Bilder-Legende 3

 

Erwägung

 

Der Ordensstand enthält ohne Zweifel durch weise Einteilung der Andachts- und Frömmigkeitsübungen für den ganzen Tag vortreffliche Mittel zur Seligkeit. Die Seele ist da nur mit Gott beschäftigt, und sucht nur ihm zu gefallen; alle Gedanken, alle Begierden und alle Handlungen werden veredelt, und durch die feierliche Profess, in der man sich Gott ganz schenkt, geheiligt. Alle Verrichtungen einer wahren Ordensperson, auch die an und für sich gleichgültig scheinen, nehmen nach der Lehre des heiligen Thomas Teil an der ersten Aufopferung und erneuern sie. Doch sind diese Vorzüge dem Ordensstand nicht so eigen, dass man solche nicht auch im weltlichen Stand genießen könnte. Es reicht hin, dass man die Pflichten seines Standes mit dem Absehen auf Gott und der Meinung, ihm alle seine Gedanken, Worte, Handlungen und Bewegungen seines Herzens zu widmen, verrichte. So brachte die Heilige 40 Jahre lang im Ehestand zu. Sie wusste die Pflichten der Religion mit den Pflichten einer Gemahlin und Hausmutter so wohl zu vereinigen, und in Mitte der ihrem Stand zukommenden Geschäfte den Eifer für das Göttliche so wohl zu erhalten, dass sie allezeit ihren Wandel im Himmel hatte, wohin sie beständig die Heftigkeit ihrer Liebe zog.

 

Gebet

 

O Herr, der Du uns durch die herrlichen Beispiele Deiner Dienerin, der heiligen Franziska, in die Wege der christlichen Vollkommenheit einzutreten ermahnst und antreibst, verleihe, dass wir den zeitlichen Geschäften und Pflichten unseres Standes so obliegen, dass unser Herz vom Himmel und von göttlichen Dingen niemals abgezogen werde. Amen.

________________________________________________________________________

 

Erwägung

 

1. Billig kann man in Betrachtung des wunderbaren Lebens unseres Heiligen mit dem Heiland ausrufen: "Ich danke Dir, ewiger Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass Du diese Dinge den Weisen und Klugen dieser Welt verborgen hast." Du widerstehst den Stolzen und lässt sie an Deinen Gaben nicht teilnehmen; und hast es den Kleinen, die eines einfältigen Herzens und vom Irdischen abgelöst sind, geoffenbart. Ja, himmlischer Vater, ich preise Dich deshalb, weil Du es so gewollt hast. Du bist wahrhaft ein verborgener Gott. Du wohnst in einem unzugänglichen und der Welt unbekannten Licht. Du ergießt aber gerne den Überfluss Deiner Gaben über die Seelen, in denen Du eine Abbildung Jesu Christi des Gekreuzigten findest. Was müssen hierbei viele heutige Namen-Christen denken, die nach ihren Gesinnungen und ihrer Lebensart Jesus Christus zu verkennen scheinen?

 

2. Der heilige Franziskus gründet seinen so zahlreichen Orden auf Nichts: Es gesellen sich zu ihm unzählige Jünger, um unter seiner Leitung an ihrem und des Nächsten Heil zu arbeiten. Eine übergroße Menge Jungfrauen und Witwen ergreifen die nämliche Regel der Buße und der Armut. Und der ärmste Mensch, so sich auf Nichts als auf die Vorsehung dessen, dem er dient, gründet, kann seit über sechshundert Jahren fast unendlich viele Menschen erhalten. Welche Ursache der Verwunderung! Erkennt man nicht die allmächtige Hand  hier mehr, als in der dem Heiligen vor und nach seinem Tod verliehenen Gabe, Wunder zu wirken! Welchen Antrieb sollten wir daraus schöpfen, einem Herrn, der für seine Diener so viel tut, treulich zu dienen.

 

Gebet

 

O Herr, der Du uns in der Person des heiligen Franziskus die sichersten Beweise Deiner Vorsehung hast geben wollen: Verleihe uns durch seine Fürbitte, dass wir seiner Abschälung von der Welt und seiner Anhänglichkeit an Dein heiliges Gesetz nachahmen mögen. Amen. 

________________________________________________________________________