Der heilige Rosenkranz 5
Der Rosenkranz bewirkt Bekehrungen
Inhalt:
1. Ein Edelmann auf dem Sterbebett
2. Rosenkranz und Eucharistie
3. Der heilige Rosenkranz bewirkt aufrichtige Beichten
4. Für den größten Sünder der Welt
5. Der Wendepunkt in meinem Leben
6. Der Rosenkranz bezwingt einen verstockten Sünder
7. In der elften Stunde noch
8. Der geschlossene Vertrag
9. Die Mutter der Gnaden
10. Eine Bekehrung in der letzten Stunde
11. Bekehrung eines Sünders am heiligen Rosenkranzfest
12. Te Deum!
13. Gundisalvus von Barcelona
14. Rettung vor dem ewigen Verderben
15. Nathan - P. Vitalis
16. Vater und Tochter, oder drei kräftige Rosenkränze
17. Das Vermächtnis der Mutter
18. Des Missionars Beistand
19. Der Rosenkranz als doppelter Lebensretter
20. Was der hl. Rosenkranz über eine sterbende Frau und über Galeerensklaven vermag
21. Schlüssel zum Himmel
22. Der bekehrte Türke
23. Ein Rosenkranz als Almosen
24. Bekehrung eines Trunkenboldes
25. Noch eine Bekehrung durch den Rosenkranz
1. Ein Edelmann auf dem Sterbebett
Von den vielen und wunderbaren Bekehrungen durch den heiligen Rosenkranz im allgemeinen sagt der heilige M. v. Liguori: "So schnell fielen auf den Trompetenschall des Josua die Mauern von Jericho nicht zusammen, als die Irrlehren auf das Gebet des heiligen Rosenkranzes verschwanden; der Schwemmteich von Jerusalem war nicht so heilsam für die körperlich Kranken, als die Rosenkranz-Andacht für die seelenkranken Sünder; ja Elisäus hat nicht so viele Gebeine belebt, als der heilige Dominikus durch dieses Gebet im Laster und Irrtum erstarrte Seelen erweichte und wieder zum Leben der Gnade erweckte." Der Heilige erzählt in seinem Werk: "Herrlichkeiten Mariä", ganz staunenswerte Wunder von Bekehrung.
Einiger der berühmtesten Prediger des 18. Jahrhunderts wurde in einer Nacht zu einem vom Schlag gerührten jungen Edelmann gerufen, um dessen Beichte zu hören. Er läuft hin, trifft ihn aber ohne Bewusstsein. Beim Anbruch des Tages las er für ihn eine Votivmesse von der seligsten Jungfrau. Nach Beendigung derselben meldete man ihm, der Kranke sein wieder zum Bewusstsein gekommen. Eilends begibt er sich zu ihm und findet ihn von Reue durchdrungen über seine vielen begangenen Sünden, für deren Abbüßung er mit Freuden sein Leben dahingeben will. Der Beichtvater, überrascht und gerührt durch die Bekehrung des jungen Mannes, wusste nicht, wem er ein so großes Wunder der Barmherzigkeit gegen einen Menschen, dessen Ausschweifungen nur zu bekannt waren, zuschreiben sollte. Er fragte den Kranken, und dieser antwortete ihm mit einer von Schluchzen unterbrochenen Stimme: "Ach, mein Vater, ich kann diese Gnade nur der Barmherzigkeit Gottes und der Fürbitte Marias zuschreiben; ohne Zweifel hat sie Ihre und meiner Mutter Gebete erhört. Dem Tod nahe, ließ mich meine Mutter an ihr Bett kommen und, nachdem sie mir ihre Unruhe über die Gefahren, die ich in der Welt antreffen werde, geäußert hatte, sprach sie noch die Worte zu mir: Ich lasse dich zurück unter dem Schutz der allerseligsten Jungfrau. Versprich mir, mein lieber Sohn, nur dieses einzige, um das ich dich als um einen Pfand deiner Liebe zu mir bitte, und was dich wenig kosten wird, dass du nämlich alle Tage den Rosenkranz betest. Ich habe es ihr versprochen; ich habe ihn mit Sammlung gebetet und gestehe, dass dieses seit ungefähr zehn Jahren die einzige religiöse Handlung war, die ich verrichtet habe." Der Beichtvater zweifelte gar nicht daran, dass der Kranke den herzlichen Bußsinn, wovon er beseelt war, dem vielvermögenden Schutz Marias verdanke. Er nahm seine letzten Seufzer auf und hatte den Trost, ihn mit der heiligsten Gemütsstimmung sterben zu sehen.
(Scherers Exempel-Lexikon, III. Band, Seite 871)
2. Rosenkranz und Eucharistie
Ein junger Mann von 25 Jahren wurde krank auf einem weit von der Missionsstelle entfernten Bauplatz, wo er arbeitete. Ich halte darauf, dass man dort den Rosenkranz gemeinschaftlich bete und meinem Wunsch getreu nachkommt. Unser junger Mann war Protestant, warf sich aber mit den anderen auf die Knie und nahm an ihrem Gebet teil. Vor einigen Monaten nun wurde er in solcher Weise von einer tödlichen Krankheit befallen, dass man von einem Augenblick zum andern seinen Tod erwartete. Sobald nun dieser junge Anglikaner seinen gefährlichen Zustand wahrnahm, bat er um einen Priester. Man geriet in nicht geringe Verlegenheit, weil der nächstwohnende Pfarrer viele Stunden weit entfernt und der mit Schnee bedeckte Weg noch nicht gebahnt war.
Alle, die den Kranken hörten, begnügten sich damit, mit ihm zu seufzen, indem sie erklärten, dass es eine Unmöglichkeit wäre, einen Priester zur rechten Zeit herzubringen. Der Sterbende besteht jedoch fest auf seiner Bitte und ruft: "Holt mir einen Priester! Ich will katholisch werden und eines seligen Todes sterben!" Die Verlegenheit der Anwesenden mehrt sich: sie wissen nicht, wozu sie sich entschließen sollen. Da nimmt der Sterbende seine ihm noch gebliebenen Kräfte zusammen und macht den Umstehenden Vorwürfe in tiefbewegtem Ton: "Wie, ihr Katholiken, ihr zögert? Ihr wollt mich sterben lassen ohne Priester, mich, der ich mich bekehren will? Geht, ich bitte euch um Gottes willen, geht und holt mir einen Priester! Schnell! Verliert keine Minute!"
Ein solcher Glaube rührte alle Umstehenden und machte jedem Zögern ein Ende. Man schaffte in aller möglichen Eile das zur Reise Notwendige herbei, und nach fünf Stunden klopft der Bote an meine Haustür, um meine so heiß ersehnten Dienste in Anspruch zu nehmen.
Dem Herzen Jesu und Mariä dieses Schäflein empfehlen, das den Hirten sucht und an die Tür des Schafstalles klopft, und das heilige Viaticum und das Krankenöl mit mir nehmen, war das Werk eines Augenblicks. Auf dem Weg bat ich inständig unsern Herrn, den ich ja bei mir trug, doch noch einige Lebensstunden einem durch sein Blut erkauftem Kind zu gewähren zur Belohnung seines großen Glaubens, eines Glaubens, gleich dem der Samariterin, und ihn aus der Quelle schöpfen zu lassen, die bis ins ewige Leben fließt.
In drei Stunden war der Weg mit meinem Führer in meinem eigenen Wagen gemacht. Man kann sich denken, welchen Trost ich empfand, als ich erfuhr, wie der Kranke mich erwartet hatte mit einer fieberhaften Ungeduld. Leider fiel er, als ich mich ihm näherte, in die krampfhaften Zuckungen der Todesangst. Ich verliere mein Vertrauen nicht, rufe laut, um seine Aufmerksamkeit zu erwecken, indem ich ihn von neuem der Barmherzigkeit Jesu empfehle. Und siehe, der Herr bezeichnet seinen Eintritt in diese Wohnung: der Sterbende öffnet die Augen, erkennt mich, lächelt. Ich beeile mich, ihn in den wesentlichen Wahrheiten zu unterrichten, mich zu überzeugen, dass er mich versteht, dass er den Glauben hat. Und, o Wunder: sein Verstand ist vollkommen frei, er antwortet mit vollkommener Sicherheit und zeigt ein solches Verlangen, in die Kirche aufgenommen zu werden, dass er nicht mehr zu leiden scheint. Er ist ganz Auge und Ohr, um meine Worte zu fassen. Ich verliere nicht einen Augenblick. Nachdem ich seine Abschwörung und sein Glaubensbekenntnis entgegengenommen hatte, erteilte ich ihm bedingungsweise die heilige Taufe.
Es blieb nur noch der Empfang der heiligen Eucharistie, die ich ihm gewähren musste, um ihm zu helfen bei seiner großen Reise in die Ewigkeit. Ich warte einen Augenblick, und, die heilige Hostie in der Hand haltend, richte ich an ihn folgende Worte: "Siehe, mein Kind, jetzt ist der Augenblick deiner ersten Kommunion, die vielleicht auch deine letzte sein wird. Bei einem solchen Umstand brauchst du nur zu bitten, um zu erlangen, wenn du einen festen Glauben hast. Zwei Güter biete ich dir dar: ein heiliger Tod im Kuss des Herrn, oder eine schnelle Rückkehr zur Gesundheit zum geistigen Wohl derjenigen, die dir teuer sind. Bitte um das, was dem Wohl des göttlichen Herzens am gleichförmigsten ist." Welch ein Verlangen zeigte der Arme nach der himmlischen Speise! Er wollte mir sozusagen die heilige Eucharistie entreißen. Niemals sah ich einen Glauben gleich demjenigen dieses jungen Mannes.
Ich erteilte also unserem Neugetauften die heilige Kommunion, und einen Augenblick nachher ruft er aus: "Ich bin geheilt!" Und in der Tat, er ist nicht mehr krank, hat weder Schmerz, noch Schwäche, liegt da in seiner ganzen Kraft. Unser Herr wollte seinen Glauben und seine Liebe unmittelbar belohnen. Man kann sich leicht vorstellen, welche Gefühle die Anwesenden beseelten, die um sein Bett sich befanden, um seinen letzten Seufzer zu hören. Aus allen Herzen stiegen glühende Dankgebete empor in Vereinigung mit dem Neubekehrten, der seinen Gott noch im Herzen trug. Die Nacht, die ich dort zubrachte, war eine äußerst schöne. Wir reichten dem Jüngling Nahrung, und er verfiel in einen tiefen Schlaf.
Nach dem Morgengebet und Frühstück des folgenden Tages schlug ich ihm vor, mit mir zu gehen. Ich bin fortgegangen, ihn zu unterrichten, und er ist nun in seine Familie zurückgekehrt.
(Aus: Marianischer Psalter, 10. Heft, 1884)
3. Der heilige Rosenkranz bewirkt aufrichtige Beichten
In der Stadt Leyden,