Das Gebet

 

Als unsere Stammeltern das Paradies verlassen mussten und gesenkten Hauptes ihres Weges schritten, da wandte sich Adam, so erzählt die Legende, an der Pforte noch einmal um und sprach zu Gott: "Herr, sollen wir nun ganz von dir getrennt sein und nie mehr mit dir reden dürfen?" Da wurde Gott von Erbarmen gerührt und sprach: "Ich will euch einen Boten schicken, den ihr mit euren Anliegen zu mir senden könnt." Er winkte einen Engel heran und gab ihm eine geheime Weisung. Als sich nun die Pforte des Paradieses hinter ihnen geschlossen hatte und die Vertriebenen den Weg antraten in das Land der Verbannung, sah Adam neben sich plötzlich eine lichte Gestalt. Er fragte: "Wer bist du?" Der Begleiter antwortete: "Ich bin das Gebet!"

 

 

Gebete 1

 

Gebete 2

 

 

Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Berlin 1939:

 

"Beten heißt: fromm mit Gott - oder Seinen Heiligen - reden. Gut beten heißt: demütig, beharrlich, vertrauensvoll, ergeben beten. Das Beten ist für die Seele, was das Atemholen für den Leib ist. Wer aufhört zu beten, fängt an zu sündigen. Mit dem Falten der Hände beginnt das Walten der Gnade. - Gebet muss mit Arbeit, Arbeit mit Gebet gepaart sein. Zwei Flügel gehören zu Fliegen: Gebet und Arbeit sind die Schwingen, die dich nach oben tragen. 

 

 

Kurzer Unterricht vom Gebet

 

(Jesus Sirach: "Bereite deine Seele vor dem Gebet, und sei nicht wie ein Mensch der Gott versucht.")

 

Beten heißt sein Gemüt zu Gott erheben. Eine der Hauptpflichten eines Christen ist das Gebet. Zu einem guten und gottgefälligen Gebet wird erfordert:

 

1. Ein reines Herz,

oder wenigstens die aufrichtige Begierde, ein reines Herz durch die Buße zu erlangen. Sprichwörter: "Der Herr ist fern von den Gottlosen, das Gebet aber der Gerechten hört er an."

 

2. Ein wahrer, lebendiger Glaube.

Hebräer: "Ohne Glaube ist es nicht möglich, Gott zu gefallen."

 

3. Ein kindliches, festes Vertrauen auf Gott,

dass er uns erhören wird, wenn es für unser Seelenheil gut ist. Jakobus: "Er bitte, aber im Glauben, und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der ist den Wellen des Meeres gleich, die vom Wind bewegt und herumgetrieben werden; darum denke ein solcher Mensch nur nicht, dass er etwas vom Herrn erlangen wird."

 

4. Innerliche und äußerliche Demut. Psalm : "Er (Gott) hat auf das Gebet der Demütigen gesehen und hat ihr Flehen nicht verachtet."

 

5. Aufmerksamkeit des Geistes

auf das, was man betet. Psalm: "Ich habe aus meinem Herzen gerufen: erhöre mich, o Herr!"

 

6. Ausdauernde Geduld:

man muss vom Beten nicht nachlassen, wenn man nicht gleich erhört wird. Jakobus: "Das anhaltende Gebet eines Gerechten vermag viel."

 

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