Heilige und Selige, Gebete, Anmutungen und Betrachtungen im Dezember
1. Dezember
Der selige Edmund Campion, Priester und Martyrer von England,
+ 1.12.1581 - Fest: 1. Dezember
Der selige Edmund Campion war ein Engländer. Weil auch die Engländer ähnlich wie die Franzosen die Wörter anders aussprechen, als man sie schreibt, sagt man nicht Campion, sondern Kämpi-en. Das Fest des Seligen wird in England am 1. Dezember, dem Datum seines glorreichen Martyriums, begangen.
Edmund Campion war Jesuit und erlitt den Tod um des katholischen Glaubens willen. Allerdings war er zeitweilig ein Abtrünniger, ein Mann, der um Menschengunst die Treue brach. Dass er trotzdem heute in der katholischen Kirche als Seliger verehrt wird, deutet darauf hin, dass sein Leben nicht ohne Interesse ist.
König Heinrich VIII., der in den Jahren von 1509 bis 1547 in England regierte, fiel vom katholischen Glauben ab, gründete eine neue Kirche, die man die anglikanische Kirche nennt, warf sich selbst zum Papst der Gegenkirche auf und zwang alle Untertanen, ihn eidlich nicht nur als weltlichen Herrscher, sondern auch als Oberhaupt im kirchlichen Bereich anzuerkennen. Da machten selbstredend die echten Katholiken nicht mit. Die Folge der Weigerung aber bestand in einer grausamen Verfolgung, die auch unter Heinrichs Nachfolgern über hundert Jahre lang die Katholiken in England bedrückte und die namentlich unter der Regierung der Königin Elisabeth I. einen Höhepunkt erreichte.
Wie immer in Verfolgungszeiten, so ging es auch damals in England. Neben der Edelrasse jener, die hochherzig Gut und Blut für den Glauben opferten, gab es Abfall, Katholiken, die versagten und abtrünnig wurden. Zu diesen zählte Edmund Campion.
Edmund Campion, Katholik von Geburt, studierte an der Hochschule zu Oxford. Weil er glänzende Anlagen besaß, wurden die Lehrer auf ihn aufmerksam. Man berichtete sogar der Königin Elisabeth von ihm als von einem neuen kommenden Stern erster Größe am Himmel der Wissenschaft. Die Königin interessierte sich daraufhin für den jungen Mann, befahl ihn zu einer Audienz und überschüttete ihn mit Beweisen ihrer königlichen Huld. Diesem Ansturm war der Katholik Campion nicht gewachsen. Sein Glaube knickte zusammen wie ein Schilfrohr im Wind. Der Schwächling brach um der Gunst einer irdischen Königin willen dem König der Könige die Treue und löschte die Taufkerze aus, die jeder Katholik brennend durch das Leben bis in die letzte Stunde und nach dem Tod brennend in den Himmel tragen muss.
Von dem unglückseligen Tag an, da Edmund Campion die katholische Treue brach, hatte der junge Mann keine Ruhe mehr. Niemand brauchte es ihm zu sagen, denn er wusste es selbst nur zu gut, dass er ein Verräter war ähnlich jenem, der um dreißig Silberlinge den Herrn verriet. Unstet und flüchtig zog Edmund Campion durch das Leben, von Gewissensbissen gequält, und wenn er zusehen musste, dass ehemalige Glaubensgenossen frei und froh für Christus in den Tod gingen, dann kam es ihm erst recht zum Bewusstsein, dass er im Vergleich zu diesen Helden ein Lump war, ein katholischer Lump, ein erbärmlicher, denn ein aufrechter Katholik verkauft auch um alle Schätze der Welt nie und nimmer den katholischen Glauben.
Eines Tages hielt Edmund Campion es nicht mehr aus. Reumütig kehrte er zur Mutterkirche zurück. Gott sei Dank, dass er zurückkehrte, denn jetzt konnte noch alles gut gehen, und es ging tatsächlich gut. Edmund beichtete, floh aus England, wallfahrtete unter unsäglichen Beschwerden zu Fuß betend und büßend nach Rom, wurde Jesuit, wurde Priester und kehrte nach Jahren verkleidet in die Heimat zurück, und dann ging es mit ihm geradeso, wie es vielen Martyrern erging.
Mit gefälschten Papieren, als Bauer oder Handwerker getarnt, verfolgt und gehetzt, zog Edmund Campion durch das Land, suchte die treuen Katholiken auf und spendete ihnen die heiligen Sakramente. Auch an die Irrgläubigen machte er sich kühn heran, und schrieb und verbreitete Flugzettel zur Verteidigung des katholischen Glaubens. Täglich geriet der Missionar in neue Gefahren, aber Furcht kannte er nicht, bis sich ein Verräter fand, der ihn der Polizei auslieferte. Monatelang schmachtete er in einem finsteren Kerker, sein Körper zerfiel, aber der Geist blieb wach, und als er vor Gericht stand, verteidigte er den katholischen Glauben so überzeugend, dass sich sogar einer der Richter bekehrte. Daraufhin machte man den gefährlichen Mann dadurch mundtot, dass man ihn vierteilte, das will sagen, dass er am 1. Dezember 1581 von vier Pferden mit Seilen an Händen und Füßen auseinandergerissen wurde. Pater Edmund Campion hat seine Schuld herrlich gesühnt.
Der heilige Eligius, Goldschmied und Bischof von Noyon, Frankreich,
+ 1.12.659 – Fest: 1. Dezember
Der heilige Eligius, um 588 zu Cadillac geboren, wurde in einem Alter von zwölf Jahren von seinen Elternnach Limoges gebracht und bei dem berühmten Goldschmied und Münzmeister Abbo daselbst in die Lehre gegeben. Der Knabe bildete mit glühender Lernbegierde seine natürlichen Anlagen aus und machte in kurzer Zeit gewaltige Fortschritte. Mit seinem Eifer in der Kunst verband er eine feurige Liebe zu Gott und war ein Vorbild in der genauen Erfüllung aller Christenpflichten. In dieser Weise fuhr er fort, bis er zum Mann und vollendeten Meister herangereift war. Eine Geschäftsreise nach Paris gab ihm Gelegenheit, mit dem Schatzmeister Cobo bekannt zu werden, und dieser empfahl ihn als den Tüchtigsten in seinem Fach dem König Clotar II., der damals den Gedanken nährte, sich einen goldenen, mit Edelsteinen besetzten Thron anfertigen zu lassen. Eligius erhielt den Auftrag dazu und entledigte sich desselben mit solcher Geschicklichkeit und Redlichkeit, dass der König dem bewährten Mann von der Zeit an sein ganzes Vertrauen schenkte und ihn zu seinem Münzmeister erhob. Diese Würde beeinträchtigte jedoch nicht im Mindesten die Demut und Gottesfurcht des Heiligen, der nach wie vor alle freien Stunden dem Gebet widmete und mit Fasten und Wachen sich kasteiend im königlichen Palast wie in einem Kloster lebte. Seine Wohltätigkeit war grenzenlos, und was ihm die Freigebigkeit seines Herrn zukommen ließ, wurde als Almosen verteilt oder zur Loskaufung von Sklaven gebraucht. Nebenbei gründete er fromme Anstalten. Die erste dieser Stiftungen war die Abtei Solignac bei Limoges, und nicht lange nachher wandelte der Mann Gottes das schöne Haus in Paris, das er vom König erhalten hatte, in ein Frauenkloster um. In vorgerücktem Alter trat er dem Priesterstand bei und wurde nach dem 639 erfolgten Tod des heiligen Acharius auf den bischöflichen Stuhl von Noyon erhoben. Dies war sein eigentlicher Beruf, denn so schön es auch sein mochte, das Metall zu Bildern umzuformen, war es doch noch tausendmal schöner, aus den Seelen wahre Ebenbilder Gottes zu machen. Das tat er, indem er mit dem Eifer eines Apostels zum Volk predigte und es im Glauben und in der Liebe befestigte, die Sünder zur Buße brachte und die Heiden, deren damals noch viele in seiner Diözese sich fanden, zur Bekehrung. Flandern zumal verdankte ihm die Kunde des Evangeliums. Wie vordem gehörte auch jetzt der größte Teil seiner Einkünfte den Notleidenden. Täglich hatte er zwölf Arme an seinem Tisch, denen er die Speisen mit eigener Hand vorlegte. Nachdem er während eines fast zwanzigjährigen Waltens in seinem Sprengel die eingeschlichenen Missbräuche getilgt, die Kirchenzucht neu belebt und allenthalben wahrhaft christliche Sitte eingeführt hatte, unterlag er endlich den vielen für die Ehre Gottes und das Wohl des Nächsten ausgestandenen Mühen und beschloss sein heiliges Leben am 1. Dezember 659. Auf die Kunde von seiner Erkrankung war die Königin Bathilde mit ihren Söhnen und vielen Großen nach Noyon geeilt, um seinen letzten Segen zu empfangen. Sein Grab verzierte sie mit einem goldenen Kreuz, das sie aus ihren Armbändern hatte verfertigen lassen. Wie im Leben so auch nach seinem Tod wurde der treue Diener Gottes durch viele Wunder verherrlicht.
Priester aus der Gesellschaft Jesu, Martyrer in England,
+ 30.5.1582 – Gedenktag: 1. Dezember
Auch dieser englische Martyrer hatte sich der Schar apostolischer Männer angeschlossen, die im Jahr 1580 unter den größten Gefahren nach England überfuhren, um ihre Dienste dem bedrängten katholischen Volk zur Verfügung zu stellen. Dabei geschah es, dass unser Seliger ergriffen wurde und in dieser Gefahr eine so selbstlose Aufrichtigkeit und Gewissenhaftigkeit an den Tag legte, dass er schon um deswillen als ein seltenes Beispiel von peinlichster Redlichkeit Erwähnung verdient. Auch deshalb ist sein endliches Schicksal merkwürdig und erscheint sein Martertod als klare Fügung und Gnade Gottes, weil Cottam gar nicht für die Mission in England bestimmt war und dort auch tatsächlich nicht gewirkt hatte.
Wie so viele andere war Thomas Cottam, aus Lancashire stammend, Oxforder Student. Später leitete er in London eine Grammatikschule, wobei er keinen sehr erbaulichen Lebenswandel führte. Aber Thomas Pound, der ehrwürdige Bekenner, der später fast dreißig Jahre um des Glaubens willen gefangen war, im Kerker in die Gesellschaft Jesu aufgenommen wurde und trotz der Haft recht verdienstlich wirkte, bekehrte Cottam zum katholischen Glauben und führte ihn auf den Weg der Tugend zurück. Dafür war ihm der Selige zeitlebens dankbar. Nachdem er in Douay in Flandern die theologischen Studien gemacht hatte, reiste er nach Rom und erlangte, bereits Diakon, im Jahr 1579 die Aufnahme ins Noviziat der Gesellschaft Jesu. Er wurde von seinen Oberen für die indische Mission bestimmt, nicht für die englische. Aber das Klima von Rom war seiner Gesundheit so nachteilig, dass die Ärzte erklärten, er müsse notwendig in seine Heimat zurück, wenn er gesund werden wolle. Cottam suchte zunächst in Avignon in Frankreich und dann in Reims Heilung. Auf dem Weg dahin heftete sich ein Polizeispion der englischen Regierung an die Fersen des Arglosen, ein gewisser Sledd, der eine genaue Personenbeschreibung Cottams und anderer seiner Regierung senden konnte und später beim Prozess gegen ihn und seine Gefährten auftrat. Nachdem Cottam im Mai 1580 in Soissons zum Priester geweiht worden war, fuhr er im Juni von Dünnkirchen aus nach England über. Seine Begleiter waren Dr. Ely, damals noch Laie und Professor der Rechtswissenschaft, und die Priester Rishton, der selige Kirby und Hart.
Durch den Spion Sledd hatte die Hafenbehörde in Dover genaue Personenbeschreibungen. Darum wurde Johannes Hard bei seiner Landung sofort festgenommen und, da er geständig war, nach London ins Gefängnis geschickt. Auch Cottam war sehr verdächtig. Da aber Dr. Ely unter dem Namen Havard schon oftmals durch Dover gereist war und deshalb bekannt und unverdächtig war, so fragte ihn der Mayor (Bürgermeister) von Dover, ob er den verdächtigen Cottam nach London bringen und dem dortigen Hafengouverneur übergeben wolle. Ely versprach, ihn nach London zu bringen. Sobald sie Dover im Rücken hatten, erklärte er aber seinem Gefährten, es verstehe sich von selbst, dass er ihn nicht als Gefangener, sondern als Reisegefährten nach London bringen wolle und dass es ihm nicht einfalle, ihn den Behörden zu überantworten. Der selige Cottam hatte aber ein sehr zartes Gewissen und fühlte sich durch diese List beunruhigt. Er suchte daher einen heiligmäßigen Gefangenen auf, wie es scheint, den Thomas Pound, der ihn bekehrt hatte, und legte ihm die Frage vor, ob es nicht besser sei, dass er sich stelle, damit Dr. Ely nicht in Gefahr komme. Der Gefragte stimmte dem zu. Sogleich suchte Cottam den Dr. Ely auf und bat ihn um den Brief des Mayors von Dover an den Hafenverwalter. Er wollte sich ihm stellen, da er glaubte, mit gutem Gewissen nicht auf solche Art entschlüpfen zu dürfen. Ely entgegnete: „Der Rat, den man Euch gab, stammt, wie ich gerne gestehe, aus einem eifrigen Herzen. Aber ich zweifle, ob er sich mit der Klugheit verträgt. Ich werde Euch den Brief nicht geben, und Ihr dürft Euch mit gutem Gewissen nicht selbst dem Feind ausliefern, da Ihr so günstige Gelegenheit habt, seiner Grausamkeit zu entgehen.“ Aber der Selige bestand auf seiner Bitte. „Nun gut,“ entschied Ely den merkwürdigen, einem glaubensbegeisterten Martyrer der ersten christlichen Zeit würdigen Streit, „wir wollen zu einem durch Gelehrsamkeit und Tugend hervorragenden Geistlichen gehen. Ist er Eurer Ansicht, so sollt Ihr das Überweisungsschreiben haben und in Gottes Namen gehen.“ Der Geistliche teilte Elys Ansicht und Cottam gab sich zufrieden, ohne jedoch seine volle Gewissensruhe zu finden. Er legte danach noch den Fall dem Pater Persons und Pater Campion vor, die ihn in einer Versammlung von Priestern besprachen. Diese entschieden, da er selbst kein Versprechen gegeben habe, sei er auch zu nichts verpflichtet. Allein der Bürgermeister von Dover erfuhr, dass sein Gefangener nicht abgeliefert worden sei. Er zog deshalb den Gastwirt zur Verantwortung, der sich für Havard (Ely) verbürgt hatte. Eilends suchte der Wirt Dr. Havard auf, um ihn zur Behörde zu führen. Ely bat um Aufschub, stellte einen Bürgen und suchte Cottam auf, ihm eröffnend, dass nun einer von beiden sich als Gefangener stellen müsse. Für beide sei es gleich gefährlich, er wolle aber lieber selbst jede Strafe auf sich nehmen, als seinen Gefährten dazu zwingen. Da erhob der Selige Augen und Hände zum Himmel und sprach: „Jetzt sei Gott gepriesen! Nie in meinem Leben wäre ich mehr ruhig geworden, wenn ich so entkommen wäre. Nur eines fällt mir schwer: ich hätte noch eine Angelegenheit zu erledigen.“ Dazu war noch einige Zeit. Die Vermutung liegt nahe, dass Cottam bei Persons die heiligen Sakramente empfing und in seine Hand die Ordensgelübde ablegte. Noch rechtzeitig stellte er sich dann als Gefangener. Wahrhaftig, ein rührender Beweis der Herzensunschuld, Glaubensseligkeit und Nächstenliebe! Wo ist die Religion, die solche Größe hervorbringt?
Mehrere protestantische Prediger versuchten vorerst umsonst, Cottam zu „bekehren“. Er wurde in strenger Einzelhaft gehalten, um dann am 5. Dezember 1580 zur Folter in den Tower zu wandern. Mehr als die meisten anderen hatte er in den zwei Jahren seiner Gefangenschaft zu leiden.
Unterdessen fiel auch der kluge Campion den Spürhunden der Regierung zum Opfer. Mit ihm hatte Cottam die Ehre, am 14. und 20. November 1581 vor Gericht zu stehen. Beim Verhör wollte er der Königin kein oberstes Recht in kirchlichen Dingen einräumen. Gegen den Vorhalt, dass er gleichzeitig mit den übrigen Priestern nach England gekommen sei, dass also eine Verabredung zu den gleichen Zwecken stattgefunden haben müsse, antwortete der Angeklagte: „Es war weder mein Vorsatz noch mein Auftrag, nach England zu kommen, wenn mich Gott nicht gezwungen hätte. Denn ich war für Indien bestimmt und dorthin wäre ich gesegelt, wenn meine Gesundheit es erlaubt hätte. Inzwischen gefiel es aber Gott, mich mit Krankheit heimzusuchen, und da die Ärzte, die zu Rate gezogen wurden, der Meinung waren, ich müsse nach England und könne weder in Rom noch anderswo am Leben bleiben, so kehrte ich aus diesem Grund und aus keinem anderen in meine Heimat zurück.“ Campion bestätigte diese Anschauung der römischen Ärzte, worauf Cottam in seiner treuherzigen Weise schloss: „Und das war die einzige Veranlassung meines Kommens, nicht aber ein bestimmter Vorsatz, jemand zu bekehren oder zu verkehren, denn wie gesagt, mein Ordensgeneral hatte mich für Indien bestimmt. Auch habe ich mich nach meiner Ankunft hier nicht versteckt oder sonst wie irgendetwas getan, was nicht jeder täte, der keine andere Absicht hat als ich. Meistens wohne ich in Southwark und ging täglich bei St. Paul spazieren. Ich vermied keinen öffentlichen Platz und das beweist doch mein gutes Gewissen.“
Wie kindlich gläubig spricht dieser wahre Jünger des Heilandes von der Führung der göttlichen Vorsehung! Den Willen Gottes sieht er in allem, ihm nur gehorcht er. Nur in England glaubt er sich das Leben erhalten zu können und gerade dieses England, seine Heimat, nimmt ihm das Leben. Zu gewissenhaft, um der Gefahr für sein Leben auszuweichen, wo er noch konnte, verteidigt er jetzt, im Vertrauen auf seine Schuldlosigkeit, sein Recht auf das Leben. Für Katholiken gab es aber freilich damals in England kein Recht. Man konnte ihm weder Hochverrat noch sonst eine verbotene Handlung nachweisen. Er war aber Katholik und verwarf offen die Irrlehre. Das kostete ihm das Leben.
Noch sollte die natürliche Anhänglichkeit ans Leben und die Glaubenstreue des seligen Martyrers auf eine Lange Probe gestellt werden. Sechs volle Monate musste ein Teil der Verurteilten im Tower jeden Tag auf ihre Hinrichtung warten. Kerkerleiden sollten ihren Starkmut brechen. Doch versagte auch dieses Mittel. Endlich legte man ihnen sechs Fragen über die Bulle von Pius V. über die Rechte der Königin und die Macht des Papstes vor. Thomas Cottam erwiderte ganz schlicht: Was die erste und alle übrigen Fragen angehe, so glaube er, was die katholische Kirche – und für diese halte er die römische – lehre, eine andere Antwort gebe er auf diese Fragen nicht.
Am 28. Mai 1582 wurden die seligen Thomas Ford, Johann Shert und Robert Johnson und am 30. Mai die seligen Filby, Lukas Kirby, Lorenz Richardson und Thomas Cottam nach Tyburn geschleift. Dort angekommen, bezeichnete sich unser Seliger mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und rief der Menge zu: „Gott segne euch alle!“ Wirklich sollte Cottam, der nicht die Möglichkeit hatte, durch sein Wort England Segen zu bringen, es wirksamer tun durch das Beispiel demutsvoller Nächstenliebe, beharrlicher Glaubenstreue und rührender Liebe zur Abtötung. Ein Prediger mahnte den Henker, er solle rasch voranmachen. Darauf bemerkte der Martyrer, das gezieme sich doch nicht für einen Geistlichen. Als nun aber der Prediger seine Aufforderung anders erklärte und auch ein Gerichtsdiener für ihn Partei nahm, bat Cottam wegen seiner überflüssigen Bemerkung bescheiden um Verzeihung und sagte dem Gerichtsdiener: „Meister Sheriff, lieber wollt ich von den Hufen Eures Pferdes zerstampft werden, als Euch beleidigen.“ Dann fasste er den Henker am Ärmel und bat: „Möge Gott dir verzeihen und dir gnädig sein, guter Mann, und dich zu seinem treuen Diener machen! Sieh dich um Gottes Willen zeitig vor und bitte um seine Gnade, und er wird dich gewiss erhören. Ich bitte und flehe zu Gott für dich, auf dass du dem Scharfrichter des heiligen Paulus nachfolgst, der sich bekehrte, als Blut auf sein Gewand spritzte.“ Schon hatte Cottam die Schlinge um den Hals, als sie ihm der Sheriff infolge eines „Missverständnisses“ wieder löste. Als man nämlich Cottam die Gnade der Königin anbot, antwortete er: „Tut mit mir, was euch gut scheint.“ Das fasste der Gerichtsdiener als ein Einlenken auf und suchte nun durch alle möglichen guten Worte den Martyrer zum Abfall zu bewegen. Sobald aber Cottam das „Missverständnis“ seiner Widersacher merkte und von dem Preis hörte, um den er sich die Gnade der Königin erkaufen sollte, erklärte er ganz entschieden: „Wenn ich zehntausend Leben hätte, so wollte ich lieber alle verlieren, als den katholischen Glauben auch nur in einem Punkt verleugnen.“ Aber noch sollte seine Standhaftigkeit einer harten Probe unterworfen werden. Man zwang ihn, der entsetzlichen Szene der Vierteilung des seligen Richardson zuzuschauen. „Herr Jesus,“ so betete er wiederholt während der grausigen Blutszene, „erzeige ihnen deine Barmherzigkeit! O Herr, gib mir die Gnade der Standhaftigkeit bis ans Ende! Herr, lass mich ausharren bis ans Ende!“ Einmal wandte er sich auch an den seligen Martyrer mit der Bitte: „Deine Seele möge für mich beten!“ „O Herr,“ rief er am Schluss, „welch ein Schauspiel hast du mich sehen lassen!“ Dann betete er unter anderem: „O Herr, du hast mehr – mehr – mehr für mich gelitten!“ Nochmals bot ihm der Sheriff Begnadigung an, aber unerschüttert lehnte Cottam ab. Er opferte seinen Tod auf für die Rettung der Seele der Königin, er betete für ganz England, dass Gott in Güte seinen gerechten Zorn von seinen Landsleuten abwende und sie zur Buße und Erkenntnis ihrer Sünden rufe.
Als man den Leichnam des Seligen zur Vierteilung herabnahm, fand man ihn in ein Bußkleid von gröbster Sackleinwand eingehüllt, das bis auf die Knie reichte. Die anwesenden Prediger konnten es sich in ihrer niedrigen Gesinnung auch angesichts der blutigen Leiche eines Mannes, der zu den Kerkerleiden und Folterqualen noch freiwillige Leiden auf sich genommen hatte, nicht versagen, darüber ihren Spott auszugießen und ihre Lehre auszukramen. Ausnahmsweise wurden die Leichen der Blutzeugen gleich am Fuß des Galgens begraben. Man scheute sich, wie üblich, die Glieder an den Toren der Stadt auszustellen. Fing doch schon das Volk zu murren an ob der Menge dieser Zeugen englischer „Gerechtigkeit“, die ganz London zu einem Blutfeld machte.
So frevelhaft England gegen die Katholiken gesündigt hat, so hat sich doch da Gebet so vieler Martyrer als segensreich erwiesen. In keinem protestantischen Land ist die Rückkehr zur katholischen Mutterkirche so groß als in England.
Thomas Cottam wurde am 29. Dezember 1886 von Papst Leo XIII. seliggesprochen, sein Fest wird am 1. Dezember gefeiert.
Der selige Rudolf Sherwin, Priester und Martyrer in England,
+ 1.12.1581 – Gedenktag: 1. Dezember
Zu der apostolischen Schar, die am 18. April 1580 mit dem Segen des Papstes Gregor XIII. die gefahrvolle Reise von Rom nach England antrat und die als Führer die beiden großen Jesuitenmissionare Pater Persons und Campion hatte, gehörte auch der selige Rudolf Sherwin, der erste Martyrer des englischen Kollegs zu Rom, der auch Campions treuer Gefährte vor Gericht und unter dem Galgen auf Tyburn bei London war. Sherwin hatte seine Studien in Oxford gemacht und sich den Ruf eines ausgezeichneten Griechen und Lateiners erworben. Gleich vielen anderen verließ er sein Vaterland und kam 1575 nach Douay und dann in das neu gegründete englische Kolleg nach Rom. Bevor nun diese glaubensbegeisterten Engländer die ewige Stadt verließen, gingen sie auch zum Abschied zu dem greisen heiligen Philipp Neri, um seinen Segen für ihr gefahrvolles Unternehmen zu erbitten. Wie wirksam erwies sich gerade dieser Segen des großen Volksheiligen! All die jugendlichen Soldaten Christi, wie sie hintraten zu dem merkwürdigen Greis, harrten Mann für Mann aus im Kampf und errangen Krone und Palme, nur einer ausgenommen, der es versäumt hatte, diesen gnadenreichen Segen zu empfangen. Es zählten nämlich zu dieser Schar noch zwei Priester, der selige Lukas Kirby, der am 30. Mai 1582 als Martyrer starb, und Eduard Rishton, der ebenfalls zum Tode verurteilt, danach aber verbannt wurde. Von den übrigen zwei Gefährten, die bei der Abreise noch nicht Priester waren, wurde der eine, Briscoe, ebenfalls gefangen und wahrscheinlich verbannt, der andere aber, Pascal, war der einzige, der das Unglück hatte, dem Glauben aus Furcht vor der Folter untreu zu werden, zum großen Schmerz seines Lehrers Sherwin, und das war gerade der, der sich den Segen des heiligen Philipp Neri nicht geholt hatte.
Wie damals Englands Boden einem katholischen Priester schier todsicher zum Verderben wurde, erhellt aus einer kleinen Tatsache, die ein Licht auf die weit verzweigte, rührige Tätigkeit der katholikenfeindlichen englischen Polizei wirft. Am selben Tag noch, da die opferbereite Missionsgesellschaft von Rom abfuhr, teilte ein Spion, der sich als Student in das englische Kolleg eingeschlichen hatte, dem Staatssekretär Walsingham die Namen und die Personenbeschreibung der Abgereisten mit. Da ist es nicht zu verwundern, dass der selige Campion mit aller Sicherheit antwortete, als man ihm statt seines alten, abgetragenen Bedientengewandes ein neues anbot: „Für mich, der ich nach England gehe, um gehängt zu werden, ist jeder Anzug gut genug.“
In Mailand genossen die Missionare die Gastfreundschaft des heiligen Karl Borromäus, der ein besonderer Beschützer der englischen Verbannten war. Die seligen Sherwin und Campion mussten vor dem heiligen Erzbischof predigen, welcher Aufgabe sie sich hier, wie auch sonst öfters ganz vortrefflich entledigten, auch wenn sie ohne Vorbereitung sprechen mussten. Der Heilige hinwiederum predigte ihnen, ohne Worte, durch sein strenges, arbeitsames Leben eindringlich genug, so dass sie, nach einem Bericht Pater Persons, hocherbaut und außerordentlich begeistert von ihm schieden. Auf der Weiterreise hatten sie den Mut die Wiege des Kalvinismus, Genf, zu besuchen, das mit den Neuerern in England eng verbunden war. Da an den Toren scharfe Wache gehalten wurde, führte man die unbekannten Ankömmlinge vor den Rat. Über ihre Religion befragt, gestanden sie, dass sie katholisch seien. „Das sind wir auch,“ entgegnete der Rat. „Ja,“ erwiderte darauf Sherwin offen: „Aber wir sind römisch-katholisch.“ Unumwunden gaben sie als Ziel ihrer Reise das englische Kolleg in Reims an. Dieses offene Bekenntnis ihres Glaubens achtete der Rat von Genf so hoch, dass er die Jesuiten und katholischen Priester in der städtischen Herberge verpflegen und dann frei ziehen ließ, obwohl er doch die günstige Gelegenheit hätte ergreifen können, die gefährlichen Gegner gefangen zu nehmen und der englischen Regierung zu überliefern. Sogar dem kalvinistischen Reformator Theodor Beza machten sie einen Besuch, doch wich dieser einem Religionsgespräch aus.
In Reims mit Jubel empfangen, sprach Campion von „dem Feuer, das Jesus auf die Erde zu senden gekommen war“. Das Feuer, das die Irrlehrer angefacht haben, hätte furchtbare Verwüstungen angerichtet und die Herzen der Menschen mit der Glut des Hasses erfüllt. Dieses Feuer mit vereinter Kraft zu löschen, sei ihre Aufgabe, zu löschen durch das Wasser der reinen katholischen Lehre, durch die Milch liebevollen Umgangs und heiligen Beispiels, endlich auch, wenn es sein müsste, durch das Blut des Martyriums, das wohl die Kraft habe, dieses Feuer zu ersticken. Der Eindruck der Worte Campions war ein unvergesslicher. Hier in Reims schlossen sich der Schar aus Rom zu dem neuen apostolischen Feldzug nach England noch mehrere opfermutige Männer an, unter ihnen auch der selige Thomas Cottam.
Die Überfahrt nach England sollte aus Vorsicht nicht auf ein und demselben Schiffe und dem gleichen Weg, sondern getrennt auf vier verschiedenen Wegen unternommen werden, umso mehr, als von drüben die Warnung gekommen war, die Regierung sei von dem Plan der Missionare unterrichtet. Die Jesuiten in St. Omer trugen schwere Bedenken, ihre Mitbrüder ziehen zu lassen, da auch von Irland ein Kriegsunternehmen gemeldet wurde, das man ihnen sicher zur Last legen würde. Pater Persons, obwohl selbst sehr über diese Nachrichten betroffen, entschied sich doch ruhigen Gewissens die rein geistliche Sendung auszuführen. Würden sie den Tod erleiden, so wäre das nach Gottes Willen und würde ihnen selbst zum größten Gewinn gereichen. Männer von solchem Opfermut bedurfte die bedrängte Kirche in England.
Am 11. Juni 1580 versuchte Robert Persons als ein aus den Niederlanden heimkehrender Hauptmann mit Goldtressen und Federhut und mit seinem Diener Georg, wahrscheinlich einem Laienbruder der Gesellschaft Jesu, die Überfahrt von Calais nach Dover. Hier konnte er durch sein sicheres Auftreten die Wächter so vollkommen täuschen, dass sie ihm zur Weiterreise sogar ein Pferd besorgten. Das ermutigte ihn, dem Wächter seinen nachkommenden Freund, den Juwelenhändler Edmunds, nämlich Edmund Campion zu empfehlen. Persons sagt, er habe sich mit gutem Grund für einen Krieger und seinen Freund für einen Juwelenhändler ausgegeben, denn ihr Unternehmen sei der christliche Kriegsdienst und das Suchen und Erwerben der kostbaren Perle, die das Evangelium empfiehlt. Am 24. Juni folgte Campion mit Bruder Emerson. Die Wache in Dover hatte aber bereits einen Verweis erhalten, weil ihnen Persons durchgeschlüpft sein müsse. Da die Hafenwächter auch die Personenbeschreibung von Gabriel Allen, dem Bruder des verdienstvollen Gründers des Seminars von Douay hatten und diese auf Campion zu passen schien, wurde er mit Emerson festgenommen und vor den Bürgermeister von Dover geführt. Die vielen Beschuldigungen, die er ihnen vorwarf, dass sie unter falschen Namen kämen, um „Popery“ (das Papsttum) auszubreiten, hätten sie mit gutem Gewissen nicht verneinen können. Glücklicherweise aber sagte der Bürgermeister dem Seligen ins Gesicht: „Du bist Allen!“ Das konnte Campion kräftig in Abrede stellen und sich erbieten, einen Eid zu leisten, dass er der gesuchte Allen nicht sei. Gleichwohl gedachte der Bürgermeister die beiden an den Geheimen Rat in London zu übersenden. Schon meinte der Selige, sein Los sei entschieden, betete aber beständig um Hilfe zum Heiligen des Tages, dem heiligen Johannes dem Täufer. Da wurde ihnen unerwartet die Meldung: „Ihr seid entlassen! Glückliche Reise!“
Der selige Sherwin und Pascal kamen ohne Zwischenfall an. Dagegen wurde bei einer anderen Gruppe der Priester Johann Hart und dann auch Cottam festgenommen und in London ins Gefängnis geworfen. „Solcherlei Mühsal war es,“ die englische Kirche wieder „zu begründen“, könnte man mit dem römischen Dichter sagen. Und dabei schien all diese Mühsal umsonst getragen. Zu Anfang des Winters 1580 lagen bereits sämtliche Zöglinge des englischen Kollegs, die im Frühjahr miteinander die ewige Stadt verlassen hatten, in Ketten. Der genannte Johann Hart der fünf Jahre im Tower gefangen lag, schrieb ein eigenes „Tagebuch des Tower“, in dem unter dem 6. Dezember auch schon Rudolf Sherwin verzeichnet ist. Obwohl nicht Jesuit achtete der Selige doch Pater Persons wie seinen Oberen und wollte nichts ohne seinen Rat unternehmen. So kam er wieder einmal zu ihm und brachte mit ihm die Nacht in geistlichem Gespräch zu, wobei er seine große Sehnsucht nach dem Tod zum Ausdruck brachte. Am Tag darauf predigte er in dem Haus seines Gastwirtes. Dabei wurden sie überrascht und beide gefangen genommen am 9. November 1580. Wiederholt musste Sherwin die schreckliche Folter erdulden und beinahe ein Jahr lang die Schrecken des Tower kosten, bis er endlich am 20. November 1581 mit der ruhmwürdigen Blutzeugenschar, deren An- und Wortführer Campion war, unter der Anklage des Hochverrates vor die Gerichtsschranken gestellt wurde. Freimütig bekannte der Martyrer: „Der eigentliche Grund, um dessentwillen wir hier stehen, ist unsere Religion und kein Hochverrat.“ „Wir lesen von den Aposteln und Vätern der ersten Kirche, dass sie ihre Lehre auch in heidnischen Ländern und unter heidnischen Fürsten predigten und deshalb doch noch keines todeswürdigen Verbrechens schuldig erachtet wurden. Ich darf daher wohl dieselbe Billigkeit und Duldung in einem Staat hoffen, der so viel auf seine Christlichkeit und Gottseligkeit pocht. Freilich war es inmitten einer solchen Verschiedenheit der Religionsmeinungen zu fürchten, dass ich meiner Gewissenspflicht nicht ohne Gefahr nachkommen könnte. Doch war das kein Grund, mich meiner Pflicht zu entziehen. Ist doch ein Gewissen, das sich durch Furcht von seiner Pflicht abziehen lässt, sehr wankelmütig und unbeständig.“
Die Gesinnungen, von denen das Herz des seligen Sherwin nach seiner Verurteilung erfüllt war, spiegelt sich in Briefen an Freunde wider: „Ich vertraue, dass mir die Sehnsucht, die glorreichen Wundmale meines teuren Jesus küssen zu können, von oben ins Herz gesenkt wurde, denn sie hat meine Seele so ruhig gemacht und mit solchem Frieden erfüllt, dass mich weder das Todesurteil erschütterte, noch die Todesbitterkeit erschreckt, noch endlich die Kürze der Zeit meinen Geist verwirrt. Meine Sünden sind schwer, ich gestehe es, aber ich nehme meine Zuflucht zur Barmherzigkeit Gottes. Meine Nachlässigkeiten sind ohne Zahl, ich bekenne es, aber zur Güte meines Erlösers rufe ich. Mein ganzes Vertrauen setze ich auf sein Blut; sein bitteres Leiden ist mein einziger Trost in diesem Leben . . . Gebe uns Gott Demut, damit wir seinen Fußstapfen mit Starkmut folgen und über den Feind den Sieg erringen.“
Der Henker, der eben an Campions Leichnam sein grauses Werk vollendet hatte, trat nun an die Schleife, auf der Sherwin mit Briant noch gebunden war, fasste ihn mit der blutigen Hand und sprach: „Komm, Sherwin, nimm auch du deinen Lohn!“ Der Martyrer umarmte unerschrocken den Henker und küsste voll Ehrfurcht das Blut, das an dessen Händen klebte. Dieser Auftritt bewegte das Volk. Dem Verlangen nach einer Rede nachgebend, begann Sherwin der heiligsten Dreifaltigkeit für die Wohltaten seines Lebens zu danken und seinen Glauben zu begründen. Man unterbrach ihn, er möge seine Schuld gestehen. Er aber beteuerte, dass er kein Hochverräter sei. Jetzt, in einer Lage, wo seine Seele auf dem Spiel stehe, wolle er keine Lüge aussprechen. Er bekenne wohl die Unvollkommenheit und das sündige Elend seiner Natur und erleide jetzt auch Schmach und Strafe, aber er vertraue zuversichtlich auf seine künftige Glückseligkeit durch Jesus Christus, in dessen Tod, Leiden und Blut er einzig sein Vertrauen setze. Da riefen ihm die anwesenden anglikanischen Prediger zu, er sei Protestant. Als er beten wollte, forderten sie ihn auf, er solle für die Königin beten. Da entgegnete Sherwin lächelnd: „Das habe ich getan und tue es. Ja, für die Königin Elisabeth bete ich, dass Gott sie in diesem Leben zu seiner Dienerin und im künftigen zur Miterbin Jesu Christi mache.“ Da riefen einige: „Er möchte sie zu einer Papistin machen.“ „Gott gebe,“ war sein inniger Wunsch, „dass es geschehe!“ Die Schlinge um den Hals legend, wiederholte er das Stoßgebet: „“Jesus, Jesus, Jesus, sei mir ein Jesus (Seligmacher)!“ Aus der Menge aber riefen ihm Stimmen zu: „Guter Meister Sherwin, Gott der Herr nehme eure Seele auf!“ Und so riefen sie noch, als der Martyrer bereits seinen Geist aufgegeben hatte.
Es ist eine unter den Protestanten noch heute verbreitete Meinung, die katholische Lehre schreibe nicht jede Gnade ganz den Verdiensten Christi zu. Wie demütig, ohne Selbstüberhebung, erwarteten aber gerade die katholischen Blutzeugen, die ihrerseits peinlich ihre Pflicht erfüllten, alle Gnade und Hilfe von Christi Verdiensten. Das ist katholische Lehre und katholisch praktisches Leben.
Pater Gallus Schwab
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 1. Dezember 1837 starb der lobwürdige Pater Gallus Schwab. Geboren am 12. Januar 1779 zu Staffelstein in Oberfranken, trat er nach Vollendung seiner Gymnasialstudien in den Karmelitenorden der gemilderten Observanz und diente dort dem Herrn und der seligsten Jungfrau bis zu den traurigen Tagen der unheilvollen Säkularisation. Durch sie genötigt, außerhalb des Klosters zu leben, wirkte er als Kaplan in Windheim, später als Pfarrer in Schönthal (Diözese Regensburg) und Gebenbach. Hierauf wurde er Beichtvater der Klarissinnen in Regensburg. Zuletzt wurde er mit der Leitung des bischöflichen Klerikalseminars zu Regensburg betraut und zum frequentierenden Geistlichen Rat ernannt. Groß sind seine Verdienste, die er sich in dieser Stellung um die Bildung des Diözesanklerus erwarb. Wie gediegen sein Unterricht war, lässt sich nach den Schriften beurteilen, die er hinterließ. Unter anderem verdanken wir ihm eine vorzügliche Übersetzung der Schriften der heiligen Theresia und des heiligen Johannes vom Kreuz. "Er war durch sein Beispiel, seine Predigten, Christenlehren und Schriften ein unbeugsamer Darsteller und Verteidiger der katholischen Wahrheit. In seinen eigenen Augen gering, gegenüber anderen freigebig, gegen sich selbst sparsam, allen lieb, wurde er zum großen Schmerz aller Frommen dieser Welt am 1. Dezember 1837 entrissen", wie es auf der Gedächtnistafel an seinem Grab heißt.
Gebet am 1. Dezember
Heiligstes Herz der Mutter der Barmherzigkeit, vor dir niedergeworfen, verehre ich dich mit der tiefsten Ehrfurcht, derer ich fähig bin; ich danke dir für alle Gefühle der Erbarmung und Liebe, die dich beim Anblick meines Elends so oft bewegt haben; ich danke dir für alle Gnaden und Wohltaten, die mir durch deine mütterliche Fürsorge zugeflossen sind und vereinige mich deshalb mit allen den reinen Seelen, die ihre Wonne und ihren Trost darein setzen, dich zu verehren, zu lieben und zu loben. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Eligius
O Gott, der Du dem heiligen Eligius die Gnade gegeben hast, in verschiedenen Ständen ein heiliges Leben zu führen, verleihe uns, auf seine Fürbitte, dass wir unsere Standespflichten getreu erfüllen, und Dir in Heiligkeit dienen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Jahr 656 wurde an diesem Tag zu Toledo in Spanien ein Konzil von 20 Bischöfen und verschiedenen Abgeordneten gehalten, in dem das Fest der Verkündigung Mariä für Spanien auf den 18. Dezember gesetzt worden ist.
Andacht am 1. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Das Ziel aller Tugenden ergeht dahin, uns zu dem Besitz der Vereinigung mit Gott zu führen, von der unsere ganze Glückseligkeit in dieser Welt abhängt. Worin besteht aber eigentlich diese Vereinigung? - In einer so vollkommenen Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem göttlichen Willen, dass unser Wille mit dem Seinen nie im Widerspruch steht; dass wir immer lieben, was Ihm gefällt, und dass uns alles missfällt, was Ihm missfällt." (Der heilige Johannes vom Kreuz)
Der heilige Bernard spricht von der allerseligsten Jungfrau: "Alle ihre Blicke waren unablässig auf Gottes Wohlgefallen gerichtet; und immer richtete sie sich mit großer Schnelligkeit und Liebe nach ihm. Nehmen wir sie zu unserem Vorbild."
Als einst die heilige Theresia einem ihrer Beichtväter von dem Stand ihrer Seele Rechenschaft ablegte, sprach sie zu ihm: "Es scheint mir, mein Willen ist dem Willen Gottes dergestalt gleich gestimmt, dass mir, was Er in ihr wirkt, genau das ist, was für sie am Geeignetsten ist. Alles, was mir widerfährt, ist mir wie eine liebliche Speise, die Gott selbst mir bereitet hat. Nichts kann ich anderes wünschen; und dies ist auch der Grund, warum mir nie etwas bitter oder hart vorkommt." - Einst als eine ihrer Nonnen in ihrer Gegenwart sich anklagte, sie habe sich nicht nach dem Willen Gottes gerichtet, sah sie so klar, wie schön, wie gerecht, wie heilsam und notwendig es ist, zu wollen was Gott will, und nur dies zu wollen, dass sie einige Zeit unbeweglich vor Erstaunen blieb. Unbegreiflich war es ihr, wie ein Geschöpf, dass vor Gott nur ein verächtliches Nichts ist, den heiligen und liebevollen Willen seines Schöpfers nicht lieben kann.
Nichts, mein Gott, verlange ich sehnsüchtiger, als durch vollkommene Gleichförmigkeit meines Willens mit dem Deinigen Dir innig vereint zu werden. Verleihe mir, immerdar zu lieben was Du liebst und zu verwerfen was Dir missfällt. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 1. Dezember
"Die Anbeter der Welt verbergen ihre Hässlichkeit
und bedecken mit einem heuchlerischen Glanz
das Ungeziemende und Verbrecherische in sich,
um es dem Auge zu entziehen.
Reißt ihnen die Maske ab, und sie sind gräuliche Ungeheuer."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 1. Dezember - Der Schluss des Jüngsten Gerichts
Wer muss nicht beben, denkt er des Gerichtes.
Zum Himmel gehn die Kinder nur des Lichtes;
Die Sünder gehn mit Satan in die Pein.
Wo wird mein Aufenthalt auf ewig sein?
1. Betrachte den letzten Ausspruch des ewigen Richters bei diesem erschütternden Gericht. Denke dir den himmlischen König, umgeben von den Chören seiner Engel und dem Senat des ganzen himmlischen Hofes, auf dem majestätischen Wolkenthron, wie er mit unendlicher Liebe zu den Auserwählten spricht: "Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, und besitzt das Reich, das euch bereitet ist vom Anbeginn der Welt." Welcher Jubel wird dann die Herzen dieser glückseligen Kinder Gottes durchströmen, deren Leiber gleich den Sonnen in unermesslicher Glorie glänzen. Wären sie nicht unsterblich, sie müssten sich auflösen vor Freude. Nur wer dieser unendlichen Glückseligkeit teilhaft wird, vermag es, sie zu erfassen.
2. Aber wer kann, ohne zu erbeben, die Donnerworte des allerhöchsten Richters anhören, die er zu den Verworfenen spricht: "Fort von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel bereitet ist und seinen Engeln." Selbst die himmlischen Gewalten werden davon erschüttert werden. Aber gleichwie Gott sprach: "Es werde Licht," und es wurde Licht, so werden diese allmächtigen Aussprüche im Augenblick in Erfüllung gehen. Einziehen werden in großer Glorie und unter Jubelgesängen die Auserwählten in das Reich ihres himmlischen Vaters; unter schrecklichem Geheul aber werden die Verfluchten mit den bösen Geistern von dem geöffneten Abgrund der Hölle verschlungen werden. Was ist je schrecklich, wenn es dies nicht ist? Werden die Blitze des Zornes Gottes uns niemals aus unserer tödlichen Schlafsucht erwecken?
3. Nach dem feierlichen Vollzug des göttlichen Urteils beginnt die Ewigkeit, die kein Ende kennt. Geschlossen sind die Pforten des Himmels, geschlossen die Pforten der Hölle. Keine Furcht mehr findet hier, keine Hoffnung dort mehr statt. Ewig ist die Entzückung, die unsterbliche Glorie der Seligen, ewig die Qual, die Verzweiflung der Verdammten. Wo werden wir dann sein? Können wir dies bedenken, ohne zu zittern. Sind wir aber weise, wenn wir es nicht bedenken, und von der vorübergehenden Glückseligkeit dieser Welt uns bezaubern lassen? Nun steht die Wahl uns frei. Wehe aber, und ewig wehe uns, wenn wir böse wählen. "In allen deinen Werken gedenke deiner letzten Dinge, und du wirst ewiglich nicht sündigen."
2. Dezember
Die heilige Bibiana, Jungfrau und Martyrin zu Rom,
+ 2.12.363 - Fest: 2. Dezember
Nicht Bibiana hat die Tagesheilige geheißen, sondern Viviana. Dass in dem Namen zweimal ein Buchstabe geändert wurde, nennen die Gelehrten Lautverschiebung.
Die heilige Bibiana hieß also eigentlich Viviana, und das ist ein schöner Name, denn Viviana heißt auf Deutsch die Lebensvolle, die mit Leben erfüllte, mit jenem heiligen übernatürlichen Leben, das Gott den ersten Menschen im Paradies geschenkt hatte und das uns das Christkind in der Heiligen Nacht wiederbrachte, nachdem es durch die Sünde der Stammeltern verlorengegangen war.
Die heilige Bibiana lebte im vierten Jahrhundert zu Rom. Der Vater, Flavian mit Namen, war ein städtischer Beamter. Die Mutter hieß Dafrosa. Zwei Kinder waren vorhanden, Bibiana und ihre Schwester Demetria. Es war eine gute christliche Familie.
Gleich beim Aufstehen in der Frühe wurde der neue Tag durch das gemeinschaftliche Morgengebet geweiht. Wenn es die Zeit erlaubte, ging man auch werktags in die heilige Messe. Einer aus dem Haus ging stets, um den Segen für alle zu holen, und die anderen, die verhindert waren, beteten im Geist die Wandlung mit. Mittag- und Abendessen waren nie ohne Tischgebet vorher und nachher. Am Abend dankten alle Gott gemeinsam für den Tag, auch unterließen sie es nicht, kurz das Gewissen zu erforschen und Reue zu erwecken, und zum Schluss baten sie um Gottes Schutz für die Nacht. So soll es ja auch sein, denn durch Gebet muss man jeden Tag heiligen, damit er ein gottgefälliger Tag sei.
Die Familie der heiligen Bibiana war eine gute und fromme Familie, und als eine Christenverfolgung ausbrach – die letzte der zehn römischen Verfolgungen –, bestanden, durch die Gnade gestärkt, alle, Vater, Mutter und die beiden Schwestern, glorreich das Martyrium, Bibiana zuletzt, die am härtesten gefoltert wurde. Mit gebundenen Händen wurde sie an eine Säule gefesselt, und rohe Henkersknechte schlugen mit Bleikolben auf sie ein, bis sie tot zusammenbrach. So sehr hat dieser schreckliche Martertod die Christen mit Hochachtung vor dem tapferen Mädchen erfüllt, dass sie ihr zu Ehren bald nach dem Ende der Verfolgung zu Rom eine prachtvolle Kirche bauten, in der unter dem Hochaltar ihre verehrungswürdigen Überreste zugleich mit den heiligen Überbleibsel der gesamten Martyrerfamilie bestattet wurden und heute noch mit Recht verehrt werden, denn eine Familie von der Art dieser Heldenfamilie ist für immer aller Ehren wert.
In einem alten Heiligenbuch lesen wir folgenden Bericht:
„... Nach Konstanzius kam Julian auf den kaiserlichen Thron und mit ihm der alte Lügengeist in neuer arglistiger Gestalt. Er erklärte die Christensekte für überflüssig, für dumm und gehässig und verfolgte sie mit Tücke und Gewalt. Da bewies Flavian, was ein Christ sei, und wie er handelt. Er nahm sich der Gläubigen an, ermahnte zur Standhaftigkeit, besuchte, tröstete, unterstützte die gefangenen Christen. Das Ansehen, das er früher genoss, war auch jetzt noch sein Schild, bis Schmeichler des Tyrannen den eifrigen Bekenner anzeigten. Der Kaiser befahl dem Statthalter Apronian die Verhaftung Flavians, und entweder das Opfer für die Götter, oder Verlust des Lebens. Apronian vollzog den Befehl. Der Diener Gottes erklärte freudig sein Christentum und den Willen, darin zu leben und zu sterben. Der Statthalter ließ ihm das Ehrenzeichen des Adels wegnehmen, und das Zeichen des Sklavenstandes auf die Stirn einbrennen. Wohl ein großer Schmerz, aber eine noch größere Beschimpfung! Der Heilige nahm freudig die Schmach des Kreuzes auf sich. Darauf schickte Apronian aus Furcht vor dem Volk den Diener Gottes ins Elend nach Aque Taurine, jetzt im Florentinischen; beraubte ihn seiner Güter, und gab den Soldaten Befehl, mit Härte gegen ihn zu verfahren. Der Heilige unterwarf sich von Gott getröstet seinen harten Leiden, nahm rührend Abschied von seiner Frau und Kindern, empfahl sie dem Schutz Gottes, wurde hinweggeführt ins Elend und starb bald hernach vor Hunger und Not, während er betete. Sein Festtag wird am 22. Dezember gehalten. Seine Frau Dafrosa wurde nun auch der Verfolgung ausgesetzt und musste vieles leiden. Schließlich wurde sie in den Kerker geworfen, und darin, weil sie von Jesus Christus nicht abweichen wollte, enthauptet. Ihr Fest fällt auf den 4. Januar. Diese heiligen Eltern hinterließen zwei Töchter Bibiana und Demetria, die Erben ihres Glaubens, Zeugen ihres Eifers, und in ihrer Vollendung die Frucht und Belohnung ihrer Gebete. Der Reichtum in Jesus Christus, die überschwängliche Gnade Gottes, die den Sohn hingab zum Lösegeld aller Schuld und zum Unterpfand ewiger Liebe, war den Töchtern der Ersatz ihrer zeitlichen Güter, da ihnen das väterliche Erbe entzogen wurde, und der Trost ihres Gemütes für den zeitlichen Verlust ihrer Eltern, da diese für Jesus Christus zu leiden sind gewürdigt worden. Von Gott also getröstet und gestärkt ertrugen die Schwestern die Schmach vor der Welt, den Verlust ihrer Eltern und die Armut mit stillem und geduldigem Herzen, ja freuten sich ihres armseligen Zustandes in der Armut Jesu. Es stand aber nicht lange an, sie wurden auch in den Kerker geworfen, mit Hunger und Durst gequält, um sie von Gottes Sohn abwendig zu machen. Allein der Herr wohnte in ihren erzen, stärkte, tröstete und erquickte sie; ihre Wohlgestalt nahm nicht ab, ihr Angesicht blieb ruhig und heiter. Jetzt nahm man Zuflucht zu einem anderen Mittel, da das erste ohne Wirkung blieb. Man versprach den Schwestern die Gunst des Kaisers, die Zurückgabe des väterlichen Gutes, ansehnliche Heirat: ein Verführungsmittel, welches Eifrige auf harte Probe setzt und die Lauen allzeit überwindet. Aber auch dieses Mittel vermochte nichts über die Jungfrauen. Diesem folgten Drohungen nach von allerhand Marter; aber vergeblich; denn die Jungfrauen sahen über die Trübsal hinaus in die Herrlichkeit, die ewig bleibt. Nur dies geschah, den vielen Stürmen unterlag der Leib der zarten schwachen Demetria, sie sank eines schnellen Todes zu den Füßen ihrer Schwester hin. Nun war der Vater, Mutter, Schwester hingegangen in die ewige Herrlichkeit, Bibiana noch im Kerker, und umso mehr der Wut und Arglist des Richters ausgesetzt. Er ergriff ein neues Mittel, die Heilige zum Fall, und durch den Sündenfall zum Abfall von Gott zu bringen. Bibiana wurde einer gewissen Rufina übergeben, mit dem Auftrag, in der blühenden Jungfrau das unreine Feuer der Wollust anzuzünden, ein Mittel des Falles sogar für Starke. Die Heilige aber verabscheute die Sünde, wachte über alle Neigungen, betete zu Gott, und siegte auch da, wo so viele fallen, durch Gottes Beistand bei den vielen Lockungen zur Sünde und Misshandlungen durch Schläge, weil sie unbeweglich blieb im Wandel vor Gott. Aber jetzt brach der Richter in Wut aus. Er ließ die Jungfrau von Henkern entkleiden, an eine Säule binden und mit Stricken, an deren Ende Bleikugeln befestigt waren, so lange geißeln, bis sie den Geist aufgab, im Jahr 362. Zwei Tage nach ihrem Tod wurde sie von einem frommen Priester, Johannes mit Namen, an der Seite ihrer Mutter und Schwester begraben. Ihnen zur Ehre hat mit der Zeit Papst Simplicius eine Kirche erbauen, Papst Urban VIII. dieselbe im Jahr 1628 auszieren und die Reliquien dieser Heiligen unter dem Hochaltar erheben lassen.“
Gebet am 2. Dezember
O Maria, du Spiegel makelloser Reinheit, lieblich glänzender Mond der Jungfräulichkeit, du Licht und Vorbild aller Heiligkeit! Wir freuen uns mit dir deiner erhabenen Vorzüge, deiner herrlichen Eigenschaften, die dich als Mutter und Jungfrau zieren. Wir freuen uns mit dir, und danken der allerheiligsten Dreifaltigkeit, dass sie dich mit unvergleichlicher Würde bekleidet hat und bitten dich, dass du deine mütterliche Macht und Zärtlichkeit anwendest, damit alle Sünder und Irrenden zu Gott und seiner heiligen Kirche aufrichtig zurückkehren. Amen.
Kirchengebet
Gott, Du Spender alles Guten, Du hast bei Deiner Dienerin Bibiana mit der Blüte der Jungfräulichkeit die Palme des Martyriums verbunden; so verbinde auch auf ihre Fürsprache unsere Seelen durch die Liebe mit Dir, damit wir, den Gefahren entrückt, den ewigen Lohn erlangen. Durch unsern Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Bibiana
O Gott, der Du in der heiligen Bibiana die Jungfräulichkeit mit dem Martertod vereinigt hast, vereinige auf ihre Fürbitte unsere Herzen durch ihre Liebe mit Dir, damit wir, von allen Gefahren befreit, zu den ewigen Belohnungen gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott
Herr, Du hast Worte des ewigen Lebens, der Du uns selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben geworden bist, lass uns jene Worte hören und ernst beherzigen, dass wir nicht auf Abwege in Irrtum und Laster geraten. Du hast die wahre Weisheit unter die Menschen gebracht, die Weisheit der Tugend, in Deinem Evangelium hören wir sie, in Deinem irdischen Leben schauen wir sie, durch die Geheimnisse des Heils, die Du für uns gestiftet hast, werden wir für sie empfänglich und ihrer teilhaftig. Lass alle unsere Handlungen von dieser Weisheit geleitet und veredelt sein. Du bist aus Liebe zu uns herniedergestiegen, um in uns die Liebe zu entzünden, die Gründerin und Vorsteherin des Gesetzes und der Vollkommenheit. Gib, dass diese Liebe der Grund unseres Strebens, das Ziel unseres Verlangens und einst die Belohnung unserer Tugend ist. Amen.
Andacht am 2. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Der ist in großem Irrtum, der da meint, die Vereinigung mit Gott besteht in Entzückungen, Erhebungen und in geistigem Trost. Darin allein besteht sie, dass man nichts denkt, noch spricht, noch tut, außer was dem Willen Gottes gemäß ist. Diese Vereinigung ist vollkommen, wenn unser Wille von allen Dingen losgelöst ist, und so sehr an Gott hängt, dass er nur nach dem einzigen und reinen Wohlgefallen Gottes sich sehnt. Dies ist die wahrhafte und wesentliche Vereinigung, nach der mich glühend verlangt und um die ich den Herrn unablässig bitte." (Die heilige Theresia von Avila)
Diese Heilige staunte fortwährend über die große Glückseligkeit, die dem Menschen gegeben ist, mit seinem Schöpfer sich vereinigen zu können, und über das wahrhafte Verlangen dieses großen Gottes, uns mit Ihm vereint zu sehen.
Der heilige Franziskus von Sales konnte sich nicht erwehren, die vollkommene Gleichförmigkeit des heiligen Johannes, des Täufers, mit dem Willen Gottes, beständig zu bewundern. "25 Jahre blieb der heilige Vorläufer in der Wüste," spricht dieser große Bischof; "und Gott allein kannte die unsagbare Liebe, die er zum göttlichen Erlöser trug, seit er im Mutterleib geheiligt war; sowie auch seine brennende Sehnsucht, seiner Gegenwart sich zu erfreuen; - und nichtsdestoweniger blieb er seiner Bestimmung, den Willen des Herrn zu tun, so getreu, dass er die Wüste, wohin Gott ihn berufen hatte, nur ein einziges Mal verließ, Ihn zu sehen; und auch dann reihte er, nachdem er Ihn getauft hatte, sich nicht an sein Gefolge, sondern fuhr fort, das Amt auszuüben, das ihm anvertraut worden war. Was aber heißt dies anders, als sein Gemüt frei von allem erhalten und Gott selbst anhangen, um seinen Willen zu tun! Dies Beispiel reißt mich zum Erstaunen hin und erdrückt mich durch seine Größe."
Immer, Herr, will ich meine Blicke auf Dein Wohlgefallen heften, Deiner Liebe mich gleichförmig zu bilden. Nichts ist mir angenehmer als Deinen heiligen Willen zu erfüllen. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. Dezember
"Es fallen eher zehn Seelen,
die die Köstlichkeiten der Gnade genießen,
in Sünde, als eine einzige Seele,
die in Trübsal ist."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 2. Dezember - Der Verlust Gottes
ist die größte Strafe der Verdammnis
O meine Seele, suche Gott von Herzen
In dieser kurzen Lebenszeit.
Sonst seufzest du vergeblich einst in Schmerzen
Um die verlorne Seligkeit.
1. Die schrecklichste Strafe der Verdammnis ist Gottes ewiger Verlust. Unsere Seele hat eine unermessliche Auffassungskraft, die nur Gott allein erfüllen kann, doch wird sie in diesem Leben vielfältig zerstreut. Sie fühlt sich gewaltsam und unüberwindlich zu Gott hingezogen; doch wird diese Anziehung hienieden durch die Geschöpfe gleichsam aufgehalten. Sie hat eine natürliche Idee von der unendlichen Schönheit und Herrlichkeit Gottes; doch wird diese Idee durch die Schwere ihres Körpers und das Verderbnis der Sinne verdunkelt und geschwächt. Ist sie aber einmal vom Körper gelöst und fern von diesen Dingen, dann fühlt sie einen unermesslichen Hunger nach ihrer wahren Glückseligkeit, die keine andere als Gott selbst ist.
2. Nun ist der Zauber der Geschöpfe verschwunden, die ihr Herz gefesselt hielt. Gelöst ist die Binde, die sie abhielt, Gott zu erkennen. Sie erkennt ihn als die unendliche Schönheit, Lieblichkeit, als den Urquell aller Seligkeit, der allein ihr unendliches Verlangen sättigen kann, und eilt schneller, denn jeder Pfeil, nach ihm, ihrem ewigen Ziel, ihn zu umfangen und unzertrennlich mit ihm sich zu vereinigen. Doch eine unsichtbare und allmächtige Hand stößt sie zurück, und nun beginnt ihr namenloser Schmerz, ihre unendliche Verzweiflung. Sie will Gott lieben und kann es nicht. Sie erkennt ihn als ihre einzige Glückseligkeit, und kann ihn nicht besitzen. Sie fühlt sich gewaltsam zu ihm angezogen, und wird ewig gewaltsam zurückgestoßen. Diese verschmähte Liebe wandelt sich in den grimmigsten Hass, sie wütet gegen sich und gegen Gott, sucht sich selbst zu vernichten und vermaledeit ewig Gott, der sie erschuf und auf ewig verwarf.
3. Was für eine schreckliche Pein, ewig nach Gott, der unendlichen Glückseligkeit, zu ringen, die sie niemals besitzen wird, ewig zu hassen, wonach sie ewig vergeblich sich sehnt. Dieser folternde Schmerz ist die unglückselige Beschäftigung der Verdammten in alle Ewigkeit. Ich habe Gott, die unendliche Glückseligkeit, verloren, auf ewig verloren, durch meine eigene Schuld verloren; habe ihn wegen der Lust eines Augenblicks verloren, und mich selbst in den Abgrund der unglückseligen Ewigkeit gestürzt. Jeremia 6,29-30: "Der Blasebalg schnaubt, doch das Blei bleibt unberührt vom Feuer. Umsonst versucht der Schmelzer zu schmelzen; die Bösen lassen sich nicht ausscheiden. Verworfenes Silber nennt man sie; denn verworfen hat sie der Herr."
3. Dezember
Der heilige Franz Xaver, Priester, Missionar,
+ 3.12.1552 – Fest: 3. Dezember
Wieder ist die Zeit der Adventslieder gekommen: „Tauet, Himmel, den Gerechten ...“, „Aus hartem Weh die Menschheit klagt ...“, „O komm, o komm, Emanuel ...“. Wir gedenken der langen Zeit, da unsere Vorfahren nach dem Erretter aus Sünde und Schuld seufzten. Es ist die Adventszeit für uns allerdings nur ein Gedenken, denn längst ist uns das Heil erschienen, Christus, der Herr, der sein Volk erlöste von allen seinen Sünden. Uns wurde Gnade zuteil, aber es gibt auf dem weiten Erdenrund tausend Millionen Menschen, die heute noch vom Wahn des Heidentums oder des Islams umfangen sind und deren Advent noch nicht beendet ist. Dass wir der Armen gedenken und durch Opfer und Gebet helfen, damit die Glaubensboten auch ihnen den Heiland und das Heil bringen können, deshalb stellt uns die Kirche am heutigen Tag, gleich zu Anfang des Advents, den größten Missionar der Neuzeit vor Augen, den heiligen Franz Xaver.
War das ein Hallo, als Ende 1534 im Sankt-Barbara-Studentenheim zu Paris ein neuer Schüler auftauchte, der hinkte, schon zweiunddreißig Jahre alt war und in der untersten Klasse bei den Zehnjährigen anfing, Latein zu lernen.
Ein seltsamer Kauz war er schon, der spanische Edelmann Ignatius von Loyola, ein ehemaliger Offizier, der deswegen das Lernen begann, weil er noch Priester werden wollte.
Wenn er nur nicht gar so fromm gewesen wäre! Die Mitschüler begnügten sich allerdings damit, den alten Knaben weidlich aufzuziehen, der seinerseits die kleinen Wichtigtuer nicht ernst zu nehmen schien und gutmütig über ihren Spott und Schabernack hinweglächelte.
Nur einer im Haus, auch ein spanischer Edelmann, ein hochfahrender Geist, Franz Xaver mit Namen, der ein fabelhafter Student gewesen und mit fünfundzwanzig Jahren bereits Hochschullehrer war, konnte den Landsmann überhaupt nicht ausstehen, und je mehr Ignatius sich dienstbeflissen um den Jüngeren bemühte, desto beißender spottete Xaver über den Älteren. Ignatius ließ sich jedoch durch keine noch so plumpe Abfuhr entmutigen, denn als geschulter Menschenkenner hatte er trotz der buntschillernden Eitelkeit, mit der Xaver sich gab, den inneren Wert des hochstrebenden Edelmanns erkannt und den großen Vorteil errechnet, der dem Reich Christi auf Erden erwachsen werde, wenn es ihm gelänge, den überragenden Mann für den neuen Orden, den er gründen wollte, zu gewinnen.
Lange hat Ignatius um Xaver ringen müssen, denn leicht ist für den Weltmenschen die Bekehrung von Eitelkeit und Ruhmsucht nicht. Viel auch hat er gebetet, und eines Tages gewann er das Spiel, jenes Spiel, das jeden Einsatz tausendfach aufwog. Die größte Eroberung, die der Seelenjäger Ignatius für Christi Reich gemacht hat, heißt Franz Xaver.
Franz Xaver war einer von denjenigen, die nicht mehr zurückschauen, wenn sie einmal die Hand an den Pflug gelegt haben. Zwar konnte er so wenig wie andere auch aus der Haut herausfahren, in der er steckte, denn niemand vermag sein Wesen zu ändern, und deshalb blieb auch Xaver, was er war, aber sein Ehrgeiz war nicht mehr weltlicher Ruhm, sondern Gottes Ehre und die Rettung unsterblicher Seelen.
Als Xaver im Jahr 1542 nach zehnmonatiger Seefahrt in Indien landete, begann ein einzigartiges Heldenleben. Franz Xaver wurde der größte Missionar der neuen Zeit, der im Dienst der Heidenbekehrung körperliche Strapazen und Anstrengungen von solchem Ausmaß auf sich genommen hat, dass man sich unwillkürlich fragt, ob die Leistungen unserer besten Sportler heute an sie herankommen. Auf hundert Flüssen fuhr sein Boot, und mit den unsicheren Nussschalen der Eingeborenen segelte er der Küste entlang durch die Inseln über das Meer von Indien nach Japan. Barfuß legte Xaver Zehntausende von Kilometern zurück durch Urwald, Sumpf und Wüste, in der brütenden Hitze Indiens und in der eisigen Kälte Japans, unter Kopfjägern und Kannibalen mit immer neuen Sprachen. Dazu quälte den Immer- und Nimmermüden ein schmerzliches Magenleiden, und alle Tage wrang ihn das Fieber förmlich aus. Schonung kannte er keine. Ob er selbst draufging, daran lag dem Champion der katholischen Weltmission nicht das Geringste, wenn er nur Seelen für Christus und den Himmel gewann.
Selten mag es einen Glaubensboten gegeben haben, der sein Leben so rückhaltlos in die Schanze schlug, wie Xaver es tat, nie aber gab es auch einen Missionar, der größere Erfolge erzielte als er. Xaver hat mit eigener Hand eine Million Menschen getauft.
Nur zehn Jahre lang hielt der heldenhafte Mann die Last aus, aber in den zehn Jahren hat er mehr gearbeitet und geleistet als wohl hundert andere zugleich. Unter den Großen im Reich Christi ist Xaver einer der größten, und es gibt keinen Ruhm, der herrlicher ist als dieser Ruhm.
Der heilige Franziskus Xaverius
Xaver gewinnt dem Gottessohn
Wohl hundert Nationen;
Er bietet Reiche ihm zum Thron
Und Seelen an Millionen.
Und auf der Liebe Schnur er reiht
Der Inseln Perlenketten:
Sie sind durch Christi Blut geweiht,
Die Seelen will er retten.
Aus Herzensfasern ist gewebt
Das Band, das sie verschlungen:
Die Liebe ist`s, die leidend lebt,
Und die am Kreuz gerungen.
Und liebeswund sein Herz begehrt
Für Gott nur Seelen, Seelen:
Halb Asien hat er schon bekehrt,
Und China soll nicht fehlen.
Der Liebe Wunde nicht mehr heilt:
Den Kreuzzug zu beginnen,
Des Glaubens Alexander eilt –
Er will die Welt gewinnen.
Da hemmt der Tod des Adlers Flug –
Zum Himmel soll er fliegen:
Xaverius folgt des Herzens Zug,
Jetzt wird er ewig fliegen.
Das Herz des Gottes Israels
Ward ihm zum Feuerwagen
Und hat ihn über Meer und Fels
Von Land zu Land getragen.
Von Spanien bis nach China gab
Es ihm die Adlerschwingen:
Jetzt will er über Tod und Grab
Ihn heim zu Jesus bringen.
Von Jacinto Verdaguer – deutsch von Clara Commer
Die heilige Attala, 1. Äbtissin von Straßburg,
+ 3.12.741 – Fest: 3. Dezember
„Beispiele ziehen an“, sagt ein altes Sprichwort, und es ist wunderbar, wie tief und nachhaltig die Beispiele in das Leben anderer eingreifen. Während die bösen Beispiele die guten Sitten verderben, befördern die guten Beispiele tugendreiches Streben und edle Werke. Der Bruder der heiligen Ottilia, Herzog Adalbert von Elsass, und seine fromme Gemahlin Gerlinde waren von Gott mit drei Töchtern beschenkt, die in der heiligen Taufe die Namen Attala, Eugenia und Gundelinda empfingen. Die frommen Eltern vertrauten ihre drei Töchter schon in frühester Jugend der heiligen Ottilia im Kloster Hohenburg zur Erziehung und Ausbildung an, und sie hatten sie in der Tat den besten Händen übergeben.
Attala nahm sich ihre heilige Tante zum Vorbild und lernte von ihr die glühende Liebe zu Gott, die stille Demut, den freudigen Gehorsam, die engelgleiche Andacht, das zärtliche Mitleid mit Armen und den Eifer in frommen Übungen. Sie legte sich mancherlei Abtötungen auf, beherrschte ihre Sinne, beobachtetes strenges Stillschweigen und hegte keinen sehnlicheren Wunsch, als ihr Leben ganz Gott zu weihen und in der armen Klosterzelle ihre Tage zu beschließen. Ihren andauernden und stürmischen Bitten gab ihr Vater endlich nach und baute ihr im Jahr 717 in Straßburg das Frauenkloster St. Stephan. In diesem Kloster wollte sie als arme Ordensschwester vor allem die Tugend des Gehorsams üben, aber auf den dringenden Wunsch der heiligen Ottilia musste Attala die Würde einer Äbtissin im neuen Kloster übernehmen. In dieser Stellung war sie ein leuchtendes Vorbild für alle Untergebene, streng gegen sich selbst, mild gegenüber anderen, unermüdlich im Dienst Gottes, mütterlich besorgt für Arme und Bedrängte.
Nachdem ihre Tante und Erzieherin, die heilige Ottilia, in dem hohen Alter von 103 Jahren in die Freuden des Himmels eingegangen war, verdoppelte Attala ihre bisherigen frommen Übungen, um ihr an Heiligkeit und Verdiensten möglichst ähnlich zu werden. In der Tat erreichte sie einen hohen Grad von Vollkommenheit und wirkte höchst segensreich. Reich an Tugenden und Verdiensten schloss sie am 3. Dezember 741 im 54. Lebensjahr ihre Augen zum letzten Schlummer, um im Land des ewigen Friedens und unvergänglicher Glückseligkeit wieder zu erwachen. Ihr heiliger Leib wurde fünf Wochen lang zur Verehrung ausgesetzt, ohne dass sich Spuren der Verwesung gezeigt hätten. Die „ausgezeichnete, heilige Jungfrau“ wurde vom Volk hoch verehrt. Ein Arm von ihr kam in das Kloster Hohenburg, in dem sie ihre erste Erziehung genossen und den Grund zu ihrem heiligen Leben gelegt hatte. Ihre übrigen Reliquien wurden bis zur französischen Revolution in der St. Stephanskirche zu Straßburg aufbewahrt und verehrt.
Der heilige Lucius, König in England und Märtyrer zu Chur, Schweiz,
+ 182 – Fest: 3. Dezember
Unter der Regierung des römischen Kaisers Marcus Antonius Verus und seines Bruders Aurelius Commodus lebte in Britannien König Lucius. Dieser König beobachtete das Leben der Christen in seinem Reich und fand an ihrem untadelhaften Lebenswandel, ihren reinen Sitten und hervorragenden Tugenden großes Wohlgefallen. Er schickte daher zwei Abgeordnete, Elvon und Meduin, nach Rom zum Papst Eleutherius, mit der Bitte, ihm Glaubensboten zu senden, damit sie ihn und sein Volk in der christlichen Religion unterrichteten, denn die Wunder, die die Schüler Christi unter den verschiedenen Völkern wirkten, hatten seinen Geist erleuchtet, und von der Liebe zum wahren Glauben erglühend, erreichte er das Ziel seiner Bitte. Der Papst schickte ihm zwei apostolische Männer, Fuganus und Damian, die die Menschwerdung des Gottessohnes verkündigten, ihn zu Christus bekehrten und mit einer großen Menge seines Volkes tauften. Die Glaubensboten verdrängten überall im Land das Heidentum und weihten die Götzentempel zum Dienst des wahren Gottes ein. An die Stelle der 27 Götzenpriester und 3 Oberpriester setzten sie ebenso viele Bischöfe und Erzbischöfe. Darauf sind sie wieder nach Rom gegangen, um ihre Anordnungen vom Papst bestätigen zu lassen und später mit vielen anderen Priestern nach Britannien heimgekehrt, durch deren Lehre das Volk der Briten in kurzer Zeit im Glauben Christi befestigt wurde. Lucius war der erste christliche König in Europa.
Einige Jahre später kam ein Pilger, namens Lucius, ein Mann von edler Gestalt und ehrwürdigem Aussehen nach Augsburg und verkündete dort das Evangelium. Dieser Lucius soll der erwähnte König von England gewesen sein, der der Krone und den Freuden und Ehren der Welt entsagte, um das Seelenglück, das er im Christentum genoss, auch anderen Völkern zu bringen. Mit großem Eifer predigte er das Evangelium und mehrere Bürger der Stadt glaubten durch ihn, unter ihnen der angesehene Campestrianus mit seinem ganzen Haus. Die übrigen Bürger verharrten im Heidentum, hassten den Fremden und verfolgten ihn mit Steinwürfen, ja sie stürzten ihn in einen Schöpfbrunnen, aus dem er halbtot von Gläubigen wieder herausgezogen wurde. Unter liebreicher Pflege erholte er sich wieder.
Darauf ging er am Lechfluss hinauf ins Hochgebirge und predigte überall die christlichen Wahrheiten. Unter vielen Beschwerden und Gefahren drang er durch die Gebirge bis nach Rätien, dem heutigen Graubünden, und wohnte dort, wo später die Stadt Chur entstand, in einer schwer zugänglichen Berghöhle, nach ihm Luciushöhle genannt.
Nachdem Lucius sieben Tage mit Fasten und Beten in dieser Felsenhöhle zugebracht hatte, begab er sich unter das Volk, um ihm den Glauben an den einen wahren Gott und seinen Sohn Jesus Christus zu verkünden, der der Weg, die Wahrheit und das Leben für jeden Menschen ist. Die Bewohner des Landes waren aber so wild und roh, dass sie von der milden Lehre Christi nichts hören wollten. Sie beteten Sonne und Mond an und erwiesen den wilden Auerochsen, die sich in ihren schauerlichen Wäldern aufhielten, göttliche Verehrung. Um sie von der Torheit ihres Götzendienstes zu überzeugen, fing der ritterliche Lucius ein paar Auerochsen, spannte sie ins Joch, belud einen Karren mit Holz und fuhr mit ihnen seiner Höhle zu. Die Heiden staunten und riefen: „Groß ist der Gott der Christen, der seinem Diener die wilden Tiere unterwürfig macht.“ Sie horchten jetzt folgsamer auf seine Predigt und viele bekehrten sich zum Glauben an Christus.
Emerita, die Schwester des Königs Lucius, war mit ihm im Glauben unterrichtet und getauft worden. Als ihr Bruder Britannien verlassen hatte, um den in den Todesschatten des Heidentums sitzenden Völkern das Licht der Wahrheit anzuzünden, entschloss sie sich, ihren Bruder aufzusuchen und in seiner Missionstätigkeit zu unterstützen. Nach langen Reisen fand sie ihren Bruder in der Luciushöhle. Von Jugend auf an Werke der Mildtätigkeit gewöhnt, besuchte sie die Kranken, unterstützte die Armen, tröstete die Traurigen und half den Bedrängten. Mit allem Eifer versuchte sie die Heiden von ihrem Irrwahn zu überzeugen und zum Christentum zu führen. Aber die rohen Heiden erregten einen Aufstand gegen sie, ergriffen sie, schlugen sie mit Fäusten und warfen sie in ein schauriges Gefängnis des alten Bergschlosses bei Trimmis. Am folgenden Morgen, den 4. des Christmonats, wurde sie unter wütendem Geschrei des Volkes aus dem Gefängnis geführt und verbrannt. Sie starb voll christlichen Heldenmutes und vereinte mit dem Jungfrauenkranz die Marterkrone. Die Asche und Gebeine der Märtyrin wurden gesammelt, in ein Tuch gewickelt und in der Erde verborgen. Am Marterplatz zu Trimmis wurde später ihr und dem heiligen Apostel Andreas zu Ehren eine Kirche gebaut. Die Gebeine der heiligen Emerita wurden in der Kathedralkirche zu Chur aufbewahrt und verehrt. Ihr Fest wird am Tag nach dem Fest des heiligen Lucius, am 4. Dezember, gefeiert.
Sobald Lucius die schauerliche Nachricht von der grausamen Hinrichtung seiner unschuldigen Schwester vernahm, eilte er mit einigen Christen unverweilt nach Trimmis, fand aber auf der Brandstätte nur noch ihre Gebeine. Tief betrübt sammelte er die Reliquien und hüllte sie in einen Schleier, der sich noch in ihrer Wohnung vorfand. Die Mörder hinderten ihn nicht, denn die besseren waren empört über das grauenvolle Unrecht, das man ihrer Wohltäterin angetan hatte.
Lucius arbeitete und litt noch unsäglich viel, bis er am 3. Dezember 182, von den Heiden gesteinigt, sein segensreiches Leben schloss. Der erste christliche König Europas, der erste Bischof von Chur und Apostel von Rätien, Lucius, wohnte demütig und weltverachtend in einer Felsenhöhle, aber diese wurde durch seine Gegenwart geheiligt und bald allgemein verehrt. Fromme, gottesfürchtige Leute, Kranke, Presshafte pilgerten zum Luciusbach, und erhielten durch die Fürbitte des Heiligen oft wunderbare Hilfe. Ein schönes Kloster wurde neben der uralten Kirche zu Chur gebaut und St. Luciuskloster genannt.
Der heilige Galganus, Einsiedler von Siena,
+ 3.12.1181 – Fest: 3. Dezember
Der heilige Galganus, geboren in einem Dorf bei Siena, führte in seiner Jugend ein sehr weltliches Leben. Im Schlaf zweimal ermahnt, ein Soldat Christi zu werden, kam er auf den Berg Sepio, wo er eine dritte Mahnung erhielt. Da ihm seine Eltern um dieselbe Zeit eine reiche Braut ausersehen hatten, und er sie zu besuchen einen Ritt machte, blieb das Pferd zur Hälfte des Weges plötzlich stehen und konnte durch keinen Sporn weiter getrieben werden. Tief bewegt darüber baute er sich eine Zelle und überwand da einsam lebend herzhaft alle Versuchungen. Auch seine Braut bewog er, ein Gleiches zu tun. Gott gab ihm viele Gnaden. Er sah Abwesendes wie Gegenwärtiges, blickte in die Zukunft, trieb die Teufel aus den Besessenen und stellte den Kranken die Gesundheit wieder her. Nachdem er im Jahr 1181 entschlafen war, kamen zu seinem Begräbnis die Bischöfe von Volterra und Massa, auch mehrere Äbte. Die Wunder, die an seinem Grab geschahen, bewogen den Papst, ihn heilig zu sprechen. Es wurde auch auf seinen Namen eine Kirche erbaut und eine Abtei gegründet.
Gebet am 3. Dezember zum heiliger Franz Xaver
Großer Apostel der Inder, heiliger Franziskus Xaverius, erbitte allen Priestern unserer heiligen Kirche und uns allen von Gott die Gnade einer innigen, lebendigen und starken Liebe, durch die wir in den Stand gesetzt werden, alles zu verlassen, um Gott zu gefallen und ihm allein zu dienen mit all unseren Kräften, so dass wir in Wahrheit sagen können: "O Jesus, dir lebe ich; Jesus, dir sterbe ich; Jesus, dein bin ich im Leben und im Tod!" Amen.
Zu Gott
Erbarme dich, o Gott, aller Völker, die noch im Schatten des Todes sitzen, und lass Dein heiliges Licht über sie leuchten, damit sie Dich, ihren Vater erkennen, und in Jesus, Deinem Sohn, dem Erlöser der Welt, ihr Heil finden. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Der heilige Franz Xaver war in seinen Missionen ernstlich bedacht, den Neubekehrten die Andacht zur göttlichen Mutter einzuflößen. Er hat auch ihren Schutz in seiner Todesstunde eifrig mit den Worten angerufen: "Mutter Gottes steh mir bei!"
Andacht am 3. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Die Vereinigung mit Gott geschieht auf dreierlei Weise: durch die Gleichförmigkeit, durch die Einförmigkeit und die Gottförmigkeit.
Die erste ist eine gänzliche Unterordnung unseres Willens unter den göttlichen in allen unseren Werken und in allen Ereignissen, und geschieht dadurch, dass wir, ungeachtet alles Widerwillens der Natur, wollen und annehmen, was Gott will. -
Die zweite ist eine innige Verbindung unseres Willens mit dem göttlichen Willen, die dahin wirkt, dass wir nicht nur alles wollen, was Gott will, sondern auch, dass wir dies einzig wollen, weil Gott es will, und uns über alles freuen, was Er will, bloß aus dem Grund, dass Gott dies angenehm ist. -
Die dritte ist eine Umbildung, die dahin wirkt, dass unser Wille in gewisser Hinsicht nur ein und derselbe Wille mit dem göttlichen ist, so dass der menschliche Wille beinahe nichts mehr als den göttlichen Willen in sich fühlt und nichts will, außer durch den unerschaffenen Willen, in den er umgewandelt wurde." (Der ehrwürdige Pater Gagliari)
Wunderbar sprach sich hierüber auch die heilige Magdalena von Pazzi aus. "Ohne einen Augenblick zu zaudern," sprach sie, "würde ich mich in die schauerlichsten Qualen stürzen, wenn ich wüsste, dass dies der Wille meines Gottes wäre." Einmal sagte sie an einem Pfingstfest, sie wünscht sehnlichst den Heiligen Geist zu empfangen, denn sie weiß, dass dieser Gott der heiligen Liebe sich ihr mitteilen will. Gar sehr seufzte sie nach dem Himmel, doch mehr noch gierte sie danach, den Willen ihres Gottes in Liebe zu tun. Diesen göttlichen Willen auf die vollkommenste Weise zu vollbringen, und dann sprechen zu können: "Dein Wille geschehe!" dahin zielte und wirkte sie ohne Unterlass.
Als einst der heilige Ignatius mit Pater Lainez und einigen anderen großen Dienern Gottes beisammen war, sprach er zu diesem Gottesmann: "Was würden Sie tun, wenn Gott Ihnen sagte: "Wenn du jetzt sterben willst, so werde ich aus dem Gefängnis deines Körpers dich erlösen und unverzüglich in die ewige Seligkeit aufnehmen. Willst du dagegen noch weiter leben, so gebe Ich dir keine Sicherheit, außer, dass Ich, wenn du auf dem Weg der Gottseligkeit aushältst, dich belohnen, wendest du dich aber davon ab, nach deinen Werken dich richten werde." Würde also der Herr Sie auf solche Weise anreden, und Sie wüssten zugleich, dass Sie, wenn Sie noch einige Jahre lebten, Großes zu Seiner Ehre ausrichten könnten, was würden Sie in solchem Fall erwählen?" - "Ich bekenne Ihnen aufrichtig," antwortete hierauf Pater Lainez, "ich würde nicht einen Augenblick schwanken, sondern erwählen würde ich, zu Gott zu gelangen, mein Heil zu sichern, und in einer so hochwichtigen Angelegenheit von allen Gefahren mich zu befreien." - "Ich dagegen," sprach der heilige Ignatius, "würde es nicht so tun, denn ich erachtete, ich könnte irgendetwas Großes für Gottes Ehre tun, würde ich zu Ihm flehen, mich deshalb noch am Leben zu lassen, und würde hierin nur auf Gott allein blicken, ohne auf mich Rücksicht zu nehmen, und ohne weder die unfehlbare Sicherheit, selig, noch die Gefahr ins Auge zu fassen, nicht selig zu werden." - Indessen war dieser Heilige vollkommen überzeugt, sein Heil wäre in diesem Fall außer aller Gefahr, seine Belohnung im Himmel aber weit größer gewesen, weil offenbar eine größere Liebe zu Gott bezeigte, wer Ihm zu Liebe die Mühsale des Lebens und die größten Gefahren bestehen, als sogleich in die ewige Seligkeit eingehen wollte.
Mein Gott, alles will ich, was Du willst! Freude bereitet es mir, zu tun, was Dir wohlgefällig ist! O verleihe mir, dass ich nur einen Willen mit Dir habe. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 3. Dezember
"Das Wort ist ohne Kraft,
wenn das Leben den Unterweisungen nicht entspricht,
oder selbst besser ist, als dieselben."
hl. Vincenz Ferrerius OP
1350 bis 5.4.1419
Betrachtung am 3. Dezember - Vom Übel der erblichen Schuld
Höre, Herr, mein heißes Flehen,
Sende Licht in meine Nacht.
Sieh, mein Herz vergeht vor Wehen,
Rette mich durch deine Macht.
1. Herr, mein Gott, zitternd bete ich den Abgrund deiner Gerichte an. Mein Elend, Herr, bekenne ich dir. Sieh, mehr liebe ich meine Wunden, als die Gesundheit, mehr die vorübergehende Täuschung, als die ständige, ewige Wahrheit. Ich erkenne das Gute, und - tue, ach, das Böse. Wie aber ich, so alle, die aus Adam geboren sind. Woher, mein Schöpfer, diese tiefen Wunden der menschlichen Natur? Kam diese edle Natur also verkehrt aus deiner Hand? Niemals!. Zum Flug ist der Vogel, zu schnellem Lauf der Hirsch erschaffen, und krank ist der Vogel, der zu keinem Flug, krank der Hirsch, der nicht zum Lauf sich erheben kann. Und nicht krank, nicht bis ins Innerste verwundet wäre die Seele, die du geschaffen hast, dich, unendliche Majestät, zu erkennen und zu lieben, und die zu schwach zu aufopfernder Liebe ist?
2. Woher diese Krankheit, dies tiefe Elend, das nicht von dir, der ewigen Liebe, kam? Angeboren sind mir und allen Sterblichen diese schweren Übel, über die ich vor dir seufze. Denn also sehe ich den Menschen, soweit die Geschichte reicht. Vor ihrer Pforte aber zeigt mir der Cherub mit dem Flammenschwert ein Menschenpaar, aus dessen Brust sie hervorgingen, und ihnen folgte der Anfang des Todes: Tränen, Wehen, Verbrechen und zweifacher Tod, als ein schreckliches Geleit, das auf alle ihre Nachkommen sich vererbte.
3. Unendliche Majestät, kein Schatten der Ungerechtigkeit ist in dir. Nur zu deiner eigenen ewigen Verherrlichung konntest du, aller Wesen Ursprung und Ziel, erschaffen. Und voll wurde die Summe deiner Verherrlichung, ob der Mensch stand oder fiel, denn was deiner Rechten entfloh, das fiel in deine Linke. Erleuchtet hattest du den Menschen mit dem Licht deines Antlitzes, bewaffnet mit ursprünglicher Gerechtigkeit. Aber nicht reichen konntest du die Siegeskrone dem Untreuen, der im notwendigen Prüfungskampf nicht bestand. Zur Seite hast du ihm gestanden, ihn zu krönen, wenn er siegt, zu heilen, wenn er fällt. Und deine unermessliche Barmherzigkeit bereitete dem Gefallenen einen überreichlichen Quell des Heils und der Erlösung. Rufen wir mit dem Psalmisten: "Herr, erbarme dich meiner und heile meine Seele, denn gesündigt habe ich vor dir."
4. Dezember
Die heilige Barbara, Jungfrau und Martyrin von Nikomedia,
+ 4.12.306 - Fest: 4. Dezember
Wenn man am Fest der heiligen Barbara einen frischgeschnittenen Kirschbaumzweig aus der Kälte draußen in die warme Stube holt, in ein Glas mit Wasser stellt und sorglich pflegt, so springen die Knospen an dem Zweig, den man Barbarazweig nennt, am Weihnachtsabend auf zum Sinnbild und Gleichnis für jenes Reis, das in wundersamer Schönheit zur halben Nacht, wohl in dem kalten Winter, ein Blümlein hold gebracht. Das Barbarafest ist also wieder eine neue Bestätigung dafür, dass das hochheilige Weihnachtsfest nicht mehr fern ist.
Die heilige Barbara, die aus dem Morgenland stammte, lebte um das Jahr 300. Der Vater, reich und angesehen, war ein eifriger Götzenpriester, der alles nur Menschenmögliche tat, um sein einziges, schönes und kluges Kind vor dem Christentum, das er über die Maßen hasste, zu bewahren. Auf Schritt und Tritt ließ er die Tochter bewachen, und wenn er auf Reisen ging, sperrte er sie in einen Turm, nur damit sie nicht mit Christen in Berührung komme.
Vergebens war jedoch alle Mühe, denn die Gnade dringt ungehindert durch dicke Mauern und eiserne Türen, und niemand kann ihr wehren. So musste auch Barbaras Vater, als er einst von einer Reise heimkehrte, feststellen, dass die Tochter sich zu Christus bekehrt hatte. Grenzenlos war die Wut des Getäuschten. Durch den Übertritt zum christlichen Glauben hatte die eigene Tochter, wie er meinte, seine götzenpriesterliche Amtsehre besudelt, und in seiner Verblendung glaubte er, die vermeintliche Unehre nur dadurch wieder in Ehre umwandeln zu können, dass er das Kind in eigener Person dem heidnischen Richter zur Folterung übergab.
Es sollte noch schlimmer kommen, denn als Barbara sich weder durch eiserne Krallen noch durch sengende und brennende Fackeln noch durch sonstige Marter vom Glauben abbringen ließ, erbat sich der Rabenvater von dem Richter die Gnade – ja, er hat es ausdrücklich Gnade genannt –, erbat er sich die Gnade, mit eigener Hand die Tochter hinrichten zu dürfen. Soweit konnte die Verblendung eines Heiden gehen, dass er aus Hass gegen die christliche Religion das eigene Kind hinmordete. Wir können dem lieben Gott fürwahr nicht genug dafür danken, dass wir nicht im Heidentum geboren wurden.
Was sich Barbaras Vater von dem heidnischen Richter als Gnade erbeten hatte, wurde ihm gewährt, er durfte tun, was er tun wollte, und da hat er zu seiner immerwährenden Schande und zum ewigen Ruhm des Kindes die Tochter durch das Schwert hingerichtet.
Sankt Barbaras Martertod war wie kein zweiter schrecklich und glorreich zugleich, und deswegen gehört sie seit eh und je bei den Christen zu den bekanntesten und beliebtesten Heiligen, die es gibt. Sankt Barbara zählt zu den heiligen Vierzehn Nothelfern und ist obendrein die Patronin der Bergarbeiter, der Baumeister, der Dachdecker, der Artilleristen, der Feuerwehrleute und der Glockengießer. Auch vor Blitz und Feuer wird sie als Beschützerin angerufen, und ganz besonders ist sie die Patronin der Sterbenden, zu der man alle Tage um die Bewahrung vor einem jähen und unvorgesehenen Tod und um eine gute und glückselige Sterbestunde beten soll, auch schon in der Kindheit, denn nur zu wahr sagt das Sprichwort: „Alte Leute müssen sterben, junge Leute können sterben.“
Heilige Barbara, du edle Braut,
Mein Leib und Seel` sei dir vertraut
Sowohl im Leben als im Tod,
Komm mir zu Hilf in letzter Not,
Hilf mir, dass ich vor meinem End`
Empfang das heil`ge Sakrament.
Der heilige Anno, Erzbischof und Bekenner von Köln,
+ 4.12.1075 – Fest: 4. Dezember
Der heilige Anno war aus einem edlen alemannischen Geschlecht entsprossen und widmete sich auf den Wunsch seiner Eltern in den Jugendjahren dem Waffendienst. Als ihn aber sein Oheim, ein frommer Kanonikus in Bamberg, die Nichtigkeit der irdischen Dinge ans Herz legte, entsagte er der Welt und begann die Erlernung der göttlichen Wissenschaften. Bald erschwang er sich durch seinen Eifer zum Magister an der Schule zu Bamberg, und der Ruf seiner Tugenden und Kenntnisse verlautete im ganzen Reich, so dass ihn Kaiser Heinrich III. an seinen Hof berief und ihm die Erziehung seines Sohnes, des nachmaligen Kaisers Heinrich IV., übertrug. Einige Zeit später wurde er von seinem Gönner zum Probst von Goslar ernannt, ja 1056 sogar auf den erzbischöflichen Stuhl von Köln befördert. Demütig und gottesfürchtig, wie Anno war, übersah er nicht, welche große Bürde seinen Schultern aufgelegt werde, und er konnte sich nicht enthalten, während er die Weihe empfing, viele Tränen zu vergießen. Unablässig suchte er am Fuß der Altäre jenen Trost und jene Hilfe, die ihm in jenen schwierigen Zeiten doppelt notwendig waren. Und mit dem Beistand des Himmels brachte er auch das Ansehen des Erzstiftes höher, als je einer seiner Vorfahren. Er durchreiste seinen Sprengel öfter und predigte selbst mit rührender Salbung. Überall ließ er bleibende Spuren seiner Anwesenheit zurück, und keine Gemeinde war, die ihm nicht irgendeine große Wohltat zu danken hatte. Als Pflanzschule der Gottseligkeit erbaute er fünf Klöster, unter denen das berühmteste das auf dem Siegeberg war. In den Mauern dieses Klosters weilte er oft längere Zeit, um sein Gemüt von den Zerstreuungen der vielen Geschäfte zu sammeln und durch Beobachtung der Ordensregeln Gott allein zu dienen. Nach dem Tod Heinrichs III. unternahm er mit Einverständnis der Großen die Aufsicht über den Thronerben und die Verwaltung des Reiches. Als streng sittlicher Mann suchte er des jungen Königs Leidenschaften zu zügeln und das Wohl Deutschlands ernstlich zu fördern. Allein die Verhältnisse waren mächtiger als er, und er sah sich trotz aller Bemühungen außer Stande, die immer mehr überhandnehmenden Unordnungen, besonders den eingerissenen Simonismus zu unterdrücken. Auch die Schranken, die er durch Warnung seinem königlichen Pflegling gesetzt hatte, wurden von anderen mit frevelnder Hand niedergerissen. Des lästigen Wächters loszuwerden, sandte man ihn 1073 nach Rom, von wo er, nachdem er dem Heiligen Vater über die Zustände in Deutschland Bericht erstattet hatte, die Vorladungsbulle gegen Heinrich IV. mit zurückbrachte. Fortan hielt er sich auf immer vom Hof entfernt und verlebte den noch übrigen Rest seiner Tage auf dem Siegeberg, hier unter fortwährenden Verleumdungen und Lästerungen, körperlichen Gebrechlichkeiten und Schmerzen in stiller Geduld die Ankunft des Herrn erwartend, die am 4. Dezember 1075 erfolgte. Nach seinem ausdrücklichen Wunsch wurde er in der Klosterkirche begraben. Kurz nach seinem Tod erschien ein Lobgesang auf ihn, das sogenannte „Annolied“, das in legendenartiger Weise seine Taten und Wunder feiert.
Der heilige Maruthas, Bischof von Tagrite, Mesopotamien,
+ 5. Jhd. – Fest: 4. Dezember
Der heilige Maruthas war einer der berühmtesten Lehrer der syrischen Kirche und verfasste unter anderem die Akten der Märtyrer, die in der von 340 bis 380 dauernden Verfolgung unter dem König Sapor gelitten hatten. Im Jahr 411 machte er eine Reise nach Konstantinopel, um die Christen im persischen Reich dem Schutz des Kaisers Arcadius zu empfehlen. Der Nachfolger dieses Fürsten, Theodosius der Jüngere, beehrte ihn mit seinem vollen Vertrauen und sendete ihn zweimal als Abgeordneten nach Persien. Bei dieser Gelegenheit heilte er den König jenes Landes, Isdegerdes, durch sein Gebet von einer lästigen Krankheit und errang dadurch dessen Gunst in dem Grad, dass er ihn nur „den Freund Gottes“ nannte und ihm trotz der Einsprüche der Magier die Gewalt erteilte, nach seinem Belieben im Land Kirchen zu errichten. Bei seiner Heimkehr brachte er aus Persien in großer Menge Reliquien von Blutzeugen in seine bischöfliche Stadt, die von da an den Namen Marthropolis erhielt. Er starb vor der Mitte des 5. Jahrhunderts und wurde in seiner Kirche beigesetzt. Später brachte man seinen heiligen Leib in Sicherheit vor den Einfällen der Perser und Araber in das von syrischen Mönchen bewohnte Kloster zu Unserer Lieben Frau in der Wüste Scete, wo er sich noch befindet.
Der heilige Osmund de Seez, Bischof von Salisbury, England,
+ 4.12.1099 – Fest: 4. Dezember
Der heilige Bischof und Bekenner Osmundus war ein geborener Graf von Seez, und kam mit Wilhelm dem Eroberer aus der Normandie nach England. Er wusste mit den Pflichten eines Hofmannes, Kriegers und Staatsbeamten die eines treuen Dieners Gottes zu vereinen. Doch Würden und Königsgunst hatten für sein Herz nicht lange Reiz, und er entsagte der Welt gänzlich, um sich im geistlichen Stand dem Herrn ungeteilt zu widmen. Nicht lange noch war er Priester, so wurde er in einen seinen Tugenden und Geistesgaben angemessenen Wirkungskreis versetzt, indem man ihn 1078 auf den bischöflichen Stuhl von Salisbury erhob. Sein Eifer für die Ehre Gottes bewog ihn, nicht nur die Kathedrale seines Sitzes neu und prächtig zu erbauen, sondern auch mehrere andere Kirchen zu verschönern und verschiedene fromme Stiftungen zu machen. Den Pfarrgemeinden setzte er erleuchtete Seelsorger vor, und in seiner Umgebung befanden sich immer Welt- und Ordensgeistliche von ausgezeichnetem Ruf. Einen gleichförmigen Gottesdienst in seinem Sprengel herzustellen, verfasste er ein Messbuch, ein Brevier und ein Ritual. Auch stellte er eine Lebensbeschreibung des heiligen Aldhelmus zusammen. Überhaupt trug er solche Liebe zu den Wissenschaften, dass er selbst Bücher abschrieb und einband. Zum Gebrauch seiner Kanoniker legte er eine reichhaltige Bibliothek an. Ungeachtet seiner hohen Stellung in der Kirche sah man ihn häufig Beicht sitzen und mitunter sogar zum Tod verurteilten Verbrechern in der letzten Stunde beistehen. Er starb am 4. Dezember 1099 nach einer langwierigen Krankheit, die er eifrig zu seinem Heil benützt hatte, und wurde in der Domkirche von Salisbury begraben. Calixtus III. setzte ihn 1458 unter die Zahl der Heiligen.
Der selige Adolf Kolping, Priester, Gesellenvater,
+ 4.12.1865 – Gedenktag: 4. Dezember
An einem Sonntagabend des Jahres 1835 schüttelte der alte Pfarrer von Kerpen bei Köln ein über das andere Mal den Kopf. So etwas war im noch nie passiert. Kam da vor einer Stunde zwischen Tag und Dämmerung ein zweiundzwanzigjähriger junger Mann aus dem Dorf, Adolf Kolping mit Namen, ein Schuhmachergeselle, kein übler Bursche, sondern im Gegenteil ein handfester Katholik, zu ihm und erzählt ihm schüchtern, dass er Priester werden möchte. Als er, der Pfarrer, schließlich dahintergekommen war, was der junge Mann eigentlich wollte, hatte er zunächst die Brille abgenommen und den Besucher von oben bis unten angeschaut und ihm dann aus seiner weißhaarigen Erfahrung heraus im Hinblick auf die unüberwindlichen Schwierigkeiten, die sich dem Vorhaben des Pfarrkindes entgegenstellen würden, gesagt: „Aber, Adolf, was fällt dir ein? Schuster, bleib bei deinen Leisten!“
Ja, so hatte er gesagt. Ob er da wohl recht gesprochen hatte? Nein, Herr Pfarrer, das hast du ganz verkehrt gemacht, und es war ein Glück, dass der Schustergeselle leichtsinnig genug war, um die ablehnenden Worte des alten Herrn zu überhören. Frischweg machte er sich in den Abendstunden bis in die halbe Nacht hinein – denn untertags musste er schustern, um Leben zu können – auf eigene Faust an die Erlernung der lateinischen Sprache und stellte sich ein halbes Jahr später erneut bei dem Pfarrer ein mit der Bitte, ihn im Latein zu prüfen. Überlegen lächelnd tat es der geistliche Herr und kam dabei von einem Staunen ins andere, so gut konnte der alte Knabe sein Latein, und als Kolping auf die Frage, wer ihm das beigebracht habe, bescheiden antwortete, er habe es sich selbst beigebracht, kam der Pfarrer trotz seiner weißen Haare ins Feuer und setzte sogleich Himmel und Erde in Bewegung, um dem Pfarrkind bei der Erreichung des hohen Zieles zu helfen. So war wenigstens einmal ein Anfang gemacht, aber wie es weiterging, war immer noch schwer genug, schwerer jedenfalls als all das Schwere, was der Schustergeselle bereits hinter sich hatte.
Als Armeleutesohn war Adolf Kolping im Jahr 1813 geboren, ein schwächliches Kind, das nur deswegen gedieh, weil es eine gute Mutter hatte. Gern wäre er Priester geworden, aber für Schulgeld und Bücher reichte das Einkommen daheim nicht hin. Deshalb tat ihn der Vater bei einem Schuhmacher in die Lehre, wobei er sagte: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“
Immer wieder das gleiche Lied: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Gern wäre Adolf Kolping auch bei den Schuhleisten geblieben, wenn es nur seine Leisten gewesen wären, aber es waren seine Leisten nicht, denn während der langen Lehr- und Wanderjahre kam er nicht über den Gedanken hinweg, dass seine Leisten andere waren als die Schuhleisten, er musste Priester werden. Was ist es doch ein Glück gewesen, dass der willensstarke junge Mann durchgehalten hat, denn er ist tatsächlich Priester geworden, ein Priester, segensreich wie selten einer. Man muss nur festhalten an dem, was man sich vorgenommen hat, dann wird mit Gottes Hilfe auf die Dauer alles gut.
So lange Adolf Kolping studierte, hatte er sich mühsam mit Nachhilfestunden durchschlagen müssen, und als er einmal einen früheren Arbeitskameraden, der an den Blattern erkrankt war, bis in die Sterbestunde wie eine Mutter pflegte, wurde er angesteckt und schwebte selbst lange Wochen zwischen Leben und Tod. Wieder war es ein Glück, dass er gesund wurde, denn kaum war er endlich mit vierunddreißig Jahren Priester geworden, da wuchs seine Gestalt schnell ins Große.
Adolf Kolping wurde Gesellenvater. Weil er selbst ein wandernder Handwerksgeselle gewesen war, verstand er seinesgleichen gut. Wie Vater und Mutter zugleich nahm er sich der jungen Handwerksburschen an, in Elberfeld und Köln und in der ganzen Welt. Überall gründete er Gesellenvereine und baute Gesellenhäuser, in denen die heimatlosen jungen Handwerker ein Heim finden, das ihnen die Heimat ersetzt. In die Hunderttausende geht die Zahl jener, die durch den Gesellenverein an Leib und Seele vor dem Untergang bewahrt blieben und es im Leben zu etwas brachten. Unermesslich ist der Segen, der von dem Gesellenvater ausgegangen ist.
Durch ein Übermaß von Arbeit im Dienst der tätigen Liebe aufgerieben, starb der selige Adolf Kolping im Jahr 1865, erst zweiundfünfzigjährig. Er starb und Lebt weiter. Sein Grab in Köln ist für die Handwerksgesellen aller Länder zu einem Wallfahrtsort geworden.
Adolph Kolping wurde am 27. Oktober 1991 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Der Prozess zur Heiligsprechung wurde unmittelbar darauf eingeleitet.
Die seligen Hieronymus de Angelis und Simon Jempo,
aus der Gesellschaft Jesu, Martyrer,
+ 4.12.1623 – Gedenktag: 4. Dezember
Hieronymus des Angelis stammte aus Sizilien. Er war 1567 geboren und schloss sich als junger Mann von 23 Jahren der Gesellschaft Jesu an. Nachdem er in Lissabon die Priesterweihe erhalten hatte, schien er von der Vorsehung dazu berufen zu sein, der verfolgten japanischen Kirche zu Hilfe zu eilen. Die langwierige Reise unternahm er mit dem seligen Spinola und blieb dessen steter Begleiter bis zu seiner Ankunft in Japan. Hier war er zuerst tätig in Fuxima, Surunga, Jendo und Meako. Als das Verbannungsdekret für alle Missionare erlassen wurde, verbarg sich Pater Hieronymus in verschiedenen Schlupfwinkeln. Doch bald gelang es ihm, bis zu den nördlichsten Provinzen des Reiches, wohin noch kein Missionar gekommen war, vorzudringen. In der Provinz Sendai taufte er in kurzer Zeit mit eigener Hand zehntausend Heiden. In anderen Provinzen gründete er neue Christengemeinden. Mit einem unermüdlichen Eifer verband der Selige eine Kühnheit, die vor keiner Schwierigkeit zurückbebte, und eine Arbeitskraft, die alle natürliche Fähigkeit überstieg und nur durch eine besondere übernatürliche Hilfe zu erklären ist.
Bereits hatte Hieronymus 22 Jahre in der Mission gearbeitet, als er in Yedi von einem Verräter angezeigt wurde. Um die Christen, bei denen er wohnte, keiner Gefahr auszusetzen, stellte er sich freiwillig dem Richter. Der Laienbruder Simon Jempo, sein treuer Gefährte und seeleneifriger Katechet, wollte seinen geliebten Vater nicht verlassen. Wie einst der heilige Martyrer Laurentius dem Papst und Martyrer Sixtus, so bat er kniefällig und unter Tränen den Pater, ihm in den Tod folgen zu dürfen. Dieser umarmte den guten Bruder liebevoll und versprach ihm, er wolle ihn zum Richter mitnehmen.
Simon Jempo war in der Provinz Fingo geboren. Die ersten 16 Jahre seines Lebens war er in einem Bonzenkloster erzogen worden. Dann bekehrte er sich und trat bald darauf in ein Seminar der Gesellschaft Jesu, um sich als Katechet auszubilden. 25 Jahre versah Jempo dieses Amt und gewann durch seine Liebe und Sanftmut die Herzen aller Christen und Heiden, mit denen er verkehrte.
Wie die beiden Missionare vereinbart hatten, gingen sie zusammen zum Richter. Dieser ließ den seligen Hieronymus frei reden und bewunderte seinen Freimut und seine Fertigkeit. Aber in keiner Weise gelang es ihm zu erfahren, bei wem der Selige gewohnt habe. Beide wurden gefesselt und ins Gefängnis abgeführt. In wenigen Tagen bekehrte Simon vierzig Heiden. Pater Hieronymus taufte nur acht, weil er in seinem Kerker nicht mehr Gelegenheit fand. Nachdem der Sohn des Kaisers über beide das Todesurteil ausgesprochen hatte, wurden sie am folgenden Tag verbrannt. Es war der 4. Dezember 1623. Noch auf dem Scheiterhaufen ermahnte und ermunterte de Angelis die umstehenden Heiden und Christen, bis er von den Flammen erstickt, seinen Geist aufgab. Mit derselben Standhaftigkeit und Freude erduldete Simon den Feuertod. Die Gebeine wurden drei Tage lang bewacht; dann wetteiferten die Christen, einen Teil sich anzueignen. Das Haupt des seligen Hieronymus wurde später zum Kolleg von Makao und von da nach Italien gebracht.
Was gab den Martyrern die Kraft, alle Qualen mit Freuden zu erdulden? Sie kannten das Wort des Heilands: „Selig seid ihr, wenn die Menschen euch verfolgen um meinetwillen! Freut euch und jubelt; denn euer Lohn wird groß sein im Himmel!“ (Matthäus 5,12)
Gebet am 4. Dezember
Heilige Maria! Nimm uns als deine Kinder an, und wende uns armen Sündern, für die dein göttlicher Sohn sein heiliges Blut vergossen hat, deine Mutterliebe zu: "Wenn ich auch wandle mitten im Todesschatten, so will ich nichts Böses fürchten, weil du bei mir bist." Auf dich vertraue und baue ich. Erbitte den Gefallenen Bekehrung, den Reuigen Verzeihung, den Gerechten die Gnade der Beharrlichkeit. Zeige dich uns als unsere Mutter, uns, die wir in allen Nöten und Anliegen unsere Zuflucht zu dir nehmen, unsere Arme nach dir ausstrecken, unsere Blicke zu dir emporrichten. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Barbara
O Gott, der Du der heiligen Barbara so großen Mut, den Glauben zu bekennen, verliehen hast, gib uns auf ihre Fürbitte die Gnade, im Glauben zuzunehmen, und alle Feinde unseres Seelenheils zu überwinden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag, das Jahr ist unbekannt, wurden zu Paris in der Kirche Unserer Lieben Frau unter anderen vornehmen Reliquien Haare von der seligsten Jungfrau mit großer Ehrerbietung empfangen.
Andacht am 4. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Die Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes ist ein sehr mächtiges Mittel, in Versuchungen aller Art siegreich zu sein, von Unvollkommenheiten aller Art sich zu reinigen, und den Frieden des Herzens zu bewahren. Sie ist ein höchst wirksames Mittel gegen alle Übel, und fasst alle Tugenden auf vorzügliche Weise in sich." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Eine so große Liebe hatte dieser Heilige zu dieser Tugend, dass man sie fürwahr seine eigentliche und vorzüglichste Tugend nennen kann. Sie ergoss ihren Einfluss auf alle übrigen und setzte alle Kräfte seiner Seele in Bewegung. Sie war der erste Hebel bei allen seinen Andachtsübungen, bei seinen heiligsten Gebräuchen und bei allen seinen Handlungen. Bevor er was immer für ein Werk begann, dachte er sich in die Gegenwart Gottes, und sprach mit dem heiligen Paulus: "Herr, was willst Du, dass ich tue?" Er war aber nur darum so äußerst aufmerksam, Gott um Rat zu fragen und anzuhören und die Regungen der Gnade von den Regungen der Natur zu sondern, dass er den Willen des Herrn genau erkannte und sich geeignet machte, ihn zu erfüllen. Dies war auch seine Absicht bei seiner Verachtung weltlicher Grundsätze, bei seiner festen Treue, den Aussprüchen des Evangeliums anzuhangen, sich selbst auf so wundersame Weise zu entsagen; jedes Kreuz, das der Herr ihm zusandte, mit so großer Liebe zu umfangen und Gottes wegen alles zu tun und zu leiden. Denn dies alles tat er, um sich mit aller Vollkommenheit, deren er fähig war, nach allen Absichten Gottes hinsichtlich seiner zu richten und die Gnade zu erlangen, nie zu wollen, was ihm persönlich lieb gewesen wäre.
Verleihe mir, o Herr, dass ich nie anderes will, als was Du willst und tue mir Deinen Willen kund, dass ich ihn nach Deinem göttlichen Wohlgefallen vollbringe! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 4. Dezember
"Wenn wir Gutes von jemand hören,
so fühlen wir Liebe zu ihm in uns entstehen.
So entzündet das Anhören des Wortes Gottes uns mit seiner Liebe."
hl. Thomas von Aquin OP
1225 bis 7.3.1274
Betrachtung am 4. Dezember - Von der Ankunft des Herrn
O komm, Erbarmer, von des Himmels Zelt,
Jahrtausende schon seufzt nach dir die Welt.
Ach sieh, wie alle jammern in den Ketten.
O komm, Emmanuel, uns zu erretten.
1. Betrachte den sehnsüchtigen Ausruf des Propheten, Jesaja 45,8: "Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen. Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der Herr, will es vollbringen." Ein Schrei des ganzen menschlichen Geschlechtes ist dieser Ausruf, diese Sehnsucht nach dem Erlöser von der Schuld und Strafe, unter denen alle Kinder Adams seufzen. Vom Himmel sollte er kommen in der Fülle der Gerechtigkeit, "Jesus Christus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung" (1. Korinther 1,30), auf dass durch ihn die Ungerechtigkeit unserer Sünden getilgt würde, die nur Gottes Allmacht tilgen kann. "Komm wie ein Feuer, das Reisig entzündet, wie ein Feuer, das Wasser zum Sieden bringt. Mach deinen Feinden deinen Namen bekannt, so dass die Völker zittern vor dir, wenn du schreckliche und nie erwartete Taten vollbringst. Komm herab, so dass die Berge zittern vor dir." (Jesaja 64,1+2)
2. Und siehe, es kam der Gerechte, dem die Fülle der Gerechtigkeit wesentlich innewohnt, vom Himmel, - als Erlöser des menschlichen Geschlechtes aber musste er zugleich auch der Erde entsprießen. Anziehen musste er die menschliche Natur, denn die, durch einen Menschen in Schuld und Strafe versunkene Menschheit musste abermals durch einen Menschen, der dem Tod nichts schuldig war, vom Fall aufgerichtet werden. Bezahlt werden musste die unendliche Schuld der Ungerechtigkeit durch einen Menschen, der unendliche Verdienste hatte, und darum musste er zugleich Gott und Mensch sein, um als wahrer Mittler zwischen Gott und die Menschen zu treten und die Sache beider zu verfechten.
3. Von einer jungfräulichen, unbefleckten und von Gott gesegneten Erde musste er aufgehen, eine Jungfrau musste den Gott Emmanuel gebären. Empfangen aber musste sie ihn "von oben herab", der bereits war, ehe sie in ihrem jungfräulichen Schoß ihn empfing. Und überschatten musste sie die Kraft des Allerhöchsten, damit sie in den Gluten des Heiligen Geistes nicht verginge, von dem sie ihn empfing. Also tauten die Himmel den Gerechten von oben herab, also brachte die Erde den Erlöser hervor. Beten wir dies hochheilige Geheimnis in Danksagung und Jubel an, das von unseren Fesseln uns erlöst und uns in die Freiheit des ewigen Lebens führt. "O glückselige Schuld Adams, die uns einen solchen Erlöser erwarb!" (Exsultet der Kirche)
5. Dezember
Einsiedler-Abt und Bekenner von Judäa,
+ 5.12.532 - Fest: 5. Dezember
Sabas wurde 439 zu Mutalaska, einem Flecken in Kappadozien, von wohlhabenden Eltern geboren, und im fünften Lebensjahr seinem Vetter Hermias übergeben, weil die Eltern Geschäfte halber sich auf einige Jahre auf Reisen begeben mussten.
Achtjährig begab sich Sabas in ein Kloster, blieb dort zehn Jahre, und lernte und übte während dieser Zeit, was Grund und Inhalt zum vollständigen Dienst Gottes ist. Er bemerkte im Haus des Vetters, was Anhänglichkeit ans Zeitliche und unbeherrschte Neigung nach sich ziehen, und entsagte auf immer dem Gut dieser Erde. Mit Erlaubnis seines Obern reiste er nach Jerusalem, um die heiligen Orte und die Klöster in Palästina zu besuchen. Damals lebte dort der berühmte heilige Euthimius, ein geistlicher Vater vieler Mönche und eine große Stütze des einsamen Lebens. Zu ihm begab sich Sabas und verlangte sein Jünger zu werden, um das vollkommene Leben zu ersteigen. Er wurde aufgenommen, und Theoktistes sein geistlicher Führer.
Sabas hatte sich früher schon an Verleugnung seiner selbst und ans Fasten gewöhnt. Und jetzt war er der erste und letzte beim Gebet, der Fleißigste bei der Arbeit, der Eilfertigste zum Gehorsam, in der Abtötung der Strengste, in seinem ganzen Wesen der Frömmste, somit allen Mönchen zur Erbauung und Freude. Ein Beweis seiner Verleugnung und des Mutes in seiner Strenge ist auch dieses: er war einst im Garten und bekam Lust, einen Apfel zu essen. Er pflückte die Baumfrucht, besann sich aber, dass dies eine Versuchung sei, warf den Apfel von sich, und versprach es Gott, von nun an kein Obst mehr zu essen.
Auf Geheiß seines Obern kam er nach Alexandria, wo sich wirklich seine Eltern aufhielten, ihn erkannten und nimmer entlassen wollten. Er nahm, und zwar nur aus Ehrerbietigkeit gegenüber den Eltern, von zwanzig Goldstücken drei an, machte sich heimlich davon und zurück ins Kloster, wo er die Gabe seinem Abt Euthimius übergab.
Darauf bezog er eine verborgene Höhle, lebte fünf Jahre lang in großer Strenge, kam jeden Samstag zu den Brüdern, lieferte seine Arbeit, in der Woche bei fünfzig Körben, blieb bis Sonntagabend bei ihnen, nahm Palmzweige zur Flechtarbeit mit sich, und aß nichts mehr, bis er wieder zu seinen Brüdern kam. Da bestand er den Anfall der Hölle durch Fasten, durch Gebet und Arbeit. Euthimius gewann ihn sehr lieb, nannte ihn seiner erprobten Heiligkeit wegen den „jungen Greis“, und nahm ihn zum Gefährten in die Wüste Rouba mit sich, um seine große Fasten von Mitte Januar an bis Palmsonntag zu halten.
Nach dem Tod des heiligen Euthimius begab sich Sabas in eine andere Höhle in der Gegend des Baches Zedron, wo er seine strenge Lebensweise fortsetzte. Da sammelten sich viele Jünger um ihn her, die der Ruf des heiligen Mannes herbeigezogen hatte. Er unterzog sich schließlich, ihr Führer zu sein auf dem Weg zur Vollkommenheit, baute ein Kloster für 140 Jünger in seinem 45. Lebensjahr und ein kleines Bethaus dabei. Fügte es Gott, dass ein Priester vorbeireiste, so ersuchte er ihn, das heilige Messopfer in dem Bethaus zu entrichten, denn bisher hielt die große Demut den Diener Gottes ab, die Priesterweihe zu empfangen. Als er aber ein Vater vieler Mönche, der Stifter mehrerer Klöster und das Oberhaupt der Einsiedler in Palästina geworden war, hielt es der Patriarch zu Jerusalem für nötig und heilsam, ihn zum Priester zu weihen, und der demütige Sabas unterwarf sich.
Immer mehr wuchs seine Heiligkeit und sein Ansehen bei Großen und Kleinen. Man bewunderte an ihm in gleichem Maß die hohe Weisheit seiner Seelenleitung, wie die Lauterkeit seines Wandels. Doch es gab auch damals, und sogar unter seinen Jüngern, schwache Augen, die sein Licht nicht vertragen mochten, und deswegen seinen Eifer trübten. Er aber ertrug alle mit Liebe und Sanftmut und wich der Tücke lieber aus und verbarg sich aufs Neue in eine Höhle, um niemanden mehr, als er musste, beschwerlich zu sein. Streiten gegen das Böse und leiden, was gelitten sein muss, hielt er für unerlässliche Pflicht eines Vorgesetzten. Gott verlieh ihm auch die Gabe der Wunder, und bediente sich dieses so armen Mannes zum Trost der Kirche und um den Gewaltigen dieser Erde Ehrfurcht vor Gott und den Heiligen abzugewinnen.
Der Kaiser Anastasius zu Konstantinopel verursachte der Kirche Gottes großes Leidwesen, besonders war er feindselig gegen die Bischöfe. Da nahm Elias der Patriarch zu Jerusalem Zuflucht bei dem heiligen Sabas und ersuchte ihn, die Sache der Katholiken vor dem Kaiser zu verteidigen. Sabas, obschon jetzt bei siebzig Jahren alt, übernahm diese Aufgabe, denn es betraf die Ehre Gottes. Er verreiste mit einigen Mönchen nach Konstantinopel. Als er zum Verhör in den Saal hineintrat, stand der sonst so ehr- und geldsüchtige Kaiser von Thron auf, ging ihm entgegen, ehrte ihn und versprach seine Bitte zu erhören. Darauf bot ihm der Kaiser Geschenke an für sein Kloster; Sabas aber wies diese zurück und sagte: „Meine Mönche haben keine Geschenke nötig, denn ihr Erbteil ist der Herr, aber Jerusalem ist hart gedrückt von Auflagen und leidet ohnehin Hunger und Plage genug von der Dürre und Pest, die Christgläubigen sind den Räubern bloßgestellt, ihre Städte sind von Ketzern zerstört, die Klöster sind ohne Wehr gegen die Horden der Sarazenen, da sollst du helfen.“ Der Kaiser versprach es. Marinus, der Schatzmeister, aber widersprach und wollte den Kaiser von dem Erlass der Steuer abhalten. Sabas drohte ihm mit göttlicher Strafe. Er aber achtete die Drohungen nicht, bis in einem Auflauf des Volkes in der Hauptstadt sein Haus in Feuer stand, und er kaum durch Flucht sein Leben retten konnte. Der Kaiser erließ die Steuer und das Volk verdankte dem Mann Gottes die Besiegung des Herzens ihres Kaisers.
Nun kehrte der Heilige eilig in seine Einsamkeit zurück. Aber nicht lange konnte er die Ruhe genießen in der Einsamkeit, die Ketzerei des Eutyches erregte Verfolgung, die Katholiken waren deren Hass ausgeliefert. Das Konzil zu Chalzedon fand Widerspruch bei den Ketzern und nicht überall Aufnahme. Da machte sich der Diener Gottes in seinen alten Tagen auf aus seiner sonst so lieben Einsamkeit, denn es galt die Ehre Gottes, den wahren Glauben und das Heil so vieler Seelen. Er durchzog Städte und Dörfer, deckte den Irrtum auf, erklärte die Glaubenslehre, ermahnte zur Festhaltung und Befolgung des Glaubens, und mit Gottes Gnade gelang es ihm, die Annahme des Konzils zu bewirken und die Herzen im Glauben zu stärken.
Und noch einmal reiste der bald neunzigjährige Greis. Auf Verlangen seines Patriarchen reiste er nach Konstantinopel zum Kaiser Justinianus, um ihm die grundlose Verdächtigung der Gläubigen in Palästina aus dem Sinn zu nehmen und des Kaisers Herz zu bewegen, den Einfällen der Samaritaner und mitunter der Ketzer Einhalt zu tun. Der Kaiser empfing ihn mit aller Ehrfurcht und versprach Hilfe. Da trug es sich zu, während der Kaiser eine Begünstigung für den Mann Gottes schrieb, dass die Stunde eintraf, in welcher er die Terz beten sollte. Er entfernte sich und betete. Das wurde ihm übel genommen; er aber gab zur Antwort: „Der Kaiser verrichtet sein Amt, und ich das Meine.“
Darauf kehrte er in sein Kloster zurück und rüstete sich zum Tod. Der Herr hatte ihm seine baldige Ankunft angedeutet. Er ermahnte die Mönche zur Liebe der Einsamkeit, Festhaltung der Ordenszucht, bestellte seinen Nachfolger und entschlief sanft im Herrn über dreiundneunzig Jahre alt, im Jahr 532.
Mutter Genoveva von der heiligen Theresia
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Genoveva von der heiligen Theresia, der Gründerin des Klosters von Lisieux in Frankreich, die ihre irdische Pilgerfahrt am 19. Juli 1805 in Poitiers angetreten hatte. Genoveva war schon von klein auf mit den besten Eigenschaften begabt, namentlich mit einer wunderbaren Gleichmütigkeit, mit der sie bereits als Kind die harte Behandlung ihrer Wärterin ertrug, ohne sich im Geringsten zu beklagen. Sie konnte es gar nicht verstehen, dass die Mutter wünschte, sie hätte das offenbaren sollen, weshalb sie zu ihr sprach: "Aber, Mama, warum wolltest du, dass ich übel von meiner Wärterin rede? Es verlohnte sich doch besser, zu dulden." Für ihren Beruf war eine wunderbare Erscheinung entscheidend, die ihr im Alter von 17 Jahren zuteil wurde. Als sie sich einmal allein im Zimmer befand, wurde Genoveva plötzlich von himmlischem Licht umstrahlt und vernahm die Worte: "Die Braut eines Gottes sein . . . welch ein Titel . . . welch ein Vorzug! . . .!" Sofort eilte sie zum Karmel, um sich die Aufnahme zu erbitten. Allein ihr Vater, der von dem Vorhaben wusste, war ihr zuvorgekommen und verweigerte seine Zustimmung, deshalb wurde sie bis zu dessen Tod vertröstet. Als sich ihr endlich im Alter von 24 Jahren der Karmel öffnete, übte sie sich mit noch größerem Eifer in der Übung aller Tugenden, so dass die Obern sie für tauglich hielten, bei der Gründung von Lisieux als Novizenmeisterin mitzuwirken und später ihre Mitschwestern wiederholt als Priorin zu leiten. In allen ihren Unternehmungen vertraute sie felsenfest auf Gottes Hilfe. Der Herr selbst versprach ihr: "Wie ich in meinem Vater ruhe, so wird die heiligste Dreifaltigkeit deine Stütze sein." Tatsächlich erhielt Mutter Genoveva viele innere Gnaden und außerordentliche Hilfe in ihren häuslichen Sorgen, so z.B. bisweilen in erstaunenerregender Weise Geldsummen, deren sie eben bedurfte. In einer Betrachtung über den Himmel ließ sie Gott, um sie auf schwere Leiden vorzubereiten und zu stärken, das Bild des in hellem Licht strahlenden Kreuzes schauen und sprach: "Der Anblick dieses Kreuzes macht die Freude und Glorie der Auserwählten aus." Am Gründonnerstag 1890 verlangte der Herr: "Tochter, es ist Zeit, bring dich mir zum Opfer!" Und sie brachte sich ihm zum Opfer ohne Widerrede alles hinnehmend, was Schmerzliches über sie kam. Ihre Schwestern waren darum auch allgemein der festen Überzeugung an ihrer geistlichen Mutter eine große Dienerin Gottes zu besitzen, und hatten nach ihrem am 5. Dezember 1891 erfolgten Tod die zuversichtliche Hoffnung, sie sei unverzüglich in den Himmel aufgenommen worden.
Fest des seligen Bartholomäus Fanti
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Der selige Bartholomäus Fanti wurde im Jahr 1443 zu Mantua geboren. Er oblag in seiner Vaterstadt den Studien mit allem Fleiß, vernachlässigte daneben aber auch die Pflege des Gebetes und der Tugend in keiner Weise. Oft ging er zu den heiligen Sakramenten. Seine Lieblingskirche war die Karmelitenkirche, seine Lieblingsheilige die selige Jungfrau vom Berge Karmel. Ihr war er so sehr zugetan, dass er nach Vollendung seiner Philosophischen Studien wünschte, deren Söhnen beigesellt zu werden. Wie glücklich schätzte er sich in seiner einsamen Zelle, in der sich nichts befand als ein Tischchen, ein armes Lager, ein wertloser Stuhl und einige unansehnliche Bilder, darunter das der seligen Jungfrau vom Berge Karmel. Er kannte kein größeres Vergnügen als das gemeinsame Psalmengebet, die fromme Betrachtung und das Studium. Er fastete viel, geißelte sich scharf und übte andere schwere Bußübungen, die weltlich gesinnten Menschen unmöglich scheinen. Trotzdem hatte er nichts Hartes in seinem Wesen. Er war im Gegenteil lauter Milde und Sanftmut, so liebenswürdig und jungfräulich rein, dass sich jedermann glücklich schätzte, der mit ihm in Berührung kam. Groß war sein Eifer, die Verehrung der seligsten Jungfrau zu verbreiten. Er begnügte sich nicht damit, Maria nur selbst zu leben und sich durch fromme Andachtsübungen und Fasten auf ihre Feste vorzubereiten, sondern suchte auch seine Mitbrüder dafür zu begeistern und die Weltleute in der Skapulierbruderschaft um die liebe Mutter Gottes zu sammeln. Bot sich ihm eine Gelegenheit, so ergriff er sie mit Freuden, die jungen Leute zum öfteren Empfang der heiligen Sakramente anzueifern und die Eheleute zur gewissenhaften Erziehung ihrer Kinder anzuhalten. Sein Beichtstuhl wurde von Leuten jeden Standes förmlich umlagert. Von jedermann dachte und redete er nur gut. Er hatte ein wahres Bedürfnis, jeden nach Möglichkeit zu schonen, zu trösten und aufzurichten. Wir dürfen uns darum nicht wundern, dass alle, mit denen der Selige verkehrte, ihm Liebe und Vertrauen entgegenbrachten. Aber auch der Herr selbst zog ihn an sein Herz und zeichnete ihn durch viele und auffallende Gunstbezeugungen aus, so ließ er ihn oft einen Blick in die Zukunft tun und offenbarte ihm z.B., dass sein Schüler Baptista General des Ordens werden würde. Am 5. Dezember 1495 starb Bartholomäus, wie er gelebt hatte, noch im Todeskampf Tränen der Liebe zu Gott vergießend und rufend: "Ich liebe dich, mein Gott, ich liebe dich; dass ich dich ewig lieben könnte!" Sein Leib ist heute noch unverwest und so schön, dass er einem Schlafenden ähnlich sieht.
Gebet am 5. Dezember
Von dir, barmherzige Jungfrau, gilt das Wort der Heiligen Schrift: "Sie kommt denen zuvor, die nach ihr Verlangen." Lass es wahr werden dies herrliche Wort an mir Armen! Ja sieh mit zarter Liebe auf mich herab, auf uns alle, die wir noch, mit dem Gewand des irdischen Leibes umkleidet, auf Erden pilgern und gegen Welt, Fleisch und Satan zu kämpfen haben. Sei du unser Stab, unsere Stütze, damit wir im harten Kampf den erwünschten Sieg davon tragen und einst bei dir mit der Krone der Seligkeit beschenkt werden durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Sabas
Wir bitten dich, o Gott, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Sabas Gelassenheit und Geduld gegenüber Fehlenden und Beleidigern, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott
O Gott, der Du uns Hirten gegeben hast, die über unser Seelenheil wachen, verleihe uns, dass wir ihnen die Erfüllung ihrer schweren Pflichten durch Hochachtung, Liebe und Gehorsam erleichtern, damit sie ihr Amt zu Deiner Ehre und unserem Heil verwalten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag wurde zu Rom im Jahr 1584 vom Papst Gregor XIII. die Haupt-Kongregation oder Sodalität unter dem Titel der Kongregation der Verkündigung Mariä errichtet, von der andere dergleichen Sodalitäten in der katholischen Kirche ihren Ursprung haben.
Andacht am 5. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"So große Freude haben die Engel Gottes, seinen allerheiligsten Willen zu tun, dass, wenn Gott einige aus ihnen einladen würde, auf die Erde zu kommen und sich damit zu beschäftigen, das Unkraut vom guten Weizen zu trennen, oder es von irgend einem Ackerfeld auszurotten, so würden sie in demselben Augenblick den Himmel verlassen und sich aus ganzem Herzen und mit voller Liebe verwenden, das zu tun, was der Herr von ihnen verlangte." (Der selige Heinrich Suso)
Dieser große Diener Gottes verlangte mit aller Inbrunst den Willen Gottes zu tun. Öfters sagte er, er will, wenn dies der Wille Gottes wäre, lieber das letzte aller Geschöpfe, als ein Seraph aus eigenem Willen sein.
Sehr oft sprach die heilige Magdalena von Pazzi diese Worte aus: "Wille Gottes, Wille Gottes!" und immer empfand sie eine wunderbare Freude dabei. Oft sprach sie ganz außer sich: "O wie lieblich ist der Wille Gottes, wie süß und wonnig ist er!"
Ich glaube, Herr, dass es nichts Besseres und Erfreulicheres gibt, als Deinen Willen aus Liebe und mit Freude zu tun. "Was willst Du, dass ich tue?" Sieh, mein Gott, bereit ist mein Herz! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 5. Dezember
"Ja, es ist hart, was man liebt zu verlassen
und sein Herz davon loszuschälen,
aber es wird viel härter sein, die Peinen des Fegfeuers,
oder die Flammen der Hölle zu ertragen."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 5. Dezember - Vom Jüngsten Gericht
Erscheinest, Herr, mit Macht du zum Gericht,
Dann kommt auch das Verborgenste ans Licht.
Laut jubeln deine Schafe, dich zu sehen,
Indes die Böcke in Verzweiflung stehen.
1. Der Schall einer furchtbaren Posaune dröhnt heute in der ganzen Kirche Gottes und verkündet uns das Jüngste Gericht des Herrn. Wer auf den Schall dieser Posaune nicht erwacht, der schläft nicht, er ist tot. Was wird uns je erwecken, wenn nicht die Schrecknisse dieses Gerichts, nach dem die Gerechten jubelnd in die ewigen Freuden des Himmels einziehen, die Verworfenen aber mit Satan und seinen Engeln in das ewige Feuer verstoßen werden? Ist aber vielleicht diese Erschütterung des ganzen Himmels, die Verfinsterung der Sonne und der Fall der Sterne noch fern, so ist dagegen die Erschütterung unseres Körpers, die Verfinsterung der Sterne unserer Augen, die gewaltsame Trennung unserer Seele von unserem Leib uns sehr nahe, worauf das Gericht erfolgt, das über unsere Ewigkeit entscheidet.
2. Dies ist jener große Tag des Herrn, der nun nicht mehr in der Demut des Stalles, sondern mit großer Glorie und Majestät auf den Wolken des Himmels und von allen seinen Engeln umgeben erscheint, alle Völker der Erde zu richten. Es ist der Tag der großen Wiedergeburt der Welt, wo der Schall der Posaune in die Gräber dringt und alle Toten zur Auferstehung erweckt. Aber was für ein Unterschied zwischen den Erstandenen! Glänzen werden die Gerechten gleich Sonnen und in großer Sicherheit stehen, indes die Verworfenen gleich schauderhaften Nachtgespenstern in Angst erbeben, und den Bergen rufen, über sie zu fallen, und den Hügeln, sie zu verbergen vor des Richters Angesicht. Zu welchen werden wir dann gehören?
3. Erscheinen wird dann das Kreuz, die königliche Siegesfahne Jesu Christi, und die Gottlosen überzeugen, was Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit für sie getan hat, und wie sie dagegen seine Erbarmungen mit Füßen traten und sich selbst mutwillig in die ewige Verdammnis stürzten. Lass dir nur kein Kreuz schwer fallen, denn mit einem Gewicht unendlicher Glorie werden dann alle deine Leiden aufgewogen werden. Freudig wirst du dann dein Haupt erheben, weil deine Erlösung, dein Einzug in den glorreichen Himmel nahe ist. "Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war." (Offenbarung 20,12b)
6. Dezember
Der heilige Nikolaus, Bischof und Bekenner von Myra in Lycien,
+ 6.12.327 - Fest: 6. Dezember
Am Fest des heiligen Nikolaus ist es bis Weihnachten nicht mehr lang. Nikolaus verdient wie kein zweiter die Ehre, der Vorbote des Christkinds zu sein, denn er ist wirklich ein guter Mann.
Nikolaus war noch jung, als im Jahr 300 seine Eltern am gleichen Tag durch die Pest zu Tode kamen. Es war bitter für den Jungen, denn Waisenkinder haben es im Leben meistens weit schwerer als andere Kinder, deren Eltern so lange Leben, bis sie groß sind.
Weil also Nikolaus früh an sich selbst erfuhr, wie tief Not und Unglück die Menschen quälen können, verstand er auch die Armen und Bedrückten. Und weil er dazu ein gutes Herz hatte, war es ihm sehr wichtig, anderen, die in Sorgen lebten, zu helfen, wo er nur konnte, und wo er nicht helfen konnte, da stand ihm sogar Gott durch offensichtliche Wunder bei.
Da war einmal zu Myra in Kleinasien, wo Nikolaus lebte, ein entsetzliches Verbrechen geschehen. Drei kleine Kinder waren getötet worden, und die Leichen hatte der Mörder in einem Fass versteckt. Als diese Tat bekannt wurde, waren die Leute entsetzt und voller Angst. Auch Nikolaus hörte von dem Mord. Sofort ging er hin und erweckte durch das heilige Kreuzzeichen die Kinder wieder zum Leben. Zur Erinnerung an dieses Wunder sieht man auf den Bildern, die den heiligen Nikolaus darstellen, ein Fass mit drei kleinen Kindern.
Auf anderen Bildern hat der Heilige ein Buch in den Händen, und auf dem Buch liegen drei goldene Äpfel. Damit hat es folgende Bewandtnis. Es lebte damals in Myra ein Familienvater, der drei Töchter hatte und so arm war, dass er nicht wusste, wie er die Kinder ernähren sollte. Als die Not immer größer wurde, kam dem verzweifelten Vater der schreckliche Einfall, die Mädchen zu verkaufen. Die Leute, die von dem Vorhaben hörten, schüttelten den Kopf und bekreuzigten sich. Nikolaus hörte auch von der Sache, schüttelte aber nicht den Kopf, sondern er beschloss, sogleich zu Hilfe zu kommen. Als es dunkel geworden war, ging er an dem Haus, in dem die unglückliche Familie wohnte, vorüber und warf durch das Fenster, das gerade geöffnet war, einen Beutel mit so viel Geld hinein, wie er im Augenblick besaß. Dann lief er fort, weil er nicht wollte, dass seine helfende Tat bekannt werde. Das gleiche tat Nikolaus, sobald er wieder zu Geld gekommen war, noch zweimal, bis die Familie von aller Not befreit war. Er tat dies ganz verborgen und still. Und so ist es auch zu verstehen, dass Sankt Nikolaus, der noch heute jedes Jahr an seinem Festtag die Kinder beschenkt, das schöne gute Werk immer in der Nacht tut, wenn die Kinder schlafen. Der heilige Mann will in seiner Bescheidenheit das Gute, das er verrichtet, nach echter Christenart heimlich tun. So soll es ja auch sein, denn, so sagt es die Bibel, beim Gutestun darf die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut.
Auf den Bildern des heiligen Nikolaus ist neben dem Fass mit den drei Kindern, die er zum Leben erweckte, und neben den goldenen Äpfeln, die seine dreimalige Gabe an die arme Familie darstellen, auch noch ein Schiff im Sturm abgebildet. Als sich nämlich einmal ein Schiff in Seenot befand und fast unterging, erschien plötzlich auf dem Deck der heilige Nikolaus, nahm das Steuer in die Hand und führte das Schiff durch die Wellen in den sicheren Hafen. Deshalb ist Sankt Nikolaus nicht nur der Liebling der Kinder, sondern auch der Patron der Seefahrer und Reisenden auf den Meeren und auf den Flüssen.
Zuletzt ist der heilige Nikolaus Bischof in seiner Vaterstadt Myra geworden. Dort ist er auch am 6. Dezember 345 gestorben.
Aus dem "Marianischen Festkalender:
Man muss den heiligen Nikolaus mit vollem Recht unter die frömmsten Diener Mariens und die eifrigsten Verteidiger ihrer Vorzüge zählen. Von Kindheit an fastete er jeden Samstag bei Wasser und Brot zu ihrer Ehre, und täglich richtete er die glühendsten Gebete an sie. Die Mutter Gottes ließ ihm dafür den köstlichsten Segen und sogar viele höchst erfreuliche Gesichte zuteilwerden.
Als er eines Nachts im Gebet begriffen war, sah er den Heiland der Welt in großer Herrlichkeit zu sich kommen, und erhielt von dem göttlichen Meister, ein mit Gold und Edelsteinen verziertes Evangelienbuch von großem Wert zum Geschenk. Hierauf erblickte er die glorreiche Jungfrau, die sich ihm mit unendlicher Freundlichkeit näherte, und ein Pallium, wie die Erzbischöfe sie zu tragen pflegten, über die Schulter hängte. Auf diese Weise verkündigten ihm Jesus und Maria selbst, dass sie ihn für die bischöfliche Würde bestimmt hatten, zu der er bald darauf, zum Ruhm der Kirche und zum Heil der Seelen erhoben werden sollte.
Beim Konzil von Nizäa war er einer der gefürchtetsten Gegner des Arianismus, und er zeigte sich hauptsächlich voller Eifer, die Mutter Gottes wegen der sträflichen Angriffe der Neuerer zu rächen. In einer der Sitzungen hatte ein unverschämter Ketzer die Keckheit, mit einer Menge gotteslästerlicher Irrtümer über Maria hervorzutreten, und ihre schönsten Vorzüge zu leugnen. Nikolaus, der ganz außer sich geriet, warf sich auf ihn, und versetzte ihm einen derben Schlag auf seinen gottlosen Mund, indem er sich glücklich pries, auf solche Weise die seiner guten Mutter zugefügte Schmach öffentlich zu rächen. Die Väter des Konzils missbilligten jedoch dieses Benehmen, und glaubten den Bischof von Myra wegen seiner Ungeduld und Übereilung zur Strafe ziehen zu müssen. Sie erklärten daher, er solle für einige Zeit des Palliums und sogar der Mitra verlustig sein. Der Heilige unterwarf sich. Es war für ihn aber äußerst schmerzlich, die Zeichen seiner Würde nicht tragen zu dürfen. Allein Maria beeilte sich, ihm zu Hilfe zu kommen, und ihn auf eine auffallende Weise zu rechtfertigen.
Da er eines Tages eine feierliche Messe zur Ehre der allerseligsten Jungfrau zelebrierte, zeigten sich angesichts des ganzen Volkes zwei Engel, von denen der eine ihm die Mitra aufs Haupt setzte, während der andere ihm das Pallium um die Schultern hängte. Es erschien ihm ferner in der folgenden Nacht die Mutter Gottes, und sagte ihm, sie habe ihm, zum Dank für die Züchtigung, die er dem Ketzer auferlegt habe, das Pallium und die Mitra zurückgeben lassen.
So gut, so erkenntlich, so zuvorkommend sogar ist Maria zu ihren Dienern. Niemals lässt sie sich an Großmut übertreffen. Nikolaus starb am 6. Dezember 327.
* * *
Über den hl. Nikolaus
(Aus: „Katholischer Digest“, Nr. 12, Dezember 1957)
Für jedes Kind kommt einmal die Zeit, in der es erfährt, der hl. Nikolaus und sein Helfer Knecht Ruprecht seien nichts weiter als verkleidete Erwachsene, die den Kindern Angst einjagen, sie zum Bekennen ihrer Verfehlungen während des Jahres veranlassen und mit der Rute bestrafen sollen. Freilich, wer brav und artig gewesen sei, der habe nichts zu fürchten, sondern werde im Gegenteil noch belohnt.
Darin zeigt sich schon, dass es mit dem Schreckhaften dieser Gestalt – selbst der des Ruprecht – nicht gar so weit her gewesen sein kann. Und in der Tat, was wir über den Heiligen lesen, lässt uns auf einen gütigen alten Mann schließen, der niemand etwas zuleide tut, sondern vielmehr allen nur Gutes erweist – wie es von einem Bischof, und gar noch einem heiligen Bischof, mit Fug und Recht erwartet werden darf.
Der geschichtliche Nikolaus
Allerdings gab es nicht nur einen heiligen Nikolaus. Der „jüngste“ sozusagen ist der hl. Nikolaus von der Flüe aus dem 15. Jahrhundert, der Nationalheilige der Schweiz. Ein weiterer, ein Augustinermönch aus Mittelitalien, Nikolaus von Tolentino, lebte in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dann Nikolaus der Pilger, ein Einsiedler, Narr in Christus und Märtyrer aus dem 11. Jahrhundert. Und schließlich der selige Nikolaus Albergati, Kartäuser, Bischof und Kardinal – wie Klaus von der Flüe - aus dem 15. Jahrhundert. Diese vier haben jedoch mit dem vorweihnachtlichen Nikolaustag nichts zu tun. Unser Nikolaus war vielmehr ein heiliger Bischof – wie Nikolaus Albergati –, weshalb er uns auch im Bischofsornat am vertrautesten ist. Er lebte vom Ausgang des 3. bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts. Sein Geburtsort Patara, ehemals eine bedeutende Hafenstadt an der Küste Kleinasiens, ist heute fast vergessen. Meilenweit im Umkreis liegen die Trümmer antiker Baudenkmäler verstreut, überwachsen von Gras, Büschen und Bäumen. Selten kommt noch ein Wanderer in die wüste Gegend. Ähnlich verhält es sich mit Myra, dem Bischofssitz des Heiligen. Auch dies war eine bekannte Hafenstadt, heute liegt es jedoch infolge der Ablagerungen der reißenden kleinasiatischen Gebirgsflüsse einige Kilometer landeinwärts. Der heutige türkische Ort heißt Demre. Eine Erdflut hat das alte Myra nahezu ertränkt. Nur vereinzelt ragt noch hier und dort ein Bauwerk aus der 4-6 m hohen Sandschicht heraus.
Die Kirche des hl. Nikolaus blieb vor der völligen Zerstörung bewahrt. Die kleine Christengemeinde schützte das Innere vor dem Schlamm der Flüsse. Doch steigt man heute (1957) über grasüberwucherte Stufen in das alte Kirchenschiff, eine hohe, eindrucksvolle Halle mit Resten von Malereien, hinab. Bogenfenster unterbrechen die turmhohen wuchtigen Mauern. Nur vom Eingang her und durch zwei Fenster, die noch über die heutige Erdoberfläche hinausragen, dringt etwas Licht in den Raum. Zar Nikolaus II. von Russland wollte die Kirche wiederherstellen. Die russische Revolution verhinderte die Ausführung des Plans.
Die Kirche wurde bereits im 4. Jahrhundert, also kurz nach des Bischofs Tod, errichtet, ein Zeichen für die hohe Verehrung, die er schon damals genoss.
Von der alten Schönheit zeugen nur noch wenige Reste. In einer der beiden Seitenkapellen befindet sich das alte Grabmal des Heiligen. Der mächtige Marmor-Sarkophag ist jedoch übel zugerichtet. Durch ein Loch in seiner Stirnseite haben italienische Kaufleute und Seefahrer (1087) die Gebeine herausgenommen und vor den Türken nach Bari in Sicherheit gebracht.
Historisches ist über Nikolaus wenig überliefert. Wir wissen nur, dass dieser „Bekenner“ in der letzten Christenverfolgung viel erleiden musste, dass er 325 beim Konzil von Nicäa war und um 350 verstarb. Nahezu alles andere ist legendär.
Der hl. Nikolaus in der Legende
Über den hl. Nikolaus in der Legende aber könnte man ganze Bücher schreiben. Ihren Anfang nahm die Nikolausverehrung in Konstantinopel. Dort entstand die Wundererzählung von der Errettung dreier Feldherren, die zum Tode verurteilt waren. Der Heilige soll dem Kaiser erschienen sein und ihn um ihre Begnadigung und Freilassung gebeten haben. Nach Erhörung dieser Bitte wurde er in der griechischen Kirche besonders verehrt.
Der Kult griff dann nach Italien über und breitete sich nach der Überführung (man könnte auch sagen: dem Raub) der Gebeine nach Bari rasch aus. Nikolaus wurde einer der großen Volksheiligen. Sein Grab in der am Meer gelegenen Nikolauskirche der süditalienischen Hafenstadt wurde zum Ziel für Pilger aus allen europäischen Ländern. Legende und Verehrung breiteten sich aus, und überall entstanden Nikolauskirchen.
Eine andere Legende erzählt, dass in einem Hungerjahr drei Getreideschiffe, die nach Rom unterwegs waren, vom Sturm in den Hafen von Myra getrieben worden seien. Nikolaus erbat sich von den Schiffsleuten 300 Scheffel Weizen mit dem Versprechen, Gott werde sie ihnen wieder ersetzen. Und wirklich, als man in Rom den Weizen nachmaß, fehlte nicht ein Körnchen.
Ein Wallfahrtsort in Frankreich besitzt einen Finger des Heiligen. Daran rankt sich die Legende von zwei Schülern, die auf dem Weg zu ihm von habgierigen Wirtsleuten ermordet und beraubt worden waren. Der Heilige erfuhr auf wunderbare Weise davon, machte sich auf den Weg, bat um Obdach, brachte den Wirt zum Geständnis und erweckte die beiden Schüler wieder zum Leben.
Ein andermal rettete er ein in Seenot geratenes Schiff vor dem Untergang und führte es dem sicheren Hafen zu.
Nach einer weiteren Legende hat der Heilige in seiner Vaterstadt Patara drei Jungfrauen zur Mitgift verholfen. Ihr Vater, ein in Not geratener Edelmann, konnte sie nicht standesgemäß ausstatten. In drei aufeinanderfolgenden Nächten warf deshalb Nikolaus je einen Goldklumpen durchs Fenster.
Der hl. Nikolaus im Volksbrauch
Die in den vielen Legenden zum Vorschein kommenden Eigenschaften ließen St. Nikolaus zu einem der volkstümlichsten Heiligen des Abendlandes werden. Bedeutende Künstler haben ihn in ihren Bildern verherrlicht. Aus den vielen Legenden entstanden volkstümliche Nikolausspiele, Nikolausmärkte wurden abgehalten und Nikolausritte veranstaltet.
Dargestellt wird der Heilige gewöhnlich als Bischof mit Mitra und Stab, drei goldene Kugeln auf einem Buch tragend; drei Broten oder Steinen, weil er Myra bzw. Bari vor Hungersnot bewahrte; mit zwei Schülern, die einem Bottich entsteigen; sowie mit Anker und Schiff.
Entsprechend ist er auch vielen Ständen zum Patron und in mancherlei Anliegen zum Nothelfer geworden: für die Advokaten, die Apotheker, Bäcker, Bierbrauer, Böttcher, Fährleute, Fischer, Flößer, Gefangenen, Jungfrauen, Kaufleute, Kinder, Lichterfabrikanten, Matrosen, Schreiber, Schüler, Steinbrucharbeiter, Wachszieher, Weber – für eine glückliche Heirat, Wiedererlangung gestohlener Sachen, gegen Diebe, falsches Geld usw. –
Die Reformation, die den Heiligenkult verwarf, versuchte, den heiligen Bischof aus dem Brauchtum zu entfernen, und übertrug seine Rolle des Geschenke Austeilenden auf das Christkind und die den Heiligen ursprünglich nur begleitende, auf heidnische Vorbilder zurückgehende und in den verschiedenen Ländern unter verschiedenen Namen auftretende Schreckgestalt, uns als Knecht Ruprecht oder Weihnachtsmann bekannt.
Den Nikolaus, der allein oder in Begleitung am Vorabend seines Festes durch die Lande zieht, in die Häuser kommt und nachschaut, ob die Kinder während des Jahres auch brav waren, gibt es in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern.
Für uns Deutsche kommt er, wie Theodor Storm ihn sagen lässt, „von drauß` vom Walde“ her. Begleitet von seinem treuen Freund und Helfer, Knecht Ruprecht, fährt er mit seinem Schlittengespann durch die Lande. In manchen Gegenden meldet er sich schon am Tag zuvor an, indem er anklopft und Äpfel und Nüsse vor die Tür streut. Er lässt die Kinder beten, fragt den Katechismus ab, erkundigt sich nach ihrem Betragen und teilt dann seine Gaben aus: Äpfel, Nüsse, Lebkuchen, Weckmänner usw.
Andernorts ist es Brauch, dass Nikolaus still und heimlich während der Nacht kommt. Deshalb stellen die Kinder im Rheinland einen kleinen, aus einer Mohrrübe geschnitzten Pantoffel auf den Tisch. In der Lausitz hängen sie ihre Strümpfe ans Fenster, auch in Niederbayern stellt man Teller und Schuhe vors Fenster, in anderen Gegenden auf den Tisch oder unter das Bett. In Nordeuropa, Niederbayern, Tirol und Steiermark werden auch Papierschiffchen für die Gaben aufgestellt. Oder man stellt die Schuhe an den Kamin, weil St. Nikolaus mit Ruprecht angeblich auf einem Schimmel durch die Luft reitet und seine Gaben durch den Kamin wirft. In anderen deutschen Gegenden, ebenso in Holland, füllen die Kinder ihre Schuhe mit Heu und Hafer für das Reittier des Heiligen.
Im 17. Jahrhundert, als Neuyork noch Neu-Amsterdam hieß, kam St Nikolaus über Holland auch nach Amerika. Als Santa Claus bringt er dort alljährlich seine Gaben. Er fährt, wenn er mit seinem achtspännigen Renntierschlitten durch das Land kommt, durch den Rauchfang im Haus und füllt die Strümpfe der Kinder. Und wie überall in der Welt beglückt er auch dort Jahr für Jahr Millionen Kinderherzen.
Schwester Maria Columba von der heiligen Theresia
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Maria Columba von der heiligen Theresia. Schwester Columba war am 8. August 1657 auf Schloss Ztakatum als die Tochter des Grafen Nikolaus Zrini und seiner Gemahlin Maria Sophia, einer geborenen Freiin von Loblin geboren. Die frommen Eltern weihten die kleine Katharina, wie Schwester Columba in der heiligen Taufe benannt wurde, schon vor ihrer Geburt dem göttlichen Dienst und erzogen das Töchterlein in treuer Pflichterfüllung für Gott, indem sie es zu allen seinem Alter entsprechenden Tugenden anleiteten. Sie nahmen ihr Versprechen auch nicht zurück, als der Herr ihnen die zweite Tochter durch den Tod entriss. Sobald Columba den Gebrauch der Vernunft erlangte, erklärte ihr die Mutter, wie gerne sie es hätte, wenn sie ihrem Wunsch entsprechen und sich dem lieben Gott weihen würde. Katharina hatte selbst von frühester Jugend an eine starke Neigung zum jungfräulichen Stand, wozu die Mutter sie bei jeder Gelegenheit noch mehr anzueifern suchte. So sagte sie ihr z.B., dass zwei Adern auf ihrer Stirn zusammen ein lateinisches V bildeten, so dass sie also das Zeichen der Virginitas d.i. der Jungfräulichkeit auf der Stirn trage. Gerne erfüllte Katharina den Wunsch der Mutter und ließ sich am Fest Mariä Opferung, am 21. November 1676, im Karmel zu Wiener-Neustadt unter die Töchter der heiligen Theresia aufnehmen. Hier wurde sie in Wahrheit ihrem Namen Columba entsprechend, eine "Taube" voll Demut und Reinheit und Liebe zu Gott. In ihrer Demut vergaß sie ganz, welch Stellung ihre Familie in der Welt einnahm, welch reiche Mitgift sie ins Kloster gebracht hatte und welch schöne Gaben des Geistes und der Natur sie besaß. Sie lebte so schlicht und anspruchslos, als wäre sie die Geringste und Ärmste und Unbrauchbarste von allen im Haus gewesen. Es bedurfte eines eigenen Befehls, um sie zur Aufnahme des Amtes der Novizenmeisterin zu bestimmen, für so unwürdig hielt sie sich. Fleckenlos rein wie eine weiße Taube durch ihre unverletzte Jungfräulichkeit, war sie vorzüglich zur Vereinigung mit Gott bei der Übung des Gebetes vorbereitet, stand in stetem Verkehr mit Gott und erhielt oft wunderbare Erleuchtungen. Nachdem sie sich im Gebet ganz Gott hingeopfert hatte, hielt der Herr sie auch für würdig, ihm auf seinem Kreuzweg nachzufolgen. Zwei bis drei Jahre lang litt sie überaus schmerzvoll durch Geschwüre an der Zunge. Schwester Columba ertrug es mit christlicher Geduld, bis die Geschwulst sich auf den ganzen Körper ausdehnte und sie dem Tod nahe brachte. Sie sehnte sich selbst nach der Auflösung. Ihre Gedanken weilten ja ohnedies mehr im Jenseits als auf dieser Erde. "Ach, der Anblick! Der allerschönste Anblick! Und von dem hält uns der Leib fern!" rief sie angesichts eines Bildes der heiligsten Dreifaltigkeit unwillkürlich aus. Ihren Mitschwestern gegenüber beteuerte sie mit rührender Demut, dass sie nichts Gutes an sich hätte und dass, was Schwestern Lobwürdiges an ihr wahrnähmen, nur äußerer Schein wäre. Kurz vor ihrem Hinscheiden richtete sie ihre Augen ganz geängstigt in die Höhe und rief: "Der Richter sitzt auf dem Richterstuhl und zu beiden Seiten . . . aber ich achte es nicht." Noch erweckte sie viele Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, bis die der irdischen Hülle entledigte Taube ihren Flug nach oben nahm, am 6. Dezember 1695.
Pater Bonifatius vom heiligen Wunibald
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Bonifatius vom heiligen Wunibald. Pater Bonifaz Schnappinger wurde am 5. Oktober 1762 zu Neuburg a.d. Donau geboren. Dort oblag er auch den Gymnasialstudien und vollendete sie mit vorzüglichem Erfolg. Am 28. Januar 1782 folgte er dem Ruf Gottes und trat in den Orden der Unbeschuhten Karmeliten. In ihm setzte er zu Würzburg die bereits in Neuburg begonnenen philosophischen Studien fort. Als Student der Theologie bevorzugte er zumeist die Bibelwissenschaften und erregte bei öffentlichen Disputationen durch seine gründliche Kenntnis und Redegewandtheit wiederholt allgemeines Aufsehen. Nachdem er am 24. September 1795 die Priesterweihe erhalten hatte, wurde er sogleich als Lektor der Theologie angestellt und betrat damit die Laufbahn, die er auch nach seiner ihm durch die Zeitverhältnisse aufgenötigte Säkularisation innebehielt. Schon vorher bekam er eine Professur der Heiligen Schrift an der Universität zu Heidelberg, die er vom Kloster dieser Stadt aus versah. Da man im Orden aus Demut auf Titel und Auszeichnungen verzichten muss, besaß Pater Bonifatius bei seiner Berufung die Doktorwürde noch nicht, sondern erhielt sie erst am 6. September 1792 auf Grund einer Inauguraldisputation, die er leitete und zu der er eine lateinische Abhandlung über den Brief des heiligen Paulus an die Römer einreichte. Drei Jahre später wurde er dazu noch Repetitor für die Theologen des kurfürstlichen Seminars und im Jahr 1800 überdies beauftragt, Dogmatik vorzutragen. Neben all diesem kam er seinen Pflichten als Ordensmann getreulich nach, bis im Jahr 1802 der Säkularisationssturm wie so viele andere auch ihn zwang, das Ordenskleid mit päpstlicher Bewilligung abzulegen. Wegen seiner Vorliebe für das gemeinsame Leben, die ihn seinerzeit in den Orden geführt hatte, zog er es nach der Auflösung des Heidelberger Konventes vor, im Seminar zu wohnen, wo ihn der bayerische König, der zugleich Kurfürst der Pfalz war, freien Tisch genehmigte. Unermüdlich in der Arbeit, weigerte sich Pater Bonifatius nicht, noch die Dogmengeschichte zu übernehmen, als dies 1804 von ihm gewünscht wurde. Mit der ganzen Universität als deren Prorektor von Heidelberg nach Freiburg i. B. versetzt, lehrte er dort mit dem gleichen unverdrossenen Eifer bis zum 6. Dezember 1832, an dem sein Ableben erfolgte. Die öffentlichen Behörden hielten mit der Anerkennung ihres Beifalls nicht zurück, wie die Verleihung des Titels und Ranges eines Kurfürstlichen, Geistlichen Rates beweist, der ihm 1805 verliehen wurde. Unter den zahlreichen Werken, die Pater Bonifatius in Druck gab, verdient wohl die vierbändige "Übersetzung und Erklärung des Neuen Testamentes", die wiederholt gedruckt wurde, die meiste Beachtung.
Schwester Maria Anna Josepha von Jesus Lindmayr
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis am Todestag (6. Dezember 1726) der gottseligen Schwester Maria Anna Josepha von Jesus Lindmayr, erst lange Zeit Tertiarin des Karmelitenordens, vom 22. Mai 1712 ab Unbeschuhte Karmelitin in München. Schwester Maria Anna führte ein ganz außerordentliches Leben. Sie hatte bereits als Kind übernatürliche Erscheinungen, übte die außerordentlichsten Fasten und Bußübungen und wurde wunderbarer Ansprachen und Belehrungen über ihr Verhalten von Seiten des Herrn gewürdigt, auch prophetische Mitteilungen über andere wurden ihr zuteil. So versicherte der Kapuziner Pater Albert zu Rosenheim am 15. Juni 1746 auf Eid hin, sie habe ihm nicht weniger als sieben Ereignisse aus seinem späteren Leben vorhergesagt, die menschlicherweise niemand wissen konnte. Mit den armen Seelen des Fegfeuers verkehrte sie wie gewöhnliche Menschen mit ihren Familienangehörigen. Auf ihre Anregung gelobte der Adel, die Bürgerschaft und die Geistlichkeit die Erbauung der Dreifaltigkeitskirche zu München und des danebenstehenden Klosters. Maria Anna führte den Bau auch aus, trat schließlich in dieses Kloster ein und wurde dessen hervorragendstes Mitglied. Als man eine Stunde nach ihrem Tod beim Bekleiden ihrer Leiche Schwierigkeiten hatte, weil das Haupt so sehr erstarrt war, sprach die Priorin: Mutter Maria Anna Josepha, du bist im Leben jederzeit gehorsam gewesen, so gehorche denn auch jetzt und mache das Haupt und den Körper biegsam, dass wir dich bekleiden können. Kaum waren die Worte gesprochen, als die Verstorbene das Haupt und den Hals neigte. Der Hofarzt Temperer erklärte auf Eid hin, Maria Annas Antlitz habe nach dem Tod ein liebliches Aussehen gehabt, die ursprünglich blassen Lippen, seien vom vierten Tag an wieder rot geworden; am 11. Dezember seinen die Füße, die vorher ganz eingefallen und erblasst waren, angeschwollen und hätten eine bläuliche Färbung angenommen, am 14. Dezember trat am rechten Fuß eine weiße, einen Finger breite Blase mit wässerigem Aussehen auf; an einer Schläfe quer zur andern zeigte sich eine mehrere Finger breite Erhöhung von roter Farbe wie von einer starken Blutansammlung unter der Haut, desgleichen auf der rechten Seite der Brust zwischen der vierten und fünften Rippe ein roter, einen Finger langer und zwei Hand breiter Entzündungsstreifen. Als man an jener Stelle der Brust am 16. einen Einschnitt machte, floss frisches Blut heraus. Dann bestreute man den Leib mit frischem Kalk und bestattete ihn in der Gruft des Klosters. Bei einer Besichtigung am 13. Mai 1748 lag nur mehr das Skelett im Sarg. Auch dieses durfte nicht für immer an der ehrwürdigen Stätte ruhen, denn in der Nacht vom 20. auf den 21. Januar 1803 wurde es zugleich mit den übrigen Leichen der Gruft auf Betreiben der Aufklärer mit einem städtischen Düngerwagen nach dem äußeren, allgemeinen Friedhof gebracht und mit ihnen in eine tiefe, weitgeöffnete Grube verscharrt. Im Andenken des Volkes aber lebt Maria Anna fort. Sie wird bis in unsere Tage verehrt und nicht wenige haben versichert, durch sie Hilfe in ihren Anliegen gefunden zu haben.
Gebet am 6. Dezember
Leidensvolle Mutter Maria, wir bemitleiden dich aus innerstem Grund unseres Herzens, dass du vor dem grausamen Herodes die Flucht ergreifen und nach Ägypten wandern musstest, um dein göttliches Kind vom Tod zu retten. Rette uns um dieser Drangsale willen aus allen Gefahren des Leibes und der Seele. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Nikolaus
O Gott, der Du den heiligen Nikolaus durch unzählige Wunder verherrlicht hast, verleihe uns durch seine Verdienste und Fürbitte, dass wir vor dem Feuer der Hölle bewahrt werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andacht am 6. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Eine dem Willen Gottes wahrhaft unterworfene Seele hängt mit keinem Verlangen am Irdischen; sie erkennt, dass alles außerhalb Gott Eitelkeit und Nichts ist, daher auch hat sie kein anderes Ziel und keine andere Absicht, als sich selbst zu ersterben, und sich nun und immer in allen Dingen zu entsagen." (Der selige Heinrich Suso)
Dies war die Lebensweise des heiligen Vincenz von Paul, dessen Herz von allen Geschöpfen und von sich selbst entfesselt war. Beständig richtete er sein Augenmerk dahin, dem Wohlgefallen Gottes sich gleichförmig zu bilden und die Anordnung seiner Vorsehung mit Liebe anzubeten.
Die heilige Theresia schrieb an einen ihrer Beichtväter: "Der jetzige Stand meiner Seele besteht darin, dass ich nichts will, als was Gott will. Der Wille und das Wohlgefallen Gottes vereinigten sich so sehr mit meinem Verlangen und mit meinen Neigungen, dass ich keine andere habe; ja es kommt mir sogar so vor, als könne ich keine anderen haben. Diese Stimmung ist meinem Herzen tief eingeprägt. Ich brauche nicht viele Akte der Unterwürfigkeit in den Willen Gottes zu erwecken: ich liebe alles, was Gott will und freue mich dessen aufs Höchste."
Mein Gott, ich bete Deinen heiligen Willen an, unterwerfe mich ihm, liebe ihn und erfreue mich, ihn zu erfüllen. Dies ist mein einziges Verlangen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 6. Dezember
"Ich möchte tausendmal lieber durch die Verleumdung der Menschen
angeschwärzt und unschuldig der größten und schrecklichsten Verbrechen
angeklagt werden, als vor Gott der kleinsten Sünde schuldig sein."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 6. Dezember - Johannes predigt die Buße
Johannes predigt, und die Scharen eilen,
Durch Buße von der Sünde sich zu heilen.
Was hält uns ab, dabei zu sein?
Sind etwa wir von Sünden rein?
1. Betrachten wir diesen großen Propheten, der die Wüste verlässt, den Völkern die Buße zu predigen, die er selbst von frühester Kindheit an in höchster Strenge geübt hat. Er ist, wie der Herr der Propheten ihm selbst das Zeugnis gibt, "ein brennendes und leuchtendes Licht". Erfüllt mit dem Heiligen Geist, brennt er von heiligem Eifer für Gottes Ehre, und leuchtet durch Unschuld, Heiligkeit und Buße. Von Kindheit an in der Wüste, war Gebet und Buße seine unablässige Beschäftigung. Sein Umgang war mit Gott allein, und in seinen erhabenen Betrachtungen über die tiefsten Geheimnisse des Heils erleuchtet, verlässt er diesen schaurigen Aufenthalt nur auf Gottes Geheiß.
2. Schon der bloße Anblick dieses heiligen Einsiedlers ist eine eindringliche Predigt. Denn, wie der Herr von ihm bezeugt, weder aß noch trank er, und seine Speise, Heuschrecken nämlich und wilder Honig, predigt die Buße denjenigen, die ihrem Bauch als ihrem Gott dienen. Seine Kleidung aber, Kamelhaare und ein lederner Gürtel um seine Lenden, verdammt die Kleiderpracht und Weichlichkeit der Weltkinder. Darum auch wirken seine Reden erschütternd auf die Herzen. Unerschrocken bezeichnet er die heuchelnden Pharisäer als eine Natternbrut, und bedroht sie, wenn sie nicht ernsthaft Buße tun, mit dem unauslöschlichen Feuer der Hölle. Ebenso wenig fürchtet er den Zorn der Könige und stirbt mit Freuden den Märtyrertod.
3. Hören wir die Stimme dieses gewaltigen Predigers, der bis auf den heutigen Tag aus den Fluren des Evangeliums uns zuruft: "Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt. Jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen." (Matthäus 3,8+10) Indessen fordert er uns zu keiner Buße auf, die mit der seinigen sich vergleichen ließe. Er fordert bloß, dass wir keine Ungerechtigkeit begehen, die Pflichten unseres Standes genau erfüllen, den Armen eine milde Hand auftun, und Jesus, das Lamm Gottes, als den eingeborenen Sohn Gottes erkennen und ihm gehorchen. Matthäus 11,12: "Seit den Tagen Johannes` des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich."
7. Dezember
Der heilige Ambrosius, Erzbischof von Mailand,
Kirchenlehrer, geb. in Trier,
+ 4.4.397 – Fest: 7. Dezember
Trier ist unter den deutschen Städten an Ehren reich, und nicht die geringste unter den christlichen Ehren Triers besteht darin, dass in seinen Mauern der erste von den vier großen Kirchenlehrern des Abendlandes geboren wurde, Sankt Ambrosius, von dem es im Evangelium heißen könnte: „Keiner fand sich, der gleich ihm gehütet das Gesetz des Allerhöchsten.“
Ambrosius, der Sohn eines hohen Staatsbeamten, wurde in Trier um das Jahr 333 geboren, zog nach dem frühen Tod des Vaters mit Mutter, Bruder und Schwester nach Rom und erhielt dort eine treffliche Erziehung. Nach den Schuljahren trat der junge Mann in den Staatsdienst, arbeitete eifrig und pflichtgetreu, stieg auf der Leiter der Ämter und Ehren schnell empor und nahm mit vierzig Jahren als Statthalter in Mailand eine der höchsten Staatsstellen ein.
In Mailand ging es zu der Zeit kunterbunt her, denn neben den Katholiken machten sich Irrgläubige breit, die schon oft erwähnten Arianer. Es war des Zwistes kein Ende, und alle Tage gab es neue Händel. Mit Geduld und Geschick vermittelte der junge Statthalter zwischen den beiden Gruppen, und infolge seiner Klugheit und Gerechtigkeit hatte sich Ambrosius bald das Vertrauen aller erworben. Als dann der derzeitige Bischof von Mailand starb, konnte man sich über den Nachfolger nicht einigen. Bei der Wahl des neuen Oberhirten standen sich im Dom der Stadt die Gegner mit geballten Fäusten gegenüber, und um Blutvergießen zu verhüten, eilte der Statthalter in eigener Person herbei, griff in den Tumult ein und mahnte mit ernsten Worten zur Besinnung und Einigkeit.
Da wurde es still im Dom, und in die Stille rief plötzlich eine helle Kinderstimme: „Ambrosius, Bischof!“ Es wirkte aber das Wort aus Kindermund wie ein Funke, der einen Brand entzündet, denn gleich nachher ging der Ruf von Mund zu Mund: „Ambrosius, Bischof!“
Ob Ambrosius wollte oder nicht, ob er sich weigerte und sträubte, es half ihm alles nichts, das Volk hatte ihn gewählt und ließ nicht mehr ab von ihm. Dabei war der Gewählte ein Staatsbeamter, weder Priester noch überhaupt getauft. Wie? Ambrosius war noch nicht getauft? Nein, denn damals bestand der unchristliche Brauch, die Taufe, obwohl man christlich lebte, möglichst bis in die Sterbestunde hinauszuschieben. Welch ein Unverstand! Wie viele Kinder und Erwachsene, die plötzlich vom Tod hinweggerafft wurden, mögen da wohl ohne die Taufgnade verstorben sein?
Ambrosius war, wie gesagt, bei der Erwählung zum Bischof von Mailand noch nicht getauft. Bevor er die Bischofsweihe empfing, musste er natürlich getauft werden. Das geschah am 30. November 374, und an den folgenden Tagen erhielt Ambrosius nach der Legende die heiligen Weihen, jeweils eine an einem Tag, erst die vier niederen Weihen, dann wurde er Subdiakon, dann Diakon, dann Priester und endlich am 7. Dezember, also am heutigen Gedenktag, Bischof. So schnell hat es noch keiner fertiggebracht, dass er innerhalb einer Woche vom Ungetauften bis zum Bischof aufstieg.
Ambrosius war also Bischof geworden, und nicht lange dauerte es mehr, da war jeder Zoll an ihm ein Bischof. Bischof Ambrosius war ein Vater der Armen. Gegen die Irrgläubigen, die hartnäckig im Irrtum verharrten, ging er vor, wie es die Pflicht eines katholischen Bischofs gebietet, und wenn er sonntags auf der Kanzel Gottes Wort verkündete, machtvoll und kräftig, so lohten erneut die Pfingstgluten auf. Unzählig ist die Zahl jener, die er bekehrte, und der größte unter denen, die er bekehrte, ist der heilige Augustinus gewesen. Dabei war Bischof Ambrosius kein Schönredner, sondern ein mutiger Mann, der auch den Mächtigen und auch dem Kaiser kühn und ungeschminkt die Wahrheit öffentlich an den Kopf warf. An Ambrosius war jeder Zoll nicht nur ein Bischof, sondern auch ein Mann.
Es darf ferner nicht unerwähnt bleiben, dass Bischof Ambrosius es war, der oft in Wort und Schrift das hohe Lied der Jungfräulichkeit im ehelosen Stand um Christi willen verkündete, und damit leitet der Heilige bereits vom heutigen Tag über auf das morgige Hochfest der Jungfräulichkeit, an dem wir der Unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau gedenken.
Aus dem "Marianischen Festkalender:
Der heilige Ambrosius war für die Verteidigung der Vorrechte Mariens so begeistert, dass er nichts ertragen konnte, was der Ehre dieser heiligen Mutter zuwider lautete. Als Jovinian, ein abtrünniger Mönch von Mailand, die Vermessenheit zeigte, zu behaupten, dass der jungfräuliche Stand keinen Vorzug habe vor dem Ehestand, und dass Maria mit der Geburt aufgehört habe, Jungfrau zu sein, beschloss der große Bischof, von heiligem Zorn ergriffen, eine so empörende Gottlosigkeit im Keim zu ersticken. Er beeilte sich deshalb, nach Mailand ein Provinzial-Konzil zu berufen, und in dieser ehrwürdigen Versammlung ließ er Jovinian als Ketzer verdammen und erklären, dass er und seine Schüler von allem Anteil an den Gütern der Kirche und der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen sein sollen.
Die heilige Fara (Burgundofara), Äbtissin zu Evreux, Frankreich,
+ 3.4.655 – Fest: 7. Dezember
Die heilige Fara, Äbtissin des Klosters Faremoutier im Bistum Meaux, war die Tochter Agnerichs, eines der vornehmsten Hofbeamten des Frankenkönigs Theodebert II. Bei ihm fand der heilige Columban im Jahr 610 freundliche Aufnahme und segnete bei dieser Gelegenheit die kleine Fara. Als der Vater sie verehelichen wollte, erklärte sie ihren festen Entschluss, jungfräulich zu leben, und da Agnerich seine Zustimmung verweigerte, fiel sie in eine Krankheit, von der sie aber durch das Gebet des heiligen Eustasius wieder befreit wurde. Nach harten Kämpfen fügte sich endlich der Vater in ihre Wünsche, und jetzt nahm sie ungesäumt aus den Händen des Bischofs Gondoald den Schleier und machte die wunderbarsten Fortschritte auf der Bahn der Heiligkeit. Agnerich empfand darüber solche Freude, dass er zwei Jahre nach ihrer geistlichen Verlobung (616) ein Kloster für sie baute und zureichend ausstattete. Es hieß Brige, nach dem Tod der heiligen Fara aber Faremoutier. Man hielt daselbst die Regel des heiligen Columban, und die Genossenschaft verbreitete auch in die Ferne den guten Geruch Jesu Christi, so dass sogar Fürstentöchter aus England kamen, um darin dem Dienst Gottes sich zu weihen. Die Reden und Beispiele unserer Heiligen wirkten auf ihren Bruder Faro so mächtig ein, dass er sich ebenfalls dem geistlichen Stand widmete und später Bischof von Meaux wurde. Nachdem Fara 39 Jahre lang ihre Herde in aller Liebe und Gottseligkeit geweidet hatte, ging sie ein zur Freude des Herrn im Jahr 655. Als man 1622 ihre Reliquien aus dem sie verschließenden Kasten nahm und der Verehrung aussetzte, ließ eine blinde Nonne, Carolina le Bret, mit ihnen ihre Augen berühren, und nachdem das zum dritten Mal geschehen war, sah sie plötzlich. Der Bischof von Meaux ließ die Begebenheit gerichtlich untersuchen und erklärte am 9. Dezember 1622 die Heilung als wunderbar.
Johann Baptist Pyrent
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 7. Dezember 1795 starb der gottselige Johann Baptist Pyrent. Er war zu Clermont geboren, wurde während der großen Revolution zur Deportation verurteilt und erlag seinen Leiden zu Bronage am 7. Dezember 1795.
Gebet am 7. Dezember
Ich grüße dich ganz herzlich, meine liebe Mutter Maria, meine auserwählte Mittlerin und treuherzige Fürsprecherin bei deinem Sohn. An dein mütterliches Herz spreche ich diesen Gruß in kindlicher Liebe und wünsche hierdurch dein treues Herz so sehr zu erfreuen, als der Engel Gabriel es mit seinem himmlischen Gruß erfreut hat. Ich grüße und ehre dich, meine liebste Mutter, im Namen aller, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind. Insbesondere grüße und ehre ich dich anstatt derjenigen, die dich verunehren und boshaft lästern. Lass dir meine Grüße gefallen jetzt und allezeit. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Ambrosius
O Gott, der Du Deiner Kirche den heiligen Ambrosius als einen freimütigen Verteidiger Deiner Lehre gegeben hast, wir bitten Dich auf seine Fürbitte um die Gnade, seiner Lehre und seinem Beispiel zu folgen, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Heute ist der Vorabend des Festes der Unbefleckten Empfängnis Mariä, und wurde von vielen als ein Fasttag beobachtet. In England, als es noch katholisch war, war dieser Gebrauch allgemein.
Andacht am 7. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Da der Herr erkennt, was jedem von uns gut und nützlich ist, gibt Er uns allen auch, was am meisten zu Seiner Ehre, zu unserem Heil und zum Wohl unseres Nächsten gereichen kann. Wir betrügen also uns selbst und sorgen schlecht für unseren Nutzen, wenn wir uns nicht gänzlich Seinem Willen überlassen, dass Er frei mit uns nach Seinem Belieben schaltet." (Die heilige Theresia von Avila)
Da die Gemahlin des heiligen Franziskus von Borgia, die er herzlich liebte, gefährlich krank darniederlag, überließ der Herr ihm die Wahl zwischen ihrem Leben und ihrem Tod. Er artwortete: "Herr, warum stellst Du meiner Wahl frei, was einzig in Deiner Macht steht? Das Wichtigste für mich ist: in allen Dingen Deinen Willen zu erfüllen; niemand weiß besser, als Du, was für mich am heilsamsten ist. Schalte also, wie es Dir am besten gefällt, nicht nur mit meiner Gemahlin, sondern auch mit meinen Kindern und mit mir. Dein Wille geschehe!"
Der gottselige Blosius erzählt, eine heilige Jungfrau sei einst befragt worden, auf welche Weise sie zu einer so hohen Vollkommenheit gelangt sei. Hierauf aber habe sie in großer Demut geantwortet: "Niemals habe ich so viel gelitten, dass ich nicht gewünscht hätte, Gott zu Liebe noch mehr zu leiden und alle Trübsale, die Er mir zusandte, nahm ich als besondere Gnaden an, deren ich mich nicht würdig achtete."
Mein Gott, schalte mit mir, wie es Dir zur größeren Ehre, mir aber zum größeren Heil gereicht. Verleihe mir nur, dass ich Deinen heiligen Absichten über mich kein Hindernis setze! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 7. Dezember
"Wer Gott liebt nimmt alles was ihm begegnet
mit Liebe und Sanftmut an, wie Gott es schickt."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 7. Dezember - Verschiebe deine Buße
nicht bis zum Ende des Lebens
Bekehre, Sünder, dich behende,
Die Zeit eilt ohne Wiederkehr.
Verlief sie aber bis zum Ende,
Ist für dich keine Rettung mehr.
1. Höchst albern ist, wer eine geringe Last nicht tragen, sondern lieber warten will, bis sie schwerer, er selbst aber schwächer geworden ist. Dieser Tor bist du, der du in jüngeren Jahren dich weigerst, die Bürde der Buße zu tragen, so lange sie leicht und gering ist, sondern damit bis in dein Greisenalter zögerst, wo diese Bürde zu einer ungeheuren Last erwachsen ist, deine Kräfte aber abgenommen haben, und du es nicht mehr vermagst, sie zu tragen. Denn je länger du zögerst, umso mehr nimmt die Last deiner Sünden zu, da eine Sünde, die nicht durch die Buße getilgt wurde, durch ihr eigenes Gewicht andere nach sich zieht.
2. Wer seine ganze Lebenszeit dazu nutzt, und weder Fleiß noch Unkosten scheut, ein Haus zu erbauen, in dem er nicht wohnen möchte, und dagegen das Haus zu zerstören, wo er seinen beständigen Wohnsitz aufschlagen will, der wird mit Recht ein wahnsinniger Narr genannt. So einer aber bist du, der du mit deiner Bekehrung gezögert hast und bis zu deinem Tod eine Wohnung in der Hölle dir erbaust, wo du doch nicht wohnen willst, und dagegen durch deine Laster die Wohnung zerstörst, die du durch deine Bekehrung im Himmel erlangt hättest. Höre und beherzige die Worte des Propheten: "Wer unter euch hält es aus neben dem verzehrenden Feuer, wer von uns hält es aus neben der ewigen Glut?" (Jesaja 33,14b)
3. Je länger ein Schuldner säumt, der eine bedeutende Summe auf Zinsen erhielt, diese Zinsen abzutragen, umso größer werden diese Zinsen samt der Summe. Fällt es ihm nun schon am Anfang schwer, seine Verpflichtungen zu erfüllen, so wird er am Ende außer Stande sein, zu erstatten. Dieser Schuldner bist du, säumiger Sünder. Je länger du in der Sünde verweilst, umso größer werden die Zinsen deiner Schuld, und umso schwerer wird deine Verdammnis. Deine Hoffnung in deiner Unbußfertigkeit ist Vermessenheit. Zittere, dass du, indes du Barmherzigkeit erwartest, dem Gericht anheimfällst. Jesus Sirach 5,7: "Zögere nicht, dich zu ihm zu bekehren, verschiebe es nicht Tag um Tag. Denn sein Zorn bricht plötzlich aus, zur Zeit der Vergeltung wirst du dahingerafft."
8. Dezember
Der heilige Eucharius, Apostelschüler und 1. Bischof von Trier,
+ 8.12.72 ? – Fest: 8. Dezember
Eine der ältesten Städte Europas, unstreitig die älteste Kirche diesseits der Alpen ist Trier. Schon zur Zeit der Geburt Christi, unter dem römischen Kaiser Augustus, war Trier eine wichtige Militärstation zum Schutz der Grenzen des Reiches gegen die deutschen Völkerstämme jenseits des Rheins, im Jahr 287 wurde es kaiserliche Residenz für das Abendland und mit aller Pracht und Herrlichkeit ausgestattet, was die Würde und der Luxus eines römischen Imperators jener Zeit einforderte. Ganz nach dem Muster von Rom erhielt es seinen Senat, Paläste, Tempel, Triumphbogen, Amphitheater, Bäder und Feste, so dass es „das zweite Rom“ genannt wurde. Der erste christliche Kaiser, Konstantin, und seine Nachfolger im 4. Jahrhundert, residierten zumeist in Trier. Bei dieser engen Verbindung Triers mit Rom war es nicht verwunderlich, dass schon die ersten christlichen Glaubensboten ihr Auge nach diesem lohnenden Ziel richteten.
Dem Auftrag des göttlichen Heilandes getreu: „Gehet hin in alle Welt, lehrt alle Völker und tauft sie.“ waren die Apostel Petrus und Paulus bis zur Weltstadt Rom gekommen und hatten dort eine Christengemeinde gegründet. Da sie indes dort gefangen gehalten wurden, so schickten sie ihre Jünger in nahe und entfernte Länder, um die Lehre Christi auszubreiten. Unter diesen Verkündigern des Evangeliums befand sich auch der heilige Eucharius, ein Schüler des heiligen Petrus und der Sage nach einer der 72 Jünger des Herrn.
Mit seinen beiden Mitarbeitern Valerius und Maternus kam Eucharius in das östliche Gallien und predigte im Elsass und an den Ufern des Rheins. Dann wandte er sich zur Mosel, um dorthin den Frieden und das Heil zu bringen, wohin die Römer den Krieg und den heidnischen Götzendienst überführt hatten. Auf dem Hauptplatz der Stadt Trier standen an hundert Bildsäulen heidnischer Götzen, denen das verblendete Volk göttliche Ehre erwies. Eucharius ermahnte das Volk, diesen törichten Götzendienst aufzugeben, und den einzig wahren Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde, anzubeten, allein der Stolz und Reichtum der Bürger verschloss der Predigt des armen Fremdlings das Ohr. Der Eifer und Mannesmut des Glaubensboten ließ sich indes weder durch Misserfolge, noch durch Drohungen seitens der Götzenpriester einschüchtern. Eines Tages wollte er auf dem öffentlichen Markt vor dem versammelten Volk predigen. Da erhoben mehrere Männer Steine und spannten schon die Arme aus, um ihn zu steinigen. Der ehrwürdige Diener Gottes erhob indes Augen und Hände zum Himmel und betete unter Tränen, Gott wolle den verblendeten Menschen Herz und Sinn öffnen, die Wahrheit zu erkennen und das Heil zu suchen. Die Ruhe und Zuversicht des heiligen Mannes, die Kraft seiner Worte erschütterte die Umstehenden derart, dass sie die Arme sinken ließen, ihm zu Füßen fielen und ausriefen: „Zeige uns den Weg zum Heil! Sag an, was sollen wir tun, was sollen wir lassen, damit wir dazu gelangen?“
Mit glühender Begeisterung entwickelte nun Eucharius den Inhalt des christlichen Glaubens, die Lehre von der Schöpfung, vom Sündenfall unserer Stammeltern, von der Erlösung durch Jesus Christus, der von der reinsten Jungfrau Fleisch annahm und durch seinen Opfertod am Kreuz für die Sünden der Welt genugtat, die Macht der Hölle brach, vom Grab glorreich auferstand, seinen Aposteln den Auftrag erteilte, alle Völker zu lehren, zu taufen und dem Himmel zuzuführen und ihnen den Heiligen Geist sendete, damit er sie in alle Wahrheit einführe und alle Tage bei seiner Kirche bleibe bis ans Ende der Welt. Seine Rede schloss er mit den Worten: „Von den Jüngern Christi kamen Petrus und Paulus nach Rom, den Glauben an Jesus Christus standhaft und unermüdet zu lehren, und diese Stadt, die bisher in den Finsternissen des Irrtums dahinlebte, mit den Strahlen himmlischer Weisheit zu erleuchten. Wir aber sind nach Anordnung des Apostels in diese eure Gegenden abgesandt, auch euch eben denselben Glauben zu verkündigen und euch getreulich den Weg des Heils zu zeigen, der allein zum himmlischen Vaterland führt.“
Die Worte des gottbegeisterten Glaubensboten gingen seinen Zuhörern tief zu Herzen. Sie bekannten, dass sie nie etwas Herrlicheres gehört hätten.
Unter den Zuhörern des heiligen Eucharius befand sich auch eine vornehme und reiche Witwe, namens Albana. Ihr einziger Sohn lag zu Hause gefährlich krank. Sie hatte sich nur auf kurze Zeit von ihm entfernt, um die Predigt des Fremdlings zu hören, von dem sie viel Wunderbares vernommen hatte. Vergeblich hatte sie bei den Menschen Hilfe in ihrer Not gesucht, vielleicht fand sie Trost bei diesem heiligen Mann. Da überraschten sie ihre Diener mit der Trauerbotschaft: „Dein Sohn ist soeben gestorben.“ Sobald sie dies hörte, fiel sie dem heiligen Eucharius zu Füßen und rief unter lautem Jammer und heißen Tränen: „Ich bitte dich inständigst, erbarme dich einer armen Mutter! Habe Mitleid mit mir Unglücklichen, die zweifach bemitleidenswert ist! Denn erst vor wenigen Tagen verlor ich meinen Mann und heute – ach des Jammers! – wird mir nun noch mein einziger Sohn durch den Tod entrissen! Erwecke meinen Sohn! Sieh ich bin aufrichtig bereit, alle deine Lehren aufs willigste zu befolgen. Ich glaube an Jesus Christus, den du uns verkündest, ja auch mein Sohn und mein ganzes Haus werden an ihn glauben.“
Von dem Jammer der Mutter innigst gerührt, begab sich Eucharius mit Valerius und Maternus zu ihrer Wohnung. Eine große Menge Volkes folgte voll Erwartung. Eucharius trat mit der Mutter und seinen Gefährten in das Haus der Trauer, fiel auf seine Knie und betete lange. Dann stand er auf, trat zu dem Leichnam, fasste ihn bei der Hand und sprach: „Jüngling, im Namen Jesu Christi, der durch seine Allmacht den einzigen Sohn der Witwe von Naim vom Tod erweckt hat, sage ich dir: Kehre zurück in dieses Leben und lerne hier auf Erden noch deinen Schöpfer erkennen und mit aufrichtigem Herzen an ihn glauben!“ Der Jüngling stand sogleich auf und fing an, Gott zu loben und zu preisen. Eucharius stellte ihn dem versammelten Volk vor und alle riefen mit lauter Stimme: „Groß und mächtig ist der Gott der Christen, der durch seine Diener solche Zeichen und Wunder tut!“ Die beglückte Mutter Albana, ihre ganze Familie und eine große Menge Volkes ließen sich taufen.
Albana ließ ihr schönes Haus zu einer Kirche einrichten und vom heiligen Eucharius einweihen. Nach und nach bekannte sich fast die ganze Stadt zum Glauben an Jesus Christus. Eucharius wurde der erste Bischof dieser Christengemeinde, Valerius und Maternus seine Diakonen. Von Trier aus machte Eucharius seine Missionsreisen in der Umgegend weit und breit und bekräftigte sein Wort durch viele Wunder.
Nachdem Eucharius 23 Jahre der jungen Christengemeinde zu Trier als Bischof vorgestanden hatte, erschien ihm nachts ein Engel und sprach zu ihm: „Eucharius, du hast nach dem Befehl des Herrn dein Tagewerk getreulich vollendet und deinen Kampf auf Erden männlich durchgekämpft. Gehe nun ein in die verheißene Ruhe und empfange die unverwelkliche Siegeskrone!“ Eucharius rief seine Jünger zu sich und sprach: „Geliebteste! Ich weiß es nun gewiss, dass ich diese Welt bald verlassen und die Schuld der menschlichen Hinfälligkeit abtragen werde. Ich bitte euch daher noch um drei Dinge: Habt beständig einen festen Glauben, eine unerschütterliche Hoffnung und eine wahre, unverfälschte Liebe zu Gott, sowie untereinander. Gebt den Irrtümern, die vom Satan herrühren, niemals Gehör. Meinen Staub übergebt der Erde, meinen Geist aber empfehlt in Andacht und Liebe dem Herrn!“ Darauf ernannte er Valerius zu seinem Nachfolger und mahnte ihn dringend, die Talente, die ihm Gott anvertraut habe, zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen gewissenhaft zu verwenden.
Während er sprach, umgab ihn heller Lichtglanz und erfüllte die ganze Zelle. Noch einmal sagte er seinen Jüngern Lebewohl, blickte zum Himmel und schloss die Augen im seligen Tod am 8. Dezember des Jahres 72 nach Christi Geburt. Sein Leichnam wurde in der Matthiaskirche vor den Toren Triers feierlich zur Erde bestattet.
Der heilige Romarich, Abt von Luxeuil, Vogesen,
+ 8.12.653 – Fest: 8. Dezember
Der heilige Romaricus, Abt von Remiremont, war aus königlichem Geblüt entsprossen und gelangte am Hof zu den ansehnlichsten Würden, die ihn jedoch keineswegs von Gott ableiteten. Er knüpfte frühzeitig ein Freundschaftsband mit dem heiligen Arnulph, der später Bischof von Metz wurde. Seine Anhänglichkeit an König Theodebert zog ihm die Verbannung zu, die aber der Himmel nur deshalb geschehen ließ, um ihn völlig an sich zu ziehen. Wieder heimberufen verschenkte er nach dem Rat Jesu Christi das Seinige an die Armen mit Vorbehalt des Schlosses Habende in den Vogesen, das er zu einem Kloster bestimmte. Als der heilige Amatus, Ordensmann aus Luxeuil, es bereits bezogen hatte, um die erste Leitung dort nach der Regel des heiligen Columban zu übernehmen, empfing Romarich aus seinen Händen den Habit und gedachte in den Übungen der Demut seinen Lauf zu beschließen. Allein nachdem Amatus 627 gestorben war, drang man ihm die Führung der Genossenschaft auf, die er denn auch 26 Jahre lang zur Erbauung aller in Händen hatte. Sein Bußeifer gab den Brüdern einen mächtigen Antrieb, den engen Weg zum Leben zu gehen, und seine brennende Nächstenliebe erwarb ihm Zuneigung von Nah und Fern. Er starb im Jahr 653. Von ihm erhielt das Kloster den Namen Romarichsberg oder Remiremont. Es wurde im 10. Jahrhundert von den Ungarn zerstört und dann am Fuß des Berges, auf dem es vordem gestanden hatte, neu wieder erbaut.
Pater Konstantin Maria
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Mit dem 8. Dezember 1838 gingen die Lebenstage eines ehrwürdigen Greises zu Ende, dem die wiedererrichtete belgische Provinz unendlich viel zu verdanken hat. Der lobwürdige Pater Konstantin Maria, mit dem weltlichen Namen Franz Xaver Caesens, war am 20. Oktober 1754 zu Courtrai geboren. Er hatte im Alter von zwanzig Jahren zu Termonde sein Noviziat begonnen, konnte jedoch nach einem Edikt Kaiser Josephs II., dem damals die Niederlande unterstanden, erst nach fünf Jahren, am 21. Oktober 1777 seine heilige Profess ablegen. Nach Gent versetzt, diente er in seinem Kloster, das in ein Spital umgewandelt war, den Verwundeten mit aller Aufopferung. Noch mehr bewies er seine Demut dadurch, dass er, ohne die leiseste Klage zu erheben, nach Ypern ging, obwohl er unter Umständen dahin geschickt wurde, die ebenso beschämend wie ungerecht waren und eine Rechtfertigung von seiner Seite förmlich herausforderten. Im Jahr 1794 wurde Ypern der Schauplatz blutiger Kämpfe. Durch Gottes Gnade blieben sowohl Kloster und Kirche als auch seine Bewohner, die sich in die Keller geflüchtet hatten, verschont. Schlimm erging es den Patres nach Beendigung des Krieges, da die siegreichen Franzosen dem schwergeprüften Land ihre gottlosen Gesetze aufzwangen. Der klösterliche Verband wurde durch die Regierung aufgelöst und es blieb den einzelnen Patres und Brüdern nichts anderes übrig, als sich hinzuflüchten, wo eben Rettung zu hoffen war. Pater Konstantin blieb mit noch einem Pater bei seinem Prior in dem Haus, das dieser in Voraussicht der Schrecken, die kommen würden, kurz vorher gekauft hatte, und lebte da im Gehorsam gegen seinen Oberen, als ob sie noch im Kloster wären. Eine Zeitlang, vom Jahr 1811 ab, musste Pater Konstantin im Auftrag seines Bischofs die Vikarie zu Merckem versehen. Von Merckem aus kehrte er wieder in sein Kloster zurück, wo er bis zu seinem Lebensende verblieb. Allerdings durften sie unter Napoleon I. das Ordenskleid nicht tragen und keine Novizen aufnehmen, erst im Jahr 1821 konnte das Noviziat wieder eröffnet werden. Am 18. Januar 1830 wurde Konstantin zum Provinzialvikar ernannt. Auch in dieser Stellung blieb er derselbe schlichte, demütige Pater und änderte nichts an seiner strengen Lebensweise. Noch im Alter von 78 Jahren beteiligte er sich an allen gemeinsamen Übungen, namentlich denen des Chores, auch um Mitternacht und beobachtete die Fasten so streng wie jeder jugendliche Mitbruder. Eine schwere Prüfung war es für ihn, als er das Augenlicht und das Gehör vollständig verlor. Doch Konstantin ertrug es mit bewunderungswürdiger Ergebung. Am 15. November 1838 machte er seinen letzten Besuch im Kloster der Karmelitinnen zu Ypern. Er hatte recht, als er den Schwestern sagte, nun würde er sie auf dieser Erde nicht mehr treffen, aber im Himmel erwarten, wohin er ihnen in kurzem vorausgehe. Am 30. las er seine letzte heilige Messe, wurde nach ihr unwohl, verlor die Sprache und entschlief am 8. Dezember 1838 im Frieden des Herrn.
Gebet am 8. Dezember
Unvergleichliche, herrliche Jungfrau! Jegliches Menschengeschöpf wurde in Sünde empfangen und trat mit der Sünde behaftet in diese Welt. Du allein aus Tausenden erkoren, bliebst rein und ohne Mangel und Makel. Euch, ihr Eltern Joachim und Anna, ist dies kostbarste Gut anvertraut. Nun tritt die Liebe, die reinste, als junge Pflanze empor im Garten dieses Tränentales. Nun geht die Morgenröte auf am Himmel, die bald die Sonne beleuchten soll. Die ersten Strahlen schon verjüngen und entzücken den Erdball. Wir wünschen dir Glück, o Maria, zu dieser Ehre und grüßen dich voll Freuden als die Schönste und Reinste der Evakinder. Lass uns deinen Freudentag würdig feiern und senke vor seinem Untergehen einen Gnadenstrahl auf uns Arme nieder. Amen.
Übungen für das heutige Fest
Erfreue dich über den besonderen Vorzug, über die in ihrer Art einzige Gnade, die Gott seiner Mutter durch ihre Unbefleckte Empfängnis erwiesen hat. Danke Gott dafür. Grüße Maria öfter mit diesen kurzen Worten: "Sei mir gegrüßt, o Maria, die du ohne Erbsünde bist empfangen worden". Bete die Tagzeiten von der Unbefleckten Empfängnis Mariä. Bitte sie dass sie dir einen reinen und unbefleckten, oder doch einen bußfertigen Lebenswandel von Gott erbitte. Mach den Vorsatz, die standesmäßige Keuschheit zu beobachten, damit du Gott immer wohlgefälliger, zur Seligkeit reifer, und an der Herrlichkeit Gottes teilzunehmen würdiger wirst.
Zu Maria als Fürsprecherin
Reine Jungfrau, allerseligste Gottesgebärerin, blicke auf uns, die wir dich anrufen, herab mit erbarmungsvollen Augen. Du selber kennst die Kraftlosigkeit des Menschen, die vielen uns umgebenden Gefahren. Du kennst das hohe Vorrecht einer ungetrübten Gottseligkeit, eines stets heiligen Sinnes. Sei unsere Fürsprecherin bei Gott, damit wir in dieser Prüfungszeit die in dem Land der Wiedergeburt erlangte Unschuld unversehrt bewahren, oder durch die Tränen der Buße wieder erlangen, und mit reinem Herzen dereinst vor Gott erscheinen, um mit dir und allen Heiligen ewig vereinigt zu werden. Amen.
Kirchengebet
Wir bitten Dich, o Herr, erteile Deinen Dienern das Geschenk der himmlischen Gnade, damit uns, denen die Geburt der seligsten Jungfrau der Anfang des Heils war, die Feierlichkeit ihrer Empfängnis den Frieden und das Heil vermehre, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Allgemeine Erinnerung über die Festtage Marias
Gott der Herr selbst hielt seine heiligste Mutter besonders in Ehren, und erhob sie über alle anderen Heiligen. Nach diesem Beispiel pflegt die Kirche nach Gott niemand so andächtig und so besonders zu verehren, als eben die hochwerteste Mutter unseres Herrn, zu deren Ehre die katholische Kirche verschiedene Festtage einsetzte, und zwar in der Absicht, dass das Feuer der Andacht zu dieser gebenedeitesten Jungfrau in den Herzen ihrer Rechtgläubigen entzündet, und das Jahr hindurch öfters in neue Flammen gebracht wird.
Erfülle die schönen Absichten deiner heiligen Mutter, und zeige an diesen Tagen, welch ein kindlich frommer Verehrer Mariä du bist. Und zwar
1) schon am Vorabend eines Festtages der göttlichen Mutter äußere deine Andacht durch einen Abbruch in Speise und Trank, durch ein Almosen oder Bußwerk.
2) Am Festtag selbst richte gleich morgens früh deine ersten Gedanken dahin, dass du das gegenwärtige Fest mit einem besonderen Eifer begehst, und den Tag durch Übung einer auf das Fest gerichteten Tugend heiligen willst. Lies aufmerksam in einem Erbauungsbuch den Unterricht von dem heutigen Fest.
3) Wenigstens an den Hauptfesttagen beichte und kommuniziere, zu dem Ziel und Ende, dass dir Gott durch die Fürbitte Mariä die Gnade verleihen möge, das in dir bessern zu können, was der heiligen Jungfrau an dir noch missfällt. Nach der heiligen Kommunion erneuere deinen Vorsatz, Mariä in dieser oder jener Tugend nachzufolgen.
4) Was du immer an diesem Tag in oder außerhalb der Kirche tust, tue es mit größerem Eifer. Enthalte dich aber auch von unnötigen Vergnügungen, die den Geist der Sammlung, und mit ihm oft alle Andacht der Seele stören.
5) Nutze die Gelegenheit, dass du in Gegenwart eines andern etwas von Maria redest, und ihre Ehre beförderst. Aus dieser Absicht verrichte ein geistliches Werk der Barmherzigkeit. Einem Liebenden kommt viel Gutes in Sinn und Werk.
6) Erwähle an jedem Festtag Maria erneut zu deiner Frau, zu deiner Mittlerin und Fürsprecherin. Erwecke am Tag recht oft andächtige und fromme Betrachtungen zu ihr.
7) Bete, aber überwinde dich auch öfters zu Ehren Mariä, z.B. beim Essen, im Reden, in den Augen, und wenn dich der Zorn oder eine andere Leidenschaft überfallen will. Kurz, bringe den Festtag so zu, dass Gott und seine Mutter an dir ein Wohlgefallen haben, und dich an diesem Tag in Gnaden ansehen, der für dich ein wahrhaft glücklicher Tag, ein Tag des Segens sein wird.
Weiteres Andenken an die seligste Jungfrau
In Neapel besteht ein Orden geistlicher Jungfrauen unter dem Namen der Unbefleckten Empfängnis. Er wurde von einer gottseligen Jungfrau Beatrix de Siva gestiftet, und von Papst Innozenz VIII. auf Ersuchen der Königin Isabella von Castilien im Jahr 1489 gutgeheißen. Im Jahr 1511 hat Papst Julius II. ihnen eine besondere Regel erteilt. Man zählt auch in der Christenheit sehr viele Bruderschaften und Sodalitäten unter dem Titel der Unbefleckten Empfängnis.
Andacht am 8. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Wir wollen dem Willen Gottes uns unterwerfen, und in allen Verhältnissen, die Er uns vermitteln will, zufrieden sein. Nie sollen wir verlangen, aus ihnen herauszutreten, so lange wir nicht erkennen, es sei Gottes Wille, dass wir sie verlassen." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Der sehr fromme Pater del Ponte sagte einst zu einem Freund, er erfreue sich seiner natürlichen Fehler, zumal, dass er nicht sehr deutlich sprechen könne. Auch sagte er, er erfreue sich auf gleiche Weise alles Elendes und aller Versuchungen, die er in seinem Innern empfindet, weil es der Wille Gottes sei, dass er sie empfindet. "Wäre es der Wille Gottes," sprach er, "dass ich tausend Jahre unter dem Druck schwerer Krankheiten und der dichtesten Geistesfinsternisse lebte, so wäre ich dessen sehr zufrieden, nur müsste ich dabei Gott nicht beleidigen können."
Als die heilige Elisabeth erfuhr, dass ihr Gemahl in der Schlacht gefallen ist, wendete sie sich sogleich zum Herrn und sprach zu ihm: "O Herr, mein Gott, Du weißt es, dass seine Gegenwart über alle Wonnen der Erde mich erfreuen würde, da es Dir jedoch wohlgefällig war, ihn von mir hinweg zu nehmen, so unterwerfe ich mich Deinem heiligen Willen von ganzem Herzen. Könnte ich ihn durch ein einziges Haar meines Hauptes ins Leben zurückrufen, ich würde es nicht tun, wenn dies Deinem Wohlgefallen entgegen wäre.
Erfreuen soll mich von nun an, mein Gott, was immer mir widerfahren mag, weil Du es so willst. Alles, was Dir gefällt, gefällt mir, weil es Dir gefällt! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 8. Dezember
"O Maria, reinstes, goldenes Gefäß,
geschmückt mit Perlen und Saphiren,
voller Gnaden und Tugenden.
O entzückender Strauß von Rosen und Lilien!
Du bist den Augen der ewigen Weisheit teurer,
als alle anderen Geschöpfe."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 8. Dezember - Am Fest Mariä Empfängnis
O Hehre Jungfrau, fleckenlos empfangen,
Lass heut mein Flehen mild zu dir gelangen,
Und nimm mein Heil in deine Lilienhände,
Dass in der Gnade selig ich vollende.
1. Gleichwie der Allerhöchste, als er die Sonne schuf, mit dem Dasein ihr auch zugleich das Licht verlieh, also verlieh er der künftigen Mutter seines Eingeborenen mit dem Dasein zugleich die Gnade, die vor der erblichen Schuld sie bewahrte. Denn ganz rein, heilig und unbefleckt musste der lebendige Tempel sein, wo das ewige Wort Fleisch annehmen und neun Monate körperlich wohnen sollte. Nie wurde dieser wunderbare Vorzug bei ihr durch den Schatten einer Sünde getrübt. Wir dagegen, die wir in Sünden zur Welt kommen, empfangen die Gnade nur durch die heilige Taufe, und beflecken sie leider freiwillig durch persönliche Sünden, mit der Gefahr, darin zu sterben. O Mutter der Gnade, erflehe uns wahre Zerknirschung von deinem göttlichen Sohn.
2. Maria empfing bei ihrer Empfängnis eine Fülle der Gnade, denn der Herr schmückte sie mit allen Tugenden und Gaben des Heiligen Geistes, weshalb auch der heilige Erzengel sie als die Gnadenvolle begrüßte. Die Jungfrau aber bewahrte diese himmlischen Schätze mit unablässiger Wachsamkeit der Liebe und mit einer Treue, die keine Trübsal, keine Versuchung, keine Anstrengung der Hölle jemals zu erschüttern vermochte. Wir unglückseligen Kinder Adams hingegen, die wir die Gnade nur in einem beschränkten Maß empfangen, setzen uns zahllosen Gefahren aus, sie zu verlieren. O Maria, Stern des Meeres, bitte für uns, dass wir in dem stürmischen Meer dieser Welt nicht unglückseligen Schiffbruch leiden.
3. Maria wirkte höchst getreu mit Gottes Gnade. Weit zutreffender denn der Apostel konnte sie sprechen, 1. Korinther 15,10: "Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht - nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir." Denn vom ersten Augenblick an wirkte sie damit und vermehrte sie ohne Unterlass, so dass sie am Ende ihres heiligsten Lebens die höchsten Seraphim an Liebe und Verdiensten übertraf. Wie weit sind wir von dieser Treue entfernt! Statt die Gnaden und Verdienste zu vermehren, vermehren wir leider unsere Untreue und unsere Sünden. O Maria, gebenedeite Mutter unseres Herrn, erflehe uns von ihm Verzeihung und die Gnade der Beharrlichkeit in seiner Gnade bis ans Ende unseres Lebens. "Bitte für uns, o heilige Gottesmutter, auf dass wir der Verheißungen Christi würdig werden!" (Die Kirche)
9. Dezember
Die heilige Jungfrau und Martyrin Leokadia von Toledo, Spanien,
+ 9.12.305 - Fest: 9. Dezember
Leokadia war von Geburt eine Toledanerin und sehr gottesfürchtig. Dazian der Statthalter ließ die zarte Jungfrau vor seinen Richterstuhl führen, versuchte an ihr, was Schmeichelei, was Drohung über ihren Glauben vermöge, und ließ sie, weil sein Versuch vergeblich war, einstweilen in den Kerker werfen. Sie ging freudigen Herzens in das Gefängnis, ja tröstete noch die sie begleitenden Gläubigen. Im Kerker hörte sie von der großen Wut des Statthalters und von der glorreichen Vollendung so vieler Märtyrer, besonders von der der heiligen Eulalia zu Merida. Da seufzte sie zum Herrn um ihre eigene Vollendung. Nachdem sie lange im Kerker geschmachtet hatte, erhörte sie der Herr und nahm sie durch einen sanften Tod im Kerker in die volle Freiheit der Kinder Gottes auf. Sie wurde von den Gläubigen ehrenvoll begraben. Drei Kirchen in der Stadt, die eine am Geburtsort, die zweite am Qualort, die dritte am Begräbnisort verewigten ihr Andenken, und besonders die Wunderzeichen, die das gläubige Zutrauen krönen.
Die heilige Leokadia starb am 9. Dezember 305.
Schwester des heiligen Gregor von Nazianz, Kappadocien,
+ 9.12.372 - Fest: 9. Dezember
Gorgonia, eine Schwester des heiligen Gregor von Nazianz, wurde wahrscheinlich im Jahr 326 geboren und von ihren heiligen Eltern zur Liebe Gottes erzogen.
Schon in der aufblühenden Jugend bewährte sich der Spruch: „Wie der Baum, so die Frucht.“ Obgleich sie eine große Schönheit, einen hellen Verstand und viele weltliche Kenntnisse besaß, so war sie doch nur bedacht, ihre Seele mit Tugenden zu zieren. Den Putz, das Schminken und andere Erfindungen der Eitelkeit, schreibt ihr Bruder Gregor, überließ sie den Schauspielerinnen und anderen leichtfertigen Personen. Sie fürchtete das Ebenbild Gottes zu entehren, wenn sie die Haare gekräuselt oder in Locken gelegt, kostbare fliegende Kleider getragen und sich mit Diamanten und Edelsteinen geschmückt hätte. Sie sah die Kleider nur als Mittel an, unsere Blöße zu bedecken, und als Ursache der Demütigung, weil sie ein Beweis sind vom Fall unserer Stammeltern.
Beseelt von der lebendigen Erkenntnis Jesu Christi, gab sie ihre Einsicht und Geschicklichkeit nur daran zu erkennen, wenn es die Liebe forderte, anderen mit Rat, Hilfe und Trost beizustehen. Obwohl sie gleich in der alten und neuen Geschichte wohl bewandert war, so suchte sie doch niemals ein gelehrtes Gespräch zu führen. Auch eitle und unnütze Reden verabscheute sie. Sie sprach nur das Notwendige, oder wollte nur reden und hören, was zu Gott führt. Man konnte es ihrem stillen Sinn ansehen, dass sie in ihrem Herzen unablässig mit Gott sich unterhalte. Sie wachte stets über ihre Blicke, aus Furcht, etwas Gefährliches zu sehen; betrachtete sich als einen Fremdling auf der Erde, sehnte sich nur nach dem Himmel, wo der Geliebte ihrer Seele, ihr Trost und ihre Freude war, und suchte allein Jesus Christus und den Heiligen im Himmel zu gefallen. Das Leben auf Erden sah sie an als eine Vorbereitung und Sichfähigmachung zum Genuss und Umgang der Himmelsbürger. Wer hier keine Freude am Himmlischen hat, wird sie dort schwer erhalten. Es war daher ihre ganze Beschäftigung auf die immer größere Erkenntnis Gottes und die Erfüllung seines Willens gerichtet.
Solche Jungfrauen, wie Gorgonia eine war, besitzen allein die erforderlichen Eigenschaften, den heiligen Ehestand auf eine würdige Weise anzutreten, und eine wahrhaft christliche Gattin und Mutter zu werden. Unsere Heilige ist daher auch hierin ein nachahmungswürdiges Beispiel. Sie wurde, nach dem Willen ihrer Eltern, mit einem vornehmen und reichen heidnischen Jüngling, Vitalianus, aus Pisidien vermählt, und gebar ihm drei Töchter. Durch ihren willigen Gehorsam und ihre sanfte Nachgiebigkeit in allem, was ihr Gewissen nicht verletzte, lebte sie mit ihm in stätem Frieden, und gewann ihn auch bald für Jesus Christus. Ihre Kinder erzog sie von dem zartesten Alter an zur Liebe Gottes, mehr durch ihr Beispiel als durch Worte. Ihr Haus war stets, mit Einwilligung ihres Mannes, ein Zufluchtsort der Armen, Witwen und Waisen. Fromme Christen empfing sie mit besonderer Freude und verschaffte ihnen jede Bequemlichkeit. Übrigens übte sie gegenüber jedem Fremden Gastfreundschaft und zeigte Mitleid zu allen Leidenden. Ihr Gemüt war aber so fest mit Gott vereinigt, dass weder fremde, noch eigene Leiden ihre ruhige Gleichmütigkeit zu stören vermochten.
Bei all diesen Werken der Liebe sah sie nur auf das Wohlgefallen Gottes. Sie wollte keinen anderen Lohn, als den Jesus denen verheißen hat, die sich mit ihren zeitlichen Gütern Schätze für den Himmel sammeln. Ihre linke Hand durfte nicht wissen, was ihre rechte gab. Für ihre Kinder glaubte sie besser zu sorgen, wenn sie einen großen Teil des vergänglichen Reichtums mit dem ewigen vertauschen würde. – Bei ihrer großen Wohltätigkeit führte sie ein strenges Leben. Sie ließ sich, setzt der heilige Gregor hinzu, von dem unseligen Wahn nicht täuschen, als könne man durch Mitleid gegenüber den Armen die Schuld eines sinnlichen Lebens auslöschen. Sie fastete streng, brachte ganze Nächte im Gebet, auf der Erde liegend, zu, sang die Psalmen und las die Heilige Schrift auf den Knien. Nichts vermochte sie in diesen heiligen Übungen zu stören, so fest war dabei ihr Herz durch die Liebe mit Gott vereinigt. Sie liebte einsame dunkle Zimmer, die der Gemütssammlung und der Andacht förderlicher sind, und vermied möglichst weltliche Gesellschaften, die ihr beschwerlich fielen. Ihr Verlangen nach der Gesellschaft der Auserwählten im Himmel wuchs mit jedem Jahr, bis sie endlich in dieselbe aufgenommen wurde.
Sie bereitete sich zum Tod, wie zu einem Fest vor, und gab, im Beisein ihrer Mutter, der heiligen Nonna, ihres Gemahls, ihrer Kinder und ihres Beichtvaters, der ein Bischof war, ihren Geist auf, mit den Worten: „Ich will im Frieden einschlafen und ruhen“, um das Jahr 371.
Der heilige Petrus Fourier, Stifter des Ordens Unserer Lieben Frau,
+ 9.12.1640 – Fest: 9. Dezember
Der heilige Petrus Fourier war ein heiliger Priester. Und dies ist das Wort, das sein Leben zusammenfasst, seine Abwechslung erklärt, und seine Einheit ausmacht. Er bewohnte im Pfarrhaus zu Mattaincourt ein schmuckloses Zimmer, das einen Tisch, zwei oder drei Strohstühle, eine Bank und eine Art von Bett enthielt, dessen er sich nie bediente, und das nur da war, um den Leuten glauben zu machen, er schlafe darin. Niemals heizte er seine Stube, in welcher Jahreszeit man sich auch befinden mochte. Er hatte nur einen Anzug, den, den er auf dem Leibe trug, und den er Tag und Nacht nicht ablegte, sofern nicht eine Krankheit ihn dazu nötigte. Und um ihm einen neuen zu geben, musste man die Gelegenheit abwarten, bis der alte so abgetragen war, dass er in Stücke fiel. Er aß nur einmal des Tages, und zwar erst am Abend, weil er seinem Körper keine Nahrung gönnte, bevor er sie nicht durch seinen Schweiß verdient hätte. Ebenso wenig wollte er seinen Geist überladen, bevor er in voller Freiheit seine Tagesarbeit erfüllt hätte. Brot, Wasser, Gemüse bildeten ausschließlich seine Mahlzeit. Nur in seinem höchsten Greisenalter trank er ein wenig Wein. Er schlief nur kurze Zeit, jede Nacht ungefähr drei Stunden, und bediente sich hierzu, anstatt des Bettes, eines Stuhls aus Weidengeflecht ohne Armlehnen.
Zu diesen täglichen und stündlichen Abtötungen fügte er noch andere geheime hinzu. Dieses strenge Leben oder vielmehr diesen lebenden Tod führte der heilige Petrus Fourier vierzig Jahre lang fort. Vierzig Jahre lang bot er seinen Pfarrkindern das Schauspiel eines von allem losgerissenen, über alles erhabenen Mannes, der vom menschlichen Körper nur die Kraft beibehielt, zu leiden, und aus den Leiden die Wonne schöpfte, die der Friede seines Antlitzes allen Blicken offenbarte: ein wahrhaftes Opfer der Liebe, ein rauchendes Brandopfer vor Gott, eine Reliquie des ersten Kreuzes, die man nicht sehen konnte, ohne dass das Wesen und die Göttlichkeit Jesu Christi unwillkürlich dem Auge sich dargestellt hätte.
Wenn ein Mensch am Ziel einer langen Laufbahn angelangt ist, wenn er die Klippen umschifft hat, deren es in jedem Menschenleben so viele gibt, und wenn ihm nur noch übrig bleibt, in der Glorie seiner Tugenden und in der Liebe der Seinigen zu sterben, so ist die Aussicht, bei der Erfüllung einer letzten Pflicht zu Grunde gehen zu müssen, eine Prüfung, die selbst die Besten oft nicht bestehen. Man will lieber der Klugheit opfern, und die Gründe bieten sich von selbst dar, die uns überreden, unseren Tod vorzubereiten, um ruhig im Bett zu sterben, anstatt unser Leben irgend einem Zufall preiszugeben, der unseren Untergang zur Folge haben könnte, sagte der beredte Lacordaire. Sie sind selten unter den Größten, die Leute, die alsdann in ihren marklosen Knochen ein Jugendfeuer vorfinden, und sich darein ergeben, unterzugehen, wie man es um der Freude einer Stunde willen, als zwanzigjähriger Jüngling in einer Stunde der Begeisterung tut.
Die Verbannung ist hart, selbst in der Jugend, wo die Hoffnung alles versüßt, und das Herz die Kraft besitzt, neue Bande zu knüpfen. Aber bei einem abgelebten Greis, dessen ganzer Trost darin besteht, an der Vergangenheit zu zehren, ist die Verbannung eine Strafe, deren Bitterkeit durch nichts gemildert wird. Die des heiligen Petrus Fourier, die vier Jahre bis zu seinem Tod dauerte, nahm bei den vielen anderen Schmerzen den Charakter eines Todeskampfes an.
Er starb am 9. Dezember 1640.
Petrus Fourier wurde am 29.1.1730 von Papst Clemens XII. selig- und am 27.5.1897 durch Papst Leo XIII. heiliggesprochen.
Der selige Liborius Wagner, Konvertit, Priester, Märtyrer,
+ 9.12.1631 – Gedenktag: 9. Dezember
In der Pfarrkirche zu Klosterheidenfeld bei Schweinfurt im nördlichen Bayern liegt Liborius Wagner begraben. Seit seinem Tod am 9. Dezember 1631 hatte man den Mann vergessen, und erst 1931, dreihundert Jahre später, zeigten sich Bemühungen, die, so Gott will, einmal zur Heiligsprechung führen werden. Sicher verdient der Vergessene die Ehrung, und unser Kalender hätte wieder einen glorreichen Namen mehr von einem Helden, dessen Lebensgeschichte vorzüglich in die Advents- und Weihnachtszeit hineinpasst.
Liborius Wagner ist ein Sohn des Thüringer Landes. Im dortigen Mühlhausen wurde er als Kind protestantischer Eltern geboren, die ihren Kindern im guten Glauben eine protestantische Erziehung angedeihen ließen.
Liborius fühlte sich ruhig und gesichert in seinem protestantischen Glauben. Dieser Zustand änderte sich aber, als er aus der schlichten Frömmigkeit des gutgläubigen Elternhauses schied und auf den Hochschulen in Leipzig und Straßburg die Sprachwissenschaft studierte. Da steigen ihm Zweifel an der Echtheit seines bisherigen Glaubens auf, und weil er ein ernster und ehrlicher Mensch war, schlug er die innere Unruhe nicht nieder, sondern las oft im katholischen Katechismus. Deswegen wurde er aber nicht viel klüger, nur die Unsicherheit im protestantischen Glauben nahm von Tag zu Tag zu, und immer heller zeigte sich vor seinem Blick in der Ferne das Licht des wahren katholischen Glaubens. In Wagners Leben war der Advent angebrochen, und alles kam nun darauf an, ob der edle junge Mann den Mut besaß, dem Licht zu folgen, dann würde es bald Weihnachten für ihn werden.
Gott sei Dank, Liborius Wagner hatte den Mut. Als ehrlicher Wahrheitssucher ging er dem Licht in der Ferne nach und begab sich nach Würzburg in katholisches Land an die dortige Hochschule. Streng prüfte er in Würzburg katholische Lehre und katholisches Leben. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, so dass er sehend wurde und die Wahrheit der katholischen Kirche erkannte. Liborius Wagner kehrte zur katholischen Mutterkirche zurück. Unentwegt war er im dunklen Advent seiner begnadeten Zweifel dem Licht gefolgt, und da war es selige Weihnacht in seinem Leben geworden.
Liborius Wagner gehörte nicht zu jenen, die auf halbem Weg stehenbleiben. Weil er katholisch geworden war, wollte er auch ein ganzer Katholik sein. Deshalb wechselte er über in die Gottesgelehrtheit, wurde mit zweiunddreißig Jahren zum Priester geweiht, war anschließend irgendwo Kaplan und erhielt ein Jahr später die Pfarrei Altenmünster bei Schweinfurt, wo ihn ein schwieriger Wirkungskreis erwartete, denn die dortige Gemeinde war größtenteils zum protestantischen Glauben übergetreten.
Da war der neue Pfarrer am rechten Platz, denn er kannte beide Bekenntnisse von Grund auf. Dazu war er ein eifriger Priester, untadelig im Wandel, adelig in der Gesinnung, ein Meister der Liebe in Wort und Werk, wie es jene Leute oft sind, die nach harten Kämpfen aus innerer Überzeugung den Heimweg zur katholischen Kirche fanden. Bald erstarkte die katholische Gemeinde in Wagners Pfarrei, und es war nur eine Frage der Zeit, bis Altmünster wieder katholisch war.
Dieser Erfolg war für den guten Seelenhirten wie ein immerwährendes Weihnachtsfest voll Freude und Jubel. Gleich nach Weihnachten folgt jedoch der Stephanstag. Auch bei Pfarrer Wagner war es so. Damals stand der Dreißigjährige Krieg mit seinen grausigen Schrecken auf dem Höhepunkt. Die mit Recht gefürchteten Schweden fielen in Bayern ein. Liborius Wagner wurde verhaftet, und weil er sich weigerte, den katholischen Glauben zu verleugnen, verfuhr man gegen ihn, den „Abtrünnigen“, wie ihn die Schweden verleumderischer Weise bezeichneten, auf unmenschliche Art. Man prügelte ihn fast zu Tode, schnitt ihm die Wangen auf, rieb die Wunden mit Salz ein, schlug mit einem Hammer auf seine Hände, renkte ihm die Arme aus und vollführte andere Grausamkeiten mehr, fünf Tage lang, aber des gemarterten Priesters siegreiche Antwort auf alle Qualen blieb stets die gleiche: „Ich will katholisch sterben!“
Katholisch ist der selige Liborius Wagner dann auch gestorben, als ein Offizier ihm den Gnadenstoß gab. Der ehrliche Wahrheitssucher war über Advent und Weihnachten ein Held wie Stephanus geworden. Das war das schöne Ende eines schönen Lebens, das allen ein vorbildliches Beispiel der Treue zum heiligen katholischen Glauben gibt.
Die Seligsprechung erfolgte am 24. März 1974 durch Papst Paul VI.
Fest der Übertragung des Leibes der heiligen Magdalena von Pazzis
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Die erhabenen Tugenden und Gebetsergüsse der heiligen Magdalena von Pazzis gefielen dem Herrn so wohl, dass er sie durch auffallende Wunder verherrlichte. Ein Wunder wirkte er auch an ihrem entseelten Leib, wie bei Gelegenheit der Verlegung des Klosters der Karmelitinnen zu Florenz neuerdings offenbar wurde. Die Schwestern wollten nicht ohne ihre große Heilige in das neue Heim einziehen. Als man das Grab öffnete, tat man dies mit Ehrfurcht, da man bei der ersten am 27. Mai 1608 erfolgten Erhebung so Wunderbares erfahren hatte. Damals fand man den Sarg mit Dampf angefüllt, das Wachstuch verfault und die Kleider ganz durchnässt. Obwohl man aber wegen dieser Feuchtigkeit des Ortes abwarten musste, dass die Zersetzung schnellstens eintrat, war doch der Leib ganz unverwest geblieben. Zum Staunen aller zeigte er sich dazu noch beweglich und an den Weichteilen elastisch, so dass er jedem Eindruck nachgab, dann aber wieder die frühere Gestalt annahm. Ein süßer Wohlgeruch entströmte dem heiligen Leib. Zehn Ärzte untersuchten ihn zu verschiedenen Malen, fanden ihn jedesmal ebenso und bezeugten, diese Unverweslichkeit und dieser Wohlgeruch könnten nur übernatürlich erklärt werden. Und so erwies er sich nach Verlauf von zwanzig Jahren wieder. Deshalb brachte man ihn am 6. Dezember 1628 wie im Triumph aus dem ursprünglichen Kloster, in dem die Heilige gelebt hatte und gestorben war, in das neuerbaute Kloster an der Piazza Savonerola. Zur Erinnerung daran, zur geziemenden Verehrung der Heiligen und zum Dank gegen den Allerhöchsten, der sich hier so wunderbar erwiesen hat, wurde den Karmeliten gestattet, den Tag dieser Übertragung alljährlich mit einem Fest zu feiern. Der heilige Leib ist in unseren Tagen noch vollständig erhalten, nur der Ringfinger der linken Hand fehlt und ist durch einen goldenen ersetzt. Die Füße haben auch die natürliche Farbe der menschlichen Haut, die Hände sind braun, das Gesicht dunkel, fast schwarz. Sonst liegt die Heilige vor dem Beschauer, als ob sie lebte und nur schlummerte. Die Schwestern erfreuen sich ihres Anblickes allezeit, aber auch die Besucher der Kirche können den heiligen Leib sehen. Wenn sie an der Pforte des Klosters darum bitten, wird das Antipendium des Hochaltares entfernt und steht der herrliche Schrein mit der kostbaren Reliquie unmittelbar vor ihnen.
Pater Elias vom heiligen Franziskus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Elias vom heiligen Franziskus, geboren in der Nähe von Auray in der Bretagne am 5. April 1588, als Sohn des edlen Herrn du Mèze. Nach Paris geschickt, um an der dortigen Akademie die für seinen Stand geziemende Ausbildung zu erhalten, entschloss sich Pater Elias im Jahr 1614, in den Karmelitenorden einzutreten. Von Paris wurde er zur Gründung eines Konventes nach Köln gesandt. Sein dortiger Aufenthalt war nur von kurzer Dauer, da ihn Gott bereits in der Blüte seines Lebens zu sich rief. Obwohl noch jung, war Pater Elias ein hellleuchtendes Muster für alle seine Mitbrüder. Wie erbauten sie sich, wenn sie sahen, wie er sich trotz seines Lungenleidens, das ihm nur mit Mühe zu atmen gestattete, den öffentlichen Bußwerken im Speisesaal mit einem Eifer unterzog, als wäre er frei von allen Beschwerden, ja als empfinde er die größte Annehmlichkeit. Besonders groß war seine Andacht zur seligsten Jungfrau. Auf ihre Feste bereitete er sich immer durch besondere Tugend- und Andachtsübungen vor. Als Sakristan durchwachte er meist die ganze Nacht, um ihren Altar prächtig zu schmücken und die übrige Zeit vor dem lieblichen Bild der hehren Gottesmutter in andächtigstem Gebet zu verbringen. Sein überaus schmerzvolles Leiden quälte ihn jahrelang. Er trug es aber mit größter Geduld. Nach seinem Tod erschien er einem seiner überlebenden Mitbrüder zu Köln und grüßte ihn freundlich, verschwand aber, als dieser ihn umarmen wollte. Dabei war seine Miene traurig wie die eines Leidenden. Drei Tage später erschien er einem andern, bekleidet mit der Albe. Einige Flecken, die sich an ihr befanden, verschwanden, während er emporschwebte. Auf Befragen antwortete Elias, dass er nur das Glück habe, in den Himmel eingehen zu dürfen. Die Flecken an der Albe bedeuteten die Übertreibungen, deren er sich in der Betätigung der Liebe gegenüber Betrübten habe zuschulden kommen lassen und derentwegen er drei Tage im Fegfeuer habe büßen müssen. Als man im Jahr 1648, also dreißig Jahre nach dem Tod sein Grab öffnete, war sein Leib noch ganz unverwest, obwohl er an einer feuchten Stelle beigesetzt worden war.
Gebet am 9. Dezember
Gib uns, o Herr und Gott, dass es uns als Deine Diener leiblich und geistig immer wohlergeht, und unter der Fürsprache der seligsten allzeit glorreichen Jungfrau Maria von der Trauer der Gegenwart befreit, dereinst die ewige Seligkeit genießen dürfen. Amen.
Zu Gott
Gott, Du Stärke der Schwachen, verlass uns nicht, damit wir standhaft im Glauben und unveränderlich in der Liebe alles überwinden, was unsere Hoffnung, einst im Himmel bei Dir zu sein, vereiteln möchte. Amen.
Zu Jesus Christus auf die Fürbitte der heiligen Gorgonia
Herr Jesus Christus, der Du uns so oft ermahnst, dass wir für unser Seelenheil Sorge tragen sollen. Verleihe uns auf die Fürbitte der heiligen Gorgonia, dass wir bei unserer Sorge für das Zeitliche, nie das Andenken an den Tod, an Dein Gericht und an die Ewigkeit verlieren, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag halten die Griechen das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariä. An diesem Tag hat auch Ludwig XIII., König in Frankreich, im Jahr 1629 zur Danksagung wegen des im vorigen Jahr zu Rochelle gegen die Hugenotten erhaltenen Sieges den ersten Stein zur Kirche Unserer Lieben Frau der Siege gelegt.
Andacht am 9. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Glaube ja nicht, du bist zur Reinheit gelangt, die du erlangen sollst, solange du dem heiligen Willen Gottes nicht standhaft, gänzlich und freudig in allen Dingen, sogar in denen unterworfen bist, die dir am meisten zuwider sind." (Der heilige Franziskus von Sales)
Die Kongregation des heiligen Vinzenz von Paul hatte einen sehr großen Verlust an irdischen Gütern erlitten. Hierüber schrieb der Heilige an einen seiner Freunde: "Ich muss Ihnen, als einem unserer besten Freunde, die Nachricht von unserem Verlust mitteilen; nicht so jedoch, als wäre uns dadurch ein Unglück widerfahren, da wir ihn vielmehr als eine besondere Gnade Gottes betrachten, weshalb wir Sie auch bitten, dem Herrn mit uns zu danken, da Ihm billig Danksagung dafür gebührt. Denn als besondere Gnaden und Wohltaten betrachte ich alle Trübsale, die Er uns zusendet, zumal wenn solche dankbar von Gott empfangen werden. Seine unendliche Güte war es, die diesen Verlust angeordnet hatte, sie auch verleiht uns, dass wir ihn mit vollkommener und gänzlicher Ergebung, ja mit so großer Freude annehmen, als wir empfunden hätten, wenn Er uns irgend große Wohlfahrt verliehen hätte."
Es lebte in einem Kloster ein Ordensmann, der die Gabe der Wunder in so hohem Grad hatte, dass manche Kranken durch die bloße Berührung seines Gewandes die Gesundheit erlangten. Dies fiel dem Abt des Klosters auf, da er eben kein Merkmal einer außerordentlichen Heiligkeit an dem Religiosen wahrnahm. Er berief ihn also zu sich und drang in ihn, ihm zu sagen, wodurch er zur Gnade gelangt sei, dass Gott so viele Wunderdinge durch ihn tue. Der Ordensmann antwortete: "Mein Vater, dies ist mir selbst unbewusst, denn ich faste nicht öfter und übe auch keine strengeren Bußwerke, denn die übrigen Brüder, noch arbeite und wache ich auch mehr denn sie, ja, ich verwende auch keine größere Zeit auf Gebet und Betrachtung. Nur eins kann ich von mir sagen, nämlich, dass weder die Wohlfahrt mich erhebt, noch die Widerwärtigkeit mich niederbeugt, und dass nichts mich beunruhigt und verwirrt, was immer sich ergeben mag; ja, dass alle Ereignisse des Lebens, ob sie mich selbst oder die Brüder betreffen, niemals meinen Frieden noch meine Seelenruhe stören." - "Aber," fragte der Abt weiter: "hast du neulich gar keine Aufregung in deinem Herzen empfunden, als unsere Scheune von unserem Feind in Brand gesteckt wurde und abbrannte?" - "Durchaus keine," antwortete der fromme Mönch, "denn längst habe ich den Händen Gottes alles übergeben; was immer also mir Angenehmes oder Verdrießliches widerfahren mag, Großes wie Kleines, nehme ich mit Danksagung an, als ob es aus den Händen des Allmächtigen käme." - Da erkannte der Abt, dass diese heldenmütige Ergebung ohne Zweifel der Grund der Wunder sei, die Gott durch diesen heiligen Ordensmann wirkt.
Ebenso gern, Herr, will ich die Widerwärtigkeit als die Wohlfahrt annehmen, da beide von Deiner Hand ausgehen, und dankbar will ich Dir für alles sein! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 9. Dezember
"Nach der Blume kommt die Frucht.
Wir erhalten den Lohn unserer Mühen in diesem Leben
durch die Vermehrung der Gnade,
in dem anderen durch die ewige Anschauung Gottes."
hl. Katharina von Siena OP
1347 bis 29.4.1380
Betrachtung am 9. Dezember - Über die Worte des Apostels:
"Täglich sehe ich dem Tod ins Auge." (1. Korinther 15,31a)
Nimmer fließe dir die Zeit vergebens.
Täglich raubt sie einen Teil des Lebens.
Du weißt nicht, wie viel noch übrig ist:
Darum sei bereit zu jeder Frist.
1. Willst du in Sicherheit leben, so traue niemals dem Tod. Denn gleich einem Dieb schleicht er umher, überrascht täglich viele, die nicht auf ihrer Hut sind, und nimmt sie mit sich in die Ewigkeit. Könnten wir mehrere Male sterben, so ließe ein böser Tod durch einen zweiten sich verbessern. Da wir aber nur einmal sterben, sind wir, wenn wir in der Sünde sterben, verloren, "denn auf welche Seite der Baum fallen wird, da bleibt er liegen!" (Kohelet 11,3b)
2. Dies ist die große Kunst der Auserwählten: so zu leben, dass der Tod zu keiner Zeit sie unvorbereitet überrascht. Schließe gleich ihnen jeden Tag die Rechnung mit deinem Gewissen ab, und lass, so viel an dir liegt, nichts unberichtigt. Denke daher jeden Abend, wenn du zur Ruhe dich niederlegst, wenige Minuten, du liegst bereits auf dem Sterbebett, und denke nach, was in deiner letzten Stunde dich ängstigen könnte. Fasse jedoch festes Vertrauen zur göttlichen Barmherzigkeit, die, bist anders du über die Sünden deines verflossenen Lebens wahrhaft zerknirscht, im Tod dich gewiss mütterlich umfangen wird. Stehst du hingegen in der Frühe auf, so ordne diesen neuen Tag so, als wäre er dein letzter. Denn da gewiss ein Tag kommt, der dein letzter sein wird: warum sollte es nicht der heutige sein können? Und sterben nicht zahllose Menschen ohne vorhergegangene Krankheit?
3. Ein seliger Tod ist die Wissenschaft der Wissenschaften, er ist das Ziel unseres Lebens. Niemals aber werden wir diese Wissenschaft erlernen, niemals dieses Ziel glückselig erreichen, wofern wir nicht, nach dem Ausspruch des Apostels, täglich sterben, das heißt, unser Herz täglich mehr von allem Vergänglichen, von allen irdischen Gütern, von allen eitlen Hoffnungen, von allen Geschöpfen und von diesem sterblichen Leben selbst entfesseln, so dass wir immer bereit seien, unsere Seele friedlich in die Hände unseres Schöpfers zu übergeben. Durch diese heilige Übung werden wir auch alle unsere Pflichten weit getreuer und weit reiner erfüllen, weil wir sie dann so erfüllen werden, wie wir bei unserem Tod wünschten, sie erfüllt zu haben. "O Tod, wie gut ist dein Urteil!" (Jesus Sirach 41,2+3)
10. Dezember
Die heilige Jungfrau und Martyrin Eulalia von Merida, Spanien,
+ 10.12.303 - Fest: 10. Dezember
Die Heiligen-Verzeichnisse geben zwei christliche Jungfrauen und Martyrinnen mit dem Namen Eulalia an. Beide haben in der Verfolgung des Kaisers Diokletian im Jahr 303 und 305 in Spanien ihr Blut des christlichen Bekenntnisses wegen vergossen, die eine zu Barcelona, die andere zu Merida. Das Gedächtnis der ersten wird am 12. Februar, das der anderen heute am 10. Dezember gefeiert. Von der erzählt der heilige Prudentius, übereinstimmend mit den vorhandenen Martergeschichten folgendes:
Eulalia stammte aus einer vornehmen und sehr angesehenen Familie ab. Merida war ihre Vaterstadt. Von ihrer frommen Mutter wurde sie in der christlichen Religion unterrichtet. In früher Jugend schon leuchtete sie als ein Muster inniger Gottesfurcht und liebenswürdiger Sittsamkeit anderen als Vorbild. Als die grausame diokletianische Christenverfolgung sich auch über Spanien verbreitete, hörte sie vieles von dem hohen Mut der christlichen Bekenner und von der unerschütterlichen Standhaftigkeit, mit der die heiligen Märtyrer ihr Leben um des Namens Jesu willen in der qualvollsten Todesart dahingaben. Solche Erzählungen machten auf ihr jugendliches Gemüt einen tiefen Eindruck. Immer heftiger entflammte in ihrem Herzen die Begierde, eines gleichen Heils durch den Martertod gewürdigt zu werden. Die Gesinnung der Tochter konnte der Mutter nicht verborgen bleiben. Sie war besorgt darüber, dass Eulalia sich selbst bei den Verfolgern angeben würde, und glaubte ernste Maßregeln dagegen treffen zu müssen. Eulalia wurde aufs Land gebracht und da in einem kleinen Häuschen von den Menschen abgesondert gehalten. Das wachsame Auge der besorgten Mutter begleitete alle ihre Schritte. Allein die brennende Begierde für Christus und seine göttliche Heilslehre zu leiden, besiegte alle Hindernisse, die sich ihr entgegenstellten. Sie fand Gelegenheit, in der Nacht aus dem Haus zu kommen. Die Dunkelheit der Nacht schützte sie vor Nachforschungen. Durch unwegsame Gegenden, durch Gesträuche und Dornen ging sie dahin und kam schließlich in ihrer Vaterstadt Merida an. Der Statthalter Dazian saß gerade auf dem öffentlichen Platz zu Gericht. Er war umgeben von Personen der Obrigkeit, von bewaffneten Kriegsleuten und von einer großen Menge Volkes. Eulalia drängte sich durch die Menschenmassen hindurch, stellte sich vor den Statthalter hin und erklärte ihm mit der bewunderungswürdigsten Unerschrockenheit: dass es die größte Torheit sei, vor Holz und Steinen, gleich als wären sie Gottheiten, die Knie zu beugen. „Ihr sucht“, sprach sie weiter, „die Christen auf. Seht, auch ich bin eine Christin! Ich hasse die Götter und möchte alle eure Götzen zertrümmern. Mit Herz und Mund bekenne ich den einzig wahren Gott. Eure Götzen, der Isis, der Apollo, die Venus sind nichts – bloßes Menschenwerk, und Maximian handelt sehr töricht, dass er sie verehrt und zu verehren befiehlt. Er tut großes Unrecht, dass er so viel unschuldiges Blut deswegen vergießen lässt.“ Schließlich sprach sie zu den Schergen: „Was zögert ihr? Nehmt mich! Schneidet, brennt, zerreißt meinen Körper! Er ist vergänglich, deswegen wird es euch ein Leichtes sein, ihn zu zerstören. Nichts aber werdet ihr anhaben können meinem Geist.“
Der Statthalter hatte eine so nachdrückliche Erklärung von einem zwölfjährigen Mädchen nicht erwartet. Er wurde heftig erzürnt und befahl den Schergen, dass man sie durch Martern auf andere Gedanken bringen solle. Bevor jedoch dieser Befehl vollzogen wurde, versuchte er, nachdem er sich von der ersten Zorneshitze erholt hatte, durch Zureden sie zu gewinnen und ihren Sinn zu ändern. Er stellte ihr das Ansehen ihrer Familie vor Augen, die durch ihr Bekenntnis tief herabgesetzt werden würde. Er schilderte ihr die Vergnügungen, die sie, wenn sie durch Verleugnung des Christentums ihr Leben erhalte, in ihrem vornehmen Stand genießen könne. Er machte sie aufmerksam auf die vorteilhaften ehelichen Verbindungen, auf die sie seiner Zeit hoffen dürfe. Er bat sie schließlich, dass sie doch der grauen Haare ihrer schon bejahrten mütterlichen Großeltern schonen wolle. Diesem Zureden desto größeren Nachdruck zu verschaffen, wurden die Marterinstrumente vor die Augen der jungen Bekennerin gebracht, mit der Bedrohung, dass sie die Wirkungen derselben bald empfinden werde, wenn sie nicht zu etwas anderem sich entschließe. Zuletzt wurde ihr bedeutet, dass es in der Willkür der Obrigkeit stehe, sie enthaupten oder von den Tieren zerreißen oder verbrennen zu lassen, - lauter Todesarten, vor denen sie zurückschaudern möge.
Ganz ruhig hatte Eulalia diesen Vortrag angehört. Ihre Gegenerklärung gab sie jetzt nicht mit Worten, sondern durch eine Handlung kund, die den Statthalter hinlänglich überzeugen konnte, dass sein Zureden ihren Mut nicht geschwächt, sondern vielmehr erhöht habe. Sie ergriff einige Opfergeräte, die neben ihr standen, und zertrümmerte sie. Mit Wut wurde sie nun angefallen von den Schergen, die mit spitzen Krallen ihre Brust und ihre Seiten bis zur Entblößung des Gebeines zerfleischten. Der Schmerz war unbeschreiblich. Das Blut floss häufig bis zur Erde, und doch verlor die junge Kämpferin ihren Mut nicht. Freudig rief sie während der Marter aus: „Herr Jesus Christus, mit Eisen und Stahl haben sie deinen errungenen Sieg meinem Leib eingegraben, und dein heiligster Name glänzt in Purpur auf ihm.“ Die unmenschliche Grausamkeit veranstaltete neue, noch schmerzlichere Qualen. Der ganz wunde Leib wurde mit Fackeln gebrannt. Schließlich legte man rings um sie her Feuerbrände und schürte diese immer näher zu ihr. Der Schmerz war überaus groß. Dabei litt die jungfräuliche Scham am meisten, da das Feuer ihre Kleider und die Haarlocken verzehrte, womit ihr Busen bedeckt war. Endlich schlug die Flamme über ihrem Kopf zusammen und sie atmete das Feuer ein. Da bat sie Gott um Vollendung. Ihre Bitte wurde erhört, der Leib sank in die Glut, die Seele flog in Gestalt einer schneeweißen Taube vor den Augen der staunenden Menge dem Himmel zu. Auch der Henker und der Gerichtsdiener sehen die Wundererscheinung, staunen und zittern darob, verwünschen ihre böse Tat und eilen davon. Sie wurden bekehrt. Indessen erstirbt die Glut, und es fällt Schnee, den Leichnam der zarten Jungfrau vor den unreinen Augen zu bedecken, bis die Gläubigen die Gelegenheit ersahen, die glorreiche Martyrin zu beerdigen. In Folge der Zeit erhob sich über ihrem Grab eine herrliche Kirche und großer Ruhm der Heiligkeit und ihrer mächtigen Fürbitte durch viele Wunderzeichen. Mit dieser heiligen Jungfrau litt zugleich nach dem Zeugnis des römischen Marterbuches eine andere Jungfrau, Julia mit Namen, ihre Spielgefährtin, den Martertod durch das Schwert.
„Wahrlich sage ich (der Sohn Gottes) euch: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen. So gläubig, so arglos, so ohne Verstellung, ohne Anmaßung, so versöhnlich, so teilnehmend, so liebevoll, wie gute Kinder sind, erklärt die Eigenschaft der Himmelskinder.“ (Der heilige Gregor)
Der heilige Melchiades (Miltiades), Papst,
+ 11.1.314 – Fest: 10. Dezember
Der heilige Melchiades, Papst von 311 bis 314, ein Afrikaner von Geburt, hatte anfänglich unter der Regierung des Tyrannen Maxentius für den Glauben vieles zu leiden. Nachdem aber Konstantin der Große über ihn gesiegt hatte, erließ er die Beschlüsse, wodurch er den Christen die ungestörte Ausübung ihrer Religion erlaubte und die Freiheit gab, überall Kirchen zu erbauen. Der seeleneifrige Oberhirt sah mit Freude die Zahl der Kinder Gottes sich mehren und arbeitete mit rastloser Tätigkeit an der allseitigen Verbreitung des Reiches Jesu. Indes wurde diese seine Freude getrübt durch die inneren Zwistigkeiten, die die in Afrika entstandene Sekte der Donatisten hervorrief. Er versammelte ein Konzil im Lateran, das am 2. Oktober 313 eröffnet wurde, und legte bei den Verhandlungen eine ebenso weise als friedliebende Verfahrensart gegenüber den Irrgläubigen an den Tag. Ungeachtet seiner milden Gesinnungen suchten ihn die Donatisten nach seinem Tod durch verleumderische Nachreden zu schwärzen. Der heilige Augustinus rechtfertigte ihn aber gegen diese Beschuldigungen der aufgeregten Bosheit.
Mutter Anastasia von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 10. Dezember 1669 verstarb zu Neuburg a. d. Donau in Bayern Mutter Anastasia von Jesus. Sie stammte aus dem hochadeligen, englischen Geschlecht der Herren von Weckmann, in dem Gottesfurcht und Tugendhaftigkeit geradezu erblich waren. Im Alter von 16 Jahren trat sie zu Antwerpen in den Karmelitenorden ein. Da sie einen klaren Verstand, ein heiteres Gemüt und, wie bereits angedeutet, einen ebenso großen Tugendeifer wie körperliche Wohlgestalt besaß, schien sie vorzüglich geeignet, bei der Neugründung des Konventes zu Neuburg mitzuwirken. Willig entsprach sie dem Wunsch ihrer Obern und lebte zu Neuburg nicht weniger vorbildlich als zu Antwerpen, namentlich zeichnete sie sich durch einen bewunderungswürdigen Gehorsam und eine unvergleichliche Schweigsamkeit aus. Diese beiden Tugenden befähigten sie zu den Fortschritten, die sie im Gebet, besonders in der glühenden Andacht zum heiligen Schutzengel machte, die sie bei jeder Gelegenheit bekundete. 3 Jahre und 3 Monate vor ihrem Tod wurde sie zur Subpriorin erwählt. Im letzten Jahr war sie bereits sehr schwach und kränklich, dennoch erfüllte sie ihre Pflichten zu aller vollsten Zufriedenheit. Ein Vierteljahr lag sie völlig darnieder. Groß waren ihre Schmerzen, doch nicht weniger groß ihre Geduld und Ergebenheit in Gottes Willen. Sie konnte es, fühlte sie sich doch gestärkt durch den Herrn, mit dem sie sich jeden zweiten Tag im heiligen Sakrament vereinigte und den sie noch eine Stunde vor ihrem Tod empfangen durfte. Dabei funkelte ihr Auge, dass man deutlich sah, sie wünsche nichts anderes, als Jesus zu dienen und zu gefallen. Am 10. Dezember 1669 nahm er sie in sein jenseitiges Reich hinüber. Wie erstaunt war man, als am 4. April 1727 das Grab geöffnet und Hände und Füße waren verwest, der übrige Körper aber so wohl erhalten gefunden wurde, als wäre die Lobwürdige noch am Leben und nicht bereits vor 58 Jahren an der Wassersucht gestorben.
Pater Hieronymus von der Unbefleckten Empfängnis
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 10. Dezember 1847 nahm der Tod einem hervorragenden Mathematiker, dem lobwürdigen Pater Hieronymus von der Unbefleckten Empfängnis die Feder aus der Hand. Pater Hieronymus Badano war zu Sarello in der Diözese Acqui, am 23. Januar 1773 geboren. Seine Ordensgelübde legte er im Jahr 1790 zu Genua ab. Er hatte große Anlagen und Neigung zu allen wissenschaftlichen Fächern, namentlich für Mathematik. Im Alter von 24 Jahren erhielt er eine Anstellung an der Kadettenschule zu Genua; 30 Jahre lehrte er als Professor der dortigen Universität, deren schönste Zierde er war und zu deren Rektor Magnifikus er wiederholt gewählt wurde. Napoleon ernannte ihn im Jahr 1810 zum Professor der Astronomie und Seekunde. Ein Jahr danach wurde Pater Hieronymus Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Man sah ihn allzeit und so tief mit dem Gegenstand seiner Studien beschäftigt, dass er oft gar nicht wahrnahm, was um ihn her vorging. Dabei erzielte er aber auch Erfolge, die ihm die Bewunderung der hervorragendsten Mathematiker und Physiker seiner Zeit, eines Francoeur, eines Poisson, Cauchy und anderer erworben, wenn sie ihm das Verdienst auch nur ungern zuerkannten, weil er ein demütiger, katholischer Priester war. Den Gegenstand seines Lieblingsstudiums bildete die allgemeine Lösung der algebraischen Gleichungen, ein schwieriges Problem, das La Grangia, Ruffinio und William Howan Hamilton für unlösbar hielten. Pater Hieronymus Versuch gelang, wie seine 1840 veröffentlichte Schrift "Neue Untersuchungen über die allgemeine Lösung der algebraischen Gleichungen" beweist und Hamilton vor der Königlichen Akademie von Irland laut bekannte. Dieser Arbeit ließ Pater Hieronymus eine zweite folgen, die ihm das allgemeine Lob aller Teilnehmer des 8. Gelehrtenkongresses zu Genua eintrug. Kurz vor seinem Tod gelang es ihm, den Beweis noch viel klarer und zwingender zu führen. Lange nach seinem Abscheiden im Jahr 1882 veröffentlichte sein Schüler Marzano ein anderes Werkchen des Pater Hieronymus mit dem Titel "Beweise für das Kräfteparallelogramm". Pater Hieronymus war ob seiner Wissenschaft bei den Gelehrten der größten Universitäten Europas hochangesehen. Seine Kollegen und Schüler ehrten ihn durch die Aufstellung seiner Büste in der Aula der Universität, seine Mitbürger, indem sie sein aus Marmor gehauenes Bild an der Mauer des neuen Palastes auf dem St.-Laurentius-Platz anbringen ließen. Nichtsdestoweniger blieb Pater Hieronymus stets der gleiche schlichte, demütige, fromme Ordensmann wie als einfacher Pater so als Definitor, als Provinzial, Generalvisitator und General. Er besaß die Liebe aller, wie er auch alle liebte; namentlich schenkten ihm die jungen Studenten, in deren kindliche Unterhaltungen er sich harmlos mischte, vollstes Vertrauen. Aller Augen füllten sich mit Tränen als ihn der Tod hinwegraffte. Auf den Sarg wurde ihm das Ritterkreuz des Mauritius- und Lazarus-Ordens gelegt, das ihm Karl Albert, König von Savoyen, noch kurz vor seinem Tod als Anerkennung seiner Verdienste sandte.
Gebet am 10. Dezember
Gebenedeite Jungfrau und barmherzige Mutter, ich habe ein so großes Vertrauen zu dir, dass ich voll Zuversicht bin, du wirst ein so armes Kind, als ich bin, nicht mit leerer Hand von dir entlassen, sondern mit der Gewährung der Bitte beschenken. O dass der Brunn deiner Barmherzigkeit doch bei mir sich nicht erschöpft zeigt und die Quelle der Gnaden, die jede durstige Seele erquickt, doch bei mir nicht vertrocknet erscheint. Beweise dich mild und gütig zu mir und sei in Wahrheit meine Mutter, dann soll dir mein Lob ertönen jetzt und ewiglich. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Melchiades
O Gott, der Du uns so viele Beweise Deiner Liebe gibst, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Melchiades, dass auch wir anderen gegenüber liebevoll handeln, und uns dadurch Deiner Liebe immer würdiger machen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im römischen Marterbuch liest man am heutigen Tag "die Übertragung des heiligen Hauses der Gottesgebärerin Maria, in dem das Wort Fleisch geworden ist, nach Loretto in der Anconitaner-Mark". Diese Übertragung geschah am 20. Dezember des Jahres 1294 aus Dalmatien, wohin dieses heilige Haus im Jahr 1291 den 9. Mai von Nazareth durch die Engel übertragen wurde, da die aus Palästina verjagten Christen ohne große Gefahr dieses heilige Haus nicht mehr besuchen konnten. Es wurde aber in Italien in dem der gottseligen Matrone Lauretta gehörigen Wald niedergesetzt, woher es auch den Namen des "Lauretanischen Hauses" erhalten hat. Nach 8 Monaten wurde es im Jahr 1295 außer dem Wald auf einem Hügel, und von da wiederum im selben Jahr auf einen anderen Hügel in der Anconitaner-Mark übersetzt, wo es jetzt noch wirklich ist, und von der ganzen katholischen Welt ungemein verehrt wird. Papst Julius II. hat den Bericht dieser Übersetzung nachdrücklich bestätigt, worin ihm Papst Paul IV. und der heilige Papst Pius V. gefolgt sind. Man zählt jährlich über hunderttausend Pilgrime und Fremdlinge, die aus Andacht dahin kommen. Im Monat September beläuft sich die Menge der Kommunikanten auf einhundertfünf- bis einhundertfünfzehntausend. An den Festtagen der Mutter Gottes werden ca. 400 heilige Messen in dortiger Kirche gelesen. Die dahin von großen Fürsten, Königen, Kaisern und anderen Guttätern gebrachten Opfer machen einen unermesslichen Schatz aus. Die Geschichte selbst, obwohl sie von einer wunderbaren und vorher unbekannten Sache meldet, ist nun so gewiss und ausgemacht, dass es unbillig wäre, daran zu zweifeln. Sie ist uns mit größter Sorge und Treue von unseren Vorfahren überliefert worden, und nicht nur auf die dalmatischen und anconitanischen Urkunden, sondern auch auf das Ansehen vornehmer Geschichtsschreiber und der römischen Päpste gegründet. Die Übereinstimmung so langer Zeiten, das Zuströmen aller christlichen Völker und die unglaubliche Menge der Opfer haben ihr allen Glauben geschenkt. Es kommen zu den alten Wundern, die da geschehen sind, täglich neue, und es kann daher an einer so bewiesenen und deutlich gemachten Sache niemand zweifeln, als der an der Allmacht Gottes und seiner Vorsehung sich zu zweifeln untersteht, oder allen menschlichen Glauben aus der Welt verbannen will. Dies beweist unter vielen anderen Tursellinus in seiner schönen Beschreibung des Lauretanischen Hauses und Marianus Parthemius in seiner Abhandlung vom Missbrauch der Kritik.
Andacht am 10. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Ein einziger Akt der Ergebung in den göttlichen Willen bei allem was unseren Neigungen zuwider ist, wiegt mehr als tausend gute Folgen, die unserem Geschmack entsprechen." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Der gottselige Johannes von Avila sprach sich ungefähr auf die gleiche Weise aus. Einst, als er an jemand schrieb, der in schweren Trübsalen schmachtete, und den er einlud, Gott zu preisen, gleich dem geduldigen Ijob, sagte er: "Ein einziges "Gott sei gepriesen!" zur Zeit der Widerwärtigkeit ist mehr wert als tausend: "Ich danke Dir, Herr!" zur Zeit des Wohlergehens."
Der heilige Franziskus von Sales sprach zu betrübten Personen:
1. Betet die Ratschlüsse der göttlichen Vorsehung tausend- und abermals tausendmal an; werft euch ohne Unterlass Gott in die Arme und an sein Herz und sprecht: "Amen! Also geschehe mir!"
2. Vereinigt jeden Augenblick euer Kreuz mit dem Kreuz Jesu Christi, und bedenkt dabei, dass euer Kreuz, dem seinigen verglichen, sehr klein und leicht ist.
3. Fallt nieder vor Gott und sprecht in Einfalt zu Ihm: "Ja, Herr, wenn Du so willst, so will auch ich so, und willst Du es nicht, so will auch ich es nicht!"
4. Wendet euch oftmals an die allerseligste Jungfrau und an die Heiligen, auf die ihr am meisten vertraut, und gebraucht bei derlei Schussgebeten Worte der Liebe.
5. Denkt euch, das liebreiche Kindlein Jesus ist in eurem Herzen und ruht dort, euch zu trösten.
6. Nehmt euer Kruzifix zur Hand und heftet eure Blicke mit Liebe auf euren gekreuzigten Heiland; küsst dieses Bild mit großer Ehrfurcht, erhebt dann die Augen zum Himmel und legt das Kruzifix auf eure Brust, dass dieser Gott alles Trostes eure Seufzer aufnehme.
Durch Deine Gnade, mein Gott, bin ich bereit zu allem, zum Licht des Trostes und zu Finsternissen; zu geistigen Wonnen und zu Trübsalen, zur Wohlfahrt und zur Widerwärtigkeit, zum Leben und zum Tod! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 10. Dezember
"Gott oder der Teufel ist im Herzen des Menschen.
Der Eigenwillige findet in sich die Hölle,
der Gottergebene den Himmel."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 10. Dezember - Vom heilsamen Verlangen
nach der ewigen Seligkeit
Drängt das Leben dich hienieden,
Sieh empor zum heilgen Blau;
Denn von dort quillt Trost und Frieden
Sanft ins Herz wie Himmelstau.
1. Nichts ist so sehr geeignet, uns zu kräftigen und zu trösten, als der Gedanke an die künftige Seligkeit, die wir hoffen. O wie glückselig werden wir dann sein, wenn wir das heilige Gesetz unseres Herrn beobachtet haben und auf dem Weg des Kreuzes gingen, der zu diesem glorreichen Ziel führt. Wie unbeschreiblich wird unsere Wonne sein, dort vereint mit allen seligen Geistern Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen und sein Lob in seligem Jubel zu singen. O seliges Entzücken, im sicheren Besitz der ewig glorreichen Seligkeit zu sein. Erheben wir unsere Gedanken oft zu diesem unserem himmlischen Vaterland, wo die unversiegbare Fülle aller Freude herrscht.
2. Der Aufblick zum Himmel allein kann unser Herz von aller Anhänglichkeit an diese vorübergehenden Güter lösen, die wahre Übel sind, wenn sie gegen die unermesslichen Güter des Himmels verglichen werden, und die die Seele bestricken, in zahllose Sünden verflechten, und diejenigen täuschen, die ihnen gierig nachstreben, da sie ihr Herz nicht sättigen, sondern ermüden. Kein Mittel auch ist so wirksam, alle Trübsale des Lebens uns zu versüßen und gegen alle Regungen der Leidenschaften und Anfälle der Versuchungen uns zu stärken, da diese vorübergehenden Leiden uns eine unendliche Seligkeit erwirken. Wie viele Seligen preisen nun ihr Kreuz, das ihnen eine so große Glorie erwarb.
3. Nichts auch wirkt so mächtig, die Strenge des Todes zu mildern, als die oftmalige Erhebung unseres Herzens zum Himmel. Denn führt, wie jede wahrhaft fromme Seele hoffen darf, der Tod in die selige Ewigkeit: warum denn sollen wir ihn so sehr fürchten und bei seiner Annäherung erbeben? Ist das Ziel unserer mühevollen Pilgrimschaft das glückselige Vaterland des Himmels: wie kann es uns je so schmerzlich fallen, diese Verbannung zu verlassen. So lange wir hienieden sind, verfließt unser Leben unter Seufzern und Sünden, der Tod aber öffnet uns die Pforte des Heils. So bringen wir denn Gott unser Leben mit Freuden zum Opfer, und seine Barmherzigkeit wird den Tod uns versüßen. Psalm 122,1: "Ich freute mich, als man mir sagte: Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern."
11. Dezember
Der heilige Damasus, Papst und Bekenner zu Rom,
+ 11.12.384 - Fest: 11. Dezember
Alle Steine sind hart, aber nicht alle sind gleich hart, es gibt weichere Steine, wie den Sandstein, und härtere, wie den Marmorstein. Welcher Stein mag wohl der härteste sein? Der Diamant ist der härteste Stein, denn er ist so hart, dass er sich von keinem anderen Stein auch nur ritzen lässt, während die Glaser mit ihm spielend Glas zerschneiden, als wenn das Glas Papier sei. Der Diamant ist das härteste Gestein.
„Ja“, möchte man fragen, „was hat denn der Diamant mit dem heiligen Damasus zu tun, dessen Fest heute gefeiert wird?“ Der heilige Damasus hat das mit dem Diamanten gemeinsam, dass er in der Kirchengeschichte den ehrenden Beinamen „Diamant des Glaubens“ erhielt. Da kann man sich bereits denken, was den Heiligen besonders auszeichnete. Sein Glaube war ohne alle Weichheit festes war ein katholischer Glaube, hart wie Diamant.
Der Name Damasus ist griechischen Ursprungs und heißt auf Deutsch „Bändiger“, und bei ihm ist wieder einmal der rechte Name an den rechten Mann gekommen. Damasus war ein Bändiger. Was mag er denn wohl gebändigt haben?
Damasus wurde um das Jahr 304 zu Rom als Sohn eines römischen Neubürgers, der aus Spanien zugewandert war, geboren. Der Vater, ein frommer Mann, ließ sich nach dem Tod der Gattin die heilige Priesterweihe erteilen, und so ist er einer von den wenigen, die im Leben alle sieben Sakramente empfingen.
Nach dem Vorbild des gediegenen Vaters schlug auch Damasus die geistliche Laufbahn ein, und wegen seiner Tüchtigkeit und Frömmigkeit zählte er zu den einflussreichsten Geistlichen in der Ewigen Stadt. Als daher der heilige Papst Liberius starb, wurde Damasus im Jahr 366 sein Nachfolger.
Damals war der dreihundertjährige Kampf zwischen Christentum und Heidentum zu Ende gegangen. Christi Lehre hatte gesiegt, aber Friede war deswegen nicht, denn wie Pilze im Herbst schossen die Irrlehren aus dem Boden. Der heilige Augustinus, der etwa zur gleichen Zeit lebte, berichtet, dass es damals bereits an die dreihundert verschiedene Bekenntnisse unter den Christen gab, die natürlich samt und sonders wie kurzlebige Pilze längst vom Erdboden verschwunden sind. Heute ist es ähnlich. Die Zahl der Sekten ist vielfältig. Baptisten, Adventisten, Bibelforscher, Neuapostolische, Menschenfreunde, Mormonen, Methodisten und so weiter nennen sich diejenigen die heute in die Irre gehen. Keine von diesen Sekten wird indessen Bestand haben, denn alle sind sie Rebzweige, die vom Rebstock Christi, von der wahren römisch-katholischen Kirche, abgeschnitten wurden und die deswegen Saft und Kraft verlieren und notwendigerweise verdorren und eingehen müssen.
Mit solchen falschen Propheten in Menge hatte es Papst Damasus zu tun. Er hielt den wahren Glauben rein und gab auch nicht ein Jota davon preis. Weißt du, was ein Jota ist? Das Jota ist der kleinste Buchstabe im griechischen Alphabet, kleiner noch als unser i, das Jota ist wie ein winziges Häkchen. Damasus hat nicht einmal solch ein Häkchen vom wahren Glauben fallen lassen, und deshalb hat er seinen Namen „Bändiger“ Ehre gemacht, indem er die Irrlehrer bändigte.
Zum Schluss sei noch bemerkt, dass Papst Damasus es war, der als erster das „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen“ als Gebetsbrauch eingeführt hat. Seit über anderthalbtausend Jahren klingt bereits dieser Lobpreis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit von den Lippen ungezählter Gläubigen. Es bilden also die Worte ein altehrwürdiges Gebet, das wir stets mit der größten Andacht verrichten sollten.
Die selige Ida von Nivelles, Beghine und Nonne von Rameige,
+ 11.12.1231 – Fest: 11. Dezember
Schon in der zarten Kinderseele pflegen sich die guten oder bösen Eigenschaften auszuprägen, die sich im späteren Leben mehr und mehr entwickeln und als Tugenden oder Laster in Erscheinung treten, wie das Sprichwort es mit den Worten ausdrückt: „Jung gewohnt, alt getan.“ Die selige Ida von Nivelles in Südbrabant zog sich schon als Mädchen von den Spielen der Kinder zurück, um nicht deren Unarten zu lernen. Regelmäßig ging sie jeden Morgen zu einer entfernten Kirche, obgleich der Weg, besonders im Winter, so kotig war, dass sie oft stecken blieb und von erwachsenen Personen herausgezogen werden musste. Den Armen schenkte sie ihren letzten Bissen Brot und ging sogar für sie betteln.
Nach dem Tod ihres Vaters wollten ihre Verwandten sie durch Verehelichung versorgen, sie aber wollte Gott allein dienen als keusche Jungfrau und entfloh heimlich in ein Dorf, wo sieben arme Jungfrauen ein klösterliches Leben führten. Hier übte sie sich in der Tugend der Demut, indem sie am liebsten die niedrigsten Dienste tat und nie die geringste Empfindlichkeit zeigte. Besonders pflegte sie mit unermüdlicher Ausdauer die kranken Mitschwestern und bettelte für sie Kleider und Nahrung.
Um Gott noch vollkommener zu dienen und öfters die heilige Kommunion empfangen zu können, wünschte sie in einen von der Kirche genehmigten Orden zu treten, und fand Aufnahme in einem deutschen Zisterzienser-Kloster. Da sie als Niederländerin die deutsche Sprache nicht verstand, konnte sie sich anfangs mit den deutschen Nonnen nicht in Gespräche einlassen. Umso mehr verkehrte sie mit Gott und betrachtete gar innig seine Allmacht, Weisheit und Güte in seinen Werken. Durch ihren steten Umgang mit Gott verklärte sich ihr Angesicht so schön, dass sich alle Klosterfrauen bei ihrem Anblick erfreuten und in trüben Stunden durch sie aufgeheitert wurden.
In ihrer großen Liebe zu Gott gründete auch ihre aufrichtige Nächstenliebe. Sah Ida an ihren Mitmenschen einen gottseligen Wandel, dann freute sie sich und dankte dem Lenker der Menschenherzen, bemerkte sie aber Sünden an anderen, dann redete sie ihnen zu, auf den Weg der Buße zurückzukehren. Deshalb sahen viele Sünder und Bedrängte zu dem mütterlichen Herzen Idas ihre Zuflucht und fanden jederzeit Trost und Besserung. Unbilden und Beschimpfungen nahm sie an, wie ein geduldiges Lamm, und dankte Gott dafür. Hatte sie keine Widerwärtigkeiten zu leiden, dann kniete sie vor dem Kruzifix nieder und klagte: „Warum, mein süßester Herr, lässt du mich, deine Magd, so lange Mangel leiden an Trübsalen?“
Idas höchste Seligkeit war der öftere Empfang der hl. Kommunion. Einst war sie mit der Priorin und einigen anderen Klosterfrauen auf dem Land, um die Ernte des Klostergutes einzuheimsen. Hier konnte sie nicht so oft kommunizieren. Sie bekam deshalb ein schmerzliches Heimweh, so oft sie zur Wandlung läuten hörte, nach dem Brot des Lebens. Da kam nun in der Nähe eine alte Frau zum Sterben und wurde mit den hl. Sakramenten versehen. Die Klosterfrauen nahmen an der Andacht teil. Als aber der Priester die hl. Hostie der Kranken auf die Zunge legte, war sie nicht mehr imstande, sie zu genießen. Der Priester nahm bestürzt die nasse Hostie wieder aus dem Mund der sterbenden Frau. Was aber dem Priester große Angst machte, erfreute die fromme Ida mit seliger Hoffnung. Sie sprach: „Ich bitte, mein Herr, beunruhige dich nicht! Gib mir den Leib des Herrn, ich bin bereit, ihn zu empfangen.“ Der Priester war froh, der Verlegenheit zu entkommen und reichte der gottseligen Jungfrau die hl. Hostie. Sie aber wurde dabei von einer solchen Fülle himmlischer Liebe und Wonne übermannt, dass sie den äußeren Sinnen entrückt einige Zeit am Boden lag. – Am Tag des heiligen Andreas sah sie einst, als der Priester bei der Wandlung die hl. Hostie in die Höhe hielt, dass sie gerade so rot leuchtete, wie die aufgehende Sonne und es gingen aus ihr sieben Strahlen hervor, die in ihr Herz hineinleuchteten und es mit den sieben Gaben des Heiligen Geistes erfüllten. Den folgenden Tag sah sie nach der Wandlung die drei göttlichen Personen in einer einzigen Wesenheit wunderbar und unaussprechlich auf dem Altar beisammen, nicht die ganze Dreifaltigkeit unter der Gestalt des Brotes, weil nur Jesus, die zweite Person, Mensch geworden ist, sondern wie die anderen göttlichen Personen bei dem heiligen Sakrament des Altares mitwirken.
In der heiligen Weihnacht saß Ida krank in ihrer Zelle. Da nun der Priester bei der ersten Messe die hl. Hostie erhob, kam es ihr vor, als sehe sie in seinen Händen ein außerordentlich schönes, neugeborenes Kind. Bei diesem Anblick überfiel sie Furch und Zittern, denn sie hatte nie den Wunsch gehabt, den Herrn in menschlicher Gestalt zu erblicken, sie wollte glauben und nicht sehen. Der Herr aber kannte die Stärke ihres Glaubens und wollte sie deshalb nicht lange in Unruhe lassen, er ermahnte sie innerlich, alle Angst abzulegen. So blieb sie nun in ihrer Zelle sitzen voll seliger Freude über die wunderliebliche Erscheinung. Als das zweite Hochamt gesungen wurde, ging Ida mit den anderen Klosterfrauen in die Kirche und setzte sich in einen Winkel des Chores. Hier sah sie nun wieder in den Händen des Priesters ein Knäblein von außerordentlicher Anmut und Holdseligkeit. Da nun die anderen kranken Schwestern zum Altar gingen, um zu kommunizieren, zögerte Ida erschrocken, vorzugehen, aus Besorgnis, sie könnte doch nicht ein lebendiges Kind essen. Sie flehte deshalb mit tiefer Inbrunst zu ihrem Heiland, dass er nach seiner großen Güte diese Erscheinung von seinem hl. Sakrament hinwegnehmen möge, damit sie ihn ungehindert empfangen und in ihr Herz aufnehmen könne. So blieb sie nun bis zum dritten Hochamt, ohne den Leib des Herrn zu empfangen. Da sah sie nun einen Jungen, der schon etwas erwachsen war und vom Altar sich nahte, zu ihr sich neigte und mit lieblicher Stimme sprach: "Meine liebe Freundin! Dass ich dir sichtbar die Gestalt meiner Menschheit in der Hostie zeige, geschieht nicht aus Zweifel an deinem Glauben, sondern um meine große Liebe zu dir darzutun.“ Da antwortete Ida in stillen Gedanken: „O Treuester, unendlich würde mein Herz sich freuen, wenn du mir auch zeigen würdest, wie herrlich du in deiner Gottheit bist.“ Der liebliche Junge Jesus antwortete: „Verlange dies nicht, meine Tochter, weil kein Sterblicher in diesem Leben meine Gottheit schauen kann. Wenn ich alles neu mache und dich zu mir genommen habe, wirst du die Glorie meiner Gottheit schauen von Angesicht zu Angesicht.“ Herauf bat Ida den geliebten Herrn, dass er ihr gestatte, ohne Hindernis seinen heiligsten Leib zu empfangen, damit nicht die Schwestern Ärgernis nähmen, wenn sie an einem so hohen Festtag nicht kommunizierte. Alsbald hörte die Erscheinung auf und sie trat in allem Frieden zum Tisch des Herrn. Die Fülle wunderbarer Empfindungen, womit sie an diesem Tag gleichsam berauscht wurde, dauerte in ihrer Seele bis Mariä Lichtmess.
Als Ida das 32. Lebensjahr erreicht hatte, lag sie mehrere Monate krank und führte mit ihrer leiblichen Schwester Hersindis geistliche Gespräche. Vor ihrem Ende bat sie, dass man das heiligste Sakrament bringe, damit sie durch dessen Anblick Stärke und Trost empfange. Ein Priester hielt ihr das Allerheiligste zur Anbetung vor. In diesem seligen Anblick löste sich ihre Seele vom Körper, um in ewiger Klarheit ihren lieben Jesus ewig zu schauen von Angesicht zu Angesicht.
Der heilige Daniel Stylites (Säulensteher) von Konstantinopel,
+ 11.12.490 – Fest: 11. Dezember
Der heilige Daniel Stylites war aus der Stadt Maratha bei Samosata gebürtig und bezog in seinem zwölften Lebensjahr ein nahe gelegenes Kloster, wo er sich durch sein Streben nach Vollkommenheit auszeichnete. Als ihn nach dem Tod des Abtes die Mönche zu dessen Nachfolger erwählen wollten, floh er zum Säulensteher Simeon, den er früher einmal auf einer Reise mit seinem Abt nach Antiochia kennen gelernt hatte, hielt sich vierzehn Tage in der Mandra, d.h. in dem unter der Säule dieses Heiligen gelegenen Kloster auf und trat nachher eine Wallfahrt in das Gelobte Land an, während der ihm in einem Gesicht der heilige Simeon erschien und ihn nach Konstantinopel gehen hieß. Hier angekommen blieb er sieben Tage in der Kirche St. Michael außerhalb der Stadtmauern, worauf er nach Philempor wanderte, um sich da in den Ruinen eines verlassenen Tempels anzusiedeln. Neun Jahre hatte er in dieser Einöde zugebracht, als er den Entschluss fasste, dem heiligen Simeon Stylites, der im Jahr 459 gestorben war, nachzuahmen, und er wählte hierzu einen wüsten Berg in der Nachbarschaft. Einer seiner Freunde ließ daselbst zwei Säulen aufrichten, die durch eiserne Stangen miteinander verbunden waren, so dass sie nur eine einzige bildeten, und setzte eine andere kleine Säule darauf mit einem Fass, das von einem Geländer umgeben war. Dies war die Wohnung des heiligen Daniel bis zu seinem Tod. Da vom Schwarzen Meer her heftige Winde wehten und zuweilen eine strenge Kälte herrschte, war sein Büßerleben weit beschwerlicher, als das des heiligen Simeon, wozu noch kam, dass ihm von dem immerwährenden Stehen die Füße anschwollen und Geschwüre sich an ihnen bildeten. Dessen ungeachtet setzte er diese Lebensweise bis zu seinem achtzigsten Jahr fort. Bei den Kaisern Leo und Zeno stand er in hohen Gnaden, und mehr als einmal kamen sie an seine Säule, sich in schwierigen Angelegenheiten Rat zu holen. Auch besaß er die Gabe der Wunder und der Prophezeiung. Drei Tage vor seinem Hintritt brachte er, da er durch den Bischof Gennadius von Konstantinopel zum Priester geweiht worden war, das heilige Messopfer dar, hatte ein Gesicht, worin ihn die Engel trösteten, und starb am 11. Dezember 490 auf seiner Säule unter dem Beistand des Patriarchen Euphemius.
Der gottselige Tassilo III., Bayernherzog und Mönch zu Lorch, OSB,
+ 11.12. um 800 – Gedenktag: 11. Dezember
Was ist flüchtiger als ein Wort? Tausende sprechen wir den Tag über und kaum ist es eins, das aus des Herzens tiefem Grund emporsteigt und sich so Beachtung erzwingt. Aber ein kurzes knappes Wort greift allen, auch den stärksten Geistern, in die Seele und zersticht sie ihnen wie mit tausend Dolchen: Misserfolg! Es verkrampft einem schon die Seele, wenn man von anderen Leuten, bekannten wie nicht weniger unbekannten, sagen hört: „Nach Jahren mühsamen Ringens ist nun sein Teil der Misserfolg!“ Und doch gibt es auch einen Erfolg des Misserfolges! Denn mit seiner Weisheit und der Menschen Armseligkeit regiert Gott die Welt und schafft Wunder der Gnade! Manch einem musste nach glänzender Lebenslaufbahn der Misserfolg in reichem Maße beschieden sein, damit er sich ganz zu Gott wandte und ein Heiliger wurde. Das darf auch vom Bayernherzog Tassilo III. gesagt werden, der an manchen Orten des Bayerischen und österreichischen Donaulandes als Seliger gilt und besonders in Benediktinerklöstern verehrt wird.
Dem hochgemuten Tassilo, der aus dem edlen und sicher auch frommen Haus der Agilolfinger stammte und von 748 bis 788 in Bayern als Herzog waltete, wurde seine reiche Begabung zum Segen und zum Fluch zugleich. Zum Segen, weil er sein Land zum Blühen und Gedeihen brachte und ihm die Wohltaten des Christentums auf geistlichem und weltlichem Gebiet zuwandte, zum Fluch, weil er nicht ausschließlich Gott suchte, sondern anfänglich sich selbst. Freilich, manches, was ihm so schwer zur Last gelegt wurde, ist nicht halb so schlimm, als es seinerzeit und auch später noch ihm ausgedeutet wurde. Im jugendlichen Alter von fünfzehn Jahren war er im Jahr 757 vom Frankenkönig Pippin dem Jüngeren nach Compiègne in Frankreich gelockt und dann gezwungen worden, diesem ländergierigen Herrscher den Treueid zu schwören. Es kann nicht verwunderlich erscheinen, dass es mit der Erfüllung der durch Drohungen erpressten Zusagen nicht genau nahm und in seinem angestammten Herzogtum als eigener Herr auftrat. Übrigens zwangen ihn die Umstände dazu, denn Bayerns Ostgrenzen waren damals ständig und sehr schlimm bedroht von den Avaren, die im Ungarnland hausten. Tassilo musste auf den Schutz seines Landes mehr bedacht sein als auf die Förderung des Frankenreiches. Wollte er nicht Hunderttausende seines Volkes dem sicheren Verderben preisgeben, dann musste er im eigenen Land freie Hand haben.
Über dem Waffenhandwerk aber vergaß er seine Seele nicht. Bischöfe und Äbte gaben ihm auf einer Versammlung zu Aschheim das ehrende Zeugnis: „Wir danken Gott ohne Unterlass, dass er dich in unseren Zeiten zum Fürsten bestellt hat, denn obwohl du noch sehr jung an Jahren bist – er zählte damals zwanzig Jahre – so scheint doch dein Verständnis in den heiligen Schriften reifer als das deiner Vorfahren zu sein.“ Betrachtet man die Zeit, in der solche Worte gesprochen wurden, eine Zeit wüsten Waffenlärms, die die altererbte heidnische Wildheit nur mit Mühe zu meistern wusste, dann wird einem sofort der Sinn des Lobspruches klar: Herzog Tassilo zeichnete sich durch ein ernstes religiöses Streben aus, das in ihm einen künftigen Heiligen früh schon erkennen ließ. Ihm, dem christlichen Herrscher, war es aber nicht nur um die Rettung der eigenen Seele zu tun. Er fühlte sich, und das kann nicht allzu häufig von Fürsten rühmend erwähnt werden, auch für das ewige Heil seiner Untertanen verantwortlich. So versäumte er nichts, was die Ausbreitung des wahren Glaubens und geregelten kirchlichen Lebens betraf. Außer der Aschheimer Synode ließ Tassilo noch zwei bedeutende Versammlungen der katholischen Kirche in Bayern abhalten, die eine 769 zu Dingolfing an der Isar in Niederbayern, die andere 771 zu Neuching bei Erding unweit München. Er lieh der Kirche seinen Arm zur Durchführung alles dessen, was Gottes Gebot und das Heil der Seelen forderte und setzte strenge Strafen für Vergehen fest. So z.B. wies er auch die weltliche Obrigkeit an, die Teilnahme am Sonntagsgottesdienst zu überwachen und den Verächtern dieses Gebotes eine entsprechende, nicht zu karg bemessene Buße an Besitz aufzuerlegen. Unsere heutige Welt versteht einen solchen Eifer für Gottes Reich nicht mehr, Gott sei`s geklagt! Wie gut aber möchte es um das katholische Bayernland stehen, wenn wieder ein Herzog Tassilo aufstünde und mit starker Hand und unbeugsamem Willen der christlichen Weltanschauung zum Sieg und den Geboten Gottes und der heiligen Kirche zur dauernden Durchführung verhelfen wollte! Dann gäbe es nicht so viel Not und Streit unter uns. Denn nur die Sünde – das bewusste Abgehen von Gottes Gebot – macht die Völker elend und es ist ein Beweis für Tassilos echte Religiosität, dass er die Förderung von Gottes Reich sich so angelegen sein ließ.
Doch sind Gottes Augen heller und wohl auch strenger als die der Menschen, und wo wir nur Tugend sehen, entdecken sie doch gar manche Unvollkommenheit und selbst Sündhaftigkeit. So konnte auch Tassilo sich lange nicht eines Fehlers erwehren, bis Gottes Gnadenhand wohlmeinend, aber auch wehtuend eingriff, ihn befreite und ihn, wenn auch gewaltsam, doch mit Sicherheit und am Ende nicht ohne Seligkeit zum innigen Anschluss an seinen höchsten Herrn und Schöpfer brachte. Tassilo hatte ein gutes Stück Stolz in sich und das raubte ihm manch ein Verdienst vor Gott. Dass er der Herrscher im Lande sei, betonte er gerne, ja recht auffällig. So befahl er allen Priestern und Mönchen, täglich für „Seine Hoheit“ zu beten, und wenn einer darin nicht eifrig war, zeigte er sich nicht eben gnädig und ließ ihn absetzen. Derartig hochfahrendes Wesen mag etwa der Grund gewesen sein – Gott verzeihe uns, so wir damit vermessen urteilen -, dass Gott ihn schließlich in die Hände seiner erbitterten Feinde, der Franken, fallen ließ. Karl der Große, Pippins Nachfolger seit 768, brachte es fertig, dass Tassilo auf einem Reichstag (788) wegen angeblicher Verletzung des geschworenen Treueides abgesetzt und für den Rest seines Lebens in ein Kloster verbannt wurde. Seine Familie traf ein gleiches Los. Besonders kränkend war dabei, dass ich Karl wie einen feigen Krieger, der die Schlachtreihe verlassen hat, zum Tod verurteilen ließ, um ihn danach „mit wohlgespielter Großmut“ zu begnadigen. Nicht weniger muss es dem Herzog an die Seele gegriffen haben, dass auch die Diener jener Kirche, der er so treu und fromm gedient hatte, in der Ölbergstunde ihn verließen, als hätten sie ihn nie gekannt.
Die Stunde der Trübsal war aber für ihn die große Stunde seines Lebens, in der sich zeigte, dass sein Eifer für die heilige Religion ein echter war und in der er nicht nur der unabweisbaren Not gehorchend, sondern auch in Großmut des Herzens sich ganz dem Herrn opferte. Tassilo wurde ein eifriger Mönch zu St. Goar am Rhein. Die Demütigungen, die das Klosterleben für jeden Menschen mit sich bringt und die für einen Fürsten von der hohen Art eines Tassilo doppelt bitter sind, nahm er starken, ja frohen Mutes auf sich. Als ihm Karl der Große im Jahr 794 noch die ärgste Schmach antat und ihn aus der liebgewordenen Zelle herausriss und vor den Reichstag zu Frankfurt schleppte, damit er dort seinen Verzicht auf das Herzogtum Bayern noch einmal bestätigte, hat er nicht mit einer Wimper gezuckt und ist willig auch zu dieser letzten Station seines Kreuzweges gegangen. Die Legende, die begreiflicher Weise für den Unglücklichen Partei nimmt, weiß zu berichten, dass Karl der Große ihn des Augenlichtes berauben ließ. Das ist zwar nicht glaubhaft, aber ein anderes ist sicher: in der armen Mönchszelle hat er mit Wissen und Willen seine einst nach Erdenglanz begierigen Augen geschlossen gegen die Herrlichkeiten dieser Welt und sieghaft ist ihm aufgegangen das Auge der Seele, mit dem man das Heil Gottes schaut. Die Blätter der Geschichte wissen von Tassilo nicht mehr viel zu berichten, nicht einmal sein Sterbejahr haben sie uns aufgezeichnet, sondern nur den Todestag (11. Dezember). Eins aber bestätigen sie mit seltener Einmütigkeit, dass er im Kloster zu Lorsch an der Bergstraße seinen Mitbrüdern durch ein heiligmäßiges Leben voranleuchtete. Und wieder weiß die fromme Legende zu berichten, dass ihn, den Geblendeten, des Nachts die Engel an der Hand in den Klosterchor führten, wenn ihn sein Herz antrieb dort zu beten. Ist es auch nur eine Sage: sie hat tiefen geistlichen Sinn. Die Engel haben seinen Lebensweg behütet, damit er nicht mehr an einem Stein der Lebenshoffart anstoßen konnte.
Tassilos Andenken lebt noch an den Orten, wo er Klöster gestiftet oder schon vorhandene erweitert hat: zu Kremsmünster, wo auch ein von ihm geschenkter Kelch aufbewahrt wird, Innichen, Scharnitz, Weltenburg, Schäftlarn, Chiemsee, Schliersee, Gars am Inn, Niederaltaich.
Wollen auch wir dann und wann ein wenig zum seligen Bayernherzog Tassilo beten, damit er zeigen kann, dass er Gewalt hat über Gottes gütiges Vaterherz. Vielleicht kommt für die Bayern einmal die frohe Stunde, wo ihr großer Fürst auf den Altar erhoben wird. Dazu ist not, dass sie ihn mehr verehren als bis zur Stunde. Nehmen wir es uns als Angedenken aus der Legende Tassilos mit für alle Zeit: Wenn einer – wir selbst sind damit auch gemeint – demütig die Ungerechtigkeiten, die man ihm zufügt, zu tragen versucht, wird ihm offenbar, was ihm zum Heil ist, und er bekommt auch die Kraft, es im Werk zu vollbringen.
Anna vom heiligen Augustinus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der ehrwürdigen Anna vom heiligen Augustinus. Anna hatte das Glück, in Don Johann von Pedruxo Reboledo und Donna Magdalena Perez de Arquello überaus fromme Eltern zu besitzen. Von klein auf trat sie in deren Fußstapfen und machte, weil sie wiederholt gehört hatte, es gereiche dem lieben Heiland zur besonderen Freude, schon im zarten Alter von 10 oder 11 Jahren das Gelübde ewiger Keuschheit. Einst, es war am Fronleichnamsfest, sah sie die heilige Theresia, die ihr auf einer Seite einen schauerlichen, tiefen Brunnen, auf der anderen einen schönen Garten zeigte und erklärte, dass dieser Garten ihrer warte, wenn sie das Kleid des Karmels nähme, dass sie aber im anderen Fall in jenen schauerlichen Brunnen stürzen würde. Wohl hielten sie ihre Eltern zurück, doch schon nach einiger Zeit, am 3. Mai 1577, gaben sie ihre Zustimmung zu ihrer Einkleidung im Karmelitinnenkloster zu Malagon. Dem Satan muss dies ein gewaltiger Dorn im Auge gewesen sein. Die junge Braut Christi hatte schwere Kämpfe mit dem Feind alles Guten zu bestehen. Eines Abends, als sie in ihre Zelle zurückkehrte, hob er beide Türflügel aus den Angeln und warf sie ihr an den Kopf. Nicht weniger hart prüfte sie Gott, indem er sie jeden geistlichen Trostes beraubte und in eine Trockenheit und Verlassenheit versenkte, als wollte er nichts mehr von ihr wissen. Am 13. Februar 1580 reiste Anna mit der heiligen Theresia von Jesus zu einer Neustiftung in Villanova, wo sie von der heiligen Mutter als Priorin des soeben gegründeten Klosters eingesetzt wurde. Auch bei der Stiftung zu Valera wirkte sie mit, kehrte aber auf wiederholtes Drängen der Schwestern zu Villanova in dieses ihr Lieblingskloster zurück und verblieb daselbst bis an ihr seliges Ende am 11. Dezember 1624. Nach ihrem Tod blieb ihr Angesicht blühend und gerötet, ihre offenen Augen leuchteten, ihre Lippen waren frisch und lächelnd, der Leib vollständig biegsam. Sitzend war sie gestorben und aufrecht sitzend blieb auch ihr ehrwürdiger Leib, gleich als wäre noch Leben in ihm. Ein süßer Wohlgeruch ging von ihm aus und trotz der strengen Kälte blieb die natürliche Wärme in ihm bis zum dritten Tag, an dem man ihn bestattete. Drei Jahre später fand man ihn unversehrt, wie er seiner Zeit der Erde übergeben worden war. Das gläubige Volk verehrte die Ehrwürdige darum in noch höherem Grad und erlangte durch ihre Fürsprache zahlreiche Gnaden, die als offenbare Wunder anerkannt wurden.
Fest des seligen Francus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Francus Lippi wurde im Dezember des Jahres 1221 zu Grotti bei Siena geboren. Vor seiner Geburt hatte seine Mutter ein merkwürdiges Gesicht. Es schien ihr, sie trage ein Ungeheuer unter dem Herzen, das sich erst allmählich zu einem Menschen gestaltete. Die Eltern gaben Francus Gelegenheit zum Studium. Allein sein ungestümer Geist machte ihn dazu ungeeignet. Er wollte Handwerksmann werden und wählte, als ihm seine Eltern die Wahl überließen, das Gewerbe eines Weißgerbers. Nach dem Tod des Vaters schloss er sich schlechten Kameraden an und geriet auf immer schlimmere Wege. Er wurde ein entsetzlicher Gotteslästerer, ein sittenloser Mensch und Verbrecher. Als er in einer Nacht nicht bloß sein Geld, sondern auch die Kleider, die er am Leib trug, verspielt hatte, war er keck genug, die Hand an die Stirn zu führen und zu sprechen: "Diese Augen, die du mir gegeben hast, setze ich aufs Spiel aus Verachtung gegen dich, o Gott." Der Herr strafte ihn. Kaum hatte Francus das Wort gesprochen, als er vollständig erblindete. Diese Heimsuchung Gottes war sein Glück. Sie brachte ihn nach und nach zur Einsicht und Umkehr. Wohl suchte der böse Feind, ihn im Bösen zu verhärten, aber Francus hörte nun nicht mehr auf seine verführerische Stimme. Er machte eine Wallfahrt zum Grab des Apostels Jakobus zu Compostella in Spanien und erlangte dort das Augenlicht wieder. Dankbaren Herzens kehrte er in die Heimat zurück und bemühte sich in Siena, durch ein frommes Leben das Ärgernis gutzumachen, das er gegeben hatte. Mit aller Hingabe pflegte er die Kranken im St.-Andreas-Spital und erbaute sie durch fromme Worte. Mächtigen Eindruck machte auf ihn am Palmsonntag eine Predigt des heiligmäßigen Ambrosius Sansedon, der über das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum sprach. Francus entschloss sich, die Welt ganz zu verlassen und die Einsamkeit aufzusuchen. Wohl wurde er auch in der Höhle bei Grotti, wohin er sich zurückzog, vom bösen Feind heftig zur Unlauterkeit angefochten, er überwand jedoch alle Versuchungen standhaft, ja schreckte nicht davor zurück, sich selbst in Dornen zu wälzen, um die Begierlichkeit des Fleisches zu überwinden. Einst erschien ihm die seligste Jungfrau, in der einen Hand einen herrlichen Kranz, in der anderen das Kleid des Karmelitenordens haltend und sprach: "Francus, bekleide dich damit, sobald es geschehen kann, dann komm und nimm die Krone in Empfang, die ich dir bereitet habe." Francus kam dem Auftrag nach. Zwar wurde er mit seiner Bitte um Aufnahme in den Karmelitenorden wiederholt abgewiesen, doch der fromme Büßer ließ den Mut nicht sinken, er erneuerte die Bitte unverdrossen immer wieder, bis er endlich erhört wurde und die Aufnahme erhielt. Im Kloster vollendete er das Werk, das er in der Einsamkeit begonnen hatte. Er beobachtete nicht nur die Regel auf das genaueste, sondern übte überdies noch die schwersten Bußwerke. Um sich selbst zur Mäßigung im Reden zu mahnen, trug er stets eine Bleikugel im Mund. So suchte er durch gute Werke wieder gutzumachen, was er früher durch sein sündhaftes Leben gefehlt hatte. Endlich sollte er den Lohn für sein bußfertiges Leben erhalten. Tag und Stunde seines Hinscheidens waren ihm geoffenbart. Francus richtete noch freundliche, mahnende Worte an seine Mitbrüder. Während von dem hellen Lichtglanz, der das Kloster umstrahlte, angezogen, Scharen von Menschen herbeieilten, starb Francus mit den Worten: "Lebt wohl Brüder! Und du, mein Jesus, mein Herr, mein Gott, nimm auf meine Seele!" Es war der 11. Dezember 1291.
Gebet am 11. Dezember
O unvergleichliche, wunderbare Jungfrau, wir verehren dich mit demütigem, andachtsvollem Herzen. Die Heiligsten der Jungfrauen übertriffst du an Heiligkeit und wie eine Lilie unter dem Dornengesträuch erhebst du dich unter ihnen. Sie wurden in Sünde empfangen und fielen der Sünde anheim, du aber, rein von Sünden und Mängeln, tratest hervor aus Gottes Hand. So bist du, Maria, das Meisterstück der größten Reinheit und Schönheit geworden. Nimm unsere Begrüßung gnädig an, damit wir deine heilige Empfängnis würdig feiern. Amen.
Zu Jesus Christus auf die Fürbitte des heiligen Damasus
O Herr, der Du dem heiligen Damasus die Sorge über Deine Kirche anvertraut und den Mut gegeben hast, ihre Feinde zu bekämpfen und zu besiegen, stärke uns auf seine Fürbitte, dass wir Deine Kirche auch mit Gefahr unseres Lebens verteidigen, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zu Jesus Christus
Herr, wir haben zu fürchten, das zarte Jungfrauen einst im Gericht gegen uns aufstehen und uns verurteilen. Stärke uns, dass wir es zur Ehre Deines heiligen Namens mit Wort und Tat bekennen, dass wir Christen sind, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andacht am 11. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Die vollkommene Ergebung ist nichts anderes als eine sittliche Vernichtung unserer eigenen Gedanken und Liebesneigungen. Diese erwirbt die Seele, wenn sie sich Gott gänzlich anheimstellt, auf dass sie nach Seinem Wohlgefallen geleitet wird." (Der selige Heinrich Suso)
Zu dieser heiligen Vernichtung gelangte die heilige Katharina von Genua. Weder Verlangen noch irgendeine Neigung hatte sie zu Dingen dieser Erde; einzig verlangte sie, dass Gott mit ihr und in ihr schaltete und aus ihr machte was Ihm beliebt; denn fest stand ihr Entschluss, sich Ihm nie zu widersetzen. "Ob ich esse oder trinke," sprach sie, "ob ich rede oder schweige, ob ich schlafe oder wache, ob ich gehe oder ruhe, gehöre ich Gott an, und bin bereit, Ihm zu gehorchen."
In einem ihrer Gespräche über die Vollkommenheit des Christen spricht die heilige Katharina von Siena, unter mehreren Dingen, die der Herr sie gelehrt hat, habe Er ihr auch gesagt, sie müsse in Seinem göttlichen Willen wie in einen gesicherten Aufenthaltsort sich einschließen, und darin wie die Perle in ihrer Muschel, oder wie die Biene in ihrem Stock verbleiben; ohne jemals aus was immer für einem Grund sich daraus zu entfernen. Es würde ihr zwar anfangs diese Stätte eng vorkommen, bald aber würde sie ihr sehr geräumig erscheinen; so dass sie, ohne daraus hervorzutreten, in den ewigen Wohnungen der Seligen sich ergehen und in kurzer Zeit erwerben würde, was sie außerhalb dieses Ortes in vielen Jahren nicht erlangen könnte. Tun wir es so; und dies sei unsere beständige Übung.
Leite mich, Herr, nach Deinem gütigen Willen, und handle mit mir nach Deinem Wohlgefallen. Du bist der Herr, und alles ist gut, was immer Du tust! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 11. Dezember
"Wer die Liebe hat, teilt den Unglücklichen von seinem Vermögen mit;
wer liebevoll zu sein glaubt und sein Geld für sich behält,
betrügt und täuscht sich selbst."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 11. Dezember - Vom Anhören der Heiligen Messe
Lass, Herr, in Andacht mich vor dir erscheinen,
Mit deinem Sühnungsopfer mich zu einen;
Denn hier wird die Erlösung mir zu Teil.
Dein ew`ges Opfer tilget meine Schulden,
Es kräftigt mich, zu kämpfen und zu dulden,
Und führt mich durch dein Blut zum ew`gen Heil.
1. Jesus, unser ewiger Hoher Priester, brachte auf dem Altar des Kreuzes seinem ewigen Vater sich als ein Opfer dar, das die ewige Gerechtigkeit Gottes versöhnte. In der Heiligen Messe aber bittet er als unser ewiger Mittler beim Vater, die unendlichen Verdienste seines heiligsten Leidens uns zuzuwenden, gibt allen, die dem Tisch des heiligen Altars sich in Andacht nahen, sich selbst als die Opferspeise und das Unterpfand des ewigen Lebens, und vereint die Gebete seiner Gläubigen mit den seinigen, damit sie dadurch geheiligt und erhörbar werden vor dem ewigen Vater, der alles, was er uns verleiht, nur durch seinen eingeborenen Sohn und um seinetwillen uns verleiht.
2. Jesus ist unser wahrhaftiges Sühnopfer, das Lamm Gottes, das alle unsere Sünden hinwegnimmt, wenn wir beim heiligen Opfer uns mit ihm vereinigen, und durch ihn in wahre Zerknirschung um die Verzeihung unserer Sünden bitten. Vergeblich jedoch bitten wir, und keine Erhörung findet unser Gebet und unser Opfer, wenn wir nicht selbst aus ganzem Herzen denjenigen verzeihen, die uns irgendwie beleidigt, betrübt oder auf was immer für eine Weise uns geschadet haben, weil ein Mensch eines unversöhnlichen Herzens kein lebendiges Glied seines Körpers ist, und daher den belebenden Einfluss des Hauptes nicht empfangen kann, der nur den lebendigen Gliedern zuteil wird. Denn keine Barmherzigkeit findet, wer keine Barmherzigkeit erzeigt.
3. Opfert aber Jesus, unser Hoher Priester und unser Opfer, sich jeden Tag in unbeschreiblicher Liebe für uns: können wir dann je sagen, dass wir ihn lieben, dass wir wahres Verlangen haben, seiner unendlichen Verdienste teilhaft zu werden und Gnaden des Heils zu erlangen, wenn wir diesem heiligen Opfer nur selten, nur wenn wir unter einer schweren Sünde dazu verpflichtet sind, und auch da nur mit zerstreutem Herzen und Sinn, beiwohnen? Versammeln wir uns vielmehr täglich um unseren göttlichen Erlöser, beten wir ihn mit inbrünstigem Herzen an, opfern wir uns mit ihm in bußfertigen Gesinnungen, und wir werden die Früchte seiner Erlösung wahrhaft in uns erfahren. "Jesus aber hat, weil er auf ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum." (Hebräer 7,24)
12. Dezember
Der heilige Martyrer Synesius, Lektor,
+ 270-275 – Fest: 12. Dezember
Synesius war von Geburt ein Römer, und nach seinem Lebenswandel ein recht frommer Christ. Er wurde deshalb in den Kirchendienst aufgenommen und als Lektor (Vorleser) bestellt, unter Papst Sixtus oder Xistus II. Er bekehrte viele Heiden und starb als Martyrer unter Kaiser Valerian. Sein heiliger Leib wurde 830 nach dem Bericht des Hermannus Kontraktus von Rom auf die Insel in die Abtei Reichenau Übertragen.
Der heilige Epimachus und seine Gefährten,
Martyrer von Alexandria,
+ 12.12.350 – Fest: 12. Dezember
Die vom Kaiser Decius verursachte Verfolgung gab im Jahr 250 zu Alexandria Anlass zu unerhörten Ausschweifungen. Die ganze Stadt schien in eine Räuberhöhle und Mordgrube verwandelt zu sein. Der heidnische Pöbel drang gewaltsam in die Wohnungen der Christen und schleppte sie ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht zu Hunderten zu den Richtstätten, die nicht aufhörten, vom Blut der Bekenner Jesu zu rauchen. Ihre Häuser wurden geplündert, und was man von der Einrichtung nicht des Fortbringens wert hielt, warf man auf die Gasse und legte Feuer daran. Wild und und unmenschlich brutal ging es zu. Der Schrecken lähmte die Gemüter vieler Christen, besonders der begüterten und in Ehrenämtern stehenden. Manche von ihnen waren feige und niederträchtig genug, den Glauben zu verleugnen, um das Leben und ihre Schätze zu retten, so dass sich auch hier bewährte, wie schwer der Reiche zur Seligkeit gelangt. Doch fanden sich dafür wieder andere, die unerschütterlich wie Felsen standen und furchtlos im Bekenntnis für Jesus, den Gekreuzigten ausharrten. Unter diesen war einer der hervorragendsten der heilige Julian, dessen Festtag wir am 27. Februar feiern. Gleichen Starkmut zeigten Epimachus und Alexander, zwei angesehene Bürger der Stadt. Man riss sie aus ihren Häusern und führte sie mit Ketten beladen in das Gefängnis, wo sie die Qualen des Hungers und Misshandlungen aller Art zu ertragen hatten. Da ihre Standhaftigkeit nicht zu besiegen war, wurden sie mit Stockschlägen und eisernen Krallen auf das Entsetzlichste zerfleischt und zuletzt in ungelöschtem Kalk verbrannt.
Der heilige Dionysius, Bischof von Alexandria, der Augenzeuge ihrer Peinen war, hat uns einen gedrängten Bericht davon hinterlassen. In ihm macht er auch Meldung von vier Frauen, die die Marterkrone am selben Tag und am selben Ort empfingen. Die erste hieß Ammonaria und war eine zarte Jungfrau, deren schwachen Körper aber eine wahre Heldenseele bewohnte. Sie brachte dem Richter, der mit Hilfe der grausamsten Martern das Geständnis des Abfalles von ihr erpressen wollte, durch ihr lautloses Dulden zur Verzweiflung, so dass er, um nicht wieder von einer Frau beschämt zu werden, die anderen drei ohne vorangehende Folterung kurzweg enthaupten ließ. Merkuria, Dionysia und abermals Ammonaria waren die Namen dieser treuen Bekennerinnen. Dionysia, die Mutter vieler Kinder, die sie zärtlich liebte, erhob sich über die Gefühle der Natur, um in der Liebe zu Jesus nicht wankend zu werden. Alle diese Blutzeugen kommen unter dem 12. Dezember im römischen Martyrologium vor.
Der heilige Vicelin, Bischof und Bekenner von Oldenburg,
+ 12.12.1154 – Fest: 12. Dezember
Schon Kaiser Otto I. hatte um das Jahr 967 das Bistum Aldenburg oder Oldenburg in Holstein gestiftet und dem Erzbistum Hamburg unterstellt. Der erste Bischof von Aldenburg war Egward. Sein fünfter Nachfolger Bernhard floh, von den Slaven vertrieben, zum Bischof Bernward von Hildesheim, wohnte am 24. September 1022 der Einweihung der St. Michaelskirche bei, wurde im Volksgedränge verletzt und gab einige Tage später seinen Geist auf. Unter dem zehnten Bischof von Aldenburg, namens Enzo, brach eine Empörung der Slaven aus, in der der Bischof entfloh. 84 Jahre blieb der Oldenburger Bischofssitz unbesetzt. Da erschien, wie von Gott gesandt, ein schlichter, frommer Priester, der das verfallene Bistum zu neuer Blüte erhob und sich den Ehrentitel „Apostel der Holsaten und Wagrier“ eroberte. Sein Name ist Vicelin.
Vicelin war in Hameln an der Weser, im Sprengel des Bistums Minden, geboren und erhielt seinen ersten Unterricht von gelehrten Kanonikern. Als junger Mann geriet er in große geistige und leibliche Not. Der berühmte Gelehrte Hartmann zu Paderborn nahm ihn als Haus- und Tischgenossen an. „Hier studierte er gar viele Jahre lang mit unbeschreiblichem Fleiß und Eifer“, übertraf bald alle seine Studiengenossen und unterstützte seinen Lehrer im Unterricht an der berühmten Domschule. Unter den Heiligen verehrte er besonders den heiligen Nikolaus, dessen Dienste er sich opferwillig widmete. Sein Oheim Ludolph, Pfarrer von Feule, unterstützte seinen strebsamen Neffen in allem Guten. Von Paderborn wurde Vicelin als Vorsteher der Schule nach Bremen berufen, und wirkte zur höchsten Zufriedenheit des Bischofs Friedrich. Später ging Vicelin nach Frankreich und genoss den Umgang mit den gelehrten und berühmten Lehrern Radulph und Anselm von Laon. Je tiefer er in die Wissenschaften eindrang, desto demütiger bekannte er: „Zu spät habe ich angefangen; ich muss eilen, um noch tüchtiger zu werden.“
Nach Deutschland zurückgekehrt, empfing er vom heiligen Norbert, Erzbischof von Magdeburg, die Priesterweihe. Voll glühenden Seeleneifers beschloss er, die Holsaten, Rugier und Obotriten zum Christentum zu bekehren. Mit den Priestern Rodolph und Ludolph, Domgeistlichen zu Hildesheim und Verden, reiste er zunächst nach Lübeck, dann nach Holstein und übernahm 1126 die Pfarrei von Faldera oder Neumünster, an der Grenze der slavischen Wagrier. Seine Predigt wirkte unter den Nordalbingiern so mächtig, dass das Volk, zum großen Teil noch heidnisch und roh, sich willig seiner Leitung zu einem christlichen Leben überließ. Auch der Wendenfürst Zwentepolch nahm ihn in seiner Residenz Lübeck freundlich auf. Als aber im Jahr 1138 die Rugier mit einem starken Raubgeschwader Lübeck überfielen und die Burg und die ganze Gegend verwüsteten, mussten die christlichen Einwohner mit ihren Geistlichen die Flucht ergreifen.
Auf Vicelins Rat ließ Kaiser Lothar die Burg Sigeberg (Segeberg) im Land Wagrien bauen und stiftete am Fuß des Berges eine reich dotierte Kirche. Aber schon bald verwüsteten die Obotriten von Lübeck aus das Land mit Feuer und Schwert, verbrannten die Münsterkirche, durchbohrten den frommen Priester Volker, und metzelten nieder, was nicht entfloh. Die Geistlichen flüchteten zum Hafen von Faldera, wo Vicelin alle liebreich aufnahm.
Unter vielen Mühseligkeiten und Gefahren drang der eifrige Missionar nach allen Seiten vor, predigte mit dem glücklichsten Erfolg, trieb Teufel aus, heilte Kranke aller Art, baute Kirchen und verzehrte sich im Dienst Gottes. Seitdem die Sachsen die Slaven aus dem größeren Teil von Holstein verdrängten, stellte Vicelin gemeinsam mit dem frommen Priester Thetmar von Bremen die verwüsteten Kirchen wieder her und gründete neue Kirchen und Klöster.
Um dem lange verwaisten Bistum Aldenburg wieder einen Oberhirten zu geben, weihte der Erzbischof Hartwig von Bremen den ehrwürdigen und hochverdienten Vicelin am 11. Oktober 1149 in Horseveld zum Bischof dieses Sprengels. Heinrich der Löwe schenkte ihm für sein Bistum die Insel Bozon nebst Dulzaniza, der Graf Adolf von Wagrien trat die Hälfte des Zehnten an das verjüngte Bistum ab. Vicelin baute in Bozon eine Kirche zum Gedächtnis des Apostels Petrus. Während er sich um Pfingsten 1152 in Merseburg aufhielt, starb in Sigeberg sein treuer Gefährte und Freund, der Propst Thetmar. Vicelins letzte Lebensjahre trübte der Kummer über den Streit Heinrichs des Löwen mit dem Erzbischof Hartwig über die Gerichtsbarkeit in seinem Sprengel. Auf einer Missionsreise traf ihn in Faldera ein Schlaganfall, der ihm die Zunge und Glieder lähmte. Zwei und ein halbes Jahr konnte er weder sprechen, noch ein Glied rühren. Denn och ließ er sich von seinen Geistlichen in die Kirche tragen und stärkte sich durch die Besuchung des heiligsten Sakramentes und durch den Blick auf den gekreuzigten Erlöser. Wie er im Leben Christus den Gekreuzigten gepredigt hatte, so opferte er sein schweres Leiden dem Gekreuzigten auf und verschied sanft und selig am 12. Dezember 1154, nachdem er 35 Jahre als Priester und fünf Jahre als Bischof unermüdlich für das Heil der Seelen gearbeitet hatte.
Viele Wunder an seinem Grab bestätigten die Heiligkeit des treuen Dieners Gottes. In der Reformationszeit wurde der Glaube an die schönen Werke christlicher Frömmigkeit in jenen Gegenden verwüstet, aber 1866 ist wieder ein katholischer Priester in Neumünster eingezogen, um der jungen Gemeinde die Wahrheit zu verkünden und das Brot des Lebens zu brechen. Nach 300 Jahren Unterbrechung wurde in dem bescheidenen katholischen Kirchlein wieder das Opfer des Neuen Bundes dargebracht, und am 12. Dezember jeden Jahres erschallt dort aus dem Mund des Priesters und der kleinen katholischen Herde laut und feierlich das Lob des heiligen Holsten-Apostels Vicelin.
Terziar (Mitglied des Dritten Ordens) bei den Franziskanern,
+ 12.12.1306 – Gedenktag: 12. Dezember
Der gottselige Conrad von Offida, geboren um das Jahr 1241, in der Stadt, deren Namen er trägt, trat in einem Alter von 15 Jahren in den Orden des heiligen Franziskus. Der Berg Alverno, geheiligt durch die hohen Gnadenerweisungen, die dem Stifter der sogenannten mindern Brüder zuteil geworden sind, war der Aufenthaltsort einiger eifrigen Ordensmänner, die alle Priester waren, und ihre Zeit dem Gebet und der Betrachtung widmeten. Conrad hatte sich einen so hohen Tugendruf erworben, dass er dahin geschickt zu werden verdiente. Anfangs aber war er gesonnen, diese Auszeichnung abzulehnen, indem er sich ihr unwürdig glaubte. An diesem Ort erlangte er nun unter der Leitung des Heiligen Geistes eine Kenntnis göttlicher Dinge, die ihm kein Forschen in Büchern gewähren konnte, und deren er sich zur segensreichen Verkündigung des Wortes Gottes bediente. Er wurde der „zweite Franziskus“ genannt, erlebte Extasen und war ein eifriger Bußprediger. Sein Tod ereignete sich am 12. Dezember 1306. Papst Pius VII. hat erlaubt ihn öffentlich zu verehren. Sein Fest wird an seinem Todestag begangen. Conrad hatte einen heiligen Ordensbruder, namens Petrus von Troja, zum Freund und Nacheiferer in der Tugend. Petrus, der ebenfalls mit außerordentlichen Gnaden begünstigt wurde, starb des Todes der Gerechten, und wurde von Papst Pius VI. am 11. September 1795 seliggesprochen. Seit Fest wird am 14. März begangen.
Aus dem "Marianischen Festkalender":
Am 12. Dezember 1306 starb zu Bastia in Italien der selige Franziskanermönch Konrad von Offida, geboren im Jahr 1241. Auch er wie so viele andere junge Männer fühlten sich von den ersten Nachfolgern des heiligen Franz von Assisi angezogen und auch er trat deshalb frühzeitig in dessen Orden, der damals in seiner ersten Blüte stand.
Konrad diente hier dem Herrn in aller Einfalt und Demut durch Verrichtung der Obliegenheiten, die ihm sein Oberer auftrug. Als Laienbruder hatte er bald häusliche Geschäfte, bald musste er auswärts Almosen sammeln. Keine Mühe war ihm zu beschwerlich, keine Arbeit zu anstrengend, kein Dienst zu niedrig.
Die Legende erzählt von ihm, dass er im einsamen Wald eine Zelle zur Betrachtung sich erbaut hatte, in die sich, als er dort betete, einmal ein Wolf flüchtete, der von Jägern verfolgt wurde. Konrad erschreckte sich nicht, führte ihn vielmehr getrost in sein Kloster. – Auch sonst liebten die Tiere seine Nähe, seinen Umgang.
So lange er im Kloster war, vertauschte er sein Ordensgewand mit keinem besseren. Seine Gebete waren stets voll Innigkeit, seine Andacht war sehr häufig auf Maria gerichtet, die er gar herzlich verehrte. Darum beglückte sie ihn einmal am Fest ihrer Reinigung mit einer wunderbaren Erscheinung, wobei er in der Verzückung das süße Jesuskind auf seine Arme nehmen durfte. Auch zu anderen Zeiten erfuhr er ähnliche Gnaden des Himmels und mehrmals zeigte sich ihm der Erlöser, seine jungfräuliche Mutter, Engel und Heilige.
Solche Gnadenerweise festigten ihn auf dem Pfad des Heils und obwohl ohne alle Sünde, sah er doch nicht ohne Furcht den letzten Tag seines Lebens herannahen, der oben bezeichnet ist, an dem ihm Maria die Krone der ewigen Seligkeit reichte.
Pater Valentin Meller
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des hochverdienten Pater Valentin Meller. Pater Valentin war nicht nur ein guter Ordensmann, sondern auch ein ebenso guter Redner und eifriger Verteidiger der heiligen katholischen Kirche. In einer Kontroverspredigt gelang es ihm so vorzüglich, den Anhänger Luthers, Martin Bucer zu widerlegen, dass ganz Andernach am Rhein beim römisch-katholischen Glauben verblieb, wie sein Gedenkstein an der Pfarrkirche besagt.
Gebet am 12. Dezember
Wie groß, erhabene Jungfrau, ist deine Glorie im himmlischen Vaterland! Deine Klarheit erleuchtet das ganze himmlische Paradies und das ganze himmlische Heer erfreut sich im Anschauen deiner unvergleichlichen Schönheit und alle Engel und Heiligen lieben dich. Weil ich dich aber nicht genug lieben kann, so rufe ich alle Engel und Heiligen an, sie mögen dich für mich lieben und bitte auch deinen Sohn, er möge dir jetzt an meiner Stelle eine herzliche Liebe erweisen und auch meinem Herzen eine große und treue Liebe zu dir einflößen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Letzter Sieg des Kaisers Heraclius, den er im Jahr 627 über den Chosroes durch den Beistand der seligsten Jungfrau erhalten hat. Kaiser Heraclius wagte sich gleich zuerst in den Kampf, und erschlug mit himmlischer, durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau erhaltener Stärke den Anführer der persischen Armee, den Prinzen Razates und zwei der vornehmsten persischen Feldherren, wobei er an den Lippen und sein Pferd am Schenkel durch einen Lanzenstich verwundet wurde. Das Gefecht war blutig und lang, die feindliche Armee wurde endlich ganz geschlagen, und die Paläste des Chosroes verbrannt. Dies geschah am Samstag den 12. Dezember im Jahr 627 durch den mächtigen Schutz der Mutter Gottes, nachdem der Krieg zwischen Heraclius und Chosroes schon sieben Jahre gedauert hatte.
Andacht am 12. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Wann werden wir einmal die Süßigkeit des göttlichen Willens in allem kosten, was uns widerfährt, und einzig das Wohlgefallen Gottes betrachten? Gewiss ist es, dass aus diesem göttlichen Wohlgefallen sowohl Widerwärtigkeiten als Wohlfahrt uns zukommen; beide erteilt Er uns, weil Er uns liebt, und weil es Seine Absicht ist, dass sie uns nützen." (Die heilige Franziska von Chantal)
Einer der ersten Gefährten des heiligen Vinzenz von Paul verfiel in eine tödliche Krankheit. Der Heilige, der dies einem Freund berichtete, drückte sich mit folgenden Worten aus: "Es scheint mir, Gott fordert seinen Anteil von unserer kleinen Gesellschaft, die, wie ich hoffe, ganz Sein eigen ist; weshalb Er auch berechtigt ist, zu tun was Ihm beliebt. Was mich betrifft, ist mein größtes Verlangen, nichts anderes als die Erfüllung des göttlichen Willens zu verlangen." - In den verschiedenen Krankheiten, die dieser Heilige hatte, zumal aber in dem letzten Jahr seines Lebens, wo seine vielfältigen Leiden ihn an sein nahes Ende erinnerten, war er immer so vollkommen gleichgültig gegen Linderungen, Leiden und den Tod, als ob alles ihm einerlei gewesen wäre; über alles wünschte er, dass das göttliche Wohlgefallen an ihm in Erfüllung geht.
Unablässig wiederholte der heilige Johannes Chrysostomus diese Worte, die man als seinen Wahlspruch ansehen kann: "Ehre sei Dir, Herr, für alles!"
Verleihe mir, Herr, dass ich in allem, was mir widerfährt, die Süßigkeit Deines heiligen Willens koste! Nur Dein heiliger Wille ist mein Verlangen; denn er allein ist lieblich über alle Dinge! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 12. Dezember
"Die Liebe erheischt, dass man mit der
menschlichen Schwäche allezeit Mitleid habe."
hl. Katharina von Siena OP
1347 bis 29.4.1380
Betrachtung am 12. Dezember - Johannes im Gefängnis
Frei und selig selbst in Banden
Ist, wer Gott im Herzen trägt;
Hat er treu den Kampf bestanden,
Durch den Gott zu führen pflegt.
Reicht er selbst die Siegeskrone
Ihm zu ewig reichem Lohne.
1. Ein Abgrund sind die göttlichen Gerichte. Betrachte den stolzen König Herodes und den heiligen Täufer Johannes in einem Palast. Herodes ist in Purpur, Samt und Seide gekleidet, Johannes mit einer rauen Kamelhaut kaum halb bedeckt. Herodes hält glänzende Gastgelage in seinen Prunkgemächern, Johannes leidet Hunger im Kerker. Herodes wird als ein Halbgott verehrt, Johannes von den Großen des Hofes und der unwissenden Welt verachtet. Herodes glänzt in Gold und Geschmeide, Johannes ist belastet mit Fesseln und Banden. Wer wird nicht den einen beneiden, den andern bedauern? Dennoch vertauschte der so schmählich gefesselte Engel der Wüste seine Fesseln nimmermehr gegen allen Glanz und alle Herrlichkeit dieses Königs.
2. Sitzt aber der Gottlose auf dem Thron, und schmachtet der Heilige im Kerker und wird für ein ungerechtes Bluturteil aufbewahrt, so muss notwendig eine andere Welt sein, wo diese himmelschreiende Ungerechtigkeit vollkommen ausgeglichen wird. Denn ist ein Gott, so muss er gerecht sein. Das Amt der Gerechtigkeit aber ist, die Tugend zu belohnen und die Schuld zu bestrafen. Weil aber Gottes unendliche Weisheit dies nicht immer in dieser Welt tut, leugnen viele Gottlosen seine Gerechtigkeit und dadurch ihn selbst. Oder aber sie sagen, ihre Laster zu beschützen, Gott sei zu erhaben, als dass er um menschliche Dinge sich kümmere.
3. Doch wer den freien Geist erschaffen hat, der ist auch sein Richter. Unendlich ist Gottes Weisheit, "wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!" (Römer 11,33b) Erfahren muss der Pilger die Mühsale der Pilgrimschaft, zu den Wonnen der Heimat zu gelangen. Im Feuer muss das Gold geläutert werden, um so glänzender daraus hervorzugehen. Ersterben muss das Samenkorn, hundertfältige Frucht für den Himmel zu bringen. In Tränen säen muss, wer in Freuden ernten will. Und mehr wird Gott durch die großmütige Aufopferung seiner Märtyrer verherrlicht, als durch alle übrigen Werke seiner Schöpfung. Psalm 19,10b: "Die Urteile des Herrn sind wahr, gerecht sind sie alle."
13. Dezember
Die heilige Odilia, Othilia, Äbtissin von Hohenburg, Elsass,
+ 13.12.720 – Fest: 13. Dezember
Odilia wurde vor dreizehnhundert Jahren im Elsass als die Tochter des alemannischen Herzogs Atich geboren. Die Mutter war recht, aber der Vater war nicht recht, war nur äußerlich ein Christ, innerlich jedoch ein wilder Heide, der die Frauen und Mädchen nicht achtete. Mächtig hatte er sich gefreut, als ihm die Gattin sagte, sie wolle ihm ein Kindlein schenken. Als aber das Kind geboren wurde und der Herzog erfuhr, dass es ein Mädchen und dazu ein blindes, unschönes und hässliches Geschöpf war, geriet er in Zorn, denn einen Sohn wollte er haben und nicht solch einen Wurm von einem Mädchen.
Das Ende vom Lied war, dass der unmenschliche Vater den Befehl gab, dass Kind im Rhein zu ertränken. Doch da legte sich die Mutter ins Mittel und ließ die Kleine heimlich in ein weit entferntes Kloster bringen. Dort wuchs das Mädchen unbekannt in ängstlich gehüteter Verborgenheit heran, unschön und blind, und unverständlicherweise wurde es erst mit fünfzehn Jahren auf den Namen Odilia getauft. Bei der Taufe ereignete sich ein Wunder. Als sich nämlich das Taufwasser über Odilias Haupt ergoss, öffneten sich die Augen dem Licht, so dass die Blinde sehend wurde. Zugleich wich alle körperliche Unehre von dem jungen Menschenkind, und in fast überirdischer Schönheit blühte Odilia auf wie eine Rose im Morgentau.
Unsichtbarerweise wiederholt sich übrigens dieser Vorgang, sooft eine Taufe gespendet wird. Jeder Mensch ist wegen der Erbsünde, mit der er zur Welt kommt, unschön und hässlich vor Gottes Blick, sobald aber das Taufwasser die schwarzen Flecken der Erbschuld fortspült, wird die Seele des Täuflings mit einer unvergleichlichen Schönheit bekleidet, so dass sich darüber sogar die Engel und Heiligen im Himmel freuen.
Weiter berichtet die Legende, dass Odilia später auf das elterliche Schloss Hohenburg im Elsass heimkehrte. Ihr Bruder Hugo verhalf ihr dazu, und weil Hugo es gegen den Willen des Herzogs tat, erschlug der Vater den eigenen Sohn. Weinen möchte man fast, wenn man von solcher Grausamkeit erfährt, und alle Kinder sollen dem lieben Gott herzlich dafür danken, dass er ihnen einen Vater gab, der sich, selbst wenn er zuweilen streng ist und straft, doch vielmals besser aufführt als der wüste Herzog Atich.
Dann sollte Odilia auf des Vaters Befehl einen jungen Mann heiraten, den sie nicht mochte, weil sie sich in lebenslänglicher Jungfräulichkeit dem lieben Heiland versprochen hatte. Um dem heiligen Gelöbnis treu zu bleiben, floh die Prinzessin in der Kleidung einer Magd zur nächtlichen Stunde über den Rhein in den Schwarzwald. Als sie dort, eine Stunde von Freiburg im Breisgau entfernt, am Fuß eines Felsens rastete, erschien auf schnaubendem Ross der rasende Vater, um die Flüchtlinge zu züchtigen und heimzuholen. Da betete Odilia aus Herzensgrund zum Himmel um Hilfe und Schutz, und siehe, der Felsen war weicher als das harte Vaterherz, denn er öffnete sich und nahm die Verfolgte auf und verbarg sie vor dem blindwütigen Herzog Atich. Heute steht an der Stelle, wo das geschah, eine Kapelle, und eine Quelle sprudelt dort, aus der Heilwasser für kranke Augen fließt.
Nach diesem Ereignis öffneten sich endlich auch des Vaters Augen, und der Herzog erkannte, dass Gottes Hand sein Kind schützte und schirmte. Wahrhaft bekehrte sich der wüste Mann und machte aus der Hohenburg ein Kloster, dem Odilia vierzig Jahre lang bis zu ihrem seligen Ende vorstand. In Freude diente sie dem Herrn, und gegenüber den Armen war sie überaus wohltätig bis in unsere Zeit, denn auf dem Hohenberg, der jetzt Odilienberg heißt, fließt heute ebenfalls eine Heilquelle für kranke Augen.
Ottilia und der Pilger
Ein Greis, im Schnee ohnmächtig hingestreckt,
Mit Beulen wie ein Lazarus bedeckt,
Zum Himmel schickt er halb erstorbne Laute.
Das hört Ottilia, die Gottgetraute,
Die jeder Seufzer aus dem Schlafe schreckt.
Sie eilt dahin, wo sie´s im Geist gesehn;
Allein zu spät, schon ist´s um ihn geschehn,
Sie findet nur den Leichnam des Erstarrten.
„Versuch ich´s, ihn zu betten und zu warten,
Vielleicht erhört der Himmel noch mein Flehn.“
Zur Klosterpforte trägt sie ihn im Nu,
Bereitet ihm auf weichen Polstern Ruh,
Auf seine Brust gesenkt, dass er erwarme
Umschlingt sie ihn mit lilienweißem Arme,
Und Leben facht ihr reiner Hauch ihm zu.
Da öffnet er die Augen und erschrickt,
Als er so nah die Holde sich erblickt:
„Hinweg, o schnell von dem unselig Kranken!
Soll ich durch Pest und bös Geschwür dir danken,
Du edle Retterin, die Gott mir schickt?
Wer mich berührt, den fasst der Seuche Graus,
Drum weichen alle Menschen vor mir aus,
Mich duldet niemand unter seinem Dache;
Denn kaum empfand ich Gottes schwere Rache,
So stieß der Knecht mich aus dem eignen Haus.
Und als ich weinend mich zur Kirche schlich,
Der Priester am Altar entsetzte sich,
Und der Gemeinde weigert er den Segen.
Ich musste mich auf eine Bahre legen,
Und eine Messe las man über mich.
Dann auf dem Friedhof ward ich ausgeführt,
Verbrannt die Bahre, die mein Leib berührt,
Und mir geboten, Menschenspur zu meiden.
Seitdem nun schweif ich pfadlos über Haiden
Wo nie des Menschen Stapfe ward verspürt.
Siehst du die Klapper nicht, das graue Kleid,
Des Misselsücht´gen warnendes Geleit,
Dass du es wagtest, Hilfe mir zu reichen?
O soll das Gift dich, Herrliche, beschleichen,
So find ich erst den Gipfel meinem Leid.“
Ottilie schweigt, ein seliges Lächeln schwebt
Ihr um das Auge, das zum Himmel strebt,
Dann küsst sie ihn und weiß von keinem Schrecken.
„Unreines mag das Reine nicht beflecken;
Denn rein verbleibt, wer Gottes Ehren lebt.
Den Menschen war dein Atemzug verhasst;
Denn sie gedachten ihrer Sündenlast,
Und deine Näh war sichtliches Verderben,
Du aber musstest Reinigung erwerben
Und hättest du nur meinen Saum gefasst.
Erhebe dich, du bist gesund und rein,
Nicht reiner kann des Himmels Sonne sein,
Und deine Sünden hat dir Gott vergeben!“
Durchdrungen fühlt er sich von neuem Leben
Und Gottes Dienst gelobt er es zu weihn.
Die heilige Odilia, erste Äbtissin von Hohenburg, Jungfrau, Patronin des Elsasses
Um das Jahr 720
Das Bistum Straßburg verehrt, nach der allerseligste Jungfrau, die heilige Odilia als seine erste Schutzpatronin, und nicht ohne Grund ist sie daselbst immer im gesegnetsten Andenken und in hoher Verehrung geblieben. Sie war die Gründerin des weiblichen Klosterlebens im Elsass, und die Stifterin vortrefflicher Anstalten zum Wohl der leidenden Menschheit, in denen sie mit ihren Klosterfrauen für andere sich auf die wohltätigste Weise nützlich machte, während sie von der Welt geschieden die evangelische Armut übte, ganz jener großen Weisheit der Heiligen gemäß, die von dem Menschen sich trennen, um vor deren Lastern sich zu bewahren, und mit den Menschen in Verbindung stehen, um ihre Gebrechen zu heilen, und in ihrem Elend sie zu unterstützen. Die Heiligkeit der Dienerin Gottes, die schon in ihren Taten so herrlich erglänzte, ward auch sogar bei ihren Lebzeiten, und noch mehr nach ihrem Tod durch häufige Wunder bekräftigt.
Odilia oder Othilia war eine Tochter Adalrichs (den man auch Atticus, Attich und Hettich nennt), Herzogs von Elsass, und kam zur Welt ungefähr um das Jahr 662 zu Oberehenheim, einer etwa fünf Stunden von Straßburg gelegenen ehemaligen freien Reichsstadt, wo der Herzog seinen Wohnsitz hatte. Das Schloß des Atticus ward in der Folge zerstört, und jetzt sind nur noch einige Trümmer desselben zu sehen.
Odiliens Mutter hieß Berswinda (Berwinde, Berchinde, Bruswinde usw.), und war eine Schwestertochter des heiligen Leodegar, und der Bilibilde, Gemahlin des Königs Childerich II; wie Schöpflin in einer handschriftlichen Note nachweißt. Attich, wie le Cointe und Schöpflin dartun, ein Sohn Leuterichs oder Leuthers, Herzogs von Allemanien, der an Siegberts II. Hof die ersten Ämter bekleidete, hatte nebst Odilien noch eine Tochter, Roswinda genannt, und vier Söhne, namens Etto, (Eticho oder Heddo), Adalbert, Hugo und Batacho oder Batticho. Wegen der Verdienste seiner Ahnen und seiner Verwandtschaft mit dem austrasischen König, erhielt er nach des Herzogs Bonifaz Tod von Childerich II. das Herzogtum Elsaß, das nach seinem Tod auf seine Söhne überging.
Der Herzog Attich war, obgleich im Christentum geboren und erzogen, und auf Christentum haltend, von roher Gemütsart, was er durch verschiedene unedle Handlungen, besonders gegen Odilia, und, wie man sagt, gegen seinen Sohn Hugo, auf eine ganz unwürdige Weise an Tag legte. Diese nämlich kam blind zur Welt, was er für sein Haus als entehrend hielt, und darum seine eigene Tochter nicht einmal in seinem Schloss dulden wollte. Einige Schriftsteller wollten sogar behaupten, der grausame Vater habe den Befehl gegeben, das schuldlose Kind zu ermorden, gleich den Spartanern, welche in unmenschlicher Gefühllosigkeit die mit Gebrechen zur Welt geborenen Kinder dem Tode weihten.
Die fromme Berswinda, voll Angst und Besorgnis, und wohl einsehend, dass ihres Gemahls unmenschliche Gesinnungen nicht zu besiegen wären, dass vielmehr jede Bemühung seine Leidenschaftlichkeit nur desto höher steigern würde, entfernte im Stillen ihr Kind durch eine treue Dienerin, welche dasselbe nach Scherweiler bei Schlettstadt brachte, wo sie ein ganzes Jahr mit ihm verblieb. Da aber mittlerweile die ganz außergewöhnliche Sorgfalt, mit welcher sie des Kindes pflegte, Aufsehen erregte, und die Mutter hiervon Nachricht erhielt, schickte sie es einer Verwandten oder Freundin, welche Äbtissin zu Palme, später Baume-les-Nones an dem Doubs, sechs Stunden von Besancon, war.
In Betreff des Ortes, wo Odilia die heilige Taufe empfangen, so wie auch hinsichtlich der Person, die ihr dieselbe erteilt, sind die Geschichtsschreiber nicht einig. Die einen sagen, sie sei in ihrem zwölften Monat zu Moyen-Moutier oder in einer Kapelle bei Stibach oder Etival getauft worden; andere behaupten etwas später zu Regensburg; wieder andere meinen, sie habe in der Abtei Baume am Doubs nach ihrem zwölften Jahr von dem heiligen Erhard, Bischof von Regensburg, die heilige Taufe empfangen. Diese Meinung aber, dass sie der heilige Eberhard, angeblich Bischof von Regensburg, getauft habe, zerfällt schon deshalb, weil der bischöfliche Stuhl dieser Stadt erst ein Jahrhundert später errichtet worden ist. Der Pater le Cointe glaubt, sie sei getauft worden im Elsass. Allein die meisten Denkmale stimmen für die Abtei Baume, und für den heiligen Eberhard oder Erhard, Abt von Ebersheimmünster an der Ill, eine deutsche Meile unterhalb Schlettstadt. Eberhard von Ebersheimmünster mochte wohl ein Regionar-Bischof gewesen sein, und das Evangelium zu Regensburg gepredigt haben. Auch kann man ganz gut annehmen, dass der heilige Hidulph, früher Bischof von Trier, dann Abt von Moyen-Moutier, als Taufpate gegenwärtig gewesen, denn er genoss einer hohen Achtung in dem Hause des Herzogs, der seiner Abtei auch das Landgut von Feldkirch schenkte, welches bis in die letzte Zeit diesem Gotteshaus zugehörte.
Obgleich indes die Angaben in obiger Beziehung nicht zur geschichtlichen Gewissheit gesteigert werden können, so wissen wir doch zuverlässig, dass Odilia in der Taufe mit der Erleuchtung der Seele, auch zugleich das Augenlicht erhalten hat; dass aber der Herzog, ihr Vater, ungeachtet demselben die frohe Botschaft dieser wunderbaren Begebenheit überbracht worden, seine Tochter dennoch von sich entfernt wissen wollte.
In dem Kloster Baume, wo alle Tugenden geübt wurden, nahm indes die Heilige zu an Gnade und Weisheit. Mit schnellen Schritten eilte sie auf dem Weg der Vollkommenheit voran, und die Widerwärtigkeiten, die ihr jeweilig zustießen, befeuerten nur noch wundersamer ihren Eifer, und begründeten sie unerschütterlich in der christlichen Geduld und Sanftmut. Sie fühlte sich zwar nicht gedrungen, unter die Zahl der Klosterfrauen sich aufnehmen zu lassen, wie das Brevier von Besancon fälschlich angibt, dennoch aber befolgte sie mit großem Eifer die Ordensregel, und konnte sogar in diesem Betreff den Klosterfrauen zum Muster aufgestellt werden. In ihr war vorzüglich jenes Licht des Glaubens aufgegangen, das in allem Gottes Fügung und den Zweck der Tugend zeigt; in ihr flammte jenes Feuer des himmlischen Sinnes und der Nächstenliebe, das zu Gebet und Betrachtung begeistert, und zum Wohltun und zur Aufopferung für die Menschen. Keine Not blieb ihr unbekannt, und kein Bedrängter schied von ihr ohne Trost und Labung. Alles, was ihr zu Gebote stand, goss sie mit fröhlicher Mildherzigkeit in den Schoß der Armen, und verdoppelte dadurch ihre Werke der Barmherzigkeit, dass sie ihnen zugleich Frömmigkeit und Gottesfurcht einzuflößen sich bestrebte. – Ihre Amme ehrte sie mit kindlicher Liebe wie eine Mutter. Durch ihre Vermittlung ward auch dieselbe in das Kloster Baume aufgenommen; und in ihrer letzten Krankheit wich Odilia nie von ihrer Seite. Nach ihrem Hinscheiden bestattete sogar die Heilige mit eigener Hand ihren Leichnam.
Diese allumfassende, aber gegen Angehörige ganz besonders zärtliche Liebe drängte sie auch unaufhörlich, sich mit demjenigen auszusöhnen, dem sie ihr Leben verdankte, obgleich er sie nie als Kind behandelt hatte. Ohne Zweifel stand sie ununterbrochen in Verbindung mit ihrer gottseligen Mutter, die ihr auch die vielen Almosenspenden mochte gegeben haben, welche sie in den Schoß der Armen goss. Sie begann nun auch einen Briefwechsel mit einem ihrer Brüder, den einige Schriftsteller, jedoch ohne Gewährschaft, Hugo nennen, und der einen überaus milden und friedfertigen Sinn hatte. Als sie dessen Zutrauen sich erworben, eröffnete sie ihm ihr glühendes Verlangen, ihren Vater wieder zu sehen, seine Abneigung gegen sie zu besiegen, und ihn, sei es auch mit der schwersten Demütigung, zu bewegen, dass er seine Härte ablegen, und sein Herz den sanften Eindrücken der Vaterliebe und zugleich durch diese den höher begeisternden Gesinnungen des Glaubens öffnen möchte. Der wohlmeinende Bruder versuchte beim hartherzigen Grafen alle Mittel, dessen Gemüt zu sänftigen und ihn zu bewegen, seine Tochter aus ihrer Verbannung endlich zurück zu rufen. Atticus aber blieb verhärtet, und erwiderte nichts, als dass er seine Ursache habe, auf seiner Weigerung zu beharren. So hat besonders Hartherzigkeit und Grausamkeit, wie jedes andere Laster, wenn der Mensch einmal aus den Schranken der Menschlichkeit, und also damit ganz aus den Schranken des Christentums getreten ist, seine eigene Verstockung, die keine Selbstrechtfertigung kennt, oder nur Verstocktheit zur Rechtfertigung hat. Der junge Edelmann, dem die Versöhnung zwischen Vater und Schwester sehr am Herzen lag, und der dabei die Überzeugung hegte, dass die Gegenwart der heiligen Odilia, die er als eine tugendhafte, sanfte und liebenswürdige Schwester kannte, mehr vermöchte, als seine zudringlichsten Reden, lud dieselbe nach Hohenburg, und gab ihr das Versprechen, er wolle alle nötigen Einleitungen hierzu treffen.
Schon bestieg sie mit ihrem Gefolge den Berg, als der Herzog den Zug erblickte. Da er sogleich von seinen Söhnen hierüber Aufschluss begehrte, erwiderte ihm der genannte Hugo, Odilia komme, und er selbst habe sie in die Burg eingeladen, hoffend, er werde sie als ein guter Vater in Gnaden aufnehmen. Bei diesen Worten geriet der Graf in solche Wut, dass er seinem Sohn einen tödlichen Streich versetzte. Einige sagen, er sei nur schwer verwundet worden; andere behaupten, er sei tot zur Erde gestürzt. Die erste Vorgabe wäre erwiesen, wenn man dartun könnte, dass jener Sohn wirklich Hugo geheißen, von dem der gleichzeitige Verfasser der Lebensgeschichte Odiliens sagt, er sei vor seinen Eltern gestorben. Die zweite Behauptung macht indessen das Stillschweigen des gedachten Schriftstellers unwahrscheinlich, weil er gewiss nicht ermangelt hätte, dem Vater diese Grausamkeit vorzuwerfen, wofern der Tod des Sohnes wirklich sogleich erfolgt wäre.
Indessen ward das Gemüt des Herzogs erweicht, und er verabscheute selbst den Gräuel, zu welchem er sich in seinem Zorn hatte hinreißen lassen. Gestraft durch seine eigene Tat, wie dies überall die Leidenschaft tut, obgleich diese Strafe nicht immer Besserung zur Folge hat, gab er sich den Gefühlen der Natur und der Religion zurück. Odilia, welche indes den Berg erstiegen, wirft sich in Tränen zerfließend zu den Füßen ihres Vaters, der sie mit inniger Zärtlichkeit aufrichtet, in seine Arme schließt, und ihr mit der unglücklich beglückten Mutter Berswinda und der ganzen Familie den Kuss des Friedens und der Liebe gibt.
Atticus wollte nun, wie es heißt, die Heilige mit einem Edelmann vermählen; doch sie hatte eine höhere Absicht: nämlich, dem Herrn sich zu weihen, und dieser trat auch der Vater, er, der vorhin nur seinen Willen kannte und seiner Leidenschaft folgte, willig bei.
Odilia übte von nun an einen großen Einfluss auf das Herz ihres Vaters; sie erteilte ihm heilsamen Rat sowohl in Betreff seines Seelenheils, als hinsichtlich der Verwaltung des Herzogtums Elsass, deren Bewohner sie durch Mitwirkung des Herzogs zu eifrigen Christen gebildet zu sehen, den sehnlichsten Wunsch hegte. Zu diesem Zweck gedachte sie eine fromme Genossenschaft gottseliger Jungfrauen zu gründen, die ihre eigene Heiligung wirkend, zugleich durch ununterbrochene Aufopferung und Dienstwilligkeit gegen andere, den Menschen nahe und fern nützlich werden sollte.
Attich gab daher unserer Heiligen um das Jahr 680 das Schloss Hohenburg mit allen seinen Einkünften und Gütern, wo sie auf dem Gipfel des Berges, der beinahe das ganze Elsass beherrscht, ein Jungfrauenstift begründete, das in kurzer Zeit von heilsbegierigen Seelen, die sich durch den Tugendglanz der heiligen Odilia angezogen fühlten, bevölkert wurde. Mannsklöster gab es zwar damals schon einige im Elsass; unserer Heiligen aber war es vorbehalten, das erste für Frauen zu stiften. Das Opfer, das der Herzog zu diesem Zweck brachte, war außerordentlich. Denn wegen seiner vorteilhaften Lage, der Festigkeit seiner Mauern und der Stellung seiner Türme war Hohenburg jeder Zeit ein unübersteigbarer Wall gegen feindliche Anfälle, so wie dasselbe nun durch die Frömmigkeit der jungfräulichen Seelen, die es eingenommen, eine feste Burg gegen die Andränge der Welt und ihrer Laster wurde. Hohenburg heißt von jenen Zeiten an Odilienberg.
Zehn Jahre gingen mit der Aufführung des Klostergebäudes dahin, ohne dass dasselbe noch zur gänzlichen Vollendung gebracht worden, so umfassend war der Plan, nach dem es eingerichtet werden sollte. Indes hatten sich schon bei hundertdreißig Töchter von vornehmer Geburt zur Genossenschaft aufnehmen lassen; und wie eine liebende Mutter versammelte sie Odilia in ihrer Einsamkeit und leuchtete ihnen als ein vollendetes Muster der klösterlichen Heiligkeit vor. Ihr Eifer dachte im Augenblick an keine Regel und an keine Frage, was sie zu tun hätten; sie strebten nach Vollkommenheit und schauten bloß auf ihre geistliche Führerin, um als gelehrige Kinder in ihre Fußstapfen zu treten. Ihr stilles, abgezogenes, dem Gebet geweihtes Leben vereinigte sie allzeit inniger mit Gott und die Handarbeit, mit dem Psalmengesang wechselnd, schützte vor Einförmigkeit und beugte der Gefahr des Ermüdens und Überdrusses vor. Für ihren Unterhalt sorgte der Herzog, wie auch für einige Priester, welche die Bestimmung hatten, auf dem Berg den Gottesdienst zu besorgen. Es sollen deren vierzehn gewesen sein. Indessen sah Odilia wohl ein, dass, um der Genossenschaft einen dauernden Beistand zu geben, durch eine bestimmte Regel sowohl dem Wankelmut als dem übertriebenen Eifer vorgebeugt werden müsse, und benützte deshalb die glückliche Stimmung ihrer Mitschwestern, die in dem ersten Eifer der Nachahmung keiner Regel bedurften, im Einverständnis mit ihnen für das Kloster gewisse Satzungen zu bestimmen. Sie berief sie demnach zusammen, und nach einmütiger Anrufung des Heiligen Geistes wählten sie sich miteinander eine Regel, nach welcher sie forthin ihre Lebensweise einzurichten gedachten. Alle Chroniken des Benediktiner-Ordens behaupten, sie hätten die Regel des Patriarchen der abendländischen Mönche angenommen; und sogar der gelehrte Mabillon, durch die Vorliebe für seinen Orden vielleicht bestochen, spricht sich für diese Meinung aus, indem er vorgibt, um die Beweise seiner Gegner mit einem Mal niederzuschlagen, der Name Canonica oder Chorfrau sei erst am Ende des 8. Jahrhunderts aufgekommen. Allein Laguille, Hugo von Stibach, Albrecht und Grandivier haben ihn bündig widerlegt.
Odilia eröffnete die Versammlung mit folgenden Worten an ihre Klostergenossinnen: „Ich weiß, meine teuersten Schwestern, dass wir für Jesus nicht zu viel tun können, und dass die größten Abtötungen die Anbeter der gekreuzigten Gottmenschen nicht abschrecken sollen. Allein lasst uns den Vorwürfen unserer Nachkommen vorbeugen; die Lage unseres Hauses erfordert eine Arbeit, der sie nicht gewachsen wären; nicht einmal können wir ohne große Mühe unser weniges Wasser bekommen. Beschränken wir eine Strenge, die den Körper ertöten würde, ohne die Seele zu trösten, nimmermehr unterlassen wir aber solche Übungen, welche das Herz läutern und heiligen. Das kanonische Leben scheint demnach unserer jetzigen Lage am angemessensten zu sein.“ Alle stimmten der Meinung ihrer heiligen Vorsteherin bei, und unterwarfen sich einer bestimmten Lebensregel. Humbert, Abt von Moyen-Moutier, welcher 1044 die Lebensgeschichte der heiligen Odilia in Versen schrieb, behauptet, sie habe ihren Mitschwestern eine Sammlung von Satzungen gegeben, die sie aus den Regeln des heiligen Augustinus, des heiligen Benedikt und des heiligen Columban gezogen. Wahrscheinlich haben die Stiftsdamen von St. Stephan in Straßburg und jene von Eschau auch die Regel von Hohenburg angenommen; denn kurz darauf wurden die ersten vom Herzog Adalbert, Odiliens Bruder, die andern von dem Straßburger Bischof Remigius, ihrem Neffen gestiftet, und die zwei ersten Äbtissinnen derselben, Nichten unserer Heiligen, hatten zu Hohenburg ihre Bildung erhalten.
Wenn diese sogenannten Stiftsdamen die kanonische Regel beobachteten, so ist dieses nicht so zu verstehen, als wären sie weltliche Chorfrauen gewesen, wie später die Stiftsdamen von Remiremont in Lothringen, und jene von Andlau, welche die heilige Kaiserin Richardis als ihre Stifterin verehrten. Sie waren wirkliche Klosterfrauen, die, allem Irdischen entsagend, unter einer Äbtissin eine Genossenschaft bildeten. Man nannte sie nur darum Chorfrauen, um sie von den Nonnen zu unterscheiden, welche sich zu der Regel des heiligen Benediktus bekannten. Die Lebensweise jener war nicht so streng wie dieser, indes hießen beide Monialen oder Sanctimonialen, und ihre Häuser nannte man Klöster oder Konvente. Odilia glaubte jedoch von ihrer Seite mehr schuldig zu sein, als sie von ihren Mitschwestern zu verlangen berechtigt wäre. Sobald sie daher ihre Gemeinde gegründet hatte, ergab sie sich allen Werken der Abtötung. Ihre Nahrung bestand in etwas Gerstenbrot und einigen Gemüsen; sie trank nur Wasser, ausgenommen an Festtagen; die Nacht brachte sie im Gebet zu, bis der Schlaf sie zur Ruhe nötigte; ihre Lagerstätte bestand aus einer Bärenhaut und einem harten Stein.
Der Eifer der heiligen Äbtissin wuchs mit jedem Tag. Ihre heilige Gesinnung war fruchtbar an heiligen Taten; und diese selbst streuten wieder hundertfältig segenbringenden Samen in ihr Herz und befeuerten aufs Neue ihre großmütige wohltätige Liebe. In wenigen Menschen erschien die Heiligkeit liebenswürdiger als in Odilia. Ihre Andacht war nicht beschränkt in der Stunde des Gebets und in die Stimmung und den frommen Genuss des Gemüts; sie verstand vollkommen ein arbeitsames Leben mit der Süße der Beschaulichkeit zu vereinen. Und wenn sie die Mängel und Seelenkrankheiten anderer unverwandt ins Auge fasste, um in Liebe dieselben zu heilen, so entgingen keineswegs ihrem Blick die körperlichen Leiden der Armut und der Verlassenheit. Da Hohenburg sehr mühsam zu besteigen war, besonders für die Armen und Kranken, so ließ sie am Fuß des Berges gegen Mittag hin, wo man die St. Nikolauskapelle sieht, ein Spital erbauen, um alle Gebrechlichen und Notleidenden darin aufzunehmen. Ob diese Stiftung vor oder nach dem Tod Berswindas, die im Jahr 690 starb, geschehen sei, kann nicht genau bestimmt werden: wäre es ausgemacht, dass ihre Güter, welche sie im Flecken Bersch besessen, durch sie selbst an dieses Pflegehaus übergegangen, dann wäre freilich dieser Zweifel gehoben. Allein wir möchten diese Stiftung mit mehr Grund einige Jahre nach dem Tod dieser Gräfin annehmen.
Wir erinnerten eben, dass die hohe Lage des Klosters den Zutritt desselben höchst beschwerlich machte: dessen ungeachtet besuchte Odilia jeden Tag die Armen und Kranken des Hospitals zum hl. Nikolaus, und spendete ihnen häufige Almosen.
Die Heilige, die, wie wir schon erzählten, den Herzog, ihren Vater, zu milden und christlichen Gesinnungen gebracht, und gleichsam sein ganzes Gemüt umgewandelt hatte, bewog ihn auch noch in seinem Alter, dass er sogar seine Wohnung neben dem neuen Kloster nahm, um da seine Tage in Buße und Gottergebenheit zu beschließen. Die fromme Mutter begleitete ihn dahin, und beide dienten dem Herrn in einmütiger Liebe. Der Herzog ward vor seinem Ende mit einer schmerzlichen Krankheit heimgesucht, in welcher ihm seine heilige Tochter stets zur Seite blieb, um ihn mit kindlicher Sorgfalt zu verpflegen, zu trösten und zu stärken. Nach seinem Hintritt (am 20. Februar 690) ergoss sie sich mehrere Tage nacheinander in glühende Gebete für die Ruhe seiner Seele, beobachtete strengeres Fasten und übte noch sonstige Bußwerke; und endlich am fünften Tag soll Gott ihr und einigen Klosterfrauen geoffenbart haben, dass seine Seele in den Himmel aufgenommen worden.
Berswinda, welche, von gleichem Eifer entflammt, mit ihrem Gemahl den Bußweg betreten, folgte ihm auch bald in die Ewigkeit. Neun Tage nach dessen Bestattung, da sie eben in der Kapelle des heiligen Täufers Johannes im Gebet versunken war, starb sie eines plötzlichen Todes. Odilia setzte ihren Leichnam unter seinem Grabmal bei, das sie in der Muttergottes-Kapelle errichten lassen, und wo die Gläubigen in der Folge zur Verehrung hinströmten, bis beide im Jahr 1617 in die Engelskapelle übertragen worden. Bei der Bestattung waren auch des Grafen zwei Söhne Etto oder Eticho und Adelbert gegenwärtig, welche besonders reichliche Almosen bei dieser Gelegenheit spenden ließen. Man sieht dermalen noch auf dem St. Odilien-Berg Attichs Grabmal mit einigen von seinen und seiner Gemahlin Berswinda Gebeinen; die meisten sind jedoch in die Abtei Ebersheimmünster gebracht worden.
Vor seinem Tod hatte der Herzog seine Besitzungen unter seine Söhne verteilt. Etto, den einige als den jüngsten Sohn angeben, behielt das Herzogtum Breisgau und die Grafschaft Argau; Adelbert, den man für den ältesten Sohn hält, das Herzogtum Elsass nebst Sundgau, Schwaben und der Schweiz; Hugo erhielt mehrere Ländereien mit dem Titel: Graf von Elsass; Battacho fiel das Willer- oder Weylertal nebst dem Gut Limburg zu.
Wenn Odilia das Institut für Chorfrauen der eigentlichen Nonnen-Regel vorzog, so geschah dies mitunter wohl in der Absicht, um mit ihrer Familie beständig in Verbindung zu bleiben, und so auf die Heiligung derselben tätig einwirken zu können. Und wirklich hat dieses Haus eine Menge Stiftungen als Denkmale seiner Frömmigkeit zurückgelassen, die bis zum Ausbruch der französischen Staatsumwälzung den Unglücklichen einen Zufluchtsort, den Künsten und Wissenschaften eine Freistätte darboten, und zur Förderung der Wohlfahrt in der ganzen Provinz nicht wenig beitrugen.
Da die zwei von dem Herzog Attich vor der Rückkehr Odiliens errichteten Kapelle die Klosterfrauen und die Menge herbeiströmenden Volkes nicht mehr fassen konnten, baute die fromme Äbtissin eine neue und viel größere Kirche, die unter der Anrufung der allerseligsten Jungfrau eingeweiht wurde. Diese Kirche scheint noch zu den Lebzeiten Attichs begonnen worden zu sein, weil er die Kosten des Baues getragen haben soll. Um mit desto größerer Geistessammlung beten zu können, ließ sie neben der Hauptkirche noch ein Bethaus errichten, das sie Muttergottes-Kapelle nannte. Neben diesem Bethause erbaute sie dann noch die sogenannte Kreuzkapelle, worin sonst der alte steinerne Sarg sich befand, der die Überbleibsel der Gebeine des Atticus und der Herzogin Berswinda verwahrt, und der erst im Jahr 1753 aus der Engels- oder hangenden Kapelle dahin gebracht worden. Aus Dankbarkeit für das in der heiligen Taufe erlangte Augenlicht errichtete sie noch eine Dritte zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers, die in der Folge St. Odilienkapelle genannt wurde, weil man in derselben die heilige Äbtissin beigesetzt, und ihre Gebeine daselbst der Verehrung der Gläubigen ausstellte. Im Klostergarten stand eine vierte Kapelle, in welche man durch die Klostermauer ging. Da war es, auf dem Felsenboden vor dem Altar, wo die heilige Odilia unter anhaltendem Gebet für ihren Vater häufig Zähren vergoss, weshalb dieselbe auch den Namen Zährenkapelle führte. Es ruhte darin der Leichnam der heiligen Eugenia. Endlich sah man noch eine andere, von welcher wir oben schon geredet haben, Engelskapelle genannt, weil sie der Verehrung der himmlischen Geister gewidmet war, oder hangende Kapelle, weil sie am äußersten Rand eines Felsen lag, der zum Teil unterhöhlt war, zum Teil eine senkrechte Wand bildete.
Diese verschiedenen Kapellen waren eben so viele Stationen, worin die frommen Gefährtinnen unserer Heiligen ihrer Andacht in einsamer Stille pflegten. Gegen Morgen pflanzte Odilia zu Ehren der drei göttlichen Personen drei Linden, welche zugleich das Kloster gegen die heftigen Winde schützten. Beim Brand im Jahr 1681 zerfielen zwei davon in Asche, die dritte stand noch im Jahr 1698.
Wir haben bereits erinnert, dass Odilia am Fuß des Berges ein Armen- und Krankenhaus errichtet, und dass sie täglich die Armen und Kranken in demselben besuchte. Ein so rührendes Beispiel der großmütigsten Nächstenliebe machte tiefen Eindruck auf ihre Mitschwestern, die, um gleichfalls an diesem edlen Wer teilzuhaben, und für den Fortbestand des Hauses zu sorgen, ihre Äbtissin baten, neben dem Spital ein neues Kloster zu bauen, weil zu gewissen Zeiten des Winters das Ab- und Aufsteigen unmöglich werden könnte, um von dort aus die Kranken Tag und Nacht verpflegen zu können. Der Antrag wurde genehmigt, und um das Jahr 700 waren die neuen Gebäude nebst einer Kirche schon aufgeführt. Diese neue Anstalt wurde Niedermünster genannt und blieb unter der Aufsicht der heiligen Odilia.
Der Herr, welcher gerechte Seelen oft hier schon verherrlicht, bewies mehr als einmal, wie sehr ihm die erbarmende und großmütige Liebe seiner Dienerin gefiel. Eines Tages lag an der Klosterpforte ein Aussätziger, der jammernd ein Almosen begehrte. Die Heilige bereitete sogleich einiges Labsal und wollte selber den Armen damit bedienen, als ihr im Nähertreten aus dieser lebendigen Leiche ein unausstehlicher Gestank entgegen kam; sie entsetzte sich anfänglich, doch sogleich über die menschliche Natur sich erhebend, umarmte sie mit inniger Zärtlichkeit den Unglücklichen, reichte ihm das Essen, und flehte zu Gott, er wolle ihm Geduld verleihen, oder die Gesundheit wieder geben. Ihr Gebet ward sogleich erhört, indem der Aussätzige plötzlich von seinem Übel genas.
Spätere Geschichtsschreiber erzählen, dass sie ein anderes Mal, da sie aus dem Spital in das obere Kloster hinaufstieg, einem vor Durst bis zum Tod entkräfteten Kranken begegnet ist. Wegen ihres hohen Alters und ihrer Gebrechlichkeiten war es ihr aber unmöglich, schleunige Hilfe zu schaffen. Da betete sie zu Gott, mit der ganzen Kraft ihres Flehens, und ward erhört; aus einem Felsen sprudelte ein Wasserquell hervor, an dem der Kranke sich labend auf der Stelle genas. An diese fromme Begebenheit erinnert immer noch der Odilienbrunnen, eine Quelle, welche eine Viertelstunde unterhalb dem Kloster an dem langen schmalen Wolfstaler Hügel aus dem unterhöhlten Felsen strömt, und unter einem steinernen Kreuz durch eine Rinne in einem Sarg fließt, aus welchem das Wasser den Berg hinab gen Niedermünster läuft.
Dem Kloster war es verboten, einen Armen oder Kranken abzuweisen. Da nun eines Tages eine ungewöhnliche Menge sich einfand, wurde der Weinvorrat erschöpft; man meldete dies der Äbtissin, die erwiderte, der Himmel habe schon dafür gesorgt; und wirklich, berichtet man, waren alle Gefäße wieder mit Wein gefüllt.
Die vollendete Tugend der heiligen Odilia hatte sie schon längst für den Himmel reif gemacht, und ihr hohes Alter ließ auf ihren baldigen Hintritt schließen. Sie selber hatte von ihrem nahen Tod eine geheime Ahnung, und offenbarte dies in der St. Johannes-Kapelle ihren versammelten Schwestern. Nebst der heiligen Eugenia und Gundelinde, war auch die heilige Attala, ehehin Chorfrau zu Hohenburg, und damals Äbtissin von St. Stephan in Straßburg, alle drei Nichten unserer Heiligen, bei dieser Voraussagung gegenwärtig. Nachdem sie den Schwestern ihren baldigen Tod bekannt gemacht, ermahnte sie dieselben, in keiner Weise von ihrem bisherigen Eifer abzuweichen. Sie stellte ihnen das Vergängliche und Eitle dieses Lebens und die Kürze der Prüfungen vor, auf welche eine ewige Belohnung folgt, und ermahnte sie endlich auch zur Liebe Gottes und zum Gebet für ihre Verwandten. Darauf ließ sie dieselben in die Muttergottes-Kapelle ziehen, um da ein seliges Ende für sie zu erflehen. Während dies geschah, lag die Heilige in Verzückung; dann empfing sie die heilige Wegzehrung, sagte ihren Schwestern das letzte Lebewohl und entschlief selig im Herrn den 13. Dezember, am Tag der heiligen Lucia. Ihr Todesjahr weiß man nicht genau. Gemeinhin gibt man das Jahr 720 an; jeden Falles starb sie vor dem Jahr 722, wo Eugenia schon als Äbtissin erscheint. Ihre sterbliche Hülle ward in der Kapelle des heiligen Johannes des Täufers beigesetzt; und an ihrem Grab sind zu allen Zeiten viele Wunder geschehen, aus welcher Ursache sie auch öffentlich verehrt wird.
Im Jahr 1354 kam der Kaiser Carl IV. nach Hohenburg, um den Leichnam der Heiligen zu sehen. Der Bischof von Straßburg und der Bischof von Olmütz, eröffneten daher den Sarg, aus welchem der Kaiser den vorderen Teil des rechten Armbeins erhielt, den er dem Dom zu Prag verehrte. (Die Verehrung der Reliquien von Heiligen ist biblisch begründet: Reliquien sind, übersetzt man das Wort aus dem Lateinischen ins Deutsche, nach christlicher Deutung „Überbleibsel“ aus dem irdischen Leben einer heiligmäßigen Person – sei es ihr Leichnam, Teile ihres Körpers oder Dinge, die mit ihr in Berührung getreten sind. Schon den Schriften der Bibel sind Ansätze der Reliquienverehrung zu entnehmen. So nahm Moses beim Auszug aus Ägypten die Gebeine Josephs mit, Exodus 13,19; durch die Berührung der Gebeine Elischas wurde ein Toter wieder lebendig, 2 Könige 13,21. Im Neuen Testaments heißt es zu den Wundern des heiligen Paulus: „Sogar seine Schweiß- und Taschentücher nahm man ihm vom Körper weg und legte sie den Kranken auf; da wichen die Krankheiten und die bösen Geister fuhren aus“, Apostelgeschichte 19,12. Für die katholische Kirche ist der Reliquienkult erlaubt und nützlich. Das Konzil von Trient, 1545-1563, betont, dass die Leiber der Heiligen lebendige Glieder Christi und Tempel des Heiligen Geistes waren, dass sie einst wieder auferweckt und verherrlicht werden und dass Gott durch sie den Menschen viele Wohltaten spendet.)
Die heilige Odilia war sehr unterrichtet, und vorzüglich bewandert in der Heiligen Schrift und in der Kirchengeschichte. Ihre Reden, wie auch ihr Testament zeugen von einer erleuchteten Frömmigkeit und einer seltenen Gewandtheit in der Führung der Seelen wie in der äußeren Leitung ihrer Genossenschaft. Einen ihrer Vorträge über das einsame Leben findet man bei Ruyr. Ihr echtes Testament, verfasst um das Jahr 708, das man mit einem Unterschobenen nicht verwechseln wolle, steht bei Grandidier. Ach trieb Odilia das Studium der lateinischen Sprache, welches sich auf ihre nachfolgenden Schwestern vererbte.
Nach dem Ableben der heiligen Odilia, welche die sämtlichen Einkünfte der beiden Stiftungen zu Hohenburg und Niedermünster verteilt hatte, mit Ausnahme des Hofes Oberehnheim, der ihnen gemeinschaftlich blieb und als Band der Einheit dienen sollte, versammelten sich die Chorfrauen beider Klöster, um für jedes eine eigene Äbtissin zu wählen und zu ernennen. Die einstimmige Wahl fiel auf Eugenia und Gundelinde, zwei Nichten Odiliens, und Töchter des elsässischen Herzogs Adelbert und seiner Gemahlin Gerlinde, Eugenia für Hohenburg, Gundelinde für Niedermünster. Eugenia starb am 16. September um das Jahr 735, und wurde lange Zeit öffentlich verehrt. Ihre Gebeine wurden bis in das Jahr 1622 aufbewahrt, wo die Schweden unter Mansfelds Anführung ihren Sarg zerschlugen. Einige ihrer Reliquien befinden sich noch zu Oberehnheim und zu Wilgotheim.
Ju jeder Zeit wurden häufige Wallfahrten zum Grab der heiligen Odilia unternommen, an dem eine unzählige Menge Wunder auf ihre Fürbitte geschehen sind, besonders an Augenkranken. Der Odilienberg, wo sich die Gebeine der Heiligen unversehrt erhalten haben, wird dermalen noch sehr besucht aus der Nähe und Ferne. Seit der französischen Revolution war gewöhnlich ein Geistlicher daselbst, der die Wallfahrtskirche bediente.
Die Verehrung der heiligen Odilia schreibt sich beinahe von ihrem Todesjahr her; der gleichzeitige Verfasser ihrer Lebensgeschichte nennt sie durchgehend glückselig. Das alte Martyrologium vom Ende des 8. Jahrhunderts, so wie das von Beda setzen ihren Todestag unter die Feiertage, die dortmals in der Straßburger Diözese begangen wurden. Ihren Namen ließt man auch in einem Kalender, der vor einem Vesperbuch des 9. Jahrhunderts steht. Dieses Buch gebrauchte die Königin Hemma, Gemahlin Lothars, und wurde ehehin zu Reims in der Bibliothek von St. Remigius aufbewahrt. Ihre Verehrung wurde durch viele Wunder, so wie durch verschiedene päpstliche Bullen bestätigt. Der Name der heiligen Odilia steht bei Ado und Molan, wie auch im römischen Martyrologium unter dem 13. Dezember.
Der heilige Abt Jodokus, Judok,
Prinz und Mönch von Ponthieu, Frankreich,
+ 13.12.668 – Fest: 13. Dezember
Zur Zeit des Königs Dagobert in Frankreich kam Rodichael, König der Britanen oder Engländer nach Frankreich, um Friedensunterhandlungen mit ihm zu treffen. Danach ging er zum heiligen Audoen, damals noch am Hof des Königs, und speiste mit ihm, um den Diener Gottes von himmlischen Dingen reden zu hören. Darauf kehrte er nach Hause zurück, rief seinen jüngeren Bruder Jodok zu sich, eröffnete ihm sein Vorhaben, das Reich ihm zu überlassen und einzig und allein das Himmelreich zu suchen. Jodok verlangte acht Tage Bedenkzeit. Sein Sinn ging ebenso auf himmlische Dinge, der Antrag des Bruders war ihm daher nicht willkommen, und er wusste nicht wie er ausweichen konnte. Da ging er ins Kloster Lamailon, in dem er die erste Bildung genossen hatte, und überlegte betend, was zu tun sei. Während dieser Tage kehrten Pilger beim Kloster ein, die sagten, dass sie nach Rom wallfahren wollten. Jodok schloss sich an diese Pilger an, ging heimlich weg, und kam mit diesen nach Paris. Unschlüssig, ob er die Pilger weiter begleiten soll, betete er abermals und entschloss sich schließlich für ein ganz verborgenes Leben. In dieser Absicht bestieg er das Pontinische Gebirge, damals der Aufenthaltsort von vielem Wild und allerlei anderen Tieren, und entschloss sich jenseits Alteja-Flusses zu wohnen. Ihm begegnete aber durch Gottes Fügung der Herzog des Landes Haymon, redete ihm zu in sein Haus zu kommen, er möge bei ihm Gott dienen. Jodok folgt dem Herzog, widmete sich der Heilswissenschaft, wird Priester, bedient als solcher seinen Herrn sieben Jahre lang und hebt dessen Sohn aus der Taufe, dem er den Namen Ursinus gab. Der Herzog gewann ihn sehr lieb und wert wegen seiner frommen Sitten. Jodok konnte das Verlangen nach der Einsamkeit nicht mehr unterdrücken und begab sich zu einem einsamen Ort, Brahik genannt, der ringsum mit Wasser umgeben war. Da baute er ein Kirchlein und eine kleine Hütte, diente Gott Tag und Nacht, und, weil der Einsiedler so wenig menschlichen Umgang hatte, so fügte es Gott, dass Fische und Vögel gar freundlich mit ihm umgingen. Da trug es sich zu, dass seine Mildherzigkeit auf die Probe gestellt wurde. Es kam ein Bettler (Christus in Gestalt eines Bettlers) und begehrte etwas zu essen. Es war aber nur ein einziges Brot vorrätig. Der Bruder Wulmar kam und sagte es. Jodok verschnitt das Brot in vier Teile, und befahl einen Teil dem Bettler zu geben. Dies geschah. In immer dürftigerer Gestalt kam der zweite und dritte Bettler und begehrte des Brotes, und so wurde das zweite und dritte Stück den Armen gegeben. Schließlich kam ein Bettler in gar armer, hungriger Gestalt und begehrte Brot. Wulmar kam ganz ungeduldig und sprach: „Wenn du auch das vierte Stück weggibst, was bleibt uns übrig?“ „Gib, Bruder, auch das vierte Stück, der Herr wird schon für uns sorgen.“ Und nicht lange ging es, es standen vier Schifflein vor dem Ort mit Nahrung beladen. Niemand wusste woher die Schifflein kamen. Und niemand wusste wohin. Darauf machte Gott seinen Diener durch viele Gebetserhörungen bekannt. Er zog nach achtjährigem Aufenthalt, um dem Zulauf des Volkes auszuweichen, an einen anderen Ort, Rimak genannt, und baute da wieder eine Kirche zu Ehren des heiligen Martinus. Da wurde nun der Diener Gottes, statt von Menschen, vom Teufel selbst mannigfaltig versucht und geplagt. Je mehr die Kräfte der himmlischen Welt in der Seele sich zeigten, desto tätiger offenbarten sich die Kräfte des Abgrunds. Eine Schlange vom bösen Geist getrieben versetzte dem Gottesmann einen Biss in die Ferse, der ihn sehr schmerzte. Ungefähr vierzehn Jahre hielt der Heilige die Versuchung des Feindes aus. Nach dieser Zeit begab sich Jodok von Gottes Geist getrieben in ein schattiges Tal nahe am Meer, und schlug da für immer seine Wohnung auf. Er baute zwei Bethäuser zu Ehren der beiden Apostelfürsten. Er machte von da aus eine Wallfahrt nach Rom, weil Papst Martin ihn zu sehen verlangte. Er bekam von ihm einige Reliquien und kehrte zurück. Mit einer großen Feier wurden diese Reliquien in die von Haymon neu aufgebaute St. Martinskirche beigesetzt. Bei dieser Feier wurde dem heiligen Überbringer während des heiligen Messopfers eine Hand gezeigt, die ihn segnete, und eine Stimme wurde gehört, die sprach: „Dem, der die zeitliche Krone verachtet, ist eine ewige bereitet.“ Schließlich hat Jodok, der im Fleisch wie ein Engel gelebt, sein Leben selig beschlossen und seine Seele unter Begleitung der Engel in herrlichem Glanz und Wohlgeruch dem Himmel zugeschickt. So geschehen am 13. Dezember des Jahres 653. Sein Leichnam wurde mit großer Feierlichkeit begraben. Bei Lebzeiten wurde ein Mädchen durch sein Handwasser sehend. Auf sein Gebet entquoll ein Brunnen im Wald. Viele Wunder geschahen bei seinem Grab. So schrieb Fortunas, ein Abt, des von Jodok gestifteten Klosters.
Die heilige Lucia, Jungfrau und Martyrin von Syracus,
+ 13.12.304 – Fest: 13. Dezember
Spät beginnt um diese Jahreszeit der Tag, und früh bricht der Abend herein. Unsere Vorfahren glaubten, dass in den langen Nächten vor und nach der Wintersonnenwende Hexen und Unholde ihr böses Spiel trieben. Es war ein Aberglaube, trefflich indessen versinnbilden die Dunkelheit und der nächtliche Geisterspuk die Finsternis der Sünde in den viertausend Jahren vor Christi Geburt, an die uns der Advent erinnert.
Es war eine dunkle Zeit, die selten nur durch ein Prophetenwort im Alten Bund erleuchtet wurde, aber alle Weissagungen wiesen darauf hin, dass die Finsternis einmal ein Ende nehmen und hell und herrlich das Licht erscheinen werde. Restlos sind die Worte in der Weihnachtszeit erfüllt worden. Da stieg aus dem Lichtschoß des ewigen Vaters der ewige Gottessohn empor, Christus, der Herr, der das Licht vom Licht ist, und leuchtete in die Finsternis der Sünde, und alle Menschen, die im Licht der Gnade wandeln, werden selbst zum Licht, das den anderen leuchtet, die in der Finsternis leben.
So war es auch bei der heiligen Lucia, deren Gedächtnis wir am 13. Dezember begehen. Schon der Name kündet von dem Licht, das von ihr ausstrahlte, denn Lucia heißt auf Deutsch die „Leuchtende“. Ihr Leben lang ist sie wie eine kluge Jungfrau mit der brennenden Lampe eines heiligen Wandels dem Bräutigam Jesus Christus entgegengegangen, und als Heilige steht sie durch ihr Beispiel wie ein Licht auf dem Leuchter, das allen Leuchtet, die in der Finsternis der Sünde leben.
Lucia wurde vor der dritten Jahrhundertwende zu Syrakus auf der Insel Sizilien als Kind vornehmer Eltern geboren. Früh verband sie sich mit dem lieben Heiland durch das Gelöbnis der jungfräulichen Reinheit. Aus ihrer Jugendzeit wird eine Geschichte berichtet, die den Kindern etwas Schönes zu sagen hat. Einmal erkrankte nämlich Lucias Mutter auf den Tod, und kein Arzt konnte ihr mehr helfen. Mit jedem Tag wurde sie weniger, und bald konnte man an den fünf Fingern der Hand abzählen, wie wenige Wochen sie noch zu leben hatte. In dieser Not bettete Lucia als liebende Tochter die kranke Mutter auf einen Fahrstuhl und schob sie bergauf und bergab den weiten Weg nach Catania an das Grab der heiligen Jungfrau und Martyrin Agatha und sprach zu ihr die denkwürdigen Worte:
„Lucia, meine Schwester, was verlangst du von mir? Siehe, dein eigener Glaube und dein eigenes Vertrauen haben deiner Mutter geholfen. Sie ist gesund. Zugleich sollst du wissen, dass du dem lieben Heiland durch deine Jungfräulichkeit in deinem Herzen eine Wohnung bereitet hast, in der er gern weilt.“
So sprach eine Heilige zur anderen. Denkwürdige Worte sind es. Zum Dank für die wunderbare Heilung am Grab der heiligen Agatha haben Lucia und die Mutter nach der Rückkehr von der Wallfahrt Hab und Gut unter die Armen verteilt. Das war recht getan, denn wenn der liebe Gott ein Gebet erhört, so dürfen wir nicht vergessen, ihm durch Werke der Wohltätigkeit ein herzliches „Dankeschön“ zu sagen. Weil Gott gut zu uns war, müssen wir auch gut zu anderen sein.
Nach der Wallfahrt hat Sankt Lucia sich dem Gebet und dem Dienst an den Kranken gewidmet. Alle Werke aber, die sie verrichtete, waren wie Öl, mit dem sie als kluge Jungfrau das Licht ihres heiligen Lebens nährte, bis sie des Martertodes gewürdigt wurde. Sie konnte getrost dem Heiland entgegengehen, denn hell brannte in ihren Händen die Lampe, als der Bräutigam kam, um die Braut zum ewigen Hochzeitsmahl heimzuführen.
Wann unser Sterbetag sein wird, weiß niemand, aber nach dem Vorbild der heiligen Lucia sollen wir durch Gebet und gute Werke dafür Sorge tragen, dass unser Leben hell wie ein Licht leuchtet. Dann mag der Tod kommen zu jeder Stunde am Tage oder in der Nacht, er wird uns bereit finden.
Darüber hinaus lädt Sankt Lucia, die „Leuchtende“, am heutigen Festtag kurz vor Weihnachten uns ein, in diesen Tagen uns im liebenden Gedenken bereit zu machen auf das große Licht, dessen Gedächtnis wir in der heiligen Nacht feiern, bereit zu machen durch Gebet und gute Werke an den Armen.
Gebet am 13. Dezember
Liebevolle Jungfrau, ich liebe dich! Weil du so schön, so keusch, so jungfräulich bist, darum schenke ich dir mein ganzes Herz, meine ganze Liebe. Gott selbst liebt dich über alle Geschöpfe. So muss doch ich armer Mensch ebenfalls dich innigst lieben. Ja ich liebe dich, weil du eine so treue Mutter des Sohnes Gottes, weil du eine so glorwürdige Königin bist. Helft mir alle Engel und Heiligen Maria zu lieben und zu loben, zu benedeien in Zeit und Ewigkeit. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Odilia
Wir bitten Dich, o Gott, verleihe uns auf die Fürbitte der heiligen Odilia ein liebevolles Herz und Geduld in Schwierigkeiten und Krankheiten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Lucia
O Gott, der Du Dich würdigst, in reinen Seelen, wie in Deinem Tempel, zu wohnen, verleihe uns auf die Fürbitte der heiligen Lucia, dass wir diesen heiligen Tempel stets rein erhalten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Man betet und singt in der Kirche von der ersten Vesper des Advents bis auf Mariä Lichtmess die Antiphon, Alma redemptoris Mater etc., "O große Mutter des Erlösers etc.", die den gottseligen und gelehrten Herrman Contractus, der von Kindheit an abgesetzte und zusammengezogene Glieder hatte, zum Urheber hat. Er war ein geborener Deutscher und aus einer adeligen Familie. Er lebte im Kloster St. Gallen in der Schweiz im Jahr 1040, trug eine ausnehmende Andacht zur seligsten Jungfrau, und starb im Jahr 1054.
Andacht am 13. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Sich Gott ergeben, heißt seinen eigenen Willen Ihm geben. Wenn in eine Seele Wahrheit sprechen kann: Herr, ich habe keinen anderen als deinen Willen, dann gehört sie nicht mehr sich selbst an; sondern sehr vereint ist sie mit Gott." (Der heilige Franziskus von Sales)
Sulpitius Severus erzählt von dem heiligen Martin, er habe während der ganzen Zeit seines Umganges mit diesem heiligen Bischof nicht die kleinste Regung des Zornes oder des Verdrusses an ihm wahrgenommen; vielmehr habe er immer große Ruhe und Heiterkeit auf seinem Angesicht bemerkt; dies aber, fügt er bei, kam daher, weil dieser große Heilige alles, was ihm widerfuhr, wie etwas annahm, das ihm aus der Hand Gottes zukommt, und in allen Dingen den göttlichen Willen mit ganzer Hingabe sich gleichförmig bildete.
Der ehrwürdige Pater del Ponte hatte Gott oftmals versprochen, seinen heiligen Willen zu erfüllen, worin immer er ihn erkennen würde; und oft sprach er sein Verlangen vor Ihm aus, diesem Versprechen getreu zu sein. Daher sein gewöhnliches Gebet: "Es geschehe, Herr, Dein heiliger Wille in mir, durch mich und hinsichtlich aller Dinge, die mich angehen, nun und in Ewigkeit. Amen."
Mein Gott, Dir übergebe ich mich; in Deine Hände lege ich meinen Willen. O lass ihn an mir, in mir, durch mich immer und in allem in Erfüllung gehen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 13. Dezember
"Was die Menschen auch immer tun mögen,
sie werden nie in den Geschöpfen eine selbstlose Zuneigung,
eine vollkommene Freude und einen wahren Frieden finden."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 13. Dezember - Jesus unser Bruder
in der menschlichen Natur
O lehre, Herr, mein Herz dich würdig loben,
Der du den Staub so himmelhoch erhoben:
Dass du in Huld hernieder kamst auf Erden,
Im Fleische unser Bruder hier zu werden.
1. Betrachte, zu wie unendlich hoher Würde Jesus uns erhoben hat, als er sich herabließ, in der menschlichen Natur unser Bruder zu werden. Denn dass der eingeborene Sohn Gottes unser wahrer Bruder wurde, bezeugt nicht nur der Apostel, der ihn den Erstgeborenen aus vielen Brüdern nennt, sondern auch Jesus selbst, als er die liebende Magdalena zu seinen Jüngern mit den Worten sandte: "Geh aber zu meinen Brüdern, und sage ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott." (Johannes 20, 17b) Erstaunt über diese wunderbare Erhöhung, ruft der Jünger der Liebe aus: "Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es." (1. Johannes 3,1) Hocherstaunlich fürwahr ist diese Erhöhung zu einer so großen Herrlichkeit.
2. Allerdings zwar ist Jesus der eingeborene Sohn Gottes von Natur, und wir sind nur Kinder durch Aufnahme. Denn "er ist der Erstgeborene, der Erste an Gaben und der Höchste in der Herrschaft." (Genesis 49,3) Aber nicht weniger ist darum diese Würde unser, da nicht weniger uns gehört, was wir von der Freigebigkeit des Königs zum Geschenk erhalten, als was wir durch angeborenes Recht besitzen, wenn anders wir die Bedingung erfüllen, unter der dies Geschenk uns verliehen wird. Dies aber ist die Bedingung des himmlischen Königs: "Denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei." (Römer 8,29)
3. Jesus ist das lebendige Bild der Väterlichen Wesenheit, dem alle Auserwählten durch Sanftmut, Demut, Reinheit, Geduld, Liebe und Barmherzigkeit gleichförmig werden müssen. Und nach der größeren oder geringeren Gleichförmigkeit, die wir mit ihm erlangen, wird unsere Stufe in der Glorie bemessen. Denn wie unter Geschwistern zuweilen einige dem Wunsch nach höher sind denn die übrigen: also wird dies auch im Himmel bei den Auserwählten sein, wiewohl alle als Kinder geliebt werden. Darum ringen wir aus ganzer Kraft nach dieser Gleichförmigkeit mit unserem erstgeborenen Bruder, denn nur dadurch sichern wir unsere Auserwählung. Jesus Sirach 50: "Die Krone der Brüder ist rings um ihn."
14. Dezember
Der heilige Johannes vom Kreuz, Priester, Kirchenlehrer,
+ 14.12.1591 - Fest: 14. Dezember
Der Heilige des heutigen Tages ist ein Spanier und stammte aus einer freiherrlichen Familie, dem aber von allem Besitz außer dem adeligen Namen nur noch ein Webstuhl übriggeblieben war, an dem sich nach dem frühen Tod des Vaters die Mutter abquälte, um das tägliche Brot für die Familie zu verdienen.
Die leidgeprüfte Frau tat, was sie konnte, und freute sich im stillen, das Johannes, der Älteste, ein gutherziger Junge, langsam in die Jahre kam, um ihr am Webstuhl zu helfen. Als es aber soweit war, stellte es sich heraus, dass Johannes nicht das geringste Geschick zum Weben besaß, und bei allem guten Willen, den er aufbrachte, rissen ihm immer wieder die Fäden, und das Tuch, das er herstellte, war nie glatt, sondern wie übersät von Knoten und Knubben. Nein, ein Weber saß in dem Jungen nicht.
Die Mutter überlegte, was man machen solle, und weil sie dachte, dass Holz nicht so leicht zu brechen ist wie Garn, schickte sie Johannes zu einem Schreinermeister in die Lehre. Gewiss hatte die besorgte Frau mit ihrer Ansicht recht, denn Garn ist tatsächlich leichter zu brechen als Holz, aber das Holz hat wieder den Fehler, dass man es zersägen kann, und Johannes zersägte alles, was ihm unter die Finger geriet, Balken und Bretter. Konnte er denn nicht, oder wollte er nicht? Doch, er wollte wohl, aber er konnte wirklich nicht. Es gibt solche Kinder, die zu keiner Handarbeit Geschick haben, und zu diesen gehörte Johannes. Kurzum, das Ende vom Lied bestand darin, dass der Meister den Lehrling heimschickte.
Wieder überlegte die Mutter, was sie machen solle, und weil sie dachte, dass Stein noch härter als Holz ist, tat sie den Sohn zu einem Bildhauer in die Lehre. Doch auch da versagte Johannes, indem er die Steine zerschlug. Was sollte nun aus dem Kind werden? Das war für die Mutter ein großes Fragezeichen und eine nicht geringe Sorge. Dabei war Johannes zweifelsohne gutgewillt, und niemand litt mehr unter seiner Ungeschicktheit als er selbst. Was sollte also aus dem Kind werden?
Gerade zu der Zeit, als sich die Mutter die schwere Frage vorlegte, gründete ein reicher Herr ein Spital für arme Leute, und der Mann erbot sich aus freien Stücken, Johannes als Krankenpfleger anzustellen, und da zeigte es sich, dass Johannes endlich am rechten Platz war. Holz und Stein waren für seine feinfühligen Hände zu hart gewesen, wohl aber war er der gegebene Mann, um Kranke zu pflegen, Wunden zu verbinden und bedrückte Menschenherzen zu trösten. Bald meinte der Gründer des Spitals, dass in dem Jungen nicht nur ein geschickter Wärter, sondern auch ein tüchtiger Krankenhauspfarrer stecke. Deshalb ließ er Johannes, der nichts lieber tat als das, auf seine Kosten die höhere Schule besuchen. Ist es nicht trostreich, dass der liebe Gott für jeden Menschen den rechten Platz zu finden weiß?
Johannes studierte um Priester zu werden, aber Krankenhauspfarrer ist er nie geworden, vielmehr zog es ihn mit tausend Fäden ins Kloster, und weil er ein inniger Marienverehrer war, trat er in den Karmeliterorden ein, in dem die Mutter Gottes hoch verehrt wird. Da war der junge Mann erst recht am rechten Ort, da wurde aus ihm ein kunstvoller Webemeister, der die Fäden der Gnade zu einem Heiligenbild verknüpfte, und ein Zimmermeister wurde aus ihm, der durch Gebet und Buße den glanzvollen Rahmen zu dem Heiligenbild herstellte, und ein Bildhauer wurde aus ihm, der aus sich selbst eine Heiligenstatue verfertigte, so prachtvoll, dass sie für alle Zeiten ein Schmuck der Gotteshäuser bleiben wird. Johannes war ein Künstler hoher Heiligkeit.
Als Johannes ins Kloster ging, erhielt er nach Karmeliterbrauch einen Zunamen und hieß fortan Johannes vom Kreuz. Viel Kreuz hat er lebenslang tragen müssen, denn er wurde der Erneuerer des Ordens, der nicht ohne Widerspruch die Karmeliterklöster zur anfänglichen Strenge zurückführte. Um der guten Sache willen hat der Heilige einmal sogar neun Monate lang in einem grauenhaften Gefängnis verbringen müssen. Auch quälten ihn bis zum Tod unheilbare Wunden und Geschwüre. Die Heiligen haben es stets am schwersten, und weil sie bei allem Kreuz und Leid nie den Mut, die Geduld und die Freude verlieren, sondern Gott zulieb ausharren bis ans Ende, deshalb werden sie Heilige. Seitdem der liebe Heiland, mit dem schweren Kreuz beladen, als erster seinen Einzug in den Himmel hielt, kommt keiner mehr hinein, der nicht auch seinerseits Kreuz und Leid als Pass und Ausweis vorzeigen kann.
Das Tröstlichste, was wir aus der Legende des heiligen Johannes vom Kreuz erfahren, ist, dass der liebe Gott für jeden Menschen den rechten Platz zu finden weiß.
Der heilige Johannes vom Kreuz
Setze mich wie ein Siegel auf dein Herz . . .
denn stark wie der Tod ist die Liebe.
Hohelied
Ein treuer Hirte trauert
Allein am Bergeshang;
Er weint aus Liebessehnsucht
Und seufzet schwer und bang.
Vom Himmel in das Erdental
Trieb ihn der heißen Liebe Qual:
Sie hat verwundet grausam, ach, sein Herz!
Um eine Hirtin weint er,
Von Liebe heiß entbrannt.
Doch sie hat ihn vergessen
Und schmerzlich ihn verkannt.
Noch folgt er ihrer Schritte Spur
Durch Wald und Wiese, Feld und Flur,
Und grausam ist verwundet, ach, sein Herz.
Er klagt mit bitt`ren Tränen:
Mein Lieb hat mich verbannt.
Wie bin ich doch verlassen,
Weh` mir, im fremden Land.
Für Erdenstaub sie mich verließ
Und meiner Liebe Paradies:
Wie ist verwundet, grausam, ach, mein Herz!
Den Kreuzesbaum ersteigt er,
Er will sie wiedersehn:
Jetzt ruft er sie bei Namen
Mit lautem Liebesflehn;
Dann öffnet er die Arme weit
Und stirbt vor bittrem Liebesleid,
Denn grausam ist verwundet, ach, sein Herz!
(Von Jacinto Verdaguer - Deutsch von Clara Commer)
Der heilige Martyrer Nikasius, Bischof zu Reims,
+ 14.12.451 – Fest: 14. Dezember
Nikasius war Bischof zu Reims, ein eifriger Diener Gottes, ein kräftiger Prediger, ein Beispiel der Frömmigkeit. Er sah die Gerichte Gottes über das sündige Volk herannahen, ermahnte zur Buße und bietet sich selbst zur Versöhnung des Volkes Gottes dar. Da kommen die Wenden und erobern die Stadt. Er betet mit Eutropia, seiner Schwester, mit Florens dem Diakon, mit Juvindus dem Lektor und einigen Gläubigen in der Lieben Frauen Kirche, wird überfallen und mit allen Gegenwärtigen von den Barbaren getötet.
Aus Mariä Stammbuch:
St. Nikasius, Erzbischof zu Reims in Frankreich, wird durch göttliche Stimme ermahnt: Nikasi, willst du einen gnädigen Gott haben, so baue der Himmelskönigin eine schöne Kirche. - Er richtet nun ein herrliches Münster auf zu Ehren Mariens der allerseligsten Jungfrau und weiht es mit seinem eigenen Blut ein.
Mit äußerster Macht predigt er zu Reims gegen die Unreinen und Ehebrecher, gegen die Gotteslästerer, Vollsäufer, Neidige - alles umsonst, bis die Vandalen vor die Stadt kamen und die Mauern einstießen. Da weissagte ihnen Nikasius, die Stadt und alle darinnen werden durch Feuer und Schwert zu Grunde gehen wegen der Verstockung in Lastern, es helfe kein Wehren.
Der Erzbischof und seine Schwester Eutropia samt allem Volk eilen Mariä Münster zu. Er steigt auf die Kanzel und ruft: "O meine lieben Schäflein, beweint doch eure Laster, tut Buße, dass ihr der höllischen Marter entflieht!" Alsdann weinten alle bitterlich über ihre Sünden und flehten Maria um ihre Fürbitte an.
Nikasius geht den Feinden entgegen und sagt: "Seht ihr meine Schäflein, ich bin der Hirt und will mein Leben für sie dargeben!" Und als er den Vers aus dem einhundertneunzehnten Psalm (Vers 25) betete: "Meine Seele ist an dem Erdreich gehangen," schlugen ihm die heranstürmenden Feinde das Haupt ab, und die Lippen flüsterten noch: "Mach mich lebendig nach deinem Wort!"
Eutropia, seine adelige Schwester, gerät in Gefahr ihrer Reinheit. Als einer ihren Bruder enthauptet, machte sich ein anderer über die Jungfrau her, sie zu entehren. Diese aber setzt sich kräftig zur Wehr und büßt ihre Liebe zur Reinheit mit dem Leben - vielmehr erhält sie die Jungfrauen- und Marterkrone zugleich.
Der heilige Spiridion, Bischof zu Trimithus in Zypern,
+ 14.12.348 – Fest: 14. Dezember
Spiridion, berühmt in der Kirche Gottes durch seine große Glaubenseinfalt, den Geist der Weissagung und viele Wundertaten, wurde gegen Ende des dritten Jahrhunderts auf der Insel Zypern von einfachen Bauersleuten geboren. Als Junge hütete er die Schafe des Vaters und benützte die Einsamkeit zum Gebet. Er ging fleißig in den Gottesdienst der Gläubigen, hörte gern Erbauliches erzählen, las mit Herzensfreude in den göttlichen Schriften, hasste Zank und Unfrieden, wehrte alles Böse ab, wo er nur konnte, vermied unnötiges Reden, verabscheute alles zuchtlose Wesen und liebte die Stille des Gemütes und des Ortes. Er war und blieb die lautere kindliche Einfalt vor Gott und Menschen. Nach dem Willen der Eltern verehelichte er sich mit einer ihm an Gesinnung gleichen Bauerntochter. Ihre Ehe war heilig, ihr Haus stand jedem offen, der Fremdling und der Arme labten sich von den Früchten ihrer Arbeit. Sie bekamen eine Tochter namens Irene, die war das treue Bild der Eltern und widmete sich dem jungfräulichen Stand. Spiridion enthielt sich nach ihrer Geburt mit Einwilligung der Frau des Ehebettes, und als sie starb, ertrugen er und die Tochter ihren Verlust mit großer Geduld. Gott wollte nun diese Glaubenseinfalt mehr bekannt machen. Einst kamen in der Nacht Diebe in seinen Schafstall, wurden aber gebunden von unsichtbarer Hand. So fand sie am Morgen Spiridion, als er zur Herde kam. Er löste die Bande, machte den Dieben Vorwürfe, dass sie lieber stehlen, als sich von ihm ein Schaf erbitten wollten, und fügte hinzu: „Ihr sollt doch nicht vergeblich so viel Mühe gehabt, nicht umsonst die Nacht durchwacht haben. Da, nehmet diesen Widder mit euch.“ So machte es seine christliche Sanftmut, dass er Böses mit Gutem vergalt. Es geschah auch, dass Spiridion, dessen Name und Glaube auf der Insel bekannt waren, teilnahm an der Ehre für Jesus Christus Zeugnis abzulegen; denn er wurde unter der Verfolgung des Kaisers Galerius Maximinus gefangengenommen, ihm das rechte Auge ausgestochen, die linke Kniescheibe abgeschnitten, und zum Erzgraben verurteilt. Nach dem Sieg des Konstantius und der darauf folgenden Befreiung der Christen, kehrte Spiridion zu seiner Herde zurück und verdoppelte seine Gebete, die Werke der Nächstenliebe und gewann so einen großen Ruf der Gottseligkeit, so dass er nach dem Tod des Bischofs zu Trimithus in seiner ländlichen Hütte zum Bischof erwählt wurde. Alle Menschen dieser Gegend waren darüber froh, nur Spiridion nicht, aus Furcht Gottes. Da half aber keine Entschuldigung, er wurde geweiht und musste das Amt übernehmen. Der einfältige Glaubensmann blieb aber nach wie vor derselbe in seiner äußeren Lebensweise, trieb, so viel es sein Amt erlaubte, die ländliche Arbeit fort, seine Tochter besorgte ihm das Hauswesen, lebte einfach von dem Ertrag seines Landgutes, seine anderen Einkünfte waren gering, und verteilte sein Einkommen in drei Teile, davon einer für den Hausbedarf, der andere für Arme und der dritte zum Darlehen an Hausarme und redliche Gewerbsleute bestimmt war. Seines Amtes pflegte er mit aller Liebe und Treue, predigte mit Gottes Weisheit zur Verwunderung aller, befestigte den Glauben, stärkte die Frömmigkeit, und wurde ein Werkzeug göttlicher Gnade für gar viele. Am liebsten und öftesten ermahnte er zur Vermeidung der Sünde oder zur Buße. Denen, die zum Geldleihen kamen, pflegte er nur den Ort zu zeigen, wo sie es nehmen, und wenn sie es wieder brachten, wohin sie es legen sollten, ohne selbst mitzugehen; so ohne alles Misstrauen war er. Einer missbrauchte sein Vertrauen, nahm das zurückgebrachte Geld wieder mit sich und behielt es lange Zeit. Hierauf kam er wieder zum heiligen Bischof, um Geld zu leihen. Er wurde wie gewöhnlich zur Kiste gewiesen, fand sie aber leer. Als er das dem heiligen Spiridion meldete, sagte er zu ihm: „Das ist wunderlich, dass du allein nichts darin findest, denke nach, ob du das vormals Geliehene wieder hingelegt hast.“ Der Betrüger sah sich ertappt und bekannte dem Bischof reuevoll seine gebrauchte List.
Im Jahr 325 verteidigte Spiridion auf der Kirchenversammlung zu Nizäa, mit allen anwesenden Bischöfen, die Gottheit Jesu Christi. Nach Beronius begründeter Meinung war er es, der durch seinen gesalbten Vortrag einen auf dem Konzil anwesenden heidnischen Philosophen für Jesus Christus gewann. Nachdem der Philosoph lange die Gründe der gelehrtesten Bischöfe mit scharfsinnigen Vernunftgründen zu vereiteln versucht hatte, redete ihn der ungelehrte Bischof also an:
„Im Namen Jesu Christi höre mich und vernimm die Wahrheit! Es ist nur ein Gott, der Himmel und Erde erschuf, und der dem Menschen, welcher aus Leim der Erde gebildet wurde, eine unsterbliche Seele gab. Er hat alle sichtbaren und unsichtbaren Dinge durch die Kraft seines Wortes erschaffen, und durch die Heiligkeit seines Geistes bestätigt. Dieses Wort und diese Weisheit, die wir den Sohn nennen, trug Mitleid über die Verirrung der Menschen, und wurde darum von einer Jungfrau geboren. Dieser Sohn Gottes hat uns durch seinen Tod vom Tod erlöst, und durch seine Auferstehung uns das ewige Leben gegeben. Und wir glauben, dass er einst kommen wird, uns wegen aller unserer Handlungen zu richten. Glaubst du, Philosoph, dass dem so sei?“ Dieser, getroffen durch die göttliche Kraft dieses Vortrages, wusste nichts zu antworten. Da sagte Spiridion: "Wenn du dieses alles glaubst, so komm mit mir in die Kirche, um das Kennzeichen und das Siegel des Glaubens zu empfangen.“ Herauf wendete sich der Philosoph zu seinen Anhängern und erklärte: „Höret alle, die ihr euch mit Wissenschaften brüstet! Den Worten und Gründen der Vernunft widerstand ich mit gleichen Waffen. Da aber eine mehr als menschliche Kraft gebraucht wurde, vermochten menschliche Worte nichts mehr; der Mensch konnte Gott nicht widerstehen. Hat einer von euch empfunden, während dieser sprach, was ich erfahren habe, der glaube an Jesus Christus, und folge diesem Alten, aus dem Gott sprach.“
Nach etlichen Jahren wohnte Spiridion noch dem Kirchenrat zu Sardis bei, und starb um das Jahr 348.
Der heilige Agnellus, Abt von Neapel,
+ 14.12.596 – Fest: 14. Dezember
Der heilige Agnellus, Abt des Benediktinerordens in Neapel, war der einzige Sohn seiner Eltern und von ihnen durch die Fürbitte der Himmelskönigin erfleht worden. Sichtbar ruhte die Hand Gottes auf ihm, denn schon im Alter von fünfzehn Jahren verließ er die Welt und all ihren Glanz, um als Religiose den engen Weg der evangelischen Räte zu gehen. Er lebte anfangs gleich einem anderen Benedikt als Einsiedler in einer Höhle, und erst nach dem Tod seiner Eltern ging er hervor, um aus dem ihm zugefallenen Erbteil ein Fremdenhaus zu erbauen, in dem er den Armen und Pilgern alle möglichen Liebesdienste erwies. Von Tag zu Tag wuchs die Ehrfurcht und Bewunderung des Volkes ihm gegenüber. Als aber der Zulauf der Leute, die ihn sehen wollten, seiner Demut immer abträglicher wurde, entfloh er in den abgelegensten Teil der samnitischen Gebirge, wo er in liebseligem Umgang mit Gott nur von Wurzeln und Kräutern lebte, bis eine innerliche Mahnung ihn zum Fremdenhaus zurückkehren hieß. Nachdem er daselbst sieben Jahre hindurch unzählige gute Werke verübt und viele wunderbare Heilungen bewirkt hatte, wurde er gegen seinen Willen zum Abt des Klosters ernannt, das der afrikanische Bischof Gaudiosus bei Neapel erbaut hatte. Hier endete er seinen gottseligen Lauf im Jahr 596 und wurde vom Bischof Fortunatus mit allen Ehren begraben. Er wird in Neapel des auffallenden Schutzes wegen, den diese Stadt von ihm erfahren hat, hoch verehrt und „der Vater des Vaterlandes (Pater patriae)“ genannt.
Der selige Berthold von Regensburg, Priester,
+ 14.12.1272 – Fest: 14. Dezember
Kaum hatte der heilige Franziskus von Assisi seinen Orden gestiftet, als sich zahllose gottbegeisterte Männer herandrängten, um in seine Genossenschaft einzutreten, ihre Seele zur Nachfolge Christi in den drei evangelischen Räten zu erziehen und andere zur Gottesfurcht zu leiten. In allen Ländern wurden in kurzer Zeit eine Menge von Klöstern erbaut und ein reicher Gottessegen ging von ihnen aus. Auch in Regensburg wurde eine Niederlassung gewonnen und durch einen frommen Mönch verherrlicht, der unter den vielen großen Predigern seines Ordens als eine der herrlichsten Erscheinungen hervorragt.
Dieser ausgezeichnete Geisteslehrer und hochberühmte Prediger war der selige Berthold, geboren in Regensburg aus der Familie Lech. Man nannte ihn den Elias seiner Zeit. Wenn er predigte schien sich Himmel und Hölle vor seinen Zuhörern zu öffnen, Sünder sanken vor Schmerz über ihre Sünden ohnmächtig zusammen, Räuber gaben das ungerechte Gut zurück, Religionsspötter wurden eifrige Christen, die Verstocktesten bekehrten sich. Vornehme und Niedrige drängten sich zu seinen Predigten und es waren oft 60.000, ja 100.000 Menschen versammelt, um sein begeistertes Wort zu hören. Da die Kirchen gewöhnlich die ungeheure Menge Zuhörer nicht fassen konnten, so bestieg er oft eine Anhöhe oder ein Gerüst im freien Feld. Mehrere Stunden vor der Predigt eilte das Volk hin, um sich einen Platz zu erobern. Wenn dann der einfache Franziskaner seine mächtige Stimme erhob, dann sah man oft strahlende Kronen über seinem Haupt und man sagte von ihm, was der Prophet Jesaja vom Wort Gottes sagt: „Es ist stark wie Feuer, wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert.“ Als er einst gegen das Laster und der Unzucht predigte, wurde eine langjährige Sünderin von so heftigem Reueschmerz ergriffen, dass sie den Geist aufgab. Alle Anwesenden gerieten in Schrecken und sagten, sie sei durch Gottes Strafgericht verdammt. Berthold befahl allen, sie sollten sich zum Gebet niederwerfen, damit der göttliche Ratschluss über ihr Schicksal offenbart werde. Siehe da! Die Tote erwachte wieder zum Leben und erzählte, dass sie wegen ihrer schlechten Taten vor das Gericht Gottes gerufen worden sei, aber in Betracht ihrer großen Reue sei die Seele wieder in den Leib zurückgesandt worden, damit sie ihre Sünden im Sakrament der Buße tilgen könne.
Berthold durchzog predigend Bayern, Österreich, Sachsen, Böhmen und Mähren und wirkte durch sein glühendes Wort, durch Ablässe von einigen Tagen, mit denen ihn der Papst bevollmächtigte, und besonders durch zahlreiche Wunder, die seine Wirksamkeit verherrlichten, außerordentlich viel und Großes zur Belebung des Glaubens und zur Förderung guter Sitten. Nur völlig Verhärtete widerstanden der Kraft seiner Predigt, mussten dann aber auch um so härter die Strafgerichte Gottes fühlen.
Herzog Otto von Bayern regierte anfangs sein Volk gerecht und gottesfürchtig, griff aber unbefugt in die Rechte der Kirche und Geistlichkeit ein und wurde deshalb vom Papst in den Bann getan. Berthold suchte bei seiner Ankunft in Landshut, wo damals der Herzog residierte, ihn zu bewegen, die Ungerechtigkeiten aufzugeben und sich mit der Kirche zu versöhnen. Um diese Zeit begehrte ein frommer Landmann, beim Herzog vorgelassen zu werden, da er ihm eine Offenbarung mitzuteilen habe, aber er wurde nicht vorgelassen. Deshalb begab er sich zu dem Franziskaner Berthold und offenbarte ihm seinen Auftrag: „In der verflossenen Nacht des hl. Michaelsfestes wurde ich im Geist zu einem Richterstuhl geführt und hörte, wie der Herzog Otto dort angeklagt und zum Tod verurteilt wurde. Es wurde ihm gesagt, wenn er nicht schnell ablasse von der Verfolgung der Armen und der Kirche, so werde bald das Gericht über ihn kommen.“ Berthold teilte dem Herzog die angedrohten Gerichte Gottes mit und redete ihm scharf ins Gewissen, fand aber ebenso wenig Gehör, wie einst der Täufer Johannes vor Herodes. Was geschah? Am Vorabend des nächsten Andreasfestes saß Herzog Otto mit seiner Gemahlin und seinen Freunden fröhlich beisammen. Plötzlich stürzte er tot hin, ohne sich mit Gott versöhnt zu haben.
Nach außerordentlichen Errungenschaften für das Reich Gottes starb Berthold im Jahr 1272 und wurde in der Franziskanerkirche zu Regensburg begraben. Er wurde als Heiliger verehrt und zu seiner Grabstätte wallfahrteten bis in die neuere Zeit von fernen Ländern zahlreiche Pilger, deren Ahnen einst von seinen beredten Lippen das Lebenswort gehört hatten. Seine Predigten sind uns zum Teil erhalten geblieben und gelten als ein Kleinod des mittelalterlich-deutschen Predigt- und Sprachschatzes.
Die selige Franziska Schervier, Ordensstifterin,
+ 14.12.1876 – Gedenktag: 14. Dezember
Am 14. Dezember 1876, also innerhalb der Achttagefeier von Mariä Unbefleckte Empfängnis, starb in ihrer Heimatstadt Aachen die Ordensstifterin Franziska Schervier, die man wohl zu den besonders begnadeten Kindern der Immakulata rechnen darf.
Franziska Schervier entstammte einem reichen Fabrikantenhaus. Ihr Taufpate, von dem sie den Namen erhielt, war Kaiser Franz von Österreich. Aus dem Kind entwickelte sich ein bildschönes, kluges und frohes junges Mädchen, das nach dem frühen Tod der Mutter, vierzehnjährig bereits, mit Geschick den großen Haushalt daheim zu führen verstand. Es konnte nur eine Frage der Zeit sein, dass sich bei ihr der rechte Freiersmann einstellte und sie als Braut heimholte, ein Prinz vielleicht, der das holde Prinzesschen auf sein Schloss entführte.
Ja, der Freiersmann kam, und ein Prinz war er auch, allerdings ein Prinz in Lumpen, denn nicht der irdischen Liebe verfiel das reiche Mädchen, sondern die Liebe zum notleidenden Nächsten um Christi willen nahm Beschlag von ihr ganz und gar. Christus in den Lumpen der Armen wurde Franziskas vielgeliebter fürstlicher Bräutigam.
Schon als Kind saß Franziska Schervier sommertags, sobald es in der Frühe dämmerte, im Bett und strickte Strümpfe für die Armen. Was sie an Geschenken erhielt, versilberte sie, um mit dem Erlös den Notleidenden zu helfen. Als junge Haushälterin gab sie alles an Nahrungsmitteln, Kleidern, Wäsche und Bettzeug weg, was ihr als überflüssig erschien, und kleinlich und ängstlich war sie bei der Auswahl dessen, was sie für überflüssig ansah, durchaus nicht, so dass die alte Magd jedem, der es hören oder auch nicht hören wollte, das ständige Klagelied vorsang: „Das Kind bringt uns noch alles aus dem Haus.“
Fast wie närrisch war das junge Mädchen in der Liebe zu den Armen um Christi willen. In ihr war anscheinend Sankt Elisabeth von den Toten auferstanden, und wie diese nicht nur Gaben, sondern sich auch selbst verschenkte, so machte es Franziska Schervier ebenfalls. Zum Entsetzen der eingebildeten Verwandtschaft suchte sie persönlich die Armeleutewohnungen auf, pflegte die kranken Arbeiterfrauen, fegte ihnen die Stuben und die Kammern, wusch die Kinder und wachte nachts an den Betten der Sterbenden. Bald ging die neue heilige Elisabeth von Tür zu Tür für die Notleidenden betteln, während die vornehmen Leute in der Stadt über sie die Achseln zuckten oder auch mit dem Zeigefinger auf die Stirn tippten.
Es war ein Glück, dass Franziska Schervier sich durch die Redereien der Siebenmalklugen nicht beirren ließ. Je mehr die Leute schwätzten, desto starkmütiger ging sie den Weg der tätigen Nächstenliebe. Durch das Beispiel angelockt, schlossen sich gleichgesinnte Mädchen ihr an. Eine neue Ordensgemeinschaft von Barmherzigen Schwestern bildete sich, die heute schon über hundertfünfzig Jahren in Europa und Amerika Hunderttausenden von Menschen in dienender Liebe geholfen haben und immer noch helfen. Franziska Schervier ist wie eine heilige Elisabeth durch die Zeit gegangen und lebt heute in Tausenden von Barmherzigen Schwestern zum Segen vieler weiter.
Noch bleibt zu erzählen, warum Franziska Schervier nach der eingangs gemachten Bemerkung ein bevorzugtes Gnadenkind der Immakulata war. Das ist folgendermaßen zu verstehen:
Feierlich hatte Papst Pius IX. im Jahr 1854 den Glaubenssatz von der Unbefleckten Empfängnis verkündet. Gleichsam als eine Bestätigung von oben ist vier Jahre später zu Lourdes in Frankreich jener Marienbrunnen entsprungen, an dem Wunder sich ereignen bis auf den heutigen Tag.
Auch Franziska Schervier ist in Lourdes von schwerer Krankheit geheilt worden. Einen Monat lang hatte die damals Fünfzigjährige, halbgelähmt und von Atemnot gequält, sozusagen im Todeskampf gelegen, als eine reiche Frau sie gegen alle Vernunft nach Lourdes brachte. Am dritten Tag der Eisenbahnfahrt lag Franziska offensichtlich im Sterben. Mit letzter Not erreichte man noch das Spital in Lourdes. Nach einem besonders heftigen Anfall hielt man sie, die leblos dalag, bereits für tot. Sie kam jedoch wieder zu sich, und als man sie widerwillig, nur auf ihr ungestümes Drängen hin, zur Grotte fuhr, wurde sie bei der ersten Berührung mit dem Wasser der heiligen Quelle auf der Stelle gesund und lebte danach noch sieben Jahre.
Franziska Schervier war also ein bevorzugtes Gnadenkind der Immakulata. Das ist immer so, denn wer in den Armen und Kranken dem Heiland gut ist, dem ist auch die Mutter gut.
Franziska Schervier wurde am 28. April 1974 von Papst Paul VI. seliggesprochen.
Fest des heiligen Johannes vom Kreuz
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
In Johannes vom Kreuz, der im Jahr 1542 als Sohn des edlen Gonzales Yepes und seiner Gemahlin Katharina Alvarez geboren wurde, verehren die Unbeschuhten Karmeliten den Begründer ihrer Reform. Er war von frühester Jugend an der Übung des Gebetes sehr ergeben, führte eine strenge Lebensweise, gönnte sich nur wenig Schlaf und ruhte auf hartem Lager. Dem Wunsch der Mutter gemäß sollte er ein Handwerk erlernen, ein Schneider, Bildhauer oder Maler werden. Johannes war jedoch zu ungeschickt hierzu. Einmal schwebte er in arger Lebensgefahr, er fiel nämlich in einen Brunnen. Wie staunte man, als man ihn aufrecht auf dem Wasser stehen sah! Die Mutter Gottes hielt ihn und rettete ihn vor dem sicheren Tod. Ein Edelmann brachte Johannes dadurch seinem Ziel näher, dass er ihm Gelegenheit zum Studium verschaffte. Den genaueren Weg zeigte ihm Maria, die seligste Jungfrau mit den Worten: "Du sollst mir in einem Orden dienen, dessen alte Vollkommenheit du herzustellen helfen wirst." Im Gehorsam Unserer Lieben Frau gegenüber und einem innerlichen Drang seines Herzens folgend wurde er zu Medina del Campo Karmelit. Übte sich Johannes im Kloster wohl in allen Tugenden, so waren es doch drei, die besonders an ihm glänzten, da er, obwohl den Jahren nach noch ein Jüngling, durch seine Ruhe und Klugheit und durch seine gute religiöse Zucht bereits ein Greis zu sein schien. Damals hegte die heilige Theresia eben den Wunsch, auch den männlichen Zweig des Ordens zu erneuern. Johannes vom Kreuz, der in seiner Sehnsucht nach einem strengeren Leben daran dachte, Kartäuser zu werden, ließ sich durch sie bestimmen, mit Antonius von Heredia das Werk in Angriff zu nehmen. Sie waren die ersten, die in dem armen Duvelo, dessen einzigen Schmuck Kreuze aus Baumzweigen und Totenschädel bildeten, die Profess nach der ursprünglichen Regel ablegten. Von Durvelo siedelte die ganze Gemeinde nach Manzera über. Nachdem Johannes in Pastrana die Reform eingeführt hatte, wurde er Rektor in Alkala und Beichtvater der Nonnen von der Menschwerdung zu Avila. So segensreich Johannes hier, sowohl im Kloster als außerhalb desselben wirkte, gelang es dennoch seinen Gegnern, ihn von der Stätte seiner Wirksamkeit zu entfernen, ja sogar ihn ins Gefängnis zu bringen. Was Johannes im Gefängnis litt, spottet aller Beschreibung; dennoch blieb er gottergeben. Zeitweise erquickte ihn solch himmlischer Trost, dass er imstande war, jenen herrlichen Weihegesang zu verfassen, der noch heutzutage allgemeine Bewunderung erregt. Als die Zeit seiner Prüfung vorüber war, zeigte ihm Maria selbst die Gelegenheit zur Flucht aus dem Gefängnis. Unterdessen war auch bei seinen Mitbrüdern ein Umschwung eingetreten. Johannes wurde zum Prior zu Calvario, zu Veas, zu Baeza, dreimal zu Granada, auch zu Segovia gewählt. Desgleichen wurde er Provinzialvikar, in welcher Stellung er verschiedene Neugründungen, darunter die zu Mancha Reale und zu Caravaca vornahm. Gegen Ende seines Lebens ließ es Gott zu, dass neue Prüfungen über Johannes kamen und er wie ein unnützer Knecht wieder beiseite gesetzt wurde. Er selbst bat darum, den Rest seiner Tage in Ubeda verbringen zu dürfen, weil er dort zu seinen vielfachen körperlichen Schmerzen noch die harte Behandlung von Seiten eines ihm abgeneigten Oberen zu erwarten hatte. Er wünschte ja, zu leiden und verachtet zu werden aus Liebe zu Jesus. Er hatte seinerzeit darum gebeten, als der Herr ihn fragte, welchen Lohn er verlange für all die Leiden und Mühen, die er ihm zuliebe auf sich genommen hatte. Wie er in seiner Demut alles auffasste, geht aus seiner Äußerung hervor: "Wollen Euer Hochwürden mich doch nicht an dieses (seine Verdienste), sondern vielmehr an meine Sünden erinnern und dass ich zur Genugtuung nichts anderes geben kann als das Blut und die Verdienste Jesu Christi." So weit ging er, dass er zu Pater Augustin, der ihn auf den Lohn im Jenseits hinwies, sprach: "O Pater, sprechen Sie mir nicht so; ich versichere Sie, dass ich nichts getan habe, worüber ich mir jetzt nicht Vorwürfe machen muss." Am 14. Dezember 1591 sollte sich ihm der Himmel öffnen. Tags vorher sprach er um 9 Uhr abends: "Es fehlen mir noch drei Stunden. Incolatus meus prolongatus est (Wehe mir, meine Pilgerfahrt ist verzögert worden)." Als Bruder Franz um 12 Uhr sich anschickte, das Zeichen zur Matutin zu geben, sagte Johannes: "Ich gehe, um sie im Paradies zu beten." Dann presste er die Lippen auf das Kruzifix, seufzte noch: "In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist" und ging hinüber ins Paradies, um mit den Engeln das Lob Gottes zu singen. Viele Wunder, die auf seine Anrufung geschahen, beweisen seine Heiligkeit, die hinterlassenen Schriften seinen außerordentlich erhabenen Geist.
Schwester Marianna Aloisia vom Herzen Jesu
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Marianna Aloisia vom Herzen Jesu. Schwester Marianna stammte aus Tirol, nicht weit vom Stift Stams am Inn. Schon früh erwachte in ihr die Liebe zum Gebet, die sie bereits im Alter von 4 Jahren antrieb, den Weg zur Kirche zu suchen. Auch kannte sie keine angenehmere Unterhaltung, als Altärchen zu bauen und zu zieren. Das Verlangen nach ihrem künftigen Beruf wurde zum ersten Mal in ihr rege, als sie vom erbaulichen Tod zweier Karmelitinnen in Gmunden, die aus jener Gegend stammten, hörte. Das Bild dieser beiden frommen Seelen stand stets vor ihren Augen und es war ihr, als winkten sie ihr vom Himmel aus und luden sie ein, ihrem Beispiel zu folgen. Von da an war das Klosterleben das Ziel all ihrer Wünsche. Pater Gerhard Maldoner, Prior des Stiftes Stams, fand ihren Beruf echt und verschaffte ihr sogar von seinen Verwandten die zum Eintritt notwendige Mitgift. Ihre Ankunft im Kloster erfolgte im Juli 1835. Groß war ihre Freude an den Handarbeiten, zu denen sie große Geschicklichkeit besaß. Wo es viele Arbeit gab, war Schwester Marianna immer zu finden und, je mehr ihr aufgebürdet wurde, desto glücklicher war sie. Mitten in schwerer Arbeit rief sie oft jubelnd: "O! Das ist ein Tag der Liebe!" Sie betete auch gern und viel. Besonders vor hohen Festen widmete sie von Mitternacht an oft viele Stunden der Betrachtung und dem Gebet. Mit dem Gebet verband sie strenges Fasten, so brachte sie alle Jahre den Karfreitag ganz ohne Speise zu. Gerne betete sie für die Armenseelen, die sich häufig bei ihr anmeldeten. So erschien ihr die Mutter Pater Gerhards, die ihr die Aussteuer für das Kloster besorgt hatte, bald nach ihrem Tod im Schlaf und bat sie dringend um ihre Gebetshilfe mit dem Bemerken, sie schulde ihr sie, weil sie ihr zu ihrem Stand verholfen habe. Auch ihre eigene Mutter erschien ihr und gab ihr die ernste Mahnung, sich auf ihren baldigen Tod vorzubereiten, indem sie sprach: "Komm, es ist schon Zeit", wogegen aber Schwester Marianna großes Widerstreben empfand und erklärte: "Ich will nicht." Ebenso winkte ihr der frühere Beichtvater, der Kapuzinerpater Mauritius Nidrist, bald nach seinem Tod im Schlaf, sie solle kommen. Allmählich stellten stellten sich verschiedene Leiden, die Vorboten ihrer baldigen Auflösung ein. Am 6. April 1868 wurde sie während der Rekreation vom Schlag gerührt, der eine Lähmung zur Folge hatte. Doch verzögerte sich ihr Heimgang bis zum 14. Dezember, an welchem Tag sie früh 2 Uhr ruhig und sanft entschlief.
Frater Benedikt von der heiligen Theresia
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Frater Benedikt von der heiligen Theresia. Frater Benedikt, in der Welt Oktavus-Julius Sommers genannt, wurde am 8. Dezember 1836 zu Gent geboren und von seinen echt christlichen Eltern gut und fromm erzogen. Es war kein Zufall, dass er als zarter Knabe sein Hauptvergnügen darin fand, Altärchen zu bauen. Sein reines Gemüt hasste nicht nur jede Lüge und Falschheit, es neigte unwillkürlich zu allem Guten und Schönen. Bald wurde er sich über seinen Beruf klar, und erkannte, dass er nur im Karmel finde, was sein Herz begehrte. Am 12. Oktober 1856 trat er darum in den heiligen Orden und schätzte sich überaus glücklich, ein Mitglied von ihm zu sein. Bewunderungswürdig war sein Eifer. Dafür erhielt er aber auch sichtlich reichste Gebetsgnaden. Noch war er Novize und erst zwei Monate im Orden, als er schon am Ende seines Lebens anlangte, eine kurze Krankheit raffte ihn hinweg. Die letzten vier Tage vor seinem Tod waren schwere Leidenstage. Am Tag vor seinem Heimgang wurde ihm in Anbetracht dessen, dass keine Hoffnung auf Genesung mehr bestand, gestattet, nach dem Empfang der Sterbesakramente die heiligen Gelübde abzulegen. Es lässt sich nicht beschreiben, mit welchem Eifer er es tat, gleich als müsse er sich beeilen, um noch fertig zu werden, oder als brenne er von Begierde, sich ganz dem Herrn hinopfern zu dürfen. Alle, die zugegen waren, staunten und erbauten sich daran. Wohl litt er viel, doch es wurde das Gefühl der Schmerzen überwogen vom Gefühl der Liebe zu Gott. Der Herr selbst tröstete ihn, indem er sich an das Kopfende des Lagers stellte, ihn mit seinen Händen stützte und durch seinen heiligen Anblick erquickte. Frater Benedikt lobte unaufhörlich Gott, immer wieder sprechend "Laudate Dominum, Lobet den Herrn usw." Unmittelbar vor seiner Auflösung blickte er unverwandt zur Decke des Krankenzimmers empor. Gefragt, was er denn sehe, gab er zur Antwort: "Mir scheint, ich sehe den Himmel offen." Sprach es und entschlief, am 14. Dezember 1856. Alle Mitbrüder, die das Sterbebett umstanden, wären gerne mit ihm gegangen und sagten: "Ein Engel, wenn er sterben könnte, würde es mit keiner besseren Vorbereitung tun." Bald nach seinem Hinscheiden, erschien er zahlreichen Verwandten und tat ihnen kund, dass er sich im Besitz der ewigen Freude befinde.
Fest des heiligen Spiridion
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Spiridion war verheiratet. Nachdem seine Gattin gestorben und seine Tochter Irene bei Verwandten untergebracht war, verließ er das heimatliche Cypern, um die heiligen Stätten in Palästina zu verehren. Auch den Berg Karmel besuchte er und daselbst schloss er sich den frommen Siedlern an, die sich die Nachahmung der Propheten zur Lebensaufgabe gemacht hatten. Nach Metaphrastes soll dies mit Einwilligung der Gemahlin sogar schon bei deren Lebzeiten geschehen sein. In seiner Demut weidete Spiridion auch als Bischof von Trimythunt noch die Herden. Als ihn einmal Diebe bestehlen wollten, fühlten sie sich plötzlich von einer unsichtbaren Gewalt zurückgehalten. Spiridion, der bei Tagesanbruch zu ihnen kam, schalt sie, weil sie hätten stehlen wollen. Dann bat er den Herrn, er möge den Bann dieser übernatürlichen Strafe wieder lösen und sagte scherzend: "Jetzt geht und nehmt diesen Widder mit. Da ihr die ganze Nacht gewacht habt, will ich nicht, dass ihr für die ausgestandenen Mühen unbelohnt von meiner Hürde geht." Spiridions Tochter hatte von einem Hausfreund einen kostbaren Schmuck zum Aufbewahren übernommen und ihn, damit er nicht gestohlen würde, vergraben. Zum Unglück starb sie, ohne jemand Mitteilung davon gemacht zu haben. Der Freund forderte sein Eigentum zurück. Was da tun? Spiridion beschwor Gott, er möge seiner Tochter das Leben wiedergeben. Tatsächlich erschien das Mädchen und verschwand wieder, nachdem es den Ort bezeichnet hatte, an dem man den Schmuck wirklich fand. Spiridion pflegte die eine Hälfte aller seiner Einkünfte an die Armen zu verschenken, die andere Hälfte lieh er Bedürftigen, wobei jeder das entlehnte selbst nehmen und später wieder zurücklegen durfte, ohne dass der heilige Bischof eine Kontrolle übte. Jemand hatte einmal Getreide nötig. Er durfte wie sonst auch dieses Mal in die Vorratskammer gehen, um sich das Nötige zu holen. Da er sie leer fand, erklärte ihm der Bischof: "Höchst wunderbar! Wie könnte es geschehen, dass die Vorratskammer nicht das Notwendige bietet? Denke doch nach, ob du nicht bereits etwas entlehnt hast, das du noch nicht zurückgestellt hast. Wäre das nicht der Fall, so hättest du das Gewünschte sicher gefunden." Der Mann musste gestehen. So wurde die Unredlichkeit wunderbar entdeckt und bestraft. Spiridion konnte sich aber auch stark zeigen. So sprach er einmal zu Nizäa, wo er dem Konzil beiwohnte, zu einem Philosophen, der die christliche Religion angriff: "Im Namen Jesu Christi, höre! Es gibt einen Gott Himmels und der Erde, Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren, der all das kraft des Wortes hervorgebracht hat und erhält und ihm durch die Heiligkeit seines Geistes Bestand und Festigkeit verleiht. Dieses Wort, das von uns Sohn Gottes genannt wird, hat sich unserer Armseligkeit erbarmt und einen wirklichen, menschlichen Leib angenommen, ist von einer Frau geboren worden für uns gestorben und wieder auferstanden. Am Ende der Zeiten wird er als Untersucher und Richter kommen. Dass sich dies also verhält, glauben wir ohne vorwitzige Untersuchung. Frag auch du nicht, wie es kommt und erkecke dich nicht, den Grund dafür zu verlangen oder es zurückzuweisen. Diese Dinge übersteigen eben unsere Vernunft und Fassungskraft." Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: "Glaubst du das? Gib Antwort!" Dadurch wurde der Philosoph ganz verwirrt, er konnte nichts sagen, als dass er glaube und sich für besiegt erkläre. Spiridion starb um das Jahr 348 auf Cypern. Lange ruhte dort auch sein Leib; später wurde er nach Korfu gebracht. Philippus von der heiligsten Dreifaltigkeit berichtet im Jahr 1665: "Dreimal, zu verschiedenen Zeiten vom Erzpriester der Kirche zu Korfu zur Besichtigung des Leibes des heiligen Spiridion zugelassen, habe ich ihn gesehen . . . Ich habe ihn gesehen und betastet und ganz unverwest gefunden. Nicht das Geringste hat daran gefehlt. Er ist schön und biegsam, als wäre der Heilige eben erst gestorben. Sein Kleid ist aus demselben Tuch und von derselben Form und Farbe wie unser Karmelitenhabit. Er hat eine Kapuze und weite offene Ärmel wie der unsrige. Ein Skapulier hat er nicht, sondern stattdessen eine Stola über der Brust, so wie die griechischen Heiligen abgebildet werden. Das Kleid ist lang, bedeckt aber die Füße nicht. Auch einen Mantel hat er nicht." Noch bemerkt Pater Philippus, dass die griechischen Priester den heiligen Leib unseren Patres bereitwilligst zeigen und dabei erklären, der Heilige habe unserem Orden angehört.
Gebet am 14. Dezember
Hochwürdige Mutter Gottes Maria! Obwohl ich wegen meines sündigen Lebens nicht wert bin dein Kind zu heißen, richte ich doch mein Herz und Bitten zu dir empor. Öffne mir dein Herz, deine mütterlichen Arme und nimm mich auf, wie eine Mutter ihr Kind aufnimmt, an sich zieht, mit Liebe anblickt, mit Gunst und Liebkosungen überhäuft. Alles will ich aufbieten von heute an, solcher Kindschaft würdig zu werden, und was du mir Gutes erflehst, nur zu meinem Seelenheil verwenden. Ja wegen deiner Treue und Liebe bist du wohl wert, meine Mutter zu sein. Ja, so sei es. Amen.
Zu Gott
Ja, mein gütigster Vater, ich will alle Mittel benützen, die mir von der Kirche zur Heiligung meiner Seele angeboten werden. Ich fühle es oft selbst, welche Gewalt noch die verderblichsten Leidenschaften über mich ausüben, und wie schwer es mir wird, sie zu überwinden. Gib Du mir dazu den Mut und Deine Hilfe, denn ohne sie vermag ich nichts, unter Deinem Schutz aber bin ich gesichert gegen die verderblichen Feinde, die von allen Seiten mich umlagern. Darum bitte ich Dich durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Der heilige Johannes vom Kreuz ist aus Andacht zur seligsten Jungfrau in den Karmelitenorden eingetreten, und war ihrer Verehrung ganz ergeben. Er gelobte Gott und der seligsten Jungfrau, als der Mutter des Ordens und beständigen Schutzfrau, die Haltung der strengen Regel. Er gab unter Anrufung des Namens Jesus und Maria seinen Geist auf.
Vom heiligen Nikasius, Bischof zu Reims, dessen Fest heute die Kirche begeht, wird in seiner Lebensbeschreibung gemeldet, dass er vom Himmel ermahnt wurde, unter dem Namen der seligsten Mutter Gottes eine Kirche in der Stadt zu erbauen.
Andacht am 14. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Es gibt viele, die zu Gott sprechen: Ganz und ohne Vorbehalt ergebe ich mich Dir! - Doch sehr wenige üben diese Ergebung wirklich. Sie besteht aber in einer gewissen Gleichgültigkeit, mit der man alle Ereignisse aus der Hand Gottes, je nach Anordnung seiner heiligen Vorsehung annimmt." (Der heilige Franziskus von Sales)
Der heilige Vinzenz von Paul zeigte durch die Sanftmut seiner Worte und die Heiterkeit seines Angesichtes, dass er die verschiedensten Vorfälle mit gleichem Auge betrachtete. Dies aber kam daher, weil er seinen wichtigen Grundsatz nie aus den Augen verlor: "Nichts in der Welt geschieht ohne Anordnung der göttlichen Vorsehung!" Er hatte sich Gott ein- für allemal ergeben, und überließ sich Ihm gänzlich. Ein würdiger Bischof wurde von lebendigem Erstaunen ergriffen, dass nie etwas im Stande war, ihn zu stören, und sprach: "Herr Vincenz ist immer und immer der gleiche!"
Als der Heilige erfuhr, dass einige seiner Widersacher einen Prozess einleiten wollten, das Vermögen mehrerer seiner Ordenshäuser an sich zu ziehen, antwortete er denen, die ihn aufforderten, Vorkehrungen zu treffen, diesen Prozess zu gewinnen: "Nichts wird mir widerfahren, außer was der Herr will. Er ist der Herr all unserer Habe; Er wirkt damit, wie es Ihm wohlgefällig ist!"
Herr, tue mit meinem Besitz, mit meinen Eltern, Verwandten, Freunden und mit mir selbst, wie es Dir wohlgefällig ist; preisen will ich Dich in allen Dingen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 14. Dezember
"Wäre es nicht unvernünftig,
die anderen verurteilen zu wollen,
wenn wir in dieselben Fehler gefallen sind?"
hl. Katharina von Siena OP
1347 bis 29.4.1380
Betrachtung am 14. Dezember - Von der Erkenntnis Jesu
Ausgestorben ist das Leben,
Süßer Jesus, ohne dich;
Du nur kannst ihm Freude geben,
Und das Herz zu dir erheben,
Dich zu lieben ewiglich.
1. Gott liebt nicht wie die Geschöpfe, deren Liebe beschränkt und endlich ist. Seine Liebe ist gleich ihm selbst unendlich. Er liebt sich selbst in den vernünftigen Wesen, die mit seinem Ebenbild geschmückt sind, und zieht sie auf eine Weise zu sich, die seiner unendlichen Güte und Weisheit, und zugleich dem Bedürfnis des Geschöpfs gemäß ist. Darum ließ er in seiner heiligen Menschheit gleich einer himmlischen Angel in das Meer dieser Welt sich herab, die Seelen durch die Herrlichkeit seiner Liebe zu fangen, und sie vom Fleisch zum Geist, von seiner Menschheit zu seiner Gottheit emporzuziehen. Niemals wären wir zur wahren Erkenntnis Gottes, niemals zur wahren Freude des Herzens gelangt, wenn nicht er selbst uns sichtbar erschienen wäre.
2. Seine heilige Erkenntnis aber ist nicht müßig in der Seele, der sie innewohnt. Notwendig bringt sie die Liebe hervor, aus der alle Tugenden quellen. Denn eine solche Seele sehnt sich in zarter Dankbarkeit, alles zu tun, was sie ihrem geliebten Heiland als wohlgefällig erkennt. Ja willkommen sogar sind ihr Trübsale und Leiden, ihre Liebe ihm dadurch zu bezeigen. Je getreuer sie aber sich opfert, um so mehr nimmt diese heilige Erkenntnis und Liebe in ihr zu, und sie leuchtet in der Finsternis dieser Welt als ein wahres Licht im Herrn, und ist mitten unter Schmerzen voll seliger Freude. Dahin sei das ganze Verlangen unseres Herzens gerichtet.
3. Von einer solchen Seele gelten die Worte des Propheten: "Sie wird blühen gleich einer Lilie, blühen wird sie und grünen und vor Freude frohlocken, . . . denn sie wird die Herrlichkeit des Herrn schauen und die Zierde unseres Gottes." (Jesaja 30) So nämlich grünt und blüht, von der Sonne der Gerechtigkeit bestrahlt, eine heilige Seele an allen Tugenden, und frohlockt vor seliger Liebe und Freude über den innerlichen Anblick ihres göttlichen Geliebten, den sie immer um so deutlicher erkennt, als sie tiefer in das Geheimnis seiner heiligen Menschwerdung eindringt. Ergib dich dieser heiligen Betrachtung! Jesaja 60,5a: "Du wirst es sehen, und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit."
15. Dezember
Die heilige Christiana, Sklavin bei den Iberern, Armenien,
+ 4. Jahrhundert – Fest: 15. Dezember
Die heilige Christiana, über deren Jugendgeschichte uns nichts bekannt ist, wurde von den räuberischen Horden der Iberier, die ihre Plünderungszüge nach Griechenland ausdehnten, gefangen genommen und als Sklavin verkauft. Ihr Herr war der Fürst eines Stammes, der wie das ganze Volk dem Götzendienst ergeben war und durch wilde Grausamkeit sich auszeichnete. Da sie unter den Heiden die einzige Bekennerin des christlichen Glaubens war, so nannte man sie mit Umgehung ihres eigentlichen Namens „Christiana“, d.h. Christin. Ihr Los war ein ungemein hartes und trauriges. Fern von ihrer Heimat, fern von Eltern und Geschwistern, musste sie unter halbwilden Menschen in harter Arbeit zubringen. Niemand konnte sie ihr Leid klagen, nirgends fand sie Trost. Trotzdem kam kein laut der Klage über ihre Lippen, sondern alles ertrug sie um Gottes willen und in der Kraft des Glaubens mit der größten Geduld. Sie war treu und eifrig in ihrem Dienst und suchte Stärke und Trost im Gebet und in strengen Bußübungen, die sie sich auferlegte. Dabei bemühte sie sich inmitten der sittenlosen, heidnischen Gebräuche einer so großen Unschuld und Reinheit des Herzens, dass die Ungläubigen sie erstaunt fragten, wie es denn komme, dass sie eine so ganz andere Lebensweise führe, wie die Einwohner des Landes. „Ich bin eine Christin“, entgegnete sie, „und muss so leben, wie Jesus Christus, mein Herr, es geboten hat.“ Zugleich benutzte sie die Gelegenheit, um den Heiden die Macht und Herrlichkeit des wahren Gottes zu verkündigen. Aber mehr noch als ihre Worte und ihr Beispiel wirkten auf die rohen Gemüter die Wunder, womit Gott seine treue Dienerin vor dem ganzen Volk verherrlichte. Als sie durch ihr Gebet ein schwerkrankes Kind geheilt hatte, verbreitete sich das Gerücht hiervon im ganzen Land, und die Königin, die eben von einem gefährlichen Fieber geheilt war, nahm nun auch ihre Zuflucht zum Gebet der christlichen Sklavin und erlangte ebenfalls die Gesundheit wieder. Aus Dankbarkeit gegen Gott nahm die Königin die christliche Religion an und versuchte auch ihren Gemahl zu diesem Schritt zu bewegen. Doch dieser weigerte sich anfangs, nachdem er aber einst auf der Jagt in augenscheinlicher Lebensgefahr die Hilfe des Gottes der Christen erfahren hatte, empfing er mit seinem ganzen Volk die heilige Taufe. Auf Christianas Rat ließ der König sich vom Kaiser Konstantin Bischöfe und Priester schicken, welche das von einer armen Sklavin begonnene Werk der Bekehrung Iberiens vollendeten.
Die ehrwürdige Maria Viktoria Strata, Ordensstifterin in Genua,
+ 15.12.1617 – Gedenktag 15. Dezember
Für den heutigen Tag wird folgende Legende erzählt:
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde zu Genua aus der edlen Familie Strata eine Tochter geboren, die Maria Viktoria genannt, vortrefflich erzogen, und da sie erwachsen war, einem Edelmann aus dem Hause Fornari zur Ehe gegeben wurde.
Beide Gatten lebten in Glück und Frieden, in Frömmigkeit und Gottesfurcht, in Milde und Freigebigkeit gegenüber den Armen. Mehrere Jahre waren solcher Weise dahingeschwunden und der Himmel hatte ihren Ehebund mit vier Kindern gesegnet. Da geschah es, dass der Gemahl Viktorias in eine Krankheit verfiel, von der er nicht mehr genesen sollte. Seine christliche Ergebung, mit der er dem Tod entgegensah, minderte in etwas den Schmerz seiner Angehörigen und nächsten Verwandten. Am tiefsten und schwersten aber empfand Maria Viktoria diesen herben Schlag, der durch die Sorge für die Kleinen noch gemehrt wurde. Überdies war sie guter Hoffnung und das fünfte Kind hatte dermaßen, noch ehe es das Licht der Welt erblickt, schon den Vater und damit für alle Zukunft die nötige Stütze verloren.
Im Übermaß ihrer Schmerzen nun warf sich Maria Viktoria vor dem Bild der allerseligsten Jungfrau nieder und flehte sie an, ihren Kindern Mutter zu sein und mit ihnen sie die arme Witwe, in ihren gütigen Schutz zu nehmen. Die Trösterin der Betrübten konnte dieses kummervolle Herz nicht lange ohne Trost lassen. Sie würdigte sie einer Erscheinung und gab ihr die Versicherung, dass sie alle, Mutter und Kinder unter die Ihrigen aufnehme. Die Kinder würden insgesamt ihrem göttlichen Sohn im Ordensstand dienen, und Viktoria selbst würde die Stifterin eines Ordens werden, der dem Dienst der Mutter des Herrn besonders geweiht sein solle. Durch diese Erscheinung und Versicherung wurde Viktoria, die nur aus Gehorsam und gegen ihre immer gehegte Absicht, Nonne zu werden, in den Ehestand getreten war, mit einer so außerordentlichen Freude erfüllt, dass nicht bloß ihre Tränen von da an zu fließen aufhörten, sondern sie auch, noch ehe sie den Platz verließ, das Gelübde der Keuschheit machte, so wie dass sie nie Seide an ihren Kleidern tragen und allem weltlichen Umgang entsagen wolle. Sie schnitt auch ihre Haare ab, die sehr schön waren, und widmete sich ganz den frommen Übungen. Alle ihre Gedanken waren nun immer dahin gerichtet, wie sie den Orden stiften könnte, der insbesondere bestimmt sein sollte, die Mutter Gottes zu ehren. Je mehr sie diesem Ziel zuschreiten wollte, desto mehr Schwierigkeiten begegnete sie, und der Satan erregte ihr so große Hindernisse, dass sie, hätte sie nicht eine allmächtige Gnade unterstützt, unfehlbar unterlegen wäre. Zuletzt war sie Siegerin über alles, was Satan und Welt in den Weg legten, und nachdem ihre Kinder alle in verschiedene Orden getreten waren, nahm sie mit vier Gefährtinnen den Schleier aus den Händen des damaligen Erzbischofs von Genua und späteren Kardinals Spinola (am 5. August 1604). Sie nannten sich Nonnen der Verkündigung Mariä, weil sie Profess taten, die heiligste Jungfrau in allen Geheimnissen ihres Lebens und in allem, was sich auf sie bezog, zu ehren insbesondere aber im Geheimnis der Verkündigung, da sie dieses in den Besitz des vorzüglichsten aller ihrer Titel, der der Titel „Mutter Gottes“ ist, gesetzt hat. Papst Paul V. approbierte in der Folge diesen Orden. Und bereicherte ihn mit mehreren Gnaden und apostolischen Segnungen.
Verschieden von diesem Orden der Verkündigung Mariä, den Viktoria Strata gegründet hat, ist der, den Amadeus Graf von Savoyen, der grüne Ritter genannt, im Jahre 1356 gestiftet hatte, ebenfalls zwar zur Ehre und unter dem Schutz der seligsten Jungfrau, aber mit ganz anderem Endzweck. Es war ein Ritterorden, wie solche in damaliger Zeit mehrere auftauchten. Der Stifter setzte die Zahl der Ritter zum Andenken an die fünfzehn Geheimnisse aus dem Leben Mariens, die im Rosenkranz verherrlicht werden, auf fünfzehn fest. Ebenso sollten fünfzehn Priester für sein und der Ritter geistliches Wohl Sorge tragen. Die besondere Verehrung der Gottesmutter war allen Teilnehmern zur strengsten Pflicht gemacht.
In Erinnerung an die hohe Würde, die Maria dadurch gewann, dass sie die Mutter Gottes geworden und im Andenken an die Hilfe, die sie ob ihrer Mutterschaft uns zu gewähren vermag, bete in Andacht ein Ave Maria.
Pater Serapion vom heiligen Andreas Corsini
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 15. Dezember 1898 wurde der lobwürdige Pater Serapion vom heiligen Andreas Corsini aus dieser Zeitlichkeit abberufen. Pater Serapion war am 8. Dezember 1816 zu Neurode in Preußisch-Schlesien geboren, absolvierte das Gymnasium in Glatz, die Universität in Breslau und erhielt daselbst auch die Priesterweihe. Doch war sein Wirken als Weltpriester nicht von langer Dauer. Er hatte gelegentlich der heiligen Exerzitien, die er 1844 im neugegründeten Karmelitenkloster zu Graz machte, den Karmelitenorden so liebgewonnen, dass es ihn drängte in diesen einzutreten. Ein Jahr später führte er seinen Entschluss aus und wurde eine wahre Zierde und Stütze der österreichischen Karmelitenprovinz. Wiederholt war er Prior von Graz und Linz sowie Provinzialvikar. Pater Serapion ist es zu danken, dass der schon im Aussterben begriffene Konvent zu Czerna in Polen erhalten blieb und durch die österreichische Provinz derart gefördert wurde, dass er nun mit den neugegründeten Konventen zu Krakau und Wadowice bereits wieder eine Polnische Provinz bildet. Wie im Kloster so wirkte Pater Serapion überaus segensreich in der Kirche als Prediger vor Weltleuten und als Exerzitienleiter bei Priestern und Ordensleuten. Um selbst auf die Abwesenden einwirken zu können, griff er zur Feder, schrieb ein Buch zur Rechtfertigung der Skapulierandacht, ferner "Karmel und Manresa", ein Buch für geistliche Übungen, gab eine aszetische Monatsschrift "Stimmen vom Berge Karmel" heraus und verfasste die Konstitutionen der Linzer Schwestern des Dritten Ordens. Er stand hoch in der Achtung aller, die ihn kannten. Papst Pius IX. wollte ihm, während er als Generaldefinitor des Ordens in Rom weilte, die bischöfliche Würde verleihen, wogegen sich jedoch seine Demut und Bescheidenheit sträubte. Als einst eine Oberin der Tertiarschwestern zum ehrwürdigen Bischof Rudigier kam, ihn um Rat zu fragen, verwies sie dieser an Pater Serapion und sagte auf ihre Bemerkung, sie wäre schon bei ihm gewesen: "Was ihnen dieser Mann sagt, ist heilig, da brauchen sie mich nicht mehr zu fragen."
Gebet am 15. Dezember
O heilige Jungfrau Maria, die du um deiner Demut willen würdig befunden warst, die Mutter deines Gottes zu werden, die du aber deshalb zugleich eine Mutter, eine Zuflucht, eine Fürsprecherin der Sünder bist, bitte Gott für mich. Empfiehl mich deinem Sohn, der dich so innig liebt, der dir nichts abschlagen kann, um was du ihn bittest. Sage ihm, dass er mir verzeihe, dass er mir seine heilige Liebe verleihe und mich selig mache, damit ich ihn mit dir vereinigt eines Tages von Angesicht zu Angesicht im Himmel sehen und lieben kann. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Heute ist der achte Tag des Festes der Unbefleckten Empfängnis Mariä. Die Tagzeiten dieses letzten Tages sollen nach Verordnung der Kirche den Tagzeiten des ersten Tages gleich sein. Nur bei großen Festen wird die Feierlichkeit ganze acht Tage hindurch fortgesetzt, dergleichen viele Feste der seligsten Jungfrau, besonders ihrer Unbefleckten Empfängnis, sind. Die katholische Kirche hat in Anordnung der Oktaven bei höheren Festen dem alten Gesetz gefolgt, worin acht Tage für die Hauptfeste bestimmt waren, und der letzte ebenso feierlich, als der erste soll gehalten werden.
Andacht am 15. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Wenn du die Übung der heiligen Selbstverleugnung umfängst, wirst du große Fortschritte tun. Widerfahren wird dir, was denen widerfährt, die bei günstigem Wind auf offenem Meer schiffen und der Leitung eines guten Steuermannes sich überlassen." (Der heilige Franziskus von Sales)
Wir lesen von der heiligen Katharina von Siena, dass sie viele Tage hindurch allen innerlichen Trost entbehren musste. Ob sie aber auch zu dieser Zeit den gewohnten Eifer nicht in sich fühlte und von allerlei unreinen Gedanken geplagt wurde, die sie nicht los werden konnte, verrichtete sie dessen ungeachtet ihre gewohnten innerlichen Gebete, in denen sie aushielt, so gut sie es vermochte; und redete sich selbst folgenderweise an: "Elende Sünderin, wie hast du je irgend einen Trost verdient? Erginge es dir nicht über alles Verdienst gut, wenn du dein ganzes Leben in Finsternissen und in der Trübsal zubrächtest, worin du gegenwärtig schmachtest, wenn du nur nicht verdammt würdest? Nicht darum hast du dem Dienst Gottes dich ergeben, damit du in diesem Leben Schönes und Süßes hättest, sondern damit du ewig bei Gott dich erfreust. So fasse denn Mut; fahre fort in deinen Übungen und halte aus in der Treue, die du deinem allerhöchsten Herrn schuldig bist!"
Sehr wohlgefällig war dem Herrn das Gebet der heiligen Gertrud, die in demütiger Gebärde, in tiefster Ehrfurcht und voll heiligen Eifers betete: "Herr, ich bitte Dich, nimm keine Rücksicht auf meinen Willen, sondern einzig auf den Deinen! Wirke in mir, was, wie Du selbst erkennst, am meisten zu Deiner Ehre gereicht und mir am notwendigsten ist. Ich habe kein anderes Verlangen als zu haben und zu sein was Du willst, dass ich habe und sei! Nein, mein geliebtester Jesus, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!"
Auch ich, Herr, stimme ein in die Bitte dieser großen Heiligen. Nichts will ich haben, außer was Du willst, dass ich habe; nichts will ich sein, außer was Du willst, dass ich sei! Nur das will ich, was Du willst! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 15. Dezember
"Lieben wir in unseren Feinden,
was Gott in sie gelegt hat,
und hassen wir in ihnen,
was die Wirkung der Bosheit
und Betrügerei des Feindes ist."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 15. Dezember - Von der Notwendigkeit der Erkenntnis Jesu
O gib in deiner Milde
Dich deinem Ebenbilde,
Mein Gott, im Innern kund.
Denn selig sind zu nennen,
Die deine Liebe kennen,
Es preiset jubelnd dich ihr Mund.
1. "Ich kenne meine Schafe", spricht der Herr, "und meine Schafe kennen mich." (Johannes 10) Kein Schaf der Herde Jesu ist, wer diesen guten Hirten nicht kennt, denn seine heilige Erkenntnis ist ein Kennzeichen seiner Schafe. Diese Erkenntnis kommt nicht vom Hörensagen, sondern sie ist die Frucht der Betrachtung seiner unendlichen Liebe und der Beherzigung seines heiligsten Lebens, seiner himmlischen Lehre, seines Leidens und seines Versöhnungstodes, wodurch wir allmählich zu einer lebendigen und fruchtbaren Anschauung seines Geistes und seines Herzens eingeführt werden. Kennen wir alles, was im Himmel und auf Erden ist, und kennen Jesus nicht, so kennen wir nichts und abermals nichts.
2. Diese Erkenntnis ist gleich einer Blüte, aus der die Frucht der Liebe hervorgeht. Die Liebe Jesu aber ist der Grund unserer Seligkeit, denn der himmlische Vater liebt uns nur darum, weil wir seinen eingeborenen Sohn lieben, wie der Herr selbst durch die Worte bezeugt: "Der Vater liebt euch, weil ihr mich geliebt habt." Denn Jesus ist der erste Gegenstand der Liebe des ewigen Vaters. Unendlich mehr liebt er ihn, als alle Wesen der Schöpfung zusammengenommen. Ja er liebt auch nichts anderes, außer um seinetwillen. Da also die Liebe uns mit Jesus vereint, liebt er uns als seine Glieder, und macht uns auch nur darum der ewigen Seligkeit teilhaft.
3. "Ich bin die Tür," spricht Jesus, "wer durch mich eingeht, der wird selig werden." (Johannes 10) Niemand kann ohne die Verdienste Jesu Christi selig werden. Niemand aber kann an diesen unendlichen Verdiensten Anteil erhalten, außer durch die liebende Nachfolge Jesu. Und niemand endlich kann Jesus nachfolgen, ohne ihn zu kennen, den der ewige Vater allen Auserwählten als Vorbild aufgestellt hat. "Denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben." (Römer 8,29) Es ist also die Erkenntnis Jesu Christi der Anfang des ewigen Lebens, und je vollkommener sie ist, um so fruchtbarer ist sie für das ewige Heil. 1. Johannes 2,3: "Wenn wir seine Gebote halten, erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben."
16. Dezember
Die heilige Adelheid, Deutsche Kaiserin,
+ 16.12.999 – Fest: 16. Dezember
So nahe ist heute das Weihnachtsfest herangerückt, dass derjenige, der scharfe Ohren hat, von weitem das Gloria der Engel auf Betlehems Fluren schon hören kann, und wer helle Augen besitzt, sieht bereits das göttliche Kind, Maria und Josef, Ochs und Esel und die Hirten, wie sie sich eilends auf den Weg machen zu der Krippe im Stall. Noch sechsmal schlafen, dann ist Weihnachten.
Es ist ja so, dass sich hinter der Krippe das Kreuz von Golgatha deutlich abhebt, und die heutige Legende wird uns daran erinnern, dass aus der glücklichen Mutter, die vor der Krippe kniet, später die Schmerzensmutter wurde. Nicht die Freude hat uns erlöst, sondern das Leid, und erst aus dem Leid erblüht des Christen Freude.
So tritt heute Sankt Adelheid vor uns hin, jene Frau auf dem deutschen Kaiserthron, die viel Kreuz und Leid getragen hat und die deswegen, wie andere Mütter auch, der Schmerzensmutter ähnlich ist.
Als Königskind kam Adelheid zur Welt, aber mit sechs Jahren verlor sie den Vater, König Rudolf II. von Burgund, durch den Tod. Wie arm ist doch ein Kind, das keinen Vater mehr hat, arm selbst dann, wenn es in Samt und Seide gekleidet geht und ein Krönlein auf dem Haupt trägt. So begann vor der Zeit das Leid in Adelheids Leben.
Mit sechzehn Jahren wurde Prinzessin Adelheid mit dem König Lothar II. von Italien vermählt. Da war sie eine Königin, obwohl sie noch ein Kind war. In einem Alter, da sich bei den jungen Menschen Jugendlust und Jugendfreude recht entfalten, begann bei Adelheid bereits der bittere Ernst des Lebens, denn gebieterisch traten die Pflichten an sie heran, Pflichten dem Gatten und dem Volk gegenüber, dessen Herrscherin sie war. Allzu früh auch wurde die Königin Mutter eines lieben Mädchens, das in der heiligen Taufe den Namen Emma erhielt. Wohl sind Mutterfreuden schön, aber Mutterlast drückt auch schwer.
Erst drei Jahre war Adelheid Königin, als der königliche Gatte starb. Ein Nachbarfürst, der Herzog Berengar von Ivrea, soll ihn vergiftet haben, weil er selbst König von Italien werden wollte. Mit sechs Jahren hatte Adelheid den Vater verloren, und mit neunzehn Jahren war sie eine Witwe.
Es sollte noch schlimmer kommen. Herzog Berengar versuchte nämlich, die Witwe zu zwingen, seinen Sohn Adelbert zu heiraten, und als sich Adelheid entschieden weigerte, auf den Plan einzugehen, nahm ihr der Bedrücker Schmuck und Geschmeide weg, setzte sie am Gardasee hinter Schloss und Riegel und behandelte sie wie eine Verbrecherin.
Eines Nachts jedoch entwich die Gefangene. Im schwankenden Kahn fuhr sie ein mitleidiger Fischer über den See. An den folgenden Tagen hielt sich die leidgeprüfte Frau vor Berengars Häschern, die mit Hunden hinter ihr her waren, hungernd und frierend, das Kindlein Emma im Arm, im feuchten Schilf am See und in Höhlen und hinter Büschen verborgen.
Doch dann kam der edle Otto der Große, an den sich Adelheid durch einen Boten gewandt hatte, der Bedrängten zu Hilfe, rückte mit Heeresmacht heran, besiegte den Übeltäter Berengar, und am hochheiligen Weihnachtsfest des Jahres 951 vermählte sich Otto mit Adelheid. Es war für die Verfolgte ein schönes Weihnachtsfest. Die verstoßene Königin von Italien wurde deutsche Königin, und zehn Jahre später erhielt sie aus den Händen des Papstes neben dem Gatten die kaiserliche Krone aufs Haupt gesetzt.
Adelheid war eine gute, fromme, wohltätige, heilige Kaiserin, und deswegen musste sie auch als Kaiserin viel Leid tragen, denn das Kreuz bleibt den Christen treu, und am treuesten folgt es den Heiligen Schritt für Schritt.
Von den vier Kindern, die Adelheid dem Gatten schenkte, starben zwei im jugendlichen Alter. Es war ein hartes Geschick, denn mit jedem Kind, das eine Mutter begraben muss, wird auch ein Stück von ihr begraben, und erst vierzig Jahre war Adelheid alt, als sie zum zweiten Mal Witwe wurde. Bald darauf entzweite sich Adelheids Sohn Otto II. mit der Mutter, und Adelheid wurde vom kaiserlichen Hof verbannt. Unglück auf Unglück traf in der Folgezeit den ungeratenen Sohn, und unter den Schicksalsschlägen litt niemand mehr als die ferne Mutter, denn das Leid der Kinder drückt doppelt schwer das Herz der Mütter. Kaiserin Adelheid konnte nur weinen und beten, bis endlich Otto ein Einsehen bekam und reuig die Mutter heimrief.
Doch da hatte sich Adelheids Leidenskelch bereits randvoll gefüllt und lief über. Bald darauf starb die Heilige im Jahre 999, nachdem sie vorher auch noch Otto hatte begraben müssen. Alle Mütter haben es schwer, und je mehr eine Mutter der Schmerzensmutter gleicht, desto schwerer hat sie es. Es ist gut, dass Sankt Adelheid uns kurz vor Weihnachten an diese Tatsache erinnert. Hinter der Krippe steht schon das Kreuz.
Fest der seligen Maria von den Engeln
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Die selige Maria von den Engeln war die Tochter des Grafen Johannes Donatus Fontanella von Baldissero aus Turin und der Gräfin Maria Tana von Santena aus Chieri. Sie wurde als das jüngste von zehn Kindern am 7. Januar 1661 zu Turin geboren. Marianna, so hieß die Selige in der Welt, besaß einen sehr lebhaften Geist, hatte ein vorzügliches Gedächtnis, ein sanftes Gemüt und einen überaus frommen Sinn. Es bereitete ihr große Freude, von Gott oder von den Heiligen erzählen zu hören. Das Leben der Heiligen nachzuahmen, schien ihr das Edelste. Danach verlangte sie so sehr, dass sie sich einmal eine Tasche voll Brot und eine Flasche Wein verschaffte, um ähnlich wie die heilige Theresia mit ihrem kleinen Bruder zu fliehen und sich in die Wüste zu begeben, was sich allerdings nicht ausführen ließ. Gern weilten ihre Gedanken bei Jesus, dem Gekreuzigten. Je mehr sie sich damit beschäftigte, desto mehr wurden ihr weltliche Gedanken, auch Unterhaltungen mit ihren Angehörigen lästig, obwohl sie eine zärtliche Liebe zu ihnen trug. Deshalb benützte sie die Gelegenheit des Eintritts ihrer Schwester in das Kloster der Zisterzienserinnen zu Saluzzo, um des gleichen Glückes teilhaftig zu werden. Gott wollte sie jedoch nicht in diesem Kloster haben, sondern zwang sie durch eine hartnäckige Krankheit nach einem Jahr, wieder ins Elternhaus zurückzukehren. Die Mutter wollte sie verheiraten. Mariannas Sinn blieb indes auf das Klosterleben gerichtet. Bei Gelegenheit der Ausstellung des Grabtuches Christi in Turin, zeigte ihr Gott den Weg, den sie einschlagen sollte. Es standen nämlich zwei Unbeschuhte Karmeliten in ihrer Nähe, von denen einer Marianna auf den Karmelitenorden aufmerksam machte und sie über deren Lebensweise aufklärte. Erleuchtet vom Heiligen Geist, erkannte Marianna deutlich, dass dies der ihr von Gott zugewiesene Beruf sei. Nach vielem Beten und Bitten siegte sie auch über das Widerstreben der Mutter, worauf ihr am 19. November 1676 die Freude und der Trost zuteil wurde, im Kloster der heiligen Christina zu Turin eingekleidet zu werden. Nochmals machte die Mutter einen Versuch, Maria von den Engeln, wie sie nun hieß, wieder in das elterliche Haus zurückzuführen. Der liebe Heiland sagte ihr: "Dies geschieht zur Strafe für deine Untreue; aber hoffe auf mich, denn ich bin barmherzig." Am 26. Dezember 1677 durfte sie die heilige Profess ablegen. Wir würden an kein Ende kommen, wollten wir ihre Tugenden auch nur annähernd aufzählen. Nicht selten schlief sie auf bloßem Boden, während sie den Kopf auf einen Stein legte. Ihr Schlaf dauerte nie länger als vier Stunden. Die Nacht von Donnerstag auf Freitag durchwachte sie vollständig. Ein oder mehrere Male des Tages geißelte sie sich, bis Blut floss. Tagsüber trug sie raue Bußkleider und -Ketten. Am Fest der Kreuzerhöhung 1685 kündigte ihr der Herr selbst schwere Leiden an. Er zeigte ihr ein großes Kreuz und sprach: "Meine Tochter, hast du Mut, es zu umfassen?" Die Selige antwortete: "Ja, Herr, mit deiner Hilfe; aber du bist ja nicht an diesem Kreuz?" Darauf versetzte Jesus: "Das ist das Zeichen, dass du von nun ab meine fühlbare Gegenwart nicht mehr kosten und mich nicht anders als auf dem Weg des Glaubens finden wirst." Die Erscheinung ließ ihr eine große Sehnsucht nach Leiden zurück, weshalb auch das ärgste, innere Martyrium, das nun folgte, sie nicht brechen konnte. Ohne Rücksicht auf die vielen Krankheiten, mit denen sie Gott heimsuchte, tat Maria alles, um sich der Gemeinde, der sie als Novizenmeisterin und viermal als Priorin vorstand, nützlich zu machen. Ihr ist auch das Gelingen der Stiftung zu Moncalieri zu verdanken. Im Jahr 1717 lehnte sie eine Wiederwahl ab, weil sie ihr Ende nahe fühlte. Trotz der heftigen Schmerzen ihrer Krankheit kam kein Wort der Klage aus ihrem Mund. Gottergeben betete sie: "O Herr, lass mich leiden oder sterben!" Ein anderes Mal sprach sie: Geliebter Jesus, willst du mir noch mehr Leiden geben, so tue es!" Am 16. Dezember erhob sie sich plötzlich und breitete die Arme aus, als wollte sie jemand umfassen. Als die Krankenwärterin fragte, was sie doch wolle, gab sie zur Antwort: "Mein geliebter Jesus, mein geliebter Jesus! Lass mich meinem geliebten Jesus entgegengehen!" Die lieben Schwestern noch einmal mit gewohnter Güte anblickend, entschlief sie ohne Kampf im 57. Jahr ihres Lebens, im 40. Jahr ihrer heiligen Profess.
Gebet am 16. Dezember
Erhöre o heilige Jungfrau das Rufen deines Schützlings und erwirke uns allen bei Gott kraft deiner Fürsprache durch deines lieben Sohnes reiche Verdienste, dass wir von allem Übel des Leibes und der Seele bewahrt, in all unserm Tun und Lassen gesegnet und in unserer Sterbestunde reichlich getröstet werden. Amen.
Zu Gott
Wie gut bist Du doch, o mein Gott, zu Deinen treuen Kindern. Es bewegt sich alles in so vielfältigem Wechsel um sie. Bald ist Friede, bald Aufruhr, bald Freude, bald Kummer, bald Versuchung, bald Ruhe, in und um sie herum, und doch stehen sie aufrecht, gehalten durch Deine kraftvolle Hand, und sehen heiteren Blickes in den Sturm, wie in den Sonnenschein. Ich möchte auch mit ganzer Seele Dir angehören, damit ich recht fühlen kann, wie gut es bei Dir ist, mag es am Kreuz sein, oder in Deiner Herrlichkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag wurde im Jahr 533 von Belisarius, Heerführer des orientalischen Kaisers Justinianus, durch den Beistand der seligsten Jungfrau über die Vandalen in Afrika ein namhafter Sieg erhalten, da Gilimer, der Vandalen König, mit den Völkern seines Bruders Zanzon die Stadt Karthago belagern wollte, von dem Belisarius aber, der ihm entgegen ging, aufs Haupt geschlagen wurde, so dass Afrika nach 95 Jahren wieder unter die Botmäßigkeit der Römer gekommen ist. Diese Veränderung schrieben die Christen der Fürbitte der seligsten Jungfrau zu.
Andacht am 16. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Eine der vorzüglichsten Wirkungen der heiligen Selbstübergabe an Gott ist Gleichmütigkeit des Geistes in den verschiedenen Ereignissen dieses Lebens. Wer nun in dieser Gleichmütigkeit sich erhalten will, der muss, gleich den Schiffern auf hoher See, sein Auge immer nach dem Pol, nämlich nach dem willen Gottes richten, ihm beständig nahe zu sein." (Der heilige Franziskus von Sales)
"Nie habe ich einen bösen Tag gehabt", sprach ein heiliger Armer, der voll der Wunden und Geschwüre war; "und nie ist mir irgend etwas Verdrießliches widerfahren. Ich fürchte weder Hunger noch Durst, weder Frost noch Hitze, weder Krankheit noch Verachtung; denn alles nehme ich mit viel Freude von der Hand Gottes an, seit ich mich in die Arme des göttlichen Willens geworfen habe, dem mich gleichförmig zu bilden meine höchste Freude ist. Innig bin ich mit der Menschheit Jesu Christi durch die Demut, mit seiner Gottheit kraft der Liebe vereint. Unter welchen Umständen also könnte es mir böse ergehen, so lange ich mit meinem liebevollen Erlöser vereint bin, der für mich leiden wollte? - Ich bin wahrhaftig ein König; mein Reich ist in meiner Seele, weil ich mit Hilfe der Gnade über meine sowohl äußerlichen als innerlichen Sinne und alle meine Leidenschaften herrsche, die ich gleich Leibeigenen behandle. Durch innerliche Sammlung des Gemütes, durch Betrachtung und Vereinigung mit Gott kam ich dahin, über mich selbst zu herrschen. Erfahren habe ich, dass ich ohne Gott keine Ruhe finden konnte; seit der Zeit aber, als ich mich Ihm gänzlich übergeben habe, genieße ich einen tiefen Frieden; und übergeben habe ich mich Gott, als ich allen Liebesneigungen zu irdischen Dingen entsagte."
Mein Gott, gänzlich übergebe ich mich Dir! Verleihe mir, über alle meine innerlichen und äußerlichen Sinne und über alle meine Leidenschaften zu herrschen. O gib mir, gütiger Jesus, dass ich mit Deiner heiligen Menschheit kraft der Demut und mit Deiner Gottheit kraft der Liebe vereint werde! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 16. Dezember
"Es ist eine große Tugend,
sich der üblen Nachrede zu enthalten.
Eine noch größere ist es,
sich sie seinen Beleidigern gegenüber zu untersagen."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 16. Dezember - Vom innerlichen Umgang mit Jesus
Selig, Jesus, wer dich sucht.
Süß ist seiner Liebe Frucht.
Seliger ist, wer dich fand,
Denn er hat das Unterpfand,
Dich zu lieben immerdar
In der Himmelsbürger Schar.
1. Nur durch den Umgang mit Jesus können wir vollkommen, himmlisch gesinnt und glückselig werden. Er muss das beständige Ziel unserer Gedanken, der Ruhepunkt unseres Herzens und die ganze Liebe unserer Seele sein. Die höchste Ehre für ein erschaffenes Wesen ist diese Gnade, mit dem König des Himmels umzugehen und ihn zu lieben. Dies ist die seligste Beschäftigung der heiligen Engel in Ewigkeit. Dieser glückselige Umgang mit Jesus ist geistig und innerlich. Jeder auch, der ihn wahrhaft sucht, findet ihn, denn nicht vergeblich ruft er: "Kommt zu mir, ihr alle!" Dass wir ihn aber finden werden, verheißt er uns selbst, da er abermals spricht: "Ich liebe alle, die mich lieben, und wer mich sucht, der wird mich finden." (Sprichwörter 8,17)
2. Durch diesen seligen Umgang in Liebe wird eine Seele in kurzer Zeit wunderbar umgewandelt. Denn es ist nicht möglich, dass, wer mit wohlriechenden Spezereien umgeht, nicht selbst einen lieblichen Wohlgeruch anzieht. Noch kann auch das Eisen lange im Feuer bleiben, ohne selbst feurig zu werden. Ebenso wenig aber kann eine Seele längere Zeit mit den göttlichen Geheimnissen sich beschäftigen, die unendliche Liebe Jesu betrachten und liebevolle Ansprache mit ihm halten, ohne von seinem himmlischen Licht bestrahlt und von seiner Liebe durchdrungen zu werden. Wie verächtlich kommt einer von dieser seligen Liebe durchdrungenen Seele alles Irdische vor, wenn sie zum Himmel emporblickt.
3. Diese heilige Liebe und dieser himmlische Umgang ist das wahre Band der Vollkommenheit. Nicht nur weil wir dadurch allein vollkommen werden, sondern auch, weil wir dadurch in die Gemeinschaft mit allen Auserwählten aller Zeiten, mit allen Engeln und glorreichen Himmelsbürgern, ja mit dem ewigen Vater selbst, der seinen Eingeborenen unendlich liebt, und mit dem Heiligen Geist kommen, der seine heiligste Menschheit im Schoß der unbefleckten Jungfrau bildete, und selbst diese heilige Liebe uns einflößt. Wenige sind, die diesen seligen Umgang mit Jesus suchen. Du aber sei von der Anzahl dieser Wenigen. Erwecke deinen Glauben, und öffne dein Herz seinen göttlichen Strahlen. "Mach auf, meine Schwester und Freundin, meine Taube, du Makellose." (Hohelied 5,2)
17. Dezember
Der heilige Sturm, Gründer-Abt von Fulda,
+ 17.12.779 – Fest: 17. Dezember
Man muss überlegen, ob man richtig gelesen hat. Dieser Heilige heißt wirklich Sturm. Zwar wird er in alten Büchern Sturmius genannt, aber diese Endung „ius“ ist nur ein lateinisches „Hintendran“, das man dem Namen angehängt hat und der nicht einmal so schön ist. Und wenn man das unnatürliche „Hintendran“ abschlägt, dann bleibt wieder Sturm übrig, und das ist doch gar nicht mal so ein schlechter Name, irgendwie ein Name, an dem noch Hand und Fuß ist, ein rasanter Name.
Eigentlich ist es schade, dass der Name kaum noch Träger hat, denn auf manche Kinder würde er wie zugeschnitten passen, auf jene Jungen und Mädchen nämlich, die, wenn sie eine Treppe hinaufgehen, immer drei oder noch mehr Stufen zugleich nehmen, und auch die, wenn sie die Treppe hinunter wollen, auf dem Treppengeländer hinabrutschen. Diese und andere, die es ähnlich tun und die dem heiligen Schutzengel dadurch viel Arbeit und Sorge bereiten, die müssten von Rechts wegen alle Sturm heißen.
Genau so einer war auch der heilige Sturm als Kind. Der Schutzengel hatte es wirklich nicht so leicht bei ihm und musste haarscharf aufpassen, damit kein Unglück geschah. Der wilde Junge war wie ein richtiger Sturm, er tobte und turnte, er ritt, rannte, schwamm und sprang, so als wäre es seine liebste Beschäftigung. Gegen den jungen Sturm hätten es auch die Stars im heutigen Sport schwer gehabt, denn die sind ja oft nur noch Spezialisten in einer Sportart, entweder im Fußball oder im Handball oder im Rad- und Motorradrennen oder im Hoch- und Weitsprung, der junge Sturm dagegen war in allen Arten des damaligen Sports in gleicher Weise geübt.
Sturm war ein Bayer und seine Eltern, die aus einem alten Adelsgeschlecht stammten, waren gute Christen. Sie schickten ihren Sohn nach Fritzlar in Hessen auf die Domschule. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte dort der heilige Bonifatius die Donnereiche niedergehauen und die Leute zum christlichen Glauben bekehrt. Und Bonifatius, dieser prachtvolle Hüne, der die Furcht nicht kannte, der war nun so recht nach Sturms Geschmack. So einer wollte er auch werden, ein draufgängerischer Held. Aber er wollte nicht einem Herrscher dieser Welt gehorchen, sondern er wollte dem König Christus dienen und nachfolgen. Bonifatius hatte jedenfalls seine helle Freude an dem quirligen Jungen und weihte ihn selbst nach der Lehr- und Studienzeit zum Priester.
Am Anfang war Sturm als Seelsorger bei den bekehrten Hessen tätig, aber dieses Leben gefiel ihm mit jedem Tag weniger. Ihn befriedigte nicht die Ehre, die er als Priester von den Menschen erhielt, ihn zog es viel mehr zu Abenteuer und Gefahr. Schließlich gab Bonifatius dem Drängen des stürmischen jungen Mannes nach und schickte ihn als Missionar an die Grenzen Sachsens, wobei er sich von ihm versprechen ließ, sich nicht leichtfertig in Gefahr zu begeben, denn die Sachsen ließen mit sich weder spaßen noch spielen.
So zog Sturm mit zwei Freunden los und ließ sich in Hersfeld gleich vor der Nase der damals wilden Sachsen nieder. Was er dort erlebt hat, ist nicht berichtet, so wie es ein Junge überhaupt gerne verschweigt, dass er irgendwie in der Patsche saß. Es scheint aber doch, dass Sturm sich damals die Hörner abgestoßen hat, denn als Bonifatius den Tollkühnen zurückrief, folgte er sofort, und nach der Rückkehr merkte man ihm an, dass der Sturm nicht mehr ganz so stürmisch tobte wie zuvor, und wie sich übrigens mit der Zeit alle Stürme legen, so erging es auch dem heiligen Sturm.
Sturm gründete das Kloster Fulda und brachte es als Abt zu hoher Blüte und Ansehen. Von Fulda aus errichtete er weitum im Kreis eine Missionsstation nach der anderen, und als Karl der Große die Sachsen besiegen konnte, ging auch Sturm dorthin und erbaute überall Missionskirchen, die er mit tüchtigen Mönchen aus dem Kloster Fulda besetzte, so dass Sachsen allmählich christlich wurde.
Überall aber, wo im deutschen Wald, der damals noch das ganze Land bedeckte, ein Missionskirchlein entstand, da war dieses Gotteshaus wie eine brennende Kerze am Weihnachtsbaum, die der heilige Sturm und seine Mönche entzündeten.
Der heilige Sturm gehört mit dem heiligen Bonifatius, an dessen Seite er in Fulda die letzte Ruhestätte gefunden hat, zu den großen Missionaren unseres Landes.
Die heilige Olympias (Olympiades), Witwe von Konstantinopel,
+ 17.12.410 – Fest: 17. Dezember
Die heilige Olympiades, geboren um das Jahr 368, stammte aus einer erlauchten Familie, deren Mitglieder hohe Würden am kaiserlichen Hof zu Konstantinopel bekleideten. In zartem Alter schon verlor sie ihre Eltern und wurde Erbin eines unermesslichen Vermögens. Theodosia, die Schwester des heiligen Amphilochus, eine verständige und tugendhafte Matrone, leitete ihre Erziehung und hielt sie zu allem Guten, besonders aber zur Gottesfurcht an. Glänzender Abkunft, überreich mit Glücksgütern gesegnet, seltene Körperschönheit mit den herrlichsten Geistesgaben vereinigend war sie eine Erscheinung, dergleichen man seit langem nicht mehr gesehen hatte, und es konnte nicht fehlen, dass um diese Perle der Jungfrauen die edelsten Männer der Hauptstadt warben. Olympiades schenkte Nebridius, dem Präfekten von Konstantinopel, Herz und Hand. Aber schon zwanzig Monate nach der Hochzeit wurde ihr der Gatte durch den Tod entrissen. Und wie sie vordem der Schmuck der Jungfrauen gewesen ist, zeigte sie sich jetzt als die Zierde der Witwen, indem sie alle irdischen Güter zu den Füßen des Kreuzes legte und vorzog, statt der Lust und Ehre der Welt zu frönen, mit dem Heiland ein abgetötetes Leben zu führen. Vergebens gelangten die dringendsten Anträge der Wiederverehelichung an sie, vergebens suchte der Kaiser Theodosius selbst sie zur Verbindung mit einem seiner Neffen zu bereden. Sie lehnte alles ab und erklärte, wie sie fest entschlossen sei, im Witwenstand zu bleiben. Das verdross den Kaiser, und er ließ sich von der Leidenschaft zu einem unwürdigen Eingriff in die persönliche Freiheit hinreißen und nahm der Wehrlosen Vermögen in Beschlag. Sie aber, weit entfernt, sich darüber zu beklagen, richtete an ihn ein rührendes Schreiben, das ihre christliche Ergebung aufs Schönste beurkundete. Nach geraumer Zeit aber erst wurde sie in ihre Rechte wieder eingesetzt. Sie war 23 Jahre alt, als sie ihre Güter zurückbekam, und nun überließ sie sich ganz dem Drang ihres Herzens, Gott als christliche Witwe nach der Vorschrift des Apostel Paulus zu dienen. Von schwächlichem Körperbau ergab sie sich gleichwohl den strengsten Kasteiungen. Bei all ihrem Reichtum verwendete sie auf den Haushalt nur das unumgänglich Notwendige und widmete alles Übrige den Zwecken der Wohltätigkeit. Den Bischöfen sendete sie bedeutende Summen zur Verteilung unter die Armen ihrer Sprengel, und es fand sich in dem großen römischen Reich kaum eine Provinz, wohin die Gaben ihrer Mildtätigkeit nicht drangen. Sie beschenkte die Kirchen, die Klöster, die Krankenhäuser, die Verbannten und erkaufte zahllosen Sklaven die Freiheit. Da sie wusste, dass der Mensch nicht allein vom Brot des Leibes leben kann, sondern auch des Brotes der Seele bedarf, benützte sie die Gelegenheiten, die ihre Liebeswerke ihr boten, allen, die ihrer teilhaftig wurden, Worte des Heils ans Herz zu legen. Noch sehr jung war sie von Nectarius, dem Patriarchen zu Konstantinopel, ihrer Tugenden wegen als Diakonissin zum Dienst der Kirche bestellt worden. Von den besten Männern ihrer Zeit, einem Gregor von Nyssa, einem Amphilochus, einem Gregor von Nazianz, einem Epiphanius, wurde sie hochverehrt. Chrysostomus, mit dem sie innig befreundet war, und Palladius sprechen in ihren Werken mit Entzücken von der frommen Witwe. Im Jahr 404 wurde sie in die Verfolgung mit hineingezogen, die die Bosheit der Kaiserin Eudoxia gegen den heiligen Chrysostomus erregt hatte. Man beschuldigte sie mit anderen, den Brand gestiftet zu haben, der bald nach der Verbannung des großen Patriarchen und Kirchenlehrers die Hauptkirche der Stadt verzehrte, und zu Anfang des Frühlings 405 erhielt sie den Befehl, Konstantinopel zu verlassen. Ihre Güter wurden öffentlich verkauft, ihre Landhäuser dem Pöbel zur Plünderung überlassen, zerstreut die Genossenschaft der Jungfrauen, die sich vor Jahren ihrer Leitung untergeben hatten. So musste auch sie, wie die meisten Diener des Herrn, durch das Feuer der Trübsal gehen, um ganz gereinigt zu werden. Geduldig, ja frohen Mutes, ertrug sie alle diese Bedrängnisse im Hinblick auf den Erlöser, der für uns sein Blut vergossen hat. Man weiß nicht, wo und wann sie starb. Doch scheint so viel gewiss, dass sich ihr Lebensziel nicht über das Jahr 410 hinaus erstreckte.
Der heilige Johannes von Matha, Priester und Ordensstifter, Frankreich,
+ 17.12.1213 - Fest: 17. Dezember
Es war im Jahr 1185. Ein junger französischer Adeliger, Johannes von Matha mit Namen, sehr gelehrt und sehr gläubig, feierte seine erste heilige Messe. Während der heiligen Wandlung wurde der Neupriester im Geist entrückt und hatte eine Vision. Er sah einen jungen Mann von überirdischer Schönheit in einem strahlend weißem Gewand. Auf dem Gewand war in Höhe der Brust ein Kreuz mit rotem Längs- und blauem Querbalken angeheftet. Zur Rechten und zur Linken hatte die Erscheinung je einen Menschen, einen weißen und einen schwarzen, mit eisernen Ketten an Händen und Füßen. Wenige Augenblicke nur dauerte diese Vision, über deren Bedeutung sich der Neupriester von vornherein im Klaren war.
Damals lebten in Nordafrika und in Spanien unter der Herrschaft der Mohammedaner ungezählte kriegsgefangene Christen als Sklaven in unvorstellbaren Nöten des Leibes und der Seele. Und durch die erwähnte Vision erhielt Johannes von Matha an seinem Primiztag offenbar den Auftrag, diesen armen Menschen Befreiung und Erlösung zu bringen. Es ist klar, dass der Auftrag bei dem unbeschreiblichen Hass der Mohammedaner gegen alles, was christlich hieß, zu einem Unternehmen führen musste, das tollkühn war. Natürlich wollte Johannes sich dem Ruf Gottes nicht entziehen, aber er zögerte und begab sich erst einmal zu einem Einsiedler, bei dem er mit Beten und Planen drei Jahre blieb und zögerlich auch noch länger geblieben wäre, wenn ihm Gott nicht eine Mahnung geschickt hätte. Eines Tages stand nämlich plötzlich vor ihm und dem Einsiedler ein Hirsch, in dessen Geweih, von Strahlen umgeben, ein Kreuz hervorleuchtete. Es war ein Kreuz, das einen roten Längs- und einen blauen Querbalken aufwies.
Johannes verstand sofort die Mahnung. Alles Zaudern und Zögern wich von ihm. Und noch am gleichen Tag machten er und der Einsiedler sich auf den Weg nach Rom, um sich für das neue Unternehmen den Segen des Papstes zu holen, der den neuen Orden vom Loskauf der Gefangenen sogleich erlaubte, bestätigte und segnete. Die Mitglieder der Vereinigung trugen nach dem Engelsbild der Vision ein weißes Gewand mit rotblauem Kreuz auf der Brust. Und weil auf diese Weise das eine Ordenskleid dreifarbig war, nannten sie sich „Brüder von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit“ oder, was dasselbe bedeutet, „Trinitarier“.
Nach Überwindung zahlloser Hemmnisse und Schwierigkeiten war es endlich so weit, dass zum ersten Mal Ordensbrüder nach Afrika in See stechen konnten. Und als sie nach monatelangem bangem Warten mit zweihundert losgekauften, schon todgeglaubten Christensklaven heimkehrten, erfasste ein Jubel ohne Ende die gesamte Christenheit. Der neue Orden fand schnell großen Zulauf. Die Almosen mehrten sich, Schiff auf Schiff konnte ausgesandt werden.
Bei einer solchen Fahrt wurde der Stifter des Ordens um ein Haar erschlagen. So schwer waren die erlittenen Misshandlungen, dass Johannes von Matha bald darauf, erst dreiundfünfzigjährig, am 17. Dezember 1213 starb. Sein Orden aber hat zum eigenen Ruhm und zum unbeschreiblichen Segen anderer im Lauf der Zeit unter gewaltigen Opfern nahezu eine Million Christen aus der Sklaverei der Mohammedaner befreit. Zu danken ist dies vor allem der großen Hilfe und Unterstützung, die das Werk der Barmherzigkeit in der ganzen damaligen Christenheit gefunden hat.
In unseren Tagen gibt es in Afrika zwar keine Christensklaven mehr, aber es gibt heute unter den Christen überall viele, die unter der Knechtschaft des Bösen leben. Um diese zu befreien, bilden alle Priester und gläubige Christen auf der Erde gleichsam auch einen Orden vom Loskauf der Gefangenen. Sie tun dies durch ihren Glauben, durch Gebet und Opfer. Tagtäglich sollten wir diese laugewordenen Christen in unser Gebet einschließen.
Der heilige Johannes von Matha wurde im Jahre 1160 von seiner gottseligen Mutter von der Geburt an Maria der allerseligsten Jungfrau geweiht. Sorgfältig von der frommen Mutter erzogen, war Johannes als Kind und junger Mann eher still, in sich gekehrt, gern mit Beten und Studieren beschäftigt und dabei von sehr fröhlicher Art. Vor allem zeichnet er sich schon früh durch seine Liebe zu den Notdürftigen aus. Als ihn sein Vater Ephemius von Matha nach Aix schickte, damit er sich da in den Wissenschaften und ritterlichen Künsten übte, da gab er alles Geld, das ihm zur Verfügung stand, den Armen. Er besuchte, und das war seine liebste Beschäftigung, regelmäßig die Spitäler, besonders an den Mutter-Gottes-Tagen, indem er wohl wusste, dass ihn seine Mutter durch ein Gelübde der allerseligsten Jungfrau aufgeopfert hatte, weswegen er auch Maria sein ganzes Leben hindurch hoch verehrte.
Diesem Heiligen kam der Herr mit seiner Gnade zuvor. Mit den zunehmenden Jahren nahmen auch seine Frömmigkeit, seine Liebe zu Gott und dem Nächsten zu, bis er zur Vollkommenheit gelangte. Das Leben der Gerechten, spricht der Heilige Geist, ist ein Licht, welches nach und nach zunimmt, bis es zu einem vollkommenen hellen Tag wird. Glücklich, wer durch Gottes Gnade von den Einflüssen der Welt bewahrt wird, und durch Ausübung guter Werke, besonders der christlichen Liebe, welche die Seele der Andacht ist, der Gnade des Herrn entspricht und die in der heiligen Taufe empfangene Gnade der Unschuld unverletzt erhält. Das Mittel, dessen sich der Herr zu diesem Zweck zu bedienen pflegt, ist die christliche Erziehung, die die Kinder von ihren Eltern empfangen, wie es beim heiligen Johannes von Matha geschah. Würden doch alle Eltern ihre Kinder gleich bei der Taufe Gott zum Opfer bringen und ihnen so früh wie möglich den Glauben beibringen. Was tat und litt der heilige Johannes von Matha nicht alles aus Liebe zum Wohl seiner Nächsten. Wie beschämend ist sein Beispiel für uns, wenn wir bei dem Elend unserer Brüder und Schwestern oft ganz gefühllos und kalt bleiben, und so ganz gegen den Geist Jesu handeln!
Die heilige Hilda von Whitby, Äbtissin in England, OSB,
+ 17.12.680 – Fest: 17. Dezember
Ein wunderherrliches Schauspiel für einen katholischen Christen, der mit glaubensbegeistertem Herzen am Wachsen und werden des Gottesreiches Anteil nimmt, ist der Glaubensfrühling auf den beiden Inseln England und Irland. Seitdem der heilige Patrick hier das Evangelium gepredigt hat und dort der heilige Augustin und andere Benediktinermissionare von Rom her die Botschaft des Heils gebracht haben, blühten einem Rosenflor gleich, der über frischgrüne Gartenbeete sich breitet, allenthalben Klöster im Land empor: Klöster für Männer und Klöster für Jungfrauen und Klöster, wo beide Geschlechter miteinander wetteiferten im Dienst Gottes, streng geschieden dem Leib nach, aber eins in ihrer Zielrichtung auf Gott, eins in der Art wie sie die Vereinigung mit diesem Ziel erstrebten. Ein solches Kloster war Whitby, auch Strenaeshalch genannt. Eigentlich war es eine ganze Klosterstadt mit einem großen Gebiet und vielen weltlichen Untertanen, über die seit der Mitte des 7. Jahrhunderts die heilige Äbtissin Hilda gebot. Die gottgeweihten Jungfrauen, die „Gottesbräute“, wie sie nach dem Gesetz des Landes genannt wurden, standen bei den Angelsachsen in sehr hohen Ehren. Sie waren hierin die Rechtserbinnen der alten Seherinnen, die die Germanen als heilig und ahnungsreich verehrten. Meist waren sie einer solchen Ehre wirklich würdig. So war Hilda schon durch ihre Geburt als die Großnichte des Königs Edwin auf eine höhere Stufe gestellt. Mit ihm hatte sie aus der Hand des heiligen Paulinus, des ersten Bischofs von York, die Taufe empfangen und unbefleckt trug sie das Kleid ihrer Taufunschuld hin vor Gottes Thron, als sie im Alter von 66 Jahren die irdische Heimat mit der himmlischen vertauschte.
Wie aber diese heilige Frau durch ihr Leben und Wirken in der Tat es verdiente, zu den Großen ihres Geschlechts gerechnet zu werden, will ich nun nach dem heiligen Beda, dem Ehrwürdigen, erzählen, der ihrer Zeit ganz nahestand und ein guter Gewährsmann ist.
33 Jahre hatte Hilda am northumbrischen Königshof zugebracht, die Hälfte ihres Lebens, als sie den Entschluss fasste, fortan dem Himmelskönig allein zu dienen. Sie begab sich in das Königreich Essex, um von hier aus bei gegebener Gelegenheit ihr Vaterland verlassen und über den Kanal schiffen zu können. Denn in Nordfrankreich war das Kloster Chelles, wo bereits ihre Schwester Hereswith und andere englische Jungfrauen edelsten Geblüts in freiwilliger Verbannung lebten um Christi willen. Aber Hildas Wunsch erfüllte sich nicht. Ein ganzes Jahr lang wartete sie umsonst auf den günstigen Augenblick, und dann rief sie der heilige Bischof Aidan nach Northumberland zurück und richtete ihr auf dem Nordufer des Wear ein Klösterchen ein. Wieder dauerte es nur ein Jahr, da musste sie nach dem Willen ihres Bischofs und Seelenführers die Leitung der Abtei Hartlepool übernehmen. Dieses Kloster stand seiner Regel und ganzen Lebensordnung nach unter dem Einfluss der irischen Missionare, die mit der Äbtissin einen regen Verkehr unterhielten. Besonders mit dem schon erwähnten Aidan war sie in heiliger Geistesfreundschaft verbunden.
Die gleiche Ordnung und Regel führte Hilda in dem Doppelkloster Strenaeshalch ein, das sie nach einiger Zeit gründete. An dem einsamen Ort, an dem das Kloster erbaut wurde – so erzählt die spätere Legende, die den einfachen Vorgang mit Wundergerank umsponnen hat – hätten in dichtem Gestrüpp eine solche Unmenge von Schlangen gehaust, dass anfangs wegen der Gefahr von ihnen gebissen zu werden, niemand dort hätte wohnen können. Voll Furcht wagten die Jungfrauen nicht ihre Zellen zu verlassen und das Wasser für den täglichen Bedarf zu schöpfen. Da warf sich die heilige Hilda auf die Erde und betete zu Christus, dass er sie auf die Felsen an der Meeresküste verbanne. „Verwandle also, ich bitte dich, die Schlangen, die in der Umgebung dieses Ortes hausen, in naturharten Stein, damit wir fortan nicht mehr ihre Frechheit zu fürchten brauchen, sondern in Frieden und Ruhe, mit freiem Geist dir dienen können, dem alleinigen Herrn, der da ist Gott, hochgelobt in Ewigkeit!“ Und als alle antworteten: Amen! siehe, da schlüpften aus allen Ritzen des Bodens die Schlangen heraus. Sie krochen um die Wette hin an die Küste des Meeres und ließen sich ohne Verzug die steilen Felshänge hinabgleiten, allwo sie zu Stein erstarrten. Seit dieser Zeit, schließt die Legende, findet man dortselbst Steine, die ganz genau die Figur von Schlangen haben.
Beda der Ehrwürdige weiß von diesem Wunder der heiligen Hilda nichts. Auch ihre Tätigkeit als Äbtissin fasst er in die kurzen Sätze zusammen: „Sie lehrte hier die treue Übung der Gerechtigkeit und Frömmigkeit, der Keuschheit und der anderen Tugenden, besonders des Friedens und der gegenseitigen Liebe. Nach dem Beispiel der Urkirche gab es dort nicht reich noch arm; allen war alles gemeinsam, keiner besaß etwas zu eigen. So groß war die Klugheit der Frau Äbtissin, dass nicht bloß die einfachen Leute in ihren Anliegen sie um Rat fragten, sondern dass mitunter sogar Könige und Fürsten sie aufsuchten. Für das Studium der Heiligen Schrift bei ihren Untergebenen, für jede Übung guter Werke trug sie derart Sorge, dass man dort ganz leicht Männer in großer Zahl finden konnte, die des Dienstes am Altar würdig waren . . . Wir haben ja doch selbst bereits fünf Bischöfe aus diesem Kloster hervorgehen sehen, lauter Männer von hervorragender Tüchtigkeit und Heiligkeit: Bosa, Aetla, Oftfor, Johannes und Wilfried“ (der Jüngere).
Von dem umfassenden Einfluss der heiligen Hilda können wir uns kaum eine Vorstellung machen. Sie war wirklich ein kostbares Geschmeide, das das ganze Land mit seinem strahlenden Glanz erfüllte, wie einst ihre Mutter Bertswitha vor ihrer Geburt geträumt hatte. Das sprechendste Beispiel für ihre einflussreiche Stellung in der englischen Kirchengeschichte ist die große Synode von Whitby, die eben in ihrem Kloster 664 stattfand und auf der die liturgische Einheit des Landes hergestellt wurde. Denn bis dahin hatten die Kelten (Irländer, Gälen) und die durch sie bekehrten Angelsachsen das Osterfest immer an einem anderen Tag gefeiert als die angelsächsischen Stämme, denen durch römische Missionare oder ihre Schüler das Evangelium gebracht worden war. Auch sonst gab es manche Verschiedenheit in den kirchlichen Gebräuchen. Die Äbtissin Hilda nun stand mit den Ihrigen auf der Seite des schottischen Bischofs Colman, der heilige Wilfrid (der Ältere), der spätere Erzbischof von York war der hitzigste Verteidiger der römischen Praxis. Scharf prallten die Gegensätze aufeinander. Schließlich aber spielte Wilfrid seinen letzten Trumpf aus, die Verheißung des Herrn an Petrus: „Du bist Petrus, der Fels; und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, . . . und dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.“ „Colman!“ fragte da der König Oswy seinen Bischof, „ist das wirklich so zu Petrus vom Herrn gesagt worden?“ „Ja, mein König!“ erwiderte er. „Habt ihr etwas zum Beweis anzuführen, dass eurem Columba – gemeint ist der heilige Columba von Jona – auch eine solche Macht verliehen worden ist?“ Und er musste antworten: „Nichts.“ Und der König seinerseits: „Sind also beide Parteien widerspruchslos dahin einig, dass jene Worte vor allen anderen dem Petrus gesagt und ihm die Schlüssel des Himmelreiches übergeben worden sind?“ Und beide Parteien bejahten. Er aber zog nun die Schlussfolgerung: „Und ich sage euch: dann ist er der Himmelspförtner, mit dem ich nicht in Widerspruch kommen will; im Gegenteil, soweit ich es verstehe und die Macht habe, will ich seinen Geboten in allem gehorchen. Sonst könnte es mir begegnen, dass ich an die Himmelstür komme und mir niemand aufsperrt, wenn der von mir nichts wissen will, der, wie ihr bewiesen habt, die Schlüssel hält.“ Das brachte die Entscheidung. Colman fügte sich zwar nicht, sondern verzichtete lieber auf seinen Bischofssitz. Die Äbtissin Hilda aber nahm die Beschlüsse der Synode an und arbeitete in der Folge auch an ihrer Durchführung. Dem heiligen Wilfrid wurde sie allerdings eine mächtige Gegnerin, als er sich gegen die organisatorisch notwendige, wenn auch in der Art der Durchführung verletzende Teilung seines großen Kirchensprengels sträubte.
Doch lassen wir nunmehr wieder den heiligen Beda zu Wort kommen. „Nachdem jene Frau viele Jahre hindurch ihrem Kloster vorgestanden hat, gefiel es dem gütigen Spender unseres Heils, ihre heilige Seele noch in langer Krankheit zu läutern, damit nach dem Beispiel des Apostels ihre Tugend in der Schwachheit vollendet werde. Fieberschauer schüttelten sie und schwächten sie wieder durch arge Hitze; und sechs Jahre lang litt sie ununterbrochen an dieser selben Krankheit. Während der ganzen Zeit hörte sie aber nicht auf ihrem Schöpfer Dank zu sagen oder die ihr anvertraute Herde, alle oder einzeln, zu unterweisen. Vor allem ermahnte sie, nachdem sie das an sich selbst gelernt hat, bei gesundem Körper dem Herrn im Gehorsam zu dienen und in Widerwärtigkeit oder Krankheit Gott im Treuen zu danken. Im 7. Jahr ihrer Krankheit schlug sich der Schmerz auf die Eingeweide. Sie kam zum letzten Tag ihres Lebens (17. Dezember 680). Beim Hahnenschrei empfing sie nochmals die heilige Wegzehrung. Dann rief sie die Mägde Christi, die mit ihr im gleichen Kloster wohnten, herbei und mahnte sie ja den Frieden des Evangeliums untereinander und mit allen zu bewahren. Und während dieser Worte schaute sie heiteren Auges den Tod, ging sie vom Tod hinüber zum Leben.
„Es hat verlangt der König deiner Schönheit:
Er, der da ist der Herr, dein Gott. –
Höre, meine Tochter, und siehe
Und neige dein Ohr!
Sie ist die Jungfrau weise
Und eine aus der Schar der Klugen.“
(Graduale aus der 2. Messe zu Ehren der heiligen Jungfrauen)
Pater Paulus von allen Heiligen
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 17. Dezember 1683 schied zu Köln der lobwürdige Pater Paulus von allen Heiligen aus dem Leben. Pater Paulus, mit seinem weltlichen Namen Hubert Bohr, wurde am 25. Januar 1611 zu Köln geboren. In den Orden trat er zu Prag, wo er auch am 5. August 1629 seine Gelübde ablegte. Schon damals begann er, sich der Übung des Gebetes und aller Tugenden, besonders der Abtötung mit solchem Eifer hinzugeben, dass er jenen tiefen Seelenfrieden gewann, dessen er sich zeitlebens erfreute. Die innere Ruhe der Seele spiegelte sich deutlich in seiner äußeren, bescheidenen Haltung wieder, die jeden, der ihn beobachtete, unwillkürlich zur Nachahmung anregte. Welchen Eindruck machte es z.B. auf seine Mitbrüder, wenn sie sahen, wie er im Chor während der ganzen Zeit der täglichen Betrachtungsstunden kniend - und das tat er von Beginn seines Ordenslebens bis in sein hohes Alter - so ganz mit Herz und Mund betete. Als Oberer eiferte er überaus für die Einhaltung der gemeinsamen Übungen, die Beobachtungen der Zeremonien, die er sehr gut kannte. Er ging hierin mit dem besten Beispiel voraus und wählte für sich stets das Geringere und Demütigendere. Wiederholt war er Provinzdefinitor, Prior zu Graz, Novizenmeister zu Köln, Vikar zu Koblenz. So eifrig er übrigens in Ausübung seiner Ämter war, fand er doch noch Zeit, verschiedene Werke zu verfassen, deren Titel in der Collectio Scriptorum O. N. (Sammlung der Schriftsteller unseres Ordens) angeführt werden. Vor seinem Heimgang in die Ewigkeit erkrankte er derart, dass alle, die ihn besuchten, Mitleid mit ihm empfanden. Nicht so er selbst, der sich mit keinem Wort beklagte. Er aß nur Fleisch, wenn er durch den Gehorsam genötigt war, und duldete zur Zeit des strengen Stillschweigens keinen Besuch in seiner Zelle, um die heilige Regel nicht zu verletzen. Dies ist wohl auch der Grund, warum er allein und ohne den Trost der heiligen Sterbesakramente starb. Er konnte aber seine Seele dennoch ruhig in die Hände des himmlischen Vaters übergeben. Er war ja immer zum Sterben bereit und pflegte jede Heilige Messe so zu lesen, als wäre sie die letzte seines Lebens.
Gebet am 17. Dezember
Schmerzhafte Mutter Gottes Maria, wir erinnern dich an die großen Leiden, die dein Herz verwundeten, als der alte Simeon dir vorhersagte, dass deine Seele ein Schwert verwunden werde und bitten dich inständig, du wollest uns von Gott die Gnade erflehen, dass wir unsere Sünden erkennen und bereuen, denn sie sind jenes Schwert, durch das dein und deines Sohnes Herz durchbohrt worden ist. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Olympias
Unter den verschiedenen Ständen, aus denen Du, o Vater, Deine Kinder Dir erwählst, ist wohl auch der Witwenstand sehr ehrwürdig. Verleihe doch auf die Fürbitte der heiligen Olympias allen, die auf diesem Weg gehen, dass sie unangefochten oder doch unverletzt das versuchungsvolle Erdenleben zubringen, mit reiner Seele stets Dir dienen, durch Deinen mächtigen Schutz in allen Trübsalen des Lebens aufrecht erhalten werden und dereinst zu Dir dem Vater aller Menschen gelangen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Jahr 1096 wurde am heutigen Tag der sehr alte und herrliche Tempel zu Sinesca im spanischen Bistum Valentia, den die Muslime zu ihrem islamischen Aberglauben lange gebraucht hatten, von Berengar, Erzbischof von Tarragona, und anderen Bischöfen gereinigt, und durch Anrufung Jesu Christi und der seligsten Jungfrau und Mutter Gottes, feierlich eingeweiht.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Johannes von Matha
O Gott, der Du Deinem Diener Johannes von Matha die Gnade zur Stiftung des Ordens der allerheiligsten Dreifaltigkeit verliehen hast, durch den die Gefangenen aus der Gewalt der Ungläubigen erlöst wurden: gib, wir bitten Dich, dass wir durch seine Fürbitte und Verdienste vom Joch der Sünde befreit werden. Durch Jesus, Christus, unsern Herrn. Amen.
Andacht am 17. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Dies ist die heilige Selbstenteignung, die die so wunderbare Freiheit des Geistes erzeugt, deren vollkommene Seelen sich erfreuen. In dieser Freiheit finden sie alle Glückseligkeit, die man auf Erden verlangen kann; da sie dadurch selbst, dass sie von den Dingen der Welt nichts fürchten und nichts hoffen, alles besitzen." (Die heilige Theresia von Avila)
Der heilige Franziskus von Sales schien und war auch immer so zufrieden, als erginge alles seinem Wunsch gemäß. Bei einer schweren Verfolgung, die sich gegen ihn und gegen den Orden erhob, den er gestiftet hatte, schrieb er der heiligen Franziska: "Ich unterwerfe der göttlichen Vorsehung diese Sturmwinde, die sich erheben. Mögen sie wehen oder nachlassen; wie es Gott gefällig ist! Sturm und Windstille sind mir gleich angenehm. Wenn die Welt unseren Absichten sich nicht widersetzt, wären wir keine Diener Gottes."
Kaiser Ferdinand II. betete täglich auf folgende Weise: "Herr, wenn Deine Ehre und mein Heil verlangen, dass ich größer und mächtiger werde als ich bin, so erhebe mich und ich will Dich verherrlichen! Wenn Deine Ehre und mein Heil erfordern, dass ich in dem Stand erhalten werde, worin ich bin: so bitte ich Dich, mich darin zu erhalten, und ich will Dich verherrlichen! Wenn aber Erniedrigungen Deine Ehre und mein Heil fördern sollen, so erniedrige mich und demütige mich; und ich will Dich verherrlichen!"
Wenn den sehr frommen Pater Alvarez die Gedanken kamen: "Was wird dir widerfahren? Was wird noch aus dir werden?" sprach er sogleich: "Geschehen wird, was Gott will!" Und alsbald wendete er sich zu Gott und sprach: "Nichts will ich, Herr, als Dir Genüge tun und wohlgefallen!"
Erhebe mich, Herr, oder erniedrige mich, nach Deinem Willen; verherrlichen werde ich Dich zu jeder Zeit. Nur Dir will ich gefallen und Genüge tun! Amen.
O-Antiphon am 17. Dezember:
DU WEISHEIT
aus dem Mund des Höchsten,
die Anfang und Ende umfasst
und alles mit Kraft und Milde durchwaltet.
Komm, zeig uns den Weg der Einsicht!
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 17. Dezember
"Der Friede und die Freude sind die Früchte des Heiligen Geistes
und niemand genießt sie ehe er sich von ganzem Herzen Gott ergeben hat."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 17. Dezember - Über die Armut Jesu Christi
O löse, Herr, mein Herz von dieser Welt
Und von der Armut, die sie Reichtum nennt;
Denn reich ist nur, wer dich, o Jesus, kennt,
Sein Sinn ist auf ein ew`ges Gut gestellt.
1. "Wohl dem, der sich des Schwachen und Armen annimmt; zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten." (Psalm 41,2) Wer ist dieser Schwache und Arme? Kein anderer, als unser göttlicher Heiland, der in einem anderen Psalm von sich spricht: "Ich aber bin arm und gebeugt." (Psalm 70,6a) Arm war er fürwahr an zeitlichen Dingen, und von seiner Geburt im armen Stall bis zu seinem Tod am Kreuz fühlte er die Armut in ihrer ganzen Bitterkeit. Aber selig, wer Einsicht hat, "wer an ihm sich nicht ärgert", wer da erkennt, dass unter dem Schleier dieser Armut alle Schätze des Himmels verborgen sind. Dies erkennen die Klugen und Weisen dieser Welt nicht, aber Tausende und abermals Tausende erleuchteter Gotteskinder erkannten es, verachteten alle Güter der Erde wie Spreu, und hielten die Armut Jesu Christi für ihren größten Reichtum.
2. So sehr liebte Jesus die Armut, dass er nach seiner glorreichen Himmelfahrt, wo er sie nicht mehr persönlich üben konnte, sie wenigstens in den Armen fortüben will. Dies erklärte er deutlich, als er sprach: "Was ihr einem aus meinen Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan", mir, der ich in jedem Armen verborgen bin. Wer also hat Einsicht über den Dürftigen und Armen? Wer da erkennt, dass unter dem zerrissenen Gewand des Armen Christus verborgen ist, und ihn in den Armen verehrt, ihm dient, ihn tröstet und ihm in Liebe hilft.
3. Hilfst du dem Armen aus natürlichem Mitleid, so wirst du auch nur eine natürliche, nämlich eine zeitliche Belohnung für deine Wohltat empfangen. Hast du aber Einsicht und erkennst den Herrn Jesus in ihm, dann wird er am bösen Tag, am Tag des Todes, der für die meisten böse ist, dich erlösen, denn laut wird dein Almosen dann für dich rufen. Wie auch könnte der Herr dich verdammen, den du, als ihn hungerte, speistest, als ihn dürstete, tränktest, als er nackt war, kleidetest? Markus 9,41: "Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen."
18. Dezember
Maria erwartet die Geburt des Herrn
Der heilige Joseph von Palästina, genannt Komes,
Bekenner von Scythopolis,
+ 22.7.356 – Fest: 18. Dezember
Siehe, o Mensch, wie geduldig Gott auf unsere Bekehrung wartet, wie er wieder und wieder anklopft an unserem Herzen, dass wir ihm auftun, und, wie wahrhaft der heilige Petrus schreibt: „Der Herr ist nur langmütig um eurer willen, und will nicht, dass jemand verloren gehe, sondern dass sich jeder zur Buße kehre.“ Dies zeigt die Bekehrungsgeschichte des Joseph Komes, der sie selbst dem heiligen Epiphanius anlässlich des Besuches des heiligen Eusebius von Verzelli in seinem Haus erzählte.
Joseph Komes war von Geburt ein Jude und zu Tiberias einer derjenigen gewesen, die unter der Benennung von Aposteln den Rat des Patriarchen bildeten, der seit Zerstörung Jerusalems nach erloschenem Hohenpriestertum, als geistliches Oberhaupt, von der Nation angesehen wurde, und dessen Würde im Haus des großen Gamaliel erblich war. Der Patriarch, unter dem Joseph Apostel war, hieß Hillel. Der ließ sich während einer tödlichen Krankheit heimlich taufen. Er hatte seinem minderjährigen Sohn Judas dem Joseph und einen anderen tugendhaften Mann zu Vormündern gesetzt, und beiden wurde die Verwaltung des Patriarchenamtes bis zur Volljährigkeit des Mündels übertragen.
Dem Joseph war die Taufe Hillels nicht entgangen, und er hatte ihn belauscht, als er dem Bischof, der die heilige Handlung verrichtet hatte, Gold gegeben, mit dem Auftrag, es für ihn Gott zu opfern, mit den hinzugefügten Worten: „Es steht geschrieben, was Gottes Priester binden oder lösen werden auf der Erde, das werde auch im Himmel gebunden oder gelöst sein.“
Josephs Neugierde wurde sehr gereizt. Er fand unter dem Nachlass des Patriarchen hebräische Übersetzungen des Evangeliums des Johannes und der Apostelgeschichte. Die Lesung dieser göttlichen Schriften machten ihm viel Unruhe; aber er versuchte sich der Überzeugung zu erwehren, die ihm bei der Ausübung der Geschäfte seines hohen und jüdischreligiösen Amtes so lästig wurde.
Unser Heiland erschien ihm im Traum und sagte ihm: Ich bin Jesus, den deine Väter kreuzigten, glaube an mich.“ Bald darauf wurde er krank. In einer Erscheinung sagte ihm der Sohn Gottes, er sollte glauben, so würde er genesen. Er versprach es, wurde gesund, empörte sich aber wieder gegen die Erkenntnis. Da bekam er wieder diese gefährliche Krankheit. Ein Rabbi, der ihn besuchte, und wohl, gleich ihm, heimlich die Wahrheit im Herzen erstickte, glaubte, dass er sogleich sterben würde, und sagte ihm ins Ohr: „Glaube an Jesus Christus, der da gekreuzigt wurde unter Pontius Pilatus. Er ist der Sohn Gottes; ließ sich gebären von Maria, er ist der Messias Gottes, ist auferstanden, wird kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten.“ Jesus Christus erschien ihm wieder im Traum und sprach zu ihm: „Ich mache dich gesund; glaube an mich, dann wirst du gesund sein.“ Joseph wurde gesund, aber verhärtete wieder sein Herz. Unser Heiland ging ihm nach mit unendlichem Erbarmen, erschien ihm noch einmal im Traum, hielt ihm seine Untreue vor und sagte ihm: „Willst du ein Wunder tun in meinem Namen, so gewähre ich es dir zu deiner Überzeugung.“ In der Tat trieb er im Namen Jesu den Teufel aus einem Besessenen. Die ganze Stadt war Zeuge davon, die Juden riefen, Joseph habe den geheimnisvollen unaussprechlichen Namen Gottes geschrieben gefunden, ihn gelesen, und tue daher solche Wunder.
Joseph blieb Jude, wurde von Judas, als der die Patriarchenwürde angetreten hatte, im jüdischen Apostolat bestätigt, und betrieb sein Geschäft mit tätigem Eifer. Er durchreiste die Provinzen, prüfte die Lehrer der Schulen, die Ältesten, rügte scharf die Mängel, entsetzte die Unwürdigen. Dadurch zog er den Hass von verschiedenen Personen auf sich. Sie belauerten ihn, als er auf einer Amtsreise in Zilizien war, und ertappten ihn beim Lesen des Evangeliums, das er sich vom Bischof des Ortes geborgt hatte. Sogleich schleppten sie ihn in die Synagoge und schlugen ihn. Der Bischof entriss ihn ihren Händen. Bald darauf stürzten sie ihn in den Strom des Zyndus und meinten, ihn ersäuft zu haben; er aber rettete sich durch Schwimmen.
Endlich ließ er sich taufen, wurde dem Kaiser Konstantin bekannt, erzählte ihm seine Geschichte. Der gewann ihn lieb und er durfte eine Gnade von ihm begehren. Joseph erbat sich nur die Erlaubnis, an solchen Orten, die bloß von Juden ohne Mischung von Heiden, Samaritanern und Christen bewohnt wurden, Kirchen zu erbauen, weil dort noch keine waren. Solche Städte waren Tiberias, Diozäsarea, Sephoris, Nazareth und Kapharnaum. Konstantin gewährte ihm nicht nur sehr gern diese Erlaubnis, sondern gab ihm auch schriftliche Vollmachten und Befehle, auf kaiserliche Unkosten diese Gebäude zu errichten, und ernannte ihn zum Komes. Die Kirchen wurden erbaut.
Joseph war sehr der Wut der Juden und Arianer ausgesetzt. Die Juden suchten auf alle mögliche Weise ihm weh zu tun und den Bau der christlichen Kirchen zu verhindern. Sie gebrauchten sogar Zaubereimittel, um das Feuer im Kalkofen zu löschen. Joseph ließ ein Gefäß mit Wasser herbringen, bezeichnete es unter Anrufung des Namens Jesu mit dem Kreuzzeichen, warf es sodann in den Ofen, und die Flammen loderten wieder auf und erhoben sich gewaltig. Um den Arianern auszuweichen, verließ er Tiberias und ging nach Skytopolis, wo nun sein Haus das einzige katholische in der Gegend war, und außer dem er der einzige Katholik. Als er den Eusebius von Verzelli in sein Haus aufnahm, war er 70 Jahre alt, und starb gläubig im Jahr 356. Sein Name steht in den griechischen und lateinischen Martyrologien, in den letzteren am 22. Juli.
Der heilige Wunibald, Prinz von England und Abt in Heidenheim,
+ 18.12.761 – Fest: 18. Dezember
Von inniger Sehnsucht getrieben, die Hauptstadt der christlichen Welt und die heiligen Stätten im Gelobten Land zu sehen, begab sich der hochangesehene, hochadelige Richard im Sommer des Jahres 720 mit seinen beiden Söhnen Willibald und Wunibald von England aus auf die Reise, erkrankte aber unterwegs, starb inmitten seiner tiefbetrübten Söhne zu Lucca und wurde im Kloster zum heiligen Frigdian begraben und als Heiliger verehrt. Nachdem Willibald und Wunibald ihrem Vater die letzte Ehre erwiesen hatten, reisten sie nach Rom und beteten am Grab der Apostel. Willibald zog dann nach Jerusalem, Wunibald aber blieb wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch fünf Jahre in Rom und kehrte dann nach England zurück, um sich zum Missionar vorzubereiten und noch andere Landsleute für dieses gottgefällige Werk zu gewinnen.
Groß war die Freude seiner Mutter Wunna und seiner Schwester Walburga, ihn wiederzusehen. Aber nicht lange verweilte er in seiner Heimat. Zum zweiten Mal pilgerte er nach Rom, um sich ganz dem Klosterleben zu widmen. Mehrere seiner Verwandten und Freunde begleiteten ihn. Dort fand ihn im Jahr 738 sein Oheim, der heilige Bonifatius, und bewog ihn, mit nach Thüringen zu gehen, um ihn in seinem Missionswerk zu unterstützen. Wunibald folgte der Einladung seines Oheims, ließ sich von ihm zum Priester weihen und wurde sieben neuen Christengemeinden in Thüringen vorgesetzt. Sein glühendes Wort und sein heiliges Leben erweckten in den Gemeinden einen lebendigen Glauben und religiösen Eifer.
Wunibalds Sorge für die Rettung der Seelen dehnte sich auch auf Bayern aus, wo er, vom Herzog Odilo bestens aufgenommen und unterstützt, gegen blutschänderische Ehen und heidnischen Aberglauben kämpfte und den Ort Nordfiluse und andere Besitzungen vom dankbaren Herzog zum Geschenk empfing. Als sein Bruder Willibald im Jahr 741 vom Bischof Bonifatius nach Thüringen berufen und zum Bischof von Eichstätt geweiht wurde, sahen sich die beiden Brüder nach langer Trennung zum ersten Mal wieder. Einige Zeit hielt sich Wunibald noch beim heiligen Bonifatius in Mainz auf und genoss als Lehrer der Franken große Ehre. Dann begab er sich zu seinem Bruder nach Eichstätt und gründete auf dessen Rat in einem unkultivierten Waldbezirk das Kloster Heidenheim. Mehrere fromme Männer gesellten sich ihm zu, hieben die Bäume nieder und bauten sich kleine Zellen und ein Kirchlein. Dann rotteten sie die Dornen und Disteln aus, hackten den Boden um und besäten ihn mit Getreide, um das nötige Brot zu gewinnen. Bald entstand ein Kloster und das Beispiel dieser gottbegeisterten Männer übte einen segensreichen und nachhaltigen Einfluss auf die Umwohner. Viele entsagten dem heidnischen Glauben und wurden eifrige Christen. In diesem seinem Kloster Heidenheim hielt Wunibald seine Mönche in eifriger Zucht, Gebet, Psalmengesang und Lesen der Heiligen Schrift. Anfangs litten sie oft große Not, später erhielten sie manche Schenkungen, die die stets offene, mildreiche Hand Wunibalds zumeist für Arme verwendete.
Nach dem Tod seiner Mutter berief Willibald seine Schwester Walburga zu sich, damit sie ihm in der Verbreitung des Glaubens unterstütze. Mit dreißig Frauen kam Walburga glücklich zu ihrem Bruder Willibald, suchte dann ihren Bruder Wunibald in Thüringen auf, der ihr dort ein Kloster baute. Als sich Wunibald aber in Heidenheim ansiedelte, zog ihm Walburga nach. Wunibald baute hier ein zweites Kloster, das er der Leitung seiner Schwester anvertraute. Beide Klöster waren Pflanzschulen des christlichen Glaubens, Werkstätten der Wissenschaften und Künste, Zufluchtsorte der Unschuld und Tugend, Wohnungen der Barmherzigkeit für Arme und Kranke, ein Licht in die Finsternis des Heidentums, eine Schule echter Kultur für weite Kreise.
Den Charakter und die segensreiche Wirksamkeit Wunibalds zeichnet eine Nonne aus dem Kloster der heiligen Walburga mit den Worten: „Der Mann Gottes ließ sich weder durch die Drohungen der Bösen, noch durch die heuchlerischen Worte der Schmeichler täuschen und von seinem Weg ableiten. Immer unerschütterlich im Glauben an den Herrn, hörte er nicht auf, durch seine Predigten das Volk von der Torheit des Götzendienstes abzuwenden. Weit und breit säte er die heiligen Lehren unter die Völkerschaften und führte eine große Zahl von ihnen dem Dienst Gottes zu. Er verband mit Schlangenklugheit Taubeneinfalt, züchtigte mit kräftigen Strafreden die Verführer, und vergaß die Sanftmut nicht in seinen Verweisen. Gegen die grimmigen Anfälle des bösen Feindes bewaffnete er sich nach den Worten des Apostels mit dem Schild des Glaubens, mit dem Panzer der Gerechtigkeit, mit der Lanze des göttlichen Wortes, mit dem Schwert der Abtötung, und gegen die Künste des Satans kämpfte er Tag und Nacht mit den Pfeilen der christlichen Tugenden. Die Heilige Schrift betrachtete er Tag und Nacht und wusste seine Vorträge nach der Fassungskraft seiner Zuhörer einzurichten. Er wurde allen alles, mitleidig gegenüber den Bedrängten, voll herzlichen Erbarmens gegenüber den Armen und voll Milde und Sanftmut zu allen, die seiner Stimme folgten. Durch seine Liebe zog er die Herzen an sich, denn es steht geschrieben, dass nur derjenige, der liebt, geneigtes Ohr und willige Herzen finde.“
Die vielen Missionsreisen und strengen Bußübungen rieben die ohnehin schwächliche Gesundheit Wunibalds mehr und mehr auf. Drei Jahre vor seinem Tod besuchte er den Bischof Megingoz von Würzburg und das Kloster Fulda, um sich dort des Umgangs mit dem heiligen Bonifatius zu erfreuen. Dort erkrankte er schwer, genas indes unter liebevoller Pflege so weit, dass zu seinem Kloster zurückkehren konnte. Sein einziger Wunsch war, dass er am Grab seines heiligen Ordensstifters zu Monte Cassino seine Tage beschließen dürfe, und bereits hatte er die Erlaubnis erhalten, aber seine Ordensbrüder ließen mit Tränen und Bitten nicht nach, bis er einwilligte, bei ihnen zu bleiben. Er ließ nun in seiner Zelle einen Altar errichten und brachte hier, wenn es sein Gesundheitszustand gestattete, das heilige Messopfer dar.
Kurz vor seinem Ende berief er seinen Bruder Willibald und unterhielt sich mit ihm in Gebet und frommen Gesprächen. Seine Ordensbrüder umstanden schluchzend sein Sterbebett. Er nahm von ihnen Abschied mit den Worten: „Meine Söhne und Brüder, richtet doch euren Wandel und euer ganzes Tun immer nach dem Willen Gottes. Bewahrt stets unter euch die Liebe und den echten katholischen Glauben. Beobachtet unverbrüchlich die Zucht des Klosterlebens, so wie wir sie euch vorgezeichnet und gelehrt haben und ihr es Gott angelobtet. Jede menschliche Schwachheit erlasse ich euch. Was ich in Worten und Werken oder sonst in etwas gegen euch geirrt habe, das verzeiht mir. Lasst mich mit Gott versöhnt den mir bestimmten Weg aus dieser Welt antreten. Es naht der Tag meines Hinscheidens, wo meine Seele den Kerker dieses Leibes verlassen wird, um hinzueilen zum Lohn des Kampfes und zur Ruhe nach den Mühsalen durch den gütigen Beistand des himmlischen Vaters nach dem Wort seiner Verheißung.“ Hierauf erhob der Heilige seine Augen zum Himmel und mit dem Ausruf: „In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist.“ entschlief er in den Armen seines heiligen Bruders Willibald selig am 18. Dezember 761, in einem Alter von 60 Jahren. Seine trauernden Ordensbrüder begruben ihn in der Klosterkirche in dem steinernen Sarg, den er sich lange vor seinem Tod hatte aushauen lassen. Sechzehn Jahre später ließ Willibald den noch völlig unversehrten Leichnam seines Bruders, den bereits viele Wunder verherrlichten, unter dem Jubel des Volkes und der Mönche in der neuerbauten größeren Kirche zu Heidenheim feierlich in einen reich geschmückten Sarg legen. Das Volk küsste die heilige Leiche und viele wunderbare Heilungen fanden statt.
Pater Ludwig Baraud
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 18. Dezember 1794 erfolgte das Martyrium des gottseligen Pater Ludwig Baraud. Es ist nicht bekannt, ob der ehrwürdige Martyrer dem Orden der Beschuhten oder der Unbeschuhten Karmeliten angehörte. Er nahm nach der im Jahr 1792 vorgenommenen Aufhebung der Orden seinen Aufenthalt in Lyon und fuhr dort fort, seinen priesterlichen Beruf auszuüben, was ihm den ganzen Hass der Religionsfeinde eintrug. Es kam die Zeit der Lyoner Erhebung gegen den Nationalkonvent. Pater Ludwig wollte sich in keiner Weise beteiligen, wurde aber durch die aufständische Regierung genötigt, bei den notwendigen Verteidigungsarbeiten, sowie bei der Organisation der Verwaltung mitzuhelfen, und wurde sogar gezwungen, in einer der Versammlungen, die man Sektionen nannte, Sekretärsdienste zu tun. Die Kommission der Revolutionäre fahndete eifrig nach allen Priestern und ließ auch Ludwig Baraud gefangensetzen. Man drang heftig in ihn, den Eid für die Freiheit und Gleichheit abzulegen und seine Weihezeugnisse auszuliefern. Doch Pater Ludwig wankte nicht. Er kannte die schlimmen Folgen seiner Weigerung und war bereit, lieber den Tod hinzunehmen, als seiner priesterlichen Pflicht untreu zu werden. Tatsächlich wurde er als "gegenrevolutionärer Priester" und Sekretär der Sektion zum Tod verurteilt und am 18. Dezember 1794 hingerichtet.
Ordensgeneral Radulf
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Radulf. Radulf gehörte der niederdeutschen Provinz des Karmelitenordens an. Er besaß eine gründliche, wissenschaftliche Bildung, die ihm bei seinem Amt als Lektor der Heiligen Schrift sehr zustatten kam. Das Vertrauen seiner Mitbrüder berief Radulf im Jahr 1271 auf dem zu Paris tagenden Generalkapitel an die Spitze des Ordens. Es war eine glückliche Wahl. Johannes Bale schildert die Regierung Radulfs als eine vorzügliche, die allen Grundsätzen der Gerechtigkeit und Klugheit entsprach. Leider fielen während seiner Regierung, doch ohne seine Schuld, im Morgenland mehrere Klöster der blinden Wut des Mohammedanismus zum Opfer. So sehr sich übrigens Radulf zur Führung der Regierungsgeschäfte eignete, sein Gemüt fand keine Befriedigung in dieser Tätigkeit. Er fühlte sich im Gegenteil derart mächtig zum beschaulichen Leben hingezogen, dass er nach dreijähriger, mustergültiger Verwaltung seines Amtes, dasselbe zu Bordeaux niederlegte. Er zog sich in den Konvent zu Hulne bei Alnevic in England zurück, wo er ausschließlich der Befriedigung seiner geistlichen Bedürfnisse und dem Dienst Gottes lebte. Nachdem er auch hier drei Jahre, in Übung jeglicher Tugend, besonders eines strengen Fastens verlebt hatte, starb er am 18. Dezember 1277. An seinem Grab wurden des öfteren himmlische Lichter gesehen. In der Reihe der Ordensgeneräle wird er mit dem Heiligenschein dargestellt. Verschiedene Schriftsteller legen ihm auch den Titel "selig" oder "heilig" bei. Ob ihm aber auch öffentliche Verehrung erwiesen wurde, lässt sich gegenwärtig nicht mehr feststellen.
Gebet am 18. Dezember
Liebreichste Jungfrau, wie könnte ich jetzt, nachdem mein Herz in Liebe zu dir sich entzündet hat, wieder von dir lassen? Wie könnte ich dich jemals vergessen? O Mutter, überlasse mich nicht meinen eigenen Händen und sieh, wie beharrlich ich dir mich anempfehle. Hilf mir selbst, dass ich immer und jederzeit zu dir meine Zuflucht nehme. Bewahre mich vor der Hölle, und vorerst vor der Sünde, die allein mir die Hölle - die ewige Verderbnis zubringen kann. Amen.
Gebet am Fest der Erwartung der Geburt unseres Herrn
Sei gegrüßt, o gebenedeite Jungfrau, die du vor allen Töchtern Evas gewürdigt wurdest, den Sohn des Allerhöchsten durch die Mitwirkung des Heiligen Geistes in deinem reinsten Schoß zu empfangen. O Mutter meines Herrn, durch die unaussprechliche Gnade dieses göttlichen Geheimnisses bitte ich dich, erbitte mir kraft deiner mächtigen Fürsprache bei deinem eingeborenen Sohn, dass mein Herz mit deiner tiefsten Demut, deiner unbefleckten Reinheit, deinem heiligen Gehorsam und deiner seraphischen Liebe geschmückt, ein reines Lilienbettlein werde, wo bei seiner Geburt dein ewig Geliebter ruhe, damit ich durch ihn gesegnet alle Werke der Finsternis auf immer ablege, in einem neuen Leben wandle, und auf deinen heiligen Fußstapfen von Tugend zu Tugend bis nach Sion schreite, wo er, der Gott der Götter, ohne Schleier gesehen wird, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.
Zu Gott
Ich erkenne die Kostbarkeit der Zeit, o Ewiger! Von der Verwendung ihrer flüchtigen Augenblicke hängt eine endlose Seligkeit ab. Warum habe ich doch bisher so wenig diese Augenblicke benützt, warum sie sogar oft zu meinem Verderben verwendet? Ich unbedachtsamer und treuloser Verschwender dieses kostbaren, mir anvertrauten Gutes. Jetzt will ich, aber da es noch Zeit ist, auf die rechte Bahn einlenken, und die Zukunft zu verdoppeln suchen, um die Vergangenheit einzuholen. Ich weiß nicht, wie nahe meine letzte Stunde schon herangerückt ist. Stärke, bekräftige mich in diesem Vorsatz, o mein Gott, und hilf mir ihn auszuführen zu Deiner Ehre und zu meinem Heil. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag, als den achten vor Weihnachten, wurde in der Kirche das Fest der Erwartung, oder der erwarteten Entbindung der seligsten Jungfrau gehalten. An diesem Tag hat die spanische Kirche nach dem zehnten toletanischen Konzil im Jahr 656 das Fest der Verkündigung Mariä gehalten. Bald darauf hat sie es auf den 25. März mit der allgemeinen Kirche angesetzt, den 18. Dezember aber nach Verordnung des heiligen Ildephons die Erwartung der Entbindung Mariä mit großer Feierlichkeit begangen. Papst Gregor XIII. hat danach dieses Fest bestätigt und in der katholischen Kirche ausgebreitet, damit die Christen diese acht Tage hindurch ihre Bitten und Seufzer nach der heiligen Entbindung der seligsten Jungfrau verdoppelten. In Spanien wurde alle Tage eine hohes Amt morgens um vier Uhr gehalten, wobei sich alle schwangere Frauen, zu welchem Stand sie auch gehören mögen, fleißig einfanden. Man nennt auch dieses Fest das Fest vor dem O, weil die Kirche durch besondere Antiphonen, die mit dem O anfangen, nach der Geburt des Weltheilands die acht Tage hindurch seufzt.
Andacht am 18. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Wie schön ist es, eine Seele zu sehen, die, von jeder Liebesneigung zu irdischen Dingen befreit, bereit ist, jedes Werk der Tugend und der Liebe zu üben, die sanftmütig zu allen, gleichgestimmt bei jeder Übung, und sowohl im Trost, als in Trübsalen immer vollkommen gleichmütig, immer froh und zufrieden ist, wenn nur der Wille Gottes in Erfüllung geht!" (Der heilige Franziskus von Sales)
Ohne darauf auszugehen, schilderte dieser heilige Bischof sich selbst genau in diesen Worten. Nicht mit dem dünnsten Faden hing er an irdischen Dingen; hätte er aber auch nur einen solchen in sich wahrgenommen, so hätte er diesen, wie er selbst spricht, augenblicklich zerrissen. Fest überzeugt, die Zeit ist ihm nur verliehen worden, um Tugendwerke zu vollbringen, ergriff er jede Gelegenheit, sie alle, ganz besonders aber die Nächstenliebe, seine Lieblingstugend, zu üben. Obwohl er von Natur sehr lebhaft war, hörte man darum nie, dass er irgendein hartes Wort aussprach, und alle seine Unterredungen waren mit der größten Sanftmut gewürzt. Denn gar sehr wachte er über sich selbst, dass er diese Tugend in nichts verletzt, die so selten bei denen anzutreffen ist, die mit Arbeit überladen sind. Es lag ihm, wie er oft sagte, wenig daran, ob er dies oder jenes tut, wenn er nur tut, was des göttlichen Willens ist. Wann hätte diese starkmütige Seele sich je durch Versuchungen, Verfolgungen oder Trübsale beugen lassen? Seine unwandelbare Gleichmütigkeit, seine unversiegbare Sanftmut, seine grenzenlose Liebe für den Nächsten, seine immerwährende Vereinigung mit Gott, dem er immer so treu unterworfen war, den er so innig zart liebte, und zu dessen Liebe er andere so sehnlich zu führen verlangte, erwarben ihm die zarteste Liebe Gottes und der Menschen.
Verhüte, o Gott, dass mein Herz je an irdischen Dingen klebt! Ich entsage jeder ungeordneten Neigung, auf dass ich mit vollkommen entfesseltem Herzen immerdar freudig tue, was Dein heiliger Wille verlangt! Amen.
O-Antiphon am 18. Dezember:
ADONAI DU STARKER GOTT
Führer des Hauses Israel.
Du bist dem Mose im Feuer des Dornbusches erschienen
und hast ihm auf dem Sinai das Gesetz gegeben.
Komm, rette uns mit hocherhobenem Arm!
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 18. Dezember
"Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde. Aber wie wird der Mensch Gott? Durch ein tugendhaftes Leben, wodurch Gott in uns wohnt."
hl. Antonius von Florenz OP
1389 bis 2.5.1459
Betrachtung am 18. Dezember - Über die Worte: "Wer bist du?"
O führe, Herr, mich in mein Innres ein,
Dass ich mich schaue, wie vor dir ich bin.
Der Anblick beuge meinen stolzen Sinn
Und lehre mich demütig sein.
1. "Wer bist du?" So fragten die Abgeordneten der Juden den heiligen Täufer Johannes. Was aber antwortete dieser demütige Vorläufer des Messias? Füglich konnte er sich Elias, einen Propheten, und mehr als einen Propheten, er konnte den Engel sich nennen, von dem die Schrift geweissagt hatte, er würde vor dem Herrn hergehen. Er aber nannte sich eine Stimme. Was ist aber eine Stimme? Ein Schall, der tönt und verklingt. Wie tief beschämt doch die Demut der Heiligen unseren Hochmut, die wir immer mehr scheinen wollen, uns immer für besser ausgeben, als wir sind, und über diejenigen uns erbittern, die eine eingebildete Ehre uns versagen, die uns oft nicht einmal nach menschlichen Verhältnissen gebührt.
2. "Wer bist du?" Ach, mein Gott, soll ich die Wahrheit bekennen, sagen muss ich dann: Nichts bin ich durch mich. Ein Sünder bin ich, der, wenn deine unendliche Barmherzigkeit seiner nicht geschont hätte, längst im ewigen Feuer, ein Raub der endlosen Verzweiflung, ein Gefährte der schrecklichen Gespenster der Hölle wäre. Ein elendes, ohne Unterlass zum Bösen geneigtes Geschöpf bin ich, das nichts Gutes aus sich vermag, ein wankendes Rohr, das vom Wind jeder Leidenschaft hin und her bewegt wird, ein unreiner Mensch, der vor Schande sich verbergen müsste, wenn die Werke seiner Finsternisse bekannt würden. Und dabei bin ich von Eitelkeit aufgedunsen, und fordere Ehre von den Menschen.
3. Herr, erbarme dich meiner. Siehe, barmherziger Arzt, ich habe meine Wunden dir offen bekannt. Heile sie, und lass das Opfer meiner Demütigung dir gefallen. Verleihe mir bei deiner heiligen Ankunft die Kraft, "den alten Menschen abzulegen und den neuen anzuziehen, der nach Gott erschaffen ist in Gerechtigkeit und Heiligkeit." (Epheser 4,22-24) Verleihe mir den Geist der Buße, dass ich die Verachtung der Menschen ohne Murren ertrage, auf den Spuren deiner heiligen Demut gehe, mein Kreuz täglich auf mich nehme und dir nachfolge, damit ich durch deine Barmherzigkeit die Verzeihung meiner Sünden erlange und deinen Auserwählten beigezählt werde. "Überschätze dich nicht vor dem Volk; bedenke, dass der Zorn nicht ausbleibt. Demütige deinen Stolz ganz tief, denn was den Menschen erwartet, ist die Verwesung." (Jesus Sirach 7,16-17)
19. Dezember
Der heilige Nemesius, Märtyrer von Alexandria,
+ 249 – 251 – Fest: 19. Dezember
Der heilige Nemesius, Märtyrer zu Alexandria in Ägypten, wurde anfangs, aber ganz ohne Grund, bezichtigt, als sei er ein Spießgeselle der Straßenräuber. Kaum freigesprochen, verhaftete man ihn erneut, und zwar diesmal seines Glaubens an den Heiland wegen. Als er Jesus Christus, den Sohn Gottes, standhaft bekannte, verhängte der Richter Ämilian über ihn zweimal größere Peinigung, als über die Verbrecher, und ließ ihn schließlich mit ihnen zusammen verbrennen. So starb er wie Christus unter den Mördern. Dies geschah zur Zeit des Kaisers Decius.
Der heilige Timotheus, Diakon, und seine Ehegattin Maura,
Märtyrer in Mauretanien,
+ 305 – Fest: 19. Dezember
Timotheus, zu Deutsch „Fürchtegott“, wurde im Flecken Perape in der ägyptischen Thebais geboren. Mit Recht trug er den schönen Namen Fürchtegott, denn die heilige Gottesfurcht, die seine frommen Eltern ihm frühzeitig ins Herz gepflanzt hatten, war die Richtschnur seines Lebens. Unter der Obhut dieser schönen Tugend brachte er seine Kindheit in lauterer Unschuld zu. Der Glaube an Jesus und die Liebe zu ihm, so er mit der Muttermilch eingesogen hatte, war sein größter Schatz, die heiligen Schriften zu lesen und zu betrachten seine Freude. Vom Bischof deshalb zum Lektor gewählt, erbaute er alle seine Glaubensgenossen durch sein tugendhaftes Leben, und seinen heiligen Eifer für die Ausbreitung des heiligen Glaubens machte ihn auch den Heiden bekannt. Erst drei Wochen mit einer 17jährigen frommen Jungfrau, Maura mit Namen, vermählt, wurde er vor den Statthalter der Provinz gerufen. Kaiser Diokletian hatte seine grausame Christenverfolgung begonnen. Im ganzen Römerreich sollte der christliche Name vertilgt werden. Timotheus wurde als eifriger Christ angegeben und vom Statthalter aufgefordert, den Herrn Jesus zu verleugnen.
Festen Mutes entgegnete ihm Timotheus, dass er dies nie tun werde. Da gebot ihm der Statthalter, die heiligen Bücher auszuliefern. Timotheus gab ihm die schöne Antwort: „Die christlichen Bücher sind meine lieben Kinder. Wäre ich nicht ein Unmensch, wenn ich meine Kinder den Mördern in die Hände liefern würde?“ (Den Lektoren waren die heiligen Bücher zur Aufbewahrung anvertraut.) Voll Zorn über diese Antwort befahl der Tyrann, dem heiligen Bekenner glühende Eisen in die Ohren zu stecken. Furchtbar war der Schmerz, aber Timotheus wankte nicht. Mit lauter Stimme hob er an, Gott den Herrn zu loben. Wütend hierüber, ließ ihn nun der Statthalter an eine Säule hängen, ihm einen Stein an den Hals binden und einen Knebel in den Mund stecken, damit er den Gott der Christen nicht mehr lobpreisen könne.
Während der heilige Märtyrer solche unmenschliche Pein litt, hinterbrachte man dem Statthalter, dass Timotheus erst seit drei Wochen mit einer jungen Frau, die er sehr liebe, verehelicht sei. Alsbald kam der Tyrann auf den Einfall, diese junge Gattin rufen zu lassen, um durch sie ihren Gatten zum Verrat zu bewegen. Maura kam. Der Statthalter nahm sie beiseite und drang bald schmeichelnd, bald drohend in sie, ihren Gatten dahinzubringen, dass er wenigstens zum Schein den Göttern opfere. Würde sie ihn dazu bewegen, so erhielte er die Freiheit, sonst müsse er des grausamsten Todes sterben. Maura, zitternd und bebend über das, was sie gehört hatte, vom tiefsten Schmerz ergriffen über die Leiden ihres lieben Gatten, den sie überaus liebte, und von Angst und Furcht, ihn durch den Tod zu verlieren, ganz betäubt, ließ sich überreden. Timotheus wurde von der Säule losgebunden und ihm der Knebel aus dem Mund genommen, damit er mit seiner Gattin reden konnte. Und sie versuchte ihn wirklich zu bewegen, dem Statthalter zu gehorchen. Wie sehr erschrak Timotheus über das Verhalten seiner Frau! Er liebte Maura zwar aufrichtig und herzlich, aber mehr noch als sie und alles Jesus Christus, seinen Heiland. Voll heiliger Entrüstung sprach er daher zu ihr: „Wie, Maura! Bist du eine Christin und eine christliche Frau oder eine Heidin? Ist das die Sprache eines Menschen, der im christlichen Glauben erzogen wurde? Du solltest mir vielmehr zureden, dass ich mutig leide und ausharre bis ans Ende, und nun willst du mich zum Verrat an Jesus bewegen? Soll ich wegen einer kurzen Glückseligkeit auf der Welt die ewige Seligkeit im Himmel verscherzen? Oder um einer bald vorübergehenden Marter zu entgehen, mich leichtfertigerweise in die ewige Pein der Hölle stürzen?“
Von der Kraft dieser im heiligen Ernst gesprochenen Worte im Innersten erschüttert, fiel Maura ihrem Gatten zu Füßen und sprach voll Reue über ihre Untreue dem Heiland gegenüber: „O mein Timotheus! Was soll ich tun, um meinen begangenen Fehler zu büßen?" "Gehe zum Statthalter“, sprach Timotheus, „und sage ihm, dass du, anstatt deinen Gemahl zur Verleugnung des Glaubens zu bringen, selbst bereit bist, mit ihm deshalb alle Marter zu leiden“. Maura wankte. Noch hatte die Liebe Christi nicht über die Liebe zu ihrem Gatten gesiegt. Entsetzt über das Verlangen ihres Mannes, sprach sie: „Ach, ich bin noch jung, erst 17 Jahre alt, schwach von Natur aus. Ich wage es nicht, dem Tyrannen unter die Augen zu treten, viel weniger die harte Marter zu erdulden!“ Doch Timotheus, bereit, dem Heiland alles zum Opfer zu bringen, sprach zu ihr: „Maura! Erinnere dich an Felizitas und ihre sieben Söhne, von der du gehört hast, gedenke der zarten Jungfrauen Agnes und Cäcilia, von denen du gelesen hast! Waren sie stärker als du? Und doch haben sie ihr Blut für Jesus hingegeben, und du fürchtest dich, ein Gleiches zu tun? Wird Christus dich nicht stärken im Kampf? Siehe, die Krone winkt. Bald sind wir bei Jesus ewig vereint!“ Bei diesen Worten fiel er auf die Knie und betete, und während des Gebets fühlte Maura jede Furcht schwinden. Ja, es erwachte in ihrem Herzen sogar ein heftiges Verlangen, für Christus mit ihrem Gatten zu sterben.
Ohne Verzug begab sie sich zum Statthalter und erklärte ihm festen Mutes, dass sie ihren Gemahl nicht zum Verräter machen wolle, und auch sie bereit sei, für ihren heiligen Glauben Blut und Leben hinzugeben. Der Statthalter sah sich in seinem Plan getäuscht. Von Wut wie außer sich, ließ er der jungen Frau den Schleier vom Haupt ziehen und ihr alle Haare aus dem Kopf reißen. Damit noch nicht zufrieden, befahl er, ihr die Finger abzuschneiden und sie in einen mit siedendem Wasser gefüllten Kessel zu werfen. Doch Gott erhielt sie wunderbar am Leben. Nun ließ er sie mit brennendem Pech und Schwefel peinigen, ohne ihr jedoch einen Klagelaut zu entlocken. Endlich gab der Tyrann den Befehl, beide Ehegatten an das Kreuz zu schlagen, und zwar so, dass beide am Kreuz hängend, einander zu ihrer größten Qual anschauen sollten. Doch gerade dieser Umstand gereichte ihnen zum größten Trost. Das Urteil wurde vollzogen, die beiden Märtyrer hingen am Kreuz. Entsetzlich war ihre Pein. Aber beide munterten sich zuerst mit Worten, und als sie vor Schmerz und Schwäche nicht mehr reden konnten, mit Blicken zum standhaften Ausharren und zum Vertrauen zu Jesus auf. Und so blieben sie am Kreuz hängen, bis sie wie Jesus ihr Haupt neigten und starben. Es war am 19. Dezember des Jahres 305, als Timotheus und Maura in ewiger Liebe vereint eingingen zur himmlischen Hochzeit des Lammes Jesus.
Beide Märtyrer werden abgebildet Arm in Arm, ein Kreuz umschlingend.
Der heilige Prodrus, Franziskaner, Festtag: 19. Dezember
Aus einem Fragment einer unbekannten Schrift entnehmen wir folgende auf den heutigen Tag eingesetzte Legende:
Schon in den ersten Zeiten des seraphischen Ordens befand sich im Konvent von Aracöli zu Rom ein Novize, an dem die Brüder durchaus kein Zeichen einer höheren Tugend zu bemerken vermochten, denn je genauer sich Prodrus beobachtet sah, desto sorgfältiger trachtete er, seine Handlungen zu verbergen. Während der Nacht aber, wenn die anderen sich der Ruhe überließen, schlich er allein in die Kirche und wachte vor dem hochwürdigsten Gut im Gebet und in der Betrachtung, bis der Morgen graute. Alsdann aber ging er in seine Zelle zurück und ließ sich schlafend antreffen. Als nun nach Ablauf des Noviziates über seine Aufnahme abgestimmt werden sollte, war niemand, der für ihn ein gutes Wort eingelegt hätte, und selbst der Novizenmeister wusste zu seiner Empfehlung nichts zu sagen, als dass ihm der einzige Umstand löblich scheine, dass der Jüngling bei der heiligen Beicht so viele Tränen vergieße. Daher fällte der Provinzial, Pater Regnerius de Seins, auch keine Entscheidung, bevor er sich hinsichtlich dieses ungewöhnlichen Menschen selbst überzeugt habe. Als er daher in der Nacht die Zelle des Novizen, der schon früher schlafen gegangen war, durchsuchte, fand er das Lager leer und traf den Vermissten in der Kirche vor einem Bildnis der allerheiligsten Jungfrau verzückt und hoch über dem Boden erhoben, wie er die Himmelskönigin unter vielen Tränen anflehte, sie möchte die Herzen der Brüder zur Nachsicht gegen ihn stimmen, damit er nicht aus dem Orden verstoßen werde. Am folgenden Tag offenbarte der Provinzial dem versammelten Konvent, was er gesehen, und so wurde Prodrus einstimmig aufgenommen und fortan besser in Ehren gehalten. Dies fiel aber dem demütigen Bruder so schmerzlich, dass er nach abgelegter Profess den P. Provinzial flehentlich bat, in ein anderes, entlegenes Kloster, wo ihn niemand kenne, versetzt zu werden.
Gebet am 19. Dezember
Wir loben und preisen den Herrn, dass er dich, o Gebenedeite, uns zur Mutter gegeben und dein heiliges Herz mit so vollkommener Liebe ausgeschmückt hat. Wir schenken dir unseren Leib und unsere Seele und übergeben dir alles, was wir an Freud und Leid, an Hoffnung und Bedrängnis haben. Unsere Gebete und Lobgesänge vereinigen wir mit denjenigen, die in diesen Tagen von allen frommen Christen verrichtet werden, und mit den Lobgesängen der heiligen Engel. Wir erbitten uns nur die eine Gnade, dass wir dir und deinem Sohn bis zum Tod treu verbleiben und dann das unaussprechliche Glück haben, mit allen Engeln und Heiligen im Himmel dir zu danken, dich zu loben und zu lieben und mit dir Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Als Papst Urban V. wegen besonderer Angelegenheiten von Rom wieder nach Avignon zurückkehren wollte, wurde er unter anderem auch von der heiligen Brigitta abgemahnt, mit dem Hinweis, die seligste Jungfrau habe ihr geoffenbart, er würde zu Avignon gleich sterben. Da aber ungeachtet dessen der Papst um diese Zeit im Jahr 1370 seine Reise dorthin antrat, hat er bald nach seiner Ankunft am 24. Dezember des nämlichen Jahres zu Avignon wirklich sein Leben beschlossen.
Andacht am 19. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Wann werden wir dem göttlichen Wohlgefallen uns einmal gänzlich anheimstellen und unseren Willen samt allen unseren Neigungen seiner Herrschaft ohne Ausnahme und Vorbehalt unterwerfen? - Dann werden unsere Seelen so sehr mit Gott vereint sein, dass wir mit einem der vollkommensten Christen sprechen können: "Ich lebe, nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir!"" (Der heilige Franziskus von Sales)
Mehrere Jahre vor seinem Tod sah, wollte und liebte dieser große Heilige nichts mehr als Gott in allen Dingen. "Nein", sprach er, "es gibt nichts in der Welt, das meinem Verlangen genügen könnte; Gott allein vermag es zu stillen." Man hörte ihn zuweilen, ganz in Gott vertieft, ausrufen: "Herr, was gibt es im Himmel, und was außer Dir will ich auf Erden? Du bist mein Anteil und mein Erbe in Ewigkeit!" Sein großer Wahlspruch war: "Alles, was nicht Gott ist, ist nichts für mich!"
Der heilige Cyprian erzählt: "Ein Bischof, der auf dem Sterbebett lag, hat Gott gebeten, sein Leben zu verlängern. Es ist ihm aber ein Jüngling in großem Lichtglanz erschienen, und hat mit ernster und strenger Stimme in so angeredet: Du fürchtest die Leiden dieser Sterblichkeit, und dennoch weigerst du dich, auszutreten aus diesem Leben? Was also soll ich tun?" - Durch diese Worte aber bedeutete er ihm, sein Widerwillen, dieses Leben zu verlassen, ist Gott sehr missfällig, und der heilige Cyprian fügt hinzu, "der Engel Gottes hat diese Worte zu diesem Prälaten gesprochen, damit er sie anderen mitteilt und sie ihnen zur Belehrung gereichen."
Mein Gott, Du allein genügst meinem Herzen! Nur Dich will ich in allen Dingen schauen und lieben! Amen.
O-Antiphon am 19. Dezember:
DU SPROSS AUS ISAIS WURZEL
und Bannerzeichen der Völker.
Könige verstummen vor dir,
zu dir flehen die Völker.
Zögere nicht länger,
komm und befreie uns!
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 19. Dezember
"Wenn dein Auge alles sehen will,
wenn deine Ohren alles hören wollen,
wenn dein Herz sich mit allem beschäftigen will,
zerstreut sich deine Seele auf alle Dinge."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 19. Dezember - Von der Buße
Reinigen will ich mein Herz
Durch der Buße ernsten Schmerz,
Und zum Tempel es erbauen,
Gottes Heil darin zu schauen.
1. Mit lauter Stimme ruft Johannes: "Tut Buße! Tut würdige Früchte der Buße!" Laut auch tönt die Stimme des Herrn: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe." (Matthäus 3) Abermals naht sich nun dieses himmlische Reich, die heilige Geburtsfeier unseres Erlösers, und darum ermahnt uns auch die Kirche zur Buße, damit wir das Heil Gottes in einem von Sünden gereinigten Herzen empfangen. Ganz besonders den Sündern gilt die Ankunft Jesu Christi, wie er selbst bezeugt: "Ich bin nicht gekommen, die Gerechten, sondern die Sünder zur Buße zu berufen." Ja seine Gnade lässt auch nicht nach, an ihren Herzen zu pochen, sie zu erschüttern und so lange zu drängen, bis sie, wofern sie nicht gänzlich erhärtet sind, seiner liebreichen Ermahnung sich ergeben.
2. Wie lange also werden wir dieser Stimme unseres Herrn noch widerstehen? Schrecklich sind seine Gerichte über die Unbußfertigen. Er droht, sie auf ewig von seinem Angesicht, in die feurigen Kerker seiner Gerechtigkeit, in die Gesellschaft der höllischen Geister zu verstoßen, und verlängert auch nur darum aus unbeschreiblicher Barmherzigkeit ihr Leben, damit sie sich endlich bekehren. Denn nicht den Untergang des Sünders will er, sondern sein Heil. Und hegt der Sünder, von Zerknirschung bewegt, ernsthaften Willen zur Besserung, so kommt er mit freundlichem Trost ihm entgegen, kräftigt seinen Vorsatz, und hilft ihm selbst seine Buße vollbringen. Denn unendlich ist die Güte seines liebreichen Vaterherzens.
3. So unterwerfen wir uns denn der Majestät unseres Gottes und erfüllen wir in demütigem Gehorsam seinen Willen, den er durch seine heilige Kirche uns offenbart. Reinigen wir unser Herz von fleischlichen und weltlichen Begierden, und schmücken wir es durch Unschuld und Enthaltsamkeit, durch Sanftmut und Barmherzigkeit, damit er, durch den Wohlgeruch dieser Tugenden angezogen, bei seiner Ankunft in das Herz einkehre, die neuen Gnaden, die er mitbringt, hinein ergieße, und zu seiner zweiten Ankunft zum Gericht uns erneuere. Denn wer nun mit seiner Gnade sich dazu vorbereitet, wird dann nicht zittern, sondern er wird im Jubel in die Freude seines Herrn eingehen. "Ja, ich komme bald. - Amen. Komm, Herr Jesus!" (Offenbarung 22,20)
20. Dezember
Der heilige Dominikus, Abt und Bekenner von Silos, Spanien,
+ 20.12.1073 – Fest: 20. Dezember
Dominikus war der Sohn armer, aber sehr gottesfürchtiger Landleute aus dem spanischen Dörfchen Cannas und hütete in seiner Jugend die Schafe. Dieses Geschäft war freilich nicht geeignet, ihm eine höhere Bildung zu geben, aber mit dem frommen, sanften und unschuldigen Jungen war die Gnade Gottes, und wenn er auch in der Weisheit der Welt zurückblieb, nahm er umso mehr zu in der Wissenschaft des Heils. Allem Mutwillen sich enthaltend, der unter den jungen Hirten gang und gäbe ist, verwendete er seine Freizeit zum Gebet und zur Betrachtung der himmlischen Dinge. So entbrannte in ihm das Verlangen, dem Herrn mit Zurücksetzung aller zeitlichen Sorge in der Abgeschiedenheit zu dienen. Er beriet sich mit seinen Eltern, die meinten, es könne wohl der Geist Gottes dies ihrem Sohn eingegeben haben, und baute sich dann mit ihrer Zustimmung eine Klause im Wald. Dort brachte er mehrere Jahre in strenger Abtötung zu, und es wurde ihm, dem Ungelehrten, im beständigen Umgang mit Gott gar manches Geheimnis erschlossen, was den Doktoren der Weltweisheit ewig verborgen bleibt. Indes war es nicht seine Bestimmung, als Einsiedler zu sterben, denn der Herr wollte die Talente seines Dieners zum Besten der Menschheit benutzen. Deshalb gab er ihm ein, es sei ersprießlicher für ihn, auf dem Weg der Vollkommenheit in Gemeinschaft mit anderen und unter der Leitung eines weisen Oberen zu leben, als für sich nach eigenem Gefallen. Da verließ Dominikus seine Einöde und wallte zu dem benachbarten Kloster St. Ämilian, wo er auf sein Bitten unter die Jünger des heiligen Benedikt aufgenommen wurde. Dem scharfen Blick des Vorstehers entging nicht lange, dass der neue Bruder neben einer gereiften Tugend herrliche Geistesgaben besitze, denen aber noch die wissenschaftliche Ausbildung fehle, und er trug nun Sorge, dass diese Lücke ergänzt werde. In überraschend kurzer Zeit holte Dominikus die mangelnden Kenntnisse nach und wurde nun der Priesterweihe für würdig erachtet. In der Folge trat er sogar als Abt an die Spitze der Genossenschaft, und diese war unter seiner weisen und eifrigen Führung nahe daran, ihre höchste Blüte zu erreichen, als die Habsucht eines Großen der Welt mit roher Faust störend eingriff.
Den König Garcia von Navarra, in dessen Gebiet das Kloster lag, gelüstete es seit langem schon nach den Schätzen, die die Frömmigkeit der Gläubigen in der Kirche des heiligen Ämilian niedergelegt hatte. Ihrer habhaft zu werden, bestellte er den Abt zu sich und versuchte ihn anfänglich mit guten Worten zur Herausgabe zu bringen. Als aber Dominikus festen Sinnes erklärte, er wolle eher das Leben opfern, als auch nur einen Heller von dem Eigentum Gottes zu nehmen, schritt der verblendete Fürst zur Gewalt und sandte seine Kriegsknechte aus, das Kloster zu besetzen und die Mönche zu vertreiben. Diese suchten Zuflucht bei Ferdinand I., dem König von Kastilien und Leon, der sie bereitwillig aufnahm und ihnen das ehedem berühmte, damals aber in Verfall geratene Kloster Silos einräumte. Im Namen des Herrn bezog Dominikus mit seinen Gefährten die neue Wohnstätte und richtete sie bald wieder auf das Beste ein. Sein über ganz Spanien sich verbreitender Ruf zog viele heilsbegierige junge und selbst gereifte Männer herbei, um unter seiner Anleitung den Weg der Vollkommenheit zu betreten. Je reicher die Mönche von Silos an Tugenden wurden, desto mehr segnete sie der Herr auch im Zeitlichen, und das Einkommen des Klosters wurde in den 23 Jahren, während der Dominikus hier als Abt waltete, weit bedeutender, als es je gewesen war. Den Überschuss wendete der Heilige den Notleidenden aller Art, besonders den in der Gefangenschaft der Mauren schmachtenden Christen zu. Diese zu erlösen gab er nicht nur von dem Eigenen große Summen hin, sondern bettelte auch bei den Großen und Reichen ansehnliche Beisteuern zusammen. Daneben opferte er für sie Gott viele Gebete, heilige Messen und Bußwerke auf, und es war weniger das leibliche Elend, das auf den unglücklichen Sklaven lastete, als vielmehr die Gefahr, in der ihr Seelenheil unter den Ungläubigen schwebte, was ihn zu diesen Werken der Barmherzigkeit drängte. Bald erfuhren die Gefangenen, welch gütigen und besorgten Vater sie an Dominikus hätten, und viele setzten ein solches Vertrauen auf ihn, dass sie ihn, obwohl er noch lebte, wie einen schon verklärten Himmelsbürger um seine Fürbitte bei Gott anriefen. Die Chroniken des Benediktinerordens berichten, dass auf diese Weise mehrere wunderbarlich ihre Freiheit erhielten und dann zum Zeichen des Dankes ihre Ketten im Kloster des Heiligen niederlegten.
Wie im Leben, so war auch im Sterben der ruhmwürdige Abt den Seinigen ein Vorbild. Während seiner letzten Krankheit ließ er das Kruzifix fast nie aus den Händen, küsste es vielmals auf das Andächtigste und gab in Umarmung desselben den Geist auf – am 20. Dezember 1073.
Der heilige Philogonius, Rechtsanwalt und Bischof von Antiochia,
+ 20.12.323 – Fest: 20. Dezember
Der heilige Philogonius, Bischof von Antiochia, war ursprünglich Rechtsgelehrter und trat mit Auszeichnung in seinem Beruf und im christlichen Leben auf. Man bewunderte allgemein seine Beredsamkeit, noch mehr aber die Unbescholtenheit und Heiligkeit seiner Lebensweise. Aus diesem Grund hielt man sich berechtigt, von den Satzungen, nach denen keiner, der nicht eine gewisse Zeit lang im geistlichen Stand gelebt hat, zu den höchsten Kirchenämtern erhoben werden konnte, in Bezug auf ihn eine Ausnahme zu machen, und wählte ihn im Jahr 318 zum Bischof von Antiochia. Nur fünf Jahre aber dauerte seine Verwaltung, denn er verstarb schon am 20. Dezember 323. Der heilige Chrysostomus lobte in der Gedächtnisrede, die er 386 am Jahrestag seines Ablebens hielt, seinen Eifer und die Weisheit seiner Amtsführung, und führt als Beleg den blühenden Zustand der Kirche von Antiochia unter seinem Episkopat an. Ferner ist von ihm aufgezeichnet, dass er, nachdem der heilige Bischof Alexander die Gottlosigkeiten des Arius verdammt hatte, auch seinerseits laut und kräftig die echt katholische Lehre in Schutz nahm.
Die selige Maria Laurentia Longa,
+ 20.12.1540 – Gedenktag: 20. Dezember
Am 20. Dezember des Jahres 1540 verschied die fromme Dienerin der seligsten Jungfrau die selige Maria Laurentia Longa, die mit Recht gleich einer Heiligen verehrt wird. Entsprossen aus einer adeligen Familie in Katalonien hatte sie sich, kaum zur Jungfrau herangewachsen, mit einem edlen Italiener vermählt. Wie sie selbst von ihren Eltern in der Furcht des Herrn erzogen worden war, so erzog auch Maria Laurentia jetzt ihre Kinder, mit denen Gott ihre Ehe segnete, aufs Beste, und sah auch auf einen rechtschaffenen Wandel ihrer Hausgenossen. Dieser Eifer für die Ehre Gottes und das Wohl der Mitmenschen war es nun auch einmal, der Maria einige Worte des Tadels gegen eine ihrer Hausmägde aussprechen ließ. Aus teuflischer Rache mischte sie nun Gift unter die Speise. Zwar hatte der Genuss dieses Giftes nicht den Tod der frommen Dienerin Gottes zur Folge, allein ihr Körper wurde dadurch gänzlich geschwächt und siechte elend dahin trotz aller angewandten Mittel, so dass sie ihrem sicheren Tod entgegenging. Da ließ sie sich nach Loretto bringen und suchte Hilfe bei ihr, die sie von Jugend auf so kindlich verehrt, so innig geliebt hatte. Maria half ihr auch und befreite sie von ihrem Leiden. Da der Priester, den sie um Darbringung des heiligen Messopfers am Liebfrauen-Altar gebeten hatte, zur bestimmten Stunde nicht erschien, kam ein anderer unbekannter und las die erbetene Messe für die Kranke mit dem Evangelium von der Heilung des Gichtbrüchigen. Nach Beendigung des mit glühender Andacht angehörten Messopfers ruft Maria plötzlich: „Lobet Gott, denn ich bin vollkommen geheilt.“ Aus Dankbarkeit nun für diese wunderbare Rettung lebte sie von nun an den Werken der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe. Sie ließ besonders viele heilige Messen für die armen Seelen im Fegfeuer lesen, machte viele Stiftungen für arme und Kranke und brachte eine Menge verirrter Mädchen und Frauen auf den Weg der Buße.
Ihre schönste Stiftung war das berühmte Spital der Unheilbaren in Neapel. Hier pflegte sie selbst die Kranken, wenn sie auch von den ekelhaftesten Krankheiten behaftet waren und tat alles, was nur Liebe zu tun im Stande ist. Für diese Liebe und Aufopferung belohnte sie Gott mit der Gabe der Wunder. Ging eine bereits dreimal geheilte weibliche Person wieder dem Laster nach, so erflehte Maria von Gott die Gnade, dass sie wieder von der Krankheit überfallen und nie mehr davon befreit wurde, damit sie Gott nicht mehr beleidigen konnte.
Als ein wahrer Engel erschien sie den Unglücklichen während der Zeit der Pest. Sie ging von Haus zu Haus, brachte geistliche und leibliche Hilfe den Pestkranken und erwarb sich dadurch unaussprechliches Verdienst.
Als im Jahr 1530 die Kapuziner nach Neapel kamen, unterstützte sie die frommen Väter auf alle mögliche Weise. Um diese Zeit war Maria schon so weit vorgeschritten, dass sie eine Wallfahrt nach Jerusalem nicht mehr machen konnte. Dafür stiftete sie das Kloster Unserer Lieben Frau von Jerusalem. Neunzehn Schwestern bezogen mit ihr das Kloster und legten das Gelübde auf die dritte Regel des heiligen Franziskus von Assisi ab. Wegen des bußfertigen Lebens, das die frommen Schwestern unter der Oberleitung der Kapuziner führten, gab ihnen das Volk den Namen Schwestern vom Leiden. Andere dagegen nannten sie die braunen Kapuzinerinnen.
Gebet am 20. Dezember
Heiligste Jungfrau Maria, zu dir, der Fürsprecherin und Hoffnung der Sünder, nehme ich meine Zuflucht. Ich wende mich an dich, o große Königin, und danke dir für so viele mir erwiesenen Gnaden. Bewahre mich auch in Zukunft unter deinem Schutzmantel, o Mutter der Barmherzigkeit. Und weil du so mächtig bei Gott bist, so befreie mich von allen Versuchungen, oder erhalte mir wenigstens die Kraft, sie bis zu meinem Tod zu besiegen. Von dir erbitte ich die wahre Liebe zu Jesus, von dir hoffe ich einen seligen Tod. Verlass mich nicht, bis du mich selig im Himmel siehst, wo ich dir danken und deine Barmherzigkeit die ganze Ewigkeit hindurch verkündigen werde. Amen.
Zu Jesus Christus
Wir bitten Dich, o Jesus, bewahre uns vor der Sünde, wenn wir auch mitten unter Sündern leben, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Zu Paris wurde im Jahr 1656 an diesem Tag die Bruderschaft von den sieben Schmerzen der seligsten Mutter Gottes durch offene Briefe des Königs eingeführt und bestätigt.
Auch ist am heutigen Tag in Italien im Jahr 1060 heilig verschieden, der berühmte Büßer Dominicus, mit dem Zunamen Loricatus, oder der Gepanzerte, weil er stets einen eisernen Panzer am Leibe trug, und ihn des Tages nur sieben Mal wegen einer scharfen Geißelung ablegte, unter der er den ganzen Psalter betete. Er war der Verehrung der seligsten Mutter Gottes ganz besonders zugetan.
Andacht am 20. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Wenn ein Mensch mit Gott sich vereinigen will, der sehe zu, ob zwischen seiner Seele und Gott irgend etwas steht, das diese Vereinigung hindert; ob er sich selbst in keinem Werk sucht, und Gott wahrhaft der Gott seines Herzens ist." (Der selige Heinrich Suso)
Nach der sorgfältigsten Prüfung seines Herzens fand der ehrwürdige Berchmanns, dass es frei von jeder untergeordneten Regung war. Nach seinem Tod fand man ein Büchlein, worin er den Stand seiner Seele aufgezeichnet hatte. Darin stand unter anderem: "Ich hänge mit keinem Verlangen an irdischen Dingen, und habe auch nichts, woran ich mit irgend einer Neigung hänge."
Der heilige Vinzenz von Paul hatte einen Mann von hohem Adel bekehrt, der in Ansehen und Würden stand, lange bei Hof und nach den Grundsätzen der Welt gelebt hatte. Ihm riet er, sein Herz oftmals hinsichtlich seiner Begierden zu prüfen. Der Bekehrte folgte dem Rat seines eifrigen Seelenführers, und erfuhr bald die Wahrheit seines Ausspruchs, dass er um so inniger mit Gott vereint sein würde, als er sein Herz vollkommener von den Geschöpfen losfesselte. Es führte ihn also diese Erforschung allmählich dahin, dass er nur Gotteswegen an seinen Verwandten und Freunden hing, und Ehrenstellen, Bequemlichkeiten des Lebens und alles, was er besaß, mit größter Gleichgültigkeit betrachtete. Und so gelangte er durch verschiedene Opfer, die er dem Herrn brachte, zu einer hohen Vollkommenheit. Nur eins gab es, woran sein Herz noch einigermaßen hing, da er aber auch dies eine großmütig darbrachte, sprach er nach einiger Zeit zu dem Heiligen, dass nach diesem Opfer, das ihm etwas schwer geworden war, der Herr ihn mit einer so großen Freiheit des Herzens belohnte, dass er seitdem nicht die geringste Anhänglichkeit an etwas Vergängliches hat.
Entreiße, Herr, meinem Herzen, was immer darin die Vereinigung meiner Seele mit Dir verhindern kann. Du allein genügst mir! Amen.
O-Antiphon am 20. Dezember:
DU SCHLÜSSEL DAVIDS
und Zepter des Hauses Israel.
Du öffnest und niemand schließt,
du schließt und niemand öffnet.
Komm und befreie die Gefangenen,
die im Kerker sitzen
in Finsternis und im Schatten des Todes.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 20. Dezember
"Bleib in dir selbst.
Der Vorwand andere Dinge auswärts zu suchen
erscheint als ein Bedürfnis;
es ist aber eine Selbsthilfe der ungeordneten Begierlichkeit."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 20. Dezember - Von den wahren
und würdigen Früchten der Buße
Die Buße tilgt die schwerste Schuld,
Und bleicht sie schneeig rein;
Nur ihre Kraft zwingt Gottes Huld,
Barmherzig uns zu sein.
1. Die Zunge, die aufhört, einen Unschuldigen zu beschimpfen, gibt durch dieses Aufhören ihm keinen Ersatz für die zugefügte Schmach. Und die Hand, die aufhört zu schreiben, löscht dadurch das Geschriebene nicht aus. Also büßt auch die begangenen Sünden nicht ab, wer bloß aufhört zu sündigen. Schadete die Sünde dir allein, so lässt sie sich durch Reue, Tränen und geistige und körperliche Bußwerke tilgen. Schadet sie aber dem Nächsten, so muss der Schaden ersetzt werden. Wer dies zu tun unterlässt, der tut nicht, sondern er heuchelt Buße, denn nicht erlassen wird die Sünde, bis nicht der Schaden ersetzt ist, der dadurch angerichtet wurde.
2. Hast du den Nächsten um seine Ehre oder hast du fremdes Gut an dich gebracht, so bist du verpflichtet, beides zu erstatten. Eine Ungerechtigkeit wird nicht durch Almosen gut gemacht, eine Verleumdung nicht durch Gebet ersetzt, ein Raub nicht durch Fasten erstattet. Ersatz leisten musst du, und tun, was du wolltest, dass dir selbst geschähe. Dies, und nicht die Abneigung deiner Eigenliebe, ist hier die Richtschnur der Buße. Zurückführen musst du diejenigen, die du irre geführt, erbaue die, denen du Ärgernis gegeben hast, wenn du Verzeihung von Gott erlangen willst. Täusche dich nicht, denn die Sache ist wesentlich. Ahme lieber dem frommen Zöllner Zachäus nach, der seinen Wucher vierfach ersetzte.
3. Auch musst du die Gelegenheit zur Sünde meiden. Wer nicht fest entschlossen ist, sie zu meiden, dem ist es nicht ernst, die Sünde zu verlassen, und er belügt nicht nur sich selbst, sondern auch den Heiligen Geist. Ja, um wahre Buße zu tun, müssen wir auch die Sünde an uns selbst bestrafen, und durch Schmerz die Lust büßen, durch die wir Gott beleidigten. Gott hat an die Buße sein Recht übertragen, den Sünder zu bestrafen. Schont die Buße ihn, dann wird die Gerechtigkeit Gottes ihn nicht schonen. Bestraft ihn aber die Buße, dann wird seine Gerechtigkeit ihn nicht bestrafen. Doch muss dies alles unter der Leitung eines erleuchteten Führers geschehen, der die Stelle Gottes bei dir vertrete. Matthäus 3,8: "Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt."
21. Dezember
Der heilige Petrus Kanisius, Priester, Bekenner und Kirchenlehrer,
+ 21.12.1597 – Fest: 21. Dezember / 27. April
Als der wilde Strom der sogenannten Reformation sich verheerend über die deutschen und die angrenzenden Länder ergoss und das sonst so einige Deutschland spaltete und zertrümmerte, als der alte Glaube verspottet, die göttlichen und kirchlichen Gebote mit Füßen getreten, das hochheilige Opfer verworfen, von den heiligen Sakramenten nur ein Bruchteil beibehalten und alle Autorität missachtet wurde, trat ein Mann auf, der als Bollwerk des Glaubens dem verwüstenden Strom des Unglaubens und Irrglaubens sich entgegenstemmte und überall als rettender Engel die Sinkenden stützte, die Gefallenen aufhob und die Schwankenden zur Ausdauer ermunterte. Dieser hochverdiente Beschützer und Erhalter des katholischen Glaubens in vielen Ländern Deutschlands war Petrus Kanisius.
In demselben Jahr, in dem Luther durch seine offene Erklärung in Worms seine neue Lehre besiegelte, wurde Petrus Canisius am 8. Mai 1521 zu Nimwegen im damaligen zu Niederdeutschland gehörenden Herzogtum Geldern aus der Familie de Hondt geboren. Er studierte auf der Hochschule zu Köln Philosophie, Rechtsgelehrsamkeit und Theologie mit dem glänzendsten Erfolg. Frühzeitig weihte er sich Gott durch das Gelübde der ewigen Keuschheit und wurde am 8. Mai 1543 von Peter Faber zu Mainz in die Gesellschaft Jesu aufgenommen, die erst vor drei Jahren (27. September 1540) von Papst Paul III. als neuer Orden bestätigt worden war. Als Novize nach Köln zurückgekehrt, vollendete er mit Auszeichnung seine Studien, und verteilte das bedeutende Vermögen, das er von seinem verstorbenen Vater erbte, bis auf den letzten Pfennig unter die Armen und zu kirchlichen Zwecken.
Nach abgelegten Ordensgelübden und empfangener Priesterweihe widmete sich Kanisius mit großem Eifer der Predigt, der Christenlehre und Seelsorge und seine Leistungen setzten alle in Erstaunen. Damals war selbst der Kurfürst und Erzbischof von Köln, Hermann von Wied, von der neuen Lehre angesteckt und suchte Köln zum Protestantismus zu verleiten. Die Stadt, die Universität und Geistlichkeit sandten den noch jungen, aber höchst angesehenen Kanisius an Kaiser Karl V. nach Worms und bewirkte im Jahr 1547 die Absetzung des abtrünnigen Erzbischofs, wofür ihm die Bürger Kölns noch heute danken.
Während seines Aufenthaltes beim Kaiser lernte ihn der Bischof von Augsburg, Kardinal Otto Truchseß von Waldburg kennen und sandte den kenntnisreichen und seeleneifrigen Jesuiten zum allgemeinen Konzil nach Trient. Von dort zog er mit den Vätern nach Bologna, begab sich dann zum ersten Mal nach Rom, blieb fünf Monate lang bei dem Stifter seines Ordens, dem heiligen Ignatius von Loyola, um sich unter dessen Leitung im Ordensgeist zu vervollkommnen, und übernahm dann die Erziehung der Jugend zu Messina in Sizilien.
Der gute Herzog Wilhelm von Bayern erbat sich vom heiligen Ignatius einige Lehrer seines Ordens, um die Universität Ingolstadt im wahren Glauben zu erhalten. Kanisius wurde aus Messina abberufen und mit zwei anderen Jesuiten nach Ingolstadt geschickt. Auf der Rückreise wurde er zu Bologna zum Doktor der Theologie promoviert, und widmete sich als Professor der Dogmatik zu Ingolstadt mit solcher Auszeichnung, dass er bald zum höchsten Ehrenamt, zum Rektor der Universität befördert wurde (1549).
Im Jahr 1551 folgte Kanisius dem Ruf des Kaisers Ferdinand I. nach Wien, damit er dem Umsichgreifen der neuen Lehre in der Hauptstadt des Reiches steuere. Mehrere Klöster standen dort leer, die Priester wurden verhöhnt und verfolgt, seit 20 Jahren war kein Priester mehr geweiht worden, mehr als 300 Pfarren hatten keine Priester. Kanisius ging mit Gottvertrauen an das Riesenwerk. Als Lehrer der Theologie, als Hofprediger und Rektor des Kollegiums entwickelte er solche gesegnete Tätigkeit, dass er von Tag zu Tag an Zutrauen gewann, die Schwankenden im Glauben befestigte und viele Abgefallene wieder zur Kirche zurückführte. Die rührende Aufopferung, die er bei der ausgebrochenen Pest zeigte, während die protestantischen Prediger entflohen, erwarben ihm die Herzen des Volkes. Unter den Studenten führte er bessere Sitten ein, aus den Volksschulen verbannte er die ketzerischen Bücher, hielt eifrig Christenlehre für die Kinder, besuchte die Spitäler und Gefängnisse und wirkte durch Wort und Tat unsäglich viel Gutes.
Kaiser Ferdinand schätzte den frommen und gelehrten Jesuiten sehr hoch, zog ihn in den schwierigen Religionsangelegenheiten stets zu Rate, übertrug ihm die Abfassung eines größeren und kleineren Katechismus, den man den beiden von Luther verfassten entgegensetzen könnte, und bot ihm dankbar die bischöfliche Würde an. Kanisius schlug diese Würde entschieden aus, übernahm indes vier Jahre lang (1554-1558) die Verwaltung des Wiener Bistums. In kurzer Zeit war die Ordnung wiederhergestellt.
Vom heiligen Ignatius zum ersten Provinzial seines Ordens in Deutschland ernannt (1556), erwarb er sich um die Ausbreitung der Gesellschaft Jesu in Deutschland unsterbliche Verdienste. Als er nach Prag kam, um dort ein Kolleg zu gründen, wurde er von den Glaubensgegnern mit Kot und Steinen beworfen. Aber durch seine Geduld und Sanftmut entwaffnete er seine Gegner und gelangte bei ihnen zu solchem Ansehen, dass sie ihm ihre Söhne zur Erziehung anvertrauten.
Von Prag reiste Kanisius nach Bayern, um in mehreren Städten Kollegien zu gründen. In Augsburg warf sich ihm der Kardinalbischof Otto zu Füßen und wollte trotz des entschiedenen Widerspruchs sich nicht eher erheben, bis er dem Heiligen die Füße gewaschen hatte. Von den Protestanten wurde er vielfach begeifert und verleumdet, aber der Glanz seiner Tugenden, die Macht seiner Rede, die Liebe seines Herzens triumphierte über alle Angriffe. Predigend und segnend kam er nach Worms, Schletstadt, Breisach, Freiburg, ermunterte in Polen den schwachen König und die höhere Geistlichkeit zur Treue im Glauben und zur Abwehr der bereits stark um sich greifenden Irrlehre. Ihm ist es nächst Gott vorzugsweise zu danken, dass Polen bis heute katholisch geblieben ist.
Abermals wurde Kanisius zum Konzil nach Trient berufen und von ihm beauftragt, die Beschlüsse den deutschen Reichsfürsten zu überbringen. Als das geschehen war, reiste er wieder in verschiedene Städte, um den Glauben wiederherzustellen und es gelang seinen Mühen, Würzburg und Erlangen wieder im Glauben zu befestigen. Sieben Jahre lang versah er das Amt eines Hofpredigers zu Innsbruck und wünschte als alter Mann von 60 Jahren sich in die Verborgenheit zurückzuziehen, aber der päpstliche Nuntius in Luzern bat ihn dringend, in die Schweiz zu kommen, um dem verheerenden Umsichgreifen des Protestantismus zu wehren und ein Jesuitenkollegium in Freiburg zu gründen. Die betörten Bewohner der Stadt wollten nichts davon wissen, aber die Geduld und Festigkeit des gelehrten und heiligen Kanisius brachte das Werk zustande. Noch 17 Jahre arbeitete, betete, lehrte und litt er und hatte bei seinem Tod am 21. Dezember 1597 die Freude, dass kein Irrlehrer mehr im ganzen Kanton Freiburg wohnte. Bei seinem Tod entstand in der Stadt ein solches Weinen und Wehklagen, wie über ein allgemeines Unglück. Aus großer Verehrung küssten die Leute dem Leichnam Hände und Füße, berührten ihn mit ihren Rosenkränzen und schätzten sich glücklich, einige Haare oder ein Stückchen von seinem Kleid zu erhalten. Sein Leib wurde in der Jesuitenkirche zu Freiburg bestattet und durch viele Wunder verherrlicht. Am 20. November hat ihn Papst Pius IX. selig gesprochen, und am 21. Mai 1925 erfolgte durch Papst Pius XI. die Heiligsprechung und die Ernennung zum Kirchenlehrer. Unter den Schriften des heiligen Petrus Kanisius haben besonders seine beiden Katechismen jahrhundertelang die gesegnetsten Früchte getragen.
Der heilige Themistokles, Hirte und Märtyrer in Lycien,
+ 249-251 – Fest: 21. Dezember
Der heilige Themistocles, Hirt und Märtyrer, war gebürtig aus dem Gebiet von Myra in Lycien. Zur Zeit, als die Verfolgung unter Kaiser Decius wütete, verbarg sich auf dem Berg, wo er seine Schafe weidete, ein Christ mit Namen Doiscorus. Da kamen die Häscher und wollten den Flüchtling gefangen nehmen. Themistocles aber war nicht dazu zu bringen, den Ort zu verraten, wo der Flüchtling sich verbarg, und erklärte zuletzt sogar, dass er selbst sich zur christlichen Religion bekenne, wie der, den sie suchten. Sogleich nahmen sie ihn mit sich und führten ihn vor den Statthalter Lyciens. Der ließ ihn auf seine Weigerung, dem Glauben abzuschwören, auf das Rösschen spannen und mit Ruten peitschen. Nach dieser Tortur schleifte man ihn ganz nackt auf Kieselsteinen und spitzen Eisen. Unter diesen Qualen gab er den Geist auf.
Der gottselige Thomas von Carfa, Priester und Abt in Italien,
Gedenktag: 21. Dezember
Mit dankbarer Gesinnung feiert die Kirche heute das Andenken an den heiligen Apostel Thomas, der in treuer Liebe zum Evangelium sein Leben zum Opfer brachte und darum auch als Märtyrer geehrt wird.
Unter den vielen, die seinen Fußstapfen nachgefolgt und unerschütterliche Anhänger der Lehre Jesu geblieben sind, zeichnete sich der gallische Priester und Abt, vornehmlich durch seine Marienverehrung aus. Schauen wir auf einen kurzen Abriss seines Lebens.
Der Priester Thomas war aus Gallien, seinem Geburtsland, nach Rom und von dort aus ins Heilige Land gepilgert, um dem Drang seiner Andacht zu genügen und an den jedem Christen so teuren Stätten seinem Glauben und seiner Liebe neuen Zuwachs zu verschaffen. Sowohl in der Heimat als auch in Italien hatten sich ihm einige gleichgesinnte Gefährten angeschlossen. All die Orte, an denen ein besonders merkwürdiges Geheimnis aus dem Leben und Leiden unseres Erlösers sich begeben hat, besuchten die frommen Wallfahrer. Die meiste Zeit aber verweilte Thomas in Jerusalem am heiligen Grab.
In den drei Jahren, die er daselbst zubrachte, betete er Tag und Nacht unter Tränen und Seufzern zum Herrn, dass er in Milde und Güte die Wege des Heils ihn leiten und in den Port der ewigen Seligkeit einführen möge. Da aber nach der Verheißung des Herrn, wer bittet empfängt und wer sucht findet und dem Anklopfenden aufgetan wird, so würdigte er sich, auch diesen Bittenden zur rechten Zeit zu erhören. Als er nämlich wieder eine Nacht am heiligen Grab zubrachte, und ermüdet durch langes Bitten und Wachen vom Schlummer überwältigt wurde, zeigte sich ihm während des Schlafes in einem Traumgesicht die jungfräuliche Gottesmutter Maria, und sprach ihn folgendermaßen an: „Warum Bruder weinst und trauerst du so sehr? Sei standhaft und handele männlich, und der Herr wird dein Verlangen erfüllen.“ Und weiter bedeutete ihm die glorreiche Frau, der Ort, wo er das Ziel seiner Wünsche, das Heil seiner Seele, erlangen sollte, sei in seiner Seele, erlangen sollte, sei in Italien im Sabinergebiet, wo eine ihr geweihte Kirche stehe. Drei nebeneinander stehende hohe Zypressenbäume sollen ihm als Kennzeichen des Ortes dienen, wo sie besonders geehrt werden wolle. Und nachdem sie ihn ihres Schutzes versichert hatte, verschwand die Erscheinung. Thomas machte sich nun mit allen seinen Begleitern auf die Reise, und kam, nachdem er noch länger in Ephesus beim Grab des heiligen Evangelisten Johannes verweilt hatte, wieder nach Italien. Da durchzog er nun das Sabinergebiet, den Ort suchend, der ihm in der Erscheinung bezeichnet worden war. Als er aber das angegebene Zeichen nicht entdecken konnte, fing er an, die Offenbarung für Täuschung zu halten, und dachte darauf, sich in einer anderen Provinz niederzulassen.
Als er schon auf den Weg nach Rom sich aufmachen wollte, hatte er ein zweites Traumgesicht, das ihm die Wahrheit des ersten bestätigte, und bald nach seinem Erwachen entdeckte er in nicht weiter Ferne die drei Zypressen, und – nachdem er sich mit seinen Gefährten durch das Dickicht, das sie von ihnen trennte, einen Weg gebahnt hatte, - die bezeichnete Kirche. Freudig betraten sie den Tempel und verharrten einige Tage, Gott und seiner gebenedeiten Mutter dankend, an der Stelle. Nachdem aber der geringe Mundvorrat, den sie mit sich geführt hatten, aufgezehrt war, wurden die übrigen ganz traurig und verzagt. „Vater,“ sprachen sie, „was sollen wir länger hier an diesem Ort, der nur wilden Tieren und Räubern zugänglich zu sein scheint? Unsere Lebensmittel sind aufgezehrt, und wenn wir länger hier verweilen, so müssen wir Hungers oder von der Hand der Räuber sterben!“ Thomas suchte sie liebreich zu trösten, und mit dem Vertrauen auf Gottes Güte und Mariens Schutz, von dem er ganz durchdrungen war, zu erfüllen. Aber bald wurde dieses in seinen Gefährten wieder erschüttert. Man vernahm nämlich bald nachher Geräusche, und erschreckt flüchteten sich alle in die Kirche, zu Thomas, ihm klagend, dass nun wirklich die Räuber sich zu nahen scheinen, und ihr Leben in Gefahr sei. Eilig verrammelten sie die Tür der Kirche, voll Bangigkeit erwartend, was da kommen solle. Bald näherte sich das Getöse und aus dem, was sie aus ihren Schlupfwinkeln vernehmen konnten, erkannten sie, dass sich mehrere Menschen und Lasttiere vor der Kirche befänden. Nachdem es ruhiger geworden war und kein Versuch, die Tür zu erbrechen, gemacht wurde, wagten es endlich die Eingeschlossenen, die Tür zu öffnen, und – was sahen und erfuhren sie? – Eine große Menge von Wein und Lebensmitteln war auf dem Platz abgelagert. Die Männer, die dies gebracht hatten, warfen sich auf die Knie und empfahlen sich dem Gebet der Diener Gottes, und derjenige, der der Vornehmste von ihnen zu sein schien, sprach: „Farovaldus, der erlauchte Herzog von Spoleto, sendet euch auf Weisung der glorreichen Gottesmutter Maria dies zu eurer Notdurft und bittet, dass ihr in euren Gebeten seiner vor dem Herrn eingedenk sein möget.“ Und nachdem sie den Segen von den Dienern Gottes erhalten hatten, kehrten sie zu ihrem Gebieter zurück, der von Zeit zu Zeit ähnliche Zusendungen wiederholte und durch urkundliche Schenkung dem heiligen Thomas jenen Ort als Eigentum übergab.
Die Weisung der seligsten Jungfrau an den Herzog war in folgender Art geschehen: Farovaldus war Willens, um jene Zeit nach Rom zu reisen, und bereits waren zu dem Zweck alle Vorkehrungen getroffen, und mit Wein und Lebensmitteln die Dienerschaft bereits aufgebrochen, der des anderen Tages der Herzog mit Begleitschaft folgen sollte. Aber in selber Nacht erschien ihm Maria sprechend: „Stehe ab von der vorhabenden Reise, sie würde für dich diesmal nicht zum Guten ausschlagen, befolge vielmehr meinen Rat, der dir mehr Nutzen bringen wird. Es ist nämlich im Sabinischen Gebiet eine meinem Namen gewidmete Kirche. Daselbst befinden sich gegenwärtig fremde Mönche, die Tag und Nacht dem Herrn in Gebet und frommen Gesängen dienen. All das Gepäck, das du vorausgehen ließest, lass nun dorthin bringen, und du wirst durch das Gebet jener Männer den besonderen Schutz des Herrn erfahren.“
Bald vermehrte sich durch Zuwachs von nah und fern die fromme Gemeinde von Carfa (so hieß nämlich jener Ort), der Thomas noch fünfunddreißig Jahre bis zu seinem seligen Tod vorstand.
Der selige Peter Friedhofen, Schornsteinfeger, Ordensstifter,
+ 21.12.1860 – Gedenktag: 21. Dezember
Am 23. Dezember 1860, zwei Tage vor dem Weihnachtsfest, wurde zu Koblenz am Rhein ein Mann begraben, von dem manche meinten, dass das letzte Wort über ihn noch nicht gesprochen war. Diejenigen, die so meinten, sollten recht behalten.
Der erst zweiundvierzigjährige Mann, den man damals begrub, hieß Peter Friedhofen und kam nicht von weither, denn zu Weitersburg, das nur einige Schiffslängen von Koblenz rheinabwärts liegt, wurde er als letzter in einer stattlichen Geschwisterreihe bei armen Ackersleuten am 25. Dezember 1819 geboren. Achtjährig war der Junge Vollwaise, saß an anderer Leute Tisch und musste fremdes Brot essen, das oft bitter schmeckte. Später nahm ihn der älteste Bruder zu sich nach Ahrweiler und lehrte ihn das Handwerk, das er selbst betrieb, die Schornsteinfegerei.
Als Schornsteinfeger betätigte sich Peter Friedhofen nach der Lehrzeit einige Jahre hindurch zunächst in der Heimat Weitersburg und nachher zu Ahrweiler an Stelle des frühverstorbenen Bruders, für dessen zahlreiche Familie er helfend einsprang. Überhaupt war Peter Friedhofen ein lieber Mensch, Rheinländer vom klarsten Wasser, gemütvoll himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, schnell begeistert, unternehmungslustig, religiös und im Übrigen ein wenig ziel- und planlos, wie Rheinländer zuweilen sein können.
Vor allem ist es ein Zug an Peter Friedhofen, der ihn besonders liebwert macht. Der junge Schornsteinfeger ließ es sich nämlich angelegen sein, die Mutter-Gottes-Kapellchen an den Wegen in Ordnung zu halten, zu schmücken und zu zieren und vor ihnen ungescheut zu beten und zu singen. Gern sang er übrigens auch bei der Arbeit, von früh bis spät, Mutter-Gottes-Lieder am liebsten. Ein junger Mann, der auf diese Art die Mutter Gottes verehrt, ist doch wohl einer, an dem man Freude haben muss.
Eines Tages war der Schornsteinfeger von Ahrweiler über Nacht verschwunden. Es hieß, er sei ins Kloster gegangen. Niemand wunderte sich darüber, aber jedermann war erstaunt, als Peter Friedhofen wenige Wochen später wieder daheim war. Die Klosterluft war ihm anscheinend nicht bekommen, und es war auch gut, dass er kurzentschlossen Kehrum machte, denn Gott hatte ganz andere Pläne mit ihm vor.
Bald nach dem missglückten Klostereintritt verfiel Peter Friedhofen auf den Gedanken, selbst ein Kloster zu bauen, und schnell begeistert, wie er nun einmal war, fing er gleich an, den Plan in die Tat umzusetzen. Unter unvorstellbaren Schwierigkeiten, mit erspartem, geschenktem und erbetteltem Geld entstand in Weitersburg ein Kloster nach seinem Geschmack, so klein, dass er und seine beiden Gefährten, um Platz zu gewinnen, die Strohsäcke, auf denen sie schliefen, in der Frühe an Stricken unter die niedrige Decke hochzogen und abends wieder herunterließen. Viel ist in dem Kleinkloster gebetet worden und noch mehr gefastet, denn zu essen gab es wenig. Klug war die Gründung auf keinen Fall, und so ist es eigentlich ein Glück gewesen, dass der übelgesinnte Ortsbürgermeister das Kloster nach sechs Monaten einfach aufhob.
Wie gesagt, war es ein Glück, denn die neue Notlage brachte den Träumer und Schwärmer Peter Friedhofen endlich auf klare Gedanken und feste Ziele. An dem Plan, einen neuen Orden zu gründen, hielt er fest, aber schon die nächste Gründung, die er in Koblenz vornahm, hatte den klar umrissenen Zweck der Krankenpflege, und damit war die sichere Grundlage gelegt, auf der sich später die verdienstvolle Ordensgesellschaft der Barmherzigen Brüder vom Mutterhaus in Trier entwickeln konnte, die durch ihre Krankenpflegeanstalten zu einem reichen Segen für die leidende Menschheit wurde.
Das liest sich alles leicht, aber gewaltig waren die Schwierigkeiten, die Peter Friedhofen, solange er lebte, bei der Ordensgründung zu überwinden hatte. Über alle ist er jedoch gut hinweggekommen, weil er das blieb, was er von Jugend an war, ein großer Mutter-Gottes-Verehrer, und die liebe Mutter Gottes hat dem Ordensstifter aus dem Rheinland in allen Nöten stets geholfen, wie er selbst es schlicht und echt in seinen Aufzeichnungen bezeugt.
„Wenn ich nicht mehr weiterkonnte“, schreibt er, „betete ich: Ach, liebe Mutter, das Schifflein sitzt fest, hilf, mache es wieder los! Und wirklich, das Schifflein trieb unter vielen traurigen Ereignissen durch die kaum zu überwindenden Wellen, ohne besonderen Schaden zu leiden, bis auf die heutige Stunde fort.“
Peter Friedhofen wurde am 23. Juni 1985 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Gebet am 21. Dezember
Allerseligste Jungfrau Maria, wir bitten dich durch alle deine Verdienste, dass du unserer armen Seele doch nur einen kleinen Teil von ihnen schenken willst, auf dass sie, nach ihrer Fassungskraft mit ihnen gesegnet würde. O du Mutter der Barmherzigkeit, bewirke doch, durch den Beistand deiner Fürbitte, dass in unserem Innersten nur ein Bächlein fließe von dem Überfluss der von Gott dir verliehenen Gnaden, damit die große Leere unseres Herzens mit ihnen ausgefüllt, und unsere Seele gereinigt, und unsere Werke fortan vor dem lieben Gott als einigermaßen vollkommen erfunden werden. Amen.
Kirchengebet
O Gott, der Du zum Schutz des katholischen Glaubens den heiligen Petrus mit Tugend und Wissenschaft ausgerüstet hast, verleihe gnädig, dass durch seine Beispiele und Ermahnungen, die Irrenden zum Heiland zurückkehren und die Rechtgläubigen im Bekenntnis der Wahrheit verharren, durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag im Jahr 1157 hat Papst Adrian IV. dem Abt des Klosters des heiligen Lambertus in Österreich die Erlaubnis gegeben, einem frommen Ordensmann seines Klosters an dem wilden Ort, wo nun die berühmte Wallfahrt zu Mariä Zell ist, die Besorgung der verlassenen Einwohner zu übertragen. Der nahm sein eine Elle großes hölzernes Mutter-Gottes-Bild mit sich, baute sich eine Zelle und eine kleine Kapelle, wo dieses Bildnis nach und nach verehrt wurde. Da aber im Jahr 1284 Heinrich, Markgraf von Mähren, mit seiner Gemahlin die ihnen beiden hergestellte Gesundheit, und der ungarische König Ludovicus im Jahr 1363 den wunderbaren Sieg gegen das unzählbare Heer der Barbaren der Fürbitte der seligsten Jungfrau an diesem Ort zu verdanken hatten, der Ruf seiner Wunderwerke auch sich täglich vermehrte, wurde die herrliche Kirche, die nun dasteht, gebaut, und dieses von der Zelle genannte Mariä-Bild zum Zufluchtsort der österreichischen Kaiser und Fürsten, wie auch des ganzen Landes bestimmt.
Andacht am 21. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Wenn die Sonne ohne Wolken ist, so dringt sie notwendig in ein Zimmer ein, das ihren Strahlen ausgesetzt ist, wenn seine die Fenster offen stehen. Auf gleiche Weise kann auch Gott sich nicht erwehren, einer Seele sich mitzuteilen, die Er frei von aller Neigung zu Geschöpfen sieht, und in deren Herzen nichts ist, außer was er will, das darin ist." (Der heilige Johannes Chrysostomus)
Ein Altvater der Wüste pflegte zu sagen: "Der Mensch kann keine wahre Ruhe, noch auch wahre Freude in diesem Leben finden, wenn er nicht erachtet, dass in der Welt nichts ist, außer Gott und ihm." Und der heilige Dorotheus erinnerte, die alten Väter hätten sich so sehr daran gewöhnt, alle Dinge, von welcher Art immer sie sein mochten, so zu nehmen, als kämen sie ihnen von Gottes Hand, dass sie dadurch in tiefem Frieden sich bewahrten und immer ein himmlisches Leben führten.
Ein junger Mann warf sich einst dem heiligen Bernard zu Füßen, bat ihn inständig, ihn in die Anzahl seiner Mönche aufzunehmen, und sprach: "Geliebtester Vater, Ihr werdet gewiss mit mir zufrieden sein!" Der Heilige, den sein guter Wille rührte, hob ihn mit viel Güte auf und sprach in väterlich zartem Ton: "Mein Sohn, bringe dem Herrn ein Herz dar, das leer an allem ist, auf dass Er es mit Seiner Gnade erfüllt!"
Oftmals, Herr, will ich die Begierden meines Herzens prüfen, auf dass ich sogleich jeder Liebesregung zu irdischen Dingen entsage! Amen.
O-Antiphon am 21. Dezember:
DU AUFGANG
Glanz des ewigen Lichts
und Sonne der Gerechtigkeit.
Komm und bring denen Licht,
die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 21. Dezember
"Es wird Winter in dem Herzen,
wenn es, erkaltet und verhärtet,
keine Empfindung mehr hat, weder für die Gnade,
noch für Gott, noch für göttliche Dinge."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 21. Dezember - Von den Fehlern des verflossenen Lebens
O Gott, erleuchte meinen Sinn,
Mich selbst zu schauen, wie ich bin;
Dass dies Gesicht mich Demut lehre,
Und sich mein Herz zu dir bekehre.
1. Wenn du dem Dienst Gottes dich ergeben hast, so verzage nicht beim Anblick der Fehler deines verflossenen Lebens. Denn es wird nicht selten geschehen, dass alte Sünden und lasterhafte Gewohnheiten, Unrecht und Grausamkeiten, Unbesonnenheiten und Torheiten in deiner Erinnerung aufsteigen und dich nicht nur tief beschämen, sondern auch zur Verzweiflung reizen werden, als wäre es unmöglich, dass du Gott gefallen kannst, und als sei alles verloren. Dies kommt teils aus dem Schmerz der Eigenliebe, die Großes auf sich hielt, und nun genötigt ist, ihre Armseligkeit in ihrer ganzen Blöße zu schauen. Teils kommt es auch vom alten Widersacher, der den Menschen in Kleinmut zu stürzen sucht, um ihn in seine vorigen Laster zurückzustürzen.
2. Darum, wenn derlei Versuchungen dich bedrängen, so preise die ewige Güte, die ungeachtet so schwerer Unreinheiten, durch die du dein Leben befleckt hast, dennoch so sehr dich liebte, dass sie durch Einflößungen ihrer Gnade dich berief und auf den Weg des Lebens versetzte. Bedenke mit dankbarem Gemüt, wie lange und wie geduldig diese ewige Güte in Fehlern dich ertrug, bei deren Anblick du dir selbst unausstehlich bist. Und da die göttliche Langmut, die noch gar vieles andere in dir sieht, das dir verborgen ist, dich mit so großer Geduld ertrug, so lerne denn auch du selbst mit Geduld dich ertragen.
3. Bitter zwar und beschämend ist ein solcher Anblick, aber der Schmerz dieser Wunden ist ein Anzeichen baldiger Gesundheit. So lange der Mensch außerhalb seiner selbst umherschweift, sieht er den Schaden nicht, der unterdessen in seinem inneren Haus geschieht. Kehrt er aber in sich ein, und sieht sein Haus in dieser schmählichen Zerrüttung, dann sucht er alles auf die beste Weise wieder zu ordnen. Notwendig auch ist diese bittere Arznei, weil ohne sie der Mensch niemals zur wahren Demut gelangte. Wer aber auf solche Weise sich selbst wahrhaft erkennt, den wird das Lob der ganzen Welt nicht zu eitlem Wohlgefallen an sich verleiten. "Herr, deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet. Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg." Psalm 139,16+24)
22. Dezember
Die heiligen Martyrer Flavian, Präfekt und Martyrer von Rom,
+ 22.12.363,
Dafrosa, Witwe und Martyrin von Rom,
+ 4.1.362,
Bibiana, Jungfrau und Martyrin von Rom,
+ 2.12.363,
und Demetria, Jungfrau und Martyrin von Rom,
+ 21.6.362
Fest: 22. Dezember
Zur Zeit Konstantins des Großen lebte in Rom ein Mann ersten Ranges und verehrt von jedermann wegen seiner Weisheit, Gerechtigkeit und christlichen Liebe, Flavian mit Namen. Der Kaiser hatte ihn im Hinblick auf seine Tugenden zum Präfekten der Weltstadt erhoben, was dazumal die vornehmste Ehrenstelle war, und er erfüllte die Pflichten seines hohen Amtes in ihrem ganzen Umfang. Mit dem größten Eifer erstrebte er stets nur das Beste seiner Untergebenen und war zumal die kräftigste Stütze und das voranleuchtende Beispiel der Christen.
So lange der rechtgläubige Konstantin das Staatsruder führte, ging alles gut; aber nach dessen Tod kam jener Konstantius auf den Thron, den wir aus der Lebensgeschichte des heiligen Athanasius als einen eingefleischten Arianer und wütenden Feind der Katholiken kennen. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war, Flavian seiner Würde zu berauben, weil man ihm zugetragen hatte, dass er frei und öffentlich der Gottheit Christi Zeugnis gebe und die Bewohner Roms in dieser Lehre stärke. Schlimmer noch wurde dem treuen Bekenner von Kaiser Julian dem Abtrünnigen mitgespielt, der den unsinnigen Plan gefasst hatte, das verfaulte Heidentum im Römerreich wieder herzustellen, und deswegen die christliche Kirche mit Feuer und Schwert verfolgte. Ihm galten alle, die es mit dem „Nazarener“ hielten – so nannte er spottweise den Heiland – für Feinde des Staates, die um jeden Preis unschädlich gemacht werden müssten, und in seinem Hass war er um die Mittel nicht verlegen. Wo List und Überredung nicht ausreichten, die Gläubigen zum Abfall zu bringen, wurde zur Drohung und Gewalt geschritten. Bei Flavian fruchteten alle diese Künste der Tyrannei nichts. Festen Mutes sagte er zu Apronian, dem neuen Statthalter Roms, der ihn vor seinen Richterstuhl befohlen hatte: „Ich bin ein Christ und bleibe ein Christ, und in diesem Bekenntnis will ich leben und sterben.“ Da ließ ihm der Statthalter auf öffentlichem Markt die Zeichen des Adels von den Kleidern reißen und mit einem glühenden Eisen das Brandmal der Verbrecher auf die Stirn brennen. Überdies wurde er ins Elend verwiesen, und die Soldaten, die ihn zum Ort der Verbannung geleiten mussten, erhielten den Befehl, ihn auf jede Art, nur nicht bis zum Tod, zu misshandeln. Hart genug waren diese Qualen, indes schmerzlicher noch fiel dem Dulder, dass er Frau und Kinder verlassen musste, in der Voraussicht, dass man mit ihnen wegen ihrer Anhänglichkeit an den Gekreuzigten nicht glimpflicher verfahren werde. Aber er zeigte auch hier, was ein Christ sei und vermöge, unterwarf sich heldenmütig der göttlichen Fügung und befahl die Seinen voll des Vertrauens der Obhut der Vorsehung. Womit er sich in der Verbannung tröstete, war das Gebet. Hierdurch wurde er so gestärkt, dass man ihn unter den schwersten Drangsalen und Verunglimpfungen, unter Hunger und Not nie bedrückt, sondern stets heiteren Sinnes sah. Mitten im Gebet, das Haupt tief zur Erde geneigt, beschloss er auch sein langes und glorreiches Martertum mit einem seligen Tod. Das geschah im Jahr 363. Die Kirche feiert sein Andenken am 22. Dezember.
Flavians Gattin und seiner in jeder Hinsicht war Dafrosa. Wie er vorausgeahnt, wurde nach seiner Verhaftung auch sie der Verfolgung ausgesetzt. Apronian ließ sie in den Kerker werfen, und, weil er sie dem Heiland nicht abspenstig machen konnte, bald darauf enthaupten. Ihr Fest fällt auf den 4. Januar.
Die heiligen Eltern hinterließen zwei Töchter, Bibiana und Demetria, die Erben ihres Glaubens und ihrer Standhaftigkeit im Bekenntnis Jesu. Es dauerte nicht lange, so forderte der Statthalter auch sie auf, den Götzen zu opfern, in der Hoffnung, die Töchter gefügiger zu finden, als Vater und Mutter. Aber er irrte sich. Die zarten Jungfrauen setzten seinen Zumutungen den entschlossensten Widerstand entgegen und verharrten unerschütterlich in der Liebe und Treue zum Erlöser, bis sie unter den über sie verhängten Martern den Geist aufgaben. Die Christen beerdigten sie neben ihren Eltern und erbauten nach Julians Tod über der Grabstätte eine Kapelle, die Papst Simplicius später in eine geräumige Kirche umwandelte. Die heilige Bibiana nennt das römische Martyrologium am 2. Dezember und die heilige Demetria am 21. Juni.
Zwei edle Ehegatten als Nachfolger Mariä, Gedenktag: 22. Dezember:
in Frankreich, Äbtissin der von ihr 660 gegründeten Abtei Avenay-Val-d’Or bei Épernay und Martyrin um 690
(Das Kloster wurde während der Revolution vollständig abgerissen)
Gumpert, Mönch und Martyrer
Bertha wurde in Avenay bestattet, Gumpert, der als Mönch am Meer starb, wurde im Jahr 950 dorthin überführt. Das Paar ruhte lange in einem gemeinsamen Sarkophag (der im 18. Jahrhundert noch vorhanden war), bis es in zwei silberne Särge umgebettet wurde.
Gumpert war ein Neffe (oder Schwager) Childerichs II. (+ um 675), merowingischer Frankenkönig. Bertha gehörte demselben edlen Geschlecht an, und beide hatten unter Anrufung Mariens gleich ihr in der Stille ihres Herzens dem Herrn ihre Jungfräulichkeit angelobt. Allein der Wille ihrer Familien und über allem der ausdrückliche Wille des Himmels, der sich in besonderen Erscheinungen diesen beiden gottesfürchtigen Seelen geoffenbart hatte, vereinigte sie im Bund der Ehe. Auch hierin war Maria ihr Vorbild, und ihre Herzen verschmolzen sich ineinander, um mit wechselseitiger Unterstützung in höherem Grad die Jungfräulichkeit des Leibes zu bewahren. Mitten im Taumel der Herrlichkeiten, den Genüssen des Reichtums, den Ausschweifungen eines entarteten Hofes, wussten sie die heldenmütigste aller Tugenden zu üben: schöne und liebenswürdige Hofleute in den Augen der Welt, blieben sie zugleich Engel vor Gott.
Nachdem die politischen Ereignisse den Thron Childerichs gestürzt hatten, entschlossen sich unter Pipin die beiden Gatten, die nun frei ihrem Drang folgen konnten, sich zu trennen, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, und sich hier ausschließlich den Werken der Frömmigkeit zu widmen. Beide gründeten in Reims Klöster, Gumpert für Mönche, Bertha für christliche Jungfrauen, und Maria war die besondere Beschützerin in dieser letzteren Anstalt.
Eines Tages wurde Bertha von der Königin der Jungfrauen bei einer der vertraulichen Unterredungen, die sie mit ihr pflog, darauf aufmerksam gemacht, dass es mitten in einer volkreichen Stadt sehr schwierig sei, den Frieden der Einsamkeit zu finden, der doch unerlässlich ist für den süßen Verkehr mit Gott, der bei Lärm und Getümmel nicht zu finden ist. Sie bezeichnete ihr das Valdor (goldene Tal) von Avenay als eine Einsamkeit, wo ihr die reichlichsten Segnungen zu Teil werden sollten. Bertha machte sich sogleich auf, um den Ort zu suchen, den ihr Maria gezeigt hatte. Die Engel selbst führten sie dahin und übergaben ihr den von ihrer Königin genehmigten Plan des künftigen Klosters. Die Dienerin Mariens zögerte nicht mehr. Wie durch Zauber erhob sich der heilige Bau und die fromme Bertha sah, wie die Engel selbst mit Hand anlegten und die Werkleute unterstützten. Bald zog sie mit den gottesfürchtigsten ihrer Jungfrauen von Reims nach dem neuen Kloster hinaus, und das Tal wird fortan mit Recht den Namen Valdor tragen, denn es trägt auch in seinem Schoß das reinste Gold der christlichen Liebe.
Am Tag der Einweihung der neuen Anstalt erwählten Bertha und ihre Töchter, die sich nicht auf die übliche Weihe unter Anrufung Mariä beschränken wollten, die seligste Jungfrau feierlich zur Äbtissin des Klosters, und Maria verschmähte nicht, dieses Amt anzunehmen. In der darauffolgenden Nacht sah sich Bertha in den Entzückungen ihrer heiligen Liebe versenkt, allmählich von einem blendenden aber milden Licht umflossen. Dienstbare Engel stiegen in das Betzimmer herab, wo sie ihrer Andacht oblag, und errichteten hier einen Thron, den Maria mit allem Glanz ihrer Herrlichkeit in Besitz nahm. Sie war von dem strahlenden Hof der gottseligen Jungfrauen umgeben, deren weiße Lilienkränze einen lieblichen Wohlgeruch verbreiteten und in einem Glanz leuchteten, der noch lebhafter war als der himmlische Glorienschein der Engel. Mit dem Stab, dem Sinnbild ihrer neuen Würde, in der Hand, sprach Maria folgende liebreiche Worte zu Bertha:
„Liebe Tochter, ich nehme das Amt an, das du mir angeboten hast, und werde alle seine Pflichten erfüllen. Von dieser Stunde an bin ich auf eine ganz besondere Weise Mutter und Gebieterin meiner Töchter von Avenay. Ich selbst werde ihre Herzen bilden und sie bei jedem Vorkommnis beschützen. Mein Sohn ist zufrieden mit dir und wird seine Gnade mit meinem Beistand verbinden. Mit so kostbarer Hilfe werden meine Töchter rasch auf der Bahn der Vollkommenheit hinan schreiten. Mut! Tut was ihr vermögt und wir werden das Übrige tun.“
Nach diesen Worten schwebte die Königin der Jungfrauen wieder zum Himmel empor, und ließ die fromme Bertha in einem Strom der süßesten Tröstungen zurück, wofür sie ihren Dank durch reichliche Freudentränen bezeigte. Alsdann wusste sie durch ihre innigen Worte den Seelen ihrer Schwestern alles, was sie selbst empfand, mitzuteilen, und alle zusammen wandelten mut- und vertrauensvoll der höchsten Stufe der Heiligkeit entgegen.
Indessen fehlte dem Kloster noch ein wesentliches Erfordernis: das goldene Tal hatte kein Wasser, und Bertha setzte mit der rührenden Einfalt ihres vertrauensvollen Glaubens ihre himmlische Äbtissin in Kenntnis davon. „Suche eine Quelle“, ließ Maria ihr sagen, „und ich werde sie in mein Haus leiten.“ Bertha suchte längere Zeit und entdeckte endlich eine Quelle von großer Ergiebigkeit im Garten eines Privatmannes in Vertuelle, in beträchtlicher Entfernung von dem Haus. Da sie die Verheißung Mariens nicht anzweifelte, suchte sie den Eigentümer zu bewegen, seine Rechte auf diese Quelle an sie zu verkaufen. Und über einen solchen Antrag ganz erstaunt, fügt er sich am Ende in ihr dringliches Ansuchen, und tritt sie um den Preis von einem Pfund Silber an sie ab.
In ihrer Demut fürchtete Bertha, das Wunder, das sie von Maria erwartete, möchte ihr zugeschrieben werden, und vermochte deshalb einen bereits im Ruf der Heiligkeit stehenden Mönch, mit ihr an der Quelle zu beten. In der Tat knieten beide hier an der Quelle nieder, und als sie wieder aufstand, sprach die fromme Jungfrau: „Zeige uns dein Erbarmen, o Herr!“ Alsdann zog sie mit einem Stab eine leichte Furche von da bis Baldor. Sogleich beginnt das Wasser in dem Becken, wo es bis dahin geschlummert hatte, zu wallen, ergießt sich in die von Bertha gezogene Furche und grub sich bis Avenay ein Bett, das es seit dem nicht mehr verlassen hat. Bertha nannte das Bächlein Livre (Pfund).
Gebet am 22. Dezember
Allerseligste Jungfrau Maria, du lichtes und wolkenloses Vorbild aller Tugenden, unterweise uns doch, dass auch wir unser Leben mit all den Blumen himmlischer Tugenden ausschmücken, wodurch dein Leben selbst zu einem anmutigen Garten Gottes sich gestaltete. Dann werden wir auch vom Wohlgefallen deines Sohnes begleitet sein. Und wir werden, milde Mutter unseres Erlösers, als deine getreuen Pflegekinder, gewürdigt, seine getreuen Nachfolger und die Miterben seines Reiches zu werden. Amen.
Zu Gott
In stätem Blick auf Dich, o mein Gott, will ich dieses Leben durchwandern. Zwar mit Trübsal und manchem Kummer müssen meine Tage für das bessere Vaterland gewonnen werden. Wie oft fühle ich meine Schwäche und Sündhaftigkeit, wie oft die Gefahren, denen ich in diesem Ort der Verbannung ausgesetzt bin. Nur Deine schirmende Nähe kann mich aufrecht erhalten und bewahren vor dem ewigen Verderben. Aber entzünde Du in mir die himmlische Liebe, damit ich, wenn auch dem Leibe nach, auf Erden wohnend, stets im Geist mit Dir vereinigt bin. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag wurde im Jahr 1216 vom Papst Honorius III. der Predigerorden bestätigt. Sie wurden anfangs "Brüder von der Jungfrau Maria", danach "Brüder von dem Habit der Jungfrau Maria" genannt. Schließlich ist ihnen von der beständigen Ausübung des Predigtamtes der Name der "Prediger" geblieben. Dieser Orden war der Verehrung der seligsten Jungfrau besonders zugetan. Man hat bemerkt, dass die geistlichen Orden, die sich durch eine wahre Andacht zur seligsten Jungfrau Maria ausgezeichnet haben, in der katholischen Welt sehr weit ausgebreitet wurden. Gott wollte sie in dieser Andacht und im heiligen Religionseifer erhalten.
Andacht am 22. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Nie wird eine Seele, die an etwas gefesselt ist, es sei denn Gottes wegen, zur Freiheit der göttlichen Vereinigung gelangen. Wenig liegt daran, ob ein Vogel durch eine Schnur oder durch einen Faden gebunden ist, denn von welcher Art auch seine Banden sind, nimmer wird er frei auffliegen können, solange er sie nicht bricht. Wie viele Seelen gibt es, ach! die man reich beladenen Fahrzeugen vergleichen könnte, da sie voll an Tugenden und frommen Werken sind, und die dessen ungeachtet nie in den Hafen der vollkommenen Vereinigung mit Gott eingehen werden, weil sie den Mut nicht haben, leichte Fesseln zu brechen." (Der heilige Johannes Chrysostomus)
"Den Tod oder die Liebe Gottes!" rief die heilige Theresia aus, "den Himmel oder die feurige Liebe der Heiligen! - Ach, so lange dies sterbliche Leben dauert, bin ich immer zur Erde gebeugt und liebe meinen Gott nur unvollkommen! Kann ich denn je anderes als Gott verlangen? Ein Tod ist das Leben, von dem nur der Tod befreit! Ach wie sehr verlangt mich zu sterben, auf dass ich nur Gott liebe, und Ihn vollkommen liebe! Ich sterbe vor Leid, dass ich nicht sterben kann!" - Immer empfand diese Heilige eine besondere Freude, wenn sie die Uhr schlagen hörte. "Gott sei gepriesen", rief sie oft aus, "schon habe ich eine Stunde weniger in diesem Verbannungsort zu bleiben; ich komme meinem Vaterland, der reinen und vollkommenen Heimat näher!"
O Gott, Du bist der Gott meines Herzens und mein einziges Verlangen! Nach dem Himmel seufzt meine Seele, weil Du nur in diesem glückseligen Aufenthalt vollkommen geliebt wirst! Amen.
O-Antiphon am 22. Dezember:
DU KÖNIG DER VÖLKER
Sehnsucht aller Menschen.
Eckstein, der das Getrennte zusammenführt.
Komm und rette den Menschen,
den du aus Lehm geschaffen hast.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 22. Dezember
"Nichts ist dem Beifall Gottes zu vergleichen und so wirksam,
den Verstand zu erleuchten, das Kreuz zu versüßen,
die Traurigkeit und den Kummer zu verscheuchen
und die Seelen ruhig und glücklich zu machen."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 22. Dezember - Notwendigkeit der guten Werke
Gib mir, heil`ger Glaube, Stärke,
Dass ich durch gerechte Werke
Meinen Schöpfer täglich ehre,
Und sein Lob dadurch vermehre:
Denn dies ist das Ziel der Zeit,
Und der Lohn der Ewigkeit.
1. Ein Jünger Jesu Christi ohne gute Werke ist eine Lampe ohne Öl, die im Begriff ist zu erlöschen, - ein unfruchtbares Erdreich, das vom Fluch des Ackermanns getroffen, ein Baum ohne Frucht, der verurteilt ist, ausgehauen und ins Feuer geworfen zu werden. Wer da glaubt, und diesem Glauben nicht gemäß lebt, spricht sich selbst das Verdammungsurteil. Wurde nicht das Talent dem trägen Knecht hinweggenommen, der es vergraben hatte, und nicht damit wirkte? Wer nicht Gutes tut, tut dadurch selbst Böses, denn Unfruchtbarkeit ist im Christentum Ungerechtigkeit, und darum auch fluchte Jesus dem unfruchtbaren Feigenbaum, der nur Blätter, aber keine Früchte hatte, denn nichts bringt der Schmuck des Glaubens ohne die Frucht der Werke.
2. Man erkennt das Leben an der Bewegung. Ein Körper, der nicht mehr lebt, bewegt sich nicht mehr, also ist auch tot die Liebe, wenn sie ohne Tätigkeit ist. Ist aber einmal die Liebe erloschen, dann wird der Glaube sie nicht lange überleben. Denn das Herz verführt den Geist, die Eigenliebe besticht das Urteil, die Leidenschaft verblendet die Erkenntniskraft, und so verliert der Mensch, der nichts Gutes wirkt, die Liebe und den Glauben, versinkt in Gleichgültigkeit, und zuletzt in gänzlichem Unglauben, was vielen aus gerechter Strafe widerfuhr.
3. Ergeben wir uns guten Werken, und tun wir sie in reichlichem Maß. Tun wir sie im Stand der Gnade, mit Eifer und in der Absicht, Gott zu gefallen. Tun wir so viel Gutes, als wir früher Böses getan haben, die verlorene Zeit zurück zu erkaufen und Gottes Gerechtigkeit genug zu tun. Wofür soll der ewige Richter uns belohnen, wenn wir mit leeren Händen vor ihm erscheinen, da er so ausdrücklich spricht, "er werde jedem nach seinen Werken vergelten?" Eilen wir also, so lange uns noch Zeit dazu gestattet ist, denn schon ist die Nacht im Anzug, wo niemand mehr wirken kann. "Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Der Glaube ohne Werke ist nutzlos." (Jakobus 2,14+20)
23. Dezember
Der heilige Johannes von Kenty,
Priester, Professor in Krakau,
+ 24.12.1473 - Fest: 23. Dezember
Alt ist der Mann, der da im abgetragenen, zerfransten Priesterrock und in Schuhen, aus denen die Zehen vorwitzig hervorschauen, über die Berge der Alpen wandert auf Pilgerfahrt nach Rom. Mühsam zieht er Schritt für Schritt die Füße nach, als wären es Holzklötze. Es ist gut, dass der Pilger ins Träumen gerät, denn wenn er denkt und nachsinnt, merkt er nicht bei jedem Schritt, wie todmüde er ist.
Von weit her kommt er schon. Sechs Monate bereits dauert die Wanderung von Kenty bei Krakau in Polen, und weil er von Kenty kommt, nennen ihn die Lateiner Cantius, Johannes Cantius also. Sieben Paar Schuhe hat er bisher auf der Wallfahrt verbraucht, und für das achte Paar ist es längst an der Zeit. Aber wenn einer eine Pilgerreise macht, soll er, so meint der Alte, nicht allzu viel nach solchen Dingen fragen. Und bald ist er ja am Ziel, im Mittelpunkt der Welt, an Sankt Peters ruhmreichem und gnadenvollem Grab. Hell jubelt bei diesem Gedanken das Herz des Wallfahrers auf.
Es ist nicht das erste Mal, dass Johannes von Kenty nach Rom pilgert. Dreimal war er schon dort und einmal im Heiligen Land. Viel ist er gewallfahrtet in Hunger und Durst, in Kälte und Hitze, unter mancherlei Mühen und Beschwerden, aber gerne hat er es immer getan und alle Härten der weiten Fußwanderungen auf sich genommen zur Sühne für seine Schuld und weiß dabei nicht – was übrigens alle Heiligen nicht wissen –, dass er ein Heiliger ist.
Zur Sühne für seine Schuld! Welche Schuld? Oh, die Heiligen haben scharfe Augen und bemerken das Stäubchen auf der Waage, wo andere in ihrer Blindheit schwere Steine übersehen. War er, Johannes von Kenty, nicht Pfarrer in der großen Gemeinde Ilkusi gewesen mit der schweren Verantwortung für tausend unsterbliche Seelen? Weit mehr jedoch bedrückten den ehrwürdigen Priestergreis die langen Jahre seiner Lehrtätigkeit am Seminar zu Krakau, wo er Hunderte und Hunderte von Seelsorgern herangebildet hat. Ob er da wohl voll und ganz seine Pflicht erfüllt hat? Wie gesagt, Heilige sehen das Stäubchen auf der Waage, und deshalb wollte der Alte für seine Pflichtverletzungen durch die neue und wohl letzte Pilgerfahrt seines Lebens büßen. So denken die Heiligen, und diese Gedanken sind durchaus ehrlich bei ihnen.
He! Johannes von Kenty, weißt du denn nicht, dass du als Seelsorger mehr als nur deine Pflicht getan hast? Übersiehst du, dass du den Schülern im Seminar nicht nur umfangreiches Wissen, sondern in Wort und Beispiel auch, echte, tiefe, hingebende Frömmigkeit lehrtest? Denkst du nicht mehr daran, dass du oft nicht einmal das Nötigste zum Leben hattest, weil du alles verschenkt hast? Sogar die Schuhe von den Füßen und die Hose unter dem langen Priesterrock hast du weggegeben, wenn dich ein Armer auf der Straße anbettelte. Nicht einmal, zehnmal, zwanzigmal hast du solche außergewöhnlichen Werke der Nächstenliebe vollbracht, du alter Mann im Lumpenrock, du hochedler Ritter im Heer des Christkönigs!
Nein, an all das denkt der Träumende nicht, sondern er liegt plötzlich der längelang auf dem Weg. Das waren sicher Kinder, die ihn ärgern wollten und das Seil über den Weg gezogen hatten, das er übersah! Doch wenn es nur übermütige Kinder gewesen wären! Etwas ganz anderes war es, denn da ertönt ein Pfiff, und aus dem Gebüsch rechts und links treten Räuber. Sie umzingeln den Pilgersmann und rauben ihm den letzten Pfennig aus der Tasche. Und bevor sie sich wieder verziehen, brüllt der Räuberhauptmann den Ausgeplünderten an, ob das auch wirklich alles sei, was er bei sich hat. „Ja, alles, alles, alles“, entgegnet verstört der Gefragte und denkt im Augenblick nicht daran, dass ihm seine Schwester in ihrer vorsorglich klugen Art fünf Goldstücke in den Kleidersaum eingenäht hatte. Und nun ist es für Johannes von Kenty wirklich ein wahres Glück, dass ihm dies wenige Augenblicke später einfällt, denn da konnte er noch die Räuber zurückrufen und sich entschuldigen, und sie sollten doch nicht meinen, dass er sie angelogen habe, er habe wirklich nicht an die Goldstücke gedacht. Mit diesen Worten öffnet der Heilige den Kleidersaum und übergibt den Banditen auch die fünf Goldstücke.
Da solltest du die Gesichter gesehen haben! Der Räuberhauptmann sagte tief beeindruckt zu Johannes von Kenty:
„ Nun weiß ich wieder, dass es noch Gutes auf der Erde und einen Gott im Himmel gibt. Behalte dein Geld, und hier ist alles, was dir gehört, und bete für mich und für uns alle.“
Auf diese Worte musste natürlich Johannes von Kenty antworten, und so schmiedete er gleich das Eisen im Feuer, und zum Schluss der Rede folgten die Räuber dem Heiligen in die nächste Kirche, und da setzte sich der Mann Gottes in den Beichtstuhl, und die wilden Gesellen traten einer nach dem anderen hinzu. Was sie da in den Beichtstuhl brachten, das hatte wirklich Gewicht. Als Johannes von Kenty dann den letzten absolviert hatte und aufstand, sagte er leise, befriedigt und anerkennend vor sich hin:
„Wahrhaftig, das war eine Pilgerfahrt wert!“
Am 24. Dezember 1473 holte das Christkind seinen treuen Diener durch einen seligen Tod zur ewigen Belohnung heim, gerade recht zur Weihnachtsfeier im Himmel.
Der heilige Servulus, Bettler und Bekenner von Rom,
+ 23.12.590 - Fest: 23. Dezember
Servulus war ein Zeitgenosse des Papstes Gregor des Großen. Von Kindheit an gelähmt, und zwar in dem Grad, dass er sich weder aufrecht halten, noch eine Hand zum Mund hin bewegen, noch auf seinem Lager ohne Hilfe von einer Seite zur anderen sich wenden konnte, lebte er von den milden Spenden der Barmherzigkeit. Die Seinigen trugen ihn täglich in den Vorhof der Kirche zum heiligen Clemens in Rom, wo er die Almosen der Vorübergehenden empfing. Von diesen Gaben ernährte er sich und seine ebenso arme Mutter, und was von dem notdürftigsten Unterhalt übrig blieb, teilte er an noch ärmere aus. Nicht selten sogar öffnete sich die Hütte des großherzigen Bettlers gastlich Pilgern und Fremden, die an den Türen der Reichen vergebens um ein Obdach gefleht hatten. Seine Leiden und Demütigungen wurden für ihn eine Quelle reicher Verdienste durch den guten Gebrauch, den er davon machte. Er zeigte sich als ein Muster der Geduld, der Ergebung und der Sanftmut. Ungeachtet seines elenden Zustandes hörte man aus seinem Mund nie einen Laut der Klage, geschweige denn des Zorns; vielmehr pries er Gottes Anordnungen dankbar bei Tag und Nacht. Er konnte nicht lesen, kaufte sich aber dennoch die heiligen Schriften und bat, so oft sich eine Gelegenheit ergab, gottesfürchtige Menschen zu sich, dass sie ihm daraus vorlesen möchten. Auf diese Weise lernte er den Inhalt der göttlichen Bücher vollkommen kennen und richtete sein Leben danach ein. Als seine Krankheit von den äußeren Gliedern sich auf die edleren Teile des Körpers warf und er das Herannahen seines Endes fühlte, rief er mitten in der Nacht die Pilger, welche eben damals als Gäste im Haus waren, an sein Lager und bat sie, die Psalmen anzustimmen. Sie taten es; nach einiger Zeit aber unterbrach er plötzlich den Gesang und rief aus: „Stille – Haltet ein! – hört ihr nicht den süßen Klang, der aus den Himmeln tönt?“ Vertieft in die Lieder der Engel, die sein innerer Sinn vernahm, gab er den Geist auf. Im selben Augenblick entquoll der Leiche ein unbeschreiblich süßer Wohlgeruch, der die Umstehenden mit Entzücken erfüllte und bis zur Beerdigung andauerte.
Man setzt den Tod des Heiligen in das Jahr 590. Gregor der Große, der in seinen Homilien dessen Geschichte erzählt, fügt die Bemerkung bei, dass sein ganzes Leben ein Verdammungsurteil für jene sei, die im Genuss einer festen Gesundheit und eines namhaften Vermögens keine Werke der Barmherzigkeit tun und das geringste Kreuz zu tragen nicht imstande sind.
Der selige Hartmann, Bischof von Brixen, Tirol,
+ 23.12.1164 – Fest: 23. Dezember
Einer der heiligsten und seeleneifrigsten Bischöfe seiner Zeit war der selige Hartmann, Bischof von Brixen in Tirol. Zu Polling bei Weilheim von armen, aber frommen Eltern geboren, genoss er im St. Nikolauskloster eine vortreffliche Erziehung und nahm von Tag zu Tag an Gottesfurcht und Weisheit zu. Sein sehnlichster Wunsch, Gott ungeteilt im Orden dienen zu dürfen, wurde erfüllt und er zeichnete sich vor allen seinen Ordensbrüdern durch Abtötung, Selbstverleugnung, religiösen Eifer und Heiligkeit so vorteilhaft aus, dass ihm Erzbischof Konrad von Salzburg die Leitung seines neuerrichteten Klosters der regulären Chorherrn übertrug und ihn später unter den größten Lobeserhebungen als Propst nach Herren-Chiemsee sandte. Auf das dringende Begehren des heiligen Markgrafen Leopold von Österreich begab er sich eine Zeit lang nach Kloster-Neuburg bei Wien und erweckte überall durch seine Demut und Frömmigkeit unter seinen Mitbrüdern das Streben nach Vollkommenheit. Gott begnadigte seinen treuen Diener mit der Wundergabe, die nicht wenig zu seinem Ansehen beitrug. Nach dem Tod des heiligen Markgrafen Leopold empfahl ihn Papst Innocenz II. in einem eigenhändigen Sendschreiben der Markgräfin und ihren Söhnen, „sie sollte ihn in allem ehren und ihm allwärts an die Hand gehen.“
Einst sprang er bei einer geistlichen Lesung plötzlich auf und rief schleunigst seine Leute aus dem Nebengebäude. Kaum waren sie alle herausgekommen, so stürzte das Gebäude zusammen und hätte sie unfehlbar verschüttet, wenn nicht der Mann Gottes rechtzeitig gewarnt hätte. Ein anderes Mal rettete er gefährdete Schiffsleute auf der Donau vom sicheren Tod.
Nach dem Tod des Bischofs von Brixen wurde der seeleneifrige Mönch Hartmann von der Geistlichkeit und dem Volk einstimmig zu seinem Nachfolger erwählt (1142). Die Demut des heiligen Mannes sträubte sich gegen eine solche Würde und Bürde des bischöflichen Amtes an und wurde unter dem Jubel des Volkes feierlich konsekriert. Die Erwartungen der christlichen Herde wurden weit überboten. Es ist kaum zu sagen, wieviel Gutes er getan, welche Wunder er gewirkt, wie streng er gefastet, wie heilig er gelebt, wie freimütig und entschieden er die Rechte der Kirche verteidigt hat. Unter Beihilfe eines kinderlosen Edelmannes, namens Reinbert, errichtete er ein Chorherrnstift bei Brixen. Auf der Reichsversammlung zu Regensburg im Jahr 1156 half er dem Kaiser den langwierigen Streit zwischen Herzog Heinrich Jasomirgott und Heinrich dem Löwen über das Herzogtum Bayern schlichten.
Das einfache, abgetötete Leben Hartmanns erregte allgemeine Bewunderung. Nur einmal am Tag genoss er eine kärgliche Nahrung, trug auf dem Leib ein härenes Kleid, geißelte sich oft bis aufs Blut, hielt strenges Stillschweigen und verwendete den größten Teil der Nacht zum Beten und Betrachten. Täglich beichtete er mit inniger Reue und unter vielen Tränen nicht allein seine eigenen kleinen Sünden, sondern er nahm auch die Sünden anderer auf sich und ließ sich für sie von seinem Kaplan blutig geißeln. Er pflegte zu sagen: „Je höher wir gestellt sind, desto bußfertiger und demütiger müssen wir uns betragen.“
Als Kaiser Friedrich Barbarossa den rechtmäßigen Papst anfeindete, sich mit dem Gedanken einer deutschen Nationalkirche beschäftigte und Zwiespalt unter den Kirchenfürsten stiftete, schloss sich Hartmann mit dem Erzbischof von Salzburg umso inniger dem päpstlichen Stuhl an und verteidigte entschieden die Rechte der Kirche, unbekümmert um den Zorn des Kaisers. Musste er für seine Pflichttreue manche Bitterkeiten verkosten, so lohnte ihm Gott mit inniger Zufriedenheit, mit der Gabe, in den Herzen der Menschen zu lesen und mit vielen und großen Wundern. Eine mit Geschwüren bedeckte Frau trank ein wenig von dem Wasser, mit dem der Bischof die Hände wusch, und sogleich wurde sie von allen Geschwüren geheilt. In allen Nöten kamen die Bedrängten von nah und fern und erhielten durch das Gebet und den Segensspruch des heiligen Bischofs Hilfe. Sein Ruhm stieg von Tag zu Tag mit seiner Demut und Heiligkeit.
Bei Gelegenheit eines Leichenbegängnisses sagte er seinen Tod voraus: „In acht Tagen ist die Reihe an mir.“ Mit tiefster Zerknirschung beichtete er zwei Tage vor Weihnachten noch einmal alle seine kleinen Vergehen und feierte das heilige Messopfer. Danach nahm er auf den Rat der Ärzte wegen eines Ausschlages am ganzen Körper ein Bad. Schon nach wenigen Augenblicken wurde er darin tot aufgefunden, das Haupt über dem Wasser auf die Hand gestützt, in himmlischer Verklärung, mit freundlichem Aussehen.
Mitten im Dom zu Brixen ruhen seine sterblichen Überreste. Wie im Leben bezeugte der heilige Hartmann auch nach seinem Tod seine Heiligkeit durch zahlreiche Wunder, und wird deshalb in Tirol, in Österreich und Bayern gern verehrt und angerufen.
Die heilige Viktoria, Jungfrau und Martyrin von Rom,
+ 23.12.250 – Fest: 23. Dezember
Die heilige Viktoria wurde von ihren Eltern in der christlichen Religion erzogen und fasste den Entschluss, sich in unversehrter Keuschheit allein dem Herrn zu widmen und nie einen anderen Bräutigam als Jesus zu wählen. Gott hatte großes Wohlgefallen an ihrem frommen Lebenswandel und begnadete sie mit der Gabe der Wunder, infolgedessen sich viele Jungfrauen um sie sammelten, um von ihr die Wege des Heils kennen zu lernen. Da geschah es, dass ein Heide mit Namen Eugenius, angezogen von ihrer blühenden Schönheit, um ihre Hand warb. Als er aber nicht zum Ziel gelangen konnte, klagte er voll der Rachgier sie bei dem Richter des christlichen Glaubens an. Der versuchte umsonst alle Mittel, um sie dahin zu bringen, dass sie den Götzen opfere und Eugenius heirate. Fortwährend standhaft abgewiesen ließ er ihr schließlich mit einem Schwert das Herz durchbohren. Viktorias Martertod fällt in das Jahr 250, da der berüchtigte Christenschlächter Kaiser Decius regierte.
Der selige Gaubald, 1. Bischof von Regensburg, Abt-Bischof,
+ 23.12.761 – Fest: 23. Dezember
Durch die römischen Soldaten kam das Christentum schon im zweiten und dritten Jahrhundert nach Bayern in die Donaugegend. Aber erst um 650 begann der heilige Emmeram eine regelrechte Missionierung in der Gegend von Regensburg, die um 700 der heilige Rupert fortsetzte. In Franken taufte Kilian und in Freising Korbinian. Die geordnete bischöfliche Verfassung verdanken wir dem heiligen Bonifatius, der im Jahr 739 die bischöflichen Sprengel von Regensburg, Freising, Passau und Salzburg ordnete und in den folgenden Jahren die Bistümer von Würzburg und Eichstätt gründete. Heilige waren die ersten Wanderbischöfe, ein Seliger eröffnet die Reihe der ordentlichen Bischöfe von Regensburg, dem Herrschaftssitz der bayerischen Volksherzoge und Frankenkönige.
Gaubald, Gawibald (Herbald, Garibald, Galbald) ist dieser Bannerträger der ehrwürdigen und ansehnlichen Schar der Regensburger Oberhirten, der von 739 bis 761 den Hirtenstab führte. Vermutlich war Gaubald vorher Vorstand des Klosters St. Emmeram. Bald wurde ihm auch noch die bischöfliche Würde übertragen. Mehr als zwei Jahrhunderte waren so die bischöfliche und abteiliche Gewalt in einer Person verbunden, wobei es Regel war, den Bischof abwechslungsweise aus dem Ordensklerus und den Kanonikern zu wählen. St. Emmeram war die Kathedralkirche, zu der erst später als neue Amtskirche des Bischofs innerhalb der Stadt St. Peter hinzukam. Der gelehrte Geschichtsschreiber Abt Trithemius nennt den seligen Gawibald einen „Mönch und Schüler des heiligen Bonifatius, ersten Bischof von Regensburg, einen ausgezeichneten Lehrer und Prediger, hervorragend durch Kenntnis der heiligen Schriften und musterhafte Sitten, der durch seine Predigten viele zu Christus bekehrte“. Diese knappe Kennzeichnung des Seligen besagt uns, dass er die zwei vorzüglichsten Eigenschaften eines Priesters und Oberhirten, die „beiden Augen“, nämlich Wissenschaft und Frömmigkeit in hohem Grad besessen hatte. Diese wirkten sich in einem großen Seeleneifer aus. Galt es doch den heiligen Glauben erst zu befestigen und nach Neuordnung der kirchlichen Hierarchie nun auch die Seelsorgsverhältnisse seines Sprengels neu zu beleben und sorgsam zu überwachen. Deshalb durchzog der selige Gaubald eifrig die Diözese und predigte mit viel Erfolg die christliche Glaubens- und Sittenlehre. Kirchen und Pfarreien wurden errichtet, unter Mitwirkung und kräftiger Förderung der Herzoge Otilo und Tassilo II., und den Klöstern als den Mittelpunkten und den fruchtbaren Herden christlichen Glaubenslebens und aufstrebender Kultur unterstellt. Ins Jahr 741 fällt die Gründung des nachher so berühmt und einflussreich gewordenen Klosters Niederaltaich durch Herzog Otilo und den Bischof Eddo von Straßburg, das in unseren Tagen wieder sich neu aus dem Ruin erhebt. Desgleichen wurde von Otilo Kloster Pfaffmünster, nördlich der Donau bei Straubing, gestiftet und wie Niederaltaich mit Mönchen aus Reichenau bevölkert, dessen Abt der Straßburger Bischof Eddo war, unter Beihilfe des heiligen Pirmin. Aufgabe Pfaffmünsters sollte die Rodung und Kultivierung des Bayerischen Waldes sein. Unter Gaubald fällt dann auch die Gründung Weltenburgs an der Donau durch Tassilo.
So wurde die Organisation der Seelsorgeverhältnisse der Diözese gefördert und ausgebaut. Für die Gesetze und den rechten kirchlichen Geist, der die Geistlichkeit und das Volk der neugegründeten bayerischen Diözesen innerlich neu gestalten und heben sollte, hatte schon der heilige Bonifatius im Auftrag des Heiligen Stuhles Sorge getragen. Zweimal hatte Papst Gregor III. den Apostel Deutschlands aufgefordert, „an der Donau ein Konzil zu halten“ und „befohlen, an Seiner Statt in Apostolischer Autorität daselbst anwesend zu sein“. Es ist uns keine ausdrückliche Nachricht über die Ausführung dieses so gemessenen Befehls des Papstes erhalten. Da aber Bonifatius im Jahr 740 mehrfach in Bayern anwesend war, kann mit Sicherheit geschlossen werden, dass tatsächlich die Synode (Kirchenversammlung) zu dieser Zeit in Regensburg stattfand, woran natürlich auch Gaubald regen Anteil hatte. Die notwendige Tieferbegründung des Christentums und die Erforschung der Mittel, wie man den bestehenden Übelständen am besten entgegenwirken könne, nebst der Abgrenzung und Einteilung der Diözesen, mochten die Gegenstände der Beratung gewesen sein. Das Gesetzbuch jener Zeit, die „Gesetze der Bajuarier“, enthält mehrere kirchliche Bestimmungen, von denen ja nicht erwiesen werden kann, von welcher Synode sie gegeben wurden, die aber als Ausführungen der Statuten des heiligen Bonifaz gelten müssen und in die Zeit des seligen Gaubald fallen. Sie geben uns recht interessanten Aufschluss über den Glauben und die Sittendisziplin, die damals erst neu eingeführt oder neu gefestigt werden musste. Da finden wir die Anschauungen und Verordnungen über Beicht, das heilige Messopfer, die Kommunion, auch schon über Ehehindernisse wie sie heute noch Glaube und Gebrauch der Kirche sind. So heißt es neben anderen:
„Can. 2. Die Priester sollen das christliche Volk ermahnen, das in der Taufe empfangene christliche Leben zu bewahren, sich von Unzucht rein zu halten . . ., in der Kirche fleißig zu beichten und nicht ohne Sterbesakramente dahin zu scheiden aus diesem Leben.
Can. 4. Sie (die Christen) sollen sich gewöhnen, ihre Oblationen (Opfergaben) beizubringen und für sich und ihre lebenden und verstorbenen Eltern opfern, was eine große Befreiung der Seelen von Verschuldungen ist (Genugtuungswert des heiligen Messopfers).
Can. 6. Dass sie das Opfermahl (Kommunion) zu empfangen nicht zögern und sich einige Tage vorher hierzu vorbereiten durch Enthaltsamkeit von Unlauterkeit und ehelichen Werken und dass man sich würdig mache durch Buße und Beicht, das Fleisch und Blut des Herrn zu empfangen, damit nicht, wie es leider von vielen zu geschehen pflegt, der Zeitraum von einem Jahr vorübergeht, ohne die Sakramente des Heils zu empfangen, da doch nie eine Woche darüber hingehen sollte. Doch ermahnen wir euch, dass es über den dritten und vierten Sonntag hinaus nicht vernachlässigt werde, da auch die Griechen, Römer und Franken jeden Sonntag kommunizieren.
Can. 9. Sie sollen an Mittwoch und Freitag zu fasten in Gebrauch nehmen.
Can. 12. Dass sie unordentliche und ungeprüfte Ehen meiden und es niemand wage zu heiraten, ohne es dem Priester, den Eltern und Nachbarn zu sagen, damit diese ihre Verwandtschaft prüfen können und es mit ihrem Rat und Willen geschehe.“
Andere Bestimmungen ermahnen, das abscheuliche Fluchen zu meiden, das Almosengeben zu lieben, Trunk und Streit zu meiden, gerechtes Maß und Gewicht zu gebrauchen usw.
Über eine andere Diözesansynode betreffend die Erhebung und Übertragung der Gebeine des heiligen Emmeram weiß der Geschichtsschreiber Bischof Aribo von Freising zu erzählen: „Unter Verschiedenem, was Gaubaldus gut anordnete und bestens ins Werk setzte, hielt er auch eine Beratung mit seinem Klerus darüber, dem heiligen Emmeram eine würdige Ruhestätte zu bereiten. Da viele Wunder solch ein Verlangen rechtfertigen und erwünscht machten, fand des Bischofs Vorschlag allgemeinen Beifall. Wozu viele Worte? Am festgesetzten Tag der Erhebung und Übertragung war eine ungeheure Menschenmenge, loberfüllt dem Heiligen gegenüber, zusammengeströmt. Die auserwählten Priester und Diakonen nebst jenen, die zur Eröffnung des Grabes notwendig waren, entfernten das Volk aus der Kirche und verschlossen die Türen. Nachdem sie in heiliger Ehrfurcht die Erde von dem Grab entfernt hatten und auch den Grabstein von der rechten Seite aus nach links etwa eineinhalb Handbreiten emporgehoben, überkam alle eine solch heilige Furcht, dass ihnen vor zu großer Scheu die Hände vom Stein fielen. Einer aber von denen die auf der rechten Seite waren, stützte seine Brust unter den Stein und hielt ihn trotz seiner ungeheuren Größe, so lange, freilich nicht durch seine Stärke, aufrecht, bis die anderen wieder Mut fassten und helfend beisprangen. Für dieses dreifache wunderbare Zeichen sprachen die anwesenden Geistlichen der heiligen Dreifaltigkeit laut ihren Dank aus. Unter freudigem Jubel des Volkes und des Klerus hoben sie nun den unvergleichlichen Schatz des Märtyrerleibes aus dem Grab, in dem er bisher beerdigt lag, und übertrugen ihn mit höchster Ehrfurcht in das neue Grabmal, das sie mit aller Sorgfalt zubereitet hatten, woran die Fürsten herrlich gearbeitete Tafeln und Platten aus Gold- und Silberblech, reich bedeckt mit Edelsteinen, befestigen ließen.“ Dieser neue Grabplatz war im Presbyterium der von Gaubald neu erbauten, erst später vollendeten Emmeramskirche, wohl an der Stelle im Südschiff der jetzigen Kirche, in der Georgskapelle, die durch eine prächtige Marmortumba ausgezeichnet ist.
In der Nähe dieser ehrwürdigen Stätte, beim Eintritt in die Ramwoldigruft, fand auch unser seliger Bischof Gaubald nach glücklicher Vollendung seines segensreichen Erdenlebens die letzte Ruhe.
Die katholische Kirche war immer eine liebend sorgende Mutter des Volkes. „Der Kirche König ist die Wahrheit, ihr Gesetz die Liebe, ihre Form die Ewigkeit“, sagt St. Augustin.
Der ehrwürdige Franz Camacho, Barmherziger Bruder aus Lima in Peru,
+ 23.12.1698 – Gedenktag: 23. Dezember
Der ehrwürdige Bruder Franz Camacho, Profess vom Orden der Barmherzigen Brüder des heiligen Johannes von Gott, wurde im Jahr 1629 zu Xeres in Spanien geboren als Sohn der frommen Bauerneheleute Lazarus Rodriguez Camacho und Maria de Vives. Am 21. Mai erhielt er die heilige Taufe in der Pfarrkirche des heiligen Dionysius. Es ist das die Kirche, in der der Leib des seligen Johannes Grande aus Carmona von 1841 bis 1. Juli 1928 ruhte, der als Barmherziger Bruder am 3. Juni 1630 als letztes Opfer der Pest in Xeres eines heiligen Todes starb. Am genannten Tag erfolgte dessen feierliche Übertragung in die Kirche des Sanatoriums der Barmherzigen Brüder.
Als Knabe sehen wir Franz auf dem Gut seiner Eltern mit landwirtschaftlichen Arbeiten beschäftigt. In seinem sechzehnten und siebzehnten Jahr aber ist er schon beim Militär und erwirbt sich beim Einsatz der von den Franzosen eingeschlossenen Festung Lerida den Ruhm eines tapferen Soldaten. Von Wanderlust erfasst, zieht Franz von da nach Cartagena, Gibraltar und Cadix und besteigt als Sergeant ein Schiff, um nach Amerika zu fahren.
In Neu-Cartagena krank angekommen, fand er Heilung im Spital der Barmherzigen Brüder. Zunächst ging dann die Wanderung nach Neu-Granada, ins heutige Colombia, in die Provinz Quito und dann nach Lima, das damals die Hauptstadt des großen spanischen Reiches in Südamerika war. Er wurde Gutsverwalter in Capacobona bei Lima. Zunächst hielt er sich nur drei Jahre in dieser Stellung, da er sich bei seinem geraden, offenen Charakter nicht recht in die Leitung von Schwarzen hineinfinden konnte. Aber nach einer mehrjährigen Wanderung durch verschiedene Provinzen Südamerikas kehrte er schließlich doch wieder in die Hauptstadt Lima und seine frühere Stelle als Verwalter nach Capacobona zurück.
In Lima predigte damals jeden Sonntag abends der ehrwürdige Pater Franz Castillo, der Apostel Limas, eine Zierde und Leuchte der Gesellschaft Jesu. Als Franz Camacho den seeleneifrigen Prediger und heiligmäßigen Religiosen einige Male gehört hatte, war er auch schon von der Macht der göttlichen Gnade berührt, so dass er unter einem Strom von Tränen seine Sünden beweinte. Sein Entschluss stand fest, jetzt sein Leben zu ändern. Bisher hatte er ja, von der Freiheit des Soldatenlebens verleitet, sein Seelenheil arg vernachlässigt. Damit er sein Gewissen in rechter Ruhe ordnen könne, empfahl ihm Pater Castillo, geistliche Exerzitien zu machen. Diese gab ihm Pater Josef Ortiz, ein berühmter Geistesmann aus der Gesellschaft Jesu. Pater Castillo aber besuchte während der Tage seiner Zurückgezogenheit fleißig seinen durch seine Predigten bekehrten Sohn. Er hörte auch seine Generalbeichte und bestärkte ihn im Dienst und in der Liebe Jesu Christi.
Entschlossen, sich ganz dem Dienst Gottes zu weihen, legte Franz seine Verwalterstelle, seinen Degen und alle anderen Zeichen weltlicher Eitelkeit nieder und trat im Jahr 1663 unter ganz auffallenden, ja wunderbaren Zeichen einer besonders gnädigen Führung Gottes im Orden der Barmherzigen Brüder zu Lima als Novize ein. Im folgenden Jahr, am Fest des heiligen Franziskus, legte er die heiligen Ordensgelübde ab.
Wie im Noviziat, beobachtete Franz Camacho durch sein ganzes Ordensleben die heilige Ordensregel mit größter Gewissenhaftigkeit und leuchtete durch seine bewunderungswürdige Übung aller Tugenden der ganzen Klostergemeinde als Beispiel vor. Mit glühender Andacht empfing er täglich die Sakramente der Buße und des Altars. Auf den Knien liegend vollbrachte er fast die ganze Nacht mit der Betrachtung himmlischer Dinge und schlief, auf die Erde hingestreckt, nur ganz kurze Zeit. Das Fasten übte er nahezu bis zur gänzlichen Enthaltung von Speisen und Getränken. Durch zwanzig Jahre nahm er täglich nur ein Stück Brot zu sich, das er mit Essig und Öl begossen hatte. Öfter als einmal täglich geißelte er sich bis aufs Blut. Aus Liebe zur Demut unterzog er sich fünfunddreißig Jahre lang bis zu seinem Tod dem schweren Amt, von Ort zu Ort Almosen zu sammeln, um durch diesen Akt reicher Bruderliebe recht vielen Armen und Kranken helfen zu können.
Durch ein so herrliches Beispiel christlicher Vollkommenheit und durch viele Wunder und andere himmlische Gaben erwarb sich der ehrwürdige Bruder bald den öffentlichen Ruf der Heiligkeit. Darm waren seine Almosensammlungen auch so gesegnet, dass er sehr große Summen zusammenbrachte, mit denen er mit Zustimmung seiner Obern ein großes Spital mit Kirche erbaute, letztere sogar zweimal, da sie infolge Erdbebens wiederholt schweren Schaden gelitten hatte. Nach mehr als hundertjährigem Bestand wetteiferte das vom ehrwürdigen Bruder Franz Camacho erbaute Hospital noch durch seine herrliche Symmetrie und Pracht mit den berühmtesten Spitälern Europas. Es wurde nur „das immerwährende Wunder“ genannt. Obwohl dessen Bau und Einrichtung viel Geld verschlang, so konnte Bruder Franz im Einverständnis mit seinen Obern bisweilen noch größere Spenden für andere fromme Zwecke machen. So erhielt z.B. die Pflegeanstalt der Nazarenerinnen durch ihn allein 12.000 Goldstücke und die infolge des Erdbebens verarmten Dominikaner erhielten zwei Jahre lang so reiche Unterstützung durch den Ehrwürdigen, dass sie ihre Besitzungen wieder aufrichten und ihre Einkünfte wieder verbessern konnten.
Noch viel höher anzuschlagen als der materielle Nutzen, den dieser ehrwürdige Bruder seiner Klostergemeinde brachte, ist der geistige Nutzen, den er ihr durch sein Tugendbeispiel und seine erbaulichen Reden verschaffte. Er spornte seine Mitbrüder an, die angeborenen Leidenschaften zu besiegen und sagte gewöhnlich: „Wer immer in den Orden eingetreten ist, um zu dienen, um zu leiden, um zu schweigen, denn die Religiosen haben keinen eigenen Willen und müssen sich wie Lasttiere unterwerfen und das Joch und die Last der Arbeit tragen.“
Dem Arbeitsjoch eines einfachen Bruders wollte Bruder Franz auch selber bis zu seinem Tod unterworfen bleiben. Als die Klostergemeinde ihn einstimmig zum Prior erkoren hatte, wusste er durch demütiges Bitten Würde und Bürde dieses Amtes von sich abzuwenden und seine Stellung als Untergebener sich fernerhin zu sichern durch Erlangung eines Patentes vom hochwürdigsten Pater General und später auch vom apostolischen Stuhl mit dem Privileg der Enthebung von jeder obrigkeitlichen Würde und jeder aktiven und passiven Stimme.
Infolge der aufreibenden Liebestätigkeit im Dienst der Kranken und der dauernd strengen Lebensweise ganz abgezehrt, legte sich Bruder Franz, von der Wassersucht befallen, krank nieder, empfing mit glühender Andacht die heiligen Sterbesakramente und übergab am Tag vor der Weihnachtsvigil im Jahr 1698 ganz ruhig Gott seinen Geist mit einem innigen Kuss auf das Bild des Gekreuzigten.
Gleich nach seinem Hinscheiden lief eine solche Menge Volkes zusammen, dass viele stundenlang warten mussten, um durch das Gedränge zur Bahre zu gelangen. Wegen dieses allzu großen Andranges entschlossen sich die Obern, seine Beerdigung schon am folgenden Morgen zu begehen. Die Exequien wurden feierlich gehalten vom Dekan und Kapitel der Kathedralkirche von Lima und ließen es sich diese Herren nicht nehmen, sich selbst an die Totenbahre zu stellen und den Toten auf ihren Schultern zu tragen. Sofort nach seinem Tod begann auch schon der ordnungsmäßige Prozess über seine Tugenden und Wunder. Von der Landeshauptstadt aus verbreitete sich der Ruhm des verstorbenen Bruders über das ganze Reich. Überall sprach man von dem heiligen Mann und verlangte von ihm Reliquien. Er wurde gleich allgemein als Patron von Lima angesehen und in allen Nöten als mächtiger Fürsprecher angerufen, denn immer mehr verbreitete sich auch der Ruf über die vielen auf seine Anrufung hin von Gott gewirkte Wunder.
Das von ihm erbaute herrliche Spital steht nicht mehr. Über den ehrwürdigen Ort, wo Bruder Franz mitten unter seinen lieben Kranken sich heiligte und an dem er auch unter dem Kreuzaltar des Krankensaales bis zum 1. Februar 1830 ruhen durfte, rast jetzt die Eisenbahn hinweg.
Seine verehrungswürdigen Reliquien ruhen im Oratorium der Dominikaner-Rekollektinnen unter dem Schutzengel-Altar. Sein Name aber steht seit 1. Januar 1881 im Verzeichnis jener Heldenchristen, die die göttlichen und sittlichen Tugenden in heroischem Grad geübt haben. Möge dem ehrwürdigen Bruder mit der Ehre des Altares auch bald die Ehre zuteilwerden, neben der heiligen Rosa von Lima, in deren Vaterstadt er sich geheiligt und in deren Nähe er ruht, ein neuer Schutzheiliger der amerikanischen katholischen Christenheit und seines Ordens zu werden!
„Es schickt sich nicht, dass man nur einen Augenblick im Müßiggang zubringt. Wenn ich Ihnen sagen würde: „Morgen müssen Sie sterben,“ welchen Fleiß würden Sie anwenden, um Gott zu gefallen und Verzeihung Ihrer Sünden zu erlangen? Geben Sie sich also Rechenschaft und zwar so, als ob sie diese Ankündigung schon wirklich erhalten hätten, und behalten Sie stets den Grundsatz im Auge, dass wir heute noch sind, aber morgen nicht mehr.“ (Franz Camacho)
Pater Hyazinth-Andreas von der Aufnahme
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Hyazinth-Andreas von der Aufnahme. Pater Hyazinth-Andreas, ein polnischer Junge mit den besten Anlagen, trat im Jahr 1608 in den Karmel zu Krakau. Er hatte schon in der Welt die heilige Reinheit so hochgeschätzt, dass er bereits im Alter von 14 Jahren die Jungfräulichkeit gelobte und seine Schwester öfters ermahnte, ein Gleiches zu tun. Während seine Kameraden die Fastnachtszeit zu allerlei ausgelassenen Unterhaltungen benützten, schloss Hyazinth-Andreas sich in sein Stübchen ein und schrieb und sang heilige Gesänge. Im Orden befleißigte er sich der größtmöglichen Vollkommenheit, überzeugt, derjenige zeige eine geringe Liebe zu Gott und erweise sich des Namens eines Ordensmannes unwürdig, der seine Vorschriften, wenn auch nur in geringen Dingen, missachtet. Übergroß war seine Freude, wenn er sah, wie ein Sünder wieder auf den rechten Weg zurückgeführt wurde oder gar in den Ordensstand trat. Er selbst hatte bei allem, was er sprach und tat, die Absicht, den Nächsten zu erbauen und im Guten zu fördern. Diesen Zweck erreichte er zuerst durch seine Demut und Selbstlosigkeit, durch seine Milde und Sanftmut und Dienstgefälligkeit, die ihm, besonders in seiner Stellung als Prior von Lemberg, ermöglichten, auf volle Beobachtung der klösterlichen Observanz zu dringen, ohne den einzelnen beschwerlich zu fallen. Als er im Dezember 1621 im Interesse seines Konventes an den königlichen Hof reisen musste, erkrankte er zu Warschau plötzlich und starb am 23. des gleichen Monats, nachdem ihm der Pater Provinzial und der Subprior von Lublin, die zufällig ebenfalls dort weilten, die heiligen Sakramente gespendet hatten. So ging in Erfüllung, was ihm einst der ehrwürdige Dominikus von Jesus Maria prophezeit hatte. Vor Jahren war nämlich Hyazinth-Andreas einmal in Rom erkrankt und fragte den ehrwürdigen Pater, was es wohl nach dem Tod mit ihm werden würde. Dominikus besann sich eine Weile und antwortete dann: "Diesmal sterben Sie nicht; Sie werden nach Polen zurückkommen und das ewige Heil erlangen; aber nicht ohne Fegfeuer." Auf die Frage des Kranken: "Pater, wäre es nicht besser, hier zu leiden und nach dem Tod desto schneller in den Himmel zu kommen?" versetzte Dominikus: "Verdemütigen Sie sich und nehmen Sie den göttlichen Ratschluss, der Sie auf ewig retten will, mit Dankbarkeit an!"
Anna von der Himmelfahrt
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Anna von der Himmelfahrt. Anna war im Jahr 1593 geboren und ein Sprössling der Familie Worsley, einer der vornehmsten Familien Antwerpens. Ihr Vater war ein englischer Edelmann. Nach einer rein und glücklich verlebten Jugend trat sie in den Karmel zu Bergen, wo sie am 30. Mai 1610 Ihre Profess ablegte. Zwei Jahre darauf musste sie die selige Anna vom heiligen Bartholomäus nach Antwerpen begleiten und bei der Stiftung eines Klosters unterstützen. Der vierjährige, engere Verkehr mit dieser Tochter und Begleiterin der heiligen Theresia förderte sie mächtig im Tugendstreben und hob sie auf eine hohe Stufe der Beschauung. Als sie eines Tages arg niedergeschlagen war, erschien ihr die heilige Theresia, betrachtete sie mit einem Blick voll Zärtlichkeit und überreichte ihr ein Kreuz, um sie zum Ausharren in den Prüfungen, die der Herr ihr schickte, zu ermuntern. Ein anderes Mal durfte sie die liebe Mutter Gottes sehen, deren Anblick sie wunderbar tröstete. Im Jahr 1616 wurde Anna zur Subpriorin und Novizenmeisterin in Mecheln gewählt. Sie brachte das Opfer und nahm die Wahl an, obwohl sie es sehr schmerzlich empfand, dass sie den fördernden Umgang der heiligen Priorin von Antwerpen entbehren musste. Das liebe Jesuskind erschien ihr und versicherte sie, dass ihm nicht mehr gefalle als der Gehorsam. Dadurch wurde Anna in einer Weise getröstet und erquickt, dass ihr kein Opfer mehr schwer fiel. Inzwischen war zu Antwerpen das neue Kloster der englischen Karmelitinnen gegründet und Anna als erste Priorin dorthin berufen wurde. (1619) Sieben Jahre später, am 7. März 1626, gründete Anna das Kloster zu Brügge, das man mit Recht "die Pflanzschule heiliger Karmelitinnen" genannt hat. Von Brügge kehrte sie nach Antwerpen zurück, um von dort aus den Grundstein zu den Klöstern in Köln (1630) und Alost (1632) zu legen, während ihre Töchter die neuen Klöster zu Düsseldorf, Münstereiffel und Lierre stifteten. Anna gelang alles, was sie anfasste, weil sie so gut verstand, selbst zu üben, was sie anderen empfahl: "Eine Oberin muss sich liebenswürdig erweisen." Um den Gehorsam leicht zu machen, nahm sie sich hier wie in allem die heilige Theresia, die sie zärtlich verehrte, zum Vorbild. Sie fürchtete das Sterben keineswegs gemäß ihrem eigenen Wort: "Eine Seele die Gott wahrhaft liebt, braucht den Tod nicht zu fürchten; sie wird ja von dem gerichtet, der auf Erden immer ihr Herz besessen hat." Doch bereitete sie sich mit besonderer Sorgfalt auf den Tod vor, seitdem ihr die Stunde ihres Todes geoffenbart worden war. Am 23. Dezember 1644 ermahnte sie ihre geistlichen Töchter noch mit den Worten: "Kinder, liebt einander und bewahrt den Frieden und die Einigkeit unter euch, wie ich sie euch jetzt hinterlasse." Noch fügte sie die Worte bei: "Veni, Domine, et noli tardare" (Komm, Herr, und zögere nicht) worauf sie im Ruf der Heiligkeit entschlief, am 23. Dezember 1644. Zur selben Zeit hörte man wiederholt himmlische Chöre über dem Kloster erschallen. Auch bezeugten glaubwürdige Persönlichkeiten, dass sie die Mutter Anna, umflossen vom Glorienschein, geschaut hatten.
Pater Philipp vom heiligen Joseph
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Philipp vom heiligen Joseph. Pater Philipp hieß in der Welt Philipp Eugen von Croy und war Herzog von Havrée Markgraf von Renty, Fürst des römischen Reiches, erblicher Marschall in Deutschland und Herr vieler Städte und Dörfer. Er hatte eine seinem Stand entsprechende Bildung, verstand sechs Sprachen und war am Hof zu Brüssel hoch angesehen. Indes all dies vermochte nicht, ihn an diese Welt zu fesseln. Blickte er auf seinen Besitz, so musste er gleich denken: "Was ist dies im Vergleich mit dem Himmel?" Dachte er an seine berühmten Vorfahren, so fragte er sich: "Wo sind sie jetzt?" Beschäftigte er sich mit den hohen und ehrenden Stellen, die ihm im Staat und im Heer offen ständen, so war es ihm, als hörte er das salomonische: "O Eitelkeit! O Eitelkeit! Alles ist Eitelkeit!" Konnte er da anders als die Welt verlassen? Er tat es nach reiflicher Überlegung im Alter von 24 Jahren. Am Dienstag der Karwoche 1654 begab er sich in ein einsames, auf dem Land gelegenes Kloster, um einige Tage in geistiger Sammlung zu verbringen. Philipp prüfte sich noch einmal, vertauschte am folgenden Tag seine weltlichen Kleider mit dem Ordenshabit und ritt in Begleitung eines Paters zu dem Noviziatskloster Unserer Lieben Frau von der guten Hoffnung bei Valenciennes. Um ja nicht erkannt zu werden, stieg er vom Pferd und führte auf dem Weg durch das Städtchen Condat, in dem ein verwandter Graf sein Schloss hatte, dem Pater das Pferd am Zügel, als wäre er dessen Diener. Am Ziel der Reise angelangt, küsste er dem Pförtner voll Freude, das Ziel seiner Wünsche erreicht zu haben, das Skapulier. Seine um ihn bekümmerten Eltern sandten nach allen Richtungen Diener aus, ihn zu suchen. Als ihn einer fand und endlich erkannte, war er sprachlos ob der Veränderung, die mit seinem Herrn vorgegangen war. Philippus sprach zu ihm: "Betrachte mich nicht weiter als Herzog oder Markgrafen, sondern als Karmelitenbruder." Auf eine harte Probe wurde sein kindliches Herz gestellt, als die edle Mutter kam, um ihn zurückzuführen. Vor ihr entschuldigte er seine geheime Flucht und begründete sie richtig damit, dass er sonst an der Ausführung seines Vorhabens gehindert worden wäre. Aber fest blieb er auch seiner geliebten Mutter gegenüber. Sogar der Erzbischof von Cambrai kam in das Kloster, um seinen Beruf zu prüfen; er konnte ihn aber nur als echt befinden und sprechen: "Gott möge Sie in Ihrem guten Vorhaben bestärken!" Nach Vollendung seines Noviziates legte Philipp im Jubel seines Herzens am Fest des heiligen Johannes des Täufers (1655) die heiligen Gelübde ab. Es geschah in Gegenwart des Erzherzogs Leopold, des Beherrschers der Niederlande, der erlauchten Herzogin-Mutter und der hervorragendsten Fürsten Belgiens. Pater Philipp wurde ein Vorbild für alle im Kloster. Seinem ausdrücklichen Wunsch gemäß wurde er nach Beendigung seiner Studien in das ganz im Wald versteckte Klösterchen bei Liedekerke versetzt, denn die tiefste Abgeschiedenheit entsprach seinem Gemüt am meisten. Er lebte zehn Jahre im heiligen Orden, als er genötigt wurde, eine Reise nach Spanien zu seinem Paten, König Philipp IV., zu machen. In Madrid erkrankte er und starb am 23. Dezember 1665.
Mutter Theresia vom heiligen Augustin
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der ehrwürdigen Maria Theresia vom heiligen Augustin. Maria Theresia, Luise, Tochter des Königs Ludwig XV. von Frankreich, wurde am 15. Juli 1737 zu Versailles geboren. Sie war ein lebhaftes Kind mit einem durchdringenden Geist, großem Scharfsinn und bewunderungswürdiger Klugheit. Vornehm gegen alle, vermied sie ein schroffes Gebahren auch gegen solche, die ihr ungeziemend gegenübertraten. Damit verband sie ein ernstes Streben nach Vervollkommnung ihrer selbst. So nahm sie es beispielsweise ganz dankbar an, dass eine Dienerin sie auf ihren Stolz aufmerksam machte. "Sie wissen, Mimie, dass ich Gott liebhabe und ihm alle Tage mein Herz schenke," sprach sie zu ihrer Erzieherin. Eben zählte Luise sechszehn Jahre, als Gräfin Rupelmonde den Hof verließ, um ins Kloster zu gehen, was auf Luise einen solchen Eindruck machte, dass sie täglich um die Gnade bat, auch Ordensfrau und, wenn möglich, Karmelitin werden zu dürfen. Sie verschaffte sich Aufklärung über deren Lebensweise, las im Verborgenen die Regel des Ordens, ließ sich das Unterkleid einer Kandidatin geben, um sich an das Tragen der Wolle zu gewöhnen. Nachdem die Sache weit genug gediehen war, bat sie den Erzbischof von Paris, er möge ihren Beruf prüfen, und falls er ihn für echt befände, ihren Anwalt beim König machen. Dem Willen Gottes wollte sich auch der König nicht widersetzen. Nachdem Luise noch ein strenges Examen des Beichtvaters der Karmelitinnen bestanden hatte, der ihr alle Schwierigkeiten vorhielt, die ihrer im Kloster harten, konnte Luise die Schwelle des Karmel zu Saint-Denis überschreiten. "Welchen Dank bin ich dir schuldig," betete sie da, "o mein Gott, dass du mich in dieses Haus geführt hast! Am Fuß des Altares werden also meine Tage verfließen; dort werde ich wohnen bis zum letzten Atemzug. Ist es zu viel, wenn ich aus Dankbarkeit mich dir ganz hingebe, um das Joch der heiligen Regel zu tragen? Was ich verließ, ist ja nichts im Vergleich zu dem, was ich dafür erhielt. Von jetzt an wird die Armut mein Schatz sein und welch ein Schatz, da ich dadurch dein Reich erlange." Ihren Worten entsprachen ihre Werke. Gleich am ersten Tag begann sie in der Küche mitzuarbeiten. Ihre Verwandten freilich erschauderten, als sie am 10. September 1770 bei der Einkleidung, die ehedem seidengeschmückte Prinzessin mit dem groben Karmelitengewand angetan, auf dem Angesicht liegen sahen. Schwester Theresia wurde wegen ihrer Klugheit, Sanftmut und Frömmigkeit von allen im Kloster hochgeschätzt. Den gleichen Geist suchte sie als Gehilfin der Novizenmeisterin, als Novizenmeisterin und Priorin ihren Mitschwestern einzuflößen. "Ich kenne keinen geeigneteren Boden für die Tugend als die Einfalt", pflegte sie zu sagen. "Nichts führt eine Klosterfrau auf kürzerem Weg zur Blindheit des Geistes als die Einbildung, einen großen Geist zu besitzen." Wieder: "Eine Ordensperson darf sich nicht so leicht für krank halten; ist sie nur etwas unpässlich, so muss sie sich freuen, dass sie dem Herrn etwas mehr opfern kann als die Mitschwestern." Und: "Die größte Geißel, welche eine Klostergemeinde treffen kann, besteht darin, dass die Ordnung Schaden leidet, und das größte Verbrechen einer Ordensfrau ist es, zu dieser Verschlimmerung beizutragen." Im Jahr 1787 wurde ihr ein Paket mit der Aufschrift: "Heilige Reliquien" zugesandt. Inwendig standen noch die sinnlosen Worte: "Reliquien vom ewigen Vater." Dabei befand sich ein Haufen Haare, die über und über mit einem weißen Pulver bestreut waren. Mutter Theresia erkannte, dass es Gift war. Aber schon hatte sie davon eingeatmet. Sie bekam heftige Schmerzen, die sich von Tag zu Tag mehrten. Trotzdem bemühte sie sich am Vorabend ihres Todes, noch in den Chor zu gehen. Sehnsüchtig rief sie: "Komm, o Herr, und verzögere mein Glück nicht länger!" Zu den Mitschwestern sprach sie: "Ich setze mein Vertrauen auf Gott und verspreche Ihnen, Sie nicht zu vergessen. Wozu noch diese Tränen? Weshalb sich so betrüben? Ich sage es noch einmal: Sie müssen auf Gott vertrauen und er wird auch für Sie Sorge tragen." Dann: "In 24 Stunden bin ich nicht mehr . . . Ich hoffe, Gott wird mir den Himmel geben; bin ich also nicht glücklich? Nein, ich hätte nicht geglaubt, dass es so süß sei, zu sterben." Ihr Hinscheiden erfolgte am 23. Dezember 1787.
Gebet am 23. Dezember
Schaue, gnädigste Jungfrau, von deinem Himmelsthron herab und sieh ein einziges Mal voll Liebe uns an. Besänftige doch deinen göttlichen Sohn, der wider uns zürnt, und erringe uns Verzeihung. Es ziemt uns freilich nicht mehr, dass wir uns deine Kinder nennen, aber du fährst doch fort unsere Mutter zu sein. Darum breite deinen Mantel aus, uns zu umfangen. Erhöre unsere Stimmen und hilf uns, die wir gläubig vertrauen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Viktoria
O Gott, verleihe uns auf die Fürbitte Deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Viktoria die Gnade, dem Leib und der Seele nach heilig zu leben, und Dir, selbst durch die Vergießung des Blutes, unsere Liebe zu zeigen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Servulus
O Gott, der Du den heiligen Servulus auf dem Weg der Armut und des Leidens zur herrlichen Wohnung der ewigen Glückseligkeit geführt hast, verleihe uns bei allen unseren Leiden Geduld, damit wir dadurch eben dieser Herrlichkeit würdig werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An vielen Orten der Christenheit, besonders an denen, wo die Kirchen und Bildnisse der seligsten Jungfrau in großer Verehrung stehen, wurden die sieben Tage vor Weihnachten unter dem Titel der Erwartung der Geburt mit großer und vielfältiger Andacht begangen. Je näher das hohe Fest der Weihnachten heranrückt, desto mehr nahm die Andacht bei gottseligen Menschen in solchen Orten zu.
Andacht am 23. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Der Grund, warum wir trotz so vieler Kommunionen die Heiligung nicht empfangen, ist kein anderer, als weil wir den Herrn nicht in unserem Herzen herrschen lassen, wie Er darin herrschen möchte. Er kommt in unser Inneres, und findet unser Herz voll der Begierden, Liebesneigungen und kleiner Eitelkeiten; ganz leer möchte Er es vorfinden, um als unumschränkter Herr darüber zu herrschen und die ganze Seele zu regieren." (Der heilige Franziskus von Sales)
Der heilige Aloysius beging beinahe in der ganzen Woche keine einzige Handlung, die nicht entweder dahin zielte, Gott für die Kommunion zu danken, die er am vorigen Sonntag empfangen hatte, oder zur Kommunion sich vorzubereiten, die er am künftigen Sonntag empfangen sollte.
Als der ehrwürdige Palafox in der Welt lebte, nahm er sich bei jeder heiligen Kommunion vor, irgend eine Tugend zu erlangen, oder einen seiner Fehler auszurotten. Auf diese Weise kam er dahin, alles was an ihm fehlerhaft war, auszurotten, und große Fortschritte in der Frömmigkeit zu tun.
Wenn die heilige Theresia sich zur heiligen Kommunion vorbereitete, opferte sie sich sehr oft den Tag hindurch dem göttlichen Heiland und bat Ihn nach seinem gütigen Wohlgefallen mit ihr zu verfahren.
Entleere, o Gott, mein Herz aller Eitelkeit, aller anhänglichen Liebe zu vergänglichen Dingen, auf das Du allein sein unumschränkter Herr bist und ich Dir wohlgefällig werde! Amen.
O-Antiphon am 23. Dezember:
IMMANUEL
Du unser König und Richter.
Sehnsucht der Völker und ihr Erlöser.
Komm und rette uns.
Herr, unser Gott!
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 23. Dezember
"Die von Skrupeln und Gewissensnöten bedrängten Seelen
sind die von der göttlichen Liebe begünstigsten
und am sichersten in den Himmel zu kommen,
weil sie, wenn sie ihre Leiden mit Geduld und Demut ertragen,
in einem beständigen Fegfeuer leben
(also nach dem Tod keines mehr zu erwarten haben)."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 23. Dezember - Von der Vorbereitung
auf die Ankunft des Herrn
O meine Seele, reinige dein Haus
Und fege die Veralterung hinaus.
Sieh, Christus kommt, dass er darinnen wohne.
Der schönste Schmuck gebühret Gottes Sohne.
1. Siehe, die Zeit ist nahe! Jesus will in deinem Herzen geboren werden. So bereite dich denn und tilge deine Sünden daraus durch eine reumütige Beicht, denn nimmer können Licht und Finsternis, Heiligkeit und Laster in einem Haus zusammen wohnen. Niemals wird Jesus in eine Seele einkehren, die durch eine schwere Sünde verunreinigt, durch eine böse Gewohnheit gefesselt, oder von Hoffart aufgedunsen ist. Er wollte von der reinsten und demütigsten Jungfrau empfangen und geboren werden. Und rein und demütig muss auch das Herz sein, das ihn empfangen und geistig gebären will. Darum ruft sein heiliger Vorläufer: "Bereitet die Wege des Herrn, und richtet seine Pfade . . . alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden."
2. Der göttliche Erlöser wird in der Schrift der Fürst des Friedens genannt, und eben dieselbe Schrift sagt im Psalm Davids auch: "Im Frieden ist seine Stätte!" Er wurde geboren, als die Welt im tiefsten Frieden war, und auch die Engel, die seine Geburt friedlichen Hirten verkündigten, sangen Gesänge des Friedens. Willst du ihn also empfangen, so besänftige deine Leidenschaften, bändige deinen Zorn, deine Heftigkeit, und habe Frieden mit Gott, mit dem Nächsten und mit dir selbst. "Was krumm ist, muss gerade, was ungleich ist, zu ebenen Wegen werden." Nur das Herz, das also gereinigt und zu einer Stätte des Friedens geordnet ist, wird das Heil Gottes schauen.
3. O Jesus, Erlöser meiner Seele, sende deine heilige Gnade mir entgegen, dass ich durch ihre Kraft mein Herz von allem reinige, was dir missfällt, dass sie meine Hoffart, meinen Zorn, meine Ungeduld, diese Quellen meines Unfriedens, mir ertöten helfe, und den Winden und Stürmen meiner Leidenschaften Stillschweigen gebiete, auf dass Friede werde in meiner Seele. Bereite dir selbst mein Herz zu einer Wohnstätte bei deiner heiligen Ankunft, und entferne daraus alle Hindernisse, damit ich den Kuss des Friedens von dir empfange, und koste und schaue, wie lieblich du, mein Gott und Heiland, bist. "Die Zeit seiner Ankunft ist nahe, und der Herr wird über Jakob sich erbarmen." (Jesaja 13,22 und 14,1)
24. Dezember
Die heiligen Stammeltern Adam und Eva
Am Vortag des Weihnachtsfestes feiert die Kirche das Gedächtnis unserer heiligen Stammeltern. Es ist billig und recht, dass Adam und Eva trotz der Sünde im Paradies nicht verlorengingen, denn sie waren als die ersten Menschen von Gott in einzigartiger Weise erschaffen worden; ihnen wurde als den ersten der kommende Erlöser verheißen, und beide haben lebenslang danach getrachtet, in harter Buße ihre Schuld zu sühnen. Überaus sinnvoll ist es dazu, dass das Fest der Stammeltern, die von der Schlange besiegt wurden, am Tage vor der Geburt dessen begangen wird, der seinerseits die alte Schlange, welche der Satan ist, überwunden hat, und dass gerade heute des ersten Adams gedacht wird, der durch die Sünde den Tod in die Welt einführte, während morgen Christus geboren wird, der als der zweite Adam den Menschen Auferstehung und neues Leben brachte.
Legenden ranken um beide Stammeltern.
Von Adam weiß die Sage zu berichten, dass seine Reliquien stets in Ehren standen. Noach nahm sie mit sich in die Arche, und nach der Sintflut wurde der Schädel des Stammvaters auf dem Hügel Golgatha, der deswegen Schädelstätte heißt, gerade an der Stelle beigesetzt, wo die Schergen später das Kreuz errichteten, und als sich durch das Erdbeben beim Tod des lieben Heilandes der Felsen auf Kalvaria spaltete, wurde Adams Schädel bloßgelegt und von Christi Blut benetzt und gereinigt. Aus diesem Grund sieht man auf den Gemälden, welche die Kreuzigung darstellen, zuweilen einen Totenkopf abgebildet. Es ist der Schädel Adams.
Auch meinen die Gottesgelehrten, dass Adam bei der Ankunft Jesu in der Vorhölle der erste war, der von ihm die Frohe Botschaft über die Vollendung der Erlösung auf Golgatha vernahm, und wieder sei er der erste gewesen, der gleich hinter dem lieben Heiland am Himmelfahrtstag in den Himmel einzog. Das alles mag auch wohl auf diese Weise vonstatten gegangen sein, denn trotz der Sünde bleibt Adam der erste Mensch, dem deswegen größere Ehre gebührt.
Nicht minder schön als die Legende, die um Adam rankt, ist auch die, welche um Eva spielt.
Es war in der Heiligen Nacht zu Betlehem. Der Heiland ist geboren. Verklungen ist das Gloria der Engel, und die Hirten befinden sich auf dem Rückweg zu ihren Zelten. Sankt Joseph ist in einer Ecke des Stalles eingenickt. Auch das göttliche Kind schläft. Nur Maria, die hochgebenedeite Gottesmutter, kniet, in Andacht und Liebe versunken, wachend vor der Krippe.
Da öffnet sich lautlos die Stalltür. Eine Frau tritt ein, in Lumpen gehüllt, nur Haut und Knochen, uralt, mit einem zerfurchten Gesicht, das braun ist wie die Ackerscholle. Sehnsuchtsvoll ruht der Blick der Alten auf dem schlafenden Kind. Leise und behutsam nähert sie sich. Nur vier Schritte sind es von der Tür bis zur Krippe, aber nach der Art, wie die Frau die Schritte macht, sollte man meinen, sie schreite durch vier Jahrtausende.
Maria erschrickt, doch mag sie es auch nicht wehren, dass sich die Greisin über das aufwachende Kind beugt und ihm – es sieht wie eine Beichte aus – geheimnisvolle, unverständliche Worte zuflüstert, und dann langt die Frau aus ihrem Kleid einen scharlachroten Apfel hervor, der seit den Tagen des Paradieses das Sinnbild der Sünde ist, und reicht ihn dem Kind, das ihn ergreift und an die Brust drückt.
Maria zittert aus Angst um ihr Kind. Doch schon reckt die alte Frau sich hoch. Viel größer ist sie geworden. Alle Falten und Runzeln sind aus dem Antlitz verschwunden. So jung und frisch ist sie, dass man meinen sollte, Jahrtausende seien von ihr abgefallen, und in den Augen steht ein Glanz, hell wie tausend Weihnachtslichter. Tief neigt sich die Gestalt vor der Gottesmutter und spricht in demütiger Verehrung:
„Ave, Maria! Ich bin Eva.“
Sagt`s, verbeugt sich noch einmal, und mit einem letzten liebenden Blick auf das gütig lächelnde Kind schreitet die Stammmutter rücklings auf den Ausgang zu und verschwindet im anbrechenden Morgen.
Schön ist die Legende von unserer Stammmutter Eva, sinn- und lehrreich dazu, denn sie gibt uns die Anregung, heute, am Tag vor Weihnachten, falls es noch nicht geschehen ist, eine gute heilige Beichte abzulegen und dann immerfort, alle Stunden, die Ursache unseres Heils, die liebe Gottesmutter, still im Herzen zu grüßen:
Ave, Maria zart, du edler Rosengart,
Lilienweiß, ganz ohne Dornen.
Ich grüße dich zur Stund mit Gabrielis Mund:
Ave, die du bist voll der Gnaden.
Durch Evas Apfelbiss Gott uns verstoßen ließ,
Und sollten ewig sein verloren.
Da ist göttliches Wort, Jesus, dein Söhnlein zart,
Zu unserm Heil ein Mensch geboren.
Die heiligen Tharsilla, Jungfrau von Rom,
+ 6. Jhd. – Fest: 24. Dezember,
und heilige Ämiliana,
+ 5. Jhd. – Fest: 5. Januar
Der heilige Gregor der Große hatte von väterlicher Seite drei Muhmen, die alle das Gelübde der Keuschheit abgelegt hatten und im Haus ihres Vaters, des Senators Gordian, sich den Übungen des beschaulichen Lebens weihten. Ihre Namen waren Tharsilla, Gordiana und Ämiliana. Gregor erzählt ihre Lebensgeschichte wie folgt:
Bei Tharsilla und Ämiliana wurde die Liebe zu Gott von Tag zu Tag inniger. Nur noch mit dem Körper waren sie auf der Erde, ihr Geist war fast immer in der Betrachtung des ewigen versunken. Bei Gordiana aber geschah das Gegenteil. Ihr Gemüt fing an zu erkalten in der heiligen Liebe und sich hinzuneigen zum Wohlgefallen am Irdischen. Oft sprach Tharsilla zur Schwester Ämiliana: „Ich fürchte, dass Gordiana nicht standhaft bleiben wird; denn ich bemerke, dass sie sich gerne auswärts zerstreut und das Herz zur Bewahrung ihres Gelübdes nicht sorgfältig genug hütet.“ Beide Schwestern bemühten sich, durch tägliche Ermahnungen sie von dem zerstörenden Leichtsinn abzuhalten und zum standesmäßigen Eifer zu bewegen. So lange sie redeten, heuchelte Gordiana großen Ernst, der aber in derselben Stunde auch wieder verschwand, indem sie sich neuerdings den Zerstreuungen überließ. Sie hatte Gemeinschaft mit den Kindern der Welt, und der Umgang mit denen, die der Welt sich entzogen hatten, wurde ihr immer lästiger. In einer Nacht erschien meiner Muhme Tharsilla, die durch anhaltendes Gebet, durch strenge Abtötung und durch den Eifer eines vollkommenen heiligen Wandels ihre Schwestern übertraf, in einem Gesicht ihr Urgroßoheim, der heilige Papst Felix, zeigte ihr die Wohnung der ewigen Herrlichkeit und berief sie, dahin zu kommen. Bald darauf wurde sie von einem Fieber befallen, das den nahen Tod ankündigte. Nach der gewöhnlichen Sitte, dass bei Sterbenden, zumal wenn sie vornehmen Standes sind, sich viele Menschen versammeln, um die Verwandten zu trösten, standen Männer und Frauen um das Lager der Kranken, und darunter befand sich auch meine Mutter. Auf einmal öffnete Tharsilla ihre Augen und schaute aufwärts. Da sah sie Jesus herabkommen, wurde heftig bewegt und rief den Umstehenden zu: „Tretet zurück, tretet zurück! Jesus naht!“ Sie hielt ihren Blick fest geheftet auf den Heiland und verschied. Das Zimmer wurde mit dem lieblichsten Wohlgeruch erfüllt, zum Hinweis auf die Gegenwart dessen, der die Quelle aller Lieblichkeit ist. Als der Leichnam, wie es gebräuchlich war, gewaschen wurde, fand man an den Knien und Ellenbogen Schwielen, groß und hart, wie die Schwielen der Kamele. Sie waren eine Folge ihres anhaltenden Gebetes, in dem sie vor Gott lag, und so zeigte das tote Fleisch die Spuren dessen, womit sich der lebendige Geist beständig beschäftigt hatte.
Tharsilla war kurz vor dem Fest der Geburt des Herrn gestorben. Wenige Tage darauf erschien sie in einem nächtlichen Gesicht ihrer Schwester Ämiliana und sprach: Komm, damit ich, da ich am Geburtsfest des Herrn von dir getrennt wurde, den Festtag der Erscheinung gemeinschaftlich mit dir begehen kann. Ämiliana, besorgt um ihre Schwester Gordiana, fragte: Wenn ich allein zu dir komme, wem soll ich unsere Gordiana übergeben? Tharsillas Gesicht trübte sich, und sie kam bekümmert zur Antwort: Komm, unsere Schwester Gordiana gehört den Weltkindern an. Ämiliana fühlte sich bald nach diesen wunderbaren Erscheinungen schwer krank. Das Übel nahm zu, und sie starb noch vor dem Fest der Erscheinung des Herrn. Gordiana ließ sich, nachdem sie von der schwesterlichen Obhut befreit war, mit jedem Tag mehr von irdischen Gesinnungen beherrschen und folgte endlich der Neigung, die lange schon in ihrem Inneren verborgen war. Alle Gottesfurcht beseitigend, nicht achtend auf Ehre und Schande, brach sie das heilige Gelübde und verehelichte sich mit dem Pächter ihrer Güter.“
Nachdem der heilige Gregor dies erzählt hat, setzte er hinzu: „sieh, alle drei haben sich anfangs mit dem gleichen Eifer zu Gott gewendet, aber nicht alle drei sind in dem gleichen Eifer verharrt, weil wie der Herr sagt, viele berufen sind, aber wenige auserwählt. Ich habe dieses vorgetragen, damit nicht jene, die zum Guten sich gewendet haben, sich selbst die Kräfte zum Guten zuschreiben oder auf ihre eigenen Kräfte vertrauen. Jeder mag wohl wissen, was er heute sei, was er aber morgen sein werde, das weiß keiner. Niemand erfreue sich also des Guten, als wäre er dessen schon sicher; so lange er in diesem schwachen Fleisch wandelt, kennt er ja das Ende nicht.“
Die heilige Irmina, Prinzessin und Äbtissin von Trier,
+ 24.12.720? – Fest: 24. Dezember
Die heilige Irmina, Äbtissin des Benediktinerordens im Kloster Ohren in Trier, war eine Tochter des heiligen Königs Dagobert II. von Austrasien und einem Grafen namens Hermann verlobt. Als der aber plötzlich starb, schenkte sie ihre Liebe ungeteilt dem himmlischen Bräutigam Jesus und erhielt von ihrem Vater hinreichende Mittel, das Kloster Ohren zu bauen (675). Da leuchtete sie als Äbtissin den Ihrigen mit dem schönsten Beispiel vor. Als eine ansteckende Krankheit ausbrach, rief sie voll mütterlicher Sorgfalt den heiligen Willibrord zu Hilfe, der alsbald kam, das Messopfer verrichtete und die Kranken mit geweihtem Wasser besprengte, von dem er ihnen auch zu trinken gab. Alle wurden gesund und Irmina gab dem Heiligen zum Dank mehrere Liegenschaften durch Schenkung vom 1. November 698, auf denen sich nun das Kloster Esternach erhob. Sie starb um 720. Im 15. Jahrhundert befand sich ihr Haupt im Kloster Spanheim, der Leib aber im Kloster Weißenburg im Bistum Speier.
Mutter Theresia von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Theresia von Jesus, Gräfin Violante de Croye-Solre, Gründerin des Klosters zu Köln. Es bestand ein gewaltiger Gegensatz zwischen dem Leben der Karmelitinnen zu Brüssel und dem Leben am Königlichen Hof daselbst. Das kam der Gräfin Violante lebhaft zum Bewusstsein. So oft sie als Hofdame der Infantin Isabella mit ihr aus dem Kloster zurückkehrte, nahm sie nur mehr mechanisch an den prächtigen Festen teil und weilte mit ihren Gedanken bei den frommen Schwestern, besonders bei deren Priorin Anna von Jesus. Sie fand nun in ihrem Innern keine Ruhe mehr, bis sie selbst zu ihren Töchtern gehörte. Als es dann soweit war, wurde sie im Jahr 1637 von ihrer Oberin beauftragt, das Kloster in Köln zu stiften. Bereits am zweiten Tag nach ihrer Ankunft hatte sie die Freude, drei vorzügliche Schwestern aufnehmen zu können. Ihnen widmete sie sich mit größter Hingabe und bemühte sich, ihnen den Geist einzuflößen, den sie selbst von der ehrwürdigen Anna von Jesus geerbt hatte. Ihre Seele verzehrte sich in Liebe zu Gott; aber nicht in einem trägen Schmachten, sondern in tatkräftiger Liebe, die sich in treuester, eifrigster Pflichterfüllung kundgab. Vier Jahre wirkte Theresia in Köln. Als die neue Stiftung genügend erstarkt war, riefen die Obern sie im Jahr 1641 wieder nach Brüssel zurück. Es war rührend, wie sie ihre geistlichen Töchter beim Abschied ermahnte, sich immer in der rechten Abhängigkeit von Gott zu erhalten, mit gelehrigem, willigem Geist den rechten, schlichten, unterwürfigen Gehorsam gegen die Oberin zu üben, die rechte Liebe und Achtung gegeneinander zu hegen. Die Schwestern meinten, sich von der Mutter kaum trennen zu können. Doch trösteten sie sich damit, dass ihnen ja die Liebe der Scheidenden blieb, wie auch ihr vorzüglicher Geist, den zu bewahren und mit ungeschwächtem Eifer zu betätigen, sie nicht nur der scheidenden Mutter gelobten, sondern sich auch mit gewissenhafter Treue bemühten.
Gebet am 24. Dezember
Heilige Jungfrau Maria, erinnere dich, dass Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes, sich nicht geschämt hat, uns seine Brüder zu nennen. Du bist also auch unsere Mutter und wir sind deine Kinder. Lass es uns erfahren, dass du unsere Mutter bist. Von der Höhe des himmlischen Thrones, auf den dein göttlicher Sohn dich erhoben hat, wirf einen Blick der Barmherzigkeit und Liebe auf uns, die wir noch in diesem Tal der Tränen, im Kampf mit allen Versuchungen und Gefahren dieses irdischen Pilgerlebens seufzen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Tharsilla und der heiligen Ämiliana
Wir bitten Dich, o Gott, verleihe uns auf die Fürbitte der heiligen Tharsilla und Ämiliana die Gnade, das angefangene Werk des Heils glücklich zu vollenden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Durch die Hände der jungfräulichen Mutter, nach dem Ausdruck des heiligen Bernhard, haben, in der heutigen Vigil und Nacht, viele Heilige, die ihre Herzen für die heilige Geburt Jesu Christi eifrig bereitet hatten, große Tröstungen und himmlische Gnadenschätze erhalten. Unter ihnen sind besonders zu nennen: der heilige Bernhard selbst, der heilige Stanislaus, die heilige Franziska, die heilige Gertrud, die heilige Mechthild.
Andacht am 24. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Das wirksamste und kürzeste Mittel, zu jener allgemeinen Loskettung zu gelangen, zu der der Herr uns beruft, und ohne die wir uns nie zur vollkommenen Vereinigung erheben können, ist eine große Abtötung der Sinne und Leidenschaften." (Der heilige Johannes vom Kreuz)
Dieser Heilige tötete seine Sinne dadurch ab, dass er ihnen alles versagte, was ihnen schmeichelte, um auf solche Weise dem leidenden Jesus seine Liebe zu bezeugen. Er tötete seine Begierden ab, da er immer das Mühsamste, Beschwerlichste und Unangenehmste wählte. Gierig nach sowohl innerlichen als äußerlichen Abtötungen, vermochte nichts ihn zu sättigen. "O mein Jesus," rief er aus, "der Du für mich gekreuzigt wurdest, für Dich leiden und verachtet werden ist meine einzige Freude!" Dies war sein Wahlspruch, und zu welcher tief innigen Vereinigung führte ihn seine Ausführung.
Oft betete der heilige Franziskus von Borgia zum Herrn, Er möchte ihm alle Bequemlichkeiten dieses Lebens verleiden, und unleidlich wurden sie ihm in der Tat durch die Abtötungen, mit der er sie würzte. Dadurch wurde er ein innerlicher Beter, den alles freundlich und wonnig ansprach, was immer der Herr von ihm verlangte.
Gib mir, o Gott, die notwendige Gnade, meine Sinne und Leidenschaften unablässig abzutöten, auf dass ich dahin gelange, nach Deiner Einladung, von allen Geschöpfen entfernt zu werden. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 24. Dezember
"Wie viele Arme in der Welt würden sich glücklich preisen,
Brot und Wasser zur Genüge zu haben.
Wäre es da wohl billig,
dass ihr die Wohltaten der göttlichen Güte
zu Mitteln der Befriedigung eurer Sinnlichkeit machtet?"
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 24. Dezember - Am Vorabend der Geburt des Herrn
O komm herab auf unsre Flur,
Geliebter Gottesknabe.
Komm, Mittler doppelter Natur,
Und nimm mein Herz als Gabe.
Nach dir erseufzet mein Gemüt,
Das dich zu schauen, Herr, erglüht.
1. Betrachte die Mühsale der heiligen Familie, die, in dem Befehl der weltlichen Obrigkeit Gottes Anordnungen verehrend, ohne Klage die weite Reise von Nazareth nach Bethlehem antritt, daselbst dem Edikt des Kaisers Augustus gemäß sich aufzeichnen zu lassen. O Tiefe der Ratschlüsse Gottes! Der menschliche Stolz führt seine Pläne aus, und weiß es nicht, dass er dabei Gottes Absichten ausführt, der feierlich durch seinen Propheten hatte verkündigen lassen, der Welterlöser werde zu Bethlehem geboren werden. So hatte Gottes Weisheit es geordnet, damit durch die öffentlichen Register, in die Jesus eingetragen wurde, bekannt wäre, er sei zu Bethlehem geboren.
2. Schwer von der langen Reise ermüdet, kommt endlich die heilige Familie in der Stadt Davids an, wo die Zeit erfüllt wird, dass die jungfräuliche Mutter Gottes das Licht der Welt gebären sollte. Sie suchen eine Herberge und finden keine. Alle Türen und alle Herzen sind ihnen verschlossen. So wird der Sohn Gottes, der Erlöser Israels, von seinem Volk verstoßen, noch ehe er geboren ist. Ein öder Stall nimmt die Verlassenen auf. Dies ist der Palast des Königs des Himmels und der Erde. Hier kommt der Erlöser zur Welt, und gibt durch seine Armut, durch seine Demut, durch seine Not mir die erste Lehre, die er einst am Kreuz als die letzte besiegeln wird, mein Herz von dieser Welt zu entfesseln.
3. Weisheit Gottes, Gott Emmanuel, Gesetzgeber und Erlöser der Welt, Ersehnter der Nationen, komm und erleuchte die Welt durch dein göttliches Licht. Befreie uns von der dämonischen Nacht der Sünde. Sieh, alle Gerechten erwarten dich, alle Armen im Geist seufzen nach dir, alle Gefangenen harren deiner, und beten zu dir, von ihren Fesseln sie zu erlösen. O komm! Auch meine Seele setzt alle ihre Hoffnung auf deine gnadenreiche Geburt, denn du allein bist ihr Heil. Tilge meine Sünden durch dein Erbarmen. Nimm Besitz von meinem Herzen und herrsche darin in Zeit und Ewigkeit. "Morgen werdet ihr die Herrlichkeit des Herrn schauen." (Exodus 16,7)
25. Dezember
Die gnadenreiche Geburt unseres Herrn Jesus Christus
Die heilige Anastasia, Witwe und Martyrin von Rom, die Jüngere,
+ 25.12.304 – Fest: 25. Dezember
Die heilige Anastasia, deren die Kirche täglich im Messkanon gedenkt, stammte aus einer vornehmen römischen Familie und wurde von ihrer christlichen Mutter Flavia unter dem Beistand des heiligen Chrysogonus (24. November) von Kindheit an in der Lehre des Heils unterrichtet. Sie wäre gerne Jungfrau geblieben, musste sich aber nach dem Willen ihres Vaters Prätextatus mit einem adeligen, jedoch sehr übelgesitteten Heiden namens Publius vermählen. Es lässt sich denken, welch schweren Stand die fromme Dienerin Jesu an der Seite eines Mannes hatte, der mit einem zügellosen, verschwenderischen Leben den bittersten Hass gegen die wahre Religion verband, und welcher Mut dazu erfordert wurde, unter diesen Umständen im Bekenntnis des Glaubens zu verharren. Anastasia suchte in demütigem und eifrigem Gebet Hilfe bei Gott und ermüdete nicht, die gefangenen Christen, unter denen auch ihr Lehrer Chrysogonus war, zu besuchen und mit ihrem Vermögen zu unterstützen. Hierüber aber wurde der gottlose Publius so aufgebracht, dass er sie einsperren und mit unmenschlicher Härte behandeln ließ. Die treue Jüngerin des Herrn wurde durch zwei Briefe des heiligen Chrysogonus, dem sie von ihrer Not Kunde gegeben hat, getröstet und zur standhaften Ausdauer ermutigt. Inzwischen trat ihr Mann im Auftrag des Kaisers Diocletian eine weite Reise an, nachdem er vorher seinen Dienern den Befehl gegeben hatte, die bisherigen Misshandlungen noch zu steigern, in der Absicht, ihren Tod während seiner Abwesenheit herbeizuführen. Allein stattdessen ereilte ihn selbst der Tod auf dem Weg. Anastasia, hierdurch in Freiheit und den vollen Besitz ihres Vermögens gesetzt, begann sogleich wieder ihre Liebeswerke an den eingekerkerten Glaubensgenossen auszuüben. Als der heilige Chrysogonus zum Martertod nach Aquileja geführt wurde, schloss sie sich ihm an, wurde aber auf Anordnung des Statthalters Florus von Illyrien nunmehr selbst verhaftet und nach langer und schwerer Gefangenschaft am 25. Dezember 304 zum Feuertod verurteilt. Gleichzeitig mit ihr litten dem römischen Martyrologium zufolge zweihundert Männer und siebzig Frauen. Anastasias Leiche brachte man nach Rom und setzte sie in der Kirche bei, die noch ihren Namen trägt.
Der gottselige Bruder Franz vom Christkindlein,
+ 25.12.1604 – Gedenktag: 25. Dezember
Ehrwürdiger Franz ab Infante Jesu, OCarmDisc, geb. 1544 zu Villa Palacios (Toledo), gest. 26.12.1604 zu Madrid; von wunderbarer Herzenseinfalt, unermüdlich tätig für die Armen und die Bekehrung der Sünder; ausgezeichnet durch übernatürliche Gnaden. Seligsprechungsprozess eingeleitet (1769 Dekret über den Tugendgrad).
Das Leben des frommen Bruders Franz, eines Spaniers.
Gesammelt und mit einem Anhang: „Über die Einfalt“ vermehrt und herausgegeben von einem katholischen Geistlichen.
Landshut, 1833, Verlag der Krüll`schen Universitätsbuchhandlung.
Vorrede des Herausgebers.
Lieber Leser! ich biete dir hier in der Lebensgeschichte des frommen Bruders eine angenehme Seelenweide, auf der du gern dein Herz, wenn es von der Falschheit der Welt – matt und müde geworden – auf einige Zeit sich trennen möchte, ausruhen lassen wirst. Die Aufrichtigkeit scheint ohnehin, so wie die Einfalt täglich mehr von der Erde zu verschwinden. Ich glaube daher keineswegs, Wasser in ein durchlöchertes Fass gegossen zu haben, wenn ich in diesem Gewand den frommen Bruder deinem Herzen vorführe. Gott ehrte und liebte ihn – zürne also auch du nicht mit ihm. Und mit den beigefügten Anmerkungen kannst du tun, wie es dir gut dünkt – lesen, wenn dich deine Zeit nicht reut, oder ungelesen lassen, wenn du etwas Besseres zur Hand hast. Sieh, dem menschlichen Herzen dringen sich manche Gefühle und Überzeugungen auf, die einem anderen in einer anderen Lage oft unwahrscheinlich vorkommen. Indessen wenn wir nur Gott lieben, und Demut üben, sei die Überzeugung wie immer – wird uns doch der Gott der Liebe einstens in seinem Reich in der Klarheit des ewigen Lichtes zur Einheit des Sinnes, wie des Herzens, gelangen lassen.
Züge aus dem Leben frommer und heiliger Diener Gottes.
§. I.
Der Bruder Franz vom Christkindlein.
Das Leben dieses Bruders ist voller Einfalt, Geduld und Barmherzigkeit. Hierin glänzt er und als vollkommener Tugendspiegel, in den jeder nicht ohne Nutzen sehen mag.
1) Der gottselige Bruder Franz vom Christkindlein genannt, ist geboren zu Villa Palacios, einem Dorf in Spanien. Seine Eltern waren Bauersleute. Er hatte von Natur aus so wenig Anlage und Fähigkeit, dass alles, was er tat oder sprach, seine Plumpheit und ungeschlachtes Wesen verriet, und er zu allem unfähig erklärt wurde. Seinen Eltern war er zu einer bitteren Last, und machte ihnen lauter Verdruss, weil er nichts recht tun und ausrichten konnte. Alles, was er in die Hände bekam, das zerbrach er, verschüttete es, oder ließ es fallen. Ja er war so untauglich, dass er nicht einmal das wenige Vieh seines Vaters hüten konnte. Nach seiner Mutter Tod nahm sein Vater eine andere Frau, die diesen plumpen Buben gar nicht leiden konnte; weswegen ihn der Vater, damit er ihr aus den Augen käme, alle Tag mit den Hirten ausschickte. Als die Hirten eines Tages ihn bei ihren Ranzen gelassen, und er indessen im Wald einiges Holz zum Feuermachen gesammelt hatte, wollte der Förster des Waldes ihm zur Strafe einen Ranzen nehmen; der Bruder Franz aber wehrte sich so tapfer, dass er endlich den Förster mit einem Stein auf der Stelle totwarf. Diese Mordtat achtete er in seiner Plumpheit nicht mehr, als wenn er einen Hasen totgeworfen hätte, ging ganz unerschrocken heim, und sagte, als ihn der Vater fragte, warum er so früh heimkäme: Weil ich einen Mann umgebracht habe. Der ganz erschrockene Vater sprach: Was hast du getan? Bruder Franz antwortete wieder ganz einfältig: Der Förster hat mir einen Ranzen genommen, als ich im Wald Holz gesammelt, und da habe ich ihn totgemacht. Der Vater schrie vor Schrecken auf: O du loser Franz! Was hast du getan! Du bringst mich und dich in großes Herzensleid.
2) Als er noch redete, sieh da kam die Wache, und wollte ihn gefangen nehmen; er aber sah sie unerschrocken an, und sagte, er wolle gleich mit ihnen gehen, ging aber zur Tür seines väterlichen Hauses und zum Dorf hinaus. Nach vier Tagen kam er aus dem Wald, worin er herumgegangen, wieder heim, in der Meinung, es würde alles schon vergessen sein. Der Vater aber war über seine so baldige Heimkunft sehr erschrocken, und ermahnte neuerdings ihn zur Flucht. Hierzu wollte sich indessen Bruder Franz nicht verstehen, indem er sich zu Hause ganz sicher glaubte. Der Vater aber ließ sich hierdurch nicht abwendig machen von seinem Entschluss, und machte die Sache mit einem fremden Mann ab, der ihn weit hinwegführen und in der Fremde irgendwo verdingen sollte. Der führte ihn nun nach Alcala, und empfahl ihn da einer armen Witwe mit der Bitte, dass sie ihm um Gottes willen einen Winkel ihres Hauses zur Nachtherberg einräumen wollte; was sie denn auch gern tat.
3) Hier ging nun der arme Tropf ganz verlassen umher, bettelte sein Brot um Gottes willen, und weil er sonst nichts zu tun wusste, brachte er die meiste Zeit in einer Stiftskirche Vor- und Nachmittag mit Beten zu. Er sah einmal das Gewölbe der Kirche, und konnte nicht begreifen, wie es möglich wäre, dass das Gewölbe nicht herunterfiele, und ohne Säulen stehen bliebe, was er für ein großes Wunder ansah. Als nun der Glöckner der Kirche, dem das Geschäft der Reinigung und das Läuten übertragen war, den Bruder Franz oft den ganzen Tag in der Kirche so daknien sah, sagte er einstens zu Bruder Franz: Hilf mir, Bruder, die Kirche auskehren und läuten! Es war aber der Bruder Franz so plump, dass er weder das eine noch das andere recht verrichten konnte; ja, was er in die Hände bekam, das zerbrach oder verschüttete er; weswegen ihm der Glöckner nach einiger Zeit mit Unwillen jede Arbeit verbot, und ihn also wieder abdankte. Der gute Franz wich aber deswegen nicht aus der Kirche, sondern kniete fast immerdar vor dem hochwürdigsten Sakrament, von dem er gehört hatte, dass unser Herr Gott darin wäre, und wiederholte oft diese Worte: Herr! diese stoßen mich heraus – und wo will ich hingehen? Der Glöckner wurde hierdurch zum Mitleiden bewegt, und nahm ihn wieder an. Kaum aber waren acht Tage vergangen, da stieß er ihn wieder von sich. Er nahm ihn endlich zum dritten Mal an, und dankte ihn wegen seiner unerträglichen Plumpheit wieder ab.
4) Nun wusste der arme Franz nirgends wohin, und niemanden mehr seine Not zu klagen, als dem hochwürdigen Sakrament. Vor ihm saß er immerdar, und klagte ihm seine Not, und sprach: Herr! diese stoßen mich heraus, und wo will ich hingehen? Auf diese Worte hörte er einmal folgende Stimme aus dem heiligsten Sakrament, die sprach: Gehe hin und suche, wo du mir unter Vielen dienen mögest. Diese Worte verstand er ganz klar, behielt sie auch in seinem Sinn, konnte aber nicht wissen, was sie bedeuteten.
Nachdem er nun über drei Jahre in diesem Zustand gelebt, und der Spitalmeister mehrmals von ihm gehört hatte, sprach er zu ihm: Willst du wohl in diesem Spital Gott dienen? Da sagte der Bruder Franz: Was ist denn ein Spital, sind auch Leute darin? Der Spitalmeister sagte: Ja, es sind deinesgleichen viele darin, und du wirst dich wohl unter sie schicken. Da sagte Franz: Dann will ich mitgehen; ihr müsst mich aber nicht herausstoßen. Also ging der Franz mit ihm ins Spital, und verrichtete alles, was man ihn tun hieß. Es war aber nichts so stark, noch so schwer, das er nicht zerbrach oder umstieß. Der Spitalmeister hatte große Geduld mit ihm; die anderen Diener des Spitals hatten ihn nur zum Besten, und brauchten ihn nur zu den allergröbsten Arbeiten, als zum Hausauskehren, Abspülen der Schüsseln, und Austragen des Unrats der Kranken. Dies tat zwar der gute Franz mit allem möglichen Fleiß, weil er aber in allem sich so ungeschlacht und ungeschickt stellte, da hättest du das Leiden sehen sollen, das dem Bruder geworden von den übrigen Dienern des Spitals, die ihn beschimpften, verlachten, verachteten, bespöttelten und heruntersetzten auf jegliche Weise, und überdem ihm harte Streiche und Stöße gaben.
Der arme Franz litt dies alles mit solcher Geduld, dass er sich niemals entschuldigte, vielweniger dawider klagte oder murrte.
5) Da denn der liebe Gott seine große Geduld ansah, so erbarmte Er sich seiner, und gab ihm allmählich etwas Verstand, seine Geschäfte mit größerer Geschicklichkeit zu verrichten. Deswegen vertraute man ihm immer mehr und mehr, bis endlich die ganze Last des Spitals fast ihm allein auf den Hals kam, besonders die Arbeit, den Kranken zu dienen, und den Armen ihre notwendige Nahrung zu schaffen. Darum musste er vielmals in die Stadt gehen, für die Armen zu betteln, und den Kranken die nötigen Medizinen zu verschaffen. Der liebe Gott gab ihm auch sonderheitliche Gnade, dass er mehr bekam, als die anderen, und bei den Leuten beliebter war, als andere Sammler. Deshalb gab man ihm eine besondere Truhe (oder Kasten), seine Almosen zu verwahren, und eine besondere Kammer, die zum Spital nötigen Dinge darin zu verschließen.
6) Auf diesen seinen Almosenkasten stellte er ein schönes, hölzernes Jesuskindlein, das er seinen Bürgen nannte, und zu dem er eine besondere Andacht trug. So oft er ausging, zu betteln, kniete er zuvor bei seinem Kindlein nieder, und sprach: Mein liebes Jesuskindlein! jetzt gehe ich aus, zu betteln. Ach! beschere mir etwas für deine Hofbedienten (also pflegte er die Armen und Kranken zu nennen). Wenn er bettelte, sprach er: Ihr guten Leute! wollt ihr mir etwas für die Hofbedienten des Christkindleins geben? Ich will`s euch zum Bürgen setzen, dass es euch alles wieder geben soll. Wenn du dies tust, sprachen die Leute, so wollen wir dir etwas geben. Also bekam der einfältige Bruder Franz viel Almosen, trug es mit Freuden heim, legte es zu den Füßen des Christkindleins, und sprach: Siehe, mein liebes Kindlein! wie viel mir die Leute für deine Hofbedienten gegeben haben. Ich habe Dich ihnen zum Bürgen gesetzt, darum musst Du zusehen, dass Du es ihnen wiedergibst. Auf diese Weise fuhr der gute Franz fort, und war Tag und Nacht beschäftigt mit Almosensammeln und Krankendienst, und seiner starken Natur ungeachtet hätte er doch die schwere Last seiner Arbeiten nicht tragen können, würde ihn Gott nicht auf besondere Weise unterstützt haben. Sein Leben ordnete er auf folgende Weise:
7) Am Morgen stand er sehr früh vor allen anderen auf, ging von einem Kranken zum andern, wusch ihnen den Mund mit kaltem Wasser aus, trug ihre Unreinigkeit hinweg, und versah sie mit allem Nötigen. Hierauf verrichtete er sein Gebet mit gegen Himmel erhobenen Augen, nahm dann eine Disziplin (Selbstkasteiung vom lat. Castigatio) vor, und ging zur heiligen Messe. Nach der Messe ging er in die Stadt zu betteln, oder andere Geschäfte zu verrichten, und hierauf nahm er eine geringe Nahrung zu sich. Den ganzen Nachmittag brachte er mit Betteln und Geschäften zu, und kam vielmals vor acht oder neun Uhr nicht nach Hause. Dann besuchte er wieder seine Kranken, gab ihnen Schleckerhaftes, so er ihnen mitgebracht hatte, und verwendete auf ihren Dienst beinahe die halbe Nacht. Es war sodann nur eine schlechte Bank, auf die er sich mit seinen Kleidern niederlegte, und nie mehr als drei Stunden schlief. Wenn er aber auch zuweilen aus Müdigkeit etwas länger geschlafen, und also morgens nicht Zeit genug hatte, sein gewöhnliches Gebet zu verrichten, so zürnte er den ganzen Tag über seinen Leib, und gab ihm manchen harten Streich und Stoß.
8) Merke, mein lieber Leser! was für ein gottseliges Leben dieser fromme Mensch geführt, und wie viele Bußwerke er heimlich verrichtet habe. Den wahren Grundstein aller Tugenden, nämlich der Demut, hatte er schon längst gelegt, wozu ihm seine eigene Natur sehr behilflich gewesen. Denn in seiner rohen Natur und grobem Wesen, wie in seinen Sitten, fand er nichts, weswegen er sich erheben könnte; er hatte vielmehr sehr vieles an sich, was ihn demütigen musste. Darum wurde der Spruch an ihm erfüllt, der da sagt: Auf wen soll ich sehen, als auf den Demütigen und Reuigen? Weil denn der liebe Bruder Franz demütig war, deswegen vermehrte Gott seine Gnade an ihm, und hat ihn endlich zu großer Vollkommenheit gebracht.
§. II.
Von der großen Geduld des Bruders Franz.
1) Derjenige, so von Herzen demütig ist, wird auch geduldig sein, weil er sich alles Übels würdig schätzt. Nachdem nun der fromme Bruder Franz den Grundstein der Demut gelegt hatte, fing er an, die Geduld darauf zu bauen. Hierzu gaben ihm die Dämonen sowohl, als die Menschen genugsame Gelegenheit, weil sie ihn sehr heftig angegriffen, und seine Geduld auf die härteste Probe gesetzt hatten. Es hatte zwar der arme Franz vom Anfang seines Lebens an allzeit viel leiden müssen, und ist von allen Menschen verachtet, verspottet und übelgehalten worden; als er aber anfing, in der Tugend zuzunehmen, da hat er erst recht angefangen, den Hass des Teufels und böser Menschen sich zuzuziehen.
2) Es war der Satan seinem frommen Leben sehr entgegen, und plagte ihn nicht allein mit manchen schweren Anfechtungen, sondern machte ihm auch fast alle Diener des Spitals abgeneigt, indem sie ihn beneideten, dass er angesehener wäre, als sie, und mehr Gutes ausrichte, was sie ihm übel auslegten.
Einst kam er vieler Geschäfte wegen erst nach neun Uhr heim; sie aber hatten ihm die Tür versperrt, und wollten ihn, wiewohl er etliche Male anklopfte, nicht hineinlassen. Darum legte er sich vor der Tür auf die Erde nieder, und wiewohl ihm der Satan selbige Nacht mit zornigen Eingebungen zusetzte, litt er doch diese Schmach mit freudiger Geduld. Als aber der Spitalmeister dies erfuhr, gab er den Dienern einen starken Verweis, und befahl ihnen, ihm allzeit aufzumachen, er komme so spät er wolle.
3) In seiner Kammer hatte er ein schönes Marienbild, so er sehr verehrte: hatte aber auch ein Täfelein, darauf der Teufel in abscheulicher Gestalt, im Feuer liegend, vorgestellt war. Wenn er nun ausging, etwas Wichtiges zu verrichten, hängte er dies Täfelein unter die Füße des Marienbildes, und sprach: Heilige Mutter Gottes! bewahre mir diesen Grindigen (so pflegte er den Teufel zu nennen), damit er mich nicht hindere in meinem Vorhaben, und damit er nicht hinauslaufe, und mir in der Stadt Händel anfange. Dies hat die Mutter Gottes allzeit treulich verrichtet, wie er vielmal in der Tat erfahren und andern erzählt hat. Wenn er dies zu tun bisweilen unterlassen oder vergessen hatte, so gingen ihm gemeiniglich seine Sachen übel ab; und dann sprach er zu seinen Gesellen: Ich habe gewiss vergessen, meinen Grindigen zu den Füßen der Mutter Gottes zu hängen, weil mir meine Sachen so gar übel gehen. Wenn er nun, nach Hause gekommen, dies also gefunden, warf er das Täfelein zu Boden, trat mit den Füßen darauf, und schändete den Teufel aufs Ärgste aus. Ingleichen wenn er abends sein Gewissen erforschte, und fand, dass er eine oder andere Sünde begangen, so sah er das Täfelein mit zornigen Augen an, und sprach: Du Grindiger! das hast du getan; halt, ich will dich lehren; und alsdann schlug er mit beiden Fäusten darauf, und gab ihm viele schändliche Schmachworte, was denn den hoffärtigen Geist so sehr verdross, dass er manchmal ein Gebell machte, als wenn alles drüber und drunter fallen wollte.
4) Hierbei aber ließ es der Bösewicht nicht beruhen, sondern machte ihm noch, um sich an ihm zu rächen, allerlei Ungelegenheiten. Der gute Bruder war sehr beflissen, seine lieben Armen, sowohl die vom Spital, als auch jene, die in der Stadt waren, bestens zu ernähren. Darum ging er alle Tage betteln, sowohl bei den Inwohnern der Stadt, als bei den Fremden und Durchreisenden. Alle Abende ging er in die Wirtshäuser, und fragte, ob keine fremden Gäste da wären. Wenn er dann dies vernahm, so ging er zu allen und jeden, und bettelte so lange im Namen des Christkindleins, bis er etwas bekam.
Es ging der arme Bruder gar schlecht gekleidet einher, so dass man ihn nur für einen groben Bauern ansah. Denn er war sehr groß und ungeschlacht und ungestaltet dem Leibe nach. Er hatte einen langen grauen Rock an, der ihm über die halben Beine ging. Um den Leib hatte er eine Binde von Tuch gebunden, die er von dem Ende eines Tuches zu nehmen pflegte. Seine Strümpfe und Schuhe waren ganz plump und schlecht, welche er niemals säuberte noch änderte, bis sie ganz zerrissen waren. Er hatte weder Kragen noch Hut, sondern ging bloßen Hauptes sowohl im Winter, als im Sommer. Wer ihn nun sah, und nicht kannte, der hielt ihn entweder für einen groben Bauernkerl oder Narren.
5) Als er einmal zu nachts seiner Gewohnheit nach in die Wirtshäuser betteln ging, kam er in das Zimmer eines Fremden, der von Adel war, und begehrte nach seiner einfältigen Manier ein Almosen. Der Adelige aber, der ihn für einen Narren hielt, sprach zu seinen Dienern: Warum habt ihr den Narren hereingelassen? Stoßt ihn nur bald zum Zimmer hinaus. Bruder Franz ließ sich nicht hinausstoßen, sondern fuhr fort zu betteln, und sprach: Ach mein Bruder! gib mir etwas für die Hofbedienten des Christkindleins. Da sprach der erzürnte Herr: „Ich will dir Narren geben, dass du es fühlen sollst!“ Hiermit fiel er über den armen Franz her, und gab ihm so harte Maulschellen, dass man es in der Küche hörte. Bruder Franz aber fiel auf seine Knie, und sprach: Bruder! verzeiht mir groben Bauern, dass ich euch erzürnt habe. Die Wirtin lief hin, zu sehen, warum der Gast so erzürnt wäre, fand den Bruder kniend, und wie ihn der Adelige gräulich ausschändete, und sprach sodann: Herr! behandelt ihr so den frommen Bruder Franz? Der Junker erschrak, als er den Namen hörte, weil er von ihm so viel Gutes hatte sagen hören, bat ihn um Verzeihung, und gab ihm ein reichliches Almosen. Als ihn die Wirtin danach fragte, was der Junker mit ihm gemacht hätte, sprach er: Er hat mir ein besseres Almosen, als alle andern, gegeben; denn andere geben mir allein ein Almosen für die Armen, dieser aber hat mir auch eines absonderlich für mich gegeben. O wohl eine tugendselige Antwort und herrliche Demut und Geduld dieses einfältigen Menschen. Wie weit sind wir von solcher Tugend! Ach, wir müssen uns schämen, dass uns ein schlechter Bauers-Sohn so weit vorangeht!
6) Ein anderes Mal ließ er, als er mit einem aus den Dienern des Spitals zu nachts in ein Wirtshaus ging, und einige adelige Herrn aus Burgund darin antraf, seinen Gesellen unten im Hause, und ging allein hinauf, Almosen von ihnen zu betteln. Diese aber schlugen, in der Meinung, es sei ein Narr, ihn jämmerlich mit Fäusten und flachen Händen, und stießen ihn zur Stube hinaus. Sein Gesell hörte das gewaltige Schlagen, lief hinauf, und fragte ihn, was das wäre? Er aber sprach: Es ist nichts, Bruder, es ist nichts. Diese, meine Brüder, haben mir ein Almosen für mich gegeben, und werden mir auch bald für das Jesuskindlein eines geben. Sein Gesell aber lief voller Zorn hinein, und sprach: Ihr sollt wissen, dass dieser Bettler kein Narr, sondern ein heiliger Mensch sei, der mit seinem demütigen Betteln die ganze Stadt erhält. Hierüber erschraken die Junker, und verwunderten sich über die große Geduld, mit der er so viele und harte Schläge gelitten hätte, baten ihn um Verzeihung, und gaben ihm zweihundert Königstaler zum Almosen.
7) Als er einst bei Nacht samt seinem Gesellen aus einem Wirtshaus mit einem reichlichen Almosen kam, begegneten ihm zwei Männer, welche er wohl, sein Gesell aber nicht kannte. Sie nahmen ihm das Almosen ab, schändeten ihn grausamlich, und zerschlugen ihn erbärmlicher Weise. Der arme Bruder Franz aber litt dies alles geduldig, und wollte seinem Gesellen nicht sagen, was dies für Männer gewesen wären. Sein Gesell klagte es aber dem Erzbischof, der sehr hierüber zürnte, und die beiden Diebe auf das Schärfste abstrafen wollte. Wiewohl nun der Bischof oft und stark in den Bruder Franz drang, ihm die Männer, die ihn bestohlen und geschlagen hätten, zu nennen, so wollte er sie doch nicht verraten, sondern entschuldigte sie aufs Beste, so gut er immer konnte. Inmittels bat er Gott inständigst für sie, dass er ihnen die Gnade verleihen möchte, ihre Sünde zu erkennen und zu bereuen. Er erhielt auch so viel, dass diese beiden Diebe nach etlichen Tagen heimlich zu ihm kamen, ihn demütig um Verzeihung baten, ihm das abgenommene Almosen wieder zurückgaben, und ihm sehr dankten, dass er sie nicht verraten hätte. Siehe, was die Demut und Geduld für eine Kraft haben, und wie leicht man damit auch seine Feinde überwinden und versöhnen könne!
8) An einem andern Abend ging er mit etlichen armen Kindern über die Straße, das Almosen zu sammeln, und ließ die Kinder inmittels etliche Gesänglein, so er von dem Christkindlein gemacht hatte, mit heller Stimme singen. Sieh, da kamen von ungefähr zwei grausame, bewaffnete Männer daher, fanden den Bruder in einer Straße, die von der übrigen Stadt sehr abgelegen war, hießen ihn mit seinen vier Kindern niederknien, nahmen ihre Dolche in die Hand, setzten ihm dieselben auf die Brust, und sprachen: Du Gleisner! und ihr lose Kinder! verleugnet Gott, oder ihr müsst durch unsere Hände sterben! Bruder Franz aber sprach mit lauter Stimme: O ihr, meine Brüder! lobt das Jesuskindlein, was besser ist, als Gott erzürnen. Diese Bösewichter aber sagten zum zweiten und dritten Male: Verleugnet Gott, oder ihr müsst sterben; und wurden so erzürnt, dass sie mit ihren Pistolen und Degen ihn so grausam schlugen, dass man die Streiche weithin hörte, und der arme Bruder darnieder fiel. Die Kinder aber fingen ein so jämmerliches Geschrei an, dass alle Benachbarte, vom Schlafe erwacht, herbeiliefen, und Hilfe leisten wollten. Inzwischen liefen die Mörder davon, und die Leute hoben den zerschlagenen Bruder von der Erde auf. Der Bruder Franz stand fröhlichen Gesichtes vor den Leuten und beklagte sich nicht im Mindesten der empfangenen Schläge halber. Die armen Kinder aber lagen lange vor Schrecken gleichsam in Ohnmacht da, und konnten vor Angst kaum mehr zu sich kommen. Sie erzählten auch, wie grausam diese Mörder den armen Bruder zerschlagen, mit welcher Geduld er dieses gelitten habe.
9) Als er einst bei Nacht im Spital bei einem Kranken wachte, und merkte, dass er bald sterben werde, ging er eilends hinaus, einen Priester zu rufen, damit er ihm die letzte Ölung gäbe. Weil er aber zur Nachtzeit des Anstandes halber nicht gern allein über die Straße ging, und keinen Diener des Spitals aus dem Schlaf wecken wollte, klopfte er an einem Haus, wo er Licht sah, an, und nahm den Sohn des Hauses mit sich. Sie gingen beide zu dem Haus des Priesters, der die Kranken des Spitals zu versehen pflegte, und damals in tiefem Schlaf lag. Dies nötigte den Bruder, öfter und stärker anzuklopfen, als er sonst zu tun pflegte. Endlich erwachte der Priester, stand mit Ungeduld auf, und fragte, wer so ungestümig anklopfe? Bruder Franz sprach: Herr! es liegt ein Kranker in Todesnöten, und bittet um die letzte Ölung. Der Priester aber sagte: Du grober Gesell, musst du denn deswegen so ungeheuer anklopfen, und mich im Schlaf stören? Pack dich fort! ich geh nicht mit dir. Nach diesen Worten legte er sich wieder ins Bett, und ließ den armen Bruder stehen, so lange er wollte. Dieser aber, aus Not gezwungen, klopfte wieder an, und bat inständiger, als zuvor, durch die Liebe des Christkindleins, der Priester wolle doch den Kranken ohne das heiligste Sakrament nicht sterben lassen. Der Priester aber wurde hierüber so ungeduldig, dass er vor Zorn aus dem Bett heraussprang, die Tür mit Ungestümigkeit öffnete, den armen Bruder aufs allerärgste ausschändete, und endlich ihm einen so gewaltigen Backenstreich gab, dass der gute Bruder urplötzlich zur Erde niederfiel. Alsdann stand er wieder auf, fiel demütig auf seine Knie, und sprach: Ach! Ehrwürdiger Herr! verzeihet mir meine Ungestümigkeit, denn die große Not des Sterbenden hat mich dazu angetrieben. Ich bitte aber wiederum um Gotteswillen, lasst doch den armen Menschen nicht ohne die letzte Ölung sterben. Durch diese große Geduld und Demut wurde der Priester dermaßen erweicht, dass er zu dem Bruder demütig auf seine Knie fiel, und mit großer Reue sprach: Verzeiht mir um Gotteswillen, mein lieber Bruder Franz! dass ich euch so unbillig geschlagen und ausgeschändet habe. Der leidige Satan und meine große Ungeduld haben mich hierzu angereizt. Ich verspreche euch auch von nun an, ihr möget künftighin kommen, wann ihr wollt, bereitwillig zu dienen. Der Priester ging darauf mit ihm hin, gab dem Kranken die letzte Ölung, und derselbe starb zwei Stunden danach.
10) Als der Bruder eines Tages im Spital Messe hörte, und ein gewisser Kanonikus, der auch Doktor war, in jener Kirche neben dem Bruder Franz kniete, wurde selber über das ungewöhnliche Beten, das Franz an sich hatte, also zornig, dass er ihm auf selbigem Platz eine harte Maulschelle gab. Alle, so in der Kirche waren, ärgerten sich, dass der Doktor in der Kirche unter der Messe einen so frommen Menschen unschuldiger Weise so hart schlug; Bruder Franz aber wurde hierüber in seiner Andacht nicht gestört, sondern beugte sein Haupt gegen den Doktor, sagte ihm demütigen Dank und küsste die Erde. Nach der heiligen Messe ging er zu dem Doktor, fiel vor ihm auf die Knie, und sprach: Habt doch Barmherzigkeit mit mir, Bruder Doktor! denn ich bin ein gar plumper Mensch.
Eine vornehme Frau, die soeben vorbeiging, und Bruder Franz wohl kannte, sprach zu ihm: Fürwahr, mein Bruder, der zornige und hoffärtige Doktor hat eine große Sünde getan, dass er dich unschuldigen Menschen so hart geschlagen hat. Er aber sprach zu ihr: Nicht so, meine liebe Schwester! nicht so! Dieser unser fromme Vater hat mir eine große Lieb erzeigt. Denn weil ich so gar grob und ungeschickt bin, darum hat er ja wohlgetan, dass er mich gestraft und unterrichtet hat.
11) Wer muss sich nicht über diese große Demut und Geduld dieses einfältigen Menschen verwundern, und in Erwägung derselben seiner eigenen Hoffart und Ungeduld sich schämen. Billig sollte ein jeder von uns sie sich vor Augen stellen, und sich befleißen, diese nach Möglichkeit nachzuahmen. Höre aber noch Ferners:
Es kam einst ein Priester zu ihm, der so schlecht gekleidet war, dass man ihn eher für einen Schweinehirten, als für einen Priester gehalten hätte. Dieser brachte einen Schein, dass er ein Priester sei, und begehrte als Almosen ein neues Kleid. Bruder Franz ließ den Schein von jemanden vorlesen, und als er seine Echtheit erkannte, sagte er, der Priester wolle den andern Tag wieder zu ihm kommen, so bekäme er ein ehrliches Kleid. Der Priester kam zur bestimmten Zeit wieder, und Bruder Franz hatte ihm vom besten Tuch, inwendig mit Seide gefüttert, einen schönen Talar machen lassen. Damit er aber mit dessen alten Lumpen einen andern Bettler bekleiden möchte, sprach er zu dem Priester, er sollte seinen zerrissenen alten Rock ausziehen, dann wolle er ihm diesen neuen Talar anziehen. Der Priester aber fing an zu zürnen und zu toben und sich beim Spitalmeister zu beklagen, dass Bruder Franz mit ihm so übel umgegangen sei. Dieser kam dahin, hörte die Sache an, und erklärte, dass Bruder Franz recht, der Priester aber unrecht hätte. Hierüber wurde dieser so zornig, dass er aus Bosheit sein altes Kleid in Stücke zerriss, und die Fetzen dem Bruder Franz ins Angesicht warf, und sprach: Da hast du, was du verlangt hast. (O was ist es für ein Übel um den Zorn!) Der Spitalmeister erzürnte darob so sehr, dass er Bruder Franz um Gotteswillen bat, er solle doch diesem unwürdigen Menschen das neue Kleid nicht geben. Bruder Franz aber, ganz unerzürnt, antwortete: Um der Liebe des Jesuskindleins mag ich dieses nicht hören; denn es ist nicht gut. Wir müssen bedenken, Gott habe diesem Priester wenig Gnade gegeben; uns aber ist es verboten, Böses mit Bösem zu vergelten.
Er las demnach die zerrissenen Stücke auf, fiel damit vor dem Priester auf die Knie, und sprach: Ich bitte dich, Vater, verzeihe mir! Nimm vorlieb mit dem geringen Almosen, so ich dir gebe, und bitte das Christkindlein für mich. Über diese Liebe und Demut verwunderte sich der Spitalmeister dermaßen, dass er in seinem Herzen bekennen musste, der arme Bruder Franz sei weit vollkommener, als er selbst. Und wir alle müssen dies auch von uns bekennen, und uns im Vergleich mit Franz von Herzen schämen über unsere Ungeduld bei ähnlichen Vorfällen.
12) Eines Abends stand Bruder Franz bei der Spitalpforte, und redete mit zwei Soldaten. Der ungeduldige Pförtner aber sagte zu ihm: Mach deines Schwätzens ein Ende, oder ich schließe dir das Tor zu. Da aber der Bruder Franz mit der Rede noch nicht zu Ende war, und von ungefähr eine Hand zwischen der Tür und dem Pfosten derselben hatte, schlug der Pförtner die Tür mit solcher Gewalt im Grimm zu, dass er dem armen Bruder die Finger zerschmetterte und große Schmerzen verursachte. Der Bruder Franz aber fiel dem Pförtner, als er die Tür wiedereröffnet hatte, um den Hals, dankte ihm für empfangene Wohltat, und sang, als wenn ihm nichts geschehen wäre, dem Christkindlein ein Liedchen zu Ehren.
13) Dies und sehr vieles andere musste Bruder Franz nicht allein von Feinden, sondern auch von seinen Hausgenossen leiden. Ja, was noch ärger war, seine eigenen Armen und Kranken, denen er so viel Gutes getan, und alle Notwendigkeiten verschaffte, murrten immerzu über ihn, und taten ihm tausenderlei Schmach an. Etliche sagten: Er teilt das Almosen ungleich aus, und gibt denen das Beste, welchen er gewogen ist. Andere sprachen: Er gibt mir niemals nach meiner Notwendigkeit; denen aber, so es nicht nötig haben, gibt er allzeit im Überfluss. Andere sagten: Er hört keines Menschen Rat an, sondern tut alles nach seinem närrischen Kopf. Die armen Weiber tadelten seinen Namen, und sprachen heimlich und öffentlich: Bruder Franz geht lieber mit den Huren, als mit ehrlichen Weibern um; (wunderbar, dass der Mensch den pharisäischen Stolz nicht merkt, wenn er sich selbst gerecht und ehrlich nennt, und von andern als Huren, und Sünderinnen spricht, die aber nach Christus eher in das Himmelreich eingehen, als solche Selbstgerechte; dass sie den Neid nicht merken, der in ihnen haust, und die Liebe tötet, und den Geiz nicht fühlen, der in dem Empfang irdischer Habe seine höchste Seligkeit setzt) denn diesen hilft er, wo er nur kann, die ehrlichen Weiber aber sind bei ihm wie nichts geachtet. (O wie unerträglich muss einem bußfertigen Herzen die Sprache einer solchen Hoffart vorkommen, der diesen Höllenbund des Neides mit dem Geiz, in Verbindung mit dem Gestank der eitlen Ehre und ihrer Tochter, der Hoffart, recht erkennt!) Und endlich sagten andere: Der tolle Franz ist zu nichts anderem nütze, als nur durch die Straßen der Stadt zu laufen, und in allen Häusern zu fressen und zu saufen. (O wie wohl tut es einem rachgierigen Herzen, die Zunge zu schärfen, und den im Innern verbissenen Ingrimm zur gelegenen Zeit über einen frommen Diener Gottes gleich einer Schlange auszuschütten!)
14) Sieh, also wurde der fromme Bruder von seinen eigenen Leuten getadelt; was werden dann nicht erst die Feinde von ihm gesagt haben? Die Hofbedienten und weltliche Lebenden hatten so viel an ihm zu tadeln, dass sie dessen kein Ende zu finden wussten. Daher hörte man sie öfters sagen: Was bildet sich doch der grobe Franz ein, dass er so gern mit großen Herren umgeht, und sich mit ihnen so gemein macht? Er muss entweder ein Narr, oder ein ganz unverschämter Gesell sein, dass er sich dessen gar nicht scheut. (So wird der Fromme auf Erden gerichtet!) Auch sogar die Geistlichen und Klosterleute scheuten sich nicht, ihn zu tadeln, und alle seine guten Werke zum Übelsten auszulegen, (das ist ein schlimmes Zeichen für einen Christen, wenn er das offenbar Gute immer übel auslegen muss) und sprachen: Es ist nur lauter Gleisnerei hinter diesem Bruder, und eine unerhörte Manier zu leben. Es sind viele Heilige (O ihr Schafpelze, die ihr andere richtet und verdammt, lasst von den Heiligen ab, denn ihr würdet sie, wenn sie vor euch gelebt hätten, ebenso oft, oder noch öfters hämisch, stolz, frech, lieblos und neidisch getadelt haben, da ihr es ja Christus antut, der in allen Jahrhunderten gleich wirkt, wenn ihr so bitter tadelt und schmäht, wenn er in einem Herzen mehr wirkt, als euch und eurem Tadel beliebt!) große Almosengeber gewesen; sie haben aber nicht so gelebt und getan, wie dieser grobe Kerl zu tun pflegt. Es ist sehr zu fürchten, dass er sich heimlich Schätze mache, da er den Armen nicht gibt, was ihm für sie gegeben wurde.
15) Es wurden ganze Wägen voll Schmachreden dem unschuldigen Franz nachgesagt, und unzählbare Unbilden und Verspottungen zugefügt. Was meinst du aber, dass er hierzu getan oder gesagt habe? O wer kann es glauben, wer mag es sich einbilden? Er trug dies alles mit solcher Geduld und Demut, dass er niemals darüber zornig wurde, noch sich mit einem Wörtlein darüber verantwortete. Ja, er gab allen seinen Verleumdern Recht, und verklagte sich selbst ärger, als sie ihn verklagt hatten. Wenn er daher bisweilen hörte, dass jemand über ihn klagte, pflegte er zu sagen: Fürwahr diese guten Leute reden die Wahrheit; denn ich tauge ja zu nichts mehr, als alles Übel anzustiften. Er pflegte auch vor seinen Verleumdern niederzufallen, und sie um Verzeihung zu bitten, und sagte: Verzeiht mir, mein Bruder! dass ich euch erzürnt habe, und bittet das Christkindlein für mich, dass ich mich bessern möge.
16) Alle Ungeduldigen und Rachgierigen mögen sich an diesem frommen Bruder Franz spiegeln, und von ihm lernen, wie sie sich halten sollen, wenn ihnen hinfür einige Unbilden zugefügt werden, oder etwas Unrechtes nachgesagt wird. Lasset uns bisweilen in unseren Widerwärtigkeiten an die Geduld dieses frommen Bruders denken, und nach seinem Beispiel, dem lieben Christkindlein zu lieb, ein oder anderes Wörtlein mit Demut übertragen.
O du herzliebes Christkindlein! Welches du dich in der Einfalt, Demut und Geduld deines lieben Dieners Bruders Franz dermaßen erfreut hast, dass du ihn zu einem großen Heiligen gemacht, und mit vielen Tugenden geziert hast; wir bitten dich durch die Verdienste dieses deines treuen Dieners, verleihe uns, seiner Einfalt, Demut, Geduld und Freigebigkeit nachzufolgen, und auch eine besondere Liebe und Andacht zu dir, dem süßen Christkindlein zu tragen. Amen.
§. III.
Von dem reichlichen Almosen des Bruders Franz.
1) Es hat der liebreiche Gott mit seinem Diener ein neues Wunder anfangen wollen, indem er ihn, ungeachtet er keinen einzigen Heller hatte, zu einem solchen freigebigen Almosengeber gemacht, dass er alle Armen der Stadt Komplut, ja alle Armen des ganzen Landes fast allein ernährt hat. Dies haben wir in dem vorigen Abschnitt schon einigermaßen vernommen, wollen aber hier dieses noch mit einigen Geschichten bestätigen.
2) Der gute Franz fuhr in seiner Sorge und Pflege der Armen so großmütig fort, dass es schien, als wenn er aller Armen Vater und der Helfer aller Notleidenden wäre. Hierdurch wurde der Hand seiner Freigebigkeit täglich ein größerer Wirkungskreis eingeräumt, und es kamen je länger je mehrere Bettler und Notleidende, die seine Hilfe und Wohltätigkeit in Anspruch nahmen. Daher war es wunderbar, zu sehen, was er täglich für eine Ansprach hatte, und wie mitleidsvoll er jedem Hilfsbedürftigen beigesprungen war, und der Not aller abzuhelfen suchte. Es kamen zu ihm Geistliche und Weltliche, gemeine Bettler und Hausarme, verlassene Witwen und Waisen, arme Studenten und verheiratete Töchter, Kranke und Notleidende, wie auch diejenigen, die um Beiträge zur Erlösung der Gefangenen anhielten, und die zur Erlangung eines Amtes seine Fürbitte in Anspruch nahmen. Es machten ihn aber weder diese täglichen Ansprachen, noch der große Überlauf von so vielen Menschen müde und verdrießlich, sondern er nahm alle mit freundlicher Miene und liebreicher Begegnung auf, tröstete sie mit herzlichen Worten, kam ihnen zu Hilfe in ihren Nöten und gab ihnen reichliches Almosen; und konnte er der Not und dem Elend einiger nicht alsogleich abhelfen, so versprach er ihnen, für sie bei der Obrigkeit anzuhalten, oder bei Gott für sie zu bitten. Er ging sodann zu seinem Jesuskindlein, trug ihm die Not der Elenden vor, und ließ nicht nach zu bitten, bis er erhört wurde. Hatte er selbst kein Geld mehr, so sprach er gute Freunde an, ihm etwas vorzustrecken, und gab ihnen kein anderes Unterpfand, als allein diese Worte: Ich gebe euch das Christkindlein zum Bürgen.
Auf dieses süße Christkindlein setzte er all sein Vertrauen, und dieses ließ ihn auch nicht zu Schanden werden. Jedoch verließ es ihn, wenn er zuweilen kein vollkommenes Vertrauen auf selbes setzte, eine Zeit lang zur Strafe, wie wir mit einem Paar Geschichten erweisen wollen.
3) Ein frommer und reicher Kaufmann, namens Matthäus Pontanus, war sein geistlicher Vater, dem er alles Geld, so er für die Armen bekam, aufzuheben gab. Dieser pflegte ihm aber bisweilen, wenn er nichts mehr hatte, das Nötigste vorzustrecken, und erhielt dafür kein anderes Pfand oder Verschreibung, als das Jesuskindlein. Alle Monate rechneten sie miteinander ab, damit sie sähen, wer dem andern schuldig blieb. Einst fiel ein gar teures Jahr ein, in welchem das Spital nicht allein voller Kranken, sondern auch die Stadt voller Armen war, die der fromme Bruder alle in seinen Schutz nahm, und sie bestmöglichst versorgte. Unterdessen vermehrten sich die Armen und Kranken, und das Christkindlein zog auch seine Freigebigkeit ein wenig ein, um zu erfahren, wie stark Bruder Franz auf selbes vertraue. Als er nun mit seinem geistlichen Vater einmal abrechnete, zeigte es sich, dass er bei tausend Dukaten schuldig blieb; gleichwohl fuhr er fort, mehr Geld auszunehmen, und jener ihm mehr Geld zu borgen. Endlich als der Bruder einmal Geld zu lehnen kam, sprach Herr Matthäus zu ihm: Lieber Bruder! woher werdet ihr mich einmal zahlen? Bruder Franz sprach: Bruder Matthes! wir müssen alle unsere Hoffnung auf das Christkindlein setzen, denn dieses wird uns alles überflüssig zuschicken. Matthäus sprach: Hat dir denn jemand ein reiches Almosen versprochen? Der Bruder sagte: Ich weiß zwar niemanden, habe aber keinen Zweifel an dem Christkindlein, das keinen seinetwegen zu Schanden werden lassen wird. Der Kaufmann wurde hierüber beängstigt, weil ihm seine Freunde hart redeten und ihn aufhetzten, dass, obwohl er seine eigenen Kinder und die eigene Haushaltung zu versorgen hätte, er einem Bettler so viel Geld ohne Versicherung borgen könnte. Durch diese Überredungen und die teure Zeit verleitet, gab er, als Bruder Franz noch einmal kam, Geld zu lehnen, ihm nicht allein keines mehr, sondern kränkte ihn auch noch durch einen scharfen Verweis, und sprach: Ich habe dir schon so viel Geld geliehen, und so lang geborgt, in der Hoffnung, du würdest bezahlen. Nun aber sehe ich, dass ich durch dein leeres Versprechen betrogen, und mit meiner Frau und Kindern zum armen Mann geworden bin. Deshalb sieh zu, wie du mich mit Nächst bezahlst, und nicht eher wieder in mein Haus kommst, sonst werde ich dich bei der Obrigkeit verklagen, und ins Gefängnis werfen lassen. Hier wurde der arme Bruder zwar erschüttert, sprach jedoch zu seinem Schuldherrn: Seid zufrieden, Bruder Matthes! ich will das Christkindlein bitten, dass es euch bezahle. Darauf ging er traurig heim, kniete vor seinem Christkindlein nieder, und beklagte sich vor ihm also: Mein liebes Jesulein! Ich habe all das Geld in Deinem Namen zu leihen genommen, und keinen anderen Bürgen, als Dich, gegeben. Du aber hast schon lang gewusst, dass ich nichts zu bezahlen habe. Wenn Du mir nicht bald zu Hilfe kommst, so werde ich nichts mehr zu leihen bekommen, ja gar in den Turm geworfen werden. Nach diesem Gebet stand er fröhlich auf, und wurde von einem Diener befragt, was er seinem Bürgen geklagt hätte? Da sprach er: Bruder Matthes will mir kein Geld mehr borgen, das habe ich dem Kindlein geklagt, und es hat mir in den Sinn gegeben, ich sollte einen anderen geistlichen Vater suchen. Also ging er zu einem anderen reichen Kaufmann, klagte ihm seine Not, und der lieh ihm so viel er begehrte. Nach einigen Wochen kam des vorigen Kaufmanns Frau zum Bruder Franz, klagte ihm schmerzlich ihre Not, und sprach: Lieber Bruder, nachdem euch mein Mann mit Zorn abgewiesen hat, ist alles Glück aus unserem Haus gewichen, denn es wird nichts mehr in unserem Laden verkauft, es wird uns keine Schuld bezahlt, es ist keine Kundschaft mehr, es ist kein Glück noch Segen mehr. Mein Mann ist ganz unruhig und verstört, und stellt sich, als wenn er ganz von Sinnen kommen wollte. Darum kommt doch wieder in unser Haus, wie zuvor, und bringt uns wieder den Segen, den ihr uns hinweggetragen habt. Bruder Franz aber sprach: Ich gehe nicht mehr in euer Haus, denn das Christkindlein hat mir gesagt, ich soll einen anderen geistlichen Vater nehmen, weil ihm euer Mann diesen Dienst aufgekündigt hat. Als Herr Matthäus dies vernommen, ging er selbst zum Bruder, und sagte: Verzeihe mir, mein lieber Bruder, dass ich dich mit so rauen Worten angefahren und abgeschafft habe. Ich bitte dich aber durch das liebe Jesulein, komm wieder zu mir, wie zuvor, um zu leihen zu nehmen, denn alles, was ich habe, soll dein und des Jesuskindleins sein. Auf dieses Begehren ging er wieder hin, nahm Geld aus, wie zuvor, und dies währte noch vier Wochen lang. Nach dieser Zeit kamen drei bis vier fette Almosen, wodurch er seine Schulden alle bezahlte, und noch über hundert Dukaten übrigbehielt. Darüber musste nun jeder staunen, der darum wusste. Er sagte indessen dem lieben Christkindlein herzlichen Dank.
4) Als er einst zu viel auf menschliche Hilfe traute, hat ihn Gott folgender Maßen gestraft. Der Herzog von Savoyen kam nach Spanien, die Infantin Katharina zu heiraten. Bruder Franz war zur selben Zeit viel schuldig, und die Zeit, in der er zu zahlen versprochen hatte, war schon herangerückt. Deshalb hielt er es für ratsam, nach Madrid zu gehen, um bei den jungen Eheleuten eine Steuer zur Zahlung seiner Schulden zu suchen. Weil er am königlichen Hof allen bekannt, und bei der Infantin in großen Gnaden war, so dachte er, es könnte ihm ja nicht fehlen, bei dem Herzog etwas zu erhalten. Er ging daher nach Madrid, und bekam eine gnädige Audienz bei dem Herzog, klagte ihm seine große Not, und bekam von ihm die Zusicherung eines großen Almosens. Um den Herzog, wenn er darauf vergessen sollte, wieder an sein Versprechen zu erinnern, bestellte er verschiedene Herren, die immer um den Herzog waren, ihn von Zeit zu Zeit zu mahnen. Da aber der Herzog die Sache in die Länge zog, und mit der Erfüllung seines Entschlusses zu lange zögerte, indem er sich nie bestimmt ausgesprochen hat, wieviel er Almosen geben wolle, musste der Bruder, der nie lange vom Spital abwesend sein durfte, wieder ohne Almosen nach Komplut ziehen. Dennoch hoffte er, die besagten Freunde am Hof würden den Herzog ermahnen, und der Herzog würde, weil er überaus viele Geschenke und Reichtümer bei sich hatte, ihm ein reichliches Almosen hinterlassen, ehe er von Spanien fortzöge. Diese Hoffnung aber hatte ihn betrogen, und alle seine Anstalt hat ihm nichts geholfen. Denn der Herzog ritt mit der Braut nach Savoyen, und ließ dem armen Bruder nicht einen Heller Almosen zurück. Darüber betrübte sich nun der arme Bruder gar sehr, und fürchtete sich, sein Kaufmann würde ihm nichts mehr leihen, ja vielleicht ihn gar gefangen nehmen. Er klagte deshalb das große Herzeleid seinem lieben Kindlein, und sprach: Mein liebes Jesulein! Was ist das? Sind denn nicht die Gedanken der Menschen in Deinen Händen? Wie hast Du nun unseren Bruder, den Herzog, ohne alles Almosen hinwegziehen lassen? Auf diese seine Klage hörte er in seinem Herzen diese Antwort: Dies kommt daher, weil du auf deinen Fleiß, und nicht auf Gott allein vertraut hast. Der gute Bruder erkannte seine Schuld, warf sich demütig auf die Erde, bat mit weinenden Augen um Verzeihung, und versprach, hinfür auf keinen Menschen, sondern allein auf sein Jesuskindlein sein Vertrauen zu setzen. Darauf wurde er in seinem Herzen wieder getröstet und zweifelte im Geringsten nicht mehr an der göttlichen Hilfe. Eben an dem Tag, wo er versprochen, den Kaufmann zu bezahlen, und er zu Komplut durch die Hauptstraße ging, hörte er, dass ihn jemand rufe. Er sah sich um, und wurde eines Boten gewahr, der die Leute fragte, ob dies der Bruder Franz wäre. Deswegen eilte der Bote zu ihm, und sah ihn eine Weile starr an, da er glaubte, der Bruder Franz müsste ein ganz anderer, viel ansehnlicherer Mann sein, weil der Herzog ihn zu ihm schickte, und weil er auch oft große Herren löblich von ihm hatte reden hören. Da er ihn für einen groben Bauern und armen Bettler hielt, und sich betrogen glaubte, fragte er ihn selbst, und sprach: Bist du der Bruder Franz? Und als er dies vernommen hat, sagt er: Deinethalben allein habe ich einen so weiten Weg reisen müssen. Denn der Herzog von Savoyen schickt mich hierher, ich soll dir diese zweihundert Dukaten bringen, und du sollst fleißig für ihn beten. Der arme Bruder Franz nahm das Geld mit großer Dankbarkeit an, zahlte noch selben Tag seine Schuld, und dankte von Herzen seinem so freigebigen Christkindlein.
Aus diesen beiden Geschichten ist abzunehmen, was ein festes Vertrauen zu Gott auswirke, und wie kräftiglich man dadurch alle Gnaden bei Gott erwerben könne. Wenn du daher etwas Wichtiges von ihm zu begehren hast, ruf ihn von Herzen mit großem Vertrauen an, in Erwägung, dass derjenige Herr, den du bittest, ein unendlich gütiger Vater sei, der seine höchste Freude dareinsetzt, seinen Kindern etwas Gutes zu tun, und der ihnen auch unfehlbar gibt, was sie begehren, wenn ihnen das Verlangte zur Seligkeit nützlich, und seiner unendlichen Weisheit geziemend ist.
5) Unter allen Andachten, so der Bruder Franz hatte, war keine über die Andacht und Liebe zu dem Christkindlein, dessen Fest er alle Tage seines Lebens mit höchster Feierlichkeit und Freude zu begehen pflegte. Und damit sich auch alle Armen am selbigen Tag erfreuen möchten, pflegte er ihnen alle Jahre eine Mahlzeit zu halten auf folgende Weise: Am Sonntag vor dem heiligen Christtag ließ er auf allen Kanzeln verkündigen, dass alle Armen, die ein Zettelein bringen würden, das bezeugte, dass sie gebeichtet und kommuniziert hätten, in dem Spital sollten gespeist werden. Alsdann versammelten sich alle Armen, nicht allein in der Stadt Komplut, sondern auch aus dem ganzen Land, und erwarteten mit Freuden den heiligen Christtag. Bruder Franz aber ging zu allen seinen guten Freunden, besonders zu den vornehmen Herren, bettelte Fleisch, Gemüse, Korn, Kohlen und Geld. Als er das erste Mal diese Gasterei hielt, hatte er zwei Ochsen, dreißig Hammel, dreißig Geiße, zwanzig Malter Mehl, vierzehn fette Schweine, viele Säcke voll Rüben und Kohlen und über zwölfhundert Königstaler. Diese Sachen hatte er nicht alle erbettelt, sondern es war ihm vieles von verschiedenen, auch fremden, unbekannten Leuten verehrt worden. Was er nicht erbetteln konnte, das borgte er, und gab ihnen keine andere Handschrift, als diese drei Worte: Ich will´s bezahlen. Am heiligen Abend des Christtags kamen die Armen vor das Spital, und ihrer waren das erste Mal tausendzweihundert. Diese empfing er alle mit Freuden, ließ sie erstens dem Christkindlein zu Ehren beten, und fing dann an, von einem großen Tisch, worauf das Almosen lag, mit Hilfe der Spitals-Diener und anderer guten Leute jedem Armen die treffende Portion auszuteilen. Allen Männern und Frauen, so Kinder hatten, gab er zwei Pfund Brot, ein Pfund Rindfleisch, ein Pfund Hammelfleisch, ¾ Pfund Geißfleisch, ½ Pfund Schweinefleisch, gekochte Rüben, ein Körblein voller Kohlen, um dies alle kochen zu können. Ferner bekam noch überdem jeder Arme vom Bruder Franz einen Königstaler in einem Brief eingewickelt. Für jene, die sich selber nicht kochen konnten, hatte er gewisse Häuser bestellt, in denen sie am heiligen Christtag auf vorbesagte Weise ausgespeist wurden, und noch nebenbei einen Königstaler erhielten. Denjenigen Hausarmen, die sich schämten, das Almosen öffentlich abzunehmen, schickte er durch vertraute Leute ihre Portion heimlich hin. Der arme Bruder Franz hatte an dieser reichlichen Ausspeisung unaussprechliche Freude.
6) Dies war der Anfang seiner Gastereien, die er hinnach alle Tage seines Lebens so viel als möglich gehalten hat. Wie lieb aber dem Christkindlein dies Almosen war, hat es durch viele Wunderwerke zu erkennen gegeben. Als einstens der heilige Christtag gekommen, und der Bruder für die Ausspeisung der Armen noch nichts beisammen hatte, kniete er vor seinem Kindlein nieder und betete also: Liebes Christkindlein! unser Fest und der Tag, deine Höflinge zu speisen, ist vor der Tür! Dein Bruder Franz aber hat nicht einen einzigen Heller; und es hat ihm auch noch niemand etwas angeboten, wie sonst geschehen ist. Darum weiß ich nicht, was Du mir heuer verehren wirst, absonderlich, da es das Ansehen hat, als hättest Du meiner ganz vergessen. Das Kindlein aber redete ihm zu Herzen, er solle sich nicht fürchten, es wollte ihm alles verschaffen. Gleich darauf klopfte jemand an der Pforte an, begehrte zum Bruder Franz, und gab ihm eine große Summe von harten Silberkronen und sprach: Gelobt sei das Jesuskindlein! Nimm du das, und unterlass dieses Jahr die gewöhnliche Gasterei nicht. Nach diesen Worten ging er gleich fort, sagte nicht, wer das Geld geschickt hätte, und wollte auch keine Danksagung annehmen. Bruder Franz aber legte das Geld vor die Füße des Christkindleins, rief einige gute Freunde herbei und ermahnte sie, mit ihm das liebreiche Jesuskindlein zu loben.
7) Ein anderes Mal, als er sein Gastmahl zu bereiten über Feld gegangen, sah er bei einem Dorf, drei Stunden von Komplut, einen Bauern mit zwei Ochsen ackern. Einer von diesen Ochsen war sehr fett, und stund ihm wohl an. Der Bruder Franz handelte daher dem Bruder Bauer den Ochsen ab, bezahlte ihn alsbald mit barem Geld, und verpflichtete den Bauern, ihm den Ochsen vier Tag vor dem heiligen Christtag nach Komplut zu bringen. Der gute Franz fragte nicht, wie der Bauer heiße, begehrte auch keinen Schein wegen der Bezahlung, sondern ging in seiner Einfalt seinen Weg fort. Der Bauer lachte heimlich bei sich selbst, spottete des einfältigen Tropfens, und dachte an nichts weniger, als den Ochsen zu liefern. Inmittels kam der Christtag bald herbei, und die Diener des Spitals drangen in den Bruder Franz, einen Ochsen herbeizuschaffen; er aber sagte: Der Ochs ist schon gekauft und bezahlt, und wird von dem Bauern zur rechten Zeit gebracht werden. Der Ochs aber blieb aus, und zwar so lange, bis man anfing, die Portionen zu schneiden, und das Fleisch zu zerhauen. Inzwischen kam ein schöner fetter Ochs ohne einigen Führer in das Spital gelaufen, den Bruder Franz alsobald erkannte und sagte: Dies ist der Ochs, den ich bezahlt habe. Schlachtet und zerhaut ihn. Lange darnach kam der Bauer atmend und schwitzend, fragte aller Orten nach seinem Ochsen und sagte, dass derselbe, wiewohl er sonst ganz zahm und sanft gewesen, dennoch selbigen Morgen in der Früh sich vom Pflug losgerissen, und eines Laufes der Stadt zugerannt sei, und er ihn keineswegs habe ereilen können. Als er endlich gewahr wurde, der Ochs sei in das Spital gelaufen, ging er dahin, fand aber den Ochsen schon geschlachtet. Der Bauer fing an, sich über diese Unbild beklagen zu wollen. Bruder Franz aber sagte zu ihm: Bruder Bauer! hab ich dir denn nicht den Ochsen bezahlt? Hast du mir denn nicht versprochen, denselben zu liefern? Gehe geschwind hin zum Christkindlein, und bitte um Verzeihung, dass du es betrügen wolltest. Auf diese Worte warf sich der Bauer vor dem Bruder Franz nieder, bekannte seine Schuld und ging mit dem Bruder Franz zum Christkindlein, um vor ihm um Verzeihung zu bitten.
8) Einmal mangelte ihm Schweinefleisch, und er konnte ums Geld keines bekommen. Sieh da kam ein Sauhirt mit 14 fetten Schweinen, und verehrte ihm dieselben ohne einige Vergeltung. Bisweilen kamen der Bettler so viele, dass sie nicht alle zu zählen waren. Gleichwohl wollte Bruder Franz die gewöhnliche Portion nicht verringern. In solchem Fall machte das liebe Christkindlein, dass sich das Almosen in seinen Händen vermehrte, damit kein Armer seines Teiles beraubt würde.
Aus den angeführten Geschichten erkennst du klar, wie viel tausend Arme der arme Bruder Franz ernährt habe, ungeachtet er nicht einen einzigen Heller hatte. Dies geschah aber wegen seiner großen Frömmigkeit und des festen Vertrauens, so er zu seinem lieben Christlkindlein trug. Folge du ihm hierin nach, du armer Mensch und elender Bettler! und du wirst empfinden, dass dich Gott nicht verlassen werde.
O du allersüßestes Jesuskindlein! ich sage dir Dank, dass du deinem lieben Bruder Franz wegen der herzlichen Liebe, und des Vertrauens, so er zu dir getragen, mit geistlichen und leiblichen Gütern reichlich begabt hast; ich nehme mir auch hinfür eine besondere Andacht und Liebe zu dir zu tragen für, und dich in deinem heiligen Bildnis demütiglich zu verehren. O du holdseligstes Jesulein! im Namen deines Bruders Franz grüße ich dich, und schenke dir mein armes Herz, und flehe, du wollest es mit deiner Liebe anzünden, und deine beständige Wohnung darin nehmen. Amen.
§. IV.
Wie der Bruder Franz geistlich geworden.
1) Nachdem nun der fromme Bruder Franz 27 Jahr in dem Spital Gott und den Armen treulich gedient hatte, empfand er innerlich eine große Begierde, die Welt zu verlassen, und ein Diskalzeat zu werden, d.h. in den Orden der unbeschuhten Karmeliter zu treten. Er rief deshalb Gott getreulich an, ihm seinen Willen zu offenbaren, und als er ihn klärlich erkannte, tat er ein Gelübde, und versprach Gott und der Mutter Gottes, in den Orden der unbeschuhten Karmeliter zu treten. Weil er aber dem König bekannt und angenehm war, und ohne sein Wissen und seinen Willen dies nicht tun durfte, reiste er nach Madrid, begehrte Audienz beim König und sprach, nachdem er sie erhalten, im Beisein vieler Minister also: Unser großer Bruder! (also pflegte er den König zu nennen) das Christkindlein hat mir in den Sinn gegeben, ich sollte ein Karmeliter werden, darum möchte ich gerne mit Eurer Erlaubnis in diesen Orden treten. Der König (Philipp II.) aber sprach: Nicht das Christkindlein, sondern der Teufel hat dir`s in den Sinn gegeben, um dich von der Sorge der Kranken und Hilfe der Armen abzuwenden. Bruder Franz aber sprach: Unser großer Bruder soll gewiss sein, dass mir das Christkindlein dies eingegeben hat, deswegen habe ich auch ein Gelübde getan, geistlich zu werden. Der König sprach: Sorge du nicht wegen deines Gelübdes, wir wollen schon nach Rom schicken, dass du davon absolviert wirst. Indessen frage du hierüber gelehrte Leute, und folge mehr ihrem Rat, als deiner eigenen Phantasie. Der König selber ließ viele Theologen darüber befragen, und vernahm von ihnen, dass es besser wäre, dass Bruder Franz in der Welt bliebe. Darauf schickte er nach Rom, und erhielt vom Papst Dispensation. Bruder Franz war anfangs hiermit zufrieden, wurde aber bald danach in seinem Gewissen sehr unruhig. Ja, das Christkindlein offenbarte ihm klärlich, dass es sein Wille sei, er sollte geistlich werden. Er tat deswegen noch einmal ein Gelübde, und ging wieder hin, dem König dies zu offenbaren. Der König empfing ihn gar unfreundlich, schickte ihn mit zornigen Worten fort, und erhielt wieder von Rom Dispensation. Der arme Bruder Franz war hierüber ganz betrübt, hatte keine Ruhe in seiner Seele, und wurde endlich genötigt, nach sechs Monaten zum dritten Mal zum König zu gehen, zu dem er so sprach: Unser großer Bruder! das Jesuskindlein hat mir in einem Gesicht geoffenbart, ich solle mein Gelübde halten, oder ich würde aus seiner Gnade kommen. Ich habe mich auch bei einigen frommen Leuten darüber befragt, welche mir dasselbige sagen. Darum bitte ich, unser großer Bruder wolle doch zufrieden sein, dass ich geistlich werde, und wolle den Diskalzeaten (Karmelitern) befehlen, mich aufzunehmen. Dies und dergleichen wusste der demütige Franz so einfältig und rührend vorzubringen, dass der König endlich in sein Begehren willigte, ihn ganz freundlich umfing, und alle Hilfe versprach. Die Patres aber hielten ihn noch ein paar Monate auf, um seinen Geist zu prüfen, um ihm auch Zeit zur Bezahlung seiner Schulden zu lassen und damit er alle Sachen in Ordnung und Richtigkeit brächte. Danach wurde er im Orden mit Betrauerung aller Armen eingekleidet, und von den königlichen Ministern herrlich traktiert.
2) Wie heilig er nun im Noviziat gelebt, welch schwere Bußwerke er verrichtet, wie viele Anfechtungen des Teufels er ausgestanden hatte, wie stark er vom Novizenmeister abgetötet worden ist, und wie vortrefflich er sich in jede Tugend eingeübt habe, das kann in Kürze hier nicht beschrieben werden, sondern muss notwendig ausgelassen werden.
Als endlich sein Professtag herbeikam, wollte der Pater General diesem Fest selbst beiwohnen, und der Bischof ihm die Predigt halten. Es kamen schier auch alle Hofbedienten von Madrid, dieser Solemnität beizuwohnen, und dem Bruder Franz auf seiner Hochzeit aufzuwarten. Er aber musste auf Befehl des Pater Generals im Refektorium predigen, wiewohl er sich deshalb lang entschuldigte. In dieser Predigt erklärte er ausführlich, was für ein ungeschickter und plumper Mensch er in seiner Jugend, und was für ein grober Bauer er in der Welt gewesen sei, darum könne er sich nicht genug verwundern, dass ihn die Patres in den Orden hätten aufnehmen mögen, oder ihn nicht schon längst wieder fortgejagt hätten. Durch diese Predigt wurden alle wohl auferbaut, und seine tiefe Demut klar erkannt. Wenige Tage nach seiner Profess wurde er nach Valenz geschickt, dort ein Konvent der Büßerinnen zu stiften, welches ihn sehr viele Mühe gekostet hat.
3) Zu Valenz waren viele Weibsleute, die, entweder weil sie sich nicht anders ernähren konnten, oder weil sie nicht mochten verheiratet werden, ein ärgerliches, ja öffentliches Hurenleben führten. Damit nun diese elenden Menschen von diesem bösen Leben abstehen, und sich nicht ewig verdammen möchten, hatten sich viele fromme Herren oft und äußerst, allein dennoch umsonst bemüht, ein gemeines Haus samt den nötigen Renten zu stiften, in welchem diese Weibsbilder unterhalten und ausgesteuert werden könnten. Weil denn Bruder Franz zur Ausführung dieses gottseligen Werkes am tauglichsten erklärt wurde, haben verschiedene große Herren beim Pater General das Ansuchen gestellt, und auch bewirkt, dass er den Bruder nach Valenz schickte. Es war eben damals Seine königliche Majestät Philipp der Dritte zu Valenz, der kurz zuvor nach dem Tod seines Vaters König von Spanien geworden war, und sich mit einer Österreichischen Prinzessin Margaretha verheiratet hatte.
Dieser ließ nun Bruder Franz zu sich berufen, erzeigte ihm große Liebe und Freundschaft, und sagte ihm auch, er sollte auch zu seiner Königin, die in einem gewissen Garten des Palastes war, hinuntergehen. Bruder Franz aber sprach in seiner Einfalt: Ich bitte euch, mein großer Bruder! Ihr wollt mir den Weg zeigen, denn ich weiß nicht, wo ich soll hingehen. Der König ging mit ihm bis zu einer Tür, welche er auch selbst aufmachte. Bruder Franz aber sprach: Sieh, wenn mein großer Bruder nicht wäre mit mir gegangen, so hätte ich die Tür nicht aufmachen können. Der König hatte Wohlgefallen an seiner Einfalt, und schickte ihn zur Königin. Mit dieser sprach er auch eben so einfältig, und machte ihr so viele Freude, dass sie ihn bei der Tafel behielt. Allda saß nun Bruder Franz an einem besonderen Tischlein nächst der königlichen Tafel, und die Königin schickte ihm die Speisen von ihrem eigenen Teller. Es war Bruder Franz sehr lieb, dass er in Bekanntschaft des Königs und der Königin gekommen war, weil er durch sie sein begonnenes Werk zu bewerkstelligen hoffte.
4) Den andern Tag ging Bruder Franz zum Erzbischof selbiger Stadt, welcher ihn zwar nicht kannte, aber dennoch viel Gutes von ihm gehört hatte. Der Bischof empfing ihn mit Freuden, und spürte gleich an ihm, dass er ein sehr frommer Mann wäre. Bruder Franz erzählte ihm die Ursache seiner Ankunft, und bat ihn, dass er ihm behilflich sein möchte, ein Haus samt Renten für die Büßerinnen zu bekommen. Es hatte die Stadt ein gemeines Haus, welches jährlich 40 Königstaler Einkommen hatte. In diesem Hause wurden die gemeinen, leichtfertigen Frauen alle Jahr in der Karwoche gezwungen, täglich Predigt anzuhören, und wurden in dieser Woche von den Renten des Hauses erhalten. Wenn sich nun eine bessern wollte, so behielt und verpflegte man sie ein viertel Jahr in selbigem Haus. Man verhalf ihr sodann entweder in ein Kloster, oder zu einer Heirat. Dies Haus hätte Bruder Franz gern gehabt, und die geringen Einkünfte desselben gern verbessert gesehen. Darum bat er den Herrn Erzbischof, ihm in seinem Vorhaben behilflich zu sein. Der Bischof brachte ihm viele Schwierigkeiten vor, die seinem Vorhaben entgegentreten, und dass sich schon längst große Herren und viele heilige Männer dessen vergeblich unterfangen hätten, und dass die Stadt dieses Haus nicht würde aus den Händen geben aus gewissen Ursachen. Er sagte dies in der Absicht, den Bruder Franz von seinem Vorhaben abwendig zu machen. Desungeachtet ließ Bruder Franz nicht von seinem Vorhaben, und was er durch die Menschen nicht bewirkte, hoffte er durch sein Christkindlein auszurichten. Darum sprach er endlich zum Erzbischof: Herr Vater! weil diese Sache Gott angeht, wird das Christkindlein sie schon ausmachen. Es ist ein gutes Zeichen, dass Gott so viele gelehrte und heilige Männer abgewiesen, und diese Sache einem armen Bauern in die Hände gegeben hat, damit die Ehre allein sein sei, und keinem Menschen könne zugeschrieben werden.
5) Inmittels tat Bruder Franz alles Mögliche, seine Absicht zu erreichen, ersuchte vielmals die Herren des Rates, sprach auch den König selbst darüber; dennoch fand er aller Orten lauter Hindernisse, weil der Satan, der schon vorsah, was Gutes daraus entstehen würde, ihm in allem entgegen war. Während dieser Zeit riss die Pest in Spanien gewaltig ein, und war schon so weit gekommen, dass sie bereits die ganze Umgegend von Valenz verheerte. In dieser bedrängten Lage und Not riefen die Bürger den Bruder Franz an, dass er bei Gott für sie bitten und durch seine Fürbitte ihnen die Pest abwehren wolle.
Bruder Franz tat zu dem Ende viele schwere Bußwerke, und bat sein liebes Christkindlein so inständig, dass es ihm endlich offenbarte, wenn die Herren des Rates ihm das Haus geben, und mit mehreren Renten versehen wollten, so sollte die Stadt vor der Pest befreit bleiben. Des andern Tages ließ er die Herren des Rates erbitten, sie möchten sich belieben, zusammen zu kommen, denn er hätte ihnen im Namen des Christkindleins etwas zu sagen. Es waren ihm aber die Herren so entgegen, dass sie jede Zusammenkunft ausschlugen. Als sie aber hinnach durch vieles Bitten bewogen doch erschienen, verschworen sie sich dennoch, dem Bruder Franz wenigstens das Haus nicht zu geben. Ehe Bruder Franz aus seinem Haus ging, nahm er einen Prügel, und prügelte seinen Grindigen gar jämmerlich, weil er bisher so hinderlich in seinem Vorhaben ihm gewesen wäre. Danach hing er ihn unter das Marienbild und sprach: Heilige Mutter Gottes! halte mir diesen Grindigen stark gebunden, damit er mich in meinem guten Werk nicht verhindere.
6) Sobald Bruder Franz in die Ratsstube eingegangen, sahen ihn schier alle mit grimmigen Augen an, er aber redete zu ihnen in seiner gewöhnten Einfalt also: Ihr Brüder! mir ist von meiner Obrigkeit befohlen worden, dass ich das Christkindlein für das Heil der Stadt bitten sollte. Dies habe ich getan, so gut ich konnte, und es hat mir in voriger Nacht angesagt, es wolle die Stadt vor der Pest bewahren, wenn ihr ihm das Haus für die Büßerinnen geben wollt. Und so lange ihr dieses Haus unterhalten wollt, so lange sollt ihr von der Pest befreit bleiben. Dies sage ich euch im Namen des Christkindleins an, und bin bereit, mich dessen zum Bürgen darzustellen. Ein Wunderding: Wiewohl sie sich zuvor verschworen hatten, seinen Offenbarungen nicht zu glauben, fielen sie dennoch seinen Worten also bei, dass unter den achtzig Ratsherren nicht ein einziger war, der ihm widersprach, sondern sie gaben ihm alsbald das verlangte Haus samt seinen Renten, und begehrten nichts mehr, als dass er sein Versprechen unterschreiben sollte. Also schrieb sein Gesell in seinem Namen folgende Worte, und er machte mit der Feder ein Zeichen darunter: Ich Bruder Franz von dem Jesuskindlein sage, dass, wenn mir die Brüder Ratsherren ein Haus mit seinen Renten geben wollen für die Büßerinnen, so sollte keine Pest die Stadt vergiften. Zur Urkunde dessen unterzeichne ich mich mit eigener Hand.
7) Von selbiger Stund an gaben sie ihm das verlangte Haus, gewannen auch solche Liebe und solches Vertrauen zu ihm, dass sie ihn oft in ihren Rat beriefen, und nichts Wichtiges ohne sein Gutheißen beschlossen. Sie vermehrten auch die Einkünfte des Hauses sehr reichlich, und bauten ein Kloster daneben, dass, wenn einige von den Büßerinnen geistlich werden wollten, selbe darin frei aufgenommen werden konnten. Der gute Bruder war darüber so herzlich erfreut, dass er nicht wusste, wie er dem Jesuskindlein genug dafür danken sollte. Als er nun meinte, seine Sache wäre im besten Stand, sieh, da kam ein neues Unglück, es kam nämlich die Pest auch in die Stadt und hatte schon etliche Menschen weggerafft. Dies setzte die ganze Stadt in gewaltigen Schrecken, und der Rat, zweifelnd an dem Versprechen des Bruders Franz, schickte zwei Herren zu ihm, die sich deswegen heftig beklagten, und darüber sehr unruhig waren, dass trotz des Versprechens vom Bruder die Pest doch in die Stadt gekommen wäre. Bruder Franz aber sprach freundlich zu ihnen: Ihr Brüder! das Jesuskindlein hat sich verpflichtet, eure Stadt vor der Pest zu bewahren, und in seinen Worten kann kein Betrug sein. Darum fragt fleißig nach, was denn das für Leute seien, die die Pest haben, und daran gestorben seien. Vielleicht sind es Fremdlinge, die mit der Pest hereingekommen sind. Vertraut aber auf das Jesuskindlein, die Pest wird nicht weiter einreißen, noch einen Menschen von Valenz angreifen. Bei angestellter Untersuchung hat man gefunden, dass es so war, wie Bruder Franz gesagt hatte.
8) Nun hatte Bruder Franz das lang verlangte Haus, hatte aber noch keine von den gemeinen Huren, die sich bessern, und darein ziehen wollte. Denn es hatten sich diese leichtfertigen Vetteln auch gleichsam verschworen, dass sich keine von ihnen bessern wollte. Deswegen ging Bruder Franz oft in die gemeinen Häuser, predigte den bösen Weibsbildern scharf von der Hölle und dem jüngsten Gericht, richtete aber anfangs wenig damit aus. Deswegen rief er des Nachts inständig zu Gott, und unterzog alle Nacht den schärfsten und blutigen Disziplinen sich, um die Bekehrung dieser Sünderinnen zu erwirken. Wenn er hörte, dass in einem Haus ein Beischlaf war, und er mit guten Worten keine Bekehrung zuwegebrachte, ließ er die schlechte Person durch den Stadtknecht aus dem Hause nehmen und in sein Bußhaus führen. So tat er auch, wenn einige in ihren eigenen Häusern heimlich sündigten, und er dessen gewahr worden. Die er dann also mit Gewalt in sein Haus gebracht hatte, denen predigte er so lange, und versprach ihnen so viel, bis sie sich endlich bekehrten, und freiwillig in dem Haus blieben. Es bekehrten sich auch etliche von den gemeinen Huren, so dass Bruder Franz nun allmählich ein ziemlich großes Konvent beisammen hatte. Unter andern war eine überaus schöne Person in einem Hurenhaus, die mit den Anlockungen und Reizen ihrer Schönheit manche Seele verführte. Bruder Franz, der diese Person bekehrt hatte, ging einst mit seinem Gesellen in selbiges Hurenhaus, und fragte nach ihrer Kammer. Sobald er hineinkam, sprach er zu ihr: Mein liebes Schwesterlein! sieh, ich bin hierhergekommen, dich herauszuführen, dass du dem Jesuskindlein dienst, um dem Grindigen hinfür nicht mehr zu dienen. Sie lachte darüber und sprach: Es ist mir noch nicht im Sinn, dem Christkindlein zu dienen, ich muss zuvor noch besser meinen Lüsten abwarten. Bruder Franz setzte auf alle Manier an sie, musste aber unverrichteter Sachen wieder davongehen. Auf der Straße sprach er zu seinen Gesellen: Bruder! Morgen um 8 Uhr wollen wir wieder hingehen, sie herauszuführen, denn obschon sie sich jetzt ganz halsstarrig gezeigt hat, wird sie doch Morgen gern folgen. Die folgende Nacht betete er eifrig für sie, und ging des andern Tages wieder dorthin. Als er in ihre Kammer kam, sprach er: Schwesterlein! ich suche euch, und will euch herausführen. O wunderliche Gnade Gottes! Dies einzige Wort war schon genug, eine so große Sünderin zu bekehren, denn ohne alle Widerrede sprach sie: So lasst uns denn in Gottes Namen gehen. Mit diesem Wort verließ sie das Haus der Sünde, und ging mit dem großen Diener Gottes in das Haus der Buße. Wie höchlich sich aber dieser samt allen Engeln im Himmel über die Bekehrung dieser verstockten Sünderin erfreute, überlasse ich dir, lieber Leser! zu erwägen. O wäre doch jetzt ein solcher Bruder Franz auf Erden, wie viele Seelen würden erhalten, die jetzt ewiglich verloren gehen.
9) Nun vernehme, was für große Mühe es den Bruder Franz gekostet, die bekehrten Sünderinnen zu regieren, und in ihrer Bußfertigkeit beständig zu erhalten. Denn, weil der Bruder Franz dem Satan auf diese Weise viele Seelen aus dem Rachen riss, und mit der Hilfe Gottes in sein Bußhaus brachte, verdross dies den grindigen Bösewicht dermaßen, dass er sich auf jede Weise befliss, seine gewesenen Leibeigenen dem Bruder Franz wieder aus den Händen zu reißen. Daher machte er diesem lieben Mann mit seinen bekehrten Huren solche Ungelegenheiten, dass er sich oftmals nicht daraus zu reißen wusste. Denn der Teufel fechtete diese armen Sünderinnen dermaßen mit unkeuschen Begierden an, dass es ihnen unmöglich schien, sich derselben zu entschlagen, und sie kurzum wieder aus dem Bußhaus zu ihren vorigen Wollüsten zurückkehren wollten. Und dies geschah besonders an jenen Tagen, wenn der gute Bruder vieler Geschäfte halber vergessen hatte, seinen grindigen Höllenhund unter die Füße Mariens zu hängen. Wenn er nun damals von ungefähr hinkam, seine Büßerinnen zu besuchen, fand er sie so unruhig, zänkisch und mutwillig, dass er sie weder mit süßen noch mit sauren Worten wieder zurechtbringen konnte. Sie schien ihm ins Angesicht, dass sie es ihm mit dem Teufel dankten, dass er sie in das verfluchte Haus geführt hätte. Darum wollten sie auch wieder hinaus, es koste, was es wolle. Hier war nun kein anderes Mittel für den Bruder Franz, diese Halsstarrigen zu bezwingen, als sie scharf strafen, in den Kerker werfen, ja oft sogar in eiserne Bande legen. Durch sein eifriges Gebet und durch Hilfe seines lieben Christkindleins brachte er sie wieder zurecht, und wirkte mit seiner großen Mühe so viel aus, dass etliche von ihnen gar fromme Menschen wurden.
10) Indessen, als er dies Bußhaus zuwege gebracht, unterließ er nicht, seinen lieben Armen zu Hilfe zu kommen, und für sie jetzt zu Valentia das Almosen zu sammeln, wie er vormals zu Komplut getan. Dies zu bewerkstelligen, mietete er bei einem Notar zwei Kammern, welche er die Schatzkammern des Jesuskindleins nannte, und hierin alles, was er bettelte, zusammentrug. Denn in diesen Kammern hatte er Schuhe, Strümpfe, Kleider, Hemden, Röcke, Hüte, Leilacher, Betten, Hausrat, samt andern notwendigen Sachen; und diese pflegte er teils zu erbetteln, teils zu kaufen, teils machen zu lassen. Aus diesen seinen Schatzkammern spendete er den Armen, Witwen, Waisen, Eheleuten, Studenten, Pilgern, Kranken, Gefangenen, Verurteilten, kurz allen sowohl Geistlichen, als Weltlichen, die irgend Not litten. Hier war auch der Zulauf zu ihm nicht geringer, als in Komplut, ja noch weit größer. Denn da er jetzt geistlich war, hatte er mehr Ansehen; es kamen nicht bloß gemeine Leute, sondern auch große Herren und Standespersonen zu ihm.
11) Wenn er über die Straßen ging, lief das Volk haufenweise zu ihm, küssten ihm andächtiglich das Skapulier und begehrten demütig seine heilige Benediktion. Das Gedränge des Volkes war bisweilen so groß, dass sie ihn in die Höhe hoben, ja wenn ihm die Wache nicht zu Hilfe gekommen wäre, ihn schier gar erdrückt hätten. An dieser äußerlichen Ehre hatte der demütige Bruder kein Wohlgefallen, noch eitle Ehrsucht, sondern schrieb alle diese Ehre seinem Christkindlein zu. Daher sprach er zuweilen zu seinem Gesellen: Pater! wir wollen sie andächtig sein und diesen groben Bauern, den sie nicht kennen, verehren lassen. Denn sie verehren nicht diesen Bauern, sondern beten das liebe Jesuskindlein in ihm an.
12) Der Erzbischof von Valentia nahm ihn öfters mit sich hinaus, besonders wenn er visitieren wollte, und alsdann war es wunderbar, zu sehen, wie die Leute diesen frommen Bruder verehrten, und wie er sie, besonders die Kinder, zur Liebe des Christkindleins bewegte. Ja der König selbst ehrte diesen einfältigen Bruder dermaßen, dass, als er einstmals spazieren fuhr, und von ungefähr den Bruder antraf, er ihn zu sich in die Kutsche nahm, und ihn durch die Stadt herumführte. Hier wäre Bruder Franz bald hoffärtig geworden, und hätte bald in den Stachel der eitlen Ehre gewilligt. Diesen sodann zu überwinden, wollte er durchaus nicht länger in der Kutsche bleiben, sondern sagte zum König, der ihn bei sich haben wollte: Unser großer Bruder! ich bitte, Ihr wollt mich herauslassen, denn mein Grindiger fechtet mich in dieser Kutsche mit eitler Ehre an.
13) Der Graf und die Gräfin von Benevent nahmen ihn einstmals in einer Kutsche zu einer gewissen Wallfahrt mit sich, und als sie in einem Dorf ausstiegen, und das Volk ihn ersah, liefen sie alle mit Messern und Scheren auf ihn zu, und wollten ihm Stücklein aus seinen Kleidern als ein Heiligtum herausschneiden. Bruder Franz aber rief den Grafen um Hilfe an, und bat ihn, er wolle mit seinen Dienern das Volk abtreiben. Es war aber vergebens; denn das Volk wurde Meister, und zerschnitt ihm den Mantel und den Habit. Einer, der mit einem großen Messer ihm ein Stück von dem Kleid abschneiden wollte, aber vom Bruder Franz abgehalten wurde, setzte mit solcher Gewalt an ihn, dass er ihm unversehens schier den ganzen Daumen abgeschnitten. Der Graf und die Gräfin hatten großes Mitleiden mit ihm, gaben ihm Tüchlein, sich damit zu verbinden, und halfen ihm, weil kein Chirurg da war, so gut sie es vermochten. Er aber sprach: Ich bin von Erden gemacht, was gilt`s, die Erde wird mir helfen? nahm also ein wenig Erde in ein Tüchlein, machte das heilige Kreuz darüber und schlug sie auf die Wunde. Gegen Abend löste er das Tüchlein auf, und fand, dass die Wunde ganz geheilt war.
14) Dies Kleiderabschneiden wurde endlich so gemein, dass sich Bruder Franz auf der Straße nicht mehr sicher sehen lassen durfte. Weil ihn Gott auch mit Wundern zierte, und er schon vielen Kranken geholfen hatte, war der Zulauf zu ihm so groß, dass er kaum aus dem Kloster gehen durfte. Da man nun im Orden sah, dass dies in die Länge nicht mehr gut tun konnte, schickte der Pater eine Obedienz samt einer Kutsche, die ihn des Nachts heimlich hinwegnehmen sollte. Der Pater Prior vergönnte ihm noch einen Tag, um seine Geschäfte in Ordnung zu bringen, ließ ihn des Abends heimlich in die Vorstadt bringen, und des Nachts in aller Stille unvermerkt hinwegführen. Des andern Tages, wo er durchfuhr, wussten es die Leute schon, liefen ihm entgegen, und begehrten seinen Segen, und schnitten ihm Stücke vom Habit herunter.
15) Als es in der Stadt Valentia kund geworden, dass Bruder Franz hinweg war, war es ein Wunder zu sehen, was für ein Aufruhr in der Stadt entstanden, und wie die armen Leute den Bruder so schmerzlich beklagten. Besonders aber beklagte ihn der Erzbischof, und zürnte sehr über die Patres, dass sie den frommen Menschen, durch den die ganze Stadt beschützt wurde, hinweggenommen hätten. Der Pater General aber entschuldigte sich bei ihm durch das Schreiben des Königs, nämlich, dass der König und die Königin ihn begehrt hätten.
16) Also kam er endlich zu Madrid an (die Haupt- und Residenzstadt des Königs von Spanien) und wurde allda von allen und jeden mit großen Freuden empfangen, sonderlich aber vom König und der Königin, die ihm zu Ehren ein besonderes Freudenfest veranstalteten, und ihn nötigten wider seinen Willen den ganzen Tag dem Fest beizuwohnen. Er wurde nun gar oft nach Hof berufen, und musste da bei der königlichen Mahlzeit bleiben. Bei dieser verehrte ihn die Königin so, als wenn sie einen großen Fürsten geladen hätte, und ließ ihm allzeit Rüben und Milchspeisen, die er sehr gerne aß, bereiten und vorsetzen. Damals hatten sie noch keinen Erben, und es war auch geringe Hoffnung dazu vorhanden. Deswegen befahl ihm der König, dass er bei Gott ihm einen Erben erbitten wollte. Bruder Franz nahm den Befehl an, und versprach ihm, dass, wofern er den Armen ein Almosen geben wollte, sollte vor dem Ausgang des Jahres die Königin in gesegneten Umständen sein. Der König versprach ihm viertausend Dukaten, und Bruder Franzens Weissagung wurde erfüllt. Denn die Königin gebar eine Prinzessin, so Anna genannt wurde, und Bruder Franz bekam für seine Armen die 4000 Dukaten. Nun hätte der König auch gerne einen Prinzen gehabt, darum sprach er den Bruder Franz nochmal an, er sollte neuerdings beten. Dieser versprach ihm zwar sein Gebet, ließ aber, da er bald danach gestorben ist, dem König auf seinem Totenbett einen Brief schreiben, und ihn seines Begehrens versichern. Dies geschah denn auch bald nach seinem Tod, als die Königin Philipp den IV. nunmehr verstorbenen König geboren hat.
17) Gott hatte dem frommen Bruder Franz die letzte Nacht vor seiner Abreise von Valentia geoffenbart, dass er zu Madrid und zwar bald sterben werde, hat ihn auch versichert, dass ihm seine Sünden verziehen wären, und er gewiss sollte selig werden; dennoch bereitete er sich, als der letzte Tag seines Lebens herannahte, so eifrig zum Tode vor, als wenn er der größte Sünder auf Erden wäre. Er sonderte sich von allen Menschen ab, versteckte sich in verborgene Örter, und betete daselbst viel länger und eifriger, als er jemals zuvor getan hatte. Es war ihm nicht genug, dass er seine Sünden, so er von Jugend auf begangen hat, mehrmals dem Beichtvater beichtete, sondern er beichtete selbe auch seinem Jesuskindlein alle Nacht vor dem hochwürdigen Sakrament in solcher Reumütigkeit, dass er bittere Zähren (Tränen) darüber vergoss.
18) Endlich ergriff ihn das Fieber, das ihn sehr plagte, aber dennoch von den gemeinen Ordensübungen, sonderlich von der gemeinen Disziplin, die wöchentlich dreimal geschah, nicht abhalten konnte. Weil aber die Disziplin ihm verboten wurde, so stach er inmittels sich mit Nadeln. Das Fieber nahm indes je länger je mehr zu, und wiewohl die Doktores an keine Lebensgefahr noch glaubten, sagte er dennoch, dass er künftigen Christtag unfehlbar sterben werde. Endlich schlug sich zu seiner bisherigen Krankheit noch das Seitenstechen, das er selbst von Gott begehrt hatte, damit er nämlich bis an sein Ende den Verstand behalten möchte. Am Christabend diktierte er noch einen Brief an den König, wie auch an den Erzbischof und einige andere Freunde, denen er gute Nacht sagte, und sich ihrer Andacht empfahl. Darauf ergriffen ihn solche großen Schmerzen, dass er selbst sagte, er wisse nicht, ob im Fegfeuer größere seien. Gleichwohl litt er selbe mit solcher Geduld und Fröhlichkeit, dass sich die Doktores selbst darüber verwundern mussten. Am Christabend spät empfing er die heil. Sakramente mit solcher Andacht und so vielen süßen und bitteren Zähren, dass alle Umstehenden mit ihm weinen mussten. Unter der Christmetten musste ihm einer vorlesen, was inmittels im Chor gesungen wurde, und am Christtag las ihm ein Pater die heil. Messe in seinem Zimmer. Und weil er schier alle Jahre den Armen am Christtag eine Mahlzeit gehalten hatte, also führte ihm der Pater Prior zwölf Arme an sein Bett, gab ihm zwölf kleine Stücklein Brot und so viele Pfennige, sie auszuteilen. Dies tat er noch mit solcher Liebe und Freude, als wenn er es dem Christkindlein selbst gegeben hätte. Hierauf sang er, wiewohl er im größten Schmerzen lag, etliche Christliedlein, so er selbst gemacht hatte, und nahm sodenn ein kleines, überaus schönes Christkindlein in die Hand, in dessen Anschauung und Kuss er unaussprechliche Freude hatte, und das er mit den allersüßesten Worten anredete. Des Abends um acht Uhr brachen ihm die Augen, und er lag eine Viertelstunde in Todesnöten und starb selig im Herrn, im Jahr 1604, seines Alters im sechzigsten, seines Ordens aber im zehnten. Seine Seele sahen einige gegen Himmel fahren, begleitet von jenen Seelen, so durch ihn waren selig geworden.
19) Nach seinem Tod gab sein Leib einen überaus lieblichen Geruch von sich. Bruder Franz gab auch in seinem Leben desgleichen lieblichen Geruch vielmals von sich. Er war auch ganz lind und weich, wie der Leib eines Kindes, und brachte allen, die mit ihm umgingen, nicht den mindesten Eckel, sondern Liebe und Trost. Als er nach Ordensgebrauch bekleidet war, stellte man ihn selbige Nacht in eine Kapelle, mit starken Gittern versehen, dadurch er gesehen, aber nicht berührt werden konnte. Des Morgens am St. Stephanstag war ein solcher Zulauf des Volkes, dass es nicht zu beschreiben ist. Gleichwohl wurde unter so großem Gedränge niemand, wie es sonst zu geschehen pflegt, gedrückt oder beschädigt. Das gemeine Volk kam zwar nicht zum Leib, den großen Herren aber konnte man es nicht verweigern. Also wurde ihm der Habit vom Leib weggeschnitten, dass man ihn wieder von neuem bekleiden musste. Wegen des großen Zulaufs musste der Leib bis an den Neujahrsabend in der Kirche stehen bleiben. Am genannten Abend wurde er gar herrlich unter unsäglichem Zulauf des Volkes begraben. Die Stadt Valentia hielt ihm auch nach Anordnung des Erzbischofs in Beisein der ganzen Geistlichkeit ein herrliches Fest, wo man keine Messe von den Abgestorbenen, sondern von allen Heiligen gesungen, und der Erzbischof selber die Predigt vom Lob des Bruders Franz gehalten. Die Stadt Komplut, in der er über 30 Jahre gewohnt hatte, wollte durchaus den Leichnam haben, erhielt aber mit großer Mühe nur den halben Teil desselben. Der Erzbischof von Valentia hat den einen Arm bekommen, ihn allzeit mit großer Andacht verehrt und die Fürbitte des Bruders Franz in allen seinen Nöten angerufen. Es ist kein Haus in Valentia, Komplut und Madrid, in dem sein Bildnis nicht ist, und in der Pfarrkirche der Stadt Valenz geschehen bei seinem Bildnis viele Wunder. Deswegen hat man den Prozess seines Lebens verfertigt und nach Rom geschickt, um seine Seligsprechung zu betreiben.
Und nun, o liebreicher Bruder Franz habe ich die anmutige Geschichte deines Lebens aufmerksam durchlesen, und in Erwägung deiner großen Tugenden eine große Liebe und Neigung gegen dich empfunden. O wie höchlich bist du verbunden, Gott zu preisen, weil er dich, ohngeachtet deiner unbehilflichen, rohen Natur in den Stand der Vollkommenheit erhoben und allen frommen Menschen so annehmlich gemacht hat. O wie sehr bist du verpflichtet, das süße Jesuskindlein zu lieben, das dir in deinem Leben so viele Liebe und Guttaten erwiesen, und so viele reichliche Almosen für dich und andere Arme beschert hat. Ich preise zugleich mit dir das allersüßeste Christkindlein, und danke ihm in deinem Namen für alle geistliche und zeitliche Gaben, so es dir erteilt hat. Ich bitte auch dich, du wollest das liebe Jesulein in meinem Namen grüßen, und mich ihm treulich empfehlen. O du herzgoldenes Christkindlein! ich bitte dich um der Liebe willen, so du zu deinem Bruder Franz und er zu dir getragen hat, verleihe mir auch eine besondere Neigung zu dir. Amen.
Haec historia abbreviata est ex historia vitae ejusdem Ven. F. Francisci a puero Jesu. Ex Hispanico in Lat. Translata et Coloniae Anno 1628 impressa.
Christi Geburt
(Aus: "Goldene Legende der Heiligen"
von Joachim und Anna bis auf Constantin den Großen
neu erzählt, geordnet und gedichtet von
Richard von Kralik, 1902)
So kam nunmehr die Zeit so klar,
Da der Baum des Lebens gebar
Die wunderbare Frucht
Aus Gottes schöner Zucht.
Viel Wunder in der Zeit geschah:
Drei Sonnen sah
Man am Himmel in lichtem Schein;
Die Welt erschrak drob allgemein.
Sibylla hatte vorhergesagt
Von dieser kaiserlichen Magd
Und von ihrem Kinde;
Doch nicht verstand es die Welt, die blinde.
Es herrschte damals im römischen Land
Augustus, der Kaiser hochgenannt,
Den die Römer wollten machen zu Gott;
Er aber hielt es nur für Spott.
Er sandte in der Stille
Nach der Weissagin Sibylle,
Dass sie ihm täte kund
Durch ihren weisen Mund,
Was dieses Zeichen dem Geschlechte
Der Sterblichen bedeuten möchte.
Da ließ sie ihn erschauen
Die schönste der Jungfrauen
In jener Sonne klar und rein,
Die hielt ein göttlich Kindelein.
Der Ort, wo dies der Kaiser schaute,
Ist heute eine heilige Baute,
Die "Ara coeli" wird genannt:
"Des Himmels Altar" wohlbekannt,
Weil der Kaiser an dieser Statt
Zuerst nach der Sibylle Rat
Weihrauch dem Herrn der Welten schwang
Und selbst in Staub vor ihm hinsank,
Worauf er allem Volk gebot,
Dass man ihn nimmer nenne Gott.
Ein neues höheres Königtum
Ward da begründet, Gott zum Ruhm,
Ein ewigliches Himmelreich,
Darin der Kaiser gelte gleich
Dem Bettler, und als erster prangt,
Der nach dem letzten Dienst verlangt.
Bruder Franz vom Christkindlein
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Der 25. Dezember 1604 ist der Todestag des ehrwürdigen Bruders Franz vom Christkindlein. Der ehrwürdige Franz vom Christkindlein wurde 1544 in dem Dorf Palacios, in der Diözese Toledo, geboren und war, wenigstens während der ersten Hälfte seines Lebens ein sonderbarer Kauz. Obwohl ein Spanier von Geburt, war er doch so unbeholfen und hatte ein dermaßen ungeschicktes Auftreten, dass er seiner Umgebung fast vollständig blöde vorkam. Als sein Vater nach dem Tod der Mutter wieder heiratete, musste Franz aus dem Haus. Die Stiefmutter wollte und konnte ihn nicht ansehen. Da er keine Arbeit fand und von Natur aus ein frommes Gemüt hatte, bettelte er sich das zum Leben Notwendige und brachte die übrige Zeit in einer Kirche zu. Der Mesner an dieser Kirche erbarmte sich seiner und wollte ihn zum Ministrieren verwenden. Aber es zeigte sich bald, dass Franz alle und jede Befähigung dazu mangelte. So musste er den kaum übernommenen Posten sofort wieder aufgeben. Nun führte ihn Gott in ein Spital. Auch hier lachten alle, wenn sie ihn nur von weitem kommen sahen. Zu einer Arbeit war aber Franz vorzüglich zu gebrauchen und dies war das Betteln. Um sich einen Erfolg dabei zu sichern, begann er jene Übung, die ihm seinen Beinamen eintrug. Er hatte eine große Andacht zum göttlichen Kind, das er in einer kleinen hölzernen Statue verehrte. Diese stellte er auf den Kasten, in den die erhaltenen Almosen kamen. Vor ihr betete er kniend, ehe er sich auf den Weg machte; dort bedankte er sich nach der Rückkehr. Beim Christkindlein weilten seine Gedanken jederzeit. Aus Liebe zu ihm diente er den Kranken, bettelte er für die Armen, tötete er sich ab, indem er sich zum Schlafen auf eine Bank legte und selbst auf ihr nur die kurze Zeit von drei Stunden ruhte. Die Bürger der Stadt unterstützten ihn reichlich. Er erhielt so viel Almosen, dass zu Weihnachten alle Armen der Stadt - im ganzen über tausend - gespeist werden konnten und jeder von ihnen noch einen Taler erhielt. Nachdem er sich 27 Jahre lang in solcher Weise nützlich gemacht hatte, sehnte er sich nach einer klösterlichen Lebensweise. Früher wäre man froh gewesen, wenn man ihn aus den Augen gehabt hätte, jetzt aber wollten ihn die Bewohner Alcalas an der Ausführung seines Vorhabens mit allen Mitteln hindern. Franz war es aber heiliger Ernst. Er wandte sich an den König. Der Fürst versuchte ebenfalls, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Als aber Franz im Ton festester Überzeugung immer wieder versicherte, das Christkindlein wolle ihn im Karmelitenorden haben, widerstand er nicht weiter. So wurde Franz am 12. April 1593 zu Valencia ein Sohn der heiligen Theresia. Auch im Kloster zu Segovia, wohin er nach Vollendung seines Noviziats versetzt wurde, sorgte er mit väterlicher Liebe für die Armen, soweit es die Regel des Ordens, die Ordnung des Hauses und der den Obern schuldige Gehorsam ermöglichte. Der liebe Gott bereitete ihm den Trost, dass er noch unmittelbar vor seinem Hinscheiden ein Werk der Barmherzigkeit verrichten konnte. Bereits am Christabend war er mit den heiligen Sterbesakramenten versehen worden. Man sah, dass er offenbar nicht mehr lange zu leben habe. Da ließ der Prior am Weihnachtsfest, an dem Franz sonst so außerordentliche Almosen spendete, zwölf Arme in seine Zelle kommen und gab ihm zwölf Pfennige, um sie an sie zu verteilen. Bruder Franz freute sich königlich darüber, so dass er ein Christkindleinlied anstimmte, den ganzen Tag über heiter blieb und am Abend fröhlichen Herzens starb. Vielleicht noch mehr als durch seine Almosen nützte Franz durch Verhütung von Sünden, indem er zu Valencia ein Haus stiftete und zu einem Heim für gefallene Personen, die mittellos, aber ernstlich gesinnt waren, sich zu bessern, umgestaltete. Der liebe Gott verlieh ihm auch die Gabe, Zukünftiges vorauszusehen. So sagte er zu Pater Melchior von der Mutter Gottes, als dieser in Begleitung seines Priors zum Generalkapitel nach Rom reiste, er solle ja den Prälaturen aus dem Weg gehen, sonst werde er frühzeitig sterben. Man hielt sein Wort für einen Scherz; es erwies sich aber als Weissagung. Pater Melchior wurde in Rom zum Vikar des Konventes in Frascati gewählt, wo sich damals das Missionsseminar des Ordens befand. Doch konnte er sein Amt nicht antreten, weil er an einer schmerzhaften Kolik erkrankte, gegen die sich jede ärztliche Hilfe machtlos erwies und die ihn in wenigen Tagen ins Grab brachte.
Gebet am 25. Dezember
Gegrüßet und gebenedeit seist du, allerreinste Jungfrau Maria, die du empfangen und geboren hast, und allezeit unbefleckt und unversehrt geblieben bist. Sei gegrüßt du Tempel des lebendigen Gottes, du erwähltes Gefäß des Heiligen Geistes, du Brunnen des lebendigen Wassers, durch das die ganze Christenheit erquickt wird. Denn aus dir wollte geboren werden die Klarheit des ewigen Lichtes, der schönste unter den Menschenkindern, der König der Ewigkeit, der Heiland der Welt, Jesus Christus.
Zu Gott
O Gott, der Du durch die fruchtbare Jungfrauschaft Mariens dem menschlichen Geschlecht die Freuden des ewigen Heils verliehen hast: wir bitten Dich, lass uns die Fürbitte derjenigen zuteil werden, durch die wir verdient haben, den Urheber des Lebens zu empfangen, unseren Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Anastasia
Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, schenke, dass wir auf die Fürbitte Deiner heiligen Martyrin Anastasia zur ewigen Glückseligkeit gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Heute ist das große Fest der seligsten Jungfrau, an dem sie eine wahre Mutter Gottes wurde, und zu einer so hohen Würde gelangt ist, die kein erschaffener Verstand begreifen kann. Der Evangelist Matthäus drückt ihre Hoheit bloß mit den Worten aus, da er nur sagt: "von der geboren ist Jesus, der Christus oder Messias genannt wird".
Andacht am 25. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Wenn du verlangst, zu der Vereinigung mit Gott zu gelangen, die dahin wirkt, dass man ihm in allem zu gefallen sucht, so ordne deine Lebensweise und deine Art zu leben dergestalt, dass du die innerliche Sammlung des Gemütes nicht verlierst. Wohne, so oft nur möglich, in dir selbst, verliere Gott nie aus den Augen, und eile, alles was du gehört und gesehen hast, aus deinem Herzen zu vertreiben. Dann wird dein Herz sich erweitern, laufen wirst du auf dem Weg der Gebote, und es wird deine süßeste Wonne werden, seinen Willen zu erfüllen." (Der selige Heinrich Suso)
Der sehr fromme Pater Alvarez schien einige Tage ganz in sich gekehrt. Als man ihn deshalb befragte, antwortete er: "Ich bemühe mich, so einsam zu leben, als wäre ich mitten in einer afrikanischen Wüste, und so gern wäre ich aller Geschöpfe ledig, als lebte ich wirklich darin."
Der heilige Thomas von Aquin konnte nur an Gott denken, nur von Gott sprechen, und hörte auch nicht gern von anderen Dingen reden. Wenn er bei einer Unterredung dabei war, bei der man sich von anderen Dingen unterhielt, nahm er keinen Anteil daran, und man sah, dass er sich dann innerlich mit Gott beschäftigte. Die einzige Belohnung, die er verlangte, war, denjenigen zu besitzen, dem allein er gefallen wollte.
Mein Gott, verleihe mir, dass ich in mir selbst wohne und Dich immer in meinem Innern zugegen sehe, damit ich nicht aufhöre, Dir Opfer darzubringen, und Dich im Geist und in der Wahrheit anbete! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 25. Dezember
"O Abgrund der Liebe!
Wir waren nach deinem Bild gemacht
und du machst dich nach dem unseren,
indem du dich dem Menschen vereinigst,
indem du deine Gottheit unter dem elenden Fleisch Adams verbirgst.
Und warum? Aus Liebe."
hl. Katharina von Siena OP
1347 bis 29.4.1380
Betrachtung am 25. Dezember - In der heiligen Christnacht
Zerknirscht in Andacht und in tiefer Wehmut
Betrachte ich dich, Herr, in diesem Stalle.
Wohin, mein Heiland, führt dich deine Demut,
Uns aufzurichten von des Stolzes Falle.
In welche Not hat Liebe dich getrieben.
Mein Geist vergeht. - Ein Gott nur kann so lieben.
1. Komm, nahen wir uns mit Andacht der heiligen Krippe, betrachten wir dies göttliche Kind, das für uns geboren wurde. O wunderbares Knäblein, das du die Seligkeit Gottes und unser Elend in dir vereinst, damit deine gnadenreiche Geburt die Flecken unseres Ursprungs reinige, deine Seligkeit unser Elend löse, dein Tod unseren Tod verschlinge: ich bete dich aus allen Tiefen meines Herzens mit Maria und Joseph, mit allen heiligen Engeln, mit den frommen Hirten und mit allen deinen Auserwählten von Anbeginn bis ans Ende der Zeiten an, und preise mit ihnen den ewigen Vater, dessen unendliche Barmherzigkeit heute dich uns zum Bruder gegeben hat.
2. O heilige und wunderbare Kindheit meines Herrn, wie unendlich stärker und weiser ist deine Schwäche und Unmündigkeit, als alle Stärke und Klugheit der Menschen. Ob auch in der demütigen Krippe liegend, wirkst du in Gottes Kraft und Weisheit. Deine Schwäche besiegt der Fürsten dieser Welt, sie bindet diesen stark Bewaffneten, sie löst und befreit unsere Gefangenschaft. Deine heilige Armut bereichert uns mit allen Gütern des Himmels. Deine Geburt in der menschlichen Natur bringt die wahre Unschuld uns zurück, durch die jedes Alter in eine selige Kindheit zurückzukehren, und dir, nicht zwar an Kleinheit der Glieder, sondern an Demut des Sinnes und Unschuld der Sitten, ähnlich zu werden vermag.
3. O göttliches Geheimnis, heilig und schrecklich ist dein Name, ein Quell ewiger Erbarmungen und ein Abgrund der Gerichte. Du bist die Erlösung der Gläubigen, das Gericht der Gottlosen, der Sturz der Stolzen. In demütiger Liebe zitternd bete ich dich an, und komme mit Vertrauen zum Thron deiner Gnade. Denn nicht Schrecken kamst du einzuflößen, du kamst, Liebe zu erwecken. Du kamst, den Frieden mir zu bringen, und mich, dein verlorenes Schaf, zu suchen und zu deiner himmlischen Herde zu führen. Sei ewig gebenedeit, mein Heiland. Dir will ich leben, dir sterben, dir ewig angehören. "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." (Johannes 1,14a)
26. Dezember
Diakon und Erzmartyrer von Jerusalem,
+ 34-37 – Fest: 26. Dezember
Heute und an den folgenden Tagen stellen sich die verschiedenen Gruppen der Heiligen in je einem bevorzugten Vertreter huldigend bei der Krippe ein. Dass unter diesen Gruppen die Martyrer den ehrenvollen Vortritt haben, ist nicht mehr als recht, denn sie gaben das Letzte für Christus hin, Leib und Leben. Ihr Fahnenträger ist, wiederum sehr einleuchtend, der erste Blutzeuge überhaupt, der heilige Erzmartyrer Stephanus.
Manche Leute stellen sich unter den Martyrern sanfte Lämmer vor, die sich mit Lammsgeduld abschlachten lassen. Nein, mit einer solchen Ansicht tut man den Blutzeugen Unrecht, denn gerade sie ragen durch hohen Mut über andere empor, wie mächtige Eichen über dem Gestrüpp des Kleinholzes. Gleich der erste aller Blutzeugen war solch eine Eiche.
Es ist anzunehmen, dass Stephanus zu jenen gehörte, die sich am Pfingstfest zu Christus bekehrten. Die Heilige Schrift berichtet dann von ihm, dass er einer von den sieben Diakonen war, welche die Apostel geweiht hatten, damit sie den christlichen Liebesdienst an den Armen und Kranken, an Witwen und Waisen ausüben sollten.
Das tat Stephanus, aber er tat noch mehr. Alle Tage machte er sich an andere heran und versuchte jedermann zu Christus zu bekehren. Warm und überzeugend sprach er auf die Leute ein, und seine Worte wurden von Gott durch Wunder gesegnet. So konnte es nicht ausbleiben, dass sich die Zahl der Anhänger Jesu in Jerusalem andauernd vermehrte. Von allen, welche in jenen Tagen die frohe Botschaft verkündeten, war Stephanus wohl der erfolgreichste. Freimütig und ohne Furcht wagte er sich offen sogar an ausgesprochene Gegner heran und machte sie aus Feinden zu Freunden Christi.
Die Hohenpriester und Schriftgelehrten, die eben erst vor drei Monaten den Heiland gekreuzigt hatten und deswegen glaubten, ruhig sein zu dürfen, sahen sich aufs neue beunruhigt, und um die drohende Gefahr im Keim zu ersticken, beschlossen sie einhellig, schnell und gründlich gegen Stephanus nach dem gleiche Rezept vorzugehen, wie es sich beim Heiland bewährt hatte: Volksaufwiegelung, falsche Anklagen, bestochene Zeugen, parteiische Richter, vorgefasstes Todesurteil mit sofortiger Vollstreckung.
So hatte man es beim Heiland gemacht. Warum also nicht auch bei Stephanus? Wieder klappte alles vorzüglich wie am Schnürchen. Nur mit dem Freimut des Angeklagten hatten die Ankläger nicht gerechnet, denn während der Gerichtsverhandlung erhob sich Stephanus und redete kühn und mutig. Nicht, dass er sich verteidigte. Was lag ihm am Leben? Helden von seiner Art haben das Leben noch stets als das Geringere angesehen. Ihnen kommt es zuallererst auf das Recht an.
So war es bei Stephanus. Den gewaltsamen Tod sicher vor Augen, hielt der christliche Held mit erhebendem Freimut den Hohenpriestern und Schriftgelehrten ihr Unrecht vor. Unbelehrbarkeit, Halsstarrigkeit, Gesetzesheuchelei, Prophetenmord, Verrat, so sauste es wie ein Hagel über die geduckten Häupter nieder. Hellauf brannte der Gerichtssaal in den Pfingstgluten des Heiligen Geistes.
Dann kam es, wie es kommen musste. Alle erhoben ein wüstes Geschrei, stürzten sich auf Stephanus, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Doch derjenige, der den Mut hatte, offen nach seiner Überzeugung zu reden, besaß auch den noch weit höheren Mut, starkmütig für den Glauben zu sterben.
Freimut zierte den heiligen Stephanus mit echter Männlichkeit, Starkmut gab ihm das Gepräge einer glänzenden Treue zum Heiland, und eine herrliche Großmut krönte ihn schließlich zum Heiligen, denn nach dem Vorbild Christi betete er sterbend für seine Feinde: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Wo das letzte Wort eines Sterbenden ein Segen und ein Gebet ist für diejenigen, die ihn töten, da stirbt ein großer Christ und ein Heiliger. Sankt Stephanus war ein Heiliger, und wohl ist er der Ehre wert, dass er, der Erzmartyrer, als Fahnenträger aller Martyrer gleich neben der Krippe zu Betlehem gefeiert wird.
Solch ein freimütiger, starkmütiger und großmütiger Held, wie der heilige Stephanus es war, muss jeder Christ sein. Jedenfalls ist es mit einer schönen Krippe und einigen stimmungsvollen Weihnachtsliedern nicht getan. Erst durch die Bewährung in der Gefahr und durch die Treue bis in den Tod wird man ein Vollchrist.
Stephanus
Stephanus, der Gottesheld,
Ward vom Herren auserwählt,
Dass er zu großer Ehre
Der erste Martyrer wäre.
Dieweil nach Christi Himmelfahrt
So groß die Zahl der Christen ward,
Dass die Apostel ganz allein
Dem Predigtamt sich mussten weihn,
Ward er mit sechs anderen noch
Zum Diakon erwählt. Das Joch
Nahm er auf sich, in allen Wegen
Der armen Christen so zu pflegen,
Dass ihnen keine Notdurft fehle
Und dass sie keine Armut quäle.
Er war den Heidenchristen gleich
Wie Judenchristen liebereich.
Doch grad aus diesem Grund beluden
Mit ihrem größten Hass die Juden
Den treuen Pfleger der Gemeine.
Durch falsche Zeugen ward der Reine
Beschuldigt dass er wider Gott
Und wider des Moses Gebot
Geredet, dass er unglaublichen Spott
Mit ihre Gesetze und mit Gott
Verübt, dass er von Christus gehört,
Die Stadt und der Tempel würden zerstört
Und alles ausgetrieben;
So hätten auch die Propheten geschrieben.
Stephanus aber mit Wort und Tat
Verteidigte sich vor dem hohen Rat,
So wie der heilige Geist ihn lehrte.
Der Gute, Treubewährte
Begann die Rede fördersam
Vom Patriarchen Abraham,
Ging dann über zu Moses, dem guten,
Und den Propheten, den hochgemuten,
Und zeigte ihnen, wie alle Zeit
Ihre Väter lagen mit Gott im Streit,
Wie sie waren des Herzens unbeschnitten
Und von hartnäckig bösen Sitten,
Wie sie widerstanden dem heiligen Geiste,
Wie sie verschmähten, was er ihnen weiste,
Wie sie Weissager und Propheten
Martern ließen und auch töten;
Darum es wohl kein Wunder war,
Wenn sie zum Schlusse offenbar
Auch den Messias zum Tode brachten,
Ihn, dessen alle Propheten gedachten.
Als er die Reden ihnen vorwarf,
Da ward ihr Unmut also scharf,
Dass sie sich nicht wollten schämen,
Sondern begannen zu griesgrämen
Gleich bösen Hunden im Gemüte
Auf Stephanus, der voll der Güte
Wie ein Lämmlein vor ihnen stand
Und ganz entzückt zur rechten Hand
Des Vaters Jesus im Himmel sah.
Aus der Stadt stießen sie ihn da,
Ihn zu töten mit Steinen.
Die falschen Zeugen, die unreinen,
Sollten nach Gewohnheit
Ihm erbieten das erste Leid.
So taten sie ihre Kleider ab.
Der junge Saulus aber gab
Der Kleider acht und nahm sie in Hut,
Hievon er an des Heiligen Blut
Wahrlich auch sehr mitschuldig ward,
Weil er jenen auf solche Art
Eine gute Förderung war.
Doch das bereute er offenbar
Später, da ein heiliger Paul
Ward aus dem feindgesinnten Saul.
So warfen sie mit Steinen
Den Gotteshelden. Den reinen.
Der litt mit Geduld das Ungemach;
Zu Gott rief er und sprach:
"Empfang, Herr, meinen Geist allhie!"
Damit fiel er auf die Knie.
Ihn entbrannte der Minne Schwall,
Trotz der häufigen Steine Fall
Und des Volkes Tobsucht.
Seine hohe tugendliche Zucht
Zwang ihn zu Seufzern tief.
Unseren Herren er anrief
Gar gütlich mit dem Wort allein:
"O viel lieber Herre mein,
Sieh an die blinden Leute
Und vergib ihnen heute,
Was sie mir Leides hier getan,
Weil sie sich Besseres nicht versah`n!"
Also der Held sein Blut vergoss.
Die Juden, aller Ehren bloß
Und ohne züchtigliche Scham,
Ließen da den Leichnam
Liegen, den Hunden wegzuzerren.
Nun waren da zwei edle Herren,
Auch Fürsten in Israel:
Nikodemus und Gamaliel,
Also waren sie genannt.
Ihre Herzen waren gänzlich entbrannt
Von Jesu Christi guter Lehr`,
Doch verbargen sie das sehr
Aus Angst in diesen Jahren;
Aber beide waren
Im Rat der Juden allezeit
Den Christen zur Hilfe gern bereit.
Die waren es, die nun hinkamen,
Den Leichnam aufnahmen
Und ihn begruben auf dem Feld,
Das sich Gamaliel hatte bestellt.
Nach des guten Stephanus Tod
Erhub sich Angst und Not
Allda den Christenleuten.
Man begann sie auszubeuten,
Sie zu schlagen und zu jagen.
So herbe ward es in den Tagen
Nach Sankt Stephanus` Fall,
Dass die Christen überall
Aus Jerusalem entwichen
Und heimlich sich verstrichen.
Nur die zwölf Apostel gut,
Sie hatten also kühnen Mut,
Was man ihnen Schande erbot,
Dass sie bestanden in der Not.
Ihrer ward auch mancher erschlagen,
Wie die weiteren Mären sagen.
Stephanus` Leichnam ward gefunden
Erst wiederum in späteren Stunden,
Vierhundertundfünfzehn Jahr
Nach Christi Geburt fürwahr.
Einem Priester, Lucianus genannt,
Ward die Stätte im Traum bekannt.
Ihm erschien ein alter Mann
Im Schlafe, der also begann:
"Ich bin es, der in alten Tagen
Des Gesetzes Meisterschaft getragen;
Paulus, der große Bote,
War unter meinem Gebote,
Dieweil ich sein Schulmeister war.
Ich bin Gamaliel. Offenbar
Mach` ich dir dies: an sichrem Ort
Findest du vier Särge dort,
Die sollst du mit Ehren aufheben
Und davon Kunde geben
Dem Bischof von Jerusalem,
Johannes. Merke noch zu dem:
Im ersten Sarg ist Stephanus` Gebein,
Der zweite Sarg ist aber mein,
Der dritte des Nikodemus dann,
Der mit mir die Taufe gewann
Von Petrus und Johannes.
Die Leiche dieses frommen Mannes
Ließ ich zu Stephanus begraben.
Im vierten Sarge aber haben
Sie Abibas, meinen lieben Sohn,
Bestattet, der der Keuschheit Lohn
Mit zwanzig Jahren von Gott empfing."
Der Priester Lucianus ging
Erst dann zu jener Stätte hin,
Als ihm der Traum dreimal erschien.
Sankt Stephans Leichnam ward gebracht
Auf Sion mit großer Andacht,
Drauf nach Konstantinopel der Stadt
Und endlich, als Theodosius bat,
Den Kaiser, kam er hin nach Rom
In Sankt Laurentius` schönen Dom.
Dort liegen die beiden Diakone
Und tragen aller Ehren Krone.
So folgen wir dem Bilde,
Das uns der Holde, der Milde
In Nöten hat vorgetragen,
So dass wir unsre Feinde jagen
Nicht mit des Herzens Hasse,
Sondern, dass man sie fasse
Mit Gebet auf der Minne Spur.
Mit Liebe und Gebete nur
Jagen wir sie dem Teufel ab.
In solcher Liebesfehde gab
Doch stets die Flucht der Böse,
Von dem uns Gott erlöse!
Aus: "Goldene Legende der Heiligen
von Joachim und Anna bis auf Constantin den Großen"
neu erzählt, geordnet und gedichtet von
Richard von Kralik, 1902)
Der heilige Archelaus, Bischof von Cascar in Persien,
+ 3. Jahrhundert – Fest: 26. Dezember
Der heilige Archelaus, Bischof zu Cascar in Mesopotamien, lebte im 3. Jahrhundert. Als das römische Heer, das in jenen Gegenden sein Lager aufgeschlagen hatte, an einem Wallfahrtsort über siebentausend Christen gefangen nahm, bot man ihm ihre Freilassung gegen eine große Summe an. Nicht im Stande, aus eigenen Mitteln eine so beträchtliche Zahlung zu leisten, wendete er sich an einen durch Geburt und Reichtum, wie durch Edelsinn und Nächstenliebe ausgezeichneten Mann, Marcellus mit Namen, der auch das Liebeswerk vollbrachte. Später besiegte der ebenso gelehrte als eifrige Oberhirt in einer Disputation den Irrlehrer Manes, den Stifter der Sekte der Manichäer, und brachte ihn gänzlich zum Schweigen. Er schrieb auch in syrischer Sprache eine Geschichte der Ketzer, die dann auch ins Griechische und Lateinische übersetzt wurde. Dieses Werkes halber setzte ihn der heilige Hieronymus unter die kirchlichen Schriftsteller.
Der heilige Dionysius, Papst und Bekenner von Rom,
+ 26.12.269 – Fest: 26. Dezember
Der heilige Dionysius, Papst von 259 bis 269, war anfänglich Priester der römischen Kirche und nach dem Zeugnis seines Namensvetters, des heiligen Dionysius von Alexandria, ein bewundernswerter Mann, ein Mann von der ausgebreitetsten Gelehrsamkeit. Der heilige Basilius lobt seine werktätige Liebe, die auf die entferntesten Provinzen des römischen Reiches sich erstreckte. Als die Gothen Cäsarea in Kappadokien verheert hatten, schrieb er an die unglücklichen Bewohner der Stadt ein rührendes Trostschreiben und legte ihm auch eine bedeutende Summe bei, um damit die Gefangenen loszukaufen. Er verdammte in seiner Eigenschaft als oberster Bewahrer des Glaubensschatzes die sabellianische und andere Ketzereien und widerlegte später auch die Lästerungen des Paulus von Samosata. Der heilige Athanasius und der heilige Basilius beriefen sich auf seine Schriften, der eine um die Gottheit Jesu, der andere die Gottheit des Heiligen Geistes zu beweisen. Die Väter des Konzils von Nicäa folgten in ihrer Verteidigung der katholischen Lehre häufig seinen Aussprüchen.
Aus "Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender Mitglieder des Karmelitenordens":
Fest des heiligen Dionysius. Der Papstkatalog sagt, dass Dionysius Mönch war. Der Geschichtsschreiber Eusebius berichtet, Dionysius sei erst Priester in Rom gewesen, dann Bischof daselbst geworden. Groß war schon vor seiner Erwählung zur höchsten Würde der Kirche der Ruf seiner Gelehrsamkeit. Dafür zeugt, dass der große Dionysius, der Bischof von Alexandria, sich brieflich an ihn wendete, und noch mehr das Lob, welches er ihm spendete, indem er ihn „einen gelehrten und bewunderungswürdigen Mann“ nennt. Mit Gelehrsamkeit verband Dionysius eine tiefe Frömmigkeit, in der er strenge Tugend mit gewinnender Milde trefflich zu vereinigen wusste. Solche vorzüglichen Eigenschaften befähigten ihn zum Oberhirtenamt über die gesamte Christenheit. Eine besondere Gelegenheit, seine Gelehrsamkeit, seine Frömmigkeit und seinen Glaubenseifer zu zeigen, bot sich, als Bischof Dionysius von Alexandrien wegen seiner Lehre über die heiligste Dreifaltigkeit angeklagt wurde. Unser Dionysius legte die Sache einem zu Rom tagenden Konzil der Bischöfe seiner Umgebung zur Beurteilung vor. Von diesem wurde sowohl die dem Bischof vorgeworfenen Irrtümer als auch die Lehre des Sabellius verurteilt. „Das päpstliche Lehrschreiben, das der heilige Dionysius in der Folge abfasste, zeigt eine mit dem Glauben und der Wissenschaft gleich trefflich übereinstimmende Bestimmtheit und Klarheit, die zwischen den extremen Meinungen“ so „die rechte Mitte einzuhalten“ weiß, dass man nicht umhin kann, dasselbe ein Meisterstück zu nennen.
Der heilige Marinus, Senator und Märtyrer von Rom,
+ 26.12.283 – Fest: 26. Dezember
Der heilige Marinus wurde unter Kaiser Numerian und dem Präfekten Marcian des christlichen Glaubens wegen ins Gefängnis geworfen und gleich einem Knecht den gemeinsten Peinigungen unterworfen. Man steckte ihn in ein eisernes Bratrohr, aber das Feuer verwandelte sich in kühlen Tau. Man warf ihn den wilden Tieren vor, aber sie ließen ihn unverletzt. Schließlich, als man ihn noch einmal zum Altar geschleppt hatte, und die Götzenbilder auf sein Gebet von ihren Standplätzen niederstürzten, wurde er mit einem Schwert durchstochen.
Der heilige Zosimus, Papst und Bekenner von Rom,
+ 26.12.418 – Fest: 26. Dezember
Der heilige Zosimus, Papst von 417 bis 418 und Bekenner, ein geborener Grieche, ließ sich anfänglich von Pelagius und dessen Schüler Cölestinus täuschen und nahm sich ihrer als unschuldig an. Später aber durch wahre Berichte eines Besseren belehrt sprach er den Bann über diese beiden Irrlehrer aus. Während nämlich die beiden dem Papst ein künstlich abgefasstes Glaubensbekenntnis vorlegten, das unter dem äußeren Schein des Katholizismus die Ketzerei versteckt enthielt, eilten die afrikanischen Bischöfe, dem römischen Stuhl die Bitte vorzutragen, nichts zu Gunsten der Betrüger zu unternehmen, und hielten hierauf ein Konzil zu Karthago, um den Ausspruch, den schon Papst Innozenz gegen den Pelagianismus erlassen hatte, zu erneuern. Im darauffolgenden Jahr 418 versammelten sie sich abermals, wobei der heilige Augustinus, wie früher, sehr tätig war, und hatten bald den Trost zu erfahren, dass Zosimus über den Betrug, den man ihm gespielt hatte, aufgeklärt sei. Der Papst verdammte nun förmlich im Verein mit den afrikanischen Bischöfen die bezeichnete Irrlehre, die gleich der arianischen in Kurzem sich spaltete, so dass, so wie es Arianer und Semi-Arianer gab, nunmehr auch Pelagianer und Semi- oder Halb-Pelagianer gefunden wurden. Das ist das Schicksal aller Ketzereien. Im Abgang der Wahrheit und eines Einigungspunktes zerfallen sie in verschiedene Sekten, und nach und nach lösen sie sich ganz auf und verschwinden von der Erde oder verkriechen sich in irgendeinen Winkel, was bei der katholischen Kirche nie geschieht. Ihre beständige Fortdauer ist daher das wichtigste Zeugnis für ihren göttlichen Ursprung. Den erzählten Missgriff abgerechnet war Zosimus übrigens ein frommer und würdiger Oberhirt, dessen Gedächtnis die Gläubigen mit Recht feiern. Wir besitzen sechzehn Briefe von ihm, die seine Wissenschaft und seinen Glaubenseifer beurkunden.
Gebet am 26. Dezember
Allerkeuscheste Jungfrau Maria, wie viele Seelen sind um dieser Sünde willen in der Hölle. Bewirke, o meine Königin, dass ich in der Versuchung immer zu dir meine Zuflucht nehme, und dich anrufe und bitte: Maria, Maria, steh mir bei! Amen.
Meine liebste Mutter Maria, du hattest Recht, da du sagtest, dass alle deine Freude in Gott sei: Mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland; denn hier auf Erden wünschtest und liebtest du kein anderes Gut als Gott. Ziehe mich zu dir, o meine Königin, mache, dass ich der Welt absterbe. Ziehe mich zu dir, damit ich nur den liebe, der allein geliebt zu werden verdient. Amen.
Meine geliebte Königin und Mutter meines Gottes, bitte Jesus für uns und erlange uns um deines Gehorsams willen die Gnade, dass wir den Willen Gottes und die Vorschriften der geistlichen Führer genau befolgen. Amen.
Zu Gott
Wir bitten Dich, o Gott, gib uns, dass wir den, den wir verehren, auch nachahmen, damit wir unsere Feinde lieben lernen, wie sie der heilige Stephan geliebt, und für sie zu Deinem Sohn gebetet hat, der mit Dir lebt und regiert, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Der heutige Tag wurde bei den Griechen, Syriern und anderen christlichen Völkern zur Ehre der seligsten Jungfrau, teils der Versammlungen wegen, die die Griechen zu ihrer Ehre halten, teils des dankbaren Andenkens ihrer freudenreichen Niederkunft wegen, hochfeierlich seit alten Zeiten gefeiert.
Andacht am 26. Dezember:
Das Thema im Dezember:
Von der Gleichförmigkeit unseres Willens mit dem Willen Gottes
"Nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Matthäus 26,39)
"Sei unveränderlich in dem Vorsatz, durch gänzliche Offenlegung deiner selbst und Ergebung in Gottes heiligen Willen, dich in Seiner beständigen Gegenwart aufzuhalten, und so oft du bemerkst, dass dein Geist außerhalb dieses lieblichen Aufenthaltes sich befindet, bemühe dich freundlich ihn dahin zurückzuführen." (Der selige Heinrich Suso)
Wir lesen von der heiligen Gertrud, dass weder Gefahren, noch Widerwärtigkeiten, noch Verlust ihres Vermögens, ja nicht einmal ihre eigenen Sünden und Fehler ihr Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit vermindern konnten, weil sie vollkommen überzeugt war, dass, was immer ihr Angenehmes oder Widerwärtiges zukommen kann, alles auf gleiche Weise durch die Anordnung der göttlichen Vorsehung zu ihrem Besten geleitet wird.
Die heilige Franziska von Chantal war sehr lebhaften Temperamentes. Diese Lebhaftigkeit zu unterdrücken, setzte sie schriftlich Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Aufopferung etc. auf, und legte dann die Aufsätze auf ihre Brust, nahe ihrem Herzen. Sie hatte die Übereinkunft mit dem Herrn getroffen, so oft sie diese Schrift mit der Hand berührte, ist es ihre Absicht, sowohl bei Tag als bei Nacht, alle Akte zu erwecken, die darauf geschrieben standen.
O dass ich unaufhörlich an Dich denken könnte, Herr, mein Gott! Wer gibt mir, dass ich mit jedem Atemzug aus der Tiefe meines Herzens zu Dir spreche: Herr, ich liebe Dich! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 26. Dezember
"Der Soldat ist ein allzu großer Feigling,
der beim ersten Zeichen der Schlacht flieht.
Kämpft! Wenn ihr kämpfend fallt,
erhebt euch schnell und mit Vertrauen wieder,
und fangt immer von Neuem an,
ohne je zu verzweifeln."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 26. Dezember - Von der glänzenden Heiligkeit
des heiligen Erzmärtyrers Stephanus
Wie glänzest hehr du in des Himmels Sitze,
O Stephanus, der glorreich du gestritten
An jener unbesiegten Streiter Spitze,
Die einst für Christi Reich die Marter litten.
Stark bist du durch die Pein hindurch gedrungen,
Und hast zum offnen Himmel dich erschwungen.
1. Gleich ihrem göttlichen Stifter wurde seine heilige Kirche schon in ihrem ersten Entstehen zu einem Zeichen des Widerspruchs aufgestellt. Die ergrimmte Synagoge wütete gegen sie, und gierte, sie im Keim zu ersticken. Aber die allmächtige Kraft Christi siegte glorreich in seinen Bekennern. Vom Feuer des lebendigsten Glaubens durchdrungen, und durch die ihm innenwohnende Gnade des Heiligen Geistes gleich einem Engel Gottes leuchtend, beschämte Stephanus durch die Kraft seiner siegreichen Rede den ganzen Hohen Rat der gottesmörderischen Juden, ohne vor dem gewissen Tod zu erschrecken. Wie verteidigst du den Glauben Jesu Christi gegen seine Feinde? Zitterst du aber vor ihrem Unwillen: was würde erst geschehen, wenn du vor Tyrannen stündest?
2. Großmütig besiegelte der von heiligem Eifer glühende Bekenner durch seinen Tod die heilige Lehre. Niemand vor ihm hatte die Marter erlitten. Er hatte kein Beispiel vor sich, das ihn ermutigte. Vielmehr ermutigte er selbst durch die Kraft und das Licht seiner Liebe die Jünger Jesu, nach seinem Beispiel ihr Blut für ihn zu vergießen. Er wusste, wem er geglaubt hatte, "er sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen", und sehnte sich in seliger Freude durch die Pforte der Marter in diese Herrlichkeit einzugehen. O wären wir von diesem Glauben, von dieser Liebe durchdrungen: wie leicht, wie lieblich würden alle Trübsale uns werden.
3. Wunderbar auch leuchtete die Feindesliebe in diesem glorreichen Erzmärtyrer. Weit schmerzlicher, als sein Tod, fiel ihm der verbrecherische Unglaube seiner grausamen Feinde. Mitten unter einem Hagel von Steinen, womit sie ihn zu Tode warfen, betete er für sie zum Herrn, und die Bekehrung des Saulus war eine Frucht seines Gebetes. Wie schwer verdammt diese hochsinnige Liebe die kleinliche Feigheit unseres Herzens, die wir uns so große Gewalt antun müssen, eine geringe Beleidigung zu verzeihen. O Herr Jesus, nimm diesen so lieblosen, so unversöhnlichen Sinn von uns, und gib uns den Geist, der deine Heiligen beseelte. Matthäus 5,44b-45a: "Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet."
Fest der Heiligen Familie - Sonntag nach dem Weihnachtsfest
27. Dezember
Der heilige Johannes, Apostel, Evangelist,
Bischof von Ephesus,
+ 100? – Fest: 27. Dezember
Weil niemand eine größere Liebe hat, als wer sein Blut für seinen Freund vergießt, deshalb hat der Erzmartyrer Stephanus die hohe Ehre, dass sein gestriges Fest gleichsam eins ist mit dem Weihnachtsfest. Dann aber zündet die Kirche heute die zweite Apostelkerze bei der Krippe an – die erste war Sankt Thomas am 21. Dezember – und feiert das Gedächtnis jenes Mannes, der von allen Männern hier auf Erde dem Herzen des Heilandes am nächsten standen. Es ist der heilige Apostel und Evangelist Johannes.
Wenn einer, so verdiente Johannes den erhabenen Vorzug, der Lieblingsjünger des Heilandes zu sein. Nicht deswegen verdiente er ihn, weil er unter den Jüngern der jüngste, sondern weil er, das darf man wohl sagen, der hingebendste von den anderen war.
Wie in allen edlen Israeliten zu jener Zeit, so brannte auch in dem Fischersohn Johannes die Sehnsucht nach dem verheißenen Messias, den das Volk in heißen Gebeten erflehte und den die Bauern und Hirten in wehmutsvollen Liedern besangen. Als der Vorläufer erschien und das Nahen des neuen Reiches kündete, wurde der junge Fischer vom See Genezareth einer seiner ersten Anhänger.
Doch Johannes der Täufer war nicht das Licht, das in die Welt kommen sollte, er sollte nur Zeugnis geben von dem Licht, und das Zeugnis gab er damals, als er eines Tages seine treuen Jünger Andreas und Johannes an den Heiland verwies. Vom Jordan her folgten die zwei dem Herrn, der gerade vorüberging, und da wurde beiden eine der größten Gnaden zuteil, die es für einen Menschen gibt, die Berufung zum Apostelamt. So tief und beseligend hat der zwanzigjährige junge Mann Johannes das Glück dieser Begnadigung erfasst und erfüllt, dass er sich fünfundsiebzig Jahre später, als er sein Evangelium schrieb, noch genau erinnerte, dass es um die zehnte Stunde gewesen war.
Mit ganzem Herzen schloss sich Johannes dem Meister an, dem zulieb er in rückhaltloser Hingabe alles verließ, und der Heiland seinerseits belohnte die Treue des Jüngers dadurch, dass er ihn offensichtlich bevorzugte. Mit Petrus und Jakobus durfte Johannes bei der Verklärung auf Tabor, bei der Totenerweckung der Tochter des Jairus und im Garten Getsemani zugegen sein. Er wurde mit Petrus vom Herrn ausgesandt, um das Ostermahl vorzubereiten, und dann kam die beseligende Stunde, da er während des Mahles an Jesu Brust und Herz ruhen durfte. Nie hat es auf Erden einen Vorzug gegeben, der größer ist als dieser, dass Johannes der Herzbruder des lieben Heilandes war.
Johannes hinwieder bewährte gleich darauf dem Heiland die Freundestreue, denn als alle anderen Apostel bei der Gefangennahme Jesu flohen, folgte er ihm mutig von fern in das Haus des Annas, und dann begleitete er die Mutter Jesu tröstend auf dem harten Weg nach Golgatha und stand als einziger von den Aposteln unerschrocken drei Stunden lang unter dem Kreuz.
Treu war also Johannes dem Meister bis zuletzt, und diese letzte Treue hat der Herr ihm aufs herrlichste belohnt, denn unter dem Kreuz hat er dem Lieblingsjünger seine Mutter geschenkt. Wie unermesslich reich war doch dieses Erbe! Glücklicher Jünger, dem der Meister seine Mutter schenkte!
Auch nach der Himmelfahrt des Heilandes hat Johannes die Treue hochgehalten, nicht nur dadurch, dass er liebend und ehrend für die Mutter Gottes gesorgt hat, wie nur ein Sohn für die Mutter sorgen kann, sondern auch dadurch, dass er in dem Evangelium, das er schrieb, alle Reden und Aussprüche Jesu aufs getreueste festgehalten hat, und bei jeder Gelegenheit betonte er sein Leben lang das große Vermächtnis seines Herzbruders, das Hauptgebot der Liebe, bis er als Greis von fünfundneunzig Jahren noch unter dem letzten Atemzug die Christen ermahnte und anflehte: „Kindlein, liebet einander! Liebet einander! Liebet einander!“
Beim heiligen Johannes zeigt sich wieder einmal deutlich, dass es vor allem die Treue ist, die dem lieben Heiland am meisten gefällt und für die er am dankbarsten ist. Die Treue hat den heiligen Johannes zum Herzbruder des Heilandes gemacht. Das wollen wir uns also gut merken, dass man durch die Treue zum Herzbruder des Heilandes wird. Doch auch deswegen muss uns der heilige Johannes überaus teuer sein, weil er so gut für die liebe Mutter Gottes gesorgt hat.
Die heiligen Brüder und Bekenner
Theodorus, Mönch und Märtyrer von Konstantinopel, + 27.12.841,
und Theophanes, Bischof und Bekenner von Nicäa, + 27.12.845
Fest: 27. Dezember
Die beiden heiligen Brüder kamen noch sehr jung in das Kloster St. Sabas bei Jerusalem, wo sie in kurzer Zeit eine hohe Stufe der Gottseligkeit erreichten. Als Leo der Armenier den Bildersturm zu erregen anfing, wurden sie nach Konstantinopel gesendet, um den Kaiser zu ermahnen, der Kirche den Frieden wieder zu geben. Sie gelangten aber nicht zu ihrem Ziel, vielmehr ließ sie Leo mit Ruten streichen und verbannte sie auf eine Insel am Eingang des Pontus Euxinus, wo sie vielfache Drangsale zu erleiden hatten. Nach dem Tod dieses Zwingherrn im Jahr 822 erhielten sie die Erlaubnis, nach Konstantinopel zurückzukehren, und Theodor gab daselbst einige Schriften zur Verteidigung der katholischen Lehre heraus. Mit der Zeit (829) kam ein anderer Begünstiger der Ketzerei, Theophilus, auf den Thron und verfolgte die Rechtgläubigen mit unbändiger Wut. Theodor und sein Bruder wurden aufs Neue misshandelt und auf die Insel Aphusa verwiesen. Zwei Jahre später brachte man sie in die Hauptstadt zurück, wo der Kaiser in seiner Gegenwart sie entkleiden und geißeln ließ, bis sie halbtot zu seinen Füßen hinfielen. Nach diesem zeichnete man ihnen mit Nadeln ein ganzes Schmähgedicht auf Stirn und Angesicht ein. Diese ebenso grausame als langwierige Marter wurde erst von der Nacht unterbrochen, wo man die mit Blut Überströmten ins Gefängnis zurückschleppte. Kurz darauf wurden sie nach Apamea in Syrien abgeführt, wo der heilige Theodor an den Folgen seiner Wunden starb. Wegen der Einzeichnung erhielt er den Beinamen „Graptos“, d.i. der Gestochene. Inzwischen kam die Kaiserin Theodora, eine eifrige Katholikin, an die Regierung, und der heilige Patriarch Methodius führte 842 die Bilderverehrung wieder ein. Theophanes wurde zum Bischof von Nicäa ernannt und entschlief dort nach siegreichem Kampf über die Häresie im Frieden des Herrn. Die Griechen nennen ihn „Dichter“, weil er heilige Gesänge verfasste.
Die gottselige Christine Ebner, Dominikanerordensfrau in Engelthal,
+ 27.12.1356 – Gedenktag: 27. Dezember
Es ist rühmlich für ein Volk, Auserwählte von öffentlichem Ruf in seiner Mitte zu besitzen. Sie nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen, ist Pflicht. Das Leben eines Heiligen verherrlichen, heißt ja Gott verherrlichen. Denn Gott ist es, der einen sündigen Menschen zur Heiligkeit führt. Gott hat in trüber Zeit die auserwählte Nonne von Engelthal, Christine Ebner, auf den Leuchter gestellt, um vielen Irrenden ein Wegweiser zu sein. Nun ist es einmal so Geschick des Zeigers am Wege, dass er verfault und vergeht. Die Leuchte von Engelthal hatte ihre Pflicht getan; sie mochte verlöschen. Gerade die Finsternis jener Zeitverhältnisse, der Zwist der kaiserlichen und päpstlichen Gewalt, hat Christinens Namen und heiliges Leben nicht durch kindliches Spruchurteil festhalten lasen im Buch der seligen Kinder der Kirche auf Erden. Die nachfolgende größte Heimsuchung der Kirche in Deutschland, die Glaubensspaltung, hat völlig alle Hoffnung der Freunde Christinens erstickt, öffentlich und rechtmäßig zu ihr rufen zu dürfen, wie das alte Verslein tut: „O selige Jungfrau Ebnerin, erwirb mir Gottes reichen Gewinn!“ Verödet ist die Stätte ihres Aufenthaltes, keine Spur ist mehr von ihrem Grab zu entdecken. Das Andenken an Christina Ebner, die große deutsche Mystikerin, lassen wir deutsche Katholiken niemals untergehen.
Christine Ebner ist ein Kind der alten Reichsstadt Nürnberg. Das Haus der Ebner zählte zu den angesehensten Patriziergeschlechtern, berühmt durch Reichtum und Adel, wie durch Rechtschaffenheit und Tugend. Es war am Karfreitag des Jahres 1277, als Elisabeth, geborene von Kühdorf, ihrem Gatten Seifried von Ebner ein Kindlein schenkte, das bei der Taufe in der Kirche des heiligen Sebald den Namen Christine erhielt zum Andenken an den Leidenstag des Herrn. Mit Christus begann sie den Leidensweg dieses Lebens, Christus sollte sie auch ganz und für immer angehören. Die Mutter schon hatte ihr Kind, das zehnte, Gott gelobt und die überaus großen Schmerzen der gefahrdrohenden Stunde als Sühne der Leiden getragen, die der Herr für uns geduldet. Bezeichnend für das Kind wie für den Geist der Zeit, die den Wert des Leidens um Christi Willen zu schätzen verstand, ist es, dass Christine, sobald sie nur davon hörte, dass es heilsam sei, Buße zu üben und den Leib zu züchtigen, alsogleich zur „Disziplin“, zur Geißel griff. Dieser, herbe, strenge Zug blieb dem Karfreitagskind als Erbstück des Gekreuzigten zeitlebens eigen. Wohl wurde Christine Ebner, von den zahlreichen kleineren Krankheiten besonders der ersten Jahre abgesehen, nicht von so großen, andauernden und unerhörten Leiden heimgesucht wie ihre gleichnamige Ordensschwester Margarethe Ebner von Medingen. Christine hat ihre Leidensliebe durch Übernahme freiwilliger Bußwerke in höchstem Grad betätigt. Ein Wort, ein Liebesseufzer, der ihr aus noch jugendlichem Herzen entquoll, zeichnet so wahr ihr herb-liebes Bild: „Ach, Herr, hätte ich doch aller Menschen Stimme, damit wollt ich dich loben; hätte ich doch alle Bußübungen, die alle Menschen tragen können, die wollt ich dir opfern; hätte ich doch all das Blut der Märtyrer, das wollt ich dir geben; und hätte ich aller Menschen Liebe, so wollt ich dich damit lieben!“ Bitterharter Opfergeist durchströmt ihr Leben. Liebe aber ist sein Urquell, Liebe, die geflossen ist, belebend und mitfortreißend, aus Jesu heiligstem Herzen. Hat ihr dies doch der Mund der ewigen Weisheit, der liebe Heiland selbst, zur Antwort gegeben: „Ein Gedanke, der in meinem süßen Herzen war, ist größer gewesen als aller Heiligen Liebe, womit du mir nicht hinreichend vergelten kannst.“
Drei wichtige Kräfte und Elemente sehen wir in Christine Ebners hohem Streben nach dem erhabensten Ziel der Vollkommenheit und Gottgeeintheit zusammenwirken: Die natürliche Fähigkeit, die Gnade Gottes und die Treue des Menschen.
Christine erfreute sich sehr edler Gaben der Natur. Zwar hatte sie, wie es scheint, ein reizbares Nervensystem, aber eine gesunde und vollkommen geregelte Körperbeschaffenheit, einen edlen Wuchs und ein sehr einnehmendes Aussehen. Ihr Temperament war das sanguinisch-cholerische. Sie war sehr lebhaft und griff mit Leichtigkeit alles Beschwerliche an, wartete mutig ab und offenbarte in allem Tun kräftige Entschiedenheit. Auch ihre geistigen Gaben waren vorzüglich und standen in schönstem Verhältnis zueinander. Sie besaß ein glückliches Gedächtnis, ein gesundes Urteil, einen scharfen Verstand, ein für alles Gute empfängliches Gemüt und eine lebhafte Einbildungskraft.
Diese kostbaren Gaben der Natur zu fördern, zu bilden und für den höchsten Zweck des menschlichen Daseins, für den Dienst und die Liebe Gottes, fruchtbar zu machen, tat überdies die Erziehung das Möglichste. Die frommen Eltern Christinens gaben ihrer Tochter nicht nur selbst das Beispiel jeglicher Tugend und übten sie darin, besonders im Gehorsam, sie ließen sie auch in allen nützlichen Kenntnissen und Fertigkeiten unterrichten, die eine Frau von Adel zieren, die einen so aufgeschlossenen Geist, wie den einer Ebner, aufs feinste bildeten und zu ungewöhnlicher Vollendung führten. Eben weil schon des Kindes Sehnen und Wünschen nur nach dem Höchsten ging, wurde ihm am Vorabend seines zehnten Geburtstages die heilige Kommunion gereicht. Das war eine große Seltenheit in jener strengen Zeit, „etwas Neues und Unerhörtes“, wovon viele abrieten. Deshalb ließ man erst – es war ein Gründonnerstag – die Leute aus der Kirche weggehen. Der amtierende Priester und Katechet des Kindes sagte dabei bestimmt voraus, dass Gott an diesem Kind Wunder tun und mit ihm nicht verfahren werde, wie es die Menschen veranschlagen, sondern nach seinem Willen. Und das zeigte sich bald. Mit zwölf Jahren hatte Christine ihren von Jugend auf gehegten Herzenswunsch, Ordensfrau zu werden, bei den anfangs widerstrebenden Eltern, die schon zwei Töchter dem Herrn geschenkt hatten, mit männlicher Entschiedenheit durchgesetzt.
Kloster Engelthal bei Nürnberg, in der Diözese Eichstätt gelegen, sollte der Zufluchts- und Gnadenort für die gottselige Christine werden. Im Jahr 1240 wurde Engelthal mit Hilfe des Ritters Ulrich von Königstein durch die ehemalige Sängerin Alheit gegründet. Alheit (Adelheit) war dem hochseligen Kind Elisabeth vom Vater, dem König von Ungarn, zur Erheiterung mitgegeben worden, da es als Braut des Landgrafen Ludwig ins Hessenland gefahren kam. Die lebensfrohe Sängerin sei aber eine „große Reuerin und Gottes Minnerin“, eine getreue Meisterin frommer Jungfrauen geworden, die aus dem „Ach“ der erdwärts Gerichteten – der Ort hieß vordem Schweinach – ein „Tal der Engel“ schufen. Im vierzehnten Jahrhundert wurde das Kloster eine Hochschule der Mystik und Gottgeeintheit, deren glänzendste Zierden Christine Ebner und Adelheid Langmann wurden. „Der Nonne von Engelthal Büchlein von der Genaden Überlast“ erzählt von der Fülle der Gnadenerweise, von dem lastenden Berg der himmlischen Segnungen und außergewöhnlichen Begegnungen, die dem Beten und Tugendstreben einer ansehnlichen Reihe verstorbener Engelthaler Schwestern zuteilwurde. Bezeichnend ist das Wort, das so „einer emsigen Dienerin unseres Herrn Jesu Christi“ in den Mund gelegt wird, der Diemut Ebner von Nürnberg: „Ich habe Gottes so viel, hätte die ganze Welt so viel von ihm, sie hätte genug. Es ist ein großes Wunder, dass Gott in solcher Fülle bei mir wohnt und mein Herz davon nicht bricht.“ Die Nonne, die von Gottes Güte und der Menschheit Lieben so wunders viel berichtet, ist nach der neueren Forschung eben Christine selber, die das Büchlein vor 1346 verfasste.
Christinens Ordensleben war von Anfang an auf eine ganz ausschließliche Hingabe an Gott gerichtet. Sie dürstete nach Opfern und Großtaten. Obwohl noch ein Kind, begann sie ein Bußleben, wie es uns Abkömmlingen einer verweichlichten Zeit als unerträglich erscheint. Christine versagte sich den Schlaf, wonach der jugendliche, von den vielen Klosterübungen ermüdete Leib verlangte, und wenn die Natur zu gewaltig nach ihrem Recht schrie, dann lag sie in dünnem Kleid, bei bitterer Kälte, auf harter Erde oder legte sich gar auf Nesseln nieder und ließ so die bloßen Hände und Füße leiden. Ein härenes Gewand quälte den Leib, den sie bald mit Ruten, bald mit Dornen und Nesseln schlug. Diese Strenge der Kleinen rief natürlich den Widerspruch der Mitschwestern wach. Doch achtete Christine in ihrem leidenschaftlichen Ungestüm nicht auf deren Mahnungen, was ihr manche Härte, Spott und Verfolgung einbrachte. Ob ihres Eigenwillens hatte auch die Oberin mitunter triftigen Grund zu Tadel und Strafen. Christine hatte eben auch ihre Fehler. Davon ist ja kein Heiliger ausgenommen, wie manche glauben möchten. Ganz besonders musste die junge Nonne die bekannte Erfahrung machen, dass der Mensch sich aus eigenem Willen und freier Wahl großen Opfern und Bußen unterziehen kann, während ihm Härten, Verdemütigungen und Prüfungen, die vom Nächsten stammen, schwerste Überwindung kosten. So zögerte Christine einmal, öffentlich, wie verlangt, um Verzeihung zu bitten. Auch versah sich manche ihr übertragene Ämter, besonders das der Schaffnerin mit den vielen Verdrießlichkeiten nur ungern und suchte davon befreit zu werden. Aber die tugendbeflissene Jungfrau war einsichtsvoll und demütig genug, ihre Fehltritte zu erkennen. Sie bereute sie täglich und weinte lange Zeit bittere Tränen darüber. Von Gott selbst aufgefordert, übernahm sie schwerste, öffentliche Sühne. So rang sie mit sich selbst und bezwang ihre aufrührerische Natur, den Eigenwillen und die Ungeduld, so dass sie freudig jede Schmach ertrug und in die niedrigsten und widrigsten Arbeiten willig sich fügte.
Die Nonne von Engelthal hatte gelernt, demütig zu sein und in heiliger Furcht Gottes sich selbst zu ersterben, um in Christus zu neuem Leben zu erstehen. Und welch ein wundersames Leben! War sie eine Christine, eine Christusgeeinte im Kreuz geworden, nun würdigte sie Christus auch der Anteilnahme an der glorreichen Verherrlichung. Wirkten Natur und eigene Tätigkeit zusammen, eine wahrhaft schöne Seele zu bilden, viel Größeres noch schuf der Heilige Geist in seinem Liebling. Er teilte sich ihr in der Entrückung mit gleich den Aposteln. Außerordentliche Tröstungen in Gesichten und Ekstasen erquickten sie inmitten der glühendsten Läuterungspeinen. Jesus, der König aller Güte, überschüttete sie mit den Salben und Wohlgerüchen seiner Gnaden und versicherte sie der besonderen Liebe seines Herzens. „Wenn ein Mensch“, sagte ihr der Herr einmal, „alle Dinge, die er inwendig und auswendig haben kann, um meinetwillen verschmäht und so gering achtet als ein Härlein, so verwundet er mein Herz und verbindet mich gleichsam, ihn zu lieben und ihm Gutes zu tun.“ „Ich nehme ein kleines Fünklein von meinem brennenden Herzen und mache dein Herz entbrennen von meiner Liebe; ich nehme ein Wort, das ich auf Erden geredet habe, und mache davon deine Worte süß; ich nehme eine Träne, die ich geweint habe, und pflanze alle deine Tränen darauf, dass sie dir fruchtbar werden; ich nehme einen Geißelstreich, deren ich viele in meinem Leiden empfangen habe, und baue alle Schläge und Streiche darauf, die du fortan empfängst aus Gehorsam oder aus Liebe zu mir.“
Klingt uns nicht aus den Gesichten der gottseligen Dominikanerin des dreizehnten Jahrhunderts ganz dieselbe Kundgabe der übergroßen Liebe des Heiligsten Herzens zu den Menschen entgegen, wie sie der Herr im siebzehnten Jahrhundert der heiligen Margareta Maria Alacoque (+ 1690) geoffenbart hat? Ist nicht Christine Ebner eines der vielen seligen Gotteskinder, die die Liebe des Heilands erfasst und erwidert haben, die sein heiliges Herz als Quelle und Sinnbild der Liebe sinnig verstehend verehrt haben? Christine sah in einer Verzückung den Heiland, wie er sie mit einer Krone schmückte und freundlich liebkoste. Darüber wunderten sich die den Herrn begleitenden Heiligen: „O Herr! Welch große Liebe trägst du doch zu dieser Seele und wie tief neigst du dich herab von deiner Hoheit, da du doch ein so großer Gott bist?“ Und der Herr verrät das Geheimnis seiner Liebe: „Ich habe euch auch an mich gezogen und in diese Ehren gesetzt durch meine Güte. Es ist von euch keiner aus eigenen Verdiensten dazu gekommen. Alles was ihr habt und besitzt, das habt ihr von mir bekommen.“
Im Leiden hat der gütige Erlöser uns seine größte Liebe bewiesen. Darum durfte Christine ihn auch oft in seinem Leiden schauen. Dabei wuchs ihr liebendes Mitleiden zu solcher Stärke, dass Schmerz und Freude in ihrem Herzen in Eins zusammenflossen. Die Seherin schaute den Herrn am Ölberg, an der Geißelsäule, sie sah ihn am Kreuz. „Er war ein sehr jämmerlich gemarterter Mensch. An seinem ganzen Leb war nichts Gesundes. Jedes Glied hat seinen besonderen Schmerz erlitten. Das Haupt ist sehr verwundet von der Krone, die Stirn blau und rot, worin die Krone gesteckt ist. Es steckten aber noch viele Spitzen von der Krone, die ihm abgenommen war, in der Hirnschale. Die Augen sind erbärmlich und tödlich gestaltet, das Angesicht schwarz und entstellt von dem gestockten Blut, die Wunden an den Händen und Füßen weit voneinander gerissen und verzehrt. Er hatte eine so jämmerliche Gestalt, die keines Menschen Auge je gesehen, noch eine Zunge aussprechen kann. Und sehe ich meinen Herrn in allen seinen großen Schmerzen und bitterem Tod und sonderlich seine fünf Wunden, so habe ich doch große Süßigkeit davon, sonderlich von der Wunde der Seite; die sog ich wie eine Biene die Blumen und hatte die größte Begierde zu dieser Wunde. Da habe ich die allermeiste Lust und überfließende Süßigkeit davon.“
Auch den Auferstandenen durfte die glückliche Nonne von Engelthal schauen „mitten unter den erlösten Altvätern. Der Ort, wo sie standen, war wunderlich schön, ein grüner Rasenplatz. Er stand unter ihnen in vollem Glanz, wie der Mond unter den Sternen, und die Seelen sangen mit großer Lieblichkeit: Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat“. Dies war an einem Ostertag nach der heiligen Kommunion.
O Christinens Kommunion! Eine so gottgeeinte Seele, sollte die nicht mit heißester Sehnsucht und gläubig lebendigen Geistes den im Sakrament weilenden Erlöser Tag und Nacht gesucht und seiner heiligsten Gegenwart sich wonniglich erfreut haben! Jesus in der heiligsten Eucharistie, Jesus in der Heiligen Messe und Kommunion, das war das Leben ihres Lebens, die Seele ihrer Seele! Nach Empfang des Herrn im Liebesmahl war sie gewöhnlich ihrer Sinne entrückt oder sie erkrankte im Übermaß der Gnaden, die in sie einströmten. Als sie sich einmal beklagte wegen des Aufsehens, das solche Vorfälle verursachten, tröstete sie der Herr mit den Worten: „Lass dich das nicht irren; es soll es jedermann wissen, wie ich dich liebe.“ So tat er „an ihr so viele außerordentliche Wunder; aber er tat ihr auch viel Weh“.
Die gottselige, reichbegnadete Ordensfrau suchte ihre Visionen und übernatürlichen Tröstungen in Demut sorgfältig geheim zu halten. Erst als 1317 der Dominikaner Konrad von Füßen ihr Beichtvater wurde, teilte sie ihm das Geschaute mit. Er befahl ihr, Aufzeichnungen zu machen. Sie sind in mittelhochdeutscher Sprache verfasst und gehören mit den Tagebüchern Margareta Ebners und der Adelheid Langmann zu den ältesten uns erhalten gebliebenen Erzeugnissen dieser Art. Sie haben darum auch hohen geschichtlichen und sprachwissenschaftlichen Wert.
Viel genannt und gerühmt war so der Name der wundersamen Seherin von Engelthal bei ihren Lebzeiten. „Die Gottesfreunde“, besonders Tauler (+ 1361) und Heinrich von Nördlingen verbreiteten ihren Ruf weithin in die Lande. Christinens mitleidsvolles, liebendes Herz, das schon die Armen Seelen im Fegfeuer zu ihrem größten Gewinn für sich beanspruchten, vermochte kaum mehr den zahlreichen Empfehlungen in ihr wirksames Gebet zu genügen. Im Jahr 1350 kam König Karl IV., ein Bischof, drei Herzöge und viele Grafen zu Christine. Die knieten vor der armen Ordensfrau nieder und baten um ihren Segen. Zitternd hob die greise Nonne ihre schon welken Hände und segnete den, von dem sie nach Gott den Frieden und die Wohlfahrt ihres Volkes erhoffte. Nicht lange mehr genoss sie das nach dem langen Streit wieder aufblühende Glück. Am 27. Dezember, dem Festtag des Lieblingsjüngers Johannes, 1356 ging sie zur nimmer endenden Anschauung Gottes ein. Trotz aller Strenge gegen ihren Leib hatte sie beinahe achtzig Jahre erreicht.
Ein katholischer Gelehrter vergleicht die Tiefempfindlichkeit mancher Seelen mit dem blitzartigen Schauen und Ergriffensein der Künstler. Der von Natur höchst veranlagte Künstler schaut seine Ideen in Bildern voll Leben und Schönheit. Nur wenn sie der Wahrheit entsprechen, sind sie schön. Auch die Heiligen sind Künstler, die unter dem Einfluss der Gnade von Gott in ihrer ganzen Seelentiefe mächtig und nachhaltig ergriffen werden, unter höchster Wonne und tiefstem Schmerz zugleich. Sollte auch einmal das eine oder andere der Gesichte solch mystischer Seelen der eigenen Künstlernatur entspringen, ihr „Ergriffensein von Christus“ (Philipper 3,12), sein sie durchflutendes Licht wird keinen wesentlichen Irrtum der Sache nach aufkommen lassen. – Aber, klagst du, was wird aus mir trockenen, ausgegossenen Alltagsmenschen? Mit meiner Industrieseele kann ich nur mühsam die Gottesgedanken ausgraben. Von tieferer Erkenntnis keine Spur! Doch „ein jeder darf hoffen“, trösten die Geistesmänner. Nachschaffender Künstler darf, ja soll jeder sein. Schaue Jesu Bild und Gesichte im Tabor- oder Weihnachtslicht und im Ölbergnachtsdunkel! Sie strahlen für jedermann klar im Evangelium. Danach schaffe das Bild deiner Seele. Jesu Herz ist weit; gar tief seine Liebe. „Aus diesem Brunnen schöpfe das Wasser der ewigen Seligkeit heraus,“ so viel du willst. Und ist dein „Seil, das in den Brunnen geht, auch gar hehl (heil, glatt), dass es dir immerdar ausschlüpfen“ möchte, so schöpfe nur „mit vieler Beschwernis und rechter Geduld“ nach Christine Ebners Beispiel und Wort. Dann wird dein Seelelein, worinnen dein Herr „doch ist mit seiner Barmherzigkeit“, ein wundersames Kunstwerk des Heiligen Geistes, der überall weht.
Die selige Fabiola Fabier, Matrone von Rom,
+ 27.12.400 – Gedenktag: 27. Dezember
Vor dem Osterfest des Jahres 390 hatte Rom ein seltenes und herzerhebendes Schauspiel. Unter den öffentlichen Büßern vor der Kirche des Lateran, die um die Gnade flehten, wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen zu werden, befand sich eine vornehme Frau, die hochgeehrte, unermesslich reiche Fabiola aus dem uralten römischen Geschlecht der Fabier. In einem Bußgewand und ohne Sandalen, mit aufgelöstem Haar und blassem Antlitz, Haupt und Nacken mit Asche bestreut, Erdenstaub in den Händen, kniete sie da, und ihre heißen Tränen waren der laute Ruf ihres Herzens nach Frieden und Wiederversöhnung mit Gott. Mit Bewunderung, mit tiefster Ergriffenheit und Rührung sahen der Papst Siricius, die Geistlichkeit und das ganze Volk diese demütige Büßerin aus hochedlem Stamm. Wie tief doch die Reue eines gottliebenden Herzens sein kann! Und wie mächtig wirkend die Erbauung! Welche Sünden würde nicht solche Buße wegwaschen?
War denn diese edle Frau, die der heilige Hieronymus „den Ruhm der Christen, ein Wunder vor den Heiden, einen schweren Verlust der Armen und ein Trost für die Mönche“ nennt, wirklich eine so schuldvolle Sünderin? Fabiola hatte gefehlt, mochte sie auch in den Augen der Welt nicht als Sünderin gelten und mochte sie selber in jugendlicher Unerfahrenheit und leichtem Sinne ihre Handlungsweise anfänglich nicht als Vergehen ansehen.
Im ungläubigen Rom herrschten noch heidnische Sitten, Ansichten und Gebräuche und diese Lebensweise drängte sich auch in das christliche Rom hinein, das durch tausend Bande der Familie und der Freundschaft mit dem heidnischen verwebt war. Zuweilen war ein gläubiges Familienglied von einer Schar ungläubiger Verwandten ganz umringt. Wehte nun freilich auch der Duft der christlichen Tugend und des reinen heiligen Lebens wirksam zu den Heiden hinüber, so legte sich dafür auch die Schwüle ihrer Atmosphäre betäubend um manche christliche Stirn. Der sinnliche Mensch, mag er auch Christ heißen, ist immer ein heidnischer, das heißt eben nicht christlicher. Wie namenlos groß war im Heidentum die Entwürdigung der Ehe, bis Christus kam und sie wieder auf übernatürlichen Boden hob und der Verbindung zwischen ihm und der Kirche selbst gleichstellte! Der Christ ist eben ein übernatürlicher Mensch; soll es sein. O, dass er so oft diese Höhe vergisst!
Fabiola war sehr jung mit einem Mann vermählt, dessen lasterhaftes, stadtbekanntes Leben es der ehrbaren Frau unmöglich machte an seiner Seite auszuharren. Das weibliche Zartgefühl verbot ihr, ihn anzuklagen. Lieber nahm sie die Schuld der Uneinigkeit in der Ehe auf sich und verließ das Haus ihres Gatten, um zu ihren Eltern zurückzukehren. Da blieb sie eine Zeitlang. Doch sie war noch sehr jung. Da fühlte sie denn, wie der heilige Hieronymus bemerkt, „ein anderes Gesetz in ihren Gliedern, das dem Gesetz des Geistes widerstreitet“, sie sah sich zum Wiederverheiraten hingezogen. Da gälte für den gewöhnlichen Fall des Ledigseins das Apostelwort: „Wenn sie nicht enthaltsam sein können, so mögen sie heiraten; denn es ist besser zu heiraten, als vor Begierden zu brennen“ (1. Korinther 7,9). Fabiola hielt nun mit gutem Recht ihre erste Ehe für getrennt, da sie nicht aus Leichtsinn und Leidenschaft, sondern durch die Laster des Mannes gedrängt, sich von ihm schied. Das römisch-heidnische Recht erlaubte eine Widerverehelichung. St. Pauli Eherecht lautet freilich anders: „Wenn die Frau sich getrennt hat, bleibe sie unvermählt (so lange der Mann lebt), oder versöhne sich wieder mit dem Mann“ (1. Korinther 7,11). Sagt ja der Herr selbst: „Wer eine Entlassene zur Ehe nimmt, bricht die Ehe“ (Matthäus 5,32). Wusste nun Fabiola nichts von diesem verpflichtenden Ausspruch des Evangeliums? Hieronymus meint das. Aber vielleicht wollte sie nichts davon wissen und ging zum mindesten eigenwillig, frei und unbehutsam zu Werke. Genug, sie vermählte sich wieder und lebte mehrere Jahre sehr zufrieden mit dem zweiten Mann. Da verlor sie ihn durch den Tod.
Solche Erschütterungen des Herzens, die man schmerzlich empfindet, sind oft sehr heilsam, weil sie das Herz von den irdischen Neigungen ablösen und es ihm leichter machen, eine andere höhere Richtung einzuschlagen. So auch bei Fabiola. Sie sah jetzt ein, wie töricht es ist, irdisches, vergängliches Glück um den Preis ewiger Güter einkaufen zu wollen. Nun wa