sagtest, auf ihrer Seite würden am Jüngsten Tag die Bösen sein. In alle Ewigkeit fürchten sie das Feuermal der Wunde deiner linken Hand.

 

Das ist sie, mit der Du beim innigsten der Mahle das Brot gehalten, das Du mit der Rechten gesegnet und den Jüngern gereicht hast – nun konnte sie nicht einmal den Schwamm mit Essig zum dürstenden Mund führen, und die Grausamkeit musste auch dieses tun.

 

Wie oft hat Deine Linke mit der Rechten zusammen Deinem Befehl an die bösen Geister Nachdruck verliehen – nun konnte sie nicht einmal die Fliegen verjagen, die gierig saßen an Deinen Tränken von Schweiß und Blut.

 

In Deiner Linken ruhte Dein Haupt, als Du im Boot schliefst und der Sturm wütete – nun senkte sich Dein Haupt vergebens, und weder in die linke, noch in die rechte Hand konntest Du die brennenden Wangen pressen, in die Hand des Todes warst Du gefallen.

 

Einst haschte Deine Linke nach den Geschenken der Könige, nach dem sich kräuselnden duftenden Rauch, nach dem blitzenden Gold, und den Lämmern der Hirten kraultest Du das wollige Vlies – nun taufte sie und Deine Rechte die Menschheit mit Blut.

 

Einst haben Deine Hände des Himmels Samt gebreitet, die Vögel des Himmels gekleidet – nun vermochten sie nicht Deine Blöße zu bedecken, als man Dich Deiner Kleider beraubt.

 

Über Jerusalem weintest du, wie eine Henne ihre Küchlein hättest Du gern es versammelt, aber es wollte nicht – nun weinten auch Deine Hände, mit denen Du so oft gesegnet, mit den Bluttränen Deiner Hände rührst Du unser Herz.

 

Kommt zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen sein! – Dein Mund konnte es nicht mehr rufen, aber Deine ausgebreiteten Arme und die Wunden Deiner Hände sagten es noch im Tod.

 

Nicht der Hass Deines Volkes, nicht die Furcht eines Römers und nicht syrische Kriegsknechte allein schlugen Deinen Händen die schrecklichen Wunden – wir alle umkrampften, wir alle schwangen die Hämmer mit, welche die Nägel durch Deine Handwurzeln trieben. Wo immer ein Hammer dröhnt, wollen wir daran denken!

 

Die Liebe nahm Dich vom Kreuz ab – wir haben Dich wieder angeschlagen. Wenn die Erde bebt wie jetzt, wollen wir daran denken!

Riesige Kriegsscharen bewachen Dich, um Deine Kleider würfeln sie mit Bomben – jetzt, da wieder Finsternis über die ganze Erde ausgebreitet ist, wollen wir daran denken!

 

Bei jedem Todesschrei wollen wir daran denken!

 

Wenn unsere eigenen Hände zu schwach sind, den Todesschweiß von unserer Stirn zu wischen, wollen wir daran denken!

 

Wenn wir das Heulen der Todängstlichen, wenn wir das Zähneknirschen der Hassenden hören, dann wollen wir bedenken, dass Deine angenagelten Hände den Engeln winken können, uns in die äußerste Finsternis zu werfen, wo Heulen und Zähneknirschen ist.

 

Wann greifen wir Deine heiligen Hände mit den leuchtenden Siegesmalen der Wunden nach dem Zeichen des Menschensohnes? Wann wirst Du mit diesem in den Wolken des Himmels erscheinen in großer Macht und Herrlichkeit?

 

Zu den Wunden der Füße

 

Gelobt und gebenedeit, o Jesus, sei die heilige Wunde Deines rechten Fußes, gelobt und gebenedeit die heilige Wunde Deines linken Fußes.

 

Einst waren Deiner Mutter Füße die Deinen. Als Du ein Kindlein noch, da trug sie Dich und ging für Dich die Wege, die Du noch nicht gehen konntest. Aber als Du vom Kreuz abgenommen warst – so wie am Anfang hielt sie Dich auf ihrem Schoß auch am Ende.

 

Einst standen Deine Füße rosig in Deiner Mutter Hand – nun steckt ein Nagel in ihnen, und wovon sie erschimmerten einst, das fließt nun als purpurner Quell.

 

Satan, der ein falscher Exeget war von Anbeginn, zitierte, als er Dich auf der Zinne des Tempels versuchte, die Schrift: Den Engeln sei doch befohlen, Dich so zu behüten, dass Deine Füße nicht an einen Stein stießen! – Nun aber knirschen ihre Knochen innen auf Eisen.

 

Die Wunden deiner Füße sind uns zunächst. Jedem hältst Du sie zum Kuss hin. Jeder kann sie und den Mast des Kreuzes umschlingen und sich in Stürmen festhalten daran.

 

Das sind Deine Füße, die sich erst aufmachten, als Lazarus, dein Freund, gestorben war und Du ihn zur Verherrlichung Gottes auferwecken konntest.

 

Das sind sie, die ohne Zaudern nach Jerusalem eilten, als die Stunde Deines Leidens anbrechen sollte.

 

Das sind sie, die Dich in die Verborgenheit trugen, weil Dich die Volksscharen zum König machen wollten –

 

Aber erst, als sie Deine Füße mit dem Eisenstrick des Todes gebunden hatten, konnten sie es vollbringen, und Dir zu Häupten schrieb Pilatus hin, was Du selber gesagt: Dass Du ein König bist!

 

Nie waren Deine Füße zur Flucht bereit. Und als es nötig war, Dich zu retten, da musste, weil Du ein Kindlein noch warst, ein Esel traben.

 

Sie standen auf dem hohen Berg, wo Dir der Versucher die Welt antrug – aber Du ließest sie an ein Kreuzholz schlagen; denn nur so, wusstest Du, kann man die Welt gewinnen.

 

O ihr, die ihr immer mitgenannt seid, wenn es von Jesus heißt: Er pilgerte, er wanderte, er begab sich durch Stadt und Land!

 

In eure Hohe Schule gingen die Füße der Apostel!

 

Gegrüßt, ihr Füße Dessen, der kommen wird wie ein Dieb in der Nacht!

 

Gegrüßt, ihr Füße des Bräutigams, dem wir entgegengehen müssen, denn die Schritte klingen schon durch die Nacht!

 

Gegrüßt ihr Füße des Guten Hirten, ihr unermüdlichen! Immer seid ihr unterwegs, über Stock und Stein, in Kälte und Hitze, auf der Suche nach einem verlorenen Lamm.

 

Gegrüßt, die ihr auf den Wassern des aufgeregten Meeres gewandelt seid und noch immer mitten unter uns geht, alle Tage, durch Stille und Sturm, bis ans Ende der Welt!

 

Dass unsere Füße nicht flüchtig werden vor den Pflichten und Aufgaben des Tages und der Zeit; denn was wäre das sonst, o Jesus, als Flucht vor Dir!

 

Wir wollen mit unseren Füßen und Herzen zu keinem anderen Ziel marschieren als zu Deinem Reich. Noch mit wunden Füßen wollen wir das Reich Gottes und seine Ordnung suchen, welche Liebe ist, und auch, ja gerade mit wunden Herzen und Händen daran bauen.

 

Wer aber gegen Dich marschiert und gegen Dich Herz und Hände erhebt, den wirst Du, o gekreuzigter Herr und Gott, mit den Strahlen aus den Wunden Deiner Hände und Füße zu Boden werfen! Du bist der Jäger des Himmels auch mit angenagelten Füßen!

 

Keiner kann vor ihnen davonlaufen und wäre er schneller als das Licht. Selbst mit unseren Gedanken vermögen wir es nicht. Einmal holen uns doch Deine durchbohrten Füße ein, einmal erschrecken uns die korallenrot leuchtenden Male ihrer Wunden!

 

An ihnen sehen wir: Deine heiligen Füße sind es; Du bist es, der uns eingeholt hat – und wir fallen nieder und beten Dich an.

 

Zur Seitenwunde

 

Gelobt und gebenedeit, o Jesus, sei die heilige Wunde Deiner Seite.

 

O Wunde, darin alle anderen mitschmerzten, auch die unzähligen, durch die Geißelung entstandenen, und die Deiner Schulter, wo Du das Kreuz getragen, und die Deines Hauptes, welche die Dornenkrone mit Blut gesalbt, und die Deiner Zunge, der verschmachtenden, die Deinen ganzen Mund erfüllte.

 

Wie die Rose verblutet, Blatt um Blatt, so opferte sich Dein Herz für uns ganz.

 

O Wunde, darin die Schmerzen aller Menschen mitbrannten und noch immer mitbrennen.

 

O Wunde, darin der Abschiedsschmerz aller Söhne und Mütter, aller Liebenden widerhallt, aller, die fortgeführt werden und nicht wiederkehren.

 

Aber in Dir ist auch die Freude versammelt, in die einst alle Trauer verwandelt wird!

 

O Schatzhaus, aus dem das Lösegeld für uns Sünder hervorquoll.

 

Wenn die Morgenröte über den Himmel läuft, gedenken wir Dein.

 

Wenn die Sonne sinkt, ist es, als stürzte ein Kelch mit Deinem Blut um – erschauern sollten wir dann.

 

O Wunde, die die Bosheit hinweggeliebt hat und immer wieder hinwegliebt, wenn unsere Herzen sie neu zur Welt gebracht.

 

O Wunde, du Kelter am Kreuz, die täglich, bis ans Ende der Tage, die goldenen Kelche unserer Altäre füllt.

 

O Wunde, daraus alle Ordnung des Reiches Gottes kommt.

 

O Wunde, dadurch wir mitten in das Reich Gottes schauen.

 

O Abgrund, darin alle Schulden versinken.

 

O Kammer, darin die Gerechtigkeit für den Tag aufgehoben ist, auf den die Menschheit schon wartet eine lange Nacht.

 

O Brunnquell, den die Steine der ganzen Welt nicht zuschütten können.

 

O Brunnen, den kein Erdbeben und keine Dürre zum Versiegen bringen kann.

 

O Brust, daran der geruht, den Du liebtest, Herr. Der außer Deiner Mutter und einigen Kindlein der einzige war, der an der unverwundeten lag. Wir anderen alle sinken erst weinend an die für uns durchstoßene hin.

 

O Brust, die sich vom Kreuz über die ganze Menschheit beugte, um sie zu heilen von der Krankheit der Sünde.

 

Als die Rose deines Herzens gebrochen wurde, durchwogte ein Duft ohnegleichen die Welt.

 

Unser Herz ist ein Meer voll Wonne, denken wir an dein überströmendes Herz.

 

Alle Herzen der Welt überdauert deines Herzens Schlag.

 

Alle Herzen der Menschen übertönt das Pochen des Deinen.

 

Kein Herz in der Welt schlägt für so viele wie Deins.

 

Alle Vögel des Himmels könnten nach dem Süden verreisen für immer – wir haben ja den süßen Gesang Deines Herzens, der immerdar lautet: Kommt zu Mir, o kommt!

 

Alle Sterne könnten untergehen für immer, es blieben uns ja die strahlenden fünf Deiner heiligen Wunden.

 

Darein wollen wir unsere Schmerzen weinen, und unsere Wunden werden verklärt wie die Deinen.

 

Gelobt und gebenedeit die heiligen Brunnen, daraus wir leben können in Ewigkeit.

 

Deine Wunden sind die Breschen in die Mauern des gerechten Zornes, die Dein himmlischer Vater gegen uns errichtete.

 

Deine Wunden sind die Tore zum Paradies.

 

Deine Wunden wurden zum Heil der Welt geschlagen –

 

Selig, wer von den seinen sagen kann: Zum Heil für mich! Amen.

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17. Pfingstsequenz

 

Komm, o Geist der Heiligkeit!

Aus des Himmels Herrlichkeit

Sende Deines Lichtes Strahl.

 

Vater aller Armen Du,

Aller Herzen Licht und Ruh,

Komm mit Deiner Gaben Zahl!

 

Tröster in Verlassenheit,

Labsal voll der Lieblichkeit,

Komm, o süßer Seelenfreund!

 

In Ermüdung schenke Ruh,

In der Glut hauch Kühlung zu,

Tröste den, der Tränen weint.

 

O Du Licht der Seligkeit,

Mach Dir unser Herz bereit,

Dring in unsre Seelen ein!

 

Ohne Deinen Gnadenschein

Steht der arme Mensch allein,

Kann nicht gut und sicher sein.

 

Wasche, was beflecket ist;

Heile, was verwundet ist;

Tränke, was da dürre steht;

 

Beuge, was verhärtet ist;

Wärme, was erkaltet ist;

Lenke, was da irre geht!

 

Heil`ger Geist, wir bitten Dich:

Gib uns allen gnädiglich

Deiner sieben Gaben Kraft!

 

Gib Verdienst in dieser Zeit

Und dereinst die Seligkeit

Nach vollbrachter Wanderschaft.

Amen. Halleluja.

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