Inhalt:
1. Oktoberbetrachtungen
2. Orthodoxie
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1. Oktoberbetrachtungen
Zum Rosenkranzfest – 7. Oktober
Heilige Maria. Wie viele Rosen habe ich dir schon gebracht; wie wenige waren frisch und duftend. Wohl tausend und abertausendmal rief ich deinen Namen; klang es aber wie ein Hilferuf, damit du mich lehrst einzudringen in den Geist des Gebetes, oder wie Bewunderung deiner Gnadenfülle, oder wie Mitleid mit deinen Schmerzen, oder wie Jubel über deine Glorie? Gedankenlos, lau, zerstreut wand ich oft den Kranz. Und doch, wie viel verdanke ich dem Rosenkranzgebet! Ich verdanke ihm mein katholisches Christsein, meine Bekehrung, meinen Beruf, meine Liebe zu Jesus. Die Erinnerung an die heiligen Geheimnisse erfüllte mein Denken und Fühlen; die Wahrheit der Geheimnisse läuterte meinen Glauben; die Betrachtung der Geheimnisse zeigte mir die Wege Jesu und deine Wege, heilige Maria. Ich sprach das Gebet zu allen Zeiten: in Sammlung, in Trockenheit bei stumpfem Weh, im Sturm des Schmerzes und der Versuchung, in körperlichem Leiden – nie ohne Segen, denn es band mich fester an den, der mich erlöst hat, es legte mich in deine Arme, Mutter des Erlösers. Du wirst mich schützen jetzt und in der Stunde meines Todes; ich bin dein Untertan, heilige Königin des Rosenkranzes, und zahlte dir dieses Gebetstribut – kindlich und vertrauend – zu ungezählten Malen.
Matthias Hgt
Der heilige Franziskus – 4. Oktober
Des heiligen Franziskus Armut: er wollte Arm sein wie Jesus in der Krippe und am Kreuz. Darum gab er alles hin, was er besaß und blieb arm sein Leben lang. Er drückte seiner Zukunft das Siegel der Armut auf, wünschte und begehrte nicht mehr, blieb taub, blind und unempfindlich für alle Verlockung der Habsucht und des Genusses.
Des heiligen Franziskus Leiden: er wollte Hunger und Kälte und Blöße ertragen und alles, was im Gefolge des Mangels einhergeht, - auch die Erniedrigung, die die Armut in den Augen der Welt mit sich führt. Verachtet, verstoßen und verfolgt wollte er werden, weil er nicht bloß arm dem Leibe nach war, sondern auch demütig arm dem Geiste nach.
Des heiligen Franziskus Liebe: weil er aufrichtig das Leiden liebte, den Schmerz umarmte, den Fußstapfen seines Vorbilds folgte, darum jubelte er, als ihm aufs Herz, Hände und Füße die fünf blutroten, brennenden Wundmale gedrückt wurden.
Der heilige Franziskus liebte die Armut, weil er nichts anderes liebte, als seinen Herrn, nichts beachtete, nichts genoss, nichts wünschte, nichts erstrebte als ihn. – Seele, erscheint dir die Armut drückend?
Der heilige Franziskus liebte die Erniedrigung, weil er nur von seinem Herrn erkannt sein wollte, weil er nur den Willen desjenigen befolgte, dessen Wohlgefallen allein er wertvoll fand, nur seines Herrn Gnade ersehnte, nur allein in seinem Dienst stand. – Seele, warum erscheint dir Verachtung bitter?
Der heilige Franziskus liebte das Leiden, weil er sich gleichförmig machen wollte seinem Herrn und im Leiden die innigste Vereinigung mit ihm fand. – Seele, warum schreckt dich der Schmerz?
Heiliger Franziskus. Woran du arm warst, bin ich reich; woran du reich warst, bin ich arm, bettelarm, - o bitte für mich, dass Gottes Gnade mich wende.
Du gabst alle irdische Habe hin, du vermähltest dich mit der Armut, lebtest mit ihr in keuscher Entsagung, und mit ihr vereinigt schenktest du deine Liebe – dich selbst verachtend – dem Herrn, dem Herrn am Kreuz.
Heiliger Franziskus. Du Meister im Geben, im Lieben, im Leiden, du, mit den heiligen Wundmalen Geschlagener und Verherrlichter, der du die Armut zärtlich liebtest, durch Armut den Himmel erwarbst, blicke auf mich, bitte für mich Armen, auf dass ich arm werde nach deinem Geist.
Zum Fest der Reinheit der allerseligsten Jungfrau – früher am 3. Sonntag im Oktober
Das Kirchenjahr nähert sich dem Abschluss. Der Kranz der Feste, mit denen die heilige Jungfrau verherrlicht wird, ist fast zu Ende gewunden. Noch einmal blickte die Kirche auf alle diese Blüten und Blumen, und, als ob sie auch über den Duft und Wohlgeruch, der ihnen entsteigt, sich freuen wollte, fügte sie noch ein letztes Fest hinzu, das Fest der Reinheit der allerseligsten Jungfrau. In der Lesung verliest sie aus dem Hohenlied zarte Worte über das Hervorbrechen des Frühlings. Im Evangelium gibt sie die Geschichte der Verkündigung. Die Gebete wechseln zwischen bildreichem Lob der Jungfräulichkeit Mariens und der Bitte um Schutz für unsere Reinheit an Leib und Seele.
Wir wollen nochmals an die Reinheit ihrer Jugend zurückdenken, an die unversehrte Blüte, die Maria blieb ihr ganzes Leben lang, an den Duft der Gottgefälligkeit, die ihrem Herzen entstieg bei allem, was sie für uns auf Erden war, besaß, bewahrte, verlor und litt und tat. Verweilen wir aber nicht zu lange bei dem schönen Bild und Gedanken, sondern ziehen wir aus dieser Betrachtung – wie aus jeder anderen – für uns nichts als Dank und Reue: Dank zur Vermehrung unserer Liebe, Reue zur Minderung unserer Schuld.
Wir haben das Kirchenjahr fast bis zum Ende durchlebt, wir erhielten Gnaden, wurden durch die heiligen Sakramente gestärkt. Wir beteten, suchten Gott und fanden ihn. Sind wir reiner geworden im tiefsten Inneren, in unserer Stimmung, unserem Wollen und Begehren?
Reinheit, immer größere Reinheit sucht der Herr an uns, der an Maria vollkommene Sündenlosigkeit gefunden hat.
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Georg Macco, 1930, Orthodoxe Kirche in Bethlehem
2. Die Orthodoxen und wir
Von Antoine Wenger, in "Panorama chrétien", Paris 1960
Der Verfasser dieses Artikels ist Assumptionistenpater und seit 1957 Chefredakteur der bekannten katholischen Tageszeitung "La Croix" in Paris. Er ist Doktor der Theologie und hat außerdem Literatur und Geschichte studiert. Danach war er Mitglied des französischen Instituts für byzantinische Studien und Professor für orientalische Theologie an der Universität Lyon.
Wenn wir heute von den nichtkatholischen Christen, darunter auch den Orthodoxen, sprechen, so bezeichnen wir sie nicht mehr als Schismatiker wie früher, sondern sprechen lieber von unseren getrennten Brüdern und Schwestern. Ja, es sind unsere Brüder und Schwestern; denn wir sind nicht nur alle Söhne und Töchter Gottes, sondern auch durch denselben Heiland erlöst und in der gleichen Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft.
Leider aber sind es trotzdem getrennte Brüder und Schwestern! In dieser Zeit der Bemühungen unseres Papstes (Johannes XXIII.) um die Einheit der Christenheit richten wir einen liebevollen und zugleich wehmütigen Blick auf diese unsere Brüder und Schwestern und bemühen uns, sie besser kennenzulernen, um den Abstand ermessen zu können, der uns noch trennt.
Zu den verschiedenen sogenannten "autokephalen", d.h. unter einem unabhängigen Oberhaupt stehenden orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Moskau, Georgien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Zypern, Albanien, Polen und der Tschechoslowakei gehören rund 150 Millionen (1961) in der ganzen Welt verstreute orthodoxe Christen (2020 ca. 300 Millionen orthodoxe Christen).
Wenn es auch unmöglich ist vorauszusagen, unsere Generation werde das Ende der Trennung noch erleben, kann man heute doch behaupten, dass Aussichten für die Verwirklichung der Einheit bestehen, weil sie der Natur der Sache entspricht. Die orthodoxe und die katholische Kirche haben zu vieles gemeinsam, um sich nicht eines Tages wieder zusammenzufinden.
Seit wann sind wir getrennt?
Die Historiker bezeichnen das Jahr 1054 als das verhängnisvolle Datum des Schismas, d.h. der Trennung zwischen der Kirche des Ostens und der des Westens. Sie wählten dieses Datum zu Recht, selbst wenn ihm schon mehrere Zeitabschnitte der Trennung, insbesondere das Schisma des Photius, vorausgingen und einige Widervereinigungsversuche, wie die des Konzils von Lyon 1274 und des Konzils von Florenz 1439, folgten. Aber der Bruch von 1054 war stärker als alle vorausgegangenen. Das Bedauerlichste aber ist, dass uns die bei dem damaligen Streit von beiden Seiten vorgebrachten Gründe heute geringfügig erscheinen müssen: Die Griechen warfen den Lateinern das Samstagsfasten, die Ehelosigkeit der Priester und den Gebrauch des ungesäuerten Brotes bei der hl. Messe vor, während die Lateiner die Griechen beschuldigten, die lateinische Lehre über den Hl. Geist nicht anzunehmen. Als der Bruch vollzogen war, unternahm der Patriarch von Konstantinopel eine Aktion gegen die Lateiner und zählte in einem Brief an die Patriarchen des Orients 22 Häresien auf, deren sich die Lateiner schuldig gemacht hätten.
Ende des 19. Jahrhunderts lud Leo XIII. die orientalischen Kirchen ein, zur Einheit zurückzukehren. Diese lehnten jedoch ab und wiesen auf eine Reihe von Unterschieden und Neuerungen hin, die Rom eingeführt hätte. Und 1948 verurteilten die Oberhäupter der orthodoxen Kirchen bei ihrer Zusammenkunft in Moskau zur Feier des 500. Jahrestages der Unabhängigkeit der russisch orthodoxen Kirche neuerdings die römischen Bischöfe, weil sie "die Reinheit der alten Weltorthodoxie durch die neu eingeführten Dogmen über das "Filioque" (und vom Sohne) und die Unbefleckte Empfängnis angegriffen hätten, vor allem aber durch die durchaus antichristliche Lehre vom Primat des Papstes und seiner Unfehlbarkeit".
Die trennende Kluft ist also groß, und eine Einheit scheint unmöglich. Aber man muss sich daran erinnern, dass dies im Jahr 1948 war, zu einer Zeit, da Stalin die russische Kirche drängte, in einem Bannfluch den westlichen Kapitalismus und die von den Marxisten als Verbündete des Kapitalismus betrachtete katholische Kirche zu verurteilen.
Die Einstellung der orthodoxen Gläubigen
Wie denken nun aber die orthodoxen Gläubigen? Sind sie sich bewusst, dass sie von uns getrennt sind, wenn sie mit einem katholischen Geistlichen oder einem katholischen Laien reden?
Im Laufe vieler Zusammenkünfte mit Orthodoxen habe ich immer wieder eines feststellen können, was man schwer beschreiben kann: als Christen hatten wir zwar das Gefühl, in Christus und seiner unsichtbaren Kirche geeint zu sein, scheuten uns aber, diese Gemeinsamkeit zum Ausdruck zu bringen, da uns äußerlich zu vieles trennte. Die Orthodoxen haben dieses Gefühl noch weit mehr als wir, da sie noch mehr als wir bei den traditionellen Formen der Religion verharren.
Nehmen wir z.B. die griechischen Mönche! Ich bin 1955 und 1959 längere Zeit auf dem Berg Athos gewesen. Die Mönche unterhalten sich gern mit dem Besucher, der sich ihr Vertrauen erworben hat. Fast alle Unterhaltungen aber beziehen sich auf das, was uns trennt, jedoch nicht, um diese Trennung zu unterstreichen, sondern um sie zu beklagen. Wenn wir die Klagen prüfen, kommen sie uns geringfügig vor. In den Augen des Orthodoxen jedoch, der viel mehr am Buchstaben und am Ritus hängt als wir, sind sie sehr wichtig, was man nicht übersehen darf.
Ein sehr geistreicher Mönch führte folgende Unterhaltung mit mir:
"Sie erkennen also den Papst an?"
"Wir wären nicht mehr katholisch, wenn wir uns nicht zum Primat des Papstes bekennen würden."
"Dieser Primat", erwiderte der Mönch, "ist aber ein Hindernis für die Einheit und widerspricht der christlichen Liebe."
"Er findet aber seine Begründung im Evangelium: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen."
Der Mönch erwiderte: "Petrus war der erste, ja. Aber dieser Primat steht seinen Nachfolgern nicht zu."
Ich wies auf einen byzantinischen Konvertiten des 14. Jahrhunderts hin, der seinen orthodoxen Brüdern folgendes zur Erklärung sagte: "Obwohl es nur zwölf Apostel waren, wollte Christus, dass es einen ersten unter ihnen gäbe. Heute dehnt sich die Kirche bis an die Grenzen der Erde aus, und es wäre daher unsinnig anzunehmen, dass Christus sie nunmehr eines sichtbaren Oberhauptes berauben wollte."
Der Mönch ließ daraufhin diese Frage fallen und ging zum "Filioque" über: "Geben Sie zu, dass Sie in das Glaubensbekenntnis die Worte "und dem Sohn" eingefügt haben?"
Das musste ich natürlich zugeben, aber es gelang mir nicht, ihn davon zu überzeugen, dass man hierbei zwischen der liturgischen Neuerung und dem Glauben, der damit ausgedrückt wird, unterscheiden müsse.
Der Mönch warf noch eine Reihe anderer Probleme auf. So fragte er mich: "Wie viele Fasttage habt ihr im Jahr und wie viele in der Woche? Esst ihr Fleisch? Habt ihr nächtliche Gottesdienste? Warum habt ihr den Kalender reformiert? Damit habt ihr nur neue Unordnung in die Kirche gebracht."
Welche Bedeutung kommt den Unterschieden zu?
Man kann hier von drei Meinungen sprechen, zwei extremen und einer gemäßigten. Die einen messen allem eine außerordentliche Bedeutung zu, ob es sich nun um dogmatische, liturgische oder disziplinäre Unterschiede handelt. Die anderen betrachten alle Unterschiede als geringfügig und überholt und möchten am liebsten die Theologen allein darüber streiten lassen. Nach ihrer Meinung gilt es vor allem, das Christentum durch eine gemeinsame Aktion vor dem Materialismus zu retten. Die gemäßigte Meinung unterschätzt die Wichtigkeit der Glaubensfragen nicht, weigert sich aber, die menschlichen Überlieferungen über das göttliche Gebot der Einheit zu stellen. Die orthodoxen Anhänger dieser Meinung fordern, die Einheit nach den Lehren der von Ost und West gemeinsam anerkannten sieben ersten Konzilien wiederherzustellen; denn vom orthodoxen Standpunkt aus sind außer der Schrift und der Tradition nur die Lehren der Konzilien verbindlich.
Die einzelnen Unterschiede
Ich will hier nicht von den Unterschieden im Ritus sprechen, die nicht nur berechtigt, sondern sogar wünschenswert sind, um den Reichtum und die Vielfalt der Gnaden der Kirche darzutun.
Und wie steht es mit der Priesterehe? Die orthodoxen Geistlichen sind nach einem bis in die apostolische Zeit zurückgehenden Herkommen verheiratet. Nur die Bischöfe sind an das Gesetz des Zölibats gebunden. Kommt es zu der ersehnten Wiedervereinigung zwischen Orthodoxen und Katholiken, dann werden die Geistlichen des orthodoxen Ritus auch weiterhin heiraten können, wie es bereits bei den mit Rom vereinten orientalischen Christen der Fall ist.
In das theologische Gebiet aber führt bereits die Frage der Unauflöslichkeit der Ehe. Man hört oft sagen, die orthodoxe Kirche lasse die Ehescheidung zu. Richtig ist, dass es über diesen Punkt eine wechselnde Gesetzgebung gibt und dass die orthodoxe Kirche aufgrund der irrigen Auslegung einer Stelle bei Matthäus (19,9) die Ehescheidung in gewissen Fällen zulässt. Doch handelt es sich dabei eher um ein Tolerieren als ein ausdrückliches Gutheißen.
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