Heilige des Tages

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.
Matthias Hergert
5. Mai
Der heilige Godehard / Gotthard, Bischof und Bekenner von Hildesheim,
+ 5.5.1038 – Fest: 5. Mai
Gottes Vorsehung erwählt oft das Kleine, um damit Großes zu erreichen. Dies sehen wir recht deutlich im Leben des heiligen Godehard oder Gotthard. Er wurde um das Jahr 960 zu Reichersdorf in Niederbayern von frommen, aber armen Bauersleuten geboren. Frühzeitig schickten ihn seine Eltern in die Klosterschule von Niederaltaich, die wegen der Wissenschaft und Frömmigkeit seiner Bewohner in hohem Ansehen stand. Godehard zeichnete sich vor allen seinen Mitschülern durch Fleiß, Bescheidenheit, Sittsamkeit und tüchtige Fortschritte in den Wissenschaften aus. Alte Gemälde stellen ihn dar, wie er als Ministrant im Eifer des Gehorsams über die Wasser der ausgetretenen Donau trockenen Fußes gegangen sei und glühende Kohlen im Chorröckchen, ohne es zu verbrennen, herbeigeholt habe. Der Erzbischof Friedrich von Salzburg, der ein Stift vom Herzog von Bayern zu Lehen trug, nahm den vielversprechenden Jungen an seinen Hof und ließ ihn drei Jahre lang in den höheren Wissenschaften unterrichten.
Nachdem Godehard vom Bischof Pilgrin von Nassau zum Diakon geweiht war, kehrte er nach Altaich zurück und erhielt – so groß war die Liebe und das Vertrauen zu ihm – die Vorstandschaft an der Münsterkirche. Der Herzog Heinrich von Bayern wandelte im Jahr 990 Niederaltaich in ein Benediktinerkloster um. Sogleich nahm Godehard das Ordenskleid und zeichnete sich durch seinen strengen Bußeifer, durch Demut, Gottesliebe und Berufstreue so sehr aus, dass ihn seine Ordensbrüder nach dem Tod des ersten Abtes Erchanbert zu dessen Nachfolger erwählten. Unter seiner ebenso kräftigen als weisen Leitung entfaltete sich das Klosterleben in Altaich zur schönsten Blüte und ein solcher Segen wurde sichtbar, dass der Herzog und spätere Kaiser Heinrich II. in Verein mit den Bischöfen ihm die Reform der Klöster Tegernsee, Hersfeld und Kremsmünster übertrug. So schwierig diese Aufgabe war, so gelang es ihm doch durch Gottvertrauen, Gebet und erbauliches Beispiel die gesunkene Ordenszucht wiederherzustellen, die Missbräuche abzuschaffen, einen neuen Ordensgeist einzupflanzen und christlich-religiöse Bildung und Gesittung zu fördern. Vierundzwanzig Jahre rastloser Tätigkeit, vielfacher Sorgen und Kämpfe hatte Godehard mit dem glücklichsten Erfolg auf die Umgestaltung dieser Klöster verwendet. Er sehnte sich nach Ruhe, um seine letzten Lebenstage in der Stille seines geliebten Klosters Altaich sich auf einen seligen Tod vorzubereiten und für die Blüte in Kunst und Wissenschaften an seiner geliebten Klosterschule Sorge zu tragen. Allein Gott wollte den demütigen Nachfolger des heiligen Benedikt noch auf einen höheren Leuchter stellen.
Wie die Legende erzählt, hatte Godehard ein wunderbares Traumgesicht. Er sah sich selbst unter einem großen Ölbaum im eifrigen Lesen sitzen. Fremde, würdige Männer kommen im Namen des Königs, den Baum zu verpflanzen, aber je tiefer sie graben, desto tiefer und verzweigter finden sie die Wurzeln. Da hauen sie mit Äxten die Wurzeln ab, und plötzlich erwächst aus jeder Wurzelfaser, die stehen geblieben war, ein neuer Sprössling, dass ein Ölwald den ganzen Raum erfüllt und von nah und fern Leute kommen und Pflanzenreiser für ihre Gärten holen. Dieses Traumgesicht sollte bald zur Wahrheit werden. Der schon sechzigjährige Godehard wurde aus der Ruhe seines Klosters, an dem er mit unendlicher Liebe hing, noch einmal in ein neues Feld verpflanzt, doch sein geistiger Nachwuchs trieb üppig und freudig und seine Schüler trugen die Keime, die er gepflegt hat, und den Ruhm ihres Lehrers in die weitesten Kreise.
Der heilige Bischof Bernward von Hildesheim war im Jahr 1022 gestorben. Kaiser Heinrich II., der gerade in seiner sächsischen Pfalz Grona Hof hielt, lenkte sofort sein Auge auf seinen geliebten Abt Godehard, und obwohl dieser sich anfangs gegen eine so späte Versetzung in ein fremdes Land und einen neuen Wirkungskreis sträubte, so ließ er sich doch endlich durch den Wunsch des Kaisers und die Bitten der Bischöfe bewegen, die Wahl, die er für eine göttliche Bestimmung hielt, demütig anzunehmen. Der Mainzer Erzbischof Aribo weihte im Advent 1022 Godehard zum Bischof von Hildesheim.
Hatte Godehard schon als Abt seines lieben Klosters Altaich auf die Verbesserung der Schulen, auf den Eifer im Studium, auf die Zierde der Gotteshäuser durch christliche Kunstwerke großen Fleiß verwandt, so ließ er als Bischof das gleiche Ziel nicht aus den Augen. Viele Kirchen baute er neu auf, die alten und schmucklosen zierte er aus und befahl streng die Reinlichkeit in Tempeln, kirchlichen Geräten und Gewändern. Die Geistlichen hielt er zu wissenschaftlichem Streben, strenger Zucht und gediegener Frömmigkeit an. Für die Armen opferte er seinen letzten Heller. Das von ihm gegründete Spital besuchte er fleißig, tröstete die Gebrechlichen und stand den Sterbenden bei. Den Landstreichern und trägen Bettlern gestattete er aber höchstens zwei Tage Aufenthalt und mahnte sie ernst zu ordentlicher Lebensweise.
Aus seinem Antlitz leuchtete Gottesliebe, Menschenfreundlichkeit und Herzensreinheit, sein ganzer Lebenswandel war eine stumme, aber eindringliche Predigt an das Volk.
So liebreich und nachgiebig der heilige Bischof sonst war, so vergab er doch nichts von seinen Rechten. Als Aribo, der Erzbischof von Mainz, ihm die Gerechtsame über das Kloster Gandersheim streitig machen wollte, verteidigte Godehard sein Recht mit aller Entschiedenheit und Klugheit und brachte es dahin, dass Aribo sein Unrecht einsah und ihn um Verzeihung bat.
Siebzehn Jahre hatte Godehard den Hirtenstab geführt und unermüdlich gearbeitet. In einem Alter von 74 Jahren sehnte er sich nach nichts mehr, als aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein. Nachdem er die vierzigtägige Fasten noch streng gehalten hatte, empfing er die heiligen Sterbesakramente, , ließ sich von vier Chorknaben die heiligen Tagzeiten vorsingen und gab während des Psalmengesanges am 5. Mai 1038 seinen Geist auf.
Seine Leiche wurde im Hildesheimer Dom beigesetzt.
War der heilige Godehard schon bei Lebzeiten durch die Gabe der Wunder von Gott ausgezeichnet, so wallfahrteten nach seinem Tod zahllose Menschen zu seinem Grab, um in ihren Anliegen durch die Fürbitte des Heiligen Erhörung zu finden. Papst Innocenz II. versetzte ihn im Jahr 1131 unter die Heiligen. Ihm zu Ehren erhob sich bald nach der Heiligsprechung im Süden der Stadt eine Benediktinerabtei mit herrlicher byzantinischer Kirche, die mit der Bernwardschen Michaelskirche im Norden der Stadt Hildesheim die alte Bischofsstadt gleichsam unter ihre schützenden Flügel nimmt.
Der Name des heiligen Godehard wurde weit über die Grenzen von Bayern und Sachsen hinaus gefeiert. Auf der Höhe des Gotthardpasses, der von ihm den Namen trägt, betete vor Zeiten der deutsche Kaufmann und Pilger in der ihm geweihten Kapelle. Im Dom zu Mailand hörte er an Godehards Namensfest sogar in einer eigenen Präfation seine Tugenden und Taten preisen, fand im Dom zu Genua eine Kapelle und eine Bruderschaft, die älteste der Stadt, zu Ehren des heiligen Bischofs. Ungarn, Polen und Holland errichteten Denkmale und Statuen zu Ehren des heiligen Godehard.
Der selige Nunzio Sulprizio, Schmiedelehrling,
+ 5.5.1836 – Fest: 5. Mai
Die Jugend unserer Zeit, besonders die Arbeiterjugend, ist gar vielen Gefahren und Verführungen aller Art ausgesetzt, die ihr von den Lehren des Unglaubens und einer widerchristlichen Sittenlosigkeit drohen. Sie braucht Schutzwehren, die sie vom Untergang retten, sie bedarf leuchtender Beispiele, die noch immer voll größerer Macht auf die jungen Herzen wirkten als Worte der Mahnung; lebendige Vorbilder muss sie vor Augen sehen, die in der Kraft ihres Glaubens und dem Glanz jungfräulicher Sittenreinheit zur Nachahmung hinreißen. Ein solch herrliches Jugendvorbild, ein „getreues Abbild ihres himmlischen Schutzpatrons“ St. Aloisius, ist der junge Arbeiter, der am 1. Dezember 1963 durch Papst Paul VI. seliggesprochene Nunzio Sulprizio. Der große Arbeiterfreund Papst Leo XIII. selbst stellte ihn schon vor der Seligsprechung der Jugend als Muster vor. So schreibt der soziale Papst: „Seit seiner zartesten Jugend nahm sich Sulprizio den heiligen Aloisius zum Muster und bemühte sich ihn in dem Geist der Abtötung, der Geduld, der Demut und des Gebetes nachzuahmen und so reich an Verdiensten und jung wie er entschlief er im Ruf der Heiligkeit.“
Nicht an einem Fürstenhof und nicht im Kloster hat sich der neue aloisianische Jüngling die Heiligkeit erworben. Nunzio war das Kind ganz armer Eltern aus Pesco Sansonesco im Abruzzengebirge von Mittelitalien. Mit sechs Jahren war er schon eine Waise. Die einzige Stütze, die ihm noch geblieben war, einige mitleidige, gute Großmutter, nahm ihm Gott der Herr auch noch hinweg, um den Kleinen schon in den frohen Jahren der Kindheit in die früh, aber stürmisch reifende Schule der Leiden zu nehmen. Der eltern- und vermögenslose Junge wurde zu einem Oheim gebracht, einem rohen, grausamen Schmied. Für ihn galt der arme Junge nur so viel, als er ihm verdienen helfen konnte. Eine volle, kostenlose Arbeitskraft sollte ihm der arme Neffe abgeben. Erziehung, Lehre, Fortbildung waren dem gewissenlosen Menschen unbekannte, religiöse Betätigung und Frömmigkeit überflüssige Dinge. Darum ließ er den Jungen ferner nicht mehr die Schule besuchen, sondern überhäufte ihn vom frühen Morgen bis zum späten Abend mit Arbeiten, die seine Kräfte weit überstiegen. Ob im Sommer die Glühhitze unerträglich war, oder ob im Winter in der rauen Gebirgsgegend das schlimmste Wetter hauste, Nunzio musste hinaus und weite Wege zurücklegen, um die Aufträge seines Meisters zu erledigen. Bald kamen dazu noch die gröbsten Misshandlungen. Der jähzornige Oheim geriet bei den geringsten Anlässen in Wut. Konnte Nunzio auch mit dem besten Willen nicht allen Launen entsprechen, so musste er es immer schwer büßen. Der Schmied ergriff das erste beste Stück Eisen oder Werkzeug, das ihm in die Hände fiel, und schlug damit unbarmherzig auf den bedauernswerten Lehrling los oder warf ihn zu Boden und traktierte ihn mit den Füßen, bis er bewusstlos dalag. Die Gesellen standen ihrem Meister an Rohheit kaum nach. Doch das Schlimmste für Nunzio waren die gottlosen und unzüchtigen Reden und Zoten jener Menschen, die er Tag für Tag über sich ergehen lassen musste. Oft hielt er sich die Ohren zu oder verbarg sich in einer Ecke, um von den Unterhaltungen nichts zu verstehen.
Durch die Überanstrengung und die mangelhafte Nahrung wurde die Gesundheit Nunzios untergraben. Er magerte zusehends ab. Am linken Bein bildete sich ein großes Geschwür. Schließlich konnte der Arme nicht mehr gehen. Doch der gefühllose Meister nahm keine Rücksicht und zwang ihn nun den ganzen Tag am Blasebalg zu stehen, und als ihm hierzu die Kräfte versagten, band man ihn an die Blasebalgkette fest. Häufige Ohnmachtsanfälle stellten sich ein. Aber trotz der grausamen Behandlung hörte man Nunzio niemals klagen. Keine Vorwürfe gegen seine Peiniger kamen über seine Lippen. Nie verlor er seine Sanftmut oder seinen heiteren Sinn.
Als Nunzio gänzlich arbeitsunfähig geworden war, ließ ihn der Schmied endlich in das Armenhospital von Aquila bringen. Die gute Pflege brachte aber nur etwas Linderung, eine Heilung war ausgeschlossen. So musste Nunzio wieder entlassen werden. Die Quälereien gegen den nutzlosen Arbeiter begannen jetzt aufs Neue. Mochte der Leidende auch halbtot zusammenbrechen, er musste arbeiten. Doch unerschütterlich blieb er bei seinem Entschluss, alles mit größter Geduld zu ertragen. „Ich will ein Heiliger werden, ein großer Heiliger, und zwar in kurzer Zeit“, so ermunterte er sich selbst oft in schweren Stunden. Zu einem Heiligen gehört vor allen Dingen Charakterfestigkeit. In der Schmiede von Pesco Sansonesco bestand Nunzios Charakter die Feuerprobe.
Endlich nach sechs langen Leidensjahren kam für den vergessenen, misshandelten Waisenjungen die Erlösung. Ein anderer Onkel in Neapel erfuhr von der traurigen Lage Nunzios, nahm ihn zu sich und stellte ihn seinem Vorgesetzten vor, dem Obersten Felix Wochinger, einem durch seine Frömmigkeit und Wohltätigkeit bestbekannten Mann, dem Namen nach wohl deutscher Abstammung. Tief ergriffen von dem Anblick und der Leidensgeschichte des unschuldigen Dulders, entschloss sich Wochinger, ihm fortan ein väterlicher Beschützer zu sein. Der Kranke wurde in ein Spital gebracht und aufs Beste gepflegt. Für die Heilung des Körpers freilich war es zu spät. Es war Knochenfraß entstanden. Aber die schöne Seele des reinen, im Leid erstarkten jungen Mannes erstrahlte in der besseren Wertschätzung seiner Mitmenschen in hellstem Glanz. Nunzio war bald der Liebling des ganzen Hospitals. Aus seinem Antlitz leuchtete die Unschuld und, trotz größter Schmerzen, eine nie versiegende Heiterkeit. Er schleppte sich an die Betten der anderen Kranken und tröstete und ermunterte sie. Wie geschickt verstand er es, in seine Unterhaltungen ganz ungezwungen religiöse Ermahnungen einzuflechten, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Besonders erbaute er durch seine innige Andacht zur heiligen Eucharistie und zur allerseligsten Jungfrau. Wie alle reinen Seelen war er ein großer Liebhaber des Gebetes. Man konnte ihn öfters des nachts vor seinem Bett kniend finden.
Nachdem Oberst Wochinger seinem Schützling auch mehrmals die Heilkraft der Bäder von Ischia sorglich hatte zukommen lassen, ließ er ihn nach ungefähr zwei Jahren in sein eigenes Schloss bringen, nicht nur um alles für den lieben Kranken tun zu können, sondern auch um persönlich Gelegenheit zu haben, Zeuge der Heldentugend eines Heiligen zu sein. „Wie könnte ich,“ sagte er so schön, „über die Prüfungen klagen, die der Herr mir schickt, wenn Nunzio sich fast das Notwendigste versagt, um auch anderen etwas zufließen zu lassen, und dabei so schlicht bemerkt: Was? Sollten diese Armen des Herrn nicht auch etwas bekommen?“
Unter so liebenden Augen und trefflichster Pflege schien es fast, als ob dem siechen Jüngling das Leben sich von Neuem hoffnungsvoll zeigen würde. Schon keimten Pläne: Ordensmann wollte er werden und ein Priester des Herrn. Doch forderte Gott nur noch ein Opfer als Krönung seines Dulderlebens, das Opfer eben dieses Lebens. Und Gottes Wille war auch der seinige. Darauf allein war sein Herz gerichtet; wie vordem Not und Menschenbosheit, so vermochten jetzt Lebensgenüge und Menschengunst ihn nicht vom unverrückbaren Ziel abzubringen: Heilig werden in kurzer Zeit! Seinem Bußeifer genügte sogar die Fülle des auferlegten Leidens noch nicht. Er übernahm noch freiwillige Abtötungen. So hohem Mut und hochherzigem Sinn begegnete Gott auch mit außerordentlichen Gunstbezeigungen.
Die gottgesetzte Aufgabe war vollendet. Neunzehn Jahre hatte der stille Dulder erreicht. Am 5. Mai 1836 nahm er Abschied von dieser Welt, die ihm so viel Leid und doch so überselige Freude gebracht hat. Auf ein Muttergottesbild blickend, rief er aus: „Schaut doch, wie schön sie ist!“ So ging er in ein besseres Leben ein. Die Kunde von seinem Tod rief in Neapel eine wahre Wallfahrt nach dem neuen Schloss hervor. Die rötlich gefärbte Wunde soll einen süßen Duft verbreitet haben. Zahlreiche Gebetserhörungen haben auf Anrufung des ehrwürdigen Nunzio stattgefunden. Unter den Bittstellern um seine Seligsprechung waren selbst hohe weltliche Würdenträger, wie Ferdinand II., König von Neapel.
Die Tugend ist eben liebenswürdig, wo sie erscheint. Die Tugend gedeiht überall, in jeder gesellschaftlichen Stellung, in jedem Alter, in jeglichem Gesundheitszustand. Habe nur den Mut zum Heiligwerden, auch unter anscheinend ungünstigsten Verhältnissen! Es eilt!
Der heilige Hilarius von Arles, Bischof,
+ 5.5.449 – Fest: 5. Mai
Der heilige Hilarius, ein Verwandter des heiligen Honoratus von Arles, wurde um das Jahr 401 in Gallien geboren (Man nimmt an, an den Grenzen von Lothringen und Burgund.) Seine Familie war in den Augen der Welt angesehen und vornehm und er wurde seiner Geburt angemessen erzogen. Man übergab ihn geschickten Lehrern, damit er in der Kenntnis der schönen Wissenschaften unterrichtet werde. Er machte auch große Fortschritte in den anderen verschiedenen Zweigen des menschlichen Wissens, besonders in der Philosophie und Beredsamkeit. Allein wir hören von ihm selbst, wie wenig Achtung diese Vorzüge verdienen, wenn sie von den Gütern des Glaubens getrennt sind. „In Christus,“ sagt er, „sind wir alle gleich. Der höchste Adel besteht darin, dass wir unter die Diener Gottes gezählt werden. Adelige Ahnen und Geistesgaben werden uns nur insoweit über andere erheben, als wir uns selbst verachten.“ Indes lebte Hilarius nicht immer nach diesen Grundsätzen. Es gab eine Zeit, wo er die Welt liebte, und nach Ehren geizte. Der heilige Honorat, sein Verwandter, war das Werkzeug, dessen sich Gott bediente, um ihm die Augen zu öffnen, dass er sehe, welcher Gefahr sein Seelenheil ausgesetzt sei.
Honoratus hatte sein Vaterland verlassen, sich auf die Insel Lerins zurückgezogen und dort ein großes Kloster gestiftet. Durch seine Entfernung von der Welt war seine zärtliche Liebe zu Hilarius nicht im mindesten geschwächt worden. Er glaubte vielmehr, ihm keine besseren Beweise seiner Freundschaft geben zu können, als wenn er sich bemühe, ihn gänzlich Gott zu gewinnen. Er reiste daher aus seinem Kloster weg, um Hilarius aufzusuchen. Überzeugt, dass die Betrachtungen, die ihn von der Welt losgerissen hatten, dieselbe Wirkung auf das Herz seines Freundes tun würden, legte er ihm dieselben in den rührendsten und kraftvollsten Worten vor. „Welche Tränen,“ sagt der heilige Hilarius, „vergoss dieser tugendhafte Freund nicht, um die Härte meines Herzens zu erweichen! Wie oft umarmte er mich mit innigster Zärtlichkeit, um von mir zu erlangen, dass ich ernstlich über das Heil meiner Seele nachdächte? Und ich blieb jedoch gefühllos; nichts war imstande, mich zu erschüttern.“
Da Honoratus sah, dass alle seine Bemühungen unnütz seien, entschloss er sich, zum Gebet seine Zuflucht zu nehmen. „Wohlan,“ sagte er, sich an Hilarius wendend, „wohlan, Gott wird mir gewähren, was du mir verweigerst.“ Hierauf nahm er Abschied von ihm und zog sich zurück. Unterdessen dachte doch Hilarius über die Sache nach, und dieses Nachdenken erweckte einen harten Kampf in seiner Seele, den er selbst auf folgende Weise schildert: „Auf einer Seite schien es mir, als rufe mich der Herr zu sich. Auf der anderen hielt mich die Welt zurück, indem sie mir ihre Vergnügen und verführerischen Freudengenüsse darbot. Mein Wille schwankte unentschlossen hin und her und konnte sich zu nichts entscheiden. Endlich aber siegte Christus in mir. Drei Tage nachdem mich Honoratus verlassen hatte, unterwarf sich die göttliche Barmherzigkeit, durch seine Gebete herabgefleht, meine widerspenstige Seele.“ Hilarius begab sich ohne Zögern sogleich zu seinem Freund Honoratus. So stolz und ungelehrig er vorher war, so demütig und unterwürfig wurde er alsdann.
Seit diesem Augenblick war er ein ganz neuer Mensch. Man nahm in ihm jene wunderbare Veränderung wahr, die der heilige Geist in einer aufrichtig bekehrten Seele bewirkt. Sein ganzes Äußere trug das Gepräge der Demut, der Milde, der Abtötung und Liebe. Er hatte die Hand an den Pflug gelegt, um nicht mehr zurückzuschauen, und die Welt, die er verlassen hatte, vermochte nicht mehr die geringste Begierde in ihm zu erwecken. Entflammt von Eifer für die christliche Vollkommenheit, verkaufte er alle seine Güter an seinen Bruder, und verteilte den Erlös unter die Armen und dürftigen Klöster. Sodann zerriss er gänzlich alle Bande, die ihn noch an die Welt fesseln konnten, und verließ sein Vaterland, um sich in die Abtei Lerins zu verschließen. (Erst im Kloster soll er die Taufe empfangen haben.) Von seinem ersten Eintritt an schien er würdig in der Gesellschaft der Heiligen zu leben, denn er bewies einen solchen Eifer für die Erfüllung seiner Pflichten, dass er in kurzer Zeit das Vorbild derer wurde, in deren Mitte er gekommen war, um die Grundsätze der evangelischen Vollkommenheit zu erlernen. Er zeichnete sich besonders aus durch seine Liebe zum Gebet und zur Abtötung. Ohne Unterlass wachte er über sich selbst, um auch die geringsten Fehler zu vermeiden, und suchte jeden Tag sogleich sich von den Fehlern zu reinigen, die eine Folge der menschlichen Unvollkommenheit sind.
Als der heilige Honoratus 426 zum Bischof von Arles erwählt wurde, folgte ihm der heilige Hilarius in diese Stadt nach; allein bald sehnte er sich wieder nach seiner geliebten Einsamkeit, und kehrte daher wieder nach Lerins zurück. Alle Einwohner der Insel empfingen ihn mit der größten Freude. Der Heilige war seinerseits mit Wonne erfüllt, dass er sich wieder in ihrer Mitte erblickte. Diese Freude war aber nicht von langer Dauer. Gott, der andere Absichten mit seinem Diener hatte, ließ nicht zu, dass seine Tugenden verborgen blieben. Der heilige Honoratus bat ihn nach Arles zu kommen, und ihn durch sein Beispiel und seine Einsichten zu unterstützen. Da seine Bitten ohne Wirkung blieben, suchte er ihn selbst in Lerins auf, und nötigte ihn, ihm in die Stadt zu folgen.
Um das Jahr 429 nahm der Tod diesen heiligen Bischof hinweg, und Hilarius fühlte den lebhaftesten Schmerz über seine Trennung von einem so zärtlich geliebten Freund. Er tröstete sich jedoch mit dem Gedanken, er hat dieses Leben nur verlassen, um vollkommen die Freiheit der Kinder Gottes zu genießen. Sein erster Gedanke war, den Weg nach dem stillen Lerins wieder einzuschlagen. Allein kaum hatten die Einwohner von Arles von seiner Abreise erfahren, als sie den Entschluss fassten, ihn auf dem Weg einzuholen. Einige von ihnen ritten ihm daher nach und brachten ihn in die Stadt zurück, wo er einstimmig zum Oberhirten erwählt, und obgleich er erst 29 Jahre alt war, zum Bischof geweiht wurde.
Die bischöfliche Würde gab den Tugenden des Heiligen neuen Glanz. Er verdemütigte sich um so mehr, je höher er über die anderen erhoben war. Seine Bedürfnisse waren sehr gering, und nie gestattete er sich mehr, als das unumgänglich Notwendige. Im Winter und im Sommer trug er dasselbe Kleid. Mit der Betrachtung der Heiligen Schrift verband er das Gebet, Fasten und Wachen. Bei der Sorge für seine eigene Heiligung bemühte er sich zugleich, das Heil der ihm anvertrauten Herde zu bewirken, indem er ihnen unausgesetzt das Brot des göttlichen Wortes brach. Er hatte bestimmte Stunden für die Handarbeit, und der Zweck, den er sich dabei vorsteckte, war, etwas zur Vermehrung seiner Almosen hierdurch zu gewinnen. Allzeit wählte er aber eine Arbeit, wobei er dem Gebet obliegen konnte. Nie reiste er anders als zu Fuß. So sehr hatte er die widerspenstige Natur bezwungen, dass er in ungetrübter Seelenruhe lebte, und nie durch die kleinste Ungeduld hingerissen wurde.
Die Gabe, das göttliche Wort zu verkündigen, war beim heiligen Hilarius bewunderungswürdig. Wenn er mit den Weisen dieser Welt redete, drückte er sich mit jener Anmut, Zierlichkeit und jenem Wortlaut aus, wie es großen Rednern eigen ist. Allein, wenn er Ungebildete zu unterrichten hatte, änderte er seinen Vortrag so, dass auch die Unwissendsten seine Rede fassen konnten. Mit besonderer Gewandtheit wusste er, sogar in den vertrautesten Unterweisungen, eine einfache und ungeschmückte Sprache mit der Würde des Evangeliums zu verbinden. Er predigte die Wahrheit ohne Schminke, und ohne jemals den Großen zu schmeicheln. Wir wollen nur ein Beispiel zur Bestätigung des Gesagten anführen. Schon oft hatte er einen Richter der Provinz, der mit krimineller Parteilichkeit sein Amt verwaltete, im Geheimen gewarnt, ohne jedoch die geringste Wirkung hervorzubringen. Eines Tages, da er predigte, trat diese zur Obrigkeit gehörige Person mit ihren Unterbeamten in die Kirche. Kaum hatte er dies wahrgenommen, als er seine Rede unterbrach. Die Zuhörer waren erstaunt, er aber sagte, dass ein Mensch, der so oft die Mahnungen, die ihm für sein Seelenheil gegeben worden, vernachlässigt habe, nicht verdiene mit dem göttlichen Wort, wie das gläubige Volk, gespeist zu werden. Der Richter, betroffen über diese Bemerkung, errötete und ging in sich. Der Heilige nahm dann wieder den Faden seiner Rede auf und setzte sie fort. Da er eines Tages bemerkte, dass mehrere Personen nach Verlesung des Evangeliums aus der Kirche gingen und gerade zu der Zeit, wo er predigen wollte, rief er sie zurück mit den Worten: „Es wird euch nicht so leicht sein, den finsteren Behältern der Hölle zu entgehen, wenn ihr das Unglück habt, hineinzustürzen.“
Die Liebe, mit der der Heilige für die Armen wirkte, kannte keine Grenzen. Und um ihnen reichlicheren Beistand leisten zu können, lebte er selbst in der äußersten Armut. Er verkaufte, um die Gefangenen zu lösen, sogar die geheiligten Kirchengefäße, und bediente sich, bei der Feier der heiligen Geheimnisse, gläserner Kelche und Patenen. Von seiner Teilnahme an den körperlichen Leiden, können wir zuversichtlich auf sein Mitleid den Seelenkranken gegenüber schließen. Er bewies sich den Schwachen gegenüber als zärtlicher Vater, ohne jedoch die Vergebung ihrer Leidenschaften zu begünstigen. Wenn er jemanden eine Kirchenbuße auferlegte, vergoss er selbst die bittersten Tränen, und erweckte dadurch in dem Bestraften den glühendsten Bußeifer. Er strebte auch, durch seine Seufzer und Gebete, den Unglücklichen von Gott die Gnade lebendiger Zerknirschung zu erbitten. Sein Eifer umfasste die ganze Provinz, und er besuchte selbst die Bischöfe, um sie zu ermahnen, dass sie Jesus Christus dem obersten Seelenhirten sich immer gleichförmiger machen möchten. Er stiftete mehrere Klöster und führte in ihnen die trefflichste Ordnung ein. Er stärkte sich zur Ausübung aller bischöflichen Tugenden durch die Beispiele des heiligen German von Auxerre, mit dem er durch die Bande der innigsten Freundschaft vereinigt war, den er seinen Vater nannte, und als einen Apostel verehrte. Während seiner bischöflichen Amtsführung hielt er mehrere Konzilien, in denen er den Vorsitz hatte (Konzil von Riez 439, 1. Konzil von Orange 441, Konzil von Vaison 442, und wahrscheinlich das Konzil von Arles 443). Bei allen Menschen behauptete er sich in dem hohen Ansehen, das ihm seine Tugenden erworben hatten. Seinem Eifer und seiner Klugheit hat man auch hauptsächlich die disziplinarischen Verordnungen, die in allen diesen Versammlungen erlassen wurden, zu verdanken.
Bei der unerschütterlichen Festigkeit, mit der der heilige Hilarius das Gute zu befördern suchte, konnte es nicht fehlen, dass er sich auch Feinde zuzog. Einige von ihnen unterlegten seinen Handlungen eine böse Absicht, und machten dem heiligen Papst Leo eine nachteilige Schilderung von ihm. Man muss indes eingestehen, dass der Eifer des Bischofs von Arles bei gewissen Gelegenheiten nicht die gehörigen Schranken beobachtete. Allein dies kam keineswegs von einer Leidenschaftlichkeit her. Der Heilige hatte sich in seiner Gutmütigkeit getäuscht, denn seine ganze Handlungsweise erlaubt es nicht, über ihn ein anderes Urteil zu fällen. So diente auch das Missverständnis, das sich zwischen dem heiligen Leo und dem heiligen Hilarius erhob, dazu, den Eifer des ersten und die Geduld des anderen in hellerem Licht zu zeigen. Allein wir müssen bis auf den Ursprung dieses Streites zurückgehen.
Chelidonius, der Bischof von Besancon, war vom heiligen Hilarius seines Amtes enthoben worden. Die Beweggründe dieser Absetzung waren: 1. dass er vor seiner Weihe eine Witwe geheiratet hatte; und 2. dass er in seinem weltlichen Amt als Richter einen Menschen zum Tod verurteilt hatte. Hieraus schloss man, er habe die heiligen Weihen nicht empfangen können, da die Kanonen in solch einem Fall die Irregularität aussprächen. Chelidonius berief sich von diesem Urteil auf den römischen Stuhl, in der Hoffnung, dass ihm seine Rechtfertigung gelingen würde. Der heilige Leo unternahm es, die Sache zu untersuchen.
Da der heilige Hilarius erfuhr, dass sein Suffragan nach Rom gegangen ist, folgte er ihm nach. Er machte, obgleich mitten im Winter, die beschwerliche Reise zu Fuß. Der Papst hielt ein Konzil, um die fragliche Klagsache zu beurteilen; und der Bischof von Arles nahm unter den versammelten Vätern seinen Sitz. Da er die Irregularität des Chelidonius nicht zu beweisen versuchte, gab er durch sein Stillschweigen Veranlassung zu glauben, man habe ihm selbst über die fragliche Tatsache betrogen. Er behauptete indessen, die Sache des Bischofs müsse an Ort und Stelle durch Abgeordnete, die der Papst ernennen möge, untersucht und gerichtet werden. Hierin stimmten ihm einige Bischöfe aus Afrika zu. Man nahm aber auf seine Gründe keine Rücksicht, da schon öfters, wenn die verschiedenen Parteien sich auf Rom beriefen, das Gegenteil getan wurde. Der heilige Leo fällte demnach den Ausspruch, dass Chelidonius sich der ihm zur Last gelegten Irregularität nicht schuldig gemacht habe. Im Übrigen kam man miteinander überein, dass das gerichtliche Verfahren bei den Appellationen nur zur Kirchenzucht gehöre, und nach Lage und Umständen geändert werden könne.
Der heilige Hilarius wurde zu gleicher Zeit in eine andere Streitsache verwickelt, die ebenfalls sehr schwierig war. Projektus, ein Bischof seiner Provinz, hatte nämlich, da er krank geworden war, schnell den geweiht, den er zu seinem Nachfolger bestimmte. Als aber der Kranke wieder genas, hatte derselbe Sitz zwei Bischöfe. Der heilige Hilarius erklärte sich für den Letzterwählten, vielleicht weil Projektus nicht mehr imstande war, seinem Amt vorzustehen. Der Verfasser der Lebensbeschreibung des Heiligen lässt diese Sache im Dunkeln. Allein man hat alle Gründe zu glauben, dass der Metropolit dies aus guten Absichten tat. Übrigens waren die Regeln der Kirche hinsichtlich dergleichen Gegenstände noch nicht so durch die Kanonen festgesetzt, wie in den folgenden Zeiten. Der heilige Hilarius glaubte daher, dass er die ihm als Metropolit zustehende Gewalt nicht überschritten habe. Allein der heilige Leo, auf die wahren Regeln sich stützend, betrachtete die Sache von einem anderen Gesichtspunkt, und sprach sich dahin aus, dass die Weihe des Nachfolgers eines noch lebenden Bischofs den Gesetzen zuwider, vielen misslichen Folgen ausgesetzt, und geeignet sei, eine Spaltung in der Kirche zu veranlassen. Er verbot hierauf dem heiligen Hilarius in Zukunft irgendeinen Bischof zu weihen. Der Heilige erduldete ohne irgendeine Klage die gegen ihn gebrauchte Strenge, und tilgte durch seine Unterwürfigkeit den begangenen Fehler. Der heilige Leo selbst gewann dadurch eine große Hochachtung für ihn, und nannte ich in einem Brief, den er kurz nach dessen Tod schrieb, Hilarius, heiligen Andenkens.
Endlich unterlag der Heilige der Last der Arbeit und den strengen Bußübungen. Er starb am 5. Mai 449, in einem Alter von 58 Jahren. Der heilige Honoratus von Marseille, der uns seine Lebensbeschreibung hinterlassen hat, erzählt, dass er im Leben schon mehrere Wunderheilungen gewirkt habe. Im römischen Martyrologium wird der heilige Hilarius an diesem Tag genannt. Wir haben noch seine Grabschrift in einer unterirdischen Kapelle unter dem Hochaltar von Saint Honorat-les-Arles. Sie ist in eine große Marmortafel eingehauen, die in die Mauer eingefugt, aber in mehrere Stücke zerbrochen ist. In der Mitte des 12. Jahrhunderts sind seine Reliquien von St. Honorat, wo der Heilige begraben lag, in die Pfarrkirche zum heiligen Kreuz versetzt worden. Allerdings sind wegen der mehrfachen Weggabe dort fast keine mehr übrig.
Der heilige Maximus, Bischof von Jerusalem, Bekenner,
+ 5.5.350 – Fest: 5. Mai
Der heilige Maximus hatte, während der Verfolgung der Kaiser Maximian Galerius und Cäsar Maximin Daja, mit vielen anderen Bischöfen große Drangsale erlitten, aber auch einen neuen Beweis abgelegt, wie mächtig der Herr in seinen treuen Bekennern ist. Er war unter der Zahl derjenigen, denen Maximin Daja das rechte Auge ausstechen und die rechte Kniekehle anbrennen ließ.
Als Constantin der Große der Kirche Gottes den Frieden errungen hatte, weihte der heilige Makarius von Jerusalem unseren Heiligen zum Bischof von Diospolis in Palästina. Er stand aber in solcher Hochachtung beim Volk zu Jerusalem, dass es sich seiner Abreise mit Hartnäckigkeit widersetzte, und die Diospolitaner, um jeden Aufstand zu verhüten, einen anderen Bischof zu wählen, sich gedrungen fühlten. Maximus blieb also bei seinem Freund Makarius, der ihn zu seinem Nachfolger bestimmte, und man glaubt, er habe ihn auf das allgemeine Konzil von Nicäa begleitet.
Nach seiner Rückkehr verdoppelte Makarius seine Wachsamkeit, um seine Herde vor dem Gift der arianischen Ketzerei zu bewahren, und bediente sich mit neuer Zuversicht des heiligen Maximus in Verwaltung seines ausgedehnten Sprengels. Dadurch wurde die Verehrung der Gläubigen zu ihm noch höher gesteigert, und den arglistigen Ränken der verdächtigen Bischöfe Eusebius von Cäsarea und Patrophilus von Skythopolis, die dem heiligen Bischof von Jerusalem einen Nachfolger ihrer Partei bestimmten, weislich vorgebeugt, denn nach des heiligen Makarius Ableben bestieg unser Heiliger den apostolischen Stuhl von Jerusalem.
Maximus hatte noch nicht lange seiner Kirche vorgestanden, als die Arianer 335 vom Kaiser Konstantin den Befehl zu erschleichen wussten, dass zu Tyrus in Phönicien eine Synode gehalten wurde, in der die Arianer die Absicht hatten, den unerschrockenen Athanasius abzusetzen. Wiewohl die ganze Sache so eingerichtet war, dass beinahe bloß arianische Bischöfe dahin den Ruf erhielten, so war doch Maximus zu nahe bei Tyrus, als dass ihn die schlauen Parteigänger zu übergehen für geraten hielten. Indes hatte er noch keine Kunde von der Rolle, die die mächtigere Partei der Arianer dabei spielen sollte. Athanasius hatte 49 rechtgläubige Bischöfe aus Ägypten mitgebracht, unter denen auch der heilige Paphnutius und der heilige Potamon sich befanden. Als Athanasius beim Eintritt in die Synode den heiligen Maximus auf der Seite der Arianer erblickte, drängte er sich durch die Versammlung und nahm ihn freundlich bei der Hand, mit den Worten: „Dieweil ich dieselben Zeichen trage wie du und wir beide für Jesus Christus ein Auge verloren haben, so graut es mir, dich im Rat der Frevler sitzen zu sehen.“ Er ging nun mit ihm auf die Seite und gab ihm Aufschluss über die Absicht dieser Synode, und gewann ihn auf immer für den heiligen Athanasius. Nach dem Beschluss dieses Afterkonzils begaben sich die Bischöfe nach Jerusalem, um dort die von der Kaiserin Helena neu erbaute Kirche einzuweihen. Der Hoftheologe Eusebius von Cäsarea, der diesen letzten Umstand erzählt, gedenkt mit keinem Wort des heiligen Maximus, wie er denn überhaupt alles verschweigt, was den Katholiken in der Geschichte des Arianismus günstig sein möchte.
Ob unser Heiliger dem bald darauf zu Jerusalem von den Arianern gehaltenen Konzil, in dem Arius in die Kirchengemeinschaft aufgenommen wurde, beiwohnte, ist unbekannt. Gewiss aber ist es, dass er nie mit den Irrgläubigen Umgang pflegte, und niemals das gegen Athanasius ungerecht gefällte Urteil unterzeichnen wollte. Und wir sehen, dass er sechs Jahre später (341) der Synode von Antiochia beizuwohnen sich weigerte, weil er wusste, dass Kaiser Constantius, der die Arianer begünstigte, dahin kommen sollte. Er begab sich aber 347, ungeachtet der langen und beschwerlichen Reise, in die von Serdica, weil er hoffte, dass die katholische Wahrheit in ihr den Sieg davontragen würde.
Als im Jahr 349 der heilige Athanasius wieder nach Alexandrien zurückkehren durfte, schlug er seinen Weg auch über Palästina ein, wo sämtliche Bischöfe, zwei oder drei ausgenommen, ihm alle Ehrfurcht und Anhänglichkeit bezeigten. Die, die sein Verdammungsurteil unterschrieben hatten, baten ihn um Verzeihung, und entschuldigten sich damit, dass sie von der trotzigen Gewalttätigkeit ihrer Feinde dazu genötigt worden waren. Der heilige Maximus, um dieser Versöhnung festeren Bestand zu geben, versammelte zu Jerusalem ein Konzil, in dem ein Synodalbrief zugunsten des heiligen Patriarchen aufgesetzt und an die Bischöfe von Ägypten, Libyen und die ganze Stadt Alexandrien gerichtet wurde. Maximus, der der Synode vorstand, begleitete zuerst das Schreiben mit seiner Unterschrift, und ihm folgten die übrigen fünfzehn Bischöfe, die, mit Ausnahme des Makrinus, sämtlich schon dem Konzil von Serdica beigewohnt hatten.
Der heilige Maximus lebte nur noch kurze Zeit, den entweder starb er noch zu Ende desselben Jahres 349 oder doch gewiss 350. Das römische Martyrologium nennt ihn am 5. Mai mit großem Lob. Er war der 40. Bischof von Jerusalem. Ihm folgte der heilige Cyrillus nach.
Der heilige Eulogius, Bischof von Edessa,
+ um 379 – Fest: 5. Mai,
und der heilige Protogenes, Bischof von Carrä in Mesopotamien,
+ nach 382 – Fest: 6. Mai
Als der arianische Kaiser Valens gegen die Katholiken im Morgenland eine blutige Verfolgung erregte, versuchte er durch allerlei Mittel einen Bischof seiner Sekte zu Edessa in Mesopotamien an die Stelle des heiligen Barses, den er ins Elend verwiesen hatte, zu setzen. Das Volk aber wollte diesen Eingedrungenen nicht anerkennen, verließ die Stadt und versammelte sich unter den Augen des Valens zu den gottesdienstlichen Verrichtungen auf dem freien Feld. Dadurch geriet er in solche Wut, dass er dem Statthalter Modestus eine Maulschelle gab, weil er diese Zusammenkünfte nicht verhindert hatte: er befahl ihm, eilends die Kriegsknechte zusammenzuraffen, um diese Versammlungen zu zerstreuen, das Volk mit Gewalt in der Stadt zurückzuhalten, und zum Gehorsam des irrgläubigen Bischofs zu nötigen. Modestus, wiewohl ein Arianer, ließ den Katholiken sagen, des anderen Tages sich nicht zu versammeln an dem Ort, wo sie ihren Gottesdienst zu halten pflegten, weil ihm von dem Kaiser der Befehl zugekommen sei, die Widerspenstigen zu bestrafen. Dieser Drohungen ungeachtet, versammelten sich die Gläubigen von Edessa des Morgens früh an dem gewöhnlichen Ort, da ihr Gebet zu verrichten.
Als dieses der Statthalter Modestus erfuhr, ließ er sich von der Besatzung begleiten, und begab sich zu der Stätte hin, wo das Volk zusammengekommen war. Da er über den öffentlichen Platz zog, erblickte er eine arme Frau, die rasch aus ihrem Haus trat, ohne die Tür hinter sich zu schließen; sie trug auf ihren Armen ein Kind, und ließ, gegen die Landesgewohnheit, nachlässig ihren Mantel nachschleppen. Sie durchschnitt die Reihen der Soldaten, die vor dem Statthalter herzogen, und ging mit geschäftiger Eile vorüber. Dieser ließ sie anhalten, und fragte sie, wo sie so geschwind hin wolle. „Ich habe vernommen,“ erwiderte das Weiblein, „dass man den Dienern des Himmels nachstelle; ich eile deswegen zu meinen Glaubensbrüdern, auf dass ich mit ihnen den Tod, den ihr ihnen androht, leiden möge.“ – „Wozu aber,“ sagte Modestus, „das Kindlein da?“ – „Es wird,“ entgegnete die Katholikin, „min Todesgenosse sein.“
Erstaunt über den Mut dieser Frau, und von ihr auch auf die Übrigen schließend, kehrte der Statthalter zurück in den Palast, setzte den Kaiser davon in Kenntnis, und suchte ihn zu bereden, von seinem Beginn abzustehen.
Auf diese Vorstellung entschloss sich der Kaiser, die Menge zu verschonen, gab aber Befehl, die Priester, die Diakonen und Vornehmsten des Volkes vor Gericht zu führen, sie zu ermahnen, in die Gemeinschaft des arianischen Bischofs zu treten, im Fall der Weigerung sie aus der Stadt zu jagen, und an die äußersten Grenzen des Reiches zu verbannen. Modestus also beruft sie vor seinen Richterstuhl, und sucht sie dahin zu bringen, dass sie dem Willen des Kaisers entsprechen, mit dem Bemerken, es sei töricht, einem so mächtigen Fürsten Widerstand leisten zu wollen. Da sie sämtlich schwiegen, redete er den Priester Eulogius, der der erste unter ihnen und ein Mann von Ehrfurcht gebietender Würde war, also an: „Warum erwiderst du nichts auf meine Worte?“ Eulogius „Ich glaubte nicht, dass es mir anstände zu reden, da ich nicht gefragt wurde. Hättest du mich gefragt, so würde ich dir meine Meinung eröffnet haben.“ Modestus: „Nun rate ich dir, mit dem Kaiser zu halten.“ Eulogius, der ungemein entschlossen war, und überdies großen Verstand besaß, erwiderte scherzhaft: „Hat etwa der Kaiser mit dem Reich auch zugleich das Priestertum erhalten?“ Der Statthalter brach bei diesen Worten in Schmähungen aus, und setzte dann noch hinzu: „Das habe ich nicht gesagt, frecher Mensch; ich ermahne dich nur, mit jenen Kirchengemeinschaft zu pflegen, mi denen es auch der Kaiser tut.“ – „Wir haben nur einen Hirten,“ entgegnete der Greis, indem er auf Barses hindeutete, „und wir befolgen dessen Befehle.“ Hierauf verbannte der Statthalter die Bekenner, achtzig an der Zahl, nach Thracien.
Die außerordentlichen Ehrenbezeigungen, die die Rechtgläubigen überall auf dem Weg den mutige Bekennern erwiesen, erregten die Eifersucht ihrer Feinde, die ihren Ärger nicht verbergen konnten, da allweit ganze Dörfer und Städte ihnen entgegen kamen, und sie über die so ehrenvoll errungene Siegespalme priesen. Als Kaiser Valens den Hergang erfuhr, ließ er die Bekenner je zwei und zwei abteilen, und befahl, besonders die Verwandten oder Freunde nicht beisammen zu lassen, um dadurch das Drangsal ihrer Verbannung auf alle mögliche Weise zu vermehren. Die einen wurden nach Thracien, die anderen auf die äußersten Grenzen von Arabien und wieder andere in verschiedene kleine Städte der Thebais geschickt.
Eulogius, der erste der Geistlichkeit von Edessa, und Protogenes, sein treuer Gefährte im priesterlichen Amt, wurden nach Antinous, auf den Grenzen von Oberägypten und der Niederthebais, verbannt. Diese zwei heiligen Männer hatten lange Zeit in klösterlicher Abgeschiedenheit gelebt, ehe sie sich dem Dienst der Kirche widmeten. Überaus groß war ihre Freude, als sie an dem Bischof von Antinous einen eifrigen Bekenner der katholischen Lehre fanden. Die Bewohner jenes Landes waren noch meist dem Heidentum zugetan; bei diesem Anblick entbrannte in Protogenes der Eifer, diesen Unglücklichen die Botschaft des Heils zu verkünden. Eulogius verschloss sich in eine Zelle, in der er sich Tag und Nacht dem Gebet widmete. Sein heiliger Genosse, der auch in den weltlichen Wissenschaften bewandert war, eröffnete eine Schule, in der er den Kindern Unterricht erteilte, sie zur christlichen Frömmigkeit anleitete, und sie die Psalmen nebst Stellen aus dem Neuen Testament auswendig lernen ließ. Als eines dieser Kinder in eine Krankheit fiel, besuchte es Protogenes, und erflehte ihm von Gott die Heilung. Als dies bekannt wurde, führten auch andere Eltern ihre Kinder und Kranken dem Heiligen vor, und diese Gelegenheit nützte er, um ihnen von der Notwendigkeit der heiligen Taufe zu reden. Viele andere, die ebenfalls im christlichen Glauben unterrichtet zu sein und die Taufe zu empfangen wünschten, brachte er zu seinem Gefährten Eulogius, den nur eine so wichtige Angelegenheit, wie das Heil unglücklicher Seelen, im Gebet zu unterbrechen vermochte.
Die beiden Heiligen, die auf diese Weise den Ort ihrer Verbannung in eine gottgefällige Segensstätte verwandelten, widmeten sich diesen Liebeswerken bis in das Jahr 379, als mit dem Tod des Kaisers Valens (378) auch die Christenverfolgung ein Ende nahm. Sein Neffe Gratian, und später der Kaiser Theodosius ließen überall Befehle ergehen, die wegen des katholischen Glaubens Verbannten zurückzurufen, und sie in die Würden, die sie vorher bekleidet hatten, wieder einzusetzen. Eulogius und Protogenes kehrten nun heim nach Mesopotamien, unter den herzlichsten Segenswünschen und den heißesten Tränen der Bewohner von Antinous. Besonderen Schmerz empfand der dortige Bischof, der an den Heiligen solche rüstige Arbeiter im Weinberg des Herrn, die mit erstaunlichem Erfolg den Götzendienst zerstörten, verlor.
Mehrere Bischöfe waren in der Verbannung gestorben, unter anderen der heilige Barses, der nach Phönizien in der Thebais verwiesen worden. Viele bischöfliche Stühle in Syrien und Mesopotamien waren verwaist, unter anderen denn auch der von Edessa, auf den alsbald der heilige Bekenner Eulogius den Ruf erhielt. Protogenes arbeitete noch zwei oder drei Jahre unter seinem geistlichen Vater, worauf er von Eulogius, nach dem Tod des Vitus, mit dem dieser dem allgemeinen Konzil von Konstantinopel beigewohnt hat (Vitus war Bischof von Carrä), im Jahr 382 oder 383 zum Bischof von Carrä, einer Stadt derselben Provinz, geweiht wurde. – Bis hierher erstreckten sich die Begebenheiten, die uns die Geschichte von diesen Heiligen überliefert hat. Aus späteren Jahren ist uns weiter nichts mehr von ihnen Bekannt. Das römische Martyrologium feiert das Andenken des heiligen Eulogius am 5. Mai und das des heiligen Protogenes am 6. Mai.
Heiliger Angelus von Jerusalem
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 5. Mai wird das Fest des heiligen Angelus von Jerusalem begangen. Angelus stammte von jüdischen Eltern, die eifrig um die Ankunft des Messias beteten. Als sie zur österlichen Zeit wieder einmal recht innig ihre Bitten um Erlösung zum Himmel sendeten, erschien ihnen die seligste Jungfrau inmitten zahlreicher Engel und sprach: "Kinder des Hauses David, aus dem der Allerhöchste auch mich hervorgehen ließ, gebt den Zweifel auf, legt die Furcht ab und glaubt, dass ihr den im Gesetz verheißenen Messias umsonst erwartet, er ist bereits erschienen und hat sein Volk erlöst. . . . Wisse, Jesse (dies war der Name des Vaters), am zwanzigsten Tag nach Pfingsten wird deine Gemahlin zwei Söhne empfangen, deren erster Angelus, deren zweiter Johannes heißen soll. Sie werden beide blühende Ölbäume auf dem Gipfel des Karmels sein. Der eine wird ein Patriarch werden, der andere für den Namen Christi ein glorreiches Martyrium erleiden." Das machte auf Jesse und Maria so gewaltigen Eindruck, dass sie den Worten vollen Glauben schenkten, dem Judentum entsagten und den christlichen Glauben annahmen. Bald darauf gingen sie nach einem heiligen Tod zu Jesus, unserem göttlichen Erlöser, nachdem sie sich so innig gesehnt hatten, hinüber in die ewige Freude. Angelus und Johannes wuchsen heran und machten dank ihrer vortrefflichen Anlagen die schönsten Fortschritte, beherrschten im Alter von 18 Jahren bereits die hebräische, griechische und lateinische Sprache und weihten sich Gott und seinem Dienst im Karmelitenorden. Fünf Jahre war Angelus den Pflichten seines Standes gewissenhaft nachgekommen, als ihm der göttliche Heiland erschien und ihm den Auftrag gab, sich nach Sizilien zu begeben, wo er das Opfer seines Lebens für ihn bringen dürfe. Angelus machte sich sogleich auf den Weg. Auf der Reise und in Sizilien verkündete er voll Begeisterung das Wort Gottes, und der Herr bestätigte wie bereits im Morgenland so auch hier seine Worte durch zahlreiche Wunder. Viele wurden durch seine Predigten bekehrt, namentlich zu Palermo, wo Gott seine Mahnungen dermaßen segnete, dass sich zweihundertundsieben Juden taufen ließen. Ähnlich gesegnet war seine Tätigkeit zu Leokata, wo er viele Sünder auf den rechten Weg brachte. Besonders lag ihm die Bekehrung eines gewissen Berengar am Herzen. Angelus betete und mahnte; allein alles schien vergebens zu sein. Dafür wurde dessen Schwester Margareta durch das Wort des Heiligen derart getroffen und gerührt, dass sie öffentlich bekannte, zwölf Jahre lang in blutschänderischem Verhältnis mit ihrem Bruder gelebt zu haben. Er sei auch der Vater ihrer drei Kinder. Nun entbrannte Berengar vor Wut. Während Angelus am 5. Mai 1220 vor mehr als fünftausend Menschen predigte und mit solchem Eifer sprach, dass die Zuhörer den Eindruck gewannen, sein Angesicht leuchtete wie ein Blitz, drang Berengar mit einer Schar Gleichgesinnter vor allem Volk auf ihn ein und brachte ihm fünf Dolchstiche bei. Angelus verzieh seinem Mörder von Herzen, bat das Volk, Berengar und seinen Anhang freizulassen, und betete auf den Knien, mit gefalteten Händen, die Augen zum gekreuzigten Heiland erhoben, für das gesamte Volk und ausdrücklich für seine Verfolger um die Gnade der Bekehrung. Nach diesem Gebet begann er den Psalm "Beatus vir, qui non abiit in consiliis impiorum (Glückselig der Mann, der nach dem Rat der Bösen nicht ging)" sowie den Psalm "In te Domine speravi non confundar in aeternum (Auf dich, Herr, habe ich gehofft, lass nimmermehr mich zuschanden werden)". Als er zu den Worten kam: "In manus tuas commendo spiritum meum (In deine Hände empfehle ich meinen Geist)", entschwebte seine Seele allen sichtbar in Gestalt einer Taube zum Himmel.
Pater Johannes von Hildesheim
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Johannes von Hildesheim. Pater Johannes war von Geburt ein Westfale und besaß eine hohe Weisheit und eine mächtige Beredsamkeit. Seine Studien machte er zu Avignon unter der Leitung des heiligen Petrus Thomas. Er hatte das Glück, den Heiligen bedienen zu dürfen und mit ihm das gleiche Zimmer zu bewohnen. Hier wurde er der Zeuge einer Vision des Heiligen, von der wir sonst wohl gar keine Kenntnis mehr hätten. Eines Nachts erwachte er nämlich, weil eine überaus süße Stimme ihn weckte. Begierig zu erfahren, wessen Stimme das war, drang er in Petrus Thomas und gab nicht nach, bis dieser ihm unter Tränen der Freude gestand, die seligste Jungfrau sei ihm erschienen und habe ihm versichert, der Karmelitenorden werde bis zum Ende der Zeiten bestehen, denn dies habe der Prophet Elias schon auf Tabor vom Herrn erbeten. Seinen Fähigkeiten und Kenntnissen entsprechend wurde Johannes Professor zu Avignon. Im Jahr 1318 erhielt er den Auftrag, zu Paris die Heilige Schrift auszulegen. 1361 wurde er Prior zu Kassel, 1362 Provinzdefinitor, nach seiner Rückkehr von Rom 1366 Prior von Marienau. Er erfüllte nicht nur äußerst gewissenhaft seine Amtspflichten, sondern predigte auch mit großem Erfolg und verfasste verschiedene Werke. Auch sonst wirkte er überaus segensreich. Besonders wurde ihm hoch angerechnet, dass es ihm gelang, zwischen dem Herzog von Braunschweig und dem Bischof von Hildesheim Frieden zu stiften und das gute Einvernehmen zwischen beiden dauernd zu gestalten. Bei seinem am 5. Mai 1375 erfolgten Tod nahm er den Ruf mit ins Grab, ein wachsamer Oberer des Hauses, hochgeachtet bei den Fürsten und Prälaten, ein Mann von äußerst einnehmendem Wesen und bestem Verständnis gewesen zu sein.
Pater Antonius
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des gottseligen Pater Antonius (Joseph Savary). Pater Joseph Savary zu Mortemart (Haute Vienne in Frankreich) um das Jahr 1744 geboren, trat in das Kloster der beschuhten Karmeliten seiner Vaterstadt. Als durch die große Revolution sein Kloster aufgelöst wurde, zog sich Pater Antonius zu seinen Eltern zurück. Unerschütterlich fest im Glauben, war er weit entfernt, sich zu den Irrtümern der sogenannten Zivilkonstitution des Klerus zu bekennen. Als die Verfolgung von Tag zu Tag heftiger wurde, ließ er sich herbei, den Bürgereid zu leisten. Er hielt es nicht für unrecht, weil viele gute Priester ebenso handelten, doch es war umsonst. Die Revolutionäre setzten ihn trotzdem am 28. September 1793 gefangen. Nun wurde sich Pater Antonius seines Irrtums bewusst. Er erkannte, dass der Eid, den er geschworen hatte, nicht nur nichts nützte, sondern auch unerlaubt war. Unverweilt widerrief er ihn deshalb vor seinem, im gleichen Gefängnis schmachtenden, geistlichen Vorgesetzten. Ein neues "Verbrechen", dessentwegen er zur Deportation auf das Meer verurteilt wurde. Am 29. März 1794 wurde er mit 39 anderen Priestern zur Einschiffung nach Rochefort geführt. Man brachte ihn auf die "Deux-Associés", wo ihm sein Platz auf dem Zwischendeck angewiesen wurde. Pater Anton stand im Alter von 50 Jahren und hatte schon viel erduldet, darum reichten seine Kräfte nicht aus, die mit der Deportation verbundenen Entbehrungen und Misshandlungen lange zu ertragen. Am 5. Mai 1794 erlag er seinen Qualen und fand ein Grab auf der Insel Aix.
Pater Makarius vom heiligen Elias
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Makarius vom heiligen Elias. Pater Makarius wurde am 28. April 1735 zu Prag geboren und hieß in der Welt Joseph Claudius Pisenti. Er trat nach Absolvierung der humanistischen Studien zu Linz am 15. November 1752 in den Orden. Nachdem er daselbst die philosophischen und theologischen Studien vollendet hatte, wirkte er zuerst als Prediger in Wien, dann als Lektor der Philosophie in Prag und als Lektor der Theologie in Graz. Hier wurde er mit Erlaubnis der Ordensobern ordentlicher, öffentlicher Professor an der Universität mit dem Lehrauftrag für Moral und später für Patrologie. Noch existiert das Lehrbuch der Patrologie, das er verfasste und in Druck gab. Dieser größeren Arbeit folgten andere kleinere in Form von Dissertationen. In einer derselben widerlegte er di Behauptung, dass ein weltlicher Fürst ein Gelübde lösen könne. In drei anderen, die er unter dem Namen Joseph Claudius Seelig (Markarius) veröffentlichte, bekämpfte er seinen Kollegen Kaspar Royko, Professor der Kirchengeschichte, zugunsten des Konzils von Konstanz. Dadurch erwarb er sich wohl ein Verdienst um die Kirche, zog sich aber auch das Misstrauen seiner allzu freigesinnten Kollegen an der Universität zu. Ihren Bemühungen gelang es, zu erreichen, dass er an das Lyzeum zu Innsbruck versetzt, und als man den Lehrstuhl für Patrologie abschaffte, seines Amtes ganz enthoben wurde. Wieder in das Kloster in Wien zurückgekehrt, fand er, nach dessen Aufhebung bald eine Anstellung als Kooperator in Sitzendorf, einige Jahre darauf als Direktor des Knabenseminars und wieder ein paar Jahre später als Pfarrer zuerst in Döbling, nachher in der Leopoldstadt (Jägerzeil) zu Wien. Er wirkte überaus eifrig. Infolge seines argen Fußleidens hatte er viele, heftige Schmerzen auszustehen. Als er ihnen am 5. Mai 1808 erlag, war die Trauer seiner Pfarrkinder groß, denn sein echt priesterlicher Wandel, seine Demut und Leutseligkeit, hatte ihm die Herzen aller gewonnen.
Gebet nach dem heiligen Ephräm am 5. Mai
Unbefleckte und allerreinste Jungfrau Maria, Königin der Welt, unsere allergütigste Gebieterin! Du bist über alle Heiligen erhoben, du bist die einzige Hoffnung unserer Väter und die Freude der Heiligen. Durch dich sind wir mit Gott ausgesöhnt worden. Du bist die mächtigste Fürsprecherin der Sünder, ein sicherer Hafen für die Schiffbrüchigen, der Trost der Welt, das Lösegeld der Gefangenen, das Heil der Kranken, die Freude der Betrübten, die Zuflucht der Sünder, das Heil der ganzen Welt. O große Königin, Mutter meines Gottes, bedecke uns mit den Flügeln deiner Barmherzigkeit und erbarme dich unser. Wir haben uns dir übergeben, wir haben uns deinem Dienst geweiht, wir tragen den Namen deiner Diener, darum lasse nicht zu, dass wir zugrunde gehen. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Jahr 1581 hat Papst Gregor XIII. auf diesen Tag denen in die Rosenkranz-Bruderschaft Aufgenommenen vollkommenen Ablass erteilt, wenn sie auf die Feste der 15 Geheimnisse die Kirche ihrer Bruderschaft besuchen, und alle erste Sonntage eines jeden Monats der gewöhnlichen Prozession beiwohnen würden. Die Feste der 15 Geheimnisse sind folgende: Mariä Verkündigung, Heimsuchung, Weihnachten, Dreikönigtag, Lichtmess, Gründonnerstag, Karfreitag, Kreuzauffindung, Kreuzerhöhung, das Fest der Dornenkrone, Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt Christi, Himmelfahrt Mariä, Allerheiligenfest.
Andacht am 5. Mai:
Das Thema im Mai:
Von der Sanftmut
"Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen." (Matthäus 11,29)
"Zuweilen genügt ein einziges Wort, eine vor Zorn glühende Person zu besänftigen; sowie dagegen oft ein einziges Wort genügt, eine Seele zur Verzweiflung zu bringen und viele Sünden zu veranlassen." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Der heilige Franz von Sales brauchte oft nur ein paar Worte zu sprechen, um die betrübtesten Herzen zum Frieden zu führen.
Als einst der heilige Macarius mit einem seiner Jünger nach Neu-Istrien ging, ging ein Mensch vor ihm her, der einen Heiden beschimpfte, der des Weges kam, und eine schwere Bürde auf dem Rücken trug. Der Heide, der hierüber in heftigen Zorn geriet, warf seine Bürde ab und versetzte jenem, der ihn beschimpft hatte, so schwere Streiche mit einem Stock, dass er tot liegen blieb. Nachdem er sich auf so furchtbare Weise gerächt hatte, nahm er seine Last abermals auf den Rücken und lief so schnell er konnte. Als er nun in die Nähe des Heiligen kam, begrüßte in dieser und sprach: "Gott erhalte und rette Dich!" Da blieb der Zürnende stehen; und als der Heilige fortfuhr, mit viel Güte und Sanftmut zu ihm zu sprechen, kehrte er in sich und antwortete: "Ich sehe, dass Ihr ein Diener Gottes seid; und nicht verlassen werde ich Euch, bis Ihr mich lehrt, wie ich Buße tun soll!"
O Jesus, der Du uns Demut und Sanftmut des Herzens empfahlst und uns die wunderbarsten Beispiele dieser Tugenden gabst, verleihe uns diese Sanftmut und Demut, die Du von uns verlangst, damit alle unsere Worte und Werke von der Liebe geschmückt erscheinen, die aus einem demütigen Herzen hervorgeht! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 5. Mai
"Der Schlüssel des Gehorsams hat die Pforte des Paradieses geöffnet.
Jesus Christus hat diesen Schlüssel seinem Stellvertreter, dem Papst, anvertraut,
dem ihr verpflichtet seid zu gehorchen bis zum Tode."
hl. Katharina von Siena OP
1347 bis 29.4.1380
Betrachtung am 5. Mai - Nochmals zur Kreuzauffindung
Erhöht bist, Jesus, du zum Zeichen
Wo sich zu aller Zeit die deinen
In Liebe treu um dich vereinen.
Hier müssen Tod und Satan weichen,
Denn du, Herr, stürztest ihre Macht,
Als siegreich du das Heil vollbracht.
1. Betrachte die unaussprechliche Liebe Jesu zu uns, der gleich der ehernen Schlange am Kreuz sich erhöhen lässt. "Des Menschen Sohn" - spricht er - "muss erhöht werden!" Warum, Herr? "Auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe!" Welchen Schaden, o gütigster Jesus, littest du je, wenn wir auch alle verloren gingen? Wärst du darum weniger unendlich glückselig? Und dennoch willst du unser Heil um deinen Tod erkaufen, als brächte es dir unendlichen Gewinn. Würdest du sagen, du müsstest am Kreuz sterben, weil auch wir alle daran sterben müssten, so wäre noch immer ein unendlicher Unterschied zwischen dir, dem Sohn Gottes, und uns Sündern, und wir selbst würden auf solche Weise noch um geringen Preis von den ewigen Höllenstrafen frei. So aber stirbst du für uns, damit nicht wir sterben müssen, sondern ewiges Leben haben.
2. Abgrundtief, Herr, ist die Weisheit deiner göttlichen Liebe. Du lehrst uns: "Seid klug wie die Schlangen!" Du selbst aber tust das Gegenteil. Denn die Klugheit der Schlange besteht darin, dass sie lieber ihren ganzen Leib preisgibt, als ihr Haupt verwunden zu lassen. Du hingegen, unser Haupt, gibst dem Tod dich preis, damit wir, die Glieder deines Leibes, am Leben erhalten werden. Wahrlich, unendlich höher denn alle Vernunft steht deine göttliche Liebe. Wie mächtig soll diese Liebe zu ewigen Danksagungen dem gegenüber uns entflammen, der sich selbst für uns hingibt, das ewige Leben uns zu erwerben.
3. Schließlich richtete Mose die eherne Schlange in der Wüste auf. War aber nicht Kalvaria eine schauderhafte Wüste, wo unser Jesus von seinen Aposteln, von den Engeln, ja von seinem himmlischen Vater selbst verlassen war, wo er nichts als das Zischen der gotteslästerlichen Schlangen hörte? Und, o wäre doch die Verlassenheit dieser Wüste nun zu Ende. Aber wie viele wenden sich auch jetzt noch unter schweren Gotteslästerungen von ihm ab. Ersetzen wir diese Lästerungen durch die feurigste Liebe und die heiligste Treue. "Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen." (Offenbarung 7,12)
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Die heilige Kümmernis
Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.
Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen.
Gebet
zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis
in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)
O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.
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