Heilige und Selige, Gebete, Anmutungen und Betrachtungen im Mai
1. Mai
Der heilige Josef, der Arbeiter, Nähr- und Pflegevater Jesu Christi,
+ 30 ? - Fest: 19. März
„Es hat Heilige gegeben“, schreibt Kardinal Newman, „die unserem Herrn näher standen, als Märtyrer oder Apostel. Doch da eben diese heiligen Personen ganz aufgingen in dem Strahlenglanz seiner Glorie und in ihm sich ganz verloren, und da sie während ihres irdischen Wandels sich nach außen nicht hervortaten, so schenkte man ihnen lange Zeit weniger Aufmerksamkeit. Als aber verhältnismäßig ruhige Tage kamen, stiegen allmählich jene leuchtenden Gestirne am kirchlichen Himmel empor. Sie mussten deshalb so spät erst aufsteigen, weil sie so ganz besonders herrlich waren.
Der heilige Joseph bietet das treffendste Beispiel für das Gesagte. Hier ist das klarste aller Beispiele für den Unterschied zwischen Glaubenslehre und Andacht. Wer hatte durch die Vorzüge seiner Stellung (zu Christus) und das Gewicht der (in den Evangelien uns überlieferten) Zeugnisse einen größeren Anspruch, schon frühzeitig unter den Gläubigen eine Anerkennung zu finden, als er? Ein Heiliger der Heiligen Schrift, der Pflegevater unseres Herrn, war er der Gegenstand allgemeinen und unbedingten Glaubens für die ganze christliche Welt von Anfang an. Und doch ist die Andacht zu ihm verhältnismäßig späten Ursprungs.“
In der Liste der kirchlich und festlich verehrten Heiligen tritt der heilige Joseph erstmals in einem Martyrolog der schwäbischen Benediktinerabtei Reichenau um das Jahr 850 auf. Erst im 15. Jahrhundert wird seine Verehrung volkstümlich. Sein Fest erscheint 1479 zum ersten Mal im römischen Brevier. Papst Pius IX. erklärte im Jahr 1870 den heiligen Joseph zum Schutzpatron der Kirche; sein Schutzfest am Mittwoch nach dem 2. Sonntag nach Ostern wurde seit 1847 in der ganzen Kirche gefeiert. „Weil nun der 1. Mai in der heutigen Welt als Tag der Arbeit begangen wird, hat Papst Pius XII. diesen Tag zum Fest des heiligen Joseph des Arbeiters bestimmt. Damit soll er geehrt, aber auch die Würde der menschlichen Arbeit bewusst gemacht werden. Joseph hat als Handwerker gearbeitet und für seine Familie das Brot verdient. Die Arbeit, wie sie heute von der Masse der Arbeiter getan und auch erlitten wird, ist sehr verschieden von der Arbeit in der alten Welt. Aber immer geht es darum, dass der Mensch, indem er die Kraft seines Körpers und seines Geistes einsetzt, sein eigenes Leben verwirklicht, seine Persönlichkeit entfaltet und das Leben in dieser Welt lebenswert oder doch erträglicher macht. Der Christ weiß außerdem, dass er seine Arbeit von Gott her und zu Gott hin tut.“ (Schott)
Fromme Andacht und Verehrung nimmt gerne ihre Zuflucht zu ihm, als dem mächtigen und hilfsbereiten Schutzheiligen des inneren (religiösen) Lebens und eines guten Todes.
Wie gut man daran tut, sollen uns heute zwei große Josephsverehrer aus der Welt der lieben Heiligen, die hl. Theresia von Jesus und der hl. Alfons von Liguori, lehren.
I.
Welche großen Gnaden die hl. Theresa (+1582) vom hl. Joseph für sich und ihre Schwestern erlangt hat.
Im 6. Kapitel der Selbstaufzeichnungen aus ihrem Leben schreibt die Heilige unter anderem:
„.... Zu meinem Fürsprecher und Herrn erwählte ich den glorreichen hl. Joseph und empfahl mich ihm recht inständig. Und in der Tat: ich habe klar erkannt, dass dieser mein Vater und Herr es gewesen ist, der mich sowohl aus meiner damaligen Not, als auch aus anderen noch größeren Nöten, die meine Ehre und das Heil meiner Seele betrafen, gerettet und mir sogar mehr noch verschafft hat, als ich ihn zu bitten gewusst.
Ich erinnere mich nicht, ihn bis jetzt um etwas gebeten zu haben, was er mir nicht gewährt hätte. Ja, es ist zum Erstaunen, welch große Gnaden mir Gott durch die Vermittlung dieses Heiligen verliehen, und aus wie vielen Gefahren Leibes und der Seele er mich durch ihn befreit hat. Anderen Heiligen scheint der Herr die Gnade gegeben zu haben, nur in einem bestimmten Anliegen helfen zu können; dieses glorreichen Heiligen aber habe ich in allen Stücken als Nothelfer kennen gelernt. Ich glaube, der Herr will uns zeigen, dass er ihm auch im Himmel alles gewähre, was er von ihm begehrt, gleichwie er ihm auf Erden als seinem Pflegevater untertänig war. Dies haben auch einige andere Personen erfahren, denen ich geraten habe, sich ihm zu empfehlen.
Jetzt ist die Zahl derer, die diesen Heiligen aufs neue verehren, schon groß, und sie finden alle die Wahrheit des hier Gesagten an sich bestätigt. Seinen Festtag trachtete ich stets mit aller Festlichkeit zu begehen, soweit mir dies nur möglich war.
Ich möchte jedermann zureden, diesen glorreichen Heiligen zu verehren, weil ich aus vieler Erfahrung weiß, wie viele Gnaden er bei Gott erlangt. Niemals habe ich jemand kennengelernt, der eine wahre Andacht zu ihm trug und durch besondere Übungen ihm diente, an dem ich nicht auch einen größeren Fortschritt in der Tugend wahrgenommen hätte; denn er fördert die Seelen, die sich ihm anempfehlen, gar sehr. Ich glaube, es ist schon etliche Jahre her, dass ich jedes Mal an seinem Festtag etwas von ihm begehre, und immer sehe ich meine Bitte erfüllt. Ist sie nicht ganz rechter Art, so lenkt er sie zu etwas Besserem für mich.
Wäre ich eine Person, deren Schriften ein Ansehen hätten, so wollte ich gern die Gnaden, die dieser glorreiche Heilige mir und anderen Personen schon erwiesen hat, im Einzelnen recht umständlich erzählen. Ich bitte nur um der Liebe Gottes willen: wer immer meinen Worten nicht glauben will, wolle es selber versuchen; dann wird er aus Erfahrung innewerden, welch großen Nutzen es bringt, wenn man sich diesem glorreichen Heiligen empfiehlt und ihn andächtig verehrt.
Insbesondere sollten jene, die dem innerlichen Gebot ergeben sind, ihm allzeit mit Liebe zugetan sein; denn ich weiß nicht, wie man sich der Königin der Engel erinnern und jener Zeit gedenken kann, in der sie mit dem Kind Jesus so vieles ausgestanden hat, ohne dem hl. Joseph für die Wohltat des Beistandes, den er ihnen geleistet hat, Dank zu erstatten. Wer etwa seinen Lehrmeister zur Unterweisung in der Übung des innerlichen Gebetes findet, der wähle sich als solchen diesen glorreichen Heiligen und er wird keinen Irrweg gehen.
Soweit die hl. Theresia in dem von ihr selbst geschriebenen Leben; es gehört zum Schönsten und Tiefsten, was je über die Josephsverehrung gesagt wurde. Fügen wir dem noch einen Denkspruch aus ihren „Geistlichen Ermahnungen“ hinzu:
„Wenn du auch viele Heilige zu Fürbittern hast, so verehre doch als solchen ganz besonders den heiligen Joseph; denn er verlangt viel von Gott.“
Von diesem Vertrauen beseelt, weihte die hl. Theresia 15 ihrer neugegründeten Klöster dem hl. Joseph. Und nicht ohne sichtbaren Erfolg!
Gar oftmals erfuhr die Heilige den Vaterschutz des hl. Joseph an sich und an den ihr Anvertrauten. So berichtet eine der Nonnen, die ehrwürdige Anna von Jesus, von einer gefahrvollen Reise nach Beas im Jahr 1575 unter anderem:
„Am letzten Tag dieser Reise verirrten sich die Führer inmitten der Sierra-Morena, so dass sie sich nicht mehr zurechtfanden. Die Wagenführer versicherten, dass wir verloren seien und unmöglich aus diesen gewaltig hohen Felsen, in die wir uns verirrt hatten, herauskommen könnten. Da befahl unsere heilige Mutter Theresia den acht Nonnen, die sie begleiteten, Gott und unseren heiligen Vater Joseph zu bitten, unser Führer zu sein. Eben hatte sie uns diese Mahnung gegeben, als aus dem Hintergrund einer tiefen Höhle, die man vom Gipfel der Felsen aus kaum unterscheiden konnte, ein Mann, seiner Stimme nach ein Greis, kräftig zu rufen begann: Haltet an, haltet an! Ihr seid verloren! Wenn ihr weiter fahrt, stürzt ihr in die Abgründe.
Auf diesen Ruf hin hielten wir an. Die Priester und Weltleute, die uns begleiteten, schenkten der Stimme Gehör und fragten: Vater, was ist zu tun, um dieser Gefahr zu entrinnen? Und die Stimme antwortete, man müsse sich nach einer bestimmten Seite hinwenden. Alle erblickten darin ein Wunder, dass die Wagen jene Stelle passieren konnten. Einige wollten beim Anblick dieses Wunders die Person suchen, die in so liebenswürdiger Weise gesprochen hatte.
Unterdessen sagte die Mutter mit großer Rührung und unter Tränen zu uns: Ich weiß nicht, warum wir sie gehen ließen; es war ja mein heiliger Vater Joseph. Sie werden ihn nicht finden! Wirklich kamen die Leute mit dem Bemerken zurück, sie könnten nichts von diesem Mann finden, obwohl sie in der Höhle gewesen seien, aus der die Stimme gekommen war.“
II.
Was der hl. Kirchenlehrer Alfons von Liguori vom Tod des heiligen Joseph schreibt.
Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Heiligen (Psalm 113,15). Betrachte wie der hl. Joseph, nachdem er Jesus und Maria so treu gedient hatte, im Haus zu Nazareth auf dem Sterbebett lag. Engel umgaben ihn; der König der Engel, Jesus Christus, saß auf der einen, Maria auf der anderen Seite des armen Bettes, und in so süßer und so heiliger Gesellschaft verließ er voll himmlischen Friedens diese elende Welt.
Sanft und kostbar war sein Tod in Gegenwart Mariens, in Gegenwart eines solchen Sohnes, der zugleich sein Erlöser war. Wie hätte auch der Tod dem bitter vorkommen können, der in den Armen des ewigen Lebens starb? Niemand ist imstande auszudrücken oder zu begreifen, welche Akte der Ergebung, welche Flammen der Liebe die Worte des ewigen Lebens, die ihm bald Jesus, bald Maria, in diesen letzten Augenblicken seines Lebens zusprachen, im Herzen des heiligen Joseph bewirkt haben.
Deshalb scheint die Meinung des hl. Franz von Sales, der hl. Joseph sei aus reiner Liebe zu Gott gestorben, sehr wohl begründet. Weil Joseph immer heilig gelebt hatte, so war sein Tod ruhig, sanft, ohne Angst, ohne Furcht. Selig ist der, dem dieser große Heilige in solch entscheidenden Augenblicken beisteht. Da der hl. Joseph in den Armen Jesu und Mariens gestorben ist und da er das Jesuskindlein bei der Flucht nach Ägypten vom Tode errettet hat, so hat er das Recht erlangt, unser besonderer Sterbepatron zu sein und seine treuen Diener gegen die Gefahren des ewigen Todes zu schützen.
Mit Recht, heiliger Joseph, ist dir ein so seliger Tod zuteil geworden, nachdem du dein ganzes Leben hindurch so heilig gelebt hast. Ich verdiene um meiner vielen Sünden willen einen unseligen Tod; aber wenn du mir beistehst, werde ich nicht verloren gehen. Du warst nicht nur der Freund, sondern sogar der Beschützer und Nährvater dessen, der mich dereinst richten wird. Jesus wird mich nicht verdammen, wenn du ein gutes Wort für mich einlegst. Nach Maria wähle ich dich, o heiliger Joseph, zu meinem Fürsprecher und Beschützer.
Um der süßen Gesellschaft willen, die Jesus und Maria dir auf Erden leisteten, beschütze mich solange ich lebe, und bewirke, dass ich mich nie wieder von Gott durch den Verlust seiner Gnade trenne! Um des Beistandes willen, den Jesus und Maria dir in den letzten Augenblicken deines Lebens leisteten, steh mir bei in meiner Todesstunde, damit ich einst von dir und Jesus und Maria in den Himmel geleitet, dir daselbst danken und in deiner Gesellschaft Gott die ganze Ewigkeit hindurch loben und preisen könne!
Heiligste Jungfrau Maria, meine Hoffnung! Du weißt es, dass ich durch die Verdienste Jesu Christi und durch deine Vermittlung einen seligen Tod und das ewige Leben hoffe. O meine Mutter! Verlass mich nie und steh mir besonders in der Stunde meines Todes bei. Erlange mir die Gnade, dass ich dich und Jesus alsdann anrufe und liebe!
Geliebter Heiland! Der du eines Tages mein Richter sein wirst, vergib mir alle Beleidigungen, die ich dir zugefügt habe. Ich bereue sie von ganzem Herzen; aber vergib mir alsbald, vergib mir, ehe die Stunde meines Todes eintrifft, die zugleich die Stunde des Gerichtes ist. O, ich Unglückseliger! Wie viele Jahre habe ich verloren, in denen ich dich nicht geliebt habe! Gib mir die Gnade, dass ich dich liebe, dass ich in der Zeit, die mir noch übrig bleibt, eine große Liebe zu dir trage! Und wenn die Stunde kommt, in der ich dieses Leben verlassen und in die Ewigkeit eingehen soll, dann lass mich in brennender Liebe zu dir sterben. Ich liebe dich, meinen Heiland, meinen Gott, meine Liebe, mein Alles! Ich bitte um nichts anderes als um die Gnade, dich zu lieben; ich wünsche, ich begehre in den Himmel zu kommen, um dich aus allen Kräften die ganze Ewigkeit hindurch lieben zu können. Amen.
Am Fest des heiligen Joseph liest man in der Kirche die Geschichte des Joseph, der Erlöser Ägyptens genannt wurde, weil er dieses Land von den Schrecknissen der Hungersnot befreit hatte. Aber unser Heiliger hat noch weit größeren Anspruch auf diesen Titel, weil ihn Gott auserwählt hatte, dem Erlöser der Welt, den ein grausamer Machthaber töten wollte, das Leben zu retten.
„Gehet zu Joseph“, sagte der Pharao zu den Ägyptern. Ist es nicht so, als würden wir eine innere Stimme vernehmen, die auch uns sagt: gehe zu Joseph, wende dich mit Vertrauen an ihn? Welche Bitte wird der menschgewordene Gott dem ablehnen, der für ihn Vater war und dem er auf der Erde gehorsam sein wollte?
Welch ein gottseliges Leben führten Maria und Joseph in ihrer Hütte! Immer genossen sie die liebenswürdige Gegenwart Jesu! Immer glühte die zärtliche Liebesflamme aus ihrem Herzen ihm entgegen! Immer arbeiteten und lebten sie für ihn! Sie allein könnten uns sagen, welchen Eindruck das Glück, ihn zu sehen, ihn zu hören, ihn zu besitzen, auf ihre Seele machte. Was für ein himmlisches Leben! Ein Vorgeschmack der himmlischen Ewigkeit! Welch göttliche Unterhaltung! Aber auch wir können ungeachtet unserer Schwachheit, Maria und Joseph nachahmen und an ihrem Glück, wenigstens einigermaßen, Anteil nehmen. Dies geschieht, wenn wir immer in Gottes Gegenwart leben, die heilige Gewohnheit uns aneignen, uns oft mit Jesus zu unterhalten und über seine unendliche Güte Betrachtungen anzustellen, um in uns das heilige Feuer seiner Liebe zu entzünden. Lieben wir Jesus Christus? Die ihn lieben, nehmen seinen Geist an, ahmen sein Beispiel nach, suchen in allem Gott und sehen die Zeit als verloren an, die sie nicht für ihn oder zu seiner Ehre verwendet haben.
Wie viele nützliche und heilsame Lehren können wir aus den wenigen Handlungen ziehen, die wir vom heiligen Joseph wissen. Wo kann man die Sanftmut, die Liebe und die Klugheit besser kennen lernen, als wenn man sein Betragen betrachtet, das er zur heiligsten Jungfrau hatte, als er sie schwanger sah, ohne das Geheimnis zu kennen? Wie ergeben war er da in den göttlichen Willen! Wie schnell und blind gehorchte er den Befehlen, die er von Gott empfing! Wie fest musste sein Glaube sein, mit dem er die Menschwerdung des göttlichen Wortes, dieses wunderbarste aller Geheimnisse, glaubte, ungeachtet all dessen, was die Sinne dagegen sagen mochten! Wie arm und zufrieden lebte er als Handwerker von der Arbeit seiner Hände, obwohl er doch den König der Herrlichkeit in seinem Haus und die Mutter Gottes, die Königin der Engel, zur Gemahlin hatte! Mit einem Wort: Alles war groß an diesem Heiligen.
So ist auch die Herrlichkeit groß, die er im Himmel genießt. Groß ist schließlich die Kraft seines Schutzes im Leben und im Tod für alle, die zu ihm ihre Zuflucht nehmen, und sich vornehmen, seine Tugenden nachzuahmen. Was wird dieser große Heilige vom menschgewordenen Sohn Gottes nicht für uns erhalten, dem er auf Erden gerne und froh gehorcht hat?
Jesus sehen, ihn hören und ihn besitzen, was für ein Glück war das für Maria und den hl. Joseph! Aber auch wir können dieses Glück bis zu einem gewissen Grad haben, wenn wir in Gottes Gegenwart leben, wenn wir uns bei der heiligen Messe, bei der hl. Kommunion und vor dem Tabernakel mit Jesus unterhalten. Betrachten und erwägen wir Josephs Liebe, ahmen wir seine Beispiele nach, suchen wir in allem Gott. Bitten wir diesen Heiligen, dass er uns von Gott eine glückliche Sterbestunde erlange.
Heiliger Vater Joseph, ich bitte dich, stehe mir bei wenn ich sterbe und erlange mir die Gnade, dass Jesus und Maria mir und meinem letzten Hinscheiden zu Hilfe eilen und meine Seele zu sich in die ewige Wohnung aufnehmen wollen!
Die heilige Isidora, Jungfrau und Nonne zu Tabena, Ägypten,
+ 1.5.365 - Fest: 1. Mai
Wenn man im Sommer über Feld und Flur geht, so sieht man unter allen Gewächsen keine, die eine so unscheinbare und geringe Blüte haben wie das Getreide und der Weinstock. Aber keine Pflanze in der Welt ist für die Menschheit kostbarer, als gerade diese zwei, denn aus ihnen kommt Brot und Wein, sie verwandeln sich im Menschen zu Fleisch und Blut, und verwandeln sich auf dem Altar in den lebendigen Leib Jesu Christi. Dass nun der Schöpfer gerade den Pflanzen, die das Kostbarste erzeugen, die kleinste, schier farblose Blüte gegeben hat, wird gewiss seine Bedeutung haben. Diese arme Blüte bedeutet die Demut und bedeutet, dass, wo etwas Kostbares und Herrliches wird, es jedes Mal in Demut anfängt und erscheint.
In Ägypten gibt es eine Gegend, die Thebais heißt. Dort waren in den ersten Jahrhunderten des Christentums eine Menge Klöster und Einsiedler, die ein gottseliges Leben führten. Auch ein Kloster für Frauen befand sich dort, in dem mehr als dreihundert Frauen beisammen wohnten, um Gott zu dienen. Unter diesen lebte eine Frau, namens Isidora, oder wie sie von anderen genannt wird, Amma. Es scheint nun, dass in diesem Kloster mit all seinen Frömmigkeitsübungen eben doch nicht bei allen der wahre, christliche Geist durchgedrungen war. Isidora wurde nämlich hier so verächtlich behandelt, dass die anderen Klosterfrauen nicht einmal mit ihr essen wollten, man hielt sie für halb blödsinnig, für ein ungeschicktes Geschöpf, an dem jeder seine üble Laune auslassen zu dürfen glaubte. Isidora blieb allezeit in der Küche. Sie begnügte sich zu ihrer Nahrung mit dem, was noch in dem Geschirr übrig geblieben war, das sie nach dem Essen der übrigen in der Küche ausspülte. Statt des Schleiers, wie ihn die übrigen Nonnen trugen, hatte Isidora nur einige alte Tuchfetzen um den Kopf gewickelt.
Bei aller verächtlichen Begegnung von anderen hörte man aber die gute Jungfrau niemals murren oder klagen, viel weniger aber hat sie je eine andere im geringsten beleidigt. Allein obschon sie still und geduldig jedem zu Diensten war, wurde sie dennoch oft hart behandelt. Manche Klosterfrauen schimpften sie eine dumme Person, eine Närrin und gaben ihr zuweilen sogar Stöße und Schläge, ja, manche sagten ihr den größten Schimpf ins Gesicht, sie sei vom Teufel besessen.
Zu derselben Zeit lebte nicht sehr weit von dem Kloster ein Einsiedler, mit Namen Pyoter. Der war überaus fromm und berühmt wegen seiner Heiligkeit. Es ist aber der Hochmut eine Sünde, der selbst solche Menschen oft schwer versucht und in große Gefahr bringt, die sonst mit allen anderen Sünden fertig sind, d.h. nicht mehr davon angefochten werden. So scheint auch dieser Einsiedler durch das große Ansehen, das im sein heiliger Wandel bei den Leuten erworben hatte, verleitet worden zu sein, bisweilen mit Wohlgefallen seine eigene Tugendhaftigkeit zu betrachten. Gott aber wollte seinen sonst treuen Diener nicht in der Gefahr zugrunde gehen lassen. Dem Einsiedler wurde deshalb eine Offenbarung zuteil, in der ihm gesagt wurde: „Warum bildest du dir etwas ein? Gehe in das Frauenkloster, dort wirst du eine Jungfrau finden, die ihren Kopf mit schlechten Tüchern eingebunden hat; diese ist besser als du. Denn obwohl sie fortwährend von vielen beschimpft und verhöhnt wird, so hat sie doch ihr Herz niemals von Gott abgewandt; du aber sitzt da in deiner Hütte still und kommst nirgends hin, durchstreichst aber mit Gedanken und Gemüt alle Städte und Länder.“
Pyoter machte sich alsbald auf den Weg und ersuchte die Vorsteher des Klosters um die Erlaubnis, hineingehen zu dürfen. Obwohl es nicht üblich war, dass Männer ein Frauenkloster betraten, wurde dennoch das Begehren des Einsiedlers bewilligt, nicht nur, weil er ein alter Mann war, sondern auch weil man ihm wegen seiner bekannten Heiligkeit großes Vertrauen schenkte. Als Pyoter in das Frauenkloster eingeführt war, begehrte er, dass ihm alle Schwestern des Klosters vorgeführt und gezeigt würden. Das geschah; er schaute sich um, fand aber unter den versammelten Frauen keine einzige, die so aussah, wie sie ihm die Offenbarung bezeichnet hatte. Schließlich sprach er: „Lasst mir sämtliche Schwestern herbeikommen, denn meines Erachtens sind nicht alle gegenwärtig.“ – Sie aber gaben ihm zur Antwort: „Wir haben nicht mehr als noch eine einzige Schwester, die jederzeit in der Küche sich aufhält, die ist aber nicht recht bei Verstand.“ – Der heilige Pyoter erwiderte: „Führt mir auch diese her, damit ich sie ebenfalls sehe.“ – Diesem Befehl nachzukommen, wurde Isidora aus der Küche hereingerufen. Sie wollte aber nicht gehen, wahrscheinlich aus Schüchternheit; da sprachen die Schwestern: „Komme nur herein, denn der Gottesmann Pyoter begehrt dich zu sehen.“
Als sie nun dem berühmten Einsiedler vorgeführt wurde und er die schlechten Tücher um ihren Kopf sah, warf er sich ihr zu Füßen und sprach: „Ich bitte, gib mir den Segen.“ – Die Jungfrau war über dieses Benehmen erschrocken und warf sich selbst auf die Erde nieder und sprach: „Vielmehr, Herr, gib du mir den Segen.“ – Hierüber verwunderten sich alle Schwestern und sagten: „Heiliger Vater, tue dir doch selbst keine solche Schmach an, denn diese Person ist ganz töricht.“ Pyoter versetzte hingegen: „Ihr vielmehr seid nicht gescheit, meine Schwestern, diese ist meine und eure Meisterin und ich bitte Gott, ihr am Tage des Gerichtes in den Verdiensten gleich befunden zu werden.“
Als die geistlichen Jungfrauen das aus dem Mund eines Mannes, der wegen seiner Heiligkeit so berühmt war, vernommen hatten, waren sie überaus erstaunt, besonders die, die mit der demütigen Jungfrau bisher so übel umgegangen waren. Auf einmal hatte sich, wie man im Sprichwort sagt, das Blatt gewendet. Isidora, die erst noch allgemein verachtete Klosterschwester, wurde jetzt von den anderen Nonnen mit den größten Ehrenbezeugungen behandelt. Die sie vorher für eine verächtliche Kreatur angesehen hatten, lagen jetzt vor ihren Füßen und baten sie um Verzeihung wegen der ihr zugefügten Schmach und Beleidigungen. Ja, die Bußfertigkeit und Reue war so groß, dass sie öffentlich bekannten, was sie gegen Isidora gesündigt hätten. Die eine sagte, dass sie die gottselige Jungfrau mit Spülwasser übergossen habe, die andere bekannte, wie sie ihr öfters Backenstreiche gegeben habe, die dritte beweinte herzlich, dass sie dieser unschuldigen Tochter manchmal aus Mutwillen scharfen Senf in die Nase gesteckt habe, andere bekannten offenherzig andere Arten von Quälereien und Lieblosigkeiten, die sie ihr zugefügt hatten.
Endlich, nachdem der heilige Pyoter sein Gebet für alle diese Klosterjungfrauen verrichtet hatte, ging er wieder fort, seiner Zelle zu, bereichert mit einem neuen Schatz der himmlischen Weisheit, die er von einer um Christi willen törichten Jungfrau erlernt und gewonnen hat. Allein bei dieser Sache war niemanden übler zu Mute, als der heiligen Isidora selbst. Sie war des Ruhmes und der Ehre, die ihr in dem Kloster jetzt angetan wurde, nicht gewohnt. In ihrer Demut konnte sie die vielfältigen Entschuldigungen, das immerwährende „um Verzeihung bitten“ nicht ertragen. Damals aber waren die Klostersatzungen anders als jetzt, und es war nicht verboten, wozu Isidora sich nun entschloss. Damit sie nämlich ruhig in verborgener Demut und Vergessenheit leben könnte und ihre Tugend bei den vielen Ehrerweisungen nicht in Gefahr komme, hat sie sich heimlich davongemacht. Wo sie aber hingekommen ist, oder wie sie später gestorben ist, hat bis jetzt kein Mensch erfahren.
Wenn du für einfältig oder dumm von anderen gehalten wirst und darum manchmal Spottreden und verächtliche Begegnungen erleiden musst, so sei nicht betrübt darüber, viel weniger lasse Zorn und Gehässigkeit im Herzen aufkommen. Gerade, wenn du von der Welt so recht gering geachtet wirst und dabei fromm und brav lebst, giltst du desto mehr bei Gott. Denke nur zuweilen an die heilige Isidora und sei auch so still und willig und gut, wenn dich andere hochmütig behandeln. Wer aber mit Geistigbehinderten, Taubstummen, Körperbehinderten oder sonst von der Natur geringer ausgestatteten Menschen zu tun hat, der möge sie ja nicht geringschätzen. Vielleicht ist manches unter diesen scheinbar einfältigen Menschen, das mehr wert vor Gott ist wegen seiner Unschuld, Demut und Gutmütigkeit, als alle wir vermeintlich gescheiten und vornehmeren Leute. Vergiss ja die geringe Blüte des Getreides und der Rebe nicht. Die schöne blühende Rose gibt eine armselige Hagebutte als Frucht und die prächtig blühende Tulpe gibt gar keine Frucht.
Der heilige Peregrin Laziosi von Forli,
italienischer Priester aus dem Servitenorden OSM,
+ 1.5.1345 – Fest: 1. Mai
Papst Martin IV. hatte den heiligen Philippus Benizzi nach Forli, einer Stadt in der Landschaft Romagnola als apostolischen Prediger gesendet, um durch die Kraft seines Wortes und durch die Heiligkeit seines Lebens die Bürger dieser Stadt, die in beständiger Feindschaft unter sich und im hartnäckigen Widerstand gegen den Papst lebten, zu versöhnen und zur Unterwürfigkeit gegen den Heiligen Stuhl zu bewegen. Allein der Heilige fand nur verstockte Herzen und grausame Misshandlungen für die Bemühungen seines Eifers. Die Einwohner der Stadt fielen über ihn her, jagten, mit Steinen und Stöcken bewaffnet, den lästigen Prediger von einem Stadtviertel zum andern, schlugen und verhöhnten ihn. Unter ihnen zeichnete sich ein junger Mann, Peregrin Laziosi, einziges Kind einer sonst angesehenen und vornehmen Familie von Forli, durch Mutwillen und Rohheit besonders aus. Er ging so weit, dass er sich mit frecher Miene dem heiligen Mann näherte und ihm einen Backenstreich versetzte. Allein gerade dieser mutwillige junge Mann sollte aus den verblendeten Einwohnern von Forli die erste Frucht des Eifers des heiligen Philippus und die erste Beute der Mutter der Barmherzigkeit sein, der der Heilige, als besonderer Verehrer der schmerzhaften Mutter und als Mitglied des Ordens ihrer Diener (Serviten), sein schwieriges Werk besonders empfohlen hatte. Die Demut und engelgleiche Geduld des Verfolgten, mit der er all die Misshandlungen und Beschimpfungen litt, hatten ihren Eindruck auf das Gemüt des jungen Laziosi nicht verfehlt und ihn zum Nachdenken gebracht, und als er den heiligen Mann vor den Toren der Stadt, bis wohin man ihn verfolgt hatte, auf den Knien die Blindheit der verstockten Bürger beweinen sah und ihn laut um die Bekehrung seiner Verfolger und Feinde beten hörte, da konnte er dem Zug der rufenden Gnade nicht länger widerstehen. Er eilt Philippus nach, wirft sich ihm zu Füßen und bittet ihn unter Tränen um Verzeihung. Der Heilige umarmte ihn liebevoll und versicherte ihn nicht nur seiner vollkommenen Verzeihung, sondern tröstete ihn auch durch sanfte Worte. Er ermahnte ihn zur Änderung seines bisherigen Lebens und ermunterte ihn, durch aufrichtige Buße die Verzeihung seiner Sünden von Gott zu erlangen. Um desto sicherer Gnade hierfür zu erhalten, sollte er seine Zuflucht zu Maria nehmen und sie lebenslang besonders verehren, was Peregrin, der schon aus einem reißenden Wolf in ein sanftes Lamm verwandelt war, aufrichtigen Herzens zu tun versprach.
Bei seiner Rückkehr in die Stadt erschien er ganz verändert. Er mied die Gesellschaft seiner Jugend- und Sündengenossen, ertrug still und demütig ihren Spott über seine veränderte Lebensweise, ging oft in die Kirchen und betete in ihnen sehr lange, um Gottes Barmherzigkeit für sein vergangenes und zukünftiges Leben über sich zu erbitten. Besonders gerne besuchte er ein Bild der gebenedeiten Jungfrau, das man in der Kirche zum heiligen Kreuz verehrte, und bat da oft und mit Inbrunst die barmherzige Mutter, auch an ihm, dem bisher so ungehorsamen Kind, Mutterstelle zu vertreten, und ihm den Weg zu zeigen, den er gehen soll, um seine Seele in Sicherheit zu bringen. Man erzählt, es sei auch hier gewesen, wo ihm die Mutter Gottes erschien und befahl, nach Siena zu gehen und sich unter ihre Diener aufnehmen zu lassen. Er tat es mit Einwilligung seiner Eltern und erhielt aus den Händen seines Retters, des heiligen Philippus Benizzi, der damals oberster Vorsteher des Ordens war, das Klein der „Diener Mariens“. Er verlebte in dem Orden noch zweiundsechzig Jahre in strengster Buße und in der innigsten Dankbarkeit und Andacht zu Maria. Der heilige Peregrin übte zwar viele Abtötungen zu Ehren der schmerzhaften Mutter, aber besonders merkwürdig ist jene, dass er sich dreißig Jahre hindurch niemals niedersetzte. Wurde er ganz ermüdet und kraftlos, so suchte er nur dadurch einige Erholung und Erleichterung, dass er sich an einen Stein etwas anlehnte. Der Herr verherrlichte den frommen Diener Mariens mit vielen Wundern im Leben und nach seinem Tod, und die Kirche verehrt ihn seit 1726 als einen Heiligen des Himmels. Sein Gedächtnis wird am 1. Mai gefeiert.
Der heilige Sigismund von Burgund, König und Märtyrer,
+ 1.5.524 – Fest: 1. Mai
Nichts ist bewunderungswürdiger als die Wahl der Mittel, deren sich die Vorsehung bedient, um die Heiligung der Auserwählten zu bewirken. Dies werden wir im Leben des heiligen Sigismund sehen.
Er war der Sohn Gundebalds, des Königs der Burgunder.
- (Die Burgunder waren einer der Hauptstämme der Vandalen. Anfangs ließen sich die Burgunder längs der Weichsel in Preußen nieder. Im Jahr 407 gingen sie über den Rhein und drangen in Gallien ein. Im Jahr 413 eroberte Gundicar, ihr erster König, das Land, das zwischen dem Oberrhein, der Rhone und der Saone liegt. Kurz darauf erweiterte er seine Herrschaft und der Staat, den er bildete, begriff alles in sich, was man dann das Herzogtum Burgund und die Franche-Comté, Provence, Lyonnois, Dauphiné, Savoyen usw. nannte. Er regierte bis zum Jahr 463, wie man es aus seinem Brief an Papst Hilarius und aus der Antwort dieses Papstes, der ihn seinen Sohn nennt, ersieht.
Chilperich, sein Sohn und Nachfolger, war ein eifriger Katholik. Nach einer Regierung von 28 Jahren wurde er mit seiner Frau, seinen Söhnen und seinem Bruder Godomar durch Gundebald, seinen anderen Bruder, der sich zum Arianismus bekannte, meuchelmörderisch umgebracht. Dieser starb im Jahr 516 und hinterließ zwei Söhne, Sigismund und Godomar. Er verbesserte die burgundischen Gesetzbücher, von seinem Namen Loi Gombette genannt. Nach Genf, wo er seinen Hof hielt, ließ er die zwei Töchter seines Bruders Chilperich kommen. Chrona, die Älteste, nahm den Schleier, Clotildis, die Jüngste, heiratete Chlodwig, den König von Frankreich. Dieser erklärte Gundebald den Krieg, um den Tod Chilperichs zu rächen, machte jedoch später Frieden mit ihm. Chlodomir, der König von Orleans und sein Bruder griffen den heiligen Sigismund an, der auch gefangen und 524 getötet wurde. Zehn Jahre später teilten die Könige von Frankreich das burgundische Reich unter sich. Guntram, der Sohn Chlotars I., nahm den Titel König von Burgund an und regierte zu Chalons an der Saone, obgleich Siegbert, sein Bruder, einen großen Teil dieses Landes besaß. Childebert, Siegberts Sohn, und Theodorich II., Childeberts Sohn, gaben sich denselben Titel. Im Jahr 613 erlosch er wieder. Allein Karl, der jüngste Sohn des Kaisers Lothar, nahm ihn wieder neben dem Titel eines Königs von Provence, später von Arles, an. Oberburgund wurde Franche-Comté genannt, weil er bloß zu Kriegsdiensten verpflichtet war.
Kurz nach der Zeit, wo die Burgunder über den Rhein gegangen waren und sich in Frankreich niedergelassen hatten, sehen wir sie als Christen und Katholiken. Sozomenus setzt ihre Bekehrung in das Jahr 317. Es ist also unwahr, dass sie, sobald sie die christliche Religion angenommen hatten, in den Arianismus verfielen. Sie waren bis gegen das Ende des 5. Jahrhunderts eifrige Katholiken. Sie hingen auch nur während der Regierung Gundebalds, des dritten ihrer Könige, dem Arianismus an.) -
Obgleich sein Vater der arianischen Irrlehre ergeben war, hatte dieser doch das Glück, die wahre Religion zu erkennen, und durch den heiligen Avit, den Bischof von Vienne, darin unterrichtet zu werden. Mit der festen Anhänglichkeit an den wahren Glauben verband er die Ausübung aller Tugenden, die den wahren Jünger Christi ausmachen. Im Jahr 516 gründete er das berühmte Kloster St. Mauritius zu Agaune in Chablais. Vorher fand man an diesem Ort heilige Einsiedler, die in abgesonderten Zellen lebten.
Als Gundebald im folgenden Jahr starb, bestieg sein Sohn den Thron von Burgund. Die erste Sorge des neuen Königs war, seine Staaten von den Unheilen des Lasters und der Ketzerei zu reinigen. Seinem Eifer haben wir die Zusammenberufung des Konzils in Epauna (Epaone) zu verdanken, in dem der heilige Avit den Vorsitz hatte und in dem man weise Verordnungen für die Kirchenzucht verfasste.
Nach dem Tod der Amalberga, mit der er einen Sohn namens Siegrich gezeugt hatte, verheiratete sich Sigismund wieder. Der junge Prinz hatte das Unglück, in die Ungnade seiner Stiefmutter zu fallen, und diese neue Königin, die äußerst rachsüchtig war, beschloss sogleich Siegrichs Untergang. Sie klagte ihn an, als strebe er nach dem Leben und der Krone seines Vaters. Dies war zwar eine Verleumdung, allein Sigismund ließ sich täuschen und sprach gegen seinen Sohn das Todesurteil aus, das auch sogleich vollzogen wurde. Bald aber erkannte er, dass er betrogen worden war. Von schrecklichen Gewissensbissen gequält, zog er sich in das Kloster zum heiligen Mauritius zurück, um dort sein Verbrechen zu beweinen und durch strenge Buße zu sühnen. Ohne Unterlass flehte er den Herrn an, ihn in diesem Leben zu züchtigen, damit er in dem anderen Barmherzigkeit erlange. Seine Bitte wurde auch endlich erhört.
Da Frankreichs Könige, Chlodomir von Orleans, Childebert von Paris und Chlotar von Soissons, ihn mit Krieg überzogen, wurde er besiegt und neben seiner Gemahlin und seinen Kindern in die Gefangenschaft geschleppt. Chlodomir, das Haupt der Unternehmung, ließ sie nach Orleans abführen und in enge Bewahrung bringen. Unterdessen warb Godomar, Sigismunds Bruder, neue Truppen und eroberte wieder den größten Teil von Burgund. Chlodomir wurde durch diesen unerwarteten Vorfall so sehr erbittert, dass er seine Gefangenen morden und ihre Leichname in einen Brunnen werfen ließ, in der Stadt Saint-Père-Avy-la-Colombe, vier Stunden von Orleans, im Jahr 524.
Bei den Reliquien des heiligen Sigismund geschahen mehrere Wunder. Dagobert II., der König von Austrasien, erhielt von den Ordensgeistlichen zum heiligen Mauritius den Schädel des Heiligen und beschenkte damit um das Jahr 675 eine Abtei, die er im Elsass, eine Stunde von Ruffach, unweit Colmar, stiftete und die bis ins 11. Jahrhundert den Namen „Kloster zum heiligen Sigismund“ behielt. (Das Kloster zum heiligen Sigismund ist später eine Propstei des Benediktinerordens geworden, die den Namen des heiligen Markus führte, zu dessen Ehren sie 1050 vom heiligen Papst Leo IX. wieder erneuert worden war.) Die anderen Reliquien des heiligen Königs von Burgund blieben bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts im Kloster zum heiligen Mauritius, von wo sie aldann Kaiser Karl IV. nach Prag überbringen ließ.
Der heilige Markulf von Nanteuil,
Stifterabt, Einsiedler, Priester, Diözese Coutances, Frankreich,
+ 1.5.558 – Fest: 1. Mai
Markulf, geboren in Bajeux in einer edlen und reichen Familie, wurde mit aller Sorgfalt in der Frömmigkeit und in den Wissenschaften gebildet. Nach dem Tod seiner Eltern verließ er sein Vaterland und entsagte seinen Gütern, um sich nach Coutances, dessen Bischof damals der heilige Possessor war, zu begeben. Dieser Oberhirte nahm ihn unter seine Geistlichkeit auf, weihte ihn zum Priester, und stellte ihn als Missionar seiner Diözese an. In seinen Unterrichten machte Markulf die Gläubigen besonders auf die Verpflichtungen der Taufe aufmerksam, und ermahnte sie durch ein reines Leben den ruhmvollen Namen eines Christen zu ehren. Man versichert, Gott habe ihn so mächtig in Werken, wie in Worten gemacht.
Da mehrere Personen unter seiner Leitung zu leben verlangten, entschloss er sich ein Kloster zu bauen, um sie darin aufzunehmen. König Childebert unterstützte ihn in seinem frommen Unternehmen, indem er ihm dazu einen Platz neben den anderen nötigen Mitteln anwies. Das Kloster wurde also zu Nanteuil, in Cotentin, am Meer erbaut. Es bestand anfangs nur aus einem Bethaus und einigen Zellen. Der Heilige bestrebte sich, vorzüglich jene Liebe unter seinen Schülern aufleben zu machen, die die ersten Christen zu Jerusalem so innig vereinigte, und durch die sie nur ein Herz und eine Seele ausmachten.
Die gemeinschaftlichen Bußübungen genügten aber dem Eifer des heiligen Abtes nicht. Jedes Jahr brachte er die Fasten auf einer bei Nanteuil liegenden Insel zu. (Man glaubt, dass diese Insel eine von denen ist, die den Namen des Heiligen tragen und an der östlichen Seite der Halbinsel Contentin liegen. Man glaubt auch, dass Nanteuil an dem Ort stand, wo heutzutage die Pfarrei St. Marcon oder St. Marculph ist.) Er hatte dort keine andere Wohnung als eine Art Hütte, die er selbst gemacht hatte. Ein wenig Gerstenbrot und rohe Kräuter waren seine ganze Nahrung, und auch selbst die aß er nie bis zur Sättigung. Oft brachte er mehrere Tage nacheinander zu, ohne irgendeine Speise zu nehmen. Er schlief auf der bloßen Erde und hatte zum Kopfkissen einen Stein. Unter seinen Jüngern zählt man den heiligen Cariulph (Criou), den heiligen Domard und den heiligen Helerius. Die beiden ersten standen schon gleich anfangs unter ihm und hatten ihn auf der Reise, die er an den Hof Childeberts machte, um das Grundstück von Nanteuil zu erhalten, begleitet. Man glaubt, der heilige Helerius sei aus dem Lütticherland gebürtig gewesen. Dem sei aber, wie es wolle, gewiss ist, dass er nach Nanteuil kam, wohin ihn der Ruf des heiligen Markulf gezogen hatte. Dort lebte er einige Zeit in der Ausübung aller christlichen Pflichten.
Einigen seiner eifrigsten Schüler erlaubte unser Heiliger, sich auf die Insel Gersei zurückzuziehen, um dort ein Einsiedlerleben zu führen. Er selbst begab sich in der Folge mit ihnen dorthin und stiftete dort auch ein Kloster. Er errichtete auch noch andere fromme Anstalten, um das Land mit wahren Dienern Gottes zu bevölkern. Am 1. Mai im Jahr 558 starb er und wurde zu Nanteuil vom heiligen Leo, dem Bischof von Coutances begraben. Der heilige Audónus, der Bischof von Rouen, erhob ihn ungefähr hundert Jahre später. Bei den Einfällen der Normänner brachte man seine Gebeine nach Corbigny in Laonnois, wo man auch eine Kirche unter Anrufung dieses Heiligen erbaute. Man rief ihn besonders bei Kropfübeln an. Von jener Zeit an schrieb man Frankreichs Königen die Heilkraft zu, die, die mit diesem Übel behaftet sind, zu befreien. Deswegen verrichteten sie auch nach ihrer Krönung, entweder in eigener Person, oder durch Almosenpfleger, eine neuntägige Andacht zum heiligen Markulf von Corbigny, zur Danksagung für die Gabe, die ihnen durch die Fürbitte dieses Heiligen zuteilwurde.
Es geschahen auch noch andere Versetzungen der Reliquien des heiligen Markulf. Auch wurden mehrere Teile von ihnen an verschiedene Kirchen geschickt, was Anlass gab, dass man an verschiedenen Tagen das Fest des Heiligen feierte.
Der heilige Aregius von Gap, Bischof in Dauphine,
+ 1.5.604 – Fest: 1. Mai
Der heilige Aregius war ein Sohn von Apocrasius und Sempronia, die beide durch ihre Geburt ausgezeichnet waren. (Aregius, auch Aridius genannt, wurde manchmal mit dem heiligen Aregius, dem Bischof von Nevers, mit dem heiligen Aregius, dem Abt von Limoges, und mit dem heiligen Arigius von Lyon verwechselt.) In seinem zweiten Lebensjahr weihten sie ihn Gott in der Kirche von Chalons an der Saone. Der gottselige Desiderius, der Bischof dieses Ortes, verrichtete die Taufzeremonien und übernahm die Sorge seiner Erziehung. Durch seine Fähigkeiten und seine reinen Sitten verdiente Aregius zur priesterlichen Würde erhoben zu werden und stand als Priester mehrere Jahre der Pfarrei Morgey vor, die etwa fünf Stunden von Clermont in Auvergne entfernt liegt.
Nachdem Sagittarius, der Bischof von Gap im Jahr 579 seiner Laster wegen abgesetzt worden war, wurde Aregius einmütig an seine Stelle erwählt. Hier bedurfte es seines Eifers, um die Gottesfurcht in einer Diözese, wo sie beinahe ganz erloschen war, wiederherzustellen. Der neue Bischof widmete sich ganz der Heiligung seiner Herde. Er ermahnte die Sünder zur Buße, sprach den Schwachen Mut zu und unterstützte die, die auf dem Weg der Tugend gingen. Ganz besonders ließ er sich die Erziehung der jungen Geistlichen angelegen sein, um in der Folge seiner Kirche gute Diener zu verschaffen. Bei diesen Arbeiten zur Heiligung anderer, vernachlässigte er das Heil seiner eigenen Seele nicht. Er lebte in beständigen Bußübungen und kasteite seinen Leib auf vielfache Weise. Im Jahr 584 wohnte er dem 2. Konzil zu Valence und im folgenden Jahr dem 2. Von Macon bei.
Gegen das Jahr 598 machte er eine Reise nach Rom, um die Gräber der heiligen Apostel zu besuchen. Er wurde daselbst sehr ehrenvoll vom heiligen Gregor empfangen, der damals auf dem Stuhl des heiligen Petrus saß. Diese zwei großen Männer vereinigten sich durch die Bande der innigsten Freundschaft und konnten sich nur nach vielen Tränen voneinander trennen, in der Hoffnung sich bald im Himmel unzertrennlich vereint zu sehen.
Der heilige Gregor schrieb auch mehrere Briefe an den heiligen Aregius, bald um ihm die zärtlichen Gefühle seines Herzens zu erkennen zu geben, bald um ihm zu zeigen, welchen Anteil er an den Leiden nimmt, von denen er heimgesucht wurde, schließlich auch, um seinen Eifer, seine Wachsamkeit und andere Tugenden zu loben. Er gab ihm auch auf seine Bitte die Erlaubnis, für sich und seinen ersten Diakon, eine Dalmatik zu tragen, deren Gebrauch in diesem Jahrhundert noch nicht allgemein war.
Der heilige Aregius lebte nicht lange mehr nach seiner Rückkehr von Rom, jedoch kann man nicht genau das Jahr seines Todes bestimmen. Die gewöhnliche Meinung ist, dass er am 1. Mai 604 in einem Alter von ungefähr 69 Jahren gestorben ist. Als er sich seinem Ende nahe fühlte, ließ er sich vor den Altar des heiligen Eusebius tragen, und da legte er sich auf asche und empfing die heilige Wegzehr, die ihm Isicius, der Bischof von Grenoble, reichte. Sein Name ist in verschiedenen Martyrologien am 1. Mai verzeichnet; und an diesem Tag wird er auch in der Provence und in Dauphiné verehrt.
Pater Liborius
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 1. Mai 1725 ging zu Raab der lobwürdige Pater Liborius, der Erbauer des Klosters, in die Ewigkeit hinüber. Pater Liborius war ein Bayer und am 10. Januar 1666 zu Weilheim geboren. Sein weltlicher Name ist Sebastian Weiß. Ihm wird nachgerühmt, er habe als Frucht seiner Gottesfurcht die Gabe der Weisheit in hohem Grad erhalten und sei durch sie in den Stand gesetzt worden, die Ämter, zu denen man ihn wählte, bestens zu verwalten. Zu Raab, wo er zwanzig Jahre lebte, wurde ihm die Aufgabe zuteil, das gegenwärtige Kloster zu erbauen. Wohl waren damit zahllose Schwierigkeiten verbunden, doch Pater Liborius überwand sie mit seinem felsenfesten Gottvertrauen und mit seiner unerschöpflichen Geduld und Ausdauer. Viel trug dazu sein überaus liebevolles und herzgewinnendes Benehmen bei, wodurch er heftige Gegner nicht nur zu versöhnen, sondern sogar zu Freunden zu machen vermochte. Pater Liborius war überaus fromm und dabei demütigen Herzens. Er war nicht der Mann, der gemeint hätte, immer an der Spitze zu stehen und alles leiten zu müssen. Im Gegenteil, nachdem seine letzte Amtszeit zu Ende war, bot er sich freiwillig an, den Almosensammler zu machen. Gewiss war es für ihn keine Annehmlichkeit, sondern ein großes Opfer, wenn er sich Tag für Tag auf den Weg machen und unverdrossen die Wohnungen der begüterten Bürger aufsuchen musste. Er bat stets mit heiterer Miene und herzlich; darum reichte man dem ehrwürdigen Greis auch gerne milde Spenden, die er hochbeglückt entgegennahm und nach Hause brachte. Eine kurze Krankheit hemmte indes diese seine Wirksamkeit und brachte ihn ins Land, wo Schätze sind, die weder Rost noch Motten verzehren und die ewig und unendlich zu beglücken vermögen.
Gräfin Karoline Therese Raszynska
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 1. Mai 1894 schloss Frau Gräfin Karoline Therese Raszynska, geborene Prinzessin von Öttingen-Wallerstein, die Augen. Sie zeichnete sich durch eine besondere Verehrung der heiligen Theresia aus. Aus Liebe zu dieser unserer heiligen Mutter stiftete sie ein Kloster unbeschuhter Karmelitinnen zu Krakau in Galizien und wurde als Tertiarin selbst eine Tochter der großen Reformatorin des Karmels. Als solche trug sie den Ordensnamen Theresia vom heiligsten Herzen Jesu. Allzeit selbst auf Reisen führte sie einen Habit der Karmelitinnen mit sich, weil sie wünschte, darin begraben zu werden. Ihr Lebenswerk war die Einführung des Theresianischen Gebetsvereines in den deutsch-österreichischen Landen. Innig freute sie sich, als Papst Leo XIII., dem sie ihr Vorhaben vortrug und die Statuten des Vereins zu Füßen legte, sie segnete und sagte: "Sie tun recht, Gräfin, beten, ja beten! Einigung ist nötig." Seit dem 1. Mai 1894 sind ihre Lippen verstummt, doch ihr Werk, das rasch aufblühte, entwickelte sich so großartig, dass man im Jahr 1909 bereits 160.000 Mitglieder des Theresianischen Gebetsvereines zählte. Und Gottes Segen ruht noch immer auf ihrem Werk, das blüht und gedeiht von Tag zu Tag.
Schwester Gertrud von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Gertrud von Jesus. Schwester Gertrud wurde zu Deventer in Holland um das Jahr 1611 geboren und war eine Baronesse von Spirin. Frühzeitig kam sie als Ehrendame an den Hof der Kaiserin Eleonore. Hier hatte sie, was ihr Herz auf Erden begehren konnte, doch wurde sie durch die weltlichen Annehmlichkeiten nicht gesättigt. Als sie einst ihre kaiserliche Herrin bei einem Besuch in das Kloster der Karmelitinnen in Wien begleiten musste, versteckte sie sich in einen Winkel des Klosters und wollte das Kloster nicht mehr verlassen. Wohl musste sie auf Befehl der Kaiserin und ihrer Eltern an den Hof zurückkehren, sie hörte jedoch nicht zu beten und zu bitten auf, bis sie deren Einwilligung erlangte. Am 17. März 1632 wurde sie in Anwesenheit der hohen Herrin und des ganzen kaiserlichen Hofes eingekleidet. Ihr Leben im Orden sollte aber nicht lange währen. Im Jahr 1634 erkrankte Schwester Ursula, die Gehilfin der Novizenmeisterin, und der Arzt erklärte, die Krankheit wäre ansteckend. Sobald dies Schwester Gertrud vernahm, eilte sie zu Mutter Priorin und bat flehentlich um die Gnade, Schwester Ursula pflegen zu dürfen. Tags darauf bedurfte Schwester Gertrud selbst der Pflege, denn auch sie erkrankte tödlich. Mutter Priorin machte Schwester Gertrud auf die Gefahr aufmerksam und bat sie, nach ihrem Hinscheiden vor dem Thron Gottes Fürsprache für eine Persönlichkeit einzulegen, die sich in großer Gefahr für das Heil ihrer Seele befand. Die Kranke erklärte, jene Person würde aus dem gefährlichen Zustand bald herauskommen und groß vor Gott werden. Es sei ihr nur nicht gewährt zu sagen, wie und wann es geschehe. Die Folge zeigte, dass sie wahr gesprochen hatte. Am 1. Mai pflückte der Herr die schlichte Blume, um sie aus der Mitte ihrer Schwestern ins Paradies zu verpflanzen. Die Schwestern empfanden es schmerzlich, Schwester Gertrud nun entbehren zu müssen, doch beglückwünschten sie sich zugleich, sie als Fürbitterin bei Gott zu besitzen, wofür sie begründete Anzeichen nach ihrem Tod zu haben glaubten, wie das Totenbuch ausführlich berichtet.
Schwester Angela Josepha vom Herzen Mariä
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Angela Josepha vom Herzen Mariä. Schwester Angela Sünder-Mahler entstammte einer angesehenen Familie Prags. Sie wurde fromm erzogen und besonders angeleitet, die Armen und Kranken zu besuchen und zu trösten. Bereits im 17. Lebensjahr erkannte Angela, dass der Herr sie im Karmel haben wolle, und sie wäre seinem Ruf auch ohne Verzug gefolgt, wenn nicht der Vater dagegen gewesen wäre, der sein Kind unbedingt der Welt zuführen wollte. Angela ergab sich, wiewohl mit schwerem Herzen, wie die Worte verraten, die sie oft sprach: "O, der Ordensberuf kostet mich viel. Aber von meinem Jesus und von meinen Karmelitinnen lass ich nicht. Meinen Beruf wird mir niemand aus dem Herzen rauben können; ich gehöre nun einmal und für immer meinem Jesus." Nachdem sie das 22. Lebensjahr erreicht hatte, eilte sie in einem günstigen Augenblick dem Karmel am Hradschin zu. Aber nur die Mutter hatte die Erlaubnis gegeben. Der Vater wusste nichts davon und wollte nichts davon wissen. Im Gegenteil, er reiste, da er eben abwesend war, sofort nach Prag und nötigte die Tochter, die sich noch außerhalb der Klausur befand, wieder mit ihm zurückzukehren. Zehn Jahre später gab er seinen Widerstand auf, obwohl er es immer noch lieber gesehen hätte, wenn die Tochter geblieben wäre. Da machte sich Angela sogleich auf. Um dem geliebten Vater den Trennungsschmerz zu ersparen, verließ sie das Haus, bevor er noch erwachte. Heftiger Schmerz durchwühlte ihre Seele, als sie durch sein Zimmer gehend, den ruhenden Greis erblickte und es sich versagen musste, ihn noch ein letztes Mal zu umarmen. Doch sie ermannte und überwand sich in Erinnerung an das Wort des Herrn: "Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert." Wie freute sie sich, nun ganz des Herrn zu sein! Zeitlebens vergaß sie den überwältigenden Eindruck nicht, den ihr Gemüt empfing, als sie zum ersten Mal den Chor betreten durfte, um das feierliche "Salve Regina" mitzusingen. Sie fand, wie ein ihr verwandter Arzt, nach ihrem Tod äußerte, im Kloster ihren Himmel auf Erden. Darum fühlte sie auch keine Mühe bei Erfüllung der Obliegenheiten, die ihr übertragen wurden. Weit entfernt, dass sie nach Ablegung ihrer heiligen Profess am 15. August 1887 in diesem Eifer nachgelassen hätte, bekundete sie einen so heftigen Drang, dass die Oberen zur Mäßigung mahnen mussten, da sie sonst ihre Gesundheit untergraben hätte. Mit ihrem Eifer hielt ihre Liebe gleichen Schritt. Das gute Kind zeigte ein so freundliches, liebenswürdiges Entgegenkommen, dass ihr niemand widerstehen konnte. Und nicht nur dieses, auch die fördernste Anregung fühlten die Schwestern im Verkehr mit Angela, besonders wenn sie während ihrer Todeskrankheit zu ihr kamen, wurden sie durch Angelas Vereinigung mit Jesus und durch ihre rückhaltlose Ergebung in den Willen Gottes so erbaut, dass sie neugestärkt zu ihrem Tagewerk zurückkehrten. Als die Mutter Priorin sie auf die Nähe des Todes aufmerksam machte und fragte, ob sie bereit und ruhig wäre, gab sie frisch zur Antwort: "O ja, Mutter, ganz ruhig, ganz bereit; jede Stunde, wie Jesus will!" Sie behielt das Bewusstsein bis zum letzten Augenblick. Ihr unschuldsvolles Auge blieb klar wie stets und brach erst, als es sich im Tod schloss am 1. Mai 1904 um 5 Uhr, während die Glocken Prags läuteten und die bei Angela weilenden Schwestern das "Regina caeli laetare, Freue dich, o Himmelskönigin" beteten. Mit Rührung und der Überzeugung, dass die Verschiedene ihren Kampf gut gekämpft hat, drückte ihr die Priorin das Kreuz auf die kalte Stirn und bekränzte sie mit Lilien, indem sie sprach: "Die Lilie war stets dein teuerstes Gut und die Unschuld dein kostbarstes Kleinod. So sei auch jetzt der Lilienkranz dein lieber Schmuck bis zum Auferstehungsmorgen, wo die Krone der Seligkeit dein ewiger Anteil wird."
Gebet des heiligen Athanasius am 1. Mai
Vernimm, o allerheiligste Jungfrau Maria, unser Gebet, und denke an uns. Lass uns teilnehmen an deinen Schätzen und an der Gnadenfülle, die du genießt. Der Erzengel begrüßt dich und nennt dich voll der der Gnaden. Alle Völker preisen dich glückselig, die himmlischen Chöre lobsingen dir. Auch wir, die wir noch hier auf Erden leben, auch wir rufen dir zu: Gegrüßet seist du, Gnadenvolle, der Herr ist mit dir. Bitte für uns, o Mutter Gottes, unsere Gebieterin, unsere Königin. Amen.
Zu Gott
O Gott, der Du Deiner Kirche die heiligen Apostel zu Vätern und Grundsäulen gegeben hast, verleihe uns die Gnade, ihre Lehren und ihre Beispiele zu befolgen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Sigismund
O Gott, der Du durch die Sünde beleidigt, durch die Buße aber besänftigt wirst, wende auf die Fürbitte Deines heiligen Märtyrers Sigismund die Geißeln Deines Zornes, die wir unserer Sünden wegen verdienen, gnädig von uns ab, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
In Frankreich wurde durch eine Verordnung des Königs Ludwig IX. im Jahr 1472 geboten, dass man um die Mittagsstunde durch das ganze Königreich die seligste Jungfrau durch das "Angelus Domini" oder "Der Engel des Herrn" anrufen solle. Es war diese Andacht in Rom schon zuvor durch Papst Calixtus III. im Jahr 1456 eingeführt worden.
Andacht am 1. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Die Sanftmut ist eine seltenere Tugend als die Keuschheit; auch ist sie vortrefflicher als diese und alle übrigen Tugenden, da sie die Liebe vollendet und krönt, die nur dann in ihrer Vollkommenheit strahlt, wenn sie sanftmütig und wohltätig ist. Daher also soll man die Sanftmut in hohen Ehren halten; und sorgfältig dahin wirken, sie zu erlangen." (Der heilige Franz von Sales)
Sehr oft sprach dieser Heilige von der Sanftmut, und leicht war es zu erkennen, dass sie seine Lieblingstugend war. Sie glänzte auf seinem Angesicht, in seinen Worten, seinen Gebärden und in seinen Handlungen. Es lässt der Lobspruch sich auf ihn anwenden, den der Heilige Geist von Mose ausspricht: "Er war der sanftmütigste von allen Menschen!" Die heilige Franziska von Chantal sagte von ihm: "Nie sah man ein so sanftmütiges, so liebevolles, so gütiges, so zartes und so freundliches Herz." Das erste Mal, als der heilige Vincenz von Paul ihn sah, glaubte er in der Heiterkeit seines Angesichtes, in der Art seiner Unterredung und in seinem ganzen Benehmen ein lebendiges Bild der Sanftmut unseres Herrn Jesus Christus zu sehen. Seine bloße Gegenwart gewann ihm alle Herzen.
Es kamen einst einige Brüder zum heiligen Abt Antonius und baten ihn um eine Lehre, wodurch sie selig werden könnten. Der heilige Altvater antwortete ihnen: "Ihr habt ohne Zweifel gehört, was die Heilige Schrift sagt, und ihr wisst, was Christus befohlen hat. So geht denn also hin und tut dies." Als sie aber fortfuhren, ihn inständig zu bitten, er möchte ihnen doch auch eine Lehre erteilen, sprach er endlich: "Das heilige Evangelium sagt, so jemand dich auf die rechte Wange schlägt, dem reiche auch die andere! Dies befolgt, und ihr werdet die Seligkeit erlangen!" - Sie aber antworteten ihm, dass sie dies nicht tun könnten. Es sprach also der heilige Antonius weiter: "Könnt ihr die andere Wange nicht darbieten, so lasst euch wenigstens noch einmal auf die rechte schlagen." Als sie aber sagten, auch dies wäre ihnen unmöglich, da sprach er: "So vergeltet wenigstens nicht Böses mit Bösem." Weil sie aber auch diese Ermahnung nicht annehmen wollten, wendete sich der heilige Abt zu seinem Jünger und sprach: "Gehe hin und bereite diesen Brüdern etwas zu essen; denn du siehst wohl, dass sie sehr schwach und krank sind." Zu den Brüdern sprach er schließlich: "Wenn ihr das eine, was ich euch sage, nicht tun könnt und das andere nicht tun wollt, warum begehrt ihr denn eine Lehre von mir? So viel ich sehe und erachte, ist das heilige Gebet euch sehr notwendig, damit eurer Schwachheit dadurch aufgeholfen werde."
Verleihe mir, Herr, dass die Sanftmut in allen meinen Regungen, in allen meinen Reden und Werken glänze, und dass ich durch meine Sanftmut ein lebendiges Bild Jesu, meines Herrn und Vorbildes werde. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 1. Mai
"Das vollkommene Gebet besteht nicht in vielen Worten,
sondern in dem Eifer des Verlangens, das die Seele zu Gott erhebt,
durch die Erkenntnis ihres Nichts und der göttlichen Güte."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 1. Mai - Von Wegen, die zum innerlichen Frieden führen
Friede ist des Sieges Frucht.
Kämpfst nicht tapfer du hienieden,
Kommst du nimmermehr zum Frieden.
Du bist hier in Feindes Land;
Gib das Schwert nicht aus der Hand.
1. Viele täuschen sich selbst. Sie erkennen die Seligkeit des innerlichen Seelenfriedens, und gern auch möchten sie ihn besitzen, aber der Friede ist eine Frucht des Sieges, und sie scheuen den Kampf, ohne den es keinen Frieden gibt. Das Ungeheuer, das auf dem ersten Weg zum innerlichen Frieden lauert, ist die Sünde, die unversöhnlichste Feindin des Friedens. Nie und nimmer können die Sünde und der Friede in einem Gewissen zusammen wohnen. Das Gewissen, in dem die Sünde herrscht, ist ein stürmisches Meer, wo Winde und Wellen toben, Angst und Schauder wohnen. Denn, spricht die Schrift: "Wer böte dem Herrn Trotz und bliebe heil?" (Ijob 9,4b)
2. Die zweiten Furien, die auf dem Weg zum wahren Frieden lauern, sind die Leidenschaften, die ohne Unterlass zur Sünde reizen. Jede Leidenschaft ist eine Feindin des Friedens, weil sie eine Feindin der Ordnung und folglich der Ruhe ist. Soll also die Ruhe in einer Seele herrschen, so müssen diese Feindinnen notwendig früher bekämpft, überwunden und unterworfen werden. Dies ist ein harter, langwieriger, aber ein unerlässlicher Kampf. Doch verzage darum nicht, denn die Kraft des Allmächtigen selbst wird deinen Willen stärken. Auch wiegt der selige Friede überreichlich alle Mühsale des Kampfes auf. Wer hier nicht männlich kämpft, der wird nie zum Frieden gelangen, sondern beständig ein Sklave dieser furchtbaren Tyranninnen bleiben.
3. Der dritte Weg, der nach diesen Siegen zum innerlichen Frieden hilft, ist die gänzliche Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem göttlichen Willen, wodurch unsere Seele nicht nur die Sünde und alle Untreue gegen die Gnade vermeidet, sondern auch diesem allerhöchsten Willen ihres Schöpfers so vollkommen sich ergibt, dass er die Richtschnur aller ihrer Gedanken und Begierden wird, so dass sie nichts will, oder nicht will, außer was dieser göttliche Wille verlangt oder verbietet. Wen die wahre Gottesliebe bis dahin führte, der beginnt die süßesten Früchte des Friedens zu kosten. Dies ist der Quell und die einzige Grundfeste des wahren Friedens. "Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden beiträgt." (Römer 14,19)
2. Mai
Die heilige Jungfrau und Martyrin Wiborata, Reklusin von St. Gallen,
+ 2.5.926 - Fest: 2. Mai
Wiborata stammte aus einer alten Familie in Schwaben. Sie schien von ihren ersten Jahren an auf eine besondere Weise von der Gnade des Himmels begünstigt zu sein. Ihre Eltern bewunderten ihre erhabene Tugend und ließen ihr vollkommene Freiheit, sich allen Religionsübungen hinzugeben. Im väterlichen Haus lebte sie wie in einem Kloster und besuchte jeden Morgen barfuß die wohl eine halbe Stunde entlegene Kirche. Nach ihrer Heimkehr verschloss sie sich in ihrem Zimmer, um sich da in Gottes Gegenwart dem Lesen, dem Gebet und der Arbeit zu widmen. Sie mied nicht nur die auswärtigen Gesellschaften, sondern auch die unnützen Gespräche mit den Hausgenossen. Sie war aber in allem ihren Eltern gehorsam und unterstützte sie in ihrem Alter mit einer Bereitwilligkeit und Liebe, die bewunderungswürdig war. Die Eltern gestatteten ihr auch die Freiheit, ehelos zu bleiben, denn darum hatte Wiborata sie inständig gebeten.
Als ihr Bruder Hitto in den geistlichen Stand trat, empfand Wiborata die herzlichste Freude. Während seines Aufenthaltes im Kloster St. Gallen, in das er gegangen war, um sich da der Gottesgelehrtheit zu widmen, war sie ihm nicht nur Schwester, sondern wahre Mutter, indem sie für alle seine Bedürfnisse sorgte und ihn mit Kleidungsstücken versah, die sie selbst hergestellt hatte. Kaum erblickte sie ihn als Priester, so zog sie sich zu ihm zurück, in der Hoffnung, sich da besser dem Dienst Gottes und des Nächsten widmen zu können. Nichts war erbaulicher, als der Eifer, mit welchem Bruder und Schwester alles ausübten, was sie zur Vollkommenheit führen konnte. Ihre Wohnung verwandelte sich gleichsam in ein Krankenhaus. Die gottselige Wiborata bot jedem hilflosen Kranken ihre Pflege an, und nicht selten sah man sie auf ihren eigenen Schultern Sterbende herbeitragen und mit milder Hand bis zum Ende ihres Lebens pflegen. Sie erledigte die niedrigsten Krankendienste und wusste dennoch alle ihre Arbeiten in ein unablässiges Gebet umzuwandeln, so dass sie in ihrer Person Maria und Martha zugleich darstellte.
Um diese Zeit unternahmen die zwei frommen Geschwister miteinander eine Wallfahrt nach Rom, um die Gräber der heiligen Apostel zu besuchen. Auf dieser Reise übte Wiborata alle Bußwerke, und was sie von ihrem Unterhalt ersparen konnte, verteilte sie unter die Armen. In der Hauptstadt der Christenheit flossen heiße Tränen auf die Gräber der Heiligen, deren Fürbitte sie erflehten.
Nach ihrer Rückkehr sprach die Heilige zu ihrem Bruder so kraftvoll über die Gefahren, denen man in der Welt ausgesetzt ist, dass er sich dazu entschloss, diese auf immer zu verlassen. Er nahm daher das Ordenskleid in der Abtei zum hl. Gallus. Wiborata blieb in der Welt, ohne jedoch ihren Regeln und ihrem Geist zu erliegen. Sie kasteite ihren Leib durch Enthaltsamkeit, Wachen und Fasten. Die Prüfungen, denen ihre Treue durch Verleumdung ausgesetzt wurde, dienten nur dazu, die Neigungen ihres Herzens immer mehr und mehr zu läutern.
Auf einer Reise, die sie um das Jahr 887 in die Abtei St. Gallen mit Salomon, dem Bischof von Konstanz, machte, entschloss sie sich, ihrem alten Wohnort zu entsagen. Sie ließ sich nieder auf einem Berg in der Nähe der Abtei und schloss sich in eine Zelle neben der Kirche des heiligen Georgius ein. Die Zerstreuungen, denen sie hier durch häufige Besuche ausgesetzt war, erregten in ihr das Verlangen, sich der Lebensweise der Klausnerinnen zu widmen. Der Bischof von Konstanz weihte demnach für sie eine Zelle neben der Kirche zum heiligen Magnus, in einiger Entfernung von der Abtei St. Gallen, und schloss sie auch mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten in diese ein. Ihre Wunder und Weissagungen machten ihren Namen bald berühmt.
Hier nahm sie auch ein Mädchen von vornehmem Stand, namens Rachilda, zu sich, das mit einer Krankheit, die man für unheilbar erklärte, behaftet war. Ihre Eltern wollten sie in der Hoffnung nach Rom führen, sie würde da durch die Fürbitte der heiligen Apostel ihre Gesundheit erhalten. Als Wiborata von diesem Vorhaben erfuhr, ließ sie Rachilda zu sich führen und nahm sie als ihre geistliche Tochter an. Sie tröstete sie und erbat ihr von Gott die vollkommene Gesundheit. Rachilda, die von ihrer geistlichen Mutter an die Übungen der Beschauung gewöhnt worden war, lebte danach auch als Klausnerin weiter.
Wiborata nahm noch Wendilgardis auf, die Enkelin des Kaisers Heinrich, die man für eine Witwe hielt, in der Meinung, dass ihr Gemahl, Graf Udalrich oder Vodalrich, im Krieg getötet worden sei. Es kostete sie anfangs sehr viel Mühe, sich an die strengen Übungen der Lebensweise zu gewöhnen, die sie sich gewählt hatte. Endlich gelang es ihr, sich zu besiegen; und mit Freude übte sie die härtesten Abtötungen. Der Bischof von Konstanz gab ihr den Schleier und weihte sie gänzlich dem Herrn. Plötzlich erschien der bisher für tot gehaltene Udalrich, als man ihn am wenigsten erwartete. Er hatte endlich seine Freiheit von den Ungarn oder Slaven erlangt, die ihn zum Gefangenen gemacht hatten. Die Bischöfe hielten eine Synodalversammlung und entschieden, dass das klösterliche Gelübde nicht verhindere, ihm seine Gemahlin wiederzugeben. Wendilgardis kehrte daher wieder in die Welt zurück, versprach jedoch, ihre Gelübde zu halten, wenn sie ihren Gemahl überleben sollte. Sie starb aber, als sie einen Sohn gebar, der dem Herrn geweiht und später Abt zu St. Gallen wurde.
Da die Ungarn ihre Überfälle in das Land erneuerten, wollte Wiborata nicht, wie man ihr geraten hatte, die Flucht ergreifen; und das kostete sie das Leben. Die Barbaren wurden, weil sie bei ihr kein Geld fanden, erbittert, und versetzten ihr mit einem Beil drei Hiebe auf den Kopf, woran sie am 2. Mai 925 starb. Papst Klemens II. setzte ihren Namen im Jahr 1047 feierlich in das Verzeichnis der Heiligen. Rachildis lebte noch einundzwanzig Jahre nach ihr; aber ihr Leben war, weil sie unausgesetzte Krankheiten zu erdulden hatte, ein fortgesetztes Sterben. Die Reliquien dieser beiden Heiligen wurden in der Kirche zum heiligen Magnus beigesetzt. Den Namen der heiligen Wiborata findet man in den Martyrologien von Deutschland und in denen der Benediktiner.
Der selige Konrad von Seldenbüren,
Stifter von Engelberg in der Schweiz, Laienbruder, Märtyrer,
+ 2.5.1126 – Fest: 2. Mai,
und die seligen Äbte Adelhelm I. von Engelberg,
+ 25.2.1131 – Fest: 25. Februar,
und Frowin von Engelberg,
+ 27.3.1178 – Fest: 27. März
Das Geschlecht der Edlen von Seldenbüren (Sellenbüren) könnte man ein Geschlecht der Klostergründer nennen. Schon um das Jahr 945 hatte Reginbert im Schwarzwald das Kloster St. Blasien gegründet, das unter dem großen Abt Gerbert im 18. Jahrhundert eine so großartige Blüte erleben sollte. Heinrich von Seldenbüren gründete 1030 das Kloster Muri im Aargau, das nach der Aufhebung im 19. Jahrhundert vom Staat als Armenanstalt eingerichtet wurde. Wenn nun der junge Konrad die Bilder der ehrwürdigen Ahnen staunend betrachtete und in müßigen Stunden in der alten Burgchronik blätterte, kann es uns dann wundern, wenn auch er einem Reginbert oder Heinrich nicht nachstehen wollte? Der Gedanke Gott eine Stätte des Lobes zu bereiten, den Menschen einen Ort des Gebetes und der Fürbitte, den Armen einen Quell des Trostes und der Erquickung, den auf den rauen Höhen und in den schneeigen Tälern Verirrten ein rettendes Dach, der Welt einen Hort der Kunst und Wissenschaft zu schaffen, dieser Gedanke wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder dachte er daran, wie er die Mittel schaffen könne, auf seinen Ritten und Jagden suchte er nach einem geeigneten Ort, ja manchmal glaubte er schon den weihevollen Klang der Psalmen vom Chor der Mönche her zu hören. Konrad befand sich wieder einmal auf einem solchen Ritt, er war von seiner Seldenburg am Westfluss der Albis bei Zürich über den Zuger- und Vierwaldstättersee gekommen und hatte sich von Stans aus mühsam durch die wilden Schluchten hinaufgearbeitet, über Grafenort bis an den Fuß des Engelbergs. Die Gegend gefiel ihm und ohne langes Bedenken war sein Entschluss gefasst: Hier sollte sein Lebenswerk erstehen. Freudigen Herzens ritt er wieder zu Tal auf seine verstreuten Gehöfte, und was dort an Kräften irgendwie entbehrlich war, musste hinauf auf die Berge, um Stein und Holz herzurichten für den Klosterbau. Bald herrschte auf den unbewohnten Höhen frisches, reges Leben; durch die stille Einsamkeit riefen menschliche Stimmen, hallte das Eisen der Äxte, die die Baumriesen stürzten, und der Meißel, der die Steine bearbeitete. Endlich war ein ansehnlicher Fleck gerodet, die Grundmauern wurden tief in die Erde gesenkt und bald erhob sich das Kloster im Rohbau. An der Stelle, wo einst der Waldbär seine Höhle bewohnt hatte, wurde der Hauptaltar errichtet. Der 1. April 1120 wird von der ältesten Chronik von Engelberg als Gründungstag überliefert.
Kloster und Kirche waren fertig, die toten Mauern warteten nur noch, dass man sie belebte. Konrad hatte inzwischen schon Umschau gehalten unter den Klöstern, aus denen er die Mönche für seine Stiftung nehmen sollte. Damals entfaltete gerade St. Blasien im Schwarzwald eine fruchtreiche Tätigkeit in der Besiedelung und Neugründung von Klöstern; im Mutterkloster selbst herrschte musterhafte Zucht und Ordnung. Ein Ahne Konrads hatte es vor 200 Jahren gegründet. St. Blasien also konnte Konrad seine Gründung wohl übergeben und hatte dabei die sichere Gewähr, dass sie sich bald selbstständig in die Höhe arbeiten könne. Adelhelm, der später der erste Abt des Klosters wurde, zog mit zwölf in der Ordenszucht erprobten Mönchen in das neue Kloster ein. Noch ist im Klosterarchiv die Urkunde vorhanden, datiert vom 22. November 1122, gemäß der „der edle Mann Konrad . . . den Ort Engelberg selbst mit allen gegenwärtigen und späteren gesetzlichen Gerechtsamen und Zugehörden . . . auf dem Altar der heiligen Maria Gott dem Herrn . . . als unanfechtbares Eigentum des genannten Klosters dem Vater Adelhelm und seinen Nachfolgern . . . abgetreten, überantwortet und übergeben“ hat. Diese Übergabe geschah in damaliger Zeit in einer sehr sinnvollen Zeremonie. Der Eigentümer nahm nämlich ein Rasenstück oder etwas Erde von seinem Grundstück, das er vergeben wollte, trug es in die Kirche und legte es auf den Hochaltar, in dem die Reliquien der Kirchenpatrone eingeschlossen waren und übergab dadurch sein Eigentum Gott und den Heiligen gleichsam persönlich als Geschenk und als Gegenstand ihres Schutzes. Das anwesende Volk wurde dabei in einer feierlichen Erklärung von dem Geschehenen in Kenntnis gesetzt und als Zeuge für alle Zukunft und gegen jedermann angerufen. Um seinem großen Werk das Schlusssiegel aufzudrücken, erwirkte Konrad noch Schutzbrief und Privilegien von Papst Kalixt II. und Kaiser Heinrich V. Seitdem hat sich der Gottespreis der Bergeshäupter vereinigt mit dem Gotteslob der Mönche. Wenn der Sturm um die Felsengrate jagt und seine langgezogenen Weisen singt, dann ertönen im Chor der Mönche die feierlichen Klänge des Chorals; wie die Berge ihre Riesenhände bittend zum Himmel recken, so falten sich still in den Zellen der Brüder die müden Hände zum Gebet, hier hat die Natur mit dem Menschen eine Harmonie gefunden. Konrad hatte dem Schöpfer der ganzen weiten Welt ein Werk der Ehre bereitet und das war auch sein eigentliches Ziel, das war sein Lebensberuf: Gott zu Ehren alles tun und das Heil des Nächsten wirken. Was außerhalb dieses Zieles lag, das war ihm Sünde, das durfte und wollte er nicht tun. Aber je konsequenter Konrad diesen Gedanken durchdachte, desto mehr kam es ihm zum Bewusstsein, wie der ganze Mensch mit all dem Seinen zu Gottes Ehre geschaffen sei; weil aber das Fleisch so schwach sei, dass der Mensch in der Welt dieses Ideal niemals vollkommen verwirklichen könne, so müsse er sich zum ausschließlichen Dienst Gottes von der Welt absondern. Konrad verbarg sich nicht vor diesem Gedanken und der Folgerung, die sich daraus für ihn ergab, denn Denken und Tun war ihm eins: er trat in das von ihm gegründete Kloster unter Abt Adelhelm als einfacher Laienbruder ein. Sein jungfräulicher Leib sollte nunmehr allein Gott zu Ehren seine Kräfte verzehren. Seinen freien Sinn beugte er voll Demut unter das Joch des Gehorsams; die Hand, die einst nur den Degen des freien Mannes geführt hatte, griff zur gewöhnlichen Arbeit seiner Knechte, er, der einst durch Berge und Tal, durch die wilde Schlucht und den dunklen Wald dem Wild nachjagt hatte, ging nur mehr dorthin, wohin der Obere ihm befahl. Gott gewährte ihm die Gnade, dass er in diesem Gehorsam sich selbst zum Schlachtopfer bringen durfte. Ein weltlicher Nachbar des Klosters beanspruchte einige Grenzgebiete des Klosters als sein Eigentum. Abt Adelhelm hatte nun keinen besseren Zeugen für die Rechtmäßigkeit seines Besitzes als Konrad, den einstigen Besitzer dieser Gebiete. Ihn schickte er deshalb, den unseligen Streit zu schlichten. Konrad ging willig und gerne hin, um das gottgeweihte Gut zu verteidigen. Beide legten die strittigen Punkte des Prozesses klar, als man dann auf die Auseinandersetzung über sie einging, wurde Konrad unversehens vom anderen angefallen. Aus zwei tiefen Wunden blutend, stürzte Konrad zusammen um als ein Märtyrer der Gerechtigkeit zu sterben, am 2. Mai 1126. Seine Leiche wurde im Triumphzug nach Engelberg zurückgetragen und im Chor der Kirche beigesetzt. In der neuen Kirche ruhen die Überreste des seligen Stifters seit 1743 in einem altarähnlichen Aufbau links vom Eingang der Kirche. Auf seine Fürbitte hin geschahen an seinem vielbesuchten Grab zahlreiche Gebetserhörungen.
Der selige Stifter war tot, doch über seinen Gebeinen hob sich das Werk. Die Klostergebäulichkeiten erhielten einen stattlichen Umfang, man legte auch schon in der Umgegend neue Gehöfte an, um dem fruchtbaren, aber noch gänzlich ungepflegten Boden mühsam das tägliche Brot abzuzwingen. Abt Adelhelm war es, der elf Jahre lang mit unermüdlichem Eifer die Gemeinde leitete und die wirtschaftliche Hebung des Klosters betrieb. Doch ging er in dieser Sorge um die äußere Sicherstellung des Klosters nicht auf. Er war ein Mann voll Tugend und Heiligkeit, dem seine Zeit die Gabe der Prophezeiung nachrühmte und den die Nachkommen als Seligen verehrten. Als Todestag bezeichnet das Sterbebuch den 25. Februar 1131. Seine spärlichen Gebeine wurden 1743 in ein Grabmal, ähnlich dem des Stifters in der Seitenkapelle rechts vom Eingang eingeschlossen.
Noch tatkräftiger und energischer als Adelhelm wirkte der gottselige Abt Frowin, der von 1143 bis 1178 das Kloster leitete. Er besaß ein besonderes Talent, sowohl anderen Arbeitsgebiete zu eröffnen, wie auch selbst sie zu pflegen. Im Kloster richtete er eine Schule ein, wie sie in allen größeren Klöstern des Mittelalters zur gewöhnlichen Einrichtung gehörte, eine Schule für den Nachwuchs des Klosters, dann eine zweite für die Söhne der Adeligen. Die Mönche, die in der Schule keine Beschäftigung fanden, mussten in der geräumigen Schreibstube alte Handschriften abschreiben. Man kann es fast kein Schreiben mehr nennen, das war schon ein fein säuberliches Malen, das ihre ganze Fingergelenkigkeit, ihre Geduld und Ausdauer, ihr künstlerisches Zartgefühl, ihre kindliche Phantasie beanspruchte; ja nicht wenige haben uns darin, besonders in den kunstvoll verzierten Anfangsbuchstaben, den sogenannten Initialen, ein Stück ihrer Seele überliefert. Das Ziel, das Frowin bei allen Beschäftigungen verfolgte, war die Vermeidung des Müßiggangs, der aller Laster Anfang auch im Kloster ist, den der heilige Ordensvater Benedikt mit solcher Schärfe aus dem Kloster verbannt wissen will. Abt Frowin ging selbst mit dem besten Beispiel voran. Obwohl die ganze Last der Klosterverwaltung auf ihm lag, obwohl er sein reich entwickeltes Innenleben in keiner Weise verkümmern ließ, fand er doch noch Zeit, seine Gedankenfülle auf dem Pergament festzuhalten. Seine bekanntesten Schriften sind die über das Gebet des Herrn und über den freien Willen. Unter Abt Frowin, Todestag 27. März 1178, steht Engelberg wohl auf dem Höhepunkt seiner ersten Blüteperiode. Und das Fundament zu dem hocherwachsenen Bau bildeten die Grundsätze, die Konrad einst das Kloster hatten gründen lassen: Gottes Ehre und der Seelen Heil.
Gottes Ehre und der Seelen Heil, das ist der einzige echte Inhalt eines christlichen Lebens. So wie wir Menschen nun einmal sind, müssen wir uns nehmen: den immerwährenden Zwiespalt zwischen Geist und Fleisch können wir nicht aufheben. Wir werden es immer wieder erleben müssen, dass das Leibliche in uns die Oberhand zu gewinnen sucht, dass wir oft schmählich von ihm überwältigt werden. Aus uns allein werden wir dem Geist nie zum Sieg verhelfen können. Das kann nur einer, der uns rein und stark geschaffen, der uns erlöst hat, der kann uns heiligen, kann uns stärken, kann uns selig machen. Ihm allein also gebührt alle Ehre. Ihm soll unsere Lebenskraft, Leib wie Geist geweiht sein, ihm wollen wir mit der ganzen Schöpfung ein großes Loblied singen: „Ehre sei Gott in der Höhe!“ „Und Friede den Menschen auf Erden“ schließt sich unwillkürlich daran. Friede aber lässt sich nur dann im Menschenherzen nieder, wenn die Seele sich gefunden hat in Gott. Dass wir den Menschen auf den Weg zu Gott verhelfen, das ist also unsere zweite Aufgabe, die sich folgerichtig aus der ersten ergibt. Seelen zu Gott zu führen, das ist die Krone der Nächstenliebe.
Der heilige Athanasius von Alexandria,
„der Große“, Patriarch und Kirchenvater,
+ 2.5.373 – Fest: 2. Mai
Im Jahr 295 wurde Athanasius in der ägyptischen Millionenstadt Alexandrien geboren. Über seiner Wiege tobten noch die Stürme der letzten römischen Verfolgung, und unter den Zeitgenossen befanden sich manche Männer und Frauen, von deren christlichen Bekennermut vernarbte Wunden und verstümmelte Glieder ehrenvoll Kunde gaben. Die erste dreihundertjährige Heldenzeit der Kirche war vorüber. Das Heidentum im Römerreich war überwunden, aber gleich hernach brach die arianische Irrlehre wie ein Orkan über die Christenheit herein. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche Verwirrung diese Irrlehre, dass nämlich Christus von Natur aus nicht Gott sei, unter den Gläubigen der damaligen Zeit anrichtete. Die ganze Christenheit war in zwei Teile zerrissen, in einen katholischen und in einen arianischen Teil. Der arianische Teil wurde, von den Kaisern kräftig unterstützt, von Tag zu Tag stärker, während der katholische Teil nach und nach zu einer unbedeutenden Minderheit zusammenschmolz.
Da war es der erst dreißigjährige Erzbischof Athanasius von Alexandrien, der den Stier frischweg bei den Hörnern packte und den Kampf mit den Arianern aufnahm. Als man ihm bedeutete, er habe den Irrlehrer Arius, der auf dem Konzil von Nicäa in den Bann gekommen und der trotzdem im Irrtum geblieben war, wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen, wies er pflichtgemäß das Ansinnen zurück und beharrte bei der Weigerung auch dann, als ihn der Kaiser von Ägypten nach Trier in die Verbannung schickte. Weit und beschwerlich war der Weg vom Nil zur Mosel, und bitter schmeckte das Brot der Fremde, aber Athanasius nahm die Unannehmlichkeiten gern in Kauf, um Christus die Treue zu halten.
Zwei Jahre weilte der Bekenner in Trier; dann starb der Irrlehrer Arius eines elenden Todes, und Athanasius konnte unter dem Jubel der Bevölkerung nach Alexandrien heimkehren. Sogleich nahm er auch den Kampf gegen die Arianer kraftvoll wieder auf, und da musste er zum zweiten Mal in die Verbannung ziehen. Diesmal führte ihn der Weg nach Rom.
Sechs Jahre später war der hochgemute Christusjünger wieder in Alexandrien, ungebeugt und ungebrochen. In herrlicher Treue stand er zu Christus und ließ es nicht zu, dass ihm frevelhafte Hände die Krone der Gottheit vom Haupt rissen. Es kam so weit, dass man mit fünftausend Soldaten gegen den einen Mann anrückte, um ihn zu verhaften. Zum Glück gelang es dem Verfolgten, auf dessen Kopf zudem ein hoher Verräterpreis ausgesetzt war, im Volksgedränge zu entweichen und in die ägyptische Wüste zu entfliehen, wo er bei Einsiedlern Unterschlupf fand, sechs Jahre lang. Das war die dritte Verbannung. All diese Aufregungen und Mühsale hätte sich Athanasius ersparen können, wenn er nachgegeben hätte, aber seine Treue zu Christus kannte kein Nachgeben.
Im Jahr 362 erlaubten es die Verhältnisse, dass sich der Bekenner erneut in seiner Bischofsstadt einfinden konnte, und vier Monate später musste er schon wieder flüchten. Auf einer elenden Barke segelte er verkleidet den Nil hinauf. Ein Polizeischiff jagte hinter ihm her, und schnell verringerte sich der Abstand zwischen dem Verfolgten und den Verfolgern. Höchste Gefahr drohte. Da fasste Athanasius einen gewagten Entschluss. Eben entzog ihn eine Krümmung des Stromes den Augen der Häscher, und diese Gelegenheit benutzte der tollkühne Mann, um das Boot zu wenden und mit vollen Segeln den Verfolgern entgegenzufahren. Die Polizisten, die den Verkleideten nicht erkannten, riefen ihm im Vorbeifahren zu, ob er den Athanasius nicht gesehen habe. „Doch“, entgegnete der Gefragte, „er ist gar nicht weit von euch.“ Um so schneller ruderten da die Häscher voran, Athanasius aber hatte sich durch eine List in Sicherheit gebracht.
Nach einer vierten Rückkehr musste Athanasius auch noch ein fünftes Mal fliehen. Vier Monate dauerte die fünfte und letzte Verbannung, die der Verfolgte im Grabgewölbe seines Vaters zubrachte. Dann endlich hatte er Ruhe und konnte noch sieben Jahre lang das Bischofsamt in Frieden verwalten. Im ganzen weilte Athanasius siebzehn Jahre lang in der Verbannung.
Der heilige Antonin von Florenz,
Dominikanerpater, Ordensoberer, Erzbischof,
+ 2.5.1459 – Fest: 2. Mai
Von Haus aus hieß unser Heiliger Pierrozzi. Der Vater war Notar in der Stadt Florenz. Er selbst erhielt in der Taufe den Namen Anton, daheim aber nannte man ihn Antonin, das heißt auf Deutsch Antönchen. Viele Eltern machen es bekanntlich auch so, dass sie beispielsweise einen Johannes Hansi und eine Johanna Hannele nennen. Während nun gewöhnlich, wenn der Junge oder das Mädchen größer werden, die Kindernamen immer seltener gebraucht werden, blieb das „Antönchen“ bei dem Heiligen haften, und das kam daher, weil der Junge mit dem Wachsen nicht voranmachte. Er konnte essen, soviel er wollte, er wurde und wurde nicht größer. So ist er sein ganzes Leben das Antönchen geblieben. Im Übrigen aber ist der Mann wieder einmal ein Beweis für die Tatsache, dass man den Verstand eines Menschen nicht mit seiner Körpergröße messen kann, denn wie klein Antonin von Gestalt war, so groß war er an Geist.
Einer von denen, die über Antonins Geistesgröße vor Staunen nicht hinwegkamen, war der Dominikanerpater Johannes. Der Pater war ein kräftiger Redner, und als er eines Tages über Himmel und Hölle in einem gepredigt hatte, stellte sich ihm nachher der damals fünfzehnjährige Antonin Pierrozzi vor und bat um Aufnahme in den Orden. Pater Johannes sah sich das Kerlchen, das er für einen Siebenjährigen hielt, von oben bis unten an, und indem er ihm ein dickes lateinisches Buch reichte, sagte er: „Schau, Junge, wenn du das Buch in einem Jahr auswendig gelernt hast, darfst du wiederkommen, und dann nehme ich dich auch in den Orden auf.“
So sagte Pater Johannes, nicht im Ernst, sondern im Scherz, denn erstens konnte er doch keine Kinder ins Kloster aufnehmen und zweitens dachte er bei sich, dem Jungen werde über dem Auswendiglernen des dicken lateinischen Buches schon die Lust am Ordensleben vergehen. Acht Tage später hatte der Pater die Geschichte bereits vergessen. Wer aber beschreibt sein Erstaunen, als sich Antonin ein Jahr später bei ihm wieder einfand und das Buch tatsächlich auswendig wusste? Pater Johannes kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, und als er außerdem erfuhr, dass der scheinbar Achtjährige bereits sechzehn Jahre zählte, durfte er gleich im Kloster bleiben.
Antonin war also im Kloster. Da nahm er, wie klein er auch war, wie ein Riese seinen Weg, wurde später Priester und Prediger und war ein tüchtiger Beichtvater und ein weiser Ratgeber. Es hat wenige Menschen gegeben, die so klug waren wie der kleine Dominikanerpater Antonin. So ist es verständlich, dass er Ordensoberer und nachher sogar Erzbischof von Florenz wurde, und in allen Ämtern hat er sich trefflich bewährt. Er war klein, aber wacker, und als er am 2. Mai 1459 starb, ging mit ihm ein großer Mann zu Grabe.
Zum Schluss muss aus dem Leben des heiligen Antonin noch eine Legende erzählt werden.
Weil Erzbischof Antonin nicht nur ein tüchtiger Mann, sondern auch ein Heiliger war, sah er mehr als die gewöhnlichen Leute von jenen Dingen, die unsichtbarerweise immerwährend zwischen Himmel und Erde geschehen. So erblickte er einmal bei einem Gang durch die Stadt Florenz über einer armseligen Hütte Engel in der Luft schweben. Neugierig betrat der Erzbischof die Wohnung und traf darin eine Witwe mit drei Töchtern, die sich ehrlich und ehrsam in harter Arbeit mühselig durchs Leben schlugen und trotzdem nicht selten hungern mussten. Antonin erbaute sich an den braven Leuten und unterstützte sie in der Folgezeit mit Almosen.
Über ein Jahr kam der Heilige erneut an der Hütte vorüber. Da sah er aber keine Engel mehr über dem Dach, sondern Teufel, die recht fröhlich und heiter zu sein schienen. Wieder betrat Antonin neugierig das Haus und stellte fest, dass die Leute, weil sie keine Not mehr ausstanden, auch nicht mehr arbeiteten, sondern auf der faulen Haut lagen, gut aßen und tranken, schlechte Bücher und Zeitschriften lasen und mit unheiligen Leuten Umgang hatten.
Der heilige Germanus der Normandie (von Trier),
Regionarbischof/Wanderbischof und Märtyrer,
+ 2.5. 5. Jhd. – Fest: 2. Mai
Da der heilige Germanus von Auxerre nach Großbritannien gereist war, um dort die Irrlehre der Pelagianer zu bekämpfen, bekehrte er einen Edelmann aus Schottland mit Namen Audin und Aquila, seine Gemahlin. Diese hatten einen noch sehr jungen Sohn, über den der heilige Germanus so entzückt war, dass er wünschte sein Pate zu werden und ihm seinen Namen zu geben. Der junge German wurde von seinen Eltern in der Übung aller christlichen Tugenden erzogen. In der Folge entsagte er allen Vorteilen, die er in der Welt zu hoffen hatte, um sich gänzlich der evangelischen Amtsverrichtungen widmen zu können. Kurze Zeit später verließ er sein Vaterland und ging nach Gallien, um Christus zu predigen. An den Ufern der Mosel war der erste Wirkungskreis seines Eifers. Die Wunder, die seine Predigten begleiteten, wirkten viele Bekehrungen.
Severus, der Bischof von Trier, weihte ihn zum Bischof, ohne ihm jedoch einen besonderen Sitz anzuweisen, damit er desto freier seinen apostolischen Arbeiten nachgehen könne. Germanus machte eine Reise nach Rom, um die Gräber der Apostel zu besuchen und durch ihre Fürbitte die Gnade zu erhalten, ihrem Eifer nachzuahmen. In der Folge ging er nach Spanien und von da in sein Vaterland, wo er überall neue Anhänger für das Evangelium gewann. Bei seiner Rückkehr nach Gallien begab er sich in die Normandie, predigte sodann in dem Bezirk von Coutances und Bayeux, und ging hierauf in die Picardie. Hier war es, wo seinen Arbeiten die Märtyrerkrone aufgesetzt werden sollte. Er wurde getötet an den Ufern der Brele, zwischen Aumale und Senarpont, am 2. Mai, gegen Ende des 5. Jahrhunderts.
Über seinem Grab erbaute man eine Kirche, die seinen Namen erhielt. Bis in das 9. Jahrhundert wurden seine Gebeine in diesem Grab aufbewahrt, später brachte man sie aus Furcht vor den Barbaren nach Ribemont in der Diözese Laon. Gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts versetzte man einen beträchtlichen Teil der Reliquien nach Amiens, in die Pfarrkirche, die unter Anrufung des Heiligen konsekriert wurde. Er wird als Patron von mehreren Pfarrkirchen in der Picardie und der Normandie verehrt.
Märtyrer auf dem Karmel
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Heute ist das Gedächtnis der lobwürdigen Märtyrer auf dem Karmel. Fromme Siedler und Ordensmänner hatten sich in die Einsamkeit des Karmels zurückgezogen, um fern vom Getriebe der Welt ganz und ausschließlich dem Dienst Gottes leben zu können. Leider wurden sie hierin von den Türken oft gestört und aus ihrer beschaulichen Ruhe aufgeschreckt. Besonders die Bewohner der Quarantaine, einer Einsiedelei zwischen Galgala und Jericho, in der Nähe der Eliasquelle, in der der Heiland nach seiner Taufe durch Johannes vierzig Tage mit Fasten zugebracht hatte, sowie die Insassen des Valinus-Klosters wurden arg belästigt, mehrere von ihnen sogar getötet. Noch lästiger wurden die Muselmanen, nachdem es ihnen 1244 gelungen war, die Templer und Hospitaliter zu bezwingen. Ein neuer Sieg, den sie im Jahr 1267 über die Christen bei Antiochia errangen, steigerte ihren Übermut vollends bis zur Tollkühnheit. Im Jahr 1291 eroberten sie Accon (Ptolemais). Von da stürmten sie auf den nahen Berg Karmel und begannen mit einer Rohheit und Grausamkeit gegen das Kloster und seine Bewohner zu wüten, die jeder Beschreibung spottet. Hatte man das Kloster vordem schon des Öfteren geplündert, so sah man bisher doch immer von seiner völligen Zerstörung ab. Diesmal aber wurde auch der Bau nicht mehr verschont. Man warf die Brandfackel hinein und überantwortete ihn den Flammen. Die Brüder waren eben versammelt, der Himmelskönigin mit dem Gesang des "Salve Reginba" zu huldigen. Die wutschnaubenden Türken konnten es nicht abwarten, bis die Feier zu Ende gewesen wäre, sondern unterbrachen sie, richteten an der heiligen Stätte ein furchtbares Blutbad an und machten die frommen Sänger mit dem Schwert nieder.
Maria Klara von Messerer
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 2. Mai 1756 nahm Gott der Herr auf Schloss Urfarn in Reisach Frau Maria Klara von Messerer zu sich. Frau von Messerer stammte aus Rosenheim und war eine geborene Pernlohner. In zweiter Ehe mit Herrn von Messerer vermählt, stand sie diesem würdig zur Seite, bekundete das gleiche Interesse für den Karmelitenorden und war in dieser Hinsicht ein schönes Vorbild für Tertiaren. Sie überlebte Herrn von Messerer, ihren zweiten Gatten, und erreichte ein gottgesegnetes Alter. Am 16. Februar des Jahres 1756 meldete sich indes auch bei ihr der Tod an. In der Kirche des von ihrem Mann gestifteten Klosters, wo sie wie sonst täglich den heiligen Messen beiwohnte, berührte sie ein Schlaganfall. Doch lebte sie noch bis zum 2. Mai ein Leben vollständigster Hingabe an den Herrn, wie das Wort bezeugt, das sie an alle richtete, die ihr Mitleid bekundeten: "Mein Gott soll mit mir machen, was ihm gefällt." Am 2. Mai fühlte sie deutlich, dass ihre Auflösung bevorstehe. Sie übergab deshalb dem Beichtvater den scharfen, eisernen Bußgürtel, den sie bis in ihr 84. Lebensjahr jeden Mittwoch und Freitag zu tragen pflegte, damit ihre Umgebung ihn nicht in die Hände bekomme. Gott allein sollte wissen, welche Opfer sie für ihn gebracht habe. Dann begann sie Akte der vollkommenen Reue und heiliger Liebe zu erwecken und gab gegen 11 Uhr vormittags nach kurzem, leichtem Todeskampf ihre Seele Gott zurück, dem sie sich bereits während ihrer schweren Krankheit mit Hingabe und Geduld aufgeopfert hatte.
Gebet am 2. Mai
O meine heilige Fürsprecherin, ich freue mich mit dir, dass du schon im Hafen und am Ziel deiner Sehnsucht angelangt bist: wo du nicht mehr des Glaubens bedarfst, da du die göttliche Schönheit selbst schaust, wo du nicht mehr hoffen musst, da du das höchste Gut schon besitzt. Siehe, schon genießt du deinen Gott, zu dessen Anschauung du jetzt gelangt bist, nachdem du ihn auf Erden so sehr geliebt, nachdem du dich so sehr nach ihm gesehnt hast. Deine Liebe ist jetzt gesättigt, es gibt für dein liebendes Herz keinen Wunsch mehr, der noch unerfüllt wäre. O meine Heilige, hab Mitleid mit mir, der ich mich noch mitten im Sturm befinde. Bitte für mich, damit ich meine Seele rette und dahin gelange, mit dir vereinigt deinen Gott zu lieben, den geliebt zu sehen du so innig verlangst. Amen.
Zu Jesus Christus
Herr Jesus Christus, wir glauben, dass Du von Ewigkeit her Gott, dass Du mit dem Vater eben desselben Wesens bist. Lass uns durch unsere Worte und alle unsere Werke zeigen, dass wir dem Evangelium folgen und uns auch im Leiden glücklich schätzen, dass wir Deine Schüler sind. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Zu Mecheln wurde im Jahr 1627 vom Erzbischof die Bruderschaft des Rosenkranzes errichtet.
In Haag wurde im Jahr 1456, und zu Valenciennes im Jahr 1473 eine Versammlung der Ordensritter vom goldenen Fließ gehalten.
Andacht am 2. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
Die Sanftmut ist eine Tugend, die eine edle Seele voraussetzt. Wirklich sind auch die Sanftmütigen über alles erhaben, was man ihnen sagen und antun mag. Sogar dann, wenn sie durch Worte oder Taten beleidigt werden, verlieren sie weder die Ruhe noch den Frieden ihrer Seele." (Der heilige Thomas von Aquin)
Nie hat jemand je gesehen, dass der heilige Vincenz Ferrer zornig noch irgendwie verwirrt wurde, wie immer man ihn durch Worte beleidigte oder sonst wie misshandelte.
Die Feinde des heiligen Franz von Sales wagten es, böse Gerüchte über seine Sitten zu verbreiten. Als er erfuhr, dass sie ihn eines abscheulichen Lasters beschuldigen, wurde er darüber nicht erschüttert, und er fasste den Vorsatz, zu warten, bis die Vorsehung ihn rechtfertigte, was erst mehrere Jahre danach geschah. Er sprach überaus freundlich mit seinen Verleumdern und rächte sich nur dadurch an ihnen, dass er mit Eifer an ihrer Heiligung arbeitete.
Gestatte nicht, o Herr, dass was immer man gegen mich aussagt oder mir antut, den Frieden meiner Seele stört, und gib mir, dass ich die, die mir feindselig begegnen, als meine Freunde und Wohltäter betrachte. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. Mai
"Wer die verständigen und treuen Diener Jesu Christi hört,
der hört ihn selbst."
hl. Katharina von Siena OP
1347 bis 29.4.1380
Betrachtung am 2. Mai - Vom innerlichen Frieden
Wie selig ist hienieden
Das Herz, das friedlich ruht.
Es sieht in seinem Frieden
Getrost der Stürme Wut;
Denn wie auf hohem Felsenturm
Reicht nimmer bis zu ihm der Sturm.
1. Willst du in diesem Leben so glücklich sein, als der Stand deiner Pilgerschaft es gestattet, so strebe jenen Dingen nach, die des Friedens sind. Der Friede einer Seele, die in der Gnade ihres Gottes lebt, ist ein Unterpfand des himmlischen Friedens. Muss sie auch mit dem Apostel sagen, sie sei darum nicht gerechtfertigt, so gibt doch ihr Gewissen ihr so trostreiches Zeugnis, dass sie, wenn Gott aus dem Leben sie abriefe, mit Vertrauen vor ihm erscheinen würde. Denn eine solche Seele ist überaus wachsam, nichts zu tun, das ihm missfallen würde, und seiner Gnade mit aller Treue zu entsprechen.
2. Zu diesem seligen Frieden zu gelangen, entferne alle Hindernisse. Bist du in Zweifeln, so suche Einsicht darüber, klagt dein Gewissen dich an, so entferne die Ursachen dieser Vorwürfe, damit die Wogen dieser innerlichen Unruhen still werden. Dann wird der Trost des Heiligen Geistes in dein Herz einkehren, ruhen werden deine Leidenschaften. Und du wirst ein Besitz Gottes sein, der seine Wohnstätte nur in einem friedlichen Gewissen nimmt. Durch diesen Frieden wirst du so unerschütterlich werden, dass weder zeitlicher Verlust und Schaden, noch körperliche Leiden, noch was immer anderes dich tief betrüben wird. Ja mit großer Freude wirst du auch alle Arbeiten deines Berufes vollbringen.
3. Wie wunderbar ist eine Seele, die in diesem Frieden begründet ist. Sie ist beinahe den Engeln des Friedens gleich. Denn dies ist "jener Friede Gottes, der allen Sinn übersteigt!" Innig ist sie mit Gott vereint, und nimmt gleichsam Anteil an seinen Eigenschaften. Denn immer ist sie sich selbst gleich, immer, ob auch unter vielfältigen Geschäften und Sorgen, ohne Verwirrung, liebevoll bereitwillig, hilfreich gegenüber dem Nächsten, und wird über seine Fehler nicht zornig, denn ihr Friede ist in Gott gegründet, und hängt nicht von äußerlichen Dingen ab. Selig, und abermals selig die Seele, die zu diesem Frieden sich erhoben hat. Dies ist jene kostbare Perle, die zu erwerben der Mensch nicht zu viel gibt, wenn er sie auch um seinen ganzen Besitz kauft. Kolosser 3,15a: "In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!"
3. Mai
Der heilige Alexander I., Papst und Martyrer von Rom,
+ 3.5.119 – Fest: 3. Mai
Alexander I., Papst von 109 bis 119, gewann durch seinen Eifer und seine hingebende Liebe Tausende für das Christentum, besonders aus den Reihen des römischen Adels. Unter diesen Bekehrungen ist besonders merkwürdig die des Stadtpräfekten Hermes mit seinem ganzen Haus und des Tribuns Quirinius. Von ihm rühren manche Anordnungen her, die heut zu Tage noch in der Übung der Kirche sind. So gebot er, dass bei der heiligen Messe nur Brot und Wein dargebracht werden sollen, und zwar gewässerter Wein wegen des Blutes und Wassers, das aus der Seitenwunde Christi floss. Auch stammt von ihm der Gebrauch, das Wasser mit gesegnetem Salz zu weihen (Weihwasser). Auf die Nachricht von den Fortschritten, die die neue Lehre zu Rom machte, sendete Kaiser Hadrian den Kriegsobersten Aurelian dahin, die Christen zu vertilgen. Alexander wurde mit vielen anderen verhaftet und traf im Kerker die Priester Eventius und Theodulus, die schon länger im Gefängnis in Ketten lagen. Nachdem Quirinius, der die Gefangenen bewachen sollte, selber den Glauben angenommen hatte, konnte der heilige Papst das Werk der Bekehrung und Taufe ungestört im Kerker fortsetzen. Doch nicht lange blieb das Aurelian verborgen, der nun zuerst Quirinius und Hermes nach grausamen Martern enthaupten, und hierauf Alexander, Eventius und Theodulus in einen feurigen Ofen werfen ließ. Als ihnen die Flammen nicht schadeten, ergrimmte der Machthaber noch mehr und gebot, dass man den beiden Priestern die Köpfe abschlage, Alexander aber ließ er Glied für Glied mit Stichen durchbohren, bis er seinen Geist aufgab. Der Name des Martyrers ist in den Canon der heiligen Messe aufgenommen worden.
Der heilige Ansfried (Aufried), Bischof und Bekenner von Utrecht OSB,
+ 3.5.1010 – Fest: 3. Mai
Graf Ansfried von Brabant war ein tapferer Degen, was nicht bloß die auswärtigen Feinde des Vaterlandes, sondern auch ganz besonders die zahlreichen Räuberbanden fühlen mussten, die damals die Niederlande beunruhigten, und die er in ihren Schlupfwinkeln aufsuchte und aus dem Land verjagte, oder zur gerechten Strafe zog. Er war auch ein Mann des Rates und von hoher Weisheit. Nichts von Wichtigkeit wurde entschieden, ohne dass der Graf zu Rate gezogen wurde. Der Kaiser, Heinrich II., schätzte und liebte ihn, und bediente sich seiner Erfahrung und Klugheit in den Reichsgeschäften sowohl, als auch in Privatangelegenheiten. Seine Gerechtigkeitsliebe, seine Tatkraft wurde allgemein anerkannt, und er von allen Gutdenkenden hoch geachtet, von den Schlechten gefürchtet. Dabei war das Herz dieses Mannes von den innigsten Gefühlen der Frömmigkeit durchdrungen, und sie gab sich in allen seinen äußerlichen Handlungen und in seiner ganzen Lebensweise kund. Die Zeit, die er den weltlichen Geschäften entziehen konnte, widmete er dem Gebet und frommer Lesung. Er wurde dadurch mit dem Inhalt der heiligen Schriften so vertraut, dass er auch die gewöhnlichen Gespräche mit Beispielen und Aussprüchen derselben würzte. Sein Leben glich zu Zeiten, wo er nicht im Feld war oder öffentliche Angelegenheiten zu schlichten hatte, dem eines Mönches. Dieser ernste Mann hatte in seinem Herzen die zärtliche Liebe eines Kindes zu Maria. Seine Ergebenheit der heiligen Jungfrau gegenüber und sein Vertrauen in ihren mächtigen Schutz gab er unter anderem öffentlich bei folgender Gelegenheit zu erkennen.
Ein Bote war ins Lager des Kaisers, wo sich auch Aufried befand, gekommen mit der Nachricht vom Tod Balduins, des Bischofs von Utrecht. Der Kaiser führte, nachdem er einige Zeit nachgedacht hatte, Aufried beiseite und drang in ihn, da er seine Frömmigkeit und nicht gewöhnlichen Kenntnisse so gut wie seine Tapferkeit kannte, sich die heiligen Weihen geben zu lassen und den erledigten bischöflichen Stuhl einzunehmen. Der Graf machte alle Einwendungen, die ihm seine Demut eingaben. Da er aber sah, dass der Kaiser auf seinem Ansinnen beharrte und alles anwenden würde, es durchzusetzen, bat er für den Augenblick nur, sich mit seinen Freunden beraten zu dürfen, um so sicherer nach dem Willen Gottes handeln zu können. Er glaubte wohl auch, auf diese Weise sich dem Antrag seines Kaisers entziehen zu können, ohne ihn zu beleidigen. Aber die Freunde hielten es dem Willen Gottes gemäß, dass er sich den Wünschen des Kaisers füge, und so unterwarf er sich denn. Als er sich vor ihm erklärt, und der Kaiser mit Freude seine Bereitwilligkeit vernommen hatte, gürtete der tapfere Kriegsmann sein Schwert von den Lenden, legte es auf den Muttergottes-Altar und sprach mit bewegter Stimme: „Bisher habe ich dieses Zeichen irdischer Ehre und Macht getragen und es gebraucht, die Armen und Witwen zu schützen, nun übergebe ich selbes und übertrage mit ihm diesen Schutz meiner Herrin und Frau, der heiligen Jungfrau Maria, durch deren Verdienst und Fürbitte ich das Heil meiner Seele erlangen möge!“ Alle Anwesenden waren zu Tränen gerührt. Und so vertauschte denn dieser Streiter Mariens das Schwert mit dem Hirtenstab, den Helm mit der Infel (Mitra), und bekämpfte mit Gebet und Bußübungen gefährlichere Feinde, als er ehedem mit Schwert und Lanze bekämpft hatte. Seine reichen Besitzungen verwendete er zur Unterstützung der Armen und zur Gründung und Verbesserung gottseliger Stiftungen. Der Herr, der für seine Lieblinge das Ehrengeschenk der Leiden aufbewahrt und sie vor ihrem Hingang in die ewige Heimat auch von den Makeln zu reinigen sucht, von denen in diesem Tal der Verbannung auch die Tugend nicht gänzlich frei bleibt, ließ den frommen Bischof das Augenlicht verlieren. Er zog sich in die Einsamkeit zurück, nahm das Ordenskleid des heiligen Benedikt, und endete sein gottseliges Leben auf dem Frauenberg (Heiligenberg), nicht weit von der Stadt Amersford, wo er zu Ehren der heiligen Jungfrau ein Benediktiner-Kloster gestiftet hatte. Sein Andenken fällt auf den heutigen Tag.
Der heilige Jakobus der Jüngere, Apostel und Märtyrer von Jerusalem,
+ um 62 – Fest: 3. Mai
Der heilige Jakobus, den man den Jüngeren nennt, um ihn von dem heiligen Jakobus, den Sohn des Zebedäus, zu unterscheiden, ist auch unter dem Namen der Gerechte bekannt. Dieser Beiname wurde ihm nach dem Bericht des Hegesippus und des Clemens von Alexandrien wegen seiner ausgezeichneten Heiligkeit gegeben. Er war der Sohn des Alphäus und der Maria, der Schwester der allerseligsten Jungfrau. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass er mit Jesus war, als dieser beim Beginn seines Lehramtes mit seinen Brüdern nach Kapharnaum reiste. Im folgenden Jahr wurde er mit Judas, seinem Bruder, zum Apostel erwählt. Nach der Auferstehung des göttlichen Heilandes, wurde er einer besonderen Erscheinung gewürdigt. Christus erteilte ihm auch, nach dem heiligen Klemens von Alexandrien, wie dem heiligen Johannes und dem heiligen Petrus, die Gabe der Wissenschaft, die sie dann ihrerseits den anderen Aposteln mitteilten.
Beim heiligen Hieronymus und dem heiligen Epiphanius lesen wir, dass der Heiland bei seiner Auffahrt dem heiligen Jakobus die Kirche von Jerusalem anempfahl, und dass ihn in der Folge die Apostel zum Bischof dieser Stadt erwählten, als sie sich zerstreuten, um aller Orten das Evangelium zu verkündigen.
Der heilige Epiphanius erzählt, dass er auf seinem Haupt eine goldene Platte trug, was, allem Anschein nach, ein Kennzeichen der bischöflichen Würde gewesen ist. Polykrates, den Eusebius anführt, erzählt dasselbe von dem heiligen Johannes, und einige andere Schriftsteller sagen dies gleichfalls vom heiligen Markus. Wahrscheinlich war dies eine Nachahmung des Hohenpriesters der Juden. (Dies ist die einzige äußerliche Beschreibung der Bischöfe, deren die Kirchengeschichte in den ersten Zeiten erwähnt, auch scheint sie nicht überall gebräuchlich gewesen zu sein. Die Ursache hiervon mag sein, weil die Heiden überall die Diener des Evangeliums mit ergrimmter Wut aufsuchten, und sich so die Bischöfe hüteten, dieses Zeichen, wodurch sie vor allen anderen Christen unterschieden wurden, zu tragen.)
Der heilige Bischof von Jerusalem erzwang sich bei den Juden, der Wut ungeachtet, mit der sie die Christen verfolgten, hohe Ehrfurcht. Eusebius und Hieronymus geben uns von seiner Heiligkeit, nach Hegesippus, folgende Schilderung: „Er lebte in beständiger Enthaltsamkeit. Er war ein Nazaräer, das heißt, ein dem Herrn Geweihter. Und als solcher trank er nie Wein, noch andere berauschende Getränke, und ließ auch nie sein Haar abscheren. Er untersagte sich den Gebrauch des Bades und der Salben, und aß nichts von lebenden Tieren, außer das Osterlamm, das geboten war. Er trug keine Schuhe und hatte keine anderen Kleider als einen Mantel und einen Rock von Leinwand. Er warf sich so oft betend zur Erde nieder, dass seine Knie und seine Stirn so hart wurden, wie die Haut eines Kamels.“ Der heilige Epiphanius bemerkt ferner, dass er zuweilen mit gegen Himmel gehobenen Händen betete, und auf diese Weise bei einer großen Dürre von Gott gedeihlichen Regen erflehte.
Eine so ausgezeichnete Heiligkeit erwarb ihm von Seiten der Juden den Beinamen „der Gerechte“. So wurde ihm auch die Freiheit erstattet, nach Belieben in jenen Teil des Tempels zu gehen, dessen Eintritt das Gesetz nur allein den Priestern erlaubte. Die Juden gaben ihm ferner noch, nach dem Bericht des heiligen Hieronymus, dadurch Beweise ihrer Verehrung, dass sie miteinander wetteiferten, den Saum seines Kleides zu berühren.
Im Jahr 51 nach Christi Geburt wohnte der heilige Jakobus dem Konzil zu Jerusalem bei, das wegen der Beschneidung und der anderen Zeremonialgesetze gehalten wurde. Hier bestätigte er den Ausspruch des heiligen Petrus und fällte dann das Urteil, das von den anderen Aposteln gutgeheißen und an alle Christen geschickt wurde, denen die bekehrten Juden ihre Gebräuche aufdrängen wollten.
Was den heiligen Bischof von Jerusalem betrifft, so duldete er noch die Gebräuche des mosaischen Gesetzes, denn seine Kirche bestand nur aus Juden, die noch an den alten gesetzlichen Übungen hingen, und für die diese Nachgiebigkeit einigermaßen notwendig war. So sehen wir auch, dass die Gläubigen dem heiligen Paulus rieten, sich zu reinigen und ein Opfer darzubringen.
Im Jahr 59 schrieb er heilige Jakobus seinen kanonischen Brief in griechischer Sprache. Er hat die Aufschrift Katholisch oder Allgemein, weil er an keine besondere Kirche geschrieben war, sondern an die ganze bekehrte Judenschaft, die in den verschiedenen Teilen der Erde zerstreut lebte. Der Apostel suchte darin die falschen Lehrer zu widerlegen, die einige Ausdrücke des heiligen Paulus missbrauchten und behaupteten, dass der Glaube allein zur Rechtfertigung hinreiche und dass folglich die guten Werke unnütz seien. Er gibt ihnen auch vortreffliche Anleitungen zu einem heiligen Lebenswandel und ermahnt die Gläubigen in ihren Krankheiten das Sakrament der letzten Ölung zu empfangen.
Als der heilige Paulus dadurch, dass er sich auf den Kaiser berief, die boshaften Pläne der Juden vereitelt hatte, entschlossen sie sich, ihre ganze Wut gegen den heiligen Bischof von Jerusalem loszulassen, und da der Landpfleger Festus vor der Ankunft Albins, seines Nachfolgers, starb, benützten sie diesen Umstand, um ihren abscheulichen Entschluss auszuführen. Der Hohepriester Ananus, ein würdiger Sohn des berüchtigten Annas, von dem im Evangelium die Rede ist, versammelte den Sanhedrin und ließ den heiligen Jakobus mit mehreren anderen Christen vorführen. Man beschuldigte den Apostel, er habe das Gesetz verletzt, und übergab ihn dem Volk, dass es ihn steinige.
Nach Hegesippus Berichte, führte man ihn auf die Zinne des Tempels und wollte ihn zwingen, da seinem Glauben zu entsagen, damit seine Worte vom ganzen Volk gehört würden. Dieses, sagte man zu ihm, wird das beste Mittel sei, alle die, die du verführt hast, von ihrem Irrtum zurückzuführen. Der Heilige, statt dieser Aufforderung Genüge zu leisten, bekannte seinen Glauben an Christus auf die feierlichste Weise. Laut erhob er seine Stimme, damit ihn die Menge der Juden, die wegen des Osterfestes zu Jerusalem versammelt waren, hören konnte, und sagte, dass Jesus, der Menschensohn, der gekreuzigt worden ist, zur Rechten Gottes als Sohn des Vaters sitzt und dereinst auf den Wolken kommen wird, die ganze Welt zu richten. Die Schriftgelehrten und Pharisäer, vor Wut außer sich, schrien auf: „Wie, auch der Gerechte ist in den Irrtum geraten?“ Sogleich stiegen sie zu ihm hinauf und stürzten ihn herab.
Der heilige Jakobus starb nicht gleich bei diesem Fall. Er hatte noch so viele Kräfte, dass er sich auf seine Knie aufrichten konnte. In dieser Stellung erhob er seine Augen gen Himmel und betete für seine Mörder zu Gott um Verzeihung, indem er, gleich seinem göttlichen Meister, ausrief: Sie wissen nicht, was sie tun. Der Pöbel überfiel ihn mit einem Steinhagel, bis endlich ein Walker ihn vollends tötete, indem er ihm mit einem Prügel, dessen er sich zum Tuchwalken bediente, einen Streich auf das Haupt versetzte. Dies ereignete sich an dem Osterfest, das auf den 10. April im Jahr 61 nach der Geburt Christi fiel. Der Heilige wurde neben dem Tempel, auf derselben Stätte, wo er gestorben war, begraben. Man errichtete später auf seinem Grab eine kleine Säule. Die Juden schrieben seinem unverschuldeten Tod die Zerstörung Jerusalems zu.
Ananus ließ noch einige andere Christen hinrichten. Albin missbilligte sehr dieses Betragen und drohte ihm Strafe an, weil er das Blut so vieler Unschuldigen vergossen hatte. Aus demselben Grund zog er sich auch den Unwillen des Königs Agrippa zu, der ihn dann des Hohenpriesteramtes entsetzte. Der bischöfliche Stuhl des heiligen Jakobus wurde noch im 4. Jahrhundert zu Jerusalem aufbewahrt. Man sagt, seine Reliquien seien gegen das Jahr 572 nach Konstantinopel gebracht worden.
Der heilige Philippus, Apostel, Diakon und Evangelist,
+ um 60 – Fest: 3. Mai
„Alles gehört allen.“ Wie oft kann man in unseren Tagen dieses Losungswort hören! Doch was Selbstsucht und Habsucht, äußeres Gesetz und Zwang nimmer in die Tat umzusetzen vermögen, hat die christliche Liebe, die innerlich einigende und äußerlich ausgleichende, in der Urkirche zustande gebracht. Alle Gläubigen waren nicht bloß innerlich „ein Herz und eine Seele“, sondern hatten auch äußerlich „alles miteinander gemeinsam“, so dass „kein Dürftiger unter ihnen war“. Denn wer über Besitztum verfügte, „verkaufte es und brachte den Erlös des Verkauften herbei und legte ihn den Aposteln zu Füßen. Und es ward jedem zugeteilt nach dem Grad seiner Dürftigkeit“ (Apg 4,32-35). Als aber die Zahl der Gläubigen sich gemehrt und die Gemeinde sich verbreitet hatte, erforderte die Gabenverteilung viele Mühe und Zeit. Die Apostel selbst konnten daher dieselbe nicht mehr besorgen, ohne an ihrer eigentlichen Berufstätigkeit, der Verkündigung des Reiches Gottes, gehindert zu werden. „Das Reich Gottes ist ja nicht Speise und Trank, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,17). Dazu entstand ein Murren der Hellenisten, d.i. der unter den Heiden lebenden Judenchristen, gegen die einheimischen Christen in Palästina, dass ihre Armen und Witwen bei der täglichen Ausspeisung und Gabenspendung zu wenig berücksichtigt würden. Die Apostel gingen daher an die Regelung des Armendienstes. Sie ließen von den versammelten Jüngern sieben Männer erwählen, „welche von gutem Ruf und voll des Heiligen Geistes und der Wahrheit“ waren. „Man wählte Stephanus, einen Mann des Glaubens und voll des Heiligen Geistes, ferner Philippus . . . Diese nun stellte man den Aposteln vor. Und sie beteten und legten ihnen die Hände auf“ (Apg 6,1-6).
Der heilige Philippus war der zweite unter den sieben, von den Aposteln zu Diakonen geweihten Männern, denen die Heilige Schrift selbst das Zeugnis ausstellt, dass sie voll des Heiligen Geistes waren und das volle Vertrauen der Gemeinde besaßen – zwei Grundvoraussetzungen jedes Kirchendienstes und aller Seelsorgetätigkeit. Er war vermutlich aus Cäsarea in Palästina gebürtig und gehörte wahrscheinlich der erlesenen Schar der 72 Jünger Jesu an. Über seine Familienverhältnisse erfahren wir einiges aus der Apostelgeschichte. Auf seinem Rückweg von der dritten großen Missionsreise im Jahr 58 hielt nämlich der heilige Paulus im Haus des Philippus kurze Rast. Der heilige Lukas berichtet darüber: „Am andern Tag gingen wir (von Ptolemais) weg und kamen nach Cäsarea. Und wir traten in das Haus des Philippus, des Evangelisten, eines von den Sieben, und blieben bei ihm. Dieser aber hatte vier Töchter, Jungfrauen, welche die Gabe der Weissagung besaßen“ (Apg 21,8). Das Beispiel dieser Jungfrauen hat nach späteren Berichten viele andere Jungfrauen bewogen, sich ihnen zu einem gottgeweihten Leben anzuschließen. Ihr Haus wurde gleichsam das erste Jungfrauenheim (Kloster), das in der Kirche hochverehrt wurde. Noch die heilige Paula wallfahrte in den Tagen des heiligen Hieronymus zu demselben, und selbst zur Zeit der Kreuzzüge wurde die Andachtsstätte noch gezeigt.
Nicht bloß durch seinen Liebesdienst den Armen gegenüber und durch seine Gastfreundlichkeit, sondern auch durch seinen regen Eifer und seine großen Erfolge in der Verkündigung des Evangeliums zeichnete sich der heilige Philippus aus. Er trägt daher mit Recht den Amts- und Ehrennamen „der Evangelist“, unter welchem nur er schon vom Neuen Testament eingeführt wird. Als solcher begegnet er uns zuerst in Samaria, der Hauptstadt der gleichnamigen, halb heidnischen Provinz. Er kam dahin auf der Flucht vor der Christenverfolgung, die zu Jerusalem gleich nach der Steinigung des heiligen Stephanus ausgebrochen war. Durch seine Predigt und seine Wunder bekehrte er viele zum Glauben und erteilte ihnen die Taufe, und „es ward eine große Freude in jener Stadt“. Der außerordentliche Missionserfolg machte in Jerusalem ein solches Aufsehen, dass die Apostel den Petrus und Johannes dorthin entsandten, um den Getauften mittels Handauflegung die heilige Firmung zu spenden (Apg 8,4-25).
Selbst über die Grenzen des Heiligen Landes hat der Diakon Philippus als einer der ersten Jünger Jesu die Heilsbotschaft vom Reich Gottes hinausgetragen. Noch in Samaria „redete ein Engel des Herrn zu Philippus und sprach: Steh auf und geh gen Mittag an die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt.“ Hier taufte er auch den Schatzmeister der Königin Kandake von Äthiopien, einen gebürtigen Heiden und jüdischen Proselyten. Des Weges kommend und auf dem Wagen sitzend, las dieser eben im Propheten Isaias. Da trat Philippus auf Eingebung des Heiligen Geistes hinzu und fragte ihn: „Verstehst du wohl auch, was du liest?“ „Wie könnte ich es,“ erwiderte der Äthiopier, „wenn niemand mich unterweist?“ Und er bat den Philippus in den Wagen zu steigen. Dieser erklärte ihm nun die Isaiasstelle, verkündete ihm Jesus, den Messias, und weckte in ihm das Verlangen des Heils. Da sie an ein Wasser gelangten, rief der Bekehrte aus: „Sieh, Wasser! Was hindert, dass ich getauft werde?“ Philippus aber sprach: „Wenn du glaubst von ganzem Herzen, so mag es geschehen.“ Er antwortete und sprach: „Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist.“ Jener ließ nun den Wagen halten; „und sie stiegen beide hinab ins Wasser, Philippus und der Schatzmeister. Und er taufte ihn“ (Apg 8,26.38).
Nach der Bekehrung des Äthiopiers verkündete Philippus das Evangelium in der Umgebung der Städte Azot und Cäsarea, das er zum Aufenthaltsort erwählte. Nach der lateinischen Überlieferung soll er hier auch um das Jahr 60 gestorben und begraben worden sein, während er nach griechischen Nachrichten in Hierapolis in Phrygien mit seinen jungfräulichen Töchtern seinen letzten Aufenthalt und seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Kann und soll nicht jeder Gläubige, wenigstens im engeren Kreis seiner Umgebung, ein Diakon, das ist ein Diener der christlichen Liebe, und ein Evangelist, das ist ein Verkünder der christlichen Wahrheit sein? Beide Funktionen bilden so recht auch die Grundpfeiler des sogenannten Laienapostolates.
Die Auffindung des heiligen Kreuzes
Osterjubel klingt und singt in dieser Zeit froh und festlich durch die gesamte Kirche rings um die Erde, denn Christus, der Siegerheld auf Golgatha, herrscht nun als König vom Thron des Kreuzes aus über Himmel und Erde.
Kreuz des Glaubens, Baum der Treue,
Einzig du an Ehren reich,
Denn an Zweigen, Blüten, Früchten
Ist im Wald kein Baum dir gleich.
Teures Holz, o teure Nägel!
Teure Last für uns ihr tragt.
Christus ist der Osterkönig, und weil das Kreuz es war, mit dem er den großen Sieg über Satan und Sünde errungen hat, ist es durchaus in der Ordnung, dass die Anhänger des großen Königs Christus auch das Kreuz hoch in Ehren halten.
Wechselvoll sind die Geschicke des Kreuzes Christi gewesen.
Die Geschichte berichtet, dass sich Christi Freunde in der ersten Aufregung, die der Kreuzigung Jesu folgte, und in den harten Verfolgungen, die gleich darauf einsetzten, um das kostbare Marterholz des heiligen Kreuzes nicht bemühen konnten. Man wusste nur, dass das Kreuz an einer Stelle verscharrt wurde, wo man später wie zum Hohn ein Götzenstandbild errichtete.
Darüber vergingen fast dreihundert Jahre, und erst als der römische Kaiser Konstantin unter dem Kreuz, das ihm als glückverheißendes Zeichen am Himmel erschienen war, in blutiger Schlacht seine Gegner niedergerungen hatte und damit auch der Sieg des Christentums endgültig besiegelt war, da wandte sich die allgemeine Aufmerksamkeit erstmals wieder dem wahren Kreuz Christi zu.
Des Kaisers Mutter, die verehrungswürdige heilige Helena, reiste nach Jerusalem und leitete persönlich die Ausgrabungen. Drei Kreuze fand man im Boden vor. Weil man nicht wusste, welches von den drei Kreuzen das Kreuz Christi war, legte man sie der Reihe nach einer schwerkranken Frau auf. Die beiden ersten Kreuze erwiesen sich als wirkungslos, aber als das dritte Kreuz die Kranke berührte, war sie auf der Stelle gesund. Ein Teil des wahren Kreuzes Christi blieb in Jerusalem, ein zweiter Teil kam nach Konstantinopel und ein dritter nach Rom.
Von jenem Stück, das in Jerusalem blieb, wurden im Lauf der Zeit viele kleine und kleinste Splitter abgetrennt und an Pilger oder an Kirchen verschenkt. Wie viele Partikelchen man nun aber auch von der großen Kreuzesreliquie in Jerusalem löste, sie selbst nahm deswegen, wie die Legende berichtet, nicht im geringsten ab, und so ist es zu verstehen, dass es auf der Welt zahlreiche Kreuzesreliquien gibt, die alle zusammen viel mehr als nur ein Kreuz ausmachen. Glücklich aber ist jede Kirche zu nennen, die auch nur die kleinste Kreuzesreliquie besitzt, denn wie klein sie auch sein mag, so war sie doch ein Werkzeug unserer Erlösung.
O Kreuz, du Hoffnung, sei gegrüßt,
Aus dem uns Osterfreude fließt,
Mehr´ allen Frommen Gottes Huld
Und tilge aller Sünden Schuld!
Als damals vor über sechzehnhundert Jahren das wahre Kreuz Christi aufgefunden worden war, erließ Kaiser Konstantin das Gesetz, dass das Kreuz nie mehr zur Hinrichtung gebraucht werden durfte. So wurde aus dem Kreuz, das ehedem ein Holz der Schmach war, ein verehrungswürdiges Ruhmeszeichen, und wenn heute Heiden und Ungläubige das Kreuz auch schmähen, die Christen werden es allezeit hoch in Ehren halten bis zu jenem Tag, der der letzte der Weltgeschichte ist. Dann wird auf den Wolken des Himmels Christus und mit ihm, hellsten Glanzes voll, auch das Kreuz erscheinen als Zeichen der ewigen Verwerfung für diejenigen, die es im Leben verworfen haben. Für diejenigen aber, die es verehrt und geliebt haben, wird es in jener Stunde zum unbeschreiblich beseligenden Zeichen dafür, dass ihr ewiger Ostertag begonnen hat.
Pater Hilarius vom heiligen Joseph
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Hilarius vom heiligen Joseph, eines Polen, dem von Kosaken das Haupt gespalten wurde. Da er noch Lebenszeichen von sich gab, durchbohrten sie seinen Leib überdies mit einer Lanze. So starb Pater Hilarius den Martertod im Jahr 1655.
Gebet zu Maria um einen guten Tod am 3. Mai
O Maria, du wunderbare Zuflucht der elenden Sünder, o meine wunderbare Mutter, stehe mir um des Schmerzes willen, den du beim Tod deines Sohnes am Kreuz ausgestanden hast, mit deiner Barmherzigkeit bei, wenn meine Seele dereinst diese Welt verlassen muss. Vertreibe alsdann alle höllischen Feinde und komm und nimm meine Seele auf und übergib sie dem ewigen Richter. O meine Königin, verlasse mich nicht! Du musst nach Jesus, mich in jenem furchtbaren Augenblick stärken. Bitte deinen göttlichen Sohn, er möge mir die Gnade gewähren, dass ich alsdann deine Füße umfasse und ich meine Seele in seine heiligen Wunden übergebe und ausrufe: Jesus und Maria, euch schenke ich mein Herz und meine Seele. Amen.
Zu Gott
O Gott, der Du bei der wunderbaren Auffindung des heiligen Kreuzes die großen Wunder Deines Leidens erneuert hast, verleihe uns dadurch alle Hilfe zum ewigen Leben, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Zu Utrecht wurde das vom Bischof Afridus im Jahr 1008 gebaute Benediktiner-Kloster und die Kirche zur Ehre der allerseligsten Jungfrau eingeweiht.
Andacht am 3. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Nichts erbaut den Nächsten so sehr, als eine Güte voll der Liebe." (Der heilige Franz von Sales)
Manche besuchten den heiligen Franz Xaver bloß in der Absicht, Zeugen seiner wundersamen Sanftmut zu sein.
Als einst der heilige Ignatius von Loyola mit einem Gefährten zur Erntezeit bei Schnittern vorüberging, lachten sie ihn aus, und gaben ihm allerlei Schimpf- und Spottnamen. Der Heilige blieb stehen und betrachtete sie mit freundlichem Angesicht, bis sie des Schimpfens müde waren. Ehe er sich entfernte, gab er ihnen den Segen, worüber sie dergestalt erstaunten und betroffen wurden, dass alle ausriefen: "Dies ist ein Heiliger; ja wahrlich ein heiliger Mann muss er sein!"
Ein Bruder war von einem anderen sehr schwer beleidigt worden. Er kam zum Abt Sisois, erzählte ihm den ganzen Verlauf der Sache und sprach: "Dies kann ich ihm einmal nicht verzeihen; sondern ich werde mich rächen." Der gute Altvater suchte ihn zu besänftigen und bat ihn, Gott die Rache zu überlassen. "Nicht also," sprach der Bruder; "ich werde nicht ruhen, bis ich nicht Rache an ihm genommen habe." "Nun denn", antwortete Sisois herauf, "weil es nicht anders sein kann, so wollen wir vorher miteinander beten." Hierauf erhob er sich und fing an, mit folgenden Worten zu beten: "Herr, unser Gott, wir bedürfen Deiner nicht mehr; denn, wie dieser Bruder sagt, können wir selbst für uns sorgen, und wollen uns auch selbst rächen!" Bei diesen Worten erschrak der rachgierige Bruder, warf sich zu den Füßen des Altvaters, bat ihn um Verzeihung und verließ ihn mit dem Versprechen, mit demjenigen, der ihn beleidigt hatte, sich in keinen Streit einzulassen.
Flöße mir, Herr, Sanftmut und Güte gegenüber allen Menschen ein, zumal aber gegenüber denen, die mir zu schaden suchen. Segne sie, verzeih ihnen barmherzig und spende ihnen Deine Gnade in reichlichem Maß! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 3. Mai
"Niemand genießt größeren Trost,
als wer an dem Kreuz des Erlösers Anteil hat.
Wenn die Rinde bitter ist,
so ist die Frucht von köstlichem Geschmack."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 3. Mai - Am Fest der heiligen Apostel
Philippus und Jakobus
Deine tiefe Weisheit, Jesus, wählte
Schwache Jünger zu dem stärksten Werke.
Doch du warst im Innern ihre Stärke;
Und dein Geist War`s, welcher sie beseelte.
Sie predigten dein Reich mit Eifersglut;
Und siegelten dein Zeugnis durch ihr Blut.
1. Betrachte den schnellen Gehorsam dieser beiden heiligen Apostel. "Folgt mir!" sprach Jesus zu ihnen. Dies genügte. Sie gehorchten unverzüglich, ohne sich lange zu besinnen, verlassen alles und folgen dem Herrn. Diesen schnellen und liebevollen Gehorsam aber belohnte Jesus dadurch, dass er sie zu Säulen seiner Kirche erhob. Immer erwählt seine göttliche Weisheit einfache Seelen, die seinem Willen schnell und in Demut gehorchen, große Dinge in seiner Kirche zu wirken, und verwirft die, durch Wissenschaft aufgedunsenen Stolzen. Hättest du selbst seinen Anordnungen und Einflößungen schnell und in Liebe gehorcht: wie weit anders stände es nun um dich. Demütige dich also zu den Füßen deines Herrn, und sei wenigstens von nun an getreu.
2. Durchdrungen von den himmlischen Lehren ihres göttlichen Meisters und voll des Heiligen Geistes arbeiteten beide heiligen Apostel mit unüberwindlichem Eifer an der Verbreitung des Reiches Gottes. Philippus predigte das Evangelium in Scythien, und unterwarf beinahe jene ganze Nation dem Glauben. Jakobus hingegen leuchtete durch strenge Enthaltsamkeit und wunderbare Heiligkeit als ein Licht des Herrn in Judäa, lenkte als Bischof von Jerusalem bis in sein höchstes Alter die Herde des Herrn daselbst, und führte diejenigen aus Israel, die der heiligen Wahrheit nicht widerstrebten, aus dem Schatten des Todes in das Licht Jesu Christi. Ahmen wir diesen Eifer der heiligen Apostel in unserem Wirkungskreis nach, denn viele Sekten können wir durch Worte zur rechten Zeit und durch Beispiele unserer Frömmigkeit dem Herrn gewinnen.
3. Endlich wurden die heldenmütigen Arbeiten und die heilige Treue dieser großen Apostel durch die Marterpalme gekrönt. Beide besiegelten das Zeugnis Jesu Christi mit ihrem Blut. Jakobus wurde von den Zinnen des Tempels hinabgestürzt und unten erschlagen. Philippus aber vollendete sein Leben zu Hierapolis, gleich seinem göttlichen Herrn, am Kreuz. Also flogen diese glorreichen Heiligen in die himmlischen Freuden auf. Seligpreisen sie nun die zahllosen Arbeiten, Leiden und Drangsale, durch die sie zu dieser großen Herrlichkeit gelangten. Wir aber möchten die Glorie des Himmels umsonst erlangen. Doch so ist es nicht. 2. Timotheus 2,5: "Und wer an einem Wettkampf teilnimmt, erhält den Siegeskranz nur, wenn er nach den Regeln kämpft."
4. Mai
Der heilige Florian, Offizier und Martyrer von Lorch, Österreich,
+ 4.5.304 – Fest: 4. Mai
Zur Zeit, als die römischen Kaiser Diokletian und Maximian grausame Verfolgungsmaßregeln gegen die Christen erließen, schickte der römische Statthalter Aquilinus in Oberösterreich seine Häscher aus, um nach Christen zu spähen und sie zur Marter auszuliefern oder zum Abfall vom Christenglauben zu bewegen. Bereits starben vierzig Gläubige des Martertodes, die übrigen flohen in die Gebirge und Wälder, um der Verfolgung zu entgehen.
Florian, ein römischer Soldat, gebürtig aus Zeiselmauer (Kloster-Neuburg) bei Wien, stand damals in der Garnison Lorch, der Hauptstadt von Oberösterreich. Kaum hatte er die Trauerkunde von dem Mordbefehl der römischen Tyrannen und von dem Martertod der vierzig Christen vernommen, da entbrannte in seinem Herzen die heilige Begierde, für seinen Christenglauben sein Blut zu opfern und dadurch die wankelmütigen und eingeschüchterten Gläubigen zum glorreichen Kampf und zur Treue und Beharrlichkeit im Glauben zu stärken. Als er eben über die Ennsbrücke in die Stadt Lorch ging, traten ihm Soldaten entgegen, die mit ihm unter einer Fahne standen. Aus ihrem Mund erfuhr er, dass sie ausgesandt seien, um Christen zu fangen. Unerschrocken sprach er zu ihnen: „Warum sucht ihr nach anderen? Seht, ich bin ein Christ. Geht hin und meldet es dem Statthalter!“ Sogleich verhafteten ihn die Soldaten und führten ihn vor Aquilinus. Der versuchte den angesehenen und beliebten Offizier Florian anfangs durch Schmeicheleien zu bewegen, den Befehlen der Kaiser zu gehorchen und den Göttern zu opfern. Florian entgegnete, niemals werde er den falschen Göttern opfern, er sei bereit, für Christus jede Qual zu leiden. Aquilinus drohte ihm mit der Folter. Der Heilige aber hob seine Augen zum Himmel und betete: „Mein Herr und mein Gott! Auf dich habe ich gehofft, dich kann ich nimmermehr verleugnen, für dich will ich kämpfen und mein Leben opfern. Gib mir Kraft zum Leiden und nimm mich in die Zahl deiner auserwählten Kämpfer auf, die vor mir deinen Namen bekannt haben!“ Als Aquilinus den edlen Kämpfer so beten hörte, spottete er: „Wie magst du so unsinnig reden und den Befehlen der Kaiser trotzen?“ Ihm erwiderte Florian: „Du hast Gewalt über meinen Körper, aber über meine Seele vermagst du nichts; denn über sie hat Gott allein Macht. Ich gehorche meinem Kaiser, wie es einem guten Soldaten geziemt, niemand aber wird mich bewegen, dass ich den Götzen opfere.“ Wutentbrannt ließ der Statthalter ihn entkleiden und mit Stöcken schlagen. Mitten in der Qual rief Florian: „Wisse, dass ich keine deiner Qualen fürchte! Lass einen Scheiterhaufen anzünden und ich werde ihn willig im Namen Christi besteigen!“ Wieder schlugen ihn die Schergen, dass das Blut zur Erde strömte. Florian wankte nicht. Heiter lächelnd sprach er: „Nun bringe ich meinem Herrn und Gott ein wahres Opfer dar, der mich stärkt und zu dieser Ehre erhebt.“ Da befahl der Tyrann, mit spitzigen Stacheln ihm das Fleisch herauszureißen, aber in den furchtbarsten Qualen blieb Florian standhaft und wohlgemut.
Als der grausame Statthalter alle seine ausgesuchten Martern an dem freudigen Starkmut des Heiligen scheitern sah, befahl er den Henkersknechten, ihm einen Stein an den Hals zu binden und ihn in die Enns zu stürzen. Florian dankte Gott für diese Gnade und ging fröhlichen Mutes der Brücke zu. Dort wurde ihm ein Stein an den Hals gebunden, und nachdem ihm die Henker noch eine kurze Frist zum Gebet gewährt hatten, kniete er nieder und empfahl in glühender Andacht seine Seele dem Herrn. Unwillig über diesen Verzug, lief ein fanatischer Heide herbei und stieß mit roher Gewalt den Heiligen in den Fluss hinab. Dies geschah am 4. Mai 304 (297). In demselben Augenblick erblindete der grausame Heide mit beiden Augen. Die mitleidigeren Wogen des Flusses hoben den Heiligen empor und trugen ihn samt dem schweren Stein an einen erhöhten Platz am Ufer. Ein mächtiger Adler schwang sich aus den Wolken hernieder und verteidigte den heiligen Leichnam gegen jede Verunehrung von Seiten der Heiden. In der Nacht nach seinem Tod erschien der heilige Märtyrer einer frommen Frau, namens Valeria, und zeigte ihr den Ort an, wo er begraben sein wollte. Die Frau nahm einen mit zwei Ochsen bespannten Wagen, lud den heiligen Leichnam auf und fuhr ihrem Landgut zu. Aber die Ochsen konnten nach einer Strecke Weges vor Durst nicht weiterkommen. In dieser Not flehte sie kniend Gott um Hilfe an. Sogleich entsprang eine Quelle frischen Wassers aus dem Boden und erfrischte die durstenden Tiere, die nun munter weiterzogen. Auf ihrem Landgut legte die fromme Frau mit größter Andacht den heiligen Leichnam in ein schönes Grab und seitdem verherrlichte Gott seinen treuen Diener durch zahllose Wunder, die auf seine Fürbitte geschahen.
Über dem Grab des heiligen Florian wurde nach der Verfolgungszeit eine Kapelle, später eine prächtige Kirche nebst Benediktinerkloster gebaut. Nach Zerstörung des Klosters durch die Hunnen stellte Engelbert, Bischof von Passau, dasselbe wieder her und räumte es den Augustiner-Chorherren ein, unter denen es zu einem der schönsten Klöster Österreichs aufblühte. In der Nähe von Linz prangt noch heute das berühmte Kloster St. Florian majestätisch auf einer Anhöhe.
Die Reliquien des heiligen Florian wurden in der Folge nach Rom übertragen und mit den Überresten der Blutzeugen Stephanus und Laurentius vereinigt. Nachdem im 11. Jahrhundert Polen von den Tartaren und Preußen verwüstet worden war, erhielt der König Casimir im Jahr 1184 vom Papst Lucius III. einige Reliquien des heiligen Florian, die vom Bischof Gedeon in der neuerbauten prächtigen Kirche zum hl. Florian in Krakau feierlich beigesetzt wurden. Sein jener Zeit wird der heilige Florian als Schutzpatron Polens, wie als Patron des Bistums Wien verehrt. Auch gilt der heilige Florian als Patron in Feuersgefahr und Kriegsnöten, und wird deshalb gewöhnlich in kriegerischer Rüstung abgebildet, wie er ein Gefäß mit Wasser auf lodernde Flammen gießt. Als einst ein Kohlenbrenner in den brennenden Kohlenhaufen fiel, rief er den heiligen Florian um Hilfe an, und stieg unverletzt aus den Flammen.
Die achtzehn seligen englischen Kartäuser-Märtyrer,
+ 1535 bis 1540 – Fest: 4. Mai
Im Jahr 1886, am 29. Dezember, dem glorreichen Todestag des heiligen Thomas, Erzbischofs von Canterbury, wurde in Rom ein Dekret veröffentlicht, in dem 54 Märtyrer selig gesprochen wurden, die unter Heinrich VIII. und Elisabeth in den Jahren von 1535 – 1583 zum Teil unter entsetzlichen Qualen hingemordet worden waren. Unter diesen sind im Dekret achtzehn Kartäuser namentlich aufgeführt, die durch Heinrich VIII., den Abtrünnigen, zur Krone des Martyriums gelangten.
Im Jahr 1534 sollten alle Untertanen von 16 Jahren an erklären, dass die Ehe des Königs ungültig und die neue, mit einem Hoffräulein der verstoßenen Königin vollzogene, rechtmäßig sei. Die übergroße Mehrzahl gab befriedigende Antwort, wie es ja „in jenem überaus verdorbenen Jahrhundert beinahe ein Wunder war, für Christus zu sterben“, sagt der Kartäuser Mauritius Chauncy, der die Leiden seines Priors und Mitbruders Johannes Houghton beschrieben hat. So kamen denn auch in die Kartause von London königliche Kommissäre und verlangten Zustimmung zu des Königs Vorgehen. Und da die Antwort des Priors, er habe über des Königs Tun und Lassen nicht zu richten, nicht genügte, wurde er und der Prokurator (Verwalter) des Klosters im Monat Mai 1534 im Gefängnis verwahrt, bis sie auf Gutachten gelehrter Männer entlassen wurden. In der Nacht vor der Entlassung hatte der ehrwürdige Prior einen Traum des Inhalts, dass sie innerhalb eines Jahres wieder dahin zurückkehren werden. Und dies war mehr als ein Traum.
Im Anfang des Jahres 1535 mussten alle den König als das höchste geistliche Haupt der englischen Kirche erklären, widrigenfalls sie als Hochverräter die diesen bestimmte Todesstrafe erleiden müssten. Nun wusste der Prior der Kartause, dass es jetzt auf Leben und Tod gehe und in feurigen Worten ermahnte er die Seinigen zum Kampf. In eifriger Vorbereitung auf die kommenden Dinge hielten sie ein Triduum ab, bei dem alle am ersten Tag eine Lebensbeichte ablegten, am zweiten einander nach vorausgegangenem Gebet kniefällig um Verzeihung baten; am dritten Tag wurde ein Heiliggeistamt gehalten, wobei alle, auch die Brüder außerhalb der Kirche, ein wunderbares schönes Säuseln der Luft vernahmen und zugleich mit himmlischem Trost erfüllt wurden. Zur selben Zeit kam auch der Prior Robertus Lawrence der Kartause Schönental und ein dritter Prior, Augustin Webster, um die Zeitlage sich zu besprechen.
Man vereinbarte sich, zum Vertreter des Königs zu gehen und um Erleichterung bezüglich des Eides zu bitten. Er ließ sie aber kurzerhand ins Gefängnis werfen und nach einer Woche auf ihre Verweigerung des Eides hin zur Todesstrafe verurteilen. Grausam war die damalige Strafe für Majestätsverbrecher. Auf einer niederen Pritsche angefesselt, wurden die drei Prioren auf den Richtplatz geschleppt. Dort wurde zuerst der Prior der Londoner Kartause Johannes Houghton gehenkt, nachdem er zuvor vom Henker die Erlaubnis erhalten hatte, einen kurzen Psalm zu beten, der ausklang in die Worte: „In deine Hände empfehle ich meinen Geist.“ Alsdann wurde er noch lebend heruntergelassen, in roher Weise ausgezogen, es wurden seine Schamteile weggeschnitten, der Unterleib aufgeschlitzt, die Eingeweide herausgenommen und all dies ins Feuer geworfen; alsdann das Herz weggerissen. Bei all dem war der Prior bei voller Besinnung und betete ständig; und mit den Worten „guter Jesus, was machst du mit meinem Herzen“, gab er den Geist auf. Mit der gleichen Standhaftigkeit wurden hierauf die zwei anderen Prioren gemartert. Das geschah am 4. Mai 1535 und zwar wie auch bei den heiliggesprochenen Thomas Morus und Kardinal Fisher an einem Dienstag, der bekanntlich der Verehrung der Apostel und besonders der Apostelfürsten geweiht ist.
Drei Wochen darauf wurden wieder drei nunmehrige Vorsteher der Londoner Kartause gefangen gesetzt und vierzehn Tage lang mit eisernen Ketten an Hals und Beinen an Säulen gebunden, so dass sie jeglichem Ungemach der Natur und der Witterung ausgesetzt waren. Hierauf vor Gericht gestellt, bekannten sie aufs standhafteste ihre Romtreue und wurden der gleichen Todesart teilhaftig. Noch jung an Jahren, aber gereift an Geist, voll der Gnade und Tugend, von vornehmer Herkunft – einer, Pater Sebastian Newdigate, war sogar im königlichen Palast erzogen worden -, gingen sie zum Tod wie zu einem Gastmahl in der Hoffnung des ewigen Lebens am 29. Juni 1535.
Mit den übrigen Kartäusern glaubte man dadurch zum Ziel zu kommen, dass man ihnen weltliche Vorsteher gab, die sie auf alle Art drangsalierten. Und als sie trotzdem fest blieben, wurden am 4. Mai 1536 vier Brüder verbannt in weit entlegene Kartausen, von denen zwei Priester am 11. Mai 1537 ebenfalls gehenkt wurden. Von den Zurückgebliebenen wurden zehn Brüder, das heißt drei Priester, ein Diakon und sechs Laienbrüder, anfangs Juni 1537 in den Kerker geworfen, wo sie infolge des entsetzlichen Schmutzes und Gestankes vom Juni bis September nacheinander starben bis auf einen, der wie sein Prior am 4. August 1541 gehenkt und gemartert wurde.
Solch ein Märtyrertod musste aber auch verdient sein. Und wahrhaft die Londoner Kartause war hierfür geradezu ein Muster. Der erst 43jährige Prior ging in allen Tugenden mit heiligem Beispiel voran. In feurigen Worten ermahnte er oft die Seinen zum eifrigen Chorgebet, das so langsam verrichtet wurde, dass die Nachtwachen gewöhnlich mindestens fünf Stunden dauerten. Man sagte allgemein: „Wenn ihr wollt den Gottesdienst andächtig gefeiert sehen, so eilet zur Kartause.“ Es lebten in der Kartause Brüder, die beim Gebet schwebend gesehen wurden. Die Gabe der Tränen und der Zerknirschung war fast allgemein, vorab beim Pater Prior. Ein edler Wetteifer in der Erstrebung der Tugenden herrschte, so dass oft Weltleute, die aus der Kartause zurückkehrten, unter Tränen sagten: „Wahrlich, Gott ist an diesem Ort.“
Beachten wir dies wohl besonders in unserer gewitterschwülen Zeit. Dem Kampf für den Glauben muss der Kampf für das Leben nach dem Glauben vorausgegangen sein; sonst könnte leicht die Rechnung falsch sein und zur Zeit der Not nicht genügend Eifer für Gott und Verachtung des Irdischen vorhanden sein.
Der selige Ladislaus von Gilnovius, Priester von Warschau,
+ 4.5.1505 – Gedenktag: 4. Mai
Der gottselige Ladislaus von Gielniow wurde in diesem Flecken Polens, im Bistum Gnesen, geboren. Er hatte das Glück, unter der Zahl der Franziskanergeistlichen zu leben, die der heilige Johannes von Kapistran sowohl durch seine Lehren als seine Beispiele zur Vollkommenheit emporleitete. Er hatte sich von seiner frühen Jugend an dem Herrn geweiht. Der Eifer für Gottes Ehre bewog ihn, nach Ablegung seiner Gelübde, mit 12 Gefährten eine Mission bei den tatarischen Kalmücken zu unternehmen, die dem Heidentum oder den Irrtümern Muhameds anhingen. Allein die Schwierigkeiten, die ihnen der Großfürst von Russland in den Weg legte, hinderten den Erfolg ihrer gottseligen Bemühungen. Als Ladislaus hierauf wieder nach Polen zurückgekehrt war, widmete er sich ausschließlich der Erfüllung seiner Ordenspflichten. Sein Gehorsam war erstaunlich, als Guardian des Klosters in Warschau, und als Provinzial seines Ordens bewährte er eine vollendete Klugheit. Seine Tugend und Beredsamkeit erwarben ihm einen großen Ruf als Prediger. Als er an einem Karfreitag vom Leiden des Heilands predigte, wurde er beim Aussprechen des Namens Jesus entzückt, und im Angesicht des ganzen Volkes über die Kanzel erhoben. Bald darauf befiel ihn eine Krankheit, an der er 1505 zu Warschau starb. Gott offenbarte nach Ladislaus Tod die Verdienste und Heiligkeit seines Dieners auf eine so glänzende Weise, dass ihn die Polen und Litauer zu einem ihrer ersten Patrone erwählten. Papst Benedikt XIV. hat gestattet, dass man ihn als selig verehre. Der Orden des heiligen Franziskus begeht das Fest am 22. Oktober.
Aus dem Marianischen Festkalender, Regensburg 1866:
Von Geburt ein Pole, studierte Ladislaus auf der Hochschule in Krakau, wo eben Johann von Kapistran den Orden des heiligen Franziskus einführte. In Warschau ließen sich die ersten frommen Ordensbrüder nieder und hier trat auch Ladislaus ein. Hier wurde er bald zum Priester geweiht und nährte und pflegte als solcher die Andacht zu Maria in überaus hohem Grad besonders durch Abbeten des Rosenkranzes. Ladislaus wurde Provinzial-Vikar und wirkte äußerst segensreich auf seine Klostergemeinde wie auch nach außen hin auf das gläubige Volk ein. Er trug viel zur festeren Begründung der neuen Ansiedlung bei und alle seine Werke verrieten den mächtigen Schutz des Himmels, unter dem er stand. An Verdiensten reich nahm ihn der Herr zu sich am 4. Mai 1501. Von den vielen Wundern, die am Grab dieses unermüdlichen Dieners Gottes und Mariens gewirkt wurden, finde eins der merkwürdigsten hier seine Stelle:
Anna Mirkowska hatte aus der Heimat die Nachricht erhalten, dass ihre beiden Eltern an der Pest gestorben seien. Die liebende Tochter wurde dadurch so von Schmerz erfüllt, dass sie Tag und Nacht weinte und nicht mehr zu trösten war. Durch das Übermaß der Trauer zog sie sich aber ein anhaltendes Kopfweh, und durch das immerwährende Weinen ein solches Augenübel zu, dass sie schließlich auf beiden Augen vollends erblindete. Dadurch erreichte nun der traurige Zustand der Verwaisten den höchsten Grad und sie hatte nicht mehr allein über den Tod der Eltern, sondern auch über ihre gegenwärtige Lage zu trauern und noch mehr für ihre Zukunft zu fürchten. Doch die Mutter der Barmherzigkeit hatte Mitleid mit der Armen, die sowohl zuerst durch körperliches Leiden zur Erkenntnis der Fehlerhaftigkeit einer so übermäßigen und zu natürlichen Trauer gebracht und dann, am Geist geheilt, auch vom leiblichen Übel befreit werden sollte. Am dritten Tag nach ihrer völligen Erblindung, der der Gedächtnistag des heiligen Bonaventura war, hatte sie folgenden Traum. Es schien ihr, als käme eine Frau von übermenschlicher Schönheit und Würde, in der sie die Königin des Himmels erkannte, begleitet von Engelsscharen auf sie zu, die sie tröstete und mit freundlicher Stimme ihr riet, sich zum Grab des seligen Ladislaus Gilnow in Warschau zu begeben, ihre Sünden zu beichten und die heilige Kommunion zu empfangen: nur so, und durch kein anderes Mittel, würde sie das verlorene Augenlicht wieder erlangen. Durch diesen Traum belehrt und ermuntert, ließ sie sich an den bezeichneten Ort bringen und daselbst, nachdem sie sich durch eine reumütige Beicht gereinigt hatte, das heilige Messopfer für sich entrichten. Als sie an der Messe am Grab des Seligen teilnahm und inbrünstig betete, erhielt sie zur Zeit der heiligen Wandlung auf dem rechten Auge das Sehvermögen und konnte bei der Elevation die heilige Hostie in den Händen des Priesters deutlich erkennen, nachdem sie aber die heilige Kommunion empfangen hatte, sah sie zu ihrer größten Freude auch auf dem linken wieder.
Pater Johannes vom Kreuz
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 4. Mai 1799 verlor der Konvent zu Heidelberg einen Mann, der sowohl im Kloster als außerhalb als tüchtige Arbeitskraft bekannt war. Der lobwürdige Pater Johannes vom Kreuz, in der Welt Andreas Streit genannt, wurde im Jahr 1740 zu Reiersbach im Würzburgischen geboren. Welch vorzüglicher Ordensmann Pater Johannes war, geht daraus hervor, dass seine Mitbrüder ihn für würdig erachteten, sechs Jahre als Prior, drei Jahre als Provinzdefinitor und drei Jahre als Provinzial an der Regierung des Ordens teilzunehmen. Im Würzburger Studienkonvent versah er elf Jahre das Amt eines Lektors für die Kleriker des Ordens. Nach dem Tod des Pater Alexius wurde er vom Kurfürsten zu dessen Nachfolger als Professor der orientalischen Sprachen nach Heidelberg berufen. Später erhielt er auch einen Lehrauftrag für alttestamentliche Exegese. Zwei Jahre lang musste er auch Dogmatik vortragen. Zeitweise leitete Pater Johannes als Rector magnificus die ganze Universität. Im Jahr 1786 erhielt er von der theologischen Fakultät den Doktortitel, eine wohlverdiente Würde, wie seine "historisch-kritische Abhandlung über den Ursprung, die Entwicklung und den modernen Gebrauch der hebräischen Sprache" und seine "kritisch-wörtliche Harmonie in dunklen Stellen des Buches Exodus" beweisen. Er litt viel durch die Wassersucht, ließ sich durch seine Krankheit aber keineswegs hindern, seine Vorlesungen zu halten. Auf dem Weg zur Universität traf ihn ein Schlaganfall, der seinen Tod zum Gefolge hatte. Pater Johannes war stets von Eifer für die Ehre Gottes und der Kirche entflammt, war gleich dem guten Hirten stets bereit, sein Leben im Weinberg für das Wohl seiner Pflegekinder hinzugeben und endigte es, wiederholt von einem Nervenschlag berührt, gestärkt durch den Empfang der heiligen Sakramente, im vollen Besitz des Bewusstseins unter den inbrünstigsten Anmutungen zu seinem Schöpfer und Erlöser.
Gebet nach dem heiligen Andreas von Kreta am 4. Mai
Ich grüße dich, o Gnadenvolle! Du bist die Ursache unseres wahren Trostes. Durch dich ist das Urteil unserer Verdammung widerrufen, und in ein erbarmungsvolles Wort der Gnade umgewandelt worden. Ich grüße dich, o vortrefflichste und wahrhaft gebenedeite Jungfrau, die du zum Tempel der Herrlichkeit Gottes und zum geheiligten Palast des Königs der Himmel erwählt worden bist. Dein jungfräulicher Schoß ist das königliche Lager, in dem die Menschheit Jesu Christi mit der Gottheit so glücklich vereinigt wurde. In dir wurde Gott mit dem Menschen wieder ausgesöhnt. Du bist das Kleinod des unsterblichen Lebens, der Himmel, in dem die Sonne der Herrlichkeit über dem Gesichtskreis dieses Lebens zu leuchten begann, die himmlische Bundeslade des eingefleischten Wortes. Ich grüße dich, Mutter und Gebärerin deiner eigenen Freude, du bist in Wahrheit die einzig Gebenedeite, weil du vor allen deines Geschlechtes für würdig befunden worden bist, Mutter deines Schöpfers zu sein. Alle Geschlechter preisen dich selig, die Könige loben dich, die Fürsten huldigen dir, die Vornehmsten des Volkes tragen dir ihre Bitten vor, und die heiligen Jungfrauen rechnen es sich zur Ehre, dir zu folgen. O Maria, wenn ich auf dich vertraue, werde ich selig sein. Wenn ich unter deinem Schutz stehe, habe ich nichts zu fürchten. Denn der Herr hat in deine Hände gelegt die Waffen des Heils, die er denen übergibt, die er selig machen will. Amen.
Zu Gott
Vermehre, o himmlischer Vater, die Zahl tugendhafter Mütter, damit durch sie Deine treuen Anbeter sich mehren, aus dem Kreis der Familien und aus der Mitte aller Deiner Kinder jedes Ärgernis entfernt werde, und alle durch Jesu Blut Erkaufte durch ein reines Leben zu Dir gelangen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Florian
Wir bitten dich, o Gott, beschütze uns durch die Fürbitte des heiligen Martyrers Florian von allen Gefahren der Seele und des Leibes, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag hielten die Annonciaden das Fest des von der seligsten Jungfrau im Tempel zu Jerusalem im zwölften Jahr des Alters gefundenen Jesus.
An eben diesem Tag wurde im Jahr 553 der Anfang des fünften Allgemeinen Konzils gemacht, in dem die seligste Jungfrau als eine wahre Mutter Gottes gegen die Ketzerei des Nestorius von neuem erklärt worden ist.
Andacht am 4. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Es ist notwendig, dass man Sanftmut gegenüber allen übt, und jeden ohne Unterschied mit einer Freundlichkeit behandle, die aus einem zarten und christlich liebenden Herzen hervorgeht. Wohlwollen, Liebe und Demut sind Tugenden, die wundersam wirken, alle Herzen der Menschen zu gewinnen, um sie dahin zu stimmen, dass sie gern tun, was der Natur am meisten zuwider ist." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Durch seine große Sanftmut erhielt der heilige Franz von Sales alles, was er verlangte. Niemand konnte ihm widerstehen; denn er gewann alle Herzen, da er Menschen aller Art mit Achtung und Güte behandelte, und gegen alle einen großen Eifer nach ihrem Heil bezeigte. Man nannte ihn den Bezwinger der Willen, weil seine Sanftmut so wundersam überredete, dass er leicht diejenigen, mit denen er zu tun hatte, dahin vermochte, dass sie ihrem eigenen Willen entsagten.
Als einst der Abt Servius einem Menschen, der ihn ohne Grund unwürdig behandelte, mit großer Sanftmut geantwortet hatte, wurde der Mensch von so großer Scham über seinen Fehler ergriffen, dass er ihm zu Füßen fiel, um Verzeihung bat und ihn beschwor, in sein Kloster ihn aufzunehmen, was der heilige Abt ihm auch gewährte.
O verleihe mir, mein Gott, dass ich immer mit Sanftmut spreche; und dass diese Sanftmut aus einem Herzen voll heiliger Liebe kommt; auf dass ich dadurch die Frucht erziele; Dir Seelen zu gewinnen und sie Deiner göttlichen Liebe anzuziehen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 4. Mai
"Wendet die Augen eures Leibes und eurer Seele von der Betrachtung anderer ab,
damit ihr euch selbst betrachten könnt."
hl. Vincenz Ferrerius OP
1350 bis 5.4.1419
Betrachtung am 4. Mai - Zur Kreuzauffindung
Ein Wunderbalsam quillt vom Kreuzesstamm,
Zu heilen, meine Seele, deine Wunden;
Für dich vergießt sein Blut dort Gottes Lamm.
Blick auf zu ihm, und schnell wirst du gesunden.
1. Johannes 3,14-15: "Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat." In diesen Worten spricht unser göttlicher Erlöser das große Geheimnis seines Kreuzes aus. Für alle hing jene eherne Schlange an einem Kreuz. Sie hatte keine Schuld, kein Gift, ja sie war auch keine wahre Schlange, sondern sie war im heftigsten Feuer aus Erz gegossen worden. Also hatte auch Jesus keine Schuld, keine Sünde, ja er war auch kein Sünder, sondern das Feuer seiner göttlichen Liebe bewog ihn, die Gestalt eines Sünders anzunehmen. Wer wird diese unermessliche Liebe je erfassen?
2. Die eherne Schlange wurde an das Kreuz gehenkt, damit durch ihren Anblick diejenigen geheilt würden, die von giftigen Schlangen gebissen worden waren. Ebenso hing unser liebevoller Erlöser am Kreuz, damit wir, die wir von der "alten Schlange" gebissen worden waren, durch ihn geheilt würden. So sinke denn nieder zu den Füßen des Kreuzes und flehe deinen Heiland um Heilung von deinen Wunden an. Es gibt keine kräftigere Arznei gegen deine schwersten Krankheiten, als der Anblick und die Beherzigung der namenlosen Schmerzen, der tiefsten Schmach und des bittersten Todes, die er um deinetwillen am Kreuz erlitten hat.
3. Mose erhöhte die eherne Schlange in der Wüste auf einer hohen Stange, damit alles Volk sie schauen, und geheilt werden könnte. Auch das Kreuz, woran Jesus hing, stand auf der Höhe des Berges, und er selbst nennt seine Kreuzigung, keine Schmach, sondern eine Erhöhung. "Der Menschensohn muss erhöht werden!" Erhöht wollte er werden am Kreuz, damit alle ihn schauen könnten, und niemand an seinem Tod zweifelt. Durch diese Erhöhung aber erhöhte er uns, denn er starb "auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe". Preis und Anbetung sei dir, Herr! "Du hast uns mit deinem Blut für Gott erworben aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern." (Offenbarung 5,9)
5. Mai
Der heilige Godehard / Gotthard, Bischof und Bekenner von Hildesheim,
+ 5.5.1038 – Fest: 5. Mai
Gottes Vorsehung erwählt oft das Kleine, um damit Großes zu erreichen. Dies sehen wir recht deutlich im Leben des heiligen Godehard oder Gotthard. Er wurde um das Jahr 960 zu Reichersdorf in Niederbayern von frommen, aber armen Bauersleuten geboren. Frühzeitig schickten ihn seine Eltern in die Klosterschule von Niederaltaich, die wegen der Wissenschaft und Frömmigkeit seiner Bewohner in hohem Ansehen stand. Godehard zeichnete sich vor allen seinen Mitschülern durch Fleiß, Bescheidenheit, Sittsamkeit und tüchtige Fortschritte in den Wissenschaften aus. Alte Gemälde stellen ihn dar, wie er als Ministrant im Eifer des Gehorsams über die Wasser der ausgetretenen Donau trockenen Fußes gegangen sei und glühende Kohlen im Chorröckchen, ohne es zu verbrennen, herbeigeholt habe. Der Erzbischof Friedrich von Salzburg, der ein Stift vom Herzog von Bayern zu Lehen trug, nahm den vielversprechenden Jungen an seinen Hof und ließ ihn drei Jahre lang in den höheren Wissenschaften unterrichten.
Nachdem Godehard vom Bischof Pilgrin von Nassau zum Diakon geweiht war, kehrte er nach Altaich zurück und erhielt – so groß war die Liebe und das Vertrauen zu ihm – die Vorstandschaft an der Münsterkirche. Der Herzog Heinrich von Bayern wandelte im Jahr 990 Niederaltaich in ein Benediktinerkloster um. Sogleich nahm Godehard das Ordenskleid und zeichnete sich durch seinen strengen Bußeifer, durch Demut, Gottesliebe und Berufstreue so sehr aus, dass ihn seine Ordensbrüder nach dem Tod des ersten Abtes Erchanbert zu dessen Nachfolger erwählten. Unter seiner ebenso kräftigen als weisen Leitung entfaltete sich das Klosterleben in Altaich zur schönsten Blüte und ein solcher Segen wurde sichtbar, dass der Herzog und spätere Kaiser Heinrich II. in Verein mit den Bischöfen ihm die Reform der Klöster Tegernsee, Hersfeld und Kremsmünster übertrug. So schwierig diese Aufgabe war, so gelang es ihm doch durch Gottvertrauen, Gebet und erbauliches Beispiel die gesunkene Ordenszucht wiederherzustellen, die Missbräuche abzuschaffen, einen neuen Ordensgeist einzupflanzen und christlich-religiöse Bildung und Gesittung zu fördern. Vierundzwanzig Jahre rastloser Tätigkeit, vielfacher Sorgen und Kämpfe hatte Godehard mit dem glücklichsten Erfolg auf die Umgestaltung dieser Klöster verwendet. Er sehnte sich nach Ruhe, um seine letzten Lebenstage in der Stille seines geliebten Klosters Altaich sich auf einen seligen Tod vorzubereiten und für die Blüte in Kunst und Wissenschaften an seiner geliebten Klosterschule Sorge zu tragen. Allein Gott wollte den demütigen Nachfolger des heiligen Benedikt noch auf einen höheren Leuchter stellen.
Wie die Legende erzählt, hatte Godehard ein wunderbares Traumgesicht. Er sah sich selbst unter einem großen Ölbaum im eifrigen Lesen sitzen. Fremde, würdige Männer kommen im Namen des Königs, den Baum zu verpflanzen, aber je tiefer sie graben, desto tiefer und verzweigter finden sie die Wurzeln. Da hauen sie mit Äxten die Wurzeln ab, und plötzlich erwächst aus jeder Wurzelfaser, die stehen geblieben war, ein neuer Sprössling, dass ein Ölwald den ganzen Raum erfüllt und von nah und fern Leute kommen und Pflanzenreiser für ihre Gärten holen. Dieses Traumgesicht sollte bald zur Wahrheit werden. Der schon sechzigjährige Godehard wurde aus der Ruhe seines Klosters, an dem er mit unendlicher Liebe hing, noch einmal in ein neues Feld verpflanzt, doch sein geistiger Nachwuchs trieb üppig und freudig und seine Schüler trugen die Keime, die er gepflegt hat, und den Ruhm ihres Lehrers in die weitesten Kreise.
Der heilige Bischof Bernward von Hildesheim war im Jahr 1022 gestorben. Kaiser Heinrich II., der gerade in seiner sächsischen Pfalz Grona Hof hielt, lenkte sofort sein Auge auf seinen geliebten Abt Godehard, und obwohl dieser sich anfangs gegen eine so späte Versetzung in ein fremdes Land und einen neuen Wirkungskreis sträubte, so ließ er sich doch endlich durch den Wunsch des Kaisers und die Bitten der Bischöfe bewegen, die Wahl, die er für eine göttliche Bestimmung hielt, demütig anzunehmen. Der Mainzer Erzbischof Aribo weihte im Advent 1022 Godehard zum Bischof von Hildesheim.
Hatte Godehard schon als Abt seines lieben Klosters Altaich auf die Verbesserung der Schulen, auf den Eifer im Studium, auf die Zierde der Gotteshäuser durch christliche Kunstwerke großen Fleiß verwandt, so ließ er als Bischof das gleiche Ziel nicht aus den Augen. Viele Kirchen baute er neu auf, die alten und schmucklosen zierte er aus und befahl streng die Reinlichkeit in Tempeln, kirchlichen Geräten und Gewändern. Die Geistlichen hielt er zu wissenschaftlichem Streben, strenger Zucht und gediegener Frömmigkeit an. Für die Armen opferte er seinen letzten Heller. Das von ihm gegründete Spital besuchte er fleißig, tröstete die Gebrechlichen und stand den Sterbenden bei. Den Landstreichern und trägen Bettlern gestattete er aber höchstens zwei Tage Aufenthalt und mahnte sie ernst zu ordentlicher Lebensweise.
Aus seinem Antlitz leuchtete Gottesliebe, Menschenfreundlichkeit und Herzensreinheit, sein ganzer Lebenswandel war eine stumme, aber eindringliche Predigt an das Volk.
So liebreich und nachgiebig der heilige Bischof sonst war, so vergab er doch nichts von seinen Rechten. Als Aribo, der Erzbischof von Mainz, ihm die Gerechtsame über das Kloster Gandersheim streitig machen wollte, verteidigte Godehard sein Recht mit aller Entschiedenheit und Klugheit und brachte es dahin, dass Aribo sein Unrecht einsah und ihn um Verzeihung bat.
Siebzehn Jahre hatte Godehard den Hirtenstab geführt und unermüdlich gearbeitet. In einem Alter von 74 Jahren sehnte er sich nach nichts mehr, als aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein. Nachdem er die vierzigtägige Fasten noch streng gehalten hatte, empfing er die heiligen Sterbesakramente, , ließ sich von vier Chorknaben die heiligen Tagzeiten vorsingen und gab während des Psalmengesanges am 5. Mai 1038 seinen Geist auf.
Seine Leiche wurde im Hildesheimer Dom beigesetzt.
War der heilige Godehard schon bei Lebzeiten durch die Gabe der Wunder von Gott ausgezeichnet, so wallfahrteten nach seinem Tod zahllose Menschen zu seinem Grab, um in ihren Anliegen durch die Fürbitte des Heiligen Erhörung zu finden. Papst Innocenz II. versetzte ihn im Jahr 1131 unter die Heiligen. Ihm zu Ehren erhob sich bald nach der Heiligsprechung im Süden der Stadt eine Benediktinerabtei mit herrlicher byzantinischer Kirche, die mit der Bernwardschen Michaelskirche im Norden der Stadt Hildesheim die alte Bischofsstadt gleichsam unter ihre schützenden Flügel nimmt.
Der Name des heiligen Godehard wurde weit über die Grenzen von Bayern und Sachsen hinaus gefeiert. Auf der Höhe des Gotthardpasses, der von ihm den Namen trägt, betete vor Zeiten der deutsche Kaufmann und Pilger in der ihm geweihten Kapelle. Im Dom zu Mailand hörte er an Godehards Namensfest sogar in einer eigenen Präfation seine Tugenden und Taten preisen, fand im Dom zu Genua eine Kapelle und eine Bruderschaft, die älteste der Stadt, zu Ehren des heiligen Bischofs. Ungarn, Polen und Holland errichteten Denkmale und Statuen zu Ehren des heiligen Godehard.
Der selige Nunzio Sulprizio, Schmiedelehrling,
+ 5.5.1836 – Fest: 5. Mai
Die Jugend unserer Zeit, besonders die Arbeiterjugend, ist gar vielen Gefahren und Verführungen aller Art ausgesetzt, die ihr von den Lehren des Unglaubens und einer widerchristlichen Sittenlosigkeit drohen. Sie braucht Schutzwehren, die sie vom Untergang retten, sie bedarf leuchtender Beispiele, die noch immer voll größerer Macht auf die jungen Herzen wirkten als Worte der Mahnung; lebendige Vorbilder muss sie vor Augen sehen, die in der Kraft ihres Glaubens und dem Glanz jungfräulicher Sittenreinheit zur Nachahmung hinreißen. Ein solch herrliches Jugendvorbild, ein „getreues Abbild ihres himmlischen Schutzpatrons“ St. Aloisius, ist der junge Arbeiter, der am 1. Dezember 1963 durch Papst Paul VI. seliggesprochene Nunzio Sulprizio. Der große Arbeiterfreund Papst Leo XIII. selbst stellte ihn schon vor der Seligsprechung der Jugend als Muster vor. So schreibt der soziale Papst: „Seit seiner zartesten Jugend nahm sich Sulprizio den heiligen Aloisius zum Muster und bemühte sich ihn in dem Geist der Abtötung, der Geduld, der Demut und des Gebetes nachzuahmen und so reich an Verdiensten und jung wie er entschlief er im Ruf der Heiligkeit.“
Nicht an einem Fürstenhof und nicht im Kloster hat sich der neue aloisianische Jüngling die Heiligkeit erworben. Nunzio war das Kind ganz armer Eltern aus Pesco Sansonesco im Abruzzengebirge von Mittelitalien. Mit sechs Jahren war er schon eine Waise. Die einzige Stütze, die ihm noch geblieben war, einige mitleidige, gute Großmutter, nahm ihm Gott der Herr auch noch hinweg, um den Kleinen schon in den frohen Jahren der Kindheit in die früh, aber stürmisch reifende Schule der Leiden zu nehmen. Der eltern- und vermögenslose Junge wurde zu einem Oheim gebracht, einem rohen, grausamen Schmied. Für ihn galt der arme Junge nur so viel, als er ihm verdienen helfen konnte. Eine volle, kostenlose Arbeitskraft sollte ihm der arme Neffe abgeben. Erziehung, Lehre, Fortbildung waren dem gewissenlosen Menschen unbekannte, religiöse Betätigung und Frömmigkeit überflüssige Dinge. Darum ließ er den Jungen ferner nicht mehr die Schule besuchen, sondern überhäufte ihn vom frühen Morgen bis zum späten Abend mit Arbeiten, die seine Kräfte weit überstiegen. Ob im Sommer die Glühhitze unerträglich war, oder ob im Winter in der rauen Gebirgsgegend das schlimmste Wetter hauste, Nunzio musste hinaus und weite Wege zurücklegen, um die Aufträge seines Meisters zu erledigen. Bald kamen dazu noch die gröbsten Misshandlungen. Der jähzornige Oheim geriet bei den geringsten Anlässen in Wut. Konnte Nunzio auch mit dem besten Willen nicht allen Launen entsprechen, so musste er es immer schwer büßen. Der Schmied ergriff das erste beste Stück Eisen oder Werkzeug, das ihm in die Hände fiel, und schlug damit unbarmherzig auf den bedauernswerten Lehrling los oder warf ihn zu Boden und traktierte ihn mit den Füßen, bis er bewusstlos dalag. Die Gesellen standen ihrem Meister an Rohheit kaum nach. Doch das Schlimmste für Nunzio waren die gottlosen und unzüchtigen Reden und Zoten jener Menschen, die er Tag für Tag über sich ergehen lassen musste. Oft hielt er sich die Ohren zu oder verbarg sich in einer Ecke, um von den Unterhaltungen nichts zu verstehen.
Durch die Überanstrengung und die mangelhafte Nahrung wurde die Gesundheit Nunzios untergraben. Er magerte zusehends ab. Am linken Bein bildete sich ein großes Geschwür. Schließlich konnte der Arme nicht mehr gehen. Doch der gefühllose Meister nahm keine Rücksicht und zwang ihn nun den ganzen Tag am Blasebalg zu stehen, und als ihm hierzu die Kräfte versagten, band man ihn an die Blasebalgkette fest. Häufige Ohnmachtsanfälle stellten sich ein. Aber trotz der grausamen Behandlung hörte man Nunzio niemals klagen. Keine Vorwürfe gegen seine Peiniger kamen über seine Lippen. Nie verlor er seine Sanftmut oder seinen heiteren Sinn.
Als Nunzio gänzlich arbeitsunfähig geworden war, ließ ihn der Schmied endlich in das Armenhospital von Aquila bringen. Die gute Pflege brachte aber nur etwas Linderung, eine Heilung war ausgeschlossen. So musste Nunzio wieder entlassen werden. Die Quälereien gegen den nutzlosen Arbeiter begannen jetzt aufs Neue. Mochte der Leidende auch halbtot zusammenbrechen, er musste arbeiten. Doch unerschütterlich blieb er bei seinem Entschluss, alles mit größter Geduld zu ertragen. „Ich will ein Heiliger werden, ein großer Heiliger, und zwar in kurzer Zeit“, so ermunterte er sich selbst oft in schweren Stunden. Zu einem Heiligen gehört vor allen Dingen Charakterfestigkeit. In der Schmiede von Pesco Sansonesco bestand Nunzios Charakter die Feuerprobe.
Endlich nach sechs langen Leidensjahren kam für den vergessenen, misshandelten Waisenjungen die Erlösung. Ein anderer Onkel in Neapel erfuhr von der traurigen Lage Nunzios, nahm ihn zu sich und stellte ihn seinem Vorgesetzten vor, dem Obersten Felix Wochinger, einem durch seine Frömmigkeit und Wohltätigkeit bestbekannten Mann, dem Namen nach wohl deutscher Abstammung. Tief ergriffen von dem Anblick und der Leidensgeschichte des unschuldigen Dulders, entschloss sich Wochinger, ihm fortan ein väterlicher Beschützer zu sein. Der Kranke wurde in ein Spital gebracht und aufs Beste gepflegt. Für die Heilung des Körpers freilich war es zu spät. Es war Knochenfraß entstanden. Aber die schöne Seele des reinen, im Leid erstarkten jungen Mannes erstrahlte in der besseren Wertschätzung seiner Mitmenschen in hellstem Glanz. Nunzio war bald der Liebling des ganzen Hospitals. Aus seinem Antlitz leuchtete die Unschuld und, trotz größter Schmerzen, eine nie versiegende Heiterkeit. Er schleppte sich an die Betten der anderen Kranken und tröstete und ermunterte sie. Wie geschickt verstand er es, in seine Unterhaltungen ganz ungezwungen religiöse Ermahnungen einzuflechten, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Besonders erbaute er durch seine innige Andacht zur heiligen Eucharistie und zur allerseligsten Jungfrau. Wie alle reinen Seelen war er ein großer Liebhaber des Gebetes. Man konnte ihn öfters des nachts vor seinem Bett kniend finden.
Nachdem Oberst Wochinger seinem Schützling auch mehrmals die Heilkraft der Bäder von Ischia sorglich hatte zukommen lassen, ließ er ihn nach ungefähr zwei Jahren in sein eigenes Schloss bringen, nicht nur um alles für den lieben Kranken tun zu können, sondern auch um persönlich Gelegenheit zu haben, Zeuge der Heldentugend eines Heiligen zu sein. „Wie könnte ich,“ sagte er so schön, „über die Prüfungen klagen, die der Herr mir schickt, wenn Nunzio sich fast das Notwendigste versagt, um auch anderen etwas zufließen zu lassen, und dabei so schlicht bemerkt: Was? Sollten diese Armen des Herrn nicht auch etwas bekommen?“
Unter so liebenden Augen und trefflichster Pflege schien es fast, als ob dem siechen Jüngling das Leben sich von Neuem hoffnungsvoll zeigen würde. Schon keimten Pläne: Ordensmann wollte er werden und ein Priester des Herrn. Doch forderte Gott nur noch ein Opfer als Krönung seines Dulderlebens, das Opfer eben dieses Lebens. Und Gottes Wille war auch der seinige. Darauf allein war sein Herz gerichtet; wie vordem Not und Menschenbosheit, so vermochten jetzt Lebensgenüge und Menschengunst ihn nicht vom unverrückbaren Ziel abzubringen: Heilig werden in kurzer Zeit! Seinem Bußeifer genügte sogar die Fülle des auferlegten Leidens noch nicht. Er übernahm noch freiwillige Abtötungen. So hohem Mut und hochherzigem Sinn begegnete Gott auch mit außerordentlichen Gunstbezeigungen.
Die gottgesetzte Aufgabe war vollendet. Neunzehn Jahre hatte der stille Dulder erreicht. Am 5. Mai 1836 nahm er Abschied von dieser Welt, die ihm so viel Leid und doch so überselige Freude gebracht hat. Auf ein Muttergottesbild blickend, rief er aus: „Schaut doch, wie schön sie ist!“ So ging er in ein besseres Leben ein. Die Kunde von seinem Tod rief in Neapel eine wahre Wallfahrt nach dem neuen Schloss hervor. Die rötlich gefärbte Wunde soll einen süßen Duft verbreitet haben. Zahlreiche Gebetserhörungen haben auf Anrufung des ehrwürdigen Nunzio stattgefunden. Unter den Bittstellern um seine Seligsprechung waren selbst hohe weltliche Würdenträger, wie Ferdinand II., König von Neapel.
Die Tugend ist eben liebenswürdig, wo sie erscheint. Die Tugend gedeiht überall, in jeder gesellschaftlichen Stellung, in jedem Alter, in jeglichem Gesundheitszustand. Habe nur den Mut zum Heiligwerden, auch unter anscheinend ungünstigsten Verhältnissen! Es eilt!
Der heilige Hilarius von Arles, Bischof,
+ 5.5.449 – Fest: 5. Mai
Der heilige Hilarius, ein Verwandter des heiligen Honoratus von Arles, wurde um das Jahr 401 in Gallien geboren (Man nimmt an, an den Grenzen von Lothringen und Burgund.) Seine Familie war in den Augen der Welt angesehen und vornehm und er wurde seiner Geburt angemessen erzogen. Man übergab ihn geschickten Lehrern, damit er in der Kenntnis der schönen Wissenschaften unterrichtet werde. Er machte auch große Fortschritte in den anderen verschiedenen Zweigen des menschlichen Wissens, besonders in der Philosophie und Beredsamkeit. Allein wir hören von ihm selbst, wie wenig Achtung diese Vorzüge verdienen, wenn sie von den Gütern des Glaubens getrennt sind. „In Christus,“ sagt er, „sind wir alle gleich. Der höchste Adel besteht darin, dass wir unter die Diener Gottes gezählt werden. Adelige Ahnen und Geistesgaben werden uns nur insoweit über andere erheben, als wir uns selbst verachten.“ Indes lebte Hilarius nicht immer nach diesen Grundsätzen. Es gab eine Zeit, wo er die Welt liebte, und nach Ehren geizte. Der heilige Honorat, sein Verwandter, war das Werkzeug, dessen sich Gott bediente, um ihm die Augen zu öffnen, dass er sehe, welcher Gefahr sein Seelenheil ausgesetzt sei.
Honoratus hatte sein Vaterland verlassen, sich auf die Insel Lerins zurückgezogen und dort ein großes Kloster gestiftet. Durch seine Entfernung von der Welt war seine zärtliche Liebe zu Hilarius nicht im mindesten geschwächt worden. Er glaubte vielmehr, ihm keine besseren Beweise seiner Freundschaft geben zu können, als wenn er sich bemühe, ihn gänzlich Gott zu gewinnen. Er reiste daher aus seinem Kloster weg, um Hilarius aufzusuchen. Überzeugt, dass die Betrachtungen, die ihn von der Welt losgerissen hatten, dieselbe Wirkung auf das Herz seines Freundes tun würden, legte er ihm dieselben in den rührendsten und kraftvollsten Worten vor. „Welche Tränen,“ sagt der heilige Hilarius, „vergoss dieser tugendhafte Freund nicht, um die Härte meines Herzens zu erweichen! Wie oft umarmte er mich mit innigster Zärtlichkeit, um von mir zu erlangen, dass ich ernstlich über das Heil meiner Seele nachdächte? Und ich blieb jedoch gefühllos; nichts war imstande, mich zu erschüttern.“
Da Honoratus sah, dass alle seine Bemühungen unnütz seien, entschloss er sich, zum Gebet seine Zuflucht zu nehmen. „Wohlan,“ sagte er, sich an Hilarius wendend, „wohlan, Gott wird mir gewähren, was du mir verweigerst.“ Hierauf nahm er Abschied von ihm und zog sich zurück. Unterdessen dachte doch Hilarius über die Sache nach, und dieses Nachdenken erweckte einen harten Kampf in seiner Seele, den er selbst auf folgende Weise schildert: „Auf einer Seite schien es mir, als rufe mich der Herr zu sich. Auf der anderen hielt mich die Welt zurück, indem sie mir ihre Vergnügen und verführerischen Freudengenüsse darbot. Mein Wille schwankte unentschlossen hin und her und konnte sich zu nichts entscheiden. Endlich aber siegte Christus in mir. Drei Tage nachdem mich Honoratus verlassen hatte, unterwarf sich die göttliche Barmherzigkeit, durch seine Gebete herabgefleht, meine widerspenstige Seele.“ Hilarius begab sich ohne Zögern sogleich zu seinem Freund Honoratus. So stolz und ungelehrig er vorher war, so demütig und unterwürfig wurde er alsdann.
Seit diesem Augenblick war er ein ganz neuer Mensch. Man nahm in ihm jene wunderbare Veränderung wahr, die der heilige Geist in einer aufrichtig bekehrten Seele bewirkt. Sein ganzes Äußere trug das Gepräge der Demut, der Milde, der Abtötung und Liebe. Er hatte die Hand an den Pflug gelegt, um nicht mehr zurückzuschauen, und die Welt, die er verlassen hatte, vermochte nicht mehr die geringste Begierde in ihm zu erwecken. Entflammt von Eifer für die christliche Vollkommenheit, verkaufte er alle seine Güter an seinen Bruder, und verteilte den Erlös unter die Armen und dürftigen Klöster. Sodann zerriss er gänzlich alle Bande, die ihn noch an die Welt fesseln konnten, und verließ sein Vaterland, um sich in die Abtei Lerins zu verschließen. (Erst im Kloster soll er die Taufe empfangen haben.) Von seinem ersten Eintritt an schien er würdig in der Gesellschaft der Heiligen zu leben, denn er bewies einen solchen Eifer für die Erfüllung seiner Pflichten, dass er in kurzer Zeit das Vorbild derer wurde, in deren Mitte er gekommen war, um die Grundsätze der evangelischen Vollkommenheit zu erlernen. Er zeichnete sich besonders aus durch seine Liebe zum Gebet und zur Abtötung. Ohne Unterlass wachte er über sich selbst, um auch die geringsten Fehler zu vermeiden, und suchte jeden Tag sogleich sich von den Fehlern zu reinigen, die eine Folge der menschlichen Unvollkommenheit sind.
Als der heilige Honoratus 426 zum Bischof von Arles erwählt wurde, folgte ihm der heilige Hilarius in diese Stadt nach; allein bald sehnte er sich wieder nach seiner geliebten Einsamkeit, und kehrte daher wieder nach Lerins zurück. Alle Einwohner der Insel empfingen ihn mit der größten Freude. Der Heilige war seinerseits mit Wonne erfüllt, dass er sich wieder in ihrer Mitte erblickte. Diese Freude war aber nicht von langer Dauer. Gott, der andere Absichten mit seinem Diener hatte, ließ nicht zu, dass seine Tugenden verborgen blieben. Der heilige Honoratus bat ihn nach Arles zu kommen, und ihn durch sein Beispiel und seine Einsichten zu unterstützen. Da seine Bitten ohne Wirkung blieben, suchte er ihn selbst in Lerins auf, und nötigte ihn, ihm in die Stadt zu folgen.
Um das Jahr 429 nahm der Tod diesen heiligen Bischof hinweg, und Hilarius fühlte den lebhaftesten Schmerz über seine Trennung von einem so zärtlich geliebten Freund. Er tröstete sich jedoch mit dem Gedanken, er hat dieses Leben nur verlassen, um vollkommen die Freiheit der Kinder Gottes zu genießen. Sein erster Gedanke war, den Weg nach dem stillen Lerins wieder einzuschlagen. Allein kaum hatten die Einwohner von Arles von seiner Abreise erfahren, als sie den Entschluss fassten, ihn auf dem Weg einzuholen. Einige von ihnen ritten ihm daher nach und brachten ihn in die Stadt zurück, wo er einstimmig zum Oberhirten erwählt, und obgleich er erst 29 Jahre alt war, zum Bischof geweiht wurde.
Die bischöfliche Würde gab den Tugenden des Heiligen neuen Glanz. Er verdemütigte sich um so mehr, je höher er über die anderen erhoben war. Seine Bedürfnisse waren sehr gering, und nie gestattete er sich mehr, als das unumgänglich Notwendige. Im Winter und im Sommer trug er dasselbe Kleid. Mit der Betrachtung der Heiligen Schrift verband er das Gebet, Fasten und Wachen. Bei der Sorge für seine eigene Heiligung bemühte er sich zugleich, das Heil der ihm anvertrauten Herde zu bewirken, indem er ihnen unausgesetzt das Brot des göttlichen Wortes brach. Er hatte bestimmte Stunden für die Handarbeit, und der Zweck, den er sich dabei vorsteckte, war, etwas zur Vermehrung seiner Almosen hierdurch zu gewinnen. Allzeit wählte er aber eine Arbeit, wobei er dem Gebet obliegen konnte. Nie reiste er anders als zu Fuß. So sehr hatte er die widerspenstige Natur bezwungen, dass er in ungetrübter Seelenruhe lebte, und nie durch die kleinste Ungeduld hingerissen wurde.
Die Gabe, das göttliche Wort zu verkündigen, war beim heiligen Hilarius bewunderungswürdig. Wenn er mit den Weisen dieser Welt redete, drückte er sich mit jener Anmut, Zierlichkeit und jenem Wortlaut aus, wie es großen Rednern eigen ist. Allein, wenn er Ungebildete zu unterrichten hatte, änderte er seinen Vortrag so, dass auch die Unwissendsten seine Rede fassen konnten. Mit besonderer Gewandtheit wusste er, sogar in den vertrautesten Unterweisungen, eine einfache und ungeschmückte Sprache mit der Würde des Evangeliums zu verbinden. Er predigte die Wahrheit ohne Schminke, und ohne jemals den Großen zu schmeicheln. Wir wollen nur ein Beispiel zur Bestätigung des Gesagten anführen. Schon oft hatte er einen Richter der Provinz, der mit krimineller Parteilichkeit sein Amt verwaltete, im Geheimen gewarnt, ohne jedoch die geringste Wirkung hervorzubringen. Eines Tages, da er predigte, trat diese zur Obrigkeit gehörige Person mit ihren Unterbeamten in die Kirche. Kaum hatte er dies wahrgenommen, als er seine Rede unterbrach. Die Zuhörer waren erstaunt, er aber sagte, dass ein Mensch, der so oft die Mahnungen, die ihm für sein Seelenheil gegeben worden, vernachlässigt habe, nicht verdiene mit dem göttlichen Wort, wie das gläubige Volk, gespeist zu werden. Der Richter, betroffen über diese Bemerkung, errötete und ging in sich. Der Heilige nahm dann wieder den Faden seiner Rede auf und setzte sie fort. Da er eines Tages bemerkte, dass mehrere Personen nach Verlesung des Evangeliums aus der Kirche gingen und gerade zu der Zeit, wo er predigen wollte, rief er sie zurück mit den Worten: „Es wird euch nicht so leicht sein, den finsteren Behältern der Hölle zu entgehen, wenn ihr das Unglück habt, hineinzustürzen.“
Die Liebe, mit der der Heilige für die Armen wirkte, kannte keine Grenzen. Und um ihnen reichlicheren Beistand leisten zu können, lebte er selbst in der äußersten Armut. Er verkaufte, um die Gefangenen zu lösen, sogar die geheiligten Kirchengefäße, und bediente sich, bei der Feier der heiligen Geheimnisse, gläserner Kelche und Patenen. Von seiner Teilnahme an den körperlichen Leiden, können wir zuversichtlich auf sein Mitleid den Seelenkranken gegenüber schließen. Er bewies sich den Schwachen gegenüber als zärtlicher Vater, ohne jedoch die Vergebung ihrer Leidenschaften zu begünstigen. Wenn er jemanden eine Kirchenbuße auferlegte, vergoss er selbst die bittersten Tränen, und erweckte dadurch in dem Bestraften den glühendsten Bußeifer. Er strebte auch, durch seine Seufzer und Gebete, den Unglücklichen von Gott die Gnade lebendiger Zerknirschung zu erbitten. Sein Eifer umfasste die ganze Provinz, und er besuchte selbst die Bischöfe, um sie zu ermahnen, dass sie Jesus Christus dem obersten Seelenhirten sich immer gleichförmiger machen möchten. Er stiftete mehrere Klöster und führte in ihnen die trefflichste Ordnung ein. Er stärkte sich zur Ausübung aller bischöflichen Tugenden durch die Beispiele des heiligen German von Auxerre, mit dem er durch die Bande der innigsten Freundschaft vereinigt war, den er seinen Vater nannte, und als einen Apostel verehrte. Während seiner bischöflichen Amtsführung hielt er mehrere Konzilien, in denen er den Vorsitz hatte (Konzil von Riez 439, 1. Konzil von Orange 441, Konzil von Vaison 442, und wahrscheinlich das Konzil von Arles 443). Bei allen Menschen behauptete er sich in dem hohen Ansehen, das ihm seine Tugenden erworben hatten. Seinem Eifer und seiner Klugheit hat man auch hauptsächlich die disziplinarischen Verordnungen, die in allen diesen Versammlungen erlassen wurden, zu verdanken.
Bei der unerschütterlichen Festigkeit, mit der der heilige Hilarius das Gute zu befördern suchte, konnte es nicht fehlen, dass er sich auch Feinde zuzog. Einige von ihnen unterlegten seinen Handlungen eine böse Absicht, und machten dem heiligen Papst Leo eine nachteilige Schilderung von ihm. Man muss indes eingestehen, dass der Eifer des Bischofs von Arles bei gewissen Gelegenheiten nicht die gehörigen Schranken beobachtete. Allein dies kam keineswegs von einer Leidenschaftlichkeit her. Der Heilige hatte sich in seiner Gutmütigkeit getäuscht, denn seine ganze Handlungsweise erlaubt es nicht, über ihn ein anderes Urteil zu fällen. So diente auch das Missverständnis, das sich zwischen dem heiligen Leo und dem heiligen Hilarius erhob, dazu, den Eifer des ersten und die Geduld des anderen in hellerem Licht zu zeigen. Allein wir müssen bis auf den Ursprung dieses Streites zurückgehen.
Chelidonius, der Bischof von Besancon, war vom heiligen Hilarius seines Amtes enthoben worden. Die Beweggründe dieser Absetzung waren: 1. dass er vor seiner Weihe eine Witwe geheiratet hatte; und 2. dass er in seinem weltlichen Amt als Richter einen Menschen zum Tod verurteilt hatte. Hieraus schloss man, er habe die heiligen Weihen nicht empfangen können, da die Kanonen in solch einem Fall die Irregularität aussprächen. Chelidonius berief sich von diesem Urteil auf den römischen Stuhl, in der Hoffnung, dass ihm seine Rechtfertigung gelingen würde. Der heilige Leo unternahm es, die Sache zu untersuchen.
Da der heilige Hilarius erfuhr, dass sein Suffragan nach Rom gegangen ist, folgte er ihm nach. Er machte, obgleich mitten im Winter, die beschwerliche Reise zu Fuß. Der Papst hielt ein Konzil, um die fragliche Klagsache zu beurteilen; und der Bischof von Arles nahm unter den versammelten Vätern seinen Sitz. Da er die Irregularität des Chelidonius nicht zu beweisen versuchte, gab er durch sein Stillschweigen Veranlassung zu glauben, man habe ihm selbst über die fragliche Tatsache betrogen. Er behauptete indessen, die Sache des Bischofs müsse an Ort und Stelle durch Abgeordnete, die der Papst ernennen möge, untersucht und gerichtet werden. Hierin stimmten ihm einige Bischöfe aus Afrika zu. Man nahm aber auf seine Gründe keine Rücksicht, da schon öfters, wenn die verschiedenen Parteien sich auf Rom beriefen, das Gegenteil getan wurde. Der heilige Leo fällte demnach den Ausspruch, dass Chelidonius sich der ihm zur Last gelegten Irregularität nicht schuldig gemacht habe. Im Übrigen kam man miteinander überein, dass das gerichtliche Verfahren bei den Appellationen nur zur Kirchenzucht gehöre, und nach Lage und Umständen geändert werden könne.
Der heilige Hilarius wurde zu gleicher Zeit in eine andere Streitsache verwickelt, die ebenfalls sehr schwierig war. Projektus, ein Bischof seiner Provinz, hatte nämlich, da er krank geworden war, schnell den geweiht, den er zu seinem Nachfolger bestimmte. Als aber der Kranke wieder genas, hatte derselbe Sitz zwei Bischöfe. Der heilige Hilarius erklärte sich für den Letzterwählten, vielleicht weil Projektus nicht mehr imstande war, seinem Amt vorzustehen. Der Verfasser der Lebensbeschreibung des Heiligen lässt diese Sache im Dunkeln. Allein man hat alle Gründe zu glauben, dass der Metropolit dies aus guten Absichten tat. Übrigens waren die Regeln der Kirche hinsichtlich dergleichen Gegenstände noch nicht so durch die Kanonen festgesetzt, wie in den folgenden Zeiten. Der heilige Hilarius glaubte daher, dass er die ihm als Metropolit zustehende Gewalt nicht überschritten habe. Allein der heilige Leo, auf die wahren Regeln sich stützend, betrachtete die Sache von einem anderen Gesichtspunkt, und sprach sich dahin aus, dass die Weihe des Nachfolgers eines noch lebenden Bischofs den Gesetzen zuwider, vielen misslichen Folgen ausgesetzt, und geeignet sei, eine Spaltung in der Kirche zu veranlassen. Er verbot hierauf dem heiligen Hilarius in Zukunft irgendeinen Bischof zu weihen. Der Heilige erduldete ohne irgendeine Klage die gegen ihn gebrauchte Strenge, und tilgte durch seine Unterwürfigkeit den begangenen Fehler. Der heilige Leo selbst gewann dadurch eine große Hochachtung für ihn, und nannte ich in einem Brief, den er kurz nach dessen Tod schrieb, Hilarius, heiligen Andenkens.
Endlich unterlag der Heilige der Last der Arbeit und den strengen Bußübungen. Er starb am 5. Mai 449, in einem Alter von 58 Jahren. Der heilige Honoratus von Marseille, der uns seine Lebensbeschreibung hinterlassen hat, erzählt, dass er im Leben schon mehrere Wunderheilungen gewirkt habe. Im römischen Martyrologium wird der heilige Hilarius an diesem Tag genannt. Wir haben noch seine Grabschrift in einer unterirdischen Kapelle unter dem Hochaltar von Saint Honorat-les-Arles. Sie ist in eine große Marmortafel eingehauen, die in die Mauer eingefugt, aber in mehrere Stücke zerbrochen ist. In der Mitte des 12. Jahrhunderts sind seine Reliquien von St. Honorat, wo der Heilige begraben lag, in die Pfarrkirche zum heiligen Kreuz versetzt worden. Allerdings sind wegen der mehrfachen Weggabe dort fast keine mehr übrig.
Der heilige Maximus, Bischof von Jerusalem, Bekenner,
+ 5.5.350 – Fest: 5. Mai
Der heilige Maximus hatte, während der Verfolgung der Kaiser Maximian Galerius und Cäsar Maximin Daja, mit vielen anderen Bischöfen große Drangsale erlitten, aber auch einen neuen Beweis abgelegt, wie mächtig der Herr in seinen treuen Bekennern ist. Er war unter der Zahl derjenigen, denen Maximin Daja das rechte Auge ausstechen und die rechte Kniekehle anbrennen ließ.
Als Constantin der Große der Kirche Gottes den Frieden errungen hatte, weihte der heilige Makarius von Jerusalem unseren Heiligen zum Bischof von Diospolis in Palästina. Er stand aber in solcher Hochachtung beim Volk zu Jerusalem, dass es sich seiner Abreise mit Hartnäckigkeit widersetzte, und die Diospolitaner, um jeden Aufstand zu verhüten, einen anderen Bischof zu wählen, sich gedrungen fühlten. Maximus blieb also bei seinem Freund Makarius, der ihn zu seinem Nachfolger bestimmte, und man glaubt, er habe ihn auf das allgemeine Konzil von Nicäa begleitet.
Nach seiner Rückkehr verdoppelte Makarius seine Wachsamkeit, um seine Herde vor dem Gift der arianischen Ketzerei zu bewahren, und bediente sich mit neuer Zuversicht des heiligen Maximus in Verwaltung seines ausgedehnten Sprengels. Dadurch wurde die Verehrung der Gläubigen zu ihm noch höher gesteigert, und den arglistigen Ränken der verdächtigen Bischöfe Eusebius von Cäsarea und Patrophilus von Skythopolis, die dem heiligen Bischof von Jerusalem einen Nachfolger ihrer Partei bestimmten, weislich vorgebeugt, denn nach des heiligen Makarius Ableben bestieg unser Heiliger den apostolischen Stuhl von Jerusalem.
Maximus hatte noch nicht lange seiner Kirche vorgestanden, als die Arianer 335 vom Kaiser Konstantin den Befehl zu erschleichen wussten, dass zu Tyrus in Phönicien eine Synode gehalten wurde, in der die Arianer die Absicht hatten, den unerschrockenen Athanasius abzusetzen. Wiewohl die ganze Sache so eingerichtet war, dass beinahe bloß arianische Bischöfe dahin den Ruf erhielten, so war doch Maximus zu nahe bei Tyrus, als dass ihn die schlauen Parteigänger zu übergehen für geraten hielten. Indes hatte er noch keine Kunde von der Rolle, die die mächtigere Partei der Arianer dabei spielen sollte. Athanasius hatte 49 rechtgläubige Bischöfe aus Ägypten mitgebracht, unter denen auch der heilige Paphnutius und der heilige Potamon sich befanden. Als Athanasius beim Eintritt in die Synode den heiligen Maximus auf der Seite der Arianer erblickte, drängte er sich durch die Versammlung und nahm ihn freundlich bei der Hand, mit den Worten: „Dieweil ich dieselben Zeichen trage wie du und wir beide für Jesus Christus ein Auge verloren haben, so graut es mir, dich im Rat der Frevler sitzen zu sehen.“ Er ging nun mit ihm auf die Seite und gab ihm Aufschluss über die Absicht dieser Synode, und gewann ihn auf immer für den heiligen Athanasius. Nach dem Beschluss dieses Afterkonzils begaben sich die Bischöfe nach Jerusalem, um dort die von der Kaiserin Helena neu erbaute Kirche einzuweihen. Der Hoftheologe Eusebius von Cäsarea, der diesen letzten Umstand erzählt, gedenkt mit keinem Wort des heiligen Maximus, wie er denn überhaupt alles verschweigt, was den Katholiken in der Geschichte des Arianismus günstig sein möchte.
Ob unser Heiliger dem bald darauf zu Jerusalem von den Arianern gehaltenen Konzil, in dem Arius in die Kirchengemeinschaft aufgenommen wurde, beiwohnte, ist unbekannt. Gewiss aber ist es, dass er nie mit den Irrgläubigen Umgang pflegte, und niemals das gegen Athanasius ungerecht gefällte Urteil unterzeichnen wollte. Und wir sehen, dass er sechs Jahre später (341) der Synode von Antiochia beizuwohnen sich weigerte, weil er wusste, dass Kaiser Constantius, der die Arianer begünstigte, dahin kommen sollte. Er begab sich aber 347, ungeachtet der langen und beschwerlichen Reise, in die von Serdica, weil er hoffte, dass die katholische Wahrheit in ihr den Sieg davontragen würde.
Als im Jahr 349 der heilige Athanasius wieder nach Alexandrien zurückkehren durfte, schlug er seinen Weg auch über Palästina ein, wo sämtliche Bischöfe, zwei oder drei ausgenommen, ihm alle Ehrfurcht und Anhänglichkeit bezeigten. Die, die sein Verdammungsurteil unterschrieben hatten, baten ihn um Verzeihung, und entschuldigten sich damit, dass sie von der trotzigen Gewalttätigkeit ihrer Feinde dazu genötigt worden waren. Der heilige Maximus, um dieser Versöhnung festeren Bestand zu geben, versammelte zu Jerusalem ein Konzil, in dem ein Synodalbrief zugunsten des heiligen Patriarchen aufgesetzt und an die Bischöfe von Ägypten, Libyen und die ganze Stadt Alexandrien gerichtet wurde. Maximus, der der Synode vorstand, begleitete zuerst das Schreiben mit seiner Unterschrift, und ihm folgten die übrigen fünfzehn Bischöfe, die, mit Ausnahme des Makrinus, sämtlich schon dem Konzil von Serdica beigewohnt hatten.
Der heilige Maximus lebte nur noch kurze Zeit, den entweder starb er noch zu Ende desselben Jahres 349 oder doch gewiss 350. Das römische Martyrologium nennt ihn am 5. Mai mit großem Lob. Er war der 40. Bischof von Jerusalem. Ihm folgte der heilige Cyrillus nach.
Der heilige Eulogius, Bischof von Edessa,
+ um 379 – Fest: 5. Mai,
und der heilige Protogenes, Bischof von Carrä in Mesopotamien,
+ nach 382 – Fest: 6. Mai
Als der arianische Kaiser Valens gegen die Katholiken im Morgenland eine blutige Verfolgung erregte, versuchte er durch allerlei Mittel einen Bischof seiner Sekte zu Edessa in Mesopotamien an die Stelle des heiligen Barses, den er ins Elend verwiesen hatte, zu setzen. Das Volk aber wollte diesen Eingedrungenen nicht anerkennen, verließ die Stadt und versammelte sich unter den Augen des Valens zu den gottesdienstlichen Verrichtungen auf dem freien Feld. Dadurch geriet er in solche Wut, dass er dem Statthalter Modestus eine Maulschelle gab, weil er diese Zusammenkünfte nicht verhindert hatte: er befahl ihm, eilends die Kriegsknechte zusammenzuraffen, um diese Versammlungen zu zerstreuen, das Volk mit Gewalt in der Stadt zurückzuhalten, und zum Gehorsam des irrgläubigen Bischofs zu nötigen. Modestus, wiewohl ein Arianer, ließ den Katholiken sagen, des anderen Tages sich nicht zu versammeln an dem Ort, wo sie ihren Gottesdienst zu halten pflegten, weil ihm von dem Kaiser der Befehl zugekommen sei, die Widerspenstigen zu bestrafen. Dieser Drohungen ungeachtet, versammelten sich die Gläubigen von Edessa des Morgens früh an dem gewöhnlichen Ort, da ihr Gebet zu verrichten.
Als dieses der Statthalter Modestus erfuhr, ließ er sich von der Besatzung begleiten, und begab sich zu der Stätte hin, wo das Volk zusammengekommen war. Da er über den öffentlichen Platz zog, erblickte er eine arme Frau, die rasch aus ihrem Haus trat, ohne die Tür hinter sich zu schließen; sie trug auf ihren Armen ein Kind, und ließ, gegen die Landesgewohnheit, nachlässig ihren Mantel nachschleppen. Sie durchschnitt die Reihen der Soldaten, die vor dem Statthalter herzogen, und ging mit geschäftiger Eile vorüber. Dieser ließ sie anhalten, und fragte sie, wo sie so geschwind hin wolle. „Ich habe vernommen,“ erwiderte das Weiblein, „dass man den Dienern des Himmels nachstelle; ich eile deswegen zu meinen Glaubensbrüdern, auf dass ich mit ihnen den Tod, den ihr ihnen androht, leiden möge.“ – „Wozu aber,“ sagte Modestus, „das Kindlein da?“ – „Es wird,“ entgegnete die Katholikin, „min Todesgenosse sein.“
Erstaunt über den Mut dieser Frau, und von ihr auch auf die Übrigen schließend, kehrte der Statthalter zurück in den Palast, setzte den Kaiser davon in Kenntnis, und suchte ihn zu bereden, von seinem Beginn abzustehen.
Auf diese Vorstellung entschloss sich der Kaiser, die Menge zu verschonen, gab aber Befehl, die Priester, die Diakonen und Vornehmsten des Volkes vor Gericht zu führen, sie zu ermahnen, in die Gemeinschaft des arianischen Bischofs zu treten, im Fall der Weigerung sie aus der Stadt zu jagen, und an die äußersten Grenzen des Reiches zu verbannen. Modestus also beruft sie vor seinen Richterstuhl, und sucht sie dahin zu bringen, dass sie dem Willen des Kaisers entsprechen, mit dem Bemerken, es sei töricht, einem so mächtigen Fürsten Widerstand leisten zu wollen. Da sie sämtlich schwiegen, redete er den Priester Eulogius, der der erste unter ihnen und ein Mann von Ehrfurcht gebietender Würde war, also an: „Warum erwiderst du nichts auf meine Worte?“ Eulogius „Ich glaubte nicht, dass es mir anstände zu reden, da ich nicht gefragt wurde. Hättest du mich gefragt, so würde ich dir meine Meinung eröffnet haben.“ Modestus: „Nun rate ich dir, mit dem Kaiser zu halten.“ Eulogius, der ungemein entschlossen war, und überdies großen Verstand besaß, erwiderte scherzhaft: „Hat etwa der Kaiser mit dem Reich auch zugleich das Priestertum erhalten?“ Der Statthalter brach bei diesen Worten in Schmähungen aus, und setzte dann noch hinzu: „Das habe ich nicht gesagt, frecher Mensch; ich ermahne dich nur, mit jenen Kirchengemeinschaft zu pflegen, mi denen es auch der Kaiser tut.“ – „Wir haben nur einen Hirten,“ entgegnete der Greis, indem er auf Barses hindeutete, „und wir befolgen dessen Befehle.“ Hierauf verbannte der Statthalter die Bekenner, achtzig an der Zahl, nach Thracien.
Die außerordentlichen Ehrenbezeigungen, die die Rechtgläubigen überall auf dem Weg den mutige Bekennern erwiesen, erregten die Eifersucht ihrer Feinde, die ihren Ärger nicht verbergen konnten, da allweit ganze Dörfer und Städte ihnen entgegen kamen, und sie über die so ehrenvoll errungene Siegespalme priesen. Als Kaiser Valens den Hergang erfuhr, ließ er die Bekenner je zwei und zwei abteilen, und befahl, besonders die Verwandten oder Freunde nicht beisammen zu lassen, um dadurch das Drangsal ihrer Verbannung auf alle mögliche Weise zu vermehren. Die einen wurden nach Thracien, die anderen auf die äußersten Grenzen von Arabien und wieder andere in verschiedene kleine Städte der Thebais geschickt.
Eulogius, der erste der Geistlichkeit von Edessa, und Protogenes, sein treuer Gefährte im priesterlichen Amt, wurden nach Antinous, auf den Grenzen von Oberägypten und der Niederthebais, verbannt. Diese zwei heiligen Männer hatten lange Zeit in klösterlicher Abgeschiedenheit gelebt, ehe sie sich dem Dienst der Kirche widmeten. Überaus groß war ihre Freude, als sie an dem Bischof von Antinous einen eifrigen Bekenner der katholischen Lehre fanden. Die Bewohner jenes Landes waren noch meist dem Heidentum zugetan; bei diesem Anblick entbrannte in Protogenes der Eifer, diesen Unglücklichen die Botschaft des Heils zu verkünden. Eulogius verschloss sich in eine Zelle, in der er sich Tag und Nacht dem Gebet widmete. Sein heiliger Genosse, der auch in den weltlichen Wissenschaften bewandert war, eröffnete eine Schule, in der er den Kindern Unterricht erteilte, sie zur christlichen Frömmigkeit anleitete, und sie die Psalmen nebst Stellen aus dem Neuen Testament auswendig lernen ließ. Als eines dieser Kinder in eine Krankheit fiel, besuchte es Protogenes, und erflehte ihm von Gott die Heilung. Als dies bekannt wurde, führten auch andere Eltern ihre Kinder und Kranken dem Heiligen vor, und diese Gelegenheit nützte er, um ihnen von der Notwendigkeit der heiligen Taufe zu reden. Viele andere, die ebenfalls im christlichen Glauben unterrichtet zu sein und die Taufe zu empfangen wünschten, brachte er zu seinem Gefährten Eulogius, den nur eine so wichtige Angelegenheit, wie das Heil unglücklicher Seelen, im Gebet zu unterbrechen vermochte.
Die beiden Heiligen, die auf diese Weise den Ort ihrer Verbannung in eine gottgefällige Segensstätte verwandelten, widmeten sich diesen Liebeswerken bis in das Jahr 379, als mit dem Tod des Kaisers Valens (378) auch die Christenverfolgung ein Ende nahm. Sein Neffe Gratian, und später der Kaiser Theodosius ließen überall Befehle ergehen, die wegen des katholischen Glaubens Verbannten zurückzurufen, und sie in die Würden, die sie vorher bekleidet hatten, wieder einzusetzen. Eulogius und Protogenes kehrten nun heim nach Mesopotamien, unter den herzlichsten Segenswünschen und den heißesten Tränen der Bewohner von Antinous. Besonderen Schmerz empfand der dortige Bischof, der an den Heiligen solche rüstige Arbeiter im Weinberg des Herrn, die mit erstaunlichem Erfolg den Götzendienst zerstörten, verlor.
Mehrere Bischöfe waren in der Verbannung gestorben, unter anderen der heilige Barses, der nach Phönizien in der Thebais verwiesen worden. Viele bischöfliche Stühle in Syrien und Mesopotamien waren verwaist, unter anderen denn auch der von Edessa, auf den alsbald der heilige Bekenner Eulogius den Ruf erhielt. Protogenes arbeitete noch zwei oder drei Jahre unter seinem geistlichen Vater, worauf er von Eulogius, nach dem Tod des Vitus, mit dem dieser dem allgemeinen Konzil von Konstantinopel beigewohnt hat (Vitus war Bischof von Carrä), im Jahr 382 oder 383 zum Bischof von Carrä, einer Stadt derselben Provinz, geweiht wurde. – Bis hierher erstreckten sich die Begebenheiten, die uns die Geschichte von diesen Heiligen überliefert hat. Aus späteren Jahren ist uns weiter nichts mehr von ihnen Bekannt. Das römische Martyrologium feiert das Andenken des heiligen Eulogius am 5. Mai und das des heiligen Protogenes am 6. Mai.
Heiliger Angelus von Jerusalem
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 5. Mai wird das Fest des heiligen Angelus von Jerusalem begangen. Angelus stammte von jüdischen Eltern, die eifrig um die Ankunft des Messias beteten. Als sie zur österlichen Zeit wieder einmal recht innig ihre Bitten um Erlösung zum Himmel sendeten, erschien ihnen die seligste Jungfrau inmitten zahlreicher Engel und sprach: "Kinder des Hauses David, aus dem der Allerhöchste auch mich hervorgehen ließ, gebt den Zweifel auf, legt die Furcht ab und glaubt, dass ihr den im Gesetz verheißenen Messias umsonst erwartet, er ist bereits erschienen und hat sein Volk erlöst. . . . Wisse, Jesse (dies war der Name des Vaters), am zwanzigsten Tag nach Pfingsten wird deine Gemahlin zwei Söhne empfangen, deren erster Angelus, deren zweiter Johannes heißen soll. Sie werden beide blühende Ölbäume auf dem Gipfel des Karmels sein. Der eine wird ein Patriarch werden, der andere für den Namen Christi ein glorreiches Martyrium erleiden." Das machte auf Jesse und Maria so gewaltigen Eindruck, dass sie den Worten vollen Glauben schenkten, dem Judentum entsagten und den christlichen Glauben annahmen. Bald darauf gingen sie nach einem heiligen Tod zu Jesus, unserem göttlichen Erlöser, nachdem sie sich so innig gesehnt hatten, hinüber in die ewige Freude. Angelus und Johannes wuchsen heran und machten dank ihrer vortrefflichen Anlagen die schönsten Fortschritte, beherrschten im Alter von 18 Jahren bereits die hebräische, griechische und lateinische Sprache und weihten sich Gott und seinem Dienst im Karmelitenorden. Fünf Jahre war Angelus den Pflichten seines Standes gewissenhaft nachgekommen, als ihm der göttliche Heiland erschien und ihm den Auftrag gab, sich nach Sizilien zu begeben, wo er das Opfer seines Lebens für ihn bringen dürfe. Angelus machte sich sogleich auf den Weg. Auf der Reise und in Sizilien verkündete er voll Begeisterung das Wort Gottes, und der Herr bestätigte wie bereits im Morgenland so auch hier seine Worte durch zahlreiche Wunder. Viele wurden durch seine Predigten bekehrt, namentlich zu Palermo, wo Gott seine Mahnungen dermaßen segnete, dass sich zweihundertundsieben Juden taufen ließen. Ähnlich gesegnet war seine Tätigkeit zu Leokata, wo er viele Sünder auf den rechten Weg brachte. Besonders lag ihm die Bekehrung eines gewissen Berengar am Herzen. Angelus betete und mahnte; allein alles schien vergebens zu sein. Dafür wurde dessen Schwester Margareta durch das Wort des Heiligen derart getroffen und gerührt, dass sie öffentlich bekannte, zwölf Jahre lang in blutschänderischem Verhältnis mit ihrem Bruder gelebt zu haben. Er sei auch der Vater ihrer drei Kinder. Nun entbrannte Berengar vor Wut. Während Angelus am 5. Mai 1220 vor mehr als fünftausend Menschen predigte und mit solchem Eifer sprach, dass die Zuhörer den Eindruck gewannen, sein Angesicht leuchtete wie ein Blitz, drang Berengar mit einer Schar Gleichgesinnter vor allem Volk auf ihn ein und brachte ihm fünf Dolchstiche bei. Angelus verzieh seinem Mörder von Herzen, bat das Volk, Berengar und seinen Anhang freizulassen, und betete auf den Knien, mit gefalteten Händen, die Augen zum gekreuzigten Heiland erhoben, für das gesamte Volk und ausdrücklich für seine Verfolger um die Gnade der Bekehrung. Nach diesem Gebet begann er den Psalm "Beatus vir, qui non abiit in consiliis impiorum (Glückselig der Mann, der nach dem Rat der Bösen nicht ging)" sowie den Psalm "In te Domine speravi non confundar in aeternum (Auf dich, Herr, habe ich gehofft, lass nimmermehr mich zuschanden werden)". Als er zu den Worten kam: "In manus tuas commendo spiritum meum (In deine Hände empfehle ich meinen Geist)", entschwebte seine Seele allen sichtbar in Gestalt einer Taube zum Himmel.
Pater Johannes von Hildesheim
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Johannes von Hildesheim. Pater Johannes war von Geburt ein Westfale und besaß eine hohe Weisheit und eine mächtige Beredsamkeit. Seine Studien machte er zu Avignon unter der Leitung des heiligen Petrus Thomas. Er hatte das Glück, den Heiligen bedienen zu dürfen und mit ihm das gleiche Zimmer zu bewohnen. Hier wurde er der Zeuge einer Vision des Heiligen, von der wir sonst wohl gar keine Kenntnis mehr hätten. Eines Nachts erwachte er nämlich, weil eine überaus süße Stimme ihn weckte. Begierig zu erfahren, wessen Stimme das war, drang er in Petrus Thomas und gab nicht nach, bis dieser ihm unter Tränen der Freude gestand, die seligste Jungfrau sei ihm erschienen und habe ihm versichert, der Karmelitenorden werde bis zum Ende der Zeiten bestehen, denn dies habe der Prophet Elias schon auf Tabor vom Herrn erbeten. Seinen Fähigkeiten und Kenntnissen entsprechend wurde Johannes Professor zu Avignon. Im Jahr 1318 erhielt er den Auftrag, zu Paris die Heilige Schrift auszulegen. 1361 wurde er Prior zu Kassel, 1362 Provinzdefinitor, nach seiner Rückkehr von Rom 1366 Prior von Marienau. Er erfüllte nicht nur äußerst gewissenhaft seine Amtspflichten, sondern predigte auch mit großem Erfolg und verfasste verschiedene Werke. Auch sonst wirkte er überaus segensreich. Besonders wurde ihm hoch angerechnet, dass es ihm gelang, zwischen dem Herzog von Braunschweig und dem Bischof von Hildesheim Frieden zu stiften und das gute Einvernehmen zwischen beiden dauernd zu gestalten. Bei seinem am 5. Mai 1375 erfolgten Tod nahm er den Ruf mit ins Grab, ein wachsamer Oberer des Hauses, hochgeachtet bei den Fürsten und Prälaten, ein Mann von äußerst einnehmendem Wesen und bestem Verständnis gewesen zu sein.
Pater Antonius
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des gottseligen Pater Antonius (Joseph Savary). Pater Joseph Savary zu Mortemart (Haute Vienne in Frankreich) um das Jahr 1744 geboren, trat in das Kloster der beschuhten Karmeliten seiner Vaterstadt. Als durch die große Revolution sein Kloster aufgelöst wurde, zog sich Pater Antonius zu seinen Eltern zurück. Unerschütterlich fest im Glauben, war er weit entfernt, sich zu den Irrtümern der sogenannten Zivilkonstitution des Klerus zu bekennen. Als die Verfolgung von Tag zu Tag heftiger wurde, ließ er sich herbei, den Bürgereid zu leisten. Er hielt es nicht für unrecht, weil viele gute Priester ebenso handelten, doch es war umsonst. Die Revolutionäre setzten ihn trotzdem am 28. September 1793 gefangen. Nun wurde sich Pater Antonius seines Irrtums bewusst. Er erkannte, dass der Eid, den er geschworen hatte, nicht nur nichts nützte, sondern auch unerlaubt war. Unverweilt widerrief er ihn deshalb vor seinem, im gleichen Gefängnis schmachtenden, geistlichen Vorgesetzten. Ein neues "Verbrechen", dessentwegen er zur Deportation auf das Meer verurteilt wurde. Am 29. März 1794 wurde er mit 39 anderen Priestern zur Einschiffung nach Rochefort geführt. Man brachte ihn auf die "Deux-Associés", wo ihm sein Platz auf dem Zwischendeck angewiesen wurde. Pater Anton stand im Alter von 50 Jahren und hatte schon viel erduldet, darum reichten seine Kräfte nicht aus, die mit der Deportation verbundenen Entbehrungen und Misshandlungen lange zu ertragen. Am 5. Mai 1794 erlag er seinen Qualen und fand ein Grab auf der Insel Aix.
Pater Makarius vom heiligen Elias
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Makarius vom heiligen Elias. Pater Makarius wurde am 28. April 1735 zu Prag geboren und hieß in der Welt Joseph Claudius Pisenti. Er trat nach Absolvierung der humanistischen Studien zu Linz am 15. November 1752 in den Orden. Nachdem er daselbst die philosophischen und theologischen Studien vollendet hatte, wirkte er zuerst als Prediger in Wien, dann als Lektor der Philosophie in Prag und als Lektor der Theologie in Graz. Hier wurde er mit Erlaubnis der Ordensobern ordentlicher, öffentlicher Professor an der Universität mit dem Lehrauftrag für Moral und später für Patrologie. Noch existiert das Lehrbuch der Patrologie, das er verfasste und in Druck gab. Dieser größeren Arbeit folgten andere kleinere in Form von Dissertationen. In einer derselben widerlegte er di Behauptung, dass ein weltlicher Fürst ein Gelübde lösen könne. In drei anderen, die er unter dem Namen Joseph Claudius Seelig (Markarius) veröffentlichte, bekämpfte er seinen Kollegen Kaspar Royko, Professor der Kirchengeschichte, zugunsten des Konzils von Konstanz. Dadurch erwarb er sich wohl ein Verdienst um die Kirche, zog sich aber auch das Misstrauen seiner allzu freigesinnten Kollegen an der Universität zu. Ihren Bemühungen gelang es, zu erreichen, dass er an das Lyzeum zu Innsbruck versetzt, und als man den Lehrstuhl für Patrologie abschaffte, seines Amtes ganz enthoben wurde. Wieder in das Kloster in Wien zurückgekehrt, fand er, nach dessen Aufhebung bald eine Anstellung als Kooperator in Sitzendorf, einige Jahre darauf als Direktor des Knabenseminars und wieder ein paar Jahre später als Pfarrer zuerst in Döbling, nachher in der Leopoldstadt (Jägerzeil) zu Wien. Er wirkte überaus eifrig. Infolge seines argen Fußleidens hatte er viele, heftige Schmerzen auszustehen. Als er ihnen am 5. Mai 1808 erlag, war die Trauer seiner Pfarrkinder groß, denn sein echt priesterlicher Wandel, seine Demut und Leutseligkeit, hatte ihm die Herzen aller gewonnen.
Gebet nach dem heiligen Ephräm am 5. Mai
Unbefleckte und allerreinste Jungfrau Maria, Königin der Welt, unsere allergütigste Gebieterin! Du bist über alle Heiligen erhoben, du bist die einzige Hoffnung unserer Väter und die Freude der Heiligen. Durch dich sind wir mit Gott ausgesöhnt worden. Du bist die mächtigste Fürsprecherin der Sünder, ein sicherer Hafen für die Schiffbrüchigen, der Trost der Welt, das Lösegeld der Gefangenen, das Heil der Kranken, die Freude der Betrübten, die Zuflucht der Sünder, das Heil der ganzen Welt. O große Königin, Mutter meines Gottes, bedecke uns mit den Flügeln deiner Barmherzigkeit und erbarme dich unser. Wir haben uns dir übergeben, wir haben uns deinem Dienst geweiht, wir tragen den Namen deiner Diener, darum lasse nicht zu, dass wir zugrunde gehen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Jahr 1581 hat Papst Gregor XIII. auf diesen Tag denen in die Rosenkranz-Bruderschaft Aufgenommenen vollkommenen Ablass erteilt, wenn sie auf die Feste der 15 Geheimnisse die Kirche ihrer Bruderschaft besuchen, und alle erste Sonntage eines jeden Monats der gewöhnlichen Prozession beiwohnen würden. Die Feste der 15 Geheimnisse sind folgende: Mariä Verkündigung, Heimsuchung, Weihnachten, Dreikönigtag, Lichtmess, Gründonnerstag, Karfreitag, Kreuzauffindung, Kreuzerhöhung, das Fest der Dornenkrone, Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt Christi, Himmelfahrt Mariä, Allerheiligenfest.
Andacht am 5. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Zuweilen genügt ein einziges Wort, eine vor Zorn glühende Person zu besänftigen; sowie dagegen oft ein einziges Wort genügt, eine Seele zur Verzweiflung zu bringen und viele Sünden zu veranlassen." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Der heilige Franz von Sales brauchte oft nur ein paar Worte zu sprechen, um die betrübtesten Herzen zum Frieden zu führen.
Als einst der heilige Macarius mit einem seiner Jünger nach Neu-Istrien ging, ging ein Mensch vor ihm her, der einen Heiden beschimpfte, der des Weges kam, und eine schwere Bürde auf dem Rücken trug. Der Heide, der hierüber in heftigen Zorn geriet, warf seine Bürde ab und versetzte jenem, der ihn beschimpft hatte, so schwere Streiche mit einem Stock, dass er tot liegen blieb. Nachdem er sich auf so furchtbare Weise gerächt hatte, nahm er seine Last abermals auf den Rücken und lief so schnell er konnte. Als er nun in die Nähe des Heiligen kam, begrüßte in dieser und sprach: "Gott erhalte und rette Dich!" Da blieb der Zürnende stehen; und als der Heilige fortfuhr, mit viel Güte und Sanftmut zu ihm zu sprechen, kehrte er in sich und antwortete: "Ich sehe, dass Ihr ein Diener Gottes seid; und nicht verlassen werde ich Euch, bis Ihr mich lehrt, wie ich Buße tun soll!"
O Jesus, der Du uns Demut und Sanftmut des Herzens empfahlst und uns die wunderbarsten Beispiele dieser Tugenden gabst, verleihe uns diese Sanftmut und Demut, die Du von uns verlangst, damit alle unsere Worte und Werke von der Liebe geschmückt erscheinen, die aus einem demütigen Herzen hervorgeht! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 5. Mai
"Der Schlüssel des Gehorsams hat die Pforte des Paradieses geöffnet.
Jesus Christus hat diesen Schlüssel seinem Stellvertreter, dem Papst, anvertraut,
dem ihr verpflichtet seid zu gehorchen bis zum Tode."
hl. Katharina von Siena OP
1347 bis 29.4.1380
Betrachtung am 5. Mai - Nochmals zur Kreuzauffindung
Erhöht bist, Jesus, du zum Zeichen
Wo sich zu aller Zeit die deinen
In Liebe treu um dich vereinen.
Hier müssen Tod und Satan weichen,
Denn du, Herr, stürztest ihre Macht,
Als siegreich du das Heil vollbracht.
1. Betrachte die unaussprechliche Liebe Jesu zu uns, der gleich der ehernen Schlange am Kreuz sich erhöhen lässt. "Des Menschen Sohn" - spricht er - "muss erhöht werden!" Warum, Herr? "Auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe!" Welchen Schaden, o gütigster Jesus, littest du je, wenn wir auch alle verloren gingen? Wärst du darum weniger unendlich glückselig? Und dennoch willst du unser Heil um deinen Tod erkaufen, als brächte es dir unendlichen Gewinn. Würdest du sagen, du müsstest am Kreuz sterben, weil auch wir alle daran sterben müssten, so wäre noch immer ein unendlicher Unterschied zwischen dir, dem Sohn Gottes, und uns Sündern, und wir selbst würden auf solche Weise noch um geringen Preis von den ewigen Höllenstrafen frei. So aber stirbst du für uns, damit nicht wir sterben müssen, sondern ewiges Leben haben.
2. Abgrundtief, Herr, ist die Weisheit deiner göttlichen Liebe. Du lehrst uns: "Seid klug wie die Schlangen!" Du selbst aber tust das Gegenteil. Denn die Klugheit der Schlange besteht darin, dass sie lieber ihren ganzen Leib preisgibt, als ihr Haupt verwunden zu lassen. Du hingegen, unser Haupt, gibst dem Tod dich preis, damit wir, die Glieder deines Leibes, am Leben erhalten werden. Wahrlich, unendlich höher denn alle Vernunft steht deine göttliche Liebe. Wie mächtig soll diese Liebe zu ewigen Danksagungen dem gegenüber uns entflammen, der sich selbst für uns hingibt, das ewige Leben uns zu erwerben.
3. Schließlich richtete Mose die eherne Schlange in der Wüste auf. War aber nicht Kalvaria eine schauderhafte Wüste, wo unser Jesus von seinen Aposteln, von den Engeln, ja von seinem himmlischen Vater selbst verlassen war, wo er nichts als das Zischen der gotteslästerlichen Schlangen hörte? Und, o wäre doch die Verlassenheit dieser Wüste nun zu Ende. Aber wie viele wenden sich auch jetzt noch unter schweren Gotteslästerungen von ihm ab. Ersetzen wir diese Lästerungen durch die feurigste Liebe und die heiligste Treue. "Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen." (Offenbarung 7,12)
6. Mai
Der heilige Johannes von Damaskus, Priester und Kirchenlehrer,
+ 6.5.749 – Fest: 6. Mai
In Johannes Damaszenus mit dem Ehrennamen Chrysorrhoas (der „Goldströmende“, „Goldredende“) erstand der alten Kirche des Morgenlandes nochmals ein gewaltiger Geistesmann und Wortführer, während rings ein immer tieferer Verfall der geistigen und wissenschaftlichen Regsamkeit um sich griff. Er kam aus einer christlichen Familie in Damaskus, die inmitten der religiösen Verheerungen des siegreich vordringenden Islams treu den Glauben der Väter bewahrt hat. Der Vater Sergius stand im sarazenischen Staatsdienst und bekleidete ein hohes Steueramt, das sich später auf den Sohn vererbte. Er wünschte dem kleinen Johannes, der frühzeitig so ungewöhnlich reiche Geistesanlagen an den Tag legte, außer einer tiefen religiösen Herzensbildung auch eine höhere wissenschaftliche Ausbildung zu geben. Doch die äußeren Verhältnisse schienen diesem Wunsch große Schwierigkeiten entgegenzusetzen. Da führte ihm die Vorsehung wunderbarerweise einen geeigneten Mann zu. Unter den von Seeräubern gefangenen Christensklaven auf dem Markt von Damaskus befand sich nämlich auch ein Mönch aus Kalabrien, namens Kosmas, der in den weltlichen wie heiligen Wissenschaften gleich trefflich unterrichtet war. Sergius, der bereits so vielen Gefangenen die Freiheit verschaffte, kaufte auch ihn los. Da er auf seine reichen Kenntnisse aufmerksam wurde, nahm er ihn in sein Haus auf und vertraute ihm die Erziehung und den Unterricht seines Sohnes an. Welche Tugend- und Wissensfortschritte Johannes an der Hand seines Lehrers machte, davon sollte der ganze christliche Erdkreis Zeuge werden.
Nach des Vaters Heimgang und des Lehrers Weggang, der sich ins Kloster des heiligen Sabas bei Jerusalem zurückzog, riefen zunächst die verschiedenen Irrlehren den mutigen Streiter der christlichen Wahrheit und kirchlichen Rechtgläubigkeit auf den Plan. In Wort und Schrift schwingt jetzt der Damaszener die scharfe Geistesklinge gegen sie. Insbesondere aber taucht seine überragende Gestalt im sogenannten Bilderstreit auf. Der griechische Kaiser Leo der Isaurier hatte nämlich durch zwei Verordnungen „die Entfernung aller Bilder der Heiligen, Martyrer und Engel“ sowie die Vernichtung aller Bilder Christi und der Gottesmutter befohlen. Ein allgemeiner Bildersturm setzte infolgedessen durch die ganze griechische Kirche ein. Er rief überall große Aufregung in den Gemütern, in manchen Gegenden sogar förmlicher Aufruhr hervor. In Konstantinopel selbst war es der heilige Patriarch Germanus, der lieber abdanken als dem Befehl sich beugen wollte; im Abendland die Päpste Gregor II. und III., die trotz schwerster Bedrohungen und Anfeindungen den Bannfluch über die Bilderstürmer verhängten. Unter allen Gottesgelehrten aber wurde der heilige Johannes von Damaskus der unerschrockenste und unermüdlichste Vorkämpfer der kirchlichen Lehre von der Verehrung der Bilder Christi und der Heiligen. Mit Wort und Feder führte er gleich nachdrücklich und erfolgreich den Kampf gegen die ebenso verkehrte wie gewalttätige Irrlehre. Seine drei Verteidigungsschriften über die Bilderverehrung gehören zum Besten, was je darüber geschrieben wurde. Er unterscheidet hier scharf zwischen der Gott allein gebührenden „Anbetung“ und der auch dem heiligen Geschöpf zukommenden „Verehrung“. Alle und jede dem Bild erwiesene Ehre beziehe sich auf den durch das Bild Dargestellten. Auch den erzieherischen Wert der Bilder hob er hervor: sie vergegenwärtigen die Tatsachen der Erlösung und die Tugendbeispiele der Heiligen, sind Bücher für den des Lesens Unkundigen und Predigten für den frommen Beschauer.
Eine spätere, freilich unzuverlässige Legende weiß zu erzählen, der Kalif habe auf ein verleumderisches Schreiben Kaisers Leo hin dem Glaubensstreiter als Hochverräter die rechte Hand abhauen lassen, sie sei ihm aber auf sein Flehen vor dem Gnadenbild der heiligen Jungfrau bei Nacht wiederum wunderbar hergestellt worden.
Immer mehr hatte es den Heiligen aus dem Lärm der Großstadt und dem Getriebe der Welt in die Ruhe und den Frieden der klösterlichen Einsamkeit gezogen. Nach dem Jahr 730 setzte er das Vorhaben in die Tat um. Er verteilte sein ansehnliches Vermögen unter die Armen und Kirchen, wanderte in ärmlicher Kleidung mit seinem Halbbruder Kosmas nach Jerusalem und zog sich von da, seinem Lehrer folgend, ins nahe Kloster des heiligen Sabas zurück. Der Abt stellte ihn unter die Leitung eines älteren, seelenerfahrenen Mönches. Dieser schärfte dem Novizen als Grundbedingung des geistlichen Lebens vor allem die Abtötung der äußeren Sinne, insbesondere das Stillschweigen, ferner den Verzicht auf den Eigenwillen und die Übung der Armut im Geist ein. Um die beiden Grundpfeiler, auf welchen letztere beruhen, d.i. seinen Gehorsam und seine Demut zu prüfen, schickte ihn der Seelenleiter einmal nach Damaskus, um geflochtene Körbe zu verkaufen, und setzte noch dazu deren Preis so ungewöhnlich hoch an, dass er ihm den Unwillen und Schimpf der Einkäufer eintragen musste. Der demütige Mönch brachte willig das Opfer dieser Selbstverleugnung. Schweiß- und staubbedeckt schritt er mit den Körben auf dem Rücken unter dem Spott der Leute durch die Stadt, die so lang den Glanz seiner vornehmen Geburt, seiner hohen Stellung und seines wissenschaftlichen Rufes bewundert hatte. In seiner großen Demut und Selbstverachtung hielt er sich auch des Priesteramtes nicht würdig. Erst nach langem Widerstreben vermochte ihn der Patriarch von Jerusalem zu bewegen, sich die Priesterweihe geben zu lassen.
Nachdem seine Tugend, seine mönchische Entsagung so glänzende, ja heroische Proben bestanden hatten, durfte er mit Erlaubnis seiner Obern wiederum das fruchtbare Feld wissenschaftlicher und schriftstellerischer Tätigkeit bebauen, auf dem er sich so heimisch wusste. Die reifste Frucht und die berühmteste Schöpfung seines Geistes wurde nun unter seinen zahlreichen Werken die dreiteilige Schrift „Quelle der Erkenntnis“, worin er die geistigen Errungenschaften der christlichen Vorzeit, die Lehren der Konzilien und der bewährtesten griechischen Väter in einem gedrängten Gesamtbild zusammenschloss. Dieses Werk blieb durch mehr als ein Jahrtausend hindurch bis zum heutigen Tag das klassische Lehrbuch der Gottesgelehrsamkeit in der ganzen morgenländischen Kirche. Unsterblichen Ruhm erwarb er sich insbesondere auch als Dichter. Vor seinen religiösen Liedern mussten selbst die Gesänge des berühmten Liederdichters Romanus aus den gottesdienstlichen Büchern der griechischen Kirche weichen.
Der Heilige starb um das Jahr 749 und wurde nahe dem heiligen Sabas zu Grabe gebettet. Seine Verdienste bleiben nicht ohne Anerkennung von Seiten der dankbaren Nachwelt. Schon das 7. Allgemeine Konzil von Nicäa 787 ehrte sein Andenken und feierte ihn namentlich als den Hauptvorkämpfer der religiösen Bilderverehrung. Noch in jüngster Zeit aber würdigte Papst Leo XIII. seine wissenschaftlichen Verdienste um die ganze Kirche, indem er ihn im Jahr 1890 feierlich in die Zahl der Kirchenlehrer aufnahm.
Wissenschaft ohne Tugend bläht auf (1 Kor 8,1). Nur über dem Grund und im Bund tiefer, echter Tugend baut sie auf und wird zu einem überfließenden Strom des Segens zum Nutzen und zur Glaubensstärkung des einzelnen wie der Kirche.
Der heilige Johannes vor der Lateinischen Pforte
Von dem heiligen Apostel Johannes, dem Lieblingsjünger des Heilandes, sind zwei Feste verzeichnet, am 27. Dezember und am 6. Mai. Am 27. Dezember ist das Hauptfest, und als Nebenfest feiert heute die Kirche das Gedächtnis an das Martyrium des Heiligen, denn obwohl Johannes als einziger von den Aposteln eines natürlichen Todes starb, zählt er trotzdem, wie die Legende berichtet, zu den Martyrern.
Johannes hatte noch einen leiblichen Bruder unter den Aposteln, und es war dieser Bruder der heilige Jakobus der Ältere. Als eines Tages der liebe Heiland vor den Jüngern und dem Volk wieder einmal von dem Glanz und der Herrlichkeit seines kommenden Reiches viel und schön geredet hatte, trat die Mutter der beiden genannten Apostel vor Jesus hin und legte ihm die etwas aufdringliche Bitte vor, ihren Söhnen dereinst in seinem Reich einen hohen Platz zu seiner Rechten und zu seiner Linken zu verleihen. So sind nun einmal die Mütter, dass sie für die eigenen Kinder immer etwas Besonderes haben wollen, und es ist auch gut, dass sie so sind, denn aus vielen Kindern würde wohl gar nichts werden, wenn ihnen nicht eine liebende Mutter sorgend zur Seite stände.
Übrigens hat der liebe Heiland die Bitte jener Mutter nicht übel genommen, sondern herrlich erfüllt, denn Jakobus und Johannes thronen längst im Himmelreich zur Rechten und zur Linken des ewigen Königs, aber bis sie dorthin gelangten, mussten sie doch einen anderen Weg gehen, als es sich ihre Mutter träumte. Deshalb fragte der Heiland auch, anstatt der bittenden Mutter eine unmittelbare Antwort zu geben, die beiden Apostel: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?“ „Ja“, antworteten wie aus einem Mund frisch und keck Jakobus und Johannes, „ja, das können wir.“ Dabei ahnten sie noch nicht, dass mit dem Kelch das bittere Leiden des Herrn und ihr eigenes Martyrium gemeint war. „Gut“, schloss Jesus die Unterredung, „ihr werdet meinen Kelch trinken.“ Mit diesen Worten sagte der Meister den beiden Jüngern das Martyrium voraus.
Die Zukunft hat dann auch gezeigt, dass alles genau nach den Worten Jesu eintraf. Jakobus erlitt den Martertod, und Johannes wurde ebenfalls gemartert, aber er überstand die Marter und starb später eines natürlichen Todes.
Als nämlich unter dem finsteren und tückischen Kaiser Domitian die zweite römische Christenverfolgung ausbrach, wurde Johannes, der letzte noch lebende Jünger Jesu, in seiner Bischofsstadt Ephesus aufgegriffen und nach Rom verbracht. Weil er sich selbstredend weigerte, den Göttern zu opfern, ließ ihn der Kaiser zuerst geißeln und dann in einen Kessel voll kochenden Öls werfen. Johannes jedoch machte das Zeichen des Kreuzes über den Kessel und entkräftete damit Feuer und Glut, so dass ihm das siedende Öl nichts antat, vielmehr ging er verjüngt und gestärkt aus dem todbringenden Ölbad hervor. Da packte den abergläubischen Kaiser das Grauen, er schickte den Apostel auf die kleine Insel Patmos in die Verbannung, und als der Verfolger kurz hernach ermordet wurde, kehrte Johannes nach Ephesus zurück, wo er hochbetagt im Alter von über neunzig Jahren eines natürlichen Todes starb. Jene Stelle aber, an welcher der Lieblingsjünger das Martyrium erlitt, befand sich in Rom vor dem sogenannten Lateinischen Tor. Daher der Name des Festes Johannes vor der Lateinischen Pforte.
Zum Schluss der heutigen Legende soll noch eine kleine Anwendung gemacht werden. Wie nämlich der heilige Johannes verjüngt und gestärkt aus dem Kessel siedenden Öls hervorging, so ähnlich ergeht es dem Menschen bei der heiligen Beichte. Sicher kann einem unter Umständen die Beichte bitter vorkommen, wenn man aber mutig und ehrlich die Sünden bekannt hat, so fühlt man sich wieder frisch und froh.
Priester und Stifter des Ordens von der Erlösung der Gefangenen,
+ 25.12.1256 – Fest: 6. Mai
Er stammte aus einer der ersten Familien in Languedoc (Frankreich), war im Jahr 1189 geboren und erhielt von seinen Eltern eine treffliche Erziehung. Von Jugend auf hatte er sich durch seine zärtliche Liebe gegenüber den Armen ausgezeichnet. Man erzählt, er habe jeden Morgen dem ersten besten Notleidenden, dem er begegnete, ein Almosen gereicht, ohne zu warten, bis dieser ihn darum ansprach. Kaum fünfundzwanzig Jahre alt, erschien er am Hof zu Barcelona als ein Muster aller Tugenden. Ein hochherziger Gedanke fing hier an, seine Seele in Anspruch zu nehmen. Das Gerücht von den guten Werken und von den Wohltaten des durch Johann von Matha gestifteten Ordens, das auch zu seinen Ohren gekommen war, hatte seinem Herzen den lebhaftesten Wunsch eingeflößt, einen ähnlichen zu gründen, denn auch er trauerte bei dem Anblick der in der Sklaverei der Mauren in Spanien und Afrika schmachtenden Christen und er wollte sein ganzes Vermögen zu ihrer Loskaufung verwenden. Er ging daher aus, um überall einen heiligen Kreuzzug der Großmut und der Hingebung für die Loskaufung der Gefangenen zu predigen. Es flossen ihm beträchtliche Summen zu. Diese aufgehäuften Gaben bildeten gleichsam die Grundlage zur Errichtung eines heiligen edlen Gebäudes, das ist zur Stiftung des Ordens von der Barmherzigkeit. Der Ursprung dieses Ordens, wie er von den glaubwürdigsten Schriftstellern erzählt wird, ist besonders rührend.
Gegen das Jahr 1215 fühlte Petrus Nolaskus sich von einem so lebhaften Mitleid mit den armen, in der Gefangenschaft der Mohammedaner und Barbaren befindlichen Christen, dass er sich vornahm, sein Vermögen ihrer Befreiung zu widmen. Aber wie groß war sein Erstaunen und seine Überraschung, als, während er die zur Ausführung dieses Werks der Barmherzigkeit erforderlichen Maßnahmen traf, die heilige Jungfrau ihm eines nachts erschien, um ihm zu sagen, es sei der Wille Gottes, dass er sich der Errichtung eines Ordens widme, dessen Mitglieder durch ein förmliches Gelübde sich verbindlich machen sollten, der Loskaufung der Gefangenen sich zu weihen.
Der König nahm den neuen Orden unter seinen Schutz, und bot seinen eigenen Palast zum ersten Gebrauch an. Die Zeremonie der Installation fand 1223 am Tag des heiligen Laurenz statt. Peter legte in die Hände des Bischofs Berengar das Gelübde ab, sein Vermögen, und wenn es sein müsse, seine Freiheit für die Loskaufung der Gefangenen zu opfern. Das Volk nahm diese Hingebung mit lautem Beifall auf. Es war für Barcelona ein frohes, heiliges Fest. Dreizehn Edelleute entsprachen dem Aufruf Peters und zogen das blaue Gewand an, worüber ein Skapulier und das aragonische Wappen als Symbole der Reinheit, des Glaubens und der Tapferkeit getragen wurden.
Man kennt den Verlauf der Geschichte des Petrus Nolaskus. Vierhundert, der Freiheit wiedergegebene Gefangene waren die Frucht eines ersten Versuchs von Ausflügen in die Königreiche Valencia und Granada, die er mit einem anderen der Brüder Erlöser nacheinander durchzog. Er vervielfältigte seine Liebesfahrten nach den spanischen Küsten, immer mit dem nämlichen Glück, und schiffte über die Meere, um bis nach Algier zu gehen. Hier geschah es, dass er, nach zahlreichen Erfolgen und nach einem unerschrockenen Widerstand gegen die Drohungen der Kadis, auch seinerseits in Fesseln geschlagen, und wie Johann von Matha auf einer gebrechlichen Barke den Wellen des Meeres preisgegeben wurde. Aber Gott übernahm es, den neuen Heiligen zu leiten und ihn in den Hafen zurückzuführen. Als Peter Nolaskus seine Kräfte abnehmen fühlte, und nicht mehr zu den Ungläubigen wandern konnte, war er glücklich, als ihm erlaubt wurde, an der Pforte des Klosters zu Barcelona die Almosen ausspenden zu dürfen, denn nun konnte er wenigstens die Armen sehen, ihnen Rat erteilen und sie unterrichten.
Er starb am Fest der Geburt des Herrn im Jahr 1256 im siebenundsechzigsten Jahr seines Lebens. Papst Urban VIII. sprach in heilig.
Bruder Abraham vom Leiden des Herrn
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Bruder Abraham vom Leiden des Herrn. Abraham war ein Laienbruder und in der persischen Mission des Ordens tätig. Der fromme Bekenner Christi erlangte zu Aspahan im Jahr 1629 die Gnade des Martyriums, indem er seines Glaubens wegen zu Tode gesteinigt wurde.
Gebet des heiligen Bonaventura am 6. Mai
O liebste Jungfrau Maria, Himmel und Erde sind deiner Wohltaten voll. Wie ich einen überaus barmherzigen Herrn an Jesus habe, so habe ich an dir eine höchst barmherzige Mutter, denn eine Mutter von großer Güte bist du für alle, die dich anrufen. Darum flehe ich aus ganzem Herzen zu dir, und freue mich über deine große Barmherzigkeit. Alle Geschlechter segnen dich, weil alle Geschlechter durch dich gesegnet worden sind. Stehe mir bei, o fruchtbare Mutter, damit ich durch dich die Frucht des ewigen Lebens erlange. Sei mir, o Liebste, behilflich, dass der ewige Vater mir die Gnade verleihe, ohne Ende zu genießen die wunderbarste Frucht deines Leibes, Jesus, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.
Zu Gott
O Gott, nur die Demütigen gefallen Dir. So gib uns denn die Gnade, dass wir alles fürchten, was die Demut in uns vermindern kann, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Johannes
O Gott, Du siehst, dass wir allenthalben von Übeln umgeben und beunruhigt sind. Wir bitten Dich, verleihe, dass wir auf die Fürbitte Deines heiligen Apostels und Evangelisten Johannes vor ihnen geschützt werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Peter Nolaskus
O Gott, der Du den heiligen Peter durch die Erlösung der Gefangenen das Beispiel Deiner Liebe nachahmen gelehrt hast, verleihe uns die Gnade, dass wir durch seine Fürbitte von den Banden der Sünde befreit, in dem himmlischen Vaterland die ewige Freude genießen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Das heilige Bildnis der seligsten Jungfrau, bei dem der heilige Johannes Damaszenus mit Tränen betete, und die abgehauene Hand wieder frisch erhalten hat, ist im Jahr 1349 von Konstantinopel nach Venedig gebracht, zuerst in die Kirche des Klosters von St. Nikolaus, und dann im Jahr 1503 in die Kirche der heiligen Johannes und Paulus in eine Kapelle übersetzt worden, wo es noch heutzutage verehrt wird.
Andacht am 6. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"So lange wir auf Erden sind, ist es nicht möglich, dass wir gleich allen denjenigen denken, mit denen wir zusammen leben; notwendig also müssen wir einen großen Vorrat von Sanftmut haben, ihn den Regungen des Zornes entgegen zu setzen, damit wir den Frieden des Herzens nicht verlieren." (Der heilige Franz von Sales)
Als Philipp II., König von Spanien, einst tief in die Nacht hinein gearbeitet und einen langen Brief an den Papst geschrieben hatte, gab er ihn seinem Sekretär, dass er ihn zusammenfaltet und siegelt. Er aber, der schlaftrunken war, ergriff statt der Streusandbüchse das Tintengefäß und übergoss den ganzen Brief mit Tinte. Kaum hatte er den Irrtum wahrgenommen, so entfärbte er sich und zitterte an allen Gliedern. Der König, der dies wahrnahm, sprach ohne zu zürnen, mit viel Güte zu ihm: "Das Übel ist nicht ohne Abhilfe; da ist noch ein anderer Bogen Papier." Und somit setzte er sich abermals und schrieb den noch übrigen Teil der Nacht hindurch an einem Zweiten Brief, ohne seinem Geheimschreiber ein böses Wort zu geben.
Da der heilige Remigius vorhergesehen hatte, dass eine große Hungersnot ausbrechen würde, ließ er seine Scheune mit Getreide anfüllen, damit er in der Zeit der Not die Armen unterstützen könnte. Böse Menschen aber, die dies sahen, steckten die Scheune in Brand. Dies wurde dem heiligen Bischof hinterbracht, der alsbald eilte, Anstalten zum Löschen zu treffen. Als er aber sah, dass alle Mühe vergeblich war, näherte er sich der Feuersbrunst mit heiterem Angesicht, wärmte sich dabei, weil es kalt war, und sprach: "Das Feuer ist gut zu jeder Zeit!"
Verleihe mir, Herr, dass ich meine Seele immer in Frieden besitze, und gestatte nie, dass ich weder durch Worte noch durch Werke irgend Regungen des Zornes, des Hasses oder Ungeduld offenbare, die sich in meinem Innern erheben; sondern dass ich sie alsbald aus Liebe zu dir ersticke. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 6. Mai
"Indem Jesus Christus durch seine glorreiche Himmelfahrt
die menschliche Natur in den Himmel versetzte,
hat er auch uns die Hoffnung gegeben dahin zu gelangen."
hl. Thomas von Aquin OP
1225 bis 7.3.1274
Betrachtung am 6. Mai - Von der Treue zu Jesus
Könnte auch in Treue Blut und Leben,
Jesus, ich dir zur Vergeltung geben:
Ewig bliebe die Vergeltung schlecht;
Denn du bist der Herr, ich nur ein Knecht.
1. "Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden. Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis, nichts wiegt seinen Wert auf. Das Leben ist geborgen bei einem treuen Freund, ihn findet, wer Gott fürchtet." spricht die Schrift. (Jesus Sirach 6,14-16) Dieser Freund ist Jesus, der die wunderbarste Treue uns erzeigte, unser Wohl mit Aufopferung seines Wohls sicherte, keine Mühe, keine Arbeit, kein Leiden scheute, uns Gutes zu erweisen, ja der sogar sein blühendes Leben opferte, ein unsterbliches Leben uns zu erwerben. Und noch immer beobachtet er diese höchste Treue zu uns. Getreu ist er in allen seinen Verheißungen. Getreu, eine ewige Wohnung im Haus seines himmlischen Vaters uns zu bereiten. Kann je die Treue des geprüftesten Freundes weiter gehen, als diese Treue von Jesus uns gegenüber?
2. Erwäge diese wunderbare Treue Jesu, der so große Freundschaft uns keineswegs schuldig war, sondern in unermesslicher Liebe und zuvorkam. Schenkte er uns aber eine so große Treue, dass keine größere möglich ist: wie groß soll wohl unsere Treue ihm gegenüber sein? Denn ist auch Jesus unser Freund, so ist er doch zugleich auch unser allerhöchster Herr. Und sind wir ihm schon als Knechte Treue schuldig: mit welcher Treue werden wir seine Freundestreue vergelten? Auf alle Weise wären wir diese Treue ihm bis an das Ende unseres Lebens, auch ohne weitere Vergeltung, schuldig. Doch so unendlich ist seine Güte, dass er diejenigen, die ihm Treue erweisen, als seine guten und getreuen Knechte in die ewige Freude ihres Herrn eingehen heißt.
3. Ach, mein Heiland, Schamröte bedeckt mein Angesicht, wenn ich deine göttliche Treue mir gegenüber, und dagegen meine Untreue dir gegenüber, meinen liebreichsten Freund, meinen göttlichen Herrn, betrachte. Ach, untreu war ich gegen deine Gebote, die ich übertrat, untreu gegen deine Eingebungen und Gnaden, denen ich nicht entsprach, untreu in den Verheißungen, die ich dir gegeben und nicht gehalten habe, untreu in deinem heiligen Dienst und in den Pflichten, die deine göttliche Vorsehung mir vorgezeichnet hat. Ach, erbarme dich meiner, Herr, und entziehe mir deine Gnade nicht. Sieh, ernstlich gelobe ich dir, mein ganzes Leben dir in heiliger Treue zu dienen. "Sei getreu bis in den Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben!" (Offenbarung 2,10)
7. Mai
Die selige Gisela, Königin von Ungarn und Äbtissin in Passau,
+ 7.5.1060 – Fest: 7. Mai
Den inständigen Bitten des Herzogs Heinrich II. nachgebend, hatte der heilige Wolfgang die Erziehung der herzoglichen Kinder übernommen. Im prophetischen Blick in die Zukunft der Zöglinge hatte er den jungen Heinrich stets den König, seinen Bruder Bruno aber den Bischof und ihre Schwester Gisela die Königin genannt. Kein Sterblicher konnte dazumal noch ahnen, dass die Kinder eines Vaters, der nach mehrmaliger Rebellion fast nur aus Gnaden des Kaisers Herzog war, zu einer so hohen Stufe auf Erden sich erschwingen würden. Allein eine weit höhere Stufe haben sie mit der Gnade des Herrn erstiegen im Angesicht der Kirche Gottes. Den Kaiser Heinrich verehrt die Kirche als einen heiligen Fürsprecher bei Gott. Die fromme Königin Gisela verehrt sie als eine „Heilige“ oder als eine „Selige“, und in beiden erkennt sie Vorbilder eines heiligen Lebens in treuer Nachfolge des Heilandes.
Heinrich der Heilige und seine Schwester Gisela haben indessen noch eine ausgezeichnete Bedeutung in der Geschichte Ungarns. Ihnen dankt dieses Land die Anfänge der christlichen Kultur und die Feststellung einer höheren, auf den Wahrheiten des Glaubens begründeten Ordnung. Denn bis auf diese Zeit hin hatte dieses Magyarenvolk fast alle Einflüsse des Christentums von sich abgewehrt und sich in seiner ursprünglichen Wildheit erhalten.
Bis zum Jahr 955 hielt sich dieses Volk, das früher in Scythien seine Heimat gehabt, dann westwärts vorgedrungen war und die Hunnen aus ihren Sitzen verdrängt hatte, für unüberwindlich. In Augsburg hatte man ihm eine derbe Lektion bezüglich seiner Besiegbarkeit gelesen, und von da an war es etwas zahmer geworden. Was man an dem rohen Raubvolk respektieren musste, das war sein geordnetes Familienleben, sein Abscheu vor der Vielweiberei, seine gesetzlich geordnete Erbfolge.
Nach der demütigenden Zurechtweisung, die sie in Augsburg erhalten hatten, waren sie etwas empfänglicher für das Christentum geworden. Den Bemühungen des Bischofs Adalbert von Prag, der im Jahr 997 als Missionar unter den Preußen, Litauern und Ruthenen den Martertod erlitt, und des heiligen Piligrin von Passau gelang es, eine größere Zahl dieses Volkes zum Glauben zu bekehren. Der Herzog Geisa wurde für das Christentum gewonnen und ließ sich taufen. Allein er war kein entschiedener Christ und nahm es mit der Religion nicht sehr ernst. An heidnischen Opfern fand er noch immer Gefallen und beteiligte sich an ihnen, wie am christlichen Gottesdienst. Als ihm der heilige Bischof Adalbert darüber Vorwürfe machte, erklärte er ihm: Ich bin reich genug für beide Religionen.
Die Magyaren wollten ein besonderes Christentum, wollten ausgezeichnet sein vor den Slaven, die sie unterjocht hatten, und verabscheuten eine Abhängigkeit, ja selbst eine Gleichstellung mit den Deutschen. Wäre der Herzog auch weit entschiedener für das Christentum gewesen, als er nicht war, so hätte er dies wohl nicht offenbaren dürfen. Das Nomadenvolk war noch nicht empfänglich für die Segnungen der Religion des Heils. Erst als unter Geisas Regierung die Raubzüge allmählich aufhörten, und ein Teil der Bevölkerung zu den Arbeiten des Friedens, zur Bebauung des Landes sich bequemte, war der religiösen Erhebung des Volkes der Weg gebahnt.
Allein neben dieser natürlichen Vorbereitung für die Aufnahme des Christentums finden wir auch eine unmittelbar von Gott geleitete, höhere Vorbereitung. Der Sohn des mächtigen und reichen Herzogs Geisa, der spätere König Stephan der Heilige, hatte von Kindheit an sein Herz der christlichen Religion zugewendet und hatte sie gründlich kennen und ernstlich üben gelernt. Ein großes Verdienst an der christlichen Erziehung des Prinzen hatte ein Graf aus Apulien, namens Deodat, der Taufpatenstelle vertrat, als der heilige Bischof Adalbert dem Stephan die Taufe erteilte, und dann in der Folge seine Erziehung leitete.
Als Geisa schon im Jahr 993 den vom heiligen Glauben erleuchteten und mit christlichem Mut begeisterten Sohn zum Mitregenten erklärte, gewann das Christentum allmählich große Fortschritte im Land. Deodat gründete das Kloster Tota und erbaute, von Stephan unterstützt, viele Kirchen, an denen Seelsorger und Verkünder des Glaubens angestellt wurden.
Der fromme Mitregent trat alsbald in ein inniges Verhältnis mit dem Bayernherzog, Heinrich dem Heiligen. Dieser erkannte die Christianisierung Ungarns als das sicherste Mittel, sein Land vor den heillosen Raubzügen von Osten her zu verwahren, und bot alles auf, an diesem großen Werk Mitarbeiter zu sein. Er verhieß dem jungen Mitregenten seine Schwester Gisela als Gattin, vermittelte die Erhebung Ungarns zu einem selbstständigen Königreich und zu einer von Deutschland unabhängigen Kirchenprovinz.
Wir haben im Leben des heiligen Piligrin gesehen, wie unter diesem Bischof Passaus das alte Erzbistum Lorch wiederhergestellt, und wie ihm ganz Ungarn untergeben wurde. Jetzt wurde Passau wieder dem Erzbistum Salzburg untergeordnet, Lorch als Erzbistum aufgehoben, und für Ungarn ein eigenes Erzbistum in Gran errichtet. Dadurch wurde die Furcht vor einer Abhängigkeit von den Deutschen, dieser Hemmschuh für die Ausbreitung des Christentums in Ungarn, entfernt und dem Nationalgefühl der Ungarn auf erlaubte Weise geschmeichelt.
Indessen erhielt Stephan wirklich die Gisela zur Ehe. Es geschah dies im Jahr 994 oder 995. Die fromme Gattin kam aber nicht allein aus Bayern. In ihrem Gefolge waren die tapferen alemannischen Grafen Wolger und Hedrik mit dreihundert schwerbewaffneten Bayern, der edle Hermann von Nürnberg und mehrere andere Deutsche, die Lehengüter im Land erhielten. Schon unter Geisa hatten sich die Grafen Hunt und Pazman aus Schwaben und der edle Alemanne Wencelin von Wasserburg am Bodensee in Ungarn angesiedelt. So wurde in Ungarn von Bayern aus das Christentum ausgebreitet, und eine kirchliche Ordnung im Land begründet.
Nach dem Tod seines Vaters Geisa (997) nahm Stephan die Zügel der Alleinherrschaft in die Hand. Vor allem wollte er Frieden mit seinen Nachbarn. Darum wurden alle Fehden beendigt, damit er all seine Kraft auf Bekämpfung des Heidentums im Land verwenden konnte. Hier gab es noch viele Reste des alten Heidentums. Die Elemente wurden in abgöttischer Weise verehrt. Zeichendeuter und Zauberer trieben ihr Unwesen. Alte Frauen weissagten und gewannen durch ihre schwarzen Künste das Vertrauen der Unwissenden. Bei Freuden- und Totenopfern wurde geschwelgt, und den Pferden, zumal den weißen, wurde abergläubische Verehrung erwiesen.
Die rohen Heiden sammelten sich um einen Mächtigen des Reiches, der Zegzard hieß. Ihre Menge war der Streitkraft Stephans massenhaft überlegen. Der christliche Herzog rüstete sich durch Gebet und Fasten zum Kampf. Es kam zu einer blutigen Schlacht. Die himmlischen Heerscharen stritten für den Heiligen. Die fromme Gisela erflehte im Gebet den Sieg. Die Rebellen wurden geschlagen. Stephan gab Gott die Ehre und schrieb der Fürbitte des heiligen Martin von Tours den Sieg zu. Zum Dank für den erhaltenen Sieg gründete er auf der Stelle, wo die Schlacht geschlagen wurde, ein Kloster zu Ehren des heiligen Martinus, der selbst aus diesem Land stammte. Gisela aber beschenkte das Kloster mit den kostbarsten Ornaten und wurde Mitstifterin dieser gottgeweihten Pflanzstätte des Christentums.
Jetzt hatte das Heidentum in Ungarn seinen Todesstoß erhalten. Der Friede war hergestellt. Die Überwundenen fügten sich der höheren Macht. Von den Missionaren wurde mit Segen gearbeitet. Nun wurde der Abt des neuerrichteten Klosters aus dem St. Martinskloster nach Rom gesendet, dass er dem Oberhaupt der Kirche von den Fortschritten des Christentums unter den Magyaren Nachricht gebe und die kirchlichen Angelegenheiten ordne.
Dieser Abt, Astricus mit Namen, erwarb neben der Bestätigung der neugegründeten Bistümer, seinem Herzog auch den Titel und die Krone eines Königs von Ungarn, der fortan den Herrschern des Landes vom Papst Sylvester II. gegeben wurde. Am 15. August des Jahres 1000 wohnte Stephan mit seiner Gemahlin Gisela dem hochfeierlichen Gottesdienst in der Metropole Gran bei. Bei dieser Feierlichkeit wurde er als König von Ungarn und Gisela als Königin gekrönt, und die seligste Jungfrau und Gottesmutter Maria wurde als die Patronin des neuen Königreiches erklärt.
Um diese Zeit kam der uns bekannte heilige Einsiedler Günther an den Hof des heiligen Stephan. Das fromme Beispiel und der heilige Ernst des treuen Dieners Gottes machten einen guten Eindruck auf den König. Wo dieser in wichtigen Angelegenheiten eines Rates bedurfte, rief er den gotterleuchteten Einsiedler aus Bayern zu sich. Auf den Rat Günthers erbaute der König das Kloster Bakony-Beel, erteilte ihm volle Freiheit von allen Abgaben und besetzte es mit Jüngern des gottseligen Günther. Das bisher ganz verwilderte Land trug bald die herrlichsten Früchte.
An dieser Umgestaltung des Landes hatte die fromme Königin Gisela einen großen Teil. Sie hatte es vom Anfang an als ihre Aufgabe erkannt, ihr ganzes Haus wie sich selber dem Herrn zu heiligen, damit der Name des Herrn erkannt und verherrlicht werde, wo man die Früchte des wahren Glaubens an ihr mit Augen sah. Ihre größte Freude war, Kirchen und Klöster zu gründen und die Wohnstätten des Herrn und seiner Diener mit der notwendigen Zierde auszustatten. Für das Heiligtum des Herrn webten und stickten ihre fleißigen Hände. Was sie nur immer sich selber absparen konnte, verwendete sie, wenn nicht die Not der Armen es in Anspruch nahm, auf die Ausstattung der Gotteshäuser. Von ihrem eigenen Vermögen hatte sie den Bau der prachtvollen Kathedrale zu Weszprim ausführen lassen. Dies war ihr Lieblingswerk. Obwohl gegen alle Kirchen des Landes freigebig, kannte doch ihre Freigebigkeit dieser Kirche gegenüber keine Grenzen. Sie bedurfte es auch am meisten.
Bei dieser Sorgfalt für das Haus des Herrn vergaß sie durchaus nicht, was sie ihrem eigenen Haus schuldig war. Mit himmlischer Weisheit leitete sie die Erziehung ihrer Kinder. Mit göttlicher Geduld ertrug sie es, als sie all ihrer Kinder bis auf den einzigen Sohn Emmerich beraubt wurde, und mit heldenmütiger Aufopferung verpflegte sie ihren Gemahl in seiner dreijährigen, schweren Krankheit. Ihre größte Sorgfalt wendete sie nun der Erziehung ihres geliebten Sohnes zu. Der Erfolg zeigte, wie segensreich ihre Bemühung gewesen war. Der Sohn der gottseligen Gisela, Emmerich, bewahrte das Gewand der Unschuld und errang schon als Jüngling eine hohe Stufe christlicher Vollkommenheit. In der Ehe bewahrte er die Jungfräulichkeit, und nach einer kurzen Pilgerfahrt wurde er aufgenommen in die himmlische Heimat. Die Kirche verehrt ihn als einen Heiligen. Er hatte mit seinem Vater die Abtei Altofen gestiftet und zu ihrem Bau griechische Steinmetze und Künstler berufen. Dieser Stiftung ihres heiligen Sohnes wendete die fromme Gisela nach dessen frühzeitigem Tod ganz besondere Aufmerksamkeit zu. Sie versah sie mit den prachtvollsten Ornaten, von denen viele die Arbeit ihrer eigenen Hände waren.
Mit mannhafter Seelengröße und mit kindlicher Ergebung hielt die fromme Königin den härtesten Schlag aus, der sie treffen konnte, den Tod ihres königlichen Gemahls. Am Fest der Aufnahme der seligsten Jungfrau 1038 bestand der treue Kämpfer für die Ehre seines Herrn den letzten Kampf. Langsam hatte die Krankheit seine Kraft aufgerieben. Geistig gestärkt durch die heiligen Sterbesakramente gab er, umgeben von den Prälaten Ungarns, seinen Geist auf. Die Hände zum Himmel erhoben, übergab er sich und sein Reich in die Hände des höchsten Königs durch die Hände der glorreichen Königin des Himmels.
Nach dem Tod Stephans des Heiligen kamen über die Kirche Ungarns und über die königliche Witwe schwere Heimsuchungen. Der Nachfolger Stephans, König Peter, konnte sich nicht lange auf dem Thron erhalten. Die übermütigen, noch heidnisch gesinnten Großen des Reichs erregten einen Aufstand gegen ihn. Er rettete sich durch die Flucht. Alle seine Räte und Diener wurden wie Schlachtvieh niedergehauen. Jetzt ergriff auch die fromme Königin die Flucht. Der glaubenstreue Erzbischof von Gran begleitete sie. Verstoßen von dem Land, dem sie nur Wohltaten erwiesen hat, das durch sie in religiöser und bürgerlicher Hinsicht so sehr gehoben war, begab sie sich wieder in ihr Heimatland, nach Bayern, im Jahr 1042.
Das Kloster Niedernburg in Passau, das schon im 8. Jahrhundert gegründet und im Jahr 1010 von ihrem Bruder, Heinrich dem Heiligen restauriert worden war, wurde ihr Zufluchtsort. Hier lebte sie als arme Klosterfrau, denn die undankbaren Ungarn hatten sie all ihrer Güter und Besitzungen beraubt. Sie fühlte sich glücklich in ihrer Armut und unterzog sich freudig den niedrigsten Arbeiten und allen religiösen Übungen im Kloster. Dann wurde sie als Äbtissin des Klosters erwählt, und versah dieses Amt bis zu ihrem seligen Hinscheiden am 7. Mai 1070 in einem Alter von neunzig Jahren.
Als die Ungarn später wieder zur Besinnung gekommen waren, sahen sie ein, wie viel sie der gottseligen Gisela zu danken hatten. Sie wallfahrteten in ganzen Scharen zum Grab der seligen Königin. Dieses Grab ist im Kloster Niedernburg, das jetzt die Englischen Fräulein bewohnen, neben dem ihrer Muhme Helika, der ersten Äbtissin dieses Klosters nach seiner Restauration durch Kaiser Heinrich II. Eine öffentliche Verehrung durch einen kirchlichen Ausspruch ist ihr noch nicht zuerkannt. Desungeachtet wird sie von den Schriftstellern die „selige“ oder die „heilige“ Gisela genannt.
Gebet am 7. Mai
O liebste Mutter, habe Erbarmen mit mir und lass nicht zu, dass mich dein Sohn wegen meiner Undankbarkeit und wegen des Missbrauchs seiner Güte verwirft. Erlange mir die Gnade, dass ich von heute an mein Herz losmache von den Eitelkeiten der Welt, jede Sünde sorgfältig meide, das Geschäft meines Heils in Ordnung bringe und im Dienst Gottes bis zum Ende verharre. Amen.
Zu Gott
Gott der Wahrheit und der unerschütterlichen Kraft, rüste die Diener Deiner Kirche und alle Deine Kinder mit jenem Mut aus, der weise, aber standhaft das Unrecht bekämpft, und die verderbliche Leidenschaft durch Dein heiliges Gesetz besiegt, damit Ordnung und Sittenreinheit wieder auf Erden einkehren, und in den Menschenkindern wieder Dein Ebenbild herstellen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag wurde zu Aubert-Villiers nahe bei Paris ein großes Fest unter dem Namen Mariä, einer Frau der Tugenden, gehalten. Das Bildnis von diesem Fest, das sich in dieser Pfarrkirche befindet, ist wegen vieler bis auf den heutigen Tag fortdauernder Wunder in großer Verehrung.
Andacht am 7. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Es gibt einige, die sanftmütig scheinen, solange ihnen alles nach Wunsch geht; kommt aber die geringste Trübsal, der leichteste Widerspruch, dann verschwindet ihre ganze Sanftmut und sie entbrennen vor Zorn; man könnte sie mit feurigen Kohlen vergleichen, die unter der Asche verborgen sind. Nicht die Sanftmut ist das, die Christus von uns verlangt, damit wir Ihm ähnlich sind." (Der heilige Bernhard von Clairvaux)
Als einst der heilige Franz von Sales zu Annecy predigte, ließen während der Predigt zwei Advokaten ihm eine Schrift überreichen, die überaus beleidigend war. Der Heilige nahm sie, weil er glaubte, sie enthalte etwas dringendes, was er dem Volk eilig vortragen sollte, durchlas den Inhalt und setzte hierauf, ohne im Geringsten zum Zorn aufgeregt zu werden, seinen Unterricht fort. Als die Predigt zu Ende war, erkundigte er sich beim Kirchendiener, wer diese Schrift ihm übergeben habe, und ging, nachdem er es erfahren hatte, zu den Urhebern, die er, ohne dieser Schmähschrift nur mit einem Wort zu gedenken, fragte, worin er ihnen missfallen habe. Sie sagten es ihm. Der heilige versicherte sie, seine Absicht sei durchaus nicht gewesen, ihnen weh zu tun, und er kniete sich vor ihnen nieder und bat sie demütig um Verzeihung. Da wurden diese Herren so sehr beschämt, den heiligen Bischof zu ihren Füßen zu sehen, als sie früher über ihn aufgebracht gewesen waren, baten ihn nun selbst um Verzeihung, lebten von der Stunde an im besten Einvernehmen mit ihm, und konnten nicht aufhören, eine so heldenmütige und so christliche Tugend zu bewundern.
Die heilige Franziska von Chantal war einst auf die bitterste Weise von einem jungen Mann misshandelt worden, der vor Zorn außer sich war, dass sie ein Fräulein ins Kloster aufgenommen hatte, die er hatte heiraten wollen. Die würdige Tochter des heiligen Franz von Sales sprach hierauf zu einer ihrer Nonnen: "Nie habe ich eine Lobrede gehört, die mir angenehmer gewesen wäre!"
Gib mir, o mein Heiland, eine Sanftmut, durch die ich Dir ähnlich werde; die in der Widerwärtigkeit sich kund gibt, und dahin wirkt, dass ich, wenn Widerspruch und Verleumdung mir widerfährt, den Frieden der Seele nicht verliere! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 7. Mai
"Wie der Frost im Mai die Blumen knickt,
die sich zu entfalten beginnen,
so zerstört die Liebe der Geschöpfe den Eifer und den Frieden der Seele."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 7. Mai - Von der Armut
Alle Güter dieser Erde
Sind nur Sorgen und Beschwerde:
Gott nur ist das wahre Gut,
Worin sanft die Seele ruht.
1. Niemals wird das Wort Gottes tiefer Wurzel im Erdreich unseres Herzens greifen, und reife Früchte des Lebens bringen, wenn wir es nicht von Dornen reinigen. Diese Dornen sind die Begierden nach Reichtum. Die Hand aber, die diese Dornen entreißt, ist die Armut im Geist. So lange ein Herz voll irdischer Begierden ist, kann die Liebe Gottes nicht in dieses Herz eingehen. "Die Frömmigkeit bringt in der Tat reichen Gewinn, wenn man nur genügsam ist." spricht der Apostel (1. Timotheus 6,6). Wenig genügt der Notdurft, nichts aber genügt der Habsucht. Daher auch behilft ein schlichter, frommer, aber dürftiger Mensch sich mit Wenigem, die Habgier aber wird nie satt.
2. Die Reichen dieser Welt sind gewöhnlich solche, denen es an allem fehlt. Weder haben sie Glauben, Hoffnung noch Liebe. Weder Sanftmut, Geduld noch Barmherzigkeit. Weder Trost, Freude noch Ruhe. Und dennoch denken sie, dass sie reich sind. Zu einem solchen Reichen spricht der Herr: "Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend, und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, dass gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt." (Offenbarung 3,17) Sehr arm ist, wer Gottes Gnade nicht in seinem Herzen besitzt. Aber unendlich reich ist, wer den Frieden Gottes besitzt. Der Gerechte seufzt in seinem Überfluss, denn er fürchtet die Rechenschaft. Der Sünder aber ist blind, und giert nach Dingen, die ihm Verderben bringen.
3. Ach, mein Erlöser, in wie grellem Widerspruch steht mein Leben mit dem deinigen. Reich warst du, und bist arm geworden. Alles hattest du, und an allem fehlte es dir. Ich aber giere reich zu werden, und will an nichts Mangel leiden. Niemand wurde je ärmer geboren, niemand lebte, niemand starb ärmer denn du. Ich dagegen schäme mich arm zu sein, und preise glückselig die Reichen. Wie darf ich deinen Gläubigen mich beizählen, da ich als glückselig jene betrachte, über die du ein furchtbares Wehe aussprachst, und für elend diejenigen halte, die du selig nennst. Tobit 4,21: "Hab also keine Angst, mein Sohn, weil wir verarmt sind. Du hast ein großes Vermögen, wenn du nur Gott fürchtest, alle Sünden meidest und das tust, was ihm gefällt."
8. Mai
Erscheinung des heiligen Erzengels Michael
Dieses heutige Fest wurde von der Kirche angeordnet und eingesetzt zur Erinnerung an eine wunderbare Erscheinung des heiligen Michael um das Jahr 495 auf dem Berg Gargano in Süditalien. Seit jener Zeit nahm die Verehrung des heiligen Michael einen mächtigen Aufschwung, eine Verehrung, die bis heute fortdauert und auch zu Recht fortdauert, denn Sankt Michael nimmt unter den himmlischen Geistern eine hervorragende Stellung ein.
Gleich zu Beginn der Schöpfung wird der Name dieses Fürsten unter den Engeln rühmend genannt, denn Michael war es, der an der Spitze der guten Engel den Kampf gegen Luzifer und seinen Anhang siegreich bestand.
Später wurde Sankt Michael der Schutzherr des Auserwählten Volkes im Alten Bund, den die Heilige Schrift den großen Fürsten nennt, der für die Söhne seines Volkes einsteht. In gleicher Weise gilt Michael im Neuen Bund als der Schutzgeist der Kirche Christi. Im Schuldbekenntnis wurde früher bei jeder heiligen Messe sein Name zweimal genannt, und wenn im feierlichen Hochamt der Priester bei der Opferung Weihrauch in das Rauchfass einlegte, so rief er dabei den heiligen Michael an und betete, wie man in den gleichbleibenden Teilen der heiligen Messe nachlesen konnte: „Auf die Fürsprache des heiligen Erzengels Michael, der zur Rechten des Rauchopferaltares steht, und all seiner Auserwählten möge der Herr diesen Weihrauch segnen und als lieblichen Wohlgeruch annehmen.“
Bei der Totenmesse hieß es im Opferungslied: „Herr Jesus Christus, König der Herrlichkeit, bewahre die Seelen aller verstorbenen Gläubigen vor den Qualen der Hölle und vor den Tiefen der Unterwelt, bewahre sie vor dem Rachen des Löwen, dass sie nicht hinabstürzen in die Finsternis. Vielmehr geleite sie Sankt Michael, der Bannerträger, in dein heiliges Licht.“
Der heilige Erzengel Michael ist demnach auch der Patron der Sterbenden und der abgeschiedenen Seelen, die er an dem höllischen Drachen vorbei in das Licht des Himmels einführt. Aus diesem Grund sind ihm mancherorts die Friedhofskapellen geweiht. Nicht ohne Interesse ist ferner die Tatsache, dass sich in vielen mittelalterlichen Kirchen ein Michaelsaltar findet, der seinen Platz stets auf der Westseite hat. Man hatte nämlich die Vorstellung, dass sich im Westen, von wo aus mit dem Untergang der Sonne die Finsternis einsetzt, auch das Reich des Fürsten der Finsternis ausdehne, gegen den der Lichtfürst Michael Welt und Menschen schützen sollte.
Ganz besonders aber hat es Sankt Michael von jeher den Deutschen angetan. Früh schon wurde er der Schirmherr des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Mit seinem Bild war das Reichsbanner geziert, und mit einem kraftvollen Michaelslied auf den Lippen zogen ehedem die deutschen Heere in die Schlacht:
Unüberwindlich starker Held, Sankt Michael!
Komm uns zu Hilf, zieh mit zu Feld!
Hilf uns hie kämpfen, die Feinde dämpfen,
Sankt Michael!
Bei der allgemeinen Beliebtheit, der sich der heilige Michael erfreut, ist es nicht verwunderlich, dass ihn ebenso manche Berufsstände zum Schutzpatron erwählten wie die Soldaten und Ritter und die Kaufleute und Apotheker, ferner schützt sein Schild vor Blitz und Ungewitter. Auch die Geisteskämpfer, die katholischen Zeitungsleute, sehen in Sankt Michael den mächtigen Schirmer.
So nimmt der heilige Erzengel Michael in der Verehrung des katholischen Volkes eine hervorragende Stellung ein. Seine helle Lichtgestalt soll am heutigen Tag allen Katholiken eine eindringliche Mahnung sein, gegen alles Finstere, Gemeine und Niedrige mutig zu kämpfen und stets und überall für alles Lichte, Hohe und Heilige einzutreten.
Stifterin der Genossenschaft vom Armen Kinde Jesu,
+ 8.5.1894 – Gedenktag: 8. Mai
Nicht immer ist man so glücklich, die Seele unserer auserwählten Diener Gottes genau betrachten zu können. Nur selten lässt sich das Geheimnis des Herzens eines Heiligenlebens vom ersten Aufkeimen bis zur Blüte und reifen Frucht aufdecken und verfolgen, wenn nicht etwa vertraute Zeitgenossen oder eigene, das innere Leben erschließende Schriften ein sicheres Urteil erlauben. Das Leben und Werden der gottseligen Mutter Klara Fey können wir nun aus ihren eigenen Äußerungen wie aus ihrer praktischen Wirksamkeit bis ins Innerste verfolgen. Da zeigt sich als geheimnisvolle Anziehungskraft, als Mittelpunkt ihres ganzen Denkens und Lebens, als die Wurzel, aus der alle ausgezeichneten Tugenden emporsprossten, als die Quelle ihres gottgeeinten, heiligen Wandels eine „Übung“, eine einzige Übung, die sie fast sechzig Jahre fortsetzte und zu immer reicherem Erfolg entwickelte: Die Übung des Lebens in der Gegenwart Gottes, und zwar des sakramentalen Gottes unserer Altäre.
Klara Fey, geboren am 11. April 1815 in Aachen, war das Kind einer angesehenen, begüterten und braven Familie. Schon mit fünf Jahren verlor sie den Vater; die Mutter Katharina leitete ihr Erziehung in echt christlichem Geist. Einfluss auf ihre Entwicklung übte in jener Zeit auch die Dichterin und Konvertitin Luise Hensel, die als Lehrerin an der Realschule wirkte, die Klara besuchte. Nach Abschluss ihrer Ausbildung führte die hochgesinnte Jungfrau im häuslichen Kreis ein ihrer Geistesrichtung entsprechendes, zurückgezogenes, wohlgeordnetes, mit nützlicher Tätigkeit ausgefülltes Leben, dem echte Frömmigkeit und christliche Nächstenliebe den Stempel aufdrückten. Eifrige Lektüre, nicht von Romanen, sondern der Heiligen Schrift, der Leben und Lehren der Heiligen und anderer geistlicher Bücher förderten die innere Weiterentwicklung. Die Kunstfertigkeit in feinen Handarbeiten übte sie an Paramenten für die Pfarrkirche. Eine zarte Gewissenhaftigkeit zeichnete sie aus, besonders im Reden über den Nächsten. „Ach, lasst uns doch nicht sündigen,“ mit diesen Worten machte sie Gesprächen gegen die Liebe ein Ende. Oftmaliger Kommunionempfang brachte stärkende Nahrung für das Seelenleben und führte die heilsbegierige Jüngerin des Heilandes in ihrem Sinnen und Lieben immer näher zum eucharistischen Zelt. Der Besuch und die Unterstützung von Kranken und Armen war ihr eine liebe Beschäftigung, eine Gott schuldige und aus Liebe zu Gott zu verrichtende Berufsaufgabe. Und wirklich sollte die Liebestätigkeit für den Nächsten, und zwar in der bestimmten Richtung der Sorge für die Jugend, ihr künftiger Beruf werden. Bald zeigte es sich, wie die Vorsehung sie dazu führte.
Unter den Arbeiterkindern der aufblühenden Industriestadt Aachen herrschte eine traurige Verwahrlosung. Klaras Bruder Andreas, der Kaplan in der Pfarrei St. Paul in Aachen war – ein zweiter Bruder hatte sich dem Redemptoristenorden zugewendet -, machte seine Schwester und ihre Freundinnen, die sich ihren Liebeswerken angeschlossen hatten, auf diesen Missstand aufmerksam. Noch am gleichen Sonntagabend wurde von den jugendlich begeisterten Fräuleins beschlossen, eine Schule für arme Kinder zu gründen. Der Entschluss wurde auch wirklich am 3. Februar 1837 ausgeführt. Klara Fey war damals 22 Jahre alt. In dem Kreis der „heiligen Fräulein“, wie sie von den Aachenern genannt wurden, ragten Anna von Lommessem, später Ordensfrau vom Heiligen Herzen, und die nachmaligen Ordensstifterinnen Pauline von Mallinckrodt und Franziska Schervier hervor. Über diese so ausgezeichneten Gefährtinnen wie über die Herzen der Kinder besaß Klara Fey, obwohl zart und kränklich, durch ihre Ruhe, Klugheit und Sanftmut einen tiefen, nachhaltigen Einfluss. Wie es in solchen Fällen, bei einem von jungen, frommen Mädchen unternommenen Werk begreiflicherweise geschieht, war das Urteil der Welt zunächst nicht gerade günstig. Indessen war Kopf und Herz dieser Wackeren von etwas anderem eingenommen als von einem „Spiel, das sich von selbst aufhören würde“, noch weniger waren sie „verrückt“, wie die ganz Liebenswürdigen meinten. Sie hörten nicht auf. Das Unternehmen entwickelte sich segensreich und führte ganz unmerklich zur Gründung einer neuen religiösen Genossenschaft. Wie so oft in der Geschichte der Orden zeigt sich auch hier die sanfte, sichere Führung des Geistes Gottes, der das Kleine und Verborgene erwählt und in stiller Entwicklung Großes daraus erwachsen lässt.
Am 1. Februar 1844 verließ Klara Fey das Elternhaus und begann mit drei Freundinnen ein gemeinsames Leben. Ohne Wahl war sie die anerkannte Oberin; denn schon seither ging jede mit dem, was sie drückte, zu ihr, um sich beraten zu lassen. Das Leben war ein klösterliches; die Gelübde wurden in privater Form abgelegt. Nach persönlicher Vorstellung in Berlin und Audienz bei der Königin erfolgte unter Überwindung mancherlei Schwierigkeiten im Dezember 1845 die staatliche Anerkennung der Genossenschaft und bald hernach die kirchliche Gutheißung. Die vorläufige Bestätigung der Genossenschaft durch Rom wurde erst nach eingehender, langer Arbeit an den Statuten 1862 und die endgültige durch Dekret von Papst Pius IX. vom 12. Mai 1869 erteilt, während die letzte entscheidende Bestätigung der Regel erst 1888 erfolgte. Dem Namen des „Armen Kindes Jesu“ entsprechend, war der erste Zweck der Genossenschaft „arme, verlassene und verwahrloste Kinder aufzunehmen“. Aber ohne dass man es wollte, ja gegen den anfänglichen Willen der Stifterin, drängten die Verhältnisse auch zur Übernahme der höheren Mädchenbildung. Immer reicher und vielseitiger gestaltete sich die äußere Tätigkeit. Da finden wir in den verschiedenen Niederlassungen, deren es jetzt (1928) 38 mit über 600 Schwestern sind: Erziehungsanstalten für Waisenkinder, Armenschulen, Krippen, Kindergärten, Mädchen- und Knabenhorte, Paramentenstickereien, Handarbeitsschulen, Handelskurse, Lyzeen, Frauenschulen, eine Studienanstalt, Heime für kaufmännische Gehilfinnen und Beamtinnen, Weiterbildung schulentlassener Mädchen der arbeitenden Stände zu Dienstmädchen und Hausfrauen. All diese vielfache Tätigkeit ist geeint im Geist des armen Kindes Jesus, der alles durchdringt und belebt. „Zu Jesus führen“ ist Leitgedanke.
Das meiste des Entstandenen, das gottgesegnete, rasche Aufblühen der Genossenschaft, die Bestätigung der Regel sah Mutter Klara selber noch werden. Als Gründerin und ständige Generaloberin während 44 Jahren hatte sie mit der Leitung des ausgedehnten, schließlich sich über Deutschland, Österreich, Holland, Belgien, England und Frankreich sich erstreckenden Kongregation eine ganz außerordentliche Aufgabe zu lösen. Nur einer außerordentlichen Persönlichkeit, wie Klara Fey es war, konnte dies gelingen. Dabei gab ihr Gott freilich auch hervorragende Mithelfer zur Seite, ihren Bruder, Direktor Andreas Fey, ihren Seelenführer, den erleuchteten und frommen Pastor Wilhelm Sartorius, und den Bischof Johann Theodor Laurent, apostolischen Vikar von Luxemburg, zuletzt Direktor des Mutterhauses. Mutter Klara war aber die Seele des Ganzen, eine ausgezeichnete Verwalterin und Vorsteherin mit wahrhaftiger „Mutterliebe“ wie nicht minder eine tieffromme, strenge, demütige, von allem losgeschälte und doch alle führende und begeisternde Ordensfrau. „Ihre hohe, kräftige Gestalt, ihr schönes, so ausdrucksvolles Antlitz mit kräftig hervortretenden Züge regte zur Ehrfurcht an und imponierte jedem. Auf wen die Mutter ihr klares, unendlich seelenvolles Auge richtete, dem ging das Herz auf. Welche Milde, welche Güte bei so wahrer Seelengröße!“ Ihren Geist, „den Geist der Freude und des Friedens, den Geist der Barmherzigkeit mit anderen und der Gewissenhaftigkeit mit sich selbst, den Geist christlicher Einfachheit, verbunden mit heiligem Eifer für alles Gute“, diesen Geist, dieses Beispiel drückte sie ihren geistlichen Töchtern auf, die in kindlicher Ergebenheit und beispielloser Liebe an ihr hingen.
Mitten im Aufstieg drohte der Sturm des unseligen Kulturkampfes die Wirksamkeit und den Bestand des Ganzen, so viel Segen verbreitenden Werkes zu vernichten. So weit ging die Verblendung der Feinde der katholischen Kirche, dass sie nicht einmal gottgeweihte Jungfrauen ihre Dienste der Liebe den armen Kindern des Volkes mehr zuwenden ließen! Undankbares Vaterland! Wird Gott ein solches Verbrechen an armen Kindern ungesühnt lassen? In unserer Zeit erkennen wir Gottes strafende Hand. Mutter Klara aber zeigte damals ihren ganzen aufrechten Glaubensmut, unwandelbare Ruhe ohne Klagen und eine kluge Voraussicht. Sie richtete ihre Blicke nach dem Ausland, um dort ihren Schwestern neue Wirkungsstätten zu eröffnen. In Simpelveld im Holländischen, an der Landesgrenze nahe bei Aachen, erstand in den Jahren 1876 bis 1878 ein neues, schönes, geräumiges Mutterhaus, das an Berühmtheit das Aachener aufgelöste noch weit übertreffen sollte. Auch nach erfolgter Neubegründung der Tochterhäuser im Rheinland von 1887 an blieben die Schwestern vom Armen Kinde Jesu ihrer neuen Heimat und dem so herrlich gediehenen Mutterhaus bei Simpelveld treu. Hier fand auch die starke Frau und doppelte Begründerin ihrer Genossenschaft ihre letzte Ruhestätte.
Woher nahm dieses fruchtbare Leben der gottseligen Jungfrau seine Kraft und Ausdauer, was gab ihm sein ganz eigenes Gepräge, seine Heiligkeit?
Schon im 20. Lebensjahr wurde Klara Fey durch Redemptoristen und Karmelitessen auf die heilige Theresia aufmerksam gemacht. Von dieser großen Lehrerin des inneren Lebens lernte sie die fortwährende Vereinigung mit Gott kennen. Ihr Seelenführer Sartorius führte sie dann immer mehr in die Lehre des heiligen Franz von Sales von der Sammlung in Gott ein, wozu ihm ja auch die heilige Theresia die Anregung gegeben hatte. Die gottselige Mutter Klara aber gab dieser Sammlung, dem Wandel in Gott, noch die besondere Richtung auf das heiligste Sakrament des Altares. Gott ist überall, am nächsten aber ist er der Seele des Menschen, die er erschaffen, deren Leben und Dasein er ist, in der er wohnt. Diese Gegenwart Gottes muss die Seele mit Freude und Wonne erfüllen. Im Andenken an ihn muss der ganze Wandel rein und vollkommen werden, heilig die Gedanken, vorsichtig die Worte, vollendet die Werke. Wie aber gelangt man zu dieser Vereinigung mit Gott? Du musst, sagt die Lehrmeisterin der Übung selbst, allmählich diese selige Gewohnheit zu erringen streben. Du musst jeden Morgen diese Übung dir vorsetzen und mittags und abends dich fragen, ob wohl eine halbe Stunde vergangen ist, wo du nicht an deinen Herrn gedacht hast, der mit dir ist, und musst ihn um Verzeihung bitten, wenn du ihn lange allein gelassen hast. Wenn du den Herrn recht liebst, wirst du auch treu und beständig an ihn denken. Die Übung soll ohne Zwang und Unruhe geschehen. Sie ist eine Gnade des Heiligen Geistes, der ein ruhiges, sanftes, demütiges Herz begehrt, um es mit ihr zu erfüllen.
Der Gott, vor dessen Angesicht wir im Glauben wandeln, ist aber der „Gott mit uns“, Emmanuel, der Gott des Altares. „Der Kern und Mittelpunkt ist Jesus im allerheiligsten Sakrament.“ Er hat gesagt: „Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Durch die heilige Kommunion will der Herr nicht vorübergehend in uns wohnen; sein Aufenthalt ist ein beständiger. Er begleitet uns den ganzen Tag mit seiner Gnade und ist am Abend noch da, um uns in der Nacht zu beschützen. Darum sollen wir uns bemühen, so zu beten und zu arbeiten, als ob wir eben erst den Herrn empfangen hätten. So wird alles vollkommen. „Es lebe Jesus in unseren Herzen, aber stets, aber so, wie er durch sein Sakrament in uns einkehrte: ich bitte ihn darum um seines Namens willen und dass wir bei ihm bleiben und in und mit und von ihm leben.“ Darum andächtige wirkliche Kommunion, oftmalige Sehnsucht danach, häufige geistliche Kommunion! Das war die „Übung“ der Mutter Klara. Oft, wenn sie in ungezwungener Weise und aufs anziehendste sich mit den Schwestern unterhielt, konnte man, etwa alle Viertelstunden, sehen, wie sie, ihr selbst unbewusst, - sonst hätte sie es ängstlich verborgen – eine kleine Wendung des Hauptes machte, wie ihr Blick leuchtender wurde und einen ganz innigen, sprechenden Ausdruck annahm. So galt von ihr, was sie einmal von der heiligen Katharina von Siena sagt: „Der Herr hat ihr ins Ohr gesagt: „Denke du an mich, und ich denke an dich.“ Sie hat dieses Wort verstanden und hat ihren Bräutigam festgehalten mit allen Affekten ihres liebenden Herzens. Und, wie hat sie Frucht getragen durch den Allmächtigen, auf den sie sich stützte! Das war die schwache Jungfrau, die im Innersten ihres Herzens nichts kannte als Christus, unsern Herrn, die nur an ihn dachte und von ihm sich leiten ließ.“
Das war auch Klara Fey, die geistliche Mutter und Leiterin Tausender von Seelen, ein Abbild ihrer Patronin, der heiligen Klara mit der Monstranz. Durch die Vereinigung mit dem Gott ihres Herzens und dem Gott der Altäre ist sie geworden, was der Diözesanbischof Roermond nach ihrem Tod am 8. Mai 1894 von ihr bezeugte: „Sie war ein lebendiges Beispiel eines starken Glaubens, einer seltenen Frömmigkeit, eines echt christlichen Sinnes, kurz aller christlichen und klösterlichen Tugenden.“
Der Seligsprechungsprozess wurde 1916 Eingeleitet.
Versuche diese „Übung“ der Sammlung und Vergegenwärtigung Gottes! Es geht trotz aller äußeren Beschäftigung. Mache die Übung ruhig, allmählich, ohne Gewalt, aber beharrlich. „Das eine Auge muss beschäftigt sein im Dienst des Nächsten, das andere muss unverwandt auf den Bräutigam gerichtet sein.“
Update: Klara Fey wurde am 6. Mai 2018 im Aachener Dom seliggesprochen.
Der heilige Arsenius, Diakon und Einsiedler in Ägypten,
+ 449 – Fest: 8. Mai
Arsenius, von Geburt ein Römer, war aus einer mit mehreren Senatorenhäusern verwandten Familie entsprossen. Er wurde mit großer Sorgfalt erzogen, und von Kindheit an bewies er glühenden Eifer für die Tugendübung. Er erwarb sich vielseitige Kenntnis der griechischen und lateinischen Literatur, und drang tief in den Geist der göttlichen Schriften ein. Da er den geistlichen Stand erwählt hatte, erhielt er die Diakonenweihe, und ging sodann in Rom mit einer Schwester die Wege der Gottseligkeit.
Kaiser Theodos der Große, der angelegentlich einen Mann suchte, dem er die Erziehung seiner Kinder anvertrauen könnte, wandte sich an Kaiser Gratian, und bat ihn, sich über die von ihm zu treffende Wahl mit dem römischen Bischof zu besprechen. Dieser redete zu ihm von Arsenius auf eine so vorteilhafte Weise, dass er daraus schloss, er müsse alle Eigenschaften besitzen, die Theodosius zu verlangen schien. Gratian schickte ihn daher nach Konstantinopel. Der Kaiser empfing ihn mit großen Ehrenbezeigungen, erhob ihn zur Senatorenwürde, und befahl, ihn als den Vater seiner Kinder, zu deren Vormund und Lehrer er ihn ernannte, zu ehren. Er wies ihm ein prachtvolles Gefolge an, und gab ihm zu seinem Beruf hundert prachtvoll gekleidete Diener.
Als eines Tages der Kaiser die Prinzen während der Studienzeit besuchte, und sie sitzend antraf, während Arsenius stehend mit ihnen redete, wurde er darüber nicht nur augenblicklich ungehalten, er nahm sogar seinen Kindern auf einige Zeit ihre Ehrenzeichen, und befahl, dass sie während der Lehrstunden stehen und Arsenius sitzen sollte.
Arsenius hatte stets einen unwiderstehlichen Hang zur Abgeschiedenheit; und dieser Hang verstärkte sich von Tag zu Tag wegen des Prunkes und der Zerstreuungen, die mit seinem Amt verbunden waren. Titel und Ehrenstellen waren ihm eine unerträgliche Bürde. Endlich fand er um das Jahr 396 eine Gelegenheit, die Bande, die ihn an den Hof knüpften, zu zerbrechen. Als Arkadius, eines der kaiserlichen Kinder, einen bedeutenden Fehler begangen hatte, ahndete er denselben mit unerbittlicher Strenge. Dies verdross den jungen Prinzen, und er wurde nur noch halsstarriger. Arsenius nützte diesen Anlass, um den seit Jahren her gemachten Plan, die Welt zu verlassen, in Ausführung zu bringen. Als er eines Tages nach seiner Gewohnheit ein inbrünstiges Gebet verrichtete, um den Willen Gottes zu erkennen, vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: „Arsenius, fliehe die Gesellschaft der Menschen, und du wirst leben.“ Ohne Verzug befolgte er den Befehl des Himmels, bestieg ein Schiff, das eben nach Alexandrien absegelte: von da ging er in die Wüste Scete, um sich dem Einsiedlerleben zu widmen. Dieses trug sich um das Jahr 394 zu. Arsenius hatte damals sein vierzigstes Jahr erreicht, nachdem er elf an dem Hof zu Konstantinopel zugebracht hatte.
Da er in allen Dingen nur Gott zu gefallen suchte, verdoppelte er seinen Gebetseifer, um noch besser zu erkennen, was der Herr von ihm verlangte. Als er nun eines Tages betete, hörte er eine Stimme, die ihm abermals sagte: „Arsenius, fliehe, schweige, ruhe; dieses sind die Grundlagen des Heils“; nämlich: dies sind die Hauptsachen, die man befolgen muss, um das Heil zu erlangen. Zufolge dieser zweimal wiederholten Ermahnung, verschloss er sich in eine weit entlegene Zelle, um keine Besuche annehmen zu müssen; sogar seine eigenen Brüder sah er nur selten. Wenn er in die Kirche ging, die ungefähr dreißig Meilen von seiner Wohnung entfernt lag, stellte er sich hinter einen Pfeiler, um von niemanden bemerkt zu werden und selbst niemanden zu sehen.
Indessen ließ Theodosius, der durch des Arsenius Flucht äußerst bestürzt war, zu Wasser und zu Land die genauesten Nachforschungen anstellen, um ihn zu entdecken: bald darauf aber musste er sich in das Abendland begeben, um den Tod Valentinians II. zu rächen, und einen Aufruhr zu dämpfen, an dessen Spitze Eugenius und Arbogast standen. Er starb zu Mailand 395 an der Wassersucht, und hinterließ das morgenländische Reich seinem Sohn Arkadius. Dieser Fürst gab die Stelle eines ersten Ministers einem gewissen Rufin, der Präfectus Prätorio war, und ihm, da er sein Hofmeister gewesen, niederträchtig geschmeichelt hatte. Doch vergaß er auch den Arsenius nicht, und wollte ihn an den kaiserlichen Hof berufen, um dessen weise Räte zu befolgen. Als er erfuhr, dass er in der Wüste Scete sich aufhalte, schrieb er ihm einen Brief, um sich in dessen Gebete zu empfehlen; auch überließ er ihm die Einkünfte von Ägypten, um damit die Klöster zu versehen, und die Armen zu unterstützen, wie er es für dienlich halte: der Heilige aber, der allen zeitlichen Vorteilen das Glück in der Einsamkeit zu leben vorzog, in der er ohne Zerstreuung seine Sünden beweinen, und sich zum Hintritt in die Ewigkeit vorbereiten konnte, begnügte sich damit, dass er dem Gesandten des Kaisers mündlich antwortete: „Ich bitte Gott, dass er uns allen unsere Sünden verzeihen möge. Was die Verurteilung des Geldes anlangt, bin ich keineswegs geeignet, dieses Geschäft über mich zu nehmen, weil ich der Welt abgestorben bin.“
Was ihm beim Eintritt in die Wüste begegnete, verdient zur Erbauung des Lesers hier angeführt zu werden. Als er das erste Mal vor den Ältesten oder den Obern der Mönche von Scete erschien, und nun Erlaubnis erhielt, unter ihrer Leitung Gott zu dienen, übergaben sie ihn der Aufsicht des heiligen Johannes, der Zwerg genannt. Dieser setzte sich abends mit seinen Brüdern nieder, um die geringe Mahlzeit zu genießen, den Arsenius aber ließ er stehen mitten in der Versammlung, ohne seiner zu achten. Dieses war in der Tat eine harte Prüfung für einen Hofmann; allein sie hatte in ihrem Gefolge eine zweite, die noch weit empfindlicher war. Unter der Mahlzeit nimmt der heilige Johannes ein Stück Brot, wirft es Arsenius vor die Füße, und sagte ihm ganz gleichgültig und trocken, er möge es essen, wenn er Lust dazu habe. Arsenius wirft sich auf die Erde nieder und isst es in dieser Stellung. Der heilige Johannes, durch ein solches Betragen entzückt und erbaut, ließ es bei dieser Prüfung bewenden, und nahm ihn freudig auf. „Kehrt nun heim“, sagte er dann zu den Brüdern, „in eure Zellen mit dem Segen des Herrn. Betet für uns. Dieser Mann passt für das Einsiedlerleben.“
Arsenius zeichnete sich vor allen Einsiedlern aus durch seine Demut und seinen Eifer. Im Anfang erlaubte er sich, ohne jedoch daran zu denken, gewisse Dinge, an die er in der Welt gewohnt war, und die, wiewohl an sich ganz unschuldig, dennoch etwas Leichtsinn und Behaglichkeit zu verraten schienen, wie z.B. die Gewohnheit, die Füße übereinander zu legen. Die Alten, die ihn überaus hochschätzten, wollten ihn nicht in einer öffentlichen Versammlung, wo die Brüder zur Konferenz eingeladen waren, darauf aufmerksam machen. Allein der Abt Pemen oder Pastor bediente sich folgender List: Er kam mit einem Mönch überein, dass dieser jene Stellung einnehme, und dann von ihm darüber zurechtgewiesen würde, als sei sie der Eingezogenheit zuwider: was auch geschah. Der Mönch hörte die Rüge geduldig an, ohne ein Wort zu seiner Entschuldigung zu sagen. Arsenius merkte wohl, dass es ihm auf mittelbare Weise gelte; und von nun an hatte er ein aufmerksames Auge auf sich selber, und suchte sich zu bessern.
Unter allen Mönchen von Scete war keiner so ärmlich gekleidet wie er. Er wollte dadurch jene äußere Pracht sühnen, in der er vordem am Hof gelebt hatte. An den Werktagen flocht er Matten aus Palmblättern, und hatte stets ein Tuch auf seinem Schoß, um die Tränen, die beständig seinen Augen entflossen, abzuwischen. Niemals schüttete er das Wasser aus, in das er seine Palmblätter tauchte, mochte es auch einen noch so widerlichen Gestank von sich geben, sondern füllte es nur mit frischem auf. Als ihn jemand um die Ursache dieses Benehmens fragte, erwiderte er: „Durch diesen üblen Geruch muss ich mich abtöten für die Sinnlichkeit, die mich bewogen hatte, wohlriechende Dinge zu gebrauchen, als ich noch in der Welt lebte.“ Um seinen von ihm sogenannten alten Geschmack an überflüssigen Sachen zu sühnen, beschränkte er sich auf die unbedingteste Armut, so dass er in einer Fieberkrankheit einige ihm nötige Unterstützung anzunehmen sich gezwungen sah. Er dankte Gott, dass er ihn würdig erachtet, in seinem Namen von den Gläubigen unterstützt zu werden. Seine Krankheit war von langer Dauer, und der Priester der Einöde ließ ihn in seine Wohnung, die nahe bei der Kirche war, tragen. Man brachte ihn auf ein kleines Bett von Tierhäuten, und legte ein Kissen unter sein Haupt. Als ihn einer der Mönche besuchte, nahm er Ärgernis daran, dass er ihn so liegend fand, und fragte, ob dies der Abt Arsenius sei. Der Priester zog ihn auf die Seite, und befragte ihn, welches Geschäft er im Dorf getrieben habe, bevor er Mönch wurde. „Ich war Hirte“, entgegnete dieser, „und konnte kaum meine Labsucht erschwingen.“ Da antwortete der Priester: „Sieh da den Abt Arsenius; als er noch in der Welt lebte, war er Vater der Kaiser. Er hatte in seinem Gefolge hundert Sklaven in Seide gekleidet, und mit goldenen Armbändern und Gürteln geschmückt; er hatte ein weiches und prächtiges Lager. Du aber, in der Welt ein Hirte, befandest dich weit unbequemer als jetzt.“ Der gute Mönch, durch diese Worte gerührt, warf sich nieder und sagte: „Verzeih mir, mein Vater, denn ich habe gesündigt; ich erkenne, dass Arsenius auf dem wahren Weg der Demut wandelt.“ Dann entfernte er sich innigst erbaut.
Einer der kaiserlichen Hofbeamten brachte eines Tages dem Arsenius das Testament eines verwandten Senators, der vor seinem Ableben ihn zum Erben eingesetzt hatte. Der Heilige nahm das Testament, und wollte es zerreißen, hätte nicht der Beamte sich zu dessen Füßen geworfen, und ihn gebeten, dieses nicht zu tun, weil er sonst Gefahr liefe, sein Leben zu verlieren. Arsenius zerriss es also nicht; weigerte sich aber, das ihm zugedachte Gut anzunehmen: „Ich bin“, sagte er, „vor meinem Verwandten gestorben; ich kann demnach unmöglich sein Erbe sein.“
Wiewohl man keine genaue Kenntnis seiner Fastenübungen hat, so lässt sich dennoch denken, dass sie außerordentlich streng mussten gewesen sein. Man schickte ihm für das ganze Jahr nur ein gewisses Maß Getreide, das die Ägypter Thallin nennen (Das Thallin war ein kleines Maß aus Palmblättern gefertigt, dessen man sich für die Pflanzen bediente). Nicht nur kam er damit aus, sondern teilte noch seinen Jüngern davon mit, wenn sie ihn besuchten. Brachte man ihm eine Erstlingsfrucht, so kostete er sie, und dankte Gott dafür; doch aß er davon nur so viel, als nötig war, um dem Vorwurf der Sonderbarkeit vorzubeugen. Bei strenger Enthaltsamkeit genügt der Natur ein kurzer Schlaf. Daher brachte Arsenius oft ganze Nächte im Gebet zu. Wenn seine Kräfte erschöpft waren, schlief er einen Augenblick sitzend, worauf er wieder seinen Übungen sich unterzog. Daniel, einer seiner Jünger, berichtet uns, er habe an den Samstagen, beim Sonnenuntergang, begonnen mit aufgehobenen Händen zu beten, und sein Gebet des andern Morgens erst beschlossen, wenn die Sonnenstrahlen in sein Angesicht zu leuchten anfingen. Seine Liebe zu dieser heiligen Übung, wie auch die Furcht vor den Gefahren der Eitelkeit, flößte ihm den glühendsten Eifer für die gänzliche Absonderung von der Welt ein. Er hatte zwei Jünger, die bei ihm lebten, und die auswärtigen Geschäfte führten: der eine hieß Alexander, der andere Zoilus. In der Folge bekam er einen dritten, namens Daniel. Alle drei wurden berühmt durch ihre Heiligkeit und Klugheit. Im Leben der Väter der ägyptischen Wüsten wird ihrer oft gedacht.
Arsenius sah ungerne die Fremden, die ihn zu besuchen kamen, indem er, wie er sagte, nur deshalb von seinen Augen Gebrauch machen wollte, um den Himmel zu schauen. Eines Tages begab sich Theophilus, Patriarch von Alexandrien, mit einem Hofbeamten und einigen anderen Personen, in seine Zelle, und bat ihn sich über geistige Gegenstände mit ihm zu unterhalten: da fragte er sie alle, ob sie entschlossen wären, das zu halten, was er ihnen sagen würde. Sie antworteten bejahend. Da sagte der Heilige: „Wohlan! So bitte ich euch, mich, an welchem Ort meinen Aufenthalt ihr erfahren möget, ruhig zu lassen, und auch selber die Mühe zu ersparen, mich aufzusuchen.“ Als ihn der Patriarch Theophilus ein anderes Mal fragen ließ, ob er ihm seine Tür öffnen würde, wenn er ihn zu besuchen käme, erwiderte Arsenius: „Ja, wenn er allein kommt; bringt er aber andere Personen mit sich, so bleibe ich nicht hier, sondern ziehe an einen anderen Ort.“
Eine römische Matrone, namens Melania, hatte eigens die Reise nach Ägypten unternommen, um Arsenius zu sehen, und sah ihn durch Vermittlung des Patriarchen Theophilus, als er eben aus seiner Zelle ging. Sie hatte ihn nicht sobald erblickt, als sie sich ihm zu Füßen warf. Da sagte ihr der Diener Gottes: „Eine Frau soll nie ihr Haus verlassen. Du hast eine weite Reise gemacht über das Meer, um in Rom sagen zu können, du habest Arsenius gesehen, und dadurch in den anderen dieselbe Neugier zu erregen.“ Melania, die immer noch auf den Knien lag, und ihre Augen zu erheben sich nicht getraute, beschwur ihn, ihrer zu gedenken, und für ihr Seelenheil zu beten. „Ich bitte Gott,“ erwiderte Arsenius, „dass ich niemals an dich denken möge.“ Melania, durch diese Antwort sehr niedergeschlagen, kehrte zurück nach Alexandrien. Der Patriarch redete ihr aber Trost zu, indem er ihr die letzten Worte des Heiligen dahin auslegte: „Er betet,“ sagte er, „er möchte deine Person vergessen, weil du eine Frau bist; anlangend deine Seele, so zweifle nicht, dass er sie inständig dem Herrn empfehlen werde.“
Nie besuchte Arsenius seine Brüder. Er begnügte sich damit, dass er in ihrer Gemeinschaft den geistlichen Konferenzen beiwohnte. Als der Abt Markus eines Tages im Namen sämtlicher Einsiedler von ihm wissen wollte, warum er also ihre Gesellschaft fliehe, entgegnete er: „Gott weiß, wie sehr ich euch alle liebe. Ich fühle aber, dass ich nicht zugleich mit Gott und mit den Menschen sein kann. Es ist mir also nicht erlaubt, den einen zu verlassen, um mit den anderen zu reden.“ Dieses hinderte ihn aber nicht, seinen Brüdern Tugendlehren zu erteilen, und wirklich haben wir von ihm noch verschiedene Apophthegmen, die sich unter denen der Väter befinden. Man hörte ihn oft sagen: „Es hat mich immer ein wenig gereut, dass ich mich mit den Menschen unterhalten, nie aber, dass ich das Stillschweigen beobachtet habe.“ Häufig führte er jene Worte im Mund, die der heilige Euthymius und der heilige Bernhard in der Folge stets wiederholten, um sich zur Tugend anzueifern: „Arsenius, warum hast du die Welt verlassen, und warum bist du hierhergekommen?“ Als man ihn eines Tages fragte, warum er, da er doch in den Wissenschaften so bewandert sei, sich Unterricht und Lehren von einem Mönch erteilen lasse, der nie mit einem Fuß das Feld der Literatur betreten habe, erwiderte er: „Ich kann die Wissenschaften der Griechen und Römer, bin aber noch im Alphabet der Wissenschaft der Heiligen, in welcher dieser vermeinte Unwissende ein vollendeter Meister ist.“ Ungeachtet seiner tiefen Kunde der göttlichen Schriften und der Grundsätze der christlichen Vollkommenheit, vermied er jede Gelegenheit zum Reden, indem er vorzog, von anderen sich unterweisen zu lassen, um nicht in die Sünde der Eitelkeit zu fallen; und dies ist der Grund der Demut und aller übrigen Tugenden.
Evagrius von Pontus, der, nachdem er sich zu Konstantinopel durch seine Gelehrsamkeit hohen Ruhm erworben, und zuerst nach Jerusalem begeben hatte, von wo er 385 in die Wüste von Nitria gezogen war, drückte in Gegenwart des Heiligen sein Befremden aus, dass so viele Gelehrte keine Fortschritte in der Tugend machen, während eine Menge Ägypter, die nicht einmal lesen könnten, eine so erhabene Stufe der Beschaulichkeit erschwingen. Da gab ihm Arsenius folgenden Aufschluss: „Die Ursache, warum wir in der Tugend nicht voranschreiten, ist, weil wir uns mit jenem äußeren wissenschaftlichen Punkt begnügen, der nur geeignet ist, das Herz aufzublähen, während jene guten Ägypter ihre Schwäche, ihre Blindheit, ihr Elend wahrhaft erkennen, und dieser Erkenntnis zufolge mit glücklichem Gelingen an der Erlangung der Tugend arbeiten.“ Oft begegnete es dem heiligen Arsenius, dass er mit betränten Augen ausrief: „Herr, verlasse mich nicht, ich habe nichts getan, was dir wohlgefällig sein könnte. Allein ich beschwöre dich durch deine unendliche Barmherzigkeit, mir beizustehen, auf dass ich nun anfange, dir als treuer Knecht zu dienen.“
Die Alten haben, wenn sie mit ihm redeten, vorzüglich bemerkt, dass er fast beständig Tränen vergoss. Diese entquollen jener Sehnsucht, womit er ohne Unterlass der glorreichen Ewigkeit entgegenharrte, und jenem Geist der Zerknirschung, mit dem er unaufhörlich die Fehler seines vergangenen Lebens, und die kleinen Vergehen, die täglich seiner Schwachheit entschlüpften, beweinte. Er fand aber in seinen Tränen eine unaussprechliche Wonne, wie man leicht ablesen konnte von der wundervollen Heiterkeit, die immerdar sein Antlitz bestrahlte. Übrigens haben alle Heiligen dasselbe erfahren. „Wenn du von Tränen hörst“, sagt der heilige Chrysostomus bei dieser Gelegenheit, „so denke dir nur nicht das Bild des Harmes; sie sind süßer als alle Süßigkeiten, die man in der Welt genießen mag.“ Der heilige Augustin drückt sich auf dieselbe Weise aus: „Die Tränen der Andacht haben eine Süßigkeit, welche die falschen Freuden der Bühne nicht gewähren.“ Der heilige Johannes Climakus legt wunderschön die Früchte der Tränen dar, die die Diener Gottes vergießen, und sagt unter anderem: „Ich bin erstaunt, wenn ich die Wonne betrachte, womit eine heilige Zerknirschung unsere Seele überschüttet. Wie mögen demnach wohl fleischliche Menschen nur Traurigkeit und Betrübnis darin erblicken? Gleich dem Wachs, das den Honig umschließt, enthält sie eine unversiegbare Quelle himmlischer Süßigkeiten. Gott besucht und tröstet unsichtbarer Weise die im heiligen Schmerz zermalmten Herzen.“
Arsenius gab folgende Antwort einer Person, die ihn über die Mittel befragte, die sie anzuwenden habe, um einer heftigen Versuchung, welche unreine Gedanken in ihr erweckten, los zu werden: „Was taten die Madianiten? Sie schmückten ihre Töchter, und führten sie den Israeliten vor, ohne jedoch diesen irgendeine Gewalt anzutun. Die treuen Diener Gottes, die die Madianiten mit Strenge behandelten, und in ihrem Blut ihre Treulosigkeit und frevelnde Absichten wuschen, fielen nicht in das Laster. Tue also desgleichen in Bezug auf deine bösen Gedanken, dränge sie mutig zurück, und züchtige dich selber, dass du auch nur durch eine unwillkürliche Empörung des Fleisches versucht worden bist.“
Dieser große Heilige lebte in steter Erinnerung an den Tod und das Gericht: daher rief Theophilus, Patriarch von Alexandrien, der sich immer zu sehr mit Geschäften überhäuft hatte, vor seinem Hinscheiden aus: „Glückseliger Arsenius, dass du diesen Augenblick stets vor Augen hattest!“
Die beständigen Tränen, die Arsenius vergoss, hatten ihn nicht entstellt; es strahlte sogar aus seinem Äußeren etwas Himmlisches, das aus der Ruhe seiner Seele, und aus jener nie unterbrochenen Vereinigung mit Gott durch die Bande des Gebetes herrührte. Man bewunderte an ihm eine gewisse anmutige Schönheit, über die jene milden Züge von Würde und Sanftmut, die er bis in seinen Tod behielt, neuen Glanz verbreiteten. Er war schlank und wohl gebildet. In seinem hohen Alter aber beugte ihn etwas die Bürde der Jahre. Er hatte weiße Haare und einen schneeweißen Bart, der bis auf den Gürtel hinabfloss. Der heilige Johannes Climakus, der ihn als ein vollendetes Muster aufstellt, vergleicht ihn mit einem Engel, und sagt, dass, wenn er mit so großer Sorgfalt die Gesellschaft der Menschen floh, es darum geschah, um nicht etwas Kostbareres – seinen Gott – der seine ganze Seele erfüllte – zu verlieren. Zufolge jener Abschälung von der Erde, behauptet Arsenius, die Hauptpflicht eines Mönches bestehe darin, dass er sich nicht in zeitlichen Angelegenheiten mische, und sich niemals erkundige, was in der Welt vorgeht.
Er hatte sein vierzigstes Jahr erreicht, als er den Hof verließ. Eine gleiche Anzahl Jahre brachte er in der Wüste Scete zu, ausgenommen, dass er um das Jahr 395 sie auf einige Zeit verlassen musste, wegen der Einfälle der Maziken, eines wilden Volkes in Lybien. Nachdem die Gefahr vorüber war, kam er wieder in seine Zelle zurück, wurde aber um das Jahr 434 abermals genötigt, bei einem zweiten Einfall derselben Barbaren, die mehrere Einsiedler ermordeten, die Flucht zu ergreifen. Anfänglich zog er auf den Felsen Troe, auch Petra genannt, unweit von Memphis, und zehn Jahre später nach Kanope bei Alexandrien. Da er aber die Zerstreuungen, die ihm die Nähe dieser großen Stadt verursachte, nicht ertragen konnte, kehrte er wieder nach Troe zurück, wo er auch starb.
Als er seinem Ende sich nahe fühlte, sagte er seinen Jüngern: „Ich bitte, eure Liebe, mir eines zu gewähren, dass ihr nämlich nach meinem Tod beim heiligen Opfer meiner gedenkt. Möchte ich doch, wenn ich in meinem Leben etwas getan habe, das meinem Gott wohlgefällig sein sollte, ihn durch seine Barmherzigkeit besitzen!“ Da seine Jünger sehr betrübt waren, als er zu ihnen redete wie einer, der auf immer Abschied nimmt, fügte er bei: „Meine Stunde ist noch nicht herangekommen, ich werde euch davon Kunde geben. Wenn ihr aber zulasst, dass man irgendetwas von mir als eine Reliquie aufbewahrt, so werdet ihr dafür verantwortlich sein vor dem Richterstuhl Jesu Christi.“ Da sie in Verlegenheit waren, wie sie ihn mit den üblichen Zeremonien begraben könnten, sagten sie ihm, in Tränen zerfließend: „Was sollen wir tun, Vater! Denn wir wissen nicht, wie man die Toten bestattet?“ – „Bindet mir“, erwiderte er ihnen, „einen Strick an den Fuß, schleift dann meinen Leichnam auf die Bergspitze, und lasst ihn allda liegen.“ Da er in den letzten Zügen liegend weinte, befragte ihn einer der Brüder um die Ursache. „Warum weinst du, mein Vater?“ sagte er ihm. „Du fürchtest dich also zu sterben, gleich anderen Menschen?“ – „Ich bekenne“, antwortete er ihnen, „dass ich vor Schrecken erbebe, und dass mich diese Furcht nie verlassen habe, seit ich in der Einöde wohne.“ So fürchten selbst die wahren Diener Gottes seine Gerichte. Allein dieses Gefühl begleitet immer eine wonnevolle Zuversicht auf das göttliche Erbarmen. Es ist mehr oder weniger lebhaft, je nach der Wirkung des heiligen Geistes, der seine Gaben zum Heil der Auserwählten verschiedenartig austeilt. Dieser Furcht ungeachtet, gab daher Arsenius in ungetrübter Ruhe seinen Geist auf. Sein glückseliger Tod ereignete sich um das Jahr 449. Er war fünfundneunzig Jahre alt, und hatte fünfundfünfzig in den Wüsten zugebracht. Als ihn der Abt Pemen sterben sah, rief er mit betränten Augen aus: „Glücklicher Arsenius, dass du, solange du auf Erden warst, über dich weintest! Die hier nicht weinen, werden ewig weinen drüben im anderen Leben.“
Die durch ihre Tugenden preiswürdigsten Ordensmänner haben in allen nachfolgenden Jahrhunderten Arsenius als das vollendetste Muster der Vollkommenheit angesehen. Der große heilige Euthimius suchte ihm in allen seinen Übungen nachzuahmen, und dessen Demut, Milde, Gleichmut, Wachsamkeit, Zerknirschung, Enthaltsamkeit, Liebe zur Einsamkeit und zum Gebet, Gottes- und Nächstenliebe, Eifer, Bescheidenheit, und jene Tugendheldenmütigkeit, die mit solchem Glanz in allen seinen Werken strahlte, in sich abzubilden.
Der heilige Arsenius wird im römischen Martyrologium unter dem 19. Juli genannt.
Schwester Franziska von der göttlichen Vorsehung
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Franziska von der göttlichen Vorsehung. Schwester Franziska (Franziska Hozzerger) wurde zu Tauer in Tirol am 13. August 1767 geboren. Da es zu jener Zeit der sogenannten Aufklärung in Österreich keinen Platz für beschauliche Orden mehr gab, war Franziska gezwungen, sich außerhalb des Vaterlandes nach einer Ruhestätte umzusehen. Diese fand sie zu Münstereiffel, wo sie am 12. April 1788 eingekleidet wurde. Von hier kam sie 1803 nach Prag und 1829 nach Graz. Sie ist es gewesen, die in Graz den durch sein Wirken weltberühmten Franz X. Weninger bestimmte, in den Jesuitenorden zu treten. Sie hat somit wenigstens teilweise das Verdienst, dass er der Apostel Amerikas wurde. Zu ihrer Zeit handelte es sich darum die Entscheidung über den Platz, auf dem das neue Kloster erbaut werden sollte, zu treffen. Auch Schwester Franziska hätte es lieber in der Stadt errichtet. Jedoch der Herr teilte ihr mit, es soll an dem Ort erstehen, wo er so oft und schwer beleidigt worden war. Wunderbar war ihr Vertrauen zum heiligen Joseph. Gleich der heiligen Mutter Theresia erfuhr sie aber auch dessen Schutz und Hilfe in auffälliger Weise. Der heilige Joseph scheint sie in eigener Person zum Vertrauen auf ihn aufgemuntert zu haben. Als sie sich einst sehr in Not und Bedrängnis befand und nicht wusste, woher und von wem sie Hilfe bekommen sollte, wurde an der Pforte geläutet. Beim Öffnen der Winde fand sie eine kleine Statue des heiligen Joseph, ohne dass man je erfuhr, wer der geheimnisvolle Überbringer gewesen war. Sofort erwählte sie sich den heiligen Joseph zu ihrem besonderen Patron und rief von da an zu ihm in jeder Bedrängnis. Nicht vergebens. Oftmals erhielt sie auf ganz wunderbare Weise Hilfe. Einmal hatte sie am Samstag noch kein Geld, um die Arbeitsleute zu bezahlen. Da steckte sie einen Schachteldeckel in die Winde und ging zum heiligen Vater Joseph betteln. Als sie nach einiger Zeit kam, um nachzusehen, lagen hundert Gulden darin. Ein anderes Mal machte sie es ebenso und bald brachte eine Frau gerade soviel, als sie eben benötigte, etwa fünfhundert Gulden. Allerdings machte sie sich solcher Gunstbezeugungen auch würdig durch ihre musterhafte Treue in Beobachtung der heiligen Regel und Satzungen des Ordens, sowie durch ihren nimmermüden Eifer im Dienst Gottes. Ein unaussprechliches Glück für das Kloster zu Graz, da sie nicht nur Mitglied, sondern siebzehn Jahre lang auch Priorin von ihm war. Als sie achtzig Jahre zählte, gingen ihre Tage dem Ende zu. Am 8. Mai 1848 folgte sie dem Ruf ihres göttlichen Seelenbräutigams mit den Worten: "Herr, dein Wille geschehe!"
Pater Theodor von Maria
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Theodor von Maria. Der lobwürdige Pater Theodor führte in der Welt den Namen Franz Anton Lucchesi, war am 5. August 1744 zu Rom geboren und mit den besten Anlagen ausgestattet. In den höheren Wissenschaften machte er derart erfreuliche Fortschritte, dass man ihn am römischen Lyzeum für befähigt und würdig hielt, öffentlich alle Lehrsätze der gesamten Philosophie zu verteidigen, was er den ganzen Tag zur vollsten Befriedigung seiner Lehrer tat. Theodor strebte indes nach keiner Würde in der Welt, sondern weihte sich am 20. September 1764 ausschließlich dem Dienst Gottes im Kloster der Unbeschuhten Karmeliten della Scala zu Rom. Hier blieb Theodor der Kampf nicht erspart, da er ein hochfahrendes Wesen und eine heftige, ungestüme Natur hatte, die sich gegen die Nachfolge Jesu und die Beobachtung der Ordensregeln sträubte. Aber Theodor scheute keine Schwierigkeit und wurde in Bälde der Demütigste, Friedfertigste und Unterwürfigste im ganzen Kloster. Als er nach Beendigung seiner vom Orden noch vorgeschriebenen Studien selbst den Katheder bestieg, trug ihm sein durchdringender Verstand und seine bewunderungswürdige Lehrgabe nicht geringeres Lob ein als während seiner Studienzeit seine rasche Auffassungsgabe und sein treues Gedächtnis. Noch existieren Zeugen seines Fleißes und seiner Gründlichkeit in seinem Werk über das Jubiläum, sowie in seinen polemischen Abhandlungen und geschichtlichen Arbeiten. Neben der Lehrtätigkeit und Forscherarbeit bewährte sich Theodor in praktischer Wirksamkeit und Verwaltung von Ordensämtern. Je schwieriger da die Verhältnisse mitunter gelagert waren, desto heller erglänzte seine Weisheit, Klugheit und Gewandtheit. Er bemühte sich gleich eifrig und erfolgreich als Postulator in verschiedenen Seligsprechungsprozessen, als Konsultor der Kongregation der Ablässe, als Examinator der Bischöfe und Prediger. In seinem Eifer für das Predigtamt ging er soweit, dass er zu sagen pflegte, er wünsche in der Ausübung dieses Amtes zu sterben, damit er nicht das Talent zu vernachlässigen scheine, das ihm der Herr gegeben, die Sünder vom Bösen abzuwenden und die Guten mehr und mehr von Liebe Gottes zu entzünden. Es war aber auch zu der Zeit, da er diese Würden und Arbeiten zugewiesen erhielt, nicht möglich, ihn an Eifer zu übertreffen, womit er die Übungen der Frömmigkeit vornahm, sich zur Betrachtung wie zum Chorgebet einfand und sonst tat, was immer der Gehorsam wünschte. Er pflegte nach seiner Erhebung zu den verschiedenen, ehrenden Ämtern ebenso bereitwillig bei Tisch vorzulesen oder die Speisen aufzutragen und die Gänge des Klosters zu kehren, wie er es als Novize getan hat. Er war immer gleich bescheiden, gleich freundlich und heiter, weshalb ihn Mitbrüder und Weltleute, die höheren Stände und die Bauern und Handwerker mit Recht wie einen Heiligen verehrten und ein in der Tugend erfahrener und erprobter Ordensmann erklärte: "Wenn in jedem Kloster ein solcher wäre, dann müsste die Ordenszucht überall blühen." Im Jahr 1807 bildete sich ein allgemeiner Krebs in seinen Gliedern, der zwar durch die Kunst der Ärzte wieder geheilt wurde, aber zu einem völligen Verfall der Kräfte führte. Theodor bewährte sich auch im Leiden. Gefragt, wie es mit der Geduld stehe, gab er zur Antwort: "Meine Zunge ist nicht imstande, Gott genug zu danken für die Barmherzigkeit, die er mir erwiesen hat, indem er mir eine so große Ruhe verlieh, mit der ich in dieser Krankheit seinen allerheiligsten Willen tue, dass ich darüber staune." Als er wahrnahm, dass der Tod nahte, freute er sich, nicht weil mit ihm das Ende seiner Leiden käme, sondern weil er "nach wenigen Augenblicken Gott nicht mehr beleidigen könnte und unfähig zu sündigen" würde. Am 8. Mai 1808 schied Theodor aus dem Leben, wohl vorbereitet durch den Empfang der heiligen Sakramente und die Erweckung der erhabensten Tugendakte. Diejenigen, die ihn in den letzten Augenblicken seines Todeskampfes beobachteten, konnten nicht umhin, zu erstaunen, wenn sie ihn mit so kindlichem Vertrauen auf seinen Herrn reden hörten, womit er zur Genüge zeigte, wie fest er sich in seiner Hoffnung auf ihn stützte.
Gebet am 8. Mai
Weil ich weiß, dass du an reinen, jungfräulichen Seelen das größte Wohlgefallen hast, so gelobe ich dir, dass ich die Tugend der standesmäßigen Keuschheit mein ganzes Leben lang mit aller Sorgfalt bewahren werde. Aber ach, ich bin ein sehr schwaches Geschöpf und keinen Augenblick sicher vor dem Fall. Ich trage einen argen Feind in mir selbst, den Stachel des Fleisches, der mir vielfache Versuchungen bereitet. Ich lebe in einer verdorbenen Welt, die nichts unterlässt, mir die kostbare Perle der Keuschheit zu rauben. Ich leide Angriffe vom Satan, der nicht müde wird, mich zu verfolgen und ins Verderben zu stürzen. Aber du, allerkeuscheste Mutter, kannst mir helfen. Dir fehlt es nicht an Macht, mich gegen alle meine Feinde zu verteidigen und ihre Angriffe zu Schanden zu machen. Zu dir nehme ich also meine Zuflucht, dich inständigst bittend, du wollest mir bei jeder unreinen Anfechtung eiligst zu Hilfe kommen und mich aufrichten, ermutigen und stärken, dass ich den Geist der Unlauterkeit allezeit besiege. Ich hoffe zuversichtlich, dass ich mich einmal unter den reinen Seelen befinden werde, die im Himmel dein Lob ewig verkünden. Amen.
Zu Gott
Flöße doch, o himmlischer Vater, allen Eltern und Erziehern hohen Sinn für ihr wichtiges Amt ein, und gib ihnen jene Liebe zu Dir und ihren Zöglingen, durch die sie allein tüchtig gemacht werden, die ihrer Pflege Anvertrauten nützlich für die Menschheit und würdig des Himmels zu bilden. Amen.
Zum heiligen Erzengel Michael
Heiliger Michael, erhabener Schutzgeist des Paradieses, dessen Fürbitte jeden ins Reich der Himmel einführen kann, bitte unablässig für mich, auf dass meine Seele stets deinem Dienst recht eifrig ergeben ist, wie auch der Verehrung meines heiligen Schutzengels und aller heiligen Engel Gottes, damit ich mich auch einst in meinem Tod eurer Hilfe erfreuen, und nach dem Tod mit euch Gott ewig loben und preisen möge. Amen.
Gebet des heiligen Arsenius
Herr, verlass mich nicht. Ich habe nichts getan, was Dir wohlgefällig sein könnte. Ich bitte Dich aber dringend durch Deine unendliche Barmherzigkeit, steh mir bei, damit ich jetzt anfange, Dir treu zu dienen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag wurde im Jahr 1622 mit großer Feierlichkeit vom Papst Gregor XV. zu Rom das wunderbare Bildnis empfangen, das die heiligste Mutter Gottes in Anbetung des neugeborenen Heilands vorstellt, das man zu Straconitz in Böhmen zur Zeit des Krieges gegen die Ketzer fand, und wegen des herrlichen am 8. November 1620 auf dem weißen Berg bei Prag erhaltenen Sieges das "Muttergottesbild vom Sieg" genannt hat. Das Bildnis wurde mit viel Andacht in die St. Pauluskirche zu Rom übertragen.
An eben diesem Tag hat auch im Jahr 1570 eine geistliche Jungfrau zu Avila in Spanien das durch eine Krankheit verlorene Gesicht, unter dem Gebet vor einem alten und berühmten Bildnis der seligsten Jungfrau, durch ein augenscheinliches, sogleich vom Bischof Mendoza untersuchtes und anerkanntes und mit achttägiger Feierlichkeit begangenes Wunder plötzlich erhalten.
Andacht am 8. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Wenn du irgend eine Vorkehrung treffen, einen Prozess schlichten, oder jemand zu etwas bereden willst, so sieh zu, dass du mit aller möglichen Sanftmut zu Werke gehst. Besser wirst du ein solches Geschäft zu Stande bringen, wenn du nachgibst und dich demütigst, als wenn du einen hohen Ton anstimmst und streitest. Wem ist es unbewusst, dass man mit einem Lot Honig mehr Mücken fängt als mit hundert Fässern Essig." (Der heilige Franz von Sales)
Sehr oft und ernsthaft pflegte Abt Pimanius zu sagen: "Durch Bosheit lässt das Böse sich nicht bessern; sondern wenn einer dir Böses tut, so erzeige du ihm Gutes dafür; und auf solche Weise wirst du durch deine Güte das Böse überwinden."
Wohl verdiente der heilige Vinzenz von Paul den Namen eines Friedens-Engels; denn ungemein war seine Geduld und Herzlichkeit, durch die er alle Geschäfte zu Stande brachte, mit denen er beauftragt war. Gar sehr auch empfahl er die Sanftmut und Freundlichkeit. "Diese Tugenden," sprach er, "öffnen das Herz; die Strenge dagegen verschließt es." Er fügte noch bei: "Der Bischof Franz von Sales hat mehr Seelen durch seine Sanftmut als durch seine Gelehrtheit bekehrt;" und führte auch deshalb des Ausspruch des Kardinals du Perron an: "Ich bin sicher, die Irrgläubigen zu überzeugen; will ich sie aber bekehren, so muss ich sie zum Herrn von Sales senden."
Mein Gott, mit Deiner Gnade nehme ich mir vor, immer sanftmütig zu sprechen und zu handeln; und lieber aus Demut nachzugeben als zu streiten. O würde ich durch die Kraft dieser Tugend ein Engel des Friedens, und gewänne Deinem Dienst viele Herzen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 8. Mai
"Wollt ihr wissen, was ihr seid?
Ihr seid selbst dasjenige,
zu dem euer Herz sich am häufigsten hinwendet."
sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP
1514 bis 16.7.1590
Betrachtung am 8. Mai - Von der Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen
Herr, mein Gott, aus allen Trieben
Sucht mein Herz dich Tag und Nacht.
Dich nur will getreu es lieben,
Der du es für dich gemacht.
Was verlangst du, Herr? Befiehl!
Denn dein Wille ist mein Ziel.
1. Wie unaussprechlich ist die heilige Freude eines Herzens, das seine Glückseligkeit in ihrem Urquell, in Gott allein sucht, und mit seinem heiligsten, ewig anzubetenden Willen sich vereinigt. Wahrlich, wer mit dem Willen seines Gottes wahrhaft und vollkommen vereint ist, der hat den seligen Frieden gefunden. Er ist frei von ängstlichen Sorgen und Unruhen, und ängstigt sich nicht wegen der Zukunft. Sein Vertrauen ruht unerschütterlich auf Gott. Er ist nur besorgt, seinen heiligsten Willen getreu zu vollbringen. Denn er weiß, dass Gott mit zarter Liebe die Seelen liebt, die ihn lieben, und über sie wie über seine Augäpfel wacht.
2. Selig und abermals selig die Seele, die in allen Ereignissen ihrer Pilgerschaft mit dem göttlichen Willen übereinstimmt. Ihr Friede ist unerschütterlich, ob sie gesund oder krank, im Licht oder in der Finsternis, in Freude oder in Schmerzen, in Trost oder in Drangsalen, in Frieden oder in Kämpfen und Verfolgungen, in voller Kraft oder auf dem Totenbett ist, denn sie trägt das Paradies in ihrem Herzen. Und wie wütend auch die Stürme toben und die Wogen sich erheben, sie schläft friedlich mit Jesus im Schifflein. Was auch könnte ihr Inneres beunruhigen? Ihr Herz hängt an nichts Erschaffenem, nichts ist ihr die Welt, denn ganz hat sie ihren Willen in den liebevollen Willen ihres Schöpfers ergossen.
3. Wann, ach wann werden wir in diesen Hafen der wahren Glückseligkeit gelangen? O mein Gott und alles, löse mein Herz von allen Geschöpfen, erleuchte mich durch dein innerliches Licht, und leite mich durch deine gütige und unendlich weise Vorsehung, dass ich deinen heiligsten Willen in allen Dingen erkenne, und ohne Menschenfurcht, ohne Schonung gegen mich selbst in aller Treue vollbringe. O fege alle fremden Gedanken und Begierden aus diesem Herzen, was du für dich erschaffen hast, und lass mich dir gänzlich angehören. Denn dir allein will ich leben, dich allein will ich lieben, und dein im Leben und im Tod sein. "Mein Geliebter ist mein und ich bin sein, der unter Lilien weidet, bis der Tag anbricht und die Schatten sich neigen." (Hohelied 2,16-17)
9. Mai
Der heilige Gregor von Nazianz,
Erzbischof und Kirchenlehrer von Konstantinopel,
+ 9.5.391 ? - Fest: 9. Mai
Am 27. Mai des Jahres 380 machten die Einwohner der märchenschönen Stadt Konstantinopel – was stets das Zeichen einer gewaltigen Enttäuschung ist – große Augen und lange Gesichter.
Zu Tausenden säumten die Leute die Straßen und füllten dichtgedrängt die Gehsteige. Alles, was Beine hatte, war herbeigeströmt, denn niemand wollte sich das prachtvolle Schauspiel entgehen lassen, wie der neue Erzbischof Gregor seinen feierlichen Einzug in die oströmische Kaiserstadt hielt.
Da nahte auch die Spitze des Zuges, zuerst Polizei, dahinter mit goldglänzenden Helmen fünf Löschzüge der Feuerwehr, dann die städtischen Behörden mit dem Oberbürgermeister und die Hochschule mit Lehrern und Studenten.
Es folgten mit dröhnendem Schritt Soldaten zu Fuß, ein ganzes Regiment. Reiter schlossen sich an, markige Gestalten. Dann sprengten auf feurigen Pferden Offiziere und Generäle heran, und hinter ihnen kam, ebenfalls hoch zu Ross, Kaiser Theodosius selbst.
Gleich hinter dem Kaiser wurde das große Kreuz der Bischofskirche getragen. Dann schritten – es war ein prächtiger Anblick – in langer Reihe die unentbehrlichen Messdiener daher. Ihnen folgten scharenweise Ordensleute und Priester, und ganz zum Schluss kam unter goldenem Traghimmel – die große Enttäuschung.
Aber nein! Das sollte der neue Erzbischof sein? Nach dem, was von Gregors Geistesgröße bisher erzählt worden war, hatte man sich ihn als einen hochragenden majestätischen Herrn vorgestellt. Was da aber unter dem Traghimmel bescheiden einherging, war ein verhutzeltes Männlein mit einem Schneidergewicht von neunundneunzig Pfund. Welch eine Enttäuschung!
Zum Glück hinderte die Enttäuschung die neugierigen Zuschauer nicht, sich dem Zug anzuschließen und den Dom zu betreten. Da standen die Leute im weiten Gotteshaus, Mann an Mann, Kopf an Kopf, und nachdem der neue Erzbischof erst eine Weile vor dem Altar gebetet hatte, stieg er, hurtig wie ein Wiesel, auf die Kanzel, machte das Kreuzzeichen und begann zu reden. Schon beim zweiten Satz, den er sprach, hätte man das Aufklingen einer Stecknadel, die zu Boden fiel, vernehmen können, so still war es in der Kirche, und Gregor redete . . . Ei, wie der reden konnte! Wie eine feurige Pfingstzunge schwebte der Mann auf der Kanzel. Hie und da erhob sich der eine oder andere von der Bank, auf der er saß, um den Prediger besser sehen zu können. „Sitzenbleiben! Sitzenbleiben!“ riefen diejenigen, die hinter ihnen standen, und weil die Aufgeforderten nicht folgten, kletterten die Rufer hoch auf die Bänke. Mit einem Wort gesagt, das verhutzelte Männchen mit dem Schneidergewicht war ein Redner von Gottes Gnaden.
Nazianz in Kleinasien war Gregors Heimat. Auf einem heiligen Stamm war er erblüht, denn Vater und Mutter und ein Bruder und eine Schwester werden ebenfalls als Heilige verehrt. In jungen Jahren besuchte Gregor die berühmtesten Hochschulen der damaligen Zeit. Dort eignete er sich mit eisernem Fleiß jenes umfassende Wissen an, das ihn später als Redner und auch als Schriftsteller und Dichter auszeichnete. Seine Schriften und Gedichte sind heute noch vorhanden und geben Kunde von der Kunst des Wortes, die er im hohen Maß besaß. Übrigens gilt der heilige Gregor als der Patron der Dichter.
Noch auf einen weiteren Umstand in Gregors Leben muss hingewiesen werden. Es verband ihn nämlich seit der Jugendzeit mit dem großen Bischof und Kirchenlehrer Basilius, von dem Herrliches berichtet wird, eine tiefe und echte Freundschaft. Beider Herzen waren aufeinander bis zum Gleichklang abgestimmt. Was der eine redete, dachte der andere und umgekehrt. Einer diente dem anderen als Vorbild, und über vierzig Jahre dauerte die Freundschaft, bis Basilius als erster starb.
Um das Lebensbild des heiligen Gregor abzuschließen, sei noch kurz erwähnt, dass er die letzten Jahre seines Lebens in der Einsamkeit verbrachte und sich mit der Abfassung von Büchern beschäftigte, durch die er für alle Zeiten nach den Worten des Evangeliums ein Licht wurde, das, auf den Leuchter gestellt, allen leuchtet, die im Hause sind.
Der heilige Beatus, 1. Missionar in der Schweiz am Thursee,
+ 9.5.112 – Fest: 9. Mai
Das tapfere, freiheitsliebende Volk der Schweiz rühmt sich, einen Apostelschüler in seinen schönen Bergen aufgenommen und von ihm die Wahrheit und Gnade des Christentums empfangen zu haben. Dieser Schweizerapostel ist der heilige Beatus. Vor seiner Bekehrung hieß er Suetonius, stammte aus einer vornehmen Familie Schottlands, zeichnete sich durch Wohlgestalt, wie durch sein gesittetes, feines Benehmen vorteilhaft aus und reiste als junger Mann zu seiner weiteren Ausbildung nach Italien. In Mailand lernte er den Apostel Barnabas kennen, wurde von ihm im Christentum unterrichtet und getauft und fühlte sich in der Liebe und Gnade Jesu Christi so glücklich, dass er sich den Namen „Beatus“, d.h. der Glückselige, geben ließ. Als Christ reiste er nach Rom, sah dort den Apostelfürsten Petrus, erhielt von ihm die Priesterweihe und den Auftrag, den Helvetiern (Schweizern) das Evangelium zu verkünden.
Von dem Diakon Achates begleitet, verließ Beatus das schöne, anmutige Italien und überstieg unter unsäglichen Beschwerden die schneebedeckten Alpen. Seine Liebe zu Gott und den Menschenseelen, sein lebendiger Glaube und sein seliges Gottvertrauen waren sein einziger Reichtum. Was er vormals an Vermögen besaß, hatte er unter die Armen verteilt. Mit einem langen Rock bekleidet und einen Pilgerstab in der Hand kam er durch das Aartal bis zum Herzen des Schweizerlandes, zum Waldstätter See. Überall, wohin er kam, im Aargau, Solothurn, Bern, Thurgau und Luzern, streute er den Samen des Evangeliums, forderte die Bewohner des Landes zur Buße auf, stellte ihnen die Torheit ihres Götzendienstes vor Augen und mahnte sie, die heilbringende Lehre des Gottessohnes anzunehmen. Die schlichten Leute überzeugten sich bald, dass der fremde Prediger nichts anderes begehre, als das Heil ihrer Seelen, denn Geschenke nahm er nicht an. Mit seinem Freund Achates nährte er sich von der Arbeit seiner Hände, er flocht Fischreusen, Weidenkörbe und Binsenmatten, von deren Erlös er spärlich lebte. Gegen jedermann zeigte er Freundlichkeit, Wohlwollen und Dienstfertigkeit, Unbilden und Verfolgungen ertrug er heiter und gelassen, Beleidigungen verzieh er von Herzen, seine Geduld und Sanftmut ließen sich nie erschüttern. Durch Gebet und Handauflegung machte er viele Kranke gesund, und außerordentliche Zeichen bestätigten ihn als einen Gottesmann, den das Volk bald als seinen Vater ehrte und liebte. Immer mehr drang die rechte Gotteserkenntnis in die Seelen, sie nahmen die Lehre Jesu freudig an und rissen ihre Götzentempel nieder.
Von den anmutigen Gestaden des Vierwaldstätter Sees wandte sich Beatus zu den rauen Gebirgsgegenden des Thuner und Brienzer Sees, um auch dort den armen Bergbewohnern das Brot des Lebens zu brechen. Die biederen, einfachen Landleute nahmen ihn gastlich auf, hörten mit Freuden seine Lehre, entsagten dem Götzendienst und wurden eifrige Bekenner der ewigen Wahrheit.
Nachdem Beatus in allen Schweizergauen das Evangelium verkündet und durch sein heiliges Leben selbst die verwildertsten Heiden umgewandelt hatte, sehnte er sich, hochbetagt, nach Ruhe. Er hörte von einer schauerlichen Einöde, wohin sich niemand wagte, weil dort ein furchtbarer Drache hauste. Beatus bat einen Schiffer, ihn und seinen Freund Achates über den Thuner See an das jenseitige Gestade zu setzen. Der Schiffer trug Bedenken, weil ein starker Sturm wehte und die Wogen schäumend brandeten. Sobald sie aber ins Schiff stiegen, legte sich der Sturm und das Wasser bot eine spiegelklare Fläche.
In der Mitte des Berges fand Beatus eine Felsenhöhle, aus der ihm der Sage nach ein furchtbarer Drache, seit langem der Schrecken der ganzen Umgegend, schnaubend und mit aufgesperrtem Rachen entgegenkam. Beatus machte das heilige Kreuzzeichen und der Drache fuhr in den See hinab und ward nicht mehr gesehen.
Die Felsenhöhle wählte Beatus zu seiner Wohnung, um fortan sich unter Fasten, Bußwerken und Gebet auf eine glückselige Ewigkeit vorzubereiten. So große Verdienste sich Beatus erworben, so hielt er sich doch in seiner Demut für den unwürdigsten Diener Gottes und benetzte oft sein raues Lager mit Tränen. Die Wurzeln und Früchte der Wildnis waren seine Nahrung. Trotz dieser einfachen und abgetöteten Lebensweise erreichte er, wie die frommen Altväter der Wüste, ein hohes Greisenalter.
Neunzig Jahre war Beatus alt, als ihn ein heftiges Fieber befiel. Er erkannte, dass die Stunde seiner Heimkehr gekommen sei, und bat seinen Freund Achates, die Männer der Nachbarschaft an sein Sterbebett zu rufen. Sie kamen und standen voll tiefer Betrübnis am Sterbelager ihres Wohltäters und geistlichen Vaters. Er begrüßte sie freundlich mit den Worten: „Meine lieben Leute und Kinder in Christus! Vor meinem Hinscheiden möchte ich noch einiges zu euch reden. Erinnert euch an das, was ich euch so oft gesagt habe: es ist mit dem Tod des Gläubigen ganz anders, als mit dem Tod des Ungläubigen. Die Ungläubigen haben nach diesem Leben nichts Gutes zu hoffen, ihrer wartet die Verdammnis. Allein der Tod des wahren Christen ist nur ein sanfter Schlaf, er geht durch den Tod in die ewige Freude ein. So bleibt denn standhaft im christlichen Glauben! Lasst weder durch Unglauben, noch Irrlehre, noch Sünde euch von Jesus Christus abwendig machen! Lebt, wenn euch euer ewiges Heil lieb ist, eurem christlichen Beruf gemäß. Gottes Segen sei und bleibe mit euch und dem ganzen Land! Amen.“
Dann umarmte er Achates und sprach zu ihm: „Lieber Sohn und langbewährter Freund Achates! Wir wollen nicht trauern, vielmehr beide dem treuen Gott danken, dass wir unter seinem Beistand so viele Jahre im Glauben und in der Liebe ein Herz und ein Sinn geblieben sind, dass wir immer friedlich miteinander gelebt, Leid und Freude miteinander geteilt, die Mühseligkeiten gemeinsam übertragen und die Anfechtungen überwunden haben. Wie könntest du dich auch, mein guter Achates, darüber betrüben, dass Gott mich jetzt aus diesem vergänglichen Leben zum ewigen seligen Leben ruft? Lass es also geschehen und ergib dich in Gottes heiligen Willen! Entsetze dich nicht über meinen Tod und bekümmere dich nicht, dass ich jetzt sterbe! Es ist einmal Gott so gefällig und gereicht zum Heil meiner Seele. Ich gehe dir jetzt auf dem Weg voran, du folgst mir in kurzem nach. Vergiss daher meine väterlichen Ermahnungen nicht, bleibe deinem christlichen Beruf treu und befleiße dich aller Gottseligkeit. Befestige durch Wort und Beispiel die neubekehrten Christen im Glauben und erhalte sie dem Herrn! Wache und bete und bereite dich mit allem Fleiß auf deine Sterbestunde vor! Was meinen hinfälligen Leib anbetrifft, so begrabe ihn, wenn meine Seele davon wird abgeschieden sein, neben dieser Höhle, die ich die zum Erbteil hinterlasse. Ich scheide dahin in der gewissen Hoffnung der Auferstehung, der Herr wird auch meinen Leib wieder zum Leben erwecken.“
Der sterbende Greis faltete seine Hände, erhob seine Augen gen Himmel und sprach: „Herr, du guter und getreuer Gott! Du hast mich erlöst, in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ Mit diesen Worten entschlief er sanft am 9. Mai 112, neunzig Jahre alt.
Achates begrub ihn neben der Höhle, die fortan im Mund des dankbaren Volkes „Beatushöhle“ hieß. Gott verherrlichte die Ruhestätte seines treuen Dieners durch viele wunderbare Gebetserhörungen. Deshalb erbauten die Christgläubigen dort eine Kapelle, zu der zahlreiche Pilger wallfahrteten. Als aber die neue Lehre der Reformatoren des 16. Jahrhunderts auch in die Schweiz eindrang, wurden die Gebeine des heiligen Beatus nach Luzern in die Stiftskirche des heiligen Leodegar übertragen, wo sie alljährlich an den vier höchsten Festen zur Verehrung der Gläubigen ausgesetzt werden.
Die selige Karolina Gerhardinger, Mutter Maria Theresia von Jesu,
die Gründerin der Kongregation der armen Schulschwestern
von Unserer Lieben Frau,
+ 9.5.1879 – Gedenktag: 9. Mai
Dieser Text wurde verfasst von einer Armen Schulschwester:
Es war vor rund 200 Jahren, im Herbst 1824. Wieder öffneten sich die Pforten des Mädchenschulhauses zu Stadtamhof und wieder nahmen die drei jugendlichen Lehrerinnen die Arbeit auf, die sie als heiliges Vermächtnis ihrer eigenen Lehrerinnen, der durch die Säkularisation ausgewiesenen Chorfrauen De Notre Dame (Unserer Lieben Frau), überkommen hatten. Wie ein Gottesruf war es ihnen gewesen, als 1809 der würdige Dompfarrer und spätere Bischof von Regensburg, Michael Wittmann, sie zum Lehramt erkoren und sie in der Folgezeit wissenschaftlich und praktisch dafür vorgebildet hatte. Bald waren sie es in tiefster Seele innegeworden, dass sie nach Gottes Willen zeitlebens den Kindern des Volkes und mit besonderer Hingabe den armen und ärmsten dienen sollten. Wittmanns Vaterauge hatte seither über ihnen gewacht und seine Führerhand hatte ihnen Weg und Ziel gewiesen. Diejenige aus ihnen, die Wort und Wink des gotterleuchteten Priesters am vollkommensten verstand und die er hinwiederum für seine weitschauenden Pläne am geeignetsten erachtete, war Jungfrau Karolina Gerhardinger.
Als gelehrige Schülerin hatte sich Karolina schon in der Kindheit und ersten Jugend erwiesen. Am 20. Juni 1797 wohlhabenden Schiffsmeisterseheleuten vom Himmel geschenkt, gab die Kleine schon frühe Beweise seltener Befähigung und einer so innigen Frömmigkeit, dass sie bereits mit neun Jahren zur ersten heiligen Kommunion zugelassen wurde. Mit unverwandter Aufmerksamkeit und ungewöhnlichem Ernst folgte sie in der Schule jeglichem Unterricht; auch zu Hause ließ sie sich keine Gelegenheit zu lernen entgegen. Wenn abends der Vater und die Schiffsknechte von den Donauländern und der Kaiserstadt erzählten, waren das für die lernbegierige Karolina Geographiestunden voll Farbe und Leben und der Vater wusste dem einzigen Kind keinen höheren Feriengenuss zu bereiten, als es nach Wien mitzunehmen. In jener Schreckensnacht vom 23. zum 24. April 1809, da Napoleon die Stadt Regensburg mit Brandkugeln beschießen ließ, folgte Karolina unaufgefordert dem Vater auf den Speicher und ruhte nicht, bis er sie auf seine Schultern hob, damit sie „den Tumult besser sehen könne“. Aus ihren späteren Erzählungen geht hervor, dass sie den Vorgängen in der Stadt und auf der Brücke mit der Ruhe des ernsten Beobachters, wie mit der Anteilnahme des zartfühlenden Kindes gefolgt war. „Geschichte erleben“ bedeutete das dem mutigen Mädchen. Der Werktagsschule entwachsen, half Karoline der Mutter in Haus und Geschäft. Sie übte diese kindliche Pflicht mit kindlicher Liebe, aber auch mit bewundernswerter Umsicht. War sie im Elternhaus die emsige Martha, so war und blieb sie in Wittmanns Schule die still lauschende Maria, ob nun der Meister mit seinen auserlesenen Schülerinnen Bischof Sailers Werk: „Über Erziehung für Erzieher“ durchnahm oder ob er ihnen die Lebensregeln vom „Magdsein im Lehramt“ ans Herz legte. Als 1825 der gefeierte Lehrer der neueren Erziehungskunst, bei aller Aufopferung und Liebe zum Volk, seine weltberühmte Anstalt aufzulösen genötigt war, hatte der Gedanke von der „Armkindererziehung“ im Schulhaus zu Stadtamhof längst eine Heimstadt gefunden und waren die Pläne zur Stiftung einer grundsätzlich christlich-religiösen Erziehungsanstalt bereits mit deutlichen Strichen in die Seele derjenigen gezeichnet, die an dem Werk Gottes weiterbauen und es ein langes Menschenalter hindurch betreuen sollte.
Mit der ihr eigenen Energie ging Karolina daran, das „Magdsein im Lehramt“ auch praktisch zu üben; sie band sich sogar durch private Gelübde. Aber zwischen dem ersten schüchternen Suscipe (Nimm an!) in der St.-Mang-Kirche zu Stadtamhof und der rechtlichen, feierlichen Ablegung der ewigen Gelübde in der bischöflichen Hauskapelle zu Regensburg musste noch ein volles Jahrzehnt verstreichen, das die Lehrerinnen von Stadtamhof in Abgeschiedenheit von der Welt zur Vorbereitung für ihren Doppelberuf nützten. Gemeinsam lebend, wirkend und betend, waren die Jungfrauen bereits klösterliche Lehrerinnen, lange bevor sie das Ordenskleid trugen, und weil sie nach Wittmanns Lehre und Beispiel es in nichts besser haben wollten als die Armen, waren sie damals bereits arme Schulschwestern. Ihre geringen leiblichen Bedürfnisse besorgte seit 1825 die Schiffsmeisterswitwe, „Mütterlein Franziska“, und ihr Weniges teilten sie freigebig mit den hungernden und frierenden Kindern. Sie versäumten nichts von dem, was der heranwachsenden weiblichen Jugend das Fortkommen im Leben erleichtern und ihr in den sittlichen Gefahren Schutz und Stütze gewähren konnte, pflegten besonders auch Handarbeiten und Singen und sammelten die Feiertagsschülerinnen in einer Marianischen Kongregation. Es konnte nicht ausbleiben, dass sich die Aufmerksamkeit des Diözesanklerus der Stadtamhofer Schule in dem Maße zuwandte, als Jungfrau Karolina Gerhardinger weit über Regensburg hinaus durch ihre trefflichen Lehr- und Erziehungserfolge bekannt wurde. Bischof Wittmann dankte Gott für das Aufblühen des Vereins; er sollte es aber nicht mehr erleben, dass sich in ihm ein Kloster auftat. 1833 legte der todkranke Bischof die Sorge für die junge Genossenschaft und die Vorarbeiten für die neue Ordensregel in die Hand seines Freundes Sebastian Job. Der edle Priester weilte seit Jahren als k. k. Hofkaplan in Wien; aber mit der liebevollen Zähigkeit des Oberpfälzers war er seiner bayerischen Heimat treu geblieben und seinen rastlosen Bemühungen und namhaften Geldopfern ist es vor allem zuzuschreiben, dass die Räumlichkeiten des ehemaligen Franziskanerklosters in seiner Vaterstadt Neunburg v. W. für die Zwecke der Jobsche Schulstiftung umgebaut wurde. Indessen schrieb Job selbst sein Büchlein: „Geist und Verfassung des Institutes der armen Schulschwestern“, um darin zunächst jene Punkte in gesetzmäßige Form zu bringen, durch die sich der neue klösterliche Verein von dem alten Notre-Dame-Orden unterscheiden sollte, nämlich die strengere Übung der Armut und des Bußlebens, die Errichtung von Häusern mit ganz beschränkter Schwesternzahl und die einheitliche Leitung aller Häuser durch eine Generaloberin. Jungfrau Karolina aber, seit 24. Oktober 1833 in Neunburg, tat die notwendigen Schritte, dem neuen Institut die Anerkennung seitens der höchsten geistlichen und weltlichen Behörden zu erwirken. König Ludwig I. von Bayern überreichte ihr in einer Privataudienz die unter dem 22. März 1834 ausgefertigte Urkunde über die landesherrliche Bewilligung. Wenige Tage hernach, am 26. März, erteilte Bischof Schwäbl von Regensburg den armen Schulschwestern die oberhirtliche Gutheißung, genehmigte das Jobsche Statut und bestellte Jungfrau Karolina zur Vorsteherin.
Es war im Herbst 1834. Zum ersten Mal öffneten sich die Pforten des Mädchenschulhauses von Neunburg v. W. und Karolina Gerhardinger begann damit das neue große Erziehungswerk der Armen Schulschwestern Unserer Lieben Frau. Am ersten Adventsonntag wurde das Klösterlein eingeweiht und in die kleine Hauskapelle zog der eucharistische Heiland ein. „Durch ihn, mit ihm und in ihm“ sollte Mutter Theresia von Jesus – so hieß Jungfrau Karolina seit ihrer Gelübdeablegung am 16. November 1834 – ihr Lebenswerk zu einem glücklichen Ende führen. Am Weißen Sonntag 1836 erhielten die zwei getreuen Stadtamhofer Gefährtinnen bei ihrer Einkleidung auf Jobs ausdrücklichen Wunsch hin die Namen Maria und Josepha, damit die Erinnerung an die Armutsliebe und den arbeitsfreudigen Gehorsam im Häuschen von Nazareth nie aus dem Gedächtnis der Klosterbewohner schwinden könne. Von da an kehrten Einkleidung und Gelübdeablegung jedes Jahr wieder, anfangs im Stammhaus zu Neunburg, sodann seit 1844 im neuen Mutterhaus zu München. Nicht so fast der drückende Raummangel im Neunburger Klösterlein als vielmehr die ungünstige Verkehrslage des Städtchens und die weite Entfernung von geistlichen und weltlichen Behörden hatten es Mutter Theresia als unabweisbare Pflicht erscheinen lassen, dem Orden ein neues Mutterhaus zu schaffen. Dank der Vermittlung Ludwigs I., des königlichen Wiederherstellers so vieler alter Klöster, konnte sie das ehrwürdige Klarissenkloster bei St. Jakob am Anger zweckmäßig instandsetzen und damit auch dem jungen Ordensnachwuchs in der Landeshauptstadt reiche Bildungsmöglichkeiten eröffnen. Der nun einsetzende Aufschwung in Außen- und Innenarbeit und die staunenswert rasche Ausbreitung des zeitgemäßen Institutes für die Heranbildung der weiblichen Jugend ist ganz das Lebenswerk der ehrwürdigen Mutter Theresia. Bald erstreckte sich das Arbeitsgebiet der Genossenschaft über Bayern hinaus nach Westfalen, Schlesien und Baden; später wurden die Schulschwestern auch nach Ungarn und Österreich berufen.
Nirgends aber nahm der Orden eine so ungeahnte Entwicklung als in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Dorthin war der deutsche Auswandererstrom abgeflossen und die deutschen Missionare, vorwiegend Redemptoristen, suchten für ihre Pfarrschulen geeignete Lehrkräfte zu gewinnen. Mutter Theresia selbst geleitete 1847 die ersten Schwestern nach dem fernen Westen, machte dreimal die Fahrt über den Ozean und durch den noch völlig unwegsamen Urwald, überzeugte sich in saurer Pionierarbeit von der Eigenart des dortigen Schulbetriebs, pflog die notwendigen Verhandlungen und bestellte der Schwesternschaft in Maria Karolina Fries eine Ordensvikarin, wie die amerikanischen Verhältnisse sie erheischten. Diese hohe Kultur- und Missionsarbeit des Ordens veranlasste König Ludwig I. auch für das Mutterhaus „seiner Schulschwestern“ in Baltimore einen reichlichen Baustein zu spenden und das Unternehmen durch den Ludwigsmissionsverein fördern zu lassen.
Mutter Theresia hat in der Kraft Gottes mehr gearbeitet als andere; sie war in ihrer opfervollen Arbeit die große Kreuzträgerin geworden, die nur von der Höhe des Kreuzes aus den weitverbreiteten Orden überschauen, nur in der Kraft des Kreuzes ihre Arme bis hinüber nach den Häusern am Missouri und an den Hängen des Felsengebirges ausbreiten konnte. Kein Punkt der heiligen Regel war so heißumstritten worden wie der von der einheitlichen Leitung des Gesamtordens durch eine Generaloberin. Aber die willensstarke Frau hatte, in Demut unbeugsam, auf dieser Einheit bestehen müssen, weil in der Einheit die Kraft des Ordens grundgelegt, in der Mannigfaltigkeit der Einzelpersönlichkeiten die richtige Besetzung der verschiedenen Ämter gewährleistet und in der schwesterlichen Liebesgemeinschaft jede Möglichkeit gegenseitiger Unterstützung gegeben war. Nach sieben Jahren leidvollen Harrens hielt die Generaloberin das päpstliche Genehmigungsdekret in Händen. Der 21. Juli 1865 bedeutete den Ostertag ihres Lebens. Nun war die Aufgabe gelöst, die ihr von Bischof Wittmann und Vater Job auf die Seele gebunden worden. Durch volle einunddreißig Jahre hatte sie unter Mühen und Sorgen, Beten und Büßen an diesem Werk gearbeitet. Nun ruhte es auf dem Felsen Petri. Wie oft war Mutter Theresia ein Ziel des Widerspruchs gewesen, angefangen von dem ersten misslungenen Versuch zur Wiederbelebung des Klosters Unserer Lieben Frau in Stadtamhof bis zu dem schmerzensreichen Ringen um die Ordensregel! Sie hatte mit dem Völkerlehrer bezeugen können, dass das Los, aber auch das Geheimnis alles echten Führertums ist: „Mit Christus gekreuzigt sein.“
So in ihrem Leben dem Gekreuzigten gleichförmig geworden, scheint sie sich es erbetet zu haben, an einem Freitag nach dreistündigem Todeskampf sterben zu dürfen. Der 9. Mai 1879 war der Todestag der leiderprobten Dulderin. Ihre Seele war zu tief in den sterbenden Weltheiland versenkt, als dass sie noch ein Auge, eine Empfindung gehabt hätte für das, was um sie her vorging. Der apostolische Nuntius kniete an ihrem Lager; er betete das kirchliche Sterbegebet und sprach tiefergriffen das erste Requiescat in pace. „So möchte ich auch sterben,“ sagte er, „dieser Tod ist mir Trost für das ganze Leben.“ Die geistlichen Töchter küssten die erkalteten Hände der entschlafenen Mutter und in der Stille des Herzens erneuerten sie ihre Gelübde, nach der Regel des heiligen Augustin und den vom Heiligen Stuhl approbierten Konstitutionen des Ordens der Armen Schulschwestern zu leben, wie die Ordensstifterin es sie gelehrt und ihnen vorgelebt hatte. Die stille Gruft des Mutterhauses nahm deren sterbliche Überreste auf.
Segen ruht auf dem Werk der Mutter. Wie hat sich in kaum hundert Jahren das enge Schulhaus zu Stadtamhof, wie hat sich das Stammklösterlein zu Neunburg geweitet! Dem Hauptmutterhaus in München sind gegenwärtig zehn Mutterhäuser in außerbayerischen Landen unterstellt; dort werden 1700 Aspirantinnen und Kandidatinnen herangebildet, um dereinst in den Schwesternkreis aufgenommen werden zu können. 8500 Schwestern sind in den elf Ordensprovinzen diesseits und jenseits des Ozeans tätig für das Heil der Jugend. Wie schlagen alle Herzen höher und zukunftsfroher bei der Nachricht, die der Frühling 1925 in das Land gehen ließ, die vorbereitenden Schritte zur Seligsprechung der ersten Generaloberin Maria Theresia Gerhardinger seien im Gang! Die Seligsprechung selbst erfolgte am 17. November 1985 durch Papst Johannes Paul II.
Ein kostbares Erbgut hat die zeitlebens „gelehrige Schülerin“ des Heilandes, die Lehrerin aller klösterlichen Tugenden, die „Arme Schulschwester“, in der tiefste Demut und höchste Kraft geeint waren, ihren geistlichen Töchtern hinterlassen: Wittmanns Lebensregeln vom Magdsein im Lehrberuf. Noch heute steht über dem Eingang zu den Kandidaturräumen des Mutterhauses mit großen Lettern geschrieben: „Siehe, ich bin eine Magd des Herrn!“
Der heilige Pachomius, Abt und Ordensstifter
(Stifter der Mönchsorden) zu Tabenna in Ägypten,
+ 14.5.347 – Fest: 9. Mai
War der heilige Antonius der Schöpfer des Mönchlebens, so ist Pachomius sein Gesetzgeber und eigentlicher Stifter. Er hat zuerst die Anachoreten, die Einsiedler, zu einem gemeinsamen Leben nach bestimmten Regeln und Gesetzen zusammengeführt, er hat die Mönche zu Zönobiten, zu Zusammenlebenden (vom griechischen koinos = gemeinsam und bios = das Leben), gemacht. Seine Regel wurde auch für die Klöster des Abendlandes maßgebend. Denn St. Benedikts Werk ist durchaus vom Geist des großen Pachomius beseelt.
Die Oberthebais, Oberägypten, war die Heimat des Pachomius. Die Eltern waren noch Heiden, aber der junge Kopte, der in den Kenntnissen seines Landes sorgfältig unterrichtet wurde, zeigte schon früh eine auffallende Liebe zur Reinheit und Abneigung gegen den ägyptischen Götterdienst. Es wird erzählt, dass einst ein Götzenbild, das Orakel Weissagungssprüche gab, in Gegenwart des kleinen Pachomius verstummte und die Priester den bestürzten Eltern erklärten, daran sei der kleine Feind der Götter, ihr Sohn, schuld.
In jener Zeit ließ Kaiser Konstantin zu einem Krieg gegen Maxentius auch in Ägypten die kräftigsten jungen Männer zum Felddienst ausheben. Der kaum zwanzigjährige Pachomius wurde mit anderen jungen Leuten den Eltern entrissen und auf ein Schiff gebracht, das sie den Nil hinabführte. Die armen Jünglinge waren sehr niedergeschlagen, schlecht verpflegt und streng behandelt. Da erschienen eines Abends, als das Schiff bei der Stadt Esna anlegte, mitleidige Einwohner und brachten den hungrigen Rekruten Speise und Trank und allerlei Labung, die sie ihnen in gar liebenswürdiger Weise und unter ermunternden Trostesworten reichten. Pachomius staunte über diese innige Herzlichkeit der Leute, die ganz anders zu sein schienen wie die übrigen Menschen. Wer sie wohl sein mochten? Christen, so hörten sie, seien es, die es sich zur besonderen Pflicht machten, armen Unglücklichen zu helfen. Neugierig forschte der junge Ägypter weiter der christlichen Lehre nach, von der ihm hier zum ersten Mal Kunde wurde und die so ganz seinen Herzenswünschen entsprach. In einem innigen Aufblick zu Gott gelobt er, wenn er aus dieser Not befreit und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen würde, alle Tage seines Lebens einzig dem Dienst des Allerhöchsten zu weihen. Noch sollte er sich aber in der Prüfung bewähren müssen. Aus den Städten wie aus der Reisegesellschaft drängte sich von allen Seiten die Sünde mit ihren Verlockungen an den jungen Mann heran. Doch mannhaft widerstand er. Immer stärker nur wurde die Sehnsucht nach einer vollen Hingabe an Gott im christlichen Glauben. Solches Verlangen gefiel Gott. Überraschend kam die Nachricht, dass die angeworbenen Truppen zu entlassen seien.
Pachomius schlug nun bei Schenesit (Chenoboskia) in einer Ruine, nahe bei einer christlichen Kirche, seinen Wohnsitz auf und empfing bald nach gewissenhafter Vorbereitung durch ein echt christliches Leben die heilige Taufe. Noch glühender wurde dadurch sein Eifer. Bei einer ansteckenden Krankheit widmete er seine ganze Kraft den Leidenden. Um noch tiefer in die christliche Askese eingeführt zu werden, bat er den in jener Gegend hochangesehenen Einsiedler Palämon, ihn als Schüler anzunehmen. Doch dieser wehrte ab. „Du kannst nicht Mönch werden,“ sprach er, „das ist ein zu schwerer Beruf. Viele haben begeistert angefangen, brachen aber bald zusammen und entsagten dem Einsiedlerleben.“ Pachomius ließ nicht nach mit der Bitte, einmal einen Versuch mit ihm zu machen. Da stellte ihm der Meister vor, wie hart seine Lebensweise sei, wie er täglich faste, wie nur Brot und Salz seine Nahrung seien, wie er halbe, ja ganze Nächte im Gebet zubringe. Aber nur noch eindringlicher flehte Pachomius, bis er endlich von Palämon das Mönchsgewand erhielt.
Der Schüler zeigte sich seines Lehrers würdig. Mochten die Anforderungen, die dieser stellte, noch so hoch sein, Pachomius kam ihnen nach. Allen Lehren und Übungen des frommen Meisters sich in Gehorsam unterwerfend, nahm der hochstrebende junge Mann so sehr in gottgefälligem Wandel zu, dass Palämon nicht aufhörte, Gott für einen so eifrigen und heiligen Jünger zu danken. Aber auch Pachomius wusste seinerseits dankbar den unermesslichen Wert einer trefflichen Seelenleitung zu schätzen. Zugleich aber begann er bald die großen Gefahren zu erkennen, die den auf sich selbst angewiesenen Einsiedlern drohten. Wo mehrere beisammen sind, stützt einer den anderen. Was aber, wenn nach dem ersten frischen Eifer über den durch die übermäßigen Anstrengungen körperlich und seelisch geschwächten jungen Mann große Versuchungen und Schwierigkeiten hereinbrechen? Vielfach hatten sich ja die Einsiedler enger aneinandergeschlossen. Aber es fehlte ihnen doch die wohltätige Einrichtung, durch eine gemeinsame maßvolle, allen Anforderungen gerecht werdende Regel fest miteinander verbunden zu sein. Ganz erschüttert wirkte gerade damals der tiefe Fall eines Einsiedlers, der in stolzer Vermessenheit sich zu den größten Heiligen zählen zu dürfen glaubte.
Nicht ohne besondere Einsprechung von Gott ließ sich Pachomius ums Jahr 326 in der Einöde von Tabenna nieder, um hier gleichgesinnte Brüder zu einem gemeinsamen Leben zu sammeln. Palämons Zustimmung und Rat leitete dabei den neue Pfade Suchenden. Anfangs war es nur sein leiblicher Bruder Johannes, der sich ihm anschloss, um Christ und Mönch zu werden. So gingen beide Brüder nun gemeinschaftlich auf die Erstürmung des Himmelreiches aus. Seinen Beruf klar erkennend, hielt Pachomius in Geduld, in strengster Selbstverleugnung und außerordentlicher Abtötung aus. Schließlich sah er sich mit herrlichem Erfolg gekrönt. Es kamen drei Schüler, dann mehr; die Zahl stieg auf dreißig, fünfzig, hundert, und noch immer meldeten sich neue Ankömmlinge. Wiederholt musste Tabenna umgebaut werden. Ein zweites Kloster entstand in Pabau; schließlich wurden es fünf.
Die sinnige Legende lässt die neue Regel, nach der alles geleitet wurde, durch einen Engel dem Pachomius überbracht werden. Ernste Lesung der Heiligen Schrift, ausdauerndes Gebet und eine reiche Lebenserfahrung waren der Nährboden auf dem diese Pachomianische „Engelregel“ entstand. Schon Antonius, der Vater der Einsiedler, hat die Neuerung des gemeinsamen Lebens nach der Regel des Pachomius eine herrliche Tat gepriesen. Eine straffe Ordnung und Gliederung beherrscht das Ganze. Auf dem Gehorsam baut es sich auf. An der Spitze steht der Generalvorsteher als Leiter des gesamten Verbandes. Er bestellt die Oberverwalter und seine Gehilfen, die für die leiblichen Bedürfnisse zu sorgen haben; er ernennt die Oberen der einzelnen Klöster. Das Amt ist lebenslänglich. Pachomius selbst wurde Tabennas erster „Vater“ (Abt). Die einzelnen Klöster selbst bestanden wiederum aus einer Anzahl kleinerer Häuser mit etwa zwanzig Insassen, die nach dem Anwachsen der Mitgliederzahl und der notwendigen Arbeitsteilung den gleichen Dienstgeschäften angehörten. Jedes Haus hatte einen eigenen Aufseher. Diese besonderen Ordnungen, z.B. der Mattenflechter, der Weber, der Köche, Bäcker, Bücherabschreiber, der Krankenwärter, finden sich gemeinsam in der Kirche und bei Tisch zusammen. Dieser bestand in der Hauptsache aus Brot, Käse, Obst, eingesalzenen Fischen und Lattich. Warmes gekochtes Gemüse musste zwar täglich aufgetragen werden, aber nur Greise, Kränkliche und Kinder nahmen davon. Diese Kinder wurden von den Eltern den Klöstern zur Erziehung übergeben, so dass schon damals die später so glänzend sich entwickelnde Bestimmung der Orden als Unterrichts- und Erziehungsstätten sich in ihren Anfängen zeigte.
Einem Mönch, den der heilige Pachomius in das Amt eines Vorstehers einwies, gab er die Lehre: „Beobachte du zuerst die Satzungen, damit die Brüder sie ebenfalls genau beobachten.“ An diesen Grundsatz hielt sich der Abt selber. Wie ein Kind unterwarf er sich dem Vorsteher des Hauses, in dem er war. Nie beanspruchte er für sich etwas Besonderes, auch dann nicht, wenn er krank war. Beim Aufführen der Klostermauern, beim Holzfällen, Sammeln des Schilfes legte er Hand an. Als Oberer hielt er in allen Anforderungen an die Mönche das richtige Maß und nahm stets Rücksicht auf das menschliche Unvermögen. Er war eben ein großer Menschenkenner und darum auch ein vorzüglicher Ordensstifter und Vorsteher. Beinahe täglich, oft sogar zweimal im Tag, hielt er den Seinen geistliche Unterweisungen und suchte sie vor allem in die Kenntnis der Heiligen Schrift und der Glaubenswahrheiten einzuführen. Darum mussten auch alle Mönche das Lesen erlernen, um das Evangelium lesen und betrachten zu können.
Dem umsichtigen, liebevollen und gütigen „Vater“, der in seiner Demut aber, wie er oft sagte, sich doch nie Vater seiner Mitbrüder zu nennen wagte, brachten deshalb auch die Pachomianer eine außerordentliche Verehrung entgegen. Noch auf dem Sterbebett bewies er seine Selbstverleugnung und zarte Rücksichtnahme auf die Ordensbrüder. Da ihm die schwere Decke sehr lästig wurde, bat er den Krankenwärter um eine leichtere. Als er aber die große Erleichterung, die ihm dadurch zuteilwurde, merkte, sprach der Todkranke zu dem Wärter: „Nimm sie sofort weg; es geziemt sich nicht, dass ich es irgendwie besser habe als meine Brüder. Als ein getreues Abbild des guten Hirten starb der Heilige am 9. Mai 346. Ein herrliches Gestirn des altchristlichen geistlichen Lebens war mit ihm untergegangen.
Ein großer Vorzug im Ordensstand ist die ständige Leitung durch die Oberen. Johannes Climacus sagt: „Wie ein Wanderer, so vorsichtig er auch sein mag, ohne Führer oft den Weg verlieren und sich verirren kann, so wird auch der, der in seinem Leben und Wandel sein eigener Führer ist, irre gehen und sich ins Verderben stürzen, wie vollkommen er auch in seiner weltlichen Weisheit sein mag.“
Pater Bonifaz vom heiligen Herzen Mariä
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 9. Mai 1915 schied zu Kottayam, einer Stadt des Königreichs Travancore an der Küste von Malabar (Ostindien) der lobwürdige Pater Bonifaz vom heiligen Herzen Mariä aus dem Leben. Pater Bonifaz, in der Welt Simon Kurz genannt und am 26. September 1847 zu Schöffau bei Oberaudorf am Inn geboren, trat nach Vollendung seiner Gymnasialstudien in das seiner Heimat nahe gelegene Noviziat der Karmeliten zu Reisach in Oberbayern ein (13. Oktober 1865). Nachdem er zum Priester geweiht worden war und zuerst eifrig in der Seelsorge gewirkt, dann zu Geleen das Amt eines Vikars verwaltet hatte, legte er im Jahr 1882 seine Würde als Definitor nieder und begab sich in die ostindische Mission, wo er über dreißig Jahre segensreich wirkte. Man bestellte ihn bald nach seiner Ankunft zum Rektor des Missionsseminars. P. Bonifaz erwies sich der Stellung würdig und gewachsen. Er lehrte Philosophie und Theologie und war anfänglich, da er nur einen Gehilfen hatte, zeitweise, wenn der abwesend sein musste, der Lehrer für alle Fächer. Man konnte nicht genug staunen, dass er unter einer solchen Last nicht zusammenbrach. Und Pater Bonifaz lehrte gut, wie das "Lehrbuch der Geschichte", sowie der kurze "Leitfaden der Rhetorik" beweisen, die er in Druck gab. Nachdem es ihm gelungen war, mehrere leistungsfähige Mitarbeiter zu gewinnen, vermochte er der Erziehung der jungen Priesteramtskandidaten größere Aufmerksamkeit zu widmen. Wie weit er hierin ging, lässt sich daraus entnehmen, dass er ihnen persönlich nicht nur Exerzitienvorträge hielt, sondern auch erbauliche Theaterstücke schrieb, die sie an hohen Festtagen aufführten. Und nicht nur solange sie dem Seminar angehörten, nahm er sich ihrer an. Er blieb in väterlichem Verhältnis zu ihnen, solange er lebte, verhalf ihnen zu würdigen Paramenten, zu guten Glocken und unterstützte sie selbst mit Geld, das er in der europäischen Heimat für sie bettelte! So hat er viel gearbeitet, auch viel erreicht wie viel mit Schwierigkeiten gekämpft und gelitten. Durch ihn ist der ostindische Klerus der Diözese Verapoly auf eine Stufe erhoben worden, auf der er sich nie zuvor befand. Groß war darum das Ansehen, das Pater Bonifaz allgemein genoss. Der apostolische Delegat Dr. Zaleski trug am 11. November bei Gelegenheit seines Rektoratsjubiläums, zu dem noch drei andere Bischöfe und Abgesandte weiterer zweier Diözesen erschienen waren, kein Bedenken, ihn "den größten zeitgenössischen Missionar in Indien" zu nennen. Als er allgemach erschöpft wurde, über gab Pater Bonifaz die Leitung des Seminars einer jüngeren Kraft, pflegte aber nicht träger Ruhe, sondern sammelte noch das Geld zur Erbauung neuer Kirchen und gründete einige neue Pfarreien, in denen junge, einheimische Priester Neubekehrte im Glauben unterweisen und bestärken. In ihrer Mitte entschlief Pater Bonifaz, bewacht wie ein Übeltäter, da die Engländer ihn nach Ausbruch des ersten Weltkrieges, obgleich sie ihn hoch achteten, immerhin als kriegsgefangenen Deutschen behandelten. Er wurde ein Opfer des 1. Weltkrieges, da ihm als Kriegsgefangener nicht gestattet wurde, den Ort zu verlassen, zu Kottayam aber sich kein Arzt befand, der die Operation hätte vornehmen können, die notwendig war, um ihm das Leben zu retten.
Gebet am 9. Mai
Heiligste Jungfrau Maria, meine Hoffnung, du weißt es, dass ich durch die Verdienste Jesu Christi und durch deine Vermittlung einen seligen Tod und das ewige Leben hoffe. O meine Mutter, verlasse mich nie und stehe mir besonders in der Stunde meines Todes bei. Erlange mir die Gnade, dass ich dich und Jesus alsdann anrufe und liebe. Amen.
Zu Gott
O Gott, Du Liebhaber des Friedens, gib unseren Herzen friedliebende Gesinnungen ein, damit wir das Band der Ewigkeit nie stören, und einst den ewigen Frieden genießen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Zu Tournai wurde im Jahr 1213 die Hauptkirche unter dem Titel der göttlichen Mutter eingeweiht. Dieses Fest wurde jährlich am heutigen Tag in der ganzen Stadt gefeiert.
Der heilige Gregor erzählt in der 18. Rede, dass die heilige Justina durch die Fürbitte der Mutter Gottes begehrt habe, von der Gefahr, in der ihre Reinheit sich befand, errettet zu werden.
Andacht am 9. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Wenn ihr mit Nutzen an der Bekehrung der Seelen wirken wollt, so müsst ihr den Wein eures Eifers mit dem Balsam der Sanftmut mischen, damit er nicht zu brennend wird; sondern gütig, friedlich, liebend und voll Teilnahme ist. Der menschliche Geist ist wunderlich und lässt sich nur durch Sanftmut gänzlich erweichen." (Der heilige Franz von Sales)
Als einst der heilige Franz Xaver zu Macao in Gegenwart einer großen Anzahl Heiden predigte, glaubten die Kinder und gemeinen Leute, sie würden ihn zum Schweigen bringen, wenn sie mit Steinen nach ihm werfen würden; und warfen sie in großer Anzahl nach ihm. Der Heilige jedoch fuhr fort und schien es sich gar nicht zu Herzen zu nehmen. Darüber aber wurden viele, die seine Geduld und Sanftmut mehr denn seine Worte rührte, zum Glauben bekehrt.
Als der heilige Franz von Sales wahrnahm, dass ein großer Sünder sich bei ihm in der Beicht über die größten Missetaten, ohne die geringste Spur einer Reue anklagte, fing er an zu weinen. Da fragte ihn der Mensch, warum er weint? Der Heilige aber sprach mit großer Sanftmut: "Mein Sohn, ich weine, weil Du nicht weinst!" Diese Worte ergriffen das Herz des Schuldigen so sehr, dass er bald von bitterer Reue zerknirscht wurde.
Ein sehr ausschweifender Lüstling kam einst zum heiligen Philipp Neri zur Beicht. Der Heilige nahm ihn mit viel Güte auf, und sprach; nachdem er ihn angehört hatte, überaus liebevoll zu ihm: "Mein Sohn, ich will nicht viel von Dir verlangen; ich gebe Dir bloß zur Buße auf, das Salve Regina täglich sieben Mal zu beten, ebenso oft die Erde zu küssen und dabei zu sprechen: "Es könnte leicht sein, dass ich bald sterbe!" Der Beichtende versprach es zu tun. und hielt sein Wort. Und seit jener Zeit führte er ein sehr christliches Leben, lebte noch vierzehn Jahre und starb eines heiligen Todes.
Lass mich, o Herr, mit der Sanftmut der Liebe zu den Sündern sprechen, dass ihr Herz gerührt wird, wenn sie wahrnehmen, dass ihr Zustand mich schmerzt, worin sie, als Feinde Gottes, in so großer Gefahr schweben, ewig verloren zu gehen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 9. Mai
"Derjenige spricht am besten von Gott,
der in der Erkenntnis der Reichtümer,
die er umschließt,
anbetend schweigt."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 9. Mai - Jesus der gute Hirt
Sieh, über seine lieben Schäflein wacht
Der gute Hirt mit Sorgfalt Tag und Nacht.
Zur Weide hat er ihnen sich gegeben.
Und stirbt, damit durch ihn sie ewig leben.
1. Höre die liebevolle Stimme deines Herrn: "Ich bin der gute Hirt, und erkenne meine Schafe!" O göttlicher Hirt, wie unbeschreiblich groß ist deine Güte. Mit wie unendlicher Liebe sorgtest du zu jeder Zeit in Arbeit und Plagen, in Hunger und Ermüdung für das Wohl deiner geliebten Schafe. Bei Tag weidest du sie durch himmlische Lehren und Wohltaten. Bei Nacht aber wich der Schlaf von deinen Augen, und du wachtest, deinem ewigen Vater sie in feurigem Gebet zu empfehlen. Durch deine Wunden heiltest, durch deine Demut erhöhtest, durch deine Bande befreitest, durch deine Armut bereichertest du sie, und durch deinen Tod machtest du sie unsterblich.
2. O unaussprechliche Liebe unseres Hirten. Welcher Hirt liebt seine Schafe je so sehr, dass er nicht oft von ihrem Fleisch sich nährte, und sein eigenes Leben durch ihren Tod erhielte? Du aber, o barmherziger Hirt, der du erkanntest, dass deine Schafe verschmachten würden, wenn sie nicht von deinem Fleisch und Blut sich nährten, ließest selbst auf dem Altar des Kreuzes dich schlachten, durch die Speise deines heiligsten Fronleichnams uns, deine Schafe, zum unsterblichen Leben zu ernähren. Nicht gleich irdischen Hirten sorgtest du durch deine Herde für dich selbst, sondern uns galten alle deine Mühen, deine Leiden, dein Tod, nichts achtetest du zu viel, das du uns nicht geopfert hättest.
3. Wie glücklich sind wir, unter der Fürsorge eines solchen Hirten zu leben. Denn nicht nur als er auf Erden lebte, war Jesus der Hirt seiner Schafe. Er ist ein ewiger Hirt, er kennt alle Schafe seiner Herde, und ruft jedes bei seinem Namen. Er ist ein allmächtiger, allwissender und unendlich barmherziger Hirt, der deine Bedürfnisse, deine Krankheiten, deine Liebe zu ihm kennt. Und herrscht anders die Sanftmut und Gelehrigkeit seiner Schafe in deinen Sitten, so wird er dich lieben und in großer Barmherzigkeit für dich sorgen, bis er mit seiner geliebten Herde auf die Weide des himmlischen Paradieses dich führen wird. Jeremia 31,3: "Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich aus Barmherzigkeit dich zu mir angezogen."
10. Mai
Die heiligen Märtyrer Gordian, Martyrer von Rom,
+ 10.5.362,
Epimachus, Martyrer von Alexandria,
+ 12.12.350,
und Glyzeria, Martyrin von Heraclea, Thrakien,
+ 13.5.177 ?
Fest: 10. Mai
Die Namen der beiden heiligen Märtyrer Gordian und Epimachus kommen schon im sechsten Jahrhundert in allen Kalendern der lateinischen Kirche vor. Epimachus litt mit einem anderen Christen mit Namen Alexander im Jahr 350 zu Alexandria. Man warf beide in ein scheußliches Gefängnis, aus dem man sie später herauszog, um sie mit Ruten zu peitschen und ihre Seiten mit eisernen Haken zu zerreißen. Man verbrannte schließlich den einen und den andern in lebendigem Kalk.
Gordian wurde im Jahr 362 unter dem abtrünnigen Julian des Glaubens wegen zu Rom enthauptet und sein Leib in einer Gruft begraben, in die man auch den des heiligen Epimachus legte, als man ihn von Alexandria nach Rom gebracht hatte.
Die heilige Glyzeria, eine hochadelige, christliche Jungfrau und Märtyrin zu Heraklea in Thrazien unter dem Kaiser Antonin, trat, als die Heiden das schändliche Fest der „brennenden Fackeln“ feierten, auf öffentlichem Platz hervor und sagte, indem sie ihre Stirn mit dem heiligen Kreuz bezeichnete, dass sie keine andere Fackel nötig habe, worauf sogleich die Statue des Jupiters zusammenstürzte. Sie überstand nachher die grausamsten Martern, wobei sie ein Engel Gottes tröstete und stärkte, bis sie durch den Biss eines wilden Tieres ihren Geist aufgab im Jahre Christi 177. – Wahrlich, wir kennen den Wert des Kreuzes nicht! –
Der selige Nikolaus Albergati, Kartäuser, Bischof und Kardinal,
+ 9.5.1443 – Gedenktag: 10. Mai
Wenn dich dein Weg einmal in eine Kartause führt, dann wird dir sicher unter den Bildnissen berühmter Mönche, die da und dort die Wände schmücken, eines auffallen: ein Mönch im weißen Ordenskleid, das Haupt bedeckt mit dem roten Kardinalshut. Und wenn du näher hinsiehst, dann wirst du auch die Aufschrift finden: B. Nic. Albergati. Das ist unser Seliger.
Geboren wurde er zu Bologna im Jahr 1375 als der Sohn hochangesehener Eltern. Sein Vater war Advokat, seine Mutter die Tochter eines berühmten Professors der Rechtswissenschaft an der Universität von Bologna. Was Wunder, wenn der junge Nikolaus, dem die Liebe zur Rechtswissenschaft so gleichsam als Erbstück in die Wiege gelegt wurde, in die Fußstapfen seines Vaters trat und die Advokatenlaufbahn erwählte. Seine Vaterstadt gab ihm hierzu die beste Gelegenheit, denn die Universität von Bologna erfreute sich der besten Rechtslehrer und war lange Zeit hindurch ein Hauptanziehungspunkt für alle der Rechtswissenschaft Beflissenen. Frühzeitig erwarb sich denn auch unser Nikolaus die akademischen Grade und nun stand ihm eine glänzende Laufbahn in der Welt offen.
Aber die Vorsehung hatte es anders beschlossen. Nicht der Welt, sondern der Kirche sollte Albergati sein Talent zuwenden. Nicht im Dienste hochmütigen Parteigezänkes, sondern in demütigem Gehorsam sollte sein Ruhm bestehen. Eine jener Fügungen Gottes, die man gewöhnlich Zufall nennt, gab die erste Anregung. Als er eines Tages von der Jagd heimkehren wollte, überraschte ihn ein Unwetter, das ihn nötigte, in einem Kartäuserkloster Unterschlupf zu suchen. Das Unwetter entwickelte sich zu einem Orkan, so dass an eine Heimkehr am gleichen Tag nicht zu denken war. Nikolaus musste also, wohl oder übel, sich dazu verstehen im Kloster zu übernachten. Als dann gegen Mitternacht die Glocke ertönte, die die Mönche zum Chorgebet rief, entschloss sich unser Seliger – mehr aus Neugierde als aus Frömmigkeit – dem Chorgebet beizuwohnen. Hier war es nun, wo die göttliche Gnade anknüpfte. Der ernste Gesang, die nächtliche Stille, die Eingezogenheit der Mönche, alles das machte einen so tiefen Eindruck auf ihn, dass er sich entschloss Kartäuser zu werden. Am anderen Morgen trug er dem Prior seine Bitte vor, die ihm denn auch gewährt wurde. Zuvor galt es jedoch noch Schwierigkeiten zu überwinden, denn die Eltern waren mit seinem Berufswechsel keineswegs einverstanden. Endlich gaben sie seinem Drängen und Bitten nach. Niemand war nun glücklicher als unser junger Advokat und ohne Zögern machte er sich auf den Weg nach seiner geliebten Einsamkeit. So empfing er denn in seinem zwanzigsten Lebensjahr das Ordenskleid. Mit welchem Eifer er den religiösen Übungen oblag, mit welcher Gewissenhaftigkeit er alle Vorschriften des Ordens befolgte, geht am besten daraus hervor, dass er bald nach Ablauf seiner Probezeit zu den wichtigsten Ämtern befördert wurde. So sieht ihn das Jahr 1407 als Prior der Kartause von Bologna. War er schon als einfacher Mönch ein Muster, an dem seine Mitbrüder sich erbauen konnten, so bemühte er sich jetzt um so eifriger, mehr durch Beispiel als durch Worte, anderen vorzustehen. Einmal auf den Leuchter gestellt, sollte aber sein Licht nicht nur die weltabgeschlossenen Zellen einer Kartause erhellen. Der Leuchter sollte höher gestellt werden, dass sein Licht über die ganze Kirche sich verbreitete.
Nachdem im Jahr 1416 Johannes, der Bischof von Bologna, gestorben war, wählten Klerus und Volk einstimmig den Prior der Kartause zu seinem Nachfolger. Sprachlos vor Schrecken und Betrübnis empfing er die Nachricht. Mit Aufwendung aller ihm zu Gebote stehenden Mittel suchte er die Würde von sich abzulenken; aber vergeblich. Sein Ordensgeneral selbst stellte sich auf die Seite der Bologneser und so musste er denn im heiligen Gehorsam Würde und Bürde übernehmen. „Der Jünger ist nicht über dem Meister; jener aber wird vollkommen sein, wenn er ist wie sein Meister.“ An diese Worte des Heilandes wird unser Seliger gedacht haben und dabei hat ihm das Bild seines Ordensstifters, des heiligen Bruno, vor Augen geschwebt, der auch im Gehorsam gegen den obersten Hirten der Kirche seine Herde und seine geliebte Einsamkeit verlassen musste. Ist doch der Gehorsam die erste Tugend der Ordensperson und überhaupt der Prüfstein jeglicher Tugend.
Es war am 4. Juli 1417, als Albergati in der Kartäuserkirche von Bologna die bischöfliche Weihe erhielt. Als Bischof hörte er nicht auf, Kartäuser zu sein. Er trug stets die vollständige Ordenskleidung, hielt sein nächtliches Stundengebet, schlief auf einem Strohsack und beobachtete alle vom Orden vorgeschriebenen Fasten. So hoffte er die göttliche Gnadenhilfe in reicherem Maße auf sich herabzuziehen, um mit um so mehr Frucht am Heil der ihm anvertrauten Herde arbeiten zu können. Und an Arbeit sollte es ihm nicht fehlen. Denn dass unter den Wirren der damaligen Zeit im Allgemeinen und dem Parteigezänk seiner Vaterstadt im Besonderen der religiöse Geist seiner Herde benachteiligt wurde, ist leicht einzusehen. Hier eine Besserung zu schaffen, lag ihm vor allem am Herzen. Unermüdlich verkündete er das Wort Gottes von der Kanzel herab, eingedenk der Mahnung des Apostels: „Weise zurecht, tadle, ermahne mit aller Geduld und Lehrweisheit!“ Mit diesem Hirteneifer verband er aber auch eine ebenso große Hirtenliebe. Gleich seinem Namenspatron, dem heiligen Nikolaus von Myra, gab es auch für ihn keine Not, die er nicht zu heben oder doch zu lindern versucht hätte. Sein Zartgefühl fand auch den Weg zu den verschämten Armen, die er heimlich auf jede Art unterstützte. Ganz besonders aber nahm er sich der gefährdeten Jungfrauen an. Er scheute keine Ausgabe, wenn es galt, ihnen durch eine passende Aussteuer zu einer anständigen Heirat zu verhelfen. Dass bei einer solchen Amtswaltung bald sein Lob in aller Munde war, ist begreiflich. Papst Martin V. musste wohl noch andere Geistesschätze in unserem Seligen entdeckt haben. Er machte ihn zum Kardinal und übertrug ihm die wichtigsten Geschäfte. Das gleiche Vertrauen schenkte ihm dessen Nachfolger Eugen IV. Sein Gerechtigkeitssinn, gepaart mit Klugheit und Milde, machten ihn besonders geeignet, Zwistigkeiten zu schlichten. So sehen wir ihn denn als päpstlichen Legaten in Venetien, in Frankreich, in Deutschland. Auf dem Konzil von Basel führte der Kardinal Albergati den Vorsitz. Ebenso leitete er die Vorarbeiten zu den Konzilien von Ferrara und Florenz.
Mitten in seiner Tätigkeit wurde der Selige von Gott abberufen. In Siena, wohin er den Papst begleitet hatte, warf ihn ein altes Übel aufs Krankenlager, von dem er sich nicht mehr erheben sollte. Er hatte noch den Trost, in den Armen eines Mitbruders, des Priors der Kartause von Florenz, seine Seele auszuhauchen. Es war der 9. Mai 1443. Seine sterbliche Hülle wurde auf seinen Wunsch im Kloster von Florenz zur letzten Ruhe bestattet. Sein Fest wird am 10. Mai und 3. März gefeiert. Papst Benedikt XIV. ließ den seligen Kartäuser-Kardinal in das römische Martyrologium eintragen, eine Ehre, die gewöhnlich nur den Heiligen zuteilwird. Damit bestätigte er 1744 die Verehrung dieses Seligen.
Der heilige Johannes von Avila,
spanischer Priester und Missionar, Kirchenlehrer,
+ 10.5.1569 – Fest: 10. Mai
Unter den eifrigsten Dienern der erhabenen Gottesmutter nimmt Johann von Avila eine hervorragende Stelle ein. An Maria wies er stets die Seelen, die dem Verderben am meisten ausgesetzt waren.
Als einst eines seiner Beichtkinder von dem Gedanken verfolgt wurde, seine Frau zu töten, riet ihm Johann von Avila, vertrauensvoll vor einem verehrten Bildnis Mariens zu beten. Die Versuchung wich und dieser Unglückliche gewann den Seelenfrieden wieder, den er verloren hatte. Er war für alles, was die Verehrung und Verherrlichung der heiligen Jungfrau betraf, so sehr entzückt, dass er eines Tages in einer Predigt sich nicht scheute, zu sagen, dass er, wofern man in Granada eine schöne Kirche zu Ehren Mariens errichten wolle, auf seinen Schultern alle zu diesem Bau erforderlichen Steine beizutragen sich verpflichtete. Dieser heldenmütige Vortrag brachte auf seine Zuhörer einen so lebhaften Eindruck hervor und rührte sie dermaßen, dass sie sich sogleich entschlossen, den Tempel zu bauen, von dem der fromme Apostel eben zu ihnen gesprochen hatte und sie führten den Bau mit solchem Fleiß aus, dass er in kurzer Zeit vollendet wurde. Unter anderen Gunstbezeigungen, mit denen Maria den Eifer ihres treuen Dieners belohnen wollte, offenbarte sie ihm den Tag und die Stunde des Todes. Und als er seine letzte Stunde kommen sah, erhob er die Augen zum Himmel und rief mit ersterbender Stimme: „O jungfräuliche Maria, die du im Angesicht Gottes weilst, gedenke, vor ihm unsere Sache zu verfechten.“ Bis zu seinem letzten Atemzug hörte er nicht auf, voll Liebe den wunderbarsten Namen Mariens, der Hoffnung der Christen, der Trösterin der Betrübten, der Vermittlerin eines glückseligen Todes, zu flüstern.
Papst Paul VI. hat Johann von Avila am 31.5.1970 heiliggesprochen und Papst Benedikt XVI. erhob ihn am 7.10.2012 zu Kirchenlehrer.
Nachricht über das Leben des heiligen Johannes von Avila aus anderer Quelle:
Der heilige Johannes von Avila, den man den Vater so vieler Heiligen nennen kann, die im 16. Jahrhundert Spanien verherrlichten, wurde im Bistum Toledo geboren. In seinem vierzehnten Lebensjahr wurde er nach Salamanka geschickt, um dort die Rechte zu studieren. Von Kindheit an verrichtete er mit großem Eifer seine Andachtsübungen. Deswegen trat er auch frühzeitig in den geistlichen Stand, zu dem er allzeit eine große Neigung in sich gefühlt hatte. Der Hauptzweck, den er dabei hatte, war, aus allen Kräften dahin zu arbeiten, das Feuer der göttlichen Liebe in allen Herzen zu entflammen. Da ihn seine Eltern zurückberiefen, waren sie nicht wenig erstaunt über den Eifer ihres Sohnes, mit dem er sich allen Heldenübungen der Vollkommenheit hingab. Und da sie selbst gottesfürchtig waren, hüteten sie sich sehr, den Eindrücken des Heiligen Geistes, der in der zarten Seele wirkte, zu widerstehen. Sie gestatteten ihm seinem Hang zur Abtötung zu folgen, und Johannes wusste diese Erlaubnis wohl zu nutzen. Er zog immer, jedoch so ganz unvermerkt, die einfachste und weniger schmackhafte Speise vor, schlief auf Rebholzbündeln, trug ein Bußkleid und kasteite öfters seinen Leib. Mit den Abtötungen des Körpers verband er weislich auch die der Seele. Jeden Tag starb er sich selbst ab durch die Übung einer gänzlichen Selbstverleugnung, einer tiefen Demut und eines gänzlichen Gehorsams. Dem Gebet widmete er alle Augenblicke, die er frei hatte, empfing oft die heiligen Sakramente, besonders in der Heiligen Messe, zu der er von der zärtlichsten Andacht durchdrungen war. Er war gewohnt, die heilige Kommunion dann erst zu empfangen, wenn er sich lange Zeit durch die Übungen der Tugenden, die am geeignetsten sind das Herz zu reinigen und es mit Liebe zu Jesus Christus zu entflammen.
Zu Alkala, wohin er geschickt worden war, um seine Studien zu vollenden, zeichnete er sich auf der Hochschule ebenso sehr durch seine Frömmigkeit als Fortschritte in den Wissenschaften aus. Der berühmte Dominicus Soto aus dem Dominikanerorden, dessen Lehrvorträgen er beiwohnte, schätzte und liebte ihn vor allen Schülern und erklärte mehr als einmal, dieser werde dereinst ein großer Mann werden, was auch die Folge zeigte. Petrus Guerrera, der spätere Erzbischof von Granada, war einer der größten Bewunderer des Johannes von Avila und er verband sich mit ihm durch eine Freundschaft, deren Bande mit jedem Tag fester geknüpft wurden.
Um diese Zeit verlor Johannes seinen Vater und seine Mutter. Jetzt dachte er nun mehr an die Vorbereitung zum würdigen Empfang der heiligen Weihen. Am Tag, als er seine erste heilige Messe las, kleidete er zwölf Arme, gab ihnen ein Mittagsmahl und bediente sie mit eigenen Händen. Da er hörte, dass ein junger Priester nach seiner ersten Messe gestorben ist, sagte er: „Das ist schon genug, um eine strenge Rechenschaft vor dem Richterstuhl Jesu Christi ablegen zu müssen.“
Nach seiner Rückkehr in sein Vaterland verkaufte er sein väterliches Erbe und teilte den ganzen Erlös unter die Armen aus, um den Aposteln nachzuahmen, denen Jesus die Lostrennung von allem Irdischen befohlen hatte. Dann trat er das Predigtamt an, worin er sich immer das Beispiel des heiligen Paulus vorhielt, den er sich zum Patron und Vorbild gewählt hatte. Er bereitete sich zu diesen erhabenen Verrichtungen eines Verkündigers des Evangeliums nicht nur durch gründliche Kenntnisse der Glaubens- und Sittenlehren, sondern auch durch die Übung der Demut, der Nächstenliebe und der Selbstverleugnung vor. Sein Grundsatz war, dass die Wissenschaft nur insoweit heilsam ist und zur Beförderung des Guten dient, als sie mit einer fest gegründeten Frömmigkeit in unzertrennlicher Verbindung steht. Da ihn ein junger Geistlicher eines Tages über die Mittel mit Frucht zu predigen um Rat fragte, antwortete er, es seien ihm keine bessere bekannt, als wahre große Liebe zu Jesus. Sein Beispiel bewies es, wie wahr und weise er gesprochen hatte.
Der Gottesmann widmete seine ganze Zeit dem Gebet und den Verrichtungen des heiligen Amtes. Die mühevollsten Arbeiten, die größten Gefahren waren für ihn ein neuer Antrieb, wenn es sich um die Bekehrung der Sünder handelte. Es schien sogar, dass die Hindernisse seinem Eifer neue Kraft und Tätigkeit verliehen. Seine Reden, denen seine Liebe zu Gott eine bewunderungswürdige Salbung erteilte, rührten auch die verstocktesten Herzen. Er hätte es sich zum Verbrechen gemacht, jene Prediger des Evangeliums nachzuahmen, die eifersüchtiger sind auf den Beifall der Menschen als auf die Vermehrung der Ehre Gottes. Nie bestieg er die Kanzel ohne vorher Beistand von oben begehrt zu haben, um den Segen des Himmels auf sich und seine Zuhörer herabzuziehen. Man hätte glauben sollen, der Heilige Geist selbst spreche durch seinen Mund, so eindringend waren seine Reden, so rührten und bekehrten sie die Herzen. Die Lasterhaften zog er aus dem Abgrund ihres Verderbens, und bestärkte diejenigen, die da wandelten auf den Wegen der Gerechtigkeit. Selbst diejenigen, die ihn nicht hören konnten, blieben seiner Unterweisungen nicht beraubt. Er schrieb ihnen Briefe, worin er ihnen die Mittel angab, die sie zu ihrer Heiligung ergreifen sollten.
Wir haben eine Sammlung der Briefe des heiligen Johannes von Avila, die in mehrere Sprachen übersetzt sind. Sie können nur das Werk eines von Liebe flammenden und in den Kenntnissen der Wege des Heils vollkommen erfahrenen Mannes sein. Die Leichtigkeit mit der sie geschrieben sind, gibt uns einen Meister zu erkennen, der bei seinem gründlichen Wissen auch die Gabe besitzt, seine Gedanken mit Genauigkeit und Klarheit darzustellen. Man fühlt, dass sie aus dem Herzen in die Feder geflossen sind. Die Tugend ist darin mit so liebenswürdigen Farben geschildert und das Laster so erschreckend und hässlich dargestellt, dass man sich nicht erwehren kann, jene zu lieben und dieses zu verabscheuen. Man findet auch darin für alle Umstände passende Lebensregeln, und ebenso weise als gründliche Belehrungen für die verschiedenen Stände der Gesellschaft, und kräftige Trostgründe für alle schwere Prüfungen, mit denen ein Christ heimgesucht werden kann.
Johannes von Avila verrichtete seine Tagzeiten und das heilige Messopfer mit einem wahrhaft englischen Andachtsgefühl. An den Altar ging er nur nach langer Vorbereitung und nie verließ er die Kirche, ohne vorher mit aufflammender Liebe für die erhaltenen Gnaden Dank zu sagen. Daneben widmete er jeden Tag vier Stunden der Betrachtung, zwei am Morgen und zwei am Abend. Um elf Uhr abends legte er sich zu Bett und stand um drei Uhr morgens schon wieder auf. Da er gegen Ende seines Lebens seiner schwachen Gesundheit wegen nicht mehr imstande war, die heiligen Amtsverrichtungen auszuüben, weihte er beinahe seine ganze Zeit dem Gebet. In seiner Kleidung und Nahrung war er allzeit arm und wollte nie Bediente haben. Bei dieser Lebensweise konnte er mit Nachdruck anderen Menschen die Liebe zur Armut empfehlen. Die Übung dieser Tugend, sagte er, tötet viele Leidenschaften und macht uns Jesus ähnlich, der arm geboren wurde, arm gelebt hat und arm gestorben ist. Er brachte es in der Lostrennung von der Welt zu einem so hohen Grad, dass ihn nur wenige hierin erreicht haben. Da ihm einstmals ein Edelmann seine Gärten und Häuser zeigte, in denen sich alle Schönheiten der Natur und Kunst miteinander vereinigten, konnte dieser sein Befremden nicht bergen, dass der Mann Gottes alles dieses so gleichgültig ansah, und fragte ihn deshalb nach der Ursache: „Ich gestehe ein,“ antwortete der heilige Diener Jesu, „dass mich hier nichts befriedigt, weil mein Herz an diesen Dingen kein Vergnügen findet.“ Sein Herz war auch wirklich so mit Gott und der Liebe der unsichtbaren Güter erfüllt, dass es an allem, was sich nicht geradezu auf dieses erhabene Ziel und Ende bezog, nur Missbehagen hatte.
Der heilige Priester predigte mit dem segenreichsten Erfolg zu Sevilla, zu Cordoba, zu Granada und in ganz Andalusien. Durch seine Unterweisungen führte er mehrere Personen beiderlei Geschlechts zur erhabensten Stufe der Tugend, unter anderen den heiligen Johannes von Gott, den heiligen Franz von Borgia, die heilige Theresia, Ludwig von Granada, die Gräfin von Feria und die Marquisin von Pliego. Zur Leitung der Seelen hatte er besondere Gaben. Anfangs schärfte er die Notwendigkeit ein, Gott und sich selbst zu erkennen, da diese zweifache Kenntnis die Grundlage der christlichen Vollkommenheit ist. Wenn man aber wissen will, wie weit seine Kenntnis in dem innerlichen Leben ging, braucht man nur die Abhandlung lesen, die er über die Worte des fünfundvierzigsten Psalms verfasste: „Höre meine Tochter, neige dein Ohr“ usw. Folgendes war die Veranlassung zu diesem Werk.
Donna Sancha Carilla, die Tochter Ludwigs Fernandez von Cordoba, des Herrn von Guadalcazar, die mit großen Tugenden eine seltene Schönheit vereinigte, war im Begriff sich an den Hof zu begeben, um eine Stelle bei der Königin als Ehrendame einzunehmen. Schon war alles zu ihrer Reise fertig. Sie wollte aber noch zuvor bei Johannes von Avila beichten. Bei ihrer Rückkehr aus der Kirche kannte man sie nicht wieder, eine so große Veränderung war mit ihr vorgegangen. Alle Pracht der Erde war in ihren Augen nichts mehr als Eitelkeit, unwürdig ein christliches Herz zu fesseln. Sie entsagte ihrer Stelle und entschloss sich im väterlichen Haus zu bleiben, wo sie bis zu ihrem Tod das erbaulichste Leben führte. Als eine Unterweisung für sie verfasste nun der heilige Priester die erwähnte Abhandlung. Er zeigte ihr die Mittel an, die sie zur Besiegung ihrer Leidenschaften und besonders des Stolzes, zur Abtötung ihrer Sinne und ihres Willens, und zur Entzündung des heiligen Feuers der Liebe in ihrem Herzen, anzuwenden habe. Er empfahl ihr öfters über das Leiden Jesu Christi und über das Übermaß der Liebe, die ihn zum Kreuztod für uns bewog, Betrachtungen anzustellen.
Man sieht aus allen Schriften des heiligen Johannes von Avila, dass er eine ganz besondere Andacht zu Jesus dem Gekreuzigten hatte. Dasselbe bezeugen auch alle Schriftsteller, die von ihm reden. Durch die Betrachtungen der Leiden unseres Heilandes vervollkommnete er sich in allen Tugenden. Durch dieses Mittel entflammte er in sich das heftige Verlangen für Jesus zu leiden. Und deswegen ermahnte er auch so nachdrücklich alle Menschen, dem Herrn zu danken, wenn er ihnen Gelegenheit gibt, etwas für seinen Namen zu leiden. Die gute Anwendung der Prüfungen, sagte er, stärkt die Seele und macht sie fähig, noch größere Leiden zu ertragen.
Auf Zulassung Gottes wurde sein frommer Diener für einige Zeit das Opfer des Neides. Obgleich er nie etwas anderes als die Sittenlehre des Evangeliums gepredigt hatte, unterließ man doch nicht, ihn einer übertriebenen Strenge anzuklagen, wodurch er die Reichen aus dem Himmelreich ausschließe. Die Anklage hatte nicht einmal eine Wahrscheinlichkeit für sich, dessen ungeachtet wurde er in Sevilla verhaftet und in die Gefängnisse der Inquisition gesperrt. Die Misshandlungen seiner Verfolger ertrug er mit einer bewunderungswürdigen Geduld und Sanftmut. Und nachdem seine Unschuld erkannt war, ging er in seinem Großmut so weit, dass er sogar jenen, die ihn ins Verderben zu stürzen gedachten, dankte.
In seinem fünfzigsten Lebensjahr wurde er mit verschiedenen Gebrechlichkeiten heimgesucht. Allein mitten in den bittersten Schmerzen, die er empfand, hörte man ihn oft dieses Gebet wiederholen: „Herr, vermehre meine Leiden, verleihe mir aber zugleich die Geduld.“ Nachdem er siebzehn Jahre lange undenkbare Leiden ausgestanden hatte, starb er am 10. Mai 1569.
Der heilige Johannes von Avila war ein Mann mächtig in Wort und Werk, ein Wunder der Abtötung, die Ehre des Priestertums. Durch seine Lehre, seinen Eifer und alle seine Tugenden war er die Erbauung, die Stütze und das Orakel der Kirche. Er war ein allumfassender Geist, ein aufgeklärter Seelenführer, ein berühmter Prediger, ein von ganz Spanien geehrter, in der ganzen Christenheit gepriesener Mann, dessen Ruf so gegründet war, dass sich Fürsten seinen Entscheidungen unterwarfen, und dass ihn die Gelehrten um Aufklärung in ihren Zweifeln ersuchten. Zum Schluss seiner Lebensbeschreibung soll nur noch angemerkt werden , dass ihn die heilige Theresia als ihren Beschützer ansah, als ihren Meister um Rat fragte und ihm, als ihrem Führer und Vorbild folgte.
(Ludwig von Granada)
Pater Bernhard von der heiligen Theresia
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 10. Mai 1866 endete zu Gent in Belgien ein schlichtes, aber mustergültiges Priesterleben. Der lobwürdige Pater Bernhard von der heiligen Theresia, mit seinem weltlichen Namen Jakob Ghyselinckx, wurde am 10. Januar 1793 zu Huysse in der Diözese Gent geboren. Unter Napoleon I. war er gezwungen, Militärdienste zu leisten. Er fand am Soldatenleben keine Freude, sein Sinnen und Trachten hatte eine ganz andere Richtung. Hingegen fühlte er sich von seiner frühesten Jugend an zum Dienst Gottes und zur Verehrung der seligen Jungfrau hingezogen und trat deshalb sogleich nach seiner Befreiung vom Waffendienst in das bischöfliche Seminar zu Tournay, wo er am 6. Juli 1828 zum Priester geweiht wurde. So hatte er wenigstens zum Teil erreicht, was er sich seit langem erträumte. Doch das Sehnen seines Herzens war noch keineswegs vollständig gestillt. Deshalb verließ er seine Vikarstelle zu Termonde und trat am 2. Dezember 1831 in das Noviziat unseres Ordens zu Gent. Die Güte seines Wesens und seine Taubeneinfalt erwarben ihm rasch die Herzen, nicht nur seiner Mitbrüder, sondern aller Bewohner von Gent. Immer ruhig und geduldig, immer Herr seiner selbst, wusste er inmitten der größten Stürme die Heiterkeit seiner Seele zu bewahren. Dies war das Geheimnis, das seine schönen Erfolge, besonders die zahllosen Bekehrungen erklärt, die er durch seine feurigen Predigten auf der Kanzel und durch seine eindringlichen Zusprüche im Beichtstuhl erzielte. Auch das Amt eines Priors und Subpriors hatte er zu verwalten. Man hätte meinen mögen, es wäre ihm, nachdem er sich solange in leitender Stellung befunden hatte, schwer gefallen, wieder gewöhnlicher Untergebener zu werden. Doch Pater Bernhard vollzog alle Aufträge mit einer Bereitwilligkeit, ja Freudigkeit, die bewies, dass nicht der geringste Kampf in seinem Inneren herrschte. Er war stets einer der ersten, die sich vom Lager erhoben und gerne bereit, den anderen das Zeichen zum Aufstehen zu geben. So eifrig er im Beichtstuhl war, so bereitwillig er sich auch sonst überall zur Verfügung stellte, wenn jemand seinen Rat oder seine Hilfe wünschte, so fehlte er dennoch nie im Chor und wusste die Weltleute in liebenswürdigster Weise raschestens zu verabschieden, wenn das Zeichen zum Gebet ertönte. Geradezu unermüdlich war er beim Dienen während der gemeinsamen Mahlzeit, Es schien ihm dies selbstverständlich zu sein, und als er einmal merkte, dass der Obere Bedenken trug, ihm etwas zu befehlen, sagte er: "Pater Noster, machen Sie keine Umstände mit mir; sehen Sie nicht auf mein Alter, ich bin ja in den Orden gekommen, zu dienen bis zum Tod." Er wollte selbst zur Zeit der Krankheit nichts von Dispensen wissen. Und wie dankbar zeigte er sich für jeden Dienst, den man ihm erwies! Wir würden an kein Ende kommen, wenn wir alle seine Tugenden aufzählen wollten. Überreich an Verdienst starb er, während im Jahr 1866 gerade die Vesper der Auferstehung des Herrn begann, an einem Schlaganfall.
Gebet am 10. Mai
O göttliche Frau und Beherrscherin der Menschen und Engel, die du deiner unbeschreiblichen Hoheit vergessend, und aus Begierde, Gott zu gefallen, den Menschen gehorcht hast, und dem göttlichen Gesetz dich in allen Dingen, wozu du als die Mutter des Herrn auch nicht verpflichtet warst, vollkommen unterworfen und nach der innerlichen Stimme des Heiligen Geistes alle Regungen deines Herzens gerichtet hast, bitte für mich Sünder, dass ich im Gehorsam und in der Untertänigkeit gerne mit dir lebe, und meinem stolzen Geist auf immer entsage. Ich weiß zwar wohl, dass ich mit meinem Eigensinn und mit meiner Eitelkeit werde streiten müssen. Aber du, o mildselige und gütige Jungfrau, kannst für mich alles erhalten. Durch deine Hilfe werde ich meine unordentlichen Gemütsregungen siegreich überwinden. Amen.
Zu Gott
Du hast uns, unendlich guter Gott, durch Deinen eingeborenen Sohn den Weg zu Dir gezeigt. Lass doch niemals zu, dass wir durch die verderbliche Selbstsucht von Dir uns entfernen. Stärke uns im schweren Kampf gegen uns selbst, und führe uns durch den mühevollen Weg der Selbstverleugnung zur ewigen Vereinigung mit Dir in Deinem Reich. Amen.
Zur heiligen Glyzeria
Heilige Jungfrau, bezeichne mich, so oft ich in Gefahr stehe, Gott zu beleidigen, am meisten aber in meinem letzten Todeskampf, mit dem Zeichen des heilbringenden Kreuzes, auf dass dadurch alle Nachstellungen des Teufels vernichtet, und ich, nachdem ich sicher und getreu im Dienst Gottes verharre, zum Triumph der seligen Ewigkeit möge eingeführt werden. Amen.
Zu Jesus
O mein Jesus, Du wolltest leiden, und so in Deine Herrlichkeit eingehen. Gib, dass auch wir auf dem Weg des Leidens zu den ewigen Freuden gelangen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Leben des heiligen Antonius wird angemerkt, dass man ihn schon in der Kindheit gar oft nur in der Kirche im Gebet vor dem Bildnis der seligsten Jungfrau fand, deren Offizium er auch als Erzbischof, neben vielen anderen Gebeten, täglich betete. Er war für ihre Ehre so eifrig, dass er einen Ketzer, der sie gelästert hatte und sich nicht bekehren wollte, aufs schärfste abstrafen ließ.
Andacht am 10. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Diejenigen, denen die Sorge obliegt, über andere zu wachen, sollen sich ihnen gegenüber benehmen wie Gott und die heiligen Engel; das heißt, sie sollen ihnen sanft zureden, sie ermahnen, bitte, gleich dem Bräutigam an der Pforte ihres Herzens anpochen; und wenn sie sich weigern, aufzutun, diesen Widerstand geduldig ertragen. Die Engel helfen, so sehr nur möglich, denen, die ihrer Obhut anvertraut sind, und verlassen die Hartnäckigen nicht." (Der heilige Franz von Sales)
Dieser Heilige sagte, die geistlichen Führer sollten das Beispiel Jakobs nachahmen, der seine Reise nach den Schritten seiner noch kleinen Kinder, ja sogar nach den Schritten seiner Lämmer richtete.
Zumal soll man unzufriedene und streitsüchtige Gemüter mit ganz besonderer Sanftmut behandeln, sprach der heilige Vincenz von Paul. Wirklich nahm er solche Gemüter so sehr durch seine Sanftmut ein, dass er sie immer dahin führte, wohin er wollte.
"Je älter ich werde," schrieb die heilige Franziska von Chantal einer Oberin ihres Ordens, "je deutlicher erkenne ich, wie notwendig die Sanftmut ist, sich Eingang in die Herzen zu verschaffen und sich darin zu erhalten, um Gott daselbst zu erwirken, was Ihm gebührt. Wenn ich je zur Heiligung irgend einer Seele nützte, so geschah dies mittels einer sanften und demütigen Liebe, und ohne ein anderes Ansehen als das einer herzlichen Bitte zu brauchen."
Verleihe mir, Herr, dass ich mir Eingang in den Herzen erwirke und mich darin erhalte, damit ich sie dahin führe, dass sie Dich lieben; besonders bitte ich um die Gabe, streitsüchtige Gemüter und verstockte Sünder mit Sanftmut zu behandeln! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 10. Mai
"Eine schöne Blume ist die Demut,
schön die Geduld, schön der Gehorsam,
schön die Sanftmut, schön die Bescheidenheit
und alle anderen Tugenden sind schöne Blumen;
die schönste aber ist die Liebe."
sel. Jordanus von Sachsen OP
1200 bis 13.2.1237
Betrachtung am 10. Mai - Hingabe an Gott
Dir, mein Gott, nur will ich leben,
Der du mich mir selbst gegeben,
Und von früher Kindheit an
Mich beschützt auf meiner Bahn.
1. Überlass dich Gottes liebevoller Führung mit unbedingtem Vertrauen, denn gewiss ist es, dass nichts in dieser Welt geschieht ohne seine bestimmte Anordnung oder seine besondere Zulassung. Alles aber ordnet seine Vorsehung so, dass es, wofern anders nicht wir selbst Hindernisse legen, zu seiner Verherrlichung und zu unserer Heiligung führt. Unendlich besser denn wir selbst weiß er, was uns frommt. Genau kennt er unsere Natur, unsere Neigungen, unsere Bedürfnisse, unsere Schwäche. Und nach dieser Erkenntnis leitet er auch alles zu unserem Besten, wofern wir nur ihn schalten lassen. Oft sogar führt er durch Mittel zum Heil, die nach unserer menschlichen Kurzsichtigkeit zum Untergang zu führen scheinen. Zeugen dessen sind der ägyptische Joseph, Daniel in der Löwengrube, und zahllose andere.
2. Jedem einzelnen Menschen hat Gottes Weisheit seinen besonderen und persönlichen Weg vorgezeichnet, auf dem sie ihn zum Himmel führen will. Dieser Weg besteht aus einer Verkettung vielfältiger Ereignisse, Verhältnisse, Einflößungen und Gnaden, die niemand unterbricht, ohne die Ordnung der Vorsehung zu stören, die allein diesen Weg kennt, und auch allein darauf zum Ziel führen kann. So ergeben wir uns denn gänzlich in seine göttliche Güte, denn wie könnte er je eine Seele verlassen, die seinen Vaterhänden mit unbedingtem Vertrauen sich hingibt.
3. Wie oft auch haben wir selbst im Verlauf unseres Lebens dies auf die deutlichste Weise erfahren. Wie wundersam waren oft die Führungen der göttlichen Vorsehung bei uns. Wie viele Züge einer besonderen Barmherzigkeit, wie viele Wunder einer ganz besonderen Fügung geschahen für uns und an uns. Wie also wäre es noch möglich, an dieser barmherzigen Vorsehung zu zweifeln, nach allem, was du, unser Gott, für uns getan hast. Und wie viele deiner Erbarmungen, die noch wunderbarer sind, sind uns bis zur Stunde noch verborgen, bei deren Anblick wir jenseits erst deiner Barmherzigkeit lobsingen werden. Dir also, mein Gott, übergebe ich mich. Schalte mit mir nach deinem göttlichen Wohlgefallen. Psalm 27,1: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil: wen soll ich fürchten? Der Herr ist der Beschützer meines Lebens: vor wem soll ich zittern?"
11. Mai
Der heilige Gangolphus, Jäger und Martyrer zu Varennes, Frankreich,
+ 11.5.760 - Fest: 11. Mai
Auf seiner Pilgerfahrten einer kam
Der heilige Gangolph in Kampanien
Zu einem Brunnen, kostete des Wassers
Und lobte Gott! es war so kühl und klar.
Des Brunnens Eigener kam daher und sprach:
Um hundert Pfenning ist der Brunn mir feil.
Der Heil´ge gab die hundert Pfenninge.
Zog fröhlich seines Wegs, gelanget endlich
Zu seiner Heimat in Burgundia,
Und fand die Gattin vor der Türe sitzen.
Frau, sprach er, freue dich, was uns gefehlt,
Hab ich gefunden in Kampania,
Den schönsten Brunnen weit und breit im Reich.
Um hundert Pfenning hab ich ihn gekauft.
Tor, sprach das Weib, was hilft ein Brunnen uns,
Der dreißig Meilen weit von hier entspringt?
Ruhig sprach Gangolph: Hast du nicht gelesen,
Was Christus sprach: So einer Glauben hat,
Nur eines Senfkorns groß, und spricht zum Berge:
„Berg, hebe dich von hinnen!“ folgsam wird
Der Berg sich heben. Solchem Wort vertrauend,
Hab ich den Quell gekauft in fernem Lande.
So sprach der fromme Pilger, nahm den Stab,
Stieß kräftig in den Grund hin – und im Nu
Sprang klafterhoch der schöne Wasserstrahl
Empor, kühl, silberhell, krystallenklar.
Noch immer springt und rinnt die Quelle dort;
Doch in Kampania war sie verschwunden.
Es war dieser heilige Gangolphus der Sohn einer der edelsten Familien Burgunds. Seine Eltern erzogen ihn sorgfältig in der christlichen Tugend. Er liebte in seiner Jugend zwar die Jagd; sah aber diese Übung nur als ein Mittel zur Vermeidung des Müßiggangs an, dessen Folgen so verderblich sind. Da er von Natur mutvoll und tapfer war, trat er unter dem König Pipin in den Kriegsdienst. Die Furcht Gottes aber begleitete ihn überall und er erlaubte sich nie etwas, das den Lehren des Christentums entgegen gewesen wäre.
Seine Gattin war ihm ganz unähnlich, frech und sittenlos. Sie ergab sich der schändlichsten Ausschweifung und zwang ihren Gemahl, sich von ihr zu trennen. Nach diesem widmete er sich strengen Bußübungen und liebte die Armen so zärtlich, dass er einen großen Teil seiner Einkünfte zur Erleichterung ihrer Not verwandte. Die böse Frau fürchtete sich, ihr Ehegatte möchte sich vor der Obrigkeit beklagen. Sie bewog also den Gefährten ihrer Laster, den unschuldigen Gangolph umzubringen. Dieses vollbrachte der Ruchlose den 11. Mai im Jahr 760.
Erzbischof und Bekenner von Vienne in Dauphine, Frankreich,
+ 11.5.477 - Fest: 11. Mai
Der heilige Mamertus folgte dem Simplizius auf dem bischöflichen Stuhl von Vienne. Er war im 5. Jahrhundert eines der glänzendsten Lichter der gallischen Kirche. Er verband mit großer Wissenschaft eine besondere Heiligkeit, die sich durch die Gabe der Wunder kund machte. Seiner Frömmigkeit hat man die Einsetzung der öffentlichen Gebete zu verdanken, die unter dem Namen Bitt-Tage bekannt sind. Folgendes war dazu die Veranlassung.
Durch Zulassung Gottes geschah es, dass das Volk durch Krieg und verschiedene andere Plagen hart bedrückt wurde. Viele Feuersbrünste, häufige Erdbeben und wilde Raubtiere, die sogar bei hellem Tag in Dörfer und Städte eindrangen, verbreiteten Schrecken und ermahnten laut zur Buße. Die Gottlosen schrieben diese Ereignisse dem Zufall zu. Die Weisen aber sahen sie an als Wirkungen des göttlichen Zornes, der ihnen völligen Untergang drohe.
Mitten unter diesen Drangsalen gewährte Gott dem Glauben des heiligen Mamertus einen Augenscheinlichen Beweis seines Wohlgefallens und seiner Güte. Eine schreckliche Feuersbrunst, der man nicht Einhalt tun konnte, drohte die Stadt in einen allgemeinen Schutthaufen zu verwandeln. Der heilige Bischof schickte sein Gebet zum Himmel und das Feuer erlosch augenblicklich. Dieses Wunder benützte er dazu, die Sünder zu ermahnen, dass sie von ihren Unordnungen ablassen, sie durch Buße sühnen und den Arm Gottes durch jede Art guter Werke entwaffnen möchten. In der Osternacht brach ein zweiter Brand aus, der die Stadt mit neuem Schrecken erfüllte. Der heilige Bischof nahm, wie gewöhnlich, zu Gott seine Zuflucht, warf sich vor dem Altar auf die Knie nieder, und die Flammen erloschen, wie der heilige Avit sagt, auf wunderbare Weise. In dieser Nacht war es auch, wo er den frommen Plan fasste, öffentliche Bittgänge anzuordnen, welche jedes Jahr drei Tage lang verrichtet werden sollten. Sein Zweck dabei war, den erzürnten Himmel zu besänftigen. Diese Bittgänge bestanden in Psalmengesang, im Sündenbekenntnis und im Gebet, das mit Fasten, Tränen und Herzenszerknirschung begleitet sein sollte. Diese heilige Anordnung blieb nicht allein auf den Kirchensprengel von Vienne beschränkt, auch der von Clermont, wo der heilige Sidonius Apollinaris Bischof war, nahm sie schon vor dem Jahr 475 an, worauf sie bald in der ganzen abendländischen Kirche eingeführt wurde.
Der Heilige hatte einen Bruder, der jünger war als er. Diesen weihte er zum Priester und teilte mit ihm die Arbeiten seines Hirtenamtes; er hieß Mamertus Klaudianus. Der heilige Sidonius Apollinarius sah diesen als das größte Talent seines Jahrhunderts an, denn er war in allen Wissenschaften bewandert und im Stande, auf alle ihm vorgelegten Fragen zu antworten und alle Irrtümer zu bekämpfen. Allein seine Bescheidenheit und Tugend erwarben ihm noch größere Hochschätzung, als alle seine Kenntnisse. Er starb um das Jahr 474, nachdem er seinem Bruder wichtige Dienste geleistet hatte.
Vom übrigen Leben des heiligen Bischofs von Vienne haben wir keine weitere Kenntnis. Er starb 477. Sein Name befindet sich im römischen Martyrologium.
Der heilige Franziskus de Hieronymo,
aus der Gesellschaft Jesu, Volksmissionar, Priester von Neapel,
+ 11.5.1716 – Fest: 11. Mai
Franz wurde geboren in Grottaglia bei Tarent in Süditalien am 17. Dezember 1642. Er stammte aus einer braven bürgerlichen Familie und war das älteste von elf Geschwistern. Schon früh zeigten sich bei ihm die Spuren seiner späteren Heiligkeit. Die größte Freude des Jungen war, Almosen zu reichen. Eines Tages, so lautet die liebliche Erzählung, hatte er Brot aus dem Schrank genommen, um es den Armen zu bringen. Die Mutter begegnete ihm auf der Straße, sah das Brot in seinen Händen und gab ihm einen strengen Verweis, dass das für die Kinder zu Hause bestimmt sei. „Ach, Mutter,“ antwortete der Kleine, „fürchte nicht, dass den anderen etwas mangelt; schau nur im Schrank nach.“ Und wirklich, die Mutter fand, dass nichts fehlte.
Schon in der Jugend hatte Franz eine besondere Andacht zum Heiland im heiligen Altarsakrament. In aller Frühe, wo die übrigen zu Hause noch schliefen, ging er zur Kirche und verharrte lange Zeit in frommem Gebet. Aus seinem Angesicht strahlte die engelgleiche Unschuld. Im sechzehnten Lebensjahr wurde er durch die Tonsur der Kirche geweiht. Am 18. März 1666 erhielt er die Priesterweihe. . Bald darauf gaben die Jesuiten ihm eine Anstellung als Präfekt bei den Zöglingen ihres Kollegs zu Neapel. Diese erkannten gleich, dass ein Heiliger bei ihnen die Aufsicht führte, denn der junge Priester war ein Muster der Vollkommenheit. Keine Unart der Schüler reizte ihn zum Zorn, er war liebevoll zu allen. Einen Teil der Nacht brachte er vor dem Tabernakel kniend im Gebet zu. Er übte ernste Abtötung durch Fasten, Geißelung und andere Strengheiten. Etwa fünf Jahre hatte er sein Amt verwaltet, als die göttliche Gnade in ihm den Wunsch erregte, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Wohl erhob sein Vater ernstlich Schwierigkeiten, aber Franz beruhigte ihn und trat am 1. Juli 1670 im Alter von 28 Jahren ins Noviziat. Nachdem er die Studien vollendet und die Professgelübde abgelegt hatte, bat er um die Sendung nach Japan, in der Hoffnung, dort die Martyrerpalme zu pflücken. Aber die Oberen hielten ihn in Neapel und ernannten ihn zum Leiter der Volksmissionen. Obwohl zart von Körperbau und schwach von Gesundheit, arbeitete der seeleneifrige Missionar allein so viel, als mehrere zusammen kaum hätten vollbringen können. Und das volle vierzig Jahre lang. „Ich will mich so lange fortschleppen, als noch ein Atemzug in mir ist. Ein Lasttier bin ich; unter der Last will ich sterben.“ So sprach der treue Arbeiter des Herrn. Er predigte in Städten und Dörfern, den Gefangenen, den Galeerensträflingen und den Soldaten. Gott unterstützte seine Worte durch zahlreiche Wunder, indem er Zukünftiges voraussagte, zu gleicher Zeit an verschiedenen Orten sich befand, Kranke heilte, das Mehl wunderbar vermehrte, ganz auffallende Bekehrungen machte. Er war unermüdlich, wo es galt Kranke zu trösten, Sterbenden beizustehen, Feindschaften zu schlichten, Arme zu unterstützen. Bei den feierlichen Generalkommunionen an jedem dritten Samstag des Monats nahmen oft fünfzehn, ja zwanzig Tausend teil. Besonderes Gewicht legte er auf die Exerzitien des heiligen Ignatius. Er hielt sie für Priester, für Ordensleute, für fromme Vereine, für Studenten in Kollegien und Seminarien. Viel hatte er zu leiden von Seiten der bösen Geister und ruchlosen Menschen. Aber alles ertrug er mit unbesiegbarer Geduld. Als ein Gefangener ihm einen Schlag versetzte und sogleich die grässlichsten Schmerzen im eigenen Arm fühlte, heilte Franziskus ihn durch ein Kreuzzeichen und ließ ihn dann eine reumütige Beicht ablegen. Gott verlieh dem Heiligen in auffallender Weise die Gabe, auf verkehrte Wege geratene Frauen aus der Sünde zu retten. Als man ihm vorwarf, seine Arbeit sei nutzlos, da solche Personen doch bald wieder die Lasterbahn beträten, antworte er: „Ich erfahre das Gegenteil. Sollte ich aber auch keinen anderen Gewinn haben, als dass ich eine einzige solche Seele von der Hölle rette, so wäre alle meine Mühe gut angewandt.“
Bei den wunderbaren Erfolgen, bei den zahlreichen Anerkennungen von Hoch und Nieder blieb Franziskus immer der demütige Ordensmann und nannte sich den größten Sünder. Wenn er misshandelt und verleumdet wurde, so freute er sich und meinte, er habe noch viel Ärgeres verdient. Als er auf dem Sterbebett lag und große Pein litt, sagte er: „Gott hat mir diese Schmerzen geschickt und ich nehme sie herzlich gerne an; sie mögen sich tausendfach vermehren; es ist alles nichts gegen das, was ich verdient habe.“
„Nennen Sie zum Nutzen der Mitmenschen die größte Gnade, die Ihnen Gott im Leben erwiesen hat“, gebot ihm sein Oberer. Beschämt und mit Tränen in den Augen gibt der Sterbende die ganz bestimmte Antwort: „Ich habe immer getan, was ich konnte. Und das ist das größte Gnadengeschenk des Herrn: Ich habe in meinem ganzen Leben einzig und allein und allezeit nichts anderes gesucht als die Ehre Gottes, ohne je etwas für mich zu verlangen.“
Gott ließ es auch zu, dass der Heilige noch vor dem Tod einen Kampf mit dem bösen Feind zu bestehen hatte. Aber durch die Hilfe der lieben Gottesmutter, die er während des ganzen Lebens so innig verehrt hatte, blieb er Sieger und sagte zum Krankenwärter: „Nun steht es gut.“ Darauf stimmte er den Lobgesang Magnifikat an. Er starb ganz ruhig am 11. Mai 1716 im Alter von 74 Jahren. Im Jahr 1839 wurde er von Papst Gregor XVI. in die Schar der Heiligen eingereiht.
Der heilige Franz von Hieronymo gibt uns die schöne Lehre: Je demütiger und selbstloser jemand ist, desto höher steht er bei Gott und den Menschen. Das Veilchen der Demut blüht und duftet nur bei den Kindern Gottes.
Seliger Aloisius Rabata
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Heute ist das Fest des seligen Aloisius Rabata. Es kann nicht mehr sicher festgestellt werden, ob der selige Aloisius Rabata zu Drapani auf Sizilien oder an einem anderen Ort geboren wurde. Dass er in dem Kloster der genannten Stadt eingekleidet wurde, steht fest. Ebenso, dass er später Prior des Klosters zu Randazzo war. Noch sind Zeugnisse von Seiten hervorragender und glaubwürdiger Persönlichkeiten vorhanden, aus denen hervorgeht, dass Aloisius Rabata überaus streng zu fasten pflegte. Seine Demut war so groß, dass er auch als Prior sich nicht scheute, sowohl in der Stadt als auf dem Land Almosen zu betteln und die niedrigsten Arbeiten zu verrichten, z.B. bei allen Reinigungsarbeiten mitzuhelfen. Mitunter klagten sich Beichtkinder an, sie hätten etwas gestohlen, wären aber nicht imstande, den schuldigen Schadenersatz zu leisten. Da ging Aloisius in seiner Güte so weit, dass er sich selbst zu den Bestohlenen begab und sie, ohne zu verraten wer der Täter war, bat, dem Dieb die Rückerstattung zu erlassen. Gelang es beim ersten Mal nicht, so machte er einen zweiten Versuch und fuhr mit seinem Bemühen fort, bis er Erfolg hatte. Noch mehr lag ihm am Herzen, Sünden zu verhüten. Um Rückfälle zu verhindern, sparte er auch nicht mit ernsten Worten. Diese Bemühungen führten indes nicht immer zum Ziel. Einmal zog er sich dadurch den Hass eines bösen Menschen zu, der ihm verhängnisvoll wurde. Der Erboste brachte ihm im Zorn eine Wunde an der Stirn bei, die seinen Tod am 11. Mai herbeiführte. Aloisius, der Tag und Stunde seines Hinscheidens voraus wusste und bekanntgab, starb gottergeben. Über das Jahr seines Todes herrschen gleich große Meinungsverschiedenheiten wie über das Jahr seiner Geburt. Am richtigsten dürfte es sein, das Jahr 1533 als Sterbejahr zu nennen, weil sich diese Zahl in einem beschworenen Gutachten findet. Zahlreich sind die Wunder, die auf seine Anrufung geschahen.
Katharina von Cardona
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Katharina von Cardona. Katharina von Cardona erblickte im Jahr 1519 zu Neapel als Kind spanischer Eltern das Licht der Welt. Ramon di Cardona, ihr Vater, stammte aus dem königlichen Geschlecht der Aragon; die Mutter war eine nahe Verwandte der Fürstin von Salerno. Dies war der Grund warum Katharina nach dem frühzeitigen Tod des Vaters am Hof von Salerno aufgezogen wurde. Als sie sich einst wie gewöhnlich in ihr Gebetskämmerlein zurückgezogen hatte, erschien ihr der Vater, dem Aussehen nach in dem Alter stehend, in dem er gestorben war, betrübt und von den schrecklichen Flammen des Fegfeuers gepeinigt. Sobald die Kleine ihn erkannte, fing sie zu zittern an und wollte fliehen. Sie wurde jedoch durch ein Licht vom Himmel gestärkt und erhielt die Versicherung, dass es keine Täuschung und kein Betrug des Teufels, sondern eine wirkliche Erscheinung sei. Auf ihre Frage: "Was willst du denn, Vater, dass ich tun soll für dich?" gab er zur Antwort: "Tochter, dass du Buße tust für mich; ich bin zu diesen Qualen verurteilt, bist du Genugtuung dafür leistest," worauf er verschwand. Durch diese Erscheinung aufs tiefste erschüttert, seufzte und flehte Katharina unter Tränen und geißelte sich, bis das Blut von ihrem Leib floss. Einige Tage darauf erschien ihr der Vater wieder, aber diesmal im Glorienschein und sagte: "Für mich nicht mehr, Tochter; Gott hat deine Buße bereits angenommen, ich erfreue mich seiner Glorie." Weiter sagte er, welch ein Gefallen der Herr an ihr und an ihrer Strenge finde. Er habe sie zu seiner Braut und zu einem Muster der Buße erwählt. Sie solle stets in diesen Bußübungen verharren, dann würde sie einer der kostbarsten Juwelen des Himmels werden. Katharina zählte erst dreizehn Jahre, als schon verschiedene darunter die edelsten Männer, um ihre Hand anhielten. Sie willigte nur auf Drängen ihrer Verwandten ein, in den Ehestand zu treten, nahm sich aber nach dem unvermutet erfolgten Tod des Bräutigams vor, zeitlebens ehelos zu bleiben. Nach dem Tod der Prinzessin von Salerno, der sie nach Valladolit (in Spanien) gefolgt war, nahm Katharina im Palast des Fürsten von Evoli Don Rui Gomes de Silua Wohnung. Auch hier behielt sie ihre Lebensweise bei, genoss niemals Fleisch, fastete überdies viermal in der Woche streng, schlief nur auf einem Bund Stroh, trug gemeine Wollenwäsche und betete unaufhörlich. Auf die Aufforderung des Herrn, den Palast ganz zu verlassen, begab sie sich in eine Wildnis drei Meilen von Villanova. Acht Jahre lebte sie dort in strengster Buße in einer Höhle, bis sie die Gründung des Klosters der Unbeschuhten Karmeliten zu Pastrana erflehte, neben dem sie fortan als Tertiarin des Ordens ihre Wohnstätte aufschlug. Im Jahr 1571 befand sie sich zu Madrid, wo der Nuntius sie um das Gebet für die Kreuzfahrer bat. Katharina betete. Am 7. Oktober hörte die Fürstin Evoli, wie sie in heftiger Aufregung flehte: "Ach, Herr, nun ist die Stunde gekommen; begünstige deine Kirche, gib den katholischen Fürsten den Sieg! Habe Erbarmen mit so vielen Ländern, die sonst verwüstet werden! - Herr, der Wind ist uns entgegen; wenn du nicht befiehlst, dass er sich wende, sind sie verloren." Nachdem sie verschiedene Anrufungen gemacht hatte, sprach sie plötzlich ganz befriedigt: "Gut, mein Herr, gut. Du hast den Wind uns günstig werden lassen, vollende nun, was du begonnen, mein Gott!" Diese Worte wiederholte sie mehrere Male mit großer Kraft und Innigkeit. Danach blieb sie lange Zeit still, dann fing sie an zu jubeln und Gott Dank zu sagen für den Sieg. Am gleichen Tag und in derselben Stunde wurde die Schlacht geliefert und der Sieg errungen. Die später eintreffenden Nachrichten bestätigten, dass Katharina ganz richtig gesehen hatte. Noch sechs Jahre lang büßte und betete sie, litt sie an großer Trostlosigkeit und erfuhr wieder geistliche Tröstungen, bis sie am 11. Mai des Jahres 1577 starb. "Migne legte ihr den Titel "selig" bei, führt an, die heilige Theresia habe sie für eine große Heilige gehalten und sie werde, obwohl nicht förmlich seliggesprochen, doch vom Volk in verschiedenen Nöten angerufen."
Gebet am 11. Mai
Heilige Jungfrau Maria, Mutter Gottes, meine Mutter, empfiehl mich deinem Sohn und bewirke mir Verzeihung für alle Beleidigungen, die ich ihm zugefügt habe. Erlange mir die Gnade, ihn nie wieder zu beleidigen. Verzeihe mir, geliebter Jesus, aus Liebe zu Maria und zum heiligen Joseph, und gib mir die Gnade, Dich eines Tages im Himmel zu schauen, damit ich Dich dort loben, damit ich Deine Schönheit und Güte preisen kann, die Dich bewogen hat, aus Liebe zu mir ein kleines Kind zu werden. Ich liebe Dich, unendliche Güte, ich liebe Dich, mein Jesus, mein Gott, meine Liebe, mein Alles! Amen.
Kirchengebet
O Gott, der Du den heiligen Franziskus für das Heil der Seelen zu einem ausgezeichneten Verkünder Deines Wortes gemacht hast, verleihe uns durch seine Fürbitte, dass wir die Vorschriften Deines Gesetzes ohne Unterlass im Herzen erwägen und treu im Werk vollbringen, durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Mamertus
Verleihe uns, o Gott, auf die Fürbitte des heiligen Mamertus die Gnade, dass wir die zeitlichen Übel als Strafen aus Deiner Vaterhand annehmen, der Sünde entsagen und vor allem Dein Reich suchen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag um das Jahr 330 hat Konstantin der Große die zum anderen Sitz des Reichs bestimmte Stadt Byzanz von den in dem Allgemeinen Konzil zu Nicäa versammelten Vätern einweihen, und unter den Schutz der Mutter Gottes stellen lassen. Die Bischöfe hielten nach geschlossenem Konzil acht Tage lang Prozessionen und öffentliche Gebete, unter täglicher Aufopferung des heiligen Messopfers, und nannten die Stadt das neue Rom oder vom Namen des Stifters Konstantinopel. So sah das Königreich Ungarn die seligste Jungfrau als Patronin an, und setzte auf seine goldenen Münzen das Bildnis der Gottesmutter, mit der Unterschrift: Patrona regni Hungariä. So war vor Zeiten das Königreich England ihr gewidmet. So hat Ludwig XIII. die Stadt Paris und das ganze Frankreich ihrem Schutz unterstellt. Die Kirchen, die ihrem Namen geweiht sind, sind fast unzählig, zu Rom allein zählt man deren gegen 46.
Andacht am 11. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Gleichwie es ohne den Glauben unmöglich ist, Gott zu gefallen, also ist es ohne die Sanftmut unmöglich, den Menschen zu gefallen und sie gut zu leiten." (Der heilige Bernhard von Clairvaux)
Dies wusste der eben genannte Heilige aus Erfahrung. Anfangs, als er Abt wurde, benahm er sich gegenüber seinen Mönchen mit großer Strenge; und wiewohl sie ihn wegen seiner großen Tugend wegen ungemein hochachteten, waren sie gleichwohl nicht mit ihm zufrieden, so wenig als er mit ihnen zufrieden war. Da zeigte ihm der Herr, dass er mit größerer Sanftmut vorgehen sollte; er folgte der Mahnung, änderte seine Weise und bald hatte er ihre ganze Liebe gewonnen; alle gehorchten ihm in allem und zwar mit größter Pünktlichkeit.
Wenn der Abt Apollo von einem andern ersucht wurde, dass er ihm möchte arbeiten helfen, ging er alsbald sehr fröhlich mit ihm fort und sprach: "Ich gehe heute mit Christus meinem Herrn und Heiland, und arbeite für meine Seele. Denn dies ist ein Verdienst, das der Seele zum Besten gereicht!"
Nicht den Menschen, sondern Dir, o Herr, zu gefallen, will ich beständige Sanftmut üben; durch diese freundliche Tugend will ich sie anziehen, Dein heiliges Gesetz zu lieben, auf dass sie es Dir zu Liebe befolgen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 11. Mai
"Die Seele kann nicht still stehen.
Sie muss entweder voranschreiten oder rückwärts gehen.
Wenn man in der Tugend fortschreitet,
so entäußert man sich der Unvollkommenheit der Furcht.
Wenn man nicht bis zur Liebe gelangt, geht man rückwärts."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 11. Mai - Himmlische Begierden,
Blüten und Vorzeichen der Gnade
Sieh, es sprosst aus edler Blüte
Lieblich auf die edle Frucht.
Also sprosst aus dem Gemüte,
Von der Gnade heimgesucht,
Bald aus der Begierden Flor
Holder Tugend Frucht hervor.
1. Wenn in deinem Herzen lebendige Begierden nach der wahren Gottseligkeit erwachen, dann preise den Herrn, und erkenne mit dankbarem Gemüt den Tag deiner Heimsuchung. Denn diese Begierden sind ein Anhauch des Heiligen Geistes, der dich erleuchtet, die Güter des ewigen Heils zu schauen, und dein Verlangen wirksam danach zu erwecken. Darum werden heilige Begierden füglich den Blüten verglichen, denn gleichwie die Blüte der Frucht vorangeht, also sind fromme Begierden Vorzeichen einer künftigen Fülle himmlischer Gaben.
2. Dies heilige Verlangen ist gar sehr von dem Halbwillen verschieden, der immer möchte und niemals ernsthaft will. Denn es spricht die Schrift: "Der Anfang der Weisheit ist das wahrhaftigste Verlangen nach der Zucht" (Weisheit 6,17.18), nämlich nach der Besserung oder nach der Vollkommenheit des Lebens. Denn es gibt auch ein falsches Verlangen, und von welcher Art es ist, lesen wir in der Schrift: "Begierden töten den Faulen, denn zu arbeiten weigern sich seine Hände." (Sprichwörter 21,25) Es verlangt ihn zwar nach seiner Bekehrung, nach seiner Heiligung, aber so, dass er keiner Arbeit sich unterziehen will, um zu ihr zu gelangen. Voll solcher Menschen ist die Welt, und es gibt daher auch jenes Sprichwort: "Die Hölle ist voll guter Begierden, der Himmel aber voll guter Werke."
3. Himmelweit also von diesem lauen Halbwillen ist das Verlangen einer Seele, die vom Geist Gottes angeregt wird. Denn das eifrige Verlangen geht von der Liebe des Heiligen Geistes, wie die Hitze von dem Feuer aus. Und es verwandelt sich in der Seele, die das Ohr ihres Herzens dieser göttlichen Stimme erschließt, die Begierde in einen festen Willen, ja in einen wahren Hunger um, der keine Arbeit scheut, sich zu sättigen. Deshalb auch nennt der Herr selig diejenigen, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, weil sie werden gesättigt werden. Darum nähre dies heilige Verlangen in dir durch eifriges und inbrünstiges Gebet zum Heiligen Geist, und lass nicht ab, an der Pforte der göttlichen Barmherzigkeit zu pochen, bis er dir wirksam verleiht, wozu er dein Verlangen angeregt hat. Ein Psalm Davids lautet: "Herr, bekehre meine Seele, und führe mich auf die Wege der Gerechtigkeit, um deines Namens willen."
12. Mai
Der heilige Pankratius, Junge und Martyrer von Rom,
+ 12.5.304 - Fest: 12. Mai
Dreier Martyrer und einer heiligen Jungfrau gedenkt heute die Kirche. Nereus, Achilleus, Pankratius und Domitilla heißen sie. Es ist eine ganze Prozession, und mit Recht singt man bei ihrem Anblick: „Dich lobpreist, Herr, der Martyrer strahlendes Heer.“
Von den vier Tagesheiligen soll hier jener näher beschrieben werden, der mit vierzehn Jahren sein Blut im Martertod für den wahren Glauben vergossen hat. Es ist der heilige Pankratius.
Pankratius war nach der Legende in Kleinasien daheim. Dort erblickte er als Spross eines reichen Hauses im Jahr 290 das Licht der Welt. Heidnisch wie die Eltern war auch er. Früh starben dem Jungen der Vater und die Mutter weg. Ein Onkel nahm sich des Verwaisten an, und eines Tages packten beide, der Onkel und der Neffe, die Koffer und wanderten hinaus in die weite Welt nach Rom, der reichen herrlichen Kaiserstadt an den Ufern des Tiber.
Wie es jedem ergeht, der vom Land in die Großstadt kommt, so erging es damals auch dem vierzehnjährigen Pankratius. Die Augen liefen ihm über vom Schauen. Alles war schön in Rom, alles ohne Ausnahme: die Kaiserburg mit dem goldenen Dach, die Paläste der Millionäre, die Tempel, das große steinerne Ringtheater und so weiter. Am meisten Gefallen fand Pankratius an den Soldaten, denen er auf Schritt und Tritt begegnete, und wenn gar die kaiserliche Garde mit klingendem Spiel vorüberzog, so geriet der Junge rein aus dem Häuschen.
Bald darauf brachte es eine Gelegenheit mit sich, dass Pankratius mit einem der Gardeoffiziere, mit dem prächtigsten von allen, Bekanntschaft machte und Freundschaft schloss. Sebastian hieß der Offizier. Es war ein lieber Mensch, der interessant zu erzählen verstand, von Christus, der Mensch wurde und Gott blieb, der den Menschen Erlösung brachte, der heilig und groß war im Leben, wunderbar in seiner Lehre und über alles hoch und erhaben in seinem Sterben. Am dritten Tage sei er glorreich von den Toten auferstanden, sei vierzig Tage später in den Himmel aufgefahren, und von dort werde er am Ende der Welt zurückkehren, um zu richten die Lebendigen und die Toten.
Das alles und noch vieles andere, was Jesus tat und lehrte, erzählte der Gardeoffizier Sebastian dem jungen Freund, und dabei redete er mit einer Glut der Begeisterung, die einfach mitriss. Bald sprachen die beiden Freunde, sooft sie sich trafen, nur noch von Christus. Pankratius erhielt Unterricht im christlichen Glauben, und am darauffolgenden Karsamstag befand auch er sich in der Reihe der Täuflinge. Sebastian war sein Pate. Ein heiliger Schauer durchrieselte den Jungen, als man ihm nach der Taufe das lange weiße Taufkleid überwarf und die mahnenden Worte zurief: „Nimm hin das weiße Kleid und bringe es unbefleckt vor den Richterstuhl unseres Herrn Jesus Christus, damit du das ewige Leben habest.“ Im gleichen Augenblick und mehr noch kurz danach beim Empfang der ersten heiligen Kommunion im Osteramt nahm sich Pankratius fest vor, die Taufgnade und die Taufunschuld unversehrt zu bewahren, und ganz und gar entsprach es seiner Überzeugung, was er im Verein mit den anderen Täuflingen und Erstkommunikanten sang:
Mit dem Herzen, mit dem Munde
Schwören wir in dieser Stunde,
Jesus ewig treu zu sein.
Nimmer werde je gebrochen,
Was wir Jesus heut versprochen,
Ewig treu uns ihm zu weih´n.
An Ostern fand die hehre Feierstunde statt, und wenige Wochen später bereits kam für Pankratius die Stunde der Bewährung. Herrlich hat er sich bewährt. Nachdem erst sein Pate, der heilige Sebastian, glorreich das Martyrium bestanden hatte, kam die Reihe an Pankratius. Der Kaiser selbst bemühte sich, ihn vom Glauben abzubringen, tätschelte ihm die Wange und versprach ihm goldene Berge. Pankratius jedoch entgegnete ihm: „Spare dir deine Mühe! Wenn ich auch erst vierzehn Jahre alt bin, meinen Jesus lasse ich nicht. Das habe ich ihm geschworen, und meinen Eid halte ich heilig.“ So sprach der jugendliche Held und erlitt kurz darauf den Martertod durch Enthauptung. Man schrieb damals den 12. Mai 304.
Pankratius hat also seinen Treueschwur gehalten.
Die selige Imelda Lambertini von Bologna, Nonne,
Patronin der Erstkommunionkinder,
+ 12.5.1333 – Fest: 12. Mai
Das Leben der Seligen Imelda, die von Papst Pius X. zur Patronin der Erstkommunionkinder erhoben wurde, soll hier erzählt werden.
Im Jahr 1321 wurde der hochgeachteten Familie Lambertini in Bologna ein Mädchen geboren, das bei der heiligen Taufe den Namen Magdalena erhielt. Es war ein Gnadenkind alle Tage seines kurzen Lebens und gleich seiner heiligen Namenspatronin hat es „viel geliebt“. Die erste Kindheit der kleinen Magdalena glich einem einzigen klaren Frühlingsmorgen. Zärtliche Elternliebe umgab sie und die Sorge ihrer edlen Mutter hielt jeden schädlichen Einfluss von der reinen Kinderseele fern. Schon beim ersten Erwachen der Vernunft gab sich Magdalena Gott mit rückhaltloser Liebe hin. Sie betete gerne und oft kniete sie vor ihrem Hausaltärchen, um hier heilige Lieder zu singen oder den Rosenkranz zu beten. Die Früchte dieser kindlichen Frömmigkeit waren Engelsinn und Engelsitte. Kein Wunder, dass der Heilige Geist diese edle, großmütige Kinderseele erwählte, um in ihr die Wunder seiner Gnade zu wirken.
Als Magdalena zehn Jahre alt war, bat sie, von der Gnade Gottes angeregt, ihre Eltern, sie zur Erziehung in ein Kloster zu geben. Sie wünschte nämlich so sehr, gleich dem Kind Maria im Haus des Herrn heranzuwachsen, um hier in klösterlicher Stille Gott ungeteilt dienen zu können. Die Eltern wollten aber von der Bitte des Kindes nichts wissen, sie konnten ja ihren Liebling nicht entbehren, der ihnen immer nur Freude bereitete und der Sonnenschein des Hauses war. Magdalena, den Willen Gottes erkennend, ließ in ihren Bitten nicht nach und dem bescheidenen, aber inbrünstigem Flehen ihres Herzenskindes konnten die Eltern nicht lange widerstehen. So sah sich Magdalena, früher als sie gehofft, am ersehnten Ziel.
Vor den Toren Bolognas stand damals das Dominikanerinnen-Kloster „Santa Maria Magdalena“. Dort suchte und fand das Kind Aufnahme. Freudig öffneten die weißen Schwestern das Klosterpförtlein, war ja Magdalena der Ruf ihrer Frömmigkeit schon vorangeeilt. Nach damaliger Sitte erhielten die Kinder, die in Klöstern erzogen wurden, das Ordenskleid und änderten auch ihren Namen, ohne jedoch dem Orden irgendwie anzugehören. So wurde auch Magdalena mit dem Krem-Habit der Dominikanerinnen bekleidet und um ihr frisches Kindergesichtchen legte sich der weiße, gefaltete Schleier. Wohl wegen ihrer Sanftmut und Liebenswürdigkeit erhielt sie den Namen Imelda, der so viel als „wie Honig“ bedeutet. So schwer Imeldas zartfühlendem Herzen der Abschied von den lieben Eltern fiel, so war ihr doch, als sei das alte Kloster ihre eigentliche Heimat. Alles entzückte sie da. Mit heiliger Freude schloss sie sich den Nonnen an, wenn sie zum täglichen Psaltergebet schritten, und im Chor sang sie mit ihrem hellen Kinderstimmchen, wie es die Englein nicht besser gekonnt hätten. Sie beobachtete die Ordensregeln, soweit ihr dies gestattet wurde, mit größter Genauigkeit und war auch durch ihren Gehorsam, ihre Liebe zum Stillschweigen und zu kleinen Abtötungen selbst den ältesten Klosterfrauen zum Vorbild. Vor allem aber zeichnete sie sich durch eine ungewöhnlich innige Andacht zum allerheiligsten Altarsakrament aus. Ganze Stunden verbrachte sie vor dem Tabernakel, um die Liebe Jesu zu betrachten, und hier vor den Strahlen der göttlichen Gnadensonne erschloss sich die Knospe ihres Herzens zur Rose der heiligsten, reinsten Gottesliebe. Sie hörte täglich die heilige Messe mit großer Andacht, wenn aber dann die Kommunionglocke schellte, die Schwestern zum Tisch des Herrn traten und Imelda allein im Chor zurückbleiben musste, weinte sie oft bitterlich, so groß war ihr Verlangen nach der heiligen Kommunion. In der Erholungszeit gesellte sich Imelda regelmäßig zu jenen Schwestern, die am Morgen kommuniziert hatten, und wurde nicht müde über das Glück der heiligen Kommunion zu sprechen. Oft fragte sie in heiliger Einfalt: „O sagt und erklärt mir doch, wie man Jesus empfangen kann und nicht ob dieses Glückes stirbt“. Mit der Zeit wurde Imeldas Verlangen nach der heiligen Kommunion so hinreißend, dass sie ihre Schüchternheit überwand und zum Priester des Klosters mit der Bitte ging, ihr die erste heilige Kommunion zu gewähren. In jener Zeit war es aber unerhört, dass Kinder vor dem 14. Jahr kommunizierten. Auch dieser Priester meine, Imelda, die erst elf Jahre zählte, sei nicht verständig und unterrichtet genug und schlug ihre Bitte kurzweg ab. Imelda unterwarf sich ohne Erwiderung, sie war zu sehr gewohnt, im Priester Gottes Stellvertreter zu sehen; ihr Schmerz und ihre Sehnsucht wurden aber nur umso größer. So verging wieder einige Zeit. Imelda fuhr fort in der Übung aller Tugenden, und in der ständigen Glut ihrer Liebessehnsucht wurde das letzte Fleckchen irdischer Schwäche in ihrem Herzen getilgt.
Das Fest Christi Himmelfahrt des Jahres 1333 war gekommen. Am Morgen des freudvollen Feiertags war Imeldas Verlangen nach dem Heiland größer denn je. Wieder ging sie zum Spiritual, um mit erneuter Inbrunst zu bitten; wieder wurde sie abgewiesen. In Tränen aufgelöst, begab sich Imelda zum Festgottesdienst in den Chor. Da von Menschen keine Hilfe zu hoffen war, klagte das arme Kind dem Heiland sein Herzeleid, und wie beredt wurde es in seinen liebevollen Klagen! „O Jesus, o mein himmlischer Bräutigam“, seufzte sie, „willst Du denn wirklich, dass Deine kleine Magd sich verzehre in Sehnsucht nach Dir, ohne dass ihre Wünsche jemals befriedigt werden? Die Klosterfrauen haben mir doch oft von Deiner Vorliebe für die Kinder erzählt und hast Du nicht selbst gesagt: „Lasset die Kleinen zu mir kommen und wehret es ihnen nicht!“ Warum willst Du jetzt nicht zu mir kommen, da ich auch ein Kind bin und Dich so inbrünstig liebe? O gib mir, ich beschwöre Dich, nur ein einziges Krümlein von diesem Lebensbrot und ich werde gesättigt werden. Und wenn Du mich dessen nicht für würdig erachtest, so gib, dass ich sterbe, denn ich will nicht mehr leben ohne Dich!“ Inzwischen waren alle Klosterfrauen zum Tisch des Herrn getreten. Imelda dies sehend, barg ihr Haupt in den Händen, sie meinte, ihr Herzlein müsse vor Liebessehnsucht brechen.
Jetzt war aber der Augenblick gekommen, da der Heiland dem drängenden Verlangen des Kindes nicht mehr widerstehen konnte und musste er es selbst durch ein Wunder befriedigen. Durch die dämmernde Kirche fluteten Strahlen von Licht und über Imelda erschien eine Hostie und blieb über des Kindes Haupt in der Luft schweben. Imelda blickte auf, ein seliges Lächeln überflog ihr Antlitz und anbetend warf sie sich vor der heiligen Hostie nieder. Die Klosterfrauen, starr vor Staunen und Ehrfurcht, riefen eilig den Priester herbei. Er kommt, sieht das Wunder und versteht seine Bedeutung. Schnell entschlossen nimmt er eine Patene und nähert sich der heiligen Hostie. Diese lässt sich leise auf die Patene nieder, der Priester ergreift sie und reicht sie dem Gnadenkind, das in seligem Entzücken die Augen schließt, das Haupt neigt und wie in tiefer Anbetung versunken liegen bleibt. Wer kann sagen, was in diesem Augenblick in Imeldas Seele vor sich ging? Wer ahnt die Gnadenwunder dieser heiligen Kommunion? – Die Klosterfrauen vereinigten ihre mit Imeldas Danksagung und stundenlang wagten sie nicht, das Gnadenkind zu stören. Endlich aber naht die Oberin. Imelda muss sich nun ausruhen, sich stärken nach der Seelenerregung dieser Stunden; sie ruft leise, lauter – Imelda rührt sich nicht, - sie befiehlt – das Kind will nicht hören. „O Imelda“, mahnt da die Oberin, „immer hast du gefolgt und heute willst du nicht gehorchen!“ – Umsonst! – Da heben die Klosterfrauen Imelda auf und ein toter Engel ruht in ihren Armen. Schon vor Stunden, ja im Augenblick der ersten heiligen Kommunion musste Imelda gestorben sein. So viel Glück hatte ihr Herz nicht fassen können. Im ersten Kuss des Heilands war auch der Schleier der sakramentalen Gestalt vor ihrem entzückten Auge gefallen und der Heiland hatte seine liebende Braut heimgeholt zur ewigen Kommunion dort im Himmel.
Die selige Johanna von Portugal,
Prinzessin, Nonne, Seligsprechung: 1693, * 6.2.1452 in Lissabon,
+ 12.5.1490 in Aveiro – Gedenktag: 12. Mai
Johanna, Prinzessin von Portugal, verdient in die Reihe der berühmtesten Königinnen gestellt zu werden. Diese Prinzessin war mit allen Vollkommenheiten begabt, die einer Königin Glanz verleihen und ihr die Bewunderung der ganzen Welt zuwenden können. Sie besaß aber auch, was noch höheren Wert hat, die Tugenden, die zur Heiligkeit führen. Ihre zärtliche Verehrung Mariä war eine der schönsten Perlen ihrer Krone und die reichlichste Quelle der besonderen Gnaden, die sie in den bedenklichsten Lagen ihres Lebens vom Himmel empfing.
Als nun Alphons V., ihr Vater, siegreich und mit der Beute seiner überwundenen Feinde beladen aus Afrika zurückkehrte, zog sie ihm in ihrem reichsten und schönsten Schmuck entgegen. Sie gewahrte Bald den Eindruck, den sie auf sein Herz machte. Auch hatte sie sich mit dem kostbaren Putz der Üppigkeit und der Eitelkeit nur bekleidet, um ihr frommes Vorhaben leichter zu Ziel zu führen, indem sie eine Bitte an ihn stellte, die niemand vermuten konnte, der nicht ihre unvergleichliche Tugend kannte. Denn wer hätte sonst glauben mögen, dass eine Prinzessin so voller Reize und in solchem Maße würdig, die Gemahlin des ersten Monarchen der Welt zu werden, bei einem allgemeinen Freudenfest einen sieggekrönten Vater, den sie mehr als sich selbst liebte, um nichts anderes bitten sollte, als um die Erlaubnis, in einen Orden zu treten, um Gott ihre Jungfräulichkeit zu weihen. Hätte man das Herz des Königs mit einem tödlichen Pfeil durchbohrt, die Wunde würde ihn nicht empfindlicher geschmerzt haben, als diese so unerwartete Bitte. Da er jedoch von einer tiefen Gottesfurcht beseelt war, hatte er nicht den Mut, diese Bitte abzuschlagen, sondern, wie wenn ihm die Sprache genommen worden wäre, stand er da, ohne ein einziges Wort erwidern zu können. Die fromme Prinzessin, die in dem Schweigen ihres Vaters ein Zugeständnis und eine stumme Einwilligung erblickte, beeilte sich, ihre Angelegenheiten zu ordnen, um das Herannahen des Tages zu beschleunigen, an dem sie die Welt würde verlassen können, um sich in das Kloster zu verschließen.
Die fromme Prinzessin kostete mit langen Zügen die Süßigkeiten der Einsamkeit in ihrem Kloster zu Aveiro, ohne auch nur zu argwöhnen, dass man je daran denken könnte, ihren Entschluss rückgängig zu machen.
Nach Alphons Tod wurde Johann II., sein Sohn, von Karl VIII., König von Frankreich, angelegentlich angegangen, ihm seine Schwester zur Gemahlin zu geben. Die Liebe dieses Fürsten zu Johanna, deren Schönheit er kannte, hatte in seinem Herzen tiefe Wurzeln gefasst.
Nach der Ankunft der Abgesandten begab sich der König selbst in das Kloster zu Aveiro, um die Prinzessin, seine Schwester, zur Annahme der Hand des Königs von Frankreich zu bestimmen, allein er fand sie unbeugsam und unerschütterlich in ihrem Beruf. Er führte so rührende Vernunft- und Beweggründe an, dass die unglückliche Prinzessin, um nicht zu unterliegen, ihn um Ruhe bat bis zum folgenden Tag, damit sie sich bei ihrer gütigen Mutter, der Himmelskönigin, und ihrem geliebten Sohn, den sie schon vor langer Zeit zu ihrem einzigen Bräutigam erwählt hatte, Rat einholen könne. Sobald Johanna sich wieder in ihrer Zelle allein befand, warf sie sich vor einem Marienbild nieder, das sie in ihrem Betzimmer hatte, und beschwor unter Tränen, die den Boden benetzten, die Mutter der schönen Liebe bei allem, was sie im Himmel und auf der Erde Teures hat, ihr zu Hilfe zu kommen und sie in einer so großen Gefahr nicht zu verlassen. Was für ein Wunder! Kaum hatte sie ihr Gebet begonnen, als sie in ihr Herz himmlischen Frieden und Trost herabströmen fühlte und ihr Geist von aller Unruhe befreit war.
Am folgenden Tag kehrte der König, ihr Bruder, der von tausend Besorgnissen gepeinigt, kein Auge hatte schließen können, zu seiner Aufgabe zurück. Und da er vermutlich einen neuen Angriff versuchen zu müssen glaubte, hielt er eine Antwort auf jeden Einwurf bereit, den man ihm entgegensetzen konnte. Als er aber auf dem Angesicht seiner Schwester nur Ruhe und Heiterkeit erblickte, hoffte er eine für sein Anliegen günstige Antwort. Hätte man nach dem Anschein urteilen dürfen, so wäre seine Erwartung nicht getäuscht worden. Allein die Folge zeigte, dass Johanna im Einverständnis mit dem Himmel stand, denn sie sagte zu ihrem Bruder, dass, wenn der König Karl, der sie mit seiner Werbung beehre, noch am Leben sei, sie bereit sein werde, in sein Begehren einzuwilligen. Damit waren beide zufrieden. Der König kehrte mit größter Eile in sein Reich zurück. Kaum aber war er dort angekommen, als er die Nachricht vom Tod Karls VIII., seines innigsten Freundes erhielt, der schon zu der Stunde vor Gott erschienen war, in der die fromme Johanna das Wort aussprach, das er mit so großer Ungeduld erwartet hatte.
Johanna starb am 12. Mai 1490 in Aveiro und wurde im Kloster Aveiro bestattet. Sie wurde 1693 von Papst Innozenz XII. seliggesprochen. Obwohl sie bis heute nicht heiliggesprochen wurde, wird sie in Portugal als die Heilige Prinzessin Johanna verehrt.
Seliger Bruder Nonius
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 12. Mai 1430 hauchte zu Lissabon der selige Bruder Nonius seine Heldenseele aus. Bruder Nonius, mit seinem weltlichen Namen Alvarez Pereira, wurde im Jahr 1360 zu Lissabon geboren. Er war verschwägert mit dem Begründer des königlichen Geschlechtes der Braganza und das Muster und Vorbild eines Offiziers, der als Kronfeldherr und Generalissimus der portugiesischen Truppen seinem Herrn und König die trefflichsten Dienste leistete. Er zeichnete sich aber ebenso sehr durch Frömmigkeit, als durch Tapferkeit aus. Auf jede Schlacht bereitete er sich durch Gebet und Fasten vor, tat jedoch dann auch das Seinige und kämpfte wie ein Löwe. So erlangte er Gottes Schutz und Segen und war in seinen vielen Kämpfen stets siegreich. Groß war seine Andacht zur seligsten Jungfrau. Zu ihr nahm er beispielsweise in der Schlacht bei Aljubarrota seine Zuflucht. In der größten Gefahr machte er ihr zu Ehren das Gelübde, den Karmeliten zu Lissabon ein Kloster und eine Kirche, "vom Sieg" benannt, zu bauen, von deren entschwundener Pracht heute noch die Ruinen Zeugnis geben. Nach glücklicher Beendigung des Krieges zog sich Alvarez nicht bloß vom blutigen Schauplatz der Weltereignisse zurück, sondern trat, da inzwischen seine Gemahlin Blanka von Guadalaxara gestorben war, als schlichter Laienbruder selbst in den heiligen Orden. Er begnügte sich mit einer engen, schmucklosen Zelle des von ihm gestifteten Klosters, fügte sich Bereitwillig allen Anordnungen der Oberen, verrichtete die niedrigsten Dienste und wäre selbst mit dem Bettelsack auf dem Rücken von Haus zu Haus gegangen, um Almosen zu sammeln, wenn nicht der König und der Kronprinz Verwahrung dagegen eingelegt hätten. So verbrachte er zehn Jahre im Orden und führte ein Leben größter Entsagung, ununterbrochener Arbeit und beständigen Gebetes. Besonders verehrte er Maria in kindlicher Liebe und bat sie inständigst, seine Seele gleich nach ihrer Erlösung vom Leib in die himmlische Heimat einzuführen. Mit den heiligen Sterbesakramenten versehen, in der linken Hand die Sterbekerze, in der rechten das Kruzifix haltend, das er ganz mit Küssen bedeckte, starb er, während ihm ein Mitbruder seiner Bitte entsprechend die Leidensgeschichte des Herrn nach Johannes vorlas, bei den Worten: "Siehe deine Mutter!" An seiner Beerdigung beteiligten sich König Johann I., Kronprinz Eduard, der ganze königliche Hof, der gesamte Adel, der Klerus und viel Volk. Viele nahmen sich Erde von seinem Grab mit, riefen ihn um seine Fürsprache an und erlangten wunderbare Hilfe. Seine Seligsprechung erfolgte am 8. Februar 1918.
Bruder Athanasius
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Bruders Athanasius. Bruder Athanasius hat großartige Werke geschaffen, die noch heutigentags von seiner außerordentlichen Begabung zeugen. Von Geburt ein Tiroler, hatte er zu Imst am 23. Oktober 1667 das Licht der Welt erblickt. Sein Vater leitete ihn zur Feldarbeit an, doch Athanasius zeigte mehr Geschick zum Maurerhandwerk und machte sich mit allem Eifer an seine Erlernung. Er tat es wohl auf Eingebung des Heiligen Geistes hin, der ihn auf diese Weise seinem wahren Beruf zuführen wollte. Als er nach Vollendung seiner Lehrzeit auf Reisen ging, kam er nach Prag, wo er bei Bruder Ignaz, der eben mit dem Bau der Karmelitinnenkirche beschäftigt war, Dienste nahm. Athanas fand an seinem Bauleiter ebenso großen Gefallen, wie dieser an seinem neuen Arbeiter. Ein Wort gab das andere, Athanas erkannte seinen Beruf und wurde Laienbruder im Karmelitenorden (1694). Bruder Ignaz nahm sich seiner väterlich an und bildete ihn zu einem vorzüglichen Baumeister heran. Sein Meisterstück lieferte Bruder Athanas zu Linz, wo ihm die Vollendung des Klosterbaus übertragen wurde. Auch das Kloster zu Wiener-Neustadt ist sein Werk. Der Ruf seiner Tüchtigkeit drang übrigens auch nach außen, weshalb er 1726 vom Erzabt zu Martinsberg den Auftrag erhielt, mehrere Wohnhäuser aufzuführen. Ebenso übertrug ihm der Zisterzienserabt Gregor von Heinrichsheim in Schlesien den Bau der Abtei Zirz in Ungarn. Bruder Athanas ging aber in dieser vielseitigen äußeren Betätigung nicht völlig auf. Er wusste wohl, dass für den Ordensmann das Wichtigste die Beobachtung der heiligen Regel ist und bleibt, und verwendete den größten Eifer auf die Grundlegung, Aufführung und Vollendung des Baues der christlichen Vollkommenheit in seiner Seele. Nie vergeudete er einen Augenblick durch Müßiggang. Er geizte förmlich mit der Zeit, bis die Stunde kam, da er nach Abschluss seiner Wirksamkeit auf Erden am 12. Mai 1732 in die ewigen Wohnungen des Jenseits eingehen sollte.
Gebet am 12. Mai
Heilige Mutter Maria, du bist zwar von dieser Welt gegangen, aber du vergisst nicht uns elende Pilger, die wir in diesem Tränental bleiben müssen, wo so viele Feinde uns bekämpfen, die nichts mehr wünschen, als uns für die ganze Ewigkeit unglücklich zu machen. Ach, um der Verdienste deines heiligen Todes willen, erlange uns die Gnade, dass wir die Anhänglichkeit an die irdischen Dinge immer mehr und mehr verlieren, dass Gott uns unsere Sünden verzeiht, dass wir Gott lieben und bis an unseren Tod in seiner Gnade verharren. Amen.
Zum heiligen Pankratius
Hilf mir durch deine Fürbitte, heiliger Junge, auf dass ich die Weisheit des Himmels, die du durch dein Beispiel gelehrt hast, recht und vollkommen lerne, nämlich lieber alles verlieren zu wollen, als Christus. Teurer als alle Schätze und Freuden der Welt sei mir Christus, damit ich nur in Seiner Liebe lebe und sterbe. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Herrliche Lobsprüche legt der heilige Germanus der seligsten Mutter Gottes in seinen Reden bei: er nennt sie "Trost der Christen, die mächtigste Ermunterung der Betrübten, die allzeit bereite Zuflucht der Sünder". Durch sie gelangt man zur Seligkeit, wird von den Übeln befreit, und erhält die Gnade. Sie hat ein mütterliches Zutrauen und Fürbitte bei ihrem Sohn, und macht uns, die sich nicht getrauen den Himmel anzuschauen, ihm angenehm, erwirbt uns bei ihm das Heil und errettet uns von der Hölle.
Andacht am 12. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Ich weiß es aus Erfahrung, dass die beste Weise, andere zu leiten, sanft, demütig und geduldig ist." (Die heilige Franziska von Chantal)
Wenn diese Heilige etwas von ihren Töchtern verlangte, das an sich gleichgültig war, tat sie dies mit so großer Unterwerfung, dass sie über ihre tiefe Demütigung beschämt wurden; forderte sie aber etwas, das notwendig war, so benahm sie sich mit solcher Sanftmut, dass nur ein gefühlloses Herz sich hätte erwehren können, ihr auf der Stelle pünktlich zu gehorchen.
Der heilige Vinzenz von Paul schrieb einem Vorgesetzten eines seiner Missionshäuser, der bei ihm über einen Priester klagte, der unter seiner Leitung arbeitete, auf folgende Weise: "Es geziemt sich, den Priester, von dem Sie mir schreiben, mit Sanftmut zu ertragen. Sie haben vielleicht nicht eben dieselben Fehler als er; dagegen haben Sie andere. Hätten Sie dies nicht zu leiden, so hätten Sie kaum Veranlassung, Ihre Nächstenliebe zu üben; überdies auch hätte Ihr Betragen keine sonderliche Ähnlichkeit mit dem Leben Jesu Christi, der sehr ungebildete Jünger aufnahm, die viele und grobe Fehler an sich hatten. Und er tat also, damit Er uns Geduld und Freundlichkeit ausüben lehrte, und uns zeigte, wie diejenigen vorgehen sollen, die über andere als Vorgesetzte aufgestellt sind."
Ich bitte Dich, Herr, um die Gnade, mit großer Sanftmut, Demut und Geduld gegenüber allen Menschen vorzugehen, die unter meiner Leitung stehen. Verleihe mir, dass ich, so oft sich mir Gelegenheit ergibt, etwas zu leiden, eingedenk sei, dass ich mich erfreuen soll, Veranlassung zu finden, die Nächstenliebe zu üben! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 12. Mai
"Da wir alle Glieder eines und desselben Leibes sind,
mit einem und demselben Haupt, welches ist Christus,
geziemt es sich, dass wir an den Freuden und Leiden aller teilnehmen."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 12. Mai - Vom Adel und der hohen Würde der Seele
Wie groß, o Seele, ist dein Adel.
Du wiegst die ganze Schöpfung auf.
Sieh, von des Himmels höchsten Zinnen
Kam Gottes Sohn, dich zu gewinnen,
Und gab für dich sein Blut zum Kauf.
Drum, du, der Schöpfung Schmuck und Licht,
Entweihe deinen Adel nicht.
1. Erhebe deinen Blick zu dir selbst, und betrachte den glorwürdigen Adel, zu dem dein Schöpfer dich erhoben hat. Sieh, zahllose Menschen erschuf der Allerhöchste, schmückte sie mit mannigfaltiger Schönheit und Herrlichkeit. Dich aber prägt er mit seinem Bild, schuf dich zu einem freien, unsterblichen Wesen. Du allein bist das Auge dieser sichtbaren Schöpfung, dringst in all ihre Tiefen ein, kennst allein deinen Schöpfer. Und deine Liebe kann durch nichts Geringeres als durch seine unerschaffene Urschönheit gesättigt werden. Wie unendlich erhebt dieser Vorzug dich über alle sichtbaren Geschöpfe. Und dennoch ist dieser Vorzug Gerechten und Sündern gemeinsam.
2. Erhebe also deinen Blick höher, und preise die unendliche Güte deines Schöpfers. Bist du mit seiner Gnade geschmückt, dann erlischt das Licht der Sonne und aller himmlischen Sterne gegen deinen Glanz. Denn dein Gott selbst hat dann seinen Wohnsitz in deinem Inneren. Und schön wirst du durch seine Schönheit, heilig durch seine Heiligkeit, "teilhaft wirst du der göttlichen Natur". (2. Petrus 1,4) Willst du deinen unendlichen Wert erkennen, so frage den Sohn des lebendigen Gottes. Im Ratschluss Gottes selbst hattest du auf gewisse Weise höheren Wert als sein Blut und sein Leben, da er es hingab, dich dafür zu erkaufen. Der Glaube selbst erschrickt über diesen deinen unendlichen Wert in den Augen des Allerhöchsten.
3. Jetzt zwar schmachtest du noch im Gefängnis deines Körpers in Leiden und Mühsalen. Und kaum sichtbar ist dein unsterblicher Glanz unter der dichten Wolke dieses Elends. Aber höre den Jünger der Liebe: "Meine Vielgeliebten, nun zwar sind wir Kinder Gottes; aber noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden." (1. Johannes 3,2) Denn noch musst du im Pilgergewand deine Aufnahme in das himmlische Vaterland verdienen. Aber warte noch kurze Frist, und du wirst von deinen Banden entfesselt werden, und in der Glorie deines Schöpfers auffliegen, ewig mit ihm zu herrschen. Dies ist der Preis deines Glaubens, deiner Liebe. Dies der Preis des Blutes deines Erlösers. "Erwarte also den Herrn, handle männlich, und lass dein Herz sich erkräftigen, und harre auf den Herrn."
13. Mai
Unsere Liebe Frau vom heiligsten Sakrament
Der heilige Servatius, 10. Bischof von Tongern und Maastricht,
+ 13.5.384 - Fest: 13. Mai
Vom heiligen Servatius, Bischof von Tongern, wird erzählt, dass er den heiligen Athanasius, als der vom Kaiser nach Gallien verbannt worden war, ehrenvoll aufnahm und dem Verfolgten großmütig alle Beihilfe angedeihen ließ; ferner, dass er auf dem Konzil von Sardica (347) einen heiligen Eifer für den Glauben der Kirche bewies. Er war auch unter der Zahl der auf Befehl des Kaisers Constantius zu Rimini versammelten Bischöfe und widersetzte sich mit aller Kraft dem Streben der Arianer. Da sich die rechtgläubigen Bischöfe durch ein verfängliches Glaubensbekenntnis von den Irrlehrern hatten hinters Licht führen lassen, versuchte Servatius nach Kräften den Fehler wieder gut zu machen und den Übeln vorzubeugen, die daraus entspringen konnten. Seinem Gebet, seiner liebreichen, zum Herzen dringenden Belehrung gelang es, gar viele der Verführten wieder mit der Kirche zu vereinigen.
Wie der heilige Gregor von Tours schreibt, sagt Servatius den Einfall der Hunnen in Gallien vorher und versuchte den göttlichen Zorn durch Wachen, Fasten, Tränen und Gebete zu besänftigen. Bald darauf erschienen die Barbaren wirklich am Rhein, und es war kein Heer da, welches das Land gegen ihre furchtbare Macht hätte beschützen können. In dieser Not versammelten sich die Bischöfe und Edlen Galliens, einen heiligen Mann zum Grabe der Apostelfürsten in Rom zu entsenden, damit er ihre Fürbitte für das bedrohte Vaterland erflehe. Die Wahl fiel auf Servatius, der sich der weiten und gefahrvollen Reise bereitwillig unterzog. Der eilige betete drei Tage und Nächte in der Kirche der Apostel, ohne zu essen und zu trinken oder sonst wie seinem Körper eine Erholung zu gönnen. Schließlich übermannte den Übermüdeten der Schlaf, und nun sah er im Traum einen strahlenden Thron, auf dem Christus selbst sich niederließ, umgeben von den Chören der Engel. Zu den Füßen des Heilandes knieten die Apostel Petrus und Paulus und schienen den Herrn inständigst zu bitten. Nach einiger Zeit erhob sich Petrus, ging zu Servatius heran und sprach: „Mann Gottes, warum hörst du nicht auf, mich zu drängen? Wisse, dass der Herr unabänderlich beschlossen hat, Gallien und andere Länder den Heiden preiszugeben, als Strafe für die Sünden der Christen, die zu ihm gen Himmel riefen. Kehre heim, bestelle dein Haus und lass dein Grab bereiten, denn deine Augen werden die Verheerungen nicht mehr schauen, die über Gallien hereinbrechen. Die Stadt Maastricht wird Gott deinetwegen verschonen, damit du Ruhe im Grab haben sollst.“
Dem göttlichen Willen demütig sich ergebend, trat Servatius ungesäumt die Rückreise nach Tongern an, kündete den Seinigen mit tränenden Augen das Gericht Gottes an, damit sie zu ernstlicher Buße bewegt würden, und traf sodann alle Anstalten zu seiner Grabesfahrt nach Maastricht. Geistlichkeit und Volk kamen zu ihm und baten wehklagend: „Heiliger Vater, verlass uns doch nicht, da der Feind vor der Tür ist!“ Servatius aber verwies sie auf den Ausspruch Gottes und ging nach Maastricht, wo er kurz vor dem Einfall der Hunnen selig entschlief. Das römische Martyrologium sagt, dass der Schnee, wenn er zur Winterszeit ringsum das Land einhüllte, doch niemals den Grabhügel des Heiligen bedeckte. Dieses Wunder konnte man lange Jahre sich wiederholen sehen, bis endlich eine Kirche über der Stätte erbaut wurde. Tongern wurde von den Hunnen so gänzlich zerstört, dass es nie wieder zu seinem alten Glanz sich erhob, während Maastricht verschont blieb, so dass die Nachfolger des heiligen Servatius fortan hier ihren bischöflichen Sitz nahmen.
Der selige Ellengar (Ellinger), Abt von Tegernsee,
+ 13.5.1056 (oder 18. Juni) – Fest: 13. Mai
Ob wohl alle, die in der Weltgeschichte einen großen Namen haben, wirklich die großen sind und wahrhaftig mehr geleistet haben als die ungezählten Kleinen, auf denen der Fluch der Bedeutungslosigkeit lastet wie ein druckschweres Zentnergewicht? Ob es nicht bei Gottes Endgericht einmal herauskommt, dass das arme Mütterlein im Winkel mit seinem Rosenkranz größeren Einfluss gehabt hat auf den Lauf der Weltgeschichte als ein Cäsar oder ein Napoleon? Die in der Welt die Verachtetsten waren und offenkundig in allem Missgeschick hatten, können leicht im Reich Gottes die Größten sein und manch einer der mächtigen Weltherrscher wird in der Ewigkeit ihnen dankbar die Hand drücken und ein kräftiges Vergeltsgott sagen müssen für das, was diese unbekannten Lenker der Weltgeschichte für sie an Gebet und Werken der Geduld aufgeopfert haben.
Ich meine, gar viele, die nach dem Jahr 1000 bis gegen die Mitte des 11. Jahrhunderts lebten und einen klangvollen Namen haben, müssen einmal im Himmel einen Dankbesuch machen beim seligen Abt Ellengar von Tegernsee. Dem ist auf Erden schier alles missglückt, was er begonnen hat; und wenn ihm irgendwo und irgendwann einmal etwas gelang, später hat es sich ein anderer zugemessen; am Ende seiner Mühen aber ist er gar noch da gestanden als ein Missetäter, bis man an seinem Grab erkannte, dass man einen Heiligen unschuldig verfolgt hatte.
Ellengar, Ellinger, mag zwischen 980 und 990 geboren sein. Er selber schreibt in einem Brief, dass er ein Landsmann des gelehrten Mönches Froumund von Tegernsee sei. Aber leider wissen wir dessen Heimat auch nicht. Zweifellos ist Ellengar am Hof eines Erzbischofs für das Priestertum herangebildet worden. Davon erzählt er selber in einem Brief, der nicht sehr lange nach dem Brand Tegernsees im Jahr 1035 geschrieben sein kann. Von diesem ungenannten Erzbischof – in Frage können nur kommen Bardo von Mainz, ein Verwandter der damaligen Kaiserin Gisela, Gemahlin Konrads II., oder Bischof Thietmar von Salzburg – war er zum Priester geweiht worden, hatte ihm als Kaplan gedient, und wenn Ellengar vom Jahr 1017 bis 1026 und noch einmal von 1031 bis 1041 als Abt von Tegernsee erscheint, mag ihn der ungenannte Erzbischof kraft seines Einflusses beim kaiserlichen Hof für jene verantwortungsvolle Stelle empfohlen haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Ellengar vor seiner Ernennung zum Abt noch nicht Mönch gewesen, sondern hat erst kurz vor seiner Abtweihe Profess gemacht, ein Fall, der in jener Zeit nicht selten war. Für Ellengar war das hohe Amt mehr Bürde als Würde, denn die Mönche, die er zu Tegernsee antraf, waren zwar nicht eben schlimm, aber auch gerade keine Eiferer für das Gesetz des Herrn: und wie schwer man sich mit diesen lauen Leuten tut, kannst du dir unschwer vorstellen. Um so mehr Eifer scheint Ellengar selbst gehabt zu haben, denn alsbald hören wir in den Nachrichten aus jener Zeit von Klagen, die die Mönche über die Strenge des neuen Abtes erhoben. Unter feindseligen Menschen, deren verärgerte Stimmung deutlich aus ihren Mienen spricht, ruhig aushalten, ist anerkanntermaßen kein leichtes Stück. Vielleicht bist du schon selber in einer solchen Lage gewesen und kannst es dem armen Ellengar lebhaft nachfühlen, wie ihm mag zumute gewesen sein! Um so größer aber ist das Werk, so einer nicht nur gelassen auf dem harten Posten ausharrt, sondern sogar es sich angelegen sein lässt aus den steinernen Herzen einen Funken von Eifer herauszuschlagen. Es muss als hohe Ruhmestat Ellengars gepriesen werden, dass sich unter seiner Regierung Zucht und Ordnung im Kloster bedeutend hoben. Eines der Mittel, die er anwandte, darf nicht verschwiegen werden: er lenkte den Sinn der Mönche auf das Studium hin, das die Seele vor vielen Schäden bewahrt. Mit Ellengar hebt die Blütezeit Tegernsees auf dem Gebiet der Wissenschaften an, auf dem von allen Gelehrten die bleibende Bedeutung des Klosters gesucht wird. Der Abt gründete nämlich eine neue Schule. Als kluger, wohl rechnender Mann sorgte er auch dafür, dass die neue Schöpfung nicht so rasch verfalle: er legte es dem frommen Ritter Adalbero von Sachsenkam nahe, durch eine ausreichende Stiftung für den Bestand der Schule zu sorgen. Auch von Kaiser Heinrich dem Heiligen erbat er sich Spenden für diesen Zweck und erhielt sie auch. Aber das alles zählte nichts in den Augen jener Mönche, die für ein strengeres Klosterleben nicht zu haben waren. Für seine Mühen statteten sie ihm einen sonderbaren Dank ab: sie hetzten in so geschickter Weise gegen ihn und brachten es schließlich fertig, dass er von den geistlichen und weltlichen Vorgesetzten seines Amtes enthoben wurde. Und nun zeigte sich die Größe seiner Seele. Er hätte dem undankbaren Tegernsee den Rücken kehren können – hättest du es in seiner Lage nicht getan? Ellengar bewies aber, dass ihm das Gebot der Feindesliebe nicht bloß auf den Lippen schwebte, sondern ins Herz gewachsen war. So blieb er also in Demut als einfacher Mönch zu Tegernsee und machte sich dort seinen Feinden nützlich, insonderheit durch Abschreiben von Büchern. Fünf Jahre verbrachte er in dieser Trübsal. Soll uns das nicht ein kraftvoller Antrieb sein, in Geduld und Demut auszuharren, wenn wir etwa auch einmal von unseren Feinden, Gegnern, Neidern in ein armseliges Winkelchen gedrückt werden und dort länger uns bescheiden müssen als uns lieb sein kann? Wie oft kommt es im Leben vor, dass einer um seine gute Stelle gebracht wird von missgünstigen Leuten. Dann mag er sich getrösten, dass er das gleiche Schicksal erlitten hat wie der selige Ellengar. Mag er dann auch stark sein und seine Sache Gott befehlen wie er!
Denn nicht immer kann man sich mit Sicherheit damit trösten, dass auf Regen Sonnenschein folgt. In trüben Sommern reißt wohl manchmal der Nebelschleier und die kraftvolle Sonne macht uns frohe Hoffnung auf viele lichte Tage. Aber bald ziehen die alten drohenden Wolken wieder am Horizont herauf und sagen uns, dass wir zum Dulden ebenso gut geboren sind wie zur Freude. So war es auch in Ellengars Leben. Im Jahr 1031 wurde Ellengar wieder in seine Rechte als Abt von Tegernsee eingesetzt, um doch nach zehn Jahren wieder abgesetzt und vertrieben zu werden. Zunächst entfaltete er in Tegernsee und Benediktbeuren eine reiche Tätigkeit als Wiederhersteller der klösterlichen Lebensordnung. Aber auch um die zeitliche Wohlfahrt der ihm anvertrauten Herde kümmerte er sich ohne Unterlass. Indes gerade in dem Augenblick, da das Kloster glänzend dastand, zeigte sich, dass Ellengar zu den Lieblingen Gottes gehörte, die durch Leiden sich ihre herrliche Krone verdienen müssen: im Jahr 1035 brannte sein schönes Kloster gänzlich ab. Was man den Flammen entriss, raubten im folgenden Jahr die Diebe. Ellengars Lebenswerk war vernichtet. Und wäre es bloß dies gewesen! Die alten Feinde des eifrigen Abtes standen wieder auf und versuchten ihn zu stürzen. Sie behaupteten, die Schuld am großen Brandunglück trage er. Leider hatten sie nur allzu großen Erfolg. Der Bischof von Freising, der Erzbischof von Salzburg und endlich Kaiser Heinrich III. ließen sich von den Anklägern so gegen Ellengar einnehmen, dass er sich umsonst verteidigte. Er wurde am 3. Oktober 1041 wieder abgesetzt. Nun muss dabei eins eigens festgehalten werden: während der Zeit, da seine Feinde gegen ihn gehetzt und seinen Sturz betrieben hatten, war er nicht müßig gewesen. Er hatte Kloster und Kirche neu gebaut. Und nun ein solcher Dank für alle seine Mühen! Der harte Spruch seiner Richter verlangte von ihm überdies, dass er die Stätte seines Wirkens verlasse und in die Verbannung nach Niederaltaich an der Donau gehe. Dort lebte er noch fünfzehn Jahre in stiller Zurückgezogenheit. Neben Gebet und anderen geistlichen Übungen widmete er sich abermals der Fertigung von Handschriften. Gott gab ihm noch den Trost, dass er in seinem Todesjahr in seine Klosterheimat zurückkehren konnte. Jetzt erst erkannten die Mönche von Tegernsee, dass sie einen heiligen Dulder verfolgt hatten und säumten nicht, ihm die gebührenden Ehren zu erweisen, umso mehr, als an seinem Grab besondere Gebetserhörungen stattfanden.
Von Ellengar mögen wir lernen den erhabenen Königsweg des Kreuzes zu gehen, weil er der sicherste von allen Himmelswegen ist. Wer ihn gehen darf, ist so recht ein vertrauter Freund Gottes. Ein solcher arbeitet nicht für sich allein, sondern muss durch geduldiges Ertragen seiner Misserfolge vielen Seelen Gnade vor Gott verdienen, dass sie nicht verloren gehen. Beim Gericht wird die Welt mit Staunen zu ihnen aufblicken und sagen: „Die sind es, die wir verachtet haben, siehe, wie sind sie gezählt unter die Heiligen Gottes!“
Ellengar wurde im Jahr 1236 seliggesprochen.
Der heilige Johannes der Stillschweigende,
Bischof von Colonia und Einsiedler in Palästina,
+ 13.5.558 – Fest: 13. Mai
Dieser Liebhaber des Stillschweigens und der Einsamkeit war im Jahr 454 zu Nikopolis in Armenien geboren. Schon als Kind verlor er seine Eltern und erhielt hierdurch große Güter, die er aber zu frommen Zwecken verwendete.
Als er achtzehn Jahre alt war, erbaute er eine Kirche zu Ehren der allerseligsten Jungfrau, und ein Kloster, in das er sich mit zehn anderen einschloss, die ebenso gottesfürchtig wie er leben wollten. Gebet, Arbeit und Schweigen waren die Hauptaufgaben, die er ihnen und sich selber stellte. In Demut und Abtötung lebten sie ihre Tage dahin.
Obwohl erst achtundzwanzig Jahre alt, erhob ihn der Bischof von Sebaste, der die Tugenden des Johannes erkannte, auf den bischöflichen Stuhl von Colonia in Armenien. Hier setzte er sein einfaches, demütiges, enthaltsames Leben fort wie ehedem im Kloster. Neun Jahre lang stand er seinem hohen und schweren Beruf vor, sorgte für die Notleidenden, beförderte durch Wort und Werk die Frömmigkeit seiner Anbefohlenen, insbesondere die Marienverehrung. Da siegte in ihm die Liebe zur Einsamkeit über die Hirtensorge. Er legte das Bistum nieder, besuchte die heiligen Orte in Jerusalem und zog sich dann in die Genossenschaft des heiligen Sabas zurück, die in der Nähe wohnte und einhundertfünfzig Einsiedler zählte.
Hier erhielt er nun die Obsorge über die Fremden und Pilger. Bald danach aber wurde ihm gestattet, in gesonderter Einsiedelei zu leben. Hier machte er neue Fortschritte in Fasten und Abtötung. Nur zweimal in der Woche begab er sich zum gemeinschaftlichen Gebet in die Gesellschaft der übrigen Einsiedler. Sein Stillschweigen hielt er in seiner Abgeschiedenheit wie im Umgang strenger als je. Ja er steigerte später diese Übung, die zur Geistesversammlung sehr viel beiträgt, noch höher, und lebte später vier Jahre lang ohne mit einem Menschen zu reden, als mit dem, der ihm Nahrung brachte.
Pater Nikolaus von Jesus Maria
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Nikolaus von Jesus Maria (Doria), eines Genuesen von Geburt, der erst in verhältnismäßig reifem Alter in den Orden trat und nur sechzehn Jahre darin lebte, aber einer der einflussreichsten Patres wurde. Er war als Kaufmann in Geschäftsangelegenheit nach Spanien gekommen, wo er auch einen alten Freund, Ambrosius Marianus, besuchte. Der gab seinen Gedanken eine höhere Richtung und veranlasste ihn, Theologie zu studieren und sich die heiligen Weihen geben zu lassen. Die heilige Theresia gewann ihn gelegentlich ihrer Reise nach Sevilla (1577) für den Orden, in dem er bald seiner vorzüglichsten Eigenschaften halber zu den höchsten Ämtern gewählt wurde. Er war im Gegensatz zu Pater Hieronymus Gracian der Meinung, dass die Unbeschuhten Karmeliten ausschließlich beschaulich leben sollten und betrieb seine Ausstoßung aus dem heiligen Orden. Man mag seinen einseitigen Standpunkt und sein schroffes Vorgehen gegen den edlen Pater Hieronymus Gracian bedauern, wie er es gegen Ende seines Lebens selbst getan und mit bitteren Tränen beweint hat, doch muss man berücksichtigen, dass er im guten Glauben war, so handeln zu müssen, und darum hier auch nicht anders handeln konnte. Übrigens schreibt auch die heilige Theresia, sie habe "viele Beweise von der Vollkommenheit und Klugheit des Pater Nikolaus empfangen und er gehöre zu jenen Männern des Ordens, die sie im Herrn überaus liebte und hochschätzte". Der ehrwürdige Pater Dominikus von Jesus Maria sah ihn bei seinem Tod glorreich in den Himmel auffahren. Im Jahr 1601 erklärte er unter Eid, in einer anderen Vision sei ihm Pater Nikolaus wieder in der himmlischen Glorie gezeigt und kundgetan worden, dass er sich des Privilegiums erfreue, den Thron der seligsten Jungfrau zu stützen zum Lohn dafür, "dass er ihre Verehrung so sehr zu fördern gesucht habe".
Gebet am 13. Mai
Du, Maria, bist die Mutter der Barmherzigkeit, und verstößt keinen Sünder, der Vertrauen zu dir hat, so elend er auch ist. Du bist die reinste Braut des Heiligen Geistes, besitzt seine ganze Liebe, und alles, um was du ihn bittest, gewährt er dir. Ach bitte ihn für mich, dass er mir meine vielfältige Untreue, meinen Leichtsinn und den Missbrauch seiner Gnaden verzeiht, mein Herz zerknirscht und in ihm das Feuer der göttlichen Liebe entzündet, mich stärkt in allen Versuchungen, mich entflammt zu Tugendübungen und guten Werken, und mich bis ans Ende im Stand der Gnade erhält. O Maria, liebevollste Mutter, dies hoffe ich von dir, dies erwarte ich von deiner Güte, und will dir dafür dankbar sein zeitlich und ewig. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Johannes
O Gott, der Du dem heiligen Johannes eine so große Liebe zum Stillschweigen verliehen hast, verleihe uns auf seine Fürbitte die Gnade, die Zeit zu schweigen zu beobachten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Zu Rom hat am heutigen Tag im Jahr 607 Papst Bonifatius IV. den von Markus Agrippa 25 Jahre vor Christi Geburt erbauten herrlichen Tempel, Pantheon genannt, von allen Götzenbildern gereinigt, und zur Ehre der seligsten Jungfrau und aller heiligen Märtyrer eingeweiht. Diese Kirche wird wegen ihrer runden Form alla Rotonda genannt, ist sehr schön, und so breit als hoch.
Andacht am 13. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Nichts ist bitterer als die Schale der noch grünen Nuss; gleichwohl ist nichts süßer, noch dem Magen zuträglicher als eine von ihnen, als wenn sie mit Zucker eingesotten wird. Auf gleiche Weise verhält es sich mit einem Verweis, der seiner Natur nach herb ist; aber, beim Feuer der Liebe eingesotten und mit Sanftmut gewürzt, lieblich, wonnig und sehr heilsam wird." (Der heilige Franz von Sales)
Wenn der heilige Franz von Borgia wusste, dass einer aus der Gesellschaft Jesu, die er als oberster Vorgesetzter lenkte, irgend eines Vergehens schuldig war, pflegte er ihn gütig anzureden und zu sagen: "Ich bitte den Herrn, dass Er Euch verzeihe. Könnte ich doch die Freude haben, Euch als einen heiligen Mann zu sehen! Mein lieber Bruder, wie konntet Ihr das sagen? Wie konntet ihr so etwas tun!"
Der heilige Vinzenz von Paul sagte bei einer gewissen Veranlassung, es sei in seinem Leben ihm nur dreimal widerfahren, einen scharfen Verweis zu geben; weil er davon überzeugt war, als sei es der Umstände wegen notwendig gewesen; doch habe ihn dies bald danach gereut, weil er dadurch den guten Erfolg nicht erzielt hätte, den er beabsichtigt hatte. War er aber genötigt, jemand zurechtzuweisen, so versüßte er den Verweis, um ihn nützlich zu machen, und benahm sich dabei auf folgende Weise. Erstens tadelte er denjenigen, der den Verweis verdiente, nicht alsbald nach der Schuld, wenn es anders nicht wesentlich notwendig war, und bedachte immer vor Gott, was er zu sagen habe. Dann bezeugte er der betreffenden Person Achtung und Liebe; lobte sie sogar, wenn sie lobwürdige Eigenschaften hatte, und schloss den Verweis gewöhnlich mit den Worten: "Gott hat es zugelassen, dass Sie diesen Fehler begingen, um Sie zu demütigen und aufmerksam zu machen, dass Sie künftig mit größerem Eifer an Ihrer Heiligung arbeiten!"
Verleihe mir, Herr, dass ich nie jemand anders als in wahrer Liebe, mit Sanftmut und erst dann zurechtweise, wenn ich jedes Wort, das mir zu sagen obliegt, Deinem göttlichen Segen empfohlen habe. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 13. Mai
"Die Liebe, die uns zur Beicht bewegt,
hat größeren Wert, als das Sündenbekenntnis."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 13. Mai - Rückblick der Seele
Traurig blicke ich empor
Zum verschloss`nen Himmelstor.
Aber noch lebt mein Vertrauen,
Dich, o Sion, einst zu schauen;
Und zum schwersten Kampf und Streit
Ist um dich mein Herz bereit.
1. Wenn ich, Herr, den Adel meiner Seele betrachte, dann wird mein Geist zu hohem Erstaunen über diese so glorreiche Bestimmung hingerissen, zu der deine unendliche Güte sie, ohne all ihr Verdienst, aus dem Nichts gerufen hat. Wende ich aber den Blick zu mir selbst, und betrachte, was ich aus dieser Seele gemacht, wie ich dein göttliches Bild entstellt habe, dann werde ich von Beschämung und bitterem Schmerz durchdrungen. Wie, mein Gott, könntest du in dieser entehrten, entheiligten, von Aussatz bedeckten Seele noch dein Bild erkennen? Wo ist noch eine Spur deiner Ähnlichkeit? Ach, weinend muss ich mit dem Propheten ausrufen: "Gewichen ist von der Tochter Zion all ihre Pracht." (Klagelieder 1,6)
2. Ich sehe auf Kalvaria den unendlichen Kaufpreis, um den dein Eingeborener meine Seele aus der Knechtschaft Satans und vom ewigen Tod erlöste, und zittere. Was werde ich antworten, wenn er Rechenschaft über alles verlangt, was er für sie getan hat? Er entriss sie ihren Todfeinden, wusch sie in seinem Blut rein, und beschenkte sie mit der Freiheit der Kinder Gottes. Und ich unterwarf sie abermals einer schändlichen Knechtschaft, und verunreinigte sie im Schlamm der Sünde. "Wehe dir, erlöste Stadt, die du zum Zorn reizt." ruft der Prophet. Geht dieses Wehe nicht mich selbst an? Muss ich nicht zittern, dass das Blut der Erlösung um Rache schreit gegen mich und dass deine Erbarmungen selbst zu meiner Verdammnis sich wenden?
3. Erwachen wir doch endlich aus unserem Todesschlaf. Konnte der allerhöchste Gott, unser Schöpfer, je mehr für uns tun, als dass er zu seiner eigenen unsterblichen Seligkeit in der glorreichen Himmelsburg uns berief? Sollen wir also noch länger uns selbst erniedrigen, noch länger von den Täuschungen der Welt uns verführen lassen, noch länger Gefahren uns preisgeben, die so oft uns in die Sünde stürzten? Wo ist unser Glaube? Wo ist unsere Vernunft? Werden etwa sinnliche Lüste, wird aller Glanz und Reichtum der Welt uns entschädigen, wenn wir ewig von Gottes Angesicht verworfen werden? Psalm 119,29: "Halte mich fern vom Weg der Lüge, Herr; begnade mich mit deiner Weisung."
14. Mai
Der heilige Bonifatius, Martyrer zu Tarsus in Cilicien,
+ 14.5.290 - Fest: 14. Mai
Der heilige Bonifatius, dessen die Kirche heute gedenkt, ist nicht zu verwechseln mit dem anderen Bonifatius, dem Apostel der Deutschen. Sodann ist von dem heutigen Bonifatius zu berichten, dass er zu den „Drei Gestrengen Herren“ gehört. Was soll das heißen?
Schau, wenn sich um diese Jahreszeit die Sonne wieder kräftiger durchdringt, so lösen sich unter ihren wärmenden Strahlen hoch im Norden mächtige Blöcke vom ewigen Eis, di als sogenannte Eisberge hinaus ins Meer fahren und für Europa noch einmal kurz vor dem Sommer gerade zu der Zeit Nachtfröste bringen, da in der Natur weitgehend die Blüte eingesetzt hat, und wenn darüber der Frost kommt, so kann es um die Ernte geschehen sein.
Die Maifröste sind daher sehr gefährlich und sehr gefürchtet. Gewöhnlich treten sie am 12., 13. und 14. Mai auf, und weil die Bauern im Mittelalter die Wetterregeln nach den Heiligen benannten, erhielten die drei Heiligen, deren Fest auf die erwähnten Tage fällt, den Namen die „Drei Gestrengen Herren“. Auch heißen sie wohl die „Eisheiligen“. Das ist natürlich nicht so zu verstehen, dass man den drei Heiligen die Schuld an den Nachtfrösten gab, im Gegenteil, man rief vielmehr ihre Fürbitte dagegen an, aber die unguten Namen sind nun einmal an ihnen hängengeblieben.
Die „Drei Gestrengen Herren“ sind der heilige Pankratius, von dem vorgestern erzählt wurde, ferner der heilige Servatius, ein ehemaliger Bischof von Maastricht im heutigen Holland, und drittens der heilige Bonifatius, der die Dreierreihe der Eisheiligen schließt. Von morgen ab ist daher mit Nachtfrost kaum noch zu rechnen. Von morgen ab kann man auch Bohnen legen und Tomatensetzlinge ins Freie pflanzen.
Vom heiligen Bonifatius heißt es, dass er anfänglich ein ausschweifendes Leben geführt habe. Was ist denn das, ein ausschweifendes Leben? Leute, die ein ausschweifendes Leben führen, brauchen an sich keine bösartigen Menschen zu sein, es sind im Gegenteil nicht selten gutmütige und gutherzige Frauen und Männer, aber es fehlt ihnen die Willensstärke. Leicht verfallen sie dem Trunk und der Sittenlosigkeit, und weil sie an ihrem schwachen Willen keinen Halt haben, fallen sie immer tiefer diesseits und möglicherweise auch jenseits vom Tod in den Abgrund hinab. Es sind bedauernswerte Menschen.
Bonifatius führte also anfänglich ein ausschweifendes Leben. Er hat zu viel getrunken, Glücksspiele hat er getrieben, und auch sonst war er nicht vorbildlich. Dazu wollte es das Unglück, dass er in seiner Stellung als Güterverwalter der Fürstin Aglae zu Rom eine Herrin über sich hatte, die keinen Strich besser war als er selbst. Allerdings muss man den beiden zugutehalten, dass sie es als Heiden nicht besser wussten, und auch das muss zu ihrem Lob gesagt werden, dass sie sich überaus mildtätig gegenüber den Armen und Notleidenden benahmen. Diese gute Eigenschaft mag ihnen wohl die Gnade der Bekehrung verschafft haben, denn der liebe Gott lässt keine gute Tat unbelohnt.
Die Bekehrung der beiden begann damit, dass die Fürstin Aglae zufällig von der Wunderkraft der Martyrerreliquien hörte. In Rom wurden die Christen damals nicht verfolgt, wohl aber in Kleinasien. Deshalb schickte Aglae ihren Güterverwalter dorthin, damit er ihr Reliquien beschaffe. Bonifatius reiste ab, gelangte nach Tarsus und kam gerade recht, um Zeuge eines richterlichen Verfahrens gegen zwanzig Christen zu sein, die gleich darauf heldenmütig für den Glauben mit schweren Martern gequält wurden. Da schlug für Bonifatius die Gnadenstunde, und Gott zahlte ihm hundertfältig heim, was er den Armen Gutes getan hatte. Das Beispiel der Martyrer überzeugte ihn von der Wahrheit des christlichen Glaubens, und durch die Hilfe von oben gestärkt, brachte der bisher willensschwache Mann die Kraft auf, sich ebenfalls als Christ zu bekennen und sich den Helden bei zugesellen, mit denen er den Todesstreich empfing am 14. Mai 290. Auch die Fürstin Aglae bekehrte sich und führte bis ins hohe Alter ein vorbildliches Leben. Da hatte also den beiden das Wohltun reichliche Zinsen gebracht.
M. Beata Konstantia vom heiligen Joseph
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 14. Mai 1627 endigte zu Krakau das Leben einer Frau, die zahllose Schwierigkeiten überwinden musste, bis sie zur Gemeinschaft der katholischen Kirche gelagte. Die lobwürdige M. Beata Konstantia vom heiligen Joseph war als Tochter Sigmunds von Mirow Myskowski, des Hauptmanns von Anschwitz und Zator in Polen, am 14. Februar 1565 geboren und von ihren Eltern in der Irrlehre Kalvins erzogen worden. Im Alter von siebzehn Jahren wurde sie an Herrn Bodzinski, den Hauptmann von Dobczyce und Brzesnicz, verheiratet, dem sie zwei Kinder gebar. Im Schloss zu Dobczyce bereitete Gott auf merkwürdige Weise ihre Bekehrung vor. Während sie sich in der Vorhalle des Schlosses erging, fiel die Stütze eines Fensters herab und brachte sie in Lebensgefahr. Beata erschrak heftig, hörte indes deutlich, wie der Mann, der sie rettete, die Namen Jesus und Mariä anrief. Das machte tiefen Eindruck auf sie. Nie mehr kamen diese heiligen Worte aus ihrem Sinn, so dass sie in der Folge jedes Mal zu diesen heiligen Namen ihre Zuflucht nahm, so oft sie in Bedrängnis geriet. Im Alter von 20 Jahren verlor sie ihren Gatten und blieb Witwe, obwohl alle in sie drangen, sich wieder zu verehelichen. Ihre Antwort auf alles Zureden war stets: "Wenn Gott mich im Ehestand hätte haben wollen, hätte er mir meinen Gatten nicht entrissen." Nach dem Tod ihres Mannes lebte sie ausschließlich der Erziehung ihres einzigen noch lebenden Kindes, Werken der Liebe und frommer Lesung. Dadurch kam sie der katholischen Kirche immer näher. Noch hielt sie den Wechsel ihrer Gesinnung vor der Mutter geheim, um sie nicht zu betrüben, doch fühlte sie von Tag zu Tag mehr die Mahnung ihres Gewissens, der erkannten Wahrheit Zeugnis zu geben. Es schien offenbar der Wille Gottes zu sein, den entscheidenden Schritt nicht länger mehr zu verzögern. Einst betete sie voll Inbrunst in der Wallfahrtskirche Czenstochau. Während nun alle anderen Wallfahrer sich am Anblick des Gnadenbildes erfreuten, konnte sie das hehre Antlitz der Gottesmutter nicht wahrnehmen. Es befiel sie eine grenzenlose Angst, sie möchte infolge ihrer Unentschlossenheit des Bildes nicht würdig sein. Am folgenden Palmsonntag nahm der Prediger die Worte: "Ihr werdet ein Füllen angebunden finden, löst es los und führt es zu mir!" zum Gegenstand seiner Ausführungen. Beata war überzeugt, dass diese Worte ihr galten. Nun vermochte sie nicht länger zu widerstehen, sondern ließ sich 1590 feierlich in die heilige katholische Kirche aufnehmen. Das war der erste Schritt auf dem Weg, den ihr Gott vorgezeichnet hatte. Er hatte sie zu noch Höherem auserwählt. Einst sah sie im Traum einen Ordensmann, der ihr vier Ordensfrauen vorstellte und sprach: "Sieh da, liebste Tochter, jene, in deren Fußtapfen du eintreten sollst und welche dir den Willen Gottes erklären werden." Als sie später den ersten Karmeliten Polens sah, erkannte sie in ihm jenen Ordensmann, den sie im Gesicht geschaut hatte. Als durch dessen Vermittlung auch Karmelitinnen in Polen Klöster gründeten, folgte Beata dem Ruf der göttlichen Gnade und trat am 1. Dezember 1615 in den heiligen Orden. Wohl hatte ihr der Pater um sie zu prüfen, die ganze Strenge des Ordens und die Schwere der Verpflichtungen vor Augen gestellt, aber sie ließ sich nicht abhalten. Trotz ihrer fünfzig Lebensjahre fügte sie sich in alles, ja, sie wäre noch zu größeren Opfern bereit gewesen, schwebte doch stets der Gedanke an den Tod vor dem Auge ihrer Seele, der auch das scheinbar Unmögliche möglich und das Schwerste erträglich macht. Über 11 Jahre hatte Beata mit allem Eifer dem lieben Gott und Unserer Lieben Frau im heiligen Orden gedient, als sie zu kränkeln anfing. Sie ahnte das bevorstehende Ende und sagte eines Tages zu ihren Mitschwestern: "Jetzt bin ich zum letzten Mal im Garten gewesen." Am Fest Christi Himmelfahrt empfing sie mit aller Andacht die heiligen Sterbesakramente. Oft wiederholte sie die Worte: "Wie der Hirsch verlangt nach den Wasserquellen, so verlangt meine Seele nach dir, o mein Gott." Immer und immer wieder gab sie ihrem Abscheu vor der Sünde Ausdruck, bis sie die Sprache verlor. Mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen entschlief sie am 14. Mai 1627. Als man einige Jahre darauf das Grab öffnete, fand man ihren Leib unversehrt. Man wunderte sich allgemein darüber, weil er ganz mit Kalk überdeckt und an einem feuchten Ort beigesetzt war. Er ist es auch noch heute. Die Unbeschuhten Karmelitinnen zu Krakau bewahren ihn als einen ihrer größten Schätze ehrfurchtsvoll auf.
Gebet am 14. Mai
O Maria voller Gnade,
Hilf, dass mir der Feind nicht schade,
Dass ich möge nach der Zeit
In der ew`gen Seligkeit,
O du Krone der Jungfrauen,
Dich und deinen Sohn anschauen.
Zu Gott
Barmherziger Gott, verhüte es gnädig, dass Deine Geduld uns im Sündigen dreister macht, sondern bewirke, dass wir vielmehr durch die Betrachtung Deiner Langmut in Deine Vaterarme zurückeilen, und von Dir in Gnaden aufgenommen werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zum Sohn Gottes
Entzünde wieder, o Herr, in den Herzen Deiner Kinder das heilige Feuer, das die ersten Christen durchglühte. Dies wäre das kräftigste Mittel, nicht nur unser eigenes Heil zu sichern, sondern auch unsere Brüder und Schwestern aus dem sittlichen Verderben zu retten. Bilde unter uns heilige Christengemeinden, damit Deine Kirche in allen ihren Gliedern Dich verherrlicht, und dereinst ewig sich bei Dir erfreut. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Der heilige Bischof Pomponius, dessen Fest man heute begeht, hat zu Neapel im Namen der seligsten Jungfrau Maria Major eine herrliche Kirche erbaut, wie in seinem Leben zu lesen ist.
Andacht am 14. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Die einzige Absicht des Vorgesetzten muss die Liebe Gottes und die Heiligung der Seelen sein, die ihm anvertraut sind. Das Ziel aber kann er nicht besser erreichen, als durch Demut, Sanftmut und ein gutes Beispiel." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Als der heilige Johannes, regulierter Chorherr, Prior seines Hauses war, sagte ihm einer seiner untergeordneten Religiosen die gröbsten Beleidigungen ins Angesicht, die der Heilige mit großer Gelassenheit anhörte. Da ihn nun einer der Anwesenden fragte, warum er diesem gottvergessenen Menschen nicht zu schweigen befohlen hat, was ihm doch ein Leichtes gewesen wäre, antwortete er: "Wenn das Feuer ein Haus ergriffen hat, wäre es dann wohl ratsam, Holz hinein zuwerfen? Dieser gute Bruder glühte vor Zorn; hätte ich ihn zurechtgewiesen, so hätte seine Wut sich nicht gelegt, sondern sie wäre noch höher gestiegen!"
"Wenn es einerseits an Demut gebricht, so muss andererseits ein um so größerer Überfluss an Liebe vorhanden sein", schrieb der heilige Franz von Sales seiner geistlichen Tochter, der heiligen Franziska von Chantal. Dieser Heilige war genötigt, einen Priester, den er schon öfters begnadigt hatte, seines ärgerlichen Lebens wegen einsperren zu lassen. Da nun der Gefangene es erbeten hatte, vor dem heiligen Bischof erscheinen zu dürfen, bat er ihn um Verzeihung und versprach, sich ernsthaft zu bessern. Da wurde der Heilige gerührt, seufzte tief auf und sprach zu ihm: "Ich beschwöre Sie bei der Liebe und bei der Barmherzigkeit Gottes, auf den wir alle hoffen: erbarmen Sie sich meiner, erbarmen Sie sich des Bistums, der Geistlichkeit und der Kirche, die Sie durch Ihr ausgelassenes Leben entehrten, das unseren Widersachern Anlass gibt, unseren Glauben zu lästern! Ja, ich bitte Sie, erbarmen Sie sich Ihrer selbst und Ihrer Seele, die Sie in alle Ewigkeit unglückselig machen! Ich ermahne Sie im Namen Jesu Christi, sich durch aufrichtige Buße mit Gott zu versöhnen; ich bitte Sie darum durch alles, was auf Erden und im Himmel heilig ist; durch das Blut Jesu Christi, das Sie mit Füßen treten; durch die Güte dieses göttlichen Erlösers, den Sie aufs neue kreuzigen, und durch den Geist der Gnade, dem Sie so große Schmach antun!" Diese Ermahnung wirkte so tief auf den ausgelassenen Priester, dass er nicht nur nie wieder in seine vorherigen Ausschweifungen zurückfiel, sondern ein Muster der Tugend wurde.
Verleihe mir, Herr, in beständiger Demut und Sanftmut Beispiele eines frommen Lebens zu geben, auf dass ich wirksam an der Heiligung derjenigen arbeite, die mir anvertraut wurden! Flöße Deine Gnade meinem Herzen ein, dass reine Liebe die Ermahnungen beseele, die mir zu tun obliegen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 14. Mai
"Der müßige Mensch ist dem unbebauten Feld ähnlich,
auf dem Disteln und Dornen wachsen."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 14. Mai - Von der heiligen Gottesliebe
Wie mächtig drängst du, Herr, zu deiner Liebe
Durch Lockung, Drohung, Bitten und Befehle.
Als wäre nicht unselig meine Seele,
Wenn ohne deine Liebe tot sie bliebe.
Erhebe, Herr, denn ihren Flügelschwung,
Denn nur bei dir ist volle Sättigung.
1. Sieh, zu seiner Liebe hat dein Gott dich erschaffen. Und er selbst befiehlt dir, ihn zu lieben aus ganzem Herzen, aus ganzem Gemüt, aus ganzer Seele und aus allen deinen Kräften. Billig fordert er diese Liebe über alles, da er der Urheber unseres Daseins und unser Gott ist. Herrschen also muss seine Liebe über jede andere, ja sie muss jede andere verdrängen, die uns abhalten wollte, sein heiliges Gesetz zu erfüllen, und sogar bereit sein, lieber alle Güter dieser Welt, und selbst das Leben, zu opfern, als seine Liebe zu beleidigen.
2. Ach, mein Gott, wie innig sehnte sich mein Herz, dich so zu lieben. Doch schwach bin ich und sehr unvollkommen. Dazu auch legen die so vielfältigen Gefahren, Versuchungen, ja auch so viele Verwirrungen und Geschäfte dieses Lebens mir Hindernisse an der vollkommenen Erfüllung dieses ersten und größten Gebotes, so dass ich zittern muss, es nicht zu erfüllen. Tröste dich, es genügt, dass diese heilige Gottesliebe wesentlich in deinem Herzen herrsche, so dass du bereit bist, lieber alles zu opfern, als die Gnade deines Schöpfers zu verlieren, und wenigstens das Verlangen hast, dieses Gebot vollkommen zu erfüllen. Denn Gott aus allen Kräften, unzerstreut, vollkommen und ohne alle Unterbrechung zu lieben, dies ist der Anteil der seligen Himmelsbürger.
3. Ach, mein Trost und meine Glückseligkeit wäre diese Liebe, mein Gott. Aber leider empfinde ich sie nicht in mir. Ach, ich fürchte, dich nicht zu lieben. Anderes ist die Liebe, anderes das liebliche Gefühl, der Trost, die Entzückung der Liebe. Es wurde dir aber nur die Liebe, nicht der Genuss der Liebe befohlen, der nicht von dir abhängt, und den sehr viele Heiligen nur selten empfanden. Habe du die Festigkeit der Liebe, die zu jedem Kampf, zu jedem Leiden, zu jedem Opfer bereit ist, die Sünde zu verhüten, und stelle das Übrige dem Gott aller Güte anheim. "Ich will dich lieben, Herr, meine Stärke." (Psalm 18,2)
15. Mai
Maria, Trösterin der Betrübten
Der heilige Johannes Baptist de La Salle,
Priester und Ordensstifter von Frankreich,
+ 7.4.1719 - Fest: 15. Mai
Früher, vor dreihundertundfünfzig Jahren etwa, gab es wohl schon Schulen, aber wenige und bloß in den großen Städten. Weil die Lehrer in diesen Schulen im Gegensatz zu heute von den einzelnen Schülern ein hohes Schulgeld forderten, konnten nur die reichen Kinder am Unterricht teilnehmen. Den armen Kindern dagegen blieben die Türen zu den Schulzimmern verschlossen. Dass sich diese Zustände zum lebenslänglichen Nachteil der Ärmeren auswirken mussten, liegt auf der Hand; denn Wissen ist Macht, dachten die Reichen, und darum taten sie vielfach auch alles, was sie konnten, um die Armen in der Unwissenheit zu erhalten. Dumme Leute kann man nämlich leichter ausbeuten als gescheite.
Um diese Missstände abzustellen, haben zwei katholische Priester, die beide von der Kirche als Heilige verehrt werden, die ersten Armenschulen mit unentgeltlichem Unterricht gegründet, Joseph von Calasanza in Italien und Johannes Baptist de La Salle in Frankreich.
Am 30. April 1651 wurde Johann Baptist de La Salle, der Sohn eines adeligen hohen Staatsbeamten, geboren und mit siebenundzwanzig Jahren erhielt er die heilige Priesterweihe. Und bald darauf glaubte er sich von Gott berufen, „die Armen in der christlichen Lehre zu unterrichten und die jungen Leute auf dem Weg zur Wahrheit zu festigen“.
Daher gründete Johannes Baptist de La Salle zu Reims die ersten Freischulen. Gleich von Anfang an kamen viele Kinder. Es war ein Glück, dass sich neben den Schülern auch gutgesinnte Männer einfanden, die den Unterricht unter sich aufteilten und die sich später zu einem religiösen Orden vereinigten, zum Orden der Schulbrüder, der im Dienst der Kinder und Jugendlichen Unvergängliches leistete und immer noch leistet.
Der heilige Johannes Baptist de La Salle ist also dadurch für alle Zeiten ein großer Wohltäter der kleinen Leute geworden, dass er auch den Armen den Besuch der Schule ermöglichte. Doch die Kinder verdanken ihm noch mehr; denn er war es auch, der den Schülern den Unterricht um vieles leichter gemacht hat. Früher hatten es die Kinder in der Schule nämlich noch erheblich schwerer, als sie es heute haben.
Es war so, dass man gleich nach der Aufnahme in die Schule zuerst einige Wochen Latein lernen musste, und dann redeten die Lehrer nur noch Latein, fragten lateinisch ab, und die Schüler mussten auf Latein antworten. Da konnte man eben nur schwer mitkommen. Wie dankbar sollten daher die Kinder dem heiligen Johannes Baptist de La Salle sein, der als erster die Muttersprache im Unterricht einführte. Dadurch ist das Lernen sicher um vieles leichter und erfolgreicher geworden.
Der heilige Johannes Baptist de La Salle war es aber auch, der als erster den Kindern gute und tüchtige Lehrerinnen und Lehrer besorgt hat. Vorher war es mit den Lehrern schon so eine Sache. An eine besondere Ausbildung für den Lehrberuf dachte noch niemand. Lehrer wurde, wer sonst nichts werden konnte. Der Lehrerstand galt vielfach als die letzte Zuflucht arbeitsscheuer Menschen, die selbst kaum schreiben und lesen konnten. Weil diese unwissenden Lehrer selbst nicht viel wussten, konnten sie den Schülern auch nur wenig beibringen. Da hat der heilige Johannes Baptist de La Salle wieder durchgegriffen und hat als erster Lehrerschulen gegründet, in denen die Lehrerinnen und Lehrer erst selbst einmal fleißig studieren mussten und eine gute Ausbildung für den Lehrberuf erhielten. So ist es gekommen, dass heutzutage die Lehrerinnen und Lehrer sehr klug sind und deshalb auch aus Schülern kluge Leute machen können, allerdings nur dann, wenn die Schüler auch fleißig sind. Das ist die Voraussetzung.
Der heilige Johannes Baptist de La Salle, der am 7. April 1719 gestorben ist und den Papst Pius XII. im Jahr 1950 zum Patron aller Lehrerinnen und Lehrer erklärt hat, war also ein gottbegnadeter Schulmann, dem heute noch alle Kinder zu großem Dank verpflichtet sind.
Der heilige Isidor, Bauer und Bekenner von Madrid,
+ 15.5.1130 - Fest: 15. Mai
Der heilige Isidor, der um das Jahr 1100 lebte, war weder ein Großbauer noch ein Kleinbauer auf dem eigenen Land, sondern ein armer Pächter, der in der Nähe der spanischen Hauptstadt Madrid ein Gut bewirtschaftete. Nicht ein Hälmchen von all dem Gras und Korn, das auf den Äckern und Wiesen wuchs, war Isidors Eigentum, sondern das alles und auch das Vieh in den Ställen, die Pferde, die Kühe und die Kälber, die Ziegen und die Schafe, die Gänse und die Enten und die Hühner, all das gehörte dem reichen Baron von Vergas, der in Madrid ein großes Haus besaß. Isidor aber musste für den Herrn schuften auf dem steinigen, staubigen Boden unter der unbarmherzig brennenden Sonne des Südens, so dass er sich alle Tage im eigenen Schweiß badete und mit der Zeit das Aussehen einer gedörrten Birne annahm.
Wer so viel arbeiten muss wie Isidor, kann sich aber leicht selbst verlieren, indem er beim ständigen Arbeiten Gott und die eigene Seele vergisst und ein Sklave der Arbeit wird. Isidor entging der Gefahr dadurch, dass er jeden Tag in der Frühe zum Gottesdienst ging. Auch betete er sehr oft beim Arbeiten auf dem Feld und im Stall. Entweder verrichtete er Stoßgebete oder er kniete ein Weilchen vor einem der vielen Bildstöcke, die er an allen Enden des Gutes aufgestellt hatte.
Einmal verklagten neidische Nachbarn Isidor bei seinem Herrn und erzählten ihm, dass Isidor vor lauter Kirchengehen und Beten die Äcker und die Weiden verkommen lasse. So gut machten die üblen Hetzer ihre Sache, dass der Besitzer des Hofes ganz zornig wurde und in der Frühe des nächsten Tages den Pächter bereits erwartete, als er nach der heiligen Messe die Kirche verließ. Dort bekam er natürlich ein gewaltiges Donnerwetter von seinem Herrn zu hören. Isidor schwieg, und erst am Schluss der langen Strafrede bat er ihn, mit ihm auf das Feld zu gehen. Widerwillig ging der Pachtherr mit Isidor aufs Feld, und als die beiden am Ziel ankamen, sah Baron von Vergas auf dem Acker ein Gespann mit weißen Zugtieren, das, von einem Engel geführt, in geraden, tiefen Furchen den Boden auflockerte.
Das ist die erste Legende aus dem Leben des heiligen Isidor, deren Sinn darin zu liegen scheint, dass Gott denjenigen, der gut und gerne betet, bei der Arbeit nicht im Stich lässt.
Nun kommt die zweite Legende an die Reihe, die ebenso schön ist wie die erste.
Obwohl Isidor arm war, gab er trotzdem noch ärmeren Menschen von seinem Wenigen etwas ab. Kein Bettler entfernte sich unbeschenkt von seiner Tür. Selbst zu den Tieren war der gute Mann voll Barmherzigkeit.
Einmal ging Isidor in Begleitung eines Nachbarn mit einem Sack Getreide auf dem Rücken zur Mühle, um das Korn mahlen zu lassen. Es war mitten im Winter, und der Schnee bedeckte fußhoch den Boden. Da sah der Heilige auf einem Baum am Weg etwa hundert hungernde Vögel. Der Anblick tat seinem feinfühligen Herzen weh. Mit einem Ruck entledigte er sich seiner Last, räumte mit den Händen den Schnee weg, griff tief in den Sack und streute den Vögeln reichliches Futter hin. Als ihm dann der Begleiter, ein hartherziger Mann, sein Tun tadelte und ihn ausschimpfte, lachte der Heilige nur, ohne ein Wort zu entgegnen. Wie aber musste der Nachbar staunen, als es sich nachher zeigte, dass der Müller aus Isidors halbem Sack zwei Säcke voll von feinstem Mehl mahlte, während der eigene volle Sack Korn nur einen halben Sack schlechtes Mehl ergab.
So berichtet, wie gesagt, die Legende, Gott wollte durch das Wunder zeigen, wie angenehm es in seinen Augen ist, wenn sich die Menschen auch gegenüber den Tieren barmherzig erweisen. Und wer dies recht bedenkt, kommt von selbst zu der Einsicht, dass die Tierquäler in Gottes Augen so richtig Böses tun.
Der heilige Isidor ist übrigens der Schutzpatron Madrids und der Bauern.
Die heilige Dympna von Irland, Prinzessin und Martyrin in Brabant,
+ 7. Jahrhundert – Fest: 15. Mai
„In Brabant wird heute gefeiert das Fest der heiligen Jungfrau und Martyrin Dympna, einer Tochter des Königs in Irland, die ihr Vater wegen des Glaubens Christi und Bewahrung der Jungfrauschaft hat enthaupten lassen.“ Soviel meldet das römische Marterbuch am heutigen Tag. Ihre Eltern waren Heiden. Sobald sie aber die Wahrheit des christlichen Glaubens erkannte, hat sie sich ohne des Vaters Wissen taufen lassen. Von derselben Stunde an verschwand in ihr alle Liebe zu irdischen Ergötzungen, Ehren und Gütern, und sie trachtete allein nach dem Ewigen. Nach dem Tod ihrer Mutter wollte der König, ihr Vater, zur zweiten Ehe schreiten. Die Prinzessin war überaus schön, anmutig und holdselig im Umgang, und der König selbst trug eine ungeziemende Liebe zu ihr. Daher verfiel er auf den unerhörten, gottlosen Gedanken, sie zur Ehe zu nehmen. Er hatte kein Bedenken, so etwas seiner Tochter zu eröffnen.
Ach, wie verleitet doch die unlautere Liebe, wenn man sich von ihr beherrschen lässt. „Wenn man sich von dieser verdammlichen Liebe einnehmen lässt,“ sagt der heilige Chrysostomus, „so wird man vom Satan in so schwere und viele Laster geführt, als der Satan nur verlangt.“ . . . „Wer lange darin verharrt, der fährt fort zu sündigen, so lange er lebt. Denn das unreine Feuer sagt niemals: Es ist genug.“ So lehrt der heilige Rupert.
Dympna erstaunte über eine so unnatürliche Absicht, und verwies dem Vater mit allem Ernst seine Vermessenheit. Der Vater ließ nicht nach, setzte ihr mit Schmeicheln, Liebkosen und Versprechen, endlich auch mit den heftigsten Drohungen zu, und das ohne Unterlass. Sie stellte ihm vor Augen, was sie nur konnte: das entsetzliche Ärgernis der Untertanen, die unaussprechliche Abscheulichkeit seines Vorhabens, die göttlichen Strafgerichte, die Verantwortung vor dem Richterstuhl Gottes, den bevorstehenden Tod der Sünde, und endlich die ganze Ewigkeit und den furchtbaren Tod der Seele durch die Sünde. Allein der betörte Vater wurde hierdurch nicht abgeschreckt, sondern sagte ihr voller Wut: „Du sollst, und du musst tun, was ich haben will. Es muss sein.“ Die keusche Prinzessin fürchtete also, er würde ihr Gewalt antun. Sie wendete demnach ihre Augen gen Himmel, rief Gott mehr mit Seufzen als Worten an. Dann sprach sie zum Vater: „Wenn es denn sein soll und muss, so erlaube mir einen Verschub von vierzig Tagen, damit ich alles richten kann, was zu einem so großen Werk vonnöten ist.“ Damit war der König ganz vergnügt, und gedachte nicht an das was die keusche Prinzessin suchte. Dympna berief alsobald Geribert zu sich, einen sehr frommen Priester, von dem sie getauft wurde, und fragte ihn um Rat, was diesmal zu tun wäre. Der Priester antwortete, es sei kein anderes Mittel übrig, als die Flucht. Er selbst wolle sie sicher führen in ein anderes Land. So war sie es zufrieden. Sie versah sich mit Geld, und machte sich in fremder Kleidung mit dem Priester und einem getreuen Diener in der Nacht vom Hof hinweg, bestiegen ein Schiff, und kamen unter göttlichem Geleit ganz glücklich nach Antwerpen. Von da begab sie sich in ein nahe gelegenes Dorf, Chelen mit Namen, ließ unweit davon in einem Gebüsch ein kleines Hüttlein für sich, und ein anderes für den Priester zurichten, wo sie ein mehr englisches als menschliches Leben führte.
Der Vater, als er von der Flucht seiner Tochter Nachricht bekommen hatte, raste und tobte vor Zorn einem wilden unbändigen Tier gleich, und schickte seine Diener in alle Gegenden, die Entflohene aufzusuchen. Weil aber alle Mühe vergebens war, setzte er sich selbst mit einem Gefolge Bewaffneter zu Schiff, und landete aus Verhängnis Gottes eben zu Antwerpen an. Da sandte er seine Diener in alle umliegenden Dorfschaften, seine Tochter zu erfragen. Zwei derselben kamen eben in das Wirtshaus, aus dem Dympna sich von Zeit zu Zeit ihre Nahrung bringen ließ. Als sie nun ihr Mittagessen, das sie daselbst genossen hatte, bezahlten, betrachtete der Wirt die Münze und sprach: „Ich habe solche Münzen schon mehrfach gesehen, weiß aber nicht, was sie eigentlich wert sind.“ Die Diener wurden aufmerksam und fragten, von wem er solche Münzen bekommen hätte? Der Wirt offenbarte, was er wusste. Die Diener mutmaßten all sogleich, diese fremde Person müsste eben diejenige sein, die sie suchten, erkundigten sich daher ganz genau wegen des Ortes ihres Aufenthaltes, liefen alsdann eilends zu dem König, und zeigten ihm alles an, was sie erfahren hatten. Der König, voller Freude, eilte ohne Verzug an den ihm angezeigten Ort, wo er auch seine Tochter wirklich angetroffen hat. Dympna erblasste anfangs und zitterte vor dem Anblick ihres Vaters, aber nachdem sie ihr Herz zu Gott erhoben hatte, fasste sie einen ganz bewunderungswürdigen Mut. Der Vater verwies ihr die genommene Flucht, und wiederholte sein altes gottvergessenes Begehren, befahl auch dem Priester Geribert, der eben dazu kam, er sollte Dympna zur Einwilligung bereden. „Was,“ sagte der fromme Priester, „ich soll zu einem so teuflischen Laster raten? Lieber will ich tausendmal sterben. Dir vielmehr, o König, rate, dich ermahne, ja dir befehle ich im Namen Gottes, dass du von deinem vermessenen Begehren abstehst, und den Zorn Gottes nicht mit Gewalt über dich ziehst.“ Hierüber wurde der König zornig über alle Maßen, stieß den Priester hinaus, und ließ ihn in Stücke zerhauen. Alsdann setzte er auf ein Neues seiner Tochter sowohl mit Schmeicheln und Liebkosen, als mit entsetzlichem Drohen zu. Weil aber sie sich heldenmütiger als jemals widersetzte, und mit gen Himmel gewendeten Augen wiederholte, dass sie tausendmal lieber den Tod ausstehen, als in sein Begehren einwilligen wollte, kam der Vater in seiner Wut so weit, dass er einem seiner Bedienten befahl, ihr das Haupt abzuschlagen, sowohl weil sie eine Christin war, als weil sie dem Vater nicht gehorsam sein wollte.
Einige schreiben, der Vater selbst habe sie ermordet, weil die Bedienten eine solche Untat nicht ausüben wollten. Gewiss ist, dass sie durch das Schwert ihr Leben geopfert hat. Der gottvergessene Mörder ließ die zwei Leiber in ihrem Blut liegen und gingen davon. Die benachbarten Einwohner des Dorfes haben beide mit allen Ehren begraben, und Gott verherrlichte ihr Grab durch Wunderwerke. Das bewog die Geistlichkeit, ihre heiligen Leiber zu erheben. Da man nun die Erde ausgeworfen hatte, traf man zwei aus weißem Marmor gehauene Särge an, von denen man zuverlässig hält, sie seien nicht von Menschen, sondern von Engeln verfertigt worden. In dem einen lag der Leib des heiligen Geribert, den man anfangs in die Stadt Xanten, später nach Sohnbek im Klevischen gelegen überbracht hat. In dem anderen war der Leib der heiligen Dympna. Der verblieb zu Chelen so lange, bis nach einigen Jahren der Bischof von Kammerich ihn abermals hat erheben, in einen von Silber und Gold ausgearbeiteten und mit kostbaren Steinen besetzten Kasten mit aller Ehrenbezeigung hat legen, und in eine zur Gedächtnis der heiligen Martyrin erbauten Kirche hat übersetzen lassen. Man pflegt diese heilige Jungfrau und Martyrin vorzustellen, wie sie an einer Kette den bösen Geist gefesselt hält, anzuzeigen die große Gewalt, die ihr Gott über die bösen Geister gegeben hat, weil bei ihrem Grab sehr viele Besessene befreit worden sind.
Gebet am 15. Mai
O Maria, Mutter Christi, ich komme zu dir in tiefster Ehrfurcht und mit kindlichem Vertrauen. Du hast Christus geboren, den großen Propheten, das Licht der Welt: bitte für mich, dass ich stets im Licht des Glaubens lebe und alle meine Christen- und Standespflichten gewissenhaft erfülle. Du hast Christus geboren, den König des Himmels und der Erde, dessen Reich ewig währt: erlange mir die Gnade, dass ich ein guter Untertan deines Sohnes bin und ihm anhange in unwandelbarer Liebe und Treue bis zu meinem letzten Atemzug. Du hast Christus geboren, den Hohenpriester in Ewigkeit, der sich für die sündige Welt am Kreuz geopfert, und der sein blutiges Opfer alle Tage bis zum Ende der Zeiten auf unseren Altären unblutiger Weise erneuert: wende deine barmherzigen Augen zu mir und bitte deinen Sohn, dass er mir und allen Menschen die Früchte seines großen Opfers in Gnaden zuwenden wolle. O Mutter Christi, verlass mich nicht, bis ich einmal so glücklich bin dich mit den Heiligen im Himmel zu preisen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Isidor
Gib uns, o Gott, den Geist, den Du dem heiligen Isidor gegeben hast, damit wir Dich durch unsere Arbeit ehren, auf seine Fürbitte Deinen Segen empfangen und uns heiligen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zum Heiligen Geist
Lehre uns, o göttlicher Geist, die himmlischen Wahrheiten ernsthaft und unablässig betrachten, damit sie tief in unsere Herzen sich einprägen, und wir jeden Tag inniger mit Gott vereinigt, allen Anhänglichkeiten an das Irdische entsagen, um einst den Gefahren dieser Welt entronnen, in Zuversicht das Ewige zu besitzen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Sophia
Verleihe uns, o Gott, auf die Fürbitte der heiligen Sophia, dass wir unseren Glauben standhaft bekennen und nach ihm leben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag im Jahr 1550 hat Heinrich II., König in Frankreich, der Hauptkirche zu Boulogne, die wegen vieler dort durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau gewirkten Wunder berühmt ist, ein sehr schönes Mutter-Gottes-Bild und vier große Ampeln, von kunstvoller Arbeit aus Silber, verehrt.
Andacht am 15. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"In klösterlichen Gemeinschaften soll Einigkeit und Frieden allen anderen Gütern vorgezogen werden; und deshalb muss man einander gegenseitig ertragen, zuvorkommen und mit Sanftmut behandeln. Diese Tugend ist ein Quell des Friedens und ein Gut der Vollkommenheit, das die Herzen vereint." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Wenn dieser Heilige jemand von den Seinigen zu ermahnen hatte, stellte er die Rede so, dass man durchaus nicht vermuten konnte, durch wen er den Fehler erfahren hatte, den er rügte; ja er enthielt sich lieber, einen Fehler zu rügen als den Frieden derjenigen zu stören, die nur ein Herz und eine Seele sein sollen.
Ein würdiger Priester, der von Amtswegen über die Jünglinge des Hauses aufgestellt war, in dem er wohnte, benachrichtigte den Vorgesetzten nie von den Fehlern, die er an ihnen wahrgenommen hatte, und für nötig hielt, ihm anzuzeigen, bevor er nicht vorher am Fuß des Altars den Herrn um die Gnade angefleht hatte, nichts zu übertreiben. Und dann sagte er zugleich immer auch das Gute, das an demjenigen war, dessen Fehler er genötigt war zu offenbaren.
Verleihe mir, Herr, die Gnade, die Fehler aller derjenigen zu ertragen, mit denen ich zusammen lebe; ihnen mit Freundlichkeit zuvor zu kommen, liebevoll mit ihnen zu sprechen, sanftmütig mit ihnen umzugehen, ihre geteilten Herzen zu vereinigen und das Feuer Deiner göttlichen Liebe darin anzufachen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 15. Mai
"Liebt ihr die Freuden?
Erhebt euer Herz und seht welche Quelle von Glückseligkeit ihr in Gott finden werdet,
in dem Gut, das alle Köstlichkeiten und alle Freuden in sich begreift."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 15. Mai - Kennzeichen der wahren Gottesliebe
Herr, deine Liebe sucht in treuem Glauben
Mein Herz in seinem Pilgerlauf.
Doch sieh, da drängen sich Geschöpfe auf,
Die Liebe dieses Herzens dir zu rauben.
Verscheuche, Herr, ihr lärmendes Gewirre;
Und dulde nicht, dass meine Liebe irre.
1. Zweifle nicht ängstlich beklommen, ob die wahre Gottesliebe deinem Herzen innewohnt, denn die Geheimnisse Gottes sind ein Abgrund, und selbst die Heiligsten wissen nicht, ob sie des Hasses oder der Liebe würdig sind. (Kohelet 9,1) Wenn du Gott wahrhaft und eifrig zu dienen verlangst, wenn du seiner oft und mit Freuden gedenkst, wenn du die Sünden wahrhaft hasst und sie als das furchtbarste Ungeheuer verabscheust, dann tröste dich und fasse Vertrauen. Denn haben wir auch in diesem Leben keine vollkommene Sicherheit, so gibt es doch keinen deutlicheren Beweis, dass wir Gott wirklich lieben, als die Furcht, ihn nicht zu lieben, und dass wir gleich dem Feuer alles fürchten, was seiner Liebe uns berauben könnte.
2. Höre auch den Ausspruch deines Herrn, den er zu deinem Trost sprach: "Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten." (Johannes 14,21-23) Hältst du also die Gebote deines Herrn, zumal das Lieblingsgebot seines Herzens, das Gebot der Bruderliebe, dann stille deine Unruhe, denn du hast die Versicherung des Herrn für dich. Es spricht der Jünger der Liebe: "Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben." (1. Johannes 4,11) Diese Liebe jedoch, ist, so wie die heilige Gottesliebe selbst, wohl von dem Gefühl der Liebe zu unterscheiden, da sie nicht sowohl im Gefühl, als im Willen und in den Werken besteht.
3. So sei denn getrost, wenn dein Gewissen dir dieses Zeugnis gibt. Denn wesentlich ist es, dass du Gott liebst, nicht aber, dass du Gewissheit hierüber hast. "Was würdest du tun, wenn du es wüsstest?" sprach die himmlische Stimme zu einer zagenden Seele. So tue es denn, und du wirst wahrhaft lieben. Ohne Vergleich besser ist es, das erkannte Gute zu tun, als zu wissen, dass man es tut. Eine solche Erkenntnis würde oft nur die Eigenliebe herbeirufen, die den Schatz der Liebe deinen Händen entreißen würde. "Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebhabe." (Johannes 21,17)
16. Mai
Der heilige Andreas Bobola, Priester in Polen,
aus der Gesellschaft Jesu, Märtyrer,
+ 16.5.1657 – Fest: 16. Mai
Der heilige Andreas wurde 1590 in der Grafschaft Sandomir geboren. Er war der Spross einer erlauchten Familie Polens, die sich von jeher durch ihre treue katholische Gesinnung ausgezeichnet hatte. Daher erhielt auch der kleine Andreas eine echt christliche Erziehung und legte bald eine tiefe Frömmigkeit und Tugend an den Tag. Gott belohnte ihn dafür mit der Gnade des Ordensberufes. Neunzehn Jahre alt, trat er in das Noviziat der Jesuiten in Wilna ein und entfaltete hier einen beharrlichen Eifer Christus ähnlich zu werden in Armut und Verdemütigung, Kreuz und Leiden. Nach Ablegung der ersten Gelübde studierte der heilige Andreas sieben Jahre Philosophie und Theologie und lehrte zwei Jahre an einem Gymnasium der Gesellschaft Jesu mit großem Geschick und segensreichem Einfluss auf die Erziehung der Jugend. Im Jahr 1622 zum Priester geweiht, wirkte er zuerst in Wilna mit hingebendem Seeleneifer an der Bekehrung der Sünder und Irrgläubigen. Als die Stadt von der Pest heimgesucht wurde, nahm Bobola sich in so opferwilliger Liebe der armen Kranken an, dass er zuletzt selbst von der Seuche ergriffen wurde. Gott hatte ihm aber einen glorreichen Tod vorbehalten. Er war nun mehrere Jahre lang Oberer der Jesuiten in Bobruisk an der Beresina und erhielt dann als Wirkungskreis Podlesien. Diese Provinz sollte zwei Jahre hindurch der Schauplatz seiner großen apostolischen Arbeiten und schließlich auch seines ruhmvollen Todes sein.
Polen war damals von endlosen Wirren und Kämpfen heimgesucht, die im Grunde genommen um die Religion ausgefochten wurden. Besonders suchte das russische Schisma mit Gewalt über Polen und die katholische Kirche Herr zu werden. Kosaken und Moskowiter (Stockrussen) fielen immer wieder in Polen ein und suchten auf ihren Streifzügen besonders die Klöster als die Hauptstützen der katholischen Kirche zu vernichten. Viele Priester und Ordensleute, darunter 30 bis 40 Jesuiten, fielen als Opfer der Kosaken für ihren Glauben. Unter solchen Verhältnissen nun entfaltete der heilige Andreas die eifrigste Aposteltätigkeit. In mühevollen Wanderungen zog er von Ort zu Ort. Wasser und Brot war oft seine einzige Nahrung, der freie Himmel sein Obdach. Gott segnete die Arbeiten und Mühen seines Dieners mit reichem Erfolg. Verstockte Sünder bekehrten sich, die Guten strebten eifriger nach Vollkommenheit und viele Schismatiker kehrten zu katholischen Glauben zurück. Bei den Feinden erregte der eifrige „Seelenjäger“, wie man ihn nannte, durch diese Bekehrungen grimmige Wut, und sie beschlossen, ihn vor allen anderen unschädlich zu machen. Eine Horde Kosaken machten sich auf, den verhassten Pater zu fangen. Sie fanden ihn auf einem Weg bei der Stadt Janow. Der Blutzeuge erhielt zwei heftige Hiebe auf die Schultern, die ihn zu Boden warfen. Sofort wurde er wieder emporgerissen, an einen Baum gebunden und mit den schweren russischen Knuten so unmenschlich gegeißelt, dass das Blut in Strömen zu Boden rann. Nachdem sich so die erste Wut der Rotte entladen hatte, hieben sie ihm zähe Ruten solange um den Kopf, bis die Knochen bloßlagen. Mit dieser Dornenkrone geschmückt, wurde nun der heilige Andreas nach Janow geschleppt. Man suchte ihn zu bewegen, zum Schisma überzutreten. Er aber ermahnte und beschwor die Kosaken, zum katholischen Glauben zurückzukehren. Voll Zorn darüber versetzte ihm der Anführer einen furchtbaren Säbelhieb, den der Pater mit dem Arm auffing. Verwundet sinkt er zu Boden und beteuert für seinen Glauben leiden und sterben zu wollen. Das zum Himmel erhobene Auge des Betenden ärgert einen der feigen Henker, und ein Dolchstoß beraubt ihn des Auges. Alles das war nur der Anfang noch schrecklicherer Grausamkeiten.
Der Martyrer wurde jetzt in eine nahe Schlächterei geschleppt und dort auf einer Bank ausgestreckt. Mit Fackeln von harzigem Holz brannten ihm die Unmenschen an Brust und Seiten die Haut ab. Mit teuflischem Hohn schnitt ihm einer der Mörder die Tonsur aus der Kopfhaut aus, und in ähnlicher Weise wurden seine priesterlichen Hände verstümmelt, um sie in seinem Blut „um so besser zu salben“. Diese Qualen überwand der Heilige mit der heldenhaftesten Geduld und wies alle Drohungen und alle Lockungen zum Abfall vom Glauben mit heiliger Standhaftigkeit ab. Alle Schmerzen entlockten dem Dulder nur immer innigere Gebete, die er in heldenmütiger Liebe wie der Heiland am Kreuz auch für seine Peiniger zum Himmel sandte. Diese unüberwindliche Sanftmut und Festigkeit steigerte die Wut der Kosaken zur Raserei. Sie schnitten ihm die Haut vom Rücken und pressten kleingehacktes Stroh in die Wunde. Sie trieben ihm spitze Holzsplitter unter die Nägel der Finger und Zehen. Sie verstümmelten ihm Nase und Ohren, und durch eine große Wunde im Nacken rissen sie ihm die Zunge heraus, das Werkzeug seiner Gebete und Predigten. Sie sahen das Herz des Sterbenden noch schlagen und trieben einen großen Nagel hinein, um es zum Stillstand zu bringen und ihm den letzten Tropfen Blut zu rauben. Noch schlagen sie mit Säbeln auf den gemarterten Leib ein, als die Engel seine Seele bereits im Triumph zum Himmel geleiten. Durch dieses grausame Martyrium, eines der entsetzlichsten, über das wir in der neueren Kirchengeschichte lesen, krönte der heilige Andreas Bobola am 16. Mai 1657 sein Leben.
Gott verherrlichte seinen heiligen Leib durch viele Wunder. Großes Aufsehen erregte die amtliche Eröffnung des Sarges im Jahr 1719. Die Leiche des Martyrers war nicht im Geringsten zersetzt, obgleich schrecklich verstümmelt. Dabei war er an einem feuchten Ort beerdigt, wo viel später begrabene Leichen schon ganz in Verwesung übergegangen waren, so auch die hölzernen Särge, der des Heiligen nicht ausgenommen, wie auch seine Kleider. Der Körper war vollkommen unversehrt, die Haut frisch und glatt, die Glieder nicht steif wie bei Toten, sondern biegsam und gelenkig. Im Volk breitete sich die Verehrung des heiligen Martyrers rasch aus, und durch die auffallendsten Erhörungen wurde der Zulauf zu seinem Grab so stark, dass die Apotheker von Pinsk darüber klagten, sie könnten ihre Arzneien nicht mehr verkaufen, weil alle Kranken zum Grab des Pater Bobola gingen und sich von ihm heilen ließen. Die Reliquien wurden 1803 nach Polock übertragen, wo sie 1920 von den Bolschewiken geraubt und in ein Museum nach Moskau gebracht wurden. Dem diplomatischen Geschick Pius IX. gelang es, die Reliquien zurückzuerhalten. Sie sind jetzt in der Kirche al Gesù in Rom. Am 20. Oktober 1853 erfolgte endlich die Seligsprechung durch Papst Pius IX. und die Heiligsprechung am 17. April 1938 durch Papst Pius XI. des glorreichen Blutzeugen, der eine glänzende Zierde der Kirche und der Gesellschaft Jesu ist.
Zehn Monate vor dem glorreichen Ende des heiligen Andreas Bobola, in diesen bitteren Verfolgungen, erlangten die Palme des Martyriums auch die Diener Gottes Norbert, Hippolyt, Anselm, Eustach und noch 18 bis 21 andere Brüder aus dem Orden des heiligen Johannes von Gott. Um den wahren Glauben zu bewahren, haben sie nach der Schlacht der Schweden und der Brandenburger gegen die Polen vom 28. bis 30. Juli 1656 unter den Händen der Irrgläubigen, teils Schweden, teils Moskowitern zu Warschau, Lublin und Lowitsch durch verschiedene Arten der Martern und Qualen das irdische Leben mit dem ewig glückseligen vertauscht.
Aus dem fruchtbaren Samen dieser ersten Martyrerblüten der Barmherzigen Brüder erstarkte der Orden in Polen zu einer großen Provinz mit vielen Spitälern, die 200 Jahre lang eine gesegnete Wirksamkeit entfalteten, bis sie schließlich in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts russisch-orthodoxer Unduldsamkeit zum Opfer fielen. Nur der dem russischem Einfluss entzogene Konvent zu Krakau erhielt sich und bildet jetzt (1928) mit drei anderen aus Schlesien zugeteilten Häusern wieder eine neu erstandene polnische Provinz.
Was gab dem heiligen Andreas und den übrigen Glaubenszeugen solche Heldenkraft? Die Liebe zu Jesus. „Blut und Leben für den König!“ Das ist das Geheimnis der starkmütigen Seelen. Darin liegt auch deine Kraft zu sittlicher Größe!
Der heilige Johannes von Nepomuk, Priester und Martyrer von Prag,
+ 20.3.1393 - Fest: 20. März / 16. Mai
Welflin hieß der Heilige von Haus aus. Um das Jahr 1340 wurde er in dem südböhmischen Dorf Nepomuk als Bauernsohn geboren. Als er sehr früh ein Waisenkind wurde, nahmen sich die Mönche des heimatlichen Zisterzienserklosters des Jungen an. Johannes durfte zur Schule gehen und anschließend studieren. Er wurde Weltpriester in Prag und wuchs schnell in Ämter und Würden hinein, wurde Pfarrer, Domherr, Stellvertreter des Erzbischofs und Beichtvater der Königin. Der arme verwaiste Bauernsohn hatte sich prächtig emporgearbeitet. Auch die innere Entwicklung hatte mit der äußeren Schritt gehalten, denn Johannes war ein würdiger Priester, fromm, demütig, gewissenhaft, eifrig, mildtätig und pflichtbewusst. Nur so auch konnte er die harte Prüfung bestehen, die über den Dreiundfünfzigjährigen im Jahre 1393 hereinbrach.
In Prag regierte damals als König von Böhmen Wenzel I. Ein Taugenichts war dieser König, ein Trinker und ein roher Kerl, äußerlich ein Christ, innerlich aber ohne jeden Glauben, in allem das genaue Gegenteil seiner herzensguten Frau. Da hatte der Unmensch eines Tages Lust darauf, die Sünden seiner Frau kennenzulernen. Weil er selbst schlecht war, glaubte er, alle Leute seien wie er, auch die eigene Frau. Deshalb wollte er ihre vermeintlichen Schlechtigkeiten auskundschaften, um die eigenen damit zu entschuldigen. Es leuchtet also ein, dass dieser Mann ein wirklich übler Kerl war.
König Wenzel bestellte den Beichtvater der Königin zu sich und eröffnete ihm seinen Wunsch, wobei er bemerkte, dass er als Ehemann das Recht habe, auch die letzten Geheimnisse seiner Frau zu erfahren. Übrigens versprach er dabei mit seinem königlichen Ehrenwort, dass er wie ein Grab schweigen werde, und wenn er, der Beichtvater, dem Ansinnen entspräche, so werde er ihn zum Bischof erheben.
So sprach der König, doch bei Johannes von Nepomuk kam er mit seinem Begehren vor den richtigen Mann. Höflich, aber fest und bestimmt lehnte er es ab, dem Wunsch zu entsprechen, indem er sagte, lieber wolle er in den Tod gehen als das Beichtsiegel verletzen. Da ließ der König den aufrechten Mann auf die Folter spannen, die dem Gemarterten Arme und Beine aus den Gelenken riss. Und als Johannes von Nepomuk auch dann noch schwieg, versengte der königliche Unmensch selbst mit brennenden Pechfackeln den Leib des Martyrers, der sich vor Schmerzen krümmte, dabei aber nicht ein Wort preisgab von dem, worüber er das Geheimnis wahren musste. Schließlich ließ der rasende König den Heiligen, der trotz der grauenhaften Marter noch lebte, in der Nacht vom 20. auf den 21. März 1393 von der Brücke, die im Herzen Prags über die Moldau führt, ins Wasser werfen, in dem dann der heldenhafte Priester als ein Opfer des Beichtgeheimnisses einen glorreichen Tod fand.
Kaum war die Tat des Königs vollbracht, da umspielte ein glänzendes Wunder die Gestalt des Heiligen. Der Leichnam ging nicht unter, sondern schwamm, von Licht umflossen, an der Oberfläche des Wassers in der Mitte des Flusses. Die ganze Stadt lief trotz der nächtlichen Stunde zusammen, und während König Wenzel später in Schmach und Schande durch einen plötzlichen Tod dahingerafft wurde, blieb das Opfer des Heiligen unvergessen.
Viele Menschen tragen voll Stolz den Namen des Martyrers als Taufnamen. Auf ungezählten Brücken steht das Bild dessen, der um des Beichtsiegels willen von einer Brücke aus den Heldentod starb. Und als man dreihundert Jahre später sein Grab öffnete, fand man zwar den Leib in Staub zerfallen, aber die Zunge war und ist bis auf den heutigen Tag unverwest erhalten. So ehrt Gott den Martyrer des Beichtgeheimnisses.
Wie Johannes von Nepomuk werden in gleicher Lage alle Priester handeln, dass sie nämlich eher in den Tod gehen, als dass sie auch nur einen einzigen Buchstaben von dem preisgeben, was man ihnen in der Beichte gesagt hat.
Der heilige Märtyrer Johannes von Nepomuk
(Aus dem „Marianischen Festkalender“, Regensburg 1866)
Dieser Heilige wurde um das Jahr 1330 zu Nepomuk, einem böhmischen Städtchen zehn Meilen von Prag, geboren. Seine Eltern waren Bürgersleute und lebten lange Zeit ohne Leibeserben. Da wendeten sie sich an die liebreiche Gottesmutter und baten sie um ihre Fürsprache bei Gott, dass er ihre Ehe mit einem Kind segne. Ihr Gebet wurde erhört. Sie bekamen ein Kindlein, das sie Johannes nannten.
Aber der kleine Johannes war sehr schwächlich und wollte schon bald nach der Geburt wieder sterben. Die bekümmerten Eltern nahmen abermals ihre Zuflucht zu Maria, der gütigen Mutter. Sie trugen das Kund zu einem ihrer Gnadenbilder und flehten um seine Genesung. Auch diesmal wurde sie erhört. Das Kind erlangte durch Mariens Fürbitte die vollkommene Gesundheit. Johannes wuchs auf in Unschuld und Frömmigkeit, denn er war ein Pflegekind Mariens, die er schon im zarten Alter mit größter Andacht verehrte.
Da er große Geistesfähigkeiten besaß, studierte er und wurde Priester. Ausgezeichnet durch Wissenschaft und Frömmigkeit, wurde er zuerst Prediger in der Pfarrkirche zu Prag, dann Domherr und Prediger daselbst. Seine Beredsamkeit drang tief in die Herzen der Zuhörer und brachte bewunderungswürdige Früchte. Hohe und Niedere, Gelehrte und Ungelehrte, Sünder wie Fromme durchdrang sein Wort mit wunderbarer Gewalt, und augenscheinlich besserten sich die Sitten der Hauptstadt. Selbst König Wenzeslaus, dieser dickhäutige Sünder, wurde erschüttert und tat eine Zeit lang Buße. Johannes gewann so sehr seine Gunst, dass er ihm ein Bistum und eine Probstei anbot, was beides aber der Heilige, dem es weder um Ehren noch Reichtum zu tun war, ausschlug. Dagegen unterzog er sich mit Freuden dem Amt eines Almosenpflegers des königlichen Hauses, indem ihm dieses Amt Mittel bot, ein Vater der Armen und Kranken zu werden.
Wenzels Bekehrung war leider von keiner Dauer. Er fiel bald wieder in seine alten Laster zurück und frönte der Wollust und Trunkenheit mehr als je. Dabei entwickelte sich in seinem Charakter ein schaudererregender Hang zur Grausamkeit, er wurde der Schrecken seiner Umgebung. Niemand wagte, ihm zu widersprechen oder ihm die Wahrheit zu sagen, so sehr fürchteten alle seine Wildheit. Gerade das Gegenteil von ihr war die fromme und gottesfürchtige Königin Johanna, die den heiligen Johannes zum Beichtvater hatte. Sie kommunizierte alle acht Tage, betete stundenlang kniend in der Kirche, besuchte die Kranken und war so zarten Gewissens, dass sie wegen des geringsten Fehlers, den sie aus Versehen beging, sogleich im Beichtstuhl sich darüber anklagte. Alle Untertanen bewunderten ihre Andacht, ihre Geduld und ihre Wohltätigkeit. Nicht so der rohe Wenzel. Er konnte nicht begreifen, warum seine Gemahlin so oft beichtete. Es kam ihm der Gedanke, die Königin muss insgeheim eine große Sünderin sein und gleich ihm auf verbotenen Wegen gehen. Sein Argwohn brachte ihn so weit, dass er ihren Beichtvater Johannes aufforderte, ihm die Beicht seiner Gemahlin zu offenbaren. Da der Heilige eine solche, alles Recht verletzende Forderung mehrmals standhaft abwies, ergrimmte der König, und ließ ihn auf die Folter spannen und seinen Leib mit Fackeln brennen.
Johannes bestand diese Qual festen Sinnes. Maria, die heilige Jungfrau, ihren und ihres Sohnes Namen er anrief, stärkte ihn. Der Heilige, der auch längere Zeit im Kerker lag, aber dann wieder in Freiheit gesetzt wurde, ahnte wohl, dass er sein Leben bald durch den Martertod beschließen werde. Um sich für den letzten Kampf zu stärken, nahm er wieder seine Zuflucht zu Maria, der Königin der Märtyrer. Er machte eine Wallfahrt nach Bunzlau, wo ein berühmtes Marienbild war, und flehte voll Vertrauen zur göttlichen Mutter, dass sie ihm in dem bevorstehenden Tod beistehen möge. Sein Gebet wurde erhört. Als ihn abends bei seiner Rückkehr der König vom Fenster aus auf der Straße erblickte, rief er ihn vor sich und schrie ihm entgegen. „Höre, Pfaffe, du musst sterben, wofern du mir nicht sagst, was dir die Königin gebeichtet hat. Ich schwöre dir bei Gott, du musst Wasser saufen!“ Der Heilige würdigte ihn keines Wortes mehr, sondern schüttelte nur schweigend sein Haupt. Darüber wurde Wenzel noch rasender, und ließ ihn in ein Nebengemach schleppen, wo man ihn bis zur Nacht verwahrte.
Als es dunkel geworden war, führten ihn die Henker auf die Moldaubrücke, und warfen ihn, gebunden an Händen und Füßen, in den Strom. Dies geschah am 29. April 1383. Da Gott den Heiligen mit großen Wundern verherrlichte, setzte ihn Benedikt XIII. in die Zahl der Heiligen.
Heiliger Simon von Stock
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Heute ist das Fest des heiligen Simon von Stock. Der heilige Simon entstammte dem Geschlecht der englischen Barone von Stock und wurde im Jahr 1164 auf dem Schloss Harford in der Grafschaft Kent geboren. Kaum hatte der aufgeweckte Junge das siebente Jahr erreicht, da begann der edle Vater ihn in das Reich der Wissenschaften einzuführen. Und nicht vergebens. Simon machte darin überraschende Fortschritte. In Kenntnis der religiösen Wahrheiten war er so beschlagen und in Tugend und Frömmigkeit so weit vor seinen Altersgenossen voraus, dass die Seelsorger ihm gestatteten, lange vor seinen Mitschülern zur heiligen Kommunion zu gehen. Dem frommen Kind blieben Versuchungen und Kämpfe nicht erspart. Sein eigener Bruder, der ihn wegen seiner Vorzüge und Erfolge beneidete, suchte ihn zu verführen, doch Simon blieb standhaft. Um ungestört der Tugend und dem Gebet leben zu können, beschloss er, das elterliche Haus zu verlassen und sich in die Einsamkeit zu begeben. Erst zwölf Jahre alt, zog er sich in einen großen Wald in der Nähe von Oxford zurück und führte fern von den Menschen in einem hohlen Baumstamm ein Einsiedlerleben. Doch auch in der Einsamkeit hatte er unter inneren Versuchungen viel zu leiden, zudem suchte ihn der böse Feind in der Beharrlichkeit seiner strengen Lebensweise zu erschüttern, jedoch ein Blick auf ein Bild der Mutter Gottes, das Simon nebst einem Kreuz in der Höhle des Baumstammes angebracht hatte, gab ihm immer wieder Mut und Kraft, um in seinem Vorsatz auszuharren. Nachdem er so zwanzig Jahre nur Gott gelebt hat, kehrte er nach Oxford zurück, nahm seine Studien wieder auf und wäre mit dem Doktortitel (der Theologie) ausgezeichnet worden, wenn ihn nicht seine Demut bestimmt hätte, die Annahme des Titels zu verweigern. Schon zur Zeit, als er noch in seiner Einsamkeit lebte, war ihm Maria erschienen und hatte ihm geoffenbart, es sei Gotteswille, dass er sich den Mönchen vom Berge Karmel anschließe, wenn diese nach England kämen. Fünfzehn Jahre später ging die Vorhersage Unserer Lieben Frau in Erfüllung. Mehrere Karmeliten hatten sich Kreuzfahrern auf ihrer Rückreise in die Heimat angeschlossen und begannen in Aylesford ein Kloster zu gründen. Kaum hatte Simon davon gehört, als er an die Mahnung Unserer Lieben Frau dachte und daranging, deren Auftrag nachzukommen. Von den Oberen wieder an die Universität geschickt, erwarb er sich den Grad des Bakkalaureats. Von einer Wallfahrt, verbunden mit einem längeren Aufenthalt auf dem Berge Karmel zurückgekehrt, wurde Simon (1247) zum General des Ordens erwählt. Als General tat er alles, was geeignet schien, das Ansehen des Ordens zu heben. Überzeugt, dass gründliche, wissenschaftliche Bildung viel zum Aufblühen des Ordens beitrage, gründete er mit Vorliebe in den bedeutendsten Universitätsstädten Klöster, so zu Cambridge (1249), zu Oxford (1253), zu Paris (1254) und zu Bologna (1260). Als beim Aufblühen des Ordens ihm mächtige Gegner erstanden, wandte sich Simon in seinem Kummer an die seligste Jungfrau um Hilfe, worauf ihm Maria im Jahr 1251 (oder um 1262) erschien und das Skapulierprivilegium gewährte. Simon war ein in jeder Hinsicht vortrefflicher Mann, klaren, scharfen Geistes, ruhigen, unerschrockenen Charakters und erprobter Tugend und Frömmigkeit. Im Jahr 1265 kam er nach Bordeaux, um die kirchlich vorgeschriebene Visitation zu halten. Nach Beendigung dieser Aufgabe beschloss er daselbst seine Tage mit einem heiligen Tod nach andächtigem Empfang der heiligen Sakramente und nach einer rührenden Abschiedsrede an seine Mitbrüder. Er starb am 16. Mai hundert Jahre alt. Noch unmittelbar vor seinem Hinscheiden zeigte er eine tiefe Demut in dem Verlangen, vor der Kirchentür begraben zu werden, damit er als öffentlicher Sünder und unnützer Knecht von den Vorübergehenden mit Füßen getreten würde.
Mutter Katharina vom heiligen Dominikus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Katharina vom heiligen Dominikus. Mutter Katharina wurde im Jahr 1580 zu Rom geboren und war eine der ersten, die in der Ewigen Stadt in den reformierten Orden traten (1610). Ihrer vorzüglichen Fähigkeiten halber wurde sie bald zur Stiftung nach Terni geschickt und als Priorin und Novizenmeisterin dieses Klosters bestellt. Von hier aus musste sie die ehrwürdige Mutter Paula Maria nach Wien begleiten, wo sie ihr bei der Einführung der strengsten Observanz (Ordenszucht) behilflich war. Hier verblieb sie bis zum Ende ihres Lebens und führte zeitweise die Regierung des Klosters. Auch als Priorin leuchtete sie ebenso durch tiefgründige Demut und bereitwilligsten Gehorsam wie durch feurige Gottesliebe hervor. Am 25. März 1655, einem Gründonnerstag, wurde ihr die Zeit ihres Hinscheidens sowie die himmlische Herrlichkeit geoffenbart, die der Herr ihr zugedacht hatte. Es war der freudigste Tag ihres Lebens. Tags darauf wurde ihr unwohl. Das Übel verschlimmerte sich mehr und mehr, so dass ihr der Arzt am Fest der Himmelfahrt des Herrn die Nähe ihres Todes ankündigen musste. Mutter Katharina vernahm diese Mitteilung in aller Ruhe des Gemütes und bereitete sich durch Psalmengebet und ununterbrochene Erweckung von Akten der Liebe auf die Scheidestunde vor. Im Besitz des Gebrauchs ihrer Vernunft bis zum letzten Atemzug gab sie am Pfingstsonntag 1655 - 16. Mai - ihren Geist auf. Mund und Augen selbst schließend, nachdem sie noch mit fröhlichem Angesicht gesprochen hat: "O amore immenso! O amore immenso! (= O unermessliche Liebe! O unermessliche Liebe!). Als im Jahr 1672 Pater General Alexander zur Visitation nach Wien kam, ließ er die Grabstätte der Entschlafenen öffnen. Man fand die Kleider von den Würmern zerfressen, den Leib aber vollständig unverwest. Im Jahr 1782 wurde er bei der Aufhebung des Klosters in die Gruft zu St. Stephan übertragen. Seit 1829 ruht er im Kloster der Schwestern zu Gmunden, auch jetzt, nach 400 Jahren, durch den Vorzug der Unverwestheit ausgezeichnet.
Gebet nach dem heiligen Andreas von Kreta am 16. Mai
O Mutter der Barmherzigkeit, besänftige durch dein Gebet den gerechten Zorn deines Sohnes, und erwirke bei ihm, dass er sich meiner erbarme und mich in meinen Nöten nicht verlasse. Als du auf Erden lebtest, nahmst du einen kleinen Raum ein, jetzt aber, da du im höchsten Himmel thronst, sieht dich die ganze Welt als die allgemeine Versöhnerin an. Weil du so gütig bist, dasjenige nicht zu verachten, wodurch ich dich zu ehren suche, so gewähre meinem, wenn auch schwachen Diensteifer den Beistand deines Gebetes, das mir wünschenswerter und kostbarer ist, als alle Schätze der Welt, deines Gebetes, das mich mit Gott versöhnt und mir reichliche Gnaden zum Fortschreiten in der Tugend erwirkt, deines Gebetes, das mich tröstet in jeglicher Not, die Anschläge meiner Feinde vereitelt und ihre Rüstungen überwindet. O Maria, auf dich setze ich mein Vertrauen, nach Gott gründe ich auf dich meine Hoffnung, verlass mich nicht im Leben und im Tod. Amen.
Kirchengebet
O Gott, Du hast den heiligen Andreas Bobola, der im Bekenntnis des wahren Glaubens vielfache Peinen erlitt, durch einen glorreichen Martertod verherrlicht; verleihe uns, wir bitten Dich, dass wir in demselben Glauben standhaft verharren und eher alle Peinen erdulden als Schaden an unserer Seele leiden; durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag ist der selige Simon Stock, sechster General der Karmeliten und sehr eifriger Diener der seligsten Jungfrau, zum besseren Leben, ungefähr 100 Jahre alt, verschieden. Er hat die erste Sabbats-Bulle, wie man erzählt, erhalten, ist vor und nach seinem Tod durch Wunder berühmt geworden, und zu Bordeaux im Jahr 1265 gestorben. Der heilige Johannes von Nepomuk hat, wie man erzählt, das zeitliche Leben als ein Kind, und den glückseligen Martertod durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau erhalten.
Andacht am 16. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Es ist äußerst wichtig, im Umgang sanftmütig und nützlich zu sein. In dieser Hinsicht also muss man demütig, geduldig, ehrerbietig, herzlich und herablassend in allem sein, was man auf erlaubte Weise tun kann; zumal soll man den Meinungen keines Menschen widersprechen, wenn es nicht offenbar notwendig ist. Glauben Sie mir, durch nichts wird man so beliebt bei allen, als wenn man niemand widerspricht." (Der heilige Franz von Sales)
Ein Bruder fragte den Abt Pimanius und sprach: "Vater, sagt mir doch, was bedeutet dies Wort, das der Herr im Evangelium spricht: Niemand hat eine größere Liebe, als wer seine Seele für seine Freunde setzt!" (Johannes 15) Auf diese Frage antwortete ihm der Altvater: "Wenn jemand von seinem Nächsten durch böse Worte misshandelt wird, und ihm gegenseitig mit bösen Worten vergelten könnte, dies aber dennoch nicht tun, sondern es mit gutwilligem Herzen erduldet, und sich selbst Gewalt antut, damit er seinen Nächsten nicht beleidige noch kränke, ein solcher setzt seine Seele für seinen Freund."
Der gottselige Berchmans widersprach keinem, wer immer er sein mochte. Deshalb auch wurde er nicht nur von allen seinen Gefährten sehr geliebt, sondern ersuchten ihn sogar, sie zu ermahnen, und sich so ihnen gegenüber zu benehmen, als ob er ein Recht hätte, ihnen zu befehlen.
Nie hörte man den heiligen Vinzenz von Paul über Dinge streiten, die an sich gleichgültig waren. Seine Freundlichkeit, die leichte Weise, mit der er der Meinung anderer beizustimmen schien, und seine christliche Herablassung gewann ihm alle Stimmen, und zwangen gewissermaßen diejenigen, die entgegengesetzter Meinung gewesen waren, seiner Ansicht beizupflichten.
Gib mir, Herr, die Gabe, niemand ohne Not zu widersprechen; sondern aus wahrer Nächstenliebe mich freundlich zu allem herbeizulassen, was ich tun kann, ohne Dich zu beleidigen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 16. Mai
"Wisst zur rechten Zeit zur Erbauung des Nächsten zu schweigen,
um zu lernen, wann es Zeit ist zu reden."
hl. Vincenz Ferrerius OP
1350 bis 5.4.1419
Betrachtung am 16. Mai - Am Fest des heiligen Johannes von Nepomuk
Wie herrlich, o Johannes, ist dein Glanz.
In Gotteswonnen strahlest du entzückt,
Wo in dem Engelchor der Doppelkranz
Der Beichtiger und Märtyrer dich schmückt.
1. Durch glänzende Ehre verherrlichte der Allerhöchste seinen Diener Johannes von Nepomuk. Alle Völker der ganzen katholischen Christenheit singen sein Lob, und rufen ihn um seine mächtige Fürsprache bei Gottes Thron an. Von dieser Verherrlichung können wir auf die glänzenden Verdienste dieses großen Himmelsfürsten schließen. Gleich dem heiligen Täufer Johannes, dessen Namen er führte, war er groß vor dem Herrn, und wandelte gleich ihm im Geiste des Elias. Was ist die Ehre der Menschen gegen die Ehre, zu der Gott seine Diener erhebt.
2. Entflammt vom apostolischen Liebeseifer, die Seelen dem ewigen Verderben zu entreißen, predigte er die Gerichte Gottes und die Wahrheiten des ewigen Heils mit einer Kraft, die tief in die Herzen eindrang, und Seelen zu Tausenden bekehrte. Sein glänzender Ruf bewog den König, ihn an den Hof zu berufen. Sein Anblick flößte Ehrfurcht ein, und sein strenges, bußfertiges Leben gab seinen Worten Nachdruck. Nie war er zu bewegen, weder hohe kirchliche Würden, noch Geschenke anzunehmen. Doch übernahm er die geistliche Führung der Königin und das Amt eines Almosenpflegers, womit keine Belohnungen verknüpft waren. Denn Gott genügte ihm. Was aber wird uns je genügen, wenn Gott uns nicht genügt?
3. Die fromme Königin nahm unter der Leitung des apostolischen Mannes wundersam an Heiligkeit zu, aber ihr sittsamer Ernst und zumal die Tränen der Zerknirschung nach ihren Beichten reizten den Vorwitz des unheiligen Königs. Er drang in den Gottesmann, die Beicht seiner Gemahlin ihm zu offenbaren. Johannes erklärte ihm, er werde lieber den Tod erleiden, als das heilige Beichtsiegel brechen. Da nun der König durchaus nichts über ihn vermochte, ließ er nach mancherlei vergeblichen Peinigungen ihn schließlich abends in die Moldau werfen. Aber Gott verherrlichte seinen Märtyrer durch einen leuchtenden Glanz, und durch Heilungen von Krankheiten aller Art, die bei seinem aufgefundenen Leichnam gewirkt wurden. Wie mächtig wirkte zu allen Zeiten die Liebe Gottes in den Heiligen, die lieber den bittersten Tod erlitten, als Gott durch eine Sünde zu beleidigen. "Wer mich verherrlicht, den werde ich verherrlichen, spricht der Herr."
17. Mai
Laienbruder und Bekenner von Villa Reale, Spanien,
+ 17.5.1592 - Fest: 17. Mai
Wenn die Mitte des Maimonats einmal vorüber ist und unter der warmen Sonne die Blumen zahlreicher und prachtvoller zu blühen beginnen, dann ist auch jenes Fest nicht mehr fern, das wir uns ohne Blumen gar nicht denken können, das heilige Fronleichnamsfest. Heute schon werden wir an die bevorstehende Großfeier erinnert, denn in der heiligen Messe begehen wir das Gedächtnis eines Heiligen, der in vorbildlicher Weise ein eifriger Verehrer des Heilandes im Tabernakel war und der deswegen später zum himmlischen Patron aller Verehrer des Allerheiligsten Altarsakramentes erklärt wurde. Es ist der heilige Paschalis Baylon.
In Spanien, wo Paschalis im Jahre 1540 geboren wurde, ist es Brauch, die Kinder nach den Heiligen oder nach den Festen zu benennen, welche an ihrem Geburtstag gefeiert werden. Weil nun der Heilige des heutigen Tages am Pfingstsonntag geboren wurde und das Pfingstfest auch Pascha Pentekostes, auf deutsch Hochostern heißt, nannte man ihn Paschalis. Paschalis bedeutet also den österlich-pfingstlichen Mann. Es ist das ein wirklich schöner Name.
Oster- und Pfingstmenschen müssten wir alle immer sein, wir, die wir vom Heiland erlöst wurden und vom Heiligen Geist geheiligt werden.
Paschal, der österlich-pfingstliche Mensch, nach seinem Heimatort Bayol zubenannt, war armer Leute Kind und musste, sehr jung noch, das Vieh hüten. Gern hätte er die Schule besucht, um lesen und schreiben zu lernen, aber für den Schulbesuch fehlten Zeit und Geld, und einen Schulzwang wie heute gab es damals noch nicht. Paschal wusste sich indessen zu helfen, indem er andere, die schreiben und lesen konnten, bat, es ihm beizubringen.
Beim Hüten achtete Paschal vor allem darauf, dass das Vieh auf dem Weg von und zur Weide nicht vom fremden Acker naschte. Geschah es trotz aller Vorsicht seinerseits doch, so hielt er den Besitzer des Feldes von seinem eigenen Lohn schadlos. So gewissenhaft beobachtete der Junge das siebte Gebot.
Als Paschal vierundzwanzig Jahre alt war, ging er ins Kloster und wurde Franziskanerbruder. Die Laienbrüder nehmen den Ordenspriestern, damit sie sich ungestörter dem Predigen und Beichthören widmen können, die Hausarbeiten ab, und dadurch tun sie etwas sehr Verdienstvolles. So hat es auch Paschal gemacht; er hat den Garten besorgt, Holz zerkleinert, gewaschen, geschneidert und den Küster- und Türdienst versehen. Vor keiner Arbeit hat er sich gedrückt, nur das Leid hat ihn manchmal arg gequält, dass er bei dem Übermaß an Arbeit, die er besorgen musste, zu wenig Zeit zum Beten fand. Das hat ihn geschmerzt, und deswegen hat er oft halbe Nächte betend durchwacht.
Vor allem war es der liebe Heiland im Sakrament, um den sich immerwährend bei Tag und Nacht die Gedanken des frommen Bruders in Andacht und Verehrung bewegten. Wo er ging und stand, was er tat und sagte, stets blieb sein Herz bei dem, dessen Liebe ihn beseligte und ausfüllte, und vielhundertmal im Tag grüßen Stoßgebete, heiß und innig, den guten Freund im Tabernakel. Sein Leben war wie eine ewige Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes. Es war ein schönes Leben, dieses Leben des österlich-pfingstlichen Menschen; es war ein glückliches Leben, glücklich für Zeit und Ewigkeit.
Damit auch uns solch ein schönes Leben in steter Vereinigung mit dem Heiland im Sakrament beschieden sein möge, beten wir heute mit der Kirche:
„O Gott, du ziertest deinen heiligen Bekenner Paschalis mit wunderbarer Liebe zu den hochheiligen Geheimnissen deines Leibes und Blutes, so gib in deiner Gnade, dass wir aus diesem göttlichen Mahl dieselbe Fülle des Geistes wie er schöpfen dürfen. Amen.“
Der selige Petrus Lieou, Gärtner und Katechet, Märtyrer in China,
+ 17.5.1834 – Gedenktag: 17. Mai
Die Kraft des christlichen Glaubens leuchtet in den Bekennern der neueren Zeit in derselben ungebrochenen Lebensfreude und Erhabenheit wie in den ersten Verfolgungen des römischen Heidentums. Nur ein Gefühl der Bewunderung kann uns erfassen, wenn wir das Lebensbild eines einfachen Mannes aus dem heidnischen Reich China vor unseren Augen erstehen lassen, der erst in schwerem Kampf mit seinen Eltern um den Glauben ringen muss, der um dieses Gutes wegen eine langjährige, entbehrungsreiche und leidensvolle Verbannung duldet und schließlich im hohen Alter noch freiwillig die Hände nach der Palme des Martyriums ausstreckt.
Kwej-Yang-Fu, die Hauptstadt der Provinz Kweitschou, ist der Geburtsort wie auch die Todesstätte des seligen Lieou oder, wie er auch genannt wird, Quen-Yen. Buddha war der Gott seiner Jugend und die Ahnen, die bei den Chinesen in fast göttlichen Ehren stehen, gaben seinem Streben die Ideale. Doch ließ ihm Gott bald die wahren, ewigen schauen. Ein seinem elterlichen Haus benachbarter Christ, Xaver Quang, hatte Lieou ob seiner trefflichen Eigenschaften liebgewonnen. Er zog ihn an sich, sprach gelegentlich über religiöse Dinge und zeigte ihm die Wahrheit des Evangeliums. Klar trat dem Jüngling die hohe Überlegenheit des Christentums über den Buddhismus entgegen. Gottes Gnade fand in dem unverdorbenen Herzen des jungen Mannes einen offenen Nährboden. Nachdem er einmal die Wahrheit erkannte, tat er auch den entscheidenden Schritt: er empfing die Taufe, obwohl er wusste, dass er sich dadurch den unversöhnlichen Groll seines stockheidnischen Vaters zuziehen würde. Dieser entlud denn auch seinen ganzen bisher den Christen geltenden Hass auf seinen „ungeratenen Sohn“. Bitten, Drohungen, Vorwürfe, Schläge und andere Unbilden wurden nicht gespart. Doch Petrus blieb Christ, und der Vater ergab sich schließlich.
Nach diesem ersten siegreich überstandenen Kampf erhoben sich andere mächtigere Feinde, die dem mutigen Streiter härter und länger zusetzten, die staatlichen Verfolger. Einige Zeit konnte Petrus, der das Gärtnereigeschäft betrieb, ungestört in seiner Vaterstadt leben. Wohl wurde er im Jahr 1797 als Christ bei der Behörde angegeben und, den Verordnungen gemäß, mit anderen Christen nach Peking in die Gefangenschaft gebracht. Seinem am kaiserlichen Hof einflussreichen Gönner Quang gelang es aber, ihm nach einigen Monaten die Freiheit wieder zu erwirken. Indessen setzte die Verfolgung Kaiser Kia-Kings 1811 erst mit ganzer Schärfe ein. Im dritten Jahr, wo sie am heftigsten um sich griff, wurde Lieou aufs Neue von einem Heiden angezeigt, in Ketten nach Peking gebracht und, weil er sich weigerte, dem christlichen Glauben zu entsagen, zusammen mit einer beträchtlichen Anzahl Leidensgefährten in die Verbannung nach der Tatarei geschickt.
Das war nun nicht ein einfaches Ausgewiesensein von der Heimat und den Angehörigen, es war Verurteilung zur Sklaverei in ihrer schlimmsten Art, ein Martyrium, das nicht nur Stunden und Tage, das viele Jahre hindurch mit körperlichen und seelischen Qualen auf die christlichen Dulder einwirkte und geeignet war, auch die Kräftigsten zu zermürben und, wenn nicht Gottes Gnade sie stützte, wankend zu machen. Lieous Herr war ein grausamer, herzloser Tatar, der seinen Sklaven mehr wie ein Tier als wie einen Menschen behandelte. Petrus litt Unsägliches, litt schweigend und geduldig, wie ein Christ, der den Geist Jesu Christi vollkommen erfasst und in sich aufgenommen hat. Gütig verzieh er seinem Peiniger. Die schweren Misshandlungen erschütterten schließlich die Gesundheit Lieous so sehr, dass er krank und zur Arbeit unfähig wurde. Da war er dem Herrn nur mehr eine Last, die man abwirft. So lag der arme und doch glückliche Christ im dreizehnten Jahr seiner Gefangenschaft auf der Straße, frei, wie das ausgebrauchte Geschirr auf dem Scherbenhaufen, allein, hilflos, fern der Liebe der Seinen, unter Fremden, denen der Christensklave wertlos, nur der Verachtung wert war. Er wäre dem Verderben anheimgefallen, hätte nicht des himmlischen Vaters Güte über seinem Kind gewacht, um es zu noch größerer Prüfung, damit aber auch zu noch größerer Herrlichkeit zu berufen. Eine mitleidige Familie erbarmte sich des Verstoßenen, pflegte ihn und brachte ihn so wieder zu Kräften.
Um diese Zeit, 1827, erhob sich in der Tatarei ein Aufstand gegen den neuen Kaiser Tao-Kuang. Die Aussichten standen gut. Für die Christen wäre es eine günstige Gelegenheit gewesen, sich der Empörung anzuschließen und die Freiheit zu erringen. Doch von der Art sind wahre Christen nicht. Sie kennen nur den Weg des Rechtes, nicht den der bloßen Nützlichkeit. Die Urchristen in der römischen Arena grüßten die Kaiser und beteten für die, die sie zum Tode führten. Die Martyrer der Tatarei dachten nicht weniger edel. Sie standen treu zu den kaiserlichen Truppen, halfen ihnen zum Sieg und widerlegten so schlagend den Vorwurf der Treulosigkeit gegen Kaiser und Reich. Für solche Tugend klang auch im Herzen des Heiden eine Saite an. Tao-Kuang gab aus Dankbarkeit den verbannten Christen die Freiheit wieder. Frohlockend kehrten sie zu den Ihrigen zurück. Petrus Lieou konnte seine Gattin und zwei Söhne unter Tränen der Freude und dem Dankgebet gegen Gott in seine Arme schließen. Im Frieden des häuslichen Glückes heilten die Wunden der Verbannung, eine ruhige, ungestörte Zukunft schien dem in der Treue Erprobten gesichert. Aber eben diese Treue gegen Gott und den Kaiser hatte der wahre „Herr des Himmels“ mit einer köstlicheren, dauernden Krone zu belohnen beschlossen.
Eine Tat der Liebe gab den Anlass, dass der selige Lieou noch sein Leben dem Herrn zum Opfer hingeben durfte. Im öffentlichen Krankenhaus zu Kwej-Yang-Fu starb ein armer Christ. Der buddhistische Vorsteher traf Vorbereitungen, ihn nach seiner Art bestatten zu lassen, fand aber bei Petrus und seinen Söhnen und anderen Christen, die eine christliche Leichenfeier forderten, Widerstand. Darüber erbost, verklagte sie der Vorsteher wegen Störung der gesetzlichen Ordnung. Der Stadtpräfekt ließ sie ohne weiteres verhaften, nur Lieou wurde wegen seines hohen Alters – er zählte etwa vierundsiebzig Jahre – verschont. Das schmerzte aber den guten Mann, der das Los seiner Kinder teilen und sie in der Standhaftigkeit bestärken wollte. So nahm er Abschied von seiner ihm gleichgesinnten Frau und versuchte in das Gefängnis der Christen Einlass zu bekommen. Doch die Wächter wiesen ihn ab. Nun mischte er sich als Gärtner, mit einem Korb Gemüse am Arm, unter die Verkäufer, die täglich den Gefangenen Nahrung brachten. Schon eingelassen, wurde er aber von einem Soldaten erkannt und verhaftet. Zum dritten Mal trug der Mutige jetzt um des Namens Jesu willen die Fesseln. Werden sie ihm diesmal die lang ersehnte Gnade des Todes für seinen Herrn und Gott bringen? Freudig und trostvoll sah er ihm entgegen. Doch ist das noch die Sprache eines Menschen oder die des Geistes von oben, den ja der Heiland denen versprochen hat, die seinetwegen vor den Richterstühlen stehen werden? Als der Mandarin den greisen Bekenner fragte, weshalb er denn in das Gefängnis eingedrungen sei, gab dieser die treffende Antwort: „Wenn es ein Verbrechen ist, sich zur christlichen Religion zu bekennen, so bin ich schuldbarer als meine Söhne und muss daher wenigstens gerade so bestraft werden wie sie. Ich habe sie ja zu Christen gemacht, denn ich habe sie in der christlichen Religion unterrichtet. Es falle daher die Strafe auf mich. Bin ich aber nicht strafbar, so sind es auch meine Söhne und ihre Frauen nicht, und ihr müsst ihnen dann die Freiheit geben.“ Zehn schwere Backenstreiche waren die Strafe für die freimütige Sprache. Der Selige aber dankte den Soldaten für die erhaltenen Schläge. Noch verwunderlicher war es, dass aus dem Gefängnis frohe Lieder erklangen. Die Soldaten staunten, Petrus aber verstand diese Töne. Sein Wort und Beispiel hat den Christen den Mut gestärkt und die Hoffnung auf die himmlische Freiheit mächtig gehoben. Bald traf sie das Urteil der Verbannung.
Willig und freudig nahmen die christlichen Gefangenen die Kunde von der Verhängung einer langen, schweren Leidenszeit auf. Einer nur war bis zur Vergießung von Tränen schmerzlich betrübt, Lieou, ihr verehrter Vater und Lehrer, der wiederum das Los seiner Söhne und Gefährten nicht sollte teilen dürfen. Wie wahr und innig konnte er darum flehen! „Du wirst nach Lan-Lou gehen,“ entschied der Richter. Nun war der treue Alte zufrieden. Der Weg nach Lan-Lou führte zur Richtstätte. Seinen altersmüden Füßen mutete man nur den kurzen Weg zum Ziel zu, seine jüngeren Freunde durfte er auf längerem, steinigem Aufstieg vertrauensvoll der Hand der gütigen Vorsehung überlassen. Sie zur Ausdauer und Beharrlichkeit immer wieder zu ermutigen, sich selbst aber auf das letzte Stündlein bestens vorzubereiten, benützte der edle christliche Lehrer die wenigen Monate bis zum Eintreffen der kaiserlichen Urteilsbestätigung. Am 17. Mai kam sie an. Sie lautete für Lieou auf sofortige Erdrosselung wegen Rückfalls in das Bekenntnis der christlichen Religion und Verbreitung derselben.
So stand der Selige wohlbereitet auf dem Höhepunkt seines schönen, opfer- und verdienstreichen Lebens. „Ich bin bereit“, das war auch sein letztes Wort auf dem Richtplatz, nachdem er sich kniend im Gebet dem Herrn zum Opfer gebracht hatte. Noch einmal drückte er sich das Zeichen der Erlösung auf Stirn, Mund und Brust, dann vollzog der Henker sein Werk und in kurzer Frist entrang sich die freie Seele dem gewaltsam entlebten Leib des Christen.
Doch siehe! Auch der Himmel will sein Wohlgefallen zeigen an der Glaubenstreue dieser neuen Heldenchristen. Noch hielten die Schergen den Strick in der Hand, da zeigte sich über dem Martyrer eine leuchtende Kugel. Staunend blickten alle in die Höhe und schauten, wie der wunderbare Lichtball sich langsam herniedersenkte, die Todesstätte umkreiste, über dem Seligen ruhen blieb, ihn mit sonderbarem Glanz übergießend und nach einigen Minuten verschwand. Vor Schrecken fast erstarrt, sahen Richter, Soldaten und Zuschauer das wunderbare Schauspiel. Doch noch mehr des Staunens! Ein schönes blendendweiß gekleidetes Knäblein trat zu dem Toten, trocknete mit weißem Linnen das Blut, das aus Mund und Nase träufelte und verschwand ungesehen, wie es gekommen war. Die Anwesenden ergriff nun eine allgemeine Panik. Erschreckt über diese unerklärlichen Ereignisse flohen sie eilends von der unheimlichen Stätte. Die Schergen, die nach zwei Tagen den Leib des Martyrers noch biegsam fanden, gestanden einander: „Es ist wunderbar, dieser Mensch scheint nicht tot zu sein.“ „Die christliche Religion ist gewiss eine gute.“ Das geschah im Jahr des Heiles 1834.
Der Ruf des Seligen verbreitete sich in der ganzen Gegend. Sein Grab wurde viel besucht, und Gebetserhörungen der verschiedensten Art verherrlichten den Martyrer. Hatte doch Gott selbst augenscheinlich seinen Diener bezeugt. Soll der Allmächtige, der in den ersten Anfängen des Christentums seinen Getreuen das Siegel der Beglaubigung so oft wunderbarerweise aufgedrückt hat, in den Heidenländern, denen erst in unseren Zeiten das Licht der Wahrheit zu leuchten beginnt, nicht gleich sieghaft seinen Namen unter den Völkern verherrlichen? Freuen wir uns des Wunderzeichens vom Himmel. An seiner Beglaubigung zu zweifeln, wäre nicht recht, da es ein Geschichtsschreiber berichtet, dem sichere Quellen und die Akten des Seligsprechungsprozesses, der im Jahr 1900 vollendet wurde, zur Verfügung standen.
Ehre dem Glaubenszeugen, Ehre dem treusorgenden Vater, der inmitten einer feindlichen Umwelt, sich selbst vergessend, das Seelenheil der Seinen zu sichern weder Gefahr noch Tod scheut! Der älteste Sohn starb kurz nach dem Vater noch im Gefängnis, der andere zog mit Frau und Schwägerin in die Verbannung. „Glückselig alle, die da fürchten den Herrn, die wandeln auf seinen Wegen! . . . Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock an den Wänden deines Hauses, deine Kinder wie Ölbaumsprossen um deinen Tisch herum. Siehe also wird gesegnet der Mann, der den Herrn fürchtet.“ (Psalm 127)
Gebet am 17. Mai
Würdigste Mutter unseres Herrn Jesus Christus, Maria, Königin Himmels und der Erde, die du den Schöpfer aller Kreaturen in deinem allerheiligsten Leib zu tragen verdient hast, dessen anbetungswürdigsten Leib ich heute genossen habe: würdige dich, o Königin der Engel, bei ihm mich zu vertreten, dass, wenn ich aus Unwissenheit, Nachlässigkeit oder Bosheit wider dieses heiligste Sakrament etwas begangen habe, dieses alles durch deine Bitten mir gütig verzeihe dein göttlicher Sohn Jesus Christus, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Paschal
O Gott, der Du dem heiligen Paschal die Gefahren des Reichtums und die Vorteile der Armut hast zu erkennen gegeben, verleihe uns auf seine Fürbitte, dass wir nie nach den vergänglichen Gütern dieser Erde trachten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Auf den heutigen Tag wurde im Jahr 1319 der Orden der Olivetaner oder vom Berge Oliveto in Italien vom Papst Johannes XXII. unter der Regel des heiligen Benedikt gut geheißen. Der Stifter dieses Ordens, Bernardus Tolomei, der die wunderbare Herstellung seines Gesichts der Fürbitte der seligsten Jungfrau zuschreibt, setzte den Orden unter den Schutz der Mutter Gottes. Der Orden zählt zu dieser Zeit gegen 80 Abteien in Italien.
Andacht am 17. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Bemühen wir uns, liebevoll, sanftmütig und demütig gegenüber allen Menschen zu sein, ganz besonders aber gegenüber denjenigen, die Gott uns zu Gefährten gegeben hat; z.B. gegenüber unseren Familienangehörigen. Sind wir ja nicht gleich denjenigen, die außerhalb ihres Hauses Engel zu sein scheinen, zu Hause aber wahre Teufel sind." (Der heilige Franz von Sales)
Herr Camus, Bischof von Bellai, sagte von dem heiligen Bischof Franz von Sales, dass nie ein Herr seine Diener besser behandelte, und auch keiner so innig von ihnen geliebt wurde. Nie gab er ihnen ein verdrießliches Wort; sondern wenn er etwas haben wollte, bat er sie darum. Grüßten sie ihn, so erwiderte er ihren Gruß auf so freundliche Weise, dass sie daraus ersahen, wie sehr er sie liebte. Immer fürchtete er, ihnen zu viel aufzubürden; nie auch klagte er über sie. Hatte er aber einen Verweis zu geben, so tat er dies, ohne den geringsten Ärger. Hier ein Beispiel davon. Als einst der Heilige sich lange Zeit mit einem Adeligen über wichtige Geschäfte besprach, wurde es nach und nach Nacht; und beide blieben im Finstern; da die Diener kein Licht brachten, weil jeder von ihnen der Meinung war, der andere habe bereits dies besorgt. Da nun jener Herr sich entfernen wollte, fasste der Heilige ihn bei der Hand, und führte ihn blindlings durch den Gang und den Saal bis zur Tür, wo er dann seine Diener fand, die sich mit den Leuten des adeligen Herrn unterhielten. Der ganze Verweis aber, den er ihnen danach gab, bestand in den wenigen Worten: "Ein Stümpfchen Licht hätte uns heute viel Ehre gemacht!"
Deine Liebe, o Herr, wirke in mir, damit ich jenen, die von mir abhängen, durch die Tat beweise, dass ich sie liebe wie mich selbst; sie niemals über die Gebühr belade, noch durch üble Laune und Hoffart kränke, und dass ich alle Ermahnungen, die ich ihnen zu geben verpflichtet bin, mit väterlicher Sanftmut würze. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 17. Mai
"Das Herz ist ein Gefäß, das nicht leer bleiben kann.
Sobald es der Liebe zu irdischen Dingen entleert ist,
füllt es sich mit den himmlischen Dingen,
mit der Köstlichkeit der göttlichen Liebe."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 17. Mai - Von der Treue im Kleinen
Groß ist was die Liebe tut.
Sie lehrt großen Sieg erringen;
Wert gibt selbst den kleinsten Dingen
Ihres Eifers goldne Glut.
1. Tröste dich, wenn es dir nicht vergönnt ist, große Dinge für Gott zu tun, durch den Gedanken, dass die Treue in geringen Dingen ihm überaus wohlgefällig ist, wenn sie mit großer Liebe, mit großem Eifer getan werden. Denn nichts ist klein vor Gott, wenn es aus Liebe getan wird. Gelegenheiten, große und glänzende Werke zu tun, ergeben sich selten, und für manchen niemals. Sei also getreu in kleinen Dingen, denn nicht nur ergeben sie sich täglich und bringen große Verdienste mit sich, sondern sie bereiten auch das Herz zu größeren vor. Und gewiss ist es, dass wer geringere vernachlässigt, auch die großen nicht tun wird, wenn die Gelegenheit sich dazu bietet.
2. Der Weg zur Vollkommenheit und Heiligkeit ist ein langer Weg. Nur schrittweise kommt man darauf vorwärts. Je weiter aber man schreitet, um so mehr gewinnt man an Kraft, um so mehr gewöhnt man das Gute sich an, um so größer werden unsere Siege. Du täuschst dich, wenn du glaubst, du wirst die heftigsten Stürme bestehen, wenn du es nicht vermagst, kleine Angriffe zu überwinden. Vermessenheit ist es, sich zu schmeicheln, man werde mit riesigen Schritten voran gehen, wenn man, schwach gleich einem Kind, bei jedem Schritt fällt. Nur durch tägliche, kleine Opfer bereitet man sich zu einem heldenmütigen Opfer. Und nur durch tägliche leichte Siege wird es möglich, einen großen Sieg zu erringen.
3. Es ist vielleicht eben nichts sonderlich Großes, in einer Gelegenheit sich zu überwinden, ein bitteres Wort zu unterdrücken, oder die üble Laune eines Menschen einen Tag oder eine Woche hindurch zu ertragen. Aber in allem sich überwinden, sich beständig Gewalt antun: Dies fürwahr ist ein großes Opfer. Viele würden lieber eine kurze Marter ertragen, als eine Marter dieser Art, die das ganze Leben dauert. Kommt es aber nicht daher, dass ich nach so langer Zeit noch so schwach und so unvollkommen bin, weil ich diese sogenannten Kleinigkeiten vernachlässigte? Ach, Herr, ich erkenne mein Elend. Reiche mir deine Hand, aus ihm mich herauszuführen. 1. Samuel 3,9: "Rede, Herr, denn dein Diener hört."
18. Mai
Der heilige Deogratias (hl. Felix von Cantalicio), Italien,
Laienbruder der Kapuziner,
+ 18.5.1587 - Fest: 18. Mai
Es gibt einen Heiligen, der so gar nicht in unsere Zeit hineinpasst: Der heilige Deogratias. Der Kapuzinerorden feiert sein Fest am 18. Mai. Natürlich hieß er nicht von Geburt an so, es ist ein Name, den die Leute ihm gaben, weil sie ihn passend fanden. Eigentlich hieß Deogratias Felix und war ein Bauernsohn. 1515 wurde er in der Nähe von Rom geboren und in seiner kleinen Welt gab es nicht einmal eine Schule. Felix konnte lebenslang weder lesen noch schreiben; trotzdem rühmte er sich, wenigstens sechs Buchstaben zu kennen, fünf rote und einen weißen. Die fünf roten waren für ihn die heiligen fünf Wunden Jesu, und der sechste war das Unbefleckte Herz Mariä. Das war die ganze Weisheit, über die Felix verfügte, aber sie reichte, um aus ihm einen Heiligen zu machen. Die Heiligkeit hängt also nicht unbedingt davon ab, dass man lesen und schreiben kann, wohl aber hängt sie davon ab, dass man von Jesu Wunden die Geduld und vom unbefleckten Herzen Mariä die Dankbarkeit erlernt. Felix musste als Kind das Vieh hüten, und vom zwölften bis zum dreißigsten Lebensjahr war er als Knecht bei einem Bauern tätig. Dann trat der eifrige Beter als Laienbruder bei den Kapuzinern ein. Als er sich im Kloster vorstellte und um Aufnahme bat, führte der Obere Felix vor ein Kreuz, an dem der Heiland in Blut und Wunden hing, und fragte ihn: „Verstehst du das?“ Felix nickte mit dem Kopf zum Zeichen dafür, dass er den Sinn der Frage verstand und zugleich bejahte. Über vierzig Jahre bis zum letzten Tag seines Lebens verbrachte Felix im Kapuzinerorden. Seine Tätigkeit bestand darin, dass er mit dem Bettelsack auf dem Rücken durch Rom wanderte und um milde Gaben für die Armen und auch für die Mitbrüder bettelte, denn die Kapuziner besaßen weder Eigentum noch festes Einkommen. Tag um Tag tat es der Bruder, vierzig Jahre lang, treu und unverdrossen, und wenn er ein Almosen erhielt, sagte er „Deogratias“, eigentlich „Gott sei Dank“, aber eher so wie unser „Vergelt’s Gott!“. Das sagte er aber nicht so oberflächlich, kalt und geschäftsmäßig, sondern innig und herzlich und freundlich und fröhlich, dass sich die Leute schon im Voraus auf sein schönes „Vergelt’s Gott!“ freuten. Und so nannte man ihn allgemein einfach den Bruder Deogratias. Weil Felix auch sehr kinderlieb war, brauchte er sich nur auf der Straße sehen zu lassen, und gleich war er von Kindern umringt, mit denen er sang und spielte. Aus allem, was der Bruder tat und sagte, strahlte eine große Heiligkeit hervor, so dass selbst Kardinäle und Bischöfe den Hut vor dem schlichten Mann zogen, wenn sie ihm auf der Straße begegneten.
Der heilige Theodotus, Martyrer von Ancyra, Galatien,
+ 18.5.303 - Fest: 18. Mai
Theodotus war aus Ancyra, der Hauptstadt Galiciens, und hatte seine Erziehung einer gottseligen Jungfrau, namens Tekusa, zu verdanken. Nachdem er in den Ehestand getreten war, errichtete er eine Schenke und fing an, Wein zu verkaufen. Der Gefahren ungeachtet, denen man bei einem solchen Geschäft sich ausgesetzt findet, blieb er immer gerecht, mäßig und eifrig in Ausübung der Christenpflichten. Fasten, Beten und Almosengeben war seine Wonne. Er war aber nicht nur Helfer der Armen, sondern er brachte auch Sünder zur Buße und ermutigte sogar mehrere Gläubige zur Erduldung des Martertodes. Gott schenkte ihm die Wundergabe, und man liest in seinen Akten, dass er Kranke heilte, indem er über ihnen betete oder sie mit seiner Hand berührte. So lebte er in Ausübung heiliger Werke, bis im Jahr 303 unter den Kaisern Diocletian und Maximian die bekannte furchtbare Christenverfolgung ausbrach. Theodotus ließ sich dadurch nicht Schrecken, weil er stets wie ein Mensch gelebt hatte, der sich bereitet, sein Blut für Christus zu vergießen. Während viele Gläubige ihr Heil in der Flucht suchten, blieb er in Ancyra, stand den Bekennern in den Gefängnissen bei und begrub die Leichname der Martyrer, obgleich dieses bei Todesstrafe verboten war. Der Statthalter hatte befohlen, alle Lebensmittel, bevor sie auf dem Markt feilgeboten würden, den Götzen zu opfern, und so mussten die Christen entweder Hungers sterben oder von dem, den Götzen geweihten, Brot und Fleisch essen. Theodotus hatte sich glücklicher Weise mit einem großen Vorrat von Getreide versehen, das nicht durch die gottesschänderischen Zeremonien der Heiden befleckt war. Er verkaufte es ohne Gewinn an seine Glaubensgenossen und verschaffte ihnen dadurch Lebensmittel, die sie genießen konnten, ohne ihr Gewissen zu verletzen. Auf diese Weise wurde die Schenke Theodot´s in eine Zufluchtsstätte für die Christen umgewandelt und in einen Ort des Gebetes, wo sich die Gläubigen versammelten, um den wahren Gott zu verehren. Da fanden zugleich die Kranken Verpflegung, die Fremden eine sichere Herberge. Die Furcht, entdeckt zu werden, hielt den Heiligen nicht ab, bei jeder Gelegenheit seinen Eifer für die Ehre Gottes an den Tag zu legen.
Einige Stunden von Ancyra stand eine Burg, Malus genannt. Theodotus kam aus besonderer Fügung der Vorsehung gerade in dem Augenblick dorthin, als man die Überreste des Körpers des heiligen Martyrers Valens, der zum Feuertod verurteilt worden war, in den Fluss Halys werfen wollte. Er hatte das Glück, sich diese kostbaren Reliquien zu verschaffen, und nahm sie mit, um sie an einen sicheren Ort zu verwahren. Während seiner Abwesenheit von Ancyra hatte der Statthalter sieben Jungfrauen des Glaubens wegen verhaften lassen, unter denen sich auch jene Tekusa befand, die an unserem Heiligen Mutterstelle vertreten hatte. Man trieb mit den Dienerinnen Gottes den schändlichsten Mutwillen und führte sie zu dem Teich der Diana hinaus, wo sie ganz entblößt den schamlosen Augen des Pöbels preisgegeben wurden. Als Theodotus nach seiner Rückkehr davon hörte, schloss er sich mit einigen anderen Christen in einem der Patriarchenkirche nahe gelegenen Haus ein und flehte auf den Knien unablässig zu Gott, dass er die Jungfrauen siegreich aus allen Prüfungen hervorgehen lassen möge. Gegen Mittag kam die Nachricht, dass die Martyrinnen standhaft ausgehalten hätten und im Teich ertränkt worden seien. Daraufhin warf sich Theodotus von Neuem auf die Knie und dankte dem Himmel mit lauter Stimme für die Erhörung seines Gebetes. Am anderen Tag abends ging er mit Polybius und Theocharides zum Teich, und es gelang ihm mit Hilfe eines furchtbaren Ungewitters, das die Wache von ihrem Rundgang abhielt, die heiligen Leiber aus dem Wasser zu ziehen, worauf er sie bei der Kirche der Patriarchen beerdigte. Während dieser Handlung hörte er vom Himmel eine Stimme, die ihm zurief: „Sei guten Mutes, Theodotus! Der Herr hat deinen Namen unter die Martyrer geschrieben!“
Am folgenden Tag geriet die ganze Stadt in Bewegung bei der Kunde, man habe die Leichname der sieben Jungfrauen entwendet. Wo ein Christ sich zeigte, wurde er verhaftet und auf die Folter gelegt. Als Theodotus erfuhr, dass so viele Unschuldige dieser Tat wegen der Marter ausgesetzt seien, trat er selber vor den Statthalter und gab sich als den Urheber an. Theoktenes, so hieß der Statthalter, versprach ihn straflos zu halten, wenn er Christus entsagen würde. Der Heilige aber erhob in seiner Antwort die Größe, Herrlichkeit und Macht Jesu und zeigte zugleich das Gottlose und Abgeschmackte des Götzendienstes, indem er die schändlichen Laster, die den Göttern von den Dichtern und Geschichtsschreibern beigelegt werden, genau aufzählte. Hierüber gerieten die Heiden in schreckliche Wut, und die Priesterinnen der Diana, die eben beim Statthalter sich befanden, wurden in eine solche Raserei versetzt, dass sie sich die Haare ausrauften, ihre Kleider zerrissen und ihre Kronen, die sie auf dem Haupt trugen, zu Boden warfen und in Stücke zertraten, mit heiseren Stimmen Gerechtigkeit gegen den Feind der Götter fordernd.
Theodotus wurde nun auf die Folter gespannt und die anwesenden Heiden drängten sich herbei, ihn zu peinigen, um so ihren Eifer für ihre Götzen an den Tag zu legen. Einer löste den anderen ab. Sie zerrissen seinen Leib mit eisernen Krallen, gossen Weinessig über die Wunden und hielten brennende Fackeln an dieselben. Als der Martyrer einmal das Gesicht ein wenig vom Dampf des schmorenden Fleisches abwendete, rief ihm der Statthalter zu: „Ist das der Mut, dessen du dich zuvor gerühmt hast?“ Der Heilige erwiderte: „Du irrst dich sehr, wenn du meine Bewegung der Feigherzigkeit zuschreibst. Erfinde neue Martern, damit du siehst, welche Kraft Jesus denen einflößt, die für ihn leiden. Erkenne, dass, wer von der Gnade des Erlösers aufrecht erhalten wird, über alle Gewalt der Menschen erhaben ist.“ Der ergrimmte Statthalter ließ ihm jetzt die Zähne mit Steinen einschlagen; der Martyrer aber sagte: „Du kannst mir auch noch die Zunge abschneiden lassen; Gott hört selbst das Stillschweigen seiner Diener.“ Daraufhin wurde er in das Gefängnis zurückgebracht. Als er über den Platz ging, deutete er auf seinen ganz zerfleischten Leib, sagend: „Es ist billig, dass man solche Opfer dem Heiland bringe, der zuerst für uns gelitten hat?“
Fünf Tage danach ließ ihn der Statthalter wieder vor sich führen. Man spannte ihn erneut auf die Folter und öffnete alle seine Wunden. Dann legte man ihn auf die Erde, welche ganz mit glühenden Ziegelstücken bedeckt war. Aber auch diese furchtbare Pein konnte die Standhaftigkeit des Heiligen nicht erschüttern. Der Statthalter, beschämt, dass er mit all seinen Marterwerkzeugen gegen den Diener Christi nichts vermöge, befahl endlich, ihm den Kopf abzuschlagen. Auf dem Weg zur Richtstätte wendete sich Theodotus an die Christen, die ihn begleiteten, und sprach: „Weint nicht über meinen Tod, sondern preist vielmehr den Herrn, der mich zu einer glücklichen Vollendung meiner Laufbahn geführt und mir den Sieg über den Feind verliehen hat. Wenn ich droben bin bei ihm, werde ich mich vertrauensvoll an ihn wenden und für euch bitten.“ Nachdem er dieses gesagt, empfing er mit Freuden den Todesstreich. Sein Leichnam sollte verbrannt werden, aber den Scheiterhaufen umgab plötzlich ein so blendendes Licht, dass niemand ihm zu nahen getraute, um ihn anzuzünden. Da ließ der Statthalter die Überreste des Martyrers von Soldaten umstellen. Gott aber fügte es, dass in der Nacht ein frommer Priester, namens Fronto, vorüber kam und die Wächter vom Wein berauscht und schlafend fand. Also gleich belud er den Esel, den er bei sich hatte, mit dem heiligen Leib und entführte ihn zu der Burg Malus, wo man in der Folge Theodotus zu Ehren eine Kirche baute.
Schwester Marianna von der heiligen Dreifaltigkeit
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Marianna von der heiligen Dreifaltigkeit. Schwester Marianna (Luise Schopp) war am 16. April 1860 zu Wien geboren. Ihre Eltern waren reiche und angesehene Kaufleute, doch religiös gleichgültig. Die Folge war, dass Luise ihre Jugendjahre nicht besonders fromm zubrachte. Sie besaß von Natur ein verschlossenes, mürrisches Wesen, jedoch einen aufrichtigen Charakter. Für den Karmelitenorden hatte sie keinerlei Zuneigung. Zeugnis hierfür gibt das Wort, das sie sprach, als sie einst aufgefordert wurde, Karmelitinnen ein Almosen zu geben: "Nein, für die in meinem Leben keinen Kreuzer! Diese Faulenzerinnen sollen arbeiten." Und doch wollte der Herr, dass sie selbst ihm in diesem heiligen Orden dient. Um ihr den Weg zu zeigen, sandte er ihr eine fromme Näherin ins Haus, die ihre Zuneigung gewann und ihre Seele in der vorteilhaftesten Weise beeinflusste. Pater Andreas, der damalige Provinzial der Dominikaner und spätere Kardinal Frühwirth, ihr Beichtvater, vollendete das Werk. Er erkannte ihren Beruf, sowie ihren Wert von Anfang an und sagte schon ein Jahr vor Luises Einstritt: "Ich habe eine Seele zu leiten, aus der macht der liebe Gott eine Karmelitin; die wird gut werden. Diese Seele ist so treu und eifrig in Aufnahme der Gnade Gottes und in der Mitwirkung mit ihr, dass es mir noch nie so begegnete. Wie da die Gnade wirkt an dieser Seele!" Schon ein halbes Jahr, nachdem sie sich der Leitung des Paters anvertraut hatte, gelobte Luise beständige Jungfräulichkeit. Bald danach fühlte sie sich gedrungen, sich ganz dem Herrn zu weihen. Des Widerstandes wegen, den sie von ihren Verwandten erfuhr, musste sie bis zu ihrer Volljährigkeit warten. Sobald sie diese erreichte, trat sie am 30. April 1884 in den Karmel ein. So sehr sie sich früher dagegen gesträubt hatte, so glücklich fühlte sie sich nun als Tochter der heiligen Theresia. Aber sie sollte ihr eigenes Wort wahr machen und eine "Faulenzerin" im Kloster werden, denn bald erkrankte sie und kurze Zeit nach ihrer Profess wurde sie völlig bettlägerig. Zum Leiden berufen, duldete Schwester Marianna mit aller Ergebung und Beharrlichkeit. Jesus verlangte viel von dieser Seele, kargte aber auch nicht mit besonderen Gnaden. "Wenn der Herr sie nicht auf seinen eigenen Kreuzweg mitnähme", erklärte ihre Priorin, "könnte sie den ihren nicht gehen." Der Herr rief und führte sie. "Die Sehnsucht zu sterben ist manchmal so groß, dass sie mich ganz emporhebt. Ich meine, ich muss zu Jesus, ich muss zu Jesus," versicherte Marianna auf ihrem Krankenbett. Am 18. Mai 1887 (8. Mai) kam der ersehnte Augenblick, in dem sie ihren geliebten, himmlischen Bräutigam entgegeneilen durfte. Sie schied von diesem Leben als eine heilige Seele, wie Kardinal Frühwirth sich äußerte und noch bekräftigend hinzufügte: "Wenn die nicht eine Heilige ist, dann weiß ich nicht, wie eine Heilige beschaffen sein soll."
Gebet am 18. Mai
O meine liebenswürdige Königin, ich freue mich darüber, dass du durch deine heilige Reinheit und Schönheit deinem Gott so angenehm bist, und danke Gott, dass Er dich vor aller Schuld bewahrt hat. O meine Königin, weil die ganze heilige Dreifaltigkeit dich so lieb hat, so wende auch deine barmherzigen Augen auf meine arme Seele, die mit so vielen Sünden beladen ist, und erlange mir bei Gott Verzeihung meiner Sünden und die ewige Seligkeit. Amen.
Zu Gott
Verleihe uns, o Herr, dass wir in Einfalt und Unschuld unseres Herzens leben, wegen der Du den heiligen Felix mit so herrlichen himmlischen Gaben auf Erden bereichert und im Himmel zu großer Herrlichkeit erhoben hast, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Getäuscht von der verderblichen Eigenliebe, wollen manche in ihrer Lauheit und in verkehrtem Streben sich mit ihren Standespflichten entschuldigen und beruhigen. Rette sie doch, gütiger Gott, aus diesem gefährlichen Irrtum. Du hast alle durch Deinen Sohn, unseren Erlöser, zu Deiner Kindschaft berufen, hast alle bestimmt, Dir in der Vollkommenheit ähnlich zu werden. Erleuchte sie doch und alle, die Dein sind, durch Dein himmlisches Licht, und stärke uns durch Deine alles vermögende Gnade, dass wir in allen Verhältnissen des Lebens unser ewiges Heil als unser höchstes und notwendigstes Ziel vor Augen haben, und unwandelbar danach strebend, es glücklich erreichen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Unter anderen Gnaden, die die seligste Jungfrau dem heiligen Felix einem Kapuziner, dessen das römische Martyrologium heute gedenkt, bewiesen hat, war die deutliche Einladung zum Himmel und Übergabe des Kindleins Jesus in seine Arme, wie in seiner Lebensbeschreibung erzählt wird.
Andacht am 18. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Widersetze dich unermüdlich deiner Ungeduld, und übe die heilige Freundlichkeit und Sanftmut nicht nur wo es notwendig, sondern auch wo es nicht notwendig ist, gegenüber allen, besonders aber gegenüber jenen, die dir am meisten lästig sind." (Der heilige Franz von Sales)
Ein Advokat, der wenig beschäftigt war, besuchte diesen heiligen Bischof oftmals und raubte ihm sehr kostbare Stunden; nichts desto weniger empfing er ihn immer sehr freundlich und ließ es ihn nie fühlen, dass er ihm lästig war. Man wollte ihn einmal überreden, diesen Zeiträuber fortzuschicken, er aber antwortete, er habe deswegen nie die geringste Versuchung gehabt; denn, fügte er hinzu, er gibt mir Gelegenheit, Nächstenliebe und Sanftmut zu üben.
Eine protestantische Dame hielt eben diesen Heiligen lange Zeit bei sich zurück unter dem Vorwand, sich ihre Zweifel beleuchten zu lassen; im Grunde aber bloß, weil seine wunderbare Sanftmut in seiner Unterredung sie erfreute. Er nahm dies schließlich wahr, und da er die Hoffnung verlor, sie in den Schoß der katholischen Kirche zurückzuführen, sprach er zu ihr: "Ich habe nun alle Ihre Einwendungen gelöst, und Sie haben mir nichts mehr entgegenzusetzen. Da ich es also nicht vermag, Sie zu überzeugen, werde ich mich von nun an darauf beschränken, Sie zu beklagen und für Sie zu beten." Da sprach die Dame: "Wirklich habe ich nur noch eine einzige Schwierigkeit, und zwar hinsichtlich des Zölibats der Priester; denn ich sehe durchaus nicht ein, was sich für ihn anführen lässt." Der Heilige aber antwortete ihr sogleich: "Gnädige Frau, dieser Zölibat ist sehr notwendig, denn sagen Sie selbst, ob ich, wenn ich Frau und Kinder hätte, Ihnen so viel Zeit hätte schenken können?" - Diese Antwort fiel der Dame auf, sie wurde nachdenklich, gab der Gnade Gehör, die ihr Herz rührte, und kehrte in den Schoß der Kirche zurück.
Gib mir, o Herr, Freundlichkeit und Sanftmut gegenüber allen, zumal aber gegenüber denjenigen, die mir Böses tun; verleihe mir, dass die Milde, die ich Dir zuliebe an ihnen erweise, sie wirksam anzieht, Dich zu lieben. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 18. Mai
"Die Prüfungen dieses Lebens hören auf eine Bürde zu sein,
wenn man sie aus Liebe zu Gott wünscht und annimmt."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 18. Mai - Dornen der Trübsal
Sei, Kelch des Leidens, mir willkommen,
Du unsres Heiles Arzenei.
Seit unser Arzt dich hat erkoren,
Hast du die Bitterkeit verloren,
Und machest uns von Krankheit frei.
1. "Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir?" (Psalm 43,5) Vergeblich suchst du hier ein Paradies. Bewaffne dich vielmehr mit dem Schild der Geduld, und halte dich auf Leiden gefasst, sonst wirst du niemals zum Frieden gelangen. Als der Mensch ein Sünder wurde, brachte die Erde alsbald Dornen der Trübsale hervor. Und Gott verurteilte nun den Sünder, sie zu ertragen. Auch Jesus verpflichtete ihn dazu. Doch wandelte er das Elend des Sünders in den Trost des Christen, und ließ, seinen Befehl zu versüßen, selbst sein heiliges Haupt mit den Dornen der Sünder krönen. Wer also darf noch über Trübsale klagen?
2. Diesen Schmerz ertrug unser barmherziger Erlöser von dem ersten Augenblick seiner Empfängnis an, denn lebendig stand sein heiligstes Leiden ihm immerdar vor Augen. "Mein Leid steht mir immer vor Augen", (Psalm 38,18) ruft er selbst uns zu. Ja er ging auch durch Arbeiten und Plagen, Ermüdung und Schmach, durch den Hass der Pharisäer und den schmählichsten Tod wie auf ebenso vielen Stufen in seine Herrlichkeit ein. Keiner aus seinen Jüngern auch kam auf einem anderen Weg in die Glorie, und du willst einen mit Rosen bestreuten Weg? Den Dornen, die nun dich verwunden, werden einst himmlische Rosen entblühen. Aber noch ist dieser ewige Frühling nicht erschienen.
3. Siehe, leiden wollte Jesus, seine Betrübten zu trösten und ihre Leiden zu heiligen, damit sie dem himmlischen Vater wohlgefällig würden. Wie also können wir noch murren, wenn Gott durch Widerwärtigkeiten oder Krankheit uns heimsucht? Was kommt je aus seiner Vaterhand, das nicht durch Liebe versüßt wäre? Er sendet seinen Auserwählten Leiden zu, entweder in dieser Welt auf gelinde Weise sie zu bestrafen, oder aus dem Schlaf der Sünden sie aufzuschrecken, oder ihre Treue zu bewähren, oder die Lust an vergänglichen Dingen ihnen zu vergällen, damit sie die Verbannung nicht als das Vaterland lieben. Darum nimm seine väterliche Zuchtrute mit Danksagung an, denn sie kommt zu deinem Heil und hilft dir zu unsterblichen Verdiensten. "Herr, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht." (Psalm 23,4)
19. Mai
Der heilige Papst Cölestin V.,
+ 19.5.1296 - Fest: 19. Mai
Das Leben schlägt manchmal Purzelbäume. Richtig bunt geht es manchmal zu.
Da lebte einmal im 13. Jahrhundert irgendwo in Italien ein armer Bauernjunge, dessen einzige Sehnsucht es war, Priester zu werden. Viel hat er darum gebetet, und sein Gebet fand auch insofern Erhörung, dass er unter großen Opfern der Familie studieren konnte. Selten mag es wohl einen fleißigeren Studenten gegeben haben als diesen Jungen, der Peter hieß. Tag und Nacht lernte er, und so konnte es nicht ausbleiben, dass seine Nerven unter dem Übermaß an Arbeit litten. Peter benahm sich also unvernünftig, und die Folgen blieben nicht aus. Denn als er beinahe ausstudiert hatte, verlor er die Gewalt über die Nerven, schreckte vor der Verantwortung, die mit dem Priestertum verbunden ist, zurück, verließ die Welt und wurde Einsiedler.
Man muss es allerdings als ein Glück bezeichnen, dass Peter in die Einsamkeit ging, denn in der freien Natur kamen die Nerven zur Ruhe. Bald sah er wieder klarer und ließ sich auch die heilige Priesterweihe erteilen. Er blieb aber nicht in der Welt, sondern kehrte in die Einöde zurück, um als Einsiedler Gott zu dienen und den Mitmenschen zu helfen, die in wachsender Zahl Trost, Rat und Hilfe bei ihm suchten. Allmählich geriet Peter in den Ruf, dass er ein heiliger Mann sei. Und so kam es, dass sich ihm Gleichgesinnte anschlossen, um bei ihm die Heiligkeit zu erlernen. Damit war der Grundstock zu einem neuen Orden gelegt.
Die Zeit verging. Jahr reihte sich an Jahr. Peter wurde älter und älter. Mit Freude und Sehnsucht dachte er an den Tod, der nicht mehr in weiter Ferne war, denn schon lagen achtzig Jahre hinter ihm.
Da geschah etwas Merkwürdiges. Eines Tages näherte sich Peters weltferner Klause auf dem Berg Morrone ein festlicher Zug. Zwei Könige ritten feierlich voran. Kardinäle und Bischöfe, Fürsten und Ritter und eine unübersehbare Menge Menschen strömten hinterher. Der Einsiedler glaubte zu träumen, er bekam es mit der Angst zu tun und rannte in den tiefsten Wald hinein. Die Leute liefen aber hinter ihm her und fingen ihn ein. Da stand nun der weltfremde alte Mann vor den hohen Herren. Plötzlich traten die Könige, die Kardinäle, Bischöfe, Fürsten und Ritter vor ihn hin, verbeugten sich tief und machten ihm die Mitteilung, dass er zum Papst gewählt worden war.
Der alte Mann war fassungslos, aber nicht etwa aus Freude, sondern aus Verwirrung, denn wie konnte er, der nur die kleine Welt seiner Einsamkeit kannte, die weltweite Kirche leiten. Das konnte nicht gut gehen, und es ging auch nicht gut. Zwar wurde Peter trotz seines Sträubens zum Bischof geweiht und unter dem Namen Cölestin V. zum Papst gekrönt, hielt aber seinen Einzug in Rom allen Vorstellungen zum Trotz auf einem Esel. Bald leuchtete es allein Einsichtigen ein, was er selbst von Anfang an wusste, dass er nämlich als achtzigjähriger Mann, der die Welt nicht kannte, der großen Aufgabe des päpstlichen Amtes nicht gewachsen war. Aus dem glücklichen Einsiedler entwickelte sich ein unglücklicher Papst, der sich, von Heimweh verzehrt, aus dem Glanz, der ihn umgab, nach der armen Klause auf dem stillen Berg Morrone zurücksehnte.
Nach fünf Monaten rief Papst Cölestin alle Kardinäle zusammen, setzte sich, mit der dreifachen Krone geschmückt, in vollem päpstlichen Ornat vor ihnen auf den Thron und las ein Schriftstück ab, das er selbst geschrieben und unterschrieben hatte. In dem Schriftstück stand, dass Papst Cölestin abdanke. Kaum hatte der Papst die Lesung beendet, da erhob er sich, schritt die Stufen des Thrones hinab, nahm die dreifache Krone vom Haupt, entkleidete sich der päpstlichen Gewänder, stand da plötzlich vor den Kardinälen im alten zerrissenen Einsiedlergewand und lachte laut vor seliger Freude. Achtzehn Monate später, am 19. Mai 1296, starb der Heilige.
Es geht also manchmal kunterbunt zu. Aber alle Purzelbäume, die das Leben schlägt, haben nichts zu bedeuten, wenn man wie Papst Cölestin mit dem letzten Purzelschlag im Himmel landet.
Der heilige Cölestin V., Mönch, Einsiedler, Papst, + 19.5.1296 – Fest: 19. Mai
Von Herzog Antoine de Levis-Mirepoix, Mitglied der Académie francaise, aus „Ecclesia“, Paris 1957
Der Papst, der wieder Einsiedler wurde
Die Geschichte der Kirche kennt manche Wechselfälle, da auch sie von menschlicher Schwäche nicht frei ist. Doch birgt sie ein dauerndes Licht in sich, das es uns erlaubt, auch ihre Krisenzeiten als letztlich sinnvoll zu begreifen. Das gilt auch für den kurzen Pontifikat des hl. Cölestin V., des einzigen Papstes, der wieder abdankte.
Wie erlangte dieser heilige Einsiedler die Papstwürde? Strenggenommen, lässt sich eigentlich nicht sagen, dass er sie erlangt hätte; denn er selbst dachte in gar keiner Weise daran. Die Nachricht von seiner erfolgten Wahl zum Papst erreichte ihn völlig unerwartet.
Es war zu Ausgang des 13. Jahrhunderts. Papst Nikolaus IV. war gestorben. Das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes wurde eröffnet, während sich mehrere Herrscherhäuser um die europäischen Throne stritten und dabei die römische Kurie um Vermittlung anriefen. Weltliche Einflüsse bedrohten dadurch in schwerer Weise die Beratungen, die zur Wahl des neuen Papstes führen sollten.
Zwölf Kardinäle versammelten sich zunächst in Rom, bedrückt von den weltlichen Sorgen, mit denen die Vertreter der europäischen Staatskanzleien sie belastet hatten. Plötzlich brachen auch noch Unruhen in der Stadt aus und zwangen die Versammelten im Jahr 1293, in Perugia Zuflucht zu suchen.
Das Konklave dauerte an, immer wieder durch Interessen und Alltagsstreitigkeiten aufgehalten. Ein Jahr verging, und die Kardinäle hatten sich noch immer nicht einigen können.
Eines Tages berichtete einer der Kardinäle von einer Warnung, die ein alter Einsiedler wegen der Verzögerung ausgesprochen hätte: man dürfe die Christenheit nicht so lange ohne Oberhaupt lassen. Eine Angst, die beinahe Gewissensbissen gleichkam, überfiel die Hüter der Geschicke der Kirche. Sie mussten zu einem Ergebnis kommen! Doch trotz des neu entfachten Eifers blieben ihre Bemühungen auch diesmal vergebens.
Wieder sprach man von dem Eremiten. Es war dies ein alter Mann von 72 Jahren, der, in einer engen Zelle eingeschlossen, in den Bergen lebte. Die Bauern der Gegend brachten ihm große Verehrung entgegen. Das Ansehen der ersten Einsiedler des Christentums schien ihm anzuhaften.
Die Idee, ihn als Papst zu wählen, tauchte sehr bald im Geist der Kirchenfürsten auf. Doch jeder fürchtete sich, dadurch bei den anderen als verrückt zu gelten. Aber wie sollte man sonst mit den politischen Intrigen fertig werden? Der Plan reifte schnell, und plötzlich entfaltete er sich. Der Einsiedler wurde mehr als gewählt, er wurde zum Papst „erhoben“.
Woher kam dieser Mann? 1215 war er in Isernia als Kind einer armen, kinderreichen Familie geboren worden. Man sagte, seine Mutter sei durch Zeichen auf die Berufung ihres Kindes aufmerksam gemacht worden. Jedenfalls brachte sie schwere Opfer, um ihn für den Priesterstand vorzubereiten.
Er selbst war von vornherein gegen jede menschliche Wissbegierde und wollte nur so viel Unterricht nehmen, dass er die unentbehrlichsten Kenntnisse zum Lesen der Heiligen Schrift besitze. Dem Stolz und den Gefahren der Wissenschaft misstraute er. Sein Ideal änderte sich von der frühesten Kindheit bis zum höchsten Greisenalter nicht. Es hieß Entsagung, Einsamkeit und Betrachtung.
So kam er zu einem ähnlichen Ruf wie der hl. Antonius in der Wüste. Zuerst zog er sich auf einen bewaldeten Berg der Abruzzen zurück, den Monte Morone, weshalb er den Namen Peter von Morone erhielt. Doch auch hier fühlte er sich noch nicht weit genug von der Welt entfernt und suchte sich eine noch einsamere Behausung inmitten von Felsen. Um aber nicht gegen das Gebot der Nächstenliebe zu verstoßen, wenn er allein diese mystische Erhebung genoss, ließ er einige Gefährten kommen, die von den gleichen Idealen beseelt waren, und gründete eine Gemeinschaft, die zuerst dem Orden der Benediktiner angeschlossen, schließlich aber auf dem Konzil von Lyon 1274 als unabhängig anerkannt wurde. Anfangs nannte man sie Eremiten des hl. Damian, später Cölestiner.
Peters innere Berufung zum Einsiedler aber war so stark, dass er sich schließlich, nachdem er seine Gefährten in zwei kleinen Dorfklöstern untergebracht hatte, in einer Grotte völlig von den Menschen abschloss und nur noch durch die Gitterstäbe eines niedrigen Fensters mit der Außenwelt verkehrte.
1251 wurden zwei Kardinäle vom Konklave beauftragt, ihm seine Wahl zum Papst mitzuteilen. Mühsam kletterte die Abordnung den Pfad hinan, der zu seiner Zelle führte. Die kostbaren Gewänder zerrissen an Steinen und Dornen. Dann erreichte ein Hymnus, wie er ihn noch nie gehört hatte, die Ohren des Einsiedlers.
Man kann sich seine Überraschung, ja seinen Schrecken vorstellen, als ein Kardinal vortrat, ihn als Papst grüßte und ihm das Dekret seiner Wahl reichte.
Es kostete unendliche Mühe, ihm seine Zustimmung zu entringen. Der Kardinal musste ihn in allem Ernst auf die Folgen hinweisen, die seine Weigerung haben konnte. Sie würde die Christenheit in ein Chaos stürzen.
So wurde er zum Bischof gesalbt und in Aquilea zum Papst geweiht. Nun war er das Haupt der Kirche. Auf seiner mageren Stirn erhob sich die Tiara, die er als drückende Last empfand. Ein von Schmuck und Edelsteinen schweres Gewand hatte die raue Kutte ersetzt, aber der zum Papst Cölestin V. gewordene Einsiedler hatte sich nicht geändert. Seine Augen schweiften über die Welt, und er verstand sie nicht. Er hatte die Armut gelobt und behielt seine Vorliebe für Zurückgezogenheit und Entsagung bei. In seinem Palast ließ er eine armselige Zelle aus Holz errichten und bedachte den Orden, den er unter den einfachsten Umständen gegründet hatte, als Oberhaupt der Christenheit mit vielen Zeichen der Gunst.
Die Verantwortung für die Leitung der Kirche jedoch drückte ihn nieder, und so dauerte dieses Experiment mit einem Oberhaupt der Kirche, dem die Dinge der Welt völlig fremd waren, noch nicht einmal ein Jahr. Der Gedanke an eine Abdankung allein vermochte ihm ein wenig Ruhe zu geben. Skrupel hielten ihn jedoch immer wieder zurück. Hatte man je so etwas erlebt? Nach einem Gesetz der Kirche musste der Geistliche, der sein Amt niederlegte, dies in die Hände eines Oberen tun. Aber dieser Arme, der die Demut selbst war, befand sich in einer Lage, in der er keinen Oberen, ja nicht einmal seinesgleichen in dieser Welt mehr fand. Er befragte einige Kardinäle, besonders den gelehrtesten unter ihnen, den berühmten Benedikt Gaetani. (Daraus erhellt, wie wenig der Vorwurf begründet ist, den man gegen diesen, den kommenden Papst Bonifaz VIII., erhob, er habe den Papst zur Abdankung gedrängt. Ein Peter von Morone hatte bestimmt nicht nötig, dass man ihn dazu drängte!)
Die Lage der Kirche war überaus schwierig. Die Kardinäle gehorchten ihrer Pflicht und der Weisung des Papstes, als sie sie überprüften. Schließlich traf Cölestin V. nach ihrer einstimmigen Meinung seine Entscheidung. Wenige Tage zuvor erließ er eine Verordnung, die den Papst zur Abdankung ermächtigte. Hierauf wollte er sich, in der Absicht, seinen Entschluss um so feierlicher und von vornherein unanfechtbar zu machen, ein letztes Mal mit der ganzen Pracht seines Amtes umgeben.
Auf dem päpstlichen Thron sitzend, mit dem vollen Ornat bekleidet, sprach er angesichts des zahlreichen Hofstaats die feierlichen Worte: „Ich gebe freiwillig und ungezwungen die Papstwürde auf.“
Die Abdankung Cölestins V. beschleunigte zwar die Wahl Bonifaz` VIII., machte aber seine Regentschaft nicht leicht. Dieser bedeutende römische Adelige, der Neffe Papst Nikolaus` III., Orsini, hatte sich als päpstlicher Legat und als Gelehrter in einem Jahrhundert ausgezeichnet, da Wissenschaft und Philosophie einige der großen Leuchten des menschlichen Geistes hervorbrachten. Die Namen Roger Bacon und Thomas von Aquin mögen als Beispiele genügen. Die Kardinäle, die über die Rolle, die ein unwissender, wenn auch heiligmäßiger Mann auf dem Thron Petri spielen konnte, besorgt waren, wählten diesmal den gelehrtesten von allen.
Der Heilige aber, der, wie man sagen möchte, der Bürde des Papsttums entronnen war, sollte seinem Nachfolger bald schwere Sorgen bereiten. Dieser konnte den Greis, auf den die Augen ganz Europas gerichtet waren, in seiner geistigen Schlichtheit und Weltfremdheit nicht allein lassen. So schlug er ihm vor, an seinem päpstlichen Hof zu leben. Dies jedoch lehnte Peter von Morone ab. Er wurde dem Abt von Monte Cassino anvertraut. Doch er kannte nur ein Ziel: in seine Einsiedelei zurückzukehren, zu jenem Felsen, nach dem er einst vor seiner Papstwahl benannt worden war. Die Bevölkerung dort empfing ihn wie einen Wundertäter, während er selbst sich nur in das Schweigen der Einsamkeit vergraben wollte. Bonifaz VIII., um den greisen Eremiten besorgt, schickte seinen Kämmerer mit dem Auftrag, ihn zu beobachten. Dieser fand ihn ruhig beim Gebet in seiner Zelle. Plötzlich aber meldete man dem Papst, der heiligmäßige Einsiedler habe seine Klause verlassen und wolle sich zum Hl. Land einschiffen. Einige Meilen vor der Küste wurde er eingeholt und zum hl. Kardinalskollegium zurückgebracht.
Ein Konsistorium trat zusammen, um über sein Schicksal zu entscheiden. Einige Kardinäle waren dafür, ihn frei ziehen zu lassen. Die Mehrheit aber entschloss sich, ihn im Schloss von Fulmone in der Campagna unterzubringen. Auf seinen Wunsch errichtete man inmitten des Gebäudes eine Zelle, die ganz der vom Monte Morone glich. Zwei Brüder seines Ordens waren die einzigen Menschen, die mit ihm verkehrten. Was konnte der hl. Einsiedler noch mehr wünschen?
Peter von Morone starb im Alter von 73 Jahren. Aber weder sein Tod noch seine Heiligsprechung durch den französischen Papst Clemens V. beruhigten die Gemüter völlig. Weil Bonifaz VIII. noch zu Lebzeiten seines Vorgängers zum Papst gewählt worden war, herrschte lange Zeit ein gewisses Unbehagen. Aus eben diesem Grund wurde Cölestin V. auch von vielen seiner Zeitgenossen angegriffen. Einer der berühmtesten darunter war Dante, der es ihm nie verzieh, dass er sein Amt aufgegeben hatte.
Dieses einzige und dramatische Beispiel eines so großen Verzichtes blieb nicht ohne Einfluss auf die Verfassung der Kirche, so dass heute (1957 geschrieben) die Meinung gilt, dass derjenige, der einmal den Thron Petri besteigt, damit das Recht verliert, ihn je wieder zu verlassen.
Der heilige Crispinus Fioretti von Viterbo, italienischer Kapuzinerbruder,
+ 19.5.1750 – Festtag: 19. Mai
Klein sein vor den Menschen durch Demut und Zurückgezogenheit, groß sein vor Gott durch tatkräftiges christliches Tugendleben, darin besteht der kürzeste Weg, wenigstens „kleine Heilige“ zu werden.
„Unser kleiner Heiliger“ hieß in der Stadt Viterbo, zum ehemaligen Kirchenstaat gehörig, ein kleiner Ministrant, der in den Kirchen der Stadt mit engelhafter Andacht den Altardienst versah. Besonders an Marienfesten, an den Ehrentagen „seiner himmlischen Mutter“, schien der fromme Ministrant ganz von himmlischer Liebesglut und Freudigkeit vergeistigt. Große Hoffnungen setzten die Väter des Jesuitenkollegs auf diesen ihren Musterschüler, wie er so „zunahm an Weisheit und Alter und Gnade vor Gott und den Menschen“. Doch Gottes Ratschlüsse weisen oft andere Wege als die Pläne der Menschen. Die Eltern in ihren bescheidenen Vermögensverhältnissen beschlossen, das langdauernde Studium ihres Sohnes in die Erlernung des Schusterhandwerkes umzuändern, und der junge Student vertauschte gehorsam die geliebten Bücher mit Schusterahle und Hammer.
Die franziskanische Predigt des guten Beispiels sollte nun auch im Leben unseres Heiligen eine merkwürdige Wendung bringen. Der heilige Ordensstifter Franziskus befahl bekanntlich einmal einem Bruder, mit ihm predigen zu gehen. In heiliger Sammlung gingen beide durch die belebten Straßen von Assisi und kehrten wieder in das Kloster zurück. „Vater,“ sprach der Bruder zu dem Heiligen, „wann willst du denn eine Predigt halten?“ Da belehrte ihn St. Franziskus, dass sie durch ihr gutes Beispiel bereits genugsam gepredigt hätten.
Bei allgemeinen Bittprozessionen in der Stadt um Abwendung von Misswachs sah der Heilige die Kapuzinernovizen, wie sie trotz der großen Volksmenge ganz in sich versunken und innerlich gesammelt, wie entrückt dieser Welt, an den Bittwallfahrten teilnahmen. Dieses Beispiel erschien ihm als eine Verwirklichung des Rates des heiligen Franziskus, dass der Ordensmann immer in seiner Klause bleiben müsse, indem der Leib die Zelle darstelle und darin die Seele als Einsiedler wohne. Die Sehnsucht der Seele nach diesem inneren Herzensfrieden gab den Ausschlag zur Bitte um Aufnahme in den Kapuzinerorden, die nach mancherlei Prüfung gewährt wurde. Mit dem Eifer eines bereits erprobten Ordensmannes oblag der junge Laiennovize Crispin den klösterlichen Übungen in Gebet, Arbeit und Buße und ließ sich durch die vielfachen Schreckbilder und listigen Angriffe des bösen Geistes nicht in seinem beharrlichen Tugendfortschritt irremachen. Während die meisten Seelen durch die sogenannten „Kinderkrankheiten“ des geistlichen Lebens, durch Überdruss, Unmut, Missmut und Verzagtheit ewig im Kindesalter stehen bleiben oder gar wieder vom Streben nach christlicher Vollkommenheit entmutigt abstehen, zwang sich Bruder Crispinus durch unablässige Abtötung auf dem Kreuz- und Himmelsweg des Ordenslebens vorwärts und himmelwärts. Seine trefflichen, geistlichen Aussprüche lassen einen kleinen Einblick tun in seine praktische Aszese. Von den Ordensgelübden pflegte er mit größter Ehrfurcht und Begeisterung zu reden: „Du, o Herr, wolltest an ein peinliches Kreuz mit drei eisernen Nägeln geheftet werden, und mich, deinen niedrigsten Knecht, wolltest du vermöge deiner Barmherzigkeit mit drei goldenen Nägeln an das süße und liebliche Kreuz des Ordensstandes geheftet sehen.“ Bei seiner erschreckenden körperlichen Abtötung bewahrte er einen gewissen heiligen Humor, und wenn sein armes Fleisch wieder recht unter die Gewalt des Geistes und der Gnade gebeugt werden sollte, bekam es zuerst eine Anrede: „Höre, was ich dir jetzt sage: zwischen mir und dir wird kein Friede sein; du bist mir allzu viel Tier. Aber ich werde dich zu zügeln und zu zähmen wissen.“ Den Mitbrüdern gegenüber suchte er seine Lebensstrenge also zu rechtfertigen: „Ihr Brüder wisst nicht, was für ein Tier mein Leib ist. Er ist eine Schlange, bei der es nicht hinreicht, sie durch Kälte zu töten. Denn kaum fühlt sie den ersten Sonnenstrahl, so wird sie wieder warm und fällt in ihre Wut zurück und könnte mich vergiften. Deshalb muss ich, so lange der Leib nicht gestorben ist, auf der Hut sein und ihn in Zucht halten mit einem festen Stock in der Hand.“
Bruder Crispinus fasste seine äußeren und inneren Erfahrungen in Sprüche zusammen, die er bei Gelegenheit wiederholte, z.B. „Wer Gott nicht liebt, ist ein Tor.“ – „O mein Herr Jesus Christus! Lass mich bei dieser Arbeit kein anderes Ziel haben als dich!“ – „So groß ist das Gut, das ich erwarte, dass mir alle Pein lieb ist.“ – „Das Grab ist eine Schule, die alle jene Toren zum Verstand bringen mag, die an der Welt und nicht an Gott hangen.“ Die eigene Himmelssehnsucht pflegte der Selige auszudrücken, wenn er am Abend gewöhnlich freudig sagte, dass, Gott sei Dank, wieder ein Tag dahin wäre, der ihn einen Schritt näher der Ewigkeit bringe.
Eine übernatürliche Nächstenliebe trieb den unermüdlichen Bruder zu unzähligen Werken der leiblichen und geistlichen Barmherzigkeit, ohne Achtung auf Erfolg oder Misserfolg. Dank oder Undank. Jede Beleidigung von Seiten der Mitmenschen betrachtete er als willkommene Tugendprobe zur Geduld und Sanftmut. Auf die Frage, wie man diese Seelengleichmütigkeit erlangen könne, gab Crispinus den Rat: „Bruder, um nicht zornig zu werden, merke dir diese drei Worte: leiden, schweigen, beten! Um sie aber wohl zu behalten, muss man sie lernen mit Fasten. Denn, wenn ein Dunst von der Galle in das Gehirn aufsteigt, vergisst man sie allsogleich.“
Das reiche Tugendleben trotz des einfachen äußeren Lebensganges des Heiligen weist noch besonders zwei Merkmale auf, das ist seine ständige, himmlische Heiterkeit und die kindliche Verehrung seiner „himmlischen Mutter“. Diese heilige Freudigkeit und Frohsinnigkeit trotz aller Widerwärtigkeiten und Bußübungen verlieh dem Heiligen einen staunenswerten Einfluss auf Weltleute. Er wollte kein sonderbarer rauborstiger Heiliger sein, sondern alle für die Schönheit und das Glück des vollkommenen Lebens gewinnen. Ein hochgelehrter Priester fragte ihn einst, ob er denn gar nichts von Anfechtungen und Geistesbedrängnissen zu leiden habe. Crispinus antwortete mit demütiger Offenheit: „Wenn ihr wüsstet, wie oft mich der Feind anficht, ihr würdet staunen. Allein ich jage ihn sogleich davon, indem ich die Lehre des heiligen Paulus an die Epheser anwende, wo er sagt, wir sollen uns in unserem anhaltenden Kampf ermuntern durch die liebliche Melodie der Hymnen, der Psalmen und geistlichen Lieder. Wenn ich das tue, so verschwindet der Feind wie der Rauch im Winde.“ Die von Jugend gepflegte Verehrung der lieben Mutter Gottes erreichte bei dem Heiligen eine tiefe Inbrunst und heilige Kindlichkeit; in jedem Anliegen ging er mit felsenfestem Vertrauen zu seiner himmlischen Mutter und wurde oftmals wunderbar erhört. In traurigen Pestzeiten ließ er von seiner himmlischen Mutter Körbchen mit Früchten segnen und trug sie zu den Kranken; die Ärzte erklärten, der arme, greise Kapuzinerbruder richte mit seinen paar Oliven mehr aus als sie mit ihrer Kunst und ihren Hilfsmitteln. Von einem dieser Krankenbesuche kam er selbst todkrank heim und Verschied mit Anrufung Jesus und Mariens selig im Alter von 82 Jahren. Crispinus wurde am 26. August 1806 von Papst Pius VII. seliggesprochen. Für Papst Johannes Paul II. war es am 20. Juni 1982 die erste Heiligsprechung.
„Kleine Heilige“ müssen wir alle werden. Es ist dieses Vollkommenheitsstreben durchaus kein Ding der Unmöglichkeit. Die „großen Heiligen“ waren auch Menschen wie wir, mit Fehlern, Schwachheiten, Versuchungen. Aber sie haben den Mut und die Geduld nicht verloren und durch Gottvertrauen und Gottergebenheit, Abtötung, Demut und Geduld und Freude einen kleinen Himmel sich schon auf dieser Welt geschaffen und den ewigen großen Himmel sich noch dazu verdient. Heilige Freudigkeit und Herzensfrohsinn sind sowohl Belohnung für die Tugend als auch ein starkes Hilfsmittel zum Vorwärtsstreben. Gewiss ist zum Tugendleben viel Mut und Demut, Großmut und Opfermut notwendig, aber auch ebenso viel Freudigkeit; denn ein Heiliger, der traurig ist, sagt einmal der heilige Franz von Sales, ist ein trauriger Heiliger.
„Erbauliche Züge aus dem Leben des seligen Crispin von Viterbo“
(Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866)
Die ersten Eindrücke, die man in der Kindheit empfängt, verwischen sich niemals ganz, und oft üben sie auf die ganze übrige Lebenszeit einen mächtigen Einfluss aus. Wir haben eine Probe hiervon aus dem Leben des seligen Crispin von Viterbo, eines Laienbruders aus dem Kapuziner-Orden.
Er war erst fünf Jahre alt, als seine fromme Mutter ihn am Tag von Mariä Verkündigung in die Kirche Unserer Lieben Frau von der Eiche führte. Sie kniete vor dem wundertätigen Bild nieder, das man dort verehrt, und nachdem sie ihn Marien geweiht hatte, sagte sie zu ihm, indem sie ihm ihr Bild zeigte: „Sieh, mein Kind, hier ist deine Mutter, schenke dich ihr in diesem Augenblick. Liebe sie von ganzem Herzen und ehre sie als deine Herrin.“
Diese Worte machten auf den Seligen einen solchen Eindruck, dass er sie von da ab nur seine Mutter und seine Herrin nannte. Sobald er zu den Unterscheidungsjahren gekommen war, fastete er an den Tagen ihrer Feste und nahm an den Samstagen nur Wasser und Brot zu sich.
Seine fromme Mutter hatte ihn auch gelehrt, in allen Gefahren zu seiner mächtigen Beschützerin seine Zuflucht zu nehmen.
Als er zehn Jahre alt war, tat man ihn bei einem seiner Oheime, einem Schuhmacher, in die Lehre. Am Abend an jedem Samstag gab ihm dieser Oheim, wenn er mit seiner Arbeit zufrieden war, ein kleines Stück Geld. Der glückselige Junge rannte auf den Markt und kaufte da einen Blumenstrauß. Alsdann trug er ihn zu einer Bildsäule, oder zu irgendeinem Bild der heiligen Jungfrau, und blieb den ganzen Sonntagvormittag und ministrierte in dieser Kirche mit einer engelhaften Andacht bei den Messen.
Einige Zeit darauf trat er in ein Kloster, und zwar zum großen Leidwesen seiner Eltern. Nachdem er Profess getan hatte, schickte man ihn ins Kloster im Tolsa-Gebiet, wo er Koch wurde. Er errichtete der heiligen Jungfrau einen Altar in der Kirche und trug Sorge, ihn immer mit so frischen und wohlriechenden Blumen zu verzieren, dass die Luft davon ganz durchduftet war.
Später wurde er nach Albano geschickt. Das erste, was er tat, war, dass er in seiner Küche ein schönes Bild der Mutter Gottes aufstellte, das er mit Blumen bekränzte, und vor dem er gerne betete. Wenn man zu ihm kam, so führte er die Besucher vor dieses Bild, und rezitierte ihnen die schönen Stanzen, die Tasso in seinem befreiten Jerusalem Marien geweiht hatte.
Clemens XI. besuchte den armen Bruder Koch gar gerne. Eines Morgens ging er in sein Kloster, um die Heilige Messe zu hören. Er ließ Wachs dahin tragen und befahl, man solle auch zwei Kerzen für die Mutter Gottes des Bruders Crispin dazulegen. Diese Gabe war eine Anspielung auf einen ganz neuerlichen Vorfall, den man ihm erzählt hatte.
Ein vornehmer Herr aus Brescia hatte dem Seligen für seinen Altar zwei prächtige in Seide gestickte Blumen zum Geschenk gemacht. Einige junge Leute, die in die Kirche gingen, stahlen die Blumen, was dem Bruder Crispin großes Leid verursachte, wegen des Mangels an Ehrfurcht, den sich diese jungen Leute gegen die Mutter Gottes hatten zu Schulden kommen lassen, für die diese Blumen doch bestimmt gewesen waren. Pater Damasceni, der bei Clemens XI. sehr beliebt war, gab ihm bald darauf zwei Kerzen. Der Selige zündete sie auf seinem Altar an und ging in den Garten, um Gemüse zu holen. Pater Damasceni ließ alsbald die Kerzen wegnehmen, so dass der Bruder bei seiner Rückkehr glaubte, man habe sie wieder gestohlen. Er beklagte sich darüber bei der heiligen Jungfrau auf die rührendste, treuherzigste Weise: „Ei was!“ sagte er zu ihr mit einer ganz kindlichen Vertrautheit, „gestern die Blumen und heute die Kerzen. Mutter, du bist wahrlich zu gut. Eines Tages werden sie dir dein Kind vom Arm herabnehmen und du wirst dich nicht getrauen, etwas dagegen zu sagen. Ja ja, ich sage ich dir, ich wiederhole es dir, und werde es dir tausend Mal sagen, du bist so gut, dass sie dir am Ende noch dein Kind nehmen werden.“
Pater Damasceni, der sich versteckt hatte, hörte seine liebevollen Vorwürfe, ohne dass der Selige ihn sehen konnte. Er trat wieder in die Küche, gab ihm die Kerzen zurück, und verließ ihn, voll Bewunderung über die so lebhafte, so vertrauende Zärtlichkeit, die der Diener Gottes zu Maria hegte.
Crispin wurde am 13. November 1668 geboren und starb am 19. Mai 1750.
Der selige Alkuin, Abt, Diakon und Gottesgelehrter,
+ 19.5.804 – Gedenktag: 19. Mai
Der Titel „selig“ kommt Alkuin nicht zu auf Grund einer kirchlichen Verehrung, denn eine solche hat er in eigentlichem Sinn nie besessen. Wohl aber haben ihn schon die Schriftsteller der folgenden Jahrhunderte mit diesem Titel ausgezeichnet und der hochgelehrte Benediktiner Mabillon hat nach ihrem Vorgang seine Lebensbeschreibung in sein großes Werk über die Heiligen des Benediktinerordens aufgenommen. Auch in unserer Legende dürfte er da mit Recht einen Platz behaupten, denn abgesehen von der Lauterkeit seines Charakters und der Reinheit seines Strebens hat er auch der Kirche Gottes in Deutschland mannigfache Dienste erwiesen.
Alkuin war ein Angelsachse, ein Landsmann der heiligen Bonifatius. Von seinen Eltern ist nichts weiter bekannt. Er wuchs auf an der Klosterschule in York, wo er den Unterricht zweier berühmter Lehrer, der späteren Erzbischöfe Egbert und Aelbert, genoss. Aelbert insbesondere schenkte er das ganze Vertrauen und die Liebe seines jugendlichen Herzens. Sein Gehorsam gegen diesen seinen Lehrer war musterhaft, nichts tat er ohne sein Wissen. Ihm offenbarte er die geheimsten Regungen seines Herzens, so dass er ohne Schaden über die Klippen der Entwicklungsjahre hinwegkam. Aelbert hinwiederum schätzte in Alkuin seinen begabtesten und gebetseifrigsten Schüler. Naturgemäß weckte das den Neid der Mitschüler, die es Alkuin auch fühlen ließen. Er nahm auch da seine Zuflucht zu seinem väterlichen Freund und der riet ihm, „glühende Kohlen auf das Haupt seiner Widersacher zu sammeln“. Alkuin folgte diesem Rat, und wenn er merkte, dass einer gegen ihn etwas habe, warf er sich nach der Regel des heiligen Benedikt sofort seinem Mitschüler zu Füßen und bat ihn seinerseits um Verzeihung. Auf die Dauer konnten sie einer solchen Demut nicht widerstehen. Und als Alkuin zum Diakon geweiht und selbst als Lehrer aufgestellt wurde, war die Freude allgemein. Im Jahr 778 endlich, als Aelbert den erzbischöflichen Stuhl bestieg, übernahm Alkuin die Oberleitung der Klosterschule.
Das Jahr 781 brachte den Wendepunkt seines Lebens. Auf einer Reise nach Rom lernte ihn zu Pavia des Frankenreiches Herrscher, Karl der Große, kennen und suchte ihn sofort zu gewinnen. Aber alle Schätze, die er ihm anbot, wies Alkuin zurück. Einzig die Rücksicht auf den Nutzen, den er der Kirche Gottes mit seinem Wissen bringen konnte, bewog ihn schließlich an den Hof Karls des Großen überzusiedeln; seit 793 hat er seine Heimat überhaupt nicht mehr gesehen. Zuerst leitete Alkuin die Palastschule in Aachen und Karl der Große selbst ließ sich von ihm in die ersten Geheimnisse der Buchstaben und Zahlen einweihen. Seine fruchtreichste Tätigkeit aber entfaltete er später als Abt von St. Martin in Tours, nachdem Karl ihn seinem Wunsch gemäß endlich hatte dorthin ziehen lassen. Die meisten gelehrten Bischöfe und Mönche von Deutschland und Frankreich empfingen dort aus seinem Mund die Lehren der Weisheit. Sein berühmtester Schüler ist wohl Rhabanus Maurus, der spätere Erzbischof von Mainz, den selbst wieder der Ehrentitel „Deutschlands Schulmeister“ ziert.
Was seine Schüler so zu Alkuin hinzog, war nicht bloß sein ausgebreitetes Wissen und seine ausnehmende Lehrbefähigung, sondern vor allem die sittliche Kraft seines ganzen Wesens. Schon sein Unterricht und seine vielen Briefe zeigen einen starken sittlichen und religiösen Einschlag, bei ihm selbst wog letzterer durchaus vor. Gewiss, er schätzte die Wissenschaften, „ungestört an den Bücherschreinen zu sitzen“ galt ihm „ein süßes Leben“ und darum wollte er von Politik oder gar von einer Herrschaft nichts wissen. Auch der Reichtum übte keinen Reiz auf ihn aus. Als Abt von St. Martin hatte er über 20.000 Knechte zu gebieten, er war einer der begütertsten Großherren des Reiches. Aber er sah in seinem Reichtum nur eine Gefahr für sein Seelenheil und fühlte sich frei von jeder Anhänglichkeit daran. „Es ist etwas anderes die Welt besitzen, etwas anderes von ihr gefangen sein. Man kann Reichtümer haben und doch nicht haben, entbehren und doch haben,“ erwidert er einmal auf den Vorwurf eines Gegners. Die Freiheit des Geistes gegenüber all dem Vergänglichen und Irdischen ist wohl der hervorstechendste Zug von Alkuins Persönlichkeit. Selbst die Wissenschaft vermochte ihm diese Geistesfreiheit nicht zu beschränken; sie war ihm nur Mittel zum Zweck, eine Dienerin der ewigen Weisheit. „Der menschlichen Seele Schönheit und Zier ist das Streben nach jener Weisheit, in der Gott geehrt und geliebt wird.“
Alkuins Geistesfreiheit hatte seine Wurzel in seiner Demut. Nach außen offenbart sich uns dieselbe vor allem in seiner schriftstellerischen Bescheidenheit. Der gefeiertste Gelehrte Europas ist dankbar für jedes Wort der Kritik: „Nie blieb ich mit der Gnade Gottes hartnäckig auf einem Irrtum bestehen und traute eigener Einsicht; nie war ich so, dass ich besserer Einsicht nicht gefolgt wäre.“ In seinem Innenleben und seinem Verkehr mit Gott zeigte sich die Demut des seligen Alkuin als tiefgewurzeltes Bewusstsein der eigenen Sündhaftigkeit, als aufrichtige Herzenszerknirschung. Dem heiligen Benedikt von Aniane sagte er, er bete täglich: „Herr, verleihe mir meine Sünden zu erkennen und rechte Buße zu tun, und dann verzeih mir meine Sünden!“ Mit dem Alter wuchs sein Armsündergefühl und bestimmte ihn schließlich dazu, die letzten Tage seines Lebens ganz dem Gebet und der Bußübung zu weihen. Kein Wunder, wenn Gott seinen Diener jetzt auch mit äußeren Zeichen der Heiligkeit begnadete, ihm die Geheimnisse der Menschenherzen und der Zukunft entschleierte und seinem Segen krankheitverscheuchende Kraft gab. Auch einen großen Brand seines Klosters löschte er einmal durch sein Gebet. Für seine Mönche waren solche Gnadenerweise ein Grund mehr, in ihrem Abt Christus den Herrn zu ehren und zu lieben. An und für sich wirkte ja schon die bloße Persönlichkeit des nahezu blinden Greises derart, dass jeder Mönch und Klosterschüler sich hütete ihm irgendwie zu missfallen.
Schön ist, was uns vom Tod des seligen Alkuin berichtet wird, es ist der Tod eines heiligen Gelehrten. Jeden Tag betete er in der Kirche an dem Platz, den er sich für sein Begräbnis ausersehen, das Magnifikat mit der Adventantiphon: „O clavis David . . . O Schlüssel Davids, komm und führ aus dem Kerkerhaus den Gefangenen, der sitzt in Finsternis und Todesschatten!“, dann ein Vaterunser mit dem Psalmvers: „Wie ein Hirsch nach den Wasserquellen, so lechzt meine Seele nach dir, mein Gott!“ Sein sehnlichster Wunsch war, am Tag des Heiligen Geistes aus dieser Welt zu scheiden. Und wirklich, am hohen Pfingstfest nach dem Frühchor, zur selben Stunde, wo er sonst zur Heiligen Messe sich zu bereiten pflegte, entschwebte seine Seele in den Himmel, um vereinigt mit allen heiligen Diakonen Gottes unergründliche Tiefen zu erforschen und zu preisen.
Ein Gelehrter gleich Alkuin kann nicht jeder Christ sein, die Gaben des Geistes sind verschieden. Aber Hochschätzung für wahre Wissenschaft soll jeder hegen und ihre Pflege befördern, denn wahre Wissenschaft führt zu Gott. Wir wollen darum unsere katholischen Gelehrten und Studenten unterstützen, auch durch materielle Hilfe. Vor allem aber wollen wir mannhaft eintreten für die christliche Schule. Christliche Schulen wollte ja der große Kaiser Karl und sein Lehrer Alkuin dem deutschen Volk schenken, christliche Schulen als feste Bollwerke gegen das germanische Heidentum.
Der heilige Ivo Helory, Priester und Bekenner von Lohanec in Frankreich,
+ 19. Mai 1303 – Fest: 19. Mai
Ein schlichtes und doch wunderbares Priesterleben ist das des heiligen Ivo. Er war geboren am 17. Oktober 1253 in der Bretagne in Nordfrankreich. Diese tiefreligiöse, ehemals von Britannien her bevölkerte Provinz, deren Bewohner, die Bretonen, ihren Glauben und ihre Sitten allezeit mit Heldenmut verteidigten, verehrt den Heiligen als ihren besonderen Patron. Die Tage seiner Kindheit verlebte Ivo in Unschuld und Frömmigkeit. Ein Hauptverdienst hieran hatte seine fromme Mutter, die des Öfteren zu ihm sagte, er solle so leben, dass er ein Heiliger werde.
In seinem vierzehnten Lebensjahr bezog Ivo die Universität Paris, um sich den höheren Studien zu widmen, die ihn dort zehn Jahre lang in Anspruch nahmen, die er dann aber auch in Orleans noch fortsetzte. Während dieser ganzen Zeit – also in den gefährlichsten Jahren des Lebens – bewahrte Ivo Sittenreinheit und Tugend, ja er legte sogar das Gelübde der Keuschheit ab und trat dem Dritten Orden des heiligen Franziskus bei. In seiner vom Studium freien Zeit oblag er mit heiligem Eifer den Übungen der Andacht und der Barmherzigkeit gegen den Nächsten. Dass es einen so gearteten jungen Mann zum Dienst des Heiligtums hinzog, ist nicht verwunderlich, aber Priester zu werden, daran dachte Ivo aus Demut trotzdem nicht. Er wollte sich mit den niederen Weihen begnügen, die er denn auch empfing. Erst auf Befehl seines Bischofs ließ er sich unter Tränen zum Priester weihen. Wegen seiner umfassenden Kenntnisse, namentlich in der kirchlichen Rechtswissenschaft, wurde er zum Vorstand des bischöflichen Gerichtes ernannt. In dieser Eigenschaft nahm er sich besonders der Armen, Witwen und Waisen mit der größten Liebe und Uneigennützigkeit an, so dass er den ehrenvollen Beinamen „Der Anwalt der Armen“ erhielt. Aber seiner Demut und seinem apostolischen Seeleneifer sagte diese Würde und Tätigkeit nicht zu. Ivo wollte auch ein apostolisch armes und strenges Leben führen und unmittelbar am Heil der Seele arbeiten. Daher ließ er sich von jenem ansehnlichen Amt entheben und nahm mit demütiger Freude nacheinander zwei Landpfarreien an, zuerst Trédrez, dann Lohanec, wo er acht Jahre wirkte, beide in der Diözese Treguier in der unteren Bretagne. Als einfacher Seelsorger erwies er sich nun aber auch als ein wahrer und getreuer Nachfolger des göttlichen guten Hirten. Vor allem machte er sich ihm in seiner persönlichen Lebensweise ähnlich, indem er sie so arm als möglich gestaltete und durch vieles und strenges Fasten die Sinnlichkeit unter das Gesetz des Geistes beugte. Sein Bett war Reisig oder der blanke Boden, sein Kissen ein Band der Heiligen Schrift.
Je strenger aber dieser heilige Pfarrer gegen sich selbst war, um so nachsichtiger und freigebiger war er gegen andere. Insbesondere standen ihm auch hier wieder die Armen am nächsten. Er schien ohne sie gar nicht sein zu können und hatte täglich einige in seinem Haus und an seinem Tisch. Auch die Fremden beherbergte und bediente er mit aller Liebe und Demut. Daher erschien erwiesenermaßen eines Tages Christus selbst in Bettlergestalt an seinem Tisch und zeigte sich zuletzt auf einige Augenblicke im vollen Glanz seiner göttlichen Majestät. Diese Nächstenliebe war aber die Frucht seiner Gottesliebe, die sich vor allem durch die höchste Gebetsfreude und -innigkeit kundgab. Seine Andacht bei der heiligen Messe war die eines Engels. Gott belohnte sie unter anderem dadurch, dass, als Ivo eines Tages bei der Wandlung der heiligen Gestalten emporhob, eine feurige Kugel von wunderbarem Glanz sie umschwebte.
Als er in der Fastenzeit des Jahres 1303 eine große körperliche Schwäche merkte, schonte er sich keineswegs, sondern verdoppelte im Gegenteil seinen Eifer und seine Anstrengungen. Fast bis zum letzten Augenblick seines Lebens stand er seinen Pfarrkindern mit Rat und Tat zur Verfügung. Endlich rief der göttliche Hohepriester diesen seinen getreuen Diener zum ewigen Lohn am 19. Mai des genannten Jahres in der Oktav des Festes Christi Himmelfahrt. Auf Grund vieler Wunder wurde Ivo Helory im Jahr 1347 durch Papst Klemens VI. heiliggesprochen. So war geschehen, was einst seine Mutter gewünscht hatte.
Fremde liebevoll aufnehmen und beherbergen gehört zu den sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit, die im christlichen Leben so wichtig sind und nach denen der göttliche Richter sogar einst das Urteil über uns sprechen wird, wie er dies im Evangelium vom jüngsten Gericht selbst deutlich ankündigt. Also unterlassen wir ja nicht nach Möglichkeit und Gelegenheit die Hungrigen zu speisen, die Durstigen zu tränken, die Nackten zu bekleiden, die Fremden zu beherbergen, die Gefangenen zu erlösen, die Kranken zu besuchen, die Toten zu begraben! Was insbesondere die Barmherzigkeit und Gastfreundschaft gegen Fremde betrifft, durch die sich der heilige Ivo so auszeichnete, so legt sie uns auch der heilige Paulus ausdrücklich ans Herz mit den Worten: „Befleißet euch der Gastfreundschaft! (Römer 12,13) Und ein alter Wahrspruch lautet: „Kommt ein Gast, so kommt Christus.“
Mutter Kamilla vom Kinde Jesu
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Kamilla vom Kinde Jesu. Mutter Kamilla, die am 25. Juni 1757 zu Paris geboren wurde, hatte den Grafen de Soyecourt, einen durch Edelmut und Tapferkeit wie Glaubensstärke gleich ausgezeichneten Mann, zum Vater und Gräfin Maria Salvine de Béranger, "aus deren Mund nie ein ungünstiges Wort über den Nächsten kam", zur Mutter. Ihre erste Erziehung erhielt sie im Kloster der Heimsuchung zu Paris. In ihrem kindlich ergebenen Sinn wäre sie bereit gewesen, den von den Eltern bezeichneten jungen Edelmann als Gatten zu nehmen. Doch der Herr wollte es nicht, sondern rief diesen Mann plötzlich aus dem Leben. Nun äußerte Kamilla den schon seit Jahren gehegten Wunsch, Ordensfrau zu werden. Aber der Wille des Vaters nötigte sie, neun Jahre auf seine Verwirklichung zu verzichten. Erst am 2. Februar 1784 wurde ihr endlich der Eintritt in das Kloster der Karmelitinnen zu Paris gestattet. Glücklich lebte sie da, bis sie am 14. September 1792 mitsamt ihren Schwestern aus dem geliebten Kloster vertrieben wurde. Die Priorin teilte die Gemeinde in Gruppen von je fünf oder sieben Schwestern mit einer Vorsteherin an der Spitze. So lebten sie in verschiedenen Häusern treu der Regel, so gut sie sie unter diesen Umständen beobachten konnten. Am 20. März 1793 vormittags, es war gerade Karfreitag, pochte eine Rotte von dreißig bewaffneten Revolutionären an dem Haus in der Monssetartostraße. Schwester Kamilla meldete es der Oberin, nahm das Ziborium mit dem Allerheiligsten in eine Zelle und rief mit noch einer Schwester unaufhörlich: "Mein Gott, mein Gott; beschütze dich selbst!" Die Revolutionäre brachen die Tür auf und verlangten Auslieferung der Priester und der Waffen. Da weder Priester noch Waffen nicht ausgeliefert werden konnten, weil sie nicht vorhanden waren, folgte eine höchst peinliche Durchsuchung des Hauses. Einige Tage darauf wurden die Schwestern eingekerkert. Kamilla wurde aber nicht wie ihr edler Vater hingerichtet, erlag auch nicht den Schikanen wie ihre gute Mutter, sondern erlangte am 11. Mai 1793 ihre Freiheit wieder. Ja der Herr fügte es, dass sie nach Beendigung der Revolution wieder in das alte Kloster zurückkehren durfte. Hier befand sie sich an dem Ort, an dem sie sich dem Herrn geweiht hatte und an dem ihr Vater - das Kloster musste nämlich während der Zeit des Umsturzes als Gefängnis dienen - unter dem Fallbeil verblutet war. Ihre Gesinnung bekunden deutlich die Worte, die sie im Jahr 1800 nach ihrer Erwählung zur Priorin niederschrieb: "Es ist mir nunmehr nicht erlaubt, eine andere Neigung zu haben als für Gott oder für das, was sich auf Gott bezieht. Keinerlei Verlangen, keinerlei Vorhaben, keinerlei Liebe, die mein Herz teilen oder von Gott abziehen könnte, darf mich beschäftigen. Mühseligkeiten, Bekümmernisse, ich muss euch annehmen als von seiner Hand kommend und als ein Heiligungsmittel. Einer ihrer knappen und markigen Grundsätze war: "Kurze Unterhaltungen, seltene Briefe, keine Banalitäten!" War es eine glückliche Kombination oder besaß sie eine übernatürliche Kenntnis? Wenn andere Napoleon hoch rühmten und alles Heil für Frankreich von ihm erwarteten, stimmte Kamilla in derlei Reden niemals ein, sprach vielmehr in vertraulichem Gespräch oft: "Wartet, wartet! Das Ende allein krönt das Werk. Gott bedient sich eines Werkzeugs nach Gutdünken und gibt es preis, wenn es sich widersetzt." Was sich in der Folge ereignete, bewies, dass Mutter Kamilla recht gesprochen hatte. Sie musste aber auch mit dem durch Napoleon so unwürdig behandelten Papst leiden. Ein Brief, in dem sie von Italien aus mit mehreren Aufträgen betraut wurde, hatte ihre Verbannung zur Folge. Nach Guise verwiesen, gelobte sie, falls ihr vor dem 1. Januar 1815 das Gut der Freiheit wieder zuteil würde, die für ihre Befreiung geforderten 12000 Franken zu guten Zwecken zu verwenden. Am 30. Dezember 1814 erhielt sie ihren Reisepass zur Rückkehr nach Paris. Auf dem Weg dahin wurde sie zu Fontainebleau von Papst Pius VII. empfangen, den Kardinälen als "ein schönes Muster der französischen Frau" vorgestellt und mit dem Kelch beschenkt, den der Heilige Vater zur Heiligen Messe benützt hatte. In ihrem Kloster angekommen, lebte sie noch bis zum 19. Mai 1849 (9. Mai), hochgeschätzt von vielen, so von Pater Lacordaire, weil sie so klar, so fest und offen sprach und dabei ein goldenes Herz besaß. Msgr. Mathieu, der Erzbischof von Besancon, nannte sie eine überaus große, edle und geradsinnige Seele, die stets die Liebe zur Kirche und die Liebe zum Almosengeben besaß. Mit diesen Arten von Liebe, so erklärte er, ist man im Herzen Jesu und wer ist imstande, uns davon zu trennen?"
Gebet am 19. Mai
O beste Mutter, verlass mich nicht in meinen Bedrängnissen, bitte deinen Sohn, dass er das Kreuz, unter dessen Bürde ich seufze, von meinen Schultern nimmt, oder mir doch ausdauernde Geduld gibt, es mit Standhaftigkeit zu tragen, solange es ihm wohlgefällt. Die Zahl meiner Lebenstage wird immer geringer. Bald vielleicht schlägt meine letzte Stunde, die mein Schicksal für die ganze Ewigkeit entscheidet. O Mutter meines Herrn und Erlösers, sei mir Licht, Schutz und Trost in jener verhängnisvollen Stunde, verteidige mich gegen alle Anfälle des bösen Feindes und erwirke mir die Gnade der Beharrlichkeit, dass ich einen guten Kampf kämpfe, eines guten Todes sterbe und das Glück habe, dir für deine Liebe und Barmherzigkeit im Himmel zu danken. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Petrus Cölestin
O Gott, der Du den heiligen Petrus Cölestinus zur päpstlichen Würde erhoben und ihn gelehrt hast, der Hoheit dieser Würde die Demut vorzuziehen, verleihe gnädig, dass wir nach seinem Beispiel und auf seine Fürbitte hin alles Irdische verachten und glücklich zu den Belohnungen gelangen, die Du den Demütigen verheißen hast, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Leben des heiligen Petrus Cölestin, dessen Fest man heute feiert, wird gelesen, dass ihm die seligste Jungfrau mit dem heilen Johannes dem Evangelisten erschienen sei, als er gerade in einem geistlichen Buch mit Aufmerksamkeit las.
Andacht am 19. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Die höchste Stufe der Sanftmut besteht darin, dass man diejenigen, die uns untergeben sind, liebevoll ansieht, ihnen dient und sie ehrt, ob sie auch verdrießlich und undankbar sind und den Namen roher Menschen verdienen." (Der heilige Franz von Sales)
Wie viel tat die heilige Franziska von Chantal sieben Jahre hindurch, während sie bei ihrem Schwiegervater wohnte, eine rohe Magd zu gewinnen, die in ihrer Grobheit so weit ging, dass sie ihr beinahe immer verächtlich begegnete, und sie auf die beleidigenste Weise misshandelte! Alles suchte sie ihr zu Gefallen zu tun, und was sie nur ersinnen konnte, tat sie, ihr etwas Angenehmes zu erweisen.
So tief erniedrigte sich die Baronin Chantal, dass sie sogar die Kinder dieser Frau, die aus der niedrigsten Volksklasse war, kleidete und kämmte; indes diese schamlose Magd immer gröber gegen sie wurde, je herzlicher sie sich gegen sie erzeigte, und je mehr Dienste sie ihr erwies. Jemand sagte ihr einst: "Sie verlieren Ihre Zeit, wenn Sie meinen, dass sie diese Frau auf eine solche Weise gewinnen!" Sie aber antwortete: "Das könnte vielleicht der Fall sein, wenn ich nur sie im Auge hätte; bei Gott jedoch geht nie etwas verloren, und je undankbarer die Menschen sind, um so freigebiger ist Gott der Herr!" Eine andere sprach zu ihr, sie würde nach dem Tod ihres Herrn Schwiegervaters diese böse Frau sicherlich lebendig begraben lassen. Hierauf antwortete sie: "Mitnichten, sondern waffnen werde ich mich dann zu ihrer Verteidigung! Gott verwendet sie dazu, mir ein Kreuz aufzuladen, warum sollte ich ihr deshalb zürnen?" Als man in ihrer Gegenwart über ihren Schwiegervater klagte, dass er die Leitung des Hauswesens nicht vielmehr ihr, als dieser Magd übertragen habe, sprach sie: "Gott hat es zu meinem Besten also angeordnet, damit ich den Übungen der Frömmigkeit ungestörter nachgehen kann."
Verleihe mir, mein Gott, eine solche Nächstenliebe, dass ich denjenigen, die mich beleidigen, verachten, und meine Wohltaten mit Undank vergelten, besonders liebevoll begegne. Bestreben will ich mich, ihnen diese Liebe zu erzeigen, um Dir meine Dankbarkeit zu beweisen, dass Du mich liebtest, als ich Dein Feind war! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 19. Mai
"Es ist der Größe des Adlers unwürdig sich von Gras zu nähren.
So findet der geläuterte Geist in den irdischen Freuden nur unerträgliche Bitterkeit."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 19. Mai - Von der Blindheit des Geistes
Entzieh, o Herr, der Gnade Licht
Der Seele, die dich suchet, nicht:
Dass nimmer sie durch Schuld erblinde,
Und dich, ihr Heil und Ziel, nicht finde.
1. Die Sünde, die durch ihr Gift die Natur des Menschen zerrüttete, wurde in ihm ein Quell des Todes und aller Krankheiten, die ein Anfang von ihm sind. Und leider wird nicht nur der Körper, sondern auch die ihm innewohnende Seele von zahllosen Krankheiten ergriffen. Dahin gehören Irrtum, Wahnsinn, innerlicher Widerspruch, und andere. Die furchtbarste dieser Krankheiten aber ist die innerliche Blindheit, weil durch sie der Mensch vom Weg der Wahrheit und des Heils sich verirrt, von einer Grube in die andere fällt, und zuletzt "durch den Tod begraben wird". (Hiob 27,15)
2. Voll solcher Blinden ist die Welt. Wollen wir vor ihnen auf der Hut sein, denn nicht nur schwer, sondern auch ansteckend ist ihre Blindheit. Bei vielen auch ist sie leider unheilbar geworden, da sie über die spotten, die sie für blind halten, und sie heilen wollen. Was aber fürwahr erstaunlich ist: oft dringen sie mit ihrem Scharfblick in alle Kenntnisse ein, die dem menschlichen Geist erreichbar sind. Und dennoch sind sie für die Dinge des Heils blinder, als körperlich Blinde für das Licht der Sonne. Oder wäre etwa nicht blind, wer seine ewige Bestimmung, den nahen Tod, das Gericht, die künftigen Belohnungen und Strafen der Ewigkeit nicht sieht, ja sie leugnet und über sie spottet?
3. Niemand indessen versinkt plötzlich in diese Blindheit. Sie bildet sich gleich dem körperlichen Star allmählich, durch fortwährenden Widerstand gegen die Gnade, und durch ein Übermaß von Sünden und Lastern. Denn dass diese Blindheit eine Strafe der Sünden ist, bezeugt die Schrift an vielen Stellen. "Tagsüber verstecken sie sich; sie wollen nichts wissen vom Licht. Denn Finsternis ist für sie der Morgen zugleich, denn mit ihren Schrecken sind sie wohl vertraut." (Hiob 24,16-17) Ein Wunder müsste geschehen, solche Blinde zu heilen, und das Licht der Welt würde sie vielleicht auch heilen, wenn sie gleich dem Blinden von Jericho ihn anflehten. Aber sie haben dem Glauben an ihn entsagt, und darum bleiben sie in ewiger Finsternis. Hüten wir uns also vor dem Widerstand gegen die Gnade. "Niemand kann den bessern, den Gott verworfen hat."
20. Mai
Der heilige Bernhardin von Siena, Priester und Bekenner,
+ 20.5.1444 - Fest: 20. Mai
An Mariä Geburt im Jahre 1380 kam Bernhardin als Kaufmannssohn zu Siena in Mittelitalien zur Welt. Weil er mit sechs Jahren bereits Vollwaise war, sorgten in der Folgezeit ein paar Tanten für den Jungen, der stets wie ein Wiesel umher lief, ständig heiter und fröhlich zwitscherte wie ein Spatz und immer auch einen Streich im Sinn hatte. Er war sozusagen der Schrecken seiner Tanten. Aber trotzdem konnte man ihm nicht böse sein, weil man über seine Ideen eher lachen musste. Nur wenn die Kameraden wüste Reden führten und fluchten, da machte Bernhardin nie mit. Solche Worte ekelten ihn förmlich an.
Als Bernhardin zwanzig Jahre alt war, kam die Pest nach Siena. Viele Menschen starben an dieser ansteckenden und damals unheilbaren Krankheit. Aus Furcht vor der Ansteckung kümmerte sich niemand um die Kranken. Das konnte Bernhardin nicht mit ansehen. Todesmutig pflegte er die Leidenden, stand den Sterbenden bei und begrub die Toten, wochenlang.
Man muss es als ein Wunder ansehen, dass der heldenhafte Krankenpfleger und Totengräber nicht selbst von der Pest ergriffen wurde. Aber wenn ihn die Seuche auch verschonte, so brach er doch infolge der Überanstrengung im Dienst der Nächstenliebe zusammen. Er schwebte lange Zeit zwischen Leben und Tod, und als er doch wieder gesund wurde, hatte er, der die Schrecken des Todes bei sich und bei vielen anderen erlebt hatte, von der Welt genug. Bernhardin trat in den Franziskanerorden ein. Mit vierundzwanzig Jahren erhielt er die heilige Priesterweihe, und dann vergrub er sich in die Einsamkeit und las das Buch der Bücher, die Heilige Schrift. Zehnmal las er das Buch von der ersten bis zur letzten Seite, langsam und besinnlich, und trank dabei den Strom des Gotteswortes in sich hinein, so dass er ganz davon erfüllt wurde. Dann verließ er die stille Klosterzelle und wanderte von Kanzel zu Kanzel durch Mittelitalien als der größte Prediger seiner Zeit.
Es war damals eine brutale und böse Welt. Hass und Feindschaft regierten überall. Mord und Totschlag galten als Alltäglichkeiten. Spielwut, Maßlosigkeit, Trunksucht waren die Regel. Die Armen wurden unterdrückt und getreten, und die Wucherer ließen sich Zinsen bis zu achtzig Prozent zahlen. Mit einem Wort gesagt, man hatte die Zehn Gebote Gottes abgeschafft und dadurch die Säulen umgestürzt, auf denen die Welt steht. Der Bankrott der Menschheit stand vor der Tür.
Bernhardin von Siena war es, der den drohenden Bankrott verhütete. Mit dem Ernst und der Wucht eines Propheten geißelte er auf ungezählten Kanzeln überall im Land die herrschenden Laster. In großen Scharen drängte sich das Volk zu den Predigten des feurigen Franziskaners, der unerschrocken und ohne Pause den Zehn Geboten durch sein Wort wieder Geltung verschaffte. Nicht selten ereignete es sich, dass die Leute nach Bernhardins zündenden Reden Spielkarten und Würfel, schlechte Bücher und Bilder und anderes unnützes Zeug auf den Marktplätzen öffentlich verbrannten.
Da traten an die Stelle der ausgelassenen Gelage kirchliche Festfeiern und an die Stelle brutaler Volksbelustigungen Prozessionen und Wallfahrten. Darlehnskassen, die Bernhardin einrichtete, unterbanden den grauenhaften Wucher. Für die Armen und Kranken gründete er Heime und Pflegestätten. Der Sittenlosigkeit begegnete er dadurch, dass er sich eifrig für die Verehrung der Gottesmutter Maria einsetzte. Und den weitaus größten Erfolg hatte er gegen das grobe Schimpfen und Fluchen zu verzeichnen, denen er den heiligsten Namen Jesus entgegenstellte. Bernhardin von Siena war es, der die Andacht zum Namen Jesus mächtig gefördert hat. Von ihm stammt übrigens das bekannte Namen-Jesus-Zeichen IHS, das in den katholischen und evangelischen Kirchen und auf Bildern oft zu finden ist und das man in Deutschland mit „Jesus, Heiland, Seligmacher“ deutet.
Im Namen Jesus hat Bernhardin von Siena stets gepredigt, und in diesem Namen hat er die großartigen Erfolge errungen, mit denen sein Wirken gesegnet war. Sein Wirken war aber auch deswegen begnadet, weil hinter den Worten des Predigers ein heiliger Mensch stand. Als ihn, den erfolgreichsten Redner seiner Zeit, einst ein Priester fragte, auf welche Art man am besten predige, gab Bernhardin die bedeutsame Antwort: „Tue selbst zuerst, was du lehrst, dann ist dein ganzes Leben eine Predigt.“
Der gottselige Bartholomäus Holzhauser, Priester,
+ 20.5.1658 – Gedenken: 20. Mai
Bartholomäus Holzhauser, der Sohn eines Schuhmachers zu Laugna, in Schwaben (24.8.1613) fühlte von Jugend auf Antrieb und Neigung, sich den Studien zu widmen, um einst als Priester des Herrn zum Heil der Seelen wirken zu können. Er hatte sie wirklich in Augsburg begonnen, aber die Pest, die in dieser Stadt ausgebrochen und so viel Jammer und Elend in ihrem Gefolge hatte, entzog ihm seine Wohltäter, und er sah sich gezwungen, Augsburg zu verlassen und wieder ins väterliche Haus zurückzukehren, wo er nun sich mit den anderen Brüdern den häuslichen Arbeiten und dem Handwerk des Vaters unterziehen musste. Aber die Neigung des Jungen konnte nicht unterdrückt werden. Er hörte nicht auf mit Vorstellungen und Bitten, bis er von seinen Eltern endlich die Erlaubnis zur Fortsetzung der Studien erlangte. Bei ihrer Armut und bei der großen Zahl ihrer Kinder (Bartholomäus hatte noch zehn Geschwister) konnten sie ihn wenig unterstützen, und er war ganz auf Gott und gutmütige Menschen angewiesen. Rührend ist es, zu lesen, wie der junge Student bei seinem Abgang aus dem elterlichen Haus vom Vater kein anderes Reisegeld erlangen konnte, als eine Denkmünze, die ungefähr zwei Kreuzer galt. Von der Mutter erhielt er einen Rosenkranz. Sie fügte ihrem Geschenk die dringende Ermahnung bei, Bartholomäus sollte öfters und andächtig Gebrauch von ihm machen, und sich stets Gott, der heiligsten Jungfrau und dem heiligen Schutzengel im Gebet empfehlen. „Sieh, mein Sohn,“ sprach sie, „wir können dir wenig geben; da du von allen menschlichen Hilfsmitteln entblößt bist, so musst du dich um so mehr durch guten Lebenswandel und durch eifriges Gebet der Hilfe des Himmels würdig und fähig machen.“
So wanderte nun der Junge, arm an zeitlicher Habe, aber doch voll Gottvertrauen, Eichstädt zu, wo die Väter der Gesellschaft Jesu die lateinischen Schulen leiteten, hoffend bei ihnen Aufnahme und in der Stadt Wohltäter zu finden. Aber ach! Seine Hoffnung wurde enttäuscht. Er wurde abgewiesen. So sehr ihn dies auch betrübte, so fand er doch im Gebet und in der Erinnerung an die Ermahnungen der Mutter bald neuen Mut, und er entschloss sich, sein Glück in dem nahen Neuburg an der Donau zu versuchen. Daselbst angekommen, erfuhr er, dass auch ärmeren Jungen eine schöne Gelegenheit zum Studieren geboten sei, indem unter der Leitung der Jesuiten in der Stadt ein Haus sei, die Präbende genannt, in dem arme Studenten Aufnahme und Verpflegung fänden. Hoffnung hierzu dürften sich besonders jene machen, die musikalische Kenntnisse besäßen. Er wurde in die Präbende aufgenommen, wo er zur Bedienung der anderen Musiker so lange verwendet wurde, bis er sich die nötigen musikalischen Kenntnisse erworben hatte, was bei dem gründlichen Unterricht, den er hier genoss, und bei seinem Fleiß und eifrigem Gebet um höheren Beistand bald der Fall war.
Als er seine Vorstellungen vollendet hatte und die Zeit gekommen war, wo er sich zur Wahl eines bestimmten Lebensstandes entschließen sollte, nahm er seine Zuflucht zum Vater der Lichter, von dem, wie von einer nie versiegenden Quelle, gute Gedanken und heilige Werke kommen. Er verdoppelte mit erhöhtem Eifer, so viel dies noch möglich war, seine Gebete, und vermehrte seine Besuche der heiligen Gottesmutter in ihrer Kirche, in der Absicht, sie möchte den vielen Gnaden, die sie ihm dort seither zu Teil habe werden lassen, auch diese beifügen, dass sie ihm ein höheres Licht zur Wahl seines Lebensstandes von Gott erbitten möge.
An dieser heiligen Stätte wollte er auch sein erstes heiliges Messopfer feiern, als er im Jahr 1639 in Eichstädt zum Priester geweiht worden war, um da, wo er schon längst im häufigen Gebet Gott sein Herz zu opfern gewohnt war, ihm auch den heiligen Leib seines menschgewordenen Sohnes zu opfern.
Von zartester Jugend an war Bartholomäus Holzhauser der heiligen Jungfrau mit innigster Andacht ergeben, und hatte ihr mit solcher lebhaften Zuneigung alle Gefühle seines Herzens geweiht, dass dieses sein Herz nur aus Liebe zu Maria zusammengesetzt schien, wie sich sein Lebensbeschreiber ausdrückt. Er fasste keinen Entschluss, ohne ihn vorher mit Maria zu besprechen, er unternahm kein Werk, ohne es ihr anbefohlen, ohne es in die Hände seiner geliebtesten Frau und Königin gelegt zu haben: Maria war sein geheimer Rat, sein Sachverwalter, sein Schutz, seine Mutter.
Oft unternahm er nicht minder weite als beschwerliche Reisen, um Orte, die Maria besonders geweiht und durch ihre Gnadenerweisung berühmt geworden waren, zu besuchen. Besonders zog ihn seine Andacht und Liebe zur Gottesmutter nach Maria-Einsiedeln in der Schweiz und nach Altötting in Bayern. Wenn er in Ingolstadt die Alumnen seines Institutes, die dort studierten, besuchte, und wie schon gesagt, in der Liebfrauenkirche die heilige Messe las, mussten sie alle ohne Ausnahme bei ihr erscheinen.
Es ist nicht auszusprechen, mit welcher Andacht er die Feste der heiligen Jungfrau feierte, besonders aber war es das Fest Mariä-Opferung, das er mit der größten Innigkeit beging, weil er sich an eben diesem Tag im Jahr 1642 mit seinen Priestern zum gemeinschaftlichen Leben verbunden hatte. Und wie er ihre Vereinigung dem besonderen Schutz der mächtigsten Himmelskönigin zuschrieb, so weihte er ihr auch sich und sein Institut. Allen Aggregierten machte er es zur Pflicht, der heiligen Jungfrau täglich den Tribut von gewissen Gebeten und Andachtsübungen zu entrichten. Zugleich setzte er als Regel fest, dass sie am frühen Morgen, sobald sie das Lager verlassen, in Gemeinschaft, zu Ehren eben derselben heiligen Jungfrau und ihres Bräutigams des heiligen Joseph gewisse Gebete und Litaneien beteten. Die Mitglieder, die noch nicht zu den kanonischen Tagzeiten verbunden waren, mussten alle Tage zu verschiedenen Stunden wenigstens den sogenannten Marianischen Kurs dafür verrichten. Überdies hatte er festgesetzt, dass sie täglich den dritten Teil des heiligen Rosenkranzes hinzufügten, wobei sie nach seiner Anleitung bei jedem Zehner die gute Meinung erneuerten und bei jedem englischen Gruß, wenn sie den Namen Jesus aussprechen, ein Geheimnis aus dem Leben des Erlösers betrachteten. Die Meinung, die er den Seinen für jede Abteilung des heiligen Rosenkranzgebetes vorschrieb, und welche seine Lebensgeschichte ausführlich berichtet, zeigt, wie seine Liebe alle Menschen umfasste, und wie er alle ihre Bedürfnisse in seinem Herzen trug, zugleich auch, wie innig überzeugt er war, dass alle Gnaden, die von Gott dem Menschen zukommen, durch die Hände der gütigen und mächtigen Jungfrau ihnen mitgeteilt werden.
In diesem Vertrauen, in dieser zarten Liebe zu seiner himmlischen Schutzfrau gab Bartholomäus Holzhauser auch seinen Geist in die Hände seines Gottes durch die Hände Mariens, nach einer dreiwöchigen, sehr schmerzhaften Krankheit im Jahr 1658, am 20. Mai, im 45. Jahr seines Lebens.
Die selige Hendrina Stenmanns, Mutter Josefa, Ordensschwester und Ordensbegründerin, Schülerin P. Arnold Janssens,
+ 20.5.1903 – Gedenktag: 20. Mai
Mutter Josefa wurde am 29. Juni 2008 von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen. Als für die Seligsprechung notwendiges Wunder wurde von Papst Benedikt XVI. bestätigt: 1985 lag in Brasilien ein junger Mann nach einer Blinddarmoperation mit Komplikationen durch einen irreversiblen Schock im Sterben. Eine Krankenschwester betete zu Mutter Josefa. Für die Ärzte unerklärlich soll der Mann innerhalb weniger Sekunden gesund geworden sein.
1. Die Kindheit
Im preußischen Regierungsbezirk Düsseldorf liegt das Dorf Issum. Hier lebte ein frommes Ehepaar: Wilhelm Stenmanns und seine Gattin Anna Maria, geb. Wallborn. Begütert waren diese guten Leute nicht, doch besaßen sie ein kleines Landgut, das sie bei regem Fleiß und steter Arbeitsamkeit ernährte. Am 28. Mai 1852 war es, dass ihnen ein Töchterlein geboren wurde, das erste von sieben Kindern, die nach und nach das Häuschen der Stenmanns füllten.
Bald nach der Geburt empfing die Kleine die heilige Taufe und erhielt den Namen Hendrina, der, der Sitte des Landes gemäß, in Dineken abgekürzt wurde.
Die Eltern Dinekens waren, wie bereits erwähnt, fromme, rechtschaffene Leute, die wohl wussten, dass sie ihrem Kind keine bessere Mitgift fürs Leben geben konnten, als eine kräftige, religiöse Erziehung. In diesem Sinn hielten sie frühzeitig die Kleine zum Guten an und hatten die Freude, zu sehen, dass die Samenkörner, die sie ausstreuten, zu schöner Frucht ausreiften.
Schon im zarten Alter zeigte Dineken Zeichen inniger Frömmigkeit. Sie hörte nichts lieber, als wenn die Mutter vom lieben Gott, dem heiligen Schutzengel erzählte oder aus der Legende der Heiligen vorlas. Frühzeitig faltete sie die kleinen Hände zum Gebet, und als sie in die Schule aufgenommen wurde, war sie eine eifrige Besucherin der täglichen Schulmesse. Trotzdem sie leicht lernte, demnach der Liebling des Lehrers wurde, der den Fleiß der Kleinen anerkannte, blieb sie allzeit zurückhaltend und bescheiden. – So gerne Dineken die Schule besuchte, so durfte sie sich nicht völlig den Wissenschaften widmen. Daheim im Elternhaus gab es viel zu tun, und kaum fünf Jahre alt, musste das Mädchen tüchtig mit heran, der Mutter im Besorgen des Haushaltes beispringen, vorzugsweise aber die kleinen Geschwister hüten. Doch tat Dineken das stets mit Fröhlichkeit, wie es überhaupt ihre Freude war, anderen dienen zu können. Schon in jungen Jahren brachte sie gern Opfer, und erhielt sie ein Geschenk, dann gab sie es entweder völlig oder doch zum Teil den Armen.
Als die Zeit der ersten heiligen Kommunion herannahte, war das dreizehnjährige Mädchen auf das eifrigste bestrebt, diesen schönen Tag so würdig wie möglich zu begehen. Sie war die fleißigste Schülerin des Vorbereitungsunterrichts und schrieb sich die Ermahnungen des Seelsorgers auf, damit sie nicht nur ihr, sondern auch anderen zum Nutzen werden sollten. Als der gnadenreiche Tag dann herangekommen war, empfing Dineken das Brot des Lebens mit tiefster Andacht und heißen Freudentränen. Ihr junges Herz war von der Liebe des göttlichen Heilands zu den Menschenkindern dergestalt erfüllt, dass sie beschloss, alle acht Tage die heilige Kommunion zu empfangen, ein Vorsatz, den das fromme Mädchen treulich hielt.
2. Die Jugendjahre
Dineken war noch nicht volle vierzehn Jahre alt, als sie die Schule verlassen musste, da die Eltern ihrer zu Hause bedurften.
Das Wohnhaus sollte vergrößert werden. Da wenige Mittel hierzu vorhanden waren, musste Dineken monatelang am Webstuhl sitzen und das Schiffchen hin und her gleiten lassen. Auf diese Weise trug sie bei, die Sorgen zu verringern. Und das gute Mädchen tat es gern und freudig. Die Kraft für ihr Tun schöpfte sie aus dem heiligen Messopfer, dem sie täglich beiwohnte. Mancher Stoßseufzer entfloh auch untertags ihrer Brust, und wenn sie sich ein wenig Zeit zum Ausruhen gönnte, versenkte sie sich in die Geheimnisse des heiligen Rosenkranzes oder sie tat einen Akt werktätiger Nächstenliebe. Des Mädchens höchste Freude war es, Kranke und Arme zu besuchen und ihnen von dem Wenigen mitzuteilen, was sie besaß, oder ihnen Trost und Ermunterung zu spenden. Für ihre Armen wandte sich Dineken auch entschlossen an die, die reichen, äußeren Besitz ihr eigen nannten. Selten auch tat sie eine Fehlbitte, da man genau wusste, wie vortrefflich Dineken die Liebesgaben zu verteilen verstand.
Da damals im Heimatort des Mädchens noch keine Krankenschwestern arbeiteten, wurde es in seinem Kreis bald zu einem Engel der Barmherzigkeit, dem mancher Segenswunsch folgte und der von vielen Kranken sehnlichst erwartet wurde.
Aber nicht allein in der Aufopferung für andere fand Dineken genügende Abtötung, sondern sie legte sich solche noch obendrein auf, schlief gewöhnlich auf einem harten Gegenstand und übte sich besonders in der Fastenzeit, in allerhand Bußwerken.
Als sie ihr achtzehntes Jahr erreicht hatte, trat das Mädchen gemeinsam mit einer Freundin in den dritten Orden des hl. Franziskus. Da in Issum keine Ordensgemeinschaft war, waren die beiden Mädchen genötigt, nach Sonsbeck zu gehen, um an den Versammlungen teilzunehmen. Hierbei geschah es, dass sie einmal in arge Besorgnis versetzt wurde.
Es war zur Winterszeit und es dunkelte bereits stark, als die Mädchen sich von Sonsbeck aus auf den Heimweg begaben. Kaum waren sie auf der öden, menschenleeren Landstraße, als sich ihnen ein Mann anschließen wollte. Er hatte ein keineswegs vertrauenerweckendes Äußeres, so dass die Mädchen in starke Furcht gerieten, die noch zunahm, als sie sich dem dunklen Wald näherten, den sie durchqueren mussten.
„Was sollen wir tun?“ fragte leise die Freundin Dinekens und zitterte vor Furcht.
„Beten wir den Rosenkranz“, gab Dineken zurück, und begann sofort ganz laut den Rosenkranz zu beten. Kaum hatte sie das erste Gesätz vollendet, war der unheimliche Mensch verschwunden. Das Beten schien er nicht hören zu können.
Diese sichtbare Hilfe, die ihnen die liebe Gottesmutter in großer Gefahr erzeigte, trug dazu bei, dass in Dinekens Herzen die Liebe zu ihr immer größere Flammen schlug, der sich ein inniges Vertrauen zum hl. Joseph zugesellte. Mehr als einmal sagte sie tagsüber: „Der hl. Joseph wird helfen“, und in jeder Bedrängnis nahm sie zu ihm ihre Zuflucht.
Je älter Hendrina wurde, desto mehr trat auch der Wunsch hervor, der sich schon seit ihrer Kindheit in ihrem Herzen regte.
Sie sehnte sich, die Welt zu verlassen, um Gott ihr Leben als Ordensfrau zu widmen. Durch Besuche bei einer Tante, die zu Kapellen als Ordensfrau lebte, wurde sie in ihrem Vorhaben bestärkt, und gar zu gerne hätte sie sich in den Klosterfrieden zurückgezogen. Allein ihr Wunsch sollte sich nicht erfüllen.
Die Eltern verweigerten ihre Einwilligung, da die Tochter daheim unersetzlich war. Zuletzt kam der bittere Tod. Die treue Mutter starb, nachdem ihr Dineken hatte versprechen müssen, die Geschwister nicht früher zu verlassen, bis sie auf eigenen Füßen ständen. Mit größter Opferwilligkeit nahm das Mädchen diese schwere Bürde auf sich und sie glaubte für alle Zeit ihren Klostergedanken entsagen zu müssen, zudem die befreundeten Schwestern in Kapellen wegen des Kulturkampfes das Land verlassen mussten. Doch Gottes Wege sind wunderbar, wird uns der eine verschlossen zum Heil zu gelangen, dann öffnet sich ungeahnt ein neuer.
3. Die Dienstmagd
Während Hendrina ihr väterliches Anwesen besorgte und ihre Geschwister erzog, blieb sie ihren religiösen Übungen treu und wirkte nach wie vor im Sinne der christlichen Nächstenliebe. Zu den vielerlei Werken, die sie auf diesem Gebiet verrichtete, gehörte auch, dass sie einen Zögling des seit dem Jahr 1875 in Steyl errichteten Missionshauses unterstützte. Da Steyl nur sieben Stunden von ihrem Heimatort entfernt lag, ging sie häufig dahin zum Besuch, nahm an den geistlichen Übungen teil, von denen sie das Vierzigstündige Gebet zum Heiligen Geist vor Pfingsten besonders anzog und trat dem Gedanken der Missionstätigkeit immer näher. Wenn sie doch selbst hätte im Missionshaus Aufnahme finden können! Die Küchengeschäfte dort lagen in den Händen der Schwestern von der Vorsehung, denen sich zwei Mägde beigesellt hatten, fromme Jungfrauen, die hofften, einer möglicherweise in Steyl entstehenden weiblichen Missionsgesellschaft beitreten zu können. Wie gerne hätte Hendrina Stenmanns gleichfalls eine solche Stellung im Haus eingenommen! Jetzt wäre es möglich gewesen. Ihre Geschwister waren versorgt; sie durfte nun an sich denken. Nach langem Zögern wandte sie sich an den hochwürdigen Pater Superior Janssen und trug ihm ihre Bitte vor, sie als die geringste Magd in das Missionshaus aufzunehmen, darauf hinweisend, dass, wenn es Gottes Wille wäre, sie doch noch zum Ordensstand gelangen könnte.
Wenige Tage später hatte das Mädchen eine zustimmende Antwort in der Hand und glücklich darüber, ordnete sie ihre Angelegenheiten und trat im Februar 1884, beinahe zweiunddreißig Jahre alt, als demütige Dienstmagd in das Missionshaus zu Steyl ein. Ihr Los hier war kein leichtes; die Arbeit war reichlich und schwer, doch trugen die braven Mägde dies gern und freudig, hoffend, dass, wenn sie dies alles für das Werk der Missionen aufopferte, sie selbst einmal darin würden tätig sein können. Allein die braven Kandidatinnen mussten sich gedulden. P. Janssen konnte sich nicht entschließen, eine weibliche Genossenschaft zu gründen, und so mussten die drei frommen Jungfrauen nach wie vor als Mägde dienen und dadurch Proben der Geduld und der Standhaftigkeit ablegen. Doch diese sollten nicht unbelohnt bleiben.
4. Die Ordensfrau
Mittlerweile vollzog sich im Missionshaus eine Veränderung. Die Schwestern von der Vorsehung verließen das Haus, da die Brüder die Küche selbst besorgen wollten. Damit waren auch die Mägde übrig, und schon machten sie sich daran, traurigen Herzens einen neuen Wirkungskreis zu suchen, als der hochwürdige P. Superior ihnen eröffnete, dass er ihnen ein altes Haus in der Nähe des Missionshauses zur Wohnung geben wolle. Er würde es ihnen klösterlich einrichten und ihnen eine Tagesordnung geben. Wer war glücklicher als die drei frommen Jungfrauen! Voller Freude zogen sie in ihr Bethlehem, wie sie die Stätte nannten, wo ihrer nichts wartete als Armut, bittere Not und Entbehrungen. Hier nahmen sie auch andere Namen an und Hendrina Stenmanns hieß fortan Schwester Josefa, ihre Gefährtinnen Maria und Anna. Nach wie vor arbeiteten sie für das Missionshaus, glücklich, in etwa für die Rettung der Seelen beitragen zu können.
Darüber schwand ein Jahr dahin und nun durften die frommen Jungfrauen, zu denen sich noch zwei hinzugesellt hatten, die Freude erleben, dass der hochwürdige P. Jassen sich entschloss, wohl angeregt durch ihren Opfermut und ihre Standhaftigkeit im Dienst Gottes, die offenbar von der Vorsehung gewollte weibliche Missionsgesellschaft zu gründen.
Er gab ihnen das von den Kapuzinern verlassene Kloster zu Steyl zur Wohnung, erwirkte ihnen die Erlaubnis, in ihrer Kapelle das hochwürdige Gut aufzubewahren und ordnete ihre klösterliche Tageseinteilung. Später kaufte P. Janssen das wohleingerichtete Kloster von den Schwestern Unserer Lieben Frau und gab es den frommen Jungfrauen zum endgültigen Wohnsitz. Hier konnte Klausur eingerichtet werden und waren somit alle Bedingungen für eine Klostergemeinschaft erfüllt.
In den Jahren 1892 und 1893 erhielten die Schwestern noch ihr klösterliches Gewand neben der bestimmten Klosterregel, und nun hatten sie das Ziel ihrer Wünsche erreicht.
5. Mutter Josefa, der Mittelpunkt der Ordensgemeinschaft
Bis zum Jahr 1891 hatte Mutter Josefa das Amt der Oberin der jungen Ordensgemeinschaft versehen. Dann aber litt das ihre Demut nicht länger und sie übertrug die Leitung ihrer Gemeinde ihrer Gefährtin Maria. Dessen ungeachtet blieb Mutter Josefa der Mittelpunkt des Ganzen. Sie war die rechte Hand der Oberin, Arbeitsmeisterin, später auch Novizenmeisterin. In ihr sah man die Mutter, und alle Jungfrauen, die sich zum Missionswerk drängten, schlossen sich voll Vertrauen an sie an. Sie, die mit so großer Ausdauer ihr Ziel verfolgte, war die beste Erzieherin der jungen Schwestern. Und welch vortreffliches Vorbild wurde sie ihnen! In Mutter Josefa vereinten sich alle Tugenden einer Ordensfrau. Treue Pflichterfüllung, Gehorsam, eine glühende Liebe zum göttlichen Heiland, eine tiefe Demut, gepaart mit wahrer Selbstverleugnung, weitgehendster Opfersinn waren die Merkmale der reinen Seele dieser schlichten Ordensfrau.
Dabei war Mutter Josefa von heiterer, fröhlicher Gemütsart. Düsteres, unfreundliches Wesen war ihr zuwider und duldete sie solches entschieden nicht in ihrer Gemeinde. „Kindlein, liebt einander!“ rief sie mit dem heiligen Johannes ihren Schwestern zu, „wisst ihr nicht, dass der Heilige Geist, den wir so sehr verehren und dem wir uns geweiht haben, ein Geist der Liebe ist?“
Geleitet von diesem Gedanken war Mutter Josefa allzeit bemüht Freude zu bereiten, nicht allein denen, die in ihrer Nähe weilten, sondern vor allem auch jenen, die, ihrem Mutterherzen fern, das schwere Missionswerk ausübten. Dass sie selbst nicht hinausziehen und unter den Heiden wirken konnte, tat ihr leid. Da es aber Gottes Wille war, dass es nicht geschah, fügte sie sich in Demut und betete ohne Unterlass für die Ausbreitung des Glaubens und für die Schwestern, die bestimmt waren, in fernsten Erdteilen dafür zu wirken.
Es ist nichts Leichtes, einem Haus vorzustellen, in dem sich die verschiedensten Charaktere zusammenfinden, die nach dem Grundsatz erzogen und gebildet werden sollen. Es gehört hierzu eine besondere Gabe, die die gute Mutter Josefa besaß.
Ihr Hauptstreben war, alle ihre Hausgenossinnen auf ein Ziel hinzuweisen: ihr Leben, ihre Tagesarbeit für den Dienst Gottes unter Verleugnung aller Eigenliebe aufzuopfern.
„Ach, liebe Schwestern“, sagte sie häufig, „es ist einerlei, was wir tun. Wenn wir nur treu unsere Pflicht erfüllen und alle unsere Arbeiten für Gott geschehen.“
Auf dem Gebiet der Arbeitsamkeit ging sie allen mit leuchtendem Beispiel voran. Keine Arbeit war ihr zu gering. Oft konnte man Mutter Josefa, der Ordnung und Sauberkeit zur zweiten Natur geworden war, mit dem Spinnenfeger in der Hand die langen Gänge des Hauses bis hinab in die entfernteste Kellerecke durchwandern sehen, um irgendeiner Spinne, die übersehen worden war, zu entfernen.
„Mutter Josefa sieht aber auch alles“, klagten die jüngeren Schwestern häufig, wenn die gute Mutter zu tadeln fand, wo sie glaubten, es sehr gut gemacht zu haben.
Ebenso groß wie ihre Arbeitsamkeit und ihre Pflichttreue war Mutter Josefas Demut und Anspruchslosigkeit. Das Schlechteste glaubte sie für sich gut genug. Ihren Habit flickte sie so lange, bis der Beichtvater ihr gebot, einen besseren anzuziehen. Niemals war sie glücklicher, als wenn sie ihre Habseligkeiten sämtlich für die Missionen hingegeben hatte. – „Jetzt war sie arm wie das Kindlein von Bethlehem.“
Machte ihr jemand ein Geschenk, dann war sie herzlich dankbar dafür; jedoch konnte man sicher sein, dass sie nur zu bald trachtete, andere damit zu erfreuen.
So hatte Mutter Josefa gegen zehn Jahre segensreich in der von ihr begründeten Ordensgemeinschaft gewirkt, als der Herr sie in seine Kreuzesschule zu nehmen beschloss. Eine langwierige Krankheit befiel sie, die auch zu ihrem Tod führen sollte. In dieser schweren Zeit erglänzten die Tugenden dieser braven Ordensschwester noch einmal im hellsten Licht.
„Es ist Gottes Wille“, tröstete sie ihre um ihren Verlust bangenden Töchter. „Gegen seinen heiligen Willen lässt sich nichts tun, wir müssen es geduldig ertragen.“
Diese unerschütterliche Ergebung in Gottes Willen ließ sie ihre Leiden standhaft ertragen und dem Tod mit klaren Augen und ohne Bangen entgegensehen. Sie, die in ihrem Leben so viel gebetet hatte, tat das noch in erhöhtem Maße auf dem Sterbebett. Stieg die Atemnot aufs höchste, dann vereinte sie ihre Leiden mit denen des göttlichen Heilandes und vermochte dadurch den schweren Anfall zu überwinden.
Noch auf dem Sterbebett ermahnte sie ihre geistlichen Töchter zur Andacht zum Heiligen Geist, und ihr letzter Wunsch war, ein Bild des Heiligen Geistes im Kloster aufzuhängen, an einer Stelle, von wo aus es von allen gesehen werden konnte. Bei dem Anblick sollten sie sich daran erinnern, dass das „Veni creator spiritus“ das Atemholen der Dienerinnen des Heiligen Geistes sein müsse.
Als der Todesengel sich ihr näherte, fand er die fromme Seele bereit, ihm zu folgen. In den Maitagen des Jahres 1903 löste die Seele sich von dem Körper, der auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.
Ein schlichtes, von Immergrün umranktes Kreuz bezeichnet die Stätte, wo Dineken Stenmanns, die gute Mutter Josefa, dem Auferstehungsmorgen entgegenschlummert. Ist sie auch örtlich geschieden, lebt doch ihr Geist fort in ihrer großen Ordensfamilie, die bereits aus mehreren hundert Töchtern besteht. Das Samenkörnlein, das unter P. Janssens kundiger Gärtnerhand aufwuchs und gedieh, hat hundertfältige Frucht gebracht und wird weiter wachsen und gedeihen, „denn es ist ja Gottes Werk“, wie Mutter Josefa zu sagen Pflegte, wenn man ihre Person rühmen wollte. „Er hat alles getan, ohne ihn vermögen wir Menschen nichts.“
Gebet nach dem hl. Franziskus von Assisi am 20. Mai
Ich begrüße dich Maria, Mutter Gottes, immer Jungfrau, allerheiligste Königin, in der die ganze Fülle der Gnaden und alles Gute sich findet, keine unter allen deines Geschlechtes vermag dich an Heiligkeit und Würde zu erreichen. Du bist die Tochter und Magd des himmlischen Vaters, des großen Königs. Du bist von ihm erwählt zur Mutter seines vielgeliebten Sohnes. Du bist die Braut des Heiligen Geistes, des Trösters. Sei gegrüßt, du Palast, Tempel und Mutter unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Ich bewundere die Tugenden, mit denen du ausgerüstet bist, und habe das sehnlichste Verlangen, sie, so viel mir mit Gottes Hilfe gegönnt ist, ebenfalls in Ausübung zu bringen. Du, die du so mild und liebevoll bist, bitte Jesus, deinen geliebtesten Sohn, für mich, und beschwöre ihn durch seine unendliche Barmherzigkeit und durch die Kraft seiner heiligsten Menschwerdung und seines bitteren Todes, dass er mir meine Sünden verzeihe und mir Gnade gebe, mein Heil zu wirken. Amen.
Zu Gott auf die Fürsprache des heiligen Bernhardin
O Herr, der Du dem heiligen Bernhardin eine besondere Liebe zu Deinem heiligsten Namen verliehen hast, gib uns durch seine Verdienste und auf seine Fürbitte den Geist Deiner Liebe, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Gebet des heiligen Bernhardin
Wenn ich bete, so steige ich im Geist zu Dir, mein Gott, empor. Und um was soll ich zu Dir beten, als um die Liebe? Um sie betete der Prophet, als er flehte: "Lehre mich Deinen Willen tun, weil Du mein Gott bist!" Wohne Du in meinem Herzen: Dies sei der Inhalt meines Gebetes. Dies eine ist die Liebe, und zwar die ausharrende Liebe, und jenseits die Ewigkeit der seligen Liebe. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Was der heilige Bernhard von Siena für eine große Andacht zur seligen Jungfrau trug, hat sein Leben genug angezeigt. Gott ließ ihn an dem Tag Mariä Geburt auf die Welt kommen und an demselben Tag taufen. In der Kindheit gewöhnte er sich an ihre Verehrung, ging an Mariä Geburt in den Ordensstand, machte an eben diesem Tag Profession, las seine erste Messe, hielt seine erste Predigt, und suchte durch seine Predigten und Schriften die Andacht zu ihr auf alle Weise zu befördern.
Andacht am 20. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Werde wegen der Fehler anderer ja nicht verwirrt noch ungeduldig. Sähst du, dass einer sich ins Wasser stürzt: wärst du wohl weise, wenn du dich ebenfalls hinein stürztest, weil er es getan hat?" (Der heilige Bonaventura)
"Wundert euch nicht, dass ich geschwiegen habe, solange ich geschmäht wurde," sprach ein frommer Kardinal; "ich wollte der Vernunft Zeit lassen, Herrin über die Leidenschaft zu werden; damit nicht ich selbst in diesen Fehler verfiele, in den mein Widersacher gefallen war."
Man stellte dem heiligen Franz von Sales vor, dass er sich gar zu sanftmütig gegenüber einem jungen Mann benommen habe, der für gar keine Besserung empfänglich sei und keinen vernünftigen Grund anhöre. Er antwortete hierauf: "Was kann ich dafür? Ich tat mein Möglichstes, mich mit einem Zorn zu bewaffnen, der keine Sünde sein sollte, und deshalb nahm ich mein Herz in meine beiden Hände; hatte aber nicht den Mut, es ihm ins Angesicht zu werfen. Überdies aber fürchtete ich, wenn ich aufrichtig sprechen soll, in einer Viertelstunde die paar Tropfen Sanftmut auszugießen, die ich zweiundzwanzig Jahre hindurch mit so großer Mühe in meinem Herzen gesammelt habe. Hätte ich diesen jungen Mann durch Strenge abhalten wollen, im Schiffbruch umzukommen, so wäre ich vielleicht samt ihm ertrunken!"
Mein Gott, gib mir die Kraft, mich selbst zu überwinden, wenn ich mich aufgeregt fühle, und verleihe mir dann einen solchen Sieg über meine Leidenschaft, dass ich den Mut habe, entweder mit Sanftmut zu sprechen, oder Dir zuliebe gänzlich zu schweigen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 20. Mai
"Der Schmerz einer Seele, die betet ohne etwas sagen zu können,
die seufzt, die kämpft, und klagt,
ist siegreich bei Gott und erlangt von ihm Gnaden in Fülle."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 20. Mai - Von der Übung der Tugenden
Verleihe, Herr, mir Kraft und Mut
Und deiner Gnade Segen;
Dann wandle ich mit Eifersglut
Auf deinen heil`gen Wegen.
1. "Übe dich in der Frömmigkeit! Denn körperliche Übung nützt nur wenig, die Frömmigkeit aber ist nützlich zu allem: Ihr ist das gegenwärtige und das zukünftige Leben verheißen." (1. Timotheus 4,7-8) Ein stehendes Wasser geht in Fäulnis über. Ein Degen, der nicht gebraucht wird, rostet. Und eine Seele, die sich nicht fleißig in Tugenden übt, erschlafft. Wenn du vor jeder geringen Mühe, vor jeder Gelegenheit, dich zu überwinden, vor jedem leichten Spott, vor jeder unbedeutenden Schwierigkeit fliehst, wirst du nie zu Kräften gelangen, mutig Tugenden zu vollbringen. Nur die täglichen Siege über unsere Fehler, die Bändigung unserer Ungeduld und unseres Zorns, die Bezähmung unserer Essgier und andere Übungen dieser Art, wozu die Gelegenheit täglich sich ergibt, helfen uns allmählich zu Kräften, größere Siege zu erringen.
2. Wenn du dich darauf beschränkst, bloß zu tun, wozu du streng verpflichtet bist, und meinst, es genügt, dass du Gott nicht beleidigst, nicht Unzucht treibst, nicht lügst noch verleumdest, die Tugenden aber, die Gott ehren, das christliche Leben schmücken und die Seele bereichern, anderen überlässt, dann schwebst du in großer Gefahr. Eine Stadt, die bloß durch Mauern geschützt ist, und keine Vorwerke hat, wird bald vom Feind eingenommen. Also wird auch, wenn du nicht durch die Vorwerke fester Tugenden beschützt bist, an denen die ersten Stürme des Feindes scheitern, der Feind bald von den schuldigen Werken dich abbringen, und unter die Knechtschaft der Sünde dich gefangen nehmen.
3. Bedenke oft den Ausspruch des Apostels: "Und wer an einem Wettkampf teilnimmt, erhält den Siegeskranz nur, wenn er nach den Regeln kämpft." (2. Timotheus 2,5) Unermessliches hatte dieser heilige und eifrige Apostel für die Ehre Jesu und seines Evangeliums getan und gelitten. Und dennoch sprach er: "Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist." (Philipper 3, 13b) Wie aber er, so taten es alle Heiligen und Gerechten. Als Geringes betrachteten sie alle Schätze der Tugenden, die sie bereits erworben hatten, und strebten unablässig nach einer höheren Vollkommenheit. Denn es ist ein durch alle Zeiten bewährter Ausspruch: Wer im Leben des Geistes nicht fortschreitet, der geht zurück, er versinkt in Lauigkeit, und fällt in seine vorigen Laster zurück. "Zögere nicht, in der Gerechtigkeit fortzuschreiten bis zum Tod, denn die Belohnung Gottes bleibt in Ewigkeit."
21. Mai
Der heilige Hospitius, Einsiedler bei Nizza, Frankreich,
+ 21.5.681 - Fest: 21. Mai
An den äußersten Grenzen der Landschaft Provenza in Frankreich erstreckt sich die Halbinsel Villa-Franka in das Meer. Auf dieser, eine halbe Meile von Nizza entfernt, stand ein alter verödeter Turm, der durch den heiligen Hospitius berühmt wurde. Hospitius war aus der ägyptischen Wüste zurückgekehrt, wohin ihn sein Eifer, im Guten vollkommen zu werden, getrieben und wo er alle Einsiedler besuchte und ihre strenge Lebensweise beobachtet hatte. Nun wollte er in seinem Vaterland sich diesen Bußübungen ergeben und wählte diesen Turm zu seinem künftigen Aufenthalt. Voll des Vertrauens und der Herzhaftigkeit, die von der göttlichen Liebe zu entspringen pflegt, schloss er sich in dieses halb zerfallene Gemäuer ein, um sich mit niemanden, als mit Gott allein zu beschäftigen, und sein äußeres Leben nach der äußersten Strenge einzurichten, die ihm durch Gottes Gnade zu üben möglich sei. Von derselben Zeit an glich sein Leben einem immerwährenden Wunder. Man sah ihn mit einer schweren Kette belastet und mit einem rauen Bußkleid angetan, das ihn bei jeder Leibesbewegung verwundete, so dass sein ganzer Leib wie eine Wunde war. Seine Nahrung war Brot und einige Dattelkerne. Während der Fasten aber aß er nichts als ungekochte bittere Wurzeln. Einige Stunden beschäftigte er sich mit Handarbeit, wenige schlief er, die ganze übrige Zeit brachte er im Gebet zu.
Der Ruf seines heiligen Lebens und seiner Strenge breitete sich überall aus. Man kam von allen Orten, um diesen Einsiedler zu sehen, der, wie man sagte, im Beten, Fasten und Bußwerken alle ägyptischen Eremiten übertreffe. Die Menge und Unbescheidenheit des zudringlichen Volkes nötigten ihn, sich enger einzuschließen. Er ließ den Eingang seines Turmes zumauern. Nur eine kleine Öffnung blieb, um durch sie den nötigen Unterhalt zu empfangen und jenen zu antworten, die ihn befragten oder seinem Gebet sich empfahlen.
In der Nähe dieser Einsiedelei war ein Kloster, dessen Mönche sehr fromm und bescheiden waren. Diese ehrten den heiligen Einsiedler und ließen sich durch seine Ermahnungen und Zusprüche leiten. Sie nannten ihn nicht anders als ihren Vater oder Abt und machten seit seiner Ankunft im geistlichen Leben große Fortschritte.
Der heilige Hospitius hatte die Gabe der Weissagung. Er sagte den Einfall der Lombarden lange vorher, ermahnte das Landvolk, dass sie sich und ihr Hab und Gut in die Stadt retten sollten. Seine Freunde im benachbarten Kloster flohen auf seine Warnung und nahmen alle geweihten Geschirre mit sich. Sie baten ihn flehend und weinend, er möge auch mit ihnen kommen und so der Gefahr entgehen. Er aber sprach, sie zu trösten: „Gehet hin, meine Kinder, und entflieht dem bevorstehenden Gewitter und seid meiner unbesorgt! Die Feinde werden mich sehr bedrängen, aber das Leben werden sie mir nicht nehmen. Ihr aber habt alles zu befürchten, wenn ihr euch nicht durch die Flucht errettet.“ Der Erfolg zeigte die Wahrheit und Gründlichkeit seiner Weissagung. Die Barbaren, nachdem sie im Jahr 575 das Hochgebirge erstiegen hatten, verbreiteten sich von Genua bis in die Provenza. Eine herumschweifende Horde kam auch nach Nizza und auch zu dem Turm des heiligen Einsiedlers. Sobald Hospitius den Tumult hörte, zeigte er sich an der Öffnung und sah auf sie herab. Die Feinde umringten den Turm, fanden aber keinen Eingang. Es stiegen also einige auf das Dach, brachen durch und gelangten so zur Zelle des Heiligen. Sie entsetzten sich beim Anblick seiner schauerlichen Wohnung und bewunderten sein sanftes Gesicht und seinen milden Blick. Aber aus den schweren Ketten, die ihn fesselten, urteilten sie, er sei ein großer Missetäter. Deswegen lästerten sie ihn und fragten ungestüm, welches Verbrechen ihn hierher gebracht habe. Der demütige Hospitius antwortete: „Die Menge und Größe meiner Übeltaten ist unbeschreiblich.“ Darauf schwang einer sein Schwert und wollte dem Heiligen den Kopf zerspalten. Aber der Arm erstarrte dem Mörder, in die Höhe gestreckt muss er ihn halten, und ihm entfällt das Schwert zur Erde. Seine Kriegsgefährten schreien erschrocken, wenden sich zu dem Heiligen und bitten um Hilfe. Dieser segnete den erstarrten Arm mit dem heiligen Kreuz und augenblicklich wurde er gesund. Durch dieses Wunder rührte ihm Gott sein Herz und machte es für die Gnade empfänglich. Er wurde gläubig und blieb bei dem Heiligen und wurde später ein Mönch in dem nahen Kloster. Der heilige Gregorius, Bischof von Turon, der diese Geschichte beschrieben hat, hat diesen selbst gekannt und seine wunderbare Heilung und Bekehrung aus seinem Munde vernommen.
Nachdem die Barbaren sich zurückgezogen hatten und das Land Ruhe erhielt, wurden diese Begebenheiten weit umher bekannt. Die Hochschätzung und Verehrung des Heiligen wuchs und alles redete von dem heiligen Einsiedler und von weither kamen Leidende und baten um seinen Segen.
Ein Bürger von Angres verlor, als Folge einer schweren Krankheit, Gehör und Sprache. Er entschloss sich zu einer Wallfahrt nach Rom, um bei den Gräbern der heiligen Apostel und Blutzeugen Christi eine Linderung zu erflehen. Auf seiner Durchreise in der Provenza hörte er von den Wundertaten des heiligen Hospitius. Er konnte seinem Drang nicht widerstehen, ihn zu sehen. Als er sich dem Ort näherte und seine Begleiter in seinem Namen den Heiligen um seinen Segen baten, streckte Hospitius seinen Arm aus dem Fenster zu ihm, nimmt ihn bei den Haaren und zieht ihn zu sich, legte ihm einige Tropfen geweihten Öls auf die Zunge, goss ihm einige auf das Haupt und sprach: „Im Namen unseres Herrn Jesu Christi sollen sich deine Ohren öffnen und die Macht, die den Teufel aus dem stummen und gehörlosen Menschen getrieben hat, gebe dir deine Sprache wieder.“ Jetzt fragte er ihn: „Wie heißt du?“ Der Kranke, der eine plötzliche Veränderung in sich fühlte und den neue Lebenskraft durchdrang, rief mit lauter Stimme seinen Namen und mit gen Himmel gerichteten Augen schrie er frohlockend: „Der Herr sei ewig gebenedeit, der durch seinen Diener ein so großes Wunder gewirkt hat! Ich war im Begriff nach Rom zu reisen, hoffend bei den heiligen Aposteln Hilfe zu finden, und sieh, hier habe ich den heiligen Paulus, den heiligen Petrus, den heiligen Laurenz in der Person dieses Einsiedlers gefunden.“
Kaum hatte man sich über dieses Wunderwerk vom Erstaunen erholt, als ein Blindgeborener, mit Namen Dominikus, herbeigeführt wurde. Der Diener Gottes fragte ihn: „Begehrst du sehend zu werden?“ . . „Ach“, antwortete der Blinde, „ich weiß nicht, was sehen ist, weil ich in meinem Leben noch nie etwas gesehen habe! Doch sagt man mir so vieles davon, dass ich auch ein Verlangen habe, die Wohltat des Sehens zu genießen.“ Der heilige Einsiedler machte mit geweihtem Öl ein Kreuz über seine Augen und sprach: „Deine Augen sollen sich im Namen Jesu Christi unseres Erlösers eröffnen!“ Kaum waren diese Worte gesprochen, so hatte Dominikus sein vollkommenes Gesicht. Aber er war so erstaunt über das Licht und eine Menge Gegenstände, die er wahrnahm, dass er kein Wort sprechen konnte. Die Umstehenden freuten sich und verwunderten sich über dieses Mirakel mehr als über das erste; und der Ruf dieses heiligen Mannes verbreitete sich deshalb so weit, dass man sogar von den äußersten Enden des Morgenlandes Kranke und Krüppel herbeitrug, die alle nach empfangenem Segen gesund und Gott lobend heimkehrten.
Nachdem der heilige Hospitius fünfzehn Jahre in diesem Turm verlebt hatte, hat ihm Gott das nahe Ende seines Lebens kundgetan. Er sendete zu dem Vorsteher des Klosters und bat, dass er die vermauerte Tür aufbrechen solle und dem Augustadius, Bischof von Nizza, berichten lasse, er werde in drei Tagen sterben. Von diesem Hirten der Kirche begehrte er die heiligen Sakramente zu empfangen. Die Nachricht von dem nahen Tod des Dieners Gottes war schnell verbreitet und erweckte großes Leid. Ein Bürger von Nizza kam eilends herbei, um den Heiligen wenigstens noch einmal zu sehen. Als er durch das Fenster der Zelle den Einsiedler erblickte, rief er ganz erschrocken aus: „Mein Gott, wie ist es möglich, dass du mit Ketten so gefesselt, zernagt von Ungeziefer, abgehärmt vom Fasten und geplagt von so grausamer Strenge so viele Jahre leben konntest?“ Der Heilige antwortete: „Derjenige, dem zu lieb ich dieses gelitten habe, konnte mir Kräfte geben, solche zu überstehen, ja sogar mit himmlischem Trost versüßen.“
Am letzten der drei Tage ließ er sich die Ketten vom Leib nehmen, brachte einige Stunden auf der Erde liegend, betend und weinend zu. Dann erhob er sich, legte sich auf eine Bank und mit gen Himmel erhobenen Augen und Händen dankte er Gott für alle empfangenen Gnaden; empfahl seine Seele in die Hände seines Erschaffers und verließ ganz sanft das Zeitliche, am 21. Mai 581. Kaum war seine Seele aufgenommen, verschwand das Ungeziefer und sein Körper wurde ganz rein und der Bischof bestattete ihn mit viel Ehre.
Schwester Maria Josepha Theresia vom heiligen Kreuz
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Heute wird das Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Maria Josepha Theresia vom heiligen Kreuz begangen. Schwester Josepha Theresia wurde am 20. Dezember 1710 zu Wurtzach in Schwaben als eheliche Tochter des Erbtruchsessen des heiligen römischen Reiches, des Grafen zu Zeyl-Wurtzach geboren. Ihre Erziehung genoss sie während einiger Jahre in der Erziehungsanstalt der Ursulinen zu Metz. In späteren Jahren erhielt sie eine Pfründe im Stift zu Thorn. So war in zeitlicher Hinsicht gut für sie gesorgt, doch fand sie nicht die Ruhe des Herzens, denn einerseits verlangte sie nach der Regelmäßigkeit des klösterlichen Lebens, die sie in der Erziehungsanstalt zu Metz kennengelernt hatte, andererseits genügte ihrem Eifer die Milde der Ordensvorschriften im dortigen Kloster nicht. Von ihrem Beruf zum Ordensleben überzeugt, wollte sie in ihrem Verlangen, Gott in einem strengen Orden zu dienen, sich den Karmelitinnen anschließen, aber sie stieß auf den Widerspruch ihres Beichtvaters. Nach langer ernster Prüfung setzte sie alle Rücksichten beiseite und gesellte sich den Töchtern der heiligen Theresia zu. Wie glücklich fühle sie sich im Karmel zu Münstereifel, der ihr die Ruhe, die Stille, die Anregung, auch die Gelegenheit zu den Opfern bot, wonach sie sich so lange gesehnt hatte. Aber auch die Schwestern dankten Gott, dass er ihnen eine so eifrige Mitschwester gegeben hatte. Wurde sie schon gleich bei ihrem Eintritt ein Muster und Vorbild für alle im Haus, so bewährte sie sich in späteren Jahren geradezu als Stütze des Klosters, zumal beim Bau der neuen Kirche, zu der am 21. April 1769 der Grundstein gelegt wurde. So groß anlässlich des Kirchenbaues auch die Sorgen waren, sie überwand alle durch ihr grenzenloses Vertrauen auf die Vorsehung Gottes, indem sie sich nie getäuscht sah. Am 21. Mai 1780 rief sie der Herr, dem sie das neue Haus gebaut hatte, um in der Herrlichkeit des Himmels selbst ihr überreicher Lohn zu sein.
Fest der Übertragung des Leibes unseres heiligen Vaters
Johannes vom Kreuz
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Neun Monate nach dem Tod des heiligen Johannes vom Kreuz sollte sein heiliger Leib von Ubeda in Spanien nach Segovia übertragen werden. Als man ihn bei Öffnung des Grabes ganz unverwest und so frisch fand, als wäre er eben erst beerdigt worden, bedeckte man ihn mit Kalk und ließ ihn weitere neun Monate liegen. Nach Ablauf dieser Zeit war zwar das Fleisch eingetrocknet, aber das Angesicht noch gut erkennbar, die Glieder blieben biegsam. Der ganze heilige Leib strömte einen himmlischen Wohlgeruch aus. Während der Übertragung hatten sich wunderbare Dinge ereignet, die das ganze Volk in helle Begeisterung versetzten. An diese Begebenheit erinnert alljährlich ein Fest, dessen Feier dem Karmelitenorden gewährt wurde und das auf den heutigen Tag verlegt wurde.
Mutter Theresia von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Theresia von Jesus. Mutter Theresia, Anna Katharina aus dem Geschlecht der Edlen Torfener von Eferding, im lutherischen Glauben getauft und erzogen, fand nie eine Befriedigung in den religiösen Übungen ihres Bekenntnisses. Unwillkürlich und mächtig fühlte sie sich zu den Andachten der katholischen Kirche hingezogen. Schon als Kind begann sie das Ave Maria und den Rosenkranz zu beten und dadurch der heiligen Kirche näherzutreten, bis sie im Alter von 12-14 Jahren vollständig von der Wahrheit des katholischen Glaubens überzeugt, ohne Wissen der Eltern zu unserer heiligen Kirche übertrat. Nicht zufrieden mit dem, was jedem gewöhnlichen Katholiken seine Kirche bietet, wollte sie durch ein Leben möglichst großer Vollkommenheit deren reichster Gnadenschätze sich teilhaftig machen und schloss sich, als die ersten Unbeschuhten Karmelitinnen aus Italien nach Wien kamen, ihnen an. Anna Katharina hatte die rechte Wahl getroffen. Nun lebte sie auf, ganz glücklich, endlich von der Sorge um ihren Beruf befreit zu sein, die wie ein Alp auf ihr gelegen hat. War es gleich nur Armut und Entsagung, was das Kloster außer den geistlichen Übungen bieten konnte, so fühlte sich Mutter Theresia doch überreich und meinte selbst, das was sie zur Befriedigung der notwendigsten Bedürfnisse erhielt, nicht verdient zu haben. Sie war so dankbar für jede Gefälligkeit, die ihr erwiesen wurde, und so liebevoll gegenüber allen, dass es ihr hierin niemand gleich tat. Wurde sie von jemand beleidigt, so verzieh sie dieses sogleich von Herzen und vergaß es so vollständig, dass sie bereits im nächsten Augenblick wieder herzliches Mitleid mit den gleichen Personen zeigte, wenn ihnen eine Widerwärtigkeit begegnete. Alle liebten und schätzten sie deshalb in gleicher Weise. Die ehrwürdige Mutter hatte bereits ihr zweites Priorat im Kloster zu Wien verwaltet, als sie zur Stiftung eines Klosters in Wiener-Neustadt berufen wurde. Auch hier musste sie dreimal die Leitung des Hauses übernehmen und erledigte ihre Aufgabe in gleich vortrefflicher Weise. Getrieben vom Verlangen nach größtmöglicher Selbstentäußerung verlangte sie von Gott die Beraubung alles Trostes. Gott erhörte ihre Bitte. Bald fühlte sie sich innerlich und äußerlich vollkommen verlassen, ertrug jedoch durch die Gnade Gottes gestärkt mit bewunderungswürdiger Bereitwilligkeit diese Prüfung. Zur Belohnung für ihre Treue nahm ihr der liebe Gott die harte Furcht vor dem Tod, dem sie bisher stets mit größter Bangigkeit entgegengesehen hatte. Vor übergroßer Schwäche außerstande, ihre täglichen Gebete mit der gewohnten Genauigkeit zu verrichten, sprach sie zu Maria: "Du weißt schon, meine Frau, was du gesagt hast, und wann ich nicht mehr reden kann, , weißt du doch, was ich sagen will." Wohlvorbereitet entschlief sie am 21. Mai 1685, ungefähr siebzig Jahre alt im Frieden des Herrn.
Gebet am 21. Mai
Wunderbare Königin, wie schön ist der Name, den dir die dich liebenden Seelen geben, wenn sie voll Zärtlichkeit zu dir rufen: Liebliche Mutter, du bist wahrhaft liebenswürdig, du süße Königin meines Herzens, deine Schönheit hat selbst deinen Gott zur Liebe zu dir entflammt. Der heilige Bonaventura sagt, dass dein Name allen, die dich lieben, so lieblich klingt, dass, wenn sie ihn nennen oder nur nennen hören, der Wunsch dich zu lieben in ihnen erwacht und vermehrt wird. Es geziemt sich also, o meine liebenswürdigste Mutter, dass ich dich liebe. Aber es genügt mir nicht, dich auf eine gewöhnliche Weise zu lieben. Ich will dich auf Erden und dereinst im Himmel nach Gott über alles lieben. Nimm an diesen meinen innigen Wunsch, o Maria, und zum Zeichen, dass du ihn liebevoll angenommen hast, erlange mir von Gott diese Liebe, um die ich dich bitte, denn je mehr man dich liebt, desto mehr liebt man auch Gott. O liebliche Mutter, ich liebe dich, und will dich lieben zeitlich und ewig. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer
O Gott, lass uns das Andenken an die heiligen Märtyrer nützlich werden. Gib uns auf ihre Fürbitte ausharrenden Mut in allen unseren Leiden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zum heiligen Hospitius
Bitte für mich, heiliger Dulder, dass ich doch auch lerne, alle meine Schmerzen und Leiden zur Liebe Gottes anzuwenden. Mögen immerhin meine Schmerzen zunehmen, wenn nur auch die Liebe Gottes in mir zunimmt, damit ich so unter Schmerzen und Liebe zum Tod gelange, und dass ich dann diesem Schreckensort entrinne, wo keine Liebe mehr sein wird, sondern nur ewige Qual. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Auf diesen Tag wird die Stiftung des Ordens der geistlichen Jungfrauen, die Annunciaden von der heiligen Maria genannt werden, gesetzt. Die selige Königin Johanna de Valois hat im Jahr 1500 den Anfang in diesem Orden gemacht.
Andacht am 21. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Werde ja nicht mutlos beim Anblick deiner Fehler. Dein Missfallen sei demütig, ruhig und friedlich, und arte nicht in einen Missmut aus, der dich verwirrt oder verbittert; denn so ein Missfallen erzeugt mehr Böses als Gutes." (Der heilige Franz von Sales)
Wenn der heilige Aloysius einen Fehler begangen hatte, wurde er darüber nicht missmutig, sondern er kehrte in sich selbst und sprach: "Die Erde hat ihre Frucht gegeben! Hieraus erkenne ich, was ich aus mir selber bin." Ein anderer sprach jene Worte des heiligen Ephrem: "Wir haben es nicht gut gemacht, machen wir`s besser!"
Der heilige Franz von Sales verlangt, man soll in einem solchen Fall Mitleid mit sich selbst haben, sich ermutigen besser zu wirken, und sein Herz so ansprechen: "Mut, armes Herz! Sieh, gefallen sind wir abermals in die Grube, der wir uns vorgenommen hatten auszuweichen! Stehen wir auf, flüchten wir zur Barmherzigkeit Gottes, und hoffen wir auf seine Hilfe, dass wir künftig standhafter sind; kehren wir auf den guten Weg zurück, den wir verlassen hatten, und greifen wir zu entsprechenden Mitteln!"
Verleihe mir, Herr, Deine Gnade, auf dass meine Fehler mir dergestalt missfallen, dass ich darüber nicht kleinmütig werde noch auch erstaune; sondern dass sie zu meiner Heiligung wirken, mich demütigen und anregen, eifriger zu beten und über mich selbst zu wachen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 21. Mai
"Die Welt, die uns umgibt,
ist gleichsam ein durch den Finger Gottes geschriebenes Buch.
Jedes Geschöpf ist ein Wort dieses Buches.
Wir sollen uns bemühen seine Bedeutung verstehen zu lernen."
sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP
1514 bis 16.7.1590
Betrachtung am 21. Mai - Lerne dich selbst in deinen Fehlern ertragen
Du staunest ob des Unkrauts Saat
Auf deinem Ackerland.
Was trauerst du? - Nimm an den Rat:
Gebrauche deine Hand,
Und reute aus, und mache rein,
Und streue bessern Samen ein.
1. Erbittere dich nicht über dich selbst, wenn du in einige Fehler verfällst, sondern weise darüber dich selbst mit Sanftmut zurecht, wie du deinen Nächsten zurechtweisen würdest, und fasse alsbald den ernsthaften Vorsatz zur Besserung. Niemand legt so leicht den alten Menschen gänzlich ab, so dass keine Spur von ihm in ihm zurückbliebe. Das Leben kann zwar nicht mit dem Tod, wohl aber mit mancherlei Krankheiten zugleich bestehen. Also schließt auch das Leben der Gnade zwar die Todsünde aus, doch tilgt sie darum nicht alle Krankheiten der Seele. Nicht selten lässt Gott es zu, dass seine Diener mancherlei Fehler begehen, damit sie ihre Schwäche um so deutlicher erkennen, und es nicht sich, sondern seiner Gnade zuschreiben, wenn sie von schweren Sünden frei sind, da sie selbst nicht einmal von leichten Fehlern sich befreien können.
2. Waren ja doch selbst die Apostel, ob sie auch im Stand der Gnade waren, und von der Weisheit Gottes selbst belehrt wurden, so unvollkommen, dass einige aus ihnen nach den ersten Sitzen gierten, andere aber unwillig sich ereiferten, bis endlich die Fülle des Heiligen Geistes sie vollkommen erleuchtete. Wie also wundern wir uns je, dass wir noch mit Fehlern behaftet sind? Oft ist diese Erbitterung nur ein Ärger der Eigenliebe über unsere Unvollkommenheit, da wir uns für besser hielten, als wir sind.
3. So wohlgefällig ist Gott, und so notwendig ist uns die Demut, dass seine Güte es lieber sieht, wenn seine Diener schwächer sind, wofern sie nur auch dabei demütiger sind, als wenn sie stärker, aber weniger demütig wären. Unser Heiland liebte seine Jünger trotz ihrer Schwächen und Fehler. Also aber liebt er alle, die ihm aufrichtig dienen. So werde denn über deine Fehler nicht kleinmütig, sondern kräftige dich durch gute Hoffnung, dass Gott seine Liebe dir nicht entziehen wird, wofern anders du tust, was an dir liegt, und alle vorsätzlichen lässlichen Sünden und Fehler meidest. "Wie ein Vater seiner Kinder sich erbarmt, so erbarmt der Herr sich derjenigen, die ihn fürchten; denn er kennt den Ton, aus dem wir gebildet sind." (Psalm 103,13-14)
22. Mai
Die heilige Julia, Jungfrau, Sklavin und Martyrin von Korsika,
+ 22.5.625 - Fest: 22. Mai
Genserich, König der Vandalen, ein eifriger Verfechter des Arianischen Irrtums, verfolgte mit unmenschlicher Grausamkeit die katholischen Christen. Das Land um Rom bis an das äußerste Italien wurde von ihm, der keine Barmherzigkeit kannte, in eine Wüste verwandelt. Rom selbst wurde gerettet, weil Genserich in Papst Leo – der Macht des Höchsten nicht widerstehen konnte, in dessen Hand die Ratschläge und alle Gewalt der Könige ist.
Im Jahr 439 nach Christi gnadenreicher Geburt, zog er in Karthago ein. Mehrere Tage wurde die Stadt geplündert. Die Heiligtümer der Kirche wurden nicht verschont; alle Reichen und Angesehenen dieser Stadt fielen durch die Schärfe des Schwertes, oder wurden vertrieben, oder als Leibeigene auf öffentlichem Markt verkauft.
Unter denen war auch eine sehr schöne und vornehme junge Frau, Julia mit Namen. Sie war ihrer Frömmigkeit und ihres christlichen Eifers wegen in der ganzen Stadt bekannt. Ein syrischer Kaufmann Eusebius erhandelte sie und führte sie mit sich in sein Vaterland. Obwohl von Jugend auf gewohnt sich bedienen zu lassen, befleißigte sie sich in freudigem Gehorsam anderen zu dienen aus Liebe zu Jesus Christus, dem sie ihren Leib und ihre Seele für immer geopfert hatte. „Gott hat es nun so über mich verhängt, ihm will ich mit unerschütterlichem Vertrauen mich überlassen, er wird mich leiten und schützen. Sein heiligster Wille wird alles zum Besten leiten.“ Das waren ihre Tröstungen.
Oft betrachtete Julia ihren gekreuzigten Heiland, seine namenlose Pein und Marter, und brannte vor Begierde, auch zu seiner Ehre leiden und sterben zu können. – Ihre Sittsamkeit, ihre Sanftmut, ihr Fleiß im Dienst ihres Herrn und ihr Verstand gewannen ihr die Zuneigung des Eusebius in kurzer Zeit und in so hohem Grad, dass er oft sagte, er wollte lieber all sein Hab und Gut, als diese seine Sklavin verlieren. Eusebius sprach ihr oft zu, nicht zu streng zu fasten, – sie fastete täglich, den Sonntag ausgenommen – und sich mehrere Vergnügungen zu erlauben. Julia aber sah wohl ein, dass nur durch eine anhaltende Strenge gegen sich selber sie zur Überwindung aller Versuchungen und Gefahren, die ihr in ihrer Umgebung beständig drohten, gelangen könnte. Doch mehr, als ihre ängstliche Behutsamkeit, ihr Stillschweigen und das sorgfältige Vermeiden aller Gefahr, schützte sie ihr Ernst und eine überall feste und sich gleichbleibende Entschlossenheit, vor Verletzung ihrer jungfräulichen Ehre; und diese edlen Gaben verlieh ihr der Himmel in so hohem Maße, dass auch die sittenlosesten und frechsten Menschen sich in ihrer Gegenwart keine unzüchtigen Gebärden, ja nicht einmal ein unanständiges Wort erlaubten.
Alle Zeit, die ihr der mühselige Dienst übrig ließ, brachte Julia mit Lesen einiger geistlicher Bücher zu, die sie insgeheim von Karthago mitgenommen hatte, im Gebet und in der Betrachtung des bitteren Leidens und des schmerzhaften Todes Jesu Christi. Das Bildnis des Gekreuzigten verwahrte sie beständig an ihrer Brust. War sie allein, so nahm sie es hervor, kniete vor ihm, benetzte es mit Tränen, und bat öfters: „Christus, du Sohn Gottes, lass mich doch auch mein Blut für dich vergießen, wie du es unschuldiger Weise für mich arme Sünderin vergossen hast.“ Da betete sie dann auch zu der allerheiligsten Jungfrau: „O heilige Mutter Gottes, deren Seele das Schwert des Schmerzes durchdrang, flehe doch zu deinem allerliebsten Sohn, dass er mich, ihm ähnlich, durch den Martertod in seine Herrlichkeit einzugehen würdige.“ Es wurde aber zunehmend unwahrscheinlicher, dass sie ihres Glaubens wegen den Martertod erleiden sollte. Denn von Tag zu Tag wuchs die Hochachtung ihres Herrn und die Ehrerbietung aller Hausgenossen vor einer Religion, die Julia mit so vielen und so großen Tugenden ausschmückte.
Wahrscheinlich hatte sie in kurzer Zeit viele ihrer Hausgenossen zum christlichen Glauben bekehrt. Da nahm aber Eusebius eine lange Reise in Handelsgeschäften vor. Julia musste ihn nebst anderer Dienerschaft auf der Reise begleiten. Nahe bei Kasto in Korsika ließ Eusebius die Anker werfen; und da er vernahm, dass die Einwohner, die meistens Heiden waren, ein großes Fest halten, wollte er ihm ebenfalls beiwohnen. Eusebius war mit all den heidnischen Schiffsleuten in einen großen heidnischen Tempel gegangen, wo man soeben dem Götzen einen Ochsen zum Opfer schlachtete.
Während, nach vollendetem Opfer, sich alles der ausgelassensten Freude überließ und man aß und trank, während Musik gemacht und Lieder auf das Lob der Götter gesungen wurden, da kamen zufällig Leute des Statthalters an das Meergestade und sahen da im Schiff des Eusebius eine Frau, die am Boden kniend ihre Hände andächtig betend faltete. Darüber sich verwundernd, hinterbrachten sie es ihrem Herrn, dem Statthalter, und da fand es sich, dass es Julia, die christliche Sklavin des Eusebius, war, die den Götzendienst verabscheuend, während des Götzenfestes im Schiff geblieben war und da zum Gott der Christen betete. Felix, der Statthalter der Insel, ein eifriger Anhänger des Götzendienstes, sagte zu Eusebius, den er bereits zu sich an die Tafel geladen hatte: „Warum gestattest du es, dass jemand von deinen Leibeigenen unsere Götter verachtet und den Gott der Christen anbetet?“ Darauf erwiderte Eusebius: „Erlauchter Felix! Glaube ja nicht, dass ich mich nicht schon seit mehreren Jahren eifrigst bemüht habe, diese meine Magd von diesem Glauben abwendig zu machen, aber umsonst. Weil sie aber sonst ein unsträfliches Leben führt, mir sehr treu dient und mit viel Verstand meinem ganzen Hauswesen wohl vorsteht, so habe ich schließlich abgelassen auf sie einzureden, dass sie ihren Aberglauben aufgebe.“
„Das ist aber nicht recht“, versetzte Felix, „du solltest sie entweder entlassen oder zwingen, dass sie den Göttern opfere.“ „Von ihrem Glauben abwendig machen“, sagte Eusebius, „kann ich sie nicht, daneben ist sie mir so lieb geworden, dass ich sie nicht gern entlassen möchte.“ Felix antwortete darauf: „Verkauf sie mir, Eusebius! Und bestimme den Kaufpreis; oder wenn du kein Geld dafür nehmen willst, so magst du dir unter meinen Sklavinnen für sie vier aussuchen, die dir am besten gefallen werden.“ Eusebius spricht: „Dein ganzes Vermögen würde mir nicht ausreichen dafür, was meine Sklavin wert ist, auch würde ich lieber alles, als sie verlieren.“
Felix sah wohl, dass er auf diesem Weg nichts ausrichte und nahm daher seine Zuflucht zu einer List. Während der Mahlzeit setzte er dem Eusebius so sehr und anhaltend mit Wein zu, dass er ihn völlig berauschte und so um alle Besinnung brachte. Darauf ließ er durch seine Sklaven Julia zu sich führen, damit er sie zum Götzendienst verleite oder aber öffentlich beschäme und beschimpfe. Felix redete die Heilige, als sie vor ihm erschien, mit sanften Worten folgendermaßen an: „Bilde dir nicht ein, dass man deiner spotten wolle. Ich habe von deiner Jugend viel rühmen gehört. Du bist eines besseren Glückes wert und sollst nicht länger eine Sklavin bleiben. Zu deinem Glück will ich dir verhelfen, nur musst du dich entschließen, in unserm Tempel den Göttern ein Opfer zu bringen. Willst du dann auf dieser Insel bleiben, so werde ich dich nach deiner adeligen Herkunft und nach deinen ausgezeichneten Geistes- und Leibesgaben vorteilhaft verheiraten; wenn nicht, so will ich dich auf meine Unkosten bringen lassen, wohin du verlangst.“ Julia antwortete mit ehrerbietigen Worten, aber kühn und unerschrocken: „Mir fehlt die wahre Freiheit nicht, da ich das Glück habe, Christus zu dienen; denn nur wo sein Geist ist, da ist Freiheit. Ich verlange keinen anderen Stand und kein anderes Glück hienieden, indem ich die höchste Glückseligkeit, die allein eine Glückseligkeit zu heißen verdient, jenseits im Himmel erwarte. Deine Götzen aber verachte ich und zittere vor dem Gedanken, ihnen Ehre zu erweisen; denn du sollst wissen, ich bin eine Christin und auch bereit für meinen Glauben zu sterben.“ Felix vergaß sich völlig vor Zorn, da er seine Götter im Angesicht aller Leute so sehr beschimpft sah, und befahl daher den Umstehenden, die Slavin ins Angesicht zu schlagen. Julia, blutend aus Nase und Mund, sprach: „Mein Gott und Erlöser ist auch mit Backenstreichen geschlagen worden und wie freue ich mich seiner Schmach teilhaftig zu werden!“ Noch wütender, sich so verhöhnt zu sehen, befiehlt Felix, Julia auf die Folter zu spannen und mit Stricken zu schlagen. Unter den gräulichsten Martern schrie sie laut zu Gott: „Sei ewig gebenedeit, mein Gott, mein Heiland, wegen der großen Barmherzigkeit, die du mir schenktest! O ich Glückselige! Wenn ich doch leiden könnte, wie du gelitten hast. Wie man mir die Haare ausrauft, so hat man dein heiliges Haupt mit Dornen gekrönt; wie man mich mit Stöcken schlägt, hat man deinen heiligen Leib mit Ruten- und Geißelhieben ganz zerrissen! Wie man mich mit Schimpf- und Schmachworten überhäuft, so bist du mit Unbilden gesättigt worden. Preis dir, o Gott, Allmächtiger, der du mir Gnade gibst, zu deiner Ehre zu leiden!“ Während all diesen und anderen Worten, die Julia bei der Marter sprach, war ihr Angesicht fröhlich, ja mit einem himmlischen Glanz verklärt. Felix, ganz außer sich vor Wut, ließ alsdann einen Galgen aufrichten und die Heilige daran aufhängen. Als Julia den Galgen erblickte, rief sie freudig aus: „O Jesus Christus! O Übermaß der Gnade und Erbarmung Gottes! Ich glaubte, du erachtest mich arme Sünderin nicht für würdig, gleich dir und zu deiner Ehre am Galgen zu sterben, wie du am Kreuzesholz für alle gestorben bist; o mein Gott, nimm gnädig auf das Opfer meines Lebens, das ich dir hier darbringe. Erbarme dich aber auch dieser blinden Leute, verzeih ihnen meinen Tod und erleuchte sie durch deinen heiligen Geist!“ Kaum hing sie am Galgen, so gab sie ihren Geist auf. – Die Zeugen ihres Todes wurden nun auf einmal von einer unaussprechlichen, unerklärbaren Angst getrieben und ergriffen in aller Eile die Flucht. Eusebius, vom Rausch erwacht, kam zu spät, um seine teure Sklavin zu retten und weinte neben ihrer Leiche.
Zur selben Zeit wurde den Mönchen eines benachbarten Klosters auf der nahen Insel Gorgona oder St. Margaretha von den heiligen Engeln der Tod der heiligen Julia geoffenbart und ihnen befohlen, den Leichnam zu begraben. Die Mönche begaben sich alsbald auf ein Schiff, landeten in Korsika, und fanden den Leichnam der Heiligen, lösten ihn vom Galgen und führten ihn zurück zu ihrem Kloster. Die Mönche der nahen Insel Kapria oder Kabrera begleiteten mit ihren Palmzweigen in den Händen und unter Psalmengesang den Leichnam in die Kirche des Klosters, wo er in ein kostbares Grab gelegt wurde. Da ruhte er bis im Jahr 763, als der König der Langobarden Desiderius ihn ausgraben und in seinem Gebiet in Meszia in die neue Kirche des von ihm erbauten schönen Frauenklosters übersetzen ließ, wo seine Tochter Angelberga Äbtissin war. Später wurde diese Kirche viel kostbarer und neu erbaut und von da an die Julia-Kirche genannt.
An dem Ort in Korsika, wo die Heilige am 22. Mai den Martertod erlitt, ist eine Quelle. Über diese wurde eine Kapelle erbaut. – In unterschiedlichen Anliegen sprachen die Hilfesuchenden die heilige Julia um ihre Fürbitte bei Gott an; und Gott verherrlichte die Heilige durch wunderbare Gebetserhörungen.
Die heilige Rita, Witwe und Augustinernonne von Cascia in Italien,
+ 22.5.1457 – Fest: 22. Mai
Diese große Wundertäterin des Augustinerordens hat zwar schon vor sechshundert Jahren gelebt und auch gleich nach ihrem Tod sich durch ihre wunderbare Hilfe in Bedrängnissen das Vertrauen des katholischen Volkes erworben, dennoch ist sie eine moderne Heilige, deren Verehrung sowohl wie ihre Wunderkraft gerade in neuerer Zeit immer mehr zuzunehmen scheint. Ist es ja auch erst unserer Zeit vorbehalten gewesen, dieser Seligen, obwohl sie von Anfang an die Liebe und das Vertrauen der Gläubigen aller Länder genoss, durch das kirchenamtliche Zeugnis den Titel und die Krone einer Heiligen zu verleihen. Leo XIII. hat unsere Rita am 24. Mai 1900 heiliggesprochen. Was die Lebensgeschichte dieser „Rose von Cascia“ so wundervoll, was ihr Charakterbild so anziehend für alle macht, ist wohl das ihr besonders eigene Merkmal, dass sie ein Beispiel heroischer Tugend für alle Stände ist, eine leuchtende Frauengestalt im Weltkleid wie im Ordensgewand, ein Spiegelbild für die christlichen Jungfrauen, die Ehefrauen und Mütter, die Ordens- und Krankenschwestern. Und das ist Rita geworden durch treue Nachfolge des leidenden Heilandes auf dem Opfer- und Leidensweg nach Kalvaria.
Umbrien, die gottgesegnete Landschaft Mittelitaliens, ist das Heimatland, Rocca Porena, das durch fast überhängende Berge von der Welt abgesperrte Dörfchen, der Geburtsort, Cascia aber ist das glückliche Städtchen, nach dem die Heilige den Namen führt „Rita von Cascia“. Ihre Geburtszeit fällt um 1381. Ihre Eltern Anton und Amata Mancini standen in einfachen bürgerlichen Verhältnissen und waren durch Tugend und Rechtlichkeit angesehen. Von ihrem Beispiel angezogen, lebte auch Rita still und zufrieden in ihrem Stand, jede Kleiderpracht verabscheuend, gehorsam den Geboten Gottes und jedem Wink der Eltern, mitleidsvoll mit den Armen, musterhaft durch ihre Frömmigkeit und ihr ehrfurchtsvolles Verhalten im Gotteshaus. Ja sogar Fasten und nicht geringe Abtötungen waren dem unschuldigen Kind nichts Unbekanntes. Bald macht es sich eine Einsiedlerklause zurecht, ein abgelegenes Kämmerchen im Haus, um da ganz allein sein zu können mit dem lieben Jesus. Da war es vor allem das bittere Leiden unseres Herrn, um das sich die Gedanken und Herzensempfindungen der heranwachsenden Jungfrau bewegten, da empfand sie unter reichlichen Tränen und dem lebhaftesten Mitgefühl jenen Frieden und jene himmlische Freude, die die Gnade, und nur sie allein selbst aus der Bitterkeit zu ziehen vermag. Unter der Leitung ihres himmlischen Lehrmeisters erkannte Rita immer deutlicher die Täuschung des Irdischen und die Eitelkeit der sinnlichen Freuden und Vergnügungen. So war in ihr der Entschluss zur Reife gelangt, die Welt zu verlassen und zu den Augustinerinnen nach Cascia zu gehen.
Im Plan der Vorsehung war es unserer vorbildlichen Heiligen vorerst anders bestimmt. Sie sollte der Welt zeigen, wie man auch inmitten der Haus- und Familiensorgen sich die christliche Vollkommenheit zum Ziel setzen soll und sie erreichen kann. Die Eltern glaubten ihr einziges Kind, den Trost und die Stütze des Alters nicht verlieren zu können. Von ihren Bitten und Tränen gerührt, verschob Rita aus kindlicher Liebe und Folgsamkeit die Ausführung ihres Plans. Aber, um dem Kind den Weg ins Kloster völlig abzuschneiden, drängten die Eltern auf Verehelichung. Rita flehte und weinte, sie umzustimmen, und rang in inbrünstigem Gebet um Erleuchtung und Hilfe zum Herrn. Gott ließ sie erkennen, dass es sein Wille sei, den Eltern hierin zu gehorchen. Und wie kam es? Bald hätten die Eltern ihr geliebtes Kind wieder lieber hinter den friedlichen Klostermauern gesehen. Der von ihnen selbst auserlesene Schwiegersohn war äußerst zornmütig und aufbrausend und nicht fähig, in der Hitze sich zu beherrschen. Da wurde denn die Geduld und die Selbstbeherrschung der jungen Frau auf eine harte und lange Probe gestellt. Ist sie wohl deswegen schon von Jugend auf mit Vorliebe in die Schule des Gekreuzigten gegangen, um nun den ihr aufgelegten Kreuzweg auch mit Mut und Ausdauer verfolgen zu können? Gekränkt und beschimpft, vergalt sie nicht Gleiches mit Gleichem. Das empörendste Unrecht, die schlimmste Misshandlung brachte sie nicht aus der Fassung. Schimpf- und Drohworte des tobenden Gatten beantwortete sie nicht wieder mit gereizten und nur wieder aufreizenden Reden. Rita stellte dem allen eine unbesiegliche Sanftmut entgegen. Immer wieder suchte sie die schlimme Naturanlage des Mannes richtig zu behandeln und sich in sie zu schicken, soweit die Gefälligkeit gegen ihn mit der christlichen Sitte in Einklang blieb. War das ein schweres Ringen, ein eigenartiger Wettstreit zwischen auffahrendem Zorn und engelgleicher Sanftmut, zwischen Gewalttätigkeit und Gefälligkeit, zwischen Hartem, herrischem Druck und demütigem Dulden! Der Sieg blieb schließlich der Güte und Sanftmut der schwachen Frau. Der Mann begann sein Unrecht einzusehen und tat alles, um sich selbst zu beherrschen. Zum unaussprechlichen Trost Ritas gestaltete sich das erst so stürmische Eheleben ruhiger und friedvoller.
Doch nun kam eine andere harte Heimsuchung, ein furchtbarer Schlag für die schon so viel geprüfte Frau. Achtzehn Jahre waren schon seit Ritas Verheiratung verflossen, da geschah es eines Tages, dass ihr Gatte von feindlicher Hand ermordet wurde. Die schreckliche Nachricht ließ Rita bewusstlos zusammenbrechen. Auch die Heiligen unterliegen den Schwächen der Natur, fühlen wie alle Menschen ihre Eindrücke und Forderungen. Rita sah sich einem Abgrund von Trübsal gegenüber. Aber ihre durch Leiden gestählte Seele suchte und fand in Gott die Kraft, sich aufrecht zu halten. In christlichem Edelmut verzieh sie von Herzen dem Mörder ihres Mannes, ja legte für ihn Fürbitte ein, dass nicht die ganze Strenge der Gerechtigkeit ihn treffe. Das war Heldenkraft; aber selbst sie sollte die „starke Frau“ noch überholen. Frauenleid ist groß, Mutterleid noch größer, weil ja auch Mutterliebe die größte Liebe ist, neben und mit der Gottesliebe. Rita war Mutter von zwei Söhnen, und diese waren ganz dem Vater nach geartet. Sein heißes Blut und schlimmes Beispiel waren in ihnen wirksam. Die Sorgen und Mühen, die Furcht und Angst der frommen Mutter um eine gute Erziehung ihrer Kinder waren so viel und groß als sie eben sein müssen bei einer Mutter, die sich ihrer Pflicht voll bewusst ist, die anvertrauten Kinder für den Himmel zu erziehen. Der gewaltsame Tod ihres Vaters wollte nun mit einem Mal ihr langes mühevolles Erziehungswerk wieder gänzlich erschüttern. Den ohnedies heißblütigen Söhnen des Südens, zumal jener früheren Zeiten, wo die Hand zum Selbstschutz so leicht sich an die Dolchklinge legte, galt vielfach die Blutrache nicht als Untat, eher als Pflicht der Angehörigen eines Ermordeten. Nun erst diese Söhne, denen ein ausnehmend zornmütiger Vater sein Naturell vererbt hatte! Sie schwuren, nicht eher zu ruhen, bis der Mörder ihres Vaters in seinem Blut vor ihnen liege. Wer kann nun die Herzensangst der Mutter erfassen! Sie bat und beschwor die beiden geliebten Söhne, sie stellte ihnen alle Grundsätze des Rechtes und der Religion vor Augen. Umsonst! Mit Schaudern sah sie dem Tag entgegen, der ein neues namenloses Unglück für ihre Familie bringen konnte. Sie, die schon das ungewisse Los ihres so jäh dahingerafften Gatten in der anderen Welt folterte, musste nun vor der gleichen, ihren Schmerzenskindern drohenden Gefahr erzittern. Wer hat größeres Verständnis für eine solche Gefahr als eine Mutter, eine heilige Mutter! Wird ihr ein Opfer zu schwer werden, ein solches Unglück, das einzige Unglück, das es für den Menschen überhaupt gibt, von einem geliebten Kind abzuwenden? Heißestes Gebet aus blutendem Herzen genügt der Mutterangst nicht. Opfer wollte sie bringen, die schwersten; die Söhne selber, ihr irdisches Leben wollte sie opfern, wenn sie nur vor der schrecklichen Sünde, wenn nur ihre Seelen vor der ewigen Verdammnis bewahrt blieben. Und siehe, Gott nahm das heldenhafte Opfer des Mutterherzens an. Jakob und Paul, die beiden, wurden von einer Krankheit befallen und starben nacheinander, nicht befleckt von der blutigen Untat.
Nun stand Rita allein, eine Martyrermutter, die um Gottes und höherer Güter willen ihre Kinder hingegeben hat! Mochte sie nun auch nur für Gott allein leben, mochte ihre Liebe in Werken der Barmherzigkeit, wie sie das ja auch seither schon stets getan hatte, nun noch mehr den armen Mitmenschen schenken, ihr Herz blieb nicht ganz befriedigt. Unwiderstehlich zog sie nun wieder das Ordensleben an. Darum suchte sie demütig im Kloster der Töchter des heiligen Augustin in Cascia um Aufnahme nach. Dass aber die dortigen Nonnen es ablehnten, eine Witwe in ihre jungfräuliche Gemeinschaft aufzunehmen, finden wir begreiflich. Und doch war es gerade das Augustinerinnenkloster von Cascia, dessen religiöses Leben durch die heilige Rita gehoben und dessen Name durch sie in aller Welt bekannt werden sollte. Was nach menschlicher Weise mit natürlichen Mitteln nicht erreichbar scheint, weiß Gott mit seinen Kräften der Übernatur in Wirklichkeit zu setzen. Rita hatte sich auf dem gewöhnlichen Weg der Prüfungen des Menschenlebens so hoch zum Himmlischen emporgerungen, dass nun auch des Himmels Wunderkräfte nach Gottes Gnadenwahl in ihrem Leben zu spielen beginnen. In einer Nacht, wo sie wieder gar innig zu ihren heiligen Patronen, dem heiligen Johannes dem Täufer, dem heiligen Ordensvater Augustin und dem heiligen Nikolaus von Tolentino, dem eifrigen Augustiner-Volksmissionar (gestorben am 10. September 1306), um Hilfe in ihrem hoffnungslosen Anliegen flehte, da erschienen ihr diese und führten sie als himmlische Brautführer ins Kloster zu Cascia ein, ein ganz eigenartiges Ereignis, wie es sonst in der an merkwürdigen Vorgängen so reichen Geschichte der Heiligen kaum mehr zu finden ist.
Als Ordensfrau erfüllte Rita alle Vorschriften des Ordens mit ganzer Hingabe, die ihre Kraft und Ausdauer aus einer vollendeten Gottesliebe schöpfte. Gerühmt wird an der heiligen Rita besonders die Liebe zum Stillschweigen, ohne das ja der Geist der Sammlung und des Gebetes nicht gut bestehen kann. Die Übung des bereitwilligsten Gehorsams war eine ununterbrochene. Die Armut liebte sie so sehr, dass sie während der 44 Jahre ihres Klosterlebens nur ein einziges Ordenskleid brauchte, das freilich oft geflickt werden musste, dessen langes Aushalten aber wohl kaum auf natürlichen Bedingungen allein beruhen konnte. Um das Gelübde der Keuschheit möglichst vollkommen beobachten zu können, nahm die Heilige täglich dreimal die Geißelung vor, fastete viel, an den Ordensfesten bei Wasser und Brot, und mischte noch an Freitagen, des gekreuzigten Erlösers eingedenk, ein sehr bitteres Kraut unter ihre Speisen. Gott ließ es zu, dass seine treue Dienerin gerade um die Tugend der Herzensreinheit die heißesten und langwierigsten Kämpfe und die schwersten Versuchungen auszustehen hatte. Wurden diese gar zu heftig, so hielt die heroische Kämpferin ihre Hand über das Feuer und ermunterte sich selbst mit den Worten: „Rita, wenn du dies Feuer nicht erdulden kannst, wie wirst du dann in den höllischen Flammen aushalten können, die allen denen bereitet sind, die im Leben vom Feuer der Unlauterkeit entzündet sind?“ Solch außerordentliche Mittel, zu denen die Heiligen griffen, brauchen ja nicht nachgeahmt werden. Das Beispiel der heiligen Ordensfrau lehrt uns aber, wie auch die Bestgesinnten und Frömmsten nicht gegen Versuchungen wider diese Engelstugend gefeit sind, dass diese aber mit Gottes Gnade und beharrlichem Ringen in ihrem ungetrübten Glanz bewahrt werden kann.
Ein Gegenstand war es besonders, aus dem die Seele der heiligen Rita zeitlebens ihre Nahrung zog: Das Leiden Christi. Ihr ganzes geistliches Leben war von der liebenden Verehrung des Gekreuzigten beherrscht. Dort floss die Quelle ihrer Gnaden und Heiligkeit. Schon in ihrer Abtötung trug sie Christi Kreuz körperlich an sich. Seelisch gewahrte man eine fortschreitende Umgestaltung in den Gekreuzigten. Rita gehörte aber auch zu den bevorzugten Gnadenkindern, die der Herr zum wirklichen Mitleiden mit sich erhob. Einmal, im Jahr 1443, von tiefem Mitgefühl ergriffen, flehte sie, vor einem Kruzifix in der Klosterkapelle kniend, den Gekreuzigten inständig an, ihr einen einzigen Dorn aus seiner Krone zu senden, damit sie sein Leiden teilen und ihn trösten könne. Da fühlte sie unter einem durchdringenden Schmerz ihre Stirn verwundet werden. Wie ein Dorn drang es ein. Bald sollte die große Dulderin innewerden, was es heißt, Anteil am Leiden Christi zu haben. Immer größer wurde die Wunde und verbreitete überdies einen starken, pestartigen Geruch, selbst Würmer bildeten sich darin. Während sonst die Stigmatisierten die Kreuzigungswundmale des Herrn an sich trugen und mitlitten, wurde die heilige Rita das Abbild des dornengekrönten Heilandes, und was noch vielfach empfindlicher war, das Abbild des mit Schmach bedeckten, von den Menschen ausgestoßenen Erlösers. Gleich Hiob war die Arme geschlagen. Der Geruch der stets eiternden Wunde verscheuchte ihre Umgebung. Wie eine Ausgestoßene musste sie sich in ihre einsame Zelle zurückziehen. Zur leiblichen Qual war die Seelenqual der Verachtung und Schmach gekommen. Die Stirnwunde blieb bis zu Ritas Tod und schloss sich nur einmal vorübergehend, im Jubiläumsjahr 1450, wo die Heilige mit ihren Schwestern die Pilgerfahrt nach Rom mitmachte.
Der treuen Kreuzträgerin gab der Leidensbräutigam noch kurz vor ihrem Scheiden aus der Welt einen besonderen Erweis seiner Liebe. Wie er der heiligen Märtyrin Dorothea Rosen aus dem Himmel sandte, so erfreute er auch die starkmütige Märtyrin der Liebe mit gleicher duftiger Gabe, die aber der kalten Erde entsprosste, die ihre wohltätige Hand in ihrer Jugend bebaut hatte. Es war Mitte Januar, wo sie einer sie besuchenden Verwandten befahl: „Wenn du nach Rocca Porena kommst, dann gehe in den Garten meines Hauses, pflücke dort eine Rose und bringe sie mir.“ Und wirklich! An den vor Winterkälte starrenden Sträuchern fand sich ein grüner Zweig mit frischer, schönfarbiger Rose.
„Der Herr führt den Gerechten auf rechten Wegen, zeigt ihm das Reich Gottes, bereichert ihn bei seinen Mühen und segnet seine Arbeiten.“ (Weisheit 10,10) Die der Herr auf die Wege seiner engsten Nachfolge im Reich Gottes auf Erden geführt hat, ihr erschien er nun mit seiner heiligsten Mutter und zeigte ihr an, dass sie nach drei Tagen in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen werde. Am 22. Mai 1457 erfolgte der selige Hinübergang. Rita zählte 76 Jahre. Hatte Gott seine getreue Dienerin schon im Leben wunderbar bereichert und auch ihrem mächtigen Fürbittgebet gar oft Erhörung zugesprochen, jetzt nach dem Eingang in die ewige Herrlichkeit gewährt der Allgütige der Verklärten, als Erfüllung und Segnung ihrer Lebensarbeit, einen staunenswert reichen Rosenregen wunderbarer Gnadenerweise auf ihre Verehrer herabsenden zu dürfen. Zunächst ist es der Leib der Heiligen selber, das Werkzeug ihrer Buße und ihres Tugendlebens, den Gott verherrlichte. Als unverdächtiger, gewissenhafter Augenzeuge versichert uns der neueste Herausgeber einer Lebensbeschreibung „der Wunderrose von Cascia“, Augustinerpater Hugolin, dass er am 10. Oktober 1913 den ehrwürdigen Leib der heiligen Rita hat schauen können, wie er, der ohne einbalsamiert zu sein, in feuchter Erde ist bestattet worden, nach über 450 Jahren noch gut erhalten ist. Die Gebeine sind von Haut und Muskeln umgeben, das Antlitz etwas blass vom Alter, der Mund ist ein wenig geöffnet. Die Augen sind nicht eingesunken, sondern haben ihre natürliche Wölbung behalten und sind halb geöffnet, so dass die schwarzen Augensterne sichtbar werden. Merkwürdig ist hierbei, dass die Augen 171 Jahre hindurch geschlossen waren. Gelegentlich der Seligsprechungsfeierlichkeiten im Jahr 1628 aber öffneten sie sich zum größten Erstaunen der anwesenden Volksmenge.
Merkwürdig ist auch der Wohlgeruch, den der Leib der Heiligen oft verbreitet. Besonders wird er an ihrem Fest wahrgenommen. Dieser wunderbare Wohlgeruch, der oft auch schon Kranken die Gnade der Heilung andeutete, wurde wiederholt geprüft, wie alle anderen wunderbaren Ereignisse, und erst wieder am 25. Februar 1896 amtlich bestätigt.
Zahlreich und auffallend sind die Wunder, die Krankenheilungen und mannigfachsten Gebetserhörungen, die auf Anrufen der heiligen Rita erfolgten, von ihrem Tod angefangen bis in unsere Tage hinein. In hoffnungsloser Lage, in den verzweifeltsten Fällen nehmen die Gläubigen ihre Zuflucht zu ihr und finden Erhörung, so dass die heilige Rita „die Heilige des Unmöglichen“, die „Helferin in verzweifelten Fällen“ genannt wird. Die vielen unumstößlich beglaubigten Gebetserhörungen geschehen gerne durch Anwendung und andächtigen Gebrauch von geweihten Ritabildchen und Medaillen, von Ritabrot, -Rosen und -Öl (aus der Lampe in ihrem Heiligtum).
Da St. Rita als Frau in der Welt wie als Ordensfrau mit Vorliebe die armen Kranken gepflegt hat, ist sie die “Patronin der Krankenfürsorge“ geworden. Der Dritte Orden des heiligen Augustin in Würzburg nennt seine Krankenschwestern „Ritaschwestern“. Anderen dienen, stets offene Augen für die Not, offenes Herz zur mitleidigen Teilnahme, offene Hände in werktätiger Liebe haben, das ist das Zeichen des wahren Jüngergeistes Jesu Christi. „Alle deine Wege sind Barmherzigkeit.“
Die gottselige Renata, Herzogin von Bayern,
+ 22.5.1602 – Fest: 22. Mai
In der Zeit des allgemeinen kirchlichen Niederganges und politischer Wirrnisse hatte Bayern das Glück, tugendhafte und charakterfeste Fürsten zu besitzen. Herzog Wilhelm V., der 1579 zur Regierung kam, führt mit Recht den Beinamen der Fromme. Von väterlicher Liebe für seine Landeskinder beseelt, bewirtete er täglich zwölf der ärmsten Leute an seiner Tafel, versorgte jedes Jahr 72 Arme mit Kleidern und gab allen Dürftigen Arzneien und Lebensmittel, so viel er konnte. Als er 1598 freiwillig von der Herrschaft zurücktrat, lebte er heilig und abgeschieden wie ein Kartäuser. Von ihm und seinem Sohn, dem Kurfürsten Maximilian, konnte der Erzbischof Antonius von München 1880 beim Wittelsbacher Jubiläum mit vollem Recht sagen, dass sie eine die gewöhnlichen Grade weit überragende Frömmigkeit besaßen.
Die Gemahlin Wilhelms des Frommen, die Mutter des großen Kurfürsten, Renata, geborene Herzogin von Lothringen, führt öfters die Bezeichnung „selig“. Indessen hat die Kirche nicht über sie geurteilt. Wir müssen ihr aber nachrühmen, dass sie ein Muster heiligen Lebens gewesen ist.
Als Kind war Renata immer kränklich, und selbst die Ärzte hatten alle Hoffnung auf eine Wiedergenesung aufgegeben. Da nahm sie ihre Zuflucht zu höherer Hilfe. Sie gelobte eine Wallfahrt nach Loretto in Oberitalien. Darauf verfiel sie in einen todesähnlichen Schlummer. Die ersten Worte, die sie nach ihrem Erwachen sprach, waren „Gloria tibi, Domine!“ (Ehre sei dir, o Herr!) Die Krankheit war vorüber. Sie war und blieb von nun an gesund. Sie beschloss nun das ihr von Gott so wunderbar geschenkte Leben ganz zu seiner Ehre zu verwenden. Nie ließ sie das Ziel aus den Augen und sich stets nur vom Geist Gottes leiten, der in reinen Seelen seine Wohnung hat. Noch Jungfrau, verbreitete sie allenthalben den Glanz ihrer Tugenden und Gottseligkeit.
Im Jahr 1568 vermählte sich Renata, die Würde und Anmut und reiche Talente auszeichneten, mit Herzog Wilhelm von Bayern. Einer der ausgezeichnetsten Kirchenfürsten jener Zeit, Kardinal Otto von Truchseß, Bischof von Augsburg, hatte die Ehe unter großer Feierlichkeit eingesegnet. Die Pracht dieser Feier wurde mehrfach besungen und beschrieben. Sie sollte dem Bayernland zu neuem Segen gereichen. Die gottselige Herzogin wurde Mutter von zehn Kindern, von denen besonders zwei weittragenden und wohltätigen Einfluss auf ihre Zeitgenossen ausübten und die größten Verdienste um den katholischen Glauben sich erwarben: Kurfürst Maximilian und Herzogin Magdalena.
Diese Prinzessin Magdalena, das letzte Geschenk der frommen Ehe Renatens, tat sich vor allen Kindern durch eine besondere Frömmigkeit hervor. Vorzüglich erzogen – ein Verdienst der Eltern – sprach sie nicht nur geläufig Latein, sondern hatte auch Fertigkeit im Italienischen, Spanischen und Französischen. In Gottes Vorsehung war es gelegen, dass diese treu-katholische Fürstin die Gemahlin eines protestantischen Regenten, des Herzogs Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, aus der älteren Wittelsbacher Linie wurde. Vor ihrer Vermählung hatte Magdalena eigenhändig das katholische Glaubensbekenntnis niedergeschrieben und trug es stets als Urkunde ihrer Glaubenstreue bei sich. Unablässiges Gebet um die Rückkehr ihres Gemahls zur Mutterkirche, ihr eigenes musterhaftes religiöses Leben, eifriges Forschen des Herzogs Wolfgang selber, besonders Studium des Katechismus des heiligen Petrus Canisius führten den Herzog zur Wahrheit des katholischen Glaubens. Welche Freude für die fromme, gottselige Magdalena! Als der Herr sie am 25. September 1628 abrief, hatte sie den Trost, neben ihrem Gemahl auch viele ihrer Untertanen zur katholischen Religion zurückgekehrt zu sehen, besonders in Düsseldorf und der Umgebung, das damals zu Pfalz-Bayern gehörte. Ein protestantischer Adeliger tat über Magdalena den Ausspruch: „Diese gottselige Fürstin könnte die Anrufung der Heiligen, wie sie bei den Katholiken gebräuchlich ist, gar wohl rechtfertigen. Zu ihr, die so voll Barmherzigkeit ist, könnte ich meine Zuflucht nehmen, und ich bin gewiss, dass sie mir keine Bitte versagen würde.“
Diese trostvollen Erfolge hatte die Mutter, die edle Renata, nicht mehr erlebt. Nachdem sie ihrem Gemahl Wilhelm so zahlreiche Nachkommenschaft gegeben und ihre mütterlichen Pflichten aufs gewissenhafteste erfüllt hatte, gelobten beide Ehegatten gänzliche Enthaltsamkeit. Dieses Gelöbnis festigte die opferfreudige, sich selbst abgestorbene Frau durch ein noch strengeres Leben, als sie es bisher schon führte. Das Wort des Apostels: „Die Christus angehören, kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierlichkeiten“ hatte sich tief ihrem Herzen eingeprägt, als sicheres Geleitwort ihres heiligen Lebens. Ihren leiblichen Bedürfnissen gönnte sie nur das Notwendigste. Sie genoss so wenig, dass die Ärzte es als ein Wunder erklärten, wie sie mit so wenig Nahrung das Leben fristen könne. Ihre ganze Zeit widmete sie den Arbeiten ihres Berufes, dem Gebet und den Werken der Barmherzigkeit. Die Unterweisung der Ihrigen geschah mit solch zärtlicher Liebe, dass sie jedermann, der sie zu hören das Glück hatte, daran erbauen musste. Im Wohltun war sie eine mitleidige, alle mit weitem Herzen umfassende Mutter der Armen. Als Vorbild hatte sie sich die heilige Elisabeth von Thüringen erwählt, diese lieblichste Erscheinung aus der Zeit des höfischen Lebens in Deutschland. Unter dem Schutz dieser Patronin gründete sie das Elisabethenspital in München, wozu sie aus ihrem eigenem Vermögen 20.000 Dukaten verwendete. Ihren Gemahl unterstützte sie in der Stiftung des Herzogsspitals, des Kranken- und Waisenhauses. Dem Herzog gleich speiste auch sie täglich zwölf arme Frauen an ihrer Tafel, sie voll Liebe und Demut bedienend, und kleidete alljährlich zweiundsiebzig Arme. Sie ging selbst zu den Kranken in die armseligen Hütten, um Zeugin der Not zu sein und um gründlich und in der rechten Art abhelfen zu können. Herzog Wilhelm sagte öfters von seiner liebe- und mitleidsvollen Gemahlin: „Will man die Liebe malen, so muss man das Porträt der Herzogin fertigen, denn in ihr sind alle vom Apostel angegebenen Eigenschaften der Liebe vereint.“
Wie das Leben dieser frommen Frau war auch ihr Sterben. Seit der Thronentsagung ihres Gemahls hatte sich beider Leben zu einem völlig zurückgezogenen in der Maxburg gestaltet. Obwohl die Ärzte den Gesundheitszustand Renatens für gut ansahen, sprach sie selbst von ihrem Tod als nahe bevorstehend. Um sich darauf vorzubereiten, trat sie mit Herzog Wilhelm eine Wallfahrt nach Ebersberg zu Ehren des heiligen Sebastian und dann nach Altötting zur lieben Mutter Gottes an, um Abschied zu nehmen von ihrer treuen Beschützerin im Leben und um ihr das letzte Stündlein anzuempfehlen. Und wirklich hatte die Uhr ihres Lebens schon zum letzten Schlag ausgehoben. Gerade hier, in der heiligen Kapelle, während noch die gottselige, in rührender Beharrlichkeit der Gnadenmutter ergebene Verehrerin den Dank des Herzens der Schutzherrin ihres Lebens und Landes an den Stufen des Gnadenthrones niederlegte, meldete sich ein Fieber an. Niemand hielt es für gefährlich. Die Herzogin aber erkannte den Boten, der ihr den Hingang und die selige Vereinigung mit Gott ankündete. Am 22. Mai 1602 ging sie zur ewigen Belohnung ins andere Leben hinüber. Ihr Leib ruht in der von ihrem Gatten erbauten St. Michaels-Kirche in München. Das Herz der edlen Verstorbenen, die allgemein wie eine Heilige verehrt und wie eine Mutter, die man verloren hat, betrauert wurde, behielt der fromme Herzog Wilhelm als kostbare Reliquie für sich zurück. War dies doch die eine Hälfte seines eigenen Herzens, da beide wirklich nur ein Herz und eine Seele waren.
„Auch bei der größten Geldnot soll man keine Kosten sparen, damit in der Pflege der Kranken nichts versäumt werde. Man darf nicht zu sehr fühlen, dass darum das Vermögen vermindert werde. Es kehrt alles mit Zinsen zurück. Wer den Kranken in heiliger Meinung pflegt, pflegt Gott den Herrn selbst. Wer hier sparsam sät, wird auch sparsam ernten. Die lebendigen Tempel des Heiligen Geistes zu unterstützen, um ihren Einsturz zu verhüten, ist ein größeres Verdienst als Altäre zu erneuern. Stürzen diese, so lassen sich neue errichten; aber das Leben des Kranken kannst du nicht mehr zurückrufen. Es lässt sich nicht sagen, wie sehr unter dem Leiden des Körpers die Schwäche der Seele zunimmt. Tätest du nicht das Möglichste für ihn, so würde ihn ein zweifaches Übel drücken, seine Krankheit und deine Lieblosigkeit.“ (hl. Ignatius v. L.)
Der selige Johannes Bapt. Machado,
Priester und Märtyrer von Japan aus der Gesellschaft Jesu
und seine Gefährten Leo und Matthias,
+ 22.5.1617 – Fest: 22. Mai
Der selige Pater Machado wurde auf einer der Azoreninseln geboren. Noch nicht siebzehn Jahre alt, trat er 1597 in die Gesellschaft Jesu ein. Auf seine Bitten wurde er gleich nach dem Noviziat in die Mission geschickt und machte seine Studien zu Goa und zu Makao. 1609 kam er nach Japan. Zuerst war er tätig an den Höfen von Meako und Fuszima, dann in Cicongo und Bigen. Bei der allgemeinen Verbannung, die damals die Missionare traf, blieb er in Nagasaki und wirkte heimlich auf einigen Inseln. Aber von falschen Freunden verraten, fiel er in die Hände der Häscher. Als er zum Tode verurteilt wurde, sagte er: „Drei Tage rechne ich als die glücklichsten meines Lebens, den meiner Aufnahme in die Gesellschaft Jesu, den meiner Verhaftung und endlich diesen, wo es mir vergönnt ist mein Leben für meinen Heiland dahinzugeben.“ Am Gestade des Meeres bei Nagasaki wurde er am 22. Mai 1617 enthauptet.
Sein Gefährte Leo Tanaka stammte aus einer christlichen japanischen Familie und wurde von seinen frommen Eltern schon als Kind den Missionaren der Gesellschaft Jesu anvertraut. Später als Katechet der Gesellschaft zum Begleiter des Paters Machado bestimmt, folgte er ihm beständig auf allen apostolischen Reisen. Auf der Insel Goto wurde er mit ihm verhaftet. Er hatte Gelegenheit zu fliehen, aber er wollte lieber das Los seines Meisters teilen als den Schein einer Verleugnung des Glaubens auf sich zu laden. Der selige Leo Tanaka erinnert hierin an den heiligen Laurentius, der, als Papst Xystus zum Martertod geführt wurde, unter Tränen ausrief: „Wohin gehst du, Vater, ohne deinen Sohn?“ Er erhielt zur Antwort: „Nach drei Tagen wirst du mir folgen.“ Als Tanaka sah, dass ihm die ersehnte Marterkrone nicht zuteilwerden sollte, hörte er nicht auf unter heißen Tränen sich solcher Ehre für unwürdig zu bekennen. Doch sein Wunsch sollte bald erfüllt werden. Zehn Tage später wurde er auf einer Insel der Provinz Omura verhaftet und verurteilt. Freudig bot er sein Haupt dem Henker dar.
Am 22. Mai starb drei Jahre später der selige Matthias von Arima eines schrecklichen Martertodes. Er war der Gefährte und Katechet des Paters von Couros, der als Provinzial der Gesellschaft Jesu auch die Verwaltung der Diözese besorgte. Während der Verfolgung bediente dieser sich unseres Seligen zu gefahrvollen Sendungen. Einmal fragte er ihn, ob er wohl, wenn er eingefangen würde, die Missionare, deren Zufluchtsstätten er alle kannte, verraten werde. „Lieber lasse ich mir“, antwortete Matthias, „das Fleisch stückweise vom Leibe reißen, als dass ich jemanden verraten würde.“ Es waren keine leeren Worte. Von den Häschern ergriffen und vor den Statthalter geführt, spannte man ihn auf die Folter, um eine Aussage zu erpressen. Er blieb stumm. Da wandten die Henker die schreckliche Wassertortur an, d.h. sie füllten ihm den Leib gewaltsam mit Wasser und kneteten und schlugen ihn dann in entsetzlicher Weise. Mehrmals wiederholten sie diese Marter. Dann gaben sie ihm Faustschläge ins Gesicht, gossen ihm geschmolzenes Blei über den Rücken. Aber der Selige blieb stumm. Ermüdet ließen die Henker ab, um am folgenden Morgen die Marter fortzusetzen. Als sie ihn aber tot fanden, schlugen sie den Kopf vom Leib und stellten ihn aus mit der Inschrift: „Dieser ist hingerichtet, weil er Christ ist und die Missionare nicht hat verraten wollen.
Die seligen Leo und Matthias geben uns das Beispiel von Gefährten und Katecheten, die ihrem Missionar treu waren bis zum Tod, ja durch ihre Treue die Marterkrone erlangten. Sei auch du der Kirche treu, selbst im Kleinsten. Das bringt dir die Krone des Lebens.
Der selige Johann Forest, Franziskaner-Priester und Märtyrer in England,
+ 22.5.1538 – Festtag: 22. Mai
Unter allen Blutzeugen, die unter dem abtrünnigen König Heinrich VIII. in England für den katholischen Glauben starben, erlitt dieser Selige die grausamste Todesart. Vater Forest wurde zusammen mit dreiundfünfzig anderen englischen Märtyrern am 9. Dezember 1886 von Papst Leo XIII. seliggesprochen.
Johannes Forest war mit siebzehn Jahren in den Franziskanerorden getreten, hatte als Mönch in Oxford seine Studien gemacht und erscheint später als angesehener Prediger bei der berühmten Londoner Kirche St. Pauls Kreuz. Eine Zeitlang war er Guardian des Klosters der strengeren Regel zu Greenwich und Beichtvater der Königin Katharina. Auch beim König muss er in hohem Ansehen gestanden haben. Denn als dieser 1532 den Franziskanerobservanten heftig zürnte, weil zwei von ihnen in seiner Gegenwart sich erkühnten gegen die Ratgeber des Königs und seinen unchristlichen Ehehandel zu predigen, da gelang es Forest durch persönliche Einwirkung auf Heinrich die bereits beschlossene Unterdrückung der Observantenklöster noch einmal hintanzuhalten. Doch gab es in seinem eigenen Kloster feindselig Gesinnte, die an den gewissenlosen Ratgeber des Königs Cromwell fleißig über Forest berichteten. So fiel auch er in Ungnade. Als dann Heinrich VIII. 1534 seinen Bruch mit Rom vollendete, da mussten die Franziskanerobservanten, die als der einzige Orden von Anfang an mit Mut und Entschiedenheit für die Rechte des Papstes und der Königin eingetreten waren und deren begeisterter Lobredner früher der König selbst gewesen war, seine Rache kosten. Die Mönche wurden durch königliche Visitatoren auf alle Weise drangsaliert und sämtliche sieben Observantenklöster im August 1534 aufgehoben. Der selige Johann Forest kam in längere Haft, ob in einem Kloster oder staatlichen Gefängnis ist ungewiss. Gefasst sah er dem Äußersten entgegen. In einem Brief ermuntert die Königin Katharina ihren ehemaligen Beichtvater, sich der kurzen Qual mit Mut und Freude zu unterziehen. Der Gefangene drückt in seiner Antwort die Sehnsucht aus, bei Christus sein zu können. Indessen finden wir den seligen Bekenner zu Anfang 1538 wieder in Freiheit und friedlich im Kloster der Minoriten zu London leben, treu seiner Regel und unverdrossen tätig in der Seelsorge. Dass er sich diese Freiheit dadurch erwirkt haben soll, dass er sich, wie so viele andere Ordensleute und Prälaten, zum Eid auf die Erbnachfolge der Elisabeth in der Regierung und auf die geistliche Suprematie (Oberherrschaft) des Königs verstanden habe, ist weder glaubhaft noch erwiesen. Selbst ein anglikanischer Geschichtsschreiber weist auf die Unwahrscheinlichkeit hin, dass er, der einstige Provinzial, eines der hervorragendsten Mitglieder des Klosters von Greenwich, dessen Mönche alle sich 1534 so standhaft erwiesen haben, als der einzige sich dem Eid gefügt hätte. Im Verlauf von 1538 erlagen allein 32 Franziskaner den Leiden des Kerkers. Man wird Johann Forest wohl, nach anfänglich strenger Haft, freie Bewegung im Londoner Minoritenkloster, dessen Vorsteher ganz im Dienst der Regierung stand, unter der Bedingung gegeben haben, dass er sich den äußeren Verhältnissen füge. Diese stillschweigende Anerkennung könnte Forest selbst im Auge gehabt haben, wenn er später beim Verhör ausgesagt haben soll, dass er „den Bischof von Rom in seinem äußeren, nicht aber in seinem inneren Menschen verleugnete“. So schwieg Forest nach außen, aber laut predigte sein heiligmäßiger Wandel im katholischen Geist. Was er nicht offen sagen durfte, das Schrieb er ohne Scheu nieder. Er verfasste eine Schrift: „Über die Autorität der Kirche und des Papstes“, worin er den König scharf tadelte, dass er ohne Beruf sich den Titel: „Oberhaupt der Kirche Englands“ angemaßt habe. Noch war die Schrift nicht gedruckt, aber schon hatte Heinrich VIII. davon erfahren. Indessen gab der kluge und musterhafte Ordensmann keine Handhabe zu einer Anklage. Dazu wollte man nun seine seeleneifrige Tätigkeit im Beichtstuhl benützen. Besondere Spione wurden abgerichtet, ihm Gewissensfragen vorzulegen. Einem gelang es endlich, dem Beichtvater eine bestimmte Erklärung darüber zu entlocken, dass der König nicht das geistliche Haupt der Kirche sein könne. Hierüber bestärkte noch der Selige sein vermeintliches Beichtkind durch viele Stellen aus der Schrift.
Kurz hernach, Ende März 1538, wurde Forest gefänglich eingezogen und angeklagt, „er habe vielen Untertanen des Königs in geheimer Beicht erklärt, der König sei nicht oberstes Haupt der Kirche“. Seine Kerkerhaft war streng. Aber in allen Verhören weigerte er sich festen und unerschütterlichen Sinnes, auch nur um Haaresbreite von der Lehre der römisch-katholischen Kirche abzuweichen. Lieber wollte er den Tod und die furchtbarsten Qualen erdulden. Wiederholt schickte der König an den noch immer sehr angesehenen Gefangenen und ließ ihm Verzeihung und die höchsten Ehrenstellen anbieten, wenn er von seiner Treue gegen den Papst lassen wollte. Umsonst. Der königliche Tyrann wurde dadurch so erzürnt, dass er sich mit der für Hochverrat gewöhnlichen Todesstrafe nicht zufrieden erklärte, sondern wünschte, Forest dem Feuertod, der Strafe für die Ketzer, zu überliefern. Für den charakterlosen anglikanischen Erzbischof Cranmer, dem der Auftrag zufiel, war es keine schwere Aufgabe, den Franziskaner der Irrlehre, in seinem Sinn, als schuldig zu erweisen. Er legte ihm vier Thesen, theologische Behauptungen, vor, die offenbare katholische Wahrheiten enthielten. Nur eine über die Nachlassung der ewigen Strafe durch die Buße war nicht klar gestellt, durfte darum weder einfach angenommen noch auch verworfen werden. Der siebzigjährige Greis, durch wochenlange schwere Kerkerhaft geschwächt, scheint diesen Satz als unrichtig abgewiesen zu haben. Denn die Gegner triumphierten, Forest habe einen katholischen Glaubenssatz geleugnet, also „seine Irrtümer abgeschworen“. Schon bestimmte man den Tag, wo er in aller Form auf öffentlichem Platz Widerruf seines bisherigen Glaubens leisten sollte. Unterdessen aber hatte der Märtyrer, dem man, wie es scheint, durch Erleichterung der Haft entgegenkommen wollte, Gelegenheit gefunden, sich durch die heiligen Sakramente zu stärken. Mitgefangene Priester wussten Wege und Mittel, heimlich das heilige Messopfer zu feiern. Forest verweigerte ganz entschieden die Abschwörung. Nun wurde er des Rückfalls in die Ketzerei schuldig erklärt.
Die Qualen des Scheiterhaufens aber genügten noch nicht. Sie sollten für das arme Opfer noch bitterer, für den gemeinen und vornehmen Pöbel Londons noch würziger gemacht werden. Man stand gerade in der Zeit eines fanatischen Vernichtungswahnes gegen die bisher in England in hoher Verehrung gestandenen Gnadenbilder. Da wurde von einem Kommissär gemeldet, die einfältigen Leute glaubten, ein alter Heiliger von Nordwales, namens David, dessen Bild große volkstümliche Verehrung genoss, besitze die Macht, seine Schützlinge von den Qualen der Hölle zu befreien. Das passte ja vorzüglich zu der Lehre, die man dem verhassten Franziskaner unterschob. Ja von dem großen hölzernen Bildnis des Heiligen ging auch die Prophezeiung, es werde dereinst einen ganzen Wald verbrennen (Wald heißt auf englisch forest). Nur der Weissagung musste man doch zur Erfüllung verhelfen und den Forest mit dem Holz des walesischen Gnadenbildes verbrennen. Ein anglikanischer Kirchengeschichtsschreiber mein sogar, der nichtswürdige Cromwell habe von Anfang an den Prozess des ehrwürdigen Ordensmannes nach dieser Richtung geleitet. Die Gottlosen trieben mit dem Ernstesten und Heiligsten des Menschen, mit seinem Tod und seinem Glauben, ihren Spaß und Spott. Ganz London eilte am 22. Mai 1538 auf das Schmiedfeld hinaus. Cromwell selbst, der Lordmayor (Bürgermeister), Herzöge und Lords waren zugegen. Wie zu einem Faschingsspiel hatte man Vorbereitungen getroffen. Der hohe Galgen war mit Spottversen in großen Buchstaben geziert. Die von ihm herabhängenden Ketten mit Ringen waren bestimmt, das arme Opfer um die Mitte des Leibes und unter den Armen zu umschließen und so über dem Feuer in Schwebe zu halten. Der Abtrünnling Latimer, häretischer Bischof von Worcester, hielt eine Donnerrede gegen den Papst. Am Schluss fragte er den vor ihm stehenden Märtyrer, ob er leben oder sterben wolle. „Ich will sterben,“ antwortete mutig der Selige, „lasst euren Grimm an mir aus! Vor sieben Jahre hättet ihr um euer Leben keine solchen Reden zu predigen gewagt wie jetzt. Und wenn ein Engel vom Himmel herabkäme und mich eine andere Lehre lehrte als jene, die ich als Kind gelernt habe, so würde ich ihm nicht glauben. Nehmt mich, schneidet mich in Stücke, Glied für Glied, brennt mich, hängt mich, tut, was ihr wollt! Ich will von nun an meinem Glauben treu bleiben.“ Weiter ließ man ihn nicht reden. Er wurde in die Ringe geschlossen. Das unter ihm knisternde Feuer wurde mit den Spänen des Heiligenbildes zu heller Glut angefacht. In namenlosem Schmerz bäumte sich der Blutzeuge Christi unwillkürlich auf und suchte, sich an den Ketten emporhebend, dem Feuer zu entrinnen. Aber kein Wort um Gnade an seine Henker, kein Wort der Verleugnung, das man so gern gehört hätte, kam von seinen Lippen. Nur das Gebet: „Im Schatten deiner Fittiche werde ich hoffen, bis die Bosheit vorübergeht“ (Ps 56) hörte man ihn oftmals flüstern. Länger als eine halbe Stunde dauerte die entsetzliche Todesqual. Endlich erlag der Leib im Tod und der Selige schwang sich zu Gott empor, als würdiger Genosse der größten Märtyrer aus den ersten christlichen Zeiten.
Auch die Märtyrer hatten mit der menschlichen Schwäche zu ringen, erlagen ihr sogar bisweilen, auch sie spürten die ganze bittere Qual des Todes. Sie fanden aber die himmlische Kraft der Beharrlichkeit in dem, zu dem sie riefen: „Erbarme dich meiner, o Gott, denn auf dich verlasse ich mich. Auf deiner Flügel Schatten hege ich Zuversicht, bis die Gefahr vorüber ist. Zu Gott, dem Höchsten, rufe ich, zu Gott, meinem Wohltäter. Er sandte mir Hilfe vom Himmel und übergab meine Verfolger der Schmach.“ (Ps 56,2-4)
Rosa Maria Serio vom heiligen Antonius
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der ehrwürdigen Rosa Maria Serio vom heiligen Antonius, einer Karmelitin der alten Observanz. Rosa Maria war am 6. August 1674 zu Ostuni in der italienischen Provinz Bari als Tochter eines Professors der Medizin geboren. Erst vier Jahre alt, erhielt sie schon den Ordensberuf, den ihr der heilige Antonius ankündigte mit den Worten: "Sei ruhig Kind, und wenn deine Mutter nach Hause kommt, so sage ihr, sie möge dich eine Klosterfrau werden lassen." Rosa Maria lebte dementsprechend auch von frühester Kindheit an äußerst zurückgezogen, tugendhaft und fromm. Am 1. Oktober 1690 durfte sie in das Kloster zu Fasano eintreten, das kurz vorher von einem Unbeschuhten Karmeliten gestiftet worden war. Es wurde in diesem Kloster zuerst die ursprüngliche Regel das Karmelitenordens befolgt, dann aber die gemilderte Regel angenommen. Hier erquickte sie der Herr durch wunderbare Ekstasen und Visionen. Der Beichtvater und die Oberen hingegen prüften sie durch strengste, dem Anschein nach grausame Zurechtweisungen und Befehle. Dazu kamen harte Versuchungen von Seiten des bösen Feindes. Rosa Maria ließ sich jedoch durch all das nicht beirren, sondern ging nach wie vor den Weg der aufrichtigsten Demut, des blinden Gehorsams und der gewissenhaftesten Pflichttreue. Während der Karwoche des Jahres 1700 ließ sie der Herr an den Bitterkeiten seines Leidens Anteil nehmen. Zur Erinnerung an diese besondere Gnade blieben ihr an Händen und Füßen wie an der Seite die Wundmale, die ihr beständig Schmerz verursachten. Sieben Jahre sah nur sie selbst die Spuren der Wundmale des Herrn, später wurden sie für jedermann sichtbar, bis sie nach sechzehn Jahren Gott wieder schloss. Von dieser Zeit ab blieb ihr nur mehr der innere Schmerz und ein kleines äußerliches Zeichen an der Handfläche, eine Art dicke, runde Schwiele von der Größe einer kleinen Silbermünze, oben mit weißlicher Haut, unten kirschrot. Ähnlich war es am oberen Teil der Füße, wie außer den Ordensfrauen als Augenzeuge Don Ferrara bezeugt, der ihr die Letzte Ölung spendete. Seit dem Dezember des Jahres 1723 hatte sie fast beständig mehr oder weniger durch Husten und Blutbrechen zu leiden. Rosa Maria ertrug alles mit größter Ergebung zur Ehre Gottes. Ihre letzten Worte waren: "Sanctus, Sanctus, Sanctus." Der Generalvikar der Diözese hielt das Requiem, bei dem der Magistrat, der Adel und die gesamte Bürgerschaft teilnahm. Der Obere hielt eine Rede über ihre heroischen Tugenden, außerordentliche Gnaden und die durch sie gewirkten Wunder. Allenthalben konnte man hören, wie die einen den anderen zuriefen: "Die Heilige ist gestorben" "Gehen wir, um die Heilige anzusehen!" Ihre Vaterstadt Ostuni wollte sie dadurch ehren, dass sie am 7. März 1737 ihre ganze Familie in den Adelstand erhob.
Pater Bernardin vom heiligen Nikolaus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 22. Mai 1794 empfing der gottselige Pater Bernardin vom heiligen Nikolaus (Florentin Nicolas) den Lohn für sein Martyrium. Pater Bernardin, geboren am 28. September 1739 zu Nancy, hatte von Jugend auf ein zur Frömmigkeit geneigtes und der Ausgelassenheit entgegengesetztes Wesen. War er schon als Novize überaus treu gewesen, so schien er nach der heiligen Profess seinen Eifer noch zu verdoppeln, so dass seine Mitbrüder gemeinschaftlich sagten, "er müsste den Eifer des heiligen Bernardin haben". Wie würdig betete er sein Brevier! Und wie eifrig verlegte er sich auf das Studium der Heiligen Schrift und der heiligen Väter, besonders des heiligen Augustin und des heiligen Thomas. Mit ihnen wurde er so vertraut, dass er als Vorsitzender der philosophischen und theologischen Übungen imstande war, ungenaue Anführungen sofort zu berichtigen. Mit Recht wurde ihm deshalb nacheinander der Lehrstuhl für Philosophie und Theologie anvertraut. Wiederholt war er auch Novizenmeister. Zur Zeit der Unterdrückung des Ordens war er Prior zu Nancy, wo er auch verblieb, nachdem er am 4. Januar 1791 das liebe Kloster verlassen musste. Am 8. April 1793 wurde er verurteilt, am 5. Mai ins Gefängnis geworfen. Er selbst kannte die Gründe seiner Verurteilung gar nicht, sein Name stand eben auf der Liste derjenigen, die den Eid auf die Republik nicht geleistet hatten und deshalb zur Deportation bestimmt waren. Am 22. Mai 1794 starb er an Bord der "Deux-Associés". Sein Leichnam ruht auf der Insel "Madame", die in "Bürgerinsel" umgetauft wurde.
Mutter Theresia von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Theresia von Jesus. Mutter Theresia erblickte das Licht der Welt zu Graz am 4. Januar 1629 und war eine Tochter des edlen Herrn von Strobel. Sie lebte glücklich im Kreis der Ihrigen bis zum Jahr 1645. Während der Fastnachtszeit dieses Jahres veranstalteten ihre Eltern ein großes Ballfest. Es versteht sich von selbst, dass sich die reizende Erbtochter des Hauses daran beteiligen musste. Maria Theresia wollte sich in einer glänzenden Toilette zeigen und sparte nicht Mühe noch Zeit, sich auf das prächtigste zu schmücken. Endlich war sie fertig und eilte, um als die letzte einzutreten und aller Augen auf sich zu lenken und zu entzücken. Bevor sie die Schwelle des Ballsaales überschritt, traf ihr Blick ungewollt das Bild des leidenden Heilandes, das über der Tür hing. Theresia nahm sich nicht Zeit, es lange zu betrachten, jedoch der Blick des Heilands traf sie und das so ernst und streng, dass sie es wie den härtesten Vorwurf fühlte. Theresia wollte vorwärts eilen, doch eine unsichtbare Macht hielt sie zurück. Festgebannt und von Angst erfüllt, musste sie nun zum Heiland in dem Bild emporblicken. Dieser sprach: "Meine Tochter, du gehst in sündigem Reiz zu Freude und Tanz. Sieh mich mit dem schweren Kreuz, an dem ich blutend für dich gestorben bin, um deiner Seele das Heil zu erwerben! Kannst du so vermessen sein, zu vergessen, was ich für dich getan habe?" Nun war Theresia völlig überwältigt und sank ganz zerknirscht auf die Knie nieder. Wie staunten die Festteilnehmer, da sie durch die geöffnete Tür blickend, das herrlich geschmückte Mädchen so daliegen sahen. Sofort eilten einige herbei, um ihr behilflich zu sein und sie in den Saal zu führen. Theresia war indes die Lust dazu vergangen. Sie kehrte unverweilt in ihr Zimmer zurück. Drei Tage schloss sie sich ein und rang in heißem Kampf mit sich selbst. Nachdem ihr Entschluss gefasst war, trat sie vor ihre Eltern hin und erklärte: "Ich will Karmelitin werden, um ein Leben strengster Buße zu führen." Das Christusbild schenkte sie den Franziskanern zu Graz, in deren Kirche es gegenwärtig noch einen Altar schmückt. Sie selbst begab sich in das Kloster der Karmelitinnen, bei denen sie im Jahr 1647 auch Profess ablegte. Im Jahr 1656 wurde sie zur Gründung des neuen Karmel in Prag abgeordnet, wo sie wiederholt das Amt der Subpriorin, der Novizenmeisterin, einmal auch das der Priorin übertragen erhielt. Im Jahr 1677 lähmte ihr ein Schlaganfall die eine Seite. Eine harte Prüfung, die elf Jahre währte, in der Theresia sich aber untadelhaft erwies und alle durch ihre wahrhaft bewunderungswürdige Geduld erbaute. Endlich kam der Tag ihrer Erlösung heran. Am 22. Mai 1688 abends, als die Mitschwestern eben von dem feierlichen "Salve Regina" zurückkehrten, entschlief sie, den Namen Jesus rufend und die durch so lange Leiden geprüfte und geläuterte Seele friedlich aushauchend.
Gebet am 22. Mai
Meine liebste Mutter, auch ich bin einer, der pilgert im Tal der Tränen und täglich deines Schutzes und Beistands bedarf. Ich nehme also meine Zuflucht zu dir und bitte dich vertrauensvoll, du wollest mir stets deinen mütterlichen Schutz angedeihen lassen. Ich gelobe dir, dass ich mich für deine Güte dankbar bezeigen und von den Gütern und Gnaden, die ich durch deine Vermittlung von Gott erhalte, jederzeit einen guten Gebrauch machen werde. Mein unablässiges Streben wird sein, nach deinem Beispiel Gott in guten wie in schlimmen Tagen mit gleicher Treue zu dienen, damit ich nach diesem vergänglichen Leben eingehen darf in die Freuden des ewigen Lebens. Amen.
Zu Gott
Allmächtiger Gott, der Du die heilige Julia auf verschiedene Art geprüft und bewährt gefunden hast, verleihe uns die Gnade, dass wir durch die genaue Erfüllung unserer Standespflichten und durch unsere Geduld im Leiden Dir gefallen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Die heilige Julia, deren Leben heute beschrieben wird, hat in ihrer Sklaverei durch eifriges Gebet sich zur Marter vorbereitet, insbesondere aber zur Fürbitte der seligsten Jungfrau ihre Zuflucht genommen, um sie zu erhalten.
Andacht am 22. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Werde nicht betrübt, weder über Trockenheiten, noch über Zerstreuungen, noch auch über Versuchungen, wenn du die Freiheit des Geistes erlangen willst. Trachte in solchen Fällen den Frieden in deinem Herzen zu bewahren." (Die heilige Theresia von Avila)
Wenn der böse Geist wahrnimmt, dass man in der Versuchung sich mutig zeigt, verliert er beinahe die Hoffnung zu siegen; nimmt er dagegen wahr, dass der Mensch sich fürchtet, so wird er kühn. "Ein Krieger, der mutlos ist, ist schon halb besiegt", sprach der heilige Antonius.
Als einst die heilige Katharina von Siena von schweren Trockenheiten befallen war, ermutigte sie sich selbst, und redete sich mit folgenden Worten an: "Du schlechtes Geschöpf, müsstest du auch dein ganzes Leben hindurch diese Finsternisse und Peinen leiden: solltest du nicht sehr froh sein, um diesen Preis den ewigen Qualen zu entkommen!" Ein einfacher Vorsatz nicht zu sündigen, den die Seele zur Zeit der geistigen Trockenheiten fasst, wägt in den Waagschalen des Herrn mehr als tausend Entschlüsse, die zur Zeit des Trostes mit großem Eifer gefasst werden. Dies ist die einstimmige Sprache aller Lehrer des geistigen Lebens.
Verleihe mir, mein Gott, dass ich in Versuchungen und Trübsalen das Vertrauen nicht verliere, sondern dass ich mich demütige, Dich anrufe, mit Dir vereint bleibe, und dass diese Prüfungen mir zu einem Mittel werden, in Deiner Liebe zuzunehmen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 22. Mai
"Der vollkommene Held ist, wer die Versuchungen,
und die Neigung seiner Natur zur Sünde überwindend,
eine vollkommene Herrschaft über seinen Geist ausübt."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 22. Mai - Von der Mäßigkeit
Gib, Herr, die Weisheit mir zur Führerin.
Sie leite keusch und mäßig mich durchs Leben;
Und lehre mich, mit unbeflecktem Sinn
Zu dir, mein Schöpfer, selig mich erheben.
1. Betrachte die freundlich-ernste Tugend der Mäßigkeit mit Liebe, denn ihre Hände sind voll der Gaben, sowohl zu einer großen Vollkommenheit dich zu erheben, als selbst zu einem gesunden und frohen Lebensalter dich zu führen. Wer die Vorschriften der Mäßigkeit nicht befolgt, der wird sich niemals über sich selbst und zur Betrachtung himmlischer Dinge erheben. Denn gleichwie die Nebel und Dünste der unteren Luft den Anblick der Sonne verwehren, also verwehren die Dünste des Weines und übermäßiger Speisen den Anblick heiliger Wahrheiten. Darum auch waren alle, durch das Licht der Betrachtung erleuchteten Heiligen, der strengsten Mäßigkeit ergeben.
2. Niemals auch wirst du ohne die Hilfe dieser heilsamen Führerin zu wahren Tugenden gelangen. Denn wo liegt der Ursprung und Grund aller unserer ungeordneten Triebe und Begierden, wenn nicht in dem Fleisch, das wir von Adam angezogen haben? Je einfacher und mäßiger es also genährt wird, um so schwächer werden auch unsere Leidenschaften, und um so leichter unser Kampf gegen alle Hindernisse, die unserer Vollkommenheit sich entgegensetzen. Ein trockenes Erdreich bringt nur wenige, trockene und magere Pflanzen hervor. Aus einem fetten Erdreich dagegen, das überdies gedünkt und bewässert wird, sprossen starke und fette Pflanzen auf. Also keimen im Herzen des Enthaltsamen nur wenige und schwache Antriebe zum Bösen. Im Herzen des Unmäßigen aber sprossen sie in solcher Fülle und mit solcher Kraft, dass sie ihn zu allen fleischlichen Lastern antreiben.
3. Wenige und einfache Speisen, durch Gottes Segen und Liebe gewürzt, genügen der Natur, und sind unserem Pilgerstand gemäß. Unmäßigkeit erzeugt Krankheiten ohne Zahl, die die Natur des Menschen beflecken und zerstören. Die Mäßigkeit hingegen ist die Mutter der Gesundheit, die Tilgerin der Laster, die Freundin der Tugenden, die Grundfeste der Keuschheit und die Verlängerung des Lebens. Durch sie wird der alte Mensch gekreuzigt und Gottes Gnade erworben. "Die Weisheit wird mich in meinem Tun besonnen leiten und mich in ihrem Lichtglanz schützen." (Weisheit 9,11)
23. Mai
Der heilige Desiderius, Bischof und Märtyrer von Vienne, Frankreich,
+ 23.5.612 - Fest: 23. Mai
Der heilige Desiderius war aus einem vornehmen Geschlecht in der Gegend von Autun in Gallien um die Mitte des sechsten Jahrhunderts geboren. In früher Jugend schon widmete er sich den Wissenschaften, in denen er glänzende Fortschritte machte. Er kam nach Vienne. Da verehrte er den Erzbischof Ramatus wie einen Vater und wurde von ihm wie ein Sohn geliebt, sorgfältig unterrichtet in der Wissenschaft des Heils und geleitet auf der Bahn der Tugend. Er widmete sich dem Dienst der Kirche, anfänglich in den niederen Verrichtungen, dann als Diakon. Sein Eifer für die Ehre Gottes und für das Heil der Gläubigen war sehr groß und ganz unbefleckt sein Wandel. Deswegen wurde er nach dem Tod des Erzbischofs Verus, um das Jahr 594 zum Oberhirten der Kirche in Vienne bestellt. Die eifrige Amtsverwaltung und die Heiligkeit des Lebens erregte den Neid einiger seiner Mitbrüder. Dazu kam der Hass der Königin Brunehild, der ihm die bitterste Verfolgung und die schwersten Drangsale einbrachte.
Brunehild war die Tochter des Visigothischen Königs Athanegild, vermählt mit dem austrasischen König Siegebert, der im Jahr 595 nahe bei der Stadt Doruik von erkauften Meuchelmördern getötet wurde. Während der Regierung ihres Sohnes Childebert und ihrer Enkel Theudebert und Theuderich maßte sich eine große Gewalt in der Reichsverwaltung an und überließ sich dabei einer sehr ausschweifenden Lebensweise. Nach der Erzählung einiger Geschichtsschreiber soll sie selbst mit ihrem Neffen, dem Meroveus, einem Sohn des Königs Chilperichs, in blutschänderischer Verbindung gelebt haben. Der heilige Desiderius verurteilte mit großem Nachdruck ihre Vergehen und erklärte, wie einst Johannes der Täufer, ihre Verbindungen für unerlaubt und sündhaft. Dadurch reizte er den Zorn der wollüstigen Frau und entflammte gegen sich ihre Rachsucht. Diese zu befriedigen, versuchte sie Hohe und Niedere, die Bürgerlichen und die Soldaten gegen den gottseligen Bischof einzunehmen. Sie ließ nichts unversucht, mancherlei Beschuldigungen und Anklagen gegen ihn aufzubringen und durch falsche Zeugen bestätigen zu lassen. Es wurde eine Versammlung von Bischöfen nach Chalons an der Saone berufen, die, irregeleitet durch die Anklagen und die falschen Zeugnisse, den Desiderius des heiligen Amtes enthob, worauf er um das Jahr 603 auf eine Insel verbannt wurde.
Gott war in diesem fremden Aufenthaltsort sichtbar mit seinem Diener, wie einst mit dem Josef in Ägypten, und bestätigte dessen Unschuld und Heiligkeit durch mehrere wundervolle Werke, die er durch ihn geschehen ließ. Die Bewohner der Insel bewiesen ihm große Verehrung und er stiftete unter ihnen großen Segen durch das heilige Evangelium. Nach vier Jahren wurde er zurück berufen zu seiner Kirche nach Vienne. Unbeschreiblich war der Jubel, mit dem er von seiner gläubigen Herde empfangen wurde. Unzählige Menschen strömten dem geliebten Hirten entgegen vor die Stadt, in die sie ihn unter lautem Freudengeschrei begleiteten.
Das Hass der Brunehild war aber noch nicht erloschen und noch nicht gestillt ihre grenzenlose Rachlust, im Gegenteil noch mehr angeflammt durch die große Verehrung, die dem Mann Gottes allgemein bewiesen wurde. Ein Beamter der Stadt Vienne ließ sich von ihr gewinnen und zum verabscheuungswürdigen Werkzeug ihrer Rache gebrauchen. Er quälte auf alle ihm mögliche Weise nicht allein den Bischof, sondern auch dessen Geistlichkeit. Jeder Anlass, die Diener Gottes zu lästern, zu verleumden oder auf was immer für eine andere Art sie zu drängen, war dem niederträchtigen Mann willkommen. Jede Schwierigkeit und jeder Kummer, die er ihnen verursachen konnte, verschaffte seinem bösen Herzen große Freude. Eines Tages ließ er zwölf Kirchendiener ergreifen, sie in Fesseln legen und in ein tiefes Gefängnis werfen, in dem sie lange Zeit schmachten mussten. Jede Verwendung für ihre Rettung blieb fruchtlos. Desiderius flehte für sie zu Gott ohne Unterlass. Gott erhörte sein Flehen, erbarmte sich seiner Knechte und erlöste sie auf wunderbare Weise. In einer Nacht stand der heilige Severus, der vor vielen Jahren als Priester zu Vienne gestorben war, im Gefängnis mitten unter ihnen, weckte sie auf vom Schlaf, löste ihre Fesseln und führte sie sie, wie einst der Engel Gottes den Petrus, aus dem Kerker. Sie gingen in die Kirche des heiligen Stephanus, wo das Grab des heiligen Severus war, dankten da, und priesen Gott für die Errettung, und dann zu Desiderius, dessen Freude unaussprechlich groß war. Groß war auch die Freude und der Jubel des gesamten gläubigen Volkes.
Der König Theuderich bezeigte große Verehrung für den Erzbischof. Er schickte Abgeordnete zu ihm mit der Bitte, dass er sich an sein Hoflager bemühen wolle, weil er in einer wichtigen Sache sich mit ihm zu beraten wünsche. Desiderius erschien und riet dem König auf die deshalb an ihn gestellte Frage, dass er sich verehelichen solle, wobei er die Worte des Apostels anführte: „Ein jeder Mann habe seine Frau, und eine jede Frau ihren Mann. Gott wird die Ehebrecher verdammen und die Entehrer seines Tempels zu Grunde richten.“ Dadurch wurde die Brunehild noch mehr als je zuvor gegen den Erzbischof erbittert. Denn sie hatte bisher die Verehelichung des Königs immer verhindert, aus Furcht, ihr Ansehen würde leiden, wenn eine Königin am Hofe wäre. Zudem musste sie sich durch die Erklärung des heiligen Mannes auch selbst in ihrer ärgerlichen Lebensweise sehr getroffen fühlen. Die Gottlose fasste den Entschluss, den Erzbischof töten zu lassen, und bestellte zur Ausführung des Mordes drei von ihren Günstlingen, die ebenso gottlos wie sie selbst waren. Diese lauerten dem Desiderius überall auf, selbst an den Kirchentüren, um ihn in ihre Gewalt zu bekommen und den Todesstreich ihm versetzen zu können. Die mörderischen Nachstellungen blieben dem Erzbischof nicht unbekannt. Dessen ungeachtet behielt er frohen Mut, setzte sein Vertrauen auf Gott, und war bereit, um des Herrn willen sein Blut zu vergießen. Er wurde schließlich ins Gefängnis geworfen und bald darauf bis an die Grenzen von Lyon geschafft. In der Gegend von Lyon, unweit des Flusses Chalorone, wurde er von Beffanus, Gasifredus und Beton angefallen, so hießen die oben erwähnten Günstlinge der Brunehild. Der Erzbischof warf sich auf seine Knie, betete und reichte dann freudig seinen Nacken dar, den Todesstreich zu empfangen. Er war von gläubigem Volk umgeben, das ein lautes Jammergeschrei erhob und seiner mit großem Eifer der Liebe sich annahm. Allein unvermutet wurde von einem der Mörder ein Stein geschleudert, der den Kopf des Desiderius traf und ihn zur Erde stürzte. Bald darauf rannte ein anderer herzu und schlug mit einem Pfahl den Heiligen vollends tot – im Jahr 612.
Die Leiche wurde ehrenvoll beerdigt an dem Ort, der heutzutage St. Didier heißt, und sein Grab durch vielfältige Wunder verherrlicht.
Wenige Jahre danach nahm die grausame Brunehild ein grausames Ende. Sie wurde gefangen und ihrem Gegner, dem König Klotar, vorgeführt, der sie drei Tage auf das schmerzlichste peinigen ließ, danach auf ein Kamel setzen, in der ganzen Armee zur Schau herumführen, endlich mit den Haaren, einem Arm und einem Bein an den Schweif eines unbändigen Pferdes binden und zu Tode schleifen ließ.
Gebet am 23. Mai
O Mutter der Barmherzigkeit, du stehst Gott jetzt so nahe, als Königin der ganzen Welt bist du auf einen so erhabenen Thron gesetzt. Sättige dich an der Herrlichkeit deines Jesus und lass uns, deinen Dienern das, was dir übrig bleibt, zukommen. Du bist schon so glücklich, an der Tafel deines Gottes Zutritt erlangt zu haben, indes wir hier auf Erden gleichsam unter deinem Tisch gleich armen Hündchen liegen und dich um Barmherzigkeit anrufen. Bitte für uns! Amen.
Zum heiligen Desiderius
Bitte auch für mich, heiliger Bischof, und erwecke mir die Gnade, dass mich keine menschliche Rücksicht jemals von den ewigen Dingen abhalten möge. Drücke die erhabenen Aussprüche des großen Gottes tief in mein Herz ein, auf dass ich unter ihrer Anleitung in allen Dingen so handle, damit sie mich dann nach dem Ende meines irdischen Lebens hingeleiten mögen zu Gott, dem Grund und Ursprung aller Dinge. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag wurde im Jahr 431 das Allgemeine Konzil zu Ephesus zur Ehre der allerseligsten Jungfrau gegen den Nestorius, der ihr die Würde einer Mutter Gottes rauben wollte, angesagt.
Andacht am 23. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Sei in deinen Beschäftigungen und Mühsalen immer heiter und froh gemutet; alle erwarten dies gute Beispiel von dir." (Der heilige Franz von Sales)
Der Abt Johannes, der Kleinere genannt, erzählte von sich selbst Folgendes: "Als ich einstmals mit Stricken und Seilen aus Palmen beladen auf dem Weg war, der nach der Scythischen Wüste führt, da traf ich einen Kameltreiber an, der durch seine Reden mich zum Zorn reizen wollte. Ich aber ließ alsbald die Bürde, die ich trug, zurück, und lief eilend davon."
Der heilige Athanasius schreibt vom heiligen Antonius, man habe ihn zu jener Zeit so fröhlich gesehen, als ob jeder Tag ihm ein Ostertag gewesen sei. Wäre irgendein Fremder in die Wüste gekommen, ihn zu sehen und hätte ihn unter einer großen Anzahl Mönche angetroffen, so hätte er ihn unter allen anderen sogleich an dem Frohsinn und der Freundlichkeit erkannt, die auf seinem Angesicht leuchteten. "Diese große Freude, " fährt der heilige Athanasius fort, "entsprang seiner großen Hoffnung auf den Himmel. Immer war sein Gemüt mit ewigen Dingen beschäftigt, deren er nicht gedenken konnte, ohne von heiliger Freude durchdrungen zu werden."
Gib mir, Herr, großes Vertrauen ein, dass ich durch die Verdienste meines Erlösers in den Himmel komme, und lass dieses heilige Vertrauen dahin wirken, dass ich immerdar heiter und freudig bin, und Dich, meinen Gott, für alles preise. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 23. Mai
"Seht, ob die ewige Majestät,
die alle Ereignisse der Erde in ihrer Weise loben,
und sich zu ihren Füßen neigend anbeten,
unsere Anbetungen, unsere Lobpreisungen,
unseren Cultus und unsere Liebe verdient."
hl. Rosa von Lima OP
1586 bis 24.8.1617
Betrachtung am 23. Mai - Von der Lehre der Wahrheit
O Geist Gottes, reinstes Licht.
Geist der Liebe, Geist der Wahrheit,
Der zu frommen Herzen spricht:
Komm, es lehre deine Klarheit
Unsre Herzen fromm und rein
Und Gott wohlgefällig sein.
1. Gleichwie irdische Dinge unseren Augen nur dann sichtbar werden, wenn das äußerliche Licht sie erhellt, also vermögen es auch die Augen unserer Erkenntniskraft nicht, göttliche Dinge zu erkennen, wenn nicht der Heilige Geist durch sein göttliches Licht sie erleuchtet. Rufen wir ihn daher täglich um seine heilige Erleuchtung an, denn er ist der Geist der Wahrheit, der allein uns die himmlische Weisheit lehren kann. Woher so viele falsche und bestochene Urteile der Vernunft? Woher, dass so viele das Böse gut, das Gute böse, das Licht Finsternis, und die Finsternis Licht nennen, außer weil das Licht des Heiligen Geistes fern von solchen Herzen ist?
2. Bei jenem allgemeinen Fall der menschlichen Natur, wo alle innerlichen Kräfte des Menschen geschwächt wurden, wurde auch die vorzüglichste von ihnen, die Vernunft- und Erkenntniskraft, durch die schwarze Finsternis der Begierlichkeit verdunkelt. Denn aus diesem babylonischen Ofen steigen nicht nur Flammen sündhafter Begierden, sondern auch Rauch und Dünste auf, die die Helle unseres Verstandes verdunkeln. Daher die traurige Erscheinung, dass viele so vieles kennen, das durchaus nicht zu ihrem Heil dient, aber sehr ungelehrig für die einzige Wahrheit sind, die sie zum Heil führen kann, weil die sinnliche Begierlichkeit dieser Erkenntnis mit ihrer ganzen Kraft sich widersetzt. Kommt daher das Licht des Heiligen Geistes uns nicht zu Hilfe, so bleiben wir in beständiger Finsternis.
3. Solche Menschen haben von der hohen Würde der Kinder Gottes auch nicht den entferntesten Begriff. Sie werden über den Beifall törichter Menschen vor Stolz aufgedunsen, und finden sogar Gründe auf, vollkommen zu rechtfertigen, was die Leidenschaft begehrt. Darum beten wir inbrünstig zu diesem Geist der Wahrheit, dass er der Geist unseres Geistes sei, durch sein Licht uns erleuchte, und durch seine Kraft uns stärke, damit weder die Lockungen der Welt, noch die Lüsternheit des Fleisches, noch das Irrgerede der Gottlosen uns zum Wanken bringen, auf dass wir bis ans Ende in der Gerechtigkeit ausharren, und der Aufnahme in das Reich der ewigen Klarheit gewürdigt werden. Psalm 51,13: "Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir."
24. Mai
Der heilige Vinzenz von Lerin, Priester und Mönch,
+ 24.5.450 – Fest: 24. Mai
Vinzenz, der heilige, in Gallien, dem heutigen Frankreich geboren, erhielt eine gelehrte Erziehung und machte in den Wissenschaften große Fortschritte. Er widmete sich zuerst dem Kriegsdienst und zeichnete sich darin aus. Aber, wie er es selbst sagt, bald dachte er über die Eitelkeit der irdischen Dinge nach und beschloss, in der Religion einen sicheren Hafen zu suchen, um den Stürmen der Welt zu entgehen. Eine kleine abgelegene Insel war der Ort, den er sich zum Aufenthalt wählte. Nach Genadius war es das berühmte Kloster Lerin. Vincenz verglich die flüchtigen Augenblicke der Zeit mit dem Wasser einer Quelle, das nie mehr zurückkehrt, deshalb ließ er keinen einzigen unbenützt vorübergehen. – Auf der anderen Seite erwog er, dass es nicht hinreichend sei, gut zu leben, sondern dass man auch den Glauben besitzen müsse, die Grundlage aller christlichen Tugend. Er empfand einen lebhaften Schmerz, als er den Schoß der Kirche durch Irrlehren zerrissen sah. Sein Gehorsam der Kirche gegenüber und seine Kenntnisse in der Religion schützten ihn vor dem Gift der Irrlehre. Anders aber verhielt es sich mit den Gläubigen, deren Glauben noch wankend oder deren Unterricht nicht fest genug war. – Um sich gegen die falsche Lehre zu wahren und den Schwachen, die schon das Unglück gehabt hatten, sich verführen zu lassen, die Augen zu öffnen, schrieb er mit ebenso großer Klugheit als Kraft und Beredsamkeit ein Buch mit dem Titel: Commonitorium, oder Warnung gegen die Irrlehrer. – Dieses Werk wurde im Jahr 434, drei Jahre nach dem Konzil zu Ephesus, verfasst, das die Irrlehre des Nestorius verdammte, und Vincenz bekämpfte hier alle Irrlehrer seiner Zeit, aber besonders die Nestorianer und Apollinaristen. Die Grundsätze, die er hier aufstellte, können gegen alle Irrlehrer mit Erfolg angewandt werden. – Der Heilige verbirgt seinen wahren Namen aus Demut und nimmt den Namen Peregrinus oder Pilger an, weil er sich als Pilger oder Fremdling auf Erden betrachtete und nennt sich den letzten unter allen Dienern Gottes. In diesem Werk stellt er die Grundregel auf, die von allen alten Kirchenvätern angenommen ist, dass man als katholischen Lehrsatz ansehen müsse, was an allen Orten, zu allen Zeiten und von allen Gläubigen geglaubt wurde. – Nach dieser Regel will er die streitigen Glaubenspunkte entschieden haben. Wir besitzen so ein leichtes Mittel, uns gegen die willkürliche Erklärung der heiligen Schriften zu verwahren, d.h. wir müssen diese immer nach der Tradition der Kirche auslegen, die uns an einem sicheren Faden zur Erkenntnis der Wahrheit führt, so dass wir uns nie verirren können. Und wirklich enthält die von den Aposteln überlieferte Tradition den wahren Sinn der göttlichen Aussprüche und jede Neuerung im Glauben ist ein gewisses Merkmal der Irrlehre. – In Sachen der Religion müssen wir nichts so sehr fürchten, als denen Gehör zu schenken, die eine bisher unbekannte Lehre vortragen. „Diejenigen“, sagte er, „die es einmal gewagt haben, einen Glaubensartikel anzugreifen, werden bald auch an die übrigen gehen und was ist das Ende einer solchen angeblichen Verbesserung in der Religion?“ Durch solche Neuerungen kommt es schließlich so weit, dass man die katholische Lehre entweder ganz abändert oder vielmehr zerstört. Er verbreitet sich sodann mit großem Scharfsinn und einer wunderbaren Schönheit des Stils über das göttliche Amt der Kirche, die heilige Grundlage des Glaubens rein und makellos zu bewahren. Von den Irrlehrern sagt er, dass sie überall die Heilige Schrift anzuführen versuchen. Es gibt fast kein Blatt in ihren Schriften, wo man nicht einen biblischen Text findet, aber sie gleichen darin den Quacksalbern, die um ihre Tropfen anzubringen, ihnen die Kraft zuschreiben, unfehlbare Heilung zu bewirken, und den Giftmischern, die ihre tödlichen Tränke unter betrügerischen Namen verbergen. Sie ahmen dem Vater der Lüge nach, der, während er den Sohn Gottes versuchte, die Heilige Schrift anführte. Wenn sich, fährt er fort, über den wahren Sinn einer Stelle, die den Glauben betrifft, ein Zweifel erhebt, so muss man zu den Vätern seine Zuflucht nehmen, die in der Gemeinschaft der katholischen Kirche gelegt haben und darin gestorben sind. – Durch ihre Lehre wird man bald die Wahrheit entdecken. Wir dürfen indes nur als unbedingt gewiss annehmen, was von allen, oder beinahe von allen Vätern geglaubt worden ist und dann kommt ihre Übereinstimmung dem Ausspruch eines Generalkonzils gleich.
Hat einer eine Lehre, die fast allen übrigen widerspricht, so muss man, so heilig und gelehrt er auch gewesen sein mag, seine Ansicht als die eines einfachen Privatmenschen betrachten und nicht als den allgemeinen Glauben der Kirche. Ist ein strittiger Punkt auf einem Generalkonzil entschieden worden, so wird diese Entscheidung unantastbar und trägt alle Merkmale an sich, um daran zu glauben. Dies sind die allgemeinen Grundsätze, die der heilige Vincenz von Lerin in seinem Werk aufgestellt hat, und sie haben immer als mächtige Waffen gegen alle Irrlehren gedient. – Der Heilige starb unter der Regierung Theodosius II. und Valentius III. gegen Ende des Jahres 450 und seine Reliquien werden zu Lerin aufgehoben.
Der heilige Simeon Stylites der Jüngere,
Einsiedler, Mönch und Säulensteher,
+ 24.5..592 - Fest: 24. Mai
Der heilige Simeon in Antiochia in Syrien entwich, so wie der heilige Johannes der Täufer, schon mit sechs Jahren in die Wüste. Er lebte dort in Gemeinschaft mit himmlischen Geistern, einzig nur von ihrer himmlischen Speise ernährt. Nachdem er auf solche Weise sechs Jahre zugebracht hatte, ging er in ein Kloster, in dem er im beschaulichen Leben eine solche Vollkommenheit erreicht hatte, dass er dann auf Einladung seines Lehrmeisters eine hohe Säule unter freiem Himmel bestieg, auf der er, mit Leib und Seele über der Erde erhoben, bei jedem Wetter 45 Jahre lang aufrecht stehen blieb, und wie eine „Stimme des Rufenden in der Wüste“ seinem verdorbenen Zeitalter Buße predigte, bis er von seiner Säule in den Himmel aufgenommen wurde im Jahre Christi 592.
Steh fest und aufrecht; aber sieh zu, dass du nicht fällst!
Bitte für mich, großer heiliger Bußprediger, dass ich mich hier in diesem Leben auf dem rechten Weg immer so aufrecht halte, damit ich nicht falle, und dass ich mich durch Beten und Fasten in vertraulichen Umgang mit den himmlischen Geistern setze, damit ich ihre Tröstungen und himmlische Erquickungen schon im Tod verkosten und nach meinem Tod dann auf ewig genießen möge!
Die heilige Johanna von Chusa,
Gemahlin des Schatzmeisters von Herodes,
+ 1. Jahrhundert – Fest: 24. Mai
Wir wissen von dieser Heiligen nur das, was uns der heilige Evangelist Lukas von ihr aufgezeichnet hat. Besonders beziehen sich in seinem Evangelium zwei Stellen auf sie. In der ersten heißt es: „Es begab sich, dass Jesus von einer Stadt und von einem Flecken zum anderen reiste, und das Reich Gottes predigte, und die Zwölf mit ihm; und etliche Frauen, die er von bösen Geistern und Krankheiten geheilt hatte, nämlich Maria, die Magdalena genannt wird, aus der sieben Teufel ausgefahren sind, und Johanna, die Frau des Chusa, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihm mit ihrem Vermögen dienten.“ An der anderen Stelle aber lesen wir: „Die Frauen, die mit ihm (Jesus) aus Galiläa gekommen waren, sahen das Grab an, und wie sein Leib hineingelegt wurde. Danach kehrten sie um, und bereiteten Spezereien und Balsam. Am Sabbat ruhten sie nach dem Gesetz. Am ersten Tag nach dem Sabbat aber gingen sie sehr früh zu dem Grab, und brachten Spezereien, die sie bereitet hatten. Sie fanden den Stein vom Grab hinweg gewälzt. Und da sie hinein gingen, fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht. Und es begab sich, als sie deswegen bestürzt waren, siehe, da standen zwei Männer in glänzenden Kleidern neben ihnen. Da sie aber furchtsam wurden, und ihr Gesicht zur Erde senkten, sagten diese zu ihnen: Was sucht ihr den Lebendigen unter den Toten? Er ist nicht hier sondern auferstanden. Erinnert euch, was er zu euch sagte, als er noch in Galiläa war, da er sprach: Es muss geschehen, dass des Menschen Sohn in die Hände der Sünder überliefert und gekreuzigt werde, und am dritten Tag wieder auferstehe. Und sie erinnerten sich dieser Worte. Und da sie von dem Grab zurückkehrten, verkündigten sie dieses alles den Elf und allen übrigen. Es waren aber Maria Magdalena und Johanna und Maria des Jakobus und die übrigen Gefährtinnen, die es zu den Aposteln sagten.“ Den Namen dieser heiligen Johanna findet man schon in den ältesten Marterbüchern aufgezeichnet. Wie lange sie nach der Auferstehung des Heilands gelebt, und was sie zuletzt für ein Schicksal gehabt habe, ist nicht bekannt.
Was für eine Liebe und Sorgfalt für Jesus zeigte die heilige Johanna. Sie sorgte aus ihren Mitteln für seinen Unterhalt. Wie glücklich war sie! Sind es aber nicht auch wir, wenn wir aus Liebe zu Jesus, Armen Gutes tun? Welche Treue, welchen unerschrockenen Mut bewies sie. Sie scheute sich nicht, sich als eine Schülerin des Gekreuzigten zu zeigen. Wenn man Jesus so innig liebt, so fragt man nicht, ob man von der Welt gesehen wird. Wie ahmen wir ihre Güte, ihr Wohlwollen, ihre Liebe nach?
Pater Thomas von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 24. Mai 1627, dem Tag, an dem die Christenheit das Fest der Herabkunft des Heiligen Geistes feierte, schwang sich die Seele des Gründers der belgischen Provinz des Karmelitenordens und Stifter des Klosters zu Köln zum Himmel empor. Es war der lobwürdige Pater Thomas von Jesus, geboren im Jahr 1564 zu Baeza in Andalusien. Geistig hochbegabt, hatte er sich das Bakkalaureat in der Philosophie erworben und oblag, erst 18 Jahre alt, bereits dem Studium der Rechte. Daneben las er die Schriften der heiligen Theresia, die ihm wegen ihres glänzenden Stils empfohlen worden waren. Doch mehr noch als die Schönheit des Stils, fesselte Thomas die Erhabenheit des Inhaltes. Begeistert durch die Lehren seiner heiligen Landsmännin und unterstützt durch die göttliche Gnade entschloss er sich im Jahr 1586, sich zu Valladolid deren Söhnen anzuschließen. Als er sein Noviziat und das Studium der Theologie beendet hatte, erhielt Thomas den Auftrag, selbst den Lehrstuhl zu besteigen. Wie genau sich seine Anschauungen mit den Lehren der Kirche deckten, wurde offenbar, als eine modern-theologische Richtung, deren Hauptvertreter ein gewisser Paulus war, ihn verdächtigte. Es gelang Thomas, sich so glänzend zu verteidigen und die Gegner in einer Weise zu entlarven, dass sie wie vernichtet dastanden. Überdies wurde Thomas die Genugtuung zuteil, dass die Universitäten zu Löwen und zu Rom sich ganz auf seine Seite stellten. Leider ließ die Gesundheit des eifrigen Paters viel zu wünschen übrig. Doch verdanken wir gerade diesem Umstand eine überaus segensreiche Einrichtung des heiligen Ordens. Während seiner schlaflosen Nächte entwarf Thomas nämlich den Plan zur Gründung von Einsiedlerklöstern mit Karmelitenregel, wie deren zu Las Bastuccas in Spanien, zu Marlagne in Belgien, zu Nethen in Flandern, zu St. Anna bei Wien und in allen übrigen Provinzen des Ordens entstanden und blühten. Aus diesem Grund könnte man meinen, Thomas habe nur für das beschauliche Leben Sinn gehabt. Der fromme Pater war aber auch von solch glühendem Eifer für die Seelen erfüllt, dass er ein Werk "Stimulus Missionum" (Ansporn zum Missionsberuf) und ein anderes "De conversione omnium gentium" (Über die Bekehrung aller Heidenvölker) verfasste. Namentlich das letztere machte großes Aufsehen, wurde auf Kosten der Propaganda wiederholt gedruckt und hat heute noch nicht seinesgleichen. Thomas hatte sich durch ein Gelübde verpflichtet, in die Missionen zu gehen, wenn der Gehorsam es gestatte, doch die Oberen sendeten ihn nach Belgien, wo er verschiedene Klöster gründete. Auch das zu Köln verdankt ihm die Entstehung. Bei all seinen Unternehmungen hatte er ein festes Vertrauen auf den Beistand des heiligen Joseph und die Hilfe der heiligen Theresia, deren beglückender Gesellschaft er sich wiederholt erfreute. Thomas erfreute sich der größten Hochschätzung von Seiten der angesehensten Persönlichkeiten, von Bischöfen, apostolischen Nuntien, ja selbst des Beherrschers der Niederlande. Und mit Recht. War er doch gleich "hervorragend durch Gelehrsamkeit wie Frömmigkeit, ein Muster aller Vollkommenheit, eine einzigartige Zierde seines Ordens." Er starb zu Rom im Ruf der Heiligkeit.
Mutter Margareta vom heiligen Sakrament
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Margareta vom heiligen Sakrament. Margareta vom heiligen Sakrament war als zweite Tochter der Frau Acarie zu Paris am 6. März 1590 geboren. Ihre Mutter, die nachmalige selige Maria von der Menschwerdung, sah wiederholt die Wiege des Kindes von himmlischem Licht umflossen und hörte eine Stimme, die leise sprach: "Diese Flamme ist das Symbol des Feuers der Liebe, welches das Herz deiner Tochter erfüllen wird." Die glückliche Mutter wendete dieser zweiten Tochter eine besondere Sorgfalt zu. Margareta glaubte, sie hätte wegen ihrer Leichtfertigkeit einer besonderen Überwachung von Seiten der Mutter bedurft, die Mutter aber gab ihrer Umgebung gegenüber als wirklichen Grund an: "Unser Herr hat mir geoffenbart, dass Margareta eine größere Glorie im Himmel haben wird als ich. Gott hat sein Wohlgefallen an ihr, weil sie so unschuldig ist und der Gnade so entspricht. Ihre Seele ist dem Herrn treu und hat die Gabe, andere Seelen zu leiten." Am 16. September 1605 trat Margareta in das erste Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen, das zu Paris gestiftet wurde. Ihr Eifer im Streben nach Vollkommenheit war auch für ihre Mitschwestern ein Ansporn, auf dem Weg der Tugend voranzuschreiten. Margareta wurde deshalb wiederholt zum Amt der Priorin berufen, so im Jahr 1615 in Tours, im Jahr 1624 zu Paris. Man bereute nicht, sie gewählt zu haben, denn ihre von einem milden Ernst getragene Regierung gereichte dem ganzen Haus zum größten Vorteil. Der Herr überschüttete Margareta mit seinen Gnaden und zeichnete sie mit der Gabe der Weissagung aus. Sie sagte vorher, dass der Sohn des Galeerengenerals, des Herrn von Gondy, Priester und Oratorianer werden würde, und das zu einer Zeit, da dieser noch nicht entfernt daran dachte, sich dem Dienst Gottes zu weihen. Ebenso, dass die Festung La Rochelle vom König werde erobert werden, was später gegen aller Erwarten geschah. Desgleichen, dass die selige Franziska von Chantal bald in die Gemeinschaft der Heiligen eingehen würde. Diese kam im Jahr 1641 zu den Karmelitinnen nach Paris und Margareta empfahl sich in Gegenwart aller Schwestern ihrer Fürbitte mit dem Beifügen: "Sie wird sich bald der Anschauung Gottes erfreuen." Franziska von Chantal rief aus: "Welch gute Nachricht Sie mir da bringen!" Die geistlichen Töchter, die sie begleiteten, waren weniger erfreut, jedoch Margareta tröstete sie mit den Worten: "Schwestern, wenn Gott etwas will, können sich die Geschöpfe seinem Willen nicht widersetzen; er wird Sie nicht um die Genehmigung zur Abberufung Ihrer lieben Mutter bitten, sondern es tun, ohne zu fragen." Franziska von Chantal starb wirklich innerhalb zweier Monate. Margareta hatte lange, schmerzhafte Leiden zu ertragen, die sie wiederholt an den Rand des Grabes brachten. Während dieser schmerzhaften Leiden legte sie eine wahrhaft heldenmütige Geduld an den Tag. Dreizehn Jahre litt sie an der Wassersucht. Wohl sehnte sie sich während dieser langen Zeit nach der Ewigkeit, aber nicht, um dem Leiden zu entgehen, sondern "weil man da nicht mehr sündigt." Endlich ging am 24. Mai 1660 ihr Wunsch in Erfüllung. Ihr Leib wurde in Paris bestattet, ihr von Liebe zu Gott so heiß glühendes Herz im Kloster zu Pontoise beigesetzt.
Gebet am 24. Mai
O Maria, unbefleckte Mutter, ich bin ein schwaches Geschöpf und kann den Schatz der Reinheit jeden Augenblick verlieren. Ich nehme daher meine Zuflucht zu dir, und bitte dich demütig, mich nicht zu verlassen, sondern mir, solange ich lebe, deinen mächtigen Schutz zu gewähren. Wache über mich, wenn ich allein bin, damit ich nichts denke und tue, was der heiligen Reinheit zuwiderläuft. Wache über mich, wenn ich unter Menschen bin, damit meine Augen nichts sehen, meine Ohren nichts hören, meine Zunge nichts redet, was die Keuschheit verbietet. Wache über mich in der Stunde der Versuchung, damit ich mich alsbald mit heiligem Unwillen abwende von jeder unreinen Vorstellung oder Begierde, kräftig kämpfe und vollkommen siege. Wache über mich bei Tag und bei Nacht, in all meinem Tun und Lassen, damit ich immer Gott vor Augen habe und die Keuschheit unbefleckt bewahre. Amen.
Zu Gott
Bewahre uns, o Geist der Wahrheit, die uns vom Himmel gebrachte Gabe des Glaubens. Unterrichtet durch die auf den Felsen gegründete Kirche, nehmen wir mit demütigem Geist alle uns geoffenbarten Glaubenslehren auf, weil die ewige Wahrheit sie geoffenbart hat. Verleihe uns, himmlischer Vater, wir bitten Dich durch die unendlichen Verdienste Deines göttlichen Sohnes, in der Unwandelbarkeit dieses heiligen Glaubens zu leben und zu sterben. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Johanna
O Gott, Du tust uns immer Gutes. Gib uns auf die Fürbitte der heiligen Johanna die Gnade, dass wir uns recht wohltätig gegenüber unseren Mitmenschen beweisen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andacht am 24. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Gedanken, die uns Unruhe bringen und unser Gemüt verwirren, kommen nicht von Gott, dem König des Friedens, sondern entweder vom bösen Geist oder von der Eigenliebe, oder von unserer Selbstachtung. Dies sind die drei Quellen, denen alle unsere Unruhen entspringen. Kommen uns also derlei Gedanken, so müssen wir sie alsbald verwerfen, und nicht im Geringsten auf sie achten." (Der heilige Franz von Sales)
Ein besonderer Grund, warum dieser heilige Bischof nie verwirrt, nie unruhig war, sondern mitten in Trübsalen und unter höchst ernsthaften Beschäftigungen einen so tiefen Frieden der Seele bewahrte, dass nicht leicht jemand mit ihm sprechen konnte, ohne eine gewisse geistige Freude zu empfinden, bestand darin, dass er gewissermaßen der Versuchungen des Teufels spottete, und demütig von Herzen war.
Der heilige Antonius sprach die bösen Geister, die ihn erschrecken wollten, auf folgende Weise an: "Wenn ihr irgendwie die Kraft hättet, so wäre einer von euch mehr als ausreichend, gegen einen Menschen zu streiten; weil ihr aber schwach seid, so vereinigt ihr euch, mich zu erschrecken. Doch ich fürchte euch alle nicht!"
Lass nicht zu, mein Gott, dass meine Beschäftigungen, meine Trübsale und Versuchungen mich beunruhigen! Denn Du bist ja mein Vater, Du liebst mich, und auch ich liebe Dich! Sprechen werde ich also in der Trübsal zu meiner Seele: Warum betrübst du mich? Hoffe auf Gott! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 24. Mai
"Je schuldiger wir sind, um so mehr müssen wir unser Vertrauen auf Maria setzen.
Mut also, ängstliche Seele!
Offenbare dein Elend Maria und eile mit Freuden zum Thron
ihrer Huld und Barmherzigkeit."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 24. Mai - Vom heiligen Gesetz Gottes
Dein Gesetz erleuchtet, Herr, die Seelen,
Und gibt ihnen Reinheit, Licht und Kraft,
Dass sie auf der dunklen Pilgerschaft
Nicht den schmalen Himmelsweg verfehlen.
1. Die Geschichte der Nationen entfaltet unseren Blicken vielfältige Gesetze, die jedoch sämtlich unvollkommen und mangelhaft waren, gleich den Menschen, von denen sie ausgingen. Teils waren sie zu streng, teils zu nachsichtig. Bald begünstigten sie die Ungerechtigkeit, bald die Unsittlichkeit. Galten sie der Aufrechterhaltung der Religion, so befahlen sie, Holz und Steine anzubeten. Hielten sie aber auch die Ordnung unter den Bürgern aufrecht, so stillten sie doch nimmermehr die häusliche Zwietracht, noch förderten sie auch die Sittenreinheit. Sie konnten dahin wirken, dass die Menschen arbeitsam, tapfer, unternehmend, nimmermehr aber, dass sie tugendhaft wurden. Ihre ganze Wirksamkeit beschränkte sich auf dieses vorübergehende Leben.
2. Nur von der unendlichen Weisheit, Güte und Heiligkeit konnte ein vollkommenes Gesetz ausgehen, das den Menschen zum Ziel führte, für das er erschaffen wurde. Dieses heilige Gesetz brachte der Sohn Gottes selbst uns vom Himmel, und mit feurigem Dank sollten wir seine unendliche Güte dafür anbeten. O welche Glückseligkeit würde auf Erden, welche Eintracht in allen Familien, welche zarte Nächstenliebe, welche Ordnung, welcher Friede unter allen Ständen herrschen, wenn dieses göttliche Gesetz getreu befolgt würde. Fürwahr, die Erde wäre ein lebendiges Bild des Himmels. Wie groß ist doch die Verblendung, der Undank und die Bosheit der Menschenkinder, die dieses heilige Gesetz weder lieben, noch befolgen, je es lästern und mutwillig übertreten.
3. Dies ist das Gesetz, von dem geschrieben steht: "Das Gesetz des Herrn ist unbefleckt und bekehrt die Seelen!" Es bekehrte die Welt. Es siegte über die Abgötterei. Es verpflanzte das Kreuz bis an die äußersten Grenzen des Erdkreises. Es ist rein, fleckenlos und bildet alle Heiligen und Gerechten, denn es lehrt alle Wahrheit, Reinheit und Vollkommenheit. Lieben wir dieses göttliche Gesetz, und seien wir sein lebendiges Bild durch unser Leben. Vergeblich seufzen wir, dass dieses Gesetz der Liebe nicht beobachtet wird, wenn wir selbst es nachlässig beobachten. Ziehen wir vielmehr alle durch unser Beispiel zu seiner Befolgung an, und wir werden die Freude haben, dass auch andere uns folgen werden. "Ich will, Herr, deinem Gesetz beständig folgen auf immer und ewig." (Psalm 119,44)
25. Mai
Die heilige Maria Magdalena von Pazzi von Florenz,
Karmeliter-Nonne, Mystikerin,
+ 25.5.1607 - Fest: 25. Mai
Die Heilige vom heutigen Tag hieß mit dem Familiennamen Pazzi. Das Wörtchen „von“ deutet darauf hin, dass sie vom Adel war. Der Taufname lautete Katharina, während Maria Magdalena der Ordensname ist, denn mit siebzehn Jahren entsagte das junge Mädchen der Welt, trat in den strengen Orden der Karmelitinnen ein und verbrachte den Rest des Lebens bis zum Tod am 25. Mai 1607 in einem Kloster der Heimatstadt Florenz. Aus der Jugendzeit der Heiligen werden einige Vorkommnisse erzählt, die der Wiedergabe wert sind.
Da wird zunächst berichtet, dass Katharina von Pazzi schon als Kind es nicht ausstehen konnte, dass böse und bittere Worte über den Nächsten ausgesprochen wurden. Solche Reden taten ihrem Herzen so weh, dass sie bisweilen darüber weinen musste, und dass sie selbst über andere Kinder abträglich gesprochen hätte, war ganz undenkbar. Nie auch gab sie ein Geheimnis preis, das man ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut hatte.
Weiter wird erzählt, dass Katharina von Pazzi ihr Butterbrot an arme Mitschülerinnen verschenkte, und während andere Kinder diejenigen, die in der Klasse wegen Dummheit aufgefallen waren, in den Unterrichtspausen auslachten und verspotteten, nahm sich Katharina ihrer liebevoll an und sprach ihnen Mut zu.
Auch das war ein auffallender Zug bei Katharina von Pazzi, dass sie sich schon in früher Kindheit vom lieben Heiland im Allerheiligsten Altarsakrament angezogen fühlte. Gern weilte sie in der Kirche, und immer kam sie so zeitig zur heiligen Messe, dass sie in der ersten Bank Platz fand, um nahe beim Tabernakel zu sein. Ganz groß aber war Katharinas Freude am hohen Tag der ersten heiligen Kommunion, die sie im Alter von zehn Jahren empfing. Nie im Leben hat sie das Glück dieser Stunde vergessen, und was sie da bei der Erneuerung des Taufgelübdes versprach, hat sie bis zum Tod treu gehalten und hat dem Satan, seiner Hoffart, seiner Lust und allen seinen Werken widersagt und hat Gottes Gebote treu beobachtet. Katharina gehörte zu jenen edlen Menschen, die den Treueschwur vom Erstkommuniontag lebenslang halten.
Um dem lieben Gott noch besser dienen zu können, verließ Katharina von Pazzi die Welt und ging ins Kloster. Aus dem reichen Mädchen wurde eine arme Ordensfrau. Schwester Maria Magdalena, wie sie nun hieß, genoss in den ersten zwei Jahren einen unbeschreiblichen Herzensfrieden. Später wendete sich allerdings das Blatt, denn ohne die Bewährung kann niemand heilig werden. Die Prüfungen aber, die über Maria Magdalena kamen, bestanden in grauenhaften Versuchungen zu allen möglichen Sünden. Es bleiben demnach auch die Heiligen von Versuchungen nicht verschont, und eben dadurch, dass sie den Versuchungen widerstehen, gelangen sie zur Heiligkeit.
Damals nun ereignete es sich eines Tages, dass Schwester Maria Magdalena stundenlang unter heftigen Anfechtungen gegen die heilige Reinheit litt. Dieser Zustand dauerte fast fünf Jahre: Versuchungen der Gotteslästerung, der Verzweiflung, der Unreinheit, der Essbegierde, des Ungehorsams und ähnlicher Sünden, Belästigungen von Seiten der bösen Geister, Entziehung des fühlbaren Trostes inmitten aller Kämpfe. Alles vereinigte sich, sie mit entsetzlichen Peinen zu quälen, in denen sie nur durch den Hinblick auf das Kreuz, durch Demut und Gehorsam aufrechterhalten wurde. Nachdem sie die Versuchung siegreich überwunden hatte, erschien ihr, wie auch sonst oft, der liebe Heiland, und als Schwester Maria Magdalena den Herrn traurig fragte, wo er denn während der quälenden Anfechtungen gewesen sei, erhielt sie zur Antwort: „Da war ich mitten in deinem Herzen.“ So sagte der Heiland, und aus diesen Worten geht hervor, dass nicht die Versuchung, sondern nur die Einwilligung darin Jesus aus dem Herzen vertreibt. Es ist gut, dass man sich die Tatsache merkt.
Am Pfingstfest des Jahres 1590 war ihre Prüfungszeit vorbei; nach der heiligen Kommunion strahlte ihr Antlitz von außerordentlicher Freude und, ihren Oberinnen die Hand drückend, sprach sie zu ihnen: „Das Ungewitter ist vorüber; dankt und preist mit mir meinen liebenswürdigen Schöpfer.“
Seit dem hatte sie nie mehr ähnliches zu bestehen. Ihre Seele, durch und durch gereinigt von Sünden und von aller ungeordneten Selbstliebe und zu einer uneinnehmbaren Burg Gottes befestigt, wurde mehr und mehr mit den außerordentlichsten Gnaden geschmückt und zu einem Tempel eingeweiht, auf dessen Altar eine solche Gottesliebe flammte, dass das Feuer derselben oft auch auf den Körper überströmte; da lud sie dann alle Welt ein, mit ihr die ewige Liebe zu lieben. Oft ergriff sie das Bild des Gekreuzigten, küsste es und rief aus: „O Liebe! Warum wird doch die Liebe nicht geliebt, von ihren eigenen Geschöpfen nicht erkannt! O mein Jesus! Hätte ich doch eine Stimme, die zu ertönen vermöchte bis an die äußersten Enden der Welt! Dass ich verkünden könnte, wie deine Liebe erkannt, geliebt und als das einzige wahre Gut geschätzt werden soll.“
Aus dieser Liebe Gottes entsprang ihr unaussprechlicher Schmerz über alle Beleidigungen Gottes, zu deren Sühnung sie Gott ihre glühenden Gebete und die schwersten Bußübungen aufopferte, und ihr unausgesetztes Flehen um die Bekehrung der Sünder, Irrgläubigen, Heiden und besonders auch der unwürdigen Priester.
Deshalb lebte sie äußerst streng und achtete kaum mehr auf ihren Körper. Sie, die Jungfrau aus vornehmen Haus, ging mit bloßen Füßen und bediente sich der schlechtesten Kleider. Ihre gewöhnliche Nahrung bestand aus Wasser und Brot, und selbst dieses zu genießen, musste sie oft durch den Gehorsam gezwungen werden. Zur Ruhe gerufen rief sie: „Wie soll ich ruhen können, wenn ich bedenke, dass Gott auf Erden so schwer beleidigt wird! O Liebe, nur aus Gehorsam zu dir will ich es tun und um mich nach deinem heiligen Willen zu richten.“ Sie geißelte sich nicht selten mit einer eisernen Kette bis aufs Blut und schlief beständig auf hartem Boden, eine zarte, kränkliche Frau, die die Ehren und Reichtümer und Genüsse der Welt leicht hätte haben können!
Ihrer Liebe zu Gott und zu den Seelen entquoll die zarte und unermüdliche Tätigkeit, mit der sie zuerst als Lehrerin der Klostermädchen, dann als Novizenmeisterin und zuletzt als Unterpriorin wirkte. Sie legte dabei eine wahrhaft übernatürliche Weisheit und Klugheit in der Seelenleitung an den Tag und tat öfter den Ausspruch, „die Werke der Liebe seien weit allen Ekstasen, Visionen, Offenbarungen und ähnlichen Dingen vorzuziehen; denn diese letzteren seien allein nur ein Geschenk Gottes, durch die Liebeswerke aber unterstütze man sozusagen Gott selber“. Ein anderes Mal sagte sie: „Es gibt nichts Süßeres als die Erfüllung des göttlichen Willens.“
Magdalena war stets ein Muster der Demut und des Gehorsams, der Liebe zu den Mitschwestern und der genauesten Beobachtung aller Ordensregeln; sie wollte getreu sein im Kleinsten wie im Größten. Dafür empfing sie wieder besondere Gnaden vom Herrn, außergewöhnliche Kenntnisse göttlicher und künftiger Dinge, die Gabe der Krankenheilungen und Prophezeiungen, eine besondere göttliche Vorsehung und Leitung in ihrem Leben, oft bis in die kleinsten Dinge; außergewöhnliche Gunsterweise Gottes wurden ihr zuteil, wie sie hier nur wenigen Dienern Gottes gegeben werden: sie empfing in ihrer Seele die Wundmale