Heilige und Selige, Gebete, Anmutungen und Betrachtungen im August

 

1. August

 

Die Kettenfeier des heiligen Petrus

 

Gleich zu Beginn der Lesung heute stößt man auf den König Herodes. Dieser Herodes hatte bereits eine bewegte Vergangenheit hinter sich, als er König wurde. Im sechsten Lebensjahr kam er nach Rom und geriet früh unter die Räder. Ein Schlemmer war er, ein Verschwender und Schuldenmacher, der zeitweilig sogar im Gefängnis saß, bis ihn die Gunst des römischen Kaisers von heute auf morgen zum König erhob. Natürlich wollten die Juden von einem solchen König nicht viel wissen und schnitten ihn, wo sie konnten. Da katzbuckelte Herodes vor den eigenen Untertanen, schmeichelte ihnen auf jede erdenkliche Weise, und als er merkte, dass er bei den Pharisäern Eindruck machen könne, wenn er die verhassten Christen verfolgte, ließ er zunächst um Ostern 44 den heiligen Apostel Jakobus den Älteren hinrichten. Als nächster sollte der heilige Petrus an die Reihe kommen, der im Gefängnis saß.

 

Es war in der Nacht vor dem Hinrichtungstag. Petrus wurde im Gefängnis wie ein Schwerverbrecher von sechzehn Soldaten in vier Abteilungen bewacht. Zwei weitere Gefangenenwärter befanden sich bei ihm in der Zelle. Außerdem trug der Verurteilte doppelte Ketten. Da war an ein Entweichen oder an eine Befreiung nicht zu denken, aber die christliche Gemeinde in Jerusalem betete ohne Unterlass zum Herrn für Petrus, und es sollte sich tatsächlich zeigen, dass das Gebet stärker ist als alle Wachen und Ketten.

 

In der Nacht vor dem Hinrichtungstag schlief Petrus trotz der Wachen und Ketten seelenruhig den Schlaf des Gerechten. So fest schlief er, dass der Engel, den Gott zu seiner Befreiung sandte, ihm erst einen kräftigen Stoß geben musste, damit er aufwache, und während er sich verschlafen noch die Augen rieb, fielen ihm die Ketten von den Händen, und schon drängte der Bote des Himmels zur Eile mit den Worten: „Petrus, mal schnell in die Schuhe!“ Petrus tat so, und wieder sagte der Befreier: „Nun nimm den Mantel und dann rasch hinter mir her!“ Petrus tat, wie ihm geheißen wurde, aber bei Verstand war er immer noch nicht, es kam ihm vor, als träume er. Darauf schritten die beiden ungesehen und ungehindert durch die Wachen bis zur dreifach verriegelten eisernen Gefängnistür, und siehe da, das Tor öffnete sich von selbst. Stillschweigend begleitete der Engel seinen Schützling noch ein Stück Wegs und war dann plötzlich verschwunden. Jetzt erst kam Petrus zu sich selbst. Wie versteinert blieb er einen Augenblick stehen, fasste sich mit der Hand an die Stirn und sagte halblaut vor sich hin: „Nun weiß ich sicher, dass der Herr seinen Engel gesandt hat, er hat mich aus der Hand des Herodes und aller Erwartung des Volkes der Juden entrissen.“

 

Da stand also der befreite Petrus mutterseelenallein auf der nächtlichen Straße und überlegte, was er tun solle. Natürlich durfte er unter den gegebenen Umständen nicht in Jerusalem bleiben. Bevor er jedoch das Weite suchte, wollte er erst den Glaubensbrüdern Bescheid geben. So stapfte er durch die Stadt nach dem Abendmahlssaal, der ersten Kirche der Christenheit, wo zur gleichen Stunde die Gläubigen für ihn beteten. Stürmisch, wie es seine Art war, klopfte er drei-, vier-, zehnmal nacheinander, und es kam auch sogleich eine Magd, und als diese die Stimme des Apostels vernahm, vergaß sie die Tür zu öffnen, rannte vielmehr zu den anderen zurück und meldete, Petrus stehe draußen. Da gab es erstaunte Gesichter, einer warf einen vielsagenden Blick nach dem älteren Mädchen, und ein zweiter meinte: „Du, du bist wohl nicht recht bei Trost, was?“ Währenddessen trommelte Petrus unten an der Tür weiter, und als man ihm endlich öffnete, stand er wirklich da. Groß war die Freude, als Petrus von seiner Befreiung berichtete. Darauf gab er noch schnell einige Anordnungen und verließ in der gleichen Nacht die Stadt, um sich in Sicherheit zu bringen.

 

Vierhundert Jahre nach dem erwähnten Vorfall kamen die Ketten, die Petrus in Jerusalem getragen und die die dortigen Christen in all der Zeit als Reliquien verehrt hatten, nach der Ewigen Stadt, und als sie der damalige Papst neben die Ketten legte, an die der Apostelfürst später im Kerker zu Rom angeschmiedet war, schlossen sich beide zu einer einzigen Kette zusammen. Da erbaute man zu Ehren der Ketten eine Kirche, die man die Kettenkirche nannte und in der heute noch die Ketten des heiligen Petrus gezeigt und verehrt werden, und wer sie sieht, wird dabei unwillkürlich an die Tatsache erinnert, dass der liebe Gott ein gutes und beharrliches Gebet gern erhört.

 

Petri Gefangenschaft

 

Petrus, von Christo erwählt,

War nicht allein gezählt

Unter die Apostel Gottes;

Nach dem Willen seines Gebotes

Ist ihm vor ihnen allen

Die Ehre zugefallen,

Dass er der Fürst sei unter diesen,

Seit er seinen minnenden Sinn bewiesen.

Die Schlüssel wurden ihm befohlen,

Die da öffnen unverhohlen

Des Himmels Pforte.

Er soll mit seinem Worte

Auf Erden binden und entbinden.

Christ hieß ihn auch sich unterwinden

Der Wache über die Schafe.

Dass er sie leite, lohne und strafe.

 

Als der Kaiser Tiberius starb

Und Gajus Caligula die Krone erwarb,

Ließ er, das Land ihm zu bewahren,

Herodes Agrippa nach Judäa fahren

Und König sein darin

Nach seines Willens Sinn.

Als er nun kam ins Land,

Klagten die Juden ihm zuhand

Ueber die Apostel sehr

Und ihre falsche Lehr`.

Herodes ließ in solchen Nöten

Jacobum den Apostel töten,

Den Bruder Sankt Johannes`.

Da nach dem Tode des Mannes

Herodes sehr gelobet ward,

Da zwang ihn seine Hochfahrt,

Dass er den Juden allen

Noch besser wollte gefallen.

Sein Mut begann zu dürsten

Auf den Apostelfürsten,

Und er ließ ihn in Ketten legen;

Jedoch auf Himmelswegen

Kam ein Engel in der Nacht

Zum Kerker, drein er war gebracht.

Die Ketten fielen; der Schlummer band

Die müden Wächter; offen stand

Ein jeglich Tor, und frei

Von des Herodes Tyrannei

Ging er fort aus Jerusalem.

Jesus hatte gesagt vordem,

Dass erst nach zwölf Jahren

Die Apostel sollten von hinnen fahren.

So zog er nach Rom; mit Gottes Rat

Schuf er zu seinem Herrschersitze

Die hohe Kaiserstadt.

 

(Aus: "Goldene Legende der Heiligen"

von Richard von Kralik

München 1902)

 

Der heilige Petrus Faber, Priester, Ordensmann und Missionar,

+ 1.8.1546 – Fest: 1. August

 

Zur Zeit, als die wilden Wogen der sogenannten Reformation sich verheerend über Deutschland ergossen, im heftigen Anprall alle bestehende Ordnung über den Haufen warfen, den Glauben verkümmerten, die guten alten Sitten verdarben, die deutschen Fürsten und Völker entzweiten und blutige Bruderkriege hervorriefen, als der Abfall der Geistlichen und Laien vom alten Glauben riesige Fortschritte machte und Laster und Gottlosigkeit immer mehr zunahm, richtete die göttliche Vorsehung ein Bollwerk auf, das den zerstörenden Fluten Einhalt tun und den alten Glauben und die guten Sitten der Religion Jesu Christi retten sollte. Dieses Bollwerk in Gottes Hand war der Jesuitenorden. Der erste Jesuit, der in Deutschland wirkte, war der durch Papst Franziskus am 17. Dezember 2013 heiliggesprochene Petrus Faber.

 

Faber erblickte das Licht der Welt im Jahr 1506 zu Villarette in der Diözese Genf. Als kleiner Junge hütete er die Herde seines Vaters, sammelte dann die anderen Hirtenjungen um sich und unterrichtete sie mit solchem Eifer im Katechismus, dass nach und nach selbst Erwachsene kamen und seinen begeisterten Aufforderungen zur Tugend und Gottesfurcht lauschten. Zehn Jahre alt, begann er seine Studien. Mit zwölf Jahren gelobte er immerwährende Keuschheit und bewahrte die lilienreine Unschuld bis zu seinem Lebensende. Auch die übrigen Tugenden pflegte er mit aller Sorgfalt.

 

Ein Verwandter, der Kartäuserprior Faber, schickte den strebsamen und tugendreichen jungen Mann Petrus Faber im Jahr 1525 auf die berühmte Hochschule zu Paris, um dort seine Studien zu vollenden. Im Kolleg St. Barbara, wo er einen Freitisch erhielt, schloss er einen innigen Freundschaftsbund mit einem jungen Spanier, Franziskus Xaverius, der später der Apostel von Indien und Japan wurde. Als Dritten im Bunde führte ihnen Gott im Jahr 1529 den gottbegeisterten Ignatius von Loyola zu, der als Stifter des Jesuitenordens zahllose Seelen für das Reich Gottes erobert hat.

 

Die drei Freunde studierten zusammen die Philosophie und Theologie. Faber war der erste, auf dem Ignatius bei seinem Plan, einen neuen Orden zu stiften, seine Augen warf, indem ihn seine Sanftmut, Bescheidenheit, Klugheit und wissenschaftliche Bildung sehr ansprachen. Mit größter Begeisterung ging Faber auf die Pläne seines Freundes ein, dem apostolischen Stuhl seine Dienste zu widmen, Wahrheit und Recht zu verteidigen und ein armes, keusches, gehorsames Leben in Gott zu führen. Als Faber sich zum Empfang der heiligen Weihen vorbereitete, hielt ihm Ignatius vierzig Tage lang Exerzitien. Während der ersten sechs Tage nahm Faber keine Nahrung zu sich und trotz der schneidenden Kälte duldete er kein Feuer im Ofen. Am 22. Juli 1532 feierte er das erste heilige Messopfer. Am 15. August 1534 legten die drei Freunde Ignatius, Faber, Franz Xaver mit noch vier anderen gleichgesinnten Genossen, nämlich Laynez, Salmeron, Bobadilla und Rodriguez, zu Montmartre bei Paris die Gelübde ab. Faber, damals der einzige Priester der neuen Gesellschaft Jesu, las die Heilige Messe und reichte seinen Genossen die heilige Kommunion.

 

Um von Papst Paul III. die Bestätigung ihres Ordens zu erhalten, ging Faber mit Ignaz und Laynez nach Rom, hielt dort Vorlesungen für die Gelehrten und katechetische Vorträge für Kinder und das einfache Volk. Dann wurde er nach Parma geschickt, wo alles Volk zu seinen Predigten strömte und sein Beichtstuhl beständig von Büßern umlagert wurde. Mit Priestern und angesehenen Laien hielt er Exerzitien, und gründete drei Vereine für Geistliche, für Bürger und für Frauen.

 

Als die Gesellschaft Jesu 1540 die päpstliche Bestätigung erhielt, wurde Faber nach Deutschland geschickt, um der immer mehr um sich greifenden Irrlehre Luthers und Calvins Einhalt zu tun. Er war der erste Jesuit, der in Deutschland wirkte und der Erfolg seiner Tätigkeit war wunderbar. Durch seine geistlichen Übungen erneuerte er zunächst die guten Sitten und den Eifer der Priester, um durch sie auf das Volk segensreich einzuwirken, und es gelang ihm dies in allen Städten. In Speier nahm man den strengen Sittenprediger anfangs mit Misstrauen auf, aber bald hatte er die Herzen in solchem Maß gewonnen, dass nach Ablauf der Osterzeit alle Geistlichen dem Bischof bezeugten: „In diesem einzigen Jahr haben sich zur österlichen Beichte und Kommunion mehr Gläubige eingefunden, als früher in zwanzig Jahren.“ Der Kurfürst Albrecht von Brandenburg berief ihn nach Mainz, wo er Vorlesungen über die Heilige Schrift hielt, und am 8. Mai 1543 den ersten deutschen Novizen, den berühmten Petrus Canisius, in seinen Orden aufnahm. Zu Löwen gewann er den ausgezeichneten Priester Cornelius Vishave als Ordensmitglied und legte hier und zu Köln den Grund zur Errichtung von Jesuitenkollegien.

 

Die glücklichen Erfolge Fabers in Zurückführung der Verirrten sind hauptsächlich den edlen Grundsätzen zuzuschreiben, die er in einem Brief an seinen Freund Laynez aussprach: „Vor allem muss man die Verirrten mit einer innigen, wahren Liebe umfassen, ihre Neigung und ihr Herz gewinnen, sie mit Höflichkeit anreden und im freundschaftlichen Umgang anfangs nur von Gegenständen reden, worin man gegenseitig übereinstimmt, aber nicht von solchen, die gegenseitige Kämpfe und Trennung der Gemüter veranlassen. Hat man es mit einem Verirrten von unsittlichem Wandel zu tun, so muss man ihn erst vom Laster abzubringen suchen, denn Tugend und Frömmigkeit führen selbst wieder zur Wahrheit.“

 

Groß war die Trauer im ganzen deutschen Reich, als Faber nach kaum vierjähriger Wirksamkeit abberufen wurde, denn er hatte wunderbare Erfolge aufzuweisen. Ein Mitbruder schrieb von ihm: „Fabers Name allein ermutigt die Katholiken in ganz Deutschland und kräftigt die Fürsten zur Wiederherstellung der Religion. Auf seinen Antrieb eilen die Besten überall zu Christus zurück und so manche treten in die Gesellschaft Jesu ein.“

 

Unablässig rief Faber den Himmel an, dass die Irrgläubigen sich bekehren möchten und durch Briefe wirkte er auf die Bekehrten und versuchte sie im Glauben zu stärken. Seine unermüdlichen Arbeiten und Bußübungen rieben seine Kräfte vor der Zeit auf. Als er auf Befehl des Papstes mit Laynez und Salmeron zum Konzil von Trient gerufen wurde, um als päpstlicher Theologe an den Beratungen teilzunehmen, starb er in Rom am 1. August 1546, kaum 40 Jahre alt, betrauert von den Katholiken aller Länder, die sich seiner Tätigkeit erfreut hatten. Gleich nach seinem Tod ehrte ihn das Volk als einen Heiligen. Schon 1561 wurde sein Geburtshaus in eine Kapelle umgewandelt und ein Altar darin vom heiligen Franz von Sales geweiht. Die Seligsprechung des Petrus Faber erfolgte unter Papst Pius IX. am 31. August 1872 und seine Heiligsprechung, wie oben erwähnt, am 17. Dezember 2013 durch Papst Franziskus.

 

Die Makkabäische Mutter mit ihren sieben Söhnen

 

Die fromme Makkabäische Mutter und ihre sieben Söhne waren schon zweihundert Jahre vor Christi Geburt ein leuchtender Beweis, dass den Menschen nichts von der Liebe Gottes zu scheiden vermag, solange er Ihn vor Augen hat und sein Wort im Herzen bewahrt.

 

Als Antiochus Epiphanes, König in Syrien, Jerusalem erobert hatte, versuchte er die Juden mit Gewalt vom wahren Gott abzubringen und zur Anbetung der aufgestellten Götzenbilder zu bewegen. Viele ließen sich von der Furcht vor dem Tod zum Abfall verleiten; andere aber wählten lieber den Tod. Unter denen war auch die Makkabäische Mutter mit ihren sieben Söhnen. Da sie sich weigerten, das Gesetz ihrer Väter zu übertreten, wurden sie auf Befehl des Königs mit Geißeln und Ochsensennen grausam geschlagen.

 

Der älteste von ihnen antwortete dem König: „Was willst du viel fragen und von uns wissen? Wir wollen lieber sterben, als gegen den Herrn unseren Gott sündigen.“ Über diese Rede wurde der König sehr zornig und ließ ihm, weil er zuerst geredet hatte, die Zunge ausreißen, die Haut abziehen, Hände und Füße abhauen und ihn dann in einem glühenden Kessel lebendig braten. Die Mutter aber und die sechs anderen Brüder mussten zusehen, wie er auf diese langsame Weise zu Tode gemartert wurde.

 

Hierauf führte man den zweiten zur Marter. Diesem streiften sie die Haut samt den Haaren vom Haupt und fragten ihn, ob er dem Gebot des Königs gehorchen wolle, ehe er an allen Gliedern des Leibes gemartert würde. Er antwortete mit festem Mut: „Nein, ich werde es nie tun.“ Ja noch in den letzten Zügen sprach er zum König: „Grausamer König! Du nimmst uns zwar dieses zeitliche Leben; aber der König des Himmels und der Erde wird uns, weil wir aus Liebe zu Ihm sterben, wieder auferwecken zum ewigen Leben.“

 

Der dritte bot seine Hände freiwillig dar und sprach voll Zuversicht: „Diese Glieder hat mir Gott zum Himmel gegeben, ich habe sie als Gottes Gabe jeder Zeit in Ehren gehalten und nur um seines Gesetzes willen gebe ich sie gerne hin.“ Er starb mit diesen Worten.

 

Der vierte sprach noch im Augenblick des Todes: „König! Du hast zwar selbst die Macht uns zu peinigen; wisse aber: Mitten unter den Qualen des Todes sind wir doch selige als du, denn wir haben die Hoffnung, dass uns Gott wieder auferwecken wird zu einem besseren Leben. Dir aber wird die Auferstehung nicht zum Leben, sondern zum Tod und zur Verdammung sein.“

 

Dann ergriffen sie den fünften und geißelten ihn. Dieser sah auf Antiochus und sprach: „Du bist ein Mensch und musst sterben! Weil du aber Gewalt hast auf der Erde, so tust du jetzt was du willst. Aber nicht lange mehr, so wirst du erfahren, dass Gott noch mächtiger ist als du und dich und dein Geschlecht dafür strafen wird.“

 

Jetzt wurde der sechste Bruder zur Peinigung herbeigeführt. Dieser sprach noch in den letzten Zügen: „Betrüge dich nicht umsonst, o König! Schreibe die Macht, uns zu töten, nicht deiner Hoheit zu. Wir leiden dies alles bloß aus eigener Schuld. Weil wir gegen Gott gesündigt haben, so lässt er so schreckliche Dinge über uns kommen. Dir aber wird es nicht ungestraft hingehen, dass du es wagst, gegen Gott so zu wüten.“

 

Nun war noch der jüngste Bruder übrig. Diesen nahm der König zu sich hin und redete überaus freundlich mit ihm. Er beteuerte es ihm mit einem Eid, wenn er das Gesetz seiner Väter verlassen würde, so wolle er ihn reich und glücklich und zu einem großen Herrn machen, ihn für seinen Freund halten und es ihm an nichts fehlen lassen. Der Junge ließ sich aber durchaus nicht dazu bewegen. Da rief der König die Mutter herbei und riet ihr, sie sollte ihn dazu bereden, damit doch wenigstens einer ihrer Söhne am Leben bleibe. Aber die Mutter beugte sich zu ihrem Sohn herab und sagte zu ihm: „Du mein liebes Kind, das ich unter meinem Herzen getragen habe, so lange Zeit ernährt und mit so großer Mühe bis zu diesem Alter erzogen habe,- erbarme dich doch über mich! Ich bitte dich, mein Kind, sieh Himmel und Erde an und alles was darin ist. Sieh, dieses alles und das ganze Menschengeschlecht hat Gott aus nichts gemacht. Fürchte dich daher nicht vor dem Henker, sondern zeige dich deiner Brüder würdig und stirb gerne. So wird der barmherzige Gott, samt deinen Brüdern, dich mir wieder geben.“

 

Ehe die Mutter noch ausgeredet hatte, sprach der Junge zu den Henkern: „Worauf wartet ihr noch? Ich gehorche allein dem Gebot Gottes, das er uns durch Mose gegeben hat. Du aber, o König! der du dem Volk Gottes alles Leid antust, wirst der Hand Gottes nicht entfliehen. Trotze nicht auf deine Gewalt; denn du bist dem Gericht Gottes, der allmächtig ist und alles weiß, noch nicht entronnen. Meine Brüder sind nun, nach diesen kurzen Leiden, der Verheißung des ewigen Lebens teilhaftig geworden. Du aber wirst noch nach Gottes gerechtem Urteil für deinen Übermut bestraft werden. Ich will nun nach dem Beispiel meiner Brüder Leib und Leben um des Gesetzes meiner Väter willen gerne dahin geben. Gott wird, um was ich herzlich flehe, sich seines Volkes bald wieder erbarmen. Du aber wirst unter großen Qualen und Peinen noch bekennen müssen: Er allein ist der wahre Gott.“

 

Da der König dies hörte, wurde er wütend vor Zorn. Er ließ ihn noch schrecklicher martern als alle übrigen und zuletzt auch noch die Mutter.

 

Welch ein hoher Mut, den uns der Blick ins bessere Leben gibt! Der lebendige Gedanke an den Himmel nimmt dem furchtbarsten Tod alles Schreckliche und vernichtet alle verführerischen Reize dieser sichtbaren Welt, wenn wir mit Paulus glauben: „Dass die Leiden dieser Zeit gar nicht zu vergleichen sind mit der Herrlichkeit, die künftig an uns offenbar werden wird.“ (Röm 8,18)

 

Der heilige Alfons Maria Liguori,

Bischof, Stifter der Versammlung des Erlösers:

Redemptoristen, und Kirchenlehrer,

+ 1.8.1787 - Fest: 1. August

 

Erst im Jahr 1830 wurde Alfons Maria Liguori heiliggesprochen; er lebte im 18. Jahrhundert. Von hochgestellten christlichen Eltern zu Neapel geboren, bekam er eine sehr gute Erziehung, besonders durch seine Mutter. Als zehnjähriger Junge spielte er einmal und gewann dabei. Einer der Kameraden warf ihm vor, er habe betrogen. Liguori warf das gewonnene Geldstück unwillig hin und sprach: „Wie, glaubt ihr, dass ich um eine so elende Geldmünze die Majestät Gottes beleidigen werde?“ Dann entfernte er sich. Da es schon Abend wurde, suchten ihn die anderen und fanden ihn im Garten betend vor einem Baum knien; an den Baum hatte er ein Bildchen der Jungfrau Maria befestigt. Über diesen Anblick wurde der Junge, der dem frommen Alfons den ungerechten Vorwurf gemacht hatte, so gerührt, dass er ausrief: „Ach, was habe ich getan? Ich habe einen Heiligen gekränkt!“

 

Alfons machte so außerordentliche Fortschritte in den Wissenschaften, dass er schon in seinem 17. Lebensjahr die Doktorwürde bekam, d.h. feierlich als befähigt erklärt wurde, selbst Lehrer der Wissenschaften zu sein. Dabei war er aber ebenso eifrig in frommen Übungen. Jede Woche empfing er einmal die hl. Sakramente und alle Tage besuchte er in den Kirchen das heiligste Altarsakrament.

 

Der junge, gelehrte Mann widmete sich zuerst dem Advokatenstand und erwarb sich großes Ansehen. In einem sehr wichtigen Prozess zwischen zwei Prinzen hatte Alfons die Sache des einen übernommen in der Meinung, sie sei gerecht. Allein er hatte einen Umstand übersehen, worauf der Advokat der Gegenpartei aufmerksam machte; deshalb verlor er den Prozess. Alfons war aufrichtig genug, selbst vor Gericht zu erklären, er habe sich geirrt und sei im Unrecht. Allein dieser Vorfall verleidete ihm alle Welthändel; er ging nach Hause, schloss sich ein und blieb drei Tage lang ohne Nahrung. Hier fasste er den Entschluss, von nun an nicht mehr der Welt, sondern nur Gott zu dienen. Er fand jedoch großen Widerstand von Seiten seines Vaters und seiner Familie überhaupt, hauptsächlich deshalb, weil man schon seine Verehelichung mit der Tochter eines Fürsten in die Wege geleitet hatte. Der Vater drohte ihm, machte bald die bittersten Vorwürfe, bald die schönsten Versprechungen und Schmeicheleien, ja er misshandelte sogar seinen Sohn. Aber alles war vergeblich. Alfons blieb fest bei seiner Erklärung: „Gott ruft mich, ich darf nicht widerstehen“ und trat in den geistlichen Stand. Ungeachtet all seiner Religiosität hing aber der Vater noch so sehr an seinen weltlichen Plänen, dass er fast ohnmächtig wurde, als er seinen Sohn zum ersten Mal im geistlichen Gewand erblickte und ein ganzes Jahr kein Wort mehr mit ihm redete.

 

Aber Alfons blieb dem erkannten Willen Gottes treu. Er machte schnelle Fortschritte in der Vollkommenheit nicht nur als Christ, sondern auch als Priester. Er schloss sich den Volksmissionaren an und predigte jeden Tag mit außerordentlichem Erfolg. Eines Tages kam sein eigener Vater in eine Kirche, in der gerade Alfons predigte. Zuerst ärgerte er sich aus Standeshochmut, seinen Sohn auf der Kanzel zu sehen und war geneigt wieder wegzugehen. Je länger er aber seinen heiligen Sohn predigen hörte, desto mehr wurde sein Herz gerührt; reuevoll und ausgesöhnt verließ er die Kirche. Als er später Alfons antraf, umarmte er ihn und bat ihn um Verzeihung, dass er sich so lange seinem Beruf widersetzt habe. Manchmal äußerte er sich später, erst durch seinen Sohn habe er Gott kennen gelernt.

 

Der heilige Alfons war schon ein Jahr lang Priester ohne sich entschließen zu können auch Beichte zu hören. Er meinte in seiner Demut und Gewissenhaftigkeit, zu einem solch wichtigen Amt nicht genug Fähigkeit zu besitzen. Als er aber durch seinen Obern dazu genötigt wurde, war er in diesem heiligen Amt eifrig und musterhaft wie im Predigen. Er zeigte im Beichtstuhl stets herzliche Liebe, Güte und Geduld; er pflegte zu sagen: „Je tiefer ein Sünder in die Sklaverei des Lasters geraten ist, desto mehr muss man ihn durch die süße Gewalt der Güte den Klauen des Teufels entreißen und zum Vaterherzen Gottes hinziehen.“

 

Nachdem Alfons längere Zeit durch Unterricht, Predigen und Beichthören für das Reich Gottes an verschiedenen Orten und hauptsächlich in Neapel gewirkt hatte, wurde er infolge seiner übermäßigen Anstrengungen krank. Um sich zu erholen begab er sich auf das Land nach Amalfi und Skala. Aber auch hier ließ es ihm keine Ruhe. Mit einigen gleichgesinnten Priestern suchte er die Hirten und zerstreute Landleute auf, unterrichtete sie in den Wahrheiten der Religion und spendete ihnen die heiligen Sakramente. Eine sehr fromme Klosterfrau namens Castarosa sagte dem heiligen Alfons, als er während dieser Zeit in dem Kloster einmal predigte, Gott habe ihn berufen eine Kongregation von Missionaren für die ärmsten verlassenen Seelen zu stiften.

 

Innerliche Besorgnisse und äußerliche Hindernisse waren nicht stark genug den heiligen Alfons von diesem Ruf Gottes abzuhalten. Einige fromme Priester und auch ein Edelmann gesellten sich ihm bei. In Skala nahmen sie ihre Wohnung unter gar ärmlichen Verhältnissen. Ein Strohsack war ihr Lager, Schwarzbrot, einige Früchte und Wasser waren die Kost, die sie kniend unter Gebet zu sich nahmen. Jede Woche züchtigten sie dreimal ihren Leib. Sie erbauten sich täglich an der Legende der Heiligen, sprachen fast nur von göttlichen Dingen und brachten einen Teil der Nacht vor dem allerheiligsten Altarsakrament zu. Sie legten die einfachen Gelübde des Gehorsams, der Armut und Keuschheit ab und verpflichteten sich zum Gehorsam gegen ihren Obern, wozu sie den heiligen Alfons wählten. Papst Benedikt XIV. bestätigte 1749 die Regel der neuen Genossenschaft und gab ihr den Namen der Redemptoristen (Gesellschaft des Erlösers). Seit dieser Stiftung hat sich der Orden weit verbreitet und zahllose Missionen gehalten bis auf den heutigen Tag.

 

Wenn der heilige Alfons irgendwo mit den Seinigen Mission hielt, so beteten sie vor allem das heiligste Altarsakrament an; sodann zogen die Missionare unter Vortragung eines Kreuzes in den Straßen des Ortes umher, verkündigten die Beweggründe zur Buße und luden das Volk ein in die Kirche zu kommen. An den ersten Tagen wurde über die Schreckenswahrheiten der Religion gepredigt, namentlich über die Sünde, die Hölle und die Ärgernisse. Dann wurde drei bis vier Tage lang die Anweisung zum frommen Leben gegeben und vom Gebet und Leiden Christi, der Geduld und vom Gebrauch der heiligen Sakramente gepredigt. Die Kommunion wurde klassenweise abgehalten zuerst mit den Kindern, dann mit den jungen Frauen, den Frauen, den jungen Männern, den Männern, wobei mit jeder Klasse eine besondere Vorbereitung vorgenommen wurde. Am letzten Tag wurde über die Beharrlichkeit gepredigt und das Aufpflanzen von fünf Kreuzen, während dem Volk das Leiden Christi erklärt wurde, beschloss die Mission. Jeder Priester musste während der Missionszeit täglich sieben Stunden lang Beichte hören, nur zwei Gerichte durften beim Mittagessen aufgetragen werden, und keiner durfte ein Geschenk annehmen außer dem Unentbehrlichsten. Diese Missionen wirkten außerordentlich viel. Feinde wurden versöhnt, Verleumdungen widerrufen, ungerechtes Gut erstattet, Ärgernisse getilgt, Todsünder zu frommen Christen umgewandelt; von allen Seiten wurden schlechte Bücher, unanständige Bilder gebracht und öffentlich vor der Kirche verbrannt. Das Volk wurde eifrig im Gebet, im Empfang der heiligen Sakramente, in Übung der Werke der Barmherzigkeit.

 

Wie viele Seelen durch solche Missionen gerettet worden sind, das weiß nur Gott und das wird einmal jenseits offenbar werden. Viele der Leser werden schon Missionen beigewohnt haben oder noch später in ihrem Leben Gelegenheit dazu bekommen. Wenn in einem Ort Mission gehalten wird, so kann man sagen: Gott bietet der ganzen Gemeinde die größte Gnade an, nämlich die Gnade der Versöhnung und Freundschaft mit Gott. Die täglichen Predigten und Gebete, das Beispiel so vieler Leute, die eifrig an den Andachten teilnehmen, selbst der Anblick der Missionsgeistlichen, die auf der Kanzel und im Beichtstuhl uneigennützig den größten Anstrengungen des Leibes und Geistes sich unterziehen, wirkt auf viele Sünder, wie wenn ihre Seele aufgepflügt würde – und mancher, den man längst für unbekehrbar und verloren angesehen hatte, geht in sich und wird eifriger als manche, die sich selbst zu den guten Christen zählen. Ja wir werden vielleicht einmal erstaunen, wenn uns jenseits die Zahl derer gezeigt wird, die gleichsam wie schon brennendes Holz aus dem Feuer durch die Missionen noch gerettet worden sind. Deshalb wird jeder rechte Pfarrer, wenn es ihm möglich ist, gern in seiner Gemeinde Mission halten lassen; deshalb werden wirklich Gläubige, denen ihr und ihrer Mitmenschen Seelenheil angelegen ist, gern beitragen, um eine Mission zu bekommen; und wo eine solche gehalten wird, da gehe fleißig hin und suche auch besonders alle Sünder, die dich etwas angehen, dahin zu bringen. Bei den Missionen gilt ganz besonders von den Priestern, die sie halten, das Wort des Herrn: „Wer euch hört, der hört mich: und wer euch verachtet, der verachtet mich“, und gilt denen, die Gelegenheit haben sie zu hören, das Wort: „Heute, da ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht“.

 

Der heilige Alfons hatte das Glück, gleich im Beginn wahrhaft gute gleichgesinnte Genossen für seine Bruderschaft zu besitzen. Aber er selbst war das vollkommene Vorbild eines evangelischen Wandels. Obschon er im Besitz von eigenem Vermögen war, überließ er dennoch alles der Kongregation. Einmal wählte er eine mit Brettern zugemachte Öffnung unter der Treppe zu seinem Wohnort. In seiner Zelle fand man ein paar alte Stühle, einen kleinen Tisch, eine irdene Lampe, ein hölzernes Kreuz, einige armselige Heiligenbilder, einen Strohsack, einige Bücher und etwas Papier. Oft benutzte er die Kleidungsstücke, die andere Ordensgenossen als unbrauchbar abgelegt hatten; und in solchem Anzug besuchte er die vornehmsten Personen wie die ärmsten Bettler. Meistens aß er nur Brot und Suppe und diese machte er noch auf künstliche Weise bitter; bei der strengsten Kälte wärmte er sich nicht am Ofen.

 

Wie wohlgefällig vor Gott dieser Wandel seines Dieners war, das zeigte sich selbst durch Wunder. Übrigens fehlte es auch nicht an Verleumdungen und Widerstand bei seinen gottgefälligen Unternehmungen, die aber durch Gottes Hilfe stets überwunden wurden. Es war ihm schon von verschiedenen Diözesen die bischöfliche Würde angetragen, von ihm aber stets ausgeschlagen worden. Endlich ernannte ihn der Papst ungeachtet seines Sträubens zum Bischof von Benevent. Da er nur aus kirchlichem Gehorsam sein Bistum antrat, so war er auch hier das vollendete Muster eines wahren Bischofs. Er fing sein Amt gleich damit an, dass er in allen Teilen seines Bistums Missionen hielt. Während er aber auch als Bischof sehr arm und streng lebte, war er höchst liebreich und gut gegen andere: einmal, zur Zeit einer Not, verkaufte er all sein Besitztum und verteilte den Erlös unter die Armen. Durch die unaufhörlichen Anstrengungen wurde der Körper des heiligen Alfons allmählich so angegriffen, dass er in den letzten siebzehn Jahren einen ganz gekrümmten Hals und Nacken bekam und sein Kopf bis zur Brust herabgedrückt war, wie man ihn gewöhnlich auch abgebildet sieht. Dessen ungeachtet war er unermüdlich tätig in seinem hohen Amt; nur bat er wiederholt den Papst, ihn seines bischöflichen Amtes zu entheben. Als ihm endlich seine Bitte gewährt wurde, kehrte er in vollständiger Armut wieder in das Haus seiner Kongregation zurück. Aber so lange er hier noch seine Glieder bewegen konnte, war er fortwährend auf der Kanzel und im Beichtstuhl tätig und als er das nicht mehr konnte, suchte er durch seine Schriften für Gottes Sache zu wirken. Diese Bücher haben einen außerordentlichen Segen bei Geistlichen und Weltlichen bis auf den heutigen Tag verbreitet.

 

Nachdem der heilige Alfons ungeachtet all seiner Fasten, Wachen, Abtötungen und übermäßigen Arbeiten das Alter von 91 Jahren erreicht hatte, gab er seine treue Seele in die Hände Gottes zurück. Der Papst Gregor XVI. hat ihn heilig gesprochen. Seine Stiftung, die Kongregation der Redemptoristen oder, wie man sie auch sonst nennt, der Liguorianer hat sich in vielen Ländern verbreitet und wirkt durch Missionen für Bekehrung der Sünder bis auf den heutigen Tag.

 

Lied des heiligen Alfons M. Liguori zur allerseligsten Jungfrau Maria:

 

Blick vom Himmelsthron, dem reinen,

O Maria! nur ein Mal,

Süße Mutter! auf die Deinen;

Nur ein einzig, einzig Mal!

 

Reget dann sich voll Erbarmen

Nicht Dein Herz bei diesem Blick:

O dann wende von uns Armen

Immerhin den Blick zurück.

 

Sieh, wie Undank uns entweihte;

Wie mit Gottes Herz die Schuld,

Mit dem milden und entzweite,

Wir verwirkten Seine Huld!

 

Willst Du, dass Er mild erscheine;

O so sprich ein einzig Wort!

Du, Maria! kannst alleine

Öffnen uns des Heiles Pfort!

 

Dass Er Sich mit uns versöhne,

Süße, teure Mutter! sprich,

Sprich, wir seien Deine Söhne!

Sieh und schnell erbarmt Er sich.

 

Sind wir ob der Schuld, auch nimmer

Deine Söhne wert zu sein;

Wird dein Mutterherz doch immer

Voll von milder Liebe sein.

 

Breite, süße Mutter! Deinen

Mantel aus, uns zu umfah´n,

Lass uns furchtlos dort vereinen,

Sieh uns Kinder liebreich an.

 

Teure, süße Mutter, höre:

Ruft zu Dir die Andacht laut:

Rette, wer Dich liebt, erhöre,

Wer sich kindlich Dir vertraut!

 

Wilhelm Gybson

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 1. August 1540 wurde in England der lobwürdige Wilhelm Gybson aus dem Orden der seligen Jungfrau Maria vom Berge Karmel ein Opfer der blutigen Verfolgung Heinrichs VIII. gegen die katholische Kirche.

 

Pater Leander vom heiligen Kasimir

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 1. August 1685 ging zu München der lobwürdige Pater Leander vom heiligen Kasimir ins Jenseits hinüber. Pater Leander, ein Pole, hieß in der Welt Georg Franz Oleschniszky und war zu Dzrervostic in Mähren am 25. März 1644 geboren. Fromm erzogen, in den Sprachen wohl unterrichtet und erfüllt von Sehnsucht, ganz Gott zu gehören, fasste er den Entschluss, Karmelit zu werden. Georg Franz trat zu München in das Noviziat, das er am 5. April 1662 mit der heiligen Profess beendigte. Nach Vollendung seiner Philosophischen und theologischen Studien, die er in Wien absolvierte, begann er seine erste priesterliche Tätigkeit in Görtz, wo er dem Konvent und den in dessen Kirche zusammenströmenden Gläubigen viele Jahre die ersprießlichsten Dienste leistete, weil er wie in der deutschen so auch in der italienischen und slavischen Sprache Beichthören konnte. Pater Leander widmete sich diesem Liebeswerk zum größten Trost und zur Erbauung aller, die ihm ihre Seele anvertrauten. Außerdem machte er sich auf jede mögliche Art im Konvent nützlich. Seine Bereitwilligkeit und Güte waren geradezu unerschöpflich. Viele Jahre legte er als Almosensammler, ohne Rücksicht auf Kälte oder Hitze oder Regen, die weitesten Wege zurück. Obwohl er an der Schwindsucht litt, war er dennoch allzeit frohgemut und bestrebt, ja bei keiner gemeinsamen Übung zu fehlen. Wie er sein Noviziat mit einem wahren Feuereifer begonnen, so wich er auch während seines späteren Lebens nie von der beschrittenen Bahn ab. Er kannte kein anderes Verlangen, als seinem klösterlichen Beruf in allem gewissenhaft nachzukommen, beständig dem Gebet zu obliegen, sich streng abzutöten, in aller Demut und Sammlung zu verharren, kurz sich jeglicher Tugend zu befleißen, um zur Vollkommenheit zu gelangen, wie das Totenbuch sagt. Als seine Krankheit immer weiter fortschritt, wurde er nach München versetzt in der Hoffnung, durch eine Luftveränderung eine Besserung zu erzielen. Fast noch zwei Jahre ertrug er daselbst sein Leiden mit größter Geduld und Ergebung in den Willen Gottes, nur mit frommer Lesung und Gebet beschäftigt, bis alle seine Kräfte aufgezehrt waren. Bestens vorbereitet, entschlief er am Fest Petri Kettenfeier 1685.

 

 

Gebet am 1. August

 

Meine liebste Königin, stehe mir bei und gestatte nicht, dass ich von neuem ein Sklave der Sünde werde. Stehe mir immer bei. Ich weiß, dass, wenn ich mich dir anempfehle, du mir beistehen wirst, und dass ich mit deinem Beistand siegen werde. Aber ich fürchte nur, dass ich es unterlassen werde, in den Versuchungen zur Sünde dich anzurufen, und dass ich dadurch ewig verloren gehen werde. Ich bitte dich also um die Gnade, dich in allen meinen Versuchungen anzurufen. Bewirke mir, dass ich bei allen Angriffen der Hölle immer zu dir meine Zuflucht nehme und ausrufe: hilf mir, Maria, meine Mutter, gestatte nicht, dass ich von neuem Gott durch die Sünde verliere. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du den heiligen Apostel Petrus von seinen Ketten befreit und unverletzt aus seinem Kerker hast gehen lassen, wir bitten Dich, befreie uns von den Banden unserer Sünden, und wende alles Unheil von uns gnädig ab, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer

 

Verleihe, o Herr, dass der Sieg Deiner heiligen Märtyrer uns mit einer heiligen Freude erfülle und auf ihre Fürbitte hin im Glauben stärke, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Alphons Maria Liguori

 

O Gott, der Du die Welt aus unendlicher Liebe Deinem Sohn zum Erlöser gegeben und uns durch Ihn den Weg zum ewigen Leben geöffnet hast, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Alphons, dass wir durch die Betrachtung dieser Wohltat, Dir mit beständiger Liebe anhängen, und an der Frucht der Erlösung teilnehmen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Cambrai wurde am heutigen Tag um das Jahr 900 die Kirche der seligsten Mutter eingeweiht. Bei dieser Stadt wurde danach ein Kloster unter dem Namen der heiligen Maria von Vaucelles gebaut, in das der heilige Bernard am heutigen Tag im Jahr 1132 den Zisterzienserorden eingeführt hat.

 

Andacht am 1. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Wie unsere Werke, so sind wir selbst. Je nachdem unsere Werke gut oder böse sind, sind wir selbst gut oder böse; denn wir sind die Bäume, und unsere Werke die Früchte; aus seinen Früchten aber wird der Baum erkannt." (Der heilige Augustinus)

Ein frommer Diener Gottes sprach kurz bevor er den Geist aufgab: "Nun erkenne ich sehr vollkommen, was wesentlich erfordert wird, heilig und selig zu werden; nämlich, dass man alle seine Handlungen Gott zu Liebe wohl verrichte."

Nach dem Tod des heiligen Aloysius wurde ein kleines Büchlein gefunden, das er mit eigener Hand geschrieben hatte und worin ein Vorsatz stand, den er gefasst und bis an sein Ende gehalten hatte. Dieser lautete: "Meine ganze Sorgfalt will ich anwenden, dass alle meine Werke gut sind und mich zu Gott führen."

Der heilige Bonaventura ermutigte sich und andere, gute Werke in reichlichem Überfluss zu wirken, durch folgenden Spruch, den er oft wiederholte: "Wir verlieren soviel ewige Glorie in einer Stunde, die wir in Müßiggang zubringen, als wir während dieser Stunde gute Werke hätten tun können!"

 

Nichts will ich versäumen, Herr, alle meine Werke mit möglichster Vollkommenheit zu tun. Ernsthaft verlange ich, dass auch nicht eines darunter sei, dass Dir nicht wohlgefällig wäre, mich selbst wohlgefällig vor Deinen Augen mache und mir den Himmel verdiene. Amen.

 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 1. August

 

"Ewige Liebe meines Gottes, du hast mich gelehrt,

dass ich geduldig, wie ein Lamm, nicht nur harte Worte,

sondern ungerechte Verfolgungen,

Beleidigungen und Misshandlungen ertragen solle."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 1. August - Von falschen Propheten

 

O Guter Hirt, sieh an die arme Erde,

Denn Wölfe wüten, ach, in deiner Herde.

O löse, die zum Würgen sie gebunden;

Und heile, die noch bluten an den Wunden.

 

1. "Hütet euch vor falschen Propheten, die in Schaffellen zu euch kommen, innerlich aber reißende Wölfe sind." Zu allen Zeiten traten falsche Propheten auf, die, vom Vater der Lüge gesandt, unter der Larve der Sanftmut die Herde Jesu Christi zu zerreißen suchten. Und furchtbar wirkte oft das süßliche Gerede dieser Heuchler. In glänzenden Worten erheben sie Gottes unendliche Güte, seine reinste Liebe, und schmähen als Finsterlinge diejenigen, die Gott zu einem Tyrannen machen, der den gebrechlichen Menschen wegen angeborener Schwächen ewig verdamme, nennen den bösen Geist eine Fabel, den Gehorsam eine Herabwürdigung des Menschen, die kirchlichen Gebote Menschensatzungen, Fasten und Bußwerke alberne Quälereien, die in die Rumpelkammer des Aberglaubens gehören, und lehren eine sogenannte Vernunftreligion, die sogar die weiseren Heiden verabscheut hätten.

 

2. "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Wer kennt nicht die schrecklichen Früchte dieser Lehren. Ein Gott, vor dem der Brudermord und die höchste Aufopferung der Liebe gleichen Wert hätte, der den ruchlosen Verräter und den edelsten Wohltäter der Menschen mit der gleichen Seligkeit nach dem Tod beschenkte, oder beide vernichtete, wäre schlimmer als der schlimmste Tyrann. Auch sahen wir, dass die Anhänger dieser gottlosen Lehren nicht nur den Altar, sondern auch die Throne der Könige umstürzten, allen Lastern und Ausschweifungen Tür und Tor öffneten, und der Welt unheilbare Wunden schlugen, die nur die Allmacht des Erlösers heilen kann, den sie mit aller Wut, sogar aus seinem eigenen Evangelium, zu vertilgen gierten. 

 

3. Was aber wird das Ende sein? Fest und unwiderruflich steht der Ausspruch des Sohnes Gottes, den die Wut dieser falschen Propheten nimmermehr umstoßen wird: "Jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und in das Feuer geworfen werden." Sowohl diese Satansknechte, die durch ihre gottlosen Lehren die Menschheit ins Verderben stürzen, als wir selbst werden zu jenem unauslöschlichen Feuer verdammt werden, wenn wir ihren Lehren Gehör geben, und die schlechten Früchte des Unglaubens und böser Sitten bringen. Denn warnend spricht der Herr zu uns allen: "Hütet euch vor den falschen Propheten. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen." (Matthäus 7,15a + 16,a)

 

2. August

 

Maria von den Engeln

 

Das Fest Portiunkula

 

Der heilige Franziskus von Assisi, der die Kirche des heiligen Damian in der Nähe der Stadt Assisi in Umbrien als Ordenskirche für seine Mitbrüder hergestellt hatte, wurde wegen ihrer großen Anzahl gezwungen, noch eine andere kleine Kirche außerhalb der Stadt ausbessern zu lassen, der er dann den Namen Portiunkula – Pförtlein – gab, von der sein Orden in die ganze Welt ausgehen sollte. An diesem Ort verweilte der heilige Ordensstifter gern, und da empfing er auch hohe Gnaden und lag oft in Geistesentzückungen, in denen er des Anblickes der seligsten Gottesmutter gewürdigt wurde; weswegen er das Kirchlein Portiunkula auch „Maria von den Engeln“ nannte.

 

Einst wachte der heilige Franziskus unter Gebet und geistlichen Betrachtungen in seiner Zelle, da kamen um Mitternacht einige seiner Mitbrüder mit hastigen Schritten zu ihm und erzählten, das Kirchlein Portiunkula strahlte wie die Sonne, laut ertönte darin himmlischer Jubelgesang, und umgeben von Engelchören seien Jesus und seine hochheilige Mutter dort sichtbar. Eine heilige Ahnung bemächtigte sich des frommen Dieners Gottes, dass sein Gebet der Himmel erhört habe, und sogleich begab er sich in die Kirche und fand dort die Herrlichkeit Gottes seinen sterblichen Augen sichtbar, wie ihm seine Brüder gemeldet hatten. Entzückt von dem majestätischen und überirdischen Anblick, warf er sich auf sein Angesicht und betete an im Staub. Da vernahm er eine Stimme, die ihm befahl, sich zum Heil und Segen der Menschheit eine Gnade zu erbitten. Franziskus, dessen einziger Wunsch es war, so lange er im Leben wandelte, alle Menschen glücklich und selig zu machen, bat um vollkommenen Nachlass aller ewigen und zeitlichen Strafen für alle jene, die mit wahrer Buße diesen Ort betreten würden. Der Heilige erhielt Gewährung dieser Bitte und wurde ermahnt, den Papst davon in Kenntnis zu setzen, damit alle Gläubigen davon unterrichtet werden könnten.

 

Der damalige Papst Honorius III. überzeugte sich von dieser wunderbaren Erscheinung so vollkommen, dass er keinen Anstand nahm, diese heilbringende Anordnung zu bestätigen und sie in der ganzen Christenheit bekannt zu machen. Er erteilte jenen Ablass, den einzigen in seiner Art, den die Gläubigen alle Jahre am 2. August, als am Gedächtnistag der Einweihung des Kirchleins Portiunkula, nach reumütiger Beichte und Empfang der heiligen Kommunion gewinnen konnten, und zwar längere Zeiten hindurch nur allein in dieser Kirche bei der Stadt Assisi. Aber die heilige Mutter, die katholische Kirche, verbreitete diese Wohltat zum Seelenheil ihrer Kinder zuerst auf alle Kirchen der Väter dieses Ordens und später bei Aufhebung sämtlicher Klöster auf alle Pfarrkirchen der katholischen Christenheit, jedoch mit der Beschränkung, dass dieser Ablass nur am Tag der Gedächtnisfeier der Kirche Portiunkula, nämlich am 2. August, gespendet wird.

 

Für die gläubigen Christen, deren Herz noch erwärmt ist für Gott und die heilige Religion, fügen wir eine kurze Erklärung bei über die zwei Fragen: „Was ist der Portiunkula-Ablass, und wie kann er nach der Meinung unserer heiligen Kirche für uns nützlich werden?“ „Durch diesen Ablass wird all denen, die mit gläubigem Herzen das Andenken dieser wundervollen Begebenheit feiern, sich durch eine wahre reumütige Beichte von ihren Sünden reinigen, die heilige Kommunion würdig empfangen und dann alle Bedingungen einer aufrichtigen Buße, die in gänzlicher Sinnesänderung besteht, erfüllen, vollkommener Nachlass aller, auch zeitlicher Strafen erteilt. Dieser Nachlass wird keineswegs dadurch erhalten, wie dies der Fall bei allen übrigen Ablässen ist, die die Kirche den Gläubigen aus dem Gnadenschatz Jesu so huldvoll darbietet, wenn man ein Bekenntnis seiner Sünden ohne wahre Reue, ohne ernstlichen Vorsatz ablegt, eine gewisse Anzahl Vaterunser gedankenlos hersagt, und in einer Kirche öfters aus- und eingeht. So würde der Portiunkula-Ablass, so wie jede andere Religionshandlung nicht nur ohne allen Nutzen für uns sein, sondern für unser Seelenheil sogar verderblich werden, weil wir uns dadurch von dem Weg, der uns allein zum Heil führt, immer mehr entfernen, in unserem Sündenzustand verharren, in ihm sogar beruhigt leben, und so dem ewigen Verderben entgegen eilen. „Nicht, wer sagt, Herr, Herr! wird eingehen in das Himmelreich“, sagt Jesus, „sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist.“ Und: „Gott will den Tod des Sünders nicht, sondern dass er sich bekehre und lebe.“

 

Wer also von dem Portiunkula-Ablass für sein Seelenheil den Nutzen ziehen will, den die katholische Kirche damit den Gläubigen anbietet, der gehe vorher in sich, überdenke seinen Seelenzustand, demütige sich in Reue und Buße vor Gott, empfange mit einem reinen gebesserten Herzen die heiligen Sakramente der Buße und des Altars, zeige nicht bloß mit Worten, sondern auch in seinen Handlungen, dass er ein Jünger Jesu sei, und er wird dann einen festen Grund legen zu seiner künftigen Seligkeit.

 

Der heilige Eusebius, Bischof und Martyrer von Vercelli, Italien,

+ 1.8.371 – Fest: 2. August

 

In neun Tagen ist Weihnachten, da wir jener hochheiligen Nacht gedenken, in welcher Jesus Christus, die zweite Person in der Gottheit, als ein wahrer Mensch aus Maria, der Jungfrau, geboren wurde. Die oft genannten Arianer behaupteten jedoch, dass Christus nicht Gott von Gott sei, sondern ein gewöhnlicher Mensch. Sie rissen also dem Christkönig die Krone der Gottheit vom Haupt. Da war es vorzüglich der heilige Bischof Eusebius, der mutvoll und stark für die Gottheit Christi eintrat und dafür so viele Martern erduldete, dass er zu den Martyrern zählt, obwohl er eines natürlichen Todes starb. Mit Recht wird daher das Fest des heiligen Eusebius wenige Tage vor der Geburt des Herrn begangen, weil er für die Gottheit des Kindes in der Krippe gelitten hat.

 

Wir können uns heutzutage kaum noch eine Vorstellung davon machen, wie es im 4. Jahrhundert zur Zeit der irrgläubigen Arianer zuging. Durch die gesamte Christenheit ging ein tiefer Riss, auf der einen Seite die Katholiken, die Rechtgläubigen, und auf der anderen Seite die Arianer, die Christusschänder. In jeder Stadt und in jedem Dorf gab es ein katholisches und ein arianisches Gotteshaus, einen katholischen und einen arianischen Pfarrer, und in jedem Bistum regierte ein katholischer und ein arianischer Bischof. Dabei nahm die Zahl der Irrgläubigen machtvoll zu, während das Häuflein der Katholiken von Tag zu Tag geringer wurde.

 

Woher kam es denn, dass die Arianer immer stärker und die Katholiken immer schwächer wurden? Das kam daher, weil die Kaiser und Staatsmänner die Irrgläubigen kräftig unterstützten. Warum aber unterstützten die Großen der Welt den Wahnglauben? Deshalb unterstützten sie ihn, weil Arius, der Urheber der arianischen Irrlehre, behauptete, dass Christus zwar als gewöhnlicher Mensch geboren wurde, dass er aber wegen seines tugendhaften Lebens den Namen des Sohnes Gottes und auch göttliche Verehrung verdiene.

 

Ach so! Riechst du den Braten? Die Mächtigen der Erde sagten sich, was Christus konnte, könnten auch sie. Auch sie könnten Götter werden. Deshalb unterstützten sie den Irrglauben, aber deutlich sieht man da wieder, dass der Stolz der Großvater aller Ketzer ist.

 

Nun darf man aber nicht glauben, dass Katholiken und Arianer schiedlich, friedlich nebeneinander lebten. Nein, da gab es ständig Streit und Händel, und die Arianer drückten die Katholiken, wo und wie sie nur konnten. Oft genug ging der Kampf bis auf Messer und Blut nach dem alten Rezept: „Willst du nicht mein Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein.“

 

Einer der lautesten Rufer und mutigsten Streiter gegen die arianische Irrlehre war der heilige Eusebius, ein Bischof in Italien. Von den Ganzen war er einer, der im katholischen Glauben immer aufrecht stand und niemals umfiel. Den katholischen Nacken beugte dieser katholische Held auch vor dem mächtigen Kaiser nicht. Deshalb wurde er aus der Heimat nach Palästina verbannt. Dort bekam er Predigtverbot und Hausarrest geradeso, wie es heute noch mancherorts geschieht. Die Kirchenverfolger lernen auch in Jahrhunderten nichts hinzu. Nicht einmal die einleuchtende Tatsache kennen sie, dass die katholische Kirche unzerstörbar ist.

 

Bei Bischof Eusebius blieb es nicht bei Predigtverbot und Hausarrest, denn eines Tages wurde er, auf dem Rücken liegend, von Pferden über die Straße geschleift. Solche Martern können allerdings einen echten Katholiken nicht erschüttern, weil er es sich zur Ehre anrechnet, wenn er gewürdigt wird, Anteil an dem Leiden Christi zu haben.

 

So war es damals bei Bischof Eusebius. Starke Eichen verwurzeln desto fester im Boden, je kräftiger der Sturm sie rüttelt. Bischof Eusebius war eine solche Eiche, und weil nichts seinen katholischen Glauben ins Wanken brachte, führte man ihn unter unsäglichen Quälereien von einem Verbannungsort zum anderen bis nach Ägypten. Der edle Christusjünger ging hochgemut in Christi Kraft mit seinem Meister den Weg des Kreuzes, und auf diese Weise erinnert er daran, dass sich hinter der Krippe, vor der wir am Heiligen Abend voll Freude knien werden, bereits das Kreuz erhebt, an dem kein Christ vorüber kommt, ohne dass er sich zu ihm bekennt und es um Christi willen trägt. Gerade am Weihnachtsfest soll man daran denken.

 

Der heilige Gundekar II. (Gunzo), 18. Bischof und Bekenner von Eichstätt,

+ 2.8.1075 – Fest: 2. August

 

Die Eltern dieses Heiligen waren Reginher und Irmengart. Von ihrem Stand weiß man nichts Zuverlässiges. Sie hatten auch eine Tochter, namens Tuta. Gundekar wurde geboren am Fest des heiligen Laurentius 1019. Von seinem früheren Leben ist nichts aufgeschrieben worden. Wir wissen nur, dass als er als Kanoniker der Kirche zu Eichstätt und als Kaplan der Kaiserin Agnes zum Bischof von Eichstätt ernannt wurde.

 

Damals hatte das Domkapitel von Eichstätt sich den größten Ruhm in ganz Deutschland erworben. Der Bischof Gebhard hatte als Papst Viktor II. den päpstlichen Stuhl bestiegen, und schon früher waren mehrere Bischöfliche Stühle in Deutschland und Italien mit Kanonikern von Eichstätt besetzt worden. Nach dem Tod des Papstes Viktor II., der die Leitung der Diözese Eichstätt sich vorbehalten hatte (am 28. Juli 1057), wurde Gundekar auf den Bischofsstuhl des heiligen Willibald erhoben. Diese Erhebung beschreibt der Heilige selbst in dem Buch, worin er über seine 17 Vorfahren Nachricht gibt. Dies Buch, Pontifikale genannt, ist noch vorhanden und wird im bischöflichen Seminar aufbewahrt. Es beginnt also:

 

„Gundekar der Sünder, nicht durch seine Verdienste, sondern durch Anordnung der göttlichen Erbarmung der 18. Bischof zu Eichstätt, hat diese Zusammenstellung (der Lebensgeschichten seiner Vorfahren) zum gemeinen Nutzen sammeln und auf eigene Kosten schreiben lassen. Das Geschriebene hat er als ein dem Erlöser geweihtes Opfer zur Sühne für sich und seine Sünden auf den Altar des heiligen Willibald, der an dieser Stelle ruht, niedergelegt. Es möge allen seinen Vorfahren zur Erquickung sein. Zu ihrer Verehrung und zum würdigen Gedächtnis hat er auch ihre Abbildungen fertigen und ihre Namen aufzeichnen lassen, mit Angabe der Zeit ihrer Bistumsverwaltung und ihres seligen Hinscheidens aus dieser Welt. Mögen sie ihm durch ihre unablässige Fürbitte beim Herrn Hilfe erlangen.“

 

Zum Gedächtnis seiner Vorfahren verordnete er auch, dass alle Tage in seiner Kirche für sie gebetet werde. Zugleich ordnete er auch Gebete für seine Nachfolger an. Am Ende der Nachrichten über seine Vorfahren fügt er noch bei: „Nach diesen wurde Gundekar, der letzte von den Brüdern (Kanonikern), Kaplan der Kaiserin Agnes, auf diesen Sitz erhoben. Am 20. September 1057 geschah zu Tribur in Gegenwart des Erzbischofs Luitpold von Mainz, des Erzbischofs Widdo von Mailand, des Bischofs Gunther von Bamberg und des Bischofs Anselm von Lukka, späteren Papstes Alexander II. die Investierung mit dem Ring. Zu Speyer empfing er dann (am 5. Oktober) den Bischofsstab in Gegenwart der Erzbischöfe Luitpold von Mainz, Arno von Köln, Eberhard von Trier und Widdo von Mailand. Auch waren neben vielen Äbten zugegen die Bischöfe Gebhard von Regensburg, Adalbero von Würzburg, Arnold von Worms, Conrad von Speyer, Hezilo von Straßburg, Rumold von Constanz, Dietmar von Chur, Dietrich von Verdun, Hermanfried von Sitten und Ulrich von Pavia. Alle waren voll Lobes und wünschten sich Glück, sowohl die Geistlichkeit, als der Adel, als auch das Volk. Am 15. Oktober wurde er in Eichstätt inthronisiert und am Fest des heiligen Johannes, des Lieblingsjüngers unseres Herrn (zu Pölte bei Herzberg) auf die höchste Stufe des Priestertums erhoben. Bei dieser seiner Konsekration waren auch König Heinrich und seine geliebte Mutter Agnes, die erhabene Kaiserin, gegenwärtig. Die Kaiserin besorgte alles zur Weihe ihres Kaplans Notwendige mit solchem Eifer, als wenn es ihrem eigenen Sohn gegolten hätte. Es war auch anwesend Herr Hildebrand, Kardinal-Subdiakon des heiligen römischen und apostolischen Stuhles, der damals als apostolischer Legat an König Heinrich gesandt war und später der Nachfolger des Papstes Alexander II. wurde. Außer ihm assistierten noch die meisten der obengenannten und noch andere Oberhirten.“

 

Das erste Osterfest, das Gundekar zu Eichstätt feierte, hielt er mit ausgesuchter Pracht, in Gegenwart des Bischofs Egilbert von Passau, der mit ihm verwandt war, und des größten Teils der Ritterschaft aus dem ganzen Bistum.

 

Eine Zierde seines erhabenen Standes, wie wenige seiner Zeit, war der heilige Bischof ganz ausgezeichnet durch seine Demut. In allen öffentlichen Urkunden nannte er sich nur Gundekar „den Sünder“. Seinem vortrefflichen Klerus stand er vor, nicht als dessen Herr, sondern als der liebreichste Vater aller. Er war reich von Haus aus. Das beweisen die kostbaren Geschenke, die er seiner Kirche machte, und die Bauten, die er bis zu seinem Tod fortführte. All sein Reichtum gehörte seiner Kirche, den Priestern, den Armen. Das beweisen seine großartigen Stiftungen.

 

Vor allem beschäftigten ihn die Pracht des Hauses Gottes und seine Tempel und Altäre. Seine Vorfahren hatten Burgen und Residenzen erbaut, die Domkirche aber zum Teil als Ruine hinterlassen. Er baute an ihr bis zum letzten Jahr seines Lebens. Er berichtet in seinem Episcopale: „Im Jahr 1060, im dreihundertsiebzehnten Jahr nach Errichtung des Bistums wurde dieser Altar (der Hochaltar) erbaut und konsekriert von Gundekar II., dem achtzehnten Bischof dieser Kirche, im dritten Jahr seines Bistums. Mit ihm wurde auch der Chor konsekriert zur Ehre und im Namen des heiligen Erlösers, seiner heiligsten Geburt, seines heilbringenden Leidens . . . und insbesondere der Heiligen, deren Reliquien hier aufbewahrt sind.“

 

In demselben Jahr wurden auch die Altäre des heiligen Ulrich und der heiligen Gunthildis konsekriert. Darauf begab er sich nach Regensburg, wo er während der Vakatur des Bischofssitzes mehrere Weihen vornahm. Auf seinen Reisen durch die Diözese weihte er in diesem und im folgenden Jahr mehrere Kirchen und Kapellen ein, die jetzt in den Händen der Protestanten sind.

 

Zu Eichstätt hatte der Heilige den Bau einer Kapelle zu Ehren der seligsten Jungfrau und des heiligen Johannes des Evangelisten unternommen. Diese Kapelle steht in unmittelbarer Verbindung mit der Domkirche und bildet gegenwärtig die Sakristei. Später wurde sie von ihm herrlich ausgestattet. Auch hatte er sie gleich anfangs als seine künftige Grabstätte bestimmt. Sie war ihm fortwährend eine Erinnerung an sein Ende. Darum erwähnen auch die ältesten Nachrichten von diesem ernsten, heiligen Bischof, er habe unablässig seines Todes gedacht. Die Einweihung dieser Kapelle geschah in Gegenwart des Bischofs Elisäus von Mantua.

 

Während mehrere Bischöfe, mit der Wahl des Papstes Alexander II. unzufrieden, in Verbindung mit Heinrich IV. Reichstage hielten, blieb Gundekar zu Hause, einzig um die Förderung der Ehre Gottes und des Seelenheils seiner Gläubigen bekümmert. Im Jahr 1064 den 20. Mai finden wir unseren Heiligen in Augsburg. Daselbst war die Domkirche neugebaut worden, und Bischof Embriko weihte sie in höchst feierlicher Weise ein. Heinrich IV. war bei dieser Feierlichkeit gegenwärtig. Bischof Gundekar und Bischof Rudhard von Treviso assistierten bei dieser Einweihung.

 

Sieben Jahre (1071) später erscheint der Heilige auf einer Synode zu Mainz. Schon im Jahr 1069 war der Bischof Romuld von Konstanz gestorben. Er hatte das Stift bedeutend gehoben und sich das Vertrauen des Papstes in hohem Grad erworben. Nach seinem Tod wurde sogleich ein Nachfolger erwählt, der in demselben Geist fortwirken sollte. Allein Heinrich IV. verwarf den Erwählten und ernannte den Kanoniker Karl von Magdeburg zum Bischof von Konstanz. Bald wurde bekannt, dass dieser Mensch viel Geld aufgewendet habe, um das Bistum zu bekommen. Zugleich habe er versprochen, einen Teil der Stiftsgüter an den Hof zu überlassen, wenn er Bischof werde. Jetzt erhob sich ganz Konstanz gegen den aufgedrungenen Mietling. Der Papst befahl, die Sache soll von einem Provinzialkonzil entschieden werden. Der Erzbischof Siegfried versammelte die Bischöfe in Mainz. Heinrich IV. kam selbst zur Synode. Er wollte durchweg seinem Günstling Anerkennung verschaffen. Allein die Geistlichen von Konstanz traten mit so schweren Anklagen gegen Karl auf und redeten dem König so ins Gewissen, dass er endlich nachgab. Die versammelten Bischöfe sprachen das Verwerfungsurteil über Karl aus, und so kehrte er wieder nach Magdeburg zurück, woher er gekommen war. An seiner Stelle wurde der Kanoniker Otto von Goslar erwählt und sogleich geweiht.

 

Heinrich IV. reiste mit Embriko und Gundekar nach Augsburg. Hier wurde die neuerbaute Kirche der heiligen Afra feierlich eingeweiht am Fest Mariä Geburt. Es war eine ausgezeichnete Feierlichkeit. Die Bischöfe Gundekar von Eichstätt und Ellenhard von Freising assistierten. Die Reliquien der heiligen Afra wurden bei dieser Feier erhoben und in der neuen Kirche beigesetzt.

 

Nach dieser Feierlichkeit begab sich der heilige Gundekar in Begleitung des Bischofs Embriko nach Herrieden, um die dortige Kirche zu Ehren des heiligsten Erlösers einzuweihen. Diese Kirche wurde mit einer Menge Reliquien von dem Schweißtuch des Herrn, von der Leinwand aus seinem Grab, von der Krippe und dem Grab des Erlösers und anderen Heiligtümern beschenkt.

 

Indessen waren die Kapellen in den beiden Türmen zu Eichstätt vollendet worden. Zu ihrer Einweihung fanden sich der Patriarch Richard von Aquileja und der Erzbischof Gebhard von Salzburg ein. Letzterer weihte die St. Marienkapelle im nördlichen Turm, der Patriarch aber die St. Michaelskapelle im südlichen Turm ein. Dies geschah am 10. Juli 1072. Zwei Jahre später, am 8. Juli 1074 weihte der Heilige noch den St. Kiliansaltar in der Krypta der Domkirche ein, und zehn Tage darauf wurde in derselben Krypta der St. Willibaldsaltar vom Bischof Embriko von Augsburg konsekriert.

 

Die Zahl der vom heiligen Gundekar geweihten Kirchen und Kapellen beläuft sich auf hundertsechsundzwanzig. Die Sorgfalt für die Errichtung und Einweihung der materiellen Gotteshäuser lässt uns schließen auf den heiligen Eifer, womit er die geistigen Tempel des Herrn, die Herzen seiner untergebenen Gläubigen zu heiligen bemüht war. Er hatte ein prachtvoll gearbeitetes mit 172 Reliquien geziertes Brustkreuz, das er immer bei der Feier der heiligen Messe trug. Dieses vermachte er am Ende seines Lebens der Johanniskapelle, die er als den Ort seiner zeitlichen Ruhe sich ausersehen hatte. Um es auf den Altar stellen zu können, hatte es Gundekar in ein zweites, aus Gold, Silber und Edelgestein gefertigtes Kreuz eingeschlossen. Dieses größere Kreuz wurde im Jahr 1655 veräußert, um der durch Krieg ganz verarmten Domkirche eine silberne Ampel verschaffen zu können. Das Brustkreuz selber wurde noch erhalten. Im Jahr 1731 hat man es urkundlich zum letzten Mal gesehen. Die Abbildung davon ist im Pontifikale. Auch die darin eingegrabenen Verse weiß man noch. Es ist eine Lobpreisung des Kreuzes, in dem allein Heil zu finden.

 

Dies ist alles, was wir aus dem Leben dieser Kirchenzierde des 11. Jahrhunderts berichten können. Die Menschen haben es vernachlässigt, von seinem heiligen Eifer und von seinen ausgezeichneten Tugenden uns ein Zeugnis zu hinterlassen. Gott der Herr hat ersetzt, was die Menschen ermangeln ließen. Er hat die Heiligkeit seines treuen Dieners durch zahllose Wunder bezeugt, die an seinem Grab gewirkt wurden. Der ehrwürdige Oberhirt starb am 2. August 1075 und wurde, wie er es verordnet hatte, in der St. Johanniskapelle begraben. Der gütige Gott hatte ihn noch vor der Zeit jener unheilvollen Verwirrung zu sich genommen, die Heinrich IV. in der Kirche Gottes anrichtete. Zahllos waren die Wunder, die am Grab des Heiligen gewirkt wurden. Unter Bischof Philipp im Anfang des 14. Jahrhunderts wurden 56 wunderbare Heilungen aufgeschrieben. Der Zulauf des gläubigen Volkes zum Grab des Heiligen nahm immer zu. Als einst eine Menge Volks zur Kirchweihe und zur Verehrung des heiligen Gundekar nach Eichstätt lief, sah ein Bauer von Mohren, der auf seinem Feld ackerte, den vielen Wallfahrern vom Berg herab zu und dachte bei sich den gotteslästerlichen Gedanken: Was erfinden doch die Geistlichen in Eichstätt für Trügereien, um von den Leuten Geld zu bekommen! Kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, wurde er stockblind. Erschreckt durch diese plötzliche Strafe, erkannte er seine schwere Versündigung und wurde im Innersten seiner Seele zerknirscht. Jetzt flehte er in Demut des Herzens zu Gott, er wolle ihm doch seine Sünde verzeihen und die Strafe, die ihn dafür getroffen hat, gnädig von ihm nehmen. Dann bestrich er im gläubigen Vertrauen auf die Fürbitte des heiligen Gundekar seine Augen mit Erde und erhielt augenblicklich das Gesicht wieder. Nun begab er sich nach Eichstätt und bekräftigte in Gegenwart von mehr, denn tausend Menschen eidlich, wie er für seinen frevelhaften Gedanken bestraft und durch die Fürbitte des heiligen Gundekar wieder von seinem Übel befreit worden sei. Im Jahr 1309 wurden die Gebeine des Heiligen feierlich erhoben und in einem neuen Grabmal beigesetzt. Damals floss Öl aus den Gebeinen des Heiligen, durch das viele Kranke die Gesundheit erlangten. Bischof Philipp ließ zwei Becher voll von diesem Öl aufsammeln. Auch durch Anwendung des Weines, mit dem man die heiligen Gebeine gewaschen hatte, wurden viele Wunderheilungen gewirkt.

 

Der heilige Peter Julian Eymard,

Stifter der Kongregation vom allerheiligsten Sakrament,

+ 1.8.1868 – Fest: 2. August

 

Unter den Förderern der eucharistischen Bewegung, die unsere dem Diesseits frönende Zeit zur einzig wahren Glücks- und Freudenquelle hinführen will, verdient besonders der heilige Peter Julian Eymard hervorgehoben zu werden. Die Tausende von Priestern, die dem Eucharistischen Priesterverein angehören, verehren in dem Heiligen ihren geistlichen Vater und ihr leuchtendes Vorbild treuer Anbetung des Allerheiligsten.

 

Schon auf das Kind Peter Julian, geboren 1811, das seine Wiege in La Mure, in der Diözese Grenoble, in Südfrankreich hatte, übte der im Tabernakel verborgene Heiland eine große Anziehungskraft aus und bereitete die himmlischen Gnaden vor, die es zu seinem auserlesenen Diener befähigten. Schon einen echt christlichen Vater und eine Mutter von tiefsinniger Frömmigkeit zu haben, ist eine Gnade, nicht selten die für die Lebensrichtung eines Kindes entscheidende Gnade. Die Mutter, eine große Verehrerin des heiligsten Sakramentes, pflegte täglich ihren Besuch in der Kirche zu machen, wozu sie auch ihre Kinder mitnahm. Für den kleinen Julian muss das eine freudenvolle Übung gewesen sein, denn bald suchte er allein den Weg dorthin. Vermisste man ihn zu Hause, so durfte man sicher sein, ihn vor den Stufen des Altares zu finden. Woher auch wäre das staunenswerte, frühreife Verständnis für die Wahrheiten des Glaubens gekommen, wenn nicht von der Quelle der Erleuchtung, vom Herrn in der Eucharistie, der das unschuldige Kinderherz zu belehren und anzuziehen sich herabließ. Täglich hörte Julian die heilige Messe und es bereitete ihm eine besondere Freude, dabei dienen zu können. Wie ernst er es bei der Vorbereitung auf die erste heilige Kommunion nahm, kann man daraus ersehen, dass er zu der Zeit häufig auf den schneebedeckten Wegen zum Kalvarienberg hinaufpilgerte, der bei La Mure liegt. Älter geworden, hielt er regelmäßig die „heilige Stunde“ vom Donnerstag auf Freitag.

 

Wenn Peter Julian schon mit fünf Jahren den Willen kundgab, Priester zu werden, so war das nicht einer der gewöhnlichen, sich bald wieder verflüchtigenden Wünsche von Knaben aus braven Familien, Wünsche, wie sie nicht selten die Eltern selber in ihren Kindern wachrufen. Hier war der Vater ganz dagegen. Er wollte, dass sein Sohn ihm in seinem Handwerk nachfolgte. Julian, dem sich der Beruf zum geistlichen Stand dauernd anzeigte, ließ sich durch dieses erste Hindernis in seinem Bestreben nicht irre machen. Schulkameraden, die dem Studium oblagen, unterrichteten den lernbegierigen Schmiedelehrling während der Ferien in den Anfangsgründen der lateinischen Sprache. Schon war er siebzehn Jahre alt, als der Vater endlich ein Einsehen hatte und ihn nach Grenoble zu einem Geistlichen sandte. Für den Unterricht musste der Student Hausarbeiten und Botengänge besorgen. Da traf ihn ein herber Schlag: die Mutter starb. Auf die Nachricht hin eilte er in eine Kapelle, kniete vor dem Altar der seligsten Jungfrau nieder und bat sie, Mutterstelle an ihm zu übernehmen. Zum Erweis ihrer Mutterliebe sollte sie ihm die Gnade erbitten, zum Priesterstand zu gelangen. Ist ja doch Maria, als der liebe Heiland sie dem Johannes als Mutter empfohlen hat, vor allem Priestermutter geworden. Hierauf reiste Julian getröstet in seine Heimat, die Trauer mit den Seinigen gemeinsam zu tragen.

 

Da fügte es sich, dass ein Mitglied der Kongregation der Oblaten, Pater Guibert, der spätere Erzbischof von Paris, nach La Mure kam. Ihm trug Julian seinen Herzenswunsch vor. Pater Guibert nahm sich seiner an und erwirkte es vom Vater Julians, ihn mit ins Noviziat nach Marseille nehmen zu dürfen. Nur mit zu großem Eifer stürzte sich Eymard auf alles, was das Ordensleben verlangte, insbesondere auf die Studien. Er wurde krank und musste wegen gänzlicher Erschöpfung nach zehnmonatigem Aufenthalt im Noviziat wieder ins Vaterhaus zurückkehren. Sein Zustand verschlimmerte sich, so dass er die Sterbesakramente empfing. Aber während alle an seinem Zustand verzweifelten, blieb sein Vertrauen aufrecht. „Ich werde noch Priester werden“, war der Ausdruck seiner Zuversicht. Und wirklich seine Willenskraft blieb nach zweijährigem Kampf Sieger über die Krankheit. Dieselbe Willenskraft ließ ihn jetzt wieder zur Aufnahme der Studien schreiten. Obwohl er hierin in den Tagen der Krankheit kaum etwas hatte tun können, und auch sein Pfarrer ihm ein ungünstiges Zeugnis über seine Vorkenntnisse ausstellen musste, bestand er doch die vorgeschriebene Prüfung zur Aufnahme ins Priesterseminar mit gutem Erfolg. Hatte er nun nicht noch mehr Grund, wie er es so oft tat, zu sagen: „Alles verdanke ich Maria, alles ihr allein!“ Ja, die höhere Führung im Leben Eymards ist überall unverkennbar. Immer mehr nahm nun aber auch seine Frömmigkeit zu. Seiner ganzen Erscheinung war der Geist der Andacht und Abtötung aufgeprägt; sie trug etwas Innerliches an sich. Schon nach drei Jahren, 1834, erhielt er die Priesterweihe. In welche Wonne musste damals sein Herz versenkt gewesen sein! Am Jahrestag seiner Primiz sah man ihn sein Leben lang nur mit besonderer innerer Bewegung das heilige Opfer feiern.

 

Der selige Eymard schien von Anfang seines Priestertums an nur für die heilige Eucharistie zu leben. Zur Vorbereitung auf die heilige Messe weilte er zwei Stunden vor dem Tabernakel, und fast ebenso lange währte die Danksagung in tiefster Geistessammlung. Häufig, zu jeder Tagesstunde, besuchte er den lieben Heiland. Ihm unmittelbar vertraute er seine Entschlüsse an und schrieb sie unter seinen Augen nieder. Ein Priester, der so ganz im lebendigen Glauben an das höchste Geheimnis durchdrungen war, musste notwendig in der Seelsorge die gesegnetsten Erfolge haben. Von größtem Eifer für das Heil der Seelen erfüllt, richtete er oft an Werktagen beim heiligen Opfer oder bei Abendandachten Worte der Erbauung an das Volk. Seine Pfarrei Monteynard schien eine große Familie zu sein, deren verehrter Vater er war. Eine völlige Umänderung ging in dieser Gemeinde durch sein liebe- und eifervolles Wirken hervor. Eymard war ein ganzer Seelsorger, dem seine Gemeinde, wie er zu sagen Pflegte, immer zwischen Patene und Hostie lag, um sie dem obersten Hirten der Seelen zu empfehlen, für die er aber auch selber „jeden Augenblick hätte sterben mögen“. Doch trug Eymard immer in sich die Überzeugung, zum Missionar und Ordensstand berufen zu sein. Als er darum von der neu entstandenen Genossenschaft der Maristen hörte, deren Mitglieder in großer Entsagung lebten, entschloss er sich sogleich zu ihnen zu gehen. Auf seine dringenden Bitten um Erlaubnis zum Eintritt antwortete sein Bischof: „Ich lege ein genügendes Zeugnis für die Hochachtung ab, die ich gegen die Gesellschaft Mariä hege, indem ich ihr einen solchen Priester abtrete.“

 

Im Orden leistete Pater Eymard Hervorragendes. Schon 1845 wurde er Provinzial von Lyon, später Novizenmeister und Kollegsoberer. Überall brachte er die Verehrung des allerheiligsten Sakramentes zur Blüte und damit das religiöse Leben seiner Untergebenen. Er sollte noch mehr tun. Die bisherige innere Führung des Dieners Gottes ließ immer klarer erkennen, dass der Herr ihm eine besondere Aufgabe für die Förderung der Verehrung des Geheimnisses der Liebe zugeteilt habe. Die seligste Jungfrau Maria war es, die ihm einst schon seinen Priester- und Ordensberuf kundgetan hatte, die ihn nun auch über den neuen Beruf belehrte. Sie hat uns Jesus gebracht und ist noch fortwährend bemüht, ihm treue Diener zu erwecken. Als Pater Eymard am 1. Januar 1849 im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Fourvière bei Lyon die heilige Messe las, wurde seine Seele von ärgster Bitterkeit durchdrungen bei dem Gedanken an alle Unbilden, die dem lieben Heiland im heiligsten Sakrament widerfahren, und an die unzähligen Menschen, die ihn nicht kennen und nicht lieben. Der Schmerz teilte sich auch dem Leib mit; er war ganz gebrochen. „Was könnte ich doch tun, o Herr,“ rief er aus, „um dir Ersatz zu bieten?“ Da stieg der leuchtende Gedanke in seiner Seele auf, einen Sühneorden zu gründen. Nach zwanzig Tagen richtete er bei seiner Anbetung in der Gnadenkirche an Maria die Frage: „Was kann ich doch tun zur Förderung der Liebe zu Jesus in seinem heiligsten Sakrament? Jedes Geheimnis des Glaubens hat schon einen Orden, der seiner Verherrlichung geweiht ist; nur das größte von allen, die göttliche Eucharistie, hat noch keinen.“ Da erschien ihm Maria in weißem Gewand und sagte ihm, es sei ihr Wille, dass er sich ganz der Verherrlichung ihres Sohnes in der Eucharistie hingebe. Eine dritte Gnadenerweisung ähnlicher Art begegnete ihm am 2. Februar 1851. Er sah deutlich, was Maria von ihm wollte, dass er sich dem Beruf weihe, Jesus im heiligen Sakrament immer mehr kennen und lieben zu lernen. Die himmlische Mutter erschien ihm, vollständig angetan mit dem Ordenskleid der „Dienerinnen des allerheiligsten Sakramentes“ und sagte: „Petrus, du sollst sie Dienerinnen nennen und ihnen dieses Ordenskleid geben.“ Der Selige hat über diese dreifache Offenbarung des göttlichen Willens dem Pater Tesnière, dem Herausgeber des bekannten „Handbuches der Anbetung des heiligsten Altarsakramentes“, wie auch der Mitbegründerin der Kongregation der Dienerinnen des heiligsten Sakramentes Mitteilung gemacht.

 

Pater Eymard machte sich nun bereit, alle Opfer zu bringen, die der neue Beruf von ihm fordern würde. Er suchte Mitarbeiter zu gewinnen und seine Ordensoberen seinen Plänen geneigt zu machen. So schwer es ihm selber fiel, er musste sich von seinen geliebten Mitbrüdern trennen, die alles aufboten, ihn ihrer Gesellschaft zu erhalten. Am 27. August 1855 ließ der Stifter dem Oberhaupt der Kirche, Pius IX., ein Bittgesuch und einen Entwurf der Satzungen des neuen Ordens vorlegen. Der Heilige Vater äußerte sich darauf: „Das Werk kommt von Gott, ich bin davon überzeugt. Die Kirche bedarf desselben. Man ergreife alle Mittel, um der göttlichen Eucharistie Anerkennung zu verschaffen. Der Maristenpriester möge sich darüber mit seinen Ordensoberen und dem Diözesanbischof ins Einvernehmen setzen.“ Nochmals prüfte der Heilige sich selbst in zwölftägigen Exerzitien, die er in Paris hielt, während er seinen Plan von drei Bischöfen prüfen ließ. Der Entscheid des Erzbischofs von Paris lautete: „Der Wille Gottes hat sich aufs deutlichste für das eucharistische Werk ausgesprochen. Der Herr selbst hat die entgegenstehenden Schwierigkeiten hinweggenommen. Sie müssen sich ohne Zögern diesem Werk weihen.“ Freudig und mit Dank schritt nun Pater Eymard zur Ausführung seines Werkes. Am 1. Juni 1856 zog er mit zwei Gefährten in ein Haus in Paris, das der „Gesellschaft des Herzens Mariä“ gehörte, ein und richtete in großer Armut eine Kapelle für das Allerheiligste ein, das erste „Zönakulum“ (Abendmahlssaal). In seiner Dürftigkeit war es mehr ein Bethlehem, bei dessen Anblick des frommen Anbeters „Herz frohlockte und weinte“. Es blieben ihm auch harte Prüfungen nicht erspart.

 

Der Zweck der neuen Kongregation, die am Fronleichnamsfest 1863 die Bestätigung des Heiligen Stuhls erhielt, ist nach den Worten des Stifters: „sich Jesus in der heiligen Eucharistie zu weihen und die christlichen Seelen für diesen Dienst zu gewinnen.“ Demgemäß muss die Genossenschaft tätig und beschaulich zugleich sein. Das beschauliche Element mit der beständigen Anbetung des Allerheiligsten soll vor dem tätigen, dem apostolischen, den Vorrang haben. Auf deutschem Boden gründeten die „Eucharistiner“ 1897 eine Niederlassung in Bozen, das nun freilich durch den unglücklichen Weltkrieg zu Italien geschlagen wurde. Außer der Kongregation der Priester gründete Eymard auch eine Frauenkongregation: die „Dienerinnen des heiligsten Sakramentes“ mit dem gleichen Zweck.

 

Neben einer hervorragenden Gabe der Beschauung zeichnete den seligen Gottesmann der Eifer eines Apostels aus. Ein lebendiger Glaube, eine tiefe Gottesliebe beherrschten diese wahrhaft von Gott bevorzugte Seele und ließen in ihr alle christlichen Tugenden in heroischem Grad sich entfalten. Das Liebesfeuer, das in ihm brannte, wurde der Herd seines apostolischen Eifers, der ihn jedes Opfer großmütig auf sich nehmen ließ. Vollkommenste Treue gegen seinen Beruf und dessen Pflichten auch in den peinlichsten Lagen des Lebens und bei den größten Schwierigkeiten ist wohl der hervorleuchtendste Zug im Leben Pater Eymards. Er machte seinen Wahlspruch wahr: „Nichts durch mich; nichts für mich; alles durch unseren Herrn und für unseren Herrn in der göttlichen Eucharistie.“

 

Jesus im heiligsten Sakrament war der Mittelpunkt seines inneren Lebens wie der Mittelpunkt seines Apostolates. „Jetzt muss man sich eiligst ans Werk legen, die Seelen zu retten durch die göttliche Eucharistie . . . und Europa aufwecken aus seinem Schlaf der Gleichgültigkeit, in dem es versunken ist, weil es nicht kennt die Gabe Gottes, Jesus den Emmanuel in der Eucharistie. Man muss die Fackel der Liebe hineintragen in die Seelen, die lau geworden sind und sich für fromm halten, es aber nicht sind, weil sie den Zentralpunkt ihres Lebens nicht in Jesus im heiligen Tabernakel gelegt haben.“ Dies suchte er zu bewirken durch ständige eucharistische Predigten allerorts für das Volk und durch Belebung und Förderung des eucharistischen Geistes bei den Priestern. „Die Priester heiligen durch die Eucharistie, dies schließt alles in sich. Mit den Priestern hat man die Pfarrgemeinden, das ganze Land.“ Verbrüderung der Seelsorgspriester, Gebet, bestimmte Statuten und öftere Konferenzen seien die Mittel. Unter den eucharistischen Bündnissen, die seine Bemühungen ins Leben riefen, reifte in der Folge „Der eucharistische Verein der Priester der Anbetung“, gegründet 1858, kanonisch errichtet 1887, zu einer gottgesegneten Blüte. Heute über die ganze Welt verbreitet, hütet er das eucharistische Feuer der Liebe in den Seelen der Priester, damit „sie darin ihr Leben stets erneuern und die übernatürlichen Tugenden gewinnen zur Erfüllung ihrer täglichen Pflichten“.

 

Durch schweres Leiden noch mehr geläutert, starb der würdige Diener des Herrn am 1. August 1868 zu La Mure an den Folgen eines Schlaganfalles. Als man 1877 seinen Leib nach Paris übertrug, fand man ihn noch unverwest. Am 3. August 1925 wurde Petrus Julian Eymard von Papst Pius XI. selig- und am 9. Dezember 1962 von Papst Johannes XXIII. heiliggesprochen.

 

„Man muss zurückgehen zur Quelle des Lebens, zu Jesus in der Eucharistie. Man muss sie heraustreten lassen aus ihrer Verborgenheit, auf dass sie sich neuerdings an die Spitze aller Kreise der christlichen Gesellschaft stelle, sie leite und rette. Ein Jahrhundert schreitet vor oder geht zurück, je nach dem Stand seiner Verehrung des heiligsten Sakramentes. Da liegt sein Leben; danach bemisst sich sein Glaube, seine Liebe, seine Tugend.“ (Der heilige Pater Eymard) 

 

Bruder Joseph Latarne

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 2. August 1863 endete zu Agen in Frankreich das strenge Bußleben des lobwürdigen Bruders Joseph Latarne. Joseph Latarne war in seiner Jugend Seemann und gab durch sein wildes Lasterleben überall, wohin er kam, großes Ärgernis. Groß war sein Hass gegen die Priester. Auch als er seinen Beruf aufgab und in die Heimat zurückkehrte, änderte er sein Leben nicht. Einer seiner Kameraden wollte ihn auf bessere Wege bringen, doch war sein Bemühen vergeblich. Um nichts unversucht zu lassen, was irgendwie Aussicht auf Erfolg gewährte, führte er noch eine Begegnung Josephs mit unserem damals allgemein hochgeachteten Pater Maria Ludwig vom heiligsten Sakrament herbei. Es war klug, dass Pater Maria Ludwig dabei von ganz gleichgültigen Dingen redete, ohne das mindeste Geistliche in das Gespräch zu mischen, denn dadurch gewann er das Zutrauen Josephs in so hohem Grad, dass er behauptete, wenn alle Geistlichen wären wie er, würde die Religion und ihre Diener bald seine ganze Hochachtung wiedergewinnen. Nun war Pater Maria Ludwig da, wo er es wünschte. Auf die folgenden Unterhaltungen bereitete er sich durch Fasten und Geißeln vor und erlangte dadurch den sichtbaren Segen Gottes. Joseph hörte seine Ausführungen über die Wichtigkeit der Religion und die Schönheit des Heiligen und Göttlichen nicht bloß mit Geduld an, sondern wurde durch die warmen Worte Pater Maria Ludwigs geradezu entzündet. Unwillkürlich fühlte er bittere Reue über sein entsetzliches Sündenleben. Viele Tränen strömten über sein Angesicht. Diese Rührung war keine bloß augenblickliche Regung, sondern hatte die wirkliche und vollständige Bekehrung zur Folge, wie er durch sein späteres, eifriges, religiöses Leben bewies. Er erbaute allgemein, so oft er nicht bloß selbst zur Kirche ging, sondern zugleich seine kranke Mutter am Arm dorthin führte, am anderen Arm einen Stuhl tragend, damit sie von Zeit zu Zeit ruhen könnte. Um sich inniger an Gott anzuschließen, ließ er sich in den Dritten Orden Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel aufnehmen. Später bat er sogar, man möchte ihm gestatten, in gleicher Eigenschaft im Kloster zu Agen zu leben, was ihm auch gewährt wurde. Im Kloster glänzte er als hellleuchtendes Muster der Bußfertigkeit und Frömmigkeit. Es war keineswegs bloßes Überströmen des Gefühls, dass er vor dem Allerheiligsten Sakrament oft Tränen vergoss, sondern das aufrichtige Bewusstsein, er sei es dem Herrn schuldig. Als ein Kind sah, wie er beim Beten des Kreuzweges so kräftig an die Brust schlug und hörte, wie heftig er dabei schluchzte, meinte es, er müsse schon ein arg großer Sünder sein. Da entwand sich dem Diener Gottes von selbst das Wort: "Jawohl, mein Kind, du hast guten Grund, zu glauben, dass ich ein großer Sünder bin; ich bin wirklich ein recht großer." Es war erbaulich zu sehen, wie er stundenlang im Klosterfriedhof auf und ab ging, über den Tod nachdachte, weinte und betete. In seinem 73. Lebensjahr war Bruder Joseph reif für den Himmel. Am 2. August 1863 rief ihn der Herr über leben und Tod in die Ewigkeit ab, nun von allen ebenso als "Heiliger" geschätzt und gerühmt, wie er ehedem als Sünder berüchtigt war.

 

Schwester Josepha vom Kinde Jesu

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Josepha vom Kinde Jesu. Schwester Josepha erblickte das Licht der Welt am 21. September 1809 zu Salzburg. Sie war die Tochter eines höheren Beamten, Lenk mit Namen. Ihrer vorzüglichen Eigenschaften wegen wurde sie sehr früh zur Ehe begehrt. Schwester Josepha gab jedoch dem himmlischen Bräutigam den Vorzug und folgte ihm in die Abgeschiedenheit des Karmel. Hier diente sie ihm so treu und eifrig, dass die Mitschwestern oft untereinander sagten: "Aber an der Seele kann man doch gar keinen Fehler rügen oder bemerken." Als geübte Handarbeiterin übertraf sie alle Mitschwestern an Eifer und Geschicklichkeit. Dabei war sie dem Gehorsam so ergeben, dass sie beim ersten Glockenschlag mitten unter der dringendsten Arbeit abbrach und zu den gemeinsamen Übungen eilte. Da Schwester Josepha allen und in allem das beste Beispiel gab, wurde sie zur Gehilfin der Novizenmeisterin berufen. In dieser Eigenschaft sagte sie einer Novizin voraus, sie werde wieder in die Welt zurückkehren müssen. Sie solle sich jedoch nicht kränken, da es der göttliche Wille wäre. Man wunderte sich damals über diese Worte, aber einige Jahre später gingen sie in Erfüllung. Die Novizin wurde nämlich so schwach und leidend, dass sie entlassen werden musste. Bald darauf hatte Schwester Josepha einen merkwürdigen Traum. Es war ihr, als befände sie sich in "Maria Trost", wo eben der Portiunkulaablass zu gewinnen war. Hier sagte ihr die Mutter Gottes, sie könne den Ablass gewinnen, wenn sie das Gebet noch verrichte, ehe sie den Vorhang zuziehe. Schwester Josepha begann zu beten, aber kaum hatte sie begonnen, da zog die liebe Mutter Gottes den Vorhang zu. Schwester Josepha gab ihr ein Zeichen zu warten: "Bst, bst!" Aber inzwischen war der Vorhang geschlossen und die seligste Jungfrau Maria stand in herrlichem Lichtglanz davor. Maria ergriff die erstaunte Schwester bei der Hand und führte sie aus der Kirche hinaus und den Berg hinab. Dort reichte sie ihr ein Kästchen mit den Worten: "Lies dies oft und bedenke es wohl!" Das meiste verstand Schwester Josepha nicht, nur las sie deutlich: "Bedenke es wohl: 33 Jahre, 11 Monate und 10 Tage in der Schule Christi." Sie war überzeugt, dies sei die Ankündigung ihres Todes. Merkwürdigerweise erkrankte sie bald darauf an Blutbrechen. Alle Schwestern kannten ihr Leiden, hatten auch ein Wissen von jenem Traum, weil aber am Abend vor ihrem Hinscheiden, dem Abend des 1. August 1814, ihr Zustand besser schien, gab die Krankenwärterin, obwohl sie im Zimmer verblieb, dem Drang zum Schlaf nach. Als sie erwachte, war Schwester Josepha bereits in die Ewigkeit eingegangen. Maria hatte den Vorhang dieser Zeitlichkeit zugezogen.

 

Gebet am 2. August

 

Ich erkenne, o Maria, dass du das edelste, das erhabenste, das reinste, das schönste, das mildeste, das heiligste, mit einem Wort, das liebenswürdigste Geschöpf bist. Wenn doch alle dich kennen und lieben möchten, meine Königin, wie du es verdienst. Es tröstet mich indes, dass im Himmel und auf Erden so viele glückliche Seelen deine Güte und Schönheit lieben. Aber überaus freut es mich, dass Gott dich mehr als alle Engel zusammen liebt. Erbitte mir die Gnade, meinen Gott über alles lieben und so treu ihm dienen zu können, wie du ihn geliebt, wie du ihm gedient hast. Amen. 

 

Zu Gott

 

Wir bitten Dich, o Gott, um die Gnade, die zeitlichen Güter so zu gebrauchen, dass wir die ewigen nicht verlieren, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Eusebius

 

O Gott, der Du dem heiligen Eusebius einen unerschrockenen Mut für die Verteidigung des Glaubens verliehen hast, gib uns auf seine Fürbitte Standhaftigkeit im wahren Glauben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 2. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Es genügt nicht, gute Dinge zu tun, wir müssen sie auch gut tun; dem Beispiel Jesu Christi gemäß, von dem geschrieben steht: "Er hat alle Dinge gut gemacht!" Streben wir also dahin, dass wir alle unsere Handlungen im Geist Jesu Christi, das heißt, auf solche Weise vollbringen, wie er die seinen vollbrachte; und hegen wir dieselbe Absicht, sonst werden alle Werke, die an sich gut sind, uns vielmehr Strafen als Belohnungen erwirken." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Der heilige Johannes Berchmans vollbrachte alle seine Handlungen so sehr zur Zeit, an dem Ort, auf die Weise und in der Absicht, wie er sie verrichten sollte, dass man nach jeder sagen konnte: Das ist ein in jedem Sinn vollkommenes Werk!

Als der heilige Ignatius einem Bruder seiner Gesellschaft bemerkte, der in allen Dingen mit großer Nachlässigkeit vorging, fragte er ihn, für wen er seine Werke tue? Da nun der Bruder antwortete, er tue sie für Gott, antwortete ihm der Heilige: "Tätest du sie für die Menschen, so wäre dies eben kein sehr großes Übel; aber bedenke einmal die Verkehrtheit, für einen so großen Herrn, als unser Gott, auf eine so nachlässige Weise zu wirken.

 

Verleihe mir, o Gott, dass ich alle Dinge gut vollbringe, dass ich, was mir zu tun obliegt, im Geist meines Erlösers tue, in derselben Absicht wirke, und beseele mich mit heiligem Eifer, dass alle meine Werke vollkommen und wohlgefällig vor Dir werden! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. August

 

"Die Klugheit ist eine Leuchte in den Finsternissen,

der Führer der Verirrten und das Licht der Blinden."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 2. August - Früchte guter Werke

 

Unnütz, ach verfloss mein Leben,

Und es brachte keine Frucht.

Zittern muss ich und erbeben,

Wenn mein Heiland Früchte sucht.

Ach, ich bin ein böser Baum.

Gib mir, Herr, zur Buße Raum.

 

1. "Der Gerechte wird sein gleich einem Baum, der an den Strömungen der Wasser gepflanzt ist, und seine Frucht geben wird zu seiner Zeit!" (Psalm 1,3) Der Herr selbst spricht von diesem Baum: "Ein guter Baum bringt gute Früchte." (Matthäus 7,17) Ein solcher Baum muss unsere Seele sein. Um aber wahre Früchte des Lebens zu bringen, muss sie tiefe Wurzeln in der Demut fassen, damit ihr Stamm um so kräftiger emporwachse, und Winden und Stürmen widerstehen kann. Oft auch muss sie ihre Äste zum Himmel erheben, auf dass sie von dem Tau der göttlichen Gnaden und Segnungen getränkt wird, denn nur auf solche Weise wird sie gute, reife und gesegnete Früchte bringen, die Gottes würdig sind.

 

2. Welche Früchte hast du gebracht, seit du auf der Welt bist? Was hast du Gutes getan? Für wen hast du gearbeitet? Und mit welchem Eifer? Mit welcher Treue hast du die Pflichten erfüllt, die Gottes Vorsehung dir angewiesen hat? Lukas 13,7: "Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?" Zittere, dass nicht etwa dieses Urteil auch über dich ergehe, wofern du dein Leben nicht besserst, und mehr Gutes tust, als du bisher getan hast.

 

3. O mein Heiland, habe Erbarmen mit mir. Ach, lange schon missbrauche ich deine Gnade. Lange schon verdiene ich getilgt zu werden aus dem Buch des Lebens, und als ein unnützer Baum ins Feuer geworfen zu werden. Dies bekenne ich in Reue und Zerknirschung vor dir. Doch, mein Gott, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht. Habe noch Geduld mit mir. Alles hoffe ich mit deiner Gnade einzubringen, und die verlorene Zeit durch verdoppelten Eifer zu ersetzen. Segne diesen bisher unfruchtbaren Baum, und er wird grünen, blühen und fruchtbar werden. "Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen." (Matthäus 3,10)

 

3. August

 

Die Auffindung des Leibes des heiligen Erzmartyrers Stephanus

 

Aus einem altehrwürdigem Martyrologium: „Es war im Jahr nach Christi Geburt 418, als es Gott gefiel, sein gläubiges Volk mit besonderem himmlischen Trost zu erfreuen, die Wunder seiner Gnade und Güte vor ihren Augen zu erneuern, den Glauben und die Andacht aufs Neue zu beleben, den Irrglauben in so vielen Menschen zu beschämen, und den Unglauben auf das göttliche Wesen des Christentums aufmerksam zu machen, und zwar durch die Asche und dürren Gebeine des heiligen Stephanus, der in den letzten Tagen seines Lebens eines Geistes voll war, dem niemand widerstehen konnte. Diese heilige Wurzel, die als Erstlingsmartyrer Jesu Christi gewaltsam in die Erde sank, sollte nach Gottes gnädigem Willen, der alle Zeiten durchschaut, und alle Ereignisse an seiner Hand hält, ausschlagen und herrliche Früchte des Lebens tragen zur Erquickung der Gläubigen nach den schweren Tagen so harter Verfolgung von Innen und Außen, und besonders sollte die Kirche in Asien und Afrika erfreut, erfrischt und gestärkt werden vor dem bald nachfolgenden göttlichen Gericht durch die vandalische Verfolgung, weswegen die Verherrlichung des Heiligen ganz weltkundig werden musste. Vor Gott leben alle seine Heiligen, und er wacht sogar über ihre Gebeine, weil sie sein Eigentum und zur Verherrlichung bestimmt sind. Das Grabmal des Heiligen war in Vergessenheit gekommen, sogar der Ort, wo das Grabmal war, wurde unbekannt. Es war aber im Flecken, namens Kaphargamala, etwa drei deutsche Meilen von Jerusalem entfernt, wo eine Kirche stand, die von einem ehrwürdigen Priester bedient wurde, namens Luzian. Die Entdeckung geschah auf folgende Weise:

 

Eines Freitags am 3. Dezember im Jahr 415, unter dem sechsten Konsulat des Honorius und unter dem sechsten des Theodosius des Jüngeren, um die neunte Stunde des Abends schlief Luzian nach seiner Sitte in der Sakristei bei der Taufstätte, zur Bewahrung des Kirchengerätes. Halb erwacht sah er einen ehrwürdigen Greis, hohen Wuchses und von wunderbarer Schönheit. Dieser Greis hatte einen langen weißen Bart und ein weißes Gewand mit goldenen Kreuzen besetzt, und trug einen goldenen Stab in der Hand. Als er sich Luzian genähert hatte, rief er ihn dreimal mit seinem Namen und befahl ihm, nach Jerusalem zu gehen und dem Bischof Johannes zu sagen, dass er käme, das Grabmal zu öffnen, worin seine Überbleibsel und die Überbleibsel einiger anderer Diener Jesu seien, damit Gottes Erbarmungen durch sie verherrlicht würden. Luzian fragte ihn um seinen Namen. „Ich bin“, sagte er ihm, „Gamaliel, der den heiligen Paulus im Gesetz unterrichtet hat. An der Morgenseite des Grabmals liegt Stephanus, den die Juden vor dem Stadttor gegen Abend gesteinigt haben. Sein Leib lag dort einen Tag und eine Nacht unbegraben, aber weder das Gevögel noch vierfüßige Tiere wagten es, ihn zu berühren. Die Gläubigen nahmen ihn dann auf meine Mahnung während der Nacht, und brachten ihn in mein Landhaus, wo ich ihn in mein eigenes Grabmal auf der Morgenseite legte, nachdem ich sein Leichenbegängnis vierzig Tage lang gefeiert hatte. Nikodemus, der in der Nacht zu Jesus kam, liegt auch da in einem anderen Sarg. Da er wegen seines Glaubens an den Heiland von den Ältesten des Volkes seiner Würde entsetzt und aus Jerusalem verbannt worden war, nahm ich ihn in mein Landhaus auf, unterhielt ihn daselbst bis an sein Lebensende, und begrub ihn nach seinem Tod bei Stephanus. An derselben Stätte habe ich auch meinen Sohn Abidas begraben, der vor mir, in seinem zwanzigsten Jahr, gestorben ist. Sein Leichnam liegt in dem dritten Sarg, welcher der oberste steht, und in welchem man mich selbst nach meinem Tod beigesetzt hat. Erhna, meine Frau und Semelias, meine Tochter, die nicht an Christus glauben wollten, wurden an einen anderen Ort begraben, der Kapharsemalia heißt.“

 

Luzian, fürchtend wegen einer zu großen Leichtgläubigkeit als ein Betrüger gelten zu können, flehte, damit er sich versichere, ob dieses Gesicht von Gott sei, um ein zweites und um ein drittes, und um sich dieser Gnade würdig zu machen, beharrte er im Gebet und im Fasten. Am folgenden Freitag erschien ihm Gamaliel wieder in derselben Gestalt und befahl ihm zu gehorchen. Er gab ihm noch die Verdienste der Heiligen, deren Überbleibsel er ihm entdeckte, unter dem Bild von vier Körben zu erkennen, welche er ihm zeigte. Drei waren von Gold und der andere von Silber. Von den goldenen Körben waren zwei mit weißen Rosen angefüllt, und der andere mit roten. Im silbernen waren Safranblumen, welche einen süßen Wohlgeruch dufteten. Auf Luzians Frage, was diese Körbe bedeuteten, antwortete ihm Gamaliel: „Das sind unsere Überbleibsel. Diese roten Rosen stellen den heiligen Stephan vor, der am Eingang des Grabes liegt. Der zweite Korb bezeichnet Nikodemus, der bei der Tür liegt, der silberne stellt meinen Sohn Abidas vor, der vom Mutterleib an unbefleckt geblieben, er berührt den meinigen.“ Mit diesen Worten verschwand er. Luzian wachte dann auf und dankte Gott, seine Fasten setzte er aber immer noch fort. An demselben Tag und um dieselbe Stunde der dritten Woche erschien ihm Gamaliel von neuem und hielt ihm sein Zögern in Vollziehung des erhaltenen Auftrags vor. Er fügte noch bei, dass durch die Entdeckung seiner und der andern Überbleibsel die Dürre, welche damals das Land hart heimsuchte, aufhören würde. Luzian von Schrecken ergriffen, versprach, ferner nicht mehr zu säumen.

 

Er begab sich dann nach diesem dritten Gesicht nach Jerusalem. Der Bischof Johannes, dem er alles, was ihm begegnet war, erzählte, weinte vor Freuden und hieß ihn die Leiber der Heiligen aufsuchen, mit dem Bemerken, er würde sie unter einem großen Steinhaufen bei seiner Kirche finden. Luzian sagte ihm, wie auch er vermutet habe, dass unter dem Steinhaufen das Grabmal sein möge. Dann ging er heim und ließ am folgenden Tag die Einwohner des Fleckens versammeln, um unter dem Steinhaufen nachzusuchen. Während er aber an den Ort ging, wo man arbeitete, begegnete ihm Migezius, ein frommer Einsiedler, der ihm sagte, dass ihm Gamaliel erschienen sei und ihm den Auftrag gegeben habe, ihm zu bedeuten, dass man umsonst an jener Stätte sich ermüde. Er fügte noch bei, Gamaliel habe ihm Folgendes gesagt: „“Nach unserer Begräbnisfeier legte man uns dorthin, und der alten Gewohnheit gemäß war dieser Steinhaufen bestimmt als Andenken dem Schmerz unserer Freunde. Suchet anderswo, an einem Ort, Debatalia genannt. Und wirklich“, fuhr Migezius in der Erzählung des gehabten Gesichtes fort, „ich befand sich plötzlich an dem angegebenen Ort und nahm da ein altes Grabmal wahr, wo drei mit Gold geschmückte Betten waren. Das eine höher, schloss in sich einen Jüngling und einen bejahrten Mann, die zwei anderen schlossen jedes einen Mann in sich.“ – Da Luzian so einen neuen Beweis für die Wahrheit des gehabten Gesichtes erhalten hatte, verließ er den Steinhaufen und begab sich an den ihm angegebenen Ort. Er ließ die Erde aufgraben und fand drei Särge mit einem Stein, worauf in großen Buchstaben folgende Namen gegraben waren: Cheliel, Nasuam, Gamaliel, Abidas. Die zwei ersten sind syrisch und heißen: Stephanus oder Kranz, und Nikodemus oder Volkssieg. Sogleich berichtete Luzian den ganzen Hergang an den Bischof Johannes, der unverzüglich mit Eutonius und Eleutherius, wovon der eine Bischof von Sebaste und der andere von Jericho war. Sich aufmachte und an die heilige Stätte sich begab.

 

Als sie den Sarg des heiligen Stephanus eröffneten, erbebte die Erde, und es verbreitete sich ein unbegreiflicher Wohlgeruch. Eine große Menge Volkes war herbeigeströmt, darunter viele Kranke. Dreiundsiebzig mit verschiedenen Plagen Behaftete genasen sogleich. Der Bischof Johannes wollte, dass man die Reliquien des heiligen Stephanus nach Jerusalem bringen solle, da er Diakon dieser Kirche gewesen ist. Die Überbleibsel der anderen Heiligen blieben zu Kaphargamala. Der Leichnam des heiligen Stephanus war in Staub zerfallen, die Gebeine jedoch noch ganz und in ihrer natürlichen Lage. Man fand auch darin von seinem Blut. Einige Überbleibsel des heiligen Erstlingsmartyrers ließ man zurück für die Kirche zu Kaphargamala, die übrigen schloss man in den Sarg und brachte sie unter Psalmen- und Hymnengesang feierlich hinüber in die Kirche zu Sion. Da ergoss sich reichlicher Regen über das Land, welcher ihm nach langer Dürre die ersehnte Fruchtbarkeit wieder gab. Diese Übertragung der Gebeine des heiligen Stephanus geschah am 26. Dezember, an welchem Tag die Kirche allzeit das Andenken seines Martertodes gefeiert hat; am 3. August wird aber das Andenken der Entdeckung seiner Gebeine gefeiert, welches ohne Zweifel daher kommt, dass irgend eine Kirche, vielleicht die von Ankona, an diesem Tag unter Anrufung des heiligen Stephanus geweiht worden.

 

Die Entdeckung dieses kostbaren Schatzes wurde in Jahresfrist bis nach Spanien bekannt, weil Avitus und Arosius, beide spanische Priester, sich damals in Palästina, der letzte beim heiligen Hieronymus, aufhielten. Überall suchten die Kirchen einige Reliquien zu erhalten, und so kamen mehrere derselben an verschiedene Orte in Afrika und Spanien. Bei der Übertragung und Aussetzung dieses Heiligtums geschahen viele und erstaunliche Wunder durch Berührung mit Tüchern, mit Blumen, beim Gebet an heiliger Stätte, wo das Heiligtum aufbewahrt wurde. Blinde sahen, Lahme gingen, Kranke wurden gesund, Tote standen zum Leben auf, und das so zahlreich und so öffentlich, dass ganze Kirchen davon Zeugen waren, und ganze Bücher davon geschrieben wurden, wovon der heilige Augustinus als Ohren- und selbst Augenzeuge gar viel Schönes anrühmt. Gott erbarmte sich auch seines Volkes, der Juden, auf das Gebet ihres Heiligen, wie einst auf die Fürbitte Moses. Zu Mahon in Afrika bekehrten sich, während einige Reliquien des Heiligen dort lagen, ganz unerwartet 540 Juden mit ihrem Rabbi Theodor, begehrten die Taufe, und erbauten nachher auf ihre eigene Kosten und mit eigenen Händen eine Kirche. Der Geist, der in Stephanus wirkte, hob ihnen die Decke von den Augen. Die Gnade Gottes ergoss sich auch über die Heiden. Zu Kalama war ein vornehmer Heide, namens Marzial, ein eifriger Götzendiener und gegen alle Belehrung und Ermahnung verstockt auch bei seinem nahen Tod. Sein Tochtermann, ein Christ, betete lange für seine Bekehrung vor den Reliquien des heiligen Stephanus und brachte einige Blumen von dem Reliquienkästchen nach Hause, und legte sie auf das Kopfkissen des Kranken. Dies geschah am Abend, und ehe der Tag anbrach, verlangte der Kranke einen Priester, glaubte, wurde getauft und wiederholte bis zum letzten Atemzug die Worte, womit der heilige Stephanus sein Leben beschloss: „Herr Jesus, nimm auf meinen Geist!“ In Hippon wurde auch im Jahr 425 während der Ostertage zur Zeit des Gottesdienstes beim Reliquienkästchen des heiligen Stephanus, wo sie beteten, zwei Kinder, die ihre Mutter verflucht hatte, wunderbar geheilt, worauf dieselben der heilige Augustinus neben sich auf der Kanzel stehen ließ, jedermann zum Zeugnis des Wunders und als lebendiger Text seiner Predigt.

 

Einige Zeit blieb der Leib des heiligen Stephanus in der Kirche von Sion. Im Jahr 444 ließ aber die Kaiserin Eudoria, als sie das zweite Mal nach Jerusalem kam, eine prachtvolle Kirche bauen an dem Ort der Steinigung und den Leichnam dahin übersetzen. Sie selbst ward auch dort begraben.

 

„Lasst uns“, sagt der heilige Augustinus, da er zu seinem Volk von den Überbleibseln des heiligen Stephanus redete, „lasst uns zeitliche Güter durch die Fürbitte dieses Heiligen zu erlangen wünschen, allein so, dass wir, ihm nachahmend, jene, die ewig sind, verdienen können.“ Um unsere geistigen Krankheiten zu heilen, ist der allmächtige Seelenarzt vom Himmel herabgestiegen. Da er aber während seines Wandels auf Erde den Kranken die leibliche Gesundheit gab und die Besessenen von den unreinen Geistern befreite, wollte er den Menschen sichtbare Beweise seiner Macht geben. Seine Hauptabsicht ging jedoch dahin, uns begreiflich zu machen, dass er gekommen sei, die Krankheiten unserer Seele zu erleichtern und uns der Gewalt des Teufels zu entreißen. Wenn er uns demnach durch seine heiligen Güter des Leibes gewährt, so geschieht dieses, um unser Vertrauen auf seine Barmherzigkeit zu erwecken und uns anzuregen, dass wir durch ihre Fürbitte den inneren Gnadenbeistand zu erstreben suchen. Alle Tage sollen wir zwar um unsere leiblichen Bedürfnisse bitten, diese Gebete sollen aber unsere Heiligung zum Hauptgegenstand haben und allzeit der Ehre Gottes untergeordnet sein, weil wir nicht wissen, was uns am nützlichsten ist. Gott bietet uns seine Gnade, seine Liebe, sich selbst uns dar, er soll demnach auch das letzte Ziel und Ende aller unserer Gebete sein. „Wenn ein reicher und freigebiger Fürst“, sagt die heilige Theresia, „sich verpflichtete, uns alles, was wir begehren möchten, zu geben, würden wir seiner nicht spotten, wenn wir nichts als unbedeutende Dinge begehrten?“

 

So ehrt Gott seine Heiligen! So lange sie unter Menschen leben, lässt er zu, dass sie misshandelt, verfolgt und verachtet werden, wie es dem heiligen Stephan widerfuhr. Er will aber auch oft, dass sie auf dieser Welt nach dem Tod geehrt und verherrlicht werden. Achten wir daher die Ehre und den Ruhm bei Menschen nicht, suchen wir nur die Ehre Gottes und die Erfüllung seines Willens, lieben wir, so viel wir können und es uns unsere Verhältnisse erlauben, ein stilles, zurückgezogenes Leben, um uns vor den ansteckenden bösen Grundsätzen und Beispielen der Welt zu bewahren, übrigens überlassen wir uns ganz der göttlichen Vorsehung. Wir dürfen versichert sein, dass Gott alles zu seiner Ehre und zu unserem Heil wird gereichen lassen. – Die Verehrung der heiligen Reliquien, so wie die Verehrung und die Anrufung der Heiligen, ist erlaubt, Gott wohlgefällig und uns nützlich. „Wir ehren die Reliquien der Märtyrer“, schreibt der heilige Hieronymus, „damit wir denjenigen, dessen Märtyrer sie sind, anbeten. Wir ehren die Diener, damit die Ehre der Diener auf den Herrn falle.“

 

Gebet. O Gott, der du dem heiligen Stephanus zur Belohnung seiner Treue den Himmel geöffnet und ihn durch viele Wunder verherrlicht hast, gib, dass wir durch die Verehrung der Heiligen zur Nachfolge ihrer Tugenden ermuntert werden, durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

 

Stephanus

 

Stephanus, der Gottesheld,

Ward vom Herren auserwählt,

Dass er zu großer Ehre

Der erste Martyrer wäre.

Dieweil nach Christi Himmelfahrt

So groß die Zahl der Christen ward,

Dass die Apostel ganz allein

Dem Predigtamt sich mussten weihn,

Ward er mit sechs anderen noch

Zum Diakon erwählt. Das Joch

Nahm er auf sich, in allen Wegen

Der armen Christen so zu pflegen,

Dass ihnen keine Notdurft fehle

Und dass sie keine Armut quäle.

Er war den Heidenchristen gleich

Wie Judenchristen liebereich.

 

Doch grad aus diesem Grund beluden

Mit ihrem größten Hass die Juden

Den treuen Pfleger der Gemeine.

Durch falsche Zeugen ward der Reine

Beschuldigt dass er wider Gott

Und wider des Moses Gebot

Geredet, dass er unglaublichen Spott

Mit ihre Gesetze und mit Gott

Verübt, dass er von Christus gehört, 

Die Stadt und der Tempel würden zerstört

Und alles ausgetrieben;

So hätten auch die Propheten geschrieben.

 

Stephanus aber mit Wort und Tat

Verteidigte sich vor dem hohen Rat,

So wie der heilige Geist ihn lehrte.

Der Gute, Treubewährte

Begann die Rede fördersam

Vom Patriarchen Abraham,

Ging dann über zu Moses, dem guten,

Und den Propheten, den hochgemuten,

Und zeigte ihnen, wie alle Zeit

Ihre Väter lagen mit Gott im Streit,

Wie sie waren des Herzens unbeschnitten

Und von hartnäckig bösen Sitten,

Wie sie widerstanden dem heiligen Geiste,

Wie sie verschmähten, was er ihnen weiste,

Wie sie Weissager und Propheten

Martern ließen und auch töten;

Darum es wohl kein Wunder war,

Wenn sie zum Schlusse offenbar

Auch den Messias zum Tode brachten,

Ihn, dessen alle Propheten gedachten.

 

Als er die Reden ihnen vorwarf,

Da ward ihr Unmut also scharf,

Dass sie sich nicht wollten schämen,

Sondern begannen zu griesgrämen

Gleich bösen Hunden im Gemüte

Auf Stephanus, der voll der Güte

Wie ein Lämmlein vor ihnen stand

Und ganz entzückt zur rechten Hand

Des Vaters Jesus im Himmel sah.

Aus der Stadt stießen sie ihn da,

Ihn zu töten mit Steinen.

Die falschen Zeugen, die unreinen,

Sollten nach Gewohnheit

Ihm erbieten das erste Leid.

So taten sie ihre Kleider ab.

Der junge Saulus aber gab

Der Kleider acht und nahm sie in Hut,

Hievon er an des Heiligen Blut

Wahrlich auch sehr mitschuldig ward,

Weil er jenen auf solche Art

Eine gute Förderung war.

Doch das bereute er offenbar

Später, da ein heiliger Paul

Ward aus dem feindgesinnten Saul.

 

So warfen sie mit Steinen

Den Gotteshelden. Den reinen.

Der litt mit Geduld das Ungemach;

Zu Gott rief er und sprach:

"Empfang, Herr, meinen Geist allhie!"

Damit fiel er auf die Knie.

Ihn entbrannte der Minne Schwall,

Trotz der häufigen Steine Fall

Und des Volkes Tobsucht.

Seine hohe tugendliche Zucht

Zwang ihn zu Seufzern tief.

Unseren Herren er anrief

Gar gütlich mit dem Wort allein:

"O viel lieber Herre mein,

Sieh an die blinden Leute

Und vergib ihnen heute,

Was sie mir Leides hier getan,

Weil sie sich Besseres nicht versah`n!"

 

Also der Held sein Blut vergoss.

Die Juden, aller Ehren bloß

Und ohne züchtigliche Scham,

Ließen da den Leichnam

Liegen, den Hunden wegzuzerren.

Nun waren da zwei edle Herren,

Auch Fürsten in Israel:

Nikodemus und Gamaliel,

Also waren sie genannt.

Ihre Herzen waren gänzlich entbrannt

Von Jesu Christi guter Lehr`,

Doch verbargen sie das sehr

Aus Angst in diesen Jahren;

Aber beide waren

Im Rat der Juden allezeit

Den Christen zur Hilfe gern bereit.

Die waren es, die nun hinkamen,

Den Leichnam aufnahmen

Und ihn begruben auf dem Feld,

Das sich Gamaliel hatte bestellt.

 

Nach des guten Stephanus Tod

Erhub sich Angst und Not

Allda den Christenleuten.

Man begann sie auszubeuten,

Sie zu schlagen und zu jagen.

So herbe ward es in den Tagen

Nach Sankt Stephanus` Fall,

Dass die Christen überall

Aus Jerusalem entwichen

Und heimlich sich verstrichen.

Nur die zwölf Apostel gut,

Sie hatten also kühnen Mut,

Was man ihnen Schande erbot,

Dass sie bestanden in der Not.

Ihrer ward auch mancher erschlagen,

Wie die weiteren Mären sagen.

 

Stephanus` Leichnam ward gefunden

Erst wiederum in späteren Stunden,

Vierhundertundfünfzehn Jahr

Nach Christi Geburt fürwahr.

Einem Priester, Lucianus genannt,

Ward die Stätte im Traum bekannt.

Ihm erschien ein alter Mann

Im Schlafe, der also begann:

"Ich bin es, der in alten Tagen

Des Gesetzes Meisterschaft getragen;

Paulus, der große Bote,

War unter meinem Gebote,

Dieweil ich sein Schulmeister war.

Ich bin Gamaliel. Offenbar

Mach` ich dir dies: an sichrem Ort

Findest du vier Särge dort,

Die sollst du mit Ehren aufheben

Und davon Kunde geben

Dem Bischof von Jerusalem,

Johannes. Merke noch zu dem:

Im ersten Sarg ist Stephanus` Gebein,

Der zweite Sarg ist aber mein,

Der dritte des Nikodemus dann,

Der mit mir die Taufe gewann

Von Petrus und Johannes.

Die Leiche dieses frommen Mannes

Ließ ich zu Stephanus begraben.

Im vierten Sarge aber haben

Sie Abibas, meinen lieben Sohn,

Bestattet, der der Keuschheit Lohn

Mit zwanzig Jahren von Gott empfing."

Der Priester Lucianus ging

Erst dann zu jener Stätte hin,

Als ihm der Traum dreimal erschien.

 

Sankt Stephans Leichnam ward gebracht

Auf Sion mit großer Andacht,

Drauf nach Konstantinopel der Stadt

Und endlich, als Theodosius bat,

Den Kaiser, kam er hin nach Rom

In Sankt Laurentius` schönen Dom.

Dort liegen die beiden Diakone

Und tragen aller Ehren Krone.

 

So folgen wir dem Bilde,

Das uns der Holde, der Milde

In Nöten hat vorgetragen,

So dass wir unsre Feinde jagen

Nicht mit des Herzens Hasse,

Sondern, dass man sie fasse

Mit Gebet auf der Minne Spur.

Mit Liebe und Gebete nur

Jagen wir sie dem Teufel ab.

In solcher Liebesfehde gab

Doch stets die Flucht der Böse,

Von dem uns Gott erlöse!

 

Aus: "Goldene Legende der Heiligen

von Joachim und Anna bis auf Constantin den Großen"

neu erzählt, geordnet und gedichtet von

Richard von Kralik, 1902)

 

Die gottselige Anna Juliana,

Erzherzogin von Österreich, Prinzessin von Mantua,

+ 3.8.1620 – Gedenktag: 3. August

 

Unter den fürstlichen Personen war kaum eine der Verehrung der seligsten Jungfrau mehr zugetan, als die fromme und gottselige Fürstin von Tirol, Anna Katharina, aus dem Haus Gonzaga, das damals das Herzogtum Mantua beherrschte.

 

Schon in ihrer Kindheit zeigten sich die Spuren dieser Verehrung und Liebe zur Gottesmutter. So zum Beispiel gab es kein besseres Mittel, ihre Tränen zu stillen, als wenn man ihr einen Rosenkranz in die Hände gab, oder ein Marienbild vorhielt. Im siebten Lebensjahr fing sie an, der Mutter Gottes zu Ehren an den Samstagen zu fasten, und behielt diese fromme Gewohnheit lebenslang bei. Ihre Liebe zu Maria war so zart und innig, dass man ihr keine größere Freude machen konnte, als wenn man ihr Gelegenheit gab, von ihren Tugenden und Vorzügen zu sprechen. Täglich verehrte sie Maria im Gebet. Auf bloßer Erde kniend grüßte sie jeden Tag zwölfmal die heilige Jungfrau mit dem Hymnus: „Ave maris stella“ (Sei gegrüßt du Meeresstern). Ebenso sprach sie täglich kniend dreiundsechzigmal mit Herz und Mund die Worte: „Maria, Mutter Gottes, der Herr ist mit dir.“

 

Zu ihrer größten Freude nahm Anna auch an Ferdinand, Erzherzog von Österreich und Landesfürst von Tirol, an den sie noch sehr jung verheiratet wurde, große Andacht und Liebe zur gebenedeiten Gottesmutter wahr und suchte sie auf alle Weise in ihm zu erhalten und zu vermehren. Sie vermochte ihn, mit ihr an den Samstagen zu Ehren Mariens zu fasten und sich von den gewöhnlichen Speisen zu enthalten. Die fromme Gattin ermunterte ihn auch zum oftmaligen Empfang der heiligen Sakramente und bewog ihn, um seine und anderer Andacht zur Mutter Gottes zu vermehren, zu ihrer Ehre ein Kirchlein zu bauen.

 

Nach dem Tod ihres Gemahls, der oft bekannt hatte, er könne Gott nicht genug danken, dass er ihm eine solche Gemahlin gegeben hat, legte sie allen fürstlichen Schmuck ab und erschien im einfachen schwarzen Kleid. Auf dem Haupt trug sie eine dem Klosterfrauen-Schleier ähnliche Bedeckung, und statt der goldenen Kette legte sie einen mit den Geheimnissen des Lebens und Leidens Jesu Christi und seiner jungfräulichen Mutter versehenen Rosenkranz um den Hals.

 

Obwohl erst neunundzwanzig Jahre alt und von den angesehensten Fürsten, selbst von Rudolph II., dem deutschen Kaiser, und von dessen Bruder und Nachfolger Mathias, Erzherzog von Österreich, zur Ehe begehrt, konnte sich die fromme Witwe doch zu keiner neuen ehelichen Verbindung entschließen, weil sie dadurch dem sehnlichsten Wunsch ihres Herzens, sich ganz dem Dienst Gottes und Mariens zu weihen, keine weiteren Hindernisse in den Weg legen wollte. Als man ihr meldete, ihre jüngere Schwester sei als Kaiserin gekrönt worden, antwortete sie: ich beneide meine Schwester nicht um ihre kaiserliche Krone. Ich will tausendmal lieber dieses Kleid, womit Maria, meine Königin, so gütig war, mich zu krönen. Ihr Hof glich nun mehr einem Kloster, als einem Palast, in dem sie mit ihren Töchtern und dem ganzen Hofstaat, der nur aus Männern und Frauen von bewährter Tugend bestand, alle Werke der Gottseligkeit übte. Allen suchte sie durch Wort und Beispiel innige Liebe und Andacht zur Himmelskönigin einzuflößen.

 

Es genügte aber ihrem Eifer und ihrer Liebe zu Maria nicht, sie zu Hause auf alle mögliche Weise zu ehren, sondern sie besuchte auch, ungeachtet der Beschwernisse der Reise, die berühmtesten Wallfahrtsorte der allerseligsten Jungfrau. So zog sie nach Loretto in Italien, nach Altötting in Bayern, nach Maria-Einsiedeln in der Schweiz, nach Brandis in Böhmen und an mehrere andere Orte, um die wundertätigen Gnadenbilder zu besuchen. Die Besuche der nähergelegenen waren ohnehin sehr häufig.

 

Im Jahr 1610 ließ sie zu Innsbruck ein doppeltes Frauenkloster, in dem der gebenedeiten Himmelskönigin gedient werden sollte, erbauen, nämlich das sogenannte „Regelhaus für Witwen“, die der Welt entsagen und ein zurückgezogenes Leben führen wollten, und ein Kloster der „Dienerinnen Mariens“.

 

Schließlich, nachdem ein großes Hindernis, das die gottselige Witwe bisher noch in der Welt zurückgehalten hatte, behoben war, nämlich ihre jüngste Tochter Anna an Kaiser Mathias verheiratet war, führte sie den schon immer gehegten Wunsch aus, Gott und Maria in klösterlicher Abgeschiedenheit vollkommener zu dienen und trat zusammen mit ihrer anderen Tochter Maria, die die Hand Philipps III. von Spanien ausgeschlagen hatte, in das von ihr gegründete Kloster, um als eine wahre „Dienerin Mariens“ zu leben und zu sterben, wobei sie den Namen Anna Juliana annahm, zum Andenken an die heilige Juliana, die den Orden der „Dienerinnen Mariens“ gegründet hat. Anna Juliana starb im Ruf der Heiligkeit am 3. August 1620, im sechsundfünfzigsten Jahr ihres Lebens und im zehnten ihres geistlichen Standes. 

 

Die heilige Lydia von Philippi, Paulusjüngerin,

+ 1. Jahrhundert – Fest: 3. August

 

Das römische Heiligenverzeichnis (Martyrologium) nennt unterm 3. August die heilige Lydia die Erstchristin von Philippi. Sie war die erste Christin und Heilige von Europa überhaupt, deren Namen wir kennen.

 

Von der asiatischen Hafenstadt Troas aus hatte der Völkerapostel und christliche Welteroberer Paulus zum ersten Mal den Fuß auf das europäische Festland gesetzt. Der Zeiger der Weltuhr schnellte einen gewaltigen Ruck vorwärts. Als Begleiter und Mitarbeiter hatte sich ihm der heilige Lukas angeschlossen, der in seiner Apostelgeschichte (Kapitel 16-18) über diese zweite große Missionsreise seines Lehrers (51-54), die ihn nach Europa führte, ausführlich berichtet. Die erste Missionsstation auf dem neuen Weltteil wurde die damalige Welt- und Handelsstadt Philippi. Seine erste Predigt hielt dort der unermüdliche Verkündiger der Kreuzesreligion an einem Sabbat draußen vor der Stadt. Die Erstgeborene aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, die Erstbekehrte von den ungezählten Millionen, die fortan auf europäischem Boden ihrem Beispiel folgend in die Mutterarme der Kirche eilten, war die heilige Lydia.

 

Der heilige Lukas hat der Paulusjüngerin in zwei Versen seines Missionsberichtes (Apostelgeschichte 16,14-15) einen würdigen Denkstein, eine unvergängliche Ehrentafel gesetzt: „Eine Frau,“ so rühmt der erste Vers, „namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, die eine Gottesfürchtige war, hörte (der Predigt des heiligen Paulus) zu. Und der Herr öffnete ihr das Herz, um wohl zu achten auf das, was Paulus redete.“ Sie war also nicht in Philippi geboren und keine Europäerin, sondern stammte aus dem kleinasiatischen Thyatira, einer Stadt Lydiens, und war nach Philippi zugewandert. Sie war auch von Haus aus keine Tochter Israels und Anhängerin des jüdischen Gottesglaubens, sondern eine Heidin. Sie hatte sich aber als Wahrheitssucherin vom heidnischen Götterwahn losgerungen und dem Glauben Israels zugewendet und war eine „Gottesfürchtige“ oder Proselytin geworden. Sie mochte wohl schon in ihrer Heimat die erste Kunde vom Christentum erhalten und heilsbeflissen dem Wort der Wahrheit und des Lebens nachgeforscht haben. In Philippi vollendete der Herr das Werk seiner Gnade und Bekehrung an ihr: „Der Herr öffnete ihr das Herz.“

 

„Als sie nun samt ihrem Haus getauft war,“ fährt der zweite Lukasvers fort, „bat sie: Wenn ihr vertraut, dass ich dem Herrn treu bin, dann kommt in mein Haus und bleibt da! Und sie drängte uns dazu.“ Das Dringliche der Einladung stellt ihrem kirchlichen Eifer und caritativen Sinn ein rührendes Zeugnis aus. Zur Voraussetzung hatte die Einladung offenbar, dass Lydia der besitzenden Klasse angehörte und über einen geräumigen Saal in ihrem Haus verfügte. Sie lässt die Vorstellung, als ob nur Besitzlose aus den untersten sozialen Volksschichten und „Enterbte“ der menschlichen Gesellschaft dem Urchristentum zuströmten, als einseitig und übertrieben erscheinen. Die Form der Einladung endlich wirft ein mildes Licht auf ihre große Bescheidenheit und tiefe Gottesfürchtigkeit. „Wenn ihr vertraut, dass ich dem Herrn treu bin,“ bittet sie so zart.

 

Paulus und die kleine Gemeinde, die sich aus den Neubekehrten sammelte, folgten der Einladung. Schon während der Einkerkerung des Apostels und seiner Mitarbeiter lenkten „die Brüder“ ihre Schritte zu dem Haus der Lydia und hielten hier ihre ersten religiösen Zusammenkünfte ab. Und die Glaubensboten selbst, da sie aus der Kerkerhaft wieder befreit wurden, „begaben sich vom Gefängnis aus zu Lydia. Und sie sahen die Brüder und trösteten sie“ (Apostelgeschichte 16,40). Lydias gastliches Heim barg sonach die erste Hauskirche der europäischen Christenheit. Es war die erste Notkirche, bevor innerhalb des römischen Weltreiches das Tageslicht einer besseren Zeit auf die Zinnen und Kuppeln eigener Gotteshäuser fiel.

 

Lydias Haus wurde so recht ein Gegenstück zum Haus der Maria, der Mutter des heiligen Markus. Dieses war die Wiege der judenchristlichen Urgemeinde und Mutterkirche in Jerusalem. Hier nämlich dürfen wir mit allem Grund den „großen Speisesaal“ vermuten, in welchem der Herr das letzte Abendmahl und das erste Messopfer des Neuen Bundes feierte. In diesem „Obersaal“ harrten die Apostel „samt den Frauen und Maria der Mutter Jesu und seinen Brüdern einmütig im Gebet“ der Ankunft des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 1,14). Hier „stand Petrus auf inmitten der Brüder – es war aber eine Schar von ungefähr 120 Personen beisammen -“ (Apostelgeschichte 1,16), um die Apostelnachwahl für den Judas und die Ergänzungswahl des heiligen Matthias vorzunehmen. Hierher, „wo viele versammelt waren und beteten“ (Apostelgeschichte 12,12), lenkte der Apostelfürst nach seiner wunderbaren Befreiung aus dem Kerker durch Engelhand seine Schritte. Und während die Versammelten noch um seine Befreiung beteten, stand er um Einlass bittend bereits draußen vor dem verschlossenen Tor und klopfte. Hier erteilte er endlich vor seinem Weggang nach Rom der Gemeinde von Jerusalem seinen letzten Segen. „Es war der Abendsegen für Asien von der Hand des Petrus im Hause der Maria gegeben, wie Paulus den Morgensegen für Europa im Haus der Lydia gab“ (Kardinal Faulhaber).

 

Wie wird die heilige Lydia nicht Kosten und Mühen gescheut haben, um die Hauskapelle, die sie dem heiligen Paulus und seiner Lieblingsgemeinde in Philippi zur Verfügung stellte, auch würdig auszustatten! Wie wird die Purpurhändlerin das Schönste und Beste aus ihren kostbaren Schätzen ausgesucht haben, um den Tisch zu schmücken, der der Feier der heiligen Geheimnisse diente! „Lydias Purpurstoffe waren die ersten Paramente.“ – „Maria von Bethanien salbte mit kostbarer Salbe des Heilands Person. Lydia von Philippi schmückte mit Purpur seinen Thron“ (Kardinal Faulhaber). Beide wurden biblische Vorbilder für jenes hehre Frauendiakonat in der Kirche, das sich „die Zierde des Hauses des Herrn“ zum Ziel setzte. 

 

Gebet am 3. August

 

O Maria, gnadenreich,

Frauen-Bild, Mutter mild,

Unsre Zuflucht, unser Schild!

Du bist unsre Trösterin,

Helferin und Mittlerin,

Und bei Gott in der Not

Mächtige Fürsprecherin.

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du dem heiligen Stephanus zur Belohnung seiner Treue den Himmel geöffnet und ihn durch viele Wunder verherrlicht hast, gib, dass wir durch die Verehrung der Heiligen zur Nachfolge ihrer Tugenden ermuntert werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Perugia zeigte man in der Hauptkirche am heutigen Tag einen Ring von Amethyst , den der heilige Joseph der seligsten Jungfrau bei der Vermählung gegeben haben soll. Es geschah dies mit großen Zeremonien vor einer großen andächtigen Volksmenge. Man hat ihn das erste Mal im Jahr 1473 gezeigt. Er lag unter 11 Schlüsseln verwahrt.

 

Andacht am 3. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

Manche sind der Meinung, sie könnten keine wahre Buße für ihre Sünden tun, wenn sie nicht den strengsten körperlichen Bußwerken sich ergeben. Wissen sollen wir indessen, dass eine gute Buße für seine Sünden tut, wer sich Gott ergibt. Dies ist sehr vollkommen und von großem Verdienst." (Der heilige Franz von Sales)

Wir lesen weder vom heiligen Franz von Sales noch von manchem anderen großen Heiligen, dass sie ihren Leib unablässig durch strenge Büßungen kasteit hätten; und gleichwohl gelangten sie zu großer Heiligkeit. Alle Sorgfalt richteten sie nämlich dahin, jede ihrer Handlungen zu heiligen. Was immer sie glaubten, der Herr verlange dies von ihnen, das vollbrachten sie mit der größten Vollkommenheit, die ihnen möglich war.

Der junge und heilige Diener Gottes, Johannes Berchmans, der unablässig dahin arbeitete, durch die vollkommenste Verrichtung seiner gewöhnlichen Werke, ein Heiliger zu werden, hatte sich auf ein Täfelchen einen Wahlspruch geschrieben, den er oftmals las. Dieser Wahlspruch lautete: Poenitentia maxima vita communis: Eine sehr große Buße ist das gemeinsame Leben!

 

O Gott, der Du verlangst, dass ich Buße für so viele Sünden wirke, die ich begangen habe, verleihe mir, dass meine wahre Buße durch die vollkommene Erfüllung meiner Obliegenheiten nach Deinem Wohlgefallen vollbracht werde. Ein gewöhnliches Leben auf nicht gewöhnliche Weise führen, dies sei von nun an meine aufrichtige Buße! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 3. August

 

"Seid versichert, dass ihr euch des höchsten Richters

nicht besser versichern könnt,

als durch die Liebe, die ihr euren Brüdern

in der Vergebung erwiesen habt."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 3. August - Von der innerlichen Sammlung

bei unseren Werken

 

Des Herzens Reinheit ist ein reicher Schatz,

Sie ist des Pilgerlebens schönster Flor;

Vollkommne Werke gehen daraus hervor,

Die treu gewirkt in Gottes reinem Lichte,

Und voll sind nach dem ewigen Gewichte.

 

1. Gott die Frucht eines vollkommenen Werkes darzubringen, sammle dich jedes Mal im Innern. Beginne deine Arbeit mit Gottes Segen, und vollbringe sie in Ruhe und ohne Eile. Bedenke, für wen du arbeitest. Erneuere oftmals deine Absicht, Gott dadurch zu dienen, und opfere sie ihm zu seiner Ehre auf. Diese innerliche Sammlung von Zeit zu Zeit bringt viel Gutes mit sich. Sie wird über deine Fehler und Unvollkommenheiten dich aufmerksam machen, in der Demut dich erhalten und zu heilsamer Reue und Buße dich anregen. Ja sie wird dich auch wachsam erhalten, dein Böses bessern und es keine Wurzel in deinem Herzen greifen lassen.

 

2. Dieser Rückblick auf uns selbst erhält uns in Gottes Gegenwart, dessen Vergessenheit der Quell aller unserer Sünden und Fehler ist. Sie legt dem Willen einen heilsamen Zaum an, dass er seinen Begierden sich nicht überlassen kann, ordnet die Regungen des Herzens, erhält die Schwere der verdorbenen Natur aufrecht, die immer nach unten zielt, und fesselt den Leichtsinn des Gemüts. Diese Gott überaus wohlgefällige Treue erwirbt uns auch ein wunderbares Licht übernatürlicher Klugheit, worin wir die Regungen der Natur und der Gnade unterscheiden, die Schlingen feindlicher Versuchungen von weitem wahrnehmen, und führt uns zur wahren Freiheit und innerlichen Fröhlichkeit der Kinder Gottes. 

 

3. Dies war die Übung aller wahrhaft heiligen Seelen. Die beständige Sammlung im Innern reinigt von den Sünden der Vergangenheit und behütet vor künftigen. Sie lehrt unsere Worte uns zu überlegen, regt uns an, uns nach Gott zu sehnen, viele Akte der Liebe zu ihm zu erwecken und bereitet uns durch Reinheit der Sitten zur Vereinigung mit ihm. Dadurch bleibt der Geist rein und friedlich, und ist zu jeder Zeit zum Tod bereit. Diese heilige Sammlung ehrt Gott, sie erbaut den Nächsten, erschreckt den bösen Feind, erfreut die Engel und beseligt auf gewisse Weise den Menschen, da er beständig in der Gegenwart seines Gottes lebt. "Liebe Brüder, wenn das Herz uns nicht verurteilt, haben wir gegenüber Gott Zuversicht; alles, was wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm gefällt." (1. Johannes 3,21-22)

 

4. August

 

Der heilige Johannes Maria Vianney, Pfarrer von Ars,

+ 4.8.1859 - Fest: 4. August

 

Man schreibt Vianney und sagt Wi-a-nä, Johannes Maria Vianney. Wie aber kann ein Mann Maria heißen? Das kommt daher, weil manche Männer, um ihrer Verehrung zur Mutter Gottes auch äußerlich Ausdruck zu geben, ihrem Taufnamen den Namen Maria beifügen. So wissen wir jetzt schon mal, dass Johannes Maria Vianney ein Marienverehrer war.

 

Geboren ist Johannes Maria Vianney in einem kleinen Bauernhaus, wo er als viertes Kind guter Eltern im Jahr 1786 geboren wurde. Weil nach ihm dann noch mehr Geschwister zur Welt kamen und der Platz in der Wohnung immer enger wurde, musste Johannes sein Bett im Stall neben den Tieren aufstellen.

 

Am Unterricht an der Schule hat Vianney deswegen nur selten teilnehmen können, weil er den Sommer über das Vieh hüten musste. Daher lernte er auch nur notdürftig das Lesen, Rechnen und Schreiben. Dazu kam der traurige Umstand, dass der Bauernjunge nur wenig begabt war. Den Katechismus wusste er allerdings auswendig, wie er denn sowieso ein frommer Junge war, der beim Viehhüten nicht nur Strümpfe strickte, wie es damals üblich war, sondern auch so manchen Rosenkranz betete, wobei er zwischen den einzelnen Gesätzlein ein Marienlied sang. Mit Leib und Seele, also ganz und gar, war Johannes nämlich der Gottesmutter Maria zugetan. In der Rocktasche trug er eine kleine Marienstatue bei sich. Als er einmal Weinbergsarbeit verrichten musste, die für seine Kräfte allzu schwer war, stellte er die Statue immer fünf Schritte weit vor sich hin. So hackte und schaufelte er gleichsam unter Marias Augen auf sie zu. Da ging ihm die Arbeit so rasch vonstatten, dass er damit früher fertig war als der ältere Bruder mit seinem Anteil. Wie froh war Johannes, dass ihm die liebe Mutter Gottes auch da wieder gut vorangeholfen hatte. Maria hilft eben immer allen, die sich in der Not an sie wenden.

 

Vianneys Jugend fiel in die böse Zeit der Französischen Revolution. Damals wurde die Religion von Staats wegen abgeschafft; manche erlitten wegen ihres Glaubens Kerker und Tod, und diejenigen, die einen der flüchtigen Priester der Polizei auslieferten, feierte man geradezu als Helden.

 

Wirkliche Helden dagegen waren die Priester, die in allen möglichen Verkleidungen, als Knechte, Handwerker oder Hausierer, stets gehetzt und in Angst, von Ort zu Ort zogen. Nachts in abgelegenen Feldscheunen oder im Wald unter freiem Himmel feierten sie die heilige Messe, spendeten die Taufe, hörten die Beichte und segneten Ehen ein. Bei einer solchen Gelegenheit erhielt Johannes Vianney in einer Scheune in der Nacht die erste heilige Kommunion. Bei dieser Feier, angeregt durch das Beispiel der mutigen Priester, fasste er den Entschluss, selbst auch Priester zu werden, koste es, was es wolle.

 

Viel, sehr viel sollte ihn die Ausführung des Planes kosten. Solange die Glaubensverfolgung dauerte, konnte Johannes an das Studieren nicht denken. Und später kam er von Pflug und Rebmesser nicht los. Jahr um Jahr arbeitete er auf dem Hof der Eltern als Knecht ohne Lohn, bis er zwanzigjährig das Studium endlich beginnen konnte. Da jedoch stellte es sich heraus, dass sein Gedächtnis verrostet war. Alles, was er mühevoll lernte, hatte er am folgenden Tag wieder vergessen. Nichts blieb bei ihm hängen, und bei den Prüfungen fiel er regelmäßig durch.

 

In dieser Not machte der bedauernswerte Student zu Fuß eine Wallfahrt nach einem hundert Kilometer weit entfernten Gnadenbild der Mutter Gottes. Und Maria half ihm auch diesmal wieder. Zwar hatte er es beim Lernen noch nicht leichter, aber er kam wenigstens voran und erhielt schließlich als Dreißigjähriger die Priesterweihe. Es ist nun einmal so, dass alle, die auf die Mutter Gottes ihr Vertrauen setzen, von ihr nicht im Stich gelassen werden.

 

Über vierzig Jahre hat Vianney dann in dem kleinen Dorf Ars als ein heiliger Priester segensreich gewirkt. Vor allem war er ein begnadeter Beichtvater, der täglich sechszehn Stunden Beichte hörte. Von weither kamen die Leute, nur um sich einmal bei ihm aussprechen zu können. Und wer kam, der musste gewöhnlich acht Tage warten, bis er an der Reihe war. So groß war der Andrang am Beichtstuhl des heiligen Pfarrers von Ars. Und wenn das Holz des Beichtstuhles in der Pfarrkirche zu Ars reden könnte, so würde es von Gnadenwundern ohne Zahl berichten. Von dem heiligen Priester Johannes Vianney ist in der Tat ein unabsehbarer Segen ausgegangen.

 

* * *

 

Beim heiligen Pfarrer von Ars

 

Von P. Beat Ambord, Neue Züricher Nachrichten, 1957

 

Der Pfarrer von Ars! Das ist sein Seelsorgname. So nannten und nennen ihn alle. Weniger kennt man ihn nach seinem persönlichen Namen: Johannes Baptista Vianney. So steht er beispiellos da im Verschwinden und Versinken von Namen und Person hinter Beruf und Werk: hinter dem Beruf geweihter Hände und hinter dem Werk befreiter Seelen. Darin schon leuchtet Botschaft auf, die Botschaft vom namenlosen Dienst, um dessentwillen alle „den Vater preisen, der im Himmel ist“.

 

Dreiklang des Weges

 

Dardilly, Ecully, Ars, das sind die Stätten seines Lebensganges. Dreimal in meinem Leben habe ich diese Stätten aufgesucht, jedes Mal war ich aufs tiefste beeindruckt. Von diesen drei Stätten empfing Vianney, was sie geben konnten: die Anmut irdischer Natur. Sie aber empfingen von ihm, was er geben konnte: die Wirkkraft göttlicher Gnade. Darum liegt über diesen Orten auch eine so heilige Weihe. In steigendem Maß: über Dardilly, das am 8. Mai 1780 seine Geburt erlebte, liegt die Stille unbekannten Werdens; über Ecully, das seine Jugend sah und sein erstes Wirken als Kaplan, erhebt sich das Frührot ringenden Wachsens; über Ars, das staunend die Größe seiner selbstlosen Hingabe erfuhr, steht der Hochglanz abgeklärter Reife.

 

Von Lyon aus, von der Höhe der Notre-Dame de Fourvière, sah ich die beiden Dörfchen Dardilly und Ecully. Ars kann man von dort aus nicht mehr sehen. Das ist wie ein Symbol: Jugend und erstes Wirken Vianneys können wir menschlich noch erfassen, das Wirken und Wesen des Pfarrers von Ars aber ist menschlichem Schauen verhüllt.

 

Ich ging nach Dardilly und sah dort sein Geburtshaus. Ich wanderte nach Ecully und sah die Stätte seiner Jugend. Ich pilgerte nach Ars in der Dombes-Hochebene und sah den Wirkplatz seines gnadenvollen Lebens. Wie sind sie so lieblich, diese Orte! Unwillkürlich kam mir das klassische Wort René Bazins in den Sinn: „La douce France!“ Wie sind sie aber auch so weihevoll, diese Stätten! Unwillkürlich fiel mir das jubelnde Wort Jean Jacques Oliers ein: „La douce grâce“! Natur und Gnade haben aus Vianney gemacht, was er war: einen Priester, aus dessen unbarmherziger Lostrennung von allem Irdischen der Glanz der Menschlichkeit leuchtete, aber auch einen Priester, aus dessen unzertrennlicher Hingabe an das Himmlische die Glut zarter Göttlichkeit strahlte.

 

Die „hohen“ Warten

 

In Ars sah ich das Kirchlein. Ach, wie ist es klein und eng! Kaum gut hundert Personen finden darin Platz. Wo sind sie denn gewesen, all die Tausende und Tausende, die Jahr um Jahr dorthin gepilgert kamen, aus aller Welt, um den armen Pfarrer zu sehen, zu hören, seine gnadenvolle Güte zu erfahren? Sie traten ein in die unsichtbare Kirche, die er „erbaut“, in die Kirche der Liebe Gottes. Und die Kirche der Liebe Gottes ist ein Raum ohne Grenzen. Weiter schritt ich durch das Kirchlein und erblickte die kleine unförmige Kanzel links oben. Gegenüber, auf der rechten Seite, steht, kaum erhöht über den ausgeknieten Bänken, sein eckiges Christenlehrpult. Das waren also die hohen Warten, von denen aus er unwiderstehlich das Wort Gottes verkündete: menschlich unförmig und eckig, unter vielen Nachtwachen und angstvoller seelischer Pein gestaltet, aber göttlich durchwärmt und erfüllt, strömend aus einem Herzen, das nichts kannte und liebte als Gott und die Seelen. Hinter seinem Wort stand das Beten, das Fasten, das Almosengeben, das Vorbereiten, das „öde war wie eine Wüste und hart wie ein Todeskampf“. Hinter seinem Wort stand sein vom Gottesgeist durchstrahltes Herz. Er hat sein Geheimnis selbst ausgesprochen in einem seiner Kanzelworte: „Ohne den Heiligen Geist sind wir wie Steine am Wegesrand. Nehmt in die eine Hand einen mit Wasser gefüllten Schwamm und in die andere einen Kieselstein und drückt auf beide. Aus dem Kiesel wird nichts herauskommen, aber aus dem Schwamm fließt das Wasser in Fülle.“ Seine menschliche Begabung war hart wie ein Kieselstein, seine göttliche Begnadung mild und schwer und voll wie ein ins Wasser getauchter Schwamm.

 

Das schweigsame „Holz“

 

Nun ging ich in die Sakristei. Rechts vorn ist der Eingang. Sie ist nur ein kleiner Winkel; mit drei, vier Schritten hat man sie durchmessen. An dieser Stätte hat der Pfarrer von Ars nächtelang gebetet und gearbeitet an seinen Predigten und Christenlehren. An dieser Stätte hat er gerungen mit dem Dämon, der mit aller Gewalt gegen seinen heiligen Widersacher anstürmte. Hier sah ich auch den Beichtstuhl, ein armseliges Holzgestell. Was könnte es alles erzählen! Die Geheimnisse von Schuld und Sühne Tausender nahm dieses Holz geduldig in sich auf, schweigend sie hineinversenkend in jenes andere Holz, in das Kreuzesholz von Golgotha. Der sichtbare Mittler dieses sakramentalen Austausches aber war der heilige Pfarrer von Ars mit seinen großen gütigen Augen und seinem milden, verstehenden Herzen. Seiner Liebe war die Gnade geschenkt, selbst in die verhärtetsten Herzen hineinzuleuchten und darin die geheimsten Fehler der Sünder zu schauen, sie ihnen aufzudecken, ehe sie zu reden begannen. Tagelang hörte er Beicht, oft bis zu achtzehn Stunden hintereinander. Man hat ihn nicht umsonst den „Märtyrer des Beichtstuhls“ genannt. Wie gerne wäre auch ich zu seinen Füßen gewesen; so oft habe ich mich wenigstens wortlos hineingekniet in dieses geheiligte Holzgestühl.

 

„Antennen“ des Himmels

 

Nun verließ ich das Kirchlein. Ich wollte zum Wohnhaus des Heiligen. Auf dem Weg dahin kam ich an dem Altar der heiligen Philomena vorbei, der Schutzpatronin des Pfarrers von Ars, auf deren Fürbitte hin er viele Wunder gewirkt hat und die er kindlich fromm verehrte.

 

Was mag ihn wohl zu dieser (historisch wenig dokumentierten) Heiligen hingezogen haben? Von ihrem Leben wissen wir ja nur, dass sie eine Märtyrin der ersten christlichen Jahrhunderte gewesen ist, vielleicht ist sie nur die „Unbekannte Märtyrin“ (wie wir vom „Unbekannten Soldaten“ sprechen). Erst 1803 hat man sie entdeckt. Ihre ganze Lebensbeschreibung sind drei Worte bloß – mit Mennige auf Ziegelsteine geschrieben, die ihre Ruhestätte in der Priszillakatakombe zu Rom verschlossen: Pax tecum Filumeny!“ Das gerade war es; die Verborgenheit und Verlorenheit dieser Heiligen in der göttlichen Pax hatte es dem Pfarrer von Ars angetan. Darin klangen ihm Verwandtschaftstöne mit seiner Seele auf, die unaufhaltsam nach Vergessenheit und Versunkenheit vor dieser Welt dürstete, in der er sich als völlig nutzloser Knecht fühlte und vor der er dreimal die Flucht ergriff, aus der Pfarrei weg. Mit Mühe konnte man ihn zurückbringen.

 

Der neue Lebensbaum

 

Nun betrat ich den kleinen Gartenhof des Wohnhauses. Zwei Bäume stehen in diesem Gärtchen. Der eine ist alt und knorrig, beständig am Zerfallen. Der andere ist jung und stark, steilgerade in die Höhe wachsend, den der heilige Pfarrer von Ars, wie überliefert wird, selbst gepflanzt hat. Das ist ein Symbol für das Ars vor Vianney und das Ars nach Vianney. Als er die Ortschaft betrat, war alles morsch und faul, stetig am Zusammenbrechen. Dann aber hat er das Reich Gottes wieder aufgerichtet in seiner Gemeinde, den Keim gelegt zu einem neuen, göttlichen Lebensbaum. Und das „Senfkörnlein“ wuchs zu einem Baum heran, hochragend zum Himmel, und in aller Welt und zu aller Zeit wird man sich labend erfreuen an seinen Früchten.

 

Der „Komfort“ eines Heiligen

 

Durch eine enge Wendeltreppe gelangt man in den ersten Stock des Hauses. Zwei kleine Zimmer sah ich da. In dem einen sind die kirchlichen Gebrauchsgegenstände, die der heilige Pfarrer in seinem Leben benützte. Das andere Zimmer beherbergt die persönlichen Habseligkeiten des Heiligen. Dieses Zimmer ist noch so erhalten, wie er es am Todestag verließ. Arm ist es, furchtbar arm! Auf dem einfachen Tisch steht ein Essgeschirr, das er kurz vor dem Sterben noch gebraucht hatte. Irgendwo in einer Ecke sah ich ein Paar hohe ausgetretene Schuhe. Nicht so arm aber war allem Anschein nach seine Bibliothek. Aus einem ziemlich geräumigen Schrank zeigten sich die Rücken alter, großer Folianten und neuerer Bücher. Gern hätte ich etwas herumgestöbert in diesen Schriften. Aber eine dicke Kordel sperrte den Weg zu weiterem Vordringen ins Zimmer ab. In diesem Raum hat er gebetet. Sein Beten war noch großes Beten. Nachts um zwei Uhr stand er auf, betete die Matutin und Laudes. Um vier Uhr ging er ins Kirchlein. Erst gegen Mittag kehrte er zurück. In diesem Zimmer hat er gefastet. Er aß nur ganz wenig. Seine Hauptnahrung bestand aus Kartoffeln, die er für eine ganze Woche selbst im voraus kochte. Zu den Fasten kamen die körperlichen Leiden, Schwindelanfälle, grausame Zahnschmerzen. Furchtbar waren seine Kasteiungen. In seinen persönlichen Bedürfnissen war er ganz anspruchslos. Er erfüllte buchstäblich das Wort des Herrn von dem einen Rock: er besaß nur eine Soutane. Alles, was er an Gaben erhielt, verteilte er unter die Armen oder verwandte es für seine karitativen Werke, besonders für sein Mädchenwaisenhaus und seine Mädchenschule, zwei Gründungen, denen er den Namen „Providentia“ gab. In diesem ärmlichen Zimmer empfing er auch die hohen Besuche von Kardinälen wie Bonald, Bischöfen wie Dupanloup, Predigern wie Lacordaire. Sein Bischof überreichte ihm das Domherrenmäntelchen. Er trug es einen kurzen Tag lang, um den Bischof nicht zu beleidigen. Dann setzte er den ungefähren Preis, 50 Francs, fest, verkaufte es und gab den Erlös den Armen. Dem Kreuz der Ehrenlegion, das ihm der Kaiser überbringen ließ, maß er keinen Wert bei; denn es brachte ihm nichts ein für seine Armen. So lebte er in restloser Selbstvergessenheit und Selbstaufreibung nur für die anderen. Menschliche Klugheit steht hier vor einem Rätsel. Er aber lebte nach den Gesetzen der „Torheit“ Gottes. Hätte er all das nicht getan, wir hätten keinen heiligen Pfarrer von Ars. Es muss Menschen geben, die sich gleichsam sinnlos zerbrechen wie eine Magdalenen-Alabasterschale. Und wir dürfen nicht fragen: wozu diese Verschwendung? Von ihrem Duft ist das ganze Haus der Kirche Gottes erfüllt.

 

Das Siegel Gottes

 

Jetzt erst betrat ich die Basilika, einen großen, kuppeligen Rundbau. Man hat sie so gebaut, dass das kleine Kirchlein wie der Vorhof den Eingang zur Basilika bildet. Sie lebt von diesem Kirchlein und ist das Symbol der großen, weiten Liebe des heiligen Pfarrers. Am Altar, der seinen Leib birgt, feierte ich die Messe, mit dem Kelch, den der Heilige einst selber täglich benützt hatte. Welch eine heilige Weihe liegt über solch einer Stunde! Sein Leben war eine große heilige Messe: eine stete Opferung, eine immerwährende Wandlung, eine ständige Kommunion. Durch den Glasschrein leuchtete seine zarte, ausgemergelte, aber tief verklärte Gestalt. Und es ist, als ob sein Blick die heilige Handlung immerdar begleite. Sein toter Mund scheint noch zu sprechen: Golgotha ist das Geheimnis der Welt.

 

Von ferne grüße ich noch einmal die herrliche Basilika mit dem armseligen Kirchlein davor! Heiliges Ars, wie bist du beglückend! Du kündest – wenn es erlaubt ist, deinen Namen so zu deuten – eine Kunst, die größte Kunst, die Kunst der Liebe Gottes.

 

Pater Lorenz Cook

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 4. August 1540 gab der lobwürdige Pater Lorenz Cook sein Leben für seinen Glauben hin. Pater Lorenz war Karmelit und Prior des Klosters zu Donkaster in England. Mit noch vier anderen angeklagt, wurde er beschuldigt, "an der gnadenreichen Wallfahrt teilgenommen zu haben". Auch sollten die Angeklagten "sich zugunsten des Papstes geäußert haben", wie der französische Gesandte Marillac zwei Tage nach der Hinrichtung an seinen Herrn Franz I. berichtete. Die Anklage wurde angenommen und die Verurteilung ausgesprochen, ohne dass die Armen verhört worden wären und sich hätten verteidigen können. Am 4. August wurde Pater Lorenz nach Tyburn geschleift und dort auf barbarische Art hingeschlachtet.

 

Pater Wilhelm vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 4. August 1629 starb zu Würzburg in Bayern der lobwürdige Pater Wilhelm vom heiligen Joseph, der zweite Prior des Klosters. Pater Wilhelm, in der Welt Johann Joseph Essen genannt und zu Köln gebürtig, war ein vorzüglicher Ordensmann, tugendhaft und fromm, geschäftsgewandt, auch ein gern gehörter Redner, was ihn der ganzen Stadt bis hinauf zum Fürstbischof über alles lieb und wert machte. Bereits in früher Jugend war er bei den Beschuhten Karmeliten eingetreten und seiner trefflichen Eigenschaften wegen bald nach seiner Profess zum Prior und Provinzvikar gewählt worden. Der Herr flößte ihm jedoch ein Verlangen nach einem strengeren Leben ein, weshalb er zu den Unbeschuhten Patres übertrat. Alle staunten, als sie sahen, wie demütig und kindlich der neue Novize sich in alles fügte. Zum Prior der Klöster in Köln und später zu Würzburg erwählt, regierte er mit ebenso viel Sanftmut als Klugheit und Kraft, ohne auch nur einen Finger breit vom Herkömmlichen abzugehen. Groß war sein Seeleneifer, den er besonders im Beichtstuhl betätigte; noch größer seine Dankbarkeit für die Berufung in den Orden und sein Verlangen, alle Vorschriften aufs Genaueste zu erfüllen. Oft sagte er deshalb, er könne Gott nicht genug Dank sagen, dass er ihn zu dem so glücklichen Stand eines vollkommenen Ordens berufen habe. Bei dieser Gesinnung und in dieser Treue verharrte er bis an sein Ende. Auf der Reise von Nürnberg nach Würzburg traf ihn der Hitzschlag. Fürstbischof Philipp Adolf sandte ihm zwei seiner erfahrensten Ärzte. Allein sie konnten gleich den anderen nur mehr feststellen, dass höchste Gefahr für sein Leben bestehe. Als Pater Wilhelm davon Kenntnis erhielt, gab er keinem anderen Gedanken mehr Raum als dem der Vorbereitung auf einen guten Tod. Beim Nahen des Priesters, der ihm die heilige Wegzehrung brachte, sprach er, als das Glöcklein ertönte, das zur Anbetung des heiligsten Sakramentes aufforderte, zum Krankendiener: "Guter Pater, der Herr, mein Schöpfer ist da. Er kommt zu mir und ich soll im Bett liegen? Das sei fern von mir! Geben mir Euer Ehrwürden den Habit!" Und er ruhte nicht, bis er angekleidet war, um seinen Heiland kniend zu empfangen. Alle Anwesenden erbauten sich höchlichst beim Anblick dieses Spiegels der Heiligkeit und Geduld. Wie innig redete er doch zu seinem Herrn! Als er fühlte, dass ihm die Stimme bald versagen würde, sprach er: "Wenn ich die Sprache verliere, will ich zu meinem Herrn sagen: "Mein Verlangen und Seufzen ist nicht verborgen vor dir." Er hatte immer sehnlichst gewünscht und gebeten, an einem Samstag und nicht im Bett, sondern auf dem Boden liegend sterben zu dürfen, um Christus am Kreuz ähnlicher zu sein. Beides wurde ihm gewährt.

 

Petrus de Cesis

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 4. August 1348 ging der lobwürdige Petrus de Cesis zur ewigen Ruhe ein. Petrus de Cesis gehörte der aquitanischen Provinz (Frankreich) und zwar dem Konvent zu Limoges an. Er erwarb sich an der Universität zu Paris die Doktorwürde und war ein so tugendhafter wie gelehrter Mann. Seiner Feder verdanken wir Kommentare zu den Sentenzen des Petrus Lombardus, Kommentare zu den Erläuterungen des Aristoteles zur Politik und glänzende Reden an Fürsten und Behörden. An die Spitze des Ordens gestellt, regierte er mit Milde und Strenge zum größten Nutzen der Mitbrüder. Er war ein alles berechnender Berater, war maßvoll im Reden und wusste bei Zurechtweisungen stets das Rechte zu treffen. Kam es vor, dass sich Übelgesinnte zusammentaten, um schlimme Pläne zu schmieden, so entdeckte er dieselben mit bewunderungswürdigem Instinkt bald und vermochte es, die Verirrten zur richtigen Überzeugung zu bringen und auf den rechten Weg zurückzuführen. Nicht weniger verstand er es, die Guten zu fesseln und in ihren lobwürdigen Bestrebungen zu fördern. Fern von aller Rücksichtnahme auf seine eigene Person, suchte er überall und jederzeit nur Gottes Ehre und das Wohl der Mitmenschen. Aus Rücksicht für die Mitbrüder scheute er sich, auch nur die geringste Ausgabe zu machen, die nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Hatte er schon als General des Ordens reichliche Gelegenheit zu segensreichem Wirken, so eröffnete sich ihm ein neues Feld der Tätigkeit, als ihn Papst Benedikt XII. zum Bischof von Vaison ernannte und später Papst Klemens VI. überdies zum Patriarchen von Jerusalem erhob. Petrus erfüllte auch die Pflichten dieser beiden Ämter mit größter Treue. Am 4. August 1348 beendete er sein frommes Leben mit einem ebenso erbaulichen Tod. Das Andenken an ihn blieb um so lebendiger in der Erinnerung aller erhalten, als sein Grab durch Wunder verherrlicht wurde. Man stellte ihn deshalb auf Bildern gemeiniglich mit dem sogenannten Heiligenschein dar. Der alte Kirchenkalender von Mecheln legt ihm auch den Titel "selig" bei.

 

Gebet am 4. August

 

Meine liebenswürdigste Königin, ich armer Mensch kann nur dadurch meine Schuld an dich abtragen, dass ich dich in der Folge immerfort liebe und lobe. Verschmähe daher nicht die Liebesbeweise eines armen Sünders, den deine Güte zur Liebe entflammt hat. Wenn ich aber nicht verdiene, dich zu lieben, weil mein Herz von irdischen Dingen befleckt ist, so musst du es ändern. Ändere mein Herz, o Maria, vereinige mich mit Gott. Aber vereinige mich so eng mit ihm, dass ich mich nie wieder von seiner Liebe trenne. Du willst, dass ich deinen Gott liebe, und ich, o Maria, ich bitte dich, erlange mir die Gnade, ihn zu lieben, ihn ewig zu lieben. Das ist alles, was ich von dir erbitte. Amen. 

 

Zu Jesus Christus

 

Wir bitten Dich, o Jesus, lass es uns recht begreifen, dass jeder, der Dir nachfolgen und in den Himmel kommen will, sein Kreuz auf sich nehmen und so Dir folgen muss, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Andacht am 4. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Wenn der Mensch sehen könnte, wie unermesslich der Herr in der anderen Welt das Gute belohnt, das er hienieden wirkt, so würde er mit seiner Erkenntniskraft, mit seinem Gedächtnis und seinem Willen einzig dahin wirken, gute Werke zu tun, wie schwer immer sie ihm fallen möchten." (Die heilige Katharina von Genua) 

Eine fromme Seele, die Gott große Opfer gebracht hatte, wurde bald darauf mit wunderbarem Trost im Innern erfüllt. Da rief sie aus: "Wenn der Herr der Sterblichen so liebevoll ist, die seiner Liebe wegen etwas Geringes tun, wie groß muss dann die Glückseligkeit der Heiligen im Himmel sein!"

Der heilige Franz von Assisi sprach zur Zeit, wo seine Schmerzen am heftigsten waren: "Das Gut, nach dem mein Herz verlangt und das ich mit Zuversicht erwarte, ist so groß, dass die bittersten Schmerzen mir Wonnen sind!"

Eine Heilige sprach: "Die Seligen im Himmel würden, wenn es möglich wäre, gern einwilligen, die furchtbarste Pein bis zum jüngsten Tag zu leiden, wenn sie dadurch sich nur die Belohnung eines Vaterunsers erwirken könnten."

 

Meiden, Herr, will ich alles Böse, alle Sünden. Mit Freuden will ich tun, was Du verlangst; und gut will ich es tun! Tun will ich, was ich als das Vollkommenste erkenne, und tun will ich es in Deiner Liebe, mit Deiner Liebe, wegen Deiner Liebe und aus Liebe! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 4. August

 

"Ich habe in dem Buch der heiligen Liebe

mehr als in irgend einem anderen studiert;

es ist das Buch, das uns alle Dinge lehrt."

 

Worte des heiligen Dominikus

1170 bis 6.8.1221

 

Betrachtung am 4. August - Trost in innerlicher Trockenheit

 

Bei Überdruss und Schmerz und Wunden

Bewähret sich die wahre Liebe.

Die ohne Freude fern verbliebe,

Wird ungetreu und falsch befunden.

 

1. Warum bist du traurig, dass alle Andacht dir verleidet ist, dass du die Freude nicht mehr darin findest, dass deine Liebe zu Gott erloschen scheint. Du seufzt, dass jedes Werk der Abtötung, das dir sonst so leicht war, dir nun unerträglich scheint, dass du nur mit großer Mühe einen Sieg über dich selbst erringst, dass du in Finsternissen schmachtest, und dass Gott sein Angesicht vor dir verbirgt. Gehe in dich und forsche! Vielleicht hast du Gott die Treue gebrochen, die Anzahl deiner Opfer verringert, oder nährst du etwa eine fremde Liebe in deinem Herzen? Ist dies so, so wundere dich nicht, dass Gott seinen Trost dir entzieht, sondern kehre zu deiner Treue zurück, und er wird sein Angesicht dir wieder in Freude zeigen.

 

2. Vielleicht aber lässt Gott aus weisen Absichten es zu, dass du nur Bitterkeit und Mühsale in seinem heiligen Dienst findest, wo anderen alles so leicht und freudvoll wird. Keiner auch noch so frommen Seele steht es frei, die Freude seiner göttlichen Liebe nach Verlangen zu empfinden. So erschrick denn nicht, wenn du selbst sie nicht empfindest. Dieser Überdruss an göttlichen Dingen, diese innerliche Trockenheit ist oft nur eine Reinigung der Liebe. Und wirft dein Herz dir nichts vor, hast du dich nicht einer sträflichen Nachlässigkeit überlassen, so bezeugt selbst dein Schmerz die Aufrichtigkeit deiner Gottesliebe.

 

3. Dieser innerliche Überdruss, der weder Geschmack am Gebet noch an guten Werken mehr findet, und worin du so oft dich überwinden musst, ist ein Kreuz mehr, dass Gott deinen übrigen Trübsalen beigibt. Und trägst du es geduldig, so wird es deine himmlischen Belohnungen reichlich vermehren. Die Vollkommenheit des Gebetes und der Werke hängt nicht von der Freude ab, die wir dabei empfinden, sondern von dem Willen und der Beharrlichkeit. Es wäre wohl sehr zu wundern, dass ein Werk dir schwer fällt, wenn die Salbung der Gnade alles versüßt. Aber in Überdruss und Untröstlichkeit Gott unbeirrt treu dienen: dies ist eine reine, eine edle und großmütige Liebe. "Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren." (Johannes 14,21)

 

5. August

 

Das Fest Mariä Schnee

 

Der heilige Oswald von Northumbrien, König und Märtyrer in England,

+ 5.8.642 – Fest: 5. August

 

Das Königreich der Angelsachsen in Northumberland wurde 547 von Ida gestiftet. Die Kinder dieses Königs besaßen jedoch bloß den nördlichen Teil, Bernicien genannt. Ella oder Alla bemächtigte sich des mittägigen Teils, der bekannt ist unter dem Namen Deire, und die Grafschaften York und Lancaster begriff. Nach dessen Tod machte sich aber Ethelfrid, Idas Enkel, zum Herrn des von dem Königreich Northumberland abgerissenen Teils, und blieb in dessen Besitz 24 Jahre lang. Als dieser im Jahr 617 von Redwald, dem König der Ostangeln, auf dem Schlachtfeld getötet wurde, flüchteten sich seine Söhne Eanfried, Oswald und Oswi zu den Schotten, bei denen sie in der christlichen Religion unterrichtet und getauft wurden.

 

Während dieser Zeit standen die Northumberer unter Edwin, Allas Sohn. Dieser Fürst regierte 17 Jahre, kam aber nachher um, in einem Treffen gegen Penda, König von Mercia, und Cadwalla, König der Britten oder Waleser. Er bekannte sich zwar zum Christentum, übte aber seine Lehren nicht aus. Seine Sitten waren barbarisch. Nebstdem hegte er einen tödlichen Hass gegen die Angelsachsen.

 

Nach dieser Umwälzung kamen Ethelfrids Söhne wieder aus Schottland zurück. – Eanfrid, der älteste von den dreien, erhielt das Königreich Deire, und Oswi, Geschwisterkind mit Edwin, Bernicien. Beide Fürsten, mehr den Menschen als Gott zu gefallen suchend, schwuren dem Christentum wieder ab. Durch Cadwalla verloren sie in demselben Jahr das Leben. Oswi wurde in einer Schlacht getötet und Eanfrid gemeuchelt. Die zwei Königreiche fielen nun auf Oswald, Ethelfrids Sohn, und Edwins Neffen von mütterlicher Seite. Dieser Fürst hatte mit aufrichtigem Herzen den christlichen Glauben angenommen. Weit entfernt, nach dem Beispiel seines Bruders, dem Christentum zu entsagen, um seinen Untertanen zu gefallen, gebrauchte er vielmehr sein ganzes Ansehen, die dem heidnischen Aberglauben zu entreißen, und zur Kenntnis der Wahrheit zu führen.

 

Cadwalla, der an der Spitze eines großen Kriegsheeres, dem, wie er glaubte, nichts zu widerstehen vermochte, in das Land der Northumberer eingefallen war, verheerte alles durch Feuer und Schwert. Oswald sammelte so viele in seine Mannschaft, als er konnte, und rückte dem Feind entgegen, der schon an der Mauer der Picten stand. Bei dieser Mauer wurde das Treffen geliefert, auf der Nordseite, an einem Ort, den Beda Denis-Burn, das heißt, der Bach Denis nennt. Vor der Schlacht ließ Oswald ein großes hölzernes Kreuz fertigen, das er mit eigener Hand aufpflanzte. Dann rief er seinen Soldaten zu: „Werfen wir uns auf die Knie nieder, und flehen wir zu dem wahren Gott, dass er uns gegen einen übermütigen Feind beschütze: er weiß, dass der Krieg, den wir führen, gerecht ist, und dass wir zur Verteidigung unseres Lebens und unseres Landes kämpfen.“ Alle Soldaten wurden ermutigt, die Scharen stürzten aufeinander, und Oswald erfocht einen vollkommenen Sieg über Cadwalla, der selbst tot auf dem Schlachtfeld blieb.

 

Der Ort, wo man das Kreuz errichtet hatte, wurde Heavenfield oder Himmelsfeld genannt. Und dies war das erste dem Glauben errichtete Siegeszeichen, da weder Kirche und Altar im ganzen Königreich Bernicien war. Dieses Kreuz wurde in der Folge sehr berühmt. Beda sagt, dass man zu seiner Zeit kleine Stücke davon schnitt, und ins Wasser warf, und dass die Kranken, die von diesem Wasser tranken, oder die man damit besprengte, die Gesundheit wieder erhielten. Er erzählt ferner, dass nach Oswalds Tod sich die Mönche von Hexham am Tag vor dem Jahresgedächtis des Fürsten nach Haevenfield begaben, wo sie die Nacht hindurch zum Frommen seiner Seele beteten. (Diese Gebete wurden immer zu Danksagungen umgewandelt, wenn die Person, für die sie verrichtet wurden, in das Verzeichnis der Märtyrer eingereiht wurde.), und des Morgens das heilige Opfer darbrachten. Kurz vorher, ehe Beda seine Geschichte schrieb, erbaute man daselbst eine Kirche. Er redet auch von einem Mönch von Hexham, namens Bothelm, der, da er einen Arm gebrochen und langwierige Schmerzen gelitten hatte, durch Auflegung einiges Mooses von dem Kreuz des heiligen Oswalds geheilt wurde.

 

Der gelehrte Alcuin redet in seinem Gedicht über die Bischöfe und Heiligen von Yorck weitläufig von dem durch Oswald erfochtenen Sieg. Er beschreibt auf eben diese Weise, wie Oswald über die Menge und unbändige Wildheit seiner Feinde gesiegt hat, wie er seine treuen Soldaten ermahnt habe, all ihr Vertrauen auf Gott zu setzen, und seine Hilfe zu erbitten, indem sie sich mit ihm vor dem aufgerichteten Kreuz auf die Knie niederwarfen. (Nun, ich beschwöre euch, Brüder, seid unbezwinglichen Mutes, Gottes gewaltigen Schutz, weit stärker, denn jegliche Rüstung, fleht mit des Herzens Vertrauen im Gebet, sinkt nieder im Staub. Heftet das Auge zum Kreuz, das dort auf dem Scheitel des Berges auf ich richtete, das von des Heilands erhabener Trophäe glänzend auch uns wird verleihen den Sieg des mächtigen Feindes. Und es steigt zum Himmel das Flehen der betenden Männer, hingerichtet zum Kreuz, mit frommgebogenen Knien, betet den Herrn, den mächtigen Gott, das sämtliche Heer an. Alcuin: Diese Stelle gibt die Erklärung des Briefes desselben Schriftstellers, der dem Concilium von Frankfurt angehängt ist.) So liefert er auch die Geschichte mehrerer Wunder, die bis zu seiner Zeit sogar in Irland durch die Überbleibsel des heiligen Oswald und durch Wasser geschehen sind, in das man Stückchen von seinem Kreuz geworfen hatte. Mehrere Jahrhunderte hindurch hatte das Siegel der Abtei von Durham dieses Kreuz auf einer, und das Haupt des heiligen Oswald auf der anderen Seite.

 

Als der heilige König seine Feinde überwunden hatte, dankte er dem Herrn der Heerscharen, suchte die Ordnung in seinen Staaten zu begründen, und ergriff die weisesten Maßregeln, die Kenntnis des Evangeliums zu verbreiten. Er sandte an den König und die Bischöfe von Schottland um Missionare, die seine Untertanen in der wahren Religion unterrichten, und zum Empfang der heiligen Taufe vorbereiten könnten. Der erste, der kam, war einer rauen Gemütsart, und bewirkte folglich wenig Gutes. Er ward endlich genötigt in sein Land zurückzukehren, wo er sich mit der Ungelehrigkeit der Engländer entschuldigte. Die Geistlichkeit von Schottland versammelte sich hierauf in einer Synode, um sich zu beraten, was bei dieser wichtigen Sache zu tun sei. Aidan, der der Synode beiwohnte, sagte zu Bischof, den er von der Hartnäckigkeit der Engländer reden hörte: „Das Misslingen deiner Arbeit hast du nur der Härte deines Gemüts, und der Strenge zuzuschreiben, womit du ein armes unwissendes Volk behandelt hast: hättest du sie erst nur mit der Milch des göttlichen Wortes genährt, so hätten sie auch die stärkere Speise des Evangeliums vertragen gelernt.“ Bei diesen Worten richtete die ganze Versammlung ihre Blicke auf ihn, und alle hielten ihn für den Mann, der mit jener Klugheit begabt sei, die die Mutter der Tugenden ist. Man erwählte ihn daher, einstimmig an der Bekehrung der Engländer zu arbeiten.

 

Aidan war ein Ordensmann von Hii, einem berühmten, vom heiligen Columban gestifteten Kloster, das sechs Inseln besaß. In der Folge wurde er zum Bischof geweiht, und wurde für die Hirten der folgenden Jahrhunderte ein vollendetes Muster aller Tugenden. Alle, die mit ihm arbeiteten, mussten die Heilige Schrift lesen, und die Psalmen auswendig lernen. Seinen bischöflichen Sitz schlug er zu Lindisfarne auf, in der Folge Holy Island genannt. Dies war ein Landstrich von acht Meilen im Umfang, der zuweilen ganz vom Meer umgeben war, zuweilen eine Halbinsel bildete. Der König und die Reichen brachten oft dem Diener Gottes Geschenke. Allein er nahm sie nur an, um sie unter die Armen zu verteilen, oder zur Loskaufung der Gefangenen zu verwenden. Wenn er an des Königs Tafel speiste, der ihn oft einlud, ließ er sich stets von einem oder zwei seiner Geistlichen begleiten, und kehrte nach beendigtem Mahl alsbald wieder zu seinen gewöhnlichen Übungen zurück. Er fastete bis zur Non, das heißt, bis zur dritten Stunde nachmittags, an allen Mittwochen und Freitagen des Jahres, die österliche Zeit ausgenommen. Und es gab mehrere Laien, die seinem Beispiel folgten. Beda lobt seine apostolische Freimütigkeit, womit er den Stolz der Großen bezichtigte, seine Nächstenliebe, sein stetes Streben um Erhaltung des Friedens, seine Keuschheit und viele andere Tugenden, die er sich eigen gemacht hatte. Diesen Geist, setzt derselbe Schriftsteller noch bei, wusste er auch einem unwissenden und rohen Volk mitzuteilen. Er starb den 31. August 631, und kommt unter diesem Tag im römischen Martyrologium vor. Gott verlieh ihm, nach Bedas Erzählung, die Gabe der Wunder und Weissagung. (Beda entwirft folgendes Gemälde von der Geistlichkeit und dem Volk der englischen Nation kurz nach ihrer Bekehrung zum Glauben: „Wohin ein Geistlicher oder Mönch ging, wurde er allenthalben mit Freuden wie ein Diener Gottes aufgenommen; und wenn ihnen ein Reisender auf der Straße begegnete, lief er ihnen vor, warf sich vor ihnen nieder, und bat sie, über ihn mit der Hand das Kreuz zu machen, oder ihn durch ihre Gebete zu segnen. Man hörte ihre Ermahnungen sehr aufmerksam an; und an den Sonntagen strömte man scharenweise den Kirchen oder Klöstern zu, um das Wort Gottes zu hören. Wenn ein Priester in einem Dorf sich sehen ließ, versammelten sich die Einwohner um ihn, um aus seinen Unterweisungen Nutzen zu ziehen. Auch kamen die Priester und andere Geistlichen aus keiner anderen Absicht in die Dörfer, als um zu predigen, die Kranken zu besuchen, und für die Seelen Sorge zu tragen. Sie waren so uneigennützig, so weit von allem Geiz entfernt, dass sie nichts annahmen, nicht einmal Grundstücke, um Klöster zu bauen, es sei denn, sie wurden dazu durch die weltliche Macht genötigt.“)

 

Oswald war einer der eifrigsten, die die Lehren des heiligen Bischofs sich einprägten. Er diente ihm sogar im Anfang der Mission als Dolmetscher, weil er die englische Sprache noch nicht genug inne hatte, um vom Volk verstanden zu werden. Aller Orten ließ er Kirchen und Klöster bauen. Oft wohnte er mit den Ordensgeistlichen der Mette bei, und brachte mit ihnen die übrige Nachtzeit im Gebet zu. Man ließt bei Beda, dass er über die Britten, Picten, Schotten und Engländer herrschte: allein diese Ausdrücke dürfen nicht buchstäblich genommen werden. Sie wollen nur sagen, dass einige Provinzen der Picten und des Fürstentums Wales ihn huldigten. Er empfing auch, nach Wilhelm von Malmesbury, eine Art Huldigung von den Merciern, deren König mit Cadwalla im Bunde stand, und in dessen Niederlage mit begriffen war. Alle Könige der Heptarchie (Siebenherrschaft) erkannten sich zu einer gewissen Unterwürfigkeit gegen ihn verpflichtet, und dieser Ursache wegen nennt ihn Adamnan, Abt von Hii, in dem Leben des heiligen Columbus, Kaiser von Britannien.

 

So mächtig aber auch der heilige König war, erwies er sich doch immer demütig und huldreich. Seine Liebe gegenüber den Armen war sehr groß, wie man unter andern aus folgendem Zug bei Beda ersieht. Da er an einem Ostertag zu Tisch saß, und der mit der Sorge für die Armen beauftragte Diener ihm sagte, dass mehrere an der Pforte des Palastes wären, die ein Almosen begehrten, ließ er ihnen sogleich eine große silberne Platte mit Speisen von seinem Tisch bringen, und befahl dann die Platte in Stücken zu teilen, und jedem eines davon zu geben. Der heilige Aidan, der damals gerade beim König war, fasste ihn bei der Rechten und sagte, „Möge diese Hand nie verwesen“. Beda erzählt auch, der Arm des heiligen Oswald, der nach dessen Tod von seinem Leib getrennt worden war, sei unverweslich geblieben, und noch zu seiner Zeit ehrfurchtsvoll in der Kirche zum heiligen Petrus im königlichen Schloss von Bebbaborough, jetzt Bamborow, in Northumberland, aufbewahrt worden. Simon von Durham und Ingulph versichern, dass diese Reliquie in der Folge nach Peterborough versetzt worden sei.

 

Acht Jahre waren unter Oswalds Regierung in beständigem Frieden dahingeflossen, als ihn Penda, König von Mercia, angriff. Dieser barbarische und heidnische Fürst hatte 9 Jahre vorher den frommen König Edwin getötet, und unser Heiliger hatte ihn zu Anfang seiner Regierung besiegt. Dessen ungeachtet fand er Mittel nach und nach wieder Kräfte zu sammeln; und da er sich an der Spitze eines mächtigen Heeres sah, fiel er in Oswalds Staaten ein. Dieser zog nun gegen seinen Feind zu Felde; allein da er ihm an Macht weit nachstand, wurde er besiegt, und verlor das Leben auf dem Schlachtfeld den 5. August 642, im 38. Lebensjahr. Der Ort, wo die Schlacht stattfand, hieß Maserfield. (Einige Schriftsteller glauben, es sei bei Winwick, in Lancasshire, wo noch ein Brunnen ist, der vom heiligen Oswald den Namen hat, und den man ehemals aus Andacht besuchte. Man sieht aus einer alten Inschrift in der Kirche von Winwick, dass jener ganze Bezirk Maserfield hieß. Die Burg Oswaldry – vom Kreuz des heiligen Oswald - , 7 Mailen von Shrewsbury, trug vor Alters denselben Namen. Capgrave, Camden u.a.m., glauben, der Heilige sei an diesem Ort getötet worden, weil er, nach Pendas Niederlage, auch diesen Teil der Grafschaft Shrop mit seinen Staaten vereinigt hatte. Man sieht daselbst noch die berühmte Kirche des heiligen Oswald, die jetzt eine Pfarrkirche ist, und die ehemals einem Kloster White-Minster genannt, zugehörte.)

 

Penda ließ dem heiligen König Kopf und Arme abhauen, und an Pfähle heften; allein Oswi, Oswalds Bruder und Nachfolger, nahm sie das folgende Jahr hinweg, brachte den Arm in seinen Palast, und sandte das Haupt nach Lindisfarne. Im Jahr 1105 wurde dieses Haupt in einen Sarg eingeschlossen, worin der Leib des heiligen Cuthbert lag, und nach Durham übertragen. Der rechte Arm des heiligen Königs wurde vor Alters zu Bamburgh aufbewahrt. Die übrigen Teile seines Leibes gab seine Nichte Osfrida, Ethelreds, des Königs von Mercia, Gemahlin, dem Kloster Bardney, in der Grafschaft Lincoln. Da dieses Kloster im Jahr 910 von den Dänen zerstört wurde, ließ Edilred, König der Mercier, die Reliquien des Heiligen nach Glocester versetzen, wo Elfleda, Gräfin von Mercia und Alfreds Tochter, die Kirche zum heiligen Petrus stiftete. Das zur Ehre des heiligen Oswald in dieser Kirche errichtete Denkmal sieht man noch daselbst zwischen zwei Pfeilern. Im Jahr 1221 brachte man einen Teil der Reliquien des Heiligen in die Abtei Berg-St.-Winoc, in Flandern, und Adam, Bischof von Terouenne, empfing sie daselbst mit großer Feierlichkeit, wo sie in der Folge, nach dem Bericht der Bollandisten, von den Calvinisten verbrannt wurden. Die ehemaligen Klöster Echternach, im Großherzogtum Luxemburg, und Weingarten, im Bistum Konstanz, wurden ebenfalls mit einem Teil vom Haupt des heiligen Königs beschenkt. (König Oswald hatte zum Nachfolger in Bernicien seinen Bruder Oswi. Und in Deire Oswin, einen nahen Verwandten des berühmten Edwin. Dieser Letztere zeichnete sich besonders durch seine Gottseligkeit und Demut aus. Als er eines Tages dem heiligen Aidan ein schönes Pferd zum Geschenk gemacht hatte, und der es dann einem Armen gab, sagte er ihm, es wäre genug gewesen, wenn er einem Bettler ein schlechtes Pferd gegeben hätte. Allein nach einigen Augenblicken der Überlegung warf er sich dem heiligen Bischof zu Füßen, und versprach, sich nie mehr um die Gaben zu bekümmern, die er den Kindern Gottes würde erteilt haben.

Als Oswin mit Oswi in einen Krieg verwickelt wurde, fiel er durch diesen Fürsten im 7. Jahr seiner Regierung, zu Gilliny, bei Richemond, in der Grafschaft Yorck, und wurde zu Tinmouth begraben. Im Jahr 1065 fand man seinen Leib in einem steinernen Grab, und erhob ihn in einen Sarg. Die Kirche von Tinmouth wurde geweiht unter der Anrufung der allerseligsten Jungfrau und des heiligen Oswin, und einige Zeit nachher der Abtei Jarrow gegeben. Oswi bereute, dass er Oswin getötet hatte, und ließ ein Kloster bauen, damit man da für seine und des Gemordeten Seele bete. Oswin ist in einigen Kalendern die Benennung Märtyrer beigelegt, und wird darin genannt unter dem 20. August. Man verehrt ihn als den Hauptpatron von Tinmouth.)

 

Gott rächte bald den Tod seines Dieners. Penda wendete, nachdem er den Königen Edwin, Oswald, Siegbert, Egrich und Annas das Leben geraubt hatte, seine Waffen gegen Oswi. Dieser Fürst suchte ihn durch die vorteilhaftesten Anerbietungen zu befriedigen, aber alles war fruchtlos. Er nahm daher seine Zuflucht zum Gebet, und versprach Gott, wenn er den Sieg davon trüge, ihm seine Tochter Enfleda, die erst ein Jahr alt war, zu weihen, und zwölf Landteile, wovon jeder zehn Familien nähren könnte, zur Erbauung und Stiftung von Klöstern hinzugeben. Seine Bitte ward erhört, da es bei Loyden, jetzt Leeds genannt, in der Grafschaft York, zu einem Treffen kam, besiegte und tötete er den König Penda, im Jahr 655.

 

Der heilige Afer, Märtyrer und Oheim der heiligen Afra von Augsburg,

und seine Gefährten,

+ um 304 – Fest: 5. August

 

Während der Diokletianischen Christenverfolgung, wo der heilige Narcissus, ein spanischer Bischof, mit seinem Diakon Felix, nach Augsburg gekommen ist, soll der heilige Afer, nach der Überlieferung ein Vatersbruder der heiligen Afra, den Märtyrertod gelitten haben unter Gajus, am 5. August 304, d.h. zwei Tage vor der heiligen Afra, die am 7. August für die Religion Jesu das Opfer ihres Lebens dargebracht hat. An demselben Tag vergossen noch mehrere, durch den heiligen Narciss bekehrte, Heiden ihr Blut, deren Andenken die Augsburgische Kirche feiert.

 

Der heilige Afer scheint lange Zeit unbekannt gewesen zu sein, denn bei Wandelbert, Adon, Usuard und sogar bei Rhaban vermisst man seinen Namen. (Dies muss umso mehr befremden, weil, nach Pagi und Serarius, Augsburg damals schon zur Metropole Mainz gehörte, und bekannterweise der heilige Rhaban sehr emsig war in Aufsuchung der Heiligen Deutschlands, besonders seines Metropolitansprengels.) Selbst die Augsburger dürften seinen Festtag vor dem 12. Jahrhundert nicht begangen haben. In einem Martyrologium jener Zeit, das in der Abtei von St. Ulrich sich befand, und das die Bollandisten in einem Juniband abdrucken ließen, liest man zwar den Namen eines heiligen Afers: allein derselbe steht unter andern Blutzeugen, die zu Axiopolis in Niedermösien gelitten haben, ohne die geringste Erinnerung, dass er ein Augsburger Martyrer gewesen sei, da doch dieses sonst bei den Heiligen dieser Stadt ausdrücklich bemerkt wird.

 

Der heilige Memmius, 1. Bischof und Bekenner von Chalons-sür-Marne,

+ 5.8.290 – Fest: 5. August

 

Der heilige Memmius war ein Römer von Geburt. Nach Gallien geschickt, predigte er das Evangelium zu Chalons-sür-Marne. Seine Predigten und Wunder wirkten viele Bekehrungen, und er bildete aus den Ungläubigen, die er für Jesus gewonnen hatte, eine Kirche, deren erster Hirt er war. Seinen Tod setzt man gegen das Ende des 3. Jahrhunderts. Er wurde bei Chalons beerdigt, und man erbaute einige Zeit nachher eine Kirche über sein Grab. Donatian und Domitian waren seine unmittelbaren Nachfolger. Beide arbeiteten mit großem Eifer, die neuen Christen im Glauben zu bestärken, und das Reich Jesu immer weiter auszudehnen. Sie wurden an demselben Ort, wo der heilige Apostel Memmius ruht, begraben.

 

Um das Jahr 674, unter der Regierung Dagoberts II., fand man den Leib des heiligen Memmius noch unversehrt, ließ ihn aber in dem bleiernen Sarg, in dem er verschlossen war. Im Jahr 1318 legte man seine Reliquien mit jenen der heiligen Poma in einen, im Feuer vergoldeten und mit Steinen verzierten, silbernen Sarg, der in der Abteikirche der regulierten Chorherren des heiligen Augustin, außerhalb der Stadtmauern, aufbewahrt wurde. Die Einwohner von Chalons-sür-Marne verrichteten besonders während der Oktav des Festes des heiligen Memmius, ihre Andacht bei dessen Sarg.

 

Die heilige Poma, eine Jungfrau, war eine Schwester des heiligen Memmius. Von ihrem Leben weiß man zwar nichts, ihre Verehrung ist aber ebenso alt als berühmt in der Kirche von Chalons an der Marne. Ihr Fest stand ehemals in den Kalendern auf den 27. Juni, gegenwärtig aber wird es auf den 8. August begangen.

 

Man feiert auch zu Chalons am 19. eben dieses Monats das Fest des heiligen Elaphius, des Bischofs dieser Stadt, der um das Ende des 6. Jahrhunderts blühte. Dieser Heilige stammte von einer adeligen Familie aus Limoges. Seine Tugenden und sein unermüdliches Forschen in den heiligen Schriften verkündeten frühzeitig, was er später werden würde. Unter der Regierung Siegberts, des Sohnes von Clotar, wurde er auf den bischöflichen Stuhl von Chalons erhoben, und bewies sich als einen eifrigen Nachfolger der heiligen Bischöfe, seiner Vorgänger. Er starb in Spanien, wohin er als Gesandter geschickt worden war. Sein Leichnam wurde nach Chalons zurückgebracht und in der Kirche des heiligen Johannes des Täufers, außerhalb der Stadtmauern, begraben. In der Folge versetzte man ihn in die Kirche des heiligen Petrus.

 

Der heilige Elaphius hatte zum Nachfolger den heiligen Ludomir, den man zu Chalons auf den 3. Oktober verehrt. Dieser, erst Diakon, verschrieb mit seinem Bruder, durch einen Schenkungsbrief, der Kirche von Chalons die Ländereien, die sie in der Nähe von Limoges besaßen. Nächstenliebe und Keuschheit waren die Tugenden, die besonders an ihm hervorstrahlten. Er starb um das Jahr 626, und wurde neben seinen Bruder begraben. Seine Reliquien wurden in der Folge in die Abteikirche zu allen Heiligen versetzt, und ehrerbietig aufbewahrt.

 

Die heilige Margarita, Witwe von Septempeda, Italien,

+ 5.8.1395 – Fest: 5. August

 

Die heilige Margarita war die Tochter armer bäuerlicher Eltern aus Cesolo bei S. Severino im Kirchenstaat, aber je weniger von der Welt, desto mehr vom Himmel mit Gütern ausgestattet. Während sie die Beschäftigung des Schafhütens trieb, rangen in ihrem Herzen die Tugenden der Liebe, Keuschheit und Demut um die Oberhand und adelten sie höher, als ein kaiserlicher Wappenbrief. Als Mädchen von sieben Jahren hegte sie bereits solches Mitleid gegenüber den Armen, dass sie eines Tages einem Bettler all ihr Brot aus der Hirtentasche hingab und nun selbst hungerte. Gegen die Gewohnheit der dortigen Frauen ging sie einem frommen Gelübde zufolge ihr ganzes Leben hindurch mit bloßen Füßen herum, was ihr den Beinamen „Discalceata“ zuzog. In ihrem fünfzehnten Lebensjahr verheiratete man sie gegen ihren Willen an einen Mann aus S. Severino, der, rauen Gemütes, ihren inneren Wert nicht erkannte und sie höchst unwürdig behandelte. Trotz aller Beflissenheit konnte sie ihm nichts gut genug tun, und insbesondere nahm er an ihren nackten Füßen Ärgernis und verlangte, sie solle wie andere Frauen Schuhe anziehen. Margarita aber wollte ihrem Gelübde nicht untreu werden, und jetzt kam ihr auf ihr Flehen der Himmel zu Hilfe und blendete die Augen ihres Haustyrannen, so dass es ihm schien, als trüge sie Schuhe. Häufig ging sie von Cesolo nach S. Severino zur Beichte, was ihr neue Unannehmlichkeiten von Seiten ihres Mannes zuzog, der darüber in seinem Weltsinn die Wirtschaft zugrunde gehen sah. Deshalb, so erzählt die Legende, sandte Gott einen Engel, der in ihrer Abwesenheit die Herde hütete und die Arbeiten auf dem Feld und im Haus für sie verrichtete. Nach einundzwanzig Jahren schließlich wurde sie durch den Tod ihres Mannes von dem Joch eines harten Ehestandes erlöst, und nun fing sie nach dem Drang ihres Herzens umso mehr an, der Andacht obzuliegen und ein strenges Leben zu führen. Mit dem Anbruch der Morgenröte stand sie auf und ging zur Heiligen Messe. Die übrige Zeit des Tages brachte sie mit der nötigen Hausarbeit, der Tröstung der Unglücklichen und der Pflege der Kranken zu. Selbst zu arm, um ergiebiges Almosen reichen zu können, sammelte sie es von den Vermögenden und verteilte es sodann. Als ihr einmal der böse Feind im Traum erschien und zu ihr sagte: „Vergebens, Unselige! Fastest du und kasteist dich, denn du tust es nur, um von den Leuten gesehen zu werden. Du isst kein Fleisch und trinkst keinen Wein, fällst aber desto begieriger über die Feigen und Trauben her“ – berührte sie von der Stunde an keine dieser Früchte mehr. Ihren Tod wusste und verkündete sie voraus. Sie starb im Jahr 1395 und wurde unter großem Zulauf des Volkes in der Kirche S. Maria del Mercato beigesetzt. Weil an ihrem Grab viele Wunder geschahen, hieß der päpstliche Stuhl ihre Verehrung gut.

 

Bruder Joseph vom Heiligen Geist

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Laienbruders Joseph vom Heiligen Geist. Bruder Joseph schied im Jahr 1629 zu Ispahan (Persien) aus dieser Zeitlichkeit. Sein Ende war ein gewaltsames. Er wurde ein Opfer des Christenhasses der Mohammedaner, die ihn zuerst steinigten, dann auf einem Scheiterhaufen verbrannten.

 

Gebet am 5. August

 

Meine Königin, wenn ich dich immer in den Versuchungen angerufen hätte, so wäre ich gewiss nicht überwunden worden. Ich will in der Folge nie wieder unterlassen, dich anzurufen und dich zu bitten: O Maria, stehe mir bei, o Maria, hilf mir! Erlange du mir nur die Gnade, dich jedes Mal anzurufen, wenn meine Seele in Gefahr ist, in die Sünde einzuwilligen. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der seligsten Jungfrau Maria

 

O Herr, verleihe uns durch Deine Barmherzigkeit und auf die Fürbitte der seligsten Jungfrau Maria Deinen Frieden, Schutz und Segen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du uns aus väterlicher Güte mit Wohltaten überhäufst, verleihe uns, dass wir unsere Mitmenschen, weil sie Deine Kinder und unsere Brüder und Schwestern sind, durch Wohltaten erfreuen, und uns dadurch Deiner ewigen Wohltaten würdig machen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andacht am 5. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Bemühe dich, nicht ausgezeichnet zu scheinen, sondern es wirklich zu sein. Dahin aber wirst du gelangen, wenn du gewöhnliche Dinge auf nicht gewöhnliche Weise tust. Tun muss man, was zu tun befohlen ist, auf die pünktlichste Weise, nämlich an dem Ort, auf die Art und zur Zeit, die dazu vorgeschrieben sind. Gottes wegen soll man allgemeine Werke auf die vollkommenste Weise vollbringen. Nicht im Äußerlichen, dagegen aber im Innerlichen ausgezeichnet sein! Dies ist eine große Tugend und ein großer Schatz." (Der heilige Bernhard)

Man gab diesem Heiligen das große Lob, dass er in den gewöhnlichen Handlungen nicht gewöhnlich war. Die Gnade war der Grundquell seiner Handlungen; die Liebe ihr Beweggrund; er wirkte sie in Gottes Gegenwart und mit glühendem Eifer.

Niemand war je pünktlicher als der heilige Franz von Sales, nicht nur wenn er öffentlich erschien, oder an den Altar trat, oder dem Chor beiwohnte, wo er auch die geringsten Zeremonien mit der vollkommensten Treue beobachtete, sondern auch wenn er allein war, das Brevier betete und seinen übrigen Geschäften nachging.

 

Verleihe mir, Herr, dass die Gnade der Grundquell und die Liebe der Antrieb aller meiner Handlungen sei; dass ich sie sämtlich in Deiner heiligen Gegenwart vollbringe und dabei innerlich die Demut, die Abtötung übe, und immer von Eifer nach dem Heil der Seelen glühe! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 5. August

 

"O Maria, die du Gott teurer bist, als das ganze Weltall,

deine Schönheit ist unvergleichlich und das Entzückendste

in den Geschöpfen verschwindet vor dir,

wie ein glänzendes Glas vor dem Glanz der Sonne."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 5. August - Von Gottes Lohn

 

Wer ist, o unerschaff`ner Gott, dir gleich,

Der du im unerreichten Lichte wohnest.

Und bei dir selbst, in deines Lichtes Reich,

Die hier dir dienten, durch dich selbst belohnest.

 

1. Arbeite beharrlich im Dienst deines Gottes, denn er ist getreu in seinen Verheißungen. Wer immer ihm dient, darf mit dem großzügigsten Lohn rechnen. Auch das Geringste, das du zu seiner Ehre tust, wird in das Buch des Lebens eingetragen. Er belohnt sogar einen Becher kalten Wassers, ein Geldstück, das du den Armen spendest. Seine Schätze sind unerschöpflich, und er hält diese Freigebigkeit sich zur Ehre. Viel zu arm ist die Welt, unsere Arbeiten zu belohnen, ja sie ist auch ungerecht, und hat nur Acht auf ihre Lieblinge. Kannst du je einer so meineidigen Herrin angehören wollen? Nie mehr! Dir allein, mein Gott, will ich dienen, der du allein treu, allein unendlich gütig bist.

 

2. Die Belohnungen Gottes sind überschwänglich. Unendliche Belohnungen für kurze Arbeit. So kann nur ein Gott belohnen. Was sind alle unsere Arbeiten, alle unsere Kämpfe, Aufopferungen, Mühsale und Leiden gegen das volle, eingedrückte, überfließende Maß einer unendlichen Glorie, die alle unsere Fassungskraft übersteigt. Was sind alle Belohnungen der Welt gegen solche Belohnungen? Auch das mit Geschenken überhäufte Schoßkind der Welt ist noch unzufrieden, denn nie können ihre vergänglichen Güter das Herz vollkommen sättigen. Die Glückseligkeit aber, die du, mein Gott, mir bereitest, ist die Fülle aller Freuden, die volle Sättigung meines Verlangens, denn du selbst, die unendliche Liebe und Glückseligkeit, bist mein überaus großer Lohn.

 

3. Die Belohnungen Gottes sind ewig. Alle Belohnungen dieser Welt sind vorübergehend und enden mit dem Leben. Die Belohnungen unseres Gottes aber sind ohne Ende, wie er selbst. Habe ich einmal die Gnade erlangt, in den Himmel aufgenommen zu werden, dann ist keine Unbeständigkeit, kein Wechsel mehr zu fürchten. Abgrundtief eingetaucht in den Ozean der Wonnen Gottes, bin ich selig in alle Ewigkeit. Von wie vielen Unfällen, Ängsten und Trübsalen hingegen wird selbst das höchste irdische Glück durchkreuzt, das nur so wenige Jahre dauert. Wer, der dies von Herzen erwägt, muss einst zum Dienst eines so freigebigen, so unendlich liebevollen Königs angezogen werden. "Gott, wie köstlich ist deine Huld! Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel, sie laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht." (Psalm 36,8-10)

 

6. August

 

Das Fest der Verklärung Christi

 

Es tut dem Herzen wohl, dass wir mit der Kirche wieder einmal ein Fest des Herrn feiern, denn wie schön auch die Legenden der Heiligen sind, unvergleichlich erhabener ist alles, was um den Heiland spielt. Verklärung Christi nennt sich das heutige Fest, und da soll denn alles so geschildert werden, wie sich die Begebenheit im Leben Jesu zugetragen hat.

 

Den Berg Tabor findet man auf der Landkarte am Schluss der Biblischen Geschichte im Süden von Galiläa. Nach drei Seiten liegt er frei in der Ebene. Es ist ein schöner Berg, spitzkantig wie eine Pyramide und mit abgeflachtem Dach. In etwa einer Stunde kann man ihn gut ersteigen, und eines Tages gegen Abend lud der Heiland Petrus, Jakobus und Johannes ein, mit ihm auf die Höhe des Tabor zu gehen, um dort zu beten.

 

Da sehen wir den lieben Heiland mit den drei Jüngern unter freundlichen Gesprächen den Berg Tabor hinaufsteigen. Der Weg führte im Zickzack durch einen Eichenwald. Ab und zu sah man seitwärts im Gebüsch ein Reh oder einen Hirsch. Rebhühner gab es in Menge. Die Vögel in den Bäumen hielten gerade ihr Abendkonzert; es war ein Zwitschern, Tirilieren, Singen, Pfeifen, Jubilieren ohne Ende. Schön war es, und als Jesus mit den drei Begleitern die Bergkuppe erreichte, bot sich ihrem staunenden Blick eine wunderbare Aussicht rundum auf den See Genezareth und auf das Jordantal und im Westen bis ans Meer. Eben ging die Sonne unter und legte einen Goldmantel von Licht über das ganze Land. Dann kam schnell die Dämmerung, und kurz danach senkte sich die Nacht hernieder.

 

In dieser Stunde sprach der Heiland von seinem bevorstehenden Leiden und Sterben und sagte den drei Jüngern, bald würde ein Tag anbrechen, da weder Gestalt noch Schönheit an ihm sei und er wie ein Wurm zertreten am Wege liege. Damit sie, die Apostel, aber auch dann nicht im Glauben an seine Gottheit wankend würden, sollten sie in dieser Nacht seine Herrlichkeit sehen. Vorerst jedoch müssten sie mit ihm beten.

 

Alle warfen sich auf die Knie, und jeder betete für sich. Weil sich aber das Gebet Jesu wie gewöhnlich lange hinzog und die Jünger müde waren, beteten diese sich schnell in den Schlaf. Wie lange sie geschlafen hatten, wussten sie nachher nicht mehr, aber plötzlich erwachten sie, und da sahen sie den Meister von Licht umflossen vor sich in der Luft schweben. Sein Antlitz glänzte wie die Sonne, seine Kleider wurden schimmernd, wie sie kein Walker auf der Erde bleichen kann, und es erschienen Mose und Elia, die mit Jesus redeten. Da nahm Petrus das Wort und sagte zu Jesus: „Rabbi, wie schön ist es doch, dass wir hier sind! Lasst uns hier drei Hütten bauen, dir eine, dem Mose eine und dem Elia eine.“ Er wusste aber nicht, was er sprach, sie waren vor Schrecken außer sich. Doch da kam eine Wolke, die ihren Schatten auf sie warf, und eine Stimme aus der Wolke sprach: „Das ist mein vielgeliebter Sohn, auf diesen sollt ihr hören!“ Rasch schauten sie umher, sie sahen aber niemand mehr bei sich als Jesus ganz allein. Während sie dann vom Berg niederstiegen, befahl ihnen Jesus, niemand zu erzählen von dem, was sie gesehen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden wäre.

 

Auf diese Weise vollzog sich die Verklärung Jesu, und wenn die Kirche heute festlich und froh daran erinnert, so will sie dadurch denjenigen, die an Jesus glauben, Mut machen für die Stunden bitterer Leiden, die keinem Christen in der Nachfolge Christi erspart bleiben; denn wie Jesus vor und noch viel mehr nach seinem Leiden und Sterben verklärt wurde, so werden auch alle, die in Vereinigung mit ihm in Geduld durch Kreuz und Leid schreiten, dereinst in die ewige Verklärung eingehen.

 

Teilnahme Mariä an Christi Verklärung

 

Den Vorgang des biblischen Ereignisses der Verklärung Christi und wie Maria hieran teilgenommen hat, erzählen glaubhafte Überlieferungen in folgender Weise:

 

Die Jünger, die beabsichtigten, den Tabor zu besteigen, schlugen einen Pfad ein, der sich den Berg hinaufwand, gingen langsam und brauchten zwei Stunden, um auf den Gipfel zu gelangen, weil Jesus öfter mit ihnen an den Stellen und Höhlen Halt machte, wo früher Propheten gelebt hatten, und ihnen darüber verschiedene Erklärungen gab. Denn schon von den ältesten Zeiten her galt der Tabor als heiliger Berg, auf dem die Gottheit ihren Sitz aufgeschlagen hatte.

 

Der Gipfel des Tabor ist mit Eichenbäumen, Waldsträuchern und hohem Gras bewachsen und bildet eine eirunde Ebene, deren Ausdehnung ungefähr eine halbe Stunde beträgt. Antiochus der Große ließ auf dem Gipfel des Berges eine Verschanzung anlegen, wovon die Wälle und Mauern noch lange erhalten blieben. Diesen freien geräumigen Platz, der von einem mit grünen Rasen und dicht belaubten Bäumen besetzten Wall umgeben war, hatte Jesus mit seinen Jüngern nun erreicht. Der Boden war mit Blumen und wohlriechenden Kräutern bedeckt, die weithin ihre lieblichen Düfte verbreiteten. Ein in den Felsen gehauener Wasserbehälter enthielt kristallklares Wasser im Überfluss.

 

An diesem Ort angekommen, wuschen die Apostel sich und Jesus die Füße und erfrischten sich. Hierauf ging der Erlöser mit ihnen in eine Grotte, die der Angsthöhle im Ölgarten ähnlich war. Jesus unterrichtete sie hier über das Gebet, das auf den Knien und mit erhobenen Händen verrichtet wird, und empfahl ihnen, diesen Gebrauch zu beobachten. Auch legte er ihnen wiederholt das Vaterunser aus.

 

Während sie so durch all das gefesselt waren, was die Person und die Sprache ihres guten Meisters Übermenschliches an sich hatte, bemerkten sie nicht, dass die Sonne bereits untergegangen war, und der Tag sich neigte. Denn plötzlich verklärte sich der Erlöser vor ihnen während seines Gebetes. Sein Angesicht wurde glänzend wie die Sonne, und sein Gewand weiß wie der Schnee. Der himmlische Vater war es, der Jesus göttlich umbildete und verherrlichte, indem er ihm die Gestalt des Knechtes abnahm und die des Sohnes anzog. So erschien denn Jesus den Jüngern in derselben Gestalt, wie er später dem Stephanus und Paulus erschien, wie er jetzt im Himmel thront, und wie er einst kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten. Allein dem irdischen Auge der Jünger erschien diese Herrlichkeit nur im blendenden Glanz des Sonnenlichtes, vor allem war es sein Angesicht, im milderen Schimmer strahlten wohl die Hände, Füße und der übrige Leib immer schwächer, aber noch so mächtig, dass seine Kleider wie vom Licht getränkt glänzend weiß wurden.

 

Gegen Mitternacht erschienen drei leuchtende Gestalten bei Jesus im Licht. Es waren Mose, Elia und Malachias. Die beiden ersten waren keine abgelebten Greise wie zu der Zeit, wo sie die Erde verließen, sondern von blühender Jugend in der Gestalt, wie sie wohl im Jenseits lebten und der Ankunft Christi entgegenwarten. Mose, größer und majestätischer als Elia, hatte über der Stirn etwas, wie zwei Lichtstrahlen und trug ein langes weißes Gewand. Man erkannte in ihm den festen Mann, den strengen Gesetzgeber.

 

Im Augenblick der Szene, die wir soeben beschrieben haben, erwachten Petrus und seine Begleiter aus ihrer Entzückung und erblickten Jesus mit Mose und Elia. Da ergriff Petrus das Wort und sprach zum Herrn: „Meister, hier ist gut sein; lass uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.“ Er verstand darunter Orte der Ruhe in der ewigen Glorie, Wohnungen der Seligen, denn in seiner Entzückung wusste er nicht, was er sagte. Als sie in den Zustand des gewöhnlichen Wachens zurückgekommen waren, senkte sich eine lichthelle Wolke über sie herab. Zugleich öffnete sich der Himmel über Jesus, Gott der Vater erschien in der Wolke, oder vielmehr: Gott verhüllte seine Erscheinung durch die Wolke. Er erschien der verklärten Menschheit Christi, dem Mose und Elia so, wie ihn die Engel und Heiligen im Himmel sehen. Den Jüngern aber verbarg er sein Angesicht, denn kein Sterblicher sieht Gott und lebt. Die Wolke war den Dreien das Zeichen, dass Gott zugegen war, er, den Christus, Mose und Elia wirklich schauten. Ein Strom von Licht ergoss sich auf Jesus, und eine liebliche Stimme verkündigte den Aposteln die Worte: „Dies ist mein vielgeliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe; ihn hört!“ Da die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Jesus aber trat zu ihnen, berührte sie aus großer Liebe und Fürsorge, zugleich aber, um ihnen Kraft und Mut zu schenken, und sprach dann: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Es war ungefähr drei Uhr morgens, der Himmel fing an sich zu erhellen, und Tauwolken schwebten unter ihnen über dem Tal.

 

Zur besagten Zeit, wo Engel die Seelen des Mose und Elia auf den Tabor brachten, wurde, wie einer frommen Heiligen geoffenbart worden war, auch Maria von den Engeln dahingeführt, um der Verklärung ihres Sohnes beizuwohnen, und dadurch für die künftigen Schmerzen gestärkt zu werden. Während der ganzen Zeit der Verklärung genoss Maria zugleich die Anschauung Gottes. Indes die Apostel geblendet und von der Himmelsstimme erschreckt auf die Erde niedergesunken waren, blieb Maria unbewegt stehen und sah ohne Schrecken die Glorie, die sich vor ihr auftat, an. Sie hatte Christi Leib zwar schon öfter verklärt gesehen, aber diesmal zeigte er sich ihr mit neuen Umständen und größeren Wirkungen, indem sie durch den Anblick ganz erneut, entzückt und vergöttlicht wurde. Sie erblickte nicht nur die Wesenheit mit unaussprechlichem Glanz umgeben, die der Sohn Gottes von ihrem eigenen Blut ausgeliehen hatte, sondern sie hörte auch die Stimme des Vaters, der den für seinen Eingeborenen erklärte, der zugleich ihr Sprössling war. Nachdem die Verklärung vorüber war, wurde Maria von den Engeln wieder in ihr Haus nach Nazareth zurückgetragen.

 

Die Apostel waren sehr ernst gestimmt und fast schüchtern, und während sie beim Aufgang der Morgenröte den nordwestlichen Abhang des Berges hinabgingen, sagte Jesus zu ihnen: „Sprecht mit niemand davon, was ihr soeben gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten aufersteht.“ Sie bewahrten das Geheimnis und sprachen mit niemand von dem, was sie gesehen hatten. 

 

Der heilige Hermann „Judäus“, Abt von Scheda,

+ 6.8.1173 (1193) – Fest: 6. August

 

In Köln am Rhein wohnte ein reicher Jude, dessen Sohn Judas in seinem 13. Lebensjahr einen seltsamen Traum hatte, den sein Verwandter Isaak dahin auslegte, dass ihm eine schöne, reiche Frau, viel Reichtum und Ehre werde zu teil werden lassen.

 

Während der Kaiser zu Mainz Hof hielt, kam auch der zwanzigjährige Judas dorthin. An ihn wandte sich der Bischof Egebert von Münster, um von ihm eine Summe Geldes zu leihen. Der Jude gab ihm einen Vorschuss gegen Handschein, aber seine Verwandten sahen den Handschein nicht als hinreichende Sicherheit an und veranlassten den Judas, dem Bischof nach Münster zu folgen. Damit aber sein Glaube im Verkehr mit dem bischöflichen Hof nicht gefährdet werde, gab man ihm einen gewissen Baruch als Begleiter mit. Während seines mehrmonatlichen Aufenthaltes in Münster stieg in Judas der Zweifel auf, ob sein Glaube auch der rechte sei. Um die christliche Religion kennen zu lernen, besuchte er fleißig die Predigten im Dom und unterredete sich mit dem Abt Robert von Deutz, der eben in Münster verweilte. Mehr und mehr fielen ihm die Schuppen von den Augen. Auch die schönen Beispiele der Frömmigkeit und Tugend, die ihm in der Bischofsstadt vielfach begegneten, ergriffen sein Gemüt und flößten ihm Verehrung der christlichen Religion ein. Als er einst bei dem Hausverwalter des Bischofs war, setzte der ihm Speisen von der bischöflichen Tafel vor und begnügte sich selbst mit Brot und Wasser. Ein solcher Verzicht rührte den Judas sehr. Mit Unwillen bemerkte der alte Baruch die Umwandlung im Geist seines Stammesgenossen und bedrohte ihn mit Anzeige bei seiner Familie.

 

Als der Bischof nach Kappenberg reiste, begleitete ihn Judas. Hier sah er das prächtige Schloss des alten Grafengeschlechts in ein armes Kloster umgewandelt. Wo sonst Spiel und Sang und Festgelage fröhliche Genossen vereinten, herrschte jetzt klösterliches Schweigen, nur unterbrochen durch Lobgesänge zur Ehre des Allerhöchsten, wo sonst glänzende Waffenrüstungen prunkten, sah man nur asketische Gestalten in weißem Habit. Der junge Graf Gottfried, die Blüte der westfälischen Ritterschaft, kniete betend am Altar, oder predigte mit glühender Begeisterung das Wort Gottes, oder verrichtete die niedrigsten Dienste. Ein solcher Anblick übte einen überwältigenden Einfluss auf Judas. Er betete und sein Gebet zog die Gnade Gottes reichlich auf ihn herab.

 

Nach Köln zurückgekehrt, wurde Judas von Baruch sehr unfreundlich empfangen. Als der aber nach vierzehn Tagen starb, konnte er ungehinderter dem Gebet, Fasten und Studieren obliegen. Die Juden schöpften Verdacht und drangen in ihn, dass er entweder heiraten oder aus der Synagoge verstoßen werden solle. Judas ließ sich einschüchtern, heiratete eine Jüdin und lebte drei Monate lang in ehelichen Freuden, ohne sich um die göttlichen Wahrheiten zu kümmern. Dann ergriff ihn die Gnade abermals mächtig. Laut bekannte er seinen Irrtum und die Sehnsucht, Christ zu werden, flammte neu in ihm auf. Als er nach Mainz reiste, um seinen kleinen Bruder zu besuchen, schickten die Kölner Juden ihm heimlich einen Boten voran mit einem Brief an die Mainzer jüdische Gemeinde, dass sie nach der ganzen Strenge ihrer Satzungen mit Judas verfahren möchten. Der aber holte den Boten ein, nahm ihm den Brief ab und entging so dem drohenden Geschick.

 

Unerschütterlich stand jetzt der Entschluss bei Judas fest, den christlichen Glauben anzunehmen, unbekümmert um die großen Gefahren, die ihm drohten. Seinen kleinen Bruder brachte er in einem Kloster in Sicherheit, und begab sich dann selbst in ein anderes Kloster, um sich dort gründlich in der katholischen Religion unterrichten zu lassen. Dann empfing er in seiner Vaterstadt angesichts der ganzen jüdischen Bevölkerung das heilige Sakrament der Taufe. Fast die ganze Geistlichkeit und Bürgerschaft nahm an der Festlichkeit teil. In der Taufe erhielt Judas den Namen Hermann.

 

Hermann sehnte sich nach der Einsamkeit eines Klosters, um sich ganz dem Herrn zum Opfer zu bringen. Was er zu Kappenberg gesehen und gehört, hatte ihn mächtig ergriffen, seinen Verstand erleuchtet und seinen Entschluss, Christ zu werden, befestigt. Dort wollte er gern für die Ehre Gottes wirken und seine Vervollkommnung unter der Leitung der ehrwürdigen Brüder Gottfried und Otto von Kappenberg anstreben. Er klopfte dort an die Klosterpforte und fand Aufnahme als Novize. Hier nahm er täglich an Frömmigkeit und Wissenschaft zu, so dass man ihn zur Priesterwürde zuließ.

 

Um jene Zeit wurde das Schloss Scheda in der westfälischen Mark in ein Kloster umgewandelt. Ritter Boland von Ardei hatte dort bereits eine Kapelle zu Ehren des heiligen Severin erbaut. Seine Witwe Wiltrud übergab ihr Schloss dem Prämonstratenserorden zu einem Kloster, und ihre drei Söhne willigten ein. Von Kappenberg zog eine Kolonie dorthin. An die Spitze der Ordensleute wurde Hermann gestellt, der sich durch hohe Tugenden, tiefe Frömmigkeit und gründliche Wissenschaft vor allen anderen auszeichnete. Als erster Abt von Scheda wirkte er mit verdoppeltem Eifer für die Ehre Gottes und zum Nutzen seiner Pflegebefohlenen in erbaulichster Weise. Man rühmte an ihm besonders seine Herzenseinfalt und biedere Treue und seinen unermüdlichen Eifer nach Vervollkommnung seiner selbst und seiner Untergebenen. Alle schätzten ihn sehr hoch, und unter der Führung eines so heiligen, gotterleuchtete und seeleneifrigen Abtes konnte es nicht ausbleiben, dass das Kloster Scheda zu hohem Ansehen gelangte.

 

Hermann starb, fast 90 Jahre alt, und wurde in der Klosterkirche zu Scheda begraben. Unter Abt Grüter (1628) wurden Hermanns Gebeine feierlich erhoben und zur Verehrung ausgesetzt.

 

Der gottselige Eigil von Fulda, Abt und Bekenner, OSB,

+ 822 – Gedenktag: 6. August

 

„O wie schön sind die Füße derer, die uns den Frieden künden,“ so jubelte einst der Psalmensänger im Alten Bund. Von so einem Friedensbringer, der dem hochberühmten Kloster des heiligen Bonifatius zu Fulda zum Heil geworden, will ich dir heute erzählen, vom ehrwürdigen Gottesmann Eigil. Zwar genießt er nicht die kirchliche Verehrung eines Heiligen, aber seine Mitbrüder waren überzeugt, dass er gleich nach seinem Tod der himmlischen Seligkeit teilhaftig geworden, und verschiedene spätere Schriftsteller haben ihm den Titel heilig oder selig beigelegt. Auch der gelehrte Benediktiner Mabillon hat ihn in seine Sammlung von Heiligenleben des Ordens aufgenommen.

 

Eigil ist seiner Geburt nach ein Bayer. Näher lässt sich jedoch seine Heimat nicht bestimmen. Schon als Kind wurde er seinem Oheim, dem Abt Sturmi in Fulda, übergeben. Die Beziehungen zwischen Bayern und Fulda waren ja seit den Tagen, da der heilige Bonifatius dem Land eine Diözesanverfassung gegeben, sehr rege, wie manche Schenkungen beweisen. Es waren nicht bloß Bande des Blutes, die Sturmi und Eigil aneinander ketteten, es war vor allem die gleiche, durch die Gnade veredelte Stammesart, es war der gleiche Eifer im Dienst des einen Königs Jesus Christus. Der Abt schenkte dem jungen Mönch sein besonderes Vertrauen und zog ihn vielleicht als Sekretär in seine nächste Nähe. Der wiederum verehrte in ihm seinen geistlichen Vater und Führer. So war er der berufene Biograph des Heiligen, als dieser im Dezember 779 die Augen geschlossen hatte und in der vom heiligen Bonifatius geweihten Kirche bestattet worden war. Eigil hat nicht bloß seinen Meister und Oheim in jenem Lebensbild gezeichnet, er hat uns auch einen Blick tun lassen in seine eigene schlichte und liebenswürdige Seele.

 

Dem heiligen Sturmi folgte in der Leitung des Klosters Abt Baugolf, der 802 sein schweres Amt niederlegte und auf die jüngeren Schultern des Mönches Ratger legte. So treffliche Eigenschaften dieser vornehme und begabte Mann auch besaß, das dienende Sicheinfügen in die verschiedenen Charaktere, das der heilige Benedikt dem Abt so sehr an Herz legt, verstand er nicht. Er konnte keinen Widerspruch dulden und war mehr rücksichtsloser Gebieter als gütiger Vater. Bald lief eine umfangreiche Klageschrift der Fuldaer Mönche am Hof Kaiser Karls ein. Nochmals glückte es, ein erträgliches Einvernehmen zwischen dem Abt und seinen Mönchen herzustellen, aber schließlich gewann der herrische Geist in Ratger wieder die Oberhand und wütete schlimmer als je. Die einen verjagte er aus dem Kloster, andere flohen selbst, verärgert oder verängstigt. Schließlich blieb Kaiser Ludwig nichts übrig, als Ratger absetzen zu lassen (817). Durch westfränkische Mönche ließ er die Reform des heiligen Benedikt von Aniane in Fulda durchführen. Nachdem wieder Ordnung und Einigkeit in die Klostergemeinde zurückgekehrt war, erlaubte er ihnen auch einen neuen Abt zu wählen. Mit Zaghaftigkeit und Vorsicht ging man an das schwierige Werk. Dem Hinundherschwanken machten einige der älteren Brüder dadurch ein Ende, dass sie unserem Eigil als den würdigsten und geeignetsten bezeichneten. Sogleich stimmten die übrigen zu, wenn auch einige seine Energie fürchteten. Der Erwählte selbst freilich weigerte sich entschieden mit Hinweis auf seine Unwürdigkeit und sein hohes Alter – er war schon nahe den Siebzigern. Doch die vereinten Bitten der Brüder und ihr ernstes Gelöbnis treuen Gehorsams brachen seinen Widerstand. Im Frühjahr 818 wurde er vom Kaiser in Aachen bestätigt und vom Erzbischof Aistulf in Mainz geweiht.

 

Mit einem Vollmaß von Liebe und Vertrauen begrüßten die Mönche von Fulda ihren heimkehrenden Vater. Eigil verdiente es auch. Heiteren Antlitzes und frohen Gemütes war er stets bereit zu jeder Arbeit. Ein Liebhaber der Friedens, verschloss er sein Herz jedem Argwohn und sein einfacher, gerader Sinn konnte hinterlistige Quertreibereien und Ohrenbläserei, die unter seinem Vorgänger solchen Schaden angerichtet hatten, um alle Welt nicht ausstehen. Dabei war er aber ein fester, kernhafter Mann, gleich weit entfernt von fehlerhafter Weichherzigkeit wie stolzer Härte. Manche Übeltat wagte sich nicht hervor und manche fehlerhafte Gewohnheit schwand von selbst unter dem Eindruck seiner Persönlichkeit. In den äußeren Geschäften zeigte sich Eigil als kluger, mit der Verwaltung eines ausgedehnten Besitzes wohl vertrauter Praktiker. Wichtiger als die äußere Blüte war ihm aber das innere Wachstum und Erstarken der Klostergemeinde. In kurzer Frist war die Ordnung und innere Eintracht wieder so weit befestigt, dass er für den abgesetzten Abt Ratger vom Kaiser Verzeihung und Heimkehr erbitten durfte – ein schönes Zeugnis auch für seine verzeihende Liebe. Seine besondere Sorge wandte Eigil der Klosterschule zu, deren Leitung er dem heiligen Rhabanus Maurus, seinem späteren Nachfolger und Erzbischof von Mainz, anvertraute.

 

So war es dem umsichtigen Greis gelungen, in der Zeit von nicht ganz zwei Jahren den geistigen Tempel Gottes wieder herrlich aufzurichten und die Stiftung des heiligen Bonifatius im alten Glanz zu erneuern. Den Abschluss und die Krönung fand sein Werk in der Vollendung des großartigen Münsters über dem Grab des heiligen Bonifatius, das sein Vorgänger Ratger trotz aller Anstrengungen nicht hatte vorwärtsbringen können. Am 1. November 819 wurde die Kirche vom Erzbischof Aistulf unter freudigster Anteilnahme der ganzen Umgebung feierlich eingeweiht; einen besonderen Glanz erhielt das Fest durch die Übertragung der Reliquien des heiligen Bonifatius aus dem Ostchor auf den Hauptaltar. Noch ein anderes Baudenkmal erinnert bis heute an Eigil, die Gruftkirche auf dem Michelsberg, dem damaligen Begräbnisplatz der Brüder. Auch einen neuen Kreuzgang begann er zu bauen. Die Arbeit schritt rüstig voran, aber mitten drin erkrankte Eigil. Er fühlte sein Ende nahen. Zum letzten Mal ließ er sich in seine Michaelskirche führen. Dort bezeichnete er in der Gruft den Ort seines Begräbnisses und hob selbst noch die ersten Schaufeln Erde aus. Dann ließ er den Sarg hineinpassen, in dem er bestattet zu werden bat. In seine Zelle zurückgekehrt, legte er sich todkrank zu Bett. Die Brüder besuchten ihn und seine Seele erfreute sich an ihrem Gebet. Auf ihre Aufforderung hin verzieh er nochmals allen und bat seinerseits um Verzeihung: „Wenn ich jemand verletzt habe, so bitte ich demütig um Verzeihung, und wenn ich von jemand beleidigt worden bin, so möge ihm Gott verzeihen, wie ich ihm wahrhaft und vom ganzen Herzen verzeihe.“ Kaum hatte er diese Worte vollendet, legte er sich zurück und hauchte seinen Geist aus (zwischen 2. August und 28. Oktober 822). Im Herzen seiner Mönche aber zog der Schmerz ein und von ihren Lippen floss die Klage um den verlorenen Vater. Im hergerichteten Grab setzten sie seinen Leichnam bei und der Magister Rhabanus verfasste ihm die Grabinschrift. Sie war die Ergänzung zu den Versen, die der ehrwürdige Eigil sich selbst gemacht hatte:

 

„Hier erwarte ich den Herrn, der mir löst die Fessel des Todes. Fest ist mein Glaube: einst kommt er und weckt mich auf!“

 

Pater Leo Maria von der heiligen Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 6. August 1910 hörte zu Würzburg ein Herz zu schlagen auf, das allgemein für eines der edelsten galt. Es war das Herz des lobwürdigen Pater Leo Maria von der heiligen Theresia. Pater Leo, mit seinem Taufnamen Joseph, war am 6. April 1851 zu Schlechtenau in Baden geboren. Seine Eltern besaßen an irdischen Gütern nicht viel, weshalb der kleine Joseph schon im Alter von 10 Jahren in einer Baumwollspinnerei arbeiten musste, um etwas zu verdienen. Im Alter von 12 Jahren machte er in einer schweren Krankheit das Gelübde, Priester zu werden, wenn er die Gesundheit wieder erhalte. Und er genas in auffälliger Weise. Nun begann er zu studieren, freilich unter vielen Entbehrungen, da er von zu Hause nur wenig Unterstützung erhalten konnte. Eines Tages sprach der Professor Litschgi zu ihm: "Was sagst du, Fink," dies ist der Familienname Pater Leos, "wenn ich dir einen neuen Rock machen ließe?" "Mein Rock, denk ich, tut es noch ein Jahr; lieber wär es mir, wenn ich ins Knabenseminar käme", entgegnete Leo. "Wollen sehen", war die Antwort des Professors. Und was Leo sah, war, dass er nach vierzehn Tagen ins Knabenseminar kam und einen Freiplatz erhielt. 1874 bezog Leo die Universität zu Freiburg im Breisgau, wohlgelitten von allen Professoren, namentlich von Alban Stolz, dem er bei Abfassung seiner Schriften durch Vorlesen und Schreiben oft Dienste tat, wofür dieser ihm manche Unterstützung zuteilwerden ließ. Da er in Baden des traurigen Kulturkampfes wegen nicht Priester werden konnte, begab er sich nach Regensburg. Im dortigen Seminar fand er Karmeliten als Beichtväter, wodurch er auf seinen Beruf, der schon lange unbemerkt in ihm geschlummert hatte, aufmerksam wurde. Als Pater Leo dem damaligen Spiritual des Seminars Dr. Mast sein Verlangen, ins Kloster zu gehen, mitteilte, munterte er ihn auf, dem Ruf Gottes sogleich Folge zu leisten, und so verließ Pater Leo noch als Diakon kurz vor der Priesterweihe das ihm liebgewordene Seminar und trat im Frühjahr 1878 in das Noviziat. Am 29. Juni des gleichen Jahres empfing er in Freising die heilige Priesterweihe. Bald nach seiner heiligen Profess, am 29. Juni 1879, wurde er als Lektor der Philosophie nach Geleen in Holländisch-Limburg berufen, wo er mehr als 15 Jahre überaus segensreich wirkte. Ins Vaterland zurückgekehrt, setzte er zuerst seine Tätigkeit als Lektor fort, dann wurde er Prior zu Schwandorf und Vikar in Kumpfmühl. Als Beichtvater der Karmelitinnen in Himmelspforten nach Würzburg berufen, beschäftigte er sich viel mit dem Gedanken an den Tod und sprach oft: "Wenn ich nur einmal glücklich sterbe." Er war herzleidend, ohne es zu wissen, und bekam im August 1910 einen heftigen dreitägigen Asthmaanfall, dem er erlag, friedlich wie er gelebt, im vollen Ordenshabit auf dem Stuhl sitzend. Sein Andenken ist ein gesegnetes, galt er doch als ein heiligmäßiger Sohn der heiligen Theresia. Sein lauterer Charakter, der kein Arg kannte, seine kindliche Frömmigkeit, sein aufrichtig demütiges Wesen, und seine Liebe, die niemand ausschloss und zu jedem Opfer für jeden bereit war, hatte es allen angetan, dass sie ihn liebten, wie Kinder ihren Vater lieben. 

 

Gebet am 6. August

 

Zu dir erhebe ich meine Augen, Königin der Welt. Nachdem ich so viele Sünden begangen habe, muss ich vor meinem Richter erscheinen. Wer wird ihn besänftigen? Ach es gibt niemanden, der es besser tun könnte, als du meine heilige Gebieterin, die du ihn so innig liebst, die du so sehr von deinem Jesus geliebt wirst. Öffne also, o Mutter der Barmherzigkeit, die Ohren deiner Milde meinen Sorgen und meinem Gebet. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du Deinen Sohn verherrlicht und uns an Kindes Statt angenommen hast, verleihe, dass wir der Herrlichkeit dieses Königs der Glorie teilhaftig werden, der mit Dir lebt und regiert in Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Zu Jesus Christus

 

Verleihe, o Herr Jesus Christus, allen, die sich Christen nennen, dass sie die Pflichten ihrer heiligen Religion recht erkennen, und so den Vorzug ihres Namens durch die Heiligkeit ihres Lebens erfüllen. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 1753 hat der eifrige und gelehrte Bischof von Sisteron in Frankreich, namens Lasitau, für seine Diözese ein neues Fest unter dem Titel der ehrwürdigen Verwandtschaft der seligsten Jungfrau angeordnet und mit einem schönen Hirtenbrief begleitet. Das Fest wurde am ersten Sonntag des Monats August in allen Kirchen des Bistums mit bewunderungswürdiger Andacht des Volkes feierlich gehalten. 

 

Andacht am 6. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Reihe dich nicht zu denen, die ihre Vollkommenheit darein setzen, dass sie vielerlei beginnen, sondern vielmehr zu jenen, die, was sie tun, vollkommen tun; denn weit besser ist es, wenig, und dies wenige gut, als viele Dinge, und sie schlecht zu tun. Wenig und gut: dies ist das Beste. - Seien wir also nicht bedacht, unsere Übungen zu vervielfältigen, sondern bemühen wir uns, die Werke, die wir ausführen, gut zu tun." (Der heilige Franz von Sales)

Ein berühmter geistlicher Führer wiederholte ohne Unterlass den Ausspruch: Kurze Gebete, mit Andacht verrichtet, sind Gott angenehmer und dem, der sie so verrichtet, nützlicher, als lange Gebete ohne Andacht und mit Nachlässigkeit. Es ist allerdings an und für sich gut, lange zu beten, doch muss man auch diese ganze Zeit hindurch andächtig beten.

Die heilige Katharina von Siena, die ihre Eltern fortwährend zu den niedrigsten Geschäften des Hauses verwendeten, ohne ihr zu Übungen der Frömmigkeit Zeit zu lassen, war Gott darum nicht weniger angenehm, da sie immerdar in seiner heiligen Gegenwart lebte und auf gewisse Weise in ihrem eigenen Herzen wohnte, weil sie nicht nachließ, Akte heiliger Liebe zu erwecken.

 

Du bist der Herr, mein Gott! Überaus leichtsinnig wäre ich, wenn ich, der ich einem so großen und so gütigen Herrn diene, nicht immer für Dich wirkte, oder die Werke, die ich für Dich tun will, nachlässig vollbrächte! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 6. August

 

"Wie wir das Bild der Sonne in einem reinen,

glänzenden Spiegel sehen,

so leuchtet das Bild der göttlichen Sonne

in wunderbarer Weise in einer reinen Seele."

 

sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP

1514 bis 16.7.1590

 

Betrachtung am 6. August - Gute und böse Beispiele

 

Wie leuchtet, Herr, die Seele schön und hell,

Die du zum Licht hast angefacht.

Doch, ach, wie streut des Bösen Aussaat schnell

Die tote Seele in der Nacht.

 

1. Ein schönes Licht in der heiligen Kirche, über dessen Glanz die Engel Gottes sich erfreuen, ist eine gottselige Seele, die andern durch fromme Beispiele voranleuchtet. Denn das gute Beispiel ist eine stille Predigt, die vieles sagt, ohne zu reden, die Guten erbaut, ohne sie zu ermahnen, die Trägen weckt, ohne sie zu beschämen, den Bösen predigt, ohne sie aufzuregen. Oft fällt ein solches Beispiel tief in die Seele, und wirkt darin wie ein heilsames Saatkorn im Verborgenen, bis es Frucht bringt zu seiner Zeit. Selig, wer als ein solches Licht im Herrn leuchtet, und andere durch sein Beispiel zur Liebe Gottes anzieht.

 

2. Bringt aber das gute Beispiel Früchte des Lebens hervor, so wirkt dagegen das böse Beispiel Früchte des Todes, und zwar um so reichlicher, als wir leider immer mehr geneigt sind, das Böse, als das Gute nachzuahmen. Das Böse ist gleich einer Erbsünde, die durch eine unglückselige Fruchtbarkeit unsterblich fortwuchert. Vergeblich ermahnen wir andere, wenn unsere Beispiele unserer Lehre widersprechen. Lieber glaubt man den Augen, als den Ohren, und vergisst die guten Ermahnungen, wenn die Ermahnenden selbst das Gegenteil dessen tun, wozu sie ermahnen, denn mächtiger wirken Beispiele, als Worte. Eine Sittenlehre, die im Widerspruch mit unserem Beispiel steht, erhärtet nur die Seele im Laster, und macht sie gefühllos für die Einwirkungen der Gnade.

 

3. Ach, Herr, mein Gott, gehe nicht ins Gericht mit mir Sünder, denn viel Unheil habe ich durch mein böses Beispiel angerichtet. Vielen war ich leider ein Stein des Anstoßes durch meine bösen Sitten. Viele hielten durch mein Beispiel zum Bösen sich berechtigt. Bitterer Schmerz durchdringt meine Seele bei diesem Gedanken. Tilge um deiner Barmherzigkeit willen das Böse, das ich nicht mehr ungeschehen machen kann, und verleihe mir die Gnade, mein Leben so zu bessern, dass ich durch gute Beispiele reichlich den Schaden wieder gut mache, den ich durch mein ungeordnetes Leben gestiftet habe. Psalm 19,13-14: "Wer bemerkt seine eigenen Fehler? Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewusst ist! Behüte deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen; sie sollen nicht über mich herrschen."

 

7. August

 

Der heilige Kajetan von Thiene,

italienischer Priester und Ordensstifter,

+ 7.8.1547 - Fest: 7. August

 

Heute kommt wieder einmal ein Ordensgründer an die Reihe, Kajetan heißt er, und da ist zunächst zu berichten, dass Kajetan an sich überhaupt kein Name ist, sondern durch den heutigen Tagesheiligen erst einer wurde. Gebürtig war Kajetan aus der italienischen Stadt Gaeta, und daher hieß er in Rom, in Venedig und in Neapel, wo er später lebte, nur der Gaetaner, ähnlich wie man einen, der in Köln geboren wurde, einen Kölner nennt. Dabei sprach man aber das Wort „Gaetaner“ so faul aus, dass daraus ein Kajetan entstand. Unter diesem Namen ist der Grafensohn und nachherige Ordensstifter im Jahr 1671 auch heiliggesprochen worden, und seitdem gibt es den Namen Kajetan.

 

Kajetan war also ein Italiener und stammte aus vornehmem Haus. Aus seiner Jugend wird nur berichtet, dass er ein braves Kind war. Gern wäre er Priester geworden, aber die Scheu hielt ihn vor dem Schritt ins Heiligtum zurück, denn er hatte eine solche Ehrfurcht vor der Würde des Priesters, der den lieben Heiland in der Brotsgestalt täglich in der Heiligen Messe auf die Erde ruft, ihn mit den Händen berührt und ins Herz aufnimmt, dass er vor dem heiligen Stand zurückschreckte. Das war nicht recht gehandelt, denn wer so hoch von der priesterlichen Würde ergriffen ist, wie Kajetan es war, der wird sicher auch ein guter Priester. 

 

Vorerst studierte Kajetan die Rechtswissenschaft, wurde Anwalt beim geistlichen Gericht in Rom und bestätigte sich auch als Laienapostel. In ihm steckte nun einmal ein Priester, und deshalb wirkte er als Priester ohne Weihe, als Laienpriester, wie es übrigens jeder Christ tun sollte, dass er nämlich Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe übt und dadurch sein Leben zu einem Vorbild und Beispiel für andere macht.

 

Es war da aber zu Rom ein kleiner Verein von guten christlichen Leuten, von Dienstboten, Handwerkern und Arbeitern, die sich in der geschilderten Art als Laienpriester betätigten. Ihnen schloss Kajetan sich an, und bald war er die Seele vom Ganzen. Schnell sah er jedoch ein, dass der Einfluss der zwerghaften Vereinigung nicht sehr weit reichte. Sollte ein größerer Nutzen erzielt werden, so musste die Sache anders laufen. Da tauchte in Kajetan erstmals der Gedanke an einen neuen zeitgemäßen Orden auf, dessen Mitglieder nur die Besten werden sollten.

 

Nachdem sich Kajetan den Gedanken reiflich überlegt hatte, empfing er mit sechsunddreißig Jahren die heilige Priesterweihe und gründete im Verein mit dem damaligen Bischof von Theate in Italien den geplanten Orden, dessen Mitglieder man nach der Stadt Theate den Orden der Theatiner nannte. Die alten Orden, wie beispielsweise die Benediktiner, hatten Landbesitz und lebten von dem Ertrag. Dann kamen im Mittelalter die Franziskaner und Dominikaner und andere, die so arm sein wollten, dass sie sich den Lebensunterhalt in Demut und Niedrigkeit erbettelten. Die Theatiner aber gingen noch weiter und wollten nicht einmal betteln, sondern nur von dem leben, was man ihnen ungebeten schenkte. Und wenn man ihnen nichts gab, mussten sie hungern. So wollten sie einmal ganz ernst machen mit dem Vertrauen auf Gottes Vorsehung, die, wie das Evangelium sagt, doch auch die Vögel des Himmels ernährt und die Lilien des Feldes kleidet.

 

Es liegt auf der Hand, dass der Theatinerorden, der übrigens heute noch besteht, zu keiner Zeit eine größere Zahl von Mitgliedern aufwies. Dafür gewann der Orden aber einen großen Einfluss und hat sich um die Erneuerung des christlichen Lebens in der Kirche, unter den Geistlichen sowohl wie auch im Volk, durch Predigt und Beispiel hervorragende Verdienste erworben.

 

Der heilige Kajetan starb nach einem segensreichen Leben am 7. August 1547 zu Neapel, und sein letztes Wort war eine Mahnung an die Ordensgenossen, dass sie doch nie das Vertrauen auf Gottes Vorsehung verlieren sollten, denn wer für Gott lebt, für den sorgt Gott.

 

Die heilige Afra, Büßerin und Martyrin von Augsburg,

+ 304 – Fest: 7. August

 

Der gute Hirt geht dem verlorenen Schaf nach und hat er es gefunden, so trägt er es mit Freuden zur Herde zurück. So sucht die erbarmende Liebe Gottes den verirrten Sünder, und wenn er sich aufrichtig bekehrt, so ist darüber im Himmel größere Freude, als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. Ein solches verlorenes, aber durch die Gnade des barmherzigen Gottes wiedergefundenes Schäflein war Afra.

 

Afras Großeltern waren von der Insel Cypern nach Augsburg in Bayern gekommen und hatten den cyprischen Venusdienst nach dieser damals römischen Stadt verpflanzt. Auch Afra wurde der Venus zu Ehren von ihrer eigenen Mutter Hilaria zur Buhlerei angeleitet und unterhielt als Heidin zu Augsburg ein Freudenhaus.

 

Im Jahr 303 beschloss der grausame Kaiser Diokletian, das Christentum mit Stumpf und Stiel auszurotten und erschöpfte sich in den gräuelvollsten Maßregeln, dieses Ziel zu erreichen. Das Blut der Christen floss in Strömen. Wem es nicht gelang, sein Leben durch die Flucht zu retten, verfiel den schrecklichsten Martern unter Henkershänden. Um diese Zeit kam der Bischof Narcissus von Gerundum (jetzt Girona) in Spanien mit seinem Diakon Felix als Flüchtling nach Augsburg. Die Gnade Gottes oder das Bedürfnis nach Obdach und Nahrung führte ihn in das Haus der Afra. Sie nahm die Fremdlinge gastlich auf und bereitete ihnen ein reiches Mahl, weil sie meinte, sie seien gekommen, um mit ihr dem abscheulichen Venusdienst zu frönen. Ehe der fromme Bischof sich zu Tisch setzte, machte er das heilige Kreuzzeichen und betete voll Inbrunst und Dank zum Geber alles Guten. Die heilige Andacht des Bischofs, seine ehrfurchtgebietende Haltung, sein Ernst und seine Milde versetzten Afra in Staunen und Bewunderung. Eine geheimnisvolle Macht erschütterte sie. Zaghaft fragte sie den Fremdling, woher er käme und was er in Augsburg wolle. Und als sie erfuhr, er sei ein christlicher Bischof aus Spanien, habe seines Glaubens wegen die Heimat verlassen und dürste nach nichts mehr, als verirrte Seelen für den Himmel zu gewinnen, da wurde sie tief erschüttert, bewunderte die Seelengröße und Opferfreudigkeit dieses Bischofs und erkannte ihre eigene Unwürdigkeit und tiefe Versunkenheit. Voll Scham und Reue fiel sie ihm zu Füßen und schluchzte: „O Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst, denn ich bin die sündigste Frau der Stadt.“ Narcissus sah hoch erfreut die tiefe Reue Afras, mahnte sie zu eifriger Buße und verhieß ihr die Barmherzigkeit Gottes. „Seine Liebe“ – sprach er – „ist gleich dem Glanz der Sonne, sie erleuchtet die ganze Erde, sie dringt auch in die Sümpfe und Moraste und wird doch nicht verunreinigt. So bleibt auch rein die Liebe Jesu, die mit ihrem Licht die Sünder erleuchtet. Öffne nur, meine Tochter, deine Seele dem Licht des Glaubens, damit du von allen Sünden gereinigt und von der reinen Liebe Jesu erfüllt, meinen Eintritt in dein Haus ewig segnen mögest.“ Afra erwiderte: „Ach, wie könnte ich von so vielen Sünden gereinigt werden? Meine Sünden sind mehr als die Haare meines Hauptes.“ Narcissus antwortete: „Glaube an Christus, lass dich taufen und du wirst selig werden.“ Getröstet und hocherfreut eilte Afra hinaus und rief ihren drei Dienerinnen Digna, Eunomia und Eutropia zu: „Dieser Mann, der in unser Haus kam, ist ein Bischof der Christen. Er hat mir versichert, wenn ich an Christus glaube und mich taufen lasse, werde ich von allen meinen Sünden rein sein. Was sagt ihr dazu?“ Alle drei erwiderten einmütig: „Wir folgten dir in der Sünde, wir folgen dir auch in der Reue und Buße.“

 

Die ganze Nacht brachte der heilige Bischof mit seinem Diakon in Gebet und Psalmengesängen zu. Afra mit ihren drei Mägden lauschte tiefgerührt. Am anderen Morgen schon forschten Gerichtsdiener nach den beiden christlichen Fremdlingen und drangen in die Wohnung Afras. Sie entgegnete ihnen: „Wie können Männer, die Christen sind, bei einer Frau, wie ich, einkehren? Zu mir kommen nur solche, die mir in der Aufführung gleichen.“ Die Häscher gingen fort. Weil Afra indes befürchtete, ihr Haus möchte durchsucht werden, so eilte sie zu ihrer Mutter, erzählte ihr das Vorgefallene und bat sie, die heiligen Männer in ihrem Haus zu verbergen. Hilaria war gerne bereit, empfing mit ihrem ganzen Haus den christlichen Unterricht und nach siebentägigem Fasten und Beten die heilige Taufe. Narcissus weihte das Haus der Hilaria zu einem Bethaus ein, erteilte dem Bruder der Hilaria, namens Dionysius die heilige Priesterweihe und setzte ihn der jungen Christengemeinde vor. Noch neun Monate blieb Narcissus in Augsburg, dann kehrte er nach Spanien zu seinem Bischofssitz Girona zurück und wurde drei Jahre später während des heiligen Messopfers von den Feinden Christi mit drei Schwertern durchstochen und so mit der Marterkrone beglückt.

 

Afras veränderter Lebenswandel machte in der Stadt großes Aufsehen. Sie wurde als Christin angeklagt und vor den heidnischen Richter Gajus geführt. Der sprach zu ihr: „Nun, du Schöne, du wirst doch lieber den Göttern opfern, als unter Qualen sterben?“

 

Afra erwiderte: „Ich habe genug gesündigt, ehe ich den wahren Gott kannte, jetzt tue ich kein Unrecht mehr!“

 

Gajus: „Geh in den Tempel und opfere! Du bist ja eine Buhlerin, und so eine kann niemals eine Christin genannt werden.“

 

Afra: „Zu meiner Schande bekenne ich, dass ich des Christennamens unwürdig bin, allein Christus, der nicht richtet nach unserem Verdienst, sondern nach seiner Milde, hat mich aus Erbarmen unter seine Bekenner aufgenommen.“

 

Gajus: „Opfere, oder ich lasse die öffentlich peitschen und lebendig verbrennen.“

 

Afra: „Mein Leib hat es verdient, dass er gepeinigt und verbrannt werde. Mögen die Feuerflammen meine Seele reinigen!“

 

Gajus ließ sie auf eine kleine Insel des Lechflusses draußen vor der Stadt führen. Afra, an einen Baum gebunden und auf dem Scheiterhaufen stehend, richtete ihre Augen gen Himmel und betete: „Herr, Jesus Christus, gedenke nicht meiner Sünden. Nimm jetzt gnädig meine Buße an und lass mir dieses zeitliche Feuer eine Abwehr der ewigen Glut sein!“ In Rauch und Flammen schwang sich die Seele der büßenden Märtyrin zum Himmel empor.

 

Afras Dienerinnen, Digna, Eunomia und Eutropia hatten am Ufer des Flusses weinend dem Martertod zugeschaut, fuhren dann zur Insel hinüber und fanden die Leiche völlig unversehrt. In der folgenden Nacht begruben sie, begleitet von einem Priester und der Mutter Hilaria, den Leichnam in der Familiengruft. Während des Begräbnisses wurden sie von den Heiden überrascht und auf Befehl des Gajus, weil sie sich weigerten, den Göttern zu opfern, in der Gruft eingesperrt und durch Rauch erstickt. So wurden die Dienerinnen Afras nebst ihrer Mutter wieder mit ihr vereinigt am 7. August 304. Über dem Grab Afras wurde eine prächtige Kirche gebaut und Augsburg verehrt sie bis auf den heutigen Tag als ihre Patronin.

 

Der heilige Konrad Nantovin, Pilger und Martyrer zu Wolfratshausen,

+ 7.8.1286 – Fest: 7. August

 

Zur Zeit Rudolfs, des Sohnes Ludwig des Strengen, kam ein unbekannter Pilger in die Gegend von Wolfratshausen in Oberbayern. Niemand wusste, woher er stamme, ob er nach Rom pilgere oder von dort zurückkehre. Obwohl er nur wenig Geld bei sich führte, reizte es doch die Habsucht des Ortsrichters Ganterus. Der schuldigte den Fremdling eines schrecklichen Verbrechens gegen die Unschuld eines Jungen und ließ ihn ohne Erbarmen verbrennen, um heimlich das Geld und Pferd des Fremdlings sich anzueignen. Dies geschah am 7. August 1286.

 

Gott verherrlichte bald seinen treuen Diener durch Wunder. Als der ungerechte Richter Ganter gleich darauf mit seinen Knechten über die Richtstätte Nantovins reiten musste, wo noch seine verkohlten Beine umherlagen, blieb sein Pferd plötzlich stehen und erblindete. In der Bestürzung riet ihm ein Knecht, ein Bein des Heiligen auf die Augen des Pferdes zu legen, und sogleich wurde es sehend, wie zuvor. Auch ein blinder Mann und eine blinde Frau riefen den Heiligen um seine Fürbitte an und erhielten ihr Augenlicht wieder.

 

Diese wunderbaren Ereignisse überzeugten das Volk von der Unschuld des hingerichteten Pilgers, es sammelte die Reste seiner heiligen Gebeine und erbaute über dem Ort ihrer Beisetzung ein Kirchlein. Zahllose Kranke, Blinde, Lahme und die mit einem Gebrechen des Leibes oder der Seele Erkrankten drängten sich zum Grab des Heiligen und die Wunder mehrten sich in dem Maße, dass Papst Bonifaz VIII. nach sorgfältigster Prüfung kein Bedenken trug, den unschuldigen Diener Gottes im Jahr 1297 unter die Zahl der Heiligen aufzunehmen.

 

Im Jahr 1624 wurde über der Marterstelle des heiligen Konrad Nantovin eine schöne Kirche erbaut, in der seine heiligen Reliquien ruhen. Seine Hirnschale und sein Pilgerfläschlein kamen zur Zeit der Kirchenplünderung in die Hände eines Privatmannes, ebenso seine eisernen Fesseln. Als sie einmal ihr Eigentümer freventlich zu profanem Gebrauch verwenden wollte und sie in die Schmiede trug, wurde er vom Wahnsinn befallen. Noch heute steht das Häuschen und der Kerker, in dem der Heilige gefangen war, ehe er zum Scheiterhaufen geschleppt wurde. Wolfratshausen wurde öfters von Bränden heimgesucht, aber jenes Häuschen und der Kerker blieben jederzeit unverletzt.

 

Der selige Vincenz von Aquila,

italienischer Laienbruder bei den Franziskanern,

+ 7.8.1504 – Gedenktag: 7. August

 

Der gottselige Vincentius wurde zu Aquila, einer Stadt Italiens, geboren, und weihte sich Gott im Orden des heiligen Franziskus. Um dem Anstürmen der Sinnlichkeit zuvorzukommen, übte er eine erstaunliche Bußstrenge und lebte bloß von Wasser und Brot, einigen rohen Kräutern und Wermut. Da er stets nur mit Gott beschäftigt sein wollte, vermied er die Gesellschaft der Menschen, und selbst die seiner Ordensbrüder, und brachte die Tage und nicht selten alle Nächte im Gebet zu. Die Demut und Geduld hatte er sich so angeeignet, dass in allen seinen Handlungen ihr Gepräge sichtlich war. Gott verlieh ihm auch, obgleich er nur Laienbruder war, die Gabe der Weissagung. Er kündigte dem König von Neapel, Ferdinand von Aragonien, die Verheerungen an, die Karl VIII., König von Frankreich, in seinem Reich anrichten würde, und sagte ihm den Verlust der Schlacht vorher, die dieser Fürst, gegen seinen Rat, dem Heer des Papstes Innocenz VIII. lieferte. Nachdem Vincenz so durch Wunder Gottes Größe und Macht verherrlicht und durch sein Tugendbeispiel seine Mitmenschen erbaut hatte, starb er 1504, und wurde im Kloster St. Julian bei Aquila begraben. Nach Verlauf von 14 Jahren fand man seinen Leib noch ohne ein Zeichen der Verwesung. Er wurde darauf erhoben und in einen Kristallsarg gelegt. Papst Pius VII. hat die Verehrung dieses Gottseligen bestätigt, dessen Fest am 7. August gefeiert wird.

 

Der heilige Donatus, Bischof von Arezzo und Martyrer,

+ um 362 – Fest: 7. August

 

Der heilige Donatus wurde von Christlichen Eltern, die für den Glauben an Jesus Christus starben, geboren. Nach ihrem Tod floh er mit einem Mönch, namens Hilarius, nach Arezzo in der Toskana, wo er zum Bischof gewählt wurde. Nach der Erzählung des heiligen Gregor des Großen war Donat sowohl wegen seiner Tugenden als auch wegen seiner Wunder berühmt. Quadratian, der unter Kaiser Julian die Stelle eines Präfekten daselbst einnahm, ließ ihn seiner Religion wegen verhaften. Und nachdem der Heilige auf verschiedene Art war gemartert worden, wurde er auf Befehl des genannten Präfekten enthauptet. Hilarius aber wurde so lange geschlagen, bis er seinen Geist aufgab. 

 

Der selige Agathangelus von Vindocino und der selige Kassian von Nantes,

Kapuziner-Missionare, Märtyrer,

+ 1638 – Gedenktag: 7. August

 

Das Blut der Martyrer war der Same neuer Christengemeinden in den Verfolgungszeiten der ersten Jahrhunderte. Dieses geheimnisvolle Gesetz wiederholt sich später auf jedem Blatt der Missionsgeschichte. Übermenschliche Arbeiten, Mühen, Opfer, Misserfolge und Martyrerblut kennzeichnen den heiligen Kreuzzug der Missionsapostel zur Ausbreitung des Reiches Gottes. Erst wenn Martyrermut und Martyrerblut das Kreuz geweiht haben, entfaltet es seine sieghafte Kraft, dringt bis zu den Polen der Erde vor und feiert seine Triumphe unter dem wundervollen Sternbild des südlichen Kreuzes in der heißen Zone. Der „schwarze“ Erdteil Afrika mit seinen unzähligen Völkern im schrecklichsten Irrwahn des Heidentums war von jeher ein Hauptsorgenkind der heiligen katholischen Kirche, dem sie ihre besten Missionsarbeiten schon gewidmet hat. Aber immer wieder wusste die Macht der Hölle durch Irrlehre, Heidentum und Islam die blühenden Weinberge des Herrn zu verwüsten. Mit unbesiegbarer Ausdauer und heroischem Opfermut begannen die Missionare aus den Orden der heiligen Franziskus, Dominikus und Ignatius mit Gottvertrauen und Martyrermut von neuem.

 

Als im Jahr 1628 der Ruf nach einem Missionar für Syrien und Palästina laut wurde, bat sich Pater Agathangelus aus dem Franziskanerorden der Kapuziner zwei Stunden Bedenkzeit aus, beriet sich in dieser Zeit mit seinem Herrn und Gott im Tabernakel, dann stand er auf, nahm Brevier und Regelbüchlein und zog fort in die Mission nach Syrien. Hier entfaltete dieser fromme Missionar durch seine apostolischen Tugenden und Werke, durch Gelehrsamkeit, Klugheit und Eifer unter Gläubigen und Irrgläubigen eine sehr segensreiche Tätigkeit, dass er allgemein den Ehrennamen „Apostel vom Berge Libanon“ erhielt. Kaum waren in Syrien die Christengemeinden gefestigt und geordnet, da trieb ihn die Liebe zu Christus und seinem Reich rastlos und ruhelos fort, aufs Neue Seelen zu gewinnen. Pater Agathangelus wanderte in das Land des Nils und der Pyramiden, nach Ägypten, und führte eine große Anzahl Schismatiker, Griechen, Armenier, Nestorianer und Kopten zu der allein wahren katholischen Kirche zurück. In Ägypten traf er mit einem Ordensmitbruder und Landsmann aus Südfrankreich zusammen, mit dem demütigen, sprachenkundigen und durch heldenmütige Opferliebe ausgezeichneten Pater Kassian. Beide Missionare beschlossen einen heiligen Kreuzzug gegen Süden, nach Abessinien, ungeachtet der Gefahren von wilden Tieren und noch wilderen Menschen.

 

Vier Gefährten erlagen in kurzer Zeit den Schrecken des Klimas und den Mordwaffen der wilden Barbaren. Diese Apostelgräber am Weg entflammten nur noch mehr den Eifer der Missionare. Unaufhaltsam drangen sie vor mit dem Kreuz und der frohen Botschaft Jesu Christi. Da setzte die Hölle zum Angriff ein: Wütende Feinde schlugen ihre nie ermüdenden Füße, ihre stets segnenden Hände in Ketten. Voll heiliger Martyrerfreude küssten sie die grausamen Eisenringe und riefen nach einer alten Missionsurkunde: „Das sind die Perlen und Edelsteine, um derentwillen wir in dieses Land gekommen sind.“ Zwei Monate erschöpfte nun die fanatischste Grausamkeit alle Mittel, um die beiden Glaubenszeugen abwendig zu machen. Umsonst! Voll Ingrimm und Wut verurteilte sie der König von Abessinien zum Tod am Galgen. Schon sollte die Hinrichtung vollzogen werden, als die Henkersknechte nicht gleich die Stricke zur Hand hatten; da boten die Martyrer ihre eigenen Gürtel dazu an. Sie wurden von der rasenden Menge am Galgen zu Tode gesteinigt.

 

Das Kreuz, das als prächtiges Sternbild über diesen Martyrergräbern leuchtet, hat seither im schwarzen Erdteil glorreiche Triumphe gefeiert und wird seine Eroberungen fortsetzen, bis es einmal beim Ertönen der Posaunen als ewiges Sieges- und Friedenszeichen für die Guten am Himmel erscheint.

 

Weltkrieg und Weltrevolution haben die reiche Ernte auf den prangenden Missionsfeldern grausam vernichtet. In Demut und Ergebung müssen wir diesen Ratschluss Gottes anbeten und zugleich mit apostolischem Eifer aufs Neue die Missionsarbeit und Mitarbeit beginnen. Gottes Ehre, das Heil der Seelen und unser eigener Nutzen verleiht der Missionsbegeisterung übernatürliche, göttliche Triebkräfte. Jeder muss und kann Missionsapostel sein durch Gebet, Arbeit und Opfer. Auf zu diesem heiligen Kreuzzug! „Gott will es!“ Wie viele Seelen haben in diesem Missionsapostolat sich das unblutige Martyrium der heiligen Opferliebe erworben und beigetragen zum Reich Gottes auf Erden und im Himmel.

 

Fest des heiligen Albert von Drapani

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Heute feiert die Kirche das Fest des heiligen Albert von Drapani. Der heilige Albertus, ein auserwähltes Kind der Gnade, wurde seinen Eltern Benedikt degli Abbati und seiner Gemahlin Johanna nach zwanzigjähriger Kinderlosigkeit geschenkt, als sie gelobt hatten, das zu erwartende Kind der seligsten Jungfrau zu weihen. Der Vater vergaß jedoch auf sein Versprechen und wollte Albert einem ehrenwerten Mädchen zur Ehe geben. Durch seine fromme Gemahlin an das Gott gemachte Gelübde erinnert, verzichtete er jedoch auf die Ausführung seines Vorhabens und das um so lieber, als der heilige Jüngling sich selbst zum Ordensleben hingezogen fühlte. Albert bat den Oberen der Karmeliten, die in der Nähe seiner Vaterstadt Drapani (auf Sizilien) ein Kloster hatten, um Aufnahme, wurde aber von ihm abgewiesen. Nun begaben sich seine Eltern, die von U. L. Frau in einer Erscheinung an ihr Versprechen erinnert worden waren, mit Albert zum Kloster und berichteten alles, was sich zugetragen hatte. Darauf wurde ihm die Aufnahme gewährt. Doch kaum war Albertus im Kloster, da suchte ihn der Satan wieder daraus zu vertreiben. Er nahm die Gestalt der Braut Alberts an, trat zu dem Novizen in die Zelle und beklagte sich unter Ausspielung aller weiblichen Reize, dass er sie verlassen habe und dadurch in die größte Verlegenheit bringe. Doch der fromme Ordensmann ließ sich nicht täuschen. Er erkannte den Betrug, fasste den Versucher bei den Haaren, warf ihn zu Boden, trat ihn mit Füßen und warf ihn zur Tür hinaus. Nachdem der Teufel sich so erkannt und gedemütigt sah, wagte er sich nicht mehr an Albert heran. Das Leben des Heiligen gleicht einer ununterbrochenen Kette von Tugendübungen. Jede Woche hielt er drei Fasttage, dreimal in der Woche trug er einen rauen, eisernen Bußgürtel. Aus Abtötung trank er nur Wasser und benahm den Speisen ihren Wohlgeschmack durch Beimischung von Wermut. Jede Nacht hielt er von ein bis drei Uhr Nachtwache, und nach kurzer Ruhe erhob er sich wieder, um das heilige Opfer darzubringen, eine Lesung der Heiligen Schrift vorzunehmen, geistliche Betrachtungen zu halten usw. Aus Demut wollte er auf die Priesterwürde verzichten, wirkte aber, nachdem er auf Wunsch des Ordensoberen die heiligen Weihen empfangen hatte, überaus eifrig und erfolgreich. Einmal waren Juden in das Hochwasser geraten und riefen ihn um Hilfe an. Albert sagte sie augenblicklich zu für den Fall, dass sie den Glauben an Jesus annehmen und sich taufen lassen wollten. Nachdem sie dies versprochen hatten, schritt er über das Wasser, gleich als wäre es festes Land, taufte sie und führte sie ans Ufer. Kurz bevor er verschied, erschien er seiner zweihundert Meilen entfernten Schwester und kündigte ihr an, dass sie mit ihm sterben würde, was wirklich geschah. Als er von hinnen schied, begann die Glocke, die er seinerzeit dem Kloster vermacht hatte, von selbst zu ertönen und geraume Zeit zu läuten. Alles Volk hielt Albert für einen Heiligen. Weil es aber die Kirchlichen Vorschriften verlangen, wollten die Priester nach seinem Tod die heilige Messe in schwarzer Farbe für ihn lesen, während das gläubige Volk ein heiliges Engelamt verlangte. Da erschienen plötzlich vor der ganzen Menge zwei herrliche Jünglinge, die mit himmlisch süßer Stimme die Worte "Os justi" (Der Mund des Gerechten), womit die Messe zu Ehren der christlichen Bekenner beginnt, sangen. Nachdem auf diese Weise der Himmel selbst für die Heiligkeit Alberts eingetreten war, wagte niemand mehr an ihr zu zweifeln. Zahllose Bedrängte nahmen ihre Zuflucht zu ihm und erlangten auffällige Gnaden.

 

Gebet am 7. August

 

Du seligste Jungfrau! Wie freue ich mich, dass du unsere Königin geworden bist und nach Gott zu befehlen hast im Himmel und auf Erden. Nunmehr werden viele tausend Seelen erhalten, die sonst zugrunde gehen würden. Nun werden der Welt vieltausend Gnaden mitgeteilt, die sonst nicht erteilt worden wären. Denn du bist nicht nur eine glorreiche Königin, die jetzt die ewige Seligkeit genießt, sondern auch eine liebevolle barmherzige Mutter, die alle armen Sünder annimmt, und allen Notleidenden Hilfe und Trost bringt. Darum nehme ich meine Zuflucht zu dir und verlasse mich fest auf deine Hilfe. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Kajetan

 

O Gott, der Du dem heiligen Kajetan die Gnade, den Lebenswandel der Apostel nachzuahmen, gegeben hast, verleihe uns auf seine Fürbitte, dass wir nach seinem Beispiel allezeit auf Dich hoffen, und nur nach dem Himmlischen trachten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Donat

 

O Gott, Du Ruhm Deiner Priester, verleihe, dass wir des Beistandes des heiligen Bischofs und Märtyrers Donatus, dessen Andenken wir feiern, teilhaftig werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

In der Heiligsprechungs-Bulle des heiligen Kajetan liest man: er hatte einen so großen Glauben beim heiligen Messopfer, dass, wenn er Jesus Christus am Altar empfing, er ihn gleichsam von den Händen derjenigen erhielt, die zu seiner heiligsten Mutter erwählt worden ist.

 

Andacht am 7. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Der Herr bemisst unsere Vollkommenheit nicht nach der Anzahl und der Größe unserer Werke, sondern nach der Weise, mit der wir sie verrichten; und diese Weise ist die Liebe, mit der und durch die wir sie verrichten. Die Werke sind um so vollkommener, mit je reinerer und vollkommenerer Liebe wir sie vollbringen." (Der heilige Johannes vom Kreuz)

Liebe Gott, und tue was du willst! sprach der heilige Augustinus.

Der heilige Franz von Borgia predigte nicht immer so, wie seine Zuhörer es gerne gehört hätten; und die Themen, die er wählte, und die Art, wie er sie vortrug, missfiel ihnen öfters; indessen lief keine seiner Predigten ohne bedeutende Früchte ab, da er das göttliche Wort einzig Gottes wegen verkündigte.

Jemand, der alle seine Handlungen Gott zu Liebe verrichten wollte, begann sie alle mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sprach: "Im Namen und aus Liebe des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. Ja, mein Gott, dies ist meine Absicht!"

 

Mein Gott, Dir opfere ich das Werk, das ich tue. Ich will es, so wie alle Handlungen meines Lebens, aus reiner Liebe tun; und besonders möchte ich, dass diese Liebe auch der Grund aller Handlungen meines Nächsten sei. Entzünde uns, o Gott, durch Deine Liebe! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 7. August

 

"Wie der Efeu sich an den Baum schmiegt, um sich zu erheben,

so strebt die menschliche Natur mit allen Kräften zu Gott

und ruft ihn an als ihre Stütze und ihre Zuflucht."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 7. August - Von der Beharrlichkeit bis ans Ende

 

O führe mich auf deinem Weg, und sende,

Herr, deine Gnade aus dem Reich des Lichts,

Auf dass mein Leben selig ich vollende;

Denn ohne dich, mein Gott, vermag ich nichts.

O kröne, was du gnädig angefangen,

Und lass dein Werk zur Seligkeit gelangen.

 

1. "Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet." (Matthäus 10,22b) Dies ist ein Ausspruch der ewigen Wahrheit. Hüten wir uns also vor einem unsteten Leben, vor einem beständigen Übergang von Eifer zu Kaltsinn und sündhafter Trägheit. Denn nichts nützt es uns, auch wenn wir lange Zeit fromm leben, wenn wir nicht ausharren bis ans Ende. Viele, die einst gut und lobwürdig begonnen hatten, wurden zu einer Zeit aus dem Leben abberufen, wo sie weder an Gott noch an ihre Pflichten gedacht haben. Diese unglückseligen Beispiele sollten uns wahrhaftig eine ernste Warnung sein, denn dies kann auch uns so geschehen, wenn wir nicht ohne Unterlass wachsam sind.

 

2. Die Gnadenwahl besteht in einer Verkettung von Eingebungen und Gnaden, damit die Auserwählten durch fortwährende Tugendübungen bis zur Vollendung im Guten geführt werden. Wer diese glückselige Kette bricht, der bricht die Kette seiner Verdienste mit der Gefahr, sie nie wieder anzuknüpfen. Welcher Blödsinn treibt uns denn, von unseren guten Vorsätzen abzulassen? Haben Gott, sein heiliger Dienst und die himmlischen Belohnungen heute weniger Wert als gestern? "Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit." (Hebräer 13,8) Oder sind unsere heiligen Verpflichtungen nicht immer dieselben? Oder hätte deine Schwäche durch die Übung in der Frömmigkeit zugenommen? Setzen wir unser Heil durch unsere Unbeständigkeit nicht in so schwere Gefahr!

 

3. Die Gabe der Beharrlichkeit ist die Krone aller Gnaden, und sie wird nur durch ein getreues, bußfertiges und heiliges Leben verdient. Nur dadurch können wir Gottes Herz neigen, der sie auch nur denen verleiht, die ihn fürchten, lieben, und standhaft auf dem Weg seiner Gebote gehen. Weichen wir also nicht von dem wohlgeordneten Leben, wozu der Geist Gottes in den Tagen unseres festen Eifers uns anregte, und bitten wir jeden Tag dringend um diese Gnade. Der die Hand an den Pflug legt, das Ackerland seines Herzens zu bearbeiten, und zurücksieht auf die Lüste dieser Welt, der ist nicht geeignet für das Reich Gottes. "Sei getreu bis in den Tod; dann werde ich dir die Krone des Lebens geben." (Offenbarung 2,10b)

 

8. August

 

Der heilige Cyriakus, Diakon und Martyrer von Rom,

+ 16.3.303 - Fest: 8. August

 

Der heilige Cyriakus gehört zu den heiligen Vierzehn Nothelfern. Dargestellt wird er im Gewand eines Diakons, der an einer eisernen Kette einen schwarzen Hund mit scharfen Zähnen und ausgestreckter feurigroter Zunge führt.

 

Es war in Rom um das Jahr 300. Die letzte der zehn römischen Christenverfolgungen hatte den Höhepunkt erreicht. Viele von den Gläubigen wurden gemartert und hingerichtet. Andere verwendete man als Zwangsarbeiter bei großen Bauten. Ohne Unterschied des Alters und des Standes mussten Männer und Frauen, Alte und Kinder bei Wasser und Brot Steine zum Bauplatz schleppen, mussten auf Schubkarren Sand und Kalk herbeifahren, mussten auf Leitern und Gerüsten Hilfsdienste verrichten, und wehe ihnen, wenn sie einmal ausruhen wollten! Dann sausten ihnen die Peitschen der Aufseher schonungslos um den Kopf, auf den Nacken und die Beine.

 

Da kam eines Tages ein flotter lockerer Junge daher. Die Mütze saß ihm schief auf dem Ohr. Er sang und pfiff. Am Bauplatz blieb er einen Augenblick stehen, würdigte die Zwangsarbeiter keines Blickes, grüßte nachlässig die Aufseher und schlenderte lustig pfeifend weiter. Die Christen aber jubelten und freuten sich. Wie Sonnenschein in dunkler Nacht zog ein stilles Lächeln über ihr Gesicht. Und einer flüsterte es dem anderen zu: „Cyriakus war da!“ Da wussten alle, dass die heilige Mutter Kirche sie, ihre ärmsten Kinder, nicht vergessen hatte. Neue Kraft und frischer Mut kam über sie. Wie groß war aber erst die Freude, als am Abend in der Baracke bekannt wurde, dass Cyriakus im Vorübergehen unbemerkt einem der Ihrigen in einer kleinen Büchse das Allerheiligste zugesteckt hatte! Da war also der Heiland mitten unter ihnen, und das schwere Leben war mit einem Schlag nur noch halb so schwer.

 

Von dieser Zeit an kam der flotte lockere Junge täglich am Bauplatz vorüber. Immer schaute er über die Christen hinweg, als gingen sie ihn gar nichts an, aber jedes Mal überreichte er einem der Zwangsarbeiter unbemerkt das heilige Sakrament. Allmählich befreundete sich Cyriakus scheinbar mit den Aufsehern. Wenn er kam, grüßte er, begann ein Gespräch, erzählte schnell den neusten Witz und verschwand. Bald freuten sich die Wärter sogar, wenn sie den jungen Mann in der Ferne kommen sahen. Kurz und gut, es entstand eine dicke Freundschaft zwischen ihnen und Cyriakus. Und da konnte Cyriakus es wagen, den Glaubensgenossen Brot, Fleisch und andere Lebensmittel, Kleider und Schuhe zuzustecken.

 

Dass aber der Krug nur so lange zum Brunnen geht, bis er bricht, sollte auch der mutige Diakon Cyriakus erfahren. Die Behörden hatten Verdacht geschöpft. Die Wärter wurden plötzlich abgelöst. Als Cyriakus mit seinen beiden Freunden Largus und Smaragdus, die ihm bei der ausgedehnten Liebestätigkeit halfen, am folgenden Tag auf dem Bauplatz ankamen, wurden alle drei verhaftet, gefesselt und ins Gefängnis abgeführt.

 

Cyriakus und seine Gefährten hatten insofern Glück, dass sie einen anständigen Gefangenenwärter antrafen, der ihnen sogar Besuche zuführte. Da geschah es nicht selten, dass sich das Gebet und die Handauflegung des heiligen Diakons als wunderkräftig erwiesen hat. Es ging auch bei ihm in Erfüllung, was im Evangelium gesagt wird: „Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden.“

 

Von diesen Wundern hörte auch Kaiser Diokletian. Und weil er eine Tochter besaß, die vom bösen Geist besessen war, ließ er Cyriakus herbeiführen. Als der Heilige über das besessene Mädchen betete und dem Satan im Namen Jesu befahl, aus ihm zu fahren, hörte man plötzlich ein wildes Gekläff. Da lag zu Füßen des heiligen Diakons winselnd ein großer schwarzer Hund mit scharfen Zähnen und feurigroter Zunge, die dem Tier weit aus dem Maul hing. Die Tochter des Kaisers aber war vom Teufel befreit. Somit weiß man jetzt, was auf den Bildern des heiligen Cyriakus der Hund bedeutet, den er an einer eisernen Kette mit sich führt.

 

Kaiser Diokletian lief, wie man sich denken kann, über von Dankbarkeit. Die drei Gefangenen erhielten die Freiheit zurück und betätigten sich wieder in der christlichen Nächstenliebe, bis schließlich auch sie den Martyrertod starben.

 

Der heilige Altmann, Bischof von Passau,

+ 8.8.1091 – Fest: 8. August

 

In den Zeiten tiefen Verfalls und beklagenswerter Zuchtlosigkeit hat Gott immer Menschen erweckt, die durch Reinheit der Sitten hervorleuchteten, mit eiserner Willenskraft Wahrheit und Recht vertraten und die größten Übel der Zeit mutig beim Namen nannten. Zu diesen ehrenvollen Menschen rechnet die Kirche mit vollem Recht den heiligen Altmann, der als eine mächtige Säule des Glaubens und der Gottesfurcht inmitten der Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte vor unseren Augen steht.

 

Altmann war der Sohn des Grafen Meinhard von Lambach und Pütten, nach Angabe anderer ein Spross der fürstlich Wettinschen Familie, geboren in Westfalen zwischen 1010 und 1020. Der reichbegabte junge Mann erhielt seine erste Bildung an der Domschule zu Paderborn und vollendete seine Studien an der Hochschule zu Paris. In seine Heimat zurückgekehrt, wählte Altmann den geistlichen Stand, wurde Kanonikus zu Paderborn und leitete die dortige Domschule mit so ausgezeichnetem Erfolg, dass ihn Kaiser Heinrich III. zu seinem Hofkaplan erwählte und zum Dompropst in Aachen beförderte. Nach dem Tod des Kaisers (1056) begleitete er dessen Witwe, Agnes, nach Passau und leistete ihr durch seine Weisheit und Treue die vortrefflichsten Dienste in der Reichsverwaltung.

 

Im November 1064 unternahm Altmann mit vielen Rittern und Grafen eine Wallfahrt zum heiligen Land. Die Reisenden wurden ausgeraubt, schwer misshandelt und wie Lasttiere gepeitscht, kaum retteten sie ihr Leben. Nachdem Altmann an den heiligen Stätten seine Liebe zum Erlöser neu erwärmt, in Gebet und Betrachtung sein Herz von der Welt losgeschält, und seinen Eifer für Gottes Ehre und das Heil der Seelen frisch angefacht hatte, kehrte er zurück. Da unterdessen der Bischof Engelbert von Passau gestorben war, wurde er auf Verwendung der Kaiserin Agnes zum Bischof von Passau ernannt. Der heilige Gebhard, Erzbischof von Salzburg, erteilte ihm die Konsekration.

 

Die älteste Lebensbeschreibung sagt von Altmann: „Dass er diese Ehre vor Gott verdiene, hat sein preiswürdiges Leben gezeigt; denn er war ein Lehrer der Wahrheit, ein Liebhaber der Keuschheit, geschmückt mit guten Sitten und darum Gott und den Menschen angenehm. Die Geistlichen ermahnte er zur Liebe der Enthaltsamkeit, das Volk zur Furcht Gottes, die Entzweiten versöhnte er, durch reiche Almosen linderte er die Not der Armen, den Leib hielt er in Zucht durch Wachen und Fasten, in Beten und Weinen demütigte sich sein Geist, und was er andere lehrte, darin erwies er sich selbst als Vorbild durch lebendige Werke.“ Gott verherrlichte den frommen Bischof auch durch Wunder. In Passau war die einzige Tochter einer Witwe vom Aussatz geplagt und alle ärztlichen Mittel erwiesen sich wirkungslos. Da sie im standhaften Gebet Gott um Hilfe anrief, wurde ihr im Traum offenbart, sie solle das Wasser nehmen, womit der Bischof Altmann nach der Heiligen Messe seine Hände gewaschen hat, und solle damit ihre Tochter waschen, so werde sie gesund werden. Die Frau tat es und das Mädchen wurde vom Aussatz so völlig rein, dass nicht die geringste Spur mehr übrig blieb.

 

So friedliebend und wohlwollend der heilige Bischof von Natur war, so bekämpfte er mit aller Entschiedenheit die Missbräuche und Unordnungen, die sich vielfach eingeschlichen hatten. Die weltlichen Fürsten maßten sich kirchliche Rechte an, setzten nach Willkür Bischöfe und Äbte ein und ab, verkauften kirchliche Pfründen und besetzten sie mit ihren Günstlingen, die gar oft ein ärgernisgebendes Leben führten, sich verehelichten und mehr der Sorge für Frau und Kind, als für ihre Herde oblagen. Gegen diesen Unfug eiferte Altmann im Verein mit dem unerschütterlichen Papst Gregor VII. und Urban, und zwar aus innerster Überzeugung und mit einer Tätigkeit, die ihm Gelegenheit gab, in Deutschland eine bedeutende Rolle zu spielen. Er durchreiste sein Bistum, das sich bis nach Steiermark hinein erstreckte, und war überall beflissen, die verfallene Kirchenzucht wiederherzustellen. Aus den Klöstern St. Pölten, St. Florian und Kremsmünster jagte er die unverbesserlichen Mönche fort und stellte würdige Vorsteher an, zu St. Nicola, bei Passau und zu Göttweih in Niederösterreich stiftete er 1072 zwei Klöster regulierter Chorherrn nach der Regel des heiligen Augustin, die ein leuchtendes Muster für die übrigen Klöster wurden.

 

Gegen die Wiederbelebung christlicher Gesittung und kirchlicher Gesetze erhoben sich nicht nur Mönche, sondern auch viele Weltgeistliche. Deshalb berichtete der heilige Bischof die Angelegenheit nach Rom, und Papst Gregor VII. erteilte ihm umfassende Vollmachten, insbesondere gegen alle nicht im Zölibat lebenden Geistlichen. Am heiligen Weihnachtsfest 1072 verkündete Bischof Altmann in seinem Dom die päpstliche Bulle und mahnte mit hohepriesterlichem Ernst zu ihrer treuen Befolgung, rief aber einen solchen Sturm hervor, dass er nur mit Mühe sein Leben retten konnte. Dies schüchterte ihn jedoch nicht ein. Aber die schuldigen und abgesetzten Priester verklagten den Bischof beim Kaiser Heinrich IV. und dieser schmutzigste und erbärmlichste Großhändler mit Kirchenpfründen zog selbst nach Passau, verjagte den rechtmäßigen Bischof und schützte die in sündhaften Verhältnissen lebenden und mit dem Kirchenbann belegten Priester in ihren Amtsstellen. Zugleich mit ihm wurden auch die Chorherrn von St. Nicola verjagt. Der treue Diener der Kirche flüchtete zuerst nach Sachsen, dann nach Westfalen und ging zuletzt nach Rom, wo ihn der Papst zum Legaten in ganz Deutschland ernannte. In dieser Eigenschaft wohnte er dem Konzil zu Tribur bei, wo Heinrich IV. abgesetzt wurde. Unter den deutschen Fürsten brachte er ein Bündnis zustande zum Schutz der Kirchen, Klöster und Wehrlosen gegen die Verächter der göttlichen und menschlichen Gesetze.

 

Weil der Bischof Altmann nicht nach Passau zurückkehren durfte, schlug er 1082 unter dem Schutz des edelmütigen Markgrafen Leopold von Österreich seinen Sitz zu Mautern, einem passauischen Städtchen an der Donau auf und führte sein Hirtenamt weiter fort. Was er dort leistete, drückt sein Lebensbeschreiber mit den Worten aus: „Den wilden Boden voll Dornhecken hat der Bischof Altmann zur fruchtbaren Erde gemacht. Vor seiner Ankunft waren fast alle Kirchen im Bistum nur von Holz und ohne allen Schmuck; so auch ihre Priester waren so zu sagen hölzern, weil sie dem Eheleben und weltlichen Geschäften ergeben, in ihrem göttlichen Amt ganz unwissend waren. Nun aber sind durch seine Bemühungen fast alle Kirchen von Stein, mit Büchern, Gemälden und anderem Schmuck, und was noch mehr gilt, mit keuschen und unterrichteten Geistlichen wohl versehen. Zudem glänzt das Gebiet mit vielen Klöstern, wo Tag und Nacht Gott mit großem Eifer verehrt wird. Der Ruf seines Namens hat aus allen Gegenden gottselige Männer zu ihm gezogen, die er in verschiedene Klöster verteilt und für deren Unterhalt er gesorgt hat.“

 

Als einen wahren Vater des Volkes zeigte sich der liebreiche Bischof Altmann besonders während der Überfälle der Böhmen, die das ganze Land plünderten und verwüsteten. Um den Jammer und das Elend der Heimgesuchten zu mildern, teilte er seinen ganzen Hausrat, selbst sein Weißzeug unter die Unglücklichen.

 

Nachdem Altmann 26 Jahre lang unter großen Drangsalen und Verfolgungen sein Oberhirtenamt treu verwaltet hatte, berief ihn Gott zur Ruhe und Freude am 8. August 1091. Sein Leichnam wurde im Kloster Göttweih beigesetzt und durch Wunder verherrlicht.

 

Der heilige Dominikus Guzmann, Priester und Ordensstifter,

+ 6.8.1221 - Fest: 8. August

 

Auf manchen Bildern trägt der heilige Dominikus einen Spatz in der Hand. Was es mit dem Spatz für eine Bewandtnis hat, werden wir gleich lesen.

 

Um den heiligen Dominikus zu verstehen, ist es nötig, zunächst kurz die Zeit zu beleuchten, in der er lebte. Um das Jahr 1200 blühte in Oberitalien, in Frankreich und auch am Rhein die Sekte der Albigenser. Ihre Führer taten sehr fromm und sittenstreng, aßen niemals Fleisch und sagten außerdem, dass man kein Eigentum besitzen dürfe. Auch schafften sie den Eid und die Sakramente ab, und alles Katholische war ihnen ein Gräuel. Sie zerstörten die Kirchen, zertrümmerten Bilder und Kreuze und vertrieben und töteten die Priester. Auf der anderen Seite übten sie eine weitgehende Caritas. Durch die Caritas und durch das Leben der Anführer in Armut und Strenge machten sie einen tiefgehenden Eindruck auf das unwissende Volk. Es drohte ein großer Abfall vom katholischen Glauben. Alles aber, was die Kirche gegen sie unternahm, schlug fehl, bis Dominikus endlich in Erscheinung trat.

 

Dominikus, aus adeligem Geschlecht, war Seelsorger in der spanischen Stadt Salamanka. Als eine Hungersnot ausbrach, machte er alles, was er besaß, zu Geld, um Brot für die Armen zu kaufen. Nur von seinen Büchern wollte er sich nicht trennen, denn er war ein Bücherwurm. Aber schließlich versilberte er auch diesen Schatz, weil die Not der Menschen so groß war.

 

Einmal musste Dominikus eine Reise machen, auf der er durch das Gebiet der Albigenser in Südfrankreich kam. Da sah er mit eigenen Augen die Zerstörungen, die die Sekte in den Herzen der Menschen anrichtete. So beschloss er, gleich an Ort und Stelle zu bleiben, um die Leute zu bekehren. Das war aber leichter gesagt als getan. Die Leute verspotteten ihn, warfen mit Steinen nach ihm und lauerten ihm auf, um ihn umzubringen. Es war scheinbar eine hoffnungslose Sache, für die er kämpfte.

 

Was tut man in einer solchen Lage? Man betet um Gottes Hilfe und Beistand. Dominikus betete also, und beim Beten kam ihm ein guter Gedanke. Wenn nämlich die Anführer dieser Sekte arm lebten, so wollte er noch ärmer leben. Wenn sie fasteten, so wollte er es auch tun. Also verzichtete Dominikus auf alles, bis auf ein einziges Kleid. Er schlief in der Kirche auf einer Bank oder unterwegs in einer Scheune. Er machte sein ganzes Leben zu einem einzigen Fasttag und verausgabte sich im Dienst an den Armen und Kranken. Ein solches Vorbild verstanden die Leute besser als alle Predigten. Langsam mehrten sich die Bekehrungen. Die erste Bresche war geschlagen, aber, bei Licht besehen, war der Erfolg nur klein.

 

Wieder betete Dominikus, und es erschien ihm nach der Legende die Mutter Gottes und lehrte ihn das Rosenkranzgebet. Seitdem stand die Himmelskönigin hinter dem eifrigen Seelsorger. Und so war es nicht verwunderlich, dass er nun bessere Erfolge aufzuweisen hatte. Als die Arbeit immer mehr wurde, gründete Dominikus den nach ihm benannten Orden der Dominikaner, der Großes im Dienst der Menschen leistete, ungezählte Heilige hervorbrachte und heute noch sehr lebendig ist. Dominikus starb am 6. August 1221 in der italienischen Stadt Bologna, und dreizehn Jahre später wurde er bereits heiliggesprochen.

 

So ist nun die Legende vom heiligen Dominikus erzählt. Aber wann kommt denn nun der Spatz an die Reihe? Schau dir doch nur einmal solch einen Spatz an! Ein richtiger Landstreicher ist er. Ein ständiges Zuhause kennt er nicht. Er verbringt die Nacht in Mauerritzen, kümmert sich in keiner Weise um den morgigen Tag, lässt trotzdem nie den Kopf hängen, sondern zwitschert fröhlich von früh bis spät sein Lied. Auch dieser Spatz ist ein Geschöpf des lieben Gottes, der mit väterlicher Liebe für ihn sorgt, so dass es nie gehört worden ist, dass je ein Spatz nicht mehr gezwitschert hätte.

 

Gleicht nicht der heilige Dominikus dem Spatz? Auch er besaß nur ein Kleid, er schlief in einer Scheune und überließ sein ganzes Leben der Sorge des Vaters im Himmel. In der Kirche sang er froh und glücklich Gottes Lob und behielt recht mit seinem übergroßen Gottvertrauen. Er stellte sich und seinen neuen Orden allein auf Gottes Vorsehung.

 

* * *

 

Es befand sich in Rom eine sehr schöne Frau, Katharina die Schöne genannt. Als sie eines Tages den heiligen Dominikus von der Rosenkranzandacht predigen hörte, ließ sie sich in das Bruderschaftsbuch einschreiben, verließ indes noch nicht ihren gottlosen Wandel. Als nun eines Abends ein Jüngling, der sehr vornehm zu sein schien, sie besuchte, empfing sie ihn freundlich und zuvorkommend, bemerkte aber, als sie zu Nacht aßen, dass dem Jüngling, so oft er Brot schnitt, Blutstropfen von den Händen herabfielen. Sie fragte ihn, woher denn dies Blut komme. Hierauf antwortete der Jüngling, dass ein Christ keine Speise zu sich nehmen dürfe, bevor sie nicht in das Blut Jesu Christi getaucht, und durch die Erinnerung an seine Leiden gewürzt worden sei. Da fragte die Unglückliche den Jüngling ganz erschrocken, wer er denn sei. Du wirst es alsogleich erfahren, antwortete er. Nachdem beide sich in ein anderes Zimmer begeben hatten, veränderte sich mit einem Mal die Gestalt des Jünglings, und zeigte sich der Sünderin mit Dornen gekrönt und mit zerrissenem Leib, und sprach: "Willst du noch wissen, wer ich bin, oder erkennst du mich etwa nicht? Siehe, ich bin dein Erlöser. Wann wirst du einmal aufhören, Katharina, mich zu beleidigen? Siehe, wie viel ich für dich gelitten habe. Siehe, du hast mich lange genug beleidigt, darum ändere dein Leben." Hierauf fing Katharina an bitter zu weinen. Aber Jesus sprach ihr Mut zu, und sagte: "Wohlan, liebe mich jetzt so sehr, als du mich früher beleidigt hast. Du sollst auch wissen, dass du diese Gnade durch den Rosenkranz verdient, den du meiner Mutter zu Ehren gebetet hast." Hierauf verschwand die Erscheinung. Katharina beichtete am anderen Tag dem heiligen Dominikus, gab alles, was sie hatte, den Armen, und führte hierauf einen so heiligen Lebenswandel, dass sie einen hohen Grad der Vollkommenheit erreichte. Mehrmals erschien ihr auch die allerseligste Jungfrau Maria, und Jesus selbst offenbarte dem heiligen Dominikus, dass diese Büßerin ihm sehr wohlgefällig sei. 

 

Der selige John (Johann) Felton, englischer Edelmann, Märtyrer,

+ 8.8.1570 – Gedenktag: 8. August

 

Mit großer Langmut hatte der Papst, der heilige Pius V., gezögert, gegen die englische Königin Elisabeth wegen ihrer Glaubensneuerungen und gewaltsamen Eingriffe in die kirchlichen Rechte mit Kirchenstrafen vorzugehen. Als aber die Kunde von der blutigen Metzelei, die Elisabeth unter den armen, unschuldigen Katholiken in Nordengland hatte anrichten lassen nach Rom gelangte, da veröffentlichte der Papst am 25. Februar 1570 die Bulle, die die Exkommunikation und die Absetzung der Königin aussprach. Obwohl ganz England von allem Verkehr mit der katholischen Welt streng abgeschlossen wurde, fand doch die Bulle ihren Weg dorthin. In der Morgenfrühe des 25. Mai 1570 sahen sie Londons Bewohner am Tor des bischöflichen Palastes. Groß war der Ärger des Rates und der Zorn der Königin. Auf die umfassendsten Nachforschungen hin fand man bei einem Studenten der Rechtsschulen, deren Mitglieder sich lange den alten katholischen Geist bewahrten, ein Exemplar der Bulle. Auf der Folter gestand der Arme, dass er es von einem Master John Felton erhalten habe.

 

Johannes Felton, ein angesehener Edelmann von Southwark, im Süden Londons, war ein glühender Anhänger des Glaubens seiner Väter. Er hatte es für seine Pflicht gehalten, nach dem Willen des Papstes seinen Landsleuten die Bulle zur Kenntnis zu bringen. Die folgende Verhaftung brachte ihn denn auch keinen Augenblick außer Fassung. Eine ganze Streitmacht hatte man gegen den einen aufgeboten. Der Lordmayor (Bürgermeister), der Lordoberrichter und die beiden Sheriffs (Landrichter) von London mit 500 Hellebardieren umstellten Feltons Haus. Sobald er die Häscher durchs Fenster bemerkte, ging er hinab, öffnete die Tür, hieß sie willkommen und gab ihnen zu verstehen, dass er wohl ahne, warum sie kämen. Nicht denselben Starkmut besaß seine Gattin; sie fiel beim Anblick der Bewaffneten in Ohnmacht. Felton gestand sofort unumwunden ein, dass er in der Nacht die päpstliche Bulle am Tor des damals natürlich schon anglikanischen Bischofes bei St. Paul angeschlagen habe. Der Edelmann muss sehr reich gewesen sein. Seine Silbergeräte und Schmuck wurden auf 33.000 Pfund Sterling (etwa 6 ½ Millionen Mark) geschätzt. Das ließ die Königin für sich konfiszieren. Noch hatte er einen kostbaren Diamantring im Wert von 400 Pfund Sterling (80.000 Mark), den er an seiner Hand trug. Der Lordoberrichter hätte ihn gerne gehabt; aber der Gefangene verweigerte ihm das kostbare Juwel. Vor seiner Hinrichtung nahm er den Ring vom Finger und schickte ihn der Königin, zum Zeichen, dass er ohne Groll gegen sie im Herzen sterbe. Das Geschäft der Religionserneuerung war auch für Elisabeth und ihre Kreaturen, wie damals für die reformlustigen deutschen Fürsten, ein höchst einträgliches. Nicht bloß die Güter der Kirche, auch die privaten Güter ihrer treuen Anhänger mussten die Taschen der „ums reine Evangelium“ Besorgten füllen. Bei kirchlichen wie bei politischen Umwälzungen suchen alle niederen Instinkte und Leidenschaften der Menschen ihre Befriedigung.

 

Das Gerichtsverfahren war bei dem seligen Johann Felton ein sehr einfaches. Es bedurfte nicht der üblichen gewissenlosen Künste, um das Verbrechen des Hochverrates zu ersinnen. Er hatte alle einzelnen Punkte unterschrieben, die die päpstliche Bulle enthielt, und erklärt, „dass Elisabeth der Titel, die Ehre und Krone einer Königin nicht zustehen und dass sie gar nicht Königin von England sein sollte“. Ein offeneres Bekenntnis konnte nicht mehr erwartet werden, wiewohl Felton auf die Frage, ob er sich also des Hochverrates schuldig bekenne, folgerichtig mit „Nicht schuldig“ antwortete; denn er erkannte die durch den Papst ihres Thrones entsetzte Elisabeth nicht mehr als seine Königin an. Auch zur Angabe von Mitschuldigen war er selbst durch mehrmals wiederholte Folterung nicht zu bringen. Das Urteil konnte nicht zweifelhaft sein: Schleifung, der Galgen, die übliche barbarische Verstümmelung und Vierteilung.

 

Am Morgen des 8. August, an dem das Urteil vollstreckt werden sollte, kamen noch drei anglikanische Prediger in das Gefängnis zu Felton, um ihn durch Überredungskünste im Glauben wankend zu machen. Alle Bekehrungsversuche aber wies der Selige entschieden, oder wie der Regierungsbericht sagt, „mit viel Anmaßung“ ab. Auf alle Vorstellungen antwortete er entschlossen, er wisse, was er getan habe, er halte fest an dem alten katholischen Glauben, den der Heilige Vater, der Papst, seit langer Zeit verteidige. „Wer einen anderen Glauben annimmt oder eine andere Lehre hält, der wisse, dass sie böse und irrtümlich sei.“ Als man den Martyrer auf die Schleife, eine Art Matte, geworfen hatte, sagte er zu den Zuschauern, er sterbe um des katholischen Glaubens willen, weil er den Primat des Papstes bekenne und weil er in Abrede stelle, dass die Königin das Oberhaupt der Kirche sei. Unterwegs betete er besonders den Psalm De profundis: „Aus den Tiefen rufe ich zu dir, o Herr!“ An der Stätte der Hinrichtung angelangt, als man ihm den Rock und das Atlaswams auszog, die dem Henker zufielen, schien ihn doch die Todesangst beschleichen zu wollen. Indessen ermahnte sich der selige Blutzeuge selbst: „Was ist das, Felton, fürchtest du den Tod?“ Kniend betete er nach Verlesung der königlichen Proklamation das Miserere. Dann stieg er die Leiter hinauf. Beim Anblick des Tores, an dem er die Bulle Pius` V. angeschlagen hatte – die Richtstätte war St. Pauls Kirchhof -, sagte er: „Ja, da hat das Urteil des Papstes gegen die vorgebliche Königin gehangen; und jetzt bin ich bereit für den katholischen Glauben zu sterben.“ Von den Anwesenden aufgefordert, die Königin um Verzeihung zu bitten, antwortete er: „Ich habe sie nicht beleidigt; wenn ich aber jemand beleidigt habe, so bitte ich ihn und die ganze Welt um Verzeihung.“ Mit zum Himmel erhobenen Augen empfahl er seine Seele in die Hände Gottes, während man ihm die Schlinge um den Hals legte und ihn von der Leiter stieß. Nachdem er sechsmal hin und her geschwungen, befahl man dem Henker, ihn loszuschneiden, damit er lebend die übrigen Qualen empfinde. Der Henker zauderte, um ihm die Pein zu erleichtern; aber der Sheriff drängte ihn zur Vollendung des grausigen Werkes. Es wurde ihm der Kopf abgeschlagen und dem Volk gezeigt. Dann wurde er gevierteilt und nach Neutor zurückgebracht, wo die Viertel gesotten und dann aufgehängt wurden, wie man es mit allen Hochverrätern tut, sagt der Regierungsbericht. Der katholische Gewährsmann aber fügt bei, dass die Standhaftigkeit des Seligen die Zuschauer so ergriffen habe, dass die Hinrichtung dem katholischen Glauben Nutzen, der Sache der Königin Schaden gebracht habe.

 

Papst Gregor VIII. ließ Felton unter den englischen Martyrern abbilden und Leo XIII. reihte seinen Namen unter die Seligen ein, „die für dieses apostolischen Stuhles Oberhoheit und für die Wahrheit des rechtmäßigen Glaubens Blut und Leben hinzuopfern nicht zauderten“.

 

Reichtum, Ehre und gutes Leben konnten die Martyrer nicht abhalten, für die Wahrheit Zeugnis zu geben. Franz von Sales sagt: „Jakob nahm die Haare, womit seine Mutter ihm Hals und Hände bedeckt hatte, ohne Schmerz hinweg, weil sie nicht festhielten; hätte man das gleiche bei Esau versuchen wollen, so wäre es ohne Schmerz und Geschrei nicht abgelaufen.“ Der Verlust der Erdengüter bereitet nur dem Schmerz, der sein Herz ungebührlich daran hängt.

 

Der heilige Famian Gerhard von Köln, Priester,

Einsiedler und Pilger in Italien, OCist,

+ 8.8.1150 – Fest: 8. August

 

Für das Heiligwerden ist es im Allgemeinen nicht von Vorteil, wenn einer immer von Ort zu Ort wandert und sein Leben bald an dieser, bald an jener heiligen Stätte zubringt. Denn die innere Sammlung und die Beständigkeit des Geistes kann dabei nur schwer bewahrt werden. Und die Schar von berufsmäßigen Wallfahrern, wie sie zu manchen Zeiten des Mittelalters durch die Lande zogen, Litaneien singend und die Geißel schwingend, von einem berühmten Heiligtum zum andern, war oft nichts weniger als heilig, im Gegenteil manchmal eine rechte Landplage. Und doch hat Gott auch unter ihnen seine Auserwählten gefunden und für manchen ist an den großen Gnadenstätten wirklich ein Brünnlein der Heiligkeit gesprudelt. Von einem solchen Heiligen will ich dir heute erzählen. Es ist der heilige Famian.

 

Eigentlich hieß er Gerhard – die Südländer machten Quardo daraus – und war ein Kölner Kind. 1090 erblickte er als Sprössling einer Patrizierfamilie das Licht der Welt. Mit den Reichtümern vermittelten ihm seine Eltern vor allem eine gediegene, christliche Erziehung, deren Früchte sich bald offenbarten. Die irdischen Schätze übten auf die Seele Gerhards keine Anziehungskraft aus; er gab sie lieber den Armen und lebte in anspruchsloser Dürftigkeit. Seine Freude war die Betrachtung des Leidens Christi, dessen siegreiches Zeichen er immer auf seiner Brust trug. Schließlich wollte er auf alles verzichten. Achtzehn Jahre war er alt, als er Eltern und Heimat und alles, was sie ihm bieten konnten, verließ und sich auf die Pilgerfahrt gen Süden machte. Sie dauerte sechs Jahre. Wir können daraus schließen, dass er das Wallfahren als seinen Beruf auffassen wollte. Von den Missbräuchen, wie sie damals vorkamen, hielt sich Famian fern. Für ihn war die Wallfahrt wirklich eine Gebets- und Bußfahrt. Alle Zeit sandte er für sein und aller Menschen Heil inbrünstige Gebete zu Gott dem Herrn empor. Damit verband er Bußwerke mancherlei Art, Fasten und Geißeln, als ob die Strapazen der Reise nicht allein schon genug gewesen wären und das Betteln von Tür zu Tür nicht allen Stolz in dem Patriziersohn hätte ersticken müssen.

 

Ende September 1114 langte Famian am Ziel seiner Pilgerfahrt an, den Rest des Jahres verbrachte er in Rom, unermüdlich die Gotteshäuser besuchend und Buße übend. Aber die ewige Stadt war erst eines seiner Ziele. Seine Sehnsucht flog hinüber nach Spanien zum Grab des heiligen Jakob in Compostela. So hoch stand dieses Heiligtum in seinen Augen, dass er, in Spanisch-Galizien angekommen, erst drei Jahre bei einem Einsiedler in die Schule ging, um dann möglichst rein und heilig sich dem Apostel nahen zu können. Hier lernte er nun etwas Vollkommeneres kennen als das Wallfahren, den Dienst Gottes in Weltabgeschiedenheit und Ortsbeständigkeit. Als er deshalb seine Andacht in Santiago de Compostela befriedigt hatte, suchte er wieder die Einsamkeit auf. In einem Wald am Fluss Minon baute er sich eine Klause und führte daselbst sein strenges Bußleben weiter – fünfundzwanzig Jahre lang. Seine Nahrung waren Wurzeln und Kräuter, sein Getränk das Wasser des Flusses. Im nahen Kloster der Martyrer Kosmas und Damian holte sich seine Seele ihre Speise in Anhörung der Predigt und Empfang der heiligsten Sakramente.

 

Im Jahr 1144 kam unser Heiliger zu dem Entschluss in das Zisterzienserkloster Osera einzutreten. Diese Abtei war 1140 durch Mönche von Clairvaux dem Orden zugeführt worden, und die ganze Gegend war voll des Lobes über die Heiligkeit und große Lebensstrenge der Bewohner. Ein solcher Ruf zog auch Famian an und der Abt Garcias und seine Mönche waren ihrerseits hocherfreut über die Ankunft des Gottesmannes. Ob jedoch Famian wirklich Profess auf die Benediktinerregel abgelegt hat, ist recht zweifelhaft. Sicher aber wurde er in den geistlichen Verband der Klostergemeinde aufgenommen. Er galt als familiaris, d.h. als Glied der Klosterfamilie und stand von jetzt ab unter dem Gehorsam des Abtes. Dieser wies ihm in der Folge die Kapelle des heiligen Laurentius zum Aufenthalt an. Wenn er nicht ohnehin schon Priester war, ließ er ihm die heiligen Weihen geben. Mit der Erlaubnis und dem Segen des Abtes machte sich Famian im Jahr 1146 wieder auf die Wanderschaft. Er wollte auch noch jene Orte besuchen und verehren, die unser Herr selbst durch sein Leben und Leiden geweiht hat, sei es dass er ein Gelübde dahin gemacht, sei es dass seine Pilgernatur wieder zum Durchbruch kam. Aber sein Körper war den Beschwerlichkeiten einer solchen Reise nicht mehr gewachsen. Im Heiligen Land angekommen, fühle er das Ende seines Lebens nahen. Um nicht in der Fremde sterben zu müssen, wollte er schleunigst wieder zu seinen Mitbrüdern nach Spanien heimkehren.

 

Im Jahr 1150 treffen wir Famian wieder in Rom. Aber hier erschienen ihm im Traum die Apostelfürsten Petrus und Paulus und gaben ihm die Weisung nach Gallese zu gehen, einem Städtchen unweit Rom im Faliskerland. Sogleich brach der Heilige dahin auf. Kaum fünfzehn Tage war er dort, so packte ihn die Todeskrankheit. Er ließ sofort den Erzpriester der Stadt rufen und sich von ihm die heiligen Sterbesakramente reichen. Dann teilte er ihm mit, dass er nach acht Tagen sterben werde. Auch zeigte er ihm von der Stadtmauer aus, an der das Haus des Ascarus, seines Herberggebers, lag, den Platz, wo er begraben zu werden wünschte. Es war ein kleines Gärtlein draußen vor den Toren und nicht die Marienkirche, wie der Pfarrer es ihm vorschlug und worauf er als Priester Anspruch gehabt hätte. Als der Tag des Hinscheidens heraufdämmerte, der 8. August 1150, versammelte sich der ganze Klerus der Stadt am Sterbelager des Fremdlings. Auch der Herbergswirt Ascarus, der schon lange von einem schweren Nierenleiden heimgesucht war, ließ sich zum Heiligen tragen. An ihm geschah das erste Wunder. Im selben Augenblick, als er sich niederbeugte und die Hand seines Gastes küsste, war jede Spur der Krankheit verschwunden.

 

Mit diesem Wunder beschloss der Heilige seinen Lebenslauf, mit diesem Wunder eröffnete er eine ganze Reihe von Krankenheilungen und sonstigen auffälligen Gnadenerweisen an seinem Grab. So zahlreich waren sie, dass schon nach fünf Jahren Papst Hadrian IV. ihn unter die Zahl der Heiligen versetzte und zugleich seinen Namen Quardus in Famianus, der „Weitberühmte“, änderte. Über seinem Grab erhob sich eine prächtige dreischiffige Basilika. Noch heute halten die Einwohner von Gallese ihren Schutzheiligen in hohen Ehren. Sie haben ihn ja gleichsam noch lebendig in ihrer Mitte, nicht bloß durch seine fortdauernde Wunderwirksamkeit, auch sein Leib ist nach fast neunhundert Jahren noch ganz frisch und unversehrt. Ein deutscher Pilger beschreibt ihn folgendermaßen: „Wir erblicken in der Tiefe des Grabes den mit dem weißen Gewand und dem schwarzen Skapulier der Zisterzienser bekleideten heiligen Gerhard von Köln. Das mit der Kapuze umhüllte Haupt ruht auf einem großen Buch. Die Gesichtszüge sind fein und regelmäßig, der Leib frisch und zart, wie wenn er sanft im Grab schlummerte.“ Die Verwesung hatte an dem Leib „des jungfräulichen Sohnes der Stadt Köln und gottentflammten Pilgers, des heiligen Priesters und Mönches“ keinen Teil. So können Rompilger aus Deutschland die Wunder der Allmacht Gottes nicht nur an den unverwesten Leibern der heiligen Katharina von Bologna in dieser Stadt und der heiligen Klara in Assisi schauen und preisen, sondern in fast noch auffallenderer Weise auch an unserem vergessenen Landsmann, dem heiligen Gerhard-Famian, in der einsamen Kirche eines heute verlassenen Klosters bei Gallese an der Bahn Rom-Florenz.

 

Nicht jeder hat das große Glück, ins Heilige Land oder nach Rom oder sonst einem berühmten Heiligtum pilgern zu können. Pilgrime und Wallfahrer sind jedoch wir Menschenkinder alle, Wallfahrer zum großen Gnadenort des Himmels. Möge der heilige Gerhard-Famian uns ein guter Geleitsmann sein auf dieser Pilgerreise!

 

Schwester Euphemia Pellegrini

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 8. August 1806 sank die gottselige Schwester Euphemia Pellegrini ins Grab. Schwester Euphemia war ein Kind des alten und vornehmen Velletri in Mittelitalien und am 12. März 1737 geboren. Durch ihren Eifer in Übung der Tugend wurde sie eine Zierde ihres Hauses, des Klosters der Beschuhten Karmelitinnen zu Ottino-Concetto. Alle, die mit ihr in Berührung kamen, mussten sie hochschätzen und priesen sie nach ihrem Tod als eine Heilige. Gegenwärtig bemüht man sich deshalb auch um ihre Seligsprechung.

 

Gebet am 8. August

 

O Maria, Morgenstern,

Hell und rein, hold und fein

Über allen Sonnenschein:

Ach, wir wandeln in der Nacht

Ohne Licht und ohne Wacht,

Steh uns bei, allzeit treu,

Lass uns nicht aus deiner Acht!

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Dominikus

 

O Gott, der Du Deine Kirche durch die Verdienste und die Predigten des heiligen Dominikus verherrlicht hast, verleihe, dass sie auf seine Fürbitte an zeitlicher Hilfe nie Mangel leide, und in der Frömmigkeit immer mehr zunehme, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Obschon die Wiederholung des Vaterunser und des Englischen Grußes schon von älteren Zeiten her gebräuchlich war, so hat doch der heilige Dominikus die neue Weise erdacht, die Geheimnisse Jesu Christi und seiner seligsten Mutter mit einer gewissen Anzahl der Vaterunser und des Englischen Grußes zu ehren. Er wollte, dass fünfzehn Mal das Vaterunser, und hundertfünfzig Mal der Englische Gruß wegen der fünfzehn Hauptgeheimnisse des Heilands und der jungfräulichen Mutter gebetet wird. Dieses geschieht nun auf eine leichte und allen Gattungen der Menschen angemessene Art. Die mehr erleuchtet sind, finden ebenfalls darin ein Mittel, sich zu hohen Betrachtungen zu erschwingen und die heldenmütigsten Tugendübungen zu erwecken.

 

Andacht am 8. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Wer seine Handlungen gut tun will, der muss sie aus sehr reiner Absicht und mit einem fest entschlossenen und freudigen Willen tun, nur Gott dadurch zu gefallen. Dies ist die Schönheit und die Seele unserer Handlungen. Dies erleichtert und versüßt sie." (Der heilige Franz von Sales)

Die heilige Magdalena von Pazzi ermahnte beständig die Novizinnen, die unter ihrer Leitung standen, Gott alle ihre Handlungen, sogar die gleichgültigsten, aufzuopfern; Und damit sie sie mit um so größerer Treue dazu erhalte, befragte sie sie von Zeit zu Zeit: "In welcher Absicht tust du dies?" Antworte die Befragte, sie tue es nicht aus übernatürlicher Absicht, so sprach sie: "Siehst du denn nicht ein, dass du, wenn du auf solche Weise handelst, das Verdienst der Handlung verlierst? Weder wird durch derlei Werke Gott geehrt, noch ist Er auch damit zufrieden."

Als der Abt Pembo eine Buhldirne sah, die prächtig gekleidet einherging, konnte er sich nicht erwehren, tief aufzuseufzen und zu weinen. Da man ihn um die Ursache befragte, antwortete er: "Ach, ich Unglückseliger, wie weit ist das Verlangen von mir entfernt, Gott so sehr zu gefallen, als diese Buhlerin den Menschen zu gefallen sucht!"

 

Ach, mein Gott, schmerzlich bereue ich, dass ich mich selbst um das Verdienst so vieler Werke brachte. die durch Deine Gnade mir verdienstlich, leicht und lieblich geworden wären! Doch von nun an will ich alle meine Werke aus reiner Liebe zu Dir vollbringen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 8. August

 

"Nach dem glücklichen Erfolg ist man geneigt,

in seiner Wachsamkeit und seinem Eifer nachzulassen.

Bleibt ihr aber immer bewaffnet,

als ob die Trompete euch bald zu neuen Kämpfen rufen solle."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 8. August - Vom Tag der Rechenschaft

 

Bald nahet sich der Tag der Rechenschaft.

Bereite dich, o Seele, zum Gericht,

Und wirke Gutes nun mit Gottes Kraft;

Denn alles bringt der große Tag ans Licht.

 

1. Lass keinen Tag vorübergehen, ohne des Ausspruchs des Herrn zu gedenken: "Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung!" (Lukas 16,2) Denn woher der Untergang so vieler, wenn nicht daher, dass sie blind in den Tag leben, ohne dieser Rechenschaft jemals zu gedenken? Indessen ist ist es wie ein Auge, das alles sieht, ohne selbst gesehen zu werden, wie ein Ohr, das alles hört, ohne wahrgenommen zu werden, wie eine Hand, die alles aufzeichnet, aber verborgen ist. Gesehen werden wir, ohne zu sehen, beobachtet, ohne zu beobachten. Auch die kleinste Falte unseres Herzens ist demjenigen nicht verborgen, der unser Herz erschaffen hat.

 

2. Nichts verschwindet, nichts geht verloren, nichts gerät in Vergessenheit, alles geht von der Zeit in die Ewigkeit hinüber. Was wir noch so tief in Finsternis verhüllt glauben, wird einst in das hellste Licht treten. Ach, wie wird mir zumute sein, wenn das Buch meines Gewissens wird aufgetan werden, wenn die schändliche Geschichte meines Lebens vor aller Augen wird entschleiert werden. Wer kann noch eitlem Gelächter, wer noch den Albernheiten dieser Welt sich hingeben, wenn er an den Tag dieser Rechenschaft denkt. Erbebend rief der heilige Dulder Ijob bei dieser Betrachtung aus: "Dass du mich in der Unterwelt verstecktest, mich bergen wollest, bis dein Zorn sich wendet, ein Ziel mir setztest und dann an mich dächtest." (Ijob 14,13) 

 

3. Bedenke es wohl, Rechenschaft geben wirst du über das Gute, das du unterlassen, sowie über das Gute, das du getan hast. Rechenschaft wirst du geben über das Böse, das du begangen hast und begehen ließest, über das Böse, dass du für gut befunden und nicht verhindert hast, wozu du mitgeholfen hast, woran du durch Befehl, Rat, Billigung, Nachlässigkeit, Hilfe und Beispiel schuld warst. Und so vielfältig wirst du verdammt werden, als du Seelen in die Verdammnis gestürzt hast. O komm diesem schrecklichen Gericht durch ernste Buße zuvor. Verurteile dich selbst, auf dass Gott dich nicht verurteilt. Verzeihe, und es wird dir verziehen werden. Erzeige Barmherzigkeit, und du wirst Barmherzigkeit erlangen. "Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat." (2. Korinther 5,10)

 

9. August

 

Der heilige Numidikus, Priester und Bekenner von Karthago,

+ 9.8.251 – Fest: 9. August

 

Der heilige Numidikus machte sich durch Treue und Liebe in der Mitte des 3. Jahrhunderts in der afrikanischen Kirche berühmt. Er gab herrliche Beweise dieser Tugenden, als Kaiser Valerian zu Karthago das Blut der Christen in Strömen vergoss. Cyprian, der heilige Bischof, hatte der Gewalt weichen müssen und die Stadt verlassen. Da nahm sich Numidikus der verwaisten Herde an, befestigte die Wankenden, richtete die Gefallenen auf und erfüllte die zur Marter Bestimmten mit heiliger Sehnsucht nach der Krone. Dieser Eifer lud die Wut der Heiden auf sein Haupt. Sie ergriffen ihn samt seiner Frau und schleppten ihn auf den Scheiterhaufen. Er musste die, die durch das Sakrament der Ehe mit ihm vereinigt war, und viele andere Martyrer, deren Andenken heute mit dem seinigen gefeiert wird, in den Flammen umkommen sehen. Abends schlich die Tochter herbei, um die Überreste der geliebten Eltern aufzusuchen, und zog unter Steinen und Asche den halbverbrannten Körper des Vaters hervor. Und siehe da! Er gab noch ein Zeichen des Lebens von sich. Sie trug ihn nach Hause, verband ihn und er genas. Als der heilige Cyprian nach Karthago zurückkehrte, schmückte er den treuen Dulder mit der Priesterwürde und zeigte diese Weihe der ganzen Kirche in einem eigenen Brief an.

 

Der heilige Roman von Rom, Soldat und Märtyrer,

+ 9.8.258 – Fest: 9. August

 

Der heilige Roman war zur Zeit des heiligen Laurentius ein Soldat zu Rom. Gerührt durch die Standhaftigkeit und die Freude, mit der dieser heilige Blutzeuge die von den Wüterichen ausgesonnenen Peinen ertrug, nahm er die christliche Religion an. Er wendete sich an den heiligen Laurentius selbst, der ihn unterrichtete und im Gefängnis taufte. Er erklärte sich hierauf als einen Christen, und man verhaftete und enthauptete ihn, den Tag vor dem Martertod des heiligen Laurentius. Und so empfing er noch vor seinem Führer und Lehrer die Krone. 

 

Die heilige Schwester Theresia Benedicta a Cruce (Dr. Edith Stein),

Unbeschuhte Karmelitin, Martyrin,

+ 9.8.1942 KZ Auschwitz – Fest: 9. August

 

Kein Geringerer als Papst Johannes Paul II. hat das Leben dieser Ordensfrau „gleichsam eine Synthese unseres Jahrhunderts“ genannt. Sie selbst hat über die Daten ihrer Kindheit und Jugend folgendes berichtet: „Am 12. Oktober 1891 wurde ich, Edith Stein, Tochter des verstorbenen Kaufmanns Siegfried Stein und seiner Frau Auguste geb. Courant, in Breslau geboren. Ich bin preußische Staatsangehörige und Jüdin. Von Oktober 1897 bis Ostern 1906 besuchte ich die Viktoriaschule (städtisches Lyzeum) in Breslau und von Ostern 1908 bis Ostern 1911 die ihr angegliederte Studienanstalt realgymnasialer Richtung, an der ich sodann die Reifeprüfung bestand. Oktober 1915 erwarb ich mir durch Ablegung einer Ergänzungsprüfung das Reifezeugnis eines humanistischen Gymnasiums. Von Ostern 1911 bis Ostern 1913 studierte ich an der Universität Breslau, dann weiter vier Semester an der Universität Göttingen Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik. Im Januar 1915 bestand ich in Göttingen das Staatsexamen pro facultate docendi in Philosophischer Propädeutik, Geschichte und Deutsch. Am Ende dieses Semesters unterbrach ich meine Studien und war einige Zeit im Dienste des Roten Kreuzes tätig. Vom Februar bis zum Oktober 1916 vertrat ich einen erkrankten Oberlehrer an der obengenannten Studienanstalt in Breslau. Dann siedelte ich nach Freiburg i. Br. Über, um als Herrn Professor Husserls Assistentin zu arbeiten.“ – Die eingereichte Doktorarbeit hatte das Problem der Einfühlung zum Gegenstand.

 

Hier sei zunächst stichwortartig der weitere Lebenslauf skizziert: Sie bestand das Rigorosum „summa cum laude“, wie sie schon Abitur und Staatsexamen ausgezeichnet absolviert hatte. Sie beendete ihre Tätigkeit als persönliche Assistentin Edmund Husserls im Jahr 1918 und kehrte bei Kriegsende nach Breslau zurück. Dort trat sie der Deutschen Demokratischen Partei bei und war einige Zeit intensiv politisch tätig. Jedoch wandte sie sich bald erneut der wissenschaftlichen Arbeit zu: Sie erarbeitete eine Studie „Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften“ und versuchte, sich mit dieser Arbeit zu habilitieren, doch ohne Erfolg.

 

Daher eröffnete sie im Elternhaus eine Art privater Akademie und gab Einführungskurse in die Phänomenologie Husserls. Sie hielt auch Vorlesungen an der Volkshochschule über ethische Grundfragen und erteilte Fortbildungskurse für Arbeiterinnen und Angestellte. Im Jahr 1921 weilte sie für längere Zeit bei dem befreundeten Philosophenehepaar Conrad-Martius in Bergzabern in der Pfalz. Dort wurde sie am 1.1.1922 durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen. Von Ostern 1923 bis Ostern 1931 war sie am Lyzeum und am katholischen Lehrerinnenseminar der Pfalz in Speyer tätig. Während dieser Zeit setzte sie dort ihre wissenschaftliche Arbeit fort. Unter anderem entstanden zwei große Übersetzungswerke: „Briefe und Tagebücher bis zum Übertritt zur Kirche“ von Kardinal John Henry Newman und „Quaestiones disputatae de veritate“ von Thomas von Aquin. Ab 1925 hielt sie zahlreiche Vorträge zu pädagogischen Themen im In- und Ausland, hauptsächlich zur Frauenfortbildung. 1931 unternahm sie mit der Arbeit „Potenz und Akt“ einen zweiten Habilitationsversuch, der jedoch – wiederum scheiterte. Sie nahm dann eine Dozentenstelle am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster an, die sie im Februar ihrer jüdischen Abstammung wegen aufgeben musste. Im Oktober dieses Jahres trat sie in den Kölner Karmel ein und erhielt bei der Einkleidung am 15.4.1934 den erbetenen Namen Theresia Benedicta a Cruce. Am 21.4.1935 legte sie die zeitlichen, am 21.4.1938 die ewigen Gelübde ab. Nach der Pogromnacht 1938 siedelte sie in den Karmel in Echt (Niederländisch Limburg) über. Dort wurde sie am 2.8.1942 von der Gestapo verhaftet, zunächst in das Lager Westerbork und am 7.8. in den Osten deportiert. Nach amtlichen Ermittlungen hat sie in Auschwitz-Birkenau am 9.8.1942 einen gewaltsamen Tod erlitten. Während der Homilie bei ihrer Seligsprechung am 1.5.1987 in Köln erklärte Johannes Paul II.: „Die Kirche stellt uns heute Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz als selige Märtyrin, als Beispiel heroischer Christusnachfolge zur Verehrung und Nachahmung vor Augen“. Im Namen des federführenden Erzbistums unterstrich Kardinal Joseph Höffner bei seiner Bitte um deren Seligsprechung die Tatsache: Die Karmelitin „starb als Märtyrin für ihren Glauben an Christus und für ihr Volk“. Der gleiche Papst sprach sie am 11.10.1998 in Rom heilig.

 

Zwischen dem 12.10.1891 und dem 9.8.1942 hat sich das Leben der Heiligen entfaltet; es war ein bewegtes, schicksalsschweres Leben einer an Herz und Geist ungewöhnlich begabten Frau. Die Jahre ihrer ersten Kindheit – an den 1893 verstorbenen Vater hatte sie keine Eigenen Erinnerungen – waren zwar auch geprägt durch die zunächst sehr beengte finanzielle Lage der Familie, noch mehr aber durch die warme Liebe ihrer Mutter, ihrer sechs älteren Geschwister und der ganzen großen Verwandtschaft. Vater und Mutter entstammten alten jüdischen Kaufmannsfamilien; der Vater kam aus Gleiwitz, die Mutter aus Lublinitz. Der energischen, geschäftstüchtigen Auguste St. gelang es, den noch verschuldeten Holzhandel ihres Mannes zu einer angesehenen Firma hochzubringen. In Preußen – zu dem Schlesien gehörte – hatten die Juden 1812 erstmals volle bürgerliche Gleichberechtigung erhalten; 1871 wurden diese Rechte auf das ganze Deutsche Reich ausgedehnt. Der Emanzipation folgte in weiten Kreisen des Judentums eine Assimilierung an die nichtjüdische Umwelt. Den neuen ökonomischen Möglichkeiten hatte sich eine kulturelle Anpassung verbunden. In vielen jüdischen Gemeinden trat eine starke Liberalisierung im Kult und in den religiösen Gesetzesvorschriften zutage. Das machte sich auch in Familien S. und Courant bemerkbar. Während Auguste S. dem überlieferten Glauben tief verbunden blieb, lösten sich ihre Kinder weitgehend von der Glaubenspraxis des Judentums.

 

Das galt auch für Edith. Sie selbst erklärte, dass sie als Halbwüchsige das Beten ganz bewusst und freiwillig aufgegeben habe. Ihre jüdische Abstammung aber hat sie niemals verleugnet. Wenn etwa in ihrer Umgebung eine antisemitische Bemerkung fiel – das kam auch im Kaiserreich gelegentlich vor –, gab sie sofort ihr Judentum freudig zu erkennen. Religiöse Überzeugungen standen damals jedoch nicht hinter dieser Solidarisierung mit jüdischem Leben. Sie entsprang bei ihr vielmehr dem gesunden Selbstbewusstsein, wie es Menschen eigen ist, die ihre ethnische Herkunft von Herzen bejahen.

 

Erst als sie Christin geworden war, - so gewinnt man aus ihren Schriften und Vorträgen den Eindruck –, kam ihr die einmalige heilsgeschichtliche Bedeutung des jüdischen Glaubens voll zum Bewusstsein. Es wurde ihr klar, dass das Judentum der Wurzelgrund ist, dem als junges Reis der christliche Glaube entsprang. Sie war glücklich darüber, Judenchristin zu sein, wie es die hll. Apostel, ferner Martha und Magdalena und die anderen gewesen waren. Das religiöse Judentum wurde nach ihrer Taufe auf ganz neue Weise für sie lebendig. Sie las ja in den Evangelien, dass Jesus von Nazareth Jude gewesen war, dass er gelebt und gebetet hat, wie ein gläubiger und gesetzestreuer Jude betete. Freilich hatte sie den Glauben ihrer Väter schon mit 14 Jahren bewusst aufgegeben. Es war die Ungläubige, die sich nach Jahren bitterer religiöser Orientierungslosigkeit, von der Gnade ergriffen, der Welt des Christentums öffnete. In ihm fand sie allerdings das Judentum wieder, doch in neuer Weise, nämlich in der ganzen Tiefe seiner auf das Christentum hingeordneten heilsgeschichtlichen Dimension. Niemals hat sie ihre Konversionsgeschichte geschildert Sie sagt aber, dass Husserls philosophische Schule der Phänomenologie ihr sehr half, die Schranken rationalistischer Vorurteile zu überwinden. Noch mehr trug wohl Max Scheler dazu bei, die Welt des Glaubens wieder vor ihren Blick zu bringen. Vollends die Begegnung mit Menschen, die aus der Verbundenheit mit Jesus, dem Gekreuzigten, schwerstes Schicksal zu tragen wussten, hat ihr die Kraft des christlichen Glaubens nahegebracht. In ihrer Umwelt gab es eine Reihe getaufter Juden, die alle den Weg des evangelischen Christentums eingeschlagen hatten. Auch ihre Angehörigen hätten immerhin einen solchen Schritt eher verstanden und gebilligt. Dennoch entschied sie sich zum Eintritt in die katholische Kirche. Diese Entscheidung wurde herbeigeführt durch die Lektüre der Autobiographie der hl. Theresa von Avila, die ihrem „langen Suchen nach dem wahren Glauben ein Ende“ machte. Und nicht nur dies: Theresia von Avila weckte auch in ihr den Entschluss, später einmal dem von ihr gegründeten Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen beizutreten.

 

Die Verbundenheit mit dem Konvent der Dominikanerinnen in Speyer war ihr Hilfe und Wegweisung, sich mehr und mehr in die katholische Welt einzuleben, die hl. Kirche immer besser kennen und immer inniger lieben zu lernen. Sie vertiefte sich in die Glaubenslehre, in die Lehre der Väter und der anderen Heiligen, vor allem auch in die Liturgie. Sie gewann Einsicht in die katholischen Einrichtungen und Verbände. Bald wurde man auf die hochgebildete Katholikin aufmerksam; immer häufiger wurde sie zu Referaten und Vorträgen gebeten. Befreundete Philosophen, darunter manche Ordensleute, legten ihr nahe, die wissenschaftliche Arbeit wieder aufzugreifen, sich besonders mit der Lehre des hl. Thomas von Aquin zu befassen. Bei dieser Arbeit wurde ihr klar, wie notwendig es ist, die moderne Philosophie – insbesondere die ihr vertraute Phänomenologie – dem Thomismus gegenüberzustellen und sie miteinander zu verbinden. Diesem Anliegen dienten die umfangreiche Untersuchung „Potenz und Akt“ sowie weitere Arbeiten wie „Endliches und ewiges Sein“, die sie freilich erst im Karmel niederschrieb. Im Februar 1932 nahm sie, da eine Habilitation für die Universität nicht gelang, eine Dozentenstelle in Münster an. Schon seit ihrer Promotionsarbeit hatte sie sich vorzugsweise mit dem Thema der menschlichen Person, ihrem Aufbau und ihrer Aufgabe befasst. Philosophische und theologische Anthropologie waren die Hauptthemen ihrer Vorlesung, wobei sie besonders die sogenannte Frauenfrage berücksichtigte. Sie galt dabei als die Dozentin, die den katholischen Standpunkt in allem am kompromisslosesten vertrat.

 

In Münster erlebte die Dozentin, wie Hitler Reichskanzler wurde. Mit dem ihr eigenen Scharfblick hatte sie von Anfang an die Gefährlichkeit, ja Gottwidrigkeit der ns-Ideologie durchschaut. Die Verfolgung der Juden erkannte sie als Verfolgung der Menschheit Christi, des Gottmenschen. Dass ihr die Verfolgung der Christen, zumal der katholischen Kirche, folgen würde, war ihr klar. Jegliche Zustimmung zu dieser Politik war gegen ihr Gewissen; niemals hat sie daraus irgendjemandem gegenüber ein Hehl gemacht. Nach Beratung mit ihrem Beichtvater bat sie in einer Petition Papst Pius XI. um die Abfassung einer Enzyklika zum Schutz der Juden und der katholischen Kirche in Deutschland; jedoch fand diese Bitte damals keine Erwiderung. Über diese ihre Initiative schrieb sie: „Obwohl es meiner Natur entsprach, einen solchen äußeren Schritt zu unternehmen, fühlte ich doch, dass das noch nicht das Eigentliche sei. Worin aber das Eigentliche bestand, dass wusste ich noch nicht.“ An einem Abend im April besuchte sie die „Heilige Stunde“ in der Kapelle des Kölner Karmels, zu dem sie damals noch keine persönlichen Beziehungen hatte. „Es war das Heilige Jahr 1933, wo an allen Orten das Gedächtnis des Leidens Christi besonders feierlich begangen wurde.“ Die Karmelitin schrieb weiter: „Ich sprach mit dem Heiland und sagte ihm, ich wüsste, dass es Sein Kreuz sei, das jetzt auf das jüdische Volk gelegt würde. Die meisten wüssten es nicht; aber die es verstünden, die müssten es im Namen aller bereitwillig auf sich nehmen. Ich wollte das tun. Er sollte mir nur zeigen wie. Als die Andacht zu Ende war, hatte ich die innere Gewissheit, dass ich erhört sei. Aber worin das Kreuztragen bestehen sollte, das wusste ich noch nicht.“ – Sie fasste ihre innere Gewissheit in die Worte, dass „der Herr schwer Seine Hand auf Sein Volk gelegt habe und dass das Schicksal dieses Volkes auch das meine sei.“

 

Im Lauf der Jahre, so lässt sich beobachten, kam immer mehr ein Wort in den Mittelpunkt ihrer Gedanken, welches Zugleich eine Sinndeutung ihres Lebens in sich schloss: „das große Erlösungswerk“. Das Erlösungswerk begann mit Jesu Menschwerdung. Alles im Leben Jesu, so erkannte sie, hat für uns Menschen, die wir ihm eingegliedert sind, erlösende Kraft. Leiden und sterben muss jeder Mensch. Wenn aber ein Mensch sein Leiden und seinen Tod bewusst vereint mit Christi Leiden und Sterben, dann nimmt er teil am großen Erlösungswerk, das der ganzen Menschheit gilt. Aus dieser Überzeugung heraus hatte sie sich im Karmel den Ordensnamen Theresia Benedicta a Cruce gewählt. Von diesen Gedanken her fällt auch Licht auf ihre letzte Lebenszeit. Ihr gewaltsamer Tod durch den Vernichtungsterror der Nationalsozialisten war nicht heraufbeschworen worden durch leichtfertiges Mitläufertum, auch nicht durch offenen Widerstand in Wort und Tat – dazu fehlte ihr als klausurierter Nonne jede Möglichkeit. Ihrer Berufung als Karmelitin entsprach es, in die Tiefe des Erlösungswerkes – oder besser – vom Herrn selbst hinabgezogen zu werden. An der Seite Jesu gehend, teilte sie mit Ihm alle Not und Bedrängnis, alle Erniedrigung bis zum völligen Ausgelöschtsein; Sein Martyrium wurde das ihre. Sie hatte es lange vorausgeahnt, hatte freudig ihre Zustimmung gegeben zu allem, was für sie Teilhabe an Seinem Erlösungswerk bedeutete. Dem widerspricht es keineswegs, dass sie bis zuletzt versucht hat, sich ins Ausland zu retten; im Gegenteil, nur dies brachte für sie die Gewissheit, dass schließlich das Scheitern aller Rettungsversuche Teilnahme am Schicksal des auserwählten Volkes war, Mittragen am Los ungezählter jüdischer Schwestern und Brüder.

 

Der äußere Anlass zu ihrem Schicksal war das mutige Eintreten der niederländischen Bischöfe für die Verfolgungsopfer der deutschen Besatzungsmacht. Eindeutige Dokumente beweisen, dass die Verhaftung der katholischen Juden in den Niederlanden am 2.8.1942, ihre Deportation am 7.8. nach Auschwitz und ihre Ermordung dort ein Vergeltungsakt des Reichskommissars Arthur Seyß-Inquart war. Sie und ihre Gefährtinnen erfuhren dies im Sammellager Westerbork und bejahten aus ganzem Herzen den Hirtenbrief der aus christlichem Gewissen heraus handelnden Bischöfe.

 

Die Heilige hat das gewaltsame Schicksal ihres Volkes nicht als einzige aus ihrer Familie in der gläubigen Gesinnung einer Christin getragen. Seit vielen Jahren ging ihre um acht Jahre ältere Schwester Rosa innerlich ganz mit ihr auf den Wegen der Christusnachfolge. Nach dem Tod ihrer Mutter erst bot sich ihr Gelegenheit, auch äußerlich den Schritt in die katholische Kirche zu tun. Ihre letzte Lebenszeit verbrachte Rosa im Karmel zu Echt, nicht als Ordensfrau, sondern als Hilfe im Außendienst des Klosters. Je mehr Rosa in den Geist des Karmel durch die Hilfe und Belehrung ihrer geistlichen Schwester hineinwuchs, desto mehr glich sie sich ihr an in der Sinndeutung ihres Lebens. Die letzten Worte, die wir von ihr kennen, standen auf einem kurzen Brief aus dem Lager Westerbork: „Wir sind ganz ruhig und fröhlich.“ Beide waren Geschwister durch Blutsverwandtschaft, doch mehr aber waren sie – zusammen mit zahlreichen Gefährtinnen und Gefährten – bis zuletzt Schwestern im Geist.

 

Das Leben der Heiligen hat in der Tat neues christliches Leben und auch Versöhnung gebracht. So lässt sich die Anfrage Johannes Pauls II. am 3.5.1987 in Augsburg verstehen, als er während der Homilie in Augsburg ausführte: „Oder mussten etwa Männer und Frauen wie der heilige Maximilian Kolbe, die selige Edith Stein, ein Max Joseph Metzger oder Dietrich Bonhoeffer ihr Leben hingeben, damit durch ihr Opfer neues christliches Leben in diesem Land erwachse und Versöhnung zwischen verfeindeten benachbarten Völkern wieder möglich werden konnte?

 

Edith Stein

 

Eine von sechs Millionen

 

Von Giovanni Benotto, aus „Orizzonti“, Rom 1960

 

(Edith Stein wurde von Papst Johannes Paul II. am 1. Mai 1987 in Köln seliggesprochen. Ihre Heiligsprechung fand am 11. Oktober 1998 in Rom statt. 1999 wurde Edith Stein – zusammen mit der heiligen Brigitta und der heiligen Katharina von Siena – zur Patronin Europas erklärt. Ihr Festtag wird am 9. August gefeiert.)

 

Im Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem sagte der israelische Generalstaatsanwalt: „Ich klage diesen Mann an zusammen mit weiteren sechs Millionen Anklägern, deren Gräber oder deren Asche über ganz Europa, von Auschwitz bis Treblinka, verstreut sind.“ – Im Vernichtungslager Auschwitz verlieren sich auch die Spuren einer der einzigartigsten Konvertitinnen unserer Zeit: Edith Steins, die nach einer glänzenden wissenschaftlichen Karriere in den Kölner Karmel eingetreten war.

 

*  *  *

 

Im Konzentrationslager, wenige Tage vor ihrem Tod, stellte jemand Schwester Theresia Benedikta vom Kreuz die Frage:

 

„Und was werden Sie jetzt tun?“

 

Schwester Theresia Benedikta gab zur Antwort: „Bisher habe ich gebetet und gearbeitet; von jetzt an werde ich arbeiten und beten.“

 

Schwester Theresia Benedikta brauchte weder ein Programm zu ändern noch geistige Positionen zu revidieren. Nur wenige Dinge in ihrem Leben hatten der Veränderung bedurft, und sie hatte diese Änderung vorgenommen, als sie erkannt hatte, dass es Zeit dafür war.

 

„Ich hatte keine Krisen, noch bin ich nach einer Krankheit oder einer Enttäuschung in der Liebe in Ihre Kirche eingetreten“, erklärte Brick Top alias Ada Smith, eine amerikanische Sängerin, die in Rom einen Nachtclub führt, den auch Kinder besuchen könnten, so einwandfrei ist er, einem katholischen Journalisten. „Ich habe Gott gefunden, wie ein Hungriger früher oder später sein Brot findet.“

 

Wie diese, aber früher als sie, war Schwester Theresia Benedikta vom Kreuz, mit weltlichem Namen Edith Stein, mit Gott zusammengetroffen. Langsam, Schritt für Schritt, war sie zum Glauben gekommen. Für sie hatte es weder den Abgrund der Sünde und der Erniedrigung gegeben noch die steile Höhe der Gnade. Ihr ebener, wohlgefälliger und tröstlicher Weg war nicht durch die „Sonne Satans“ verhärtet und ausgetrocknet worden. Sie hatte den Kelch der unerlaubten Freuden nicht geleert. Ihre einzige Freude waren die Arbeit und das Studium gewesen.

 

Sie liebte und suchte die Wahrheit. Sie hoffte sie in den Schriften der großen Geister zu finden. Sie las Aristoteles, Platon, Plotin, arbeitete Kant, Hegel und Kierkegaard gründlich durch und fand darin Gelehrtheit, Humanität und Weisheit, aber nicht die Wahrheit. So wurde sie Atheistin.

 

Eine Frau liest das Brevier

 

Doch die Suche nach dem Schönen, Guten und Wahren war damit nicht zu Ende. Die Sehnsucht nach der Wahrheit war nach wie vor ihr einziges Gebet. Und sie begann die Wahrheit nunmehr jenseits der Wissenschaft und der Philosophie zu suchen.

 

Max Schelers Vorträge eröffneten Edith Stein neue Einblicke in die Tatsachen der christlichen Welt. Doch blieb sie noch lange vor den Toren der Kirche stehen. Eines Tages, im Herbst 1921, fiel ihr während der Ferien, die sie bei ihrer Freundin Hedwig Conrad-Martius in Bergzabern in der Pfalz verbrachte, in der Bibliothek zufällig ein umfangreiches Buch in die Hand; es trug den Titel „Leben der hl. Theresia von Avila“, von ihr selbst geschrieben. „Ich begann zu lesen, war sofort gefangen und hörte nicht mehr auf bis zum Ende. Als ich das Buch schloss, sagte ich mir: „Das ist die Wahrheit!“

 

Sie beschaffte sich sofort einen katholischen Katechismus und las darin so lange, bis sie sich den Inhalt ganz angeeignet hatte. Dann betrat sie zum ersten Mal eine katholische Kirche, um die hl. Messe mitzuerleben. Hinterher folgte sie dem Geistlichen ins Pfarrhaus und bat ihn kurzerhand um die hl. Taufe.

 

Bevor sie zur Taufe zugelassen werden könne, erklärte ihr der Priester, müsse eine Vorbereitungszeit vorangehen. „Wie lange haben Sie schon Unterricht, und wer erteilt ihn?“

 

„Als Antwort konnte ich nur erwidern: Bitte, Hochwürden, prüfen Sie mich!“

 

Der Priester prüfte sie und war überrascht. Am Neujahrstag 1922 taufte er sie. Taufpatin war die Freundin, Hedwig Conrad-Martius.

 

Am gleichen Tag empfing Edith Stein auch noch das Sakrament des Altars, und von nun an war die hl. Eucharistie die tägliche Nahrung ihrer Seele. Und täglich betete sie das priesterliche Brevier.

 

Die Tochter des Talmud

 

Edith Stein war am 12. Oktober 1891 in Breslau als siebtes Kind ihrer jüdischen Eltern geboren. Als sie drei Jahre alt war, starb der Vater. Von der tiefgläubigen Mutter, die die Pflichten ihres Glaubens streng beobachtete, wurde sie in der religiösen Lehre des Talmud erzogen.

 

Edith zeichnete sich schon von frühester Jugend an durch eine ungewöhnliche Begabung aus. Sie entschied sich für das Studium der Germanistik und der Philosophie und besuchte die Universitäten Breslau und Göttingen. Hier wurde sie die beste und bekannteste Schülerin des berühmten Begründers der Phänomenologie Edmund Husserl.

 

Mit 25 Jahren war Edith noch Atheistin. Jedoch Gott leitete sie mit seiner Liebe, und eines Tages fand sie den Weg zu Ihm. Ihre Annäherung an die Kirche und ihr späterer Übertritt zum Katholizismus erschütterten die Mutter als strenge Anhängerin des mosaischen Glaubens und setzten die Frau des verehrten Lehrers Husserl in Erstaunen. Dennoch entzog Husserl ihr nicht sein Vertrauen. Edith selbst aber fühlte sich hinsichtlich des getanen Schrittes nur der Stimme des eigenen Herzens verantwortlich.

 

Der katholischen Religion gab sie sich vorbehaltlos hin. Damit wandelte sich auch der Gegenstand ihrer Studien. Sie las nunmehr die Werke der christlichen Philosophen, die Schriften der Kirchenväter sowie asketische und theologische Bücher. Thomas von Aquin und Augustinus wurden ihre Lieblingsautoren; sie fühlte sich von ihrer Intelligenz, ihrem kritischen Scharfsinn und ihrer Bescheidenheit angezogen. Darüber hinaus wandte sie sich nunmehr den Heiligen zu. Sie hatte erkannt, dass die Heiligkeit ein Weg war, den sie gehen konnte. Und sie begriff auch, dass Maria maßgebenden Anteil an ihrem Lebensweg hatte. Als sie vor der Wahl stand, in welchen Orden sie eintreten sollte, wählte sie den U. L. Frau vom Berge Karmel.

 

Der Sturm bricht los

 

Am Sonntag, dem 15. April 1934, empfing die bisherige Dozentin Dr. Edith Stein unter dem Namen Teresia Benedicta a Cruce das Gewand des Karmel.

 

Nun folgten einige friedliche Jahre im Kölner Karmel (Maria vom Frieden). Dann begann die schreckliche Zeit der Judenverfolgung in Deutschland. Schwester Teresia Benedicta a Cruce und ihre Schwester Rosa (die in der Zwischenzeit ebenfalls konvertiert war und sich in den Schutz der Klostermauern zurückgezogen hatte) gingen auf Wunsch der Mutter Priorin nach Echt in Holland in den dortigen Konvent.

 

Doch auch hier blieben sie von dem Sturm der Zeit nicht verschont. Der zweite Weltkrieg brach aus, verbreitete sich über Europa, und für die Klosterinsassinnen begann eine schreckliche Zeit der Not und Verfolgung.

 

Am 2. August 1941, um fünf Uhr nachmittags, wurden die beiden Schwestern Stein von zwei Gestapooffizieren abgeholt und zusammen mit einer Anzahl anderer Juden mit dem Überfallwagen in das Internierungslager Westerbork geschafft. Von dort ging es nach einigen Tagen in einem Transportzug nach dem Osten in das Konzentrationslager Auschwitz, wo Edith Stein zusammen mit ihrer Schwester am 9. August als eines der sechs Millionen Opfer der nationalsozialistischen Judenvernichtungspolitik den Tod in der Gaskammer fand. Die Leichen wurden verbrannt.

 

Eine Zeugin schrieb über die Tage im Lager Westerbork: „Der große Unterschied zwischen Edith Stein und den anderen Schwestern lag in ihrer Schweigsamkeit. Mein persönlicher Eindruck ist, dass sie zuinnerst betrübt war, nicht angstvoll.“ Diese Trauer aber hatte sie offensichtlich der anderen wegen befallen. Sie war traurig über die Leiden der anderen. Das Weinen, das Schreien, die Verwünschungen in ihrer Umgebung machten sie mehr leiden als der Gedanke an den eigenen Tod, den sie vor Augen sah. Schwester Theresia brauchte nicht an sich selbst zu denken. Sie fühlte, dass es in ihrem Leben nichts zu ändern oder zu widerrufen gab. So bot sie ihr Leben für die Bekehrung ihres Volkes dar. Dafür hatte sie in all den Jahren gebetet und gearbeitet. Dafür arbeitete und betete sie bis in die letzten Augenblicke irdischen Lebensweges.

 

*  *  *

 

Gebet für die Ermordeten Juden und ihre Verfolger

 

Herr, du Gott unserer Väter! Du Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs! Du Vater der Erbarmung und Gott allen Trostes! Du hast dich deines Knechtes Israel angenommen und ihm und allen Menschen Jesus Christus, deinen Sohn, als Erlöser gesandt. Ihn, der schuldlos war, hast du für uns dahingegeben, damit durch ihn alle gerettet werden.

 

Wir bekennen vor dir: Mitten unter uns sind unzählige Menschen gemordet worden, weil sie dem Volk angehörten, aus dem der Messias dem Fleisch nach stammt. 

 

Wir bitten dich: Führe alle zur Einsicht und Umkehr, die auch unter uns mitschuldig geworden sind durch Tun, Unterlassen und Schweigen. Führe sie zur Einsicht und Umkehr, damit sie sühnen, was immer sie gefehlt haben. Vergib um deines Sohnes willen in deinem grenzenlosen Erbarmen die unermessliche Schuld, die menschliche Sühne nicht tilgen kann.

 

Lass unter uns das Vorbild der Menschen wirksam werden, die sich bemühten, den Verfolgten zu helfen und den Verfolgern zu widerstehen. Tröste die Trauernden, besänftige die Verbitterten, Einsamen und Kranken. Heile die Wunden, die den Seelen geschlagen wurden. Lass uns und alle Menschen immer mehr begreifen, dass wir einander lieben müssen, wie dein Sohn uns geliebt hat.

 

Gib den Ermordeten deinen Frieden im Land der Lebendigen. Ihren ungerecht erlittenen Tod aber lass heilsam werden durch das Blut deines Sohnes Jesus Christus, der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

(Von den deutschen Bischöfen verfasst und empfohlen, könnte dieses Gebet jedem von uns zur guten Gewohnheit werden im Gedenken an die unschuldigen Opfer des Dritten Reiches und zur Fürbitte für ihre Verfolger.)

 

Gebet am 9. August

 

O Gott, bei dessen Leiden nach der Weissagung Simeons das liebste Herz der glorreichen Jungfrau und Mutter Maria ein Schmerzensschwert durchdrang, verleihe gnädig, dass wir, die wir mit Verehrung an ihre Schmerzen denken, der glücklichen Wirkungen Deines Leidens teilhaftig werden, der Du lebst und regierst in Ewigkeit. Amen.

 

O meine Königin, die du die Herzen der Menschen durch deine Lieblichkeit raubst, hast du mir nicht auch mein Herz geraubt? O Räuberin der Herzen! Wann wirst du mir mein Herz zurückgeben? Leite du es mit deinem Herzen und lege es in die Seite deines göttlichen Sohnes. Dann werde ich besitzen, was ich wünsche, denn du bist meine Hoffnung. Amen.

 

Zu Gott

 

Wende, o Herr, unsere Augen von allen Ärgernissen der Welt ab, und verleihe uns die Gnade, Deinem und Deiner treuen Diener Beispiele zu folgen, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Rom wurde an diesem Tag im Jahr 1270 die Kirche der heiligen Maria von der Verkündigung eingeweiht. Sie ist eine von den neun Kirchen, die man zu Rom besucht.

 

Andacht am 9. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Unsere Vollkommenheit hängt von allen unseren Werken, ganz besonders aber von unseren gewöhnlichen Handlungen ab, weil sie bei weitem in größerer Anzahl sind. Tun wir sie vollkommen, so werden wir selbst vollkommen sein. Warum also ist von zwei Ordensleuten, die ein und dasselbe tun, der eine ein trefflicher Religiose und der andere nicht? Darum, weil der eine gewöhnliche Dinge vollkommen, der andere hingegen mit Nachlässigkeit und Lauheit tut." (Der gottselige Alphons Rodriguez) 

Als die heilige Gertrud noch jung war, tat sie nur, was ihre Gefährtinnen taten: ja noch weit weniger, da man, ihrer beständigen Kränklichkeit wegen, ihr nicht gestattete, alle Punkte der Ordensregel zu erfüllen, wozu die übrigen verpflichtet waren. Nichtsdestoweniger war sie höchst wohlgefällig vor Gottes Angesicht, weil sie, was sie tat, mit größerer Vollkommenheit tat.

 

O mein Erlöser, was immer ich tue, verlange ich vollkommen zu tun. Denke, sprich und wirke Du in mir! Ich vereinige alle meine Werke mit den Deinigen; heilige sie  durch Dein glorreiches Hochverdienst! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 9. August

 

"O Blindheit des Menschen! Du bist groß und machst dich klein;

du bist ein Herr, und machst dich zum Sklaven der niedrigsten Macht,

die man finden könnte. Die Sünde ist ein Nichts; du kehrst in das Nichts zurück.

Du verlässt das Leben, du gibst dir selbst den Tod."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 9. August - Von der gerechten Verwaltung zeitlicher Güter

 

Sind, Herr, mein Gott, nicht alle Dinge dein?

Und deine Herrlichkeit, die nichts bedarf,

Wie fordert doch so strenge und so scharf

Sie selbst den letzten Heller ein.

 

1. Gottes Vorsehung verleiht die zeitlichen Güter, je nach den Absichten ihrer Weisheit, den Guten und den Bösen. Denn nicht böse sind diese Dinge an sich, sehr böse jedoch ist ihr Missbrauch. Hat Gottes Güte dir zeitliche Güter gegeben, so mäßige die Anhänglichkeit daran, die den Menschen großen Gefahren und Versuchungen aussetzt. "Ein Besitz, schnell errafft am Anfang, ist nicht gesegnet an seinem Ende." spricht der Heilige Geist. (Sprichwörter 20,21) Selten untersucht er, ob auch die Mittel, die er anwendet, gerecht sind, und ob sie ihn nicht zu einem Ersatz nötigen, den er ohne Sünde nicht unterlassen kann, zumal, weil er dadurch den Nächsten nicht selten in Not und Schaden bringt.

 

2. Der Gerechte ordnet seine Ausgaben nach dem Ertrag seines Vermögens. Denn es ist Ungerechtigkeit, über sein Vermögen auszugeben, und himmelschreiender Raub, Schulden zu machen, von denen ein Mensch voraussieht, dass er sie nicht wird bezahlen können. Ja, die Ausgaben des wahren Christen stehen auch im Verhältnis zu seinem Stand. Er behält sich in den Schranken der Sittsamkeit, und betrachtet Kleiderpracht und unmäßiges Vergnügen als wahre Sünden, da er in der Taufe der Welt, ihrer Pracht und ihren Lüsten entsagt hat. Die Nacktheit der Armen und der Altäre ist eine schreiende Rüge der übertriebenen Pracht, sowohl in der Kleidung als in den Hausgeräten und anderen Dingen. Dahin zielt auch der Ausspruch des Herrn: "Denn was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel." (Lukas 16,15b)

 

3. Schließlich wendet der Gerechte allen Fleiß an, das Vermögen, das Gottes Vorsehung ihm anvertraut hat, zu erhalten, und, ist er Familienvater, sogar zu vermehren, wenn anders dies rechtmäßig geschehen kann, um dadurch seine Kinder zu versorgen und in den Stand zu setzen, ihrem Verhältnis in der bürgerlichen Gesellschaft gemäß zu leben, auf dass sie nicht, wenn er ihr Vermögen verwahrlost, Gefahr laufen, ihre Ehre und ihr Heil preiszugeben. Dies aber ist heilige Pflicht, und ausdrücklich spricht der Apostel: "Wer aber für seine Verwandten, besonders für die eigenen Hausgenossen, nicht sorgt, der verleugnet damit den Glauben und ist schlimmer als ein Ungläubiger." (1. Timotheus 5,8) "Wenn der Reichtum auch wächst, so verliert doch nicht euer Herz an ihn." (Psalm 62,11b)

 

10. August

 

Der heilige Laurentius, Erzdiakon und Martyrer von Rom,

+ 10.8.258 - Fest: 10. August

 

Weil die Sonne in den ersten Augusttagen im Sternbild des Hundes steht, nennt man die erste Augusthälfte vielleicht auch die Hundstage. Es sind gewöhnlich die heißesten Tage des Jahres. Und mitten hinein fällt am 10. August sinnvoll das Fest des heiligen Laurentius, in dessen Leben das Feuer eine Rolle spielt. Denn ein Feuerbrand war er selbst und im Feuer beendete er um des Glaubens willen das Leben.

 

Wie schon zur ersten christlichen Zeit in Jerusalem von den Aposteln sieben bewährte Männer zu Diakonen bestellt und geweiht wurden, die den Priestern am Altar dienen und darüber hinaus für die Armen sorgen sollten, so gab es später auch in Rom sieben Diakone. Einer von ihnen und der erste unter ihnen war um das Jahr 258 ein zugewanderter Spanier, Laurentius mit Namen. Seine Hauptaufgabe bestand darin, das Hab und Gut der Kirche in kluger und gerechter Weise unter die Armen zu verteilen.

 

Das Jahr 258 gilt in der Geschichte der katholischen Kirche als ein glorreiches, denn in seinem Verlauf erreichte die Verfolgung unter dem Kaiser Valerian den Höhepunkt. Wieder einmal floss in Menge das Blut der Christen Roms.

 

Auch Laurentius wurde gefasst. Weil man irgendwie erfahren hatte, dass er der Verwalter des Kirchenvermögens war, von dessen Höhe man sich sagenhafte Vorstellungen machte. Man brachte ihn nicht gleich um, sondern man versprach ihm Schonung und sogar Straflosigkeit, wenn er bereit sei, die Schätze der Kirche auszuliefern.

 

Aus den Erfahrungen, die man mit den Christen gemacht hatte, war man sich von vornherein bewusst, dass Laurentius das Angebot ablehnen und lieber in den Tod gehen werde als Verrat zu üben. Daher staunte man nicht wenig, als Laurentius bedenkenlos und lächelnd auf den Vorschlag einging. Gern räumte man ihm auf seine Bitte hin eine dreitägige Frist ein, damit er die Kirchenschätze restlos herbeibringen und ordnungsgemäß übergeben könne.

 

War denn Laurentius ein Verräter? Nein, ein Verräter war er nicht, aber er war ein verschmitzter Bursche und ein Draufgänger, der es trotz der brenzlichen Lage, in der er sich befand, nicht lassen konnte, den Bedrängern einen Streich zu spielen. Denn in den zugestandenen drei Tagen machte er alles, was die Kirche damals besaß, zu Geld und verteilte das Geld unter die Armen. Am dritten Tag aber zog er an der Spitze einer langen Reihe von Bettlern, Krüppeln, Waisen und alten Leuten zu der Polizei in der Hauptstadt. Er wies auf sein sonderbares Gefolge hin und sagte, diesmal nicht lächelnd, sondern im heiligen Ernst und der Wahrheit entsprechend:

 

„Das sind die Schätze der Kirche!“

 

Für einen Augenblick waren die hinters Licht geführten Polizisten sprachlos, dann aber ging es los:

 

„So eine Unverschämtheit!“ – „Unerhört!“ – „Eine bodenlose Frechheit!“ – „Dieser unreife Junge!“ – „Na warte, Freundchen!“ ...

 

Mitten in diesem Sturm der Entrüstung lachte Laurentius laut auf, denn selten war ihm ein Streich so gut gelungen wie der, den er eben gespielt hatte. Wer wie Laurentius in einer solchen lebensgefährlichen Lage noch lachen kann, der ist ganz sicher ein mutiger Mensch.

 

„Was, Freundchen, du lachst auch noch? Glaub nur, das Lachen wird dir sehr bald vergehen!“

 

So sprach einer, aber er täuschte sich. Denn als man den Heiligen in unmenschlicher Weise über einem Feuer auf einen glühenden Rost legte, lachte Laurentius wieder trotz entsetzlicher Qual. Nach einer Weile sagte er zu dem Henker: „Du kannst mich jetzt umdrehen, denn auf dieser Seite bin ich schon genug geröstet.“ Wieder einen Augenblick später lachte Laurentius noch ein drittes Mal, wobei er sagte: „Du, nun bin ich genug gebraten, du kannst mich essen.“ Daraufhin blickte Laurentius ein letztes Mal zum Himmel und starb mit dem jubelnden Ausruf:

 

„Ich danke dir, o Herr, dass ich deine Pforten betreten darf.“

 

Der gottselige Amadeus von Portugal, Minoriten-Mönch,

+ 10.8.1482 – Gedenktag: 10. August

 

Amadeus stammte von vornehmen Eltern aus Portugal ab und hatte die fromme Beatrix, Stifterin des Ordens von der Unbefleckten Empfängnis zur Schwester.

 

In seiner Jugend widmete er sich dem Kriegsdienst, kehrte dann heim und ging in Spanien in das Kloster zu Guadalupe, woselbst er zehn Jahre in größter Strenge lebte. Vor dem wundertätigen Marienbild, das sich dort in der Kirche befand, brachte er viele Stunden im Gebet zu.

 

Als ihn in jener Zeit die Gicht befiel und er außer der Zunge kein Glied mehr rühren konnte, befreite ihn die Gottesmutter infolge seiner dringenden Bitten von diesem schweren Elend.

 

Durch himmlische Erscheinung belehrt trat er darauf in den Orden der minderen Brüder des heiligen Franziskus (Minoriten). Auch auf der Reise an seinen neuen Bestimmungsort erfuhr er mehrfach die Hilfe seiner Gebieterin. Erst nach drei Jahren konnte er, der Fremdling, Aufnahme finden. Nicht allen Klosterbewohnern war seine überaus große Strenge angenehm. Neid und Hass fielen über ich her, man trachtete sogar danach, ihn aus dem Leben zu schaffen. Maria aber rettete ihren Schützling.

 

Bei einer schweren Verfolgung, die seine Neider und ihre Eifersucht darüber, dass man für seine Schüler zu Mailand ein Kloster bauen sollte, gegen ihn erregten, hatte er die heilige Jungfrau zur Beschützerin. Dieses Kloster trug den Namen: Heilige Maria vom Frieden. Allein der Teufel hörte nicht auf, gegen Amadeus und die Gottesmutter, unter deren Schutz das Kloster sich erhob, Widersacher zu erregen. Ein furchtbares Gewitter wütete über Amadeus. Schändlich verleumdet, musste er über seine Aufführung zuerst vor dem Generalminister der Minderbrüder des heiligen Franziskus und sodann vor dem Herzog von Mailand selbst Rechenschaft ablegen. Allein er stellte den Angriffen seiner Feinde nur den Namen der heiligen Jungfrau zur Verteidigung entgegen, an die er mit seinen kummervollen Gefährten ununterbrochene Gebete richtete. Der Herzog von Mailand übertrug diese Angelegenheit dem Gouverneur von Pavia, Alexander Sforza, bei dem Amadeus als Irrsinniger, Abtrünniger, Ketzer und Förderer einer neuen Sekte angeklagt worden war, weshalb er von Sforza selbst den ausdrücklichen Befehl erhielt, die Staaten des Herzogs zu verlassen und zwar innerhalb drei Tagen.

 

In dem Audienzsaal befand sich ein Bildnis der Gottesmutter. Als Amadeus dieses Urteil vernahm, kniete er vor dem Bildnis nieder und bat innig die heilige Jungfrau, ihn zu rechtfertigen. Kaum war er weggegangen, als der Gouverneur sich von einem heftigen Fieber befallen fühlte. Wie er dann an das Urteil dachte, das er eben gegen Amadeus ausgesprochen, und an das Gebet, das er an die heilige Jungfrau gerichtet hatte, fiel ihm ein, was in der Tat der Fall war, nämlich, dass Maria ihn für diese üble Behandlung züchtige, die er eben ihrem treuen Diener hatte widerfahren lassen. Er ließ sogleich den Heiligen rufen, der ihm durch sein Gebet bald die Gesundheit wieder verschaffte. Der Papst erließ eine Bulle, worin er nicht nur die Herstellung des Klosters genehmigte, sondern ihm auch in den Staaten von Parma bei St. Secondo eine passende Stätte für die Herstellung eines anderen erwirkte. Als Amadeus sah, dass alles, was er unter den Schutz der mächtigen Gottesmutter gestellt hatte, so wohl gelinge, nannte er dieses Kloster: Heilige Maria von den Gnaden. Amadeus starb am 10. August 1482. 

 

Maria Theresia Muschler

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 10. August 1731 wurde zu Linz a. d. Donau eine Tertiarin des Karmelitenordens von ihren vielen Leiden, die sie nach Gottes Ratschluss erdulden musste, erlöst. Die lobwürdige Maria Theresia Muschler war die Tochter eines Braumeisters in Pulgarn und am 11. Januar 1696 zu Linz geboren. Bis zum Empfang ihrer ersten heiligen Kommunion war sie derartig geistesschwach, dass man befürchtete, sie würde geistig behindert bleiben. Doch änderte sich dies mit der Zeit ihrer ersten heiligen Kommunion. Im Alter von 22 Jahren wurde sie von der Mutter in einen Dienst gegeben, musste diesen jedoch wegen Erkrankung bald verlassen. Vierzehn Jahre lang wurde Maria Theresia nun durch heftige Sand- und Steinschmerzen, Magenleiden, Halsgeschwulst, Blutbrechen und andere Leiden ans Bett gefesselt. Sie war am Körper so elend, dass sich Würmer in ihm bildeten, während ihr Gesicht schon, sozusagen, verklärt blieb. Wohl schmerzten sie die körperlichen Leiden, aber noch mehr die üblen Nachreden, durch die sie als Faulenzerin und Schwindlerin geschimpft wurde, und nicht weniger die Nachstellungen des bösen Feindes. Dieser stellte ihr sieben Jahre hindurch nach, um sie vom Gebet abzuhalten und sie zu einer gewissen Sünde zu verleiten. Dagegen tröstete sie die liebe Mutter Gottes, die ihr, als Maria Theresia ihre Gestalt für ein Trugbild des Teufels hielt, erklärte: "Ich bin nicht der, den du vermeinst, sondern die Mutter Gottes und sage dir: Wenn du meine liebe Tochter sein und unter meinem Schutz bleiben willst, so nimm die 3. Regel meines uralten Ordens vom Berge Karmel an!" Die Kranke hielt dies nur für einen Traum, aber die seligste Jungfrau erschien ihr ein zweites und drittes Mal und sagte: "Wofern du es nicht tust, wirst du hinfür nimmer meine Tochter sein. Von nun ab werde ich dir nicht mehr erscheinen. Wenn du aber folgen wirst, werde ich dir auch im Tod beistehen." Daraufhin ruhte Maria Theresia nicht, bis sie trotz ihres leidenden Zustandes eingekleidet wurde (am 11. Oktober 1727). Konnte sie auch das Bett nicht verlassen, so hielt sie doch die vom Orden vorgeschriebene Fasten, übte das anempfohlene Stillschweigen, verrichtete die Pflichtgebete, las gern in frommen Büchern und litt nun mit noch größerer Geduld. Sechzehn Wochen vor ihrem Tod wurde ihr Zustand überaus bedenklich, doch flößte sie ihrer Umgebung Mut ein und versicherte, sie werde erst am Laurentiustag sterben. So geschah es auch. Als an diesem Tag die Aveglocke geläutet wurde, betete sie noch den "Engel des Herrn". Hierauf verlangte sie, dass ihr die Sterbekerze angezündet werde und verschied gegen 1 Uhr mittags. Man beerdigte sie, wie sie gewünscht hatte, im Ordenshabit in der Karmelitenkirche zu Linz. Hatte man sie wegen ihrer Tugendhaftigkeit allzeit geschätzt, so hielt man sie nach dem Tod noch mehr für eine Heilige und betrachtete es als ein übernatürliches Zeichen ihrer Heiligkeit, dass ihre Glieder nicht erstarrten, sondern beweglich blieben. Mehrere versicherten auch alsbald durch ihre Fürsprache Gnaden von Gott erlangt zu haben. 

 

Gebet am 10. August

 

Heiliger Laurentius, bitte für mich bei Gott, dass er mir die Gnade verleiht, ihm zu Liebe die Welt mit all ihren Verführungen zu verachten und Jesus dem Gekreuzigten treu nachzufolgen in festem Glauben und vollkommener Liebe, die sich im Tragen des Kreuzes bewährt. Amen. 

 

Zu Gott

 

Wir bitten Dich, o Herr, um die Gnade, die schändlichen Flammen unserer bösen Begierden auszulöschen, so wie Du den heiligen Laurentius über das Feuer, durch das er litt, hast siegen lassen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Jesus Christus auf die Fürbitte der heiligen Philomena

 

Jesus, reinstes Lamm, Du Freund unschuldiger, keuscher Seelen. Stärke uns durch das Beispiel und die Fürbitte der heiligen Jungfrau und Martyrin Philomena, die Du in diesen letzten Zeiten so schön verherrlicht hast, dass wir unseren heiligen katholischen Glauben hoch verehren, die jungfräuliche Reinheit innig schätzen, und die Keuschheit nach unserem Stand sorgfältig bewahren. Wir bitten Dich darum durch Dein kostbares Blut. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Barcelona wurde im Jahr 1223 am heutigen Tag der geistliche Orden Unserer Lieben Frau de Mercede oder Von der Erlösung der gefangenen Christen, auf Erscheinung der seligsten Jungfrau, eingesetzt.

 

Andacht am 10. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Unter den gewöhnlichen Werken sollen wir zumal den geistigen den größten Fleiß zuwenden, weil diese sich gerade auf Gott beziehen und wirksamer zur Vollkommenheit führen. Tun wir anders, so laden wir den Fluch des Heiligen Geistes auf uns, der über die ergeht, die die Werke Gottes nachlässig vollbringen." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Wie sehr auch dieser Heilige mit Geschäften aller Art überhäuft war, teilte er dennoch seine Zeit so weise ein, dass er seine Andachtsübungen nie unterließ. Immer aber verrichtete er sie mit großer und mit Eifer; weil er in Gottes Gegenwart und um seiner Liebe willen die Werke verrichtete, die durch sich selbst geeignet sind, das Gemüt zu zerstreuen.

 

Alle meine Werke sollen Dir, o Herr, sagen, dass ich Dich liebe, und meinen Schmerz Dir ausdrücken, dass ich Dich nicht immer geliebt habe. O könnte ich vor Leid sterben, dass ich meine Liebe an die Welt und ihre Eitelkeit vergeudet habe! Könnte ich Dich lieben, wie Du dessen würdig bist! Doch nie will ich von nun an aufhören, Dich zu lieben, und Dich unablässig um Deine Liebe bitten, dass ich darin lebe und sterbe! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 10. August

 

"Betrachte meinen glorreichen Martyrer Laurentius,

der nicht auf glühenden Kohlen,

sondern auf weichen, wohlriechenden Blumen zu liegen schien.

Die brennende Flamme der göttlichen Liebe erstickte das verächtliche Feuer,

das seinen Leib verzehrte."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 10. August - Von Gottes Gaben

 

Herr, deine Weisheit dringt durch alle Dinge.

Sie wog den Stern und wog das Sandkorn ab.

Nichts ist, - was sie den Wesen gab, - geringe.

Nach ihrem Ruhm zielt alles, was sie gab.

 

1. Danke deinem Schöpfer jeden Tag aus innerstem Herzensgrund für alle guten Gaben, die er dir verlieh, sowie nicht weniger für alle, die er dir nicht gab. Denn gibt es auch vieles, das an sich gut und wünschenswert scheint, so würde es doch gewiss dir nicht zum Guten gereichen. Wie mancher, der durch eine blühende Gesundheit in Laster versunken wäre, die ihm den ewigen Untergang gebracht hätten, wurde durch Kränklichkeit und körperliche Leiden vor der Sünde bewahrt und wirkte sein Heil durch Geduld. Dies aber gilt vom Geld, vom großen Verstand, Ansehen, Wissenschaft und anderen Dingen, die das Verlangen des Menschen anziehen.

 

2. Bilde dir ja nicht ein, du würdest bei größerem Reichtum, bei glänzenderen Geistesgaben, oder auf einer höheren Stelle Gottes Ehre mehr fördern, oder des Guten mehr tun. Eine gefährliche Täuschung ist dies, die den Menschen unzufrieden mit den Gaben stimmt, die er von Gott empfing, und wodurch er verdrossen und nachlässig wird, sein Pfund nach seinem vollen Wert zu verwenden. Gottes unendliche Weisheit hat alles aufs genaueste abgewogen, sie wusste am besten, was jedem einzelnen, und was dem Ganzen ein Gewinn ist. Nicht die Menge, sondern die getreue Verwendung der Gaben erwirkt die himmlische Glorie, Nicht weniger wurde der Knecht, der zwei Talente gewonnen hatte, in die Freude seines Herrn aufgenommen, als der, der fünf Pfunde gewonnen hatte.

 

3. "Wem viel gegeben wurde," spricht der Herr, "von dem wird auch mehr gefordert werden." Zitterst du nun vor der Rechenschaft für die Gaben, die Gott dir verliehen hat: was würde es erst sein, wenn er noch mehrere und größere er dir verliehen hätte? Wie viele einfachen und demütigen Seelen gelangten in ihrer Einfalt und Demut zu einer hohen Stufe im Himmel, indes andere bei dem Glanz ihres Reichtums, ihres Ansehens oder ihrer Wissenschaft in Überheblichkeit und Ausschweifungen versanken, die ihnen den ewigen Untergang brachten. Dies bedenke und wirke dankbar mit Gottes Gaben, und du wirst den getreuen Knechten beigezählt und in die Freuden deines Herrn aufgenommen werden. "Die Weisung deines Mundes ist mir lieb, mehr als große Mengen von Gold und Silber." (Psalm 119,72)

 

11. August

 

Die heilige Philomena, Jungfrau und Martyrin von Rom,

+ 284 – 305 – Fest: 11. August

 

Diese liebliche und mit so vielen Wunderwerken verherrlichte Heilige verbindet das erste christliche Zeitalter mit unserer Zeit. In jenem hat sie gelitten, in unserer Zeit, vor ca. 200 Jahren, im Mai 1802 nämlich, wurde ihr heiliger Leib aufgefunden. Philomena war griechischer Abstammung und ihr Vater stand in Diensten des römischen Kaisers Diocletian. Von frühester Jugend auf wurde sie im Christentum erzogen, da ihre Eltern die heidnische Religion verlassen und Christen geworden waren. Bei der Taufe gab man dem Mädchen den schönen Namen: Philomena, d.h. die Geliebte. Und früh genug sollte die christliche Jungfrau die Feuerprobe der Liebe bestehen und vor Himmel und Erde zeigen, dass sie wert sei, die Geliebte Jesu Christi zu sein bis hinein in die Herrlichkeit Gottes. Philomena hatte bereits im 11. Lebensjahr das Gelübde der ewigen Jungfrauschaft abgelegt, und als sie im 13. Lebensjahr mit ihrem Vater nach Rom kam und Diocletian, von ihrer Anmut geblendet, sie zur Gemahlin begehrte, so weigerte sie sich standhaft, dem heidnischen Tyrannen die Hand zum Ehebund zu bieten. Selbst die Eltern waren für diese Verbindung und redeten auf ihre Tochter ein, sie möge doch nicht durch ihre ablehnende Haltung den Zorn des Kaisers herausfordern. Aber Philomena ließ sich weder durch Bitten und Tränen, noch durch die eindringlichsten Reden der Eltern dazu bewegen, das Gott gemachte Gelübde zu brechen. Nun verlangte der Kaiser, man möge das dreizehnjährige Mädchen vor ihn führen, damit er persönlich das erwirke, was Philomenas Eltern nicht vermochten. Und nun begann der Kampf für die junge Christin. Sie hatte zu entscheiden zwischen einem gekreuzigten Gott und einem ruhmbedeckten, mit dem Imperatorenpurpur geschmückten Kaiser des römischen Weltreiches. Philomena entschied sich für den gekreuzigten Gott, darum musste sie im eigenen jungfräulichen Blut und in den Peinen des Martyrertums glorreich ihm vermählt werden.

 

Diocletian hoffte anfangs mit Güte und Schmeicheleien die Jungfrau für sich zu gewinnen. Jedoch alle seine Bemühungen scheiterten an dem Heldensinn Philomenas. Entrüstet wies sie alle seine Anträge zurück und sagte, dass sie bereits verlobt sei dem Himmelsbräutigam Christus. Nun ließ Diocletian seiner Rache und seinem Zorn freien Lauf. Philomena wurde ins Gefängnis geworfen und musste durch 40 Tage in einsamer Haft im Kerker schmachten. Von dieser Stunde an begann ihre Marter. Der Kaiser stieg täglich zu ihr in den Kerker hinab in der Hoffnung, am Ende doch ihren Widerstand durch sein unausgesetztes Bemühen brechen zu können. Philomena aber waffnete sich durch eifriges Gebet zum bevorstehenden Kampf, und mit der Waffe des Gebetes überstand sie auch im Gefängnis siegreich dem Ansinnen des Tyrannen. Am 36. Tag ihrer Kerkerhaft wurde ihr durch eine himmlische Vision großer Trost zuteil. Die allerseligste Jungfrau erschien der jugendlichen Bekennerin und sprach ihr Mut ein für die kommende Marter. Maria sprach zu ihr, dass der heilige Erzengel Gabriel ihr zur Seite gegeben werde, wenn Diocletian mit grausamen Qualen ihre Standhaftigkeit werde brechen wollen. Wenige Tage schon nach dieser tröstlichen Erscheinung ließ der Kaiser Philomena unmenschlich geißeln, und nach geschehener Geißelung, todmatt voll Blut und Wunden, wurde sie in den Kerker zurückgebracht. Die folgende Nacht nun heilten zwei Engel den zerschlagenen und verwundeten Körper der Jungfrau, und als Diocletian Kenntnis davon erhielt, dass jedes Mal der Geißelung und alle Wunden am Leib Philomenas verschwunden seien, so ließ er die Martyrin vor sich führen, stellte ihr neuerdings seine Anträge und deutete ihre plötzliche Heilung dahin, dass die Götter, welche seine Verbindung mit Philomena wünschten, sie mit einem Mal geheilt hätten, um ihr zu zeigen, wie sehr sie im Unrecht sich befinde und wie töricht sie handle, des Kaisers Werbung zurückzuweisen. Die Heilige aber antwortete hierauf: Nicht die Götter hätten ihre Genesung bewirkt, sondern die Macht Jesu Christi, an dem sie allezeit festhalten und von dem sie niemals ablassen werde. Da der Kaiser abermals nichts ausrichtete, so gab er, erzürnt über die Freimütigkeit, mit welcher sie ihren göttlichen Bräutigam verteidigte, den Befehl, ihr einen Anker am Hals zu befestigen und sie in die Tiber zu stürzen. Kaum gingen die Henker daran, das Geheiß Diocletians auszuführen, als Philomena abermals durch Gottes Beistand Rettung und Hilfe erfuhr. Jene Engel, die sie von den Wunden der Geißelung geheilt hatten, zogen sie aus der Flut, lösten den Anker von ihrem Hals und brachten sie wohlbehalten ans Ufer zurück. Diocletian war wütend, als er von der Sache erfuhr, erklärte Philomena als Zauberin und ihre Rettung als Werk der Zauberei und gab neuerdings Weisungen zur Marter der heiligen Jungfrau. Sie wurde mit Pfeilen beschossen und im ohnmächtigen Zustand in den Kerker zurückgebracht. Gott aber, der wunderbar ist in seinen Heiligen und der das Schwache ausersehen hat, um damit dasjenige, was sich stark dünkt, zu überwinden, wirkte ein neues Wunder an der standhaften Braut seines Sohnes, und am nächsten Morgen waren alle Wunden der Pfeile geheilt, nicht einmal die Narben waren zu bemerken. Auf dieses hin kannte der Zorn des Kaisers keine Grenzen mehr. Philomena wurde mit den schärfsten Pfeilen beschossen, und die Pfeile wurden auf ausdrücklichen Befehl Diocletians glühend gemacht. Als jedoch die Schergen die Pfeile abschossen, geschah es, dass diese zwar eine Strecke weit vorwärts flogen, dann aber, wie von geheimnisvoller Macht zurückgeschlagen, zu den Bogenschützen, die sie abgesandt hatten, zurückflogen, sie durchbohrten und sechs von ihnen töteten. Dieses unerhörte Ereignis bewog viele der anwesenden Heiden zur Bewunderung und sie bekehrten sich zum Christentum. Diocletian aber, nur noch mehr ergrimmt, ließ Philomena mit dem Schwert töten und es fiel ihr Haupt gleich auf derselben Stelle. Der Tag dieses ihres siegreichen Martyriums war der 10. August eines der letzten Jahre der Herrschaft Diocletians (284-305).

 

Vor 200 Jahren nun wurden die Reliquien dieser heiligen Martyrer-Jungfrau aufgefunden. Am 25. Mai des Jahres 1802 war es, wo dieses geschah. Bei Nachgrabungen, die man an der salarischen Straße in den Katakomben der heiligen Priscilla hielt, fand man an dem genannten Tag einen Grabstein, der sich vor anderen Leichensteinen durch seine besondere Inschrift auszeichnete. Es stand auf demselben in lateinischer Sprache, in roter Farbe aufgemalt, der Name: „Filumena“ mit den Worten: „Der Friede sei mit dir!“ verbunden. Die Inschrift war jedoch so, dass die erste Wortsilbe am Schluss derselben stand und das „pax te cum“ – zwischen den zwei Silben: „Lumena“ und „Fi“ eingeschaltet war. Es stand auf dem Grabstein: „Lumena, pax te cum, Fi“. – Die Historiker und Archäologen erklären nun, man habe im christlichen Altertum, in den Zeiten der heftigen Verfolgungen häufig die Grabsteine der heiligen Martyrer mit solchen Inschriften versehen, deren Deutung nur den Christen klar war, während Nichtchristen dieselben nicht zu erkennen vermochten. Man tat dies aus dem einfachen Grund, um im Fall des Eindringens heidnischer Häscher sicher zu sein, dass die Gebeine ehrwürdiger Heiliger nicht geschändet würden. Durch dieses wird auch die Silbenversetzung am Grabstein der heiligen Philomena verständlich. Man wollte nicht, dass eindringende Heiden ihre Ruhestätte erkennen und am Ende verunehren würden. Außer den genannten Worten waren auf dem Grabstein noch folgende Attribute angebracht: drei Pfeile, eine Palme, ein Lilienstengel, Geißel und Anker. Die Palme wies hin auf das Martyrium, die Lilie auf das Blutzeugentum einer Jungfrau, und Pfeile, Geißel, sowie Anker auf die näheren Umstände des Martyriums jener Heiligen, vor deren Grabstätte man sich befand. Als das Grab geöffnet wurde, fand man darin ein Haupt und mehrere größere Gebeine, die nach dem Urteil und der Untersuchung der Sachverständigen einer noch im jugendlichen Alter stehenden Person angehört hatten. Das Haupt war an mehreren Stellen eingeschlagen (wahrscheinlich in Folge heftiger Schläge und durch Herabschleifen der Martyrin über steinerne Treppen). Die kleineren Gebeine waren größtenteils schon zu Staub zerfallen. Neben den Gebeinen fand man ein gläsernes Gefäß, das eingetrocknetes Blut enthielt. Dieser Umstand wies auf die zuletzt erfolgte Enthauptung Philomenas hin, denn nur bei Blutzeugen, die durch das Schwert endeten, kamen Blutgefäße mit ins Grab. Und auch da nur für gewöhnlich irdene, nur bei Vornehmen und Standespersonen gebrauchte man solche aus Glas. Man wusste also weiter, dass die Martyrin, vor deren Grab man stand, hoher Abkunft gewesen sein musste, denn das Blutgefäß aus Glas gab dies deutlich zu erkennen. Gleich bei Auffindung der heiligen Reliquien verherrlichte Gott seine standhafte Bekennerin auf außerordentliche Weise. Das eingetrocknete Blut fing mit einem Mal an, lebhaft zu leuchten und in glänzendem Schimmer zu erstrahlen, als ob im Glasgefäß nicht Blut, sondern lauteres Gold und herrliche Edelsteine wären. Man schabte das Blut aus dem Gefäß heraus und sammelte es in einem neuen Behälter, und auch hier hielt dieses Leuchten und Glänzen des Blutes der Heiligen fortwährend an. Was aber das Merkwürdigste ist, das Blut der Martyrin behielt diese außerordentliche Eigenschaft bei und ist hellglänzend bis zum heutigen Tag. Es ist uns nun geradezu unmöglich, im weiteren alles zu erzählen, was mit den Reliquien der heiligen Philomena geschah, und alle die großen staunenswerten und beglaubigten Wunder niederzuschreiben, die durch ihre Gebeine bewirkt worden sind und auf ihre Fürbitte hin sich ereigneten. Bis zum Jahr 1805 blieben ihre ehrwürdigen Überreste in Rom, sodann kamen sie nach Neapel und noch im selben Jahr nach Mugnano, ihrem endgültigen Bestimmungsort. Schon während der Übertragung von Neapel nach Mugnano geschahen viele Wunder und auch bei der Beförderung der Reliquien von Rom nach Neapel. So geschah es beispielsweise, dass, während die heiligen Gebeine in Neapel in der Hauskapelle des frommen Kaufmanns Antonio Terras sich befanden, Mehrere Kranke, die vertrauensvoll zur heiligen Philomena ihre Zuflucht nahmen, vollkommene und wunderbare Heilung fanden. Die Gattin des genannten Handelsmannes, Rosa Terras, litt schon 12 Jahre an einer unheilbaren Krankheit, so dass kein Arzt sie mehr in Behandlung nehmen wollte. Sie wurde plötzlich vollständig geheilt, da sie ihre Zuflucht zur heiligen Philomena nahm und ihre Reliquien andächtig verehrte. Ebenso erhielt ein Advokat im Alter von 60 Jahren vor dem Reliquienschrein der Martyrin in Neapel seine Gesundheit wieder, nachdem ein schmerzliches Lendenübel schon durch ein halbes Jahr hindurch ihn zu allem unfähig gemacht hatte. Eine vornehme Dame aus Neapel hatte an der Hand ein bösartiges Geschwür, das solche Zerstörungen anrichtete, dass die Ärzte erklärten, die Hand müsse abgenommen werden. Schon zeigten sich die Merkmale des Brandes an der schwürigen Hand, da legt jene Dame am Abend vor der Amputation eine kleine Reliquie der heiligen Martyrin auf die Hand, an der das verhängnisvolle brandige Geschwür sich befindet, betet zur heiligen Philomena und begibt sich unter deren Schutz. Am nächsten Morgen kamen die Ärzte, um die Hand abzunehmen; aber sie kamen umsonst, denn an der kranken Hand ist kein Geschwür mehr, noch Brandmale. Ja, nicht einmal Narben des Geschwüres sind vorhanden. Diese drei Wunder ereigneten sich binnen weniger Tage nacheinander, Anfang August 1805, als der Schrein, der die heiligen Gebeine Philomenas barg, in Neapel sich befand. Am 9. August erfolgte sodann die feierliche Übertragung der Reliquien nach Mugnano, wo fort und fort neue Wunder den Ruhm der Heiligen verkündeten, so dass ihr der Titel: „Wundertäterin des 19. Jahrhunderts“ mit Fug und Recht zuteilwurde. Eine der wunderbarsten und merkwürdigsten Heilungen, die an der Gnadenstätte zu Mugnano geschehen waren, soll am Schluss noch erwähnt werden. Es ist die am 10. August 1839 erfolgte Genesung der Pauline Jarikot. Die adelige, bereits 50 Jahre alte Dame war gar von Lyon in Frankreich nach Mugnano gekommen, um durch die heilige Philomena ihre Gesundheit wieder zu erlangen. Sie wurde von schrecklichen Leiden gemartert. Der ganze Körper war gelähmt, die Füße angeschwollen und steif. Nur mit einem Rollstuhl war etwas Bewegung möglich. Ihre Kammerjungfer und ihr Bedienter waren beständig um sie herum, da sie nicht das Geringste zu tun im Stande war. Fräulein Jarikot hatte überdies eine kranke Leber und einen kranken Magen, konnte fast nichts zu sich nehmen, und zudem war in ihrem Inneren ein Gefäß zerplatzt, so dass das ausgetretene Blut sich in den Herzbeutel ergossen hatte, was sie dem Tod nahe brachte. Alle Ärzte hatten die Behandlung an ihr eingestellt, sie war unheilbar krank. Fräulein Jarikot aber vertraute auf Gott und auf die Macht der Fürbitte seiner Heiligen. Sie ließ sich in die Herz-Jesu-Kirche nach Paray-le-Monial bringen, machte eine Novene zur heiligen Philomena und gelobte eine Wallfahrt nach Mugnano zu ihren Reliquien, falls sie die Gesundheit wieder erlangen würde. In Begleitung eines Priesters und ihrer Zofe, sowie des Bedienten kam die Bedauernswerte nach unsäglichen Qualen am 9. August 1839 in Mugnano an. Abends am folgenden Tag, als sie, in ihrem Fahrstuhl liegend, vor dem Reliquienschrein inbrünstig betete, erfolgte die wunderbare Heilung. Das Fräulein konnte mit einem Mal aufstehen, fühlte nicht den geringsten Schmerz und war vollkommen gesund. Sie fing vor Freude laut zu singen an, und von einem Balkon aus musste sie der Volksmenge, die zusammengeströmt war, die Geschichte ihrer Krankheit und ihre plötzliche Genesung erzählen. Jener Rollstuhl, der der Gefährte ihrer Leiden und der Zeuge des an ihr gewirkten Wunders war, blieb als Ex-Voto in Mugnano. Fräulein Jarikot aber wählte den Ordensstand zu ihrem Beruf, um so Gott und der heiligen Philomena würdig zu danken für die große Gnade der wunderbaren, staunenswerten Heilung. Dieses Wunder wurde vom Bischof von Nola, vom Bischof von Jalamino, dem päpstlichen Nuntius Feretti, sowie vom Arzt des allgemeinen Krankenhauses von Neapel, Herrn Anton Lopez, glaubwürdig bestätigt.

 

„Die Kraft wird in der Schwachheit vollkommen“, schrieb einst der Weltapostel an die Korinther. Dieses Wort bestätigt sich in den Wundern der heiligen Philomena neuerdings. In unserer Zeit, wo man mit der Uhr in der Hand von Seite der Gottlosen auf den Sturz der Kirche wartet, wo eine ungläubige Wissenschaft alles Übernatürliche geleugnet hat, haben die Wunder, die durch die heilige Philomena geschahen, Tausenden klar bewiesen, dass das Christentum eine göttliche Kraft ist, die durch nichts überwunden wird, und die fortwirken wird bis zum Abschluss der Zeiten.

 

Der heilige Tiburtius, Diakon und Martyrer von Rom,

+ 11.8.286 - Fest: 11. August

 

Wenn drei miteinander gehen, so nimmt man den Vornehmsten von ihnen in die Mitte. So verlangt es der Anstand. Ähnlich ist es auch in diesen Tagen mit den Heiligen. Da begeht die Kirche das Fest dreier Diakone. Der Vornehmste von ihnen ist der heilige Laurentius, dessen Gedächtnis auf den gestrigen Tag fiel. Ihm voraus schritt am 8. August der heilige Diakon Cyriakus, und als letzter schließt heute der heilige Tiburtius die Reihe.

 

Wie die Legende des heiligen Cyriakus, so fällt auch die des Tagesheiligen in die Zeit der letzten römischen Christenverfolgung unter dem Kaiser Diokletian, und wie beim heiligen Martyrerjungen Pankratius, so spielt auch beim Tagesheiligen die glänzende Gestalt des heiligen Sebastian eine Rolle. Der Gardeoffizier muss wohl eine eindrucksvolle Persönlichkeit gewesen sein, ein ganzer Christ von den Hacken bis in die Haarspitzen, denn anders ist es kaum zu verstehen, dass er besonders jugendliche Leute mit der Liebe zu Christus gleichsam ansteckte und sie für ihn begeisterte bis in den Martertod. So war es bei Pankratius, so war es auch bei Tiburtius. Es kommt alles auf den Menschen an.

 

Der Vater des heiligen Tiburtius war Oberbürgermeister von Rom. Demgemäß führte er ein vornehmes Haus und schätzte sich, obwohl er Heide war, glücklich, dass sich unter den hochgestellten Gästen zuweilen auch der Gardeoffizier Sebastian einstellte. Mehrfach hatten sich die beiden schon über das Christentum unterhalten, und den Oberbürgermeister zog es immer mehr zum wahren Glauben hin. Trotzdem wagte er den entscheidenden Schritt, der ihn sofort die hohe Stellung gekostet hätte, nicht zu tun, bis er, auf den Tod erkrankt, durch das Gebet des heiligen Sebastian wie durch ein Wunder auf der Stelle geheilt wurde. Dieses Begebnis gab ihm schließlich den letzten Stoß, er legte Amt und Würde nieder, ließ sich taufen und zog sich auf eine Villa außerhalb Roms zurück, um ein christliches Leben zu führen. Da sieht man wieder, dass ein rechter Laienapostel viel fertigbringt.

 

Tiburtius, der Sohn des ehemaligen Oberbürgermeisters, hatte schon vor dem Vater das Sakrament der Wiedergeburt erhalten, und es glühte in ihm, vom heiligen Sebastian angefacht, hell die Liebe zu Christus. Als sich der Vater in die Ruhe des Landlebens begab, blieb er mitten im brennendsten Gefahrenpunkt zu Rom und übte in ähnlicher Weise, wie es vom heiligen Cyriakus beschrieben wird, die Liebestätigkeit unter den christlichen Gefangenen und Zwangsarbeitern.

 

Wie Cyriakus, so war auch Tiburtius ein kühner Draufgänger, dessen Mut sich mit der Gefahr verdoppelte. Außer der Liebestätigkeit ließ Tiburtius es sich angelegen sein, die lauen und abgefallenen Christen, die es wie zu jeder Zeit auch damals gab, aufzusuchen, ihnen ins Gewissen zu reden und sie zum ersten Eifer zurückzuführen. Dabei hatte er manche Erfolge zu verzeichnen, aber zum Schluss wurde ihm diese Art des Apostolates zum Verhängnis oder besser gesagt, sie brachte ihm die Siegespalme des Martertodes ein.

 

Es war da nämlich ein junger Mann, Torquatus mit Namen, der einige Jahre zuvor die heilige Taufe empfangen hatte, dann aber durch den Umgang mit schlechten Kameraden abständig geworden war und auf Wegen ging, die böse sind, so dass er allmählich in der Sünde ganz verkam. Als Tiburtius ihn aufsuchte und auf ihn einredete, wieder ein anständiger Mensch zu werden, sagte Torquatus heuchlerisch zu, ging aber gleich danach zur Polizei, brachte Tiburtius zur Anzeige und schlug vor, ihn selbst, damit er den Schein wahre, ebenfalls zu verhaften, dann wolle er den Diakon in der Gefängniszelle nach den Namen weiterer Gläubigen ausforschen.

 

Das war eine Gemeinheit sondergleichen, aber der Vorschlag wurde mit Dank angenommen und am gleichen Tag auch zur Ausführung gebracht. Tiburtius allerdings durchschaute schnell das abgekartete Spiel, und weil er sich den Rock bis zum Hals zuknöpfte und dem elenden Spitzel auch nicht einen einzigen Namen verriet, wurde er im Jahr 304 enthauptet. Ihm war es recht, denn kein herrlicheres Los konnte ihm zufallen, als dass er dem strahlenden Heer der Blutzeugen Christi beigesellt wurde.

  

Die heilige Klara Sciffo von Assisi, Äbtissin und Ordensstifterin,

+ 11.8.1253 - Fest: 11. August

 

Unter den zahllosen heiligen Frauen nimmt die heilige Klara einen besonderen Platz ein. Ihr Leben ist so schön, dass man es mit gefalteten Händen lesen sollte.

 

Klara stammte aus einer vornehmen Familie der Stadt Assisi. In Reichtum und Wohlstand verlief die Kindheit des Mädchens, das, in Samt und Seide gekleidet, nur Spiel und Lust und Freude kannte. Doch gerade als sich vor der Achtzehnjährigen das Tor des Lebens erst recht weit öffnen wollte, warf sie Gottes Gnade aus der Bahn dieser Welt, um sie auf schmalem Pfad zum Himmel ins ewige Leben zu führen.

 

Gottes Gnade kann in tausenderlei Formen und in allen möglichen Kleidern auftreten. Damals, als Klara ihr begegnete, hatte sie die Gestalt und das Gewand eines Bettlers angenommen, über den alle Leute lachten. Franz Bernadone hieß der Bettler, der vor kurzem noch ein reicher Kaufmannssohn war und das Leben in vollen Zügen genoss. Dann warf er aber Geld und Gut von sich und wurde freiwillig arm bis auf das Lumpenkleid, das er trug. Das hatte er getan, um es dem armen Jesus in der Krippe und am Kreuz gleichzutun.

 

Auch Klara war anfangs unter denen, die gelacht haben, aber so richtig wohl hat sie sich dabei nicht gefühlt. Einmal nämlich hatte sie zufällig gesehen, wie der heilige Franz ganz fröhlich wurde und jubelte, als er unter den Fenstern ihres Hauses von Jugendlichen beschimpft und mit Steinen beworfen wurde. Da war auch in ihrem Herzen eine leise ferne Ahnung von der seligen Narrheit des Kreuzes wach geworden. Seit dem hatte sie auch den Wunsch in ihrem Herzen, ein ähnliches Leben zu führen, wie Franz es ihr vorlebte.

 

Von einer verschwiegenen Freundin begleitet, wanderte Klara eines Abends in der Dämmerung zu dem Kirchlein des heiligen Damian vor den Mauern Assisis hinaus. Dort hauste Franz mit seinen ersten Jüngern in unvorstellbarer Armut. Sie fragte den Narren um Christi willen, was sie denn tun solle, um aus der Unruhe zum Frieden des Herzens zu gelangen. Der heilige Franz antwortete ihr nicht gleich, sondern erzählte ihr von dem Glück der Armut. Und während er redete, kam es wie eine Verzückung über ihn. Mit glühenden Worten sprach er, wie betrunken vor Liebe, ein wunderschönes Lob des Schöpfers. Da lösten sich im Herzen Klaras alle Zweifel von selbst. Ruhig wurde es in ihrer Seele. Und als sie von dem Heiligen Abschied nahm, stand in ihr der Entschluss ganz fest, ebenfalls eine Närrin um Christi willen zu werden. Auch sie wollte in der Narrheit des Kreuzes das Glück finden, von dem die Welt keine Ahnung hat.

 

Wenige Tage später hatten die Einwohner Assisis einen neuen aufregenden Gesprächsstoff. Mitten in der Nacht hatte Klara gegen den Willen der Verwandten das Haus fluchtartig verlassen und war nach Sankt Damian gezogen, wo sie der heilige Franziskus im Kreis der Brüder erwartete. Sehr lange Zeit beteten sie zusammen, und als es Morgen wurde, legte Klara allen Schmuck zu Füßen des Gekreuzigten nieder. Franziskus schnitt ihr das Haar ab und warf ihr einen braunen Sack als Bußkleid für immer über. Seit jener Stunde besteht neben dem Männerorden der Franziskaner als weiblicher Zweig der Orden der Klarissen, die in Armut, in Gebet und Fasten einen Frieden und eine Freude genießen, die alle Vorstellungen der Welt weit übersteigen.

 

Vierzig Jahre lang leitete Sankt Klara weise und gütig ihr Kloster. Als einmal zur Kriegszeit zügellose Soldaten das Kloster stürmen wollten, ging ihnen die Heilige mit dem Allerheiligsten in der Hand furchtlos entgegen. Da bekamen die Angreifer einen geheimnisvollen Schrecken, sie prallten wie geblendet zurück und verschwanden Hals über Kopf in alle Richtungen. Am 11. August 1253 starb Sankt Klara. Zwei Jahre später wurde sie bereits von der Kirche heiliggesprochen.

 

Die heilige Susanna, Jungfrau und Märtyrin von Rom,

+ 11.8.295 – Fest: 11. August

 

Susanna, aus einem der vornehmsten Geschlechter Roms entsprossen, wurde als eine durch Schönheit der Seele und des Leibes gleich ausgezeichnete Jungfrau vom Kaiser Diocletian ausersehen, die Gemahlin des von ihm zum Cäsar angenommenen Galerius Maximianus zu werden. Allein sie erklärte ihrem Vater, der meinte, die Verbindung seiner Tochter mit dem künftigen Kaiser könnte für die Christen die günstigsten Folgen haben, dass sie das Gelübde ewiger Keuschheit abgelegt habe, und dass, wenn dies auch der Fall nicht gewesen wäre, sie doch nie mit einem Ungläubigen und am wenigsten mit einem Verfolger ihrer Glaubensbrüder ein eheliches Bündnis schließen würde, und diese Erklärung fand Billigung vom Vater und seinem Bruder, dem heiligen Papst Cajus (Gaius – Fest: 22. April). Zwei der vornehmsten Hofbeamten, Claudius und Maximus, die an die gottgeweihte Jungfrau abgeordnet wurden, waren in der Brautwerbung für den Kaiser nicht glücklicher. Aber für sich fanden sie bei Susanna ein unaussprechliches Glück, nämlich die Erkenntnis der Wahrheit des christlichen Glaubens, ließen sich taufen, entsagten dem Hofleben, verwendeten ihr bedeutendes Vermögen zum Besten der bedrückten Gläubigen und führten ein sehr bußfertiges Leben. Diocletian hatte kaum Nachricht von diesen Bekehrungen erhalten, als sein alter Grimm gegen die Christen neu aufloderte und jene Neubekehrten mit dem Tod bestraft, Susanna und ihr Vater aber ins Gefängnis abgeholt wurden. Nach einiger Zeit rief der Kaiser die standhafte Jungfrau an den Hof, um durch seine Gemahlin Serena sie dahin zu bringen, Cäsar Galerius zu heiraten. Aber Serena, die selber dem Christentum heimlich anhing und auch von der Kirche als eine Heilige verehrt wird, bestärkte sie nur noch mehr in ihrem gottseligen Vorsatz, und beide dienten dem Herrn in aller Stille mit dem größten Eifer. Wie ein Engel in Fleischgestalt lebte Susanna unter den ungläubigen Hofleuten und wurde endlich, nachdem der Kaiser von seiner Gemahlin den festen Entschluss der Jungfrau vernommen hatte, wieder in ihre Wohnung entlassen. Hier stand ihr noch der schwerste Kampf bevor: Galerius, höchst aufgebracht, dass seine Hand ausgeschlagen worden war, wollte die Heilige in ihrer Behausung mit Gewalt entehren. Allein ein Engel des Herrn beschützte die betende Jungfrau, und der Frevler musste sich ganz verwirrt und beschämt entfernen. Schließlich sandte der erbitterte Kaiser einen gewissen Macedonius ab, einen abgefallenen Christen, um Susanna zur Anbetung der Götzen zu zwingen oder im Weigerungsfall zu töten. Dieser Henker schlug auch wirklich der Glaubensheldin nach grausamer Misshandlung das Haupt ab im Jahre 295.

 

Der ehrwürdige Johannes Justus Landsberger, Kartäuser zu Köln,

+ 11.8.1539 – Gedenktag: 11. August

 

„Der Heiland sagt: Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen. Dieses Feuer ist die Flamme göttlicher Liebe, die im Herzen verborgen ist. Wer sich ihm nähert, wird ganz vom Feuer ergriffen. Wer sich von dort entfernt, bleibt lau, trocken und kalt.“ Diese Worte, die um 1550 ein Mönch der Kölner Kartause von St. Barbara niederschrieb, sind ein Zeichen dafür, welche Bedeutung diese schweigsamen, weltabgeschiedenen Männer der Herz-Jesu-Andacht beimaßen. Die Kartause am Rhein war damals selbst ein solcher Feuerherd des geistlichen Lebens geworden, wo besonders die Schätze der deutschen Mystik behütet und weiter gepflegt wurden. Sie konnte sich rühmen, den größten deutschen Apostel der Herz-Jesu-Andacht lange Jahre beherbergt zu haben, den ehrwürdigen Johannes Landsberger.

 

Sein Name sagt uns schon, woher er stammt, er war zu Landsberg am Lech in Bayern im Jahr 1490 geboren. Sein Beiname Justus ist lateinische Übersetzung seines Familiennamens Gerecht. Theologie studierte er an der Universität in Köln, die damals noch einen guten Klang hatte. Dort trat er auch, neunzehn Jahre alt, bei den Kartäusern ein. Die zehn Jahre, die er nun in seinem Häuschen in beständigem Stillschweigen zubrachte, gaben ihm reichlich Muße, sich in die Glaubenswissenschaften zu vertiefen und die Geheimnisse des inneren Lebens einzudringen. Dann wurde Justus, nachdem er unterdessen die Priesterweihe empfangen, Novizenmeister und im Jahr 1530 Prior der Kartause Vogelsang bei Jülich, wo er zugleich das Amt eines Predigers und Beichtvaters am herzoglichen Hof versah. Nach vier Jahren musste er wegen einer Krankheit wieder nach Köln zurückkehren, wo er schließlich im Alter von fünfzig Jahren am 11. August 1539 starb. Man sieht, das äußere Leben des ehrwürdigen Landsberger verläuft in ganz einfachen Bahnen. Umso reicher gestaltete sich sein Innenleben und seine Wirksamkeit als Lehrer des geistlichen Lebens in Wort und Schrift.

 

Über die heiligmäßige Tugend dieses Johannes „Gerecht“ wollen wir einen Mitbruder und Augenzeugen hören. „Um das dem Geist widerstrebende Fleisch zu zügeln, magerte er seinen zarten Körper ab durch stetiges Fasten, Nachtwachen, Geißeln und andere Bußwerke. Einige Zeit trug er sogar einen eisernen Reif auf dem bloßen Leib. Von leckeren Speisen, von überflüssiger und müßiger Rede enthielt er sich auf das sorgsamste. Daraus ist leicht zu ermessen, wie strahlend die Herzensreinheit des Mannes gewesen sein muss, der sein Fleisch und seine Sinne so unerbittlich gekreuzigt hat . . . Den Gehorsam leistete er seinen Obern in wichtigen und geringfügigen Dingen schlicht und ohne Widerrede und ohne Murren. Als er im Gehorsam nach Jülich geschickt wurde, hielt er dort aus, obwohl ihm das feuchte Klima gar nicht passte und er durch Blutsturz öfters an den Rand des Grabes gebracht wurde.“ Am wunderbarsten war die Geduld des ehrwürdigen Dieners Gottes. Um ihn von jedem Fehler zu läutern und zur Vollendung im geistlichen Leben zu führen, schickte ihm Gott ein Steinleiden und die Lungenschwindsucht, die mit überaus heftigem Husten und Blutbrechen verbunden war. Besonders gegen Ende seines Lebens quälten ihn unaufhörliche Schmerzen, die er aber mit ebensolcher Geduld ertrug. Die Ärzte gaben ihn oft auf, weil seine Leber und Lunge seit Jahren so ziemlich gestört waren, aber immer wieder machte er ihr Urteil zuschanden. Seine Mitbrüder oder vornehme Weltleute, die ihn besuchten, hörten nie ein Wort der Klage. Immer antwortete er auf teilnahmsvolle Fragen: „Wie es dem Herrn gefällt. Der Name des Herrn sei gepriesen!“ Freilich um seine Auflösung flehte er im heißen Gebet, aber nicht, um von seinen Leiden befreit zu werden, sondern um zur Vereinigung mit Christus zu gelangen und vor allem aus Schmerz über den großen Abfall von der katholischen Kirche, der von Wittenberg ausgegangen war.

 

Das waren überhaupt die zwei Angelpunkte im Leben des ehrwürdigen Gottesmannes: eine innige Liebe zum heiligsten Herzen Jesu und nie rastender Seeleneifer. Wie jede fromme Seele, zumal wenn sie selbst eine Kreuzträgerin ist, betrachtete Landsberger gern das Leiden Christi. Aber er hielt sich da nicht auf bei den äußeren Martern und den fünf Wunden, er drang tiefer ein. Die honigsüße Bitterkeit, das allerbitterste Weh und die allersüßeste Liebe sog er aus dem gottmenschlichen Herzen des Heilandes selbst. Und die Schätze, die er dort fand, wollte er dann allen Seelen mitteilen, die mit ihm in Berührung kamen, wie eine brennende Fackel, die wieder andere Lichter entflammt. In seinen Ansprachen kam er immer wieder auf das heiligste Herz Jesu zurück. Er ladet seine Freunde ein, bei allen Anfechtungen und Versuchungen sich durch Christi Seitenwunde in sein Herz zu flüchten und dort all ihre Wünsche und Sorgen zu bergen. Er gibt auch den Rat, ein Bild des Erlöserherzens „an einem Ort anzubringen, wo du oft vorübergehst, damit du dadurch öfter an die Übungen der Liebe zu Gott erinnert wirst. Dieses Bild wird die Liebe zu Gott in dir erwecken und dich mahnen, nur für ihn zu arbeiten“. Mit Recht hat man in neuerer Zeit darauf hingewiesen, dass sich beim Kartäusermönch des 16. Jahrhunderts schon alle jene Gedanken finden, die bei der Familienweihe an das heiligste Herz Jesu leitend sind.

 

Ein Führer zum Herzen Jesu wollte Landsberger allen sein, die sich seiner Leitung anvertrauten oder sonst mit ihm in geistigen Verkehr traten. Durch ihn wurde auch der heilige Perus Canisius ein Liebhaber des göttlichen Herzens und der Andacht zu ihm. Seine Lieblingsgebete, die Canisius in einem eigenen Büchlein zusammengestellt hat, sind Anmutungen zum göttlichen Herzen ganz in der Art Landsbergers. Und wenn er als Greis in seinem „Geistlichen Vermächtnis“ auf seine Jugend zurückblickt, segnet er noch die Stunden, die er zu Füßen dieses wahren Gottesfreundes gesessen; sie seien ein Vorgeschmack des Paradieses gewesen. Am meisten förderte der ehrwürdige Landsberger die Herz-Jesu-Andacht durch seine Schriften, die jedoch fast alle erst nach seinem Tod veröffentlicht worden sind. Vor allem hat er die minneglühenden Offenbarungen und geistlichen Übungen der heiligen Gertraud, der großen Nonne von Helfta, wieder der Vergessenheit entrissen und 1536 durch seinen Mitbruder Loher dem Druck übergeben. Aber auch seine eigenen Schriften sind wahre Schatzkästlein einer gemütsinnigen Herz-Jesu-Verehrung. Ein Büchlein hat er so schön betitelt: „Pharethra divini amoris“ (Köcher der göttlichen Liebe); und in der Tat, Pfeile feurigster Gottesliebe hat er darin gesammelt. Auf seine Schriften weist auch die schon erwähnte Lebensbeschreibung hin als auf das Hauptzeugnis für die Heiligkeit des Gottesmannes. „Wir könnten,“ schließt dieselbe, „noch viel Glaubwürdiges anführen zur Empfehlung dieses verehrungswürdigen Vaters, aber wir halten das für überflüssig, weil er aus seinen Schriften jedem genügend klar entgegentritt. Selig hat er gelebt, einem seligen Leben folgte auch ein seliges Hinscheiden. Denn der konnte keines schlimmen Todes sterben, der in seinem Leben gleichsam täglich starb . . . Nachdem er dreißig Jahre im Kartäuserorden ein heiliges Leben geführt, gab er seine heilige Seele Gott zurück, von dem er sie empfangen.“

 

Aus den Gebeten des ehrwürdigen Johannes Landsberger:

 

O Herr, höchste Wonne meiner Seele, öffne mir den Eingang zu Deinem heiligsten Herzen, die Pforte der Barmherzigkeit, das Tor des Lebens, die Quelle Deiner Gnade, und ziehe mein Herz durch Deine kostbare Seitenwunde hin zum Geheimnis Deines liebevollsten Herzens, damit mein Herz mit Deinem heiligsten Herzen durch das unauflösliche Band der Liebe vereinigt werde und ganz aufgehe in Dir, so dass Du in mir wohnst und ich in Dir. O Liebesglut, die nie erlischt, entflamme in dem Feuer, das Du auf die Erde gesandt hast und das nach Deinem Willen lodern soll in gewaltigem Brand, so mächtig mein beflecktes und entstelltes Herz, dass ich alles Geschaffene für nichts erachte! Amen. 

 

Gebet am 11. August

 

O Maria, nimm meinen Wunsch, dich zu lieben, gnädig an, und hilf ihn mir in Erfüllung bringen. Ich weiß es, dass Gott diejenigen, die du liebst, mit besonders gnädigen Augen ansieht. Nach seiner eigenen Ehre begehrt Gott nichts mehr, und wünscht nichts sehnlicher, als dass du vor allen anderen geehrt und geliebt wirst. Von dir, o meine Königin, hoffe ich mein Heil. Du musst mir die Verzeihung meiner Sünden und die Beharrlichkeit in der Gnade erlangen. In der Stunde meines Todes musst du mir beistehen, du musst mich aus dem Fegfeuer befreien, ja, du musst mich in den Himmel einführen. Das hoffen von dir deine Verehrer, und sie werden nicht zu Schanden werden. Das hoffe auch ich, der ich dich von ganzem Herzen und nach Gott über alles liebe. Amen. 

  

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Tiburtius und der heiligen Susanna

 

Verleihe uns, o Gott, dass wir auf die Fürbitte Deiner heiligen Märtyrer Tiburtius und Susanna geschützt werden, und zum ewigen Leben gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andacht am 11. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Die Messe ist unfehlbar von allen heiligen Handlungen, die ein Priester vollbringen kann, die erhabenste, die heiligste, die wohlgefälligste vor Gott, und die nützlichste zum Heil der Menschen. Wäre es uns doch vergönnt, die Tiefe der Ehrfurcht zu erkennen, mit der die heiligen Engel ihr beiwohnen! - Wie groß also soll die Reinheit eines Priesters sein, der dieses göttliche Opfer feiert! Nähern soll er sich dem Altar im Geist Christi, dort stehen wie ein Engel Gottes, und dieses göttliche Werk vollbringen wie ein Heiliger. Opfern soll er die Gebete des Volkes als opfernder Priester; doch soll er nicht bloß das Amt eines Mittlers zwischen Gott und den Menschen vertreten, sondern auch für sich selbst beten, und bedenken, dass er ein Mensch und ein Sünder ist." (Der heilige Laurentius Justinianus)

Als einst der ehrwürdige Johannes von Avila einen Priester sah, der die heilige Messe mit ungeziemender Eilfertigkeit las, wurde er hiervon schmerzlich ergriffen, trat voll heiligen Eifers zu ihm hin und sagte ihm ganz leise, doch in sehr ernstem Ton: "Ich bitte Sie, Herr, behandeln Sie den eingeborenen Sohn Gottes, in dessen Gegenwart Sie stehen, wenigstens mit so viel Achtung, als Sie den einzigen Sohn eines vornehmen Mannes behandeln würden!"

"Ich bereite mich zu dem heiligen Opfer der Messe," sprach ein frommer Bischof, "wie ich mich vorbereiten würde, vor dem Richterstuhl Christi zu erscheinen. - Auch der heilige Ignatius von Loyola feierte das erlauchte Opfer des Altares mit inbrünstiger Andacht, so dass man ihn oft dabei weinen sah.

Der heilige Vinzenz von Paul las desgleichen die heilige Messe mit so großer Sittsamkeit, mit so feierlichem Ernst und so zarter Frömmigkeit, dass alle Anwesenden innig davon ergriffen wurden. Oft hörte man Leute, die ihn nicht kannten, und die beim Ausgang aus der Kirche sagten: "Dies ist ein heiliger Mann, so eine Messe hört man nicht jeden Tag!"

Ein sehr frommer Missionar, der während einer Mission, die er in einer Stadt in Frankreich hielt, nur der Missionsengel genannt wurde, bemühte sich, dem Herrn einen Adeligen zu gewinnen, der sehr schlechte Grundsätze eingesogen hatte, und seit undenklicher Zeit nicht bei der Beichte gewesen war. Sein Bemühen war jedoch lange Zeit vergeblich; alles, was er von ihm erlangen konnte, bestand darin, dass er ihm bei der Messe diente. Indessen geschah es, dass die Sittsamkeit, die Andacht und gottselige Ehrfurcht des Priesters bei diesem hochheiligen Opfer so tief auf diesen Mann wirkten, dass er seiner frommen Zudringlichkeit nicht länger widerstand und sich aufrichtig bekehrte.

 

In heiliger Liebe, mein Gott, will ich zumal bei diesem göttlichen Opfer Deiner Majestät mich darbringen, und im Geist Jesu Christi Dich mit Ihm loben und Dir Dank sagen. In gleicher Absicht will ich mit Ihm mich opfern und nie vergessen, dass ich ein lebendiges Opfer zu Deiner Ehre bin! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 11. August

 

"Es genügt nicht seiner eigenen Zunge das Murren zu untersagen;

man muss sich auch weigern, die Murrenden anzuhören."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 11. August - Gott sieht mich

 

O lass, mein Gott, vor deinem Angesicht

Mich durch das Leben schreiten.

Denn wandle ich in deiner Weisheit Licht,

Kann nie ich irre gleiten.

Dein Licht ist Gnade, Trost und Kraft

Im Laufe meiner Pilgrimschaft.

 

1. Was Gott einst zu Abraham sprach: "Geh deinen Weg vor mir, und sei rechtschaffen!" (Genesis 17,1b), das spricht er auch zu dir und zu jeder Seele, die er zum ewigen Heil beruft. Denn dieses Leben in seiner heiligen Gegenwart führt selbst zur Vollkommenheit. Eine Seele, die von dem Gedanken durchdrungen ist: Gott sieht mich!", er ist mir innig nahe, er durchschaut meines Herzens innerste Falten, nirgendwohin kann ich ihm entfliehen, nirgendwohin in seiner Unermesslichkeit vor seinen Blicken mich verbergen, eine solche Seele zittert vor der Sünde, und spricht mit Joseph: "Wie könnte ich ein so großes Unrecht begehen und gegen Gott sündigen?" (Genesis 39,9b)

 

2. "Gott sieht mich!" Wie lieblich tröstet und kräftigt dieser Gedanke jede wahrhaft innerliche Seele. Wie wunderbar wird sie dadurch gestärkt, auf dem Weg Gottes zu gehen. Wie unüberwindlich wird sie dadurch in ihren Kämpfen gegen Fleisch und Blut, und gegen alle Feinde ihres Heils. Dies trostreiche Bewusstsein versüßt alle ihre Trübsale, denn sie weiß, dass Gott ihr Zeuge ist, dass er ihre Leiden sieht, dass er selbst sie ihr zu ihrem Heil sendet, dass er so unendlich gütig als allsehend ist. Dies aber genügt ihr. Sie überlässt sich mit liebevollem Vertrauen seiner Vaterhand, denn Gott ist ihre Liebe und ihr überaus großer Lohn.

 

3. Warum liegt die Welt so tief im Argen? Warum ist der Erdkreis mit Schandtaten und Lastern, mit Strafen und Trostlosigkeit erfüllt? Weil niemand von der Wahrheit durchdrungen ist, die Vernunft und Glaube mit gleich lauter Stimme uns zurufen: "Gott sieht dich!" Was kräftigte und kräftigt alle Heiligen und Gerechten, allen Lockungen zur sündhaften Lust und zu Ungerechtigkeiten bis zum Blutvergießen zu widerstehen? Der Gedanke: "Gott sieht mich!" Je mehr du dich gewöhnst, in Gottes Gegenwart zu leben, um so mehr wird dies göttliche Licht in dir zunehmen, je vollkommener wirst du wirken, und je größer wird dein Friede und deine Seligkeit, selbst in diesem Leben, sein. Psalm 27,8: "Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht! Dein Angesicht, Herr, will ich suchen!"

 

12. August

 

Der heilige Euplius, Diakon und Martyrer von Catania,

+ 12.8.304 – Fest: 12. August

 

Der heilige Diakon Euplius lebte als Bekenner Jesu Christi unter den Kaisern Diocletian und Maximian und dem Statthalter Calvisianus. Dem Vorhang sich nähernd, hinter dem nach damaliger Sitte die Richter saßen, um zu beratschlagen oder die Urteile zu schreiben, rief der Diener Gottes mit lauter Stimme aus: „Ich bin ein Christ und verlange um des Namens Jesu willen zu sterben.“ Ungesäumt wurde er den Peinigern übergeben. Man bedrängte ihn hart, die heiligen Schriften auszuliefern, und als er sich dessen weigerte, verschärfte man die Marter, ohne ihn im Mindesten erschüttern zu können. Ebenso standhaft wies er die Aufforderung zurück, den Göttern zu opfern, worauf der Statthalter gebot, zum höchsten Grad der Folter zu schreiten. Auch unter diesen furchtbaren Qualen in der Treue gegenüber dem Herrn verharrend, wurde er schließlich zum Tod verurteilt. Unter dem Vortritt eines Heroldes, der von Zeit zu Zeit die Worte ausrief: „Sehet Euplius, den Christen, den Feind der Götter und der Kaiser!“ führte man ihn auf den Richtplatz, wo er betend den tödlichen Streich empfing. Sein Martertum geschah am heutigen Tag des Jahres 304, und die Akten darüber schließen mit den denkwürdigen Worten: „Durch die Kraft Jesu Christi erhalten diejenigen, die sein Grab besuchen, verschiedene Wohltaten. Alle Arten von Krankheiten werden dort geheilt im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

 

Die heilige Johanna Franziska von Chantal, Ordensstifterin,

+ 13.12.1641 - Fest: 12. August

 

Das heutige Kirchengebet sagt, dass Gott die heilige Johanna Franziska mit wunderbarer Geistesstärke durch alle Lebenspfade auf dem Weg der Vollkommenheit begnadete. Die erwähnten Lebenspfade aber waren so vielgestaltig, wie man sie sonst selten bei einem Menschen antrifft, denn Johanna Franziska war Kind, Jungfrau, Gattin, Mutter, Witwe und Ordensstifterin.

 

Johanna Franziska hat ihre Mutter nicht gekannt, denn sie war erst ein Jahr alt, als sie starb. Der Vater, ein Oberrichter in Frankreich, war ein guter Christ, der seine drei Kinder zu braven und frommen Menschen erzog und sie auch in eigener Person im Glauben unterrichtete. Einst war ein vornehmer Protestant im Haus des Oberrichters zu Gast, der im Gespräch mit dem Vater die wahre und wirkliche Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament mit hitzigen Worten ableugnete. Da fiel ihm die zehnjährige Johanna Franziska unvermittelt in die Rede und sagte: „Sie irren sich, denn der liebe Heiland hat es doch gesagt, dass er unter den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig ist, und wer das nicht glaubt, der macht Christus zum Lügner.“ So sagte sie. Man muss in der Tat seine Freude haben an dem zehnjährigen Mädchen, das mit solchem Freimut für den lieben Heiland eintrat.

 

Als Johanna Franziska später in die Jungmädchenzeit hineinkam, erblühte sie wie eine Rose, und es kamen die Freier zuhauf, die sie als Gattin heimführen wollten. Lange hielt die junge Frau nach dem Rechten Ausschau, und als sie ihn gefunden hatte, verlobte sie sich mit ihm und war eine glückliche Braut. Doch da stellte es sich kurz vor der Hochzeit heraus, dass der Bräutigam, was er bisher verschwiegen hatte, nicht katholisch war. Sofort hob Johanna Franziska, mochte ihr das Herz auch anfänglich dabei bluten, die Verlobung auf, denn nie und nimmer wollte sie eine Mischehe eingehen.

 

Einige Zeit später begegnete Johanna Franziska einem anderen Bewerber, und diesmal war es der Rechte, ein durch und durch katholischer Mann, ein Baron mit großem Haus, in dem sich Johanna Franziska schnell als tüchtige Hausfrau bewährte. Auch eine gute Mutter war die Heilige. Sechs Kindern schenkte sie das Leben. Zwei davon starben früh, und die übrigen erzog Johanna Franziska zu Menschen, die nicht nur religiös waren, sondern auch mit dem Leben fertig wurden. Vor allem sorgte die Mutter dafür, dass die täglichen Gebete stets gemeinsam verrichtet wurden und dass die Kinder unter eigenem Verzicht lernten, den Armen gegenüber wohltätig zu sein. Soweit war also alles in Ordnung, bis dann das Leid kam, das keinem Menschen und am wenigsten den Heiligen erspart bleibt.

 

Auf einer Jagd wurde Johanna Franziskas Gatte versehentlich angeschossen und schwer verletzt. Neun Tage kämpfte der Verunglückte mit dem Tod und starb dann von der Gattin und den vier Kindern weg. Es war ein harter Schlag, und zeitlebens trug die Witwe nun mehr schwarze Kleider. Das eheliche Glück der beiden war zu groß gewesen, deshalb empfand die überlebende Gattin das Unglück umso schwerer, aber sie rang sich durch und lebte fortan nur mehr der Erziehung der Kinder. Johanna Franziska besaß eine starke Seele, die sich in Kreuz und Leid erst recht kräftigte, wie ein Baum, der umso tiefere Wurzeln schlägt, je mehr der Sturm ihn schüttelt.

 

Mit der Zeit wuchsen der Mutter die Kinder aus der Hand, und als alle gut versorgt waren, tat Johanna Franziska den letzten Schritt, der sie schnell und hoch auf den Gipfel der Heiligkeit führen sollte. In Vereinigung mit dem heiligen Franz von Sales gründete die gereifte Frau einen neuen Orden, den sogenannten Orden von der Heimsuchung Mariä. Wie nämlich die liebe Mutter Gottes ihre Verwandte Elisabeth heimgesucht und ihr gedient hatte, so sollten die Schwestern des neuen Ordens die Armen und Kranken heimsuchen und ihnen dienen und helfen. Als Johanna Franziska am 16. Dezember 1641 starb, zählte der Orden bereits fünfunddreißig Klöster, und auch heute besteht er noch, und sooft eine Schwester aus dem Orden den Armen und Kranken Gutes tut, ist das gleichsam eine Wiederholung der Heimsuchung Mariä.

 

Der selige Papst Innozenz XI.,

+ 12. August 1689 – Gedenktag: 12. August

 

Ein Marianischer Heiliger auf dem Stuhl Petri

 

Der 7. Oktober 1956 erhielt eine besondere Bedeutung für die ganze Kirche, da der Heilige Vater, Papst Pius XII., einen seiner Vorgänger aus dem 17. Jahrhundert in die Zahl der Seligen aufnahm und damit zur Ehre der Altäre erhob. Es ist Papst Innozenz XI., über dessen Persönlichkeit und Wirken in folgenden Zeilen ein kurzes Bild gezeichnet werden soll.

 

Innozenz XI. – Benedetto Odescalchi – entstammte einem alten italienischen Geschlecht, das durch Handel reich geworden war und der Kirche bereits verdiente Männer geschenkt hatte. In Como, wo die Odescalchi beheimatet waren, wurde er am 19. Mai 1611 geboren. Aus den Kontakten mit zwei Kapuzinern, die er während seiner juristischen Studien in Neapel kennenlernte, gewann der Entschluss, sich dem geistlichen Stand zu widmen, immer mehr Gestalt in ihm. Die Priesterweihe empfing er zu Rom. Noch nicht 34 Jahre alt, erhielt der fromme und mildtätige Priester am 6. März 1645 von Innozenz X. den Kardinals-Purpur. Nachdem er bis 1650 als Legat zu Ferrara mit Erfolg tätig gewesen und vier Jahre dem Bistum Novara als Guter Hirte vorgestanden hatte, bat er aus Gesundheitsrücksichten um Entbindung von diesem verantwortungsvollen Amt. Er lebte dann in Rom still und zurückgezogen, Werken der Barmherzigkeit hingegeben. Von zeitgenössischen Zeugen, die sich alle voll des Lobes über ihn aussprechen, wurde er der zweite Carlo Borromeo, der Ruhm und die Ehre des Kardinalkollegiums genannt und als Heiliger gelobt und gefeiert. Als daher nach siebenwöchigem Konklave am 21. September 1676 seine Wahl zum Papst erfolgte, gab sich allgemeine Freude kund. Die Wahl war erst erfolgt, nachdem die Kardinäle durch Sonderbotschaft sich des Einverständnisses Ludwigs XIV. von Frankreich versichert hatten, der beim Konklave 1670 gegen Kardinal Odescalchi sein Veto eingelegt hatte.

 

Aber es war unvermeidlich, dass es bei dem ausgesprochenen Hang des französischen Königs zum fürstlichen Absolutismus, zur Staatsallmacht zwischen ihm und dem Oberhaupt der Kirche zu kirchenpolitischen Auseinandersitzungen und Kämpfen kam. Diese zogen sich dann auch durch die 13 Regierungsjahre Innozenz XI. hin.

 

Der erste Zusammenstoß erfolgte in der Frage des sogenannten Regalienrechtes, aufgrund dessen dem König Verwaltung und Einkünfte von frei gewordenen Bistümern und anderen kirchlichen Stellen für die Dauer der Nichtbesetzung zufielen.

 

Der zweite in der Frage des Gallikanismus, der das einträchtige Zusammenwirken von Kirche und Staat in Frankreich jahrhundertelang belastete. Diese Strömung forderte besondere Rechte für die französische Kirche und ließ gleichwertige Richtungen auch in anderen Ländern zeitweilig hochkommen. Die Reformbestrebungen des Josephinismus konnten nur nach dem Vorgang des Gallikanismus ausgedacht werden. In dem Febronianismus des Trierer Weihbischofs Hontheim, in den Emser Punktationen von 25. August 1786, im Wessenbergianismus tauchen Ableger des Gallikanismus auf deutschem Boden auf. Erst durch das Vatikanische Konzil konnte er endgültig überwunden werden.

 

Das größte Ziel, das sich der elfte Innozenz als die eigentliche Aufgabe seines Pontifikates gestellt hatte, war die Vertreibung der Türken aus Europa. Nach der Eroberung von Konstantinopel durch die osmanischen Truppen im Jahr 1453 und seiner Einverleibung in das türkische Reich war der Halbmond zu seiner ständigen Gefahr für das christliche Abendland und seine Kultur geworden. Der Papst sah es als seine besondere Verpflichtung an, die katholischen Fürsten zu einer heiligen Liga gegen den Erbfeind der Christenheit zusammenzuschließen. Seine Bemühungen führten endlich im Jahr 1683 zum erstrebten Bund. Der 12. September desselben Jahres brachte in dem Entscheidungskampf um den Entsatz Wiens den großen und vollständigen Sieg über das Türkenheer. Kleinliche Eifersüchteleien unter den christlichen Heerführern über ihren Anteil an dem errungenen Sieg konnten die Freude der Christenheit nicht beeinträchtigen. Der eigentliche Sieger des 12. September 1683 war und blieb der Papst, der durch seine großen Geldspenden die Kriegsführung ermöglicht hatte und dies auch in den folgenden Jahren tat, bis sechs Jahre später durch die Eroberung Belgrads ganz Ungarn für die Habsburger zurückerobert und damit dem kulturellen und politischen Einfluss des christlichen Abendlandes zurückgewonnen wurde. Der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. war der Liga nicht beigetreten, im Gegenteil hatte er sie zu hintertreiben und unmöglich zu machen versucht.

 

Es darf nicht wundernehmen, dass Innozenz XI. auf die Reinheit der kirchlichen Lehre sehr bedacht war. Während seiner Regierungszeit sind verfehlte Anschauungen mancher Theologen verurteilt worden. Im ersten Fall handelte es sich um 65 Sätze, die in verschiedenen Moralwerken von Jesuitentheologen enthalten waren und von denselben auch gelehrt wurden. Ein Dekret der Inquisition vom 2. März 1679 verwarf diese etwas zu leichten Lehren als ärgerniserregend und verderblich.

 

Im zweiten Fall handelte es sich um eine falsche Richtung im christlichen Tugendstreben, um den Quietismus des spanischen Priesters Michael Molinos. 1663 war er in die Stadt der Päpste gekommen, wo er sich in allen Kreisen eines recht großen Ansehens erfreute. Durch seinen Quietismus wollte er die Theorie und Praxis in der Aszese grundlegen und zur Verwirklichung bringen. Eigenes Tun und Streben (Mitarbeit mit der göttlichen Gnade) sei zur Erreichung der christlichen Vollkommenheit nicht notwendig, es genüge eine völlige Ruhe.

 

Man wird verstehen, dass solche Meinungen, die mit allen Auffassungen, die bisher vertreten und gelehrt wurden, gerade wegen ihres hochgeachteten Lehrers große Verwirrung in den Reihen der Gläubigen anrichteten. Nach eingehenden Erwägungen und Erörterungen verurteilte Innozenz durch päpstliche Bulle vom 20. November 1687 in feierlicher Form 68 Sätze, die von der Inquisition aus den Werken Molinos gesammelt und einige Monate zuvor beanstandet worden waren.

 

Gegen die Jansenisten und ihre strengen Forderungen, durch die den Gläubigen der Zutritt zum Tabernakel unnötig erschwert, vielfach sogar versperrt wurde, sprach sich ein Dekret der Konzilskongregation aus, das Bestimmungen über den öfteren und täglichen Empfang der hl. Kommunion erließ. Damit war für die damalige Zeit in der Kommunionpraxis der Kirche ein großer Schritt vorangetan und dem großen eucharistischen Pius X. der Weg bereitet, der die große eucharistische Bewegung unserer Tage einleitete.

 

Zur Gottesmutter trug der Papst eine kindliche Verehrung. Sein ganzes Leben und Wirken durchzieht ein unbegrenztes Vertrauen zur allerseligsten Jungfrau und Mutter des Erlösers. Wie Pius V. gut hundert Jahre zuvor den Seesieg bei Lepanto der mächtigen Schutzherrin zuschrieb, so erklärte Innozenz, die glänzenden Siege und Erfolge über das Türkenheer, die weltgeschichtliche Bedeutung erlangt haben, seien nur der Fürsprache Mariens, der Siegerin in allen Schlachten Gottes, zu verdanken. Der Papst, der Ende 1681 und Anfang August 1683 einen besonderen Ablass, wie er im Heiligen Jahr gewonnen werden kann, ausgeschrieben und die Gläubigen zu besonderen Gebeten aufgefordert hatte, sprach das verschiedentlich aus. Zur dauernden Erinnerung wurde durch ihn die Bruderschaft vom Namen Mariä zum Rang einer Erzbruderschaft erhoben und die Bestimmung getroffen, dass das Fest vom Namen Mariä in Zukunft am Sonntag nach Mariä Geburt zu feiern sei (jetzt am 12. September begangen).

 

Am 12. August 1679 beendete Innozenz XI. seine irdische Pilgerlaufbahn. Die Anteilnahme des Volkes, das zu Lebzeiten des Papstes wegen mancher Maßnahmen sich zurückhielt, war groß. Seine letzte Ruhestätte fand Innozenz in St. Peter.

 

Freund und Gegner stimmen in der Beurteilung seiner Person und seines Wirkens darin überein, dass er einer der edelsten Gestalten auf dem Päpstlichen Stuhl gewesen ist, dass er der bedeutendste Papst im 17. Jahrhundert war. Seine konsequente Haltung in der endgültigen Abwendung der Türkengefahr vom christlichen Abendland wird sein Andenken in der Geschichte immer mit besonderem Glanz umgeben. Der vorbildliche Papst traf schon gleich nach seinem Regierungsantritt eine Reihe Reformmaßnahmen. Von allen Seiten wurde es ihm hoch angerechnet, dass er sich von Nepotismus jeder Art vollständig freihielt.

 

Allgemein wurde es begrüßt, dass schon unter seinem dritten Nachfolger, Klemens XI., der von 1700-1721 die Kirche regierte, der Seligsprechungsprozess für Innozenz XI. in die Wege geleitet wurde. Aber wie Frankreichs König und seine Regierung schon mit dem lebenden Papst in schweren Kämpfen standen, so scheiterte schließlich die Fortführung des Prozesses in erster Linie am Widerspruch der französischen Regierung. Umso mehr ist es Papst Pius XII. zu danken, dass der Prozess wieder aufgenommen wurde und zur Seligsprechung am 7. Oktober 1956 geführt hat.

P. Wilhelm Nathem S.A.C.

„Rosenkranz“, Heft 10, Oktober 1956

 

Gebet am 12. August

 

Sei gegrüßt Gebenedeite,

Die das Licht zur Welt gebracht;

Sei gegrüßt du Hochgeweihte,

Die das Kindlein angelacht;

Sei gegrüßt du Makellose

Mit dem unbefleckten Schoße,

Wo als kleines Kindlein schlief,

Der das All ins Leben rief.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Johanna Franziska von Chantal

 

Allmächtiger, barmherziger Gott, der Du die heilige Johanna Franziska mit Deiner Liebe entflammt und sie mit einer wunderbaren Geistesstärke in allen Lebensstunden auf dem Weg der Vollkommenheit begabt hast, und durch sie Deine Kirche mit einem neuen Orden hast verherrlichen wollen. Gib uns durch ihre Verdienste und ihre Fürbitte, dass wir, unserer Schwäche uns bewusst, auf Deine Kraft vertrauen, und durch den Beistand der himmlischen Gnade alle Hindernisse überwinden. Wir bitten darum durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Das Fest Unserer Lieben Frau in der Hauptkirche zu Rouen, die Rollon, der Herzog der Normandie um das Jahr 913, wo er getauft und den Namen Robert empfing, hat erbauen lassen, wird am heutigen Tag gefeiert. Papst Klemens VII. hat im Jahr 1530 an diesem Tag die Privilegien des Ordens Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel bestätigt.

Der auf Anordnung des heiligen Franz von Sales durch die heilige Johanna Franziska von Chantal errichtete, und von Papst Urban VIII. im Jahr 1626 gutgeheißene Orden hat den Namen von der Heimsuchung Mariä angenommen, um dadurch anzudeuten, dass er die Tugenden, die Maria bei der Heimsuchung der Elisabeth übte, besonders die Liebe des Nächsten, zur Nachahmung erwählt hat. 

 

Andacht am 12. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Das heilige Stundengebet ist eines der hervorragendsten Werke; wenn wir es beten, feiern wir das Lob Gottes; dies aber ist das freudige Amt der Engel. Nimmer also sollen wir es aus Gewohnheit und ohne Frömmigkeit, sondern mit aller Aufmerksamkeit und Gottesfurcht vollbringen." (Die heilige Magdalena von Pazzi)

Diese Heilige konnte das Zeichen zum Chor und zum Psalmengesang nie hören, ohne von heiliger Freude durchdrungen zu werden.

Ein heiliger Ordensmann pflegte im Anfang jedes Psalms zu sprechen: "Himmlischer Vater, gib mir Deinen Geist!" - Wenn der heilige Bonaventura auf den Chor zum Gebet ging, kam es ihm vor, als stände er mitten unter den Engeln und stimme in ihre Gesänge ein.

Ein sehr würdiger Priester fing die kirchlichen Tagzeiten nie an, bevor er nicht zuvor den sieben Hauptsünden und der Zerstreuung entsagt, und einen Akt der Reue und Liebe erweckt hatte. Er opferte dieses Gebet Gott immer in besonderer Absicht, und erneuerte seine Meinung am Ende jedes Psalms. Immer hegte er Akte der Liebe bei den Worten: Herr, Gott, Jesus; dankte dann Gott nach dem Schluss des Gebetes, bat der Fehler wegen, die er dabei begangen hatte, um Verzeihung, und schloss mit den Worten: "Psallieren will ich im Geist, psallieren im Gemüt!"

Eine fromme Klosterjungfrau pflegte ein gutes Mittel gegen die Zerstreuung im Chorgebet anzuwenden. Sie dachte dabei, es steht ihr Schutzengel ihr zur Seite und zeichnet alle Verse auf, die sie mit Andacht spricht; auf der anderen Seite dagegen steht der böse Geist, der sie aufmerksam beobachtet, alle Zerstreuung und Unandacht in sein Buch zu schreiben, die sie sich zu Schulden kommen lässt.

Die heilige Katharina von Bologna sprach: "Wie ist es je möglich, mitten unter den Engeln zu stehen, mit ihnen zu psallieren, und dabei zerstreuten Gemütes zu sein und mit dem Herzen an Dingen der Erde zu kleben!

 

Lehre mich, Herr, wie ich Dich loben soll, und verleihe mir, Dich würdig zu loben! Ich vereinige mich mit den Lobgesängen aller Gerechten im Himmel und auf Erden. Durch Jesus, mit Jesus und wie Jesus will ich bei jedem Anlass und durch alle meine Werke Dich loben! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 12. August

 

"Die Gebirgswasser fließen naturgemäß in die Täler hernieder;

die göttlichen Gnaden ergießen sich naturgemäß in die Seelen der Demütigen."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 12. August - Die Tugend

 

Gib mir, Herr, dass ich gerade

Wandle auf des Heiles Pfade,

Und von dieser Tugendbahn

Zu dir strebe himmelan.

 

1. Die Tugend ist nichts anderes, als die Ordnung der Liebe. Tugendhaft sind wir, wenn wir, was höher und wichtiger ist, inniger, - was geringer ist, weniger lieben, und einer Sache nie größere Liebe schenken, als sie ihrer würdig ist. Der höchste Rang in dieser Liebe gebührt Gott, sowohl wegen seiner selbst, als wegen der zahllosen Wohltaten, mit denen er uns begnadete. Den zweiten Rang nimmt unsere eigene Seele ein, die nach Gott uns das Teuerste sein muss. Den dritten das Heil anderer Seelen. Und dann erst folgt das Wohl unseres Körpers, hierauf aber das zeitliche Wohl des Nächsten. Die höchste Tugend eines vernünftigen Geschöpfes also ist, jede Sache so hoch zu achten, als sie es verdient. 

 

2. Dankbar sprach die heilige Braut von ihrem göttlichen Bräutigam: "Er ordnet die Liebe in mir!" (Hohelied 2) Das heißt, er verlieh mir, die rechte Ordnung in der Liebe zu halten, und besonders zu lieben, was besonderer Liebe würdig ist, das übrige aber im Verhältnis, als es die Liebe einer unsterblichen Seele verdient. In der Beobachtung dieser Ordnung besteht alle Gerechtigkeit und Vollkommenheit. Bitten wir täglich um diese Gnade zum Herrn. Denn worin anders liegt unsere Sündhaftigkeit, als dass wir auf verkehrte Weise lieben, und geringen und verächtlichen Dingen eine Liebe zuwenden, die sie nicht verdienen, und dagegen ohne Vergleich weniger lieben, was wir vor allem anderen lieben sollten. 

 

3. In so wunderbarem Einklang steht die Liebe Gottes und die Liebe zu unserer eigenen Seele, dass Gott nichts wohlgefällig ist, wenn es nicht auch zugleich unserer Seele heilsam ist. Denn wer immer Gott genug tut, sorgt dadurch für seine Seele, und wer immer für seine Seele sorgt, tut dadurch auch Gott genug, da durch Gottes unendliche Güte unser eigener wahrer Nutzen Gott das wohlgefälligste Opfer wird. Diese Ordnung hielten alle Gerechten so vollkommen, dass sie lieber das Leben lassen, als von ihr weichen wollten. Ihnen aber müssen wir nachfolgen, denn nie mehr sonst werden wir gerecht und selig werden. "Die Liebe ist das Halten der Gebote! Erfüllen der Gebote sichert Unvergänglichkeit, und Unvergänglichkeit bringt in Gottes Nähe." (Weisheit 6,18+19)

 

13. August

 

Maria, Zuflucht der Sünder

 

Der heilige Cassian, Schullehrer und Martyrer von Imola,

+ 13.8.362 - Fest: 13. August

 

Cassian war um das Jahr 300 Lehrer in Imola in Mittelitalien und hatte die Oberstufe. An sich ist der Unterricht bei den Vierzehnjährigen schön, denn die Jugendlichen, die man zwar noch nicht als Männer ansprechen kann, haben immerhin schon viel Verstand, so dass man mit ihnen vernünftig reden kann. Deshalb ist der Unterricht bei ihnen nicht übel. Es kann allerdings auch ganz anders kommen. Das hängt jeweils von denjenigen Schülern ab, die bei den anderen den Ton angeben. Weil nämlich die jungen Leute noch sehr unselbstständig sind, gibt es in jeder Klasse einen Anführer, dem die übrigen wie blinde Schafe folgen. Ist der Anführer ein guter Kerl, so ist alles in Ordnung, ist er es aber nicht, so sind es die anderen auch nicht. Gnade Gott dann dem Lehrer, wenn er nicht streng eine klare Linie vorgibt und durchsetzt.

 

So ähnlich war es auch bei dem heiligen Lehrer Cassian. Er war schon deswegen ein guter Mensch, weil er Jesus Christus liebte und nach der sanften und demütigen Art des Herrn lebte. Die Tatsache, dass er ein Christ war, kannten nur wenige. Es war auch besser, dass man es nicht wusste, denn sonst wäre er von der Schule geflogen. Es wäre ihm dann unmöglich gewesen, im Stillen dadurch Gutes zu tun, dass er die Schüler zwar nicht im Christentum, wohl aber zu den christlichen Tugenden, zu Gerechtigkeit, Gehorsam, Friedfertigkeit, Reinheit und Nächstenliebe, erzog. Hin und wieder sprach er auch von dem einen wahren Gott und von Jesus Christus. Dann hörten die Vierzehnjährigen gespannt hin, und mancher von ihnen hat auf diese Weise den Weg zum wahren Glauben gefunden.

 

Da aber ereignete es sich im Jahr 304, dass Lehrer Cassian eine Klasse erhielt, deren Anführer ein brutaler Schläger und herzlos war. Stets führte er das große Wort, und so konnte es nicht ausbleiben, dass die ganze Klasse eine einzige Katastrophe war. Unter solchen Umständen blieb dem Lehrer nichts anderes übrig, als die Zügel straff zu halten und auch streng zu strafen, denn ein wenig Ordnung muss sein, vor allem in der Schule.

 

Cassian saß also den rauen Jugendlichen scharf im Nacken. Da wurden sie gegen ihn wütend, und es kam zu schlimmen Auftritten. Der Anführer hetzte die anderen Schüler stets von neuem auf und überlegte sich eine Rache. Schon bald sollte der verhasste Lehrer büßen. Gerade um diese Zeit näherte sich nämlich der Sturm der Christenverfolgung auch in der Stadt Imola, die bisher verschont geblieben war. Bald sickerte es durch, dass Lehrer Cassian ein Christ war. Da hatten die Schüler nichts Eiligeres zu tun, als zur Polizei zu laufen und den Lehrer anzuzeigen.

 

Lehrer Cassian wurde verhaftet und kam vor Gericht. Weil er sich weigerte, dem christlichen Glauben abzuschwören, verurteilte man ihn zum Tod. Mit schlimmer Grausamkeit übergab der Richter den Verurteilten, an Händen und Füßen gefesselt, seinen Schülern zur Peinigung. Was nun folgte, stellt ein grauenhaftes Bild dar. Man band den Lehrer an eine Säule und tat ihm Übles an. Unter der Leitung des Anführers fielen die Jungen über Cassian her, spuckten ihn an, schlugen ihn auf den Kopf, auf die Wangen, auf die Finger und traten ihm auf die Füße.

 

Zuletzt nahmen die Jungen die eisernen Griffel, mit denen man damals auf Wachstafeln schrieb, und stachen dem Martyrer damit überall ins Fleisch, bis ihn der Anführer schließlich mit einem solchen Stichel ins Herz stach. Das war das zwar fürchterliche, aber glorreiche Ende des Lehrers Cassian, der bis zuletzt für seine Schüler betete.

 

Der heilige Ludolf, 12. Abt von Korvey, Westfalen,

+ 13.8.983 – Fest: 13. August

 

Der heilige Ludolf stammte wahrscheinlich aus einer angesehenen Familie Westfalens, denn er erhielt, wie die meisten Söhne des westfälischen Adels, seine Jugenderziehung in der berühmten Klosterschule zu Corvey, wo sich von Tag zu Tag die Zahl der Mönche aus den Edlen des Landes mehrte.

 

Wegen seiner außerordentlichen Tugenden und seiner Wundergabe wurde Ludolf zum Abt des Klosters Corvey gewählt. Schon bevor er die Mitra erhielt, zeichnete er sich so sehr durch Verdienste, Tugenden und Vollkommenheit aus, dass er der Abtwürde mehr zur Zierde gereichte, als diese ihm. Sein unablässiges Bemühen ging dahin, das Fleisch durch Fasten zu zähmen, dass es sich nicht gegen des Geist empörte, den Schlaf durch Nachtwachen zu unterbrechen, damit er im Dienst Gottes nicht träge werde, den sinnlichen Gelüsten nie nachzugeben, damit der Geist umso geschickter würde, sich mit himmlischen Dingen zu beschäftigen. Durch Gebet, Opfer und sehr fleißigen Gebrauch der Gnadenmittel war er in ein so vertrautes Verhältnis zu Gott getreten, dass ihm viele Geheimnisse offenbart wurden, die durch menschliche Forschung nicht zu seiner Kenntnis gelangen konnten. Die armen Seelen im Fegfeuer fanden in seinen Gebeten fortwährend Hilfe und Trost. Wilhelm, Erzbischof von Mainz, Sohn des Kaisers Otto und der Editha, erbat sich in seiner Sterbestunde die fromme Fürbitte Ludolfs. An demselben Tag, als der Graf Gero bei Magdeburg enthauptet wurde, schaute er dessen Haupt morgens während der Heiligen Messe auf dem Altar, und er empfahl ihn dem Gebet seiner Brüder. Sehr viele andere im Fegfeuer leidende Seelen erschienen ihm, um durch seine Fürbitte Erlösung zu empfangen.

 

Vor allem verdient erwähnt zu werden, was Gelen nach Dithmar von Merseburg in seinem „Schatzkästlein“ von ihm erzählt. Am 24. Juni 976 fiel der heilige Gero, Erzbischof von Köln, in irgendeine Krankheit und wurde derart des Gebrauchs seiner Sinne beraubt, dass er von dem Kanonikus Everger, der bei ihm Dienst hatte, für tot gehalten wurde. Der scheintote Leib wird in den Sarg gelegt, das Gerücht von dem vermeintlichen Tod verbreitete sich unter dem Volk, am folgenden Tag wird das Begräbnis veranstaltet, das Totenamt im Dom gefeiert und der Leib in der Gruft beigesetzt. In der dritten Nacht erwacht Gero wie aus tiefem Schlaf und ruft wieder und wieder, dass man ihm doch die vermauerten Eingänge der Gruft öffnen solle. Einer hört das und glaubt es dem Everger anzeigen zu müssen. Der aber hielt den Boten für einen abergläubischen Träumer und jagte ihn zum Haus hinaus. Der Bote schwieg. Der heilige Gero hatte wirklich noch gelebt, denn als man bald nachher sein Grab öffnete, zeigten sich noch frische Blutspuren. Noch lebend wurde er den Toten zugesellt. Am 28. Oder 29. Juni erlag er einem schrecklichen, aber nicht unseligen Tod. Wie könnte man den Tod für einen unseligen halten, dem ein heiliges Leben voranging? Gleich nach seinem Tod erschien der heilige Erzbischof dem heiligen Abt Ludolf, redete einige Worte zu ihm und forderte ihn auf, ihm das Requiem zu singen.

 

Nach diesem Ereignis lebte der heilige Abt noch sieben Jahre. Am 13. August 983 beschloss er zu Corvey sein heiliges Leben mit dem glückseligsten Tod, nachdem er 26 Jahre seine Abtswürde bekleidet hatte. Da sein Grab durch viele Wunder verherrlicht wurde, erhob der Abt Markward und Bischof von Osnabrück im Jahr 1100 die Gebeine des Heiligen und setzte sie in einem vergoldeten, hölzernen Schrein vor dem Kreuzaltar bei. Als Christoph Bernhard von Galen, Bischof von Münster und Administrator von Corvey, den Neubau der Kirche vollendet hatte, ließ er im Jahr 1662 die Reliquien des heiligen Ludolf zugleich mit denen des seligen Abtes Druthmar in die Krypta der neuen Kirche übertragen, wo sie noch am Ende des 17. Jahrhunderts aufbewahrt wurden, obgleich sie durch die Sorglosigkeit irgendjemandes in Unordnung gerieten. Das Bildnis des heiligen Ludolf zierte einst unter andern Heiligenbildern das Chor der Abteikirche, mit der Inschrift: Der heilige Ludolf, Abt von Corvey.

 

Der heilige Wigbert, Priester und Abt von Fritzlar,

+ 13.8.747 – Fest: 13. August

 

Unter den heiligen Glaubensboten, die den Segen des Christentums unter die heidnischen Deutschen trugen, nimmt eine hervorragende Stellung der heilige Wigbert ein, ein Freund und Mitarbeiter des heiligen Bonifatius. Als dieser Apostel Deutschlands mit unermüdlichem Eifer die deutschen Länder durchwanderte und zahllose Heiden dem Licht des Christentums zuführte, lag ihm alles daran, feste Säulen zu gründen, auf denen die errungenen Erfolge sicher und dauernd ruhen sollten. Als solche Säulen erkannte er die Klöster, von denen erfahrungsgemäß ein lebendiger Glaube, religiöse Gesittung und Bildung sich in die weitesten Kreise verbreitete. Deshalb stiftete er die Klöster Hamelburg, Ohrdruf, Amöneburg und Fritzlar. Da sich nun seine Wirksamkeit immer weiter über Deutschland ausdehnte, suchte er neue Mitarbeiter zu gewinnen. In Fritzlar insbesondere beabsichtigte er eine Bildungsanstalt zu gründen, die die Vorschule der berühmten Klosterschule sein sollte, die er später in Fulda ins Leben rief. Um nun einen erfahrenen, in klösterlicher Zucht aufgewachsenen, und durch Wissenschaft und Frömmigkeit gleich ausgezeichneten Mann zu gewinnen, wandte er sich an den Vorsteher des Klosters Glastonbury in England, woher er schon mehrere Mitarbeiter erhalten hatte, mit der dringenden Bitte, ihm den Wigbert, der früher in dem Kloster Winbrunn gewesen war, senden zu wollen, denn seine häufige Abwesenheit und vielfältigen Arbeiten und Sorgen gestatteten ihm nicht, den Unterricht und die klösterliche Zucht zu überwachen, wie er es eine Zeitlang selbst getan hatte. Wigbert folgte dem Ruf und kam mit mehreren anderen Geistlichen um das Jahr 734 nach Deutschland.

 

Hocherfreut über diesen Gewinn, reiste ihm Bonifatius eine Strecke entgegen, sagte ihm herzlich Willkommen, führte ihn nach Fritzlar und übergab ihm die Leitung des Klosters und der Schule. Bonifatius hatte alle Ursache, sich über den Gewinn dieses Benediktinermönches zu freuen, denn schon in kurzer Zeit zeigte seine Wirksamkeit einen wunderbaren Erfolg. Seine Gelehrsamkeit, seine Sittenreinheit, seine klösterliche Strenge, verbunden mit gewinnender Milde, sein unverdrossener Eifer entwickelte das Kloster bald zu einer solchen Blüte, dass es nicht bloß belebend und erweckend für die nächste Umgebung wirkte, sondern auch eine Pflanzschule für neue Missionare wurde.

 

Ein Zeitgenosse unseres Heiligen, der berühmte Servatus Lugus, hat uns ein anmutendes Bild von ihm entworfen. Er sagt unter anderem: „Wigbert war ein äußerst eifriger, in seinen Sitten strenger und in den Wissenschaften wohlbewanderter Mann, und wohin er kam, erweckte er den gleichen Tugendeifer und gleiche Liebe für die Wissenschaften. Seine Rede, seine Haltung und seine ganze äußere Erscheinung waren bedeutend. Die Pflichten seines Berufes waren ihm so heilig, dass er sich in Erfüllung derselben durch keine äußeren Begegnungen stören ließ. Im Umgang mit Menschen war er freundlich und leutselig. So lange das Gespräch sich in gleichgültigen Dingen bewegte, war er schweigsam. Ganz unvermerkt wusste er dasselbe von alltäglichen Dingen zu bedeutenden, belehrenden und erbauenden Gegenständen hinüber zu lenken, so dass er durch jede Unterhaltung geistig anregend, erweckend und belehrend wirkte.“

 

Bonifatius weilte gern in Fritzlar und brachte die wenigen Tage der Ruhe und Sammlung, die ihm sein vielbewegtes Leben vergönnte, im Umgang mit seinem geliebten Mitarbeiter zu, dem er mit seinem Rat und seiner Hilfe stets zur Seite stand. Die talentvollsten jungen Männer führte er zur weiteren Ausbildung dem Wigbert zu. Wie Fritzlar die Vorschule für Fulda war, so wurde auch Sturm, der Mitbegründer und erste Abt von Fulda, hier gebildet, und die bedeutendsten Männer, wie Megingoz, der spätere Bischof von Würzburg, und Lullus, der Nachfolger des heiligen Bonifatius auf dem erzbischöflichen Stuhl zu Mainz, waren mit Wigbert in Fritzlar verbunden. In einem Brief an seine Ordensbrüder in Glastonbury schildert Wigbert den reichen Segen, der trotz Mühen und Gefahren auf seinem Kloster ruhe, bittet sie um ihre Gebete, indem er ihnen beteuert, dass er sich mit ihnen in der Liebe Christi verbunden fühle, soweit sie auch durch die Räume der Erde voneinander getrennt wären.

 

Als das Kloster Fritzlar sich zu herrlicher Blüte entfaltete und eine bedeutende Schar strebsamer Schüler zählte, sollte Wigbert auch das Kloster zu Ohrdruf zu gleicher Blüte erheben. Auf die inständigen Bitten des heiligen Bonifatius verließ er seine liebe Schule und ging nach Thüringen, um auch dort im Weinberg des Herrn zu arbeiten und Diener des Altares heranzubilden. Indem er seine Lehre überall zuerst durch seine Tat bewährte und seinen Schülern jederzeit mit dem besten Beispiel voranging, zog er die Schar der Brüder glücklich mit sich fort, räumte alle Hindernisse aus dem Weg und förderte alles, was gut war. In Ohrdruf blieb er mehrere Jahre, bis auch diese Pflanzschule sich unter seiner Leitung glücklich entwickelt hatte. In seinem vorgerückten Alter und von schweren Krankheitsanfällen gebrochen, wünschte er nach Fritzlar zurückzukehren. Bonifatius willigte gern in sein Verlangen ein, und mit Jubel wurde der zurückkehrende Greis von seinen Schülern in Fritzlar empfangen. In ihrem Kreis verjüngte er sich wieder. Wenn auch sein Körper litt, sein Geist arbeitete jugendfrisch und trug wesentlich zur herrlichen Blüte des Klosters bei. Wo bei seiner Ankunft neben einem einzelnen Gehöft nur das Kloster sich eben erst erhoben hatte, da war jetzt schon eine Stadt entstanden und weiter und weiter wurde die Gegend urbar gemacht und bebaut. Sogar einen Weinberg legte er dort an. Als ihm einst beim heiligen Messopfer der Wein fehlte, drückte er aus reifen Trauben den Saft in den Kelch und erlangte von Gott den reichsten Segen seines Weinberges.

 

War das Leben Wigberts durch seine Tugenden und seine Wirksamkeit verherrlicht, so entfaltete sich der Segen noch nach seinem Tod, und durch viele Wunder wurde die Verehrung, die er in seinem Leben genossen, zur Verehrung eines Heiligen gesteigert. Reich an Verdiensten, starb er im Jahr 747, wahrscheinlich am 13. August. Sein Leichnam wurde zu Fritzlar bestattet. Als aber die Sachsen im Jahr 774 in Hessen einfielen und alles mit Feuer und Schwert verwüsteten, flüchteten die Bewohner Fritzlars mit dem Leichnam des heiligen Wigbert nach der befestigten Buraburg auf der anderen Seite der Edder. Die Peterskirche zu Fritzlar, die die Sachsen in Brand stecken wollten, wurde wunderbar errettet, wie der heilige Bonifatius bei der Einweihung prophetisch vorausgesagt hatte, sie solle nicht durch Feuer zerstört werden. Als die Kirche schon rings mit brennbaren Stoffen umgeben war, sahen die Sachsen zwei Jünglinge in blendendweißen Gewändern schützend über ihr schweben. Die Krieger, die das Feuer schüren wollten, wurden tot vor der Kirche gefunden, die übrigen entflohen schleunigst, ohne dass sie ein Mensch verfolgte. Dieser Schutz wurde dem heiligen Wigbert zugeschrieben. Nach einiger Zeit wurde der Bischof Alboin von Buraburg durch eine Traumerscheinung gemahnt, die Reliquien Wigberts von Fritzlar, wohin sie zurückgebracht waren, nach dem Kloster Hersfeld zu übertragen. Er zeigte es dem Erzbischof Lullus von Mainz an und mit Genehmigung Karls des Großen wurden dieselben im Jahr 780 dorthin versetzt und ehrenvoll bestattet. Viele Wunder an der Grabstätte des heiligen Wigbert zogen eine Menge Pilger herbei, so dass Hersfeld sich zu einer blühenden Stadt entwickelte, die im Jahr 850 eine Kirche zu Ehren des heiligen Wigbert erbaute.

 

Der heilige Johannes Berchmans von Belgien, Kleriker, Jesuit,

+ 13.8.1621 – Fest: 13. August

 

Nicht ohne glückliche Vorbedeutung war es, dass der heilige Johannes Berchmans an einem Samstag (13. März 1599), dem der heiligen Gottesmutter Maria geweihten Wochentag, zur Welt geboren wurde. In seinem ganzen Leben finden wir an ihm die kindlichste Liebe und Verehrung zur Gebenedeiten, wie auch von ihrer Seite besonderen Schutz und auffallende Gnadenerweise ihrem Pflegekind gegenüber.

 

Die Anleitung zur Gottseligkeit, die die frommen Eltern, wohnhaft zu Diestheim in Brabant, ihrem kleinen Johannes durch Wort und Beispiel gaben, brachte an dem schon von Natur gutgearteten Jungen die erfreulichsten Wirkungen hervor. Als er das siebente Lebensjahr erreicht hatte, wurde er in die Schule geschickt, um dort Lesen und Schreiben, wie auch die ersten Anfangsgründe der lateinischen Sprache zu erlernen. Drei Jahre brachte er im Haus des Pfarrherrn seiner Vaterstadt zu, und es ist bewunderungswürdig, wie der junge Schüler Studien und Andachtsübungen zu vereinigen wusste, so dass er in beiden für alle als Muster dienen konnte. Oft begab er sich in einer Unserer Lieben Frau gewidmeten Kapelle, die eine Stunde von Diestheim entlegen war. Unterwegs schon betete er jedes Mal den Rosenkranz und enthielt sich, so viel nur immer möglich, mit jemand zu reden.

 

Weil Johannes zu Diestheim keine Gelegenheit hatte, sein Studium fortzusetzen, und die Eltern auch nicht so bemittelt waren, ihn auf ein entlegenes Gymnasium zu schicken, so wollte ihn sein Vater zur Erlernung eines Handwerks oder einer Kunst bestimmen. Johannes aber, dessen sehnlichstes Verlangen war, einst Priester zu werden, fiel seinen Eltern zu Füßen und bat mit aufgehobenen Händen, sie möchten ihm die Fortsetzung seiner Studien gestatten. Er wolle sich gern aufs Äußerste einschränken und lieber mit Wasser und Brot begnügen, wenn sie ihn nur nicht an seinem Vorhaben hindern würden. Er brachte seine Bitte mit solchem Nachdruck vor, dass sein Vater ihn nicht mehr mit seinem Antrag belästigte, sondern ihm erlaubte, nach Mecheln zu gehen, und dort sein Glück zu versuchen. Durch Gottes Vorsehung wurde er in das Haus und in den Dienst des Domherrn Freiberg aufgenommen, wo er seine Studien fortsetzen konnte und viele Wohltaten genoss.

 

Nachdem Johannes in Mecheln einige Zeit das dortige alte Gymnasium besucht hatte, führte ihn die göttliche Vorsehung in das neue, das die Väter der Gesellschaft Jesu leiteten. Gleich bei der Aufnahme an dieser Lehranstalt war es sein eifriges Bestreben, der Bruderschaft vom heiligen Schutz Mariens einverleibt zu werden. Nachdem ihm seine Bitte gewährt worden war, legte er so erbauliche Beweise der Tugend an den Tag, dass durch sein Beispiel viele andere angezogen wurden, die in dieser Versammlung eifrige Diener Mariens zu werden verlangten.

 

Bei der Wahl seines zukünftigen Standes wendete sich der fromme junge Mann vor allem an Maria, die Mutter des guten Rates. Nachdem es ihm klar geworden war, dass er zum Ordensstand und zwar in der Gesellschaft Jesu berufen sei und er seinen Beruf nach Gott der heiligen Jungfrau zuschrieb, so bat er sie auch inständig, dass sie ihn in selbem erhalten möge.

 

Nach Ablegung der Ordensgelübde wurde er seiner Studien wegen nach Rom geschickt, wo er allen seinen Mitschülern in jeder Hinsicht zum Vorbild diente. Besonders suchte er im dortigen Kollegium aus Demut und Liebe den erkrankten Laienbrüdern zu dienen, soweit es ihm die heilige Regel gestattete.

 

Eines Tages, da er sich zu Rom befand, wohin er gesendet worden war, um bei Unserer Lieben Frau von den Bergen zu predigen, traf es sich, dass er an dem Ort, an dem die Predigt stattfinden sollte, Landsknechte, die in einem heftigen Wortwechsel begriffen waren und andere Leute vorfand, die sich mit Ballspielen unterhielten. Als nun diese den Ordensmann einen kleinen Tisch zurecht richten sahen, auf den er hinaufzusteigen sich anschickte, um das Wort Gottes zu verkündigen, so sagten sie zu ihm in groben Ausdrücken, sie wollten jetzt keine Predigt hören, sondern spielen. Berchmans trat, ohne ihnen zu antworten, in die Kirche, und kam nach einem kurzen Gebet wieder heraus, um seine Predigt zu beginnen. Sein Gefährte warnte ihn, er möge sich nur auf Beschimpfungen gefasst halten. „Ich habe mein Vertrauen zur allerseligsten Jungfrau,“ antwortete er, „und zweifele nicht, dass all das Volk sogleich alles verlassen wird, was es jetzt in Anspruch nimmt, um meine Predigt zu hören.“ Dies geschah auch wirklich. Nachdem Berchmans auf den Tisch gestiegen war und das Ave Maria angestimmt hatte so stellten die Landsknechte ihren Wortwechsel, die Spieler ihre Spiele ein, und alle traten heran, um ihm zuzuhören.

 

Eine sehr große Andacht trug Berchmans zur Unbefleckten Empfängnis Mariä, und sie immer zu verteidigen, verpflichtete er sich vor dem heiligsten Sakrament mit einem Gelöbnis.

 

Auch in der Krankheit, die seinem frühen Tod vorausging, und in seinem gottseligen Verscheiden gab dieser heilige junge Mann die rührendsten Beweise seiner Liebe und seines Vertrauens zu Maria. Er sprach mit dem wunderbaren Namen ihres göttlichen Sohnes auch den der jungfräulichen Mutter aus, und rief beide um ihren Beistand an. Der Gedanke, mit seinem göttlichen Erlöser bald auch seine geliebte Mutter von Angesicht zu Angesicht zu sehen, erfüllte ihn mit Freude und mit inniger Sehnsucht nach dem Tod. Als er ihn für gewiss und nicht mehr fern erkannte, sprach er mit Beihilfe der Anwesenden den Ambrosianischen Lobgesang. Hierauf begehrte er das Kruzifix, nahm den Rosenkranz vom Hals (bei der Nacht pflegte er ihn immer um den Hals zu tragen) und ließ sich das Buch, die heiligen Ordensregeln enthaltend, reichen. Diese drei Dinge in den Händen haltend, sprach er mit ungewöhnlicher Freude: „Diese drei sind mir das teuerste, mit denen will ich gerne sterben.“ Er verehrte sie mit einem Kuss und legte sie auf sein Herz. Seinen Mitschülern empfahl er noch bittend die Verehrung der seligsten Gottesgebärerin. Selig und mit heller Stimme sang er noch den Hymnus „Ave maris stella“ (Sei gegrüßt du Meeresstern). Einer der anwesenden Patres sagte, um ihn in der Vereinigung mit Gott zu bestärken: „Jetzt ist es Zeit, Jesus und Maria zu lieben, - denn die du in deiner Lebenszeit geliebt hast, wirst du auch im Tod lieben.“ Johannes erwiderte: „Die ich im Leben zu lieben mich bemühte, werde ich auch im Tod zu lieben nicht aufhören“ und bald darauf: „Mit tausend Herzen, wenn ich sie hätte, würde ich Maria lieben.“

 

Schließlich nahte der Augenblick, wo sein Geist ziehen durfte, wohin schon lange die Wünsche des Herzens gerichtet waren. Die Augen auf das Kruzifix, den Rosenkranz und das Regelbuch immerwährend wie angeheftet, sprach er die Worte: „Jesus, Maria!“ So gab er die unschuldige Seele seinem Schöpfer zurück, am 13. August 1621, in einem Alter von 22 Jahren und 5 Monaten. 

 

Der selige Markus von Aviano, Kapuziner-Ordenspriester, Volksmissionar,

+ 13.8.1699 – Gedenktag: 13. August

 

Der Tod macht alles gleich. Kein Vernünftiger zweifelt an dieser unumstrittenen Tatsache. Freilich, möchte man sagen, hat es der Tod um so leichter, alles gleich zu machen, je mehr das Leben bereits die allzu großen Gegensätze ausgleicht.

 

Es gibt wahrscheinlich wenig Männer, die durch ihre Stellung mehr voneinander verschieden waren und doch im Leben sich zu gemeinsamer Tätigkeit zusammenfanden, im Tod aber erst recht vereint waren, als Kaiser Leopold I. aus dem Habsburger Geschlecht und der arme und bescheidene Kapuziner Markus von Aviano. Der Geschichtskundige weiß, was Europa im 17. Jahrhundert dem gemeinsamen Zusammenarbeiten dieser zwei Männer zu verdanken hat, die ihrer Abstammung nach so weit getrennt zu sein schienen. Voll Ergriffenheit wird der Besucher der Kapuzinergruft in Wien sich bewusst, dass der Tod die beiden zusammengeführt hat – auch in ihren Särgen, da alle beide in ein und derselben Kirche, nur wenige Schritte voneinander entfernt, zur letzten Ruhe bestattet worden sind. Das Leben hatte sie geeint. Der Kaiser, geistvoll, gerecht und sittenrein, von hoher Auffassung seines Berufes, hatte es sich angelegen sein lassen zu lernen von der Frömmigkeit des ehrwürdigen Mannes in St.-Franzisci-Kleid und der arme Jünger des Heiligen von Assisi war wenigstens seiner Gesinnung nach und in seinen Erfolgen von der Vornehmheit eines Fürsten.

 

Marko d`Aviano war von Geburt ein Friauler, also aus dem Teil der Alpen stammend, in dem Italien und Kärnten zusammenstoßen. Gerade dieser von den Verkehrsadern der Welt abgelegene Winkel hatte anderthalb Jahrhunderte, ehe Marko oder wie er vorher hieß Karl Christophori seinen Eltern geschenkt wurde, 1631, bereits einen der würdigsten Vertreter der franziskanischen Familie erstehen lassen. Das war der berühmte Volksmissionar Bernhardin von Feltre (+ 28. September 1494), der große Freund der Armen, dessen erfinderische Liebe zu den Notleidenden ihn über dreißig Leihhäuser gründen ließ, wovon eines in Feltre noch heute existiert. Diese caritativen Leihanstalten und öffentlichen Kreditinstitute, „montes pietatis – Berge der Liebe“ genannt, pflegten den gleichen Gedanken, dem die heute so viel verbreiteten Darlehenskassen ihre Entstehung verdanken.

 

In dem jungen Karl Christophori reifte der Entschluss, sich auch zur Regel des heiligen Franziskus zu bekennen. Sein Eintritt in den Kapuzinerorden erfolgte nach Vollendung des 18. Lebensjahres. Der Novize nahm den Geist seines Ordensstifters begierig in sich auf. Von diesem hörte er, dass er das Unternehmen wagen wollte, dem Sultan zu predigen, um die fanatischen Söhne des Islams für die milde Botschaft des Kreuzes zu gewinnen. Darum war es auch der mit heißer Sehnsucht genährte Wunsch des Jüngers, ebenfalls zu den Mohammedanern ziehen zu dürfen. Doch musste der missionsbegeisterte Bruder Marko die Erfüllung seines Wunsches zu den Füßen des Altares als Opfer niederlegen. Die Oberen hatten andere Pläne mit ihm. Diese erstreckten sich zunächst auf ein weites Heimatmissionsfeld, dessen letzte Frucht und Krönung aber schließlich doch der Kampf gegen den erbittertsten Feind der Christenheit, den Halbmond, wurde.

 

Der junge Pater Markus verriet schon beim ersten Auftreten, 1665, als Fastenprediger ein ganz ungewöhnliches Predigertalent. Er sprach mit so hinreißender Begeisterung, dass die Zuhörer mit verhaltenem Atem und wie gebannt seinen Worten lauschten. Erschüttert brach das Volk in laute Bußrufe aus. Auffallende Bekehrungen ereigneten sich. In Jahren stillen, beschaulichen Lebens, wo Pater Marko zugleich beispielhaft als Oberer waltete, nährte er noch mehr das Feuer der Gottesliebe, das nachher seinem öffentlichen Wirken den außerordentlichen Erfolg verlieh. Der im heiligsten Sakrament gegenwärtige Gott zog ihn bei Tag und Nacht mächtig an. Hier schöpfte er auch jene Glut der Andacht, die sich bei der Darbringung des heiligen Messopfers so sichtbar zeigte, dass die Gläubigen seine Messe kurzweg die „englische“ nannten.

 

Mit der natürlichen Beredsamkeit und tiefen Frömmigkeit Pater Markos verband sich zu innigem Bund die göttliche Allmacht, die den bescheidenen Prediger als begnadigten Träger höherer Gaben erscheinen ließ. Diese Wunderkraft des Dieners Gottes war gewöhnlich an eine besondere Benediktion geknüpft. Er ermahnte das Volk zur Reue, betete ihm ein Reuegebet vor, das er laut nachsprechen ließ, und gab dann den Segen. Dieser enthielt in einfachen Worten die Bitte an Gott, den Empfänger gemäß seines Glaubens von allen Übeln befreien zu wollen. Die Wirkung des Segens war meist die, dass einige der weit hergebrachten Kranken gesund in die Heimat zurückkehren konnten. Merkwürdigerweise wirkte der Segen Markos auch in der Ferne. Von der ersten Wunderheilung (1676) an war sein ganzes Leben von übernatürlichen Ereignissen umspült. Wo er ging und weilte, entströmte seiner Segenshand eine heilende Kraft. Das ist vielfach eidlich bezeugt, urkundlich festgestellt durch die geistliche und weltliche Behörde. Gottes Güte und Barmherzigkeit hat sich in Marko d`Aviano ein mystisches Werkzeug geschaffen. Diese unleugbare Lebenseignung des Volksmissionars, die nicht übersehen werden darf, ist der Schlüssel zum Verständnis des einzigartigen, natürlicherweise unerklärlichen Einflusses des ehrfurchtgebietenden Mannes, der in der Sprache und Wunderkraft der alten Propheten über die Lande wandelte.

 

Das Aufsehen, das Marko durch seine Predigttätigkeit und seine Bekehrungen in fast allen Provinzen Italiens erregte, war Anlass zu seiner Berufung nach Deutschland. Herzog Karl Leopold von Lothringen, Statthalter von Tirol, und Prinz Maximilian Philipp von Bayern, der dem jungen Herzog Emanuel in der Führung der Regentschaft zur Seite stand, erbaten vom Papst selbst die Sendung Markos als Missionsprediger. Im Jahr 1680 zog nun der „weit beruffene“ Kapuzinerpater über die Alpen nach Innsbruck und am 13. Mai nach München. Die Kirchen waren dort völlig umlagert, die Zahl der Heilungen war erstaunlich. Von Kaiser Leopold gerufen, ging Marko über Salzburg und Passau nach Linz, wo das erste Zusammentreffen mit Leopold stattfand. Markos Tätigkeit brachte auch unter dem Hofpersonal eine auffallende Änderung hervor. Zahlreich drängte sich das Volk zu den Sakramenten. Der fromme Herrscher stellte sich von da ab ganz unter die Leitung des wie einen Vater geschätzten, heiligmäßigen Ordensmannes. Ein umfangreicher Briefwechsel, erst 1888 veröffentlicht, gibt Zeugnis von dem Bewusstsein der Verantwortlichkeit und dem Freimut des Kapuziners, wie von dem Vertrauen und der Freundesgesinnung des Kaisers.

 

Dem Wunsch von Bischöfen und Fürsten entsprechend reiste Marko donauaufwärts über Regensburg (3.-4. Oktober 1680) nach Neuburg an der Donau, wo die Schwiegereltern Leopolds I. weilten, dann über Eichstätt, Bamberg und Mainz nach Köln, von da über Koblenz und Würzburg wieder zurück nach Neuburg und Augsburg, wo er vom 16. bis 18. November sich befand. Überall dieselben Wirkungen und Begleiterscheinungen seiner Predigten, überall gegen seinen Willen begeisterte Ehrenerweisungen von Hoch und Nieder, denen er sich umsonst zu entziehen versuchte, überall Bekehrungen und auffallende „wundersame Begebenheiten“. In Augsburg wurden auf Befehl des Fürstbischofs die aufsehenerregenden Heilungen besonders genau und urkundlich fest- und sichergestellt. Der frühere Krankheitszustand der Geheilten wurde durch Zeugen und meist auch durch ärztliche Atteste erhärtet. Die Protokolle erschienen im Druck. Die Originale der gesammelten Zeugnisse sind noch in den Archiven von Augsburg und Neuburg an der Donau vorhanden.

 

Ganz merkwürdig ist, dass der Selige damals gezwungen war, italienisch zu predigen und sich eines Dolmetschers zu bedienen. Aber es schien, als ob durch die fremde Sprache der Erfolg seines Wortes nicht im Geringsten beeinträchtigt würde. „Da wiederholte sich das Pfingstwunder, dass die fremde Sprache alle verstehen, weil das Herz redet,“ sagt ein Gelehrter unserer Tage.

 

Das folgende Jahr, 1681, füllte eine Missionsreise durch Oberitalien, Frankreich und Belgien aus. Die Gemahlin des französischen Dauphin (Kronprinzen) selbst hatte den berühmten Kapuzinerprediger erbeten. Die Bewegung in den französischen Städten wie Lyon und Dijon war womöglich noch größer als in den deutschen. Aber König Ludwig XIV., dieser Erzfeind Deutschlands, der im geheimen Einvernehmen mit den Türken stand, fürchtete den einfachen Bettelmönch. Er ließ Markos Reise nahe der Hauptstadt jäh unterbrechen und ihn über die Grenze schaffen. In den belgischen Städten aber nahm seine apostolische Wanderung den Charakter eines eucharistischen Siegeszuges an. Die Zahl der Kommunionen stieg auf eine noch nie erreichte Höhe. Von Köln aus kehrte Pater Marko wieder heim nach Italien. Erst im Juni des folgenden Jahres 1682 sah er zum ersten Mal die Kaiserstadt Wien. Er kam im päpstlichen Auftrag, um zu der sicheren Durchführung des Türkenkrieges eine Einigung zwischen dem Kaiser und Ludwig XIV. zu erzielen. Die Unterhandlungen scheiterten an der französischen Raubgier. Gewaltig war aber wieder der religiöse Erfolg. Kaum dass die vielen Beichtväter dem Zudrang des bußfertigen Volkes genügen konnten. Im prophetischen Geist rief der große Bußprediger einmal auf öffentlichem Platz in Gegenwart des Kaisers der Menge zu: „O Wien, Wien! Deine Liebe zum freien Leben hat dir eine schwere und baldige Züchtigung bereitet. Ändere deine Sitten und siehe wohl zu, was du tust! Du unglückseliges Wien!“

 

Und die harte Züchtigung kam, das denkwürdige Jahr 1682, in menschlicher Sprechweise aber auch das glorreichste im Leben des seligen Markos d`Aviano. Wie eine alles verheerende Hochflut war der Türke in Europa eingedrungen, mit keinem geringeren Plan beschäftigt, als das Abendland unter seine Zwingherrschaft zu beugen und dadurch das Christentum zu vernichten. Wäre damals den Türken ihr Vorhaben gelungen, so würde sich ein namenloses seelisches Elend über die deutschen Lande gelagert haben, die Versklavung hätte uns in Ketten geschlagen, der eine dumpfe Verzweiflung, eine Nimmerwiedererhebung hätte folgen können. Doch wendete in Gnaden der Allgütige das Unheil und bediente sich hierzu des demütigen Ordensmannes, dessen Namen und Einfluss er für diese weltgeschichtliche Tat bereitet und großgemacht hatte.

 

Als die Türkengefahr immer mehr wuchs und immer dringlichere Schreiben des Kaisers an Pater Marko, der in Italien weilte, ergingen, ernannte Innozenz XI. den Kapuziner am 14. August zum apostolischen Legaten beim christlichen Heer. Am 7. September traf im Lager von Tulln die Hilfsmannschaft des Papstes ein, „zwar einer nur, aber dennoch eine Mannschaft, der Kapuzinerbruder Marko dÀviano“, wie ein neuerer Geschichtsschreiber sich ausdrückt.

 

Die erste verdienstvolle Tat Pater Markos zur Herbeiführung der Entscheidung war die, dass er die christlichen Fürsten, den Polenkönig Sobieski, die Herzöge von Lothringen, von Bayern und die übrigen maßgebenden Männer von der Größe der Gefahr überzeugte, die noch nicht von allen in ihrer ganzen Furchtbarkeit erkannt worden war, und dass er dadurch im Kriegsrat den sofortigen Vormarsch gegen das von den Türken bereits eingeschlossene Wien durchsetzte. So wurde der Entsatz um mindestens zehn Tage beschleunigt, wo vielleicht ein Zaudern von nur fünf Tagen den Fall der Stadt schon hätte ermöglichen können. Ein zweites und vielleicht das weittragendste Verdienst des umsichtigen Mannes war es, dass er trotz mehrfacher Anfragen, entgegen dem Wunsch des Kaisers, diesem nicht riet, ja ihn abhielt, zum Heer zu kommen. So blieb Sobieski, dessen Eifersucht schon wachgerufen war, der Oberkommandierende. Marko hatte sofort die große Gefahr der Uneinigkeit der Führer des viel kleineren christlichen Heeres erkannt. Sein Verdienst ist es, diese Gefahr gebannt zu haben.

 

Die Entscheidung nahte. Der große Tag des 12. September 1683, einer der ruhmreichsten der Welt- und Kirchengeschichte, zog herauf und rötete die Höhen des Kahlenberges, an dem seit gestern das christliche Entsatzheer Stand gefasst hatte. Raketen über Raketen waren in der Nacht vom Stephansturm in Wien aufgestiegen, die Größe der Not zu künden. Es gab kein Entrinnen mehr aus der Umklammerung der Türkenhand, wenn nicht Hilfe von außen kam. Nun stand sie oben. Vom Kahlenberg aus wurde die Not gewendet. Der selige Marko d`Aviano, der Mann der Vorsehung, der Vermittler des göttlichen Schutzes, der mystische Träger himmlischen Segens und übernatürlicher Kraft, zugleich auch Gesandter und Vertreter des geistlichen und weltlichen Oberhauptes der Christenheit, des Papstes und Kaisers, der Priester des Herrn las am frühen Morgen vor den Feldherren die heilige Messe. Der Polenkönig diente dabei. Dann richtete Marko noch eine letzte flammende Aufforderung an die Führer zum Vertrauen auf Gott unter dem Schlachtruf: Jesus! Maria! Dann gab er der Armee den Segen, jenen so wirksamen Segen, an den Gott schon so oft Heil und Hilfe aus Leid sichtbarlich gebunden, den Tausende von Bedrängten mit heiliger Begierde schon gesucht und gefangen hatten. Der Kampf begann. Von Schar zu Schar eilte der starke Held, betend vor dem Angesicht aller und sie segnend, mit dem Zeichen des gekreuzigten Erlösers in der Hand. Am Abend war Wien gerettet, ein glänzender Sieg ohne allzu viele Verluste errungen. Über Hals und Kopf flohen die Türken. Die ganze Christenheit konnte wieder frei aufatmen, von sechshundertjährigem Druck der Feindesmacht befreit. Die abendländische Kultur war gerettet.

 

Wem ist Rettung und Sieg zu verdanken? König Sobieski, der oberste Heerführer, hat die einmütige Anschauung von Fürst und Volk ausgesprochen in dem Dankwort an Marko d`Aviano, dem „wahrhaft heiligen Mann“: „Ihr Segen und Ihr Beistand hat uns einen großen Sieg verschafft.“ Er aber suchte jeder Anerkennung auszuweichen, zog sich in das Kapuzinerkloster und sobald als möglich in die Heimat zurück. Auch in den kommenden Jahren bis 1688 musste Pater Marko als päpstlicher Legat das Heer des Kaisers begleiten, das die Aufgabe hatte, die türkische Macht aus Europa hinauszudrängen. Auch später kam er noch bisweilen in wichtigen Angelegenheiten an den kaiserlichen Hof, ließ sich aber nie für länger binden. Inmitten aller Geschäfte blieb Marco der „immer höchst demütige“ und stets den Oberen gehorsame Ordensmann, an dem nie die leiseste Makel von Ehrgeiz oder Eigennutz haften blieb. Und darin besteht seine ganze Größe, „das ist das größte Wunder“, das die Zeitgenossen an ihm rühmten.

 

Gott fügt es, dass sein ergebener Diener in Wien, das ihm so sehr am Herzen lag, das ihm alles verdankte, sein bewegtes Leben schließen sollte. Kaiser Leopold und seine Gemahlin knieten am Lager ihres Freundes und Wohltäters, als er am 13. August 1699 zur ewigen Ruhe entschlummerte.

 

Am 27. April 2003 erfolgte die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. Das Fest Mariä Namen, am 12. September, hält die dankbare Erinnerung an den Tag der glorreichen Befreiung vom drohenden Joch des Islams für alle Zeiten fest.

 

Der Heilige Geist selber rühmt die Wohltäter und Retter des Volkes Gottes: „Er (Samuel) rief den allmächtigen Herrn an, als die Feinde allenthalben drängten zum Streit. Und der Herr rief auf die Fürsten und Heerführer (der Feinde) alle. Und da sein Leben zu Ende war und er aus der Welt schied, legte er das Zeugnis ab, kein Geld, ja nicht einmal einen Schuh angenommen zu haben.“

 

Die selige Gertrud von Altenberg, Prämonstratenser-Äbtissin,

+ 13. August 1297 – Gedenktag: 13. August

 

Die liebe heilige Elisabeth, die Wartburgherrin und Schutzfrau der deutschen Lande, steht fort und fort zahllosen Frauen als erhabenes Vorbild christlichen Tugendlebens, stillen Duldens und heroischer Liebe vor Augen. Scharen von Klosterfrauen und Krankenpflegerinnen haben aus dem unvergleichlichen Beispiel und dem leuchtenden Opfermut dieser mildherzigen, hingebungsvollen Mutter der Armen und Kranken Ermunterung und Kraft zum eigenen stillen Opferleben geschöpft. Sollte St. Elisabeth, die fromme Frau mit dem weiten Mutterherzen, nicht vor allem auch ihren leiblichen Kindern Führerin auf dem Weg der Heiligkeit geworden sein? In allen Denkmälern und Urkunden, die von ihnen auf uns gekommen sind, beweisen sie sich voll Dank gegen Gott, Abkömmlinge einer Heiligen geworden zu sein, und führen vor allen Fürstentiteln und Adelswürden als größte Auszeichnung: „Sohn“ oder „Tochter der heiligen Elisabeth“. Ihr Sohn Hermann und die ältere Tochter Sophie suchten in der Welt ihre Herrschaftsrechte zu behaupten, wurden aber, gleich ihrer Mutter, das Opfer der Ungerechtigkeit der Welt und auf diesem harten Weg zur Seligkeit geführt. Für die beiden jüngeren Töchter hatte die Mutter selbst friedlichere Zufluchtsstätten auserwählt, für die eine Kloster Kitzingen, für die andere, unsere selige Gertrud, Kloster Altenberg. Als Äbtissinnen, als Vorsteherinnen ihrer Gemeinden wandelten beide die Höhenpfade der Vollkommenheit ihrer heiligen Mutter nach.

 

Gertrud war Elisabeths jüngstes Kind, ein wahres Schmerzenskind. Schon vor der Geburt hatten es die frommen Eltern zum Dienst des Herrn bestimmt. Es war in jenen sorgenvollen Tagen, da Elisabeth das Kreuzfahrerzeichen im Gewand des Landgrafen Ludwig gefunden und nach Überwindung des ersten heftigen Schreckens das große Wort der Ergebung gesprochen hatte: „Gegen Gottes Gebot will ich dich nicht zurückhalten. Er gebe dir, seinen Willen zu tun. Ich habe dich und mich ihm geopfert.“ Landgraf Ludwig zog dann in den Kreuzzug fort. Als dann die Trauerbotschaft von seinem raschen Tod nach Thüringen gelangte, hatte das liebe Kindlein schon das Licht der Welt erblickt, 1227, so dass seine ersten unbewussten Tränen sich mit dem strömenden Weh der zu tiefst verwundeten Kreuzfahrerwitwe vermischten. Klein Traudchen ruhte, in harmlosem Schlummer, wohlgeborgen am Busen der unglücklichen Fürstin, als sie den schroffen Pfad der Wartburg hinabstieg und für ihre vier vater- und heimatlosen Waislein vergeblich an Eisenachs Türen um Unterkunft klopfte. Welche Opfer forderte doch der Allgütige von dieser heldenmütigen Mutter! Ihre Kinder musste sie weggeben, selbst den Säugling entwöhnen, um fremden Leuten sie zu übergeben! Nochmals nahm sie Gertrud zu sich, als sie in Marburg etwas Ruhe gefunden hatte. Allzu schwer war ihr die Trennung gerade vom Jüngsten. Brauchte das Kind nicht die Mutter am notwendigsten? Doch Gott der Herr rief diese große Seele zu seiner ausschließlichen Nachfolge auf steilster Bahn. In heißem Gebet ringt sie dem Himmel die Gnade selbstlosester Kinderliebe und höchster, entsagungsvollster Gottesliebe ab: „Ich habe sie Gott empfohlen; möge er mit ihnen tun, was ihm gefällt. Ich wähle Gott allein.“ So vermag die starke Frau auch das größte Opfer um Gottes willen zu bringen. Sie trägt ihren zweijährigen Liebling von Marburg nach dem fünf Stunden entfernten Altenberg, mit bloßen Füßen, um ihn dort den frommen Chorfrauen des heiligen Norbert zur Pflege und Erziehung zu bringen. Dem eigenen Herzen versagt Elisabeth den letzten Trost, Fremden aber, den ärmsten und abstoßendsten Kranken weiht sie um Christi willen ihre Dienste! Musste diese unerhörte Selbstverleugnung, diese nur vom Geist Christi eingegebene und von seiner Gnade getragene Großmut nicht auf das edle Kind der Heiligen, wenn es einmal fähig würde, solchen Seelenadel zu verstehen, den mächtigsten Eindruck machen, der das ganze Leben hindurch nimmermehr wird ausgelöscht werden können? Leistete nicht die Mutter mit diesem ihren Verzicht doch noch den wirksamsten Einfluss und die andauerndste Mitarbeit zur Erziehung und zur Heiligung ihrer jüngsten und begnadetsten Tochter? Durch eine Tat, die nur im Glauben erfassbar ist?

 

O ewige Weisheit Gottes, „die in ihren Auserwählten Wurzel schlägt“! „Seht, dass sie nicht allein für sich arbeitet, sondern für alle, die die Wahrheit suchen!“ Schon 1231 schied Elisabeth in wunderseligem Sterben aus dieser Welt. Das liebe Kind, die selige Gertrud, zählte vier Jahre, da sie nun doppelt zur Waise wurde. Noch hatte sie bisher das Fehlen der Mutter nicht empfunden, ihr schweres Opfer nicht mitkosten können. Nun aber strahlte der Mutter Segen und Fürbitte vom Himmel her über den Kindheitswegen ihrer Tochter und brachte das reiche Erbe ihres Beispiels und heiligen Lebens zur schönsten Entfaltung. Immer höher stieg ja der Stern der demütigen Thüringer Fürstin. Schon im Jahr 1235 wurde sie von der Kirche in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Als dann ein Jahr darauf, am 1. Mai 1236, der heilige Leichnam Elisabeths, noch unversehrt und ohne Zeichen der Verwesung, unter dem Zustrom einer ganz ungeheuren Menge von Pilgern aus allen Ständen und Nationen, feierlich erhoben wurde und auf den Schultern der Bischöfe, Fürsten und des Kaisers Friedrich II. selbst aus der Gruft herausgetragen und dem gläubigen Volk zur Verehrung ausgestellt wurde, da durchhallte grenzenloser Jubel und wogende Begeisterung das kleine Marburg und die weiten Lande, da zerschmolz aber auch das Herz der neunjährigen, allem Hohen erschlossenen Tochter der Heiligen in seliger Wonne und froher Dankbarkeit gegen Gottes wunderbare Anordnung und liebreiche Ermahnungen. Denn dass Getrud, St. Elisabeths Schmerzenskindlein, am großen Ehrentag der Mutter nicht fehlen durfte, ist nicht in Zweifel zu ziehen. Sagen uns ja auch überdies die Geschichtsschreiber, es sei das ganze thüringische Haus und auch Elisabeths Kinder anwesend gewesen. Graf Montalembert erzählt im großen „Leben Elisabeths“, Kaiser Friedrich habe während des Hochamtes, bei der Opferung, das Haupt der lieben Heiligen mit einer goldenen Krone geschmückt. Dann geleitete der Kaiser den jungen Landgrafen Hermann, den Sohn Elisabeths, zum Opfer, die Kaiserin aber führte die Prinzessinnen Sophie und Gertrud. Einzigartige Festfeier – die Erde wird noch keine zweite gleiche geschaut haben! Die leiblichen Kinder dürfen ihrer Mutter als kirchlich anerkannten Heiligen huldigen! Was Wunder, wenn die Erinnerungen an das hohe Ereignis unaustilgbar sich dem Herzen des glücklichen Kindes einprägte, und wenn, wie die Legende wissen will, St. Elisabeth gar oft, hold lächelnd und huldreich segnend, in Altenbergs stillen Räumen erschienen sei!

 

Das Prämonstratenserinnenkloster Altenberg (auch Altenburg) bei Wetzlar im Lahntal war damals noch klein und arm; aber ein frommer Geist und ein frischer Zug edlen Tugendstrebens beherrschte seine Insassen. Eine treffliche Oberin, Christine von Biel, waltete im Haus, ein gottgefälliges Vorbild, das schlichte suchende Seelen unwillkürlich mit sich fort zog. Für das Kind der Heiligen und für die Jüngerin der Heiligkeit war das eine weitere und kaum geringere Aufmerksamkeit Gottes in seiner wunderreichen Gnadenführung. Die anziehenden Lehren und noch mehr das gottinnige Leben der heiligmäßigen Meisterin ließen in der weichen Seele Gertrudens die Sehnsucht und Liebe zum Ordensstand immer mehr erstarken. Sie wird nicht mehr als fünfzehn Jahre gezählt haben, als man, ihren Wünschen und Bitten willfahrend, ihr das weiße Kleid der Töchter des heiligen Norbert reichte.

 

Mit jugendlichem Eifer und größter Wertschätzung ihres Berufes überließ sich die selige Gertrud den frommen Übungen der Ordensregel und der erprobten Leitung ihrer Oberen, um sicheren Schrittes in der Wissenschaft der Heiligen voranzuschreiten. In Stille und Verborgenheit, das demutsvolle Beispiel ihrer heiligen Mutter vor Augen, wollte sie in Werken heiliger Gottes- und Nächstenliebe sich erschöpfen, um den hohen Preis zu gewinnen, den der Herr seinen getreuen Nachfolgern verheißen hat. Aber, während sich die junge Ordensfrau bescheiden als Anfängerin im geistlichen Leben und als letzte Schwester fühlte, wurde sie schon, obgleich erst einundzwanzig Jahre alt, durch das Vertrauen ihrer Mitschwestern und den Wunsch ihrer geistlichen Oberen zur Leitung des Stiftes Altenberg berufen. Mochte hierfür ihre hohe Abkunft als Tochter eines Fürsten und Enkelin eines Königs bestimmenden Einfluss geübt haben, so durfte sie doch auch unzweifelhaft durch ihre gediegene Frömmigkeit, ihr ernstes, wirksames Ringen nach Heiligung, wie nicht minder durch ihre Verständigkeit und ihr Achtung gebietendes Wesen für das Amt der Äbtissin würdig erscheinen. Das hat eine fast fünfzigjährige vorzügliche Leitung der Klostergemeinde von Getruds Hand bestens erwiesen.

 

Das bescheidene Stift Altenberg wurde nach außen und innen ausgebaut und gehoben. Eine neue ansehnliche Kirche im gotischen Stil erstand und zeugt heute noch von dem hohen Sinn der seligen Äbtissin Gertrud für Förderung der Ehre Gottes und der Religion. Zum Wohl des Nächsten erbaute sie beim Kloster eine Herberge und ein Siechenhaus, wo die würdige Tochter der Armenmutter Elisabeth selbst die Fremden bediente und sich die Pflege der Armen und Kranken angelegen sein ließ. Diese „Siechenhäuser“ waren damals die einzige Zufluchtsstätte, wo die verlassensten, nicht selten mit ansteckenden Krankheiten wie Aussatz und Blattern befallenen Kranken liebe volle Aufnahme um Gottes willen und gute Auswartung nach dem Stand und der Übung der damals noch wenig entwickelten Heil- und Pflegekunde fanden. Auch die Herbergen oder Hospitale, Xenodochien, die später gerne den schönen Namen „Gottes-Gasthaus“ (Hôtel-Dieu) oder „Gasthaus der heiligen Elisabeth“ oder eines anderen Heiligen führten, nahmen nicht allein arme, obdachlose Fremde und Pilger auf, sondern alle kranken, hilflosen und gebrechlichen Leute, die in den Familien keine Pflege und passende Unterkunft hatten. Es waren das eben die Krankenhäuser, die „Spitäler“ jener Zeit, die „Fürsorgeanstalten“, die für eine weite Umgebung Stätten des Segens und der Caritas wurden. – Die Selige übte auch wohltätigen Einfluss nach außen aus durch die ihr eigene Gabe, Frieden unter Entzweiten zu stiften.

 

Am Förderlichsten für das Blühen des Klosters war das Wirken Gertrudens als Meisterin und Führerin der jungen Schwestern auf dem mühevollen Weg der Vollkommenheit. Viele Jungfrauen, besonders vornehmen Geschlechts, traten bei den Prämonstratenser-Chorfrauen ein und unterstellten sich willig und vertrauensvoll ihrer klugen Leitung. Als Grundsatz sprach sie oft aus: „Je höher wir in unserem Stand sind, desto mehr müssen wir uns verdemütigen.“

 

Was die Selige lehrte, das übte sie selbst; sie bestrebte sich, als Vorsteherin auch allen beispielgebend voranzuschreiten. Das Kirchengebet, das man später an Getrudens Festtag betete, rühmt ihre Reinheit und Liebe. Die Reinheit und Jungfräulichkeit war ihr ein kostbarer Schatz, den sie durch Wachsamkeit und große Strenge gegen ihren Leib hütete. Während der Fastenzeit schlief sie auf Stroh, in der Karwoche auf bloßem Boden. Die niedrigsten Dienstleistungen und Verrichtungen im Haus waren ihr nicht lästig.

 

In einem reinen, demütigen Herzen ruht und gedeiht die lebendige Gottesliebe. Gertrud, die keusche Magd des Herrn, trug eine ganz innige Liebe zum göttlichen Heiland im heiligsten Sakrament. Lebt sie ja in einer Zeit, wo die Verherrlichung und Dankbarkeit gegen das hochheilige Sakrament und die kirchliche Entwicklung seines Kultes großen Aufschwung und Fortschritt erfuhr. Bei dem lebhaften Verkehr, den die Kreuzzüge unter den Ländern und Nationen hervorriefen, blieben den gebildeten und frommgesinnten Chorfrauen von Altenberg die Visionen und Anregungen der Augustinerin Juliana von Lüttich (+ 1258) nicht unbekannt. Auf deren Veranlassung hin hatte Bischof Robert von Lüttich im Jahr 1246 zum ersten Mal das Fronleichnamsfest begehen lassen. Der Dominikaner Kardinal Hugo von S. Caro führte es als päpstlicher Gesandter, 1253, in ganz Westdeutschland ein. Damals, 1260, hatte Gott auch einen der gelehrtesten und heiligsten Männer, den heiligen Thomas von Aquin, berufen, das wunderbare Geheimnis auf einer gediegenen wissenschaftlichen Grundlage im christlichen Glauben zu begründen und durch begeisterte Hymnen und Gebetstexte für Messe und Brevier zu verherrlichen. Im Jahr 1264 schrieb sodann Papst Urban IV. die Feier des Fronleichnamsfestes am Donnerstag nach der Pfingstoktav für die ganze Kirche vor. Das haben die selige Äbtissin und der Frauenkonvent von Stuft Altenberg mit freudiger Heilsbegeisterung vernommen. Aller Herzen und Lippen, aller Gedanken und Hände erhoben sich, in heiligem Wetteifer zur Verherrlichung des eucharistischen Heilandes mitzuhelfen. Der feierliche Triumphzug des Allerheiligsten durch die Straßen von Dorf und Stadt, wie wir ihn so festlich und frohgestimmt zu halten pflegen als unerlässlichen Bestandteil unserer Festesfreude, war damals noch nicht üblich. Erst später wurde die feierliche Prozession mit dem Allerheiligsten gestattet und schließlich, 1450, verordnet. Derselbe Papst Urban IV. hatte auch von neuem einen Aufruf zum Kreuzzug ergehen lassen. Auch diese Einladung verhallte nicht ungehört bei St. Norberts Töchtern, am allerwenigstens bei der hochherzigen Tochter des Kreuzfahrers, Gertrud von Thüringen. Die Liebe zum gekreuzigten Heiland vermochte sie, sich in die Liste der Kreuzfahrer eintragen zu lassen und durch Gebet, Bußwerke und Geldopfer mitzuwirken an der Wiedergewinnung des Heiligen Landes.

 

Nach einem an Verdiensten reichen, heiligen Leben ging die Äbtissin Gertrud, schon hoch betagt, am 13. August 1297 zur ewigen Ruhe ein. Das dankbare Volk begann bald sie zu verehren und einen duftigen Schleier lieblicher Legenden um ihre ehrwürdige Gestalt zu weben.

 

Kinder Gottes sind wir und Kinder der Heiligen! Darum überhäuft uns der liebe Gott das ganze Leben hindurch mit zahllosen Aufmerksamkeiten. Wir müssen sie nur sehen und dankbar anerkennen. „Suchst du Gott den Herrn mit einfältigem und getreuem Herzen und verlangst du nach seinem Dienst, so erhebe dein Herz durch fromme Betrachtung der Liebe des gütigen Herzens Christi. Lege dorthinein all deine Hoffnung, all dein Verlangen und all deine Zuversicht. Dort wirst du Ruhe finden und Sicherheit deiner guten Werke. Nirgendwo sind sie besser aufbewahrt als im Herzen Christi. Welch reiche Schatzkammer, welch heiliger Gnadenschrein ist doch gegenwärtig im heiligen Sakrament!“ (Aus einer mittelalterlichen Handschrift)

 

Der ehrwürdige Johannes Nider von Isny, Dominikaner,

+ 13.8.1438 – Gedenktag: 13. August

 

Der ehrwürdige Johannes Nider wurde in der württembergischen Stadt Isny an der bayerischen Grenze um das Jahr 1380 geboren. Die erste wissenschaftliche Bildung erhielt er bei den Benediktinern zu Isny. Im Jahr 1400 nahm er das Ordenskleid des heiligen Dominikus zu Nürnberg. Vom Tag seiner Einkleidung an glühte Johannes von Liebe zum Orden und von Eifer für seine Reform. Pater Bonaventura Elers schreibt über den ehrwürdigen Johannes in der „Ehrenkrone des Predigerordens“: „In seinem Noviziat war er ein exemplarischer Spiegel der geistlichen Zucht. Er hat sich in der Gelehrtheit dergestalt ausgezeichnet, dass er auf der Universität zu Wien die Bücher der Sentenzen und die Heilige Schrift öffentlich als Professor ausgelegt hat. Desgleichen ist auch auf der hohen Schule zu Köln geschehen. So sinnreich er im Lehren gewesen ist, so gewaltig war er auch im Predigen. Er hat vor Kaisern, Königen, Kur- und anderen Fürsten gepredigt. Ein großes Lob verdient er, dass er mit anderen in der deutschen Provinz die strenge klösterliche Observanz eingeführt und selbige sowohl durch die ihr erteilte Autorität als mit seinem eifrigen Exempel befördert hat. Er ist darum von seiner Obrigkeit den damaligen vornehmsten Klöstern zu Nürnberg und Basel zum ersten reformierten Prior vorgesetzt worden.“

 

Nider war ein in ganz Deutschland und über dessen Grenzen hinaus gefeierter Kanzelredner und ein sehr gesuchter Beichtvater und Seelenführer, an den man sich aus der Nähe und Ferne mit Vertrauen wandte. Von seinen Obern wurde der hochangesehene Mann nach Konstanz zum großen Konzil gesandt, 1415, damit er sich genaue Kenntnisse der Verhältnisse verschaffte und die hervorragendsten Mitglieder des Ordens kennen lernte. Von hier trat er eine Reise nach Italien an. In den reformierten Klöstern dieses Landes sah und übte er die dort eingeführte strenge Observanz, die genaue Beobachtung der ursprünglichen Ordensregel, um darnach auch die Klöster in Deutschland zur alten Zucht und Ordnung zurückzuführen. Was Nider dort sah und erfuhr, war ganz geeignet, ihn in seinem Vorhaben zu bestärken. Nach seiner Rückkehr wurde er von den Ordensobern bestimmt, ehe er an die Verbesserung des Ordens Hand anlegte, sich dem Lehramt zu widmen. Nider gehorchte und trat zu Wien an der Hochschule als Lehrer auf. Er galt als der bedeutendste Professor der Wiener Hochschule und sein Ruf zog viele Schüler an. Vor andern damaligen Gottesgelehrten zeichnete ihn aus, dass er ganz auf die Anschauungen des großen heiligen Thomas, des Engels der Schule, zurückging.

 

Endlich konnte Johann Nider den ihm von der Vorsehung zugefallenen Beruf erfüllen. Im Jahr 1427 wurde er vom Konvent zu Nürnberg, der einer der bedeutendsten der deutschen Ordensprovinz war, zum Prior gewählt. Hier führte er nicht nur die strenge Ordenszucht ein, sondern er reformierte von da aus auch andere Konvente. Im Jahr 1428 begleitete er den für die Verbesserung der Zucht begeisterten General des Ordens durch Deutschland. Derselbe schätzte Niders Eifer und Umsicht in diesem Werk so hoch, dass er ihn über alle Klöster Deutschlands setzte. Von nun an beschäftigte sich der ehrwürdige Mann in Wort und Schrift bis an sein Lebensende mit der Reform des Ordens. Seinem Eifer gelang es, selbst andere Klöster zu einer strengen Lebensweise zurückzuführen. „Denn bei aller Anhänglichkeit an den eigenen Orden verachtete er die anderen Orden und ihre Mitglieder nicht, sondern ließ ihnen vollkommene Gerechtigkeit widerfahren.“

 

Noch größere Dienste als seinem eigenen Orden leistete der hervorragende Gottesmann der heiligen Kirche, für deren Wohl und Weh er ein empfindendes und großmütiges Herz hatte. Papst Martin V. hatte ein allgemeines Konzil 1431 nach Basel zur Bekämpfung der Hussiten zusammenberufen. Da Niders Kenntnisse und Geschäftsgewandtheit allgemein geschätzt wurden, wurde er dabei zu den hervorragendsten Aufgaben verwendet. Er hielt, wie so viele in damaliger Zeit, eine Kirchenversammlung für unumgänglich notwendig und hoffte von ihr, da sie in Deutschland gehalten wurde, einen großen Segen, besonders für dieses Land. Deshalb war er bemüht, lebendige Teilnahme für das Konzil zu wecken. Zu allen vorbereitenden Beratungen wurde er zugezogen, hielt auch die Predigt bei der feierlichen Eröffnung am 27. Juli im Dom zu Basel und räumte sein Kloster dem Konzil zu einer Beratung ein. Im Auftrag des päpstlichen Legaten predigte Nider das Kreuz gegen die Hussiten, reiste mit dem Zisterzienser Johannes von Gelnhausen zu einigen den Irrlehrern und Anführern benachbarten Fürsten, um sie zur Liebe und Ergebenheit gegenüber der katholischen Kirche zu bestimmen. Am 28. November des erwähnten Jahres trat er diese Gesandtschaft an. Sie war überall vom besten Erfolg begleitet. Auch gelang es seiner Umsicht und Tatkraft, die Böhmen zur Teilnahme am Konzil zu bewegen, ein Erfolg, der allgemein wie ein Sieg gefeiert wurde. Nider nahm an den Beratungen und Unterhandlungen des Konzils mit den Böhmen regen Anteil. Als Gesandter des Konzils war er im Jahr 1434 auch auf dem Reichstag zu Regensburg in Sachen der Wiedervereinigung tätig. So hatte er alle seine Kräfte und Kenntnisse für das Wohl der Kirche aufgewendet. Sein guter und frommer Sinn zeigte sich erst im rechten Licht, als später das Konzil, das seine eigenen Bahnen zu gehen angefangen hatte, vom Papst Eugen IV. aufgelöst wurde. Nider hielt treu zum Papst, nahm nicht mehr Teil an den Beratungen, ließ sogar zuletzt den Mitgliedern des Konzils die Tore des Klosters schließen. Dadurch zog er sich harte Verfolgungen zu, die er standhaft ertrug. Der Nimmermüde begab sich nach Wien, um sein Lehramt wieder zu übernehmen. Die Hochschule wählte zweimal den verdienstvollen Mann zu ihrem Dekan, um ihrer Freude Ausdruck zu geben, „die Zierde“ der Universität wieder in ihrer Mitte zu haben. Nicht lange sollte der verdienstreiche Mann der Universität angehören. Die fortwährenden Arbeiten, die aufreibenden Anstrengungen der letzten Jahre, die traurigen Erfahrungen und die bitteren Verfolgungen beschleunigten seinen Tod. Nieder verließ Wien, um in Kolmar die reguläre Observanz einzuführen. Hier ereilte ihn der Tod am 13. August 1438. In der Klosterkirche vor dem Hochaltar fanden seine Gebeine einen Ehrenplatz und eine Ruhestätte. Niders hellleuchtende Tugenden, seine Verdienste und seine Wissenschaft wurden von der Mitwelt und Nachwelt anerkannt. Trotz seiner großen Gelehrsamkeit war Nider ein demütiger Ordensmann, der seine heilige Regel treu beobachtete. Ehren und Würden strebte er von sich abzuwenden, dagegen sich schwere und undankbare Arbeiten auszubitten. „Niemals suchte er seine Ehre, sondern beständig mit allen Kräften der heiligen Kirche zu nützen und das Seelenheil des Nächsten zu befördern.“

 

Obgleich Nider während seines nicht sehr langen Lebens mit den verschiedensten und schwierigsten Geschäften, zum Teil sehr wichtiger Natur, betraut war, so hat er dennoch eine stattliche Reihe Schriften hinterlassen – man zählt dreiundzwanzig – unter diesen einige von bedeutendem Umfang. Denn der Diener Gottes benützte treu sein Pfund, alle Talente, die Gottes Güte ihm anvertraut hatte, und geizte mit der Zeit. Sein Ansehen und sein Andenken ist im Orden des heiligen Dominikus, dessen glänzende Zierde er gewesen ist, noch immer groß.

 

Glaubenseinheit in der Kirche, Sittenreinheit und strenge Berufstreue ihrer Glieder sind Güter, die des Lebenskampfes der Edelsten wert sind. Arbeit, Blut und Leben für die Kirche! Wir wissen, was wir an ihrem Credo haben. Nicht Ansichten, nicht Meinungen – nein, Fundamente, Tatsachen, Wahrheiten. Die katholische Kirche allein hat die ganze volle souveräne Wahrheit, aus der alle anderen Wahrheiten sich ergeben, die wir brauchen. Dieser einen Wahrheit der katholischen Kirche gilt auch der große Kampf unserer Tage.

 

Gebet am 13. August

 

Verliere, o Maria, an mir nicht den Namen einer Mutter der Barmherzigkeit, den du bisher getragen hast und mit dem dich die ganze Welt gepriesen hat und noch preist. Ach, verachte mich nicht, du, nach Gott meine größte Hoffnung, sondern um deiner großen Güte willen komm mir zu Hilfe in meiner Not. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der Heiligen Hippolyt und Kassian

 

O Gott, stärke uns durch die Fürbitte Deiner heiligen Märtyrer Hippolytus und Kassian im Glauben, und lass uns ihn standhaft bis an unser Ende bekennen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Alexander

 

O Gott, der Du den Demütigen Gnade gibst, verleihe uns, auf die Fürbitte Deines heiligen Bischofs Alexander, wahre Herzensdemut, und erhöhe uns einst nach unserer Erniedrigung, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 13. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Die Gewissenserforschung, die alle tugendhaften Seelen an jedem Abend abzuhalten pflegen, bevor sie zur Ruhe gehen, gewährt große Hilfe, nicht nur seine bösen Neigungen zu überwinden, sondern auch Tugenden zu erlangen und die gewöhnlichen Werke wohl zu vollbringen. Man soll aber dieser Übung nicht deshalb verrichten, damit man die Fehler entdeckt, deren man schuldig wurde, als vielmehr, dass man eine lebendige Reue darüber erweckt, den festen Vorsatz fasst, nicht mehr in sie zurück zu fallen und sich dafür bestraft." (Der gottselige Ludwig von Granada)

Die heidnischen Weltweisen sogar erkannten die Wirksamkeit der Gewissenserforschung. Der heilige Hieronymus erzählt von Phytagoras, dass er unter verschiedenen Lehren, die er seinen Jüngern gab, ihnen besonders ans Herz legte, zweimal des Tages, am Vormittag und am Abend, die drei Fragen an sich zu stellen: "Was habe ich getan? Wie habe ich es getan? Habe ich alles getan, was ich habe tun sollen?"

Alle Lehrer des geistlichen Lebens sprechen ausführlich über die großen Vorteile dieser Erforschung; der heilige Ignatius zog sie sogar dem Gebet vor, und zwar aus dem Grund, weil man durch diese Erforschung die Früchte des Gebetes sich versichert. Er sagte, dass er, wenn er anders einige Fortschritte in der Tugend getan hat, sie der Treue verdankt, mit der er diese Übung durchgeführt hat. 

"Ich erinnere mich nicht," sprach ein heiliger Ordensmann, "dass der böse Geist mich zweimal dahin gebracht hätte, den besagten Fehler wirklich zu begehen." Dies aber kam daher, weil er in seiner Gewissenserforschung einen so großen Abscheu vor seinen Sünden erweckte, dass keine Versuchung, wie heftig sie immer sein mochte, im Stande war, ihn zu einem Rückfall zu bringen. 

 

Mein Gott, täglich will ich mich selbst mit Aufmerksamkeit prüfen, und forschen: ob ich getan habe, was ich habe tun sollen, und ob ich bemüht war, dies wohl zu tun? - Vergib mir barmherzig, wenn ich fehlte, und stehe mit Deiner Gnade mir bei, dass ich mein sündhaftes Leben bessere! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 13. August

 

"Wir sollen nicht nach unserer Weise fortschreiten,

sondern nach dem Willen Gottes,

indem wir leiden und die Sünde bis zum Tod vermeiden."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 13. August - Über die Freiheit des Gerechten

 

Wer selbst sich dient, dient einem bösen Herrn,

Und irrt als Knecht, von jeder Freiheit fern.

Nur wer der Weisheit Fesseln trägt, ist frei,

Ob er ein Herrscher oder Sklave sei.

 

1. "Die Fessel der Weisheit wird dir zum sicheren Schutz, ihre Stricke werden zu goldenen Gewändern," spricht die Schrift. "Ein Goldschmuck ist ihr Joch, ihre Garne sind ein Purpurgewand. Als Prachtgewand kannst du sie anlegen, sie aufsetzen als herrliche Krone." (Jesus Sirach 6,29-31) Nur wer diese Fesseln trägt, ist frei. Wer sie nicht trägt, der trägt Fesseln entweder der Schuld oder der Strafe. Die Fesseln der Weisheit aber sind die heiligen Gebote, die den Menschen von der harten Knechtschaft seiner selbst, von der Sklaverei der Begierlichkeit befreien. Wer dagegen die Fesseln der Begierlichkeit trägt, der ist, wie der Apostel spricht, unter die Sünde verkauft, und tut nicht das Gute, das er will, sondern das Böse, das er hasst. (Römer 7) Es herrscht also der Gerechte, der Sünder aber ist ein Knecht und Leibeigener der Sünde.

 

2. Die Fesseln der Weisheit binden den Gerechten nicht, sondern sie schmücken ihn wie eine goldene Gnadenkette, sie beschweren ihn nicht, sondern sie gereichen ihm zu hoher Ehre. Denn wer aus innerlichem Antrieb der Liebe wirkt, der empfindet die Bürde des heiligen Gesetzes so wenig, dass der Apostel spricht: "bedenkt, dass das Gesetz nicht für den Gerechten bestimmt ist." (1. Timotheus 1,9a), da er frei tun würde, was das Gesetz befiehlt. Dem Sünder dagegen kommt das Gesetz vor wie eine unerträgliche Last, die er auf alle Weise abzuwerfen versucht. Darum spricht der Herr vom Gerechten: "Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe." (Hosea 11,4a) Wohin aber? Allerdings in den Himmel, in die ewige Freude. 

 

3. "Es ergibt sich zuweilen," spricht der Weise, "dass einer aus den Fesseln zum Reich gelangt." Bei Verbrechern, die in Fesseln schmachten, ist dies ein überaus seltener Fall, aber bei jenen, die die Fesseln der Weisheit tragen, geschieht es jeden Tag. Wie weise also ist, wer in diesen seligen Fesseln bleibt, oder sie sich anlegt, wenn er sie noch nicht trägt. Er ist wahrhaft frei, Herr seiner selbst und der Welt, und hat die sichere Anwartschaft auf das ewige Reich. Was sind alle Schätze der Welt gegen diesen seligen Trost. "Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit." (2. Korinther 3,17)

 

14. August

 

Der heilige Eberhard von Maria-Einsiedeln, Schweiz,

1. Abt von Einsiedeln,

+ 14.8.958 – Fest: 14. August

 

Nach der Ermordung des heiligen Meinrad blieb seine Zelle im finstern Wald 46 Jahre unbewohnt, wurde aber häufig von andächtigen Pilgern besucht. Einer seiner eifrigen Verehrer, der gottselige Domherr Benno von Straßburg, besuchte im Jahr 907 die geheiligte Stätte, baute die bald zerfallene Kapelle und Zelle Meinrads wieder auf, errichtete neue Zellen, rodete einen Teil des Waldes und machte den Boden urbar, um sich durch seiner Hände Arbeit die nötigen Nahrungsmittel zu verschaffen. Einige Einsiedler schlossen sich ihm an, vereinigten sich zu gemeinsamer Andacht vor dem Gnadenbild der allerseligsten Jungfrau und nannten den Ort Maria-Einsiedeln. Dem Beispiel des heiligen Benno folgend, ließ der Propst Eberhard von Straßburg im Jahr 940 über der kleinen Kapelle Meinrads eine größere Kirche und daneben ein Kloster bauen, in dem fortan die Einsiedler unter der Regel des heiligen Benedikt zusammen wohnten. Ihr erster Abt war der heilige Eberhard.

 

Eberhard entstammte einem fränkischen Grafengeschlecht und war mit dem Herzog Hermann von Schwaben blutsverwandt. Der Reichtum seines Wissens und seiner Frömmigkeit überwog den Glanz seiner irdischen Stellung. Deshalb wählte er den Priesterstand und wurde schon früh wegen seiner hervorragenden Geistesanlagen zur Würde eines Dompropstes erhoben. Aber seiner tiefen Demut sagte die Ehre vor der Welt nicht zu. Deshalb ergriff er den Pilgerstab und suchte seinen Freund Benno im finstern Waldgebirge der St. Meinradszelle auf.

 

Mit dem Erscheinen Eberhards entfaltete sich ein neues Leben an der heiligen Stätte. Mit der reichen Erbschaft seiner Eltern und mit bedeutenden Unterstützungen seiner Verwandten und Freunde baute er eine prächtige Kirche und ein umfangreiches Kloster, dem zunächst der heilige Benno vorstand. Nach seinem Tod wussten seine Klostergenossen keinen würdigeren, frömmeren und weiseren Vorsteher zu wählen, als Eberhard. Unter seiner Leitung blühte die junge Ordensgenossenschaft so herrlich auf, dass Grafen und Herzoge ihre Söhne zur Ausbildung dorthin sandten und dass viele von ihnen das Ordenskleid wählten, um die höchste Stufe der Vollkommenheit zu erstreben.

 

Als der Bau der Kirche in Einsiedeln vollendet war, bat der heilige Abt Eberhard den heiligen Bischof Konrad von Konstanz, die Tempelweihe vorzunehmen. Außer ihm folgten der heilige Bischof Ulrich von Augsburg, zahlreiche Kirchenfürsten, Äbte und Adelige der Einladung zur Festfeier. In der Nacht vor dem 14. September 948 brachte der heilige Bischof Konrad mit mehreren Klostergeistlichen unter inbrünstigem Gebet in der Kirche zu. Plötzlich ertönt ein lieblicher Engelgesang von der Kapelle her, Jesus Christus erscheint in himmlischem Lichtglanz, von Engeln und Heiligen umgeben, die heilige Jungfrau steht strahlend auf dem Altar, und der ewige Hohepriester weihte ganz nach den Vorschriften und Zeremonien der Kirche die Meinradskapelle ein.

 

In der Frühe des Morgens strömte das gläubige Volk zusammen, um der Weihe beizuwohnen. Der Bischof Konrad erzählte, was er in der Nacht gesehen und weigerte sich, das zu beginnen, was Christi Hand vollendet hatte, aber die anwesenden Bischöfe und Äbte erklärten das Vernommene für ein Traumgesicht und nötigten ihn, dass er zunächst die Weihe der Kapelle vornehme. Aber in dem Augenblick, da er die Zeremonie beginnen wollte, ertönte eine mächtige Stimme vom Himmel: „Halt ein, halt ein, Bruder, die Kapelle ist von Gott geweiht!“ Alle Anwesenden hörten diese Stimme dreimal und überzeugten sich von der Wahrheit der Aussage des heiligen Bischofs. Lob- und Danklieder erschallten aus dem Mund des erstaunten Volkes. Dann weihte Konrad die große Kirche zu Ehren des heiligen Mauritius und seiner thebaischen Legion.

 

Papst Leo VIII. ließ sich vom heiligen Bischof Konrad über diese wunderbare Begebenheit genauen Bericht erstatten, bestätigte durch eine besondere Bulle vom 3. November 964 das Wunder als ein echtes und beschenkte die frommen Pilger und Besucher der Gnadenkapelle mit Ablässen. Diese wurden von mehreren Päpsten bestätigt und bereichert. Zu dem Gnadenbild wallen alljährlich mindestens 300 000 Pilger und unzählige von ihnen können bezeugen, dass die Mutter Gottes heute noch die Trösterin der Betrübten, die Zuflucht der Sünder und die Retterin der Bedrängten ist.

 

Nach dieser einzig in der Geschichte dastehenden Kirchweihe lebte der heilige Eberhard noch zehn Jahre, hochgeehrt von seinen Klosterbrüdern, zu Rate gezogen von Fürsten und Kaisern, geliebt von allen, die ihn kannten. Sein Tod erfolgte am 14. August 958. Sein Leichnam wurde vor der Gnadenkapelle beigesetzt, wo er im Leben so gern gebetet, über die er einen so prachtvollen Tempel erbaut hatte, und wo ihm schon im Leben so viele Gnaden gewährt worden waren.

 

Die heilige Athanasia, Witwe und Äbtissin in Griechenland,

+ 14.8.860 - Fest: 14. August

 

Es sind bereits über tausend Jahre her, dass auf der griechischen Insel Ägina ein frommes Ehepaar lebte, Nicetas und Irene. Sie hatten ein Töchterlein, das schon so viel gelernt hatte, dass es schon mit sieben Jahren fleißig in der Heiligen Schrift las und die Psalmen auswendig wusste. Athanasia, so hieß das Mädchen, saß einst alleine mit einer Handarbeit beschäftigt. Da sah sie einen höchst glänzenden Stern herabschweben bis direkt zu ihr und wurde von ihm angestrahlt. Dann verschwand der Stern wieder. Von dieser Zeit an war ihr Inneres besonders erleuchtet, so dass ihr die Eitelkeiten dieser Welt mehr und mehr ganz zuwider wurden. In dieser Stimmung hatte sie sich vorgenommen, in ein Kloster zu gehen. Aber ihre Eltern waren dagegen, sondern nötigten sie gleichsam mit Gewalt, sich zu verehelichen. Sie hatte aber erst sechzehn Tage mit ihrem Mann gelebt, als er bei einem Überfall der afrikanischen Kriegshorden das Leben verlor.

 

Athanasia war also unvermuteter Weise wieder ledig geworden. Sie meinte nun, ohne weiteres Hindernis ihren früheren Plan ausführen zu können und bereitete sich auf das Klosterleben vor. Aber auf einmal erging eine Verordnung des griechischen Kaisers Michael, dass Jungfrauen und Witwen, die nicht schon ein gewisses Alter erreicht hatten, mit Männern ihrer Nation sich verehelichen müssten. Er wollte auf diese Weise bewirken, dass die Bevölkerung in seinen Landen zunehme. Unter diesen Umständen musste Athanasia abermals dem Willen ihrer Eltern sich fügen, als sie die Hand ihrer verwitweten Tochter einem anderen Mann geben wollten. Obwohl aber die junge Witwe nun wieder in den Ehestand getreten war, setzte sie dennoch ihre Gewohnheit fort, fleißig Psalmen zu singen und in der Heiligen Schrift zu lesen. Sie war so sanft und bescheiden, dass jedermann Verehrung und Liebe zu ihr trug. Gegenüber Dürftigen übte Athanasia außerordentlich viele Wohltaten aus, so dass trotz ihrer guten Vermögensverhältnisse oft fast nichts mehr da war. Als einmal eine Hungersnot auf der Insel herrschte, teilte sie nicht nur ihren Glaubensgenossen Lebensmittel aus, sondern auch denen, die einer Sekte oder einer anderen Religion angehörten, eingedenk der Worte des Herrn: „Seid barmherzig, wie euer himmlischer Vater barmherzig ist, der seine Sonne über Gute und Böse aufgehen und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte.“

 

Nachdem Athanasia einige Jahre mit ihrem Gemahl zusammengelebt hatte, brachte sie es durch ihr häufiges Zureden dahin, dass er der Welt entsagte, in ein Kloster ging und dort ein höchst gottseliges Leben führte, worauf er dann im Herrn entschlief. Athanasia aber verteilte nun all ihr Hab und Gut an die Armen und vereinigte sich mit einigen gleichgesinnten Personen zu einem klösterlichen Zusammenleben. Obwohl sie aber zur Oberin gewählt wurde, ließ sie sich in ihrer Demut niemals von einer der Mitschwestern irgendwie bedienen. Sie wollte die Dienerin aller anderen sein. Aus ihrem Mund kam niemals ein Scheltwort oder eine harte Rede, obwohl sie die Genossenschaft zu regieren hatte und sie die üble Nachrede hören musste, ihre große Strenge gegen sich selbst komme vom Teufel. Sie lebte nämlich größtenteils von Brot und Wasser. Nur am Ostertag erlaubte sie sich auch etwas Käse und Fisch, in der Fastenzeit aber aß sie jedes Mal nur an jedem zweiten Tag etwas. Ihr Laber bestand aus einigen großen Steinen, worüber eine kleine raue Decke gebreitet war. Ihr Unterkleid oder Hemd war aus Haaren gemacht, darüber trug sie ein wollenes Gewand.

 

Da Athanasia mit ihren Genossinnen vier Jahre auf diese Weise zugebracht hatte, fühlte sie sich innerlich gemahnt, in eine entlegenere Gebirgsgegend überzusiedeln, um sich von der Welt noch mehr abzusondern. Sie fand auch einen solchen Ort, wie sie ihn im Geist schon vorausgesehen hatte. Auch hier übte Athanasia, wie bisher, große Demut und Sanftmut. Als sie einst ihrer Gewohnheit gemäß betete und ihre Augen zum Himmel gewandt hatte, sah sie eine leuchtende Wolke und in ihrer Mitte einen außerordentlich schönen Mann voll strahlender Herrlichkeit. Athanasia hatte öfters diese Erscheinung und wunderte sich, wodurch dieser Mann so großen Glanz gewonnen habe. Da sie wieder einmal in solchen Gedanken war, was dieses bedeute, kam es ihr vor, als höre sie eine Stimme, die sprach: „Diesen Mann, dessen Schönheit du bewunderst, hat die Demut und Sanftmut so herrlich gemacht. Weil du selbst so fleißig danach trachtest, so wisse, dass auch du in solchem Glanz einst erscheinen wirst.“ Athanasia wurde durch diese Offenbarung noch viel mehr im Eifer angeregt, sich mit diesen zwei Tugenden zu schmücken, und man bemerkte niemals auch nur die geringste Spur von Zorn oder Hochmut an ihr.

 

Ein berühmter Heide (Plato) sagt in seinen Schriften: „Wenn man die Gestalt der Tugend sehen könnte, so würden alle von ihrer unaussprechlichen Schönheit zur heftigen Liebe erweckt.“ Nun können wir zwar die Tugend nicht mit den leiblichen Augen sehen, wie Athanasia die Schönheit der Demut und Sanftmut gesehen hat, aber wir können sie ein wenig geistig sehen. Kommt uns die Treue z.B. nicht schön vor, wenn eine Magd ihre Herrschaft, die um alles Vermögen gekommen ist, nicht verlässt, sondern selber noch mit ihrer Hände Arbeit ernährt? Oder kommt uns die Wahrhaftigkeit nicht schön vor, wenn ein Kind offen seinen Fehler anzeigt, obwohl es weiß, dass es schwer und hart von zornigen Menschen dafür gestraft wird? Oder kommt uns die Menschenliebe nicht schön vor, wenn die Tochter wohlhabender, angesehener Leute einer armen Bettlerin, die an einer schlimmen Krankheit leidet, Gutes tut, bei ihr wacht und sie pflegt, bis sie stirbt?

 

So ist jede Tugend sehr schön, und ihre Schönheit wird manchmal selbst einigermaßen sichtbar in dem Augenblick, wenn der Mensch sie ausübt. Wie wir z.B. im Zorn hässlich sind, so werden wir schöner, wenn wir liebreich und freundlich mit einem Kind reden; und wie wir hässlich aussehen, wenn wir gerade gierig und hastig essen, so werden wir schöner, wenn wir gerade in tiefer inniger Andacht unser Gemüt zu Gott gerichtet haben; und wie wir hässlich aussehen, wenn wir missgünstig unsere Mitmenschen an ihrer Ehre angreifen, so sind wir in dem Augenblick schöner, wenn wir mit herzlichem Mitleid einen Traurigen trösten. Was aber schon dem sinnlichen Auge erscheint, das ist vor Gott unendlich hell und klar, nämlich die Schönheit jeder Tugend und selbst des tugendhaften Augenblicks.

 

Einmal saß Athanasia in Andacht versunken, da kam ein Mensch zu ihr, der durch eine Augenkrankheit große Schmerzen litt. Er bat die Heilige, sie möge für ihn zu Gott beten. In ihrer Bescheidenheit tröstete ihn Athanasia, dass sie auch schon an einem solchen Übel gelitten habe, er möge Geduld haben, Gott könne ihm schon wieder helfen. Aber der Kranke begnügte sich damit nicht, sondern bestand mit viel Vertrauen darauf, dass sie ihm helfen könne mit ihrem Gebet. Da legte die Heilige ihre Hand auf die kranken Augen und sprach: „Christus, der den Blindgeborenen geheilt hat, verleihe dir, Bruder, vollkommene Heilung von deinem Übel.“ In demselben Augenblick, als der Mann gläubig diese Worte gehört hatte, war er geheilt.

 

Nach einiger Zeit musste Athanasia nach Konstantinopel reisen, weil Theodora, die Mutter des Kaisers, ein Verlangen hatte die Heilige kennen zu lernen. Was aber von einem Weltmenschen für ein großes Glück angesehen würde, das war der heiligen Athanasia ein Kreuz. Sie hatte am kaiserlichen Hof großes Heimweh nach ihrer Einsamkeit und ihrem Kloster. Als aber ihr Wunsch in Erfüllung ging und sie zurückgekehrt war, fiel sie bald darauf in eine schwere Krankheit, an der sie auch starb.

 

Am 14. August, da ihr Ende herannahte, forderte sie die Schwestern noch auf, sie möchten morgen wegen ihres Todes in keiner Weise an der Festfeier von Mariä Himmelfahrt etwas unterlassen. Erst, wenn alle Feierlichkeiten vollständig vorüber seien, sollten sie ihrem Leichnam den letzten Dienst leisten. Hierauf entschlief Athanasia im Frieden.

 

Zwei der Klosterfrauen hatten später in der Kirche miteinander dieselbe Erscheinung. Sie sahen zwei majestätische Männer in strahlender Kleidung, die in ihrer Mitte die heilige Athanasia an den Altar führten. Dort bekleideten sie die Heilige mit einem königlichen Purpurgewand, besetzt mit Perlen und Edelsteinen, setzten ihr eine Krone auf das Haupt und gaben ihr ein Zepter in die Hand. Zugleich hörte man ein Geräusch von dem Ort her, wo Athanasia begraben lag. Als an ihrem Jahrestag Grab und Sarg geöffnet wurden, verbreitete der Leichnam den süßesten Wohlgeruch und hatte ein so gesundes Aussehen, wie wenn das Leben noch in ihm wäre; selbst die Augen hatten noch ihren Glanz. Es sind auch noch eine Anzahl von wunderbaren Heilungen aufgezeichnet, die auf vertrauensvolles Anrufen der heiligen Athanasia geschahen.

 

Der heilige Maximilian Maria Kolbe,

Ordensmann, Priester und Märtyrer,

+ 14. August 1941 in Auschwitz – Fest: 14. August

 

Vom KZ zu den Ehren der Altäre

 

Pater Maximilian starb am 14. August 1941, am Vorabend des Hochfestes der Himmelfahrt Mariä, durch Verhungern und Verdursten im KZ Auschwitz. Seinen Leichnam verbrannte man im großen Ofen des Krematoriums des Lagers und zerstreute die Aschenreste in alle Winde. Nie wird es daher Reliquien dieses modernen Märtyrers geben.

 

Mit seinem Sterben hatte es folgende Bewandtnis: Die Nazis hatten angeordnet, dass für jeden Gefangenen, der aus Auschwitz entfloh, 10 politische Gefangene als Geiseln sterben sollten. Am 30. Juli 1941 entwich ein Gefangener aus Block 14, in dem sich Pater Maximilian befand. In dieser Nacht schlief niemand in dem Zellenblock. Die ganze Nacht hindurch hörte der Priester die Beichten seiner Mitgefangenen. Am kommenden Morgen verkündete der Lagerkommandant, dass der Entflohene nicht gefunden worden sei. Alle Lagerinsassen wurden zur gewohnten Arbeit abgeschickt, nur die von Block 14 mussten bleiben, wo sie waren. Um Mittag wurde bekanntgegeben, dass der entwichene Gefangene immer noch nicht ergriffen worden sei. Der Nachmittag verging in Angst und Schrecken für die Leute von Block 14. Am Abend kehrten die anderen Gefangenen in ihre Zellen zurück. Der Mann war immer noch nicht ergriffen worden. Schließlich war das entsetzliche Warten vorbei. Der Lagerführer namens Fritsch betrat den Block 14.

 

„Der Entwichene ist nicht gefunden worden“, erklärte er. „Zehn von euch haben durch Hunger und Durst zu sterben. Das nächste Mal werden es zwanzig sein.“

 

Dann schritt er die Reihen auf und ab, studierte jedes Gesicht und traf die schicksalsschwere Entscheidung.

 

„Sie…, Sie…, Sie…, Sie…, Sie beide…, Sie…, Sie…, Sie und Sie.“ Die zehn Todeskandidaten waren ausgewählt. Pater Maximilian war nicht dabei. Da schrie einer der Verurteilten, ein junger Mann, auf: „O meine arme Frau! Meine Kinder! Was wird aus meinen vier Kindern?“

 

Pater Maximilian trat vor, um Fritsch anzureden. Der aber griff nach seiner Pistole. „Schweigen Sie! Bleiben Sie, wo sie sind! Was wollen Sie, Sie Schwein?“

 

Der Priester antwortete: „Lassen Sie mich für einen dieser Verurteilten in den Tod gehen.“ Fritsch traute seinen Ohren nicht. Eine Minute lang blickte er gedankenversunken auf Maximilian.

 

„Wer sind Sie?“

 

„Ich bin ein katholischer Priester.“

 

„An wessen Stelle wollen Sie treten?“

 

„An die Stelle von diesem“, und damit zeigte der Priester auf den Mann mit den vier Kindern.

 

„Warum?“ fragte Fritsch weiter.

 

„Weil ich alt bin (er war erst 47 Jahre alt!) und mein Leben nicht so viel Wert hat. Dieser Mann hat eine Familie!“

 

Eine Weile sagte Fritsch nichts. Dann winkte er Pater Maximilian, sich den zum Tod Verurteilten anzuschließen, während er dem Familienvater gebot, in die Reihen der anderen zurückzutreten. Das Opfer war angenommen.

 

Das alles rollte so schnell und undramatisch ab, dass die anderen Gefangenen sich dessen gar nicht recht bewusst wurden. Diejenigen, die später diese Geschichte erzählten, berichteten, dass der Franziskanerpater ganz ruhig war, als er mit den anderen neun abmarschierte.

 

In der Todeszelle nahm man den Geiseln ihre Kleider ab und überließ sie nackt dem Verhungern und Verdursten. Sie erhielten nichts zu essen und, was noch viel fürchterlicher war, nichts zu trinken. Man ließ sie allein. Was Pater Maximilian tat, um sie zum Tod vorzubereiten, muss wunderbar wirksam gewesen sein. Denn man hörte die Todeskandidaten zunächst singen und laut beten. Aber als die Tage vergingen, das Blut in ihren Adern sich vor Durst in Feuer verwandelte und ihre Lippen anschwollen, wurden ihre Stimmen zu immer schwächer werdendem Wispern. Schließlich hörte man keinen Laut mehr. Einer nach dem anderen starb in dem einsamen Schweigen.

 

Der Priester war der letzte, der in die Ewigkeit hinüberging. 14 Tage nach dem Todesurteil fand ein Aufputzer die Leiche des Paters, der auf dem Boden saß, den Kopf gegen die Wand gelehnt. Der Arbeiter, der dies öffentlich bezeugte, sagte aus, dass er nicht wie ein Toter aussah, der an Hunger und Durst gestorben war. Das war die Art, erklärte er, wie man sich den Tod eines Heiligen vorstellt. Völliger Friede lag auf seinen Zügen. Er schien zu schlafen. „Ich bin sicher, er war ein Heiliger!“ schloss der Mann.

 

Der Raum wurde für die nächsten zehn Insassen gesäubert und die Leichen in das Krematorium geschafft.

 

Selbst wenn Pater Maximilian nicht als Märtyrer gestorben wäre, wäre sein Leben denkwürdig gewesen. Er war einer der großen Presseapostel der Neuzeit. Im Jahr 1938 hatte die von ihm gegründete Zeitung „Das Kleine Journal“ eine Abonnentenzahl von 320.000 erreicht, was eine in der katholischen Presse hohe Zahl, für Polen aber geradezu phantastisch ist. Eine Muttergotteszeitschrift mit dem Titel „Der Ritter unserer Lieben Frau“ hatte 1939 eine Auflage von 1 Million. Pater Maximilian schuf sich eine Gruppe von Franziskaner-Laienbrüdern, die den Druck und Versand seiner Druckerzeugnisse besorgten.

 

Auf der Höhe seines Erfolges aber verließ er 1930 Polen und fuhr nach Japan, um dort ein neues Verlagsunternehmen zu starten. Bei einer Zugfahrt hatte er eine Gruppe japanischer Studenten getroffen und sich mit ihnen in ein Gespräch über ihr Land eingelassen. Bevor sie auseinandergingen, gab er ihnen geweihte Medaillen und empfing dafür ein paar kleine weiße Elefanten, die sie als glückbringende Zeichen bei sich trugen.

 

Die Studenten hatten einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Er konnte sie und ihr Land, das sie ihm beschrieben hatten, nicht vergessen. Er war fest entschlossen, dorthin zu gehen und eine katholische Presse zu schaffen. Schließlich erhielt er auch die Erlaubnis seiner Oberen dazu. Unter großen Mühen gelang ihm das Werk. Im Krieg stürzte es dann allerdings wieder zusammen.

 

Von Japan zog Pater Maximilian nach Indien. Hier hatte er nur wenig Erfolg. Aber das Werk, das er in Polen begonnen hatte, blühte. Im Jahr 1936 wurde er als Superior der Franziskaner in Niepokalonow nach Polen zurückgerufen und blieb dort, bis er von den Nazis verhaftet wurde.

 

Sein bürgerlicher Name war Raymond Kolbe gewesen. 1894 war er in der Nähe von Lodz geboren. Zusammen mit seinem Bruder Franz trat er in das Seminar der schwarzen Franziskaner ein. Der religiöse Gehorsam fiel ihm aber schwer, und er bekam ernste Zweifel über seinen Beruf, so dass er sich entschloss, wieder nach Hause zurückzukehren. Da besuchte ihn die Mutter eines Tages und sagte ihm, dass auch die jüngeren Söhne im Kloster seien und dass auch sie und der Vater in ein Kloster gehen wollten. Die Mutter ging zu den Benediktinerinnen, der Vater zu den Franziskanern in Krakau. So war es die Mutter, die Raymonds geistlichen Beruf auf diese Weise rettete. Sobald die Mutter gegangen war, begab sich Raymond zum Provinzial und bat, ihn sein Studium für das Priestertum durchführen zu lassen. Er studierte im Franziskaner-Kolleg in Rom und machte seinen philosophischen und theologischen Doktor an der Gregorianischen Universität der Jesuiten. Aber das geistliche Leben zog ihn mehr an als das akademische.

 

Eine tiefe Muttergottesverehrung war die Grundlage seines Lebens und Wirkens. Für sie gründete er zusammen mit zwei anderen polnischen Priestern und vier Italienern bald nach seiner Priesterweihe seine Sturmscharen.

 

Pater Maximilian war immer ein echter Franziskaner. Er nannte die Setzmaschinen in der Druckerei „unsere Schwester Maschine“. Ebenso bezeichnete er die Pressen, die Tinte usw. als „Bruder“ oder „Schwester“. Wie Franziskus sehnte er sich nach dem Martyrium. Er suchte es im Fernen Osten. Aber seine Erlebnisse in Japan, China und Indien waren recht friedlicher Natur. Doch die Dinge ändern sich im 20. Jahrhundert schnell, beinahe über Nacht. Europa wurde zur Zwangsfeste der Barbarei und Pater Maximilian fand, was er suchte, wenige Kilometer von seinem Geburtsort entfernt!

 

Er wird vielleicht der erste moderne europäische Märtyrer sein, der die Ehre der Altäre erreicht. Am 24. Mai 1948 wurde die Voruntersuchung für seine Seligsprechung in Padua eingeleitet. Maximilian Kolbe wurde 1971 seliggesprochen. Bei der Heiligsprechung am 10. Oktober 1982 durch den polnischen Papst Johannes Paul II. war der gerettete Franz Gajowniczek auf dem Petersplatz in Rom zugegen. So wird es vielleicht einmal sein, dass man sich Hitlers hauptsächlich deshalb erinnert, weil er für den Tod von Kindern, Frauen und Männern wie Pater Maximilian Kolbe verantwortlich ist. Erinnern wir uns nicht auch Neros vor allem deshalb, weil er sich an dem blutigen Schauspiel der Christenverfolgungen im Kolosseum ergötzte?

 

Der selige Sanctes Brancorsini von Monte Fabri,

italienischer Laienbruder, Franziskaner,

+ 14.8.1390 – Gedenktag: 14. August

 

Der gottselige Sanctes (Sancteus), gebürtig im Bistum Urbino, von einer edlen Familie, widmete sich anfangs dem Waffendienst. Als er in seiner Jugend eines Tages hart von seinem Taufpaten behandelt wurde, ergriff er das Schwert, und versetzte ihm eine tödliche Wunde. Dieser unglückliche Vorfall versetzte ihn aber in eine so tiefe Betrübnis, dass er der Welt entsagte, sich Gott im Orden des heiligen Franziskus weihte, und aus Demut Laienbruder bleiben wollte. In seinem neuen Stand übte er die strengsten Bußwerke, und beweinte unablässig seine begangenen Laster. Und um die auf ihm haftende Schuld noch mehr zu büßen, flehte er zu Gott, dass er ihn mit einer Wunde, die der seines Paten ähnlich sei, heimsuchen möge. Sein Gebet wurde auch erhört, indem er an einem Geschwür bis zu seinem gottseligen Tod zu leiden hatte, der am 14. August 1390 erfolgte. An diesem Tag wird auch auf Erlaubnis des Papstes Clemens XIV. sein Andenken an seinem Orden verehrt. 

 

General de Sonis

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 14. August 1887 ging einer der edelsten Männer, die Frankreich hervorgebracht hat, in die Ewigkeit hinüber, der gottselige General de Sonis. Gaston de Sonis hatte das Licht der Welt am 25. August 1825 auf der Insel Guadeloupe erblickt. Ein französischer Leutnant und eine adelige Kreolin waren seine Eltern. Er wählte die militärische Laufbahn wie sein Vater. Als Husarenleutnant zu Castres trat er den Freimaurern bei. Er tat es in der Absicht, wahre Humanität zu pflegen. Als er aber erfuhr, dass in der Freimaurerei unter diesem Titel der Kampf gegen die Kirche geführt wurde, sprang er entrüstet auf, sagte sich aller Verbindlichkeit los und verließ den Saal, um ihn nie mehr zu betreten. Sonis war ein tapferer Offizier, aber auch ein guter Christ. Wo er während des afrikanischen Krieges ein Kirchlein und einen Priester traf, empfing er die heiligen Sakramente, wenn er auch die Danksagung auf dem Weiterritt im Sattel machen musste. Besondere Tapferkeit bewies er am 24. Juni 1851 in der Schlacht bei Solferino, wo er, nachdem ihm das Pferd unter dem Leib weggeschossen war, mit Löwenmut zu Fuß weiterkämpfte. Sein Beruf nahm ihn ganz und gar in Anspruch, doch fand er noch so viel Zeit, als Tertiar des Karmelitenordens täglich die kleinen Tagzeiten der Mutter Gottes und den Rosenkranz zu beten. Man kannte seine Gesinnung, die zu jener Zeit in Frankreich nichts weniger als eine Empfehlung war. Dennoch schätzte man ihn seiner militärischen Kenntnisse und Tüchtigkeit wegen so hoch, dass man ihm auch dann noch das Kommando über die 16. Division in Rennes beließ, als ihm 1870 in einer Schlacht das linke Bein zerschmettert worden war und er sich eines Stelzfußes bedienen musste. Männer von solchem Schlag lassen sich nicht zu Schergendiensten gebrauchen. Schon in seinen jüngeren Jahren wäre Sonis ausersehen gewesen, in der persönlichen Nähe Napoleons III. zu sein, doch er lehnte diese Auszeichnung ab, weil er nicht der Freund eines Mannes sein wollte, der bei der Beraubung des Heiligen Vaters mithalf. Als man ihm in seinem Alter zumutete, sich gegen wehrlose Mönche gebrauchen zu lassen, nahm er seinen Abschied. Noch lebte er sieben Jahre, Jahre größter Schmerzen, auch Jahre ununterbrochenen Gebetes. Am 14. August 1887 starb er. Seinen einfachen Grabstein schmücken auf Sonis ausdrücklichen Befehl einzig die Worte: "Miles Christi - ein Soldat Christi". Hoch tönt das Lob, das ihm der Bischof von Angers bei der Totenfeier spendete: "Ich weiß nicht," sprach er, "ob es Gott gefallen wird, auf das gläubige Gebet hin Wunder an diesem auf immer gesegneten Ort sprießen zu lassen; ich weiß nicht, ob die Kirche, die stets liebevoll bedacht ist, ihre auserkorenen Söhne mit hohen Ehren zu umgeben, nicht eines Tages auch das Gedächtnis dieses Mannes, in diesen Leben die christlichen Tugenden sich bis zum Heldenmut steigerten, in hellerem Glanz wird erstrahlen lassen. Aber was ich schon jetzt, auf die dem Verblichenen allgemein gezollte Bewunderung mich stützend, ohne Bedenken behaupten darf, ist, dass das Andenken des Generals de Sonis bei den folgenden Geschlechtern in hohem Ansehen und inniger Verehrung fortleben wird; denn er war groß vor Gott und den Menschen." Der Messager de Ste. Thérèse (Courtrai 1920, S. 58) konnte im Oktober 1919 berichten, dass die Seligsprechung des Generals tatsächlich eingeleitet wird.

 

Gebet der Kirche am 14. August

 

O Gott, der Du dich gewürdigt hast, der heiligen Jungfrau Mariä Schoß zu Deiner Wohnung zu erwählen: wir bitten Dich, schenke uns die Gnade, dass wir ihres Schutzes teilhaftig froh ihrer Feier morgen beiwohnen, der Du lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Eusebius

 

Wir bitten Dich, o Herr, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Martyrers Eusebius die Gnade, dass wir bei unseren Leiden nicht mutlos werden, sondern fest glauben, dass wir durch sie in den Himmel eingehen müssen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Gebet zum heiligen Maximilian Kolbe

 

Heiliger Maximilian, wir bitten dich, höre auf dieses Lob- und Fürbittgebet, das wir vertrauensvoll an dich richten.

Voll Bewunderung blicken wir auf dein heiliges Leben, das geprägt war von einem unerschütterlichen Glauben an Jesus Christus, getragen von der festen Hoffnung auf seine unermessliche Gnade, durchdrungen von der glühenden Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Hilf uns, so zu leben, dass wir treu und gläubig der menschlichen und christlichen Würde entsprechen.

Wir bewundern deinen unermüdlichen Seelsorgseifer, in dem du das Gottesvolk zum Glauben an Jesus Christus und zur Verehrung der Gottesmutter Maria erzogen hast.

Hilf auch uns, mit der Immaculata, der Königin des Himmels und der Erde, der Mutter der Kirche, Christi Reich in dieser Zeit auszubreiten.

Erschüttert stehen wir vor deinem heldenhaften Lebensopfer, durch das du einem Familienvater das Leben gerettet hast. 

Erbitte uns von Gott die Gnade, fest davon überzeugt zu sein, dass nur der Glaube an Christus das Böse in der Welt überwinden kann. Gib uns die Kraft, vom Mut der Märtyrer beseelt, uns einzusetzen für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. Amen.  

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Heute ist der Fasttag und Vorabend der Himmelfahrt Mariä, der von alten Zeiten her in der katholischen Kirche gebräuchlich war. In Russland fing man am 1. August die Fasttage zu diesem Fest an. An diesem Vorabend haben im Jahr 1220 die Christen unter dem König von Jerusalem Balduin den Sieg über die Türken erhalten.

In Paris haben die Einwohner im Jahr 1357 in der Kirche Unserer Lieben Frau eine dem höchsten Turm zu Paris in der Länge und Höhe gleiche Kerze, die rund geflochten war, für die Befreiung ihres Königs Johannes aufgeopfert, den die Engländer in der Schlacht bei Poitier den 19. September 1356 gefangen hatten.

Auch an diesem Tag fand statt die Einweihung der Mutter-Gotteskirche zu Freiburg im Jahr 1480. 

 

Andacht am 14. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Sonne und Mond loben den Herrn, dem Ausspruch des Propheten zufolge. Doch wie können diese Gestirne Ihn loben? - Dadurch, dass sie genau tun, was der Herr ihnen befohlen hat! Eine treffliche Weise ist dies, Gott den ganzen Tag hindurch zu loben. Tue alles Gute, das dir zu tun befohlen ist; und tue genau alles, was dir zu tun obliegt." (Der heilige Hieronymus)

Eine fromme Magd, die in einem vornehmen und sehr christlichen Haus diente, erbaute alle durch die Schnelligkeit, Pünktlichkeit und Freude, mit der sie in allem gehorchte, was ihr befohlen wurde. Einst, als sie ein Zimmer mit großer Sorgfalt reinigte, vergoss sie Tränen dabei. Der Arzt des Hauses, der zufällig vorüberging, nahm dies wahr und fragte sie um den Grund ihrer Tränen, und ob vielleicht jemand ihr Leid getan hatte. Sie antwortete: "Keineswegs, Herr, und mit Unrecht würde ich klagen, da vielmehr alle Glieder der Familie mir eine Güte erzeigen, die ich nicht verdiene. Weil Sie aber mein Geheimnis wissen wollen, so will ich es Ihnen offenbaren. Ich war einst bei einer Mission anwesend; und da ich den Missionar bat, mir ein Mittel zu nennen, wie ich fromm werden könnte, gab er mir eine Lehre, die ich nie vergessen werde, und die ich zu befolgen trachte, da sie überaus heilsam ist. "Meine Tochter," sprach er, "tue Gott zu Liebe, so vollkommen du es vermagst, alles, was man die befiehlt; und während du tust was man dir befohlen hat, sei bedacht, dich tief zu demütigen!" Sie sehen, dass ich das Zimmer auskehre; und ich tue dies nach meinem besten Vermögen, Gott zu gefallen, an dessen Stelle die Person mir befiehlt, die mir gesagt hat, dass ich diese Arbeit tun soll. Während ich nun auskehre, sage ich zu mir selbst: Wie weit bin ich entfernt, mein Herz von allen Unreinheiten mit so großer Sorgfalt zu reinigen, als ich auf die Reinigung dieses Zimmers verwende; und dies ist es, warum ich weine." Der Arzt wurde über diese Antwort tief bewegt und erbaute dadurch alle, denen er sie erzählte.

 

Mit Deiner Gnade, mein Gott, will ich immerdar tun, was Du willst und wie Du es willst. Dir zu Liebe will ich also wirken und dabei mich unablässig demütigen. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 14. August

 

"Nichts ist angenehmer, nichts sicherer

und nichts kostbarer, als ein gutes Gewissen."

 

sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP

1514 bis 16.7.1590

 

Betrachtung am 14. August - Die Zeit der Heimsuchung

 

O lass, mein Gott, mich Gnade vor dir finden,

Und nimm mich nicht hinweg in meinen Sünden.

Gib mir, dass ich in Tränen sie bereue,

Und dir Gehorsam sei in Liebestreue.

 

1. Jerusalem wurde zerstört. Ihre Einwohner wurden zu Tausenden auf die unbarmherzigste Weise von den Römern niedergeschlagen, und kein Stein in ihr wurde auf dem anderen gelassen, weil sie den Tag ihrer Heimsuchung nicht kannte. Die Zerstörung dieser gottesmörderischen Stadt ist jedoch nur ein schwaches Bild einer Seele, die von Gott verworfen wird, weil sie die Zeit ihrer Heimsuchung nicht erkannt hat. Viele Propheten hatte Gott gesandt, Israel aus seiner Abgötterei und aus seinen Lastern aufzuschrecken, und beinahe alle wurden zu Jerusalem ermordet, bis sie schließlich den Sohn Gottes selbst ans Kreuz schlug, und dadurch das Maß ihrer Sünden erfüllte.

 

2. Wehe dem Sünder, der das Maß seiner Sünden erfüllt, und der Langmut Gottes Grenzen setzt. Wie lange schon drängt Gott dein Herz, vom Weg deiner Laster abzulassen, und dich zu ihm zu bekehren? Und noch immerfort verschließt du dein innerliches Ohr seinen liebevollen Einladungen und seinen Drohungen? Wie oft hast du seine Gnade trotzig zurückgewiesen? Schwere und bittere Widrigkeiten wendete Gottes Barmherzigkeit an, vom gähnenden Abgrund dich zurückzuschrecken, und immer widersetzte sich dein Starrsinn. Oder versprachst du dich zu bessern, so dauerte dies nur so lange, bis er dich deinem Elend abermals entriss. Glaubst du, du wirst seiner Barmherzigkeit immer ungestraft spotten? Sprichwörter 1,24-33: "Als ich rief habt ihr euch geweigert, meine drohende Hand hat keiner beachtet; jeden Rat, den ich gab, habt ihr ausgeschlagen, meine Mahnung gefiel euch nicht. Darum werde auch ich lachen, wenn euch Unglück trifft, werde spotten, wenn Schrecken über euch kommt, wenn der Schrecken euch wie ein Unwetter naht und wie ein Sturm euer Unglück hereinbricht, wenn Not und Drangsal euch überfallen. Dann werden sie nach mir rufen, doch ich höre nicht; sie werden mich suchen, aber nicht finden. Weil sie die Einsicht hassten und nicht die Gottesfurcht wählten, meinen Rat nicht wollten, meine ganze Mahnung missachteten, sollen sie nun essen die Frucht ihres Tuns und von ihren Plänen sich sättigen. Denn die Abtrünnigkeit der Haltlosen ist ihr Tod, die Sorglosigkeit der Toren ist ihr Verderben. Wer aber auf mich hört, wohnt in Sicherheit, ihn stört kein böser Schrecken." 

 

3. Ach, welche Stunde des Entsetzens, wenn die unglückselige Seele des Sünders, gleich einer belagerten Stadt von den grimmigsten Feinden der Hölle umringt, von zahllosen Sünden und Lastern geängstigt und in der höchsten Angst der Verzweiflung vor dem ewigen Richter erscheinen muss, den sie beleidigt, verachtet hat, und dessen Blut um Rache gegen sie schreit. Was ist furchtbar, wenn nicht ein solcher Tod. Und was sollen wir bedenken, wenn nicht unsere letzte Stunde. Galater 6,7: "Täuscht euch nicht: Gott lässt keinen Spott mit sich treiben; was der Mensch sät, wird er ernten."

 

15. August

 

Das Hochfest Mariä Himmelfahrt

 

"Heute hat sich die Jungfrau Maria zum Himmel erhoben.

Freut euch, denn sie herrscht nun mit Christus auf ewig."

(kirchl. Antiphon)

 

Der heilige Hyazinth Oldrowancz, Priester von Schlesien,

+ 15.8.1257 - Fest: 15. August

 

Es war im Jahr 1257, am 14. August.

 

In der Dominikanerkirche zu Krakau in Polen haben die Mönche das Chorgebet beendet. Hochfeierlich hatten sie es gestaltet als Einleitung für das Fest von Mariä Himmelfahrt am folgenden Tag.

 

Nur einer der Mönche, alt und gebrechlich, Hyazinth mit Namen, kniet noch umleuchtet von der Abendsonne, mutterseelenallein im Chorgestühl, ganz dem Gebet hingegeben.

 

Immer war Hyazinth ein eifriger Beter und ein großer Marienverehrer gewesen, aber heute, am Vortag des Hochfestes der Himmelfahrt Unserer Lieben Frau, kann er kein Ende und kein Amen finden und merkt bei all dem nicht, dass er aus dem Beten allmählich ins Träumen gerät.

 

Drüben im waldreichen Schlesien war er vor vierundsiebzig Jahren als Grafensohn geboren worden. Gleich nach der Geburt hatte ihn die Mutter der Himmelskönigin geweiht. So war er vom ersten Atemzug an ein Kind Mariens gewesen. Und die Tatsache, dass er lebenslang ein Marienkind blieb, war für ihn eine hohe Gnade und die schönste Freude des Alters. Nur zu gut wusste er, dass Mariens Schutz ihn allezeit umsorgt hatte. Allein seiner ununterbrochenen Mutter-Gottes-Verehrung schrieb er es zu, dass er sich fern der Heimat auf den Schulen in Prag und Bologna ein gutes Herz und einen frischen Sinn erhalten hatte. Auch war er davon nicht weniger überzeugt, dass es auch die Gottesmutter war, die ihm auf sein dringendes Gebet hin die Gnade vermittelt hatte, dass er Priester wurde.

 

Mitten in diesen Gedanken gehen dem alten Beter, der nicht merkt, dass es um ihn bereits Nacht geworden ist, Worte heißen Dankes über die Lippen, und dann träumt er betend weiter.

 

Mit seinem Bruder Ceslaus war er vor vierzig Jahren nach Rom gepilgert. Dort begegnete er einem Mann, einem Heiligen, so groß, wie es alle hundert Jahre nur einmal einen gibt, dem heiligen Dominikus. Ihm hatte er sich angeschlossen und war in den Dominikanerorden eingetreten, in jenen Orden, dessen Mitglieder die Verehrung der lieben Mutter Gottes besonders pflegen.

 

Nach der Heimkehr aus Italien hatte er dann den neuen Orden in Polen eingeführt und in Krakau und vielen anderen polnischen Städten Klöster gegründet. Sein Beispiel zog an und riss mit, so dass überall, wo sein Wort erklang, viele junge Menschen Geld und Gut auf die Marienaltäre des Landes opfernd niederlegten und sich ihm anschlossen.

 

Mitternacht ist längst vorüber, als Hyazinth sich diesen Erinnerungen hingibt. Immer nur dankt er der Himmelskönigin für alles, was er zu Gottes und ihrer Ehre hatte wirken dürfen, vierzig Jahre lang. Nicht zuletzt sagt der betende Träumer der Mutter Gottes in dieser Nacht vor ihrem Hochfest ein herzliches Lob dafür, dass er vierzehn Jahre lang als Missionar den Preußen und Russen und anderen Völkern bis an die Grenzen von China und Tibet das Evangelium hatte verkünden dürfen.

 

Dann hatte sich – überaus schön – jenes unvergessliche Ereignis in Kiew zugetragen. Gerade zu der Zeit, als er dort ein Kloster gründete, eroberten die grausamen Tataren mordend und brennend die Stadt. Da hatte er, Hyazinth aus dem Tabernakel den Speisekelch mit den heiligen Hostien genommen, um das Höchste Gut in Sicherheit zu bringen. Und als er mit dem Allerheiligsten vor der Brust sich entfernen wollte, war das Marienbild auf dem Liebfrauenaltar lebendig geworden und hatte ihm zugerufen: „Nimm mich mit!“ Nur zu gerne war er dem Wunsch nachgekommen. Mit dem Kelch in der rechten und dem Muttergottesbild in der linken Hand war er ungehindert durch die Feinde hindurch gegangen, und nicht ein Haar war ihm gekrümmt worden.

 

Immer wieder dankt bei diesen Erinnerungen der träumende Beter mit liebendem Sinn der Königin seines Herzens für alle Hilfe und allen Schutz, die ihm lebenslang von ihr geschenkt wurden. Immer wieder dankt Hyazinth, aber auf einmal weicht die Nacht, die ihn umgibt, einem hellen Licht. Engel mit siebenfarbigen Flügeln ziehen ohne Zahl heran. Die Himmelskönigin, leuchtend wie die Sonne, ist in ihrem Gefolge. Mit liebem Lächeln nähert sich Maria dem Betenden und winkt ihm lieb und sagt:

 

„Komm, du hast mich damals mitgenommen, und du hast mich durch dein ganzes Leben getragen, dafür nehme ich dich heute mit bei meiner Himmelfahrt.“

 

So spricht die Gottesmutter, und während die Engel himmelschön das Salve Regina anstimmen, zieht Hyazinth ein ins Paradies.

 

Der heilige Altfried, Bischof und Bekenner von Hildesheim,

+ 15.8.874 – Fest: 15. August

 

Es lag im Plan Karls des Großen, auch den Ostfalen ein eigenes Bistum zu geben, um auch in diesem Landesteil dem Christentum festen Halt zu sichern, und er wählte zum Sitz des Bischofs die kaiserliche Hofstadt Aulica (jetzt Elze) und begann dort den Bau einer Kirche zu Ehren des Apostelfürsten Petrus. Aber schon im Jahr 818 wählte Ludwig der Fromme, der auf der Jagd in der Gegend von Hildesheim die Heilige Messe hörte und sein Reliquiengefäß an einem Rosenstock aufgehängt hatte, jedoch wunderbarerweise nicht wieder ablösen konnte, diesen Platz zur Errichtung eines Bistums, und berief zum ersten Bischof von Hildesheim aus Reims den gelehrten Gunthar, der 835 starb. Der vierte Bischof von Hildesheim war der heilige Altfried.

 

Altfried stammte aus einer berühmten Adelsfamilie Westfalens und ererbte von seinem Vater bedeutende Güter bei Essen an der Ruhr. Er trat in das berühmte Kloster Corvey an der Weser und wurde wegen seiner glänzenden Tugenden im Jahr 847 zum Bischof von Hildesheim erwählt. Seine beiden väterlichen Höfe zu Saligenstadt und Essen schenkte er seiner Kirche und bildete aus Saligenstadt eine Mönchsabtei, aus Essen eine Abtei für Frauen.

 

Auf den Rat des Bischofs Altfried ging der sächsische Herzog Liutolf (Ludolf) mit seiner Gemahlin Oda nach Rom und erhielt von Papst Sergius II. Reliquien der Päpste Anastasius und Innocenz für das Kloster, das sie zu gründen im Begriff standen. Als sie glücklich heimgekehrt waren, errichteten sie im Jahr 852 auf ihrem Besitztum zu Brunistenhusen, (später Brunshausen) ein Nonnenkloster. Ihre Tochter Hathumoda, die in dem blühenden Nonneninstitut zu Heriford ausgebildet war und wegen ihrer außerordentlichen Frömmigkeit und Unschuld mehr dem Himmel als der Erde anzugehören schien, nahm den klösterlichen Schleier und wurde hierauf Äbtissin des neuen Klosters.

 

Vier Jahre später (856) begannen Liutolf und Oda unter Zutun des Bischofs Altfried an einem gelegeneren Ort den Bau eines neuen Tempels und Klosters, das von dem nahegelegenen Fluss Ganda Gandersheim genannt wurde. Während des Baus musste Hathumoda, die unter der Leitung ihrer frommen und verständigen Mutter Oda der Abtei vorstand, samt ihren zwei Schwestern Gerberga und Christina, die sich gleichfalls dem Nonnenstand geweiht hatten, im älteren Kloster verbleiben, und starb vor Vollendung des neuen Klosters im Dienst der Liebe bei Pestkranken im Jahr 874 im Ruf der Heiligkeit.

 

Als der Bischof Altfried die Gandersheimer Kirche zu bauen begann, schenkte er ihr den Zehnten von seinen eigenen Einkünften und sorgte mit väterlicher Liebe für den späteren Unterhalt der Dienerinnen Christi. Darauf veranstaltete er mit seinen Geistlichen ein dreitägiges Fasten und bestürmte den Himmel mit Gebeten, Gott möge ihm in der Stadt Hildesheim einen Platz zeigen, der würdig wäre, um dort zu Ehren des Mittlers zwischen Gott und den Menschen und seiner heiligen Mutter eine Kirche zu erbauen. In der Morgenfrühe des vierten Tages war ein Platz derart mit Reif bedeckt, als ob ein Künstler die Grenzen zu den Fundamenten des neuen Domes gezeichnet hätte. Außerdem wurde dem Oberhirten in der letzten Nacht der Fasten offenbart, er soll in der Krypta der von Ludwig dem Frommen erbauten Kapelle zwei Altäre einweihen, den einen zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers, den anderen zu Ehren des heiligen Erzmärtyrers Stephanus. Hocherfreut über diese himmlische Begnadigung, legte der fromme Oberhirte der göttlichen Weisung folgend das Fundament und baute einen prächtigen, starken und hohen Dom. Am 1. November 871 weihte Altfried unter der Beihilfe der Bischöfe Rembert von Bremen, Liuthard von Paderborn und Theodorich, sowie des Abtes Adalgar von Corvey, das herrliche Marienkloster in Hildesheim unter dem Titel der heiligen Märtyrer Cosmas und Damianus, Tiburtius und Valerian und der heiligen Jungfrau Cäcilia feierlich ein.

 

Am 15. August 874 ging der hochbetagte und verdienstreiche Bischof Altfried zu der Gesellschaft der Heiligen und wurde in der Kirche zu Essen, die er selbst erbaut und eingeweiht hatte, begraben. Wie dortige Aufzeichnungen bekunden, ereigneten sich an seinem Grab viele wunderbare Heilungen.

 

Wegen seiner Klugheit und Heiligkeit stand Altfried beim Kaiser Ludwig in so hoher Gnade, dass er viermal als Gesandter und Schiedsrichter zu seinen Söhnen geschickt wurde. Seine Zeitgenossen hielten ihn wegen seiner vorzüglichen Tugenden aller Verehrung wert.

 

Der heilige Tharzisius, Akolyth und Martyrer von Rom,

+ 15.8.257 - Fest: 15. August

 

Papst Zephyrinus war der vierzehnte Nachfolger des heiligen Petrus und starb als Martyrer im Jahr 217. Als man später sein Grab wiederfand, stellte es sich heraus, dass sich darin außer den Reliquien des heiligen Papstes noch andere Überreste befanden. Nach den Knochen zu urteilen, mussten sie von einem Jungen stammen, der, wie die Inschrift auf der marmornen Grabplatte angab, Tharzisius hieß.

 

Es war das Jahr 258 nach Christi Geburt. In Rom regierte Valerian, der in der Reihe der Christenverfolger auf dem römischen Kaiserthron an achter Stelle steht. Den Christen ist jeglicher Gottesdienst unter schweren Geld- und Freiheitsstrafen untersagt. Bischöfe und Priester macht man, sobald man sie erwischt, sogleich einen Kopf kürzer. Wieder fließt Martyrerblut in Menge.

 

Am 5. August 258 verlieren zwei Christen, deren Namen wir nicht kennen, für ihren Glauben das Leben. Als am Tag darauf über ihrem frischen Grab in den Katakomben der Bischof von Rom die heilige Messe feiert, da überraschen zum Schluss laut lärmend die Häscher des Kaisers die kleine Schar der Christen. Papst Sixtus II. und die beiden Diakone Felizissimus und Agapitus, die bei ihm sind, werden auf der Stelle am Altar getötet. Und schon vier Tage später wird ein weiterer Christ Martyrer, der heilige Diakon Laurentius, der auf einem glühenden Rost zu Tode gebraten wird.

 

Aber dann kam der 15. August 258, der Tag, an dem man der Himmelfahrt der Gottesmutter Maria gedenkt. Trotz der Gefahr hat sich in einer der Katakomben des unterirdischen Rom eine Handvoll mutiger Christen versammelt. Sie hatten sich um einen alten ehrwürdigen Priester geschart, der die heilige Messe feiert und die Gläubigen mit der heiligen Kommunion speist und stärkt. Als die Feier beendet ist, beraten die Anwesenden, wer aus ihrer Mitte den Christen im Gefängnis, die auf die Hinrichtung warten, die heilige Kommunion bringen soll. Der alte Priester will es tun, selbstverständlich, denn er ist doch Priester. Und schon lange sehnt er sich danach, den Martertod zu sterben, um zu Christus ins ewige Leben zu gelangen. Doch dem widersetzten sich die übrigen. Zu viele Priester sind bereits ein Opfer der Verfolgung geworden, und man muss vorsichtig sein, damit die Gemeinde nicht bald ohne alle Priester ist. Nein, der Alte kommt überhaupt nicht in Frage.

 

Aber da meldet sich ein Zwölfjähriger, Tharzisius, einer von den Messdienern. Er will es tun. Wegen seines jungen Alters sei er von allen wohl derjenige, der am wenigsten Verdacht erregt. Übrigens, so sagt er den anderen, kennt er einen Gefangenenwärter ganz gut, und es würde ihm leicht fallen, durch die Kerkertüren bis zu den Christen durchzudringen. Sollte ihm etwas zustoßen, so dürften alle sicher sein, dass er eher sterben als die heiligen Geheimnisse hergeben wolle.

 

So spricht der mutige Junge, kühn und tapfer, und es geschah, wie er es sich gewünscht hat. In einer silbernen Kapsel, die umwickelt ist in ein weißes Leinentuch, übergibt der Priester dem Messdiener das Höchste Gut. Er bekommt den ehrenvollen Auftrag, die heilige Kommunion den Christen im Kerker zu überbringen. Gleich macht sich der Zwölfjährige auf den gefahrvollen Weg.

 

Tharzisius hat den Auftrag aber nicht ausführen können. Auf dem Weg in das Gefängnis wurde er von einer Klicke kampflustiger Jungen umringt. Er wurde von ihnen als Christ erkannt und mit Stöcken und Steinen totgeschlagen.

 

Gleich nach der grausigen Tat fand ein Christ den kleinen Helden und brachte ihn in Sicherheit. Als man den Leichnam untersuchte, stellte es sich heraus, dass die verkrampfte Hand des Toten fest die Silberkapsel mit dem Allerheiligsten umschloss. Tharzisius hatte sein Wort wahr gemacht, dass er eher das Leben lassen als die heiligen Geheimnisse hergeben werde.

 

So starb Tharzisius, weil er tapfer und treu zu Jesus Christus stand. Der heilige Tharzisius ist der Patron der Messdiener (Ministranten).

 

Der heilige Stanislaus Kostka von Polen, Novize SJ,

+ in Rom 15.8.1568 – Fest: 15. August und 13. November im Jesuitenorden

 

Wie schön und anmutsvoll erscheint eine Lilie, die vom Tau des Himmels befeuchtet und von der Morgensonne beschienen, ihren Glanz und süßen Duft ausgießt. Aber noch schöner ist eine jugendliche Seele, die, mit himmlischer Gnade erfüllt, von Tag zu Tag sich herrlicher entfaltet in Tugend und Gottesfurcht. Eine solche prächtige Blume im Garten Gottes war der heilige Stanislaus, der am 28. Oktober 1550 zu Kostka in Polen das Licht der Welt erblickte. Sein Vater, Johannes Kostka, und seine fromme Mutter, Margareta Kriska, stammten aus einem alten Adelsgeschlecht. Der kleine Stanislaus wuchs in Unschuld und frommen Übungen heran und hatte eine solche zarte Schamhaftigkeit, dass er in Ohnmacht fiel, wenn er ein unkeusches Wort hörte.

 

Im Jahr 1564 kam Stanislaus mit seinem älteren Bruder Paul ins Konvikt der Jesuiten nach Wien, um sich weiter auszubilden, und zeichnete sich durch Eifer im Gebet und Studium, durch seine Zurückhaltung und Unschuld so sehr aus, dass ihn alle seine adeligen Mitschüler lieb gewannen. Doch schon nach zwei Jahren wurde das Konvikt vom Kaiser aufgehoben, und Stanislaus musste mit seinem Bruder Paul aus Mangel an Platz in einem lutherischen Haus Kost und Wohnung nehmen. Der fromme junge Mann widmete alle seine Zeit dem Studium und Gebet, fastete viel und suchte seine einzige Erholung im Besuch des Allerheiligsten in der Jesuitenkirche und im Preis der Himmelskönigin.

 

Die Demut und Zurückhaltung, die Enthaltsamkeit und Schweigsamkeit, die allsonntäglichen Beichten und Kommunionen seines jüngeren Bruders waren dem adelstolzen, genusssüchtigen Paul ein Dorn im Auge. Unaufhörlich quälte und beschimpfte und verhöhnte er ihn, schlug ihn und trat ihn mit Füßen. Auch sein Hofmeister tadelte ihn als Betbruder, der weniger auf feine, adelige Manieren achte, als auf seinen schwärmerischen Hang zu frommen Übungen. Stanislaus ertrug alle Unbilden mit himmlischer Geduld, aber mehr und mehr stieg in ihm der Wunsch auf, der Welt gänzlich zu entsagen und in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Er teilte deshalb seinem frommen Beichtvater seinen Entschluss mit und bat den Ordensprovinzial Laurentius Magnus um Aufnahme in den Jesuitenorden. Es wurde ihm die Aufnahme unter der Bedingung gewährt, dass seine Eltern einwilligten, aber auf diese durfte er nicht rechnen.

 

Infolge der Fasten, Nachtwachen und ständigen Quälereien durch seinen Bruder, ergriff ihn im Jahr 1566 eine tödliche Krankheit. Stanislaus verlangte sehnlichst nach den heiligen Sterbesakramenten, aber weder der protestantische Hausherr, noch sein Bruder und Hofmeister ließen sich bewegen, sein Begehren zu erfüllen. Im tiefsten Seelenschmerz flehte Stanislaus zur heiligen Barbara, sie möge ihm die Gnade des heiligen Sakramentes verschaffen. Seine Bitte wurde erhört. Um Mitternacht erschien ihm die heilige Barbara, begleitet von zwei Engeln, die ihm die heilige Kommunion reichten. Bald darauf erschien ihm die Mutter Gottes, legte das Jesuskind in seine Arme, tröstete ihn und mahnte ihn, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Welche Freude mochte das Herz des frommen jungen Mannes in jener seligen Stunde bewegen.

 

Bald genas Stanislaus von seiner schweren Krankheit und begehrte Aufnahme in den Jesuitenorden. Der Provinzial verweigerte ihm aber die Aufnahme, bis er die Genehmigung seiner Eltern eingeholt habe. Darauf riet ihm ein frommer Priester, den Provinzial von Oberdeutschland, Petrus Canisius, oder den Ordensgeneral Franz Borgias in Rom zu Rate zu ziehen. Stanislaus sah diesen Rat als einen Wink vom Himmel an. Als ihn sein Bruder wieder hart behandelte, sprach er zu ihm: „Du zwingst mich, Bruder, dass ich dir entlaufe, und du wirst es bei unseren Eltern zu verantworten haben.“ Hierauf legte er seine Kleider ab, hüllte sich in ein Bettlergewand, hörte noch die Heilige Messe und begab sich auf die Reise mit dem festen Vorsatz, niemals zurückzukehren, und sein Brot so lange zu erbetteln, bis er Aufnahme in den Jesuitenorden gefunden hätte. Nach einigen Stunden jagten sein Bruder, der Hofmeister und Hauswirt ihm nach, holten ihn ein, erkannten ihn aber nicht. Stanislaus kam wohlbehalten nach Augsburg und da er den heiligen Petrus Canisius dort nicht fand, eilte er zu ihm nach Dillingen.

 

Um seinen Beruf zum Ordensleben zu prüfen, befahl ihm der Ordensobere, die Hausarbeiten im dortigen Kolleg zu verrichten und freudig verrichtete der Noviz die niedrigsten Dienste. Nach kurzer Zeit schickte ihn Petrus Canisius mit zwei Jesuiten und Empfehlungsschreiben nach Rom zum Ordensgeneral Franz Borgias. Am 28. Oktober 1567 trat Stanislaus in das Noviziat. Wer kann die unendliche Freude beschreiben, die jetzt das Herz des frommen jungen Mannes bewegte? Sein Vater schrieb ihm Briefe voll der härtesten Vorwürfe, er beantwortete sie mit kindlicher Ehrfurcht und bewunderungswürdiger Weisheit, zog aber den Willen Gottes jedem anderen Willen vor.

 

Als Noviz lebte Stanislaus wie ein Heiliger, himmlischer Friede lag in seinem Antlitz, Engelsunschuld strahlte aus seinen Augen, seine Demut, sein Gehorsam, sein Gebetseifer, seine kindliche Fröhlichkeit erregten die Bewunderung aller. In der Anbetung des heiligsten Sakramentes und bei der heiligen Kommunion genoss er ein solches Übermaß von Wonne, dass er oft in Verzückung geriet und einem Engel des Himmels glich. Seine Liebe und Verehrung zur Himmelskönigin kannte keine Grenzen, denn ihr verdankte er seinen Eintritt in den Orden. Den Rosenkranz legte er nicht aus den Händen und in seine Unterredungen flocht er immer das Lob Mariens. Sein ganzes Leben war ein fortgesetztes Gebet, eine strenge Bußübung und ein unermüdliches Ringen nach Vollkommenheit, ein inniges Sehnen nach dem Himmel.

 

Im ersten Jahr seines Noviziats und in den ersten Tagen des Monats August unterredete sich Stanislaus mit dem Pater Emanuel und rief in heiliger Entzückung aus: „O mein Vater! Welch ein seliger Tag war es für die Heiligen, als die allerseligste Jungfrau in den Himmel aufgenommen wurde. Ich bin überzeugt, dass sie alle Jahre, so wie wir, durch ein besonderes Jubelfest dieses Andenken erneuern und ich hoffe zuversichtlich, der ersten Feierlichkeit, die sie wieder begehen werden, beiwohnen zu können.“ Niemand dachte an die Erfüllung dieser Vorhersage. Er aber schrieb am Fest des heiligen Laurentius nach der heiligen Kommunion einen Brief an die Himmelskönigin, in dem er sie innig bat, ihn aus diesem Tal der Tränen hinweg zunehmen und an ihrer Himmelsfreude teilnehmen zu lassen, und er legte diesen Brief auf seine Brust. Schon am Abend fühlte er sich krank und sagte: „Ich werde von meinem Bett nicht mehr aufstehen.“ Am 14. August empfing er freudestrahlend die heilige Wegzehrung und letzte Ölung, brachte einige Zeit im Gebet zu und küsste mit inniger Zärtlichkeit das Bildnis der Mutter Gottes. Hierauf begehrte er ein Kruzifix, hielt es fest in der Hand, dankte dem Heiland für alle Gnaden, die er je in seinem Leben empfangen hatte, und küsste mit heiliger Inbrunst die fünf Wunden. Gefragt, ob er zum Sterben bereit sei, rief er aus: „Bereit ist mein Herz, o Gott, bereit ist mein Herz.“ Jetzt erschien ihm die Himmelskönigin mit einer großen Schar heiliger Jungfrauen, und den Namen Jesu und Maria auf den Lippen hauchte er seine reine Seele aus im Frührot des 15. August 1568, im achtzehnten Lebensjahr.

 

Papst Klemens VIII. sprach ihn selig, Papst Benedikt XIII. nahm ihn zugleich mit dem heiligen Aloysius im Jahr 1726 in das Verzeichnis der Heiligen auf. Viele Wunder verherrlichten sein Grab.

 

Pater Simon Stock von der heiligen Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Simon Stock von der heiligen Maria. Pater Simon, in der Welt Thomas Doughety oder Dawson genannt, wurde zu Lincolnshire um 1565 als das zehnte Kind seiner Eltern geboren. Bereits als junger Student empfand er bitteren Schmerz, so viele Klöster verwaist und zerstört zu sehen. Sein frommes Gemüt drängte ihn schon damals, das Gelübde der Keuschheit abzulegen und sich vorzunehmen, nach Kräften daran zu arbeiten, den heiligen, katholischen Glauben in England wieder auszubreiten. Der liebe Gott unterstützte seine Bemühungen durch die Gnade. Schon während seiner Jünglingsjahre gelang es Pater Simon, eine der angesehensten Frauen der Grafschaft in den Schoss der katholischen Kirche zurückzuführen. Deshalb "wegen Hochverrats" angeklagt, floh er zuerst nach Flandern, wo er zu Ostende militärische Wissenschaften und Mathematik studierte, dann nach Rom, wo er sich der Theologie zuwandte und im Jahr 1610 die Priesterweihe erhielt. Schon im Jahr 1608 war er zu Rom in das Noviziat unseres Ordens eingetreten, hatte es jedoch wegen eines hartnäckigen Brustleidens, das sich durch heftiges Herzklopfen und starkes Blutbrechen äußerte, wieder verlassen müssen. Ein zweiter Versuch in Flandern gelang. Im Jahr 1612 konnte er die heilige Profess ablegen. Seinem Wunsch gemäß wurde er bald danach von den Oberen als Missionar nach England geschickt. Die Ausführung seines frommen Vorhabens erlitt allerdings einen Aufschub, da die Protestanten Vliessingens (Zeeland) ihn seines Glaubens halber ins Gefängnis warfen. Endlich glücklich auf der grünen Insel angekommen, wirkte Simon ebenso eifrig wie erfolgreich. Ist es wohl schwer, jemand von einer vorgefassten Meinung abzubringen, so gelang es ihm doch, jährlich zehn bis zwölf, einmal sogar siebzehn Personen vom Protestantismus zum Katholizismus zu bekehren und vierzehn junge Leute verschiedenen Orden zuzuführen. Dabei fand er noch Zeit, sieben Druckschriften auszuarbeiten und einige andere Bücher zu verfassen, die nicht zur Herausgabe gelangten. Erleichtert wurde seine Missionstätigkeit durch den Verkehr mit einigen Kaufleuten aus Genua, sowie mit dem spanischen Gesandten, Graf von Gondomar, bei dem er wie das Kind zu Hause war. Wiederholt kamen ihm die Irrgläubigen auf die Spur; doch entging er ihnen wie durch ein Wunder. Einmal spendete er in einem Haus Kranken die heiligen Sakramente. Die Feinde umstellten und durchstöberten es von unten bis oben, schauten auch in das Zimmer, in dem er ruhig saß, nahmen ihn jedoch nicht wahr. Der Herr, dem er sich empfohlen, hatte ihn offenbar ihren Augen verborgen. Simon erreichte das hohe Alter von siebenundachtzig Jahren, blieb rüstig bis zum Ende seines Lebens und wirkte als hochbetagter Greis nicht weniger eifrig als in seinen jungen Jahren. Viele Jahre hatte er ein Geschwür am Fuß, das schließlich in Knochenfraß ausartete. Am 15. August 1652 verschied er, noch im Sterben das Lob Gottes singend. Mit ihm sank der erste englische Missionar des Karmelitenordens ins Grab, "zu dem seine Landsleute, Katholiken und Protestanten, mit unbegrenztem Vertrauen emporblickten", der jedermann durch sein Wort und Beispiel zur Frömmigkeit aneiferte, ein Mann, der dem Gebet und der Betrachtung unermüdlich oblag und sich in seinen Reden und durch seine Schriften als der "gefährlichste Gegner der Protestanten" erwies. 

 

Frater Angelus vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des gottseligen Fraters Angelus vom heiligen Joseph. In dem englischen Bezirk Hereford erteilte ein Unbeschuhter Karmelit, der als Missionar dort wirkte, nebst anderen jungen Leuten einem Jüngling, mit Namen Georg Halley, Unterricht in den Wissenschaften. Georg gewann seinen Lehrer überaus lieb und fasste den Entschluss, in seine Fußstapfen einzutreten und Karmelit zu werden. Da in England alle Klöster des heiligen Ordens zerstört waren, ging er nach Dublin in Irland, wo er am 5. Mai 1640 eingekleidet wurde. Nur neun Monate konnte er nach Vollendung des Noviziates in der klösterlichen Abgeschiedenheit zubringen. Dann gelang es ihm, noch ein halbes Jahr unentdeckt zu bleiben, bis er verraten und in Haft genommen wurde. Auch im Gefängnis fuhr er fort, die Vorschriften des Ordens zu beobachten. So enthielt er sich des Fleischgenusses, obwohl ihm außer Fleisch nichts als Brot und Wasser gereicht wurde. Voll Eifer für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen, tröstete er seine Mitgefangenen und begeisterte sie zum treuen Festhalten am wahren Glauben bis in den Tod. Vollständig abgemagert und kraftlos aus der Haft entlassen, entschloss er sich, in ein katholisches Land zu fliehen, um wieder in einer klösterlichen Gemeinde leben zu können. Auf dem Weg wurde er indes neuerdings aufgegriffen und mit den Worten: "Dieser Schelm soll nicht mehr mit dem Leben davon kommen, wofern er sich nicht besser einstellt als früher und zu uns hält. Ich kenne den Vogel schon und weiß, dass er ein Engländer, ein Papist und Mönch ist," gefangengenommen. Frater Angelus bemerkte hierauf, er sei nicht von England nach Irland gekommen, um der wahren Religion, die er mit der Muttermilch eingesogen habe, untreu zu werden, und wolle seine Seele nicht für Leben und Freiheit hingeben. Nun wurden ihm die größten Versprechungen gemacht, wenn er zum Protestantismus übertrete. Als er sich auch dadurch nicht beirren ließ, wurde ihm das Todesurteil verkündet. Der Diener Gottes nahm es fröhlichen Herzens an und bat nur darum, man möchte es sogleich vollstrecken, damit er noch an dem Tag der Himmelfahrt Mariens sterben könnte. "Ja, heute noch und zwar in diesem Augenblick sollst du diesen Trost haben", rief ärgerlich der Anführer der Rotte und gab dreien seiner Soldaten Auftrag, den Diener Gottes zu erschießen. Auf dem Weg zum Richtplatz betete Frater Angelus laut die Lauretanische Litanei. Einen Irrgläubigen, der ihn nochmals zum Abfall aufforderte, fertigte er kurz ab mit den Worten des Herrn: "Weich zurück, Satan!" Dann warf er sich auf die Knie nieder und erwartete seinen letzten Augenblick. Dreimal legten die Soldaten an und schossen ihre Kugeln gegen ihn ab, ohne ihn zu treffen. Dreimal erlitt er also das Martyrium, ohne zu sterben. Erst das vierte Mal konnte er das Opfer seines Lebens bringen, als ihn einer der Soldaten auf Befehl des Anführers mit dem Schwert niedermachte (15. August 1642). Der Leib des Blutzeugen wurde erst an einem gewöhnlichen Ort verscharrt, später aber von den Bewohnern des Ortes, an dem er starb, erhoben und ehrerbietig in der Hauptkirche beigesetzt.

 

Gebet am 15. August

 

O liebste Königin und Mutter, du bist schon in deinem Reich angelangt, wo du als Königin über alle Chöre der Engel erhoben bist, wie die heilige Kirche singt. Wir armen Sünder, wir wissen es allzuwohl, dass wir es nicht verdienen, dich bei uns in dieser finsteren und traurigen Welt zu haben. Aber wir wissen auch zu gleicher Zeit, dass du ungeachtet deiner Herrlichkeit, zu der du erhoben bist, dennoch uns Elende nicht vergessen und das Mitleid mit uns armen Kindern Adams nicht verloren hast, sondern dass es vielmehr in dir gewachsen ist. Heiligste Jungfrau Maria, wende von dem erhabenen Thron, auf dem du jetzt herrschst, deine barmherzigen Augen auf uns herab und habe Mitleid mit uns. Bedenke, dass, als du diese Erde verlassen hast, uns versprachst, uns nie vergessen zu wollen. Blicke also gnädig auf uns herab und stehe uns bei.

Siehe, in welchen Stürmen, in welchen Gefahren wir uns jeden Augenblick befinden, wie wir ihnen bis zum Ende unseres Lebens ausgesetzt bleiben. Um der Verdienste deines seligen Todes willen, o Maria, erlange uns die Gnade der Beharrlichkeit in der Freundschaft Gottes, damit wir dereinst diese Welt im Stand der Gnade verlassen und dazu gelangen, einst im Himmel deine heiligen Füße zu küssen und dort in Vereinigung mit den heiligen Geistern dich zu loben und deine Herrlichkeit, wie du es verdienst, zu preisen. Amen.

 

Gebet zu Maria

 

Glückselige Jungfrau, Mutter des Lebens, wir möchten bei deinem Sohn Zutritt finden. Der, der sich uns durch dich gegeben hat, der soll auch durch dich uns aufnehmen. Du, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin, versöhne uns mit deinem Sohn, empfiehl uns deinem Sohn, stelle uns deinem Sohn vor. Erwirke uns doch die Gnade, dass der, der sich durch dich mit unseren Schwachheiten bekleidet hat, uns auch durch dich seines Glücks und seiner Herrlichkeit teilhaftig mache. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Hyazinth

 

Wir bitten Dich, o Gott, lass uns auf die Fürbitte des heiligen Hyazinth unser Vermögen und unsere Kräfte zu Deiner Ehre und zum Seelenheil unseres Nächsten anwenden, damit wir uns dadurch würdig machen, an Deiner ewigen Herrlichkeit im Himmel teilzunehmen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

In Frankreich hat Ludwig XIII. im Jahr 1638 sich, seine Untertanen und sein ganzes Reich durch ein Gelübde unter den Schutz der seligsten Jungfrau begeben, und verordnet, dass man an diesem Tag in allen Städten des Königreichs eine feierliche Prozession, der die obersten Gerichtshöfe beiwohnten, halten solle.

 

Andacht am 15. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Glaube ja nicht, dass die Zeit, die man darauf verwendet, seine Pflichten genau zu erfüllen, eine verlorene Zeit ist. Sehr angenehm ist es dem Herrn, wenn man seines Dienstes wegen Andachtsübungen unterlässt, die nicht vorgeschrieben sind, sobald Er befiehlt, dass man stattdessen anderes tut." (Die heilige Theresia von Avila)

In einem Kloster, dem der heilige Bernhard als Abt vorstand, lebte ein Mönch, der überaus getreu war, die Ordensregel in allen Punkten zu erfüllen. Nun geschah es einst, dass während der geistlichen Lesung, die eben vom Gehorsam handelte, dieser Heilige dem Mönch sagte, er soll für heute diese Übung verlassen und einem gewissen Menschen zur Hand gehen, der Hilfe brauchte. Der Mönch aber bezeigte einigen Widerwillen, und sprach ziemlich laut, so dass der heilige Abt es hörte: "Die Regel schreibt vor, dass man die geistliche Lesung nicht vor ihrem Schluss beendet, und zwar gerade zu dieser Stunde. Soll man etwa diese Regel nicht beobachten?" - Da sprach der Heilige zu ihm: "Mein Bruder, hat man dir nicht darum vom Gehorsam vorgelesen, damit man dir ans Herz legt, dass du gehorsam sein sollst?"

Die Tochter eines vornehmen Hauses, die in einem Kloster wohnte, verlangte sehnlichst darin aufgenommen zu werden, und äußerte ihren Eltern das große Verlangen, das sie deshalb empfand. Ihre Eltern jedoch waren hierüber anderer Meinung und zwangen sie, ins väterliche Haus zurückzukehren. In ihrer festen Frömmigkeit also sprach sie: "Ich will in der Welt als eine Klosterjungfrau leben, bis die Zeit erscheint, wo ich es im Kloster sein kann." Und ihrem Entschluss zu Folge betrieb sie alle Übungen gottgeweihter Personen; verwendete morgens und abends eine bestimmte Zeit zur Handarbeit; setzte eine andere zur Betrachtung, zum kirchlichen Stundengebet und zum Rosenkranz, eine andere zur geistlichen Lesung und zum Besuch des heiligsten Altarsakramentes fest. Da nun ihre Mutter sah, dass ihr Entschluss immer größere Festigkeit gewann, überlud sie ihre Tochter mit so vielfältigen Arbeiten, dass es ihr unmöglich war, ihre Andachtsübungen fortzusetzen. Die fromme Dienerin Gottes gehorchte ihrer Mutter pünktlich, wie sie Gott selbst gehorcht hätte, im Geist des Glaubens und der Liebe; erweckte zu jeder Stunde fromme Gedanken und Seufzer und errichtete sich in ihrem Innern eine Kapelle, in der sie, selbst mitten in den zerstreuendsten Geschäften, unaufhörlich im Gebet anhielt. Dadurch nahm sie so sehr an allen Tugenden zu, dass sie, als ihr späterhin die Erlaubnis erteilt wurde, in den geistlichen Stand zu treten, Wunder wirkte, und nach ihrem Tod in die Anzahl derjenigen  versetzt wurde, die die Kirche als Heilige verehrt. 

 

Schenke mir, Herr, die Gnade, alle meine Werke im Geist des Glaubens und der Liebe zu wirken, ohne Unterlass Akte heiliger Liebe zu erwecken und mein Herz in eine Stätte des Gebetes umzuwandeln, wo ich in beständiger Anbetung verharre! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 15. August

 

"Die Seele, die sich der vertrauten Freundschaft Gottes erfreuen will,

muss geschmückt sein mit den roten Rosen der Liebe,

mit den wohlriechenden Veilchen einer tiefen Demut

und den blendend weißen Lilien einer unverletzlichen Reinheit."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 15. August - Am Fest Mariä Himmelfahrt

 

Maria schwebt zu Gottes Thron empor,

Die Engel leiten sie auf ihren Wegen;

Und von dem strahlenreichen Himmelstor

Kommt ihr die Schar der Seligen entgegen.

Sie alle jubeln in entzücktem Sinn

Und grüßen sie als ihre Königin.

 

1. Gleichwie der Hirsch nach den lebendigen Quellen, so dürstete Maria nach der Anschauung ihres Gottes. Und das Feuer der lebendigsten Liebe, das in ihrem heiligsten Herzen brannte, löste ihre gebenedeite Seele von ihrem Leib, dem lebendigen Tempel Gottes. Sie starb als ein Brandopfer der Liebe. Sie starb, in allen Dingen vollkommene Gleichförmigkeit mit ihrem göttlichen Sohn zu erlangen, und die Beschützerin ihrer sterbenden Verehrer zu werden, die mit Andacht sie anrufen, für sie zu bitten jetzt und in der Stunde ihres Todes. Rufen wir diese unsere mächtige Fürsprecherin jeden Tag in aller Andacht unserer Herzen an, und wir werden in der Zeit unserer Todesangst ihre Hilfe erfahren.

 

2. Kostete aber Maria den Tod, so schaute sie doch nimmermehr die Verwesung. Wie auch hätte es je der Ehre Gottes geziemt, diese heilige Arche, dies Heiligtum seiner Gnade, diesen unbefleckten Leib, aus dessen reinstem Fleisch sein eingeborener Sohn die Menschheit angenommen hatte, zu einer Speise der Würmer zu erniedrigen! Es bestehen unverwerfliche Zeugnisse, dass sie am dritten Tag erstand. Alle Väter sprechen dies in ihren Lobreden auf sie aus, und die Kirche führt diese Zeugnisse in ihren Tageszeiten an. "Aufgenommen ward Maria in den Himmel," spricht sie, "es erfreuen sich darüber die Engel und lobpreisen den Herrn."

 

3. Wie glorreich aber war die Aufnahme dieser wunderbaren Jungfrau. Alle Chöre der heiligen Engel kamen ihr, der Mutter ihres himmlischen Königs, entgegen, und huldigten ihr als ihrer himmlischen Königin. Alle heiligen Patriarchen und Könige Israels begrüßten sie frohlockend als ihre erlauchteste Tochter. Ja der König der Glorie selbst empfing sie, stellte sie der göttlichen Dreieinigkeit als seine hochgeliebte Mutter vor, und setzte sie auf den Thron der Glorie, wo sie nun als Königin des Himmels alle seligen Geister ewig erfreut und für die Kinder der heiligen Kirche bittet. Verehren wir sie durch Nachahmung ihrer heiligen Tugenden, damit wir einst Anteil an ihrer glorreichen Seligkeit erlangen. "Erhebe dich, Herr, zu deiner Ruhe; du und die Arche deiner Heiligung." (Psalm 132,8)

 

16. August

 

Der heilige Rochus von Montpellier,

+ 16.8.1327 (1379) - Fest: 16. August

 

Das gottselige Leben ist vielfältig und wird unterschiedlich bekannt. Aber am liebsten kleidet es sich in das Gewand der Demut und der Selbstverleugnung und der Liebe. Davon erzählt auch das Leben des heiligen Rochus, der im 14. Jahrhundert lebte und starb. Er stammte aus vornehmer Familie aus Montpellier in Frankreich. Für seine Mutter Liberia war er die Frucht ihrer Gebete. So erzog sie ihn in aller Furcht und Zucht des Herrn, in der freudigen Hoffnung, Rochus werde ein Heiliger werden, weil er, mit einem roten Kreuz auf dem Bauch bezeichnet, zur Welt kam. Von seiner Jugend ist nur wenig bekannt, aber aus dem folgenden Leben zu ersehen, muss es mit außerordentlicher Gottesfurcht abgelaufen sein. Im 20. Lebensjahr verlor er seine Eltern und kam so in den Besitz reichlicher Güter. Die Verwaltung seiner Besitztümer übertrug er dem Bruder seines Vaters, verkaufte von ihnen, was er nur konnte oder durfte, gab den Erlös heimlich an die Armen weiter, zog ein armes Pilgerkleid an und reiste nach Italien, um die Gräber der heiligen Apostelfürsten zu besuchen, wozu ihn sein Andachtseifer antrieb. Als er nach Aquapendente in der Toskana kam, wütete dort heftig die Pest und raffte viele Menschen hinweg. Dies gab ihm Anlass, seinen heiligen Eifer zum Dienst der Liebe auf die Probe zu stellen und anzuwenden. Der Fürstensohn ging ins Spital, bediente die Pestkranken, schaffte das Nötige für sie an, betete mit den Kranken in aller Liebe, Demut und Geduld. Das gleiche tat er später in Rom und Piazenza, so dass er einige Jahre in solchem Dienst der Liebe zubrachte. Am letzten Ort ließ Gott eine schwere Prüfung über seinen treuen Knecht kommen, um die Lauterkeit seiner Gesinnung zu bewähren und die Größe und Macht heiliger Liebe zu zeigen, die in dieser Welt auf keine Belohnung hoffen kann, sondern sogar im Undank und Misshandlung dieselbe bleibt. Der freiwillige und uneigennützige Krankenpfleger wurde hier selbst krank und fand für sich nicht nur keine helfende Hand, sondern konnte nicht einmal unter dem Dach des Hauses bleiben. Mühsam und schmerzlich schleppte er, von aller Menschheit verlassen, seinen kranken Leib in einen Wald, weg von den Menschen, hin zu den Tieren, die zum Beweis der unendlichen Vatergüte ihm dienten. Der liebe Gott hatte aber weder seinen Diener noch die Sorge für ihn vergessen. Er bediente sich, zur Beschämung der hartherzigen Menschen, eines Hundes, wie die alten Gemälde des Heiligen zeigen, durch den er dem kranken verlassenen Rochus täglich ein Stücklein Brot zukommen ließ. So wurde der Heilige ohne Zutun der Menschen von Gott erhalten, bis der Eigentümer auf sein Tier aufmerksam wurde und den armen Kranken entdeckte, was auch dem Edelmann zu seiner Bekehrung diente. Später verließ der Heilige nach wieder erlangter Gesundheit Italien und kehrte im ärmlichen Pilgerrock in seine Heimat zurück. Aber auch da trafen den Heiligen neue Leiden. Seine Demut und großmütige Liebe, deren Anfang und Ende dem Himmel gehört, sollten im Leben hier und bei seinen Lebzeiten weder Ruhe noch Trost in und von der Welt genießen, denn die wahre Gottseligkeit errötet vor allem Beifall der Welt und vollendet sich im verborgenen Leben. Bei der Rückkehr des Heiligen in seine Heimat war Krieg im Land. Er wurde als Spion betrachtet, verhaftet, vor den Stadtrichter (seinen Onkel) geführt, in den Kerker gesperrt und dort vergessen bis zu seinem Tod. Der Heilige hatte weder auf seiner Pilgerreise, noch bei den Kranken, und auch jetzt zu Hause nicht seinen Namen und seine hohe Herkunft zu erkennen gegeben. Unerkannt von Menschen wollte er nur in Gott leben. Hier im Kerker war es ihm Seelentrost, von Menschen, ja von seiner Familie vergessen und verborgen zu sein, das arme Leben Jesu, des Sohnes Gottes, in Armut, in Selbstverleugnung und in Schmach zu teilen, und unterdessen in Gebet und Betrachtung sich den Chören des Himmels anzuschließen und einen Vorgeschmack des Himmels zu erfahren. Nach fünfjähriger Gefangenschaft nahm ihn Gott nach Empfang der heiligen Sakramente zu sich und krönte den Demütigen. Bei seinem Tod soll heller Glanz im Kerker und eine Tafel mit der Inschrift „Rochus, ein Fürbitter gegen die Pest“ gesehen worden sein. Sein Leichenbegängnis war herrlich, die ganze Stadt nahm Anteil. Seine Verwandtschaft, die den Irrtum gegen ihn erkannt hatte, verherrlichte sein Andenken mit einem schönen Grabmal und Kirche, und noch während seinen Lebzeiten verdankte dem Heiligen Italien die Rettung von der Pest, so auch nach seinem Tod seine Vaterstadt. Ebenso wurde auch Konstanz im Jahr 1414 zur Zeit des Konzils von der Pest heimgesucht und davon befreit, als auf Anordnung der versammelten Bischöfe eine Prozession gehalten, sein Bild umhergetragen und das Land in seiner traurigen Lage der Fürbitte des Heiligen empfohlen wurde. Seine heiligen Überreste werden, wie einige sagen, in Venedig und nach Aussage anderer in Arles und von da aus an mehreren Orten aufbewahrt.

 

Der heilige Arnulf, Bischof und Bekenner von Metz,

+ 16.8.641 (18. Juli: Übertragung seiner Reliquien),

Fest: 16. August oder 18. Juli

 

Der heilige Arnulf hat sich einen ausgezeichneten Ruf erworben als tüchtiger Staatsmann, als heiliger Bischof und als demütiger Einsiedler. Als junger Mann wurde er in dem fränkischen Reich Austrasien (östlicher Teil des Frankenreiches) für den Hofdienst erzogen und zeichnete sich durch wissenschaftliche Bildung, Geschäftsgewandtheit und Zuverlässigkeit vorteilhaft aus, dass er, kaum zum Mannesalter herangereift, im Anfang des 7. Jahrhunderts unter dem merowingischen König Theodebert II. die Würde eines Hausmeiers (Major domus) in Austrasien erhielt und in dieser Eigenschaft nebst Pipin von Landen an der Spitze der Staats- und Militärgewalt stand. Sein Sohn Ansegisel vermählte sich mit Pipins Tochter, der heiligen Begga. Aus dieser Ehe stammte Pipin von Heristal, der Urgroßvater Karls des Großen. Als durch den neustrischen König Chlotar die hochbejahrte Brunhilde, die für ihre Enkel und Urenkel die Regierung in Austrasien geführt hatte, gestürzt war, wurde Arnulf nebst Pipin Hauptratgeber des neuen Königs.

 

Mitten in seiner umsichtigen Wirksamkeit als erster Beamter des Reiches wurde er im Jahr 614 von der Geistlichkeit und dem Volk zum Bischof von Metz erwählt, und konnte den dringenden Bitten, die Wahl anzunehmen, nicht widerstehen. Damit er in den geistlichen Stand treten konnte, ging seine Gemahlin Doda in ein Kloster zu Trier. Aber auch als Bischof blieb Arnulf unter Chlotar II. und Dagobert dem Großen, dessen Erzieher er war, fortwährend neben Pipin von Landen und dem heiligen Bischof Cunibert von Köln Ratgeber und Minister am königlichen Hof. Arnulf verstand es besonders, durch sein Ansehen jede Friedensstörung zwischen Vater und Sohn zu beseitigen.

 

In seiner hohen Stellung als Staatslenker und Bischof fand sich Arnulf nicht glücklich, er sehnte sich nach dem klösterlichen und beschaulichen Leben, und bat den König dringend, ihn seiner Ämter und Würden zu entheben. Aber weder Chlotar noch Dagobert wollten den weisen Ratgeber entbehren und hielten ihn mit Gewalt am Hof zurück. Nach Chlotars Tod gelang es endlich durch die Vermittlung der Königin, die Zustimmung Dagoberts zum Rücktritt des Bischofs zu erlangen. Arnulf begab sich in ein einsames Tal in der Nähe des Klosters Remiremont in den Vogesen, wo sich sein Freund Romarich schon lange dem beschaulichen Leben gewidmet hatte, und starb hier selig im Herrn am 16. August 641.

 

Carmen de Sojo

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der gottseligen Carmen de Sojo. Am 15. Oktober 1856 erblickte zu Reus, einem Städtchen Kataloniens (in Spanien), ein Mädchen das Licht der Welt, das von Gott bestimmt war, ein herrliches Muster für alle Gattinnen und Mütter zu werden. Carmen de Sojo, dies ist der Name des Mädchens, hatte eine überaus strenge Mutter, die sie für alle Fehler, auch die geringsten Versehen, sehr züchtigte. Carmen ertrug es mit aller Geduld aus Liebe zu Gott, dem sie die Opfer für die Sünder anbot. Sie war mit ihrem Los ganz zufrieden, obwohl ihr außer dem Gang zu den "kleinen Armenschwestern", bei denen sie den dort untergebrachten alten Leuten Dienste leistete, keine Erholung erlaubt wurde. Carmen lebte so rein, dass man allgemein darüber staunte und sie für einen Engel im Fleisch hielt. Der Pfarrer von Reus war der Ansicht, Carmen sei zum Ehestand berufen und empfahl sie einem Arzt von Barcelona als Braut. Da auch die Mutter die Verheiratung wünschte, ließ sich Carmen herbei und wurde dessen Gattin, obgleich sie erst sechzehn Jahre zählte. Dr. Anguera, ihr Gemahl, ließ ihr zur Vornahme ihrer Andachts- und Bußübungen volle Freiheit, Carmen hinwieder erfüllte alle Pflichten als Gattin und Hausfrau mit vorbildlicher Treue. Sie wurde Mutter von fünf Kindern, einem Mädchen und vier Knaben, deren letzter jedoch schon sechs Monate nach der Geburt starb. Was Carmen tat und ertrug, tat und ertrug sie für Gott und die Sünder. "Lieben und leiden, ohne je zu sagen: es ist genug", war ihr Grundsatz. "Jesus, der Bräutigam meiner Seele, verlangt Opfer", sprach sie zu ihrem Seelenführer, um von ihm die Erlaubnis zu Bußwerken zu erlangen. Als der Herr dem bösen Feind Gewalt gab, ihre Seele zu peinigen, sprach sie: "Herr, nimm mir alle Freude und allen Trost. . . . Ich will leiden für die Sünder, ich will ein beständiges Sühneopfer für Jesus, meinen Innigstgeliebten, sein. . . . Ich will nur leiden und immer mehr leiden." Am 24. November 1879 wurde sie Tertiarin des Karmelitenordens. Bereits ein Jahr vorher aber hatte sie sich durch ein Gelübde verpflichtet, sich nicht nur kein Vergnügen zu gestatten, sondern überdies immer das vorzuziehen, was unansehnlicher schien und Verdemütigungen eintrug. Einst quälte sie der böse Feind, indem er sie während der Nacht auf den Boden zerrte und ihren Kopf heftig auf die Dielen stieß. Das war für Carmen der Beginn vieler Entsagungen, weil dadurch der Sehnerv derart erschüttert und verletzt wurde, dass sie fast blind und monatelang ganz blind wurde. Indes Carmen ergab sich ohne Murren darein und sprach: "Ich habe Hunger und Durst nach Leiden. Ich kann nicht, ich kann nicht leben ohne Leiden. Mein glühendes Verlangen, mein einziger Ehrgeiz ist, zu leben, um für meinen Heiland zu leiden. Ich kann die Vergehen, die die Sünder sich zuschulden kommen lassen, nicht ertragen. Sie anzusehen, tötet mich, bricht mir das Herz." So lebte und litt und sühnte Carmen bis zum 16. August 1890, ihrem Todestag. Ihre Auflösung erfolgte überraschend schnell. Während ihr Gemahl sich über sie beugend fragte: "Carmen, hast du dein Skapulier an?" und sie antwortete: "Ja", trennte sich ihre Seele von ihrem Leib, um zu Gott zu eilen. Gleich nach ihrem Tod begann Kardinal Casanas, ihr Seelenführer, die vorbereitenden Schritte zur Seligsprechung Carmens. Die Gläubigen nehmen vertrauensvoll ihre Zuflucht zu ihr, besonders um Hilfe gegen Nachstellungen des bösen Feindes und um die Geduld in schweren Prüfungen und besonders bei inneren Leiden zu erlangen.

 

Bischof Ignatius von Senestréy

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des Hochw. H. Bischofs Ignatius von Senestréy. Er war der Sohn eines Kgl. Landgerichtsassessors und wurde am 13. Juli 1818 zu Bärnau, einem Grenzstädtchen der bayrischen Oberpfalz, geboren. Nachdem er sich an der gregorianischen Universität in Rom die philosophische Doktorwürde erworben hatte, nötigte ihn Krankheit, seine theologischen Studien in der Heimat zu vollenden. In verschiedenen Stellungen, auch als Professor der Philosophie in Eichstätt und als Kustos und Zeremoniar an der Liebfrauenkirche in München tätig, gewann er die Geneigtheit König Max II. in so hohem Grad, dass er von ihm zum Bischof von Regensburg ernannt wurde. Und er wurde ein vorbildlicher Bischof. Fest und treu im Glauben, ohne Furcht und Bangen mitten in den heftigsten Verfolgungen, voll Eifer für die Ehre des Herrn, die er durch Hebung des kirchlichen Lebens überhaupt, besonders durch Verschönerung des Gottesdienstes zu fördern suchte und mit Beharrlichkeit und Erfolg auch kräftigst gefördert hat. So stark und kraftvoll er nach außen auftrat, so innig fromm war er für seine Person. Zwei Züge sind besonders hervorstechend, sein Eifer für den eucharistischen Heiland, den er auch durch die Einführung der ewigen Anbetung in der ganzen Diözese betätigte, und seine Liebe zur heiligen Theresia. Um ihrer willen war er den Karmeliten von Herzen zugetan und trat selbst im Jahr 1892 unter dem Namen Hieronymus von der Unbefleckten Empfängnis als Tertiar in deren Orden. Um der heiligen Ordensmutter seine Verehrung zu bekunden, ließ er in seiner Hauskapelle ein Theresienbild als Glasgemälde einsetzen und las er alljährlich am Tag ihres Festes in der Karmelitenkirche die Pontifikalmesse. Noch nach seinem Tod, der am 16. August 1906 eintrat, erbauten sich alle, die bei der Bekleidung seines Leichnams zugegen waren, als sie das große Drittordensskapulier erblickten, das er unter seinen bischöflichen Gewändern trug.

 

Angelus Augustinus Mazzinghi

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Fest des seligen Angelus Augustinus Mazzinghi. Der selige Angelus Augustinus stammt aus einer Familie, die durch Adel und Frömmigkeit mit den Familien der Corsini und der Pazzis wetteiferte. Geboren zu Florenz im Jahr 1373, verlebte er dort seine Jugend unschuldig und fromm zum Trost und zur Freude seiner Eltern. Vor die Berufswahl gestellt, entschloss er sich, im Karmelitenorden Gott zu dienen. Seine Eltern zögerten für den ersten Augenblick, ihm die Einwilligung zu geben, weil Angelus Augustinus ihr einziger Sohn war. Da sie jedoch in seinem Entschluss den Willen Gottes erkannten, stimmten sie schließlich zu und gaben ihm ihren elterlichen Segen. Im Kloster machte Angelus Augustinus den besten Gebrauch von seinen herrlichen Anlagen. Unermüdlich war er als junger Ordensmann bestrebt, in der Übung der Tugend und im Studium der Wissenschaften voranzuschreiten. Nach Vollendung seiner Studien wurde er Lektor der Theologie, dann im Jahr 1419 Prior im Konvent zu Frascati, in dem die sogenannte Kongregation von Mantua ihren Anfang nahm. Elf Jahre später wurde er Prior zu Florenz, hierauf Provinzial. In dieser Stellung wirkte er noch viel mehr durch sein vortreffliches Beispiel als durch seine Worte. Da er sich selbst in allen Stücken als Muster und Vorbild erwies, waren alle bereit, sich seinen Anordnungen willig zu fügen. Groß waren seine Erfolge bei der Verkündigung des Wortes Gottes. Angelus bereitete sich aber auch nicht bloß durch eifriges Studium, sondern mehr noch durch inständiges Gebet und viele Bußübungen auf seine Predigten vor. Alte Gemälde stellen ihn dar, wie seinem Mund Rosen und Lilien entfallen. Damit soll die Kraft angedeutet sein, mit der Angelus Augustinus in seinen Predigten zur Bewahrung der Reinheit und zur Übung der Liebe Gottes anzuregen wusste. Überaus zart war seine Andacht zu Jesus im heiligsten Sakrament und zur seligsten Jungfrau. Mehrere Konvente verdanken ihre strenge Ordenszucht einzig dem Seligen. Er erreichte ein Alter von fast 70 Jahren. Allmählich erschöpfte sich seine Kraft. Doch verminderte sich nicht sein Eifer im Gebet, im Fasten und in der Übung anderer Bußübungen, gleich als wäre er noch in den besten Jahren, in der Vollkraft seines Lebens. Bei seinem Tod, am 16. August 1438, sah man, wie Engel herniederschwebten und seine Seele zum Himmel führten. Man erwies ihm deshalb alsbald öffentliche Verehrung, zumal da auf seine Anrufung zahlreiche und auffällige Wunder geschahen.

 

Gebet am 16. August

 

Sei gegrüßt, die auserkoren

Unter allen Frauen war,

Die den Heiland uns geboren,

Ihn, der sein wird, ist und war.

Jungfrau, deren Schoß die Sonne

Der Gerechtigkeit empfing,

Mutter, deren Blick mit Wonne

An dem ew`gen Sohne hing.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Antwerpen wurde an diesem Tag eine große feierliche Prozession gehalten, wobei man das Bildnis der seligsten Jungfrau im herrlichen Schmuck und Pracht, in Begleitung der Vornehmsten der Stadt herumgetragen hat. Die Stadt selbst hat sich unter den Schutz der heiligsten Mutter Gottes begeben, und hat auch ihr ihren Ursprung und Zuwachs zu verdanken. 

 

Andacht am 16. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Fürchte nicht, dass Beschäftigungen, die der Gehorsam dir auferlegt, wären sie auch noch so vielfältig und noch so groß, dich an der Vereinigung mit Gott stören, wenn anders du sie in seiner Gegenwart und zu seiner Ehre verrichtest. Sehr geeignet sind sie vielmehr, dich innig mit Gott zu vereinigen. Und wie könnte auch etwas uns von Gott entfernen, das unseren Willen mit Ihm vereinigt." (Der heilige Franz von Sales)

Äußerliche Beschäftigungen waren der heiligen Magdalena von Pazzi kein Hindernis an der innerlichen Sammlung des Gemüts, und konnten sie auch nie zerstreuen. "Es ist mir ganz gleichgültig," sprach sie einst, "ob mir befohlen wird, mit den Schwestern in den Chor zu gehen, oder irgendeine Handarbeit zu betreiben; oft sogar finde ich meinen Gott mehr, wenn ich arbeite als wenn ich bete."

Ein Laienbruder, der Koch in einem Franziskaner-Kloster war, pflegte, wenn er seine Küche bestellt hatte, sich in seine Zelle zu begeben, daselbst zu beten, und der Herr überströmte dann seine Seele mit den wonnigsten Tröstungen. Da er nun dieses süßen Trostes gern immer genossen hätte, bat er seinen Vorgesetzten, dass er seines zerstreuenden Amtes ihn entheben möchte; und es wurde seine Bitte bewilligt. Und somit wollte er sich denn der Übung des innerlichen Gebetes gänzlich hingeben, darin er so große Erfüllung gekostet hatte; doch fand er nun nichts als Trockenheiten und Zerstreuung darin. Durch diese Erfahrung belehrt, kehrte er in Einfalt zu seinem Obern zurück, entfaltete ihm den Stand seiner Seele, übernahm wieder sein voriges Amt, und kostete nun wie zuvor, wie lieblich der Herr zu denjenigen ist, die in der Erfüllung seines Willens ihre Speise finden.

 

Verleihe mir, Herr, dass alle meine Werke mir dienen, mich inniger mit Dir zu vereinigen. Was immer ich tue, will ich in Deiner Gegenwart, zu Deiner Ehre und aus Liebe tun. Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 16. August

 

"Wer anderen nützen und sie durch seine Worte erbauen will,

habe Sorge zuerst selbst zu sein und zu tun,

was er lehren will; ohne dies wird er wenig Nutzen stiften."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 16. August - Von der Feindesliebe

 

Sieh, Jesus weint in süßem Herzensdrang

Selbst über seiner Feinde Untergang.

Wer ist`s, der bei dem Anblick solcher Liebe

Noch lieblos gegen arge Feinde bliebe.

 

1. Betrachte die tiefe Rührung des heiligsten Herzens Jesu beim Anblick der Stadt Jerusalem, deren künftige blutige Zerstörung seinen Augen Tränen erpresst. O wie schmerzlich fällt ihm der Untergang sogar seiner Mörder. Wie barmherzig, wie liebevoll ist dies göttliche Herz. Wie anschaulich auch besiegelt Jesus hier seine Lehre von der Feindesliebe durch sein Beispiel. Soll aber dies göttliche Beispiel nicht auch auf uns einwirken? Können wir uns je Jünger Jesu nennen, wenn wir durch unseren Hass, durch unsere Unversöhnlichkeit gegen unsere Feinde dem bösen Geist nachfolgen?

 

2. Erfreue dich niemals über das Böse, das deinen Feinden widerfährt, und hüte dich, ihnen je Böses zu wünschen. Sie sind vielmehr deines ganzen Mitleids wert, denn mehr Böses tun sie sich selbst, als du ihnen tun könntest. Die Biene, die den Menschen sticht, peinigt ihn zwar für den Augenblick, doch sie selbst büßt diese Pein mit ihrem Leben. Also schadet ein Feind dir an deinem guten Ruf, an deinem Körper oder an vergänglichen Dingen. Sich selbst aber tötet er der Seele nach, und zieht sich den Fluch Gottes zu. Darum hasse du ihn nicht, und räche dich auch nicht, sondern bitte vielmehr für ihn, dass Gott ihm verzeihe, und erzeige dich als einen wahren Jünger deines Herrn.

 

3. Wenn böse Menschen dir Böses tun, so handeln sie wie sie selbst sind. Bist du aber ein wahrer Diener Gottes, so handle auch als einer, und sieh, wie du sie aus Bösen in Gute umwandelst. Dies aber wirst du nimmermehr durch Rache und gegenseitige Beleidigungen, wohl aber durch Langmut und Geduld bewirken. Und gelingt es dir auch dadurch nicht, so wirst wenigstens du selbst dadurch besser und einer höheren Seligkeit würdig werden. Sehr schwer ist es allerdings, dies feindliche Gefühl durch Liebe zu überwinden. Eben darum aber ist dies ein offenbares Zeichen der Auserwählung, weil es uns selbst die vollkommene Verzeihung unserer Sünden erwirbt. "Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben." (Matthäus 6,14)

 

17. August

 

Die heiligen Liberatus (Abt),

Bonifacius (Diakon),

Servus und Rusticus (Subdiakone),

Rogatus und Septimus (Mönche) und Maximus (ein Junge),

Martyrer zu Karthago, „die heiligen Sieben“,

+ 483 - Fest: 17. August

 

Hunerich, der König der Vandalen in Afrika, ein grimmiger Schildhalter der arianischen Ketzerei, bedrückte, aufgehetzt von Cyrilla und anderen irrgläubigen Bischöfen, die Katholiken auf alle mögliche Weise und erließ im 7. Jahr seiner Regierung neun Mandate gegen sie, durch die er seine Gewalttätigkeiten verdoppelte. Die glaubenstreuen Oberhirten wurden in die Wüsten Afrikas verbannt, wo man ihnen zur Nahrung faules Korn, und bald auch dieses nicht einmal mehr, reichte. Weiter gebot er, dass alle Klöster der Katholiken zerstört werden sollten. Eines dieser heiligen Häuser stand bei Capse in Byzacene, vor allen anderen bekannt wegen des glühenden Eifers seiner Bewohner. Sie waren sieben an der Zahl, und Liberatus stand der kleinen Gemeinde als Abt vor. Man führte diese Schlachtopfer des Religionshasses nach Karthago und suchte sie daselbst teils durch Versprechungen, teils durch Drohungen zum Abfall zu bringen. Sie aber blieben unerschütterlich im Bekenntnis der allerheiligsten Dreieinigkeit, worauf man sie ankettete und in einen finsteren Kerker warf. Nach einiger Zeit fasste der König, um den Katholiken in der Stadt noch größeren Schrecken einzuflößen, den Entschluss, die Diener Gottes hinrichten zu lassen, und befahl, ein altes Schiff, das seit Jahren dienstuntauglich im Hafen lag, mit dürrem Reisig zu füllen und dann die sieben Ordensmänner an Bord desselben zu verbrennen. Noch im letzten Augenblick machten die Arianer den Versuch, Maximus, den Jüngsten der Schar, der noch im jugendlichen Alter stand, abwendig zu machen. Er antwortete mit dem Mut eines Mannes: „Nichts soll mich von meinem Abt und meinen Brüdern trennen! Ich wurde in ihrem Kloster erzogen und habe mit ihnen gelebt und gebüßt. Jetzt will ich auch mit ihnen sterben.“ Als die Martyrer das Schiff bestiegen hatten, band man sie auf das Holz und wollte es in Flammen setzen. Aber sooft man Feuer anlegte, erlosch es wieder. Da fing das am Ufer stehende Volk an, die Ohnmacht der Henker zu verhöhnen, und der König, wütend über diese Schmach, ließ nun die Bekenner mit Ruderbäumen erschlagen. Man setzt den Martertod der heiligen Sieben in das Jahr 483.

 

Der heilige Amor von Amorbach,

Missionar im Odenwald, Klostergründer und Abt,

+ 17.8.777 – Fest: 17. August

 

Das Geburtsland des heiligen Amor ist unbekannt. Er war ein Gefährte des heiligen Pirmin und verbreitete den christlichen Glauben im Odenwald. Damals hatte sich Graf Ruthard entschlossen, auf dem später vom heiligen Gotthard sogenannten Gotthardsberg in heiliger Einsamkeit zu leben. Unten am Berg hatte er eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes erbaut, und nun wünschte er, dass daselbst ein Kloster gegründet werde. Auf den Rat des heiligen Pirmin zog Amor mit mehreren Brüdern in diese Gegend und gründete das später berühmte Kloster Amorbach. Dadurch wurde die Ausbreitung des Christentums in diesen Waldgegenden außerordentlich erleichtert.

 

Dieses Amorbach liegt in einem freundlichen Tal an dem Fluss Mudau, in der Diözese des heiligen Burkhard. Dieser Apostel des Frankenlandes unterstützte das Unternehmen Amors aus allen Kräften und arbeitete selbst unermüdlich an der Bekehrung der heidnischen Waldbewohner.

 

Der Abt Amor errichtete, wie es in allen damals gestifteten Klöstern üblich war, eine Klosterschule und betrieb den Unterricht der Jugend selbst mit ausgezeichneter Liebe und Geschicklichkeit. Auch war er voll Mitleiden gegenüber den Armen und Kranken. Gott hatte ihn mit der Wundergabe begnadet. Mit dieser Wundergabe wirkte er ausgezeichnete Heilungen und entfernte die Not und das Elend der Armen oft wunderbar. In der Nähe des Klosters war ein Brunnen, der den Mönchen das notwendige Wasser lieferte. Über dieses Wasser sprach der Heilige seinen Segen, und von dieser Zeit an geschahen viele wunderbare Heilungen durch seine Anwendung. Man nennt dieses Wasser noch den Amorbrunnen. Besondere Liebe und Verehrung hegte er zur Mutter Gottes. Täglich besuchte er die von Graf Ruthard zu ihrer Ehre erbaute Kapelle, um ihre Fürbitte zu erbitten.

 

Das Kloster stand schon bei Lebzeiten seines Stifters in großer Blüte. Später gingen mehrere Bischöfe aus ihm hervor. Die ersteren Äbte des Klosters wurden auf den Bischöflichen Stuhl zu Verden erhoben. Der heilige Amor starb im Jahr 777 und wurde in der Marienkapelle neben dem Amorbrunnen begraben. Gott verherrlichte sein Grab durch viele Wunder, die auf die Fürbitte des Heiligen dort gewirkt wurden.

 

Im 9. Jahrhundert wurde das Kloster Amorbach von den Ungarn geplündert und verbrannt. Einige Mönche retteten sich durch die Flucht, die übrigen wurden von den blutgierigen Feinden grausam ermordet. Damals wurden alle Urkunden zerstört, und aus diesem Grund weiß man von der Stiftung des Klosters und vom Leben des Stifters nur wenig. Durch die Säkularisation wurde das Kloster in eine fürstliche Residenz umgestaltet.

 

Der selige Karlmann von Monte Cassino, fränkischer Herzog und Mönch,

+ 17.8.755 – Gedenktag: 17. August

 

Hast du schon einmal einem wilden Bergwasser zugeschaut, das durch Felstrümmer daherschäumt und alles mitfortreißt, was sich ihm in den Weg stellt? Du mochtest glauben, vor lauter Wildheit könne es nicht anders als Schaden stiften. Aber das gleiche Wasser lässt sich auch wieder eindämmen in den Werkkanal und dann liefert es dir Licht und Kraft für deine Maschinen. So ein wild daherströmendes und zerstörendes Bergwasser war gleich anderen germanischen Stämmen in der Völkerwanderung auch das Frankenvolk, so lange seine ungestüme Kraft noch nicht in richtige Bahnen gelenkt war durch den christlichen Glauben. Und jeder einzelne Franke zeigt diese Eigenart seines Volkes etwas in sich ausgeprägt, in jeder großen Persönlichkeit jener Zeit finden wir dieses Ringen zwischen Überschäumender Kraft des Blutes und zwischen der Inbrunst lebendigsten Glaubens. Karl der Große ist hier das Beispiel. Aber die gleiche Erscheinung treffen wir auch bei seinem nicht unberühmten Oheim, dem seligen Karlmann, von dem wir heute hören.

 

Der Vater Karlmanns, Karl Martell, der eigentliche Regent (Maior domus, Hausmeier) des Frankenreiches an Stelle der merowingischen Scheinkönige, war in erster Linie Fürst und Kriegsmann. Die Klöster und Bistümer waren für ihn dazu da, um seine Großen, die sich in der Schlacht ausgezeichnet hatten oder die er für seine Politik notwendig hatte, damit zu beschenken. Wie da mit dem Kirchengut gewirtschaftet wurde, wie sehr die Kirchenzucht unter solchen Bischöfen leiden musste, kann man sich vorstellen. Der heilige Bonifatius führt nach dem Tod Karl Martells (741) gar bewegende Klage über den allgemeinen Verfall der fränkischen Kirche. Er setzte nun alle seine Hoffnung auf beide Söhne und Erben, Karlmann und Pippin, denen er beim Regierungsantritt mit Nachdruck das Wort des Evangeliums zuruft: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet?“ Und die Hoffnung des heiligen Erzbischofs wurde nicht getäuscht. Pippin und Karlmann waren in der Abteischule von St. Denis schon von Jugend auf in einem kirchlichen Geist erzogen worden und nun gingen sie daran, die Verschuldungen ihres Vaters gutzumachen. Für Bonifatius war zunächst Karlmann zuständig, der die Regierung über den östlichen Teil des Frankenreiches, die Länder am Rhein, Alemannien und Thüringen, übernommen hatte. Sofort ließ der Herzog den Bischof zu sich bescheiden und beauftragte ihn mit der Berufung einer Synode, einer Versammlung der Bischöfe und Priester, um die Kirchenreform in seinem Reichsteil einzuleiten, „dass sie mir Rat gebe, wie Gottes Gesetze und die kirchliche Lehre wieder zur Geltung gebracht, die in den Tagen unserer fürstlichen Vorfahren darniederlagen, und wie das christliche Volk zum Heil gelange und nicht durch falsche Priester irregeleitet zugrunde gehe“. Am 21. April 742 fand die Synode statt, der Ort ist unbekannt. Einschneidende Beschlüsse wurden gefasst über die Rückgabe des Kirchengutes, die Wiederbesetzung der Bischofsstühle, die Sittenzucht unter den Geistlichen u.a. und von Karlmann als sein Herrscherwille und gesetzliche Verpflichtungen verkündet. Eine zweite Synode zu Estinnes in Belgien am 1. Mai 743 schärfte die Bestimmungen aufs Neue ein. Im Jahr 745 war dann nochmals eine große Synode, auf der Köln zum Erzbistum erhoben und die Organisation der ostfränkischen Kirche zum Abschluss gebracht werden sollte. Doch kam der Plan nicht zur Ausführung. In seinem Werk der Glaubenspredigt in Deutschland fand der heilige Bonifatius an Karlmann einen tatkräftigen Förderer. Von ihm erhielt er den meisten Grund und Boden zur Gründung des Klosters Fulda, welches Beispiel dann auch andere Adelige zur Nachahmung aneiferte. Überhaupt war der Herzog ein Freund der Klöster und mit der beschlossenen Rückerstattung des veräußerten Kirchengutes war es ihm wirklich ernst. Wenn er sie Verhältnisse halber nicht allweg durchführen konnte, bewies er sich andererseits um so freigebiger in Neuschenkungen an wertvollen Gefäßen, Gütern und Hörigen. „Reicher Lohn harrt ihrer dort im Himmel,“ schreibt 744 im Hinblick auf die beiden Regenten Papst Zacharias an Bonifatius, „denn seliggepriesen ist der Mensch, durch den Gott seliggepriesen wird.“

 

Damit aber nicht einer meine, Karlmann sei zwar ein guter Sohn seiner Kirche, aber sonst ein schwacher Fürst gewesen, so sei hingewiesen auf die glücklichen Kriege, die er geführt hatte. In Gemeinschaft mit seinem Bruder Pippin besiegte er den Herzog Hunold von Aquitanien, mehr als einmal zwang er die alemannischen Rebellen zu Boden, auch die Bayern und Sachsen hatten seine starke Hand zu fühlen. Manchmal brach dabei seine leidenschaftliche, gewalttätige Frankennatur sich Bahn und oft quälte ihn später im Kloster die Erinnerung an das auf seinen Befehl vergossene Blut.

 

Zwei ganz verschiedene Seelen wohnten in der Brust Karlmanns, die eine stritt um den Namen und Ruhm eines großen Herrschers, die andere wollte arm und niedrig sein, wie es der ewige König für uns geworden ist. Und diese zweite Seele trug den Sieg davon. Im Jahr 747 übergab Karlmann die Herrschaft an seinen Bruder Pippin und pilgerte nach Rom, um sich dort vom Papst Zacharias zum Mönch scheren und weihen zu lassen. Seinen Zeitgenossen kam dieser Schritt unerwartet, da Karlmann ja glücklich und siegreich regiert hatte. Sie finden keinen anderen Erklärungsgrund als seine Gottinnigkeit und seine Liebe zum himmlischen Reich. Zunächst nahm Karlmann Aufenthalt auf dem Berg Soratte, wo er zu Ehren des heiligen Silvester ein kleines Kloster baute. Bald aber zog es ihn nach Monte Cassino. Hier hoffte er mehr in Verborgenheit und Gehorsam seine Lebenstage verbringen zu können.

 

Unerkannt kam er mit einem vertrauten Freund, so erzählt eine frühe Legende, im Kloster des heiligen Benedikt an und bat um Aufnahme. Er sei ein Franke und ein großer Verbrecher, der viele Menschen getötet hat, und will jetzt Buße tun für sein früheres Leben. Nach strengster Prüfung ließ ihn Abt Optatus zum Noviziat zu und nach einem Jahr, nachdem er alle Demütigungen standhaft ertragen hatte, zur Profess. Als er nun einmal in der Küche Dienst tat und sich recht ungeschickt anstellte, brauste der Bruder Koch gegen ihn auf und gab ihm eine Ohrfeige. Karlmann blieb ganz ruhig und sagte nur: „Bruder, es verzeihe dir Gott und Karlmann!“ Darüber regte sich der andere noch mehr auf und wiederholte seinen Schlag und erhielt wieder die gleiche Antwort. Und so nochmal. Da konnte sich der alte Freund Karlmanns, der Zeuge war, nicht mehr halten und ging auf den Bruder mit dem Kochlöffel los: „Elender Sklave, dir soll weder Gott noch Karlmann verzeihen!“ Darüber beschwerte der sich beim Abt und der fragte den fränkischen Mönch vor allen Brüdern, warum er seinen Mitbruder geschlagen hat. „Weil ich sehen musste,“ antwortete er, „wie ein nichtswürdiger Sklave den besten und edelsten Mann, den ich auf der Welt kenne, nicht bloß mit Worten beschimpft, sondern sogar mit Schlägen traktiert hat. Denn er ist Karlmann, einst König der Franken, der aus Liebe zu Christus sein Reich und alle Herrlichkeiten der Welt verlassen hat.“ Von da an hielten die Brüder Karlmann in allen Ehren. Aber seine Demut freute sich, als er zum Schafhirten des Klosters bestellt wurde und wenn ihm sein Abt tüchtig die Leviten las. Später wusste man darüber auf Monte Cassino noch manches Geschichtlein.

 

Karlmann durfte nicht beim heiligen Benedikt sterben. Er, der aus der Welt geflohen war, wurde am Schluss seines Lebens nochmals die große Politik hineingezogen. Der Langobardenkönig Aistulf verlangte von Abt Optatus, er solle Karlmann zu seinem Bruder Pippin schicken, damit er dort dem Papst Stephan, der den Frankenkönig zum Schutz gegen ihn angerufen hatte, entgegenwirke. Nur höchst ungern entsprach der Abt der Forderung seines Königs und nur aus Gehorsam reiste Karlmann in das Frankenreich, aber den Auftrag Aistulfs erfüllte er nicht, da er gegen sein Gewissen und seine politische Überzeugung ging. Auf der Rückkehr raffte ihn zu Vienne ein frühzeitiger Tod dahin. Sein Bruder ließ den Leichnam in einem goldenen Sarg nach Monte Cassino bringen, wo sein Andenken allzeit als das eines Heiligen lebendig blieb.

 

So eine leicht entzündbare Frankenseele steckt mehr oder weniger in jedem Menschen, der unter dem Gesetz der Erbsünde seufzt. Der Funke des Zornes oder des Neides, des Stolzes oder der Weltliebe, der Unkeuschheit oder Habsucht glimmt ganz verborgen im Herzen und lodert ganz unversehens zur Flamme auf. Sieh zu, dass du deine Leidenschaft erkennst! Und wenn du dagegen auch nicht die außerordentlichen Mittel der evangelischen Räte anzuwenden berufen bist, auf der Hut zu sein, dich zu überwinden, bist du immer verpflichtet. Die kostbaren Gnadenmittel des Gebetes und der Sakramente musst du gebrauchen, um die Leidenschaften des Herzens nicht groß werden zu lassen, sie zu mindern und auszulöschen. Dann wirst du ein Karlmann, ein starker Mensch, ein Held!

 

Gebet am 17. August

 

O Maria, in deine Hände lege ich mein ewiges Heil, dir übergebe ich meine Seele. Sie ist dem Untergang nahe, du musst sie durch deine Vermittlung retten. Ich will zu deinen besonderen Dienern gezählt werden, stoße mich nicht von dir. Du suchst die Elenden, um ihnen zu helfen. So verlasse denn auch nicht einen Sünder, der zu dir seine Zuflucht nimmt. Lege du für mich ein gutes Wort ein, denn dein Sohn gewährt dir ja alles, um was du ihn bittest. Ich fürchte nur, dass ich durch eigene Nachlässigkeit vergessen werde, mich dir anzuempfehlen, und dass ich dadurch verloren gehen werde. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Rochus

 

O Gott, der Du auf die Fürbitte des heiligen Rochus so vielen von der Pest Angesteckten geholfen hast, wir bitten Dich, befreie uns von allen Übeln der Seele und des Leibes, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Am heutigen Tag wurde im Jahr 1030 durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau der Friede zwischen Kaiser Conrad und dem heiligen ungarischen König Stephan geschlossen, wovon Baronius im Jahr 1030 berichtet hat.

 

Andacht am 17. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Kleine Handlungen werden groß, wenn sie gut getan werden. Ein geringes werk für Gottes Ehre und in der Absicht getan, Ihm wohlzugefallen, ist Ihm angenehmer, als ein großes, das mit weniger Eifer vollbracht wird. So müssen wir uns denn zumal bemühen, geringe Werke gut zu tun, die so leicht sind und sich zu jeder Stunde ergeben; wenn wir in der Freundschaft Gottes zunehmen wollen." (Der heilige Franz von Sales)

Der heilige Ignatius sprach von einem trefflichen Christen, der ein Maurer war, er bereite sich so viele Kronen im Himmel als er Steine lege und Hammerschläge anwende, da alle seine Werke durch die reinste Absicht und die größte Liebe beseelt waren. 

Der heilige Franz Xaver war besonders aufmerksam, geringe Dinge wohl zu vollbringen. Oftmals pflegte er zu sagen: "Wer nicht dahin arbeitet, dass er kleine Dinge vollkommen wohl verrichte, der wird es in großen nicht mehr zur Vollkommenheit bringen."

Einer von den alten Asketen stand, bevor er zur Ausführung eines Werkes schritt, immer einige Augenblicke, als wäre er in tiefem Nachdenken begriffen. Als er aber einmal um die Ursache dessen befragt wurde, sprach er: "Unsere Werke sind aus sich nichts; sie sind gleich einem ungestalteten Balken, wofern sie nicht durch eine gerade Absicht geschmückt werden. Und gleichwie die Bogenschützen den Pfeil nicht eher loslassen, bis sie nicht das Ziel wohl ins Auge gefasst haben, also richte auch ich, was immer ich tun mag, meine Absicht früher auf Gott, unser letztes Ziel; und dies ist der Grund, warum ich früher nachdenke, denn dies fordert Gott von uns."

 

Verleihe mir, Herr, nichts als gering zu betrachten, das zu Deinem heiligen Dienst gehört; und auch die geringsten Dinge mit großer Vollkommenheit zu Deiner Ehre zu verrichten! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 17. August

 

"Die Schlangen sind nicht giftig für sich und ihres Gleichen.

Der Mensch vergiftet seine Seele durch die Sünde

und wird Gift für seinen Mitmenschen durch seinen schlechten Rat

und seine schlechten Beispiele."

 

 ehrw. Antonin vom heiligsten Sakrament OP

 

Betrachtung am 17. August - Nochmals über die Feindesliebe

 

Herr, Liebe hat dich in den Tod getrieben,

Uns, die wir Feinde waren, zu versöhnen.

O gib uns, - dein Erlösungswerk zu krönen, -

Dass wir, wie du befiehlst, die Feinde lieben.

 

1. "Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde!" (Matthäus 5,44a) Ich, euer Schöpfer und allerhöchster Herr, ich, der ich euch Dasein und alle Wohltaten des Lebens verliehen habe, ich, der ich mich herabließ, Mensch zu werden und für euch zu sterben, um von der ewigen Verdammnis euch zu erretten, ich, der ich euch den Himmel verheiße, wenn ihr mir gehorcht. Wunderbar! Gott befiehlt dem Meer: "Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, hier soll der Stolz deiner Wogen sich brechen!" und der vollkommenste Gehorsam erfolgt. Er befiehlt dem Menschen, dem er Verstand und Freiheit verlieh, und seine ganze Allgewalt vermag es nicht, die Wogen seines Zornes und Hasses zu brechen.

 

2. Was aber befiehlt uns Gott, das er nicht selbst täte? Vom Thron seiner Herrlichkeit verzeiht er undankbaren Geschöpfen, die gegen ihn sich empören. Und zwar nicht einmal, sondern zu tausend Malen. Wie oft verzieh er dir selbst deine Frevel, da er doch mit einem Hauch seines Mundes dich vertilgen könnte. Und wie verzeiht er? Von Herzen, ohne Verzug, alles, sogar die schmählichsten Beschimpfungen. Er verzeiht von der Höhe seines Kreuzes seinen Feinden und Mördern. Wer kann solchen Beispielen widerstehen! Schämst du dich, zu tun, was Gott tut? Bist du schwerer beleidigt als er? Sind seine Feinde grausamer als seine Feinde? Ein Ungeheuer ist, wer einen solchen Gott anbetet, und Rache im Herzen nährt!

 

3. Vermögen es aber weder die zahllosen Wohltaten, noch der Befehl deines allerhöchsten Herrn, noch seine unendlichen Belohnungen, dein hartes Herz zu erweichen, so fürchte, dass dir widerfährt, was dem boshaften Knecht widerfahren ist, dem der Herr die große Summe von zehntausend Talenten erlassen hat, und der seinem Mitknecht nicht hundert Pfennige erlassen wollte. Fürchte, dass er den Peinigern, den Schergen seiner Gerechtigkeit, den höllischen Dämonen dich übergibt, und zu den feurigen Kerkern seines Zornes dich verdammt. Dürfen wir uns aber je wundern, dass der Allerhöchste nach so unaussprechlichen Wundern seiner Barmherzigkeit den unversöhnlichen Bruderhass also bestraft. "Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder, und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt." (1. Johannes 3,15)

 

18. August

 

Die heilige Helena, römische Kaiserin, lebte lange in Trier,

+ 18.8.328 - Fest: 18. August

 

Es lebte einmal vor vielen hundert Jahren ein Mädchen, das Helena hieß und so arm war, dass es sich von Wasser und Brot und Hafergrütze ernähren musste. Helena war aber außergewöhnlich schön. Eines Tages kam ein vornehmer Reitersmann, verliebte sich in das Mädchen, heiratete es ziemlich schnell, und die beiden wurden sehr, sehr glücklich.

 

Die Geschichte klingt wie ein Märchen und ist doch kein Märchen, sondern wirklich wahr. Konstantius hieß der Reitersmann, der damals, als er das Dienstmädchen Helena heiratete, ein fähiger und hochangesehener General war. In der folgenden Zeit begleitete die schöne Gattin ihren Gemahl auf allen Kriegszügen und kam weit in der Welt herum. Auch schenkte Helena ihrem Mann einen Sohn, den sie Konstantin nannten. Von dem Tag an war das Glück der beiden vollkommen. Dazu stieg Konstantius auch in der beruflichen Laufbahn immer höher. Er wurde Generalfeldmarschall. Und zuletzt erhob ihn der Kaiser in Rom zu seinem Mitregenten mit dem Sitz in Trier, von wo er den ganzen Westen und Norden des gewaltigen Römerreiches regieren sollte. Da entstand in Trier, nicht weit vom Ufer der schönen Mosel entfernt, ein wirklich prachtvolles Schloss. Und darin lebte als Herrin und Hausfrau die ehemalige Dienstmagd Helena, die sich in der Jugend von Wasser und Brot und Hafergrütze ernähren musste.

 

Nach dem Sprichwort ist indessen kein Glück so groß, dass es nicht trägt ein Unglück im Schoss. Das sollte auch Helena erfahren. Ihr Mann wurde nämlich so machthungrig, dass es ihn nach der Kaiserkrone gelüstete. Da allerdings stand ihm seine nicht standesgemäße Gattin im Weg. Zwar liebte Konstantius Helena von ganzem Herzen, mehr aber noch galten in seinen Augen Kaiserglanz und Kaiserpracht. Und so verstieß er die rechtmäßige Gattin, um die Stieftochter des regierenden Kaisers zu heiraten. Zum Verständnis muss gesagt werden, dass Konstantius kein Christ war, ebenso wie Helena, die erst später Christin wurde.

 

Für Helena war das ganze natürlich ein Sturz aus steiler Höhe. Übergroß war ihr Leid. Konstantius indes wurde wirklich Kaiser, aber fern von ihm träumte und trauerte Helena dem verlorenen Glück nach. Sie war Witwe geworden, ohne Witwe zu sein. Es waren ganz bittere Zeiten für die Arme, der alle Tage, die kamen und gingen, die Tränen flossen, vierzehn Jahre lang. Dann starb Konstantius, und Konstantin wurde Kaiser. Da wendete sich wieder einmal ein Blatt in Helenas Leben. Eine neue Seite wurde aufgeschlagen, auf der mit goldenen Buchstaben geschrieben steht, dass Konstantin ein guter Sohn war, der die Mutter in den Glanz und die Pracht des Hofes zurückrief. Er verlieh ihr den Titel „Kaiserin“, ließ Münzen mit ihrem Bild prägen und umhegte und umsorgte sie, wie immer nur ein gutes Kind seine Mutter ehren kann.

 

Im Jahr 312 wurde schließlich noch einmal eine neue Seite in Helenas Leben aufgeschlagen, die schönste von allen. Kaiser Konstantin bekehrte sich zum Christentum. Seine Mutter empfing die heilige Taufe und entwickelte sich, durch das Leid und die Erfahrung des Lebens, zu einer vorbildlichen Christin. Sie führte ein heiliges Leben und Gott verlängerte ihre Lebenszeit, damit sie, die als erste Kaiserin dem gekreuzigten Jesus Christus die Ehre gab, durch ihren Glauben der Welt ein Beispiel vorlebe. Mit fürstlicher Freigebigkeit gab Helena den Armen mit vollen Händen, um deren Not zu lindern. In dem ehemaligen Schloss in Trier, in dem sie die glücklichste Zeit ihres Lebens verbrachte, ließ sie eine Kirche einrichten, aus der sich später der heutige Dom entwickelte. So ist es zu verstehen, dass man gerade in Trier das Fest der heiligen Helena am 18. August besonders feierlich begeht. In Köln entstand auf Helenas Betreiben und mit ihrer Hilfe die Kirche zum heiligen Gereon, in Bonn die heutige Stiftskirche, in Xanten am Niederrhein der herrliche Dom zum heiligen Viktor und in Rom das Gotteshaus zum Heiligen Kreuz.

 

Doch all das war der eifrigen heiligen Kaiserin noch nicht genug. Mit achtzig Jahren wallfahrtete sie nach Palästina, um dort die Heiligen Stätten zu verehren, wo der Erlöser lebte, litt und starb. Damals entdeckte sie das verlorengegangene Kreuz des Herrn. Auch in Jerusalem, auf dem Ölberg und in Bethlehem ließ die freigebige Kaiserin aus Liebe zu Jesus Christus neue Gotteshäuser erbauen. Dann kehrte die alte Frau heim zu ihrem großen Sohn, dem Kaiser Konstantin, und starb hochbetagt eines seligen Todes, um im Gedächtnis der Christenheit für immer weiterzuleben.

 

Gebet am 18. August

 

O große, o erhabene, o glorwürdige Königin Maria, am Fuß deines Thrones liegend rufen wir von diesem Tränental dir Lob und Preis zu. Wir freuen uns über die unendliche Herrlichkeit, mit der Gott dich ausgeschmückt hat. Vergiss uns, deine elenden Diener, nicht, jetzt, da du zu einer Königin Himmels und der Erde erhoben bist. Verschmähe es nicht, o Maria, mit deinen barmherzigen Augen von dem erhabenen Thron, auf dem du jetzt herrschst, auf uns elende Sünder herabzublicken. Je näher du der Quelle des Heils bist, desto besser kannst du uns Gnaden zukommen lassen. Du kennst jetzt im Himmel weit besser als ehemals unser Elend, und daher musst du uns auch desto mehr Mitleid und Hilfe schenken. Mach, dass wir hier auf Erden deine getreuen Diener werden, um dich im Himmel die ganze Ewigkeit hindurch preisen und loben zu können. Amen. 

 

Zu Gott

 

Verleihe uns, o Gott, dass uns das so früh erkannte Glaubenslicht nicht zu unserer Verwerfung gereiche, das die heilige Helena nach so später Erkenntnis zu so vielen guten Werken angetrieben hat, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

In Frankreich wurde heute zu Paris in der Kirche Unserer Lieben Frau und zu Chartres ein Danksagungsfest gehalten, wegen des Sieges des Königs Philipp über die Flamländer im Jahr 1304, wo der König aus der größten Lebensgefahr durch Anrufung der seligsten Jungfrau ist errettet worden.

 

Andacht am 18. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Weit mehr tut vor Gott, wer eine einzige Bitte des Vaterunsers aus Herzensgrund betet, als wer eine große Anzahl Gebetsformeln eilfertig und ohne Aufmerksamkeit herunterbetet." (Die heilige Theresia von Avila)

Als einst ein großer Sünder seine Vergehen in tiefster Zerknirschung gebeichtet hatte, legte ihm der Beichtvater eine der Größe und Anzahl seiner Sünden angemessene Buße auf. Diese Buße, die einem anderen ungeheuer groß vorgekommen wäre, erschien ihm so gering, dass er ausrief: "Wie, für so abscheuliche Sünden eine so leichte Buße! Euer Ehrwürden bedenken nicht, was Sie tun!" Da verminderte der Beichtvater die Buße beträchtlich und sprach: "Ihr sollt nur die sieben Bußpsalmen in dem reuevollen Sinn des Propheten beten!" Der Beichtende aber sprach: "Ach, ehrwürdiger Herr, ich habe Sie ja nicht gebeten, dass Sie meine Buße vermindern; vielmehr bitte ich, dass Sie sie bedeutend erhöhen; denn lieber will ich in dieser Welt, als in der anderen Buße tun!" Der erleuchtete Priester hörte jedoch diese Vorstellung nicht an, sondern er schloss mit den Worten: "Auch von den Bußpsalmen spreche ich euch frei, und verlange, dass Ihr statt aller Buße nur einen Akt der Zerknirschung und der Liebe Gottes erweckt." Dieser wahrhaft bußfertige Mensch verließ den Beichtstuhl mit dem Ausruf: "So schwere Sünden und einen einzigen Akt der Reue und Liebe!" Er erweckte diesen Akt vor dem Altar und hauchte dabei sein Leben aus. Kann man nicht von diesem reuigen Sünder sagen, dass er vor Zerknirschung und Liebe starb? Was für ein glückseliger Tod!

David sprach: "Ich habe gesündigt!" und er war auf der Stelle gerechtfertigt. Wie oft haben wir dieses Wort im Confiteor gesprochen; hat es je solche Wirkung in uns hervorgebracht?

 

Lehre mich, Herr, aus innigstem Herzen zu Dir beten; flöße mir Liebe zum Gebet ein, und verleihe mir den Geist des Gebetes! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 18. August

 

"Ist es nicht eine Torheit eure Schätze da zu lassen

wohin ihr nie zurückkehrt,

und keinen derselben dort niederzulegen,

wo ihr für immer bleiben müsst?"

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 18. August - Die Feindesliebe:

ein Merkmal der Auserwählung

 

Du kamst, Herr, alle Feindschaft zu vernichten,

Und einen Bund der Liebe zu errichten.

O tilge, Jesus, allen Hass in mir,

Und bilde mich durch Liebe ähnlich dir.

 

1. Der schönste Sieg einer christlichen Seele ist der Sieg über ihre Neigungen und Abneigungen. Es ist dem Menschen angeboren, einen Freund zu lieben, weil ihm dies Vergnügen gewährt. Aber einen Feind lieben: dies ist etwas, wogegen die Natur sich empört. Dies fordert Kämpfe, es ist der Probierstein der christlichen Tugend. Indessen muss diese Abneigung überwunden werden, denn der Hass tötet die Liebe, die Liebe aber ist das Leben aller Tugenden. Darum auch gibt es keine stärkere, keine reinere, keine göttlichere, keine verdienstlichere Liebe, als die Liebe eines Feindes, nämlich eines Menschen, der nichts an sich hat, das wir natürlich lieben können. 

 

2. Sie ist die stärkste Liebe, weil sie über den größten Feind der Natur, über den Hass triumphiert. Sie ist die reinste, weil nur Gott uns dahin bewegt, dass wir lieben, was nichts der Liebe Würdiges an sich hat. Sie ist die göttlichste, weil die Natur es nimmermehr über sich gewinnen kann, zu lieben, was ihr missfällt. Sie ist die verdienstlichste, weil nichts schwerer ist, als gegen sich selbst zu kämpfen, um gegen seine Neigung zu lieben. Wie weit hast du es hierin gebracht? Bedenke wohl, dass wer einen Menschen von seiner Liebe ausschließt, dadurch selbst von Gottes Liebe ausgeschlossen ist, und rufe seinen Beistand beständig an, bis du einen vollkommenen Sieg über dich errungen hast.

 

3. Gott liebt alles, was er erschaffen hat. Er hasst nur die Sünde. Ihm wohnt keine natürliche Abneigung inne, weil seine Liebe ohne Grenzen, oder vielmehr weil er die Liebe selbst ist. Ebenso haben auch großmütige Seelen, die mit seiner Gnade sich selbst besiegten, keine Feindschaften, denn sie beherrschen ihre Neigungen, und sind nicht geteilt wie die, die nur aus Neigung lieben. In ihren Herzen ist wie im Herzen Gottes alles in tiefem Frieden. Nichts kann sie beunruhigen, als die Sünde, weil sie der Liebe entgegen ist. Dies ist das sicherste Merkmal der Gottähnlichkeit und der Auserwählung. "Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?" (Matthäus 5,46)

 

19. August

 

Der heilige Johannes Eudes,

Priester und Ordensstifter in Frankreich,

+ 19.8.1680 - Fest: 19. August

 

Selten kommt ein neuer Heiliger in den Kalender, und wenn es der Fall ist, so handelt es sich um einen Heiligen, der gerade der gegenwärtigen Zeit etwas zu sagen hat. Auch bei dem Tagesheiligen trifft das zu, denn obwohl er bereits im Jahr 1680 starb, wurde er erst 1925 heiliggesprochen und kam bald danach auch in das Messbuch hinein. Was er also den Menschen des 20. Jahrhunderts zu sagen hat, muss in der heutigen Legende dargestellt werden.

 

Weil der Tagesheilige ein Franzose war, wird sein Name anders ausgesprochen, als man ihn schreibt, denn man schreibt Eudes und sagt Öd. Leider weiß man nicht viel aus der Kindheit des heiligen Johannes Eudes. Er taucht in der Geschichte erst auf, als er schon Student war, ein Student allerdings, der es mit dem Lernen ernst nahm.

 

Zwei Jahre lang musste der Student Johannes Eudes wegen Krankheit aussetzen, und in dieser Zeit las er nur ein Buch, las es aber immer wieder von neuem, und so ist es verständlich, dass er sich zum Schluss in dem Buch gut auskannte. Es war die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testamentes, das wertvollste Buch der Welt, das man das Buch der Bücher nennt.

 

Im Jahr 1625 erhielt Johannes Eudes die heilige Priesterweihe. Aus der ersten hochbeschwingten Zeit der erhabenen Würde stammt das bezeichnende Wort des Heiligen: „Drei Ewigkeiten hat der Priester nötig, die erste, um sich vorzubereiten, die zweite, um das heilige Messopfer würdig darzubringen, die dritte, um Gott für seine Gnade zu danken.“ So sagte er, und das Wort legt Zeugnis dafür ab, mit welcher Ehrfurcht er das heilige Amt antrat, und wer so vom Priestertum denkt, der wird ein würdiger Diener des Heiligtums. Daher ist Johannes Eudes auch ein heiliger Priester geworden, dem Gottes Gnade half, ungezählte Sünder zu bekehren. Mit rastlosem Eifer war er aber auch hinter den Seelen her, so dass man ihn den Seelenfischer von ganz Frankreich genannt hat.

 

Wie hat er denn die Seelen gefischt? Durch Volksmissionen hat er sie gefischt, die er in den Städten und Dörfern abhielt. Die Predigten waren die Netze, die er weit ins Meer der Welt hinauswarf und die ihm stets einen großen Fang einbrachten. Von einer solchen Volksmission schrieb der Heilige einmal in einem Brief: „Beichtväter haben wir fünfundzwanzig zur Verfügung, wir brauchen aber fünfzig, denn die Leute müssen tagelang warten, bis die Reihe an ihnen ist, dass sie beichten können.“ So schrieb Johannes Eudes, und nach diesen Worten kann man sich ein Bild machen, wie es da hergegangen ist.

 

Der große Erfolg des seeleneifrigen Volksmissionars rührte nicht zum geringsten Teil daher, dass er als einer der ersten die Andacht zu den heiligsten Herzen Jesu und Mariä verbreitete. Darin dürfte nun auch einer der Gründe zu suchen sein, warum Johannes Eudes kurz nach der Heiligsprechung in das Messbuch kam, denn seine Gestalt soll im Kreislauf des Kirchenjahres auftauchen, um die Gläubigen zu mahnen, dass sie eifrig das Herz des Heilandes und das Herz der lieben Mutter Gottes verehren, und da trifft es sich ausgezeichnet, dass des Heiligen Fest gerade heute begangen wird, denn bekanntlich ist der ganze August der Verehrung des reinsten Herzens Mariä geweiht, und darüber hinaus feiert die Kirche in wenigen Tagen, am 22. August, das Herz-Mariä-Fest.

 

Es liegt aber noch ein zweiter Grund vor, warum Johannes Eudes bald nach der Heiligsprechung in das Messbuch kam. Der Heilige hat nämlich in Frankreich die ersten Priesterseminare gegründet, um durch sie einen guten Nachwuchs an geschulten und eifrigen Seelsorgern heranzubilden, und so ist er auch in dieser Hinsicht für unsere Zeit, die an einem großen Priestermangel leidet, nicht ohne Bedeutung, insofern er nämlich daran erinnert, dass man viel um gute Priester beten soll, besonders am Priestersamstag.

 

Nachdem der heilige Johannes Eudes außerdem zwei neue Ordensgesellschaften gegründet hatte, eine für Männer und die andere für Frauen, die man die Frauen vom Guten Hirten nennt, starb er hochbetagt am 19. August 1680.

 

Der heilige Sebaldus, Einsiedler von Nürnberg,

+ 19.8.750 – Fest: 19. August

 

Inmitten der alten deutschen, ehemals freien Reichsstadt Nürnberg erhebt sich eine prachtvolle gotische Basilika mit zwei Chören, Sebalduskirche genannt, und auf dem östlichen Chor prangt ein Grabdenkmal von Erzguss, das mit vollem Recht „das höchste Heiligtum deutscher Kunst“ genannt wird, das Meisterwerk des berühmten Erzbildners Peter Vischer, der es mit seinen fünf Söhnen nach dreizehnjähriger Arbeit im Jahr 1519 vollendete. Die Prachtgestalten der zwölf Apostel scheinen das Evangelium nach allen Richtungen hin zu verkünden, und den zwölf Propheten und Kirchenvätern schwebt heilige Begeisterung auf Stirn und Lippen. Wem ist dieses königliche Denkmal deutscher Kunst und deutschen Fleißes gewidmet? Wem gilt alle Pracht des herrlichen Gotteshauses? Einem armen Einsiedler, dem heiligen Sebaldus, der vor mehr als zwölfhundert Jahren an dieser Stätte heilig lebte und Wunder wirkte.

 

Der heilige Sebaldus stammte aus königlichem Geschlecht und erhielt eine seinem hohen Rang angemessene Erziehung. Aber die Wissenschaft des Heils erschien ihm doch die wichtigste Kenntnis, und das Streben nach Vollkommenheit wertvoller, als Zepter und Krone. Deshalb verließ er den königlichen Palast, die Ehren und Annehmlichkeiten des Hoflebens, um als Einsiedler ein verborgenes Leben nur im Verkehr mit Gott zu führen. Bereits sechzehn Jahre hatte er, fern von der Welt, in einer Einöde zugebracht, da zog es ihn mächtig zu einer Wallfahrt nach dem heiligen Land. In Italien traf er mit den beiden heiligen Brüdern Willibald und Wunibald nebst ihrem Vater Richard zusammen, als sie gerade die höchste Not litten und dem Verschmachten nahe waren. Auf sein frommes Gebet sandte ihnen Gott wunderbarerweise Wasser und Brot.

 

In einer Unterredung mit Papst Gregor II. ließ Sebaldus so viel Weisheit und glühenden Seeleneifer durchblicken, dass ihn der Papst als geeignetes Werkzeug zur Verbreitung des Glaubens erkannte. Gehorsam nahm der heilige Einsiedler den höheren Auftrag an, überall, besonders in Deutschland das Evangelium Christi zu verkündigen. Er kam nach Bayern und predigte den armen Landleuten an den Ufern der Isar längere Zeit die christliche Lehre. In dankbarer Erinnerung an sein heiliges Wirken baute man zu Egling eine Kirche nach seinem Namen. Einige Zeit hielt er sich in Regensburg auf, aber dem Geräusch und Treiben des Stadtlebens abhold, zog er in die dunklen Wälder von Mittelfranken. Als er an der Donau keinen Fährmann fand, der ihn auf das andere Ufer gebracht hätte, breitete er sein Oberkleid auf dem Wasser aus und ruderte wohlbehalten über den tiefen, reißenden Strom, ohne dass er oder sein Mantel durchnässt worden wäre.

 

In dem großen Wald zwischen der Regnitz und Pegnitz, wo jetzt die Stadt Nürnberg steht, erbaute sich Sebaldus eine kleine Klause und teilte seine Zeit zwischen strengen Bußübungen, frommen Betrachtungen und Belehrung des Volkes. Der Ruf von seiner außerordentlichen Lebensweise und seiner Wundergabe zog die Bewohner des Landes von nah und fern herbei, und niemand ging ohne Belehrung und Hilfe von ihm fort. Wenn es begehrt wurde, verließ er seine Waldeinsamkeit, um Kranken und Schwachen zu helfen, Gottesfurcht und Segen überallhin zu verbreiten.

 

Reich an Verdiensten und Siegen für den Himmel legte der Heilige sein müdes Haupt zum letzten Schlaf nieder. Nur noch einen Wunsch hegte er, nämlich, dass seine Leiche in der Kapelle des heiligen Petrus, die der heilige Bonifatius im Jahr 745 am Fuß des Schlossberges erbaut hatte, begraben werden möchte. Als man aber seinen heiligen Leichnam auf einen mit zwei Rindern bespannten Wagen gelegt hatte, zogen die ihn mitten in die Stadt Nürnberg hinein zur Peterskirche, und sooft man sie anderswohin lenken wollte, kehrten sie immer dahin zurück. Man erkannte hierin einen Fingerzeig Gottes und begrub ihn in der Peterskirche.

 

Am Grab des demütigen Einsiedlers Sebaldus ereigneten sich so viele Wunder, dass ihn Papst Gregor IX. im Jahr 1370 in die Zahl der Heiligen aufnahm. Die Bürger von Nürnberg wählten ihn zu ihrem Stadtpatron und bauten an die Stelle der alten Peterskirche über seinem Grab die berühmte Sebaldikirche. Seine Reliquien wurden in dem prachtvollen Sarkophag beigesetzt, den die Opferwilligkeit der Bürger und die Kunst des berühmtesten Erzgießers hergestellt hatten. Bis zur Einführung der Reformation im Jahr 1523 trugen alljährlich am 19. August, dem Tag seiner Heiligsprechung, die angesehensten Ratsherrn der Stadt in feierlicher Prozession die Reliquien des heiligen Sebaldus und das dankbare Volk erinnerte sich seiner Wohltaten.

 

Heute würde man seitens der Irr- und Ungläubigen kaum mehr nach dem Leben und den edlen Taten des heiligen Sebaldus fragen, wenn nicht das tote Erz an seinem Grabdenkmal mit vernehmlicher Stimme an sein wunderreiches Leben erinnerte. Vier Bilder am Sebaldigrab stellen einige charakteristische Wunder aus dem Leben unseres Heiligen dar. Das erste Bild zeigt den Heiligen im Kreis armer Leute, die sich im harten Winter an brennenden Eiszapfen wärmen, die er hatte ins Feuer werfen lassen, weil man ihm kein Holz gönnte. Auf dem anderen verwandelt er Steine in Brot. Im dritten wird ein Mann von der Erde verschlungen, weil er fälschlich beteuert hatte, die Erde solle ihn verschlingen, wenn er noch etwas zu geben habe, während er heimlich Mundvorräte verborgen hatte. Im vierten Bild heilt er einen Blinden. So erzählt noch das stumme Erz von den Taten des Heiligen, während der Mund der Lebenden verstummt.

 

Der heilige Bartholomäus von Kalabrien (von Simeri, von Trigona),

Einsiedler, Priester, Klostergründer und Abt,

+ 17.4.1130 – Fest: 19. August

 

Für den heutigen Tag erzählt die Legende das Nachfolgende:

 

Bartholomäus von Kalabrien (in der heiligen Taufe hatte er den Namen Basilius erhalten) war schon in früher Jugend von der Wahrheit durchdrungen, dass nur die überirdischen Güter unseres Strebens würdig sind. Er hatte darum in der Stille Eltern, Freunde und Vaterland verlassen, und, nachdem er unter Anleitung heiliger Mönche und Einsiedler in der Schule des geistigen Lebens die besten Fortschritte gemacht hatte, sich auf einen einsamen Berg zurückgezogen, um da als Einsiedler Gott und seinem Seelenheil zu leben. Durch Jäger, die ihn entdeckten, verbreitete sich der Ruf von der Anwesenheit eines heiligen Mannes, und bald kamen viele herbei, um sich seinem Gebet zu empfehlen, und aus seinem Mund Belehrung für das Geschäft ihres Seelenheils zu vernehmen. Einige schlossen sich ihm gänzlich an und blieben bei ihm, um unter seiner Anleitung ein gottseliges Leben zu führen. Er sorgte in Liebe sowohl für ihr geistliches Wohl, als auch für ihre leiblichen Bedürfnisse, und die Gemeinde, die sich gebildet hatte, machte unter einem solchen Lehrmeister, der noch mehr durch seine Beispiele als durch seine Worte unterrichtete, die herrlichsten Fortschritte auf den Wegen echter Gottseligkeit. So sehr sich Bartholomäus hierüber erfreute, so fing er doch an, wegen der vielen Geschäfte, die ihm die Sorge für die Brüder verursachte, und wegen des Besuchs der Fremden, die der Ruf von ihrem heiligen Lebenswandel immer zahlreicher herbeizog, für sein eigenes Heil zu fürchten und sich nach der früheren Abgeschiedenheit zu sehnen. Schon war er entschlossen, seine Brüder zu verlassen und sich in eine unzugängliche Einöde zu verbergen. Es war dies wohl eine Versuchung des Feindes, der durch die Entfernung des Heiligen das Gute allmählich wieder verschwinden zu sehen hoffte, das er zu seinem Ärger sich immer mehr befestigen und auf die ganze Gegend ausbreiten sehen musste. Allein die „Mutter des guten Rates“, Maria, der Bartholomäus mit aller Andacht ergeben war, machte die Anschläge des Feindes zunichte. Als ihr Diener, voll von jenen Gedanken, die Nacht im Gebet durchwachte, erschien sie ihm von himmlischem Licht umflossen, und sprach: „Stehe ab von deinem Vorhaben, diesen Ort zu verlassen. Du musst hier verbleiben und an dieser Stelle eine Lehrschule der Seele errichten, in der viele durch dich das Heil erlangen werden.“

 

Alle Unruhe war nun aus seinem Geist gewichen. Bartholomäus begann im Vertrauen auf den Beistand seiner himmlischen Ratgeberin den Bau eines Klosters, für den ihm Maria auch die freigebigsten Wohltäter erweckte. Bald war es vollendet und nicht bloß ein Sitz der Tugend und Frömmigkeit, sondern auch eine Pflanzschule für viele andere Orte, indem es diejenigen, die Aufnahme suchten, nicht alle fassen konnte, und an vielen anderen Orten neue Niederlassungen gegründet wurden, die nach den Regeln und im Geist des Mutterklosters Unbeschreibliches für die Rettung und Heiligung Unzähliger wirkten.

 

Der heilige Ludwig von Anjou, Erzbischof und Kardinal von Toulouse OFM,

+ 19.8.1297 – Fest: 19. August

 

Das Kleid und die Lebensweise des heiligen Franziskus von Assisi übten von jeher eine wunderbare Anziehungskraft auf alle gottliebenden Herzen aus, und zwar nicht bloß unter Leuten gewöhnlichen Standes, sondern auch in den höchsten Kreisen der menschlichen Gesellschaft, selbst den Stand der Fürsten und Könige nicht ausgenommen. Ein ruhmvoller Zeuge hierfür ist der heilige Ludwig von Toulouse, ein Bischof aus dem ersten Orden des heiligen Franziskus.

 

Ludwig war ein Sohn des Königs Karl II. von Neapel und Sizilien und ein Verwandter sowohl des heiligen Königs Ludwig von Frankreich als auch der heiligen Elisabeth von Thüringen. Er erblickte das Licht der Welt im Jahr 1274 und hatte gleich dem heiligen König Ludwig das Glück, von einer frommen und tugendhaften Mutter erzogen zu werden. So zeigte denn dieser königliche Prinz schon als Kind die Anlagen eines Heiligen, besonders eine engelgleiche Unschuld und vorbildliche Abtötung. Ebenso bewies er schon in diesen Jahren mit Vorliebe den Armen gegenüber Mitleid und Werktätige Barmherzigkeit. Darum vermochte er auch in den Tagen schwerer Trübsal freudige Geduld, Gottergebenheit und Standhaftigkeit zu bekunden. Solch harte Tage waren für ihn gekommen, als zwischen seinem Vater und dem König von Aragonien in Spanien ein Krieg ausbrach, in dem Ludwigs Vater in Gefangenschaft geriet. Nun musste der vierzehnjährige Prinz mit zweien seiner Brüder sich als Geißel nach Spanien begeben, um seinem Vater zur Freiheit zu verhelfen. Als Aufenthaltsort wurde ihm das Franziskanerkloster in Barcelona angewiesen.

 

Kloster statt Königspalast! Ein jäher Wechsel! Aber der Fürstensohn war darob nichts weniger als unglücklich. Unter der Leitung der Franziskanerpatres widmete er sich mit größtem Eifer sowohl den Studien als auch den Übungen der Tugend und Frömmigkeit. Und in beiden machte er bewundernswerte Fortschritte. So wurde denn schließlich dieser unfreiwillige Klosteraufenthalt auch bestimmend für den ganzen Lebenslauf des Prinzen. Denn es erwachte in ihm der Entschluss, nicht die Fürstenlaufbahn zu betreten, sondern sich dem ausschließlichen Dienst Gottes im geistlichen Stand zu weihen. Als Ludwig nun überdies in eine schwere Krankheit fiel, machte er sogar das Gelübde, in den ersten Orden des heiligen Franziskus zu treten, wenn er wieder gesund würde. Es geschah und sofort gedachte er auch sein Vorhaben auszuführen. Aber die Ordensobern wollten ihn ohne die Zustimmung seines Vaters nicht aufnehmen. Und diese erlangte er nicht eher, als bis er nach sieben Jahren in die Heimat entlassen wurde. Erst einundzwanzig Jahre war der königliche Prinz alt, da er die Priesterweihe empfing, nachdem er zugunsten seines Bruders Robert auf die Thronfolge verzichtet hatte. Auf Wunsch des Papstes Bonifatius VIII. musste er – obwohl noch nicht Bischof – die Verwaltung des Bistums Toulouse in Süd-Frankreich übernehmen. Aber zum Bischof selbst ließ er sich nicht eher weihen, als bis er seinem Gelübde gemäß in den Orden der Minderen Brüder des heiligen Franziskus aufgenommen worden war.

 

Erst im franziskanischen Kleid fühlte sich Ludwig ganz glücklich und schämte sich nicht, er, der Königssohn, die niedrigsten Arbeiten zu verrichten und von Tür zu Tür Almosen zu sammeln. Kein Wunder, dass er, als er zum Bischof geweiht war und Besitz von seiner Diözese ergriffen hatte, vom Volk wie ein Heiliger und Gesandter des Himmels betrachtet und empfangen wurde. Die Milde und Reinheit, die aus seinem jugendschönen Antlitz strahlten, entzückten jedermann. Eine Frau, die ihn noch nicht gesehen hatte, bezweifelte die Heiligkeit eines so jungen Mannes. Als sie aber dann am folgenden Tag den Bischof die heilige Messe hatte lesen sehen, rief sie aus: „Ja, ja, unser Bischof ist ein Heiliger!“ In seinem neuen hohen Stand führte Ludwig begeistert und treu die Lebensweise eines armen Franziskussohnes, erfüllte aber im Übrigen seine oberhirtlichen Pflichten aufs gewissenhafteste. Besonders erwies er sich, wie schon einst in der Kindheit, als großer Freund und Helfer der Armen, deren er täglich fünfundzwanzig an seinem Tisch speiste.

 

Nicht lange indes sollte er den geistlichen Hirtenstab führen. Schon nach eineinhalb Jahren bischöflicher Wirksamkeit war der heilige Ludwig reif für den Himmel. Erst vierundzwanzig Jahre alt starb er am 19. August 1297. Gott verherrlichte sein Grab durch so zahlreiche Wunder – selbst Tote wurden auf Anrufung seiner Fürbitte hin dem Leben wieder gegeben –, dass er schon im Jahr 1317 noch zu Lebzeiten seiner Mutter heiliggesprochen wurde. Man könnte ihn den Aloysius des seraphischen Ordens nennen. Die Kirche singt ihm in den Tagzeiten auch ein eigenes Lob mit den Worten: „Du Frühlingsrose der Liebe, du Lilie der Jungfräulichkeit, glänzender Stern, Ludwig, Gefäß der Heiligkeit, bitte für uns den Herrn!“

 

Der heilige Ludwig von Toulouse hatte eine sehr fromme Mutter. Das ist ein großes Glück, ein wahres Himmelsgeschenk. Indes – wer möchte es glauben? – kann die Frömmigkeit einer Mutter doch auch ein großes Unheil verursachen, freilich nicht als Frömmigkeit an und für sich, sondern wenn sie nicht mit Klugheit verbunden ist. Fromme Mütter haben nämlich häufig den unbedingten Wunsch, es möchte ihr Sohn oder einer ihrer Söhne „Geistlicher werden“. Das hat bisweilen zur Folge, dass solch ein Sohn aus Nachgiebigkeit gegen die Mutter, aber ohne wahren Beruf, in den geistlichen Stand tritt und dann unglücklich wird, nicht bloß für die Zeit, sondern vielleicht auch für die Ewigkeit. Daher sollen fromme Mütter sich ja hüten, auf einen Sohn irgendwelchen, wenn auch noch so sanften Druck in der bezeichneten Richtung auszuüben. Wenn es aber doch geschieht, so darf und muss solch ein Sohn einem derartigen Druck aufs Entschiedenste widerstehen. Denn in der Berufswahl sind die Kinder den Eltern nicht zum Gehorsam verpflichtet und besser ist es, ein braves und zufriedenes Weltkind als ein schlechtes und unglückliches Mitglied des geistlichen Standes zu sein. Gleiches gilt natürlich auch von einem eventuellen Zwang zum Eintritt in ein Kloster. „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2. Korinther 3,17)

 

Die gottselige Caritas Pirckheimer, Klarissen-Äbtissin,

+ 19.8.1532 – Gedenktag: 19. August

 

Unsere heilige Kirche gibt ihren Kindern, die nicht durch das blutige Martyrium, wohl aber durch einen gottgefälligen, gesetzestreuen Wandel, durch Wort und Tat, Zeugnis für die Wahrheit und Heiligkeit der Kirche abgelegt haben den Ehrentitel „Bekenner“. In der Allerheiligenlitanei ruft sie alle „Bekenner“, deren Namen „im Buch des Lebens“ aufgezeichnet sind, im Verzeichnis der Kirche aber nicht genannt werden können, in mütterlich weiter Liebe um ihre Fürbitte an. Nun will ja die liebe Caritas Pirckheimer durchaus nicht darauf Anspruch erheben, unter die kirchlich anerkannten Heiligen gezählt zu werden. Aber den Titel einer ausgezeichneten, mutigen und beharrlichen Bekennerin und Verteidigerin ihres teuren katholischen Glaubens hat sie sich in wahrhaft heldenmütiger Weise erworben und seit 1962 ist man auch mit ihrer Seligsprechung befasst. In einer der traurigsten Perioden der Kirchengeschichte Deutschlands steht diese edle, hochgebildete und tieffromme Frau als hellleuchtender Stern katholischer Glaubenstreue da, gerühmt durch alle Zeiten ob des unvergleichlichen Starkmutes, der Geduld und der Gelehrsamkeit, womit sie sich und ihr Kloster gegen alle gewaltsamen Versuche, es vom Glauben abspenstig zu machen, wehrte. Die Lebensgeschichte dieser treukatholischen, exemplarischen Ordensfrau, inmitten des traurigsten Abfalles, lehrt auch überzeugend, wie einerseits trotz aller Sittenverderbnis, die damals in die Kirche eingedrungen war, lebendiger Glaube, christlich frommes Leben und echte Ordenszucht auch damals noch in Klöstern ihre Heimstätte hatten, wie andererseits weltliches Machtgebot mit Unduldsamkeit und Gewalt, aus ganz unedlen Beweggründen, das alte Kirchenwesen abgeschafft und das neue Evangelium eingeführt hat. Welch schmählicher Missbrauch mit dem „göttlichen Wort“ und mit der „evangelischen Freiheit“ getrieben wurde, wie alle Gewissensfreiheit zerstört, alle althergebrachten Grundsätze des Rechtes, der Ehre und Scham beiseitegesetzt wurden, das ist aus keiner der Nachwelt erhaltenen Quellenschrift jener Zeit so deutlich zu erkennen, in keiner so ergreifend dargestellt worden, als in den Denkwürdigkeiten, Tagebüchern und Briefen der Caritas Pirckheimer, der Äbtissin von St. Klara in Nürnberg.

 

Die Pirckheimer waren ein altes, angesehenes Patriziergeschlecht der freien Reichsstadt Nürnberg, der Fürstin der oberdeutschen Städte, in der zur katholischen Zeit religiöses Leben, Kunst und Wissenschaft zu hoher Blüte gelangt waren. Johann Pirckheimer, der Vater unserer Caritas, hatte sich auf der Universität zu Padua in Oberitalien den juristischen Doktorhut erworben. Er wirkte als Rat des Bischofs von Eichstätt, dann des Herzogs Albrecht von Bayern und des Erzherzogs Sigmund von Österreich, versah auch Gesandtschaftsposten an verschiedenen Höfen. Später zog er sich in seine Vaterstadt Nürnberg zurück. Hier bildete er und später sein weithin bekannter Sohn Willibald einen Brennpunkt für wissenschaftliches und künstlerisches Streben. Dem neubeginnenden Humanismus, der Vorliebe für griechisch-römische Bildung, lebhaft zugetan, haben die Pirckheimer den alten christlichen Glauben und seine Grundsätze in schönstem Einklang mit dem Neuen zu wahren verstanden. In diesem Kreis wuchs Caritas auf.

 

Gleich Willibald zu Eichstätt 1467 geboren, kam Caritas im Alter von zwölf Jahren zur Ausbildung in das Klarissenkloster zu Nürnberg. Hier nahmen nach einem alten Herkommen nur Nürnberger Bürgerstöchter, zum Teil aus den vornehmsten Familien, den Schleier, um nach der Regel des heiligen Franziskus ein strenges Ordensleben zu führen. Auch Caritas wählte diesen Stand, um sich in Übung seiner Vorschriften und Heilsmittel leichter zu heiligen. Sie hat es ernst genommen mit der Heiligung. Ihre Frömmigkeit war rein und ungeheuchelt. Wie der Nürnberger Rechtsgelehrte Christoph Scheurl bezeugt, bewunderten „alle durch Geist und Macht Hervorragende ihre Geschicklichkeit, Gelehrsamkeit und erhabene Sittenreinheit“. Der bekannte Humanist und Dichter Konrad Celtes, obgleich zügellosen, neuheidnisch-humanistischen Geistes, feiert Caritas als „seltene Zier in deutschen Gauen“, als „Jungfrau, ähnlich den Römertöchtern, wie einstmals auch Spanien sie und Frankreich barg in den Klöstern“. Die freimütige Antwort auf das Lobgedicht des über Deutschland hinaus berühmten Mannes zeigt uns treffend die „demütige“ Ordensfrau, die über alle irdische Weisheit und Ehre die Sorge für das Heil der Seele und eine gläubig-fromme Gesinnung obenan stellt. Sie schrieb ihm: „Als eine Liebhaberin Eures Seelenheils . . . möchte ich Euch von ganzem Herzen gar fleißig bitten, die weltliche Weisheit zwar nicht aufzugeben, wohl aber sie höher auszuprägen, d.h. von den Schriften der Heiden zu den heiligen Büchern, von dem Irdischen zum Himmlischen, von dem Geschöpf zum Schöpfer Euch zu erheben. Wiewohl keine Wissenschaft, noch irgendeine Kenntnis der Erfahrung, die von Gott geordnet, zu verwerfen ist, so ist doch die mystische Theologie (Wissenschaft der Gottgeeintheit) und ein gutes tugendhaftes Leben allzeit höher zu achten. Denn die menschliche Vernunft ist schwach und kann sich täuschen. Der wahre Glaube aber und ein gutes Gewissen kann niemals getäuscht werden.“ Auf die Heilige Schrift übergehend, fährt Caritas fort: „Da finden wir die kostbarsten Perlen, denn auf jenem Acker des Herrn zieht die Gotteswissenschaft aus der Schale den Kern, aus dem Buchstaben den Geist, aus dem Felsen das Öl, aus den Dornen die Blume. Zu dieser ernsten Betrachtung des göttlichen Gesetzes und der Heiligen Schrift lade ich Eure Würdigkeit mit vertrauensvoller Herzlichkeit ein als meinen sonderlich teuren Freund und Meister, den ich gerne groß geachtet wünschte vor den Augen des Herrn und bitte Euch, solches nicht auf den morgigen Tag zu verschieben. Jetzt, o Teuerster, arbeitet, so viel Ihr arbeiten könnt, denn morgen ist ein ungewisser Tag und Ihr wisst nicht, ob Ihr ein Morgen habt . . . In dieser freundschaftlichen Gesinnung möchte ich Euch auch zureden, dass Ihr doch ablassen möchtet von der Verherrlichung der unziemlichen Sagen von Jupiter, Venus, Diana und anderen heidnischen Geschöpfen. O, macht doch die Heiligen Gottes Euch zu Freunden, indem Ihr sie verehrt und ihre Handlungen nachahmt, damit, wenn Ihr das Irdische verlassen müsst, sie Euch in die ewigen Wohnungen nehmen. Möge es geschehen, möge es geschehen!“ . . . Zartfühlig und bescheiden bittet schließlich die Schreiberin um Nachsicht, wenn sie etwa „die Ehrfurcht (gegen den Dichter) einigermaßen verletzt“ hätte. Die Schuld müsste auf den zurückfallen, der (Celtes selbst) ihr, „dem unerfahrenen und unkundigen Mädchen, bei der Strafe des Ungehorsams geboten“ hätte, zu schreiben.

 

Welche Klugheit, welch apostolischer Geist, welch lodernder Eifer und ausbrechende Sorge um das Heil der unsterblichen Seele des ihr befreundeten Mannes haben da die Feder geführt! So kann nur jemand schreiben, der selbst gläubig-fromm, von Gott zutiefst ergriffen ist, dass er auch andere von dem Glück, das Glaube und Unschuld über die Seele gießen, beseligt sehen möchte. Schon dass die Pirckheimerin zumal in jener Zeit rauschvoller Begeisterung für die schönen Künste, nicht der Eitelkeit über die Ehre erlag, von dem ersten „gekrönten Dichter“ Deutschland besungen zu werden, verrät die große Frau, die vollkommene Ordensfrau.

 

Ob ihrer hervorragenden Geistesbildung wurde Caritas frühzeitig zur Lehrerin aufgestellt. Noch mehr mag das vorbildliche Ordens- und Tugendleben die Frauen von St. Klara veranlasst haben, bei der Äbtissinwahl am 20. Dezember 1503 der edlen Caritas einmütig ihr Vertrauen zu bekunden. Mit innigster Liebe hingen ihr die Schwestern an. Schönste Ordenszucht und eifriges Tugendstreben herrschten unter ihrer weisen und gütigen Führung im Kloster. Gebet und Betrachtung, Studium und Jugendunterricht, Teppichwirkerei und andere Arbeiten beschäftigten die Nonnen. In der Geschicklichkeit der Hände, wie des Geistes scheinen die Nürnberger Klarissinnen den besten Ruf besessen zu haben. Als 1520 Kaiser Karl V. gekrönt werden sollte, musste der alte Krönungsornat vorher einer Ausbesserung unterzogen werden. Der ehrenvolle Auftrag hierzu wurde den Nonnen von St. Klara zuteil. Die Heilige Schrift, das Neue wie das Alte Testament, wurde deutsch und lateinisch sowohl von den einzelnen Frauen, als auch gemeinschaftlich von ihnen gelesen. Auch in den sonstigen Schriften, die das frische Geistesleben brachte, sahen sie sich fleißig um. Die weltliche Literatur war der hochstrebenden Äbtissin wohl bekannt. Sie stand mit den hervorragendsten Männern und Frauen ihrer Zeit in lateinischem und deutschem Briefwechsel, war daher mit den religiösen und geistigen Strömungen ihrer Zeit völlig vertraut. Wie sie als Lieblingsschriftsteller den heiligen Hieronymus las, so studierte Caritas im Verein mit ihrer gleichgearteten Schwester Klara Pirckheimer, einer „kindlich heiteren und gemütvollen Klosterfrau“, auch die Schriften der Neuerer, die mit ihren Angriffen auf das Glaubensleben und die sittliche Ordnung in der Kirche das altererbte christliche Heilsgut des Volkes zu zerstören drohten.

 

Die Zeit der religiösen Einheit Deutschlands war vorbei. Ein neues Evangelium riss die eine Hälfte unseres Vaterlandes vom alten katholischen Glauben los. Überall Zank und Streit! Gewaltsame Reformiererei in Kirchensachen! Mit der klösterlichen Ruhe und dem friedlichen Leben in St. Klara zu Nürnberg, wie in anderen Klöstern war es nun auch vorbei! Kampf und Untergang brach herein. Bei Luthers erstem Auftreten war es der Äbtissin Caritas unbegreiflich, dass nicht alle Gelehrten sich einmütig zur Verteidigung der Kirche erhoben. Des Hieronymus Emser Schriften gegen Luther ließ sie im Konvent vorlesen und richtete (1522) hocherfreut ein Dankschreiben an Emser mit der Aufforderung so fortzufahren. Es gebe im geistlichen und weltlichen Stand viele Katholiken, die des Trostes und der Stärkung bedürften. Andererseits fresse das Übel täglich um sich, und es habe auch in Nürnberg „allermeist der Regenten halber“ seine Verheerungen angerichtet. Ja, auch in der alten fränkischen Reichsstadt hatte es der Magistrat rasch erkannt, dass die neue Lehre ihm mit dem geistlichen Regiment auch die Aussicht auf das viele Kirchengut in die Hand gäbe. Im Jahr 1524 begannen die Eingriffe des Stadtrates gegen alle Klöster. Von den Kanzeln wurde der Ordensstand als „verdammlicher Stand“ geschmäht; es hieß, die Nonnen „wären alle des Teufels“. Die erste Maßregel gegen die Klarissen, die der Gegenpartei schon ob ihrer offenen Zustimmungserklärung zu der Emserschen Verteidigung des alten Glaubens verhasst waren, bestand in dem Antrag des Rates, 1524, dass ihnen die geistliche Leitung durch die Franziskaner (Barfüßer), die mit Entschiedenheit für die altkirchliche Lehre eintraten, entzogen würde. In einer herrlichen Bittschrift an den Rat zeigt sich die Äbtissin als geschickten, mutigen Anwalt ihres Konventes und der Rechtgläubigkeit. Eindringlichst stellt sie dem Rat vor, wie sehr sie sich stets gegenüber der Obrigkeit „in allen ziemlichen und leidlichen Dingen“ vorwurfsfrei verhalten und wie man ihrer ganzen Lebensweise keinen Tadel beimessen könne. Man möchte sie darum in der Freiheit ihrer religiösen Überzeugung und in der Freiheit ihrer klösterlichen Ordnung nicht vergewaltigen. Es sei ein eingewurzelter Argwohn, dass ihnen ihre Väter (die Franziskaner) das heilige Evangelium und andere Bücher zu lesen verbieten würden. Die Frauen hätten „das Alte und Neue Testament deutsch und lateinisch in täglichen Gebrauch und Übung“. Nur die neuen „Schmachbüchlein, die ihr Gewissen beschwerten und ihres Erachtens nit allweg der christlichen Einfältigkeit gemäß“ wären, würden sie nicht lesen. „Hoffen ja,“ so schrieb sie bescheiden, „Gott werde uns seinen heiligen und wahren Geist mit unserer herzlichen Bitt nit versagen noch verhalten, damit wir das Werk Gottes recht und nach seinem wahren Verstand mögen vernehmen, nit allein dem Buchstaben nach, sondern dem Geist nach.“

 

Wie schön verteidigt sich Caritas gegen den bekannten Vorwurf der „Werkheiligkeit“. „Wiewohl uns von etlichen will beigelegt werden, als verlassen wir uns auf unsere eigenen Werke, hoffen allein durch sie selig zu werden, so ist uns doch von der Gnade Gottes unverborgen, es sage jedermann was er wolle, dass durch die Werk allein kein Mensch, wie der heilige Paulus sagt, gerechtfertigt werden kann, sondern durch den Glauben unseres Herrn Jesu Christi. Zudem, dass uns der Herr Jesus Christus selbst lehrt: wenn wir die Werk alle getan haben, dass wir uns dennoch unnütze Diener achten sollen. Wir wissen aber hinwiederum auch, dass ein rechter wahrer Glaube nit ohne gutes Werk kann sein als so wenig als ein guter Baum ohne gute Frücht; dass auch Gott einem jeglichen Menschen nach seinem Verdienst lohnen wird, und so wir vor dem Gerichte Christi erscheinen werden, dass männiglich nach seinen Werken, sie sind gut oder bös, empfahen wird.“ „Wir wissen auch, dass wir uns allein die eigene Werk nit sollen zumessen, geschieht aber etwas durch uns, dass solches nit unser, sondern Gottes Werk ist. Darum es uns ohne Grund beigelegt wird, dass wir uns unser Werk rühmen, sondern unser Ruhm ist allein in dem gekreuzigten und geschmähten Christo, der uns heißt sein Kreuz auf uns zu nehmen und ihm nachfolgen. Deswegen erkennen wir uns schuldig, werden auch das geheißen, den alten Adam unterzudrücken, den Leib dem Geist durch Kasteiung unterwürfig zu machen, dass wir gleich im Kloster mehr Statt und Ursach haben, dann auswendig (= denn außerhalb). Sämtlich hätten sie sich denn entschlossen, nicht aus dem Kloster zu treten, sondern zu bleiben in der Berufung, zu der Gott sie erfordert habe; nicht um guten Lebens willen seien sie im Kloster, denn Gott und die Welt wisse, dass sie „arme elende Leute“ seinen; der Rat selbst wisse aus ihrer jährlichen Rechnung, dass Not und Armut bei ihnen vorhanden und sie kaum zu leben hätten. Sie seien auch keine Verächterinnen des ehelichen Standes, aber für sich wollten sie Gott in der Jungfrauschaft dienen, und das könne ihnen doch „wahrlich von niemanden Verständigen verwiesen werden“.“

 

Der Erfolg der Bittschrift äußerte sich lediglich in einem kurzen Aufschub der Beichtväterangelegenheit. Am Josephstag 1525 erzwang sich eine Ratsdeputation Einlass in die Klausur und ließ den Ordensfrauen nur die Wahl unter mehreren neugläubigen Beichtvätern. Caritas lehnte entschieden ab, zwang dagegen die Ratsherren durch die Frage, welches Ärgernis ihrerseits den Rat zu einem solchen Vorgehen veranlasse, zu dem Eingeständnis: „Von Missbrauch oder Ärgernis habe der Rat kein Wissen, vielmehr von Zucht, Ehrbarkeit und gutem Leumund.“ Seitdem wurde im Kloster kein Sakrament mehr gespendet. Eine siebzigjährige Schwester musste ohne die heilige Wegzehrung hinscheiden. In einer weiteren Eingabe an den Rat meinten die Frauen mit feiner Ironie: „Es sei doch ein kläglich erbärmlich Ding, dass man ihnen in einer Zeit, in der evangelischen Freiheit gepredigt werde, das Gewissen gefangen nehmen wolle.“ Alles umsonst! Man ließ wöchentlich vier Predigten in der Klosterkirche halten, und die armen Nonnen mussten die rohesten, unflätigsten Beschimpfungen ihres Standes und Konventes über sich ergehen lassen. Überdies hetzte man das Volk gegen das Kloster derart auf, dass bereits Steine gegen den Chor und die Kirchenfenster geschleudert wurden und die Frauen jeden Augenblick die Erstürmung und Zerstörung des Hauses erwarten mussten. Sie harrten aber standhaft aus unter steten Ängsten und Sorgen.

 

Diese mehrten sich noch. Ein Ratsbeschluss war ergangen, wonach die Eltern befugt sein sollten, ihre Töchter aus dem Kloster zu holen, „es möge diesen lieb sein oder leid“. Von diesem Recht wollten drei Frauen, die Mütter der Schwestern Margareta Tetzel, Katharina Ebner und Klara Nützel, Gebrauch machen und verlangten ihre Töchter. Die erste hatte schon vor neun Jahren, die anderen zwei, Töchter von Ratsherren, vor sechs Jahren Profess gemacht. „O, da hub sich Not und Angst und Herzeleid um die armen Kinder,“ schreibt die Äbtissin, „man kann nit glauben, was sie von derselben Stund für eine elende Zeit haben gehabt, wiewohl sie dennoch immer hofften, sie wollten sich erretten.“ Aber am 14. Juni erschienen die drei Frauen mit ihren Verwandten. Eine große Volksmenge hatte sich versammelt. Die armen Opfer, die man suchte, wollten aber keinesfalls freiwillig ihr liebes Klösterlein verlassen. Sie weinten und jammerten, dass es einen Stein hätte erbarmen mögen; sie umklammerten ihre geistliche Mutter, die Äbtissin, mit schluchzendem Flehen, sie möchte doch nicht zulassen, dass man sie aus dem Kloster reiße, gegen ihren eigenen Willen und gegen ihre Gelübde. Caritas führte sie in die Kapelle. Man verlangte, sie sollte ihnen befehlen, zu den Ihrigen zu gehen. Aber Caritas erwiderte: „Ich kann und will sie zu dem nicht nötigen, was ihnen von Seele und Herzen zuwider ist.“ Nun drangen die Frauen in die Kapelle, „wie grimmige Wölfinnen“. Weiteres Verhandeln, Lärm und Tumult! Die Mütter drohten, sie wollten die Widerspenstigen mit Gewalt herauszerren, ihnen Hände und Füße binden und sie wie Hunde hinaustragen lassen. Die „starken Ritterinnen Christi aber wehrten sich, soviel sie konnten, mit Weinen, Bitten und Flehen. Aber weniger Barmherzigkeit war da, als in der Höll.“ Sie wollten „von sich von dem frommen, heiligen Konvent nicht scheiden, sie wollten ihre Seelen am jüngsten Tag vor dem strengen Richter von ihnen fordern“. Gar tapferlich und beständig redete die mutige Katharina Ebner und begründete alle ihre Worte mit der Heiligen Schrift und bewies ihnen, wie sehr sie wider das heilige Evangelium handelten. Die Herren draußen – es waren sogar Ratsherren mitanwesend – sagten danach, sie hätten ihr Lebtag keinen Menschen dergleichen reden hören, „aber kein vergeben Wort, sunder so wol bedächlich, dass ein jeglich Wort ein Pfund hätt getragen. Hätten sie den Streit vorausgesehen, sie wollten nicht um dreißig Gulden gekommen sein; niemand sollte sie mehr zu einem solchen Schimpf bringen.“ Der wahren Würdigen Mutter aber blutete das Herz. Auf Verlangen und der Gewalt weichend, sprach sie die armen Kinder wenigstens dessen frei und ledig, was sie ihr, der Äbtissin, schuldeten und empfahl sie dem Schutz des Allmächtigen. Da „schrien die drei Kinder als aus einem Mund: wir wollen nit ledig gezählt sein, sondern, was wir Gott gelobt haben, wollen wir mit seiner Hilfe halten. O, liebe Mutter, treibt uns nit also von Euch!“

 

So wurden die drei Martyrinnen des Ordenslebens mit roher Gewalt gefasst, gezogen, geschoben, zu Boden gestoßen, des Ordenskleides beraubt und in den Wagen gehoben. Der armen Schwester Margarete wurde schier ein Fuß abgetreten. Groß war der Jammer der Hinausgestoßenen. Laut beteuerten sie den Leuten, sie litten Gewalt und Unrecht. Schwester Katharina Ebner erhielt noch im Wagen von der eigenen Mutter einen Schlag ins Gesicht, dass das Blut aus dem Mund strömte. Die milde Klara Nützel aber rief laut vor allem Volk: „Du liebe Mutter Gottes, du weißt, dass es mein Wille nicht ist.“ Rohe Landsknechte, die mitliefen, meinten danach mitleidig: wenn sie nicht wegen eines Auflaufes in Sorge gewesen wären, so wollten sie mit dem Schwert dreinschlagen und den armen Kindern geholfen haben.

 

Diese Gewalttat hat über Nürnberg hinaus peinliches Aufsehen erregt. Beschämender noch, aber ebenso bezeichnend für jene Zeit ist die offenbare Geschichtsfälschung. Der offizielle Geschichtsschreiber Nürnbergs, Müllner, gibt nämlich über jene Vorgänge der Nachwelt keck die Kunde: „Es seien auch etlich Klosterfrauen in der Stadt des Klosterlebens überdrüssig worden, denn Hieronymus Ebners, Kaspar Nützels und Friedrich Tetzels Töchter haben die Ordenskleider abgelegt und sich aus dem Klarakloster wieder zu ihren Eltern begeben.“

 

Statt gewaltsamer Angriffe folgten nun Quälereien anderer Art, Ratskommissionen und Bekehrungsversuche. Bei einem solchen Einzelverhör erklärte Caritas: „Liebe Herren, Ihr seid sehr heftige Beichtväter. Die Ohrenbeicht hat man abgeschafft, welche vor einem Menschen abgelegt wird und verschwiegen bleibt, und nun verlangt ihr, dass wir vier Männern beichten und alle Mängel unseres Gewissens vor ihnen ausbreiten sollen, und sagt dabei noch, dass nichts werde verschwiegen bleiben . . . Ihr habt gesagt, es seien dem Rat solche Mängel und Gebrechen unter uns gewisslich vorgekommen. Diese wünschten wir zu wissen. Wir haben uns durch drei Jahre geduckt und geschmuckt wie die armen Würmlein; hätten wir uns unter einem Stein können verbergen, hätten wir es gern getan. Haben wir aber jemand beleidigt, so zeige man es uns an.“

 

So wussten die Festigkeit und Klugheit der Äbtissin die Angriffe auf ihr Kloster abzuwehren, so gut es ging. Wo ihr Gewissen es erlaubte, gab sie nach; wo die Pflicht es forderte, stand sie wie eine Mauer den Männern des neuen Evangeliums gegenüber. Unermüdlich wandte sie sich an einflussreiche Personen, um ihr gutes Recht darzulegen. Vor ihrem Scharfsinn und ihrer geschickten Beweisführung mussten die Abtrünnigen, die sie zu „bekehren“ versuchten, beschämt abziehen. Ein unerschütterliches Gottvertrauen, der feste Entschluss, lieber Unrecht zu leiden als Unrecht zu tun, spricht sich in den Briefen der unvergleichlichen Bekennerin aus. So blieben die braven Klarissen-Ordensfrauen unter der bewährten Führung ihrer gottseligen Mutter treukatholisch. Nur eine einzige von den sechzig ließ sich umgarnen und trat aus. Beharrlich und ergeben duldeten sie leibliche und geistliche Not. Das Kloster wurde mit einer unerschwinglichen Steuer belastet und zum Aussterben verurteilt. Fünf Jahre lang blieben die Nonnen der Sakramente beraubt, da es für einen katholischen Priester mit Lebensgefahr verbunden war, zu ihnen zu dringen. Manche wurden gemütskrank unter den dauernden Belästigungen und Plackereien. Im Juli 1529 starb Schwester Kreszentia Pirckheimer, eine Nichte der Äbtissin und Tochter Willibalds, ohne Sakramente, aber selig und beglückt. „Herr, seist ewig gelobt,“ hatte sie gejubelt, „dass ich bei dem Konvent soll sterben, du hast mein Gebet erhört!“ Die von menschlicher Hilfe verlassenen Schwestern wussten, wo in aller Not Trost und Stärke zu finden war. Hatte doch das heiligste Herz Jesu gerade im Nürnberger St.-Klara-Kloster eine bevorzugte Stätte der Verehrung gefunden, nicht zuletzt durch die Predigten des unermüdlichen gelehrten Franziskaners Stephan Fridolin (+ 1498). Rührend und vielsagend liest sich auch der Eingang der Pirckheimerschen Briefe aus jenen Tagen: Jesus Christus den Gekreuzigten zum Gruß (pro salute)!

 

Noch ein Sonnenblick unter all dem trüben Leid, wie er im Spätherbst wohl sich zeigt, war 1528/29 dem Klösterlein und seiner edlen Führerin beschieden, ein Doppeljubiläum, das fünfundzwanzigjährige Äbtissinjubiläum und das fünfzigjährige ihres Eintritts ins Haus. Willibalds andere Tochter Katharina berichtet in anmutiger Schilderung des Festes ihrem Vater, wie über Beschreiben groß die Freude gewesen, wie so einmütiglich und herzlich die Liebe, dass sie „die Mutter schier erdrückt hätten“, als „jegliche Schwester durch Umfang und Kuss“ sich aufs Neue mit ihr vereinte. Kindliche Heiterkeit lebte in diesen hartgeprüften, unschuldsvollen Seelen. Ach, wie bald kehrte wieder Betrübnis und Trauer ein! Am 20. Dezember 1530 verlor das Kloster seinen treuen Ratgeber, Beschützer und Helfer: Willibald Pirckheimer. Am 19. August 1532 folgte ihm auch Caritas. Sie wurde am Weihbrunnkessel bei der Kapellentür des Klosters begraben.

 

Bis das Jahrhundert zu Ende ging, war das St.-Klara-Kloster ausgestorben. Die Kirche blieb längere Zeit geschlossen. Dann diente sie dem protestantischen Gottesdienst, wurde nacheinander Warenmagazin, Markt- und Ausstellungslokal und endlich – Kaserne. Ein Bild des Kulturlebens in Deutschland! Doch leuchtete die Hoffnung besserer Zeit! Seit 1854 war die St.-Klara-Kirche wieder Friedensstätte und Wohnung des eucharistischen Heilandes. Das Pirckheimerhaus diente caritativen Zwecken. Es barg ein Lehrlingsheim, wo Schwestern fürsorglich walteten.

 

Wiedervereinigung unseres lieben deutschen Volkes in einem Glauben und einer Liebe sei ständige Gebets- und Kommunionmeinung für alle eifrigen Gläubigen. Unsere frommen Ordensfrauen mögen nach dem Beispiel der heiligen Theresia ihre Gebete, Bußwerke und Kommunionen in gedachter Meinung aufopfern. 

 

Pater Leonhard vom heiligen Aloisius

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Leonhard vom heiligen Aloisius, des ersten Erzbischofs von Verapoly. Leonhard, mit seinem weltlichen Namen Joseph Anton Mellano, wurde am 26. Januar 1826 geboren und fühlte bereits in frühster Jugend Neigung zu seinem künftigen Beruf. Als einst die Lehrerin, deren Schule er besuchte, ihre Schüler fragte, was sie werden wollten, gab er zur Antwort: "Ich will Missionar werden und weit, weit fortgehen, um in Ländern, wo noch keine Christen sind, zu predigen." Während er zu Dagliano seine Gymnasialstudien machte, siedelten sich Unbeschuhte Karmeliten im nahen Cherasco an. Ihr frommes, seeleneifriges Leben machte einen so tiefen Eindruck auf ihn, dass er sich entschloss, in den heiligen Orden zu treten. Bereits am 28. September 1842 legte er seine heilige Profess ab. Nach Beendigung seiner höheren Studien begab er sich nach Malabar (Ostindien) in die Missionen des Ordens. Die Oberen übertrugen ihm dort bald nach seiner Ankunft die Leitung des Seminars. Leonhard rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen, ja übertraf alle Erwartungen. Er war eine der glücklichen Persönlichkeiten, denen mit der Gnade Gottes alles gelingt, was sie unternehmen. Die Tätigkeit im Seminar genügte seinem Seeleneifer jedoch nicht. Leonhard setzte sich mit einigen Tertiaren des Ordens in Verbindung und hielt mit ihnen allenthalben geistliche Exerzitien, durch die das geistliche Leben des ganzen Volkes einen neuen Aufschwung erhielt. Da er im November des Jahres 1868 zum Bischof geweiht wurde, musste er im Jahr 1870 sein Wirken in Indien unterbrechen, um sich in der ewigen Stadt an den Arbeiten des Allgemeinen Konzils zu beteiligen. Während seines Aufenthaltes in Rom wohnte er im Konvent Sta Maria della Vittoria und erbaute alle Mitbrüder durch die gewissenhafteste Beobachtung der Ordensvorschriften. Wieder nach Indien zurückgekehrt, nahm er seine Tätigkeit als apostolischer Vikar wieder auf. Wie ehedem widmete er dem Seminar seine volle Aufmerksamkeit, da er wusste, dass ein gedeihliches Wirken des Seelsorgeklerus ohne gründliche, wissenschaftliche und aszetische Durchbildung unmöglich sei. Bei den Visitationen entging seinen Blicken nicht das geringste. Er lobte, tadelte, strafte auch nach Gebühr. In seiner Sorge um die Vervollkommnung seiner Geistlichen ordnete er an, dass alle Priester jedes Jahr geistliche Exerzitien zu machen hätten und sorgte dafür, dass sie Gelegenheit dazu fänden. Um auch jenen, denen die fremden Sprachen Schwierigkeiten bereiteten, Mittel zur Fortbildung an die Hand geben zu können, ließ er eine Anzahl der besten und praktischsten Werke in die Landessprache (Malajalam) übersetzen. Ein besonderes Auge hatte er auf die Häuser der Tertiaren und Tertiarinnen des Ordens gerichtet. Ersteren ermöglichte er die Stiftungen von Klöstern in Muttholi, in Chethipuzey, in Hainamangalem usw., letzteren verhalf er zu Niederlassungen in Cunemavu, Allepey, in Ernacolam, Verapoly und Cottajam. Gott allein weiß, wieviel Gutes durch deren Druckereien, Schulen und Erziehungsanstalten geschehen ist und noch geschieht. Zahlreich sind die Kirchen, die er erbaute und ausschmückte. Zum Zeichen der Anerkennung für seine segensreiche Wirksamkeit ernannte ihn der Heilige Vater Leo XIII. am 25. Januar 1887 zum Erzbischof von Verapoly. Bei all dieser äußeren Tätigkeit vergaß Leonardus aber keineswegs auf die Selbstheiligung durch eifriges Tugendstreben, fleißige geistliche Lesung und andauerndes Gebet. Dazu kam das geduldige Ertragen schwerer körperlicher Leiden. "Es sind bereits zwei Jahre," schrieb er am 12. Januar 1876 an seine Schwester, "dass ich an Beklemmung der Brust leide und so große Schwäche habe, dass ich viele Tage im Bett zubringen muss. Es besteht wenig Hoffnung auf Wiedergenesung." Die vier letzten Jahre seines Lebens waren für ihn ein wahres Martyrium. Doch Leonhard harrte in Gottergebenheit aus, bis der Herr ihn am 19. August 1897 von seinen Leiden erlöste. Welche Achtung er in der Mission und im Heimatland genoss, geht daraus hervor, dass die Bewohner Malabars sich zuriefen: "Der Heilige ist gestorben, der Heilige ist gestorben," und das der Turiner Museo delle Missioni cattoliche (1899) ihn "einen kostbaren Edelstein, einen hellglänzenden Stern" nannte, "eine Leuchte und Zierde des Karmelitenordens, eine Ehre und einen Ruhm nicht bloß für das Heimatland und für seine Diözese, sondern für den ganzen Episkopat".

 

Pater Klemens von der heiligen Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 19. August 1643 starb zu Avignon der lobwürdige Pater Klemens von der heiligen Maria. Wer hätte zur Zeit der Jugend des Pater Klemens gedacht, dass er als Karmelit sterben würde? Er selbst wohl am allerwenigsten. Er war zu Genf geboren, stammte aus dem adeligen Geschlecht der Herren von Faverge, aber von jenem Sprossen, der zum Kalvinismus übergetreten war und eine Nichte Kalvins zur Frau genommen hatte. Klemens studierte Rechte an der protestantischen Universität in Heidelberg und wurde nach Vollendung seiner Studien Mitglied des Rates zu Genf. Gelegentlich eines Besuches seiner Verwandten zu Chablais in Savoyen wurde er von ihnen auf die Wahrheit der katholischen Lehre hingewiesen und namentlich vom heiligen Franz von Sales über allerlei Irrtümer aufgeklärt, doch verharrte er bei der Irrlehre. Im Alter von 30 Jahren schloss er sich einer Gruppe protestantischer Reisender an, die sich nach Rom begaben, um die katholischen Gebräuche kennenzulernen und sie dann desto mehr zu bekämpfen. Dies war eine Fügung der göttlichen Vorsehung. Auf der Reise erkrankte er nämlich, nachdem er schon zuvor seine Reisegefährten verloren hatte. Was blieb ihm übrig, als sich ins Krankenhaus zu begeben? Hier hielt man ihn für einen Katholiken und drang darauf, das er beichte. Weil er einerseits nicht als Protestant erkannt werden, andererseits nicht beichten konnte, erklärte er, der Sprache wegen nur einem französischredenden Kapuziner beichten zu wollen. Merkwürdigerweise führte man gerade jenen Pater Cherubim zu ihm, mit dem er in Savoyen schon viel disputiert hatte. Bei seinem Anblick rief Clemens tief ergriffen unwillkürlich aus: "Der Herrgott hat mich angeführt und zwingt mich, dass ich eintreten und katholisch werden muss." Der Verkehr mit dem Kardinal Baronius und mit dem päpstlichen Prediger Pater Petrus von der Mutter Gottes bestärkten ihn vollends in seinem Entschluss. Bei der Lesung des Lebens der heiligen Theresia, das ihm Pater Petrus gegeben hatte, entbrannte er dermaßen von Begeisterung für den Orden, dass er dringend um Aufnahme bat. Sein Wunsch wurde erfüllt und Klemens wurde ein vortrefflicher Ordensmann. Nach seiner Priesterweihe wirkte er in Belgien, stiftete das Kloster zu Nanzig und wurde Prior von Köln. Nachdem er viele wichtige Ämter bekleidet hatte, starb er bald nach Abschluss seines Provinzialats zu Avignon im Ruf der Heiligkeit. Pater Philippus von der heiligsten Dreifaltigkeit sagt: "Wollte man alle seine Tugenden aufzählen, so würde man an kein Ende kommen. Er beobachtete unsere Regel und Satzungen so genau, dass er selbst im hohen Greisenalter und schon ganz gebrechlich noch keine Erleichterung annehmen, sondern Abstinenz und Fasten und die übrigen Strengheiten des Ordens buchstäblich beobachten wollte."

 

Gebet am 19. August

 

O Königin und Mutter der Barmherzigkeit, die du die Gnade all denen, die zu dir ihre Zuflucht nehmen, mit so großer Freigebigkeit und Liebe austeilst, und zwar deshalb, weil du eine Königin der Barmherzigkeit und zugleich unsere liebevolle Mutter bist: siehe, heute empfehle ich mich dir an, der ich so arm an Verdiensten und so schwer mit Schulden, die ich der göttlichen Gerechtigkeit abzutragen habe, beladen bin. O Maria, du besitzt die Schlüssel der göttlichen Barmherzigkeit, vergiss nicht mein Elend, lass nicht zu, dass ich so arm und elend bleibe. Du bist ja gewohnt, mehr zu geben, als man von dir verlangt, - handle auch auf gleiche Weise mit mir. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Was für eine Andacht der heilige Bischof Ludovikus zur seligsten Jungfrau trug, und was für ein Vertrauen er auf ihre Fürbitte gehabt hat, lässt sich hinreichend daraus ableiten, dass er in den letzten Augenblicken seines Lebens sich um ihren Beistand mit wiederholten Englischen Grüßen und besonders mit den Worten: "bitte für uns jetzt und in der Stunde unseres Todes" beworben hat.

 

Andacht am 19. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Wer es nicht aus Erfahrung weiß, der kann es kaum glauben, wie sehr für unsere Heiligung daran gelegen ist, dass wir in kleinen Dingen nicht untreu sind. Der böse Geist führt durch dieses Mittel uns allmählich dahin, dass wir auch in den größten treulos werden." (Die heilige Theresia von Avila)

Der heilige Laurentius Justinianus war weit achtsamer, leichte Mängel, als bedeutende Fehler zu vermeiden, denn er sprach: "Wer die kleinsten Sünden verabscheut, verabscheut um so vielmehr große Sünden." Es genügt, dass der Mensch den Glauben hat und nicht aller Vernunft beraubt ist, um Sünden zu vermeiden, die ihn in die ewige Verdammnis stürzen. Allein nur den Dienern Gottes ist es eigen, geringe Fehler mehr als den Tod zu fürchten. Wer Gott fürchtet, spricht der heilige Geist, der versäumt und unterlässt nichts.

Es gab geistliche Orden, z.B. die Trappisten, wo ein Mönch, der einen schweren Fehler begangen hatte, nur leicht bestraft wurde; dagegen straften die Obern sehr scharf diejenigen, die in geringen Dingen fehlten, weil das geistige Wohl der einzelnen dies so erforderte. Und wahrlich gehört dies zu den Hauptmitteln, die geistliche Ordnung in einem Kloster aufrecht zu erhalten.

 

Mein Gott, fest steht der Entschluss, den ich in Deiner heiligen Gegenwart fasse, selbst in den geringsten Dingen getreu zu sein, damit ich nicht etwa in größeren untreu werde, und meine Liebe Dir in allen Dingen bezeuge! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 19. August

 

"Die Natur hat allen Tieren Mittel zur Verteidigung gegeben;

du allein, o Mensch, kommst nackt und wehrlos zur Welt.

So gewiss ist es, dass du für den Frieden und die Eintracht geboren bist."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 19. August - Vom geistigen Tempel unseres Herzens

 

O halte deines Herzens Tempel rein,

Nichts Fremdes gehe dorten aus und ein.

Dem Herrn geheiligt ist dieser Ort;

Und zieht die Sünde ein, dann zieht er fort.

 

1. Kein materieller Tempel, wäre er auch prächtiger und reicher als Salomos hochherrlicher im Innern mit dem reinsten Gold überdeckter und mit den reichsten Gefäßen geschmückter Tempel, lässt mit dem geistigen Tempel unseres Herzens sich vergleichen, der nicht durch das Blut der Tiere, sondern durch das Blut Jesu Christi selbst geheiligt und zur Wohnstätte der göttlichen Dreieinigkeit geschmückt wurde, wo Gott selbst unsere Anbetungen, unsere Bitten und unsere Opfer erwartet. Überaus rein und heilig muss dieser Tempel sein, denn von ihm gelten die Worte: "Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr." (1. Korinther 3,17b)

 

2. Niemals sah man den sanftmütigen Erlöser so zornig, als da er in den Tempel kam und sah, wie er durch Menschen entheiligt wurde, die da kauften und verkauften, Geld einwechselten, Gefäße und Gerätschaften hindurch trugen, und durch den Verkauf von Ochsen, Schafen und Tauben dies heilige Haus des Herrn in eine Mördergrube umwandelten. Nicht erwehren konnte er sich, eine Geißel aus Stricken zu flechten, und diese Käufer und Verkäufer samt ihren Tieren hinaus zu treiben. Diese Strafen, die der Herr an denjenigen übte, die diesen materiellen Tempel entheiligten, sind indessen nur Bilder der Strafen, die er über die Entheiliger seines geistigen Tempels verhängt. Oft stürzt er ihre Wechslertische, das heißt ihr zeitliches Vermögen, um, und schlägt sie mit den schauderhaftesten Krankheiten. 

 

3. Geh in dein Inneres ein, prüfe dein Gewissen und durchforsche dein Herz. Du klagst über mancherlei Drangsale, über Verdruss, Krankheiten, innerliche Trockenheit und anderes. Sieh jedoch, ob in dem Tempel deines Herzens nicht irgend ein Götze steht, den du anbetest, ob du nicht der Ehrfurcht, dem Geiz oder einer andern falschen Gottheit opferst, ob du nicht mit irdischen und tierischen Begierden unterhandelst. Ist dies so, dann suche keine anderen Ursachen deiner Trübsale, dies sind die Geißeln, die Jesus geflochten hat, diese Götzen hinauszutreiben, die seinen Eifer aufregen. Denn er allein will hier herrschen. Und herrschen auch wird er gewiss, und zwar durch seine Gerechtigkeit, wenn du ihn nicht in seiner Güte darin herrschen lässt. "Herr, deinem Haus gebührt Heiligkeit für alle Zeiten." (Psalm 93,5)

 

20. August

 

Der heilige Bernhard von Clairvaux, Abt, Kirchenlehrer,

+ 20.8.1153 - Fest: 20. August

 

Bernhard, der Sohn eines französischen Grafen, schlug scheinbar ganz aus der Art des kriegerischen Vaters und der kampflustigen Brüder. Ein stiller Junge war er, schüchtern und scheu, unbeholfen und für sein Alter viel zu ernst. Am besten verstand er sich mit der frommen Mutter, und als diese ihm, da er fern von ihr die Schule besuchte, nach kurzer Krankheit wegstarb, ohne dass er sie ein letztes Mal gesehen hatte, war Bernhard für das Leben in der Welt verloren.

 

Mit Macht zog es den Zwanzigjährigen ins Kloster, in das strengste, das es damals gab, zu den weißen Mönchen des eben gegründeten Ordens der Zisterzienser. Über die Maßen hart war das Leben bei diesen Männern der Buße, die die halbe Nacht durch beteten, tagsüber schwere Bauernarbeit verrichteten, bei Wasser und Brot fasteten und in deren schmucklosen Zellen ohne Betten auch im eisigsten Winter kein wärmendes Feuer brannte. Dorthin zog es Bernhard mit unwiderstehlicher Gewalt, und als er mit dem Vorhaben bei Vater und Brüdern auf Widerstand stieß, loderte in ihm ein Feuer auf, das niemand in dem stillen jungen Mann vermutet hätte. Da zeigte es sich, dass auch er von ritterlicher Art war, nicht ein Ritter im weltlichen Sinn seiner Zeit, sondern ein Christusritter und ein Marienritter, zu loben, edel und hochgemut, der mit seiner hellen Begeisterung Familie und Nachbarschaft in Brand setzte, so dass er nicht allein die Welt verließ, sondern außer einem Oheim und vier Brüdern noch über zwanzig adelige Junker aus den Schlössern ringsum bewog, am gleichen Tag wie er das seidene Ritterwams mit der härenen Mönchskutte zu vertauschen. Welch ein Feuergeist muss dieser junge Mann doch gewesen sein!

 

Ein Feuergeist blieb Bernhard das ganze Leben hindurch. Mit fünfundzwanzig Jahren war er, der strengste unter den Strengen, Abt. Nicht alle hielten unter seiner Leitung aus, aber für jeden, der davonlief, kamen zehn andere, nicht weltmüde Ruhesucher, nicht irgendein Hinz oder ein Kunz, sondern die Edelblüte des Geistes und des Blutes, nicht nur aus Frankreich, sondern aus der gesamten Christenheit. Bald zählte Bernhards Abtei siebenhundert Mönche. Kloster auf Kloster wurde gegründet, zuletzt waren es einhundertsechzig an der Zahl, und mit den Jahren entwickelte sich aus dem kleinen, unscheinbaren Mönch, der nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien, der mächtigste Mann seiner Zeit, der sich erkühnen durfte, Papst und Bischöfen Ratschläge zu erteilen und Könige und Ketzer in die Schranken zu weisen.

 

Dann kam Bernhards größte Stunde, da er Kreuzzugsprediger wurde. Der schmächtige, schweigsame Mönch brachte durch seine sprühenden Worte in kurzer Zeit ein Heer von hunderttausend gottbegeisterten Kreuzfahrern auf die Beine, so dass er an den Papst berichten konnte: „Städte und Burgen stehen leer. Schon kommen sieben Frauen auf einen Mann, und überall gibt es Witwen, deren Gatten noch leben.“

 

Doch auch Bernhard sollte an sich erfahren, dass der Hochmeister Christus seine Getreuen nicht auf dem Tabor, sondern auf Golgatha zu Rittern schlägt. Nicht durch Bernhards Schuld, sondern durch Zwietracht und Verrat im Heer der Kreuzfahrer missglückte der Kreuzzug, der sich durch die ungezählten, scheinbar nutzlos gebrachten Opfer zu einem Weltunglück entwickelte. Nur wenige Kreuzfahrer kehrten heim, und es gab der Witwen und Waisen so viele, dass man sie nicht zählen konnte, und alle Schuld an allem Leid, das damals die Christenheit heimsuchte, fiel auf Bernhard, der, verlassen und geschmäht, als der Verbrecher galt, wie auch Christus auf Golgatha als solcher angesehen wurde. Damals empfing Sankt Bernhard den Ritterschlag, der ihn endgültig und unwiderlegbar zum Christusritter machte.

 

Dass der Christusritter Bernhard, gleich groß im Kampf und im Leid, auch ein Marienritter von hoher Art war, ergibt sich von selbst schon aus der Tatsache, dass derjenige, der dem Heiland verbunden ist, auch seiner heiligsten Mutter angehört. Als Kind hing Bernhard mit Leib und Seele an der irdischen Mutter, und als Mann diente er stark und zart zugleich der himmlischen Mutter, deren Lob und Liebe er in Lied und Wort immerwährend pries. Aus Sankt Bernhards Herzen ist erstmals auch jenes kleine Mariengebet geflossen, das seitdem ungezählte Marienverehrer beglückt und begnadet hat und das wir zum Schluss dieser Lebensbeschreibung mit andächtigem Sinn und innigem Gemüt beten wollen:

 

„Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria, wie es von Ewigkeit her nicht gehört wurde, dass jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, deine Hilfe anrief und um deine Fürbitte flehte, von dir sei verlassen worden. Von solchem Vertrauen beseelt, eile ich zu dir, o Jungfrau der Jungfrauen und Mutter. Zu dir komme ich, vor dir stehe ich als Sünder seufzend. O Mutter des ewigen Wortes, verschmähe nicht meine Worte, sondern höre mich gnädig an und erhöre mich. Amen.“

 

Philibert von Nerestang

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis Philiberts von Nerestang. König Heinrich IV. von Frankreich gründete einen Militärorden U. L. Frau vom Berge Karmel, der 100 Edelleute umfasste, die Ritter genannt wurden und die Leibwache des Königs bildeten. Alle Ritter legten das Gelübde des Gehorsams und der ehelichen Keuschheit ab, hatten täglich die kleinen Tagzeiten der Mutter Gottes oder den Rosenkranz zu beten, am Samstag der Heiligen Messe beizuwohnen und außer am Freitag auch am Mittwoch und Samstag sich des Fleischgenusses zu enthalten. Deren erster Großmeister war Philibert von Nerestang, ein berühmter Feldherr, der mit militärischer Tüchtigkeit und Kraft auch Frömmigkeit wohl zu vereinigen verstand. Er beobachtete nicht nur die Vorschriften seines Ordens gewissenhaft, sondern widmete überdies noch zwei Stunden des Tages dem Gebet. Während der letzten Jahre seines Lebens betete er täglich mehrere, oft gegen sieben Rosenkränze. Häufig fastete er bei Wasser und Brot. Unzählig sind die Almosen, die er den Armen und den religiösen Genossenschaften spendete. Zu Lyon gründete er im Jahr 1620 ein Kloster für die Unbeschuhten Karmeliten. Dahin zog er sich zeitweise zurück, um in Abgeschiedenheit von der Welt ganz dem Gebet und der Buße zu leben. Er beteiligte sich dann an allen gemeinsamen Übungen der Patres mit einem Eifer, der größte Bewunderung einflößen musste. In ihrer Mitte wollte er auch seine letzte Ruhestätte haben. Sein Wunsch wurde erfüllt, als er bei der Belagerung von Pont-de-Cé am 20. August 1620 an den Folgen einer Verwundung starb. 

 

Gebet um die Fürbitte des heiligen Bernhard am 20. August

 

Heiliger Bernhard, du Liebling der heiligen Jungfrau Maria, erbitte uns von Gott die Gnade, dass wir von heiliger Liebe zu Gott durchdrungen in Demut und Treue den Weg der Selbstverleugnung gehen, uns und die Welt überwinden lernen und Gott allein zu gefallen streben. Bitte für uns, dass auch wir recht eifrige und wahre Verehrer der seligsten Jungfrau werden und leben und sterben in der Anrufung ihres wunderbaren Namens. O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria! Amen.

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du den heiligen Bernhard durch die Heiligkeit vor der Welt groß gemacht hast, verleihe uns, dass wir die wahre Seligkeit nur in Deinem Dienst suchen, und aus allen Kräften danach trachten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Als der heilige Bernhard seine Missionen in Deutschland gehalten hat, geschah es in der Domkirche zu Speier, dass er dreimal bei dem Bildnis der seligsten Jungfrau gleichsam in einer Verzückung wiederholte: "O milde, o gütige, o süße Jungfrau Maria!" Diese Worte wurden später dem Salve Regina beigesetzt. Man hat auch von der Zeit dieser mit Wundern begleiteten Begebenheit an in dortiger Domkirche im Brauch, diese Antiphon mit Feierlichkeit täglich zu singen. Sie wurde ebenfalls täglich mit einer für Fremde ganz rührenden Andacht in dem Kloster á la Trappe gesungen. Es wurde auch der heilige Bernhard wegen seiner Andacht und seiner Schriften zur Ehre der seligsten Jungfrau und Mutter Gottes von einigen Schriftstellern der Kaplan und Geheimschreiber der seligsten Jungfrau genannt.

 

Andacht am 20. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Denke, während du beschäftigt bist, immer an Gott; denn verlässt Er dich, so kannst du auch nicht einen Schritt tun, ohne zu fallen. Ahme die kleinen Kinder nach, die mit der einen Hand fest an ihre Mutter sich halten, indes sie die andere frei bewegen. Bei allen deinen Handlungen erhebe von Zeit zu Zeit den Blick zu deinem himmlischen Vater, damit du erforschst, ob, was du tust, Ihm wohlgefällig ist; und rufe seine Hilfe an. Auf diese Weise wirst du, was du tust, besser tun; und auch das Schwerste wird dir leicht werden. Denke dir, wie Maria mit der einen Hand arbeitete, indes sie mit der anderen das göttliche Kind hielt." (Der heilige Franz von Sales)

Während der Zeit, als die heilige Magdalena von Pazzi äußerlich beschäftigt war, schien es, wie ihre Gefährtinnen von ihr erzählten, als ob ihr Leib allein arbeitete, denn inniger schien indessen ihre Seele mit Gott vereint, den sie liebte, als mit dem Leib, den sie belebte.

Wenn der heilige Vinzenz von Paul selbst die schwierigsten Geschäfte verhandelte, schien sein Leben und seine Ansprache mehr bei Gott im Himmel, als bei den Menschen auf Erden.

Ein Mann, der eine arme Frau weinen sah, die bei einem kleinen Feuer dürftiges Gemüse kochte, befragte sie um die Ursache ihrer Tränen. Wie, soll ich nicht weinen, sprach die fromme Frau, da ein geringes Feuer genügt, diese Speise zu kochen, indes Gottes unendliche Vollkommenheit und seine zahllosen Wohltaten nicht genügen, mein Herz zu seiner Liebe zu entzünden.

 

Schenke mir, Herr, die Gnade, zu jeder Zeit und sogar in den zerstreuendsten Beschäftigungen vor Dir zu leben; denn billig ist es, dass meine Seele inniger mit Dir als mit dem Leib vereint ist, den Du zu ihrem Dienst erschaffen hast! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 20. August

 

"Sklave der Sinne, lege einen Zaum an deinen Mund

und fessele deine Zunge;

bezwinge dein Herz, ertrage widrige Dinge mit Liebe,

und du erfüllst vollkommen den Willen Gottes."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 20. August - Besuch des heiligsten Altarsakramentes

 

O Quell des Lebens und der Himmelswonnen,

Den deine Engel unsichtbar umringen:

Wie glühen hier, in Himmelslust zerronnen,

Die Seelen, die sich dir zum Opfer bringen.

 

1. Lass keinen Tag vorübergehen, ohne deinem göttlichen Heiland im Sakrament seiner Liebe die Huldigungen deiner Anbetung und Liebe darzubringen. Denn ist er auch nur den Augen des getreuen Glaubens sichtbar, so ist er doch wahrhaft und wesentlich auf dem heiligen Altar gegenwärtig. Und er verbirgt sich unter den heiligen Gestalten, damit wir nicht in dem Glanz seiner Glorie vergehen. Schütte also dein Herz vor ihm aus und entfalte ihm die Armut, die Krankheiten deiner Seele, denn Schätze der Gnaden sind in seiner Rechten, und er ist der barmherzige Arzt, der jede Seele heilt und liebevoll tröstet, die in Andacht und im Vertrauen der Liebe zu ihm kommt.

 

2. Wie wunderbar hat seine unendliche Liebe in diesem göttlichen Sakrament sich erschöpft. Was für eine Einöde wäre diese Welt ohne die lebendige Gegenwart unseres göttlichen Hirten, der hier mitten unter den Schafen seiner Herde wohnt. Alle Gläubigen, von den ersten Zeiten der Kirche angefangen bis zur Vollendung aller Zeiten, sind eins durch ihn, der sie alle durch sich selbst ernährt, seinen Geist ihnen erteilt, und sie dadurch zur künftigen Seligkeit bereitet. In diesem göttlichen Sakrament schöpfen sie Trost, Kraft, Freude, selige Hoffnung und unsterbliche Liebe, die er im reichlichsten Maß den auserwählten Seelen erteilt, die ihn hier besuchen und sich ihm zum Opfer bringen.

 

3. Mit so himmlischer Freundlichkeit zieht er seine getreuen Schäflein an, dass die Erde ihnen wahrhaft unwichtig wird, dass sie um seinetwillen alle Trübsale des Lebens freudig ertragen, alle Versuchungen des Fleisches, der Welt und des bösen Geistes starkmütig überwinden, und einen wahren Vorgeschmack des Himmels empfinden. Diese Gnaden kennen aus glückseliger Erfahrung alle treuen Seelen, die ihren göttlichen Geliebten oftmals besuchen. Sie fürwahr kosten und schauen, wie lieblich der Herr ist. Was für eine Schmach, dass unser himmlischer König, der aus Liebe zu uns Sündern sich herablässt, unter uns zu wohnen, von den Seinen verlassen ist. Vermehre nicht auch du die Anzahl dieser Undankbaren. "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen." (Matthäus 11,29)

 

21. August

 

Der heilige Bernhardus Ptolemäus, Abt und Ordensstifter, Italien,

+ 21.8.1348 – Fest: 21. August

 

Der selige Bernhardus Ptolemäus, Stifter der Benediktinerkongregation der seligsten Jungfrau Maria vom Ölberg (de monte Oliveto), wurde zu Siena in Italien 1272 aus einem der angesehensten Häuser geboren und von seinem Oheim Christoph Ptolemäus, einem Dominikaner, in allen notwendigen Wissenschaften sorgfältig unterrichtet. Er machte solche Fortschritte, dass er es zur Würde eines Doktors beider Rechte brachte. Von Kaiser Rudolph unter die Ritter aufgenommen ließ er sich eine Zeit lang vom eitlen Glanz und Tand der Welt blenden; doch blieb ein glimmender Docht der Andacht in seinem Herzen zurück, und die Gnade Gottes fachte das Flämmlein an und erfüllte sein Herz mit der Glut der Reue und Liebe. Der Genossenschaft della Scala beitretend widmete er sich ganz dem Dienst der Armen, Kranken und Gefangenen und übte anbei die strengsten Abtötungen. Die ihm anvertrauten öffentlichen Ämter verwaltete er mit solcher Treue und solchem Geschick, dass man ihn schließlich zum Dogen der Republik erwählte. Nachdem er längere Zeit mit Segen gewirkt hatte, beschlich einige Eitelkeit sein Herz. Er sagte im Jahr 1313 einen Tag zu öffentlicher Disputation an, bei der er sein Talent in besonderem Glanz wollte leuchten lassen. Doch siehe, ehe der Tag dieses Glanzes kam, brach der Tag der Finsternis über ihn herein. Er erblindete – doch zu seinem Heil. Demütig seufzte er jetzt zu Gott um Vergebung, inbrünstig flehte er die Fürbitte Marias an – nicht vergebens, denn er sah wieder. Als der Tag der angesagten Disputation erschien, und alles gespannt war auf seinen Vortrag, hielt er eine Rede von der Verachtung der Welt, nahm Abschied von der Bürgerschaft und den Verwandten und trat mit zwei Gefährten den Weg in die Einsamkeit an. Eine wüste Berggegend, ungefähr sechs Stunden von Siena, Accona genannt, nahm die Diener Gottes auf. Da lebten sie, jeder abgesondert und nur zum Gebet in einer Kapelle zusammenkommend, nach Weise der Einsiedler Ägyptens. Die Erde war ihr Lager, Wasser ihr Getränk, Wurzeln und Kräuter ihre Speise. Bald sammelten sich mehrere heilsbegierige Brüder um sie. Versuchungen und viele andere Hindernisse türmten sich auf, Bernhards Werk zu stören. Allein Gott verlieh ihm die Gnade der Treue und belohnte ihn durch das wunderbare Gesicht einer Leiter, die zum Himmel reichte und auf der Mönche mit weißen Kleidern angetan und von Engeln unterstützt emporstiegen. Es war das Vorbild des von ihm zu stiftenden Ordens. Falsche Ankläger standen nun gegen den Heiligen auf und bezichtigten ihn der Ketzerei. Deshalb zum Papst Johannes XXII. Nach Avignon berufen reinigte er sich vollkommen und wurde an seinen Bischof Guido Petramalius von Arezzo gewiesen, der ihm und seinen Gefährten die Regel des heiligen Benedikt und das weiße Kleid gab – am 24. März 1319. Eine Erscheinung der Mutter Gottes war die Ursache, dass der neue Orden die Benennung „von der seligsten Jungfrau des Berges Olivet“ annahm. Als die Wahl eines Vorstandes geschah, lehnte Bernhard diese Würde ab, musste aber im Jahr 1322 auf das Andringen der Brüder dieselbe auf sich nehmen. Der Orden verbreitete sich von Accona auch nach anderen Plätzen und erhielt die Bestätigung der Päpste Johann XXII. und Clemens VI. Der Stifter entschlief nach ruhmreich vollbrachtem Tagwerk den 21. August 1348. Die Kongregation der Riten erklärte seine Verehrung als begründet.

 

Die Heiligsprechung erfolgte am 26. April 2009 durch Papst Benedikt XVI.

 

Der ehrw. Alexander von Hales,

englischer Franziskaner, Philosoph und Scholastiker,

Lehrer des heiligen Bonaventura,

+ 21.8.1245 – Gedenken: 21. August

 

Dieser Marienverehrer stammte aus England und hatte seinen Zunamen von dem Kloster Ales oder Hales, in dem er erzogen worden war.

 

Als junger Mann ging er, wie viele seiner Landsleute nach Paris, machte dort seine Studien und wurde im Jahr 1222 Franziskanermönch. Er hatte nämlich gelobt, alles zu tun, um was er im Namen Mariens gebeten würde. Da begehrte ein Franziskaner von ihm, er möge um Unserer Lieben Frau willen in den Orden des heiligen Franziskus treten. Alexander hielt sein Gelübde und ging alsbald mit ihm ins Kloster.

 

Als er zu Paris öffentlicher Lehrer geworden war, erfuhr er an seiner eigenen Person die Teilnahme, die die heilige Jungfrau für die Verherrlichung ihrer unbefleckten Empfängnis hegt. Dieser große Theologe, Doktor und Professor zu Paris, gab sich die Mühe nicht dieses Fest zu feiern, weil er noch einige Zweifel über die Wahrheit des Geheimnisses der unbefleckten Empfängnis trug. Allein Gott ließ zu, dass er alljährlich am 8. Dezember, dem Tag dieses Festes, erkrankte und große Schmerzen litt. Nachdem ihm dies mehrere Jahre nacheinander begegnet war, machten ihn seine Schüler auf den sonderbaren Umstand bezüglich des Tages aufmerksam, an dem seine Krankheit regelmäßig alle Jahre wiederkehrte. Sie rieten ihm, den festen Glauben an das Geheimnis der reinen und unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter anzunehmen. Er entschloss sich dazu und gelobte, wenn der Herr ihm die Gnade erweise, von dieser jährlich wiederkehrenden Krankheit ihn zu befreien, ein Buch zu Ehren der unbefleckten Empfängnis schreiben zu wollen. Dieses Gelübde hemmte den Lauf seiner Erkrankungen gänzlich. Die ganze Pariser Fakultät freute sich ob seiner Gesundheit. Er leistete seinem Versprechen Genüge und verfasste ein Buch zu Ehren der heiligen Jungfrau, worin er das Vorrecht ihrer heiligsten Empfängnis geltend machte. Er erzählt darin das an seiner Person gewirkte Wunder, und widerruft alles, was er wider das glorreiche Vorrecht der heiligen, ohne Sünde empfangenen Jungfrau gesagt oder geschrieben hatte.

 

Alexander gelangte durch Wissenschaft und Tugend zu hohem Ansehen und starb zu Paris am 21. August 1245.

 

Der heilige Papst Pius X.,

+ 20.8.1914 – Fest: 21. August

 

Spät war es geworden, und es dunkelte schon stark, als an einem Sommertag des Jahres 1845 der zehnjährige Josef Sarto von einem Botengang heimkehrte. Der Weg führte ihn an der Kirche vorbei über den Friedhof. Als er da flüchtig umherschaute, sah er deutlich, wie sich aus einem Grab scheinbar zwei Arme emporstreckten und durch die Luft fuchtelten. Was meinst du wohl, was der zehnjährige Junge da getan hat? Er ging, obwohl ihm das Herz bis an den Hals klopfte, wagemutig auf das sonderbare Grab zu und fand den Esel eines Bauern aus dem Dorf, der in eine ausgeworfene Grube gefallen war. Mutig war Josef Sarto von Kindesbeinen an.

 

Um alles in der Welt wollte Josef Sarto gern Priester werden. Aber, aber! Die Eltern besaßen nur eine einzige Kuh und einen sehr schmalen Acker. Nebenbei war der Vater Gemeindediener und Briefträger und verdiente – es waren damals arme Zeiten – täglich, sage und schreibe, ganze fünfzehn Pfennig. Weil das für eine zehnköpfige Familie zu wenig war, suchte die gute Mutter Margareta trotz der Unmenge an häuslicher Arbeit durch Schneidern nebenbei noch einige Groschen zu verdienen. Dass unter diesen Umständen Josef studieren konnte, war ausgeschlossen, obwohl die Eltern ihm gern den Wunsch erfüllt hätten, denn für christliche Eltern bedeutet es die größte Freude, wenn ein Sohn Priester oder eine Tochter Ordensschwester wird.

 

Josef litt schwer unter dem Gedanken, dass er nicht Priester werden sollte. Da hatten die Eltern ein Einsehen und meinten, er könne mit dem Studieren ja einmal anfangen, nachher werde der liebe Gott wohl nachhelfen. Dass die Eltern mit diesem Vertrauen auf den lieben Gott recht gehandelt haben, hat die Zukunft gezeigt, denn ihr Sohn ist nicht nur Priester, sondern auch Bischof und zum Schluss sogar Papst geworden, ein großer und heiliger Papst. Wer auf Gott vertraut, der hat auf festen Grund gebaut.

 

Zunächst erhielt Josef Sarto Lateinstunden beim Herrn Kaplan. Dann ging er jeden Tag jahrelang in das nächste Städtchen auf die Schule. Barfuß machte er meist den Weg, die Schuhe baumelten bis kurz vor dem Ziel an einer Schnur auf Brust und Rücken, denn die Sohlen mussten geschont werden. Josef Sarto wollte den Eltern keine unnötigen Auslagen machen.

 

Auf dem halben Weg zur Schule rastete der Student zuweilen bei einer Quelle, wo im Frühjahr frische Kresse wuchs, die er sich als Belag zwischen die Brotscheiben des Frühstücks legte. Der zukünftige Papst ist ein armer Student gewesen.

 

Josef Sarto war aber ein tüchtiger Student. Selten blieb er im Unterricht eine Antwort schuldig, und die Zeugnisse waren stets blendend. Das kam daher, weil er äußerst fleißig war. Fast immer hatte er ein Buch in der Hand, sogar auf dem Schulweg und beim Kuhhüten.

 

Noch einmal kam ein harter Schlag über den siebzehnjährigen jungen Mann. Der Vater starb. Da musste er, der älteste Sohn, doch wohl das Studium aufgeben, wie schwer es ihm auch ankam, denn es war ihm klar, dass er der Mutter keinen Pfennig mehr kosten dürfe. Am Begräbnistag des Vaters teilte er der Mutter den Entschluss mit. Doch die Mutter, eine herrliche christliche Frau, zog den Sohn sanft am Ohr und sagte lächelnd: „Du dummer Junge! Hast du denn vergessen, dass der liebe Gott dich zum Priesterstand gerufen hat? Du studierst weiter und damit basta!“

 

Bei diesem hochherzigen Bescheid blieb es. Margaretas Sohn studierte weiter, wurde Priester, wurde Kaplan, wurde Pfarrer, wurde Domherr, wurde Bischof, wurde Kardinal, wurde Papst und wurde – das ist mehr als alles andere – ein Heiliger. Alle Ehre aber, die dem Sohn zuteilwurde, fällt auf die Eltern zurück, denn gute Kinder sind der Eltern Preis.

 

Elf Jahre lang hat der heilige Papst Pius X. segensreich die Kirche Gottes regiert. Was den heiligen Mann aber gerade den Kindern lieb und teuer machen muss, ist die Tatsache, dass er ihnen die Tür des Tabernakels weit aufgemacht hat, denn er war es, der den alten Brauch abschaffte, dass die Kinder erst mit zwölf Jahren zur ersten heiligen Kommunion geführt wurden. Der heilige Papst Pius X. hat dagegen angeordnet, dass die Feier der Erstkommunion viel früher stattfinden solle. Je jünger nämlich ein Kind ist, desto unschuldiger ist es noch, und die Unschuldigen liebt und begnadet der göttliche Heiland am meisten.

 

Papst Pius X. wurde am 3. Juni 1951 von Papst Pius XII. selig- und am 29. Mai 1954 vom selben Papst heiliggesprochen.

 

Pater Johannes Chrysostomus vom heiligen Paulus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 21. August 1676 beendete im Einsiedlerkonvent St. Anna bei Wien der lobwürdige Pater Johannes Chrysostomus vom heiligen Paulus sein frommes Leben. Er war im Jahr 1631 zu Dinkelscherben in Schwaben geboren und hieß mit seinem Familiennamen Leonhard Schenk. Im Jahr 1650 trat er zu München in den Orden, in dem er stets ein so vortreffliches Benehmen an den Tag legte, dass man ihn allgemein "ein Spiegel der Bescheidenheit" nannte. In der gleichen Einfalt des Herzens und im selben Eifer verharrte er bis zum Ende seines Lebens. Oft sagte er, er könne sich nichts Beglückenderes denken, als die Einsamkeit. Aus diesem Grund bat er auch um die Versetzung in den Einsiedlerkonvent der deutschen Provinz zu St. Anna bei Wien. Da fühlte er sich wohl wie der Fisch im Wasser, wie die Worte bekunden, die man ihn in unbewachten Augenblicken oft sprechen hörte: "O Einsamkeitsglück, o Glück der Einsamkeit, hier will ich wohnen, denn ich habe sie erwählt." An Anbetracht seiner Tugend wurde er zum Subprior, später zum Prior gewählt und wiedergewählt. Es lässt sich begreifen, dass er in diesem Amt sich bemühte, seine Mitbrüder mit dem gleichen Geist zu erfüllen. Alles lag ihm daran, ihnen den Wert des beschaulichen Lebens recht zum Bewusstsein zu bringen. Deshalb rief er oft aus: "O wie unglücklich sind wir Menschen, wenn wir auch nur einen Augenblick dem Himmel entziehen und der Welt gewähren!" Seine Ermahnungen waren um so eindringlicher, da er mit dem besten Beispiel voranging. Einer seiner Untergebenen gestand, er habe Pater Johannes Chrysostomus eigens beobachtet, um, wenn er so streng auf die Ordenszucht des Karmeliteneremiten drang, ihm die eigenen Verfehlungen vorzuhalten. Aber er vermochte nicht die geringste wahrzunehmen. Seinem Leben entsprach sein Tod. Pater Johannes Chrysostomus starb nicht im Bett, sondern ehrfürchtigst auf der Erde kniend.

 

Gebet am 21. August

 

Um meines Heiles willen hast du, schmerzhafte Mutter, so viele Tränen vergossen. Was nützten mir aber deine Tränen, wenn ich dennoch verloren ginge? Erlange mir also um der Verdienste deiner Schmerzen willen aufrichtige Reue über meine Sünden, wahre Besserung des Lebens und fortwährendes und zärtliches Mitleid mit dem Leiden Christi und mit deinen Schmerzen. Erbitte mir die Gnade der Geduld und Ergebenheit in Gottes heiligsten Willen. Amen. 

 

Andacht am 21. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Eines der größten Hindernisse, das uns abhält, ein Werk gut zu vollbringen, liegt darin, dass wir, während wir mit einer Sache beschäftigt sind, an eine andere denken, die wir zu tun haben werden, oder die wir schon getan haben. Wenn wir jede Handlung gehörig tun wollen, so müssen wir bloß auf diejenige achtsam sein, die wir gerade jetzt betreiben, und sie so vollkommen tun, als wir es können; haben wir sie aber vollbracht, dann sollen wir ihr nicht mehr gedenken, und unseren ganzen Fleiß dahin verwenden, dass wir uns gut mit der Angelegenheit beschäftigen, die wir nun tun sollen." (Der gottselige Johannes von Avila)

"Tue, was du tust!" So sprach ein großer Diener Gottes während seiner verschiedenen Beschäftigungen; "tue es auf eine Weise, die Gott gefällig ist; es ist vielleicht dein letztes Werk und kann von ungeheuren Folgen für dich sein!"

Ein anderer sprach zur Zeit der Arbeit sich selbst so an: "Du bist hier, um zu arbeiten!" Übte er Werke der Barmherzigkeit, so sprach er: "Liebe Gottes und des Nächsten; dich soll ich in alle Herzen ergießen, und kein anderes Verlangen soll in mir leben." Während des Gebetes aber sprach er: "Du bist einzig und allein hier, um zu beten!"

Eine heilige Klosterjungfrau, der die Oberin verschiedene Ämter übertragen hatte, besorgte sie alle sämtlich auf die vollkommenste Weise, und sprach, je nachdem sie einem von ihnen nachging: "Jetzt bin ich bloß Wärterin der Sakristei. - Jetzt bin ich bloß Pförtnerin. - Jetzt bin ich bloß Schaffnerin etc."

 

Ganz will ich der Aufgabe angehören, die ich Dir zuliebe vollbringe, mein Gott; auf dass ich sie gut vollbringe, wenn ich bedenke, dass Du nun einzig sie von mir verlangst, und dass sie vielleicht die letzte meines Lebens ist! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 21. August

 

"Der schwierigste Punkt, um in der Vollkommenheit Fortschritte zu machen,

ist einen guten Führer zu haben.

Man muss ihn unter tausend auswählen.

Wenn du einen gefunden hast nach dem Wohlgefallen Gottes,

so wisse dieses Glück zu schätzen,

als eines der größten auf Erden."

 

 ehrw. Antonin vom heiligsten Sakrament OP

 

Betrachtung am 21. August - Von der wahren Heiligkeit

 

Herr, heilig bist du, unser Gott allein;

Und heilig sind erschaffene Naturen

Durch deines heil`gen Lichtes Wiederschein;

Denn heilig sind nur dann die Kreaturen,

Wenn eins ihr Wille ist mit deinem Willen,

Und sie in Lust und Leiden ihn erfüllen.

 

1. Unsere Heiligkeit besteht darin, dass wir unablässig in Gottes heiliger Gegenwart leben, und ihn niemals aus dem Blick verlieren. Die glückseligen Himmelsbürger sind von den Verdammten darin unterschieden, dass die einen Gott immerdar schauen, die anderen aber ihn ewig nie schauen werden. Eben so unterscheiden sich die Heiligen, die noch in dieser Pilgerschaft vorangehen, dadurch von den Bösen und von den Unvollkommenen, dass die Heiligen beständig auf Gott ausgerichtet sind, die anderen aber an ihn niemals, oder nur selten denken. Bist du also weder heilig noch vollkommen, so liegt die Ursache offenbar darin, dass du nicht in deinem Innern andächtig bist, und nicht vor den Augen Gottes lebst. 

 

2. Unsere Heiligkeit ist eine Anteilnahme an Gottes Heiligkeit und eine Wirkung durch sie. Gott ist heilig und glückselig, weil er die lebendige Fülle seiner unendlichen Glorie in sich besitzt und notwendig liebt. Heilig und glückselig aber sind wir nach dem Maß, als wir voll Gottes und voll seiner Liebe sind. Er muss unseren Geist und unseren Willen erfüllen, und unser Äußeres muss eine Wirkung dieser Fülle sein. Warum bist du nicht heilig? Weil du voll von dir selbst bist, und auch nur an dich selbst denkst. Denn was ist der Grundtrieb deiner Werke: ist es Gottes Geist, oder ist es die Natur, die Eigenliebe, die Eitelkeit, das Vergnügen, der Eigennutz?

 

3. Endlich besteht unsere Heiligkeit in einer vollkommenen Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen. So wie die Erkenntnis Gottes die Richtschnur unserer Urteile ist, also muss sein Wille die Richtschnur unseres Verlangens sein. Wer da urteilt wie Gott, ist weise; und der da will was Gott will, ist heilig. Es ist also die Heiligkeit keine Sache, die außerhalb der Grenzen unserer Möglichkeit liegt, vielmehr ist sie uns nahe und leicht. Kannst du nicht fasten, keine strengen Bußwerke tun, nicht ausdauernd betrachten, so kannst du doch Gott lieben, und in allen Dingen nach seinem heiligsten Willen dich richten. Mehr aber bedarf es nicht, heilig zu sein. "Das ist es, was Gott will: eure Heiligung." (1. Thessalonicher 4,3)

 

22. August

 

Das Herz-Mariä-Fest (heute: Mariä Königin)

 

Der heilige Symphorian, Junge und Märtyrer zu Autun,

+ 22.8.178 – Fest: 22. August

 

Der heilige Symphorian, einer der vornehmsten Märtyrer Frankreichs, war aus einer edlen Familie der Stadt Autun. Sein Vater hieß Faustus und ließ ihn wie man sagt, von den heiligen Benignus und Andochius taufen. Der Same des Heils fiel bei dem Sohn auf einen guten Boden und brachte die herrlichsten Früchte hervor. Mit christlicher Weisheit verband er die makelloseste Sittenreinheit und wandelte allzeit fest in den Wegen des Evangeliums. Er stand in der Blüte seiner Jahre und war seiner vortrefflichen Eigenschaften wegen allgemein beliebt, als er das Opfer des zeitlichen Lebens darbrachte, um das ewige zu gewinnen. Die Heiden von Autun pflegten am Fest der Cybele das Standbild dieser Göttin mit großem Gepränge auf einem Wagen durch die Straßen zu führen. Der Heilige begegnete dem Zug, und während alles anbetend auf die Knie sank, blieb er allein aufrecht stehen. Dieses vermeintlichen Frevels wegen fiel die Menge über ihn her und schleppte ihn vor den Statthalter Heraclius. Als er da offen sich zum Christentum bekannte, las man ihm die Verordnungen vor, die der Kaiser Marcus Aurelius gegen die Neugläubigen erlassen hatte, und fragte ihn, was er hierauf zu antworten habe. Er entgegnete mutig, dass er auf alles gefasst sei und lieber sterben wolle, als den Dämonen huldigen, wodurch er um die Seligkeit kommen würde. Sofort wurde er ins Gefängnis geworfen. Einige Tage danach musste er wieder vor Gericht erscheinen und empfing, da er nicht zu anderen Gesinnungen zu bringen war, das Urteil der Enthauptung. Als man ihn zu dem außerhalb der Stadt liegenden Richtplatz führte, rief ihm seine Mutter von der Mauer herab aufmunternde Worte zu. Seine Marter geschah um das Jahr 178. Einige fromme Personen nahmen heimlich seinen Leib weg und begruben ihn bei einem Brunnen in der Nähe des zu den Kriegsübungen bestimmten öffentlichen Feldes. Euphronius, Bischof von Antun, ließ im 5. Jahrhundert über seinem Grab, das durch Wunder verherrlicht worden war, eine Kirche errichten.

 

Der heilige Philippus Benitius, Priester, Ordensstifter von Florenz,

+ 22.8.1285 - Fest: 22. August

 

Lange hatten sich die Eltern des Tagesheiligen, adelige Leute zu Florenz, nach einem Kind gesehnt und in dieser Meinung auch viel gebetet und reichlich Almosen gespendet, bis ihnen am 15. August 1233, ausgerechnet am Fest der Himmelfahrt Mariä, ein Sohn geschenkt wurde, den sie auf den Namen Philipp taufen ließen. Der Junge gehörte also schon von Geburt an der Mutter Gottes, da er ja an ihrem höchsten Feiertag das Licht der Welt erblickte.

 

Als Philipp größer wurde und es sich zeigte, dass er gut lernen konnte, besuchte er zunächst die Schule in der Heimatstadt Florenz, später die Hochschulen von Paris und Padua, studierte Medizin und war bereits mit zwanzig Jahren Arzt. So schnell macht ihm heute das keiner mehr nach.

 

Um nun die folgende Legende aus dem Leben des Heiligen richtig zu verstehen, empfiehlt es sich, dass man sich erst die Lesung vom Donnerstag in der Osterwoche ansieht. Dort heißt es, dass einer der sieben Diakone der ersten Christengemeinde zu Jerusalem, Philippus mit Namen, von Gott den Auftrag erhielt, an den Wagen eines äthiopischen Hofbeamten, der gerade vorüberfuhr, hinzutreten und den Reisenden für den Glauben an Christus zu gewinnen. „Tritt hinzu und schließ dich dem Wagen an!“ hatte Gottes Stimme zu dem Diakon Philippus gesprochen, und als dieser dem Befehl gehorchte, hat er den äthiopischen Hofbeamten bekehrt und auch gleich getauft. Wie gesagt, das steht in der Epistel vom Donnerstag in der Osterwoche.

 

Dies vorausgeschickt, kann nun die heutige Legende weitererzählt werden. Im Jahr 1252 wohnte am Donnerstag in der Osterwoche der junge Arzt Philipp mit dem Messbuch in der Hand der Heiligen Messe bei. Es geschah das in der Servitenkirche in Florenz, und die Serviten bilden einen Mutter-Gottes-Orden, dessen Mitglieder sich vornehmlich der Verehrung der Sieben Schmerzen Mariä widmen. Damals war er kurz zuvor gegründet worden. Als Philipp an dem genannten Tag während der Heiligen Messe die erwähnte Epistel mit dem Priester still für sich betete, fühlte er sich, weil er ja auch Philipp hieß, persönlich angesprochen. „Philipp, tritt hinzu und folge dem Wagen!“ las er, und als er wie zufällig nach der Decke der Kirche emporschaute, hatte er ein Gesicht. Er sah einen goldenen Wagen daherfahren, auf dem in strahlender Herrlichkeit die Mutter Gottes saß.

 

Huldvoll schaute die Himmelskönigin ihn an, zeigte ihm ein Ordenskleid der Servitenmönche, das sie in der Hand trug, und sagte mit aufmunterndem Lächeln: „Philipp, tritt hinzu und schließe dich dem Wagen an!“ Gleich darauf entschwand das Gesicht, Philipp aber verstand sogleich, was es für eine Bewandtnis damit hatte. Die Mutter Gottes, an deren Hochfest er geboren war, hatte ihn als ihr Gnadenkind in ihren Orden berufen.

 

Auf der Stelle folgte der junge Arzt dem Ruf, und als er in das Hauptkloster der Serviten auf dem Berg Senario eintrat, verschwieg er Herkunft und Stand, um als schlichter Laienbruder zu dienen, und am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn er das ganze Leben in der Küche oder an der Pforte in niedriger Stellung hätte verbringen können. Aus diesem Grund rühmt auch das heutige Kirchengebet vor allem die Demut des Heiligen. Doch dann kam es anders, als Philipp es sich geträumt hatte. Heiligkeit strahlte von ihm aus, die niemand übersehen konnte. Man überredete ihn, die Priesterweihe zu empfangen, betraute ihn mit wichtigen Ordensämtern und wählte ihn mit erst dreiunddreißig Jahren zum Generalobern.

 

Gerade damals drohte dem Servitenorden wegen innerer und äußerer Schwierigkeiten der Untergang. Da hat Philippus es fertiggebracht, alles durch eine starke Ordensregel wieder neu zu binden.

 

Vom heiligen Philippus Benitius muss ferner noch erwähnt werden, dass er ein gewaltiger Prediger war, der es vorzüglich verstand, Entzweite zu versöhnen, und der nicht nur in Italien, sondern auch in Frankreich und sogar in Deutschland die Donau und den Rhein entlang bis an die Nordsee als nimmermüder Apostel der Feindesliebe segensreich wirkte. Dabei hat er seine Kräfte vor der Zeit verausgabt, so dass er mit dreiundfünfzig Jahren bereits starb. Er starb aber am 22. August 1285, also genau am Schluss der Achttagefeier von Mariä Himmelfahrt. So begann und endete sein Leben mit dem Hochfest der Mutter Gottes, und was dazwischen liegt, ist ein einziges Marienlob gewesen.

 

Der selige Thomas Percy, Graf von Northumberland, Märtyrer,

+ 22.8.1572 – Gedenktag: 22. August

 

Elisabeth, die im Ehebruch mit Anna Boleyn erzeugte Tochter Heinrichs VIII., hatte nach dem Tod ihrer Schwester Maria der Katholischen den Thron Englands errungen. Obwohl von Jugend auf ohne jede tiefere religiöse Überzeugung, hatte sie es doch verstanden, bei den Katholiken wie bei den Neuerern Hoffnungen zu erwecken. Alsbald aber offenbarte sie ihr geheimes Vorhaben, eine neue Staatsreligion zu schaffen und durch fein ausgedachte Gesetze den alten katholischen Glauben planmäßig zu unterbinden und schließlich gänzlich auszurotten. Dabei ging sie noch grausamer zu werke als ihr schon als grausam genug berüchtigter Vater. Der schwere Druck rief im Norden des Reiches im Jahr 1569 eine Erhebung hervor, die „dem Verderbnis Einhalt tun und alle alten Gebräuche und Freiheiten Gott und dem Reich zurückgeben wollte“, ohne dem Staat und der Königin die Treue zu brechen. An der Spitze der Bewegung standen die Grafen von Westmoreland und Northumberland. Da aber viele Edelleute dem Unternehmen nicht die erwartete Unterstützung liehen, nahm es einen unglücklichen Verlauf. Der Grimm der Königin war nicht zu stillen. Mehr als neunhundert Menschen aus dem armen Volk wurden hingerichtet. Die Führer flohen nach Schottland, von wo Westmoreland nach Flandern entschlüpfen konnte, während Northumberland an Elisabeth verkauft wurde und als Blutzeuge für den heiligen Glauben starb.

 

Der selige Thomas, Graf von Northumberland, war ein Spross der alten katholischen Familie der Percy. Schon sein Vater hatte zum Schutz der katholischen Religion das Schwert gezogen und endete deswegen auf dem Schafott. Als Thomas Percy nach dem Scheitern der Erhebung des nordischen Adels, der er sich nur zögernd und erst unter dem Zwang der Notwendigkeit angeschlossen hatte, als Flüchtling Schottland betrat, geriet er durch Verrat in die Hände der Feinde der unglücklichen schottischen Königin Maria Stuart, die gegenüber Elisabeth Anspruch auf die Krone Englands erhob. In demselben Schloss von Loch Leven, das auch Maria als Kerker gedient hatte, wurde der Graf zweieinhalb Jahre gefangen gehalten. Da hat er in festem Glauben, in Geduld, in Keuschheit, in Sanftmut, Wachen, Fasten und heiligen Betrachtungen um die Krone jener Glorie rechtmäßig gekämpft, die ihm jetzt der gerechte Richter verliehen hat, wie ein zuverlässiger Bericht eines Zeitgenossen sagt. Der Kerkermeister gehörte der Irrlehre Calvins an und lud oft andere Kalvinisten zu Tisch, die sich sehr bemühten, den Grafen zu ihren Irrtümern herüberzuziehen. Aber weder durch ihre Trugschlüsse noch durch freundliches Zureden, weder durch Drohungen noch durch Versprechungen ließ er sich bewegen, auch nur um Haares Breite von der katholischen Lehre abzuweichen. Man bot ihm nicht nur Freilassung aus dem Kerker, sondern auch Wiedereinsetzung in alle Ehren und Würden an. „Auf den Felsen gegründet“, ließ er sich durch nichts von diesem festen Fundament abdrängen. Wenn ihm an Fasttagen Fleischspeisen vorgesetzt wurden, was oft geschah, begnügte er sich mit trockenem Brot. Auf den Knien betete er oft bis tief in die Nacht hinein. Auch in seinem früheren Leben hatte er an dieser heiligen Beschäftigung große Freude.

 

Inzwischen suchte der schottische Herr, in dessen Gewalt sich Percy befand, den Gefangenen um möglichst hohen Preis zu verkaufen und unterhandelte gewissenlos mit beiden Parteien. Unter unsäglichen Mühen hatte die edle und mannhafte Gattin Percys, der ja alle Güter genommen worden waren, die enorme Summe von 2000 Pfund Sterling (etwa 400.000 Mark) aufgebracht und schon glaubte man den standhaften Bekenner gerettet. Aber auch der Königin von England war dieser Preis nicht zu hoch, ihre Rache zu befriedigen, und so wurde der Graf an sie verschachert. Am 29. Mai als Staatsgefangener nach Berwick verbracht, erkrankte er hier an einem heftigen Fieber. Da hatte er nur die eine Sorge, es möchte ihm nicht vergönnt sein, um des Glaubens willen sein Blut vergießen zu dürfen. Die liebenswürdige Geradheit und Charaktergüte des Gefangenen machte auf seinen Wächter, den Lord Hunsdon, der sonst wahrlich kein Freund der Katholiken war, einen solchen Eindruck, dass sich dieser an die Königin um Begnadigung für den Grafen wandte. Indessen war Northumberland schon zum Tod verurteilt. Es bedurfte keines neuen Gerichtsverfahrens mehr. Seine Hinrichtung sollte in York stattfinden. Unterwegs durfte er in seinem eigenen Schloss Topcliffe, von wo er vor drei Jahren zum Kampf aufgebrochen war, Halt machen. Man hatte, um die Bevölkerung von Befreiungsversuchen abzuhalten, das Gerücht verbreitet, er wäre begnadigt. Von allen Seiten kamen Edelleute, ihn zu beglückwünschen. Vollkommen ruhig erklärte der Selige, er möchte freilich um der Gattin und Kinder willen gerne noch länger leben, aber nur so weit dies mit gutem Gewissen geschehen könne. Ehe er sein Gewissen verletze, wolle er lieber sterben. Man hatte ihm nämlich bedeutet, wenn er nur seine Religion ändern wollte, würde er begnadigt werden und ein Leben mit Freuden führen können. Doch er blieb standhaft, und so war es wirklich die Treue im Glauben, um derentwillen ihm am Abend des 21. August eröffnet wurde, dass er am folgenden Tag den Tod erleiden würde. Mit großer Freude nahm er diese Nachricht auf; man könne ihm, sagte er, keine größere Ehre erweisen, als die Ehre des Martyriums. Darauf wollte er sich durch inniges Gebet vorbereiten. Allein zwei kalvinische Prediger belästigten ihn mit Bekehrungsversuchen. Ihnen wusste er so geschickt zu erwidern, dass sein Wächter die Schlagfertigkeit und Bescheidenheit nicht genug bewundern konnte. Eine Trostschrift des heiligen Thomas Morus, die er sich vom Diener vorlesen ließ, mehrte seine Ruhe und Seelenfreude.

 

So trat der selige Martyrer am 22. August 1572 zu York frohen Antlitzes den Gang zur Richtstätte an. Sich und die Leiter, die zum Schafott führte, mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes bezeichnend, stieg er unerschrocken auf das Gerüst. Wieder belästigte ihn der irrgläubige Prediger. Der Graf aber wandte sich an das Volk: „Ich würde gerne schweigend sterben; da es aber Sitte ist, dass die Verurteilten über die Ursache ihres Todes einige Worte an die Versammelten richten, so wisset, dass ich von Kindheit an bis auf diesen Tag im Glauben jener Kirche gelebt habe, die über den ganzen Erdkreis hin verbreitet und in heiliger Eintracht verbunden ist, und dass ich in diesem Glauben mein armseliges Leben schließen will. Von dieser neuen anglikanischen Kirche aber will ich nichts wissen.“ Da unterbrach ihn der Prediger: „Ich sehe, dass du als verstockter Papist sterben willst, als Glied der römischen und nicht der katholischen Kirche.“ „Die Kirche, die du die römische nennst,“ antwortete der Martyrer, „das ist eben die katholische, auf die Lehre der Apostel gegründete, auf den Eckstein Christus Jesus gebaute, durch das Blut der Martyrer gefestigte, durch das Zeugnis der Väter verklärte Kirche, die ewig dieselbe bleibt, und gegen die nach den Worten des Heilandes die Pforten der Hölle nichts vermögen. Lasst mich jetzt in Frieden, denn diese Wahrheit ist meinem Herzen und Gewissen unentreißbar eingepflanzt.“

 

Noch sprach der edle Mann sein großes Herzeleid darüber aus, dass durch seine Veranlassung, aber doch wegen ihrer Liebe zur wahren Religion, so viele aus dem armen Volk hätten den Tod aus Henkershand erdulden müssen. Was ihm vorgeworfen werde, dafür erwarte er kein erbarmen von den irdischen Herren, sondern einzig von dem, den er als die Quelle aller Erbarmung anbete und von dem er auch zuversichtlich hoffe, er werde ihm barmherzig sein. Er wollte alle um Verzeihung bitten, wie auch er allen verzeihe. Auf den Knien betend, küsste er das Kreuz, breitete die Arme in Kreuzesform aus und empfing mit den Worten: „Herr, nimm meine Seele auf!“ den Todesstreich. Das Volk schluchzte und weinte laut, und es fehlte nicht an solchen, die ihre Tücher in das Blut des Hingerichteten als in das eines Martyrers tauchten.

 

So starb Thomas Percy, der 7. Graf von Northumberland, den wir unter der Schar der seligen Blutzeugen verehren dürfen. Durch Dekret der Kongregation der Riten vom 13. Mai 1895 wurde ihm der Titel eines Seligen zugebilligt.

 

Der selige Bernhard von Offida, Kapuzinerbruder,

+ 22. August 1694 – Gedenktag: 22. August

 

Unermesslich ist der Segen, der allezeit von den wahrhaft christlichen Familien auf die Welt und die Seelen ausgegangen ist. Nazareth ist das erste christliche Gotteshaus und zugleich das Musterbild einer christlichen Familie im praktischen Berufsleben. Ein Nazarethheim soll nach der Absicht unserer heiligen Kirche jede Familie darstellen, um Gottes Gnaden und Segen, zeitliches und ewiges Glück den Eltern und Kindern zu vermitteln. Wenn man die Lebensgeschichte der Heiligen und Seligen betrachtet, wird man meistens die Entdeckung machen, dass die später sich voll entfaltende Vollkommenheit bereits im Keim in das Herz des Kindes im Elternhaus gesenkt worden war. Das Beispiel der ganzen Familie, besonders die frommen Lehren und die religiöse Erziehung durch eine gute christliche Mutter geben meist die Grundrichtung für die ganze spätere Entwicklung der Seele.

 

Eine solch „heilige Familie“ nach dem Vorbild von Nazareth lebte im Anfang des 17. Jahrhunderts im päpstlichen Kirchenstaat. Christliche Frömmigkeit und Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Schlichtheit zeichneten diese Landmannsfamilie aus, die der Kirche und dem Kapuzinerorden einen Seligen, Bernhard von Offida, schenken sollte. Frühzeitig offenbarte sich an dem jungen „Eremiten“, wie man den frommen Knaben allgemein nannte, ein tiefer, religiöser Ernst, Eifer für geistliche Übungen und Belehrungen, Liebe zum Stillschweigen und zu innerer Sammlung. Der Eintritt in den Franziskanerorden der Kapuziner versetzte die Tugendpflanzung in dieser gottbegnadeten Seele in den Gottesgarten gesteigerten Tugendwachstums und alsbald zeigten sich die reichsten Früchte der standesgemäßen Vollkommenheit.

 

Neunzig volle Lebensjahre währte die Pilgerschaft unseres Seligen zum Himmel und als Leitstern leuchtete ihm dabei das große, goldene Dreigestirn der göttlichen Tugenden. Bernhard war ein Mann des tiefsten Glaubens. Ganz durchdrungen von Glaubensgeist und Glaubensfreude, lebte er in der überirdischen Welt dieses Glaubens und der Gnade und bedauerte nur, dass er bloß mit dem unblutigen Martyrium vorliebnehmen müsse. „Ach könnte ich“, sagte er oft, “das Glück haben, mein Blut für unseren Glauben zu vergießen! Aber Gott schenkt mir diese Gnade nicht, weil ich sie nicht verdiene.“ Aus diesem erleuchteten Glauben an Gottes Allmacht, Allgegenwart, Weisheit und Vatergüte entsprang des Seligen unerschütterliche Hoffnung, Gottvertrauen und Gottergebenheit und die demütige Hingabe an Fügungen und Führungen der göttlichen Vorsehung. „Von Gott hoffe ich alles,“ lautete sein Losungswort. Er hoffte wider alle Hoffnung in Not und Bedrängnis, besonders wenn das Kloster durch seine Mildtätigkeit Armen gegenüber in großen Mangel zu kommen schien. Des Bruders Antlitz leuchtete dann von tiefstem Frieden und zuversichtlichem Vertrauen, und jedes Mal sorgte die göttliche Vorsehung in überreichlicher Weise. Die größte der göttlichen Tugenden ist nach dem heiligen Paulus die Liebe. „Gott ist so würdig geliebt zu werden, dass selbst die Felsen vor Liebe zu ihm brennen würden, wenn sie der Liebe fähig wären,“ so rief Bruder Bernhard oft in der überwallenden Inbrunst seiner Seraphsliebe. Beständig lebte er mit Gott in inniger Liebes- und Gnadenvereinigung. Doch war seine Seraphsglut, von der oft sein Antlitz flammte und sein Herz zu springen drohte, kein leeres Spiel des Gefühls. Seine Gottesliebe bewährte sich vor allem als dankbare, gleichförmige, opfernde und sühnende Liebe. Leib und Seele wollte der Selige als Brandopfer darbringen auf dem heiligen Altar der göttlichen Opferliebe. Eine kindliche Verehrung trug der Selige auch zur lieben Gottesmutter. Besonders der heilige Rosenkranz bildete seine Lieblingsandacht und wie oft mahnte er andere dazu: „Glaubt mir, Maria ist mittels des Rosenkranzes auf eine vorzügliche Weise die Ausspenderin der Gnaden.“ Diese himmlische Mutter brachte im Orden alle Tugendkeime voll zur Entfaltung, die einst die irdische Mutter in das jugendlich-empfängliche Herz gesenkt hatte. In heiliger Siebenzahl erblühten in der Seele des demütigen Bruders durch Gottes Gnade und eigene treue Mitwirkung die sogenannten „menschlichen Tugenden“.

 

Geistessammlung und Gebetseifer verlangt der heilige Ordensvater Franziskus vor allem von seinen Schülern: „Der Leib ist die Klosterzelle und die Seele der Klausner, der darin wohnt,“ mahnte er oft und sein opferwilliger Schüler, der selige Bernhard von Offida, hielt eingedenk dieser Mahnung die Fenster und Türen seiner Seelenklause, d.h. seine Sinne, wohl verwahrt, damit der Lärm und Trubel der Außenwelt nicht die heilige, andächtige Stille in seiner Herzenskapelle stören konnten. Dort hielt er beständig Gottes- und Gebetsdienst mitten in aller äußeren Arbeit durch Stoßgebete, Wandel in Gottes Gegenwart, durch Betrachtung und Beschauung. Dadurch verwandelte sich auch seine Berufsarbeit als Almosensammler, Krankenbruder usw. in ein „tätiges Gebet“. Die Abtötung der Sinne, Bußgeist und Herzensreinheit übte der Selige in heldenmütiger Weise, vor allem die innere Abtötung der Eigenliebe durch demütigen Gehorsam, die freiwillige strengste Armut und Losschälung vom Irdischen und zarteste Reinheit des Herzens. Nicht als ob er nie Kampf und Sturm im Seelenleben hätte bestehen müssen. Allein er wehrte sich mit Martyrermut und sein Herz war reiner und herrlicher als zuvor, so wie der blaue, lichtstrahlende Himmel nach einem Sturm. In den Schwestertugenden Demut und Sanftmut wurde Bernhard von seiner Umgebung auf den Sammelgängen genügend geübt und staunenswert war seine Ruhe und Gleichmütigkeit bei der beleidigendsten und ungerechtesten Behandlung. Das Geheimnis zu diesem Heroismus lag in seiner übernatürlichen Nächstenliebe, die das Wort des göttlichen Heilandes recht praktisch übte: „Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ Die christliche Mildtätigkeit, die der Selige als Kind im elterlichen Haus einst gelernt hatte, begleitete ihn bis in das höchste Greisenalter, wo er aus körperlicher Gebrechlichkeit von schwereren Arbeiten befreit, den Kranken, Armen und Gefangenen seine Liebestätigkeit angedeihen ließ. Nach neunzig Jahren bußfertigen Lebens erreichte der Selige in freudiger Hochstimmung das Ziel seiner Himmelspilgerschaft, nachdem er den Segen seines Obern sich erbeten hatte mit den letzten Worten: „Pater Guardian, gebt mir den Segen auf die Reise zum Paradies.“

 

Bernhard wurde am 25. Mai 1795 seliggesprochen.

 

Ein langer, schwerer, gefährlicher Weg liegt für den Menschen oft zwischen dem irdischen und himmlischen Vaterhaus. Wohl dem, der durch Beispiel und Erziehung im Elternhaus eine gute Grundrichtung für das christliche Leben erhalten. Das Elternhaus muss die religiöse Bildung übernehmen und der Schoß der Mutter Betschemel und Schulbank für die Kinder werden!

„Wenn aus ihren Schulpalästen

Die neue Zeit das Kreuz verbannt,

Dann, Christen, von der Berge Festen

Tragt rings den Kriegsruf in das Land,

Wie`s unsere Väter oft getan:

Die Kinderseelen rührt nicht an!“

 

Ehrwürdige Klara Maria vom Leiden des Herrn

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Der 22. August 1675 ist der Todestag der ehrwürdigen Klara Maria vom Leiden des Herrn, in der Welt Prinzessin Colonna von Neapel. Sie hatte in ihrer Jugend ein überaus lebhaftes, heiteres und feuriges Gemüt. Ihr Sinn war allem Höheren abgeneigt, so dass sie den Klosterfrauen, denen man sie in Neapel zur Erziehung übergab, erklärte, man solle doch ja nicht daran denken, eine Klosterfrau aus ihr machen zu wollen. Ja ihr Widerwille gegen das Klosterleben wurde im Kloster noch von Tag zu Tag größer. Sie vollführte Streiche, dass ihre Erzieherinnen des öfteren versucht sein mochten, sie wegzuschicken. Da offenbarte sich ihr der Herr selbst. Nach der heiligen Kommunion ließ er sie einmal mit den Augen der Seele ihr eigenes Herz schauen und darin unseren Herrn Jesus in unendlicher Majestät und Schönheit sehen. Seitdem blieb ihr ein großes Verlangen, sich dem innerlichen Gebet hinzugeben. Sie kam ihm auch nach, indem sie von da ab z.B. täglich in die Vesper der Nonnen ging und danach eine halbe Stunde dem Gebet oblag. Die Folge war, dass sie ihr Herz mächtig von Liebe zu Gott entbrennen fühlte und das Gelübde der Keuschheit, sowie das Gelübde, in einen Orden zu treten, abzulegen beschloss. Als sie um Erkenntnis bat, in welchen Orden sie treten solle, sah sie ein ganz kleines und armes Kloster, und es kam ihr vor, als sähe sie in ihm Töchter der heiligen Theresia. Der Beichtvater erklärte, Karmelitinnen gäbe es außerhalb Spanien nicht und veranlasste sie zu dem Gelübde, in ein anderes Kloster einzutreten. Bei der Einkleidung einer Karmelitennovizin im St. Ägidiuskloster, wovon sie später erfuhr, vernahm sie aber die Worte: "Viktoria, folge mir nach; hier will ich dich haben." Ein Gang durchs Kloster zeigte ihr die große Armut des Hauses. Sie erschrak aber nicht darüber, denn sie erkannte darin das Kloster, das ihr im Gesicht gezeigt worden war. Es fiel ihr auch die Heiterkeit der Schwestern auf, die sich wunderbar mit ihrer Sammlung vereinigte. Ja es kam ihr vor, als weile sie unter Engeln. Sie war überzeugt, Gott wolle sie hier haben, und schätzte sich überglücklich, als sie der Heilige Vater nach allerlei Einwendungen von ihrem Gelübde befreite und in dieses Kloster eintreten ließ. Nach ihrer Einkleidung machte sie ihr Leben dem der Schwestern gleich, übte strenge Buße und jegliche Tugenden. Dabei läuterte sie der Herr durch innere Leiden und Versuchungen und erhob sie so von Stufe zu Stufe. Am Weißen Sonntag des Jahres 1651 fing Christus an, sie an seine heilige Seitenwunde zu ziehen. Nun fehlte nur noch, dass sie unzertrennlich mit ihm vereinigt wurde. Dies geschah durch ihr seliges Hinscheiden am 22. August 1675. Jetzt blickt sie herab von der lichten Höhe auf die armen Erdenpilger und hat nicht wenigen von denen, die sich vertrauensvoll an sie wendeten, wunderbare Gnadenbeweise bewirkt. 

 

Gebet am 22. August

 

Meine betrübte Mutter Maria! Du bist zwar groß in den Tugenden, aber auch groß in deinen Schmerzen gewesen, denn deine Tugenden sowohl als deine Schmerzen fanden ihren Ursprung in den Liebesflammen, die in deinem Herzen brannten, das nichts anderes als Gott zu lieben vermochte. O meine liebe Mutter, habe Mitleid mit mir, der ich Gott nicht geliebt, der ich ihn so oft enttäuscht habe. Um deiner Schmerzen willen hoffe ich zuversichtlich, dass Gott mir meine Sünden verzeihen wird. Aber das ist mir noch nicht genug, ich will auch meinen Gott lieben. Aber wer könnte mir leichter zu einer großen Liebe Gottes verhelfen, als du, die du die Mutter der schönen Liebe bist. O Maria, du tröstest alle, tröste auch mich. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Heute wird der achte Tag der Himmelfahrt Mariä gefeiert. An ihm wurde zu Granada, in Spanien, mit größtem Zulauf des Volkes eine drei Ellen hohe Bildsäule der seligsten Jungfrau in der Hauptkirche verehrt, bei der der König Ferdinand und Isabella die siegreiche Einnahme des Schlosses zu Granada mit Vertrauen erwartet und gesehen haben. Der König hat darauf eine täglich abwechselnde Verehrung dieses heiligen Bildnisses verordnet, die lange noch fortgesetzt wurde.

Maria hat den heiligen Philippus Benitius aus der gefährlichen Welt in den Orden ihrer Diener berufen und ihm beim Tod ihren besonderen Schutz angedeihen lassen. Er war in der Zeit seiner Missionen beständig bestrebt, jedermann eine zarte Andacht zu dieser großen Himmelskönigin, besonders zur dankbaren Erinnerung ihrer sieben Schmerzen, beizubringen, wie denn der ganze Orden der Serviten darauf bedacht ist.

 

Andacht am 22. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Tue in jedem Augenblick getreu, was der Herr von dir getan haben will, und überlass Ihm die Sorge, an anderes zu denken. Ich versichere dich, dass du, wenn du so lebst, eines großen Friedens dich erfreuen wirst." (Die heilige Franziska von Chantal)

"Auf solche Weise," sprach sie, "benahm sich der heilige Franz von Sales. Wenn er irgendein Werk tat oder ein Geschäft schlichtete, so ergab er sich ihm so vollkommen, als hätte er nichts anderes auf Erden zu tun."

Der heilige Gregor von Nazianz sprach von seiner frommen Mutter, sie hätte sich einzig auf das konzentriert, was ihr zu tun oblag, und habe dadurch alles vollkommen gut getan.

"Wenn du zur Arbeit dich begibst," sprach der heilige Bernhard, "so verrichte sie auf solche Weise, dass die Sorge für deine Werke dein Gemüt niemals von jenen Dingen abwendet, die Gottes sind."

 

Oft werde ich mich selbst also anreden: Vielleicht werde ich nach diesem Werk sterben, und über diese Handlung gerichtet werden! Dieses Werkes wegen werde ich ewig belohnt, oder ewig bestraft werden. Segne, Herr, diesen meinen Vorsatz! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 22. August

 

"Wir verlieren den Frieden der Seele so leicht,

weil wir ihn nicht von dem Zeugnis des Gewissens,

sondern von dem Urteil der Menschen abhängig machen."

 

sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP

1514 bis 16.7.1590

 

Betrachtung am 22. August - Vom Vertrauen im Gebet

 

Dich sucht, o Gott, dir ruft mein Herz

In Trübsal, Angst und Not und Schmerz,

Wenn alle Hilfe mir gebricht.

Denn du bist meine Zuversicht.

 

1. Wenn wir arm an geistigen Gütern, oder in Angst wegen der künftigen Dinge, oder aber ohne Trost in unseren Trübsalen sind, so tragen wir daran selbst die Schuld, weil wir unsere Zuflucht nicht zu Gott, unserem einzigen wahren Helfer und Tröster, nehmen, unser Gemüt nicht über alles Irdische zu ihm erheben und seiner Barmherzigkeit nicht aus ganzer Kraft unseres Herzens vertrauen. Denn Gott liebt unser Gebet, und er selbst verhieß feierlich, uns zu erhören, zumal wenn wir ihn im Namen seines Eingeborenen bitten, denn durch die Erhörung unseres Gebetes wird seine Allmacht, seine Liebe und seine Barmherzigkeit verherrlicht. Treten also anders wir in Demut und festem Vertrauen vor das Angesicht unseres Gottes, nimmermehr werden wir dann beschämt zurückkehren. 

 

2. Gott kennt allerdings unser Elend, und er bedarf es nicht, dass wir es ihm entfalten. Aus unendlicher Liebe aber ließ er, der alle seine Geschöpfe und ihre Verhältnisse von Ewigkeit kannte, sich herab, mit dem Menschen auf menschliche Weise umzugehen, und in das Verhältnis eines Vaters zu seinem Kind zu treten, damit wir unsere Not ihm so entfalten, als wäre sie ihm unbekannt. Darum auch befiehlt er selbst: "Rufe mich an am Tag der Not; dann rette ich dich, und du wirst mich ehren." (Psalm 50,15) Wusste etwa der Sohn Gottes nicht, dass sein himmlischer Vater ewig kannte, um was er in seiner heiligsten Menschheit ihn bitten würde? Und dennoch brachte er ganze Nächte im inbrünstigsten Gebet vor ihm zu.

 

3. "Gesegnet der Mann," spricht der Prophet, "der auf den Herrn sich verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte." (Jeremia 17,7-8) Ja nicht nur den Gerechten, selbst den Sünder, der dem Herrn seine Wunden in Demut zeigt und ihn um Heiligung bittet, hört er mildreich an und entlässt ihn mit dem Trost seiner Barmherzigkeit, wie wir an dem reumütigen Zöllner sehen. "In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig." (Psalm 25,7b)

 

23. August

 

Maria, Heil der Kranken - Samstag vor dem letzten Sonntag im August

 

Maria Trost - Samstag nach dem Fest des heiligen Augustinus (28. August)

 

Die heilige Rosa (Flores a St. Maria) von Lima,

erste Heilige Amerikas,

+ 24.8.1617 - Fest: 23. August

 

In dem Teil der Welt, in dem wir wohnen, werden wir durch diese Insekten nicht belästigt, aber im Ausland, in sehr heißen Gebieten, können sie wirklich eine Qual sein. Moskitos werden sogar zur Gefahr, denn durch ihren Stich bekommen die Menschen Malaria und gelbes Fieber. Es sind die Moskito-Weibchen, die stechen und Blut saugen. An vielen Orten muss man nachts die Betten mit Moskito-Netzen verhängen, sonst wäre ein Schlafen überhaupt unmöglich.

 

In Südamerika müssen die Insekten wirklich ernst genommen werden. Und doch lebte vor einigen Jahrhunderten ein junges Mädchen in Lima, der peruanischen Hauptstadt, die das Sommerhäuschen, in dem sie ihre meiste Zeit zubrachte, mit diesen giftigen Mücken teilte. Sie wurde nicht einmal gestochen! Dieses Mädchen hieß Rosa. Sie war die erste aus der Neuen Welt, die von der Kirche heiliggesprochen wurde, sie ist die Patronin von Amerika und den Philippinen.

 

Ursprünglich war sie auf den Namen Isabella getauft worden, aber als sie heranwuchs, hatte sie einen so schönen, rosigen Teint, dass ihre Eltern sie „Rosa“ nannten. Sie war überhaupt wunderhübsch, hatte sehr feine Haut und auffallend schöne Hände. Nun ist Schönheit sicher etwas, wofür man dankbar sein kann, aber man kann sie nicht als das „einzig Notwendige“ betrachten, das man begehren soll, wie das Himmelreich. Ein Mädchen, das weiter nichts als ein schönes Gesicht hat, ist nicht reich! Schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass es seine Besitzerin recht aufgeblasen und eingebildet machen kann. Leider kann uns ja überhaupt fast alles eitel und überheblich machen. Rosa wusste das, und obwohl sie sich manchmal versucht fühlte, ihre Schönheit recht wichtig zu nehmen, gab sie dem doch nicht nach. Wenn ihr die Versuchung kam, rief sie sich selber zu: „Rosa, was fällt dir ein! Lass dich von deiner Schönheit bloß nicht zum Narren machen!“

 

Ihre Eltern waren ursprünglich wohlhabend, aber dann legte ihr Vater sein Geld etwas waghalsig an und verlor es. Da zeigte sich, aus welchem Holz Rosa geschnitzt war. Sie war sehr geschickt im Nähen und benutzte nun ihre Kunst, um die Einnahmen der Familie zu verbessern.

 

An diesem Punkt nun treten die Moskitos in unsere Geschichte ein. Um nämlich besser arbeiten zu können, nahm sie ihre Stickerei mit in das Sommerhäuschen am Ende des Gartens. Hier war sie die meiste Zeit des Tages.

 

„Bist du denn nicht sehr einsam, da unten?“ fragte ihre Mutter.

 

„Einsam? Nein, ich bin nicht einsam! Ich habe immer reichlich Gesellschaft.“

 

Und die hatte sie in der Tat. Eines Tages wurde ihre Mutter neugierig und wollte sehen, wen sie denn bei sich hätte und schaute zum Fenster hinein. Sie konnte zuerst ihren Augen kaum trauen: Wände, Dach und Boden sowohl wie das junge Mädchen selbst waren bedeckt mit Moskitos, und die, die keinen Sitzplatz mehr gefunden hatten, blieben fliegend in der Luft!

 

Natürlich gab es einen wahren Regen von Fragen. Dann kam heraus, dass dies schon seit einer ganzen Zeit so ging. Als Rosa zuerst diese Zuflucht in der Sommerhitze aufgesucht hatte, brummte es darin von Insekten. Aber sie hatte einen Vertrag mit ihnen geschlossen: „Wenn ihr mir versprecht, mir nichts zu tun“, sagte sie, „dann geb’ ich euch mein Wort, dass ich euch auch nichts zuleide tun will!“ Und dieser Vertrag war treu gehalten worden. Solch sonderbare Haustiere hatte ja nun noch niemand gesehen. Sie durften tun, was sie wollten und summen und brummen, wenigstens viele Stunden lang.

 

Dann freilich gab es Zeiten, wo Rosa darauf bestand, dass es vollkommen still war. Sie brauchte ihnen nur ein Zeichen zu geben und ein Wort zu sagen, und all die Flügelchen und Beinchen hielten still – man konnte eine Nadel fallen hören. Nachts zog die ganze Gesellschaft gewöhnlich davon, aber jeden Morgen, wenn Rosa ihre Zufluchtsstätte aufsuchte, brauchte sie nur zwei-, dreimal zum Fenster hinausrufen, und schon waren sie da. Manchmal sagte sie ihnen: „Jetzt, ihr kleinen Freunde, ist’s Zeit, Gott zu lobpreisen!“ Auf diese Worte hin begannen die Insekten ein Brummen, das dem Tönen einer fernen Orgel glich.

 

Rosa war ein mutiges Mädchen, denn als sie sich einmal beim Zuschlagen der Tür den Daumen zerquetschte, schrie und heulte sie nicht, sondern verbiss den Schmerz und versteckte die Hand unter der Schürze. Das war entschieden tapfer, wenn auch nicht gerade klug, denn später eiterte die Wunde, und der Fingernagel musste, natürlich ohne schmerzlindernde Betäubung, die damals noch unbekannt war, herausgeschnitten werden. Das tat weh, aber Rosa zuckte nicht einmal dabei und weinte auch nicht eine einzige Träne, indem sie sagte, Tränen seien zu kostbar für solche Kleinigkeiten, Tränen dürfe man nur über die Sünden vergießen, mit denen der liebe Gott von undankbaren Menschen schwer beleidigt werde. So tapfer war die Kleine, und so heilig dachte sie schon mit jungen Jahren.

 

Dass ein Kind wie Rosa auch gehorsam den Eltern gegenüber war, versteht sich von selbst, obwohl ihr die Mutter den Gehorsam nicht leicht machte. Es war nämlich die Mutter eine Frau von weltlicher Art, die wenig Verständnis für die gnadenvolle Frömmigkeit des Kindes besaß. Damit die Schönheit der Tochter den Nachbarn noch mehr in die Augen falle, hing sie ihr Kettchen um Hals und Arme, kräuselte ihr das Haar und schminkte die Wangen. Das alles war dem Mädchen, das über sein Alter übernatürlich klug war, zuwider, und es sträubte sich auch wohl dagegen, und wenn Rosa dann von der Mutter zurechtgewiesen wurde, so ließ sie die Mutter ruhig ausreden und gab nie ein Widerwort. Das war recht getan, denn selbst wenn die Eltern etwas nicht richtig machen sollten, so dürfen es deswegen die Kinder durchaus nicht an der schuldigen Ehrfurcht fehlen lassen. Vater und Mutter muss man immer ehren.

 

Wie schon erwähnt, waren Rosas Eltern unbemittelt, und weil sie noch zehn weitere Söhne und Töchter hatten, kann man sich denken, dass das heilige Kind früh für den Unterhalt der großen Familie mitverdienen musste. Zehn Stunden am Tag arbeitete das erwachsene Mädchen, sie nähte und stickte, wie erwähnt, für andere Leute, und fleißig flog die Nadel durch den Stoff. Dass sie bei der ununterbrochenen Beschäftigung während der Woche nicht zur Kirche kam, sondern nur an den Sonntagen zur Heiligen Messe gehen konnte, bedauerte sie sehr, doch wusste sie sich dadurch zu helfen, dass sie sich in einer abgelegenen Ecke des Gartens, von Rosen umrankt, ihre Einsiedelei einrichtete, in der sie nach des Tages Last betete und sang, während ringsum die Nachtigallen schlugen.

 

Gern wäre Rosa ins Kloster gegangen, aber die Armut daheim und die Sorge für die Ihrigen ließen es nicht zu. Auch den Heiligen erfüllt der liebe Gott nicht alle Wünsche. Dafür ließ sich Rosa in den Dritten Orden des heiligen Dominikus aufnehmen.

 

Auch das darf nicht unerwähnt bleiben, dass Rosa mit zunehmenden Alter immer mehr und immer härtere Bußwerke Gott zu Ehren auf sich nahm, um ihn dadurch für die Unehre zu entschädigen, die ihm durch die Sünden der Menschen zugefügt wird.

 

So sehr hat Rosa sich dem Dienst Gottes hingegeben, dass ihr Leben bereits auf der Scheitelhöhe vor der Zeit verblüht war. Rosa starb in Lima, im Alter von einunddreißig Jahren, um als die Rose des Herzens Jesu im Himmel ewig weiterzublühen. Gut fünfzig Jahre nach dem frühen Tod wurde Rosa von Lima durch die Kirche als die erste Wunderblume Amerikas heiliggesprochen.

 

Von Verlobung und Hochzeit, von Braut und Bräutigam reden heute die Messgebete. Sinnbildlich sind die Worte gemeint, denn unter dem Bräutigam muss man sich den Heiland und unter der Braut jene Seele vorstellen, die lebenslang danach trachtet, Gott zu gefallen, bis sie an ihrem Sterbetag feierlich heimgeholt wird zur himmlischen Vermählung. Zu den edelsten unter den Bräuten Christi gehört die heilige Rosa, deren Fest wir heute begehen.

 

Die selige Richildis, Reklusin von Hohenwarth,

+ 23.8.1100 – Gedenktag: 23. August

 

Zu den gottgeweihten Jungfrauen, die in gänzlicher Abgeschlossenheit von allem Umgang mit anderen Menschen ein gottseliges Leben führten, gehört die selige Richildis. Von ihrem Leben ist nichts aufgeschrieben worden. Sie hatte einen solchen Ruf der Heiligkeit erworben, dass ihr nach dem Tod unter dem Altar der heiligen Apostel Petrus und Paulus der Ort ihrer Ruhe zuerkannt wurde. In demselben Grab lag auch der heilige Leib einer Martyrin aus der Schar der heiligen Ursula, Juliana mit Namen. Später wurde die Zelle, in der die Selige ihr heiliges, in Gott verborgenes Leben geführt hatte, in eine Kapelle verwandelt, und der Leib der Seligen darin aufbewahrt. Die Gläubigen wallfahrteten scharenweise zu diesem Grab. Unzählige erlangten durch die Fürbitte der verklärten Dienerin Gottes wunderbare Hilfe. Eine Menge von Gedenktafeln sind ebenso viele Zeugnisse wunderbarer Gebetserhörungen. Die Äbtissin, die diese Auskunft über die selige Richildis gab, fügte noch bei: „Die selige Richildis verdiente es wohl, in feierlicher Weise als Heilige erklärt zu werden. Allein es ist dies eine Sache, zu der das Vermögen meines Klosters nicht ausreichte. Übrigens hat man gar keinen Grund, an ihrer wirklichen Heiligkeit zu zweifeln, denn diese wird durch vielfältige Wunder, die tagtäglich an ihrem Grab geschehen, hinlänglich bestätigt. Es gibt ja viele, die seit Jahrhunderten als Heilige verehrt werden, ohne dass sie durch einen päpstlichen Ausspruch als solche erklärt wurden. Es wolle diese selige Jungfrau uns die Gnade erlangen, dass wir dieselbe Seligkeit, die sie, ganz abgeschlossen von der Welt, erworben hat, in unserm Verkehr mit den Menschen ererben mögen.“ Die Selige erlangte die Krone der Auserwählten am 23. August 1100.

 

Gebet am 23. August

 

O meine Gebieterin, Maria! Wenn ich dich enttäuscht habe, so übe Gerechtigkeit und verwunde mein Herz. Wenn ich dir gedient habe, so bitte ich dich, verwunde mich zum Lohn dafür. Wie wird es meinem Herrn Jesus erscheinen dich zugleich mit ihm verwundet zu sehen, und mich ohne Wunden zu erblicken. Ja, senke den Pfeil der göttlichen Liebe recht tief in mein Herz, verwunde mein Gemüt mit der Liebe zu Gott, zu dir, zu meinem Nächsten, dass es nur für Gott, für dich und meine Brüder und Schwestern schlage. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Rosa von Lima

 

O Gott, der Du der heiligen Rosa bei ihren Leiden die größte Geduld verliehen hast, gib uns auf ihre Fürbitte die Gnade, alle unsere Leiden und Schwierigkeiten mit ruhiger Ergebung in Deinen heiligen Willen zu ertragen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 23. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Nichts hindert die Güte unserer Handlungen so sehr, als die Eilfertigkeit. Hüte dich vor diesem Fehler; er ist ein Hauptfeind der wahren Andacht. Nie wurde ein Werk gut getan, das mit Eilfertigkeit getan wurde. Die Auf Reisen gehen, befinden sich wohl dabei, wenn sie gleichen Schrittes halten." (Der heilige Franz von Sales)

Oftmals sprach der heilige Philipp Neri zu denjenigen, die er auf den Weg des Heils leitete: "Ihr müsst nicht alles an einem Tag tun wollen, noch es auch in einem Monat dahin bringen wollen, so vollkommen zu werden, dass man euch heiligsprechen könnte. Einem solchen Beginnen widersetzt sich die Besonnenheit."

"Besitze dich selbst", sprach ein anderer erleuchteter Führer des Gewissen. "Sei deiner selbst mächtig in allem, was du tust; dadurch werden viele Fehler vermieden. Immer tut man schnell genug, was man vollkommen tut!"

Ein Altvater gab folgende Lehre: "Befleiße dich des Stillschweigens, entledige dich eitler Gedanken und sei aufmerksam in der Betrachtung. Ob du stehst oder sitzt, tue es in der Furcht Gottes. Tust du dies, dann hast du die Anfechtungen des bösen Geistes nicht zu fürchten."

 

Lehre mich, Herr, mich selbst besitzen! Dir zu Liebe will ich meine Eilfertigkeit unterdrücken und meine allzu große Geschäftigkeit in allen Dingen mäßigen, damit ich gut tun kann, was mir zu tun obliegt, den Regungen der Gnade und nicht der Natur folge, und Dir beständig irgend ein Opfer bringe! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 23. August

 

"Wenn euer Ohr für die Stimme der Geschöpfe offen wäre,

würdet ihr alle in Übereinstimmung,

und um die Wette,

euch zur Liebe des Schöpfers auffordern hören."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 23. August – Die unvollkommene Frömmigkeit

 

Liebe wirkt ein reines Werk,

Denn Gott ist ihr Augenmerk;

Aber wenn sie Gott nicht rein erkor,

Steigt ihr Feuer mit viel Rauch empor.

 

1. Hüten wir uns vor einer pharisäischen Frömmigkeit. Denn es gibt nicht wenige Menschen, die sich für gerecht und aufrichtig fromm halten, aber dabei so eitel und so sehr von sich selbst eingenommen sind, dass sie beinahe jeden Verdienst ihrer Frömmigkeit vor Gott verlieren. Sie zählen ihm zwar ihre guten Werke nicht vor, gleich dem Pharisäer, haben es aber gerne, dass die Menschen davon wissen. Und zwischen zwei Werken, von denen das eine im Verborgenen geschehen könnte, und eben darum verdienstlicher wäre, finden sie immer einen scheinbaren Vorwand, das andere zu wählen, das nicht ohne Zeugen geschehen kann. Übergeht man sie ohne Lob, so wissen sie auf geschickte Weise sich selbst zu loben.

 

2. Wird etwas zu Gottes Ehre oder zum Wohl der Armen gemeinsam beschlossen, dann soll alles nach ihrer Meinung geschehen. Wird ihre Ansicht nicht beachtet, dann beklagen sie sich lauthals, und nichts geschieht dann richtig, weil nichts nach ihrem Willen geschieht. Sie ertragen zwar einen Widerspruch oder verächtliche Begegnung um der Tugend und Frömmigkeit willen, aber der Trost, um für eine so gute Sache zu leiden, genügt ihnen nicht. Sie müssen auch anderen erzählen, mit wie großer Geduld sie ihren Beleidiger angehört, wie sanft sie ihm geantwortet, und wie sehr sie sich dabei überwunden haben. Mitleidig sehen sie auch auf andere herab, die nicht auf ihre Weise fromm sind, da sie es doch oft richtig machen würden, sich nach ihnen zu richten, die Gott in ihrer Einfalt und guten Absicht weit besser dienen, als sie selbst.

 

3. So lange wir Gott nicht unser ganzes Herz zum Opfer bringen und allein für seine Ehre wirken, ohne darauf zu achten, ob die Menschen uns loben oder tadeln, werden unsere Tugenden zwar oft so wie Gold glänzen, nie mehr aber werden sie das volle Gewicht des Goldes haben. Ja oft werden wir Wunder glauben, was wir Großes getan haben, obwohl wir doch nur unsere Eigenliebe befriedigten. Denn die Eitelkeit ist ein Wurm, der die besten Früchte der Tugenden auffrisst. Weisheit 6,3b: „Der Herr, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht.“

 

24. August

 

Der heilige Theodorich, Abt von Andain bei Lüttich,

+ 24.8.1087 - Fest: 24. August

 

In Belgien lebte vor etwa 900 Jahren eine fromme Soldatenfrau, die einen sonderbaren Traum hatte. Sie träumte, sie gehe in priesterlicher Kleidung an den Altar, lese die Heilige Messe, gebe dem Volk den Segen, und ziehe dann in der Sakristei das Messgewand wieder aus, als sei sie das schon lange gewöhnt. Eine gottselige Person, der sie es erzählte, legte dem Traum die Bedeutung bei, dass das Kind, das Gott ihr schenken werde, von Gott zum Priester bestimmt sei. Wirklich bekam sie bald darauf einen Sohn, dem in der heiligen Taufe der Name Theoderich gegeben wurde. Als er ungefähr sieben Jahre alt war, kamen die beiden Eheleute miteinander in Streit wegen des Jungen; der Vater wollte, dass Theoderich auch einmal Soldat wird wie er, und die Mutter wollte, dass er studieren und geistlich werden soll. Da geschah es einmal, dass beim Auftragen die kochende Fleischbrühe dem Jungen über die linke Schulter und den Arm geschüttet und er so verbrannt wurde, dass sich die Haut vom Fleisch loslöste. In der Meinung, das Kind werde sterben, brach die Mutter in heftige Klagen aus, das sei die Strafe dafür, dass der Vater den Jungen verhindere, sich Gott zu weihen. Als der Junge wiederhergestellt und der Vater auf einige Zeit abwesend war, ließ sich die Mutter nicht mehr abhalten, Theoderich in die lateinische Schule zu schicken. Als der Mann nach Hause kam und erfuhr, was vorgegangen war, ging er selbst in die Schule und führte seinen Sohn hinaus. Am gleichen Tag stieg der Junge, wahrscheinlich aus Langeweile, auf das Dach, fiel herab und brach sich den linken Arm. Jetzt konnte der Vater den bitteren Vorwürfen seiner Frau nicht mehr widerstehen und er willigte ein, dass Theoderich zum geistlichen Stand erzogen werde.

 

Der Junge wurde nun in ein Kloster gegeben; hier erweckte sein musterhaftes Benehmen große Hoffnungen. Er ging mit gesenkten Blicken, hatte stets eine würdige Haltung, war stets angemessen in seinen Reden, lachte selten, wohl traf man ihn aber manchmal in Tränen an. Keine Stunde ließ er unbenutzt vorübergehen, so dass er bald durch seine vielen Kenntnisse der ausgezeichnetste Schüler war. Er wählte auch das Ordensleben und wurde in kurzer Zeit das Vorbild aller Mönche; er erreichte gerade dadurch eine hohe Stufe der Vollkommenheit, dass er das Gute, was er bei einzelnen bemerkte, insgesamt nachahmte, des einen Demut, des andern Liebe, das Fasten und Wachen des dritten, des vierten Ausdauer im Gebet. Als Theoderich später zum Priester geweiht wurde, wozu man ihn gleichsam nötigen musste, weil er in seiner Demut sich für unwürdig hielt, fing er noch viel eifriger an, Gott zu dienen. Von nun an aß er bis zu seinem Tod (beinahe 50 Jahre lang) täglich nur ein einziges Mal; selbst in der Krankheit war er nicht zu bewegen, den Bußgürtel abzulegen. In der Heiligen Schrift las er so anhaltend, dass er sie auswendig hersagen konnte. Sein Scharfsinn, seine Kenntnisse und seine Begabung zu Lehren machten ihn auch so berühmt, dass er von mehreren Klöstern begehrt wurde, um in ihnen eine Zeitlang geistlichen Unterricht zu erteilen.

 

Nun war der Abt des Klosters Sankt Hubert gestorben; Ordnung und klösterliche Zucht waren in Verfall geraten, und es handelte sich darum, wieder einen besseren Geist einzuführen. Dazu schien aber kein Mann tauglicher als Theoderich, und er wurde deshalb zum Abt ernannt. Da er selbst aber diesem Amt nicht gewachsen zu sein glaubte, und weil die Vorsteher die allerschwerste Verantwortlichkeit haben, fiel er mehrmals dem Bischof zu Füßen und bat ihn dringend mit Schluchzen und Tränen, ihm doch nicht eine solche Last aufzulegen. Aber es wurde auf die Wahl bestanden und Theoderich wurde zum Abt geweiht. Als er nun sein Amt antrat, fand er in Sankt Hubert die größte Unordnung. Die Mönche waren verdorben, taten worauf sie Lust hatten, waren unwissend und zum Teil roh. Theoderich gab sich nun alle Mühe, durch sein Beispiel, durch freundliches Zureden, durch Vorhalt und Strafe, durch Predigten und durch sein Gebet die Mönche auf einen besseren Weg zu bringen. Aber es schien alles vergebens; die sittenlosen Mönche verlachten ihren Abt oder leisteten offenen Widerstand. Insbesondere waren es einige, die voll Dünkel auf ihre vornehme Geburt sich durch Ungehorsam und Verachtung der Klosterregeln auszeichneten. Ihr Rädelsführer war Lambert, ein hochmütiger, zuchtloser Mönch; der hetzte noch die anderen auf, fügte offen und insgeheim dem Abt Schwierigkeiten zu, verteidigte die schuldigen Mönche und widersprach allem, was der Abt sagte, mit bissigen Reden. Theoderich ertrug die vielen Beleidigungen mit aller Geduld und versuchte durch Gebet, durch Zureden, durch Vorstellungen von ewiger Seligkeit und ewiger Verdammung diesen boshaften Menschen zu bessern; aber er wurde im Gegenteil immer noch schlimmer.

 

Man hört oft über solche Menschen, wie Lambert, das Urteil sprechen: „An dem ist alles umsonst, der ist schlecht und bleibt schlecht; es ist eine Torheit, ihm noch zuzureden.“ Selbst Geistliche entschuldigen sich oft in ihrem Herzen damit, wenn sie sich lieber mit frommen Personen abgeben und sich nicht weiter um die anderen, die unbequem sind, kümmern. Das ist aber ganz unchristlich und bei einem Seelsorger pflichtvergessen. Die Gnade Gottes ist stark genug, um auch das verhärtetste Herz aufzuweichen. Man muss an keinem Sünder verzweifeln; manchmal hat sich ein großer Sünder schon bekehrt und ist ein viel besserer Christ geworden, als diejenigen, die früher geglaubt haben, er sei ganz und gar schon dem Teufel verfallen. Hast du einen lasterhaften Menschen um dich, so höre niemals auf, durch Gebet und Ermahnung auf ihn einzuwirken; wenn er auch lange darüber schimpft und spottet, vertraue auf das Wort Jesu Christi: „Bei Gott ist alles möglich.“

 

Schon zwei Jahre lang hatte der Unfug des Lambert und seiner Gesinnungsgenossen gedauert, als sie eine neue Feindseligkeit gegen ihren Abt ausdachten; sie beredeten sich nämlich, dem heiligen Abt nicht einmal die übliche Reverenz mehr zu machen und beim gemeinsamen Chorgebet die Benediktion nicht von ihm zu verlangen. Lambert schritt in übermütiger Haltung und hochmütigem Blick einher; da er aber in die Nähe des heiligen Abtes kam, berührte ihn plötzlich der Finger Gottes. Er fing an zu zittern, verbeugte sich demütig vor Theoderich, ging in seinen Stuhl; es wurde ihm hell vor den Augen seines Geistes, wie schlecht er bisher gehandelt habe, und er fing an bitterlich zu weinen, so dass es allen Mönchen auffiel. Nach dem Chorgebet ging der reuige Sünder zu dem Abt, fiel ihm zu Füßen, bekannte unter Tränen sein großes Unrecht und bat um Verzeihung. Zugleich begehrte er die Erlaubnis, das Kloster mit einem anderen vertauschen zu dürfen, denn er habe durch seine schweren Sünden schon zu oft diesen heiligen Ort verunreinigt, als dass er noch würdig sei, länger hier zu verweilen. Da er auf seiner Bitte beharrte, gab ihm Theoderich die Erlaubnis und den Segen und begleitete ihn unter vielen Tränen bis zu den Pforten der Kirche.

 

In aller Frühe machte sich Lambert allein auf den Weg, mit viel bitterem Schmerz und Jammer im Herzen über die Schwierigkeiten, die er dem heiligen Mann zugefügt hatte. In einem Kloster, wo er einkehrte, hielt ihn der Abt zurück. Hier führte er nun ein sehr strenges Bußleben; er trug einen eisernen Gürtel um den Leib, machte sich Fesseln an Hände und Füße, büßte mit fortwährendem Wachen, Fasten, Weinen und Beten, bis er nach zwei Jahren versöhnt mit Gott starb. Auch viele andere Mönche kamen nach der Bekehrung des Lambert durch die Gnade Gottes und das Gebet des heiligen Theoderich zur Sinnesänderung und unterwarfen sich seiner Anordnungen. Nur einige wenige verharrten im Bösen und verließen das Kloster. Wie dieses vorher in üblem Ruf stand, so kam es jetzt durch die Bemühungen des heiligen Theoderich wegen seiner guten Zucht in großes Ansehen und in jeder Beziehung zu großer Blüte.

 

Nachdem das Kloster zu einer festen Ordnung gekommen war, wollte Theoderich eine Wallfahrt nach Rom machen. Er führte sie mit großer Strenge aus, indem er den weiten Weg selbst über die schneebedeckten Alpen ganz zu Fuß und zwar barfuß machte. In Rom verrichtete er am Grab des heiligen Petrus seine Andacht und besuchte dann auch noch die übrigen heiligen Orte. Bei der Rückkehr lösten sich ihm alle Nägel von den Zehen, dennoch ließ er nicht ab von seinen gewohnten Übungen auf der Reise, seinem Fasten und Psalmen-Beten.

 

Es wird nun in dem Leben des heiligen Theoderich noch umständlich erzählt, wie er auch für die äußerliche Ausstattung und Erweiterung des Klosters sehr vieles getan hatte, und wie schon zu seinen Lebzeiten auffallende Wunder und Heilungen geschehen sind, besonders wenn er um sein Gebet ersucht wurde.

 

Theoderich erkrankte auf einer Geschäftsreise; man musste ihn auf einer Sänfte ins Kloster zurücktragen. Ungeachtet seines Elendes aber zwang er seinen sterbenden Leib, in Psalmen und göttlichem Lob dem Herrn zu dienen, wie er es in gesunden Tagen gewöhnt war. Auch blieb er in der schweren Krankheit stets bei der Übung, nur einmal am Tag zu essen. Als man ihm zuredete, er möge wenigstens seinen Bußgürtel in der Plage der Krankheit ablegen, da erwiderte er unwillig: „Seid nicht aus Barmherzigkeit unbarmherzig gegen einen Mann, der auf der Reise zu Christus ist. Für seine Diener geziemt es sich nicht anders, als im Bußkleid und in Asche zu sterben.“ Da alle Brüder bekümmert und jammernd um ihren sterbenden Vater herumstanden, ließ er sich im Bett aufrichten und die priesterliche Stole umlegen und gab allen Angehörigen des Klosters Segen und Absolution und sprach Verzeihung aus für alle, die ihn je beleidigt oder ihm Übles nachgeredet haben. Er sagte dann zu den klagenden Brüdern: „Wenn ihr mich liebt, so müsst ihr euch freuen, da ich von der Arbeit zur Ruhe, vom Elend zur Freude eingehe, wie ich durch die Barmherzigkeit Gottes hoffe. Was aber die Trennung betrifft, so wird es nicht lange dauern, dass auch ihr zu mir kommt.“ Zuletzt wandte er sein Gesicht gegen die Wand, als wolle er jetzt nichts mehr mit irdischen Dingen zu tun haben und flüsterte noch mit sterbenden Lippen anhaltend Lobgebete zu Gott. Ja, als schon alle Glieder des Körpers kalt und gleichsam tot waren und fast kein Leben mehr in ihm war, betete er immer noch Psalmen. Zum Trost und zur Hilfe des Sterbenden wurde in seinem Zimmer das heilige Messopfer gefeiert; als der Priester gerade das letzte Gebet sprach, gab er den Geist auf im 80. Jahr seines Alters.

 

Der Mönch, der das Leben des heiligen Theoderich geschrieben hatte und ihn persönlich kannte, schreibt am Schluss: „Jetzt, Gott sei Dank, genießt er die Güter, nach denen er stets getrachtet hat. Sein Fleisch hat er gekreuzigt samt den Fehlern und Lüsten dieser Welt; nun wohnt er in Freude bei dem, der für die Menschen gekreuzigt worden ist; der Leib wurde durch Fasten und Züchtigungen abgemagert, jetzt wird er gesättigt mit den Freuden der Herrlichkeit Gottes. Zeitlich betrübt, freut er sich ewig; die Tränen weniger Tage werden ihm bezahlt mit ewigem Jubel. Die schwarze Kutte hat er jetzt vertauscht mit weißen Kleidern. O glücklicher, wünschenswerter Tausch! Vergängliches hat er hingegeben, Ewiges empfangen; Irdisches hat er verkauft, Himmlisches eingetauscht. O glücklicher, über die Mühen dieses Lebens hinaus gelangter Theoderich! Weil er gesetzmäßig gekämpft hat, ist er nach Verdienst gekrönt mit der Krone der Unsterblichkeit von unserem Herrn Jesus Christus, der lebt und regiert als Gott durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.“

 

Die ehrwürdige Agnes Steiner, Klarissen-Äbtissin,

+ 24.8.1862 – Gedenktag: 24. August

 

Im Osten Tirols ragt das alte Schloss Welsberg. Nahe daran winkt freundlich die Pfarrgemeinde Taisten. Dort im Wiesengrund steht das Lahnerhaus, freilich nicht hoch und gewaltig wie das Schloss Welsberg, doch gar friedlich heimelt es an als Heimat der ehrwürdigen Agnes Steiner, die hier im kleinen Kämmerlein das Licht der Welt erblickte am 29. August 1813. Eben hundert Jahre später, am 29. August 1913 gelang mir (dem Josef Liensberger) der Gang nach Taisten, in ihr Heimathaus.

 

Frühzeitig erblühte im Herzen Theresias – das war ihr Taufname – kindliche Liebe zur himmlischen Mutter. Als ihr ein Liebfrauenbild geschenkt wurde, war sie fast außer sich vor Freude und wollte kaum aufhören, es unverwandten Blickes zu betrachten. Oft fanden die Verwandten sie kniend vor dem Bild der lieben Mutter Gottes. Noch lieber eilte die Kleine hinüber zur Pfarrkirche, wo vom Hochaltar lieblich das Bild „Mariahilf“ leuchtet. Nahe diesem Altar empfing Theresia im 10. Lebensjahr die erste heilige Kommunion und sie genoss fortan oft das lebendige Himmelsbrot. Als ihr am Fest der Erscheinung des Herrn 1826 wieder die Gnade der heiligen Kommunion zuteilwurde, schaute sie, vom himmlischen Licht erleuchtet, klar das Opfer der Weisen zu Bethlehem und wollte dem göttlichen Heiland auch ein Opfer darbringen: das Gelöbnis beständiger Jungfräulichkeit. Seither gewann sie noch tieferen Einblick in Gottes Macht und Heiligkeit und ins eigene Nichts. Um so großen Gnaden leichter entsprechen zu können, stellte sie sich noch inniger unter den Schutz der himmlischen Mutter:

Jungfrau, Mutter Gottes mein,

Lass mich ganz dein eigen sein!

 

Dieser Schutz war wohl nötig in den vielen inneren und äußeren Leiden, die bald über sie hereinbrachen. Eine Wallfahrt nach Absam brachte neuen Mut und Trost. Obwohl erst 18 Jahre alt, fühlte sich Theresia nun mächtig angeregt, den Kranken und Sterbenden beizustehen, ihnen leibliche und geistige Werke der Barmherzigkeit zu erweisen mit Hilfe Marias, dieser Mutter der Barmherzigkeit.

 

Dem klaren Ruf Gottes gemäß sollte Theresia Klosterfrau in Italien werden. Doch ihre Mutter und die Verwandten wehrten ab, hielten sie mit allen möglichen Mitteln zurück. In solcher Bedrängnis machte Theresia die Wallfahrt nach Trens, kniete da viele Stunden lang vor dem Gnadenaltar und sah, wie die himmlische Mutter ihr Blicke voll Liebe und Mitleid zuwandte. Wirklich gelang bald die Reise nach Assisi. Am 26. November 1838 erreichte Theresia glücklich die Heimat des heiligen Franziskus und fand ihr neues Heim im Kloster der bayerischen Nonnen, so nahe dem altehrwürdigen Kirchlein „Maria, von den Engeln“.

 

Als Schwester Agnes erhielt sie am 26. Juli 1839 das Ordenskleid und konnte am 6. Juni 1841 feierliche Profess ablegen. Seit der Profess vertiefte sie sich noch inniger in die Betrachtung des bitteren Leidens Christi, sah vor allem lebhaft, wie der göttliche Heiland ans Kreuz genagelt wurde, und bat inständig die schmerzhafte Mutter:

 

Heil`ge Mutter, drück die Wunden,

Die dein Sohn für mich empfunden,

Tief auch meinem Herzen ein!

 

Im Sommer 1842 schrieb Agnes: „Ich bete für die Sünder, gemäß dem Auftrag des Gehorsams, und betrachte das Leiden Christi. Die Mutter Gottes sagte mir einmal, ihr göttlicher Sohn müsse die Welt strafen wegen des großen Undankes, der Sünden und des schwachen Glaubens der Christen. Ich flehte, weinte und beschwor den ewigen Vater, sich durch Jesu Blut besänftigen zu lassen und die Hand von den angedrohten Geißeln, die ich über uns erblickte, zurückzuziehen. Nach langer Zeit, da ich so betete, erhob sich die seligste Gottesmutter, trat zu den Füßen Jesu und flehte um Barmherzigkeit, indem sie ihm ihre Schmerzen vorstellte. Da legte sich sogleich die Hand des Allmächtigen, ich weiß aber nicht, auf wie lange Zeit.“

 

Im Januar 1848 als Oberin des Klarissen-Klosters zu Nocera bestimmt, bemühte sich Agnes, durch Gebet und Arbeit, Geduld und Demut, allen voranzuleuchten auf dem Weg der Vollkommenheit, aber auch hier ihre Lebensaufgabe treu im Auge zu behalten: das sühnende Leiden. Sie vernahm nicht umsonst das Wort der himmlischen Mutter: „Opfer will der Herr von dir!“ All die zahlreichen inneren und äußeren Leiden opferte sie willig auf, Gottes Strafgericht möglichst abzuwenden. Mitten in Trübsalen erschien sie doch fröhlich, bewahrte die Freude im Herrn auch während ihrer letzten Krankheit.

 

Am hohen Fest Mariä Himmelfahrt schilderte sie noch lebhaft, wie die Chöre der Engel und Heiligen der glorreichen Himmelskönigin huldigen und sagte zum Trost der Schwestern, dass die Himmelskönigin ihr mächtigen Schutz für das Kloster versprochen habe. Am Fest des reinsten Herzens Mariä genoss sie morgens noch voll Freude des Herzens das lebendige Himmelsbrot, ja, beim Empfang der heiligen Hostie strahlten ihre Augen gleich Sternen. Am Abend dieses Festes – 24. August 1862 – erfüllte sich ihr bestimmtes Wort: „Heute holt die Mutter Gottes mich ab.“ Welch fröhlicher Heimgang der Seele ins himmlische Vaterhaus! Durch die Straßen Noceras verbreitete sich die Botschaft: „Die heilige Äbtissin ist gestorben.“ Ihr Leib sollte in neuer Gruft der Klosterkirche ruhen, sinnreich unter dem Bild der himmlischen Mutter, war ja Agnes stets durchdrungen von kindlicher Liebe zu Maria, konnte recht vertraulich im Sinne des innigen Liedes zu Mutter Gottes sagen:

 

Du bist ja die Mutter,

Dein Kind will ich sein,

Im Leben und Sterben

Dir einzig allein!

 

Der heilige Apostel Bartholomäus, Märtyrer,

+ um 51 – Fest: 24. August

 

Nathanael, der spätere Apostel Bartholomäus, stammte aus Kana in Galiläa, wo Jesus später sein erstes Wunder wirkte. Er dürfte wohl der Sohn eines Bauern gewesen sein. Aus irgendeinem Grund litt es ihn nicht auf der heimatlichen Scholle, und deshalb wanderte er an den See Genesareth, baute sich am Strand ein Häuschen und betrieb das Fischerhandwerk. Von den einheimischen Fischern Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes hielt er sich, wie es scheint, ein wenig fern, weil ihm die Leute vielleicht etwas zu unruhig waren, während er selbst wegen des schweren Bauernblutes, das in seinen Adern floss, mehr die Stille und die Einsamkeit liebte. Er war ein ruhiger, bedächtiger und überlegender Mann, der nichts überstürzte und der sich, bevor er ein Urteil fällte, die Sache gründlich von allen Seiten ansah, wie es Bauernart ist.

 

Nathanael hatte unter den Standesgenossen nur einen Freund, den Fischer Philippus aus Bethsaida. Es ist geradezu auffällig, dass die beiden Männer Freunde wurden, denn so versonnen und versponnen Nathanael war, so quecksilbrig und stürmisch war Philippus. Was Nathanael zu Philippus hinzog, war wohl nicht nur das offene und treue Wesen des Freundes, sondern auch die gleiche Sehnsucht nach dem verheißenen Erlöser, über den sie sich oft unterhielten. Bevor sie den Heiland überhaupt kannten, hatten sie in ihm Freundschaft geschlossen, und das ist die herrlichste Freundschaft zwischen zwei Menschen, jene Freundschaft, die um Christus und in Christus geschlossen wird.

 

Dann kam die große Stunde, in welcher der Heiland die beiden Freunde in seine nächste Gefolgschaft berief. Am Tag vorher hatte Johannes der Täufer seine Jünger Johannes, den späteren Evangelisten, und Andreas dem Heiland, der am Jordan vorüberging, nachgeschickt, und die beiden waren die ersten Jünger Jesu. Noch am gleichen Tag führte Andreas seinen Bruder Simon Petrus zum Herrn. Das war der dritte Jünger. Am folgenden Morgen stieß Jesus auf Philippus und sprach zu ihm: „Komm mit!“ Philippus sagte auf der Stelle zu und wurde so der vierte Jünger Jesu.

 

Philippus wäre aber nicht Philippus gewesen, wenn er nicht sofort in seiner raschen Art zu seinem Freund Nathanael gelaufen wäre, um auch ihn dem Meister zuzuführen. Nathanael saß gerade unter dem Feigenbaum bei seinem Haus und flickte die Netze, als Philippus wie der Wind daherbrauste und schon von weitem in heller Begeisterung rief: „Du, Nathanael, wir haben den gefunden, von dem Mose und die Propheten geschrieben haben. Es ist Jesus, der Sohn Josephs von Nazareth.“ So sprach Philippus, aber der bedächtige Nathanael schaute bei dieser Nachricht nicht einmal von der Arbeit auf, kräuselte nur die Lippen und sagte obenhin mit leichtem Spott: „Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ Dieses Gehaben des Freundes war dem Philippus, der seiner Sache sicher war, nun doch zu dumm, er packte Nathanael energisch am Ärmel und sagte: „Los, sofort gehst du mit, und dann wirst du ja selbst sehen, dass es wahr ist, was ich dir berichte.“

 

Was wollte Nathanael machen? Er musste einfach mitgehen, und als er zu Jesus kam, sagte dieser: „Seht da, ein echter Israelit, an dem nichts Falsches ist!“ Das war ein hohes Lob aus hohem Mund und Freundschaft auf den ersten Blick. Nathanael blieb sich jedoch in seiner bedächtigen Art getreu und forschte: „Woher kennst du mich denn?“ Da gab ihm der Heiland einen Beweis seiner göttlichen Allwissenheit, indem er sprach: „Noch ehe dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.“ Da war Nathanael, der Mann ohne Falsch, besiegt, und er legte das herrliche Bekenntnis ab: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels.“ So wurde Nathanael der fünfte Jünger Jesu, und dieser würdigte ihn seiner Freundschaft, der sich der aufrechte Mann dadurch auch wert erwies, dass er dem göttlichen Freund die Treue bis in den Martertod hielt.

 

Kann es Schöneres geben, als ein Freund des lieben Heilandes zu sein und seinem Herzen nahezustehen? 

 

Pater Berthold vom heiligen Jakob

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 24. August 1894 verlor die österreichische Ordensprovinz zu Linz ein Mitglied, dem sie überaus viel verdankt, den lobwürdigen Pater Berthold vom heiligen Jakob. Er war am 6. Oktober 1819 zu Graz geboren und widmete sich, nachdem er in seiner Familie eine tiefreligiöse Erziehung genossen hatte, in dieser seiner Vaterstadt den höheren Studien. Ein Franziskanerpater, der sich mit Eifer der gefährdeten studierenden Jugend annahm, übte großen Einfluss auf ihn aus, wie er selbst noch in seinem Alter erzählte. Zum Priester geweiht, erhielt er verschiedene Stellen. Von besonderer Bedeutung war für ihn seine letzte an der St. Johannspfarrei zu Graz. In dieser Pfarrei liegt das Karmelitenkloster, das nach zeitweiser Aufhebung im Jahr 1844 wieder errichtet wurde. Dorthin zog es ihn und da legte er am 19. März 1852 die heiligen Gelübde ab. Pater Berthold erfasste die ganze Größe seines Berufes und tat, was in seinen Kräften stand, ihn würdig zu leben. Er arbeitete gern am Heil der Seelen, auf der Kanzel und im Beichtstuhl, und Tausende verdanken ihm viel für ihr Seelenheil. Außerdem aber suchte er so zurückgezogen wie nur möglich zu leben. Es zog ihn mit Gewalt zum inneren Verkehr mit dem Heiland hin, darum begnügte er sich mit den pflichtgemäßen Übungen keineswegs, sondern betete sehr viel, fast immer auf den Knien und mit der Verklärung einer tiefen Sammlung auf dem Antlitz. Seine Lieblingsandacht war die Andacht zum göttlichen Herzen Jesu. Im Jahr 1878 weihte er die ganze Ordensprovinz in feierlichster Weise dem göttlichen Herzen. Es war ein Segen für die ganze Provinz, dass Pater Berthold mehr denn 30 Jahre als Oberer in ihr wirken konnte. Als im Jahr 1854 in Linz mit der Reform des Ordens in Österreich begonnen wurde, war Pater Berthold einer der ersten, der die Durchführung ermöglich half. In diesem Geist wirkte er zu Raab als erster Prior, und zu Czerna in Galizien. Er hatte darum ein Leben segensreichster Tätigkeit hinter sich, als ihn der Tod in die Ewigkeit abrief. Tiefer Friede schien zu ruhen sowohl über dem Sterbenden wie über dem Toten. Manches Auge wurde feucht, aber man trug das frohe Bewusstsein in sich, dass es das Sterbebett eines Gerechten sei, an dem man stehe.

 

Gebet am 24. August

 

Taube mit dem Hoffnungszweige,

Braut des Herrn, Königin!

Gnadenreiche Jungfrau, neige

Deine Blicke auf uns hin;

Lasse du den Weg die Blinden

Zu dem Herzen Jesu finden;

Hebe sie zu ihm empor,

Öffne du das Gnadentor.

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du Deine Kirche durch das Andenken an Deinen heiligen Apostel Bartholomäus erfreust, wir bitten Dich, lass uns allezeit das glauben und befolgen, was er gelehrt hat, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag pflegte eine große Menge Wallfahrer aus Deutschland, Kroatien, Slavonien, Ungarn und von den türkischen Grenzen nach Neustift, einem Ort in der Steiermark, nicht weit von Petau, zu kommen, um dort die heiligste Mutter Gottes in ihrem durch beständige Wunder berühmten Bildnis zu verehren. Dieses Bild stellt die seligste Jungfrau in einer steinernen großen Statue vor, wie sie das Kindlein Jesus mit der Linken hält und mit der rechten Hand den Mantel so weit ausbreitet, dass darunter 60 kleinere Statuen von Stein, die alle Stände und Gattungen der Menschen abbilden, geraumen Platz haben. Es wird insgemein der Berg der Gnaden genannt.

Am heutigen Tag wurden auch im Jahr 1551 vom Papst Julius III. die Bruderschaft des Rosenkranzes und die schon verliehenen Ablässe durch eine neue Bulle bestätigt.

 

Andacht am 24. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Beinahe immer geschehen die Werke Gottes allmählich und haben ihren Anfang und ihr Wachstum. Man soll nicht dahin streben wollen, alles auf einmal zu tun; noch auch meinen, alles sei verloren, wenn man nicht auf einmal vollkommen wird. Immer soll man weiter schreiten, aber ohne Unruhe; immer den Herrn von Herzen bitten und die Mittel anwenden, die der Geist Gottes einflößt, ohne auf die falschen Maßregeln der Welt zu achten." (Der heilige Vinzenz von Paul) 

Dieser Heilige ließ sich immer Zeit, bis er einen Entschluss fasste; indessen brachte seine Langsamkeit, die manche übertrieben einschätzten, nie den geringsten Nachteil und schadete keiner Angelegenheit, die er übernommen hatte. Man staunte allgemein darüber, das er alles zustande brachte, was er einmal angefangen hatte. Überdies gewann er, während ihm alles gut vonstatten ging, Schätze an Verdiensten im Himmel; weil alles, was er für den Nächsten tat, von reiner Liebe beseelt war.

Bekannt ist die Antwort des heiligen Kochs, der für eine ganze Klostergemeinde von zweihundertdreißig Ordensleuten, die Fremden und Pilger nicht mitgerechnet, die Speisen bereitete, und dennoch immer heiter und im Innern gesammelt war. Als der heilige Johannes Climacus ihn fragte, wie es ihm möglich sei, diese heitere Stimmung und innerliche Sammlung bei so zahlreichen Beschäftigungen zu bewahren, antwortete er, dies werde ihm leicht, weil er alles so tue, als ob er Gott selbst diente.

 

Was willst Du, Herr, das ich tun soll? rufe ich mit Deinem heiligen Diener Paulus aus. Zeige es mir, und gib mir die Gnade, es getreu nach Deinem Willen zu tun! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 24. August

 

"In jedem auch dem kleinsten Geschöpf,

kann man ein Bild der göttlichen Weisheit,

Macht und Güte hervorleuchten sehen."

 

sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP

1514 bis 16.7.1590

 

Betrachtung am 24. August – Von der wunderbaren Kraft der Zerknirschung

 

Ach, wer wird mir Tränen geben,

Zu beweinen meine Schuld,

Dass, mein Gott ich deine Huld

Schwer beleidigt durch mein Leben;

Dass ich treulos, undankbar

Und ein schnöder Frevler war.

 

1. „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Betrachte diesen Ausruf des demütigen Zöllners. Eine so gewaltige Kraft übte er auf das Herz des himmlischen Vaters aus, dass er alle Schuld dieses zerknirschten Sünders augenblicklich tilgte und ihn in einen Gerechten umwandelte. Ist auch diese tiefe und empfindsame Zerknirschung nicht zur Vergebung notwendig, da der Schmerz des aufrichtigen Willens hierzu genügt, so ist sie doch überaus wirksam, das Herz wegen ihrer durchdringenden Kraft zu reinigen und zu einer lebendigen Liebe zu bereiten. Wer daher diese tiefsinnige Zerknirschung empfindet, der danke Gott von ganzem Herzen, denn sie ist wirklich eine der größten Gnaden Gottes.

 

2. Ist es auch richtig, dass wir die Sünde wegen des Schadens bereuen, den sie unserer Seele, ja den sie selbst unserem zeitlichen Leben brachte, so dringt doch dieser Schmerz nicht bis in das göttliche Vaterherz ein, das nur gerührt wird, wenn wir eine tiefe Wehmut darüber empfinden, dass wir seine unendliche Liebe und Güte, die uns von Ewigkeit geliebt und mit zahllosen Wohltaten unverdient beschenkt hat, durch schnöden Undank beleidigt haben. Und je tiefer dieser Schmerz, umso reinigender ist er. Ja er geht bei wahrhaft liebenden Gemütern oft so weit, dass er alle Schuld und Strafe tilgt, weil die Liebe, der er entspringt, die Menge der Sünden bedeckt.

 

3. Je tiefer nämlich die Wehmut über die göttliche Beleidigung ist, um so größer ist offenbar die Liebe, und je größer die Liebe ist, um so unbegrenzter ist das Vertrauen auf Gottes unendliche Güte. Dieses Vertrauen der Liebe aber erwirkt die Gnade und Freundschaft Gottes, der das Licht seines Trostes in das Herz gießt, so dass eine solche Seele ihn dann weit inniger liebt, als wenn sie nie gefallen wäre, Gottes Gerechtigkeit an sich selbst rächt, und die Sünde weit ängstlicher vermeidet, als selbst den Tod. Dies war die Zerknirschung aller heiligen Seelen. Selig wir, wenn wir uns hierin täglich üben, und diese überaus große Gnade durch Gebet und Tränen erbitten. 1 Johannes 4,18a: „Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.“

 

25. August

 

Der heilige Ludwig de France IX., König von Frankreich,

+ 25.8.1270 - Fest: 25. August

 

Wie jeder Stand, so haben auch die Friseure einen himmlischen Patron, und es ist begreiflich, dass sich diese Leute, deren Leben ganz im Dienst der Schönheit steht, nicht irgendeinen, sondern einen sehr vornehmen Schutzherrn ausgesucht haben. Es ist der heilige König Ludwig von Frankreich, der als erster mit der damals allgemein geltenden Sitte brach, einen Bart zu tragen, und sich rasieren ließ. Daher kommt es, dass der heutige Tagesheilige der Patron der Friseure ist.

 

Der heilige Ludwig war übrigens ein schöner Mensch, blondgelockt, schlank, wohlgebaut und von solcher Körpergröße, dass ihm gewöhnliche Menschen nur bis an die Achsel reichten. Kopfhoch überragte er alle, eine wahrhaft königliche Gestalt, und zu der äußeren Schönheit gesellten sich überdies Hoheit des Geistes und Heiligkeit des Lebens. In Ludwig war das Wunschbild eines christlichen Herrschers erfüllt. Von außen und von innen war alles an ihm königliche Schönheit.

 

Wie so manches Kind, so verdankte auch Ludwig hauptsächlich der Mutter alles, was er war. Blanka hieß die Mutter, eine kluge und tatkräftige Frau, die während der Minderjährigkeit Ludwigs, der schon mit zwölf Jahren den Königsstuhl bestieg, die Geschicke Frankreichs mit Erfolg leitete. Es war eine prächtige Frau, die in allen Sätteln gerecht war und die durch die vielgestaltigen Regierungsgeschäfte nicht davon abgehalten wurde, das letzte Ziel des Christen stets im Auge zu haben. Auch sie wird von der Kirche als Heilige verehrt. Auf diese Weise wird Ludwigs Leben schon um vieles verständlicher, insofern nämlich eine heilige Mutter einen heiligen Sohn erzog.

 

Vor allem ließ es sich die heilige Königin Blanka angelegen sein, in ihrem Sohn eine solche Abscheu vor jeder Sünde zu wecken, dass Ludwig trotz der Verlockungen des hohen Standes stets ein sauberer Mensch blieb, und darin ist letztlich alle Schönheit grundgelegt, denn nur die Sünde macht hässlich.

 

Mit zwanzig Jahren führte Ludwig IX. das schönste Mädchen, das es damals in Frankreich gab, an den Traualtar. Der Ehe entsprossen elf Kinder, die der Vater nach dem Vorbild seiner Mutter mit strenger Liebe zunächst zu Christen und dann erst zu Fürsten erzog. Alle mussten täglich der Heiligen Messe beiwohnen, und wenn eines der königlichen Kinder über die Stränge schlug, so tat es das im Andenken an die scharfe Zuchtrute des Vaters ein zweites Mal nicht mehr. Überhaupt macht man sich zuweilen ein durchaus verkehrtes Bild von den Heiligen, indem man meint, sie liefen nur so über von Gutmütigkeit, die bereits an Dummheit grenzt. Nein, so ist es nicht, denn auch ein heiliger Vater ist beispielsweise nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, Strenge dort walten zu lassen, wo Güte fehl am Platze ist.

 

Diese Erfahrungen mussten zu Ludwigs Zeiten auch die Großen des Reiches machen, als sie glaubten, der heilige König werde beide Augen fromm und bescheiden zudrücken, wenn sie die kleinen Leute schindeten und die Armen aussogen. Da schnitten sie sich gewaltig in den Finger, denn Ludwig, sonst mild und gütig, schlug mit eiserner Faust zu.

 

Auf der anderen Seite zeigte sich Ludwigs große Heiligkeit in einer grenzenlosen Wohltätigkeit. Unsummen gab er an die Armen weg, die in seinem Haus sogar Tischrechte besaßen. Der König scheute sich nicht, mit Bettlern und Aussätzigen zu speisen, und überall, wohin er kam, besuchte er die Kranken in den Spitälern. Als ihm einst ein Minister gut gemeint vorhielt, er übertreibe, verliere zu viel Zeit beim Beten und Wohltun, gab der Getadelte die wahrhaft königliche Antwort: „Wenn ich ständig bei Spiel und Gelage säße und wochenlang auf der Jagd läge, so würde mir das vornehme Geschmeiß keinen Vorwurf machen. Ich tue weiter, was ich bisher tat.“

 

Zweimal unternahm der ritterliche König, dem Zug des frommen Herzens folgend, einen Kreuzzug zur Rückgewinnung des Heiligen Landes. Beide Male ohne Erfolg, und als im Heer auf dem letzten der Kreuzzüge die Pest ausbrach, erlag auch Ludwig der Seuche am 25. August 1270, und da hat ihn Gott, wie das heutige Kirchengebet sagt, von dem irdischen Königreich in die Glorie des himmlischen Reiches versetzt.

 

Der heilige Gregor von Utrecht, Abt und Bischof von Utrecht,

+ 25.8.780 (?) – Fest: 25. August

 

Auf seiner Rückreise von Friesland nach Thüringen im Jahr 722 kehrte der heilige Bonifatius in dem Frauenkloster Pfalzel unweit von Trier ein. Nach vollbrachtem heiligen Messopfer wünschte der Heilige die Einrichtung dieses berühmten Klosters kennen zu lernen, um nach seinem Muster in den für den Glauben gewonnenen deutschen Ländern neue Ordenshäuser zu gründen. Addula, die Äbtissin des Klosters, eine Tochter König Dagoberts II., war in jüngeren Jahren vermählt gewesen, trat als Witwe ins Kloster ein und erzog viele edle Fräulein zu einem vollkommenen Leben. Sie teilte dem Gast die Ordensregeln mit und lud ihn zu Tisch.

 

Gregor, ein Enkel Addulas, ein Junge von 14 Jahren, der eben seine Großmutter besuchte, wurde herbeigerufen, um bei Tisch, wie es in den Klöstern üblich war, einen Abschnitt aus der heiligen Schrift vorzulesen. Er las sehr gut. Als ihn aber der heilige Bonifatius fragte: „Verstehst du auch, was du gelesen hast? Kannst du es nicht in deiner Muttersprache mit anderen Worten wiedergeben?“ Da gestand der Junge, dass er es nicht könne. Bonifatius erklärte nun selbst den gelesenen Abschnitt des Evangeliums mit einem solchen Feuer der Beredsamkeit, dass alle Anwesenden erstaunten, und besonders wurde der junge Gregor so gewaltig ergriffen, dass er sogleich seine Großmutter bat, ihn mit dem Heiligen ziehen zu lassen. Die Äbtissin riet ihm ab, weil er zart gebaut war und Bonifatius ein strenges Leben in Wäldern, unter Gefahren und barbarischen Völkern führte. Der Junge aber ließ mit Bitten nicht nach und erklärte mit Entschiedenheit: „Wenn du mir kein Pferd gibst, mit ihm zu reiten, so werde ich ihm zu Fuß nachlaufen.“ Addulas Frömmigkeit siegte über ihre natürliche Liebe zu ihrem Enkel. Sie ließ ihn mit Bonifatius zu dem großen Missionswerk ziehen.

 

Es war ein heldenmütiger Entschluss für einen zarten, in Reichtum und Überfluss aufgewachsenen Sohn aus königlicher Familie, sein Vaterland, seine teuren Angehörigen und Freunde, den Glanz und die Annehmlichkeiten des Hoflebens zu verlassen, und ein Leben in Armut, Hunger und Verfolgungen zu führen. Aber Gregor begleitete den Apostel Deutschlands auf seinen beschwerlichen Missionsreisen in Hessen, Thüringen und Friesland, zog mit ihm über die Alpen nach Rom und brachte von dort viele heilige Schriften mit nach Deutschland, erschien mit ihm nach Karl Martells Tod am Hof Karlmanns und Pipins, nahm mit ihm teil an einer Verteidigung vor den Königen und dem fränkischen Senat gegen die Feinde seines Meisters, begleitete ihn auch auf seiner dritten Reise nach der ewigen Stadt und erwarb daselbst zwei angelsächsische Jungen, die er zu seinen Gehilfen heranbildete.

 

Kurz vor dem Tod des heiligen Bonifatius ging Gregor im Auftrag des Papstes Stephan und des Königs Pipin nach Friesland, um dort das Evangelium zu verbreiten. Für seine hohe Aufgabe erachtete er eine tüchtige Schule als wichtigstes Erfordernis. Deshalb sammelte er junge Männer um sich aus allen Stämmen, Franken, Friesen, Sachsen, Bayern, Schwaben, Angeln, aus hohen und niederen Ständen, und erzog sie wie ein liebevoller Vater, in den Wissenschaften und allen Tugenden. Aus seiner Schule gingen viele ausgezeichnete Lehrer und Bischöfe hervor, unter ihnen sein Lebensbeschreiber und erster Bischof von Münster, der heilige Liutger (Ludger). Ohne selbst Bischof zu sein, leitete Gregor als Abt und Schulvorsteher des St. Martinmünsters zu Utrecht das Bistum im päpstlichen und königlichen Auftrag und ließ sie bischöflichen Verrichtungen von dem angelsächsischen Chorbischof Alubert vornehmen.

 

Der ehrwürdige Abt Gregor leuchtete seinen Schülern und allem Volk mit den herrlichsten Tugenden vor. Einer seiner Schüler schildert seinen Charakter in folgender Weise: „Er war frei von aller Anhänglichkeit an die Güter der Erde und sein Herz war rein von allem Eigennutz. Man konnte von ihm in Wahrheit sagen: Er ging dem Gold nicht nach und setzte sein Vertrauen nicht auf Geld und Gut. Seine Besitztümer waren in Gott gesichert, indem er reichlich Almosen gab und die ganze Gemeinde der Heiligen seine Wohltätigkeit rühmte. Tief hat er seinem Gemüt die Wahrheit der Worte eingeprägt: Die Habsucht ist eine Wurzel aller Übel. Er scheute davor, wie vor einem jähen Abgrund. Wie geldgierige, geizige Menschen, denen ihre Seele für Geld feil ist, in beständiger Furcht leben, ihren zeitlichen Gewinn zu verlieren, so fürchtete sich der heilige Mann, durch das Hinterlegen und Aufbewahren irdischer Güter die himmlischen zu verlieren. Sobald er etwas Gold oder Silber in die Hand bekam, verwendete er es sogleich zum Besten seiner Mitmenschen und verteilte es unter Arme und Dürftige. Er befolgte genau den Ausspruch des Evangeliums: Sammelt euch Schätze für den Himmel, wo Rost und Motten sie nicht verzehren und die Diebe sie nicht stehlen.“

 

Alles Sinnen und Trachten Gregors war auf den Himmel gerichtet. Deshalb verachtete er die Reize der Welt, liebte und übte Armut und Abtötung, vermied in Nahrung und Kleidung alles Überflüssige, hielt sich selbst für gering und duldete nicht die Verkleinerung anderer. Ein reines Herz schätzte er über alles hoch, er pflegte bei seinen Zuhörern den Ekel vor der Sünde und die Liebe zur Tugend. Die Wohltätigkeit, die er selbst bis zum äußersten Maß übte, empfahl er auch seinen Schülern, und mahnte sie ernstlich, nicht bloß Hörer, sondern auch Vollbringer des göttlichen Wortes zu sein.

 

Ein hervorragender Zug im Leben Gregors war seine mitleidige Liebe, sein herzliches Wohlwollen selbst gegen seine Feinde. Wurde er von seinen Feinden gelästert, so schien er taub und stumm. Traf er seine Lästerer, so kam er ihnen so liebevoll entgegen, als wären sie seine besten Freunde und Wohltäter. Seine Demut und seine Liebe zu Jesus ließ ihn das Bitterste leicht erdulden. Mit den Aposteln freute er sich, um des Namens Christi willen Schmach zu leiden. Wie großmütig er selbst den Todfeinden verzieh, möge folgende Begebenheit beleuchten: Zwei seiner Brüder waren auf der Heimreise von Räubern überfallen und ermordet worden. Der Abt Gregor wurde durch die Nachricht vom Tod seiner lieben Brüder tief betrübt. Man fing die Räuber ein und verurteilte sie zu der schauerlichsten Todesstrafe. Aus Ehrfurcht vor dem heiligen Abt Gregor übersandten ihm die Richter die zwei Mörder, damit er ihre Todesart bestimme und glaubten, er werde eine besonders schmerzliche aussinnen. Aber der edle Gottesmann gedachte des Ausspruchs Jesu: „Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen, damit ihr Kinder eures Vaters seid, der seine Sonne aufgehen lässt über Gute und Böse und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte.“ Mit mildem Ernst stellte Gregor den Mördern die Größe ihres Verbrechens vor, das die göttliche und menschliche Strafgerechtigkeit herausfordere und mahnte sie zur Buße. Dann ließ er ihnen die Ketten abnehmen, sie neu kleiden und speisen, und gab ihnen Leben und Freiheit mit den Worten: „Geht hin in Frieden und sündigt nicht mehr, damit euch nichts Schlimmeres geschehe!“ Ja er gab ihnen noch den väterlichen Rat, sie sollten sich vor seinen Verwandten in Acht nehmen, weil die sicher an ihnen Rache nehmen würden. Sein Lebensbeschreiber ruft hier aus: „Was soll ich hierüber sagen? Wie gering, wie schwach ist dagegen unsere Tugend! Ach, wir können ja kaum ein beleidigendes Wörtchen mit Geduld ertragen, ohne auf Rache zu sinnen. Wenn wir zu einem so vollkommenen Mann emporblicken, wie tief stehen wir unter ihm! Wie weit sind wir noch von seiner Vollkommenheit entfernt! Kam es uns nur je in den Sinn, so zu handeln? Sollten uns bei diesem Gedanken nicht Tränen in die Augen kommen? Möchten diese Tränen der Reue und Beschämung uns, die wir so ganz ohne Verdienst sind, bei Gott Barmherzigkeit finden lassen!“

 

Im hohen Alter von 70 Jahren wurde Gregor auf der linken Seite gelähmt. Desungeachtet ließ er sich noch in die Kirche leiten, und als er nach drei schmerzvollen Jahren das Bett nicht mehr verlassen konnte, sammelte er öfters seine Jünger um sich, sang mit ihnen die Psalmen und erklärte ihnen die Heilige Schrift. Dann verteilte er seine einzigen Schätze, seine Bücher, unter die geliebten Jünger und gab jedem ein Andenken. Alberich, der würdigste unter seinen Schülern und sein Nachfolger, befand sich auf einer Reise nach Rom. Man bedauerte, dass er bei dem Scheiden seines lieben Lehrers nicht zugegen sein könne. Gregor aber sprach: „Seid unbekümmert! Ich werde nicht von hinnen scheiden, bevor er kommt.“ Wirklich kehrte Alberich unerwartet zurück und Gregor erteilte ihm wichtige Aufträge und Ermahnungen. Drei Tage später ließ er sich vor den Altar des göttlichen Erlösers tragen, empfing mit rührender Andacht die heiligen Sterbesakramente, und Herz und Auge zum Altar gerichtet, verschied er im Jahr 780.

 

Sein treuer Schüler Ludger schildert das Leben seines geliebten und heiligen Meisters und prägte dessen Lehren und Tugenden seinem Herzen so tief ein, dass er selber ein hellleuchtendes Licht der Kirche wurde auf dem bischöflichen Stuhl zu Münster.

 

Der heilige Josef von Calasanza, Spanien, Priester und Ordensstifter,

+ 25.8.1648 - Fest: 25. August

 

Das Andenken an den heiligen Josef von Calasanza hat etwas mit Kindern zu tun, die Jesus im Evangelium sogar über die Erwachsenen stellt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“ Der heilige Josef von Calasanza war ein einzigartiger Kinderfreund, der das Wort des Herrn beherzigte: „Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich.“

 

Josef, der letzte Nachkomme aus dem adeligen Grafengeschlecht der Calasanza, wurde im Jahr 1556 auf einem Bergschloss in Spanien geboren. Als junger Mann studierte er an der Hochschule zu Lerida die Rechtswissenschaft, um nach dem Wunsch des Vaters später Staatsbeamter zu werden. Sein eigener Wunsch zielte allerdings von vornherein auf das Priestertum, aber er fügte sich dem Wunsch seines Vaters.

 

Recht locker und lustig war das Leben der Studenten zur damaligen Zeit. Die meisten schwänzten die Schule, schlugen kaum mal ein Buch auf und lernten nichts. Dafür lagen sie halbe Tage und ganze Nächte in den Wirtshäusern und zechten und drangsalierten nebenbei in unverschämter Weise die kleinen Leute. Das nannten sie studentische Freiheit. Als die Lehrer mit Geboten und Verboten dagegen einschritten, protestierten die Gemaßregelten laut und lärmend. Da erhob sich furchtlos unter ihnen der junge Graf von Calasanza. Als einer von ihnen wies er sie zurecht, nahm die Lehrer in Schutz und hielt ihnen vor, dass man Freiheit nicht mit Zügellosigkeit verwechseln dürfe. Frisch und mutig sprach er zu ihnen, und wenn ihm sein kühnes Auftreten anfangs auch Spott eintrug, so konnte man ihm auf die Dauer die Hochachtung nicht versagen. Die Besseren unter den Mitschülern gaben ihm recht, schlossen sich ihm an, studierten eifriger, beteten mehr und wurden später auch tüchtige Leute. Daran sieht man deutlich, was einer ausrichten kann, wenn er keine Menschenfurcht kennt.

 

Graf Josef von Calasanza ist dann nach Gottes weiser Fügung nicht Staatsmann geworden, sondern Priester, so wie er es sich gewünscht hatte. Er wurde ein eifriger Priester, der in der spanischen Heimat landauf und landab als Volksmissionar tätig war. Als er später eine Wallfahrt nach Rom machte, blieb er dort hängen. Es gefiel ihm nämlich gut in der Ewigen Stadt.

 

Was dem Heiligen in Rom allerdings nicht gefiel, war die Tatsache, dass es für die Kinder der armen Leute überhaupt keine Schulen gab. Wie die Wilden wuchsen sie heran, lernten nichts und wussten nichts, lungerten auf den Straßen herum, bettelten die Pilger an und verkamen und verlotterten. Nicht selten wurden aus ihnen später Räuber und Diebe. Es ist immer ein großes Unglück, wenn ein Kind ohne Schule heranwachsen muss.

 

Natürlich gab es damals Schulen für die Reichen, aber um die armen Kinder kümmerte sich niemand. Das war übrigens nicht nur in Rom der Fall, sondern überall, man wusste es einfach nicht besser. Da hat nun der heilige Josef von Calasanza zunächst in Rom eine Schule gegründet, in der er die Kinder der unbemittelten Leute unentgeltlich unterrichtete. Auch Bücher, Papier und Schreibwerkzeuge schenkte er den Kindern. Und als er dabei selbst arm wurde, bettelte er bei den reichen Leuten um milde Gaben.

 

Noch mehr tat er, denn wenn er tagsüber die lebhaften Römerkinder von Klasse zu Klasse unterrichtet hatte, reinigte er abends die Schulstuben und die Treppen und schnitt in der Nacht den Schülern die Gänsekiele zurecht, mit denen man damals schrieb. Über fünfzig Jahre hat er es so gemacht. Er hat auch einen Lehrorden gegründet, dessen Mitglieder sich dem Unterricht der armen Kinder widmeten. Und weil sich der neue Orden rasch über ganz Europa verbreitete, so entstanden bald überall neue Schulen für die armen Kinder.

 

Der heilige Josef von Calasanza ist also jener Mann, der die Volksschulen erfunden hat. Nicht tadeln darf man ihn deswegen, man muss ihn vielmehr loben, denn wenn auch die Schule für die Kinder nicht immer angenehm ist, so ist doch nicht zu leugnen, dass der Unterricht allen zum Segen gereicht.

 

Der heilige Genesius von Rom, Schauspieler und Märtyrer,

+ 25.8.286 – Fest: 25. August

 

An Genesius kann man die Macht der Gnade und die wunderbare Berufung durch Gott bewundern. Gar manche haben schon um des Namens Jesu willen vieles geduldet und sind dann doch noch in der letzten Stunde von ihrem so mutig und hoffnungsvoll ausgesprochenen Bekenntnis abgefallen. Genesius wurde in dem Augenblick, da er die christlichen Gebräuche verspottete, von der Gnade erfasst und zum Bekenntnis des heiligen Glaubens geführt, das er durch standhaftes Ertragen schwerer Martern und des Todes besiegelte.

 

Genesius gehörte einer christlichen Familie in Rom an, war aber selbst Heide geblieben und von großer Abneigung gegen die Christen erfüllt. Durch seine Schauspielkunst war er ein Liebling des Volkes geworden, das sich an seinen Darstellungen und Späßen ergötzte, für die ihm wohl zumeist das Christentum den Stoff abgeben musste. Ging er ja in der Verhöhnung der christlichen Religion und in der Liebedienerei vor Kaiser und Volk so weit, dass er es unternahm, selbst die heiligsten Geheimnisse der Christen, deren Kenntnis er sich durch seine christliche Verwandtschaft zu verschaffen verstand, in einem eigenen Possenspiel auf die Bühne zu bringen und vor allem Volk zu verhöhnen. Der berüchtigte Christenverfolger Diokletian wohnte persönlich der Spottkomödie bei.

 

Genesius stellte einen Kranken dar. Im Bett liegend, wehklagte er und wünschte getauft zu werden. „O weh mir,“ so spielte er, „ich fühle mich schwer krank. O wenn mir doch leichter werden könnte!“ „Wie können wir dich leichter machen, wenn du schwer bist,“ antworteten die anderen Schauspieler, seine Freunde. „Sind wir denn Tischler, dass wir dich abhobeln könnten?“ Diesen wirklich ungehobelten Witz fand das Volk höchst ergötzlich und lachte laut vor Vergnügen. Der Kranke spielte seine Rolle weiter: „Ihr Narren, ich verlange als ein Christ zu sterben.“ – „Warum das?“ – „Damit ich dereinst als ein Flüchtling (als ein Abtrünniger vom Götzendienst) in Gott befunden werde.“

 

Nun traten zwei Schauspieler herein, von denen einer sich als christlicher Priester, der andere als Exorzist anstellte. Sie setzten sich an das Bett und fragten: „Lieber Sohn, warum hast du uns rufen lassen?“ Das war nun der selige Augenblick, in dem Gott den Verstand des Genesius erleuchtete und sein Herz rührte. Er gab Antwort, aber nicht mehr im Spiel, sondern aus wahrhaftigem Herzen: Weil ich die Gnade Christi zu empfangen wünsche, durch die ich wiedergeboren und aus dem Elend meiner Sünden befreit werde.“ Die Spielgenossen fuhren in ihrer Rolle weiter, vollzogen die Zeremonien der christlichen Taufe an dem, der sie ernsthaft wünschte, und bekleideten ihn, wie es die Christen den Neugetauften immer taten, mit einem weißen Kleid. Nun fielen die Soldaten über ihn her, um ihn vor den Richter zu führen. Das Volk war in gespannter Erwartung und meinte nicht anders, als dass nun das Spiel erst recht beginnen würde interessant zu werden. Wie groß war aber das Erstaunen aller, als der gefeierte Schauspieler aus dem Kreis der Bühne heraustrat und von einem erhöhten Platz aus an den Kaiser und die ganze Zuhörerschaft eine Ansprache hielt, so unerhört und kühn, dass alle Entsetzen erfasste. War das Kunst des Meisters, der mit allzu keckem Mut und bezwingend natürlichem Spiel Wirklichkeit vortäuschte oder war es tatsächlich unfassbare, herbe Wahrheit?

 

„Höre mich, Kaiser und alles Kriegsheer, ihr weisen Senatoren und Bürger und alles Volk dieser Stadt,“ so rief Genesius aus. „Ich habe bisher den christlichen Namen nur mit Schauder nennen hören, habe alle gelästert, die in seinem Bekenntnis beharrten. Ich habe auch meine Eltern und Verwandten um des Namens Christi willen verabscheut und habe die Christen so lächerlich gefunden, dass ich die Geheimnisse ihrer Religion eifrig erforschte, in der Absicht, sie auf der Bühne eurem Gelächter preiszugeben und sie mit euch zu verspotten. Doch wie mich das Wasser auf dem bloßen Leib berührte, und als ich auf die Frage, ob ich glaube, antwortete: Ja, ich glaube, da sah ich über mich eine Hand vom Himmel herabkommen und strahlende Engel über mir stehen, die alle meine Sünden, die ich von Kindheit an begangen habe, aus einem Buch lasen, sie aber gleich darauf in dem genannten Wasser, mit dem ich vor euren Augen übergossen worden bin, abwuschen. Dann zeigten sie mir das Buch, nun weißer als Schnee. Nun also, erlauchter Kaiser und ihr alle, die ihr diese Geheimnisse verlacht habt wie ich, glaubt jetzt auch wie ich! Glaubt, dass Christus der wahre Gott ist, dass er das Licht, die Wahrheit und Gnade ist, und dass ihr durch ihn zum Heil gelangen könnt!“

 

Das war ein unerhörtes Stück im Stück. Man mochte wünschen und hoffen, der Komödiant sei im Rausch der Kunstbegeisterung außer sich geraten, und mahnte ihn, sich zu ernüchtern. Da gestand der Glückliche: „Ja, Kaiser, Christi Werbung, die hochzeitliche, süße, drang mit solcher Allmacht in meine Seele, dass sie jäh erschreckt und entzückt von ihrem Leib, dem harten Fronherrn, zu scheiden schien und in hohen Sphären zu wandeln begann, die Menschenworte nicht künden können. Aber ich will nun mit der Nüchternheit, die dem geziemt, der himmlische Belehrung so erfuhr wie ich, bekennen: Ich bin Christ! Gott helfe mir nach diesem Bekenntnis zu leben und zu sterben! Der ich im Spiel schien, bin ich nun wahrhaftig: ein Christ!“

 

Staunen und Mitleid in der Seele des kaiserlichen Blutmenschen wichen nun einer schäumenden Wut. Er ließ den Bekenner aufs grausamste mit Prügeln schlagen und ihn dann dem Präfekten Plautianus übergeben, dass er ihn zum Opfer zwinge. Genesius wurde auf die Folter gespannt, lange Zeit mit eisernen Krallen zerfleischt und mit Fackeln gebrannt. Fest im Glauben beharrend, hörte er aber nicht mehr auf zu bekennen: „Es ist kein König außer Christus, den ich verehre. Wenn ich tausendmal für seine Ehre getötet werde, so könnt ihr ihn mir nicht aus dem Mund, nicht aus dem Herzen entreißen. Es schmerzt mich tief, so lange im Irrtum befangen gewesen zu sein und seinen heiligen Namen in heiligen Menschen gehasst zu haben. Ich hochmütiger Soldat bin allzu spät zur Anbetung des wahren Königs gekommen!“

 

Plautianus sah ein, dass der Sinn dieses Mannes nicht mehr zu wenden war; darum ließ er ihn enthaupten.

 

Leider wird auch in unserer Zeit die Schauspielkunst dazu missbraucht, Religion und Glaube in missgünstiger Weise darzustellen, absichtlich zu erniedrigen und zu verspotten. Noch ärger wird auf der Bühne die gute Sitte verletzt und Tugend und christliches Familienleben in der Gesellschaft untergraben. Der Besuch solcher Darstellungen ist streng verboten. Ein gewissenhafter Katholik besucht kein Theater, ohne sich vorher über den Inhalt des Stückes wie über die schickliche Darbietung der Schauspieler zu vergewissern. Edle Theaterstücke aber sind kräftige Förderungsmittel von Bildung, Religiosität und Tugendhaftigkeit.

 

Pater Jakob Retouret

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnistag des gottseligen Pater Jakob Retouret aus dem Orden der Beschuhten Karmeliten. Pater Jakob war am 15. September 1746 geboren und der Sohn guter Eltern, besonders einer überaus frommen Mutter. Er selbst machte ob seines ernsten, gesetzten, doch auch sanften und bescheidenen Wesens, sowie ob seiner Klugheit und Gelehrsamkeit den besten Eindruck. Sowohl die Jesuiten, in deren Kolleg zu Limoges er den Studien oblag, wie auch die Benediktiner, bei denen er einen Onkel hatte, wünschten, dass er bei ihnen eintreten möchte. Er gab jedoch den Karmeliten den Vorzug und legte bei ihnen am 4. Juli 1764 seine heilige Profess ab. Im Orden ragte er derart über alle hervor, dass ihn Msgr. d`Argentré, Bischof von Limoges, der ihm die heiligen Weihen erteilt hatte, trotz seiner Jugend seiner vertrauten Freundschaft würdigte. Für die vorzüglichsten Kanzeln wurde er als Prediger verlangt, so die Kollegiatkirchen zu Uzerche, zu Limoges, zu Alby, zu Toulouse usw. Wo er auftrat, erzielte sein würdiger, warmer, salbungsvoller Vortrag den besten Erfolg. Ähnlich segensreich wirkte Pater Jakob als Beichtvater. Leider gebot die beginnende Revolution diesem Wirken Einhalt. Pater Jakob weigerte sich erst, den Eid auf die Freiheit und Gleichheit zu leisten, doch als eine vertrauenswürdige Persönlichkeit ihn überzeugt hatte, er könne es erlaubterweise tun, ließ er sich herbei, ihn zu schwören. Trotzdem wurde er als Verdächtiger betrachtet und ins Gefängnis geworfen. Sein regeltreues Leben und sein seelsorgliches Wirken galten als hinreichender Grund. Pater Jakob ließ auch im Gefängnis keineswegs davon ab, nahm im Gegenteil den geleisteten Eid ausdrücklich zurück und erklärte öffentlich und feierlich, dass er von einer solchen Freiheit und Gleichheit nichts wissen wolle. Die Folge war seine Verurteilung und Deportation auf das Meer. Man verbrachte ihn am 29. März 1794 nach Rochefort und lud ihn auf die "Deux-Associés". Was der ohnehin schwache und kranke Pater außerdem noch durch eine rücksichtslose Behandlung gelitten, spottet aller Beschreibung. Nicht lange hielt seine Gesundheit den furchtbaren Leiden stand. Bereits in der Nacht vom 25. auf den 26. August des gleichen Jahres ging er in das bessere Jenseits hinüber. Sein Grab fand er auf der Insel "Madame", auf der er auch gestorben war.

 

Pater Nikolaus Florentin

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 25. August 1794 ging der gottselige Pater Nikolaus Florentin in die ewige Ruhe ein. Er war zu Nanzig in Frankreich geboren und beheimatet und erreichte ein Alter von 54 Jahren. Pater Nikolaus war ein Opfer der französischen Revolution und seiner Glaubenstreue. Auf die Deux-Associés verbracht, fand er auf diesem Schiff gleich vielen anderen den Tod und wurde auf der Insel "Madame" begraben.

 

Pater Bernard vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 25. August 1649 gab der lobwürdige Pater Bernard vom heiligen Joseph seine edle Seele dem Herrn zurück. Pater Bernard war zweifach edel. Edel der Geburt nach, denn er war ein Sohn des Grafen von Vaillac und auf dessen Schloss Trompette bei Bordeaux im Jahr 1582 geboren, und edel der Gesinnung nach, da er stets nur das Vollkommene anstrebte. Dies war der Grund, warum er nach Vollendung seiner niederen Studien zu Rom in den Karmelitenorden eintrat und am 25. März 1604 in Gegenwart des ganzen damals in Rom weilenden Adels die heiligen Gelübde ablegte. Nach seiner Priesterweihe wurde er im Jahr 1609 nach Frankreich geschickt, um den Orden dahin zu verpflanzen. Ein Mitbruder, Pater Dionysius, begleitete ihn. Noch im selben Jahr gelang eine Stiftung zu Avignon so rasch, dass sie bereits am Fest des heiligen Joseph eröffnet werden konnte. Einer Gründung in Paris standen anfänglich Schwierigkeiten entgegen, doch Kardinal de Joyeuse, der ihnen wohlgesinnt war und die Gewogenheit der Königin verschaffte, sowie andere hochstehende, mit einzelnen Patres des Ordens verwandte Persönlichkeiten halfen ihnen darüber hinweg. Mit ihrer Unterstützung erlangten sie die Genehmigung des Parlamentes zum Bau der Kirche und des Klosters. Auf dieser Stiftung ruhte der Segen Gottes in so hohem Grad, dass sie sich gezwungen sahen, Kirche und Kloster bald zu erweitern. Das Kloster wurde zum Noviziatskonvent der neuen französischen Provinz bestimmt und Pater Bernard zum Novizenmeister, später zum Prior bestellt. In dieser Stellung bewies er, dass er ein würdiger Schüler des ehrwürdigen Pater Johannes von Jesus Maria war. Er flößte diesem, wie jedem der zahlreichen anderen Klöster, die er stiftete, einen vortrefflichen Geist ein. Da herrschte überall ein Eifer, der keine Ermüdung kannte, und ein Bußgeist, der vor keinem Opfer zurückschreckte. Alle führten den Kampf gegen die sieben Teufel, wie sie scherzweise sagten: gegen den Teufel "Warum?", den Teufel "Unbegreiflich", den Teufel "Mehr", den Teufel "Weniger", den Teufel "Arzt", den Teufel "Absonderung", den Teufel "Besonderheit". Darum blühte das gemeinschaftliche Leben und alle schritten auf dem Weg der Vollkommenheit von Tag zu Tag weiter vorwärts. Sechzehn Novizen berechtigten zu den schönsten Hoffnungen, und acht Kleriker, die die Gelübde bereits abgelegt hatten, oblagen den Studien in der apostolischen Schule der Karmeliten, wie das Haus noch heutzutage genannt wird. Auch die äußere Wirksamkeit Pater Bernards war reich gesegnet. Er besaß eine wunderbare Art, mit Sündern umzugehen und sie zu bekehren. Er predigte mit apostolischem Freimut. Nie kehrte er seine vornehme Abstammung hervor, nahm vielmehr jeden Tadel und jede Verdemütigung ohne Widerrede hin, ja klagte sich selbst öffentlich seiner vermeintlichen Fehler an. Überaus zarten Gewissens und voll Andachtsglut, beobachtete er alle Zeremonien im Chor auf das Genaueste und feierte das heilige Opfer häufig unter Tränen. Er brannte förmlich von Eifer für die Ehre Gottes und sprach oft mit der heiligen Mutter Theresia: "Alles vergeht"; dabei war er von der Vergänglichkeit und Wertlosigkeit des Irdischen tiefinnerst durchdrungen. Er galt darum auch allgemein als "Heiliger" und hat, wie versichert wird, vielen, die ihre Zuflucht zu ihm nahmen, wunderbare Hilfe erwirkt.

 

Gebet am 25. August

 

Auf dich, meine himmlische Mutter, habe ich von ganzem Herzen meine Hoffnung gesetzt. Es geziemt sich nicht, o Königin, dass du den verlässt, der seine Hoffnung auf dich gesetzt hat. Wenn du unser Heil willst, so ist es unmöglich, dass wir nicht selig werden. Gegrüßet seist du, Tochter Gottes des Vaters, gegrüßet seist du, Mutter des göttlichen Sohnes, gegrüßet seist du, Braut des Heiligen Geistes, gegrüßet seist du, Tempel der ganzen heiligsten Dreifaltigkeit. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Ludwig

 

O Gott, der Du den heiligen Ludwig vom irdischen Reich zum himmlischen gerufen hast, verleihe uns auf seine Fürbitte, dass wir an der Herrlichkeit des Königs der Könige, Jesus Christus, Deines Sohnes, teilnehmen, der mit dir lebt und regiert, in Einigkeit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Josef von Calasanza

 

O Gott, der Du Deiner Kirche durch den heiligen Josef eine neue Stütze gegeben hast, die Jugend zur Frömmigkeit anzuleiten, gib uns auf seine Fürbitte die Gnade so zu handeln und zu lehren, dass wir die ewige Belohnung erlangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Als im 15. Jahrhundert die Stadt Vincenza in Italien mit einer lange anhaltenden Pest geplagt worden war, ist die seligste Jungfrau einer frommen Frau mit Namen Vincentia im Jahr 1426 den 1. März erschienen und hat ihr befohlen, der Stadt anzudeuten, sie werde nicht eher von der Pest befreit werden, bis sie an dem Ort, wo Vincentia war, eine Kirche zu ihrer Ehre erbauen würden. Sie bestimmte zugleich den Umfang der Kirche und versprach, einen Gesundbrunnen bei dieser Stelle entspringen zu lassen. Es stand lange an, bis man der Vincentia einigen Glauben zugemessen hatte. Jedoch die Größe des Übels bewog schließlich die Bürger, die angegebenen Kennzeichen näher zu besichtigen und sie stimmten darin überein, am heutigen Tag im Jahr 1428 mit einer feierlichen Prozession den ersten Stein zur neuen Kirche zu legen, und bei der Bemerkung, dass die Pest abzunehmen anfinge, die Arbeiter so zu vermehren, dass die ziemlich große Kirche innerhalb drei Monaten erbaut und zugleich die Pest vertrieben wurde. Der Gesundbrunnen wurde auch gefunden, aus dem am ersten Tag 300 Kranke die Gesundheit getrunken hatten.

 

Andacht am 25. August:

 

Das Thema im August:

Von der Heiligung unserer Handlungen

"Alle Dinge hat Er gut gemacht." (Markus 7,37)

 

"Auch Unruhe und allzu große Besorgnis setzen der Vollkommenheit unserer Werke Hindernisse. Große Geschäfte zerstreuen weniger als kleine, wenn letztere in großer Anzahl sind. Darum nimm sie friedlich auf, und tue eins nach dem anderen in guter Ordnung, ohne dich selbst zu verwirren. Und tust du sie so, so gereichen sie dir zu großem Verdienst." (Der heilige Franz von Sales)

Man hielt zuweilen diesem Heiligen vor, dass eine so große Anzahl ganz unbedeutender Menschen, geringfügiger Kleinigkeiten wegen, einen so großen Teil seiner Zeit in Anspruch nähmen. Hierauf antwortete er: "Ich weiß das allerdings, aber was soll ich tun? Solche Kleinigkeiten sind die größten Angelegenheiten dieser Armen Leute, und sie wünschen, dass ich sie tröste; kann ich ihnen dies wohl versagen? Gott weiß es gewiss, dass alle Beschäftigungen mir gleich sind, wenn sie sich nur auf seinen Dienst beziehen. So lange ich dies tue, brauche ich nichts anderes zu tun, und ist es denn nicht ein großes Werk, den Willen Gottes zu tun?"

Wer unter der Menge der Geschäfte die Sanftmut und den Frieden bewahren kann, der ist beinahe vollkommen, sprach dieser Heilige.

 

Verleihe mir, Herr, dass ich, selbst mitten unter zerstreuenden Beschäftigungen, die Sanftmut und den Frieden nie verliere; Deinen heiligen Willen als die einzige große Beschäftigung meines Lebens betrachte, und dass in dieser Hinsicht jede Beschäftigung mir gleich willkommen sei! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 25. August

 

"Ihr seht, dass außer Gott nichts von Dauer ist.

Dem Leben folgt der Tod, der Gesundheit die Krankheit,

der Ehre oft die Schande, dem Reichtum die Armut.

Alles vergeht, alles überstürzt sich."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 25. August – Von voreiligen Urteilen

 

Herr, dir allein geziemet das Gericht,

Denn klar siehst alles du im reinsten Licht.

Ein Frevler ist, wer seiner selbst vergisst,

Und andere zu richten sich vermisst.

 

1. Ein gehöriges und rechtmäßiges Urteil zu fällen, müssen wir das Recht dazu, eine genaue Sachkenntnis und eine reine Absicht haben. Betrachten wir den Pharisäer. Wer gab ihm das Recht, alle anderen Menschen als „Räuber, Ungerechte und Ehebrecher“ zu verurteilen, ja selbst den demütigen Zöllner zu verdammen, der