Wallfahrten 2

 

Inhalt:

 

31.Unsere Liebe Frau zu Leyerndorf 

32. Gebet am Marienwallfahrtsort Kevelaer

33. Das Bergkirchlein Maria-Hilf bei Lam in Niederbayern

34. Maria Bründl in Kammegg bei Gars in Niederösterreich

35. Unsere Liebe Frau von St. Severin zu Lüttich

36. Die römischen Katakomben

37. Unsere Liebe Frau zu Latsch in Südtirol

38. Wallfahrt nach Maria Laach

39. Unsere Liebe Frau zu Hall im Inntal des Landes Tirol

40. Maria-Eich in Oberbayern

41. Die marianische Gnadenkapelle in Altötting

42. Unsere Liebe Frau im Liebfrauental in Krain, Königreich Illyrien

43. Ein wiedererstehender Wallfahrtsort in Bosnien

44. Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau in Andechs oder der heilige Berg

45. Unsere Liebe Frau von Begoyna 

46. Die schmerzhafte Mutter Gottes im Herzogsspital zu München

47. Unsere Liebe Frau von Beauring

48. Bühl, der Wallfahrtsort bei Immenstadt im Allgäu

49. Maria Schnee beim heiligen Stein

50. Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau in Buggenhofen in Schwaben

51. Heiligenblut

52. Das Loretto-Kirchlein in Burgau im schwäbischen Landkreis Günzburg

53. U. L. Frau mit dem geneigten Haupt

54. Maria Waldrast

55. Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau von Einsiedeln in der Schweiz

56. Marienbaum

57. Madonna del Sasso

58. Die Wallfahrt Aufkirchen in Südtirol

59. Aufkirchen - Pfarr- und Wallfahrtsort am Würmsee im k. Landgericht in Oberbayern

60. Der berühmte Wallfahrtsort Walldürn

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31. Unsere Liebe Frau zu Leyerndorf 

 

Das Filialdorf Leyerndorf, Pfarrei Schierling, mit seiner schönen Wallfahrtskirche, liegt an der fruchtbaren Ebene des Labertales.

 

Über die Entstehung der Wallfahrt liegen zwar keine authentischen Urkunden vor, jedoch, da sie nicht viel über hundert Jahre besteht, wird allgemein folgende Sage mit gutem Glauben angenommen:

 

Im nahen Wald jenseits der großen Laber, befand sich in einem alten Baum, dessen Stelle noch gezeigt wird, ein gutgeschnitztes Marienbild mit dem Jesuskind auf den Armen. Zu diesem Bild, das ein diese Gegend öfters bereisender Handelsmann in den Waldbaum gesetzt hatte, wallten die Leute in der Umgebung aus Andacht. Nachdem dann durch auffallende Gebetserhörungen der Zulauf der Andächtigen immer mehr zunahm, wollte man das Marienbild in die gegenüberstehende Filialkirche nach Leyerndorf bringen, wo es auf einem Seitenaltar von einem künstlich gearbeiteten eisernen Gitter umschlossen, sich noch befindet. Am Kirchengewölbe ist die feierliche Prozession abgebildet, in der die Übertragung des Gnadenbildes stattfand. Vorher wurde noch auf frommes Verwenden der Freifrau von Ruhland, die in Leyerndorf ein Schloss besaß und das Benefizium daselbst fundierte, „zu Ehren Unserer Lieben Frau“ die Kirche neugebaut.

 

Wie sehr die Wallfahrt besucht wurde und welche wunderbaren Gnadenerweisungen die frommen Pilger erfuhren, davon zeugen die vielen Votivtafeln, besonders aus den Jahren 1760, 1792 und 1800. Davon zeugen auch die beträchtlichen Votivopfer, davon zeugt die Notwendigkeit eines Wallfahrtspriesters.

 

Am Kirchengewölbe ist die wunderbare Befreiung eines Besessenen dargestellt, wovon die alten Leute jetzt noch reden, wie sie es von ihren Eltern gehört haben. Eine Person litt am Beinfraß. Alle angewandten Mittel halfen nicht mehr. Sie verlobt sich zur Gnadenmutter nach Leyerndorf und der Fuß fing zu heilen an. Eine Votivtafel vom Jahr 1857 sollte diese Gnadenhilfe bekunden. Ein Kind verschluckte eine Fischgräte. Dem Ersticken nahe, verlobten es die Eltern zur Gottesmutter nach Leyerndorf, und das Kind war gerettet. Viele suchten und fanden Hilfe in Sünden- und Seelennot durch besondere Erleuchtung und Tröstung.

 

Hat nun auch der große Zulauf von Wallfahrern abgenommen, so wird die Wallfahrt doch noch immer andächtig besucht, besonders an Sonn- und Feiertagen von Ostern bis zur Erntezeit. Auch werden alljährlich vier Wallfahrtstage eigens gefeiert mit zahlreichem Konkurs, nämlich am Fest Mariä Himmelfahrt, am Vorabend des zweiten Sonntags im Oktober, Sonntag selbst und Montag darauf. An diesen Tagen wird in dem eine halbe Stunde nahen Hellering die Wallfahrtsfeier zur heiligen Ottilia gehalten bei großem Jahrmarkt.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

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32. Gebet am Marienwallfahrtsort Kevelaer

 

Mutter Christi! – Bitte für uns!

 

Wir knieten am Gnadenbild zu Kevelaer, eine Schar Pilger, die von weitem zu Fuß durch die heiße Sonne den Weg gemacht hatte. Unser Pfarrer betete vor, und während sein fast noch jugendliches Antlitz von Inbrunst erstrahlte, klang seine helle, klare Stimme:

 

Mutter Christi,

Mutter der göttlichen Gnade,

Du reinste Mutter.

 

Und in vollem Chor kam hundertstimmig die Antwort:

 

Bitte für uns!

 

Das klang so schlicht, und doch so eindringlich und vertrauensvoll, - die kräftigen Bässe der Männer mit den weichen Frauenstimmen vermischt, dazwischen hell und klar das Bitten der Kinder, - es war ein Gebet so recht aus voller Brust, ein Flehen, in das jeder ungesucht seine ganze Seele legte.

Manche Leute standen dabei, rau von Natur und geübt im harten Kampf des Lebens, Männer mit harten Schwielen der Arbeit und durchfurchten Gesichtern, Frauen, deren Antlitz schon von den Sorgen und den Opfern zeugten, die sie im Leben trugen.

Sie alle waren wie Kinder geworden an der Gnadenstätte der Mutter, sie hatten die Hände gefaltet, die Knie gebeugt, und riefen vereint: „Bitte für uns!“

Hier fühlte jeder, wie nahe er Maria, der Mutter, stand; hier fühlte er auch so recht, wie nahe sie dem Heiland stand.

Mancher Mensch hat sein Mütterlein so lieb, und doch kann er es nicht fertig bringen, in der Not des Lebens zu ihr zu gehen, denn er weiß, sie helfe so gerne, und doch würden seine Klagen ihren Kummer nur vermehren, denn sie hat nicht, womit sie helfen soll, die Macht liegt nicht in ihren Händen.

Warum ist es denn bei Maria so ganz anders?

So mancher irdische König hat seine Mutter sehr geehrt und ihr zuliebe sogar Gnadenerweise erteilt. Dass sie aber in die Staatsgeschäfte „hineinregierte“, haben sich wohl die meisten verbeten.

So mancher Priester hat seiner Mutter so schön die Sorge vergolten, mit der sie ihn zum heiligen Stand erzog. Man erzählt ja aus dem Leben des seligen Dominikanerpapstes Benedikt XI. einen so schönen Zug der kindlichen Ehrfurcht. Aber seine Mutter die Heilige Messe mitlesen lassen, oder ihr sonstige priesterliche Verrichtungen anzuvertrauen, das sind Dinge, die den Kreis der Möglichkeiten überschreiten.

Und das kennzeichnet den Unterschied zwischen einer irdischen Mutter und der Mutter Christi.

„Christus“ ist ein griechisches Wort und heißt „der Gesalbte“. Das bedeutet nach der Auffassung jener Zeit so viel wie: König, oder Priester, oder Prophet. Und mit Recht. Denn da die Menschheit Christi durch seine Gottheit gesalbt ist, ist er ein König von solcher Majestät und regiert in seiner Kirche auf Erden ein Reich von solcher Erhabenheit, dass vor ihm alle irdischen Könige und Regierenden wie Zwerglein dastehen, und alle irdischen Königreiche und Mächte wie Spielhäuschen eines Kinderbaukastens.

Und doch hat Christus den Plan ausgeführt, seine Mutter an der Regierung dieses ungeheuren Reiches teilnehmen zu lassen und durch ihre Hand Segen über die Menschheit auszugießen.

Deshalb haben wir so vertrauensvoll in Kevelaer gebetet: „Mutter Christi, - Bitte für uns!“

Christus ist auch der ewige Priester, der die große und einzige Messe am Kreuz gelesen hat, so dass die Messen aller Priester auf Erden nur die Fortsetzung dieses großen Kreuzopfers sind. Auch hier hat er seine Mutter an diesem Opfer tätigen Anteil nehmen lassen. Sie stand bei ihm am Altar des Kreuzes und opferte blutenden Herzens mit ihm. So geht auch der Segen aller anderen Heiligen Messen durch die Hände seiner Mutter.

Auch das war ein Grund, warum wir mit Vertrauen in Kevelaer und auch sonst immer wieder beteten: „Mutter Christi, - Bitte für uns!“

Und glaube mir, lieber Leser, wir haben nicht umsonst gebetet!

 

Kevelaer

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33. Das Bergkirchlein Maria-Hilf bei Lam in Niederbayern

 

Vom Markt Kötzting aufwärts gegen Osten, nahe der böhmischen Landesgrenze, liegt in einer der wildschönsten Gegenden des bayerischen Waldes am Fuß des Offa das ansehnliche Dorf Lam und zwischen ihm und Lambach, eine halbe Stunde entfernt, erhebt sich eine der allerseligsten Gottesmutter geweihte Kapelle, „das Maria-Hilf- oder Bergkirchlein bei Lam“. Dahin ziehen fast täglich fromme Seelen, um Trost im Leiden zu öffnen. Aber alle Samstage durchs ganze Jahr, wo von der Pfarr-Geistlichkeit von Lam Heilige Messe gelesen wird, strömen Andächtige in Menge herbei. Vorzüglich stark ist der Zudrang katholischer Christen aus weiten Gegenden Bayerns und Böhmens an den heiligen Unseren Lieben Frauenfesten. Da werden Hochämter mit Predigten gehalten, und es ertönt, weil das Kirchlein der Hörer Menge nicht zu fassen vermöchte, aus des Predigers Mund das Wort Gottes draußen im Freien. Von dem Glöckchen des Bergkirchleins werden die größeren Züge der Waller in dem freundlichen Marien-Tempel eingeläutet. Nach dem Gottesdienst betreten die Andächtigen wieder meistens singend und betend den Rückweg zur fernen Heimat. Doch bleiben viele zurück, der Buße inniger zu genügen, und ihren Leib kasteiend, verbinden sie Beten mit langer und mühsamer Kniebewegung, Rutschen genannt, um Kirche oder Altar. Viele Andächtige, im Drang des Eifers und der Buße, legen sogar den steilen Berg auf und ab auf den fortrutschenden Knien zurück.

 

Über die Zeit des Ursprungs dieser Wallfahrtskirche lässt sich nichts Bestimmtes angeben. Es besteht die Sage, dass vor vielen Jahren das Muttergottesbild, das sich am Altar befindet, in einem Baum gehangen habe, und dass ein Holzbauer, der seinen Hohn und Spott damit trieb, urplötzlich von einem großen Unglück betroffen worden sei. Er habe hierauf seine Sünde bereut, sei büßend dahin gezogen und es wäre ihm Hilfe geworden. Gewiss ist, dass das Kirchlein im Jahr 1752 in jetziger Gestalt hergestellt wurde.

 

Noch steht die Kirche und schaut mit ihrem roten Türmlein freundlich in die Gegend hinein. Im Sommer des Jahres 1851 wurde sie durch fromme Spenden der Pfarrkinder, nebst einem Zuschuss aus der Pfarrkirche in allen Teilen solid ausgebessert, und ihr schönster Schmuck, der in edler Einfachheit wahrhaft schöne Altar, auf dem das wundertätige Marienbild in einem großen vergoldeten Rahmen als Altarblatt glänzt, vollständig renoviert.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

 

bergkircherl-maria-hilf

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34. Maria Bründl in Kamegg bei Gars in Niederösterreich

 

(Von Kooperator A. Gutmandlberger, „Ave Maria“, Heft 4, 1913, S. 77)

 

Oft findet man Marien-Heiligtümer hoch thronend auf einem Berg, weithin sichtbar in die Lande, da gleichen sie den Zedern des Libanon, diesem Vorbild Mariens, der Unverwüstlichkeit und Dauerhaftigkeit; „es ist unerhört, dass sie jemanden verlassen hätte“, sagt ja St. Bernhard. Unsere Gnadenstätte, die ich nun kurz beschreiben will, gleicht dem verborgenen Veilchen am Bach, auch das ist schön. Das Kamptal hat so viele Burgen, wie kaum ein anderes in ganz Niederösterreich. Im Pfarrgebiet Gars allein liegen Buchberg, Klösterle, Schimmelsprung, Burg Gars, Kammegg und Stallegg, zu den Zeiten der Babenberger schon war es lebendig an den Ufern des Kamp. Es darf uns daher nicht wundern, dass sich Maria da ein Heiligtum ausersah, neben den weltlichen Felsenburgen ein Gnadenquell Gottes durch Mariens Fürbitte. Die älteste Geschichte führt zurück in die Zeiten des 30jährigen Krieges. Ein klares Bründl entsprang plötzlich aus dem Felsen, bald wurde es das heilige Bründl genannt, auch Wallfahrer fanden sich bald ein, der Zulauf wurde immer größer vom Opfergeld erbaute Graf Ferdinand Kurz aus Horn eine Kapelle. Es mag das um 1650 gewesen sein. Die Gräuel des Krieges – das nahe Rosenburg mit seiner imposanten Burg hatte viel Schaden durch Kriegskosten, Verwüstung und Plünderung – dann Ende des 17. Jahrhunderts die Pest, lehrte die Leute die Hände falten, der Schutz Mariens zu Kammegg wurde fleißig angerufen. Die Geschichte meldet, dass 1699 die Kapelle vergrößert wurde, „da jährlich und wöchentlich wegen der allda durch Fürbitte Unserer Lieben Frau empfangenen Gnaden von den nächsten und auch weit entlegenen Orten, auch von Wien und Ungarn ein großer Zulauf war“. 1717 spendierte ein Wiener Handelsmann, Matthias Hengsbürger einen Altar hierher. Er ist größtenteils aus Marmor und kostete damals ungefähr 1000 Gulden. Folgende Inschrift ließ oben erwähnter Wiener Bürger anbringen: „Zu Ehren der Himmelskönigin Jungfrauen und Muttergottes Maria hat Herr M. H., Handelsmann in Wien, diesen Altar 1717 machen lassen zur schuldigen Danksahgung, weil im Gott durch ihre Vorbitt mit seiner ganzen Familie und Haus-Inwohnern vor der laidigen Sucht der Pest, welche ziemlich Anno 1713 in Wien grasirt, glücklich ohne ainigen Anstoß erhalten hat.“ Wenn also aus Wien und sogar aus Ungarn Prozessionen hierher kamen und wertvolle Geschenke, wie ein marmorner, wunderschöner Hochaltar hierher geopfert wurden, mag das Bründl zu Kammegg als Wallfahrtsort ganz bedeutend gewesen sein.

 

Merkwürdig ist, dass nicht ein besonderes Gnadenbild hier den Anlass gab, sondern das Entspringen eines klaren Wässerleins aus dem Felsen. Die Himmelskönigin ist Gnadenmutter hier. Der Altar, der nun schon fast 200 Jahre (1913) steht, ist herrlich schön, er ist vor allem Marmor, rot und weißlich, links und rechts Säulen, mit schwebenden Engeln, mitten thront Maria, in einem großen Stuhl behäbig sitzend, auf dem Schoß liegt das Jesulein etwas nachlässig droben. Eine Krone ziert Mariens und ihres göttlichen Sohnes Haupt. Ein Zepter führt die Himmelskönigin. Lieb ist der Eindruck gerade nicht, den man gewinnt, es soll in unserem Bild mehr Mariens Macht und Einfluss dargestellt werden. So oft ich es ansehe, muss ich an die Standbilder Maria Theresias denken, die man öfter sieht, wie sie als Herrscherin im Lehnstuhl sitzt voll Würde und Machtbewusstsein, eben als Herrscherin. Wenn man vor unserem Bild kniet und betet, ist es, wie wenn man herunter lispeln hören würde: „Nur kein Zagen und keine Furcht, mir ist alles möglich durchzusetzen, sei deine Bitte noch so groß, ich bin Himmelskönigin, ich erreiche alles.“ Und so ein Zwischenreden bei seinem Gebet tut einem ja so not und ist vertrauenerweckend. Gebet ohne Vertrauen auf Erhörung soll es bei einem Christen nicht geben, noch weniger bei einem Marienverehrer.

 

Lebhaft erinnert mich unser Bründl an die Kirche San Augustino in Rom, wo die heilige Monika begraben liegt, dieses schönste Vorbild einer betenden Mutter, die ausharrt und immer betet und endlich ihren Sohn Augustin zum Heiligen macht. Es ist in dieser Kirche rückwärts beim Eingang ein Gnadenbild Mariens, viel umlagert von frommen Betern, es ist das fast der besuchteste Marien-Gnadenort in Rom. 1908 war ich abends einmal drinnen. Ein steinernes Marienbild auf Marmorthron gerade wie in unserem Bründl. In Rom macht es den Eindruck, als ob Maria die ganze Händekraft zusammennehmen müsse, um den göttlichen Knaben zurückzuhalten, der alle Anstrengung macht, ihr vom Schoß zu klettern, mit den frommen Batern, die herumknien, zu spielen, sich von ihnen herzen zu lassen wie einst von St. Anton von Padua. Und dieser Gedanke „er möchte zu dir herunter“ tut dem Beter so wohl. Ich erinnere mich lebhaft an dieses Gnadenbild. Ein Lichtermeer von Kerzenflammen und Lampenleuchter umgibt wie ein Sternenkranz das Haupt Mariens. Schön ist in Rom der milde Blick des Auges der Mutter Gottes, wie ein Lächeln voll Anmut, wie bezauberndes Winken geht es dem Andächtigen nahe. Und so was wirkt, da betet man gut und kann nicht aufhören, bis das Herz erleichtert ist. Auch bei uns im Bründl findet man beim längeren Verweilen einen blitzartigen milden Zug heraus, der sagt: „ich liebe dich, als Himmelskönigin sind mir alle als Kinder zugewiesen, also heraus, was du drinnen hast.“ Und das Jesulein, das, um mich etwas unheilig auszudrücken, so recht gemütlich am Schoß Mariens ruht! Man weiß nicht recht, war es eben herunten und rastet sich wieder aus, oder soll seine Lage ausdrücken: „Meiner Allmacht ist alles ein Spiel, also, was willst du?“ Oder es kann auch der Gedanke darin liegen: „Du, der Himmel ist schön, da ist es ein ewiges Ausruhen, ohne Träne, ohne Sorge, ohne Schmerz und Leid, willst du ihn haben, kämpfe und siege, dazu Gnade, die kommt vom Gebet wie mein gelehrter Thomas von Aquin euch ja vordoziert hat.“

 

Der Altaraufsatz gleicht einem schönen Vorhang, macht einen gewinnenden Eindruck. Viele Votivbilder schmücken die geräumige Kapelle. Auch eine Kanzel und ein Sängerchor mit einem jetzt wohl schon etwas defekten Musikinstrument befindet sich in der Kapelle, an der eine kleine Sakristei, die wohl die ursprüngliche kleinere Kapelle darstellt, da ja drinnen das Bründl sprudelt, angebaut ist. Zweimal im Jahr ist jetzt immer Hochamt mit Predigt, am Mariä Himmelfahrtstag, dem „großen Frauentag“ und zu Mariä Geburt. Die Prozessionen haben jetzt aufgehört, nur einige auswärtige Gemeinden kommen noch alljährlich. Der nur zwei Stunden entfernte große niederösterreichische Wallfahrtsort Maria Dreieichen, das Zentral-Marien-Heiligtum des sogenannten „Waldviertel“ verdrängte unser Bründl in Kammegg. Es ist mit den Gnadenorten manchmal auch so, wie Gott zur Zeit der Not Helden dem Volk erweckt, zum Beispiel die Richter beim Volk Israel. Unser Bründl war so ein Zufluchtsort zur Zeit der Kriegsbedrängnisse, eine Kraftquelle für schwere Zeiten. Unser Bründl war der Vorläufer von Dreieichen. „Er muss wachsen, ich muss abnehmen“, sagt Johannes der Täufer über sein Verhältnis zum göttlichen Heiland, das gilt auch von diesen zwei Wallfahrtsorten.

 

Ein Gebet, das speziell in Bründl bei Kammegg in Brauch war, verdient wegen seines kräftigen Inhaltes hierher gesetzt zu werden, es lautet:

 

„O du barmherzig und gebenedeite Jungfrau und Mutter Gottes Maria, du bist jener Brunen, durch welchen uns Gott die himmlischen Gnaden zufließen lasset. Ich armselige Kreatur, falle demütig nieder auf meine Knie und opfere mit dir auf alle heiligen Messen, Andachten und Gebete, so allhier jemals sind verrichtet worden und hoffe auch, du werdest in Anschauung deren mein unwürdiges Gebet nicht verschmähen noch ungetröstet von dir gehen lassen. Gedenke doch, o Maria, wie viel Tausend bei diesem Gnadenreichen Bründel in ihren Anliegen, Nöten und Krankheiten überflüssigen Trost geschöpfet haben, so wirst du mir allein deine Barmherzigkeit nicht versagen, denn es ist von Ewigkeit nicht erhöret worden, daß einer, welcher bei dir Zuflucht gesucht, von dir sei verlassen worden. So fliehe ich denn auch in solcher Hoffnung zu dir, o Maria, und bitte demütig um Barmherzigkeit. Du Trösterin aller Betrübten, vor dir stehe ich armer Sünder und mit betrübtem Herzen seufze ich zu dir, du wollest doch nicht, o Mutter, meine Worte nicht verschmähen, sondern mich gnädiglich erhören. Du weißt, o Maria, wie tief ich in Sünden und Lastern stecke, du weißt, in welchem armen und elenden Zustand ich mich befinde, hingegen weißt du auch, welch großes Vertrauen ich zu dir trage, so dass ich könne unmöglich verloren werden, so lange ich dich verehre, meine daher, Gott werde mich um deinetwegen nicht verstoßen. Darum, o gütige Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen zu mir und erlange mir Gnad und Barmherzigkeit bei deinem Sohn. Ach, verlasse mich doch nicht in meinen Nöten und Anliegen, sonderlich in meinem Tod. O Maria, ich bitte dich durch die Liebe deines Sohnes, du wollest dich meiner annehmen, gleich wie sich eine Mutter ihres Kindes annimmt. Erlange mir wahre Reue über meine Sünden und führe mich durch einen seligen Tod zu dem ewigen Leben durch Jesum Christum unsern Herrn. Amen.“

 

In den wärmeren Monaten wird öfters eine heilige Messe gelesen im Bründl zu Ehren Unserer Lieben Frau. Die Kapelle hat nämlich keine eigene Tür, nur ein festes, eisernes Gitter, so dass der Anblick auf den Hochaltar immer offen ist, es ist das auch eine Merkwürdigkeit unseres kleinen Gnadenortes, man sieht auch täglich Leute, die ihr Beruf auf der verkehrsreichen Straße vorbeiführt, stehen bleiben beim Eisengitter, etliche Seufzer hineinrufen, Maria kurz begrüßen und dann ihren Weg wieder fortsetzen. Das ist ja ein großer Vorzug Mariens: immer und jedem zur Verfügung zu stehen, ist sie ja nach einem bekannten Ausspruch das öffentliche Krankenhaus für die Sünder und Betrübten.

 

Als weltliches Kuriosum mag angeführt werden, dass der berüchtigte Mörder Hugo Schenk in dieser Kapelle als russischer Graf verkündigt wurde, eine reiche Papierfabrikantentochter aus dem nahen Rosenburg hatte er eingefangen. Vormittag ein- für dreimal verkünden, nachmittags Trauung, so hatte er es sich zurechtgelegt, der schlaue Fuchs, zum Glück kam ein Hindernis, die Braut Lammer mag oft für die Rettung aus dieses Mörders Hand der Bründl-Mutter gedankt haben.

 

Die beigegebene Ansicht zeigt die Lage der Bründlkapelle und die ist einzig schön. Durch eine Fahrstraße nur ist der Kampfluss getrennt von dem kleinen Heiligtum. Wassergeplätscher und Gemurmel bildet ewigen Gesang vor Mariens Gnadenort. Der Kamp ist ein Gesundheitswasser. Tausende Wiener kommen über Sommer hierher, um sich zu restaurieren durch die erquickenden Kampbäder, Marienliebe ist die beste Kurluft und bestes Bitterwasser für der Seele Anliegen. Gleich an das Dach sich anschmiegend, türmen sich rückwärts hohe Felsen auf, zerklüftet und zersprungen, eine wilde Natur. Baumschmuck umschattet das Heiligtum. Wie ein liebliches Schwalbennest liegt die Kapelle an der Felsenmauer angelehnt, der zierliche Bau hebt sich merkwürdig ab von der steinernen Ostwand. Wie Prosa und Poesie schaut es sich an, dieser Gegensatz, wie eine grüne Oase die schöne Kapellenform an der Steinwüste rückwärts. Ewiges Nadelgrün der Bäume umgibt diesen Friedensort. Da der Kamp hier ein Eck macht, daher der Name Kammegg auch, hat man gerade von dieser Kapelle nach Nord und Süd eine erweiterte Aussicht, das Panorama rundet sich. All diese kurzen Naturreflexionen finden in Maria eine übernatürliche Anwendung, bei ihr immer grün, ewige Hoffnung, ihre Stelle beim Kreuzesfuß zu Golgotha gibt jedem Kreuzträger Aufklärung und Zukunftsaussicht, und was das Gemüt in jedem Menschen ist, ist ja Marienliebe für die Religion, etwas Zierliches, Mildes, Freundliches. Schadch mag diese Skizze beschließen, der singt:

 

Heili hoaßt, was drob`n dahoam is,

In dem stolzen Himmelsblau,

Nur Maria, d` Muattergottes

Dö hoaßt: Unsere Liebe Frau.

 

 

pv.pfarre-gars.at/gars/kirchen-kapellen/dorfkirchen/

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35. Unsere Liebe Frau von St. Severin zu Lüttich

 

Das wundertätige Bild der allerseligsten Jungfrau, das in der Kirche St. Martin zu Lüttich verehrt wird, ist bekannt unter dem Namen „Unsere Liebe Frau von St. Severin“, weil es ursprünglich in dieser Kirche aufgestellt war, die aber heutzutage nicht mehr steht. Über dieses Bild wird uns aus alter Zeit Folgendes berichtet:

 

Ein Jude heiratete eine Katholikin. Sie trug eine recht innige Andacht zur Mutter Gottes, die durch die Verbindung mit einem Mann, der nicht ihres Glaubens war, keineswegs geschwächt wurde. Wie sonst besuchte sie die Kirchen und Altäre der seligsten Jungfrau, doch mit einem Mal nahm ihr ein heftiger Gichtanfall den Gebrauch ihrer Glieder und hinderte sie, ihre Andachtsübungen fortzusetzen.

 

Weniger empfindlich für die körperlichen Schmerzen, als vielmehr niedergeschlagen über die Unmöglichkeit, ihren frommen Übungen weiter nachkommen zu können, gab sie laut ihr Missvergnügen zu erkennen und beklagte sich in so rührenden Worten, dass ihr Gemahl alles versuchen zu müssen glaubte, um ihren Kummer zu erleichtern. Da er ein geschickter Bildhauer war, so legte er Hand ans Werk und hatte die Freude, in kurzer Frist seiner Frau eine Statue der seligsten Jungfrau anzubieten, vor der sie ihre Andacht, wie ehedem in der Kirche, verrichten konnte.

 

Da schließlich die Frau den Folgen ihres Übels zu unterliegen drohte, vermachte sie in ihrem Testament der Kirche dieses Bild der Mutter Gottes. Doch man hielt dieses Vermächtnis für allzu geringfügig und stellte das Bild in eine alte Kammer für Gegenstände im Glockenturm.

 

Man hatte schon ganz auf die Erbschaft der Kirche St. Severin vergessen, als am folgenden Samstag, der ein Festtag der seligsten Jungfrau war, eine unsichtbare Hand alle Glocken in Bewegung setzte. Da lief das Volk haufenweise in den Turm, aber das überraschende Schauspiel bot sic hier ihnen dar. Nicht nur die Glocken läuteten ohne menschliche Beihilfe, sondern auch die Statue der seligsten Jungfrau stand in Mitte der Kammer, umgeben von angezündeten Kerzen und geschmückt mit Zweigen so frisch, als ob sie erst kürzlich von den Bäumen wären genommen worden.

 

Es war gerade der 2. Juli 1631. Man begreift ohne Mühe, wie sehr sich von nun an die Gläubigen beeilten, ein Marienbild zu verehren, dessen Ursprung von so merkwürdigen Umständen begleitet war.

 

Heutzutage befindet es sich in der schönen Kirche St. Martin, die durch die Einsetzung des heiligen Fronleichnamsfestes, sowie durch die große Bruderschaft vom allerheiligsten Altarsakrament ausgezeichnet und berühmt ist.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

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36. Die römischen Katakomben

 

Wie oft hört man von Fremden, besonders von solchen, die mit den Pilgerzügen kommen: „Was bin ich von Rom enttäuscht!“ Mehr noch, als es sagen, mögen es innerlich denken und nur zu höflich oder auch zu vorsichtig sein, es laut zu äußern.

 

Ich war ja auch enttäuscht, aber doch nur die ersten Wochen. Wer Rom kennen will, muss länger da sein. Rom ist ein Buch, aber keines für oberflächliche Unterhaltung; es will studiert sein. Rom ist ein Dom; man muss länger in ihm sein und das Auge an sein heiliges Dunkel sich gewöhnen lassen, dann erst beginnt man zu sehen. Rom ist eine Mutter; man muss in ihren Armen aufwachsen und man wird sie lieben.

 

Die Enttäuschung der meisten mag wohl daher kommen, weil sie mit allerhand Vorstellungen nach Rom kommen, und alles wie etwa in einer kunstvoll angelegten Weltausstellung anzutreffen glauben; anstatt dessen finden sie aber Ruinen, Kirchen und moderne Bauten.

 

Und dann erst Roms Leben! Dazu braucht es Zeit, und wer meint, als Kritiker da auf seine Kosten zu kommen, der bleibt immer enttäuscht. Roms Kinder, die Großen und die Kleinen, die Armen und die Reichen, die betteln und die geben, und auch die nicht geben, alle zusammen sind eine Familie, und Rom, ganz Rom, mit allen Gärten und Treppen und Straßen und Hallen und Plätzen, das ist ihr Haus, da sind sie daheim. Einer sagte einmal treffend: Erst als ich es so mir zurechtgedacht hatte, begann ich ihre Sprache zu verstehen und könnte mich eher über ein abfälliges Lächeln eines Fremden ärgern, als über irgendeine Art der Römer, die dieser belächelt.

 

Rom ist Rom, das wissen die Römer. Das schönste Rom aber ist immer noch das alte Rom. Fast beständig hat man, wenn man durch Rom geht, ein mehrfaches Rom vor Augen. Steht man z.B. auf der Piazza Venezia, da hat man im Hintergrund das moderne Rom mit seinem Kollosalmonument Vittorio Emmanuele, die einem trotz seiner Millionen, die es gekostet hat, nie anders vorkommt, als eine Zuckerbäckerarbeit. Links und rechts von ihm das mittelalterliche Rom, und hinter dem allem das heidnische Rom mit seinem Kapitol, Forum und Palatin. In seiner Art schön ist es aber allemal.

 

Die Wissenschaft hat noch einen neuen Namen geschaffen, nämlich für das unterirdische Rom, das christliche Rom, die Katakomben, Roma sotterranea.

 

Einer hat mal gesagt, in Rom habe ihn alles enttäuscht, nur nicht dieses Rom, die Katakomben. Das sollte man gut verstehen. Rom zählt ungefähr 50 Katakomben. Teils auf freiem Feld, teils an einem Weinberg, in der Nähe einer Kirche öffnet sich der Boden, und es geht hinunter in diese Welt der Toten, nicht nur ein einstöckiger Gang, nein, oft vier- oder gar sechsstöckige Gänge führen dahin untereinander. Es hat einmal ein Ingenieur ausgerechnet, wie groß eine Straße sei, wenn man alle Katakombengänge aneinander reihte, und es ergab einen Weg von 300 Meilen Länge mit über 3,5 Millionen Gräbern zu beiden Seiten.

 

Über die Bedeutung der Katakomben ist wohl kein Wort nötig. Wäre die Heilige Schrift und alle andere Tradition verloren gegangen, aus den Katakomben ließe sich der katholische Glaube in allen Teilen beweisen. In den Tuff und Stein der Wände eingegraben sehen wir im Bild alles damals schon geglaubt, wie wir es jetzt in unserem heiligen Glauben tun.

 

Ein Priester erzählt: Es war am letzten Tag des Jahres 1911, am Silvesterabend, dass ich mit einem Mitbruder die Katakomben des heiligen Silvester an der Via Salaria besuchte. Sie waren an diesem Tag anlässlich des Festtages des heiligen Papstes Silvester, dessen Namen sie tragen, geöffnet, und hielt der gelehrte Schüler des großen Giov. Batt. De Rossi, Professor Maruchi, einen Vortrag, dem sich eine Lichterprozession mit darauffolgendem Tedeum anschließen sollte. Es war das erste Mal, dass ich das unterirdische Rom betrat, und war deshalb, wie auch des passenden Tages wegen, der Eindruck so tief. Wir verließen Rom durch die Porta Salaria und gingen den gleichnamigen Weg entlang. Der Gedanke, wie oft mögen da vor Jahrhunderten die Christen gegangen sein, ging mir durch Herz und Sinn.

 

Nach einem halbstündigen Weg standen wir an der Biegung eines Scheideweges an einem offenen Tor, durch das wir wie in ein Gewölbe eintraten, in die Katakomben.

 

Ein paar Fuß weit hinein ist es noch breit und vom Tageslicht erleuchtet, dann aber beginnen die engen Gänge, die man nur hintereinander durchgehen kann. Für heute brannten Kerzen an den Wänden in größeren Zwischenräumen, besonders wo man hinuntersteigen musste, oder wo Scheidewege und Biegungen waren. An einzelnen Stellen ließ eine Öffnung einen Blick in die Tiefe zu, und man sah die tiefer gelegenen Gänge. Es ist wie in einem Bergwerk. Nur statt der Gesteine sind es die Christen, die man da in die Nischen gelegt hat. Die Heiligen darunter hat man erhoben und gleich den Diamanten aus ihren Gruben gebrochen, und in den Kirchen in die Altäre gebracht.

 

In den Katakomben, in denen ich ging, lagen einst die heilige Priscilla, Prisca, Praxedis und Pudentiana, sowie der heilige Aquila, Kreszention und die Leiber der Päpste Marcellinus, Silvester, Liberius und Vigilius. Sicher lagen und liegen in ihren Überresten noch gar manche da, die nun im Himmel sind. Links und rechts in den Grabhöhlen sieht man noch Gebeine, mitunter gut erhalten die Totenschädel. An einzelnen Stellen mehrere in eine Reihe gelegt. Wer waren sie? Menschen wie du, wie ich, und sie gingen vielleicht an glicher Stelle vor vielen hundert Jahren. Und nun? „Alexander in pace“, steht da an einer Stelle. „Im Frieden.“ Da redet man nicht viel, da schweigt der Mund, und das Herz pocht lauter.

 

An einigen Punkten sind auch größere Nischen, mitunter ganze Kapellen, Familiengräber.

 

Unser Weg ging in einen größeren Raum aus, eine Basilika in den Katakomben. Hier versammelten sich die Christen. Der Vortrag hatte schon begonnen, und war der Raum, der etwa 300 Menschen fasst, ziemlich angefüllt. Nach seiner Beendigung gingen wir einen anderen Gang entlang. An einer Stelle in der Kapella Greca erkennt man noch ein Gemälde, das eine Szene des Altarsakramentes darstellt. Es soll aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts sein. Gewiss von hoher Bedeutung. Etwas weiter erblickten wir die älteste Darstellung der lieben Mutter Gottes. Die Madonna mit dem Jesuskind an der Brust, vor ihr Jesaja, der auf den Stern deutet, der über ihrem Haupt steht, gleichsam eine in den Stein verewigte stete Darstellung seiner Prophezeiung.

 

In inniger Ergriffenheit trat ich so nahe ich konnte noch ein zweites Mal vor dieses Bild. Wie mancher und manche mag da gestanden und gekniet sein! „Ave Maria, Mater Die!“ – „Sei gegrüßt, Maria, Mutter Gottes!“ betet von selbst Herz und Mund. Mir war, als nähme ich ein Stück Katakombenmut von dieser Stelle aus mit.

 

Während wir noch da standen, hörten wir auf einmal wie aus weiter Ferne Gesang. Dann wieder Grabesstille. Hatten wir uns getäuscht? Wir gingen weiter. Da, wieder das Singen, wie dicht in unserer Nähe, und durch eine zufällig hinüberführende Schachtöffnung sahen wir in langer Reihe die Lichterprozession vorüberziehen, und gerade sangen sie und drangen an unser Ohr, wie ein Gruß vom Himmel her: „Sancte Dominice, ora pro nobis!“ Sie sangen die Allerheiligenlitanei. Nach einigen Augenblicken hörten wir wieder nicht einen Laut. Es mutete einem so eigen an. Das waren lebende Menschen, ob die in den Gräbern es hörten?

 

Wir versuchten zu der Prozession zu gelangen und schlossen uns ihr dann auch an. In die Basilika zurückgekommen, stimmte der Geistliche das „Tedeum“ an. Einstimmig aus allen Herzen klang das durch die Halle und die Gänge wie ein Weck-, Jubel- und Dankesruf, und doch gedämpft unter der Erde. Neben mir standen Engländer, Franzosen; man sah Spanier, Portugiesen; mein Begleiter selbst war ein Dalmatiner, ich ein Deutscher, der Geistliche ein Italiener. „Te per orbem terrarum sancta confitetur Ecclesia!“ „Dich preist über den ganzen Erdkreis hin Deine heilige Kirche!“ Wie war das hier wahr! Ich hörte mehr zu als ich selbst sang.

 

Als wir dann aus den Katakomben wieder zutage kamen, stand der Mond schon am Himmel und die Sterne gingen auf. Den Dankgottesdienst zu Ende des Jahres 1911 in den Katakomben zu Rom vergesse ich wohl mein Leben nie, und nie den Schlussakkord des „Tedeum“. – In Te Domine speravi, non confundar in aeternum. Amen.“ „Auf Dich, o Herr, habe ich gehofft, und ich werde in Ewigkeit nicht zuschanden werden. Amen!“

 

Sei getrost, Rom! Du ewige heilige Stadt! Man mag dich zertreten wollen, mag Denkmäler bauen des vermeintlichen Sieges. Solange in deinem Schoß, unter der Erde, die Gräber deiner Heiligen ruhen, die Katakomben, gleich den Wurzeln und Keimen verborgen liegen, mag zeitweilig eine Dürre kommen, zeitweilig selbst Unkraut deine Hügel verheeren; ein Hauch nur des Heiligen Geistes, und deine ewigen Hügel stehen in erneuter, schönerer Blüte, und aus deinem Samen sprosst die Frucht der Heiligen aufs neue. Heiliges katholisches Rom, Roma sotteranea, ihr Katakomben, seid gegrüßt!

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37. Unsere Liebe Frau zu Latsch in Südtirol

 

Ein außerordentlich wundertätiges Bildnis der schmerzhaften Mutter Gottes, das durch die vielen und zahlreichen Gnaden, womit alle Bedrängte dort überhäuft werden, weit und breit berühmt geworden ist, befindet sich in der Pfarrkirche St. Peter und Paul zu Latsch. Die Auffindung des Bildes wird uns erzählt wie folgt:

 

Um das Jahr 1765 am ersten Sonntag nach Ostern hörten die Bewohner des ansehnlichen Pfarrdorfes Latsch an der Etsch, beim frühen Morgengrauen ein starkes Krachen, das sie aus dem Schlaf weckte. Einige Felsenstücke hatten sich am nahen Sonnenberg losgerissen. Da der Tag anbrach, machten sich mehrere auf, zu sehen, ob niemand an der Straße, die am Fuß des Berges hinläuft, verunglückt wäre.

 

Kaum angelangt bei der Brücke, wo die Straße sich dem Berg nähert, erschreckte sie von neuem ein ungeheures Krachen. Sie erhoben ihre Augen und staunend erblickten sie ein schimmerndes Bildnis, gleich einer von der Sonne durchstrahlten Wolke herniederschweben. Es war das Gnadenbild, das sich in der Nähe der Brücke im Angesicht der Umstehenden niederließ. Von freudigem Erstaunen ergriffen, liefen einige sogleich in das Dorf und verkündeten das Wunder. Alles strömte hinaus, das Wunderbild zu sehen, das die Schmerzensmutter mit ihrem Sohn auf dem Schoß vorstellte.

 

Nachdem sie sich von ihrem ersten Erstaunen erholt hatten, trugen die Bewohner von Latsch in Prozession das Bild in die zunächst gelegene Pfarrkirche „auf dem Bühel“. Am nächsten Tag jedoch wurde schon am Platz, wo sich das Bild niedergelassen hatte, mit der Erbauung einer Kapelle begonnen. Da jedoch diese Kapelle besonders an Festtagen Mariens die zahlreichen Verehrer der seligsten Jungfrau bald nicht mehr fassen konnte, wurde das heilige Bild nach einigen Jahren in die Pfarrkirche von St. Peter und Paul feierlichst übertragen. Von den Gnaden, die die Mutter des Erbarmens ihren frommen Verehrern bei ihrem göttlichen Sohn erwirkte, zeugen gar viele Votivtafeln. In der neuesten Zeit erfuhren die Bewohner von Latsch auffallend den Schutz der Himmelskönigin. Während nämlich im Jahr 1836 die Cholera in der ganzen Umgegend schrecklich hauste, blieb die große Pfarrgemeinde beinahe ganz verschont.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

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38. Wallfahrt nach Maria Laach

 

(Erschienen in der Zeitschrift „Ave Maria“, Juli 1913, S. 149)

 

Zu den schönsten Touren meiner Rheinreise zählt unstreitig die Fahrt zu der weltberühmten Benediktiner-Abtei Maria Laach, die mit Recht eine Perle des Rheinlandes genannt wird. Schon der Weg dahin durch das reizende Brohltal, den wir von Brohl mittels einer Droschke zurücklegten, war entzückend schön. Es war an einem herrlichen Sommersonntagsmorgen. Der rosige Glanz der aufgehenden Sonne flutete über die prächtig grünen Laubwälder und über der ganzen Gegend spielte ein wundersamer Farbenschmelz. Nah und fern herrschte tiefe, herzerquickende Stille. Nur der Vöglein lieblich klare Weisen klangen aus den grünen Zweigen und durch den goldig klaren Himmelsraum. Nach etwa einer Stunde passierten wir einen prächtigen, nicht allzu großen Laubwald. Bald hörten wir ein herrliches, wundersam harmonisches Glockengeläute aus der Ferne hallen. Nach einer kleinen Viertelstunde hatten wir den Wald hinter uns und unser Blick konnte unbehindert über die paradiesisch schöne Gegend schweifen. Der erste Anblick ist wahrhaft überraschend. Man kann sich kaum eine reizendere Lage denken. Es ist, als hätte Mutter Natur ihre ganze Macht aufgeboten, um dieses Stückchen Land vor allen anderen zu zieren und es zum schönsten der Erde zu machen. Glatt wie ein Spiegel lag der tiefklare, wunderschöne Laacher See vor uns, an dessen Ufern sich als die einzige menschliche Wohnstätte majestätisch die Benediktinerabtei im Südwesten erhebt, das ersehnte Ziel unserer Fahrt. Die schöne Kirche mit ihren sechs stolzen Türmen und die weitläufigen, imposanten Gebäude des Klosters bilden einen wundersamen Gegensatz zu den von dichten Wäldern umgebenen, einsamen Ufern. Einen reizend schönen Hintergrund bilden die freundlich grünen Waldeshöhen im goldenen Sonnenglanz. Von den Klostertürmen schallte noch immer das melodische Glockengeläute, unter dem wir unser Ziel endlich vollständig erreichten. Die Abtei wurde 1093 von Heinrich II. Pfalzgrafen am Rhein zwei Jahre vor seinem Tod erbaut, 1112 von Heinrich V. formell bestätigt und erfreute sich bis zu ihrer Säkularisierung durch Napoleon 1802 eines stillen, ungestörten Wohlstandes. 1863 kauften die Jesuiten das Kloster vom preußischen Fiskus, der es seit 1815 als Staatseigentum verwaltet hatte, und unterhielten hier ein schönes Kolleg, welches die heute noch erscheinenden, höchst segensvollen „Stimmen aus Maria Laach“ herausgab. Nach ihrer Vertreibung im Jahr 1873 fiel das Kloster wieder an den preußischen Staat, von dem es 1892 seine ehemaligen Besitzer, die Benediktiner, wiedererlangten.

 

Nachdem wir uns angemeldet hatten und mit der größten Liebenswürdigkeit aufgenommen worden waren, nahmen wir eine uns gütigst dargebotene Stärkung zu uns, worauf wir in die Kirche eilten, um das Chorgebet, das bereits begonnen hatte, nicht ganz zu versäumen. Der Weg dahin führt durch den reichgeschmückten Kreuzgang, der viele Gräber von Äbten und anderen edlen Herren birgt. Das Innere der Kirche, dieses interessantesten Teils der Abtei, versetzt jeden Besucher durch sein altehrwürdiges Aussehen, wie durch seine weihevolle Pracht in gehobene Stimmung. Die Kirche, 1156 geweiht, 1838 sehr schön wiederhergestellt, ist das bedeutendste Baudenkmal reinromanischen Stiles in Westdeutschland. Die mit Mosaikbildern großartig verzierte Kuppel und die prachtvolle Vorhalle der westlichen Fassade, das Paradies, wie sie genannt wird, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Auch insofern verdient die Kirche noch besondere architektonische Beachtung, als sie eines der ersten Beispiele reinromanischen Stiles mit einer Mittelschiffwölbung darstellt. Ihrem Grundriss nach ist sie dreischiffig mit Querschiff und doppelchörig. Besonders beachtenswert sind noch der von Kaiser Wilhelm II. gestiftete, prachtvolle Hochaltar im östlichen Chor, das von einem sechseckigen Tabernakel überdachte Grabmal des Stifters der Abtei, des Pfalzgrafen Heinrich II., im westlichen Chor und die Orgel, die sechzig Register besitzt und als eine der besten und berühmtesten in Westdeutschland gilt. Sehenswert sind auch die kunstvollen Flügelaltäre in den Seitenschiffen.

 

Auf das herrlich klingende Chorgebet folgte der sonntägliche Gottesdienst. Der Zelebrant und die ihn umgebenden Leviten und dienenden Kleriker vollführten die bei den Benediktinern an schönen, sinnvollen Zeremonien besonders reiche heilige Handlung mit einer Andacht und feierlichen Würde, die auf jeden Beiwohnenden wunderbaren Eindruck macht. Besonders eindrucksvoll wirkt das Orgelspiel während der heiligen Wandlung. In den herrlichen Glockenklang beben die sanften Orgeltöne durch die feierlich stillen Hallen, als wären es die lieblichen Stimmen der Engel, die den niedersteigenden eucharistischen Gott unsichtbar umschweben. Nach dem Hochamt besichtigen wir unter Führung eines Paters das Kloster. Der alte Bau bildet ein mächtiges Viereck und hat sein mittelalterliches Gepräge getreu bewahrt, während die Zubauten aus späteren Zeiten einen moderneren Stil aufweisen. Das ganze Gebäude umfasst zahlreiche Gastzimmer, eine großartig angelegte Bibliothek, eine Gemälde- und Naturaliensammlung, die Wohnung des Abtes, der Priester, Brüder, Kleriker und Novizen, zahlreiche Exerzitienräume, ein großes Refektorium, einen prachtvoll ausgestatteten Kapitelsaal usw. Besonders sehenswert ist der Arkadenhof, ein quadratischer grüner Gartenraum, dessen Arkaden mit den herrlichsten Blumen überreich geschmückt, wunderschön anzusehen sind. Auch der prächtige, wohlgepflegte Klostergarten mit seiner hübschen Kapelle ist bemerkenswert. Nach eingehender Besichtigung aller beachtenswürdigen Räumlichkeiten ging es zur Mittagstafel. Vor dem Refektorium wurden wir dem hochwürdigsten Abt vorgestellt, der uns mit herzgewinnender Freundlichkeit begrüßte. Wie es mit Gästen bei ihnen gewöhnlich geschieht, wurden auch wir an die Ehrenplätze in der Mitte des Saales geführt, während die Mitglieder der Klostergemeinde die übrigen Sitze einnahmen. Eine wunderschöne Sitte! Ganz wie sie in alten Zeiten geherrscht hatte. Nach Tisch geht es unter Abbetung des Miserere prozessionsweise in die Kirche zum Chorgebet. Darauf machten wir bis zur Vesper einen Spaziergang zum Laacher See und betrachteten noch einmal die ganze Gegend in ihrer reichen Schönheit, in ihrem tiefen, ungestörten Gottesfrieden. Nach dem Nachmittagsgottesdienst wollten wir unsere Reise fortsetzen. Es waren selige Stunden gewesen, die wir in den gottgeweihten, gastlichen Hallen verlebt haben und fast mit schwerem Herzen schieden wir. Wie schön muss es sein, an diesem herrlichen, weltverborgenen Ort Gott dienen zu dürfen, bis sich die goldenen Pforten des ewigen Vaterhauses erschließen! Doch nicht alle hat der Herr erwählt.

 

So leb denn wohl, du einzigschönes, unvergessliches Maria Laach in deiner grünen, herrlichen Waldeinsamkeit!

 

Lieblich bist du, schöne Perle,

In des Rheinlands stolzen Gauen;

Lieblich ist`s in dir zu weilen

An dem See, dem herrlich blauen;

Friede wohnt in deinen Hallen.

O, du schönster Ort vor allen,

Lebe wohl, ich scheide schwer,

Dein vergess ich nimmermehr!

 

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 39. Unsere Liebe Frau zu Hall im Inntal des Landes Tirol

 

In der St. Nikolaus-Pfarrkirche in Hall ist eine Kapelle, in der das Gnadenbild der göttlichen Mutter hoch verehrt wird. Über die Entstehung dieser Wallfahrt weiß man Folgendes:

 

Ein Bauernsohn aus dem Pustertal, namens Florian Waldauf, verließ, um der Strafe zu entgehen, die er sich wegen eines begangenen Fehltritts von seinem Vater erwarten musste, eigenmächtig und heimlich das väterliche Haus, und fand in Wien durch die Fürsorge eines Offiziers die nötige Erziehung und Ausbildung. Später unter die Soldaten eingereiht legte er im Kampf gegen die Türken solche Beweise von Tapferkeit ab, dass er auf dem Schlachtfeld zum Ritter Waldauf von Waldenstein geschlagen und vom Kaiser Maximilian zu seinem ersten Hofrat ernannt wurde.

 

Ritter Waldauf bestieg am 6. Januar 1489, nachdem er den Kaiser Maximilian aus der Gefangenschaft in Flandern befreit und die aufrührerischen Städte wieder unter seine Botmäßigkeit gebracht hatte, mit seinem Kaiser in Amsterdam ein Schiff, das beide nach Wien bringen sollte. Das Schiff eilte auf Harlem zu, als plötzlich ein so dichter Nebel über dem Meer sich ausbreitete, dass man rings um sich her nichts mehr sehen konnte. Das Wasser überzog sich bei grimmiger Kälte mit Eis und drang von mehreren Seiten in das Schiff ein. In dieser Lebensgefahr ermunterte Ritter Waldauf seine Gefährten zum Vertrauen auf Gott und gelobte, wenn Gott Hilfe sende und ihnen allen das Leben erhalte, eine Kapelle zur Ehre Gottes und der gebenedeiten Gottesmutter aufrichten zu wollen. Da zerschmolz das Eis und das Schiff landete glücklich am Gestade von Harlem.

 

Der wackere Ritter kam dem, was er Gott und seiner jungfräulichen Mutter angelobt hatte, getreulich nach. Er baute in der St. Nikolaus-Pfarrkirche zu Hall eine eigene Kapelle zu Ehren der allerseligsten Jungfrau – im Jahr 1495 – und stellte für die gottesdienstlichen Verrichtungen einen Prediger und zwei Kapläne auf. Durch Empfehlung des Kaisers und des Papstes gelang es ihm, für die neugebaute Kapelle viele heilige Reliquien zu bekommen. Einen Teil dieser kostbar gefassten Reliquien ließ der Ritter in feierlicher Prozession von seinem Schloss Rettenberg aus in die neue Kapelle übertragen. Dabei wurde auch die Kapelle eingeweiht und das Gnadenbild aufgestellt am 19. März 1500. Der edle Ritter Waldauf von Waldenstein starb im Jahr 1510 und wurde in der von ihm erbauten Kapelle begraben.

 

Viele, die in ihren Nöten an die heilige Mutter Gottes von Hall sich wendeten, erhielten oft wunderbare Hilfe. So auch eine Frau aus einem Dorf unweit Hall, die ein Kind zur Welt geboren hatte, das ohne Leben war, was man aber der in großer Schwäche liegende Mutter verheimlichte. Erst den anderen Tag, als sie nach dem Kind verlangte, entdeckte man ihr, dass selbes ohne Leben zur Welt gekommen war. Groß war die Betrübnis der Frau, dass ihre Leibesfrucht nicht der Gnade der heiligen Taufe teilhaftig geworden war. In der Nacht kam es ihr vor, als trete eine Frau von ehrwürdigem und freundlichem Ansehen zu ihr und verheiße ihr Trost und Hilfe, wenn sie sich durch ein Gelöbnis an die heilige Mutter Gottes von Hall wendete. Sie tat es vertrauensvoll, dann rief sie die Anwesenden ans Bett und verlangte das Kind zu sehen. Sie versuchten sie zu beruhigen und sagten ihr, dass das Kind bereits begraben worden sei. Die Mutter aber wiederholte immer und immer ihre Bitte. Da gingen denn die Angehörigen hin, gruben das Kind wieder aus und brachten es der Mutter. Sie begehrte Licht, betrachtet das Kind genau und sieh! es änderte sich die Farbe, bewegt beide Ärmchen und man hörte es zwei bis dreimal seufzen. Freudig brachte man es nun am Morgen in die Kirche, um den Priester für selbes um die heilige Taufe zu bitten. Er aber trug Bedenken und wollte nicht glauben, dass das Kind lebe. Aber bald überzeugte er sich von der Wahrheit, und zögerte nun nicht weiter, die heilige Handlung vorzunehmen. Nachmittag hörte das Kind auf zu leben, und die durch das Bad der Wiedergeburt gereinigte Seele ging ein in den Himmel, um dort in der Gemeinschaft der heiligen Engel ewig Gottes Erbarmung und die Güte der heiligen Jungfrau zu preisen.

 

Im Jahr 1851 wurde die dreihundertfünfzigjährige Jubelfeier des Gnadenortes begangen.

 

(Quelle: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

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40. Maria-Eich in Oberbayern

 

In einem drei Stunden von München südwestwärts entfernten ehrwürdigen Eichenhain bei Planegg, königlichen Landgerichts München, liegt diese kleine Wallfahrts-Kapelle, zu der jährlich viele Tausende, einzeln und in ganzen Zügen, wandern, um Trost und Beruhigung im frommen Gebet zu finden.

 

Die Veranlassung zur Gründung der kleinen Gnadenkirche Maria-Eich gab der kindlich-fromme Sinn eines Jungen, von dem die aus mündlicher Überlieferung geschöpfte Legende Folgendes berichtet:

 

Der Schneidermeister Thalmayer zu Planegg hatte zwei Söhne, Franz und Kaspar, die einst einem Wandersmann, der mit Figuren, aus Ton geformt, Handel trieb, zwei solche Bildnisse abkauften. Die Sage schwankt in der Angabe der Jahre zwischen 1711 und 1712 und lässt Franz Thalmayer, den älteren der beiden Jungen, um diese Zeit elf bis zwölf Jahre alt gewesen sein. Franz erkaufte um den Preis einer Landmünze das Bild der heiligen Jungfrau, etwa eine Spanne groß, eine dreifache Krone auf dem Haupt, das Jesuskindlein auf dem linken Arm haltend. Sein Bruder Kaspar kaufte sich gleichfalls eine solche Tonfigur, die jedoch die heilige Mutter Gottes darstellt, wie sie in der Wallfahrtskirche zu Dorfen verehrt wird. Franz Thalmayer suchte seinem Bildnis ein stilles Plätzchen, an dem er es ungestört verehren könnte. Er wählte dazu den schönen Eichenwald, der sich am linken Ufer der Würm erhebt. Dort, eine kleine Viertelstunde weit vom Dorf, stellte er das Bild in die Höhlung einer bemoosten Eiche und verrichtete vor ihm fast täglich seine Andacht. Als später die von Fäulnis angegriffene Eiche, die das holdselige Marienbild beherbergte, sich augenscheinlich wunderbar verjüngte, als die faule Rinde sich durch eine neue ersetzte, und frisches Holz das Bild gleichsam schützend, so dicht umzog, dass nur noch die Häupter der heiligen Mutter Gottes und des Jesuskindleins sichtbar blieben, und deshalb, um das ganze Bild wieder der Anschauung zu öffnen, Holz und Rinde rings umher ausgeschnitten werden mussten, da gewannen Bild und Baum einen heiligen Ruf und verliehen dieser Stätte den Namen „Maria-Eich“, den sie fortan behielt.

 

Nach einer Reihe von zwanzig Jahren, während der sich der Besuch dieser geheiligten Eiche stets vermehrte, ergab sich ein neues Ereignis, infolge dessen im Jahr 1732 eine hölzerne Hütte mit Betstühlen und Schemeln um sie gebaut wurde.

 

Die Volkssage erzählt nämlich, dass das fünfjährige Töchterlein des Georg Wastian, eines Schwagers in Planegg, schwer erkrankte und den betrübten Vater dringend um Hilfe bat, die ihm nur dadurch werden würde, wenn er dem Muttergottesbild in der Eiche ein Häuschen bauen ließe. Der tiefbekümmerte Vater versprach es und legte unverzüglich Hand an das fromme Werk. Das Kind wurde darauf ruhig und still. Noch am Abend des nämlichen Tages fiel ihm das rechte Auge aus. Damit waren zugleich alle Schmerzen verschwunden. Doch dem frommen Kind war mehr als die zeitliche Genesung, ihm war die Belohnung mit der ewigen Seligkeit beschieden. Seine Kräfte minderten sich in der Folge immer mehr und mehr und es verkündete seinen Eltern und Taufpaten endlich mit lächelndem Mund seinen Sterbetag, der auch ganz so erfolgte, wie es ihn vorhergesagt hatte.

 

Die erzählte Begebenheit wurde bald allgemein bekannt und zog immer mehr und mehr Gläubige zum Gebet nach Maria-Eich, weshalb im Jahr 1744 die Erbauung einer förmlichen gemauerten Kapelle beschlossen wurde. Allmählich flossen kleine Gaben in den Opferstock. Freiwillige Leistungen von Fuhren und Handdiensten, besondere Beiträge und Geschenke förderten das Bauunternehmen.

 

Planeggs damaliger Besitzer Johann Baptist von Ruffin und dessen fromme Gattin Johanna, werden als die vorzüglichsten Wohltäter der Kapelle bezeichnet, deren Bau im Jahr 1768 vollendet und von dem hochwürdigsten Fürstbischof Theodor von Freising, - dem jüngsten Sohn des ritterlichen Kurfürsten Max Emanuels – nach dem Pfingstfest in der Frohnleichnamsoktav desselben Jahres feierlich eingeweiht wurde.

 

Nachdem die heilige Kapelle die kirchliche Weihe erhalten hatte, wurde sie sehr zahlreich besucht und darum späterhin auch von Papst Clemens XIV. mit einem vollkommenen Ablass begnadet, der am 14. und 15. Juli 1774 zum ersten Mal festlich begangen wurde.

 

Als im darauffolgenden Jahr Bayerns väterlicher Kurfürst Max Joseph an seinem hohen Namensfest in Planeggs Eichenforst ein großes Treibjagden hielt, flüchtete sich ein lange vergebens verfolgter Hirsch in seiner Todesangst in einen umzäunten Winkel der Mutter-Gottes-Kapelle. Gänzlich ermattet suchte er dort Schutz. Die zahlreichen Hunde spürten indessen das edle Wild auch hier bald auf; ihnen folgte der Oberst-Jägermeister mit vielen Jägern auf flüchtigen Pferden und selbst der Kurfürst flog in seiner Jagdkarosse herbei. Erstaunt über die Zufluchtsstätte, befahl Maximilian ihm augenblicklich Leben und Freiheit zu schenken und die Jagd in einem anderen Teil des Waldes fortzusetzen.

 

Obschon die geweihte Eiche mehrere hundert Jahre zählen mochte, schien dennoch immer neue Kraft sie zu beleben. Stolz breiteten sich ihre grünenden Äste über die einsame Wallfahrtskirche aus, verliehen ihr einen lieblichen Anblick und verbreiteten kühlen Schatten. Doch eines Tages, es war am 26. Juli 1805, als eben der Priester das heilige Messopfer verrichtete, zog sich um die neunte Morgenstunde ein furchtbares Gewitter über dem Eichenforst zusammen, und drohte alles zu vernichten. Schrecklich tobte der Sturmwind, schauerlich kreuzten sich die flammenden Blitze, grässlich grollte der Donner! – Plötzlich fuhr mit grauenhaftem Getöse ein Blitzschlag in den heiligen Eichenbaum und zerschmetterte seine prachtvolle Krone. Betäubt flohen Priester und Volk aus dem Bethaus, aber siehe, auch nicht ein einziger Mensch war beschädigt worden. Sowohl Kirche als Bildnis blieben unversehrt. Um ähnlichen gefährlichen Ereignissen vorzubeugen, wurde nun der Stamm der herrlichen Eiche dem Dach der Kapelle gleich abgesägt und das Glockentürmchen mit einem Blitzableiter versehen. Noch jetzt ist der Hauptstamm dieser geheiligten Eiche, an dem das Bild der gnadenreichen Jungfrau Maria über dem Tabernakel steht, hinter dem Altar zu sehen.

 

Die eigentlichen Wallfahrtsbesuche beginnen um Ostern, verstärken sich um Pfingsten und erreichen ihre höchste Stufe während des sogenannten Frauen-Dreißigers von Mariä Himmelfahrt bis Mariä Geburt.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

 

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41. Die marianische Gnadenkapelle in Altötting

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

 

Nicht weit vom Inn, in einer der fruchtbarsten Gegenden von Niederbayern, liegt der Marktflecken Altötting mit mehr als 200 Häusern und 2000 Einwohnern. Dahin wallen jährlich Tausende von Pilgern, um in der heiligen Kapelle Unserer Lieben Frau zu beten und zu danken.

 

Die Entstehung der heiligen Kapelle zu Altötting – oder wie es früher gewöhnlich vorkommt, Altenötting – auch „das deutsche Loretto“ genannt und die Verehrung des wundertätigen Gnadenbildes darin, fällt schon in die uralte Zeit, ja mit der Gründung und Ausbreitung des Christentums in Bayern zusammen. Wohl lässt sich noch immer nicht ganz genau ermitteln, um welche Zeit der heilige Rupert, ein Franke von Geburt, aus dem Orden des heiligen Benedikt, von Worms nach Bayern gekommen sei. So viel ist gewiss, dass die alte Kapelle zu Altötting schon im 7. Jahrhundert bestanden hat, dass sie vom heiligen Rupert eingeweiht wurde, und dass das Gnadenbild Mariä von ihm herrühre. Seine Ankunft allhier wird von den Geschichtsschreibern auf folgende Weise erzählt:

 

Alsbald nach der Taufe des Herzogs Theodo II. zu Regensburg und der Einweihung der dortigen alten Kapelle habe sich der heilige Rupert in die Gegend des jetzigen Altötting zum Bruder des Herzogs Theodo, namens Utto oder Otto, begeben, der als Herzog von Niederbayern in dieser schönen, offenen Gegend unweit des Inn, da, wo er die Isen und Möhren aufnimmt, diesen Ort zu seinem Hoflager auserwählt hatte. Er taufte hier gleichfalls den Herzog Otto, weihte die alte heilige Kapelle ein und stellte in ihr das Bildnis der göttlichen Mutter, das er mit sich gebracht hatte, zur frommen Verehrung der Gläubigen her.

 

Das heilige Bild der Mutter Gottes, das der heilige Rupert in dieser heiligen Kapelle aufstellte, ist aus Holz gearbeitet, 2 Schuh und 3 Zoll hoch und von einem Maler gefasst. Das Kleid ist rot und mit einem vergoldeten Saum verziert. Der Mantel ist weiß und über der Brust mit einer Spange zusammenhalten. Der Kopf ist mit einem roten nach alter Art geformten und mit einem Rautenkranz umflochtenen Fürstenhut bedeckt. Maria ist stehend dargestellt, auf dem rechten Arm das Jesuskind haltend, und in der linken Hand einen goldenen Szepter, aus dessen Spitze eine Lilie, das Sinnbild der Jungfräulichkeit hervorsprosst. Das göttliche Kind ist gleichfalls mit einem roten Kleidchen angetan und hält in der rechten Hand eine blaue Kugel, das Sinnbild des Erlösers und Herrn der Welt. Die linke Hand erhebt es ein wenig gegen das Angesicht der göttlichen Mutter, gleich als wollte es ihren Verehrern bedeuten, zu ihrer mütterlichen Fürsprache Zuflucht zu nehmen. Die Gesichtszüge des Gnadenbildes kann niemand in der Nähe betrachten, ohne durch den milden, anmutigen und zugleich ernsten, ja wahrhaftig heiligen und himmlischen Sinn, der aus ihnen spricht, gerührt zu werden. Durch das hohe Alter des Gnadenbildes und auch wegen des Rauchs der Wachskerzen und Lampen sind das Gesicht und die Hände der heiligen Jungfrau, sowie des göttlichen Kindes, mehr braun als fleischfarbig, und nur diese noch an dem ganzen Bild sichtbar, da die Häupter mit silbernen und vergoldeten Kronen geziert sind, und Maria sowohl als auch das Jesuskind sehr reiche, mit Gold und Silber verzierte und mit kostbaren Edelsteinen reich besetzte Kleider tragen, von denen einige sehr wertvolle auch in der Schatzkammer aufbewahrt sind, indem es zur Sitte des kaiserlich-österreichischen und kurfürstlich- bayerischen und anderer Höfe, dann des hohen Adels gehörte, die reichen, prächtigen Brautkleider der Mutter Gottes in Altötting zum Geschenk zu machen, die sodann teils zur Bekleidung des Gnadenbildes, teils zu Kirchenparamenten verwendet wurden. Über diesen kostbaren Kleidern hängen sodann noch in Form von Skapulieren zwei lange Streifen mit Diamanten und großen orientalischen Perlen und Kleinodien besetzt, sowie auch große goldene Ketten und Kreuze herab.

 

So steht nun, nach mehr als tausend Jahren, jetzt das heilige Gnadenbild Mariens in dieser uralten heiligen Kapelle auf einem prächtigen, silbernen Altar hinter einer Glastafel in einem gleichfalls silbernen Tabernakel, den der fromme Kurfürst Maximilian I. von Bayern im Jahr 1645 verfertigen ließ. Rings um ihn breitet sich in Form eines Altarblattes ein aus Silber sehr schön und kostbar gefertigter Thronhimmel aus, und stellt die allerheiligste Dreifaltigkeit dar, wie sie die gnadenreiche Königin Maria krönt.

 

Zu beiden Seiten des Tabernakels stehen zwei Engel, ihre Königin mit Inschriften in der rechten Hand lobend und preisend. Zur rechten Seite des Gnadenaltars auf der Epistelseite kniet, aus Silber gegossen, einundvierzig Pfund schwer auf einem silbernen Kissen der junge Erbprinz Maximilian Joseph, später als Kurfürst Maximilian III., der Vielgeliebte, Sohn des Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern, welches Weihegeschenk dieser Fürst nebst vielen anderen reichen Opfergaben, die weiter unten genannt werden sollen, der Gnadenmutter von Altötting wegen einer wunderbaren Gebetserhörung für seinen jungen Erbprinzen in den Jahren 1710 bis 1720 zum Opfer brachte, indem er ihn, so schwer als er war, in Silber von der Mutter Gottes auslöste.

 

Vor dem Gnadenaltar, in der ursprünglichen alten Kapelle, brennen beständig fünf Lampen, unter denen die mittlere kleine sehr kunstvoll gearbeitet, von Silber und vergoldet, und mit Edelsteinen verziert, ein Geschenk des Papstes Pius IX., dieses großen Verehrers der heiligen allzeit unbefleckten Jungfrau, bemerkenswert ist. Diese Lampe wurde am Mariahimmelfahrtsfest 1854 durch den damaligen päpstlichen Nuntius von München, de Luca, überbracht und mit der größten Feierlichkeit allhier aufgehängt. Vor dem Eingang in die innere heilige Kapelle brennt gleichfalls eine Lampe. Im Innern der heiligen Kapelle befinden sich die Herzen mehrerer hoher fürstlicher und königlicher Personen aufbewahrt.

 

Hier befindet sich auch das am 13. Juli des Jahres 1864 beigesetzte Herz des am 10. März verstorbenen höchstseligen Königs Maximilian II. von Bayern in der nächsten Nähe seiner berühmten Ahnen, nämlich zwischen dem Herzen des höchstseligen Kurfürsten Max Joseph III., des „Vielgeliebten“, und dem Herzen des Kurfürsten Karl Theodor. Unter den in der heiligen Kapelle beigesetzten Herzen verdient noch erwähnt zu werden das des berühmten Generals Grafen von Tilly. Sein Leichnam wurde im Jahr 1653 nach Altötting gebracht und in der Gruft der jetzigen Tillykapelle beigesetzt, wo er den Fremden auf Verlangen gezeigt wird.

 

Auf beiden Seiten sind sodann an den Wänden in vier Glasschränken viele kostbare Weihegeschenke und Votiven aufbewahrt, während die übrigen wertvollen Opfer in einer eigenen Schatzkammer zunächst der Pfarrkirche sich befinden, die auch den Wallfahrern auf Verlangen gezeigt wird. Das beständige Dunkel, das in der kleinen heiligen Kapelle herrscht, macht einen eigentümlichen, heiligernsten Eindruck auf den Eintretenden, und es ist ungemein rührend zu sehen, wie die frommen Wallfahrer, besonders die, die zum ersten Mal hierher kommen, beim bloßen Eintritt in diese kleine finstere Kapelle und beim Anblick des milden Gnadenbildes mit ungewöhnlicher heiliger Ehrfurcht ergriffen und bis zu Tränen gerührt werden. Ja es sind schon mehrere außerordentliche Beispiele vorgekommen, dass Sünder, die gerade nicht in frommer Absicht hierherkamen, beim Eintritt in die heilige Kapelle und beim Anblick des Gnadenbildes auf geheimnisvolle Weise mächtig ergriffen und zur Buße und Bekehrung angetrieben wurden.

 

An diese ursprünglich alte Kapelle ist sodann im Jahr 1464 von Sigmund, Grafen zu Schratenbach, Erzbischof von Salzburg, zu dessen Diözese damals Altötting gehörte, zur bequemeren Andacht der Wallfahrer ein Anbau mit einem Türmchen gemacht worden. Der Anbau, 36 Schuh in der Länge und 23 ½ Schuh in der Breite, hat an beiden Seiten sechs etwas größere Fenster und zwei Eingänge. Um die ganze Kapelle herum führt ein bedeckter Gang, dessen Wände, sowie das Innere und Äußere der Kapelle, mit unzähligen Votivtafeln zur Ehre der Mutter Gottes von Altötting behängt sind. Dieser herumlaufende Gang ist sehr wohltätig für die große Menge von Wallfahrern, die hier bei regnerischer Witterung warten können, bis die herausdrängende Volksmenge ihnen den Eintritt in die Gnadenkapelle gestattet. Auch kann man da oft ganze Züge von Wallfahrern auf den Knien, oft auch noch mit schweren Kreuzen beladen, rings um die heilige Kapelle herumrutschen sehen.

 

Aus den ersten Jahren, gleich nach der Entstehung der heiligen Kapelle ist von der Verehrung des wundertätigen Bildes wenig bekannt. Seine erste Berühmtheit erlangte die heilige Kapelle in Ötting gegen Ende des achten und im Anfang des neunten Jahrhunderts unter den bayerischen Herzögen der Agilolfinger und unter den Karolingern. So erzählen bayerische Geschichtsschreiber, „dass im Jahr 803 Karl der Große von Salzburg nach Ötting sich begab und dort längere Zeit mit Vogelfang, Jagd und Fischerei sich belustigt habe. Häufiger noch fand sich sein Urenkel Karlmann, der älteste Sohn des Kaisers Ludwig des Deutschen, daselbst ein. Dieser ließ auch an dem Platz der jetzigen Pfarrkirche, ein Benediktinerstift mit einer großen Stiftskirche zur Ehre der Mutter Gottes Maria und des heiligen Apostels Philippus (erst später kam noch der heilige Jakobus als Stiftspatron hinzu) von Grund aus neu erbauen. Dem Stift schenkte er durch eine am 24. Februar 876 ausgestellte Urkunde die heilige Kapelle, sodann die Abtei Matsee und den Hof zu Buch mit allen ihren Zugehörungen und Einkünften.

 

Durch erwähnte schöne Stiftung Karlmanns war den dringenden Bedürfnissen der immer mehr zunehmenden Wallfahrt allhier abgeholfen, indem die berufenen Söhne des heiligen Benedikt alsbald an Zahl bedeutenden Zuwachs erhielten. Altötting hatte schon damals einen hohen Grad von Berühmtheit und Wohlstand, aber auch bedeutenden Umfang erhalten. Allein bald änderte sich die Szene. Die Hunnen, die um das Jahr 892 zum ersten Mal nach Deutschland kamen, kamen im Jahr 910 auch nach Ötting, wo sie den ganzen Ort, den kaiserlichen Palast, die Stiftskirche samt dem Benediktinerkloster und alle übrigen Gebäude und Umgebung dem Raub und Brand preisgaben. Einem höchst wunderbaren Schutz der Mutter Gottes war es zuzuschreiben, dass in diesem schrecklichen allgemeinen Brand und auch in den nachfolgenden mehr als fünfzig Jahre andauernden, verheerenden Streifzügen der Hunnen die heilige Kapelle ganz unversehrt geblieben ist. Im Jahr 1228 ließ der Bayernherzog Ludwig I. die zerstörte Stiftskirche zur Ehre Mariens und der heiligen Apostel Philippus und Jakobus aus dem Schutt wieder aufbauen und errichtete ein Chorherrenstift für zwölf Priester, einen Dechant und einen Probst. Dieses 1231 errichtete Kollegiatstift wirkte einige Jahrhunderte mit großem Segen zur Beförderung der Verehrung Mariens an diesem ihrem Gnadenort, als abermals eine Verheerung über Bayern und auch über die Umgegend von Altötting hereinbrach, weit schrecklicher, als ehedem durch die Hunnen. Die Lehre Luthers brachte mit einem Mal alle Gemüter in Aufregung. An vielen Orten war das Volk bereits dem Abfall nahe.

 

Da war es nun der Herzog Albrecht von Bayern, der Maßregeln zur Unterdrückung der Ketzerei in seinem Herzogtum anwandte. Sein Sohn und Nachfolger Wilhelm V. erkannte als das kräftigste Mittel zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des alten katholischen Glaubens die weitere Verbreitung der Gesellschaft Jesu, wegen ihrer segensreichen Wirksamkeit, die der Herzog allenthalben beobachtete, darum verlangte er auch im Jahr 1591 von dem damaligen Ordensgeneral Claudius Aquavira einige Väter für den Wallfahrtsort Altötting, da er diesen Platz als vorzüglich wichtig, ja als das Herz seines Landes erkannt hatte, um allda den alten Glauben und besonders die Verehrung Mariens wieder neu zu beleben, die in diesen trüben Zeiten so bedeutend abgenommen hatte, dass bei einer ihrer ersten Missionen in der Nähe von Altötting kaum mehr ein oder der andere Rosenkranz zu finden war. Die segensreiche Wirksamkeit der eifrigen Jesuiten erlitt nur einige Unterbrechung in der sturmbewegten Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Im Jahr 1632, als die schwedische Armee in Bayern verheerend einfiel, und für Altötting und die heilige Kapelle die größte Gefahr drohte, wurde das Gnadenbild samt dem Schatz der heiligen Kapelle in das feste Schloss Burghausen, dann aber auf Veranlassung der Gemahlin Maximilians I. nach Salzburg gebracht. Als sodann nicht lange darauf die Ruhe und Sicherheit wieder hergestellt war, wurde es am 25. November desselben Jahres mit größter Feierlichkeit zur allgemeinen Freude der Bewohner Altöttings in die heilige Kapelle zurückgebracht. Die Ruhe dauerte aber nicht lange. Am 5. Juni 1648 musste die Sicherstellung des Gnadenbildes wiederholt werden. Auch diesmal wurde es samt dem Schatz nach Salzburg gebracht, und in der Kirche der Franziskaner auf dem Hochaltar zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Doch schon den 22. Oktober konnte es nach hergestellter Ruhe wieder nach Altötting zurückgebracht werden.

 

Als nun für Bayern, nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, durch den Westfälischen Frieden wieder ruhige Zeiten kamen, so hatte dies auch für das kirchliche Leben seine wohltätigen Folgen, und besonders zeigte sich dies in den zahlreichen Besuchen der Gnadenkapelle von Altötting aus Nah und Fern, so dass selbst die vermehrte Zahl der ehrwürdigen Jesuitenväter und des Kollegiatstiftes zur Bedienung der ungeheuer großen Wallfahrtszüge nicht ausreichte. Darum wurden im Jahr 1653 die Franziskaner nach Altötting gerufen, die ein eigenes Kloster und eine eigene Kirche erhielten. Die Wallfahrt war im Jahr 1687 so groß, dass 26 Franziskaner nicht genügten. Nicht lange jedoch dauerten wiederum diese friedlichen Zeiten, als im Jahr 1704 unser Vaterland in den Krieg wegen der spanischen Erbfolge verwickelt wurde. Während dieses Krieges wurde am 27. Juli eine dritte Flüchtung des Gnadenbildes samt dem Schatz nach Burghausen zwar angeordnet, musste aber unterbleiben, weil die Einwohner Altöttings sich mit bewaffneter Hand widersetzten. Kanonikus Kobolt, der diesen Vorgang umständlich beschreibt, setzt bei: „Die in der Folge angekommenen Feinde hätten selbst mit den Einwohnern in Ehrfurcht und Verehrung gegen das heilige Bildnis gestritten. Einmal seien achthundert Husaren mit bloßen Säbeln durch die Hofmark geritten, ohne etwas Feindseliges zu begehen. Ihre Anführer haben aber erklärt, dass sie alles unter und über sich gekehrt haben würden, wenn sie nicht das Marianische Gnadenbild in der heiligen Kapelle gegenwärtig gefunden hätten.“

 

Einen harten Schlag erlitt die Wallfahrt durch die Aufhebung der Gesellschaft Jesu im Jahr 1773 und durch die im Jahr 1803 vorgenommene Säkularisation aller bayerischen Klöster. Das Franziskanerkloster wurde den Kapuzinern als lebenslänglicher Zentral-Wohnsitz angewiesen. Da jedoch ihre Anzahl durch Absterben immer mehr zusammenschmolz, so trat am 1. Mai 1827 das Institut der weltlichen Wallfahrtspriester ins Leben, die mit den Kapuzinern die Seelsorge der Wallfahrt übernahmen. Auf diese Weise wurde die Wallfahrt viele Jahre versehen, nämlich vom Jahr 1827 bis 1841, als in diesem Jahr der hochwürdigste Bischof Heinreich von Passau den Entschluss fasste, Priester aus der Kongregation des allerheiligsten Erlösers (gestiftet vom heiligen Alphonsus Maria Liguori) zum Dienst der Wallfahrt nach Altötting zu berufen.

 

Von nun an nahm die Wallfahrt einen ungeheuren Aufschwung. Die Zahl der Wallfahrer beträgt alljährlich im Durchschnitt über 150.000 Personen (1863) aus allen Ständen. Es ist rührend zu sehen, wie oft um das heilige Pfingstfest zahllose Scharen von Wallfahrern mit Kreuz und Fahnen singend und betend unter feierlichem Glockengeläute daherziehen, dann noch müde von der Reise und oft triefend von Schweiß und Regen, voll Zerknirschung und Andacht niederfallen vor dem Gnadenbild und in den rührendsten Gebeten und Anempfehlungen ihr Herz vor der Gnadenmutter ausschütten. Es ist ungemein erbaulich zu sehen, wie diese Pilger nach langen Gebeten die heilige Gnadenkapelle verlassen, nicht um eine Herberge zu suchen und ihre müden Glieder zu stärken (denn viele wallen oft aus weiter Ferne nur bei Brot und Wasser nach Altötting), sondern in den Kirchen die Beichtstühle aufzusuchen und daselbst oft stundenlang des Augenblicks zu harren, wo sie ihre Beichten, die häufig Generalbeichten sind, mit großer Zerknirschung und Reue ablegen. Wessen Herz sollte nicht gerührt werden, der diese frommen Wallfahrer sieht, wie sie, nachdem sie ihrer Andacht Genüge geleistet haben, draußen vor der heiligen Kapelle auf dem bloßen Boden kniend, ihre Bündel auf dem Rücken und den Wanderstab in der Hand, voll der heiligsten Gefühle unter Tränen Abschied nehmen von der Gnadenmutter und voll der heiligsten Vorsätze ihrer Heimat wieder zuwandern.

 

Wunder, außerordentliche Gebetserhörungen und wunderbare Bekehrungen

 

Einige von den vielen Gebetserhörungen, die durch die Hilfe der Gnadenmutter von Altötting geschehen sind, sollen hier zur Verherrlichung der hohen Himmelskönigin ihre Stelle finden:

 

Im Jahr 1717 hatte eine Frau ein totes Kind geboren, worüber ihr Mann ganz trostlos wurde, und, nachdem es bereits zwölf Stunden begraben lag, auf den sonderbaren Einfall kam, es wieder auszugraben und zur Mutter Gottes nach Altötting zu tragen. Wirklich tat er es auch und brachte das tote Kind vierundzwanzig Stunden weit im strengsten Winter hierher. Kaum hatte er es auf den Gnadenaltar gelegt und eine Viertelstunde lang mit dem innigsten Vertrauen die mächtige Himmelskönigin angerufen, als er auch zum Erstaunen aller Anwesenden seinen großen Glauben belohnt sah. Auf einmal wurde das Angesicht des Kindleins von einer lieblichen Röte umflossen, und aus der Nase träufelte etwas Blut heraus, zum sicheren Zeichen, dass die Seele soeben in den Leib zurückgekehrt wäre. Als man sich vollends vom Leben des Kindes überzeugt hatte, wurde es sogleich getauft, worauf es alsbald in eine glückseligere Ewigkeit überging, zur übergroßen Freude des Vaters und zur Verwunderung aller Zuschauer, die von neuem Vertrauen zur Gnadenmutter in Altötting erfüllt wurden.

 

Im Herbst des Jahres 1586 war eine Frau aus Rupersbach ob der Enns, Agnes Schmid, mit Grassammeln beschäftigt. Sie hatte dabei das Unglück, von einer Natter, die im Gras verborgen war, in die Hand gebissen zu werden. Die Hand schwoll ungemein auf. Die Geschwulst verbreitete sich bald über den Arm und die Schultern, und der ganze Leib war so angegriffen und zerrüttet, dass niemand mehr ein Mittel dagegen anzuwenden wusste. Einige waren der Meinung, durch Abnahme der gebissenen Hand könne sie noch gerettet werden, andere machten sich auch davon keine Hoffnung mehr, da es bereits zu weit gekommen und das Gift schon in die inneren Teile sich verbreitet zu haben schien. Die Unglückliche, einen baldigen und schmerzhaften Tod vor Augen sehend, wendete sich mit aller Inbrunst an die gnadenreiche Muttergottes in Altötting, und gelobte Wallfahrt und Opfer dahin.

 

In der nächstfolgenden Nacht, als sie große Schmerzen litt und in Ohnmacht sank, kam es ihr vor, eine Frau nähere sich ihr und frage sie: „Wärst du gerne gesund?“ – Die Kranke, in der Meinung, die Frau sei eine ihrer Nachbarinnen, antwortete: „Ach liebe Nachbarin, ich habe niemand, der mir hälfe.“ Da fasste die Frau die Hand der Kranken, hielt sie in der ihrigen und sprach: „Sei guten Mutes, ich will dich gesund machen.“ „O dass ihr mir helfen könntet, liebe Nachbarin“, erwiderte Agnes, „warum seid ihr denn nicht längst zu mir gekommen?“ „Du hast ja meiner nicht eher begehrt“, war die Antwort. Dabei fuhr die Frau mit ihrer Hand sanft über die Hand, den Arm und den Oberleib der Kranken. Aller Schmerz war in dem Augenblick verschwunden, die Kranke kam zu sich, richtete sich auf, sah umher, und da sie niemanden bemerkte, erkannte sie erst, die heilige Jungfrau selbst sei bei ihr gewesen und habe ihr geholfen. Sie war vollkommen gesund, und etliche Tage darauf (am Dienstag nach St. Dionysius) kam sie nach Altötting, ihr Gelübde zu lösen, und erzählte in Gegenwart ihrer Nachbarn die sie begleitet hatten und Zeugnis für die Wahrheit ihrer Aussage ablegten, öffentlich, welche Gnade ihr von Gott durch die heilige Jungfrau geworden.

 

Engelbert Kirchner, Stadtschreiber von Tittmoning, litt im Jahr 1828 die furchtbarsten Steinschmerzen. Er wurde auf Anrufung der Gnadenmutter von Altötting durch eine Operation ganz glücklich davon befreit (der Stein ist in der Schatzkammer).

 

Im Juli 1837 ging in Neuburg Freiin Adelheid von Leoprechting, vierzehn Jahre alt, ihrem von der Jagd heimkehrenden Vater entgegen. Im Augenblick des Begegnens ging jedoch dem Grafen Alois Arko das Gewehr los. Die Kugel drang in den Oberarm des Fräuleins und zerschmetterte Bein und Gelenkknopf, so wie das Schulterblatt. Acht Wochen schwebte die Unglückliche unter nicht zu beschreibenden Schmerzen in steter Lebensgefahr. Auch wechselten während des Wechselfiebers beständig Kinnbacken-, Brust- und allgemeine Krämpfe. Dazu gesellte sich, im hohen Grad auftretend, der Mehlmund und störte die Verdauungsorgane. Ein ungeheures Aufschwellen der Füße verschlimmerte den ohnehin so gefährlichen Zustand noch mehr. Alle Schmerzen Jesus und seiner heiligen Mutter aufopfernd, gelobte die Kranke, wenn sie wieder geheilt und zum Gebrauch ihres Arms gelangen würde, eine Wallfahrt nach Altötting. Auf dieses Gelöbnis hin erfolgte die Heilung so schnell, dass nach acht Wochen die Wunde schon zugeheilt und sie selbst vollkommen hergestellt war. Sechsundsiebzig Knochensplitter waren aus dem Arm herausgezogen worden, dieselben in Silber gefasst, brachte sie selbst hierher und legte sie dankbarst auf Altar der heiligen Mutter Gottes.

 

Im Jahr 1845 brach ganz in der Nähe des Redemptoristenklosters, nur durch ein schmales Gässchen davon getrennt, Feuer aus, wodurch wegen des heftigen Südwindes nicht bloß dieses Kloster, sondern der ganze Markt Altötting unrettbar verloren schien. Da nahm man, als alle menschliche Hilfe vergebens sind, seine Zuflucht zur Gnadenmutter. Es wurde feierlich der Segen mit dem Gnadenbild gegeben, worauf augenblicklich der Wind nach Osten sich drehte und die Feuersbrunst sich leicht dämpfen ließ.

 

Im Jahr 1856 kam ein Vater mit Sohn und Tochter zur Gnadenmutter hierher, um für ein doppeltes Wunder ihren Dank abzustatten und ihr Gelübde zu erfüllen. Schon seit längerer Zeit litt der Sohn am Stein die furchtbarsten Schmerzen, weil er immer zur Operation sich nicht verstehen wollte. Endlich, da er es nicht mehr aushalten konnte, begab er sich zum geschickten Gerichtsarzt, der sie auch augenblicklich vornahm. Doch kaum war sie vorüber, so verfiel der Sohn vor Schwäche in einen todesähnlichen Zustand, so dass der Arzt erklärte, wenn er gewusst hätte, dass dieser Mensch so schwach wäre, hätte er die Operation nie und nimmer übernommen, denn an ein Davonkommen sei gar nicht zu denken. Sechs Stunden lag er ohne jedes Lebenszeichen von zehn Uhr morgens bis vier Uhr abends, als der Vater sich nach Altötting mit einer Votivtafel verlobte. Zum Erstaunen des Arztes und aller Anwesenden machte er alsbald die Augen auf und erwachte wie aus einem tiefen Schlaf. In einigen Tagen war er frisch und gesund. Doch wie die Leute sind, zur Zeit der Not machen sie schnell Gelübde, aber nach erlangter Hilfe gehen sie langsam ans Erfüllen. Beide, Vater und Sohn, verschoben von einer Zeit zur andern ihr Wallfahrt nach Altötting. Da erinnerte sie Maria auf ganz eigene Weise daran. Der Mann hatte auch eine Tochter, die schon längere Zeit an der Gicht litt, zu der sich auf einmal noch die Lungenentzündung gesellte, die in Brust- und Rückenmark-Entzündung überging. Alle menschliche Hilfe schien vergebens. Man dachte an nichts, als an ihren Tod, und volle acht Tage meinte man jeden Augenblick, jetzt müsste sie verscheiden. Da gedachten Vater und Bruder ihres vor langer Zeit gemachten und noch nicht erfüllten Gelübdes und riefen trotz ihres Undankes doch nochmals die Gnadenmutter von Altötting an, wenn sie auch der schon im Sterben Begriffenen die Gesundheit bei Gott erwirken würde, wollten sie, sobald als möglich, alle drei hierher wallfahrten. Und wiederum ließ Maria sich rühren und zeigte, dass es in Ewigkeit nicht erhört werden soll, dass jemand, der mit Vertrauen sie anruft, unerhört bleiben soll. Die Tochter erlangte alsbald die Gesundheit, und alle drei erschienen frisch und gesund am Gnadenort und legten eine gute Beicht ab. Unter Tränen erzählte der Vater diese beiden wunderbaren Gebetserhörungen und ließ zum Gedächtnis und Dank hierfür eine Votivtafel aufhängen.

 

Im Sommer des Jahres 1856 kam ein Herr mit Frau und Kind von München hierher, um der Gnadenmutter von Altötting ihren Dank abzustatten für die glückliche Befreiung von der Cholera, sowie ihres Kindes von einem heftigen, gefährlichen Fieber. Sie brachten zugleich eine sehr schöne silberne Votivtafel mit.

 

Nikolaus Gösch, Bürger aus München, kam in den Jahren 1835 und 1845 in die heilige Kapelle, und fand eine wunderbare Errettung aus wahrhaft dämonischer Geistesbedrückung, die unfehlbar zeitliches und ewiges Verderben zur Folge gehabt hätte, durch die Fürbitte Mariä. Er opferte später eine auf Kupfer gemalte, in der heiligen Kapelle aufgehangene Tafel, die Mutter Gottes und eine unten kniende Mannsperson vorstellend.

 

Ein vornehmer Mann kam mit seiner Familie, worunter sich eine siebzehnjährige Tochter befand, im Sommer 1856 hierher, um der Gnadenmutter den innigsten Dank auszusprechen für eine wunderbar geleistete Hilfe, indem dieses Mädchen, das ganz taub war, auf Anrufung Mariens und Verlobung nach Altötting von diesem Übel vollkommen befreit worden ist.

 

Ferner im Jahr 1856 hatte Joseph Forster, Wirtssohn von Kottigswörth in Mittelfranken, mit einem Kameraden bei einem Hochwasser auf der Altmühl ein großes Unglück, indem ihr Fahrzeug umschlug. Noch im Untersinken rief er die Gnadenmutter von Altötting an, verlobte sich hierher und wurde glücklich gerettet. Sein Kamerad ertrank. Voll Freude brachte er eine Votivtafel hierher und erfüllte sein Gelübde.

 

Am 21. Dezember 1857 wurde dem Joseph Obermeier, Bierwirtssohn von Freising, dreizehn Jahre alt, ein großer Stein glücklich herausgeschnitten, nachdem er sich vorher zur seligsten Jungfrau dahier verlobt hat. Er opferte am 22. September 1858 eine sehr schön vergoldete Ampel von Gürtlerarbeit, die im Innern der heiligen Kapelle aufgehangen ist.

 

Katharina Deichstetter, Wirtstochter von Mörmosen, sechzehn Jahre alt, musste drei Jahre das Bett hüten unter den schrecklichsten Anfällen, die sich auf natürliche Weise nicht erklären ließen. Nachdem sie bei vielen Ärzten vergeblich Hilfe gesucht hatte, verlobte sie sich zur Gnadenmutter. Am 13. August 1858 trug man sie in die heilige Kapelle, heraus konnte sie schon gehen, und sie ist nun ganz gesund.

 

Eine junge Ehefrau lag im Jahr 1859 schon fünf Wochen lang am Schleimfieber und zugleich an der Lungensucht schwer krank darnieder. Eines Abends gegen 10 Uhr wurde die Kranke so schwach, dass der anwesende Ortspfarrer nebst Nachbarsleuten glaubte, sie liege in den letzten Zügen, und der Arzt versicherte, die Frau habe keine zwei Stunden mehr zu leben. In diesem Augenblick gab ein Nachbar dem Ehemann, der ganz trostlos neben dem Bett seiner sterbenden jungen Frau stand und alle Hoffnung aufgegeben zu haben schien, den Rat, sich zur Mutter Gottes nach Altötting zu verloben. Vielleicht dass Unsere Liebe Frau doch noch helfe. Diesen Rat befolgte denn auch der Ehemann, indem er sogleich das Gelübde machte, wenn seine Frau wieder gesund werde, eine Wallfahrt nach Altötting zu machen. Kurze Zeit darauf, gegen 12 Uhr um Mitternacht, schlug die Kranke die Augen wieder auf, und fühlte sich um ein Merkliches besser. Von dieser Stunde an machte ihre Wiedergenesung so rasche Fortschritte, dass sie bereits nach vierzehn Tagen wieder vollständig hergestellt war und sofort auch gesund blieb. Der Ortsgeistliche erklärte diese Genesung für wunderbar.

 

Am 11. November 1859 geriet Maria Binnsteiner, das zehnjährige Töchterlein des Thomamüllers von Au, der Pfarrei Vogtareith, Landgerichts Rosenheim, in das gehende Werk des Ölausschlages und wurde mit unzähligen Beinbrüchen so beschädigt, dass man sie für tot hielt. Aber durch Anrufung der allerseligsten Gnadenmutter von Altötting, der Helferin in allen Nöten, wurde das Kind wieder vollkommen hergestellt und machte nach einiger Zeit mit seinem Vater die Wallfahrt nach Altötting zur Danksagung für diese wunderbare Rettung. Eine schöne Votivtafel, worauf das Unglück abgebildet und erzählt ist, enthält zum Schluss die Worte: „Heilige Maria, Dank! tausendfältigen Dank deiner göttlichen Fürbitte!“

 

Der Zimmermannssohn Martin Pappenberger aus München, acht Jahre alt, litt vier Jahre lang am Beinfraß, so dass ihm einige Beinstücklein aus dem linken Ohr herausfielen. Die Mutter machte ein Gelübde nach Altötting, und der Knabe wurde geheilt. Beide kamen hierher, um ihr Gelübde zu lösen, und brachten zwei Beinstückchen, in Silber gefasst, zum Wahrzeichen mit.

 

Eine Taglöhners-Frau aus München, deren siebenjährige Tochter vier Jahre lang an zwei Krücken gehen musste, verlobte sich zur hiesigen Gnadenmutter. Hierauf wurde ihr die gewünschte Hilfe zu Teil, und sie kam deshalb hierher, um ihr Dankgelöbnis zu halten und hinterlegte die beiden Krücken.

 

Eine ledige Bauerstochter aus Oberstraß, Pfarrei Pleißkirchen, lag mehr als neun Jahre an allen Gliedern lahm darnieder. Jede ärztliche Hilfe blieb erfolglos. Endlich nahm sie voll Vertrauen ihre Zuflucht zur Gnadenmutter von Altötting und ließ sich hierher fahren, und in die Gnadenkapelle hineintragen, wo sie den späteren Heiligen Messen beiwohnte und ihr Gebet zu Maria richtete. Schon während der Heiligen Messe stand sie wirklich auf und ging gesund und gerade davon. Dieses Wunder geschah um das Fest Maria Heimsuchung 1860, und seitdem geht sie vollkommen gesund ihrer Arbeit nach. Ende Oktober hat sie zur Danksagung für ihre wunderbare Heilung ein schweres Kreuz, einen Weg von drei Stunden hierher, bis an die heilige Kapelle getragen.

 

Ein junger Mann von neunzehn Jahren hatte eine Steinkrankheit. Lange behandelten ihn die Ärzte, getrauten sich aber immer nicht, die Operation vorzunehmen. Endlich am Fest Mariä-Geburt 1861 machten sie sich an das höchst bedenkliche Werk und schnitten ihm einen Stein heraus, der so groß wie eine Kreuzersemmel und über ein Viertelpfund schwer war. Die Doktoren sagten, dass diese Operation gelungen sei, sei ein Wunder, das vielleicht seit vielen hundert Jahren niemals vorgekommen war, auch behaupten sie, der junge Mann habe diesen Stein schon im Mutterleib gehabt. Dieses Wunder wird erklärlich, wenn man vernimmt, was der junge Mann, nach seiner und seines Vaters Erzählung, vorher getan hat, um von Maria einen glücklichen Ausgang der Operation zu erbitten. Längere Zeit hindurch rief er nämlich die Mutter Gottes von Altötting an und betete täglich sieben Vater unser und Ave Maria zu Ehren der sieben Schmerzen Mariä. Sohn und Vater dankten herzlich Unserer Lieben Frau für diese große Hilfeleistung.

 

Ein junger Mensch, durch den Verlust seines ganzen Vermögens in Folge eines unglücklichen Prozesses in Verzweiflung geraten, fasste den unseligen Gedanken, in den Innstrom bei Neuötting sich zu stürzen. Voll Verzweiflung auf der Straße von Burghausen nach Neuötting fortrennend, hatte er jedoch noch einen schrecklichen Kampf mit seinem Gewissen zu bestehen, bald folterte ihn der Gedanke an die Hölle, in die er sich zu stürzen im Begriff stand, bald vernahm er die Einflüsterung: es gibt keine Hölle, und wenn es eine gibt, so wird dich Gott nicht hineinstürzen, denn du springst ja nicht aus Bosheit, sondern aus Not ins Wasser. Dann kam ihm wieder der Gedanke, er wolle vorher noch einmal in die Kapelle von Altötting gehen. Er lenkte nach Altötting ab, aber alsbald trieb es ihn wieder dem Fluss zu. Schon war er vor Neuötting angekommen und nahe am Innstrom, fest entschlossen, sein unheilvolles Vorhaben auszuführen. In diesem furchtbaren Kampf siegte jedoch endlich der Gedanke, vorher nochmal in die heilige Kapelle zu gehen und dann erst ins Wasser zu springen, denn dann, meinte er, würde er nicht verdammt. Kaum in die heilige Kapelle eingetreten, war es ihm schon ganz anders, der schreckliche Sturm und die Unruhe des Herzens legten sich allmählich. Er fing an zu beten und betete: (er wusste selbst nicht, wie ihm die Zeit verging) anderthalb Stunden. Hier kam ihm der Gedanke: suche einen Priester auf. Er tat es und sah sich gerettet. Er sah jetzt, dass er, wie er sich selbst ausdrückte, kaum eine halbe Stunde noch von der Hölle entfernt war, er erkannte aber auch den Gnadenschutz Mariens von Altötting, den er sein Lebtag mit innigstem Dankgefühl zu rühmen und zu preisen gelobte. Diese wunderbare Errettung vom leiblichen und Seelentod geschah im Winter 1856.

 

Im Anfang des Jahres 1857 kam bei Schnee und Kälte achtzig Stunden weit aus Oberfranken ganz zu Fuß ein Mann hierher, um der Gnadenmutter von Altötting für drei wunderbare Gebetserhörungen in großen Familienkreuzen seinen innigsten Dank zu sagen. Doch das größte Wunder, nämlich ein Wunder der Gnade, wirkte Maria an ihm selbst zum Lohn seines Vertrauens und seiner weiten Wallfahrt. Er legte nämlich eine gute Lebensbeicht ab, wodurch seine Seele vom ewigen Verderben gerettet wurde.

 

Eine alte Person hatte von ihrem sechzehnten Lebensjahr bis in die sechziger Jahre ein sehr lasterhaftes und gottloses Leben geführt und diese ganze Zeit hindurch niemals gut gebeichtet, sondern alles in der Beicht verschwiegen. Gleichwohl behielt sie die Gewohnheit bei, täglich einige Gebete zur Ehre der Mutter Gottes zu sprechen. Zu Anfang der Fastenzeit im Jahr 1857 vernimmt sie nun fortwährend in sich die Stimme: „Geh nach Altötting und beichte! Geh nach Altötting und beichte!“ Sie konnte zuletzt diesem Drang nicht mehr widerstehen, machte sich schleunigst auf den Weg und legte hier, nachdem sie in der Gnadenkapelle gebetet, mit der größten Zerknirschung und unter fortwährenden Tränen eine gute Lebensbeicht ab, worauf sie mit ganz erleichtertem Herzen und unter Tränen der Freude und des Dankes gegenüber der Mutter der Barmherzigkeit wieder ihre Heimreise antrat.

 

Maria, die Königin der Könige

 

12. Januar: An diesem Tag des Jahres 1519 ist gottselig verschieden der römische König Maximilian, der erste dieses Namens, ein besonderer Liebhaber Unserer Lieben Frau. Denn unter anderem ist zu erwähnen, dass er dem Marienbild zu Hall in Österreich verehrt hat: einen ganz goldenen Kelch samt Patene, ein Bild von Silber, zwei Schuh lang mit einer Krone, Kreuz, Schwert und zwei silberne Schlüssel, einen Rosenstock mit etlichen Ästen und Blumen von lauterem Gold zwei Schuh hoch. Auch hat er selbst die Hilfe Mariens sehr oft erfahren.

 

Auch mehrere Herrscher von Bayern, die den gleichen Namen Maximilian trugen, waren große Verehrer Mariens. Besonders bemerkenswert sind folgende Tatsachen und Begebenheiten:

 

Der große Kurfürst Maximilian I. trug eine vorzügliche Andacht und zärtliche Liebe zu unserer Lieben Frau in Altötting. Neben anderen wertvollen Gaben ließ er im Jahr 1645 den prächtigen silbernen Tabernakel, in dem das wundertätige Bildnis noch gegenwärtig aufbewahrt wird, verfertigen. Nach seinem Tod im Jahre 1651 wurde sein Herz, in ein ganz silbernes Herz eingefasst, nach Ötting gebracht und unter großer Feierlichkeit in der heiligen Kapelle beigesetzt, „solcher maßen (sagt der Bericht hierüber) dass, wo vor diesem Maximiliani Schatz noch im Leben, anitzo dessen Herz nach dem Tode sein ewig Ruhestatt erhalten“.

 

In dem silbernen Tabernakel, den Maximilian für das Gnadenbild hatte verfertigen lassen, fand man später unter den Füßen Mariä ein zweifach versiegeltes Papier. Es war eine vom seligen Churfürsten mit eigener Hand und mit seinem Blut geschriebene Aufopferung. Sie lautete:

 

„Ich widme mich dir, o Jungfrau Maria, und opfere mich dir zu deinem Leibeigenen; ich bezeuge es mit diesem meinem Blut und meiner Handschrift, Maximilian, der Größte unter den Sündern.“

 

Maximilian Philipp, Maximilians I. zweiter Sohn, war im Jahr 1653 mit seinem Bruder, dem Kurfürsten Ferdinand Maria, dessen Gemahlin und seiner Durchlauchtigsten Mutter, und mit dieser wiederholt in den Jahren 1660 und 1664 dahin gekommen. Auch für sich allein wallfahrtete Maximilian Philipps Gemahlin, Mauritia Febronia de la Tour, Tochter des Herzogs von Bouillon, oftmals zu Unserer Lieben Frau in Altötting. Im Jahr 1669 opferte sie einen ganzen Ornat von Silberzeug, 1679 zwei für die Bilder Mariä und des göttlichen Kindes eigenhändig mit Gold erhaben gestickte und mit vielen tausend Perlen besetzte Röckchen, 1690 gemeinschaftlich mit ihrem Gemahl ein goldenes, geschmolzenes Doppelherz mit sechzehn großen geschnittenen und zehn kleineren Diamanten. Im Jahr 1694 kam diese Fürstin zweimal und im Jahr 1705 (das folgende war ihr Todesjahr) fast ohne alle Begleitung zu Fuß dahin.

 

Von der langen Regierung des Kurfürsten Maximilian Emanuel gingen nur jene Jahre ohne Wallfahrt durch ihn nach Ötting vorüber, die er in Kriegen oder sonst im Ausland verlebte. In den Jahren 1680 und 1682 verrichtete er sie zu Fuß, und im Jahr 1690 zweimal. Öfters kam er von seinen Gemahlinnen und den Prinzen und Prinzessinnen aus beiden Ehen begleitet. Seine Geschenke zeichnen sich durch Wert und Geschmack aus, unter ihnen das Bildnis des knienden, geharnischten Kurfürsten von Silber, Krone uns Zepter von Gold mit vielen Diamanten geziert. Zum dankbaren Denkmal der in seinen ungarischen Feldzügen von ihm (als „blauer König“ der Schrecken der Osmanen) erfochtenen Siege opferte er im Jahr 1691 vier goldene, eine Elle hohe Altarleuchter, deren jeder in drei emaillierten Feldern einige gewonnene Schlachten und eroberte Festungen, dann seine und der kurfürstlichen Familienglieder Bildnisse darstellt. Ihr Wert ist auf achtzehntausend Gulden angegeben. Beide Kurfürstinnen kamen auch mehrmals ohne ihren Gemahl, und bereicherten den Schatz mit kostbaren Geschenken.

 

Von Theresia Kunigunde ist angemerkt, dass sie, sobald sie auf der Fahrt dahin (22. September 1710) Altötting erblickte, aus dem Wagen sprang und zu Fuß sich nach der heiligen Kapelle begab. Ihr damaliger Aufenthalt dauerte sieben ununterbrochener Andacht gewidmete Tage.

 

 

42. Unsere Liebe Frau im Liebfrauental in Krain,

Königreich Illyrien

 

Ein frommer Pfarrer bei St. Margareth zu Michelstätten ging gewöhnlich morgens und abends im nächstgelegenen Wäldchen spazieren und pflegte dabei seine Tagzeiten zu beten. Einmal hörte er mitten in seinem eifrigen Gebet einen Schall, der die Worte ganz deutlich ausdrückte: „Hic debet exstrui monasterium Dominicarum!“ „Hier soll ein Dominikanerkloster erbaut werden!“ Verwundert blickte der Pfarrer rings umher, konnte aber niemanden sehen. Endlich entschließt er sich, der Stimme nachzugehen. Da er dann zum dritten Mal die nämlichen Worte hörte, gelangte er zu einem hohlen Fichtenbaum, auf dem er das Bildnis Unserer Lieben Frau mit dem Jesuskindlein erblickte. Der Baum war gerade an jenem Ort, wo jetzt der Hochaltar der Kirche steht.

 

Das Bild am Baum war gar wunderbar, das Haupt der allerreinsten Gottesgebärerin nebst dem Jesuskindlein hatte keine menschliche Hand gemacht, sondern schien aus dem Baum herausgewachsen. Die Glieder aber und das vergoldete Kleid waren durch Kunst aus dem Baum geschnitzt. An der Stirn des von der Natur gebildeten Muttergottesbildes war eine kleine Narbe sichtbar, die ein Gewächs des Baumes gebildet hatte. So oft man diese Narbe mit Farbe hat bedecken wollen, war sie am folgenden Tag wieder weg. Das Jesushäuptlein, so aus dem Baum gewachsen, sah aus, als ob es aus der Brust des Frauenbildes herausgewachsen wäre.

 

Der Pfarrer erstaunte über das Bild, ging nach Hause und berichtete die Begebenheit sogleich dem Patriarchen von Aquileja, Kardinal Albrecht und einigen anderen. Bald war die Sache allgemein bekannt geworden und viele gutherzige Leute kamen und brachten Gaben zur Erbauung und zum Unterhalt des Klosters. Der oben genannte Patriarch nebst dem Herzog Otto von Österreich und dem Abt Albrecht zu Oberburg trugen Großes bei. Ein Bischof aus Bayern trat dem Kloster drei Pfarreien ab, damit die Frauen von ihren Einkünften leben könnten.

 

Als das Kloster gebaut war, waren die ersten, die da eintraten, Agnes, Herzogs Otto von Österreich und Margaretha, des Patriarchen von Aquileja, Schwestern, beide aus dem Orden des heiligen Dominikus. Viele andere vornehme Jungfrauen folgten ihnen und widmeten das ihrige dem Kloster. Das geschah im Jahr 1221.

 

Da wo der Baum stand, wurde die schöne Kirche hingebaut, und das Gnadenbild auf den Altar erhoben. Bald kamen ganze Scharen von Pilgern, besonders an den hohen Festtagen und dem ersten Sonntag jeden Monats, wo das Bild in Prozession herumgetragen wurde. Man bemerkte, dass die schrecklichsten Donnerwetter sich zerteilten, wenn sie mit dem Gnadenbild in Form eines Kreuzes gesegnet wurden. Das Kloster wurde unter Kaiser Joseph II. aufgehoben, der fromme Kaiser Leopold II. aber besetzte es mit adeligen Fräulein, die dort gemeinschaftlich leben und Gott und seiner gebenedeiten Mutter dienen. 

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43. Ein wiedererstehender Wallfahrtsort in Bosnien

 

(Aus: „Ave Maria“, Heft 8, 1913, S. 173)

 

In einer der lieblichsten Gegenden Bosniens, beim Dorf Bila, zwei Bahnstationen von Travnik entfernt, erhebt sich am Ufer der Laschwa der „heilige Berg“, auf dessen Gipfel in grauer Vorzeit ein Römerkastell, später aber ein Kirchlein der Mutter Gottes stand, das zur Zeit der Türkeninvasion zerstört wurde. Doch hat das gläubige Volk die vielen Gnaden nicht vergessen, die einst von dieser heiligen Stätte ausgingen, und zahlreiche Gebetserhörungen zogen auch nach der Vernichtung des Gotteshauses die frommen Beter von weither hinauf auf den „heiligen Berg“, ja nicht wenige legten den rauen und steilen Weg auf ihren Knien zurück. Die ganze düstere Türkenzeit hindurch wurde alljährlich auf dem Gipfel das heilige Messopfer unter freiem Himmel dargebracht, und dies geschah auch noch die letzten drei Dezennien hindurch unter der segensreichen habsburgischen Herrschaft. Freilich jammerte das Volk oft genug beim Anblick der Ruinen des alten Kirchleins und wünschte die schönen Zeiten zurück, wo der Wallfahrtsort noch in Blüte stand; doch konnten die Katholiken in ihrer Armut nicht an eine Wiederherstellung des Kirchleins denken.

 

Vor ein paar Jahren trugen sich nun in der Nähe der Gnadenstätte merkwürdige Ereignisse zu, von denen wir jedoch, so gut sie auch beglaubigt scheinen, inzwischen schweigen wollen, bis die kirchliche Behörde ihr Wort gesprochen hat. Unabhängig von diesen Ereignissen gaben andere Umstände Veranlassung, dass das Augenmerk weiterer katholischer Kreise sich dem „heiligen Berg“ bei Bila zuwandte, und man fasste den Entschluss, der Mutter Gottes nach so vielen Jahrhunderten wieder ein würdiges Kirchlein dort oben zu erbauen. Vor allem machten die Bewohner der Umgebung einen Serpentinenweg den Berg hinauf, und als dieser fertig war, wurde auf der Spitze des Berges ein sechs Meter hohes eisernes Kreuz mit vergoldetem Heiland aufgerichtet, als christliches Siegeszeichen nach 400jähriger blutiger Märtyrerzeit der bosnischen Katholiken. Gerade am Tag des 60jährigen Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers, am 2. Dezember 1908, wurde das Kreuz aufgestellt, und viele alte Bosnier vergossen Tränen der Freude und Rührung, dass unter dem Schutz des geliebten Kaisers nun endlich wieder das Kreuz in diesem Land öffentlich darf aufgepflanzt werden, zum Zeichen, dass Christi heiliger Glaube sich seinen alten Platz wieder zurückerobert hat.

 

Zum Bauherrn des künftigen Heiligtums der Himmelskönigin wurde indessen der hl. Anton von Padua ernannt mit dem Versprechen, er werde am Fuß des „heiligen Berges“ eine Kapelle erhalten, falls ein guter Anfang bei der Neugründung dieses Wallfahrtsortes auch den Segen Gottes für die glückliche Zuendeführung des Werkes in Aussicht stelle. Da nun der Anfang über Erwarten gut war, so ging man im vorigen Jahr an die Erfüllung dieses Gelübdes: eine herrliche St. Antonius-Statue samt Altar wurde in einer Grotte aufgestellt und mit einem Schutzdach bedeckt, über dem eine Glocke nun dreimal des Tages die Bewohner der ganzen katholischen Umgebung zum Englischen Gruß einladet. Zwei große Verehrer des hl. Antonius in Österreich haben dieses schöne Werk ermöglicht. Es war eine rührende Feier, an der Tausende von Gläubigen teilnahmen, als am Sonntag in der Oktav des hl. Antonius die Statue eingeweiht und die erste heilige Messe vor derselben gelesen wurde.

 

Im Herbst wurden dann den Berg hinauf Kreuzwegstationen errichtet, freilich vorderhand recht primitiv, da die Mittel sehr beschränkt sind.

 

Der Gegenstand des sehnlichsten Wunsches der Katholiken ist nun der baldige Bau des Wallfahrtskirchleins. Schon haben fromme Spender eine herrliche Statue der schmerzhaften Mutter Gottes geschenkt; auch für prächtige Kirchenfenster hat der himmlische Bauherr, der hl. Antonius, bereits auf merkwürdige Weise gesorgt. Es soll nun demnächst mit dem Bau begonnen werden, im Vertrauen auf Gott und gute Seelen, die sich an diesem Gotteswerk beteiligen wollen und dafür Anteil erhalten an allen Gebeten und guten Werken, die an dieser Gnadenstätte künftig verrichtet werden. Und in der Tat, es besteht die beste Hoffnung, dass das Werk mit Gottes Segen gut gedeihen und zur Hebung des katholischen Lebens in diesen Gegenden viel beitragen werde.

 

Möchten sich in den österreichischen Ländern edle Spender finden, die diese gute Sache fördern helfen. Möchte überhaupt der oft gehörte Vorwurf verstummen, dass die österreichischen Katholiken sich mehr für die überseeischen Missionen als für ihre armen Glaubensbrüder in „Neu-Österreich“ interessieren, da es doch von der Hebung und Stärkung der katholischen Sache in Bosnien abhängt, ob dieses schöne Land dauernd mit Österreich verbunden bleiben, oder aber mit jedem Jahr mehr unter serbischen schismatischen Einfluss kommen und so für die Monarchie mit der Zeit verloren gehen solle.

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44. Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau in Andechs oder der heilige Berg

 

Unweit vom östlichen Ufer des Ammersees erhebt sich eintausendneunhundertvierundfünfzig Schuh über der Meeresfläche eine Berghöhe, die das Schloss und die Wallfahrtskirche Andechs beherrscht.

 

Rapoto, Ratbod, Rathold, auch Raßo, vermeintlich ein natürlicher Sohn des Königs Arnulf (der im Jahr 899 starb), wird für den Gründer von Andechs und für den Stammvater der Grafen dieses Namens gehalten. Der Hauptstamm pflanzte sich in dem Haus von Andechs und Dießen fort. Graf Ratho des obigen ersten Andechsers Sohn, erwarb sich als Held in Bayerns Geschichte durch seine Tapferkeit in den Kriegen gegen die Ungarn, unvergänglichen Ruhm. Im Jahr 949 wallfahrtete er mit des Bayern-Herzogs Heinrichs Gemahlin Juditha zum heiligen Grab ins gelobte Land. Er sammelte auf dieser Reise viele heilige Reliquien und baute nach seiner Rückkehr unweit des Ammersees zu Wörth an der Amper eine Kirche und ein Kloster, in dem er den von seiner Wallfahrt nach Hause gebrachten Schatz von Heiligtümern zur Verehrung aufbewahrte. Die Chronikenschreiber nennen unter ihnen ein Stück von dem Schweißtuch Jesu am Ölberg zur Abtrocknung des blutigen Angstschweißes, ein Stück vom Tischtuch Jesu beim heiligen Abendmahl, ein Stück vom Tischtuch Unserer Lieben Frau, ein Stück vom heiligen Kreuz, ein Stück von der Hirnschale der heiligen Magdalena, die Gebeine des Propheten Simeon, und des Jüngers des heiligen Paulus, Timotheus, das Haupt der heiligen Agatha, Stücke von den Gebeinen der Apostel St. Peter und Paul und der übrigen heiligen Apostel, die zu Rom liegen, z.B. Haupt und Arm des heiligen Philipp usw., dann die Hirnschale des heiligen Georgius.

 

Ratho starb im Jahr 954. Als die Ungarn (Hunnen) im darauffolgenden Jahr ihre Einfälle nach Bayern erneuerten, flüchteten die Mönche die Reliquien, die Ratho aus dem Heiligen Land gebracht hatte, nach Andechs. Dort vermehrte sich der Reliquienschatz bedeutend durch Spenden aus anderen erlauchten Händen. Die Chroniken melden, ein Graf Otto von Kastel habe einen Teil des Schleiers, des Gürtels und des Haarbandes der heiligen Jungfrau Maria, dann ihr Bild, das der heilige Lukas gemalt hat usw. übersendet. Agnes, des Grafen Berthold von Andechs, Herzogs zu Meran Tochter, zu den schon vom König Ludwig dem Frommen vorhandenen Zweigen und Dörnern der Dornenkrone Christi noch sieben Zweige. Dann habe die heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, deren Mutter aus dem gräflichen Haus Andechs war, verschiedene Reliquien und dazu auch ihren Brautrock an die Schlosskapelle abgegeben. Vorzüglich berühmt sind endlich aus jener Zeit die (dermal noch in einer Monstranz verschlossenen) drei heiligen Hostien, von denen zwei Papst Gregor der Große, und die dritte Papst Leo IX. konsekriert hat, die ehedem in dem Besitz des Kaisers Heinrich II., des Heiligen, und Heinrich III. zu Bamberg gewesen und von dort nach Andechs gelangt sind.

 

Als die Burg Andechs nebst der dortigen Kapelle, wie oben erwähnt, vom Herzog Ludwig I. im Jahr 1209 zerstört wurde, gelang es den Mönchen vorher noch den heiligen Schatz in eisernen Truhen wohl zu verwahren und zu vergraben. Viele Jahre vergingen, ohne dass die Ruinen des Schlosses Andechs und seiner Kapelle berücksichtigt wurden, da ereignete sich ein Wunder, das beides der Vergessenheit entriss. Es geschah nämlich, dass eine blinde Frau von Widersberg, einem kleinen von Andechs eine Stunde entfernten Dörfchen, im Traum ermahnt wurde: „nach Andechs zu der Ruine der zerstörten Kapelle zu gehen, und dort mit der Wurzel einer Wachholderstaude, die zur linken Seite der Stelle des ehemaligen Altars der Kapelle emporwuchs, ihre Augen zu bestreichen.“ Sie tat es und wurde, wie die Chronisten sagen, von der Stunde an wieder mit dem Augenlicht beglückt.

 

Dieser Vorfall erregte natürlich großes Aufsehen und veranlasste großen Zudrang des Volkes. Als die Kunde hiervon zu den Ohren Herzogs Ludwig des Strengen, des Stifters des Klosters Fürstenfeld, gelangte, beschloss er dort eine neue Kapelle errichten zu lassen, deren Erbauung um das Jahr 1277 erfolgte.

 

Ein Jahrhundert nach der Herstellung der Kapelle wurden durch ein anderes merkwürdiges Ereignis auch die vergrabenen Heiligtümer ihrer dunklen Verborgenheit entzogen. Während nämlich Jakob Dachauer, ein Franziskanermönch in der Kapelle auf dem Berg Andechs die heilige Messe las, lief im Angesicht des andächtigen Volkes ein Mäuschen aus dem Altar mit einem Zettel hervor, den der Priester alsbald öffnete, und darauf mehrere Namen der in dem Kirchlein verborgenen Heiligtümer verzeichnet las. Nun war die Vermutung erregt, dass diese unter dem Altar, unter dem auch das Mäuschen wieder zurückgelaufen war, verborgen sein möchten. Auf erstattete Anzeige begaben sich die bayerischen Herzoge Stephan III., Friedrich und Johann nach Andechs, ließen ungesäumt an jener Stelle nachgraben, und am 25. Juni 1388 war man so glücklich, diesen heiligen Schatz zu finden.

 

Von allen Gegenden strömten nun Pilger zu dem Gnadenberg, der von dieser Zeit den Namen „heiliger Berg“ erhalten hat. Bald wurde die Kirche zu klein, die zahllosen Scharen der Wallfahrten zu fassen, weshalb Herzog Stephan im Jahr 1389 die Heiligtümer nach München bringen und in der Kirche der alten Burg, dem heutigen sogenannten alten Hof aufstellen ließ.

 

Auf Verlangen der bayerischen Herzoge erteilte Papst Bonifazius IX. zur Feier eines großen Gnadenfestes zu München im Jahr 1392 auf die Dauer von fünf Monaten, nämlich von Ostern bis Ende Juli einen vollkommenen Ablass allen denjenigen, die zur Verehrung dieser Reliquien in jener Zeit nach München wallen, daselbst sieben Tage verweilen und die vorgeschriebene Andacht verrichten würden. In unglaublicher Menge strömte das Volk dahin. Andächtige aus allen Gegenden Deutschlands kamen, um des gespendeten Segens teilhaftig zu werden, so zahlreich herbei, dass München nicht Raum genug hatte, die Scharen der Pilger zu fassen – mehr als sechzigtausend in einer Woche – und es ging des Opfers so viel ein, dass täglich ein Metzen (historisches Hohlmaß) Regensburger Pfennige voll wurde. Da in den Tagen um Jakobi der Schluss des Ablasses (Indultum) war und während dieser Ablasszeit in Menge Kaufleute mit ihren Waren ankamen und Markt hielten, so entstand der große Münchner-Sommer-Jahrmarkt, der sich jährlich unter dem Namen Jakobi-Dult wiederholte, und noch jetzt unter dieser Benennung fortbesteht. Beinahe ein halbes Jahrhundert verfloss, ehe die heiligen Kleinodien und Wunder des Altertums wieder an ihre ursprüngliche Stätte zurück gelangten. Herzog Ernst I. hatte im Jahr 1438 auf dem Berg Andechs auf dem Platz, wo die alte Kapelle stand, und wo ehemals die Reliquien vergraben waren, eine neue Kirche (St. Nikolai) aufbauen und neben ihr aus den Ruinen des Schlosses ein Gebäude für einen Probst und sechs Kanoniker mit reichlicher Stiftung errichten lassen. Mit großem Gepränge wurden hierauf die Reliquien nach Andechs wieder zurückgebracht. Herzog Albrecht III., der Fromme, verwandelte die Probstei oder das Kollegiatstift auf dem heiligen Berg in ein Benediktinerkloster. Zu diesem Ende führte er ein geräumiges Gebäude auf, wozu auch Papst Nikolaus IV. dreitausend Gulden spendete und die sämtlichen Klöster des bayerischen Oberlandes Holz und Steine lieferten. Sieben Benediktiner von Tegernsee wurden in das neue Kloster gerufen. Ihr erster Abt war Eberhard Stöcklin. Die feierliche Einweihung geschah am 17. Mai 1455. Herzog Albrecht stattete die mit neuen Ablässen und Privilegien begnadete Kirche mit Kleinodien, Gold und Silber reichlich aus. Er starb im Jahr 1460. Seine Asche ruht nebst der seiner Gemahlin Anna und seiner Söhne, der Herzoge Johannes und Wolfgang in dieser Kirche.

 

Fortwährend strömten unzählige Wallfahrer dorthin. Im Jahr 1471 besuchte sie Kaiser Friedrich III. und im Jahr 1501 Kaiser Maximilian I. Beide beschenkten die Stiftung mit Privilegien und ihrem Beispiel folgten viele andere Fürsten und Herzoge vom In- und Ausland. Die Chroniken geben die Zahl der Wallfahrer vom Jahr 1622 bis 1626 zu sechshunderttausend an.

 

Aber auch traurige Verhängnisse waren dieser heiligen Wallfahrtsstätte beschieden. Gröbliche Frevel verübten im Jahr 1632 die Schweden durch Verstümmelung mancher Bilder. Im Jahr 1669 schlug der Blitz in den Turm der Kirche, die mit dem Kloster ein Raub der Flammen wurde. Nur die heilige Kapelle und ihre Schätze blieben unversehrt.

 

Durch des frommen Kurfürsten Ferdinand Maria Unterstützung und durch freiwillige Beiträge wurde die Kirche wieder aufgebaut. Zur dritten Säkularfeier der Klosterstiftung wurde sie im Jahr 1755 geschmackvoller und reicher, als früher ausgeschmückt.

 

Der Schatz der heiligen Reliquien blieb fortwährend der Anziehungspunkt für die Wallfahrten nach Andechs. Wenn auch, wie die Chronisten sagen, mehrere der vergrabenen Heiligtümer noch unentdeckt unter der Erde verborgen liegen, so war dagegen deren Anzahl durch viele neue Zugaben von Zeit zu Zeit sehr vermehrt worden. Die Beschreibungen des Wallfahrtsortes, die die Verzeichnisse der Reliquien liefern, stellen die Zahl der vorhandenen auf zweihundertachtundachzig. Außer den oben bereits erwähnten werden unter den vielen seltenen auch noch genannt: z.B. sechzig Partikel von merkwürdigen Orten, die Christus berührt hat, Stücke von der Moosrohre, die Christus bei der Krönung und Verspottung in der Hand hielt, von der Krippe des Heilandes, vom Marterkreuz des Apostels Petrus, von den Gebeinen der Unschuldigen Kinder, des Gürtels der heiligen Büßerin Magdalena, vom Schleier der heiligen Jungfrau Mechtildis, ein Haupt von einer heiligen Jungfrau aus der St. Ursula-Gesellschaft, das Siegeskreuz Karls des Großen, eine Rose, geweiht von Papst Nikolaus V. usw. Besondere Verehrung genießen auch zwei Marienbilder, das eine auf dem Hochaltar, das andere auf dem unteren Choraltar.

 

Von den Wundern, die auf Fürbitte der allerseligsten Jungfrau auf dem heiligen Berg stattfanden, will ich nur eins erzählen.

 

Eine junge Frau, namens Maria, vom Mutterleib an stockblind, hatte in ihrem zwanzigsten Lebensjahr eine Erscheinung der allerseligsten Jungfrau, die sich ihr mit dem Kindlein und Zepter, wie auf dem unteren Choraltar zu Andechs gesehen wird, vorstellte, sie ermahnend, auf dem heiligen Berg Hilfe zu suchen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, einen Wegweiser zu finden, ließ ich Johann Winter von Waidhofen bei Kloster Hohenwart herbei, die Blinde nach Andechs zu führen, jedoch unter einer für den Begleiter sehr vorteilhaften, für die Unglückliche sehr schweren Bedingung. An einem Stock geleitete Johann die Jungfrau an den heiligen Ort, wo sich beide auf Anordnung des Beichtvaters auf die Knie warfen. Der Begleiter war ziemlich kalt und gleichgültig, die Blinde aber voll Glauben und Vertrauen. Herzlich grüßt sie in dem Bild die Mutter Gottes und erhält sogleich einigen Schein der Augen, so dass sie wenigstens dunkel das Bild der heiligen Jungfrau erkannte, und zur Verwunderung ihres Führers auf das Zepter deutete. Des anderen Tages, den 5. Juni 1625 begannen ihre Augen unter der Heiligen Messe zu triefen, klärten sich mehr auf und empfingen vollkommene Sehkraft, als das hochheilige Sakrament auf der Zunge der gläubigen Jungfrau gelegt wurde. Die Geheilte ist vor Freude außer sich, der ungläubige Geleitsmann dagegen vergoss Tränen der Reue und Verwunderung. Zur Bekräftigung des Geschehenen ließ der Herr Johann Wilhelm Freiherr von Rohrbach auf Schenkenau und Waidhofen, unter dessen Herrschaft das begnadete Mädchen gehörte, unterm 13. Juni desselben Jahres eine Urkunde mit Siegeln und Unterschrift ausfertigen.

 

Viele Wunder, die durch Anrufung des wunderbaren heiligsten Sakramentes in den drei Hostien geschahen, machten den heiligen Berg weit und breit berühmt. Bis zum Jahr 1803 dauerten die Pilgerzüge dahin ununterbrochen fort. Zu ihrer geistlichen Pflege mussten die Religiosen im Kloster auf dreißig vermehrt werden. Da erfolgte im Jahr 1803 die vom Unglauben damaliger Zeit geforderte Aufhebung des Klosters. Die kostbaren Reliquiengefäße, Monstranzen, Kelche, Kreuze wurden eingeschmolzen, doch die heiligen Reliquien wurden dem damaligen Abt wieder größtenteils mit den bezeichneten Aufschriften zurückgestellt.

 

Nun nahmen die Wallfahrten auf den heiligen Berg allmählich ab, denn die Benediktiner-Mönche mussten fort und die Gebäude gingen in Privathände über. Nur die schöne Klosterkirche blieb nach wie vor ihrem gottesdienstlichen Zweck gewidmet. Da geschah im Jahr 1843 ein neues Wunder, und lenkte das Auge der Gläubigen wieder auf den heiligen Berg.

 

Engelbert Keßler, ein bejahrter Mann aus Mittelberg im Voralberg, stach sich im Januar 1843 unvorsichtig mit einer Heugabel in den Fuß, dessen Wunde sich entzündete. Viele Wochen versuchte ein geschickter Arzt seine Kunst, doch das Übel trotzte und verursachte dem Kranken fast unausstehliche Schmerzen. Zuletzt musste der Arzt erklären, der Beinfraß sei im Anzug und nur das Abnehmen des Fußes könne davor bewahren, jedoch vermöge der Leidende ob seiner Schwäche nicht eine derartige Operation auszuhalten. Zudem sei davon kein weiterer Gewinn zu hoffen, da der Kranke nebenbei die Lungensucht im hohen Grad habe. Zwei andere Ärzte, die zur Beratung gerufen wurden, bestätigten das ärztliche Urteil. In dieser traurigen Lage versprach jemand mit festem Vertrauen einen Wallfahrtsgang zu den drei heiligen Hostien und dem marianischen Gnadenbild in Andechs, um des Mannes Genesung zu erhalten. Von da an wich ohne weitere Anwendung von Arzneien oder anderen Mitteln das Übel am Fuß und an der Lunge in einigen Tagen ganz augenscheinlich und minderte sich von Woche zu Woche, so dass der Mann jetzt in einem Alter von sechsundfünfzig Jahren ohne besondere Beschwernis über Berg und Tal gehen konnte. Zwei seiner Schwestern kamen, um Gott zu danken, nach Andechs und brachten den hier mitgeteilten schriftlichen Bericht, datiert vom 9. April 1845 aus Rätzeln und unterzeichnet von J. M. Keßler (wahrscheinlich eines Verwandten des Geheilten) mit.

 

Das Gerücht von diesem Wunder verbreitete sich bald in der Umgegend. Andächtige Pilger wallten nun zahlreich zum heiligen Berg, und fanden und finden dort noch immer väterliche Pflege für das Heil ihrer Seelen an den frommen Benediktiner-Vätern, die der für die Verherrlichung der Religion begeisterte König Ludwig I. nach Andechs berufen hat. Der heilige Berg ist wieder ein Gegenstand hoher Verehrung geworden, und noch immer, wie in den Tagen der Vorzeit ziehen fromme Waller in Menge dahin, so z.B. jährlich am Christi Himmelfahrtstag in feierlicher Prozession eine große Schar Andächtiger aus der Hauptstadt München.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1865)

 

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45. Unsere Liebe Frau von Begoyna 

 

Unweit der Stadt Bilbao in der Biskaya, einer Provinz Spaniens, liegt der berühmte Gnadenort Begoyna mit einem wundertätigen Bild, das weit und breit verehrt wird. Besonders hegen für das Bild die Bewohner der Biskaya eine zärtliche und begeisterte Verehrung, denn groß und zahlreich sind fürwahr die Gnaden, die dort schon erwirkt hat.

 

Erst im Jahr 1855 wurde die Stadt Bilbao und alle benachbarten Orte von der Cholera auf schreckliche Weise heimgesucht. In der größten Not nahm man zu Maria seine Zuflucht. Man trug das Bild Unserer Lieben Frau von Begoyna am Fest Mariä Geburt in einer großartigen, feierlichen Prozession in der Stadt herum. Sobald nun die Prozession begann, nahm die Seuche so rasch ab, dass noch vor dem Schluss der Oktav in der ganzen Umgegend kein Todesfall mehr vorkam. Um nun das Andenken einer solchen Wohltat zu verewigen, beschlossen die Gläubigen, eine Medaille, prägen zu lassen, die an dieses glückliche Ereignis erinnern sollte. Die Medaille trägt auf einer Seite Unsere Liebe Frau von Begoyna mit folgender Umschrift: „Am 8. September haben wir zu ihr gefleht“, und auf der Kehrseite: „Am 16. Desselben Monats 1855 hat sie uns von der Pest befreit.“

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46. Die schmerzhafte Mutter Gottes im Herzogsspital zu München

 

An das Kloster der Serviten oder der Dienerinnen Mariens ist eine Kirche angebaut, die ein Heiligtum besitzt, das fast jede Stunde des Tages von Andächtigen besucht ist. Es ist das schmerzensvolle Bild der Gottesmutter unter dem Kreuz, das auf einem Seitenaltar mitten an der Wand der Kirche steht.

 

Der fromme Herzog Albrecht V. hat die Kirche im Jahr 1572 zugleich mit dem Spital gebaut.

 

Im Jahr 1651 wurde mitten in dieser Kirche das vom Bildhauer Tobias Baader verfertigte Gnadenbild der schmerzhaften Mutter unter dem Kreuz beim Eintritt in das Presbyterium aufgestellt. Im Antlitz der Mutter Jesu sieht man den Ausdruck des größten Schmerzes. Kaum war das Bild aufgestellt, als es auch ein Gegenstand allgemeiner Verehrung der Bewohner Münchens geworden. Die Andacht der bayerischen Kurfürsten zu diesem Gnadenbild war so groß, dass sie alle Samstage, sie mochten zu München oder zu Nymphenburg oder zu Schleißheim sein, einer Heiligen Messe bei ihm beigewohnt haben. Dieses geschah auch vom Kurfürsten Karl Theodor. Und auch jetzt noch (um 1863) sieht man von Zeit zu Zeit die katholischen bayerischen Fürstinnen dort ihre Andacht verrichten.

 

Als im Jahr 1777 Kurfürst Maximilian III., der Vielgeliebte, auf dem Sterbebett lag und das ganze bayerische Volk für seine Genesung betete, ließ er sich das wundertätige Gnadenbild der schmerzhaften Mutter Gottes vor sein Krankenlager bringen. Als der Sterbende des heiligen Bildes ansichtig wurde, da richtete er sich mühsam auf im Bett, schaute wehmutsvoll in das trostlose Antlitz der Schmerzensmutter und flehte sie an, ihm Genesung oder einen glückseligen Hingang ins himmlische Vaterland zu erflehen. Noch am selben Tag, den 30. Dezember, führte ihn Maria in den Himmel.

 

Was aber die Verehrung dieses Gnadenbildes insbesondere erhöhte, war das große Wunder der Augenwendung, das an ihm im Jahr 1690 den 21. Januar und mehrere darauffolgende Tage stattgefunden hat. Dieses Wunder ist von einer erzbischöflichen Ordinariatskommission genau untersucht worden, wovon die Prozessakten beim hochwürdigsten Ordinariat München-Freising aufbewahrt werden, und endlich mit fünf vorzüglichen Wundern, die weiter unten erzählt werden, auf einen sehr hohen Grad der Gewissheit erhoben wurden.

 

Diese und noch viele andere wunderbare Gebetserhörungen und Gnadenspenden bei diesem geheiligten Gnadenbild bewirkten in den Herzen zahlreicher Gläubigen Liebe und Vertrauen zur Schmerzensmutter Maria.

 

Besonders war es der fromme Oberhofmeister Paul Graf von Fugger, der die Verehrung dieses Bildes dadurch sehr beförderte, dass er eine eigene Bruderschaft der sieben Schmerzen Mariens zu gründen beschloss. Zur Ausführung dieses Vorhabens bediente er sich des damaligen Hofrates Johann Alois Gruber. Der erste Präses der Bruderschaft wurde der damalige Prediger von der Liebfrauenkirche Kaspar Mändl. Die Bruderschaft wurde vom Bischöflichen Ordinariat Freising gut geheißen, und hielt am Dreifaltigkeitssonntag 1698 in der Herzogspitalkirche ihre erste Versammlung. Noch besteht sie und zählt zahlreiche Mitglieder (um 1860).

 

Besonders rührend wird in der Herzogspitalkirche alljährlich die schöne Maiandacht gefeiert.

 

Wie viele Tränen wurden in dieser Kirche schon geweint und auch getrocknet, wie viele haben da schon geklagt und Tröstung gefunden, wie viele Bitten fanden da schon Erhörung.

 

Ein Auszug aus dem Prozessprotokoll über die erwähnten fünf vorzüglichen Wunder lautet also:

 

Wir Joseph Clemens,

von Gottes Gnaden und des päpstlichen Stuhles zu Rom, Erzbischof von Köln, Bischof zu Freising etc., wünschen allen, so diesen Brief lesen werden, unseren Gruß und Heil im Herrn!

 

Eingeholtem Bericht nach ist im Jahr 1651, dem alten christlichen Gebrauch gemäß, in Mitte der sogenannten Herzogsspitalkirche in der kurfürstlichen Residenzstadt München ein Holz geschnitztes und in Farben gefasstes Kruzifix samt einem Bildnis der schmerzhaften Mutter Gottes aufgestellt, im Jahr 1676 aber an die Kirchenwand versetzt worden.

 

Nun hat im Jahr 1690, am 21. Januar, ein zehnjähriges Mädchen, mit Namen Maria Franziska Schott, unter der alle Samstage gewöhnlich abgehaltenen lauretanischen Litanei augenscheinlich gemerkt, dass das schmerzhafte, unter dem Kreuz stehende Muttergottesbildnis die Augen bald in die Höhe zu ihrem gekreuzigten Sohn, bald auf die Erde und beide Seiten, wie auch auf die nächst daranstehende Krippe mit sanften und wehmütigen Blicken wandte.

 

Als das Mädchen nach Hause kam, erzählte es seinen Eltern das Geschehene und diese wieder anderen Personen. Ja das Gerücht verbreitete sich so schnell, dass gleich den anderen Tag viele Leute teils aus Neugierde, teils aus Andacht, und so von Tag zu Tag zahlreicher und von verschiedenem Stand und Alter in gedachte Kirche sich begaben und das Augenwenden selbst mit eigenen Augen gesehen zu haben versicherten. Nachdem nun auch wir davon Bericht erhielten, haben wir teils aus schuldigem Eifer, die Ehre Gottes und seiner wertesten Mutter in den Christgläubigen zu mehren, teils in Kraft unseres Amtes und unserer Gewalt, dergleichen Wundergeschichten zu prüfen, unseren geistlichen Räten, wie auch anderen, in der Heiligen Schrift erfahrenen und andächtigen Männern der Sache ganzen Verlauf nach Ordnung des heiligen Kirchenrats von Trient Sess. 25. de Invoc. Sanctorum, mit möglichstem Fleiß zu untersuchen befohlen, wie uns denn auch hierüber nachgehaltenem rechtmäßigen Prozess ein genügsamer Bericht ist erstattet worden, nämlich, dass oft genanntes, der schmerzhaften unter dem Kreuz stehenden Muttergottesbildnis eine geraume Zeit lang morgens und abends bei Feuer- und Sonnenlicht von verschiedenen geistlichen und weltlichen Manns- und Weibspersonen die Augen auf und nieder, auf die rechte und linke Seite ganz klar und anmutig wenden gesehen worden.

 

Diese durch die Aussage so vieler Augenzeugen bewiesene Wahrheit wird durch folgende fünf Wunder- und Guttaten noch mehr bestätigt.

 

Erste Wundertat.

 

Zwei kleine Mädchen, beide Kinder eines bürgerlichen Kaufmannes in München, Franz Zoffi mit Namen, spielten im Jahr 1690 den 2. September zwischen neun und zehn Uhr morgens bei einer aus Eichenholz gemachten Truhe. Eben hatte das kleinere Kind von drei Jahren beide Hände über den Rand der Truhe gelegt, als das fünfjährige den aufgehobenen fünfzehn Pfund schweren Deckel zufallen ließ. Beide Hände waren fast ganz eingeklemmt. Auf das erbärmliche Geschrei beider Kinder eilten drei Dienstmägde herbei, bemühten sich nach Kräften, den Deckel aufzuheben und die Hände des Kindes loszumachen, brachten es aber nicht zuwege. Endlich wurden die Eltern herbeigerufen. Die Mutter empfiehlt sogleich ihr verunglücktes Kind der schmerzhaften Mutter Gottes, und bittet sie um Hilfe, der Vater aber versuchte mit einem Beil den Deckel der Truhe aufzubiegen, was er mit Anwendung seiner Kräfte endlich so weit zu Stande bringt, dass das Kind nach und Nach seine Händlein herausbringen konnte.

 

Dass nun:

 

1) der schwere, genau schließende Deckel beide Händlein des Kindes durch den hohen und jähen Fall nicht gequetscht hat, da doch ein gewöhnliches doppeltes Papier, das man zur Probe zwischen Deckel und Truhe gelegt hat, so streng zusammengepresst wurde, dass es nicht mehr konnte herausgezogen werden.

 

2) dass die am Rand des Deckels herumlaufende scharfe Leiste die zarten Finger nicht verstümmelt und abgestoßen hat.

 

3) dass an beiden Händen des Kindes kein Zeichen einer Verletzung zu sehen war, außer eines roten Streifens, und dass die Spitzen der Finger mit etwas Blut unterlaufen waren, dass auch diese Zeichen von selbst, ohne weitere Schmerzen, obgleich die Händlein betastet und gedrückt wurden, und ohne ein Mittel oder eine Arznei anzuwenden, in kürzerer Zeit als einer Minute verschwunden, und die Hände stets gesund und unverletzt geblieben sind, dies ist allein der übernatürlichen Hilfe Gottes und der Fürbitte seiner wertesten Mutter zuzuschreiben.

 

Zweite Wundertat.

 

Eine zwölfjährige Tochter eines Bierbrauers zu Freising, Andreas Adelkammers, stürzte über die Stiege in den Keller hinab, und fiel auf eine dreifüßige Kanne. Der Fall verursachte dem Mädchen große Schmerzen, die sie aber, aus Furcht, wegen Unachtsamkeit von den Eltern gestraft zu werden, nie mitteilte, bis endlich nach einem halben Jahr ein großes und hartes Gewächs auf der linken Seite, die durch den Fall geschädigt worden war, hervordrang, wodurch das Kind gekrümmt wurde, und von jetzt stark zu hinken anfing. Verschiedene Ärzte wurden zu Rate gezogen, dem Schaden abzuhelfen, sie erklärten ihn aber für unheilbar.

 

Von menschlicher Hilfe verlassen, suchte sie die Mutter des Mädchens bei Gott und seiner heiligen Mutter, gelobte eine Heilige Messe und anderes Opfer vor dem schmerzhaften Muttergottesbildnis im Herzogsspital um Genesung ihres Kindes, und führte es selbst nach München. Da verrichtete das Mädchen bei dem Gnadenbild vierzehn Tage ihr Gebet, und kehrte wieder nach Freising zurück. Als es den anderen Tag zur nämlichen Stunde, zu der, nach eingeholter Aussage, die verlobte Heilige Messe gelesen wurde, vom Schlaf erwacht, erzählte es voll Freude seinen Eltern: die Mutter Gottes, sowie sie in der Herzogsspitalkirche vorgestellt ist, sei ihr im Schlaf erschienen, und habe zu ihr gesprochen: Sieh, deine Seite ist gesund! Diese Erzählung wurde anfangs für einen albernen Traum angesehen. Da sich aber nach vorgenommener Untersuchung von dem Gewächs nichts mehr zeigte, das Mädchen ohne Empfindung des ehemaligen Schmerzes, auch ohne ein Zeichen des vorigen Gebrechens wieder vollkommen aufrecht und gerade einherging, wurde die übernatürliche Wirkung erkannt. Alle Umstände dieser Begebenheit sind von den Ärzten, Hausgenossen und anderen glaubwürdigen und rechtmäßigen Zeugen gesehen und eidlich ausgesagt worden im Jahr 1689.

 

Dritte Wundertat.

 

Ein von Geburt aus krankes Kind, die Tochter eines Musikers in der Kirche des heiligen Michael, ein Jahr alt, war mit zwei Leibschäden behaftet und konnte nach Aussage der Ärzte ohne Schnitt nicht mehr kuriert werden. Die Mutter fasste nach verschiedenen Versuchen ihr Vertrauen auf die Fürbitte der wertesten Mutter Gottes  im Herzogsspital, machte mit einer Heiligen Messe und anderen Opfern ein Verlöbnis, und gleich nach wiederholtem Gebet ist das Kind noch selbe Stunde nicht nur von beiden Leibschäden vollkommen befreit, sondern fing auch von der Zeit an von den übrigen Schwachheiten zu genesen, und befand sich stets wohl und gesund. 1690.

 

Vierte Wundertat.

 

Regina Hag, eine Gärtnerstochter, ledigen Standes, einundfünfzig Jahre alt, zu München geboren und wohnhaft, hatte einen vierzehnjährigen schmerzensreichen und hochgeschwollenen Bauch. Sie war deshalb nicht im Stande, sich zu biegen, oder eine schwere Handarbeit zu verrichten. Aus Armut aber brauchte sie niemals einen Arzt oder Medizin. Nachdem sie aber von dem wundertätigen Bildnis der schmerzhaften Mutter Gottes gehört, ja selbst im Monat Januar des vorigen Jahres 1690 das Augenwenden des gemalten heiligen Bildes mit angesehen, verlobte sie sich voll des Vertrauens mit einem Gebet und Opfer dahin, und da sie von der Kirche nach Hause kehrt, empfindet sie sogleich eine merkliche Besserung ihres Zustandes, und wird die folgende Nacht von ihrer vierzehn Jahre langen Krankheit ohne alle leiblichen Mittel und Arznei vollkommen gesund und zu verschiedenen Arbeiten tauglich und behände. Groß war die Verwunderung bei denen, die diese Person viele Jahre zuvor als preßhaft gekannt, und darüber auch Zeugnis gegeben haben, als sie selbe so schnell und unvermutet von ihrem üblen Zustand befreit und gesund sahen

 

Fünfte Wundertat.

 

Maria Brunner, elf Jahre alt, Tochter eines Hofstall-Bedienten am Hof seiner kurfürstlichen Durchlaucht Max Philipp zu München, hatte von Mutterleib an ein verunstaltetes Gesicht und zwar mit der Krankheit, dem sogenannten Nachtnebel, behaftet. Gegen Abend vermochte sie wenig, zu Zeiten fast gar nichts zu unterscheiden. Sie war auch um die nämliche Zeit nicht im Stande, allein auf der Gasse zu gehen und ohne Gefährten von einem Ort zum andern zu kommen. Da sie aber von der wunderbaren Augenwendung der schmerzhaften Mutter Gottes im Herzogsspital gehört, eilte sie aus eigenem inneren Antrieb im Monat Januar 1690 in gemeldete Kirche, sieht das Augenwenden des Bildnisses Unserer Lieben Frau, und verlobt nach verrichtetem Gebet ein kleines Opfer von Wachs. Noch selben Abend konnte sie auch die kleinsten Dinge sehen und genau unterscheiden. Von dieser Zeit an hatte sie ein gutes Gesicht, das sie keinem leiblichen Mittel oder einer Arznei (denn sie hatte nichts gebraucht), sondern allein der Fürbitte der seligsten Mutter Gottes zu verdanken hatte.

 

Diese fünf Wunder allein, die als wahre und von der wundertätigen Hand Gottes, und seiner wertesten Mutter Fürbitte herrührende Gnadenzeichen den Christgläubigen billig vorgetragen und sicher geglaubt werden können, haben wir uns zum vollkommenen Beweis des wunderwirkenden Gnadenbildes bedienen wollen, denn obschon viele andere und große Gnaden und Guttaten in dem Prozess eingebracht wurden, scheinen uns doch diese vor anderen mehr Gewissheit und hierzu gehörige Probe und Sicherheit zu haben. Aus Pflicht unseres Amtes haben wir dieses zur größeren Ehre Gottes allen Christgläubigen kund machen, unsere Untergebenen zum Vertrauen auf die Güte und Barmherzigkeit Gottes, wie auch zu Lob und Verehrung der gebenedeiten Mutter Gottes, als unserer größten Nothelferin an allen Orten, besonders aber gegen dieses schmerzhafte Gnadenbild ermahnen und aufmuntern wollen.

 

Gegeben zu Freising, Unserer bischöflichen Residenzstadt, den 6. April 1691.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

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47. Unsere Liebe Frau von Beauring

 

Der Gnadenort Beauring in Belgien

 

Beauring, das bescheidene Ardennendorf in Belgien hat seit Ende 1932 die Aufmerksamkeit vieler Menschen. Fünf Kinder aus zwei Familien, im Alter von neun bis fünfzehn Jahren, ein Junge und vier Mädchen, wollten hier vom 29. November 1932 bis zum 3. Januar 1933 jeden Abend die Erscheinung der Muttergottes im Garten der Schulschwestern gesehen haben. Die Erscheinung lud die Kinder zum Rosenkranzgebet an dieser Stelle ein, was die Kinder seitdem treu jeden Abend befolgt haben. Immer mehr Gläubige gesellten sich den betenden Kindern zu, bis die Schar der Beter nach Tausenden zählte. Bis 25 000 Menschen wohnten im genannten Winter abends diesem Rosenkranzgebet bei und waren Zeugen, dass die Kinder während der Erscheinung in Ekstase gerieten und unempfindlich gegen jede Einwirkung von außen waren. Da auch wunderbare Heilungen berichtet wurden, wuchs die Zahl der Pilger, und auch aus dem Ausland, besonders aus Holland, Luxemburg und Frankreich, kamen viele. Am 5. August 1933 waren es über 100 000. Von den Pilgern behaupteten auch einzelne, die Erscheinung wahrgenommen zu haben. Am 17. Dezember sprach die Erscheinung den Wunsch aus, eine Kapelle solle dort erbaut und Wallfahrten dort veranstaltet werden. Am 3. Januar, dem letzten Tag der Erscheinung vor den fünf Kindern, vertraute sie diesen je ein persönliches Geheimnis an und sprach Worte zu ihnen wie: „Ich bin die Muttergottes, die Himmelskönigin, betet immer!“ „Ich werde die Sünder bekehren!“ „Opfert euch für mich!“ – An diesem Abend waren unter den 25 000 Betern auch 80 Ärzte anwesend, um die Unempfindlichkeit der Kinder während der Ekstase zu beobachten. Deren Urteil war nicht einheitlich – die kirchliche Behörde untersucht die Vorfälle und beobachtet große Zurückhaltung. Solange sie nicht gesprochen hat, geziemt den Katholiken ruhiges Abwarten und Vorsicht im Urteil. Der zuständige Bischof Msgr. Heylen von Namur hat bei einem Besuch in Rom dem Heiligen Vater Bericht erstattet. Er gab die Erlaubnis zum Bau der Kapelle am Ort der angeblichen Erscheinungen und betete auch gelegentlich mit den Kindern dort einmal den Rosenkranz. – Zweifellos haben die Vorgänge eine starke religiöse Bewegung und Lebenserneuerung zu vielen Menschen gebracht.

 

Der Tag, an dem Unsere Liebe Frau von Beauring gefeiert wird, wurde auf den 22. August gelegt.

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48. Bühl, der Wallfahrtsort bei Immenstadt im Allgäu

 

Nahe am Gründen, der beinahe sechstausend Fuß über der Meeresfläche und viereinhalbtausend Fuß über der Fläche des von ihm bewohnten Alpsees erhaben ist, liegt, eine halbe Stunde westlich von Immenstadt entfernt, das Dorf Bühl (Bühel) mit zwei von Ferne sichtbaren, am Abhang eines Hügels gelegenen Kirchen. Die eine ist dem heiligen Erlöser und dem heiligen Stephan geweiht, die andere aber der Mutter Gottes und ist Wallfahrtskirche. Sie verdankt Folgendem ihre Entstehung.

 

Im Jahr 1665 an einem lieblichen Sommertag ergötzte sich der damals regierende Graf Hugo von Königegg-Rothenfels mit einer Schifffahrt auf dem Alpsee. Sein Sohn Leopold Wilhelm und der Kapuziner Pater Cornelius begleitete ihn. Wie sie so auf dem See gegen Bühl hinruderten, äußerte Graf Leopold, die Kapelle auf dem Bühle (Hügel) hätte auffallende Ähnlichkeit mit der Lage der Lorettokirche in der Mark Ancona in Italien. Diese einfache Äußerung des Sohnes erregte in dem frommen Pater den Wunsch, auf diesem Hügel wirklich eine Loretto-Kapelle zu bauen. Dieser Wunsch kam bald zur Ausführung. Am 8. September 1666 konnte schon der Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert werden. Das Gnadenbild der heiligen Jungfrau hatte Graf Hugo ganz genau nach dem zu Loretto in Italien auf seine Kosten von einem dortigen Bildhauer verfertigen lassen. Am 9. Mai 1670 wurde die Loretto-Kapelle durch den Weihbischof von Konstanz, feierlich konsekriert. Die Loretto-Kapelle, die im Jahr 1841 auch östlich den Anbau einer Sakristei erhalten hat, empfängt nur durch ein Fenster, das einen matten Schimmer auf den im leichten Stil gebauten alabasternen und goldgefassten Altar, und das hinter ihm unter einem Baldachin aufgestellte Gnadenbild wirft, eine milde Dämmerhelle, die dem Eintretenden in ehrfurchts- und andachtsvolle Gemüts-Stimmung versetzt.

 

Alsbald nach Eröffnung des neuen Loretto-Hauses fand die Wallfahrt dahin große Aufnahme. Zahlreich strömten von allen Seiten Andächtige herbei, und beförderten den Zulauf noch mehr durch Verbreitung der Erzählung einer schon im Oktober 1666 auf Mariens Fürbitte geschehenen wunderbaren Hilfeleistung für den schwerkranken Schlossvogt zu Rothenfels Georg Friedrich Christmann nach einem von seiner tief bekümmerten Ehegattin in ihrer größten Angst und Not zu der Gnadenmutter vor der Loretto-Kapelle gemachten inbrünstigen Gelübde, worauf der rettungslos, - und schon tot Geglaubte plötzlich zu sich kam, und nachhin wieder völlig genas. Der Gründer dieses Gotteshauses, Graf Leopold, der sich als Reichsvizekanzler meistens in Wien aufhielt, blieb ihm bis an sein Ende mit Liebe zugetan. Von Wien aus sandte er ein sehr schönes Gemälde, den Gruß des Engels darstellend, nach Bühl, eine treffliche Kopie von dem berühmten Originalgemälde zu Florenz. Sein Sohn und Nachfolger Sigmund Wilhelm ließ aus seiner prachtvollen Kleidung einen Ornat verfertigen und verehrte ihn der Loretto-Kirche zu Bühl. Schon im Jahr 1689 hatte er nach seiner Vermählung mit einer Gräfin von Salne nach Errettung aus einer Todesgefahr in Folge eines Gelübdes die zwei Vermählungsringe zur feierlichen Anheftung an dem Loretto-Gnadenbild übersendet.

 

Es ist wirklich erhebend, auch jetzt noch im Frühjahr und Spätherbst an den Samstagen nicht allein die Kirche, sondern selbst dem schönen Platz zwischen den beiden Kirchen mit Menschen angefüllt zu sehen, die mit wahrer Andacht zum Höchsten beten oder die Mutter des Herrn um ihre Fürbitte anrufen. Noch immer werden die Festlichkeiten der Kirche an jenen Tagen, die der Mutter des Herrn geweiht sind, so begangen, wie in den ersten Jahren, da hier ein Gotteshaus zur Ehre der seligsten Jungfrau gebaut wurde. Noch alljährlich kehrt zurück das Schmerzensfest, ebenso der Tag der Aufnahme der seligsten Jungfrau in den Himmel, und der festliche Tag ihrer Geburt. Am letzteren Tag, dem Hauptfest des Ortes, wird auf freiem Feld, in dem von beiden Kirchen nach zwei Seiten eingeschlossenen Raum eine Predigt gehalten, denn die Menschenmenge ist zu groß, als dass eine der Kirchen sie zu fassen vermag.

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

 

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49. Maria Schnee beim heiligen Stein

 

Eine Stunde von der oberösterreichischen Grenze entfernt, im südlichen Böhmen, befindet sich der vielbesuchte Wallfahrtsort „Maria Schnee“, auch beim heiligen Stein genannt. Schon aus weiter Entfernung sieht der fromme Pilger den schmucken Kirchturm emporragen und überrascht wird jeder, der zum ersten Mal die hübsch gezierte Kirche betritt.

 

Kein Pfeiler hindert ihn beim Anblick der fünf Altäre, oder ihm wölbt sich ein künstlich nachgeahmtes Gewölbe, das mit schöner Stukkaturarbeit und blaugemalten Feldern verziert ist. Daselbst befinden sich die Ehrennamen, mit denen die Mutter Gottes in der lauretanischen Litanei gepriesen wird.

 

An die Kirche schließt sich ein schöner Kreuzgang an und nördlich an das Presbyterium ist eine Kapelle angebaut. Staunen ergreift jeden, der hier eintritt, denn zwei große Steinblöcke sieht er hier stehen.

 

Auf dem größeren, der einen Umfang von 13,5 m und eine Höhe von 2,10 m hat, ruht die Mutter Gottes, von Engeln umgeben. Auf dem kleineren, dessen Umfang 13 m und die Höhe 1,90 m beträgt, befindet sich eine Statue des heiligen Josef. Dies ist der berühmte „heilige Stein“.

 

Auf diesem Stein soll, so erzählt eine fromme Sage, die Mutter Gottes um das Jahr 1500 im himmlischen Glanz, umgeben von Engeln, wie es jetzt die Statuen darstellen, erschienen sein. Der Stein sei damals ein einziger Block gewesen und hätte sich später von selbst in zwei Hälften geteilt. Wenn die Entfernung zwischen den beiden Steinen, so erzählt sich das Volk, so groß sein wird, dass ein beladener Wagen durchfahren kann, dann sei das Ende der Welt nicht mehr fern. Jetzt beträgt die obere Entfernung 1,60 m, die untere 90 cm.

 

Schon zu jener Zeit, als die dortige Gegend noch dichter Wald war, pilgerten Verehrer Mariens hin zum „heiligen Stein“, über dem sich zuerst nur ein turmartiges Häuschen befand.

 

Anfangs unter dem Schutz der Klarissinnen von Krumau stehend, nahm die Verehrung Mariens beim heiligen Stein immer mehr zu, es musste zum Bau einer größeren Kirche geschritten werden. Durch fromme Wohltäter, unter denen sich auch ein Oberösterreicher namens Georg Freiherr von Harucker befand, der als Bürgerssohn 1662 in Schenkenfelden geboren wurde und der sich als Junge geäußert hatte, „wenn ich einmal ein großer Herr sein werde, will ich am Thierberg bei Schenkenfelden eine Kirche bauen“, wurde dann später die jetzige Kirche erbaut. Einige Schritte westlich von der Kirche steht die sogenannte Brunnkapelle, in der Wasser aus einem künstlichen Felsen quillt.

 

Am Hauptportal der Kirche steht unter anderem auch zu lesen: „Mein liebes Kind, wo gehst du hin, gedenke, dass ich deine Mutter bin!“ Und dessen gedenken alljährlich viele und viele, insbesondere auch aus dem Mühlviertel und pilgern hin zur Gnadenstätte „Maria Schnee“, um Maria zu verehren oder bei ihr Trost und Hilfe zu suchen.

 

Und dass ihr Vertrauen nicht unbelohnt blieb, davon geben in der Kapelle zum „heiligen Stein“ befindlichen schriftlichen Danksagungen ein beredtes Zeugnis.

 

(Aus: „Ave Maria“, Heft 2, 1914, S. 29)

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50. Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau in Buggenhofen in Schwaben

 

In dem fruchtbaren Kesseltal erhebt sich in stiller Einsamkeit von allen Seiten von bewaldeten Höhen umschlossen der freundliche Wallfahrtsort „Buggenhofen“ mit seiner schönen, der seligen Gottesmutter geweihten Kirche, von Donauwörth zwei Stunden entfernt.

 

Eine fromme Sage, die im Mund der Einwohner des ganzen Kesseltales lebt und sich von Geschlecht seit fast vierhundert Jahren vererbt hat, erzählt:

 

„dass dem Einödbauern zu Abtsholz, eine Stunde von Buggenhofen, im Jahr 1471 die seligste Jungfrau im Schlaf erschienen sei und ihn aufgefordert habe, an einem bestimmten Ort im Krautgarten zu Buggenhofen nachzugraben, indem er dort ein Bildnis von ihr unter der Erde verborgen sei. Da der Bauer dies nur für einen gewöhnlichen Traum hielt, so unterließ er, die erhaltene Aufforderung zu befolgen. Doch als die seligste Jungfrau zum zweiten und dritten Mal ihn ernstlich ermahnte nachzugraben, da machte er sich endlich an die Arbeit und fand glücklich das noch jetzt ganz gut erhaltene Gnadenbild Mariä mit dem Christuskind auf dem linken Arm und einem Bund verschiedenfarbiger Rohseide an der rechten Hand.“

 

So weit die altehrwürdige mündliche Überlieferung. Da es aber manche geben dürfte, die der Sage des umwohnenden Volkes doch weniger huldigen und mehr an schriftliche Urkunden sich halten wollen, lassen wir hiermit einen wörtlichen Abdruck der Stelle aus der Chronik des Klosters zum heiligen Kreuz zu Donauwörth folgen, womit sie die Entstehung der Wallfahrtskirche erzählt.

 

„Im Jahr 1471 hat es sich ergeben, dass die Inwohner zu Buggenhofen einen gar wilden und rauen Ort voll Disteln und Dornen ausreuten wollten. Da fanden sie in der Erde einen Altar, der aber an seiner Form etwas verfallen war. Indem sie aber tiefer graben, finden sie auch ein sauberes, ganz unversehrtes Marienbild mit dem Kindlein auf dem Arm mit meisterlicher Hand sauber geschnitzt. Sie reinigen deshalb den Platz, richteten den Altar auf und machen von Brettern ein Dach darüber und errichten so gleichsam eine Kapelle. Da wurde ein großer Zulauf von weit entlegenen Flecken und es fiel so viel Geld, dass man sich beriet, wie allda eine Kirche möchte erbaut werden. Der Platz war aber eine Hofstatt des Klosters zum heiligen Kreuz und damit der Bau nicht gehindert werden möchte, kaufte die Gemeinde dem Abt und Konvent den Grund zu der Kirche ab. Am Tag nach dem Fest des heiligen Remigius 1471 wurde nun vom Abt Johann Strehler von Wörth und dem Abt Georg Floß von Deggingen der erste Stein zur Kirche gelegt.“

 

Die Ausgrabung wird durch eine Vertiefung in der Erde unter dem jetzigen Choraltar bestätigt, die den Wallfahrern als der Ort bezeichnet wird, wo das Gnadenbild vielleicht Jahrhunderte verborgen lag. Im Dreißigjährigen Krieg unterlag die Kirche dreimaliger vollständiger Ausplünderung, so dass viele Jahre hindurch das Gotteshaus öde, verwüstet und vergessen stand. Als aber das heiligste Opfer wieder in der Kirche entrichtet werden konnte, stellten sich aufs Neue viele Wallfahrer ein, und auch die früher üblichen Kreuzgänge wurden von Neuem unternommen. Aber auch die himmlische Königin verherrlichte ihren Gnadensitz durch unzählige Wunder und Wohltaten. Für die huldvolle Hilfe, die in den verschiedensten Nöten den Verehrern Mariens in Buggenhofen zu Teil geworden, zeugt auch die Entstehungsgeschichte der Prozessionen, die sonst alljährlich von vielen Orten hierher gehalten wurden. So z.B. wurde vor der Stadt Donauwörth jährlich ein Kreuzgang zum Gnadenbild angestellt, weil die Stadt und Umgegend durch die Fürbitte Mariens aus einer großen Not errettet wurde. Es wurde nämlich die Stadt im Jahr 1530 nebst Umgegend von einer solchen Hitze befallen, dass sich die Wälder entzündeten. Sobald nun Rat und Geistlichkeit beschlossen hatten, vertrauensvoll sich nach Buggenhofen zu wenden, ließ plötzlich die Hitze nach. Und noch jetzt zur Stunde hat diese Stadt eine besondere Treue in ihrer Pietät für diesen Gnadenort bewahrt.

 

Die Kirche, reich an innerem Schmuck ist im edlen gotischen Stil in Kreuzesform erbaut. Der Hochaltar mit dem Gnadenbild und die beiden Nebenaltäre sind weiß in Alabaster und Gold gefasst. Sehr zahlreicher Besuch der Wallfahrt findet an allen Marienfesten, vorzüglich am Maria-Himmelfahrtstag, als dem Patrozinium, desgleichen am Sonntag nach Philippi und Jakobi, als dem Kirchweihfest, statt. An solchen Tagen muss wegen zu großen Volksandranges die Predigt im Freien gehalten werden.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

 

 

Buggenhofen

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51. Heiligenblut

 

An der Grenze von Tirol und Kärnten, diesen an wunderbarer Naturschönheit so überreichen Alpenländern, erhebt sich der majestätische Großglockner, der König der Riesen der Glocknergruppe in den „Hohen Tauern“. Lange, ehe der Wintersport dort sein Wesen zu treiben begann, glühte die Sehnsucht nach dem Berg, entfacht von wahrer Begeisterung für Gottes Natur, in mutigen Herzen. Wenn heute der Tourist den Berg „erfährt“ und sich seiner Leistung rühmt, darf er doch nicht die Leistung derjenigen vergessen, die anfangs die Höhen dieses Alpenthrones erklommen haben. Die ersten waren: Kardinal-Fürstbischof von Gurk, der im Jahr 1799 die Spitze des Kleinglockners erreichte; im Jahr 1800 war eine Expedition und im Jahr 1802 Generalvikar von Hohenwart so glücklich, den höchsten Gipfel zu erreichen.

 

Wo früher schier unwegsame Pfade durch Klüfte und Schluchten, über Kämme und Zinnen jeden Schritt mit dem Tod bedrohten, bieten heute Schutzhütten und andere Erleichterungen Weisung, Rat und Rast und erleichtern den Aufstieg, der von Kals oder „Heiligen Blut“ seinen Anfang nimmt.

 

Ob viele Touristen einen Gedanken der Bedeutung dieses Namens weihen, der dem Pfarrdörfchen eignet, das sich an den Fuß des himmelanragenden Glockners schmiegt, in tiefer weltvergessener Bergeinsamkeit, umweht von all ihrem Zauber, umtost von all ihren Schrecken? Über die Dächer einer kleinen Häusergruppe blickt die schöne gotische Kirche. Ihr schlanker, spitzer Turm weist wie ein Finger zum Himmel empor, während die stillen Schläfer innerhalb der Friedhofsmauer im Schatten des Gotteshauses ruhen, unberührt vom Wandel der Zeiten, ein Abbild der Unwandelbarkeit Dessen, der im Tabernakel dieses Bergkirchleins wohnt und dessen hochheilige Religion dem Dörflein den Namen schenkte, der ihm wohl für alle Zeit erhalten bleibt.

 

Kirche und Ort verdanken diesen Ruhm dem heiligen Briccius (auch Britius, Bischof von Tours, Frk., + 13.11.444, Nachfolger des hl. Martin von Tours in diesem Amt), der ein Fläschchen mit dem Blut Christi von Konstantinopel brachte, das in dem stillen Kirchlein seinen dauernden Aufbewahrungsort erhalten hat. So berichtet die beglaubigte Legende von „Heiligenblut“.

 

Ob „Heiligenblut“ als Wallfahrtsort heute noch so gesucht und bekannt ist, ob die Bewohner sich noch dieses ehrenden Rufes außerordentlich gediegener Frömmigkeit wert machen wie in der guten alten Zeit? Warum sollte dies anders geworden sein? Die unmittelbaren, furchtbaren Gefahren, die sie immer umringen, die schauerlich-herrliche Natur, die große majestätische Einsamkeit mögen getreue Wächter ihres Glaubens, ihres Bewusstseins der Gottesnähe sein, von der so viele kaum einen Hauch empfinden, die von diesem Dörflein empor zum Gipfel des Glockners wandern, erfüllt und gehoben von Lebenslust und Genuss, unbekannt mit Entbehrung, Sorge, Gefahren und Not, die der Hochgebirgskinder unzertrennliche Gefährten waren.

 

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Der Legende nach war Briccius ein dänischer Prinz, der am byzantinischen Hof in Konstantinopel eine hohe Stellung innehatte. Eines Tages schenkte ihm dort der Kaiser, als aus einem geschändeten Kreuz Blut floss, dieses als Reliquie. Um das kostbare Geschenk vor Räubern zu schützen, hat Briccius seine Wade aufgeschnitten und die Reliquie hineinwachsen lassen. Auf dem Rückweg in seine Heimat wurde er bei der Alpenüberquerung an der Stelle des heutigen Heiligenblut von einer Lawine verschüttet. Aus den Schneemassen wuchsen drei Ähren heraus, wodurch sein Leichnam gefunden wurde. Die Bauern begruben ihn, aber sein rechtes Bein weigerte sich, unter der Erde zu bleiben; schließlich fand der herbeigerufene Bischof das Fläschchen mit dem heiligen Blut in diesem Bein eingewachsen.

 

Für die Reliquie und Briccius wurde in Heiligenblut eine Kapelle errichtet, sie wurde 1253 erstmals urkundlich erwähnt, 1273 erneuert und ab dem 14. Jahrhundert durch die erst 1491 fertiggestellte heutige Pfarrkirche, die Vinzenz von Valencia geweiht ist, ersetzt. In ihr wird die Reliquie im 13 Meter hohen Sakramentshäuschen bewahrt; Briccius' sterbliche Reste liegen in der Krypta.

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 52. Das Loretto-Kirchlein in Burgau im schwäbischen Landkreis Günzburg

 

In Burgau erhebt sich der Loretto-Berg, vom Volk auch Ritterberg genannt, auf dem ein kleines Kirchlein steht, das gar anmutig und einladend auf die blühenden Fluren des Mindeltales herabschaut und das sein erstes Entstehen der nachfolgenden kindlichen Aussage verdankt:

 

„In Friede und christlicher Eintracht mit ihrem Gatten lebte Agnes, eine fromme Rittersfrau von Burgau auf ihrem Schloss daselbst, als unerwartet auf höheren Befehl ihr Gatte an den kaiserlichen Hof gerufen wurde. Mit Hilfe eines Verräters drangen die Feinde ihres Gemahls bei finsterer Nacht in die Burg. Die fromme Agnes befiel eine Ohnmacht und als sie aus ihr wieder erwachte, lag sie in einem finsteren Kerker auf dem heutigen Loretto-Berg, wohin sie die Feinde ihres Gemahls geworfen hatten. Nachdem sie sich in dieser Verlassenheit durch Gebet und Ergebung in Gottes heiligen Willen selbst so viel als möglich getröstet hatte, bat sie den Kerkermeister nur um ein Bildnis der gebenedeiten Gottesmutter, zu der sie immer eine kindliche Verehrung und Andacht trug. Der rohe Mann gab ihr stattdessen einen Holzscheit mit der trotzigen Bemerkung, sie möge sich selbst ein solches machen. Agnes, ausgerüstet mit einem so festen Glauben, wie ihn der Heiland verlangt, hielt dies gerade nicht für eine Unmöglichkeit, weshalb sie ein Messer verlangte. Spöttisch reichte man ihr ein altes rostiges Messer mit dem Hinweis, wenn sie mit diesem Instrument ein Muttergottesbild zuwege bringe, werde ihr die Freiheit geschenkt werden.

 

Agnes ging hurtig ans Werk, sah aber bald ein, dass ihr Bemühen ein fruchtloses sei und ermattet schlief sie endlich ein. Da erfüllte plötzlich ein himmlischer Glanz das finstere Gefängnis, und sie erblickte die göttliche Mutter vor sich stehen, die sie gar freundlich also anredete: „Dein großes Vertrauen, das du immer zu mir getragen hast, will ich nicht länger unbelohnt lassen. Hier sind drei Bildnisse von mir. Baue über deinem Gefängnis ein Kirchlein und stelle eines davon zur Verehrung der Gläubigen auf. Ein anderes aber sende zur Verehrung nach Rom und das dritte nach Paris. Vertraue auch fernerhin meinem mütterlichen Schutz.“

 

Als die Feinde am Morgen kamen, um mit ihr wegen des Muttergottesbildes, das sie aus einem Holzscheit mit einem verrosteten Messer hätte fertigen sollen, Spott zu treiben, zeigte ihnen die Burggräfin, wundersam gestärkt durch die himmlische Erscheinung, die drei Bilder, die sie beim Erwachen neben sich gefunden hatte. Schauder und Entsetzen ergriff nun plötzlich die Bösewichte und voll Achtung und Ehrfurcht führten sie nun Agnes in die Burggemächer, die sie früher bewohnt hatte, zurück. Bei der erstbesten Gelegenheit nun suchte sie zu entfliehen. Sie war schon bis zum Dorf Röfingen gekommen, als sie vermisst und sogleich von ihren Feinden verfolgt wurde. Aber siehe, da legte sich zum Schutz der frommen Gottesdienerin abermals der Himmel ins Mittel, denn es entstand plötzlich bei heiterem Himmel ein Gewitter, begleitet von einem so furchtbaren Schneegestöber (mitten im Monat August), dass alle weitere Verfolgung eine Unmöglichkeit war. Auf diese Weise kam Agnes in Sicherheit, bis ihr Gemahl wieder zurückkehrte, die Burg eroberte und im Triumph an ihrer Seite in sie einzog.

 

Agnes säumte nun nicht, an der Stelle ihres traurigen Gefängnisses eine Kapelle erbauen zu lassen und in ihr das wunderbar erhaltene Muttergottesbild zur Ehre und zur Verherrlichung Mariens aufzustellen.“

 

Das gegenwärtige Kirchlein wurde im Jahr 1692 von den Bürgern Burgaus nach dem Maß des Hauses von Nazareth, wie es in der Stadt Loretto in Italien noch heutzutage steht, erbaut.

 

Das Kirchlein ist gegen Mittag gebaut und über dem einfachen, aber niedlichen Altärchen befindet sich das schwarzbraune Muttergottesbild. Das Bild ist nach der im vorigen Jahrhundert (18. Jahrhundert) aufgekommene Mode noch gekleidet. Gar oft wird allhier im Jahr, besonders während des Frauendreißigers das heiligste Opfer entrichtet und fast allabendlich von Kindern und anderen, die durch Weltgeschäfte nicht gehindert sind, der heilige Rosenkranz zur Ehre Mariens gebetet. Auch sonst flüchten sich fromme Betende, nicht bloß an Feiertagen, sondern auch an Werktagen aus dem Treiben dieser Welt hierher, um ungestört vor dem Gedränge derselben den Bedürfnissen der Seele obliegen zu können.

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

 

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53. U. L. Frau mit dem geneigten Haupt

 

(Von Franz Ben. Zeilinger, „Ave Maria“, Heft 4, 1914, S. 77)

 

Ein schöner Zug der katholischen Bevölkerung Wiens ist es, dass alljährlich am Mariä Namenstag ganze Scharen herbeieilen in die Karmeliten-Klosterkirche in Döbling, um das Titularfest „U. L. Frau mit dem geneigten Haupt“ zu feiern. Ebenso ist es eine Freude zu sehen, wie jedes Mal nach dem heiligen Segen alles zu Füßen der heiligen Mutter mit dem geneigten Haupt hinkniet, und mit Begeisterung das Marienlied singt. Jeder fremde Priester, der in dieser Kirche die heilige Messe liest, hält es für ein Glück, an dieser Gnadenstätte zu zelebrieren, und jeder Ministrant hält es für eine Ehre, an diesem Altar beim heiligen Opfer zu dienen. Dieser Altar wurde von den Linzern auf Anregung des Hochw. P. Prior Angelus Moser O. C. D. gespendet, und ist im Karmel ein besonderer Schmuck. Für Österreich ist dieses Gnadenbild von besonderer Bedeutung, da die Gnadenmutter zum ehrwürdigen Dominikus a Jesus aus diesem Bild sprach: „Ich werde das Haus Österreich allzeit mit meiner Fürbitte beschützen, und seine Macht und Majestät erhalten und erheben, solange es in Gottseligkeit und Andacht verharren wird.“

 

Vom ehrwürdigen Dominikus in Rom im Schutt gefunden, blieb es viele Jahre daselbst und wurde viel verehrt. Später im Besitz Kaiser Ferdinands II. und seiner Gemahlin Eleonore (starb als Karmelitin), wurde es später den unbeschuhten Karmeliten in der Leopoldstadt übergeben, und am 14. Dezember 1904 in die neue Klosterkirche in Döbling übertragen. Nach den Ordenstraditionen hat die Mutter vom geneigten Haupt versprochen, allen Verehrern dieses Bildes ihre Bitten zu erhören, und besonders den armen Seelen im Fegefeuer ihre Huld zu schenken.

 

Möge die liebe Mutter „mit dem geneigten Haupt“ noch recht oft ihr Haupt neigen, wenn viele bedrängte Herzen zu ihr flehen, und besonders, wenn Samstag das Lied erschallt, von den Mönchen gesungen: „Salve Regina, mater misericordiae, vita, dulcedo et spes nostra, salve!“

 

karmel.at/wien

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54. Maria Waldrast

 

Der Gnadenort Maria Waldrast in Tirol

 

Nicht umsonst sprach man früher vom „heiligen Land Tirol“. Der tiefkatholische Sinn des Tirolers war weit über seine Berge hinaus bekannt und jeder Fremde, der durch das malerische Bergland reist, bewundert bis heute die schmucken Kirchen und Kapellen, die freundlich von der Höhe ins Tal herabgrüßen und mit ihren schlanken, gotischen Türmlein gleichsam den Erdenpilger zum Himmel weisen. An fast allen durch Naturschönheiten ausgezeichneten Orten hatte das fromme Gemüt des Volkes ein Heiligtum errichtet.

 

Zu den Gnadenorten dieser Art gehört auch Maria Waldrast bei Matrei am Brenner. Hoch droben mitten im träumerischen Lärchenwald, hart neben einem stolzen, zierlichen Felsengipfel, der Serles, die einem kühnen Turm gleich, sich zum blauen Himmelsgewölbe erhebt, liegt das einstige Nationalheiligtum Tirols, noch vor nicht allzu langer Zeit halb begraben in Trümmern und Ruinen. Eine kirchenfeindliche Zeit hatte zwar den berühmten Wallfahrtsort zerstört, doch in den letzten Zeiten erhob er sich wieder aus dem Schutt und blühte mächtig auf. Der Gnadenort kann jetzt auf über 600 Jahre seines Bestehens zurückblicken.

 

Eine uralte, liebliche Volkserzählung gibt über den Ursprung der Wallfahrt folgenden Aufschluss: Es war vor vielen hundert Jahren, da sandte die mächtige Himmelsfrau einen ihrer dienstbaren Geister auf die Erde herab. Mit den Flügeln der Morgenröte ließ sich der Himmelsbote auf einen Bergesabhang nieder. Da ihm dieser Ort sehr gut gefiel, gedachte er, ihn seiner himmlischen Herrin zu weihen und sprach zu einem jungen Lärchenbaum: „Du sollst fruchten Unser Lieben Frauen Bild, denn bald wird allda eine große Wallfahrt entstehen.“ Nach diesen Worten verschwand der Engel. Der Lärchenbaum gedieh ganz wunderbar und bald ragte sein Wipfel hoch über alle anderen Bäume empor. Seine Äste strotzten von nährenden Säften und seine Nadeln prangten im üppigsten Grün. In seinem Schatten sprossten mancherlei duftende Blumen und Kräuter. Die Hirten suchten gerne das kühle Plätzchen am Waldessaum auf, um dort während der drückenden Mittagshitze Schatten und Rast zu finden. So erhielt der Ort den Namen Waldrast.

 

Um das Jahr 1407 bemerkten zwei fromme Hirtenknaben aus Mitzens bei Matrei das Marienbild, das wie durch innere Naturkraft aus dem Stamm der Lärche emporgewachsen war. Die Statue wurde sorgfältig vom Baum mit einer Säge abgeschnitten und dann in feierlicher Prozession in die Pfarrkirche nach Matrei übertragen. Um dieselbe Zeit lebte am Mühlbach bei dem genannten Ort ein schlichter Holzhacker namens Christian Lusch. Trotz seiner Armut baute er, aufgefordert durch himmlische Erscheinungen, droben auf der Waldrast eine Kapelle zu Ehren Unserer Lieben Frau. Dieses Kirchlein wurde bald ein vielbesuchter Wallfahrtsort, da die Pilger nicht selten wunderbare Hilfe von oben erfuhren. Erzherzog Leopold von Tirol erbaute 1621 zur Besorgung der Wallfahrt neben der Kirche ein Kloster, das er dem Orden der Diener Mariens, gewöhnlich Serviten genannt, übergab. 16 bis 18 Priester waren von nun an beschäftigt, die geistlichen Bedürfnisse der Wallfahrer zu befriedigen. Die seeleneifrigen Mönche führten über die außerordentlichen Wohltaten, die Gott an diesem Ort auf die Fürbitte Seiner heiligsten Mutter den leidenden Menschenkindern erwies, ein ausführliches Protokoll, das nicht weniger als 3310 wunderbare Tatsachen anführt. So blühte die Wallfahrt fort bis zum Jahr 1785, wo Kaiser Joseph II. die Wallfahrt aufhob und das Kloster zerstörte. Nachdem die kirchenfeindlichen Zeiten vorüber waren, kam auch die Wallfahrt wieder zur Blüte. Die Serviten kauften 1846 ihr früheres Besitztum zurück und bauten nach und nach einen Teil der Ruinen wieder auf. Später gelang es, mit Hilfe edler Wohltäter, auch die letzten Reste der traurigen Klosterruine aufzubauen, um den Pilgern, die immer zahlreicher den heiligen Berg hinansteigen, ein Obdach bieten zu können.

 

 Maria Waldrast

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55. Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau von Einsiedeln in der Schweiz

 

2700 Fuß über der Meeresfläche, auf sanfter Anhöhe über dem gleich genannten Flecken, erhebt sich die große und prachtvolle Benediktiner-Abtei Einsiedeln.

 

Am jenseitigen Saum der Gebirge, die das hohe Bergtal umschließen, nordwärts längs des Zürichersees, hinauf in die schweizerische March, dann auf der anderen Seite gegen den Vierwaldstädtersee, hatte längst schon das Christentum festen Fuß gefasst, als hier noch finsterer Wald den Talgrund bis zu den Gebirgshöhen bedeckte. Um eben die Zeit, da Papst Leo III. Karl den Großen als Beherrscher der abendländischen Christenheit begrüßte, gebar eine Gräfin von Sulden ihrem Gemahl, Berthold von Zollern, einen Sohn, dem die Eltern den Namen Meinrad gaben. Weil er Anlage zum Studieren verriet, wurde er im fünften Jahr seines Alters von seinem Vater in das Benediktinerkloster zu Reichenau gebracht und einem Blutsverwandten, dem frommen und gelehrten Mönch Erlebald, zur Erziehung übergeben. Der Junge erfreute seinen würdigen Lehrmeister durch Folgsamkeit, Eifer und züchtigen Wandel. Bald gewann man ihn im Kloster allgemein lieb und nahm ihn nach Verlauf der Jahre in den Orden auf.

 

Es geschah, dass der greise Abt Hatto seine Würde an Erlebald übertrug, um sich ganz allein dem beschaulichen Leben zu widmen. Der neue Abt sendete den jungen Priester Meinrad in das kleine, Reichenau angehörige Kloster Oberbollingen am Zürichersee, um dort den Unterricht der Schulknaben zu leiden. Eine geraume Zeit hatte er in diesem Amt zugebracht, als er einen sonderlichen Drang in sich spürte, in die Einöde zu gehen. Demnach begab er sich auf den Etzelberg und bewohnte daselbst 7 Jahre lang in Fasten, Beten und Erforschung des göttlichen Willens eine kleine Zelle, die eine fromme Witwe zu Altendorf ihm hatte erbauen lassen. Der ruf von seinen Tugenden verbreitete sich in der ganzen Umgegend. Viele strömten herbei, um in ihren Angelegenheiten Hilfe und Trost zu suchen. Dies bewog den Einsiedler, der so gern ungestört im Dienst des Herrn geblieben wäre, den Etzelberg zu verlassen und einen anderen, weniger besuchten Platz zu seinem Aufenthalt zu wählen. Er fand ihn tiefer im Gebirge an der Stelle, wo heutzutage die berühmte Kirche Unserer Lieben Frau zu Einsiedeln steht. Hildegard, die Äbtissin des geführten Stiftes Frauenmünster, die ihn in seiner ersten Wohnung öfter besucht hatte, ließ ihm auf dem neu gewählten Platz daselbst eine Klause und eine Kapelle bauen. In dieser stellte er ein Bild der heiligen Jungfrau auf, das von jeher ein Gegenstand seiner innigsten Verehrung gewesen war.

 

Meinrad brachte in der Wildnis 26 Jahre unter den strengsten Bußwerken zu. Er hatte keine andere Gesellschaft, als zwei Raben, die er jung aus dem Nest genommen und groß gefüttert hatte. Mit diesen teilte er seine spärlichen Bissen. So abgelegen aber auch die Gegend war, in der sich der heilige Mann zurückgezogen hatte – die eines höheren Trostes Bedürftigen fanden ihn doch auf, und bald war der Zudrang wieder so groß, wie vormals am Etzelberg.

 

Wer sollte glauben, dass dieser fromme Gottesmann, der nur für die Erfüllung der Pflichten der Liebe lebte, vor feindlichen Angriffen nicht sicher war? Zwei Bösewichte, Richard und Peter aus dem Rieß gebürtig, fuhren den See hinunter und hörten von dem Waldbruder und dem großen Zulauf zu seiner Klause. Der böse Geist gab ihnen den Gedanken ein, er müsse aus den Gaben der ihn Besuchenden große Reichtümer gesammelt haben. Die Raubgier regte sich, und des Mordes gewohnt, nahmen sie sich vor, ihn umzubringen. Als sie in die Einöde traten und von den beiden Raben erblickt wurden, erhoben diese ein so grässliches Geschrei, dass der ganze Wald davon erklang. In derselben Stunde las Meinrad am Altar seiner Kapelle die Heilige Messe, und es wurde ihm während des Opfers durch innere Erleuchtung kund, dass der Tod ihm nahe sei. Bald darauf polterten die Räuber an der verschlossenen Tür und begehrten Einlass. Meinrad verrichtete noch ein kurzes Gebet vor dem Altar, befahl sich Gott dem Herrn und öffnete die Tür, den Räubern mit Brot und einem Becher Wein entgegengehend. Sie jedoch waren nicht zufrieden mit dem, was ihnen der Heilige darbot, sondern schrien ungestüm nach Geld. Vergebens beteuerte Meinrad, er habe nicht Gold und Silber und auch sonst nichts von Wert. Die Mörder warfen sich über ihn her und erwürgten ihn auf unmenschliche Weise. Mit zum Himmel gerichteten Augen und aufgehobenen Händen gab der Heilige seinen Geist auf. In dem Augenblick, erzählt die fromme Sage, entzündeten sich die Kerzen auf dem Altar von selbst, damit die Seele nicht ohne Licht von hinnen scheide. Als die Räuber dieses Zeichen sahen, entsetzten sie sich und sprachen zueinander: „Lasset uns fliehen, denn es ist zu fürchten, dass der Mord nicht unentdeckt bleibe.“ Sowie sie aus der Zelle traten, flogen die Raben mit lautem Gekrächze hinter ihnen her, und verfolgten sie, wohin sie gingen. Bis nach Zürich flogen sie ihnen nach, und weil inzwischen der Mord des Heiligen bekannt geworden war, griff man dort nach den also verratenen Mördern und flocht sie auf das Rad. Der Mord war im Jahr 863 geschehen.

 

Nach Meinrads Ermordung blieb die Zelle unbewohnt, die Stätte aber, an der Meinrad sein Leben führte und beendete, blieb im Andenken der um den Saum des Waldes wohnenden Menschen und wurde von ihnen bisweilen besucht. Da hörte wenige Jahre, bevor Karl des Großen Geschlecht ausging, der straßburgische Domherr Benno (man glaubt, er sei aus dem Stamm der burgundischen Könige gewesen) von dieser Einsamkeit, und längst geneigt, so eine Einsiedelei aufzusuchen, begab er sich mit einigen Gefährten dahin, um in gleicher Weise, wie Meinrad, dort zu leben. Erst wählte er sich die nahe gelegene Anhöhe, die jetzt noch nach ihm Bennau genannt wird, bald aber, 44 Jahre nach der an Meinrad verübten Tat, zog er tiefer hinab an die Stätte, wo er geweilt hatte (907), und freudig überließen ihm die Grafen von Rappersweil den Ort. Aber nur sparsame Hilfe mochte in so hohem Bergtal der Boden bieten. Da erbat sich Benno von der Äbtissin zu Seckingen die liebliche Insel Ufnau im Zürichersee, noch heutzutage des Klosters Eigentum, und pflanzte dort Fruchtbäume und was dort unter milderem Himmelsstrich zu einfacher Nahrung gedeihen mag. Zur bleibenden Stätte für Männer, die aus dem Treiben und den wandelbaren Dingen der Welt an einen Ort der Ruhe und Sammlung sich zurückziehen wollten, wurde St. Meinrads Zelle erst, nachdem der straßburgische Domprobst Eberhard, aus vornehmen Geschlecht in Franken, im Jahr 934 dahin sich begeben. Der verwendete, was ihm von väterlichem Gut angefallen war, zum Bau einer Kirche zu Unserer Lieben Frau Ehre, in der er Meinrads Kapelle einschloss und für Brüder, die nach St. Benedikts Regel leben sollten, eine Behausung daran errichtete, die Kaiser Otto durch einen Bestätigungsbrief vom Jahr 946 zu einem Kloster erklärte, dessen Bewohnern er das Recht erteilte, ihren Abt sich wählen zu dürfen, und schon nach zwei Jahren der Stiftung solche Anerkennung widerfahren ließ, als wäre sie bereits eine mit Grund und Boden, Nutzungen und Rechten reich ausgestattete Abtei.

 

Eberhard hatte mittlerweile seinen Bau vollendet, so dass er im September des Jahres 948 den Bischof Conrad von Constanz zu dessen Weihe einladen konnte. Dieser soll in der Nacht vor dem Weihetag (14. September) wunderliebliche Stimmen gehört haben, und am folgenden Tag nachdem er sich unter langem Zaudern zur feierlichen Handlung zur Kirche begeben, in dem Wort: „Halt ein Bruder, Gott selbst hat die Kapelle geweiht!“ über deren Bedeutung Aufschluss erhalten haben, so dass er die oberhirtliche Weihe nicht mehr vorzunehmen wagte. Merkwürdig ist immer, dass dies nicht auf dunkler Sage beruht, sondern der Bischof selbst in seinem Buch von geheimnisvollen Dingen den Hergang dieser himmlischen Einweihung erzählt, worüber er 16 Jahre später Papst Leo VIII. mündlichen Bericht erstattete, dieser hierauf unter Beratung vieler deutscher Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte, von der vollkommenen Glaubwürdigkeit des Vernommenen überzeugt, am 11. November 964 denjenigen, die die Kirche besuchen würden, einen vollkommenen Ablass erteilte, den nach einem halben Jahrtausend Pius II. bestätigte. Daher noch in heutiger Zeit am Tag von Kreuzerhöhung zu Einsiedeln das Fest der Engelweihe begangen wird, das immer die Pilger zu Tausenden herbeizieht.

 

Die Kirche, die unter Abt Cölestin im Jahr 1837 von innen wieder renoviert wurde, macht durch ihre Größe, Bauart, ihre Gemälde, Bildsäulen und übrigen Verzierungen einen tiefen Eindruck auf den Pilger. Sie ist samt dem prachtvollen Chor 208 Schuh lang und 116 Schuh breit. Zu beiden Seiten stehen 10 sehr schöne Altäre mit kostbar gefassten heiligen Reliquien, Gemälden, und Statuen geziert.

 

Die heilige Kapelle, die schon zu des heiligen Eberhards Zeiten in der Kirche stand, hatte damals kein Gewölbe und war nur einfach getäfelt. Mehrere Feuersbrünste zerstörten seit dieser Zeit die Kirche, die Kapelle aber wurde wunderbar erhalten. Auch da die calvinische Ketzerei in den stillen Tälern der Schweiz sich ausbreitete, und die Wut der Ketzer die Kapelle zu zerstören drohte, wurde sie gerettet. Nachdem der Sturm der Revolution sich endlich ausgetobt hatte und die verbannten Klostergeistlichen wieder zurückkehren durften, wurde das Gnadenbild am 29. September 1803 mit aller möglichen Feierlichkeit unter dem Andrang einer ungeheuren Menge Volkes zurückgebracht, und wiederum an der nämlichen Stelle auf einem schön errichteten Altar zur Verehrung ausgestellt. Im Jahr 1817 wurde die heilige Kapelle mit jener Pracht, die die Heiligkeit des Ortes erforderte, gebaut und in sie das heilige Gnadenbild gebracht.

 

Diese Kapelle, mitten in der Kirche stehend, zieht sogleich das Auge jedes eintretenden Pilgers auf sich. Von außen ist sie mit schwarzem und grauem Marmor überkleidet. Ihre Zierden bestehen in Säulen und Statuen. An der Vorder- und den beiden Nebenseiten sind schöne mit eisernen Gittern gezierte Öffnungen angebracht. Über dem Türgiebel ist ein schönes in Marmor gehauenes erhabenes Bild, das Hinscheiden der allerseligsten Jungfrau vorstellend. Rechts und links stellen zwei kleinere Bilder in Marmor die Geburt und Verkündigung Unserer Lieben Frau dar. Der Fußboden ist von schwarzem und grauem Marmor. Die Kapelle ist 22 Schuh und 6 Zoll lang, 21 Schuh breit und 17 Schuh und 6 Zoll hoch. Von innen ist sie mit vielfarbigem Gipsmarmor und Gold ausgelegt. Eine kleine Kuppel, 22 Schuh hoch, überdeckt sie. Über dem Altar, auf vergoldeten Wolken steht von Strahlen umgeben das prächtig gekleidete Gnadenbild, Maria mit dem Jesuskind.

 

Um von der umliegenden katholischen Schweiz, aus der viele Gemeinden jährliche Gelübdewallfahrten halten, nicht zu sprechen, weit durch Deutschland, Frankreich und das angrenzende Oberitalien erstreckt sich der Ruf von Einsiedelns Gnadenstätte, und die Zahl der alljährlich an ihr eintreffenden Pilger steigt an die 300.000, die besonders am jährlichen Fest der Engelweihe groß ist. Während der 14 Tage, innerhalb der es fällt, erhielten im Jahr 1834 nicht weniger als 36.000 Personen die heilige Kommunion. Damals fiel das Fest auf den Sonntag, wo es dann acht Tage durchdauert und „Die große Engelweihe“ heißt.

 

Eine der glänzendsten Wallfahrten war die, die Kaiser Karl IV. in Begleitung vieler Bischöfe und Fürsten dahin machte. Die Votivbilder, die in der Nähe der heiligen Kapelle, innerhalb der Kirche, wenige Schritte von deren Eingang stehend, aufgehängt sind, geben Zeugnis von so manchen Nöten, die durch die Fürbitte der heiligsten Jungfrau entweder ganz abgewendet, oder doch gemildert worden sind.

 

Die Wunder, die außerordentlichen Gebetserhörungen und außerordentlichen Bekehrungen am Gnadenort Maria Einsiedeln sind nicht zu zählen. Doch seien einige davon zur Verherrlichung Unserer Lieben Frau hier angeführt:

 

Joseph Peter Doißard, ausgezeichneter Priester von Besancon und Professor der Theologie, wurde im Jahr 1774 von einer tödlichen Krankheit befallen. Die gewandtesten Ärzte konnten weder den Sitz der Krankheit entdecken, noch die Heilmittel finden. Aller menschlichen Hilfe beraubt, wendete er sich an Maria von Einsiedeln, und fleht sie an um die Gabe der Gesundheit. Kaum hat er sein Gebet geendet, als ihn ein leiser Schlummer befällt, während dem es ihm scheint, die heilige Jungfrau zu erblicken, die ebenso gestaltet und gekleidet, wie die zu Einsiedeln ist, und ihn seiner Heilung versichert. Er erwacht, und ist in der Tat vollkommen gesund, kommt hierauf nach Einsiedeln, um seiner Wohltäterin schuldigen Dank zu sagen, und bezeugt seine wundervolle Heilung schriftlich und eidlich.

 

Johann Bellat, aus dem Bistum Basel, hatte eine junge Tochter, die das Gesicht gänzlich durch die Kinderblattern verloren hatte. Die Ärzte erklärten, nach Anwendung verschiedener Mittel, das Übel für unheilbar. Auf diese traurige Äußerung der Ärzte machen die Eltern des Kindes eine Wallfahrt nach Einsiedeln im Jahr 1779, empfangen dort mit Andacht die heiligen Sakramente, beten eifrigst um die Heilung ihrer Tochter, und siehe, in nämlicher Zeit erhält sie das Gesicht und ist vollkommen geheilt.

 

Johann Diepold von Jansen hatte ein so lasterhaftes Leben geführt, dass er wegen seiner Missetaten aus dem Vaterland verbannt wurde. Auf seiner Verbannungsreise wird er im Jahr 1649 zu Wittingen tödlich krank, verliert den Verstand und ist so außer Stand gesetzt, sich mit Gott auszusöhnen. Ein Priester kommt zwar, ihn zu sehen, allein was will er anfangen mit einem Sterbenden, der ohne Verstand da liegt? Er glaubt sogar, in diesem Unglücklichen ein schreckliches Bild eines unbußfertigen Sünders zu sehen, und schauert vor Schrecken zurück. Durchdrungen von diesem Gedanken besteigt er die Kanzel, erzählt dem Volk, was er soeben gesehen hatte, und eifert heftig gegen die Sünder, die ihre Bekehrung bis auf den Tod verschieben. Das hört ein gewisser Thiedland Maglia, ein Christ von gemeinem Stand. Er, von Mitleid bewogen, eilt zu dem noch lebenden Kranken. Hier fängt er an, Maria von Einsiedeln anzuflehen, ergießt sich in einen Strom von Tränen, und macht die verschiedensten Versprechen, wenn nur diese Unglückliche gerettet würde. Das Gebet dieses braven Mannes durchdrang die Wolken und hemmte den gewöhnlichen Lauf der Natur und der göttlichen Gerechtigkeit. Der mit dem Tod ringende Kranke kommt wider alle Erwartung zu sich, ruft nun selbst zur gebenedeiten Mutter der Barmherzigkeit, verlangt einen Beichtvater, empfängt die heiligen Sakramente und stirbt vier Stunden danach mit allen Zeichen der aufrichtigsten Reue.

 

Maria Franziska Petitot, eine arme ledige Person von Pont de Roide in Frankreich, war am 18. Mai 1850 nach Maria Einsiedeln in der Schweiz gekommen, um an diesem weltberühmten Gnadenort der Himmelskönigin Trost und Hilfe in ihrer Bedrängnis zu suchen. Sie hatte bereits das 43. Lebensjahr in einem sehr traurigen Zustand zugebracht. Seit ihrem 11. Lebensjahr nämlich waren ihre beiden Füße lahm und rückwärts gebogen, so dass sie nicht darauf stehen konnte und überall hin, wo man sie haben wollte, wie ein Kind getragen werden musste. Um gedachte Zeit machte sie in einem von einem Esel bespannten und von einer anderen Person geleiteten Wägelchen eine Wallfahrt nach Einsiedeln. Am folgenden Morgen nach ihrer Ankunft (es war der hohe Pfingsttag) fühlte sie sich in der ersten Heiligen Messe, der sie vor der marianischen Gnadenkapelle beiwohnte, während der heiligen Wandlung plötzlich geheilt, so dass sie auf beiden Füßen stehen und in ihre Herberge zurückgehen konnte. Dies geschah in Gegenwart sehr vieler Menschen aus allen Gegenden. Deswegen verbreitete sich auch der Ruf von diesem Wunder sogleich weithin nach allen Richtungen, und alles drängte sich bei der Rückreise der Geheilten herbei, sie zu sehen. Als sie in ihre Heimat kam, ging die ganze Einwohnerschaft des Ortes ihr eine Stunde weit prozessionsweise entgegen, und pries laut in Gebet und Lobgesängen die Güte Gottes und die Macht der Fürbitte seiner heiligen Mutter. Die geistlichen und weltlichen Vorsteher dieses Ortes haben die Wahrheit des Ereignisses in einer amtlichen Urkunde bezeugt.

 

(Quelle: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

 

kloster-einsiedeln

 

 

56. Marienbaum

 

Wer sich die Geschichte der Wallfahrtsorte und Gnadenbilder in Deutschland genauer anschaut, wird eine ganz überraschende Entdeckung machen. Die meisten Wallfahrtsorte sind in der Zeit zwischen 1400 und 1500 entstanden. Alle Gottesliebe und Marienminne der Vorzeit flammt noch einmal am Abend des Mittelalters in wunderbarer Pracht auf, bevor die kühle Nacht der glaubensschwachen Neuzeit hereinbricht.

 

Damals entstand auch die Wallfahrt zum Gnadenbild in Marienbaum, das zwischen Kalkar und Xanten liegt.

 

Um das Jahr 1430 lebte hier auf einsamer Heide ein gelähmter und siecher Schäfer. Eines Nachts sah er im Traum einen hohen Eichbaum. Der Stamm der Eiche war nach oben stufenförmig aufgewachsen. In den Zweigen stand eine wunderschöne Muttergottesstatue. Dabei wurde ihm eingegeben, diesen Baum mit dem Bild der Mutter Gottes im nahen Wald zu suchen und es vertrauensvoll zu verehren. Dann werde er gesund werden. Der Glaube und das feste Vertrauen des Schäfers sollten nicht vergeblich sein: er wurde gesund an Ort und Stelle von seiner Krankheit. Das war der Anfang des Gnadenortes und der Wunder. Pater van Gerven berichtet in seinem Buch „Historie van Marienboom“ von 30 Wunderheilungen aller möglichen Krankheiten. Allein 5 Blindenheilungen werden erwähnt. Bei allen Fällen nennt er die geheilten Personen mit Namen; nur in zwei Fällen nennt er keine Namen, da die Originalurkunden durch einen Klosterbrand vernichtet wurden. Auch der nüchterne und vorurteilsfreie Forscher der Unterlagen kann sich im Pfarrarchiv von Kalkar und Kleve von der zweifellosen Echtheit der Wunder überzeugen.

 

Noch heute hängt in der Pfarrkirche zu Marienbaum ein Muttergottesbild mit folgender Inschrift: „Die Anno 1636 von der Pest befreite Stadt Calkar hat das Bild 1637 zu Ehren des dreimal gütigsten und höchsten Gottes, der allerseligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen dargebracht.“ Unter dem Bild steht das Chronogramm: „Frei von den Banden der Pest leb Calcar wiederum neu auf. Deiner Fürbitte verdankt es dies, o selige Jungfrau.“ Die Kalkarer hatten während des Wütens der Pest eine Wallfahrt deswegen nach Marienbaum gemacht; denn 2000, d.h. zwei Drittel der Einwohner Kalkars, hatte die Pest schon dahingerafft. Nach der Wallfahrt hörte die Pest sofort auf.

 

„Um die Herkunft des Bildes hatte sich früher niemand gekümmert. Bischof und Volk genügte es, dass die Mutter besonders verehrt werden wolle, was die Wunder und Gebetserhörungen bewiesen und bekräftigten. Man vermutet, dass das Bild nicht allzu weit von dem heutigen Standort entstanden ist. Jedenfalls stellt es eine der hervorragendsten Arbeiten niederrheinischer Plastik des Spätmittelalters dar. 40 cm hoch, hält die stehende Mutter Gottes in ihrer rechten Hand einen Apfel, auf ihrem rechten Arm ruht der Jesusknabe. In der freien und edlen Haltung und dem huldvollen Lächeln liegt eine eigene Anmut und Grazie über dem Ganzen.“ (Alban Stolz) Vor einem solchen Bild kann man gut beten.

 

Wer die fast sechshundertjährige Geschichte dieses Gnadenbildes rückblickend verfolgt, kommt vielleicht auf den Gedanken, was Maria eigentlich mit Marienbaum vorhatte. Denn dass sie hier verehrt werden wollte, bewiesen Wunder und zahlreiche Gebetserhörungen. Warum ließ sie 200 Jahre später Kevelaer entstehen? Genügte ihr Marienbaum nicht mehr? Wenn es schon schwer ist, die verworrenen Fäden weltlicher Politik zu entwirren, wieviel schwieriger wird dies erst bei der geheimnisvollen Politik des Himmels sein. Ganz begreifen können wir sie nicht.

 

Schon van Gerven macht darauf aufmerksam, Marienbaum liege genau in der Mitte zwischen Xanten und Kalkar, dass Maria beide trotz ihrer Heiligtümer und prächtigen Kirchen nicht ausgewählt habe, vielmehr den einsamen Ort in der Mitte beider Städte, die damals hervorragende Kultur- und Handelszentren des Niederrheins waren und noch nicht ihren Dornröschenschlaf schliefen. Wollte sie vielleicht einen ruhigen Ort für ihre Pilger? – Ein anderer Gedanke: Im 15. Jahrhundert entstand der Gnadenort; volle 200 Jahre vor Kevelaer. Ins 16. und 17. Jahrhundert fielen die angstvollen Zeiten des niederländischen Freiheitskrieges und des Dreißigjährigen Krieges. Das Pestgespenst wütete damals in Stadt und Land und jagte den Menschen unheimliches Grauen und dumpfe Verzweiflung ein. Diesen heimgesuchten Menschen wollte Maria ganz nahe sein. Darum ließ sie mitten im Gebiet des Elends diesen Gnadenort entstehen. Durch Wunder belohnte sie das Vertrauen der Pilger und Machte die Menschen aufmerksam, nicht zu verzweifeln und müde zu werden mit ihren Gebeten. Waren Hungersnot, Pest und Elend nicht geeignet, den Glauben an die Vorsehung eines gütigen Vatergottes, der nichts von ungefähr geschehen lässt, und aus dessen Hand alles kommt – auch diese unsägliche Not –, aus ihren Herzen auszulöschen? Und wo blieb die barmherzige Fürsprecherin Maria? Was hätte in solchen Kriegskatastrophen Kevelaer, wenn es überhaupt schon bestanden hätte, bedeutet? Eine mehrtägige Pilgerfahrt in dieser Zeit war doch viel zu gefährlich. Wenn auch später Kevelaer der Wallfahrtsort schlechthin für den Niederrhein und weit darüber hinaus wurde – und wir sollen uns der hier unerschöpflichen Barmherzigkeit Mariens freuen –, so hat Maria gezeigt, dass sie Marienbaum nicht verlassen habe, dass sie es liebkose, ihr Marienbaum. Als Kevelaer schon längst in Macht und Ansehen stand, geschahen hier immer noch Wunder auf Wunder. Und heute? Eins steht fest: sie hat noch nie einen Ort ihrer Gnade aufgegeben. Das tut sie nie, das ist ganz gegen ihre Gewohnheit. Sie vergisst uns nie, wohl vergessen wir sie. Es fehlt uns an lebendigem Glauben und Vertrauen zu ihr, dass sie in allem uns helfen kann und will, wenn wir es nur wollen. Bei allen holen wir eher Rat und Hilfe als bei Maria. Höchstens, wenn alle versagen, kommen wir zu ihr. Wir nennen sie Mutter des guten Rates und Hilfe der Christen, aber wir glauben es nicht aus tiefstem Herzen. Doch auch heute steht sie nicht verlassen da. Noch ist sie hier die ewig Angerufene und die ewige Fürbitterin. Könnten wir das Unsichtbare sichtbar machen, dann würden wir tausend Wunder der Gnade sehen.

Marienbaum

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57. Madonna del Sasso

 

„Auf hohem Berg, unnahbar euren Schritten, liegt eine Burg . . .“, so könnte man auch von dem herrlichen Kloster Madonna del Sasso sagen. Das kleine Bergheiligtum spiegelt sich von hoher Felswand herab in den blauen Fluten des Lago Maggiore. Ungefähr 525 Jahre sind es her, seit Maria, die Vermittlerin aller Gnaden, ihr Werk der Barmherzigkeit hier begonnen hat.

 

Noch zu Lebzeiten des heiligen Franziskus von Assisi wurde in Locarno eine Niederlassung des Franziskanerordens gegründet: Kirche und Kloster San Francesco bestehen noch und befinden sich am Westende der Stadt, zum Maggiafluss hin, auf der Piazza di San Francesco. Dort lebten bis in unsere Zeiten hinein die Söhne des heiligen Franziskus, und zwar jene, die man, zum Unterschied von den anderen seraphischen Ordensfamilien, Konventualen nennt. Erst 1848 fiel diese alte Stätte des Gebetes und des Friedens dem fanatischen Zeitgeist zum Opfer. Durch einer „freiheitlichen“ Regierung Zwangsdekret wurde das Kloster aufgehoben, die Kirche geschlossen, die Ordensleute des Landes verwiesen.

 

In diesem Kloster lebte um die Mitte des 15. Jahrhunderts P. Bartholomäus Piatti von Ivrea, der selige Gründer der Wallfahrt zur Madonna del Sasso. Es war am 14. August des Jahres 1480, am Vorabend des Festes Mariä Himmelfahrt. P. Bartholomäus hatte diesen Tag seiner Gewohnheit gemäß mit Fasten und Beten zugebracht. Zu später Abendstunde suchte er sein hartes Lager auf. Durch einige Stunden Ruhe wollte er sich auf den hohen Festtag vorbereiten. Aber seine Augen fanden keinen Schlaf. Deshalb zog er es vor, noch einige Zeit draußen in der frischen Luft zu gehen. Ein breiter Loggiengang, der sich vor den Zellen der Mönche im ersten Stockwerk des Klosters ausdehnte, bot dazu Gelegenheit. – Von hier aus hatte man eine herrliche Aussicht auf die hohen Berge, die Locarno im Nordwesten wie mit einem schützenden Wall umgeben. Stiller Friede lag über der ganzen Landschaft. Nur die nahe Maggia rauschte halblaut, als ob sie im Traum rede. Über Fluss, Berg und See spannt sich in feierlicher Erhabenheit das Sternenzelt einer gerade am Südabhang der Alpen so schönen Augustnacht. Die weihevolle Stimmung der Natur teilt sich dem empfänglichen Gemüt des frommen Ordensmannes mit. P. Bartholomäus fängt an mit der Natur zu beten und die Natur mit ihm.

 

Da lichtet sich der Sternenhimmel über den Bergen. Der Glanz vermehrt sich und nimmt bestimmte Formen an. Da ist es P. Bartholomäus, als trete dort oben, gerade über dem Felsvorsprung, der von der hohen Bergkette losgelöst über Locarno thront, eine große lichte Menschengestalt an den Rand heraus. Die Gestalt wird immer strahlender, tritt näher, als wollte sie zu ihm herabsteigen. Es ist eine hehre Frauengestalt, auf dem Arm ihr liebes Kind tragend, das sich an die Mutter schmiegt. P. Bartholomäus täuscht sich nicht, er schläft und träumt nicht, es kann keine andere sein, sie ist es, die Madonna mit ihrem Kind. Und sie öffnet ihren Mund, als habe sie ihm etwas zu sagen, eines zu sagen, eines: P. Bartholomäus, da oben auf diesem Fels möchte ich bei dir und den armen Menschen sein, da oben will ich für mich ein Heiligtum! – Da ruft in den frühen Stunden des hohen Tages das Klosterglöcklein die Mönche ins Chor. Die Brüder finden den heiligen Nachtwandler noch in die Erscheinung versunken an den Pfeiler gelehnt. Auf Geheiß muss er den Obern erzählen, was da vorgegangen sei. Seit jener Nacht kommt über ihn etwas wie ein heiliges Bergheimweh. Es zieht ihn hinauf zum Felsen, wo in jener Nacht die heilige Frau gestanden hat. Da oben möchte er seine Tage beschließen und der himmlischen Frau ihr Heiligtum errichten. Die Obern kommen seinem Wunsch nach, die Familie Masina schenkt ihm den wilden Berg, Mitbrüder und fromme Menschen leisten ihm die nötige Hilfe, und das erste kleine Gotteshaus auf Madonna del Sasso kommt zustande. Seine Wohnung schlug P. Bartholomäus ganz in der Nähe des Kapellchens auf. Unterhalb der Baustelle befand sich eine natürliche Grotte, die ihm genügend Unterkunft bot. Diese Grotte ist bis heute erhalten, sie befindet sich jetzt eingemauert in den unteren Sakristeiräumen, unter dem Chor der Kirche. Bartholomäus von Ivrea starb um das Jahr 1502. Seinem Wunsch gemäß bestattete man ihn am Fuß des Madonnenhügels, in der Maria-Verkündigungs-Kapelle.

 

Die Kunde von dem neuen Wallfahrtsort, von dem sehr bald manche auffällige Gebetserhörungen und Gnadenerweisungen berichtet werden konnten, verbreitete sich rasch über das ganze Land. Wie beliebt der Gnadenort in kurzer Zeit wurde, geht daraus hervor, dass aus den eingegangenen Opfern schon 1484, also nach kaum vierjährigem Bestehen, in der Nähe der ersten Kapelle eine große, steinerne Kirche erbaut werden konnte, die 1560 von den Bürgern Locarnos noch einmal erweitert wurde. Längst ist das kleine Kapellchen zum großen Kloster geworden. Das Innere der Wallfahrtskirche ist reich mit Gold und Stuck verziert, und Wallfahrtsgaben aus Gold und Silber schmücken die Altäre. Hier hat der heilige Karl Borromäus 1567 und 1570 gepredigt. Ein frommer Bruder, der Mesner Agostino, führt uns und zeigt voll Stolz auf eine Grablegung von Ciserci, einem Tessiner Maler. Kloster und Kirche sind voll der edelsten Kunstschätze. Hans Huber, der bekannte Musiker, gehörte auch zu den frommen Pilgern und spendete seiner Madonna eine schöne Westminster Uhr die im Chor jede Viertelstunde ertönt.

 

Herrlich ist der Blick von der Höhe über den blauen See, weit ins Land hinein, nicht nur auf den Zipfel Schweiz – nein viel weiter hinab – dem zauberhaften Italien, wandern unsere Augen. – Tiefe friedvolle Ruhe, nur unterbrochen von dem Glöcklein des Klosters. –

 

Um das Gebäude herum hat sich ein Villenort gebildet, und an Stelle der früheren Einsamkeit ist das moderne Leben so umfangreich geworden, dass heute eine Drahtseilbahn gestattet, mühelos, in wenigen Minuten vom See aus auf die Höhe zu gelangen. Die rechten Wallfahrer aber gehen zu Fuß die schönen vierzehn Kreuzwegstationen hinauf, weil auch die Madonna nur auf dem Weg des Kreuzes ihre Himmelsherrlichkeit erreichte.

 

Madonna del Sasso

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58. Die Wallfahrt Aufkirchen in Südtirol

 

(Von Josef Liensberger in „Ave Maria“, Heft 12, 1914, Seite 261)

 

Im Hochpustertal, nahe dem Ursprung der Rienz und Drau, erhebt sich Toblach, vielen Sommergästen wohlbekannt. Von Toblach führt ein leichter Feldweg hinaus nach Aufkirchen. Dort ragt die gotische Kirche mit schlankem Turm. Von den Mauern des Turmes grüßt farbenfrisch das Bild des heiligen Christophorus. Treten wir in die hohen, kühlen Hallen und begrüßen ehrfürchtig unseren Herrn im allerheiligsten Sakrament! Begrüßen wir am Hochaltar auch das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter! Tief ergreift die Darstellung, wie die Mutter des Heilandes seinen lilienbleichen, mit rosenroten Wunden bedeckten Leib auf ihrem Schoß hält, während Johannes und vier heilige Frauen innigstes Mitleid bekunden:

 

Unterm Kreuze sitzt die bleiche,

Hehre Mutter mit der Leiche

Ihres Sohns im schwachen Arm,

Schauet Hand und Fuß durchstochen

Und das Herz vom Speer erbrochen,

Das am ihren schlug so warm.

 

Ach, sein Antlitz voller Güte

Ist verblichen wie die Blüte,

Die des Winters Frost gepflückt,

Da die Peiniger zum Hohne

Ihm von Dornen eine Krone,

In die Stirne tief gedrückt.

(Josef Seeber)

 

Dies Gnadenbild wurde seit Jahrhunderten hoch verehrt. Jetzt noch kommen viele Wallfahrer, besonders in der ernsten Fastenzeit. Durch die Fürbitte der schmerzhaften Mutter hoffen sie Hilfe in Leiden und Trübsalen oder doch milden Trost, die Gnade der Geduld und Ergebung. Da versteht so mancher Pilger erst recht die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes, versteht auch die sinnige Grabschrift nahe dem Hauptportal. Im Sommer 1900 machte mich auf diese Grabschrift ein Mitpilger aufmerksam, der selbst in bitteren Leiden hier Trost suchte:

 

Das Leben ist ein Rosenkranz

Von Widerwärtigkeiten;

Der Weise lässt ihn ohne Scheu

Durch seine Finger gleiten,

Er faltet fromm die Hände

Und betet ihn zu Ende.

 

marienwallfahrtskirche-zu-aufkirchen

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59. Aufkirchen - Pfarr- und Wallfahrtsort am Würmsee im k. Landgericht in Oberbayern

 

(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)

 

In freundlicher Lage erhebt sich auf des Berges höchstem Punkt, eine halbe Stunde vom königlichen Lustschloss Berg, eineinhalb von Starnberg, sechs Stunden von München, Aufkirchen mit seiner schönen Pfarr- und Wallfahrtskirche. Vom Entstehen der weitberühmten Wallfahrtskirche erzählt man:

 

„dass sie solches von der redlichen und herzlichen Andacht der Landleute erhalten habe. Das ehemalige uralte Kirchlein, erzählt man, war einfach und ärmlich und in rührender Dämmerung stand am einfachen Altärchen ein schmuckloses bleichendes Mariabild. Der Umstand, dass das Kirchlein zu eng wurde, um die Waller alle aufzunehmen, machte die Andacht noch dringender und süßer. Aber die Frömmigkeit des damaligen Zeitgeistes half jenem Umstand ab, und es brauchte mehr nicht, als anzukündigen, dass man eine neue größere Kirche bauen wollte, um an Geld, Baumaterialien und anderen Unterstützungen reichliche Beisteuer zu erhalten. Nun hatte der damalige Pfarrer Ulrich Hueber (vom Jahr 1495 bis 1501) noch überdies einen Einfall, dessen Ausführung dem Bau der Kirche den tätigsten Vorschub und der Wallfahrt eine neue glänzende Empfehlung gab, nämlich die Entscheidung – da sich die Teilnehmer über den eigentlichen Platz, auf dem die Kirche errichtet werden sollte, nicht einigen konnten – einer höheren Fügung anheim zu stellen. Dennoch wurde aus der Nähe der Taufstein, der als Hauptstein des Gebäudes betrachtet werden sollte, geholt, auf einen Wagen gelegt, und zwei Ochsen, die man auf der nächsten Weide fand, vorgespannt. Sie wurden aufwärts gegen eine Anhöhe getrieben und sodann ihrer eigenen Willkür überlassen. Die Folge davon war, dass die Ochsen eine Weile fortzogen, aber endlich, wie sie keinen weiteren Antrieb bemerkten, still standen. Der Stein wurde auf der Stelle abgeladen und als erster Grundstein gelegt.“

 

Es war nämlich einstimmig beschlossen, dass die Kirche an dem Platz erbaut werden sollte, wohin die Zugtiere den mit einem zum Fundament tauglichen Stein beladenen Wagen, sich selbst überlassen, ohne Führung und Antreiben ziehen würden. Das Paar Ochsen, das der Sage nach von der Weide auf der Wechselwiese bei den in der Niederung unter Aufkirchen am Weg nach Wolfratshausen gelegenen Dörfchen Aufhausen geholt und eingespannt wurde, nahm seine Richtung mit dem Wagen gegen die alte Kapelle auf der Anhöhe und blieb vor ihr stehen. Dieser Platz wurde nun als durch den Fingerzeig Gottes für die Stelle des Kirchenbaus angedeutet erkannt. Sogleich wurde danach eifrig zum Bau geschritten. Von allen Seiten her begann die Zufuhr von Baumaterialien. Der Bau der neuen Kirche ging ebenso rasch als glücklich vonstatten, denn schon am Sonntag nach St. Gallus des Jahres 1500 wurde sie zu Ehren und auf den Namen der allerseligsten Jungfrau Maria feierlich eingeweiht. Die alte Kapelle hatte man erst abgebrochen, als die Mauern der neuen Kirche fertig waren.

 

Vorzüglich zahlreich wurde Aufkirchen besucht an jenen Tagen, für die auf den andächtigen Besuch der Kapelle päpstliche Ablässe verliehen waren. Im Jahr 1625 am Sonntag nach Michaelis nachmittags zwischen drei bis vier Uhr ereignete sich das Unglück, dass entweder durch Unachtsamkeit oder aus Fahrlässigkeit im Innern der Kirche Feuer entstand, dass schnell um sich griff. Am Hochaltar waren schon die Säulen und die Figuren zweier Engel, die den Schleier des Gnadenbildes in den Händen trugen, von den Feuerflammen ergriffen. Desungeachtet aber blieb das Bild selbst ganz unversehrt. Noch heutigen Tages stehe die beiden halbverbrannten Engelstatuen unter dem Kirchenportal zur Erinnerung an dieses wundervolle Ereignis.

 

Im Jahr 1688 übergab Kurfürst Maximilian Emanuel die Pfarrei Aufkirchen dem Eremiten-Orden des heiligen Augustin der Bayerischen Provinz. Die Augustiner gründeten daselbst ein Hospitium. Nach der unglücklichen Schlacht am Schellenberg bei Donauwörth am 2. Juli 1704, hielten die Wallfahrtspriester das Muttergottes-Gnadenbild zu Aufkirchen nicht mehr für sicher und flüchteten es am 19. Juli 1704 in ihr Kloster, in die Augustinerkirche zu München, die gegenwärtig als Mauth- und Warenhalle benützt wird, und stellten es dort bis zum 24. März 1705 zur Verehrung aus. An dem Tag wurde das Bild in feierlicher Prozession wieder von München nach Aufkirchen zurückgetragen.

 

Das ehemalige Augustiner-Hospitium ist bei seiner Aufhebung im Jahr 1803 das Pfarrhaus geworden. Die Kirche ist im byzantinischen Stil erbaut. Des Hochaltares Hauptzierde ist das Gnadenbild, die heilige Jungfrau mit dem linken Arm das Jesuskind auf dem Schoß haltend, umgeben von Engeln. Zwei kleine Engel halten die Krone auf dem Haupt der heiligen Gottesmutter und zwei größere knien zu ihren Füßen. Das Ganze ist sehr sorgfältig aus Holz geschnitzt und nicht ohne künstlerischen Wert.

 

Neuen Reiz verlieh der Wallfahrtskirche der schöne großartige, am 26. Juli 1857 feierlich eingeweihte Kreuzweg, der mit seinen lieblichen vierzehn Stationen von der See-Seite zu ihr führt. 

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60. Der berühmte Wallfahrtsort Walldürn

 

Mit berechtigtem Stolz darf das Odenwaldstädtchen Walldürn auf seine Wallfahrten zurückblicken. Im Jahr 2030 kann dieser älteste Wallfahrtsort Badens das Jubiläum des siebenhundertjährigen Bestehens feiern.

 

Walldürn liegt im äußersten Norden Badens, an der Grenze des badischen Odenwaldes, wo einst römische Legionen den Grenzwall hüteten, wo die waldigen Hänge des mainwärts kommenden Marsbachtales sich zur 420 m hohen Ebene hinziehen. Enge Straßen und winklige Gassen, das alte Schloss der ehemaligen Grafen von Dürn aus dem Jahr 1237, das steilgiebelige Rathaus im Herzen der Altstadt, ein Schmuckkästchen gotischer Fachwerkkunst aus dem Jahr 1448, sowie vor allem die berühmte Wallfahrtskirche als Krone des ganzen Ortsbildes geben dem heute 12.000 Einwohner zählenden aufwärtsstrebenden Städtchen sein besonderes Gepräge.

 

In der Zeit der Wallfahrt, die mit dem Dreifaltigkeitssonntag beginnt und mit dem 4. Sonntag nach Pfingsten schließt, wandelt sich Walldürn zu einer bunt bewegten Pilgerstadt. Aus allen Gegenden Deutschlands ziehen die Pilger mit flatternden Fahnen in Prozessionen mit frommen, inbrünstigen Gebeten und Gesängen in alten, schönen Trachten dem Gnadenort entgegen. Seit frühester Zeit kommen schon die Pilgerzüge aus Köln, Mainz, Frankfurt und aus dem Eichsfeld. Heute noch machen die frommen Wallfahrerprozessionen einen großen Teil des Weges zu Fuß, wobei sie überall im rheinisch-fränkischen Gebiet an zahllosen frommen Vorzeichen, wie Bildstöcken, Kapellen, vorbeikommen, die diese „Wall-leuthe“ auf Walldürn vorbereiten sollen. Je mehr die erwähnten Prozessionen sich Walldürn nähern, desto zahlreicher werden auf den Wallfahrtswegen diese Erinnerungen an die Gnadenstätte, insbesondere auf der alten Wallfahrtsstraße, die von Miltenberg über die Höhe unmittelbar nach Walldürn führt. Und der Zustrom zur Wallfahrtskirche stieg immer mehr. So kam es, dass schon im Jahr 1728, dem Einweihungsjahr des zweiten Erweiterungsbaues der Kirche, über 100.000 Kommunionen ausgeteilt worden sind. 1784 sollen sogar 180.000 Pilger den Gnadenort besucht haben.

 

Die Wallfahrt zum Heiligen Blut in Walldürn (Erzbistum Freiburg in Baden) verdankt ihre Entstehung einer wunderbaren Begebenheit. In kurzen Zügen sei ihr Ursprung gekennzeichnet. In der damaligen Kirche zu Walldürn feierte im Jahr 1330 (vor knapp 700 Jahren) ein Priester namens Heinrich Otto das heilige Messopfer. Diesem Priester geschah das Missgeschick, mit einer hastigen Bewegung den Kelch nach der heiligen Wandlung umzustoßen. Da ereignete sich das Wunderbare. Das heilige konsekrierte Blut des Herrn ergoss sich über das Korporale, und sofort bildeten sich auf dem weißen Linnen blutigrot das Bild des Gekreuzigten und um ihn herum, gleichförmig gruppiert, elf weitere dornengekrönte Häupter, ganz ähnlich wie im Schweißtuch der hl. Veronika. Wie der Volksmund zu erzählen weiß, soll der Priester zuvor an der Wirklichkeit des Wandlungsvorganges gezweifelt haben, da habe ihm nun Gott ein sichtbares Zeichen der Wahrheit geben wollen. Ob an dieser volkstümlichen Erzählung etwas Wahres ist, weiß man nicht. Soll aber dieser Zweifel des Priesters Wirklichkeit sein, dann der göttlichen Vorsehung umso mehr Dank, die eines Priesters Zweifel zum Segen vieler Menschen zu wenden wusste. Was tat nun der Priester? Seelisch tief erschüttert über das Geschehene, raffte er nach dem Weggang der Gläubigen aus der Kirche das Korporale zusammen und verbarg es unter dem Altarstein, dem seines Erachtens würdigsten Ort. Dort war es lange Jahre verborgen, ohne dass jemand Kunde von dem geheimnisvollen Vorgang erhalten hatte. Einzig in des Priesters Brust ruhte das wunderbare Geheimnis, er schwieg allen gegenüber. Da kam der Priester zum Sterben, er beichtete, wobei er sich nach manchen Gewissensqualen zum Geständnis durchrang. Die Angaben des Priesters waren richtig. Man suchte sodann nach dem Korporale und fand es wirklich an der bezeichneten Stelle, unter dem Altarstein. Der Priester starb. Die Kunde von dem geschehenen Wunder verbreitete sich sehr schnell. Das gläubige Volk strömte aus der Stadt und Umgebung zusammen, um das Wunder zu sehen und es zu verehren. Durch die Anrufung des kostbaren Blutes fanden viele Erhörung in den verschiedensten Anliegen. Das Wunder, das sich also 1330 ereignete, dann aber längere Zeit verborgen blieb, wurde erst zwischen 1350 und 1360 bekannt.

 

Die Kirche verhielt sich, wie immer in solchen Dingen, vorerst abwartend, aber trotzdem wurde der Zudrang der Pilger immer größer, und schon nach rund 50 Jahren war Walldürn ein weithin bekannter und vielbesuchter Wallfahrtsort.

 

Die Verehrung des heiligen Blutes von Walldürn wurde schließlich so groß, dass sich etwa 70 Jahre nach der Auffindung Gerhard von Schwarzenberg, Bischof von Würzburg, zu dessen Bistum damals Walldürn gehörte, veranlasst sah, das wunderbare Korporale nach Rom zu Papst Eugen IV. (1431 bis 1447) bringen zu lassen, um es einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Eine Abordnung Walldürner Bürger begleitete das kostbare Tüchlein. Es blieb dann mehrere Jahre in Rom und soll sogar während längerer Zeit in der oberitalienischen Universitätsstadt Bologna nach dem damaligen Stand der Wissenschaft chemisch untersucht worden sein. Nach eingehender Untersuchung bestätigte Papst Eugen IV. am 31. März 1445 das Wunder. In einer mit seinem Siegel versehenen Urkunde gewährte er den Besuchern der Kirche zu Walldürn auf den achten Tag nach Fronleichnam einen Ablass von 3 Jahren und 3 Quadragenen. Die Wallfahrt, die also zunächst auf diesen einen Tag beschränkt war, musste aber um 1600 auf acht Tage, und hundert Jahre später auf drei Wochen ausgedehnt werden. Diese Form hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten.

 

Von dem ursprünglichen Kirchlein, in dem das Wunder geschah, wissen wir sehr wenig. Bekannt ist nur, dass sich dieses 1445 in schlechtem baulichen Zustand befand. Papst Eugen IV. schrieb daher zum Zweck eines Erweiterungsbaues und der Ausstattung einen Ablass aus. Dieser Bau wurde erst 1626 in Angriff genommen. Im selben Jahr wurde auch der prächtige Heiligblutaltar, der noch heute auf seinem ursprünglichen Platz steht, vollendet. Durch die stetig wachsende Pilgerzahl erwies sich aber diese erweiterte Kirche als zu klein und führte dann 1698 zu neuen Bauplänen. Durch die Armut der damaligen Zeit und den empfindlichen Geldmangel ging der Bau nur langsam vorwärts. Die Hauptquellen, aus denen die Kosten bestritten werden mussten, waren die Opfer der andächtigen „Wall-leuthen und Pilgrimmen“ sowie einige Darlehen. In erster Linie verdankt die Walldürner Wallfahrtskirche dem bauverständigen Kurfürsten von Mainz, Lothar Franz von Schönborn, ihre Entstehung. So entstand das neue Werk in seiner heutigen Größe unter Beibehaltung einzelner Teile der alten Kirche, so z.B. der nördlichen Querschiffmauern mit dem Turmunterbau und dem nördlichen Anbau sowie dem Heiligblutaltar.

 

Heute grüßt den frommen Pilger schon aus weiter Ferne die zweitürmige, prächtige Wallfahrtskirche mit ihrer eigentlichen äußeren Schmucklosigkeit, die in seinem Verhältnis zu der Pracht des Innenraumes steht. Das gewaltige Raumbild mit dem ganzen Prunk kirchlicher barocker Ausstattung, die großen, weitgespannten Gewölbe, der reiche Kranz der Seitenkapellen, die großartige Ausschmückung durch Stukkaturornamente und die stilgerechte Dekorationsmalerei wirken hier zusammen, um die Wallfahrtskirche als Kleinod der Baukunst erscheinen zu lassen.

 

Die Wallfahrtskirche besitzt zehn Altäre. Von ihnen sei nur der Heiligblutaltar erwähnt. Er entstammt noch allein dem älteren ersten Erweiterungsbau von 1626. Nicht weniger als zehn Jahre haben berühmte Meister an diesem wirkungsvollen Hochrenaissancewerk mit seiner überladenen Schönheit gearbeitet. Der Altar ist aus grauem Sandstein gehauen und überreich an plastischem Alabasterschmuck.

 

Das Innere des Blutaltars birgt das kunstvolle Gehäuse des Korporale. Es ist ein dekoratives Prachtstück ersten Ranges, ganz aus Silber hergestellt, teilweise vergoldet, reich mit Edelsteinen besetzt und stammt aus dem Jahr 1684 von den Augsburger Silberhändlern Georg Paul Boxbart und Andreas Gablinger. Seine Höhe beträgt 1,25 m. Zur Wallfahrtszeit wurde es täglich zur allgemeinen Verehrung ausgestellt und wurde auch bei Prozessionen durch die Stadt von zwei Priestern in rotem Levitengewand getragen. Auf dem Korporale selbst, das allerdings durch das hohe Alter grau und vergilbt ist, waren bei guter Beleuchtung vor Jahren noch die Umrisse einiger Häupter sichtbar. Heute ist mit dem bloßen Auge kaum noch etwas zu erkennen. Sonst ist es aber noch in seiner alten Form von 1330 unversehrt erhalten.

 

Die vielen Prozessionen, die im Laufe der Jahrhunderte aus allen Teilen des Landes nach Walldürn wallfahrten, legen ein beredtes Zeugnis dafür ab, wie hoch das katholische Volk das heilige Blut Christi schätzt und wie innig es die wundervolle Bestätigung des heiligsten Altarsakramentes in dem wunderbaren Korporale verehrt. Selbst hochgestellte Männer und Frauen kamen als Pilger nach Walldürn, so der gefeierte Bischof Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler aus Mainz, der in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts im Beichtstuhl und auf der Kanzel während der Wallfahrt tätig war.

 

Im Bauernkrieg 1525 wurde Walldürn hart mitgenommen. Noch trauriger waren die Zustände im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648), denn nicht weniger als dreimal wurde die Stadt und die Kirche von den Schweden vollständig geplündert. Besonders eifrig forschten die Schweden nach dem wunderbaren Korporale. Dieses wunderbare Tüchlein wurde aber in jener furchtbaren Zeit von besorgten Kapuzinern behütet. Ein alter Pater trug es während dieser Zeit unter seinem Habit auf der Brust. So wurde das Heiligtum aus jenen schrecklichen Kriegsjahren gerettet.

 

Ein großes Erlebnis für die Pilger sind stets die nächtlichen Lichterprozessionen. Sie bleiben unvergessliche Erinnerungen. Betend und singend, begleitet von Musikkapellen, ziehen die Gläubigen mit brennenden Kerzen in den Händen am festlich beleuchteten Rathaus vorbei durch die Straßen der Stadt, alle im gleichen Glauben geeint und viele auch durch das Anliegen und durch dieselbe Herzensbitte: „O heiliges Blut, komm uns und den Armenseelen zugut!“ Machtvolle Kundgebungen echten katholischen Glaubens waren insbesondere bei der Jubiläumswallfahrt 1930 zu erleben.

 

Möge das Heiligtum zu Walldürn allen öffentlichen Bekennern des Herrn im heiligsten Sakrament Linderung in leiblichen Nöten und Stärkung für ihre Seele bringen. Möge der mächtige Auftrieb der Wallfahrt auch weiter fortdauern und das Beispiel, das viele Bischöfe, Äbte und prominente Männer und Frauen aus Politik und Gesellschaft dem katholischen Volk in Walldürn gegeben haben, weiterhin wirken. So werden wir gute Christen und gute Menschen sein, zum Segen unserer Familie, unseres Volkes und Vaterlandes.

 

Walldürn

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