Heilige und Selige, Gebete, Anmutungen und Betrachtungen im Januar

 

1. Januar

 

Gedächtnis der allerseligsten Jungfrau Maria

 

Der heilige Odilo, Abt und Bekenner von Cluny, Frankreich,

+ 1.1.1049 – Fest: 1. Januar

 

Der heilige Odilo oder Olo stammte aus der edlen Familie der Mercoeur, einer der berühmtesten in der Auvergne in Frankreich. Schon von Kindheit an zeigte er eine besondere Frömmigkeit, die von Tag zu Tag zunahm.

 

Als Odilo das Alter erreicht hatte, wo er sich seinen Stand selbst wählen konnte, trat er in das berühmte Benediktinerkloster Clugny ein und empfing aus den Händen des Abtes Majolus das Ordenskleid. Majolus nahm 991 Odilo zu seinem Gehilfen in der Leitung des Klosters, obgleich der junge Ordensmann damals erst 29 Jahre alt war. 3 Jahre danach starb Majolus, und die Leitung des Klosters wurde Odilo allein übertragen. Früh schon hatte sich der heilige Abt mit der Betrachtung himmlischer Dinge so vertraut gemacht, dass nützliche äußere Unterhaltung und notwendiger Verkehr mit der Welt die Sammlung seines Geistes nicht zu stören vermochten. Odilo hatte eine zärtliche Liebe zur seligsten Jungfrau Maria und eine ganz besondere Andacht zum Geheimnis der heiligen Menschwerdung des Herrn. Wenn im Te Deum vom Sohn Gottes der Vers gesungen wurde: Du hast, um die Menschen zu erlösen, den Schoß der Jungfrau nicht gescheut, wurde er von den lebhaftesten Gefühlen der göttlichen Liebe durchdrungen und geriet einstmals sogar in heilige Entzückung. Oft vergoss er während des Gebetes reichliche Tränen, denn er besaß im hohen Grad jenen Geist der Buße und Zerknirschung, dessen Frucht solche Tränen zu sein pflegen. Strenges Fasten, ein raues Bußkleid, eine eiserne Kette mit kleinen Stacheln wandte er an, um seinen Leib zu züchtigen und in Dienstbarkeit zu bringen. Gegen andere aber war Odilo so voll der Güte und Sanftmut, dass man ihm wegen des Übermaßes derselben Vorwürfe machte. Er aber antwortete: Ich will lieber wegen der Barmherzigkeit barmherzig gerichtet werden, als wegen Hartherzigkeit ohne Erbarmen verdammt.

 

Der Ruf der Heiligkeit Odilos drang bald in weite Fernen. Die alte fromme Kaiserin, die heilige Adelheid, verlangte daher sehnlichst, ihn vor ihrem Tod noch zu sehen. Dieser Wunsch wurde ihr 999 auf dem Schloss Orbe gewährt. Die Heilige weinte vor Freude, als sie den Diener Gottes erblickte, sie küsste voll Ehrfurcht sein Gewand und sagte, nun werde sie bald sterben, wie es auch wirklich geschehen ist. Auch ein recht armseliger Aussätziger, der wegen seiner ansteckenden Krankheit abgesondert wohnen musste, hatte ein großes Verlangen, mit Odilo zu sprechen, und der Heilige weigerte sich nicht, sondern, während der elendste Bettler Scheu hatte, mit dem Aussätzigen in Berührung zu kommen, ging er furchtlos zu ihm hin, küsste ihn und ließ sich mit ihm in ein langes Gespräch ein.

 

Als der heilige Kaiser Heinrich II. 1014 nach Rom zog, um sich krönen zu lassen, nahm er auch Odilo mit. Nach der Krönung erhielt der Kaiser vom Papst einen goldenen Apfel, der mit zwei Reihen Edelsteinen besetzt war, und ein goldenes Kreuz. Er nahm es mit Freuden an und schickte es bald darauf dem Kloster Clugny zum Geschenk. Odilo benützte diese Reise, um seiner Verehrung gegen den heiligen Benedikt genug zu tun, indem er das Stammkloster des Ordens, Monte Cassino, besuchte. Dort bat er sich die Gnade aus, der ganzen Ordensgemeinde die Füße küssen zu dürfen. Als er nach Clugny zurückgekommen war, zog auch Kaiser Heinrich da vorüber und kehrte im Kloster ein und wohnte den gemeinschaftlichen Gebeten bei.

 

Der Verkehr mit den Großen der Erde vermochte der Demut Odilos nichts anzuhaben, und hätte man daran zweifeln können, so wurde es klar, als er sich 1031 standhaft weigerte, die Würde eines Erzbischofs von Lyon anzunehmen. Ebenso wenig konnten seine Reisen der Liebe zur Einsamkeit Abbruch tun, weil er sie nur unternahm, wenn die Liebe des Nächsten ihn dazu nötigte, sei es, dass er in verschiedenen Häusern seines Ordens, die von der ursprünglichen Heiligkeit ihrer Stiftung abgewichen waren, eine Verbesserung einführen, sei es, dass er anderen Unglücklichen zu Hilfe kommen wollte. Der sein Leben beschrieben hat, sagt, der heilige Odilo sei gewesen der Stab der Blinden, die Speise der Hungrigen, die Hoffnung der Elenden, der Trost der Traurigen, und eine unbeschreibliche Barmherzigkeit und Freude, anderen wohlzutun, sei bei ihm allezeit gewesen. Einmal zur Zeit einer Hungersnot, 1016, fand Odilo an der Landstraße zwei nackte Kinder liegen, gestorben vor Hunger und Kälte. Er stieg vom Pferd, hüllte die Leichname der Kinder in sein Oberkleid und suchte ums. Geld einige Leute, die ihm die Kleinen begraben halfen; dann erst setzte er seine Reise fort. Wie der heilige Martin dem nackten Bettler die Hälfte seines Kleides schenkte, so schenkte der heilige Odilo sein ganzes Kleid den Toten. Die Hungersnot dauerte lange Zeit, und Odilo, unerschöpflich in Almosen, hatte allen Vorrat erschöpft; er ließ also, um den leidenden Gliedern Jesu Christi Hilfe leisten zu können, selbst die heiligen Kirchengefäße einschmelzen und auch die kostbaren Geschenke verkaufen, die Kaiser Heinrich der Kirche von Clugny gemacht hatte. Als schließlich alles nicht mehr reichen wollte, zog er hinaus und predigte überall denjenigen, die noch etwas besaßen, zu geben, und trieb so das edelste Betteln, das es gibt, das Betteln für den Mitmenschen.

 

Es steht geschrieben: Wer sich des Armen erbarmt, leiht dem Herrn auf Zinsen; er wird es ihm vergelten (Spr 19,17). Gewöhnlichen Menschen zahlt Gott oft mit zeitlichem Glück und Segen; recht heiligmäßigen Seelen aber schenkt er am liebsten die kostbare Perle der Leiden, die eine so unermessliche Herrlichkeit im Himmel einträgt. So hielt er es mit Odilo und suchte ihn die letzten fünf Jahre seines Lebens mit sehr schmerzlichen Krankheiten heim. Allein der Heilige blieb sich immer gleich und litt als ein wahrer Jünger des Kreuzes. Er machte eine Wallfahrt nach Rom zu den Gräbern der heiligen Apostel Petrus und Paulus, aber nicht um durch ihre Fürbitte geheilt zu werden, sondern um dort unter ihrem Beistand selig zu sterben. In Rom lag er vier Monate krank darnieder; aber anstatt zu sterben wurde er wieder gesund und kehrte nach Clugny zurück. Hier brachte er fast ein ganzes Jahr in strengem Fasten, Wachen und Beten zu, soweit dies die Schwäche eines 86jährigen Greises gestattete.

 

Odilo wollte mitten in der Arbeit sterben. Obwohl er sein nahes Ende vorhergesagt hatte, machte er sich noch einmal auf, die übrigen Klöster, die ihm unterstellt waren, zu besuchen und den Brüdern als sterbender Vater die letzten Worte der Ermahnung zu sprechen. Da er nun im Advent nach Souvigny gekommen war und dem Volk über die Ankunft des Heilandes gepredigt hatte, befielen ihn wieder seine heftigen Schmerzen, und diesmal in tödlicher Weise. Nachdem er die heiligen Sakramente verlangt und empfangen hatte, ließ er sich in die Kirche tragen und schloss dort ruhig die Augen und verschied in Frieden auf einem mit Asche bestreuten Bußkleid 1049. Odilo war 56 Jahre Abt gewesen und starb im 87. Jahr seines Alters.

 

Die Lebensgeschichte des heiligen Odilo erzählt auch viele Wunder. Wir wollen aber stattdessen hier noch auf zwei seiner besonderen Liebeswerke aufmerksam machen. Zu Odilos Zeiten waren Raub und Mord noch sehr verbreitet, und jeder Edelmann glaubte sich berechtigt, mit gewaffneter Hand seine besonderen Streitigkeiten zu schlichten. Dagegen wurde der sogenannte Gottesfriede eingeführt, nach welchem die Klöster für alle als Freistätten gelten mussten, jene ausgenommen, die selbst den Gottesfrieden verletzt hatten; und von Mittwoch bis Montagmorgen durfte gegen niemand Gewalt geübt werden, auch nicht unter dem Vorwand, wegen erlittener Unbilden sich Recht zu verschaffen. Gegen diesen Gottesfrieden erhoben sich mächtige Schwierigkeiten; aber den vereinten Bemühungen des heiligen Odilo und des gottseligen Richard, Abt von Vannes, gelang es, ihn an vielen Orten einzuführen.

 

Ein anderes Liebeswerk des heiligen Odilo gilt den Armen Seelen im Fegfeuer. Er führte in allen seinen Klöstern den Allerseelentag ein und feierte ihn durch Almosen, Gebete und Messopfer für die Verstorbenen. Wie sehr die Kirche das billigte, hat sie bewiesen, indem sie später diese Erinnerungsfeier allgemein einführte. Beginnen also auch wir das neue Jahr, in das uns der Tag des heiligen Odilo einführt, nach seinem Beispiel mit Gebet und einem namhaften Almosen für Lebendige und Verstorbene.

 

Die heilige Zdislava von Berka, Gräfin, Witwe von Mähren,

+ 1.1.1252 - Fest: 1. Januar

 

Wenn in dieser Beschreibung ein Heiligenbild gezeichnet wird und dies die erste Blüte aus dem dritten Orden des heiligen Dominikus genannt wird, so soll damit nur gesagt sein, dass diese Heilige, die selige Zdislava, die erste und älteste Tertiarin ist, der die Ehre der Altäre zuteilwurde. Zweifelsohne werden schon vor ihr zahlreiche Tertiaren durch musterhaftes Tugendleben den schönen Himmelslohn erlangt haben, da ja in den glaubenseifrigen Zeiten des 13. Jahrhunderts kurz nach der Stiftung des dritten Ordens vom heiligen Dominikus heiliger Wetteifer und geradezu heroische Tugendübung unter den vielen Tausenden von Dominikus-Kindern herrschte; aber deren Tugendgröße und Himmelslohn ist Gott allein bekannt. Zdislava ist die erste Tertiarin, die feierlich selig gesprochen wurde. Es geschah dies durch Papst Pius X. am 28. August 1907. Zdislavas seliges Hinscheiden fällt auf den 1. Januar 1252. Somit sind es jetzt gerade 760 Jahre, dass sie im himmlischen Paradies weilt, zusammen mit so vielen, vielen anderen, die nach St. Dominicis Satzungen ihr Leben geheiligt haben.

 

Es wäre sicher interessant, etwas vorauszuschicken über die Entstehung des dritten Dominikanerordens, seine Tätigkeit, seine Verbreitung, seine Satzungen zu Zeiten des heiligen Dominikus. Schon das ursprüngliche Verhältnis des Ordens von der Miliz (Streitmacht) Christi zu den Genossenschaften von der Buße, sowie die spätere Verschmelzung beider zu dem jetzigen dritten Orden vom heiligen Dominikus bieten viel Beachtenswertes. Miliz Christi und Buße, das ist die ganze Bedeutung des Dominikaner-Wahlspruches: Veritas (Wahrheit). Das sind die beiden hohen Ziele, die St. Dominikus allen drei Zweigen seiner großen Ordensstiftung vorstellte.

 

Zdislava ist eine herrliche Blüte des dritten Dominikanerordens. Ihr Leben und Wirken gleicht fast Zug um Zug dem der heiligen Elisabeth von Thüringen, die ja auch ihre Zeitgenossin war. Zdislava und Elisabeth sind beide aus hohem Geschlecht, werden beide jung verheiratet, finden beide in ihren Ehegatten kein oder nur wenig Verständnis für höhere Tugendübung und haben infolgedessen manche harte Behandlung zu ertragen. Beide wetteifern in der Liebe zu den Armen wie in der Strenge gegen sich selbst. Zdislava erhält sogar den ehrenden Beinamen „Mutter der Armen“. Die Wohltätigkeit beider mag wohl zuweilen die Grenzen einer kühl berechnenden Vernunft überschritten haben. Daher erleben sie Anfeindungen oder wenigstens strenge Überwachung. Aber Gottes Auge schaute wohlgefällig auf ihre liebevollen Werke der Barmherzigkeit. Das Wunder des verwandelten Kruzifixes findet sich im Leben beider Heiligen. Zdislava reichte schon in früher Jugend dem Grafen Gallus von Marquarde die Hand zum Ehebund. Wohl hätte sie lieber im jungfräulichen Stand Gott gedient, aber ihre Eltern verlangten von ihr die Einwilligung zum Ehestand. In dem Willen der Eltern glaubte sie aber Gottes Willen zu erkennen, und so nahm sie mutig das Ehejoch auf ihre Schultern. Ihr Ehegatte scheint ein rauer Ritter gewesen zu sein, der sie nichts weniger als zart und liebevoll behandelte, und der sie viele harte, kränkende Worte hören ließ. Trotzdem war Zdislava nicht missmutig, traurig oder ungeduldig. Im Gegenteil, freudig trug sie ihr schweres Ehekreuz und setzte der rauen Härte ihres Mannes unbesiegbare Sanftmut, Freundlichkeit und Liebe entgegen; Tugenden, die schließlich doch den Sieg über das barsche Gemüt ihres Gatten davontrugen. Der Ehe entsprossen vier Kinder, drei Jungen und ein Mädchen. Dieses, das jüngste der Kinder, nannte man wegen ihrer Anmut nur „die schöne Margaret“. Um diese Zeit lernte Zdislava zuerst den Dominikanerorden kennen, und zwar durch zwei hervorragende Männer: den heiligen Hyazinth und den seligen Ceslaus. Nun rastete und ruhte sie nicht, bis in der nordböhmischen Stadt Gabel, in deren Nähe ihr Schloss lag, eine Dominikanerniederlassung gegründet wurde. Mit großer Freigebigkeit spendete sie aus ihren reichen Mitteln zum Bau von Kirche und Kloster. Ja, sie soll sogar des Nachts mit eigenen Händen Baumaterialien zum Kloster- und Kirchenbau herbeigetragen haben. Endlich war der Bau vollendet. Aber Zdislava wollte noch mehr. Am liebsten hätte sie ihr gräfliches Schloss verlassen und wäre selbst ein Dominikuskind in einem strengen Kloster geworden. Indes das ging nicht. Sie war Mutter und Gattin und konnte den häuslichen Herd nicht verlassen. Da fand nun ihr glühender Eifer, verbunden mit kluger Beharrlichkeit, dennoch einen Weg, ihren Herzenswunsch zu befriedigen. Durch beständige, innige Bitten erlangte sie endlich von ihrem Gatten die Erlaubnis, in den dritten Orden des heiligen Dominikus einzutreten, und sie wurde im Jahr 1224 vom seligen Ceslaus selbst eingekleidet. Damals war es noch gestattet, dass auch die weltlichen Tertiaren das Ordensgewand öffentlich trugen, und so erschien denn die reiche Gräfin vom Schloss Lämberg im weißen Dominikanerhabit täglich in der von ihr gebauten Ordenskirche zu Gabel. Ohne auch nur im geringsten ihre Mutter- und Hausfrauenpflichten zu vernachlässigen, machte sie heiligen Ernst mit der Beobachtung der Ordenssatzungen. Nicht bloß dem Namen nach gehörte sie dem Orden von der Buße an, sondern sie übte auch eine straffe Selbstzucht in ihrem täglichen Leben. Was uns von ihrer treuen Beobachtung der Ordensfasten, von ihrer gewissenhaften Arbeitsfreudigkeit, von ihren verschiedenen strengen Bußwerken, von ihren großen Liebestaten berichtet wird, alles dies beweist, dass sie nicht bloß eine Edelfrau dem Geblüte nach, sondern auch der Gesinnung und Charaktergröße nach war. In der ganzen Umgegend nannte man sie nur „die Mutter der Armen“. Auf ihrer ganzen Erscheinung lag ein solch herzgewinnender Zauber, dass sie alle an sich zog, beglückte und beseligte. Selbst ihr rauer, gemütsarmer Ehegatte konnte auf die Dauer diesem Zauber nicht widerstehen. Eine völlige Gesinnungsänderung trat bei ihm ein. Er lernte das selbstlose, hingebende Wesen seiner heiligmäßigen Gattin schätzen, und ließ ihr nunmehr volle Freiheit, die reichsten Almosen zu spenden und auch sonst ihre mildtätige Liebe auszuüben. Trotz der fast grenzenlosen Freigebigkeit Zdislavas verminderte sich nicht das Stammvermögen ihrer Familie. Im Gegenteil, es wuchs, und noch jahrhundertelang waren die Grafen von Berka die Reichsten des Landes.

 

Während in den ersten Jahren ihres Ehestandes ihr Gatte sie kalt, ja abstoßend behandelte, waltete nun die innigste und edelste Gattenliebe zwischen ihnen. Zdislava war geschätzt und geliebt von allen, weil sie in allem nur Gott suchte, sich selbst vergaß, und jedem wohlzutun strebte. – Das Jahr 1251 ging seinem Ende entgegen, und mit ihm auch die irdische Laufbahn dieser großen Frau. Sie war reif für den Himmel, obschon sie nach menschlicher Berechnung noch lange hier auf Erden hätte wirken sollen. Das 40. Lebensjahr hatte sie kaum überschritten, aber sie fühlte ihr Ende nahe. In diesem Bewusstsein hatte sie in der von ihr gegründeten Dominikanerkirche zu Gabel sich eine Grabstätte herrichten lassen. Es war Ende Dezember. Von ihrem gräflichen Schloss Lämberg ließ sie sich herunterbringen nach Gabel in die Kirche. In ihrem Beisein wurde die Grabstätte eingesegnet. Sie empfing dann in der Kirche selbst die Sterbesakramente. Zurückgekehrt auf ihr Schloss, versammelte sie ihre ganze Familie um ihr Sterbelager. Ihr Gatte, der raue Ritter von ehemals, war untröstlich über den nahen Verlust seiner innigst geliebten Gattin. Heiße Tränen rannen über sein wetterhartes Gesicht. Aber Zdislava wusste ihn zu trösten mit der sicheren Aussicht auf baldiges Wiedersehen im Himmel, wo es keine Trennung mehr gibt. Sie verschied am 1. Januar 1252. Gallus, ihr Gatte, und mit ihm ihre Kinder und alle, die sie gekannt hatten, empfanden jetzt erst, was sie alles an Zdislava verloren hatten. Bei Gallus mögen auch brennende Gewissensbisse aufgetaucht sein. Er empfand es so bitter, dass er seine herzensgute, heiligmäßige, um ihn so besorgte Gattin früher nicht liebevoller behandelt hatte. Er grämte sich bei Tag und bei Nacht. Da erschien ihm, strahlend in himmlischem Glanz, angetan mit einem roten Gewand, seine verstorbene Gattin, tröstete ihn und bat ihn, nicht weiter über sie zu trauern. „Gallus, bald wirst du bei mir sein“, mit diesen Worten verschwand die Erscheinung. In der Tat starb Gallus zwei Jahre später eines seligen Todes.

 

In Böhmen wird die Zdislava als Schutzheilige der Armen und Leidenden verehrt. Bereits im 14. Jahrhundert berichtete der böhmische Chronist Dalimil über Zdislavas Heilungen von Kranken und die ihr zugeschriebene Auferweckung von fünf Toten. Franz Anton Graf Berka von Dubá errichtete zwischen 1699 und 1722 in Gabel zu Ehren seiner Ahnin, der hl. Zdislava, den Neubau der St.-Laurentius-Kirche. Sie wurde von Johann Lucas von Hildebrandt nach dem Vorbild der Wiener Peterskirche entworfen. In einer Gruft befinden sich die Reliquien der hl. Zdislava. Trotz der Bemühungen der Berka von Dubá erfolgte zunächst keine päpstliche Bestätigung der Erhebung Zdislavas zur Seligen der katholischen Kirche. Dies geschah erst 1907 durch Papst Pius X. 1908 wurden ihre Reliquien in diesen Stand erhoben. Auch nach der Machtübernahme der Tschechoslowakei durch die Kommunisten 1948 bemühte sich ab 1949 der damalige Bischof von Leitmeritz Stepán Trochta um Zdislavas Heiligsprechung, die jedoch erst am 21. Mai 1995 durch Papst Johannes Paul II. erfolgte. Am Wallfahrtsberg Svatá hora befindet sich eine Gedenkstätte. Eine Zdislava geweihte Kirche befindet sich seit 1994 in Lavičky. 1996 wurde die Laurentiuskirche von Jablonné v Podještědí, in der die Reliquien der Heiligen verehrt werden, zur Basilica minor erhoben und das Patrozinium der hl. Zdislava hinzugefügt.

 

Der heilige Almachius/Telemachus, Einsiedler im Orient, Martyrer in Rom,

+ 1.1.404(398) - Fest: 1. Januar

 

Telemachus oder Almachius, Einsiedler des Orients, wurde tief von Schmerz ergriffen bei dem Gedanken an die unmenschlichen Gefechte der öffentlichen Kämpfer, die Städte und ganze Provinzen mit in die Sünde dahinrissen, und die Verdammung so vieler Seelen verursachten; er verließ daher in der Absicht, einem so bedauernswürdigen Übel, wo möglich, Einhalt zu tun, seine Einöde, um nach Rom zu reisen. Sobald er die Kämpfer sich gegenseitig erwürgen sah, lief er zu ihnen hin, um sie auseinander zu reißen; allein sein Eifer kostete ihn das Leben. Er wurde auf die Erde niedergeworfen, und in Stücke zerhauen am ersten Januar 404 (398) (Stolberg sagt, das blutdürstige Volk habe ihn gesteinigt). Übrigens brachte jedoch die Vergießung seines Blutes die heilsamsten Wirkungen hervor, Weil Kaiser Honorius dadurch veranlasst wurde, die schauderhaften Kämpfe, die bis dahin, ungeachtet des Verbots der Kaiser Konstantin, Konstantius, Julian und Theodosius I. noch immer bestanden, ganz abzustellen. Der Name des hl. Almachius befindet sich in dem wahren Märtyrerverzeichnis von Beda, und in dem römischen. Die Märtyrerverzeichnisse von Beda, Adon, Usuard usw. tun Meldung vom heiligen Almachius, der zu Rom gemartert wurde, weil er sich kraftvoll den abgöttischen Gebräuchen widersetzte, die in der Oktav der Geburt unseres Heilandes, d.h., am Tag der Beschneidung, verübt wurden. Adon setzt hinzu, die Gladiatoren haben ihn, auf Befehl des römischen Präfekten Alipius, niedergemetzelt. Man findet auch wirklich einen Präfekten dieses Namens zu Rom unter der Regierung Theodosius I., Vater des Honorius. Aus allen diesen Umständen hat Baronius in seinen Anmerkungen über das römische Märtyrerverzeichnis geschlossen, unser Heiliger sei derselbe, von dem Theodoret unter dem Namen Telemachus redet, worin ihm Bollandus und Vaillet folgten. Allein Chastelain, in seinen Anmerkungen über das römische Märtyrerverzeichnis und Benedikt XIV. sind der Meinung, man solle sie beide unterscheiden, und Almachius habe lange Zeit vor Telemachus den Märtyrertod gelitten. Wir nahmen die Meinung der Ersteren auf.

Es geschah am 1. Januar 398

 

Der letzte Gladiatorenkampf

Von Paul Graff-Ederer

Aus „Der Volksbote“, Innsbruck 1959

 

Zehntausende von Zuschauern drängen sich im Amphitheater von Rom. Das Stimmengewirr tobt wie das Brausen der Meeresbrandung. In der Kaiserloge sitzt Honorius. Voll Ungeduld wartet der Kaiser auf den Spielbeginn. Zwei der berühmtesten Gladiatoren sollen heute in der Arena miteinander kämpfen. Obwohl das Christentum bereits seit Jahrzehnten als Staatsreligion gilt, wuchern noch immer die heidnischen Gebräuche und Spiele fort.

 

Da treffen die Blicke aller auf die Gestalt eines Greises, der soeben in der untersten Loge Platz nimmt. Es ist eine hohe, ehrwürdige Erscheinung mit wallendem Bart und edlen Gesichtszügen. Aus dem unterm Schnee des Alters schimmernden Antlitz brennen zwei dunkle, feurige Augen. Die braune Pergamenthaut verrät den Orientalen. Es ist der Mönch Telemachus. Still und voll Spannung harrt er der Dinge.

 

Nun hebt Honorius lässig die Hand. Das Spiel beginnt! Musik schmettert über das menschenvolle Rund. Zwei Ringkämpfer treten in die Arena und verbeugen sich nach allen Seiten. Prachtvolle, herkulische Gestalten. Der Netzkämpfer hält den Dreizack und das Fangnetz, sonst ist er leicht bekleidet und ohne Waffen. Der Verfolger muss dem Netzkämpfer im Laufen die tödliche Wunde beibringen – freilich kann dieser mit Kriegslist seinem Verfolger das Netz über den Kopf werfen und ihn so zu Boden zerren. Gelingt ihm dies, so ist der Kampf entschieden. Zum Abschluss durchbohrt der Dreizack die Brust des gestürzten Gegners. Voll Todesangst irren seine flehenden verquollenen Augen an den Sitzreihen der Zuschauer entlang – dann stürzt er in den Sand. Wie eine Flut braust die Begeisterung auf. Nun fließt Blut! Sie toben, sie brüllen, sie rasen. Der Höhepunkt ist gekommen: die Masse will den Tod des Opfers.

 

Mit einem Fuß steht der Netzkämpfer auf dem Nacken seines Gegners, den Dreizack gezückt; siegesgewiss schweifen die Augen stolz zur Kaiserloge, zu den Damen, zu den Gassenjungen auf den obersten Rängen. Überall sind die Arme ausgestreckt, sind die Daumen zur Erde gerichtet – der Netzkämpfer weiß, was er zu tun hat. Der besiegte Gladiator muss sterben, ohne Erbarmen und Gnade muss er sterben – das Volk selber verlangt seinen Tod! Allerdings, es soll langsam geschehen, möglichst langsam, damit sich der entfesselte Pöbel an den Qualen des Sterbenden weiden kann.

 

So ziert sich der Sieger etwas; er wendet sich hierhin und dorthin, prüft die Spitzen des scharfen Dreizacks – und dann setzt er das Mordinstrument an . . . Jetzt wird der Hüne den blinkenden Stahl in die wehrlose Brust des Unterlegenen rammen – da gellt ein markerschütternder Schrei durch das Amphitheater!

 

Telemach, der greise Mönch, ist über die Brüstung gesprungen! Er stürzt zwar in den Sand, doch schnell rafft er sich auf und springt auf die Beiden Gladiatoren zu. Mit Blitzesschnelle entreißt er dem Netzkämpfer den Dreizack und schreit: „Im Namen Christi, haltet ein! Heute sind es acht Tage, seit der Herr geboren wurde! Lasst ab von eurem heidnischen Gräuel!“

 

Der gewaltige Netzkämpfer hat schon Ungezählten den Dreizack in die Brust gebohrt. Könnte er nicht auch den schwachen Mönch jetzt niederstechen? Gewiss, aber – er flieht erschreckt dem Ausgang zu! Mit einem Lächeln löst Telemach das Netz des Gestürzten . . .

 

Totenstille herrscht – das Volk ist um ein Schauspiel betrogen! Nun flattert ein Wutgeschrei auf, das zum Orkan anschwillt: „Der Mönch hat uns das Spiel verdorben – er muss sterben! Er muss sterben! Er muss sterben!“ So plärren die Gassenjungen, so kreischen die Damen. Schon fliegt der erste Stein, der zweite, der dritte. Unter dem Steinhagel der rasenden Meute bricht Telemach zusammen und verröchelt im Sand der Arena an Stelle des Gladiatoren.

 

Kaiser Honorius soll sich erschüttert abgewandt haben, berichten die heiligen Akten der Kirche. Der Tod des greisen Mönches habe ihn veranlasst, die grausamen Gladiatorenkämpfe für immer zu untersagen. Die Kirche aber ehrt Telemach, den Mönch aus Ägypten, als heiligen Blutzeugen.

 

Aus einer anderen Legende:

 

 Der heilige Almachius, Einsiedler im Orient, Martyrer in Rom

 

Almachius wurde im Orient geboren und zeigte von frühester Jugend an einen heiligen Eifer für die Erhaltung der Reinheit der christlichen Religion. Als junger Mann begab er sich in ein Kloster, wo er sich unter allen seinen Mitbrüdern sowohl durch Demut als Gelehrsamkeit auszeichnete, und schließlich, vom Geist Gottes getrieben, den Entschluss fasste, die klösterliche Einsamkeit zu verlassen und nach Rom zu reisen, wo noch so viele Heiden in der Finsternis des Unglaubens lebten. Almachius kam im Jahr 395 nach Rom, der damaligen Hauptstadt der Welt, als Siricius auf dem päpstlichen Thron saß, und Theodosius als Kaiser das römische Reich regierte. Am Tag der Beschneidung Jesu, dem Fest das die Gläubigen mit strengem Fasten und ununterbrochenem Gebet feierten, wurden in Rom öffentliche Spiele zur Ehre der Götter gegeben und alles Volk strömte dahin. Almachius, der Gottbegeisterte, erblickte die schändlichen Wettkämpfe, wobei Menschenblut floss, und sah die abergläubischen Opfer, die falschen Götzen gebracht wurden, und unerschrocken drang er durch das Volk bis hin zum erhöhten Sitz des Stadt-Präfekten Alipius und sprach mit lauter Stimme: „Ihr Unglücklichen! Heute ist der Erinnerungstag, an dem einst Jesus, der Sohn Gottes, als Kind sein Blut zum Heil der Welt vergossen hat, und ihr entweiht dieses Fest durch blutige Schauspiele, durch unmäßige Gastmahle und abergläubische Opfer?“ Alles schwieg, und der Heilige predigte der horchenden Menge den wahren und einzigen Gott und zeigte den Wahnsinn, eingebildeten Götzen Opfer zu bringen. Da ergrimmte Alipius und befahl seinen Henkern, den Frevler gegen die Götter zu morden. Almachius erhob seine Hände und Augen zum Himmel, flehte um Verzeihung für seine Mörder und gab, zerfleischt am ganzen Körper, seinen Geist auf.

 

Als der Kaiser Theodosius, der den Christen gegenüber günstig gestimmt war, von diesem grausamen Mord erfuhr, erklärte er mit Übereinstimmung des Papstes den Almachius als einen heiligen Martyrer und verbot unter strengen Strafen alle heidnischen Spiele, bei denen Menschenblut vergossen wurde.

 

Der heilige Fulgentius, Bischof, Bekenner

und Kirchenvater von Ruspe, Afrika,

+ 1.1.533 – Fest: 1. Januar

 

Der große Kirchenvater der kleinen Seestadt Ruspe in Nordafrika mag uns über Land und Meer die Hand zum Geleit ins neue Gnadenjahr des Herrn reichen. In zweifacher Hinsicht war sein Name Fulgentius, „der Leuchtende“, von prophetischer Bedeutung. Vor der hörenden Kirche nämlich steht der strenge Mönch und fromme Bischof als Leuchte vorbildlicher Christentugend; die lehrende Kirche aber feiert den berühmten Kirchenvater und großen Gottesgelehrten – vielleicht den größten seiner Zeit – als Leuchte der heiligen Wissenschaft, als den Augustinus seines Jahrhunderts.

 

Fulgentius war Sprössling einer vornehmen Familie. Im Jahr 468 erschloss sich die Edelknospe im damals so blühenden Gottesgarten der nordafrikanischen Kirchenprovinz. Das Gnadenkind empfing aus der Hand der Vorsehung zwei für das spätere Leben besonders entscheidende Wiegengeschenke: eine fromme, verständige Mutter, Mariana mit Namen, die ihm durch die Kindheitstage und Jugendjahre den sicheren Weg wies; sodann eine ungewöhnlich reiche Geistesanlage, die sich unter dem befruchtenden Tau sorgfältiger Ausbildung zu rascher Blüte und reifer Frucht entfaltete.

 

Der edle Charakter und das tiefgründige Wissen eröffneten dem heranreifenden jungen Mann eine glänzende Laufbahn in der Welt. Noch in jungen Jahren wurde er der oberste Verwaltungsbeamte (Präfekt) seiner Vaterstadt Telepte. Doch ihn zog es zum Dienst Gottes in die Einsamkeit der Klosterzelle. Des heiligen Augustin wundervolle Erklärung des 36. Psalms hatte den Entschluss zur Reise gebracht. Er vertauschte die Amtsbinde mit dem Bußgürtel, den Glanz der Welt mit entsagender Aszese.

 

Gottes Gnade und menschliches Tugendstreben trugen nun den jungen Mönch wie mit mächtigen Schwingen rasch aufwärts zum Höhenpfad christlicher Vollkommenheit. Die Selbstheiligung erreichte jene selige Höhe, auf der die strengsten Bußübungen und herbsten Entsagungen nicht mehr sowohl als Opfer leiblicher Abtötung, sondern als Bedürfnis seelischen Genießens empfunden zu werden pflegen. Aber noch ein zweiter Gottesquell erschloss sich dem Heiligen in der Stille des Klosters, der tiefe Born der heiligen Wissenschaft. Seine Wasser strömten ihm aus den Werken der heiligen Väter zu, insbesondere aber aus dem „Buch der Bücher“, in die er sich von Tag zu Tag mehr vertiefte. Als den „treuesten Sachwalter und Ausspender des ganzen Neuen Testamentes“ feiert ihn darum gleich die erste Zeile seiner Lebensbeschreibung, wohl aus der Feder seines gleichnamigen Schülers Fulgentius Ferrandus.

 

Die schönste Doppelfrucht des stillen Klosterfriedens sollte sich freilich für den ahnungslosen Mönch und (seit etwa 500) Klosterabt zur starken Waffenrüstung wandeln für den „guten Kampf“, den er außerhalb der Klosterumfriedung gegen schwere Bedrückungen der Kirche und gefährliche Irrlehren zu führen hatte. Die Not der Zeit rief nämlich den Mann der Vorsehung in stürmischen Tagen um das Jahr 510 auf den lang verwaisten Bischofsstuhl von Ruspe. Das „nolo episcopari“ („ich will nicht Bischof werden“), das seine Vorliebe für das beschauliche Leben anfänglich so entschieden gesprochen hatte, musste dem Opfer des Gehorsams weichen, das er bringen musste. Schon in die Abgeschiedenheit seines Mönchslebens hatte einmal die gewaltige und gewalttätige Irrlehre des Arianismus, der die Leugnung der Gottheit Christi auf seine gottlose Fahne geschrieben hatte und gerade im vandalischen Nordafrika noch seine starken Ausläufer hatte, eine wilde Sturzwelle hineingeworfen. Auf offener Straße wurde Fulgentius und sein Abt Felix von fanatischen Häretikern überfallen und misshandelt, so dass sie blutüberströmt ins Kloster zurückkamen. Doch noch schwerere Kämpfe und Leiden harrten des Bekennerbischofs. Ihr „gutes, gerütteltes, geschütteltes und gehäuftes Maß“ (Lk 6,38) erreichten dieselben namentlich in jenen acht Jahren (515-523), in welchen er als Opfer seiner Rechtgläubigkeit und Glaubensstandhaftigkeit mit mehr als 60 anderen katholischen Bischöfen seiner Kirchenprovinz vom grausamen Vandalenkönig Thrasamund auf die Insel Sardinien verbannt war. Mit der Thronbesteigung des milderen Königs Childerich im Jahr 523 kehrte allerdings der Kirche der äußere Friede wieder. Doch der unerschrockene Vorkämpfer der katholischen Wahrheit setzte den einmal übernommenen Glaubenskampf wider den Arianismus und andere Irrlehren mit dem „Schwert des Wortes“ wie mit der Feder in der Hand bis zu seinem Lebensende (1. Januar 533) fort. Seine Schriften füllen heute noch einen stattlichen Band im reichen Schatz des altkirchlichen Väterschrifttums und sind Gemeingut der ganzen Christenheit geworden. Gerade in ihnen leuchtet der Name Fulgentius am hellsten mit ungebrochenem Strahl durch die Jahrhunderte herab in jedes neue Jahr hinein, das aus dem Zeitstrom auftaucht. Mit Recht ruft sein begeisterter Lobredner und Schüler am Schluss seiner Lebensbeschreibung aus: „Wer würde nicht voll Bewunderung zum gnadenvollen Lebensbild des seligen Fulgentius aufblicken?“

 

Das Mönchsleben wird von den Feinden der katholischen Religion so gern als „Weltflucht“ und „Lebensverneinung“ verdächtigt. Im Licht unseres obigen Lebensbildes verblassen solche nichtssagende Schlagworte. Der Jünger der christlichen Vollkommenheit flieht allerdings das Böse und die Gefahren dieser Welt, aber nur, um desto mehr dem Guten in der Welt nachzugehen. In seinem Vollkommenheitsstreben liegt die denkbar höchste Lebensbejahung, die selbst ins Kleinste, ins Widrigste in der Welt höheren Sinn und Ewigkeitswerte legt und das Erdenleben aus dem Vergänglichen ins Unvergängliche, aus dem natürlichen Bereich in die Sphäre des Übernatürlichen, Himmlischen und Göttlichen emporhebt.

 

Der selige Diener Gottes Valentin Paquay, Franziskaner-Ordenspriester,

+ 1.1.1905 – Fest: 1. Januar

 

Unsere heilige katholische Kirche wäre nicht die wahre Kirche Jesu, sie wäre nicht heilig, wenn sie nicht fort und fort ungezählte Heilige zum Himmel sendete. Unauffällig wie ihr frommes Erdenleben ist auch der Hingang der seligen Gotteskinder; weder Mitwelt noch Kirche schmückt sie mit dem Heiligen-Namen. Tritt die Heiligkeit aber augenfällig in die Erscheinung, so ist es zuerst das gläubige Volk, das seine Lieblinge gebührend ehrt, bis vielleicht später einmal, nach langer, reiflicher Prüfung, die Kirche mit gottgegebener Vollmacht die Stimme des Volkes bestätigt. Am 1. Januar 1905 verschied zu Hasselt, in der Provinz Limburg in Belgien, ein Mann, der in der Stadt und Umgebung nur unter dem Namen „der heilige Pater“ bekannt war, Pater Valentin Paquay (spr. Pakäh), also ein Heiliger unserer Tage.

 

Geboren zu Tongern am 17. November 1838, verdiente Ludwig Paquay sich schon als Student das ehrende Zeugnis seiner Studiengenossen, dass er für alle ein hellleuchtendes Vorbild großer Frömmigkeit, Demut und brüderlicher Liebe, ein vollkommenes Muster des Gehorsams gegen seine Lehrer gewesen sei. Schon im Seminar von St. Trond habe man ihn als einen Heiligen betrachtet. In der Haltung eines Engels sei er wie ein zweiter Johannes Berchmans in der Betrachtung des heiligsten Geheimnisses auf dem Altar ganz aufgegangen, ohne etwas zu sehen und zu hören von dem, was um ihn vorging. Als der tugendhafte junge Mann am 24. September 1849 bebenden Herzens an der Klosterpforte zu Thielt anklopfte, da führte ihn kein anderer Beweggrund, als das sehnlichste Verlangen, in der Familie des heiligen Vaters Franziskus leichter und rascher zur Vollkommenheit emporsteigen zu können. Mit Vorliebe wiederholte er später bei Exerzitien für Ordensleute die Worte: „Wer zu einem anderen Zweck Ordensmann wird, als um ein Heiliger zu werden, der ist wahrhaftig ein Narr in des Wortes vollster Bedeutung. „Um heilig zu werden, bin ich in den Orden getreten, sagte Johannes Berchmans. Und er sagte es ganz laut, damit jedermann es hören konnte. Wohl denn, sagen auch wir es ganz laut und alle mögen es hören. Bei unserem Eintritt ins Kloster haben wir gelobt, Heilige zu werden. Und eines Tages werden unsere Mitbrüder und die Welt erfahren, ob wir Männer von Wort gewesen sind. Arbeiten wir tüchtig, wappnen wir uns mit unbesiegbarem Mut und unerschütterlichem Gottvertrauen, dann werden wir sicher zum Ziel gelangen.“

 

Der so sprach, handelte auch so, und nur so gelangte er selber ans erstrebte Ziel. Denn auch unser Gottseliger hatte Widerstände und Schwierigkeiten zu überwinden, wie jeder Kämpfer um das Höchste. Sein Charakter hatte etwas von Heftigkeit an sich, weshalb während seiner jungen Jahre selbst die Sorge für seine Vervollkommnung einen Anflug von Überstürzung hatte. Aber nach vielen Mühen trug er den Sieg über seine Heftigkeit davon und alle seine Handlungen vollzogen sich in den von der Klugheit gezogenen Grenzen. Wie hütete Frater Valentin so sorgsam den kostbaren Schatz der Herzensreinheit! „Gott sei Dank“, sagte er einmal betreffs der schon im dreizehnten Lebensjahr Gott gelobten Keuschheit, „ich habe festgehalten, aber wie schwer war es, immer die Wachsamkeit über die Augen zu beobachten!“

 

Die Sünde hasste der Diener Gottes über alles, gleichviel ob es sich um schwere oder lässliche Sünde handelte. Da machte er für sich keinen Unterschied. Er musste denn auch einmal, im November 1897, auf Befragen eingestehen, dass er durch den besonderen Schutz Gottes niemals eine Todsünde begangen habe. „Dieser heiligmäßige Ordensmann“, schreibt einer seiner Mitbrüder, „der für andere so liebevoll besorgt war, war auch unnachsichtig streng gegen sich selbst und behandelte seinen Körper mit der Härte eines unerbittlichen Henkers.“

 

Heiligkeit wächst nur auf dem Grund der Demut. Diese schwere Tugend übte der Jünger des demütigen Heiligen von Assisi mit solcher Beflissenheit, dass er öfters absichtlich sich ganz töricht benahm, um bei anderen die hohe Meinung herabzusetzen, die man von ihm überall bekundete. Von zarter Kindheit an waren seine Träume auf die Priesterwürde als sein höchstes Erdenglück gerichtet. Und doch war sein Entschluss schon gefasst, nach dem Beispiel seines seraphischen Vaters Diakon zu bleiben. Am Vorabend seiner Ordination musste man wirklich Frater Valentin, der sich versteckt hatte, lange suchen, und nur kraft des Gehorsams fügte er sich darein, mit seinen Mitbrüdern nach Lüttich zu gehen, wo er am 10. Juli 1854 die heilige Priesterweihe erhielt.

 

Schlicht und einfach war das Leben des Priesters und Ordensmannes; nichts unterschied ihn äußerlich von seinen Mitbrüdern. Innerlich aber ging er ganz in Gott auf. Eine ganz außerordentliche Liebe zu Jesus verzehrte sein Herz. Diese Liebe belebte seine Handlungen, diese Liebe teilte sich seiner Umwelt mit. „Pater Valentin predigte uns ganz wunderbare Sachen. Woher schöpfte er sie. Sicherlich nicht aus Büchern, denn während der ganzen Dauer der Exerzitien öffnete er nie ein Buch. Alle freie Zeit verbrachte er, auf den Knien liegend, vor dem Tabernakel. Dort fand man ihn stets in Gebet und Betrachtung versunken.“ So schreibt eine Ordensoberin über ihn. Die Vereinigung der Seele mit Jesus, diese „begehrenswerte Vereinigung, diese geheiligte Vereinigung, diese Vereinigung voll unendlicher Süßigkeit“, pries er in den anziehendsten Bildern und Vergleichen. Darum empfahl er auch stets die tägliche Kommunion. Als ihm ein Beichtkind auf die Frage, warum es nicht täglich kommuniziere, antwortete, dass es sich nicht für würdig halte, entgegnete er lebhaft: „Würdig? Würdig? Aber du wirst nie würdig sein. Wenn du dessen würdig wärest, so wäre die heilige Kommunion für dich nicht mehr nötig. Warte, ich werde dich würdig machen! Von jetzt an gehst du alle Tage. Man muss kommunizieren, nicht als wenn man es verdiente, sondern um weniger unwürdig zu werden. Man gewährt dem lieben Jesus mehr Genugtuung, wenn man ihn oft aus Liebe empfängt, als wenn man aus Demut dem Tisch des Herrn fern bleibt.“

 

Einer Ordensfrau, die klagte, dass es ihnen nicht erlaubt sei, alle Tage zum Tisch des Herrn zu gehen, erwiderte Pater Valentin: „Es wird der Tag kommen, wo Ihr den lieben Gott alle Tage empfangen könnt.“ So kam es. Noch war der Eiferer für oftmalige Kommunion kaum ein Jahr tot, als Papst Pius X. das berühmte Dekret über die öftere Kommunion erließ.

 

Liebe zum Heiland erzeugt Liebe zu den Seelen. Pater Valentins Seeleneifer, seine Hingabe für die Rettung der Seelen war unbegrenzt. Diese Liebe war es, die ihm das Vertrauen von Tausenden erwarb, die seinen Namen weit über die Grenzen seiner Heimat getragen hat. Seelen zu retten, galt ihm als das Schönste auf Erden. Keine Mühe war ihm dafür zu groß. Zu dem Zweck verbrachte er sein Leben zum aller größten Teil im Beichtstuhl. Nur die ihn verzehrende Glut des Seeleneifers ließ ihn die unaufhörlichen Anstrengungen ertragen, denen er sich Tag und Nacht unterzog. Wie oft begehrten ihn die Sterbenden, die Sünder, die von Bekehrung nichts wissen wollten, als letzten rettenden Pförtner des Paradieses. War es ihm süßer Trost, dem Herrn die Herzen zuzuführen, so mag gar oft seine überaus zarte, reine Seele Marterqualen erduldet haben, wenn er so viel sittliches Elend anhören und heilen musste. Nur das Bewusstsein der Pflicht hat den an Selbstverleugnung Gewöhnten vermocht, das Widerstreben der Natur zu besiegen. Im Beichtstuhl hat er gelebt, dort hat er sich geheiligt. „Mein Lieber“, sagte er einem jungen Mitbruder, „wir Priester, wir müssen und sollen uns im Beichtstuhl heiligen“.

 

Wie der auserwählte Diener Gottes im Bußgericht wirkte, darin lag ein Geheimnis. Der Geist der Weisheit und allen Trostes muss durch seinen Mund gesprochen haben. Das bekundet die allgemeine Überzeugung. „Sonderbar, die Beichtkinder gehen zu ihm; er sagt fast nichts und trotzdem kommen sie umgewandelt und bekehrt zurück.“ Eine ganz kurze Ermahnung, ein Wort genügte, um den bittersten Schmerz zu lindern, die dichteste Finsternis zu erhellen, die größten Zweifel zu lösen, den Schwachen wunderbare Kraft und Stärke zu geben. In der Seelenleitung war es auch, wo Gott dem „äußerst fähigen Mann, einem Heiligen, übernatürliche Erleuchtungen gab“, wie Bischof Doutreloux (spr. Dutrelu`) von Lüttich bezeugt. Eine ganze Reihe von Tatsachen sind aufs glaubwürdigste und sicherste bekannt geworden, wo der heilige Pater von Hasselt den Beichtkindern genau nach Zeit, Zahl und Ort ihre verborgensten Sünden vorsagte, zukünftige Dinge, ein Leid, den Tod, oft den Beruf, oft ganz den jeweiligen Neigungen und Lagen entgegen, vorauskündete, wie er ihm völlig unbekannte Leute erwartete: „Warum kamen Sie nicht früher? Schon vor vierzehn Jahren wollten Sie kommen und haben es immer wieder verschoben.“ Oder: „Ach da sind Sie ja. Ich habe ganze Nächte lang für Sie gebetet.“

 

In dem Beileidsschreiben an den Ordensprovinzial beim Tod Pater Valentins nannte der Diözesanbischof „den heiligen Ordensmann“: „Apostel des Beichtstuhls“. Das wird sein Ruhmestitel bleiben. Die Macht seiner Fürsprache bei Gott hat sich bereits als wirksam erwiesen. Der Prozess zur Seligsprechung ist zu Anfang des 20. Jahrhunderts eingeleitet worden. Am 9. November 2003 wurde Pater Valentin Paquay von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

Ausspruch des P. Valentin: „Was ist ein Kreuz? Es ist der Wille des Menschen, der dem göttlichen in die Quere kommt. Legt beide Willen nebeneinander, so habt ihr statt eines Kreuzes zwei sich gleichlaufende Linien, zwei Eisenbahnschienen, auf denen Ihr ohne Schwierigkeit mit vollem Dampf dahinrollt.“

 

Die heilige Euphrosyna, Nonne von Alexandria OCC,

+ 1.1.407 – Fest: 1. Januar

 

Die heilige Euphrosyna, in Alexandra geboren, war die einzige Tochter eines sehr angesehenen Mannes, Paphnutius mit Namen. Von Kindheit an empfand sie schon eine große Berufung, sich Jesus Christus in klösterlicher Einsamkeit zu weihen. Sie fand aber große Hindernisse in der Ausführung ihrer frommen Absichten von Seiten ihres Vaters. Da sie schließlich sah, dass es ihr unmöglich war, die Hindernisse zu überwinden, entfloh sie heimlich in einem Alter von achtzehn Jahren, wie man sagt, in Männerkleidung, um sich besser verbergen zu können. Eine solche Verkleidung ist ohne Zweifel den natürlichen und den geoffenbarten göttlichen Satzungen der Kirche zuwider, wenn sie nicht die äußerste Not, wie die Rettung eines Menschenlebens, entschuldigte. Euphrosyna kam unter dem Namen Smaragdus zu dem Abt Theodosius, der einem in der Nähe von Alexandria gelegenen Kloster vorstand, in dem dreihundertfünfzig Ordensbrüder waren. Auf seinen Rat schloss sie sich allein in eine Zelle ein, wo sie, unter der Leitung eines weisen Führers, ihre Zeit mit Handarbeiten, Werken der Abtötung, und verschiedenen Übungen der christlichen Frömmigkeit zubrachte. Ihr Vater, der oft in das Kloster kam, besuchte auch sie, ohne sie zu erkennen, und erhielt wertvolle Weisungen von ihr, die ihm als Leitsterne auf der Bahn des Heils vorleuchteten. Erst auf dem Totenbett erklärte sie ihm, sie sei seine Tochter Euphrosyna, und starb in seinen Armen. Es war im 5. Jahrhundert. Sie hatte achtunddreißig Jahre in der Einsamkeit zugebracht. Paphnutius wurde durch ihr Beispiel so gerührt, dass er sich in dasselbe Kloster zurückzog, wo er noch zehn Jahre in der Zelle seiner Tochter lebte, und im Ruf der Heiligkeit starb. Das Meneologium der Griechen ehrt das Andenken der heiligen Euphrosyna am 25. September. Ihr Name ist aber im Märtyrerbuch und in dem von Evreux am 1. Januar verzeichnet. Ihre Reliquien, die aus Ägypten nach Frankreich gebracht worden sind, werden zu Reaulieu, bei Compiegne, aufbewahrt. 

 

Der heilige Augendus / Eugendus von Condat, Abt und Bekenner,

+ 1.1.514 - Fest 1. Januar

 

Die berühmte Abtei Condat, erbaut auf dem Berg Jou, sonst Jura genannt, in der Franche-Comté, trug den Namen des heiligen Augendus bis ins 13. Jahrhundert, nahm dann den Namen des heiligen Claudius an. Nach und nach hat sich eine Stadt bei dieser Abtei gebildet. Im Jahr 1743 errichtete Benedikt XIV. dort ein Bistum und erhob die Kirche zur Kathedrale. Die Kanoniker mussten, um aufgenommen werden zu können, sechzehn Ahnen, acht väterliche und acht mütterliche, zählen.

 

Augendus wurde von seinem siebten Lebensjahr an unter der Leitung der beiden heiligen Brüdern Romanus und Lupianus, der Stifter des Klosters Condat, erzogen. Nach Minausius Tod, dessen Gehilfe er war, wurde er Abt dieses berühmten Klosters. Er führte ein sehr strenges Leben, nahm am Tag nur eine Mahlzeit nach Sonnenuntergang, die dazu noch sehr dürftig war. Im Winter und Sommer trug er dasselbe wollene Kleid, und legte den Bußgürtel nie ab. Aus den gleichen Bußeifer härtete er auch seinen Leib gegen die strengste Kälte ab, und unterzog sich mehreren anderen Abtötungen. Die Heiterkeit seines Angesichtes war der sprechendste Ausdruck seiner Seelenruhe. Seine Sanftmut war unwandelbar, und keine Unannehmlichkeiten vermochten sie zu trüben. Er hatte die große Kunst erlangt, sich innig durch immerwährendes Gebet mit Gott zu vereinigen. Seine Andacht war so zärtlich, dass sie schon durch ein frommes Wort sichtbar entflammte, und er bis zur Entzückung hingerissen wurde. Diese heilige Seelenstimmung wurde sogar noch in seiner letzten Krankheit erhöht. Da schließlich der Augenblick sein Opfer zu vollenden angekommen war, ließ er einen Priester mit dem heiligen Öl rufen, empfing, nach dem Brauch jener Zeit, die heilige Salbung auf die Brust, und starb fünf Tage danach, in einem Alter von sechzig Jahren, um das Jahr 514.

 

Der heilige Augendus war nicht Priester, obgleich man ihn öfters dringend aufforderte, die heilige Weihe zu empfangen. Er war in der griechischen und lateinischen Sprache sehr bewandert, und besaß große Kenntnis der heiligen Schriften. Mit aller Sorgfalt strebte er danach, in seinem Kloster die auf die Religion sich beziehenden Studien zu begründen und zu erhöhen. In einer handschriftlichen Geschichte der ersten Äbte von Condat wird erzählt, man habe den Leichnam des Heiligen aus der Erde erhoben, um ihn auszuschmücken, und an einen anderen Ort zu übersetzen, was mit großer Feierlichkeit geschehen sei, bei der der Verfasser selbst zugegen gewesen, und einen Bericht darüber abgefasst habe. Diese Schrift ist aber nicht erhalten geblieben. Durch den Gürtel des heiligen Augendus, der aus einem Stück weißen Leder verfertigt, zwei Finger breit ist, sind mehrere wunderbare Heilungen geschehen. Im Jahr 1601 wurde Petronilla Birod, eine der Irrlehre Calvins ergebene Frau, weil sie nicht entbunden werden konnte, von einem nahen und gewissen Tod bedroht. Kaum aber hatte man sie mit der Reliquie des Heiligen berührt, als ihr sogleich geholfen wurde. Tief erschüttert durch dieses Wunder bekehrte sie sich mit ihrer ganzen Familie zum katholischen Glauben. 

 

Der heilige Clarus, Abt zu Vienne, Dauphine,

+ 1.1.660 – Fest: 1. Januar

 

Der heilige Clarus, geboren zu Vienne, war noch ein Kind, als er seinen Vater verlor. Seine Mutter, eine wegen ihrer Frömmigkeit sehr geschätzte Frau, bildete ihn früh zur christlichen Tugend heran; führte ihn oft mit sich in die Kirche und in die Klöster, übergab ihn schließlich ganz den Religiosen des Klosters St. Ferreol, und zog sich selbst in jenes von Ste. Blandine zurück. Der junge Clarus gelangte in der Folge zu einem solchen Ruf der Heiligkeit, dass er durch den Bischof von Vienne zum Abt von St. Marcel erhoben wurde, und man ihm auch die Leitung der Klosterfrauen von Ste. Blandine anvertraute.

 

Damals war im Bistum Vienne, dem der heilige Cadoldus als Oberhirte vorstand, eine große Anzahl von Klöstern. Man zählte vierhundert Ordensmänner in jenen von Grigni, wovon das vornehmste den Namen des heiligen Ferrutius trug. In der Abtei zum heiligen Petrus in Vienne waren fünfhundert, dreihundertdreißig sowohl im Kloster zum heiligen Martinus, als in jenem zum heiligen Marcellus, zum heiligen Gervasius, zum heiligen Johannes und heiligen Vincenz. Die drei Klöster zum heiligen Andreas hatten jedes hundert Klosterfrauen. In jenem zum heiligen Nicetius waren fünfzig und in dem zur heiligen Columba dreißig. Die Abtei zur heiligen Blandina war von fünfundzwanzig Witwen bewohnt. Der heilige Clarus wurde das vollkommenste Muster eines heiligen Vorstehers. Auch war ihm die Gabe der Wunder erteilt, und der Verfasser seiner Lebensbeschreibung führt mehrere an. In der Krankheit, die ihn dem Grab überlieferte, sagte er seinen Schülern die Verwüstungen der Vandalen und Sarazenen voraus, die nach beiläufig zweiundsiebzig Jahren über das Land kamen. Man liest in seinen Akten, dass drei Tage vor seinem Tod die heilige Blandina ihm erschien, und den Augenblick, wo er von dieser Welt scheiden sollte, zu erkennen gegeben habe. Er ließ sich in die Kirche tragen, legte sich da auf ein härenes Bußkleid, und betete. Nach seinem gegen das Jahr 660 erfolgten Tod, wurde er in die Kirche der heiligen Blandina begraben. Später brachte man seine heiligen Überreste in die Kirche zum heiligen Petrus. Allerdings wurden im sechszehnten Jahrhundert seine heiligen Gebeine durch die Hugenotten zerstreut.

 

Der heilige Vinzenz Maria Strambi, Passionist und Bischof,

+ 1.1.1824 – Fest: 1. Januar

 

Das gottesfürchtige Ehepaar Joseph und Eleonora Strambi in der römischen Hafenstadt Civitavecchia erhielt am 1. Januar 1745 ein kostbares Neujahrsgeschenk. Einen Jungen, der am nächsten Tag unter dem Namen Vinzenz Maria in die Gemeinschaft der Heiligen, zu der ja alle gläubigen Christen auf Erden gehören, aufgenommen wurde und eine Zierde dieser übernatürlichen Heilsgemeinschaft werden sollte. Als Vinzenz Maria im vollendeten Alter von neunundsiebzig Jahren am 1. Januar 1824 von dieser Welt Abschied nahm, wurde er als siegreicher Bekennerbischof und Märtyrer der Nächstenliebe ins himmlische Jerusalem aufgenommen.

 

Das Fundament zu seiner späteren Heiligkeit wurde von seiner frommen Mutter gelegt, indem sie ihm mit der Muttermilch eine zarte Liebe zu Jesus und Maria einflößte, indem sie ferner die bösen Neigungen des Kindes ausrodete und ihm Opfersinn und Tugendliebe einpflanzte.

 

Vinzenz Maria begann bei den Konventualen seiner Vaterstadt die humanistischen Studien, die er im Seminar von Montefiascone und später bei den Piaristen zu Rom fortsetzte, um im Jahr 1765 bei den Dominikanern in Viterbo Theologie zu studieren. Der fromme Junge und Jüngling, der schon früh den Ruf eines Heiligen genoss, hatte ein inniges Verlangen Priester zu werden und bereitete sich mit großem Eifer auf den heiligen Stand vor, indem er mit Fleiß und Ausdauer sich sowohl dem Studium als auch den Übungen der Frömmigkeit widmete. Noch ehe er das zur Priesterweihe vorgeschriebene Alter erreichte, hatte er seine theologischen Studien beendet, weshalb er noch eine Zeitlang als Präfekt in den Seminarien von Montefiascone und Bagnorea wirkte. Mit päpstlicher Erlaubnis wurde Vinzenz Maria am 19. Dezember 1767, also nicht ganz dreiundzwanzig Jahre alt, zum Priester geweiht. – Der junge Gesalbte des Herrn besuchte noch für einige Zeit die Hochschule der Dominikaner in Rom, um seine theologischen Kenntnisse zu erweitern, und trat dann im Herbst 1768 in die neue Genossenschaft der Passionisten ein – zur großen Freude ihres Gründers, des heiligen Paul vom Kreuz, aber auch zum großen Leidwesen seines enttäuschten Vaters, der lange alles daransetzte, seinen begabten und hoffnungsvollen Sohn abwendig zu machen und einer glänzenden Laufbahn zuzuführen. Der eifrige Novize bestand glänzend alle Prüfungen von Seiten seines ehrgeizigen Vaters und überwand siegreich den bösen Feind, der ihn durch arglistige Anfeindungen aus dem Noviziat zu locken suchte. Am 24. September 1769 legte Vinzenz Maria die heiligen Gelübde ab und bereitete sich dann unter der trefflichen Leitung seines Ordensvaters durch Gebet und Studium auf seine apostolische Missionstätigkeit vor. Sein weiteres Leben war gewissermaßen eine Fortsetzung des Noviziates. Dort hatte er sich an den beständigen Wandel in Gottes Gegenwart gewöhnt und zeitlebens blieb er dieser segensreichen Übung treu, wie auch sein Streben nach Vollkommenheit und sein Eifer für das Heil der Seelen nie erlahmte.

 

Als Pater Strambi durch den Gehorsam zum Volksmissionar bestimmt war, trieb ihn sein Seeleneifer von Ort zu Ort, von einer Pfarrei zur anderen, um Christus den Gekreuzigten zu predigen. Das heilige Feuer, das in seiner Seele brannte, teilte sich seinen Zuhörern mit: überall erfolgten auffallende Bekehrungen. Pater Strambi galt als einer der besten Prediger. Seine klaren, inhaltsreichen Predigten wurden von allen Klassen der Bevölkerung gerne gehört. Seine Missionen und Exerzitien haben auf seine bewegte und verwilderte Zeit einen tiefen, nachhaltigen Eindruck ausgeübt. Im Jahr 1773 wurde der berühmte Volksmissionar nach Rom berufen und mit der Leitung der theologischen Bildungsanstalt im Kloster der heiligen Johannes und Paulus betraut. Dort starb am 18. Oktober 1775 der heilige Paul vom Kreuz. Pater Vinzenz Maria hatte die Ehre, seinem sterbenden Ordensvater beistehen und später seine Lebensgeschichte schreiben zu dürfen. Nachdem der Heilige ein Jahr Rektor des genannten Klosters gewesen war, wurde er zum Provinzial der römischen Provinz ernannt. Er war allen ein liebevoller Vater, der seine Untergebenen mehr durch sein tugendhaftes Beispiel als durch Worte zu lenken suchte. In seiner Demut bat Pater Vinzenz Maria nach Ablauf von drei Jahren um Enthebung von seinem Amt. Man gab seinem Wunsch nach, ernannte ihn aber zum Ratgeber des neuen Provinzials und sechs Jahre später zum Rat des Pater Generals. Von den hemmenden Pflichten eines Obern befreit, verfasste der Heilige ein wertvolles aszetisches Werk: „Unsere Schätze in Jesus“ und widmete sich wieder den Missionen. Er eiferte gegen den Unglauben und die Verwilderung der Sitten, erschütterte die Sünder, stärkte die Schwachen, tröstete die Frommen, besonders zur Zeit jener Heimsuchung, die der ehrgeizige und gewalttätige Napoleon durch seinen Feldzug gegen den Kirchenstaat und durch die Gefangennahme des greisen Papstes Pius VI. über die Kirche heraufbeschworen hatte.

 

Pater Vinzenz Maria stand in dem Ruf eines erfolgreichen Missionars und heiligen Gottesgelehrten, der über eine vielseitige Erfahrung in der Seelsorge verfügte. Kein Wunder, dass Papst Pius VII. ihm eine einflussreiche Würde übertrug, indem er ihn zum Bischof von Macerata und Tolentino ernannte. Diese Ernennung fand überall den Beifall der Guten, nur der ernannte Bischof war niedergedrückt, denn er hielt sich für unwürdig und untauglich, ein so hohes und heiliges Amt zu bekleiden. Allein im Gehorsam gegen den Stellvertreter Christi auf Erden nahm er die bürdenreiche Würde an und empfing am 26. Juli 1801 in der römischen Passionistenkirche St. Johannes und Paulus die heilige Bischofsweihe. Der Heilige lebte auch als Bischof ein armes, abgetötetes Leben und übte nach Möglichkeit die bisherige Seelsorge aus, indem er Missionen predigte und den Kindern den Katechismus erklärte. Überall suchte er das religiöse Leben zu heben. Besonders ließ er sich die Heranbildung tüchtiger Lehrkräfte und eifriger Seelsorger angelegen sein. Auch für die Armen und Kranken sorgte er durch den Bau eines Hospitals. Der seeleneifrige Bischof schien nur für seine Herde zu leben, der stets ein leuchtendes Vorbild war. Doch plötzlich wurde der Heilige seinem Wirkungskreis entrissen. Da er sich den papstfeindlichen Plänen des gewalttätigen Napoleon widersetzte, wurde er am 26. September 1808 gefangengenommen und nach Novara in Piemont abgeführt. Dort fand der verbannte Bischof noch mehrere Leidensgenossen, die er durch sein heiteres, gottergebenes Wesen tröstete und aufrichtete. Seine Sorge galt der verwaisten Herde, für die er viel betete und die er durch Briefe zu leiten suchte. Noch im gleichen Jahr wurde Bischof Strambi in Mailand interniert, wo er sich bald wegen seines großen Seeleneifers einer allgemeinen Beliebtheit erfreute. Viele Bürger kamen zu ihm, um bei ihm Rat und Trost zu holen oder ihre Seelenangelegenheiten zu ordnen. Mit Bruder Kamillus, der ihm in die Verbannung gefolgt war, führte der Heilige das Leben eines Passionisten. Er stand sogar um Mitternacht auf, hielt eine Stunde Betrachtung, die er mit einer Geißelung beschloss. Die freie Zeit widmete der eifrige Kirchenfürst dem Gebet, der Seelsorge sowie der Abfassung frommer Bücher, von denen zwei in Mailand erschienen: „Der kreuztragende Heiland“ und „Lebensregeln für Jünglinge und Jungfrauen“. Als der geschlagene Napoleon am 11. April 1814 in Fontainebleau seine Abdankung unterschrieben hatte, wurden die gefangenen Bischöfe und Priester in Freiheit gesetzt. Der Bischof von Macerata wurde bei seiner Rückkehr wie ein siegreicher Feldherr geehrt. Zwei Tage nach seiner Ankunft in der Bischofsstadt erhielt der Heilige den ehrenden Besuch des Papstes Pius VII., der soeben aus der französischen Gefangenschaft kam, in der er seit dem Jahr 1809 geschmachtet hatte. Wie hoch der Heilige Vater den Bekenner-Bischof achtete, geht schon daraus hervor, dass der Heilige auf Wunsch des Papstes im Jahr 1815 dem heiligen Kollegium der Kardinäle sowie dem römischen Klerus die heiligen Exerzitien halten musste. Der Diener Gottes entledigte sich dieses ehrenden Auftrages zur Zufriedenheit und Erbauung der Teilnehmer. Auch im Jahr 1820 hielt Bischof Strambi den Priestern Roms die geistlichen Übungen.

 

Infolge der langen Kriegswirren wurde die Diözese Macerata von Hungersnot und Typhus heimgesucht. Mit wahrhaft heroischer Aufopferung suchte der besorgte Bischof die Not des Volkes zu lindern und zu beseitigen. Mehr als das zeitliche Wohl seiner Herde lag dem heiligen Seelenhirten das geistliche Gedeihen seiner Schäflein am Herzen. Durch Missionen, Exerzitien, persönliche Ermahnungen war stets bestrebt, die sittlichen Wunden zu heilen und das Volk,  die Priester und Ordensleute zur christlichen Vollkommenheit anzuspornen. Trotz seines hohen Alters predigte der Heilige noch selbst, nicht nur in seinem, sondern auch in anderen Sprengeln. Bischof Strambi war vielen edlen Priestern Freund und Ratgeber, so dem seligen Kaspar del Bufalo, dem Kardinal Fürsten Odescalchi, durch den er auch den jungen Johann Mastai Ferretti, den späteren Papst Pius IX., kennen gelernt hatte.

 

Bischof Strambi war ein Greis geworden. In seiner Gewissenhaftigkeit bat er den Heiligen Stuhl um Enthebung von der bischöflichen Bürde. Papst Pius VII. wünschte den eifrigen Hirten noch länger seiner Herde zu erhalten und verhielt sich deshalb ablehnend. Sein Nachfolger Papst Leo XII. gewährte die Bitte des verdienten Kirchenfürsten und schrieb ihm liebevoll: „Ich entbinde Sie von der Ihr Alter drückenden Bürde. Kommen Sie, Ihren Sorgen enthoben, hierher. Sie sollen in meinem Palast wohnen; alles ist für Sie hergerichtet.“ So nahm denn Bischof Strambi am 30. November 1823 Abschied von seiner Herde, die er 22 Jahre und 5 Monate als guter Hirte betreut hatte. Der Heilige führte auch am päpstlichen Hof das Leben eines bußfertigen Passionisten. Der Seeleneifer des 79jährigen Greises war noch immer bewundernswert. Gerne stand er auf Wunsch den Kranken und Sterbenden bei. Auch der Königin Maria Luisa von Etrurien und der Prinzessin Pauline Borghese, der geistreichen, aber weltlichen Schwester des großen Napoleon, hat er das Sterben erleichtert. Am 23. Dezember erkrankte Papst Leo XII. so schwer, dass ihn die Ärzte aufgaben. Bischof Strambi tröstete den Heiligen Vater und versicherte ihm einen guten Ausgang der Krankheit. Während der Heiligen Messe, die der Heilige für die Genesung des erlauchten Kranken las, brachte er für ihn dem lieben Gott sein Leben zum Opfer dar. Der Papst wurde sofort gesund. Bischof Strambi dagegen erlitt am Fest der Unschuldigen Kinder einen Schlaganfall. Bei vollem Bewusstsein empfing er die heiligen Sterbesakramente und ging an dem Tag, an dem er sein 80. Lebensjahr begann, am 1. Januar 1824, in die Freuden des Himmels ein, um den überreichen Lohn für sein heroisches Opferleben in Empfang zu nehmen. Seine sterbliche Hülle ruht in der Passionistenkirche St. Johannes und Paulus zu Rom, an der Seite seines geistlichen Vaters, des heiligen Paul vom Kreuz. Papst Pius XI. sprach den seeleneifrigen Passionisten und Bekennerbischof im Jubeljahr 1925 selig, und Papst Pius XII. sprach ihn 1950 heilig.

 

Ahmen wir dem Heiligen nach, indem auch wir uns bestreben, stets und überall in der Gegenwart Gottes zu leben, dann werden wir leichter die Versuchung und Sünde überwinden, eifriger nach Tugend streben, mehr in den Leiden dieser Zeit getröstet und einstens reichlich belohnt werden.

 

Thomas von den Wunden Christi

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 1. Januar 1764 fand zu Würzburg der lobwürdige Laienbruder Thomas von den Wunden Christi einen unerwarteten und tragischen Tod. Er war zu Köln am Rhein am 28. November 1735 geboren und hieß in der Welt Adolf Flock. Sein Beruf zum Orden der unbeschuhten Karmeliten führte ihn im Jahr 1758 nach Würzburg. Ende Dezember 1763 richtete infolge plötzlichen Schmelzens des im ganzen Frankenlande reichlich gefallenen Schnees, eine gewaltige Überschwemmung vielen Schaden an. Die Fluten des Mains ergossen sich bis an das Kloster der Karmeliten. Schon war das Wasser, wenn auch noch nicht in großer Menge, in den Garten gedrungen. Bruder Thomas, der als Koch des Klosters mit regem Interesse darauf achtete, gewahrte es mit Sorge. Er wollte retten, was noch zu retten war, bat den Oberen um seine Einwilligung und begann das gefährdete Gemüse heraus zu schaffen. Er hatte erst den einen und anderen Korb in Sicherheit gebracht und war eben in der Nähe der Gartenmauer beschäftigt, als dieselbe, durch das von außen leckende Wasser schadhaft geworden, einstürzte und ihn begrub. Sein Körper lag drei Tage an der Stelle, bis das Wasser sich verlief; erst dann konnte man ihn aus dem Steinhaufen hervorholen und begraben. Bruder Thomas war jedoch von dem Unglück nicht unvorbereitet, ja nicht einmal unerwartet betroffen worden. Er hatte tags vorher, als er sich allein in der Küche befand, heftiges Schluchzen und Lärmen vernommen. In seiner Zelle angekommen hörte er das Zeichen der Klapper, wie es in den Klöstern der unbeschuhten Karmeliten des Öfteren, auch beim Tod eines Mitbruders gegeben zu werden pflegt. Da von den anderen niemand dergleichen wahrnahm, schloss Bruder Thomas, dass es ihm gelte und ein großes Unglück wahrscheinlich seinen bald erfolgenden Tod bedeute. Er legte deshalb noch am nämlichen Abend eine Generalbeichte ab und empfing am nächsten Morgen die heilige Kommunion. Übrigens bildete sein ganzes Leben, namentlich seit dem er Mitglied des Ordens war, eine beständige gute Vorbereitung auf den Tod. Das Totenbuch des Würzburger Klosters rühmt ihm nach, dass er nicht nur überaus tüchtig, sondern auch "wunderbar treu in Beobachtung der klösterlichen Zucht" war, eifrigst gehorchte und eine hervorragende Liebe zu allen hatte, schon zur Zeit, da er seine Gelübde ablegte (22. März 1760). Derselbe Berichterstatter spricht seine und seiner Mitbrüder Meinung dahin aus, "Bruder Thomas sei durch den gewaltsamen Tod so plötzlich aus dieser Welt abberufen worden, damit er umso rascher in den Himmel gelangte."

 

Die heilige Euphrosyna

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Heute ist das Fest der heiligen Euphrosina. Eines Tages kam Paphnutius mit seiner Tochter Euphrosyna zum Abt des Klosters. Ganz eingenommen von dem Gesang der Mönche und deren erbaulicher Lebensweise rief Euphrosyna aus: "Glückselig diese Männer; sie sind schon in diesem Leben den Engeln ähnlich und erlangen einst das ewige Leben." Unwillkürlich verlangte sie selbst danach, ihre Jungfrauschaft Gott zu geloben und die Lebensweise der Mönche nachzuahmen. Eines Abends befahl sie ihren Dienern und Mägden, an ihre Beschäftigung zu gehen, ließ sich die Haare schneiden, nahm von ihrem Vermögen 500 Goldstücke zu sich, zog Männerkleider an und begab sich zum Kloster. Auf ihre Bitte hin sprach der Abt: "Sei willkommen, Sohn! das Kloster steht dir offen; wenn es dir beliebt, kannst du bei uns wohnen. Wie heißt du?" "Smaragdus" gab Euphrosyna zur Antwort. Der Abt führte sie ins Kloster und wies ihr eine ganz alleinstehende Zelle an, wo sie mit niemand zusammen kam als mit dem greisen Novizenmeister, der ihr die nötige Anleitung zum Tugendleben zu geben hatte. Da betete Euphrosyna und diente Gott in Einfalt des Herzens mit aller Treue. Unterdessen beweinte Paphnutius den Verlust seiner Tochter. Ohne Ahnung von dem, was geschehen, tröstete ihn der Abt und versicherte: "Ich habe das feste Vertrauen, dass Gott dir deine Tochter noch in deinem Leben zeigen wird." Als der Arme eines Tages ihm wieder seinen Schmerz klagte, ließ ihn der Abt "zu dem frommen Bruder" führen, "der vom Hof des Kaisers Theodosius gekommen" war. Smaragdus vergoss Tränen der kindlichen Liebe, die Paphnutius, der sich durch den Verkehr mit dem vermeintlichen Bruder wundersam erquickt fühlte, für Tränen des Mitleids hielt. Nachdem die heilige Jungfrau in ihrer einsamen Zelle 38 Jahre lang strenge Buße getan, fiel sie in eine schwere Krankheit. Paphnutius, der herbeigeeilt war, jammerte, dass er nun doppelt verlassen wäre. Aber Euphrosyna tröstete ihn: "Mein Lauf ist vollbracht und nun harrte meiner die Krone der Gerechtigkeit. Sei ferner nicht mehr bekümmert um deine Tochter Euphrosyna. Ich bin deine armselige Tochter und du bist mein Vater. Siehe, du hast mich jetzt gesehen; dein Verlangen ist erfüllt; aber niemand soll etwas davon wissen. Gib nicht zu, dass jemand meine Leiche entblöße; wasche du selbst sie. Ich habe dem Abt gesagt, dass ich viele Besitzungen habe und habe ihm versprochen, dass ich sie dem Kloster schenke, wenn ich daselbst auszuharren vermag. Erfülle du mein Versprechen, das Kloster verdient es. Und bete für mich!" Mit diesen Worten hauchte die Heilige ihre Seele aus (am 1. Januar 407). Paphnutius war tief gerührt und so überwältigt, dass er gleichfalls ins Kloster ging und die noch übrige Zeit seines Lebens in der Zelle seiner Tochter verbrachte. 

 

Mutter Elisabeth von der heiligen Dreifaltigkeit

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Elisabeth von der heiligen Dreifaltigkeit. Elisabeth stammte aus der edlen Familie de Quatrebarbes. Ihre frommen Eltern ließen dem am 5. Januar 1596 zu Angers geborenen Kind die sorgfältigste Erziehung angedeihen. Elisabeth war von Natur mit guten Anlagen ausgestattet, nahm jedes belehrende und mahnende Wort mit wahrer Begierde auf und fühlte einen mächtigen Drang, Gott zu dienen und von Tag zu Tag besser zu werden. Einmal warf sie sich vor einem Muttergottesbild auf die Knie und bestürmte die seligste Jungfrau, sie erkennen zu lassen, wie sie sich Gott am besten zu eigen geben könne. Sie flehte mit heiligem Ungestüm. Da war es ihr, als vernehme sie eine Stimme, die sagte, ihr Platz wäre im Karmelitenorden. Elisabeth betrachtete diese Ankündigung als eine Botschaft vom Himmel und als den ausgesprochenen Willen Gottes. Ihn zu erfüllen, war ihr kein Opfer zu groß, darum begab sie sich zum Kloster der Karmelitinnen in Tours, wo sie für sich und ihre Schwester Franziska, die ihr Los teilen wollte, um Aufnahme bat. Sie waren beide noch jung, Elisabeth zählte 20, Franziska erst 17 Jahre. Beide fanden Aufnahme, wurden eingekleidet und nach Beendigung des Noviziates zur heiligen Profess zugelassen, am Fest der heiligen Theresia des Jahres 1619. Nun hatte Elisabeth erreicht, was sie so sehnlich gewünscht hatte. Jetzt gehörte sie ganz Gott an, konnte und sollte sie  ausschließlich seinem heiligen Dienst leben. Nun begann der Herr seine auserwählte Braut auf den Kreuzweg zu führen. Elisabeth wurde von heftigen inneren Leiden heimgesucht. Sie fühlte die Schmerzen, doch sie wankte nicht. Verdüsterte sich ihr Gemüt, so fand sie sich bei der Mutter Priorin ein, legte ihr mit der Offenheit und Mitteilsamkeit eines Kindes die Beschaffenheit ihres Seelenzustandes dar, erhielt durch deren Belehrung wieder Klarheit und Zuversicht und beobachtete die Ratschläge der Oberin auf das gewissenhafteste. Elisabeth war auf die Übung jeglicher Tugend bedacht, besonders erwies sie sich als ein wahres Muster pünktlichen Gehorsams, aufrichtigster Demut, sowie größtmöglicher Abtötung. Seitdem eine Nonne des gleichen Klosters, mit der sie das Band besonderer Freundschaft verbunden hatte, ihr nach ihrem plötzlichen Tod erschienen war und eindringlichst zugerufen hatte: "O wie kostbar sind alle Augenblicke dieses vergänglichen Lebens", geizte Elisabeth förmlich mit der Zeit. Ihre vortrefflichen Eigenschaften befähigten sie zu jedem Amt. Man sandte sie deshalb nach Lyon, um daselbst als Subpriorin zu wirken, und wählte sie bald darauf zur Priorin des Klosters zu Beaune, wo sie am 1. Januar des Jahres 1660 im Ruf der Heiligkeit starb. Die Erinnerung an sie erlosch aber nicht; außerordentliche Gaben und Wunderwerke, die ihrer Vermittlung zugeschrieben wurden, frischten sie immer wieder auf. 

 

Gebet am 1. Januar

 

Lehre mich, o Herr, die schmerzhafte Beschneidung Deines eingeborenen Sohnes nützlich betrachten, der auch diese Demütigung für mich erlitt. Verleihe mir seiner großen Demut wegen, dass ich von nun an Dir allein lebe und jeden noch übrigen Augenblick meines Lebens zu Deinem Dienst anwende. Amen. 

 

Zu Jesus Christus am Beginn des neuen Jahres

 

O Jesus, Du Sohn der heiligsten Jungfrau Maria. Du heiligstes Ziel und Ende aller meiner Lebensjahre und der ganzen Ewigkeit: gib Dich mir zum neuen Jahres-Geschenk und mich Dir, auf dass nicht nur dieses Jahr, sondern alle Jahre, Monate, Wochen, Tage, Stunden, Minuten und Augenblicke meines Lebens und meines Todes zum Dienst Deines heiligsten Namens gewidmet seien. Dein sollen sie alle sein, und alle, vereinigt mit Deinen unendlichen Verdiensten, in das unendliche Meer der heiligen Ewigkeit hinfließen, damit ich die Jahre meiner Lebenszeit mit einem glückseligen Tod beschließe, und hierauf die niemals endenden, ewigen Jahre dieser Herrlichkeit beginnen möge, zu der Du mich erschaffen hast, und um deren willen, dass ich sie erlange, Du - mein Jesus - mein Heiland geworden bist. 

Ich glaube an Dich, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich über alles, und bete Dich an, mein bester und liebenswürdigster Gott. Und darum bereue ich, und wünsche, es noch mehr und über alles zu bereuen, dass ich Dich so undankbar beleidigt habe. Mein Gott und mein Alles, zur Danksagung und Genugtuung opfere ich Dir auf alle Handlungen und alle Augenblicke dieses Tages und meines ganzen Lebens. "O Jesus, sei mein Jesus, und rette mich!" (hl. Augustin)

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 1492 eroberte an diesem Tag Ferdinand, König in Spanien, die für unüberwindlich gehaltene Stadt Granada auf ein Gelübde, die erste Kirche allda zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis zu erbauen, und erhielt durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau einen vollkommenen Sieg über die Mauren.

 

Andacht am 1. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

 "Was suchst du, das du nicht in Christus fändest? - Bist du krank? Er ist der Arzt - Bist du in der Verbannung? Er ist dein Haupt. - Schmachtest du in Trübsalen? Er ist dein König. - Wirst du angefochten? Er ist dein Verteidiger. - Weilst du in Finsternissen? Er ist dein Licht. - Bist du verwaist? Er ist dein Vater. Er ist dein Bräutigam, er ist dein Freund und dein Bruder. Alles ist Christus, was immer du verlangen kannst und sollst." (Der heilige Bernard)

Ganze Stunden brachte der heilige Franziskus von Assisi in der Betrachtung der süßen Worte zu: "Mein Gott und mein Alles!"

Können wir nicht füglich mit dem heiligen Augustinus ausrufen: "Wie unglückselig, o Gott, ist, wer Dich nicht kennt; kennte er auch alle Dinge außer Dir. - Wie glückselig dagegen ist, wer Dich kennt und liebt; kennte er auch außer Dir nichts anderes auf Erden! O gib mir, dass ich Dich erkenne und liebe!"

Ein wunderbarer Liebhaber und Nachahmer des Sohnes Gottes war der heilige Apostel Paulus, der gleich einem Seraph im sterblichen Fleisch, vor Liebe glühte. Dies bezeugt das ganze Leben, dies alle Sendschreiben dieses großen Apostels. Hier nur wenige Funken dieses heiligen Feuers, das ihn verzehrte. "Doch was mir damals ein Gewinn war, das habe ich um Christi Willen als Verlust erkannt. Ja noch mehr: ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Gassenkot, um Christus zu gewinnen und in ihm zu sein." (Philipper 3,7-8) Und abermals: "Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. - Ich trage die Wundmale Jesu Christi an meinem Leib." (Galater 6,14 u. 17b) "Sie sind die Merkmale meiner Liebe zu Ihm; ja sie sind das Gepräge, dass ich sein Knecht und sein Leibeigener bin!" - Und wie feurig auch flammt diese Liebe in den Worten: "Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung; Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, Weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn." (Römer 8,35 u. 37-39) Und endlich: "Denn für mich ist Christus das Leben, und Sterben Gewinn." (Philipper 1,21) Er ist mein Alles und als die höchste Glückseligkeit achte ich den Tod, da er die Pforte mir öffnet, zu Ihm, meiner ewigen Lieb, zu gelangen!

Eine heilige Klosterjungfrau sprach, ihre Gefährtinnen zur Liebe Christi anzuregen, also zu ihnen: "Erschaffen wurden wir einzig, Gott zu lieben; und wir sollten Ihn nicht lieben? Wie, nicht lieben sollten wir unseren Gott, der die ganze Ewigkeit hindurch nicht einen Augenblick nachließ, uns zu lieben? - Nicht lieben sollten wir um Seiner selbst willen einen unendlich vollkommenen Gott, der uns mit so uneigennütziger Liebe liebte? - Nicht lieben sollten wir Ihn mit der zartesten Liebe, der uns mit der Liebe eines Vaters, einer Amme, einer Mutter liebte? - Nicht lieben sollten wir Ihn mit großmütiger Liebe, der uns so sehr liebte, dass er der größten Schmach, den unaussprechlichsten Schmerzen, ja dem Tod sich hingab? - Nicht lieben sollten wir aus der ganzen Kraft der Liebe, deren wir mit der Gnade fähig sind, einen Gott und Erlöser, der uns mit so wunderbarem Übermaß liebte?"

 

O liebreicher Erlöser, zerknirscht ist mein Herz, das Du so oft, ja täglich und allenthalben so schwer beleidigt wurdest, und es noch immerfort wirst! Nach Dir, und einzig nach Dir seufzt mein Verlangen. O gib uns Deine Liebe! Verleihe uns, dass wir auf eine Weise Dich lieben, die Deinem liebreichen Herzen auf die wohlgefälligste Weise entspricht! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 1. Januar

 

"O, Mensch, warum jagst du nach einer Menge vergänglicher Güter?

Liebe die unendliche Güte, die alle anderen Güter in sich begreift."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 1. Januar - Von der Beschneidung des Herrn

 

Dein Name, Herr, glänzt an des Jahres Spitze.

Dein Erstlingsblut gabst heut du für uns dar.

O lehre unsre Herzen uns beschneiden,

Und gib uns, dass durch Freuden und durch Leiden

Wir unbefleckt durchwallen dieses Jahr.

 

1. Preis und Anbetung dir, o Jesus, Sohn des lebendigen Gottes, der du, die unendliche Schuld der menschlichen Natur zu tilgen, bereit warst, das Gewand der Sünder anzuziehen, und dem schmerzlichen Gesetz der Beschneidung dich zu unterwerfen. Kaum ist dein heiligstes Blut in deinen zarten Adern gebildet, so hast du bereits unter Schmerzen seine Erstlinge als ein Unterpfand vergossen, dass du es einst bis auf den letzten Tropfen für unsere Erlösung vergießen wirst. Darum empfängst du auch bei dieser heiligen Beschneidung den Namen Jesus, den Namen eines Heilandes, eines Erlösers, den sich nicht Menschen erdachten, sondern den Gottes Engel aus den himmlischen Höhen gebracht hatten, noch bevor du in der menschlichen Natur empfangen warst.

 

2. Dies ist das große Geheimnis der göttlichen Milde, das von Anbeginn der Welt verborgen war, nun aber den Heiligen geoffenbart wurde (Epheser 1): dass der Allerhöchste sich selbst erniedrigte, unser Bruder im Fleisch zu werden, um in seiner, mit der göttlichen Natur persönlich vereinten Menschheit unendliche Verdienste zu erwerben, die unendliche Schuld der Menschheit zu tilgen. Darum, o Jesus, beten wir dich an und preisen deinen glorwürdigen Namen, vor dem die bösen Geister zittern, die Himmel jubeln, durch den die Erde neues Leben empfängt und vor dem alle Knie sich beugen, weil dies der einzige Name ist, durch den wir das ewige Heil erlangen können.

 

3. Nur Vorbilder der Erlösung waren alle Zeremonien des alten Bundes, die der Gottmensch Jesus durch die Wahrheit erfüllte. Auch die Beschneidung im Fleisch war ein Vorbild der geistigen Beschneidung. Jesus, unser Erlöser und allerhöchster Gesetzgeber, wandelte zwar die erste, die die Vergebung der Sünde vorbedeutete, in die Taufe um, in der die Sünde erlassen wird; verpflichtete uns aber dafür zur zweiten, nämlich zur christlichen Selbstverleugnung. Beschneiden wir also alle sündhaften Gedanken, Begierden und Werke ernsthaft in unserem Herzen, denn nirgends sonst werden wir zur Anzahl seiner Auserwählten gehören. Römer 2,29: "Dies ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist, nicht im Buchstaben geschieht, und deren Lob nicht von den Menschen, sondern von Gott ist."

 

2. Januar

 

Der heilige Adalhard (Adelhard), Abt zu Corbie bei Amiens,

+ 2.1.826 – Fest: 2. Januar

 

Als Karl der Große nach harten und langwierigen Kämpfen die Macht der heidnischen Sachsen gebrochen hatte, war es seine Hauptsorge, durch Errichtung von Bistümern dem eingeführten Christentum dauernden Bestand zu geben, und ein Kloster als Pflanzstätte für tüchtige Missionare zu gründen. Während er zu Herstelle an der Weser im Jahr 797 sein Winterquartier hielt, teilte er den versammelten Bischöfen und Grafen seinen Plan mit, auf seiner königlichen Villa Huxori, dem heutigen Höxter, eine Abtei zu Ehren des heiligen Erzmärtyrers Stephan zu erbauen, um Gott für seine Siege in dieser Gegend zu danken. Die unermesslichen Reichsgeschäfte und der Wankelmut der Sachsen ließen vor der Hand den Plan nicht zur Ausführung kommen, indes bereitete der umsichtige Kaiser das edle Werk vor, indem er viele vornehme Sachsen in die fränkischen Klöster, insbesondere nach dem Kloster Corbie in der Picardie, verpflanzte, um sie nach tüchtiger Vorbildung als Missionare im eigenen Vaterland zu verwenden.

 

Damals stand dem Kloster Corbie der berühmte Abt Adelhard vor, ein Enkel Karl Martells, mit Karl dem Großen nicht nur leiblich, sondern auch geistesverwandt, ein Mann voll Frömmigkeit und Würde, voll Weisheit und Tatkraft, von Karl hochgeehrt und in den wichtigsten Reichsangelegenheiten zu Rate gezogen. Schon mit zwanzig Jahren hatte Adelhard die Welt verlassen, um sein Leben und seine Kräfte ganz Gott zu weihen, und seine vorzüglichen Geistes- und Herzenseigenschaften erhoben ihn zum Abt von Corbie. Auf den Wunsch des Kaisers verwaltete er eine Zeitlang das lombardische Reich, kehrte aber bald in sein geliebtes Kloster zurück.

 

Adelhards glühender Seeleneifer wünschte nichts mehr, als den neubekehrten Sachsen die Wohltaten eines Klosters zu gewähren und besprach sich öfters mit den im Kloster ausgebildeten Sachsen. Mit Begeisterung gingen diese auf den Vorschlag ein und einer von ihnen, namens Theodrat, sprach: „Ich weiß auf den Gütern meines Vaters einen passenden, einsamen, mit einer Quelle versehenen Ort, und will es bewirken, dass er zu der Stiftung überlassen werde.“ Theodrat wurde in seine Heimat geschickt, stieß aber auf unerwartete Schwierigkeiten. Adelhard ging in Regierungsangelegenheiten nach Italien. So verzögerte sich das Werk. Nach Karls Tod kehrte Adelhard nach Corbie zurück, geriet aber unschuldiger Weise in den Verdacht der Verräterei, wurde seiner Abtswürde entsetzt und auf die Insel Noirmoutier verbannt.

 

Nach dem Befehl des Kaisers Ludwig fand in Corbie eine neue Abtswahl statt, und man wählte einen Zögling und innigen Verehrer Adelhards, der seinen Namen und seinen Geist trug und sein geplantes Werk auszuführen gedachte. Walo, ein Bruder des älteren Adelhard, wünschte sehnlichst, die beabsichtigte Stiftung in Sachsen ins Werk zu setzen. Deshalb reiste der Abt im Jahr 815 nach Paderborn, wo der Kaiser gerade einen Reichstag hielt, um dessen Genehmigung und Hilfe zu erbitten. Gern gab der Kaiser im Einverständnis mit dem Bischof Hathumar von Paderborn und den versammelten Großen seine Einwilligung. Sofort begann Adelhard das Werk, und die Verwandten Theodrats schenkten ihm einen Platz auf ihren Besitzungen im Sollinger Wald, Hethi genannt, wo schon einige fromme Einsiedler gewohnt hatten und wo jetzt das braunschweigische Jagdschloss Neustadt liegt. Hier baute Adelhard im Jahr 816 ein kleines Kloster und ernannte Adelbert zum Vorsteher. Er selbst kehrte nach Corbie zurück und sandte von dort mehrere ausgezeichnete Benediktinermönche in die neue Stiftung. Jetzt wurde mit großer Mühe die öde Heide urbar gemacht, eine Schule eröffnet und die christliche Lehre nach allen Seiten hin verbreitet. Viele vornehme Sachsen traten in das Kloster ein und die Zahl der Mönche nahm bedeutend zu.

 

Unterdessen hatte sich die Unschuld des alten Adelhard herausgestellt, und vom Kaiser hochgeehrt, kehrte er aus seiner Verbannung nach Corbie zurück. Hier vernahm er, dass sein Zögling seinen Lieblingsgedanken ausgeführt habe und reiste sofort nach Sachsen, um das Werk zu sehen. Da fand er seine Brüder in den ärmlichsten Verhältnissen, den Boden trotz allen Anstrengungen unfruchtbar, die Gegend rau und unwirtlich, und als ein furchtbares Unwetter mit Erdbeben im Jahr 819 das urbar gemachte Land verwüstete und die Quelle verdarb, wandte sich Adelhard mit seinem Bruder Walo an den Kaiser mit der Bitte, dass sie eine andere, fruchtbarere Gegend für das Kloster wählen dürften. Die Bitte wurde gewährt. Adelhard, Walo und mehrere andere Mönche durchspähten die Gegend und entdeckten in der Nähe der königlichen Villa Huxori (Höxter) einen Platz, der mit Alt-Corbie an der Somme viel Ähnlichkeit hatte. Diese Stelle wählten sie zur Anlage des neuen Klosters. Alle Brüder versammelten sich hier, errichteten ein Zelt zur Aufnahme der Heiligtümer, sangen Psalmen und beteten zu Gott, dass er zum Werk Glück und Segen verleihen wolle. Der Bischof Badurad von Paderborn weihte den Platz ein, pflanzte das Kreuz in den Boden und an dieser Stelle wurde der Grund zum Altar gelegt. Der Ort wurde, wie das Mutterkloster, Corbie genannt, woraus in plattdeutscher Mundart Corvey wurde, und den Erzmärtyrer Stephanus wählte man zum Patron (822). Später wurden die Reliquien des heiligen Vitus feierlich dorthin übertragen und sein Fest mit großem Glanz gefeiert.

 

Im Herbst desselben Jahres (822) verließen die Mönche ihre erste Ansiedlung im Solling und zogen mit ihrem geliebten Haupt, dem ehrwürdigen Greis Adelhard, in das neue Corvey. In feierlicher Prozession, Loblieder singend, wallten sie durch den finsteren Eichenwald dem schönen Wesertal zu, wo sich das Volk der Sachsen zum Empfang seiner Lehrer und Wohltäter versammelt hatte. Welche Gefühle mögen beim ersten heiligen Messopfer die Herzen der Mönche und Zuschauer erfüllt haben!

 

Das neue Kloster erhob sich bald unter der Leitung Adelhards, der sich die Disziplin und die Einrichtungen des Mutterklosters zum Vorbild nahm. Um die neue Stiftung zur schönsten Blüte zu entwickeln, sandte er seinen Bruder Walo, den jüngeren Adelhard und Varin an den Kaiser mit dem Ansuchen, er möge dem neuen Kloster in Sachsen die Rechte und Freiheiten der fränkischen Klöster verleihen. Der Kaiser, der sich gerade in Ingelheim aufhielt, erteilte im Jahr 823 das gewünschte Diplom, stattete das Kloster in königlicher Freigebigkeit mit umfassenden Privilegien aus, und vermehrte diese noch im folgenden Jahr. Schnell verbreitete sich der Ruhm der neuen Stiftung, von allen Seiten eilten die Sachsen herbei, um die ausgezeichneten Lehrer zu hören, ihrem Tugendbeispiel zu folgen und sie mit Geschenken zu überhäufen. Corvey wurde eine Pflanzschule der religiösen und sittlichen Bildung, der Kunst und Wissenschaft und des Segens für die weitesten Kreise.

 

Als Adelhard am 2. Januar 827 im 74. Lebensjahr starb, konnte er mit Genugtuung auf sein Werk blicken, dem Deutschland zum größten Dank verpflichtet ist.

 

Der heilige Basilius der Große,

Erzbischof von Cäsarea, Ordensstifter, Kirchenlehrer,

+ 1.1.379 – Fest: 2. Januar

 

Der große Kirchenlehrer wurde 330 zu Cäsarea in Kappadokien geboren. Die wohlhabenden Eltern ermöglichten ihrem Sohn eine grundlegende Ausbildung in den damals berühmten Schulen in Konstantinopel und Athen, wo der den heiligen Gregor von Nazianz kennenlernte. Im Jahr 356 kehrte er nach Cäsarea zurück und lehrte dort Rhetorik. Während dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit dem morgenländischen Mönchswesen und zog sich dann selbst in ein Tal zurück. Hier sammelte er Gleichgesinnte um sich, die mit ihm zusammen nach seiner Regel lebten.

 

Für Basilius dauerte die Zurückgezogenheit nur wenige Jahre. 360 begleitete er seinen Bischof nach Konstantinopel, 364 wurde er Priester und 370 Erzbischof von Cäsarea.

 

In dieser Eigenschaft bemühte er sich, den Armen und Kranken seines Bistums zu helfen. Er gründete Hospitäler, Heime und errichtete ein großes soziales Zentrum.

 

Jedoch noch mehr als die sozialen Probleme interessierten ihn die theologischen Auseinandersetzungen seiner Zeit. Unerschrocken kämpfte er für den Frieden und die Einheit der Kirche.

 

Er trat dem Kaiser Valens ebenso mutig entgegen wie den Arianern. Die Gefahr erkennend, suchte er mit allen Mitteln das antiochenische Schisma zu beseitigen und die morgen- und abendländische Kirche zu verbinden.

 

Basilius starb, noch nicht fünfzigjährig, am 1. Januar 379 in Cäsarea.

 

„Nach dem Tod des Bischofs von Cäsarea, der um die Mitte des Jahres 370 erfolgte, wurde Basilius, wie schon erwähnt, zu dessen Nachfolger gewählt. Diese neue Würde zeigte die Tugenden des heiligen Basilius in einem helleren Glanz als jemals; und er schien jetzt ebenso sehr sich selbst zu übertreffen, als er vorher die andern übertroffen hatte. Kein Bischof ging weiter als er in der Liebe zu den Armen, als deren Beschützer und Vater er sich betrachtete. Er gab aber nicht nur reichhaltige Almosen, auch stiftete er zu Cäsarea ein großes Spital, das von heiligen Gregor von Nazianz eine neue Stadt und wegen seines Gründers Basiliade genannt wurde, und lange Zeit nach dem Tod des heiligen Bischofs noch berühmt blieb.

 

Mit besonderer Teilnahme blickte er auf den bedauernswürdigen Zustand jener hin, welche durch Laster, durch Spaltung und Ketzerei, von dem Weg des Heils abgekommen waren, und flehte durch glühende Gebete und beständige Tränen um ihre Bekehrung zu dem Gott der Erbarmungen. Weder Mühe noch Gefahr konnten seinen Eifer aufhalten, wenn es darum zu tun war, die Verirrten zu Gott zurückzuführen. Nichts beweist besser die Kraft und Tätigkeit dieses Eifers, als der Sieg, welchen der Heilige über den Kaiser Valens davontrug.

 

Da dieser Kaiser sah, dass Basilius gleich einer unüberwindlichen Feste dastand, gegen welche alle Anfälle der Irrlehre nichts vermochten, entschloss er sich, Strenge gegen ihn zu gebrauchen; denn durch dieses Mittel hatte er schon mehrere rechtgläubige Bischöfe in Schrecken versetzt. Nachdem er mehrere Provinzen durchreist hatte, wo er jene, die der arianischen Irrlehre nicht huldigen wollten, seinen ganzen Zorn hatte fühlen lassen, kam er auch nach Kappadokien. Seine Absicht war, den Erzbischof von Cäsarea, der sich kräftiger als alle anderen Bischöfe seinem Willen widersetzt hatte, in den Untergang zu stürzen.

 

Der Präfekt Modestus musste schon vorher versuchen, Basilius durch Drohungen oder Versprechen zur Kirchengemeinschaft mit den Arianern zu bewegen; dieser hatte auch, auf seinem Richterstuhl sitzend, umgeben von den Dienern seiner Gewalt, Basilius vor sich berufen, der mit heiterem und ruhigem Angesicht erschien. Modestus empfing ihn mit Höflichkeit und drang mit schmeichelhaften Worten in ihn, dem Wunsch des Kaisers zu willfahren; als er aber durch dieses Mittel seinen Zweck nicht erreichte, nahm er eine drohende Miene an, und sagte in einem zornigen Ton: „Bedenkst du es auch, Basilius, dass du dich einem so großen Kaiser widersetzt, dessen Willen die ganze Welt gehorcht? Oder fürchtest du nicht die Wirkungen der Macht, mit der wir ausgerüstet sind?“

 

Basilius: „Worauf kann sich denn diese Macht erstrecken?“

Modestus: „Auf Einziehung der Güter, Verbannung, Folter und Tod.“

Basilius: „So drohe mir mit etwas anderem; denn nichts davon macht Eindruck auf mich.“

Modestus: „Was sagst du?“

 

Basilius: „Wer nichts besitzt, braucht die Einziehung der Güter nicht zu fürchten. Ich habe nichts als einige Bücher, und die Lumpen, die ich trage; ich glaube nicht, dass du mir diese wirst nehmen wollen. Zur Verbannung mag es dir nicht leicht sein, mich zu verdammen; denn ich sehe den Himmel und nicht das Land, welches ich bewohne, für meine Vatererde an; die Folter fürchte ich nicht sehr; mein Körper ist so abgezehrt und schwach, dass er sie nicht lange wird ertragen können; der erste Streich wird meinem Leben und meinem Leiden ein Ende machen. Den Tod fürchte ich noch viel weniger, da er mir als eine Wohltat erscheint, weil er mich eher mit meinem Schöpfer vereinigen wird, für den ich allein lebe.“

 

Modestus: „Mit solcher Kühnheit hat noch niemand zu Modestus gesprochen.“

 

Basilius: „Dies ist vielleicht das erste Mal, dass du mit einem Bischof zu tun hast. In den gewöhnlichen Verhältnissen sind wir Bischöfe die sanftesten und unterwürfigsten aller Menschen; bei dem gemeinsten Mann sind wir ohne Trotz, um wie viel mehr daher bei jenen, die mit einer solchen Macht bekleidet sind. Allein wenn es sich um die Religion handelt, haben wir nichts als Gott im Auge und verachten alles Übrige. Feuer, Schwert und wilde Tiere, eiserne Krallen sind dann unsere Wonne. Wende alle deine Drohungen und Folter an, nichts wird imstande sein, uns zu erschüttern.“

 

Modestus: „Ich gebe dir bis Morgen Bedenkzeit, zu wählen.“

Basilius: „Dieser Aufschub ist unnötig; ich werde morgen derselbe sein, wie heute.“

 

Der Präfekt konnte sich nicht erwehren, die Unerschrockenheit des heiligen Erzbischofs zu bewundern. Am folgenden Tag ging er zum Kaiser, der zu Cäsarea angekommen war, und berichtete ihm den ganzen Hergang der Sache. Dieser wollte nun, aufgebracht über den schlechten Erfolg der Unterredung, dass eine andere gehalten würde, welcher er mit Modestus und einem seiner Hofleute, Demosthenes genannt, beiwohnte. Dieser Versuch führte aber zu keinem glücklicheren Ergebnis, als der vorige. Der Präfekt stellte eine Dritte an, die ebenfalls wie die zwei andern zur größten Ehre des Heiligen ausfiel. Am Ende sagte Modestus zu dem Kaiser: „Wir sind besiegt, dieser Mann steht über den Drohungen.“ Valens ließ ihn daher auf einige Zeit in Ruhe; und als er an dem Fest der Erscheinung des Herrn in der großen Kirche sich einfand, ward er ebenso sehr überrascht als erbaut durch die schöne Ordnung und die Ehrfurcht, mit welcher der Gottesdienst gehalten wurde. Was ihn aber besonders ergriff, war die Frömmigkeit und die Geistessammlung, wovon der Erzbischof am Altar durchdrungen schien. Er wagte es zwar nicht, bei dem Abendmahl zu erscheinen, aus Furcht, man verweigere ihm dasselbe; seine Opfergabe brachte er jedoch dar, die wie jene der Rechtgläubigen angenommen wurde, da Basilius glaubte, dass es bei einer solchen Gelegenheit die Klugheit erfordere, die Kirchenzucht nicht in ihrer ganzen Strenge zu beobachten.“

 

Frühe Bilder zeigen Basilius im Bischofsornat der lateinischen Kirche mit Mitra und Stab. Auf späteren Darstellungen trägt er das bischöfliche Gewand der griechischen Kirche und hält eine Taube im Arm.

 

In der Ostkirche wird das Fest des heiligen Basilius am 1. Januar begangen. Da im deutschen Sprachraum an diesem Tag zugleich mit dem Hochfest der Gottesmutter Maria das Fest „Namengebung des Herrn“ gefeiert wird, wurde das Gedächtnis des Heiligen bei der Erneuerung des römischen Kalenders auf den 2. Januar verlegt.

 

Der heilige Gregor von Nazianz,

Erzbischof und Kirchenlehrer von Konstantinopel,

+ 9.5.391? – Fest: 2. Januar

 

Der Heilige wurde zwischen 328 und 330 in Arianz bei Nazianz als erster Sohn einer adeligen Familie geboren. Nonna, seine Mutter, die eine fromme Christin war, hatte großen Einfluss in der Familie; denn außer Gregor wurden auch seine Geschwister Cäsarius und Gorgonia heiliggesprochen, und sein Vater wurde zum Bischof von Nazianz gewählt.

 

Gregor studierte an den berühmtesten Schulen seiner Zeit: Cäsarea in Kappadokien und Palästina, in Alexandrien und mit dem heiligen Basilius zusammen in Athen.

 

Nach seinem Studium ließ er sich auf Wunsch der Eltern als Rhetor in Nazianz nieder. Sein Vater taufte ihn und weihte ihn, da er bereits betagt war und dringend bei seiner bischöflichen Arbeit Unterstützung brauchte, zum Priester. Gregor fühlte sich dadurch überfordert und floh zu Basilius.

 

Gestärkt kehrte er von dort nach Nazianz zurück, um seinen Vater zu unterstützen. Von seinem Freund Basilius wurde er zum Bischof von Sasima geweiht, trat aber dieses Amt nie an.

 

Nach dem Tod seines Vaters führte er dessen Arbeit weiter, ohne sein Nachfolger zu werden. 380/381 nach Konstantinopel berufen, leitete er dort die Kirche, ohne zunächst ihr Bischof zu sein. Auf dem Konzil 381 wurde Gregor offiziell zum Bischof ernannt. Dieses Amt legte er aber noch im selben Jahr nieder und zog sich nach Arianz zurück. Hier widmete er sich ausschließlich den theologischen Fragen seiner Zeit, der Philosophie und der Poesie. Er unterhielt eine umfangreiche Korrespondenz und schrieb Gedichte.

 

Er starb um 390 und trägt seit dem 5. Jahrhundert den Ehrentitel „Kirchenlehrer“.

 

„Zu Konstantinopel empfing man Gregor sehr übel. Die Einwohner dieser Stadt, die nur glänzendem Prunk huldigten, verachteten einen vom Alter gebeugten, kahlköpfigen Mann, dessen Angesicht auch von Tränen der Buße und des strengen Lebens abgezehrt war, und der ganz schlecht gekleidet, in allem die Merkmale der äußersten Armut an sich trug. Die Arianer spotteten seiner, überhäuften ihn mit Unbilden, und schwärzten sogar seinen Namen durch Verleumdungen an. Die Verfolgung wurde zuletzt allgemein; die Großen, wie das Volk, misshandelten den Mann Gottes auf die unwürdigste Weise. Allein sie bewirkten dadurch nichts anders, als dass sie ihm Gelegenheit gaben, sich den Ehrennamen eines Bekenners zu verdienen.

 

Gregor wohnte bei seinen Verwandten, die er zu Konstantinopel hatte, und in deren Haus war es auch, wo sich die Rechtgläubigen versammelten, um ihn zu hören. Einige Zeit später verwandelte er dieses Haus in eine Kirche, welcher er den Namen Anastasia oder Auferstehung gab, weil dadurch der katholische Glaube gleichsam auferstand, welcher bis dahin in dieser Stadt so sehr unterdrückt war. Ein Historiker berichtet, der Name dieser Kirche sei durch ein Wunder bestätigt worden. Eine schwangere Frau, die von einer Galerie herunterfiel und tot auf dem Platz liegen blieb, habe durch das Gebet der versammelten Gläubigen das Leben wieder erhalten.

 

Der Heilige führte ein sehr zurückgezogenes Leben; ohne Not machte er nie Besuche. Die Zeit, welche er nicht zu seinen heiligen Amtsverrichtungen verwendete, weihte er dem Gebet und der Betrachtung. Seine Nahrung war Brot und mit Salz zubereitetes Gemüse. Auf seinen Wangen sah man die Furchen der Tränen, die er beinahe unaufhörlich weinte. Tag und Nacht flehte er die göttliche Barmherzigkeit für seine Herde an. Wer ihn hörte, bewunderte seine tiefe Kenntnis, und die seltene Gabe, die er hatte, auch die abstraktesten Wahrheiten fühlbar hinzustellen und sich ebenso klar wie zierlich auszudrücken. Die Irrgläubigen und Heiden, die nach und nach menschlicher gegen ihn wurden, konnten sich der Neugierde nicht versagen, ihn zu hören, und obgleich so sehr gegen ihn eingenommen, waren sie dennoch gezwungen, sein überlegenes Verdienst anzuerkennen. Mit jedem Tag zeigte sich schöner die Frucht seiner Predigten, und die Anzahl der Rechtgläubigen nahm immer zu. Die Anhänger des Irrtums öffneten die Augen und bemühten sich, in den Schoß der Kirche zurückzukehren.

 

Die Tugenden und hohen Geistesgaben des heiligen Gregor zogen viele Zuhörer in seinen Unterricht. Der heilige Hieronymus verließ Syriens Einöden und kam nach Konstantinopel, wo er sich unter die übrigen Schüler des Heiligen reihte. Unter der Leitung dieses großen Bischofs verlegte er sich auf die Heilige Schrift und rühmte sich immer, wie wir aus seinen Werken sehen, einen solchen Lehrer gehabt zu haben.

 

Aber bei allem Trost und der großen Freude, die der Heilige hatte über den großen Segen, den der Herr über seine apostolischen Arbeiten ausgoss, wurde er in die größte Trauer versetzt durch das Ärgernis, welches der berüchtigte Maximus, der sich auf den erzbischöflichen Stuhl von Konstantinopel drängte, unter allen Gläubigen verbreitete. Der Heuchler hatte sich heimlich von ägyptischen Bischöfen zum Oberhirten der Kaiserstadt weihen lassen, und obwohl sich jedermann über die gesetzwidrige weihe empörte, obwohl sie Papst Damasus für nichtig erklärte, stand er doch als Erzbischof da und begünstigte die Arianer auf alle mögliche Weise.

 

Schon wollte der heilige Gregor die Stadt verlassen, als im Jahr 380 der Kaiser Theodosius nach Konstantinopel kam. Sogleich entfernte er den eingedrungenen Arianer Maximus vom erzbischöflichen Sitz, führte auf dringendes Bitten des Volkes den heiligen Gregor in die Sophienkirche, übergab sie ihm samt allen übrigen Gotteshäusern der Stadt, welche bisher die Arianer besessen hatten, und ernannte ihn zum Erzbischof von Konstantinopel. Im Mai des Jahres 381 berief der Kaiser die Bischöfe des Morgenlandes zu einer Kirchenversammlung nach der Hauptstadt, um den Frieden und die Eintracht in der Kirche Gottes wieder herzustellen. Der erste und wichtigste Gegenstand, mit welchem sich die versammelten Väter beschäftigten, war die Berichtigung der Angelegenheiten der Kirche zu Konstantinopel. Der heilige Gregor hatte sich immer noch geweigert, für immer das Erzbistum zu übernehmen; aber jetzt wurde er fast gezwungen auf den Patriarchenstuhl geführt. Da aber einige ägyptische Bischöfe diese Wahl anfochten und in der Versammlung eine Unruhe entstand, fasste Gregor den Entschluss, seine übrigen Lebenstage in stiller Zurückgezogenheit bei Arianz zuzubringen. Er war zwar schon sehr bejahrt und schwächlich; dessen ungeachtet konnte er noch der Kirche, und besonders jener von Nazianz, Dienste leisten. In seiner Einsamkeit hatte er einen Garten, eine Quelle und ein kleines Gebüsch, welches ihm den unschuldigen Genuss ländlicher Freuden gewährte; diese waren die einzigen, die er sich erlaubte. Da übte er alle Arten körperlicher Abtötung, fastete und wachte oft, und betete viel auf den Knien. Hören wir hierüber ihn selbst: „Ich lebe zwischen Felsen und unter wilden Tieren. Nie sehe ich Feuer, und bediene mich keiner Schuhe. Ein einfaches Oberkleid ist meine ganze Bedeckung. Stroh ist mein Lager, und zur Decke habe ich einen Sack. Mein Fußboden ist allzeit befeuchtet von meinen Tränen.“

 

In der Kunst der Ostkirche wird Gregor als Bischof mit der Taube als Symbol des Heiligen Geistes oder auch mit den Personifikationen der Weisheit und Keuschheit dargestellt. Er ist der Patron der Dichter.

 

Vor der Erneuerung des römischen Kalenders wurde sein Fest am 9. Mai gefeiert, weil man davon ausging, dies sei sein Todestag gewesen.

 

Die drei heiligen Brüder:

Argäus, Narcissus und Marcellinus, Martyrer zu Tomi im Pontus,

+ 308-324 – Fest: 2. Januar

 

Constantin der Große, der erste christliche Kaiser, hatte bereits, von den Christen über alle Maßen unterstützt, seine übrigen heidnischen Mitregenten besiegt, und nur Licinus war noch übrig, dessen Herrschaft ein Ende gemacht werden musste, wenn die christliche Religion ohne Verfolgung zur Staatsreligion heranblühen sollte. Im Jahr 323 rüstete sich Constantin zum Krieg und zog mit seinem christlichen Heer unter dem Schutz des Kreuzes dem Feind entgegen. Licinius setzte sein größtes Vertrauen auf die Hilfe der alten Gottheiten Roms, um so mehr, da ihm seine Götzenpriester einen vollkommenen Sieg vorhergesagt hatten, wenn er zuvor alle Christen, die unter seiner Herrschaft standen, ermorden lassen würde.

 

Sogleich eilten die kaiserlichen Herolde durch das Reich und verkündigten die Befehle des Regenten, dass alle Christen den Göttern opfern und im Weigerungsfall unter den grausamsten Martern hingerichtet werden sollten. Nur wenige Gläubige ließen sich dadurch aus Furcht vor einem gewaltsamen Tod zum Abfall von Jesus bewegen; die meisten blieben standhaft in ihrem Bekenntnis, und ohne Erfolg wüteten die kaiserlichen Beamten samt ihren Henkern mit Feuer und Schwert unter den unschuldigen Christen, umsonst flossen Ströme von Blut allenthalben. Je grausamer die Verfolgung wurde, desto heldenmütiger kämpften die Bekenner für ihre Religion. In diesen jammervollen Tagen wurde die Kirche Gottes mit unzähligen Martyrern bereichert.

 

Da sich die Heiden durch die Standhaftigkeit der Christen besiegt sahen und die Zeit herannahte, wo das Kriegsheer dem Feind entgegen rücken sollte, milderte man die Befehle des Kaisers und forderte von den Christen nur, dass sie gegen Constantin kämpfen sollten. Aber die christlichen Soldaten hielten dies für ein Verbrechen gegen die Religion und erklärten, dass sie lieber alle Peinen dulden, ja Blut und Leben opfern wollen, als gegen den christlichen Kaiser zu streiten, der das Zeichen der Erlösung, das heilige Kreuz, auf seiner Fahne führe. Da erneuerte sich die Wut der Heiden noch heftiger gegen die Christen, und wilden Tieren gleich überfielen sie diese und zerfleischten sie.

 

Die Legende aus uralter Zeit nennt besonders drei Brüder, Argäus, Narcissus und Marcellinus, die in der Stadt Tomis am Schwarzen Meer wohnten und in dieser Verfolgung als Opfer der heidnischen Grausamkeit fielen. Sie wurden als Christen aufgefordert, sich an das Heer des Licinius anzuschließen und gegen den christlichen Kaiser zu kämpfen. „Gegen unsere Glaubensbrüder“, antworteten sie, „und zur Erhaltung eines gottlosen, heidnischen Regenten ergreifen wir die Waffen nicht.“ Argäus und Narcissus wurden sogleich enthauptet; Marcellin aber, der jüngste Bruder, sollte durch Versprechungen und Drohungen gezwungen werden, bei dem Heer zu dienen. Als aber alles fruchtlos war und er standhaft bei seinem Entschluss beharrte, wurde er unmenschlich am ganzen Körper zerschlagen, dann in einen unterirdischen Kerker geworfen, wo er mehrere Tage ohne alle Nahrung schmachtete, und schließlich fand er den erwünschten Tod in den Fluten des Meeres.

 

Mehrere ungenannte Martyrer in Rom,

Fest: 2. Januar

 

Die Heilige Schrift war den Christen in den ersten Jahrhunderten die einzige Quelle ihres Trostes und ihrer Erbauung. Besonders aber schätzten sie das Neue Testament, als das kostbarste Vermächtnis ihres Heilandes und Seligmachers, der sie nach seiner Himmelfahrt nicht als Waisen zurücklassen wollte, sondern sorgte, dass ihnen, die er durch sein Blut erkauft und sie zu Miterben seines Reiches erklärt hatte, durch die Apostel die göttlichen Urkunden im Evangelium als der letzte Beweis seiner unendlichen Liebe in die Hände gegeben wurden. Ihnen war daher die Heilige Schrift das größte Kleinod, und in den Zeiten der fürchterlichen Verfolgung von Seite der Heiden, hinausgetrieben in die verlassensten Einöden und Wildnisse, blieb die Bibel ihre tröstliche Unterhaltung. Durch dieses Buch belehrten und erbauten sie sich, und daraus wurden sie im Glauben, Vertrauen und in der Liebe zu Gott und Christus gestärkt und befestigt. Dies wussten die heidnischen Kaiser Diokletian und Maximian. Deswegen drangen sie unter Androhungen der härtesten Todesstrafen darauf, dass die Gläubigen ihre heiligen Schriften ausliefern sollten. Sieben Jahre lang hatten sie mit Landesverweisungen, Kerkern und den ausgesuchtesten Todesstrafen gegen die Christen gewütet, und auf ihre Befehle wurden alle Kirchen verbrannt oder niedergerissen, um das Andenken an Jesus von der Erde zu tilgen. Und doch stand die Kirche Christi noch und die Gläubigen lebten ohne Furcht mitten unter ihren Todesfeinden.

 

Diokletian gab nun das Gesetz, das jedem Christen den Tod drohte, der seine Bibel nicht zum Verbrennen ausliefern würde. Aber diese neue Art der Christenverfolgung bewies, wie sehr die Gläubigen ihre heiligen Schriften, selbst mit Gefahr des Lebens, verehrten, denn die meisten wählten lieber den Martertod, als sie sich von diesem göttlichen Buch trennten, und wer feige genug war, es den Heiden auszuliefern, wurde verachtet und verabscheut, und konnte nur durch die schwerste, nicht selten lebenslängliche Kirchenbuße mit den standhaft gebliebenen Gläubigen wieder ausgesöhnt werden. Die Kirchengeschichtsschreiber nennen zu Anfang des vierten Jahrhunderts viele heilige Martyrer, die während dieser Verfolgung ihr Leben ließen. Zum Beispiel: Die heilige Irene und ihre Schwester. Aber die Namen aller derer, die Gott und die heilige Religion allen Erdengütern vorzogen, sind im Buch des Lebens aufgezeichnet, wie die Namen der römischen Martyrer, die die katholische Kirche am 2. Januar verehrt, und die im Jahr 303 unter Diokletian eines gewaltsamen Todes starben, weil sie ihre heiligen Schriften den Heiden zur Verunehrung nicht übergaben.

 

Der heilige Makarius der Jüngere,

Priester und Einsiedler-Abt in Alexandria, Ägypten,

+ 2.1.394 – Fest: 2. Januar

 

Im alten Schott fand man heute den Schluss der Achttagefeier des heiligen Erzmartyrers Stephanus. Nebenher begeht die Kirche das Gedächtnis des heiligen Makarius. Fremd klingt der Name im Ohr. Nur in Griechenland und in den angrenzenden Gegenden gibt es noch manche, die den Namen Makarius tragen, der übrigens ein sehr schöner Name ist, denn Makarius bedeutet auf Deutsch „Hans im Glück“.

 

Der heilige Makarius war wirklich ein rechter Hans im Glück, ähnlich und doch ganz verschieden von jenem Hans im Glück, der im Märchen vorkommt. Dieser vertauschte bekanntlich den Goldklumpen mit einem Pferd und das Pferd mit einem Schwein und das Schwein mit einer Gans, und schließlich hatte er nichts mehr. Das war nicht gerade klug, viel klüger war dagegen der heilige Makarius, der lebenslang auch tauschte, aber stets das Geringere gegen Besseres eintauschte.

 

Makarius, der ungefähr vor sechzehnhundertfünfzig Jahren in der Weltstadt Alexandrien am Mittelmeer geboren wurde, begann frühzeitig mit dem Tauschen. Als Zehnjähriger erhielt er einmal eine Schachtel voll süßer Feigen zum Geschenk. Was mag er mit den Feigen gemacht haben? Er aß sie nicht, sondern verkaufte sie, und für das Geld, das er dafür erhielt, kaufte er sich zwei andere Schachteln Feigen, die er wieder verkaufte, und für den neuen Erlös bekam er schon vier Schachteln Feigen, und so weiter im ständigen Einkauf und Verkauf. Das war der bescheidene Anfang des späteren großen und stadtberühmten Obst- und Feinkostgeschäftes Makarius & Co. zu Alexandrien.

 

Makarius war also ein Hans im Glück, der durch den Ein- und Umtausch von Waren mit der Zeit ein schwerreicher Mann wurde. Während er als Junge bettelarm war, besaß er mit dreißig Jahren bereits eine großmächtige Villa am Meer und nannte Kisten und Kästen voll Gold und Silber sein Eigen.

 

Makarius war wirklich ein Hans im Glück, glücklich war er aber trotzdem nicht. Wenn der Großkaufmann Makarius tagsüber mit den Händlern um den Wareneinkauf verhandelte oder die Bediensteten im Laden beaufsichtigte oder den Kunden den Hof machte, so fühlte er sich ganz in seinem Element. Anders aber erging es ihm an den betriebslosen, stillen, langen Abenden. Da saß der reiche Mann Stunde um Stunde trübselig neben dem trübseligen Öllämpchen, wie man sie damals hatte, und langweilte sich, und alles ekelte ihn an, das Geschäft, das Geld und überhaupt das ganze Leben. Wozu alle Unruhe und Unrast Tag um Tag, wenn zum Schluss nichts weiter übrigblieb als der öde Geldplunder?

 

Von dieser Art waren die Gedanken, die sich der Kaufmann Makarius mit jeder Woche mehr machte, und eines Tages war er es satt, er verschenkte alles, was er besaß, alles aus der Villa und alles aus dem Laden. Solch einen Ausverkauf hatte die Weltstadt Alexandrien noch nicht erlebt, und weil die Waren nichts kosteten, strömten die Kunden in Menge herbei. Hinter dem Rücken des Kaufmanns Makarius tippten sich die Leute auf die Stirn, aber um so lieber bedienten sie sich selbst kostenfrei in den reichen Auslagen des Großgeschäftes. Auf diese Weise wurde der reiche Kaufmann an einem einzigen Tag arm.

 

Gleich darauf verschwand Makarius aus der Stadt, und niemand wusste, wohin er gegangen war. Immer weniger redete man mit der Zeit von ihm, und schließlich war er vollständig vergessen. Erst dreißig oder vierzig Jahre später war sein Name plötzlich wieder in aller Mund, und man erzählte sich Wunderdinge von dem heiligen Einsiedler Makarius, der fern in der Wüste hauste, nur von Brot und Bohnen lebe, armselig in einer kleinen Höhle wohne, faste, bete, und büße, und wer den Wunsch hege, einmal im Leben einen wirklich glücklichen Menschen zu sehen, der solle zu Makarius gehen.

 

Auf dieses Gerücht hin gingen auch manche Leute in die Wüste und suchten den Einsiedler auf, und was sie da sahen und erlebten, war eine Bestätigung des Geredes, denn sie fanden einen rechten Hans im Glück, der ihnen in Wort und Beispiel die beseligende Wahrheit verkündete, dass das Glück nicht im Besitz der irdischen Dinge besteht, sondern im freiwilligen Verzicht auf sie um des himmlischen Lohnes willen.

 

Makarius ist ungefähr hundert Jahre alt geworden und als er starb, hatte er als kluger Lebenskaufmann so viele Verdienste erworben, dass ihm der liebe Gott dafür den Himmel eintauschte. Da war aus Makarius der ewige Hans im Glück geworden. 

 

Der heilige Konkordius von Spoleto, Subdiakon und Martyrer,

+ 2.1.178 – Fest: 2. Januar

 

Dieser Heilige wurde in einer Einöde unter der Regierung von Markus Antonius verhaftet und gegen das Jahr 178 vor Torquatus, dem Statthalter in Umbrien, der damals in Spoleto seinen Sitz hatte, geführt. Da Versprechungen und Drohungen nichts fruchteten, gab man ihm im ersten Verhör Stockschläge und spannte ihn im zweiten auf die Folter. Er litt mit heldenmütiger Geduld und sagte heiteren Sinnes unter den schrecklichsten Qualen: Gepriesen sei unser Herr Jesus! Drei Tage danach schickte Torquatus zwei Soldaten, um ihn im Gefängnis zu enthaupten, wenn er sich weigern würde, einem Götzenbild, das ein Priester trug, der ihn begleitete, zu opfern. Da Konkordius, um seinen Abscheu gegen ein solches Opfer zu bezeugen, das Götzenbild anspie, hieb ihm sogleich einer von den Soldaten den Kopf ab. Sein Name steht im römischen Martyrologium am 1., in einigen anderen aber am 2. Januar.

 

Der selige Ayrald von Maurienne, Kartäuser, Bischof,

+ 2.1.1146 – Gedenktag: 2. Januar

 

Das Evangelium berichtet uns, wie einst ein Jüngling zum göttlichen Meister kam und nach dem Weg der Vollkommenheit fragte. Als aber der Heiland ihm sagte: „Gehe hin, verkaufe, was du hast, und komm und folge mir nach!“ da ließ der junge Mann den Kopf hängen und ging enttäuscht von dannen, denn er besaß viele Güter. Seitdem haben Unzählige den vom Heiland gezeigten Weg eingeschlagen, haben alles verlassen und sind dem Herrn nachgefolgt. So auch der selige Ayrald.

 

Von seiner Jugendzeit wissen wir nur eins: Seine Eltern waren mit Glücksgütern gesegnet und unserem Seligen lachte einmal ein reiches Erbe. Aber seine Eltern müssen ihn wohl schon frühzeitig mit einem noch besseren Erbe ausgestattet haben: mit Weisheit und Frömmigkeit. Denn er verließ die Welt, bevor er sie noch kennengelernt hatte, bevor sie ihm gefährlich werden konnte, und vertauschte – wie sein Lebensbeschreiber sagt – die seidenen Gewänder mit dem härenen Bußkleid der Kartäuser. Jedoch nicht lange sollte sich Ayrald der Einsamkeit erfreuen. Wenige Jahre, nachdem er seine Gelübde abgelegt hatte, wurde er zum Bischof von Maurienne ernannt. Wie sehr sein Herz aber an der Klosterzelle hing, zeigen am besten seine vielen Besuche im Kloster Portes. War er einmal da, dann konnte er sich kaum trennen von seiner lieben Zelle. Mehr als einmal bedurfte es einer liebevollen Mahnung von Seiten des Priors, der ihn an seine Herde erinnerte. Diese verehrte ihn wie einen vom Himmel gesandten Engel. Seine Reinheit, Güte und nicht zuletzt die zahlreichen Wunder, die Gott durch ihn wirkte, machten, dass alle mit Ehrfurcht zu ihm aufblickten.

 

Wie lange Ayrald den Hirtenstab geführt hat, ist mit Sicherheit nicht festgestellt. Er starb in den Armen seines ehemaligen Obern, des Priors von Portes, den er zu sich hatte rufen lassen, im Januar des Jahres 1146. Gott verherrlichte seinen Diener gleich nach seinem Tod durch zahlreiche Wunder, die an seinem Grab geschahen. Dies veranlasste seinen Nachfolger, die sterbliche Hülle zu erheben und ihr einen ehrenvolleren Platz anzuweisen. Ein kostbarer Marmorsarg sollte fortan die noch kostbareren Überbleibsel bergen. Von allen Seiten strömte das fromme Volk herbei, um den Seligen in seinen Nöten anzurufen. Gott belohnte das Vertrauen durch neue Wunder: Er ließ aus dem Sarg ein kostbar duftendes Öl ausschwitzen, durch dessen Salbung alle Arten von Krankheiten, besonders Fieberkranke, geheilt wurden.

 

Papst Pius IX. billigte die Verehrung des Seligen, die seit unvordenklichen Zeiten in Blüte stand, am 23. Dezember 1862. – Die Kartäuser feiern sein Fest am 2. Januar, in Grenoble am 11. März; sonst 21. Oktober.

 

Der Heiland hat für seine Apostel seinen himmlischen Vater gebeten: „Ich bitte nicht, dass du sie von der Welt wegnimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin (Johannes 17,15-16).“ Können wir auch nicht aus der Welt flüchten, so dürfen wir doch „nicht von der Welt“ sein. Nie darf der Weltgeist das Herz einnehmen. Weltgeist hindert den Fortschritt im geistlichen Leben. Der Weltgeist löscht den Geist Gottes aus.

 

Die gottselige Cäcilia Coppoli, Äbtissin,

+ 2.1.1500 – Gedenktag: 2. Januar

 

Leben

Cäcilia entstammte 1420 dem vornehmen Haus der Coppolt zu Perugia in Italien. Sie war von der schon bejahrten Mutter durch die Fürbitte des heiligen Bernardin von Siena von Gott erfleht worden, weshalb auch dieser Heilige auf dem Bild ist. Die Tochter war von Kindheit auf fromm und weihte ihre Jungfräulichkeit durch Gelöbnis Gott dem Herrn. Aber die Eltern wollten sie mit einem vorzüglichen Bräutigam vermählen; daher eilte Cäcilia im Alter von 17 Jahren mit solcher Schnelligkeit aus dem elterlichen Haus nach Foligno, dass jene, die sie zu Pferde einholen wollten, sie nicht mehr zu erreichen vermochten. Nach vielem Bitten wurde sie von den Clarissinnen in deren Kloster aufgenommen und wurde bald für alle ein Muster heiligen Lebens. Die Betrachtung des Leidens Christi, Liebe zur Armut, besondere Begeisterung für die ursprüngliche Strenge der Regel der heiligen Clara, große Geduld und Eifer im Gebet zeichneten sie aus. Verfolgungen fehlten ihr nicht. Cäcilia wurde dann auch Äbtissin, nahm in der Vollkommenheit immer zu und starb am 2. Januar 1500 zu Foligno im Ruf der Heiligkeit, die von Gott auch nach ihrem Tod durch Wunder bestätigt wurde.

 

Lehre

Am Beginn des neuen Jahres denke recht lebhaft, o Christ, wie alle frommen Seelen und besonders wie die gottselige Cäcilia an dein Ziel und Ende und beherzige und befolge die Worte des großen Mose, die er im Namen Gottes an das auserwählte Volk sprach: „Was verlangt der Herr, dein Gott von dir, als dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest und auf seinen Wegen wandelst und ihn liebst, und dem Herrn, deinem Gott, dienst aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele, und dass du die Gebote des Herrn hältst, und seine Vorschriften, die ich dir heute gebiete, dass es dir wohlgehe?!“ (Deuteronomium 10)

 

Gebet

O Gott, mein Schöpfer und Herr, verleihe mir die Gnade, dass ich in diesem neuen Jahr alle meine Gedanken, Worte, Neigungen und Wünsche deinem heiligen Willen gemäß ordne, meine Bestimmung erreiche und die ewige Seligkeit erlangen möge. Amen.

 

Die gottselige Hortulana, Pilgerin und Witwe,

+ 2.1.1253 – Gedenktag: 2. Januar

 

Leben

Hortulana, eine vornehme Jungfrau zu Assisi in Italien, war von Kindheit an fromm und machte gerne Wallfahrten nach Rom, Jerusalem etc., weshalb sie als Pilgerin abgebildet wird. Auf Wunsch der Eltern vermählte sie sich mit dem Jüngling Favorino aus dem adeligen Haus der Scifi. Auch im Ehestand lebte sie fromm. Gott schenkte ihr die 3 heiligen Töchter: Clara, Agnes und Beatrix. Vor der Geburt der heiligen Clara flehte Hortulana vor einem Kruzifix inständig und vernahm eine Stimme: „Fürchte dich nicht; du wirst ein Licht gebären, das die Welt durch seinen hellen Glanz erleuchten wird.“ Daher gab sie ihrem Töchterlein den Namen Clara, d. i. die Leuchtende. Die Töchter wurden sorgfältigst erzogen. Der heilige Franziskus stiftete mit ihrer Tochter Clara den 2. Orden, Agnes und Beatrix traten auch in ihn ein – und selbst die Mutter folgte ihnen, nachdem sie Witwe geworden war. Im Orden widmete sie sich so sehr der Übung der Vollkommenheit, dass Gott sie im Leben und nach dem Tod durch Wunder verherrlichte. St. Franziskus und die hl. Clara wiesen öfters Kranke an Hortulana, um geheilt zu werden, was auch geschah. Sie starb am 2. Januar 1253. Daher ist der 2. Januar ihr Verehrungstag. Einige nennen sie auch selig.

 

Lehre (des hl. Franz von Sales)

„Die Frömmigkeit verdirbt nichts, aber sie vervollkommnet alles; und wenn sie dem Beruf schadet, so ist es ein Beweis, dass sie falsch ist. Die Biene sammelt von den Blumen Honig, ohne sie zu verletzen, oder ihre Früchte zu vermindern. Aber die Frömmigkeit tut noch mehr, denn weit entfernt, die Berufsgeschäfte zu zerstören, veredelt und verschönert sie sie. Es ist ein Irrtum, ja selbst eine Häresie, die Frömmigkeit aus dem Leben der Soldaten, der Werkstätte der Handwerker, dem Hof der Fürsten, dem Haushalt der Familien verbannen zu wollen. Freilich, die beschauliche, klösterliche Frömmigkeit ist unmöglich in diesen Berufsarten. Aber es gibt außer dieser noch manche Arten der Frömmigkeit, die durchaus geeignet sind, die Weltleute zur Gottseligkeit zu führen.“

 

Gebet

Mein Gott und mein alles! (Hl. Franz von Assisi)

 

Pater Petrus von Frankfurt

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Petrus von Frankfurt. Petrus, in der Welt Spitznagel genannt, wirkte in den Jahren 1424 und 1425 als Lektor im Kloster zu Boppard, in den Jahren 1426 und 1427 als Professor zu Köln, wo er Doktor der Universität war und Heilige Schrift vortrug, sowie das Buch der Sentenzen kommentierte. Seiner tiefen Wissenschaft wegen wurde er berufen, als Theologe beim Konzil in Basel mitzuwirken. Danach wählte man ihn zum Prior des Klosters zu Frankfurt und zum Regens des dortigen Studentates. Nach dem Ableben seines Ordensbruders Heinrich Bock wurde er berufen, dessen Nachfolger als Weihbischof in Speier zu werden. Um das Jahr 1464 schied er aus dem Leben. Pater Daniel von der Jungfrau Maria sah um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts im Dom zu Speier noch das Gemälde, auf dem Petrus im Ordensgewand, aber mit Mitra und Stab dargestellt war.

  

Gebet am 2. Januar

 

Gütigste und mildeste Mutter, ich bitte dich nicht um Reichtümer, um Ehren und andere Güter dieser Welt. Ich bitte dich nur um die Gnade Gottes, um die Liebe zu deinem Sohn, um die Erfüllung seines Willens, um den Himmel, damit ich Gott die ganze Ewigkeit hindurch lieben kann. Wäre es möglich, dass du mich nicht erhörst? Nein, nein, ich hoffe, dass du mich schon erhört hast, dass du schon für mich betest, dass du mir schon die Gnade, um die ich dich bitte, verschafft hast, dass du mich schon in deinen Schutz genommen hast. O meine Mutter, verlasse mich nicht, fahre fort, so lange für mich zu beten, bis du mich selig zu deinen Füßen im Himmel siehst, wo ich dich preisen, wo ich dir danken werde die ganze Ewigkeit hindurch. Amen.

 

Zu Gott

 

Wir bitten Dich, o Gott, lass uns aus den Versuchungen Vorteil ziehen, und bei den Schwierigkeiten dieses Lebens an die ewige Herrlichkeit denken, die du Deinen Dienern im Himmel bereitet hast, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Die Kirche wollte zu dieser Zeit bis auf Mariä Lichtmess das Andenken der wundervollen Niederkunft der jungfräulichen Mutter erhalten, wie dies aus der für diese Zeit bestimmten Präfation in der Heiligen Messe und aus den in den priesterlichen Tagzeiten so oft vorkommenden Lobsprüchen hervorgeht: Dir, o Jesus, der du von einer Jungfrau geboren bist, wie auch dem Vater und Heiligen Geist sei Ehre in alle Ewigkeit. Amen. 

 

Andacht am 2. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Die Kenntnis Jesu Christi, das heißt, die Kenntnis seiner Person, seiner Vollkommenheiten, seiner Liebe, seiner Wohltaten ist der Grund und Quell des ewigen Lebens." (Der heilige Cyrill)

Die heilige Theresia sprach: "Seit die Gnade mir zu Teil ward, Jesus Christus zu kennen und einige Züge dieser unnennbaren Schöne zu schauen, vermochte es kein erschaffener Gegenstand, in mein Herz sich zu drängen; ja, alles auf Erden ekelt mich an."

Der heilige Augustinus war ein Cherub an Wissenschaft, ein Seraph in der Liebe; und nicht ohne Grund wird er mit einem flammenden Herzen in seiner Rechten abgebildet. "Ich liebe Dich, Herr," ruft er aus, "und zwar nicht mit zweifelhaftem, sondern mit lebendigem Bewusstsein. Verwundet hast Du mein Herz durch Dein Wort, und geweiht habe ich dasselbe Deiner Liebe! Nimmer habe ich Deiner vergessen, seit Du meine Finsternisse zerstreutest und Dich mir zu erkennen gabst. Sobald die Glückseligkeit mir zu Teil ward, zu wissen, wer Du bist, prägte ich Dich meinem Gedächtnis ein, und dort finde, dort koste ich vollkommene Freude, und die süßesten Wonnen, wenn ich Deiner gedenke!"

Unauslöschlich auch war die Liebe Jesu dem Herzen des heiligen Dominikus eingeprägt; dies zeigte er in allen Handlungen seines Lebens, in seinen Bußwerken, in seinen Fasten, Nachtwachen, Gebeten, Tränen, und in jenem feurigen Eifer, der ihn antrieb, die Menschen zu seiner Kenntnis zu führen und Seine Ehre zu fördern. Dieser feurige Eifer führte ihn auch zu dem Vorsatz, in ferne Länder ungläubiger Heiden zu reisen, daselbst Ihm Anbeter und Diener zu erwecken. Seine ganz besondere Andacht zu dem heiligsten Altarsakrament war so groß, das er ganze Nächte in Gegenwart desselben zubrachte. Ward er aber vom Schlaf überfallen, so ruhte er mit dem Haupt auf den Stufen des Altars, um sich wenigstens nicht körperlich von ihm zu entfernen. Ebenso vergoss er auch während des heiligen Opfers süße Tränen, und ward, bei der Betrachtung der unendlichen Liebe des Herrn, in diesem heiligen Geheimnis nicht selten zu wunderbaren Entzückungen erhoben.

Was wirkte nicht die Kenntnis Christi in dem heiligen Apostel Paulus? Gleichsam ähnlich ward sein Herz dem Herzen Christi. - Was wirkte sie nicht in dem Herzen des heiligen Märtyrers Ignatius? So durchdrungen war er von feuriger Liebe zu Ihm, dass nach seinem Tod der Name Jesu mit goldenen Buchstaben auf seiner Brust gefunden ward. - Was in dem heiligen Hieronymus? Sein Leben wollte er bei der Krippe des Erlösers verhauchen! - Was in dem heiligen Augustinus? Ganz war sein Herz der Liebe Jesu geweiht! - Was in dem heiligen Franziskus von Assisi? Zu jeder Stunde flüchtete er sich in die heiligen Wundmale des Erlösers. - Was in dem heiligen Antonius von Padua? Ohne Unterlass bedachte er die heilige und süße Kindheit Jesu. - Was in dem heiligen Bernard? Mit welcher Salbung und Beredsamkeit sprach er von Christus! - Was in dem heiligen Carl Borromäus? Nimmer ließ er von der Betrachtung seines heiligen Leidens ab. - Was in einem heiligen Franziskus von Sales, in einem heiligen Ignatius von Loyola, in einem heiligen Philipp Neri? Bekannt und berühmt waren diese großen Heiligen wegen ihrer flammenden Liebe zu Jesus.

 

Tiefe Betrübnis ergreift mein Herz, o liebreicher Jesus, dass Du, die Liebe, so oft beleidigt und so wenig geliebt wirst. O Herr der Herzen, eigne Dir mein Herz an! Verleihe mir, dass ich Deiner immerdar gedenke, dass ich mich sehne, Dir zu gefallen, dass ich in allem Deine Ehre suche, und meine ganze Kraft verwende, Dich zu lieben und andere zu Deiner Liebe zu führen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. Januar

 

"Das Leben ist kurz und sein Weg mit Hindernissen und Widerwärtigkeiten besät.

Benutze alle Augenblicke des Lebens, so lange es verwertet werden kann.

Es kommt die Nacht, wo niemand mehr wirken kann."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 2. Januar - Zum Anfang des neuen Jahres

 

Sieh, ein neues Jahr beginnt.

Auf denn, säume nicht, und eile:

Denn die edle Zeit verrinnt.

Nütze sie zu deinem Heil;

Denn die Aussaat in der Zeit

Reift zur Frucht der Ewigkeit.

 

1. Wie vom Gipfel eines hohen Berges blicke ich im Licht dieses neuen Jahres in den Abgrund der Zeiten hinab. Wie schnell verging das letzte Jahr, wie schnell meine ganze Lebenszeit, wie schnell alle Stunden, Tage und Jahre, die seit der Schöpfung verflossen sind. Alle eilten in den Ozean der Vergangenheit, wo nun Tage, Wochen, Jahrhunderte von gleicher Kürze sind. Wie viele aber nahm das verflossene Jahr auf seinen Flügeln mit sich in die Ewigkeit, die seinen Anfang noch froh erlebt hatten. Junge und Alte, Reiche und Arme, Könige und Bettler, ja wie viele meiner Freunde und Bekannten auch, die nichts weniger als eines so schnellen Endes gedachten. Kann aber, was im verflossenen Jahr ihnen widerfuhr, im laufenden Jahr nicht mir selbst widerfahren?

 

2. O Zeit, wie schnell ist deine Eile, wie unsicher deine Dauer, wie unendlich dein Wert. Du bist das Talent, das der himmlische König mir anvertraute. Von deiner Verwendung hängt das Los meiner Ewigkeit ab. Muss ich aber nicht zitternd auf das vergangene Jahr zurückblicken? Sammelte ich mir nicht Schätze des Zorns für den Tag des Gerichts? Und in der großen Anzahl meiner Werke: wie wenig Frucht für den Himmel, und wie viel Spreu zum Verbrennen.

 

3. Dank und Anbetung dir, o König der Ewigkeit, mein Schöpfer und mein allerhöchster Herr. Abermals führte deine Huld in ein neues Jahr mich ein, meinen unermesslichen Verlust zu ersetzen. Ach, wie würden so viele, die nun auf ewig von deinem Angesicht verworfen sind, diese kostbare Zeit verwenden, wenn sie für sie zurückkehrte. Und ich sollte noch länger säumen, mein ewiges Heil durch Werke des Lebens zu sichern? Ach, schon ist vielleicht das Ziel meines Lebens nahe. Ist aber dieses Jahr mein letztes: was möchte ich dann nicht alles darin getan haben. Vergeblich jedoch sind dann meine Wünsche. So will ich denn nun mit deiner Gnade, Herr, kräftig beginnen. Nun ist die Gegenwart in meiner Gewalt; "nun sind Tage des Heils; nun ist eine gute Zeit."

 

3. Januar

 

Die heilige Genoveva, Jungfrau und Nonne von Paris,

+ 3.1.512 - Fest: 3. Januar

 

Im Dorf Nanterre, zwei Stunden von Paris entfernt, wurde sie um 422 geboren. Fünfzehnjährig zog Genoveva zu ihrer Tante nach Paris, bei der sie auch, nachdem sie den Schleier der Braut Gottes empfangen hatte, wohnte. Sie führte ein ungemein strenges Leben und bemühte sich immer wieder, dem einzelnen und dem Volk helfend beizustehen. Auf ihre Fürbitte hin blieb Paris 451 vom Hunnensturm verschont.

 

Genoveva starb 502 oder 512 und wurde unter dem heutigen Pantheon in Paris begraben. 100 Jahre später wurden ihre Gebeine in die Kirche St-Etienne-du-Mont übertragen und in einem kostbaren Schrein beigesetzt.

 

„Genoveva wurde um das Jahr 422 geboren und war sieben Jahre alt, als der heilige Germanus von Auxerre und der heilige Lupus von Troyes, die sich nach Großbritannien begaben, um die Irrlehre des Pelagius zu bekämpfen, zu Nanterre ihr Nachtlager nahmen. Kaum waren die zwei Bischöfe angelangt, als sie sich von einer großen Volksmenge umringt sahen, welche ihren Segen begehrte. Unter den frommen Menschen befand sich auch Genoveva mit ihren Eltern. Allein der heilige Germanus wusste sie, durch höhere Erleuchtung, die ihm plötzlich vom Geist Gottes zuteilwurde, zu unterscheiden, hieß sie mit ihren Eltern näher kommen, und sagte diesen die künftige Heiligkeit ihrer Tochter voraus. Er fügte noch bei, dass sie den gefassten Entschluss, Gott zu dienen, ins Werk setzen und durch ihr Beispiel zur Heiligung anderer vieles beitragen würde. Da ihm Genoveva hierauf sagte, sie hege schon seit langer Zeit das Verlangen, in immerwährender Jungfrauschaft zu leben und keinen anderen Namen als den einer Braut Jesu Christi zu tragen, gab er ihr seinen Segen, um sie Gott von diesem Augenblick an zu weihen; dann führte er sie in die Kirche, begleitet von allem Volk, das sich um ihn versammelt hatte, und hielt während des Psalmengesanges und der Gebete seine Hand über ihrem Haupt ausgestreckt. Er behielt sie auch noch während der Mahlzeit bei sich und entließ sie erst, nachdem er vom Vater das Versprechen erhalten hatte, dass er sie am Morgen des folgenden Tages vor seiner Abreise noch einmal sehen könne.

 

Severus und Gerontia begaben sich mit ihrer Tochter zur bestimmten Stunde zu dem Heiligen, welcher Genoveva fragte, ob sie sich noch ihres Versprechens erinnere, das sie Gott gegeben habe: „Ja“, antwortete sie, „ich erinnere mich dessen noch und hoffe mit dem Beistand der Gnade ihm treu zu sein.“ Der Heilige, hoch erfreut über eine so schöne Antwort, ermahnte sie, in diesen Gesinnungen zu beharren. Dann gab er ihr eine kupferne Medaille, auf welcher das Bild des Kreuzes eingegraben war, und empfahl ihr, sie allzeit am Hals zu tragen, um sich stets zu erinnern, dass sie sich Gott geweiht habe. Er hieß sie auch noch, als eine Braut Jesu Christi, den Perlenhalsbändern, den Armbändern, den goldenen und silbernen Kleinodien und allem weltlichen Schmuck zu entsagen.

 

Der Hunnenkönig Attila fiel 451 mit seinen wilden Horden in Frankreich ein und marschierte mordend, brennend, alles verwüstend gen Paris. Die Bürger, vor Schrecken entmutigt und an der Möglichkeit eines Widerstandes verzweifelnd, wollten durch die Flucht sich und ihre Kostbarkeiten retten. Diesem Plan widersetzte sich Genoveva heldenmütig und prophezeite: „Flieht nicht, denn gerade jene Gegend, wohin ihr euch flüchten wollt, wird von Attila verwüstet werden. Nach Paris wird er nicht kommen, wenn ihr durch Gebet und Fasten euch des Schutzes Gottes würdig zeigt.“ Der Erfolg ihrer Bitten und Ermahnungen war, dass die Frauen ihr beistimmten und sich mit ihr zum Gebet vereinigten. Die Männer aber tobten, schimpften sie eine Verräterin, welche sie nur dem Mordbeil der Hunnen überliefern wolle, und drohten ihr mit dem Tod. Gerade rechtzeitig brachte der Archidiakon des heiligen German einige Geschenke, welche der heilige Bischof sterbend für Genoveva bestimmt hatte, nach Paris und nahm sich der verfolgten Jungfrau so kräftig an, dass die leidenschaftliche Aufregung des Volkes sich legte.

 

Als inzwischen Attila unverhofft seinen Marsch von Paris weg dorthin wendete, wohin die Bürger hatten fliehen wollen, und so die Prophezeiung Genovevas sich bewahrheitete, wurde sie als Dienerin Gottes anerkannt und als Retterin mit jubelndem Dank geehrt.“

 

Dargestellt wird Genoveva mit einer Kerze, über der ein Engel und ein Teufel schweben, in der Hand. Die Kerze, die ihr ein Teufel ausbläst, wird von einem Engel immer wieder angezündet. In der anderen Hand hält sie ein kelchartiges Gefäß und die Schlüssel von Paris. Der Kelch soll sich auf ihr Gebet hin solange gefüllt und den Durst der Bauleute von St. Denis gestillt haben, bis der Kirchenbau vollendet war.

 

Genoveva ist die Schutzpatronin der Stadt Paris, der Wachszieher, Frauen, Hirten und Weingärtner. Sie wird insbesondere zur Abwehr gegen Dürre, Krieg, Unglück und Seuchen angerufen.

 

Genoveva wird nur im Regionalkalender des französischen Sprachraums genannt. In der Diözese Straßburg wird der 3. Juli als nicht gebotener Gedenktag der vor allem früher als Namenspatronin auch bei uns sehr beliebten Heiligen begangen.

 

Der heilige Antherus, Papst und Martyrer von Rom,

+ 3.1.238 – Fest: 3. Januar

 

Antherus, dessen Vater Romulus aus Griechenland gebürtig war, zeichnete sich durch so hohe Tugenden und eine solche Gelehrsamkeit aus, dass er mit allgemeiner Übereinstimmung der Priester und des Volkes zu Rom zum Nachfolger des heiligen Papstes Pontianus gewählt wurde, der in Sardinien als Martyrer sein Leben geopfert hatte. Mit unermüdlichem Fleiß sammelte der heilige Antherus die Taten der Martyrer, und hinterließ sie der Nachwelt in einem Buch, weil es, wie er behauptete, eine Ungerechtigkeit wäre, wenn man das Andenken heldenmütiger Bekenner in der Kirche Gottes mit ihrem Tod erlöschen ließe. Noch hatte er dieses Werk nicht vollendet, als er selbst des Martertodes gewürdigt wurde im Jahr 238. Damals verfolgte der heidnische Kaiser Maximin mit unerhörter Grausamkeit die Bekenner Jesu, und auch der heilige Oberhirt Antherus wurde vor das Gericht der wütenden Statthalter Vitalinus und Sabinus geschleppt. Da er weder durch Drohungen noch Peinigungen zum Abfall vom Glauben bewogen werden konnte, wurde er hingerichtet.

 

Die Gläubigen beerdigten seinen Körper in der Stille auf dem Kirchhof des Callistus; in der Folge aber wurden seine Gebeine erhoben und in der Silvesterkirche auf dem Marsfeld beigesetzt. Sein Nachfolger in der päpstlichen Würde war der heilige Fabian, ein Mann, berühmt durch Heiligkeit und tiefe Gelehrsamkeit.

 

Der heilige Gordius, römischer Hauptmann und Martyrer von Cäsarea,

+ 4. Jhd. (304) - Fest: 3. Januar

 

Der heilige Basilius der Große hielt an einem 3. Januar eine Rede an seine Christengemeinde, in der er den Martertod des heiligen Gordius auf folgende Weise erzählte. Gordius war zu Cäsarea in Cappadocien gebürtig und hatte sich durch seine ausgezeichneten Tugenden und durch seinen Heldenmut bis zur Würde eines Hauptmanns beim kaiserlichen Kriegsheer aufgeschwungen. Galerius Maximian hatte nach dem Tod des Diokletian die Alleinherrschaft des morgenländischen Kaisertums an sich gerissen, und weil ihm von jeher die Religion Jesu verhasst war, beschloss er eine der grausamsten Verfolgungen gegen ihre Bekenner und ließ das Gesetz öffentlich bekanntmachen, dass bei Todesstrafe alle seine Untertanen Jesus verleugnen und die Götzenbilder anbeten sollten. Zugleich wurden alle christlichen Kirchen zerstört, die Altäre und heiligen Gefäße mit unheiligen Händen zerschlagen und alle standhaften Glaubensbekenner unmenschlich gemordet.

 

Mit blutendem Herzen sah Gordius diesen Gräuel der Verwüstung, und weil er den verfolgten Christen auf keine Weise ihr hartes Schicksal lindern konnte, tat er Verzicht auf seine Würde und Reichtümer, verließ die Stadt und floh in eine Wüste, wo er sich ganz dem Dienst Gottes und den Betrachtungen über göttliche Dinge weihte. Nachdem er sich durch Fasten und Gebet zum bevorstehenden Todeskampf gestärkt hatte, trat er aus seiner Einsamkeit hervor und erschien zu Cäsarea an eben dem Tag, wo auf dem Marsfeld feierliche Spiele zur Ehre der Götter gehalten wurden. Auf Befehl des Kaisers musste alles Volk dabei erscheinen und Heiden, Juden und Christen füllten den Schauplatz. Schon hatten die Spiele ihren Anfang genommen, als Gordius – ein schrecklicher Anblick! – mit verwildertem Angesicht, in zerrissenen Kleidern und einen großen Knotenstab in den Händen, mitten unter den Zuschauern auf einem erhöhten Platz erschien und laut Stillschweigen gebot. Dann trat er mutig zu dem Sitz des heidnischen Richters und sprach: „Ich bin Gordius, ein Hauptmann des Kaisers! und kehrte aus dem Ort meiner Zuflucht zurück, um Jesus öffentlich zu bekennen, und dir zu zeigen, dass ich deine Befehle verachte. Da ich hörte, dass du an Grausamkeit alle wilden Tiere weit übertriffst, so mache deinen Versuch an mir.“

 

Der Richter brannte vor Zorn und schrie wütend: „Henker, bereitet alle Arten von Marterwerkzeugen! Zündet Scheiterhaufen an und lasset die wilden Tiere los!“ Ihm entgegnete der heldenmütige Bekenner: „O wenn ich tausendmal sterben könnte zur Ehre meines Jesus, wie gerne wollte ich dies! denn Gott ist mein Schutz, und so fürchte ich die Übel nicht, die mir Menschen zufügen können.“ Mehrere Heiden, als sie den braven Hauptmann erkannten, redeten ihm zu, er möchte seinen Glauben verleugnen und den Göttern opfern. Ja selbst der Richter wendete alle seine Beredsamkeit an, ihn von seinem Vorhaben abzubringen und dem Heidentum den Sieg zu verschaffen. Aber der Heilige schrie, erfüllt vom sehnlichsten Verlangen, mit Jesus vereinigt zu werden, laut auf: „Warum zaudert ihr Unmenschen, mich zu morden! Zerstückelt meinen Körper zu kleinen Teilen und raubet mir meine selige Hoffnung nicht. Je mehr ich leide auf dieser Welt, desto größer ist mein Lohn jenseits.“ Als er schließlich die Christen zur Standhaftigkeit und die Götzendiener zur Bekehrung zum wahren Gott rührend ermahnt hatte, bezeichnete er sich mit dem heiligen Kreuz und ging mit heiterer und freudiger Miene dem Richtplatz entgegen, wo er nach vielen Martern schließlich enthauptet wurde am 3. Januar 304.

 

Die gottselige Stephana Soncina, Dominikanerin,

+ 3.1.1530 – Gedenktag: 3. Januar

 

An diesem Tag des Jahres 1530 ist selig zum ewigen Leben abgeschieden eine fromme Klosterjungfrau aus dem Orden des heiligen Dominikus Stephana Soncina.

 

Als sie Gott ihre Jungfräulichkeit verlobte, ist ihr Christus mit seiner lieben Mutter erschienen und hat sie mit einem überaus schönen Ring sich vermählt, dergleichen sie zuvor nie gesehen hat. Wie die Legende berichtet, ist sie auch von Gott vielfach begnadet und mit den heiligen fünf Wundmalen geziert gewesen.

 

In ihrer Liebe und Andacht, die sie zu Maria hegte, wallfahrtete sie einmal an den Gnadenort Loretto und es ist nicht zu sagen, wie viel wunderbare Dinge Gott und die heilige Jungfrau ihr hier geoffenbart haben.

 

Nach ihrem seligen Ableben hat sie mit Wunderzeichen geleuchtet. Unter anderem ist ein todkranker Junge durch Auflegung eines Rosenkranzes, der mit ihren Reliquien berührt worden war, alsbald wieder gesund geworden.

 

Der heilige Petrus Balsamus, Martyrer von Aulana, im Heiligen Land,

+ 3.1.311 – Fest: 3. Januar

 

Petrus Balsamus, geboren im Gebiet von Eleutheropolis in Palästina, wurde in Aulon während der Verfolgung des Kaisers Maximin verhaftet. Man führte ihn vor Severus, den Statthalter der Provinz, der das Verhör damit anfing, dass er ihn nach seinem Namen fragte. Petrus antwortete: „Mein Geburtsname ist Balsamus und in der Taufe nannte man mich Petrus.“

Severus: „Aus welchem Land und von welcher Familie bist du?“ – Petrus: „Ich bin ein Christ.“

Severus: „Was treibst du für ein Gewerbe?“ – Petrus: „Kann ich etwa etwas Ehrenvolleres treiben oder etwas Besseres in der Welt tun, als Christ sein?“

Severus: „Kennst du den Befehl der Kaiser?“ – Petrus: „Ich kenne die Befehle meines Gottes, des höchsten Gebieters der Welt.“

Severus: „Du sollst bald erfahren, dass die gnädigen Kaiser ein Gesetz gegeben haben, kraft dessen alle Christen den Göttern opfern oder des Todes sterben müssen.“ – Petrus: „Und du wirst einst erfahren, dass es ein Gebot des ewigen Königs gibt, welches spricht, wer den Teufeln opfert, soll vertilgt werden. Welchem rätst du mir zu gehorchen? Welches von beiden glaubst du soll ich vorziehen, - durch deine Hand sterben oder durch den König der Könige, den wahrhaften Gott, zu den ewigen Peinen verdammt werden?“

Severus: „Weil du meinen Rat begehrst, so sage ich dir, dass du den Gesetzen gehorchen und den Göttern opfern sollst.“ – Petrus: „Nie kann ich mich entschließen hölzernen und steinernen Götzen, wie jene, welche du anbetest, zu opfern.“

Severus: „Wisse, dass es in meiner Macht steht, die Beleidigung, die du mir zufügst, durch deinen Tod zu rächen.“ – Petrus: „Ich hatte nicht die Absicht, dich zu beleidigen; ich habe dir nur gesagt, was im göttlichen Gesetz geschrieben steht.“

Severus: „Habe Mitleid mit dir selbst, und opfere.“ – Petrus: „Nur dann, wenn ich nicht opfere, habe ich wahrhaft Mitleid mit mir selbst.“

Severus: „Ich will noch Nachsicht mit dir haben, ich gebe dir also Zeit dich zu bedenken, damit du dich entschließt, dein Leben zu retten.“ – Petrus: „Dieser Aufschub würde nutzlos sein, ich werde meine Gesinnung nicht ändern. Tue nur gleich, was du in der Folge tun müsstest und vollende das Werk, das der Teufel, euer Vater, angefangen hat; denn niemals werde ich tun, was Jesus verboten hat.“

 

Auf diese Worte ließ ihn Severus auf die Folter spannen, und da er so in der Luft hing, sagte ihm jener spottend: „Nun! Petrus, was sagst du dazu? Lernst du nun einsehen, was die Folter ist? Wirst du bald opfern?“ Petrus antwortete: „Zerreiße mich noch mit eisernen Krallen, rede mir aber nicht weiter zu, den Teufeln zu opfern. Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich nur Gott allein opfern will, dem zu Liebe ich leide.“ Auf diese Worte hin befahl der Statthalter die Peinen zu verdoppeln; und Petrus, weit entfernt nur die geringste Klage hören zu lassen, sang vielmehr freudig die zwei Verse des königlichen Propheten: „Nur eins habe ich von dem Herrn begehrt, danach sehne ich mich, dass ich mein ganzes Leben hindurch im Haus des Herrn wohnen möge. (Psalm 27,4) Den Kelch des Heils will ich nehmen, und den Namen des Herrn anrufen. (Psalm 116,13) Hierauf gab Severus, von wilder Wut entbrannt, neuen Schergen den Befehl, die erste, die ermüdet waren, abzulösen. Plötzlich schrien alle Zuschauer, als sie von allen Seiten das Blut des Märtyrers herabströmen sahen: „Gehorche den Kaisern; opfere und befreie dich von diesen schrecklichen Qualen.“ Petrus entgegnete: „Was nennt ihr Qualen? Ich fühle keinen Schmerz; ich weiß aber, dass, wenn ich meinem Gott die schuldige Treue breche, ich wahrhafte Peinen und unaussprechliche Qualen zu erwarten habe.“ Zuletzt sagte ihm noch der Richter: „Opfere doch, Balsamus, oder du wirst es bereuen.“ – Petrus: „Ich opfere nicht und werde es auch nicht bereuen.“

Severus: „Ich spreche das Todesurteil.“ – Petrus: „Gerade was ich so sehnlich wünsche.“

Hierauf sprach Severus das Todesurteil in diesen Worten: „Wir verordnen, dass Petrus Balsamus, weil er sich geweigert hat, dem Gesetz der unüberwindlichen Kaiser Gehorsam zu leisten, und weil er hartnäckig das Gesetz des Gekreuzigten verteidigt hat, an das Kreuz soll geheftet werden.“

 

So empfing dieser großmütige Kämpfer die Märtyrerkrone zu Aulon um das Jahr 311, dem 3. Januar, an dem Tag sein Andenken auch im römischen Martyrologium und in dem von Beda verehrt wird.

 

Aus dem Beispiel der Märtyrer sehen wir, dass eine wahrhaft heldenmütige Standhaftigkeit nur in der christlichen Religion gefunden wird. Nur diese heilige Religion kann haltbaren Trost in den Gefahren und den härtesten Prüfungen gewähren, und über das ganze Leben des Menschen eine unwandelbare Ruhe, die ihn niemals verlässt, ausgießen. Wenn man mit Gott durch die Liebe verbunden ist, ruht man kummerlos unter den Flügeln seiner Allmacht, Weisheit und Güte. Weder die Schmeicheleien, noch die Verachtung der Welt vermögen etwas über den wahren Christen. Der innere Friede, die reinen Freuden, die man in der Übung der Tugend kostet, gewähren reichlichen Schadenersatz für die Entbehrung der vorgeblichen Güter, die das Laster gewährt. Der Tod selbst, der gewöhnlich so schrecklich den Augen der Menschen erscheint, bietet nur Trost dar, weil eine unsterbliche Krone und ein Glück, dessen Dauer ewig wie Gott ist, ihm folgen.

 

Pater Ludwig Ambrosius

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 3. Januar 1794 erfolgte das Martyrium des lobwürdigen Pater Ludwig Ambrosius. Pater Ludwig Ambrosius (Sireude) eröffnet den Reigen derjenigen aus dem Orden der unbeschuhten Karmeliten, die als unglückliche - oder sollen wir sagen als glückliche? - Opfer der großen französischen Revolution fielen. Von seinem Lebensgang ist nur bekannt, dass seine Vaterstadt Avignon war und dass er sich nach der Vertreibung aus dem Kloster nach Lyon begab. Dort bestand wohl Gefahr für sein Leben; dennoch verblieb er, um den Gläubigen, die sich in der Stadt befanden, im geheimen die heiligen Sakramente spenden zu können. Diese Tätigkeit währte aber nicht lange. Da er als treuer Sohn der katholischen Kirche den heiligen Glauben nicht bloß im Herzen festhielt, sondern auch, wo er es für zweckdienlich erachtete, seine Ansichten frei aussprach und die "schismatische Neuerung, die man durch die Zivilkonstitution des Klerus eingeführt hatte, missbilligte", wurde er bald entdeckt. Man warf ihn ins Gefängnis, stellte ihn vor Gericht und verurteilte ihn als fanatischen und gegenrevolutionären Priester zum Tod. Pater Ludwig betrachtete dieses Urteil als eine Gnade. Es wurde noch am gleichen Tag, dem 3. Januar 1794, vollzogen. Sein Tod war erbaulich. Er hatte schon während des Verhörs und der Gerichtsverhandlung deutlich gesagt, dass er katholisch leben und sterben wolle, so erbrachte er im Tod den glänzenden Beweis hierfür. Er trug bei der Hinrichtung eine so tiefe Frömmigkeit zur Schau und bekundete einen so hohen Mut, dass er verdient, den Glaubenshelden der ersten christlichen Jahrhunderte an die Seite gestellt zu werden. 

  

Mutter Katharina von Christus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Katharina von Christus. Mutter Katharina hatte von frühester Jugend an einen klar erkennbaren Beruf zum Ordensleben. Sprach sie ja bereits als Kind, als sie noch kaum recht reden konnte, gerne fromme Worte und Gebete. Von klein auf interessierte sie sich derart für alles, was Jesus, die Heiligen und die menschliche Seele betrifft, dass sie durch ihre Fragen die Hausgenossen nicht selten in Verlegenheit brachte. Groß war ihre Liebe zur Mutter Gottes. Ihr zu Ehren erhob sie sich nächtlicherweise oft vom Lager zum Gebet. Die Hausgenossen fürchteten, es könnten derlei Strengheiten der Gesundheit des Kindes nachteilig sein, und sagten ihm: "Wer viel betet, stirbt bald." Aus Angst vor einem frühzeitigen Tod ließ Katharina in ihrer Andacht nach, doch der Herr, der an ihrer Unschuld und Frömmigkeit Gefallen fand, beruhigte sie mit den Worten: "Tochter, fürchte dich nicht zu sterben, wenn du tust, was ich dich lehre." Nun schwand alle Furcht aus ihrem Herzen. Mit zehn Jahren legte sie bereits das Gelübde der Keuschheit ab. Wieviel Bußübungen nahm sie in der Folge nicht vor, um diese Tugend unversehrt bewahren zu können! Katharina wurde von vielen körperlichen Leiden heimgesucht, den größten Schmerz bereitete ihr indes ein übernatürliches Licht, wodurch sie die klarste Erkenntnis ihrer Fehler erlangte. In diesem Licht sah sie auch in den kleinsten Fehlern ein großes Unrecht gegen Gott, hielt sich für das undankbarste Geschöpf  und litt überaus durch eine große Ängstlichkeit, besonders durch den Gedanken, es könne ihr niemand mehr helfen, denn sie entbehre der göttlichen Gnade. In seinem Erbarmen kam ihr abermals der Herr entgegen, indem er zu ihr sprach: "Tochter, gehe nicht nach Hause, bevor du gebeichtet hast." Katharina suchte den nächstbesten Beichtvater auf, legte eine Generalbeichte ab und fühlte sich danach wunderbar getröstet. Nach dem Tod der Eltern 1571 begann sie an den Eintritt in ein Kloster zu denken. Während sie sich mit diesem Gedanken beschäftigte, kam eben ein Karmelit durch Madrigal. Dieser kehrte in ihrem Haus ein und sprach viel von der heiligen Theresia, von ihren Klosterstiftungen und dem Geist, der in diesen Klöstern herrschte. Je mehr Katharina darüber vernahm, desto mehr erkannte sie, dass sie zu dem gleichen Orden berufen sei. Am 6. Oktober 1571, also in einem Alter von 26 Jahren, trat sie in den Karmel zu Medina del Campo. Wie groß ihr Eifer war, beweist am besten der Umstand, dass sie nicht bloß bereit war, am Ende des Noviziates Profess abzulegen, sondern dass sie sich bereits bei ihrem Eintritt durch die drei Gelübde dem lieben Gott aufopferte und überdies gelobte, nie eine Einwendung gegen eine Anordnung der Oberen zu machen, nichts zu ihrer Bequemlichkeit zu erbitten und sich nie zu entschuldigen. In der Beobachtung dieser wahrhaft heldenmütigen Vorsätze war sie so genau, dass sie selbst nicht davon abging, wenn die Oberen ihr eine Erleichterung anboten. Bei ihrem Eintritt befanden sich nur wenige Schwestern in jenem Kloster, darum trug ihr die Priorin auf, den Herrn um Berufungen zu bitten. Katharina tat es und erhielt vom Herrn zur Antwort: "Tochter, tröste deine Mutter; ich habe dieses Haus nicht vergessen, weil mir die Seelen der Bewohnerinnen wohlgefallen." Katharina lebte gerne in diesem Kloster. Im Juni des Jahres 1581 musste sie es jedoch verlassen, um im Kloster zu Loria das Amt der Priorin zu übernehmen. Nur zwei Jahre und vier Monate währte ihre dortige, überaus segensreiche Wirksamkeit. Im Gehorsam musste sie mit sechs anderen Schwestern im Jahr 1583 die Stiftung in Pamplona, und 1588 die zu Barcelona vornehmen. Gott ergeben wie stets, war sie auch mit diesen Anordnungen ihrer Oberen zufrieden, obwohl sie jedes Mal froh aufatmete, so oft sie nach Ablauf ihrer Amtszeit von der Bürde einer Oberin frei wurde. Die letzten Jahre ihres Lebens waren eine Zeit unsäglicher körperlicher Leiden, so dass es einer wahren Erlösung gleichkam, als der Tod Katharina am 3. Januar des Jahres 1594 aus diesem Tränental abholte. Bei ihrem Hinscheiden hatten ihre Mitschwestern den Trost, ihre Seele in Gestalt einer blendend weißen Taube zum Himmel schweben zu sehen. Der ehrwürdige Pater Dominikus von Jesus Maria sah, wie Christus der Herr, die seligste Jungfrau und andere Heilige kamen und Katharina geradewegs in den Himmel geleiteten. Er weigerte sich deshalb auch, eine Seelenmesse für sie zu lesen, las  dafür die heilige Messe zu Ehren der Mutter Gottes und beauftragte die Schwestern, das Te Deum zu singen. Als der gottselige Vater nach sechs Monaten befahl, Katharinas Leichnam in das neue Kloster zu übertragen, fand man viel Wasser in dem Grab, den Sarg morsch, den Habit verfault, den ehrwürdigen Leib aber ganz unverwest, schön anzuschauen und lieblich duftend.

 

Zum Namen-Jesu-Fest

 

(Aus: "Goldene Legende der Heiligen"

Richard von Kralik, 1902)

 

Als Gott so wunderbarer Art

In diese Welt geboren ward,

Da wollte er als treuer Knecht

Der Welt auch tun ihr volles Recht.

So ward er nach der Juden Sitten

An dem achten Tage beschnitten,

Und ihm der lobesame,

Der gute Name

Bestätigt auf Erden,

Den er ließ kund werden

Durch Gabriel den Himmelsboten.

Als alle Höllengeister drohten,

Ließ er zum Kampf der Helden

Uns diesen Schlachtruf melden.

 

Name Jesus, dir gegeben,

Ehe diese Erdenbahn

Du betratest, und ein Leben

Reich an Leiden dir begann!

Name Jesus, dir gegeben

Uns zum Segen uns zum Heil,

Uns zum Himmel zu erheben,

Zum verheiß`nen Erbeteil!

Name Jesus, vor dir beugen

Engel und Verklärte sich;

Nur verworf`ne Geister schweigen,

Zittern, scheuen, fliehen dich.

 

Gebet am 3. Januar

 

Meine himmlische Königin, Gott will, dass ich mich an dich wende, er will, dass ich deine Barmherzigkeit anflehe, damit nicht nur die Verdienste deines Sohnes, sondern damit auch dein Gebet mir helfe und mich vom ewigen Verderben errette. Ich nehme dann also zu dir meine Zuflucht, o Maria. Du betest für so viele andere, bitte doch Jesus auch für mich. Sage ihm, er möge mir doch vergeben, denn dann verzeiht er mir gewiss. Sage ihm, dass du dir mein Heil wünschst, denn dann werde ich sicher gerettet. Zeige der Welt wieviel Gutes du denen erweist, die auf dich vertrauen. Also hoffe ich, also sei es. Amen. 

 

Zu Jesus Christus auf die Fürbitte der heiligen Genovefa

 

Verleihe uns, o Herr Jesus Christus, durch die Fürbitte der heiligen Genovefa den Geist des Gebets und der Liebe, damit wir der Glückseligkeit teilhaftig werden, die Du den Nachahmern Deiner Auserwählten versprochen hast, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Ein schreckliches Erdbeben, das besonders in Italien alles erschütterte, wurde an diesem Tag durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau im Jahr 1117 gestillt, wie ein unmündiges Kind, das plötzlich laut in der Kirche zu reden anfing, aussagte. Diese Geschichte bezeugen mit Trithemius viele angesehene Schriftsteller. 

 

Andacht am 3. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Weisheit ist in Christus allein zu suchen." (Der heilige Thomas von Aquin)

Der heilige Paulinus spricht in einem Schreiben an den gelehrten Aper, der seinen Würden und allen weltlichen Wissenschaften entsagt hatte, dem Herrn im klösterlichen Stand sich zu weihen: "Mögen Redner in der Kunst eines glänzenden Vortrags sich üben; mögen die Weltweisen den Wissenschaften sich hingeben und die Reichen ihren Reichtum hüten: unser Reich ist Christus." - Eben derselbe Heilige spricht in einem anderen Schreiben an einen gewissen Jovius, der über dem Streben nach eitlen Kenntnissen seines Heils vergaß: "Zeit findest du, Dichter und Redner zu lesen; Zeit, dem Studium der Philosophie abzuwarten; und du fändest keine Zeit ein Christ zu sein? - Sei ein Liebhaber der Weisheit Gottes; studiere Jesus Christus, und lerne in seiner Schule!" - Befolgten wir doch den Rat dieses Heiligen!

Ein eifriger Christ schloss einst solchen den Mund, die durch böse Leidenschaften und das Lesen ärgerlicher Bücher dahin gekommen waren, gleich den Ungläubigen zu lästern. Und er sprach zu ihnen: "Wenn Jesus Christus nicht Gott ist, wie also gingen alle Weissagungen, die von dem Messias aufgezeichnet waren, so vollkommen an Ihm in Erfüllung? - Wie konnte Er je eine so erhabene Lehre ersinnen und verbreiten, wodurch die Menschen Gott, ihre ewige Bestimmung und ihre Pflichten so genau kennen lernten? - Wie tat Er, selbst nach dem Geständnis der Juden sowohl als der Heiden, so viele und so glänzende Wunder? - Wie auch vermochten es seine Jünger, in seinem Namen derselben so hocherstaunliche zu wirken? - Wie nahm der ganze Erdkreis das Christentum in so kurzer Zeit an? - Wie brachten alle Bemühungen der bewaffneten Ruchlosigkeit es nie und nimmer dahin, dasselbe zu vertilgen? - Sind die tugendhaftesten und glücklichsten Menschen nicht die wahren Christen, die nach der Lehre des Evangeliums leben und in der katholischen Kirche, der einzigen Kirche, gehorchen, die Christus gestiftet hat?"

 

O Jesus, Du bist mein Herr und mein Gott! Wärst Du nicht Gott, so hätte Gott selbst uns getäuscht. Erbarme Dich, Herr, derjenigen, die durch die Trugschlüsse und Lästerungen der Gottlosen die kostbare Gabe des Glaubens verloren; und erleuchte die Blinden, die in Finsternissen wandeln! Ich glaube an Dich, mein Gott, und ich liebe Dich! O verleihe mir, dass ich aus dem Glauben lebe und unablässig in Deiner heiligen Liebe zunehme! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 3. Januar

 

"Das Gebet ist die Nahrung,

die allein dem Geist Freude und Kraft verleiht."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 3. Januar - Die erhabene Bestimmung des Menschen

 

Ich pilgre hier in fremdem Land,

Und ziehe eilig fort;

Im Himmel ist mein Ort.

Bald fällt des Fleisches Scheidewand,

Dann reicht mein Schöpfer mir die Hand,

Und nimmt nach meinem Lauf

Mich gnädig zu sich auf.

 

1. Wie kam ich in diese Welt? Und was soll ich in ihr? Verdanke ich vielleicht mein Dasein den leiblichen Eltern? Aber kennen denn diese Eltern auch nur die Hälfte der inneren Organe meines Leibes? Setzten sie den unendlich kunstreichen Bau meines Auges oder meines Gehirns zusammen? Und wie verknüpften sie meinen unsichtbaren Geist mit diesem sichtbaren Körper zu einem Wesen? Eine Kunst unendlicher Weisheit und Allmacht ist hierzu erforderlich. Dies sagt mir das Licht der Vernunft. Gott also hat, wenn auch durch die Vermittlung irdischer Eltern, mir das Dasein gegeben. Er ist der eigentliche Urheber meines Daseins.

 

2. Gab aber Gottes unerschaffene Majestät mir das Dasein, so gab sie es mir offenbar zu ihrer Verherrlichung und zu meiner eigenen Glückseligkeit. Denn alle Wesen schuf der Allerhöchste für sich, alle streben nach ihm, wie nach ihrem Mittelpunkt. Dazu auch ist mein Geist mit einer Erkenntniskraft begabt, die bis ans Unendliche reicht, ihn selbst zu erkennen, und mit einem Vermögen, zu lieben, das kein erschaffenes Wesen vollauf zu sättigen vermag. Schon hieraus erkenne ich klar, dass ich erschaffen bin, meinen Schöpfer zu erkennen, zu lieben und ihn zu besitzen, da nur er, der unendliche Urquell alles Guten, mein Ziel und meine einzig wahre, volle und unendliche Glückseligkeit ist.

 

3. Was also soll ich hier? Offenbar soll ich das Ziel erreichen, für das mein Gott mich erschaffen hat. Hierin aber erkenne ich seine unendliche Güte, die mich nicht erschuf, und dann mir selbst mich überließ. Er gab mir sein heiliges Gesetz als den Weg, auf dem ich zu ihm gelange. Nicht erschaffen wurde ich also, in dieser Welt reich zu werden, nach vergänglicher Ehre zu streben, sündhaften Lüsten mich zu ergeben. Vielmehr würden diese Dinge unendlich weit von dem Weg meiner himmlischen Pilgerschaft mich entfernen. Sondern erschaffen wurde ich, den Willen meines Schöpfers auf die Art und Weise zu tun, die seine heilige Vorsehung mir vorzeichnet, weil ich nur dadurch zu meinem erhabenen Ziel gelange. Psalm 119,73: "Deine Hände, mein Gott, haben mich gemacht und geformt. Gib mir Einsicht, damit ich deine Gebote lerne."

 

4. Januar

 

Der heilige Gregor, Bischof von Langres, Frankreich,

+ 4.1.541 - Fest: 4. Januar

 

Der heilige Gregor war einer der vornehmsten Ratsherren der Stadt Autun. Nach dem Tod seiner Gemahlin widmete er sich ganz der Übung der christlichen Vollkommenheit. Trotz seines Widerstrebens wurde er in seinem siebenundfünfzigsten Lebensjahr auf den bischöflichen Stuhl von Langres erhoben. Dreißig Jahre lang stand er seiner Kirche mit ebenso viel Eifer als Klugheit vor. Um jedoch des Himmels Segen noch reichlicher auf sein Wirken herabzuziehen, heiligte er seinen Dienst durch eine tiefe Demut, durch ununterbrochenes Gebet und außerordentliche Strenge sich selbst gegenüber. Der heilige Gregor von Tours, sein Urenkel, berichtet in seinem Geschichtswerk, dass er, nicht zufrieden damit, die freien Stunden des Tages in glühender Unterhaltung mit Gott zuzubringen, auch zur Nacht heimlich aufstand, um in die Kirche zu gehen, deren Türen ihm von Engeln geöffnet wurden, die man dann mehrere Stunden lang mit ihm Psalmen singen hörte. Seine Hirtensorgfalt erstreckte sich nicht weniger auf die Heiden wie auf die Christen. Wie er diese ihrem Lasterleben entriss, so befreite er jene aus der Todesnacht der Abgötterei. Bei seinem Tod am 4. Januar 541 sah man den Himmel sich öffnen, und auf seine Anrufung fühlten Gefangene ihre Ketten fallen und erlangten ihre Freiheit wieder. Sein frommer Sohn Betricus wurde sein Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Langres.

 

Der heilige Libentius, Erzbischof von Hamburg und Bremen,

+ 4.1.1013 – Fest: 4. Januar

 

Unter den Erzbischöfen von Bremen war einer der tüchtigsten und ausgezeichnetsten der heilige Libentius. An ihm ragte eine solche Herzensreinheit hervor, dass er nur selten in Gegenwart einer Frau erschien; seine Enthaltsamkeit war so groß, dass sein Angesicht von strengem Fasten erblasste und einschrumpfte, seine Demut und Liebe gewann ihm die Herzen seiner ihm untergebenen Ordensgenossen. Noch viele andere Tugenden übte er mit unermüdlichem Streben nach Vollkommenheit. Seine ganze Sorge wandte er an, die ihm anvertraute Herde zur genauesten Beobachtung der Ordensregeln anzuhalten und zum Himmel zu leiten.

 

Wegen seiner hervorragenden Geistes- und Herzenseigenschaften übertrug ihm Kaiser Otto III. das Erzbistum Bremen, Papst Johann XV. beschenkte ihm mit dem Pallium, und von seinen Suffraganbischöfen wurde er konsekriert. Als höchst wissenschaftlicher und tugendreicher Gottesmann war er einst aus Italien dem Bischof Adalgar zum deutschen Norden gefolgt, hatte sich nach dessen Lehre und Leben gebildet und längere Zeit der Kirche zu Hamburg vorgestanden, bis er zur bischöflichen Würde erhoben wurde.

 

Als Erzbischof setzte Libentius seine Fürsorge für Arme und Kranke fort, bediente selbst die Elenden und übertrug seinem Neffen Libentius das Krankenhaus zur steten Beaufsichtigung. Solange noch Friede im Land herrschte, besuchte er häufig sein geliebtes Hamburg und die slawischen Völker jenseits der Elbe.

 

In jener Zeit verfolgte der dänische König Sueno die Christen. Der Erzbischof Libentius schickte Gesandte an den grausamen Verfolger, um ihn durch reichliche Geschenke zur Milde gegen die Christen zu bewegen, der aber ließ von seiner Grausamkeit und Treulosigkeit nicht ab. Deshalb traf ihn die göttliche Strafe; denn er wurde von den Slaven in der Schlacht völlig geschlagen, gefangen genommen und in die Sklaverei fortgeführt. König Herik überflutete mit seinem unzählbaren Heer Dänemark, schlug Sueno zu Wasser und zu Land und setzte den Wüterich ab.

 

Eine schwere Prüfung kam über die Christen durch den Einfall der Normannen in die Länder zwischen Elbe und Weser. Das unbedeutende Heer der Sachsen stellte sich den räuberischen Eindringlingen entgegen, wurde aber geschlagen und aufgerieben. Der Markgraf Sigfried, der Graf Thiaderich und viele andere ausgezeichnete Männer wurden an Händen und Füßen gekettet auf die Schiffe geschleppt und die ganze Provinz verwüstet. Als es dem Markgrafen Sigfried gelang, bei Nacht zu entfliehen, schnitten die erbosten Seeräuber allen Gefangenen die Hände und Füße und Nasen ab und warfen sie halbtot ans Land. Später rächte Herzog Benno und Markgraf Sigfried diese Gräueltat an den besiegten Piraten, indem sie 20.000 von ihnen in die Sümpfe trieben und alle bis auf einen niedermetzelten.

 

Um die Stadt Bremen gegen die häufigen Einfälle der räuberischen Normannen zu schützen, umgab sie der Erzbischof Libentius mit einer starken Mauer, brachte die Kirchenschätze in Sicherheit und sprach den Bannfluch über die Seeräuber aus. König Sueno, von Gott und den Seinigen verlassen, irrte unstet umher, wurde von den Normannen und Engländern abgewiesen, und endlich aus Barmherzigkeit vom König von Schottland aufgenommen.

 

In seiner väterlichen Sorge, die Dänen und Schweden, die gleich ihrem König Herik noch dem Heidentum ergeben waren, für den christlichen Glauben zu gewinnen, weihte Libentius mehrere Bischöfe, die mit kaiserlichen Schutzbriefen versehen, das Evangelium Christi im heidnischen Norden verkündeten. Einer dieser Sendboten, der heilige und weise Missionar Poppo, bewies die Göttlichkeit seiner Heilslehre, indem er ein glühendes Eisen in seiner Hand trug, ohne sie zu verletzen. Ein anderes Mal hüllte er sich in ein wachsgetränktes Gewand und ließ es in Gottes Namen in Brand stecken. Die Augen und Hände zum Himmel gerichtet, pries er mit heiterem Gesicht seinen Herrn und blieb völlig unverletzt, während das Kleid rings um ihn zu Asche verbrannte. Die Zuschauer erkannten die Macht des Gottes der Christen und viele Tausende ließen sich taufen. Einen sehr reichen und angesehenen Dänen, namens Odinckar, weihte Libentius zum Bischof von Ripe und gewann durch ihn viele Norweger für die Religion Jesu Christi.

 

Unter Genehmigung des Erzbischofs Libentius gründete der Graf Heinrich in Rosafeld eine Propstei, die der Erzbischof einweihte. Jütland teilte er in zwei Bistümer, zu den Slaven schickte er den Bischof Folkquard, dann den Reginbert, die segensreich unter den Schweden und Norwegern wirkten und mit Freuden heimkehrten.

 

Nach diesen glücklichen Errungenschaften für das Reich Gottes starb der heilige Erzbischof Libentius am 4. Januar 1013 und wurde in der Mitte des Chores seiner Kathedralkirche vor den Stufen zum Allerheiligsten begraben. Der im Leben seinem Heiland so treu gedient hatte, sollte auch im Tod ihm nahe bleiben.

 

Der heilige Rigobert, Erzbischof und Bekenner von Reims,

+ 4.1.730 - Fest: 4. Januar

 

Rigobert war aus einem alten adeligen Geschlecht entsprossen gegen Ende des 7. Jahrhunderts und zeigte von Jugend auf schon eine solche gründliche Frömmigkeit und Liebe zu allen christlichen Tugenden und einen Eifer zu den geistlichen Wissenschaften, dass es jedermann voraussah, er werde einst als ein helles Licht in der Kirche leuchten. So nahm er täglich mehr an Kenntnissen und Liebenswürdigkeit vor Gott und den Menschen zu, bis er in sein männliches Alter kam, und nach dem Tod des Erzbischofs Reolus zum Oberhirten der Kirche in Reims erwählt wurde. Rigobert entsprach vollkommen den großen Hoffnungen und Erwartungen, die sich die Gläubigen von ihm gemacht hatten, und sein erstes war beim Antritt seines bischöflichen Amtes, dass er mit hoher Klugheit den Unordnungen entgegensteuerte, die sich in seinem Sprengel und besonders unter seiner Geistlichkeit seit einigen Jahren eingeschlichen hatten, während der Erzbischöfliche Sitz vakant war. Er führte unter seinen Domherren nach den alten Kirchengesetzen wieder ein gemeinsames Klosterleben ein, und vermehrte ihre Zahl, damit der Gottesdienst zum Heil der ihm anvertrauten Seelen feierlicher gehalten werden konnte. Durch die Freigebigkeit des damals mächtigen Pipin ordnete und vergrößerte er die Einkünfte seiner Kirche und Geistlichkeit und errichtete zuerst eine allgemeine Schatzkammer.

 

Der oberste königliche Haushofmeister Pipin schätzte den heiligen Erzbischof so hoch, dass er von ihm seinem Sohn Karl Martell nicht nur auf die feierlichste Art die heilige Taufe erteilen ließ, sondern es auch für eine große Ehre schätzte, dass Rigobert dabei die Patenstelle übernahm, diese Wohltat ihm aber Karl Martell in der Folge schlecht belohnte. Denn nach dem Tod Pipins entstand zwischen seinen Söhnen, Karl und Ramanfred ein schwerer Streit wegen der Oberherrschaft, und als Karl Martell durch List und Betrug sich der Stadt Reims bemächtigen wollte, verweigerte ihm der heilige Erzbischof den Einzug in die Stadt. Dadurch war er so beleidigt, dass er es mit einem Eid bekräftigte, er wolle mit der Zeit bittere Rache an dem Heiligen nehmen.

 

Bald darauf besiegte Karl Martell den König Chilperich und seinen Bruder in einer Schlacht und vertrieb sogleich den heiligen Rigobert von seinem bischöflichen Sitz, so dass er bis in sein Greisenalter im Elend lebte, bis er im Ruf der Heiligkeit starb. Die vielen Wunder, die sich bei seinem Grab ereigneten, bewogen den Erzbischof Hinkmarus, die sterblichen Überreste des heiligen Rigobert im Jahr 872 in die Klosterkirche des heiligen Theodoricus zu versetzen.

 

Der heilige Titus, Paulusjünger und Bischof,

+ 1. Jahrhundert – Fest: 4. Januar

 

Der Ruhm des Lehrers verjüngt sich im Lob des Schülers; von seiner Ehrenkrone fällt ein verklärender Strahl auch auf des letzteren Haupt. So erscheint uns denn auch der heilige Titus gerade deshalb so ehrwürdig, weil er ein unmittelbarer Apostelschüler ist: einer der bedeutendsten und verdientesten Paulusjünger, der „Wandergenosse“ (2 Kor 8,19) und „Mitarbeiter“ (ebd. 8,23) des Völkerlehrers und Heidenapostels. Nach seinen eigenen Andeutungen hat Paulus selbst den „geliebten Sohn“ (Titus 1,4), das Kind heidnischer Eltern, für das Christentum gewonnen, wie er ihm auch durch sein Sendschreiben (Titusbrief) das schönste Denkmal im Herzen der Christenheit gesetzt hat. Nicht viele Strahlen zwar fallen vom Tageslicht geschichtlicher Überlieferung auf das Lebensbild unseres Paulusjüngers, aber die wenigen leuchten hell und rechtfertigen die Verehrung, die ihm die ganze Kirche von den Tagen der Apostel an darbringt. Ihr Heiligenverzeichnis aber, das sogenannte „Römische Martyrologium“, setzte seinen Sterbe- oder Geburtstag für den Himmel unterm 4. Januar an. Die Griechen feiern den heiligen Titus am 25. August.

 

Die Wiege des Heiligen steht im Dunkel, doch weisen nicht undeutliche Spuren auf Antiochien in Syrien, die zweitgrößte Weltstadt des damaligen Ostens, die Heimat seines großen Mitschülers und Evangelisten Lukas. Zum ersten Mal treffen wir ihn auf der Reise zum Apostelkonzil um das Jahr 50 an der Seite des heiligen Paulus. Dieser selbst legte seiner Begleitreise noch nachträglich große Bedeutung bei (Gal 2,3). Er sollte nämlich als Muster eines glaubensfesten und sittenreinen Heidenchristen in Jerusalem, der Urgemeinde des Judenchristentums, erscheinen, um das Misstrauen zu zerstreuen, das man gerade in jüdischen Christenkreisen den neubekehrten Heiden entgegenbrachte. Seine Persönlichkeit scheint geradezu den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen gebildet zu haben, welche der Hauptversammlung des Apostelkonzils vorausgingen. Sie endeten, wie die Entscheidung des Konzils selber, zugunsten der Heidenchristen. Den äußeren Ausdruck fand diese Tatsache, die in Antiochien, der Hauptgemeinde des Heidenchristentums, so viele Freude hervorrief (Apg 15,31), in dem Umstand, dass Titus auf Verlangen des heiligen Paulus nicht der Zeremonie der Beschneidung unterworfen wurde.

 

Während der zwei folgenden großen Missionsreisen des heiligen Paulus erfreute sich Titus bereits des besonderen Vertrauens seines Lehrers. Zweimal nacheinander wurde er von ihm mit schwierigen Aufträgen nach der Weltstadt und neugegründeten Christengemeinde Korinth abgeordnet. Die erste Sendung erfolgte von Ephesus in Kleinasien aus. Er sollte durch sein mündliches Wort das schriftliche des heiligen Paulus (1. Korintherbrief) näher erläutern und ergänzen und dessen Mahnungen darin Gehör und Folge verschaffen. Titus löste seine Aufgabe glänzend. Es gelang ihm in kurzer Zeit die durch Falschlehrer in große Verwirrung und leidenschaftliche Spannung versetzte Gemeinde durch sein ebenso taktvolles wie festes Auftreten wiederum in Ordnung zu bringen. In der Hafenstadt Troas, von wo aus Paulus zum zweiten Mal den Fuß auf das europäische Festland setzen wollte, harrte dieser seines Boten: „und ich hatte keine Ruhe in meinem Geist, versichert er, weil ich den Titus, meinen Bruder, nicht fand.“ Erst in Mazedonien fand er ihn und begrüßte ihn freudig wie einen Engel des Trostes (2 Kor 7,6). „In unserem Trost aber“, fährt er fort, „haben wir uns noch weit mehr gefreut über die Freude des Titus“, nämlich wegen des glücklichen Gelingens seines Auftrages. Dieser Herzenserguss beweist in rührender Weise, wie innig und vertraut das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler geworden war.

 

Die zweite Sendung erfolgte von Mazedonien aus. Der erprobte Jünger wurde mit der Doppelaufgabe betraut: den zweiten Korintherbrief des Apostels zu überbringen und die Sammlung milder Gaben für die notleidenden Christen der Mutterkirche in Jerusalem zu Ende zu führen. Paulus weiß, dass er die Doppelaufgabe in verlässliche Hände gelegt, und dankt förmlich Gott, dass er solchen Eifer in des Titus Herz gesenkt habe (ebd. 8,16). Das Lob, das aus diesem kurzen Dankeswort des Weltapostels klingt, wiegt schwerer als noch so ruhmredige Worte einer langen Beschreibung es vermöchten.

 

Nach seiner ersten römischen Gefangenschaft (61-63) hatte der heilige Paulus auch Kreta (jetzt Kandia) im Mittelmeer besucht und dort seinen Schüler Titus als ersten Bischof der Insel zurückgelassen. Er sollte hier an der Spitze eines selbstständigen Wirkungskreises das begonnene Missionswerk vollenden und insbesondere durch Weihe und Einsetzung von Priestern und Bischöfen eine feste kirchliche Ordnung schaffen (Titus 1,5), deren Oberleitung ihm oblag. Die Verhältnisse lagen, wie wir aus dem Titusbrief erfahren (1,10ff) außerordentlich schwierig, so dass es Paulus angezeigt hielt, ihm auch später noch durch erprobte Ratschläge und goldene Pastoralregeln an die Hand zu gehen. Er ließ ihn sogar einmal zu sich nach Nikopolis in Epirus kommen (Titus 3,12), um sich persönlich mit ihm noch des Näheren ins Einvernehmen zu setzen.

 

Wie wir aus glaubwürdigen, außerbiblischen Nachrichten erfahren, griff der apostolische Eifer des heiligen Bischofs von Kreta auch auf die benachbarten Inseln über, wo sein zündendes Wort ebenfalls mächtige Flammen schlug und das Christentum rasch zum Sieg über das Heidentum führte. Selbst nach dem entlegenen Dalmatien lenkt der begeisterte Missionar auf den Wunsch seines Lehrers Paulus (2 Tim 4,10) seinen Wanderschritt mit solchem Erfolg, dass die Dalmatiner ihn als ihren Apostel, als den Vater ihres Christenglaubens verehren.

 

Gar vieles, zum Teil Wunderbares weiß die spätere Überlieferung über das sonstige Leben und Wirken des heiligen Titus zu berichten. Doch ist sie so sehr von sagenhaften Zutaten überwuchert, dass Dichtung und Wahrheit darin für uns nicht mehr zu unterscheiden sind. Übereinstimmend aber lauten die Nachrichten dahin, dass er auf Kreta in hohem Alter eines ruhigen und friedlichen Todes starb und in der Bischofskirche (vielleicht zu Cortyna) beigesetzt wurde. Sein Haupt soll später aus Anlass der Araber- und Türkenkämpfe nach Venedig gebracht worden sein, wo es heute noch im Markusdom verehrt wird.

 

Wie tief wird der heilige Titus, der so innig an Herz und Mund seines geliebten Lehrers hing, in den goldenen Wahrheitsschatz seines Sendschreibens sich versenkt haben! Wie oft wird er es wiedergelesen haben, so dass er jedes Wort im Gedächtnis wahrte! Auch uns hat es Paulus nicht weniger tief ins Herz und Gewissen geschrieben. Auch für uns sollte jedes Blatt der Heiligen Schrift der nimmer versiegende Jungbrunnen sein, aus dem wir fort und fort neue Belehrung und Erbauung, christliche Weisheit und Vollkommenheit schöpfen. Denn aus ihm sprudelt uns „die Gnade Gottes unseres Heilandes, die allen Menschen erschienen ist, und sie lehrt uns, dass wir ... sittsam, gerecht und gottselig leben sollen in dieser Welt“ (Titus 2,11f).

 

Die heilige Angela von Foligno, italienische Witwe, Mystikerin,

+ 4.1.1309 – Fest: 4. Januar

 

Angela stammte aus einer guten Familie ab und wurde in aller Gottesfurcht erzogen. Da sie durch Schönheit des Körpers sich auszeichnete, fand sie frühzeitig einen Gatten, der sie mit aller Liebe behandelte. Angela, ihrer hohen Reize bewusst, ergab sich den weltlichen Vergnügungen, pflegte die Eitelkeit und vergaß bald, was sie ihrem Gemahl und ihren Kindern schuldig war. Doch erwachte alsbald in ihrem Herzen das Gefühl der Reue und von schrecklichen Träumen gefoltert, erkannte und bekannte sie ihre Sünden. Gott nahm die reuige Büßerin in Gnaden auf und schenkte ihr die Gabe einer innigen Betrachtung des Leidens Jesu Christi.

 

Von dem Augenblick an, da sie ihr Herz wieder zu Gott wandte, nahm sie auch ihre früheren Andachtsübungen zu Maria wieder auf, und diese Himmelskönigin lohne sie hierfür durch wiederholte Erscheinungen und Gesichte. Als sie eines Tages der Heiligen Messe beiwohnte, erschien ihr bei der Wandlung die seligste Jungfrau und zeigte ihr Jesus, den Gottessohn sichtbar auf dem Altar. Und in stille Anbetung versunken, hörte Angela, wie Maria über sie die frommen Segensworte aussprach: „Sei gesegnet von mir und meinem Sohn und wachse in der Liebe zu ihm und zu mir, denn auch du bist viel geliebt, dann wirst du eingehen ins ewige Leben.“

 

Ein anderes Mal erblickte sie Maria in der Glorie. Sie erschien ihr da in solchem Glanz und Ansehen, dass sie darob die höchste Wonne verspürte. Und auch Jesus zeigte sich ihr da, aber von Wunden entstellt und voll Wehe und doch empfand sie nicht Schmerz, sondern Freude darüber und sehnte sich, zu sterben.

 

Am Fest Mariä Reinigung wurde sie, da sie in der Kirche der minderen Brüder das Geheimnis jenes Tages betrachtete, im Geist entzückt und sie schaute die Gottesmutter mit dem Jesuskind zum Tempel kommen und das vorgeschriebene Opfer bringen. Es war ihr, als legte Maria das Jesuskind ihr in die Arme. Und voll heiliger Freude opferte sie ihrem Heiland all ihr Leben und Weben, all ihr Tun und Leiden auf.

 

In steter Vereinigung mit Jesus und Maria lebte Angela die Tage ihres Lebens dahin, immer vorwärts schreitend in Tugend und Frömmigkeit. Allgemach nahte der Tag, an dem sie dieses Leben verlassen sollte. Vor ihrem Hinscheiden rief sie aus: „Meine Seele ist jetzt eingetaucht, gewaschen, gereinigt im Blut Jesu Christi, das noch so frisch und warm aus den Wunden des Gekreuzigten fließt. Mein Gott, in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ Da wurde ihr geantwortet: „Du warst bei mir im Leben, wie sollt` ich im Tod dich verlassen?“

 

Am Tag vor ihrem Abscheiden hörten alle ihre Schmerzen auf, womit sie sich so lange gequält hatte. Dann sagte sie noch zu den Umstehenden: „Meine Seligkeit hat schon angefangen“, und nun hauchte sie ihre Seele aus. Dies war am 4. Januar des Jahres 1409.

 

Angelas Verehrung wurde von Papst Innozenz XII. 1693 gestattet und am 11. Juli 1701 wurde sie von Papst Clemens XI. seliggesprochen. Am 9. Oktober 2013 gestattete Papst Franziskus die weltweite Verehrung, was der Heiligsprechung gleichkommt.

 

Die selige Christiana von Santa Croce, Hirtin und Klostergründerin,

+ 4.1.1310 – Gedenktag: 4. Januar

 

Leben

Christiana (Christina) Maccaboi war das Kind armer Landleute zu Santa Croce bei Pisa in Italien, 1220 geboren. Ihr Taufname hieß Oringa. Liebe zum Gebet und zur Einsamkeit war ihr gleichsam angeboren. Wie St. Franziskus ging sie vertraulich mit den Tieren um. Sie sprach zu ihren Kühen, die sie zu hüten hatte, sie sollten weiden und dort bleiben, wo sie sie angewiesen hatte, was auch geschah. Indessen begab sich die kleine Hirtin, später Christiana (auch Christina) benannt, in das Gebüsch, um ungestört zu beten. Die Tugend der Reinheit ging ihr über alles; hörte sie ein unschamhaftes Wort, so musste sie sich erbrechen. Wenn sie nicht fliehen konnte, wo unehrbare Reden geführt wurden, so hielt sie sich die Ohren zu, wenn man sie auch verlachte. Schon als Kind gelobte sie beständige Jungfräulichkeit und bestand schwere Kämpfe. Von den Brüdern wurde sie misshandelt, weil sie sich weigerte, zu heiraten, was sie wegen ihrer Schönheit durchaus erzwingen wollten. Christiana floh, ging trockenen Fußes über einen Fluss und verdingte sich zu Lucca als Magd. Selbst Priester und gelehrte Laien vernahmen mit Staunen ihre Gespräche über religiöse Dinge. Gott gab ihr ein, ein Frauenkloster nach der Regel des III. Ordens in ihrer Heimat Sante Croce zu gründen. Daselbst eilte Christiana sehr rasch zur christlichen Vollkommenheit und ging in die ewige Ruhe ein am 4. Januar 1310 im Alter von 70 Jahren. Wie im Leben, verherrlichte sie Gott auch nach dem Tod durch Wunder. Papst Sixtus V. bestätigte ihre Verehrung als Selige.

 

Lehre

Beherzige, o Christ, die Mahnung des heiligen Bonaventura: „Bewahre die Sinne deines Leibes genau und allseitig. Du sollst nichts sehen, hören, berühren als das, was heilsam und nützlich ist für deine Seele.“ Hüte dich besonders vor Anhörung schlechter Reden und suche solche nach Kräften zu verhindern.

 

Gebet

Trenne, o Gott, mein Herz immer mehr von den Geschöpfen und gib, dass ich vor der gefährlichen Welt mich bewahre. Ich bitte dich mit dem heiligen Augustin, dass alles hienieden kummervoll und bitter werde, damit du allein meiner Seele süß erscheinst. Amen.

  

Der gottselige Juniperius, Laienbruder im 1. Orden des heiligen Franziskus,

+ 4.1.1258 - Gedenktag: 4. Januar

 

Leben

Juniperus (aus Rom) wurde vom heiligen Franziskus von Assisi 1210 in seinen Orden aufgenommen. Er galt als ein Bild der Einfalt. Es scheint fast unglaublich, was er zu seiner tiefsten Erniedrigung alles getan und gesprochen hat. Es ist sonst niemand so begierig nach Ehre, wie es dieser nach Verachtung war. Denn wenn er von jemand mit Schmähungen überhäuft wurde, so faltete er seinen Ordenshabit und sprach: "Freund, wirf nur recht freigebig herein, und fülle meinen Schoß ohne Furcht mit diesen Edelsteinen!" Sein ganzes Streben ging dahin, sich in der Demut zu üben, für Christus verachtet zu werden und in den Augen der Welt um Christi willen als ein Tor zu erscheinen, was er besonders zu erreichen suchte, wenn man ihn für fromm hielt. Es war sogar seine Freude unaussprechlich, wenn er für einen dummen und zu allem unbrauchbaren Menschen gehalten wurde. Gelegenheit hierzu wurde ihm denn auch reichlich zuteil. Seine Einfalt war aber eine heilige, echte, gottgefällige. Dies beweist seine große Innigkeit beim Gebet. Sein Herz war voll Liebe zu Gott, und er hatte eine außerordentliche Gewalt über die bösen Geister. Wenn ein Teufel aus einem Besessenen sich nicht vertreiben lassen wollte, dann drohte der heilige Franziskus, den Bruder Juniperus herbeizurufen, worauf der böse Geist sogleich die Flucht ergriff. Auch sagte der heilige Ordensvater: "O, hätten wir doch einen ganzen Wald von solchen Wachholdern!" (Juniperus heißt nämlich Wachholder) Der demütige Bruder starb gottselig im Kloster Araceli in Rom den 4. Januar 1258. Er hatte einen sehr hohen Grad in den Tugenden, besonders in der Geduld, Demut und christlichen Einfalt erreicht.

 

Lehre

Bruder Juniperus sagte einmal: "Wenn ich das Getümmel der teuflischen Eingebung des Fleisches fühle, so eile ich sogleich und schließe die Tür meines Herzens; und zur Sicherung der Festung des Herzens beschäftige ich mich mit heiligen Betrachtungen und heiligen Begierden, so dass, wenn die fleischliche Versuchung kommt oder an die Tür des Herzens klopft, ich wie von innen antworte: "Bleibe draußen, denn die Herberge ist schon besetzt, und es kann da niemand mehr herein." Und so lasse ich nie einen fleischlichen Gedanken in mein Herz eindringen, daher sieht sich derselbe besiegt und geht hinweg."

 

Pater Petrus Paulus vom heiligen Franziskus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Petrus Paulus vom heiligen Franziskus. Petrus Paulus wurde am 2. Januar 1643 zu Neapel geboren, war ein Spross des edlen Geschlechts von Palma und Erbe des Herzogtums Sankt Elias in Kalabrien. Ein jüngerer Bruder war unbeschuhter Karmelit geworden, aber alsbald gestorben. Petrus Paulus fühlte sich gedrängt, ihm nachzufolgen. Der 30. Mai 1673 ist der Tag, an dem er sich dem Orden auf ewig weihte, ganz glücklich, für sein Herzogtum die heilige Armut und den klösterlichen Gehorsam eintauschen zu können. Bald darauf begab er sich nach Ostindien, um seine Kraft den Missionen zu widmen. Er wirkte mit unermüdlichem Eifer sowohl in Malabar als in Madura mit dem Erfolg, dass er in der verhältnismäßig kurzen Zeit von nur fünf Jahren gegen dreihundert Heiden die heilige Taufe spenden konnte. Im Jahr 1689 führte ihn die Wahl der Mitbrüder zum Generalkapitel nach Rom. Da wusste er die große Verlassenheit der immerhin nicht wenigen Christen, die im Reich des Großmogul ohne genügenden Unterricht, ohne Priester und darum auch ohne Gottesdienst und ohne Sakramente unter lauter Heiden und Irrgläubigen leben mussten, so anschaulich zu schildern, dass die versammelten Väter einmütig beschlossen, diese Mission zu beschicken. Von Rom begab er sich zur kurzen Erholung in seine heimatliche Provinz. Er dachte und wünschte nichts anderes, als in gleicher Eigenschaft wie ehedem in seinen bisherigen Wirkungskreis zurückzukehren. Papst Innozenz XII., sein Oheim, ließ ihm jedoch die bischöfliche Weihe erteilen, um sich seiner als Gesandten an den Schah von Persien, Hussein, zu bedienen. Der Schah empfing Petrus Paulus mit allen Ehren, nahm das päpstliche Schreiben mit größter Ehrfurcht aus seiner Hand entgegen und erklärte sich bereit, das vom Papst vorgeschlagene Bündnis mit den christlichen Fürsten gegen die Türken zu schließen und die Waffen gegen sie zu ergreifen, wenn die christlichen Fürsten es täten. Ja, er versicherte geradezu, Petrus Paulus überhaupt nichts abzuschlagen. Als Beweis für die Wahrheit dieses Wortes mag die schriftliche Zusicherung gelten, dass die Armenier den Papst zu Rom als ihr geistliches Oberhaupt anerkennen sollten, die er gab und mit dem kleinen, Rhaga genannten Siegel versah, wodurch das Schreiben besonders bedeutungsvoll galt. Sodann traf Petrus Paulus in Abessinien, wo der Kaiser dem katholischen Glauben sehr gewogen war und der Patriarch von Alexandrien ihn bereits angenommen hatte, die Vorbereitungen zur Bekehrung des ganzen Volkes. Schon am 8. April 1698 war es ihm zu Amsterdam gelungen, mit den Administratoren der holländisch-ostindischen Gesellschaft ein Konkordat abzuschließen, durch das einem Bischof und zwölf Missionaren, die sämtlich Deutsche, Niederländer oder Italiener sein mussten, in den malabarischen Besitzungen dieser Gesellschaft vollkommene Freiheit und Sicherheit gewährleistet wurde. Gegen Ende des Jahres 1699 begab er sich nach Surrate (Hauptstadt Bombay). Hier wurde die Wirksamkeit der Missionare wesentlich dadurch beeinträchtigt, dass sie trotz ihrer geringen Anzahl nur in losem Zusammenschluss lebten. Petrus Paulus führte sie zur Einheit und beschwor sie noch auf dem Sterbebett mit dem Hinweis auf das göttliche Gericht, doch ja dabei zu verharren. Es ergriff ihn nämlich ein heftiges Fieber, das ihn am 4. Januar 1700 hinwegraffte. So starb der Edle, der seine Kräfte ganz im Dienst Gottes verzehrt und so viel zur Ehre des Allerhöchsten und zum Heil der Seelen gewirkt hatte.

 

Bruder Basilius vom Heiligen Geist

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Heute wird das Gedächtnis des lobwürdigen Bruders Basilius vom Heiligen Geist begangen. Bruder Basilius war der Sohn ehrbarer Bauersleute und im Jahr 1604 zu Seraing-Champ in Belgien geboren. Sechsundzwanzig Jahre seines Lebens verbrachte er in der Welt, dann trat er in das Karmelitenkloster zu Marche ein, dessen Zierde er wurde. Besonders bewunderungswürdig war die stete Gleichmütigkeit, die sein Wahlspruch verrät, der lautete: "Gott sei gelobt, Amen!" Diese Worte führte er stets im Mund. Ihrer bediente er sich, mochte ihm Angenehmes oder Unangenehmes begegnen. Kam da ein Bruder, der sein Essen früher haben wollte als die anderen, weil er fortgehen musste, um Almosen zu sammeln, oder ein Pater, der zum Beichthören oder Predigen ausging, Bruder Basilius war sofort einverstanden: "Gott sei gelobt, Amen. Sie werden bedient werden!" Verlangte jemand etwas recht Schwieriges, das vielleicht mit seinen vielen Beschäftigungen ganz unvereinbar schien, so kam er dennoch durchaus nicht aus der Fassung, wurde auch nicht unwillig, sondern verstand sich sogleich dazu und sagte nichts anderes als: "Gott sei gelobt, Amen!" Seine zartesten Gefühle gehörten Jesus im heiligsten Sakrament, bei dem er sich gerne einfand. Sein Herz glühte förmlich von Liebe zu Gott. Um Gottes willen schätzte er auch die Priester überaus hoch, in denen er die Verkündiger des göttlichen Wortes, die Mittler zwischen Gott und dem Volk, die Spender der heiligen Sakramente ehrte. Galt es, etwas für eine Seele oder gar für den Allerhöchsten zu tun, so kannte er keine Mühe, keine Beschwerde, sondern war zu jedem Opfer bereit: "Gott sei gelobt, Amen!" So sammelte er sich einen ansehnlichen Schatz von Verdiensten. Mit dem Jahr 1670 brach die Zeit an, in der er seinen Lohn erhalten sollte. Es war am 4. Januar, einem Samstag. Da dem Diener Gottes mehrere Wunder und die Gabe der Weissagung zugeschrieben wurden, erfreute er sich bald großer Verehrung. Die Bewohner der Pfarrei Marche betrachten es noch heutigen Tages als ein Glück, den Leib des Dieners Gottes zu besitzen, der ursprünglich in der Karmelitenkirche geruht hatte. Zur Zeit der Revolution wagte es ein roher Soldat, dem Sarg, in dem die ehrwürdigen Gebeine ruhten, einen Fußtritt zu versetzen. Er musste es bereuen, denn das Bein fing an zu erkranken, musste in der Folge abgenommen werden, und führte den Tod des Frevlers herbei.

 

Gebet am 4. Januar

 

Du barmherzigste Mutter Maria, sei meine Fürbitterin bei Gott und erwirb mir seine göttliche Gnade und Barmherzigkeit. Du bist ihm wegen deiner Heiligkeit ganz lieb und angenehm, ich aber bin ihm wegen meiner Sünden ganz zuwider und verhasst. Dass mir recht bald die Verzeihung meiner Sünden verkündigt würde. Dass ich durch die Gegenwart meines Heilandes in meinem Herzen von himmlischem Trost erquickt würde. Erbitte mir diese große Gnade bei Jesus, deinem göttlichen Sohn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Titus

 

O Gott, der Du den heiligen Titus durch Deinen heiligen Apostel aus den Finsternissen des Heidentums zum Licht Deiner Wahrheit gebracht hast, gib, dass wir, da wir eben diese Lehre empfangen haben, sie auch auszuüben und anderen beizubringen trachten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag wurde die Hauptkirche zu Arras plötzlich durch einen Donnerstrahl entzündet und verwüstet, aber wieder unter dem Namen der seligsten Jungfrau Maria von Bischof Girard im Jahr 1030 eingeweiht. Es verdient die Einweihung der Hauptkirchen unter dem Namen Mariä angemerkt zu werden, indem dadurch die allgemeine hohe Verehrung der seligsten Mutter Gottes in der ganzen Welt deutlich gezeigt wird. 

 

Andacht am 4. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Wenn Gott die Weisheit ist, so ist der wahre Liebhaber der Weisheit jener, der Gott liebt." (Der heilige Augustinus)

"Wohl jeder Mensch soll dem Studium der Weisheit sich ergeben," spricht der heilige Justin; "das heißt," wie er selbst dies erklärt, "jeder soll seinen Fleiß dahin verwenden, Jesus Christus, die wahre Weisheit, zu erkennen und zu lieben." 

Der heilige Laurentius Justinian erzählt, es sei in seinem neunzehnten Jahr die Weisheit in der Gestalt einer majestätischen Jungfrau vor ihm erschienen, und habe zu ihm gesprochen: "Was suchst du Befriedigung bei den Geschöpfen? Sieh, ich allein besitze, was du suchst; und finden wirst du dies bei mir, wofern du mich zur Braut erwählst!" Da wurde er in seinem Innern von wundersüßen Empfindungen durchströmt, die er früher nie empfunden hatte, er ergab sich ihr ganz und auf immer und hing ihr bis auf den letzten Atemzug mit zarter und feuriger Liebe an. Also soll unsere Liebe zu Jesus, der ewigen Weisheit, bestellt sein.

"Je inniger du Gott liebst, je größeren Anteil wirst du an der wahren Weisheit erlangen. Der Unterschied zwischen Personen eines Standes, die die nämlichen äußerlichen Werke und die nämlichen Übungen der Frömmigkeit betreiben, entspringt der Verschiedenheit ihres Innern und ihrer ungleichen Liebe zu Gott." So der heilige Augustinus.

 

Vergib, o liebreicher Jesus, einem reuigen Herzen, dass es Dein göttliches Herz durch zahllose Sünden so unwürdiger Weise verwundete! Erbarme Dich meiner, und spende mir heilige Weisheit! Diese Gabe des Himmels, erleuchte meinen Verstand und verwunde mein Herz mit den Pfeilen Deiner heiligen Liebe! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 4. Januar

 

"Wenn die Seele ganz von Liebe erfüllt ist,

bleibt für die Eitelkeit kein Platz in ihr."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 4. Januar - Von Gottes Führungen

 

Herr, du bist meine Zuversicht.

Nicht Wohlfahrt und nicht Leiden

Soll je von dir mich scheiden;

Du ordnest meine Pilgerbahn,

Und führst darauf mich himmelan.

 

1. Wunderbar und tief verborgen sind oft Gottes Führungen. Immer aber gereichen sie zu seiner Ehre und zum Heil seiner Auserwählten. Joseph erhält durch Gottes Engel Befehl, mit dem göttlichen Kind und seiner jungfräulichen Mutter nach Ägypten zu fliehen, weil Herodes ihm nach dem Leben stellt. Scheint dies nicht Torheit und Schwäche? Konnte der Allerhöchste seinen Eingeborenen nicht auf andere Weise retten, dass er in ein so fernes Land ihn fliehen lässt, der Verfolgung dieses Tyrannen zu entkommen? Wohl spricht der Apostel in erleuchteter Weisheit: "Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen." (1. Korinther 1,25) Verherrlichen sollte Jesus seinen ewigen Vater durch Schwäche, Armut und Leiden. Vorbereiten sollte er durch den Sturz der Götzengebilde das Land Ägypten zum Glauben. Und seine Gegenwart heiligte dieses Land zu einem Aufenthalt zahlloser heiliger Einsiedler und jungfräulicher Seelen, die der schönste Flor der ersten Kirche waren.

 

2. Unerforschlich sind Gottes Führungen dem menschlichen Vorwitz. Und was ihm als Torheit vorkommt, ist oft die höchste Weisheit und Liebe. Gott erbaut, indessen er zu zerstören scheint. Er bereichert uns, wenn er uns in Armut zu stürzen, - er errettet uns, wenn er uns zu verderben, - er belebt uns, wenn er uns zu töten scheint. Er führt uns zum Frieden durch Kriege, zur Vollkommenheit durch Fehler, zur Herrlichkeit durch Schmach, zum Land der Verheißung durch furchtbare Wüsteneien. Er allein weiß, was uns notwendig ist und uns zum Heil verhilft.

 

3. Darum, o Herr, mein Gott, stelle ich deiner göttlichen Vorsehung mich gänzlich anheim. Leite mich, Herr, nach deinem Willen. Ohne Furcht schreite ich unter deiner Führung. Mit Ergebung und Freude füge ich mich allem, was deine göttliche Anordnung über mich beschlossen hat, denn ich weiß, dass du die unendliche Weisheit, Güte und Liebe bist. Ob du durch Ehre oder durch Schmach, durch Trost oder durch Widerwärtigkeiten, durch Überfluss oder durch Armut, durch Gesundheit oder durch Krankheit mich führst, sei dein heiliger Name in allen Dingen gebenedeit. Psalm 40,18: "Ich bin arm und gebeugt; der Herr aber sorgt für mich. Meine Hilfe und mein Retter bist du."

 

5. Januar

 

Der heilige Gerlach, Einsiedler des Prämonstratenserordens in Falkenburg,

+ 5.1.1172 - Fest: 5. Januar

 

Der heilige Gerlach war ein Krieger. Er stammte aus adeliger Familie in Falkenburg. Er war groß und stark, tapfer und mutig. Sein Leben war weltlich wie das seiner Standesgenossen. Einst ritt er mit anderen Rittern zu einem Turnier nach Jülich. Wie er so frohen Mutes und in der linken Hand den Schild, in der rechten die Lanze schwingend sich zum Kampfspiel begab, erhielt er plötzlich die Nachricht vom Tod seiner Gattin. Von Gott über die Eitelkeit alles Irdischen erleuchtet, stieg er vom Pferd, legte seine Rüstung vor allen anwesenden Rittern ab und beschloss, von nun an der Welt zu entsagen. Er setzte sich auf einen Esel und ritt so zum Erstaunen aller in sein Haus zurück. Nachdem er alles geordnet hatte, zog er barfuß aus, mit einem Bußgürtel unter dem eisernen Harnisch, und kam an verschiedene Wallfahrtsorte, zuletzt nach Rom, warf sich dem Papst zu Füßen, bekannte alle Sünden seines bisherigen Lebens und bat um eine Buße. Der Papst legte ihm auf, fünf (nach anderen Schriftstellern sieben) Jahre in Jerusalem die Kranken und Armen im Hospital zu bedienen. Gehorsam tat der edle Büßer, wie ihm geheißen.

 

Als die Bediensteten des Spitals sahen, dass Gerlach aus besseren Verhältnissen sei, wollten sie ihm leichtere Arbeiten übertragen. Er aber erklärte, er sei gekommen zu arbeiten und sich zu verdemütigen nach Christi Beispiel. Man beauftragte ihn sodann, das Vieh zu hüten. Gerlach übernahm es die ganzen fünf Jahre lang. Einst trat er sich einen Dorn in den Fuß und hatte große Schmerzen auszustehen. Da erinnerte er sich, dass er einmal im Zorn die Mutter mit dem Fuß gestoßen habe und dankte Gott, dass er nun Gelegenheit hatte, diese Sünde durch Schmerzen am Fuß abzubüßen. Als die Jahre um waren, kehrte er nach Rom zurück und beriet sich mit Papst Adrian IV. über seine zukünftige Lebensweise. An eine bestimmte Klosterregel wollte er sich nicht binden. Dagegen hatte er gelobt, nie Fleisch und Wein zu genießen und immer einen Bußgürtel zu tragen. Der Papst riet ihm, sich nicht als Besitzer, sondern nur als Verwalter des väterlichen Vermögens zu betrachten und für sich nur das Notwendige zu behalten, alles andere für die Armen und fromme Zwecke herzugeben. Gerlach hatte auf seinem Grund und Boden eine große Eiche von mächtiger Dicke. Diese höhlte er aus und nahm darin Wohnung. Jeden Morgen machte er sich zeitlich auf und wanderte bloßfüßig nach Maastricht in die Kirche des heiligen Servatius, jeden Samstag aber pilgerte er nach Aachen in die von Karl dem Großen gegründete Mutter-Gottes-Kapelle. Im Winter waren seine Füße oft von Eis zerschnitten, so dass Blut herausrann. Er aß Gerstenbrot, das ihm von einer Verwandten bereitet und von deren Tochter zugetragen wurde, und trank aus einer Quelle, die noch jetzt Gerlachquelle heißt. Wenn ihm Lebensmittel gespendet wurden, ließ er daraus schmackhafte Speisen bereiten, schenkte sie aber den Armen und Pilgern. Sein Lager in der Nacht war aus Steinen, über die er eine Matte breitete.

 

Von einigen Mönchen des Klosters Merssen wurde Gerlach beim Bischof von Lüttich verklagt und beschuldigt, dass er in seiner hohlen Eiche viel Geld versteckt habe. Der Bischof ließ die Eiche fällen, aber Geld wurde keins gefunden. Zu seiner Zeit lebte die heilige Hildegard. Diese sah einst in einer Vision einen herrlichen Thron im Himmel, der für den heiligen Gerlach bereitet war. Zum Zeichen ihrer Hochschätzung und Freundschaft schickte sie dem heiligen Einsiedler den Kranz, den sie zugleich mit dem Jungfrauenschleier vom Bischof von Mainz bekommen hatte. Statt der Eiche ließ der Bischof von Lüttich ihm zwei kleine Zellen erbauen, eine für den Gottesdienst und eine zum Wohnen. In der ersteren konnte mit Erlaubnis des Bischofs Messe gelesen werden und Gerlach bat öfters Priester, zu ihm zu kommen und das heilige Opfer zu feiern. Bei zunehmenden Alter konnte der fromme Einsiedler die Wege nach Maastricht und nach Aachen nicht mehr zu Fuß machen und bediente sich eines Esels. Über dem eisernen Wams, das den Bußgürtel verdeckte, trug er das weiße Ordenskleid der Prämonstratenser. Einmal war er bei Verwandten zu Besuch und blieb über Nacht. Man richtete ihm ein Bett her, er aber legte sich nicht hinein, sondern auf den Boden, und früh morgens, als man kam, Feuer zu machen, kniete er noch am Boden, tief im Gebet versunken. Als Gerlach dem Tod nahe und kein Priester zur Stelle war, erschien ein Greis in weißem Gewand, trat in die Zelle und spendete ihm die Sterbesakramente. Viele sagten nachher, es sei der heilige Servatius gewesen. Sein Todestag ist der 5. Januar 1172. Gerlach wollte in der kleinen Zelle, die er bewohnte, auch begraben sein. Sein Leichnam wurde einige Zeit nach seinem Tod auf wunderbare Weise aufgefunden. 1201 wurde ein Prämonstratenserkloster an der Stelle errichtet und die Gebeine in der Kirche beigesetzt. Das Kloster wurde 1786 aufgehoben, die Reliquien befinden sich noch jetzt in der als Pfarrkirche dienenden Kirche zu Houthen-St. Gerlach. Auch an anderen Orten entstanden Klöster und Gotteshäuser, die seinen Namen trugen, z.B. Gerlachsheim in Baden, das erst im Jahr 1803 dem Sturm der Säkularisation erlegen ist.

 

Auch nach der Lossprechung in der Beicht ist Buße notwendig. Wer den Weg der Unschuld nicht gegangen ist, muss den Weg der Buße gehen. „Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle zugrunde gehen“, sagt der liebe Heiland.

 

Der heilige Telesphorus, Papst und Martyrer von Rom,

+ 5.1.154 - Fest: 5. Januar

 

Der heilige Telesphorus, neunter römischer Papst, war ein geborener Grieche, und lebte längere Jahre hindurch als Karmeliter-Mönch in der Einsamkeit. Aus Andacht machte er eine Wallfahrt nach Rom im Jahr 142, und da eben durch den Tod des Papstes Sixtus I. der päpstliche Stuhl erledigt war, wurde er am 8. April dieses Jahres zum Oberhirten der Kirche gewählt. Mit dem größten Eifer für die Ausbreitung und Reinheit der christlichen Religion verband er eine unermüdliche Wachsamkeit für das Seelenheil seiner ihm anvertrauten Gläubigen, und machte in dieser Hinsicht die nützlichsten Gesetze, die noch heut zu Tage in der katholischen Kirche beobachtet werden. Die vierzigtägige Fasten, die zu den Zeiten der Apostel schon gefeiert wurde, aber während den Verfolgungen in Abnahme geriet, erneuerte er, und verordnete, dass diese sowohl die Laien, vorzüglich aber die Geistlichen streng beobachten sollten. Um den Christen die hohe Feierlichkeit der Geburt Jesu recht nahe an das Herz zu legen, erlaubte er, dass in der Heiligen Nacht jeder Priester dreimal das heiligste Opfer verrichten dürfe. Er führte die schöne Gewohnheit ein, dass bei jeder Messe der englische Gesang „Ehre sei Gott in der Höhe“ gebetet und das heilige Evangelium laut gelesen wird. Er war der erste, der verordnete, dass weder die Bischöfe, noch andere geistliche Personen vor ein weltliches Gericht sollten gezogen werden. Damit der Gottesdienst und die Erteilung der heiligen Sakramente nicht unterbrochen wurde, weihte er dreizehn Bischöfe für verschiedene Kirchen, zwölf Priester und acht Diakonen.

 

Elf Jahre und neun Monate saß er auf dem päpstlichen Stuhl, als er unter der Regierung des heidnischen Kaisers Antonin am 5. Januar 154 gewürdigt wurde, sein Blut und Leben zur Verherrlichung der heiligen Religion Jesu zu opfern. Seine sterblichen Überreste wurden zu Rom neben dem Grab des heiligen Apostels Petrus beigesetzt, und nach sieben Tagen der heilige Hyginius zu seinem Nachfolger gewählt.

 

Die heilige Apollinaris, Prinzessin und Jungfrau in Ägypten,

+ 5.1. 5. Jhd. - Fest: 5. Januar

 

Unter der Regierung des Kaisers Arcadius zeichnete sich Anthemius, der die Würde eines römischen Bürgermeisters innehatte, sowohl durch seinen Eifer für die christliche Religion, als durch seine Tugenden und sein heiligmäßiges Leben aus. Er war Vater von zwei Töchtern, deren eine von einem bösen Geist besessen war, und die andere hieß Apollinaris, die von früher Jugend an eine seltene Neigung zur Einsamkeit und zum geistlichen Stand zeigte. Als die fromme Jungfrau, blühend wie eine Rose und geschmückt mit Liebreiz, in das erwachsene Alter kam, flogen ihr die Blicke aller adeligen jungen Männer entgegen und mehrere baten bei den Eltern um ihre Hand. Aber Apollinaris hatte sich längst schon ihrem Heiland geweiht und schlug standhaft alle Anträge aus. Durch ernstliches und unausgesetztes Bitten erhielt sie endlich von ihren Eltern die Erlaubnis, eine Reise in die heiligen Länder machen zu dürfen, und nachdem sie dort ihre Andacht verrichtet und allen Schmuck nebst ihren Reichtümern unter die Armen verteilt hatte und nach Alexandrien zurückkam, kaufte sie sich ein Mönchskleid, entließ ihre Dienerschaft bis auf einen Verschnittenen und einen alten Mann, und als diese eines Tages vor Ermüdung bei einer Quelle schliefen, warf sie eiligst ihre weiblichen Kleider von sich, zog die raue Mönchskutte an und entfloh.

 

Längere Jahre lang führte sie in der Einöde, die nahe bei dieser Quelle lag, die noch immer der Brunnen der heiligen Apollinaris genannt wird, ein so hartes und strenges Leben, dass ihr zarter Körper ohne Ungemach Hitze und Kälte ertragen konnte, und wegen Mangel an Nahrung sie mehr einem Toten, als einem Lebenden ähnlich war. Sie wurde endlich von Gott ermahnt, den Namen Dorotheus anzunehmen und sich in die Wüste Scete zu begeben, um unter der Anleitung des heiligen Abtes Macarius in der Gottseligkeit vollkommen zu werden. Macarius, der sie für einen Verschnittenen ansah, nahm sie gütig auf und wies ihr eine Zelle an, in der sie die harten Regeln der Genossenschaft mit einem solchen Feuereifer ausübte, dass sie in der Abtötung und Heiligkeit des Lebens bald alle Einsiedler übertraf.

 

Nach einiger Zeit verlangte die Schwester der heiligen Apollinaris auf Antrieb des bösen Geistes von ihren Eltern, sie in die Wüste Scete zu dem Einsiedler Dorotheus zu bringen, um dort geheilt zu werden. Anthemius, der nach dem Tod des Arcadius im Namen des unmündigen Kaisers Theodosius das Reich regierte, erfüllte das Verlangen seiner unglücklichen Tochter und schickte sie, begleitet von einer großen Dienerschaft, in die Wüste, wo sie durch das Gebet und die Händeauflegung der heiligen Apollinaris von dem bösen Geist befreit wurde. Ohne ihre heilige Schwester erkannt zu haben, kehrte sie gesund zu ihren Eltern zurück, die aber bald an ihr Spuren einer Schwangerschaft fanden. Bei dieser Entdeckung geriet Anthemius in eine solche Wut, dass er eine Schar Kriegsknechte abschickte mit dem Auftrag, die Einsiedler in der Wüste mit Feuer und Schwert zu verfolgen und den Verführer seiner Tochter ihm lebendig zu überliefern.

 

Wilden Tieren gleich fielen die Soldaten die heiligen Einsiedler an, um blutige Rache an ihnen zu nehmen. Aber Dorotheus trat hervor und sprach: „Ich bin die Person, die ihr sucht. Alle diese sind unschuldig: nur auf mich allein richtet eure Schwerter!“ Sogleich wurde Apollinaris in schwere Fesseln gelegt und vor das Gericht des Arthemis gebracht. Sie fiel ihrem Vater zu Füßen und sprach unter vielen Tränen: „Ich habe deine Tochter von dem bösen Feind befreit, und ihre Unschuld ist so rein, als die Sonne am Himmel. Zum Beweis rufe deine Tochter, damit ich durch das Zeichen des heiligen Kreuzes das Blendwerk des Satans zerstöre.“ Die Jungfrau erschien, und schrie bei dem Anblick des Einsiedlers laut auf: „O heiliger Mann, du hast mich von dem bösen Geist befreit; flehe zu Gott für mich Arme, dass er meine Unschuld aufdecken möge!“ Bei diesen Worten fiel sie auf ihre Knie, und Apollinaris hob ihre Augen und Hände zum Himmel und betete in der Stille. Dann bezeichnete sie ihre Schwester mit dem heiligen Kreuz, und zum Staunen aller Anwesenden wichen alle Anzeichen einer geheimen Sünde. Die Heilige gab sich nun ihren Eltern zu erkennen und zog wieder in ihre Wüste zurück, wo sie am Anfang des 5. Jahrhunderts im Ruf der Heiligkeit starb.

 

Erst nach ihrem Tod, als ihr Leichnam gewaschen wurde, entdeckten die Einsiedler ihr Geschlecht, und lobten Gott, der durch ein so schwaches Werkzeug so Wundervolles tat.

 

Der heilige Eduard der Bekenner, König von England,

+ 5.1.1066 - Fest: 5. Januar / 13. Oktober

 

Schwer hatte es während der irdischen Laufbahn der heilige König Eduard. Englands himmlischer Schirmer und Schutzherr, der um das Jahr 1000 lebte. Früh starb der Vater, die Dänen eroberten das Reich, und die Herrscherfamilie kam landflüchtig an den fränkischen Königshof. Wüste Sitten herrschten dort. Dass sich Eduard in dieser Umgebung in aller Lauterkeit erhielt, verdankt er neben dem besonderen Schutz Gottes und dem eigenen herrlichen Willen, dem aller Schmutz ein Ekel war, vornehmlich der innigen Verehrung und Nachahmung des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes, des Lieblingsjüngers Jesu. Da sieht man, dass die Heiligen beim lieben Gott doch viel vermögen.

 

Eine Lilie, die weiß und rein am Straßenrand blüht, fällt allen, die vorübergehen, in die Augen, und auch Eduards Lauterkeit blieb im Schmutz des königlichen Hofes nicht unbeachtet, und während ihn die Gutgesinnten achteten und ehrten, wie es sich gebührt, hänselten ihn die anderen, die Dreck am Stecken hatten, und nannten ihn spöttisch den „Engel“. Das war gemein und unschön, aber Eduard fiel auf den Schwindel nicht herein, sondern war Manns genug, den Spott zu ertragen, und blieb, was er war, der edle, lautere junge Mann. Nur ein Schwächling lässt sich durch die Hänseleien zügelloser Jungen und Mädchen beirren, ein Held – nie!

 

Als Eduard volljährig geworden war, drängte man ihn, sich mit Waffengewalt sein angestammtes Reich zurückzuerobern. Da gab der König die wahrhaft königliche Antwort, er wolle keine Herrschaft, die mit Blut erkauft sei. Wenn alle hohen Leute so dächten, hätte es nie einen Krieg gegeben und unübersehbares Elend wäre der Menschheit erspart geblieben.

 

Dann jedoch fügte es sich, dass die Dänen aus England weichen mussten, und Eduard wurde auf den angestammten Thron zurückgerufen und am Ostertag des Jahres 1042 im Alter von dreißig Jahren unter großen Feierlichkeiten zum König gesalbt und gekrönt. Gut fünfundzwanzig Jahre führte er als Friedensfürst in der Nachfolge des Christkönigs, dessen Fest wir bald feiern, das Land, und brachte es zur Wohlfahrt und Ansehen vor allem dadurch, dass er die Ehrfurcht vor Gott im Volk hob. So war seine Regierung die denkbar glücklichste, weil er selbst das Gesetz seines Gottes im Herzen trug.

 

Vor allem ließ König Eduard es sich angelegen sein, wie der Heiland Wohltaten spendend einherzugehen. Unerschöpflich war seine Güte gegen die Armen, und schon zu Lebzeiten blühten Wunder an dem Weg, den er ging. Einmal beispielsweise, so berichtet die Legende, traf der König in den Straßen Londons einen Krüppel, dessen Beine so übel verwachsen waren, dass er sich nur mit Hilfe der Hände wie ein Tier fortbewegen konnte. Auf die Frage des Königs, wie er ihm wohl helfen könne, entgegnete der Krüppel: „Herr, es ist mir der Gedanke gekommen, dass ich sogleich gesund würde, wenn mich der König auf seinen Schultern zur Kirche tragen würde.“ Da hob Eduard den Bettler auf und trug ihn huckepack ins nächste Gotteshaus und setzte ihn vor dem Altar nieder, und da streckten sich die Glieder des Mannes, und in einem einzigen Augenblick war er ein wohlgewachsener Mann, stattlich und groß. Wunderbar ist Gott in seinen Heiligen.

 

Im Jahr 1066 vertauschte König Eduard die irdische Krone mit der himmlischen Krone, die über und über geziert war mit den Diamanten und Edelsteinen seiner Wohltätigkeit und seines heiligen Lebens.

 

Der heilige Johannes Nepomuk Neumann,

Redemptorist, Bischof von Philadelphia,

+ 5.1.1860 – Fest: 5. Januar

 

Das an Produkten der Natur und des menschlichen Fleißes reiche Böhmerland hatte in den letzten Jahrhunderten einen harten Kampf für die Erhaltung seines katholischen Glaubens zu führen, dem schon früher die hussitische Irrlehre so schwere Wunden geschlagen hat. Wie ist da der göttlichen Vorsehung gebührend Dank zu sagen, dass sie diesem Land einen neuen Fürbitter unter den himmlischen Scharen zu geben gewillt ist, einen Fürbitter, den zugleich auch sein zweites Heimatland, Amerika, in Anspruch nimmt. Noch hat die „Neue Welt“ mit ihrer kurzen Geschichte dem amtlichen Heiligenkalender kaum einige Namen gegeben. Der Seligsprechungsprozess war aber für Bischof Neumann mit gutem Erfolg im Gange. Am 19. Juni 1977 wurde er von Papst Paul VI. heiliggesprochen.

 

Johann Nepomuk Neumann ist in der alten Stadt Prachatiz im Böhmerwald am 28. März 1811 geboren. Sein Vater, ein Strumpfwirker und Gemeindebediensteter, war dorthin aus Bayern eingewandert. Er wie die Mutter waren kernhaft fromm und christlich. Streng und unnachsichtig strafte der Vater jede Lüge, die Mutter aber flößte den Kindern besonders Liebe zu den Armen ein und hielt sie zu täglichem Besuch der heiligen Messe an ihrer Seite und zu häufigem Kommunionempfang an. So schufen die Worte und noch mehr das treffliche Beispiel der Eltern die sicherste Grundlage für die gute religiöse Entwicklung des unschuldigen Jungen, von dem sein Religionslehrer schrieb: „Ich gedachte oft bei diesem Jungen der Worte, die von Johannes dem Täufer geschrieben stehen: Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ Priester zu werden war Johanns Wunsch. Darum wurde er mit zwölf Jahren aufs Gymnasium nach Budweis geschickt. Die ersten Lehrer aber verleideten ihm das Studium so, dass er nach dem vierten Jahr daran war, es aufzugeben und ein Handwerk zu lernen. Der Vater war einverstanden, aber die Mutter und Geschwister vermochten Johann zur Rückkehr nach Budweis wieder umzustimmen. Ein völliger Umschwung trat nun ein; er überflügelte seine Mitschüler und lernte neben dem Vorgeschriebenen auch noch die neueren Sprachen, die er später so gut sollte verwerten können. Neben dem Studium erfasste der fromme Student aber auch schon damals die Bildung seiner Seele, den Dienst des Herrn. Abtötung und Selbstverleugnung waren ihm nichts Fremdes, ein Zeichen, dass kein gewöhnliches Streben ihn beseelte. Morgens und abends begnügte er sich mit einem Stück trockenen Brotes und legte sich noch überdies manche heimliche Entbehrung auf.

 

„Die erste Eigenschaft des schönen Charakters dieses später so berühmten Mannes war sein kindlich frommes Gemüt, sein anspruchsloses, demütiges Wesen. Dabei war er so freundlich, so gefällig, so leutselig und war jederzeit zu allen Liebesdiensten bereit, die man von ihm verlangte“, so urteilte ein Mitschüler über ihn. Als er sich mit zwanzig Jahren endgültig über den Beruf entscheiden sollte, da neigte der fromme Student auf einmal zum Studium der Medizin hin. Der Vater stimmte wieder zu, aber die Mutter, die das Herz ihres Sohnes kannte, riet zum Eintritt ins Klerikalseminar zu Budweis. Johann folgte dem mütterlichen Rat, und die Zukunft rechtfertigte aufs glänzendste den klaren Blick der Mutter und den Gehorsam des Sohnes.

 

Einst sprach der Professor der Schrifterklärung über den Flammeneifer des Weltapostels Paulus. Die Worte zündeten in dem Herzen eines Freundes Neumanns. Er entschloss sich für die Missionen und teilte dies Neumann mit. Dieser, schon durch die Berichte der Leopoldsgesellschaft für die auswärtigen Missionen eingenommen, entschied rasch die Unterredung: „Ich gehe mit dir nach Amerika.“ Dieser Erdteil war damals noch reines Missionsland. Nicht irdischer Lohn, nicht Ehre, nur reiner Seeleneifer zogen den jungen Mann und befähigten ihn zu den größten Opfern. Und Glied an Glied reihten sich nun die Opfer aneinander an dieser endlosen Kette des Missionsberufes. Es kostete Mühe, die Zustimmung der Eltern zu erlangen. Längeres Studium im Seminar zu Prag, wo er sich auf der Universität Gelegenheit zur Vervollkommnung in den neueren Sprachen erhoffte, brachten ihm viel Enttäuschungen, innere Kämpfe und schließlich auch großes Herzeleid durch einen verleumderischen Mitschüler. Zuletzt wurde ihm auch die Bitte um Empfang der Priesterweihe nicht erfüllt. Es war ein Säen in Tränen; doch stärkte es nur seinen Willen und festigte seinen Charakter.

 

Im Jahr 1836 verließ Neumann die Heimat. Unter vielen Entbehrungen machte er die Reise durch Frankreich zu Wagen und zu Fuß, in tiefer Niedergedrücktheit, als die gegebene Zusicherung der Aufnahme in die Diözese Philadelphia ganz ungewiss wurde. Doch eben diesen Sprengel sollte er einmal als Bischof segnen. Auf der Überfahrt erhoben sich auch die Elemente feindlich gegen ihn. An vier verschiedenen Tagen tobte der Sturm. Einmal lehnte der verlassene Auswanderer, in Gedanken an seine ungewisse Zukunft vertieft, an einem Mastbaum, ohne zu merken, wie der Sturm an Heftigkeit zunahm. Plötzlich, wie von unsichtbarer Macht ergriffen, kam Neumann zu sich und ging von seinem Platz weg. Im selben Augenblick brach die Segelstange und stürzte nieder. Wäre er noch am alten Platz gewesen, würde es ihm das Leben gekostet haben. Von diesem Vorfall an überließ er sich ganz der Vorsehung Gottes.

 

Vom Bischof von New York mit großer Freude aufgenommen, erhielt Neumann sofort die Abhaltung der Christenlehre in der dortigen deutschen Kirche übertragen. Schon am 25. Juni 1836 wurde ihm das Glück zuteil, die Priesterweihe, das Ziel seines Jugendstrebens, zu erhalten. Seinem Tatendrang und glühenden Seeleneifer wurde sogleich ein weites Feld der Betätigung eröffnet, indem er von seinem Oberhirten einen weiten Missionssprengel bei Buffalo zugewiesen erhielt, den er von Williamsville, später von Nordbusch aus leitete. Alle Mühen und Entbehrungen eines Missionspriesters erwarteten ihn hier. Die weiten Märsche durch Sümpfe, die vielen Gefahren von Seiten wilder Tiere und böser Menschen schreckten ihn nicht. Der Anblick der Verlassenheit so vieler Seelen, verbunden mit größter Unwissenheit in religiösen Dingen, machten seinem seeleneifrigen Herzen alle Opfer leicht. Gar oft erfuhr er wunderbar Gottes mächtigen Schutz. Immer mehr wuchs die Arbeitslast, ohne dass ihm, trotz dringender Bitten, ein Mitarbeiter hätte gegeben werden können. Dabei hatte er niemand, der zu Hause seine Wohnung und den Tisch besorgt und ihn gegen die furchtbare Kälte jenes Himmelsstriches genügend geschützt hätte. Viel sind der Dornen, die ein Missionsfeld birgt. Umso schmerzlicher müssen sie verwunden, wenn noch absichtliche Bosheit hinzukommt. So traf den edlen Priester eine schwere Verleumdung, die in aller Öffentlichkeit verbreitet wurde. Der Unschuldige lächelte nur darüber, bis schließlich der Anstifter selber der allgemeinen Verachtung anheimfiel. Neumann aber hatte nur Mitleid mit ihm. Ein anderes Mal wurde er mit Erschießen bedroht, und wieder einmal mit Kot und Steinen beworfen, er, der die Güte und Milde für seine Person selbst war. Galt es freilich die Ehre Gottes oder das Seelenheil des Nächsten, so bestand er allerdings fest auf den kirchlichen Grundsätzen.

 

Lange schon fühlte der Missionar schwer das Gefahrvolle seiner Vereinsamung. Um wieviel fruchtbarer gestaltete sich eine Wirksamkeit im Schutz und Rückhalt einer Genossenschaft! Neumann trat deshalb im Jahr 1840 bei den Redemptoristen in Pittsburg ein, zugleich mit seinem Bruder Wenzel, der ihm schon in letzter Zeit nach Art eines Laienbruders gedient hatte. Aber selbst im Noviziat hatte der Diener Gottes nur wenig Ruhe von apostolischen Arbeiten. Bei dem großen Priestermangel musste er in verschiedenen Städten, wie in Baltimore, New York, Rochester, Norwak, Buffalo bisweilen monatelang aushelfen. Durch Ablegung der Gelübde Mitglied einer Genossenschaft, deren Hauptziel die Seelsorgetätigkeit durch Missionen ist, schien sein Seeleneifer keine Rast und Grenzen mehr zu kennen. Die Liebe Christi, die ihm im Herzen flammte, trieb ihn unaufhörlich zu neuen Unternehmungen. Schon nach einem Jahr wurde Pater Neumann Oberer in Pittsburg. Allen alles zu werden, besonders seinen Mitbrüdern, war ihm Herzenssache. Mit ängstlicher Pünktlichkeit verlangte er die Beobachtung der Regel, denn er war der Überzeugung, dass das äußere Wirken nur dann gesegnet sei, wenn die Ordensregel gewissenhaft gehalten werde. Was er von anderen verlangte, übte er aber selbst aufs Genaueste. Lebendige Wegweiser in Ordenshäusern dürfen nicht wie Straßenzeiger die Richtung angeben und selbst stehen bleiben, sie müssen vorangehen. Das beachtete Pater Neumann.

 

Den erprobten Ordensmann, der kaum von einer schweren Krankheit, die er sich durch Überanstrengung zugezogen hatte, genesen war, traf bald die Ernennung zum stellvertretenden Provinzialoberen der Redemptoristen in Amerika. Sie besaßen damals zehn Niederlassungen mit dreißig Patres. Um dem ausgedehnten Arbeitsfeld neue Kräfte zuzuführen, errichtete der Provinzial neue Häuser in New Orleans, Cumberland, Buffalo und New York. Sehr wichtig erschien ihm auch die Abhaltung von Exerzitien für Priester und Ordenspersonen. Der Heranbildung der Priester seiner eigenen Kongregation galt sein besonderes Augenmerk. Den Novizen in Pittsburg gab er den heiligmäßigen Pater Xaver Seelos zum Novizenmeister, während er die Profess-Studenten bei sich in Baltimore behielt.

 

Überzeugt von der fruchtbaren Wirksamkeit und dem großen Einfluss der Ordensfrauen auf das Leben der Gläubigen durch Wort und Beispiel, besonders in der Erziehung der Jugend, nahm Pater Neumann sich ihrer überall an. Unter seiner väterlichen Fürsorge wuchs das Institut der verlassenen farbigen Schwestern, die Karmelitinnen in Baltimore förderte er sehr als ihr Beichtvater, den Armen Schulschwestern aber, die 1847 von München aus den Versuch einer Niederlassung in Amerika machten, ging er in ganz besonderer Weise an die Hand. Er sorgte für die erste Unterkunft, verschaffte ihnen Haus und Schulen und empfahl sie besonders den Bischöfen. „Dieser Mann Gottes“, so rühmte von ihm die Oberin der amerikanischen Schwestern, „war in der Tat das Werkzeug, dessen sich die göttliche Vorsehung bediente, dem Orden der Schulschwestern in den Vereinigten Staaten Verbreitung und Befestigung zu verschaffen, so dass wir ihn mit Recht als unseren Gründer in Amerika verehren.“ Übrigens gründete der Heilige später (1855) als Bischof eine neue Kongregation von armen Franziskanerinnen, die zu hoher Blüte gelangt ist. Zu ihrer Führung berief er auch Franziskanerpatres aus Deutschland.

 

Dem rastlosen und vielseitigen Arbeiter im Weinberg des Herrn wurde unerwartet eine hohe Auszeichnung und damit ein noch unvergleichlich weiteres Feld der Betätigung seines Glaubenseifers und seiner Seelenliebe übertragen. Erzbischof Kenrick von Baltimore sagte eines Tages scherzend zu Pater Neumann, der sein Beichtvater war: „Verschaffen Sie sich eine Mitra! Ich habe erfahren, dass sie Bischof von Philadelphia werden sollen.“ Da fiel der demütige Ordensmann auf die Knie nieder und flehte den Erzbischof unter Tränen an, er möge doch alles aufbieten, dass diese Bürde ihm nicht auferlegt werde. Er wandte sich auch an den Generalprokurator der Redemptoristen in Rom, betete viel und ließ viel beten, um die Würde abzulenken. Der Heilige Vater Pius IX. ließ jedoch den Befehl an den Erwählten ergehen, das Bistum Philadelphia aus Gehorsam anzunehmen, ohne ferner zu appellieren. Am Passionssonntag 1852 zum Bischof konsekriert, nahm der neue Seelenhirt sich zum Wahlspruch seines Wirkens die schöne Anrufung: „Leiden Christi, stärke mich!“ Vom göttlichen Erlöser erbat er sich immer Kraft zum überaus schweren Amt. Wie er selber gerne betete, so suchte er auch den Gebetseifer in den Herzen der Gläubigen zu mehren. Besonders leitete er sie zur Anbetung des Allerheiligsten an. Daher führte er das vierzigstündige Gebet und die Erzbruderschaft vom allerheiligsten Sakrament ein. Nach und nach besuchte er seine ganze ungeheuer große Diözese, aus der jetzt fünf neue Bistümer gebildet sind. Das war eigentlich eine fortgesetzte Mission. Mit großem Eifer predigte er selbst, hörte Beicht, unterrichtete die Kinder. Da er alle Sprachen, die in seiner Diözese gesprochen wurden, sprach, so konnte er allen genügen. O wie froh war da mancher, wieder einmal in seiner Muttersprache und dazu vom gütigen Vater der Diözese selber das Wort der Lossprechung und des Trostes hören zu dürfen! In den ersten fünf Jahren seiner bischöflichen Amtsführung eröffnete er über fünfzig neue Kirchen. Der Bau der Kathedrale in Philadelphia, eines großartigen Bauwerkes, fiel auch ihm als sorgenvolle Aufgabe zu. Philadelphia verdankt ihm auch das Priesterseminar. Überall sorgte er für katholische Schulen.

 

Auf Wunsch von Papst Pius IX. kam Bischof Johannes Neumann 1854 zur feierlichen Erklärung des Glaubenssatzes von der unbefleckten Empfängnis Mariens nach Rom. Zur Verherrlichung der allerseligsten Jungfrau etwas mit beitragen zu können, dieser Gedanke erfüllte den innigen Verehrer der Gottesmutter mit seligem Herzensjubel. Auf der Rückreise besuchte er auch seine liebe Heimat, zur größten Freude seines noch lebenden Vaters und seiner vielen Jugendfreunde. Es sollte ihm nicht gelingen, still und unerwartet einzutreffen, vielmehr wurde er im Triumph in seine Vaterstadt geführt und aufs glänzendste empfangen. Der Ruf seiner Heiligkeit war unter das Volk gedrungen, und so entstand während der sechs Tage, die er im Elternhaus zubrachte, bisweilen ein solches Gedränge, dass der Bischof buchstäblich in Lebensgefahr kam. Seine Sanftmut und Leutseligkeit, seine große Demut und Bescheidenheit, wie die Worte der Erbauung, die er sonntags an das Volk richtete, hinterließen den tiefsten Eindruck. So war es auf der ganzen Reise. Auch in Altötting, dem berühmten bayerischen Marienheiligtum, verweilte er einige Tage bei seinen Mitbrüdern in St. Magdalena, die damals dort die Wallfahrtsseelsorge innehatten.

 

Wieder in sein Bistum zurückgekehrt, nahm Bischof Neumann hervorragenden Anteil am Provinzialkonzil in Baltimore vom 9. bis 20. Mai 1855. Nur noch wenige Jahre der unausgesetzten Tätigkeit waren ihm beschieden. Wie sein Ordensvater Alphonsus hatte er das Gelübde gemacht, keinen Augenblick Zeit zu verlieren, ein Gelübde, das die gewaltigste Willenskraft und Selbstzucht zu seiner Ausführung erfordert. Der gottselige Alphonsusjünger hat es treu gehalten bis zum Tod. Oft nahmen ihn die Arbeiten bis Mitternacht in Anspruch, bisweilen bestand sein Schlaf nur in kurzem Ruhen, auf einem Stuhl sitzend. Trotzdem übte der Mann steter Selbstverleugnung noch harte Abtötung in bescheidener, unauffälliger Weise, um niemand lästig zu fallen. Fortwährend gebrauchte er einen scharfen Bußgürtel. Über des Heiligen innere Abtötung bekennt sein Seelenführer: „Durch beständige Wachsamkeit über seine Augen und durch die Sammlung des Geistes hat er jeder Leidenschaft den Zugang zum Herzen verschlossen. Seine jungfräuliche Seele beschäftigte sich stets mit Gott, er hatte einen hohen Grad des Gebetes erlangt.“

 

So wurde der fromme Diener des Herrn reif für den Himmel. Durch die ununterbrochenen Anstrengungen körperlich geschwächt, erlag er ganz unerwartet am 5. Januar 1860, mitten auf der Straße einem Schlaganfall. Er zählte noch keine vollen 49 Jahre. Pater Seelos schreibt später in einem Brief, er habe, als er tags darauf, am Dreikönigsfest, in Pittsburg seinen Predigtzuhörern die eben eingetroffene Trauerbotschaft verkündigte, in aller Augen Tränen sehen können. Bischof Neumann habe wie ein Heiliger gelebt, dies habe ihm großen Trost gegeben und ihn zuversichtlich hoffen lassen, dass er im Himmel sei. In heiligen Dienstgeschäften sei er auf der Straße verstorben und sein Fleisch bis jetzt noch unverweslich geblieben.

 

Über die Art des Todes äußerte sich Bischof Neumann einmal, vielleicht in Vorahnung des seinigen: „Ein Christ, noch mehr ein Ordensmann soll immer auf einen guten Tod vorbereitet sein, und in diesem Fall hat ein schneller Tod seine Vorteile. Wir ersparen uns und unseren Mitbrüdern, die uns in der Krankheit bedienen, so manche Gelegenheit zur Ungeduld. Und der Teufel hat nicht Zeit, uns zu versuchen. Jedenfalls ist die Art des Todes für uns die beste, die Gott uns zuschickt.“

 

Die heilige Synkletika, Nonne von Alexandria,

+ 5.1. um 350 – Fest: 5. Januar

 

Diese heilige Jungfrau vereinigte so viel Gutes in sich, dass es der menschlichen Sprache, so gewandt sie sein mag, an Kräften gebricht, es darzustellen. So beginnt ein neuerer Heiligenbeschreiber ihren Lebensabriss. Eine alte Beschreibung ihres Lebens aus der Zeit des heiligen Athanasius (+373) – man möchte sie sogar diesem großen Gottesgelehrten selbst zuschreiben, aber ohne festen Grund – erhebt sie mit hohem Lob. Ihr Leben war vorbildlich an heroischen Tugenden, ihre Weisheit und Einsicht ins geistliche Leben war hochgeschätzt von ihren Zeitgenossen, so dass ihre Aussprüche in einer alten Belehrung über die Tugenden, die im „Leben der Väter“ zu finden ist, gleich denen von Geisteslehrern zum Beweis angezogen werden, wie auch ihre umfangreichen Belehrungen gesammelt und so bis auf unsere Zeit erhalten wurden. Schließlich war Synkletika noch ein bewundernswertes Beispiel starkmütiger und ausdauernder Geduld im Leiden. Dieses mustergültige Lebensbild Synkletikas hat, in Anbetracht dessen, dass auch über die Zeit ihrer Geburt und ihres Todes keine näheren Angaben bekannt sind, sogar einige Kritiker in Versuchung gebracht, ihr Leben nur als eine einfache Ermahnung zur Tugend anzusehen, die man in die Form einer geschichtlichen Persönlichkeit eingekleidet habe. Indessen betrachtet sie unsere heilige Kirche nicht als ein Phantasiebild der Heiligkeit, sondern als ein lebendiges Vorbild im Kranz der Heiligen; denn sie feiert ihr Andenken im Morgenland am 4. Januar, im Abendland am 5. Januar und 1. März.

 

Synkletika, deren Eltern aus Mazedonien stammten, war nach Angabe ihrer Akten in Alexandrien in Ägypten geboren, in dem Jahrhundert, in dem Gott den heiligen Antonius (+ um 356) glänzen ließ, damit beide Geschlechter ihr Vorbild haben sollten in einem gänzlichen, rückhaltlosen Verzicht auf die Welt, wie ihn damals der Heilige Geist in Tausenden von Christenherzen zum Staunen der Mitwelt wachrief. Der Adel von Synkletikas Familie, die Schönheit ihres Leibes und Geistes, wie auch ihr Reichtum ließen sie sehr angesehenen Freiern der Stadt als begehrenswert erscheinen. Aber schon hatte der edelste und heiligste Bräutigam, Jesus Christus, als alleiniger siegreicher Bewerber Besitz von ihrem Herzen ergriffen. Den Spuren der heiligen Thekla folgend, kämpfte sie ihr ganzes Leben lang gegen die heftigsten Versuchungen, über die Gottes Gnade sie immer siegreich werden ließ. Sie war überzeugt, dass der Mensch den gefährlichsten Feind in sich selber hat, und oblag deshalb mit Bedacht jeglicher Art von Abtötung des Fleisches und des Herzens. Lange, strenge Fasten waren ihr so lieb, dass sie die Notwendigkeit, öfter als sie wünschte, Speisen nehmen zu müssen, als eine Qual ansah.

 

Nach dem Tod ihrer Eltern widmete sie sich zunächst noch der Pflege einer kränklichen Schwester. Dann aber schied sie sich gänzlich von der Welt, verteilte ihre großen Güter an die Armen und bezog als Wohnung eine jener Grabkammern, wie sie damals in Felsengräbern öfter errichtet wurden. Noch in voller Lebensfrische stehend, wollte sie schon das Sterben lernen und, der Erde tot, nur ihrem Gott leben. Das allein schien ihr das wahre Leben zu sein, denn das einzige Ziel des Menschen ist ja Gott. Die Betrachtung seiner Größe, Liebe und Barmherzigkeit, das Studium der himmlischen Weisheit, die Übung strengster Buße waren fortan ihr eigentlicher Beruf.

 

Um schon äußerlich sich als gottgeweihte Jungfrau zu bekennen, hatte sie sich den schönen Schmuck der Frau, das Haupthaar, durch einen Priester, also in kirchlich-zeremonieller Form, abnehmen lassen. Die Erneuerung des Gelübdes der Jungfräulichkeit, das sie schon früher für sich abgelegt hatte, band sie jetzt noch enger an Gott, den einzigen Gegenstand ihrer Liebe. Er allein war auch in der ersten Zeit der einzige Zeuge eines wahrhaft engelgleichen Lebens, eines wirklichen „Wandels im Himmel“, den diese gottbegeisterte Jungfrau in ihrer Grabeszelle führte.

 

Indessen ließ die göttliche Vorsehung nicht zu, dass ein solcher Schatz allzu lange verborgen blieb, ohne auch anderen durch äußere Anregung zu nützen, wenn auch schon das Gebet und die Bußwerke der Frommen allein die Kirche Gottes reichlich befruchten. Der Glanz ihrer Tugenden durchdrang das Dunkel, in das sie sich zu begraben sorglich bestrebt war. Mädchen und Frauen kamen, erbaten ihre Leitung und schöpften aus ihrem leuchtenden Beispiel und ihren hinreißenden Belehrungen gewinnreiche Förderung ihres geistlichen Lebens. Aus einem liebeglühenden Herzen, reich durch eigene Erfahrung und den Gnadeneinfluss des Heiligen Geistes, floss ihr die Rede mit himmlischer Ruhe, einnehmender Salbung und erhebender Begeisterung. Ihre Ermahnungen sind vortrefflich geeignet, den zeitlichen Wandel der in der Welt lebenden Frauen zu regeln. „O, wie glücklich würden wir sein,“ sprach sie bisweilen, „wenn wir, um Gott zu gefallen und den Himmel zu verdienen, nur tun würden, was die Weltmenschen tun, um vergängliche Güter zusammenzuhäufen. Zu Land setzen sie sich der Raubsucht der Diebe aus, auf dem Meer geben sie sich der Wut der Winde und Stürme hin; weder Gefahren noch Schiffbruch schrecken sie. Sie versuchen, sie wagen alles, und wir, wenn es darauf ankommt, einem so großen Herrn zu dienen, der uns unbegreifliche Güter verspricht, wir lassen uns schon durch den leisesten Widerspruch in Furcht setzen!“

 

Über die verschiedene Lage des geistlichen und weltlichen Lebens sprach Synkletika: „Auf dieser Welt sind wir niemals sicher. Darum sagt der heilige Apostel Paulus: „Wer da steht, der sehe zu, dass er nicht falle!“ Unser Schiff fährt auf unsicherem Element, wie der Psalmist sagt: „So ist diese Welt ein unsicheres Meer.“ Jedoch sind auch die Legen dieses Meeres unter sich verschieden, denn etliche sind voll von Gefahren, andere sind etwas sicherer. Dem gleicht, dass wir im geistlichen Stand an einer guten, windstillen Stelle, die Weltmenschen hingegen an einer gefährlichen Stelle fahren. Hinwiederum haben wir den hellen Tag und leuchtet uns die Sonne der Gerechtigkeit, die Weltlichen aber fahren in der Nacht der Unwissenheit. Nichtsdestoweniger kommt es mehrfach vor, dass die Weltmenschen, die in Finsternis und Ungewitter einherfahren, aus Furcht vor der Gefahr zu Gott rufen und so durch ihre Wachsamkeit glücklich ans Gestade gelangen; dass hingegen wir um unserer Saumseligkeit willen in der Unsicherheit zugrunde gehen, weil wir das Steuerruder der Gerechtigkeit verlieren und verlassen.“

 

So belehrte Synkletika die Ratsuchenden. Da mehrere von denen, die sich ihrer Führung anvertrauten, bei ihr zu bleiben wünschten, bildete sich eine Art klösterlichen Zusammenseins unter gemeinsamen Regeln und unter der lebendigen Autorität der Heiligen. Sie wurde dadurch die Lehrerin zahlreicher Klosterfrauen, weshalb sie auch in manchen Heiligenverzeichnissen den Namen Äbtissin führt. Wir haben hier die Anfänge des weiblichen Klosterlebens, wie zur selben Zeit auch die Schwester des heiligen Antonius eine Vereinigung von Jungfrauen nach dem Vorbild der Männerklöster veranlasste. Wie Antonius der Vater der Mönche, so wurde die heilige Synkletika die „Mutter der Nonnen“.

 

Schon war die Heilige hochbetagt an Jahren, als sie der Herr noch in seine Leidensschule nahm, damit sie auch hierin den Ihrigen ein ruhmvolles Beispiel hinterlasse. Erst litt sie dreieinhalb Jahre an einem langsamen Fieber, das an ihrem Inneren zehrte. Dann wurde sie von einem Krebsleiden ergriffen, das mit einem schrecklichen Geschwür am Mund begann, einen großen Teil des Gesichtes wegfraß und sich dann auf die übrigen Teile des Körpers verbreitete. So unerträglich war der Geruch, den dieses Übel aushauchte, dass niemand sich ihr auch nur auf kurze Zeit nahen konnte, ohne vorher ein Räuchermittel anzubrennen. Nur sie allein schrak nicht davor zurück, sie wollte nicht einmal besondere Heilmittel annehmen, indem sie das Leiden als von Gott gegeben tragen wollte, wie der Dulder Hiob, in vollkommener Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes. Den Arzt ließ sie nur auf seinen Einwand hin zu, dass er die schon abgestorbenen Teile unschädlich machen müsse, um ihre Pflegerinnen gegen Ansteckung zu schützen. Längst schon konnte sie nicht mehr reden, da ihr die Fäulnis Gaumen und Zunge zerfressen hatte; aber laut sprach und predigte noch ihre unvergleichliche Geduld und heilige Ergebung.

 

Gott, der ihr eine neue Art schwersten Martyriums auferlegt hatte, suchte sie zuletzt auch mit großem Trost heim. Er ließ sie erkennen, dass die glückliche Stunde ihrer herrlichen Belohnung nahe, und gewährte ihr im Angesicht des Todes fühlbare Freuden und eine Verzückung, in der sie sich schon im Voraus von den Engeln und den heiligen Jungfrauen umringt sah, mit denen sie für immer vereinigt werden sollte. Das Vorgefühl der nahen Glorie verriet sich in einem unaussprechlich schönen Lichtglanz. Ja im Tod wandelt sich ärgstes Erdenleid in köstlichste Himmelsfreud.

 

Über Leiden sagt die heilige Synkletika: Wenn dein Leib mit Schmerzen durchschnitten, mit Fieber entzündet und mit unerträglichem Durst geplagt wird, und du steckst in Sünden und Lastern, der du dieses leidest, so denke an das ewige Feuer, an die immerwährenden Strafen. So wirst du nicht kleinmütig werden; gib nur hin, was dir auf der Welt widerfährt. Überdies freue dich, dass dich Gott der Herr heimsucht. Führe jenes denkwürdige Wort des Büßers David auf der Zunge: „Der Herr hat mich gezüchtigt und gestraft und hat mich doch dem Tod nicht übergeben.“ Bist du ein Eisen, so wird dieses Feuer den Rost hinwegnehmen. Bist du gerecht und ohne Sünde und musst dennoch leiden, so wirst du an Verdienst nur desto höher steigen. Bist du ein Gold, so wirst du in diesem Feuer nur desto mehr bewährt werden.

 

Die ehrwürdige Maria Elisabetha vom Kreuz,

Stifterin des Ordens „Augustinerinnen

Unserer Lieben Frau von der Zuflucht“,

+ 5.1.1646 – Gedenktag: 5. Januar

 

Die ehrwürdige Maria Elisabeth von Ranfain, wegen ihrer Liebe zum Leiden Maria Elisabeth vom Kreuz genannt, erduldete schon von frühester Jugend an so viele und ungewöhnliche Leiden, dass man sie nicht glauben könnte, wenn sie nicht auf so viele öffentliche Beweise gestützt wären, und dass ihr jener Name nur mit zu gutem Recht gebührt. Aber Maria die Königin des Himmels und der Erde, zu der sie stets ihre Zuflucht nahm, wachte über sie, und durch ihren Beistand trug sie heldenmütig das Schrecklichste, und entging den tausendfachen Gefahren, denen nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Tugend ausgesetzt war.

 

Aus einem altadeligen Geschlecht geboren (1592), fühlte sich Maria Elisabeth von zartester Jugend an zur Frömmigkeit, Selbstüberwindung und mancherlei Abtötungen hingezogen, die von einem Kind ihres Alters nicht zu erwarten waren, und die im jungfräulichen Stand verdoppelt, erst von ihren Eltern bemerkt wurden, da sie, im Begriff ihre sehr schöne, geist- und talentvolle Tochter in die Welt einzuführen, deren demütige Erklärung vernahmen, sie fühle sich dem Ehestand durchaus abgeneigt und zum klösterlichen Leben berufen.

 

Gegen ihren Willen und sogar mit Bedrohung ihres Lebens nötigten die verblendeten Eltern ihre Tochter zur ehelichen Verbindung mit Herrn Dubois, einem bejahrten Edelmann, der Witwer war und viele Kinder aus der ersten Ehe hatte. Auf die Redlichkeit dieses Mannes vertrauend hatte Maria Elisabeth, nachdem sie Kenntnis von dem Ehekontrakt erhalten, den die Eltern ohne ihr Wissen geschlossen hatten, ihm entdeckt, dass sie nicht aus freiem Willen zur Heirat sich entschließen könne und überhaupt jeder ehelichen Verbindung abgeneigt sei, da sie den Beruf in sich fühle, sich ausschließlich Gott zu weihen. Nichtsdestoweniger drang er auf die Erfüllung des Ehekontrakts und die von aller menschlichen Hilfe verlassene Jungfrau brachte nun auch dieses Opfer, und reichte, in den Willen der Eltern sich fügend, Herrn Dubois die Hand am Altar.

 

Hatte sie vieles durch ihre Eltern erlitten, so erlitt sie noch mehr durch die grausame Gemütsart ihres Gemahls. Vom Anfang ihrer Verbindung an bewies er ihr seine Verachtung. Er besaß in ihr die schönste, tugendhafteste, liebenswürdigste Frau, und lebte doch im schändlichsten Verhältnis mit anderen Frauen, und zwar ohne Hehl vor seiner Gattin, um sie absichtlich zu kränken. Er nahm ihr die Führung des Hauswesens und gab die Schlüssel den Dienstboten, die unter ihren Augen die größte Verschwendung trieben. Ihre unerschütterliche Sanftmut, statt den Zorn des Gemahls zu mildern, steigerte ihn vielmehr zu den rohesten Beschimpfungen und endlich zu Schlägen und den grausamsten Misshandlungen. Öfters ließ er sie trotz ihrer zarten Konstitution, wenn er über Land ritt, zwei bis drei Meilen Wegs neben sich her zu Fuß gehen, oder er zwang sie, auch in hoher Schwangerschaft auf unbändigen Pferden, die er selbst nicht zu besteigen wagte, neben ihm her zureiten.

 

Alle diese Misshandlungen vermochten nie, ihr auch nur die mindeste Klage gegen andere zu entreißen noch ihre Liebe zu ihrem Gemahl zu schwächen, den sie als den von Gott ihr gegebenen Obern betrachtete und ehrte. Er lag oft wochenlang am Podagra (Gicht) krank zu Bett. Sie verließ ihn nie, sie diente ihm wie eine Magd und übte in allen seinen Launen einen Gehorsam gegen ihn so willenlos, als er je unter christlichen Gelübden geübt wird.

 

Gott krönte endlich ihre Sanftmut und Geduld mit dem schönsten Lohn. Er gab ihrem Ehemann die Gnade der Bekehrung, ihr Ringen und Beten um sein Heil wurde erhört. Er wurde sanftmütig, friedfertig und barmherzig gegen die Armen, und starb 1616 mit den Zeichen einer aufrichtigen Reue und Buße.

 

 Aus Dankbarkeit gegenüber der heiligen Jungfrau, der sie so viel verdankte und die sie so innig liebte, bemühte sie sich nun, ihrem göttlichen Sohn so viele Seelen zu gewinnen, als ihr nur immer möglich war, und mit Hilfe der Mutter der Barmherzigkeit gerade die verworfensten Geschöpfe dem Verderben zu entreißen. Sie öffnete in ihrem Haus jenen Mädchen, die sich einem ausschweifenden Leben ergeben hatten, und durch ihre Not in solch einem Leben zurückgehalten wurden, eine Zufluchtsstätte, wo sie ihren Unterhalt fanden und in Sicherheit Buße tun konnten. Sie behandelte diese Unglücklichen mit aller Liebe, besorgt für ihre geistliche und leibliche Wohlfahrt. Wenn sie nicht selbst bei ihnen sein konnte, so ließ sie sie von ihren drei Töchtern bedienen. Die eine kochte für sie, die andere diente ihnen zu Tisch, die dritte las ihnen aus erbaulichen Büchern vor und betete mit ihnen. Bald sah die edelmütige Witwe ihre Bemühungen mit dem glücklichsten Erfolg gekrönt, immer mehr Mädchen und Frauen suchten die eröffnete Zuflucht aus dem Verderben und bald bildeten sie eine kleine Gemeinde, die unter Anleitung Maria Elisabethas und ihrer Töchter durch ihren Bußeifer Gott erfreute und die Menschen versöhnte, dass der Bischof von Toul sich entschloss, sie in eine Ordensgenossenschaft umzuwandeln. So wurde auch jener Drang, Gott in einem Orden zu dienen, den Maria Elisabeth von Jugend auf in sich trug, noch erfüllt. Wie alle ihre Unternehmungen, so stellte sie auch diese, den Orden zur Bekehrung gefallener Mädchen und zur Rettung solcher, deren Tugend den meisten Gefahren ausgesetzt war, unter den Schutz der heiligen Jungfrau. Der Orden wurde „Maria von der Zuflucht“ genannt, und seine Mitglieder verbinden sich zur besonderen Verehrung der seligsten Gottesmutter, unter deren Schutz er auch bis jetzt sich in Frankreich erhielt, und großen Segen stiftet. Mit der Stifterin nahmen zugleich ihre drei Töchter das Ordenskleid und jedes Mitglied nahm zu dem neuen Ordensnamen noch den Namen Maria an. Die gute Mutter Maria Elisabeth verließ am 5. Januar 1646, in ihrem sechsundfünfzigsten Lebensjahr diese Erde, um dort in der Sicherheit des Himmels bei Jesus und Maria den Lohn ihrer Leiden und Tugenden ewig zu genießen.

 

Der heilige Simeon Stylites der Ältere, syrischer Asket,

der erste und berühmteste Stylit,

+ 25.7.459 (od. 2.9.) – Fest: 5. Januar

 

Aus: Lexikon für Theologie und Kirche:

 

„* im späten 4. Jahrhundert (389/390?) in Sis, an der Grenze zwischen Syrien und Kilikien, + 25.7. (oder 2.9.) 459. Als Sohn christlicher, begüterter Landleute hütete er die Herden der Eltern, wählte dann, durch die Bergpredigt mit den Seligpreisungen bewogen, den Mönchsstand, zunächst bei Asketen der Nachbarschaft, nach 2 Jahren im Eusebona-Kloster bei Tell´eda, begab sich 412 nach Telneschin. Dort ließ er sich für die Dauer der Fastenzeit einmauern, so im Ganzen 28-mal, ohne die geringste Nahrung. Drei Jahre später ließ er sich an einen benachbarten Felsen anschmieden. Seine Heiligkeit zog viel Volk an; es wollte ihn berühren und Stückchen seines ledernen Gewandes mitnehmen. Um dem zu entgehen, bezog er um 422 eine Säule, zuerst nur 3 m, zuletzt 20 m in der Höhe, jedem Wetter ausgesetzt; er wurde so der Begründer des Stylitentums. Auf ihr stand er die letzten 30 Jahre aufrecht, nur zum Gebet sich verneigend; an hohen Festtagen hielt er während der ganzen Nacht die Arme zum Himmel erhoben; 2 mal des Tages predigte er den Umstehenden und befasste sich anschließend mit den Nöten und Sorgen der einzelnen, in rührender Demut und Liebenswürdigkeit sich jedem widmend. Ein „Meer von Menschen“ strömte von überall her zu dem weltberühmten Styliten, alle kehrten mit reichem seelischen Nutzen zurück. Die Araber kamen zu Tausenden, um ihren Götzen abzuschwören. Auch Große der Welt und der Kirche holten seinen Rat ein. – Seine Gebeine wurden in Antiochien bestattet. Um die hochverehrte Säule erhob sich bereits Ende des 5. Jahrhunderts eine prächtige Kathedrale, Kalat Siman genannt (Simeonskastell oder -felsen). Fest 5. Januar im Abendland, 1. September in den Ostkirchen. Konnte auch Simeon wahrscheinlich nicht schreiben, dürften doch einige der unter seinem Namen gehenden Schriften echt sein.“

 

* * * * * * *

 

Aus: Leben der Väter und Märtyrer, von Alban Butler, 1. Band, Mainz 1823, ab S. 100:

 

„Der heil. Simeon, der Stylite.

 

Jahr 459.

 

Wegen seines außerordentlichen Lebens wurde der heil Simeon, nicht nur in dem ganzen römischen Reich, sondern selbst bei mehreren ungebildeten und ungläubigen Nationen, als eine Wundererscheinung angesehen. Die Perser, Meder, Araber, Äthiopier, Iberier und Scythen hegten die tiefste Ehrfurcht gegen ihn. Man sah Perserkönige, die es sich zur größten Ehre rechneten, seines Segens teilhaftig zu werden, während die römischen Kaiser ihn um seine Fürbitte bei Gott anflehten, und in den wichtigsten Angelegenheiten um Rat fragten. Allein wir dürfen eine hier notwendige Bemerkung nicht außer Acht lassen. – Seine wundervolle Lebensweise, die so sehr geeignet war, unserem Heiligen die Verehrung aller Menschen zu erwerben, wird für uns mehr ein Gegenstand der Bewunderung als Nachahmung, ohne jedoch aufzuhören, unserer Erbauung und unserem Fortschreiten im geistlichen Leben förderlich zu sein. Und wie wäre es wohl möglich, ernstlich über das mächtige Streben nach Vollkommenheit von Seiten dieses heiligen Mannes nachzudenken, ohne selbst unsere Feigheit zu verdammen, und von Scham wegen unserer Lauigkeit im Dienst Gottes erfüllt zu werden!

 

Der h. Simeon war der Sohn eines armen Schäfers, geboren zu Sisan, einer kleinen Burg auf den Grenzen von Cilizien und Syrien. Seine erste Beschäftigung war die Herden zu weiden. Da er aber als Kind von dreizehn Jahren in der Kirche die Stelle des Evangeliums vorlesen hörte, wo von den acht Seligkeiten geredet wird, war er besonders durch jene Worte: selig diejenigen, die das weinen; selig diejenigen, die eines reinen Herzens sind, mächtig ergriffen. Er wandte sich deshalb an einen verständigen Greis, um von ihm darüber völlige Aufklärung zu erhalten, und die Mittel zu erfahren, die ihm diese versprochene Glückseligkeit verschaffen könnten. Der Mann antworte ihm, diese Worte der Schrift bedeuteten nichts anderes, als dass Beten, Wachen, Fasten, Weinen, Erduldung der Schmach und Verfolgungen der Weg seien, der zur wahren Glückseligkeit führe. Er fügte noch bei, in der stillen Zurückgezogenheit sei es leichter als anderswo, diese guten Werke zu üben, und sich in der Tugend fester zu begründen.

 

Simeon ging, erfüllt von dem, was er soeben gehört hatte, beiseite, warf sich vor Gott nieder, und bat ihn sein Führer zu sein auf den Bahnen der Heiligkeit und Vollkommenheit. Einen Augenblick nachher überfiel ihn ein sanfter Schlummer, in dem er eine Erscheinung hatte, die er so zu erzählen pflegte: „Es schien mir, ich grabe Fundamente, und einer sage mir, ich solle noch tiefer hinunter graben. Als ich ausruhen wollte, befahl er mir unablässig fortzugraben, was zu vier wiederholten Malen geschah. Endlich sagte er mir, die Fundamente seien tief genug, und ich könne ohne Besorgnis ein so hohes und großes Gebäude, als ich wolle, aufführen.“ Die Vorhersagung wurde auch wirklich, bemerkte Theodoret, durch die Tat bewahrheitet, und nur die tiefste Demut, und die glühendste Liebe konnten das Gebäude tragen, das dieser bewunderungswürdige Mann, dessen Handlungen so weit über die Kräfte der Natur erhaben waren, aufführte.

 

Sobald Simeon erwachte, eilte er dem Tor eines nahen Klosters zu, das unter der Leitung des heil. Abtes Timotheus stand, wo er mehrere Tage ohne zu essen und zu trinken auf der Erde hingestreckt liegenblieb, und keine andere Gnade begehrte, als in der Eigenschaft eines Dieners, der zu den niedrigsten Verrichtungen des Hauses bestimmt sei, aufgenommen zu werden. Als er endlich unter die Zahl der zu Prüfenden aufgenommen worden war, fing er an, den Psalter auswendig zu lernen, was man zuerst von den Novizen forderte. Er konnte dieses göttliche Buch, in dem er so viele Nahrung für seine mächtig himmelanstrebende Seele fand, nicht mehr verlassen, unterzog sich, seiner zarten Jugend ungeachtet, den durch die Regeln vorgeschriebenen strengen Bußübungen, und hatte bald alle Brüder gewonnen, die vorzüglich seine Liebe und Demut bewunderten.

 

Nachdem er zwei Jahre in diesem Kloster zugebracht hatte, verließ er es, um sich in ein anderes zu begeben, wo man ein noch strengeres Leben führte, und dem der Abt Heliodor vorstand. Dieser Heliodor war ein ehrwürdiger Greis, der seit zweiundsechzig Jahren in der Einsamkeit lebte, und in einem unaussprechlich hohen Grad den Geist des Gebetes besaß. Seine Seele lebte nur in Gott, und war so der Welt abgestorben, dass er, nach Theodorets Erzählung, der ihn genau gekannt hatte, von allem, was um ihn vorging, sogar von den gemeinsten Dingen, nichts wusste. Unter einem solchen Lehrer machte Simeon in kurzer Zeit die schnellsten Fortschritte. Auch war er bald ein Muster des ganzen Hauses durch pünktliche Beobachtung der Regel. Sein Hunger nach Buße war unersättlich, und wo seine Brüder nur alle zwei Tage Speise nahmen, aß er in der Woche nur ein Mal. Auf gleiche Weise erhöhte er noch alle anderen Bußübungen des Klosters, so dass seine Vorsteher ihm Schranken setzen mussten. Das Ansehen, das die frommen Exzesse seines Eifers zähmte, war zu ehrwürdig, als dass er sich ihm nicht hätte gänzlich unterwerfen sollen. Er gehorchte daher, begehrte aber und erhielt die Freiheit, geheimen Abtötungen sich zu unterziehen. Gott allein kennt die Strenge, mit der er gegen sich selbst verfuhr, und durch die er seinen Leib in des Geistes Dienstbarkeit brachte. Eines Tages kam er auf den Gedanken, das Brunnenseil, das aus zusammengedrehten Palmblättern gebunden und folglich sehr rau war, könnte für ihn ein Werkzeug der Buße werden; er umgürtete sich sogleich damit die bloßen Lenden, und dies ohne Wissen des Vorstehers der Gemeinde. – Allein durch die Länge der Zeit schnitt das fest gebundene Seil in das Fleisch, und verursachte ein Geschwür, dessen übler Geruch endlich Simeons Geheimnis verriet. Drei Tage lang nässte man seine von eiterndem Blut festklebenden Kleider, ehe man sie ihm ausziehen konnte. Die Ärzte mussten sogar noch tiefe Einschnitte machen, um das Seil aus dem Fleisch zu ziehen, das dem Heiligen so große Schmerzen verursachte, dass er einige Zeit wie tot dalag. Sobald er aber wieder hergestellt war, entließ ihn der Abt, aus Furcht, eine solche Sonderbarkeit dürfte auf die notwendige Gleichheit der klösterlichen Zucht einen schädlichen Einfluss haben.

 

Der Diener Gottes zog sich daher in eine Einsiedelei, am Fuß des Berges Telanissa, zurück. Da fasste er den Entschluss, die ganze Fastenzeit ohne irgendeine Speise zuzubringen, um Jesus vollkommen in seinem vierzigtägigen Fasten nachzuahmen. Diesen erstaunlichen Entschluss eröffnete er seinem Gewissensrat, einem tugendhaften Priester, Bassus genannt, unter dessen Leitung zweihundert Mönche standen. Da dieser fürchtete, solcher Heldenmut möchte eher aus dem Trieb seines glühenden Eifers, als aus genauer Prüfung seiner Kräfte herrühren, ließ er ihm zehn Brote und ein Krug Wasser zurück, um der Natur, im Falle sie unterliegen sollte, aufzuhelfen. Nach Verlauf der vierzig Tage kam Bassus zurück, fand die Brote und das Wasser unberührt, sah aber Simeon, beinahe ohne Lebenszeichen, ausgestreckt auf der Erde liegen. Sogleich befeuchtete er dessen Lippen mit einem Schwamm, und erteilte ihm die heilige Eucharistie. Simeon stand, gestärkt durch diese himmlische Speise, auf und aß einige Lattichblätter. Auf diese Weise brachte er in der Folge alle Fasten zu. Er war sechsundzwanzig Jahre alt, als Theodoret seinen Bericht niederschrieb. Von diesem Schriftsteller erfahren wir, wie er in dieser heiligen Zeit lebte. Im Anfang der Fasten betete er aufrechtstehend; wenn sein zu sehr geschwächter Körper sich nicht mehr halten konnte, betete er sitzend; endlich legte er sich auf die Erde nieder, wenn gänzliche Kraftlosigkeit ihm jede andere Stellung unmöglich machte. Auf einer Säule band er sich an einen Balken, um sich aufrecht zu erhalten; allein in der Folge bedurfte er dieser Stütze nicht mehr. Es ist wahrscheinlich, dass er in seinen letzten Lebensjahren von diesem strengen Fasten etwas nachließ. Es gibt Menschen, die in dieser Enthaltung von allen Speisen nichts Übernatürliches finden wollen, und sie einem starken Körperbau, dem allmähliche und stufenweise Angewöhnung zu Hilfe komme, zuschreiben.

 

Diesem sei nun, wie da wolle, unser Heiliger verließ seine Einsiedelei nach Verlauf von drei Jahren, und bestieg den Gipfel des Berges, um da seinen Aufenthalt zu wählen. Er verschloss sich, da zwischen ein von bloßen Steinen ohne Speiß errichtetes, dachloses Gemäuer, das ihn nicht gegen Regengüsse und brennende Sonnenhitze verwahren konnte. Und um dem Entschluss, den er gefasst hatte, an diesem Ort zu bleiben, unveränderlichen Bestand zu geben, ließ er eine große eiserne Kette machen, und ein Ende derselben an seinen Fuß, das andere an einen dicken Stein befestigen. Meletius, Chorbischof von Antiochia, der ihn in diesem Zustand sah, stellte ihm vor, es sei unnütz, seinen Leib anzuketten, weil der gute Wille, durch die Gnade unterstützt, genüge, ihn in diesem Gemäuer festzuhalten. Simeon ließ, ohne im Geringsten zu widersprechen, einen Schlosser rufen, der die Kette durchfeilte. Durch den Glanz seiner Tugenden wurde bald der Berg berühmt, und unzählige Menschen, sogar aus den entferntesten Ländern, strömten dahin zusammen. Die Heiden beeiferten sich, wie die Christen, des Heiligen Segen, der Heilkraft hatte, zu empfangen. Mehrere reisten dann erst vergnügt hinweg, nachdem ihnen vergönnt worden ist, ihn zu berühren.

 

Simeon ersann, um sich den Zerstreuungen, die ihn in seiner Einsamkeit störten, zu entreißen, eine Lebensweise, von der man bis dahin noch kein Beispiel gesehen hatte. Im Jahr 423 ließ er eine sechs Ellenbogen hohe Säule errichten, auf der er vier Jahre lang lebte. In der Folge ließ er eine andere zwölf Ellenbogen, und zuletzt eine dritte, zwei und zwanzig Ellenbogen hohe errichten. Dreizehn Jahre brachte er bald auf der einen, bald auf der anderen Säule zu. Die zweiundzwanzig letzten Jahre seines Lebens verlebte er auf einer vierten Säule, die vierzig Ellenbogen hoch war (Dadurch erhielt der Heilige den Beinamen, der Stylite – Säulensteher). Die Spitze dieser Säule, die mit einem Geländer umgeben war, hatte nur drei Fuß im Durchmesser, weshalb der Heilige weder liegen, noch sitzen konnte. Er lehnte sich, wenn er der Ruhe bedurfte, an das Geländer; öfter auch lehnte er sich in dem Gebet. In seinen glühenden Herzensergüssen sah man ihn öfters mehrere Stunden mit gegen Himmel gehobenen Augen in Gott versenkt. Zwei Mal des Tages hielt er an diejenigen, die ihn besuchten, Ermahnungen; dies war aber nur Männern gestattet, da die Frauen in den Umkreis seiner Säule nicht eingelassen wurden. Diesem Verbot musste sogar seine eigene Mutter, die gekommen war, ihn zu sehen, sich unterwerfen. Nachdem er aber ihren Tod erfahren hatte, betete er inbrünstig für das Heil ihrer Seele. Seine Reden betrafen gewöhnlich die Schwüre, die Beobachtung der Gerechtigkeitspflichten, das Laster des Wuchers, die Besuchung der Kirchen, und die Notwendigkeit, nicht nur für sich, sondern auch für alle Menschen im Allgemeinen zu beten. Jedes seiner Worte hatte eine unaussprechliche Salbung und eine unwiderstehliche Kraft. Er verfehlte auch selten bei der Überzeugung des Verstandes die Rührung des Herzens. Man konnte ihn nicht hören, ohne von Liebe zur Tugend und von Abscheu gegen das Laster erfüllt zu werden.

 

Eine so sonderbare Lebensweise konnte jedoch dem öffentlichen Tadel nicht entgehen. Eitelkeit, oder wenigstens Überspannung sollte, wie viele meinten, ihn dazu bewogen haben. Die Bischöfe und Äbte der Umgegend glaubten aber, sich zuerst von den inneren Gesinnungen des Heiligen überzeugen zu müssen, bevor sie über ihn aburteilen könnten. Sie kamen daher überein, jemanden an ihn zu senden mit dem Befehl, von der Säule herabzusteigen, und auf den gewöhnlichen Weg der anderen Diener Gottes zurückkehren. Kaum ward Simeon des Befehles kundig, als er sogleich, ohne die geringste Widerrede, sich anschickte hinabzusteigen. Der Abgeordnete begnügte sich aber, der empfangenen Weisungen gemäß, mit seinem Gehorsam, und sagte ihm: „Bleibe nur; dein bereitwilliger Gehorsam beweist die Reinheit der Beweggründe, aus denen du handelst: fahre fort dem Willen Gottes zu folgen, und treu deinem Beruf zu entsprechen.“

 

Simeon, mehr als jemals überzeugt, dass er auf der ihm von der Vorsehung gezeichneten Bahn wandle, beharrte auf seiner Lebensweise. Man fuhr fort, ihn zu den Stunden, in denen er sich mitteilte, zu besuchen, und die Kraft seiner Predigten, verbunden mit dem Glanz seiner Tugenden, bekehrten eine große Anzahl Perser, Armenier, Iberier, und das ganze Volk der Lazen, die aus Colchis, ihn zu hören, gekommen waren. Die Fürsten und Fürstinnen von Arabien pilgerten zu ihm, seinen Segen zu empfangen. Vararanes V., König der Perser, konnte ihm seine Verehrung nicht versagen, obgleich er ein erklärter Feind und Verfolger der Christen war. Die römischen Kaiser Theodosius der Junge und Leo fragten ihn oft um Rat, und empfahlen sich in seine Gebete. Der Kaiser Marcian verkleidete sich als Privatmann, um sich leichter das Vergnügen zu verschaffen, ihn zu sehen und zu hören. Auf seine Mahnungen schwor die Kaiserin Eudoxia einige Zeit vor ihrem Tod die Irrlehre des Eutyches ab.

 

So viele Ehrenbezeigungen, verbunden mit der Gabe der Wunder und der Weissagung, würden eine gewöhnliche Seele der leisesten, aber zugleich auch gefährlichsten Versuchung der Eitelkeit, der sie vielleicht auch unterlegen wäre, ausgesetzt haben. Allein Simeon war zu fest gegründet in der Demut, um auf sich die Ehren zu beziehen, die er von Seiten der Menschen empfing. Überzeugt, dass man die Zukunft vorhersagen und Wunder wirken könne, ohne deswegen ein Heiliger zu sein, sah er sich als den geringsten der Menschen und den größten der Sünder an. Seine Geduld war aber nicht minder bewunderungswürdig als seine Demut. Nebst dem, dass er mit Freude alle Leiden, Verspottungen und Schmähungen ertrug, hatte er es sich auch zum unumstößlichen Gesetz gemacht, nie davon zu reden. Lange Zeit verbarg er eine schauderhafte Wunde, die er am Fuß hatte, und als man sie entdeckte, wollte er nicht zugeben, dass man sie reinigte und verband, obgleich eine Menge Würmer herausfiel. Was hätten wir nicht noch zu sagen über seine Sanftmut und Liebe gegen alle, die ihn besuchten, über seine glühende Inbrunst für Gott, über seine gänzliche Lostrennung von allem Irdischen, über seinen Gebetseifer, und über alle anderen Tugenden, die er bis zur höchsten Stufe der Vollkommenheit brachte.

 

Es wird erzählt, dass ihm Domnus, Patriarch von Antiochia, der ihn besuchte, die heilige Kommunion auf der Säule erteilt habe; ohne Zweifel empfing er auch öfters von anderen Priestern dieses erhabene Sakrament. Endlich fühlte dieser bewunderungswürdige Büßer sein Ende herannahen. Er beugte sich nieder, um sein gewohntes Gebet zu verrichten, erhob sich aber nicht mehr, weil er sanft im Herrn entschlafen war. Erst nach drei Tagen bemerkte man, dass er tot sei. Es war, nach Cosmas, an einem Mittwoch, den 2. September 459, als dieser Diener Gottes in seinem neunundsechzigsten Lebensjahr in die bessere Welt hinüberging. Den folgenden Freitag brachte man seinen Leichnam nach Antiochia. Die Einwohner der ganzen Gegend und mehrere Bischöfe wohnten dem Leichenzug bei, und die Überzeugung, die man von der Heiligkeit des Verstorbenen hegte, wurde durch Wunder, die Gott bei dieser Gelegenheit wirkte, noch befestigt. Man beging seither sein Fest im ganzen Morgenland mit großer Feierlichkeit. (Majelli, römischer Prälat, erzählt in seiner Abhandlung über die Styliten, die Säule des heiligen Simeon sei oben mit einer Art Geländer umgeben gewesen, und beweist, dass nach dem heiligen Simeon bis zur Gründung des Sarazenischen und Türkischen Reiches, im Morgenland allzeit Styliten waren. Im Abendland konnte diese Lebensart wegen der rauen Witterung keine Nachahmer finden. Dennoch redet der heilige Gregor von Tours, in seinem 8. Buch, K. 15, von einem gewissen Vulfilaicus, der einige Zeit in der Nähe von Trier auf einer Säule lebte. Er war aus der Lombardei und ein Schüler des heiligen Abtes Aredius im Limousin. Er forderte das Volk der benachbarten Dorfschaften auf, dem Götzendienst zu entsagen, und die große Bildsäule der Ardennischen Diana, die seit der Regierung des Domitian verehrt wurde, niederzureißen. Sein Bischof befahl ihm, eine für diesen kalten Himmelsstrich zu harte Lebensart zu verlassen. Er gehorchte auf der Stelle, und zog sich in ein Kloster zurück. Es scheint, Vulfilaicus war der einzige Stylit des Abendlandes gewesen.)

 

Die außerordentlichen Wege, auf denen der heilige Simeon wandelte, zeugen von einem Mann, der in gänzlicher Lostrennung von den Geschöpfen Leben wollte, um sich einzig Gott anzuschließen. Nicht Liebe zum Sonderbaren hatte auch nur den geringsten Einfluss auf sein Betragen. Sein einziges Augenmerk war die Erfüllung des göttlichen Willens: daher diese Bereitwilligkeit seine Säule zu verlassen, sobald man ihm den Befehl seiner Obern bekannt machte. In seiner ungeheuchelten Demut sah er sich als einen Sträfling an, der gerechter Weise aus der menschlichen Gesellschaft verbannt, und dessen Leben ganz in Jesus verborgen sein sollte. Wehe demjenigen, der in der Absicht, groß vor den Augen der Welt zu erscheinen, nach der Tugend trachtete! Die christliche Vollkommenheit soll den Geist der Demut und die Liebe der Verachtung zur Grundlage haben. Wehe daher auch jenen Seelen, die durch einen verfeinerten Stolz in der Heiligkeit nur einen erhabenen und angesehenen Stand suchten! Man muss nach der Heiligkeit streben, weil uns Gott dazu beruft, und weil wir uns durch ein immer regeres Streben danach in seinen Augen angenehm und wohlgefällig machen. Nach diesen hohen Lehren richtete der heilige Simeon sein ganzes Betragen. Es ist wahr, er tat manches, was kein Gegenstand unserer Nachahmung sein könnte: allein können wir nicht, wie er, die Armut, Schmach, Kreuz und Leiden lieben? Ist es nicht auch für uns heilige Pflicht, Jesus Christus gleichförmig zu werden? Haben wir denn vergessen, dass diese Gleichförmigkeit mit unserm göttlichen Meister und unumgänglich notwendig ist, wenn wir des Verdienstes der Erlösung teilhaftig werden wollen? Hüten wir uns vor jenem geheimen Stolz, der unter eitlen Vorwänden uns verleiten wollte, glanzvolle Handlungen jenen vorzuziehen, deren Verdienst allein von Gott gekannt ist. Nie werden wir unserm Beruf entsprechen, wofern wir es nicht als eine der ersten und notwendigsten Pflichten ansehen, unser Kreuz auf uns zu nehmen und Jesus nachzufolgen. Ein, wenigstens dem Geiste nach, verborgenes Leben zu führen, unaufhörlich gegen unsere eigene Gebrechlichkeit misstrauisch zu sein, uns zu verdemütigen, und unser eigenes Nichts beim Anblick des unabsehbaren Abgrundes unserer Schwäche und Armseligkeit zu erkennen.

 

* * * * * * *

 

Charles Lamb

 

Der heilige Simeon Stylites

 

(Dichter schreiben über Heilige, St. Benno-Verlag, Leipzig, 1963)

 

Der heilige Simeon war eine besondere Persönlichkeit, daran gibt es keinen Zweifel. Dreißig Jahre lang auf der Spitze einer Säule zu leben kennzeichnet einen Mann in der Geschichte, ganz gleich, ob er zufällig ein Heiliger ist oder nicht. Und so war der heilige Simeon mein Liebling, lange bevor ich Katholik wurde, lange auch, ehe ich wusste, dass er ein Heiliger war. Ich erinnere mich an einen Einakter in der Schule, in dem dieser geheimnisvolle Mann als Held auftrat. Ob es ein Lustspiel war oder nicht, habe ich nicht in der Erinnerung, aber wahrscheinlich ist es eins gewesen, da es sich um ein Schulstück handelte. Wie dem auch sei, es war meine erste Begegnung mit dem heiligen Simeon und mit der Tatsache, dass es in der Vergangenheit einige Menschen gab, die auf Säulen standen und jahrelang nichts taten. Aber dies alles liegt lange zurück: Diese Zeiten hüllten sich für mich in Nebel, und Simeon wurde für mich eine Gestalt aus der fernen, dunklen Vergangenheit, wie Alkestis, Orest, Hektor, der trojanische Krieg, Venus, Helena von Troja, Brutus und Cassius, und eine solche blieb er lange Zeit. Aber von Anfang an gab es einen kleinen Unterschied zwischen dieser besonderen Persönlichkeit und den wirklichen oder mythischen Helden des klassischen Altertums, die während des ganzen Winterhalbjahres jeden Dienstagnachmittag um vier Uhr vor einer vorgetäuschten Felsklippe auf den wackligen Brettern einer Schulbühne, in Schals oder nachgemachten Togen gehüllt, auftraten. Denn während alle diese berühmten Gestalten Männer der Tat waren, die große Dinge vollbrachten und für diese litten, schien Simeon durch absolutes Nichtstun berühmt geworden zu sein – wenn er überhaupt berühmt war, ich hatte nie zuvor etwas von ihm gehört. Er hatte nichts getan und erhielt dafür sozusagen doch seinen Lohn – und das machte Eindruck auf mich, denn ich hielt ihn für sehr schlau. In jener Zeit war ich von Natur aus faul – oder besser gesagt: ich war ein Junge -, und meine Vorstellung vom guten Leben waren ewige Ferien mit einem gelegentlichen Cricketspiel, um die Eintönigkeit aufzuheben, und ich dachte, der alte Simeon habe sich eine leichte Aufgabe gewählt, die ich in meinem späteren Leben nach besten Kräften nachahmen wollte.

 

Er war auch eine romantische Figur, denn die Einzelheiten seines Lebens waren in Geheimnis gehüllt. Es gab nur die eine nackte Tatsache, die Säule. Aber eine Menge listiger Fragen erhoben sich: Wie mag er dort gelebt haben? Wie bekam er zum Beispiel seine Nahrung? Wurde sie ihm in regelmäßigen Zeitabständen in einem Korb hinaufgeschickt, oder verließ er sich auf die Gutmütigkeit eines zufällig Vorbeikommenden? Eins schien sicher – er ist dafür nicht heruntergekommen. Es gibt jenen Ausspruch von Mohammed und dem Berg, und es scheint, in diesem Fall musste der Berg schließlich zu Mohammed gehen. Und es gibt auch jenen anderen, geheimnisvollen Ausspruch vom Glauben, der Berge versetzt, und es schien nicht die Grenzen des Möglichen zu überschreiten, dass dieser wunderbare alte Mann – ich stellte ihn mir wirklich alt und natürlich mit einem Bart vor – auf wunderbare Weise von Vögeln oder Engeln genährt wurde. Natürlich bestand auch jene einfachere Möglichkeit, dass er auf seiner Säule ganz ohne Nahrung lebte; aber diese Lösung schien mir zu prosaisch, um wahr zu sein.

 

Dann tauchte eine weitere Frage auf: Wie schlief er? War Simeon, von der Nacht ganz abgesehen, oft in Gefahr herunterzufallen? Aus irgendeinem Grund – heute glaube ich, wegen der Ähnlichkeit des Klanges von „Stylites“ und „Stelze“ – war ich geneigt, mir den alten Mann als eine Art Balancekünstler auf der Spitze einer wackligen Holzkonstruktion vorzustellen, als eine Art Varietékünstler. Als ich dahinterkam, dass die Säule ja aus Stein war, stellte ich sie mir sehr schlank vor, und Simeon saß nicht, sondern hockte auf ihrer Spitze. Ich vermochte mir beim besten Willen nicht vorzustellen, wie er auch nur eine ruhige Nacht dort oben verbringen konnte. Natürlich war er, da er den ganzen Tag über nichts tat, auch nicht sehr müde; aber vermutlich wird er trotzdem in jeder Nacht das Bedürfnis nach ein paar Stunden Schlaf gehabt haben, aber wie kam er zum Schlafen?

Die entscheidende und grundlegende, aber auch die listigste Frage war die: Was hat er mit seiner Zeit angefangen? Was konnte er den ganzen Tag über tun? Er hatte das Problem gelöst, wie man ohne Arbeit lebt, und deshalb bewunderte ich ihn ungeheuer; aber diese Lösung schien selbst der Einsicht meines jugendlichen Alters doch reichlich negativ – eine Existenz, die sich im Nichtstun erschöpfte . . . Gewiss, meine Vorstellung vom guten Leben schloss die Arbeit völlig aus; aber dadurch sollte sozusagen nur der Boden frei gemacht, Platz für endlose Spiele und Vergnügungen geschaffen werden; und die Zahl der Spiele, die auf der Spitze einer Säule möglich waren, dünkte mir doch sehr begrenzt zu sein, auch wenn, wie es nach dem Theaterstück wahrscheinlich zu sein schien, auf einer anderen Säule ein Nachbar hockte, nicht zu weit entfernt für ein nachbarliches Gespräch. Das Problem blieb: Was machte Simeon den ganzen Tag über?

 

Diese Frage, so kindlich sie auch war und so kindlich sie klingt, war nichtsdestoweniger die grundlegende Frage, die sich in Bezug auf diesen alten Mann, der dort oben saß, erhob. „Warum sollte der alte Adler seine Flügel ausbreiten?“ war eine spätere Frage, die Frage des Desillusionierten, des „Aufgeklärten“, die Frage all jener, die ein bestimmtes Alter erreicht haben und keinen Grund einsehen können, noch weiter vorwärts zuschreiten. Damals stellte sich mir diese Frage noch nicht. Für mich, faul wie ich war, bestand das Leben nur aus angenehmer Beschäftigung. Simeon blieb für mich eine Personifikation rühmlicher Nichtigkeit.

 

Und doch war mir klar, dass er, obwohl untätig, keineswegs vollkommen nutzlos war. Offensichtlich, jedenfalls nach dem Einakter zu urteilen, kamen oft Menschen zu ihm, manchmal sogar in Scharen. Das schien mir durchaus verständlich. Ich besuchte die Schule in den dreißiger Jahren, im „Sportjahrzehnt“, in dem täglich Rekorde gebrochen wurden. Da war zum Beispiel Malcolm Campbell, der in seinem „Bluebird“ auf irgendeiner Sandstrecke einen neuen Rekord aufstellte, irgendwo im fernen Kalifornien. Es mag auch in Daytona gewesen sein. Da gab es Non-stop-Tänze und -Klavierspiele, zu denen sich die Paare in irgendeinem Tanzsaal in Blackpool so lange drehten, bis sie entweder aufgaben oder erschöpft zusammenbrachen. Und wiederum in Blackpool gab es einen modernen Fakir, den Diener irgendeiner Religion, vermute ich, der in einer Tonne lebte oder in einer Tonne irgendetwas verrichtete und an dem die Polizei stark interessiert zu sein schien. Dann kam in den dreißiger Jahren Gandhi – mit Leinentuch und Brille -, der Mann, der phänomenale Zeit hindurch hungerte und immer am Ende sein Ziel zu erreichen schien. Der religiöse Inder Gandhi, der christliche Fakirpriester, die sportlichen und tanzenden Rekordbrecher, alle schienen sie etwas mit der mythischen Gestalt des alten Simeon auf seiner Säule gemeinsam zu haben, irgendetwas, was diesem Menschentyp wesentlich erscheint, der weiter kommen will als jeder andere, der in irgendeiner verrückten Richtung glänzt und in die Zeitungen kommen will. Simeon hatte Erfolg gehabt, wie Gandhi Erfolg hatte. Aber war ein solcher Erfolg es wirklich wert?

 

Ich zerbrach mir nie besonders den Kopf darüber, auf diese Frage eine Antwort zu finden. Mir genügte es, den alten Simeon richtig eingeordnet zu haben. Ich hatte auch Diogenes gehört, und mir schien, dass zu allen Zeiten und überall gewisse Leute etwas Besonderes getan und dafür Beifall geerntet hatten.

 

Dann vergaß ich den heiligen Simeon für lange Zeit. Ich kam in eine zivilisierte Welt, aus der echte Sonderlinge verbannt waren, in der nur die verlogenen Käuze, jene, welche die Spielregeln kennen und wenn sie sie brechen, genau wissen, wie man sie comme il faut bricht, mit offenen Armen aufgenommen werden. Simeon rückte in weite Ferne. Schließlich hatte er vor sehr langer Zeit gelebt und obendrein im fernen Zilizien. Inzwischen hatten sich die Zeiten geändert. Wir waren nicht mehr so ungebildet. Diese haarigen Männer der Vergangenheit, immer mit Bärten, immer grotesk in ihrer voluminösen Bekleidung (da gab es zum Beispiel in der Manchester Art Gallery ein präraffaelitisches Bild von Moses, der aufrecht gehalten wird, um aus der Ferne einen Blick auf das Gelobte Land zu werfen) oder geschmacklos unterbekleidet mit ihren Lendentüchern und kaum mehr – sie standen uns alle so fern! Im Gegensatz zu ihnen kleideten wir uns geschmackvoll, gebrauchten täglich unsere Gilette-Klingen, badeten, lebten in zivilisierten Häusern und nicht in Zelten, gingen ins Kino. Simeon wurde fast prähistorisch. Wir wären nicht überrascht gewesen, wenn wir erfahren hätten, dass er auf einem Dino-Saurier oder Pterodaktylus zu seiner Säule geritten sei.

 

Aber dann änderten sich die Zeiten wieder, die zivilisierte Welt bereitete sich auf den Krieg vor, sie zog in den Krieg. Der Samthandschuh wurde beiseite gelegt, die Eisenfaust erschien. Und wenn man von einer Welt, die mitten im Krieg steht, umgeben ist, beginnt Simeons rühmliche Nichtigkeit einem weniger nichtig zu erscheinen, dafür aber um so rühmlicher. Voll Freude entdeckte ich, dass einige Teile der zivilisierten Welt alte, sonderbare Männer mit Bärten wie Simeon ernst nahmen. Dann entdeckte ich auf einem schönen Bild der Wüstenväter, das jeden abgesondert auf einem kleinen Grundstück, umgeben von Blumen und gezähmten Tieren darstellte, eine blühende Wildnis, und sie schien mir ein gesegnetes Gegenstück zu jener Wildnis, in die unsere modernen Städte verwandelt wurden, als die Bomben dichter und immer dichter fielen. Ich begann mich verwundert zu fragen, ob diese alten Sonderlinge denn überhaupt so sonderlich waren, ob Simeon vielleicht gar nicht der Narr war, der er mir bis dahin zu sein schien.

 

Seitdem habe ich ein wenig mehr über den heiligen Simeon erfahren; nur ein wenig, aber genug, um meine jugendliche Verwunderung über diesen wunderlichen Mann eher zu steigern als abzuschwächen. Offenbar ist er nicht immer alt und bärtig gewesen. Als Junge wenigstens scheint er der ganz normale Sohn eines Schäfers gewesen zu sein – das heißt selbst ein junger Schäfer –, bis er eines Tages nach einem Kirchgang plötzlich die Überzeugung gewann, dass er ins Kloster gehen müsse. Über das Geheimnisvolle und Providentielle dieses Impulses lässt sich kaum etwas sagen.

 

Sein Eintritt ins Kloster vollzog sich auf ungewöhnliche, aber höchst charakteristische Weise: Fünf Tage und fünf Nächte lag er auf dem Boden vor der Klosterpforte, bis man ihn endlich einließ. An dieser Erfahrung scheint er Gefallen gefunden zu haben, denn im Kloster begann er ungewöhnliche Dinge ähnlicher Art zu verrichten. Als die anderen ihm Vorwürfe machten, lief er zu einer verlassenen Zisterne, versteckte sich dort, wurde entdeckt und gewaltsam zurückgeholt. Er sah weder ein, warum sie ihm Vorwürfe machen sollten, wenn er nur an einem Tag der Woche etwas aß und den Rest seiner Nahrung den Armen gab, noch warum er den Körper nicht mit einer festen Schnur umgürten sollte, so dass das Fleisch darüber hinwegwuchs, wenn er es für notwendig hielt, sein rebellisches Fleisch so zu züchtigen. In einem Kloster des fünften Jahrhunderts gab es nichts, was wir als Nachsicht gegenüber der eigenen Person bezeichnen könnten. Aber offensichtlich war es für Simeon noch zu sanft, denn nach einem Jahr verließ er das Kloster wieder, und zwar endgültig.

 

Er ging zu einem Berg in der Nähe, dem Telanassus, und hier wurde er schließlich, auf seiner Säule verborgen, berühmt. Er stieg nicht sofort auf die Spitze des Berges, sondern lebte in dem relativen Luxus – nach einem einleitenden vierzigtägigen Fasten – eines kleinen Hauses unterhalb des Gipfels. Plötzlich, vielleicht als er in einem Augenblick der Schwäche zu entkommen wünschte, mauerte er sich ein. Aber er sah darin keine Chance, und als er sich erinnerte, dass Steinwände noch kein Gefängnis ausmachen, verschaffte er sich eine große Eisenkugel, an der er sich festkettete. Eines Tages besuchte ihn Meletius, der stellvertretende Bischof von Antiochien. Wenn der Wille wirklich da sei, bemerkte er, erübrigt sich die Kette, und trotz all seiner Strenge wies Simeon den Wink des Prälaten nicht zurück, er kettete sich sorgsam wieder los. Der Wille bewies, dass er wirklich da war, denn der Heilige blieb auf seiner Bergspitze, bis er starb.

 

Nach dem Bericht seiner beiden Freunde, Schüler und Biographen, Antonius und Theodoret, war die Frucht seiner Absonderung eine ungeheure Anzahl von Bekehrungen unter den wilden arabischen Stämmen, welche die milderen Missionare des Christentums gar nicht beachtet hatten. Gott, sagt Theodoret, findet Gefallen daran, Heilige zu erwecken, die sich durch besondere Merkmale der Heiligkeit auszeichnen, den verschiedenen Zeiten entsprechend. Und die wilden Iberer, Perser, Ismaeliten und Armenier brauchten offensichtlich einen Mann, der in seiner Heiligkeit genauso unbändig war wie sie in ihrem Leben, ehe sie zu den Wassern der Taufe geführt werden konnten. Immerhin, sie waren von seiner Grimmigkeit gegen sich selbst so beeindruckt, dass sie in Scharen zu dem alten Mann auf dem Berg kamen, um sich bekehren zu lassen. Ich habe mich gefragt, ob hinter seiner Strenge vielleicht ein Sinn für sehr schlauen bäurischen Humor versteckt lag, denn Simeon bewegte sich, um seiner wachsenden Popularität zu entgehen, nicht horizontal, sondern vertikal. Der Wille war noch da, nicht einmal Berühmtheit konnte ihn brechen, und Simeons Säule, die am Anfang sechs Ellen hoch war, wuchs auf zwölf an. Am Ende erreichte sie eine Höhe von sechsunddreißig Ellen, und immer kamen noch raue Kerle, um sich bekehren zu lassen. Simeon scheint sich wenig auf seine Erhebung eingebildet zu haben, denn auf ein Wort seiner Vorgesetzten, der Bischöfe oder Äbte der Umgebung (man fragt sich, ob Meletius einer von ihnen war), zeigte er sich sofort bereit, zur Erde herunterzukommen. Aber die Würdenträger, die seinen Gehorsam und seine Demut erprobt hatten, beschlossen schließlich, dem alten Adler die Flügel nicht zu stutzen, und Simeon blieb auf seiner Säule auf dem Gipfel des Berges.

 

Von diesem hohen Platz aus predigte er, so wird erzählt, zweimal am Tag, manchmal stundenlang. Natürlich fastete und betete er auch. Er heilte die Kranken. Er war sogar eine Art Richter. Hier besuchte ihn seine verständnislose Mutter, hier starb sie, klagend, dass ihr eigen Fleisch sich so grausam selbst getötet habe; und ihr Sohn weinte mit ihr. Hierher kam auch ein Dieb namens Jonathan, um Schutz, Bekehrung und den Tod zu finden, alles innerhalb einer Woche. Und hier starb schließlich auch der alte Mann selbst, nachdem er drei Tage lang seine Säule im Gebet umklammert gehalten hatte. Den Körper holte der treue Antonius herunter und brachte ihn nach Antiochien. Dort wurde er unter großer Verehrung bestattet.

 

Ich habe das Gefühl, als ob dieser Heilige von den „Durchschnittskatholiken“ noch ein wenig von der Seite angesehen wird. Und in einer Zeit, in der ich den unbedingten Wunsch hatte, in jeder Hinsicht orthodox zu sein, im Großen wie im Kleinen, versuchte ich ebenso über ihn zu denken und mir vorzumachen, Heiligkeit werde besser in den Salons erreicht, wie es beim heiligen Franz von Sales der Fall war, als auf der Spitze einer Säule wie beim heiligen Simeon. Aber da die Zeiten sich stets ändern und immer wieder die gleichen werden, kehre ich allmählich mit größerem Eifer zu meinem alten Lieblingsheiligen zurück. Außerordentliche Zeiten erfordern außerordentliche Charaktere, außerordentliche Krankheiten außerordentliche Ärzte. Der heilige Simeon ist für mich die vollendete Gestalt eines außerordentlichen Heiligen. Ich glaube, wir brauchen mehr von dieser Art.

 

Weshalb eigentlich bewundern wir – bewundere ich – den heiligen Simeon so enthusiastisch? Wegen seines erschreckenden Talents, nichts zu tun. Der heilige Simeon steht – sitzt oder hockt – als der rein Kontemplative, der Adler, der in die Sonne schaut, hoch oben in seinem Horst, der Beobachter im Krähennest. Ich weiß, die Lehrbücher berichten – und das Leben der meisten Heiligen bezeugt es -, dass das Leben der Kontemplation nicht ein physisch untätiges Leben ist, dass die großen beschaulichen Menschen ebenso große Männer der Tat waren. Aber es ist eine andere Art des kontemplativen Lebens, eine andere Art der Heiligkeit, deren meiner Meinung nach die moderne Welt bedarf.

 

„Lehre uns sorgen und nicht sorgen,

lehre uns stillsitzen.“

 

Der heilige Simeon hatte sicher gelernt, stillzusitzen, und er kann uns wie kaum irgendeiner von den Heiligen der Christenheit lehren, wie wir das gleiche tun sollen.

 

Warum können wir denn nicht stillsitzen? Warum müssen wir immer etwas tun? Ich bin sicher, der größte Teil der Ruhelosigkeit des Westens geht aus dieser Furcht vor der Langeweile hervor, und Langeweile heißt, der eigenen Leere gegenübergestellt sein. Deshalb ist die kindliche Frage „Was machte Simeon den ganzen Tag über?“ in hohem Maße berechtigt. Wenn wir nicht mehr von ihm sagen könnten, als dass er der Langeweile entgegentrat, mit ihr kämpfte, ihr nicht unterlag – nicht von seiner Säule herunterstieg -, sondern sie besiegte und dort oben blieb, nichts tuend, dann, denke ich, wäre das genug, um ihn zum Thema einer lohnenden Studie und zum Gegenstück zu unserer Zeit zu wählen.

 

Simeon verließ die Stätten der Zivilisation nicht ganz und gar, so weit ging er und nicht weiter, weit genug, um aus allem heraus zu sein, aber nicht weit genug, um unbeachtet und vergessen zu werden. Simeon tat nichts – außer für Gott leben: und darum wurde er der heilige Simeon. Aber auch wenn wir seine vollendete Heiligkeit, die übernatürliche Frucht dessen, was er wirklich „dort oben“ tat, während er nichts zu tun schien, außeracht lassen – wenn wir das alles vergessen und uns nur auf die menschliche Geste konzentrieren, haben wir noch reichlich genug zu bewundern. Ich habe den heiligen Simeon zu meinem Lieblingsheiligen erwählt, weil er sozusagen am östlichsten Ende der westlichen Christenheit wohnt, weil er diese ganz anders geartete Welt des Ostens verkörpert, die nur mit Mühe für das Christentum gewonnen werden konnte. Ihm ist es, würden die meisten Menschen im Westen sagen, gerade noch gelungen, hineinzukommen. Es ist notwendig, werden sie weiter sagen, vor allem gewarnt zu werden, was in seinem Beispiel übertrieben ist, besonders vor dem geistigen Stolz, der leicht hinter einer solchen außergewöhnlichen Lebensart steht. Aber genau das Gegenteil scheint mir wahr zu sein, denn die christliche Religion wie die übrige Welt leiden an einer Überdosierung des westlichen Geistes: Wir brauchen eine mächtige Injektion vom Osten her, je stärker und spürbarer, umso besser. Simeon mag nicht wie Léon Bloy auf die Welt gespuckt haben, aber er wandte ihr den Rücken und kehrte sein Gesicht der Sonne zu. Simeon repräsentiert einen Typ, der mich immer fasziniert hat, den des Außenseiters, des Ismael, des Sündenbocks. Aber er ist ein Außenseiter von besonders nachgiebiger Art: Er geht nicht in die Wüste und verbirgt sich in einer Höhle, er geht eine gewisse Strecke aus der Stadt hinaus, nicht zu weit, und macht dort „einen Laden auf“.

 

Er ist – wenn man es so ausdrücken will – ein Aussteller im wahrsten Sinn des Wortes, er ist entschlossen, eine Ausstellung von sich selbst zu veranstalten. Vermutlich hatte er einen Grund dafür, und vermutlich war sein Grund – da er der heilige Simeon ist – triftig. Es gleicht einer Umwandlung aller Werte, wenn man die Erde verlässt und hoch oben in der Luft lebt, ununterbrochen die Füße vom Boden erhoben. Es ist ein Benehmen – genauso wagemutig wie das eines Ikarus, abgesehen von dem festen Fels der Heiligkeit darunter. Es ist eine Kühnheit damit verbunden, die zurückgezogenere Typen der Heiligkeit beleidigt. Eine orientalische Extravaganz, entblößt von allem orientalischen Glanz, die mich stark beeindruckt, da ich der Ansicht bin, dass sie unserer Zeit besonders angemessen ist.

 

Ich glaube, dass ich jetzt nicht mehr in Gefahr komme, den heiligen Simeon mit bloßen Rekordbrechern zu verwechseln. Ich glaube auch nicht mehr, dass er irgendeinen anderen ausstechen wollte. Aber ich bin noch immer fest davon überzeugt, dass er hervorstechen wollte – durch Heiligkeit. „Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen . . .“ „Eine Stadt, die auf einem Berg steht, kann nicht verborgen bleiben.“ „. . . noch zündet jemand ein Licht an und stellt es unter den Scheffel.“ Und obwohl Heiligkeit den Förmlichkeiten und dem Klatsch eines Fünfuhrtees trotzen können, zu unserer Belehrung und Ermutigung, scheint unsere Welt trotzdem eine besondere Art von Heiligkeit zu erfordern, eine Heiligkeit, deren Impuls von menschlicher Seite her so außergewöhnlich und radikal ist wie die Welt, in der wir leben . . .

 

Aber nach alldem bewundere ich diesen Heiligen nicht nur, ich liebe ihn wirklich. Und warum? Der heilige Simeon ist das gewesen, was ich sein möchte, wenn ich statt der Feigheit des Sünders den Heldenmut des Heiligen besäße. Ich hätte gern jenen Mut, den Spott derer zu ertragen, die verspotten, was ich liebe. Ich möchte den Stein, mit dem man nach mir wirft, gern willkommen heißen. Ich wollte gern hoch oben auf einer Säule stehen, anstatt hier unten auf dem Boden in der Menge, während ich meine Sympathie für den Mann dort oben feige verstecke. Man fühlt sich sicher in der Menge, und darum ging Simeon allein dort oben hinauf. Dem Furchtsamen erfasst der Schwindel beim Anblick großer Höhen; aber Simeon bot ihm die Stirn.

 

Ich halte den Mann auf dem Felsen für einen Weisen, für einen Mann Gottes. „Kommt in den Schatten dieses roten Felsens.“ Ich sehne mich, in den Schatten seiner Säule und seiner Heiligkeit zu treten, weil er in meinem Geist mit der Stärke des Felsens, auf dem er thronte, lebt; weil er sich dort wie ein Leuchtturm aus einem besseren Land und einer besseren Zeit erhebt, in der Heiligkeit noch seltener, einfacher und heroischer war, als die von Ewigkeit Auserwählten noch deutlicher erkennbar unter den immer leuchtenden Sternen wandelten, Himmel und Hölle dichter beieinander lagen und das Schwert des Geistes erbarmungsloser zuschlug. Die Menschheit hat sich immer nach einem goldenen Zeitalter gesehnt, das sie in der Zeit entweder vor- oder zurückverlegt. Wenn sie es in die Vergangenheit verlegt, ist es die Zeit der großen Männer, die zehn Fuß groß waren; wenn in die Zukunft, die Zeit der Flügel. Simeon hatte keine Flügel; aber er hat sein Bestes getan, um von der Erde loszukommen. Er war nicht zehn Fuß groß; aber er hat es fertiggebracht, noch höher zu kommen. Mein Bild von ihm ist, wie Sie sehen, reichlich phantasievoll; er ist mein vollkommener geistlicher Vater.

 

Die heilige Ämiliana, Tante von Papst Gregor d. Gr. zu Rom,

+ 5. Jhd. - Fest: 5. Januar

 

Der heilige Gregor der Große hatte von väterlicher Seite drei Muhmen, die alle das Gelübde der Keuschheit abgelegt hatten und im Haus ihres Vaters, des Senators Gordian, sich den Übungen des beschaulichen Lebens weihten. Ihre Namen waren Tharsilla, Gordiana und Ämiliana. Gregor erzählt ihre Lebensgeschichte wie folgt:

 

Bei Tharsilla und Ämiliana wurde die Liebe zu Gott von Tag zu Tag inniger. Nur noch mit dem Körper waren sie auf der Erde, ihr Geist war fast immer in der Betrachtung des ewigen versunken. Bei Gordiana aber geschah das Gegenteil. Ihr Gemüt fing an zu erkalten in der heiligen Liebe und sich hinzuneigen zum Wohlgefallen am Irdischen. Oft sprach Tharsilla zur Schwester Ämiliana: „Ich fürchte, dass Gordiana nicht standhaft bleiben wird; denn ich bemerke, dass sie sich gerne auswärts zerstreut und das Herz zur Bewahrung ihres Gelübdes nicht sorgfältig genug hütet.“ Beide Schwestern bemühten sich, durch tägliche Ermahnungen sie von dem zerstörenden Leichtsinn abzuhalten und zum standesmäßigen Eifer zu bewegen. So lange sie redeten, heuchelte Gordiana großen Ernst, der aber in derselben Stunde auch wieder verschwand, indem sie sich neuerdings den Zerstreuungen überließ. Sie hatte Gemeinschaft mit den Kindern der Welt, und der Umgang mit denen, die der Welt sich entzogen hatten, wurde ihr immer lästiger. In einer Nacht erschien meiner Muhme Tharsilla, die durch anhaltendes Gebet, durch strenge Abtötung und durch den Eifer eines vollkommenen heiligen Wandels ihre Schwestern übertraf, in einem Gesicht ihr Urgroßoheim, der heilige Papst Felix, zeigte ihr die Wohnung der ewigen Herrlichkeit und berief sie, dahin zu kommen. Bald darauf wurde sie von einem Fieber befallen, das den nahen Tod ankündigte. Nach der gewöhnlichen Sitte, dass bei Sterbenden, zumal wenn sie vornehmen Standes sind, sich viele Menschen versammeln, um die Verwandten zu trösten, standen Männer und Frauen um das Lager der Kranken, und darunter befand sich auch meine Mutter. Auf einmal öffnete Tharsilla ihre Augen und schaute aufwärts. Da sah sie Jesus herabkommen, wurde heftig bewegt und rief den Umstehenden zu: „Tretet zurück, tretet zurück! Jesus naht!“ Sie hielt ihren Blick fest geheftet auf den Heiland und verschied. Das Zimmer wurde mit dem lieblichsten Wohlgeruch erfüllt, zum Hinweis auf die Gegenwart dessen, der die Quelle aller Lieblichkeit ist. Als der Leichnam, wie es gebräuchlich war, gewaschen wurde, fand man an den Knien und Ellenbogen Schwielen, groß und hart, wie die Schwielen der Kamele. Sie waren eine Folge ihres anhaltenden Gebetes, in dem sie vor Gott lag, und so zeigte das tote Fleisch die Spuren dessen, womit sich der lebendige Geist beständig beschäftigt hatte.

 

Tharsilla war kurz vor dem Fest der Geburt des Herrn gestorben. Wenige Tage darauf erschien sie in einem nächtlichen Gesicht ihrer Schwester Ämiliana und sprach: Komm, damit ich, da ich am Geburtsfest des Herrn von dir getrennt wurde, den Festtag der Erscheinung gemeinschaftlich mit dir begehen kann. Ämiliana, besorgt um ihre Schwester Gordiana, fragte: Wenn ich allein zu dir komme, wem soll ich unsere Gordiana übergeben? Tharsillas Gesicht trübte sich, und sie kam bekümmert zur Antwort: Komm, unsere Schwester Gordiana gehört den Weltkindern an. Ämiliana fühlte sich bald nach diesen wunderbaren Erscheinungen schwer krank. Das Übel nahm zu, und sie starb noch vor dem Fest der Erscheinung des Herrn. Gordiana ließ sich, nachdem sie von der schwesterlichen Obhut befreit war, mit jedem Tag mehr von irdischen Gesinnungen beherrschen und folgte endlich der Neigung, die lange schon in ihrem Inneren verborgen war. Alle Gottesfurcht beseitigend, nicht achtend auf Ehre und Schande, brach sie das heilige Gelübde und verehelichte sich mit dem Pächter ihrer Güter.“

 

Nachdem der heilige Gregor dies erzählt hat, setzte er hinzu: „sieh, alle drei haben sich anfangs mit dem gleichen Eifer zu Gott gewendet, aber nicht alle drei sind in dem gleichen Eifer verharrt, weil wie der Herr sagt, viele berufen sind, aber wenige auserwählt. Ich habe dieses vorgetragen, damit nicht jene, die zum Guten sich gewendet haben, sich selbst die Kräfte zum Guten zuschreiben oder auf ihre eigenen Kräfte vertrauen. Jeder mag wohl wissen, was er heute sei, was er aber morgen sein werde, das weiß keiner. Niemand erfreue sich also des Guten, als wäre er dessen schon sicher; so lange er in diesem schwachen Fleisch wandelt, kennt er ja das Ende nicht.“

 

Der selige Roger von Todi, Ordensmann bei den Franziskanern, Priester,

+ 5.1.1237 – Gedenktag: 5. Januar

 

Leben

Rogerius, gebürtig aus Todi (Tudertum) in Italien, wurde vom heiligen Franziskus selbst als sein Schüler angenommen. Der heilige Ordensstifter nahm den gelehrten Schüler oft als Begleiter mit, wenn er zum Predigen oder zur Leitung von Seelen ausging, und hatte eine hohe Meinung von dessen Tugenden. Rogerius ahmte den heiligen Franziskus in der Frömmigkeit eifrig nach und erreichte so selbst einen hohen Grad von Vollkommenheit. St. Franziskus hatte die selige Philippa Mareri im geistlichen Leben unterrichtet. Diese gründete ein Kloster nach der Regel der heiligen Klara und erhielt später von ihm den seligen Rogerius als Beichtvater und Seelenführer für sich und ihre Ordensgemeinde. Rogerius stand ihr auch im Tod bei und gab ihr das schönste Zeugnis für ihre Tugend. Philippa war die erste aus dem Orden der Klarissen, deren Verehrung die heilige Kirche gut hieß. Rogerius kehrte schließlich nach Todi zurück und starb daselbst am 5. Januar 1237. An seinem Grab geschahen viele Wunder, weshalb Papst Gregor IX., der ihn noch persönlich gekannt hatte, und Papst Benedikt XIV. (1740-1758) seine Verehrung als eines Seligen gestattet haben.

 

Lehre

Die Vorgesetzten, Beichtväter (der Selige war auch Beichtvater) müssen rügen. „Wer durch seine Stellung, durch sein Amt verpflichtet ist, die Fehler seiner Untergebenen zu rügen, der muss Wahrheiten, die etwas hart zu verdauen sind, an dem Feuer inniger Liebe zu verkochen suchen, so dass die Rüge die Bitterkeit verliert. Sonst gleicht die Zurechtweisung einer unreifen Frucht, die Magenweh erzeugt, statt einer guten und nahrhaften Speise. Ist das Wort der Wahrheit, das über die Zunge geht, nicht von der Liebe begleitet, so darf man überzeugt sein, dass die Liebe des Herzens nicht die Probe hält.“ Heiliger Franz von Sales

 

Gebet

O Gott, du hast den seligen Rogerius deinem seraphischen Diener Franziskus als Genossen und vortrefflichen Nachahmer beigegeben. Verleihe uns durch die Fürbitte dieser beiden, dass wir in ihre Fußstapfen eintreten, um so auch die ewige Belohnung zu erlangen. Amen.

 

Der gottselige Joseph von Ferno, Kapuziner, Priester,

+ 5.1.1556 – Gedenktag: 5. Januar

 

Leben

Joseph war gebürtig aus Ferno bei Mailand in Italien und lebte viele Jahre im Franziskanerorden. Als aber der Kapuzinerorden entstand, trat Pater Joseph in diesen über. Er wurde öfter zum Provinzial und einmal zum General-Difinitor erwählt. Als Prediger wirkte er an vielen Orten mit großem Segen, besonders in Arezzo, Siena und Mailand. Er hatte auch die besonderen Gaben der Weissagung und Wunderkraft. Ihm wird die Entstehung des sogenannten vierzigstündigen Gebetes zugeschrieben. Auf einem alten Bild ist gedruckt zu lesen: Das 40 stündige Gebet zu Ehren der 40 heil. Leich: als Kreuz und Grabstunden Christi v. V. P. Joseph a Ferno, Kapuziner erstlings eingeführt anno 1537. Der Diener Gottes starb zu Mailand am 5. Januar 1556. Sein Gedächtnistag ist der 5. Januar.

 

Lehre

Zur eifrigen Anbetung Jesu ladet uns ein der ehrwürdige J. B. Vianney, Pfarrer von Ars, Terziar:

 

„Unser Herr und Heiland ist da (im hochheiligen Altarsakrament) verborgen und wartet darauf, dass wir kommen, ihn zu besuchen und ihm unsere Bitten vorzutragen. Er trägt unserer Schwäche in rührender Weise Rechnung. Im Himmel, wo wir uns der triumphierenden Herrlichkeit erfreuen werden, werden wir ihn in seiner ganzen Glorie sehen. Wollte er sich uns jetzt mit dieser Glorie zeigen, so würde keiner es wagen, sich ihm zu nahen. Aber er verbirgt sich, wie jemand, der im Gefängnis sitzt und spricht zu uns: „Ihr seht mich nicht, aber das tut nichts. Bittet mich, um was ihr wollt, und ich werde es euch gewähren.“ Er ist dort im Sakrament mit seiner ganzen Liebe, welche ohne Unterlass bei seinem himmlischen Vater seufzt und legt für uns arme Sünder Fürbitte ein, wiewohl er hier in unserer Mitte so vieler Schmach ausgesetzt ist. Er ist dort, um uns zu trösten. Oft müssen wir ihm da einen Besuch machen. Wie oft können wir uns nicht ein Viertelstündchen unseren oft so unnützen Beschäftigungen entziehen, um ihn dort betend zu besuchen, ihn zu trösten für die vielen Beleidigungen, die er erdulden muss. Wir machen ihm damit eine große Freude. Wenn er reine Seelen mit recht großer Sehnsucht zu sich kommen sieht, o dann lächelt er ihnen entgegen. Er ist dort das große Schlachtopfer. Sehet, ein Gott dort sehr angenehmes Gebet ist auch dieses: Bittet die Mutter Gottes, sie möge dem ewigen Vater ihren göttlichen, für die Sünden der Welt ganz blutigen und zerfleischten Sohn aufopfern. Es ist dies das beste Gebet, weil am Ende doch alle Kraft des Gebetes aus dem Namen und den Verdiensten Jesu Christi kommt.“  

 

Pater Kajetan vom heiligen Andreas

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 5. Januar 1827 starb zu Würzburg der lobwürdige Pater Kajetan vom heiligen Andreas, dessen weltlicher Name Beckert war. Er wurde am 4. Juli 1751 zu Würzburg geboren. Seine Profess legte er am 14. Dezember 1770 ab, die Priesterweihe erhielt er am 27. September 1774. Das Klosterbuch der Diözese Würzburg berichtet: "Die Klugheit und Entschlossenheit des Priors Kajetan Beckert rettete das Kloster. Bereits war bei der Säkularisation der mit der Einsäckelung beauftragte Kommissar auch in dieses Kloster eingedrungen und hatte persönlich mit spottendem Übermut dem Vorstand des Klosters sein am folgenden Tag vorzunehmendes Geschäft der Inventur angezeigt, indem er sich an dem schönen Anblick von Geld und Geldverschreibungen weidete und vielleicht auch schon allerhand nützliche Voranschläge wegen guter Unterbringung von Monstranzen und Pretiosen machte. Der Prior benützte die wenigen Stunden, um Geld und Geldeswert in österreichischen Schuldverschreibungen anzulegen. Als tags darauf der Kommissar mit seinem Schreiber das Geschäft beginnen wollte, zeigte der Prior die Schuldverschreibungen vor. Der Kommissar drehte sich auf seinem Stiefelabsatz um, durchbohrte den Mönch mit verachtendem und zürnendem Blick und entfernte sich." Nur schade, dass das gesamte Geld später doch verloren ging. Pater Kajetan war auch ein tüchtiger Seelsorger und Beichtvater, den hoch und nieder achtete. Wie sehr er bei Kronprinz Ludwig von Bayern und dessen Gemahlin Theresia in Gnaden stand, beweist deren Anteilnahme an seinem Jubiläum. Schon am Vorabend schickten sie ihm einen Kelch, dessen er sich beim heiligen Opfer bedienen sollte. Bei der Jubelfeier, bei der der Domdekan von Würzburg es sich nicht nehmen ließ, den Assistenten zu machen, erschienen beide königlichen Hoheiten mit ihren Kindern; ja Prinzessin Mathilde, die eben neun Jahre zählte, machte sogar das geistliche Bräutchen. Desgleichen wohnten sie nachmittags der feierlichen Vesper bei und begaben sich mit der ganzen Familie und großem Gefolge ins Refektorium des Klosters, um mit dem Jubilar eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen. Am Weihnachtsfest 1826 erkrankte Pater Kajetan. Noch hielt er die drei Hochämter und die Vesper, aber dann verließen ihn die Kräfte und war genötigt, die Zelle aufzusuchen, aus der er vierzehn Tage nachher als Leiche herausgetragen werden musste. Beerdigt wurde er im sogenannten Ehehaltenhaus unter einer Beteiligung des Volkes, wie sie bei der Bestattung eines Fürsten nicht großartiger hätte sein können.

 

Gebet am 5. Januar

 

Gebenedeite Jungfrau Maria, gib kund deine Milde der Welt, gib kund deine Gnade, die du bei Gott gefunden hast. Erbitte durch dein heiliges Gebet: Gnade dem Schuldigen, Genesung dem Kranken, Kraft dem Kleinmütigen, Trost dem Betrübten, und Hilfe dem mit Gefahr Bedrohten. Auch mir, deinem Diener, der ich deinen liebsten Namen anrufe, spende durch dich, mildeste Königin, seine Gnade dein Sohn, unser Herr und Gott Jesus Christus, der in Ewigkeit gepriesen sei. Amen.

 

Zu Gott

 

O Gott, lass Dir die Fürbitten der heiligen Büßer gefallen, um die wir sie anrufen, und gib, dass wir, obwohl wir nicht ihre leibliche Strenge nachahmen, doch ihren Geist annehmen mögen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott

 

Erhebe unsere Herzen zu Dir, o Herr, damit wir in diesem Leben frei zu Dir hinstreben, und in Dir allein die wahre Freudenquelle suchen und finden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zum heiligen Eduard

 

Heiliger Eduard, erlange mir die Gnade, dass ich jetzt für meinen Jesus so lebe, damit ich im Tod und am Letzten Gericht seinen Segen erhalte, und dann mit dir Jesus ewig lobe und preise. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag, wie Cäsarius und andere Schriftsteller berichten, ist durch die Fürbitte Mariä einem Priester die Zunge, die ihm die Albigensischen Ketzer herausgeschnitten hatten, wieder hergestellt worden. 

 

Andacht am 5. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Die Fülle der Gottheit wohnt wesentlich Christus inne. Er ist Gott; dein Gott ist Er! - O Mensch! wie irrt ihr doch allenthalben umher und sucht die Güter des Leibes und der Seele anders als in Ihm! - Liebt Ihn, die ewige Schönheit, liebt das Gut, das alle Güter in sich fasst. Verlangt nach Ihm, der alles Gute ist; dies genügt, und vollauf wird euer Verlangen gestillt werden." (Der heilige Anselm)

"Wer vermöchte es je," spricht der heilige Bonaventura von dem seraphischen heiligen Franziskus, "die Liebe zu beschreiben, von der Franziskus, dieser Freund des Bräutigams, durchglüht war? Gleich einer feurigen Kohle war er, der in dem Feuerofen der göttlichen Liebe brannte. Es waren seine Wonnen, Psalmen zu singen, worin das Lob, die Vollkommenheiten, die Liebe, die Wohltaten, die Wunder seines Herrn ertönten; oft zerfloss er in Tränen, und hielt in der Einsamkeit die süßeste Ansprache mit Ihm. Den Namen Jesus sprach und hörte er nie anders als mit innerlichem Jubel; ja er leckte seine Lippen, wenn er ihn ausgesprochen hatte, die Süßigkeit desselben kund zu geben; und von so zarter Andacht und Liebe wurde er dabei ergriffen, dass sein Äußeres gänzlich umgewandelt schien; gleich als ob er süßen Honig gegessen, oder die liebliche Musik gehört hätte." - "Flammend für die Ehre seines Vielgeliebten, und von Sehnsucht durchdrungen, für Ihn zu sterben, machte er sich dreimal auf den Weg die Heiden zu bekehren; und zwar stritt er mit so großem Eifer und Mut, dass er, ob auch sehr schwach und erschöpft von seinen strengen Bußwerken und Fasten, dennoch seinem Gefährten, der stark und kräftig war, voran eilte." "Ja, es flammte," spricht der heilige Bonaventura, "sein Herz so gewaltig von der Liebe Jesu, dass weder Beschwerden, noch Trübsale, noch die bittersten Leiden es vermochten, dies heilige Feuer zu löschen." 

Staunend über die göttlichen Vollkommenheiten, rief der heilige Augustinus aus: "Spät liebte ich Dich, o uralte und ewig neue Schönheit; spät liebte ich Dich!" Lieben wir diese allerhöchste Schönheit, und schön werden wir selbst werden, wenn wir lieben was immerdar schön ist. Die Schönheit nimmt im Verhältnis mit der Liebe zu, denn die Liebe ist die Schönheit der Seele.

In ihrem Buch von den Übungen der göttlichen Liebe lädt die heilige Gertrud die frommen Seelen ein, sich des Tages dreimal eifrig zur Liebe anzuregen; am frühen Morgen nämlich, dann gegen die Mitte des Tages und am Abend; und dies zwar, damit das Herz sich in etwas schadlos hält, dass es dem Herrn seinen Gott nicht immer mit unablässiger Inbrunst liebte. In diesem Buch nennt sie Jesus ihren allerhöchsten Herrn, ihr einziges Gut, die Treue ihres Herzens, und bittet Ihn bei der Liebe zu seiner Liebe um die Gnade, alles was nicht Er selbst ist, als ihm angehörig zu betrachten. 

Diese besagte Heilige weihte jede Woche der göttlichen Liebe einen Tag, den sie auch den Tag der Liebe nannte. Sieben Mal flehte sie an diesem Tag zu Gott, sie, als ihr allerhöchster Herr, zu beherrschen und in der Kunst zu unterrichten, Ihn zu lieben. 

 

Verleihe mir, o Gott, dass die Liebe überhand nehme, wo einst die Missetat überhand genommen hatte. Lass Deine Liebe herrschen in dem Herzen, worin einst die Liebe der Welt regierte. Ich liebe Dich, Herr, und zwar um Deiner unendlichen Schönheit willen; nichts auch will ich mit Dir lieben, außer um Deinetwillen. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 5. Januar

 

"Wie viel Reue, wie viele Seufzer,

ja wie viele Tränen kostet uns zuweilen ein unbedachtes Wort!"

 

ehrw. Juliana Morell OP

1594 bis 26.6.1653

 

Betrachtung am 5. Januar - Wahre und falsche Weisheit

 

Die Taten aller Weisheit dieser Welt

Sind eitler Kinder Spiele;

Nur wen, Herr, deiner Weisheit Licht erhellt,

Der Kommt durch sie zum Ziele.

 

1. Wer das rastlose Treiben und die unermüdlichen Anstrengungen der Kinder dieser Welt mit erleuchteten Augen des Glaubens betrachtet, kann sich nicht erwehren, über ihre sonderbare Verblendung zu seufzen. Allen Fleiß und Scharfsinn bieten sie auf, neue Erfindungen und Einrichtungen zu ersinnen, wodurch sie zu Reichtum, Ehre und zu Mitteln gelangen, ihre Begierden zu sättigen. Und als klug und weise rühmen sie diejenigen unter ihnen, denen dies auf vorzügliche Weise gelingt. Indessen dienen alle diese Dinge nur dazu, die Not und die Armseligkeiten dieses Lebens zu lindern, denn sie sind nur Mittel. Sie aber halten sie in ihrer Verblendung für das Ziel selbst, nämlich für die Glückseligkeit des Lebens.

 

2. Lebten unter den Sterblichen dieser Erde auch solche, die unsterblich wären, sicher würden sie dann zu den ersten sprechen: Ihr kurzsichtigen Toren, wie bemüht ihr euch euer kurzes Leben hindurch um Erfindungen und Verschönerungen, da ihr nur so wenige Jahre euch hier aufhaltet. Überlasst uns diese Dinge, die wir ewig hier bleiben, und seid vielmehr um solche Dinge besorgt, die ihr in das Haus eurer künftigen Ewigkeit mitnehmt. Je mehr ihr von den sogenannten Gütern und Lüsten dieser Erde euch fern haltet, um so leichter auch wird euch der Abschied von dieser Erde werden, wo ihr keine bleibende Stätte habt.

 

3. "Die wahre Weisheit kommt von oben herab!" Sie ist himmlisch und führt allein zum Himmel. Sie ist nicht auf die verdorbene, sondern auf die erlöste Natur gegründet. Sie allein auch ist erhaben und unwandelbar, wie Gott selbst, von dem sie ausgeht. Sie ist überaus hellsehend, denn sie sieht Gott und die Ewigkeit, und betrachtet alle Dinge dieser Welt als Mittel, die, weise verwendet, zu dem wahren Ziel, zur unendlichen Glückseligkeit führen. Weise wirst du nur dann sein, wenn du diese Weisheit erlernst, die unendlich hoch über der Weisheit dieser Welt steht. 1. Korinther 3,19a: "Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott."

 

6. Januar

 

Von den heiligen Dreikönigen

 

„Als die Heiligen Drei Könige von den Juden unterwiesen wurden, wo ihr König sollte geboren werden, und darauf mit ihrem Gesinde gen Bethlehem zogen und der Stern wieder vor ihnen herging, da kamen sie an die Stätte, wo der Engel den Hirten in der Christnacht erschienen war. Da fanden sie die Hirten, und die Hirten sagten ihnen, wie die Engel Gottes zu ihnen gesprochen hätten in der Christnacht, und von dem Licht, das sie umschien, und wie sie das Kind gesehen hätten. Das hörten die Herren gar gern und behielten auch die Worte wohl, beschenkten auch die Hirten reichlich und ritten fröhlich weiter und kamen gen Bethlehem. Da hielten sie still und legten ihr stattlich Gewand an und bereiteten sich, dass sie Königen gleich sahen. Als sie nun an die Straße kamen, an deren Ende die geringe Hütte lag, da blieb der Stern stehen und ging nicht weiter, sondern senkte sich herab mit solchem Glanz, dass die ganze Hütte, und alle, die darinnen waren, von dem Schein erleuchtet wurden. Dann stieg er wieder in die Höhe, stand unbeweglich und sein strahlender Glanz verblieb in der Hütte.

 

An dem Tag, da die drei Könige dem Kind das Opfer brachten, da war Jesus ein Kind von dreizehn Tagen und lag in der Krippe in geringe Tücher gewickelt. Maria, seine Mutter, war voll von Gestalt und bräunlich von Angesicht und mit einem blauen schlechten Mantel bekleidet. Die drei Könige aber waren herrlich gekleidet, und Melchior, der König von Nubien und Arabien, der dem Kind Gold opferte, war von Gestalt der kleinste, Balthasar, der König von Saba, der ihm Weihrauch opferte, war der mittelste, und Kaspar, der König von Tharsis, der ihm Myrrhen darbrachte, war der größte von Gestalt und war ein Mohr.

 

Auch ist zu wissen, dass die drei Könige große Schätze und köstliche Kleider mit sich führten aus ihren Landen, denn alle Gezierde, die der große Alexander nach seinem Tod hinterließ, und was die Königin von Saba dem König Salomo brachte, und alles was König Salomo Gott zu Ehren machen ließ, das war alles den drei Königen anheimgefallen, denn ihre Vorfahren hatten den Tempel zu Jerusalem zerstört, und nun führten es die drei Könige bei sich und meinten, sie wollten es dem neuen König verehren. Als sie aber in das arme Hüttlein kamen, da Jesus lag, da war darin so unaussprechlich große Klarheit, dass sie standen wie in einer Glut, und wussten nicht vor Schrecken woran sie waren. Also griffen sie geschwinde in ihre Säcke, und was ihnen zuerst in die Hände kam, das opferten sie und vergaßen aller Herrlichkeit, die sie mit sich brachten. Melchior opferte dreißig goldene Pfennige und einen goldenen Apfel, wie es ihm in die Hände fiel; Balthasar opferte Weihrauch, Kaspar Myrrhen, und was die liebe Maria zu ihnen sprach, das vergaßen sie allzumal, dass sie nichts behielten, als dass sie sich zu jeglichem König gar demütiglich neigte und sprach: „Gedanket sei Gott“.

 

Der goldene Apfel, den König Melchior opferte mit den dreißig goldenen Pfennigen, war des großen Königs Alexander gewesen, und er hatte ihn so gefüge machen lassen, dass er ihn mit einer Hand umgreifen konnte. Denn Alexander hatte die ganze Welt bezwungen und hielt sie in seiner Hand, und dessen zur Urkunde hatte er den Apfel machen lassen, weil die Welt rund ist, und meinte, dass er der Welt so gewaltig wäre als des Apfels. Und da der Apfel dem Kind in die Hand gegeben ward, da ward er zu Asche, zum Zeichen, dass alle irdische Gewalt vor Gott eitel ist und in Staub zerfällt.

 

Als nun die Herrn ihr Opfer löblich vollbracht hatten, da bereitete man die Kost für sie und ihr Gesinde, und als sie gegessen hatten, da legten sie sich nieder mit ihren Dienern und schliefen den Tag und die Nacht, und in der Nacht erschien ihnen der Engel Gottes im Schlaf und warnte sie, dass sie nicht zurück zögen zu Herodes. Das beschlossen sie gemeinsam zu tun, und fuhren einen anderen Weg heim in ihr Land, und auf dem Weg brachten sie zwei Jahre zu, ehe sie nach Hause kamen; auch mussten sie unterwegs in Herbergen einkehren, essen, trinken und schlafen, alles nach menschlicher Weise, denn der Stern schien ihnen nicht mehr. Wo sie aber Nachtruhe hielten, da sagte sie dem Volk des Landes, wie alles ergangen war, und also ward ihre Ausfahrt und Wiederkunft bekannt und offenbar durch alle Lande, dass es nie konnte vergessen noch getilgt werden, obwohl es dem König Herodes und den Juden sehr zuwider war. Und obwohl sie zwei Jahre unterwegs waren, ehe sie die Heimat erreichten, doch gebrach ihnen nichts von alledem, was sie unterwegs bedurften, denn sie hatten große Vorräte mit sich geführt und kamen gesund miteinander zu dem Berg Vaus, wo der Stern zuerst erschienen war.

 

Als nun die Heiligen Drei Könige alle Dinge wohl bestellt und Land und Leute versorgt hatten, da blieben sie beieinander in der Stadt Stulla, die unter dem Berg Vaus liegt und lebten danach nicht mehr zwei Jahre. Eines Tages, nicht lange vor Weihnachten, erschien über der Stadt ein schöner Stern, der nie zuvor gesehen wurde. Die drei Könige verstanden wohl, dass ihr Ende nahte, und Gott sie zu sich nehmen wollte in das ewige Leben, und ließen ein schönes Grab machen wie sie des wohl würdig waren. Und als sie das Weihnachtsfest schön und löblich begangen hatten, danach auf den achten Tag, da König Melchior Messe gehalten, da starb er und war hundertsechzehn Jahre alt. Da nahmen die zwei andern Könige seinen Leichnam und bestatteten ihn mit großen Ehren zur Erde. Danach am fünften Tag, am Erscheinungsfest des Herrn, als Balthasar der König von Saba Messe gehalten hatte, da starb er am zwölften Tag und war hundertzwölf Jahre alt. Da wurde er von dem überlebenden König neben Melchior in dasselbe Grab bestattet. Sieben Tage nachher starb auch Kaspar, der dritte König, nachdem er Messe gehalten, und war hundertneun Jahre alt. Da wurde auch er von dem Volk mit großen Ehren bestattet, und als er ins Grab gesenkt wurde, da rückten die beiden ersten voneinander und ließen ihren Gesellen zwischen sich liegen. Da sahen alle, die gegenwärtig waren, wie die Herren einander lieb gehabt im Leben, so sollten sie nun auch im Tod nicht geschieden werden. Der Stern aber, der vor ihrem Tod erschienen war, blieb unbeweglich über der Stelle stehen, bis sie hinweggeführt wurden, wie danach gesagt wird.“

 

Nachdem Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahr 1164 Mailand erobert hatte, übergab er seinem Kanzler, dem Erzbischof von Köln, Rainald von Dassel, die Reliquien der Heiligen Drei Könige. Der Legende gemäß sollen sie zunächst durch die heilige Helena nach Konstantinopel gebracht worden und von dort nach Mailand gelangt sein.

 

Für diese wurde um 1181 von Nikolaus von Verdun und einheimischen Kölner Goldschmieden ein kostbarer Gold-Email-Schrein geschaffen, über dem wiederum der Kölner Dom als ihre Königskathedrale und zugleich als Wiedergabe des himmlischen Jerusalem sich erheben sollte.

 

Dargestellt werden sie als Könige mit ihren Geschenken, Gold, Weihrauch und Myrrhe, bei der Anbetung des Kindes; ursprünglich galten sie als Magier, als „Weise aus dem Morgenland“, die sich als Vertreter ihrer heidnischen Religionen dem Christentum unterwarfen. Im 12. Jahrhundert symbolisierten sie die Lebensalter; Kaspar den Greis, Melchior den Mann und Balthasar den Jüngling. Ungefähr ab 1300 wird der Jüngling als Mohr dargestellt. Diese Komposition lässt die Möglichkeit zu, dass diese drei Männer zu Vertretern der damals bekannten Erdteile werden, nämlich Kaspar als Europäer, Melchior als Asiat und Balthasar als Afrikaner.

 

Sie sind die Patrone der Stadt und des Erzbistums Köln sowie der Wallfahrer und der Reisenden. Spielkartenfabrikanten und Kürschner haben sich unter ihren Schutz gestellt.

 

Fürbittend werden sie angerufen gegen einen plötzlichen Tod und gegen Epilepsie.

 

* * *

 

Es war am Vigiltag vor Erscheinung des Herrn. Eine fromme Klosterfrau, die selige Veronika von Binasko (* 1445 in Binasko bei Mailand; + 13. Januar 1497 zu Mailand; Nonne und Mystikerin; Papst Leo X. erlaubte 1517 die Verehrung von Veronika Negroni von Binasco als Selige), kniete im Kirchlein von St. Martha in Mailand beim heiligen Messopfer. Es währte nicht lange, da wurde sie den Sinnen entrückt. Ein Engel führte sie im Geist gen Osten: ihr Auge sollte das Geheimnis des nahenden Festes schauen . . .

 

Weite Länderstrecken musste Veronika durchwandern, bis sie in die Heimat der heiligen Dreikönige kam. Sie hörte den Engel des Herrn an drei verschiedenen, weit entlegenen Orten die Freudenbotschaft verkünden, der Heiland der Welt sei geboren. Die Weisen möchten sich aufmachen und ihn anbeten.

 

Als es Abend geworden war, sah Veronika die drei Weisen an einem Ort beisammen. Sie hörte, wie sie miteinander sprachen. Ein jeder erzählte, was er gesehen und vom Engel gehört habe über die Geburt des neuen, großen Königs. „Wer wird unser Führer sein?“ fragten sie sich. Endlich beschlossen sie, gemeinsam die Reise anzutreten, um den neuen König anzubeten.

 

Die verzückte Jungfrau sah sodann, wie sie allerlei Vorbereitungen trafen, um mit königlicher Pracht aufzutreten. Sie sah, wie die Könige Dromedare bestiegen, gewaltig große und wild dreinschauende Tiere. Die drei Könige waren von stattlicher Gestalt und trugen golddurchwirkte Gewänder, die bis zu den Knien reichten.

 

Und sieh, ein Stern, hellleuchtender als die anderen, ging ihnen voran. Die Könige folgten ihm. Da sie aber den Stern erblickten, hatten sie eine übergroße Freude und sprachen: „Das ist das Zeichen des großen Königs!“

 

Veronika folgte dann unter Führung des Engels den heiligen Dreikönigen, die auf ihren Dromedaren eilig dahinzogen, weithin durch die Lande. Eine große Gefolgschaft von Männern und Tieren mannigfacher Art begleitete die Könige . . .

 

Unterdessen war der Festtag selbst angebrochen. Es war Zeit zur Heiligen Messe. Veronika begab sich zum Klosterkirchlein. Kaum hatte sie das heiligste Sakrament durch eine Kniebeugung angebetet, als sie wieder in Verzückung fiel.

 

Sie wurde im Geist nach Jerusalem versetzt. Dort herrschte König Herodes. Die Kunde läuft eben durch die Stadt, drei Könige aus dem Morgenland seien angekommen. Herodes geht ihnen entgegen. Als er aber von den Weisen vernimmt, ein neuer König sei geboren, da bäumt sich sein Stolz und Neid auf. Doch tief im Herzen verbirgt er seine Wut; nach außen bekundet er Freude über die Geburt des neuen Königs. Veronika sieht sodann, wie man sich im Königshof rüstet, wie Tische hergerichtet, Speisen zubereitet werden, um die fremden Könige gebührend zu ehren. Herodes und seine erlauchten Gäste setzen sich zu Tisch und sprechen vieles über den neugeborenen König . . .

 

Unterdessen hat im Kirchlein die Heilige Messe begonnen. Veronika kommt wieder zu sich, folgt andächtig der Opferhandlung und empfängt gemeinsam mit den Schwestern die heilige Kommunion. Dann fällt sie wieder in Verzückung.

 

Da sieht sie, wie die drei Weisen von Herodes sich verabschieden: „Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind“, hört sie ihn sprechen, „und wenn ihr es gefunden habt, dann meldet es mir, damit auch ich komme, es anzubeten!“ Nach diesen Worten des Königs ziehen sie von dannen.

 

Als sie auf der Weiterreise waren, hörte Veronika, wie sie sich fragten: „Wohin sollen wir nun gehen? Wir haben den Stern verloren?“

 

Doch alsbald war der Stern wieder da, den sie im Osten gesehen hatten, und ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stillstand, wo das Kind war.

 

Als die Weisen den Stern wiedersahen, waren sie voll übergroßer Freude. Schon von fern sahen sie, wie der Stern stillhielt. Da stiegen sie von ihren Reittieren und nahmen ihre Geschenke zur Hand. Ihre Gefolgschaft ließen sie zurück und gingen allein zu dem Ort hin, wo zu ihrer Verwunderung der Stern stillstand.

 

Unterdessen meldete der Engel des Herrn der Jungfrau und Mutter, dass die Könige angekommen seien, um das Kindlein Jesus anzubeten. Als die heiligen Dreikönige eintraten, erhob sich die Jungfrau und Mutter. Die Könige neigten sich ehrfurchtsvoll vor ihr. Dann setzte sich die Jungfrau und nahm das Jesuskind, das in ein Linnengewand gehüllt war, auf den Schoß. Die Füße des Kindleins waren bloß. In der Nähe standen Josef und ein Diener. Bevor die Weisen zum Kindlein traten, um es anzubeten, machten sie dreimal die Kniebeugung. Vorher unterhandelten sie, wer es zuerst anbeten solle. Da trat der Jüngste vor, küsste die Füße des Kindleins, nahm die Krone vom Haupt und legte sie dem Kindlein zu Füßen. Und das Jesuskindlein segnete ihn. Das alles sah Veronika in der Verzückung.

 

Als die Dreikönige aus dem Morgenland ihre Anbetung vollendet hatten, brachten sie Gaben dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Josef nahm die Geschenke in Empfang. Der Engel Gottes eröffnete Veronika den tieferen Sinn dieser geheimnisvollen Gaben.

 

Nachdem die drei Weisen die geheiligte Stätte verlassen hatten, blieben sie nur eine Nacht lang in einer benachbarten Herberge. Veronika sah im Geist den Engel des Herrn, wie er im Schlaf den Königen erschien und sie warnte, zu Herodes zurückzukehren. Sie zogen deshalb auf einem anderen Weg heimwärts.

 

Veronika wurde hierauf vom Engel Gottes im Geist an den Ort geführt, wo sich Herodes aufhielt. Er und sein ganzer Hofstaat schienen sehr zornig darüber zu sein, dass die Weisen nicht mehr zu ihm zurückgekehrt waren. Er ließ durch Ausrufer allen ankündigen, wer die drei Könige aufspüre und sie ihm vorführe, werde mit reichen Geschenken bedacht werden . . .

 

In frommem Schauen verbrachte Veronika so den ganzen Tag. Im Chor der Kirche hatten die Schwestern unterdessen bereits den größten Teil der Vesper gesungen, als die verzückte Seherin zu sich kam und ihrer äußeren Sinne wieder mächtig war.

 

Nach alter, frommer Ansicht kamen die Leiber der heiligen Dreikönige in späteren Jahrhunderten über Konstantinopel nach Mailand. Als Kaiser Friedrich Rotbart diese Stadt eroberte, schenkte er die Dreikönigsreliquien seinem Kanzler Reinold von Dassel. Der brachte sie am 23. Juli 1164 in seine Bischofsstadt Köln am Rhein. Dort ruhen sie seitdem in einem kunstvollen, kostbaren Schrein, überwölbt vom herrlichsten Dom Deutschlands.

 

Der heilige Erminold, Abt und Märtyrer von Prüfening,

+ 6.1.1121 – Fest: 6. Januar

 

Wie die Apostel, dem Auftrag des göttlichen Heilandes gemäß, in alle Lande gingen und den Samen des Evangeliums ausstreuten, so fanden sich zu allen Zeiten apostolische Frauen und Männer, die keine Mühe und Opfer scheuten, um das Reich Gottes auszubreiten. Zu diesen hellen Leuchten gehört der heilige Erminold, der erste Abt der berühmten Benediktinerabtei Prüfening in Bayern.

 

Der heilige Erminold kam aus einer angesehenen Familie in Schwaben. Die frommen Eltern übergaben ihren Sohn, den ihnen Gott im hohen Alter geschenkt hatte, aus Dankbarkeit den Mönchen des Klosters Hirsau, damit sie ihn für Gott erzögen. Der edle Wunsch der beglückten Eltern erfüllte sich im reichsten Maß, denn der talentvolle Junge nahm von Tag zu Tag in Tugendübungen und Wissenschaften zu und hegte keinen anderen Wunsch mehr, als in den Orden des heiligen Benedikt einzutreten. Der Teufel suchte ihn von diesem Vorhaben abzubringen, aber mit den Waffen Jesu Christi schlug er den Widersacher in die Flucht. Gern wurde ihm die Aufnahme in das Kloster gewährt. Wie einst der Geist des Propheten Elias auf Eliseus überging, so prägten sich die Tugenden des berühmten Abtes Wilhelm von Hirsau dem jugendlichen Gemüt des Novizen Erminold ein, so dass er sich gar bald zum Führer einer geistigen Heeresschar befähigte.

 

Der Ruf seiner Heiligkeit und seiner vorzüglichen Geistesgaben verbreitete sich so weit, dass er von den Brüdern des Klosters Lorch mit Gutheißung des Kaisers Heinrich V. einstimmig zum Abt ihres Klosters gewählt wurde. Der treue und kluge Diener Gottes war in seiner neuen Würde mehr ein Untergebener, als ein Gebieter, und es lag ihm alles daran, durch Wort und Beispiel seine Brüder in Gottesfurcht und regem Tugendeifer zu befestigen. Als aber einst der leibliche Bruder Erminolds sich anmaßte, ohne Wissen und Willen desselben dem Kaiser von den Klostergütern Geschenke zu machen, legte der heilige Abt seine Würde nieder und kehrte mit 40 seiner Schüler in das Kloster Hirsau zurück, der Taube Noahs ähnlich, die in die Arche zurückflog, als sie draußen keinen reinen Boden fand. Wie ein Engel Gottes wurde er dort mit Ehren aufgenommen, weil seine Tugenden nicht verborgen bleiben konnten.

 

In jener Zeit hielt Kaiser Heinrich V. einen Reichstag zu Regensburg ab, zu dem auch der heilige Bischof Otto von Babenberg reiste. Da er wegen der Menge fremder Gäste in der Stadt keine Unterkunft fand, schlug er draußen zwischen zwei Nussbäumen sein Nachtquartier auf. Dort hörte er einen wundersamen Glockenklang und er sah, wie einst der Patriarch Jakob, von seinem Lager eine Leiter, die bis in den Himmel reichte und auf der die Engel Gottes auf und nieder stiegen. Der heilige Bischof beschloss, an dieser Stelle ein Kloster zu bauen, deren Bewohner engelgleich zum Himmel hinaufsteigen sollten. Nachdem der Bau vollendet war, sah er sich nach einem ausgezeichneten Vorsteher des neuen Klosters um, und er fand keinen geeigneteren und würdigeren, als den bewährten Erminold. Diesen erhob er zum ersten Abt des jungen Klosters Prüfening, damit er den unbebauten Boden mit Klugheit und Eifer urbar machte und eine reichliche Saat für den Himmel gewinne.

 

Erminold zierte seine Würde mit ebenso viel Heiligkeit, wie mit Entschiedenheit. Als einst der vom Papst exkommunizierte Kaiser Heinrich V. das Kloster Prüfening besuchen wollte, verweigerte ihm der Abt den Eintritt, und der Kaiser zog ab nicht mit Groll, sondern voll Ehrfurcht gegen den heiligen Diener Gottes, und er verbot seinen erzürnten Schmeichlern, dem Kloster irgendwie zu schaden. So streng der heilige Abt seine Rechte wahrte und für die Ehre Gottes eiferte, so sanft und liebreich behandelte er seine Feinde, lud sie freundlich zu Tisch und entließ sie mit Geschenken. So gewann er durch Milde und Geduld die Herzen seiner Gegner. Eine besondere Fürsorge wandte er den Armen zu. Als einst in Bayern eine große Hungersnot ausbrach, öffnete er alle Scheunen und Speicher des Klosters, teilte alle Vorräte an die Bedürftigen aus und veräußerte selbst die heiligen Gefäße, um die Not zu stillen. Als die Brüder ihm mitteilten, alles sei fortgegeben und sie müssten selbst Hunger leiden, flehte der Heilige inbrünstig zu Gott und zum heiligen Georg, seinem Kirchenpatron. Kaum hatte er sein Gebet vollendet, da schickte Gott einen edlen und reichen Herrn, der mit seinem Überfluss die Not der Mönche beendigte.

 

Als einst der heilige Abt in die Kirche gehen wollte und die Pforte verschlossen fand, eilte der Küster fort, um die Schlüssel zu holen. Zu seinem höchsten Erstaunen fand er den Heiligen bereits am Altar im Gebet. Als er sich erhob, verbot er dem Küster, mit irgendeinem vor seinem Tod von diesem Ereignis zu sprechen.

 

Wie ein Riese schritt der heilige Erminold unentwegt dem Himmel zu und zog eine auserwählte Schar gottbegeisterter Schüler mit sich fort, aber die Hölle ergrimmte über ihre Verluste und goss Gift in die Herzen einiger Boshaften, die sich gegen das Leben des Heiligen verschworen und eine günstige Gelegenheit abpassten, um ihren Mordplan auszuführen. Dem Heiligen wurde das verbrecherische Vorhaben der Verschwörer offenbart, aber er sprach, wie einst der Herr zu Petrus: „Warum soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater darreicht?“ Voll Ruhe ging er den Mördern entgegen, die beim Anblick des unverzagten Heiligen derart erschüttert wurden, dass der Dolch ihrer Hand entfiel.

 

Nicht lange danach lauerte ihm einer der Verschworenen, namens Aaron, wieder auf und schlug ihn mit einer hölzernen Keule auf den Kopf. Betäubt sank der Heilige zu Boden, kam aber nach einiger Zeit wieder zu sich, richtete seine Augen auf seine Brüder und sprach mit heiterer Miene, er sei zum himmlischen Thron erhoben gewesen und habe tröstliche Versprechungen vernommen. „Ich freute mich“, sprach er, „weil mir gesagt wurde, an diesem Ort werde man immer Gott dienen. Ich sah mit goldenen Buchstaben die Namen unserer verstorbenen, lebenden und künftigen Brüder im Buch des Lebens verzeichnet. Und dies soll euch das Zeichen sein, dass ich die Wahrheit rede: morgen, wenn im Hochamt das Gloria gesungen wird, werde ich von dieser Welt scheiden.“ Wie er vorhergesagt, so geschah es. Am folgenden Morgen, - es war das Fest der Erscheinung des Herrn – verließ seine Seele während des Engelgesangs das zerbrechliche Haus des Leibes, um unter Engelchören den himmlischen Jubelgesang anzustimmen.

 

Die Wunder, die das Grab des heiligen Abtes und Märtyrers Erminold verherrlichten, könnten ein ganzes Buch füllen. Ein wunderbarer Wohlgeruch strömte aus seinem Grab, Blinde erhielten ihr Augenlicht, Lahme gerade Glieder, Taube ihr Gehör, Kranke aller Art ihre Gesundheit, Teufel wurden ausgetrieben und unzählige Gebetserhörungen und Wohltaten gewährt. Deshalb wallfahrteten schon bald nach seinem Tod viele Hilfsbedürftige zum Grab des Heiligen, und kehrten erfreut, getröstet und erhört in die Heimat zurück voll Dank gegen den heiligen Wohltäter von Prüfening.

 

Die heilige Makra, Jungfrau und Martyrin von Reims,

+ 6.1.304 - Fest: 6. Januar

 

Während der heftigen Christenverfolgung des Kaisers Diokletian wütete Rictiovarus, der römische Statthalter in Gallien, mit unerhörter Grausamkeit gegen die Gläubigen, und, um sie alle zu vertilgen, durchzog er mit seinen Henkern alle Ortschaften, und suchte neue Opfer, seinen Blutdurst zu stillen. Im Jahr 303 kam er in die Stadt Reims, wo unter anderen bei ihm auch eine gottesfürchtige Jungfrau, Makra mit Namen, als Christin verklagt wurde. Als sie vor dem gottlosen Richter erschien und von ihm zum Götzenopfer aufgefordert wurde, bekannte sie ohne alle Furcht den wahren und einzigen Gott und wurde deswegen zum Feuertod verurteilt. Zum Staunen aller Heiden aber ging die Bekennerin unversehrt aus den Flammen hervor, und der Statthalter durch dieses Wunder beschämt, ließ ihr die Brüste aus dem Leib schneiden und sie zu noch größeren Peinen im Gefängnis aufbewahren.

 

Die heilige Martyrin lobte Gott und sang frohen Mutes heilige Psalmen, als zur Nachtzeit der Kerker mit einem glänzenden Licht plötzlich erhellt wurde, und ein freundlicher Greis ihr zur Seite stand, der sie so anredete: „Makra! Gott sendet mich zu dir, dass ich deine Wunden heile.“ Ihm antwortete die Jungfrau: „Nimmermehr wünsche ich die Gesundheit meines Körpers, wenn ich dadurch die Krone der Gerechtigkeit verlieren sollte. Doch der Wille des Herrn geschehe“, und bei diesen Worten ließ sie sich auf die Knie nieder, fiel in einen Schlummer und als sie erwachte, war sie geheilt.

 

Am anderen Tag wurde die Martyrin wieder vor den Richterstuhl des Rictiovarus gebracht, der von einer unzähligen Menge Heiden umgeben war, und alle schrien laut auf vor Verwunderung, als sie die Christin gesund und unversehrt erblickten. „Durch welche Zauberei“, fragte der Richter, „wurdest du geheilt?“ – „Dieses Wunder geschah“, antwortete Makra, „durch die Gnade und Macht meines Jesus.“ Im höchsten Zorn entgegnete ihr der Heide: „Wie, du belästigst neuerdings meine Ohren mit dem mir so verhassten Namen? Unter den schrecklichsten Peinen sollst du diesen Jesus noch verleugnen.“ Makra erwiderte: „So eile, damit meine einzige und seligste Hoffnung bald erfüllt werde.“ Nun wurde die Heilige auf spitzigen Steinen und glühenden Kohlen so lange herumgewälzt, bis sie den Geist aufgab.

 

Der heilige Melanius, Bischof und Bekenner von Rennes, Frankreich,

+ 6.11.530 - Fest: 6. Januar (Niederlegung der Gebeine) und 6. November

 

Der heilige Melanius stammte aus einer vornehmen Familie; verzichtete aber aus Liebe zu Jesus auf alles Irdische und wählte das einsame Klosterleben, in dem er sich so hohe Tugenden auszeichnete, dass ihn wider seinen Willen der heilige Bischof Amandus von Rennes zu seinem Nachfolger ernannte. Wegen seines heiligen Lebenswandels liebte ihn der fränkische König Clodoväus sehr und bediente sich seines Rates in den wichtigsten Staatsangelegenheiten. Im Jahr 511 hatte Melanius auf der fränkischen Kirchenversammlung zu Orleans unter 32 Bischöfen den Vorsitz und durch sein Ansehen beim König wurden die trefflichsten Kirchenverordnungen gemacht und mehrere Kirchen und Klöster erbaut.

 

Er war ein unermüdlicher und wachsamer Seelenhirt und wirkte auf seinen Reisen durch seinen Sprengel viele Wunder an Kranken und Behinderten. Gregor von Tours erzählt, dass der heilige Bischof einst einen vom bösen Geist besessenen und aus Verzweiflung sich selbst erwürgten Menschen wieder zum Leben erweckte. Durch dieses Wunder wurden die Einwohner zu Vannes in der Bretagne, die noch Heiden waren, zur christlichen Religion bekehrt. So wirkte der heilige Melanius zum Seelenheil seiner Gläubigen und zur Ausbreitung des Christentums rastlos sein ganzes Leben hindurch, bis ihm Gott die Stunde seines Todes offenbarte. Er bereitete sich mit der innigsten Andacht auf die Ankunft des Herrn vor und nachdem er mit heiligster Sehnsucht die Sterbesakramente empfangen hatte, starb er im Jahr 530 in einem Kloster zu Plörmöl, das er selbst gestiftet hatte. Aus Dankbarkeit erbauten ihm die Gläubigen ein herrliches Grabmal in der Domkirche zu Rennes, das durch ein Wunder unversehrt blieb, als die ganze Kirche vom Feuer vertilgt wurde.

 

Der heilige Nilammon von Pelusium, Klausner,

+ 6.1.404 – Fest: 6. Januar

 

Dieser Heilige lebte, der Welt ganz unbekannt, in einer Zelle, in der Nähe von Pelusium in Ägypten. Die Stadt Gera wählte ihn zum Bischof, allein er weigerte sich standhaft seine Einwilligung zu geben, indem er alle Beweggründe aufbot, die seine Demut ihm zeigte. Schließlich nahm er seine Zuflucht zu den Tränen, um den Patriarchen von Alexandrien, Theophilus, der ihn auch des bischöflichen Amtes für würdig gehalten hatte, für sich zu gewinnen. Da alle seine Bemühungen fruchtlos waren und keineswegs seinen dringenden Bitten entsprechen wollte, wandte er sich, von Schmerz ergriffen, mit Vertrauen an Gott und bat ihn, eher ihm das Leben zu nehmen, als zuzulassen, dass ihm eine so furchtbare Last aufgebürdet wird. Sein Gebet wurde auch erhört, denn er starb, bevor er das Gebet völlig beendet hatte. Im 5. Jahrhundert. Sein Name ist im Märtyrerverzeichnis unter dem 6. Januar zu finden.

 

(Ein ähnliches Beispiel haben wir im Leben des Bruders Columban. Dieser heilige Mann zeichnete sich von Kindheit an durch seine Unschuld aus, durch seine Frömmigkeit und durch seine Liebe zu den Armen. Abbeville, seine Vaterstadt, und Marseille wurden erleuchtet durch den Glanz seiner Tugenden. Im Jahr 1710 trat er in Buonsollazzo, in der Toskana, in den Zisterzienserorden ein, der die verbesserte Regel der Trappisten angenommen hatte. Eine brennende Liebe, eine tiefe Demut, ein ungewöhnlicher Geist der Buße und des Gebets, eine heilige Begierde nach allen Übungen der Abtötung, zeichneten ihn bald vor den anderen Brüdern aus. Der Abt aber, der glaubte, ihn in diesem Fall von den gewöhnlichen Regeln freisprechen zu können, sagte ihm daher, er möge sich zum Empfang der heiligen Weihen vorbereiten. Seine Absicht war, sich durch ihn eines Teils der Klosterverwaltung zu entledigen, sobald er zum Priester geweiht wäre. Columban, der allzeit ohne Widerrede den Gehorsam ausgeübt hatte, nahm jetzt, um eine ihm so schreckliche Bürde von sich abzuwenden, zu den kräftigsten Warnungen und rührendsten Bitten seine Zuflucht. Er würde sogar, wäre er nicht durch sein Gelübde davon zurückgehalten worden, die Flucht ergriffen haben. Nichts aber half ihm, er musste, vom Abt genötigt, alle heiligen Weihen bis zum Priestertum empfangen, bei dessen Gedanken er schon von starrer Furcht befallen wurde. Wie wird er aber nun diese schreckliche Würde von sich abwenden? Er warf sich in die Arme Gottes und bat ihn mit engelhafter Inbrunst, doch nicht zuzulassen, dass er zum Priester geweiht werde. Bald wurde die Wirkung seines Gebets sichtbar, denn seine Hände wurden von einer Gicht befallen, woran er kurze Zeit später, im Jahr 1714, starb. Diese Beispiele sind bei Einsiedlern sehr erbaulich, würden es aber nicht ebenso bei Weltgeistlichen sein. Wenn sie die kirchlichen Würden fürchten, sie also nur genötigt annehmen, so folgen sie darin, wie Stephan von Tournay bemerkt, dem Geist der ersten Kirche. Aber sie sollen zugleich auch lernen, dass ein zu hartnäckiger Widerstand ein wahrer Ungehorsam wäre, der von einer sträflichen Kleinmütigkeit herkommt, und die Ordnung und den Frieden stört. Dies ist die Meinung des heiligen Basilius, des so sehr erleuchteten Lehrers.)

 

Der heilige Petrus Thomas, Karmeliter-Mönch, Bischof, Patriarch,

+ 6.1.1366 – Fest: 6. Januar (im Orden am 8.1.)

 

Heute ist auch das Fest des heiligen Petrus Thomas. Der heilige Petrus Thomas wurde zu Anfang des 14. Jahrhunderts zu Lebreil (Pfarrei Salles) im französischen Departement Perigord geboren. In seiner Heimat eignete er sich auch die Anfangsgründe der Wissenschaft an. Da seine Eltern arm waren, musste er sich seinen Unterhalt durch Unterrichten kleiner Studenten selbst erwerben. Gottes Vorsehung fügte es, dass er berufen wurde, die jungen Kandidaten der Karmeliten zu Condom in der Gascogne in die Wissenschaften einzuführen. So lernte er den heiligen Orden kennen und lieben. Geleitet von der Gnade Gottes folgte er der Einladung eines Paters und trat ein. Im Jahr 1306 legte er im Alter von 20 Jahren die heiligen Gelübde ab. Hatte er bereits als Novize seine Mitbrüder durch sein eifriges Streben nach wahrer Tugend und Frömmigkeit erbaut, so wirkte er nach seiner heiligen Profess nicht weniger segensreich als Lehrer und Prediger. Im Jahr 1345 wurde Petrus Thomas zum Generalprokurator des Ordens gewählt und hatte als solcher am päpstlichen Hof zu Avignon die Angelegenheiten des Ordens zu vertreten. Wiederholt stiftete der fromme Ordensmann in seiner Eigenschaft als päpstlicher Gesandter in schwierigen Fällen Frieden zwischen Fürsten und Städten. Die Liebe zum Lehrfach drängte den Heiligen, auf eine Fortsetzung seiner diplomatischen Laufbahn zu verzichten. Die Chronik der Universität zu Bologna nennt ihn unter den Professoren, die im ersten Jahr ihres Bestehens (1362) an ihr lehrten. Aber schon im Jahr 1364 verwendete ihn Papst Urban V. wieder als Generallegat im Krieg gegen die Türken, ließ ihn 1365 zum Bischof von Patti auf Sizilien weihen und ernannte ihn, nachdem er ihm noch verschiedene andere Würden übertragen hatte, zum Patriarchen von Konstantinopel. Als solcher kam Petrus Thomas, der bereits als Nuntius zu Venedig und Genua, in Neapel, Serbien und Ungarn segensreich gewirkt hatte, ins Morgenland. Wohl wusste er, dass daselbst viele Gefahren auf ihn warteten. Im Gehorsam dem Heiligen Vater gegenüber hatte er sein Amt übernommen. Im Vertrauen auf Gott nahm er auch alle Beschwerden des Amtes und schließlich selbst den harten Martertod willig auf sich. Noch hatte er das gelobte Land nicht betreten, als er von einem feindlichen Geschoss getroffen wurde. Nach längerem Leiden starb er, wie er bereits früher vorausgesagt hatte, am 6. Januar 1366 zu Famagusta an der Ostküste der Insel Zypern. Die Lebensbeschreiber rühmen neben seinem Gebetseifer im allgemeinen ausdrücklich seine zartsinnige Andacht zu Maria und berichten, wie sie wiederholt in auffallender Weise belohnt wurde. Als er z.B. einmal bei der kanonischen Visitation eines Klosters erfuhr, mit welcher Armut es zu kämpfen hatte, bangte ihm sehr für seinen ferneren Fortbestand. In seinem Kummer rief er zu Maria, seinem gewöhnlichen und sicheren Hort, und vernahm die Worte: "Fürchte nicht, Petrus; alles Notwendige wird dir beigegeben werden." Am folgenden Tag nach der Heiligen Messe kam ein Kaufmann und schenkte zehn Goldstücke, gerade soviel, als man eben dringend benötigte. Bekannt ist auch die Erscheinung, bei der ihm die seligste Jungfrau den Fortbestand des Karmelitenordens bis zum Ende der Zeiten voraussagte. Zahllos sind die Wunder, die nach dem Tod des Heiligen erfolgten, weshalb ihn viele Morgenländer als Patron gegen die Pest verehren. 

 

Der heilige Andreas Corsini, Bischof von Fiesole, Italien,

+ 6.1.1373 - Fest: 6. Januar

 

Die Eltern unseres Heiligen, vornehme und gottesfürchtige Leute in Florenz, beteten lange Zeit zu Gott, dass er ihnen eine Nachkommenschaft schenken möge, und sie wurden erhört. Ihnen wurde 1302 ein Junge geboren. Da man an diesem Tag gerade das Fest des heiligen Apostels Andreas feierte, erhielt er den Namen Andreas. Am Tag vor der Geburt träumte die Mutter, sie werde einen Wolf zur Welt bringen, der einem Karmeliterkloster zueilend in ein Lamm verwandelt würde.

 

Andreas war ein lebhafter Junge, hatte einen hellen, durchdringenden Verstand. Allerdings fühlte er sich von Natur aus sehr zu sinnlicher Lust hingezogen, was seinen Eltern, besonders seiner Mutter, viele Kummer verursachte. In der Gesellschaft anderer junger Leute machte er Jagd auf alle Freuden, die ihnen die große Welt ermöglichte. Spiele, Trinkgelage und schlechte Gesellschaften löschten in ihm den letzten Funken der Gottesfurcht aus. Seine Frechheit und sein Übermut übertraf sogar die seiner Gefährten. Die fromme Mutter warf sich vor dem Bild der Himmelskönigin auf die Knie und flehte zu ihr: "Du weißt es, liebe Mutter Gottes, du Mutter unseres Erlösers, wie die Seele meines Sohnes, die dein Sohn durch sein kostbares Blut so teuer erkauft hat, in Gefahr steht, ewiglich zu Grunde zu gehen. Du weißt es, wie ich dir meinen Sohn in frühester Kindheit, ja von Geburt an aufgeopfert und deiner Pflege ihn so inniglich empfohlen habe. O erbarme dich meiner, du mächtige und gebenedeite Jungfrau!, und bitte für ihn deinen göttlichen Sohn." Darauf fing die Mutter bitterlich zu weinen an. Und so traf sie Andreas an, als er sich gerade ankleidete, um in eine lustige Gesellschaft zu gehen. Von den Tränen der Mutter bewegt, fragte er sie nach der Ursache ihres Leids, und war sehr betroffen, als sie ihm wieder sein liederliches Leben ernst vorhielt und den Abgrund des Verderbens, an dem er stehe. Als aber die Erzählung des Traums entschlüpfte, den sie am Tag vor der Geburt des Jungen gehabt hatte, und sie ihm sagte, dass zu ihrem größten Leid der erste Teil des Traumes wahr geworden wäre, ermahnte sie ihn, er möge nun darauf sehen, wie er den Wolf in das Lamm verwandle. Der Sohn bedeckte voller Scham sein Gesicht, und von Gottes Gnade angerührt fing er bitterlich zu weinen an; und als er vor lauter Schluchzen zu Worte kommen konnte, sprach er: "Ja Mutter, du sollst es erleben, dass aus dem Wolf ein Lamm geworden ist. Du hast mich der Mutter Gottes aufgeopfert. Ich will nun ganz und gar in ihren Dienst treten. Erbitte mir von Gott Verzeihung meiner Sünden und verzeih auch du mir all das Herzensleid, das ich dir durch mein gottloses Leben angetan habe." Andreas wurde Karmeliter. Während des Probejahres hatte er schreckliche Anfechtungen zu überwinden. Seine böse Natur und seine Gewohnheiten versuchten ihn auf alle erdenkliche Weise zur früheren Gottlosigkeit zu verleiten. Man erzählt, es sei ihm während des Noviziats der Teufel in der Gestalt eines seiner früheren Freunde erschienen und habe ihn zu überreden versucht, das geistliche Kleid abzulegen und wieder in die Welt zurückzukehren. Aber getreu seinem Vorsatz ein beständiges Stillschweigen zu beobachten, habe er den Satan besiegt; dieser sei beschämt verschwunden.

 

So wurde Andreas aus dem vornehmen Geschlecht der Corsini zum Priester geweiht und geschickt, um auch die verstocktesten Sünder auf den dornigen Weg der Buße zur Gottseligkeit zurück zu bringen. Einer seiner Verwandten wurde bis zur Verzweiflung von Melancholie geplagt. Um sich davon abzulenken, verwandelte er sein Haus in ein öffentliches Spielhaus. Andreas brachte ihn dazu, statt dessen täglich sieben Vater Unser und Ave Maria zusammen mit dem Salve Regina zu beten, und die Melancholie war verschwunden.

 

Der allerseligsten Jungfrau war der heilige Andreas mit solcher Andacht und Liebe zugetan, dass sie ihm einmal, als er eben die Messe las, erschien und sprach: "Du bist mein Diener, in dir will ich mich rühmen."

 

Andreas erhielt auf der hohen Schule zu Paris den Doktorhut, kehrte von da nach Florenz zurück, und wurde zum Vorsteher seines Klosters erwählt. Bald darauf wollte die Stadt Frisoli, eine Meile von Florenz entfernt, ihn zu ihrem Bischof haben. Andreas, der davon hörte, floh und versteckte sich in einem Kartäuserkloster. Umsonst war alles Nachfragen und Suchen. Bereits schritt man zu einer neuen Wahl. Da schreit ein dreijähriges Kind aus der Menge des versammelten Volkes laut auf: "Andreas, den Gott zu unserem Hirten bestimmt hat, befindet sich wirklich bei den Kartäusern im Gebet." Andreas, der den Willen Gottes erkannte, ließ sich zum Bischof von Frisoli weihen und sah ein, dass ein Bischof mehr in der christlichen Vollkommenheit, als an Würde den Priester übertreffen sollte. So wurde er noch strenger gegen sich selber, fastete, trug sein ganzes Leben hindurch ein Bußkleid, betete täglich die sieben Bußpsalmen und schlief nur kurze Zeit auf gedörrten Rebschossen. Je strenger er zu sich selbst war, um so liebevoller war er gegenüber den anderen. Besonders wichtig war es für ihn, große und verstockte Sünder, diese verirrten Schafe, zu Christus, dem guten Hirten, zurückzubringen. Was ihm denn auch mit Gottes Gnade besonders gut gelang, zu großer Erbauung und zum Segen für sein ganzes Bistum.

 

Von Papst Urban V. beauftragt, begab er sich als außerordentlicher Gesandter nach Bononien, und stillte dort die Auseinandersetzungen und die Uneinigkeit der Bürger durch seine Milde und sein sanftmütiges Zureden.

 

Nachdem dieser heilige Bischof das 71. Jahr bereits angetreten hatte, wurde er in der heiligen Nacht, in der man die gnadenreiche Geburt unseres Herrn feiert, während er die heilige Messe las, innerlich von Gott ermahnt, dass die Stunde seines Todes herannahe. Sogleich darauf überfiel ihn ein heftiges Fieber. Die ganze Stadt erschrak und weinte um ihren heiligen Bischof, der ihr sollte entrissen werden. Er selber aber war voller Freude und voll des lebendigen Vorgefühls seiner künftigen Seligkeit. So starb er am 6. Januar 1373. Sein Leichnam wurde, wie er es selber verordnete, in der Karmelitenkirche in Florenz begraben. Im Jahre 1440 versetzte Papst Eugen IV. den heiligen Andreas Corsini in die Zahl der Seligen, Papst Urban VIII. 1629 in die Zahl der Heiligen, und verordnete seinen Festtag auf den 4. Februar.

 

Der heilige Karl von Sezze, Laienbruder,

+ 6.1.1670 – Fest: 6. Januar

 

Leben

Karl erblickte das Licht der Welt am 22. Oktober 1615 zu Sezze (Setia) im Kirchenstaat. Seine Eltern waren ihm schöne Vorbilder in der Tugend, die der fromme Knabe nachahmte und seine Reinheit unverletzt bewahrte, wozu er sich dann im Alter von 17 Jahren durch Gelöbnis für immer verpflichtete. Nach Überwindung vieler Hindernisse erlangte er, 20 Jahre alt, die Aufnahme in den Franziskanerorden und wurde zu Nazzano unter dem Namen Cosmas eingekleidet. Schon als Novize gab er Proben von seiner künftigen Heiligkeit. Er war ungemein demütig und wurde als Gärtner, Koch, Pförtner, Almosensammler, Krankenwärter und Sakristan allmählich verwendet. Bei der Profess durfte er auf Wunsch seiner Mutter den Namen Cosmas wieder mit seinem Taufnamen Karl vertauschen. Einmal setzte er in „blindem“ Gehorsam Kohlpflanzen verkehrt in die Erde – und sie gediehen wunderbar! Voll Sehnsucht nach dem Martertod bat er, in die auswärtige Mission geschickt zu werden, was man ihm aber wegen seiner Kränklichkeit nicht gewährte. Die bösen Geister bereiteten ihm arge Versuchungen, Schrecken und Plagen, die der Heilige glücklich überwand. Der einfache, ungebildete Laienbruder wurde von Gott mit den außerordentlichen Gaben der Weissagung, Herzenserkenntnis, eingegossener Wissenschaft, der Beschauung und Wunder beschenkt. Viele holten sich bei ihm Rat, selbst Kardinäle und der Papst. Während der heiligen Wandlung ging einmal ein Strahl von der heiligen Hostie aus und verwundete sein Herz. Erst nach seinem Tod zu Rom den 6. Januar 1670 entdeckte man an seinem Herzen diese Wunde. Bruder Karl war auch ein besonderer Verehrer der lieben Mutter Gottes. Papst Leo XIII. sprach ihn am 22. Januar 1882 in feierlicher Weise selig und Papst Johannes XXIII. am 12. April 1959 heilig.

 

Lehre

„Gehorcht in allem nicht als Augendiener, um Menschen zu gefallen, sondern mit aufrichtigem Herzen, Gott fürchtend.“ (Kolosser 3,22)

 

Gebet

O Herr Jesus Christus! Du hast mit einem Strahl der göttlichen Liebe aus deinem heiligsten Leib das Herz des heiligen Karl wunderbar verwundet. Schaue auf seine Fürbitte hin gnädig auf uns und entzünde auch unsere Herzen mit dem Feuer deiner Liebe. Amen.

 

 

Der ehrwürdige Franziskus von Präcepto, Kapuziner-Priester,

+ 6.1.1645 - Gedenktag: 6. Januar

 

Leben

Franziskus wurde am 27. Februar 1564 zu Präcepto, einem Ort, der zur Abtei von Ferentilli in Italien gehörte, geboren. Der vornehmen Familie der Romanelli entsprossen, hatte er von zartester Jugend an einen großen Eifer zum Gebet, vermied den Umgang mit Kameraden, ging oft in die Kirchen und wurde von seinen Eltern lange gesucht, bis sie ihn in einer Kirche fanden. Öfter betete er auch, auf Dornen kniend und kümmerte sich nichts um das Gespött der Welt, die ihn einen "Dummen" nannte. Nach der Schule ging er zu den Feldarbeitern und redete zu ihnen von Gott. Auch Knaben sammelte er um sich und predigte ihnen eindringlich. Der fromme Franz gab den Armen nach Möglichkeit, züchtigte seinen Leib, war demütig, den Eltern und Lehrern ganz gehorsam und oblag eifrig den Studien. Mit 25 Jahren trat er in den Kapuzinerorden und strebte beharrlich nach Vollkommenheit. Als Priester verwaltete er das Predigtamt mit aller Sorgfalt und überwand alle Schwierigkeiten. Nur wenige Stunden wurden der notwendigen Ruhe gegönnt, manche Nächte im Gebet ganz durchwacht. So sehr war der Ehrwürdige von Liebe zu Gott und zur seligsten Jungfrau entflammt, dass, so oft er zu deren Ehre predigte, sein Angesicht sich rötete. Den Armen und Kranken leistete er allen möglichen geistigen Beistand und Unterstützung. Dabei übte der Diener Gottes alle Arten von Abtötung und umschlang seinen Leib mit einer eisernen Kette. Sein Leben beschloss er im Kloster zur hl. Illuminata in der Nähe von Präcepto, 80 Jahre alt, am 6. Januar 1645, nachdem er noch mit Heldengeduld die großen Schmerzen einer Krankheit ertragen hatte, im Ruf der Heiligkeit. Da ihn Gott im Leben und auch nach dem Tod durch Wunder verherrlichte, so wurde er für ehrwürdig erklärt, und 1863 eine Kommission ernannt, um seine Seligsprechung vorzubereiten. Die Seligsprechung ist neuestens wieder in Angriff genommen worden. 

 

Lehre

Beherzige, christliche Seele, wie der ehrwürdige Franziskus die ernste Mahnung des heiligen Vaters Franziskus: "O geliebteste Brüder und in Ewigkeit gesegnete Kinder! Hört mich, hört die Stimme eures Vaters: Großes haben wir versprochen: Größeres ist uns verheißen worden. - Lasst uns unser Versprechen halten und seufzen nach dem Versprochenen. - Die Lust ist kurz; die Strafe ewig. - Viele sind berufen, wenige auserwählt; allen wird vergolten. Amen." "Brüder, lasst uns Gutes wirken, so lange wir Zeit haben!" (Galater 6,10)

 

Frater Johannes von den Königen

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 6. Januar ist das Gedächtnis des lobwürdigen Frater Johannes von den Königen. Frater Johannes von den Königen war einer jener Karmeliten, die im Kloster zu Penuela (Spanien) eintraten und sich durch hohe Heiligkeit auszeichneten. Dies besagt viel, denn im Kloster zu Penuela herrschte ein so vorzüglicher Geist, dass die Professoren der Universität zu Baeza die dortigen Ordensmänner in ihren Lehrvorträgen und Kanzelreden als Vorbilder anführten. Die Folge davon war, dass eine beträchtliche Anzahl der Studenten die Universität verließ, um in den Karmel zu Penuela einzutreten, obwohl sie wussten, dass ihrer daselbst ein äußerst strenges Leben wartete, denn es gab daselbst nur Pflanzenkost und diese war gewöhnlich ohne Salz zubereitet. Wein wurde nur Kranken verabreicht, denen er vom Arzt als Heilmittel verordnet wurde. Alle waren jedoch damit zufrieden. Der Gehorsam regelte ihr ganzes Tun und Lassen. Sie fügten sich in allem so bereitwillig, dass sie nicht nur gewissenhaft jeden Befehl der Vorgesetzten ausführten, sondern sogar ohne dessen Erlaubnis keinen Strohhalm vom Boden aufheben wollten. Fast den ganzen Tag verbrachten sie in Stillschweigen, stets gesammelt, mit Gott verkehrend, ganz und ausschließlich nur auf das Gebet und gute Werke bedacht. Johannes, mit seinem Familiennamen Bailer genannt, erhielt im Kloster den Beinamen "von den Königen", weil er an Fest der heiligen drei Könige (6. Januar) eingekleidet wurde. Der neue Novize war von schwächlicher Gesundheit. Als sein Vater gelegentlich eines Besuches bemerkte, wie bedenklich der Zustand des Sohnes sei, bestand er darauf, dass er ins elterliche Haus zurückkehre. Der Obere, der sah, dass alle Gegenvorstellungen umsonst seien, stimmte schließlich auch zu. Johannes selbst fügte sich der Anordnung des Oberen und dem Wunsch des Vaters. Doch auch die sorgfältigste Pflege im Vaterhaus brachte keine Besserung. Das Leiden verschlimmerte sich zusehends. Vier Tage vor seinem Tod bekam der fromme Ordensmann so heftige Kopfschmerzen, dass er nur mit Mühe die Augen zu öffnen vermochte. Dennoch blieb Johannes, ganz ergeben und lag trotz der argen Qual so ruhig da, als fühle er keine Schmerzen. Als am Tag vor seinem Tod der Bruder, den der Obere ihm zur Pflege beigegeben hatte, eben neben ihm stand und über geistliche Gegenstände sprach, während die Mutter, die Schwester, zwei Basen und einige Bekannte einen Halbkreis um ihn bildeten, schlug Johannes auf einmal die Augen auf, zeigte eine außerordentliche Freude und rief den bei der Tür stehenden zu: "Gott sei gelobt! Machen Sie doch Platz, machen Sie doch Platz und lassen Sie diese Frauen herein!" Die Angeredeten erhoben sich und traten heran, um zu fragen, was er wolle. Sie sahen ihn in Verzückung, bewunderungswürdig schön anzuschauen und von unbeschreiblicher Freude erfüllt. Dieser Zustand dauerte länger als eine Stunde. Als der Kranke endlich zu sich kam, seufzte er auf wie jemand, dem ein geliebter Gegenstand entzogen wird, und sagte: "Habt ihr euch nicht gefreut, eine so entzückende Schar zu schaue?" Befragt, wer es gewesen sei, gab er zur Antwort, die elftausend Jungfrauen mit ihrer Königin seien in himmlischem Lichtglanz gekommen, um ihm seinen Tod anzukündigen und so die Andacht zu vergelten, die er während seines Lebens zu ihnen gehegt habe. Von da an fühlte er kein Leid mehr. Sein Herz war den ganzen Abend und den folgenden Tag voll des Jubels. Mit Frohlocken gab er am Jahrestag seiner Einkleidung seine Seele in die Hände seines Schöpfers zurück.

 

Pater Karl vom heiligen Konrad

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 6. Januar 1785 starb der lobwürdige Pater Karl vom heiligen Konrad. Pater Karl vom heiligen Konrad, mit dem weltlichen Namen Georg Vareschi genannt, aus Trient, war den Söhnen der heiligen Theresia zu Rom beigetreten, wo er im Kloster della Scala am 12. Juni 1747 seine Gelübde ablegte. Er brannte von Eifer für das Heil der Seelen und hegte den Wunsch, das Reich Christi auf Erden bis zum Ende der Welt zu erweitern. Dieser sein Wunsch wurde im Jahr 1754 insofern erfüllt, als man ihn in die Mission nach Malabar sandte. Es lässt sich kaum sagen, wieviel Karl hier zur Ausbreitung der Kirche und zur Hebung des religiösen Lebens beitrug. Papst Klemens XIII. wollte ihn deshalb 1764 zum Weihbischof und Koadjutor des dortigen Bischofs Fulgentius machen, aber Karl, der alle irdische, auch kirchliche Auszeichnung floh, nahm die Würde nicht an und kehrte wieder nach Europa zurück. Im Jahr 1778, als er eben Oberer des Klosters in Viterbo war, richtete auch Papst Klemens XIV. sein Auge auf ihn, trug ihm die bischöfliche Würde an und ernannte ihn zum apostolischen Vikar im Reich des Großmogul und zum Verweser der Kirche in Malabar. Dem so ernst zu erkennen gegebenen Willen des obersten Hirten der Christenheit wollte sich Pater Karl nun nicht mehr widersetzen. Aber welch schwierige Verhältnisse fand er bei seiner Ankunft in Malabar! Seine Kirche stand in Flammen und die syrischen Priester, die große Mehrzahl aller Priester in Malabar, waren im Begriff sich selbst aus ihrer eigenen Nation einen Bischof zu wählen. Zum Glück fand Karl einen mächtigen Beschützer in der Person des Königs Rama Varmer. Dieser lieh ihm nicht nur seine königliche Macht zur Unterwerfung der Aufrührer, sondern übertrug ihm zugleich die Oberleitung über 72 in seinem Reich gelegene Pfarreien, auf die jedoch Karl verzichtete, weil sie von jeher dem Bischof von Coccin unterstanden hatten. Froh, endlich den bedauerlichen Zwist beigelegt und von König Rama Varmer unschätzbare Freiheiten für die Kirche in Malabar erlangt zu haben, wollte er sich ganz mit der Verwaltung seines Sprengels im Reich des Großmogul befassen. Bald nach seiner Ankunft in Maje auf der Insel Bombay erfasste ihn indes eine gefährliche Krankheit, die ihn nach wenigen Tagen hinwegraffte. Er starb sanft lächelnd  ähnlich der Sonne, die majestätisch hinter dem Horizont versinkt.

 

Gebet am 6. Januar

 

Du liebes Jesuskind, Du bist in Deinem Leben nie so reich gewesen, als heute, da Du einen königlichen Schatz besitzt. Deswegen komme ich arm und bedürftig zu Dir, und begehre demütig um Gottes Willen ein Almosen. Gib mir etwas von dem Gold Deiner göttlichen Liebe, von dem Weihrauch Deiner Heiligkeit und Andacht und von den Myrrhen der Bitterkeit Deines Leidens, damit ich Dir und Deiner jungfräulichen Mutter ähnlich und würdig werde, an der ewigen Seligkeit einst teilzunehmen. Amen. 

 

Zu den heiligen Drei Königen

 

Ihr heiligen Drei Könige, Melchior, Kaspar und Balthasar, bittet für mich, auf dass ich bei den Gefahren dieses Lebens dem himmlischen Licht des heiligen Glaubens und der göttlichen Gnade allzeit so bereitwillig folge, damit ich zu Christus Jesus, dem ich in der heiligen Taufe ewige unverbrüchliche Treue geschworen habe, sicher hingelange in der seligen Ewigkeit. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Die herrliche Kirche zu Aachen, die Kaiser Karl der Große zur Ehre der seligsten Jungfrau hatte erbauen lassen, wurde an diesem Tag im Jahr 804 vom Papst Leo III. in Gegenwart des Kaisers und der Vornehmsten des Reiches eingeweiht. Was weiter die göttliche Mutter bei der Anbetung der Drei Könige, und bei Verwandlung des Wassers in der Hochzeit zu Kana für einen Anteil gehabt hat, ist aus dem Evangelium bekannt.

 

Andacht am 6. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Wenn ich mich Gott gänzlich schuldig bin, weil Er mich erschaffen hat, womit soll ich Ihm vergelten, dass Er auf so erhabene Weise mich erlöste? - Bedenkt dies, ihr Christen! Reich wurdet ihr durch die Liebe Christi an allem was für euer Heil erfordert wird. Mit himmlischen Segnungen aller Art begabte euch Gott durch die Verdienste des Erlösers und um der Liebe willen, die Er für euch im Herzen trug." (Der heilige Bernard)

Der heilige Ambrosius regte sich selbst zur Dankbarkeit an, wenn er die Dankbarkeit der Haustiere gegen ihre Herren betrachtete. Wer würde nicht vor Scham erröten, sprach er, undankbar gegen Christus zu sein, da sogar die Tiere Dankbarkeit bezeugen? Vergisst je der Hund seines Herrn, der ihn ernährt? So hören wir denn auf, undankbar zu sein, und seien wir dankbar gegen Christus, der uns von der Tyrannei des Teufels erlöste und durch das Hochverdienst Seines Leidens die ewige Seligkeit erwarb.

Es erschien der heiligen Gertrud, als spräche Christus, der Vielgeliebte ihrer Seele, des Morgens bei ihrem Erwachen zu ihr: "Wache auf: Wie lange noch willst du dem Schlaf frönen? Sieh, der König des Himmels ist dein Bräutigam; Er glüht vor feuriger Liebe zu dir! Er wusch dich in Seinem Blut und erlöste dich vom Tod, dieweil Er dich liebte. Wie lange noch zögerst du, Seine Liebe mit der Liebe zu vergelten, deren dein Herz fähig ist? Konnte Er deine Liebe um einen höheren Preis erkaufen? Mehr liebte Er dich, denn seinen Leib; da er ihn um deinetwillen nicht schonte. Liebe fordert Liebe!"

Ein Priester des Herrn sprach oftmals, von heiligem Eifer glühend, zu den Seelen, die unter seiner Leitung lebten: "Euer ganzer Leib gehört Demjenigen an, der eure Seele durch seinen Leib ernährt; und all euer Blut Demjenigen, der sein Blut für euch vergossen hat. Ihm übergebt euer ganzes Leben, der sein Leben für euch gegeben hat."

 

O mein Erlöser, feierlich bitte ich Dir die Undankbarkeit so vieler ab, die durch dieses Laster sich an Dir versündigten! Ach, dass ich einst selbst ein solches Ungeheuer war! - Wird es mir aber nicht gestattet, Blut um Blut zu geben, so will ich Dir wenigstens Liebe mit Liebe vergelten. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 6. Januar

 

"Vertraue dem Licht des Glaubens, das dir vom Himmel kommt,

nach dem Beispiel der hl. drei Könige,

die bei dem Erscheinen des Sterns alle Argumente

und alle Spitzfindigkeiten der menschlichen Klugheit beiseite setzten."

 

gottsel. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 6. Januar - Die Weisen aus dem Morgenland

 

Die Weisen führt ein Wunderstern,

Der Glaube mich zu meinem Herrn.

Dies Kind, das göttlich sie belehrt,

Zeigt mir die Welt, durch ihn bekehrt.

 

1. Betrachte die Wunder deines Herrn, des allmächtigen Kindes, das in der Krippe weint. Sieh, wie der Glanz seiner göttlichen Majestät selbst durch die Armut und Demut dieses verlassenen Stalles hindurchstrahlt. Ein Erzengel kommt vom Allerhöchsten zur Jungfrau gesandt, die er zur Mutter seines Eingeborenen erwählte. Der ungeborene Täufer Johannes hüpft im Mutterleib vor Freude über die Gegenwart seines ebenfalls noch ungeborenen Herrn auf. Himmlische Heerscharen verkündigen frommen Hirten seine Geburt. Und indes Israel seinen Herrn verstößt, geht ein neuer Stern am Himmel auf und beruft ferne Könige und Weise, ihn anzubeten. Wo ist ein irdischer König, dessen Geburt durch solche Wunder verherrlicht wird?

 

2. Sieh, schon nahen diese Fremdlinge aus den Heiden der heiligen Stadt. Ein Stern hat ihre äußerlichen, das Licht Gottes ihre innerlichen Augen erleuchtet, den neugeborenen König Israels zu suchen. Eigens sendet Gottes Vorsehung diese Heiden, die schlummernden Juden aus ihrem Todesschlaf zu wecken, und ihnen zu verkündigen, ihr seit Jahrhunderten erwarteter Messias ist endlich geboren. Folgen sie ihnen etwa jubelnd nach Bethlehem? Was für eine schreckliche Blindheit und Gleichgültigkeit. Herodes erschrickt, und - wer sollte es glauben? - das ganze Volk mit ihm. Der grausame Kindermord dieses Wüterichs steht selbst in den Schriften der Römer aufgezeichnet, der Wahrheit des Ereignisses Zeugnis zu geben.

 

3. Was tut ihr, weise Fürsten? Wen betet ihr an in dieser elenden Hütte? Den eingeborenen Sohn Gottes, den alle Propheten verkündigten. Der seine Geburt durch einen neuen Stern am Himmel kund gibt. Der die stolzen Schriftgelehrten der Synagoge mitten im Licht blendet. Vor dem der Gottlose selbst auf dem Thron erbebt, und der seine Anbeter mit dem Licht und der Wonne himmlischen Trostes erfüllt. Wirkt er aber so als ein neugeborenes Kind: was wird erst geschehen, wenn er im Glanz seiner Majestät zum Weltgericht erscheint? Selig dann jene, die unter dem Schleier des Glaubens ihn anbeteten, und Wehe allen seinen ungläubigen Verächtern. Psalm 49,2: "Hört dies an, ihr Völker alle, vernehmt es, alle Bewohner der Erde."

 

7. Januar

 

Der heilige Valentin, Bischof und Bekenner von Passau,

+ 29.10.474 – Fest: 7. Januar

 

Wer die Eltern des heiligen Valentin waren und aus welchem Land er gekommen ist, weiß man nicht. Umso gewisser ist seine Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist, wodurch wir Kinder eines himmlischen Vaterlandes werden. Dies beweist seine Liebe, die ihn um das Jahr 440 nach Passau trieb, um dort die Erbarmungen Gottes zu verkünden. Aber niemand wollte von Jesus, dem Gekreuzigten, hören und von der trostvollen Botschaft der unverdienten Vergebung der Sünden und dem Geschenk des ewigen Lebens.

 

Da ging Valentin nach Rom, um vom Papst Leo die apostolische Sendung zu erhalten, in der Hoffnung, dann mit mehr Segen zu predigen. Er tat es nach seiner Rückkehr nach Passau mit doppeltem Eifer, aber noch immer fruchtlos an einem rohen Volk ohne Bildung, das in die schändlichsten Laster versunken war.

 

Eingedenk der Worte Jesu: „Wenn euch jemand nicht aufnehmen und eure Reden nicht hören wird, so geht aus der Stadt heraus“ (Mt 10,14), beschloss er nun, das Feuer der göttlichen Liebe, das anzuzünden Jesus gekommen war, in anderen Gegenden zu entzünden. Er kam zum Erstaunen Papst Leos wieder nach Rom. Dieser ermahnte ihn aber mit dem Apostel: „Predige das Wort und höre damit nicht auf, sei es gelegen oder ungelegen, weise zurecht und bestrafe, ermahne nur mit aller Geduld und Belehrung!“ (2. Tim 4,2) Hierauf legte er ihm die Hände auf und weihte ihn zum Bischof, und gestattete ihm nur dann zu einem anderen Volk zu gehen, wenn auch der dritte Versuch fruchtlos sein sollte.

 

Mit der neuen Würde bekleidet und gestärkt durch die oberhirtliche Ermahnung und die erhaltene Gnade, ging nun Valentin mit neuem Eifer nach Passau. Er predigte und ermahnte mit aller Geduld und Langmut. Aber jetzt wollten ihn die Einwohner, teils Heiden, teils arianische Christen, immer weniger hören, misshandelten ihn am Ende und nötigten ihn, diese Stadt ganz zu verlassen.

 

Weinend, wie einst Jesus über das unbußfertige Jerusalem, das er so oft sammeln wollte, sah er zum letzten Mal auf die Mauern von Passau zurück, und verließ sie auf immer. Er zog nun in den Gegenden Rätiens umher, wo er überall seinen Jesus predigte. Schließlich begab er sich in das heutige Südtirol, wo er in der Gegend von Meran ein empfängliches Erdreich fand. Hier sammelte er bald eine zahlreiche Gemeinde zum Preis des Herrn und zu seinem Trost, und starb um das Jahr 474.

 

Seine Leiche wurde im Schloss Majes begraben. In der Folge wurden seine Gebeine durch Corbinian nach Passau gebracht, und von den dankbaren Einwohnern mit allen Ehrenbezeigungen empfangen, wo der früher von ihm ausgestreute Same nun reichliche Früchte brachte.

 

So prüft Gott noch oft den Glauben der Seelsorger und Eltern. Fahre nur fort, trauriger Vater oder betrübte Mutter, zu belehren und zu ermahnen in aller Geduld und Langmut, im Vertrauen auf den Herrn, wenn es auch immer an manchen Kindern fruchtlos zu sein scheint, wenn du auch hier ihre Besserung nicht mehr erleben solltest. Vielleicht erst spät nach deinem Tod werden deine vergossenen Tränen durch den Segen des Herrn deine Worte befeuchten, dass sie keimen und Frucht bringen.

 

Der heilige Tillo (Tillmann),

Sklave von Sachsen und Mönch in Solignac, Frankreich,

+ 7.1.700 - Fest: 7. Januar

 

Dieser heilige Abt von Solignac, ein geborener Westfale, wurde in seiner Jugend als Sklave verkauft. Der heilige Eligius kaufte ihn los, taufte ihn und ließ ihn von den Mönchen von Solignac erziehen und zum Goldschmied ausbilden.

 

Später trat Tillo selbst in das Kloster ein. Er stand diesem einige Jahre als Abt vor und zog sich dann auf eigenen Wunsch in die Einöde zurück. Er starb am 16. Januar um das Jahr 702 in Solignac.

 

Man erfleht seine Hilfe gegen Fieber und Kinderkrankheiten.

 

Der heilige Reinhold, Mönch und Martyrer von Köln,

+ 7.1.690 – Fest: 7. Januar

 

An den Namen des heiligen Reinhold knüpfen sich viele alte Sagen, die von seinem seltenen Heldenmut und seinen berühmten Taten ein ruhmreiches Zeugnis geben. Hier soll nur erzählt werden, was die Bollandisten, auf zuverlässige Zeugnisse gestützt, als echten Kern aus der Schale der Poesie gelöst haben.

 

Reinhold stammte aus der höchst angesehenen und reich begüterten Familie der Karolinger. Wer hätte nicht von seinem ritterlichen Vater Haimon gehört? Der hatte vier Söhne, deren Heldentaten in Liedern besungen wurden. Wie aber ein Stern an Klarheit die anderen überstrahlt, so übertraf Reinhold an Edelmut und Reinheit der Sitten nicht nur seine Brüder, sondern auch alle seine Zeitgenossen. Von seinen frühesten Jahren wuchs er mehr und mehr in der Erkenntnis und Liebe Gottes.

 

Von der Weisheit Gottes erleuchtet, verließ er sein irdisches Besitztum, um die dauernden Güter des Himmels zu gewinnen. Deshalb ging er nach Köln, nahm das Ordensgewand und widmete sich ganz der Liebe desjenigen, dessen Dienst Herrschaft ist. Dort leuchtete er bald durch so viele herrliche Tugenden, dass er von allen geliebt und von Gott mit der Wundergabe begnadigt wurde. In seiner Klause heilte er die Kranken, gab den Lahmen gesunde Glieder, den Tauben das Gehör und den Blinden das Augenlicht wieder. Augenzeugen berichteten, dass er durch sein Gebet einen Toten erweckte und ihn in Gegenwart vieler seiner trauernden Mutter zurückführte. Einen Jungen, der viele Jahre am Fieber gelitten hatte, heilte er so vollständig, dass er noch am selben Tag Gott lobend und mit Freuden nach Hause zurückkehrte.

 

Zu jener Zeit wütete unter dem Volk der Provinz die Pest. In ihrer höchsten Not wandten sich die Heimgesuchten an den heiligen Reinhold, warfen sich ihm zu Füßen und baten mit Tränen, er möge das Volk von jener schrecklichen Krankheit befreien. Der Heilige flehte sofort demütigst zum Herrn, dass er jenen Barmherzigkeit angedeihen lasse, denen das Bild des Todes schon aufgeprägt war. Gott erhörte seinen demütigen Diener und gab dem kranken Volk die erwünschte Gesundheit zurück. Alle dankten Gott, der sie auf die Fürbitte des Heiligen gerettet und die schreckliche Krankheit verscheucht hatte. Überall verbreiteten sie die Tugenden und Verdienste des heiligen Reinhold und sangen später alljährlich sein Lob.

 

Der Gottesmann Reinhold wurde später auf Befehl seines Abtes zum Steinmetzmeister gemacht. Da er aus Eifer für die Ehre Gottes mehr, als die übrigen Gesellen arbeitete und sie streng und öfters an ihre Pflicht erinnerte, hassten und beneideten sie ihn und verschworen sich heimlich gegen sein Leben. Der Diener Gottes hatte die Gewohnheit, häufig die Klöster und Kirchen in der Nähe und Ferne zu besuchen und unterwegs den Armen Almosen zu spenden. Diesen Umstand benutzten die lasterhaften Menschen, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und nach Räuberart ihm aufzulauern und ihn heimlich zu ermorden. Der Heilige durchschaute ihren Mordplan und bereitete sich zum Tod, wie zu einem königlichen Festmahl. Den Räubern ging er wie seinen Freunden entgegen, um als Märtyrer zum Himmel emporzusteigen. Die gottlosen Männer überfielen ihn, schlugen ihm mit Hämmern den Schädel ein, beraubten ihn seiner Kleider und warfen den Leichnam in ein tiefes Wasser in der Nähe des Rheins. So fand der ausgezeichnete Märtyrer die Palme des Martertums. Himmlische Heerscharen trugen seine Seele unter Jubelgesängen zur ewigen Freude. Der Abt und seine Mönche suchten den Vermissten lange vergebens.

 

Der Herr wollte den Leib seines treuen Dieners nicht länger verborgen sein lassen. Eine Frau lag schon mehrere Jahre auf dem Krankenbett und alle ärztliche Hilfe erwies sich als fruchtlos. In einer Nacht nahmen die Schmerzen derart überhand, dass sie den Tod erwartete und zu Gott flehte, er möge ihrem Leben ein Ende bereiten. Nach Mitternacht fiel sie in einen Schlaf und im Traum sah sie einen hell glänzenden Mann, der zu ihr sagte: „Gehe zum Wasser, in dem der von den Steinmetzen gemordete heilige Reinhold liegt, dort wird es besser mit dir werden.“ Und er zeigte ihr die Stelle. Als die Frau erwachte, erzählte sie ihren Traum. Man trug die Kranke zu dem bezeichneten Ort. Sogleich erschien der heilige Leichnam an der Oberfläche des Wassers und gab der Frau die Gesundheit zurück. Sie erhob sich sofort von ihrem Krankenbett, half mit, den Leichnam herauszuziehen, und trug in demselben Bett, in dem sie hergebracht war, mit den übrigen Trägern den heiligen Leichnam zum Kloster.

 

Nach langer Zeit wandte sich die Stadt Dortmund an den Erzbischof von Köln, um die Reliquien eines Heiligen zu erhalten, damit das Land beruhigter und sicherer vor den Feinden würde. Um dem Begehren zu willfahren, berief der Bischof die Geistlichkeit der Stadt zu sich und befragte sie, welchen Heiligen er Dortmund schicken solle. Nach langem Zweifeln setzte der Herr vor der Kirche den heiligen Märtyrer Reinhold im Sarg aus. Da der verblendete Geist der Menschen noch zweifelte und den heiligen Leib in die Kirche zurücktrug, wiederholte sich die Erscheinung des Heiligen vor der Kirche öfters, so dass das Volk klar erkannte, dass nach Gottes Willen diese Reliquien für Dortmund bestimmt seien. Deshalb kam die Geistlichkeit mit dem Volk überein, legte den heiligen Märtyrer Reinhold in einen schön geschmückten Schrein, und eine ungeheure Volksmenge begleitete die heiligen Reliquien von Köln noch drei Meilen weit. In Dortmund kamen die heiligen Überreste am 7. Januar um das Jahr 1060 an und fanden ihre Ruhestätte in der prächtigen Kirche, die nach dem Namen des Heiligen St. Reinholdikirche genannt wurde. Das gläubige Volk verehrte ihn als Patron ihrer Kirche und ihrer Stadt, und der Herr wirkte durch die Fürbitte seines treuen Dieners viele Wunder: Blinde wurden sehend, Aussätzige gereinigt, gichtbrüchige Glieder geheilt zum Lobe Gottes und zur Ehre des heiligen Märtyrers Reinhold.

 

Der heilige Nicetas, Bischof und Bekenner in Dacien,

+ nach 401 - Fest: 7. Januar

 

Dieser Heilige arbeitete unermüdlich an der Ausbreitung des Christentums unter den wildesten Völkern zu Ende des vierten und im Anfang des fünften Jahrhunderts. Es ist zu bedauern, dass uns die Kirchengeschichtsschreiber von seinem Leben so wenig hinterlassen und dieses Wenige noch dadurch entstellt haben, weil sie die Taten zwei verschiedener Bischöfe, die den gleichen Namen führten, miteinander vermengten. Selbst Baronius hat sich dieses Fehlers schuldig gemacht, indem er keinen Unterschied machte zwischen dem Bischof Nicetas von Romatiana, dessen Fest am 22. Juni, und zwischen dem Nicetas, Bischof von Aquileja, dessen Andenken am 7. Januar gefeiert wird. Dieser Letztere hatte sich durch seine Bekehrungen mehrerer heidnischen Völker unendliches Verdienst um die Kirche Gottes erworben. Er war Bischof in Dacien und nachdem er die Götzendiener in seiner Diözese zum wahren Glauben geführt hatte, begab er sich unter die barbarischen Völker, die uns unter dem Namen der Scythen, Geten und Thracier bekannt sind, und predigte ihnen unter den größten Lebensgefahren das Evangelium.

 

Im Jahr 397 machte er eine Wallfahrtsreise nach Rom, um bei den Gräbern der heiligen Martyrern seine Andacht zu verrichten und den päpstlichen Segen zu erhalten. Von da ging er nach Nola zum Grab des heiligen Priesters und Glaubensbekenners Felix. Dann nach Canosa in Apulien und endlich nach Kalabrien. Zuletzt durchzog er ganz Griechenland, Ungarn, Siebenbürgen und alle Länder, die am Schwarzen Meer lagen, und milderte die rohen Sitten dieser Völker und brachte unzählige Heiden zum Glauben an den wahren und einzigen Gott. Im Jahr 401 kam er nochmal nach Rom und von dieser Zeit an mangeln die Nachrichten von seinem übrigen Leben, wie von seinem Tod.

 

Der heilige Luzian,

Priester von Antiochien, Kirchenschriftsteller, Märtyrer von Nikomedia,

+ 7.1.312 – Fest: 7. Januar

 

Dieses Heiligenleben führt uns an die Ufer des Orontes. Das nahe Meer trägt, wie vor zweitausend Jahren, das Rauschen seines Wellenschlages über dessen reichgesegnetes Gelände. Weltgeschichtliche Erinnerungen weben darüber. Zu unsren Füßen das kleine Antakya – über einem großen Ruinenfeld. Das verfallene Dörfchen ist das alte Antiochien, Syriens Residenzstadt (1928), die einst so stolze Königin des Ostens, nach Rom eine der größten und schönsten Städte der Welt (ist heute eine Großstadt in der Südtürkei und Hauptstadt der Provinz Hatay). Ihre Mauern bargen die Wiege des sogenannten Heidenchristentums, denn hier sammelte sich die erste Christengemeinde aus heidnischen Neubekehrten, wie auch der Name „Christen“ als Bezeichnung der Christgläubigen hier zum ersten Mal den Bekennern der neuen Religion beigelegt wurde. Die ersten Heidenapostel Paulus und Barnabas weilen und wirken in ihrer Mitte, dem Mittelpunkt des weltweiten Missionsfeldes des großen Völkerlehrers. Ihr erster Bischof ist der heilige Apostelfürst Petrus, ihr dritter Oberhirte der berühmte Märtyrerbischof und Johannesjünger Ignatius. Der bekannteste unter den mehreren hochgerühmten Heiligen und Märtyrern nach ihnen ist wohl der heilige Luzian.

 

Seine Heimat lag im Zweistromland (Mesopotamien) zu Samosata am Euphrat. Seine gründliche Ausbildung in der heiligen Wissenschaft empfing er in der damals nach Alexandrien zweitbedeutendsten Hochschule im nachbarlichen Edessa, namentlich zu den Füßen des gefeierten Lehrers der Heiligen Schriften und der Gottesgelehrsamkeit, des heiligen Makarius. Gleichen Schritt damit hielt sein Fortgang in der christlichen Tugendschule. Noch bevor er seine Heimatstadt verließ, verteilte er sein väterliches Erbgut unter die Armen, um sich dafür das himmlische Erbe einzutauschen. Er fand die kostbare Perle, womit der Heiland einmal den Schatz des Gottesreiches vergleicht (Matthäus 13,45f), ging hin und gab alles weg, um sie zu erwerben.

 

Nach Vollendung seiner Studien siedelte Luzian nach Antiochien über, das eigentliche Feld seiner segensreichen Lebensarbeit. Sein wissenschaftlicher Ruhm fing hier an mit dem des sittenstrengen Aszeten zu wetteifern. Bald fiel des Bischofs Auge auf ihn, der ihn durch die heilige Priesterweihe in seinen Klerus aufnahm.

 

Eine zweifache wissenschaftliche Tat sicherte seinem Namen für immer das Lob der dankbaren Nachwelt. Er wurde zunächst der Begründer einer theologischen Hochschule, der sogenannten antiochenischen Exegetenschule, die an Verdienst und Bedeutung alle übrigen der nächstfolgenden Jahrhunderte überstrahlte. Der gesunde Sinn dieser Schule, welcher der Stifter die Bahnen wies, wusste in der Schrifterklärung zwischen der starren, geisttötenden Buchstabengebundenheit und der über den Wortlaut des Schrifttextes leichtfüßig hinausschweifenden Ungebundenheit (Allegorese) die glückliche Mitte zu halten. In dieser Mitte erwuchs jener fruchtbeladene Baum wahrer Bibelwissenschaft, der bald seine Äste über die ganze Kirche breitete, und dessen Segensfülle noch heute die kirchliche Schriftauslegung speist. Aus dieser Schule ging beispielsweise der gefeiertste Verkünder und Erklärer des Gotteswortes im christlichen Altertum hervor, der wort- und geistesgewaltige heilige Chrysostomus, dessen herrliche Lobrede auf unseren Heiligen am 7. Januar 387 noch erhalten ist.

 

Das zweite, mit dem ersten engverbundene Arbeitsverdienst lag in der Verbesserung des bis dahin stark entstellten umlaufenden Bibeltextes. Auch diese schwierige und langwierige Aufgabe löste der Gelehrte mit anerkanntem Geschick und glänzendem Erfolg, indem er den damaligen Text mit alten, guten Handschriften verglich und tunlichst auf den ursprünglichen Wortlaut der Heiligen Schrift zurückführte. Er trug damit zur Behütung des wahren Glaubensgutes und des echten Tugendgoldes in der Heiligen Schrift ein nicht unwichtiges Scherflein bei. Aber auch noch andere Schriften bezeigen seine umfassende und tiefschürfende Gelehrsamkeit. Inmitten dieser heiligen Gottessaat wucherten freilich zunächst gegen Wissen und Willen des Heiligen giftige Keime des Irrtums, aus denen sogar die größte Irrlehre des folgenden Jahrhunderts herauswachsen sollte, die gottlose Irrlehre seines Schülers Arius, der die wahre Gottheit Christi leugnete. Der Widerspruch, in den Luzian durch solche Falschlehren mit der christlichen Überlieferungslehre und dem kirchlichen Lehramt geraten musste, führte zeitweilig sogar zu seinem Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft. Trotz dieser beklagenswerten Tatsachen aber trug die Kirche kein Bedenken, dem irrenden Priester, der schließlich auf Gnadenwegen zur Gemeinschaft der Kirche zurückkehrte, die Ehren des Altares zuzuerkennen.

 

Seinen Gottesglauben und seine Christentugend besiegelte der Heilige mit dem Märtyrium am 7. Januar 312. Schon die grausame Christenverfolgung des Kaisers Diokletian brachte über ihn Leiden schwerer Kerkerhaft. Mehr der Not der Gläubigen in Antiochien als der eigenen gedenkend, suchte er jene durch ein rührendes Trostschreiben aus der dunklen Kerkergruft zu ermutigen. Wenige Jahre später fiel er dem neuen Verfolgungssturm unter Kaiser Maximin zum Opfer. Er wurde von Antiochien nach Nikomedien, der Residenzstadt des Kaisers, geschleppt, woselbst er unmenschlichen Foltern erlag. Berühmt wurde seine Verteidigungsrede, die er hier im Angesicht des Kaisers mit ebenso apostolischem Freimut wie glänzender Beredsamkeit hielt, so dass sie des überwältigenden Eindruckes auf alle Umstehenden nicht verfehlte. Der Vater der Kirchengeschichte, Eusebius von Cäsarea, hebt denn auch aus der großen Zahl von Blutzeugen gerade sein Märtyrium als besonders herrliches hervor: „Er habe in Gegenwart des Kaisers das himmlische Reich Christi zuerst in Wort und dann durch die Tat verkündet.“ Kaiser Konstantin ehrte den heiligen Märtyrer, indem er über seiner Todesstätte eine neue, nach seiner Mutter (heilige Helena) Helenopolis benannte Stadt erbauen ließ und derselben Steuerfreiheit schenkte (heute Hersek in der Türkei).

 

Das Leben des heiligen Luzian zeigt, wie selbst größte Gelehrsamkeit den Menschen nicht immer vor schwerer Verirrung zu wahren vermag. Höhere Erleuchtung als aus der Wissenschaft wird dem Menschen gerade an wichtigen Scheidewegen und dunklen Lebensstunden aus dem Licht der inneren Gnade zufließen. Gottes Gnade und eigenes Tugendstreben wurden denn auch für den irrenden Priester Luzian das rettende Engelpaar, das ihn wiederum in die kirchliche Glaubensgemeinschaft und schließlich durch Marter und Tod in die selige Gemeinschaft der Heiligen führte.

 

Der heilige Raymund von Pennafort, spanischer General,

+ 6.1.1275 – Fest: 7. Januar

 

Im politisch zerrissenen Spanien mit teils maurischer Bevölkerung wurde Raimund um 1175 auf Schloss Peñafort bei Villafranca del Panadés in der Nähe von Barcelona geboren.

 

Nach seiner Priesterweihe ging er nach Italien, um an der berühmten Hochschule in Bologna Kirchenrecht zu studieren und zu lehren. Nach Barcelona zurückgekehrt, wurde er zunächst Domherr mit allen Rechten und Pflichten und trat dann 1222 in den Dominikanerorden ein.

 

Auf Bitten des heiligen Petrus Nolascus, der Stifter des Mercedarierordens, der sich insbesondere um den Loskauf gefangener Christen aus mohammedanischer Haft kümmerte, schrieb er die Ordenssatzung. Papst Gregor IX. berief Raimund zu seinem Hauskaplan und Beichtvater. Im Auftrag Gregors sammelte er die Dekrete der Päpste des 12. und 13. Jahrhunderts.

 

Aus gesundheitlichen Gründen bat Raimund, nach Barcelona zurückkehren zu dürfen. Aus denselben Gründen lehnte er auch das ihm angebotene Erzbistum Tarragona ab. Als Ordensmeister gliederte er die Dominikanerkonstitution neu und wirkte als Berater bei kirchlichen Rechtsfragen mit. Er gründete Seminare zur Erlernung der arabischen und hebräischen Sprache, um die Christianisierung unter diesen Völkern voranzutreiben.

 

Fast hundertjährig starb er 1275, von allen hoch geachtet, in Barcelona.

 

„Der Papst Gregor IX., der unseren Heiligen 1230 nach Rom berief, machte ihn zu seinem Kaplan, das heißt, zunächst zum Besitzer in Rechtssachen des apostolischen Palastes, dann zu seinem Beichtvater. Voll Vertrauen in dessen Einsichten, fragte er ihn jedes Mal um seine Meinung, bevor er in wichtigen Angelegenheiten ein Urteil fällte. Er nannte ihn den Vater der Armen, wegen seines Eifers, mit dem er für ihre Bedürfnisse sorgte. Die Buße, welche ihm Raimund auferlegte, war, dass er alle Bittschriften, die eingereicht wurden, annehmen und lesen und dann ohne Aufschub darauf antworten musste. Dieser Oberhirt, der selbst in der Wissenschaft des kirchlichen Rechtes sehr bewandert war, beauftragte unseren Heiligen, die Dekrete der Päpste und Konzilien vom Jahr 1150, wo Gratians Sammlung endigte, zusammenzutragen. Raimund verwandte auf dieses Werk, das unter dem Namen der Dekretalien bekannt ist, drei Jahre. Es ist in fünf Bücher eingeteilt. Gregor befahl 1234 dessen Einführung in Schulen und Gerichtshöfen.

 

Da er im Eifer für das Heil der Seelen allzeit mehr erglühte, widmete er sich wieder den heiligen Verrichtungen des Priesteramtes. Das einzige Ziel aller seiner Gedanken war, für Jesus Christus, vorzüglich unter den Sarazenen, neue Eroberungen zu machen. In der Absicht, die Bekehrung dieser Ungläubigen zu erleichtern, bewog er den heiligen Thomas von Aquin, seine Abhandlung gegen die Heiden zu schreiben, führte den Unterricht in der arabischen und hebräischen Sprache in mehreren Klöstern seines Ordens ein, und stiftete sogar zwei Genossenschaften unter den Mauren, eine zu Tunis, die andere zu Murcia (Spanien), wo damals noch Sarazenen wohnten. Alle diese Mittel zusammen brachten so glückliche Wirkungen hervor, dass der Heilige im Jahr 1256 an seinen General schrieb, zehntausend Sarazenen hätten die Taufe empfangen.

 

Diese Reise, welche Raimund mit Don Jakob nach Mallorca machte, gab ihm Gelegenheit, die seit kurzem auf dieser Insel gestiftete Kirche fest zu begründen. Don Jakob, der ein ebenso großer Krieger wie Staatsmann war, liebte aufrichtig die Religion; allein eine verderbliche Frauenliebe verdunkelte den Glanz seiner erhabenen Eigenschaften. Seine Gelehrigkeit gegenüber den Ermahnungen, welche ihm der Heilige über seine Unordnungen gab, und selbst der schönsten Versprechen, womit er ihn auf eine sichere Lebensänderung hoffen ließ, ungeachtet, hatte er den Mut nicht, seinen unseligen Hang zu besiegen. Da sich das Gerücht verbreitete, er habe einen unerlaubten Umgang mit einer Hofdame, drang Raimund in ihn, sie zu entlassen, was er auch versprach, aber nicht hielt. Der Heilige, missmutig über diesen immerwährenden Aufschub, begehrte die Erlaubnis, nach Barcelona zurückzukehren; allein der König verweigerte sie ihm und verbot sogar unter Todesstrafe, ihn einschiffen zu lassen. Raimund, voll Vertrauen auf Gott, sagte zu seinem Gefährten: „Ein König auf Erden versperrt uns die Abfahrt; allein der König des Himmels wird uns helfen.“ Seine Hoffnung wurde auch nicht zuschanden; denn Gott wirkte für ihn ein Wunder, um ihm einen Weg nach Barcelona zu öffnen. Als Don Jakob das Ereignis gehört hatte, ging er in sich und befolgte hernach stets Raimunds Weisungen, sowohl in Betreff seiner eigenen Gewissensangelegenheiten, als der Verwaltung seines Reiches.“

 

Raimund wird auf einem Mantel, das Meer überquerend, oder auf einem Fluss in einem Kahn, dessen Segel sein Mantel ist, dargestellt.

 

Er ist der Patron Barcelonas, des Königreichs Navarra und der Kirchenrechtsgelehrten.

 

Der heilige Cedda / Ceddus, Bischof der Angelsachsen in London,

+ 7.1.664 – Fest: 7. Januar

 

Dieser Heilige war ein Bruder des heiligen Ceadda, (Bischof der Mercier zu Lindisfarne, England, OSB, + 2.3.673 – Fest: siehe 2. März) Bischof von Lichtfield, des heiligen Priesters Celin und Cimberts, die alle mit unermüdlichem Eifer an der Bekehrung ihrer Landsleute, der Angelsachsen, arbeiteten. Er zog sich in das Kloster Lindisfarn zurück, wo er lange Zeit der Welt unbekannt in den Übungen aller Tugenden lebte, und seiner großen Heiligkeit wegen zur priesterlichen Würde erhoben wurde. Als Finan, Bischof von Lindisfarn, den König Pead neben vielen Großen des Hofes, Hauptleuten und Soldaten, die ihm an den Hof Oswigs, des Königs von Northumberland gefolgt waren, getauft hatte, wurde dem Heiligen zusammen mit drei anderen Glaubenspredigern aufgetragen, das Evangelium in den Staaten des bekehrten Fürsten zu verkündigen. Bald sah man da die Tempel der Götzen verlassen. Das Volk entsagte nach gründlicher Belehrung dem heidnischen Aberglauben, und strömte haufenweise herbei, bittend um die Gnade der heiligen Taufe. Der König Penda, so sehr er selbst auch dem Heidentum ergeben war, hinderte den eifrigen Gottesprediger nicht, diesen Teil der March, der ihm unterworfen war, der Lehre Jesu zu gewinnen. Er beunruhigte auch diejenigen nicht, die Christen wurden. Wenn aber einige von ihnen nicht auf eine, ihrer Religion entsprechende, Weise lebten, pflegte er zu sagen: „Verdienen nicht diese Nichtswürdigen, die dem Gott, an den sie geglaubt haben, nicht gehorchen, die höchste Verachtung?“ Einige Zeit später öffnete sich eine neue Bahn dem Seeleneifer unseres Heiligen.

 

Oswy, der König von Northumberland, hatte Sigbercht, sonst auch Sigebert, den König der orientalischen Sachsen, der ihm einen Besuch abzustatten gekommen war, für die Religion Jesu Christi gewonnen, und der Bischof Finan ihn getauft. Als dieser Fürst darauf in sein Reich zurückgekehrt war, lag ihm nichts mehr am Herzen, als die christliche Religion da zu begründen. Er wandte sich daher an Oswy mit der Bitte, ihm eifrige Glaubensprediger zu schicken, und erhielt von ihm selbst unseren Heiligen mit noch einem anderen Priester. Gott segnete die Arbeiten dieser zwei apostolischen Männer und gab ihren Worten eine solche Wirksamkeit, dass sich eine beinah unzählbare Menge zum Christentum bekehrte. Ceddus erbaute mehrere Kirchen, um den Früchten seiner heiligen Sendung einen festen Bestand zu geben.

 

Als der Heilige darauf nach Lindisfarn kam, um Finan über einige wichtige Fragen um Rat zu bitten, weihte er ihn im Beisein zwei seiner Mitbrüder, die ihm zur Seite standen, zum Bischof der orientalischen Sachsen. Bei der Rückkehr in seine Diözese setzte er das so glücklich angefangene Werk mit neuem Segen fort, baute überall Kirchen, denen er heilige Priester vorsetzte, stiftete auch zwei Klöster, von denen eins an der Themse lag. Camden glaubt, dass er da nach der Gewohnheit der ersten Bischöfe Englands, die in Klöstern lebten, auch seinen gewöhnlichen Aufenthalt gehabt habe. Aber die meisten meinen, er habe, nach der Sitte seiner ältesten Vorfahren, zu London, der Hauptstadt dieses Reiches, gewohnt.

 

Edilwald, der Sohn von Oswald, der über die Deirländer in der Grafschaft Yorck herrschte, lernte Ceddus auf einer Reise in sein Vaterland kennen. Erstaunt über die tiefe Weisheit und hohe Heiligkeit des Mannes, bot er ihm einige Grundstücke an, um ein Kloster zu erbauen. Die Absicht dieses tugendhaften Fürsten war, sich öfters da, während seiner noch übrigen Lebenstage, bei den Mönchen im Gebet einzufinden, und dort den Ort zu seiner Ruhestätte nach dem Tod auszuwählen. Der Heilige suchte für das zu erbauende Kloster steile Berge aus, die eher zu einem Aufenthaltsort der Räuber und wilden Tiere, als zur Wohnung der Menschen geeignet waren. Aber bevor er etwas unternahm, entschloss er sich, diesen Ort gewissermaßen zum Voraus einzuweihen, indem er da die vierzigtägigen Fasten in Abtötung und Gebet zubrachte. Den Sonntag allein ausgenommen, genoss er täglich nur eine Mahlzeit. Ein Ei, neben einem Stück Brot, und mit Wasser gemischte Milch, war seine Nahrung. Weil ihn aber der König dringender Geschäfte wegen zehn Tage vor Ende der Fasten zurückberufen hatte, übertrug er seinem Bruder Celin, dem Edilwald die Leitung seines ganzen Hofes übergeben hatte, das von ihm Angefangene auszuführen. Und im Jahr 658 stand das Kloster ganz vollendet da. Es legte sich den Namen Lestingay zu. Unser Heiliger versah es mit Mönchen und einem Obern, die er von Lindisfarn kommen ließ, doch so, dass er immer der erste Vorsteher blieb, und dann und wann von London aus dort seinen Besuch machte.

 

Folgender Zug mag uns lehren, mit welcher Sorgfalt die Bischöfe dieser Zeit über die Aufrechterhaltung der Kirchenzucht wachten. Unser Heiliger hatte einen der Großen unter den orientalischen Sachsen, der in einer blutschänderischen Ehe lebte, von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen, und allen Gläubigen verboten, mit ihm Umgang zu haben oder mit ihm zu essen. Der König tat beides, ohne Rücksicht auf das Verbot. Ceddus begegnete ihm, als er von dem mit einem Bannfluch belegten Blutschänder zurückkehrte. Der unselige Fürst stieg ganz betroffen und zitternd von seinem Pferd und warf sich dem Heiligen zu Füßen, ihn um Verzeihung seines Fehlers zu bitten. „Fürst,“ sprach zu ihm Ceddus, indem er ihn mit einem Stöckchen, das er in der Hand hatte, berührte, „Sie werden im Haus dieses Exkommunizierten , wo Sie die Verwegenheit hatten einzukehren, sterben.“ Die Vorhersage wurde durch die Folge bewahrheitet. Das König wurde einige Zeit später durch diesen Großen, mit Hilfe eines seiner Verwandten, gemeuchelt.

 

Der heilige Ceddus wohnte der Kirchenversammlung bei, die zu Strenesnalch 664 gehalten wurde. Er schaffte da die Gewohnheit der schottischen Kirchen bei der Osterfeier ab, um sich nach der zu richten, die durch die Kanonen festgesetzt wurden. Nur kurze Zeit überlebte er diese Kirchenversammlung, indem er am 26. Oktober in seinem Kloster Lesingay an der schrecklichen Pest, die damals England verheerte, starb. Sein Leichnam wurde auf einen Kirchhof begraben, in der Folge aber wieder aus der Erde genommen, und zur rechten Seite in der Klosterkirche versenkt. Der Name des heiligen Ceddus wird in dem englischen Martyrologium am 7. Januar genannt.

 

Der heilige Aldrich / Aldricus von Mans, Bischof,

+ 7.1.856 – Fest: 7. Januar

 

Der heilige Aldrich empfing das Leben von einem Vater und einer Mutter, die beide durch hohe Geburt ausgezeichnet waren. Der Vater stammte aus Sachsen und die Mutter aus Bayern, beide aber waren Untertanen des Königs von Frankreich. Unser Heiliger erblickte im Jahr 800 das Licht der Welt. Kaum hatte er sein vierzehntes Lebensjahr erreicht, als ihn sein Vater an den Hof Ludwigs des Frommen brachte. Obgleich bei den Großen das Verdienst nicht immer erkannt wird, ließ man jedoch bald dem des jungen Aldrich Gerechtigkeit widerfahren. Sein unermüdliches Ausharren in ernsthaften Dingen, seine Gewissenhaftigkeit in der Erfüllung seiner Pflichten, und vor allem seine beispielhafte Tugend, erwarben ihm bald die allgemeine Hochachtung. Er fühlte zu sehr die Nichtigkeit irdischer Größe, als dass er sich durch ihren falschen Schimmer hätte sollen blenden lassen, und kannte keinen anderen wahren Ruhm, als den eines Dieners Gottes. Seine einzige Wonne wäre gewesen, in einer gänzlichen Abgeschiedenheit von der Welt zu leben, um sich nur mit der Ewigkeit zu beschäftigen. Wirklich folgte er diesem Drang der Gnade, die mit jedem Tag ihm eine größere Abneigung gegen die geräuschvolle und verführerische Welt einflößte, und verließ den Hof von Aachen etwa im Jahr 821, und wählte sich zum Ort seiner Einsamkeit das Haus des Bischofs von Metz, der mit seiner Geistlichkeit das erbaulichste Leben führte. Groß waren die Fortschritte, die er da in der Tugend machte, und man hielt ihn der Aufnahme in den geistlichen Stand würdig, machte ihn bald zum Diakon und später zum Priester.

 

Nicht so bald war der Ruf von Aldrichs Frömmigkeit und Weisheit Ludwig dem Frommen zu Ohren gekommen, als in ihm der Wunsch sich regte, ihn bei sich zu haben. Er berief ihn daher an den Hof, übertrug ihm die erste Kaplanstelle und wählte ihn zu seinem Beichtvater. Er glaubte sich aber in der Folge verpflichtet, ihn der Kirche wieder zurückzugeben, die seiner Dienste bedurfte. Der Mann Gottes wurde zum Bischof von Mans erwählt und am 22. Dezember 832 geweiht. Die Weihnachtstage brachte der heilige Oberhirt mit dem Kaiser zu, der nach Mans gekommen war. Auf dem Leuchter der Kirche stehend, war nun die Heiligung seiner Herde die einzige Sorge, die seine ganze Seele beschäftigte. Alle Tugenden eines wahren Bischofs, u.a. die bewunderungswürdigste Geduld und tiefste Demut, leuchteten aus allen seinen Handlungen hervor. Nur gegen sich selbst übte er eine unerbittliche Strenge aus, alle anderen Menschen behandelte er mit der zartesten Sanftmut und einer wahrhaft herzlichen Liebe. Sein Vermögen verwendete er einzig zu den heiligsten Zwecken. Er erleichterte die Not der Armen, kaufte Gefangene los, erbaute Kirchen, stiftete Klöster, und strebte überhaupt nach keinem anderen Ziel, als das Reich der Tugend immer mehr und mehr zu erweitern.

 

Nach all dem sollte man glauben, unser Heiliger hätte keine Feinde gehabt. Aber auch er musste durch das läuternde Feuer der Verfolgung gehen. Die Gelegenheit hierzu war folgende: Da die Flamme des Bürgerkriegs, unter der Herrschaft Ludwigs des Frommen und Karls des Kahlen, in Frankreich verheerend ausgebrochen war, erhob Aldrich, der diesen rechtmäßigen Fürsten mit unverbrüchlicher Treue ergeben war, kräftig seine Stimme gegen den Geist des Aufruhrs, um sein Volk in der Unterwürfigkeit zu erhalten. Hierdurch aber wurden die äußerst erbitterten Gemüter nur noch mehr erhitzt, und bald vereinigten sie alle ihre Kräfte, um ihren Bischof in den Untergang zu stürzen. Nicht zufrieden, ihn aus seiner Kirche verjagt zu haben, schändeten sie noch seine Ehre durch die schwärzesten Verleumdungen. Allein bald siegte die Wahrheit, und der Heilige wurde zurückberufen, nachdem er ungefähr ein Jahr in der Verbannung gelebt hatte.

 

Aldrich benützte die Ruhe, die er genoss, um eine strenge Kirchenzucht unter seiner Geistlichkeit wieder herzustellen. Dies bewog ihn, eine Sammlung der Kanons aus den Kirchenversammlungen und päpstlichen Verordnungen zu verfertigen. Der Verlust dieses kostbaren Denkmals, das unter dem Namen der Kapitularien Aldrichs bekannt war, ist nicht genug zu bedauern. Das neunte Jahrhundert hat in dieser Art nichts aufzuweisen, das mit mehr Weisheit und Scharfsinn bearbeitet wäre. Der Heilige traf auch noch weise Anordnungen in Betreff der Feier des Gottesdienstes. (Z.B. ist darin verordnet, dass man an den hohen Festtagen in der Kathedralkirche zehn Kerzen und neunzig Lampen anzünden soll.) Drei Testamente sind von ihm uns überliefert worden, wovon das letzte ein untrüglicher Beweis seiner Frömmigkeit ist. Man findet in den zwei anderen fromme Vermächtnisse und weise Vorschriften zur Erhaltung der guten Ordnung und der Liebe unter den Weltgeistlichen und Mönchen.

 

Die im Jahr 836 zu Aachen gehaltene Kirchenversammlung schickte unseren Heiligen mit Erchenrad, dem Bischof von Paris, zu Pipin, dem König von Aquitanien, der damals wieder mit seinem Vater, dem Kaiser, ausgesöhnt war. Er redete mit solchem Nachdruck zu dem Fürsten, dass er ihn bewog, die der Kirche während der Reichsverwirrung entrissenen Güter wieder zurückzugeben. Von seinem weiteren Leben wissen wir nichts mehr, als dass er dem achten Konzil, das 846 zu Paris, und einem anderen, das 849 zu Tours gehalten wurde, beigewohnt hat. Zuletzt befiel ihn eine Gicht, die ihn zwei Jahre lang an das Bett kettete. Seine Andachtsglut und sein Gebetseifer wurden hierdurch nur noch mehr angefacht. Schließlich starb er am 7. Januar 856, nachdem er vierundzwanzig Jahre lang Bischof war. Man setzte ihn in der Kirche des heiligen Vincentius bei, die er, neben dem Kloster, dem sie zugehörte, durch seine Freigebigkeit bereichert hatte. Seine Reliquien sind noch dort aufbewahrt. Die Diözese von Mans feiert seit undenklichen Zeiten das Fest des heiligen Aldrich.

 

Der selige Matthäus von Girgenti, Ordensmann, Bischof von Agrigento,

+ 7.1.1451 – Gedenktag: 7. Januar

 

Leben

Matthäus wurde geboren zu Girgenti (Agrigentum) auf der Insel Sizilien. Als frommer junger Mann trat er bei den Konventualen (Minoriten) in den Orden des heiligen Franziskus, ging aber, durch das Beispiel des heiligen Bernardin von Siena angezogen, zu den Observanten über. Der heilige Bernardin nahm ihn bei seinen Missionen in ganz Italien mit sich als Mitarbeiter. Der fromme Missionar Pater Matthäus bekehrte durch seinen glühenden Eifer viele Sünder und beförderte wie sein geistlicher Vater, der heilige Bernardin, die Verehrung des heiligsten Namens Jesus. Dann reiste Matthäus nach Spanien, gründete viele Klöster, kehrte hierauf nach Sizilien zurück und brachte auch dort mehrere neue Klöster zu Stande und wirkte segensreich auf das Volk ein. Jedem Kloster gab er den Namen „Zur heiligen Maria von Jesus“. Indessen wurde der bischöfliche Stuhl seiner Vaterstadt Girgenti erledigt. Papst Eugen IV. befahl ihm, die bischöfliche Würde anzunehmen. Der neue Bischof entwickelte nun den größten Eifer und trat dem Laster überall entgegen und erweckte Liebe zur Frömmigkeit. Auch unterstützte der Selige die Armen reichlich. Hingegen wurden manche, denen er ernst entgegentreten musste, seine Feinde und verklagten ihn sogar beim Papst. Der eifrige Bischof erhielt aber in Rom eine glänzende Rechtfertigung. Als jedoch auch bald seine Kräfte zu schwinden begannen, legte er sein hohes Amt nieder, um sich auf einen guten Tod vorzubereiten. Noch einige Jahre hatte er in Palermo schmerzhafte Krankheiten zu erdulden und ging dort am 7. Januar 1451 in die ewige Seligkeit ein. Sein Leichnam wurde auf der Bahre unverhüllt in die Kirche getragen. Vor dem Hochaltar richtete er sich zum Schrecken und Staunen aller Anwesenden auf, faltete die Hände vor dem Allerheiligsten und legte sich dann auf die Bahre wieder nieder. Wegen zahlreicher Wunder gestattete Papst Klemens VIII. seine kirchliche Verehrung, die auch Papst Pius VII. bestätigte.

 

Gebet

Allmächtiger Gott, verleihe uns, wir bitten dich, durch die Fürbitte deines seligen Bekenners und Bischofs Matthäus, dass wir gleich ihm von der Liebe zum heiligsten Namen deines Sohnes Jesus entzündet werden und uns bemühen mögen, das Irdische gering zu schätzen und das Himmlische zu lieben. Amen.

 

Der selige Amadeus von Savoyen, Herzog, Kardinal,

+ 7.1.1451 – Gedenktag: 7. Januar

 

Leben

Amadeus (= Gott liebend, Gottlieb) VIII., Graf und später Herzog von Savoyen (in Italien, jetzt zu Frankreich gehörig), wurde am 4. Dezember 1383 geboren. Er gab frühzeitig Beweise von Regierungstüchtigkeit, befestigte und erweiterte die Macht seines Hauses, regierte in schwerer Zeit gerecht und mild. Er zeigte auch großen Eifer für die Kirche und die Aufhebung des Schisma (= Spaltung) durch das Konzil von Konstanz. Kaiser Sigismund erhob 1416 Savoyen zum Herzogtum und belehnte ihn auch 1422 mit der Grafschaft Genf. Nachdem nun seine Gemahlin Maria von Burgund gestorben war, stiftete Amadeus die Einsiedelei von Ripaille für sechs Ritter des heiligen Mauritius, trat in den 3. Orden des heiligen Franziskus und zog sich mit fünf Rittern in diese Einsiedelei zurück. Im Jahr 1439 wählte ihn der schismatische Teil des Konzils von Basel zum Gegenpapst. Offenbar getäuscht durch die Vorspiegelungen über die Wahl der Kirche nahm er die Wahl an, legte sich den Namen Felix V. bei, ließ sich zum Bischof weihen und zum Papst krönen. Er verzichtete aber im Jahr 1449 freiwillig, nachdem er die Rechtmäßigkeit der Wahl des Papstes Nikolaus V. erkannt hatte, begab sich nach Rom und brachte ihm demütig seine Huldigung dar. Durch diese freiwillige Selbstverdemütigung wurde der Papst so gerührt, dass er ihn zum Kardinal erhob und zu seinem Legaten für Savoyen und die angrenzende Dauphiné und zudem in hohen Ehren hielt. So machte Amadeus wieder gut, was er aus irrtümlicher Anschauung und nicht aus Hochmut gefehlt hatte. Später zog er sich wieder in seine liebgewonnene Einsamkeit zurück und lebte daselbst in Abtötung und Heiligkeit bis zu seinem Tod am 7. Januar 1451 in Genf. Er wird als Seliger genannt.

 

Lehre

„Wehe der Welt um der Ärgernisse willen“, sagt der göttliche Heiland. (Matthäus 18,7) Wehe den Menschen, die Ärgernis geben – und wehe jenen, die Ärgernis nehmen, das heißt, sich verführen lassen. Der selige Amadeus hat dieses „Wehe“ von sich abgelenkt, indem er möglichst seine gegebenen Ärgernisse gut zu machen suchte. Was soll aber aus denen werden, die Ärgernisse weder bereuen noch gut machen und so in die Ewigkeit hinübergehen?

  

(Aus: Ordens-Legende der drei Orden des heiligen Vaters Franziskus von Assisi)

 

Pater Paulinus vom heiligen Bartholomäus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 7. Januar 1806 endete zu Rom im Konvent della scala der lobwürdige Pater Paulinus vom heiligen Bartholomäus seine irdische Pilgerlaufbahn. Er hieß in der Welt Philipp Weszdin, war zu Hof in Niederösterreich von armen Eltern geboren, zu Linz im Jahr 1768 in den Karmelitenorden getreten, zu Prag in der Philosophie und Theologie ausgebildet und zu St. Pankraz in Rom für die Missionen vorbereitet worden. Sein Wirken in Malabar (Ostindien) war ein sehr segensreiches. Infolge des großen Ansehens, dessen er sich bei der ganzen Bevölkerung erfreute, erreichte er vieles, was bisher niemand gelungen war. So vermochte er zu Padmanabpuram, damals Hauptstadt von Travancore, den zwischen den Seelsorgern und den Pfarrkindern ausgebrochenen, heftigen Streit beizulegen. Bei dem dortigen Fürsten stand er in so hohen Ehren, dass dieser ihm gelegentlich eines Besuches vier Hofwürdenträger entgegensandte und ihn gastlich in sein Haus aufnahm. Sein seelsorglicher Eifer war überaus groß. Er besuchte die einzelnen Kirchen und Missionsstationen, predigte und erteilte in den Jahren 1780 und 1781 nicht weniger als 20.000 Personen die heilige Firmung. Pater Paulinus besaß ein außerordentliches Sprachentalent. Nicht nur die Inder der niedrigen Kasten vertrauten ihm ihre Kinder zur Erziehung an, sondern der König berief ihn auch nach Padmanabpuram, damit er einigen Hofbeamten englischen und portugiesischen Unterricht erteile, ja er selbst wurde sein Schüler und verlieh ihm Auszeichnungen, die vor ihm noch keinem Missionar zuteilwurden. Im Jahr 1789 wurde Pater Paulinus nach Rom berufen, um dem Präfekten der Propaganda über den Stand der Mission Bericht zu erstatten und korrekte Ausgaben der Katechismen, sowie der liturgischen Bücher für die Mission zu besorgen. Pater Paulinus entsprach diesem Wunsch und verfasste überdies eine Anzahl anderer gelehrter noch heutzutage hochgewerteter Schriften, z.B. eine Dissertation über das Alter und die Verwandtschaft der Zend-, der Sanskrit - und der deutschen Sprache - eine Rezension der indischen, siamesischen und malabarischen Kodizes (samt der indisch-tibetanischen Kosmogonie) der Propaganda und des Museums Borgia, und die erste gedruckte Sanskritgrammatik. Ehrungen, die ihm zugedacht waren, z.B. die bischöfliche Würde und das apostolische Vikariat von Malabar lehnte Paulinus dankend ab. Er starb als demütiger und unscheinbarer Ordensmann, aber "berühmt auf dem ganzen Erdkreis" und in Wahrheit "seines Heimatstädtchens und ganz Österreichs Zier und Ruhm", wie die Inschrift an seinem Vaterhaus sagt.

 

Mutter Emmanuela vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Emmanuela vom heiligen Joseph. Emmanuela war die Tochter des K. K. Oberpolizeikommissars Leonhard von Mauerer in Salzburg und zu Linz am 9. Juni 1823 geboren. Sie zeichnete sich schon in frühester Jugend durch Sittsamkeit, Enthaltsamkeit und heiligen Ernst aus. Als ihre Mutter einmal zu dem erst zweijährigen Kind sagte: "Mein Klärchen, was wird denn einmal aus dir werden?" gab sie zur Antwort: "Eine Klosterfrau in Gmunden." Die Mutter erklärte, das könne nicht sein, weil kein Kloster dort wäre; aber Klara antwortete mit Entschiedenheit: "Es wird schon eines werden." Sie weilte bereits in frühester Jugend am liebsten in der Kirche und verhielt sich so ruhig und still, dass sich jedermann erbauen musste. Nie nahm sie ein Frühstück, sondern schickte, was sie dazu erhielt, einem armen Kranken. Im Verlauf der Jahre kam wirklich ein Kloster der Karmelitinnen nach Gmunden (Die Unbeschuhten Karmelitinnen kamen am 5. Juli 1828 nach Gmunden. Eine große Volksmenge begrüßte sie. Die Stifterin war Aloisia Petrowitsch, ein armes Dienstmädchen. Ihr gelang es nämlich, die reichen und bereits hochbetagten Geschwister Trawanger derart für den Orden zu begeistern, dass sie ihr ganzes Vermögen und ihren ganzen Besitz zu der Stiftung schenkten. Magdalena Trawanger trat mit Aloisia Petrowitsch sogar selbst noch in das Kloster. - Mitteilung der Mutter Priorin Alexia vom heiligsten Herzen Jesu in Gmunden.) und eine Tante Klaras wurde Priorin daselbst. Klara war so glücklich, die Aufnahme zugesagt zu erhalten; aber der sonst so gute Vater erklärte: "Wenn du zu den Karmelitinnen nach Gmunden gehst, stößt du mir einen Dolch durchs Herz." Sollte es dennoch kommen? Bischof Alexander von Hohenlohe sagte ihr gelegentlich eines Besuches in der Wohnung ihres Vaters: "Im kommenden Jahr reise ich nach Gmunden, da werde ich Sie schon im Kloster der Karmelitinnen als Novizin treffen." Bald darauf erkrankte der Vater. Ehe er starb, sprach er: "Klara, weil du bis zu meinem Tod gewartet hast, kannst du jetzt hingehen, wo du willst; ich gebe dir meinen Segen dazu." Am 24. September 1846 trat sie ein, war voll Ehrfurcht vor den Vorschriften des Ordens und den Gebräuchen des Hauses, voll Arbeitseifer, stets gesammelt und eifrig im Gebet, aber auch stets heiter und fröhlich, die wandelnde Vollkommenheit. Man wählte sie darum auch bereits im Jahr 1850 zur Priorin, obwohl sie ihres jugendlichen Alters wegen noch päpstlicher Dispens bedurfte. Ihre Regierung war tadellos und zum größten Segen für das ganze Haus. Im letzten Advent verdoppelte sie noch ihren Eifer. Die Erfüllung der Pflichten ihres Amtes lag ihr dermaßen am Herzen, dass sie sich Tag und Nacht keine Ruhe gönnte und wiederholt äußerte: "Gott muss mit mir etwas vorhaben, dass er mich so antreibt, mit allem fertig zu werden. Am Fest der Erscheinung des Herrn und tags darauf schien sie ganz vergeistigt und verklärt zu sein. Am 7. Januar 1891 ließ sie sich wie gewöhnlich von der Krankenwärterin wecken. Beim Erwachen sprach sie leise: "Zum letzten Mal." Kurz vor Beendigung der Rekreation verließ sie plötzlich, ohne etwas zu sagen, den Saal. Einer ihr auf dem Gang begegnenden Schwestern antwortete sie auf den auf den üblichen katholischen Gruß noch: "In Ewigkeit." Das waren ihre letzten Worte, denn als eine Schwester sie benötigte und in der Zelle suchte, fand sie sie auf dem Bett sitzend, den Kopf etwas geneigt und ganz schön, ja verjüngt aussehend, aber tot.

 

Frater Alexius vom heiligen Bernard

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Frater Alexius vom heiligen Bernard. Frater Alexius (Martin Jazevic), ein Pole, war zu Lublin geboren. Er machte die niederen Studien im Jesuitenkolleg seiner Vaterstadt, erwarb sich an der Universität zu Krakau die Magisterwürde, begab sich dann nach Padua, um Medizin zu studieren und von da nach Rom. Hier trat er am 28. Oktober 1606 in den heiligen Orden ein. - Er hatte schon in der Welt beispielhaft gelebt, weshalb man ihn einen "Engel" nannte. Im Kloster bezeugten seine Mitbrüder, dass er sich auch nicht der geringsten lässlichen Sünde freiwillig schuldig machte. Wie viele Tugenden übte er nicht! Er ertrug nicht nur jeden Tadel, der ihm erteilt wurde, stillschweigend in der Überzeugung, er sei verdient, sondern kam denen, die ihn zurechtwiesen, besonders entgegen. Ja, er wünschte geradezu, verachtet zu werden; so wahr und tief war seine Demut. Aus lauterer Liebe zu Gott trug er mehrere Tage und Nächte hintereinander ein raues Bußkleid und einen Bußgürtel. Des Öfteren verbrachte er die ganze Zeit bis zum Nachtchor kniend im Gebet, fastete bei Wasser und Brot u.a.m. In seiner Zelle hatte er nicht nur nichts Überflüssiges, sondern nicht einmal einen Tisch und einen Stuhl, auf den er sich hätte setzen können. Obwohl geistig sehr gut veranlagt, wie seine Erfolge beim Hochschulstudium bewiesen, mochte er ab und zu den Eindruck eines wenig fähigen Menschen machen, weil er so wortkarg war. Je weniger er aber mit Menschen sprach, desto mehr redete er mit Gott in feurigstem Gebet. Ja er weilte in Gedanken allzeit bei dem Herrn, dem er all sein Tun und Lassen aufopferte. Zu Genua, wohin er zur Vollendung seiner Studien geschickt wurde, befiel ihn am letzten Tag des Jahres 1606 ein hitziges Fieber, das ihn am Tag nach Erscheinung des Herrn (7. Januar 1606) hinwegraffte. Am Fest der Erscheinung des Herrn wollte er noch mit Aufbietung seiner letzten Kräfte an der gemeinsamen Gelübdeerneuerung teilnehmen, jedoch ein Bruder musste ihn in Anbetracht seiner Schwäche wieder in die Krankenzelle zurückführen. Während der ganzen folgenden Nacht litt er heftige Schmerzen. Tags darauf verschied er, von allen als Heiliger betrachtet, besonders von dem ehrwürdigen Dominikus von Jesus Maria so hoch geschätzt, dass er bei der Meldung vom Hinscheiden des allen Lobes würdigen Klerikers sich weigerte, eine Requiemmesse für ihn zu lesen, und versicherte er wisse, das Frater Alexius sich bereits der seligen Anschauung Gottes erfreue.

 

Pater Simon von Speier

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Simon von Speier. Über die persönliche Entwicklung Pater Simons in sittlicher und wissenschaftlicher Hinsicht ist uns nichts überliefert. Dagegen ist verbürgt. dass er zu Paris vom Jahr 1363 ab an der Universität als Lehrer der Heiligen Schrift tätig war und im Jahr 1367 die Doktorwürde erhielt. Später wirkte er im Kloster zu Köln als Lektor der Theologie und Leiter des ganzen theologischen Studiums. Durch seine im Jahr 1375 erfolgte Wahl zum Generaldefinitor trat eine dreijährige Unterbrechung seiner Lehrtätigkeit ein. Nach Ablauf dieser Zeit nahm er sie jedoch mit neuem Eifer auf und gestaltete sie um so segensreicher und weittragender, als er im Verein mit Johannes Bramart die öffentliche Universität zu Köln ins Leben rief und sich dadurch ein bleibendes Verdienst erwarb. Er starb auch zu Köln am 7. Januar 1403.

 

Gebet am 7. Januar

 

Allerreinste Jungfrau Maria, allerliebste Jungfrau Maria, mach, das dein Name von heute an für mich der Lebensatem sei. O meine Gebieterin, stehe mir immer bei, wenn ich dich anrufe, denn in allen Versuchungen, die über mich kommen, in allen meinen Nöten will ich nie müde werden, dich anzurufen, und immer die Worte zu wiederholen: Maria! Maria! Amen.

 

Zu Jesus Christus

 

Herr, Du hast uns in Deiner Barmherzigkeit einen Tisch bereitet, an dem wir uns gegen die Macht unserer Feinde stärken können. Gib und erhalte in uns den geistlichen Hunger nach diesem Himmelsbrot, das Du selber bist, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Valentin

 

Wir bitten Dich, o Herr, schone Deine Diener durch die glorreichen Verdienste Deines heiligen Bischofs und Beichtigers Valentin, damit wir durch seine Fürbitte von allen Übeln befreit werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Raymund

 

O Gott, der Du den heiligen Raymund zu einem treuen Diener des Sakramentes der Buße erwählt und durch die Meeresfluten wunderbar geführt hast, gib, dass wir durch seine Fürbitte würdige Früchte der Buße tun und das ewige Heil erlangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Die Rückkehr Jesu Christi aus Ägypten, da er von seiner heiligsten Mutter und dem heiligen Joseph nach Nazareth überbracht worden ist, wurde auf den heutigen Tag gesetzt. 

 

Andacht am 7. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Zu den wichtigsten Gründen, warum Christus auf Erden gekommen, und dem Menschen sich gegeben hat, gehört besonders auch: dass der Mensch erkennt, wie sehr Gott ihn liebt; und dass diese Erkenntnis ihm mit Liebe für Denjenigen entzündet, der ihn zuerst, und zwar in solchem Übermaß liebte." (Der heilige Augustinus)

Von der unbegrenzten Liebe durchdrungen, die Gott den Menschen bezeugte, rief der heilige Franziskus von Paula oftmals aus: "O Gott! Liebe! O Gott! Liebe! Wie überreich ist die Liebe, die Du uns bezeigt hast! Wie sehr verdient es Deine Liebe zu uns, dass wir von Liebe für Dich erglühen!" - Wann werden derlei Pfeile unser Herz durchdringen?

Ein Diener Gottes wandte sich an die göttliche Liebe und sprach: "O göttliche Liebe, sei mir eine Mutter! Tu an mir, was eine zärtliche Mutter an ihrem Kind tut; geleite mich und führe mich, wohin immer ich gehen soll! Sei meine Lehrerin, und lehre mich, meinen Gott mit reiner, zarter, feuriger, großmütiger, standhafter und bußfertiger Liebe lieben! Sei mein Leben; sei die Seele meiner Seele und beseele mich! Du selbst denke, rede und wirke an meiner Statt! Es erglühe meine Liebe vor Eifer, alle Herzen mit Deinem göttlichen Feuer zu entflammen!" 

Oft hört man den seligen Raimund Lullus, wenn er durch Wälder und Fluren ging, tief aufseufzen, und gleich feurigen Pfeilen seine Seufzer zum Himmel absenden, dass er noch im Gefängnis schmachten und fern von seinem einzigen Geliebten leben müsste. Als er einst von dieser innigsten Sehnsucht durchdrungen war, traf er bei einem Brunnen einen heiligen Einsiedler. Ihn fragte er, ob ihm kein Mittel bekannt sei, dem Gefängnis zu entkommen und zur seligen Freiheit zu gelangen. Der Einsiedler, der von dem erwähnten heiligen Feuer glühte, erriet ihn sogleich, antwortete ihm, er sei gleich ihm gefangen und für die nämliche Schönheit entbrannt; und beide fingen an zu weinen und teilten einander ihre Sehnsucht und ihre heiligen Empfindungen mit. - Kurz hierauf kam er zu einem Sterbenden, und als er sah, dass der Mann durchaus keine Freude empfand, zu Gott zu gelangen, sondern nur über sein Leiden jammerte, fiel ihm dies über allen Ausdruck schmerzlich, und er beklagte ihn als den Unglückseligsten aller Menschen. - Fragte man diesen heiligen Mann, wem er angehört, so antwortete er: der Liebe! Woher er kommt? - von der Liebe! Wohin er geht?  - zur Liebe! Von was er lebe? - von Liebe! Wo sein Aufenthalt ist? - in der Liebe!

 

Demütig bitte ich Dich, o Gott, um Verzeihung, dass so viele Menschen, statt die Triebe ihres Herzens Dir zu opfern, ihren verdorbenen Gelüsten folgen! Ach, wie oft nahm ich selbst sie zu Führern! O verzeihe, Vater der Barmherzigkeit, und verleihe mir, von nun an nur für Dich und aus Liebe zu Dir zu wirken. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 7. Januar

 

"Die selige Jungfrau steht in gewisser Beziehung über den Engeln und Erzengeln,

nämlich durch die Fülle der Gnade, durch die göttliche Nähe und durch ihre Reinheit."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 7. Januar - Von den göttlichen Einsprechungen

 

Lehre Herr, mich deinen Willen;

Sieh mein Herz, es ist bereit,

Ihn in Treue zu erfüllen

Meine ganze Lebenszeit.

 

1. Die innerliche Einsprechung ist ein Stern, der unseren Geist erleuchtet und ihn zu Jesus führt. Sie ist die Stimme Gottes in unserem Gewissen, die uns belehrt, ermahnt und bedroht. Sie ist ein Anhauch des Heiligen Geistes, ein Strahl seines Lichtes, eine Wirkung seiner Liebe, ein Samenkorn des Paradieses zu Früchten des ewigen Lebens, ein Keim der Ewigkeit. Sie ist eine Gnade, die Jesus durch sein Blut uns erworben hat. Sind wir aber zu dieser innerlichen Mahnung taub, so widerstreben wir dem Heiligen Geist, sündigen mit vorsätzlicher Bosheit, vergraben gleich jenem bösen Knecht das Talent unseres Herrn, und gefährden unser ewiges Heil.

 

2. Wären die heiligen Weisen dem Stern nicht gefolgt, so wären sie in den heidnischen Finsternissen und den Schatten des Todes verblieben. Folgst aber du der Einsprechung nicht, die deinen Geist erleuchtet und dein Herz zur Bekehrung drängt, so wirst du in deinen Sünden sterben. Denn verschmähst du die Stimme Gottes, so schweigt er. Hat er gerufen und du kommst nicht, so entfernt er sich. Hat er lange an deinem Herzen angepocht und du tust ihm nicht auf, so weicht er von dir. Und gerecht ist es allerdings, dass er die Seele verschmäht, die ihn verschmähte, und sie endlich bestraft, nachdem er ihren Trotz lange mit großer Geduld ertragen hat.

 

3. Wie lange schon pocht Gott an deinem Herzen! Wie lange schon ruft er dir zu, sucht, bittet und ermahnt dich, von jener Sünde abzustehen, dein Leben zu bessern, und der Stimme seiner Gnade Gehör zu geben? Zittere, dass sein gerechter Zorn plötzlich erwacht, dass das Reich der Gnade und Liebe, wohin du nicht eingehen willst, von dir hinweggenommen, dass sein Geist nicht mehr zu deinem Herzen sprechen, dass die Stimme deines Gewissens schweigen, und dass Gott dich verlassen wird. Nein, mein Gott, nicht länger werde ich deinem innerlichen Ruf widerstehen. Gehorchen will ich dir und deinen heiligen Willen tun. Preis dir, dass du, ungeachtet meines Undanks, mich noch nicht verlassen hast, und mich noch barmherzig ermahnst und bedrohst. 1. Samuel 3,9: "Rede, Herr, denn dein Diener hört."

 

8. Januar

 

Die heilige Gudila (Gudula), Jungfrau und Reklusin bei Brüssel,

+ 8.1.712 – Fest: 8. Januar

 

Zur Zeit, als Sigibert, ein Sohn des Königs Dagobert, auf dem fränkischen Thron saß, lebte zu Brüssel in den Niederlanden ein Graf, Witgerus mit Namen, der samt seiner Gemahlin Amelberga sowohl wegen hoher Geburt und großen Reichtümern, noch mehr aber wegen Frömmigkeit und seltener Tugenden allgemein berühmt war. Gott segnete ihre Ehe mit drei Kindern; nämlich mit einem Sohn, Eniebert, der als Bischof ein heiliges Leben führte, und mit zwei Töchtern, von denen die erstere, Reineldis, als Martyrin starb, und die andere, Gudila, wegen ihres engelreinen Lebens die Zierde der Heiligkeit genannt wurde. Nicht ohne Einwirkung der heiligen Vorsehung geschah es, dass dieses Kind, das später in der Kirche Gottes als ein helles Licht durch seine ausgezeichneten Tugenden leuchtete, bei der Taufe von der heiligen Gertrud, die damals schon im größten Ruf der Heiligkeit stand, auf den Händen gehalten und von ihr zur Gottseligkeit des christlichen Lebens geführt wurde.

 

Nach dem Tod der heiligen Gertrud begab sich Gudila, um getrennt von der Welt, Gott und ihrem Seelenheil desto ungehinderter dienen zu können, auf das zwei Meilen entfernte und ihren Eltern gehörige Landgut Morsellen, wo sich eine Kirche befand, in der sie Tag und Nacht ihren heiligen Betrachtungen und dem Gebet oblag und dabei in einer solchen Armut und Selbstverleugnung lebte, dass sie beinahe ihr ganzes Vermögen zur Unterstützung der Armen und Bedrängten verwendete. Mehrere Geschichtsschreiber des 7. Jahrhunderts erzählen von dieser heiligen Jungfrau unzählige Wunder, die sie in Heilung der Kranken wirkte, und erwähnen der heftigen Versuchungen, die sie vom bösen Geist auszustehen hatte, so zwar, dass sie ununterbrochen zu Gott flehte, sie aus diesem armseligen Leben zu befreien. Ihre Sehnsucht nach dem Himmel wurde erfüllt und sie starb am 8. Januar 712 als ein Muster der Heiligkeit. Ihr Leichnam wurde in der Kirche zu Ham feierlich beerdigt unter dem Wehklagen der Armen und Waisen, die an ihr eine so zärtliche Mutter verloren.

 

Bei ihrem Grab ereigneten sich so viele Wunder, dass die Kirche die vielen Wallfahrer nicht mehr fassen konnte, und man übertrug ihre Reliquien in die Kirche zu St. Salvator in Morselle, wo Kaiser Karl der Große an ihrem Grab selbst seine Andacht verrichtete und durch die auffallenden Wunder, die da geschahen, bewogen, ein Kloster zu stiften, damit zur Verherrlichung der christlichen Religion und zum Seelenheil der Gläubigen Gottes Lob Tag und Nacht verkündigt würde. Durch verheerende Kriege wurde dieses Kloster nebst der Kirche zerstört und der Leib der heiligen Gudila nach Brüssel gebracht, wo er noch heutzutage in einer herrlichen Kirche aufbewahrt wird.

 

Der heilige Severin, Abt und Bekenner von Norikum-Österreich,

+ 8.1.482 - Fest: 8. Januar

 

Am 8. Januar 482 starb irgendwo an der österreichischen Donau der heilige Severin. Er war ein Mann, dessen Leben von Geheimnissen dicht verschleiert ist. Was man aber von dem geheimnisvollen Mann Severin weiß, reicht aus, um ihn als einen großen Menschen und Heiligen zu schildern.

 

Es war um die Zeit, da von Asien her die Hunnen nach dem Westen vorwärts stürmten und die Germanen aus den Wohnsitzen verdrängten und flüchtend vor sich her trieben. Die Vertriebenen überschritten auf der Flucht an Donau und Rhein die Grenzen des alten großen Römerreiches, das, innerlich geschwächt, dem Untergang geweiht war. Da gab es vor den heranstürmenden Barbarenhorden keine Sicherheit mehr. Wie ein vernichtender Sturm fegten die wilden Völkerschwärme über das Land. Blut floss in Strömen, und in jeder Nacht rötete sich der Himmel im Schein brennender Dörfer und Gehöfte. Hoffnungslosigkeit, Verzagtheit und Verzweiflung bemächtigten sich der Menschen.

 

In dieser Not tauchte plötzlich ein Mönch auf, barfuß und in zerlumpter Kutte. Er war eine hohe, hagere Erscheinung, ein Mann ohne Furcht, der gleich alle Blicke auf sich zog. Von ihm redete man bald im bedrohten Land mit großer Ehrfurcht, von ihm gingen Mut und Kraft auf die bedrängten Menschen aus. Es war Sankt Severin. Niemand wusste, woher er kam, und nie ist etwas über seine Herkunft bekannt geworden. Aber aus der Art, wie er sich gab, war zu schließen, dass fürstliches Blut in seinen Adern floss.

 

Geheimnisvoll war auch Severins Auftreten. Man glaubte, er könne zu gleicher Zeit an verschiedenen Orten sein. Denn stets war er überall dort zur Stelle, wo eine Gefahr drohte. Er ermahnte die Menschen, rief zur Buße, zu Gebet und Besserung auf, beruhigte, tröstete und sorgte ausgiebig und nachdrücklich dafür, dass diejenigen, die noch etwas besaßen, den Besitz mit den Besitzlosen teilten.

 

Niemanden konnte sich den Forderungen des geheimnisvollen Mönchs entziehen. Aber alle fühlten, dass sich von ihm ein Kraftstrom über das Land ergoss. Wunder ereigneten sich, wo er sich aufhielt. Ein Segen von ihm mit dem Kreuzzeichen genügte, um die Donau, die in verheerender Weise über die Ufer getreten war, in das Flussbett zurückzuweisen. Wo anders öffnete ein Toter die Augen und beantwortete alle Fragen des heiligen Severin. Öl vermehrte sich wunderbarerweise, bis der letzte Arme seinen Krug gefüllt hatte. Auch die Augen des fremden Mannes waren so scharf, dass sie in das Dunkel der Zukunft schauen konnten. Weissagungen, die er machte, gingen in Erfüllung.

 

Am geheimnisvollsten war jedoch Severins Eindruck und Einfluss auf die Barbaren. Allein und ohne Waffen ging der mutige Mann ins Lager der Feinde. Er wies sie mit mutigen Worten zurecht, forderte die Gefangenen zurück und verlangte die Einstellung von Brandstiftung und Plünderungen. Bei solchen Gelegenheiten wollten sich die Feinde voll Wut auf ihn stürzen, aber keiner tat es. Und eines Tages gestand einer der heidnischen Anführer, dass er nie so erschüttert gewesen sei wie beim Anblick dieses Mönches.

 

Sonderbar ist bei Severin auch, dass er weder Bischof noch Priester war, aber der Abt von zwei Klöstern, die er gegründet hatte. Alles ist sonderbar in diesem Leben, auch die Tatsache, dass nach dem Tod des Heiligen die Barbaren, die er als einzelner Mann dreißig Jahre lang wie ein schützender Damm aufgehalten hatte, das Land überschwemmten und alles Bestehende vernichteten. Dreihundert Jahre später erst konnte das Christentum in Bayern und in Österreich wieder Fuß fassen.

 

Sankt Severins Andenken ist also von Geheimnissen umrankt wie eine Ruine von wildem Wein. Und doch liegt bei ihm die Lösung aller Rätsel in einem einzigen Wort, und dieses Wort heißt Heiligkeit. Der heilige Mensch regiert seine Zeit. Und nur deshalb siegt vielfach scheinbar das Böse, weil nicht genug Heilige da sind, um dem Bösen zu wehren.

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Nach Attilas Tod, 453, zog ein Mann von unbekannter Herkunft als Pilger zwischen Passau und Wien umher, um der dort ansässigen römischen Bevölkerung gegen die andrängenden Germanen zu helfen. Er unterstützte sie nicht nur in ihrem christlichen Glauben, sondern er war auch politisch tätig. Er organisierte den etappenweisen Abzug der Romanen – bedingt durch die zahlreichen Einfälle der germanischen Stämme – von Norikum in den Osten.

 

Mönch und Staatsmann zugleich, gründete er zwei Klöster: Boiotro (Passau-Innstadt) und Favianis (vermutlich Mautern in Niederösterreich). Eigentlich wollte Severin in der Abgeschiedenheit seiner Klöster sein Leben betend und fastend verbringen, aber die damaligen Verhältnisse zwangen ihn, ein Mann der Tat zu werden.

 

Hochgeachtet auch von Germanen, Arianern und Heiden, starb Severin 482 in Favianis.

 

Einige Jahre später nahmen Mönche seinen Leichnam nach Italien mit. Seit 1807 ruht er in der Pfarrkirche zu Fratta Maggiore bei Aversa (nördlich von Neapel).

 

„Die Predigten, welche dieser apostolische Mann an das Volk hielt, brachten die erstaunlichsten Wirkungen hervor. Wer ihn hörte, wurde von lebhaftem Abscheu gegen die Sünde erfüllt und fühlte sich hingezogen, Gott mit größerer Inbrunst zu dienen. Man sah ihn als einen Engel an, den der Himmel in seiner Barmherzigkeit auf die Erde geschickt hatte; und die Ehrfurcht, die man gegen ihn trug, wurde noch erhöht, als man ihn die Kranken heilen, die Gefangenen loskaufen, die Not der Unterdrückten erleichtern, den Armen beistehen, die allgemeinen Plagen abwenden, ihn mit einem Wort den Segen an alle Orte bringen sah, die er mit seiner Gegenwart beehrte. Mehrere Städte begehrten ihn zum Bischof; allein er weigerte sich stets, ihren dringenden Bitten zu willfahren. „Ist es nicht genug“, sagte er ihnen, „dass ich meine geliebte Einsamkeit verlassen habe, um euch zu unterrichten und zu taufen?“

 

Der hohe Ruf der Heiligkeit, in dem er stand, zog viele Menschen zu ihm hin. Könige und Fürsten verschiedener Völkerstämme besuchten ihn. So auch Odoaker (um 430-493), König der Heruler, der beim Anblick der Zelle des Heiligen, die so niedrig war, dass er nicht einmal aufrecht stehen konnte, tief erschüttert wurde. Severin sagte ihm den glücklichen Erfolg seines Feldzugs in Italien und die baldige Eroberung dieses Landes vorher. Odoaker, damals noch ein Jüngling, war in schlechte Kleidung gehüllt; Severin sprach zu ihm: „Gehe hin nach Italien, jetzt noch mit abgenutzten Fellen bekleidet, bald aber imstande, vielen gar viel zu schenken.“ Da diese Weissagung durch die Erfüllung bewahrheitet wurde, schrieb Odoaker dem Diener Gottes einen sehr ehrenvollen Brief, in welchem er versprach, ihm jede Bitte, die er an ihn richten würde, zu gewähren. Severin, dem die Gaben der Gnade genügten, begehrte nichts für sich selbst, sondern bat nur den herulischen Fürsten, einige Landesverwiesene zurückkehren zu lassen.“

 

Als Pilger mit Stab und Buch, oder mit Abtstab, das Kruzifix in der Rechten und dem Volk predigend, wird der Apostel von Norikum dargestellt. Manche Abbildungen zeigen ihn auch, wie er auf einem Grabmal betet.

 

Er ist der Fürsprecher der Leinweber, Winzer und der Gefangenen. Seine Hilfe wird bei Hungersnot erbeten.

 

In den Diözesen Passau, St. Pölten und Wien ist sein Fest am 8. Januar ein gebotener Gedenktag.

 

Der heilige Erhard, Bischof von Regensburg,

+ 8.1.707 ? – Fest: 8. Januar

 

Einer der eifrigsten Glaubensboten in deutschen Landen war im siebten Jahrhundert der heilige Erhard. Wahrscheinlich stammte er aus einer angesehenen Familie Schottlands und zog, wie so viele seiner Landsleute, über das Meer, um den heidnischen Völkern Deutschlands die Segnungen des Christentums zu bringen. Schon als Junge zeichnete er sich durch Lernbegierde und fromme Übungen aus und durch angestrengten Fleiß erwarb er einen reichen Schatz von Kenntnissen und Tugenden. Versuchungen und Prüfungen mancherlei Art blieben auch ihm nicht erspart, aber mit dem Beistand der göttlichen Gnade bezähmte er die Sinnenlust, überwand die Lockungen des Geistes der Finsternis, und verachtete die Reize der Welt.

 

Zum Priester geweiht, verdoppelte Erhard seinen Eifer für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen. Hatte er während des Tages die Unwissenden belehrt, die Sünder mit Gott versöhnt, die Betrübten getröstet, dann warf er sich des Nachts auf seine Knie nieder, um in Gebet und Betrachtung mit Gott zu verkehren und neue Kraft für seinen apostolischen Beruf zu gewinnen. Die Unschuld und Herzensreinheit seiner frühesten Kindheit bewahrte er unverletzt bis zum letzten Lebenshauch. Um dieses unschätzbare Kleinod zu erhalten, empfahl er sich täglich dem Schutz der reinsten Jungfrau Maria, und im heiligen Messopfer legte er seine Seele ganz in die Hände seines Erlösers.

 

Wegen seiner Weisheit und Tugend zur bischöflichen Würde erhoben, arbeitete er mit verdoppeltem Eifer für das Heil der Seelen, stand seinem Bruder Hildulf, Bischof von Trier, würdig zur Seite und wanderte unermüdlich von einem Ort zum andern, um den Samen Gottes in die Herzen zu säen. Er hatte die Freude, eine reiche Frucht aus seiner Saat emporsprossen und gedeihen zu sehen. Sein mildes, eindringliches Wort erweichte die härtesten Herzen, sein erbauliches Beispiel fand Nachahmung. Da er bemerkte, dass das Volk besonders bei häuslichen Unglücksfällen noch häufig zu heidnischem Aberglauben und Zaubereien seine Zuflucht nahm, und bedachte, wie leicht oft den Leuten zu helfen wäre, wenn sie sich zu Gott wenden und die Segnungen der Kirche vertrauensvoll gebrauchen wollten, so gab er ihnen unter vielfachen Belehrungen und Ermahnungen geweihte Sachen, und zog sie damit von den Götzen zu dem allmächtigen Gott. Als sein heiliger Bruder Hildulf starb, richteten sich aller Augen auf Erhard als den würdigsten Nachfolger. Aus Furcht vor dieser Würde entfloh er heimlich aus Trier und begab sich mit seinem anderen Bruder Albert nach Bayern. Unterstützt von den Liebesgaben frommer Seelen gründete er vierzehn Klöster, unter diesen das nachmals berühmte Reichsstift Niedermünster zu Regensburg, wo er sich nach dem Tod Emmerams niederließ und das bischöfliche Amt verwaltete. Von Regensburg aus wirkte er unablässig in seinem apostolischen Amt, führte durch heilsame Belehrungen, durch sein aufmunterndes Beispiel und viele Wunder die Verirrten auf den rechten Weg, stärkte die Schwachen, belehrte die Unwissenden mit Geduld und Liebe und lieferte eine reiche Ernte für die Scheuer Gottes.

 

Einst erhielt Erhard in einem Gesicht die göttliche Weisung, sich zum Kloster Palma im Elsass zu begeben, um dort ein von Geburt an blindes Mädchen zu taufen und ihm das Licht der Augen wiederzugeben. Dieses Kind war die Tochter des elsässischen Herzogs Eticho und seiner Gemahlin Bereswinda und kam blind zur Welt. Der erzürnte Vater befahl, das Kind aus der Welt zu schaffen. Allein die fromme Mutter ließ ihr zärtlich geliebtes Kind durch eine treue Magd heimlich aus dem Schloss schaffen und aufs sorgfältigste verpflegen. Da sie aber immer noch fürchtete, es möge der Aufenthaltsort ihres Kindes ihrem jähzornigen Gemahl bekannt werden, ließ sie es zu einer guten Freundin, der Äbtissin im Kloster Palma, bringen. Unaufhörlich betete die fromme Mutter für ihr Kind und fand Erhörung. Eines Tages klopfte der Bischof Erhard an die Klosterpforte, unterrichtete die bereits zwölfjährige Herzogstochter sorgfältig in der christlichen Religion, erteilte ihr dann feierlich die heilige Taufe und gab ihr den Namen Othilia. In demselben Augenblick, wo Othilia mit dem Taufwasser begossen wurde, erhielt sie das Licht ihrer Augen wieder. Alle Umstehenden staunten und lobten Gottes Allmacht und Güte. Voll Dank weihte sich Othilia ganz dem Dienst Gottes, nahm auf den Rat des heiligen Bischofs den Schleier und stiftete das Kloster Hohenburg, dessen erste Äbtissin sie wurde. Sie lebte und starb als Heilige.

 

Der heilige Bischof Erhard kehrte nach Regensburg zurück, wo er nach einigen Jahren seinen ruhmreichen Lauf glücklich vollendete am 8. Januar um das Jahr 700. Sein Leib ruht in der Nonnenkirche Niedermünster zu Regensburg. Papst Leo IX. nahm ihn im Jahr 1052 in die Zahl der Heiligen auf. Bei Gelegenheit des elfhundertjährigen Jubiläums des Bistums Regensburg im Jahr 1840 wurden die Reliquien des heiligen Erhard feierlich erhoben und mit denen der Diözesanpatronen Wolfgang und Emmeram in feierlicher Prozession durch die Stadt getragen und nach beendigten Jubiläum im St. Erhardi-Altar zu Neumünster wieder beigesetzt. Die Bewohner der Stadt und des Bistums verehren noch heute dankbar ihren hochverdienten Bischof Erhard.

 

Der heilige Lucian, Priester und Martyrer von Beauvais, Frankreich,

+ 81-96 – Fest: 8. Januar

 

Der heilige Lucian war von Geburt ein Römer und wie einige Schriftsteller behaupten, ein Sohn des römischen Bürgermeisters Lucius. So viel ist gewiss, dass er vorher Lucius geheißen hat und erst bei seiner Taufe Lucian genannt wurde. Er war ein Jünger des heiligen Petrus und erhielt vom heiligen Papst Clemens den Auftrag, in Begleitung des heiligen Dionisius den heidnischen Galliern das Evangelium zu predigen. Auf seiner Reise dahin verkündete er allenthalben Jesus den Gekreuzigten und wurde schließlich zu Parma in Italien von den Götzendienern in das Gefängnis geworfen, aus dem ihn aber die Christen zur Nachtzeit wieder befreiten. Da er, um das Reich Gottes unter den Menschen auszubreiten, keine Gefahr achtete, predigte er neuerdings zu Pavia das Evangelium, bekehrte eine Menge Heiden zum Glauben an Jesus und schiffte sich schließlich nach Arles ein, von wo er nach Beauvais kam und diese Stadt zu seinem beständigen Aufenthalt wählte. Hier arbeitete er unermüdlich an der Bekehrung der heidnischen Gallier, wahrscheinlich als Bischof, unterstützt von dem Priester Maximian und dem Diakon Julian.

 

Durch den Eifer dieser heiligen Männer waren schon dreißigtausend Seelen für die Wahrheit des Christentums gewonnen, als sich unter der Regierung des Kaisers Domitian die zweite Christenverfolgung erhob und der heidnische Statthalter Fescenius Sisinius nach Gallien kam, der die Bekenner der christlichen Religion allenthalben aufsuchen und unter den heftigsten Martern töten ließ. Während dieser Verfolgung erhielten nicht nur die Gehilfen des heiligen Lucian, Maximian und Julian die Marterkrone, sondern auch er, der die Gläubigen öffentlich zur Beständigkeit ermahnte, wurde vor Gericht geschleppt, wo man ihm die Wahl ließ, entweder den Göttern zu opfern, oder eines gewaltsamen Todes zu sterben. Freudig bekannte der Heilige Jesus, als den wahren Gott und Erlöser der gefallenen Menschheit und hielt auch an die anwesenden Heiden eine eindringliche Predigt über die Torheit des Götzendienstes, wodurch er den Statthalter in eine solche Wut brachte, dass er ihn zuvor mit Peitschen den ganzen Körper zerfleischen und schließlich enthaupten ließ. Der Heldenmut des heiligen Martyrers während seines schrecklichen Leidens machte einen so starken Eindruck auf die Gemüter der Anwesenden, dass auf der Stelle ungefähr 500 Heiden das Christentum annahmen. In der Folge erbauten die Christen über das Grab des heiligen Lucian eine prächtige Kirche, in der sie auch die Reliquien seiner heiligen Gefährten beisetzten.

 

Der heilige Laurentius Justiniani, 1. Patriarch von Venedig,

+ 8.1.1455 - Fest: 8. Januar

 

Laurentius, der dem reichen Haus der Justiniani zu Venedig entstammte und im Jahr 1381 geboren wurde, war ein stiller und ernster Junge.

 

War denn Laurentius krank oder körperbehindert, dass er so still und ernst war? Nein, er war weder krank noch behindert, und ein Duckmäuser war er auch nicht; aber mit fünf Jahren verlor er den Vater durch den Tod, und die Mutter legte vom Sterbetag des Gatten bis an ihr Lebensende die schwarzen Trauerkleider nicht mehr ab. So kam es, dass Laurentius ein stiller und ernster Junge war, anders geartet als es die Jungen sonst sind. Der junge Justiniani war eher in einer Kirche beim Gebet als auf der Straße beim Spiel anzutreffen. Früh lernte er von der gutherzigen Mutter auch die Wege des Wohltuns.

 

Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass der Neunzehnjährige den Reichtum des elterlichen Hauses verließ, um arm, vergessen und weltverloren im Sankt-Georgs-Kloster auf der Insel Alga bei Venedig Gott zu dienen, und weil Laurentius nie im Leben ein Stümper war und das, was er tat, nicht halb, sondern stets ganz tat, war er unter den Mitbrüdern bald der eifrigste und beste, dem man mit fünfundzwanzig Jahren die Leitung des Klosters und später auch die des gesamten Ordens übertrug.

 

Höher noch stieg der heiligmäßige Ordensmann, als ihn der Papst zum Bischof und Patriarchen seiner Vaterstadt Venedig ernannte. Auf Seitenwegen hielt der neue Oberhirte ohne Prunk und Pracht seinen Einzug in die bischöfliche Residenz, und als man ihn darauf aufmerksam machte, dass er als Bischof der reichen Handelsstadt ein fürstliches Haus führen müsse, gab er die bezeichnende Antwort, es seien der Armen, für die er als Bischof zu sorgen habe, so viele, dass sich von seinen Einkünften auch nicht ein roter Heller erübrige, um Aufwand zu treiben.

 

In der Folgezeit war Laurentius Justiniani vor allem und zuerst ein Apostel der christlichen Caritas, der nicht nur persönlich Geld, Nahrungsmittel, Kleider, Wäsche und Möbel reichlich verschenkte, sondern auch, über die Stadt Venedig zerstreut, Caritasstellen einrichtete. Dabei war der Patriarch von Venedig ein prächtiger Mann, der klug und tatkräftig über zwanzig Jahre lang als „der gute und getreue Knecht“, wie es von ihm im Tagesevangelium rühmend heißt, sein Bistum verwaltete, bis er im Alter von vierundsiebzig Jahren am 8. Januar 1455 im Herrn entschlief.

 

Schön war das Sterben des ausgezeichneten Mannes, denn als man ihn in der letzten Not, da es mit ihm zu Ende ging, von der harten Pritsche nehmen und weicher betten wollte, schüttelte er den Kopf und wehrte sich dagegen, indem er sagte: „Der Heiland ist nicht auf Federn, sondern auf hartem Holz gestorben. Lasst auch mich so sterben!“

 

Zu teilen war nach des Bischofs Tod nichts, weil er selbst zu Lebzeiten schon alles verteilt hatte, damit auch nicht ein Pfennig den wirklichen Erben, den Armen, vorenthalten blieb. Es war noch immer so, dass, wenn ein Heiliger stirbt, keine Erbschaft vorhanden ist. Der heilige Laurentius Justiniani macht darin ebenso wenig eine Ausnahme wie sein späterer Nachfolger auf dem Bischofsstuhl zu Venedig, der heilige Pius X., der, obwohl er Papst war, nicht so viel zurückließ, dass seine hinterbliebenen Schwestern davon leben konnten. Heilige schenken immer alles den Armen.

 

Der heilige Apollinaris Claudius, Bischof von Hierapolis in Phrygien,

+ nach 177 – Fest: 8. Januar

 

Claudius Apollinaris, der Bischof von Hierapolis in Phrygien, war eines der leuchtendsten Lichter des zweiten Jahrhunderts. Von seinen Taten haben wir jedoch nur sehr wenige umständliche Berichte. Allein das Lob, das ihm die alten Schriftsteller – Eusebius, Theodoret, Hieronymus usw. – erteilen, lässt uns nicht daran zweifeln, dass er alle Tugenden eines wahren Bischofs besessen hat. Die Irrlehrer fanden jeder Zeit einen furchtbaren Gegner an ihm. (Die bedeutendsten waren die Enkratiten, Anhänger Tatians, und die Montanisten, auch Kataphrygier genannt. Diese entstanden zuerst in Phrygien gegen das Jahr 171. Alle Schriften unseres Heiligen sind verlorengegangen. Das Altertum schätzte sie sehr hoch. Photius, der sie gelesen hatte, und der sie gewiss zu beurteilen imstande war, legte ihnen sowohl wegen der Schreibart, als der darin enthaltenen Themen hohen Wert bei.) Er verfasste mehrere gelehrte Abhandlungen, in denen er ihre gottlosen Systeme mit siegender Kraft widerlegte. Und um ihnen jede Ausflucht abzuschneiden, zeigte er, bei welcher philosophischen Sekte jeder von ihnen seine Irrtümer geschöpft hatte.

 

Der heilige Oberhirt sah mit tiefer Wehmut die Verheerungen, die durch die Verfolgung unter seiner Herde angerichtet wurden. Er ließ es aber nicht dabei bewenden, seine Klagen zu Gott zu erheben, sondern trat öffentlich als Verteidiger der Christen auf, denen das Heidentum gänzlichen Untergang geschworen hatte. Er verfasste eine Schutzschrift, die er an den Kaiser Marc-Aurel richtete, im Jahr 177. – In diesem Werk vernichtete er alle Vorwände, mit denen die Götzendiener ihre ungerechte Erbitterung gegen die Diener Jesu Christi zu bemänteln suchten. Dann erbat er des Kaisers Milde für die Christen an, die durch ihre Gebete dem Reich so heilsame Dienste geleistet hätten. Er meint nämlich damit jenen wundervollen Regen, der durch die Christen vom Himmel erlangt worden war.

 

Der Kaiser Markus Aurelius, ermüdet durch den langwierigen Krieg, den er mit den Quaden, einem germanischen Volk, führen musste, entschloss sich, ihn auf eine Weise zu beenden, dass er in Zukunft nicht mehr beunruhigt würde. Er zog daher im Jahr 174 nach Christi Geburt, und dem dreizehnten seiner Regierung, zu Felde, in der Absicht, nicht nur die Quaden, sondern auch ihre Bundesgenossen, und vor allen die Markomannen zu bekriegen. Nach einigen auf beiden Seiten erkämpften Vorteilen, gingen die Barbaren über die Donau und drangen in die Legionen ein. Die Römer setzten hierauf ebenfalls über diesen Fluss, um diese Schande zu rächen, überfielen unversehens den Feind, und richteten ein großes Blutbad an. Diese ließen aber bei ihrem Rückzug mehrere Abteilungen Soldaten zu Fuß mit einiger Reiterei zurück, um die Römer zu täuschen, und sie glauben zu machen, als wollten sie an dieser Stelle ein zweites Treffen versuchen. Die Sieger dachten an keine Kriegslist, sondern griffen mit schneller Hast diese Soldaten zu Fuß an, die nach dem ihnen erteilten Befehl die Flucht ergriffen, den Kaiser auf Anhöhen lockten, wo er plötzlich von einem fast unzählbaren Kriegsheer, das die Pässe besetzt hielt, sich umzingelt sah. Obgleich Mark-Aurel die Gefahr erkannte, in der er sich befand, schmeichelte er sich doch, durch den Mut seiner Legionen ihr zu entrinnen, und griff, trotz seines ungünstigen Standorts, die Feinde an. Diese Völker ließen sich aber in kein Treffen ein, sondern beschränkten sich bloß auf Verteidigung, und waren nur darauf bedacht, die Römer in diesem Ort eingeschlossen zu halten. Eine unerträgliche Hitze zwischen dürren, quellenlosen Gebirgen, der Schmerz brennender Wunden und quälender Durst nahmen den Römern Kraft und Mut. Sie konnten nicht vor-, nicht rückwärts lenken, noch im Kampf Rettung suchen, und sahen kein anderes Mittel, als entweder unter dem Schwert der Feinde zu sterben, oder sich ihnen auf Gnade oder Ungnade zu ergeben. Unterdessen durcheilte Markus Aurelius das ganze Lager, und versuchte durch seine Reden den Mut der niedergeschlagenen Soldaten aufzurichten, und durch Gelübde und Opfer, auf die sie in ihrer misslichen Lage kein Vertrauen mehr setzten, ihre Hoffnung zu beleben.

 

Jetzt warf sich die zwölfte Legion, die beinahe ganz aus Christen bestand, auf die Knie nieder, um nach Art der Christen zu beten. Ihre Absicht war, den wahren Gott zu beschwören, seine Allmacht offenbar werden zu lassen. Die Quaden, erstaunt über ein solches Schauspiel, stürzten auf das Lager der Römer zu. Allein in diesem Augenblick wurde der Himmel mit schwarzen Wolken überzogen, und ein starker Regen strömte hernieder. Die Römer, die vor Durst sehr erschöpft waren, tranken und kämpften zu gleicher Zeit. Manche Verwundete schlürften ihr eigenes Blut mit dem Wasser, das sie in ihren Helm aufgefangen hatten. Der Vorteil blieb jedoch immer auf Seiten der Feinde, bis sich plötzlich ein stürmender Wind erhob, der ihnen einen starken Hagel, mit Blitz und Donner begleitet, entgegentrieb, wodurch die Römer ihren Blicken entzogen wurden. Ein allgemeiner Schrecken bemächtigte sich ihrer, der noch stärker wurde, als sie sich auf die Erde niedergeworfen sahen. Sie ergriffen die Flucht, und bald wurde die Verwirrung allgemein. (Porphyrius und einige andere Heiden sahen diesen Sieg als eine Wirkung der Zauberei an: Andere, wie Dio Cassius, schrieben ihn den Götzen zu. Alle christliche Schriftsteller stimmen dahin überein, dass er ein durch das Gebet der melitinischen Legion erflehtes Wunder war. Der heilige Apollinaris, der diese Tatsache in seiner Schutzschrift anführt, setzt noch bei, der Kaiser habe dieser Legion aus Dankbarkeit den Namen „die Blitzende“ beigelegt. Eusebius, Tertullian, der heilige Hieronymus und der heilige Gregor von Nyssa sind derselben Meinung.)

 

Eine so ausgezeichnete, durch das Gebet der Christen erlangte, Wohltat verdiente ohne Zweifel die Dankbarkeit des Markus Aurelius. Er ließ einen Befehl ergehen, wodurch er unter Todesstrafe verbot, einen Christen wegen der Religion vor Gericht zu bringen. Allein er hatte den Mut nicht, die Gesetze, die gegen sie erlassen wurden, ganz aufzuheben, daher auch sogar unter seiner Regierung viele Christen des Märtyrertodes starben. (Zeugen sind der heilige Apollinaris und die Märtyrer von Lyon. Welcher Widerspruch im Betragen des Markus Aurelius! Man bestrafte die Ankläger der Christen mit dem Tod, und vergoss dennoch das Blut der Christen. Kaiser Trajan hatte in seinem so bekannten Brief an Plinius den Jüngeren, gleichfalls verboten die Christen anzuklagen, und dennoch verordnet, dass man sie strafen soll, wenn sie angeklagt würden. Tertullian hat die Ungerechtigkeit eines solchen Verfahrens durch ein unwiderlegliches Dilemma gezeigt.) Übrigens wurden durch diese zu Gunsten der Christen erlassene Verordnung die heftigen Verfolgungen, denen die Christen seit sieben Jahren preisgegeben waren, und die der Kaiser selbst teils aus falschem Religionseifer, teils aus Hass gegen das Christentum erregt hatte, sehr gemindert. Einige Zeit später brach aber das Feuer der Verfolgung desto schrecklicher los, wodurch der heilige Apollinaris veranlasst wurde, seine Schutzschrift zu verfassen. Er führte darin dem Kaiser zu Gemüte, dass er sein Reich und sein Leben dem Gebet der Christen zu verdanken habe. Welche Wirkung diese so gründliche Verteidigung hervorgebracht hatte, weiß man nicht. Es scheint jedoch, dass Markus Aurelius sie günstig aufgenommen, und noch zum Teil der Wut der Christenfeinde Einhalt getan habe, denn der heilige Apollinaris fuhr fort, mit Eifer der Leitung seiner Kirche vorzustehen, bis zum Augenblick, wo es Gott gefiel, ihn von dieser Welt wegzunehmen. Die Zeit seines Todes kann nicht bestimmt angegeben werden, es ist aber wahrscheinlich, dass er vor Markus Aurelius starb. Das römische Martyrologium feiert sein Andenken am 8. Januar.

 

Wir alle bekennen uns ehrfurchtsvoll zu den Wahrheiten, deren Verteidigung Apollinaris auf sich nahm. Wir haben denselben Glauben wie er. Vielleicht auch würden wir uns selbst gerne dazu überreden, dass wir auch den Mut hätten, sollte es uns auch das Teuerste kosten, ihn zu verteidigen. Allein wie lässt sich unser Glaube mit unserer Kälte in Ausübung der Tugend, mit unserer brennenden Gier nach den Dingen der Erde, mit dem ängstlichen Zurückhaltung beim Aufgeben unserer Leidenschaften, in Einklang bringen? Woher kommt es, Dass der Gedanke an Gott und Himmel, Hölle und Ewigkeit, so einen schwachen Eindruck auf uns macht? Ach! Die Ursache von diesem allen liegt darin, dass wir die Betrachtung dieser großen Wahrheiten vernachlässigen: da unser Geist nur flüchtig auf sie hinblickt, dürfen wir uns da noch wundern, dass sie leicht über unsere Seele hingleiten, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen? Betrachten wir sie ernsthaft, und glühende Gefühle der Liebe und Furcht werden in unseren Herzen sich erheben. Hat uns die Erfahrung noch nicht belehrt, dass die Anliegen, und vor allem die, die nicht unter die Sinne fallen, nur wenig uns rühren, wenn wir nicht öfters durch ernstes Nachdenken auf sie zurückkommen? Wir sind gewiss unsere eigenen Feinde, wenn wir nicht einsehen, welchen Schaden wir uns selbst zufügen, da wir die Wahrheiten unserer heiligen Religion nur oberflächlich betrachten. Unser Glauben wird uns nur zur schrecklicheren Verdammnis gereichen, wenn er nicht in der Liebe tätig wird. Nun aber haben wir kein wirksameres Mittel zu diesem lebendigen Glauben, der durch die Liebe wirkt, zu gelangen, als wenn wir so oft wie möglich zur Betrachtung unsere Zuflucht nehmen, und immer tiefer und tiefer in die Wahrheit des Evangeliums eindringen, um darin das himmlische Brot zu finden, das die frommen Regungen der Seele nährt. Die Weltmenschen sehen die Betrachtung als eine überflüssige Übung an. Allein die Heiligen aller Jahrhunderte haben anders darüber geurteilt. Sie erschien ihnen als eine unerlässliche Pflicht für jene, die ihr Heil erringen wollen. Sie waren daher auch dieser heiligen Übung sehr ergeben, und suchten, um sich freier und wirksamer mit ihr beschäftigen zu können, die Einsamkeit, wo sie, so sehr es ihnen ihre Standespflichten erlaubten, abgeschieden von dem Geräusch der Welt, ihr Leben zubrachten.

 

Pater Petrus Wolff

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 8. Januar 1581 erfolgte der blutige Bekennertod des lobwürdigen Pater Petrus Wolff. Die Jahrbücher der Universität Löwen berichten, dass Petrus Wolff aus Goedsenhoven in Holland gebürtig war. Sie nennen ihn eine Zierde des Klosters zu Mecheln, dem er angehörte, und heben seine Geistesgröße, seinen Eifer für den wahren, katholischen Glauben und seine außerordentliche Treue in Beobachtung der klösterlichen Zucht besonders hervor. Wie eifrig erschien er doch, um nur eins zu betonen, jederzeit im Chor! Obwohl viel und nicht selten durch höchst wichtige Geschäfte in Anspruch genommen, trachtete er doch vor allem, das göttliche Offizium in der Regel gemeinsam mit den Mitbrüdern zu beten und es gelang ihm auch. Im Jahr 1542 wollten sich die Protestanten mit Gewalt der Stadt Löwen bemächtigen. Martin Rossem, ihr Anführer gebot über ein starkes Heer, dennoch konnte er die Stadt nicht zur Übergabe zwingen, weil Pater Petrus Wolff mit den beiden Studenten Damian Goos und Severin Feyta die Führung übernommen hatte und die Verteidigung mit so viel Umsicht und Kraft leitete, dass das feindliche Heer in die Flucht geschlagen wurde. Zu seiner Zeit waren die Katholiken, besonders die kirchlichen Orden in den Niederlanden wie in Deutschland, Frankreich und England der heftigsten Verfolgung preisgegeben. Die Abtrünnigen beraubten und verbrannten in ihrem Übermut und Hass Kirchen und Klöster und versetzten die Ordensleute in die äußerste Not. Es ist erklärlich, dass unter solchen Umständen die klösterliche Zucht auch da, wo sie noch herrschte, sehr gefährdet war. Unserem Diener Gottes lag alles daran, sie zu erhalten und zu heben, und er unterließ nichts, was geeignet schien, dazu beizutragen. Das im Jahr 1575 zu Piacenza (Italien) versammelte Generalkapitel konnte darum nichts besseres tun, als Pater Petrus Wolff, der bereits im Jahr 1569 Doktor der Universität zu Löwen geworden war und verschiedene Ämter des Ordens gut verwaltet hatte, als Generalkommissar und Generalvisitator für die Niederlande aufzustellen. Im Jahr 1579 sehen wir ihn zu Mecheln in ähnlicher Weise wirken wie seinerzeit zu Löwen. Es gelang ihm, die Bewohner der Stadt zur völligen Trennung von den Neuerern und zur Unterwerfung unter ihre König Philipp II. von Spanien zu bewegen. Als im Jahr darauf die wutschnaubenden Geusen Mecheln in ihre Gewalt brachten, musste Petrus die Opfer, die er zugunsten der Stadt und zur Verteidigung des heiligen Glaubens gegen die Irrlehrer auf sich genommen hatte, büßen. Sie ließen ihn ihre ganze Wut fühlen und ermordeten ihn. So fiel er als Opfer seiner Glaubenstreue und seines Bekennermutes, an dem Ort, an dem nachmals die sogenannte "alte Pfalz" zu stehen kam. Sein Andenken blieb ein gesegnetes. Man redete nicht anders von ihm als den vom "heiligen Bruder Petrus".

 

Gebet am 8. Januar

 

Unbefleckte, heilige Jungfrau Maria, demütigstes unter allen Geschöpfen, die du erhabener als alle andere vor den Augen deines Gottes bist. Du erschienst dir selbst so gering, aber dennoch warst du so groß vor Gott, dass er dich sogar zur hohen Würde seiner Mutter erwählen wollte und dich deshalb zur Königin Himmels und der Erde machte. Ich armer überheblicher Mensch, der ich zugleich mit so vielen Sünden beladen bin, schäme mich vor dir zu erscheinen, die du ungeachtet aller deiner Vorzüge so demütig bist. Aber trotz meines Elends will ich dich doch mit den Worten begrüßen: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade! Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Laurentius

 

O Herr, der Du dem heiligen Laurentius eine so große Liebe zu den Armen gegeben hast, wir bitten Dich, schenke auf seine Fürbitte auch uns diese Liebe, damit wir dadurch Deinen Willen vollziehen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Severin

 

O Gott, der Du durch die Demut und die Bußfertigkeit Deines Dieners die Sünder zur Reue und zur Besserung ihres Lebens, und zur Anerkennung Deiner Herrlichkeit geführt hast, verleihe auf die Fürbitte des heiligen Severin uns Deine Gnade, damit wir unsere Armseligkeit einsehen, in demütigem und reuevollem Herzen vor Dir leben, und Deines Wohlgefallens würdig werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zum heiligen Laurentius

 

Heiliger Laurentius Justinianus, bitte für mich, der ich in der Tat leer an allen Verdiensten bin, damit am Tag des Todes und des Gerichtes Jesus Christus der Gekreuzigte, mein Richter, meine Leerheit mit seinen unendlichen Verdiensten ausfüllen wolle. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Erhard

 

Allmächtiger Gott, wir bitten Dich um die Gnade, dass das feierliche Fest, das wir zur Ehre Deines heiligen Bischofs Erhard begehen, auf seine Fürbitte hin die Andacht in uns vermehre und unser Seelenheil befördere, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Neapel wurde feierlich begangen das "Fest der heiligen Maria vom Anfang", nämlich der von den heidnischen Verfolgungen befreiten christlichen Religion, unter dieser Benennung der heilige Papst Sylvester eine von der Kaiserin Helena daselbst erbaute Kapelle zur Ehre der seligsten Jungfrau heute eingeweiht hat. 

 

Andacht am 8. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Das Geheimnis der Menschwerdung Christi ist das Siegel aller Wunder Gottes. Je tiefer das Wort dadurch sich erniedrigte, dass es Mensch wurde, je größer ist die Liebe, die es den Menschen erzeigte. Seit der Menschwerdung des eingeborenen Sohnes Gottes können wir wahrlich sprechen: Sieh, Gott ist geworden wie Einer von uns!" (Der heilige Bernard)

Als am heiligen Weihnachtsfest der heilige Petrus von Alcantara die Worte des Evangeliums singen hörte: "Im Anfang war das Wort!" wurde er von so gewaltiger Liebe ergriffen, dass er es nicht vermochte, ihre feurigen Wirkungen in sich zu verschließen. 

Der heilige Augustinus spricht in seinen Bekenntnissen, er habe sich nicht sättigen können, die Güte Gottes in dem wunderbaren Werk der Erlösung des menschlichen Geschlechtes zu bewundern. 

Auf dem Herzen der heiligen Maria Magdalena von Pazzi fanden sich die Worte eingegraben: Et Verbum caro factum est!

"Vergessen wir nie und nimmer," spricht der heilige Bernard, "dass Gott uns liebt: auf dass wir Ihn lieben! Vergessen wir des Alters, der Uneigennützigkeit, der Zartheit, der Gewalt und Großmut der Liebe Jesu nie! Uns liebt Er, die wir elende und unselige Sünder sind!"

 

Tief schmerzt es mich, o mein Heiland, der Du für alle kamst, dass so wenige Dich aufnehmen; ja dass sogar viele, die Dich aufgenommen hatten, Dich abermals verwarfen! Auch ich Unglücklicher beging diesen schändlichen Verrat! O verzeihe, geliebtester Jesus, mir diese so große Bosheit, und besuche mein Herz abermals; entzünde darin das Feuer Deiner Liebe und gestatte nicht, dass es jemals erlischt! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 8. Januar

 

"Gott ist der Vater und Herr aller Dinge. Ist es nicht billig und recht,

dass der Diener seinen Herrn ehre,

ihm mit möglichster Treue diene und ihm gehorche?"

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 8. Januar - Quellen des Unglaubens

 

Sieh, ohne Unterlass ergießt

Die Sonne ihr geliebtes Licht.

Doch wenn dein Auge sich verschließt

Und sagt, es seh` die Sonne nicht,

Und glaube nicht an ihren Schein:

Willst dann nicht selber blind du sein?

 

1. Woher der Schwindel so vieler, die mit einem Unglauben prahlen, der alle Vernunft beleidigt? Haben sie etwa mit ernsthaftem Nachdenken geforscht, und die Religion falsch befunden? Haben sie die unerschütterlichen Grundfesten untersucht, auf denen das Christentum ruht, das das Götzentum stürzte, die scharfsinnigsten Geister überzeugte, die Welt sich unterwarf, und während der Dauer von zwei Jahrtausenden so viele Erderschütterungen, Throne, Regierungen, Diktaturen und Revolutionen überlebte? Nein! Warum denn sind sie ungläubig? Darum, weil es bequemer ist, nicht zu glauben, als die Sitten nach dem Glauben zu ordnen.

 

2. Wer war je ungläubig, um besser zu werden? Wen führte je das Verlangen nach Wahrheit und Gottesfurcht zum Unglauben? Fragen wir die meisten Ungläubigen, wann das große Licht der Aufklärung anfing ihnen aufzugehen, so erfahren wir, dass dies zur Zeit geschah, als die Liebe zur sinnlichen Lust in ihnen erwachte, als sie ihren Leidenschaften freien Zügel ließen. Peinlich war ihnen damals das Joch des Glaubens, man musste es also abwerfen und Mittel suchen, das schreiende Gewissen zu beschwichtigen, dazu aber bot der Unglaube das trefflichste Mittel. Man suchte Bücher und Freunde, in diesem Unglauben sich zu stärken, und fand beide, und so wurde die blinde Leidenschaft die Führerin, der man blindlings folgt.

 

3. Viele indessen tragen eigentlich mehr die Larve des Unglaubens. Gern zwar fänden sie alles unwahr, was in ihrer Leidenschaft sie stört. Auch ist aller seichte und lügenhafte Spott irreligiöser Schriftsteller ihnen willkommen. Dessen ungeachtet aber ist der Glaube in ihrem Herzen, wie das Feuer unter der Asche verborgen. Manche Gelegenheit versetzt sie in Angst und Schrecken und zeigt ihnen, dass sie mehr Glauben haben, als sie meinen. Möchten sie doch bedenken, wohin dieser Unglaube sie führen wird. Wer befolgte je die Lehren des Glaubens getreu, und hätte dies auf seinem Totenbett bereut? Oder wer hätte diesem Glauben damals abgeschworen, um Gott zu gefallen? Sollte dies aber nicht allein genügen, alle Ungläubigen zum Glauben zurückzuführen! "Bekehrt euch zu mir, so wird euch Heil widerfahren." (Jesaja 45,22)

 

9. Januar

 

Der heilige Julian, Martyrer von Antiochia,

und seine Gattin Basilissa, Martyrin von Antiochia,

+ 9.1.311 - Fest: 9. Januar

 

Nach ihrer legendären Lebens- und Leidensgeschichte führten Julian und seine Frau Basilissa eine jungfräuliche Ehe. Julian starb unter Diokletian und Maximian zu Antiochia in Syrien. Er wurde 303 oder 313 nach langen Qualen mit dem Schwert enthauptet.

 

Der Name seiner Gattin wurde in der Schreibform Wassilissa zu einem der beliebtesten russischen Mädchennamen.

 

„Julian, zu Antinous in Ägypten geboren, war der einzige Sohn adeliger und reicher Eltern, die dem talentvollen Jungen eine sehr sorgfältige Erziehung in der Religion und in der Wissenschaft gaben. Zur hoffnungsreichen Blüte entfaltete sich Geist und Gemüt des frommen Jünglings, und die Eltern drängten ihn mit liebenswürdigem Ungestüm, sich eine Lebensgefährtin zu wählen, damit ihr Familienstamm nicht aussterbe.

 

Julian, der sich schon zur immerwährenden Keuschheit entschlossen hatte und doch auch die geliebten Eltern nicht betrüben wollte, flehte inständig zu Gott um Rat und Hilfe. Da offenbarte ihm Jesus in einer Erscheinung: „Gehorche deinen Eltern, handle männlich, dein Herz wird begnadigt sein.“ Wunderbar getröstet verlobte er sich mit der nach Körper und Geist ihm ebenbürtigen Jungfrau Basilissa. Am Vermählungstag unter dem Spiel der Musik und dem Jubel der Gäste war dem Bräutigam bang und weh ums Herz, in leisen Seufzern bestürmte er den Himmel um Rettung seiner Keuschheit. Als die Neuvermählten nach Beendigung des Festes ins Brautgemach traten, und zum gemeinsamen Gebet niederknieten, wehte sie ein wundersamer Duft von Lilien und Rosen an. Erstaunt fragte Basilissa, woher dieser Wohlgeruch käme. Julian nahm zärtlich ihre Hand in die seine und sprach: „Meine Teure, diese süßen Blumendüfte sind der Wohlgeruch der jungfräulichen Reinheit und ein Vorgeschmack der ewigen Freuden, die Gott denen bereitet, welche hienieden jungfräulich leben; o möchtest du dich doch entschließen, in mir nur deinen Bruder zu lieben!“ Basilissa, der eine Träne über die rotglühende Wange perlte, küsste ehrerbietig seine Stirn und gelobte, ihm eine treue Schwester zu sein. Sie lebten nun wie Joseph und Maria und heiligten ihre Tage durch frommes Gebet und gute Werke.

 

Nicht lange nach dem Tod ihrer Eltern, die ihnen ein sehr reiches Erbe hinterließen, verkündete Kaiser Diokletian das Gesetz, dass das Christentum in seinem Reich unter Todesstrafe verboten sei, und strengte seine Macht in allen Provinzen an, den Glauben an Christus gänzlich zu vertilgen. Seine furchtbaren Gewalttaten verbreiteten unter den Christen Angst und Bestürzung: sie zerstreuten sich und irrten umher, von Mühsalen und Leiden niedergebeugt. In diesen Tagen der Not erprobte sich Julians und Basilissas Frömmigkeit als echtes funkelndes Gold. Sie öffnete ihr Haus und ihre Vorräte den Trost- und Hilfebedürftigen, und litten gerne selbst Mangel, um desto reichlicher geben zu können; sie teilten sich in die ruhelose Arbeit dieser Verpflegung. Julian besorgte die jungen und älteren Männer, betete mit ihnen, unterrichtete sie in den Lehren des Evangeliums und stärkte ihren Glaubensmut bis zur Bereitwilligkeit, für Jesus den Martertod zu sterben; Basilissa tat dasselbe bei den Frauen. In kurzer Zeit gestaltete sich dieses gastfreundliche Zusammenleben wie von selbst zu zwei klösterlichen Vereinen, deren Seele, Lehrer und Führer Julian und Basilissa waren. Inzwischen kam als kaiserlicher Statthalter nach Ägypten Marcian, ein blutdürstiger Christenhasser, und mit ihm die von vielen nicht gewünschte Gelegenheit, ihren Glauben an Christus offen vor dem Richter zu bekennen und ihr Bekenntnis mit einem qualvollen Tod zu büßen.

 

Basilissa, gar mütterlich um ihre geistlichen Töchter bekümmert, kniete Tag und Nacht mit ihnen vor dem Altar im Gebet: „Nimm, o Jesus, deine Bräute aus den Gefahren dieses Jammertales zu Dir und lass sie nicht in die Hände deiner Feinde fallen!“ Wunderbar erhörte der göttliche Bräutigam ihr Flehen, Noch ehe die Heiden ihr Kloster angriffen, führte ein ansteckendes Fieber die noch jugendliche Basilissa mit ihren frommen Genossinnen hinüber zum ewigseligen Hochzeitsfest.

 

Unter den ersten, welche Marcian aufforderte, dem kaiserlichen Gesetz gemäß den Göttern zu opfern, war Julian und seine Genossenschaft. Er erwiderte: „Ich ehre den Kaiser als die von Gott gesetzte Obrigkeit, aber seinen Befehlen, wenn sie den Geboten Gottes widersprechen, gehorche ich nicht, und darum werden ich und meine Brüder nicht opfern.“ Marcian ließ das Kloster anzünden und mit sämtlichen Bewohnern verbrennen, den Julian aber an vier Pfählen ausspannen und furchtbar mit Prügeln schlagen. Dabei wurde einem Schergen, den der Statthalter besonders lieb hatte, zufällig ein Auge ausgeschlagen. Als Marcian hierüber sehr betrübt in grimmige Verwünschungen ausbrach, rief ihm Julian zu: „Wie magst du dich so sehr darüber erzürnen! Befiehl deinen Götzenpriestern, dass sie die Götter um Hilfe anflehen und deinen Freund heilen; wenn sie nichts ausrichten, so will ich meinen Gott bitten, dass er dem Verunglückten nicht nur das Licht des Auges, sondern auch das viel kostbarere Licht des Geistes gebe.“ Marcian nahm den Vorschlag an. Die Götzenpriester flehten mit Opfer und Gebet die Hilfe der Götter an; aber statt zu helfen, fielen die Götterbilder plötzlich von den Altären und zerbrachen in Stücke. Nun machte Julian das heilige Kreuz über das Auge des Verwundeten unter Anrufung des heiligen Namens Jesus. Sogleich erfreute dieser sich wieder des Augenlichtes und jubelte: „Der Gott der Christen ist der allein wahre und mächtige, ihm allein gebührt Anbetung, alle anderen Götter sind nur Lug und Trug!“ Wutentbrannt ließ Marcian den geheilten Freund – jetzt dankbaren Bekenner Christi – nicht ausreden, mit dem eigenen Schwert ermordete er ihn. Julian aber befahl er durch die Straßen der Stadt zu führen und auf den öffentlichen Plätzen erbarmungslos zu martern, um so die Christen zu entmutigen. Allein das Gegenteil geschah. Der Anblick der entsetzlichen Leiden, die Julian nur mit göttlicher Hilfe überleben konnte, und des Wunders, durch das Julian eine ihm vorgelegte Leiche zum Leben erweckte, bewirkte, dass viele Heiden sich zum Glauben an Christus bekannten. Marcian, einen Aufruhr befürchtend, wenn er die Peinigung des Julian weiter fortsetzen würde, befahl in ratlosem Ingrimm, ihn mit mehreren Christen zu enthaupten. Er selbst wurde wahnsinnig und bei lebendigem Leib von Würmern zernagt.

 

Die heilige Marciana,

Jungfrau und Martyrin von Cäsarea in Mauretanien,

+ 9.1.307 ? – Fest: 9. Januar

 

Die heilige Marciana wurde zu Cäsarea in Mauretanien aus einer adeligen Familie geboren und hatte sich schon in ihrer Kindheit der Tugend und dem Dienst Gottes geweiht. Da sie zur Jungfrau herangewachsen war und ihre Schönheit sie heftigen Versuchungen aussetzte, verließ sie die Stadt und lebte in der Einsamkeit nach Art der Einsiedler, indem sie von allem Irdischen entfernt, sich bloß mit dem Gebet und himmlischen Betrachtungen beschäftigte. Damals, es war im Jahr 302, verfolgte Diokletian die christliche Religion mit Feuer und Schwert und überall wurden die Bildnisse der Götter öffentlich ausgestellt mit dem Befehl, dass alles Volk bei Verlust des Lebens ihnen seine Verehrung bezeugen und ihnen Opfer bringen sollte. Während dieser für die Kirche Jesu so unglücklichen Zeit, wo so viele ihrer Bekenner aus Furcht eines gewaltsamen Todes abfielen, verließ Marciana ihre Einöde und kam nach Cäsarea, wo sie mit Schrecken und Abscheu die Bildsäule der Göttin Diana und um sie herum eine große Menge Volkes erblickte, das soeben Opfer brachte. Von heiligem Eifer begeistert, riss die christliche Jungfrau die Säule zu Boden und zertrat das Bild der Göttin mit Füssen. Über dieses heldenmütige Unternehmen gerieten die Heiden in Wut. Sie misshandelten die Bekennerin und halbtot schleppten sie sie vor den Richter, der ihr das schändliche Urteil sprach, dass sie den Soldaten zur Befriedigung der unreinen Lust solle ausgeliefert werden.

 

Drei volle Tage und Nächte lang war Marciana den Angriffen ausgearteter Kriegsknechte preisgegeben, und Gott der Allmächtige stärkte sie während dieses schrecklichen Kampfes mit einem solchen Mut, dass ihre Keuschheit unversehrt blieb. Als dem Richter dieses Wunder hinterbracht wurde, schwur er bei den Göttern, dass er den Schimpf, den diese Christin gegen sie verübt hatte, fürchterlich rächen wolle, und er verdammte sie zu den wilden Tieren. Sogleich wurde sie einem der wildesten Löwen vorgeworfen, der aber beim Anblick der Heiligen alle Wildheit ablegte, zu ihren Füßen sich legte und zur Verwunderung aller Zuschauer ihre Hände leckte. Gerührt durch dieses Wunder, verlangte das Volk die Freilassung der heiligen Jungfrau. Aber Burdarius, der Vorsteher der Juden-Synagoge, gab aus Hass gegen die Christin dem beschämten Richter den Rat, auf sie einen wilden Stier loszulassen, der nicht so schonend gegen die Martyrin sein würde. Sein Rat wurde befolgt und der Stier, begleitet von einem Leoparden, einem der blutdurstigsten Tiere, zerrissen in einem Augenblick die Heilige. Zur gleichen Zeit fiel ein Blitz vom Himmel auf das Haus des Juden Burdarius; es stürzte zusammen und erschlug seine Frau und Kinder. Er selbst starb bald darauf in voller Verzweiflung.

 

Der heilige Marcellinus, Bischof und Bekenner von Ancona, Italien,

+ 9.1.555 – Fest: 9. Januar

 

Marcellinus führte von frühester Jugend an ein stilles, heiliges Leben und verachtete irdisches Ansehen und Reichtümer. Sein einziges Verlangen war auf Gott gerichtet und sein rastloses Streben nach Vollkommenheit und Gottseligkeit eines christlichen Lebens. Wegen seiner hohen Tugenden wurde er zum Bischof von Ancona gewählt. In dieser Würde entsprach er vollkommen den Erwartungen, die man sich von ihm gemacht hatte. Mit einem brennenden Eifer verwaltete er das heilige Amt und war in Wort und Wandel, im Glauben und in der Liebe ein aneiferndes Vorbild für seine Gläubigen. In seinem Greisenalter litt er heftige Schmerzen an seinen Füßen, die schließlich seine Glieder ganz lähmten, und zwar so, dass er sich überall, wo er Geschäfte hatte, musste hintragen lassen.

 

Noch im Leben verherrlichte Gott seine Heiligkeit mit der Wundergabe, wie der heilige Gregor erzählt; denn als eines Tages in Ankona eine verheerende Feuersbrunst wütete und ihrer nicht mehr Einhalt getan werden konnte, ließ sich der heilige Oberhirt in der Gegend hintragen, wo es brannte, und auf der Stelle unterdrückte er durch sein Gebet die Flammen. Viele Jahre danach wurde in Ankona noch das Buch gezeigt, in dem er zu beten pflegte und das bei jener Feuersbrunst selbst angebrannt wurde. Bei seinem Grab, in dem er in der Kirche des heiligen Cyriacus beerdigt wurde, geschahen viele Wunder; besonders erhielten auf seine Fürbitte mehrere Blinde ihr Gesicht.

 

Die selige Pauline Maria Jaricot,

Stifterin des Vereins zur Verbreitung des Glaubens

und des Lebendigen Rosenkranzes in Lyon, Frankreich,

+ 9.1.1862 – Fest: 9. Januar

 

Pauline Jaricot ist eine jener auserwählten Seelen, die Gott in Frankreich zu einer Zeit berufen hat, wo die Mächtigen und Klugen in den Abgrund der Revolution versanken, um inmitten der Ruinen die Grundlage einer neuen christlichen Gesellschaft zu legen. Die Nächstenliebe, verbunden mit wirklicher Selbstaufopferung, ist diese Grundlage. Sie wird auch zum Neubau unseres zerrütteten deutschen Vaterlandes als sicheres Fundament sich bewähren.

 

Die „Märtyrerstadt“ Lyon barg die Wiege der Pauline Jaricot, die am 22. Juli 1799 einem frommen Kaufmannspaar geboren wurde. Das Kind entsprach der guten Erziehung der Eltern. „Liebe Mama“, seufzte es einmal mit bewegter Stimme, „ich hätte gern einen „Goldbrunnen“, um jedem Elend abzuhelfen, damit es keine Armen mehr gebe und damit niemand mehr weine“. Gerührt nahm die Mutter ihr erst sechsjähriges Töchterchen in die Arme, und was sie ihm zuflüsterte, wurde für Pauline einst selber Licht und Trost, als auch über sie schlimme Tage hereinbrachen: „Gewiss, wir würden uns überaus glücklich schätzen, wenn wir allen Notleidenden ungezählt geben könnten. Doch würde uns es nicht gelingen, dadurch alle Tränen zu trocknen, weil es eben Tränen gibt, die kein Gold zurückdrängen kann. Aber tröste dich: wenn du den lieben Gott recht gerne hast, so wirst du in deiner Seele Reichtum genug finden zur Linderung aller Schmerzen.“ Unverwandten Auges hatte das Kind der Mutter zugehört. Nun einen Kuss ihr auf die Wange drückend, lispelte es bewegt: „Nun denn, liebe Mutter, begehre vom lieben Gott, dass ich ihn gerne habe, damit ich alle Unglücklichen trösten kann.“

 

Und Pauline hatte Gott gerne. Das göttliche Herz Jesu im Tabernakel zog sie mit sanfter Gewalt an sich. Heilige Opferliebe zum Nächsten, besonders zu den armen Arbeitern, beseelte sie zugleich. Aber auch die Weltliebe pochte eindringlich an ihr Herz. Eitelkeit, Gefallsucht und die Anknüpfung einer weltlichen Verbindung nahm sie ganz ein. Es war ein langer Kampf zwischen Gnade und Welt, ein jahrelanger Seelenkampf, in dem die Gnade nur an der heiligmäßigen Mutter der Kämpferin, die Welt aber an den hohen Geistesanlagen, der Anmut und dem Reichtum Paulinens Helferinnen hatte. „Gott war mir Bedürfnis, ein unermessliches Bedürfnis“, so gestand sie. „Durch den Reiz seiner Verwundungen zog er mich zu sich heran und sagte mir, dass alles außer ihm Bitterkeit für mich wäre. Und dennoch ergab ich mich nicht! Mein Herz behielt seine Ketten und zog die Qualen der Knechtschaft dem dargebotenen Frieden vor.“ Wenn sich aber Pauline auch von den Lockungen der Eitelkeit und der menschlichen Liebe einnehmen ließ, so hielt sie sich doch von jeder Makel frei, gleich jenen Wasserblumen, die, wenn sie vom Strom fortgerissen werden, doch ihre weißen Kronen hochhalten und dem Himmel zuwenden. Zu alledem erkrankte Pauline an einem schweren Nervenleiden, so dass ihr alle Glieder den Dienst versagten und sie in allem von ihren Wärterinnen abhängig war. Auch die Mutter wurde schwer krank und starb als Opfer für ihr Kind.

 

Der himmlische Arzt wachte über diesem Kind der Auserwählung. Ein einziger Besuch von ihm, die heilige Kommunion, die Pauline nur auf strengen Befehl ihres Seelsorgers zu empfangen wagte, wobei sie aber aus innerster Seelenangst flehte, wurde ihr das einzig zuträgliche Heilmittel. „Etwas Unaussprechliches ging in mir vor“, gestand sie. Von Stund an konnte die Zunge wieder die Gedanken verständlich ausdrücken, die Glieder wurden lenksamer, die Nervenzuckungen hörten auf. Und doch, ihr Herz widerstand noch weiter dem Ruf der Gnade, bis auch der Seele die Stunde der Genesung schlug. Die Predigt eines heiligmäßigen Priesters, auf den Pauline aufmerksam gemacht wurde, ergriff sie tief. Kurz entschlossen fragte sie ihn hernach , worin die sündhafte Eitelkeit bestehe. Da er ihr die Herzensunschuld aus den Augen leuchten sah, gab er die entschiedene Erklärung: „Für die meisten Frauen besteht diese Eitelkeit darin, dass sie sich aufputzen, um die Blicke auf sich zu lenken und ein Abgott der Geschöpfe zu werden. Für andere beruht sie ganz allein schon in der Liebe dessen, was das Herz gefesselt hält, während Gott es zu höheren Bahnen ruft.“ Ein offenes Bekenntnis der führerlosen Seele im Bußgericht vollendete ihre „Bekehrung“.

 

Diese war eine vollständige, unwiderrufliche. Die bisher so zierlich gekleidete Pauline Jaricot ging jetzt in ärmlichem Gewand, das den Spott der Welt herausforderte, übernahm im Spital die widerlichsten Dienste für die Kranken, legte sich für die Kümmernisse, die sie ihrer frommen Mutter bereitet hatte, eine lange und ihre allzu große Empfindlichkeit überwindende Buße auf und begann überhaupt, im Verein mit armen Arbeiterinnen, eine werktätige Abbitte als Versöhnerinnen des verkannten und verachteten Herzens Jesu. Ein wahres apostolisches Leben, voll strenger Selbstheiligung und angefüllt von den ausgedehntesten Liebeswerken, ein Leben des Seeleneifers, dessen Wohltaten unberechenbar waren, war nun die Aufgabe und das Glück der gottbegnadeten Jungfrau. Dabei waren bei solch heroischer Überwindung schwere Anfechtungen und Leiden nicht verwunderlich. Da war dann der eucharistische Tabor der sichere Zufluchtsort ihrer Seele. Wie durch einen durchsichtigen Schleier nahm dort ihr fester Glaube denjenigen lebendig wahr, dessen Schönheit die ewige Freude der Heiligen ausmacht. Daher ihre raschen Fortschritte, ihre vollkommene Liebe zu Gott.

 

Ein heiliges Feuer trieb Pauline Jaricot für Gott und die heilige Kirche zu arbeiten. Angeregt und begeistert von ihrem Bruder Phileas für das Wohl der Missionen, sann sie eifrig nach einem Mittel, den Missionaren möglichst reichliche Mittel zukommen zu lassen. Da kam ihr eines Abends der Gedanke, wie leicht es wäre, dass jede ihrer Freundinnen unter den armen Arbeiterinnen zehn Genossinnen finden könnte, die für die Verbreitung des Glaubens wöchentlich einen Sou (vier Pfennig) geben würden. Zehn solcher Zehnergruppen (Dekaden) sollte eine Zenturie oder Hundertergruppe bilden, deren Vorsteher die gesammelten Beiträge von den Vorstehern der Zehnergruppen in Empfang nehmen würde. Ein Hauptvorsteher liefert das Sammelergebnis von zehn Zenturienvorstehern an die Zentralkasse ab.

 

Dieser Plan fand gleich anfangs neben ermunternder Zustimmung auch Ablehnung, bis ein Generalvikar von Lyon und hernach auch Pius VII. „den von Gott kommenden Plan“ in seinem ganzen Umfang billigte und der demütigen und gehorsamen Jungfrau, die so Großes zustande gebracht hatte, seinen zärtlichsten Vatersegen gab.

 

Drei Jahre trug Pauline allein die Lasten der Organisation dieses Werkes. „Pauline Maria Jaricot“, sagte später Leo XIII. im Breve vom 13. Juni 1881, „hat den Plan des sogenannten Werkes der Verbreitung des Glaubens entworfen und zur Ausführung gebracht. Es ist dies jene erstaunliche Geldsammlung, die aus dem wöchentlichen Beitrag der Gläubigen bestehend und von den Bischöfen und dem Heiligen Stuhl mit Lobeserhebungen überhäuft, den katholischen Missionen so reichliche Hilfsmittel zuführt.“ Da fand am 3. Mai 1822 in Lyon eine Versammlung von Missionsfreunden statt. Sie nahm den Plan Paulines auf, beschloss seine Ausdehnung auf alle Missionen, entwarf feste Satzungen und übertrug die Verwaltung des Werkes einem Zentralausschuss. An Pauline Jaricot stellte man aber das Ansinnen, ihr Vereinswerk an die neue Organisation abzutreten. Sie war demütig und großherzig genug, es zu tun, in der Überzeugung, dass ihr Werk in der Hand angesehener Männer rascher sich entwickeln würde als unter der Leitung eines jungen Mädchens. Daher kam es aber dann, dass ihre Verdienste in Vergessenheit gerieten und sie später vom Verwaltungsrat nicht mehr als Stifterin des Vereinswerkes anerkannt wurde.

 

Ein zweites Mal bediente sich Gott ihrer schwachen Hand, um Großes zu vollbringen. Tief bewegten die edle Seele die vielen sittlichen Schäden der Gesellschaft, der allgemeine Leichtsinn des Volkes und die geringe Gebetslust. Von 1826 an verließ Pauline fast gar nicht mehr den Tabernakel. Da sie von den wunderbaren Wirkungen des Rosenkranzgebetes hörte, so nahm sie den Gedanken auf, dieses Gebet so zu organisieren, dass immer fünfzehn Teilnehmer je ein bestimmtes Gesätz täglich beten, miteinander also den ganzen Rosenkranz täglich fertig bringen. Diese Übung wurde allmählich unter dem Namen „Lebendiger Rosenkranz“ von der ganzen Welt angenommen, wenngleich auch der böse Feind sich alle Mühe gab, sie in ihrem Entstehen zu unterdrücken. Auf Vermittlung und unter dem Schutz des Kardinals Lambruschini, der Pauline zeitlebens sehr gewogen war, gab auch der Heilige Vater seinen Segen und 1836 ließ der Ordensgeneral der Dominikaner allen Vereinsgenossen des Lebendigen Rosenkranzes die geistlichen Vorteile seines Ordens zuteilwerden.

 

Die Leitung dieses Vereins war Paulines hauptsächliche Aufgabe. Mündlich und schriftlich gingen immer wieder ihre Aufmunterungen hinaus an die zahlreichen Vereinsförderer. In ihr „Loretto“ auf dem berühmten Fourviére-Hügel von Lyon, wo sie mit einigen gleichgesinnten Jungfrauen, der „Gesellschaft Mariä“, beisammen wohnte, kamen Bischöfe, Ordensleute, Missionare, Rat- und Hilfesuchende aller Art. Sie hatten alle Anlass, die Freigebigkeit und Liebenswürdigkeit der geistvollen, seelenkundigen und bisweilen prophetischen Pauline Jaricot zu preisen.

 

Doch diese für Gottes Reich und des Nächsten Wohl so rastlos tätige Jungfrau wollte Gott auch noch in die Feuerglut der Leiden nehmen, um das Gold der Heiligkeit, das in dieser armen, zuletzt bitter armen und verlassenen Dulderin verborgen war, klar und rein herauszuschmelzen. Schon in dem Revolutionssturm 1834, wo die Kugeln der Aufständischen und der Verteidigungstruppen sich über dem Besitztum Paulines trafen, litt die noch dazu schwer erkrankte Dienerin des Herrn Unsägliches.

 

Ihr Herzleiden war damals nach dem Urteil der Ärzte hoffnungslos. Da entschloss sich die glaubensstarke Jungfrau zu einer Reise zum Grab der heiligen Philomena in Mugnano in Süditalien, wo damals viel Wunderbares sich ereignete. Schier leblos kam sie mit dem Wagen in Rom an. Zweimal empfing sie dort den Besuch des Vaters der Christenheit, Gregors XVI., der ihr in eigener Person für die zwei großen Vereinswerke dankte, wodurch sie sich um die Kirche wohl verdient gemacht hatte. In Mugnano aber fand die schwer Leidende zum Fest der heiligen Philomena, am 10. August 1835, die Gesundheit wieder. Das Wunderbare dieses Ereignisses ist über alle Zweifel sicher gestellt.

 

Ein anderes Leiden sollte die gottselige Pauline zur Märtyrin machen. Von klarem Blick getragen für die sozialen Übel der Zeit, die sich erst in unseren unglücklichen Tagen vollends auswirkten, wollte sie eine christliche Arbeiterkolonie schaffen, die vollen Anteil am Ertrag der Arbeit haben sollte. Hierzu kaufte sie ein großes Hüttenwerk an. Alle Bedingungen eines guten Gedeihens schienen gegeben. Aber der Leiter und Vertreter Paulines war ein treuloser Verräter und Schwindler, der die Gelder für sich verwendete. Nicht nur war das eigene große Vermögen verloren, auch viele andere, darunter arme Arbeiter, die ihre Ersparnisse in dem neuen Werk angelegt hatten, kamen zu Schaden. Darunter litt Pauline unvorstellbar, vierzehn Jahre lang hindurch. Nichts konnte den Ruin aufhalten, keine noch so schweren, verdemütigenden Bittgänge, keine hilfsbereiten Rettungsversuche angesehener Freunde. Sie konnten kaum die Zinsen decken. Auf das Zeugnis des Kardinals Villecourt, der Pauline von Jugend auf kannte und hochschätzte, erklärte sogar Papst Pius IX., es sei eine Gerechtigkeitspflicht des Vereins der Glaubensverbreitung, für das neue, bedrohte Liebeswerk seiner Gründerin einzutreten. Der Verwaltungsrat erlaubte nicht einmal eine freiwillige Sammlung der Mitglieder. Die einst so gefeierte Pauline Jaricot starb an ihrem großen Herzeleid, heilig und erbaulich, wie sie gelebt hatte, unter den Worten: „O Paradies, wie schön bist du! . . . O Glück ohne Ende! O göttliches Licht! . . . Verzeih deinen Kindern, wie wir denjenigen verzeihen, die uns beleidigt haben . . . Maria, meine Mutter, ich bin ganz dein!“

 

Die Vorarbeiten für den Seligsprechungsprozess wurden eingeleitet.

(Update: Seligsprechung am 22. Mai 2022)

 

Kardinal Villecourt tat über Pauline Jaricot den Ausspruch: „Die Lage dieser wahren Tochter der Kirche ist ein Rätsel, das niemand lösen kann. In allem liegt etwas Außerordentliches, so dass man sich nicht des Gedankens zu erwehren vermag, so große Prüfungen haben wohl nur darin ihren Grund, dass Pauline in ganz besonderer Weise vorherbestimmt war, ein Schlachtopfer zu werden.“ Alle großen Werke, besonders die Werke der Liebe und Missionstätigkeit gedeihen nur unter großen Opfern.

 

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Die selige Pauline Jaricot,

Wohltäterin und Vereinsgründerin in Lyon, Frankreich,

+ 9.1.1862 – Gedenktag: 9. Januar

 

In Pauline Jaricots Jugendzeit wäre wohl niemand auf den Gedanken gekommen, dass in ihr eine große Frau steckte, denn das Mädchen Pauline war sehr eitel. Die Schuld daran trug der eigene Vater. Pauline erhielt nämlich alle Monate ein neues Kleid, eines kostbarer als das andere. Prachtvolle Pelze besaß sie. Goldene Ketten, Spangen und Ringe schmückten des Mädchens Hals und Hände, und ein Krönlein aus echten Perlen gab ihm das Ansehen einer Königstochter. Wie sehr Pauline dieses Leben gefiel, zeigt jene Tatsache, dass sie sich bei der Hochzeitsfeier einer älteren Schwester die Schuhsohlen durchtanzte und auf den Strümpfen heimgehen musste.

 

Nein, Pauline Jaricot war damals noch keine Heilige. Ganz plötzlich trat dann bei ihr eine Wendung ein. Gold und Perlen wurden zu Geld gemacht, um für die Armen Brot zu kaufe. Aus den kostbaren Seidenstoffen ihrer Kleider entstanden Messgewänder. Im schlichten Gewand einer Magd ging das reiche Mädchen in die Spitäler, um die Kranken zu pflegen, und in die Fabriken ging es, um veredelnd auf die jungen Arbeiterinnen einzuwirken. Die vornehmen Leute schüttelten über Pauline den Kopf. Fräulein Jaricot kümmerte sich jedoch nicht darum.

 

Das alles war erst der Anfang des neuen Lebensweges, den die Millionärin eingeschlagen hatte. Nachdem sie nämlich fast ihr ganzes Vermögen verschenkt hatte, gründete sie das sogenannte Werk der Glaubensverbreitung, das ist ein Verein, der es sich angelegen sein lässt, aus kleinen und kleinsten Spenden Unterstützung für die Mission zu sammeln. Dieser Verein, der über die ganze Welt verbreitet ist, hat in über 150 Jahren gewaltige Leistungen vollbracht, und wenn heute in den Missionsländern stellenweise jeder vierte oder dritte gelbe oder schwarze Mensch ein Katholik ist, so fällt ein Hauptverdienst an den großen Erfolgen in der Bekehrung der Heiden Pauline Jaricot zu.

 

Pauline Jaricot hat ferner mitgeholfen, den Kindheit-Jesu-Verein zu gründen, dessen allererstes Mitglied sie war und der sich in überaus segensreicher Weise der armen Heidenkinder in den Missionsländern annimmt, sie loskauft, in Kinderheimen unterbringt, unterrichtet, tauft und christlich erzieht. In die Hunderttausende ging die Zahl der losgekauften Kinder, die ohne die Beiträge des Kindheit-Jesu-Vereins vielleicht für Zeit und Ewigkeit verlorengegangen wären.

 

Pauline Jaricot hat also an die Armen und die Heiden ein Millionenvermögen verschenkt, und so geschah es, dass die edle Frau in größter Armut starb. Aber als sie gestorben war, kamen ihr hunderttausend Engel entgegen und führten sie in einem mächtigen Triumphzug in den Himmel vor Gottes Thron, und es waren die hunderttausend Engel die Seelen jener verstorbenen Heidenkinder, die durch den Kindheit-Jesu-Verein losgekauft und getauft werden konnten.

 

1930 wurde das Verfahren zur Seligsprechung eingeleitet, Papst Johannes XXIII. erklärte sie 1963 zur "ehrwürdigen Dienerin Gottes". Nach der 2020 erfolgten Anerkennung eines durch ihre Fürbitte gewirkten Wunders ist ihre Seligsprechung für 2022 zum 200-jährigen Jubiläum des Missionsverein zu erwarten. (Update: Seligsprechung am 22. Mai 2022)

 

Der selige Murcherad (Muricherodachus), Einsiedler,

+ 9.1.1080 – Gedenktag: 9. Januar

 

Schon vor dem seligen Marianus war der Irländer Murcherad nach Regensburg gekommen. Er lebte in einer Klause, die an das Kloster Obermünster angebaut war, ein gottgeweihtes beschauliches Leben. Als Marianus in Regensburg angekommen, eine Wallfahrt nach Rom unternehmen wollte, gab ihm Murcherad den heilsamen Rat in dieser Stadt zu bleiben und ein Kloster für seine Landsleute zu gründen. So hat man die Entstehung der sogenannten Schottenklöster in Deutschland diesem seligen Diener Gottes zu danken. Marianus erkannte aber auch durch göttliche Erleuchtung, dass der Rat seines Freundes Gottes Wille sei. Murcherad blieb indessen in seiner Klause, verharrte in unablässigem Gebet und beschloss sein heiliges Leben noch vor dem Abt Marian, am 9. Januar 1080.

 

Der heilige Petrus von Sebaste, Bischof und Bekenner in Armenien,

+ 9.1.387 – Fest: 26. März / 9. Januar

 

Der heilige Petrus von Sebaste stammte von einem sehr alten und vornehmen Haus ab. Es zählt, nach dem heiligen Gregor von Nazianz, eine lange Reihe berühmter Helden. Aber seit vielen Jahrhunderten liegen ihre Namen im Dunkel der Vergessenheit begraben, und wir wüssten nicht einmal, dass es sie jemals gab, wenn ihr Stamm nicht Heilige hervorgebracht hätte, deren Andenken in den Jahrbüchern der Kirche ehrfurchtsvoll aufbewahrt wurden. Drei von ihnen waren zu gleicher Zeit Bischöfe. Und welch große Bischöfe! Ein heiliger Basilius, ein heiliger Gregor von Nyssa, ein heiliger Petrus von Sebaste! Sie wurden zur erhabensten Tugend herangebildet, durch ihre ältere Schwester Makrina, die die Sorge ihrer Erziehung auf sich genommen hatte. Ihre Eltern waren der heilige Basilius, der Ältere genannt, und die heilige Emmilia (Sie wurden beide des Glaubens wegen unter Maximian Galerius verbannt und genötigt, sich in die Einöden von Pontus zurückzuziehen. Das römische Martyrologium erwähnt ihre Namen am 30. Mai.). Ihre Großmutter war Makrina, mit dem Beinamen: die Ältere, die von dem heiligen Gregor, dem Wundertäter, in der Wissenschaft des Heils unterwiesen worden.

 

Petrus, den die Kirche heute verehrt, war das jüngste von zehn Kindern, aus der Ehe des heiligen Basilius und der heiligen Emmilia. Da er in seinen zartesten Jahren seinen Vater verlor, hatte er das Glück, in die Hände seiner Schwester Makrina zu kommen, die ihn nach den erhabensten Grundsätzen der christlichen Frömmigkeit erzog. Sie wollte nicht, dass er sich auf die weltliche Gelehrsamkeit verlege, und wusste seine verschiedenen Übungen so zu wechseln, dass ihm für nichtsbedeutende Dinge kein Augenblick übrigblieb. Durch diese Verschiedenheit der Beschäftigungen empfand der kleine Petrus nichts von verdrießlicher Langeweile, und gewöhnte sich unbemerkt an ein ernstes und tätiges Leben. Gelehrig auf die Stimme seiner verehrungswürdigen Schwester, die ihn mehr durch ihr Beispiel, als ihre Reden unterrichtete, machte er täglich neue Fortschritte in der Erkenntnis göttlicher Dinge, und auf den Wegen der Vollkommenheit.

 

Die heilige Emmilia hatte zwei Klöster gestiftet, eins für Männer, das andere für Frauen, und übertrug die Leitung des ersten ihrem Sohn Basilius, und die des andern ihrer Tochter Makrina. Petrus, dessen einziges Verlangen war, den Samen der Gottseligkeit, der früh in sein Herz eingestreut worden war, zu Früchten für die Ewigkeit heranwachsen zu sehen, vereinigte sich mit den Jüngern seines Bruders, dem er auch 362 als Abt der heiligen Genossenschaft nachfolgte. Mehrere Jahre stand er diesem Amt mit ebenso großer Weisheit als Heiligkeit vor. Und die schreckliche Hungersnot, mit der damals Pontus und Kappadocien so hart heimgesucht waren, gab ihm Gelegenheit, die glänzendsten Beweise seiner Nächstenliebe abzulegen. Ein Abt, der kein Heiliger gewesen wäre, hätte seine Almosen mit sogenannter klugen Sparsamkeit ausgeteilt, unter dem Vorwand, seinen Brüdern eine sichere Quelle gegen die schrecklichste aller Plagen offen zu halten. Allein Petrus hatte die Grundsätze der christlichen Nächstenliebe in einer anderen Schule, als der der menschlichen Klugheit geschöpft. Mit väterlicher Liebe nahm er alle Arme auf, die täglich zu ihm hinströmten, und verwendete zur Erleichterung ihres Elends nicht nur die Einkünfte des Klosters, sondern auch noch unermessliche Summen, die er von mehreren Menschenfreunden bezog.

 

Der heilige Basilius, der im Jahr 370 zum Bischof von Cäsarea in Kappadocien erwählt worden war, weihte ihn zum Priester, und der heilige Abt betrachtete diese erhabene Würde als eine neue Verpflichtung, immer mehr und mehr nach evangelischer Vollkommenheit zu streben. Mit doppeltem Eifer ergab er sich daher den Übungen der Frömmigkeit und der Erfüllung seiner Amtspflichten. Er lebte in seinem Kloster bis zu dem Tod des Eustathius (ein erklärter Arianer), dem er auf dem bischöflichen Stuhl von Sebaste 380 folgte. Dieses Bistum fand er in der traurigsten Zerrüttung. Der Arianismus, der von seinem Vorgänger öffentlich gelehrt worden war, hatte tiefe Wurzeln gefasst. Niemand war aber auch geeigneter als er, das Gebäude der Wahrheit auf den Trümmern des Irrtums wieder herzustellen, und man zweifelte nicht, dass seine Wahl die Wirkung einer besonderen Fürsorge Gottes gegenüber der Kirche von Sebaste gewesen sei.

 

Die Geschichte sagt uns zwar nichts von dem, was er während seines bischöflichen Hirtenamtes tat, nur wissen wir, dass er der allgemeinen Kirchenversammlung von Konstantinopel 381 beiwohnte, und mit den übrigen Bischöfen die Verdammung der Macedonianer, die die Gottheit des Heiligen Geistes leugneten, unterschrieben hat. Das ganze ehrwürdige Altertum spricht aber einstimmig von dem Lob seiner Heiligkeit, seines Eifers und seiner Klugheit. Er starb spätestens um das Jahr 387. Man rechnet ihn zur Zahl der kirchlichen Schriftsteller hinzu wegen eines Briefes, den er an den heiligen Gregor von Nyssa schrieb, und den man an der Spitze der Bücher dieses Vaters gegen Eunomius findet. Wir lesen beim heiligen Gregor von Nyssa (Es scheint, dass das schon in den ersten Jahren nach seinem Tod geschah.), dass die Einwohner von Sebaste sein Andenken mit dem mehrerer Märtyrer ihrer Stadt öffentlich verehrten. Das römische Martyrologium erwähnt am 9. Januar seinen Namen.

 

Nichts mag unserer Bewunderung würdiger erscheinen, als eine ganz aus Heiligen bestehende Familie. Allein wem sollen wir dieses Wunder zuschreiben? Gott, und dann den Beispielen, den Gebeten und Mahnungen der heiligen Makrina, der Älteren. Vor allem verpflanzte sie auf ihre Abkömmlinge jenen Geist der Abtötung, ohne den es kein wahres Christentum gibt. Und all die Heiligen aus ihrer Familie strebten, statt von ihrer verehrungswürdigen Großmutter in ihren Sitten sich zu entfernen, vielmehr ihr Leben in sich zu erneuern, und bemühten sich, auch anderen die Liebe zu einer Tugend einzuflößen, die die Seele aller ihrer Handlungen war. Hören wir den heiligen Gregor von Nyssa über die Abtötung der Sinne: „Wir dürfen keine Anhänglichkeit zu irgendetwas in uns tragen, vor allem, wenn zu befürchten ist, dass das erlebte Vergnügen eine Leidenschaft in uns entflammen könnte. Unsere erste Sorge sei, gegen die Sinnlichkeit im Essen, die Unverdorbenheit des menschlichen Geschlechts, die Mutter des Lasters, uns zu verwahren. Stets müssen wir die Vorschriften der strengsten Mäßigkeit beobachten, nie die Befriedigung der Sinne zu unserem letzten Ziel und Ende machen, und nur aus Notwendigkeit uns den Genuss der Dinge gestatten, mit denen Lust verknüpft ist.“ Er will ferner, dass man die Abtötung des Willens mit der Abtötung der Sinne verbindet. „Der Christ,“ sagt er, „der die Welt verachtet, soll sich selbst so entsagen, dass er nie aus seinem Willen handelt, um in allem nur den Willen Gottes zu suchen. Gott ist unser Herr, sein Wille soll also die unwandelbare Richtschnur unseres Verhaltens sein.“ Der heilige Basilius schärft ebenfalls sehr nachdrücklich die Pflicht ein, uns selbst abzusterben, damit Jesus Christus in uns lebt, und alle unsere Neigungen und Handlungen das Gepräge seines Geistes tragen.

 

Der heilige Felan/Fillan von Schottland, Einsiedler-Abt,

+ 9.1.750 – Fest: 9. Januar

 

Der heilige Felan gewann die Liebe zur Tugend sowohl durch den Unterricht als auch durch das schöne Beispiel Feriachs, seines Vaters, und der heiligen Kentigerna, seiner Mutter. Alle Vorteile, die ihm eine edle Gegurt und große Reichtümer versprachen, vermochten nicht, ihn in der Welt zurückzuhalten. Er wählte die klösterliche Einsamkeit bei der Stadt St. Andrews und empfing das Ordenskleid aus den Händen eines heiligen Abtes, Mundus genannt. Er liebte so sehr die Abgeschiedenheit von aller Welt, dass er mehrere Jahre in einer Zelle, die in einiger Entfernung vom Kloster erbaut war, verlebte. Und nicht ohne große Mühe konnte man ihn bewegen, sie zu verlassen, als er zum Abt erwählt worden war. Seine Tugend glänzte nun auf diesem Leuchter desto heller. Einige Zeit später legte er die Verwaltung der Abtei nieder, um sich zu Congan, seinem mütterlichen Oheim, an einen Ort, Siracht genannt, zurückzuziehen, der sich auf dem Berg Glendarchi, jetzt in der Grafschaft Fife, befand. Von sieben anderen frommen Personen unterstützt, erbaute er da eine Kirche, und führte lange Zeit bei ihr ein sehr frommes Leben. Er besaß auch die Gabe der Wunder. Er starb im siebten Jahrhundert und wurde zu Straphillin begraben, wo seine Reliquien stets verehrt wurden. Sein Name ist in dem alten schottischen und irländischen Kalender sehr berühmt (Alles, was vom heiligen Felan gesagt ist, ist aus dem Brevier von Aberdeen gezogen, und aus seiner handschriftlichen Lebensbeschreibung, die im schottischen Kollegium zu Paris aufbewahrt wird.). Schottlands Geschichtsschreiber ordnen dem Schutz des heiligen Felan den vollkommenen Sieg zu, den Robert Bruce über die Angelsachsen zu Bonnocborn, unweit von Sterling, erfochten hatte. Die Besiegten waren so geschlagen, dass Eduard II., ihr König, sich genötigt sah, über den Fluss Tweed, in einem Schiffernachen, mit einem einzigen Begleiter, zu setzen. Man darf aber diesen Heiligen nicht mit dem heiligen Finian, Bischof von Lindisfarn, verwechseln (16. März).

 

Die gottselige Benvenuta, Witwe in Ancona, Franziskanerin,

+ 9.1.um 1300 – Gedenktag: 9. Januar

 

Leben

Der selige Konrad von Offida (siehe 12. Dezember) beschrieb das Leben dieser frommen Benvenuta, die zu Ancona in Italien lebte und den 3. Orden, dem sie angehörte, durch ihre Tugenden verherrlichte. Sie entstammte einer angesehenen Familie, trat frühzeitig in den 3. Orden des heiligen Franziskus und erfüllte dessen Obliegenheiten auch getreu im Ehestand und führte ein strenges Bußleben. Benvenuta war eine gute Hausfrau und hatte große Liebe zu den Armen. Zu den Söhnen des heiligen Franziskus hegte sie besondere Vorliebe und ließ ihnen in ihrem Haus jederzeit die beste Gastfreundschaft angedeihen. Ihr Gemahl war aber damit weniger einverstanden. Als einst das Weinfass, aus dem die gute Hausmutter für die eingetroffenen Gäste eine Labung holen wollte, sich leer zeigte, da betete sie – und siehe! sofort war das Fass voll des besten Weines. Der Hausvater war damals krank. Er trank auch von diesem Wein und wurde sogleich gesund. Von nun an aber war er selbst so gastfreundlich, wie seine fromme Gemahlin, um so mehr, da er wahrnahm, dass alle Geschäfte, die sie unter Anrufung des heiligen Franziskus vornahmen, von Gott wunderbar gesegnet seien. Benvenuta starb als Witwe gottselig im Herrn den 9. Januar um das Jahr 1300.

 

Lehre

Der heilige Franziskus gründete, von Gott erleuchtet und angetrieben, den Orden der Minderen Brüder und legte diesen die Verpflichtung auf, um Almosen zu gehen und von ihnen zu leben. Der Orden darf keinerlei Güter, Kapitalien und dergleichen besitzen. Um Almosen bitten, ist aber nicht gar so angenehm, wie etwa manche meinen wollen. Es erfordert hübsche Demut – und an Verdemütigungen fehlt es dabei auch nicht. Aber denen, die Almosen geben, erwächst daraus kein Schaden, wie aus dem Leben der gottseligen Benvenuta sich zeigt. Schon das Sprichwort sagt: Almosen geben macht nicht arm. Es wird ja auch für die Wohltäter viel gebetet.

Verehre, o christliche Seele! und ahme tunlichst nach die 10 Haupttugenden der Mutter Gottes nach dem Beispiel der seligen Johanna von Valois (4. Februar): Keuschheit, Klugheit, Demut, Glaube, Andacht, Gehorsam, Armut, Geduld, Gottesfurcht, Mitleid.

 

Gebet der Kirche für die Wohltäter

Verleihe gnädig, o Herr! allen unseren Wohltätern um deines Namens willen das ewige Leben. Amen.

  

Mutter Hedwig vom Kreuz

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 9. Januar verstarb eine Frau, deren der Herr sich bediente, um einen neuen Zweig im Karmel zu begründen. Gräfin Wielhorka, so hieß sie, war eine Polin. Sie trat in Frankreich in den Karmel und legte im Jahr 1859 ihre Profess ab. Papst Pius IX. rief sie im Jahr 1865 nach Rom, damit sie von dort aus eine Stiftung in Posen vorbereite. Mutter Hedwig vom Kreuz, dies ist ihr Ordensname, unterzog sich der Mühe. Leider wurde die junge Stiftung wenige Jahre darauf durch den Kulturkampf wieder zerstört. Dem Druck der Verhältnisse weichend, führte Mutter Hedwig ihre Schwestern nach Krakau, wo sie gastliche Aufnahme fanden und ihr Ordensleben fortsetzen konnten. Damit war indes ihre Tätigkeit noch nicht beendet. Kardinal Dunajewski, ihr Seelenführer, bestimmte sie, sich nach Rom zu begeben, um ein Kloster zu stiften, dessen Bewohnerinnen sich mit der Beobachtung der Regel des Karmelitenordens die Anbetung des Allerheiligsten zur besonderen Pflicht machten. Das Werk gelang. Im Jahr 1900 gewährte der Heilige Stuhl dem neuen Zweig die Bestätigung. Im Jahr 1906 erfolgte bereits die Stiftung eines zweiten Klosters zu Lenola, ein Jahr darauf die Stiftung des Klosters zu Porto Maurizio. So war Mutter Hedwigs Bemühen, dem göttlichen Seelenbräutigam selbst Liebe und Anbetung im heiligsten Sakrament zu erweisen und ihm fromme Seelen zuzuführen, die vom gleichen Bestreben beseelt waren, vom besten Erfolg gekrönt, bis ihr gestattet wurde, ihn unverhüllt in der Glorie zu schauen und zu lobpreisen. 

 

Gebet am 9. Januar

 

Große Mutter Gottes, rede, meine Königin, denn dein Kind hört dich an, und du erlangst alles, um was du bittest. Verwende dich auch für uns Elende, o Maria, unsere Fürsprecherin. Bedenke, dass du um unsertwillen eine so große Macht, eine so hohe Würde erhalten hast. Deshalb hat Gott dein Schuldner werden wollen, indem er nämlich von dir seine menschliche Natur annahm, damit du nach Belieben den Elenden die Schätze der göttlichen Barmherzigkeit austeilen möchtest. Wenn du allen Gutes tust, selbst denen, die dich nicht kennen und ehren, ja die dich sogar beleidigen und hassen: um wieviel mehr dürfen wir alsdann von deiner Barmherzigkeit hoffen, da du den Elenden aufsuchst, um ihm zu helfen. Um wieviel mehr dürfen wir alsdann von dir hoffen, die wir dich ehren, dich lieben, auf dich vertrauen. Amen. 

 

Zu den Heiligen Gottes

 

Bittet für mich, ihr Heilige Gottes, dass ich alle List des Teufels besiege, und mich so zur ewigen Glorie vorbereite, damit ich in das "Buch des Lebens" eingeschrieben werde, und mich selbst niemals durch irgendeine Sünde aus ihm vertilge. 

 

Zu Jesus Christus

 

Erwecke, o Herr, in allen Deinen Kindern den Eifer für Deine Ehre und das gemeinsame Heil, dann wird das Ansehen der Eltern allzeit heilbringend und heilig wirken, und die Folgsamkeit der Kinder allzeit gerecht und verdienstlich sein. Die ganze Gesellschaft wird in allen Ständen die wahren Jünger deines Evangeliums sich vermehren sehen. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im heutigen Leben der heiligen Basilissa wird berichtet, dass sie nach dem Entschluss, jungfräulich zu leben, die Himmelskönigin in einem Chor der Jungfrauen gesehen hat, die ihr Glück wünschten, und sie der ewigen Glorie fähig erklärt hat, wobei sie aus ein ihr in dem Gesicht vorgehaltenes, mit goldenen Buchstaben geschriebenes Buch gelesen habe: "Basilissa, die eines reinen Herzens ist, soll ihre Ehrenstelle unter den Jungfrauen haben, deren Haupt und Königin die Mutter Jesu ist!"

 

Andacht am 9. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Ein Kindlein wurde uns geboren! Der Sohn Gottes ist es, der ein Kindlein wurde, auf dass du ein vollkommener Mann wirst. In Windeln liegt Er gehüllt, dass du aus dem Netz des Todes errettet wirst; auf Erden ist Er, damit Du im Himmel wohnen kannst." (Der heilige Ambrosius)

Der von Liebe flammende heilige Franziskus rief aus: "Lieben wir das Kindlein von Bethlehem, das, unsere Herzen zu gewinnen, uns so große Beweise Seiner Liebe gegeben hat! Und wenn wir es denn lieben, erweisen wir Ihm Liebe um Liebe; grenzenlose Liebe, um Seine unendliche Liebe für uns!"

Hegen wir lebendiges Verlangen, das Kindlein Jesus zu lieben, wie der heilige Täufer Johannes, der durch Ihn geheiligt wurde, als beide noch vom Mutterleib umschlossen waren; wie die Engel, die Seine Geburt frohlockend in den Lüften verkündigten; wie die Hirten, die eilig bis nach Bethlehem gingen, Ihn zu besuchen; wie die Weisen, die vom Morgenland kamen und Ihm Geschenke darbrachten; wie der heilige Greis Simeon, der Ihn in seine Arme nahm und liebreich umfing; wie Maria und Joseph, die Ihn mit dem Wohlgefallen der Liebe ansahen und freudig über die Dinge erstaunten, die von Ihm gesagt wurden. Bitten wir Maria, ihrem göttlichen Sohn uns vorzustellen, und uns zu gestatten, dass wir Ihm unsere tiefste Ehrfurcht und zarteste Liebe erzeigen. Opfern wir Ihn Gott dem Vater, und bringen wir durch diesen Gott in kindlicher Gestalt Ihm unsere Huldigung dar. Flehen wir endlich ohne Unterlass zu unserem gütigen Erlöser: o Jesus, sei mir ein Jesus!

 

Wer, o schönster und reinster Jesus könnte sich je erwehren, Dich zu lieben? Und, ach, wie vermochten es die, die Dich liebten, Deine Liebe so oft zu beleidigen! O verzeih, Du barmherzigstes Knäblein, und erbarme Dich meiner und meiner Brüder und Schwestern! Je tiefer Du um meinetwillen Dich erniedrigst, um so teurer bist Du meinem Herzen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 9. Januar

 

"Die wahre Liebe muss tätig sein;

wenn sie sich weigert tätig zu sein, ist sie keine Liebe."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 9. Januar - Andere Quellen des Unglaubens

 

Des Glaubens Licht gab, Herr, uns deine Güte,

Dass es vor falschem Irrweg uns behüte.

Doch, ach, mehr liebt die Welt die Finsternisse,

Und flieht das Licht, das sie der Nacht entrisse.

 

1. Niemals vielleicht war der Unglaube höher gestiegen als in den letzten Zeiten. Den Ruhm eines gebildeten, aufgeklärten Menschen zu erlangen, genügte es, alle Geheimnisse der Religion zu verwerfen, die Priester zu schmähen und zu verleumden, und das Sittengesetz einer allgemeinen Emanzipation des Fleisches auszusprechen. Überströmt wird die Welt mit irreligiösen Schriften, falschen Legenden, Geschichten, Romanen, die alle auf mehr oder minder schlaue Weise dahin zielten, die Religion in einem lächerlichen oder verhassten Licht darzustellen. Und gierig griff die Jugend zu diesen Büchern, sog ihr Gift ein, und spottete dann ungläubig der Religionslehren. Welche Früchte dieser Unglaube brachte, dies zeigen uns die politischen Stürme und das Sittenverderbnis.

 

2. Manche Gelehrte auch, die nur darauf ausgingen, durch Erfindungen und neue Systeme berühmt zu werden, nahmen in ihren Schriften Wahres und Zweifelhaftes, richtige Beobachtungen und gewagte Vermutungen auf, und trugen mit allem Scharfsinn Systeme vor, die mit der mosaischen Schöpfungsgeschichte geradezu im Widerspruch standen. Junge Männer aber, die bereits einige Vorkenntnisse in den Wissenschaften besaßen, wurden über diesen falschen Schimmer entzückt und nahmen mit Vergnügen eine Theorie an, die von dem Joch eines geheiligten Ansehens sie befreite. Keiner aber bedachte, dass jene eitlen und falschen Geschichten, so wie diese philosophischen Behauptungen oft und mit größter Klarheit widerlegt wurden, und dass die Tatsachen, auf die das Christentum sich gründet, deutlicher erwiesen sind, als alle Tatsachen der römischen und griechischen Geschichte. 

 

3. Endlich brachte die unglückselige Neuerungssucht und die eitle Wut, immer weiter fortzuschreiten und sogar die Religion zu vervollkommnen, eine Unzahl Schriften hervor, die  viele Gemüter verwirrten, und gänzlichem Unglauben entgegenführten. Gleich als leuchtete nicht eine Sonne allen Generationen, als wäre die Wahrheit wandelbar wie die Lüge, und als ginge die Ewigkeit in der Zeit vorüber. Aber "die Wahrheit des Herrn bleibt in Ewigkeit". Würden alle Schriften, die dahin zielen, den Glauben zu vernichten, durch einen wohltätigen Brand vernichtet: wie viele Schriften echter Gelehrtheit würden wohl von der Hälfte des verflossenen Jahrhunderts erübrigen. Apostelgeschichte 19,19: "Und nicht wenige, die Zauberei getrieben hatten, brachten ihre Zauberbücher herbei und verbrannten sie vor aller Augen."

 

10. Januar

 

Der heilige Marzianus (Marcian), Priester von Konstantinopel,

+ 10.1.489 - Fest: 10. Januar

 

Der heilige Marzianus, Beichtvater, Priester und Ökonom der Kirche zu Konstantinopel zu den Zeiten des Kaisers Marzian, machte durch Fasten und Almosen sein Gebet wohlgefällig und angenehm vor Gott. Keinen Tag ließ er jemals einen Armen leer von sich gehen, und zur Nachtzeit besuchte er die Bedürftigen der Stadt, um ihnen helfen zu können. Einst hatte er nichts mehr als nur ein einziges Kleidungsstück, und selbst dieses gab er noch einem Armen hin. Dafür empfing er aber in einer Erscheinung ein goldenes Gewand vom Himmel im Jahre Christi 472. – Reiche dem Armen dar, wenn du Gott zu deinen Schuldner machen willst!

 

Aus dem Römischen Martyrologium:

 

Der heilige Marcian wurde im Anfang des 5. Jahrhunderts aus einem alten adeligen Geschlecht zu Rom geboren und kam mit seinen gottesfürchtigen Eltern nach Konstantinopel, wo er eine in jeder Hinsicht so treffliche Erziehung erhielt und als junger Mann durch so hohe Tugenden sich auszeichnete, dass er allgemein bewundert wurde und dass der Patriarch von Konstantinopel ihn für würdig hielt, ihm die Priesterweihe zu erteilen. In diesem heiligen Stand offenbarte sich seine Frömmigkeit von Tag zu Tag mehr, und er wurde schließlich mit Übereinstimmung der ganzen Geistlichkeit zum Probst der Patriarchalkirche gewählt, was die höchste Würde nach dem Erzbischof war, und in welchem Amt er die Verwaltung der ungeheuren Kirchenschätze auf sich hatte. Mit so großen Versuchungen dieses Amt verbunden war, so gerecht verwaltete er es, und um seine Sinnlichkeit gänzlich zu unterdrücken, führte er ein armes, abgetötetes Leben, und verwendete nicht nur die ansehnlichen Güter, die er von seinen Eltern geerbt hatte, sondern auch sein ganzes Einkommen dazu, das Elend der Armut zu lindern und unglückliche Verführte wieder auf den Weg der Tugend zu führen. Aus dieser Ursache suchte er unermüdet die Hausarmen auf und verbesserte ihre häuslichen Umstände mit größter Freigebigkeit, damit sie nicht gezwungen wurden, ihre Töchter dem Laster Preis zu geben.

 

Mit unermüdlichem Eifer sorgte der heilige Marcian auch für den Schmuck und die Reinlichkeit der Gotteshäuser. Von seinem eigenen Geld erbaute er in Konstantinopel die prächtige und kostbare Kirche der heiligen Anastasia und die des heiligen Isidor, weswegen ihn Gott noch in seinem Leben mit der Gabe der Wunder verherrlichte. Denn als eines Tages in Konstantinopel eine heftige Feuersbrunst entstand, die eine ganze Reihe Häuser in Asche gelegt und auch die Kirche der heiligen Anastasia schon ergriffen hatte, begab sich Marcian auf das Dach der Kirche und von den Flammen umgeben, flehte er unter häufigen Tränen zu Gott und plötzlich war das Feuer gelöscht und so das herrliche Gotteshaus gerettet. In dieser Kirche der heiligen Anastasia ereignete sich das Unglück, dass eine Frau in gesegneten Umständen von dem hohen Säulengang herabstürzte und tot auf der Erde lag. Das laute Wehklagen der Herumstehenden rief den heiligen Marcian herbei, der, gerührt durch diesen schrecklichen Anblick, sich auf die Knie warf, einige Zeit in der Stille betete, dann die Unglückliche mit dem heiligen Kreuz bezeichnete und zum Leben erweckte.

 

So lebte und wirkte der heilige Marcian für die Ehre Gottes und für das Seelenheil seiner Mitmenschen bis in sein hohes Alter, wo er am 10. Januar des Jahres 472 im höchsten Ruhm seiner Heiligkeit starb. Sein Leichnam wurde im Kloster des heiligen Johannes des Täufers feierlich beigesetzt.

 

Der gottselige Gundisalvo von Amarantha in Portugal, Priester und Mönch,

+ 10.1.1259 – Gedenktag: 10. Januar

 

Im Land Peru, das dem Zepter Karl V. unterworfen war, hatte sich der Statthalter Gonzalez Pizarro empört und die Herrschaft über dieses große Reich an sich zu reißen gesucht. Einer seiner Genossen an diesem Verbrechen war Gundisalvo von Barcelona, der als General an der Spitze des Rebellenheeres stand. Die Empörer wurden geschlagen und Gundisalvo musste flüchten. Nachdem er sich verkleidet einige Tage im dichten Gesträuch am Saum der Wälder aufgehalten und kümmerlich sein Leben gefristet hatte, vernahm er an einem Sonntagmorgen die Glockentöne einer ziemlich nahen Kirche. Der Schall der Glocken bewegte sein Herz, es zog ihn hin in das Gotteshaus, um dort dem Gebot der Kirche Genüge zu leisten und im Gebet Trost zu suchen. Unbekannt und unbeachtet betrat er die Kirche und stellte sich dort hinter eine Säule, des Willens und der Hoffnung, nach beendigtem Gottesdienst in Sicherheit wieder weiter zu ziehen. Wie groß aber war seine Bestürzung, als er jetzt von der Kanzel herab eine Verordnung des Vizekönigs verlesen hörte, durch die allen, die an dem Aufruhr teilgenommen hatten, volle Begnadigung zugesichert wurde. Einer allein aber war von dieser Begnadigung ausgeschlossen, für vogelfrei erklärt und zum Tode verurteilt. Und dieser eine war – Gundisalvo. Totenblässe überzog sein Gesicht. Besorgt, der Ausdruck des Schreckens möchte ihn den Anwesenden kenntlich machen, zog er sich in eine kleine Seitenkapelle zurück, wo ein der „schmerzhaften Mutter“ geweihter Altar sich befand. Hier warf er sich auf die Knie und flehte aus der Tiefe seines Herzens zur Mutter der Gnade um Rettung aus der selbst verschuldeten Not. Da erwachte in seinem Innern plötzlich ein Lichtgedanke, der ihn völlig umwandelte und zu einem großartigen Entschluss beseelte.

 

Er verließ die Kirche, durchzog dann die finsteren Wälder, bis er endlich glücklich das unzugängliche Hochgebirge der Kordilleras (Gebirgsketten) erreichte. Dort wählte er sich eine Felsenhöhle zur Wohnung, wo er sich von Waldfrüchten nährte und in Reue und Buße sein bisheriges Leben beweinte. Nach Verlauf einiger Zeit fühlte er sich angetrieben, aus seiner Einsamkeit hervorzugehen, und den halbwilden Einwohnern, in deren Sprache er schon geübt war, das heilige Evangelium zu verkünden. Sein Eifer wurde von wunderbarem Erfolg gekrönt. Eine große Menge bekehrte sich, und der Ruf hiervon verbreitete sich bis in die Hauptstadt des Landes. Als der Vizekönig hiervon Nachricht erhielt, begnadigte er auch ihn, berief ihn zurück und gab ihm einen passenden Dienst. Gundisalvo wurde dann Missionar und ließ sich später im Spital verwenden, wo er gottselig starb.

 

Von jemanden, der sich über eine so schnelle und gründliche Bekehrung verwunderte, befragt, was er wohl in seinem vorigen Leben Gutes gewirkt, wodurch er eine so große Gnade erlangt haben mochte, erzählte ihm Gundisalvo: als er noch ein kleiner Junge war, habe ihn sein sterbender Vater zu sich ans Bett gerufen, und ihm folgende drei Stücke nachdrücklichst anbefohlen: erstens, dass er den Namen Gottes nie durch Schwören entheiligen, zum andern, dass er täglich der heiligen Messe beiwohnen, und drittens, dass er sich stets andächtig gegenüber der allerseligsten Jungfrau erzeigen und sie täglich mit dem heiligen Rosenkranz verehren sollte. Und stets habe er sich bemüht, diese drei Stücke, so viel möglich, zu beobachten.

 

Papst Pius IV. genehmigte 1560 Gundisalvos Verehrung für Portugal, Papst Clemens X. dehnte sie 1673 auf den Dominikanerorden aus.

 

Der heilige Melchiades (Miltiades), Papst,

+ 11.1.314 – Fest: 10. Dezember / 10. Januar

 

Der heilige Melchiades, Papst von 311 bis 314, ein Afrikaner von Geburt, hatte anfänglich unter der Regierung des Tyrannen Maxentius für den Glauben vieles zu leiden. Nachdem aber Konstantin der Große über ihn gesiegt hatte, erließ er die Beschlüsse, wodurch er den Christen die ungestörte Ausübung ihrer Religion erlaubte und die Freiheit gab, überall Kirchen zu erbauen. Der seeleneifrige Oberhirt sah mit Freude die Zahl der Kinder Gottes sich mehren und arbeitete mit rastloser Tätigkeit an der allseitigen Verbreitung des Reiches Jesu. Indes wurde diese seine Freude getrübt durch die inneren Zwistigkeiten, die die in Afrika entstandene Sekte der Donatisten hervorrief. Er versammelte ein Koncilium im Lateran, das am 2. Oktober 313 eröffnet wurde, und legte bei den Verhandlungen eine ebenso weise als friedliebende Verfahrensart gegenüber den Irrgläubigen an den Tag. Ungeachtet seiner milden Gesinnungen suchten ihn die Donatisten nach seinem Tod durch verleumderische Nachreden zu schwärzen. Der heilige Augustinus rechtfertigte ihn aber gegen diese Beschuldigungen der aufgeregten Bosheit.

 

Der heilige Wilhelm de Donjeon, Erzbischof von Bourges, Zisterzienser,

+ 10.1.1209 – Fest: 10. Januar

 

Wilhelm Berrüyer stammte von der adeligen Familie der alten Grafen von Nevers ab. Die Sorge um seine Erziehung wurde seinem mütterlichen Oheim anvertraut, Peter dem Einsiedler, dem Archidiakon von Soissons. Von diesem fertigen Meister lernte er bald die Reichtümer und vergänglichen Ehren der Welt verachten, ihre Vergnügungen verabscheuen, und das Gift fürchten, das unter verführerischer Lockspeise verborgen liegt. Wilhelm entsprach den Absichten seines Oheims auf das Vollkommenste. Nichts umfasste er mit größerer Begierde als die Wissenschaften und die Übungen der Andacht. Deswegen trat er auch in den geistlichen Stand. Er wurde zuerst Chorherr zu Soissons und dann zu Paris. Allein da ihn von Tag zu Tag die Welt immer mehr anekelte, entschloss er sich, sie gänzlich zu verlassen und sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. Er wählte zu diesem Zweck die von Grandmont, wo er in den strengsten Bußübungen lebte. Da sich aber ein Zwist unter den Chorherren und den bekehrten Brüdern entspann, der den Frieden störte, den er seither genossen hatte, trat er in den Orden der Zisterzienser, der damals allenthalben den guten Geruch seiner Tugenden verbreitete. In der Abtei von Pontigny legte er feierlich das Ordensgelübde ab, und wurde bald ein vollendetes Muster der klösterlichen Vollkommenheit. Einige Zeit war er Prior dieses Hauses und wurde dann zum Abt von Fontaine-Jean (Im Bistum Sens. Diese Abtei war eine Tochter der von Pontigny. Peter von Courtenay, der Sohn Ludwigs des Dicken, hatte sie 1124 gestiftet.) und bald zum Abt von Châlis erwählt (Bei Senlis. Diese Abtei, die viel zahlreicher war, als die vorige, war ebenfalls eine Tochter von Pontigny. Ludwig der Dicke hatte sie ebenfalls gestiftet 1136 kurz vor seinem Tod.). Weit entfernt seine Würde fühlen zu lassen, sah er sich vielmehr als den letzten der Brüder an. Er lebte in gänzlicher Abtötung seiner Sinne und seiner Neigungen, verdiente aber auch dadurch, eine bewunderungswürdige Herzensreinheit und die Gabe des Gebetes im höchsten Grad von Gott zu erlangen. Mit einer unbegreiflichen Einfalt verband er die höchsten Einsichten. Seine innere Seelenruhe leuchtete aus der Heiterkeit seines Antlitzes hervor; und seiner strengen Lebensweise ungeachtet, verlor er niemals die heilige Freudigkeit, die der Tugend die wunderbarsten Reize gibt.

 

Während unser Heiliger die Freuden der Einsamkeit kostete, starb Heinrich von Sülly, der Erzbischof von Bourges. Da sich die Geistlichkeit über die Wahl seines Nachfolgers nicht einigen konnte, schickte sie Abgeordnete zu Eudo, dem Bischof von Paris, und Bruder des verstorbenen Prälaten, mit der Bitte, nach Bourges zu kommen, und ihnen in einer so wichtigen Angelegenheit hilfreich beizustehen. Eudo fand bei seiner Ankunft, dass man drei Zisterzienseräbte in Vorschlag gebracht hatte, die alle im Ruf der Heiligkeit standen, und unter denen auch Wilhelm war. Er ließ ihre Namen auf drei besondere Blättchen schreiben, und legte sie auf den Altar, auf dem er die heilige Messe feiern sollte. Nach Beendigung des heiligen Opfers betete er zu Gott, dass er seinen Willen offenbaren möge. Dann nahm er das erste Blättchen, das ihm in die Hand fiel, und siehe da, der Himmel fügte es, dass es gerade das Blättchen war, auf dem Wilhelms Name stand, der unter den drei Äbten auch die meisten Stimmen hatte. Diese Wahl geschah am 23. November 1200. Im Allgemeinen heißt es Gott versuchen, wenn man ein Wunder durch das Los begehrt, es müsste denn dies auf besondere göttliche Eingebung geschehen. Allein das Benehmen der Geistlichkeit von Bourges mag nicht wohl getadelt werden, weil ihr einziger Zweck war von Gott zu erlangen, dass er mittelst seiner weisen Vorsehung die Wahl unter den Vorgeschlagenen bestimme, die alle nach den Einsichten menschlicher Klugheit des Oberhirtenamtes gleich würdig waren. So weiß man, dass bei der Wahl des heiligen Matthias, die durch das Los geschah, die Apostel durch besondere Eingebung des Geistes Gottes handelten.

 

Als Wilhelm die Nachricht von seiner Wahl erhielt, wurde er von dem lebhaftesten Schmerz durchdrungen. Und nie würde er seine Einwilligung gegeben haben, wenn ihm das Gelübde des Gehorsams erlaubt hätte, gegen den vereinigten Willen des Papstes und seines Ordensgenerals zu handeln. Er verließ daher seine geliebte Einsamkeit unter vielen Tränen. Zu Bourges wurde er wie ein Engel vom Himmel empfangen. – Seine erste Sorge war nun sein Äußeres, wie sein Inneres, nach den Vorschriften des Evangeliums zu ordnen, denn er hatte die feste Überzeugung, dass jeder Mensch, und besonders ein Bischof, mit Gründung des Reiches Jesu an sich selbst anfangen muss. Er verdoppelte seine strengen Bußübungen, weil er, wie er sagte, nicht nur seine, sondern auch seines Volkes Sünden zu sühnen hätte. Unter seinem Klostergewand, das er nicht ablegte, und Sommer und Winter trug, hatte er beständig ein härenes Bußkleid an. Er untersagte sich für immer den Genuss des Fleisches, obgleich er es den Fremden, die mit ihm aßen, vorsetzen ließ.

 

Mit gleich zärtlicher Sorgfalt umfasste der heilige Erzbischof seine ganze Herde, ohne jedoch denjenigen, deren leibliche und geistliche Bedürfnisse er kannte, seine besondere Teilnahme zu entziehen. „Dieser wegen“, sagte er, „bin ich ganz besonders nach Bourges gesendet worden.“ Reuige Sünder fanden an ihm einen sanften und liebevollen Vater. Den Verstockten aber setzte er eine unerschütterliche Festigkeit entgegen, ohne jedoch den weltlichen Arm gegen sie zu Hilfe zu rufen, wie es in jener Zeit üblich war. Manche wurden auch durch seine bewunderungswürdige Sanftmut gerührt, gingen in sich selbst, und entsagten ihren Unordnungen. Einige der Mächtigeren wagten es daher, indem sie seine Sanftmut missbrauchen wollten, die Rechte der Kirche von Bourges zu schmälern, und schmeichelten sich mit dem Gedanken, der Heilige werde den Mut nicht haben, sich ihnen zu widersetzen. Allein bald sahen sie, dass sie sich geirrt hatten, denn Wilhelm verteidigte, auch mit Gefahr seine Einkünfte zu verlieren, kraftvoll die Rechte seiner Kirche, selbst gegen den König, dem er übrigens in allem, was das Zeitliche betraf, die höchste Unterwürfigkeit bewies. Er hatte außerdem einige Widersprüche seines Kapitels und einiger anderer Glieder seiner Geistlichkeit zu bestehen, die er aber bald durch seine Festigkeit, noch vielmehr aber durch seine tiefe Demut besiegte.

 

Beim Anblick der Verheerungen, die die Ketzerei der Albigenser verursachte, entbrannte sein heiliger Eifer. Es gelang ihm auch, mehrere zu bekehren, und er würde, hätte ihn der Tod dieser Erde nicht entrissen, eine Mission für sie veranstaltet haben. Als er mit diesem frommen Plan beschäftigt war, überfiel ihn eine Krankheit, die er anfangs nur für eine nichtsbedeutende Unpässlichkeit hielt. Ohne auf sein Fieber zu achten bestieg er noch die Kanzel, um von seinem Volk Abschied zu nehmen, bevor er seine Missionsreise antreten würde. Kaum aber hatte er die heilige Stätte verlassen, als sich das Fieber bedeutend verschlimmerte, und er musste sich ins Bett legen. Das schnelle Zunehmen des Übels ließ bald auf sein nahes Ende schließen. Er verlangte daher die letzte Ölung und dann die heilige Wegzehr, denn diese Ordnung befolgte man damals bei Erteilung der heiligen Sterbesakramente. Den unter Brotsgestalt verborgenen Gottmenschen empfing er auf den Knien liegend, unter Tränen zärtlicher Andacht. Seine Schwäche schien ihn verlassen zu haben: denn lange Zeit betete er in dieser Stellung, mit kreuzweise geschlungenen Armen. In der folgenden Nacht verlor er den Gebrauch der Sprache, als er seine Tagzeiten zu beten anfing; gab jedoch durch Zeichen zu erkennen, dass er auf Asche und auf sein härenes Bußkleid wollte gelegt werden. Man gewährte ihm seine Bitte, und gleich nach Mitternacht entschlief er sanft im Herrn am 10. Januar 1209. Seine Hülle wurde in die Kathedralkirche von Bourges begraben.

 

Die Überreste des Heiligen wurden bald durch Wunder, die Gott bei seinem Grab wirkte, verherrlicht, und deswegen im Jahr 1217 aus der Erde erhoben. Im folgenden Jahr setzte Papst Honorius III. den von Gott so begnadeten Oberhirten unter die Zahl der Heiligen. Einige Zeit später erhielt die Abtei von Châlis ein Armbein des Heiligen, das bis in die letzten Zeiten dort noch verehrt wurde. Im Jahr 1399 gaben die Kanoniker von Bourges der Kirche des Kollegs von Navarra zu Paris eine Rippe dieses Heiligen. Die Universität dieser Stadt verehrt ihn besonders als den Schutzheiligen der französischen Nation. Im Jahr 1562 verbrannten die Hugenotten den heiligen Leib, der in der Kathedralkirche von Bourges aufbewahrt wurde, und streuten die Asche in die vier Winde. Der heilige Wilhelm wird in mehreren Kirchen Frankreichs verehrt, obgleich sein Name nicht im römischen Martyrologium zu finden ist. Die Gräfin Mathilde, seine Nichte, hegte eine solche Verehrung für sein Andenken, dass sie der Kirche von Bourges mehrere Ländereien in Nivernois schenkte.

 

Die erhabenen Tugenden, die in allen Heiligen Gottes glänzten, waren die Früchte des Gebets, das sich durch den Geist Gottes in unaussprechlichen Seufzern zum Himmel erhebt. Dies ist es, das den Menschen in der Erkenntnis seiner Pflichten erleuchtet, und ihm jene Weisheit mitteilt, die unendlich über die Weisheit der Philosophen erhaben ist. Es läutert die Neigungen des Herzens, heiligt die Seele, schmückt sie mit einer ganz himmlischen Schönheit, und bereichert sie mit den köstlichsten Gnadengaben. Deswegen auch hat uns Jesus Christus das Beten so dringend anempfohlen. Nicht zufrieden unser Lehrer zu sein, wollte er auch noch unser Vorbild werden. Oft zog er sich auf die Berge und in die Einöden zurück, wo er ganze Nächte, während alle Geschöpfe in tiefem Stillschweigen begraben waren, innerlich mit seinem Vater sich unterhielt; nicht zwar, als habe er jemals sein Gebet unterbrochen, da er es bei seiner Menschwerdung anfing, und mit seinem letzten Atemzug am Kreuz beendigte. Seine treuesten Jünger wurden daher gerührt durch sein Beispiel, von innigster Verehrung für das Gebet durchdrungen, und man hat mehrere gesehen, die der menschlichen Gesellschaft entsagten, um allein des Umgangs mit Gott zu genießen. Andere, die die Vorsehung mitten in der Welt zurückhielt, wussten das Gebet des Herzens unter dem Geräusch äußerlicher Beschäftigungen ununterbrochen fortzusetzen. Was soll ich von so vielen heiligen Seelenhirten sagen, die in allen ihren Amtsverrichtungen von jenem Geist des Gebets durchglüht waren, und der sie würdig gemacht hat, die Kirche Gottes zu regieren? Allein obgleich sie allzeit in der Gegenwart Gottes lebten, unterließen sie doch nie, in bestimmten Stunden dem Gebet sich zu widmen. Sie entzogen sich sogar manche Stunde der nächtlichen Ruhe, um sich mit dem Herrn auf die engste und innigste Weise zu vereinigen, und dem Kaltsinn vorzubeugen, gegen den es so schwer ist, die Liebe zu bewahren. Glücklich all die, die das Gebet lieben! Sie gehören unter die Zahl der Auserwählten, weil sie den Fußstapfen derjenigen folgen, die jetzt schon im himmlischen Vaterland gekrönt sind. 

 

Der heilige Agatho von Rom, Bekenner und Papst OSB,

+ 10.1.681 – Fest: 10. Januar

 

Der heilige Agatho wurde in Sizilien geboren und gewann besonders alle Herzen durch eine tiefe Demut, eine bewunderungswürdige Sanftmut und eine besondere Neigung, anderen Gutes zu tun. Die kluge und gewissenhafte Verwaltung des Schatzmeisteramtes an der römischen Kirche, das er mehrere Jahre bekleidete, machte ihn würdig, dem Papst Domnus im Jahr 679 nachzufolgen. Im folgenden Jahr stand er durch seine Legaten der sechsten allgemeinen Kirchenversammlung vor, die zu Konstantinopel gegen die Menotheliten, auf Betreiben des Kaisers Konstantin Pogonatus, zusammenberufen worden. An diesen Fürsten schrieb er auch einen schönen Brief, in dem er die Gottlosigkeit der monothelitischen Irrlehre durch die Überlieferung der römischen Kirche an den Tag legte. „Die ganze katholische Welt,“ sagte er unter anderem, „erkennt diese Kirche für die Mutter und Lehrmeisterin aller anderen. Ihr Vorrang kommt von dem heiligen Petrus, dem Apostelfürsten, dem Jesus Christus die Leitung seiner ganzen Herde übertrug, mit dem Versprechen, dass sein Glaube niemals falsch sein würde.“ Da dieser Brief den Vätern des Konzils übergeben wurde, empfingen sie ihn ehrfurchtsvoll und erklärten einstimmig, Petrus habe durch Agathos Mund gesprochen. Dieser heilige Papst setzte auch den heiligen Wilfrid auf den oberhirtlichen Stuhl von Yorck, und überhäufte die Geistlichkeit und Kirchen Roms mit Wohltaten. Er starb im Jahr 682, nachdem er zwei Jahre und ein halbes der Kirche Gottes vorgestanden hatte. Durch die vielen Wunder, die er wirkte, gab man ihm, nach Anastasius, den Beinamen Wundertäter. Er wird von den Griechen, wie von den Lateinern verehrt.

 

(Wir finden in den Briefen des heiligen Agatho eine weniger reine Schreibart als in den seiner Vorfahren und Nachfolger. Dies leitet sich von den beständigen Einfällen der Barbaren her, die das Studieren beinahe unmöglich machten, und ein so schauderhaftes Elend verbreiteten, dass man kaum jeden Tag mit Handarbeit das nötigste Überleben erschwingen konnte. Unser Heiliger führte auch diese Ursachen an, um seine Legaten wegen ihrer geringen Beredsamkeit zu entschuldigen. „Allein,“ setzt er hinzu, „wenn wir auch in den Annehmlichkeiten der Sprache unkundig sind, bewahren wir doch, mit Einfalt des Herzens, den Glauben, den uns die Väter überliefert haben.“ Die Legaten führten dieselbe Sprache, und bekräftigten, was Agatho von der Unmöglichkeit, im Abendland sich den Wissenschaften zu widmen, gesagt hatte. „Unser Land,“ sagten sie, „ist der Wut der rohesten Nationen preisgegeben. Wir leben mitten in Schlachten und Plünderungen. Wir schweben unaufhörlich in Unruhe und Bestürzung. Die Handarbeit ist die einzige Quelle unseres Überlebens.“)

 

Der heilige Domitian von Melitene, Bischof in Armenien,

+ 10.1.600 – Fest: 10. Januar

 

Dieser Heilige fing an zu blühen unter dem Kaiser Justin dem Jüngeren. Seine Eltern hießen Theodor und Eudocia, die sowohl durch Frömmigkeit als durch Bildung ausgezeichnet waren. Er trat in den Ehestand und als er seine Gemahlin verloren hatte, widmete er sich ganz der Wissenschaft des Heils und erwarb sich einen solchen Ruhm, dass man ihn der Kirche von Melitene als Bischof vorsetzte, da er kaum das dreißigste Lebensjahr erreicht hatte. In dieser Eigenschaft erglühte seine Seele von himmlischer Sehnsucht, das Heil seiner Untergebenen, so viel an ihm lag, zu befördern. Durch seine Vermittlung verhalf der Kaiser Mauritius (Trat die Regierung am 14. August 582 an. Unser Heiliger soll mit ihm nahe verwandt gewesen sein.) dem persischen König Chosroes II., gegen den sich Varamus zum König aufgeworfen hatte, wieder auf seinen Thron: dies geschah 589 und zu Anfang des Jahres 590. Dadurch gewann er sich die Liebe des römischen Kaisers, der ihm große Summen an Gold schenkte, die er sämtlich für Kirchen und Spitäler verwendete. Als er einst nach Konstantinopel gereist war, ging er dort ins selige Leben hinüber, und erhielt vom ganzen Hof und der Klerisei die ausgezeichnetsten Ehren, worauf sein Leichnam mit Fackeln und Hymnengesang begleitet in sein Vaterland zurückgeführt wurde. Durch seine Fürbitte sind viele Wunder geschehen. 

 

Der heilige Johannes Camillus Bonus,

Erzbischof und Bekenner von Mailand,

+ 659 – Fest: 10. Januar

 

Johannes Camillus war aus Ligurien, dem heutigen Gebiet von Genua und Lucca, und führte den Beinamen Bonus, entweder weil dies der Familienname seiner Mutter war oder weil er ihm wegen seiner besonderen Herzensgüte und Sittenreinheit beigelegt wurde. Er bekleidete sehr lange eine Stelle am römischen Hof und stand beim heiligen Papst Gregor in so hohem Ansehen, dass er ihm eine Gesandtschaft nach Mailand an die Königin Theodolinde anvertraute, die ihn mit großer Achtung empfing. (Theodolinde ist eine Tochter Garibalds, des Herzogs von Bayern. Im Jahr 585 heiratete sie den Langobardenkönig Authar. Nach seinem Tod vermählte sie sich mit Agilulph, den sie mit dem ganzen Volk zum katholischen Glauben bekehrte. Als auch er starb, regierte sie mit ihrem Sohn Adalwald mit außerordentlicher Klugheit noch einige Zeit das Reich.) Wegen seiner Heiligkeit und seines Ansehens wurde Johannes Camillus auf den Stuhl von Mailand erhoben, wo er die Irrtümer der Monotheliten mit rastlosem Eifer bekämpfte. Er machte bald Bekanntschaft mit einem anderen Johannes, dem Bischof von Bergomum, in der Gallia Transpadana, heute Bergamo, der ebenfalls im Ruf der Heiligkeit stand. Mit vereinten Kräften widerlegten sie nun siegreich den genannten Irrlehrer. Unser Heiliger erbaute viele Kirchen, besonders zu erwähnen eine Prachtvolle im Städtchen Decium, wo er ein Priesterkollegium errichtete, das zu bestimmten Stunden dem Psalmengesang sich widmete und dann für das Heil der Seelen arbeitete. Auch nahm er teil am Konzil zu Rom unter Martin II. Der Sterbetag des heiligen Johannes Camillus lässt sich nicht ganz genau angeben. Bollandus glaubt, dies sei um das Jahr 659 geschehen. In jedem Fall muss er ein sehr hohes Alter erreicht haben, weil er schon mit dem heiligen Gregor, der im Jahr 604 gestorben ist, gelebt hatte. Sein Name steht unter dem 10. Januar im römischen Martyrologium.

 

Der heilige Gregor X., Erzdiakon von Lüttich und Papst in Rom,

+ 10.1.1276 – Fest: 10. Januar

 

Gregor X. stammte aus einem angesehenen Haus von Piacenza und empfing in der Taufe den Namen Theobald. Man bemerkte an ihm von früher Jugend an eine nicht gewöhnliche Tugend und einen außerordentlichen Fleiß bei Erlernung der Wissenschaften. Von allem erwarb er sich eine vollkommene Kenntnis des kanonischen Rechts, das er anfangs in Italien, dann zu Paris und Lüttich studierte. Er war Archidiakon der Kirche von Lüttich, als ihn der Papst, der seine großen Verdienste kannte, den Auftrag erteilte, einen Kreuzzug zur Befreiung des Heiligen Landes zu predigen. Er erfüllte dieses Amt nach dem Wunsch des Oberhirten, aber es kostete ihn unendliche Anstrengung, weil er das Feuer der Zwietracht zuerst ersticken musste, das die christlichen Fürsten selbst trennte.

 

Der Tod des heiligen Ludwig, der sich 1270 ereignete, hatte für die Christen des Orients sehr verderbliche Folgen. Ihr Mut erlosch und die Vorteile, die der Prinz von Wallis und Eduard I., der König von England, erfochten hatten, vermochten nicht, ihre Lage zu ändern. Gregor, gerührt über ihre Leiden, entschloss sich, eine Reise in das Heilige Land zu machen, um sie zu trösten und zugleich sein heiliges Verlangen durch besuchen der Orte, die durch die Erfüllung unserer Religionsgeheimnisse geheiligt sind, zu befriedigen. In Palästina erfuhr er aber, dass er zum Nachfolger des Papstes Clemens IV. erwählt worden sei. Schon beinahe drei Jahre war der Heilige Stuhl unbesetzt, weil die zu Viterbo versammelten Kardinäle sich über die Wahl eines Papstes nicht einigen konnten. Da sie schließlich sahen, dass auf diese Weise die Sache nicht zu Ende gehen würde, übertrugen sie das ganze Geschäft sechs Kardinälen, die sich einmütig am 1. September 1271 in der Wahl unseres Heiligen vereinigten. Der neue Papst reiste nach Italien zurück, nachdem er auf die rührendste Weise von den Christen in Palästina Abschied genommen und ihnen versprochen hatte, dass er sich ihrer erinnern werde. Er langte im März zu Rom an, nahm am 27. Desselben Monats 1272 feierlich Besitz vom Apostolischen Stuhl und legte sich den Namen Gregor X. zu. (Er war der erste, der Verordnete, dass nach dem Tod eines Papstes, die Kardinäle in ein Konklave – ein geheimes Wahlzimmer – sollten eingeschlossen werden, und nicht eher herauskommen dürften, bis sie einen Oberhirten gewählt hätten, damit der Apostolische Stuhl nicht mehr so lange, wie nach dem Tod seines Vorgängers, unbesetzt bliebe.)

 

Das erste, woran er nun dachte, war, ein Allgemeines Konzil zusammen zu berufen. Drei Hauptgründe bewogen ihn hierzu. Die Spaltung der Griechen, die schlimme Lage der Christenheit im Morgenland und die Laster und Irrtümer, die die Kirche verunstalten. Das Konzil wurde zu Lyon im Mai des Jahres 1274 eröffnet. 500 Bischöfe und 70 Äbte fanden sich dabei ein. Bei der vierten Sitzung ließ man die Abgeordneten des Hofes von Konstantinopel eintreten. Und einer von ihnen schwur öffentlich, im Namen des Kaisers Michael Paläologus, der Spaltung ab. Es wurde dann noch eine fünfte Sitzung gehalten, mit der dieses Konzil, das zweite allgemeine von Lyon, am 17. Juli endete.

 

Obgleich dieser heilige Papst mit Geschäften überhäuft war, unterließ er doch nicht, die verschiedenen Pflichten der christlichen Frömmigkeit genau zu erfüllen. Er sprach wenig und unterhielt sich allzeit in seinem Herzen mit Gott, führte ein strenges Leben, ein Leben der Buße, und nährte seine Seele durch die Betrachtung des göttlichen Wortes worin er seine höchste Wonne fand. Von Arbeiten erschöpft, wurde er bei seiner Rückreise über die Alpen krank und starb zu Arezzo am 10. Januar 1276, drei Jahre und zehn Monate nach seiner Erhöhung. 

 

Pater Johannes Maria vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 10. Januar 1634 schied der lobwürdige Pater Johannes Maria vom heiligen Joseph aus dem Leben. Pater Johannes Maria stammte aus dem alten Patriziergeschlecht der Centurini zu Genua und wurde am 27. Februar 1589 zu Melphi in Lucanien geboren. Nachdem er schon in frühester Jugend das Gelübde der Keuschheit abgelegt, trat er im zarten Alter von 14 Jahren zu Rom in den reformierten Karmel ein und legte daselbst am 7. März 1605 seine heiligen Gelübde ab. Welche Fortschritte er in den Studien machte, verrät der Umstand, dass seine Oberen ihn schon zum Lektor bestellten, bevor er noch zum Priester geweiht war. Seine Gelehrsamkeit wurde allgemein auch außerhalb des Klosters anerkannt. Hell erglänzte sie gelegentlich einer öffentlichen Disputation mit Arianern und Sozinianern, die er so gründlich widerlegte, dass sie nichts mehr zu erwidern wussten. Johannes Maria war es dabei keineswegs nur darum zu tun, dass er siegreich blieb, er schlug es viel höher an, dass er ihre Seelen für die wahre Lehre Jesu Christi gewann. Nachdem er bereits in Polen das Amt eines Oberen verwaltete, wurde er nach Belgien geschickt und von hier aus zur Gründung der Klöster von Würzburg und Graz entsandt. Der Wille des Papstes berief ihn nach Rom. Doch blieb er dort nicht sehr lange, denn der Heilige Vater ordnete ihn an den deutschen Kaiser Ferdinand II. ab, der eben zu Regensburg dem Reichstag beiwohnte. An dessen Hof sollte Pater Johannes die Stelle des jüngst verstorbenen Pater Dominikus von Jesus Maria einnehmen. Dies war den Patres in Wien hochwillkommen, die die Gelegenheit benützten, um ihn an die Sitze ihrer Provinz zu stellen. Bald darauf sollte Pater Johannes als Bischof nach England gehen, doch bat er inständig, dass die Kirchlichen Oberen von diesem Vorhaben absehen. Dafür wurde ihm die Oberleitung des ganzen heiligen Ordens übertragen, obwohl er sich auch dagegen sträubte. Er wollte lieber sterben. Als er um diese Gnade bat, erhielt er im Gebet die Zusicherung, dass es geschehen wird. Eine den Ärzten völlig unbekannte Krankheit raffte ihn dahin, da er erst 45 Jahre zählte. Nach dem Tod erschien er wiederholt seiner Schwester, der ehrwürdigen Paula Maria. Als sie ihn fragte, ob er etwa im Fegfeuer wäre, gab er zur Antwort: "Ich weiß um den Tod, ich weiß um das Fegfeuer. Ich genieße Gott, sehe Gott, bin ersättigt in Gott; sonst weiß ich nichts vom Tod, vom Fegfeuer." Schon zu seinen Lebzeiten wurde er oft verzückt. Da leuchtete sein Angesicht vom himmlischen Glanz. Zukünftiges wurde ihm geoffenbart, besonders Dinge, die zur Leitung der Seelen nützlich waren. Trotzdem war er so demütig, dass er im Kloster gern die niedrigsten Dienste tat und bei Neustiftungen den Handlanger der Maurer machte. Wie viele körperliche Abtötungen er auf sich nahm, weiß nur Gott allein. Leider sind seine Schriften mit Ausnahme der in italienischer Sprache verfassten "geistlichen Übungen" nicht gedruckt worden. Philippus von der heiligsten Dreifaltigkeit berichtet im III. Teil seines Decor Carmeli, acht Jahre nach seinem Tod sei der Leib des ehrwürdigen Paters unverwest befunden worden.

 

Gebet am 10. Januar

 

O Maria, siehe du bist so mächtig bei Gott, es genügt, dass du ihm sagst, du bist seine liebe Mutter, du bist voll seiner Gnade. Was könnte dir der Herr alsdann wohl abschlagen? O allerschönste Königin, wir wagen es nicht zu hoffen, dich hier auf Erden noch einmal zu sehen. Aber wir wollen dich im Himmel sehen. Diese Gnade musst du uns erlangen. Wir hoffen ganz sicher, dass du es tun wirst. Amen. 

 

Zu Gott

 

Verleihe uns, o Gott, eine vollkommene Lostrennung von den Erdengütern. Du forderst zwar von uns nicht, dass wir aus der Welt hinausgehen, sondern willst nur, dass wir unsere Berufspflichten treu erfüllen, und Dich über alles lieben. Dies zu tun, sei jetzt unser fester Entschluss, zu dessen Vollführung wir Dich unablässig um den Beistand Deiner Gnade bitten. Himmlischer Vater, im Vertrauen auf Deine weise Vorsehung bitten wir, Deine Kinder, um das tägliche Brot für heute. Leben wir morgen noch, dann bist Du auch morgen noch Vater, und wir bitten wieder, wie heute, zu Dir. Amen. 

 

Zum heiligen Marzian

 

Bitte für mich, heiliger Marzian, auf dass ich mich auch durch leibliche und geistliche Werke der Barmherzigkeit auf meinen Tod vorbereite, damit, wenn meine Seele diese irdische Körperhülle wie ein Gewand ablegen wird, sie alsdann mit dem glänzenden Hochzeitskleid der Ewigkeit geziert wird. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Der Orden des goldenen Fließes wurde im Jahr 1430 zum Lob Gottes, zur Ehre der seligsten Jungfrau und des heiligen Andreas von Philippus, vom Herzog von Burgund und Brabant, am heutigen Tag eingesetzt. (Philipp III. der Gute)

 

Andacht am 10. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Der allerhöchste Herr über Alles nahm die Gestalt eines Knechtes an, auf dass der Knecht die Freiheit empfängt und ein Herr würde. Wie unschätzbar, o Gott, ist Deine Liebe, der Du den Sohn hingabst, den Knecht zu erlösen!" (Der heilige Ambrosius)

Sollten wir nicht mit diesem großen Heiligen ausrufen: "O mein Erlöser, ich bin Dein Diener! Dein Knecht bin ich, gestatte nicht, dass ich jemals von Dir getrennt werde! Dein bin ich, erlöse mich!" 

Oftmals sprach die heilige Katharina von Genua nach ihrer Bekehrung: "Keine Sünde mehr, o Gott, sondern Deine reine Liebe! O schreibe doch meinem Herzen das Gesetz Deiner Liebe mit der Flammenschrift des Heiligen Geistes ein!"

Die heilige Agatha, die Zierde Siziliens, wurde von dem Präfekt Quintianus gefangengenommen, der sie zwingen wollte, den Götzen zu opfern. Da er aber ihren unüberwindlichen Mut und ihre Standhaftigkeit sah, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, übergab er sie einer schamlosen Frau, die alle satanischen Künste aufbot, die Jungfrau zu verführen. Endlich sagte die Heilige zu ihr: "Approdisia, du verlierst deine Zeit; denn wisse, ich bin so fest und Unerschütterlich in der Liebe Jesu gegründet, dass ich durch seine Gnade hoffe, eher werde die Sonne ihre Klarheit und ihr Licht, und der Schnee seine Weiße, als ich meine Jungfräulichkeit verlieren!" - Von dieser unüberwindlichen Beharrlichkeit benachrichtigt, wendete nun der Tyrann Verheißungen und Drohungen an, und suchte auf alle Art und Weise die Jungfrau zum Abfall zu bewegen. Sie aber sprach zu ihm: "Quintanius, du verheißt mir Leben, Güter und Lüste; doch ich verlange weder ein anderes Leben, noch andere Güter und Wonnen als Jesus. Deine Drohungen magst du an andere richten, denn wisse, kein vom Jäger verfolgter und dürstender Hirsch verlangt so sehr nach den Wasserquellen, als mich nach der Marter verlangt, damit ich dadurch zur Vereinigung mit Ihm gelange. Willst du mich enthaupten: hier ist mein Hals; willst du mich geißeln: hier ist mein Rücken; willst du mich verbrennen: hier ist mein Leib; willst du reißenden Tieren mich vorwerfen: hier sind meine Hände und Füße und alle meine Glieder: Brenne, schneide, zerreiße, peinige wie du willst; je mehr du mir antust, je mehr Mittel reichst du mir, von meinem göttlichen Bräutigam geliebt und verherrlicht zu werden. Was also wartest, was zögerst du?" - Und hierauf ging sie in den finsteren Kerker, wie zu einem festlichen Gastmahl, und bereitete sich zum Kampf und zum Martertod, den sie, in Liebe siegend, glückselig vollbrachte.

 

Unglückselig und albern ist der Sünder, der lieber ein Leibeigener der Welt, der Begierlichkeit und des Teufels ist, als Dir, o Jesus, dem König der Könige, dienen will! Ach, wie strafbar bin ich selbst, der ich Deine Liebe so oft beleidigte! Doch vergib mir, gütigster Jesus, denn nicht mehr mein, sondern Dein bin ich! Ich liebe Dich, und werde Dich lieben immerdar! O lass in Deiner Liebe mich leben und sterben. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 10. Januar

 

"Bestrebt euch der Sanftmut vor allen anderen Tugenden.

Seid freundlich und liebevoll zu allen und glaubt,

dass ihr durch die Sanftmut allezeit den Sieg über eure Feinde erlangt."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 10. Januar - Gründe des Glaubens

 

Herr, erleuchte mild die Blinden,

Dass sie deine Wunder sehn,

Dich in deinem Lichte finden,

Und durch Buße zu dir gehn.

 

1. "Vermehre, Herr, den Glauben in mir!" Denn siehe, die Kinder dieser Welt führen durch gottlose Reden viele Schwachen irre, und verrufen deine göttliche Religion als eitel Menschenwerk und Schwärmerei. Bringen sie aber auch den Glauben deiner Getreuen nicht zum Wanken, so wirken sie doch immerhin dahin, sein Licht zu verdunkeln. Aber wer die Augen deinem heiligen Licht nicht vorsätzlich verschließt, der sieht klar, wie deine liebevolle Vorsehung das menschliche Geschlecht zu allen Zeiten an unsichtbarer Hand seiner ewigen, glorreichen Bestimmung entgegen führte.

 

2. Nicht wie eine fabelhafte Sage verliert sich deine göttliche Offenbarung in einem zeugenlosen Altertum, dein heiliger Dienst begann mit der Welt. Durch ein untilgbares Nationalwunder besteht, als einzige Ausnahme des menschlichen Geschlechtes, jenes Volk, das deine göttlichen Verheißungen in den frühesten Zeiten durch Mose empfing, selbst nach seiner Verwerfung fort, damit es der Welt zu allen Zeiten aus seinen eigenen Büchern seine Verwerfung zeige, weil es den verheißenen Messias tötete, dessen Geburt, Leben, Tod und Erlösung seine Propheten auf das Umständlichste durch deinen Geist geweissagt hatten. Öffentlich erschien dieser Erlöser. Alle Weissagungen gingen bis auf den letzten Punkt an ihm in Erfüllung. Und vor dem Anblick zahlloser Menschen aus allen Ländern vollbrachte er das Heil und die Erlösung der Welt durch seinen Opfertod.

 

3. Ja noch bis zur Stunde besteht zu Jerusalem sein glorreiches Grab, und wird von Pilgern aus allen Nationen verehrt. Noch sichtbar bis zur Stunde sind die Katakomben in der Hauptstadt der christlichen Welt, wo die Gebeine zahlloser Märtyrer ruhen, die den Glauben durch ihr Blut uns erhielten. Noch bis zur Stunde sehen wir Standbilder der alten Götzen, vor denen die Welt einst anbetend niederfiel. Noch bis zur Stunde ertönen auf dem ganzen Erdkreis die Schriften der Apostel, die die Welt bekehrten. Ja noch bis zur Stunde weidet der unsterbliche Petrus durch 20 volle Jahrhunderte die Herde des Herrn. Sprechende Tatsachen sind dies, die die lasterhaften Prediger des Unglaubens nimmermehr zu tilgen vermögen. Psalm 19,8: "Dein Gesetz, Herr, ist vollkommen und bekehrt die Seelen. Das Gesetz des Herrn ist verlässlich, den Unwissenden macht es weise."

 

11. Januar

 

Der heilige Paulinus, Missionar in Kärnten,

Patriarch von Aquileja, Italien,

+ 11.1.804 - Fest: 11. Januar

 

Bevor Paulinus Bischof wurde, war er Lehrer der Grammatik. Er gewann die Freundschaft Alkuins, der ihn auch an den Hof Karls des Großen holte.

 

Als Bischof nahm er an wichtigen Synoden teil und bekämpfte unerbittlich die Häretiker. Darüber hinaus wirkte er auch als Missionar in Kärnten. Er starb 804.

 

Aus: Leben der Väter und Märtyrer, Alban Butler, 2. Band, Mainz 1823:

 

Paulin wurde um das Jahr 726 in Frioul aus einer in den Augen der Welt wenig berühmten Familie geboren, die auf dem Land von Anbau eines Meierhofs lebte. Er selbst brachte seine ersten Jahre mit dem Feldbau zu. Allein da er von Gott mit ausgezeichneten Geistesgaben ausgeschmückt war, verlegte er sich auf die Wissenschaften und machte so große Fortschritte, dass er selbst als öffentlicher Lehrer auftreten konnte. Karl der Große erließ gegen das Jahr 776 ein Schreiben an ihn, worin er ihm die Titel eines Lehrers der Grammatik und sehr verehrungswürdig beilegte. Dieses letztere Wort lässt vermuten, dass der Heilige damals Priester war. Derselbe Kaiser, ein Freund der Gelehrten, schenkte ihm auch ein Landgut in der Lombardei, als Belohnung seines Verdienstes. Es scheint, dass Paulin zugleich in diesem Jahr 776 auf den Patriarchenstuhl von Aquileja erhoben wurde.

 

Bald wurde Paulin durch seine Frömmigkeit, seinen Eifer und seine Gelehrsamkeit so berühmt, dass Karl der Große verlangte, er möge allen bedeutenden Konzilien, die in seinem Reich gehalten werden, beiwohnen. U.a. dem Konzil von Aachen, 789, von Regensburg, 792, von Frankfurt, 794. Der Heilige berief selbst das Konzil von Frioul, im Jahr 791 oder 796, wegen verschiedener Irrtümer, die sich über die Menschwerdung und das Ausgehen des Heiligen Geistes zu verbreiten anfingen. Er zeigte da, dass der Heilige Geist vom Sohn, wie vom Vater ausgeht, und bewies gegen Felix und Urgel und Elipand, dass Jesus Christus der Sohn Gottes durch Natur und nicht ein angenommener Sohn ist. Später wurde ihm, wie auch Alcuin, der Auftrag vom Kaiser erteilt, die Irrtümer dieser zwei Ketzer schriftlich zu widerlegen.

 

Unser Heiliger bewies nicht weniger Eifer für die Bekehrung der Ungläubigen, als für die Bewahrung des geheiligten Glaubensschatzes. Er hätte gewünscht, selbst mit Vergießung seines letzten Blutstropfens, andere zur Kenntnis der Wahrheit zu führen. Dies bewog ihn auch zu dem Entschluss, den Völkern von Kärnten und Steiermark, wo noch viele Heiden lebten, und der heilige Abt Severin und der heilige Virgilius, der Erzbischof von Salzburg, schon sehr viele Kirchen gestiftet hatten, das Evangelium zu predigen. Die Avaren oder Hunnen wurden durch seine Predigten, wie durch die der Missionare des Erzbischofs von Salzburg, so sehr gerührt, dass sie ihren alten Aberglauben verließen, um die heilige Taufe zu empfangen.

 

Der heilige Paulin hatte eine wahrhafte Hirtensorge für die ihm anvertrauten Seelen. Nicht damit zufrieden, dass er ihnen den Unterricht erteilte, flehte er auch noch durch glühende und anhaltende Gebete das göttliche Erbarmen über sie herab. Im Jahr 802 hielt er ein Konzil in der der Stadt Altino am adriatischen Meer ab.

 

Schließlich beschloss er sein verdienstvolles Leben durch einen glückseligen Tod am 11. Januar 804. Auf diesen Tag fällt auch sein Fest in dem alten Messbuch von Aquileja wie auch in mehreren Martyrologien von Deutschland. 

 

Der heilige Hyginus, Papst und Martyrer von Rom,

+ 11.1.140 – Fest: 11. Januar

 

Das Altertum hinterließ uns wenige Nachrichten vom Leben des heiligen Hyginus und in diesem Wenigen widersprechen sich die Schriftsteller, die ihn erwähnen. Er war, vom heiligen Petrus an gerechnet, der 10. Papst, aus Griechenland gebürtig und wahrscheinlich der Sohn eines heidnischen Weltweisen von Athen. Wer ihn bekehrt, im Christentum unterrichtet und getauft hat, ist unbekannt; aber aus all seinen Handlungen geht hervor, dass er ein wahrhaft apostolischer Mann und ein eifriger Kirchenhirt gewesen ist. Stets bemüht, alle Missbräuche in der Kirche Jesu abzustellen und die Reinheit der Lehre Jesu zu bewahren, führte er unter seiner Geistlichkeit die strengste Ordnung ein, predigte nach dem Beispiel der Apostel zu jeder Zeit und überall den Gläubigen das Evangelium und kämpfte heldenmütig gegen die Angriffe der Ketzer, die in jenen Zeiten wie brüllende Löwen das Heiligtum anfielen und die Christen zum Irrtum zu verführen trachteten. Es ist Tatsache, dass der heilige Hyginus es war, der den Ketzer Valentin gründlich widerlegte und ihn, weil er boshaft und halsstarrig in seinem Irrtum beharrte, aus der Kirchengemeinde ausschloss; ob ihm aber die Briefe und kirchlichen Gesetze, die wir noch besitzen, mit Recht zugerechnet werden, ist nicht erwiesen. Er regierte die Kirche Christi mit vollem Ruhm zwölf Jahre, drei Monate und sechs Tage und starb während der Christenverfolgung des Kaisers Antonin als Martyrer. Einige behaupten, dass er den Martertod nicht wirklich gelitten habe und nur deswegen unter die Blutzeugen gezählt werde, weil er unter den größten Gefahren die Religion Jesu verteidigt und deswegen große Verfolgungen erduldet habe.

 

Der heilige Leucius, Bischof und Bekenner von Brindisi, Italien,

+ 11.1.172 – Fest: 11. Januar

 

Dieser Heilige wurde unter der Regierung des Kaisers Theodosius zu Alexandrien geboren und erhielt von seinen gottesfürchtigen Eltern, Euprescius und Eufrodisia, eine fromme Erziehung. Er war ein Junge von 10 Jahren, als seine Mutter starb, und sein Vater, aus heftigem Verlangen nach christlicher Vollkommenheit, seine Güter unter die Armen verteilte und mit seinem Sohn sich in das Kloster des heiligen Hermes begab. Leucius, in dessen zartem Herzen die Frömmigkeit schon durch die Lehren seiner Eltern tiefe Wurzeln gefasst hatte, wurde durch das Beispiel der frommen Mönche ganz für die Tugend begeistert und machte solche bewundernswürdige Fortschritte in der Heiligkeit des Lebens, dass man ihn einstimmig, ungeachtet seines jungen Alters zum Vorsteher des Klosters erwählte. Aber der demütige Diener Gottes schlug diese Würde standhaft aus und lebte in seiner Einsamkeit in ununterbrochener Geistessammlung und steter Selbstverleugnung, bis er aus Gehorsam die Stelle eines Erzpriesters an der Kirche zu Alexandrien annehmen musste. In dieser Würde bewies er einen solchen Eifer in Bekehrung der Heiden und der Sünder, dass ihn der Statthalter Saturnin, der ein geschworener Feind jeder Tugend war, zu töten suchte, was aber durch die Gläubigen verhindert und der Heilige bald darauf zum Erzbischof erwählt wurde.

 

Nach einiger Zeit legte Leucius, durch eine Erscheinung von Gott ermahnt, seine Würde nieder und nachdem er für einen würdigen Nachfolger gesorgt hatte, begab er sich über Otranto nach Brundusium, einer Stadt am Ende Italiens nach Griechenland zu, wo er den Kriegsobersten, Armaleo, nebst 67 anderen vornehmen Männern zum Christentum bekehrte. Da dies großes Aufsehen erregte und die Götzenpriester mit allgemeinen Strafen der Götter drohten, wurde der heilige Bischof vor ein öffentliches Gericht zur Verantwortung gefordert, wo er mit einer solchen Begeisterung über den wahren Glauben an Gott und über die christliche Religion sprach, dass der anwesende Statthalter Antiochus dem Heidentum abschwor und sich mit 27.000 Menschen taufen ließ. Lange Jahre stand dieser ansehnlichen Christengemeinde der heilige Leucius als Oberhirt vor und starb schließlich als Greis voll sehnlichen Verlangens nach dem ewigen Vaterland.

 

Der heilige Theodosius, Erzvater der Mönche, Abt und Bekenner in Judäa,

+ 11.1.529 – Fest: 11. Januar

 

Vier vortreffliche Männer mit dem Namen Theodosius sind fast in einem Jahrhundert berühmt geworden, zwei Kaiser und zwei Ordensmänner. Waren jene ausgezeichnet durch Herrschertugenden und Eifer für die Kirche, wobei freilich der zweite Theodosius der Irrlehre nachgab, so diese durch große Heiligkeit des Lebens und reiche Verdienste um das Mönchswesen im Orient. Dieses, erst in den Anfängen der Entwicklung begriffen, nahm rasch einen solchen Umfang an, dass wir ungläubig lauschen, wenn wir von vielen Tausenden hören, die nach gemeinsamer Regel unter einem Vorsteher zusammen lebten. Theodosius, der jüngere der zwei Klostergründer gleichen Namens, ist weitaus der berühmtere, da er sich den Ehrentitel eines Zönobiarchen, d.h. eines Erzvaters oder Vorstehers der in Gemeinschaft Lebenden (der Mönche) sich erwarb.

 

Geboren um das Jahr 424 im Dorf Garissos in Kappadozien in Kleinasien und unter der Hut guter Eltern aufwachsend, wurde Theodosius in der Jugend Psalmensänger und Vorleser in der Kirche, wodurch er mit den Heiligen Schriften vertraut wurde. Angezogen vom Leben der Väter in der Wüste, verließ er seine Heimat und pilgerte nach Palästina. Unterwegs wollte er den heiligen Simeon, den vielbewunderten Säulensteher, besuchen, um seinen Segen und seine Gebetshilfe zu erbitten. Vom Heiligen Geist erleuchtet, rief der merkwürdige Mann schon von weitem den Ankömmling mit Namen: „Theodos, Diener Gottes, sei mir willkommen!“ Erstaunt und verwirrt über den unerwarteten Gruß, konnte dieser nur mit einer tiefen Verdemütigung erwidern, in dem er sich mit dem Angesicht auf die Erde warf. Aber Simeon hieß ihn zu sich auf die Säule kommen, umarmte ihn zärtlich, sagte ihm einiges voraus, was ihm begegnen werde, und bestärkte ihn in seinem Vorhaben.

 

In der heiligen Stadt wählte sich Theodosius zum Lehrer im geistlichen Leben den hochbetagten Mönch Longinus, der in einer Zelle des sogenannten Turmes Davids wohnte. Dieser pries sich glücklich, einen so tugendhaften Jünger gefunden zu haben, entließ ihn dann aber auf Drängen einer reichen Frau namens Ikelia, die eine prächtige Marienkirche an der Straße nach Bethlehem erbaut hatte, zum Dienst an dieser Kirche. Er wird also wohl schon damals Priester gewesen sein. Doch entsagte er diesem Amt, das er nur auf ausdrücklichen Befehl seines Oberen übernommen hatte, auch bald wieder aus Furcht, die vielen Lobeserhebungen, die seiner trefflichen Amtsführung und seinen Tugenden zuteilwurden, möchten sein Herz verderben. Er wanderte in der Wüste Juda weiter ostwärts und bezog auf einem Berg eine Höhle. Hier lebte er, ganz der inneren Sammlung ergeben, in solcher Zerknirschung des Herzens, dass bei seinen ganze Nächte währenden Gebeten häufige Tränen der innigsten Rührung flossen. Gemüse und wilde Kräuter waren seine ganze Nahrung. Den Genuss von Brot hatte er sich gänzlich versagt. Dreißig Jahre lang übte er diese große Entsagung, bis später eine Milderung gebeten erschien.

 

Gedachte so Theodosius sich den Blicken der Menschen zu entziehen, so gab Gott seiner Tugend einen Solchen Glanz, dass er wie ein helles Licht sich selber entdeckte, um anderen nützlich zu werden. Bei dem allgemeinen Zug nach einem vollkommenen Leben, der damals alle Wüsten bevölkerte, kamen Heilsbegierige auch zu dem heiligen Einsiedler und baten, sich ihm als ihrem Führer anschließen zu dürfen. Da er hierin den sichtbaren Willen Gottes zu erkennen glaubte, so konnte er nicht widersprechen. Nur bis sieben sollte die Zahl der Jünger gehen, aber wie gewaltig ist sie in der Folge gewachsen!

 

Als erste eindringliche Lehre wollte Theodosius unvergesslich die Nützlichkeit des Andenkens an das Ende, an den Tod einprägen. Daher ließ er eine für die ganze Gemeinde bestimmte Grabstätte machen. Als sie vollendet war, führte er seine Brüder dahin und sprach in seiner einnehmenden Art, mit der er die ernstesten Dinge durch gewinnende Freundlichkeit zu mildern wusste: „Hier ist uns allen das Grab bereitet; aber wer von euch wird es einweihen?“ Einer von ihnen, Basilius, ein Priester, nahm das Wort als ihm geltend auf. Er warf sich vor dem Vorsteher auf die Knie und bat um seinen Segen. Der Heilige, der in die Zukunft zu schauen vermochte, wusste, dass Gott wirklich das Opfer des Basilius annehmen würde, ließ ihn in die Grabstätte eintreten und für ihn die Gebete für die Verstorbenen verrichten, wie sie am Tag des Hinscheidens und am dritten, neunten und vierzigsten Tag üblich waren. Bekanntlich ist heute noch in der Kirche der Dritte, Siebente und Dreißigste in Gebrauch. Und merkwürdig! Nach Schluss dieser Gebete, am vierzigsten Tag, verfiel Basilius, ohne vorher ein Fieber oder sonst einen Schmerz gehabt zu haben, in einen sanften Schlaf, der ihm zum Todesschlaf wurde.

 

Diesem ersten Zeugnis, das Gott für die Tugendgröße seines Dieners Theodosius ablegen wollte, folgten noch mehrere. Das zog aber eine große Zahl von Schülern an und zwang schließlich den Vorsteher, ein geräumiges Haus zu ihrer Aufnahme zu bauen, nachdem er Gottes augenscheinlichen Willen hierzu erkannt hatte. Männer aus allen Ständen, Beamte, Gelehrte, Kaufleute, Militärpersonen entsagten ihren Stellen, und wie ein Wunder war es zu schauen, wie eine so große Verschiedenheit der Stände und Nationen sich eines Sinnes an einem Ort zusammenfanden. Was aber noch wunderbarer zu schauen war, das war die treffliche Ordnung und Einrichtung, die Theodosius, die Seele des Ganzen, dem scheinbaren Wirrwarr zu geben wusste. Zelle um Zelle, Gebäude um Gebäude wuchsen, so wie es das Bedürfnis verlangte, wuchsen zur Form einer Stadt in der Wüste, deren Ruinen noch heute den Namen Der-Dosi (Theodosius) führen. Die Mönche waren nach ihren Wohnräumen und teilweise auch im Gottesdienst in drei Abteilungen geschieden. Die griechisch Redenden aus dem Reich, die Armenier, zu denen auch Perser und Araber zählten, und als dritte, die Bessen, slavonische Völker aus Thrazien und den nördlichen Ländern, hatten jede ihre eigene Kirche. Darin hielten sie die sieben kirchlichen Tagzeiten und den vorbereitenden Teil der heiligen Messe bis zum Evangelium. Dann versammelten sich die Armenier und Bessen zur Feier der heiligen Geheimnisse und zum Empfang der heiligen Kommunion in der großen Kirche der Griechen. Eine vierte Kirche wurde errichtet für die Büßer, die Besessenen und Irrsinnigen, deren Heilung der Heilige mit besonders väterlicher Liebe und zartem Mitleid sich hingab. Mit dem Kloster waren dann drei Krankenhäuser verbunden für fremde Mönche und Einsiedler, für Laien besseren Standes und für Gebrechliche Arme. Ein Herbergshaus nahm die fremden Pilger auf, deren Zahl einmal so groß war, dass beinahe hundert besetzte Tische zu ihrer Speisung aufgestellt werden mussten. Da ereignete es sich auch mehr als einmal, dass Theodosius durch die Kraft seines Gebetes dem Mangel der erforderlichen Nahrungsmittel abhelfen musste.

 

Aus diesen Einrichtungen erhellt von selbst, dass die Brüder außer dem Gebet die Übung der christlichen Nächstenliebe und die Betätigung aller Handwerke und Arbeiten, wie man sie in einem so großen Haushalt brauchte, zu ihrer Pflicht gemacht hatten. Nie und nimmer, schon von Anfang an nicht, duldete man in den Klöstern den Müßiggang. Wo übrigens die Gottesliebe lebendig ist, da sucht und findet sie immer Wege, um auch das Wohl des Nächsten in opferfreudiger Liebe zu fördern.

 

Wegen der großen Verdienste um die Einrichtung des klösterlichen Lebens wurde Theodosius, dessen Kloster das größte in Palästina war, von den unter dem Vorsitz des Patriarchen Sallustius in Jerusalem im Jahr 493 versammelten Mönchen zum Archimandriten, zum Vorsteher aller Mönche des Heiligen Landes gewählt, während die Oberaufsicht über die Anachoreten oder Eremiten (Einsiedler) dem heiligen Sabbas (Fest 5. Dezember) übertragen wurde. Diese beiden Männer waren in treuer Freundschaft miteinander verbunden. Was sie aber so oft zusammenführte, das war die gegenseitige Erbauung, die Beratung in geistlichen Dingen und das Wohl der Kirche. In den damaligen Kämpfen gegen die Irrlehre des Eutyches, der die zwei Naturen in Christus leugnete, waren es diese beiden unerschrockenen Heiligen, die dem Eindringen des Irrtums in die Kirche von Jerusalem kräftig wehrten. Schon hatte der Erzbischof Johannes dem Treiben des hinterlistigen und gewalttätigen Kaisers Anastasius nachgegeben und der Kirchenversammlung von Chalcedon, durch die des Eutyches Irrlehre verworfen worden war, die Anerkennung versagt. Da bewogen Theodosius und Sabbas den Erzbischof zu öffentlichem Widerruf. Umgeben von den beiden Äbten, verkündete der Erzbischof von der Kanzel aus dem dichtgedrängten Volk die Verwerfung der Irrlehre und aller ihrer Anhänger. Als die drei von der Kanzel herabgestiegen waren, kehrte Theodosius in seinem Glaubenseifer nochmals dorthin zurück und rief feierlich aus: „Wer die vier heiligen Konzilien nicht wie die vier heiligen Evangelien annimmt, der sei im Bann.“ Der Plan, den mutigen Verteidiger der Lehre der Kirche in die Verbannung zu schicken, kam nicht zur Ausführung.

 

Dem so segensreich wirkenden Diener Gottes blieben auch die Leiden nicht erspart. Als ihm in seiner letzten, sehr schmerzhaften Krankheit jemand den Rat gab, von Gott Linderung zu erbitten, sprach er das schöne Wort: „Nein, nein, ein solches Gebet würde ein Zeichen der Ungeduld sein und mir meine Krone rauben.“ Sterbend konnte er auf 105 gottgesegnete Lebensjahre zurückblicken.

 

Er hat unserer heiligen Kirche viel Mühe und Kampf gekostet, die Lehre Christi in allen Stürmen rein und unverfälscht zu erhalten. Darum sei das Erbgut unseres Glaubens uns auch jederzeit ein treu zu hütendes Kleinod in den alles stürzenden Wirren unserer Zeit!

 

Die gottselige Maria von Mörl, stigmatisierte Jungfrau,

+ 11.1.1868 – Fest: 11. Januar

 

Als die ägyptischen Zauberer zu Zeiten des Pharao es dem Mose gleichtun wollten an Wundern, es aber nicht vermochten, da mussten sie notgedrungen bekennen: „Das ist der Finger Gottes!“ Wie oft, auch in unseren Zeiten noch, erscheint Gottes Finger, ob er nun strafend erhoben ist oder gütig und barmherzig an einem Menschenkind seine wunderbare Macht zeigt. Durch eine innige, übernatürliche Liebesvereinigung mit dem Menschen hebt Gott bisweilen in der Ekstase die Betätigung der Sinne teilweise oder gänzlich auf. Nicht gar selten sind auch die Fälle, dass der Herr die Begnadeten an seinem Leiden fühlbar teilnehmen und an ihnen die Wundmale sichtbar werden lässt, die er in seinem Leiden getragen hat. Derartige im Leben der katholischen Kirche nicht überraschende Erscheinungen, wie weltunbekannt und arm die so Begnadeten auch immer sein mögen, dienen doch in besonderer Weise zur Verherrlichung Gottes, zur Stärkung des Glaubens und zur Verteidigung der katholischen Wahrheit.

 

Kaltern bei Bozen im katholisch-gläubigen Tirol, das merkwürdig viele Stigmatisierte aufweist, war die Heimat der so außerordentlich begnadeten Jungfrau Maria Theresia von Mörl, geboren am 16. Oktober 1812. Ein frommes Kind von Jugend auf, besaß sie gute Geistesanlagen, aber kein Zeichen einer besonders lebhaften Einbildungskraft. Sie tat auch nichts, eine solche durch Lesung von Büchern und dergl. hervorzurufen oder zu nähren. Was sie auszeichnete, war eine große Verständigkeit und Geschicklichkeit in allen Verrichtungen, eine liebreiche Gutmütigkeit, die sich besonders gegen die Armen äußerte, und ein seltener Eifer im Gebet. Schon von ihrem fünften Jahr an suchte sie Gott mit vielen Krankheiten heim, was sie immer nur noch ernster und religiöser machte.

 

In dem schweren Haushalt der Eltern Marias, die durch ihrer Hände Arbeit ihre vielen Kinder ernähren mussten, war nicht selten die Not zu Gast. Maria wurde in ihrem vierzehnten Lebensjahr nach Cles in Nonsberg über das Gebirge geschickt, um dort das Italienische zu erlernen. Doch starb bald die Mutter. Maria wurde zurückgerufen, dem Haushalt vorzustehen. Sie schien den harten Verlust nicht überwinden zu können. Kummer und Sorgen, wachsende Not bedrängten das arme Mädchen. Abermals, im achtzehnten Lebensjahr, erkrankte sie aufs heftigste. Krämpfe aller Art durchzuckten ihren schwachen Körper, häufiger Blutauswurf zeigte sich. Wohl trat wieder Besserung ein, doch blieb sie seitdem fortdauernd siech. Gott zuliebe und wohl auch mit Rücksicht auf die ärztlichen Kosten, verzichtete Maria auf die Linderung, die ihr der Arzt hätte verschaffen können. Mit heldenmütiger Ergebung ertrug sie die anhaltenden großen Leiden.

 

Zu den körperlichen Prüfungen gesellten sich auch geistige mancherlei Art. Doch da kannte sie eine wirksame Arznei, das heiligste Altarsakrament. Stufenweise schritt die fromme Jungfrau fort auf dem inneren Weg der Gnade, während äußerlich noch keine ungewöhnliche Erscheinung wahrnehmbar war. Vom zwanzigsten Lebensjahr an machte man aber die Erfahrung, dass Maria zu gewissen Zeiten, besonders so oft sie die heilige Kommunion empfangen hatte, auf gestellte Fragen keine Antwort gab und ganz abwesend schien. Bald prägten sich immer bestimmter die Erscheinungen der Ekstase, der Verzückung in Gott, aus. Stundenlang verharrte sie kniend im Gebet, ohne wahrzunehmen, was um sie her vorging. Das innere Schauen wurde ihr zur zweiten Natur. Am Fronleichnamstag 1832 blieb sie sechsunddreißig Stunden auf derselben Stelle kniend in Beschauung. Ihr Beichtvater, der Kapuzinerpater Kapistran, ein frommer, durch eigene Leiden geprüfter und in der Seelenleitung erfahrener Mann, sah sich veranlasst, diesen außerordentlichen Zustand in Kraft des Gehorsams, zu dem sich Maria durch ein Gelübde als Terziarin verpflichtete, zu regeln. Das innere Sehvermögen erstreckte sich auch auf natürliche Dinge ihrer Umgebung. Sie warnte vor Gefahren, deren Bestehen sich hernach als richtig erwies.

 

Der Ruf ihres ekstatischen Gebetes verbreitete sich allenthalben. Eine allgemeine Bewegung ergriff das Volk. Zu Tausenden, ganze Gemeinden mit Kreuz und Fahnen, wallfahrteten die Leute nach Kaltern, um sich an dem unbeschreiblichen und tief ergreifenden Anblick der betenden Jungfrau zu erbauen. Schließlich mussten geistliche und weltliche Obrigkeit dem Zudrang des Volkes, das sich auch willig fügte, ein Ziel setzen. Aber noch lange nachher wurden die guten Folgen des Eindrucks gerühmt, den die wunderbare Erscheinung auf das gläubige Gemüt ausgeübt hatte.

 

Um Lichtmess 1834 trat die Stigmatisation ein, die Bezeichnung mit den Wundmalen Christi. Ohne alles Aufsehen, ganz einfach ging es zu, wie bei allen Erscheinungen. Schon im Herbst vorher wurden inmitten der Hände Vertiefungen sichtbar. Als ihr Beichtvater dann einmal die Jungfrau traf, wie sie, kindlich erschrocken, sich mit einem Tuch die Hände wischte, und Blut daran bemerkte, fragte er, was das zu bedeuten habe. Sie erwiderte, sie wisse selber nicht recht, was ihr widerfahren ist, sie müsse sich wohl blutig gerissen haben. Es waren aber die Male, die sich mehr und mehr zeigten und nun bleibend befestigten. Auch an den Füßen und der Seite traten sie auf. Am Donnerstagabend und am Freitag drang meistens helles Blut in Tropfen aus ihnen hervor, an den übrigen Tagen deckte eine vertrocknete Blutkruste die Wunden, ohne dass die geringste Entzündung oder Geschwulst sich zeigte. Die Wunden heilten nicht, eiterten aber auch nicht, trugen somit wunderbaren Charakter. Der Unglaube macht geltend, solche Erscheinungen könnten durch Autosuggestion, das heißt durch kräftige Erweckung einer Vorstellung, durch Selbstbeeinflussung des eignen Willens, durch lebhafte Vorstellung besonders der Wundmale Christi, an sich herbeigeführt werden. Wenn auch eine starke Einbildungskraft bisweilen das Austreten einiger geringer Blutstropfen hervorzurufen vermag, so doch niemals ein anhaltendes Bluten und dauernde Wundmale. Die bescheidene, kindlich demütige Maria Mörl hatte von vornherein gar keinen Gedanken an derartiges, und nachdem einmal die Wundmale auftraten, suchte sie sie aufs sorgfältigste zu verbergen, wie gewöhnlich alles, was ihren inneren Zustand hätte verraten können.

 

Joseph von Görres, einer der scharfsinnigsten Geister, vielleicht der gelehrteste Mann seiner Zeit, beobachtete die ekstatische Jungfrau zu wiederholten Malen. Er berichtet ausführlich darüber, wie er sie den größten Teil des Tages in ihrem Bett kniend in der Ekstase gesehen habe. Die Hände mit den sichtbaren Malen waren vor der Brust gefaltet, das Angesicht war zur Kirche hingewandt und etwas erhoben, der Blick der Augen mit dem Ausdruck des tiefsten Versenktseins in die Höhe gerichtet, keine Bewegung an der knienden Gestalt stundenlang bemerkbar, außer ein leicht in der Brust spielendes Atemholen, manchmal auch ein kleines Wanken; ein Anblick, keinem anderen vergleichbar, als von ferne dem, den die Engel Gottes geben mögen, wenn sie in Betrachtung seiner Herrlichkeit versunken, vor seinem Thron knien. Kein Wunder, dass die Gestalt von der allerergreifendsten Wirkung auf jeden Beschauenden ist, so dass selbst die rohesten Gemüter ihm nicht zu widerstehen vermögen und Tränen der freudigsten Überraschung und Erhebung um sie her in Menge fließen.

 

Sie beschäftigt sich in diesen Ekstasen mit einer fortlaufenden inneren Anschauung des Lebens und Leidens Christi, mit Anbetung des allerheiligsten Altarsakramentes und mit einem wohlgeregelten, betrachtenden Gebet nach der Ordnung des Kirchenjahres. Die Ereignisse, die sie vorhergesagt hat, haben durchgängig zur Zeit der Vorhersage keinen irgend haltbaren Grund zur Erkenntnis gehabt, weil ihr viel späteres Eintreffen ausschließlich von der immer wandelbaren und nicht zu berechnenden Willkür und von höherer Fügung abhingen. Über ihre Gesichte hat sie sich nur ihrem Beichtvater gegenüber ausgesprochen, dabei wusste sie häufig bei ihrer geringen Erfahrung für die Dinge, die sie gesehen hat, keinen Namen zu finden. Deutlich aber spiegelt sich das Allgemeine des Bildes, das vor ihrer Seele steht, in der Haltung ihrer teilnehmenden Persönlichkeit ab. Am tiefsten drückt sich die Passion des Herrn in ihrem Äußeren aus. Die Handlung beginnt schon am Vormittag des Freitags. Im Verhältnis, wie sie im Vorschreiten weihevoller und darum ergreifender wird, treten auch die Züge des Todes kenntlicher hervor, bis zuletzt, wenn die Sterbestunde am Kreuz naht, außen das Bild des Todes aus allen Zügen spricht. Wenn sie dann, die Hände vor der Brust gefaltet, auf ihrem Bett kniet, die tiefste, kaum vom Atemzug der Anwesenden unterbrochene Stille um sie her, dann ist es, als ob nun ihre Lebenssonne im Niedergang steht und sich langsam unter den Gesichtskreis senkt. Bleich, wie sie während des ganzen Vorganges ist, sieht man sie dann immer mehr erbleichen, wie die Todesschauer häufiger ihr Gebein durchfahren und das sinkende Leben immer mehr verdämmert. Eben dieses Miterleben oder vielmehr Mitsterben des Todes Christi durch Maria muss ein innerlichst erschütternder Vorgang gewesen sein. Görres schildert es: Die verdickte Zunge scheint am lechzenden Gaumen zu kleben. Die vor der Brust gefalteten Hände, die anfangs nur unmerklich gesunken, gleiten nun schneller hinab, die Nägel beginnen sich blau zu färben und die Finger verschlingen sich krampfhaft ineinander. Bald wird ein Röcheln hörbar in der Kehle, der Atem immer gepresster, ringt sich nur mit Mühe aus der wie mit eisernen Banden umfangenen Brust, die Züge verstellen sich bis zur Unkenntlichkeit, der Mund des Schmerzensbildes ist jetzt weit geöffnet, die Nase zugespitzt, die starren Augen wollen brechen, in langen Zwischenräumen drängen noch einige röchelnde Atemzüge stockend sich durch die erstarrten Organe; endlich ist´s, als ob der letzte sich verhauchen wollte, dann neigt sich das Haupt, mit allen Zeichen des Todes bezeichnet, senkt sich in gänzlicher Erschöpfung, und es ist ein anderes, kaum mehr erkenntliches Gesicht, das jetzt gegen die Brust niederhängt.

 

Bei alledem bewahrte Maria Mörl ihre fröhliche, unbefangene Kindlichkeit; und das ist das Kennzeichen der Echtheit und Übernatürlichkeit ihrer Ekstasen. Nichts Trübes, Kopfhängerisches und Überspanntes war in ihrem ganzen Wesen zu entdecken, keine Spur eines heuchlerischen Gebarens oder irgend eines versteckten Hochmutes, überall nichts als der Ausdruck heiterer, unbefangener, in Einfalt und Schuldlosigkeit bewahrter Jugend. Über vierunddreißig Jahre lang lebte die begnadete Jungfrau, seit 1841 abgesondert im Tertiarinnenkloster, in ekstatischer Betrachtung der Glaubensgeheimnisse, im Fürbittgebet für allgemeine und besondere Anliegen und im Wohltun gegenüber den Armen.

 

Maria von Mörl ist nicht heilig und nicht selig gesprochen. Ihre wunderbare Begnadung war eine ihr für die Mitwelt gegebene Gnade, die sie freilich in Demut und Heiligkeit hütete. Aber auch ihr galt wie jedem schwachen Menschenkind die Mahnung: Wachet und betet!

 

Das Verfahren zur Seligsprechung Maria Mörls wurde im Jahr 2015 eingeleitet.

 

Und nochmals:

 

Die gottselige Maria von Mörl von Kaltern in Tirol,

+ 11.1.1868 – Gedenktag: 11. Januar

 

Wie überall in katholischen Ländern, so hat auch hier in Südtirol der fromme Sinn unserer Vorfahren an Straßen und Wegkreuzungen und besonders in den ausgedehnten Weinbergen zahlreiche Kreuze und andere Passionsbilder, sogenannte „Marterln“, aufgestellt, offenbar in der löblichen Absicht, dass die Wanderer und Arbeiter bei ihrem Hasten um des Leibes Unterhalt nicht ganz auf der Seele Sorge vergäßen, und dass sie beim Anblick auch ihr Gemüt doch manchmal zu demjenigen erheben mögen, der uns für sich erschaffen und erlöst und von dem alles Gute und aller Segen kommt.

 

Desgleichen pflegt auch Gott im Weinberg seiner Kirche und an der Heerstraße des Lebens von Zeit zu Zeit solch lebendige Kreuze oder blutige „Marterln“ aufzustellen, teils um die ganz ins Irdische versunkene Menschheit so recht eindringlich an höhere Wahrheiten zu gemahnen und ihr das schier vergessene erlösende Leiden und Sterben des Heilandes sozusagen lebendig wieder vorzustellen und ins Gedächtnis zurückzurufen, teils auch, um ein Mittel der Fürbitte und Sühne zu haben, um der sündigen und bußescheuen Menschheit Barmherzigkeit erweisen zu können. Eine solche auserwählte, begnadete Seele – wie Gott deren durch die Jahrhunderte schon viele erkoren – ist auch unsere Maria von Mörl, deren wunderbares und leidenvolles Leben ich hiermit im Auszug und in möglichster Kürze nach den wahrheitsgetreuen Aufzeichnungen ihres letzten Beichtvaters, P. Simon Prantauer vom hiesigen Franziskanerkloster (Kaltern), und nach Berichten von Augenzeugen, die sie noch gekannt haben, schildern will.

 

Dem aufmerksamen Leser ihrer Lebensgeschichte muss es auffallen, dass zwischen ihrem Leben und dem ihres göttlichen Bräutigams, unseres Herrn, eine große Ähnlichkeit besteht. Wie Christus der Herr seine Jugendzeit still und zurückgezogen im Haus seiner Eltern verbrachte, so auch Maria von Mörl. Als Tochter des Josef von Mörl zu Mühlen und Sichelburg und der Maria Sölva am 15. Oktober 1812 zu Kaltern als das zweitgeborene von neun Kindern geboren, zierten sie schon als Mädchen außerordentliche Frömmigkeit und zärtliche Liebe zu den Armen und Kranken. Mit 15 Jahren verlor sie durch den Tod ihre gute Mutter und musste nun bei ihren jüngeren Geschwistern Mutterstelle vertreten und das ganze Hauswesen leiten. Glühend war schon damals ihre Liebe zum leidenden Heiland und zur schmerzhaften Mutter, in deren Nachfolge sie sich abtötete und heiligte. Aber nicht immer sollte sie so still und unbekannt leben – ein Schauspiel sollte sie werden für Engel und Menschen, ein lebendiges Kreuz am Weg des Lebens, den einen Ärgernis und Torheit, den anderen aber Gottes Kraft und zum Heil! . . . Aber wie Christus, ehe er sein öffentliches Leben begann, „vom Geist in die Wüste geführt und vom Teufel versucht wurde“, so auch Maria. Im Jahr 1830 befielen sie verschiedene große und zum Teil außergewöhnliche Leiden und Krankheiten, die sie meist ans Bett fesselten, wozu sich endlich noch unsägliche Seelenleiden und Plackereien von Seite der bösen Geister gesellten. Sie sah sie in verschiedenen Schreckgestalten, als hässliche Männer, die sie fortschleppen wollten, als wilde Tiere, die sie zu zerreißen drohten, die bösen Geister versuchten sie zu verschiedenen Sünden, zum Fluchen und Gotteslästern, zum Ungehorsam gegen den Beichtvater, zu Verzweiflung und dergleichen mehr. Oft wurde sie von unsichtbaren Händen aus dem Bett geschleudert, unter die Bettstelle gepresst, der Kopf stundenlang an die Wand geschlagen. Glasscherben, Drahtstücke, Stecknadeln, Eisennägel und dergleichen wurden unter die Speisen gemischt, in den Mund gestopft, auf das Bett gestreut usw., kurz sie wurde auf verschiedene Weise gepeinigt. Aber wie einst der Herr selbst den Versucher mit dem allmächtigen Wort: „Weiche Satan!“ in die Flucht trieb, so machte auch hier das Machtwort der heiligen Kirche im Exorzismus, den der Beichtvater mit Erlaubnis des Fürstbischofs von Trient über sie anwendete, endlich diesen höllischen Plackereien ein Ende. Für die ausgestandenen Leiden und Ängsten belohnte sie nun der Herr mit außergewöhnlichen Gnaden und Tröstungen, mit der Gabe der Verzückung, der Beschauung, der Weissagung und Herzensdurchforschung und vor allem mit der höchsten Auszeichnung eines Menschen von Zeichen Gottes, mit den heiligen fünf Wundmalen, die sie am 4. Februar 1834 erhielt. Hiermit begann sozusagen ihr öffentliches Leben, denn der Ruf von diesen ihren außergewöhnlichen Zuständen zog bald Tausende aus nah und fern, aus hoch und nieder herbei, Neugierige und Hilfesuchende, und wie einst Christus umherzog „predigend und Wohltaten spendend“, so war sie auch bald all den Tausenden selbst eine stumme Predigt in ihrem Zustand oder ermahnte auch selbst infolge ihrer Herzensdurchschauung solche, deren Gewissen nicht in Ordnung war, erteilte anderen Rat und Trost, Armen und Kranken auch reichliche Almosen – ihre Pfründe einer Haller Stiftsdame verteilte sie auch fast ganz unter die Armen – und führte überhaupt nur ein Leben der Fürbitte, der Buße und Sühne für andere, für besondere und allgemeine Anliegen der ganzen heiligen Kirche. Wie einst der heilige Vater Franziskus von Assisi, dessen geistliche Tochter sie als Tertiarin und dessen getreues Nachbild sie infolge ihrer heiligen Wunden, ihres Buße- und Liebelebens war, so flogen auch ihr Vögel und Tauben beim Fenster herein zu, setzten sich zu ihr aufs Bett, auf Schultern und Arme, worüber sie sich kindlich freute.

 

Doch die größte Wonne, die Sonne ihres Lebens war das heiligste Altarsakrament. Nach der Kommunion, die ihr der Beichtvater alle acht Tage brachte, fiel sie gewöhnlich in lange, selige Verzückung, oft schwebte sie über dem Bett, mit den Zehen kaum die Bettdecke berührend, und bei Versehgängen und Prozessionen mit dem Allerheiligsten drehte sich ihr Leib in der Ekstase unwillkürlich – wie eine Blume nach der Sonne – nach der Richtung der Prozession. Jeden Donnerstag sah sie und betrachtete in der Entzückung die Einsetzung des heiligsten Altarsakramentes und vernahm alle Reden des Herrn. Abends sah sie dann und litt die Todesangst Jesu am Ölberg mit, wobei sie sich jedes Mal dreimal mit geschlossenen Händen in ihrem Bett aufs Angesicht niederwarf. Von da an in der ganzen Nacht und den ganzen Freitag betrachtete sie die verschiedenen Leidensstationen bis zur Grablegung. Besonders von 1 bis 3 Uhr war ihre Teilnahme an den Schmerzen des göttlichen Opferlammes ganz deutlich sichtbar. Ihr Antlitz wurde bleich, die Lippen blau, die Zunge vertrocknet, sie stöhnte und zuckte in unsäglichem Schmerz, der Atem wurde immer mehr gepresster, stockend, röchelnd wie bei einer Sterbenden – endlich nach 3 Uhr sank gewöhnlich ihr Haupt wie sterbend herab, und sie selbst mit wie am Kreuz ausgespannten Armen aufs Bett zurück. Jeden Donnerstagabend und Freitag bluteten ihre Wundmale. Dieses allwöchentliche Mitmachen der Leiden des Herrn war natürlich am Karfreitag noch viel peinlicher und ergreifender.

 

Der Prüfstein jeder Tugend – besonders außergewöhnlicher – ist der Gehorsam. Sie wurde von der geistlichen und weltlichen Obrigkeit verschiedenen Proben unterzogen, die sie glänzend bestand. Mochte sie noch so tief in der Ekstase und für äußere Dinge unempfänglich sein, ein einziges leises Wort ihres Beichtvaters, ja ein nur in Gedanken gegebener Befehl rief sie im Augenblick zurück. Sehr peinlich war ihr und ihrer Demut der große Zulauf des Volkes. Auch an Spöttereien und häuslichen Verdrießlichkeiten fehlte es nicht, darum sehnte sie sich nach einem ruhigen, verborgenen Plätzchen, das sie endlich gefunden zu haben glaubte. Als nämlich 1841 ihr Vater starb, übersiedelte sie samt ihrer Magd in das hiesige Tertiarinnenkloster, wo sie sich dicht neben der Kirche eine kleine, eigene Wohnung bauen ließ. Ein Fenster ihres Gemaches mündete gerade zum Tabernakel hinab. Hier verlebte sie noch 27 Jahre meist kniend auf ihrem Schmerzensbett in verzückter Betrachtung des Lebens und Leidens Jesu Christi und seiner heiligsten Mutter, im Gebet und in sühnenden Leiden für Kirche und Welt. Doch auch hier wurde sie noch von Besuchen belästigt, da auf Einflussnahme hochgestellter Personen das kirchliche Verbot ihres Besuches öfter wieder zurückgenommen wurde.

 

Aber wie einst Christus am Ende seines Lebens erst noch den Hauptzweck seiner Sendung zu erfüllen hatte, nämlich sein genugtuendes Leiden, so hatte auch Maria von Mörl erst noch kurz vor ihrem Ende das schrecklichste Leiden, den schwersten Kampf zu bestehen. In der Nacht zu Mariä Geburt 1867, so erzählt ihr Beichtvater, fühlte sie sich plötzlich mächtig angetrieben, für den Heiligen Vater in Rom und für den Kaiser von Österreich zu beten und hernach überfielen sie so schreckliche, körperliche und geistige Plagen, Angst und Trostlosigkeit, wie noch nie, sie konnte nicht mehr beten, keine Sakramente mehr empfangen, sie hielt sich für betrogen, verloren, ja ganz von Gott verlassen – wie Christus am Kreuz, so jammerte auch sie über Gottverlassenheit –, sie fand nicht einen Augenblick Ruhe noch Schlaf, weder bei Tag noch bei Nacht, sie litt schrecklichen Hunger und brennenden Durst – und konnte die ganze lange Zeit – von Mariä Geburt bis Mitte Oktober! – kein Bissen essen, keinen Tropfen Wasser trinken!

 

Endlich wie Christus der Herr in seiner Todesangst von einem Engel gestärkt wurde, so scheint auch ihr ihre zweite Namenspatronin, die heilige Theresia, zum tröstenden Engel geworden zu sein, denn seit ihrem Fest, 15. Oktober, wurde es wieder besser, die Angstbilder verschwanden, sie konnte wieder beten, kommunizieren, die Verzückungen stellten sich wieder ein, sie konnte endlich auch wieder leiblich etwas genießen. Schließlich kam sie in einen ganz außergewöhnlichen Zustand der Freude, sie hörte den ganzen Tag Triumphgeläute und Jubelgesänge und sang und jubelte selbst den ganzen Tag: „Gott sei gedankt, die Kirche hat gesiegt . . . wie groß – so hörte sie der Beichtvater einmal sagen – wie groß bist du o Gott, ein armes Mädel wie ich, hast du erwählt, um deine Feinde zu Schanden zu machen!“ –

 

Aber körperlich konnte sie sich nicht mehr erholen, es ging rasch ihrem Ende zu, das sie selbst schon längst für diese Zeit vorausgesagt hatte, ihre Aufgabe war erfüllt. Am Fest der heiligen drei Könige spendete ihr der Beichtvater die heiligen Sterbesakramente, und am Morgen des 11. Januar 1868 entschlief sie sanft und ruhig im Herrn, nachdem sie kurz vorher noch gesagt haben soll: „o wie schön, o wie schön!“ Ihr Leib ruht in einem Metallsarg in der von Mörlschen Grabstätte am hiesigen Friedhof. Im Jahr 2015 wurde das Verfahren zu ihrer Seligsprechung eingeleitet.

 

Der selige Thomas von Cori, Franziskaner-Priester in Italien,

 + 11.1.1729 - Gedenktag: 11. Januar

 

Leben

Thomas Placidi erblickte das Licht der Welt am 3. Juni 1655 zu Cori (Cora) im Kirchenstaat. Die Eltern waren einfache Bürgersleute. Seinen Beinamen hat er von seiner Vaterstadt. Es war Sitte im seraphischen Orden, auf alles Irdische nicht nur, sondern selbst auf den Familiennamen, etwaigen Adel, ja selbst auf den Namen des Geburtsortes zu verzichten. So finden wir viele Heilige mit dem Beinamen vom Geburtsort oder von dem Namen des Vaterlandes, z.B. Thomas der Deutsche. Diese Sitte ist an sich sehr schön, gab aber häufig Anlass zu Verwechslungen, die den Hapiologen etc. große Schwierigkeiten bereiten. - Der fromme Thomas war lernbegierig und nahm seine Bücher zum Viehhüten mit. Was er sich verdiente, verteilte er an seine Schwestern, dass sie sich gut verheiraten konnten, und trat mit 20 Jahren in den Orden des heiligen Franziskus bei den Observanten. Sein erstes heiliges Messopfer feierte er unter vielen Tränen. Gegen sich selbst ungemein streng, war er gegenüber seinen Mitbrüdern und gegenüber den Armen ganz mildreich. Er wirkte viel als Prediger und Beichtvater. Es war ihm die besondere Gnade von Gott verliehen, Sünder zu bekehren, sowie Kranke und Sterbende zu trösten. In dieser Beziehung scheute er keine Schwierigkeit der Witterung und Wege. Nicht selten vermehrte Gott die Lebensmittel in seinen Händen für die Armen. Ihm waren auch die Gaben der Weissagung und Erkenntnis der Herzen zuteil geworden. Mit der seligsten Jungfrau und Mutter Gottes Maria war er so vertraut, wie ein Kind mit seiner Mutter. Jeden freien Augenblick besuchte er Jesus, den Gefangenen der Liebe im Tabernakel. Vor seinem Hinscheiden wurde Thomas in einer Verzückung über sein Lager emporgehoben, und seine Zelle erglänzte in übernatürlichem Licht. Dessen reine Seele wurde in den Himmel aufgenommen am 11. Januar 1729. Sein Tod erfolgte im Kloster zu Civitella. Papst Pius VI. sprach ihn 1785 selig. Papst Pius IX. bewilligte 1852 einen Ablass auf das Responsorium zu Ehren des Seligen.

 

Gebet der Kirche

O Gott, der du den von Liebe zu Dir entflammten seligen Thomas mit innerer Abtötung und außerordentlicher Liebe zum Nächsten geschmückt hast: verleihe uns durch seine Verdienste und Fürbitte, dass wir uns aus Liebe zu Dir selbstverleugnen und durch beständige Übung von Liebeswerken die ewige Belohnung zu erlangen verdienen mögen. Amen. 

 

Mutter Electa von Jesus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 11. Januar 1663 entschlief zu Prag die lobwürdige Mutter Electa von Jesus. Maria Electa hatte einen ausgesprochenen Beruf zur Vollkommenheit. Sie entsprach ihm auch von ihrer ersten Jugend an, besonders seit dem 2. Juli 1626, an dem sie zugleich mit ihrer Schwester zu Terni das Kleid der unbeschuhten Karmelitinnen erhielt. Die Oberin nahm sie im Jahr 1629 zu einer Klosterstiftung in Wien als Begleiterin mit. Am 2. November kamen sie in der Kaiserstadt an. Die Majestäten empfingen sie aufs Freundlichste und brachten ihnen das größte Wohlwollen und die höchste Achtung entgegen. Hier erhielt Electa auf Wunsch der Priorin den Zunamen "von Jesus". Im ersten Jahr 1638 wurde sie selbst zur Priorin erwählt, musste aber ihr Amt im Jahr 1643 niederlegen und sich nach Graz begeben, um dort mit Schwester Paula Maria ein anderes Kloster zu gründen. Von Graz wurde sie 1656 nach Prag gesandt. Eine Hofdame, de Conderas mit Namen, sah im Traum zu Prag ein neues Kloster, in dem Töchter der heiligen Theresia walteten, und von dem aus der Stadt Schutz gegen die ärgsten Drangsale zuteilwurde. Dies war die Veranlassung der Stiftung. Die Kaiserin, die davon erfuhr, bestand darauf, dass sie vollzogen würde. Kardinal-Erzbischof Graf Harrach empfing Electa und ihre Begleiterinnen aufs Feierlichste. Zwei Tage nach dem Einzug machten der Kaiser, die Kaiserin und Erzherzog Leopold, die eben in Prag weilten, Besuch im neu gegründeten Kloster. Am 10. November wurde das Allerheiligste eingesetzt. Am 11. Januar 1663 früh drei Uhr starb Mutter Electa 57 Jahre alt, wovon sie 37 Jahre im Orden verbracht hatte. Auffallend ist, was sich nach ihrem Tod mit ihrem Leib zutrug. Ihre Mitschwestern hatten Maria Electa immer für eine außerordentliche Heilige gehalten. Weil sie nun von einzelnen Heiligen gelesen hatten, dass deren Leiber unverwest blieben, mutmaßten sie, dies könnte auch bei dem Leib der gottseligen Mutter Maria Electa der Fall sein. Manche auffällige Gebetserhörungen, die einzeln auf Anrufung der teuren Verstorbenen erzielten, bestärkten sie noch in ihrer Annahme. Schwester Maria Theresia behauptete überdies, Electa sei zu ihr gekommen und habe gewünscht, dass ihr Leib erhoben würde, weil er unverwest wäre. Schließlich machten sich die Priorin mit der Subpriorin und den drei ältesten Schwestern daran, den Leib zu erheben. Wohlgeruch drang aus dem Grab, als eine kleine Öffnung entstand. Der Sarg war "voll Feuchtigkeit und mit Schimmel überzogen". Die Kleider waren vermodert, der Leib jedoch ganz unversehrt, obwohl das Wasser eine Spanne hoch im Sarg stand. Die Farbe war ganz frisch und verdunkelte sich erst, als man die einzelnen Teile wusch. Man hatte den Leib zu diesem Zweck aus dem Sarg genommen. Die Schwestern hätten ihn aus Bequemlichkeitsgründen gern auf einen Stuhl gesetzt, was infolge der Leichenstarre jedoch unmöglich geschehen konnte. Die Gebeine wären eher entzweigebrochen, als dass sie sich gebogen hätten. Die Priorin gab nun der gottseligen Mutter den Auftrag, sie möchte auch nach dem Tod gehorchen und sich setzen, nachdem sie doch im Leben stets gehorsam gewesen war. Und siehe, die Tote bog ihre Knie und von dieser Zeit an blieben die Glieder beweglich. Nun erschien es als nicht angemessen, dass der Kopf auf die Brust herabhing. Bei der Beerdigung war nämlich der Sarg zu kurz gewesen. Man hatte deshalb Mühe, den Leichnam hineinzubringen, und zerbrach dabei das Genick. Auf das Wort der Priorin, sie möchte, nachdem sie sich aus Gehorsam gesetzt, auch das Haupt erheben, wurde es sofort beweglich und ruht seitdem aufrecht auf dem Nacken. Doktor Franzmann, Professor der Medizin und Rektor Magnifikus der Universität, den man rief, erklärte unter den obwaltenden Umständen sei die tatsächliche Unversehrtheit des Leibes der Toten, sowie das Sitzen und das Aufrechthalten des Kopfes "nicht natürlich, sondern man müsse hierin den Finger Gottes erkennen".

 

Gebet am 11. Januar

 

Ich grüße dich von Herzen, du Mutter und Gebärerin Gottes. Alle Geschlechter preisen dich selig, die Könige loben dich, die Fürsten huldigen dir, die Vornehmsten des Volkes tragen dir ihre Bitten vor, und die heiligen Jungfrauen rechnen es sich zur Ehre, dir zu folgen. O Maria, wenn ich auf dich vertraue, werde ich selig sein. Wenn ich unter deinem Schutz lebe, habe ich nichts zu fürchten, denn der Herr hat in deine Hände gelegt die Waffen des Heils, die er denen übergibt, die er selig machen will. Amen. 

 

Zu Gott

 

In allem bete ich, o mein Gott, Deinen heiligen Willen an und wünsche, dass alle meine Gedanken, Worte und Werke mit Ihm übereinstimmen mögen. Gib mir die Gnade, eher alles hinzugeben, als Dir ungehorsam zu werden. Mein Tod sei die Vollendung des Opfers, das ich Deiner göttlichen Gerechtigkeit darbringe, damit ich durch die Verdienste meines Heilandes des Glückes teilhaftig werde, Dich ewig zu besitzen. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Hyginus

 

Allmächtiger Gott, sieh auf unsere Schwachheit herab, und weil uns die Last unserer eigenen Handlungen zu Boden drückt, stärke uns durch die Fürbitte des heiligen Martyrers und Bischofs Hyginus, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Das oben beim heiligen Theodosius erwähnte Wunder des vermehrten Brotes zeigte sich besonders an den hohen Festtagen der seligsten Jungfrau, wo eine unzählige Menge Volkes in seiner Kirche zusammenkam, indem der heilige Theodosius bei fortdauernder Hungersnot einen jeden zu Genügen speiste, und noch so viel mitgab, dass er unterwegs und zu Hause zehren konnte. 

 

Andacht am 11. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Die Liebe Gottes zu den Menschen machte Ihn, wenn ich mich so ausdrücken darf, gleichsam zum Verschwender Seiner selbst. Denn ist nicht Verschwender Seiner selbst gegenüber den Menschen, wer nicht nur Alles für sie hingibt was Er hat, sondern auch das, was Er selbst ist?" (Der selige Abt Guerricus)

Es kam dem heiligen Augustinus so vor, als riefen Sonne, Mond und Sterne, Berge und Täler, Flüsse und Meere, ja alle sichtbaren Wesen der Schöpfung ihm zu: Augustinus, liebe Gott, denn um deinetwillen erschuf Er uns: auf dass du Ihn liebst! - "Sollen wir aber den Sohn Gottes lieben, weil Er uns gab, was immer wir haben: was sollen wir Ihm denn dafür geben, dass Er sich selbst uns gegeben hat?" spricht der heilige Bernard. Ganz hat Er sich uns gegeben, und ist gleichsam zu unserem Gebrauch da.

Ein gelehrter Diener Gottes sprach: "Gott machte den Menschen zwei wunderbare Geschenke; Er gab ihnen Sein Wort und Seine Liebe; diese beiden Dinge aber sind das ganze Vermögen Gottes und Sein ganzer Schatz. Der Besitz des Sohnes Gottes und des Heiligen Geistes sind unser höchstes Gut. Diese beiden Gaben zu erkaufen, sollen wir alles verkaufen, was wir sonst besitzen, und allen Habseligkeiten, als überflüssige Dinge, entsagen. Und dann werden wir das Reich Gottes in uns haben, und die Fülle Gottes besitzen."

 

O wie überaus dumm habe ich gehandelt, dass ich durch die Sünde meinem höchsten Gut, ja dem höchsten Gut Gottes entsagt habe, und es für bare Eitelkeit hintansetzte, die zu ewigem Verderben führt! Von Herzen bitte ich deshalb um Verzeihung, o Herr, mein Gott! O könnte ich für meine, ja für alle Sünden büßen, die je gegen Dich begangen wurden! O ewiger Vater, der Du auch mein Vater bist, gib mir Deinen Sohn und den Heiligen Geist!, denn wie sollte mir nicht genügen, was Dir selbst genügt. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 11. Januar

 

"Wer Jesus Christus gefunden hat, besitzt einen kostbaren Schatz.

Er sei bedacht, ihn mit Sorgfalt zu bewahren."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 11. Januar - Wie Gott verloren und wiedergefunden wird

 

Mein Heiland, geh mit mir nicht ins Gericht,

Wenn ich aus angeborener Schwäche fehle.

Ach, trauernd suche ich dein Angesicht.

Denn fiel ich auch, liebt doch dich meine Seele. 

 

1. Verloren wird Gott durch die Sünde. Wiedergefunden wird er durch die Buße. Die Todsünde bricht das Band der Liebe, die uns mit Gott vereint, und vertreibt ihn aus der Seele, in der sie herrscht. Zerknirschung aber, Seufzer und Tränen helfen uns ihn abermals zu finden. Suchen müssen wir ihn wie die jungfräuliche Mutter ihren göttlichen Sohn: schmerzlich, eifrig, demütig und andächtig. Auch müssen wir nicht ablassen, ihn zu suchen, bis wir ihn endlich gefunden haben. Vergeblich jedoch suchen wir ihn in der großen Welt, in Gesellschaften, unter Freunden und Verwandten. Er wird nur im Tempel, nur bei gottesfürchtigen Menschen gefunden. Wann, wo und wie suchst du ihn?

 

2. Die lässliche Sünde bricht zwar das Band der Liebe nicht, doch schwächt sie die Vereinigung. Gott weicht nicht gänzlich von der Seele, die durch solche Sünden ihn beleidigt. Aber er leitet und tröstet sie nicht mehr wie früher, und entzieht ihr seinen besonderen Schutz. Dadurch aber versinkt sie in Kaltsinn, verliert seine heilige Gegenwart aus den Augen, und neigt sich allmählich zu schwereren Sünden. Verloren wird seine heilige Gegenwart durch Zerstreuung der Sinne und des Geistes, durch den Lärm der Leidenschaften, durch den Umgang mit der Welt, durch eitle Begierden und Vorwitz. Wiedergefunden aber wird sie durch Entfesselung von den Geschöpfen, durch Einsamkeit und innerliche Sammlung.

 

3. O liebevoller Jesus, wo ist die Zeit, da du in meinem Herzen wie in deiner Wohnstätte, wie in einem freundlichen Wonnegarten wohntest. Ach, wie selig war damals meine Seele. Wie überaus wohl war mir in deiner liebevollen Gegenwart. Wie glühte mein Herz nach deinen lieblichen Worten. Wo bist du, Geliebter meiner Seele? Verlassen hast du mich, oder vielmehr verloren habe ich dich. Wie in einer öden Wildnis irre ich nun, die kein Tau des Himmels benetzt. Du Quell des lebendigen Wassers, wann wirst du meine lechzende Seele wieder mit deinem Trost erquicken? Suchen will ich dich, und nicht nachlassen, bis ich dich wiedergefunden habe. "Ich fand ihn, den meine Seele liebt. Ich packte ihn, ließ ihn nicht mehr los." (Hohelied 3,4)

 

12. Januar

 

Die heilige Tatjana, Martyrin von Rom,

+ 222-235 – Fest: 12. Januar

 

Über diese frühzeitig verehrte Glaubenszeugin ist – wie dies ja vielfach der Fall ist bei Märtyrerinnen und Märtyrern der frühchristlichen Zeit – nur wenig gesichert überliefert. Sie erlitt, das jedenfalls dürfte feststehen, unter Kaiser Septimius Severus (146-211) den Martertod; ihre früher vorwiegend für den slawischen Raum geltende Beliebtheit als Namenspatronin hat sich inzwischen auch bei uns verbreitet.

 

Der heilige Satyrus, Martyrer von Achaja, Griechenland,

+ 12.1.257 – Fest: 12. Januar

 

Satyrus, in Arabien geboren um die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts, zeichnete sich unter allen seinen Zeitgenossen durch eine seltene Anhänglichkeit an die Religion Jesu und durch einen vorzüglichen Eifer aus, sie gegen die Angriffe der Heiden zu verteidigen, weswegen er schweren Verfolgungen ausgesetzt war. Aber freudig ertrug er alle Leiden um Jesu willen und sah mit inniger Sehnsucht der Zeit entgegen, wo er gewürdigt werden würde, für Gott und die heilige Religion sein Blut und Leben zu opfern. Sein Verlangen wurde erfüllt, als er in Begleitung seiner heiligen Gefährten, Cyriacus und Moscentius in Achaia vor einem Götzentempel vorbeiging und das darin sich befindliche Bild erblickte, dem soeben Opfer gebracht wurden. Ergriffen vom heiligen Zorn über den schändlichen Götzendienst, verfluchte er ihn und nachdem er sich mit dem heiligen Kreuz bezeichnet hatte, stürzte der Abgott samt seiner Säule zu Boden. Dieses Ereignis brachte die Heiden in Wut und Verzweiflung. Sie überfielen die heiligen Bekenner auf öffentlichem Platz, misshandelten sie unter den größten Gewalttätigkeiten und halbtot wurden sie schließlich enthauptet im Jahr 257.

 

Der heilige Tigrius, Priester und Martyrer von Konstantinopel,

+ 395-408 – Fest: 12. Januar

 

Tigrius kam am Ende des 4. Jahrhunderts als ein christlicher Sklave nach Konstantinopel, wo er sich durch seine Treue und Frömmigkeit so sehr die Liebe seines Herrn erwarb, dass er ihm die Freiheit schenkte und ihn wegen seiner hohen Tugenden und gründlicher Gelehrsamkeit dem Patriarchen empfahl. Der erteilte ihm nach einer langen und strengen Prüfungszeit die heiligen Weihen und stellte ihn als Priester an der Patriarchalkirche an. Tigrius machte seinem Stand durch sein heiliges Leben große Ehre, denn Gebet und die Lesung der heiligen Schriften, die Verkündigung des göttlichen Wortes und der Besuch der Kranken, Armen und Gefangenen, verbunden mit einem reinen, gottseligen Wandel, war sein Tagewerk. Geehrt und geachtet von allen Frommen als die Zierde der Geistlichkeit, wirkte der heilige Tigrius rastlos in seinem Beruf, bis zu der unglücklichen Zeit, wo unter der Regierung des Kaisers Arcadius in Konstantinopel eine Feuersbrunst unersetzlichen Schaden anrichtete und den Gläubigen die Schuld daran zur Last gelegt wurde. Optatus, damals Präfekt der Kaiserstadt, begünstigte die Ketzer und wartete schon lange mit Sehnsucht auf eine gute Gelegenheit, die wahren Gläubigen zu verfolgen und zu unterdrücken. Jetzt war sein Verlangen erfüllt und unter dem Schein der Gerechtigkeit wütete er wie ein Barbar und vergoss eine Menge unschuldiges Blut. Besonders traf seine Rache jene Priester, die bei ihm wegen ihres tätigen Eifers für die Erhaltung der Reinheit der christlichen Religion angeklagt waren. Unter vielen anderen wurde auch der heilige Tigrius von den Gerichtsdienern überfallen, in ein Gefängnis gebracht und nach einigen Tagen vor den Richter geführt. Als er auf seiner Unschuld beharrte und in einer rührenden Rede auch mit eindeutigen und guten Gründen die Unschuld der Gläubigen bewies, wurden ihm die Kleider vom Körper gerissen und auf einer Folter seine Glieder schmerzhaft ausgedehnt. Dann schlugen ihn die Henker so grausam, dass er unter den größten Schmerzen den Geist aufgab.

 

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Am selben Tag erhielt auch der heilige Eutropius, Lektor an der Patriarchalkirche zu Konstantinopel, die Marterkrone. Er war ein sehr junger Mann, der von seiner frühesten Jugend an sein Herz Gott und der Tugend geweiht hatte und durch seine seltenen Anlagen die schönsten Hoffnungen von sich gab, dass er einst ein ausgezeichnetes Licht in der Kirche Jesu werden würde.

 

Der gottselige Johann Kaspar Kratz, Märtyrer aus der Gesellschaft Jesu,

+ 12.1.1737 – Fest: 12. Januar

 

Golzheim, ein Dorf bei Düren im Rheinland, war der Geburtsort des Pater Johann Kaspar Kratz. Am 14. September 1698 erhielt er in der Dorfkirche die Taufe. Die Eltern hatten durch unglückliche Ereignisse ihr Vermögen verloren. Als nun noch der Vater früh starb, lebte die Mutter mit ihren Kindern in sehr beschränkten Verhältnissen. Deshalb musste Johann als der älteste Sohn bei den ländlichen Arbeiten mithelfen. Doch hoffte die Mutter immer, den talentvollen Jungen einst als Priester am Altar zu sehen. Als er fünfzehn Jahre alt war, gab sie ihm die Erlaubnis, im Jesuitenkolleg zu Düsseldorf seine Studien zu machen. Dort fand er nicht bloß Aufnahme, sondern sein Lehrer Pater Vrechen, der den unschuldigen, fleißigen Jungen bald liebgewann, erwarb ihm auch eine Freistelle. Nachdem Johannes den sechsjährigen Gymnasialkursus mit Auszeichnung vollendet hatte, ging er nach Münster in Westfalen, um dort Philosophie zu studieren. Aber seine Hoffnung, eine Stelle als Hauslehrer zu finden und so den nötigen Unterhalt zu verdienen, ging fehl. Deshalb kehrte er nach Düsseldorf zurück. Ein Franziskanerpater nahm sich seiner an und gab ihm Privatstunden in der Philosophie. Doch bald regte sich in ihm eine unwiderstehliche Wanderlust. Oder war es die Vorsehung, die sich der Neigung des jungen Mannes bediente und ihm nach manchen Irrfahrten bis nach Tonkin führte, damit er sich dort die Märtyrerpalme pflücke? Im Jahr 1721 nahm ein vornehmer Herr ihn als Begleiter mit nach Rom. Hier wurde er bedenklich krank. Doch er genas wieder. Unterstützt von seinem Gönner reiste Kratz nach Madrid, Lissabon und Paris. Überall blieb er wenigstens ein Jahr und lernte mit großem Eifer die Landessprachen.

 

In Paris bekam er eine solche Sehnsucht nach seiner Mutter, dass er den Wanderstab ergriff und nach der Heimat zurückkehrte. Wie freute sich die gute Frau, ihren Johannes wiederzusehen. Jetzt, hoffte sie, würde er sich auf die Priesterweihe vorbereiten. Wohl war er ernster geworden, aber die Wanderlust trieb ihn wieder hinaus. Er begab sich über Köln nach Amsterdam, um sich als Soldat für Batavia in Indien anwerben zu lassen. Als sprachkundiger Mann von 29 Jahren erhielt er die Stelle eines Offiziers im ostindischen Heer. Im Juni 1727 wurden die Anker gelichtet. Nach siebenmonatiger Fahrt langte er in Batavia an. Aber bald schrieb er seiner Mutter: „Es reut mich, diese Ufer betreten zu haben, wo man den Pflichten der Religion nicht genügen kann.“ Die katholische Religion war dort streng verboten. Die kalvinischen Holländer ließen alles zu: Lutheraner, Wiedertäufer, Juden und Mohammedaner, nur keinen katholischen Priester. Auch keine katholische Kirche. Deshalb sammelte der brave Offizier die wenigen Katholiken in seiner Wohnung und betete mit ihnen den Rosenkranz. Eines Tages hörte er, im Hafen liege ein Schiff, auf dem ein Priester der Gesellschaft Jesu sich befände. Sofort eilte er hin, um die heiligen Sakramente zu empfangen. Auch führte er die anderen Katholiken zum Missionar. Doch nach 14 Tagen segelte das Schiff wieder ab. Da Kratz auch als Offizier frei seinen Glauben bekannte, musste er bei seinen Kameraden vielen Spott hören. Er weile, schrieb er an Pater Vrechen, in einem Abgrund von Bosheit. Deshalb nahm er nach drei Jahren seinen Abschied und schloss sich einem katholischen Kaufmann an, mit dem er nach Makao in China fuhr. Hier vernahm er den Ruf der Gnade. Durch die Empfehlung des Paters, der ihn in Batavia hatte kennen und schätzen gelernt, erhielt er die Aufnahme in die Gesellschaft Jesu. Er stand im Alter von 32 Jahren. Nach Vollendung der Studien wurde er zum Priester geweiht und brachte am Tag vor Weihnachten 1734 zum ersten Mal das unblutige Opfer dar. Er ahnte wohl nicht, dass er drei Jahre später sein Blut für den Heiland opfern würde. Wegen seiner allseitigen Sprachkenntnisse hätten die Obern ihn gern in Makao gehalten; aber auf seinen inständigen Wunsch wurde er im März 1735 mit drei anderen Patres nach Tonkin geschickt, um in diesem heidnischen Land das Evangelium zu predigen. Kaum waren sie gelandet, als Häscher sie ergriffen und ins Gefängnis von Nau-chao schleppten. Von April bis September hielt man sie fest und brachte sie dann nach Makao zurück. Bleich und abgezehrt kamen sie am 24. Dezember bei ihren Mitbrüdern an. Schon im März des folgenden Jahres wagten sie von neuem die Fahrt. Doch sie wurden ergriffen und zur Hauptstadt gebracht. Die Häscher, fürchtend, die Christen möchten die Priester erkennen und befreien, deckten ihnen einen Kasten über den Kopf, so dass nur die Füße sichtbar blieben. Die Qual war entsetzlich. Im königlichen Palast wollte man sie zwingen, das Kreuz mit Füßen zu treten; aber sie küssten es ehrfurchtsvoll. Darauf legte man ihnen den gemeinschaftlichen Kang um den Hals. Dieser bestand aus zwei zusammengefügten Brettern, aus deren Löchern die Köpfe hervorragten. Neun Monate schmachteten die Bekenner, mit dem Kang beladen, in einem Gefängnis, das der Volksmund wegen seiner ausgesuchten Qualen die Hölle nannte. Und doch priesen sie Gott ob dieser Leiden. Da teilte ein Katechist ihnen mit, dass sie am 12. Januar sterben würden. Voll Freude über das Märtyrium, das ihm winkte, schrieb Pater Kratz an Pater Sibin: „O glücklicher Tag, o selige Stunde, von so vielen Heiligen ersehnt, und von so vielen, die besser waren als ich, nicht gefunden! Mit dem innigsten Frohlocken erwarten wir den Heldenkampf und wünschen aufgelöst zu werden und mit Christus zu sein.“ Am Morgen des 12. Januar 1737 wurden die Gefangenen zum Richtplatz geführt. Der heidnische Pöbel überhäufte sie mit Schimpfworten, während die Soldaten sie mit Faustschlägen vorantrieben. Auf dem Richtplatz waren die Augen der Menge besonders auf Pater Kratz gerichtet; denn auf seinem Antlitz strahlte eine himmlische Seligkeit. Auf das Zeichen schwangen die Henker das Schwert, und vier Märtyrerhäupter rollten in den Staub. Die heiligen Gebeine wurden später in der Jesuitenkirche zu Makao beigesetzt.

 

Pater Kratz stand im 39. Lebensjahr und im siebenten seines Ordenslebens. Er liefert ein herrliches Beispiel, dass ein junger Mann auch in den größten Gefahren der Welt seinen Glauben und seine Herzensreinheit bewahren kann. Möchten doch alle jungen Leute seinem Beispiel folgen und sich so wie er an Gott anklammern, wenn ihnen sittliche Gefahren drohen!

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Der gottselige Hanskasper (Johann Kaspar) Kratz, Jesuit, Missionar, Märtyrer,

+ 12.1.1737 – Gedenktag: 12. Januar

 

Hanskasper Kratz war lustig und trübselig, ulkig und ernst, wendig und windig, bescheiden und prahlerisch, nachlässig und tatkräftig. So war der Hanskasper Kratz, und wer nach dieser Beschreibung bei ihm auf einen Rheinländer tippt, der hat recht geraten. Aus dem Namen Hanskasper, was eigentlich Johann Kaspar heißen soll, kann man ferner schließen, dass der Namensträger nicht weit vom Kölner Dom geboren sein muss, denn in diesem herrlichsten Gotteshaus am Rhein haben die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar die letzte Ruhestätte gefunden.

 

Zu Golzheim bei Düren stand Hanskaspers Wiege, auf einem Bauernhof, der einmal ein großes Gut war, mit der Zeit aber kleiner und kleiner wurde, so dass schließlich nur wenig Land übrigblieb, das nach dem frühen Tod des Vaters eine herzliebe Mutter mit viel Mühe und immerwährender Sorge für den Unterhalt der Familie bewirtschaftete.

 

Fünfjährig musste Hanskasper bereits das Vieh hüten. Eigentlich aber war es Karo, der Hund, der das Viehhüten besorgte, denn der Hütejunge selbst schnitzte sich im Frühling Weidenflöten, und im Herbst briet er Kartoffeln im offenen Feldfeuer. Mit acht Jahren musste Hanskasper der Mutter auf dem Acker helfen, und weil er nicht sehr sorgfältig schaffte, kam er auch schnell mit der Arbeit weiter. Vor den Alterskameraden protzte er dann mit dem, was er alles könne. Überhaupt würden sie später noch Augen machen, wenn sie erführen, was Großes aus ihm werde.

 

Der Mutter lag der Junge ständig in den Ohren mit der Bitte, sie solle ihn studieren lassen, denn er wolle Priester werden, und halbwegs war es ihm sogar ernst mit diesem Wunsch. Kurz und gut, eines Tages saß Hanskasper in der Lateinschule zu Düsseldorf. Weil er aber der Meinung war, dass das Lernen im Vergleich zu der bisherigen harten Bauernarbeit nur Spielerei sei, betrieb er denn auch das neue Gewerbe spielerisch und fiel bei der Prüfung am Ende des ersten Schuljahres durch, so dass er die Klasse zweimal machen musste. Diese an sich betrübliche Tatsache wirkte sich indessen sehr segensreich aus, denn Hanskasper entschloss sich daraufhin, mit seiner Sache ernst zu machen, und wurde ein prächtiger Student.

 

Da kam ein reicher Herr zu Hanskasper und fragte an, ob er wohl sein Reisebegleiter werden wolle. Natürlich sagte der Gefragte mit Freuden zu, und in den folgenden sechs Jahren wanderte der rheinische junge Mann mit offenen Augen und Ohren durch die weite schöne Gotteswelt, nach Italien, Spanien, Portugal und Frankreich. Schnell lernte er auch die Sprachen, die in diesen Ländern gesprochen wurden. Es war ein schönes Leben, das Hanskasper damals führte. Aber dann kam wie über jeden Kölner, der in der fremde weilt, auch über ihn mit Macht das Heimweh, und heimgekehrt war dem Weitgereisten die Heimat wieder zu eng.

 

Kaum hatte nämlich Hanskasper der Mutter und den Alterskameraden, die mit Ohren, Augen und Mund zuhörten, seine Reiseerlebnisse geschildert, da war er auch schon wie der Wind wieder fort. Der fahrtenfreudige junge Mann trat bei den Holländern, die ihn wegen seiner vielseitigen Sprachkenntnisse gern annahmen, als Offizier in Dienst, und bald fuhr er auf wackligem Schiff in siebenmonatiger gefahrvoller Reise genau dorthin, wo der Pfeffer wächst, nämlich nach Ostindien in die holländische Kolonie auf der Insel Java.

 

Das neue abenteuerliche Leben war ganz nach Hanskaspers Geschmack. Mit Lust versah er den Dienst, war wegen seiner rheinischen Aufgeräumtheit bei den Kameraden beliebt und stand bei den Vorgesetzten in Gunst. Nur das gefiel ihm nicht, dass es auf Java nicht einen einzigen katholischen Priester gab, denn die Holländer waren als strenge Kalvinisten den Katholiken spinnefeind und duldeten in den Kolonien weder katholische Priester noch katholischen Gottesdienst. Da endlich erwachte in Hanskasper Kratz der Katholik, der bisher in ihm geschlafen hatte, und er entwickelte sich allmählich zu einem Laienpriester, der die Katholiken auf der Insel um sich sammelte, mit ihnen betete und ihnen im Sterben auf katholische Weise beistand.

 

Bei dieser Tätigkeit regte sich in Hanskasper erneut der Wunsch nach dem Priestertum. Deshalb quittierte er den Dienst, ging nach China, trat dort in den Jesuitenorden ein, empfing die heilige Priesterweihe, feierte mit unsagbarer Freude das erste heilige Opfer, ging in die Mission und erlitt mit drei Gefährten am 12. Januar 1737 im Alter von knapp vierzig Jahren den Martertod um des katholischen Glaubens willen. Solch merkwürdige Wege führt Gott den Rheinländer Hanskasper Kratz bis zum glorreichen Martertod. Die Jesuiten in Macau erfuhren erst im August 1737 die Todesnachricht und leiteten sofort das Seligsprechungsverfahren ein, das bis heute nicht abgeschlossen ist.

 

Der heilige Bernhard von Corleone, Kapuziner-Laienbruder, Italien,

+ 12.1.1667 – Fest: 12. Januar

 

Zwei Wege führen die Menschenseele auf ihrer Erdenpilgerschaft heimwärts zum ewigen Vaterland – der Weg der Unschuld und der Weg der Buße. Weiße Lilien und rote Rosen umsäumen den Engelsweg der Unschuld, während auf dem schmalen Büßersteig viel Dornen und Passionsblümlein stehen. Doch aus den Dornen der wahren Buße blüht auch die herrliche Christrose echter Tugend und Vollkommenheit.

 

Da klopfte einst im Jahr 1632 an die Pforte eines armen Kapuzinerklosters der berühmte und berüchtigte Philipp Latini, der „beste Haudegen“ auf der Insel Sizilien.

 

Groß und stark, kühn und ehrgeizig, hatte ihm einst das ruhige Sitzen auf dem Schusterdreibein seines Vaters nicht behagt. Die friedliche Schusterahle gefiel ihm weniger als der klingende Degen. Mit dem Waffenhandwerk dachte er eher sich Ruhm, Reichtum und Weltglück zu erobern. Bald war der junge Mann als der beste Raufer weit und breit gefürchtet. Jeden Kampf nahm er auf und immer blieb er Sieger. Waffenruhm und Ehrgeiz berauschten den „tollen Philipp“. In dieser Selbsttäuschung betrachtete er die wilden und ärgerlichen Streiche seines unchristlichen Lebenswandels als „Heldentaten“, die immer mehr überboten werden mussten.

 

Und doch war in dem wilden Fechtmeister noch ein Fünklein christlicher Gesinnung. Zur Sühne seiner Sünden und Taten stiftete er eine stets brennende Lampe vor einem Kruzifixbild. Kaum hatte Philipp von Klagen gehört, dass arme Mädchen und Frauen, die abends von der Arbeit auf den Feldern in die Stadt zurückkehrten, von der verwilderten Soldateska schwere Übergriffe zu erleiden hätten, so übernahm er ritterlich ihren Schutz. Wo ein Hilferuf erscholl, war er zur Stelle. Klingen kreuzten, Funken sprühten. Mit schwerer Wunde bezahlte jeder Frevler sein Unterfangen. Allein Gottes Vorsehung hatte den Haudegen zu Höherem bestimmt. „Jedem ist sein Tag beschieden!“ und auch der Fechtmeister brachte Kampf und Streit zu rechtem Frieden. Bei einem Waffengang mit einem Gegner lieferte er noch ein Meisterstück, so dass dieser schwer verwundet liegen blieb. Philipp musste aus der Stadt Palermo flüchten – gerade in die Arme Gottes. Eine Gnadenerleuchtung ließ ihn erkennen, dass der Mensch nicht über dem Leib die Seele, nicht über der Erde den Himmel vergessen dürfe, nicht über der kurzen Zeit die lange, lange Ewigkeit. Auf demütiges und inständiges Bitten hin empfing dann der Haudegen das arme Ordenskleid der Kapuziner und wurde mit dem Ordensnamen Bernhard der großen Armee der Streiter Jesu Christi einverleibt, um unter dem sieghaften Zeichen des heiligen Kreuzes ein stilleres, aber noch rumvolleres Heldentum zu beginnen.

 

Mit heldenmütigem Erstlingseifer brach Bruder Bernhard mit seinen bisherigen Weltleben in Ehrsucht, Vergnügungssucht und dem Streben nach irdischem Reichtum. Die drei Ordensgelübde der heiligen Armut, des Gehorsams und der Keuschheit nahm er sich als Richtpunkte in dem schweren, langwierigen Kampf gegen den Weltgeist in seinem Leib und in seiner Seele. Auf diesem harten Kreuzweg der Buße musste er den Himmel mit heiliger Gewalt erstürmen.

 

In welche Gefahr hatte er doch bisher seine Keuschheit gebracht durch allzu große Weichlichkeit und Sinnlichkeit seines Lebens! Zur Buße dafür ließ er jeden Tag siebenmal seine schreckliche Bußgeißel auf das verweichlichte Fleisch niedersausen. Im Eifer der Selbstüberwindung und Abtötung verwandelte Bruder Bernhard sein ganzes Leben in eine beständige Fastenzeit, sühnte seine frühere Lüsternheit durch das Versagen jeglicher Ergötzung der Gaumenlust und freudige Hinnahme von körperlichen Schmerzen. Einige mitleidige Mitbrüder ersuchten den Büßer einst, sein Folterbett für die drei Stunden Nachtruhe etwas bequemer zu gestalten, allein der Heilige gab zur Antwort: „Der Weg zum Paradies ist auch eng und schmal.“ Strenge Behutsamkeit der Augen, Leben in Gottes Gegenwart, heilige Zurückhaltung und die körperlichen Bußwerke bildeten den Dornenzaun, in dessen Schutz die Lilie der Keuschheit wohlverwahrt blühte. Diese Tugend der Herzensreinheit gab dem demütigen Bruder auch oft eine heilige Energie ein und flammenden Eliaseifer, wenn er mit den Donnerworten prophetischer Strafdrohungen lasterhafte Menschen von ihrem Sündenleben abschreckte.

 

Stolz und selbstbewusst hatte der frühere Fechtmeister als „Herrenmensch“ sich aufgespielt, jede vermeintliche Beleidigung blutig gerächt und sich darob wegen seiner scheinbaren Selbstherrlichkeit bewundert. Im Orden des heiligen Franziskus lernte er nun allmählich die schwere Kunst, demütig und sanftmütig zu werden und sich unter das christliche Joch des freiwilligen Gehorsams zu beugen. Nicht als ob diese Umwandlung ohne Schwierigkeiten und Wehen bei Beleidigungen wieder auf, allein Bruder Bernhard strafte sich für gereizte Worte so schwer, dass diese Äußerungen des Hochmutes schließlich ganz verschwanden. Bei all seinem Tugendstreben ließ er sich von einer erleuchteten Klugheit leiten und vermied so die Gefahren des aszetischen Eigensinnes und Tugendstolzes, der oftmals vor dem Fall kommt. Sobald der Gehorsam ihm Fasten und Bußübungen verbot, ließ er mit heiliger Gleichmütigkeit davon ab. Wurde der Befehl wieder zurückgenommen, begannen sie wieder in heldenmütiger Freude.

 

Woher nun schöpfte der ungelehrte Bruder diese Wissenschaft der Heiligen? Unkundig des Lesens gab er sich einst auf den guten Rat anderer hin viel Mühe, die Anfangsgründe zu erlernen, um geistliche Bücher lesen zu können. Um die gleiche Zeit betete Bernhard vor einem Bild des Gekreuzigten, ganz in Andacht und mystische Ekstase versunken, da hörte er aus dem Mund des Gekreuzigten deutlich die Worte: „Bernhard, dein Buch seien meine Wunden!“ Diese Vision entfachte aufs Neue den Eifer, in dem großen Buch des Leidens Christi recht zu lesen, bis sich ganz die Loslösung von dem sündhaften Selbst und die Umbildung in Christus vollzogen hätten.

 

Einstmals suchte Philipp Latini sein Lebensglück in den Scheingütern dieser Welt, als Bruder Bernhard fand er das wahre Glück in dem geistlichen Reichtum der freiwilligen Armut. Aus dem Schatz dieser seiner christlichen Welt- und Himmelserfahrung teilte er gerne aus, um kleinmütige Seelen zu trösten und aufzumuntern. "Höret", sagte er bei einer geistlichen Unterredung einmal, „der Ordensstand ist ein schöner Garten, der den Augen der göttlichen Majestät in seiner Mannigfaltigkeit sehr angenehm ist. Unter den Religiosen soll darum der eine sich auszeichnen in der Demut, der andere in der Armut, jener in der Bußfertigkeit und Abtötung, dieser im Gehorsam und in der Unterwürfigkeit, einige obliegen den Werken der Liebe, andere der Betrachtung und dem hohen geistlichen Leben. Sei nun einer minder oder mehr, so sind doch alle dem himmlischen Gärtner angenehm und wohlgefällig. Lasst uns daher seinem göttlichen Willen uns ergeben und jenen geistlichen Weg gehen, den er selbst uns zeigt, auch zufrieden sein mit dem, was er uns gibt, das Verlangen aber nach dem, was er zu größerem Nutzen uns entzieht, ihm zum Opfer bringen.“

 

Fünfunddreißig Jahre büßte der frühere Fechtmeister in seiner heroischen Weise die Fehler seiner wilden Jugendjahre, schritt auf dem Weg der Buße stetig vorwärts, aufwärts, himmelwärts, bis er dann kurz nach seinem Tod einem großen Diener Gottes in strahlender Himmelsherrlichkeit erschien und jubelnd ausrief: „O selige Verleugnung des eigenen Willens! O seliges Fasten und Wachen! O selige Bußfertigkeit!“

 

Auf dem Weg der Unschuld oder auf dem Weg der Buße muss jede Seele zum Himmel pilgern. Ach wie viele lassen sich vor täuschenden Irrlichtern weglocken vom Unschuldspfad und müssen langsam und mühsam auf dem Bußweg sich emporarbeiten. Nur Mut und Vertrauen, liebe Seele! Du findest schon den rechten Himmelsweg:

 

„Hast den ersten du verlassen,

Walle standhaft auf dem andern!

Hier auch wird es einmal tagen,

Und die Friedenssonne grüßen.

Harre! Hoffe! Bald siegst du!

Selig sind, die reuvoll büßen!“

 

Bernhard von Corleone wurde am 5. Mai 1768 seliggesprochen und von Papst Johannes Paul II. am 10. Juni 2001 heiliggesprochen.

 

Der heilige Arkadius von Cäsarea, Martyrer,

+ 12.1.260 – Fest: 12. Januar

 

Der höllische Feind hatte die Verfolger mit unersättlicher Wut gegen die Jünger Jesu Christi entflammt. Auf den geringsten Verdacht, brach man in die Häuser ein und stellte die strengsten Untersuchungen an. Entdeckte man bei der Durchsuchung irgendeinen Christen, so wurde er auf die grauenvollste Weise misshandelt und dann erst vor den Richter geschleppt. Jeder Tag sah neue Gräueltaten. Man zwang die Gläubigen, abgöttische Gebräuche mit anzusehen, die mit Blumen geschmückten Opfertiere durch die Straßen zu führen, Weihrauch zu Ehren der Götzen anzuzünden und nach Art der Bacchantinen zu singen. (Lieder, die zu Ehren des Bacchus von Männern und Frauen, gewöhnlich zur Nachtzeit, in feierlichen Zügen mit der zügellosesten Ausgelassenheit, im Weinrausch, gesungen wurden.) Durch diese Mittel hoffte man den Glauben an Jesus Christus aus ihren Herzen zu tilgen.

 

Da Arkadius überall diese schaudervolle Verwirrung sah, und sie nicht steuern konnte, entschloss er sich seine Güter zu verlassen, und sich von einem so gefährlichen Aufenthaltsort zu entfernen. Er eilte daher aus der Stadt, in der er wohnte, um sich an einen abgelegenen Ort zurückzuziehen. Da diente er ungestört Jesus Christus in Wachen, Beten und allen anderen Übungen eines strengen Bußlebens. Seine Flucht konnte aber nicht lange verborgen bleiben. Der Statthalter schickte, als er hörte, dass er nicht mehr bei den Opfern erschien, Kriegsleute in das Haus des Jüngers Jesu. Diese standen nun, da sie die Türen aufgebrochen hatten, niemanden, als einen Verwandten des Heiligen, der alles aufbot, um die Abwesenheit des Arkadius zu rechtfertigen. Die Soldaten wollten aber seine Gründe nicht hören,

 

Der Heilige erfuhr, in welcher Gefahr sein Verwandter schwebt, zeigte sich daher unverzüglich, da er schon längst von heiliger Begierde nach dem Martyrertod erglüht war, in der Stadt, und stellte sich selbst dem Richter dar, mit den Worten: „Wenn du meinetwegen meinen Verwandten in der Haft behältst, so gib ihm die Freiheit. Ich bin jener Arkadius, die einzige Ursache seiner Verhaftung. Ich erkläre vor dir, dass er meinen Aufenthaltsort nicht wusste, und ich will in eigener Person alle Fragen, die du mir stellen magst, beantworten.“ – „Gerne“, erwiderte der Richter, „will ich euch beiden vergeben, mit der Bedingung, dass ihr den Göttern opfert.“ – „Was denkst du,“ erwiderte Arkadius, „mir dies vorzuschlagen? Kennst du die Christen, und glaubst, dass die Furcht vor dem Tod sie zu Verrätern an ihrer Pflicht machen kann? Jesus Christus ist mein Leben, und der Tod ist mir Gewinn. Denk dir für mich Qualen aus, welche du willst, nie werde ich meinem Gott untreu werden.“

 

Der Richter überlegte zornig eine außerordentliche Todesart, denn eiserne Krallen, mit Bleikugeln versehene Geißeln, das Pferdchen, schienen ihm zu leicht, um seine Wut zu sättigen. Schließlich brach er das Schweigen und sprach folgendermaßen zu den Schergen: „Ergreift diesen Gottlosen, er soll den Tod sehen, soll ihn wünschen, und lange umsonst darum bitten. Schneidet ihm ein Gelenk nach dem anderen entzwei, und zwar ganz langsam, damit er einsehen lernt, was es heißt, die Götter seiner Vorfahren zu verlassen, um eine unbekannte Gottheit anzubeten.“ Kaum hatte der Statthalter befohlen, als die Schergen den Arkadius an einen Ort schleppten, wo schon mehrere Schlachtopfer des Namens Jesu wegen erwürgt worden waren. Als der Heilige dort angekommen war, hob er seine Augen zum Himmel auf, erflehte seinen Beistand, dann bot er den Nacken dar, in der Meinung, man wird ihn enthaupten. Allein die Schergen schnitten ihm, wegen des erhaltenen Befehls, nach und nach die Gelenke durch, die Finger, die Arme und Schultern. Dann legten sie ihn auf den Rücken und zerschnitten ihm die Zehen, die Füße die Beide und die Schenkel. Der Blutzeuge gab seine Glieder eins nach dem anderen hin und bewies während dieser grauenvollen Hinrichtung eine mehr als heldenmütige Geduld. Seine Zunge, die man vergessen hatte, sprach oft diese Worte aus: „Herr, lehre mich Deine Weisheit.“ Allen Anwesenden presste der Anblick seines verstümmelten und ganz mit Blut bedeckten Leibes, Tränen des tiefsten Schmerzes aus. Sie konnten nicht genug eine so beispiellose Standhaftigkeit bewundern, und gestanden, dass sie nur aus göttlicher Quelle fließen könne.

 

Unterdessen brachte Arkadius, noch lebend, seine umhergestreuten Gliedmaßen Gott zum Opfer dar. „Glückliche Glieder!“ rief er aus, „jetzt seid ihr mir erst recht teuer und wertvoll, weil ihr nun wahrhaft meinem Gott gehört, da ihr ihm zum Opfer dargebracht worden seid. Und ihr,“ fügte er bei, sich an das Volk sich wendend, „ihr, Zuschauer dieses blutigen Schauspiels, lernt, dass alle Qualen ein Nichts für jenen sind, dessen Auge die ewige Krone geschaut hat. Eure Götter sind keine Götter. Entsagt daher ihrem schändlichen Dienst. Es gibt keinen Gott, als den, für den ich leide und sterbe. Er allein tröstet mich und hält mich aufrecht in dem Zustand, in dem ihr mich seht. Für ihn sterben, ist leben. Für ihn leiden, ist Wonnengenuss.“ So sprach er zu dem um ihn versammelten Volk, und gab sanft seinen Geist auf. Es war am 12. Januar. Die Heiden selbst konnten der unüberwindlichen Geduld dieses erhabenen Blutzeugen ihre Verwunderung nicht versagen. Die Christen aber priesen Gott, der jene, die ihn anbeten und lieben, so wunderbar kräftigt. Sie sammelten alle Teile des verstümmelten Körpers auf und verschlossen sie in ein Grab.

 

Das römische und mehrere abendländische Martyrologien erwähnen ehrenvoll den heiligen Arkadius an seinem Todestag. Wir lesen in der Aufschrift der Rede des heiligen Zeno und in den Martyrologien, dass er zu Cäsarea in Mauretanien gelitten hat.

 

Glückselig ist Arkadius, dass er Gott das Opfer seiner Freiheit, seines Leibes, seines Lebens und alles dessen, was er war und was er hatte, darbrachte! Er glaubte mit allem Grund, man kann nie zu viel tun, wenn es nur für einen Gott geschieht, dem wir in jeder Hinsicht ganz angehören. Möge das Beispiel dieses heiligen Blutzeugen uns wenigstens dahin bringen, dass wir ein unserer Berufung würdiges Leben führen, uns ohne Rückhalte dem Dienst Gottes weihen und in allem die Erfüllung seines heiligsten Willens suchen. Bemühen wir uns, bei jeder Gelegenheit nur der Tugend gemäß zu handeln. Unterhalten wir in uns vor allem mit möglichster Sorgfalt den Geist der Aufopferung, von dem alle Heilige stets beseelt waren. Denn dieser Geist gab ihnen den unüberwindlichen Mut, die heldenmütige Geduld in den Prüfungen ein, aus denen solche Taten hervorgingen. Hatten sie nicht äußere Leiden zu dulden, so fanden sie in der Abtötung ihrer sündhaften Neigungen immerdar Anlass, ihren Eifer zu üben. Da sie fest und unerschütterlich waren in dem Entschluss, Gott zu gefallen, waren sie immer bereit, alles zu unternehmen, alles zu leiden, um Ihm Beweise ihrer Treue zu geben. Sie sahen sich als Schlachtopfer an, die seiner Liebe geweiht waren, und mit denen er nach seinem Willen handeln kann. Täglich sah man sie den wahren Tugendsinn des inneren Menschen in sich erneuern und die Handlungen ausüben, die geeignet waren, immer mehr und mehr in ihren Herzen dieses heilige Feuer anzufachen, das Jesus auf die Erde brachte. Werden wir denn nie diesen großen Beispielen nachahmen?

 

Der heilige Benedict Biscop Baducing, Abt von Wearmouth, England,

+ 12.1.691 – Fest: 12. Januar

 

Seine hohe Geburt gab Benedict eine ansehnliche Stelle unter den Beamten Oswis, des Königs von Northumberland. Dieser Fürst liebte ihn, überhäufte ihn mit Gütern und Ehrenstellen. Es kostet gewiss keine geringe Überwindung, wenn ein Mann, der in der Blüte seines Lebens nur Freude und lockende Reize in der Welt rings um sich erblickt, sein Herz nicht an sie heften soll. Allein Benedict kannte zu gut das Leere und Vergängliche aller sinnlichen Güter, als dass er sie seiner Liebe hätte würdig halten sollen: sein Herz hegte vielmehr tiefe Verachtung gegen sie. Das Verlangen, Gott allein zu leben, wurde so stark in ihm, dass er schon in einem Alter von fünfundzwanzig Jahren den Hof verließ, und sich dem Umgang der Menschen entzog. Zuerst bewog ihn seine Andacht zu einer Pilgerreise nach Rom. Nach seiner Rückkehr in sein Vaterland beschäftigte er sich ganz mit eifrigem Lesen und Betrachten der Heiligen Schrift und den anderen Übungen der christlichen Frömmigkeit. Einige Zeit später wünschte Alcfrid, der Sohn des Königs Oswi, die Gräber der Apostel Petrus und Paulus zu besuchen und bat den Heiligen, ihn zu begleiten. Da ihm aber sein Vater diese Wallfahrt untersagte, reiste Benedict allein nach Rom, in der Absicht, sich da immer mehr in der Wissenschaft des Heils zu vervollkommnen.

 

Auf seiner Rückreise aus Italien, besuchte er das berühmte Kloster von Lérins (Zwei Inseln im Mittelmeer, an den Küsten der Provence. Auf der kleineren stand ein vom heiligen Honoratus, dem späteren Erzbischof von Arles, gestiftetes Kloster. Es war eine reiche Pflanzschule von gelehrten und frommen Geistlichen.), wo er das Ordenskleid annahm, und zwei Jahre in der strengsten Zucht lebte. Dann kehrte er wieder nach Rom zurück, von wo ihn Papst Vitalian mit dem heiligen Theodor, dem erwählten Erzbischof von Canterbury, nach England sandte. Da wurde ihm die Leitung des Klosters zu den heiligen Petrus und Paulus, das nicht weit von dieser Stadt entfernt lag, übergeben. Er gab aber bald die Leitung dieses Klosters wegen seiner Verehrung des heiligen Adrian, der ebenfalls den heiligen Theodor begleitet hatte, wieder ab. Sein Aufenthalt im Königreich Kent dauerte ungefähr zwei Jahre. Die heiligen Theodor und Adrian verehrte er mit tiefer Demut und ergab sich ihrer Leitung beim Forschen in der Heiligen Schrift und bei den verschiedenen Pflichten des klösterlichen Lebens.

 

Benedict glaubte noch eine vierte Reise nach Rom machen zu müssen, um sich tiefere Kenntnis der Kirchenzucht und der verschiedenen Klostereinrichtungen zu erwerben. Dieser Ursache wegen hielt er sich auch geraume Zeit an verschiedenen Orten Italiens auf. Ehe er wieder in sein Vaterland zurückreiste, suchte er sich mehrere gut gewählte Bücher, Reliquien und Gemälde unseres Heilandes und der allerseligsten Jungfrau, und verschiedener anderen Heiligen zu sammeln. Als er darauf wieder in Northumberland zurückgekehrt war, stiftete er das Kloster von Weremouth (So genannt, weil es am Ufer der Were erbaut war. Es wurde im Jahr 674 unter der Anrufung des heiligen Petrus gegründet.), wozu ihm die Freigebigkeit des frommen Königs Egfrid, Oswis Sohn und Nachfolger, eine hilfreiche Hand reichte. (Egfrid schenkte dem Heiligen siebzig Hyden Land. Ein Hyde fasste so viel Feld in sich, als ein Pflug das Jahr hindurch bebauen konnte.) Nachdem das zum Gebrauch der Mönche bestimmte Gebäude vollendet war, reiste der Heilige nach Frankreich, um von dort Bauleute zu holen, die eine steinerne Kirche, im Stil derjenigen, die er zu Rom gesehen hatte, aufzuführen imstande wären. (Die steinernen Gebäude waren bis dahin noch sehr selten in England; selbst die Kirche von Lindisfarn war aus Holz gebaut und mit Stroh gedeckt; in diesem Zustand blieb sie bis unter dem Bischof Eadbert, der das Dach und die Mauern mit Bleiplatten bekleidete.) Er brachte auch Glaser mit sich, weil der Gebrauch des Glases in England noch unbekannt war. Eine fünfte Reise, die er nach Rom unternahm, gab ihm Gelegenheit, eine neue Sammlung nützlicher Bücher, und besonders der Schriften heiliger Kirchenväter zu machen. Er brachte auch neue Reliquien und mehrere fromme Gemälde mit sich.

 

Die Mönche von St. Peter zu Weremouth erbauten das ganze Königreich durch den Glanz ihrer Tugenden, und verbreiteten überall den guten Geruch Jesu Christi. Egfrid, der keinen anderen Wunsch hatte, als die Zahl der wahren Diener Gottes zu vervielfältigen, gab dem Heiligen noch einen anderen Strich Landes, auf dem er das Kloster von Jarrow unter Anrufung des heiligen Paulus erbaute. (Sechs Meilen von Weremouth. Es wurde erbaut im Jahr 677. Einst führte es den Namen Girwy.) Diese zwei Klöster bildeten sozusagen nur eins, und der heilige Benedict stand ihrer Leitung vor. Jedoch hatte jede Klostergemeinde ihren besonderen Abt, der über die Beobachtung der Regeln wachte. Die Einführung dieser untergeordneten Vorsteher war darum notwendig, weil die Reisen und verschiedenen Geschäfte des Heiligen, ihm nicht gestatteten, alles durch sich selbst zu tun. (Die Abteien Weremouth und Jarrow sind von den Dänen zerstört worden. Man stellte sie aber zum Teil wieder her, und sie bestanden noch bis zum siebenunddreißigsten Jahr der Regierung Heinrichs VIII. unter dem Namen Priorate. Beide waren der Abtei Durham seit dem Jahr 1083 untergeben.)

 

Benedict hatte einen besonderen Eifer für den Schmuck des Hauses Gottes. Er zierte die Kirchen beider Klöster mit schönen Gemälden aus. Diejenigen, die er zu Weremouth aufhängen ließ, stellten die allerseligsten Jungfrau, die zwölf Apostel, die Geschichte des Evangeliums, und die geheimnisvollen Gesichte der geheimen Offenbarung, dar. In denen von Jarrow sah man mehrere Vorstellungen aus der Heiligen Schrift, die so geordnet waren, dass sie die Beziehungen beider Testamente und die Vorbilder in Wirklichkeit darstellten. So erblickte man zum Beispiel Jesus Christus, der mit dem Kreuz, auf dem er sein Opfer vollenden sollte, belastet war, gegenüber Isaak, der das Holz trug, auf dem er als Opfer sollte verbrannt werden. Wir haben gesagt, unser Heiliger hat diese Gemälde von Rom mitgebracht. Allein, zu was hätte der schönste Schmuck der Tempel gedient, wenn er die Zierde und die Erhabenheit des äußeren Gottesdienstes nicht gleichfalls befördert hätte? Er bat daher Papst Agatho ihm zu erlauben, dass er Johann, den Abt von St. Martin, und Erzsänger (Praecentor) der Kirche zum heiligen Petrus, mit sich nehmen kann. Diesem übertrug er in der Abtei Weremouth den Unterricht im gregorianischen Gesang und in den Zeremonien der römischen Kirche bei der Feier des Gottesdienstes.

 

Der Heilige zählte unter seiner Ordensgenossenschaft einen seiner Verwandten, namens Easterwin, der gleich ihm ehemals am Hof von Northumberland gelebt hatte. Diesen ernannte er, bevor er seine letzte Reise nach Rom antrat, zum Abt. Seine Wahl hätte nicht besser ausfallen können. Easterwin war ein Mann, der alle Eigenschaften eines Vorstehers besaß. Unter anderem die zärtlichste Frömmigkeit, die tiefste Demut, und eine unwandelbare Sanftmut. Da er während der Abwesenheit des Heiligen starb (Am 6. März, in einem Alter von sechsunddreißig Jahren. Er war vier Jahre Abt.), wählten die Mönche an seine Stelle den heiligen Diakon Sigfrid, der seine Wahl aber nicht lange überlebte, denn nach einiger Zeit entriss ihn eine Entkräftungskrankheit, nachdem er die heftigsten Schmerzen erduldet hatte. Auf seinen Rat erwählte der heilige Benedict, zwei Monate vor seinem Tod, den heiligen Ceolfrild, zum Abt der beiden Klöster.

 

Die drei letzten Lebensjahre unseres Heiligen waren eine Reihe von Krankheiten und Leiden. Eine schmerzvolle Gicht hatte ihn des Gebrauchs seiner Glieder beraubt und an das Bett gekettet. Da er dem Chor nicht beiwohnen konnte, sangen täglich einige Mönche wechselweise die Tagzeiten zur geeigneten Stunde an seiner Seite. Da vereinigte er sich mit ihnen, soviel es ihm seine Schwachheit erlaubte, und stimmte mit kraftloser Stimme noch ein in den Lobgesang des Allerhöchsten. Sein Geist beschäftigte sich allein mit Gott und der Vervollkommnung seiner Schüler, die er öfters ermahnte, ihre Regel mit der größten Pünktlichkeit zu beobachten. „Meine Kinder“, sagte er ihnen, „wollet die Einrichtungen, die ich für euch getroffen habe, nicht als die Erfindung meines Geistes ansehen. Nachdem ich siebzehn Klöster, in denen gute Zucht herrscht, besucht, und mich bemüht habe, mir von den Satzungen und Gebräuchen derselben eine vollkommene Kunde zu verschaffen, habe ich eine Sammlung aller Regeln, die mir die besten schienen, veranstaltet und diese Sammlung habe ich euch gegeben.“ Benedict, der die Abnahme seiner Kräfte immer mehr spürte, begehrte die heilige Wegzehrung, und starb kurze Zeit nach deren Empfang am 12. Januar 690. Seine Reliquien brachte man 970 in die Abtei Thorney. Die Mönche von Glastenbury behaupteten, sie wären im Besitz eines Teils von ihnen. Das römische Martyrologium erwähnt den heiligen Benedict Biscop an diesem Tag. Die englischen Benediktiner verehren ihn als einen ihrer Patrone.

 

Der heilige Ailred von Rievaulx, Abt von Rieval in der Provinz Yorck,

+ 12.1.1267 – Fest: 12. Januar

 

Ailred wurde im Jahr 1109 in Hexham in England geboren. Seine Eltern waren in der Welt durch den Adel ihrer Geburt ausgezeichnet, und ließen sich die Erziehung ihres Sohnes ganz besonders angelegen sein, der denn auch ihren Absichten vollkommen entsprach. Da er durch den Ruf, in dem er stand, dem König David von Schottland bekannt wurde, wünschte dieser fromme Fürst ihn an seine Seite ziehen zu können, und vertraute ihm die Leitung des Palastes an. Ailred stand diesem Amt mit einer solchen Würde und Seelengröße vor, dass der Fürst und alle Hofleute hohe Achtung für ihn trugen. Die Verdorbenheit der Welt vermochte nichts über seine Seele. Der Glanz flüchtiger Ehren konnte ihn nicht blenden. Und er bewahrte immer die heilige Demut, die von Jesus so sehr geliebte Tugend, ohne die es keinen wahren Christen gibt. Er besaß auch noch in einem besonderen Grad die Sanftmut, die nach dem Geist des Evangeliums von der Demut unzertrennlich ist: ein oder zwei Züge werden das Gesagte ins hellste Licht stellen.

 

Eines Tages machte ihm eine Person von Stand die übelsten Vorwürfe in Gegenwart des Königs. Er hörte alles geduldig an und dankte für die Liebe, mit der sie ihn auf seine Fehler aufmerksam machte. Dieses machte so tiefen Eindruck auf seinen Feind, dass dieser ihn noch auf der Stelle um Verzeihung bat. Ein anderes Mal wurde er von jemanden aus der Gesellschaft, als er mit der Erörterung irgendeiner Sache beschäftigt war, unterbrochen und mit Schimpfreden überhäuft. Er hörte mit tiefem Stillschweigen zu, nahm dann, ohne den geringsten Unwillen zu äußern, den Faden seiner vorherigen Rede wieder auf. Welche Demut, welche Geduld war doch erforderlich, um so empfindliche Versuchungen gelassen zu besiegen!

 

Aired empfand aber mitten in dem zerstreuenden Hofleben immer eine brennende Begierde, die Welt zu verlassen, um sich einzig dem Dienst Gottes zu weihen. Allein die schönen Bande der Freundschaft, von denen er sein gefühlvolles Herz nicht so leicht losreißen konnte, hielten ihn noch einige Zeit zurück. Da er indes ernsthaft darüber nachdachte, dass ihn der Tod früher oder später doch einmal von denen, die er am zärtlichsten liebte, trennen würde, klagte er sich der Feigheit an und fasste schließlich den großmütigen Entschluss, diese Bande zu zerreißen, obgleich sie ihm unendlich angenehmer waren, als alle anderen Vergnügungen des Lebens. Hören wir ihn selbst, wie er die Lage seiner Seele beschrieb inmitten der Kämpfe, die die Gnade mit der Natur zu bestehen hatte:

 

„Jene, die mich nur nach dem äußeren Glanz, der mich umstrahlte, beurteilten und meine Lage einschätzten, ohne, was in mir vorging, zu kennen, konnten sich nicht erwehren, auszurufen: O wie beneidenswert ist das Los dieses Menschen! O wie glücklich ist er! Allein sie sahen die Betrübnis meines Geistes nicht. Sie wussten nicht, dass die tiefe Wunde meines Herzens mir tausend Leiden verursachte, und dass es mir unmöglich war, die Fäulnis meiner Sünden zu ertragen.“ Er fügte noch bei, da er von der Zeit spricht, in der er den Entschluss fasste, die Welt zu verlassen: „Damals war es, o mein Gott, dass ich durch Erfahrung das unaussprechliche Vergnügen kennenlernte, das in Deinem Dienst gefunden wird, und dass ich diesen lieblichen Frieden, der sein unzertrennlicher Begleiter ist, kostete.“

 

Der Heilige verließ schließlich, um sich immer mehr und mehr von aller Anhänglichkeit an die Welt loszuschälen, Schottland, und begab sich nach Rieval, wo er in den Zisterzienserorden eintrat, unter der Leitung Wilhelms, eines Schülers des heiligen Bernhard und ersten Abtes dieses Klosters. Er war erst vierundzwanzig Jahre alt, als er das Ordenskleid anlegte. Man hätte sagen sollen, der Andachtseifer habe seinen Körper, der von Natur schwächlich und zart gebaut war, gestärkt, eine so große Freude bewies er in der Ausübung der strengsten Bußwerke. Dem Gebet und Lesen frommer Bücher widmete er beinahe seine ganze Zeit, und die Glut himmlischer Liebe hatte so sehr sein Herz entflammt, dass er in dem, was den Neigungen der Natur zuwider war, die größte Süßigkeit fand. „Dieses Joch,“ rief er aus, „beugt mich nicht darnieder, es erhebt nur meine Seele: diese Bürde ist leicht, und hat nichts drückendes.“ Mit einer Art Entzückung redete er von der göttlichen Liebe, und man kann aus seinen oft wiederholten und glühenden Herzensergüssen schließen, dass es seine gewöhnlichste und angenehmste Beschäftigung war, diese göttliche Tugend zu erwecken. Hören wir ihn selbst: „Könnten doch, o Jesus, meine Ohren seine Stimme vernehmen, damit mein Herz dich lieben lernt; damit mein Geist dich liebt; damit endlich alle Kräfte meiner Seele, alle Empfindungen meines Herzens, vom Feuer deiner Liebe entzündet werden; damit alle meine Neigungen nur an dich sich heften, der du mein einziges Gut, meine Freude und meine Wonne bist! Was ist doch die Liebe, o mein Gott, sie ist, wenn ich mich nicht täusche, jene unaussprechliche Wonne der Seele, die desto süßer, je reiner, desto fühlbarer, je glühender sie ist. Wer dich liebt, besitzt dich, und besitzt dich in so weit er dich liebt, weil du die Liebe bist. Sie ist jener Strom der himmlischen Liebe, mit dem du deine Auserwählten berauschst, indem du sie in dich umwandelst durch deine Liebe.“

 

Da unser Heiliger in seiner Jugend auf die Studien mit Fleiß und glücklichem Erfolg sich verlegt hatte, und mit einem sehr feinen Geschmack begabt war, fühlte er besser, als irgendjemand, die Schönheiten der alten Schriftsteller. Daher dieses Vergnügen, das ihm ehemals das Lesen der Werke des Cicero gewährte. Sobald er sich aber ganz Gott in stiller Einsamkeit geweiht hatte, fand er in allen diesen Büchern, die nur von irdischen Dingen handeln, Missbehagen und Ekel: überall suchte er nur mehr das Wort Gottes, und den heiligen Namen des ewigen Sohnes. Er bezeugt uns das selbst in der Vorrede zu seinem Buch, das den Titel führt: die geistliche Freundschaft.

 

Der Anblick jener frommen Ordensmänner, die er mit heiligem Eifer nach den christlichen Vollkommenheiten ringen sah, erweckte schon einen edlen Wetteifer in seiner gottliebenden Seele. Einer in dieser Genossenschaft, namens Simon, erregte besonders seine Aufmerksamkeit. Dieser hatte aus Liebe zur Buße allen Vorteilen entsagt, die ihm in der Welt eine hohe Geburt, unermessliche Reichtümer, die seltensten Geistesgaben, und alle Vorzüge körperlicher Bildung versprachen. Allzeit sah man ihn in Gott versammelt und gleichsam versunken. Mit der bewunderungswürdigsten Genauigkeit beobachtete er das Stillschweigen. Er sprach nur sehr selten und dann in nur wenigen Worten, und niemals mit jemand anderen, als seinen Vorstehern. Und auch dazu konnten ihn nur dringende Ursachen bewegen. Bei all dem war sein Äußeres sanft, gefällig und erbaulich: „Der Anblick seiner Demut allein schon beschämte meinen Stolz und bedeckte mich mit Schamröte wegen meiner Nachlässigkeit in der Abtötung meiner Sinne. Das Gesetz des Stillschweigens, das unter uns beobachtet wird, hinderte mich, in eine ausführliche Unterredung mich mit ihm einzulassen. Da mir aber einmal aus Unachtsamkeit ein Wort entfuhr, nahm ich an seinem Gesicht wahr, welches Missfallen diese Verletzung der Regel bei ihm verursachte. Ich warf mich ihm zu Füßen, und er ließ mich da einige Zeit zur Abbüßung meines Fehlers liegen: ich habe mir nachher noch immer Vorwürfe darüber gemacht, und konnte mir ihn nie verzeihen.“ Dieser Heilige blieb sich während der acht Jahre, die er im Kloster Rieval zubrachte, allzeit gleich. Im Jahr 1142 starb er. Dies waren seine letzten Worte: „Herr, mein Gott, ewig werde ich deine Barmherzigkeit besingen, deine Barmherzigkeit, deine Barmherzigkeit!“

 

In demselben Jahr wurde Ailred, gegen seinen Willen, zum Abt von Revesby, in der Grafschaft Lincoln, gewählt, und im folgenden Jahr genötigt, die Leitung der Abtei von Rieval auf sich zu nehmen, wo damals dreihundert Mönche lebten. Ihre Lebensweise beschrieb er in diesen Worten: „Sie tranken nur Wasser und aßen ganz gewöhnliche Speisen, und wenig. Sie schliefen nur kurze Zeit, und zwar auf Brettern. Sie übten sich in harten und mühevollen Arbeiten. Sie trugen schwere Lasten, ohne die Ermüdung zu fürchten, und gingen überall hin, wo man sie hinführen wollte. Ruhe und Erholung waren ihnen unbekannt. Mit allen diesen Bußübungen verbanden sie ein strenges Stillschweigen. Sie redeten bloß mit ihren Vorstehern, und zwar nur dann, wenn es die Notwendigkeit erforderte. Sie verabscheuten Wortgezänk und Klagen.“ Der Heilige redet auch noch von dem Frieden und der Liebe, die sie durch die schönsten Bande untereinander vereinigten. Er drückt sich hierüber auf die rührendste Weise aus: man sieht, dass ihm die Ausdrücke fehlen, um einen Begriff von der Freude zu geben, die ihm der Anblick jedes Ordensbruders gewährte.

 

Man bot unserem Heiligen mehrere Bistümer an, allein aus Demut und Liebe zur Einsamkeit schlug er sie alle aus. Seine einzige Wonne fand er im Gebet und im Lesen frommer Bücher, die er zur Erhaltung glühender Andacht geeignet fand. Befiel ihn Geistesdürre, so öffnete er die heiligen Schriften, und alsbald wurde seine Seele ganz von den Lichtstrahlen des Heiligen Geistes durchdrungen. Seinen Augen entflossen Tränen und sein Herz fühlte die süßesten Empfindungen der göttlichen Liebe. Wir wollen, um den Heiligen besser kennen zu lernen, die Worte eines berühmten Abtes seines Ordens anführen: „Welches Leben war reiner, als Ailreds! Wer war je behutsamer in seinen Reden! Die Worte, die aus seinem Mund hervorgingen, waren süß, wie Honig. Sein Leib war schwach und hinfällig. Allein seine Seele war stark und kraftvoll. Gleich der Braut des Hohenliedes schmachtete er nach den ewigen Gütern. Sein Herz war wie ein geweihter Altar, auf dem er Gott unaufhörlich das Feuer seiner Liebe, die Abtötung seines Fleisches und die glühenden Wünsche seiner heiligen Begierden als Opfer darbrachte. . . . In seinem hageren und abgezehrten Körper wohnte eine Seele, die in Überfluss die Herrlichkeit himmlischer Gnade genoss. Daher die unaussprechliche Freude, mit der er Gott lobte. . . . Lästige Menschen ertrug er geduldig, er selbst aber fiel keinem Menschen jemals zur Last. . . . Willig hörte er andere an und übereilte sich nie in den Antworten, die er denen gab, die ihn um Rat fragten. Man sah ihn nie zornig. Seine Worte und Handlungen trugen immer das schöne Gepräge der Salbung und des Friedens, mit denen seine Seele erfüllt war.“

 

Der heilige Ailred starb im Jahr 1166, in einem Alter von siebenundfünfzig Jahren, nachdem er zweiundzwanzig Jahre Abt gewesen war. In der allgemeinen Ordensversammlung, die 1250 zu Citeaux gehalten wurde, ist er in die Zahl der Ordensheiligen gesetzt worden. Dieselbe Versammlung setzte auch sein Fest auf den 12. Januar, als den Tag seines Todes, und so ist es auch in dem Heiligenverzeichnis des Zisterzienserordens angemerkt. Allein in einem späteren Martyrologium, das Benedikt XIV. zum Gebrauch dieses Ordens herausgegeben hat, findet man es auf den zweiten März versetzt. Man liest darin ein schönes Lob der Kenntnisse, des reinen Wandels, der Demut und der Geduld des heiligen Ailred. Derselbe Papst fügt noch hinzu, Gott habe die Tugend seines Dieners durch die Gabe der Weissagung und der Wunder gekrönt. Den Namen unseres Heiligen findet man im römischen Martyrologium nicht aufgezeichnet. 

 

Der ehrwürdige Pater Paulus von Perpignan,

Franziskaner, Ordenspriester, Martyrer,

+ 12.1.1458 - Gedenktag: 12. Januar

 

Leben

 

Paulus war Doktor der Theologie und ein besonderer Verehrer der seligsten Jungfrau, die aus einem Bild zu ihm gesprochen und ihn getröstet haben soll. Er trat in den Orden des heiligen Franziskus und war voll Eifer für das Heil der Seelen. Dieser Eifer, oder die Gewissenhaftigkeit im Beruf war Veranlassung, dass er ein Martyrer wurde. Er hatte nämlich eine ihr schlimmes Leben Ärgernis gebende Frau zur Lösung des sündhaften Verhältnisses und zur Bekehrung bewogen. Darüber wurde deren Verführer so entrüstet, dass er dem frommen Beichtvater eine schwere Wunde am Haupt beibrachte, an der er auch als Martyrer seiner Pflicht starb. Eine andere Darstellung ist diese: Der gottselige Pater Paulus habe der sündhaften Frau die Lossprechung im Beichtstuhl verweigert, weil sie die böse Gelegenheit nicht aufgeben wollte - und darüber wütend geworden, habe der Verführer der Frau im Beichtstuhl selbst ihm die Todeswunde versetzt. Jedenfalls ist der ehrwürdige Ordenspriester als Martyrer gestorben den 12. Januar 1458 zu Perpignan in Frankreich.

 

Lehre

 

Ungeachtet aller Unterweisungen müssen die Priester immer wieder die grundfalsche Meinung bekämpfen, die manche hartnäckig festhalten wollen: wenn sie nur die Lossprechung erhalten, dann sei alles wieder in Ordnung. Sie drängen deshalb und wollen den Priester gleichsam zwingen, dass er sie absolviere - und wenn der Priester die Lossprechung ihnen hinausschieben oder verweigern muss, so werden sie ihm gegenüber feindselig und gehässig. Aber die Priester sind eben nicht die Eigentümer der heiligen Sakramente, hier des heiligen Sakramentes der Buße, sondern nur Verwalter und Ausspender, wie Sankt Paulus sagt. Christus hat nicht gesagt: Ihr dürft, ihr müsst alle absolvieren, sondern: "Welchen ihr die Sünden nachlasst, denen sind sie nachgelassen - und welchen ihr sie vorbehaltet, denen sind sie vorbehalten." Gewiss spendet jeder Priester recht gerne die Lossprechung, so oft er kann und darf. Wer aber der Lossprechung unwürdig ist, d.h. die Bedingungen zum gültigen Empfang der Lossprechung nicht erfüllen will, dem nützt sie nicht einmal. Die Folgen sind: Der Priester würde sündigen; der Beichtende erlangt die Verzeihung der Sünden nicht, erhält hierzu eine neue Sünde und kommuniziert auch noch unwürdig.

 

Pater Eberhard Billick

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 12. Januar 1557 starb der lobwürdige Pater Eberhard Billick, ernannter Weihbischof von Köln. Pater Eberhard stammte aus Köln und wurde im Jahr 1499 oder 1500 geboren. Er selbst nennt seinen Oheim Burkhard, damals Prior in Köln, als denjenigen, der ihn in den Orden führte (1513). Im Jahr 1525 wurde er als Magister der Studierenden aufgestellt. Als solcher muss er außerordentlich gut gewirkt haben, da ihn der Erzbischof Hermann von Wied beauftragte, auf der eben einberufenen Synode die Einleitungsrede zu halten. Dennoch ließ Eberhard sich am 18. November 1528 in der theologischen Fakultät immatrikulieren, um die akademischen Grade zu erlangen. Bereits zwei Jahre darauf erwarb er sich die Würde eines Baccalaureus. Er tat das, weil zu jener Zeit den Ordensleuten von Seiten des Weltklerus die größten Schwierigkeiten bereitet wurden und er denselben viel wirkungsvoller entgegentreten konnte, wenn er in jeder Hinsicht, auch äußerlich ebenbürtig, wenn nicht überlegen war. Noch sind die Entwürfe zu den Predigten vorhanden, die er damals vor den Professoren und Studierenden der Universität hielt, und die von einem tiefen theologischen Wissen und großer Beredsamkeit zeugen. In seinem 23. Ordensjahr wurde er zum Prior von Köln erwählt, danach wurde er Provinzial der Niederdeutschen Provinz und blieb es bis zum Ende seines Lebens. Da gab es den Zeitverhältnissen entsprechend innerhalb wie außerhalb des Ordens viel zu verbessern. Er verstand es auch trefflich, die klösterliche Strenge aufrecht zu erhalten, trat Verfehlungen mit Ernst entgegen, war aber noch mehr bemüht, die rechte Überzeugung zu wecken, wohl erkennend, dass Zwang nur etwas, Interesse an der Sache aber alles erreiche. Seine Tätigkeit erstreckte sich weit über das Gebiet der Provinz seines Ordens hinaus, besonders seitdem der Erzbischof mit den Neuerern gemeinsame Sache machte und den Irrlehrer Butzer nach Köln berief. Pater Eberhard gelang es in einer Schrift, die weiteste Verbreitung fand, die Entstellungen aufzudecken, deren Butzer sich schuldig machte, und in den Widersprüchen, die dessen Lehre enthielt, ihre Falschheit zu zeigen. Sie fand auch den ungeteilten Beifall der Guten und brachte manchen Wankenden zur rechten Einsicht. Damit war der Anfang gemacht, und Pater Eberhard fuhr mit staunenswerter Leistungsfähigkeit weiter. Nur ungern beteiligte er sich an dem Religionsgespräch zu Regensburg. Er wusste ja gut genug, dass nicht Mangel an Erkenntnis die Ursache der Irrung war. Vielmehr versprach er sich vom Konzil, zu dem er auch nach Trient berufen wurde. Die Rede, die er da hielt, fand ob ihrer Freimütigkeit und Wucht so begeisterte Aufnahme, dass der Kardinal von Trient sie unverzüglich drucken ließ, um sie an die Konzilsväter zu verteilen. Wieder nach Köln zurückgekehrt, besaß er das vollste Vertrauen des neuen Kurfürsten und Erzbischofs Anton und wurde zu dessen Generalvikar und Weihbischof ernannt, starb jedoch noch vor der bischöflichen Weihe. Mit ihm ist ein Mann ins Grab gesunken, der nicht nur eine Zierde des Ordens war, sondern dem die ganze niederrheinische Kirche den größten Dank schuldet.

 

Gebet am 12. Januar

 

Ich bitte dich, geliebte Königin, tröste mich, wenn ich im Sterben liege, durch deine Gegenwart, denn du hast ja so vielen deiner Diener diese Gnade erwiesen, und deshalb erbitte und erhoffe auch ich sie. Es ist wahr, ich bin ein Sünder, ich verdiene nicht eine so große Gnade, aber ich bin auch dein Diener, der dich liebt und ein so großes Vertrauen auf dich setzt. O Maria, meine Augen werden dich in meiner Todesstunde suchen, lasse mich alsdann nicht trostlos und umsonst nach dir blicken. Wenn ich indes eine so große Gnade nicht verdiene, so stehe mir wenigstens vom Himmel herab bei, damit ich, von Liebe zu Gott und zu dir entflammt, dies Leben verlasse, um dich die ganze Ewigkeit hindurch im Himmel lieben zu können. Amen. 

 

Zu Jesus Christus

 

Entzünde uns, o Heiland, mit dem Feuer Deiner Liebe, die Du auf die Erde gebracht hast, damit sie uns heilige und beglücke, denn Dich in dieser und in der anderen Welt lieben, ist die höchste Seligkeit, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Zu Jesus Christus

 

Verleihe uns, o Herr, die Gnade, allezeit in Deiner Gegenwart zu leben, damit alle unsere Handlungen, in der Absicht, Dir zu gefallen und Deinen heiligen Willen zu erfüllen, verrichtet, für das ewige Leben nicht verloren, sondern uns verdienstlich werden, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Andacht am 12. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Ein Mann der Schmerzen war der Sohn Gottes von dem Augenblick Seiner Empfängnis an bis zu dem Augenblick Seines Todes. Immer schwebte vor Seinen Augen das Kreuz, auf dem Er sterben sollte; immer war es Seinem Herzen eingeprägt. Herr, wo immer ich Dich suchen mag, finde ich Dich nur am Kreuz." (Der gottselige Thomas von Jesus)

Wenn der heilige Bernard die schweren Leiden des Herrn betrachtete, befragte er sich, wer dem liebevollsten Jesus so großes Leid zufügen konnte; und da kam es ihm vor, als höre er alsbald die Antwort: "Das hat die Liebe getan!" Wer würde nun nicht mit der heiligen Elisabeth ausrufen: "Von nun an soll Jesus, der Gekreuzigte, allein mein Anteil sein!"

 

O gekreuzigter Jesus, die Sünden der Menschen, ja, meine eigenen Sünden haben Dich an das Kreuz geheftet! Wer tödlich sündigt, der kreuzigt Dich aufs Neue in seinem Herzen. O dass ich nicht starb, bevor ich sündigte, doch lieber will ich tausend Mal sterben, als je wieder in eine Sünde willigen! Nicht mehr hinfort soll die Sünde in mir herrschen; Jesus allein und der Heilige Geist sollen herrschen in mir unumschränkt, vollkommen und auf ewig! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 12. Januar

 

"Dass ein Engel einem Menschen Ehrfurcht erwies,

das war etwas Unerhörtes, bis ein Engel die allerseligste Jungfrau grüßte."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 12. Januar - Von dem verborgenen Leben Jesu

 

O sieh, am ersten Lebensmorgen

Ist unterm Scheffel tief verborgen

Das Licht, das unsern Tag erhellt.

Am Mittag erst soll hoch es glänzen

Bis zu der Erde fernsten Grenzen

Am Kreuzesleuchter aufgestellt. 

 

1. O abgrundtiefe Weisheit Gottes, wie unendlich hoch stehen deine Ratschlüsse über allen menschlichen Begriffen. Dringe ein in die stille Hütte von Nazareth, und sieh dort den Sohn des himmlischen Vaters, der mit den demütigen Arbeiten eines Zimmermanns sich beschäftigt, dich zu lehren, dass die geringsten Werke, die nach den Absichten Gottes vollbracht werden, alle glänzenden Taten unendlich übertreffen, die die menschliche Eitelkeit vollbringt, und deren Ruf den Erdkreis erfüllt. Fürwahr, o Jesus, "du bist ein verborgener Gott und Heiland!" (Jesaja 45,15) Hier, menschlicher Stolz, lerne deine Wogen brechen, lerne demütige Verborgenheit lieben und dein Leben durch Arbeiten heiligen. 

 

2. Göttlicher Heiland, in andächtiger Zerknirschung bete ich dein heiliges, verborgenes Leben an. Aber, Herr, mein Gott, gestatte deinem Knecht eine Frage. Würdest du nicht die Absichten deiner heiligsten Menschwerdung besser erfüllen, wenn du, statt diesen niedrigen Arbeiten dich hinzugeben, die Welt durch den Glanz deiner Weisheit erleuchtetest, die Sünder bekehrtest, den Völkern dich offenbartest, und deinen himmlischen Vater durch Wunder verherrlichtest? O Seele, spricht er, die ich zu erlösen kam, "lerne von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen!" Nimmst du Ärgernis an meinen Arbeiten: wie weit mehr wirst du einst Ärgernis an meinem Kreuz nehmen. Nicht Stolz und Weichlichkeit, Demut und Abtötung kam ich dich zu lehren.

 

3. Dies also ist die Lehre, die dein Heiland durch sein verborgenes Leben dir gibt. Dringe ein in den Geist dieser heiligen Verborgenheit. Betrachte, wie Jesus seinem himmlischen Vater sich unterwirft, wie er in heiliger Geduld den Augenblick seiner Vorsehung abwartet, wie er zum Opfer für unsere Sünden sich ihm erbietet, und wie er durch sein Beispiel die Welt uns meiden lehrt, die voll der Täuschungen und Schlingen ist, wo zahllose Albernheiten uns beschäftigen und zerstreuen, und uns nie zu uns selbst kommen lassen. So folgen wir ihm denn, so oft nur möglich, in die heilige Verborgenheit, denn nur da können wir der Gnade getreu entsprechen, und die Vollkommenheit erreichen, zu der er uns beruft. Daniel 3,41: "Wir folgen dir jetzt von ganzem Herzen, fürchten dich und suchen dein Angesicht."

 

13. Januar

 

Der heilige Hilarius, Bischof und Kirchenlehrer von Poitiers,

+ 13.1.366 - Fest: 13. Januar

 

Um 315 kam Hilarius in Poitiers als Sohn einer vornehmen heidnischen Familie zur Welt. Er heiratete und hatte eine Tochter.

 

Ständig war er bemüht, sein Wissen zu erweitern und seinen Geist zu schulen. Die Heilige Schrift, die er während seiner Studien las, beeindruckte ihn so, dass er sich taufen ließ. Von den Mitgliedern seiner Gemeinde zum Bischof gewählt, bekämpfte er in Wort und Schrift den Arianismus.

 

Von Kaiser Konstantin II., der die Arianer begünstigte, wurde Hilarius 356 nach Kleinasien verbannt. Bereits in den ersten Monaten seines Exils begann er sein Hauptwerk über die Dreifaltigkeit, „De Trinitate“, niederzuschreiben. Dieses zwölfbändige Werk wurde zur Streitschrift gegen den Arianismus.

 

Hilarius konnte 360 nach Poitiers zurückkehren und kämpfte von dort aus unermüdlich für die Widerherstellung des rechten Glaubens.

 

Der Kirchenlehrer starb 367 in seiner Bischofsstadt Poitiers.

 

„Der heilige Hilarius verwandte die Zeit, welche er in Phrygien zubrachte, zur Abfassung mehrerer gelehrter Werke, wovon das vorzüglichste und am meisten geschätzte seine Abhandlung über die Dreieinigkeit ist. Es enthält zwölf Bücher. Der Heilige bewies darin auf die bündigste Weise die gleiche Wesenheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Er lehrt, dass die Kirche nur Eine ist, und dass alle Irrlehrer außerhalb stehen; dass sie sich dadurch von den verschiedenen Sekten unterscheidet, weil sie, ihre Einheit stets erhaltend, sie alle bekämpft und des Irrtums überführt, obgleich sie allein allen gegenüber stehen muss; und dass sie den Anlass zu ihren schönsten Triumphen in den immerwährenden Spaltungen findet, welche unter den Anhängern des Irrtums herrschen. Dann zeigte er, dass der Arianismus die wahre Lehre nicht sein könne, weil er dem heiligen Petrus nicht geoffenbart worden, den doch der Herr zur unerschütterlichen Grundfeste der Kirche bis zum Ende der Zeiten erwählt hat, dessen Glaube nie untergehen werde, weil Jesus Christus geboten hat, dass er nie aufhöre; dem die Schlüssel des Himmelreiches übergeben worden, und dessen Urteile Gott im Himmel bestätigt, obgleich sie auf der Erde ausgesprochen werden.

 

Als Hilarius auf seiner Heimreise aus der Verbannung zu Selencia in eine Kirche ging, schrie Florentina, ein heidnisches Mädchen, durch die Volksmasse sich drängend, mit lauter Stimme: „Ein Diener Gottes, ein Diener Gottes!“ Dann warf sie sich zu seinen Füßen und sprach: „Mann Gottes, ich weiche nicht von dir, bevor du mich gesegnet hast.“ Der Vater des Mädchens, der dieses sah, wurde so ergriffen, dass er sich mit seiner ganzen Familie taufen ließ.

 

Florentina verließ ihre Eltern, folgte dem Heiligen bis Poitiers, und ehrte ihn, so lange er lebte, als den Vater, der sie für den Himmel erzogen hatte. Auf derselben Reise kam Hilarius an einer Insel vorbei, die man wegen der vielen wilden Hühner die Hühnerinsel nannte. Ebendort waren sehr viele giftige Schlangen, so dass diese Insel allgemein gemieden wurde. Als der Heilige dies hörte, bestieg er ein Schiff, fuhr bis zur Insel hin und ließ sich ein Kreuz voraustragen. Kaum wurden die Schlangen desselben ansichtig, ergriffen sie die Flucht.

 

Bald nach seiner Rückkehr starb zu Poitiers ein Kind ohne die heilige Taufe. Die Mutter, deren einziges Kind es war, ging zu Hilarius, warf sich ihm zu Füßen und bat ihn unter Tränen, ihr Söhnlein lebendig zu machen, damit es die heilige Taufe bekäme. Der Heilige, von Mitleid gerührt, warf sich in Gegenwart einer großen Volksmenge auf die Erde nieder und betete. Unterdessen röteten sich allmählich die Wangen des Kindes, seine erstarrten Glieder wurden warm, endlich öffneten sich auch die Augen, es atmete und fing an zu schreien. Das Kind wurde sogleich getauft und ward in der Folge ein frommer Diener der Kirche.“

 

Hilarius wird oft mit Schlangen (Symbol für arianische Irrlehren), die er zertritt oder mit dem Bischofsstab durchbohrt, dargestellt.

 

Die Stadt Poitiers ernannte ihn zu ihrem Schutzheiligen. Hilarius hilft gegen Schlangen und ist der Patron der kleinen und schwächlichen Kinder.

 

Der heilige Agritius (Agricius, Agroecius),

Bischof und Bekenner von Trier,

+ 13.1.335 - Fest: 13. Januar

 

Die heilige Helena soll der Legende nach diesen heiligen Mann selbst zum Bischof von Trier vorgeschlagen haben.

 

Agritius beseitigte in seiner Diözese die letzten Spuren des Heidentums und predigte außerdem noch in Gallien und Belgien. Er starb 332 oder 335 und wurde in Trier in der Kirche Sankt Maximin beigesetzt.

 

Der heilige Agritius wird mit Buch und Kreuz dargestellt.

 

Die erste christliche Kaiserin, die heilige Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, hielt sich längere Zeit in der Stadt Trier auf, die damals schon eine der berühmtesten und ältesten Städte Deutschlands war. Ihre unablässige Sorge ging dahin, die heidnischen Bewohner jener Gegend für den christlichen Glauben zu gewinnen. Deshalb bat sie den damaligen Papst Silvester inständig, der hochansehnlichen Stadt Trier, die man das zweite Rom zu nennen pflegte, einen ausgezeichneten Bischof zu geben. Aller Augen richteten sich auf Agritius, den Patriarchen von Antiochien, als den ausgezeichnetsten und würdigsten Kirchenfürsten jener Zeit.

 

Obgleich sein ganzes Herz in Liebe an seinem bisherigen Kirchensprengel hing, folgte Agritius doch gehorsam dem Ruf des Papstes Silvester nach Rom und übernahm demütig die schwierige Stellung in Trier. Durch Vermittlung der gottbegeisterten Kaiserin erhielt der neue Oberhirt von Trier kostbare Reliquien, die sie selbst aus dem Morgenland mitgebracht hatte, z.B. das Haupt des heiligen Apostels Matthias, einen Nagel, mit dem der göttliche Heiland am Kreuz befestigt war, ein Messer, das der Herr beim letzten Abendmahl gebrauchte, eine Zahn des heiligen Petrus, das Haupt des heiligen Papstes Cornelius und viele andere kostbare Reliquien. Zudem erhob der Papst das Bistum Trier zu einer Metropolitankirche.

 

Als der heilige Agritius nach Belgien und an die Mosel kam, fand er vom Christentum nur zerstreute Trümmer; denn unter den blutdürstigen Kaisern Diokletian und Maximian, besonders unter der Verfolgung des römischen Statthalters Rictiovarus floss das Blut der Christen in Strömen. In Trier wurden Tausende von Christen ermordet, so dass sich die Mosel von Blut rot färbte und dass sich der Fluss vor der Menge der Leichen staute. Ein breiter und tiefer Brunnen war mit Gebeinen der heiligen Märtyrer gefüllt. Agritius tat alles, um die Religion Jesu Christi wiederherzustellen. Später legte der heilige Bischof Felix die heiligen Überreste der Märtyrer jener Zeit in der von ihm erbauten Kirche des heiligen Paulinus nieder, dessen Gebeine er von Phrygien erhalten hatte.

 

Der heilige Agritius fand ein mit Disteln und Dornen überwuchertes Feld vor, weil in den blutigen Verfolgungen nur wenige Christen übrig geblieben waren, aber wie ein fleißiger Landmann nicht ruht, bis er den verwilderten Acker in fruchtbaren Boden umgeschaffen hat, so ließ auch der unermüdliche Bischof nicht nach, bis er das Unkraut des Unglaubens und der Gottlosigkeit ringsumher ausgerottet und den Weizen des göttlichen Wortes mit dem besten Erfolg in die Herzen seiner Pflegebefohlenen gesät hatte. Was Wunder, dass Gott seinen Segen reichlich über seinen treuen Diener und dessen Wirken ausgoss.

 

Nahm sich der heilige Agritius den Apostelfürsten Petrus zum Vorbild in seinem unermüdlichen Wirken für das Reich Gottes, so blieben ihm auch dessen Leiden nicht erspart. Seine Sehnsucht nach dem Martyrium sollte sich in gewisser Weise erfüllen, denn auf seinen Missionsreisen erlitt er Mühsale, Schmerzen, Schmähungen aller Art, so dass er dem göttlichen Heiland ähnlich wurde, von dem er auch seinen Lohn erwartete.

 

In jener Zeit wagte es ein treuloser Küster, den heiligen Nagel zu entwenden. Siehe, da quoll aus dem eisernen Nagel eine solche Menge Blut, dass das Kleid des Kirchenräubers ganz davon erfüllt wurde. Mit Entsetzen sah der Gottlose das Wunder und bekannte öffentlich vor dem Bischof und dem versammelten Volk, das auf den ungewohnten Klang der Glocken herbeieilte, seinen Frevel und zeigte den bluttriefenden Nagel Christi. Eine vom Teufel besessene Frau aus Regensburg, namens Winniberga, hatte viele heilige Stätten besucht, um von ihren harten Banden befreit zu werden, jedoch ohne Erleichterung. Als in Trier der Exorzismus angewendet wurde, erklärte der Teufel, dass er dem Nagel, der den rechten Fuß des Heilandes durchbohrt habe, nicht widerstehen könne. Mit furchtbarem Gebrüll wich er aus der vielfach gequälten Frau.

 

Der heilige Bischof reinigte sein Bistum Trier so gründlich vom Schmutz des Unglaubens und der Gottlosigkeit, dass es im Lauf der Jahrhunderte nicht wieder in Ketzerei verfiel. Dazu trug seine himmlische Geduld, sein unüberwindlicher Eifer und seine geläuterte Klugheit wesentlich bei. Wie von einem Baum viele Äste und Zweige ausgehen und zahlreiche Früchte hervorbringen, so beschränkte sich die Wirksamkeit des heiligen Agritius nicht auf seine Stadt, sondern sie dehnte sich auf Belgien, Gallien und einen großen Teil Deutschlands aus. Den Palast der heiligen Kaiserin Helena wandelte er in eine Metropolitankirche um und weihte sie ein zu Ehren des Apostelfürsten Petrus. Um seinem Werk die Krone aufzusetzen, gesellte er sich zwei ausgezeichnete Schüler zu, die ihm im Oberhirtenamt folgen und wie zwei hellglänzende Sterne auf dem Bischofssitz des heiligen Agritius leuchten sollten, den Maximinus und Paulinus. Beiden flößte er seine Wissenschaft und seine Heiligkeit ein. Er selbst stand in ihrer Mitte wie eine Stadt auf dem heiligen Berg, auf ihn richteten sich bewundernd die Augen seiner Zeitgenossen. Seinen treuen Gefährten und späteren Nachfolgern im Amt sagte er voraus, dass sie schwere Kämpfe gegen die Irrlehrer zu bestehen haben würden, aber auf diesen beiden Säulen würde der Glaube und die Gottesliebe sicher ruhen.

 

Als der hochverdiente Agritius im vorgerückten Greisenalter seine baldige Auflösung fühlte, ernannte er nach göttlicher Aufforderung seinen älteren Schüler Maximin zu seinem Nachfolger, lud dann das ganze Volk zu sich, verkündete ihm mit großer Herzensfreude, dass ihm die Engel Gottes seine baldige Abberufung angekündigt hätten, und weihte mit eigener Hand seinen lieben Maximin zum Bischof. Nicht lange danach gab er seinen Geist auf, um von der himmlischen Heerschar die Krone der Vergeltung zu empfangen. Sein Todes- und Gedächtnistag ist der 13. Januar.

 

Das schöne Dreigestirn Agritius, Maximin und Paulin leuchtet glänzend am Himmel der Heiligen Deutschlands und mit Stolz nennt die uralte Stadt Trier jene drei heiligen Bischöfe die ihrigen.

 

Der selige Gottfried von Kappenberg, Graf, Priester,

+ 13.1.1127 - Fest: 13. Januar

 

Auf steiler Anhöhe an dem wiesengrünen Ufer der Lippe erhebt sich das prächtige, fensterreiche Schloss Kappenberg, das weit hinausschaut über das westfälische Land mit seinen zahlreichen Städten und Dörfern. Das war voreinst der Stammsitz der Grafen von Kappenberg, die von väterlicher wie von mütterlicher Seite mit dem Kaiserhaus verwandt waren. Dort erblickte der edle Graf Gottfried im Jahr 1097 das Licht der Welt. Von seinem Großvater, dem gottseligen Grafen Hermann, erlebte er tiefe Gottesfurcht, Demut, Sanftmut und Güte, womit er angeborene Klugheit, eine reiche Erfahrung und glänzende Beredsamkeit verband. Die Kriegsfehden jener Zeit nötigten ihn oft, zu den Waffen zu greifen, aber er schärfte seinen Mannen die Worte des Bußpredigers Johannes ein: „Tut niemand Gewalt an, beschuldigt niemand fälschlich, begnügt euch mit eurem Sold!“

 

In den Armen und Kranken erkannte Gottfried die leidenden Glieder des dornengekrönten Heilandes. Er brachte ihnen kräftige Speisen und Getränke, bereitete ihnen mit eigenen Händen ein weiches Lager, verband ihre Wunden, tröstete und ermutigte sie zur Geduld. Einem Aussätzigen, vor dem jedermann floh, wusch er die ekelhaften Wunden und trank sogar aus seinem Becher. Nie schlug er einem Bettler ein Almosen ab, und wenn er ausritt, nahm er eine gefüllte Börse für Notleidende mit, und kehrte stets mit leerem Säckel, aber immer mit frohem Herzen heim. Sein Hausgesinde liebte ihn wegen seiner Sanftmut und Leutseligkeit, und ehrte ihn überaus hoch. Mit seiner jungen Gemahlin Jutta, einer Tochter des Grafen Friedrich von Arnsberg, lebte er in der glücklichsten Ehe.

 

Um diese Zeit durchzog der heilige Norbert, der durch die Gnade Gottes aus einem genusssüchtigen Weltmann in einen demütigen Mönch umgewandelt war, als Prediger der Buße das Rheinland und kam, demütig auf einem Esel reitend, auch auf das Schloss Kappenberg. Gottfried wurde durch die Worte und Wunder des Heiligen so gewaltig ergriffen, dass er den Entschluss fasste, sein Leben als Ordensmann ganz Gott zu weihen und schein Schloss Kappenberg in ein Kloster umzubauen. Aber seinem Vorhaben standen viele Hindernisse im Weg. War zu erwarten, dass seine Gemahlin einwilligte, und dass sein Bruder Otto auf das Erbrecht verzichtete? Der vereinten Beredsamkeit Norberts und Gottfrieds gelang es, die irdische Liebe Juttas mit dem Feuer der himmlischen Liebe zu dämpfen und den Bruder Otto zu bewegen, dass er nicht nur das Vorhaben seines Bruders billigte, sondern sogar beschloss, dessen Beispiel nachzuahmen. Am 31. Mai 1122 beriefen die Grafen Gottfried und Otto ihre Verwandten und Vasallen und erklärten in ihrer Gegenwart feierlich, dass sie um ihres Seelenheiles willen die Burg Kappenberg samt allen Gütern und Höfen dem Bruder Norbert zum Nutzen des Prämonstratenser Ordens übergäben. Gleicherweise stiftete Gottfried aus seinen Gütern noch zwei andere Klöster, nämlich Varlar und Ilmstädt (Ilbenstadt) am Main.

 

Der Bischof von Münster weihte die Burg Kappenberg zu einem Prämonstratenserkloster feierlich ein. Der heilige Norbert übernahm als erster Abt die Leitung des Klosters, zu dem sich zahlreiche Novizen einfanden. Gottfried empfing die Tonsur und das geistliche Kleid. Sein Bruder Otto trat in das neue Kloster. Frau Jutta errichtete am Fuß des Berges ein Frauenkloster und nahm mit ihrer Schwägerin Beatrix ebenfalls die Regel des heiligen Norbert an.

 

Über die neue Ordnung der Dinge auf Kappenberg war Gottfrieds Schwiegervater, der mächtige Graf Friedrich von Arnsberg, höchst ergrimmt und wollte nicht hinnehmen, dass seine Tochter den Schleier nehme und dass die reichen Güter dem Kloster verfielen. Er drohte mit Gewalt, aber ein plötzlicher Schlagfluss zerstörte seinen Plan.

 

Während des Noviziates verrichtete Gottfried die niedrigsten Geschäfte, fastete streng, genoss fast nur noch Wasser und Brot, freute sich, wenn er gering geschätzt wurde und verabscheute alles Lob. Gegen alle war er liebreich, nur gegen sich selbst unnachsichtig streng. Beschwerten sich zuweilen die Novizen über die Strenge des Ordens, so ermahnte er sie ernstlich: „O meine Brüder, mit der menschlichen Trägheit durchschiffen wir den reißenden Strom des Lebens nicht. Behalten wir nicht das höchste Ziel im Auge und verfolgen wir es nicht mit aller Kraft, so werden wir bei einem sehr niedrigen Ziel landen. Deshalb wollen wir lieber die Strenge vermehren, als vermindern.“ Wenn der heilige Norbert die Begeisterung und tiefe Demut Gottfrieds beobachtete, rief er freudig aus: „Nun kann ich doch ruhig sterben; denn ich weiß, welchen treuen Nachfolger ich haben werde.“

 

Einige Zeit vor der Professablegung sandte der heilige Norbert die beiden Brüder nach dem Mutterkloster Prämonstrat in Frankreich. Dort legten sie die feierlichen Gelübde ab und kehrten dann nach Kappenberg zurück. Als dort infolge von Missernte Hungersnot und Seuchen ausbrachen, erbaute Gottfried neben dem Kloster ein großes Hospital, in dem die Ordensbrüder die Krankenpflege übernehmen mussten.

 

Als der heilige Norbert im Jahr 1126 auf den erzbischöflichen Stuhl zu Magdeburg erhoben wurde, berief er seinen lieben Freund Gottfried zu sich, um sich seines weisen Rates zu bedienen und ihm auf seine Nachfolge im Amt vorzubereiten. Aber schon nach wenigen Tagen erkrankte Gottfried und bat den heiligen Erzbischof um Erlaubnis zur Heimreise. In dem von ihm gestifteten Kloster Ilmstädt erkrankte er schwer und bereitete sich auf sein Ende vor. Sein Bruder Otto, der ihn begleitet hatte, war sehr um ihn bekümmert. Gottfried aber frohlockte, dass er bald zur Anschauung Gottes gelange, und sprach heiter: „Lass uns doch diese Stunde mit Freude annehmen und Gott Dank sagen, dass er uns von der Arbeit zur Ruhe, von der Armseligkeit zur wahren Glückseligkeit abfordert! Es gibt ja keinen anderen Weg zum letzten Ziel und Ende, als den Tod.“ Darauf empfing er mit seliger Wonne die heiligen Sterbesakramente, nahm von allen Klosterbrüdern Abschied und bat sie um Verzeihung. Als ihn Otto fragte, ob er gar keine Lebenshoffnung mehr habe, entgegnete er: „Ich habe eine große Hoffnung, aber um alles in der Welt möchte ich nicht länger in diesem Tal der Zähren leben.“ Nachdem er einige Augenblicke seine Augen geschlossen hatte, sprach er zu seinem Bruder: „Ich höre eine Stimme, die da sagt: geh ihm entgegen! Siehe, die Abgesandten meines Herrn eilen mir entgegen! Willkommen, willkommen, ihr himmlischen Boten meines Herrn!“ Mit diesen Worten verschied er am 13. Januar 1127, in seinem dreißigsten Lebensjahr.

 

In derselben Stunde sah ihn seine Base Gerberga mit einer Krone auf dem Haupt, auf der die Worte des Propheten standen: „Er hat mich bekleidet mit dem Gewand des Heils.“ Seine Gebeine wurden zwischen Kappenberg und Ilmstädt geteilt. Eine Menge Wunder geschahen am Grab und auf die Fürbitte Gottfrieds. Deswegen nahm ihn die Kirche unter die Seligen auf. Während des unseligen dreißigjährigen Krieges erbrachen hessische Soldaten die Gruft und zerstreuten die heiligen Gebeine, aber die Verehrung des Seligen konnten sie nicht aus den Herzen reißen.

 

Die heiligen Hermylus, Martyrer von Singidonum, Serbien,

und Stratonicus, Kerkermeister und Martyrer in Serbien,

+ 308-324 – Fest: 13. Januar

 

Licinius hatte sich auf den morgenländischen Kaiserthron emporgeschwungen, und als ein Feind des Christentums den schrecklichen Entschluss gefasst, das Andenken an Jesus, den Erlöser der Menschen, ganz von der Erde zu tilgen, und alle Völker zur Verehrung der Götter zu zwingen. Deswegen befahl er in seinem ganzen Reich eine allgemeine Christenverfolgung, und wer sich weigerte, erdichteten, falschen Götzen Weihrauch zu streuen, der wurde unter den schrecklichsten Martern zu Tode gequält. Es war im Jahr 316, wo die Verfolgung den höchsten Grad erreicht hatte, als Hermylus beim Kaiser als ein Christ verklagt und eingekerkert wurde. Der Kaiser saß auf seinem Thron, als der Bekenner vor Gericht erschien mit unerschrockener und heiterer Miene, den er so anredete: „Bekennst du dich zur christlichen Religion?“ Hermylus antwortete: „Ich bin nicht nur ein Christ, sondern auch ein Diener Gottes; denn ich bin durch die Händeauflegung des Bischofs zur Würde eines Diakons eingeweiht worden.“ – „Und ich“, entgegnete der Kaiser, „weihe dich ein zur Würde eines Priesters der unsterblichen Götter.“ Lächelnd antwortete der Bekenner: „Ich würde sehr töricht handeln, wenn ich die Stelle eines Dieners des wahren und lebendigen Gottes mit jener deiner Götter vertauschen wollte, die du aus Holz und Steinen hast verfertigen lassen.“ Schamröte übergoss das Gesicht des Kaisers bei diesen Worten und wütend befahl er dem Frevler den Mund zu zerquetschen und ihn drei Tage lang ohne alle Nahrung in einem finsteren Kerker schmachten zu lassen.

 

Der Heilige brachte diese Zeit im Gebet zu und himmlischer Trost stärkte wie Balsam seine lechzende Seele. Schon am vierten Tag wurde er wieder vor den Richterstuhl des Licinius gebracht, der ihn fragte, ob ihn Hunger und Durst nicht auf andere Gesinnungen gebracht hätten? „Nein“, erwiderte Hermylus, „ich habe mich Gott geweiht und von ihm trennt mich keine Marter.“ – „Also wird dich dein Gott wohl auch aus meiner Gewalt befreien“, sprach höhnend der heidnische Kaiser, und gab sechs blutdürstigen Henkern einen Wink, die sogleich den Heiligen zu Boden rissen und ihn grausam schlugen. Während dieser Marter erhob er seine Augen zum Himmel und flehte um Standhaftigkeit im Kampf für die Ehre Jesu, und eine laute Stimme ertönte: „Amen, Amen. Nach drei Tagen wirst du die Krone des ewigen Lebens erhalten!“ Bei diesen Worten stürzten die Henker vor Schrecken zu Boden und auch der Kaiser erschrak heftig; aber er erholte sich schnell, und da auf sein böses und verhärtetes Gemüt nichts mehr einen Eindruck machte, geriet er in Wut und ließ den Bekenner rücklings auf ein Marterwerkzeug werfen, das die größte Grausamkeit erfunden hatte. Denn spitzige Messer, die im Kreis herumliefen, zerfleischten den Rücken von unten, und oben wurde der Körper mit Ruten geschlagen.

 

Hermylus ertrug diese schreckliche Marter mit christlicher Geduld, und als er seinen verstümmelten Leib, aus dem die Gedärme drangen, ansah, betete er laut: „Mein Herz und mein Fleisch haben sich in dem lebendigen Gott erfreut.“ Hierauf wurde er wieder in das Gefängnis gebracht, wo Stratonicus, der im Geheimen ein Christ und der Aufseher über die Gefangenen war, durch den Anblick seiner Wunden so gerührt wurde, dass er in einen Strom von Tränen und in ein lautes Wehklagen ausbrach. Dieses bemerkte ein heidnischer Soldat von der Kerkerwache, entfernte sich und brachte dem Kaiser darüber Nachricht, dass Stratonicus selbst ein Christ sei. Sogleich wurde er in das Verhör genommen, wo er es auch frei und ohne Zaudern gestand, dass er an den wahren Gott glaube, der Himmel und Erde erschaffen habe. Licinius befahl, ihn bis aufs Blut zu geißeln, und weil er während dieser Marter standhaft Jesus bekannte, ließ er ihn zu noch heftigeren Leiden in ein Gefängnis werfen, wo er in der Nacht, als er zu Gott um Verzeihung seiner Sünden und um Standhaftigkeit in dem ihm bevorstehenden Kampf flehte, die Stimme vernahm: „Du hast deinen Lauf vollendet und den Glauben bewahrt. Auf dich und deinen Freund wartet die Krone der Gerechtigkeit, die euch morgen der gerechte Richter erteilen wird!“

 

Am andern Tag wurde Hermylus noch einmal im Namen des Kaisers gefragt, ob er den Göttern opfern wolle? Und als er mit wenigen Worten sich erklärt hatte, dass er lieber tausendmal sterben, als ein so großes Verbrechen gegen den wahren Gott begehen wolle, wurde er im Gefängnis halbtot an eine Säule gebunden und nochmal mit Ruten geschlagen, worauf ihm und dem Stratonicus das Urteil eröffnet wurde, dass sie in der Donau ersäuft werden sollten. Beide frohlockten vor heiliger Freude, des Namens Jesu willen den Martertod leiden zu dürfen, und wurden am 13. Januar des Jahres 315 in die Fluten gestürzt. Drei Tage danach fanden christliche Männer ihre Leichname am Ufer und beerdigten sie mit größter Ehrfurcht und unter heiligen Liedern außer der Stadt.

 

Die selige Ivetta (Jutta), Reklusin zu Huy in Belgien, Mystikerin,

+ 13.1.1227 – Gedenktag: 13. Januar

 

Eine alte Legende erzählt das Leben der seligen Ivetta oder Jutta, deren Todestag auf den 13. Januar 1227 fiel, folgenderweise:

 

In der Lütticher Diözese in den Niederlanden lebte auf einem Schloss, Hojo genannt, ein edles Jungfräulein, die Tochter vermöglicher Eltern, ausgestattet mit allen guten Eigenschaften. Als die das dreizehnte Jahr erreicht hatte, wollte ihr der Vater einen Mann geben, fand auch solchen, und wählte hierzu einen Jüngling aus der Familie Satanako. Zwar weigerte sich Ivetta, allein der Vater blieb bei seinem Entschluss und die Tochter musste gegen ihren Willen in den Ehestand treten.

 

Nach fünf Jahren nahm Gott ihren Gemahl aus diesem Leben hinweg. Ivetta war Witwe, obwohl erst achtzehn Jahre alt, und ihre drei Kinder waren Waisen geworden. Wieder redete ihr der Vater zu, sich einen Gatten zu nehmen, doch diesmal blieb sie standhaft und siegte über den Willen des Vaters. Dem himmlischen Bräutigam hatte sie sich jetzt verlobt, ihm wollte sie für immer ihr Herz weihen, ihm beständige Treue bewahren. Doch blieben ihr die Versuchungen nicht erspart. Ihr Vorsatz sollte geprüft und hierdurch gefestigt werden. Besonders lag ihr einer der Verwandten an, machte sich oft, der Kinder wegen, bei ihr zu tun, und suchte solcherweise die junge Frau für sich zu gewinnen.

 

Da geschah es einmal, dass sich Veranlassung gab, es sollte dieser besorgte Freund und Ivetta in demselben Haus die Nacht zubringen – eine teils erwünschte, teils höchst gefürchtete Gelegenheit. – Ivetta bereitete sich auf das Herandringen der Gefahr mit Eifer vor – sie brachte die ganze Nacht betend und wachend hin. Als sie merkte, dass sich jemand ihrem Schlafgemach näherte, rief sie mit aller Inbrunst zur glorreichen Jungfrau, um Rettung aus dieser Bedrängnis, wo einerseits ihre Tugend, andererseits ihr und des jungen Menschen guter Name der Gefahr ausgesetzt war. Da erschien eine ehrwürdige Frau, von den Stufen des oberen Hauses voll Majestät herabschreitend. Ivetta erkannte in ihr die glorreiche Himmelskönigin. Der Versucher wurde nicht gewürdigt, sie zu sehen, wohl aber vernahm er ihre Schritte, und ergriffen von Scham und Schrecken eilte er von dannen. Ivetta aber verharrte in Gebet und Dank gegen Gott und Maria, die Helferin aller Bedrängten.

 

Dies alles bekam der keuschen Ivetta sehr wohl. Wenige Tage danach aber hatte sie eine höchst eigentümliche Erscheinung. Es kam ihr nämlich, da sie schlafend im Bett lag, vor, sie sehe Christus den Herrn samt der seligsten Jungfrau Maria. Jesus erschien hier als Richter, fällte mancherlei Urteil, auch Ivetta kam an die Reihe und sollte ob ihrer Sünden willen zur ewigen Strafe verurteilt werden. Schon zittert die Arme vor Furcht und Bangen ob des strengen Gerichts, da wirft sich Maria ihrem göttlichen Sohn zu Füßen, fleht zu ihm für Ivetta und erwirkt Gnade und Erbarmen. Nach diesem Gesicht erwachte sie und voll Liebe und Dank gegenüber Maria unterließ sie ihr ganzes Leben hindurch nicht, ihre milde Fürsprecherin aufs eifrigste zu verehren und für ihre Fehler und Sünden Buße zu tun. – Nicht nur gegenüber Armen und Kranken zeigte sie sich barmherzig und gütig: die Elendesten erfreuten sich der größten Sorgfalt von Seite Ivettas. – Sechsunddreißig Jahre brachte sie von da an in einer abgesonderten Wohnung einer Klause zu, denn sie hatte die Regel der Zisterzienser angenommen. Sie wurde mit der Gabe der Prophezeiung beschenkt und sagte unter anderen ihren eigenen Tod vorher, der dann am obengenannten Tag und Jahr erfolgte.

 

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Die selige Jutta von Huy

 

Zu Huy, einer Stadt in Belgien, lebte gegen Ende des 12. Jahrhunderts eine Jungfrau, angesehen von Geburt, jung an Jahren, schön von Gestalt, geistreich von Angesicht, edel im Benehmen, rein in den Sitten, züchtig in der Kleidung, gottesfürchtig im Herzen. Sie war die Tochter sehr reicher Eltern, hieß Jutta und hatte eine lebhafte Abneigung gegen den Ehestand. Dennoch musste und wollte sie, obwohl erst dreizehn Jahre alt, den Eltern gehorsam, einem braven jungen Mann die Hand reichen. Allein bald nach der Hochzeit erwachte in ihr die frühere Abneigung gegen den Ehestand mit solcher Macht, dass ihr die Kräfte schwanden, das Leben zum Ekel wurde und sie dem Mann den Tod wünschte. Allen Zusprüchen und Trostgründen unzugänglich, hielt sie nur noch fest an ihrem von Kindheit an geübten Vertrauen auf Maria, die Mutter voll der Gnaden. Und Maria kam ihrer verirrten Tochter zu Hilfe, befreite sie von der drückenden Schwermut und beglückte sie mit erneuter Liebe zum Mann. Jutta fühlte sich wunderbar mit ihrem Stand versöhnt, wurde Mutter dreier Söhne und lebte fünf Jahre in zufriedener Ehe.

 

Mit achtzehn Jahren war Jutta schon Witwe. Die noch frische Blüte ihrer Schönheit, der Reichtum ihres Besitzes, mehrere neue Eheanträge und das Drängen ihres Vaters, eine zweite Heirat abzuschließen, waren harte Proben ihres Entschlusses, Witwe zu bleiben. Sie blieb Witwe im schönsten Sinn des Wortes. Sie kleidete sich ganz einfach, zog sich von der Öffentlichkeit in den engen Kreis ihrer zwei noch lebenden Söhne zurück, übte strenges Fasten in Nahrung, Schlaf und jeglicher Bequemlichkeit, pflegte fleißig das mündliche und betrachtende Gebet und teilte sehr reichliche Almosen aus in dem Maß, dass sie der Vater bitter beschuldigte, sie verschwende den Kindern das Vermögen.

 

Jutta, weil sie die vollkommene Liebe noch nicht hatte, die, wie der heilige Johannes schreibt, „alle Furcht austreibt“, teilte zuletzt die Besorgnis des Vaters, wurde sparsamer den Armen gegenüber und legte ihre Gelder zu möglichst hohen Zinsen an. Aber „der Gerechte, wenn er auch fällt, zerschlägt sich nicht; denn der Herr legt seine Hand unter ihn.“ Durch die Gnade Gottes erkannte Jutta ihre Täuschung und wurde nun um so freigebiger zu den Armen. Um Buße zu tun und vor neuen Gefahren sich zu schützen, übergab sie ihr Hauswesen dem Vater und widmete sich elf Jahre lang ganz der Pflege der Aussätzigen im Siechenhaus mit heldenmütiger Selbstaufopferung. Während dieser Zeit erbetete sie ihrem Vater, der vor den Augen der Welt ein sehr angesehener, rechtschaffener Biedermann war, die Gnade der Bekehrung, so dass er Zisterzienser-Mönch im Kloster Villars wurde und in strenger Buße sein Leben schloss. Auch der ältere Sohn trat in den Orden der Zisterzienser. Der jüngere aber, der in der Welt blieb und in schlechte Gesellschaft geriet, führte ein ausgelassenes Leben. Die unsäglich bekümmerte Mutter verschwendete Zusprüche und Ermahnungen, Bitten und Tränen an den Unverbesserlichen. Doch ihr Vertrauen auf die Macht des Gebetes und auf die Fürbitte Marias wankte nicht. Tag und Nacht lag sie auf den Knien, den beleidigten Vater im Himmel um Erbarmen anflehend für ihr unglückliches Kind.

 

Nach einiger Zeit hatte der Sohn einen lebhaften Traum. Er befand sich vor dem Richterstuhl Jesu Christi, erkannte die Menge und Größe seiner Sünden und sah, wie die höllischen Geister ihn ergreifen und ins ewige Feuer werfen wollten. In dieser entsetzlichen Angst und Furcht hörte er den Richter sprechen: „Lasst ihn noch, wegen der Verdienste und Bitten seiner und meiner Mutter will ich ihm noch drei Jahre zur Buße schenken.“ Der junge Mann erwachte zitternd vor Schrecken, tröstete die Mutter mit dem Gelöbnis, dass er in ein Zisterzienser-Kloster gehen werde, und heiligte sich durch beharrliche Buße und wirksame Frömmigkeit.

 

Jutta, von allen äußeren Sorgen nun frei, entsagte dem „Dienst der Martha“ und wählte den „Anteil der Maria“. Sie schloss sich in eine enge Zelle zu Huy ein, die an eine Kirche angebaut war, und lebte dort noch sechsunddreißig Jahre in bewunderungswürdiger Strenge im Gebet und der Betrachtung. Gott versüßte der treuen Dienerin die Einsamkeit und die vielen Anfechtungen mit der Gabe der Beschauung und mit himmlischen Erscheinungen. So erschien ihr Jesus selbst zweimal und in Ermangelung eines Priesters reichte ihr der heilige Johannes die heilige Kommunion. Vorzüglich berühmt wurde sie durch ihr inniges Erbarmen und Mitleid mit Sündern und Unglücklichen. Sehr vielen Personen geistlichen und weltlichen Standes, die ihr ihren gefährlichen Seelenzustand offenbarte, hat sie durch ihre Ermahnungen und Fürbitte, wie auch durch mehrere Wunder zu einer standhaften Besserung des Lebens verholfen. Ihr hellleuchtendes Beispiel zog auch mehrere geistliche Töchter an, die sie mit Rat und Tat auf dem Weg der Vollkommenheit förderte. Reich an Tugenden und Verdiensten starb sie an dem Tag und zu der Stunde, wie sie es vorausgesagt hatte, mit zum Himmel erhobenen Augen und fröhlichem Angesicht im Alter von siebzig Jahren, es war der 13. Januar 1228. Ihr Leichenbegräbnis und ihr Grab leuchtete durch viele Wunder.

 

Die selige Veronika von Binasko, Nonne von Mailand,

+ 13.1.1497 – Fest: 13. Januar

 

Schon in früher Jugend wendete Veronika, deren Verehrung als Selige Papst Leo X. bereits 1517 bewilligte, die Tochter eines einfachen Landmannes zu Binasko, einem Flecken in Italien, zwischen Mailand und Pavia gelegen, ihr ganzes Gemüt Gott und göttlichen Dingen zu, und sie hatte keinen sehnlicheren Wunsch, als in klösterlicher Einsamkeit ganz Gott und dem Heil ihrer Seele leben zu können. Nach langem inständigen Bitten erhielt sie endlich von der Vorsteherin des Klosters der heiligen Martha zu Mailand die Zusicherung einstiger Aufnahme. Zugleich wurde ihr aber auch empfohlen, vorher lesen zu lernen. Da ihr den Tag über von den häuslichen Geschäften und der Besorgung der Felder, wozu sie vom Vater angehalten wurde, keine Zeit übrigblieb, verwendete sie die Nacht dazu, die Buchstaben kennen und lesen zu lernen.

 

Man kann sich denken, welch ein mühseliges Geschäft dies war und wie gering ihre Fortschritte sein mussten, da sie größtenteils ohne Anweisung und sich selbst überlassen blieb. Die Jungfrau bestürmte jedoch den Himmel mit Bitten und betete zu Gott und der heiligen Gottesmutter, dass sie ihr in ihrem Vorhaben behilflich und ihre Bemühungen in Erlernung der Buchstaben mit dem erwünschten Erfolg segnen möchten. Da erschien ihr nun einmal die heiligste Jungfrau, von Glanz umflossen und angetan mit einem Kleid von himmelblauer Farbe. Veronika, noch nicht an überirdische Erscheinungen gewöhnt, die sich in ihrem späteren Leben so oft wiederholten, wusste sich anfangs vor Schrecken kaum zu fassen. Aber die liebreiche Himmelskönigin näherte sich mit mildem Angesicht der Bebenden und sprach, sie beruhigend, mit freundlicher Stimme:

„Fürchte dich nicht, meine Tochter, und mühe dich nicht gar so sehr ab in Erlernung der Buchstaben. Ich will, dass du nur drei Buchstaben ganz besonders verstehen lernst: der erste ist von weißer, der zweite von schwarzer, der dritte von roter Farbe. Höre ihre Bedeutung.

Der weiße Buchstabe bedeutet die Reinheit des Herzens, nach deren Erlangung du mit allen Anmutungen des Gemütes streben sollst. Hüte dich ja, je irgendetwas mit unordentlicher Neigung zu suchen. Alle deine Liebe soll mit ganzer Innigkeit auf meinen göttlichen Sohn und auf mich gerichtet sein.

Der schwarze Buchstabe lehrt, dass du niemals Ärgernis nehmen sollst an dem Tun und Lassen deiner Mitmenschen. Mögen sie auch Böses tun, so habe du doch immer Mitleid mit ihnen und suche alles aufs Beste zu deuten. Höre nicht auf, für die Irrenden und Fehlenden dein Gebet vor meinem göttlichen Sohn auszugießen. Hüte dich vor Murren und Klagen, wenn dir oder dem Nächsten ein Übel widerfahren ist.

Was den roten Buchstaben betrifft, so ermahne ich dich, täglich wenigstens einen Teil aus der Leidensgeschichte meines Sohnes mit aller Aufmerksamkeit zu betrachten. Kannst du die übrigen Buchstaben erlernen, so ist es gut. Wenn nicht, so lass dir diese drei nie aus dem Sinn entschwinden. Wer die Herzensreinheit bewahrt, der wird vor meinem Sohn in Reinheit glänzen. Wer sich aber dem Murren ergibt, dessen Seele ist wie von Schwärze entstellt und Gott kann an ihr kein Wohlgefallen haben. Ein Herz, das den grausamen Tod meines Sohnes erwägt, wird glühen von göttlicher Liebe, und es wird von Oben beschenkt werden mit höheren Gnadengaben (von denen freilich die Bösen keine Kenntnis haben.“ Und nach diesen Worten verschwand die göttliche Mutter.

 

Veronika legte von nun an kein sonderliches Gewicht mehr auf die Erlernung der Buchstaben.

 

Nach einer Vorbereitung von drei Jahren wurde sie endlich in das Kloster St. Martha aufgenommen. Hier zeichnete sie sich durch Eifer in allen ihren Übungen, und durch genaue Befolgung aller Punkte der heiligen Regel aus. Ihre Gewissenhaftigkeit erstreckte sich auf die unbedeutendsten wie auf die wichtigsten Dinge. Der Wille der Obern war die alleinige Richtschnur ihrer Lebensweise, weil sie überzeugt war, dass der Gehorsam das wohlgefälligste Opfer ist, das man Gott bringen kann, und weil sie Jesus Christus nachahmen wollte, der gehorsam war bis zum Tod, um den Willen seines Vaters zu erfüllen. Sie kam ihren Schwestern auf tausend verbindliche Arten zuvor, während sie sich als die letzte unter ihnen betrachtete. Ihre Unterwürfigkeit ihnen gegenüber war so vollkommen, dass man hätte sagen können, sie habe keinen eigenen Willen.

 

Sogleich nach ihrem Tod, der im Jahr 1497 erfolgte, offenbarte Gott ihre Heiligkeit durch mehrere Wunder. Lasst uns gleich der seligen Veronika die Lehren unserer göttlichen Mutter zu Nutzen machen, und Maria wird uns einst in die ewigen Wohnungen einführen.

 

Der heilige Remigius von Reims, Bischof,

+ 13.1.533 – Fest: 13. Januar

 

Innerhalb des alten Römischen Reiches hatte das Christentum in den ersten vier Jahrhunderten festen Fuß gefasst und war zu einem Segen für Land und Leute geworden. Dann jedoch kam die traurige Zeit der Völkerwanderung, in der von Norden und Osten her Volk auf Volk, Goten, Vandalen, Burgunder und Hunnen, heidnisch, wild und roh, auf der Suche nach neuen Wohnsitzen zum Westen und Süden drängten und Mordend und brennend alles niederrissen, was das Christentum aufgerichtet hatte.

 

In dieser Zeit wurde der heilige Remigius bereits mit zweiundzwanzig Jahren Bischof von Reims im heutigen Nordfrankreich und blieb es bis zum Tod im dreiundneunzigsten Lebensjahr. Der junge Bischof Remigius sah damals eine Welt, die er die seinige nannte, im Sturm der Völkerwanderung sang- und klanglos, glutig und blutig untergehen; aber der alte Bischof Remigius erlebte noch die Genugtuung, dass nicht ohne ihn eine neue Welt entstanden war, die germanisch-christliche Welt.

 

Es waren die Franken, die zur Zeit des heiligen Remigius im fünften Jahrhundert aus dem nördlichen Deutschland über das heutige Belgien in Frankreich einfielen. Wie in den heißen Ländern ein Heuschrecken- oder Ameisenschwarm auf seinem Zug alles zerstört, so dass kein Grashalm am Boden und kein Blatt am Baum der Vernichtung entgeht, so ähnlich hausten die brand- und mordlustigen Franken. Kirchen und Klöster gingen in Rauch auf. Städte und Dörfer verschwanden von der Bildfläche. In Blut und Tränen erstickte das Land, und der wildeste unter den Wilden war der Frankenkönig, Klodwig mit Namen.

 

Nichts nutzte es dem Bischof von Reims, dass er den Eroberer kniefällig um Schutz bat für Land und Volk. Der Barbar lachte ihn aus. Nichts auch nutzte es, dass des Königs heilige Gattin Klothilde den Gemahl um Schonung anging für die Kirchen und die Köster, denn allzu sehr zürnte der Heide dem Gott der Christen, weil ihm seine Götter den erstgeborenen Sohn durch den Tod entrissen hatten, da er auf Klothildes Drängen die Taufe des Stammhalters zuließ. Klodwig war hart und unzugänglich gegen alle Bitten von Bischof und Gattin, und da blieb nur noch das Beten übrig, und es beteten ein Heiliger und eine Heilige, lange und inständig, und wenn das geschieht, so kann es sein, dass sich Wunder ereignen.

 

Es kam der Tag von Zülpich. Die nachdrängenden Alemannen waren über die Franken hergefallen, und im Jahr 496 reifte bei Zülpich zwischen Bonn und Aachen die Entscheidungsschlacht, in der sich der Sieg nach langem Hin und Her den Angreifern zuneigte. Da rief Klodwig den Gott der Christen an und gelobte, sich mit dem Volk taufen zu lassen, wenn seine Franken vor der Vernichtung verschont blieben. Gleich wandte sich das Glück der Schlacht, die Alemannen flohen, ihr König fiel, und der ganze Stamm ergab sich auf Gnade und Ungnade dem Sieger Klodwig.

 

Das war am Tag von Zülpich, und Klodwig hielt Wort und ließ sich mit dreihundert Edlen am Weihnachtsfest 496 unter großen Feierlichkeiten vom heiligen Remigius zu Reims die Taufe spenden, und bevor über ihn das heilige Wasser floss, sprach zu ihm der Bischof die denkwürdigen Wort:

 

„Beuge, du stolzer Franke, dein Haupt und ehre, was du bisher verbrannt hast, und verbrenne, was du bisher verehrt hast.“

 

Klodwig hatte sich nach dem Wort gerichtet, und wenn er auch immer noch heidnisch dachte und oft noch heidnisch handelte, weil man trotz gutem Willen im Alter nicht mehr leicht umlernen kann, so begünstigte er doch fortan das Christentum, ließ die niedergebrannten Kirchen und Klöster wieder aufrichten und sorgte für die Ausbreitung des Glaubens. Dadurch legte er das Fundament, auf dem später das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erstehen konnte. Deshalb aber ist das alles geworden, weil dafür ein heiliger Bischof und eine heilige Königin eifrig beteten. Solche Kraft liegt im Gebet, und an Remigius wurde zur Wahrheit, was die Heiligen Schrift weiß:

 

„Seht, das ist der Hohepriester, der in seinen Tagen Gott gefiel und gerecht befunden wurde. Zur Zeit des Zornes trat er auf als Mittler der Versöhnung… Den Segen für alle Völker gab er ihm.“

 

Remigius ist, wie so manche Heiligen zu ihrer Zeit, ein Mann von weltgeschichtlicher Bedeutung gewesen, und auch wir verdanken ihm heute noch zu einem Teil die gewaltigen Segnungen des Christentums, die das Leben erst lebenswert machen.

 

Der heilige Kentigern von Glasgow (Mungo), Bischof, Patron von Glasgow,

+ 612 – Fest: 13. Januar

 

Der heilige Kentigern, mit dem Beinamen Mungo, der Bischof von Glasgow in Schottland, ist sehr berühmt im nördlichen Teil von Großbritannien, und kommt aus dem königlichen Geschlecht der Pikten. Er wurde um das Jahr 516 geboren. Schon in seinem frühesten Alter übergab man ihn der Leitung des heiligen Servan, des Bischofs und Abtes von Culros, der die edlen Gefühle der Sanftmut und Frömmigkeit in ihm erweckte. Die Reinheit seiner Sitten und seine anderen Tugenden gewannen ihm die ganze Liebe seines Lehrmeisters und all derer, die ihn kannten, weshalb man ihm den Beinamen Mungo oder Mongo gab, was in der Landessprache „der Geliebte“ bedeutet. (Die schottischen Katholiken verehren den Heiligen auch noch heutzutage unter dem Namen des heiligen Mungo.) Er zog sich dann an einen Ort, Glasghu genannt, zurück, wo er ein sehr strenges Leben führte. Allein er sah sich bald genötigt, seine Einsamkeit zu verlassen, weil ihn die Geistlichkeit und das Volk mit dringenden Bitten als Bischof begehrten.

 

Nach seiner Weihe errichtete er seinen Sitz zu Glasgow. Dort versammelte er eine große Anzahl frommer Personen um sich, die nach Weise der ersten Christen von Jerusalem lebten. Sein Bistum, das sehr ausgedehnt (Es erstreckte sich vom deutschen Meer bis an den Ozean, auf der Abendseite hin.) und zugleich wenig in den Lehren des Christentums unterrichtet war, eröffnete seinem Eifer und seiner Geduld einen ausgedehnten Wirkungskreis. Um daher das Licht des Evangeliums immer mehr und mehr zu verbreiten, bereiste er öfters alle Teile seines Bistums und immer nach Weise der Apostel, - zu Fuß. Die Heden entsagten auf seine Belehrung hin, scharenweise ihrem Aberglauben und begehrten die heilige Taufe. Der heilige Oberhirt beschränkte sich aber nicht bloß darauf, dass er den Götzendienst niederstürzte, auch wusste er seine christliche Herde vor dem Gift der pelagianischen Irrlehren, die schon tiefe Wurzeln in Schottland gefasst hatten, zu bewahren.

 

Der erstaunliche Erfolg, den die apostolischen Arbeiten des heiligen Kentigern hatten, wird uns nicht befremden, wenn wir bedenken, dass er ein Mann des Gebetes war. Nicht zufrieden, jeden Tag den ganzen Psalter abzubeten, verrichtete er noch mehrere andere Andachtsübungen, so zwar, dass seine Seele nie durch Zerstreuung der Gegenwart Gottes entfremdet war. Ununterbrochen tötete er sein Fleisch ab durch strenges Fasten und tausend andere außerordentliche Bußübungen. Während der vierzigtägigen Fastenzeit entfernte er sich von dem Umgang der Menschen, und brachte diese heiligen Tage in der Einsamkeit zu, wo er sich mit dem Himmel unterhielt. Man sah, mit einem Wort, alle apostolischen Tugenden in ihm wieder glänzen. Auch begnadete ihn Gott, wie seine ersten Verkünder des Evangeliums, mit der Gabe der Wunder.

 

Kentigern, der vor Begierde das Reich Gottes immer mehr auszubreiten, ganz erglüht war, flößte diese heiligen Gesinnungen, von denen er beseelt war, auch mehreren seiner Schüler ein. Er sandte sie aus, den Glauben in Schottlands nördlichen Gegenden, auf den orkadischen Inseln, in Norwegen und Island, zu verkündigen.

 

Um den Fortgang der weiteren Geschichte ganz zu verstehen, ist es notwendig, ein Wort über die Regierungsverfassung der mittäglichen Pikten, die gewissermaßen aristokratisch war, vorauszuschicken. Das Land war unter mehreren kleine Herren aufgeteilt, die das Recht hatten, sich wechselseitig zu bekriegen. Jedoch gehorchten alle einem höchsten Monarchen, dessen gewöhnliche Residenz die Stadt Alcluyd war, jetzt Dunbriton genannt. Die Staaten dieses Monarchen umfassten aber nicht bloß das Land der mittäglichen Pikten (Sonst auch Britten von Straith-Cluit genannt.), sondern auch das der Cumberer, das sich gegen Süden, von der Mauer der Pikten bis an die Ribble, in der Provinz Lancaster, erstreckte.

 

Da der fromme König Rydderch Hael, ein Verwandter und Beschützer des heiligen Bischofs, durch den gottlosen Morcant seines Thrones enthoben worden war, musste sich Kentigern zu den Britten im Land Galles flüchten. Er hielt sich einige Zeit beim heiligen David zu Menevia auf, verließ ihn aber wieder, um ein Kloster bei dem Zusammenfluss der Bäche Elwy und Cluid zu erbauen. Es scheint, dass er da lebte, als der heilige David 546 oder vielmehr 544 den ersten März, der in diesem Jahr auf einen Mittwoch fiel, gestorben ist. Die Schule, die der heilige Kentigern in seinem Kloster gestiftet hatte, wurde in der Folgezeit sehr berühmt. Sehr viele Männer, die eben so sehr durch ihre Tugenden, als durch die Wissenschaften, ausgezeichnet waren, hatten da ihre Bildung erhalten.

 

Indes gelangte Rydderch, der nach dem Tod des Thronräubers Morcant, wieder zum Besitz seines Reiches. Der heilige Bischof nützte diesen Umstand, um wieder um das Jahr 560 in sein Bistum zurückzukehren. Fünf Jahre später hatte er eine Unterredung mit dem heiligen Columbus, der anfing, das Evangelium den nördlichen Pikten zu predigen. Diese Völker hatten schon einige Kenntnis von Jesus Christus, weil ihnen bereits Kentigern einige Glaubensprediger geschickt hatte, die er aus der Zahl seiner Schüler genommen hatte. Der König Ridderch und zwei seiner Nachfolger schenkten diesem heiligen Bischof ihr ganzes Vertrauen. Sie unternahmen nichts, ohne ihn erst um Rat gefragt zu haben. Sie unterstützten ihn mit all ihrem Ansehen in den frommen Plänen, die er zur Verbreitung des Evangeliums und zur Verbesserung der Sitten machte. Auch verdienten sie, dass der Himmel ihre Staaten vor der Verheerungswut der Sachsen bewahrte.

 

Der heilige Kentigern starb 612, fünfundachtzig Jahre alt, und wurde in der Kathedralkirche von Glasgow, deren erster Patron er war, beigesetzt. Sein Grab wurde stets, bis zur Einführung der calvinischen Irrlehre in Schottland, sehr verehrt.

  

Gebet am 13. Januar

 

O meine Mutter Maria, erlange mir die Verzeihung meiner Sünden, die Liebe zu Jesus Christus, die heilige Beharrlichkeit, einen seligen Tod und endlich den Himmel. Erlange mir vor allem die Gnade, mich immer dir anzuempfehlen. Bitte Jesus für mich, sage ihm, dass du mir beistehen willst. Alsdann hat er gewiss Mitleid mit mir. Meine Mutter, auf dich vertraue ich, mit dieser Hoffnung will ich leben und sterben. Amen. Es lebe Jesus unsere Hoffnung, und Maria unsere Liebe. Amen.

 

Zum heiligen Gottfried

 

Heiliger Gottfried, mache mich durch deine Fürbitte würdig, zu eben der Glorie und Krone des Himmels, zu einer heiligen Sterbestunde, wonach du so sehr verlangt hast, und hilf mir, dass ich so durch dieses Zeitliche hindurch gehe, damit ich das Ewige nicht verliere. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Sehr nützlich war der seligen Veronika die zarte Andacht zur seligsten Mutter Gottes. Was sie von ihr gehört hat, sollen alle Diener Mariä sich gesagt sein lassen, nämlich die Reinheit des Herzens zu erlangen, Geduld gegenüber den Nächsten zu üben, und das Leiden Jesu Christi öfters zu betrachten. 

 

Andacht am 13. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Das geringste Leiden, die geringste Demütigung Jesu Christi genügte für die Erlösung des menschlichen Geschlechtes, wegen der unendlichen Würde seiner Person." So der heilige Thomas von Aquin. Der heilige Chrysostomus fügt noch bei: "Was aber der Erlösung genügte, das genügte seiner Liebe nicht!"

Christus wollte bis zum Übermaß leiden, uns zu erlösen, wiewohl Er uns erlösen konnte, ohne zu leiden. Dieser Gedanke flößte so vielen Heiligen die größte Liebe zu allen Leiden ein. Die heilige Theresia sprach: "Entweder leiden oder sterben!"

Die heilige Magdalena von Pazzi sprach: "Nicht sterben, sondern leiden!"

Der heilige Johannes vom Kreuz sprach zum Herrn: "Um Deinetwillen leiden und verachtet werden!"

Bitten wir Jesus, den Gekreuzigten, um die Liebe zum Kreuz, und sprechen wir mit dem heiligen Bernardus: "Mein Herz am Kreuz, und das Kreuz in meinem Herzen!"

 

Lässt Du, o Herr, es zu, dass ich in Trübsalen schmachte, so lässt du dies um meines Besten willen zu, und ich bete Deine Ratschlüsse an und unterwerfe mich ihnen von Herzen. Verleihe mir nur die Geduld und Stärke, deren ich bedarf; und willig opfere ich Dir jedes Kreuz, das Du, zur Strafe meiner Sünden mir auferlegst. Nimm, o Herr, jede meiner Trübsale als ein Sühnopfer aus den Händen Jesu Christi auf, durch den alles, was Dir dargebracht wird, Deiner Majestät wohlgefällig ist! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 13. Januar

 

"In der Niedrigkeit und dem Elend sich demütigen,

ist kein großes Verdienst,

es ist aber eine seltene und große Tugend

in Ehren und Würden demütig sein."

 

gottsel. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 13. Januar - Das Geheimnis der göttlichen Menschwerdung

 

Die Liebe ist, o Gott, dein Siegel.

Es glänzt geprägt auf der Natur.

Sie zog dich, Herr, in unsre Flur.

Und deine Menschheit ist ein Spiegel,

Worin ihr Übermaß erscheint,

Das, Herr, dich mit dem Staub vereint.

 

1. Abgrund ewiger Liebe, es vergeht mein Geist in der Betrachtung deiner Wunder, die hoch über der Fassungskraft aller erschaffenen Geister stehen. Die Liebe bist du, und wesentlich ist es dir, auf göttliche, unerfassliche Weise zu lieben. Also liebtest du dein Gebilde aus Staub, das du zu deiner Erkenntnis und Liebe schufst: dass du, aus der rettungslosen Tiefe es zu erheben, in die es gefallen war, selbst Staub wurdest, es zu retten und abermals in seine ursprüngliche Würde einzusetzen. Aus ihren innersten Tiefen preist anbetend dich die Seele, die du durch dein Licht erleuchtet hast, dies abgrundtiefe Geheimnis zu erkennen. Der sinnliche Mensch aber lästert in stolzer Blindheit, was er nicht versteht, und weigert sich, zu glauben, dass die unendliche Liebe unendlich liebt.

 

2. Was, o stolzer Unglaube, ist hier der unendlichen Weisheit und Güte nicht vollkommen würdig? Dass der Unsichtbare seinem Bild sichtbar erschien? Dass er seinem Geschöpf, das er durch Vernunft, Freiheit und Unsterblichkeit geadelt und fähig erschaffen hatte, ihn ewig zu verherrlichen, das ihn aber noch nicht schauen konnte, ohne im Glanz seiner unendlichen Herrlichkeit zu vergehen, auf eine solche Weise erschien, dass es ihn erkennen und nachahmen konnte? Dass er den Weg zur unsterblichen Seligkeit ihm bahnte? Dass sein ewiges Wort durch die Aufnahme einer erschaffenen Natur in die Einheit seiner Person, "als der Erstgeborene aller Kreatur", (Kolosser 1,15) selbst der erste Ring in der Kette ward, der die Schöpfung bis zur Gottheit emporzog? 

 

3. 1. Timotheus 3,16: "Wahrhaftig, das Geheimnis unseres Glaubens ist groß: Er wurde offenbart im Fleisch, gerechtfertigt durch den Geist, geschaut von den Engeln, verkündet unter den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit." 1. Korinther 2,14: "Der irdisch gesinnte Mensch aber lässt sich nicht auf das ein, was vom Geist Gottes kommt. Torheit ist es für ihn, und er kann es nicht verstehen, weil es nur mit Hilfe des Geistes beurteilt werden kann." Er fürchtet, dies abgrundtiefe Geheimnis zu glauben, weil er zugleich an die ewige Gerechtigkeit glauben und sein Leben ändern müsste. Psalm 103,2-4: "Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt, der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt."

 

14. Januar

 

Der heilige Engelmar, Einsiedler und Martyrer im Bayerischen Wald,

+ 14.1.1100 - Fest: 14. Januar

 

Im Bayerischen Wald baute sich der aus der Gegend von Passau stammende Engelmar eine Hütte. Schon bald kamen die Leute der Umgebung zu ihm, um seinen Rat und seine Hilfe zu erbitten. Dies erregte den Neid seines Gefährten, und er erschlug Engelmar im Jahr 1110.

 

„Der heilige Engelmar war ein geborener Bayer und seinem Geschäft nach ein Landmann, aber aus Liebe zu Christus verließ er sein irdisches Besitztum und seine weltlichen Wünsche und wählte das Einsiedlerleben unter Anleitung des ehemaligen armenischen Erzbischofs Gregor, welcher in sehnsüchtiger Hoffnung auf himmlische Güter seine hohe Würde niedergelegt hatte und als armer Pilger nach Passau gekommen war. Nach dem Tod des heiligen Gregor, am 23. September 1093, wo eine von jenem angekündigte Sonnenfinsternis die damalige Welt in Schrecken setzte und zum Kreuzzug gegen die Türken anfeuerte, begab sich der heilige Engelmar in die Einöde, baute sich eine Klause, begann nach apostolischer Weise von der Arbeit seiner Hände zu leben und durch Nachtwachen, Gebet und Fasten die Gnade seines Schöpfers zu gewinnen.

 

Da er wegen seiner Güte und Frömmigkeit bei allen Bewohnern der Umgegend sehr beliebt war, beneidete ihn sein Genosse, ein zweiter Kain, um der ihm verliehenen größeren göttlichen Gnade willen, und voll Ingrimm, dass er dem Heiligen so unähnlich erschien, legte er in Abwesenheit von Zeugen Hand an ihn, erschlug ihn und deckte die Leiche mit Schnee und Steinen zu. Dieses Verbrechen verübte er am Tag nach der Oktav vom Fest der Erscheinung des Herrn und verheimlichte es unter verschiedenen Täuschungen und Ausreden bis Pfingsten. Über das Fest des Heiligen Geistes hinaus konnte die Schandtat nicht verborgen bleiben, weil derselbe die Welt der Sünde überführt. Das Blut des neuen Abel schrie zum Himmel, und der neue Kain irrte unstet in den Wäldern umher, nicht begünstigt und geliebt vom Volk, wie er erwartet hatte, sondern verflucht und verachtet und von seinem bösen Gewissen verfolgt.

 

Ein Priester fand die Leiche des Einsiedlers und Märtyrers und begrub sie in der Stille, ohne auf seine Heiligkeit Rücksicht zu nehmen. Aber als Rudbert, ehemals Weltpriester, dann erster Vorsteher des im Jahr 1125 neu errichteten Prämonstratenserklosters Windberg, für seine neue Kirche einen Schutzheiligen erwählen wollte, gedachte er des heiligen Märtyrers Engelmar, erbaute ihm ein würdiges Grab und übertrug die Überreste in die prächtige steinerne Kirche im Jahr 1131.

 

Vom Tag des Begräbnisses an eilte das gläubige Volk alljährlich mitten in der Pfingstwoche zu dem Grab des Heiligen und feierte andächtig das Patronatsfest des Märtyrers. Als einst noch der Leichnam des erschlagenen Einsiedlers in dem ärmlichen Hüttchen lag, erblickten bei Nacht Vorübergehende eine zahllose Menge Lichter voll wunderbaren Glanzes. Staunend gingen sie dorthin und sahen den Lichtglanz nicht nur in unmittelbarer Nähe, sondern wurden auch mit den süßesten Wohlgerüchen erfüllt. Viele Kranke erhielten dort Heilung, viele Heimgesuchte Trost und Hilfe. Der Name Engelmar ist im Lauf vieler Jahrhunderte nicht im Herzen und Munde des Volkes erloschen, viel weniger im Buch des Lebens.“

 

Engelmar ist der Patron der Bauern. Für die Bewahrung der Feldfrüchte und gegen Viehseuchen wird seine Hilfe erfleht. Das in der Legende genannte Kloster Windberg bei Bogen ist nicht nur ein bedeutendes Baudenkmal, sondern auch durch die Jahrhunderte berühmt wegen seiner wissenschaftlichen Arbeit; noch aus der Zeit des ersten Abtes Gebhard (1142 bis 1191) sind wertvolle Handschriften erhalten.

 

Der heilige Datius, Erzbischof und Bekenner von Mailand,

+ 14.1.552 - Fest: 14. Januar

 

Der heilige Datius war aus einem vornehmen Geschlecht entsprossen und wurde wegen seiner Frömmigkeit und Gelehrsamkeit nach dem Tod des heiligen Magnus zum Oberhirten der Kirche von Mailand erwählt. Er war der 28. Bischof und verwaltete mit einem seltenen Eifer das heilige Amt. Als ein Muster eines apostolischen Mannes leuchtete er seiner Geistlichkeit sowohl als seiner gläubigen Herde voran an Gottseligkeit und christlicher Tugend, an Demut und Selbstverleugnung. Ein liebevoller Vater der Armen, beschützte und tröstete er Witwen und Waisen, und ihr Elend zu lindern, erkaufte er bei einer Hungersnot Getreide zu ungeheuren Preisen und verteilte es unentgeltlich unter die Armen seines Sprengels. Während seiner Regierung erhielten die Gothen über Belisar, den griechischen Feldherrn, einen vollkommenen Sieg und eroberten Mailand wieder, bei der Gelegenheit der Heilige in die Gefangenschaft geschleppt wurde. Auf Verwenden seines Freundes Cassiodorus kam er wieder in Freiheit und in seine Diözese zurück. Er wurde aber bald darauf wegen seines Eifers für die Reinheit der christlichen Religion von seinem bischöflichen Stuhl vertrieben und in das Elend gestoßen, wo er seine übrigen Lebenstage zu Konstantinopel in Ausübung frommer Werke und in heiliger Einsamkeit zubrachte. Der heilige Papst Gregor sagt von ihm, dass er einer der eifrigsten Bischöfe war, der mit Papst Vigilius die heilige Religion gegen die Feinde der Wahrheit verteidigt habe.

 

Der heilige Datius starb zu Konstantinopel am 14. Januar 552, und erst nach seinem Tod wurden seine Reliquien nach Mailand gebracht und mit Erlaubnis der Kirche dem gläubigen Volk zur Verehrung ausgestellt.

 

Die 38 heiligen Mönche und Martyrer auf dem Berg Sinai,

Fest: 14. Januar

 

In der großen Wüste, die sich von Arabien bis nach Ägypten ausdehnt und von diesem Land nur durch das Rote Meer und den Jordan getrennt ist, lebte in den ersten christlichen Jahrhunderten ein wildes, barbarisches Volk in der größten Sittenlosigkeit und beinahe ohne alle Religion. Diese Wilden ernährten sich von der Jagd und von der Beute, die sie auf ihren Streifzügen machten, und zur Zeit der Not verzehrten sie das rohe Fleisch ihrer Kamele. Sie beteten die Sonne als ihren Gott an und brachten ihr das Beste von ihrer Beute als Opfer dar. Bei besonderen Festen aber schlachteten sie einen Knaben aus ihrer Mitte, opferten sein Fleisch unter abergläubischen Zeremonien der aufgehenden Sonne und verschlangen es dann bei einem festlichen Mahl.

 

Die andere Seite der Wüste bewohnten heilige Einsiedler, die durch gänzliche Abtötung ihrer Sinnlichkeit, durch ununterbrochenes Gebet und immerwährende Betrachtung himmlischer Wahrheiten nach Gottseligkeit strebten. Sie lebten nur von Wurzeln und Kräutern, die sie erst nach dem Untergang der Sonne aßen, und mehrere von ihnen enthielten sich die ganze Woche hindurch von aller Nahrung. Damit keiner den anderen in seiner Einsamkeit stören konnte, bewohnten sie Zellen, die weit voneinander entfernt lagen und die sie die ganze Woche nicht verließen, bis am Sonntag, wo sie sich gemeinschaftlich in der Kirche versammelten, während des Gottesdienstes heilige Psalmen sangen und von einem Priester die heilige Kommunion empfingen. Am frühen Morgen eines Sonntags, wo die frommen Einsiedler schon alle versammelt waren zum Lob Gottes, ritten die wilden Barbaren auf Raub aus und erblickten schon von weitem die Kirche. Aus Begierde nach Beute drangen sie in die Kirche ein und da sie nichts als Armut erblickten, gerieten sie in Wut, schleppten die Heiligen aus der Kirche, entblößten sie von ihren Kleidern und stellten sie nach dem Alter in die Reihe zum Martertod. Mit dem heiligen Sabas, einem ehrwürdigen Greis, machten sie dadurch den Anfang, dass sie ihm befahlen, seinen Hals empor zu richten. Als er mit unerschrockenem und heiterem Angesicht sich ihnen dargestellt hatte, durchstach ihm einer der Unmenschen die Kinnlade und ein anderer stieß ihm das Schwert durch die Schulter bis in die Brust, worauf er sogleich seinen Geist aufgab. Mit einem so grausamen Blutdurst ermordeten sie die übrigen 37 Einsiedler, indem sie ihnen entweder den Rücken unter langsamer Marter aufschnitten, oder ihnen lebend die Haut vom Leib rissen, oder sie mit stumpfen Sägen entzwei schnitten. Einige Schriftsteller behaupten, dieser gräuliche Mord habe sich zu der Zeit ereignet, als Diokletian auf dem römischen Kaiserthron saß.

 

Der selige Odo, Priester und Prior von Tivoli, Italien, Kartäuser,

+ 14.1.um 1200 – Fest: 14. Januar

 

Der selige Odo ist geboren im Jahr 1100 in Novara in Italien und trat frühzeitig in die nicht fern von seinem Geburtsort befindliche Kartause von Casotta. Fast neunzigjährig wurde er Prior in der Kartause von Gairach (Gyrio) in Slavonien. Doch war er nur etwa zwei Jahre in diesem Amt. Der Bischof Districus (Theodosius) von Colnitz machte dem Kloster Verschiedenes streitig. Weil aber der Prior allem Streit und aller Rechthaberei gründlich abgeneigt war, begab er sich zu Papst Klemens III. (1188-1191), um seines Amtes enthoben zu werden. Nach Erlangung seiner Bitte wurde er durch Unpässlichkeit auf der Reise von Rom aufgehalten und verweilte im Benediktinerkloster von Trisulti, das 1208 eine Kartause wurde. Der Ruf seiner Heiligkeit gelangte auch zu den Ohren der Äbtissin Aduhisa im Kloster zum heiligen Kosmas und Damian in Tagliacozzo im Abruzzengebirge. Sie sandte alsbald einen Fürsprecher zum Papst, ihrem Oheim, um Odo als Beichtvater für ihr Kloster zu erlangen. Der Papst gestand diese Bitte seiner Nichte Aduhisa durch förmliches Breve zu. Die Äbtissin ließ nun auf Wunsch des Seligen eine Zelle an die Kirche anbauen, worin Odo noch etwa acht Jahre bis ungefähr 1200 lebte.

 

In diesem einfachen, äußeren Rahmen verbirgt sich aber ein sehr reiches, gottgefälliges Innenleben. Nachdem Odo im Kloster die heiligen Weihen empfangen hatte, zeichnete er sich bald aus durch die Strengheit seines Lebens, die Liebe zum Stillschweigen und zu den Ordensregeln. Seine Seele war so entleert von allem Weltlichen, dass er nach eigenem Eingeständnis vor seinem Beichtvater auch im Schlaf keine derartigen Vorstellungen hatte. Der Friede seiner Seele prägte sich in seinem ganzen Äußeren aus.

 

Nachdem er gewissermaßen auf Befehl des Papstes dem Orden entrissen war als Seelenleiter der Abruzzen-Nonnen, war dies für ihn nur eine Gelegenheit, noch strenger, als es im Orden gestattet ist, seine letzten acht bis zehn Jahre zu verleben. Er schlief auf einer Pritsche, auf der ein mit Reisig gefüllter Sack war. Unter seiner rauen, leinenen Kleidung trug er ständig auf bloßem Leib ein Bußhemd. Mit Ausnahme der Sonntage fastete er stets nach Art der Fastenzeit und geißelte sich täglich. Aus seiner Zelle ging er zur Kirche, wo er die heilige Messe in aller Andacht und unter reichlichen Tränen las; danach predigte er. Die freie Zeit zur Abspannung verwandte er zur Handarbeit, so dass er harte Schwielen an seinen Händen hatte.

 

Nach dem Sprichwort „Wie gelebt, so gestorben“ bietet auch der Tod unseres Seligen einen der Betrachtung würdigen Gegenstand. Für den 13. Januar hatte er den Klerus der Umgegend zusammengerufen, gab den Geistlichen Mahnungen und sagte: „Morgen um diese Stunde werde ich aus der Welt scheiden.“ Er verlangte sodann, dass ihm keinerlei weltliche Ehren erwiesen werden, dass er vielmehr in dem Kleid, das er am Leib hatte, beerdigt werden wolle, zu Häupten das Kreuz, das er sich selbst gemacht hatte. Natürlich waren viele Geistliche auch am anderen Tag zugegen, um dem Hinscheiden beizuwohnen. Als der Heilige in tiefster Andacht betete: „Erwarte mich, o Herr, siehe, ich komme zu dir!“ wurde er von den geistlichen gefragt, zu wem er dies gesagt habe. Darauf gab der Sterbende die Antwort: „Schon sehe ich meinen König, schon stehe ich vor seinem Angesicht“, und die Hände nach oben ausbreitend und vom Lager sich aufrichtend gab der fast hundertjährige Ordensmann seinen Geist in die Hand des Schöpfers zurück.

 

Nun sollten wir aber von den geradezu „unzähligen Wundern“ erzählen, durch die Gott die Heiligkeit seines Dieners bezeugt hat. Während seines Lebens schon hatte Odo durch das heilige Kreuzzeichen einen Mann augenblicklich von seinen Skrofeln geheilt, hatte Wasser in Wein verwandelt. Als er gestorben war, berührte ein Kranker seine Hand und war sofort geheilt. Vierzig Jahre später erschien der Heilige dem Erzpriester Oderisius und verlangte, dass die Äbtissin seinen Leib an einen ehrenvolleren Ort verbringen lassen solle. Und als der nicht gleich gehorchte, erschien er ihm noch zweimal. Bei der Öffnung des Grabes entströmte ihm ein gar lieblicher Wohlgeruch, der die Gemüter aller zur Andacht bewegte. Der Leib aber war unversehrt und nach Aussage solcher, die den Heiligen lebend gekannt hatten, von gleicher Gesichtsfarbe. Bei dieser Gelegenheit ereigneten sich auch viele Wundertaten, die sich in der Folge überaus vermehrten, da eine große Menge Menschen zu seinem Grab gingen. Nur auf ein Wunder aus den vielen Berichten sei noch hingewiesen. Ein Mädchen lag infolge seiner Fallsucht-Krankheit schon drei Tage fast bewusstlos da. Ihr erschien der der Heilige, machte über ihr das Kreuzzeichen und ermahnte sie, zu seinem Grab zu gehen. Das Mädchen tat dies und war geheilt.

 

Der Ruf von diesen Wundertaten drang bis zu Papst Gregor IX. (1227-1241). Er bestimmte zu ihrer Untersuchung eine Kommission von Priestern, im Jahr 1240, und leitete so den Seligsprechungsprozess selbst ein. Doch aus unbekannten Gründen wurde Odos Fest erst 1859 offiziell mit anderen Seligen von der Kirche genehmigt und im Kartäuserorden begangen.

 

Muss man nicht nach Betrachtung solcher Zierden der Menschheit mit dem Psalmisten ausrufen: „Wunderbar ist Gott in seinen Heiligen!“ Gleich Leuchtfackeln, ja gleich Leuchttürmen umsäumen sie den Weg, den die Kirche durch die Jahrhunderte geht, bis zur Stunde, und weisen durch ihr Tugendbeispiel, das alles Natürliche und gewöhnlich Menschliche weit überragt, auf die jenseitige Welt, auf Christus, auf den Heiligen Geist und seine Gaben hin, um derentwillen alles Irdische verächtlicher Kot wird. Und in diesem ihrem Tun sind sie von Gott durch die mannigfaltigsten Wunder als ihm wohlgefällig bezeugt! Und doch! Trotz dieser Leuchten, die bis zur Stunde in die Finsternisse der Welt hinausflammen, bleibt die Welt in ihrer Finsternis und schlagen sich die Menschen einander zu Tausenden tot um des bisschen Erdboden willen. Arme Welt! Auf! Organisiert im Volk das Apostolat der Heiligen durch das Beispiel der Guten! Lasst Christus wieder aufleben in den Christen: Dann findet die Welt wieder den Weg aus dem Dunkel nach oben!

 

Der selige Oderich, Franziskaner, Priester und Missionar,

+ 14.1.1331 – Gedenktag: 14. Januar

 

Der selige Oderich, gebürtig von Porto-Naone in Friaul, trat sehr jung in den Orden des heiligen Franziskus, und übte erstaunlich strenge Bußwerke. Nachdem er seine Gelübde abgelegt hatte, brachte er einige Zeit in einer Einsiedelei zu. Sein Seeleneifer bewog ihn dann, sich mit Zustimmung seiner Obern in den damals bekannten Teil Ostindiens zu begeben, um daselbst an der Bekehrung der Ungläubigen zu arbeiten, wo er während 17 Jahren mehr als 20.000 Personen bekehrte und taufte. Danach kam er nach Italien zurück, um sich evangelische Mitarbeiter auszuersehen. Allein er wurde, erschöpft von Arbeiten und strengen Bußwerken, zu Pisa von einer Krankheit befallen, und nach Udino gebracht, wo er am 14. Januar 1331 starb. Sein Leib, der einige Zeit nach seinem Tod vom Patriarchen von Aquileja untersucht worden ist, war so frisch und biegsam, als wäre er noch lebendig. Oderich wurde 1755 von Papst Benedikt XIV. seliggesprochen.

 

Aus: Seraphische, Illustrierte Ordens-Legende von den Heiligen, Seligen, Ehrwürdigen und Gottseligen der drei Orden

des heiligen Vaters Franziscus von Assisi,

7. Juli 1896, Pater Wilhelm Auer, von Reisbach,

Capuzinerordenspriester zu St. Sebastian.

 

Leben

 

Der selige Odorich stammte aus Pordenone in Friaul (Italien), trat als Jüngling in den Orden und wurde alsbald ein Beispiel strengster Buße. Seinen Leib umgürtete er mit eisernen Ketten und legte einen alten Ritterpanzer darüber an, fastete streng, betete eifrig und liebte die Einsamkeit. Er schlug oft jegliche Stelle eines Obern aus. Die Gläubigen störten seine Einsamkeit und hielten ihn wegen seiner Wunder für einen Heiligen. Dies verscheuchte ihn. Mit Erlaubnis wurde Odoricus Missionar, reiste 1314 nach Trapezunt, durch Armenien ins hl. Land, nach Ägypten, Persien, Tibet und in die große Tartarei, deren Beherrscher, den Groß-Chan, er für sich gewann. Derselbe lud ihn öfter zur Tafel. Überall predigte der demütige, seeleneifrige und von Gott mit der Wundergabe geschmückte Pater Odorich und bekehrte viele Seelen zum heiligen Glauben, über 200.000. Die Beschwerden und Mühen lassen sich nicht beschreiben, zumal da er stets zu Fuß reiste. Die Garbe in seinem Arm auf dem Bild deutet hin auf den vielen Weizen, den er für Christus erntete, d.i. die zahlreichen bekehrten Heiden. Nach 17 Jahren landete der Selige 1330 in Italien und wollte dann nach Frankreich reisen, wo der Papst sich damals aufhielt, um ihm Bericht zu erstatten. Aber zu Pisa befiel ihn eine Erkältung. St. Franziskus erschien ihm und gab ihm die Weisung, nach Udine zu gehen, denn dort wolle ihn Gott zur ewigen Belohnung abrufen. Einer so erfreulichen Botschaft leistete der fromme Missionar bereitwilligst Gehör und Gehorsam und starb in Udine am 14. Januar 1331. Wegen der vielen Wunder bestätigten die Päpste Benedikt XIV. 1755 und Pius VI. seine Verehrung als eines Seligen.

 

Lehre

 

Sehr verdienstlich ist das Missionswerk. Jeder Christ kann daran teilnehmen durch Verrichtung von Gebeten und Abtötungen und dann besonders durch Beiträge für die verschiedenen Missionen. Dies ist auch ein Teil des Gott schuldigen Dankes für die unverdiente, größte Gnade, ein Mitglied der wahren Kirche zu sein.

 

Gebet der Kirche

 

O Gott, Du hast den seligen Odorich mit unüberwindlicher Geistesstärke in seinen so großen Beschwerden ausgerüstet, weil Du viele Völker des Morgenlandes (durch ihn) in den Schoß Deiner Kirche leiten wolltest: schaue gnädig auf die durch teuflische Arglist betrogenen Seelen, damit sie durch die ruhmreichen Verdienste des Seligen aus ihrer Finsternis erlöst werden. Amen.

 

Der gottselige Pater Ripa Transon, Franziskanermönch,

+ 14.1.1595 – Gedenktag: 14. Januar

 

Nach Angabe der Franziskaner-Chronik starb am 14. Januar 1595 selig im Herrn der fromme Pater Ripa Transon. Er pflegte stets sein Gemüt in Betrachtung der großen Schmerzen Jesu Christi und seiner gebenedeiten Mutter Maria zu speisen.

 

Als er einmal die Mutter Gottes ganz eifrig zur Erlangung der Herzensreinheit gebeten hat, da erscheint ihm Maria. Weil er aber zweifelte, ob dies nicht eine List des Teufels sei, will er lieber entfliehen. Da sprach die göttliche Jungfrau zu ihm: „Wenn du vor mir fliehen willst, warum wendest du dich dann an mich?“ – Als er nun die mildreichste Mutter erkannte, warf er sich mit folgenden Worten demütig vor ihre heiligen Füße zur Erde und sprach: „O du gütige Mutter, woher kommt mir das?“ Darauf legt ihm Maria ihre allerreinsten jungfräulichen Hände über seine Brust und sprach: „Nimm hin die Reinheit des Herzens, die du dir so lange gewünscht hast.“ – Dann verließ sie den gottseligen Vater und verschwand. 

 

Der heilige Felix von Nola, Priester und Bekenner,

+ 14.01.266 – Fest: 14. Januar

 

Felix wurde in Nola in Kampanien geboren, wo sich sein Vater, Hermias, der aus Syrien stammte, niedergelassen hatte, nachdem er lange Zeit in den Kriegsheeren des Kaisers gedient hatte. Er hatte einen Bruder, der sich auch dem Kriegsdienst widmete, da es in keinem anderen Stand einen so sicheren Weg zu Ehrenstellen gab. Felix aber wollte nie, jedoch keineswegs um seiner Erstgeburt willen, deren Vorrecht ihn in der Welt zurückhalten zu müssen schien, unter anderen Fahnen, als unter jenen Jesu Christi, des Königs der Könige, dienen. Der Tod hatte ihm daher nicht sobald seinen Vater entrissen, als er sogleich den größten Teil seiner Güter unter die Armen austeilte. Einige Zeit später trat er in den Dienst der Kirche und wurde vom heiligen Maximus, der damals der Kirche von Nola vorstand, zum Lektor, dann zum Exorzisten, und schließlich zum Priester geweiht. Durch die Unschuld seiner Sitten und seine Klugheit gewann ihn sein Bischof immer mehr lieb, fand in ihm die Stütze zur Zeit der Verfolgung, und bezeichnete ihn auch als seinen Nachfolger nach seinem Tod.

 

Als Kaiser Decius das Feuer der Verfolgung im Jahr 250 nach Christi Geburt wieder anfachte, entschloss sich Maximus, der wohl wusste, dass die Bischöfe von den Heiden zuerst angefallen und gemordet würden, die Flucht zu ergreifen und sich in einer Einöde zu verbergen. Dies tat er zwar nicht aus Furcht vor dem Tod, da der der einzige Gegenstand seiner Wünsche war, sondern er wollte sich den Bedürfnissen seiner Herde erhalten, und er war nebenbei noch überzeugt, dass man Gott versucht, wenn man sich selbst dem Märtyrertod ausliefert. Die Verfolger, von Wut entflammt, dass sie ihn nicht finden konnten, ergriffen den Priester Felix, der die Kirche von Nola während der Abwesenheit des Oberhirten leitete. Die Richter, vor die er geführt wurde, ließen ihn mit Ruten peitschen, dann, Hände und Füße gebunden, in einen finsteren Kerker werfen. Der Boden dieses schauderhaften Behälters war ganz mit Glasscherben und irdenen Scherben bedeckt, die dem Heiligen, mochte er liegen oder aufrecht stehen, gewiss höchst schmerzhaft sein mussten. Bald aber stieg ein Engel, in feurigem Glanz strahlend, vom Himmel zu ihm in das Gefängnis hernieder, näherte sich dem heiligen Bekenner, und befahl ihm, seinem Bischof, der mit der äußersten Not ringt, zu Hilfe zu eilen. Plötzlich sah der Gefangene seine Fesseln zerrissen und die Kerkertür geöffnet. Er folgte dem Engel, der ihn an den Ort hingeleitete, wo sich Maximus aufhielt. Da fand er den ehrwürdigen Greis, - sprachlos, ohne Bewusstsein und beinahe leblos. Sowohl Furcht, wegen seiner in so großen Gefahren schwebenden Herde, als Frost und Hunger hatten ihn in diesen kläglichen Zustand versetzt. Was sollte nun Felix tun? Er sah sich vergebens nach etwas Essbarem um. Sein Glaube verließ ihn jedoch nicht. Das Gebet ist sein Hoffnungsanker. Plötzlich erblickt er eine Traube an einem Dornenstrauch hängen. Er lässt den Saft der Beeren durch die erblassten Lippen des heiligen Bischofs träufeln, und nach und nach kam Maximus wieder zur Besinnung, erkannte, umarmte zärtlich seinen Befreier und bat ihn, ihn wieder zu seiner Herde zurückzubringen. Felix nahm ihn auf seine Schultern, brachte noch vor Tagesanbruch die ehrwürdige Bürde in das bischöfliche Haus zurück, und übergab ihn der Pflege einer alten tugendhaften Frau.

 

Nachdem der Heilige den Segen von seinem Bischof empfangen hatte, ging er heimlich zurück in sein Haus, blieb da einige Zeit verborgen, und betete inständig um den Frieden der Kirche. Als das Feuer der Verfolgung sich ein wenig gelegt hatte, erschien er wieder und fuhr fort, das christliche Volk, wie zuvor, zu unterrichten. Die Götzendiener, die mit Grimm die Früchte, die seine Reden und Beispiele hervorbrachten, sahen, rotteten sich zusammen und stürmten bewaffnet auf seine Wohnung los, um ihn zu verhaften, erkannten ihn aber nicht, als sie ihm auf dem Weg begegneten. Sie fragten ihn sogar selbst, wo Felix sei, gingen jedoch, durch seine unbestimmte Antwort getäuscht, weiter. Und als sie ihren Irrtum bemerkten, war der Heilige nicht mehr zu sehen. Er war durch die Lücke einer baufälligen Mauer entschlüpft, die sogleich mit einem Spinnengewebe überzogen war. Seine Feinde sahen ihre Absicht vereitelt und zogen nach tausend fruchtlosen Nachforschungen wieder heim.

 

Sechs Monate lang blieb er in einer halb ausgetrockneten Zisterne verborgen, wo ihn eine christliche Frau ernährte. Als die Verfolgung vorbei war und der Kirche, durch den Tod ihres Feindes Decius (251), der Friede wiedergegeben wurde, kam er hervor, und die Gläubigen empfingen ihn, wie einen Engel vom Himmel.

 

Nach dem Tod des heiligen Maximus rief alles Volk mit einer Stimme, Felix soll auf den bischöflichen Stuhl erhoben werden. Allein er lehnte diese Würde von sich ab, indem er das Volk zu überreden versuchte, Quintus müsse ihm vorgezogen werden, weil er vor ihm die Priesterweihe empfangen hat. Der neue Bischof, der das Verdienst unseres Heiligen kannte, bezeugte ihm allzeit die tiefste Ehrfurcht, betrachtete ihn als seinen Vater, und unternahm nichts von Wichtigkeit, ohne zuerst seinen Rat eingeholt zu haben.

 

Das Wenige, das sich Felix noch von seinem väterlichen Erbe zurückbehalten hatte, war ihm während der Verfolgung weggenommen worden. Er hätte es kraft der kaiserlichen Verfügung wieder fordern können, und man würde es ihm auch, wie vielen anderen Christen, zurückgegeben haben. Allein er wollte dies nicht, obgleich ihm viele dazu rieten. Und der Grund, den er angab, war, die Armut sei das sicherste Mittel zum Besitz Jesu Christi zu gelangen. Er ging in seiner Liebe zur Armut und in seiner Uneigennützigkeit so weit, dass er sich sogar weigerte, die von Reichen ihm angebotenen Gaben anzunehmen. Er mietete einen Acker, den er mit eigenen Händen bebaute, um sich seine Bedürfnisse zu erwerben, und um noch Almosen austeilen zu können. Seine Liebe zu den Armen kannte keine Grenzen. Wenn er zwei Kleider hatte, gab er ihnen das bessere. Oft vertauschte er das eine Kleid, das ihm übrigblieb, mit den Lumpen, die einem Dürftigen zur Hülle dienten.

 

Nach einem so tatenreichen Leben starb der heilige Felix in einem hohen Alter, am 14. Januar 266. Man findet seinen Namen im Martyrologium, das dem heiligen Hieronymus zugeschrieben wird, und in mehreren anderen der Ältesten, die auf uns gekommen sind. Man hat fünf Kirchen an dem Ort, oder vielmehr rings um den Ort erbaut, wo er begraben lag. Jetzt sind seine Reliquien in der Kathedralkirche von Nola. Man hat jedoch auch einige Teile davon zu Rom, zu Benevent, und in anderen Kirchen. Gott hat die Ruhestätte des Heiligen durch mehrere Wunder verherrlicht. Papst Damasus, der zur Andacht dorthin gekommen war, ist da von einer Krankheit geheilt worden. Er selbst erzählt dies in einem Gedicht, das er aus Dankbarkeit zur Ehre des Heiligen verfasste.

 

Im fünften Jahrhundert, sechsundvierzig Jahre nach dem Tod des heiligen Papstes Damasus, ließ sich der heilige Paulinus, ein römischer Ratsherr, der aus Spanien nach Nola gekommen war, zum Pförtner der Kirche des heiligen Felix weihen. Der berichtet uns, dass am Festtag des Heiligen eine außerordentlich große Menge Volks, die die Andacht, aus Rom, ganz Italien und den entferntesten Ländern dahinzog, zur Ruhestätte des heiligen Bekenners geströmt sei. Alle Waller brachten dieser Kirche Geschenke, jeder nach seinem Vermögen. Ich, meinesteils, setzte er hinzu, brachte dem Heiligen das Huldigungsopfer meiner Zunge, ja meiner ganzen Person dar, so unwürdig ich auch sein mag. Durch seine Fürbitte, fährt er fort, habe ich auch sehr viele Gnaden erhalten, und hoffe noch die ewige Seligkeit zu erlangen. Nichts, mit einem Wort, ist zärtlicher, als die Ausdrücke, deren sich der heilige Paulin bedient, um seine grenzenlose Andacht zu dem Heiligen zu bezeichnen.

 

Er erzählt von vielen Wundern, die am Grab des Heiligen gewirkt wurden, und von denen er selbst Augenzeuge war. Er wiederholt mehrere Male, dass er selbst augenscheinlich die Wirkungen seines Schutzes empfunden habe. Der heilige Augustin spricht auch von Wundern, die zu Nola durch Fürbitte des heiligen Felix gewirkt worden sind. Man wollte aus Andacht in der dem Heiligen zur Ehre erbauten Kirche, die außerhalb der Mauern lag, begraben werden, weil man hoffte, auch nach dem Tod noch die Wirkungen seines Schutzes zu empfinden. Der heilige Paulinus fragte hierüber den heiligen Augustin um Rat, der ihm in seiner Schrift von der Sorge für die Toten antwortete, dass diejenigen, von denen er gesprochen habe, die Frucht ihres Glaubens im Himmel genießen, und dass er den Verstorbenen ebenso nützlich sein würde, wie die Fürbitten und die guten Werke der noch lebenden Gläubigen.

 

Der gottselige Johann von Wales OFM (John Waleys / Wallensis),

+ 14.1.1285 – Gedächtnis: 14. Januar

 

Wikipedia: Johannes von Wales, OFM, auch bekannt als John Waleys, war ein Franziskaner, der verschiedene lateinische Werke schrieb, die im mittelalterlichen Europa weit verbreitet waren. Er wurde sehr jung Franziskaner, und promovierte um 1260 in Theologie. Danach war er Lehrer an der Oxford-Universität. 1270 ging er nach Paris, wo er bis zu seinem Tod blieb. Er war Theologe und Moraltheologe und bewunderte die Antike.

 

Logikmuseum: WALLENSIS oder WALEYS, JOHN, Franziskaner, wird in einem Manuskript seiner "Summa Collectionum" in Peterhouse, Nr. 18, 1, als "von Worcester" beschrieben. Er war B.D. von Oxford, bevor er in den Orden eintrat. Er wurde vor 1260 Doktor und Regentenmeister der Franziskanerschulen von Oxford. Später lehrte er in Paris und soll dort als "Arbor Vitæ" bekannt gewesen sein. Im Oktober 1282 war er wieder in England und wurde von Erzbischof Peckham als Botschafter zu den aufständischen Walisern entsandt. Er war einer der fünf Ärzte, die 1283 nach Paris entsandt wurden, um die Lehren von Peter John Olivi zu untersuchen. Er wurde in Paris begraben.

Wallensis war ein Theologe von hohem Ansehen und ein umfangreicher Autor; Seine Popularität wird durch die zahlreichen erhaltenen Exemplare seiner Schriften sowie durch die Häufigkeit bewiesen, mit der sie Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts nachgedruckt wurden. Eine ausführliche Bibliographie findet sich in Mr. A. G. Little's "Grey Friars in Oxford", S. 144–51. Unter der angegebenen Webseite „Logikmuseum“ finden Sie eine Liste der Werke, die von ihm geschrieben oder ihm zugeschrieben wurden.

 

Gedächtnis des Franziskanerordens: Johann war gebürtig aus Wales in England zwischen 1210 und 1230. Von seinem Leben ist nichts aufgezeichnet bis zu seinem Eintritt in den Orden zu Worcester (Wigornia). In den weltlichen Wissenschaften, wie in der Theologie ausgezeichnet, war Pater Johann Doctor der Theologie, zuerst Lector an der Franziskaner-Hochschule zu Oxford in England, später Professor auf der Universität zu Paris. Ein Beweis für seine Gelehrsamkeit und Tüchtigkeit ist, dass man ihn (arbor vitae) Baum des Lebens zu nennen pflegte. Er hatte außerordentliche Talente, ein scharfes Urteil, Beredsamkeit, einen ganz klaren Vortrag und solche Kenntnisse in der Scholastik, dass er auf jede ihm vorgelegte Frage ohne Vorbereitung die gründlichste Lösung vortrug. Er schrieb mehr als 80 gelehrte Bücher über verschiedene Gegenstände. Dabei war der gelehrte Pater Johannes ungemein demütig, ein vollkommener Ordensmann, ein Freund des Gebetes. An diesem Lebensbaum labten sich zahlreiche Schüler. Das Wort des heiligen Paulus: „Wissenschaft (ohne Frömmigkeit) bläht auf“, vergaß der gottselige Pater Johannes nicht; seine Demut bewahrte ihn davor. Auch seine Tage neigten sich zum Ende. Längere Zeit lag er wie bewusst- und sprachlos da, auf einmal erhob er seine Stimme, sprach die Worte: „Ich gehe ins Vaterland“ und verschied am 14. Januar 1285 zu Paris.

 

Der selige Berthold von Regensburg (14. Dezember) sagt etwas so schön in seinen Predigten, was auf den gottseligen Pater Johann von Wales sicher zutrifft:

„Will man gegen die 12 Junker (=Laster) streiten, so muss man um 12 Jungfrauen (=Tugenden) werben:

Gegen den 1. Junker Hass und Neid werbe um die Jungfrau wahre Minne (=Liebe).

Gegen den 2. Junker Zorn werbe um die Jungfrau Geduld.

Gegen den 3. Junker Trägheit werbe um die Jungfrau Schnelligkeit im Dienst Gottes.

Gegen den 4. Junker Unmäßigkeit werbe um die Jungfrau Mäßigkeit.

Gegen den 5. Junker Unkeuschheit werbe um die Jungfrau Keuschheit.

Gegen den 6. Junker Hoffart werbe um die Jungfrau Demut.

Gegen den 7. Junker Geiz werbe um die Jungfrau Mildtätigkeit und Gerechtigkeit.

Gegen den 8. Junker Unglaube werbe um die Jungfrau Christenglaube.

Gegen den 9. Junker Ungehorsam werbe um die Jungfrau Gehorsam.

Gegen den 10. Junker Gottesschelter (Gotteslästerer) werbe um die Jungfrau gute Erkenntnis.

Gegen den 11. Junker Gottestrüger (Gleißner, Heuchler) werbe um die Jungfrau Gottes Wahrheit.

Gegen den 12. Junker Gottes-Rock-Zerrer (die Kirchengut oder fromme Stiftungen an sich reißen, ganz oder teilweise) werbe um die Jungfrau Barmherzigkeit. –

 

Die wahre Liebe besteht darin, dass du deinem Nächsten gönnst, was du dir gönnst . . . Sticht es dich in deinem Herzen wie ein Dorn, oder wie ein Brand oder eine Glut, wenn es einem anderen an Ehren und Gut besser geht als dir, so beherrschen dich Neid und Hass, und du hast von der wahren Liebe nicht einen Tropfen!“

 

Pater Leopold vom Herzen Mariä

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 14. Januar 1877 starb zu Würzburg der lobwürdige Pater Leopold vom Herzen Mariä. Pater Leopold (Hofmann) war am 9. Oktober 1808 zu Röttingen in Franken geboren und von Jugend auf bemüht, treu seinem Taufgelübde die Reinheit der Seele zu bewahren. Sein Vater wollte erst, dass er Landwirt, dann dass er Kaufmann wird. Leopold kam seinem Beruf treu und fleißig nach, erwies sich aber auch eifrig in den religiösen Übungen, besonders beim Empfang der heiligen Sakramente. Dadurch erhielt er die Gnade des höheren Berufes, nach dem sich sein Herz von Kindheit an sehnte; es drängte ihn, in dem zu sein, was des himmlischen Vaters ist. Er wollte sich ausschließlich dem Dienst Gottes widmen. Darum begann er noch im gereiftem Alter die Studien und bat am 3. März 1844 um Aufnahme in den heiligen Orden. Er wäre zufrieden gewesen, dem lieben Gott als Laienbruder zu dienen, doch seine kirchlichen Oberen beriefen ihn zu Höherem. Am 4. April 1846 erhielt er von Bischof Georg Anton von Stahl in Würzburg die heilige Priesterweihe. Als Pater ging er nie bloß gewohnheitsmäßig, sondern stets nach eifriger Vorbereitung und mit glühender Andacht zum Altar. Der Beichtstuhl war ihm nie zu lästig und zu beschwerlich. Wie kindlich fromm sein Glaube war, bekundet seine Versicherung: "Ich bedarf keiner Wunder, mir genügt das Wort der Kirche." Sein Verlangen zielte auf nichts Irdisches ab, sondern bezog sich auf Unvergängliches und auf den ewigen Besitz Christi. Um auch edle Seelen in der Welt dafür zu gewinnen, gab er sich reichlich Mühe, den Dritten Orden U. L. Fr. vom Berge Karmel in Bayern einzuführen und zu verbreiten. Weil er außer Gott nichts suchte, vermochten ihn weder Schmach noch Lästerungen zu verbittern. Er verlor keinen Augenblick die Ruhe des Gemütes, auch nicht, als kränkende Verleumdungen gegen ihn ausgestreut wurden. "Warum sollte ich das nicht ertragen, da mein Heiland unendlich mehr für mich ertragen hat," sprach er und versicherte noch am letzten Tag seines Lebens, dass er allen von Herzen verzeihe, die Unwahres über ihn geredet hatten. Er war Subprior zu Regensburg und Würzburg, zweimal Prior in Reisach gewesen und starb als Prior von Würzburg. Viele, die seiner Leitung unterstanden, bestürmten den Himmel um seine Genesung zu erlangen. Pater Leopold selbst aber bat nicht um Leben und Gesundheit, sondern dass der Wille Gottes geschehe. Noch heutigentags ist die Erinnerung an ihn lebendig und wird Pater Leopold hoch verehrt wegen seines heiligen Wandels.

 

Pater Joseph vom Kreuz

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Joseph vom Kreuz. Pater Joseph, in der Welt Peter Sattomaior genannt, wurde am 22. Februar 1594 in Spanien geboren und trat zu Neapel in den Orden, wo er am 2. April 1614 die heiligen Gelübde ablegte. Er erwarb sich viele Verdienste besonders um die Gründung des Regensburger Klosters, St. Joseph, dessen Stiftung in der Hauptsache sein Werk ist. (Das Regensburger Kloster wurde im 19. Jahrhundert gewöhnlich der Ausgangspunkt zu den neuen Stiftungen, auch zu der auf dem Mariahilfberg bei Neumarkt i.O., wo Bischof Dr. Leo Ritter von Mergel die Unbeschuhten Karmeliten am 29. August 1906 feierlich in ihren Besitz einführte. Ebenso gingen die Gründungen zu Holy Hill bei Milwaukee in Nordamerika - 2. Juli 1906 - und zu Milwaukee selbst - 23. November 1913 - von hier aus.) Den Anfang damit machte er im Januar des Jahres 1635 in einem Häuschen an dem St. Leonhardskirchlein, das ihm die Malteserritter überließen. Das Haus war derart verseucht, dass, wer es bezog, in der Regel als Leiche hinausgetragen wurde. Das war auch kein Wunder, da in allen Zimmern Leichen von Pestkranken (in einzelnen nicht weniger als acht bis zehn derselben) gelegen waren. Durch Gottes Fügung überwanden Pater Joseph und sein Begleiter alle Schwierigkeiten und entfalteten eine segensreiche Wirksamkeit. Von Regensburg wurde Pater Joseph als Prior nach Prag und von dort in gleicher Eigenschaft nach Wien versetzt. Wieder nach Regensburg zurückgekehrt, vertauschte Pater Joseph und sein Begleiter das Häuschen und Kirchlein St. Leonhard mit einem Haus, das sie am jetzigen Moltkeplatz kauften, an dessen Stelle das heute noch stehende Kloster erbaut wurde. Vom Provinzkapitel abermals zum Prior von Regensburg erwählt, erhielt er den Auftrag den Bau der Kirche und des Klosters zu vollenden. Unter Hinweis auf sein hohes Alter und die zunehmende Gebrechlichkeit lehnte er jedoch die ehrende Aufgabe ab. Am 14. Januar 1683 starb er zu Wien eines heiligen Todes im Alter von 89 Jahren, von denen er mehr als 72 Jahre im heiligen Orden verlebt hatte. Sein Bild, das die beiden Klöster zu Regensburg schmückt, wirkt überaus erbaulich auf den Beschauer. Man gewinnt bei seiner Betrachtung den Eindruck, dass der fromme Stifter stets in größter Sammlung und innigster Vereinigung mit Gott gelebt hat.

 

Gebet am 14. Januar

 

Allerseligste Jungfrau, liebe Mutter Maria, erlange uns die Liebe zum Gebet und zur Einsamkeit, damit wir, frei von aller Liebe zu den Geschöpfen, unser Herz ganz Gott und dem Himmel zuwenden, wo wir eines Tages dich zu sehen hoffen, um dich und deinen Sohn Jesus dort die ganze Ewigkeit hindurch zu lieben. Amen. 

 

Zu Jesus Christus

 

Gib uns, o Herr, dass wir uns niemals von der geistlichen Kindheit verirren, die so notwendig ist zur Erhaltung des Glaubens und zur Abwendung der Gefahren des Unglaubens. Wir wollen mit Deiner Gnade vor den Lehrern der Lüge fliehen, die uns in ewigen Untergang führen wollen, und nur Dein von der Kirche uns verkündetes Wort hören, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Klemens VII. hat ein besonderes Fest vom heiligsten Namen Jesus auf diesen Tag im Jahr 1530 gesetzt. Dieser Name, der der göttlichen Mutter vor der Empfängnis Jesu Christi geoffenbart worden war, wurde von Papst Urban IV. um das Jahr 1262 dem Englischen Gruß nach den Worten: "gebenedeit ist die Frucht deines Leibes" beigefügt.

 

Andacht am 14. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Nichts ist so heilsam, als jeden Tag das Übermaß der Schmerzen zu betrachten, die der Gottmensch uns zu Liebe erlitten hat. Die Mahlzeichen Jesu Christi verwunden sogar die härtesten, und entzünden die eifrigsten Herzen." (Der heilige Bonaventura)

Als die heilige Magdalena von Pazzi die Leiden des Herrn betrachtet hatte, und das Kruzifix in der Hand hielt, fühlte sie sich von so feuriger Liebe zu Jesus, dem Gekreuzigten, durchdrungen, dass sie sich nicht erwehren konnte, auszurufen: "O Liebe! o Liebe! o Liebe! Nein, göttlicher Jesus, nimmermehr wird mein Herz aufhören, Dir zu sagen, dass Du seine geliebte Liebe bist!" Sprechen wir oftmals mit dieser Heiligen und mit dem heiligen Philipp Neri: "O Jesus, meine Liebe!" Ein eifriger Christ, der des Lesens nicht kundig war, sprach oftmals mit so großer Erleuchtung von den göttlichen Vollkommenheiten und der wunderbaren Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dass fromme und gebildete Menschen darüber erstaunten. Nun war unter ihnen einer, der sich erbot, ihn lesen zu lehren, damit er aus frommen Büchern größere Andacht gewinnen könnte. Er aber dankte, und sprach, er wolle, bevor er diesen Antrag annähme, seinen göttlichen Herrn, Jesus den Gekreuzigten, darüber befragen. Als er nun dies getan hatte, berichtete er, was er vernommen habe und sprach: Dies ist die Antwort, die ich bekam: "Was für Bücher wird man dir übergeben? Und was wollen sie dich lesen lassen? Ich bin dein Buch! Wenn du Mich betrachtest, kannst du immerdar die große Liebe lesen, die Ich für dich hegte. Genügt ein Gott nicht, der für dich litt und starb, während deines ganzen Lebens, ja während der ganzen Ewigkeit dich zu beschäftigen?"

 

O mein göttlicher Heiland, jede Deiner Wunden ist gleich einer Stimme, die mir zuruft, wie sehr Du mich geliebt hast; wie strafbar ich bin, und wie feurig ich Dir danken soll. Wie soll ich Dir meine Liebe und meinen Schmerz über meine und meiner Brüder Sünden bezeigen? Was soll ich tun, Deiner unendlichen Liebe zu entsprechen? Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 14. Januar

 

"Wer den Mitmenschen durch seine Worte nützen und sie erbauen will,

soll vor allen Dingen selbst die Tugenden besitzen, die er ihnen einflößen möchte."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 14. Januar - Vom Licht der Vernunft

 

Schön ist, o Mond, dein Silberlicht,

Das Lust dem Blick verschafft;

Doch wärmet es die Glieder nicht,

Und spendet keine Kraft;

Dies wirkt die goldne Sonne nur;

Nur sie gibt Leben der Natur.

 

1. "Herr, mit dem Licht deines Angesichtes hast du uns bezeichnet!", ruft der Psalmist. Dies Licht, Herr, wodurch du den Menschen hoch über alle Geschöpfe des Erdkreises erhöht hast, ist die Leuchte der Vernunft, durch die sein Geist sogar unsichtbare Dinge schaut, in die Höhen und in die Tiefen sich erschwingt, die Sterne des Himmels misst und wiegt, und in die verborgenen Geheimnisse der Natur eindringt. Groß und wunderbar ist dies Licht, und hat nichts mit dem Staub gemein, denn es ist ein Strahl aus dem Licht deines göttlichen Angesichtes.

 

2. Unsterblicher Dank dir, unser Schöpfer, für dies wunderbare Licht, das den Menschen an den Engel reiht, und durch das wir sogar dich selbst, den allerhöchsten Herrn aller Wesen, finden. Aber wie weit auch dies Licht reicht, ist es dennoch beschränkt wie der Mensch selbst, und beleuchtet nur seine irdische Pilgerbahn. Wunderbare Triebe gabst du den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes. Mit scharfsinniger Kunst erbauen sie Nester und sorgen für ihre Jungen. Ja Staunen erregen die kunstreichen Fertigkeiten so vieler vernunftloser Wesen. Sie kennen sogar den Menschen, aber nimmer dringen sie in das ein, was des Menschen ist. Also erkennt dich, o Gott, auch die Vernunft. Nimmer jedoch dringt sie in dein dreieiniges, glorreiches Wesen, in die abgrundtiefen Eigenschaften deiner unerschaffenen Gottheit ein.

 

3. Doch, o unendliche Majestät, nicht bloß deine Allmacht sollte der Himmelspilger kennen, die das Licht der Vernunft ihm zeigt, sondern auch deine unendliche Heiligkeit, die sie ihm nicht zeigen kann. Darum auch reicht sie an ihren Grenzen deiner heiligen Offenbarung die Fackel, dass sie von dort ihn weiterführe. Nicht offenbaren kann sie selbst deine heiligen Geheimnisse, die hoch über sie erhaben sind, noch kann sie auch ihm Kraft geben, den Himmelsweg zu gehen. Wehe dem Stolzen, der seine Vernunft vergöttert. Sie führt ihn in rettungslose Abgründe, wie dies jene Weltweisen erfuhren, die dich, o Gott, aus deinen wunderbaren Werken erkannten, und Schlangen und Tiere anbeteten, und in die abscheulichsten Laster versanken. Psalm 119,135: "Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, und lehre mich deine Gesetze."

 

15. Januar

 

Der heilige Maurus, Jünger des heiligen Benedikt, Abt von Anjou,

+ 15.1.584 - Fest: 15. Januar

 

Angezogen von der faszinierenden Gestalt des heiligen Benedikt, wurde Maurus, der Sohn des römischen Senators Equitius, Schüler und Gehilfe des Ordensgründers.

 

Wahrscheinlich starb Maurus als Abt von Subiaco.

 

Seine Entsendung nach Gallien und die Gründung des Klosters Glanfeuil, später Saint-Maur-sur-Loire, und sein dortiger Tod sind legendäre Berichte.

 

„Maurus, aus Rom gebürtig, wurde von seinem Vater Equitius, der dem Rang der Senatoren angehörte, schon als Junge von zwölf Jahren dem berühmten Patriarchen der Mönche des Abendlandes, Benedikt auf Montecassino, zur wissenschaftlichen und religiösen Ausbildung übergeben. Der sehr lebhafte und talentvolle Junge wurde bald der Liebling seines großen Meisters, weil er nicht nur im Wissen, sondern auch in der Tugend, im Gebetseifer, im Fasten, Stillschweigen, Gehorsam und in der Bescheidenheit seinen Mitschülern weit voraneilte. Eines Tages sollte Placidus, sein Mitschüler, Wasser holen; dabei fiel er in den See und wurde von einer Welle weggeschwemmt. Benedikt sah die drohende Gefahr und befahl dem Maurus, schnell zu Hilfe zu eilen. Dieser bittet um den Segen, eilt zum See, schreitet – nur an den Auftrag des Meisters denkend – über das Wasser hin, als hätte er festen Boden unter den Füßen, und zieht den Sinkenden aus dem Wasser glücklich ans Land. Als er mit dem gerettet Placidus zurückkam, wurde dieses Wunder des Gehorsams durch ein neues Wunder der Demut verherrlicht. Es entstand nämlich ein frommer Streit zwischen dem Lehrer und dem Schüler, wem von beiden die Ehre dieses Wunders gebühre. Benedikt schrieb es dem vollkommenen Gehorsam des Maurus zu, dieser dem heiligen Segen des Benedikt. Beide hatten Recht; denn, wie der berühmte französische Prediger und Schriftsteller Bossuet sagt: „Der Gehorsam bewirkt die Gnade, das Befohlene treu zu erfüllen; der Befehl wirkt die Gnade, den Gehorsam erfolgreich zu machen.“

 

Der Heilige wird als Abt, mit Stab, Buch und Kreuz, dargestellt. Häufig wird er auch auf dem Wasser wandelnd abgebildet.

 

Maurus ist Patron von Badajoz und der Maurinerkongregation. Außerdem ist er Schutzheiliger der Köhler, Kupferschmiede Lastträger, Laternenanzünder und Lichterzieher.

 

Seine Fürbitte wird angerufen gegen Gicht, Heiserkeit, Kopfschmerz, Lähmung, Rheumatismus, Schnupfen und Skrofeln.

 

Der heilige Paulus von Theben,

1. Ordensgründer der Einsiedler in Ägypten,

+ 10.1.343 – Fest: 15. Januar

 

Nach der vom heiligen Hieronymus verfassten Lebensbeschreibung wurde Paulus, der „Ur-Einsiedler“, 228 in Theben (Ägypten) als Kind reicher Eltern geboren.

 

Während der decischen Christenverfolgung (249-251) floh er in die Wüste und lebte dort einsam in einer Felsenhöhle ein Leben in Meditation und Gebet.

 

Kurz vor seinem Tod suchte ihn der heilige Antonius auf, der durch einen Traum auf ihn, als den besseren Einsiedler, aufmerksam geworden war. Beide Greise führten lange Gespräche. Als der heilige Paulus bald danach im 113. Jahr starb, kam der heilige Antonius zurück, um ihn zu begraben.

 

„Paulus war erst zweiundzwanzig Jahre alt, als er in die Wüste ging. Seine Absicht war, da nur so lange zu bleiben, wie die Verfolgung dauern würde, aber nachdem er einmal die unaussprechlichen Süßigkeiten des bußfertigen und beschaulichen Lebens gekostet, nachdem er durch Erfahrung die Vorteile, die man in der Einsamkeit findet, erkannt hatte, fasste er den festen Entschluss, nie mehr in die Welt zurückzukehren, sondern desto eifriger für diejenigen zu beten, die in ihr wohnen. Er lebte bis zu seinem dreiundvierzigsten Jahr nur von der Frucht seines Palmbaumes. In seiner übrigen Lebenszeit wurde er wunderbar, wie ehedem der Prophet Elias, durch einen Raben genährt, der ihm jeden Tag ein halbes Brot brachte. Wir wissen die einzelnen Umstände des Lebens nicht, das Paulus neunzig Jahre lang in der Wüste führte; die Menschen erfuhren nur kurz vor seinem Tod etwas von ihm, und zwar durch folgende Begebenheit.

 

Der große Antonius, der damals neunzig Jahre erreicht hatte, wurde von eitlem Ruhm versucht. Er bildete sich ein, niemand habe so lange wie er, Gott in einer gänzlichen Abgeschiedenheit von der Welt gedient. Als er mit diesem Gedanken sich beschäftigte, schickte ihm Gott einen Traum, durch den er ihn von seinem Irrtum überzeugte. Er befahl ihm gleichzeitig, einen seiner Diener aufzusuchen, der tief in der Wüste wohne. Antonius trat unverzüglich mit Tagesanbruch die Reise an. Da ihm ein Ungeheuer in den Weg trat, machte er das Kreuzzeichen, und sogleich verschwand diese Truggestalt, die vielleicht vom Geist der Finsternis hergezaubert war; diese Erscheinung war ihm ein sicheres Zeichen, dass dies der Weg sei, den er einzuhalten habe. Kurze Zeit danach stellte sich ihm ein Satyr in den Weg. Er gab ihm zu verstehen, er bewohne diese Einöde, und gehöre unter die Zahl derer, die von den Heiden als Götter angebetet werden. Nachdem der Heilige zwei Tage und eine Nacht gereist war, gewahrte er in der Ferne ein Licht, das ihm die Wohnung desjenigen zeigte, den er suchte. Er trat an die Tür der Höhle und bat den Heiligen, sie ihm zu öffnen; aber erst nach vielem Zureden wurde ihm sein Wunsch gewährt und er von Paulus mit sanftem Lächeln empfangen. Sie umarmten sich wechselseitig und nannten sich bei ihrem Namen, den Gott jedem geoffenbart hatte. Paulus fragte dann den Antonius, ob sich die Menschen immer noch so um das Irdische plagten und dem heidnischen Aberglauben nachhingen.

 

Nach geendigter Unterredung kam ein Rabe herbeigeflogen und legte ein ganzes Brot zu ihren Füßen. „Sieh“, sagte Paulus, „Gott schickt uns unsere Nahrung. Schon viele Jahre sendet mir seine Güte jeden Tag ein halbes Brot; aber da du jetzt zu mir gekommen bist, hat der Heiland das Gericht verdoppelt.“ Sie dankten dann beide Gott, setzten sich an einen nahen Quell, um ihr Mahl einzunehmen.“

 

Die Begegnung der beiden heiligen Einsiedler war ein beliebtes Thema der Malerei. Die frühen Darstellungen bilden den heiligen Paulus und den heiligen Antonius unter einem Baum ab, bei einer Quelle sitzend mit dem Raben, der das doppelte Brot bringt. Als Einzelfigur erscheint der heilige Paulus barfuß mit Krückstock und in einen faltenreichen dunklen Mantel gehüllt. Manche Bildwerke zeigen den Heiligen auch mit einem Gewand aus geflochtenem Palmstroh bekleidet. Paulus von Theben ist der Patron der Korb- und Mattenmacher.

 

Der heilige Johannes Calybita, Akömeten-Mönch von Konstantinopel,

+ 15.1.450 - Fest: 15. Januar

 

Zu Anfang des 5. Jahrhunderts lebte in Rom Eutropius, ein reicher und angesehener Mann, der unter der Regierung des Kaisers Leo Oberster des römischen Kriegsheeres war, und mit Theodora seiner Gemahlin drei Söhne hatte, die sich unter allen Jünglingen ihres Zeitalters durch hohe Gelehrsamkeit auszeichneten. Besonders hatte sich Johannes, der jüngste von ihnen, durch seinen anhaltenden Fleiß eine solche wissenschaftliche Bildung erworben, dass er schon in seinem zwölften Jahr mehrere Sprachen beherrschte, und in philosophischen Gegenständen die dunkelsten Stellen zu erklären wusste. Die göttliche Vorsehung fügte es, dass Johannes vom Streben nach eitlen, menschlichen Kenntnissen zur Wissenschaft des Heils geführt wurde; denn er begegnete eines Tages einem Klostermann, der von einer Wallfahrt nach Jerusalem zurückkam, und dessen arme Kleidung, stille Geduld und Frömmigkeit den Jüngling so sehr rührte, dass er ihn begierig fragte, wer er sei und durch welche Wissenschaft er sich eine so gänzliche Verachtung alles Irdischen und eine solche Heiterkeit des Gemütes erworben habe? Der Mönch belehrte ihn nun über den Zweck des klösterlichen Lebens und über die seligen Früchte, die den Geist, losgerissen von allem Irdischen, in der Einsamkeit erquicken, und Johannes wurde durch diese Schilderung so sehr begeistert, dass er den heiligen Mann fußfällig bat, ihn mit in sein Kloster zu nehmen. Weil er aber voraussah, welche Hindernisse er von Seite seiner Eltern zu bekämpfen haben würde, entfloh er heimlich und kam glücklich mit seinem Begleiter im Kloster an, wo er auch nach einer strengen Prüfung unter die Ordensbrüder eingereiht wurde.

 

Zum Staunen seines Obern übertraf Johannes bald alle Ordensmänner an Demut und Abtötung, und er vertiefte sich so in den Betrachtungen göttlicher Wahrheiten, dass er oft mehrere Wochen hindurch keine andere Nahrung genoss, als das himmlische Brot im allerheiligsten Altarsakrament. Dabei wurde auch seine Tugend durch die schwersten Versuchungen geprüft; besonders quälte ihn eine Sehnsucht nach seinen Eltern so sehr, dass der vorher blühende Jüngling ganz ausgezehrt, jetzt einem Toten ähnlich war. Er erhielt deswegen die Erlaubnis, in sein väterliches Haus zurückzukehren, und um dort nicht erkannt zu werden, verhüllte er sich in die Kleidung eines Bettlers, und bat seine Eltern um einen finsteren Winkel außerhalb des Hauses, worin er ein äußerst abgetötetes Leben führte, und mit bewunderungswürdiger Geduld den Spott und die Misshandlungen der Dienerschaft seines Vaters ertrug. Die Nahrung, die ihm täglich Eutropius aus Mitleid reichen ließ, verteilte er unter die Armen, und so lebte er drei Jahre lang, ohne sich seinen Eltern zu erkennen zu geben, bis ihm durch eine Erscheinung die Stunde seines Todes geoffenbart wurde. Da ließ er seine Mutter zu sich bitten, eröffnete ihr, dass er ihr Sohn sei, und bat sie, ihn nach seinem Tod ebenso arm, wie er gelebt hatte, in jenem Winkel zu begraben, worauf er sogleich seinen Geist aufgab.

 

Unter Wehklagen und Tränen küsste die Mutter den Leichnam des Heiligen und bedeckte ihn mit einem kostbaren Sterbekleid. Sie wurde aber sogleich von einer heftigen Krankheit befallen, von der sie nur dadurch geheilt wurde, dass sie den Leichnam wieder mit seiner vorigen Bettlerkleidung umgeben ließ. Von dieser Stunde an entsagten die Eltern des heiligen Johannes allen Erdengütern, verteilten ihre Reichtümer unter die Armen, und nachdem sie über dem Grab des Heiligen ein herrliches Gotteshaus erbaut hatten, weihten sie sich dem Dienst Gottes und starben im Ruf der Frömmigkeit.

 

Der heilige Bonitus, Bischof zu Clermont, Frankreich,

+ 15.1.710 - Fest: 15. Januar

 

Dieser Heilige wurde zu Anfang des 7. Jahrhunderts zu Auvergne in Frankreich aus einem adeligen Geschlecht geboren. Sein Vater Theodatus war römischer Ratsherr und seine Mutter Syagria wurde schon vor der Geburt ihres Sohnes dessen künftige Heiligkeit durch eine Erscheinung geoffenbart. Beide Eltern wendeten alle Sorgfalt auf die Erziehung ihres Kindes, und Bonitus wurde ein so ausgezeichneter Jüngling, dass ihn der fränkische König Theodorich IV. an seinen Hof nahm und mit den höchsten Würden überhäufte. Nach dem Tod des Königs wurde er Statthalter von Marseille. In diesem Amt zeichnete er sich durch seine Liebe zur Gerechtigkeit und durch sein Erbarmen gegenüber den Armen und Gefangenen aus und erwarb sich dadurch die Achtung aller Menschen. Dabei führte er ein so heiliges Leben, dass sich der Ruf von seiner Frömmigkeit allgemein verbreitete, und dass bei dem Tod seines Bruders Avitus, der vierzig Jahre lang als Bischof mit seltenem Ruhm die Kirche zu Auvergne regierte, der König und die Geistlichkeit keinen würdigeren Nachfolger zu wählen wussten, als den heiligen Bonitus, der sich zwar wegen seiner tiefen Demut ernstlich weigerte, dieses heilige Amt zu übernehmen, aber endlich die feierliche Weihe empfing, als er Gottes Willen erkannt hatte.

 

Längere Jahre hindurch stand der heilige Oberhirt seiner Kirche mit apostolischem Eifer vor und lebte, so viel ihm seine Geschäfte erlaubten, einsam und in der größten Armut. Wegen Altersschwäche legte er schließlich seine Würde nieder und wählte das Kloster Manlieu zu seinem Aufenthalt, wo er die strengen Ordensregeln genau beobachtete und zur Verherrlichung der Kirche Jesu viele Wunder wirkte. Am Ende seines Lebens machte er eine Reise nach Rom, um an den Gräbern der heiligen Martyrer seine Andacht zu verrichten. Auf seiner Rückreise sagte er Aripert II., dem König der Langobarden, einen vollkommenen Sieg über seine Feinde vorher, versöhnte den Bischof zu Lion mit dem Herzog von Bourgogne, und starb schließlich zu Lion in Frankreich am Ende des 7. Jahrhunderts. Sein Leichnam wurde feierlich nach Auvergne übertragen und in der Kirche des heiligen Mauritius beigesetzt, wo durch die Fürbitte des Heiligen große Wunder geschahen.

 

Der selige Konrad II., Abt von Mondsee und Märtyrer, Österreich,

+ 15.1.1145 – Fest: 15. Januar

 

Der selige Konrad Bosinlother, ein geborener Trierer, war zuerst Mönch in Siegburg, im Kölnischen, das damals unter Abt Kuno eine Hochschule der Heiligkeit und Gelehrsamkeit war. Kaum hatte Kuno (Konrad I.) den Bischofsstuhl von Regensburg bestiegen, berief er (1127) den gelehrten und in der Ordenszucht wohl erprobten Konrad als Abt des Klosters Mondsee, das als Stiftung des Agilolfinger Herzogs Otilo 8um 740) zu Bayern gehörte, jetzt in Oberösterreich. Durch Tausch war Mondsee 833 an den Bischof von Regensburg gekommen. Abt Konrad sollte das Kloster aus seinem traurigen Verfall wieder emporheben. Der Tatkraft und Klugheit des Seligen gelang das Werk auch in kurzer Zeit. Zur Sicherung für die Zukunft unterstellte er dann das Kloster unmittelbar dem Heiligen Stuhl und ließ sich von Papst Innozenz II. im Jahr 1142 das Recht der freien Abtwahl wieder bestätigen. Damit war dem Kloster die Grundlage für eine selbstständige Entwicklung gegeben. Abt Konrad Bosinlother war der letzte Abt, der vom Regensburger Bischof aufgestellt worden war.

 

Nach außen vertrat der ehrwürdige Abt mit aller Entschiedenheit die Rechte und Besitzansprüche seines Stiftes. Er musste es in guten Stand setzen und sichern, damit es sowohl seinen eigenen Ordenszweck wie die vielen Aufgaben für das Wohl der Mitwelt, die Seelsorgearbeit, die Erziehung der Jugend und die Wohltätigkeitswerke erfüllen konnte. Ungerechterweise entfremdete Klostergüter mussten zurückgefordert werden. Das brachte dem treuen Verwalter natürlich manche Feinde. Mehrere Zehentleute des Klosters verschworen sich gegen sein Leben. Als er am 15. Januar 1145 von einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Oberwang heim ritt, überfielen ihn die Mordgesellen und schlugen ihn mit Knütteln und Schwertern tot. Den Leichnam schleppten sie in eine nahe Hütte und zündeten sie an. Durch Gottes Fügung aber blieb sowohl die Leiche als das Brett, auf dem sie lag, unversehrt. Die Gebeine des seligen Konrad ruhen jetzt in einem Glasschrein über dem Hochaltar der alten Stiftskirche.

 

In einen argen Missklang scheint das Leben des seligen Konrad von Mondsee ausgelaufen zu sein. War es auch ein Missklang vor Gott? Es wäre ein arger Misserfolg gewesen, wenn der Mann der Tat und Festigkeit nicht auch immer voller Einfalt auf den Willen Gottes geschaut hätte, wenn er sich in seine Geschäfte nicht auch mit reiner Absicht, mit übernatürlicher Aufmerksamkeit, in Erfüllung des Berufes eingelassen hätte. Abt Konrad war aber ein ganzer Ordensmann, ein Mann der Innerlichkeit, des Gebetes. Auch ein Ordensmann, zumal ein Oberer, kann sich nicht in seine Zelle einschließen. Abt Konrad war als Reformator, als Erneuerer berufen. Er war ein Eiferer für die Verbesserung der geistlichen Verhältnisse seines Stiftes wie der weltlichen. Um deswillen hat auch sein Name im Heiligenverzeichnis als „ehrwürdig“ oder „selig“ Aufnahme gefunden, wenngleich er auch seliggepriesen werden mag, weil er um der irdischen „Gerechtigkeit willen Verfolgung gelitten“ hat.

 

Über die doppelte Tätigkeit des Ordensmannes, des Priesters, des Christen überhaupt lehrt der heilige Thomas: „Die Vereinigung des kontemplativen (beschaulichen) Lebens mit dem tätigen Leben stellt das wahrhafte Apostolat, den Hauptzweck des Christentums dar. Das Apostolat verlangt Seelen, die fähig sind, sich von der Begeisterung für eine Idee hinreißen zu lassen, sich zu opfern für den Triumph eines Prinzips. Wenn dann dieses Ideal ins Übernatürliche übertragen ist durch den Geist der Innerlichkeit, so haben wir das vollkommene Leben in seiner ganzen Größe; vollkommen sage ich, denn die Theologen ziehen dasselbe selbst der einfachen Kontemplation (der Beschauung, dem ausschließlich inneren Leben) vor.“ Der heilige Thomas will also einer rechten Vereinigung des geistlichen mit dem tätigen Leben die Vortrefflichkeit zusprechen. Die Wahrheit betrachten ist gut, sie anderen mitteilen ist besser. Erleuchten ist mehr als bloß unter dem Scheffel brennen. Immer aber muss für das ideale tätige Leben, für äußere Amtsgeschäfte, wie für das apostolische Wirken das Gebet die Quelle bleiben. Das Gebetsleben darf durch die Tätigkeit nicht unterdrückt werden. Die Seele muss bei ihren Werken die Wachsamkeit des Herzens so gut bewahren, dass sie nicht Gefahr läuft, sich in ihrem Tun dem Einfluss Jesu Christi zu entziehen. „Ein Apostel ist ein Kelch, voll von Jesus, der seine Überfülle auf die Seelen ergießt“ (Matheo Crawley). Der sogenannte Amerikanismus, dessen Anhänger von einem gemischten Leben träumen, bei dem das beschauliche durch das tätige erstickt wird, ist als moderne Irrlehre zu verwerfen und durch die Lehre des heiligen Thomas schon verurteilt.

 

Der heilige Romedius, Einsiedler in Südtirol,

+ um 400 – Fest: 15. Januar

 

Im Trentino liegt östlich von San Zeno bei Cles ein wildromantisches Tal. Erst vor ca. 60 Jahren wurde eine Straße dorthinein gebaut. Nach etwa vier Kilometern verbreitert sich der enge Talboden zu einem Kessel, in den fast senkrechte Felswände herabstürzen. Nur an einer Stelle werden die Felsmauern von besteigbaren und bewaldeten Felsen abgelöst, und dort erhebt sich über einer Grotte das Santuario di S. Romedio (die Wallfahrtskapelle des heiligen Romedius). Mit drei Franziskanern, die ständig dort wohnen, soll die Einsiedelei die kleinste katholische Pfarrei Europas sein. Das Trentiner Volk erzählt sich viel Wunderbares über diese Einsiedelei.

 

Im 4. Jahrhundert n.Chr. lebte dort ein frommer Eremit namens Romedius (Remedius) mit seinen beiden Schülern Abraham und David. Allerdings gab es damals noch nicht die Baulichkeiten wie heute, sondern die drei Gottsucher hausten in der Grotte, in die man auch heute noch durch ein Gitter im Boden der Kirche in die Einsiedelei hinabsehen kann. Es wird berichtet, dass Romedius aus einer vornehmen rhätischen Familie (der Grafen von Thaur bei Innsbruck, die mit dem Grafen von Andechs, Dießen und Hohenwart nahe verwandt waren) stammte, die im Inntal ansässig war. Er hatte seinen ganzen Besitz der Kirche vermacht und sich in die Einsamkeit der Berge zurückgezogen, um auf diesem Weg Gott näher zu kommen. Nur selten verließ Romedius seine unwirtliche Behausung, um in der Umgebung von Sanzeno und Cles Kranke zu heilen, Armen Trost zu spenden und zu predigen. Eines Tages nun, als Romedius schon alt war und krank darniederlag, fühlte er in sich den brennenden Wunsch, nach Trient zu reisen, um noch einmal vor seinem Tod den heiligen Vigilius zu sehen, der damals Bischof von Trient war. So befahl er seinen beiden Schülern, das Pferd zu holen, das unweit der Grotte am Waldrand weidete. Als aber Abraham und David auf die Weide kamen, blieben sie, von Entsetzen gebannt, stehen: ein großer Bär hatte das Pferd getötet und schmauste nun an dem Kadaver. Zitternd liefen die beiden zu ihrem Meister zurück und berichteten, was sie gesehen hatten. Da erhob sich der kranke alte Mann von seinem Lager und schleppte sich mühsam auf die Weide. Dort trat er auf den Bären zu, befahl ihm, sich niederzulegen, legte ihm den Zaum des toten Rosses an und setzte sich auf seinen Rücken. Dann trat er auf dem Bären den langen Weg nach Trient an, in weitem Abstand von seinen beiden Schülern gefolgt. Scharen von Waldvögeln folgten dem wundersamen Reiter und schützten ihn gegen Sonne und Regen. Überall strömte auf dem Reiseweg das Landvolk zusammen und ließ sich von Romedius segnen. Als er sich der Stadt Trient näherte, begannen dort alle Kirchenglocken, von unsichtbarer Hand gerührt, zu läuten. Vigilius empfing seinen Bruder in großen Ehren und segnete ihn. Dann ritt Romedius wieder auf seinem merkwürdigen Reittier heim und starb bald darauf.

 

Das berichtet uns die Überlieferung. Romedius wurde später heiliggesprochen – wann, weiß man nicht –, und über der Grotte wurden eine Kirche und einige Gebäude errichtet. Der älteste Teil der ganzen Einsiedelei sind die Grundmauern und das Portal der am höchsten gelegenen Kapelle, die in der Zeit Karls d. Gr., vielleicht auch noch etwas früher, also um die Wende des 7. Jahrhunderts, erbaut wurden.

 

Die schöne Legende von St. Romedius enthält sowohl für den Naturforscher als auch für den Kulturhistoriker hochinteressante Details. Das Trentino, namentlich dessen unwegsame und bewaldete Gebirge, sind ältestes Bärenland. Auch bis vor einigen Jahren noch lebten dort gerade in den Tälern um Sanzeno herum noch die letzten Bären der Alpen. Und zweifellos hat um die Zeit des heiligen Romedius und auch vorher der Bär in diesen Gegenden als erstrebenswerte Jagdtrophäe wie als zu bekämpfender Viehräuber eine große Rolle gespielt. Auch ist es durchaus denkbar, dass dort zu St. Romedius` Zeiten vielleicht noch Reste eines uralten Bärenkultes bestanden. Dafür spricht der Umstand, dass der Bär in dieser Legende gleichzeitig als furchtbares und als liebenswürdiges Geschöpf erscheint. Wie in anderen Legenden zeigt sich hier die deutliche Tendenz, heidnisches Gedankengut zu christianisieren.

 

Für den Naturforscher ist aber die Gestalt des heiligen Romedius aus einem ganz anderen Grund besonders fesselnd. Wir wissen heute, dass trotz des lustigen Aussehens der Bären im Zoo und Zirkus „zahme“ Bären zu den gefährlichsten Tieren gehören. Scheinbar ohne jeden Grund und gänzlich aus heiterem Himmel haben solch „süße“ Honigbärchen schon oft ihren vertrauten Pfleger, Wärter und Dresseur schwer verletzt und auch getötet. Was St. Romedius geglückt ist, scheint also zunächst gänzlich unmöglich zu sein. Es scheint aber nur so. Wir können davon ausgehen, dass St. Romedius einen Bären besessen hat, auf dem er geritten ist. Lassen wir einmal die Geschichte von der Umwendung des wilden Bären und dem Einzug in Trient außer Acht. Wer die Grotte gesehen hat, in der St. Romedius seinerzeit hauste, wird auch der Meinung sein, dass das ein typischer Platz ist, wo Bären ihr Winterlager aufschlagen. Vielleicht hat St. Romedius, als er von dieser Grotte Besitz nahm, dort ein verwaistes Bärenkind gefunden, dessen Mutter ein Trentiner Jäger getötet hatte. Und vielleicht hat er dann dieses Bärenkind mühsam aufgezogen. Ein so aufgezogener Bär aber, der sich nicht im Käfig befindet, was bei St. Romedius sicher der Fall war, schließt sich innig an seinen Pfleger an und lässt ihn auch eher die beim Bären so plötzlich wechselnden Stimmungen erkennen als ein Zoo- oder Zirkustier, ganz einfach weil der Pfleger ständig mit ihm zusammen ist und ihn nicht als einen Gefangenen hält. Bekannt ist, dass zu Ende des 19. Jahrhunderts ein amerikanischer Bärenjäger zwei aufgezogene Grizzly-Bären besaß, die er sogar als Lasttiere benutzte. Das Volk nannte ihn allgemein den „Grizzly-Adam“. Es scheint, dass St. Romedius ebenfalls ein solcher Mann gewesen ist.

 

Das fromme Altertum hat uns auch noch ein Gebet überliefert, das der heilige Romedius an den Gräbern der Apostel und an anderen Orten, die durch den Besitz von Reliquien berühmt waren, zu verrichten pflegte: „Herr Jesus von Nazareth, Sohn des lebendigen Gottes, durch die Fürbitte des lieben Heiligen, dessen Reliquien sich hier befinden, bitte ich Dich, Du wollest mich nicht verwerfen, sondern mich bewahren vor allen eitlen und gefährlichen Sorgen für diese Zeit, vor allem Bruch des geschworenen Seelenfriedens und vor allem, was meinem Heil hinderlich ist.“

 

Der heilige Arnold Janssen, Priester, Ordensstifter,

+ 15.1.1909 – Fest: 15. Januar

 

Wer hat nicht schon von dem Missionshaus Steyl an der deutschen Grenze in Holland gehört! Dort werden Missionare für die Heidenländer ausgebildet. Der Gründer der Anstalt, der zugleich auch der Ordensstifter der Missionare von Steyl ist, heißt Arnold Janssen. Er ist heiliggesprochen worden, denn durch ihn und seine Missionsordensgesellschaft sind die Grenzpflöcke des Reiches Christi auf Erden um Tausende von Kilometern weiter in die Heidenländer vorangetragen worden. Der heilige Arnold Janssen gehört zu den größten Missionaren der Neuzeit, obwohl sein Fuß nie heidnisches Gebiet betreten hat.

 

Nicht weit von Kevelaer, dem vielbesuchten Gnadenort der lieben Mutter Gottes am Niederrhein, liegt Arnold Janssens Heimatstädtchen Goch. Dort wurde er als zweites Kind in einer Reihe von zehn Geschwistern im Jahr 1837 als Sohn schlichter Bürgersleute geboren. Er war ein körperlich schwacher Junge, der es lange Zeit nicht fertigbrachte, wie die Altersgenossen auf die Bäume zu klettern, und der beim Wettlauf gleich Atemnot und Herzklopfen bekam. In der Schule allerdings verhielt sich die Sache anders, denn dort stellte es sich heraus, dass Arnold die Mitschüler an Wissen weit hinter sich zurückließ, und der Herr Kaplan ging zu seinen Eltern und sagte, der Junge müsse studieren. Vater und Mutter meinten daraufhin, dass es nicht so einfach sei, bei zehn Kindern eins studieren zu lassen, aber der liebe Gott werde wohl helfen, auch wollten sie noch besser sparen und sich einschränken, und dann könnte es wohl gehen.

 

Was war es doch ein Glück, dass Arnold Janssen solch kreuzbrave christliche Eltern hatte, denn wenn diese nicht so opferfroh gewesen wären, wie sie waren, so gäbe es in unserer Zeit vielleicht Millionen weniger Heidenchristen auf der Welt. So reichlich ist der damalige harte und tapfere Entschluss dieser prachtvollen Menschen von Gott gesegnet worden. Ehre sei für alle Zeiten den Eltern des großen heiligen Missionars Arnold Janssen!

 

Arnold Janssen besuchte also die höhere Schule, trat später zu Münster in das Priesterseminar ein, empfing die heiligen Weihen und war anschließend sechzehn Jahre lang Lehrer am Gymnasium zu Bocholt in Westfalen. Stramm, streng und gewissenhaft versah er den Dienst. Strenge Lehrer sind freilich nicht immer die angenehmsten, aber doch oft die besten.

 

Arnold Janssen war indessen nicht nur ein tüchtiger Lehrer, sondern auch ein frommer Priester. Vor allem ging ihm die Not der Heiden zu Herzen. Er betete viel für ihre Bekehrung; auch sammelte er in Wort und Schrift milde Gaben für die Missionare. Eines Tages entschloss er sich, sein Leben ganz in den Dienst der Heidenmission zu stellen. Ganz klein fing er an. Zu Steyl, in einem kleinen Wirtshaus an der Maas, richtete er die erste deutsche Missionsschule ein. In unvorstellbarer Armut begann das Werk, aber es ging schnell voran, und schon vier Jahre nach der Gründung zogen die ersten Glaubensboten nach China. Inzwischen ist das Samenkorn, das am Fest Mariä Geburt des Jahres 1875 in den Boden gesenkt wurde, zu einem mächtigen Baum geworden. Von Steyl aus hat sich ein missionarischer Ring rund um den Erdball gelegt, und mit den bereits verstorbenen Heidenchristen steigt die Zahl der Bekehrten in die Millionen. Der heilige Arnold Janssen, der am 15. Januar 1909 starb, darf den größten Missionaren der Welt beigesellt werden, obwohl er nie Missionsland betreten hat.

 

Die Pflicht, für die Missionen mitzusorgen, erstreckt sich aber nicht nur auf die Missionare, sondern auf alle Katholiken ohne Ausnahme, und um an diese Pflicht zu erinnern, stand in der Weihnachtszeit neben der Krippe in den Kirchen ein afrikanischer Junge, der dankend mit dem Kopf nickt, wenn man ihm eine Gabe spendet.

 

Am 19. Oktober 1975 wurde Arnold Janssen durch Papst Paul VI. seliggesprochen, die Heiligsprechung erfolgte am 5. Oktober 2003 durch Papst Johannes Paul II.

 

Der heilige Isidor von Alexandrien, Priester und Spitalverwalter,

+ 404 – Fest: 15. Januar

 

Dieser Heilige lebte mehrere Jahre in der Einsamkeit auf dem Gebirge von Nitria, als ihn der heilige Athanasius auserkor, um ihn zur Priesterwürde und zum Amt eines Xenodokos, oder Spitalverwalter von Alexandrien zu erheben. (Die Pflicht eines solchen Vorstehers war, im Spital für die Verpflegung der Kranken und Fremdlinge zu sorgen.) Er war durch seine echt christlichen Tugenden die Erbauung der ganzen Stadt. Öfters geschah es, dass er bei Tisch mit Tränen in den Augen sagte: „Ich, ein vernünftiges Geschöpf, erschaffen, um Gott zu genießen, ich bediene mich tierischer Nahrung, statt das Brot der Engel zu essen!“ Er trug bis in seinen Tod nichts von Leinwand, die Binde ausgenommen, die die Priester um das Haupt trugen. Niemals ging er in ein Bad und aß kein Fleisch. Nie ging er vom Tisch, dass er sich ganz gesättigt hätte. Sein Geist war so in Gott vertieft, dass er öfters während der Mahlzeit so sehr entzückt wurde, dass er weder reden noch sich bewegen konnte. Er blieb allzeit dem heiligen Athanasius, der die Lehre der katholischen Kirche verteidigte, unveränderlich ergeben, und nach dem Tod dieses heiligen Bischofs verteidigte er mit edelmütiger Unerschrockenheit dessen Andenken. Ebenso edel benahm er sich unter Peter II. und Timotheus I., die nach dem heiligen Athanasius der Kirche von Alexandrien vorstanden. (Petrus II. stand der Kirche von Alexandrien bis 380 vor, und Timotheus I. bis 385.) Zuletzt hatte er die Ehre, mit den Katholiken alle Verfolgungen der Arianer zu teilen. Von Zeit zu Zeit zog er sich in die Wüste von Nitria zurück, um in sich den Geist inneren Sammlung und Abtötung stets zu kräftigen.

 

Theophilus, der Timotheus I. auf dem bischöflichen Stuhl von Alexandrien nachfolgte, gab anfangs dem heiligen Isidor die sprechendsten Beweise der Hochachtung und des Vertrauens. Er sandte ihn sogar nach Rom zum heiligen Papst Damasus, und wollte, nach dem Tod des Nektarius, des Patriarchen von Konstantinopel, ihn an seine Stelle erheben. Allein Isidor verlor die Gunst seines Patriarchen, weil er sich nicht nach dessen Absichten bei der ungerechten Verfolgung, die er gegen Petrus, den Erzpriester von Alexandrien, erregte, missbrauchen lassen wollte. Ein anderes Ereignis, von dem Sokrates erzählt, steigerte die einmal aufgeregte Leidenschaft des Theophilus gegen den heiligen Priester aufs höchste. Eine reiche Witwe hatte Isidor tausend Goldstücke gegeben, um die armen Frauen der Stadt zu unterstützen und zu kleiden, allein mit der Bedingung, dass der Patriarch nichts davon wissen sollte. Diese Vorsichtsmaßregel gebrauchte die wohltätige Matrone, damit dieser, der von einer unbegrenzten Bauwut besessen war, diese Summe nicht nach seinen Absichten verwenden möchte. Isidor versprach Stillschweigen. Allein Theophilus erhielt bald durch seine Späher von allem Kunde. In seiner Erbitterung sann er sogleich auf Mittel sich zu rächen. Er überschritt alle Schranken, und da er an seinem Feind keine Blößen finden konnte, nahm er seine Zuflucht zu erdichteten Vorwänden, um ihn aus seiner Kirche zu vertreiben. Der Heilige flüchtete sich auf den Berg Nitria, wo ihn die Einsiedler mit viel Ehrfurcht aufnahmen.

 

Der Ruf seines unbescholtenen Lebens war so fest begründet, dass Palladius, der Bischof von Helenopolis, als er nach Ägypten gekommen war, um sich da dem beschaulichen Leben zu widmen, sich zuerst bei diesem Heiligen Rat einholte. Isidor forderte nun von ihm, bevor er ihm eine bestimmte Weisung geben wollte, dass er sich einige Zeit verschiedenen Bußübungen hingeben möge, unter der Leitung eines im geistlichen Leben gewandten Meisters. Dorotheus, der Thebaner, der jeden Tag nur sechs Unzen Brot mit wenig Kräutern zu sich nahm, befand sich auch in dieser Einöde. Als diesem Palladius vorstellte, er erschöpfe durch eine so strenge Lebensweise vollends einen schon von Alter geschwächten Leib, erhielt er zur Antwort: „Ich töte diesen Leib, weil er mich töten will.“

 

Die Rache des Theophilus war jedoch noch nicht abgekühlt. Er verfolgte Isidor bis in die Wüste. Er beschuldigte ihn der Origenistischen Irrtümer, denen einige Mönche von Nitria ergeben waren, und ließ ihn, wie diese, die unwürdigsten Misshandlungen erdulden. Unser Heiliger zog sich im Jahr 400 nach Konstantinopel zurück, wo ihn der heilige Chrysostomus in seine Gemeinschaft aufnahm, nachdem er jedoch vorher sowohl von ihm, als von den Einsiedlern, die ihn begleiteten, eine ausdrückliche Verdammung der Irrtümer, deren man sie beschuldigte, begehrt hatte. Der offenkundige Schutz, den ihm der heilige Chrysostomus angedeihen ließ, rechtfertigte ihn vollkommen von der Irrlehre des Origenismus, dem er nebenbei das Anathema sprach. Theophilus versöhnte sich endlich auch wieder mit Isidor und den übrigen Mönchen von Nitria, mit einer leichten Nachgiebigkeit, und nahm sie wieder in die Kirchengemeinschaft von Chalcedon auf, in der Kirchenversammlung unter der Eiche, ohne nur die geringste Untersuchung hinsichtlich ihres Glaubens anzustellen, und ohne von den Büchern des Origenes zu sprechen. Es ist zwar wahr, dass der heilige Hieronymus den Isidor unter die Origenisten zählt. Allein dies kam daher, weil er durch die Anschuldigungen des Theophilus getäuscht wurde, der ihn auch so sehr gegen den heiligen Chrysostomus eingenommen hat, dass er ein Werk, das dieser Patriarch gegen jenen großen Heiligen geschrieben hatte, ins Latein übersetzte. Isidor starb im Jahr 404 zu Konstantinopel. Die Griechen und Lateiner verehren ihn. Einige Schriftsteller halten ihn für den Isidor, der am 15. Januar im römischen Martyrologium erwähnt wird. Aber es ist wahrscheinlicher, dass dort vom heiligen Isidor von Scete die Rede ist.

 

Der heilige Isidor von Scete, Priester und Einsiedler,

+ um 385 – Fest: 15. Januar

 

In der Sanftmut, Keuschheit, Abtötung, im Geist des Gebets und der inneren Sammlung, hat dieser Heilige eine der höchsten Stufen der Vollkommenheit erreicht. Da er eines Tages, als er auf den Markt ging, einige kleine Körbe zu verkaufen, verspürte, dass sich Regungen des Zorns in seinem Herzen erheben wollten, ließ er sogleich seine Körbe stehen und entfloh. Als man ihn in seinem Alter ermahnte, er möge seine Arbeiten ein wenig mäßigen, antwortete er: „Sollten wir wohl müßig bleiben können oder gar uns schonen, wenn wir betrachten, was der Sohn Gottes für uns getan hat? Wenn mein Leib eine Beute des Feuers würde und die Winde meine Asche davontrügen, so müsste dies alles als ein Nichts angesehen werden.“ Wurde er durch Hoffnungslosigkeit versucht, so sagte er dem Satan: „Sollte ich auch verdammt werden, so müsstest du doch noch tief unter mir in der Hölle liegen. Sollte ich in einen Abgrund ewiger Pein gestürzt werden, so werde ich doch niemals aufhören, meinem Gott zu dienen.“ Kamen ihm Gedanken des Stolzes, so sagte er zu sich selbst: „Bin ich einem Abt Antonius, einem Abt Pambon, bin ich den anderen Vätern, die Gott wohlgefällig waren, gleich?“ Als einer der Brüder ihn eines Tages mit weinenden Augen antraf und ihn um die Ursache seiner Tränen fragte, sprach er: „Ich beweine meine Sünden. Hätten wir auch nur ein einziges Mal Gott beleidigt, so hätten wir doch nicht Tränen genug, ein so großes Unglück zu beweinen.“ Isidor starb kurz vor dem Jahr 391. Er scheint derselbe zu sein, den das römische Martyrologium am 15. Januar erwähnt. 

  

Der gottselige Jacobus von Castelpieve, Franziskaner, Priester, Märtyrer,

+ 15.1.1305 - Gedenktag: 15. Januar 

 

Leben

 

Jacobus wurde zu Castelpieve im Königreich Neapel geboren. Schon vor der Geburt sah die Mutter im Geist einen Knaben, der eine Kirche trug; dann sah sie eine rote Lilie hervorsprossen. Das Gesicht erfüllte sich; ihr Sohn wurde Priester und Märtyrer. Er studierte Theologie und die beiden Rechte und blieb den lärmenden Vergnügungen vieler Studenten fern und bewahrte auch den kostbaren Schatz der heiligen Reinheit. Als Priester weihte sich Jakobus ganz dem Dienst der Armen und Bedrängten, trat in den 3. Orden und trug öffentlich Kleid und Gürtel der Terziaren. Seine Kenntnisse in den Rechtswissenschaften befähigten ihn, den Armen, Witwen und Waisen beizustehen. Er stellte ein schadhaftes Spital und eine verlassene Kirche außerhalb seiner Vaterstadt mit dem elterlichen Erbe wieder her, nahm dort Wohnung und übte an den Kranken die so herrlichen Werke der leiblichen und geistlichen Barmherzigkeit. Im Stiftsbrief fand er, dass noch einige Grundstücke zum Spital gehörten, und wollte diese von einem Adeligen in Güte zurückerhalten, der diesen Besitz ungerecht sich angeeignet hatte. Doch erst das Gericht entschied zu Gunsten des Spitals. Der vornehme Herr schwor ihm tödlichen Hass. Er heuchelte aber Versöhnung und lud sogar den frommen Priester und Advokaten abends zu Tisch ein. Auf dem Heimweg ließ er ihn durch Bedienstete, die ihm mehr gehorchten, als Gott, hinterlistig ermorden - den 15. Januar 1305. Der Leichnam war in einen tiefen Graben geworfen und mit Reisig und Dornenzweigen bedeckt worden. Aber nach einigen Tagen sahen Bauersleute einen Dornzweig voll Blüten, wiewohl es Winter war. Man suchte nach und fand den Leichnam des gottseligen Priesters und Märtyrers. Er wurde in der Spitalkirche beigesetzt, nach 174 Jahren erhoben und noch unverwest gefunden.

 

Lehre

 

Lasst euch, ihr Terziaren, durch etwaigen Spott und Hohn nicht irre machen. Schätzt euch vielmehr glücklich, Mitglieder des 3. Ordens zu sein, dem so viele Hochgestellte aus allen Ständen und auch Papst Leo XIII. angehören. Aus ihm sind so viele Heilige, Selige, Ehrwürdige und Gottselige hervorgegangen. Zeigt auch öffentlich Mut und bekennt euch als Terziaren, zumal durch gutes Beispiel, frommes Leben und Geduld im Ertragen der Beschwerden und etwaigen Verfolgungen. Verschafft euch rechtzeitig die Sterbekleider des 3. Ordens und weist eure Angehörigen an, euch nach dem Tod als Mitglieder des 3. Ordens auch in sogenannten Todesanzeigen in guten Zeitungen bekannt geben zu lassen.

 

(Seraphische Ordenslegende der 3 Orden des heiligen Vaters Franziskus von Assisi, P. Wilhelm Auer, 1896)

 

Kardinal Johannes Antonius vom heiligen Bernhard

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 15. Januar 1759 verschied der ehrwürdige Kardinal Johannes Antonius vom heiligen Bernhard. Johannes Antonius wurde am 16. September 1674 zu Florenz von hochadeligen Eltern geboren. Sein Vater hieß Donato Maria Guadagni, die Mutter Magdalena Corsini. Sie war eine Schwester des Papstes Klemens XII. Johannes widmete sich dem geistlichen Stand. Er war bereits Kanonikus an der Domkirche zu Florenz, als ihn ein innerer Drang so mächtig antrieb, dass er am 11. November 1700 die Welt verließ, um dem Herrn in der Armut und Abgeschiedenheit des Karmel zu dienen. Je mehr aber Johannes Antonius Ansehen und Ehre floh,  desto mehr folgten sie ihm bis in die stille Klosterzelle. Seine Ordensbrüder wählten ihn zum Prior im Kloster zu Pisa und Florenz, und dann zum Provinzial der toskanischen Provinz. Benedikt XIII. erhob ihn am 20. Dezember 1724 zum Bischof von Arezzo und ernannte ihn am 1. Januar 1725 zum päpstlichen Thronassistenten. Klemens XII., sein Oheim, verlieh ihm das Pallium und berief ihn am 24. September 1731 in das Kardinalskollegium. Papst Benedikt XIV. übertrug ihm die Verwaltung des Bistums Frascati (1750) und erhob ihn zum Kardinalbischof. Als solcher gehörte er verschiedenen Kongregationen an, war Präfekt der Kongregation der Bischöfe und Regularen und führte unter drei Päpsten das Amt eines apostolischen Vikars. "Er nahm als Richter die begründeten Ansprüche anderer mit gerechter Wage in Schutz, ohne dass ihn je eine Arbeit ermüden oder Lob, Tadel oder eine andere niedere Absicht von der pünktlichen Ausführung seiner Amtspflichten abbringen konnte. Er besah alles soviel als möglich mit eigenen Augen, durchdachte alles und schlichtete alles. In wichtigen Dingen aber erst, nachdem er andere einsichtsvolle Männer zu Rate gezogen hatte. . Kurz, streng, von Weisheit und angeborener Güte geleitete Gerechtigkeit waren die Triebfeder, die all seinen Entscheidungen die Richtung gab." Kein Wunder, dass nach dem Ableben Klemens XII. eine große Anzahl der zur Papstwahl versammelten Kardinäle ihn für würdig und fähig hielten, die oberste Leitung der Kirche zu übernehmen und erst beim zweiten Wahlgang mit Rücksicht auf sein hohes Alter sich ihre Stimmen auf den Kardinal Prosper Lambertini (Benedikt XIV.) vereinigten. Am 15. Januar 1759 erlag der treffliche Mann, dessen Kräfte schon zu schwinden begonnen hatten, einer Darmentzündung. Ganz Rom betrauerte den Hingang des 85jährigen Greises. Papst Klemens XIII. wohnte, um zu zeigen, wie groß seine Verehrung für den Verblichenen ist, mit zwanzig Kardinälen persönlich dem Begräbnis bei, das in der Klosterkirche der unbeschuhten Karmeliten, Santa Maria della Scala, stattfand. Die Trennung von seinen Ordensbrüdern war übrigens immer nur eine räumliche gewesen, denn er fühlte sich auch auf der Höhe seiner kirchlichen Würden stets als Barfüßermönch, erwies sich als ein Muster der Genügsamkeit und machte nicht die geringsten Ansprüche für seine Person. Nie kam z.B. eine Fleischspeise auf seinen Tisch, weil die Regel seines Ordens, die er bis zum letzten Atemzug treu beobachtete, es nicht zuließ. Nach seinem Tod zweifelte niemand, dass er unter die Seligen des Himmels aufgenommen worden wäre. Besondere Gnadenerweise, die die erfuhren, die seine Hilfe angerufen hatten, wurden als eine von oben kommende Bestätigung der Volksmeinung betrachtet. Die Ehre der Altäre wurde ihm bisher noch nicht zuteil, doch ist der Prozess seiner Seligsprechung eingeleitet, und es kommt darum dem Verewigten der Titel eines "Ehrwürdigen" zu.

 

Pater Thomas Scropus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 15. Januar 1491 beschloss der lobwürdige Pater Thomas Scropus, auch Bradley genannt, seine Tage. Den Beinamen Bradley erhielt er von seiner Heimat Bradley, einem englischen Städtchen, wo er einer sehr edlen Familie entstammte. Seinem Stand entsprechend erzogen und gebildet, zeichnete er sich durch Wissenschaft und Tugenden aus. Zuerst gehörte er dem Benediktinerorden an, dann trat er, von dem einzigen Wunsch nach Vervollkommnung beseelt, in den Karmelitenorden über. Seine Gelübde legte er zu Norwich ungefähr im Jahr 1430 ab. Pitsaeus berichtet Näheres über sein Leben und sagt,  Thomas habe schier unglaubliche Strengheiten geübt. Besonders hebt er hervor, dass Thomas die Einsamkeit überaus liebte und die Zelle nur verließ, wenn er ausgehen musste, um zu predigen. Beim Predigen trug er ein raues Bußhemd und einen eisernen Bußgürtel. So wirkte Thomas noch mehr durch seine Buße und sein Beispiel als durch sein Wort. Wegen seiner hervorragenden Tüchtigkeit wollten auch die kirchlichen Obern sich seiner bedienen. Sie beriefen ihn zum Bischof von Dromore in Irland und sandten ihn als Legat nach Rhodus. Thomas vollführte die ihm gegebenen Aufträge, beeilte sich aber nach deren Erledigung, das bischöfliche Amt niederzulegen und sich wieder in die liebgewonnene Einsamkeit zurückzuziehen. Im Alter von beinahe hundert Jahren verschied er am 15. Januar 1491 zu Leiston (Suffolk) im Rufe der Heiligkeit.

 

Pater Ildefons von der Mutter Gottes

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Ildefons von der Mutter Gottes. Pater Ildefons aus Sabuloneto in der Diözese Cremona war im Jahr 1570 geboren, hatte auf der Universität Philosophie und Medizin studiert und in letzterer Wissenschaft sich die Doktorwürde erworben. Dem jungen Arzt stand das Glück zur Seite, so dass es ihm in sehr schwierigen Fällen gelang, die Genesung zu erzielen. Sein Ansehen nahm von Tag zu Tag zu. Ildefons fand jedoch in der Ausübung dieses Berufes keine Befriedigung. Deshalb vertauschte er ihn im Jahr 1602 mit dem Ordensstand und trat am 14. Juli dieses Jahres in das Noviziat der Karmeliten. Viel wichtiger als die Diät des Leibes, schien ihm die Diät der Seele, das Fasten, die Abtötung des fleischlichen Gelüstens, die Überwindung der sinnlichen Neigungen. Darauf verlegte er sich denn nun mit allem Eifer. Von seinem früheren Beruf bewahrte er sich nur einige nützliche, aber weniger bekannte Mittel z.B. das, den Kropf zu heilen, um sie allenfalls Armen oder Mitbrüdern angedeihen zu lassen. Viel größeren Trost, als körperliche Krankheiten zu heilen, gewährte es ihm, kranken, das ist sündhaften, aber reuigen Seelen im heiligen Bußgericht die Genesung zu vermitteln. Es war ihm eine wahre Herzensfreude, am Schmerzenslager Schwerkranker und Sterbender zu wachen, ihnen die heiligen Sakramente zu spenden und im Todeskampf beizustehenden. Eine praktische Anleitung dazu ließ er in Druck erscheinen. Wie er den Orden über alles hochschätzte, so war ihm auch alles daran gelegen, dass die klösterliche Ordnung in schöner Blüte steht. Darum befolgte er nicht bloß selbst alles eifrig, was sie verlangte, sondern hielt ebenso andere dazu an, wenn es notwendig schien, aber mit solcher Sanftmut und Güte, dass jeder sich angenehm berührt fühlte und gerne folgte. Des Öfteren wurden ihm Ordensämter übertragen. Dabei kam ihm gar nicht zum Bewusstsein, dass mit der Würde auch Ehre verbunden ist. Er achtete lediglich darauf, die Tugend zu fördern, die allein Wert hat vor Gott. Seine hervorstechendste Tugend war die Andacht zu Jesus im heiligsten Altarsakrament. Vor dem Tabernakel sah man ihn oft, lange und inbrünstig beten. Auch war es erbaulich, zu beobachten, wie eifrig er sich auf die Darbringung des heiligen Opfers vorbereitete. Während dieser Vorbereitung traf ihn am Morgen des 15. Januar 1631 ein Schlaganfall, der ihn binnen weniger Stunden hinwegraffte. So endigte Ildefons sein Leben, aber nicht seine Wirksamkeit, denn die übte er immerfort aus durch seine Schriften, die noch vorhanden sind, besonders durch das herrliche Werk "De Oratione et Contemplatione - Über das Gebet und die Beschauung", in dem die Seelen eine köstliche Nahrung und gewaltige Förderung finden.

 

Gebet am 15. Januar

 

Maria voll der Gnaden! Weil du voll der Gnaden bist, so lass mich Teil an deinen Gnaden nehmen. Siehe, Gott ist dein Sohn geworden, damit dein Gebet die Kraft erlangen sollte, jeden Sünder, wer er auch sei, selig zu machen. Bitte also für mich, Maria, jetzt, da ich noch am Leben, so vielen Versuchungen und Heilsgefahren ausgesetzt bin. Besonders aber bitte für mich in der Stunde des Todes, weil ich alsdann die Welt verlassen und vor Gott erscheinen muss. Mach, dass ich durch die Verdienste Jesu und durch deine Vermittlung selig werde und dann einst im Himmel zugleich mit dir deinen göttlichen Sohn samt dem Vater und dem Heiligen Geist ewig loben und preisen kann. Amen.

 

Zu Gott

 

Gütiger Gott, Du kannst uns die Gabe schenken, zu jeder Zeit unser Gemüt in heiligen Betrachtungen zu Dir zu erheben. So gib uns denn diese Gabe, damit alle unsere Gedanken und Handlungen sich stets auf Dich beziehen, und uns des ewigen Lebens würdig machen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Maurus

 

Verleihe, o Gott, dass wir durch die Fürbitte des heiligen Maurus beschützt werden, und seinen heiligen Lebenswandel nachahmen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Man kann an diesem Tag sich des Namens Maria mit Andacht erinnern, da man gestern des heiligsten Namens Jesu gedacht hat, und die Christen nach altem Gebrauch beide Namen Jesus und Maria bei allen Vorfällen und Anliegen anrufen. Der heilige Bernhard und verschiedene gottselige Schriftsteller nach ihm haben viel Herrliches von diesen Namen geschrieben. Papst Innocenz IV. hat auf Ansuchen des heiligen Königs Ludwig um das Jahr 1244 drei Jahre Ablass denen erteilt, die andächtig lesen oder aussprechen: "Der herrliche Name unseres Herrn Jesus Christus und auch der Name der glorwürdigsten Jungfrau Maria, seiner Mutter, sei in Ewigkeit gepriesen! Amen." Ein besonderes Fest vom heiligsten Namen Maria wird in unserer Zeit am 12. September, 4 Tage nach dem Fest Mariä Geburt, gehalten.

 

Andacht am 15. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Durch das Kreuz wurden wir erkauft und erlöst. Durch die Kraft des Kreuzes werden wir geheiligt, und einst verherrlicht werden." (Der gottselige Thomas von Kempen)

"O wenn du das Geheimnis des Kreuzes kennen würdest!" sprach der heilige Andreas zu dem Tyrannen, der ihn zwingen wollte, Christus zu verleugnen, weil er wie ein Übeltäter gekreuzigt wurde. - "Das Kreuz war nicht nur ein Werkzeug, worauf Christus litt; es ist auch eine Lehrkanzel, von der unser göttlicher Lehrer seinen Jüngern heilsame Lehren erteilt", spricht der heilige Augustinus.

"Von was immer für einer Versuchung ein Mensch geplagt wird, erkennt er bei dem andächtigen Aufblick zu dem Bild des Gekreuzigten alsogleich, was er zu tun hat." So der heilige Thomas von Aquin. 

Als der heilige Philippus Benitius auf dem Totenbett lag, verlangte er, man sollte ihm sein Buch bringen. Da nun die Umstehenden nicht wussten, welches Buch er begehre, brachte einer seiner Jünger, der seine Gedanken erriet, ihm sein Kruzifix. Da sprach der Heilige: Dies fürwahr ist mein Buch! Und er nahm es, küsste die Wundmale seines Heilandes in Andacht, und gab seinen Geist auf. Dies sei auch unser Buch. Lesen wir darin die große Liebe Jesu zu uns.

 

Ach, mein Gott, lieber sollten wir einwilligen, uns kreuzigen zu lassen, als eine Sünde zu begehen. Wie glücklich würde ich mich achten, gekreuzigt zu werden, wenn ich dadurch meine Sünden und die meiner Brüder und Schwestern tilgen könnte, Deiner Gerechtigkeit genug zu tun und Dir wohlzugefallen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 15. Januar

 

"Beeilt euch nicht zu sagen,

was ihr denkt oder zu zeigen,

was ihr gelernt habt.

Sprecht wenig und antwortet nie mit allzu großer Eile."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 15. Januar - Über die Einheit der Kirche

 

Herr, du gabst der Einen Kirche

Einen Glauben, der nicht irrt.

Lass dies Eine Licht den Blinden,

Die da irren, endlich finden:

Dich zu suchen, guter Hirt.

 

1. Ich preise dich, o Jesus, Sohn Gottes, Hirt deiner Herde, dass du in deine eine Kirche mich berufen hast, die mit denjenigen begann, die von Anfang an bei dir waren, die so zahllose Völker aus allen Zonen und Zungen vereint, von den apostolischen Zeiten an, in einem Glauben an deine göttlichen Offenbarungen, durch alle Jahrhunderte unter der Leitung eines sichtbaren Hauptes fortschritt, und ohne Unterbrechung bis auf unsere Zeit gelangte, ob auch in allen Jahrhunderten die mächtigsten Feinde sich gegen sie verschworen, und ihr mit dem Untergang drohten. Fürwahr, mein Heiland, dein Gepräge ist dies, das Gepräge deiner Gottheit, die Verbürgung deines Wortes, dass die Pforten der Hölle sie niemals überwältigen werden.

 

2. Noch deutlicher wirst du das Wunder dieser Einheit erkennen, wenn du die zahllosen Gesellschaften betrachtest, die beinahe in allen Zeiten von dieser Kirche sich losrissen, ihr feindlich gegenüber traten, die allein wahre Kirche sich nannten, und alle nacheinander verschwanden, indes diese heilige Kirche immer siegreich aus ihren schwersten Kämpfen hervorging. Ja auch die eine Gesellschaft, die am letzten von ihr sich lostrennte, zerfiel bereits in so viele Parteien, dass ihre Namen kaum sich zählen lassen, und die nur eins miteinander gemein haben, nämlich gegen diese Eine heilige Kirche sich zu vereinigen: der Unbesiegbarkeit derselben Zeugnis zu geben.

 

3. Erfreue dich und danke der Gnade deines Erlösers, dass er, ohne dein Verdienst, in diese Arche des Heils dich aufgenommen hat. Bitte auch aus ganzem Herzen ihn, dass er die Augen so vieler Irrenden erleuchte, damit sie endlich erkennen, dass die Wahrheit nur Eine ist, nur Eine sein kann, die vom Himmel kam, deren Stimme von Anbeginn ertönte, und die einfach und auf geradem Weg durch die Zeiten bis zur Vollendung fortschreitet, indes der Irrtum gleich dem Unkraut wuchert und auf unzähligen Wegen von der Wahrheit abirrt. Ach, sollte denn nicht schon diese Betrachtung genügen, sie zu heilen. Psalm 13,4: "Erleuchte ihre Augen, Herr, dass sie nicht im Tod entschlafen."

 

16. Januar

 

Der heilige Honoratus, Bischof und Bekenner von Arles, Frankreich,

+ 16.1.430 - Fest: 16. Januar

 

Honoratus war der Abkömmling einer römischen Konsularen-Familie. Seine heidnischen Eltern bildeten die natürlichen Anlagen ihres talentvollen, aber dabei äußerst eitlen Sohnes mit allen jenen Kenntnissen aus, die zum Antritt eines höheren Staatsamtes erforderlich sind; denn zu einem solchen hatte sein Vater ihn bestimmt. Doch der Mensch denkt, Gott lenkt. Durch eine besondere Gnadenfügung wurde Honorat mit den Wahrheiten des Christentums bekannt und mit solcher Liebe für sie eingenommen, dass er gegen den Wunsch seiner Eltern sich taufen ließ und, aller Lockungen seines Vaters zu einem üppigen Weltleben ungeachtet, sich in die Einsamkeit eines Landgutes zurückzog und dort mit seinem gleichgesinnten Bruder Venantius ein heiligmäßiges, die ganze Umgebung erbauendes und mit seinem Ruhm erfüllendes Leben führte. Dies bewog das demütige Brüderpaar jedoch, von dort weg nach Griechenland zu wandern, um dort Erkundigungen über das Leben heiliger Einsiedler einzuholen, in deren Fußstapfen sie zu treten gedachten. Vorher jedoch verteilten sie den größten Teil ihres von den inzwischen gestorbenen Eltern ererbten Vermögens unter die Armen. Kaum in Griechenland angekommen, verlor unser Heiliger durch den Tod seinen Bruder Venantius, kehrte nach Frankreich zurück und wählte auf den Rat des heiligen Leontius, Bischof von Frejus, die Insel Lerins zu seinem Aufenthalt. Dahin zogen dem neuen Einsiedler so viele Jünger nach, dass er zu ihrer Aufnahme ein Kloster bauen musste, wo man bald alle Tugenden der Einsiedler im Morgenland aufblühen sah, und welches durch mehrere Jahrhunderte eine berühmte Pflanzschule gelehrter und heiliger Bischöfe blieb. Der erste heilige Bischof, der daraus hervorging, war der Gründer selber. Als nämlich im Jahr 426 der bischöfliche Sitz zu Arles frei wurde, wurde Honorat ungeachtet seiner demütigen Weigerung darauf erhoben und versuchte nun dieselben Tugenden der Liebe, Sanftmut, Enthaltsamkeit und Geduld, die er seit 35 Jahren als Leiter seines Klosters geübt und die Seinigen üben gelehrt hatte, auch in seinem Bistum durch eine gründliche Herzensbekehrung seiner Diözesanen anzupflanzen, was ihm während seiner leider nur dreijährigen Amtsführung vollständig gelang. Eine tödliche Krankheit infolge allzu großer Anstrengungen versetzte ihn im Jahr 430 in die himmlische Welt. Noch acht Tage vor seinem Tod hatte er sich in seine Kirche tragen lassen, um darin zu predigen.

 

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Honoratus, der in der letzten Hälfte des 4. Jahrhunderts zu Arles aus einer der berühmtesten römischen Familien geboren wurde, gab schon in seiner Jugend durch seinen Eifer für die christliche Religion die deutlichsten Anzeigen seiner künftigen Heiligkeit. Denn obschon sich sein verblendeter Vater alle Mühe gab, den frommen jungen Mann mit den Freuden der Welt bekannt zu machen und ihn auf diese Art zu bewegen, von seinem Verlangen nach der heiligen Taufe abzustehen, ließ er sich doch im Geheimen von einem christlichen Priester taufen, widerstand allen Reizen zur Wollust und bewahrte sein Herz rein von den Sünden seines Zeitalters. Sein heiliges Leben machte einen tiefen Eindruck auf das unverdorbene Gemüt seines Bruders Venantius, und beide weihten sich der Gottseligkeit und dem Streben nach christlicher Vollkommenheit. Nach dem Tod ihres Vaters verteilten sie ihr Vermögen unter die Armen, verließen in Begleitung des heiligen Caprosius ihr Vaterland und besuchten mehrere heilige Orte. In Messinien erkrankte Venantius und starb, und der heilige Honoratus ging nach Italien und nahm seinen Wohnsitz auf der berüchtigten Insel Lerin, die wegen der Menge giftiger Schlangen unbewohnt war. Durch sein Gebet vertrieb er diese schädlichen Tiere, baute eine Kirche und ein Kloster, und bald verbreitete sich der Ruf seiner Heiligkeit so sehr, dass aus allen Gegenden Jünglinge und Männer zu ihm strömten, um von ihm in den Heilswissenschaften unterrichtet zu werden. Mit unermüdlicher Geduld erzog er seine Jünger zum geistlichen Leben und behandelte sie so schonend und liebreich, dass ihn alle wie ihren Vater liebten und ehrten, wie der heilige Hilarius, einer seiner Schüler, von ihm sagt. Nachdem er die Insel Lerin, wie auch sein Kloster in den besten Stand gebracht hatte, wurde er wegen seiner herrlichen Tugenden zum Bischof von Arles erwählt, in welcher Würde er sich als der eifrigste Verteidiger der reinen Lehre Jesu, als ein wachsamer Seelenhirt und Beschützer und Vater der Armen ewige Verdienste sammelte. Er starb im hohen Ruf der Heiligkeit am 16. Januar des Jahres 430 und sein Leichnam wurde auf der Insel Lerin in der Kirche zum heiligen Kreuz beigesetzt.

 

Der heilige Marcellus I., Papst und Martyrer von Rom,

+ 16.1.309 – Fest: 16. Januar

 

Der heilige Marcellus war von Geburt ein Römer und wurde unter der Regierung der heidnischen Kaiser Constantius und Galerius wegen seiner Frömmigkeit und seines unerschrockenen Mutes in Verteidigung des Christentums auf den päpstlichen Stuhl erhoben. Diese Wahl geschah nicht ohne besondere Einwirkung der göttlichen Vorsehung; denn damals wurde die Kirche Jesu hart gedrückt und verfolgt, und wenn sie während diesem unglücklichen Zeitraum aufrechterhalten werden sollte, musste ein Oberhirt dastehen, der als ein Beispiel des Heldenmutes in Verachtung aller Martern und selbst des Todes die niedergeschlagenen Gemüter der Gläubigen aufrichtete und sie mit dem felsenfesten Glauben an einen allmächtigen Gott erfüllte. So ein gottbegeisterter, apostolischer Mann war der heilige Marcellus. Nicht die gewalttätigsten Verfolgungen, nicht die augenscheinlichsten Todesgefahren, die ihm allenthalben drohten, konnten ihn abschrecken, öffentlich Jesus zu bekennen, den Christen das Evangelium zu predigen und die Heiligen, die im Kampf für Gott und ihre Religion Blut und Leben opferten, nach christlicher Sitte zu beerdigen. Noch trauriger wurde das Schicksal der Gläubigen, als der wütende Maxentius, ein blutdürstiges Ungeheuer, sich auf den römischen Kaiserthron schwang. Der heilige Oberhirt hatte um diese Zeit von der frommen Lucina, einer christlichen Matrone, zur Unterstützung der armen Christen beträchtliche Güter erhalten, und arbeitete eben rastlos daran, schicklichere Gebäude zu Gotteshäusern, und tauglichere Plätze zu Kirchhöfen zu errichten, zu deren Aufsicht, und damit die heiligen Sakramente ungehindert erteilt werden konnten, er 21 Bischöfe, 25 Priester und zwei Diakonen weihte, als ihn Maxentius gefangen nehmen ließ und ihm mit den schrecklichsten Martern drohte, wenn er nicht sogleich den Göttern opfern würde. Der heilige Papst verachtete diese Drohungen und wurde deswegen verurteilt, im Stall als Knecht zu arbeiten, wo die wilden Tiere zu den Kampfspielen ernährt wurden. Neun Monate lang schmachtete Marcellus unter unausgesetztem Fasten und Beten in diesem jammervollen Aufenthalt, und schrieb während dieser Zeit rührende Briefe an seine Christengemeinde. Endlich befreiten ihn zur Nachtzeit einige Geistliche aus seiner harten Gefangenschaft und brachten ihn in das Haus der gottseligen Lucina, das er zu einer Kirche einweihte und da den Gläubigen das Evangelium predigte.

 

Sobald Maxentius davon Nachricht erhielt, entheiligte er dieses Gotteshaus zu einem Viehstall, verurteilte den heiligen Papst wieder zum Sklavendienst in dem Stall, wo er schließlich unter den größten Mühseligkeiten um das Jahr 309 seinen Geist aufgab, nachdem er die Kirche Christi fünf Jahre, ein Monat und fünfundzwanzig Tage ruhmvoll regiert hatte. Seinen Leichnam beerdigte Lucina auf dem Kirchhof der heiligen Priscilla an der Salarischen Straße.

 

Die heiligen Berard, Petrus, Akkursius, Adjutus und Otto,

Erstlingsmärtyrer des Franziskanerordens in Marokko,

+ 16.1.1220 – Fest: 16. Januar

 

Zu den erhabenen Tugenden des heiligen Franziskus von Assisi gehörte auch ein glühender Seeleneifer. Dieser trieb ihn an, seinem ersten Orden auch die auswärtige Mission als Arbeitsfeld zuzuweisen und er selbst ging hierin mit heldenmütigem Beispiel voran, indem er geradezu sich zum Sultan von Ägypten begab und diesem das Evangelium verkündete, freilich ohne den gewünschten Erfolg. Franziskus´ gottliebendes Herz war aber bei diesem Streben auch von einem noch edleren Verlangen erfüllt, nämlich: Für Christus sogar den Martertod zu erleiden. Ihm selbst war nun dies nicht beschieden. Aber er erlebte noch die Freude, eine ganze Schar seiner Brüder als die ersten oder Erstlingsmartyrer des Ordens selig preisen zu können, nämlich die fünf Ordensbrüder: Berardus, Petrus, Akkursius, Adjutus und Otto. Die hatte er nämlich ausgesandt, den in Spanien und Nordafrika wohnenden Mohammedanern den christlichen Glauben zu predigen, gleichwie er selbst dies im Orient zu tun gedachte. Und die fünf Brüder machten sich auch sofort voll glühender Begeisterung und Sehnsucht nach dem Martertod auf den Weg. Anfangs waren es übrigens ihrer sechs, da ihnen der heilige Franziskus den Bruder Vitalis als Führer und Vorgesetzten mitgab. Allein der wurde in Spanien krank und musste infolgedessen die fünf Genossen allein ziehen lassen. Der erste Schauplatz ihrer Glaubenspredigt war die spanische Stadt Sevilla, die wie überhaupt ein großer Teil des südlichen Spanien unter der Herrschaft der mohammedanischen Mauren stand. Gleich ihrem heiligen Ordensstifter drangen die fünf Brüder daselbst unerschrocken bis zum Thron des maurischen Herrschers vor und verkündeten ihm die christliche Wahrheit, während sie gleichzeitig die Lehre und das Gesetz Mohammeds als Irrtum und Betrug erklärten. Aufs höchste ergrimmt, gab der König den Befehl, die kühnen Prediger zu enthaupten und nur der Fürsprache seines Sohnes hatten sie es zu danken, dass der Blutbefehl nicht ausgeführt, sondern sie ins Gefängnis geworfen wurden. Dieses befand sich hoch oben in einem Turm, aber selbst von da herab setzten sie ihre Predigt mutig und gottbegeistert fort, diesmal aber mit dem Erfolg, dass der König ihnen sein Land verbot und sie nach Afrika hinüber und zwar nach Marokko bringen ließ. Hier herrschte der Sarazenenfürst Miramolin. Schon nach wenigen Tagen hatte er zufällig Gelegenheit, den Führer der fünf Brüder, den Vater Berardus, auf öffentlicher Straße predigen zu hören. Auch er gab nicht der Gnade, sondern der Wut Gehör und verwies die fünf Franziskussöhne aus Stadt und Reich. Und nun konnte man das Schauspiel eines förmlichen Wettstreites sehen zwischen dem Predigteifer dieser heiligen Männer und dem Bestreben des sarazenischen Herrschers sie zum Schweigen zu bringen und zu entfernen.

 

Denn als einige christliche Freunde sie wieder in christliche Gegenden zurückführen wollten, entzogen die Brüder sich ihnen durch die Flucht, eilten nach Marokko zurück und begannen sofort wiederum den christlichen Glauben zu predigen. Die Folge war abermalige Einkerkerung, verschärft durch Hunger und Durst.

 

Nun brach aber plötzlich ein gewaltiger Sturm über das ganze Land herein, den man als göttliches Strafgericht ansah wegen der grausamen Behandlung der fünf Ordensbrüder, weshalb sie der König aus dem Kerker entließ, höchst erstaunt, dass sie trotz der zwanzigtägigen Kerkerhaft und Hungersqual gesund und frisch vor ihm standen. Wiederum sollten und wollten christliche Freunde die Brüder in die Heimat zurückgeleiten – aber siehe da, wiederum kehrten sie in die Stadt und zu ihrer Predigttätigkeit zurück. Doch einer ihrer christlichen Freunde ließ es diesmal zu einem öffentlichen Auftreten der Brüder gar nicht mehr kommen, sondern verbarg sie in seinem Haus. Allein dies gelang nur auf kurze Zeit. Die Ordensbrüder wussten abermals die Aufmerksamkeit ihrer Freunde zu täuschen und als an einem Freitag König Miramolin die Gräber seiner Vorfahren besuchte, musste er neuerdings Zeuge einer Predigt des Fraters Berardus sein. Und wiederum geriet er, anstatt zu glauben, in die höchste Wut und gab den Befehl, die Diener Gottes sofort zu töten. Doch der damit beauftragte Fürst, Albozaido mit Namen, der einige Zeit vorher Zeuge eines großen Wunders gewesen war, das Frater Berard wirkte, vollzog die Todesstrafe nicht sofort, sondern ließ die furchtlosen Bekenner Christi ins Gefängnis werfen, wo sie übrigens ziemlich gut behandelt wurden. Allein nicht um es gut zu haben, waren sie nach Marokko gekommen, sondern um zu predigen und womöglich für Christus zu sterben! Und so verkündeten sie selbst in der Kerkerhaft den ihnen so teuren Glauben. Aber jetzt kannte auch Albozaido kein Erbarmen mehr. Er ließ die Missionare von dreißig Sarazenen so grausam geißeln, dass ihre Leiber ganz zerrissen waren und zuletzt auch noch Essig und siedendes Öl in die schrecklichen Wunden gießen. In der folgenden Nacht sahen die Wächter ein wunderbares Licht vom Himmel auf die fünf Glaubenshelden herabstrahlen. Hiervon wurde auch König Miramolin benachrichtigt, der sie deshalb vor sich kommen ließ und jetzt einmal auf andere Weise sie zum Abfall vom Glauben zu bewegen suchte. Er ließ einige schöne Frauen herbeiführen und versprach diese den Brüdern zur Ehe zu geben und sie selbst außerdem zu reichen und hochgeehrten Männern zu machen, wenn sie nur zur mohammedanischen Religion übertreten würden. Aber unsere christlichen Bekenner antworteten dem König: "Wir wollen weder deine Frauen noch dein Geld, denn wir verachten dies alles um Christi willen!“ Nun war des Königs Freundlichkeit und Geduld zu Ende. Eigenhändig hieb er den fünf Ordensbrüdern die Köpfe ab und verhalf ihnen so zur langersehnten Marterkrone. Es war dies am 16. Januar 1220. Die Leiber der Heiligen wurden vom Pöbel unter Schimpf und Spott durch die Straßen der Stadt geschleift, ganz in Stücke zerrissen und zuletzt außerhalb der Stadt liegen gelassen. Die Christen wollten sie ehrfurchtsvoll an sich nehmen, wurden aber von den Sarazenen daran gehindert, die alsdann nochmals über die heiligen Leiber herfielen und sie ins Feuer warfen, worin sie aber durch göttliches Eingreifen völlig unversehrt blieben. Endlich gelang es den Christen, die heiligen Reliquien in ihren Besitz zu bringen. Sie wurden in zwei kostbaren Schreinen beigesetzt und später nach Coimbra in Portugal gebracht, wo bei ihrem Anblick der junge Kanonikus Ferdinand Buglio so begeistert war, dass er den Entschluss fasste, ebenfalls ein Sohn des heiligen Franziskus zu werden. Und so geschah es auch, es ist aus ihm geworden: Der große, heilige – Antonius von Padua! Ja, ihn haben die fünf ersten Franziskanermärtyrer dem seraphischen Orden geschenkt und zwar waren es zunächst ihre heiligen Reliquien, ihre sterblichen Überreste, wovon diese so beglückende Wirkung ausging.

 

Hier haben wir demnach einen Beweis übernatürlicher Segenskraft der heiligen Reliquien. Mit Recht also verehrt sie die katholische Kirche und leitet auch die Gläubigen zu dieser Verehrung an, besonders dadurch, dass sie solche Reliquien auf den Altären ausstellt und den Gläubigen auch zum Kuss darreicht (Partikel-Kuss). Es ist klar, dass, wer eine heilige Reliquie also fromm verehrt, dadurch sowohl zeitliche wie übernatürliche Gnaden von Gott erlangen kann. Stets aber muss man Sicherheit darüber haben, dass die betreffende Reliquie echt ist. Dies darf jedoch der katholische Christ immer annehmen, wenn ihm eine heilige Reliquie von einer kirchlichen Amtsperson oder Behörde gezeigt oder dargeboten wird. Verehren wir also gerne und andächtig solche Reliquien, aber nicht ohne auch zugleich die Gesinnungen der Heiligen in uns aufzunehmen und zu betätigen, z.B. den Glaubensmut und die Standhaftigkeit dieser Erstlingsmärtyrer des Franziskanerordens.

 

Aus: Seraphische, Illustrierte Ordens-Legende

von den Heiligen, Seligen, Ehrwürdigen und Gottseligen

der drei Orden des heiligen Vaters Franziscus von Assisi, 1896

 

Leben

 

Der heilige Vater Franziscus sendete in seinem großen Eifer 6 seiner Schüler, nämlich die Priester Berard, Otto und Petrus und die beiden Laienbrüder Accursius und Adjutus unter Führung des Priesters Vitalis als Missionare zu den Sarazenen. In Spanien erkrankte Pater Vitalis und ließ, da seine Krankheit langwierig zu werden schien, seine Mitbrüder unter Leitung des Pater Berard weiterziehen. Diese begaben sich nun nach Sevilla und predigten in der Moschee der Sarazenen (in Spanien Mauren genannt) unerschrocken den Glauben an Christus und erklärten, dass die Lehren Muhammeds Irrtum und Lügen seien. Sie wurden nun misshandelt und vom König zum Tod verurteilt. Sein Sohn legte aber Fürsprache ein, worauf das Todesurteil zurückgenommen, und die Missionare in einen Turm gesperrt wurden. Alle Versuche, sie vom christlichen Glauben abzubringen, waren vergebens. Als sie aber vom Turm aus Christus den Gekreuzigten predigten, wurden sie mit anderen Gefangenen nach Marokko in Afrika gebracht, was auch ihr Herzenswunsch war. Pater Berard predigte den Sarazenen in arabischer Sprache und selbst dem mit großem Gefolge einherziehenden König Miramolin und nannte Muhammed einen Betrüger. Der König ließ ihn sofort mit seinen Gefährten aus Stadt und Reich vertreiben. Wiederholt aber kehrten sie zurück, ließen sich weder durch Drohungen, noch durch Schmeicheleien, noch Kerker, Hunger und Durst einschüchtern; sie wollten einmal um jeden Preis Martyrer werden und verkündeten immer wieder die frohe Botschaft des Heils. Der König übergab sie in seinem Zorn einem Fürsten mit dem Befehl, sie zu peinigen. Zuletzt spaltete der König selbst einem jeden das Haupt und hieb es ihnen ab am 16. Januar 1220. Ihre Leichname wurden ins Feuer geworfen, aber nicht verletzt. Gott wirkte auf die Fürbitte dieser Erstlings-Martyrer des seraphischen Ordens viele Wunder. Als die heiligen Gebeine nach Coimbra in Portugal überbracht wurden, fasste der Augustiner-Chorherr Ferdinand den Entschluss, in den Orden des heiligen Franziscus überzutreten und wurde der große heilige Wundersmann Antonius von Padua. Papst Sixtus IV. setzte die Martyrer 1481 in das Verzeichnis der Heiligen.

 

Gebet der Kirche

 

Wir bitten Dich, o Herr, verleihe uns beharrliche Liebe zum Himmlischen und zu Christus durch die Fürbitte Deiner seligen Martyrer Berard, Petrus, Accursius, Adjutus und Otto, durch deren glorreichen Martertod Du den neugegründeten Orden der minderen Brüder verherrlicht hast. Amen. 

 

Mutter Paula Maria von Jesus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 16. Januar 1646 starb zu Wien die lobwürdige Mutter Paula Maria von Jesus, die erste Priorin des Wiener Karmelitinnenklosters. Paula Maria hatte den edlen und reichen Stefano Centurione aus Genua zum Vater und wurde am 6. Oktober 1586 zu Neapel geboren. Bis zum 12. Lebensjahr hatte Viktoria, wie Mutter Paula in der Welt hieß, wohl Sinn für alles Gute, konnte aber doch nicht verstehen, wie ihre ältere Schwester das bequeme Weltleben mit den Beschwerden des Klosters vertauschen mochte. Da erschien ihr Jesus und sprach mit freundlichem, doch ernstem Gesicht: "Ich bin derjenige, dem zuliebe deine Schwester diesen Entschluss gefasst hat, und wenn du dasselbe tun wirst, wirst du sehen, wie groß die Gnade und die Liebe ist, die ich dir erweisen werde." Zugleich erkannte Paula die Eitelkeit alles Irdischen in dem Maße, dass sie wie umgewandelt schien und die Jahre, die sie noch in der Welt verbringen musste, als Bußjahre betrachtete. Nun verlangte sie einerseits nach dem Leben im Karmel, andererseits graute ihr zugleich vor der strengen Klausur und der schrecklichen Armut der Karmelitinnen. Schließlich überwand sie dennoch alle Bedenken und trat (1601) in den Orden. Kaum hatte sie das Ordenskleid erhalten, da befiel sie eine entsetzliche Trostlosigkeit, dass sie lange nicht wusste, ob sie bleiben oder wieder in die Welt zurückkehren solle. Sie blieb, ihr selbst zum Heil und dem Orden zum Segen. Zwar folgten dem Jubel der Profess nicht wenige körperliche Leiden und Gemütsqualen, aber Paula Maria erkannte in einer Erleuchtung, dass dies die Schule des Kreuzes sei und rief aus: "Ja, dies, mein Herr, dies ist mir lieb; dafür danke ich dir! Ja, dies! Dies ist mir lieber als Gold und Edelsteine." Von da ab blieb sie ruhig, obwohl sie fast ihr ganzes Leben lang kränkelte. Der Herr tröstete sie von Zeit zu Zeit wieder und gab ihr zu verstehen, dass sie zwei Klöster, eines zu Ehren des heiligen Joseph, das andere zu Ehren der seligsten Jungfrau gründen würde, was  in der Tat geschah. Der Gehorsam rief sie zur Stiftung eines Klosters nach Wien, wo sie am 2. November 1629 ankam und in der Hofburg wohnen durfte, bis das Kloster, das sie dem heiligen Joseph weihte, bezogen werden konnte. Schon Kaiser Ferdinand II. hatte die Gründung eines Karmelitinnenklosters in Graz gewünscht. Sein Sohn Ferdinand III. erteilte Paula Maria den Auftrag, sie ins Werk zu setzen. Sie durfte aber in Graz nur so lange bleiben, bis das neue Kloster eingerichtet war. Dann musste sie auf Wunsch der kaiserlichen Familie wieder nach Wien zurückkehren, wo sie auch starb. Ihr Leib befindet sich noch unverwest im Karmelitinnenkloster zu Gmunden. 

 

Pater Johann Joseph Lagay

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 16. Januar 1795 wurde der gottselige Pater Johann Joseph Lagay zur ewigen Vergeltung gerufen. Er war geboren im Jahr 1705 zu Beaulieu, dem Hauptort eines Kantons im Departement Corrèze, einem kleinen Städtchen, das in jener Zeit zur Diözese Limoges gehörte und gegenwärtig (1922) dem Bischof von Tulle untersteht. Man hätte meinen sollen, sein hohes Alter von 88 Jahren würde die Religionsstürmer zur Milde und Nachsicht gegen den guten Pater stimmen; doch sie waren zu erbittert; sie wüteten förmlich gegen alles Religiöse. Darum kannten sie auch Pater Johann Joseph gegenüber kein Erbarmen, sondern ließen ihn gefangennehmen, nach Bordeaux transportieren, dort in das Waisenhaus, das man in ein Gefängnis umgewandelt hatte, und von da nach Guyana verbringen. Er gehörte indes zur Zahl derer, die man 1794 nicht mehr einschiffen konnte. Dafür wurde er in das Katharinenkloster, das man in ein Zuchthaus verwandelt hatte, überführt. Hier musste er bleiben "in Anbetracht dessen, dass eine allgemeine Maßregel zu treffen sei, nach der die kränklichen Priester dem Gesetz gemäß in ihre Departements zurückgeschickt und dort eingesperrt werden sollen". Da legte sich der liebe Gott ins Mittel und erlöste Johann Joseph aus den Händen seiner Peiniger. Die ohnehin geringen Kräfte des heiligen Greises verfielen von Tag zu Tag mehr, weshalb man ihn in das Hospital Sankt Andreas verbrachte, wo er am 16. Januar seinen letzten Seufzer aushauchte.

 

Gebet am 16. Januar

 

Hilf, o Mutter der Barmherzigkeit, durch deine mächtige Fürbitte meiner Schwachheit ab, und erlange mir von deinem Jesus die Beharrlichkeit und die Kraft, dir bis an meinen Tod treu zu bleiben, damit ich dir hier auf Erden immer diene, und dich dann im Himmel die ganze Ewigkeit hindurch loben kann! Amen. 

 

Zu Gott

 

Herr, Du weißt es am besten, was dem Menschen gut und heilsam ist. Lass es uns nie an frommen und seeleneifrigen Männern fehlen, die das Herz und den Eifer haben, dem Verderben der Welt entgegen zu arbeiten, nie an Einrichtungen fehlen, solche Männer zu bilden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Die Rückkehr Jesu Christi, Mariä und Josephs aus Ägypten wurde an diesem Tag begangen, weil während der Oktav der heiligen Drei Könige kein Fest gehalten wird.

 

Andacht am 16. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Christus wollte so viele Schmerzen leiden, als er sie zur Strafe verdient hätte, wenn Er alle Sünden begangen hätte, die bis dahin begangen wurden und in Zukunft begangen werden." (Der heilige Bonaventura)

Als die heilige Katharina von Genua den Herrn Jesus betrachtete, wie die Liebe, zur Versöhnung unserer Sünden, Ihn ans Kreuz geheftet hatte, rief sie aus: "O Liebe, o Liebe! keine Sünde mehr; keine Sünde mehr!" Sollten nicht auch wir so ausrufen?

Ohne Unterlass brachte sich die heilige Magdalena von Pazzi zum Brandopfer dar; opferte Ihm alle ihre Gedanken, alle ihre Worte und Werke; und beteuerte, sie wolle nichts tun, außer in den heiligen Wundmalen Christi. Oft erhob sie die Hände zum Himmel und sprach: "Herr, Du weißt es, dass es von meiner Kindheit an bis zu diesem Augenblick mein glühendstes Verlangen war, Dir wohlzugefallen!"

 

O Jesus, meine Liebe, sterben möchte ich aus Liebestreue, wenn ich bedenke, wie schamlos Du allenthalben beleidigt wirst; und wie oft ich selbst Dich beleidigt habe! Doch siehe! ich liebe Dich nun, und will Dich ewig lieben! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 16. Januar

 

"Der Weg ist kurz, die Mühe gering,

aber unermesslich ist die Ruhe,

der uns ein jeder Tag näher bringt."

 

sel. Jordanus von Sachsen OP

1200 bis 13.2.1237

 

Betrachtung am 16. Januar - Das menschliche Herz ein Tempel Gottes

 

Sieh, einen Tempel baut sich Gottes Geist,

Und schmückt ihn mit den reichsten Gaben aus;

Denn göttlich glänzen soll dies heil`ge Haus.

Er will, o Seele, dass sein Haus du seist.

Ergibst du dich an ihn, in dir zu wohnen:

Wird mit der Himmelsburg er dich belohnen.

 

1. Wie hoch, o Herr, erhebst du den Menschen, dass du ihn würdigst, zu deinem lebendigen Tempel ihn zu erwählen. Was fandest du in diesem Herzen vor, als ein Chaos von Sünden, öde Trümmer, eine finstere Höhle, wo die alte Schlange ihren Sitz genommen hatte. Dennoch ruft dein Apostel uns zu: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" (1. Korinther 3,16) Geheiligt und geweiht wurde dieser Tempel durch das Licht und die Gnade des Heiligen Geistes. Und ohne Vergleich herrlicher glänzt dieser geistige Tempel, dem Gott innewohnt, als der materielle Tempel Salomos in seiner ganzen Pracht.

 

2. Erwäge diesen wunderhohen Vorzug, und bedenke, dass in deinem Herzen wie auf einem Altar beständiger Weihrauch des Gebetes zum Thron Gottes emporsteigen muss. Denn darum nennt der Fürst der Apostel die Gläubigen "ein königliches Priestertum", weil sie bestimmt sind, Gott ohne Unterlass Opfer der Liebe, heiliger Werke und inbrünstigen Gebetes zu opfern. Und Gottes würdig ist dies Gebet, da in einer Seele, die mit Gott vereint ist, "der Geist Gottes selbst mit unaussprechlichen Seufzern bittet, und begehrt, was Gott wohlgefällig ist". (Römer 8,26) Ja dieser göttliche Geist belehrt sie auch über viele Dinge des Heils, zeigt ihr das Geheimnis des Kreuzes und die unaussprechliche Liebe Gottes, und bekräftigt diesen Tempel, dessen Grundfeste Christus ist, so sehr, dass er unerschütterlich in allen Stürmen besteht.

 

3. Unfasslich in diesem Leben ist diese Würde, zu der Gott die Seele, die er zu ewiger Vereinigung mit sich erschuf, schon in ihrer Pilgerschaft erhöht. Aber zu welcher heiligen Treue wird sie auch dadurch verpflichtet. Wehe der Seele, die durch den Geist der Unzucht und der Hoffart den Heiligen Geist aus diesem geheiligten Tempel vertreibt, den Altar des lebendigen Gottes umstürzt, dem Teufel des Geizes opfert, und das Gefäß der Auserwählung in ein Gefäß der Schmach umwandelt. Unendlich kläglicher ist ihr Sturz, als der Ruin des Tempels zu Jerusalem. 1. Korinther 3,17: "Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr."

 

17. Januar

 

Der heilige Antonius der Große,

Mönchsvater, Einsiedler-Abt in Ägypten, Ordensstifter,

+ 17.1.356 - Fest: 17. Januar

 

In Ägypten, und zwar im Dorf Keman bei Heraclea, wurde Antonius um 251 geboren. Dem Wort Gottes folgend, verschenkte der Sohn wohlhabender Eltern sein Erbe und zog sich in ein Felsengrab zurück.

 

Seine Standhaftigkeit wurde durch Versuchungen verschiedenster Art immer wieder auf die Probe gestellt. Vor der großen Verehrung, die man ihm entgegenbrachte, floh er über den Nil und erst viele Jahre später, auf Drängen seiner ständig wachsenden Jüngerzahl, gründete er eine „Einsiedlergemeinde“. Er setzte an Stelle des asketischen Einsiedlerlebens das Leben in der Gemeinschaft. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus diesem Modell die Mönchsgemeinde.

 

Antonius starb 356. Ursprünglich wurde er vor allem von Kopten, Syrern und Byzantinern verehrt, seit dem 12. Jahrhundert dann auch in Rom.

 

„Antonius hatte neben seiner Zelle einen kleinen Garten, den er mit eigenen Händen anbaute, und dessen Früchte ließ er für jene bereiten, welche, um zu ihm zu gelangen, eine ungeheure Wüste mit tausend Beschwerden durchwandern mussten. Der Anbau des Gärtchens war aber nicht die einzige Arbeit, , womit er sich beschäftigte; er verfertigte auch noch Matten aus Binsen. Eines Tages, da er sich nicht anhaltend der heiligen Beschauung hingeben konnte, hatte er folgendes Gesicht. Er sah einen Engel, der eine Matte aus Palmblättern machte und von Zeit zu Zeit seine Arbeit verließ, um sich mit Gott im Gebet zu unterhalten. Nachdem er so öfters zwischen Arbeit und Gebet abgewechselt hatte, sagte er zu dem Heiligen: „Tu dasselbe, und du wirst selig werden.“ Antonius unterließ hinfort nie diese Übung; während seine Hände arbeiteten, blieb sein Herz mit Gott vereint.

 

Aus folgenden Zügen mag man von der Glut seiner Gebete und der Erhabenheit seiner Beschauung urteilen. Er stand um Mitternacht auf und betete auf den Knien mit gegen Himmel gehobenen Händen bis Sonnenaufgang, und oft bis um drei Uhr nachmittags. Zuweilen beklagte er sich, dass ihn die Rückkehr der Sonne zu seinen täglichen Beschäftigungen rief. „Was soll ich mit deinem Licht machen“, sagte er zur Sonne, wenn sie zu scheinen anfing. „warum kommst du, mich zu zerstreuen? Warum gehst du nur auf, um mir die Helle des wahren Lichtes zu nehmen?“

 

Die Verehrung, welche man gegen unseren Heiligen hatte, war so allgemein, dass Konstantin der Große und seine zwei Söhne, Konstantius und Konstans, ihm gegen das Jahr 337 schrieben, ihn um seine Fürsprache bei Gott baten, und das lebhafteste Verlangen äußerten, von ihm eine Antwort zu erhalten. Da die Jünger des heiligen Antonius über die Ehre staunten, die ihm der Beherrscher der Welt zeigte, sagte er ihnen: „Ihr dürft nicht staunen, dass ich einen Brief von dem Kaiser empfange. Es ist ein Mensch, der an einen anderen Menschen schreibt. Allein staunet, dass uns Gott seinen Willen durch die Schrift zu erkennen gab, und dass er durch seinen eigenen Sohn zu uns geredet hat.“ Anfangs wollte er keine Antwort geben, indem er als Grund anführte, er wisse nicht, wie man sich dabei benehmen müsse. Endlich aber gab er den wiederholten Vorstellungen seiner Schüler nach und schrieb an den Kaiser und seinen Söhnen einen Brief, in dem er sie ermahnte, die Welt zu verachten, und niemals den Gedanken an das letzte Gericht aus ihrem Auge zu verlieren.“

 

Seit dem 14. Jahrhundert trägt Antonius in den zahlreichen Darstellungen ein gegürtetes grobes Gewand und einen Mantel mit „T-Zeichen“ (Antoniuskreuz). Vor allem manche „Versuchungen des heiligen Antonius“ zählen zu den eindrucksvollsten Werken der europäischen Malerei. Oft sitzt auch der Teufel zu seinen Füßen oder er wird mit Feuerflammen neben sich, mit einem geöffneten Buch, in einer Höhle und mit Kreuzstab, an dem Glöckchen hängen, dargestellt. Das bekannteste Attribut des Heiligen ist das Schwein. Es weist offensichtlich auf seine helfende Macht bei ansteckenden Tier- besonders Schweinekrankheiten hin.

 

Äthiopien, die französische Landschaft Dauphiné, Hildesheim und andere Städte verehren den heiligen Antonius als ihren Patron.

 

Er beschützt auch das Vieh, insbesondere die Schweine, die Haustiere, die Schweinehändler und Hirten, die Metzger, Bürstenbinder, Glöckner, Handschuhmacher, Korbmacher und die Totengräber. Angerufen wird er in Feuersnot, gegen Hautkrankheiten, besonders die Gürtelrose, den Rotlauf und Seuchen.

 

Antonius verlässt seine Höhle

 

Eine Episode aus der Zeit der Christenverfolgung von Henri Queffélec, aus „St. Anthony oft the Desert“, Verlag Dutton und Co., New York 1954

 

Kaiser Diokletian, bestrebt, den römischen Staat in seiner alten Ordnung wiederherzustellen, konnte nicht begreifen, warum sein Programm auf Widerstand stieß, und ließ nach den dafür Verantwortlichen fahnden. Früher oder später musste man dabei auch auf die Christen stoßen, die sich weigerten, ihm göttliche Verehrung zu erweisen.

 

Diokletian war kein blutrünstiger Tyrann, sondern wog die verschiedenen Seiten des Problems klug gegeneinander ab. Er wusste, dass in manchen Teilen Ägyptens ein Viertel der Einwohner bereits Christen waren, dass die neue Religion einen starken Auftrieb erlebte und die Bekehrungen ständig zunahmen. Eines Tages trafen Berichte ein, dass sich in der Umgebung von Memphis ein merkwürdiger Mann namens Antonius aufhalte, der in der Wüste lebe und einen ungeheuren Einfluss auf die Bevölkerung ausübe.

 

Diokletian selbst hatte eine große Zahl neuer Götter geschaffen, und die Christen machten sich mit ihrer Weigerung, diese anzuerkennen und zu verehren, des Hochverrats schuldig. Das reizte ihn, sie zu verfolgen. Schon so viele Kaiser vor ihm hatten das getan, dass es beinahe etwas Selbstverständliches war. Aber er wusste auch, dass man eine einmal begonnene Verfolgung bis zum endgültigen Erfolg durchführen musste.

 

Die Verfolgung begann keineswegs mit einem Massenmorden. Im März des Jahres 303 wurden zwei kaiserliche Gesetze erlassen. Das erste befahl die Schließung aller christlichen Kirchen und Gebetshäuser und verlangte, dass alle religiösen Gegenstände den Behörden abzuliefern seien. Das zweite ordnete die sofortige Verhaftung der Vorstände dieser Kirchen an. Aber wenn auch eine große Zahl von Kirchen samt ihren heiligen Büchern verbrannt wurde, gelang es doch vielen Priestern zu entkommen. Sie fürchteten sich nicht vor dem Tod, der sie zu Märtyrern gemacht hätte, sondern wollten nur ihre Herde nicht im Stich lassen.

 

Die Verfolgung nahm zu. Nun waren die einfachen Anhänger des neuen Glaubens die Opfer. Nach dem üblichen Vorgehen forderte man sie auf, den heidnischen Gottheiten zu opfern. Viele gaben dem Druck nach. Ein Teil derer, die Widerstand leisteten, wurden hingerichtet, doch die meisten wurden wieder freigelassen. Nur keine Märtyrer machen! war Diokletians Bestreben.

 

Auch viele Soldaten Diokletians bekehrten sich zum Christentum und desertierten aus Gewissensgründen. Diokletian wurde wütend und griff zum Terror. In Phrygien, Kappadozien, Arabien, Phönizien und vor allem in Ägypten floss das Blut in Strömen. Die Henker lösten einander ab; ihre Äxte wurden stumpf vom vielen Gebrauch. Menschlicher Erfindungsgeist und Grausamkeit verbanden sich in dem Streben, die Martern zu verlängern und sie immer schrecklicher zu machen. Frauen hing man an einem Fuß mit dem Kopf nach unten auf. Den Männern brach man Arme und Beine und vierteilte sie.

 

Dann kam der Tag, an dem Antonius beschloss, seinen Brüdern und Schwestern zu Hilfe zu eilen, nachdem er 20 Jahre lang einsam in der Wüste gelebt hatte. Es hatte ihn nie zum Martyrium gedrängt. Nun aber wünschte er, das Schicksal seiner Brüder und Schwestern zu teilen. So machte sich dieser Gandhi des 4. Jahrhunderts auf die Reise. Sein Entschluss stand fest, nachdem er jahrelang gezögert hatte. „Kommt, lasst uns ebenfalls kämpfen, wenn wir gerufen werden, oder wenigstens die beobachten, die kämpfen!“ Zusammen mit anderen Mönchen erreichte er in der Nähe von Aphroditopolis den Nil, und die kleine Gruppe bestieg in Boot, das sie mit zum Meer nahm. Das damalige Alexandria musste dem Neuankommenden vorkommen wie uns heute eine Stadt von Wolkenkratzern. Unter der Menge, die die Ankommenden erwartete, waren Christen, die von der bevorstehenden Ankunft der Mönche wussten. Sie empfingen Antonius mit dem Friedenskuss. Sein Name ging von Mund zu Mund und erweckte die Neugierde der Müßiggänger. Ein Mann, der 20 Jahre in der Wüste gelebt und die bösen Geister besiegt hatte und dem 40.000 Menschen gehorchten!? Alles drängte sich, um diesen Aszeten und Wundertäter zu sehen.

 

Antonius und seine Gefährten wurden von der großen Mehrheit der Bevölkerung dieser Großstadt gleichsam wie Ehrenbürger aufgenommen. Es machte Eindruck auf Griechen, Juden, Syrier und Afrikaner, dass diese Männer aus der Wüste herbeigeeilt waren, um denen, die sie ihre Brüder und Schwestern nannten, zu helfen, aufrecht zu sterben.

 

In Sporthallen, Schenken und Theatern begann eine heftige Diskussion. Würde die Polizei ihre merkwürdige Nachsicht aufgeben und die Mönche in das Gefängnis werfen? Oder würden diese Sieger bleiben? Welches Ende würde der merkwürdige Kampf nehmen, bei dem Todesurteile als Auszeichnung galten und nicht Niederlage, sondern Triumph bedeuteten?

 

Der Kampf war in der Tat seltsam und drückte in beredter Sprache die Verwirrung der Machthaber aus. Man erkannte, dass das Blut der Märtyrer zum Samen des Christentums wurde! So sah man sich der gewohnten Überlegenheit des Mächtigen beraubt. Es galt zu zeigen, dass man rücksichtslos bleiben und die Kandidaten des Märtyrertums ihre Hartnäckigkeit noch bereuen würden.

 

Eine solche Haltung aber war gegenüber Antonius und seinen Gefährten völlig nutzlos. Gleich Streikenden, die sich einfach hinlegen und von den Pferden der Polizei niedertreten oder von Lokomotiven überfahren lassen, stellten sich die Mönche freiwillig und brachten Richter und Polizei in Verwirrung.

 

Zur gleichen Zeit, da das Christentum seine dunkelsten Stunden zu durchleben schien, stellten Antonius und seine Gruppe sich die Aufgabe, das Heidentum zu erschüttern. Sie gingen überallhin, in die Friseurläden, die Schulen der Philosophen, die Sporthallen und selbst in die öffentlichen Häuser. Sie besuchten berühmte Kurtisanen, von denen manche so beeindruckt waren, dass sie sich der Leere der weltlichen Lust bewusstwurden. An Entbehrungen gewöhnt, schliefen diese Männer irgendwo: auf öffentlichen Plätzen, auf Treppen, in überfüllten Karawansereien, in leeren Wagen usw.

 

Die Verhaftungen und Verurteilungen gingen weiter, aber die Behörden wagten es nicht, Hand an die Neuankömmlinge zu legen. Sie taten, als ob sie diese Wüstenmänner, die nicht einmal Griechisch sprachen, verachteten. Die Mönche aber stellten die Verbindungen zwischen den Gefangenen und ihren Familien, den Gläubigen und den Priestern, die in der Stadt oder ihren Vorstädten verborgen waren, sowie den Bischöfen, deren Prozess vorbereitet wurde, her.

 

Wenn sie auch keinen direkten Zugang zu den Gefängnissen hatten, so wurden ihre Botschaften doch irgendwie weitergegeben. Überall fanden sich sympathisierende Wärter. Dazu kam, dass nicht alle Gefangenen eingesperrt waren. Die Mehrzahl musste in Kupferbergwerken und Steinbrüchen arbeiten, und die Wächter taten, als ob sie es nicht bemerkten, wenn ein Mönch einen der Arbeitenden anredete.

 

Die Mönche versäumten auch nicht, bei den öffentlichen Verhören dabei zu sein. Sie bildeten eine Art christlicher Zuhörer, die entweder Beifall riefen oder ihr Missfallen kundtaten. Andere, die sich weder um den Richter noch um die Soldaten kümmerten, lenkten die Aufmerksamkeit der Christen beim Verhör auf sich und ermutigten sie in ihrem Widerstand.

 

Auch den Hinrichtungen wohnten sie bei, da sie sehen wollten, wie ihre Brüder und Schwestern das Martyrium ertrügen. Dabei hüteten sie sich, in den Verlauf der Dinge einzugreifen, die den Eintritt einer christlichen Seele in das Paradies begleiteten. Der Anblick der Leiden bewegte sie tief, aber sie bemühten sich, ihren Schmerz in Freude zu verwandeln. Nach der Hinrichtung sammelten sie die sterblichen Überreste und sorgten für ein ehrenvolles Begräbnis.

 

Dies ging so weiter, bis die Behörden die Geduld verloren. Man sollte ihre Nachsicht nicht als Schwäche auslegen. Daher erließ der Präfekt eine eigene Anordnung, die es den Mönchen verbot, den Gerichtsverhandlungen beizuwohnen. Schließlich befahl er ihnen, die Stadt zu verlassen. Wenn auch das Martyrium jetzt Antonius` Lieblingstraum war, so hatte er doch bisher noch keine ernstlichen Versuche gemacht, dieses Ziel zu erreichen. Nun konnte er seine vorsichtige Haltung aufgeben. Also stellte er sich am nächsten Tag dort auf, wo der Präfekt und seine Wache auf dem Weg zum Gericht vorbeikommen mussten. In seinem festen Blick lag nichts von Unverschämtheit, aber aufrecht und mit blendend weißer Tunika angetan, stand er da, etwas entfernt von der Menge, die ihn bewunderte.

 

Bald erschien der Präfekt in seiner offenen Sänfte. Die ihn begleitenden Soldaten schrien die Leute an, die nicht schnell genug zur Seite traten. Die weiße Tunika des Antonius erregte die Aufmerksamkeit des Präfekten. Beider Blicke trafen sich. Entsetzt hielt die Menge den Atem an. Aber es geschah – nichts!

 

In dieser Szene zeigte sich die wirkliche Macht des Christentums zu jener Zeit.

 

Wenn man vielfach auch nachsichtig war, wurden nun doch die angesehensten Gefangenen hingerichtet. Es schien, als ob der Präfekt sich selbst beweisen wollte, dass er noch ein Mann sei.

 

Die Christen aber sahen der Entwicklung mit Zuversicht entgegen. Ende des Jahres 311 flaute die Verfolgung ab. Die Strenge der Behörden ließ – teils aus Ermüdung, teils aus Angst, diese Politik könnte sich rächen – nach. Man verstümmelte zwar nach wie vor die Opfer, blendete sie und lähmte sie durch Zerschneiden der Sehnen, aber man zögerte, sie zu töten. Eine Anzahl Priester kehrte in die Stadt zurück und feierte heimlich die hl. Messe.

 

Schließlich wurde ein Edikt der Duldung erlassen. Antonius aber hatte Alexandria bereits verlassen. Er fühlte sich nicht wohl in dieser riesigen Stadt, nachdem der Friede wieder eingekehrt war. Erneut hatte er den Ruf der Wüste vernommen. Wenn ihm schon das Martyrium nicht vergönnt war, wollte er sich wenigstens der Aszese weihen, und er kehrte zurück in die Einsamkeit.

 

Der heilige Gamelbert, Pfarrer zu Michaelsbuch, Niederbayern,

+ 17.1.787 - Fest: 17. Januar

 

Die Großtaten sieggekrönter Feldherrn und berühmter Staatsmänner werden in Geschichtsbüchern der Nachwelt überliefert, aber ihre Namen und Werke sind zumeist mit Blut geschrieben. Was hingegen fromme Seelen im häuslichen Kreis, im stillen Kämmerlein oder in treuer Erfüllung ihres Berufes getan, geduldet und verdient haben, bleibt der Welt gewöhnlich verborgen, nur im Buch der ewigen Vergeltung ist alles aufgezeichnet und wird einst vor allen Völkern offenbar werden, wenn der Herr auch die geheimsten Gedanken und Werke ans Licht zieht.

 

In dem Dorf Michaelsbuch in der fruchtbaren Ebene Niederbayerns wohnte im 8. Jahrhundert ein adeliges, christlich-frommes Ehepaar, von dessen Söhnen sich einer, namens Gamelbert oder Amalbert, durch kindliche Unschuld und Herzensgüte, durch freudigen Gehorsam und tiefe Frömmigkeit auszeichnete. Seine Eltern bestimmten ihn zum Kriegsdienst, aber der friedfertige junge Mann verabscheute die blutigen Fehden, und zog es vor, die Herden seines Vaters zu hüten, weil er in der Stille der Fluren und Wälder seinen Geist zum Gebet und zu frommen Betrachtungen sammeln konnte. Einst war er draußen eingeschlafen. Als er erwachte, fand er ein Buch in seinem Schoß, und dies erschien ihm als ein Wink von Gott, sich dem Priesterstand zu widmen. Ein Geistlicher in der Nachbarschaft unterrichtete ihn und sein ausdauernder Fleiß, verbunden mit anhaltendem Gebet, überwanden alle Hindernisse.

 

Bald nachdem Gamelbert die Priesterweihe empfangen hatte, verlor er seine Eltern durch den Tod. Seine bedeutende Erbschaft verwendete er zur Stiftung einer Pfarrei in Michaelsbuch, in der er fortan fünfzig Jahre bis an sein Lebensende als Pfarrer wirkte. Unter Gebet und Betrachtung, unter Fasten und Abtötung, in väterlicher Sorge um seine geistigen Kinder, und treuer Erfüllung seines geistlichen Amtes brachte er seine Tage zu. Alle seine Einkünfte gab er für Arme und Notleidende hin und litt lieber selbst Hunger, als dass er andere in Not sah. Außer seiner unerschöpflichen Mildtätigkeit war ihm eine unverwüstliche Sanftmut eigen. In seinem eigenen Haus duldete er niemals Unfrieden und wenn er anderswo entzweite Gemüter fand, ruhte er nicht, bis er sie versöhnt hatte. Als einmal die Knechte in seinem Haus miteinander stritten und sich nicht vertragen wollten, entließ er sie mit den Worten: „Lieber keine Knechte, als Unfrieden im Haus.“ Sein Lieblingsaufenthalt war eine kleine Zelle neben der Kirche, wo er in allen freien Stunden im Gebet mit Gott verkehrte und frische Kraft und Freudigkeit in seinem Beruf schöpfte.

 

Nur einmal verließ der seeleneifrige Pfarrer seine geliebte Gemeinde, um zu dem Mittelpunkt der katholischen Einheit, zu den Gräbern der Apostelfürsten in Rom zu wallfahrten und frische Begeisterung für seinen heiligen Beruf zu gewinnen. Auf der Rückreise fand er gastliche Aufnahme in einem Haus, wo eben ein Junge geboren war. Die Mutter bat den Heiligen, ihr Kind schleunigst zu taufen, weil es sehr schwächlich war. Gern erfüllte Gamelbert den frommen Wunsch der Eltern und sah im prophetischen Geist die ganze Zukunft des Kindes. Vor seiner Abreise empfahl er den Eltern dringend, ihr Kind sorgfältig zu erziehen, denn es würde einst sein Nachfolger werden. Dann reiste er heim und wirkte mit unermüdlichem Seeleneifer in seinem Beruf fort. Wenige Tage vor seinem Tod kam der inzwischen zu einem stattlichen Mann herangewachsene Junge in Michaelsbuch an, sein Nachfolger zu werden. Es war der selige Utto, dessen sorgfältige Vorbereitung auf den geistlichen Stand zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Gamelbert stellte ihn seinen Pfarrkindern als seinen Nachfolgern vor, empfing dann die heiligen Sterbesakramente und entschlief gottselig im Herrn am 17. Januar 787. Zum Grab des Heiligen wallfahrteten viele Pilger und Hilfsbedürftige und es geschahen dort viele Wunder.

 

Was der heilige Gamelbert vorausgesagt hatte, erfüllte sich. Utto wurde sein Nachfolger als Pfarrer von Michaelsbuch und trat in die Fußstapfen seines Vorgängers. Als die barbarischen Horden der Avaren ins Land einfielen und das ganze Donaugebiet verwüsteten, flüchtete Utto in einen dichten Wald oberhalb Deggendorf. Als ihn dort Karl der Große auf der Jagd fand, beauftragte er ihn, dort ein Kloster zu bauen und schenkte ihm dazu alles Land ringsum. So entstand das Kloster Metten, dessen erster Abt Utto wurde. Papst Leo III. sandte ihm einen Hirtenstab mit der Inschrift: „Was der Herr dem Petrus, gibt Petrus dem Utto.“ Nachdem er 24 Jahre dem Kloster vorgestanden hatte, starb er hochbetagt am 3. Oktober 813, auf welchen Tag sein Gedächtnis gefeiert wird.

 

Der heilige Sulpitius, genannt der Fromme,

Erzbischof und Bekenner von Bourges,

+ 17.1.644 – Fest: 17. Januar

 

Ausgezeichnet durch eine hohe Geburt und ungeheure Reichtümer hatte Sulpitius in größter Frömmigkeit seine Jugend verlebt und weihte sich nun ganz der Tugend. Statt sich dem Genuss irdischer Freuden zu ergeben, wozu ihm sein Stand und seine Glücksgüter die schönsten Gelegenheiten darboten, unterdrückte er seine Sinnlichkeit mit Beten und Fasten, besuchte die Krankenhäuser und Gefängnisse, und linderte nicht bloß durch seine reichlichen Gaben, sondern vorzüglich durch die Trostgründe der heiligen Religion das Elend der Unglücklichen. Gewöhnlich durchwachte er, eingehüllt in das Kleid eines Büßenden, die Nacht in einer Kirche, die nahe bei seiner Wohnung war. So sehr übrigens der Heilige seine Tugenden und guten Werke vor den Menschen verbarg, so wurden sie doch öffentlich bekannt, und der Bischof von Bourges, der heilige Austergisilus, weihte ihn zum Diakon seiner Kirche und übertrug ihm das Predigtamt. Durch seine eindringlichen Reden und durch die Kraft der Wunder, die er zur Verherrlichung des Namens Jesus wirkte, bekehrte er in kurzer Zeit nicht nur die verhärtetsten Sünder, sondern auch eine Menge Juden, die mit sehnlichstem Verlangen nach der christlichen Religion sich taufen ließen.

 

Bald verbreitete sich auch der Ruhm des frommen Dieners Gottes am Hof des fränkischen Königs Childebert, der den Bischof von Bourges drängte, ihm den Heiligen zu senden, damit er als Feldprediger unter den Soldaten bessere Sitten einführen möchte. Da ereignete es sich, dass der König in eine tödliche Krankheit fiel und dass selbst die Ärzte ganz an seiner Genesung zweifelten. Die Königin fiel dem heiligen Sulpitius zu Füßen und bat ihn unter einem Strom von Tränen um seine Hilfe. Er gab ihr den Trost, dass der Kranke nicht sterben würde. Fünf Tage lang fastete und betete er für die Wiedergenesung des christlichen Königs. Und als die Hohen des Reiches ihn baten, er möchte eine Nahrung genießen, denn der Kranke sei schon dem Tod nahe, antwortete der Heilige: „Lasst euer Vertrauen nicht sinken! Nach zwei Tagen speisen wir alle mit dem König.“ Wirklich wurde der König wie der ein Wunder plötzlich gesund und ernannte beim Gastmahl, das er wegen der erhaltenen Gesundheit feierte, den Sulpitius zum Bischof von Bourges. In dieser Würde arbeitete er rastlos an dem Seelenheil seiner ihm anvertrauten Herde; er stiftete Kirchen und Krankenhäuser, beschützte die Armen und Unterdrückten und starb schließlich als ein lebensmüder Greis voll Verlangen nach der Krone der ewigen Seligkeit am 17. Januar 644.

 

Der heilige Speusipus samt zwei Brüdern

und seiner Großmutter Leonilla, Martyrer von Langres, Frankreich,

+ 17.1.166 – Fest: 17. Januar

 

Speusipus und seine Brüder Eleusipus und Meleusipus wurden in der Gegend von Langres von heidnischen Eltern geboren und mussten sich ihr Brot wegen Armut dadurch verdienen, dass sie die Herden reicher Landbewohner auf die Weide trieben. Sie würden vielleicht nie zur Erkenntnis des wahren Gottes gekommen sein, wenn sich ihre fromme Großmutter, Leonilla mit Namen, der verwahrlosten Kinder nicht erbarmt und sie im Christentum unterrichtet hätte. Nachdem sie die heilige Taufe empfangen hatten, wurden sie mit einem solchen Eifer zur Ausbreitung der Religion Jesu erfüllt, dass sie mehrere Heiden auf dem Land bekehrten und schließlich in der Stadt Langres die Götzenbilder zerschlugen. Wegen dieses Verbrechens wurden sie unter der Regierung des heidnischen Kaisers Marcus Aurelius vor Gericht geschleppt und aufgefordert, den Göttern zu opfern. Weil sie sich aber dessen weigerten und Jesus standhaft bekannten, befahl der Richter ihre Großmutter herbeizuführen, um die drei jungen Männer zum Abfall vom Christentum zu bereden. Aber sie gestand nicht nur freiwillig und ohne Furcht, dass sie selbst eine Christin sei, sondern sie ermahnte auch unter vielen Tränen ihre drei Enkelsöhne, lieber alle Peinen und Marter mit Geduld zu ertragen, als den wahren Gott zu verleugnen und ihre Seelen dem ewigen Verderben aufzubewahren. Deswegen wurde sie auf der Stelle enthauptet und die drei Brüder, durch ihren Heldenmut begeistert, starben so freudig und geduldig unter den grausamsten Martern, dass sich Neon und Turbon, heidnische Gerichtspersonen, auf der Stelle bekehrten, Jesus bekannten und am gleichen Tag noch von den Götzendienern gesteinigt und so der Marterkrone gewürdigt wurden.

 

Zu Ellwangen, wohin in der Folge die Reliquien der drei Martyrer und Brüder gebracht wurden, werden sie als die Landespatronen verehrt.

 

Die selige Euphemia Domitilla,

Dominikaner-Ordensfrau, Priorin von Ratibor,

+ 17.1.1359 – Fest: 17. Januar

 

Die Zeit der sogenannten Mystik ist die Periode der Frömmigkeit. Man mag über das viele Außergewöhnliche denken, was man will, das macht ja die Frömmigkeit nicht aus. Das Wesentliche aber, die Liebe, der Opfermut und Gebetseifer, das beharrliche heroische Tugendstreben, prangt in einer solchen Vollendung, dass alle anderen Perioden bewundernd auf die Zeit der deutschen Mystik zurückblicken dürfen. Wie ein herrlicher Gottesgarten blühte damals die deutsche Ordensprovinz der Dominikanerinnen. Manch duftiges Blümlein dürfen wir daraus noch pflücken. In der schlesischen Stadt Ratibor an der Oder, damals polnisch, später zum Deutschen Reich gehörend, heute wieder polnisch, strebten die Ordensfrauen nach dem gleichen hohen Ziel. Ihrer edelsten eine verdient am heutigen Tag ein Gedenken, weil nicht nur ihr Hochgrab in Ratibor, sondern noch mehr ihre Frömmigkeit und Seelengröße sie nicht der Vergessenheit anheimfallen lassen: Euphemia Domitilla.

 

Im hohen Haus des Herzogs Lescek von Ratibor stand der Glücklichen Wiege. Schon in frühester Jugend weihte sie ihre Jungfräulichkeit dem Herrn. Mannigfache Tugenden schmückten ihre kindlich reine Seele, so namentlich eine aufrichtige, herzliche Frömmigkeit, die sich äußerte in der anhaltenden Neigung zum Beten und Betrachten, eine für das kindliche Alter außerordentliche Bußstrenge, womit sie den zarten Leib der Seele zu unterwerfen versuchte und ihm deshalb lange Fasten, ermüdende Wachen, die Schmerzen der Geißelung und des Bußgürtels auflud. In tiefster Demut wollte sie dem Ärmsten der Untertanen ihres Vaters bereitwillig dienen. Die größte Wonne bedeuteten für sie die Augenblicke, in denen sie vor dem Allerheiligsten weilen und traute Zwiesprache mit dem Erwählten ihrer Seele halten durfte.

 

Dieses fromme, selige Leben schien ein jähes Ende nehmen zu sollen. Zwei hohe Bewerber um ihre Hand harrten auf das Jawort, der Markgraf von Brandenburg und der Herzog von Braunschweig, beide reich, beide jung, beide ritterlich kühn und beide von stürmischer Liebe zu der jugendlichen Prinzessin entbrannt. Der Vater betrachtete die Sache als abgetan. Nur auf Drängen der Mutter überließ er der Tochter die Wahl. Wohl eine schwere Wahl für ein Weltkind! Euphemia wählte keinen von beiden. Die Mutter war sprachlos und brach in Tränen aus. Der Vater zürnte und drohte, mit Gewalt ihren Kopf zu beugen. Aber weder die Tränen noch die Drohungen vermochten Euphemia umzustimmen. „Ich will Jungfrau bleiben“, entschied sie. „Fort mit dir! Komm mir nicht mehr unter die Augen!“ So der Herzog. Euphemia ging in ihre Gemächer, das Herz voll Wehmut über den Schmerz der Mutter, voll Trauer über den Zorn des Vaters. Einen Augenblick wollten die Gefühle sie überwältigen. Dann kniete sie nieder vor dem Bild dessen, den sie erwählt hatte. Er musste sie trösten.

 

Unten liefen die Diener. Die Gesellschaft zerstreute sich. Euphemia betete. Erst als die Nacht hereinbrach, machte Müdigkeit sich bei ihr geltend. Sie war erschöpft von der seelischen Erregung und doch beglückt über den Ausgang, ohne Reue, wenn auch voll Wehmut. Nur eins noch wirkte störend: Sollte sie bleiben, hier, wo sich täglich ähnliche Auftritte wiederholen konnten? Sie trat ans Fenster. Verlangend blickte sie auf zum gestirnten Himmel. Da sah sie einen blendenden Schein. Sah drei hellleuchtende Strahlen wie eine Sonnenbahn sich hinziehen vom Himmel, hoch hinab zu dem stillen Klösterlein der Dominikanerinnen zu Ratibor. Zwischen den Strahlen auf der Sonnenbahn schwebte eine schneeweiße Taube himmelan. Da war das Schwanken entschieden. Die Prinzessin erbat und erhielt die Zustimmung der Eltern zum Eintritt in das arme Kloster vom Orden des heiligen Dominikus.

 

Während der feierlichen Messe, die bei ihrer Einkleidung gelesen wurde, war von allen Anwesenden zwischen der Wandlung und der Kommunion ein himmlischer Gesang vernommen und als ein Zeichen der Freude gedeutet worden, die in den Scharen der heiligen Engel herrschte über dies reine Opferlamm, das sich Gott darbrachte. Mit der Übernahme des Ordensgewandes überkam die Selige ein neuer Eifer, ihre Seele mit dem Gewand der Tugenden zu zieren. Mit den Schwestern teilte sie demütig Armut und Not. Von Gott war sie durch himmlische Tröstungen und Offenbarungen ausgezeichnet. Als sie am 17. Januar 1359 starb, begann das Volk sie als Heilige zu verehren.

 

Eine Sonnenbahn vom Himmel zur Erde! Ist es nicht Gottes heiliger Odem, der Liebeshauch des Heiligen Geistes, der in die arme Menschenseele sich ergießt? „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8). Durch den Propheten versichert er (Jes 31,3): „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt und dich voll Erbarmen an mich gezogen.“ Unaussprechliche, geheimnisvolle Vermählung Gottes mit der menschlichen Natur! Gott, der himmlische Bräutigam – die Seele die erkorene Braut! „Als es Gott die Zeit deuchte und er Mitleid hatte mit dem Leid seiner Geliebten, da sandte er seinen eingeborenen Sohn auf die Erde herab in einen reichen Saal und einen glorreichen Tempel; das war der Leib der Jungfrau Maria. Der Priester, der die Braut traute, das war der Heilige Geist, der Engel Gabriel verkündete die Ehe, die glorreiche Jungfrau gab die Einwilligung.“ Nun magst du wohl fassen, dass auch die auserwählte Seele in ganz ausschließlicher, jungfräulicher Liebe auf der gottbereiteten Sonnenbahn entgegen dem Heiland ziehen und himmelan fahren will, folgend dem Ruf des Bräutigams im Hohen Lied (2,10): „Mache dich auf, eile meine Freundin, meine Taube, meine Schöne, und komm.“

 

Der selige Joseph, 3. Bischof und Bekenner von Freising,

+ 17.1.764 – Gedenktag: 17. Januar

 

Nach dem Tod des heiligen Corbinian wurde dessen Bruder Erimbert zum Bischof in Freising erwählt. Das Bistum hatte damals noch keine bestimmte Abgrenzung. Diese erhielt es erst durch den heiligen Bonifatius. Mit apostolischer Vollmacht teilte der Apostel Deutschlands das ganze Bayernland in vier Diözesen und setzte über jede von ihnen einen ständigen Bischof. Dem schon konsekrierten Bischof Joseph wurde die Diözese Freising übertragen, und Bischof Vivilo wurde in seiner Würde als Bischof von Passau bestätigt.

 

Nach dem Tod Erimberts im Jahr 749 übernahm Bischof Joseph die Leitung der Diözese Freising. Er stammte wahrscheinlich aus Tirol. Dass er dieser Erhebung vollkommen würdig gewesen ist, bewies er durch den großen Eifer, mit dem er sich um die Herstellung der kirchlichen Ordnung, um die Erbauung der Kirchen und um die Gründung des Klosters Isen annahm.

 

Damals war vor allem notwendig, den Bestand der neuerrichteten bischöflichen Kirche durch den Erwerb liegender Gründe zu sichern. Der fromme Bischof selbst hatte weder Gold noch Silber, noch anderes zeitliches Gut, womit er seine Kirche bereichern konnte. Allein durch seine Frömmigkeit und seinen Eifer für die Ehre Gottes gewann er einen Einfluss auf die Reichen und Mächtigen des Landes, den er zum Wohl seiner Kirche benützte. Unter ihm übergab ein Edler des Landes, namens Amilo, sein väterliches Erbteil, das er bei Freising besaß, an die Kirche der heiligen Jungfrau Maria zu Freising, durch die Hand des Bischofs Joseph, in Gegenwart des Herzogs Odilo. Wie er das Gebiet um Erching von Herzog Thassilo und anderen Edlen der Kirche zu Freising erworben habe, beschreibt der fromme Bischof in der Urkunde selbst. „Ich Joseph, Bischof, der ich im Namen Gottes die Herde des Herrn an der Kirche der seligen Gottesmutter Maria und der anderen Heiligen zu Freising als Hirt und Führer leite, habe den Ort Erching mir bei den rechtmäßigen Besitzern erbeten, weil die an des Herzogs Gebiet daselbst angrenzenden Weideplätze nicht ausreichten, und habe in diesen bisher unbebauten und verlassenen Gegenden nach Bedarf Wohnungen gebaut. Alle Besitzer dieser Gegend haben bereitwillig ihren Anteil mir übergeben und überlassen zum Heil ihrer Seelen. Darunter war vor allen Thassilo, der sehr glorreiche Herzog von Bayern. Er übergab mir mit Einstimmung des Alfrid und seiner Brüder und Verwandten alles, was zu Vöhringen gehört. Sie übergaben und übertrugen es nach bayerischem Recht in solcher Weise, dass ihr Gebiet von nun an festes Eigentum der seligsten Mutter Gottes Maria für alle Zeiten bleiben soll, so dass keine Rückforderung von Seite der Erben und der zukünftigen Nachkommen der Stifter Platz haben kann. Wer je gegen diese feste Urkunde etwas trügerisch unternehmen wollte, der hätte eine Streitsache wider die Mutter Gottes Maria“ . . . Im dritten Jahr der Regierung Thassilos, 750.

 

Im Jahr 764 starb Bischof Joseph und wurde in der von ihm erbauten Kirche des heiligen Zeno zu Isen begraben. Als sein Sterbetag wird der 17. Januar angegeben. Das gläubige Volk hatte große Verehrung für ihn und nannte ihn den „Seligen“. Der Bischof Johannes Franz Eckher ließ ihm erst im Anfang des vorigen Jahrhunderts (18. Jhd.) eine passende Grabschrift fertigen.

 

An diesem Tag, den 17. Januar 1566, ist zum römischen Bischof und Papst erwählt worden: Pius V., ein besonderer Liebhaber und Verehrer Unserer Lieben Frau. Denn 1. Hat er von neuem die Weise den heiligen Rosenkranz zu beten und dessen Erzbruderschaft nicht nur bestätigt, sondern auch mit vielen Ablässen und Freiheiten begnadigt. 2. Hat er nicht nur zu Loretto langandauernde Gebete gegen den türkischen Erbfeind angestellt, sondern durch tatsächliche Unterstützung und kräftige Aufmunterung der christlichen Fürsten den Sieg über die Türken herbeigeführt, der auch noch durch das Rosenkranzfest im Andenken steht. 3. Hat er die Tagzeiten Unserer Lieben Frau verbessert und zum Abbeten derselben durch Ablässe eingeladen. Und hat endlich den Orden Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel, wie ihn die heilige Theresia verbesserte, bestätigt.

 

Papst Pius V. starb im Jahr 1572 im Geruch der Heiligen. Papst Klemens XI. hat ihn im Jahr 1712 unter die Heiligen eingereiht. 

 

 Die heilige Roselina, Kartäuser-Priorin,

+ 17.1.1329 – Fest: 17. Januar

 

Die Heilige stammte aus adeligem Geschlecht und war zu Ark, dem Schloss ihres Vaters in der Provence, in Südfrankreich den 27. Januar 1263 geboren. Die Vorsehung hatte ihr ebenso an Tugend und Adel der Gesinnung wie durch Adel der Geburt ausgezeichnete Eltern gegeben. Wahre Frömmigkeit und, ich möchte sagen, die Heiligkeit war in ihrer Familie erblich. Väterlicherseits gehörte sie dem vornehmen Geschlecht von Villeneuve und mütterlicherseits dem berühmten Haus von Sobran an. Aus beiden Linien sind nicht weniger als neun Heilige hervorgegangen, ein Papst, verschiedene Kardinäle und Bischöfe, eine Anzahl Ordensmitglieder beiderlei Geschlechts, drei Königinnen und andere hohe weltliche und geistliche Würdenträger.

 

Gott segnete die Ehe ihrer tugendhaften Eltern mit elf Kindern, von denen Roselina das älteste war. Dieser Name wurde ihr in der Taufe beigelegt aus dem Grund, weil ihrer Mutter, als sie das Kind noch in ihrem Schoß trug und oft die Mutter Gottes im Gebet anflehte, dasselbe unter ihren Schutz nehmen zu wollen, geoffenbart wurde, dass sie eine Rose ohne Dornen zur Welt bringen werde, welche die ganze Umgegend mit ihrem Duft anfüllen würde. Auch sollten noch zwei andere Begebenheiten in ihrem späteren Leben dazu beitragen, ihr diesen Namen zu bestätigen. Da Roselina in ihrer großen Freigebigkeit und Liebe zu den Armen die Vorräte des väterlichen Hauses öfters ganz erschöpfte, trat ihr der erzürnte Vater einst entgegen und begehrte zu wissen, was sie in der Schürze verborgen hielte. „Rosen“, war ihre Antwort und indem sie ihre Schürze öffnete, bestätigten sich wirklich ihre Worte. So wenigstens erzählt die Legende. Die andere wundervolle Begebenheit ereignete sich bei ihrem Tod, wobei ihr heiliger Leib einen lieblichen Rosenduft verbreitete und auch heute noch sollen ihre Gebeine diese Wirkung haben.

 

Anzeichen großer Heiligkeit gaben sich früh bei diesem begnadeten Gotteskind kund. Bei der Geburt schon umgab das Haupt des Kindes ein glorreicher Schein. Himmlischer Glanz leuchtete aus ihren Augen und in ihren Zügen. Als sie mit sieben Jahren die heilige Firmung aus den Händen des Bischofs von Frejus erhielt, sah dieser ein übernatürliches Licht über ihrem Haupt erglänzen.

Von der Liebe Gottes beseelt und zu innigerer Vereinigung mit ihrem Seelenbräutigam hingezogen, schlug Roselina ehrenhafte Angebote zur Ehe aus, kehrte der Welt den Rücken und trat mit fünfzehn Jahren in den strengen Orden der Kartäuserinnen, um in stiller Einsamkeit himmlischer Beschauung zu leben. Daselbst war sie die Demütigste und Eifrigste von allen. Den Mitschwestern war sie ein wahrer Antrieb zur Tugend. Besonders sind es drei Tugenden, die ihr Leben bezeichnen: die Abtötung, das Gebet und die Liebe. Ihr Opfergeist trieb sie so weit, dass sie es als ein Unglück betrachtete, einen Tag ohne Widerwärtigkeiten zu sein. Sie unterzog sich den strengsten Bußübungen. An den Tagen, an denen sie kommunizierte, nahm sie keine andere Nahrung zu sich als Brot mit Asche bestreut. Den Schlaf verkürzte sie bis auf vier Stunden und verbrachte den übrigen Teil der Nacht im Gebet. Ihr großer Eifer und ihr beständiges Bestreben, mit ihrem Gott sich vereinigt zu halten, gefiel unserem göttlichen Heiland so sehr, dass er bei den großen Übeln, die damals die Kirche Gottes heimsuchten, bei ihr gleichsam Trost suchen konnte. Eines Tages erschien er ihr, ganz mit Wunden bedeckt, die die Häresien und Uneinigkeiten in seinem mystischen Körper, der Kirche, vorstellen sollten, und sagte ihr, dass er eine große Treue von den Seelen fordere, die ihn lieben, als Ersatz für so viele Schmerzen.

 

Ihr Gebet war immer von der Liebe beseelt. „Die Söhne und Töchter des heiligen Bruno, sagte sie, müssen in ihrer Einsamkeit wie die Engel die unsichtbaren Beschützer der Menschen sein.“ Wie viele besondere Gnaden hat sie nicht für ihre eigene Familie erlangt! Und wie viel Hilfe mag sie für die Kirche erfleht haben! Der Wirksamkeit ihres Gebetes schreibt man es auch zu, dass der Orden während ihrer Lebzeiten eine nie gesehene Blüte entfaltete.

 

Mit fünfundzwanzig Jahren erhielt Roselina die im Orden noch gebräuchliche Konsekration der Jungfrauen, die vom Diözesanbischof feierlich vorgenommen wird und wobei der Jungfrau Ring, Schleier, Kreuz, Brevier, Manipel und Stola überreicht wird, was ihr die Berechtigung gibt, sich die Braut Christi nennen und bei der Konventmesse die Epistel singen zu dürfen. Als ihre Tante Johanna von Villanova, die in der von ihrem Vater erbauten Kartause, drei Kilometer vom Schloss Ark entfernt, Priorin war, abdankte, musste sie aus Gehorsam deren Nachfolge antreten. Als Oberin leuchtete sie hervor durch kluge und besonnene Leitung. Für alle war sie eine wahre Mutter. Der Wohlgeruch ihrer Tugenden und ihrer Heiligkeit drang bald nach außen und besonders waren es die Armen und Elenden, die ihre Liebe erfuhren und denen ihre ganze Fürsorge galt. Jedem Elend trug sie ein mitleidiges Herz entgegen und tröstete, wie nur Heilige trösten können, nach Art des barmherzigen Samaritans. Da zu jener Zeit noch nicht die Klausur eingeführt war, hatte sie freien Zutritt zu den Armen und Kranken. Sie pflegte sie mit eigenen Händen, wusch sie und schreckte nicht davor zurück, selbst ihre Lippen an ihre eiternden Wunden zu setzen und sie auszusaugen, wobei sie nicht selten ihnen ihre Gesundheit wieder gab.

 

Nach fünfundzwanzig Jahren legte sie ihr Amt freiwillig nieder und zog sich ganz zurück, um den Rest ihres Lebens nur für Gott zu leben. Die Stunde ihres Todes wurde ihr geoffenbart. Nachdem sie ihren Mitschwestern heilsame Ermahnungen erteilt, legte sie eine öffentliche Beicht ab und empfing die heiligen Sterbesakramente, worauf sie in eine lange Verzückung geriet. Aus derselben zurückgekehrt, rief sie ihren Schwestern zu: „Lebt wohl, ich gehe nun zu meinem Schöpfer“ und verschied ruhig im Herrn.

 

Die Überlieferung berichtet, dass die Mutter Gottes mit dem Jesuskind der heiligen Kartäuserin erschien, in Begleitung der Ordensväter Bruno, Hugo von Lincoln und Hugo von Grenoble, um ihre Seele in Empfang zu nehmen und in die ewigen Freuden hinüberzugeleiten.

 

Gott verherrlichte seine Dienerin gar bald durch auffallende Wunder. Mehrere Blinde erlangten ihr Augenlicht und zahlreiche Kranke ihre Gesundheit wieder. Auch blieben die Glieder ihres heiligen Leibes selbst nach drei Tagen noch ganz beweglich. Als nach fünf Jahren ihr eigener leiblicher Bruder Elzear, Bischof von Digne, auf Befehl des Papstes Johann XXII. Ihren heiligen Leib heben ließ, war er noch frisch und unversehrt, besonders hatten ihre Augen ihre ganze Frische beibehalten. Man trennte sie von ihrem Leib und brachte sie in einen dafür hergestellten kostbaren Reliquienschrein, worin sie bis auf den heutigen Tag noch unversehrt erhalten sind.

 

Die Verehrung der Heiligen wurde vom Volk von jeher gepflegt, ihre öffentliche Verehrung aber wurde erst im Jahr 1851 der Diözese Frejus und allen Häusern des Ordens vom Heiligen Stuhl zugestanden.

 

Erbitten wir von der heiligen Roselina die Gnade, unsere Augen von den Eitelkeiten dieser Welt abzukehren und unsere Blicke immer dahin gerichtet zu halten, wo der Gegenstand all unserer Sehnsucht und Liebe sein soll.  

  

Der gottseliger Petrus von Trequanda, Franziskaner, Priester,

+ 17.1.1492 - Gedenktag: 17. Januar

 

Leben

 

Petrus verließ als 8 jähriger Junge sein väterliches Haus zu Trequanda (Travanda) in Italien, von Gott angetrieben, um in den Orden des heiligen Franziskus zu treten. Der Vater jedoch holte ihn wieder heim. Da erblindete der Sohn. Der erschrockene Vater machte nun das Gelöbnis, seinem Sohn kein Hindernis mehr in den Weg zu legen und ihn dem Orden zu überlassen - und sieh! sofort erhielt der Junge sein Augenlicht zurück. Er trat bei den Conventualen (Minoriten) in den Orden ein und machte in der Frömmigkeit noch größere Fortschritte als selbst in den Wissenschaften. Als Petrus den heiligen Bernardin von Siena predigen hörte, folgte er ihm und ging zu den Observanten über, selbstverständlich nach erhaltener Erlaubnis der Obern. Nun wurde er noch eifriger, schlief nur 2 Stunden in der Nacht stehend oder sitzend und betete die übrige Zeit. Er diente den Kranken, zumal den von der Pest Befallenen mit großer Liebe. Die eigenen Krankheiten betrachtete er als besondere Wohltaten Gottes und ertrug sie mit größter Geduld. Christus, die Mutter Gottes und mehrere Heilige erschienen ihm öfter, wodurch er zu noch größerer Heiligkeit angeeifert wurde. Hoch hielt er die Fahne der Mutter Gottes. Gott verlieh ihm die Gaben der Weissagung und Wunder. Pater Petrus starb den 17. Januar 1492 zu Cetona in Toscana im Ruf der Heiligkeit. Viele Wunder erfolgten auch noch nach seinem Tod. Der gottselige Petrus wird als Schutzpatron und Fürbitter gegen die fallende Sucht (Epilepsie) verehrt und angerufen.

 

Lehre

 

Das Beispiel des gottseligen Petrus ist so eindringlich belehrend und warnend für jene Eltern und andere Personen, die Angehörige durchaus behindern wollen, dem erkannten Beruf ins Kloster zu folgen. Lieber alles, nur nicht ins Kloster, heißt es. Es ist aber dies eine so große Ungerechtigkeit, dass sie kirchliche Strafe und den Fluch Gottes nach sich zieht. Umgekehrt wäre es gerade so ungerecht, jemanden ins Kloster zwingen zu wollen. Die Eltern und anderen Verantwortlichen sollen die Berufswahl der Ihrigen überwachen, leiten, ihnen mit Rat beistehen, dort um Rat fragen, wo zuverlässiger Rat einzuholen ist, aber niemanden zu einem Stand zwingen. Dazu gehört auch noch Gebet um Erleuchtung von oben, dann wird die Wahl eine richtige werden. Man kann überhaupt nur in dem Beruf glücklich werden und sein Heil wirken, den Gott will und den Gott auch allen zu erkennen gibt, die ihm dienen wollen.

 

Bruder Stephan Pelusio

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 17. Januar 1763 nahm ein schlichter Laienbruder aus dem Orden der beschuhten Karmeliten Abschied von dieser Erde. Der ehrwürdige Bruder Stephan Pelusio war im Jahr 1689 zu Sondrio, unweit Valtellina, im damaligen Herzogtum Mailand geboren. Das Ordenskleid der Karmeliten hatte er im Jahr 1716 zu Neapel angezogen. Im Kloster bestrebte er sich jeglicher Tugend. Besonders zeichnete er sich durch eine tiefe Demut und eine große Andacht zum heiligsten Altarsakrament, wie auch zur seligsten Jungfrau aus. Der Herr hatte so großes Wohlgefallen an ihm, dass er ihn durch zahlreiche Wunder in auffallender Weise verherrlichte. Am 17. Januar 1763 rief er ihn im Kloster der heiligen Maria aus diesem Leben zu sich ins Jenseits.

 

Gebet am 17. Januar

 

O Mutter der Barmherzigkeit, ich weiß, dass du deine Freude daran findest, dass du deine Ehre darein setzt, wenn du dem Elendsten helfen kannst. Und dem kannst du immer helfen, wenn er nur nicht hartnäckig sich dir widersetzt. Siehe, ich bin ein Sünder, aber ich will mich bekehren, ich will mein Leben ändern. Du kannst mir helfen, Maria. Nun so hilf mir und mache, dass ich selig werde. Heute noch übergebe ich mich dir ganz. Sage mir nur, was ich zu tun habe, um meinem Gott zu gefallen, und ich will es tun. Ja, ich hoffe, dass ich es mit deiner Hilfe tun werde, o Maria, die du meine Mutter, mein Licht, mein Trost, meine Zuflucht, meine Hoffnung bist. Amen. 

 

Zum heiligen Antonius

 

Bitte für mich, heiliger Antonius, dass ich immer wachsam und demütig bin, und dadurch die Nachstellungen des Teufels überwinde, und den Fallstricken der Welt entgehe, damit ich dann, wenn die Bande dieses Lebens zerreißen, auf immer von allen Gefahren befreit, und in die Freiheit der Kinder Gottes aufgenommen werde, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Am heutigen Tag im Jahr 1235 wurde der Orden Unserer Lieben Frau von der Erlösung der Gefangenen vom Papst Gregor IX. gutgeheißen. Die seligste Jungfrau, die dem heiligen Raimund von Pennafort und Petrus Nolaskus, wie auch dem König in Aragonien Jacob I. erschienen ist, hat diesen Orden veranlasst.

 

Andacht am 17. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Der Berg Calvaria ist der Berg Christi; die Liebe, die nicht dem Leiden entspringt, ist eine schwache Liebe." (Der heilige Franziskus von Sales)

"Betrachten wir unseren göttlichen Heiland am Kreuz, wie auf dem Altar der Liebe ausgespannt, wo Er aus Liebe zu uns stirbt. Warum, ach, schwingen wir uns nicht im Geist zu Ihm, dass wir an demselben Kreuz mit Ihm sterben, der uns zu Liebe sterben wollte!" So der genannte Heilige.

Als die Heiligen Marcus und Marcellinus an Händen und Füßen mit Nägeln fest geheftet waren, sprachen sie zu dem Tyrannen, der sie so hatte martern lassen: "Nie durchströmten uns größere Wonnen, als seit wir um der Liebe Christi willen hier sind!" Wenn das Kreuz Christi in unseren Herzen lebt, dann werden die schwersten Kreuze uns leicht vorkommen.

Der heilige Franziskus von Assisi sprach einst unter schweren Leiden zum Herrn: "Herr, mein Gott, ich danke Dir für alle Leiden, die Du mir zusendest! Lass mich hundert Mal mehr leiden, wenn es Dir also wohlgefällig ist. Sehr erfreulich wird es mir sein, wenn Du meiner hienieden nicht schonst, wofern dies Dein Wille ist, denn die Erfüllung Deines heiligen Willens ist mir ein überfließender Quell des Trostes."

 

Herr, ich habe gesündigt, und verdiene zu leiden und zu sterben! Nur einen Leib habe ich, und ich opfere ihn Dir als Dein Eigentum. Schlage, schneide, verbrenne dies Schlachtopfer; lass mich Buße tun für meine und meiner Brüder und Schwestern Sünden! - Schlägst Du mich jedoch mit Schmerzen, so verleihe mir sogleich die Gnade, sie mit Geduld auszuhalten. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 17. Januar

 

"Wer nicht angegriffen ist,

kann nicht kämpfen

und niemand kann ohne Kampf die Palme erringen,

die nur dem Sieger gebührt."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 17. Januar - Vom Eifer für die Religion

 

Steh mir, Herr, mit Kraft zur Rechten,

Deine Wahrheit zu verfechten

Wider jene blinden Rotten,

Die dein heil`ges Licht verspotten.

 

1. Wir alle, die wir unter die Fahne Jesu Christi uns gereiht haben, und mit dem heiligen Chrisam zu Streitern seiner Kirche gesalbt wurden, sind verpflichtet, jeder nach seiner Weise, Eifer für unseren Glauben zu bezeigen, und fest im Kampf wider seine Feinde zu stehen. Nicht mehr blutig zwar, wie in den ersten Jahrhunderten, sind nun diese Kämpfe. Aber eine andere, weit gefährlichere Verfolgung erhob sich mitten im Schoß der Kirche, da viele ihrer undankbaren Kinder ihre Gesetze verachten, und auch andere zu ihrer Verachtung verleiten. Dies Ärgernis aber wird immer allgemeiner, weil niemand sich widersetzt. Und selbst die aufrichtigsten Gegner verkennen diese Kirche, weil ihre Bekenner durch ihre Sitten sie entstellen und entehren.

 

2. Nicht jeder zwar hat Kenntnisse und Einsicht genug, das Irrgerede der Gottlosen zu widerlegen. Alle aber können wir durch ein frommes und aufrichtiges Leben die Feinde der Religion beschämen, und unser Missfallen an ihren gottlosen Behauptungen aussprechen, oder, gestatten Rücksichten auf Rang, Würde oder höheres Alter auch dies nicht, wenigstens durch ernstes Stillschweigen unsere inneren Gesinnungen kund geben. Schwer versündigen sich, die aus sogenannter Klugheit und Nachgiebigkeit mit den Feinden der Religion gleichsam übereinstimmen, obwohl sie auch im Herzen anders denken. Schlechte Kinder sind dies, die, um den Feinden ihrer Mutter nicht zu missfallen, selbst sie schmähen und beschimpfen. 

 

3. Viele verloren zur Strafe für diese Feigherzigkeit den Glauben, die beleidigte Gnade entzog ihnen ihr Licht und ihre Salbung, sie versanken in Gleichgültigkeit, und zuletzt in gänzlichen Unglauben. Wer vor einem Ungläubigen zittert, der wird vor einem Tyrannen den Glauben verleugnen. Tausende und abermals Tausende heiliger Märtyrer verteidigten den Glauben mit ihrem Blut und leben: was aber hast du bei der Verteidigung des Glaubens zu fürchten? Den Spott und die Verachtung der Welt. Großer Ruhm vor Gott ist das, ein Ruhm, den du mit den Aposteln, den Propheten und den Märtyrern teilst. Lukas 9,26: "Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn schämen, wenn er in seiner Hoheit kommt und in der Hoheit des Vaters und der heiligen Engel."

 

18. Januar

 

Die heilige Prisca, Jungfrau und Martyrin von Rom,

+ 18.1.64 - Fest: 18. Januar

 

Ihrer ungeschichtlichen Lebensbeschreibung zufolge war Prisca die dreizehnjährige Tochter eines römischen Konsuls unter Kaiser Claudius I. Während der Christenverfolgung verhaftet und zum Tod verurteilt, wurde sie nach langen Qualen mit dem Schwert enthauptet.

 

Dargestellt wird Prisca mit ein oder zwei Löwen, die ruhig zu ihren Füßen liegen. Andere Bilder zeigen sie im Grab liegend und von zwei Adlern bewacht. Häufig wird sie auch mit Palme und Schwert abgebildet.

 

Aus dem Römischen Martyrologium:

 

Prisca, die Tochter einer angesehenen Familie, wurde von zarter Kindheit an in der christlichen Religion erzogen, lebte so fromm und tugendhaft, dass man sie als eine Christin erkannte, und dem heidnischen Kaiser Claudius auslieferte. Sie war eine blühende Jungfrau und in einem Alter von 13 Jahren, als sie vor dem Richterstuhl des Kaisers erschien, der durch ihre liebliche Gestalt und ihre Sanftmut selbst gerührt wurde, und befahl, man sollte sie mit aller Schonung behandeln, und nachdem sie im Tempel des Apollo geopfert haben würde, ihr die Freiheit geben. Da sie sich aber standhaft weigerte, dem Götzen ein Opfer zu bringen, wurde sie bis aufs Blut mit Ruten geschlagen und in ein Gefängnis geworfen, wo sie durch die traurige Einsamkeit und durch den Schmerz ihrer Wunden zum Abfall vom christlichen Glauben bewogen werden sollte. Allein die Bekennerin stärkte sich während dieser Zeit durch ein inniges Gebet auf den ihr bevorstehenden Todeskampf und zeigte im zweiten Verhör einen solchen Mut, für Jesus ihren Heiland und Erlöser alles zu dulden, dass sie nach einer grausamen Geißelung zum Tode verurteilt wurde. Drei Tage schmachtete sie noch im Kerker, in dem sie, verwundet am ganzen Körper, heilige Psalmen sang, und dann wurde sie im Beisein einer unzähligen Menge Volkes einem heißhungrigen Löwen vorgeworfen. Zum Staunen aller Heiden trat das wilde Tier erschrocken von ihr zurück, aber diese, grausamer als der Löwe, banden die Heilige an eine Säule, zerfleischten mit eisernen Krallen ihren zarten Körper, und warfen sie zuletzt auf einen brennenden Scheiterhaufen, aus dem sie unversehrt hervorging. Die Wut der Heiden, die sich von einer schwachen Jungfrau besiegt sahen, stieg dadurch auf das höchste, und weil sie das Wunder dieses christlichen Heldenmutes für Zauberei hielten, führten sie die Martyrin aus der Stadt und enthaupteten sie. Ihren Leichnam beerdigten fromme Christen an der Straße nach Ostia, und ihre sterblichen Überreste werden zu Rom in der ihr zu Ehren erbauten Kirche aufbewahrt.

 

Die heilige Margarita von Ungarn, Prinzessin,

+ 18.1.1270 - Fest: 18. Januar

 

Im Diadem einer Königin glänzen neben den Edelsteinen kostbare Perlen, deren Wert manchmal Millionen aufwiegt. In dem Schmuck der Königin aller Heiligen bemerken wir einen strahlenden Kranz echter Perlen, die jungfräulichen Seelen darstellend, die ihrem erhabenen Vorbild treu nachgefolgt sind. War Maria die erste, die erhabenste und vollkommenste Jungfrau, die sich durch das Gelübde der steten Jungfräulichkeit und Keuschheit Gott verband, so haben ihr im Lauf der christlichen Jahrhunderte tausende und tausende edler Jungfrauen und Jünglinge nachgeeifert, um gleich ihr am Thron des makellosen Gotteslammes in weißen Kleidern stehen zu dürfen. Eine dieser edlen, reinen Jungfrauen war Margarita, die Tochter des Königs Bela IV. von Ungarn.

 

Als die Mongolen, wie einst bei der Völkerwanderung, das asiatische Steppenland verließen und Ungarn mit Feuer und Schwert verwüsteten, floh der bedrängte König mit den Seinigen nach Dalmatien. In seiner äußersten Bedrängnis gelobte er, das Kind, das seine Gattin bekommen würde, dem Dienst der Kirche zu weihen. Die Königin gebar eine Tochter, die in der heiligen Taufe den Namen Margarita (d.h. Perle) empfing. Der Name des Kindes entsprach ihrem späteren Leben, denn sie wurde eine Perle unter den Jungfrauen. Die Königstochter hatte noch nicht ihr viertes Lebensjahr vollendet, als ihre Eltern sie den Dominikanerinnen zu Vesprin übergaben. Nicht lange danach erbaute der König ein Kloster desselben Ordens auf einer Donauinsel zwischen Ofen und Pesth und ließ seine Tochter dorthin bringen. Hier legte Margarita in einem Alter von zwölf Jahren die Ordensgelübde ab.

 

Die junge Nonne bildete sich mit außerordentlichem Fleiß in den Wissenschaften und weiblichen Handarbeiten aus, besonders drang sie tief in die Kenntnis der Religion ein und übertraf darin viele Erwachsene. Ihre Andachtsglut und ihre Liebe zu göttlichen Dingen würdigte sie besonderer Erleuchtungen. In ihrer Demut und Selbstverleugnung wollte sie als niedrigste Magd angesehen werden und wurde immer betrübt, wenn man sie an ihre vornehme Geburt erinnerte. Mehrere Fürsten bewarben sich um die Hand der schönen Prinzessin und ihre Eltern wollten Dispens für sie erwirken, sie aber erklärte voll Entrüstung, sie wolle lieber ihr Leben verlieren, als ihr Ordenskleid.

 

Margarita war das Muster einer vollkommenen Ordensfrau. Obgleich sie ihre Seele von jedem Schatten der Sünde rein bewahrte, so betrachtete und behandelte sie sich als die größte Sünderin. Sie schlief auf dem Boden ihrer Zelle, nur mit einem rauen Fell bedeckt, einen Stein als Kopfkissen unter ihrem Haupt. Suchte sie Gott mit einer Krankheit heim, so verbarg sie sorgfältig ihre Schmerzen, damit man sie nicht nötige, die den Kranken gestatteten Erholungsmittel zu gebrauchen.

 

Behandelte Margarita sich selbst mit aller Strenge, so zeigte sie gegen andere eine außerordentlich zarte und wohlwollende Liebe. Erhielt eine ihrer Mitschwestern einen Verweis oder eine Strafe, so wünschte sie sehnlichst, anstatt ihrer diese Verdemütigung zu leiden. Schien eine Mitschwester auch nur die geringste Abneigung gegen sie zu hegen, so warf sie sich ihr zu Füßen und bat um Verzeihung. Erhielt sie von ihren königlichen Eltern Geschenke, so wandte sie diese den Armen zu. Den Kranken erwies sie die niedrigsten Dienste ohne Abscheu und Ekel. So wurde sie allen alles.

 

Eine besondere Verehrung hegte Margarita zum heiligen Kreuz. Von dem Kreuz, an dem unser Erlöser für die Sünden der Menschheit gestorben war, trug sie stets eine Partikel bei sich und küsste sie oft mit tiefster Verehrung. Vor dem Kreuzaltar der Klosterkirche kniete sie oft in tiefster Andacht nieder und rief voll Inbrunst den heiligen Namen Jesus an. Während der Anhörung der heiligen Messe und beim Empfang der heiligen Kommunion rannen gewöhnlich Tränen der Rührung von ihren Wangen. Am Vorabend des Tages, wo sie die heilige Kommunion empfing, nahm sie keine andere Nahrung zu sich, als Wasser und Brot, und brachte die Nacht im Gebet zu. Am Tag, wo sie sich mit ihrem göttlichen Heiland im Mahl der Liebe vereinigt hatte, genoss sie erst am Abend ein wenig Speise. Aus ihrer Liebe zu Jesus entquoll auch die innige Verehrung zu seiner heiligen Mutter. An den Festtagen der allerseligsten Jungfrau strahlte das Angesicht ihrer warmen Verehrerin von heiliger Freude und Inbrunst und in ihrem Herzen sprossen neue Entschlüsse auf, der Königin der Jungfrauen möglichst ähnlich zu werden.

 

Wegen ihrer vorzüglichen Tugenden wurde Margarita zur Äbtissin des Klosters erwählt. In ihrem Amt verdoppelte sie ihren Bußeifer, las eifrig in den heiligen Schriften, betrachtete andächtig die ewigen Wahrheiten und vervollkommnete ihre eigene Seele, wie die Seelen ihrer Mitschwestern. In der Blüte ihrer Jahre, in einem Alter von 28 Jahren, rief sie Gott im Jahr 1270 zu den ewigen Freuden des Himmels, um dort als auserwählte Perle zu glänzen im Ehrenkranz der Königin aller Jungfrauen. Das Kloster, das Margarita mit dem Glanz ihrer Tugenden erfüllte, wurde später von den Türken zerstört, aber heute noch wird die Insel nach ihrem Namen Margareteninsel genannt. Die Stadt Preßburg bewahrt voll Ehrfurcht ihre Reliquien.

 

Der heilige Deikola, Abt und Bekenner von Lure, Frankreich,

+ 18.1.625 – Fest: 18. Januar

 

Der heilige Columban hatte sich mit zwölf Mönchen von Irland nach Frankreich begeben, um dort unter der Regierung des Königs Siegeberts die Überreste des Heidentums zu vertilgen. Zu diesem Ende errichtete er zu Luxeu und Fontaines Klöster, um Glaubensprediger zu bilden und durch sie die Sitten der Landbewohner zu mildern. Nach dem Tod des Königs kam Theodorich zur Regierung, dessen rachgierige Mutter den heiligen Columban so heftig verfolgte, dass er mit seinen Jüngern das Königreich verlassen und sich nach Italien flüchten musste. Weil ihm Deikola, der sich unter der Zahl seiner Schüler befand, wegen Schwäche seiner Füße nicht folgen konnte, nahm er Dienste bei einem Hirten zu Lure und hütete die Schweine. Seine Tugenden und seine Treue und Redlichkeit erregten ihm Feinde, die ihm das Leben auf mancherlei weise verbitterten und schließlich sogar den Entschluss fassten, ihn zu ermorden. Aber er entging ihren Nachstellungen dadurch, dass er sich in einer Feldkapelle verbarg, in der ihn Waisarius, der Gutsherr dieser Gegend, auf die Anklage seiner Feinde hin, gefangen nehmen und in ein Gefängnis werfen ließ, um ihn über die ihm zur Schuld gelegten Verbrechen zu bestrafen. Aber plötzlich wurde Waisarius von einer schweren Krankheit befallen, von der er nur dann erst geheilt wurde, als der heilige Deikola ihm die Hände aufgelegt hatte, für welche Wohltat ihm die fromme Bertildis, die Gemahlin des Gutsherrn, den Ort Lure schenkte, und da auch seine Unschuld entdeckt wurde, ihn so reichlich unterstützte, dass er eine Kirche und ein Kloster errichten konnte, in dem er mehrere Schüler versammelte, die nach seinem Beispiel und unter seiner Aufsicht zur christlichen Vollkommenheit herangebildet wurden. Als er die ganze Einrichtung in Ordnung gebracht hatte, reiste er nach Rom, übergab sein Kloster dem Schutz des obersten Hirten der Kirche, der es mit vielen Gnaden auszeichnete und mit kostbaren Reliquien beschenkte, und nach seiner Zurückkunft wählte er den Columbinus als Abt an seine Stelle und starb im hohen Alter geziert mit Frömmigkeit und allen christlichen Tugenden.

 

Die gottseligen Diener Mariens Karl und Israel,

Sohn und Bruder der heiligen Brigitta von Schweden – 

Gedenken am 18. Januar

 

Die heilige Brigitta aus Schweden hatte einen einzigen Sohn, Karl genannt, der ihr überaus lieb war, und den sie aufs Trefflichste erzog. Nach dem Beispiel seiner Mutter erzeigte er der seligsten Jungfrau die innigste Verehrung, besonders betete er zu ihr den heiligen Rosenkranz.

 

Karl wurde ein ausgezeichneter Kriegsmann, nicht minder berühmt und geehrt auch in Zeiten des Friedens, doch unverhofft und in seinem besten Alter wurde er vom Leben abberufen und vor den Richterstuhl Gottes geladen.

 

Brigitta befand sich gerade auf einer Wallfahrt ins Heilige Land, erschrak ob dieser traurigen Botschaft gar sehr, war besorgt wegen des Heils seiner Seele, fiel nieder auf die Knie und bat die Jungfrau Maria inniglich mit Gebet, Weinen und Seufzern, sie wolle ihr doch offenbaren die Beschaffenheit und den dermaligen Wohnort ihres Sohnes Karl.

 

Die heiligste Gottesgebärerin erschien ihr alsbald im Gebet und erzählte ihr, wie ihr Sohn im letzten Augenblick des Lebens vom Satan angefochten wurde, dass aber sie und der heilige Schutzengel dem Sterbenden beigestanden habe und zwar besonders, weil Brigitta selbst stets eine große Verehrung zur seligsten Jungfrau getragen und immer ein frommes reines Leben geführt habe. Auf Maria Begehren wurde also die Seele Karls aller Schuld und Sünde ledig gesprochen, weil er selbe noch vor seinem Tod aufrichtig bereut hatte, obwohl ihm die Zeit zur Ablegung der Beicht gemangelt habe, und ist somit in die ewige Seligkeit aufgenommen worden.

 

Im Anschluss an diese lehrreiche Begebenheit und Offenbarung mag hier Platz finden noch die Erzählung von dem rührenden Tod des tapferen und mutigen Bruders der heiligen Brigitta, mit Namen Israel.

 

Dieser große Mann, der von der Mutter Gottes zum Anführer des Heeres erwählt worden war, das der König von Schweden gegen die Ungläubigen aufstellte, bekam durch die Vermittlung der gebenedeiten Jungfrau eine Verstärkung vom Himmel. Sie hatte nämlich Brigitta, seiner Schwester, die Verheißung gegeben, dass sie ihm als Führerin dienen und seinen Namen im Himmel wie auf Erden geehrt machen werde, so dass alle bekennen müssten, er habe sich edelmütig diesem Unternehmen hingegeben und sei ein treuer Diener des Herrn gewesen. Sie fügte hinzu, dass sie mütterlich für ihn sorgen und ihn auf einem Weg zu sich ziehen werde, woran er nicht denke, der aber für sein Heil der geeignetste sei. Sie erfüllte es ebenso getreulich, wie sie es wahrhaftig verheißen hatte. Denn als Israel mit seinem Heer ausgezogen war, um gegen die Ungläubigen, die Feinde Gottes und seines heiligen Namens, zu kämpfen, kam er nach einigen Jahren in die Stadt Riga, wo er erkrankte. Da er durch einen geheimen Wink erfuhr, dass er nicht mehr genesen werde, so begab er sich mit einigen von seinen Leuten in die Kirche, warf sich da demütig vor einer Statue der seligsten Jungfrau nieder, die wegen verschiedener Wunder, die da geschahen, sehr berühmt war, zog einen wertvollen Ring von seinem Finger und steckte ihn an den seiner süßesten Mutter, indem er sprach: „Du bist meine Herrin und Meisterin, du hast mir durch tausend Züge der Milde untrügliche Zeichen deiner Liebe gegeben, wofür ich keinen anderen Zeugen will, als dich selbst. Deshalb lege ich meinen Leib und meine Seele in die Arme deiner liebevollen Vorsehung und bitte dich, in dieser meiner traurigen Lage für den geringsten aber ergebensten deiner Diener eine besondere Sorge zu tragen.“ – Nachdem er das gesagt hatte, kehrte er in seine Wohnung zurück, wo er, nachdem er die heiligen Sakramente der Kirche empfangen hatte, mit so großer Gottergebenheit starb, dass alle Umstehenden davon gerührt und erbaut wurden. Um dieselbe Zeit erschien die glorreichste Jungfrau der heiligen Brigitta, und setzte sie von dem Abscheiden ihres guten Bruders in Kenntnis mit der Versicherung, dass er keiner von denjenigen gewesen sei, die sie mit einem geteilten Herzen lieben, sondern dass er ihr mit seinem ganzen Wesen zugetan war, und zum Zeichen dessen habe sie den Ring angenommen, den er ihr darreichte. Übrigens sei es nicht ohne eine ganz besondere Vorsehung geschehen, dass er außerhalb seines Landes gestorben ist, sondern es sei so verordnet worden, damit die Tränen und Leidbezeugungen der Seinigen sein Herz nicht erweichten und ihn nicht hinderten, die Welt mit all der Großmütigkeit zu verlassen, die sich für einen christlichen Ritter gezieme. 

 

Der heilige Leobard von Tours, Einsiedler in Frankreich,

+ 18.1.593 – Fest: 18. Januar

 

Der heilige Klausner Leobard wurde von einer vornehmen Familie in Auvergne geboren. Schon in seiner frühesten Jugend bemerkte man, dass er an nichts anderes als an göttlichen Dingen Geschmack hatte. Als er in die öffentlichen Schulen geschickt wurde, um die weltlichen Wissenschaften zu erlernen, verwandte er die Zeit der Erholung zum Auswendiglernen der Psalmen und zum Lesen frommer Bücher. Kaum hatte er ein mannbares Alter erreicht, als seine Eltern ihn überreden wollten, in den Ehestand zu treten. Schließlich gab er ihren heftigen Wünschen nach und traf seine Wahl nach der Tugend derjenigen, die seine Lebensgefährtin werden sollte. Das Verlöbnis wurde mit der gewöhnlichen Feierlichkeit begangen und er machte seiner Braut die üblichen Hochzeitsgeschenke. Allein Gott, der andere Absichten mit seinem Diener hatte, ließ zu, dass die Hochzeitfeier durch einen schnellen Tod seiner Eltern unterblieb. Einige Zeit später besuchte Leobard einen seiner Brüder, um ihm alle Zeichen der geschehenen Verlobung zu übergeben.

 

Der Anblick eines Bruders, der im Wein gleichsam begraben lag, durchdrang ihn mit dem lebhaftesten Schmerzgefühl. Er ging bei Seite, um ungestört die Ausschweifungen dieser verdorbenen Welt beweinen zu können. Er schlief schließlich ein und erwachte erst gegen Mitternacht. Sogleich erhob er sich, fing an zu beten und brachte den übrigen Teil der Nacht damit zu, dass er Gott für die erhaltenen Gnaden dankte und ihn um die Erleuchtung bat, deren er bedurfte, um seinen Beruf zu erkennen.

 

Mit Tagesanbruch bestieg er sein Pferd, um Gott beim Grab des heiligen Martin von Tours, wo viele Wunder geschahen und das das Orakel Frankreichs war, um Rat zu fragen. Nachdem er einige Tage in der Kirche des heiligen Bischofs gebetet hatte, schiffte er über die Loire und schloss sich bei der Abtei Marmoutier in eine kleine, in den Felsen ausgehauene, Zelle ein, die kürzlich von einem Klausner, namens Alarich, verlassen worden war, der sich in tiefere Einsamkeit zurückgezogen hatte. Dies ereignete sich im Jahr 571, im zehnten der Regierung der drei Brüder Guntram, Chilperich und Sigebert. Durch das Lesen und die Betrachtung der Heiligen Schrift fühlte er jetzt noch lebendiger die Wahrheiten, deren Samen Gott schon früh in sein Herz gelegt hatte. Mit Fasten, Wachen, Beten, Psalmsingen und Lesen verband er noch die Handarbeit, die darin bestand, dass er die heiligen Bücher abschrieb und mit einer Spitzhacke den Felsen aushöhlte. Er hatte eine so geringe Meinung von sich selbst, dass seine Demut mehr in Erstaunen setzte, als selbst die Wunder, die Gott durch ihn wirkte. Einige Jahre später sah der Heilige sich genötigt, Schüler aufzunehmen. Sie lebten in Zellen, die rings um seine herum errichtet waren. Ein kleiner Zwist, der unter zwei seiner Brüder ausgebrochen war, betrübte ihn aber so sehr, dass er sich entschloss, seine Zelle zu verlassen, um sich fern von einem Ort, wo der Friede nicht herrschte, eine Wohnung zu suchen. Allein der heilige Gregor, der Bischof von Tours, sein Hauptratgeber, brachte ihn von diesem Vorhaben ab, indem er ihm sagte, es kann nur vom Versucher herkommen. Als unser Heiliger so zweiundzwanzig Jahre in seiner Zelle zugebracht hatte und fühlte, dass sein Ende herannaht, begehrte er die heilige Wegzehr, die ihm auch gegen Ende Dezember vom heiligen Gregor gereicht wurde. Er sagte es voraus, dass ihn der Herr noch vor Ostern aus dieser Welt nehmen wird, was auch wirklich geschah, denn er starb an einem Sonntag, am 18. Januar 593 (Aus anderen Quellen: 15. oder 22. Februar.) Der heilige Gregor von Tours erzählt mehrere Wunder, die Gott durch seinen Diener gewirkt hatte. Den Berichten dieses Schriftstellers kann man um so mehr trauen, weil er von den meisten Tatsachen, die er erzählt, Augenzeuge war.

 

Der heilige Wolfried von (Ulfried),

Missionar und Märtyrer in Schweden, OSB,

+ 18.1.1028 – Fest: 18. Januar

 

England war das Vaterland dieses Heiligen und wurde lange Zeit durch seine Tugenden erbaut, durch seine Wissenschaften erleuchtet und durch seine Predigten unterrichtet. Schließlich aber trieb ihn die Begierde, den Ungläubigen das Wort des ewigen Lebens zu verkündigen, über das Meer zu setzen. Nachdem er einige Zeit in den nördlichen Ländern Deutschlands gepredigt hatte, führte ihn sein Eifer nach Schweden, wo damals der fromme Olas (Olof) II. regierte. (Dieser Fürst war der erste, der den Titel eines Königs von Schweden angenommen hat. Seine Vorfahren wurden schlechthin Könige von Uppsala genannt.) Die Predigten und Beispiele des Heiligen brachten bald da die glücklichsten Wirkungen hervor. Als er danach zur bischöflichen Würde erhoben worden war, arbeitete er mit neuem Eifer, das Licht des Evangeliums überall zu verbreiten. Eines Tages, da er in heiligem Feuer gegen die Frevel des Heidentums gepredigt hatte, ergriff er eine Axt, um den großen Götzen des Landes, Torstans oder Thor genannt, in Stücke zu zerschlagen. Der König selbst unterstützte ihn bei diesem Werk mit seinem Ansehen. Allein die Heiden gerieten in Wut, stürzten über ihn her und ermordeten ihn auf der Stelle. Dies geschah im Jahr 1028. 

 

Der heilige Fazius von Cremona, Goldschmied und Ordensstifter,

+ 18.1.1272 – Fest: 18. Januar

 

Kein Stand in der bürgerlichen Gesellschaft ist von den Wegen der Vollkommenheit ausgeschlossen. Und wirklich kann auch das Christentum Tugendhelden aller Art aufzeigen, die offenbar beweisen, dass nach Gottes gütiger Anordnung die Religion seines eingeborenen Sohnes zur Weltreligion bestimmt ist, die alle Zeiten und alle Länder in ihrem Schoß vereinigen soll.

 

Fazius wurde geboren um das Jahr 1190 zu Verona, im lombardisch-venezianischen Königreich, von frommen Eltern, die ihn frühzeitig schon zur Andacht und Arbeit anhielten und ihn die Goldschmiedekunst lernen ließen. Da er es durch seinen tätigen Fleiß so weit brachte, dass man ihm großes Vertrauen schenkte und sein Hauswesen erfreulich aufblühte, wurde dadurch der Handwerksneid bei anderen seiner Mitbürger erregt, die ihm deshalb auf alle mögliche Weise Bedrängnis antaten. Nachdem er lange Zeit diese Verfolgungen ausgehalten hatte, verließ er seine Vaterstadt und begab sich nach Cremona, wo er das ganze Ergebnis seines Kunstfleißes den Armen und den Kirchen schenkte. Dadurch erwarb er sich die Liebe aller Einwohner und wurde als Vorstand des Armen-Vereins gewählt.

 

Indes schien es ihm nicht zu genügen, dass man seinen Feinden ausweicht, sondern man muss sich auch mit ihnen, nach dem Befehl unseres göttlichen Meisters, wieder versöhnen. Bald reifte in ihm der Entschluss, in seine Geburtsstadt zurückzukehren. Ungern entließen ihn die Cremoneser. Sie boten alles auf, um ihn von seinem Vorhaben abwendig zu machen. Es war vergebens. Fazius zog ab. Als er aber zu Verona anlangte, waren ihm seine Feinde durch ihre boshaften Umtriebe schon zuvorgekommen. Sie legten bei der Obrigkeit Klagen gegen ihn ein, bestachen käufliche und lügenhafte Zeugen gegen ihn, und bald nach seiner Ankunft wurde er in den Kerker geworfen, in dem er, wiewohl jeder von seiner Unschuld überzeugt war, verbleiben musste, bis die göttliche Vorsehung einen ganz besonderen Umstand zu seiner Befreiung herbeiführte.

 

Zu jener Zeit wurden die Veroneser von den Mantuanern plötzlich mit einem Krieg heimgesucht, und da sie allein ihren Feinden nicht zu widerstehen vermochten, fragten sie bei ihren Nachbarn um Hilfe an, wie denn auch bei den Cremonesern, die ihnen wirklich Hilfsleute schickten, doch unter der ausdrücklichen Bedingung, dass sie den ohne Schuld verhafteten Fazius frei geben müssten. Die Behörde von Verona willigte in das Begehren um so bereiter ein, weil sich mittlerweile niemand vorfand, der dem frommen Gefangenen das angeschuldigte Vergehen nachzuweisen vermochte. Fazius wurde demnach entlassen, mit der Erlaubnis, entweder zu Verona oder anderswo sich ansässig zu machen. Er zog Cremona zu seinem Aufenthaltsort vor, und war fest entschlossen, daselbst sein irdisches Leben zu beschließen.

 

Der gottesfürchtig eifrige Mann erbaute sich eine Kapelle und stiftete einen geistlichen Männer-Verein, dem er den Namen: „Orden des Heiligen Geistes“ zulegte. Der Zweck des Ordens war es, die Kranken zu verpflegen, die Gefangenen zu besuchen, die Armut aufzufinden und zu trösten, und andere Liebeswerke auszuüben. Fazius unternahm viele fromme Reisen, unter anderen eine nach Spanien zum Leichnam des heiligen Jakobus.

 

Der Bischof von Cremona, der des gottseligen Fazius unbescholtenes Leben und seine Klugheit sehr bewunderte, ernannte ihn zum Generalvisitator der Klöster seines Bistums. Fazius verwaltete dieses Amt mit der genauesten Gewissenhaftigkeit, bis er am 18. Januar 1272, im Alter von 82 Jahren, an einem heftigen Fieber starb. Er vermachte sein ganzes Vermögen dem Hospital zum Heiligen Geist. Er besaß im irdischen Leben die Wundergabe und auch nach seinem Tod geschahen Wunder auf seine Fürbitte hin. Er wird noch jetzt zu Cremona als ein vorzüglicher Heiliger verehrt. Obgleich er nicht feierlich unter die Zahl der Heiligen aufgenommen worden ist, so befindet er sich doch im Verzeichnis der Heiligen Italiens und der apostolische Stuhl bestätigte sein Offizium für die Kirchen von Cremona und Verona.

 

Der ehrwürdige Nikolaus Molinari, Kapuziner, Bischof,

+ 18.1.1792 - Gedenktag: 18. Januar

 

Leben

 

Nicolaus (Taufname Joseph), Sohn der frommen Eltern Carl und Cäcilia Molinari zu Lagonero im Königreich Neapel, wurde am 10. März 1707 geboren. Das Kind kam, erst neun Tage alt, durch einen Fall dem Tod nahe. Die Mutter weihte es durch Gelöbnis dem Kapuzinerorden - und sogleich war es geheilt. Als der selige Pater Angelus von Acri, Kapuziner und Missionar, nach Lagonero kam, beichtete ihm der 12jährige Joseph und bat um Anleitung zur Frömmigkeit. Der Selige gab sie ihm und prophezeite auch, er werde Kapuziner, Bischof und sein Advokat werden, was sich auch erfüllte. Mit 23 Jahren trat er in den Kapuzinerorden und erhielt den Namen Nicolaus. Er strebte eifrigst nach Vollkommenheit. Nach Vollendung der Studien wurde er Priester, dann Novizenmeister, Guardian und Missionar. Er durchzog nun ganz Italien und hielt sehr viele Missionen ab, wobei er ungemein viel wirkte durch seine feurigen Predigten, die durch Wunder unterstützt wurden. Als Postulator war er besonders eifrig tätig für die Verherrlichung des Dieners Gottes, des Bruders Georg von Augsburg und des ehrwürdigen Angelus von Acri. Ebenso eifrig war er für die Seligsprechung des Bruders Bernard von Corleone und die Heiligsprechung des seligen Bruders Seraphin tätig. Papst Pius VI. ernannte ihn zum Bischof von Scala und Ravello. Nach fünf Jahren resignierte Nicolaus 1778. Der Papst nahm die Resignation an, übertrug ihm aber dafür das Bistum Bovino. Er war eine Leuchte für seine Diözese und erfüllte seine schweren Pflichten genau. Ungeachtet der Schwächen des Alters übte der Diener Gottes noch die gewohnten strengen Bußwerke und trug ein mit Nägeln besetztes Kreuz auf der Brust. Am 18. Januar 1792 schied der fromme Bischof zu Bovino aus diesem Leben ohne Todeskampf unter Ausrufung der heiligen Namen Jesus und Maria. Gott verherrlichte ihn auch nach dem Tod durch Wunder. Am 30. September 1842 wurde er vom Papst Gregor XVI. für ehrwürdig erklärt. Sein Seligsprechungsprozess ist im Gang.

 

Lehre

 

Auf die Frage, was er denn mit den Einkünften tue, erklärte der ehrwürdige Bischof: "Es rufen die Armen danach, es rufen die Witwen, es rufen die Jungfrauen, es rufen die Kirchen." Der Klerus ließ seinen ehrwürdigen Leichnam im Dom geziemend beisetzen und bezahlte alle Auslagen, weil sich gar nichts mehr vorfand. Der ehrwürdige Bischof hatte alles verschenkt. Trennt euch, o Christen, noch im Leben von euren Schätzen, die ihr doch im Tod verlassen müsst, wenigstens durch ein vor Gott verdienstliches rechtzeitiges Testament zum Heil eurer Seelen und gebt vom Überfluss noch zu euren Lebzeiten Almosen, was euch viel nützlicher ist, als alles Gute, was erst nach eurem Tod geschehen soll (und von den lachenden Erben nicht selten unterlassen wird).

 

Mutter Maria Eleonora Theresia vom Kreuz

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 18. Januar 1762 starb zu Köln Mutter Maria Eleonora Theresia vom Kreuz. Mutter Eleonora, die in der Welt Amalia Augusta Maria Anna hieß, war die älteste Tochter des Pfalzgrafen Theodor Eustach von Wittelsbach und am 7. Juni 1693 zu Sulzbach geboren. Am 27. Januar 1714 trat sie in das Lorettokloster der Karmelitinnen zu Köln ein. Der Wille ihrer Oberen führte sie in das Kloster zu Düsseldorf, dem sie 12 Jahre als Priorin vorstand. Nach Ablauf ihrer letzten Amtszeit kehrte sie wieder in das geliebte Lorettokloster zurück. Daselbst starb sie als Subpriorin am 18. Januar 1762.

 

Gebet am 18. Januar

 

Maria, stehe mir bei, Maria, hilf mir. Besonders wenn der Tag kommen wird, da ich den letzten Kampf mit der Hölle zu bestehen haben werde. Wenn die Stunde meines Todes schlägt, dann, meine Königin, dann stehe mir besonders bei, dann erinnere du mich selbst daran, dass ich dich oft mit Herz und Mund anrufe, damit ich, wenn ich den Geist aufgebe, deines heiligsten Sohnes Jesus Namen im Mund habe, und dich die ganze Ewigkeit hindurch im Himmel preisen und loben und nie von dir getrennt werden möge. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, schenke Deiner Kirche Hirten nach Deinem Herzen, die ganz für ihr erhabenes Amt leben, seine Beschwerden mutig ertragen, und in allem nur auf Dich sehen. Uns aber gib die Gnade, dass wir durch unser Leben ihre Krone und Freude werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

In Sizilien wurde heute die seligste Jungfrau sowohl wegen ihrer ausnehmenden Gnadenwahl, als wegen ihrer besonderen Fürbitte und Leistung wundertätigen Beistands hoch verehrt.

 

Andacht am 18. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Wer da verlangt, beständig mit Gott vereint zu sein, der betrachte immerdar mit den Augen seines Herzens Christus, der am Kreuz stirbt. Aus den Wundmahlen des Erlösers gewinnt der Mensch die notwendige Stärke, nicht nur mit Geduld, sondern auch mit Freuden zu leiden." (Der heilige Bonaventura)

Als der heilige Ignatius, Bischof von Antiochien, verurteilt war, den reißenden Tieren vorgeworfen zu werden, schrieb er, bevor er noch an die Stätte seiner Marter kam, an die Römer einen Brief, worin sich ein lebendiges Verlangen nach Leiden ausspricht. "Lasst mich, meine Kinder," spricht er, "unter den Zähnen der Tiere zermalmt werden, auf dass ich ein wahrhaftes Getreidekorn Christi werde! Nichts suche ich, außer Denjenigen, der für mich gestorben ist. Der einzige Gegenstand meiner Liebe ist Er, der für mich gekreuzigt wurde; und die Liebe, die ich für Ihn hege, bewirkt das Verlangen in mir, für Ihn gekreuzigt zu werden."

Die heilige Gertrud sprach einst zu Christus: "O mein Erlöser, der Du mich so sehr liebtest, dass Du sogar für mich leiden und sterben wolltest, ich opfere Deiner Ehre aus Liebe alles, was ich bisher litt, was ich nun leide und künftig leiden werde! Sieh auf den Grund Deiner Liebe, die mich beseelt. Deine göttliche Liebe wirkt, dass ich mit Freuden leide. Leiden will ich, weil Du gelitten hast, und weil Du willst, dass ich leide; denn mehr liebe ich Dich, als ich mich selbst liebe."

 

O mein Erlöser, präge Dein heiliges und schmerzliches Leiden tief in mein Gedächtnis, in meinen Geist, in mein Herz und in mein Fleisch! Verleihe mir, nie zu vergessen, was Du für mich gelitten hast, und immerdar in Deinen heiligen Wundmahlen zu lesen, welch ein großes Übel die Sünde ist, und bis wohin Deine unermessliche Liebe ging! Gib mir, dass bei der Betrachtung Deiner Schmerzen mein Herz von Reue über meine Sünden und von Liebe zu Dir durchdrungen werde, und dass ich mich ohne Unterlass abtöte, Dir einigermaßen ähnlich zu werden! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 18. Januar

 

"Der Name Jesus ist eine unüberwindliche Schutzmauer.

Keine Perle und kein Schmuck ist dem Namen Jesu zu vergleichen.

Man glaubt, harmonische Harfentöne zu vernehmen,

wenn der Name Jesus ausgesprochen wird."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 18. Januar - Von erlaubten Unterhaltungen

 

Herr, in Freuden wie in Leiden

Ziele unser Herz nach dir.

O lass nichts uns von dir scheiden;

Denn für dich ja leben wir.

 

1. Unser Gott, der uns zu einer ewigen Glückseligkeit in seinem Schoß erschaffen hat, gestattet uns auch gern Erholungen von den Arbeiten und Mühsalen dieses Lebens, da solche Vergnügungen Mittel sind, den Überdruss zu heben, Leib und Seele zu erquicken, und aufs neue zu arbeiten und uns in seinem Dienst zu kräftigen. Indessen verbietet sein heiliges Gesetz uns nicht nur Missbrauch und Sünde, sondern heiligen auch sollen wir nach seiner Absicht sogar das unschuldige und erlaubte Vergnügen. Darum spricht die Schrift: "Es sollen die Gerechten sich freuen", fügt aber alsbald bei: "Vor dem Anblick Gottes." (Psalm 68,4-5) Denn dieser heilige Anblick kann allein uns vor den Fehlern bewahren, die bei Unterhaltungen so leicht unterlaufen.

 

2. So wie wir jeden Augenblick Atem holen müssen, die natürliche Hitze zu dämpfen, also ist auch die beständige Erinnerung an Gottes heilige Gegenwart uns notwendig, die Glut unserer ungeordneten Neigungen zu dämpfen, die selbst bei dem unschuldigsten Vergnügen uns unaufhörlich zur Sünde reizen. Fordert der Wohlstand von dir, dass du einem Gastmahl, einer häuslichen Unterhaltung oder einem Freudenfest beiwohnst, so stelle dir die Sittsamkeit vor Augen, mit der Maria und Jesus selbst der Hochzeit zu Kana beiwohnten. Ebenso erwäge die Weisheit seiner Worte, wenn er sich herabließ, bei einem Pharisäer zu speisen, und betrachte seinen liebevollen Ernst. Denn Jesus, sprechen die Väter, begab sich dahin nur, uns zu lehren, wie wir sogar unsere Unterhaltungen heiligen sollen.

 

3. Bedenke, dass die Augen des Herrn immer auf dir ruhen. Er liebt dich, und er hört es mit Wohlgefallen, wenn du ihm oft und wiederholt beteuerst, wie innig du ihn liebst. Sage ihm also mitten unter dem Gewirr, dass du ihn als den Urquell aller Freuden liebst. Gedenke seiner Güte, die das Elend der Menschen durch so freundliche Arzneien mildert. Und der Anblick dieser irdischen Freuden erinnere dich an die Freuden des himmlischen Jerusalems. Also pflegten die Heiligen den Unterhaltungen beizuwohnen, dass sie beim Weggehen von ihnen getrost hätten vor Gottes Richterstuhl erscheinen dürfen. Habakuk 3,18: "Dennoch will ich jubeln über den Herrn, und mich freuen über Gott, meinen Retter."

 

19. Januar

 

Der heilige Kanut (Knut), König und Martyrer von Dänemark,

+ 10.7.1086 – Fest: 19. Januar

 

Kanutus, ein Sohn Swenos, des zweiten Königs von Dänemark, vereinigte alle schönen Eigenschaften der Seele mit denjenigen des Leibes. Man übergab ihn früh der Leitung gelehrter Männer, unter denen er die schnellsten Fortschritte in jeder Wissenschaft machte, und wobei er eine Frömmigkeit zeigte, die seinen übrigen Tugenden einen hohen Glanz verlieh. Als er das Alter erreicht hatte, dass er unter das Kriegsheer treten konnte, zeigte er jene Geistesgröße, die dem wahren Helden eigen ist, und bewies seinen Mut dadurch, dass er noch bei Lebzeiten seines Vaters mehrere benachbarte Völker, die durch immerwährende Einfälle Dänemark verheerten, bekämpfte und zur Ruhe brachte, und dass er die Meere von unzähligen Seeräubern, die allen Handel unsicher machten, reinigte. Nach seines Vaters Tod wurde er auf eine kränkende Weise durch die Wahl seines älteren Bruders Harald übergangen, dagegen wegen seines großmütigen Verhaltens zwei Jahre nachher, als Harald starb, vom ganzen Land im Jahr 1080 einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt. Unser Heiliger schien von der Vorsehung ausersehen, die Bekehrung der Dänen, denen bereits im Jahr 826 das Evangelium verkündet worden war, zu vollenden. Der Anfang seiner Regierung wurde durch glänzende Siege verherrlicht. Sein Waffenruhm erfüllte ihn aber nicht mit Übermut. Mitten in seinen Triumphen sah man ihn stets die Krone zu den Füßen Jesu, des Gekreuzigten, niederlegen und dem König der Könige das Opfer seiner selbst und seines Reiches darbringen. Er handhabte überall strenge Gerechtigkeit auch gegenüber den Großen, und stellte im ganzen Reich die schönste Ordnung her, überall selber mit dem schönsten Beispiel tiefster Gottesfurcht und eines makellosen Lebens erleuchtend. Seine Ehe mit Eltha, einer Tochter des Königs Robert von Flandern, war mit einem Sohn, Karl dem Heiligen oder dem Guten, gesegnet. Je weiter der junge König in der Gottseligkeit kam, mit desto größerer Betrübnis sah er auf die Fehler seiner Jugendjahre zurück, und unterwarf sich, um sie vor Gott auszusöhnen, einer strengen Buße, wie er denn oft bei Wasser und Brot fastete, während den Armen und Kranken der Stadt die Speisen der königlichen Tafel insgeheim zugutekamen. Wie für die Armen, sorgte der Heilige auch für die Diener der Religion, denen er, um sie in den Augen des Volkes ehrwürdiger zu machen, durch Zuwendung der Zehnten ein anständiges Auskommen gesichert wissen wollte, wobei er jedoch bei den Übelgesinnten seines Volkes auf hartnäckigen Widerstand stieß. Besonders lag ihm aber die Erweiterung des Reiches Christi durch Bekehrung der Heiden am Herzen. Solche Heiden waren auch die in England eingedrungenen Normänner. Sein Bemühen, diese auf dringendes Verlangen der Engländer von ihrer Insel zu vertreiben, scheiterte an dem Verrat seines niedrig gesinnten Bruders Olaus. Als den Fahnenflüchtigen zur Strafe entweder die Entrichtung der Zehnten oder einer Steuer aufgelegt werden sollte, entstand eine Empörung, in welcher der sorglos in Odensee sich aufhaltende König plötzlich von Verrätern, die sich zum Schein unterworfen hatten, überfallen wurde. Nun bereitete er sich durch Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares auf den Tod vor und empfing in der Kirche, betend vor dem Altar liegend, den Todesstreich am 10. Juli 1086, nachdem er ungefähr 6 Jahre regiert hatte. Wie kostbar sein Tod vor dem Angesicht des Herrn war, beweisen die vielen Wunder, die unmittelbar darauf bei seinem Grab erfolgten, und die auch in den späteren Zeiten andauerten. Über Dänemark kamen nach seinem Tod schwere Strafen, besonders eine schreckliche Hungersnot, die das Land 8 Jahre hindurch quälte.

 

Der heilige Pontianus, Martyrer von Spoleto, Italien,

+ 19.1.154 – Fest: 19. Januar

 

Unter der Regierung des heidnischen Kaisers Antonin erhob sich eine heftige Christenverfolgung, während der sich der Statthalter Fabianus durch eine viehische Grausamkeit gegen die unschuldigen Gläubigen auszeichnete. Als dieser Unmensch nach Spoleto kam, um neue Opfer zur Sättigung seines Blutdurstes aufzusuchen, ließ er neben anderen Christen auch den Pontianus ergreifen und vor seinen Richterstuhl führen, um ihn entweder durch herzerschütternde Drohungen zum Abfall zu bringen, oder unter den schrecklichsten Martern hinrichten zu lassen. Im Verhör fragte der Statthalter den gefangenen Christen, wie er sich nenne. Er antwortete ihm: „Meine Eltern gaben mir den Namen Pontianus; aber ich habe mir einen weit schöneren Namen erworben, nämlich den eines Christen.“ Fabianus entgegnete ihm: „Lass diese Torheit und stürze dich und deine Familie nicht dadurch in Schande und Verderben, dass du einen Übeltäter als Gott verehrst, den die Juden mit der schimpflichsten Strafe, mit dem Kreuzestod, belegten. Opfere den unsterblichen Göttern, durch deren Wohltaten du bisher erhalten wurdest und verleugne diesen Jesus, den die Sekte der Nazarener als einen Gott anbetet und der dich aus meinen Händen nicht befreien kann.“ Mit heiligem Ernst erwiderte dem Heiden der unerschrockene Bekenner: „Umsonst versuchst du mich mit deinen schändlichen und gottlästerlichen Reden zum Götzendienst zu verführen, und selbst dein Kaiser ist zu ohnmächtig, mich von der Liebe zu meinem Gott und Heiland zu trennen und zum eitlen Dienst eurer erdichteten Götter zu zwingen.“ Diese Worte erfüllten den heidnischen Richter mit einer unbändigen Wut und er befahl, ihm die Kleider vom Leib zu reißen und ihn so grausam zu schlagen, dass sein Blut den Boden bedeckte. Während dieser Marter sprach der heilige Pontianus zu Fabian mit freudiger Miene: „Boshafter Mensch! Schämst du dich nicht deiner falschen Götter, wenn du die Standhaftigkeit der Bekenner des allmächtigen und wahren Gottes siehst, mit der sie deine vergänglichen Strafen verachten?“ Den Frevler gegen die Götter zum Stillschweigen zu bringen, ließ der erzürnte Richter glühende Kohlen auf den Boden streuen und über diesen mit entblößten Füßen den Christen führen. Aber der bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz, ging unversehrt durch die Glut und sprach zu Fabian: „Siehe, im Namen meines Gottes und Erlösers Jesus zertrete ich mit nackten Füssen und ohne Schmerzen das Feuer: tauche du, um die Macht deines Jupiters zu erproben, doch deine Hände in ein heißes Wasser.“

 

Aber statt sich dieser Probe zu unterziehen, befahl der Richter, den Bekenner auf die Folter zu werfen, und als die Henker ihn zu peinigen anfingen, schrien sie laut auf: „Wehe uns! Wir leiden heftigere Schmerzen, als dieser Christ. Siehe, unsere Arme sind ermattet, unsere Kräfte erschöpft und die Marterwerkzeuge abgestumpft.“ Vor Scham und Zorn sich seiner nicht mehr mächtig, ließ Fabian den heldenmütigen Martyrer in das Gefängnis führen, um unterdessen andere Qualen zu erfinden, womit er dessen Standhaftigkeit zu besiegen hoffte.

 

Zu dieser Zeit besuchten fromme Christen den heiligen Pontianus im Kerker und flehten unter Tränen und Gebet mit ihm vereint zu Gott um Mut in seinem bevorstehenden Todeskampf, der am folgenden Tag stattfinden sollte; denn Fabian ließ in ganz Spoleto durch Herolde bekannt machen, dass auf öffentlichem Platz ein Lästerer der Götter mit den zwei wildesten Löwen kämpfen werde. Schon am frühen Morgen war der Schauplatz mit einer ungeheuren Menge Menschen bedeckt und eine Todesstille breitete sich aus, als der heilige Martyrer aus seinem Gefängnis ankam und mit heiterem Angesicht seinen Mördern entgegen sah. Jetzt wurden die Löwen aus ihren Behältern losgelassen und unter heftigem Gebrüll stürzten sie sich auf den Unglücklichen, bei dessen Füßen sie sich aber wie Lämmer auf den Boden lagerten. Die Heiden erhoben ein lautes Geschrei und mehrere Stimmen riefen: „Groß und mächtig ist der Gott der Christen! Gebt dem Gefangenen die Freiheit, denn er ist unschuldig und hat den Tod nicht verdient!“ Aber Fabian, dessen grausames Gemüt kein Mitleiden kannte, ließ den Martyrer, weil er eine Empörung fürchtete, von dem Schauplatz in das Gefängnis zurückbringen, wo er ihn zum Hungertod verurteilte. Zwölf Tage waren vergangen, in dieser Zeit, wie die alte Urkunde erzählt, täglich ein Engel Gottes den Pontianus mit dem himmlischen Brot erquickte, als die Gerichtsdiener in den Kerker kamen, um den entseelten Leichnam abzuholen; aber zu ihrem größten Erstaunen fanden sie den Gefangenen gesund und hörten ihn heilige Psalmen singen.

 

Diese Nachricht erschreckte den Statthalter wie ein Donnerschlag und in größter Eile befahl er, den verhassten Christen mit zerlassenem Blei zu töten. Er begleitete die Henker selbst in das Gefängnis und als er den Heiligen nochmals fruchtlos zum Götzenopfer ermahnt hatte, wurde das glühende Metall in seinen Schlund gegossen, das aber wie kühles Wasser hinabfloss und ihm nicht den geringsten Schaden verursachte. Nun sprach er ihm das Urteil der Enthauptung, und der heilige Pontianus ging wie ein Sieger auf den Richtplatz, fiel dort auf die Knie und flehte zu Gott, dass er seine Seele gnädig aufnehmen wolle; dann beugte er seinen Nacken dem Henker dar und endete als Blutzeuge Jesu am 19. Januar im Jahr 152. Seine Reliquien wurden in der Mitte des 18. Jahrhunderts nach Utrecht gebracht.

 

Die zwei gottseligen Fürsten Johann von Aragonien

und Johann von Portugal – Gedenken am 19. Januar

 

Wie Mariä Stammbuch berichtet, ist an diesem Tag im Jahr 1479 gottselig verschieden: Johannes, dieses Namens der Zweite, König von Aragonien, der Unsere Liebe Frau allzeit hoch geliebt und verehrt und alle ihre Feste, insonderheit das Fest der Unbefleckten Empfängnis mit vorzüglicher Andacht gehalten und seinen Untertanen gleiches zu tun anbefohlen, auch auf Gutheißen der geistlichen Obrigkeit geboten hat, dass niemand heimlich oder öffentlich lehren sollte, dass Maria anders als ohne Erbsünde empfangen worden ist. Desgleichen ordnete er an, dass niemand an einem Marien- oder am St. Annentag sollte gerichtet werden.

 

Schließlich starb er nach Empfang der heiligen Sterbesakramente eines gottseligen Todes. Er erkannte zuvor noch klar die Eitelkeit der Welt, die Vergänglichkeit aller irdischen Freuden, die Hinfälligkeit des menschlichen Lebens und die Nichtigkeit aller weltlichen Ehren und Würden. „O dass ich elender Mensch erst so spät erkenne den Betrug dieser schnöden Welt,“ rief er in seiner Todesstunde aus, „gewiss hätte ich mein Leben frömmer hingebracht, wenn ich kein König, sondern ein armer Bauersmann gewesen wäre. O Erschaffer aller Dinge, o allmächtiger Gott, allergnädigster Erlöser verschone mich, deinen unwürdigen Diener, und erbarme dich meiner! O gütigster Jesus, wende ab dein Angesicht von meinen Sünden, nicht wegen meines Verdienstes, das nichts ist, sondern um deiner Barmherzigkeit willen.“

 

Als er dergleichen Worte geredet und vielmal das Kruzifix geküsst hatte, gab er seinen Geist auf.

 

Gleichen Namen und dieselbe Verehrung für Maria trug der zehnte König von Portugal, Johann I. Die Königin Eleonora, die ihn hasste und seinen Bruder Ferdinand liebte, den sie ehelichte, hielt Johann gefangen und hätte ihn dort umkommen lassen, wenn nicht die Hand des Herrn dies zu verhindern gewusst hätte. Sie berief einen anderen Fürsten auf den Thron und dieser fiel zugleich in das Land des unglücklichen Prinzen ein, der nur mit arger Not dem Gefängnis entrinnen konnte. In Eile sammelte der Angegriffene ein Heer um sich, suchte aber zuallererst bei Gott Hilfe und Heil. Als es zur Schlacht kam, ließ er seine Truppen zuvor beichten und kommunizieren, ließ die Heilige Messe auf freiem Feld feiern und griff seinen Gegner am Vorabend von Maria Himmelfahrt an – es war im Jahr 1386 und in weniger als einer Stunde errang er den herrlichsten Sieg über den Thronräuber. Zweitausend Feinde blieben auf dem Platz, die übrigen suchten ihre Rettung durch die Flucht, indes von Johannes Truppen nur fünfzig Mann im Kampf fielen. Noch am nämlichen Tag gelangte die Nachricht von diesem Sieg nach Lissabon. Der König ordnete eine feierliche Prozession an, nahm selbst samt dem ganzen Klerus und Adel daran teil, ließ vier eroberte Fahnen vor sich hertragen und opferte selbst seiner mächtigen Beschützerin in einer der Kirchen, die er hatte erbauen lassen. Und um seine Dankbarkeit noch deutlicher an den Tag zu legen, erbaute Johann in der Ebene, auf der die Schlacht stattgefunden hatte, einen herrlichen Marientempel und nannte ihn: Unsere Liebe Frau von der Schlacht, fügte auch ein Kloster an, besetzte es mit Mönchen aus dem Orden des heiligen Dominikus und stattete es reichlich mit Einkünften aus.

 

An der Meerenge von Gibraltar hatten damals die Mauren aus Afrika den festen Platz Ceuta inne und beruhigten von hier aus das Königreich Portugal. Um diesem Übel zu steuern, griff Johann noch mal zum Schwert, sammelte ein zahlreiches Heer, zog mit sämtlichem Adel und seinen drei Söhnen gegen die Ungläubigen aus – es war wieder der Vorabend von Maria Himmelfahrt – und langte in weniger als sechs Tagen in Ceuta an. Mehr als zweitausend Mauren fielen, die anderen wurden zu Gefangenen gemacht oder in die Flucht geschlagen. Der König hingegen verlor nur acht von den Seinigen. Die Festung wurde erobert, der König ließ die Moschee der Sarazenen säubern und am folgenden Sonntag weihte man sie zu Ehren der Gottesmutter ein.

 

Die heilige Jungfrau, die den König mit tausend Gnaden überhäuft hatte, krönte ihr Werk, indem sie ihm einen sanften, seligen Tod verlieh. Und in der Tat hatte er diese Gunst verdient, denn alle Tage betete er mit tiefer Andacht ihre Tagzeiten, erbaute ihr zu Ehren mehrere herrliche Kirchen, wallfahrtete häufig zu ihren Bildnissen zu Fuß und ohne alles Gepränge, und opferte ihr einmal so viel Silber, als sein Leib schwer war.

 

Nachdem er noch in manch anderer Weise seine Liebe und Verehrung zu Maria kundgegeben und sich auch bestrebt hatte, ihre Tugenden in allen Stücken nachzuahmen, und der Tag seines Hinscheidens gekommen war, erfuhr er auch in letzter Stunde noch die Hilfe seiner mächtigen Beschützerin. Reich an guten Werken und Verdiensten ward ihm die Krone des ewigen Lebens. 

 

Der heilige Makarius aus Ägypten, der Ältere genannt, Einsiedler-Abt,

+ 390 – Fest: 19. Januar

 

Dieser Heilige, der in Oberägypten um das Jahr 300 geboren wurde, hütete in seiner Jugend die Herden. Als Kind stahl er einmal mit seinen Freunden Feigen und aß eine davon. An diese Begebenheit konnte er in der Folge nie denken, ohne die bittersten Tränen zu vergießen, als wäre diese unbesonnene Handlung ein großes Verbrechen gewesen. Er war noch jung, als ihm die Gnade den Entschluss, die Welt zu verlassen, eingab. Gelehrig ihren Einsprechungen gegenüber, zog er sich in eine kleine Zelle zurück, die nicht weit von einem ägyptischen Dorf lag. Mit den Handarbeiten, die in Körbeflechten bestand, vereinigte er ununterbrochenes Gebet und die strengsten Abtötungen. Sein Friede, den er im Dienst Gottes kostete, wurde bald durch eine der empfindlichsten Prüfungen gestört. Ein aus der Nachbarschaft schwanger gewordenes Mädchen klagte ihn als ihren Entehrer an. Mehr brauchte es nicht, um ihn den unwürdigsten Misshandlungen auszusetzen. Man schleifte ihn schmachvoll über die Straßen. Man schlug ihn und schimpfte ihn einen Heuchler, der das verdorbenste Herz unter der Kutte eines Einsiedlers verberge.

 

Makarius, obgleich sich seiner Unschuld bewusst, wollte sich doch nicht rechtfertigen, sondern erduldete die Schläge und Beschimpfungen mit bewunderungswürdiger Ergebung. Ja er tat noch mehr, er nahm es noch auf sich, für den Lebensunterhalt seiner Anklägerin zu sorgen, indem er ihr den Erlös von seinen Körben zuschickte. „Wohlan Makarius,“ sagte er zu sich selbst, „du hast eine Frau gefunden, du musst also deine Arbeit verdoppeln, um es auch ernähren zu können.“ Allein Gott machte bald die Unschuld seines Dieners kund. Da die Zeit der Niederkunft dieser Unseligen herangekommen war, fühlte sie die schrecklichsten Schmerzen, und konnte ihr Kind nicht eher zur Welt bringen, als bis sie den wahren Vater angegeben hatte. Das Volk erkannte nun die Wahrheit und seine Wut wandelte sich nun in Bewunderung, da es über die Geduld und Demut des Heiligen nachzudenken anfing. Es hätte ihm sogar öffentliche Beweise seiner Verehrung und der Reue gegeben, von denen es durchdrungen war, wenn sich Makarius, der das Gift der Lobeserhebungen fürchtete, nicht in die Wüste von Scete, wo er die sechzig letzten Jahre seines Lebens zubrachte, geflüchtet hätte. (Der Berg Nitria lag ungefähr sechzehn Stunden von Alexandrien zwischen Abend und Mittag. Die Wüste Scete lag noch weiter weg, mehr in Lybien als in Ägypten. Da sie sehr ausgedehnt war und man keinen markierten Weg hatte, konnte man nur nach dem Lauf der Gestirne seine Reise dahin richten, und man hatte jeden Grund, seinen Untergang bei der geringsten Verirrung zu befürchten. Die Zellenwüste war ungefähr fünf Stunden vom Berg Nitria entfernt und bildete mit der oben genannten ein und dieselbe Wüste. Die Kirche von Nitria war sehr groß und wurde durch acht Priester versehen. In der Wüste von Scete waren vier Kirchen für die Einsiedler. Ein Decurio – oder Dekan – hatte die Aufsicht über neun Mönche, und ein Centurio über zehn Decurien. Jede Wüste hatte oft einen allgemeinen Vorsteher.) Der Sorgfalt ungeachtet mit der er seine Tugenden zu verbergen versuchte, verbreiteten sie doch bald einen leuchtenden Glanz in die Ferne. Auch kamen mehrere Männer zu ihm, um unter seiner Leitung von ihm zu lernen, wie man zur Vollkommenheit gelangen kann. Von allen seinen Schülern behielt er jedoch nur einen einzigen bei sich, der die Fremden verpflegen musste, die anderen wohnten in einzelnen Zellen, die voneinander abgesondert waren.

 

Ein Bischof aus Ägypten, der die große Heiligkeit des Einsiedlers Makarius kannte, hielt es für angemessen, ihn zur Priesterwürde zu erheben. Er erteilte ihm daher die heiligen Weihen, damit er nach Bequemlichkeit die heiligen Geheimnisse für diese Gemeinde, die sich von Tag zu Tag erweiterte, feiern konnte. Als sie sich nach Verlauf einiger Zeit noch beträchtlicher vermehrt hatte, baute man vier Kirchen in der Wüste, und jede von ihnen erhielt ihren eigenen Priester.

 

Die Abtötungen des heiligen Makarius waren außerordentlich. Er aß nur einmal in der Woche. Auch war sein Angesicht sehr blass und sein Körper äußerst schwach. Als Evagrius, einer seiner Schüler, ihn eines Tages in glühendem Durst um Erlaubnis bat, ein Glas Wasser zu trinken, erhielt er zur Antwort: „Sei froh, dass du im Schatten bist. Viele sind wirklich sogar dieses Labsals beraubt. Seit zwanzig Jahren habe ich nicht mehr gegessen, noch getrunken, oder länger geschlafen, als zur Erhaltung des Lebens notwendig war.“ Seinem eigenen Willen hatte er gänzlich entsagt, um nur den der anderen zu tun, und deswegen auch weigerte er sich nicht, den Wein zu trinken, den man ihm hinstellte. Allein in der Folge versagte er sich zwei bis drei Tage lang jeden Trank, um sich einigermaßen für seine Gefälligkeit zu züchtigen. Evagrius, der dies wahrnahm, bat die Fremden, ihm keinen Wein mehr anzubieten.

 

Die Unterweisungen, die er den anderen erteilte, waren in wenigen Worten begriffen und hatten zum Hauptzweck, das Stillschweigen, das Gebet, die Geistessammlung, die Demut und Abtötung anzuempfehlen – lauter Tugenden, die er selbst im höchsten Grad besaß: „Wenn ihr betet,“ sagte er, „braucht ihr nicht viele Worte zu sprechen. Es ist genug, wenn ihr oft mit aufrichtigem Herzen wiederholt: Herr sei mir barmherzig, so wie du es für mich nützlich findest. Mein Gott stehe mir bei.“ Er kannte aus Erfahrung die Wirksamkeit dieser kleinen Gebete; und er hatte keins lieber als dieses, das zugleich das tiefste Gefühl der Ergebung und innigsten Liebe atmet: „Herr erbarme dich meiner, so wie du willst, und weißt, dass es deiner Güte am besten entspricht. Domine, sicut scis et vis, miserere mei.“

 

Man konnte nicht müde werden, die Sanftmut und Geduld des heiligen Makarius zu bewundern. Nichts war imstande, diese zwei Tugenden in ihm zu trüben. Ein Götzenpriester und mehrere Ungläubige wurden dadurch so betroffen, dass sie sich zur christlichen Religion bekehrten. Nicht weniger groß war auch seine Demut, sie zwang eines Tages dem Teufel selbst dieses Geständnis ab: „Makarius,“ so sagte er zum Diener Gottes, „ich kann wohl in Nachtwachen, im Fasten und mehreren anderen Dingen dich übertreffen, allein deine Demut beschämt und entwaffnet mich.“

 

Viele Menschen strömten von allen Seiten her, um sich beim heiligen Abt Rat zu holen. Unter diesen war auch ein junger Mann, der sich dem Einsiedlerleben widmen wollte. Makarius befahl ihm, auf einen Gottesacker zu gehen, und die Toten zu schelten. Ein anderes Mal schickte er ihn wieder dahin, sie zu loben. Bei seiner Rückkehr fragte er ihn, welche Antwort ihm die Toten gegeben hätten. „Sie haben,“ sagte der junge Mann, „weder auf die Schimpfworte, noch Lobeserhebungen geantwortet.“ – „Geh also hin,“ erwiderte der Heilige, „und ahme ihre Unempfindlichkeit nach. Wenn du der Welt und dir selbst abstirbst, wirst du anfangen für Jesus Christus zu leben.“ Da wir nicht alle bemerkenswerte Reden des heiligen Makarius anführen können, so beschränken wir uns bloß auf einige Beispiele. Aus diesen wird man seine großen Fortschritte im geistlichen Leben ohne Mühe erkennen.

 

Eines Tages sagte er zu jemanden: „Wenn du von der Hand Gottes Armut, wie Reichtum, Hunger und Dürftigkeit, wie Überfluss und Belustigungen, annimmst, wirst du unfehlbar den Feind deines Heils zu Boden werfen, und alle deine Leidenschaften bezwingen.“ Ein Einsiedler beklagte sich einst bei ihm, dass ein Heißhunger ihn immer reize, das Fasten in der Einsamkeit zu brechen, wo er in dem Kloster leicht eine Woche zubringe, ohne zu essen. Diesem antwortete er ganz unverhohlen: „Dies kommt daher, mein Sohn, weil du in der Wüste niemanden hast, der Zeuge deines Fastens ist, der dich aufrechterhält, und mit seinen Lobsprüchen nährt. Im Kloster war der eitle Ruhm deine Nahrung, indem dort das Vergnügen, dich vor den andern durch deine Enthaltsamkeit auszuzeichnen, eine gute Mahlzeit ersetzte.“ Da ihn ein anderer Einsiedler fragte, wie er den Anfechtungen des unreinen Geistes, der ihn heftig versuchte, Widerstand tun soll, riet ihm der Heilige, der sah, dass diese Versuchungen von der Trägheit herkamen, sich mit seiner Arbeit unablässig während des ganzen Tages zu beschäftigen, und erst nach Sonnenuntergang zu essen. Der Einsiedler befolgte diese Vorschrift genau, und wurde von seinen Anfechtungen befreit.

 

Makarius wurde eines Tages durch göttliche Offenbarung belehrt, dass er noch nicht so vollkommen sei, als zwei verheiratete Frauen, die in einer nahen Stadt wohnten. Sogleich reiste er ab, sie zu besuchen, und fand wirklich, dass sie das heiligste Leben führten. Aufmerksam auf ihre Zungen sprachen sie nie ein unnützes Wort aus. Demütig, geduldig, sanft und gefällig gegenüber ihren Ehemännern, richteten sie sich in allem nach ihrem Willen, wenn sie dem Gesetz Gottes nicht entgegen waren. Sie lebten in beständiger Geistessammlung und wandten sich oft in kleinen Gebeten an Gott, um ihm unablässig alle Kräfte ihrer Seele und ihres Leibes zu heiligen.

 

Neben der Gabe der Weissagung hatte unser Heiliger auch noch die der Wunder. Er gab hiervon einen auffallenden Beweis bei einer Gelegenheit, in der es darum ging, den Irrtum zu beschämen. Ein Ketzer, von der Sekte der Hierakiten (So genannt von Hierax, ihrem Oberhaupt, der seine gottlose Lehre in Ägypten verbreitete, zur Zeit des Kaisers Diokletian. Unter anderen Irrtümern leugnete er auch die Auferstehung der Toten.), hatte sich in die Wüste eingeschlichen, wo er seine gottlosen Lehrsätze verbreitete. Einige Einsiedler, durch seine verfänglichen Reden getäuscht, waren in Gefahr, ihren Glauben zu verlieren. Makarius erschrak darüber, und setzte die Lehre der Kirche den eitlen Trugschlüssen des Irrlehrers entgegen. Allein da er es mit einem rüstigen und verschlagenen Feind zu tun hatte, der immer darauf bestand, seine Hirngespinste auszukramen, schlug er vor, den Glauben, die seine Brüder und er bis dahin hatten, durch ein Wunder zu bestätigen, und erweckte einen Toten, wodurch der Irrlehrer beschämt und die Einsiedler im wahren Glauben bestärkt wurden.

 

Infolge dieser unwandelbaren Anhänglichkeit an den katholischen Glauben, verabscheuten auch der heilige Makarius und seine Schüler immer die gottesräuberische Lehre des Arius. Lucius, ein arianischer Patriarch von Alexandrien (Die Arianer haben, nachdem sie Petrus, den Nachfolger des heiligen Athanasius, vertrieben hatten, Lucius auf den Stuhl des heiligen Markus erhoben. Es war im Jahr 376, dass dieser Eingedrungene die Mönche verfolgte.), der aus Erfahrung überzeugt war, dass die Einsiedler bei der Lehre der Väter des Konzils von Nizäa unerschütterlich beharrten, schickte Soldaten in die Wüste, sie zu zerstreuen. Mehrere von ihnen trugen die Krone des Märtyrertodes davon. Allein die Hauptstützen von ihnen, die beiden Makarius, Isidor, Pambon uam., wurden auf Befehl des Kaisers Valens auf eine kleine Insel in Ägypten, die rings mit Sümpfen umgeben war, verbannt. Bald sah man aber in diesem Ort eine wunderbare Umwandlung. Die Heiden, die da wohnten, unterrichtet in der Lehre dieser heiligen Bekenner, entsagten ihrem Götzendienst, und nahmen die heilige Taufe an. Sobald das Volk von Alexandrien diese freudige Nachricht erhielt, verwünschte es den Lucius, dass er Heilige verbannt hatte, die sich einzig damit beschäftigten, Gott zu gefallen, und das Reich Jesu Christi zu erweitern. Man schrie von allen Seiten so laut über Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit, dass der Patriarch, der einen Aufruhr befürchtete, den verbannten Einsiedlern erlaubte, wieder in ihre Zellen zurückzukehren.

 

Der Heilige Makarius gab sich, da er in seine geliebte Einsamkeit wieder zurückgekommen war, den gewöhnlichen Übungen hin. Als er darauf bald erkannte, dass er seinem Ende nahe ist, besuchte er noch die Einsiedler von Nitria. Ihnen gab er so rührende Lehren über die Zerknirschung des Herzens, dass sie alle mit Tränen in den Augen zu seinen Füßen niederwarfen. „Lasst uns weinen, meine Brüder,“ sagte er dann, „vergießen wir unaufhörlich Ströme der Tränen in diesem Leben, damit wir nicht in jenen Abgrund gestürzt werden, wo sie nur dazu dienen könnten, das Feuer, das unsere Leiber brennen würde, noch mehr anzufachen.“ Der Heilige überlebte diesen Besuch nicht lange, sondern verließ diese Welt im Jahr 390, um hinzugehen und die Belohnung seiner Arbeiten zu empfangen. Er war neunzig Jahre alt und hatte sechzig davon in der Wüste von Scete zugebracht.

 

Dieser Heilige scheint der erste Einsiedler gewesen zu sein, der diese ungeheure Wüste bewohnte. Man findet den Namen des heiligen Makarius aus Ägypten im römischen Martyrologium am 15. und in den Menäen der Griechen am 19. Januar angegeben. 

 

Der heilige Germanicus von Smyrna, Märtyrer,

+ 161 – 180 – Fest: 19. Januar

 

Der Kaiser Marc-Aurel, der im blinden Aberglauben seine heidnischen Götter verehrte, veranstaltete einige Jahre nach seiner Thronbesteigung eine blutige Verfolgung gegen die Christen, die gegen die törichten Gebräuche des Götzentums ihren Abscheu bezeugten. Unter den mutigen Bekennern, die für Jesus ihr Blut vergossen haben, war Germanicus mit elf anderen Christen. Er wurde mit ihnen zusammen ins Gefängnis geworfen auf Befehl des Prokonsuls in Asien, Statius Quadratus, und nach Smyrna geführt, wo er sich aufhielt. Vor dem Richterstuhl bekannten sie ihren Glauben mit solcher Freimütigkeit, dass selbst die Heiden darüber erstaunten, besonders als sie sie die grausamsten Folterungen geduldig erdulden sahen.

 

Unsere Märtyrer wurden mit solcher Wut gegeißelt und mit Stockschlägen zerhauen, dass man ihre Eingeweide sehen konnte. Dennoch hörte man von ihnen weder Seufzer noch Wehklagen: beim Anblick ihrer Qualen zerflossen die Anwesenden in Tränen: „Wer sollte nicht bewundern,“ sagte die Gemeinde von Smyrna in ihrem Kreisschreiben, „wen sollte nicht verwundern der Edelmut, die Ausdauer, die Liebe zum Herrn derjenigen, die von Geißeln zerrissen wurden, bis ihre Adern und Pulse entblößt waren, so dass auch die Anwesenden mit ihnen Mitleid hatten und jammerten, indes sie selbst zu solchem Edelmut gelangten, dass keiner von ihnen erschauerte oder stöhnte und sie uns allen zeigten, dass sie als Zeugen Christi in der Stunde, in der sie gefoltert wurden, abwesend vom Fleisch waren, oder vielmehr, dass der Herr, ihnen zur Seite stehend, sich mit ihnen unterhielt. Aufmerkend auf die Gnade Christi, verachteten sie die zeitlichen Qualen, sie, die in einer Stunde sich von ewiger Strafe lösten. Kühl schien ihnen das Feuer der erbarmungslosen Folterer, denn es schwebte ihnen vor dem Sinn das ewige Feuer, das sie vermieden, das nie gelöscht wird; und mit den Augen des Herzens schauten sie auf zu jenen Gütern, die da aufbewahrt werden denen, die duldend beharren; Gütern, die das Ohr nicht gehört, das Auge nicht gesehen hat, die vor dem Herzen des Menschen nicht emporstiegen, ihnen aber jetzt, die nicht mehr Menschen, sondern Engel waren, vom Herrn angedeutet wurden.“

 

„Auf gleiche Weise haben auch diejenigen, die den wilden Tieren bestimmt waren, lange Zeit grauenhafte Pein erlitten, auf Scherben und Seemuscheln hingelegt, und mit mancherlei anderen Qualen vom Tyrannen misshandelt, weil er hoffte, durch die Dauer der Schmerzen sie zur Verleugnung zu bewegen.“

 

„Vieles unternahm der Teufel gegen sie; aber, o Gott sei Dank, er vermochte nicht viel gegen alle. Die Furchtsamen kräftigte, durch seine Standhaftigkeit, der edelmütige Germanicus, der bei den wilden Tieren vor anderen sich hervortat. Denn als der Prokonsul ihn zu überreden suchte und ihn bat, Mitleid zu haben mit seiner Jugend, da reizte er ein wildes Tier gegen sich an, um desto schneller sich ihrer Ungerechtigkeit und ihrem Frevel zu entziehen. Es staunte das Volk über den Mut des gottliebenden und gottesfürchtigen Geschlechtes der Christen.“

 

Die lateinische Kirche ehrt das Andenken dieses heiligen Blutzeugen am 19. Januar, in den griechischen Menäen aber vermisst man seinen Namen. 

 

Der heilige Maris (Marius), heilige Martha, seine Frau, und seine zwei Söhne, Audifax und Abachum, aus Persien, Martyrer von Rom,

+ 19.1.270 ? – Fest: 19. Januar

 

Maris war ein angesehener Perser, der, nachdem er mit seiner Frau Martha und seinen zwei Söhnen, Audifax und Abachum, den Glauben an Jesus Christus angenommen hatte, seine Güter verkaufte, nach dem Beispiel der ersten Christen von Jerusalem, und den Erlös an die Armen verteilte. Er kam danach mit seiner Familie nach Rom, um da die Gräber der Apostel zu besuchen. Damals stand das Reich unter Aurelian, der keine von den guten Eigenschaften Claudius II., seines Vorgängers, besaß. Dieser Kaiser fachte das Feuer der Verfolgung wieder an und ließ viele Christen im Amphitheater töten. Die einen wurden durch Pfeile ermordet, die anderen mussten in den Flammen sterben. Die Heiligen, deren Andenken die Kirche heute feiert, sammelten sorgfältig die Asche der Märtyrer und begruben sie mit der so kostbaren den Überbleibseln gebührenden Ehrfurcht. Der Statthalter Macian, der dies erfuhr, ließ sie verhaften und verurteilte sie alle vier, nachdem er ihre Standhaftigkeit durch verschiedene Arten der Peinen zu erschüttern versucht hatte, zum Tod. Maris und seine beiden Söhne wurden enthauptet. Martha aber wurde dreizehn römische Meilen von der Stadt, an dem Ort, der jetzt Santa Ninfa genannt wird, ertränkt. Ihre Leiber wurden einige Meilen entfernt von Rom begraben. Ihre Namen sind in den lateinischen Martyrologien und im Sakramentarium des hl. Gregor sehr berühmt.

 

Die Leiber dieser vier Heiligen wurden unter Papst Pascal I. nach Rom gebracht und in der Kirche des hl. Hadrian beigesetzt, wo sie 1590 entdeckt wurden. Sowohl in dieser Kirche, als in der des heiligen Carolus und des hl. Johannes, des Calybiten, sind von ihren Gebeinen. Auch sieht man davon im ehemaligen Benediktinerkloster zu Seligenstadt, einem vormals churmainzischen Städtchen, das später zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt gehörte. Sie wurden von Eginhard, der dieses Kloster gestiftet hat und später dessen Abt war, dahin gebracht. (Dieser Eginhard soll Geheimschreiber des Kaisers Karl des Großen gewesen sein und seine Tochter Emma zur Ehe gehabt haben. Beide liegen nach den Epitaphien im dortigen Kloster begraben.) Dieser kostbare Schatz war ihm von Rom durch den Papst zugeschickt worden. Von den Reliquien dieser Heiligen sind auch noch vorhanden zu St. Medard, in Soissons, zu Gemblours, in Brabant, zu Prüm, zu Cremona in Italien usw.

 

Durch das Gebet haben die Märtyrer und Bekenner über den Teufel den Sieg errungen. Durch das Gebet haben sie die Gnaden erlangt, durch die sie über ihre eigene Schwachheit erhoben und gegen alle Angriffe ihres Feindes mit überwiegender Kraft ausgerüstet worden sind. Die Väter und alle Lehrer des geistlichen Lebens stimmen alle dahin überein, dass, um recht leben zu können, man wissen muss recht zu beten. Lernen wir hieraus, wie wichtig es für uns ist, mit dieser ganz göttlichen Übung uns vertraut zu machen. Die Heiligen zogen mittelst des Gebets den Tau des Himmels auf sich herab, der in ihnen die Keime aller Tugenden zur herrlichsten Blüte brachte. Sie zerrissen alle Bande, durch die sie an die Erde gefesselt waren, und führten in einem sterblichen Leib ein ganz englisches Leben. Warum bringt es jetzt aber bei den meisten Christen diese schönen Wirkungen nicht mehr hervor? Warum sind sie allzeit so von allen Tugenden entblößt, so unfruchtbar an guten Werken, so niedere Sklaven ihrer Begierlichkeit, so wenig der Erfüllung ihrer Pflichten getreu? Hier ist die Antwort, die der Heilige Geist jedem gibt: Ihr betet und erhaltet nichts, weil ihr schlecht betet.

 

Der heilige Launomar von Corbion,

Einsiedler und Stifterabt in Frankreich, OSB,

+ 19.1.593 – Fest: 19. Januar

 

Dieser Heilige, der in dem Dorf Neuville-la-Mare, drei Stunden von Chartres entfernt, geboren wurde, brachte die ersten Lebensjahre als Hüter bei den Herden seines Vaters zu. Dieses in den Augen der Welt niedere Geschäft heiligte er durch die Übung aller christlichen Tugenden. Unter der Leitung eines heiligen Priesters von Chartres widmete er sich den Wissenschaften, und verband damit ein strenges Fasten und andächtiges Gebet. Der Bischof, der seinen Verdienst kannte, erhob ihn gegen seinen Willen zur Priesterwürde, worauf er Mitglied und Ökonom des Stifters wurde. Allein das Verlangen nach einer höheren Vollkommenheit bewog ihn, sich um das Jahr 558 in einen Wald von Perche zurückzuziehen. Der heilige Einsiedler sah sich bald von einer großen Anzahl Schüler umringt, die er nicht von sich abweisen konnte. Da er aber oft durch Besuche gestört wurde, entschloss er sich, mit ihnen den Wohnort zu ändern, und ließ sich sechs Stunden von Chartres in einer Einöde nieder, wo er um das Jahr 575 das Kloster von Corbion stiftete. (Später hatte es den Namen Moutier-au-Perche erhalten und war nur noch ein Priorat.)

 

Ein seltener Geist des Gebets, vereinigt mit der Wundergabe, machte den Namen des Heiligen überall berühmt. Er starb zu Chartres am 19. Januar 593, im Haus des Bischofs, der ihn einige Zeit vorher zu sich berufen hatte. Die Unfälle, mit denen die Stadt Chartres bedroht wurde, hatte er vorhergesagt, zugleich aber auch den Bischof, namens Pappol, durch die Versicherung getröstet, dass er sie nicht sehen, sondern ihm bald folgen würde. Pappol starb auch wirklich am 19. Januar 594 und hatte zum Nachfolger den heiligen Bretarius, der im Jahr 600 die Erfüllung der Vorhersage des göttlichen Dieners erlebte, als Chartres durch Theodorichs und Theodeberts Soldaten, die Chlotar II. mit Krieg überzogen, geplündert wurde.

 

Der Leib des heiligen Launomar wurde in der Vorstadt von Chartres, in der Kirche zu St. Martin-en-Vallée, neben denen des heiligen Bischofs Lubin, der 556 gestorben ist, beigesetzt. Im Jahr 595 brachte man ihn nach Corbion. Von da wurde er in die Diözese Avranches und in der Folge nach Mans, und zuletzt, im Jahr 874, nach Blois versetzt, wo Rudolf, der König von Frankreich und Theobald, der Graf von Blois und Chartres, fünfzig Jahre danach die berühmte Abtei St. Laumer stifteten. (In der Folge kam diese Abtei zu der Kongregation von St. Maurus. Die Einkünfte des Abtes wurden mit dem bischöflichen Stuhl von Blois, als ihn Innozenz XII. im Jahr 1697 errichtete, vereinigt. Blois gehörte vorher zum Bistum Chartres.) Die Hugenotten verbrannten 1567 die Reliquien dieses Heiligen, die man zu Blois verehrte. Es wurde jedoch ihrer Wut ein Armbein entrissen, das man in einem Kästchen aufbewahrte. Sein Haupt befindet sich in der Prioratskirche von Maissac in Auvergne, die schon seit 912 den Namen St. Laumer (Launomar) trägt. 

 

Der heilige Remigius von Rouen, Bischof, Sohn Karl Martels,

+ 19.1.771 – Fest: 19. Januar

 

Dieser Heilige war der natürliche Sohn des Karl Martel und Bruder des Königs Pipin und des seligen Karlmann, der sich in Italien dem stillen Klosterleben weihte. Er wurde im Palast seines Vaters erzogen, wo er die Erlernung der Wissenschaften durch Übung christlicher Tugenden heiligte. Wachen, Fasten und andere strenge Bußübungen waren die Mittel, die er anwandte, um das Fleisch dem Geist zu unterwerfen. Alles, worüber er zu verfügen hatte, teilte er unter die Armen, und schränkte soviel wie möglich die Ausgaben für seine Tafel, Kleidung und sein Gefolge ein. Hierdurch gewann er desto mehr Mittel, Almosen zu spenden, und lebte in jener Prunklosigkeit, die dem geistlichen Stand so gut ansteht, den er auch einzig in der Absicht gewählt hatte, sich dem Dienst Gottes gänzlich zu weihen. Das Gebet, die Betrachtung der Heiligen Schrift, und die Erlernung der geistlichen Wissenschaften, beschäftigten ihn Tag und Nacht. Seine Tugend leuchtete so herrlich aus seinem stillen Wirkungskreis hervor, dass ihn jeder der ersten Stellen im Haus des Herrn würdig hielt.

 

Da der Bischof Remfrid, der wegen eines allzu weltlichen Lebenswandels und Verschwendung der Güter seiner Kirche angeklagt worden war, sich auf ein Landgut, das er an der Seine hatte, zurückzog, und dort kurze Zeit später starb, warf sowohl die Geistlichkeit als das Volk ihre Blicke auf Remigius, den sie dieses hohen Amtes würdig hielten. Sie schickten daher eine Gesandtschaft an den König Pipin, um von ihm seinen Bruder zum Bischof zu begehren. Der Fürst willigte ein, und der Heilige musste, ungeachtet seines Entschlusses, in stiller Zurückgezogenheit zu leben, eine Bürde auf sich nehmen, die er allzeit gefürchtet hatte. Gott erteilte ihm aber die Gnade, dass er alle Pflichten des bischöflichen Amtes auf das Vollkommenste erfüllte. Der Gesang beim öffentlichen Gottesdienst schien ihm ein seiner ganzen Sorge würdiger Gegenstand. Deshalb führte er auch statt des im Land üblichen Gesanges, der ihm nicht geregelt und würdevoll genug schien, den römischen oder gregorianischen ein. Und um seine Absicht vollkommen zu erreichen, schickte er Mönche nach Rom, damit sie da in der Schule des kirchlichen Gesangs geübt würden. Der gute Erfolg, der sich in der Kirche dieses Bischofs bewährte, bewog später Karl den Großen, den römischen Ritus in der ganzen gallikanischen Kirche einzuführen. Wir wissen sonst keine besonderen Züge aus dem Leben des heiligen Remigius, als dass er 765 dem Konzil, das im Schloss Attigni-sur-l`Aisne gehalten wurde, und wo Chrodegang von Metz den Vorsitz hatte, beiwohnte. (Von diesem Konzil wissen wir nichts, als dass die Bischöfe und Äbte sich wechselseitig versprachen, wenn einer von ihnen sterbe, hundert Psalter für ihn abzubeten, und hundert Hochämter durch die Priester halten zu lassen, und dass jeder Bischof selbst dreißig Hochämter halten wird.) Er starb am 19. Januar 771, und wurde in seiner Kathedralkirche begraben. Allein sein Leib wurde in der Folge unter Ludwig dem Frommen nach St. Medard von Soissons gebracht. Im Jahr 1090 versetzte man den größten Teil seiner Reliquien in die Abtei von St. Quen zu Rouen, wo das Kästchen, in dem sie enthalten waren, 1562 von den Hugenotten geraubt wurde. Das Fest des heiligen Remigius wird zu Rouen und in anderen Kirchen am 19. Januar gefeiert, ohne dass jedoch sein Name im römischen Martyrologium verzeichnet ist. 

 

Der heilige Wulstan von Worcester, Bischof und Bekenner OSB,

+ 19.1.1095 – Fest: 19. Januar

 

Der heilige Wulstan wurde zu Long Itchington in Warwickshire in England geboren. Da ihm in seiner Jugend der Anblick einer tanzenden Frau einige Versuchungen verursacht hatte, legte er sich auf Dornensträucher und weinte bitterlich über seine Armseligkeiten und über die Gefahr, der er ausgesetzt war. Seit jener Zeit wurde ihm die Gnade von Gott zuteil, so genau und streng über seine Sinne zu wachen, dass er niemals mehr ähnliche Versuchungen empfand. Seine wissenschaftliche Bildung begann er im Kloster Evesham und beendete sie zu Peterborough. Nachdem sein Vater und seine Mutter mit beiderseitiger Einwilligung sich dem frommen Klosterleben gewidmet hatten (Der Vater des Heiligen hieß Athelstant und seine Mutter Wulfgeva. Er zog sich in ein Männer-, sie in ein Frauenkloster zurück, die beide in der Stadt Worcester lagen.), unterzog er sich der Leitung des Bischofs von Worcester, Britheg, der ihn zur Priesterwürde erhob. Dieses erhabene Amt schien unserem Heiligen eine neue Verpflichtung zu sein, immer mehr in der Vollkommenheit voranzuschreiten, und er bemühte sich noch eifriger, als vorher, zu beten. Die strenge Lebensweise der Mönche konnte mit derjenigen, die dieser fromme Priester mitten in der Welt führte, nicht verglichen werden. Anfangs erlaubte er sich den Genuss des Fleisches, bald aber versagte er sich auch den. Einige Zeit danach trat er in die große Abtei von Worcester, die er durch die Unschuld und Heiligkeit seines Lebens erbaute. Man vertraute ihm da zuerst den Unterricht der Kinder an, dann wurde er Vorsänger und in der Folge Schatzmeister der Kirche. In den beiden letzteren Ämtern heiligte er sich besonders durch Gebet und lange Nachtwachen. Oft geschah es, dass er ganze Nächte in der Kirche zubrachte. Seiner Demut ungeachtet, die ihn immer bewog, nur die niedrigsten Stellen zu suchen, wurde er zuletzt noch zum Prior des Klosters und dann 1062, nachdem Aldred zum Erzbistum von Yorck befördert worden war, zum Bischof von Worcester erwählt.

 

Unser Heiliger erfüllte zur Auferbauung der Kirche Gottes alle Pflichten seines bischöflichen Amtes, und obgleich er mehreren hinsichtlich der Wissenschaften nachzustehen schien, unterließ er jedoch nicht das Wort Gottes zu verkündigen, wozu ihm eine solche Würde und Salbung gegeben war, dass er seine Zuhörer bis zu Tränen rührte. Der Psalter war sein Lieblingsbuch. Auch pflegte er diese heiligen Gesänge selbst auf seinen Reisen zu beten, um sich durch ihren tiefen Sinn zu erbauen. Kam er vor eine Kirche oder Kapelle, so ging er nie vorüber, ohne zuerst seine Seele in heiligen Empfindungen vor Gottes Gegenwart ausgegossen zu haben. Und sein Gebet war jedes Mal so innig und glühend, dass er nie, ohne viele Tränen zu vergießen, zurückkehrte.

 

Wilhelm, der Eroberer, der nur auf die Treue der Normänner zählte, gab ihnen die ersten Stellen in der Kirche und im Staat, nachdem er die Geistlichkeit und den Adel Englands derselben beraubt hatte. Der heilige Wulstan behielt seinen bischöflichen Stuhl durch ein Wunder, das sich auf folgende Weise soll zugetragen haben. Auf einer z Westminster gehaltenen Synode, auf der Lanfrancus, Erzbischof von Canterbury, den Vorsitz hatte, befahl man dem heiligen Wulstan zu erscheinen und seinen Bischofsstab und seinen Ring zurückzugeben. Als Grund führte man seine Einfalt und Untauglichkeit zur Geschäftsführung an. „Es ist wahr,“ sagte der heilige Bischof, „das bischöfliche Amt übersteigt meine Kräfte. Da mir aber diese Bürde durch den König Eduard, im Einverständnis mit dem Hl. Stuhl, aufgelegt worden ist, so muss ich auch ihm meinen Hirtenstab wieder zurückgeben.“ Sogleich entfernte er sich, steckte ihn in Eduards Grabstein, der in der Kirche von Westminster liegt, und zog sich dann unter die Mönche zurück. Man wollte den Bischofsstab herausreißen, allein man vermochte es nicht. Wulstan wurde hierauf wieder zurückberufen, mit dem Befehl, ihn wieder zu nehmen. Kaum hatte er ihn aber mit seiner Hand berührt, als er, wie von sich selbst, herausging. Wilhelm, betroffen durch dieses Wunder, hielt den Heiligen danach immer in hohen Ehren. Lanfrancus ließ ihm nicht nur das Bistum, sondern gab ihm auch noch den Auftrag, statt seiner das Bistum von Chester zu besuchen.

 

Wenn sich die Engländer über die Unterdrückung, unter der sie litten, bei dem Heiligen beklagten, pflegte er zu sagen: „Es ist eine Züchtigung, die euch Gott zuschickt, um euch wegen eurer Sünden zu bestrafen. Ihr müsst sie daher mit Geduld ertragen.“ Er hatte eine zärtliche Liebe zu seiner Herde, und besonders zu den reumütigen Sündern. Wenn sie zu ihm kamen, und vor ihm das Bekenntnis ihrer Unordnungen ablegten, nahm er sie mit väterlichem Herzen auf, und vereinigte seine Tränen mit ihren. Er starb 1095, nachdem er 32 Jahre das Bischofsamt bekleidet und ein Alter von 87 Jahren erreicht hatte. Im Jahr 1203 wurde er unter die Zahl der Heiligen erhoben. 

 

Der heilige Heinrich von Uppsala, Erzbischof und Martyrer in Schweden,

+ 19.1.1151 – Fest: 19. Januar

 

Dieser Heilige, der ein Engländer war, predigte den nordischen Völkern das Evangelium mit Nikolaus Breakspear, seinem Landsmann, den man als den Apostel von Norwegen ansieht, und der Kardinal, Abgeordneter des Heiligen Stuhls, und dann 1154 unter dem Namen Hadrian IV. Papst war. Dieser Nikolaus Breakspear weihte unseren Heiligen zum Erzbischof von Uppsala, im Jahr 1148. Der fromme Erich, auch Heinrich genannt, war damals König von Schweden. Der neue Erzbischof begab sich, nachdem er für seine Kirche die heilsamsten Einrichtungen getroffen und die Bekehrung mehrerer Provinzen bewirkt hatte, nach Finnland, das der König vor kurzem erobert hatte, und predigte da das Wort Gottes. Seine evangeliumsgetreuen Arbeiten, die Gott mit Segen übergoss, erwarben ihm das Verdienst und den Namen des Apostels von Finnland. Allein er konnte dieses finstere Land nicht lange mit der heiligen Leuchte des Evangeliums aufhellen, indem er auf Anstiftung eines Mörders, den er vergeblich zu seiner Pflicht zurückzuführen sich bemühte, im Jahr 1151 gesteinigt wurde. Seine Ruhestätte war allzeit zu Uppsala in großen Ehren, bis die Irrlehrer im 16. Jahrhundert seine Asche in alle Winde zerstreuten.

 

Kaiserin Eleonora Magdalena Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 19. Januar 1720 verschied zu Wien die römische Kaiserin Eleonora Magdalena Theresia. Ihr Todestag ist auch ein Gedenktag des Karmelitenordens, weil die hohe Frau, ohne Mitglied zu sein, doch so viele Beziehungen zu ihm hatte. Es war in einem Karmelitenkloster, wo sie als vierjähriges Mädchen beim Anblick eines Kreuzbildes so von zartem Mitleid zum leidenden Heiland erfasst wurde, dass sie sich unter das Bild setzte und bitterlich weinte.., "weil sie den Herrn nackt und voll Blut und Wunden sah, während sie unverwundet und gut bekleidet" war. Zu Hause wurde ihre Aufmerksamkeit auf den Karmelitenorden wohl hauptsächlich durch die Kammerfrau Margareta Absalon hingelenkt, die später das Kleid der heiligen Theresia anlegte und im Ruf der Heiligkeit starb. Eleonore liebte es, zu Neuburg an der Donau wie zu Düsseldorf und Wien mit apostolischer Erlaubnis sich in das Kloster der Karmelitinnen zu begeben. Da wollte sie dann ganz wie eine der Schwestern betrachtet werden, nahm bei Tisch nicht den ersten Platz ein, sondern setzte sich mitten in die Reihe und aß, was eben aufgetragen wurde, auch die vom vorherigen Tag übriggebliebenen und wiederaufgewärmten Speisen. Während der ganzen Advents- und Fastenzeit fastete sie streng und ließ sich die Speisen aus dem Kloster der Karmelitinnen bringen, obwohl sie sie während dieser Zeit ohne Milch, ohne Butter, ohne Eier und Fett bereiten müssen. Eleonore liebte die Karmelitinnen um ihrer heiligen Mutter Theresia willen, von der sie eine Reliquie besaß. Diese verehrte und schätzte sie dermaßen, dass sie sie nur untertags in ihrem Gemach behielt, nachts aber in die Kapelle trug, weil sie es für "unziemlich" erachtete, "dass so heilige Gebeine in dem gleichen Zimmer ruhten wie sie arme Sünderin". Sie nannte die heilige Theresia immer nur ihre Heilige, las deren Schriften aufs eifrigste, bemühte sich, ihr Leben soviel wie möglich dem Leben der heiligen Theresia nachzugestalten, und "wäre (wie ihr Biograph bemerkt) ohne Zweifel selbst Karmelitin geworden, wenn es nach ihrem Willen gegangen wäre".

 

Pater Augustin vom heiligsten Sakrament

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 19. Januar 1871 starb der lobwürdige Pater Augustin vom heiligsten Sakrament. Pater Augustin hatte in der Welt Hermann Cohen geheißen und war am 10. November 1820 zu Hamburg als Kind jüdischer Eltern geboren. Seine Eltern, besonders die Mutter, waren stolz auf ihn, weil er als junger Student vorzügliche Fortschritte in den Wissenschaften machte. Da der Arzt von der Fortsetzung der Studien im Interesse der Gesundheit abriet, wandte sich Hermann der Musik zu und wurde ein vielbewunderter Klavierspieler. Als solcher durchreiste er Frankreich, Italien, die Schweiz und trat überall mit großem Erfolg auf, führte dabei aber ein lockeres Leben und verschaffte sich alle Genüsse, bis ihn selbst das Vergnügen anekelte. Im Jahr 1847 ersuchte ihn der Prinz der Moskawa, die Leitung des Chores in der St. Valerienkirche zu Paris zu übernehmen. Dabei schmerzte Hermann der Gedanke, dass er an dem Segen des Priesters keinen Teil habe. Dennoch drängte es ihn innerlich, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen und daselbst dabei der heiligen Messe beizuwohnen. Damit war der Anfang zu seiner Bekehrung gemacht. Am 8. September vollendete die Gnade das Werk, es war in der katholischen Kirche zu Ems in Deutschland gerade während der heiligen Wandlung, wo ihn plötzlich eine solche Reue über seine Sünden, verbunden mit einer so heiligen Ruhe und Ehrfurcht vor Gott, erfasste, dass er selbst gesteht: "Als ich die Kirche verließ, war ich ein Christ, so sehr man dies sein kann, wenn man die heilige Taufe noch nicht empfangen hat." Er nahm Unterricht und empfing, vollkommen von der ganzen Wahrheit des Christentums überzeugt, am 28. August die heilige Taufe. Groß war sein Eifer besonders für die Verehrung des heiligsten Altarsakramentes. Im Laufe mehrerer Jahre war es ihm gelungen, seine Schulden (30.000 Fr.) zu bezahlen. Nun dachte er daran, Ordensmann zu werden, worin ihn der berühmte Prediger Pater Lacordaire bestärkte, und zwar wollte er unbeschuhter Karmelit werden. Als man seine Bitte um Aufnahme abwies, weil im Judentum Geborene nicht aufgenommen werden dürften, scheute er nicht davor zurück nach Rom zu pilgern, um sich vom Heiligen Vater den Dispens zu erbitten. Nachdem der ihm gewährt war, trat er wirklich in den Orden und wurde ein überaus eifriger Karmelit. Er bekehrte zahlreiche große Sünder und begeisterte alle Zuhörer zur innigen Liebe zu Jesus im heiligsten Sakrament und zur seligsten Jungfrau. Ihm verdankt der Orden die Gründung der Klöster zu Bagnères, zu Tarasteix unweit Lourdes, zu Lyon, und schließlich zu London. Sein Wirken war ein überaus mannigfaltiges. Im Jahr 1870 begab er sich nach Spandau bei Berlin zur Seelsorge für die dortigen kriegsgefangenen Franzosen. Er scheute keine Mühe und keine Gefahr, auch nicht, als viele von ihnen an den Blattern erkrankten. Bereits leidend kam er Anfang Januar 1871 nach Berlin, um Einkäufe für seine lieben Gefangenen zu machen. Die ansteckende Krankheit hatte auch ihn ergriffen und raffte ihn nach kurzem, schwerem Leiden hinweg. Sein Leib ruht in der Gruft der St. Hedwigskirche zu Berlin.

 

Maria von den Engeln

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Heute begehen wir das Gedächtnis der lobwürdigen Maria von den Engeln. Anna Elisabeth Schulz, wie sie in der Welt hieß, war die eheliche Tochter einer treukatholischen Mutter und eines protestantischen Advokaten, der aber als rechtlich denkender Mann, wo er nur immer konnte, auch die Rechte der Katholiken verteidigte. Zur Erkenntnis ihres Berufes kam Maria von den Engeln schon im Institut der Englischen Fräulein zu Brügge in Belgien, wohin sie die Eltern nach Absolvierung einer höheren Privatanstalt in ihrer Vaterstadt Heidelberg gesandt hatten. Der Vater bemerkte ihre Neigung zum Klosterleben mit Bestürzung und suchte sie durch die Eindrücke interessanter Reisen davon abzubringen. Alles umsonst. Am 9. November 1864 reiste Maria nach Köln, um im dortigen Karmel um Aufnahme zu bitten. Der Eintritt wurde ihr durch die Trostlosigkeit sowie durch die Entziehung aller fühlbaren Gnaden ungemein erschwert. Sie befand sich in einem wahren Meer von Bitterkeit. Dennoch blieb sie standhaft und empfing am 16. Mai 1865 das heilige Ordenskleid. Der Kölner Karmel entfaltete sich in jener Zeit, da sich von Tag zu Tag neue Kandidatinnen meldeten, so sehr, dass man an eine neue Stiftung denken musste. Zur Gründung derselben war Maria von den Engeln bestimmt. In Roermond (Das Kloster in Roermond wurde im Jahr 1882 erbaut und durch Kanonikus Russel benediziert.), dem neuen Klösterlein, begann jedoch ihre Gesundheit arg nachzulassen, ein rheumatisches Kopf- und Ohrenleiden, heftige neuralgische Gesichtsschmerzen und eine damit verbundene Gliederlähmung stellten ihre Geduld auf eine harte Probe. Sie verstand es aber, auf die Absichten Gottes einzugehen und ertrug die vielen Widerwärtigkeiten mit heldenmütigem Starkmut. Wie weit sie es in der Losschälung von allem irdischen gebracht hat, geht aus ihren Worten hervor: "Es ist mir, als ob die steilsten Felsen des Karmels erklommen seien und als wäre ich auf der Höhe des Berges angekommen. Da lässt man sich nicht mehr beunruhigen durch das Meer, das unten braust, und durch den Wind, der tobt; man ist ja dort nahe bei Jesus im heiligen Sakrament und bei Maria der Königin und Mutter des Karmel und in dieser heiligen Gesellschaft wird alles leicht." Am 19. Januar 1894 nahm sie der Herr zu sich ins Jenseits.

 

Pater Michael vom heiligen Bartholomäus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Michael vom heiligen Bartholomäus. Pater Michael (Buzewski) wurde im Jahr 1587 zu Lublin geboren. Bereits in seiner Vaterstadt widmete er sich den Studien und setzte sie an der Universität zu Krakau fort. Nach dem Abschluss begab er sich der Sitte der vornehmen, jungen Polen gemäß auf Reisen. In Rom erkannte er seinen Ordensberuf und trat am 22. Oktober 1604 dem Beispiel eines Landsmannes folgend in unser Kloster S. Maria della Scala. Seines gründlichen Wissens wegen wurde er zum Lektor bestellt. Als solcher wirkte er in verschiedenen Klöstern, zuletzt in Polen. Wie fromm er lehrte, lässt uns sein oft gebrauchtes Wort vermuten: "Meine Philosophie und Theologie ist: Gott und mein alles." Neunzehn Jahre vor seinem Tod verlor Pater Michael das Augenlicht; eine schwere Prüfung, die er aber mit christlicher Geduld hinnahm. Obwohl blind, fehlte er nie bei den gemeinsamen Übungen und war er unermüdlich tätig im Beichtstuhl. Man bewunderte ihn deshalb und sagte allgemein: "Dieser Pater ist wirklich ein heiligmäßiger Ordensmann, denn ihm liegt nur die Ehre Gottes und das Heil der Seelen am Herzen." Der Herr verlieh ihm auch außerordentliche Gaben. Als König Wladislaw IV. von Polen gegen die Marken in den Krieg zog und sich dem Gebet des Pater Michael empfahl, weissagte ihm dieser, dass er den Feind überwinden werde; ja er sagte ihm sogar den Tag des Sieges voraus. Pater Michael starb am 19. Januar 1641 an Wassersucht. Trotzdem blieb sein Leib bis auf den heutigen Tag unverwest. Dies ist umso erstaunlicher, als die Schweden, die 1655 in Polen eindrangen, ihn in ungelöschten Kalk warfen. Zur Zeit der moskowitischen Einfälle schmachteten 3 Polen in russischer Gefangenschaft. Pater Michael erschien und befahl ihnen, aus dem Gefängnis zu fliehen. Er begleitete sie bis zur Grenze des polnischen Reiches und antwortete auf ihre Frage, wer er sei: "Ich bin Bruder Michael vom heiligen Bartholomäus, unbeschuhter Karmelit. Wenn ihr nach Krakau kommt, werdet ihr mich in der Bibliothek sehen; dort wohne ich." Danach verschwand er. Wie staunten 2 von ihnen, die sich nach Krakau begaben und ihren Befreier besuchen wollten, als sie in der Klosterbibliothek den Leichnam des Dieners Gottes erblickten und sofort ihren Retter in ihm erkannten. Gegenwärtig befindet sich der verehrungswürdige Leib im Kloster der Karmelitinnen zu Krakau (in Wesola, einem Stadtteil von Krakau).

 

Gebet am 19. Januar

 

Gütige Jungfrau Maria, erlange mir die Gnade, dass ich mich doch nicht mehr undankbar dir und Gott gegenüber beweise, der mir aus Liebe zu dir schon so viele Gnaden erteilt hat. Was sagst du hierauf, meine liebe Mutter Maria? Werde ich ewig verloren gehen? Ach, gewiss werde ich verloren gehen, wenn ich dich verlasse. Aber dürfte ich es wohl wagen, dich je zu verlassen, könnte ich mich je wieder von dir trennen, nachdem du mir so viele Beweise deiner Liebe gegeben hast? Du bist nach Gott der einzige Grund meiner Liebe. Ich will es nicht wagen, fernerhin zu leben, ohne dich zu lieben. Siehe, ich wünsche dein Wohlergehen, ich liebe dich, ich hoffe, dass ich dich immer lieben werde, hier auf Erden und die ganze Ewigkeit hindurch im Himmel, dich, o Maria, die du das heiligste, das mildeste, das liebenswürdigste Geschöpf bist. Amen. 

 

Zu Gott

 

Gott, unser höchster Herr und König, gib Deinem Volk allezeit würdige, mit Deinem Geist erfüllte Regierungen, damit sie in allem Deine Ehre und das Heil der Menschen befördern. Erwecke aber auch bei uns jenen konstruktiven Geist der Bereitwilligkeit, den guten Absichten ihrer Regierenden in allem treu zu entsprechen, damit Herrscher und Beherrschte Deiner Obhut würdig und glücklich werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Auf den heutigen Tag fällt das Andenken jenes Versprechens  und Gelübdes ein, womit die seligste Mutter Gottes nach der Meinung der heiligen Väter vor der Vermählung mit dem heiligen Joseph die ewige Jungfräulichkeit gelobt hat. 

 

Andacht am 19. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Nichts wirkt in der Seele eine so allgemeine Heiligung, als die Betrachtung des Leidens Christi." (Der heilige Bonaventura)

Der ehrwürdige Vater Balthasar Alvarez wiederholte denjenigen, die unter seiner Leitung standen, oftmals die Worte: "Denkt ja nicht, dass ihr in irgend einer Tugend fortgeschritten seid, bis nicht Jesus, der Gekreuzigte, für immer fest in euren Herzen steht."

Durch den großen Eifer, mit dem der heilige Franziskus von Assisi Jesus den Gekreuzigten studierte, gelangte er zu jener flammenden Liebe, die ihm den Namen eines Seraphs erwarb. So viele Tränen vergoss er bei der Betrachtung des Leidens Christi, dass er darüber beinahe erblindete. Wollen wir Jesus, den Gekreuzigten, vergessen?

Ein Diener Gottes, der seine Augen fest auf das Bildnis des Gekreuzigten heftete, sprach, vor der Sünde sich zu hüten, zur Geduld sich zu ermuntern und zur Liebe Christi sich anzuregen: "Sieh deinen Gott am Kreuz! Wagst du es nun noch, zu sündigen? - Sieh deinen Gott am Kreuz, und betrachte, wie sehr Er aller Liebe würdig ist!"

 

O mein göttlicher Heiland, ein Mann aller Schmerzen wurdest Du, unserer Sünden wegen; kein Kreuz also verweigere ich, das Deine Hand mir anbietet; auch verlange ich keine Belohnung für die Geduld, mit der ich sie zu tragen verlange. Es genügt mir, dadurch ein wenig Ähnlichkeit mit Dir zu erlangen, Deinen Willen zu erfüllen und Dir zu gefallen, o Jesus, Du Geliebter meiner Seele und Gott meines Herzens! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 19. Januar

 

"Eine Seele kann ohne Hilfe des Gebetes

ihr Herz Gott nicht ganz schenken."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 19. Januar - Über die Liebe

 

Entzünde, Herr, mein Herz

Mit einem Liebesfunken.

Von heil`gen Wonnen trunken

Dann schwebt es himmelwärts

Und liebt nur dich, Quell des Lichts.

Denn die Geschöpfe sind ihm nichts.

 

1. Die Liebe ist das Leben, der Trost, die Freudigkeit der Seele. Und je lebendiger diese Liebe ist, um so größer ist ihre Glückseligkeit. Daher auch wird die Verdammnis der ewige Tod genannt, weil die Verworfenen nicht lieben können, und daher ohne Trost und Freude sind. Denn sie hassen und verfluchen sich selbst, ihren Aufenthalt und ihre Gefährten, deren Abscheulichkeit sie in ihrer ganzen Größe schauen. Ebenso hassen sie auch die entsetzlichen Larven der bösen Geister, ja sie hassen Gott selbst als den Rächer ihrer Laster. Sieh also zu, wen und wie du liebst. Denn so wie der Gegenstand deiner Liebe wirst du selbst edel oder unedel, schön oder hässlich sein, dem Ausspruch des Propheten zufolge, der von den Götzendienern spricht: "Sie sind abscheulich geworden gleich den Dingen, die sie liebten." (Hosea 9,10)

 

2. Gedenke deines unsterblichen Adels, und liebe nichts, das du nicht ewig lieben kannst. Der fleischliche Mensch liebt nur was des Fleisches ist. Diese Liebe ist sein Ziel. Sie verschlingt alle seine Gedanken und Regungen. Dennoch wird sein Liebeshunger so wenig gestillt, als der des Ehrsüchtigen und Geizigen, weil alle irdischen Dinge beschränkt sind, unsere Seele aber ein unermessliches Begehrungsvermögen hat, das durch nichts Erschaffenes sich sättigen lässt. Hieraus wird auch verständlich, dass diese Liebe eine sündhafte Abirrung von Gott, dem unermesslichen Gut, ist. Gott aber verknüpfte mit dieser verkehrten Liebe einen unersättlichen Hunger, damit der Mensch ihn suchen lerne, der allein sein Verlangen sättigen kann.

 

3. Erhebe deine Liebe zu deinem Schöpfer durch die Betrachtung seiner wunderbaren Werke, seiner liebevollen Vorsehung und der zahllosen Wohltaten, mit denen er dein Leben begnadet. Gott, der die Schwäche des Menschen kennt, Unsichtbares zu lieben, ließ sich herab, sichtbar zu werden, damit unser Herz durch ihn zur Liebe unsichtbarer Dinge entzückt würde. Die heilige Menschheit Jesu Christi ist ein Spiegel, worin wir die unendliche Güte, Liebe und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters gleichsam anschaulich sehen, und keine Seele kann sie innig betrachten, ohne zu seiner Liebe entzündet zu werden. "Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig." (Psalm 73,26b)

 

20. Januar

 

Der heilige Sebastian, Hauptmann und Martyrer von Rom,

+ 20.1.288 - Fest: 20. Januar

 

Sebastian wurde im dritten Jahrhundert als Sohn römischer Eltern, die Christen waren, in Südfrankreich geboren. Bald nach seiner Geburt verzog die Familie und siedelte nach der großen Stadt Mailand in Oberitalien. Dort ist Sebastian groß geworden.

 

Von der frühesten Kindheit an schwärmte der Junge für das Militär. Wo sich Soldaten zeigten, da war auch Sebastian zur Stelle. Soweit es seine kurzen Beine zuließen, marschierte er neben den Kolonnen her. Die Soldatenlieder kannte er schon alle, bevor er lesen und schreiben lernte. So wurde Sebastian ein wenig später selbst Soldat. Fähnrich zuerst, dann Leutnant und mit zweiundzwanzig Jahren bereits Hauptmann, der jüngste Hauptmann im Regiment.

 

Drei Jahre später wurde Hauptmann Sebastian zur kaiserlichen Garde nach Rom versetzt. Damit erfüllte sich für ihn der schönste Traum, den die Soldaten in der damaligen Zeit träumten, denn bei der Garde zu dienen galt als ehrenvolle Auszeichnung. Die Garde erhielt höheren Sold und trug eine prunkvolle goldene Rüstung. Auf dem Helm schwankte ein herrlicher Federbusch. Ein einziges Leuchten und Funkeln war es jedes Mal, wenn die Garde aufzog, ein Schauspiel, das regelmäßig bei den Zivilisten laute Bewunderung hervorrief.

 

Den glänzendsten Eindruck machte der Hauptmann Sebastian. Einen prachtvolleren Soldaten, als er war, konnte man sich kaum vorstellen. Sebastian war zwei Meter groß, hatte edle Gesichtszüge und besaß einen geschmeidigen und muskulösen Körperbau. Sebastian war, mit einem Wort gesagt, ein schöner Mann. Als Soldat tat er seine Pflicht, und als Offizier war er bei seinen Untergebenen beliebt. Sein Mut und seine Tapferkeit waren sprichwörtlich, und an seiner Treue gegen den Kaiser konnte keiner zweifeln.

 

Sebastian war aber nicht nur Soldat, sondern auch Christ, und zwar ein Christ von der Art, wie Christen sein sollen, ehrlich und treu.

 

Damals, zu Sebastians Zeit, genoss die junge christliche Kirche nach langen schweren Verfolgungen eine vierzigjährige Friedenszeit. Die Zahl der Gläubigen vermehrte sich ständig, nicht nur unter den armen Volksschichten, sondern auch unter den Gebildeten und bis in die höchsten Kreise. Doch da kam über Nacht eine neue Verfolgung über die Christen. Es war die zehnte und schrecklichste seit der ersten zweihundert Jahre vorher. Tausende haben auch in dieser Verfolgung mutig den Glauben an Christus mit dem eigenen Blut besiegelt.

 

Gerade zu der Zeit, als diese Verfolgung ausbrach, erhielt Sebastian die Beförderung zur Garde. Lange überlegte er, ob er sich in Rom gleich von Anfang an öffentlich als Christ bekennen solle. Am Ende hielt er es aber für besser, seinen Glauben wenigstens vorläufig geheim zu halten. Das tat er nicht aus Feigheit, weil er den Martertod fürchtete, denn Feigheit und Furcht kannte Sebastian nicht. Nein, als echter Christusjünger brannte er vielmehr darauf, das Leben für Christus möglich zu machen. Er sagte sich, wenn er schon sterben müsse, so sei es doch gut, dass er möglichst spät den Martertod erleide. Denn in der Zwischenzeit könne er in seiner hohen Stellung noch vielen verfolgten Christen eine Stütze sein.

 

So geschah es auch. Wo er nur konnte, nahm sich Sebastian der Mitchristen an. Ihm, dem hohen Offizier der kaiserlichen Garde, öffneten sich ohne Schwierigkeiten die Kerkertüren. Den todgeweihten Christen brachte Sebastian den letzten Trost und letzte Aufmunterung. Besonders wichtig war ihm, diejenigen, die im Angesicht des Todes schwankend wurden, im Glauben zu stärken. Er brachte es sogar fertig, mitten im Sturm der Verfolgung Menschen für Christus und den Glauben zu gewinnen.

 

So kam es, wie es kommen musste. Eines Tages wurde Sebastian verraten, und der Kaiser, äußerst wütend, ließ ihn am gleichen Abend noch mit Pfeilen erschießen. Wie ein tapferer Soldat hielt Sebastian, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, am Marterpfahl aus. Schließlich brach er sterbend zusammen, und die Pfeilschützen entfernten sich in der Meinung, dass der Hingerichtete tot sei. Als jedoch bei Einbruch der Nacht eine christliche Witwe, Irene mit Namen, kam, um den Leichnam ehrenvoll zu bestatten, traf sie den Blutzeugen noch lebend an. Eiligst schaffte die Frau den Schwerverletzten von der Hinrichtungsstätte fort, versteckte ihn und pflegte ihn so gut, dass er wieder gesund wurde.

 

Wer aber meint, Sebastian sei nun geflohen, um sich in Sicherheit zu bringen, der irrt. Nein, denn als er kaum wieder stehen und gehen konnte, trat er erneut vor den Kaiser hin und hielt ihm mutig das Unrecht vor, das er den Christen antue. Da kannte des Kaisers Wut keine Grenzen mehr. Mit Keulen und Knütteln ließ er den Mann erschlagen.

 

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Das einzige, historisch nachweisbare Datum, das als Zeugnis für den heiligen Sebastian herangezogen werden kann, ist sein Gedenktag im römischen Heiligenkalender. Seit 354 feiert die Kirche das Fest dieses Märtyrers.

 

Der Legende nach soll er in Narbonne geboren, aber in Mailand aufgewachsen sein. Seine Stellung als kaiserlicher Offizier erlaubte es ihm, seine christlichen Glaubensgenossen in den Gefängnissen zu besuchen, zu trösten und zu ermutigen. Bei diesem Tun wurde er jedoch schließlich verhaftet und nun selbst zum Tod verurteilt. Wahrscheinlich starb er während der diokletianischen Verfolgung um 300.

 

„Die Absicht des heiligen Sebastian war aber nicht, Ruhm oder Reichtum zu sammeln, sondern bei Gelegenheit den Bekennern und Blutzeugen in ihren Drangsalen beizustehen. Bald auch bot sich seinem Eifer die erwünschte Gelegenheit dar. Marcus und Marcellianus, die beide des Glaubens wegen zum Tod verdammt worden waren, ließen sich durch die Tränen ihrer Verwandten und Freunde erweichen und schienen wankend in ihrem Entschluss. Sebastian, bestürzt über die drohende Gefahr, eilte ihnen zu Hilfe und belebte durch seinen feurigen Zuspruch, wodurch sogar alle Umstehenden lebhaft gerührt wurden, ihren schon halb gesunkenen Mut. Kaum hatte er abgelassen zu reden, als Zoe, Nikostrats Frau, die seit sechs Jahren den Sprachgebrauch verloren hatte, sich zu seinen Füßen niederwarf und durch Zeichen ihr Verlangen zu erkennen geben suchte. Der Diener Gottes machte das heilige Kreuzzeichen über ihren Mund, und sogleich fing sie an ganz verständlich zu sprechen. Zoe, voll des Dankes für diese große Wohltat, bekehrte sich mit ihrem Mann. Dieser war der erste Schreiber der Präfektur. Auf ihre Bekehrung folgte auch jene der Verwandten das Marcus und Marcellianus, des Kerkermeisters, namens Claudius, und sechzehn anderer Personen. Nikostrat, mit dessen Amt die Bewachung der Gefangenen verbunden war, führte sie in sein Haus, wo sie vom heiligen Priester Polykarp unterrichtet und getauft wurden.

 

Als der Kaiser während der großen Christenverfolgung im Jahr 286 erfuhr, dass Sebastian ebenfalls Christ sei, ließ er ihn vor sich kommen, und hielt ihm den vermeintlichen Undank vor, womit er alle seine Wohltaten vergolten habe. Dann übergab er ihn den Händen einiger mauretanischer Bogenschützen, die ihn, mit Pfeilen durchschossen, als tot auf dem Platz liegen ließen. Irene, die zurückgelassene Witwe des Märtyrers Castulus, kam ihn zu begraben, fand ihn aber noch am Leben. Sie ließ ihn daher heimlich in ihr Haus tragen, wo er nach kurzer Zeit wieder vollkommen gesund war. Sebastian war weit entfernt, sich jetzt, wie ihm die Christen rieten, zu verbergen. Vielmehr stellte er sich eines Tages auf die Treppe, welche der Kaiser, wenn er in den Tempel ging, besteigen musste. Als dieser ihm nahe kam, redete er ihn an, und hielt ihm mit Kraft das Unrecht seiner feindseligen Gesinnung gegen die Christen vor, welche sich doch eine Pflicht daraus machten, für die Wohlfahrt seiner Regierung zu beten, und eine unverbrüchliche Treue gegen ihn zu bewahren. Diese freie Sprache überraschte den Kaiser Diokletian; aber wie groß war sein Befremden, als er den Sebastian, den er schon längst tot geglaubt hatte, erkannte! Er ließ ihn von neuem greifen und in den Zirkus, oder die Rennbahn, die an seinen Palast stieß, führen, um ihn da durch Stockschläge töten, und dann in die große Kloake werfen zu lassen, die am Ende der Rennbahn war.

 

Eine christliche Matrone, Lucina genannt, ließ den Leib des heiligen Sebastian heimlich aus der Kloake, in die ihn die Götzendiener geworfen hatten, herausziehen und beerdigten ihn an dem Eingang einer unterirdischen Begräbnisstätte, zu Füßen von Petrus und Paulus.“

 

Die für den Heiligen typische Darstellung zeigt einen unbekleideten jungen Mann, von Pfeilen durchbohrt und an einen Baumstamm gebunden. Andere Bildwerke stellen ihn als Ritter, die Pfeile in der Hand, dar.

 

Folgende Länder und Städte verehren ihn als ihren Patron: Deutschland, die Gegend um den Chiemsee, Gent, Soissons, Oppenheim, Rom. Ebenso wird er von den Schützenbruderschaften, Soldaten, Büchsenmachern, Eisenhändlern, Gärtnern, Gerbern, Leichenträgern, Steinmetzen, Töpfern, Tuchmachern, Zinngießern und den Sterbenden als Schutzheiliger verehrt.

 

Vor allem in Pestzeiten wurde er als Nothelfer angerufen. Pfeile galten als Symbol plötzlicher Krankheit, und die Pest wurde, nach den damaligen Vorstellungen, von den Pfeilen der Pestengel hervorgerufen.

 

Der heilige Fabian, Papst und Martyrer von Rom,

+ 20.1.250 - Fest: 20. Januar

 

Von diesem Papst sind nur wenige geschichtliche Daten überliefert. Er regierte von 236 – 250 in Rom und soll die Stadt in sieben Seelsorgebereiche, mit je einem Diakon an der Spitze, eingeteilt haben.

 

Während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius wurde Papst Fabian enthauptet.

 

„Der heilige Fabian, Nachfolger des heiligen Anterus, bestieg den Stuhl des heiligen Petrus im Jahr 236. Eusebius erzählt, dass, als sich das Volk und die Geistlichkeit von Rom zur Wahl eines Oberhirten versammelt hatten, plötzlich eine Taube aus der Höhe herabflog, und sich auf Fabians Haupt niederließ, und dass durch dieses Wunder sich alle Stimmen für ihn vereinigten, obgleich vorher niemand auf ihn, weil er ein Laie und Fremdling war, sein Augenmerk gewendet hatte.

 

Ein solcher Eintritt in das Vorsteheramt der ersten der Kirchen musste ohne Zweifel merkwürdige Begebenheiten nach sich ziehen; allein die Geschichte hat uns ihr Andenken nicht aufbewahrt. Alles, was wir von dem heiligen Fabian wissen ist, dass er sechzehn Jahre lang der Kirche Gottes vorstand, der heiligen Dionysius mit anderen Missionaren nach Gallien schickte und den Privatus, Bischof von Lambäsa verdammte, der eine neue Ketzerei in Afrika verbreitete. Wir erfahren durch die heiligen Cyprian und Hieronymus, dass er im Jahr 250, in der Verfolgung des Kaisers Decius, sein Leben durch den Märtyrertod endigte. Der erste nennt ihn in einem Brief an den heiligen Papst Cornelius, seinen Nachfolger, einen unvergleichlichen Mann und sagt, dass sein ruhmvoller Tod völlig der Reinheit und Heiligkeit seines Lebens entsprochen habe.“

 

Da am 20. Januar das Fest des heiligen Fabian und des heiligen Sebastian gefeiert wird, werden beide häufig zusammen dargestellt. Der heilige Fabian trägt die Pontifikaltracht, hält ein Schwert in den Händen und hat eine Taube bei sich. Töpfer und Zinngießer wählten ihn zu ihrem Fürsprecher.

 

Der heilige Neophytus, Junge und Martyrer von Nicäa,

+ 284-305 – Fest: 20. Januar

 

Dieser Heilige, der in der zarten Blüte seiner Jugend zur Verherrlichung des Namens Jesus und seiner Kirche sein unschuldiges Blut im standhaften Bekenntnis vergoss, wurde zu Nicäa in Bithynien geboren und von seinen frommen, christlichen Eltern Theodorus und Florentia in der Furcht des Herrn erzogen. Seine Marterakten bestimmen weder die Zeit seiner Geburt, noch sein Todesjahr, und es ist wahrscheinlich, dass er nach dem Tod seiner Eltern, etwa am Anfang einer Christenverfolgung seine Vaterstadt verlassen habe. Er bewohnte längere Zeit eine Höhle in einer abgelegenen Gegend, lebte unter Gebet und Abtötung von Kräutern und Wurzeln, und wurde in seinem 15. Lebensjahr entdeckt und als ein Christ dem heidnischen Richter ausgeliefert. Dieser forderte ihn auf, den Göttern zu opfern, und dadurch seinen Körper vor Misshandlungen zu bewahren, staunte aber, als er bei dem Jungen eine männliche Entschlossenheit und eine ernstliche Zurückweisung seines Antrages fand. Als auch anlockende Versprechungen und verführerische Schmeicheleien auf ihn nicht den geringsten Eindruck machten, mussten ihm die Henker die Marterwerkzeuge vorlegen, deren fürchterlicher Anblick schon die kaltblütigsten Männer zum Abfall gebracht hatte. Unerschrocken und mit aller Fassung fragte der jugendliche Bekenner, wie lange wohl die Qualen und das Leiden unter diesen Werkzeugen dauern könne, und als er zur Antwort erhielt, dass manche schon zwei oder drei Tage lang in der Marter ausgehalten hätten, sprach er: „Ihr verblendeten Toren! Was sind wenige kurze Tage des Leidens gegen eine Ewigkeit im Himmel bei Gott? Hier ist mein Körper, martert, zerfleischt ihn nach Gefallen: mein Jesus lebt, und ich weiß es, dass er mich wieder zum Leben erwecken wird." Aufgebracht über den christlichen Heldenmut des Jungen, ließ ihn der Richter grausam geißeln, und als Neophytus während dieser Marter den Namen Jesus öfters nannte und zu Gott flehte, ihn des Martertodes zu würdigen, befahl er, ihn den wilden Tieren vorzuwerfen, und da ihn die Tiere nicht berührten, in ein Feuer zu stürzen, aus dem er aber unversehrt und Gott preisend hervorging. Schließlich wurde er mit dem Schwert hingerichtet und so seine keusche Seele mit den himmlischen Geistern vereinigt.

 

Der heilige Euthymius, Abt und Bekenner in Palästina,

+ 20.1.473 – Fest: 20. Januar

 

Euthymius wurde im Jahr 374 in der Gegend von Jerusalem von vorher lange unfruchtbaren Eltern geboren, die ihn gleich nach seiner Geburt durch ein Gelübde dem Dienst Gottes weihten. Schon als Junge übergaben sie ihn der Aufsicht eines frommen Bischofs, der ihn zur Gottseligkeit leitete und ihm besonders Unterricht in der Erklärung der heiligen Schriften erteilte, weswegen Euthymius auch wegen seiner Schriftkenntnis unter seinen Zeitgenossen allgemein berühmt war. Schon als Jüngling versah er das damals übliche Amt eines Lektors in der Kirche und zeichnete sich durch einen solchen Eifer in der Frömmigkeit aus, dass er zum Priester geweiht wurde und die Aufsicht über die Klöster in Jerusalem erhielt. Aber seine Sehnsucht nach der Einsamkeit bewog ihn, mit Erlaubnis seines Bischofs die Stadt zu verlassen und in der Wüste ein abgetötetes Leben zu führen. Er begab sich zu dem damals berühmten Einsiedler Theoctistus, mit dem er eine Berghöhle bewohnte und sich bloß von den Kräutern der Wüste ernährte. Als mehrere heilsbegierige Jünger sich um die heiligen Einsiedler versammelten, verteilte sie Euthymius in Zellen, übergab sie der Leitung und Aufsicht des Theoctistus und erwählte sich einen abgelegenen Ort, wo er ungestört von allen lebenden Wesen Tag und Nacht dem Gebet und der Betrachtung göttlicher Wahrheiten oblag. Um diese Zeit brachte man zu ihm einen unheilbaren jungen Mann, den Sohn des römischen Statthalters, der über Palästina gesetzt war, dem er durch Händeauflegung sogleich die Gesundheit erteilte. Durch dieses Wunder sowohl, als durch seine eindringlichen Ermahnungen nicht nur den Geheilten, sondern auch alle seine Begleiter zum Christentum bekehrte und taufte.

 

Diese wundervolle Heilung eines angesehenen jungen Mannes machte großes Aufsehen in der ganzen Gegend und von allen Seiten strömten die Menschen in die Wüste, um den Wundermann zu sehen. Euthymius aber verließ seine Zelle, floh in die Wüsten Ruban und Ziphon, wo er Klöster errichtete, und baute sich endlich seine Laura, die von ihm noch immer den Namen hat und wo er große Wunder wirkte. Er war ein Vater aller Armen und Bedrängten und besonders nahm er sich der verfolgten Mönche an. Zur Zeit einer anhaltenden Dürre, die eine große Hungersnot über Palästina verbreitete, fiel auf sein Gebet ein fruchtbarer Regen vom Himmel. Übrigens hatte er einen unüberwindlichen Abscheu vor den Feinden der Kirche und besonders vor den Ketzern und bewog durch seine Beredsamkeit den Bischof Petrus, dass er auf der Kirchenversammlung zu Ephesus die Verdammung der Nestorianer bewirkte. Er war auch einer der ersten, der die Beschlüsse des Kirchenrats von Chalcedon unterzeichnete und sich von der Kirchengemeinschaft des Theodosius, Bischofs von Jerusalem, trennte, weil er der euthychianischen Irrlehre zugetan war. Er starb in seinem 99. Lebensjahr im Jahr 473 als ein durch Heiligkeit und alle christlichen Tugenden ausgezeichneter Diener Gottes.

 

Die heilige Eustochium Calafati, Äbtissin von Messina,

+ 20.1.1491 (1484) – Gedenktag: 20. Januar

 

Die gottselige Eustochium wurde 1430 zu Messina geboren. Ihr Vater war aus dem edlen Geschlecht von Calafato, und ihre Mutter aus dem der Colonna. Eustochium war von ihrer Jugend an ebenso ausgezeichnet durch ihre Tugenden, als ihre seltene Schönheit. Mehrere Große in Sizilien begehrten sie umsonst zur Ehe. Entschlossen Jesus allein zu ihrem Bräutigam sich zu wählen, lehnte sie die reichsten Verbindungen ab, widerstand den Anforderungen ihrer Eltern, ertrug mit Geduld ihre Misshandlungen, und erlangte endlich die Erlaubnis, in das Kloster der heiligen Klara in Bassicano sich aufnehmen zu lassen. In dieser stillen Zurückgezogenheit wurde sie bald das Muster für ihre Gefährtinnen. Besonders aber zeichnete sie sich aus durch Liebe zu strengen Bußwerken. Ihr Eifer für die genaue Beobachtung der Ordensregel bewog sie, Papst Callixtus III. um die Erlaubnis anzugehen, ein neues Kloster zu stiften, worin die Regel in ihrer ganzen Strenge beobachtet würde. Nachdem sie hierzu bevollmächtigt worden war, stiftete sie, nicht ohne viele Schwierigkeiten, das Haus, der Jungfrauenberg genannt (Monte-Vergine), dessen Äbtissin sie wurde. Daselbst gab sie die Beispiele der reinsten Tugend und der zärtlichsten Verehrung zum allerheiligsten Altarsakrament und zur allerseligsten Jungfrau. Sie starb in ihrem 54. Lebensjahr, am 20. Januar 1484 (1491). Die an ihrem Grab gewirkten Wunder haben die Gläubigen bewogen, ihr eine öffentliche Verehrung zu erweisen, die auch vom Papst Pius VI. gutgeheißen worden.

* * *

 

Aus dem "Marianischen Festkalender" von 1863:

 

Etwa tausend Jahre nach der heiligen Eustochium von Rom (siehe am 28. September) lebte ein frommes Mägdelein gleichen Namens, zu Katana in Sizilien von rechtschaffenen und vornehmen Eltern geboren, deren einziges Kind sie war. Schon in frühester Jugend hatte sie eine innige Liebe zum Gebet, und verließ, erst drei Jahre alt oft zur Nacht ihr Bettlein und legte sich auf die bloße Erde, um durch diese Abtötung Gott und der heiligen Jungfrau ein angenehmes Opfer darzubringen. Bald fand sie Gelegenheit, ihre Liebe zur Tugend noch ernsthafter zu erproben. 

 

Ihre Eltern bestimmten Eustochium nämlich für den Ehestand und trafen für sie die Wahl des künftigen Bräutigams. Allein die sonst so folgsame Jungfrau erklärte sich entschieden dagegen. Als die Zureden nicht halfen, wendeten die betörten Eltern Zwang an. Der feste Wille der Jungfrau jedoch siegte über die ungerechte Begehr der Eltern und die Liebe zu Jesus und der jungfräulichen Keuschheit machte die Braut des Himmels erfinderisch. Sie entstellte ihr schönes blühendes Antlitz durch Fasten, strenge Bußwerke und schlechte Kleidung und fand nach vielen Hindernissen endlich Aufnahme im Orden der heiligen Klara. 

 

Hier im Kloster nun pflegte sie ihre Andacht zu Jesus, dem himmlischen Bräutigam und seiner gebenedeiten Mutter aufs wärmste. Besonders innig war ihre Verehrung des bitteren Leidens und Sterbens Jesu, in dessen Schmerzen sie sich vertiefte, an dessen Qualen sie herzlichsten Anteil nahm. Mit der Wart und Pflege der Kranken betraut widmete sie die Stunden, die sich nicht dem Gottesdienst in Kirche oder Kloster schenken konnte, dem Wohl des Nächsten und versäumte hier keine Gelegenheit, die Tugend der Demut und Fürsorge zu üben. Eine Martha durch ihre Emsigkeit und Treue im Krankendienst und den Hausgeschäften, eine Maria in ihrem Frommsinn und Gebetseifer strebte sie nach der doppelten Krone, die die Geschwister des Lazarus im Himmel schmückt.

 

Doch blieben ihr auch die Trübsale nicht erspart. Der Herr prüfte sie durch viele Krankheiten, deren höchst eigentümliche Natur ihr nicht nur sehr viele Schmerzen, sondern auch manchen Vorwurf, manche Verkennung und Verachtung eintrugen. In diesen Nöten und Widerwärtigkeiten wendete sich die Bedrängte an Maria, die Trösterin der Betrübten, und gleichwie viele Tausende vor und nach ihr die Hilfe der Gottesgebärerin erfuhren, so auch Eustochium, Maria erschien ihr oftmals in sichtbarer Gestalt und tröstete sie liebevoll. Mutvoll wanderte sie dann auf dem Dornenpfad dieses Lebens weiter, bis sie am 20. Januar des Jahres 1484 ihr Ziel erreichte, da sie selig im Herrn entschlief.

 

Fünf Tage nach ihrem Heimgang öffnete man ihren Sarg. Ihr Angesicht war noch schön und blühend rot, wie es kaum im Leben gewesen war: ihr Leib noch ganz frisch, ihre Glieder gaben einen lieblichen Geruch von sich. Zweiundzwanzig Tage floss frisches Blut aus ihrem Leib und an allen Festtagen träufelte wohlriechender Schweiß daraus, wodurch viele Kranke geheilt wurden. 

* * *

 

Am 11. Juli 1988 wurde Eustochium durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. 

 

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Aus franziskanischer Quelle:

 

Die selige Eustochium, Jungfrau, Äbtissin,

+ 20.1.1491 – Gedenktag: 20. Januar

 

Leben

 

Smaragda stammte von den adeligen Geschlechtern der Calafati und Colonna zu Messina auf der Insel Sizilien 1430. Durch Schönheit und Tugend ausgezeichnet, wurde sie von mehreren angesehenen Jünglingen zur Ehe verlangt. Da aber ein Zwang zur Ehe nicht besteht, und jede Person über sich frei verfügen kann, so schlug Smaragda alle Anträge aus; denn sie wollte nur Christus angehören. Dadurch kamen für sie schwere Kämpfe; die Eltern waren töricht genug, sie sogar deshalb zu misshandeln. Aber ihre Standhaftigkeit obsiegte, und sie trat zu Bassincano in den Orden der Klarissinen. Hier wurde sie Eustochium (Eustochia) benannt und bald ein Vorbild aller in der Vollkommenheit. Mit Erlaubnis des Papstes Calixtus III. gründete sie auf dem Jungfrauenberg ein neues Kloster, wo die Regel der heiligen Klara am strengsten beobachtet wurde. Sie leitete als Äbtissin das Kloster vortrefflich, hegte innige Andacht zum Allerheiligsten und zur Mutter Gottes. Besonders eifrig betrachtete sie das Leiden und Sterben Jesu und ließ an allen Plätzen des Klosters Vorstellungen von ihm anbringen. Ihren Leib behandelte sie ungemein hart, war sehr demütig und wiewohl Äbtissin, die Dienerin aller. Die Gaben der Weissagung und Wunder wurden ihr zuteil. Während ein glänzender Stern über ihrem Haupt erschien, starb die Dienerin Gottes an dem ihr vorher schon geoffenbarten Tag, den 20. Januar 1491. Ihr Leib blieb unverwest – und so oft der Tod einer Nonne bevorstand, pflegte sie ihn durch Klopfen an den Sarg anzukündigen. Wegen erfolgter Wunder bestätigte Papst Pius VI. ihre Verehrung als einer Seligen.

 

Lehre

 

Der heilige Hieronymus gab dereinst der heiligen Eustochium (28. September) zur Bewahrung der standesgemäßen Reinheit 4 Mittel an: 1. Demut mit Furcht vor der Gefahr. 2. Wachsamkeit über die Sinne und mutiger Widerstand gegen den ersten Anfall der Versuchung. 3. Mäßigkeit in Speise und Trank. 4. Vermeidung alles dessen, was das Herz verweichlichen kann. Ein 5. Mittel ist die Betrachtung des Leidens Jesu.

 

Gebet der Kirche

 

Allmächtiger und barmherziger Gott! Du hast das in Christus verborgene Leben Deiner Jungfrau Eustochium wunderbar verherrlicht. Gewähre uns durch ihre Fürbitte und Nachfolge, dass wir in dieser Welt ebenso verborgen, zum ewigen Leben aufzuerstehen verdienen mögen. Amen.  

 

Pater Franz Anton vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Franz Anton vom heiligen Joseph, dem der deutsch-österreichische Karmel stets zu größtem Dank verpflichtet bleibt. Pater Franz Anton wurde in Fundi in Italien am 13. November 1585 geboren. In den Karmeliterorden trat er am 30. September 1609 ein. Von jeher mild gegenüber anderen, aber streng gegen sich selbst, erwies er sich im Orden als eifrigster Beobachter aller Vorschriften, als schönste Zierde des Konvents S. Maria della Scala in Rom. Man erkannte es aus seinem gemessenen Benehmen, aus seiner würdigen Haltung, aus jeder Bewegung, die er machte, dass er sich allzeit der Gegenwart des Herrn bewusst war. Seiner Frömmigkeit, sowie seiner persönlichen Tüchtigkeit wegen wurde er zuerst nach Polen gesandt, um dort das Amt des Novizenmeisters zu versehen. Dann wurde er in die deutsche Provinz abgeordnet, wo er auf Wunsch der Mitbrüder wiederholt die Würde und Bürde des Priorates zu Wien und zu Prag, sowie die eines Definitors in der Provinz übernehmen musste. Pater Franz Anton hegte eine zarte und innige Andacht zur seligsten Jungfrau und sie fand so großes Gefallen daran, dass sie ihn wiederholter Erscheinungen würdigte. In der Übung von Bußwerken ging Pater Franz Anton so weit, dass viele seiner Mitbrüder glaubten, er habe sich die Schuld der Krankheit, an der er acht Jahre litt, selbst beizumessen. Wie einst Job bekam auch er offene, eiternde Wunden, in denen Würmer wuchsen. Er war ganz auf die Hilfe anderer angewiesen. Dennoch klagte er in keiner Weise, ja er suchte und wusste sein Leid so zu verbergen, dass es den eigenen Mitbrüdern völlig entging. Am 20. Januar 1639 wurde das Maß seiner Schmerzen und Verdienste voll. An diesem Tag, dem Fest des heiligen Sebastian, verschied er in Wien nach Empfang der heiligen Sakramente sanft im Herrn, hochgeschätzt von allen wegen seiner hohen Tugenden, die für alle ein hellleuchtendes Vorbild waren und ihm den Ruf eines Heiligen eintrugen.

 

Pater Angelus Paoli

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 20. Januar 1720 ging der ehrwürdige Pater Angelus Paoli in die ewige Heimat ein. Er war am 1. September 1642 im Dorf Argigliani in Toskana zur Welt gekommen. Von Natur gut geartet, zeichnete er sich besonders durch eine große Liebe zu den Armen aus, die bereits den kleinen Jungen bewog, auf sein Nachmittagsbrot zu verzichten, um es den Armen zu schenken. Ebenso schmückte ihn eine wahrhaft engelhafte Reinheit, in der er nicht nur vor allem, was unlauter war, zurückschreckte, sondern den Verkehr aller Frauen, selbst der Verwandten nach Möglichkeit vermied. Redete er, so hatte er allzeit Gott und Göttliches zum Hauptthema seiner Gespräche. Seine besondere Vorliebe für die seligste Jungfrau führte ihn in den Orden der beschuhten Karmeliten, in deren Noviziat zu Siena er Aufnahme fand. Wie lieb ihn seine Mitbrüder gewannen, können wir daraus schließen, dass der Prior das Schreiben des Generals, das ihn nach Rom berief, zurückbehielt. Erst als ein neuer Befehl aus Rom eintraf, ließ er ihn ziehen. Pater Angelus machte sich auf den Weg, ohne etwas anderes mitzunehmen als das Brevier. Das Geld, das er mitbekam, verschenkte er sogleich an die Armen und überließ sich der Vorsehung Gottes. Er begnügte sich indes keineswegs damit, den Armen nur leibliche Werke der Barmherzigkeit zu erweisen, er wusste ihnen die Gaben mit so gewinnender Herzlichkeit zu reichen und sie so fromm anzuregen, dass sie für ihre Seele noch ungleich mehr gewannen. Namentlich erfuhren dies die Kranken und Sterbenden, an deren Bett er gerufen wurde. Was er sprach, war so treffend, dass sich nicht nur geringe Leute, sondern ebenso Kardinäle, ja Papst Klemens XI. selbst um Rat an ihn wendeten. Mitunter tadelten ihn Mitbrüder, dass er alles den Armen hinwerfe, statt die Almosen für den Konvent zu verwenden. Einzelne schimpften ihn sogar einen Dummkopf, einen Landstreicher und Heuchler. Dies brachte ihn jedoch nicht aus dem Geleis. Er hörte es ruhig an, indem er entweder tat, als ob er es nicht hörte, oder es unumwunden zugab. In jedem Fall verkehrte er nach wie vor gleich freundlich mit den Betreffenden, wie wenn sie ihm eine Freundlichkeit erwiesen hätten. Er hatte große Schmerzen zu ertragen, doch klagte er mit keinem Wort, ja sagte nicht einmal seinen vertrautesten Freunden etwas von seinem argen Bruchleiden, von dem man erst Kenntnis erhielt, als man seinen entseelten Körper bekleidete. So gering Pater Angelus von sich selbst dachte, so sehr zeichnete ihn der Herr schon bei seinen Lebzeiten aus, indem er ihm Zukünftiges, z.B. die Wahl Klemens XI. zum Papst, ankündigte und die Kraft verlieh, Krankheiten wunderbar zu heilen. Alles Volk betrachtete ihn deshalb als einen Heiligen. Am 14. Januar 1720 warf ihn eine heftige Brustkrankheit aufs Krankenlager. Auch jetzt oblag er noch der geistlichen Lesung aufs eifrigste, betete sein Brevier und übte Akte der erhabensten Tugenden. Er selbst war von der Nutzlosigkeit der Anordnungen des Arztes und der Obern überzeugt, dennoch beobachtete er sie wie ein Kind, um gehorsam zu sein. Bei vollem Bewusstsein verlangte er selbst, dass ihm die heiligen Sakramente gespendet würden. Als er das Ende ganz nahe fühlte, ließ er den Obern und die Mitbrüder zu sich bitten, nahm das Kruzifix in die Hand, bedeckte es mit Küssen und ging, die Augen zum Himmel gerichtet und das Herz zu Gott gewendet, ganz sanft in die Ewigkeit hinüber. Die Nachricht von seinem Tod lockte eine unzählige Menge Menschen herbei, die ihm Stirn, Hände und Füße küssten und allerlei Gegenstände an seinem heiligen Leib berührten. So groß war das Gedränge, dass es nötig erschien, Posten der Schweizergarde aufzustellen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Alle waren überzeugt, dass Pater Angelus geradewegs in den Himmel eingegangen ist, um daselbst unser Fürsprecher bei Gott zu sein, wie auch der Ehrwürdige selbst dem Maximus Maestri und seiner Gemahlin, denen er im Traum erschien, bezeugte.

 

Pater Brokard vom heiligen Elias

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 20. Januar 1692 entschlief zu Prag der lobwürdige Pater Brokard vom heiligen Elias aus Bloritz in Böhmen, wo er im Jahr 1647 geboren wurde. Brokard wurde nach Vollendung seiner humanistischen Studien Apotheker und trat als solcher zu Prag und Wien in Stellung. Fröhliche Kameraden verleiteten ihn, ein lockeres Leben zu führen. Eine schwere Krankheit brachte ihn zur Einsicht, doch hielt die Besserung nur an, bis er wieder vollkommen gesund nach Wien zurückgekehrt war. Immerhin war ein Untergrund geschaffen. Als Brokard dann eine Anstellung am kaiserlichen Hof bekam und sich schon ehrenhalber mehr zurückhalten musste, wurde er ernster. Es schauerte ihn selbst, wenn er an sein vergangenes Leben zurückdachte und erwog, wie er einst wünschen würde, gelebt zu haben. Je länger er die ewigen Wahrheiten beherzigte, desto mehr reifte der Entschluss in ihm, Ordensmann zu werden, und weil er die Karmeliten so oft an den Hof kommen sah und wusste, wie geschätzt sie bei hoch und nieder waren, nahm er sich vor, Karmelit zu werden. Er setzte nach Vollendung seines Noviziates zu München, am 25. März 1673, auch im Kloster seine ehemalige Berufstätigkeit fort, richtete zu Graz und zu Prag eine Apotheke ein und erwies sich als überaus eifriger, sorgfältiger und praktischer Krankenpfleger. Besonders zu Prag machte er sich verdient, indem er während der Zeit der Pest mit größter Hingabe allen ohne Unterschied leibliche und geistliche Hilfe leistete, bis er selbst angesteckt wurde. Groß und zahlreich waren die Schmerzen, die er auszustehen hatte. Wohl genas er wieder, wurde aber bald erneut von verschiedenen anderen Krankheiten heimgesucht, während derer seine große Geduld die Bewunderung aller erregte. Schließlich erlag er einem Schlaganfall.

 

Schwester Floriana von der göttlichen Liebe

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Floriana von der göttlichen Liebe. Schwester Floriana (Barbara Dietl) war das dritte von den 18 Kindern eines Landwirts zu Regenstauf in Bayern und am 6. Mai 1856 geboren. Ihr Elternhaus war das christlichste der ganzen Pfarrei, ihre Erziehung eine sehr gute und von Seiten des Vaters auch sehr streng. Man wollte Barbara durchaus verehelichen, aber nach einer zweimaligen Unterredung mit dem empfohlenen Bräutigam empfand sie einen solchen Ekel vor dem Ehestand, dass sie um keinen Preis zu bewegen war zu heiraten. Nun nahm sie Dienste und lernte auf den Rat eines Kapuzinerpaters in München das Kochen. In Regensburg, wo sie einen Platz in der fürstlich Taxisschen Küche erhielt und eine eifrige Besucherin der Karmelitenkirche wurde, fühlte sie zum ersten Mal das Verlangen, Karmelitin zu werden. Da sie zwar auf ihre Bitte wohl die Zusage der Aufnahme erhielt, aber noch lange warten musste, brachte sie ihr Pfarrer in das nahe Kloster der Salesianerinnen zu Pielenhofen. Doch der Herr wollte nicht, dass ihr ursprüngliches Vorhaben unausgeführt bliebe. Für die Verrichtungen, die ihr in Pielenhofen aufgetragen wurden, ganz ungeeignet, verließ Barbara dieses Kloster und trat, da nun ein Platz frei wurde, am 19. April 1881 in Gmunden ein. Hier hatte am Morgen des Festes des heiligen Florian die Priorin den Schwestern ans Herz gelegt, diesen Heiligen anzurufen, damit er ihnen eine gute Laienschwester sende. Sie gelobten auch für den Fall, dass er sie erhöre, dieser Schwester seinen Namen zu geben. Und siehe, da kam Barbara und bat schüchtern: "Euer Ehrwürden, ich möchte gerne eine Tochter des heiligen Florian werden." Gefragt, was sie damit meine, gab sie zur Antwort, sie wollte gerne Laienschwester werden. Ihr Wunsch wurde erfüllt, was sie ganz glücklich machte. Sie hüpfte nach ihrer Einkleidung auf vor Lust und küsste das heilige Kleid so innig, dass alle höchst erbaut wurden. Sie war und blieb eine innige Gebetsseele, und ihr Gottvertrauen erreichte alles. Ein Beispiel! Die kranke Mutter Priorin durfte auf Anordnung des Arztes kein anderes Frühstück nehmen als Schokolade. Da der Vorrat zu Ende war und die Priorin selbst sich scheute, Schokolade kaufen zu lassen, beschwor unsere Schwester die heilige Anna, ihr Schokolade zu schicken. Nachmittags fragte sie an, ob sie schon da sei und versicherte auf die Verneinung hin: "Aber sie kommt gewiss heute noch." Wirklich, nach ein paar Stunden schenkte eine fromme Frau mehrere Päckchen Schokolade. Am Ende des Jahres 1894 befiel sie die Lungenschwindsucht, die ihr eifriges Tugendstreben hemmte. Floriana ertrug die großen Schmerzen mit erbaulichster Geduld bis zum 20. Januar 1895, an dem sie mit dem Kuss auf den gekreuzigten Heiland verschied.

 

Gebet am 20. Januar

 

Du barmherzigste Mutter. Sei meine Fürbitterin bei Gott und erwirb mir seine göttliche Gnade und Barmherzigkeit. Du bist ihm wegen deiner Heiligkeit ganz lieb und angenehm. Ich aber bin ihm wegen meiner Sünden ganz zuwider und verhasst. O dass mir recht bald die Verzeihung meiner Sünden verkündigt würde. Dass ich durch die Gegenwart meines Heilandes in meinem Herzen von himmlischem Trost erquickt würde. Erflehe mir diese große Gnade bei Jesus deinem göttlichen Sohn. Amen. 

 

Zu Gott

 

Wir hoffen, gütiger Gott, von Deiner unendlichen Barmherzigkeit den Beistand zu erlangen, den wir brauchen, um in den Gefahren, denen wir so oft ausgesetzt sind, nicht zugrunde zu gehen. Erhöre auch unser Gebet für diejenigen, denen der Schutz unserer irdischen Güter und unseres zeitlichen Lebens anvertraut ist, damit sie in allem Deinen Willen vor Augen haben, und gegen alle Feinde des zeitlichen und ewigen Heils gesichert stehen mögen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag wurde im Jahr 1582 vom Papst Gregor XIII. die Rosenkranz-Bruderschaft zur Ehre der heiligsten Mutter Gottes aufs neue bestätigt.

 

Andacht am 20. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Eine einzige Träne, über das Andenken an das Leiden Christi vergossen, wiegt eine Pilgerschaft nach Jerusalem, und ein Fasten ein Jahr lang bei Brot und Wasser auf." (Der heilige Augustinus)

Einst, als der heilige Franziskus von Assisi in tränenvolle Klagen ausbrach, und um den Grund seines Jammers befragt wurde, antwortete er: "Ich beweine den Schimpf und die Schmerzen, die meinem Erlöser zugefügt wurden; und gar sehr wird mein Leid vermehrt, wenn ich bedenke, dass so viele Undankbare Ihn nicht lieben; ja, Seiner nicht einmal gedenken!" - So oft er ein Lamm blöken hörte, gedachte er des fleckenlosen Lammes, das für die Sünden der Welt am Kreuz starb; und wurde darüber zu tiefstem Mitleid angeregt. Er ließ beinahe nicht ab, seine Brüder zu ermahnen, dass sie des Leidens Christi gedächten. Seien wir nicht undankbar gegen diesen göttlichen Erlöser, der uns bis zum Übermaß geliebt hat.

 

O mein Heiland, durch Dein schmerzliches Leiden erbarme Dich meiner, erbarme Dich meiner Brüder und Schwestern! Bereit bin ich, eher zu sterben, als Dein Leiden durch meine Sünden zu erneuern! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 20. Januar

 

"Soldaten Jesu Christi, seid unüberwindlich wie die Martyrer und gedenkt,

dass ein Mensch ohne Mut allezeit ohne Ehre sein wird."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 20. Januar - Von der Freude im Heiligen Geist

 

Wenn Gottes Geist das Herz durchweht,

Dann tönt sein Saitenspiel

In süßer Liebe früh und spät

Von seinem hohen Ziel;

Und löst sich oft in seinem Lauf

Vor Wonne liebetrunken auf.

 

1. Gott, der unendlich glückselig ist, erschuf auch unser Herz zur Freude. Und gar sehr irren diejenigen, die von seinem Dienst durch den falschen Wahn sich abhalten lassen, die Diener Gottes schmachteten in beständiger Traurigkeit. Freude ist die natürliche Speise unseres Herzens. Zwar verbietet Gottes heilige Gerechtigkeit denjenigen, die nach dem himmlischen Reich pilgern, unreine und sündhafte Lüste, aber seine liebevolle Güte entschädigt sie, selbst in diesem Leben, reichlich durch den Trost und die Freude des Heiligen Geistes. Und so liebevoll werden sie dadurch erquickt, dass sie ihrem gekreuzigten Herrn mit großer Liebe folgen.

 

2. Dieser Trost und diese heilige Freude sind die Erstlingsgaben der himmlischen Erbschaft, und ihre Lieblichkeit steht hoch über allen sterblichen Worten. Dieses Wort fassen die Kinder dieser Welt nicht, und es ist ihnen Torheit. Es zeigt sich aber die allmächtige Kraft dieses göttlichen Trostes darin, dass sie Seelen, die damit begnadet werden, also über sich selbst erhebt, erleuchtet und von himmlischer Liebe durchglüht, dass sie alle Lüste der Welt und des Fleisches gleich dem Gassenkot verabscheuen, weil alles, was in dieser Welt süß und lieblich genannt wird, gegen den Adel, die Reinheit und göttliche Lieblichkeit dieser heiligen Wonne wahre Bitterkeit ist.

 

3. Diese Gnade widerfährt ihnen besonders, wenn das Licht des Heiligen Geistes sie im innerlichen Gebet erleuchtet, dass die Geheimnisse des heiligen Glaubens ihnen gleichsam anschaulich werden, und sie die wunderbare Weisheit und Liebe Gottes klar erkennen, wodurch ihre Liebe oft so sehr entflammt wird, dass sie mit dem Apostel ausrufen: "Ich sehne mich danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein - um wieviel besser wäre das." (Philipper 1,23) So lieblich und so stark ist dieser Trost, dass zuweilen große Sünder sich dadurch angeeifert fühlten, die Welt zu verlassen, und dass bekehrte Seelen die größten Aufopferungen, sogar ihres Lebens, mit Jubel vollbrachten. Gott aber erquickt alle, die mit aufrichtigem Herzen ihm dienen, je nach ihrem Bedürfnis und den Anordnungen seiner göttlichen Weisheit, mehr oder minder, mit dieser himmlischen Speise. Psalm 9,3: "Ich will jauchzen und an dir mich freuen, für dich, du Höchster, will ich singen und spielen."

 

21. Januar

 

Der heilige Meinrad, Priester, Einsiedler und Martyrer von Einsiedeln,

+ 21.1.863 - Fest: 21. Januar

 

In der Zeit, in der Kaiser Karl der Große regierte, wurde dem Grafen von Zollern auf Schloss Sülchen am Neckar nach vielem Beten und Warten als Geschenk des Himmels ein Kind geschenkt. Die glücklichen Eltern ließen den Jungen auf den Namen Meinrad taufen. Als der kleine Meinrad mit der Zeit aus der Wiege in die erste Hose wuchs, stellte es sich zur größten Freude des Vaters und der Mutter heraus, dass er ein echter Schwabe war. Denn außer einem hellen Kopf hatte er ein tiefes Gemüt und ein weiches Herz. So sind die Schwaben nämlich, kluge, gute und liebe Leute.

 

Als Meinrad dann heranwuchs, schickten die Eltern ihn in eine Klosterschule auf der Insel Reichenau im Bodensee. Nichts Lieberes konnten sie dem Jungen antun, denn lernen wollte er sehr. Und weil er auch die Stille und das Beten gerne hatte, fühlte sich Meinrad gleich vom ersten Tag an im Kloster zu Hause und lernte lesen, schreiben, zeichnen, malen und dichten, wie es damals auf den Schulen Brauch war.

 

Mit der Zeit gefiel es dem jungen Zollerngrafen im Kloster immer besser, er vergaß dabei sogar die Heimkehr auf das elterliche Schloss und wurde Mönch, Priester und Lehrer und unterrichtete mit Liebe und Lust Jungen aus dem Schwarzwald und der Schweiz, die auf den gleichen Bänken saßen, auf denen er selbst gesessen hatte.

 

Jahr um Jahr hielt Meinrad mit schönem Erfolg Unterricht, aber allmählich fühlte er sich im Kloster doch nicht mehr richtig wohl. Die Jungen waren ihm, wie man sich vorstellen kann, zu unruhig und störten ihn in den Gedanken an Gott. Da ging Pater Meinrad zu Vater Abt und bat ihn um die Genehmigung, Einsiedler werden zu dürfen. Als ihm seine Bitte gewährt wurde, verzog sich der stille Gottsucher auf den Berg Etzel am Züricher See in der heutigen Schweiz, baute sich eine Klause in tiefer Waldeinsamkeit, fastete und betete alle Tage, sieben Jahre lang.

 

In der ersten Zeit, als Meinrad auf dem Etzel in seiner Klause wohnte, störte ihn niemand. Später jedoch kamen von nah und fern Leute und suchten ihn auf und sprachen sich bei ihm aus. Sie fragten um Rat und baten um Hilfe in tausend Anliegen des Leibes und der Seele. Von allen, die zu ihm kamen, ging keiner ungetröstet wieder weg. Bald redete alle Welt rundherum von dem gütigen und weisen Einsiedler auf dem Etzel. Und als daraufhin die Zahl derer, die ihn oft auch nur aus bloßer Neugierde aufsuchten, mit jedem Tag zunahm, war Meinrad eines Morgens spurlos verschwunden. Wo war er denn geblieben? Er war noch ein gutes Stück weiter in die Einsamkeit gewandert, in den sogenannten Finsteren Wald. Das war ein Urwald, den sicher noch nie ein Mensch betreten hatte. Ganz still war es dort. Und wieder war der Einsiedler mit Gott allein. Bären und Wölfe waren die Nachbarn des Gottesmannes, aber sie taten ihm nichts zuleide. Und die Rehe und die Hasen gingen bei ihm ein und aus, und die Vögel setzten sich dem Klausner gar nicht scheu auf die Schulter und auf die Hand. Der Einsiedler besaß auch zwei Raben, die er, kaum den Eiern entschlüpft, aus dem Nest genommen und großgezogen hatte. Die beiden schwarzen Gesellen folgten dem Heiligen auf Schritt und Tritt und lernten auch einige Worte sprechen. Nur wenn Sankt Meinrad betete, hielten sie sich still, aber wenn der Beter „Amen“ sagte, sagten auch sie laut und deutlich „Amen“ und nickten dazu bekräftigend mit dem Kopf.

 

Das war für den Einsiedler eine selige und schöne Zeit, aber dann wurde er eines Tages doch wieder entdeckt. Wieder fanden sich die Leute bei ihm ein, mit jedem Tag mehr, und fragten um Rat und baten um Hilfe. Da erkannte Meinrad, dass es so Gottes Wille sei, und er blieb an Ort und Stelle und half allen, die zu ihm kamen. Und wenn die Reichen ihm zum Dank Geld oder Tuch oder Nahrungsmittel hinterließen, so verschenkte der Einsiedler die Gaben dem nächsten Armen, der zu ihm kam.

 

Neben Meinrads Klause stand eine hölzerne Kapelle mit einer Statue der Mutter Gottes auf dem Altar. An diesem Altar feierte der Einsiedler jeden Morgen die heilige Messe. Da geschah es, dass einmal im strengen Winter gleich nach der heiligen Messe zwei Räuber in das kleine Kirchlein eindrangen. Sie nahmen dem Klausner das wenige, was er besaß, weg und erschlugen ihn. Als sich die Mörder entfernen wollten, stürzten sich die Raben auf sie, hackten auf sie ein und folgten ihnen krächzend und schreiend Schritt für Schritt bis nach Zürich, wo man die beiden ergriff und sie für ihre Tat mit dem Tod bestrafte. Aus Meinrads Klause im Finsteren Wald aber entstand allmählich das große Kloster Einsiedeln mit dem berühmten Gnadenbild der Mutter Gottes. Es ist heute noch das gleiche Gnadenbild wie zu Meinrads Zeiten.

 

Manche Leute vergleichen Meinrads Raben mit der Stimme des Gewissens, die jeden Menschen quält, wenn er etwas Böses getan hat. Ob das wohl richtig ist?

 

Der heilige Fructuosus, Bischof und Martyrer von Tarragona, Spanien,

und seine Diakonen, die heiligen Augurius und Eulogius,

Martyrer von Tarragona,

+ 260-268 – Fest: 21. Januar

 

Der heilige Fructuosus, Bischof zu Tarragonien in Spanien, war ein eifriger und apostolischer Mann und verdiente es, ein auserwähltes Gefäß und ein Lehrer der Völker genannt zu werden. Wegen seines Eifers in der Verbreitung der christlichen Religion wurde er gewürdigt, unter der Regierung der heidnischen Kaiser Valerian und Gallienus als Blutzeuge Jesu sein Leben zu opfern. Es war an einem Sonntag im Jahr 262, als der heilige Oberhirt nebst seinen Diakonen, Augurius und Eulogius, nach Vollendung des allerheiligsten Opfers von den Heiden ergriffen und in das Gefängnis geworfen wurden, in dem sie sich sechs Tage lang unter anhaltendem Gebet auf ihren Todeskampf vorbereiteten. Am siebten Tag schließlich wurden sie vor den Richterstuhl des Statthalters Aemilianus geführt, der ihnen zuerst die Verordnungen der Kaiser zur Unterdrückung der christlichen Religion vorlesen ließ und sie dann ermahnte, den Göttern zu opfern. Die Bekenner erklärten sich einstimmig, dass sie als Verehrer des wahren und einzigen Gottes falschen Götzen nicht huldigen könnten und lieber alle Peinen erdulden wollten, als ein solches Verbrechen begehen. Der Richter verurteilte sie also zum Tod durch das Feuer, das er zum Schrecken der Christen auf öffentlichem Platz zu errichten befahl.

 

Als die Martyrer auf dem Richtplatz angekommen waren, den eine unzählige Volksmenge umgab, und der heilige Oberhirt die bitteren Tränen der Gläubigen sah, die sie über seinen Verlust weinten, sprach er laut und freudig zu ihnen: „Lasst den Mut nicht sinken, meine Kinder, und setzt euer Vertrauen auf Gott! Er wird euch nicht als Waisen ohne einen Hirten lassen und die Leiden, zu denen wir verurteilt sind, dauern nur einen Augenblick und führen zur ewigen Seligkeit.“ Nach diesen Worten ermahnte er seine Leidensgefährten zur Standhaftigkeit in der Todesstunde und dann traten sie in den brennenden Scheiterhaufen, fielen auf ihre Knie und sangen heilige Psalmen zur Verherrlichung des Namens Jesus. Nachdem das Holz verbrannt war, erblickte man die drei Heiligen, wie sie unversehrt von den Flammen im Herrn entschlafen waren, und die Gläubigen und selbst die Tochter des Statthalters Ämilianus sahen es, wie der Engel Gottes ihre Seelen zum Himmel emportrug. Fromme Christen trugen in der folgenden Nacht die Leichname der heiligen Martyrer von dem Richtplatz und beerdigten sie an einem geweihten Ort.

 

Der heilige Epiphanius, Bischof und Bekenner von Pavia,

+ 21.1.496 – Fest: 21. Januar

 

Der heilige Epiphanius wurde zu Pavia aus einem hohen Geschlecht im Anfang des 5. Jahrhunderts geboren und von seinen frommen Eltern, Maurus und Focaria, dem heiligen Bischof Crispinus zur Erziehung übergeben, unter dessen Leitung er in den Wissenschaften sowohl als in allen christlichen Tugenden die bewundernswürdigsten Fortschritte machte. Schon im zwanzigsten Jahr seines Alters empfing er die Weihe als Diakon und acht Jahre lang arbeitete er rastlos in seinem heiligen Amt zur Verbreitung des Reiches Gottes und unterstützte durch Rat und Tat seinen vom Alter geschwächten heiligen Oberhirten Crispinus, bis er nach dessen Tod wider seinen Willen von der Geistlichkeit und den Gläubigen zum Bischof von Pavia erwählt wurde. Er änderte beim Antritt des heiligen Amtes seine vorige Lebensart nicht im Geringsten, sondern war stets darauf bedacht, den Seinigen in allen Tugenden, vorzüglich in der Demut und Enthaltsamkeit, als ein leuchtendes Beispiel voranzugehen und so die Ehre Gottes und der heiligen Religion zu befördern. Er lebte sehr arm und einsam und suchte in allen Verhältnissen den Frieden zu erhalten. Durch seine unwiderstehliche Beredsamkeit versöhnte er die entzweiten Gemüter des Kaisers Anthemius und Ricimerus, der als Fürst Mailand regierte, und deren Feindschaft zu einen verheerenden Krieg ausgebrochen war, und auf sein Bitten verschonten die Rugier, als sie Pavia eroberten, die Stadt mit Plünderung und Brand. Mitten im Winter machte er eine beschwerliche Reise an den Hof des Königs Gondovadus in Burgund, bei dem er die Loslassung sechstausend gefangener Italiener bewirkte.

 

So arbeitete der heilige Epiphanius unermüdet daran, Menschenelend zu lindern und Tugend zu verbreiten, und starb beweint von der ganzen Christenheit, im 58. Jahr seines Alters 496. Seine Reliquien wurden unter der Regierung Kaisers Otto des Ersten nach Hildesheim gebracht, wo sie feierlich der Verehrung der Gläubigen ausgesetzt wurden.

 

Die heilige Agnes, Jungfrau und Martyrin von Rom,

+ 21.1.304 - Fest: 21. Januar

 

Seit sechzehnhundertfünfzig Jahren verkündet die Kirche das Lob der heiligen Agnes. Die größten Kirchenlehrer feiern ihren Ruhm. Berühmte Päpste haben ihr Leben und Sterben begeistert geschildert. Ihr zu Ehren haben Dichter ohne Zahl ihre Lieder gesungen. Zahllos sind auch die Kirchen, die ihr geweiht sind, und Millionen Frauen und Mädchen trugen zu allen Zeiten und tragen heute noch ihren Namen. Die heilige Agnes gehört zu den ganz Großen im Himmel und auf Erden.

 

Was hat sie denn so groß gemacht?

 

Agnes wurde als Tochter eines vornehmen römischen Hauses im Jahre 291 geboren. Schon als Kind war sie schön wie eine Rosenknospe. Später staunten alle Menschen, die sie sahen, denn so viel Liebenswürdigkeit und Schönheit und Freundlichkeit wie bei ihr findet man selten bei einem einzelnen Menschen.

 

Schön war Agnes von Gestalt, und noch weit herrlicher entfaltete sich die Schönheit ihrer Seele. Rein wie die weiße Wolle eines Lammes war ihr Herz, wie Schnee, über den noch kein Fuß gegangen ist. Und bald auch blühte in ihrem Herzen die Liebe zum schönsten und herrlichsten Bräutigam, den es gibt, zu Christus, dem König der reinen Seelen. Mit diesem unvergleichlichen Bräutigam verband sich Agnes für immer und ewig durch ein Gelübde.

 

Angelockt durch die Art und die Erscheinung des Mädchens, bat eines Tages ein vornehmer heidnischer junger Mann um die Hand der Heiligen. Sie aber, die an irdische Liebe nie gedacht hatte, gab zur Antwort:

 

„Du kommst zu spät. Ein anderer ist dir zuvorgekommen. Ich bin bereits verlobt. Mein Bräutigam ist der, dessen Schönheit Sonne, Mond und Sterne bewundern und dessen Mutter eine Jungfrau ist. Mit einem Ring hat mich Jesus Christus, der Herr, sich verbunden, und wie eine Braut hat er mich mit einem Kranz geschmückt.“

 

So sprach Agnes. Hohe, heilige Worte waren es, mit denen sie sich offen als Christin bekannte.

 

Es war damals die Zeit der Christenverfolgung, und so ging der enttäuschte Bewerber hin und klagte die Christusbraut, die ihn abgewiesen hatte, bei dem heidnischen Richter an.

 

Der Richter ließ die Bekennerin aus dem Elternhaus holen und sich vorführen. Mit freundlichen Worten forderte er sie auf, zum Zeichen des Abfalls vom wahren Glauben vor einem Götzenbild Weihrauch zu verbrennen. Schmeichelnd versprach er ihr dafür alles Glück der Welt. Doch Agnes schüttelte ernst, aber bestimmt den Kopf. Irdisches Glück ließ sie kalt, und deshalb weigerte sie sich, Weihrauch zu streuen, um dem himmlischen Bräutigam nicht untreu zu werden.

 

Da stieß der Richter schreckliche Drohungen aus und zeigte ihr die grauenhaften Marterwerkzeuge, wie sie damals gegen die Christen angewandt wurden: klirrende Ketten, eiserne Krallen, blutbespritzte Foltern, die wilden Tiere und die lodernden Flammen des Scheiterhaufens. Doch auch dadurch ließ sich Agnes nicht einschüchtern. Sie stand in Treue fest zu Christus. An dieser Treue änderte sich auch dann nichts, als sie zum Tod durch Enthauptung verurteilt wurde.

 

Wie sie den Martertod erlitt, beschreibt der heilige Bischof Ambrosius von Mailand, der die Geschichte noch von Augenzeugen erfahren hat, so schön, dass es ihm schöner keiner nacherzählen kann.

 

„So schreitet keine Braut dem Bräutigam entgegen“, erzählt der heilige Ambrosius, „wie diese Jungfrau fröhlichen Schrittes zur Marterstätte eilt. Alle Leute weinen, einzig ihre Augen bleiben tränenleer. Ringsum staunt man, dass sie ihr Leben so leichten Herzens hingibt ... Ruhig steht sie da, betet und neigt den Nacken. Da konntest du den Henker zittern sehen ..., seine Hand bebt, bleich sind seine Lippen ..., bis Agnes ihm zuruft: Warum zögerst du, Henker?“

 

So berichtet der heilige Ambrosius von dem glorreichen Tod der Christusbraut Agnes, und voll Bewunderung fährt er fort:

 

„Mädchen ihres Alters weinen über einen Nadelstich, als hätten sie sich schwer verletzt, sie aber stand unerschrocken vor dem Henker. Sie hatte kaum eine Ahnung, was Sterben heißt, und schon ist sie bereit, ihr junges Leben unter dem Schwert auszuhauchen. So viele Menschen nun ihren Namen aussprechen, so viele Herolde verkünden den Ruhm dieser jungfräulichen Martyrin.“

 

- - -

 

Es war am 21. Januar des Jahres 304 nach Christi Geburt, als die heilige Agnes den Märtyrertod erlitt. Noch so jung, erst im 13. Lebensjahr stehend, war sie schon im Guten vollendet. Ihr heiliger Engel, der im Leben ihr so treu zur Seite gestanden hatte, führte die reine, unschuldige Seele zum Himmel empor. Allem Erdenleid für immer entrückt, wird sie von den Engeln und Heiligen als Teilnehmerin an ihrer Seligkeit begrüßt. Sie schaut – o welche Freude! – nun zum ersten Mal ihren göttlichen Bräutigam, den sie so treu geliebt, nach dem sie so glühend verlangt hat. Nun besitzt sie Ihn und nichts mehr vermag sie von Ihm zu trennen. Liebend schließt Er sie in Seine Arme, krönt sie mit der Doppelkrone der Jungfräulichkeit und des Martyriums und lässt sie für alle Ewigkeit teilnehmen an seiner himmlischen Herrlichkeit.

 

Die Glorie und Freuden, in der sie nun lebt und ewig leben wird, beschreiben zu wollen, wäre eitles Beginnen. Kein Menschenauge ist fähig, den Glanz zu ertragen, keine Menschenbrust kann die Wonne verkosten, keine Engelszunge kann die Herrlichkeit verkünden, die Gott im himmlischen Paradies jenen bereitet hat, die Ihn lieben (1 Kor 2). Und Agnes gehört zu Seinen auserwählten Bräuten, zu jenen bevorzugten Heiligen, die das Kleid der Jungfräulichkeit unbefleckt vor den Thron des Lammes gebracht haben. Strahlend in leuchtendem Gewand, die Siegespalme in der Rechten, ihr Herz erfüllt von unbeschreiblicher Seligkeit, folgt sie, eine der ersten in der Schar der Jungfrauen, dem Lamm, wohin es immer geht, und singt mit ihnen ein Lied, das nur sie zu singen vermögen (Offb 14). Ewig prangt sie mit der Siegeskrone, die der besondere Lohn der Jungfrauen ist für die Siegreichen Kämpfe zur unbefleckten Bewahrung ihrer Keuschheit (Sir 4).

 

Aber auch auf Erden hat der Herr Seine Braut verherrlicht und durch alle christlichen Jahrhunderte ist ihr Andenken glorreich geblieben.

 

Kaum hatte das unschuldige Mädchen sein Leben ausgehaucht, da drängten die Christen sich hinzu, um in den Tüchern das Blut der jugendlichen Märtyrerin aufzufangen, das sie als teures Andenken und wertvolle Reliquie mit sich nach Hause nahmen. Den heiligen Leib ließen ihre Eltern auf einer ihrer Besitzungen in der Nähe der Stadt Rom ehrfurchtsvoll bestatten. Die Christen kamen in großer Zahl zum Grab der Heiligen, um dort zu beten, durch ihr Beispiel sich zu ermutigen und durch ihre Fürbitte Kraft zu erflehen für ihren Glauben. Manche erlitten dort, von den Heiden überfallen, den Märtyrertod. Unter diesen war auch Emerentiana, ein Mädchen, das mit Agnes vom gleichen Alter, jedoch noch nicht getauft war. Als Emerentiana den Heiden mutig entgegentrat und ihnen unerschrocken ihre Ruchlosigkeit vorhielt, wurde sie von der wütenden Menge zu Tode gesteinigt. So empfing sie die Bluttaufe. Im selben Augenblick erfolgte jedoch ein furchtbares Erdbeben, begleitet von Donner und Blitz, wodurch viele getötet wurden, so dass man es fortan nicht mehr wagte, hier die Christen zu belästigen.

 

Am teuersten war die Grabstätte der heiligen Agnes ihren Eltern. Täglich besuchten sie das Grab, um dort zu beten. Sie freuten sich wohl innig über das Glück ihres Kindes, aber es tat ihnen doch weh, es nicht mehr bei sich zu haben. Da erschien ihnen eines Abends, als sie zusammen mit vielen anderen an dem Grab ihrer Tochter beteten, Agnes, von blendendem Licht umstrahlt und begleitet von vielen Jungfrauen, ein glänzend weißes Lämmlein auf ihren Armen tragend. „Seid nicht traurig“, so tröstete sie freundlich ihre Eltern, „dass ihr mich verloren habt, sondern freut euch wegen meines Glücks. Denn seht, ich schaue nun, wonach ich verlangte und besitze, was ich gehofft habe. Ich bin nun vereint im Himmel mit Ihm, den ich auf Erden mit ganzer Inbrunst geliebt habe.“ Hierauf verschwand die Erscheinung; die Eltern aber waren durch diese Worte sehr erfreut.

 

Das Grab der heiligen Agnes blieb in großen Ehren und ihre Verehrung breitete sich immer weiter aus. In allen Kirchen und Sprachen des Erdkreises wurde ihr Andenken geehrt, ihr Lob verkündet und ihr Fest gefeiert. Christliche Jungfrauen wählten sich die jungfräuliche Märtyrerin als Patronin und ehrten sie als Vorbild und Schützerin ihrer Unschuld. Konstantia, die Tochter des Kaisers Konstantin, erbaute über ihrem Grab eine Kirche und daneben ein Haus für fromme Jungfrauen, die dort unter dem Schutz der heiligen Agnes ein gottgeweihtes Leben führten. Diese Kirche zählt jetzt zu den schönsten Kirchen Roms. Sie birgt als kostbaren Schatz unter dem Hochaltar den größten Teil der Reliquien der heiligen Agnes. Die große Anzahl Weihegeschenke, die man in diesem Gotteshaus erblickt, geben Kunde von der Liebe und Verehrung, die der jugendlichen Heiligen gezollt wird und von den vielen Gebetserhörungen, die auf ihre Anrufung stattfanden.

 

Der Tag, an dem die heilige Agnes durch ihren blutigen Tod das ewige Leben fand, in der Sprache der Kirche „Geburtstag“ genannt, wird am 21. Januar gefeiert und sieben Tage darauf das Gedächtnis ihrer Erscheinung. Die priesterlichen Tagzeiten ihres Festes gehören zu den schönsten des Breviers. Ihr Name ist in den Kanon der heiligen Messe aufgenommen und Tag für Tag steigt unzählige Male von den Altären das Gebet um ihre Fürbitte zum Himmel empor. In Rom werden alljährlich an ihrem Grab zwei weiße Lämmlein gesegnet; aus deren Wolle werden die Pallien bereitet, die der Papst den Erzbischöfen verleiht und womit er ihnen Vollmacht gibt zur Ausübung ihrer Rechte.

 

Von vielen Heiligen ist es bekannt, dass sie eifrige Verehrer der heiligen Agnes waren. Dazu zählen unter andern der heilige Martin, dem sie wiederholt erschien, der heilige Thomas von Aquin, die heilige Brigitta, der selige Thomas von Kempen. Christliche Dichter besangen ihr Leben und berühmte Kirchenväter verkündeten ihr Lob. Insbesondere der heilige Ambrosius hat sie mit beredten Worten gefeiert.

 

So ist die heilige Agnes geehrt im Himmel und auf Erden. Sie hat, was der heilige Hieronymus von ihr preist, durch ihre Festigkeit und Ausdauer die Schwäche ihres Alters und die Wut des Tyrannen überwunden: das ist und bleibt ewig ihr Ruhm.

 

Die heilige Agnes war, was der heilige Augustinus an ihr rühmt, wirklich, was ihr Name andeutet, die Keusche und Reine, ein Lamm an Einfalt und Unschuld und treuer Anhänglichkeit an Jesus, den guten Hirten, von dem sie durch nichts sich trennen ließ: das verdiente ihr die Kronen der Jungfräulichkeit und des Martyriums.

 

Heilige Agnes, lass nicht ab, für uns zu bitten, damit wir in den Gefahren nicht erliegen und den Versuchungen standhaft widerstehen und so vom ewigen Verderben bewahrt, einst mit dir ewig uns in der Glorie des Himmels erfreuen mögen!

  

Gebet am 21. Januar

 

Unbefleckte Jungfrau Maria, siehe, du musst machen, dass ich selig werde. Hilf, dass ich immer an dich denke und vergiss mich nicht. Die Zeit scheint mir so lang, als wären es noch tausend Jahre, bis ich deine Schönheit im Himmel erblicken werde, wo ich dich noch weit mehr loben und lieben werde, meine Mutter, meine Königin, meine geliebte, meine schönste, meine süßeste, meine reinste und unbefleckte Jungfrau Maria. Amen.

 

Zu Gott

 

Allmächtiger, heiliger Gott, gib allen Kindern Deiner Kirche die Gnade, treu ihre Reinheit zu bewahren, jene ebenso zarte als notwendige Tugend, damit sie die eheliche Verbindung heilige, und stets ungetrübt an den dir geweihten Jungfrauen zur Verherrlichung deiner heiligen Kirche und zum Lob deines heiligen Namens glänze, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Maria Einsiedeln in der Schweiz war heute die berühmte Gedächtnisfeier des heiligen Einsiedlers Meinrad, der mit Beten, Betrachten und Fasten sein Leben zubrachte, die Andacht zur seligsten Jungfrau durch ein in die ihm angewiesene Kapelle übersetztes und nachher unter dem Namen Maria Einsiedeln so berühmt gewordenes Mutter Gottes-Bild weit ausgebreitet, viele zur Tugend und Gottseligkeit unterrichtet, und schließlich von 2 Mördern nach gelesener Heiliger Messe am 21. Januar 861 umgebracht worden ist. 

Papst Paul II. hat im Jahr 1464 an diesem Tag allen denen, die das Fest der Aufopferung Mariä, das nun auf den 21. November fällt, mit Andacht begehen würden, Ablass erteilt.

 

Andacht am 21. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Alles im Leiden Christi bezeugt, dass Er uns geliebt hat," spricht der heilige Thomas von Villanova; "das Kreuz, woran Er hing; die Schmerzen, die Er litt; der Tod, den Er starb." - "Christus der Gekreuzigte ist unser Vorbild, und durch alle seine Wunden predigt Er, wie wir gesinnt sind, was wir werden, und was wir tun sollen." (Der heilige Bernard)

Einst, als der heilige Thomas von Aquin den heiligen Bonaventura besuchte, fragte er ihn, in welchem Buch er die Gelehrtheit und Salbung fände, die er in seinen Schriften so sehr bewundert. Da antwortete ihm dieser Heilige, auf sein Kruzifixbild zeigend: "Dies ist mein Buch; aus diesem Buch holte ich alles, was ich schrieb; ihm verdanke ich das Wenige, das ich weiß." Küssen wir oftmals mit Ehrfurcht das Bildnis des gekreuzigten Jesus, und bitten wir diesen göttlichen Heiland, uns zu belehren, und mit Seiner Liebe zu entzünden. Bitten wir Ihn, den Sündern die Gnade der Bekehrung zu verleihen, und tun wir, wegen unserer eigenen Sünden, Ihm feierlich Abbitte.

Mit großer Liebe betrachtete die heilige Gertrud ihr Kruzifix, und flehte bei dem Anblick dieses göttlichen, ans Kreuz gehefteten Erlösers, Ihn um die Gabe der Leiden an; bat Ihn auch, ihr Herz also zu stimmen, dass sie vieles mit Dankbarkeit und Liebe für Ihn leidet. "Deiner göttlichen Liebe," sprach sie, "opfere ich alles Leiden, das Du über mich zu verhängen beschlossen hast; seien es Leiden am Leib oder in der Seele. Dir will ich nachahmen, mein Jesus, der Du mich so sehr liebtest, dass Du sogar eingewilligt hast, für mich gekreuzigt zu werden! Gezüchtigt werde dieser Leib, als ein Knecht, der jeglichen Augenblick sich empört; und abgetötet werde mein Wille, der dem Deinen sich so oft widersetzt! O mein Erlöser, nicht mehr hinfort will ich den Begierden des Leibes folgen, sondern Deinen Händen übergebe ich ihn; schalte damit nach Deinem Belieben."

Der heilige Augustinus sprach: "So oft ich angefochten werde, nehme ich meine Zuflucht zu den Wundmahlen Christi und fliehe in das Herz des Erbarmens meines Herrn. Christus ist für mich gestorben; dies ist mir süßer Trost in meinen schwersten Leiden. Meine ganze Hoffnung ist auf den Tod Christi gegründet. Sein Tod ist mein Verdienst, meine Zuflucht, mein Heil, mein Leben und meine Auferstehung. Leben und sterben will ich in den Armen meines Erlösers."

 

O Jesus, Gott meines Herzens, durch die fünf Wunden, die Deine Liebe Dir am Baum des Kreuzes für uns geschlagen hat, erbarme Dich derjenigen, die Du in Deinem kostbaren Blut erlöst hast! Um die Verzeihung meiner eigenen sowohl als der Sünden meiner Brüder und Schwestern, flehe ich zu Deiner Barmherzigkeit! Nimmermehr will ich von nun an neue Sünden begehen, Dein Leiden erneuern und Dein anzubetendes Blut mit Füßen treten! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 21. Januar

 

"Aus dem Krieg, den das Laster tugendhaften Menschen erklärt,

um sie ins Verderben zu stürzen,

ziehen diese allezeit einen bedeutenden Nutzen."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 21. Januar - Gott ist die Liebe

 

Entzünde, Herr, mein Herz mit jenem Feuer,

Das immerdar von deiner Liebe brennt;

Denn lieben wird es dich um so getreuer,

Wenn es durch diese Liebe dich erkennt.

 

1. Herr, mein Gott, du bist die Liebe. Also spricht der vielgeliebte Jünger, und der Funke der Liebe, den du in mein Herz legtest, macht diese Wahrheit mir fühlbar. Denn unauslöschlich ist mein Verlangen nach Liebe. Sie ist die Freude meines Daseins, sie ist ein Aufschwung nach dem Schönen und Lieblichen und wird durch nichts Erschaffenes gesättigt. Hieraus, unendliche Majestät, wird es mir klar, dass unendliche Liebe der Jubel deines glorreichen Daseins ist, dass sie nur durch unendlich Schönes, nur durch unendlich Großes und Gutes gesättigt wird, dass du, Ursprung aller Wesen, in dir allein, dem unermesslichen Ozean unendlicher Vollkommenheiten, findest. 

 

2. Auch schließe ich, mein Gott, aus dem Gefühl meiner geringen Liebe, die, je inniger und lebendiger, auch um so tätiger und wirksamer ist, dass deine Liebe, die keinen Anfang kennt, in unendlicher Wirksamkeit besteht, da ihr Gegenstand die unendliche Schönheit, die unendliche Herrlichkeit und Vollkommenheit ist. Unermesslich ist das Feuer dieser glorreichen Liebe, unermesslich die Glorie, die dieses lebendige Feuer nährt. Denn alles, was dieser unendlichen Liebe genügt, besitzt du selbst, ja bist du selbst, unendliche Majestät. Daher, o ewig anzubetende Dreieinigkeit, deine unbegrenzte, ewig neue, ewig lebendige Glückseligkeit und Glorie in dem Genuss dieser unermesslichen Liebe. 

 

3. Das Übermaß dieses göttlichen Feuers ergießt sich über alle Chöre deiner Engel, über alle Scharen deiner Heiligen. Von diesem Feuer durchströmt, jubeln sie in ewiger Glückseligkeit, und singen den Lobgesang deiner Liebe. Trunken sind sie von dem Strom dieser Wonne ihres Gottes, und versunken in ewige Entzückungen über deine unendliche Urschönheit. Ja selbst in diesem Tal der Tränen erhebt ein Funke dieses göttlichen Feuers, der in eine auserwählte Seele fällt, sie über sich selbst, und entflammt ihr Herz mit einer Sehnsucht, die ohne Unterlass seufzt, aufgelöst zu werden, um ewig bei dir zu sein. O mein Schöpfer, entflamme auch mein Herz mit diesem heiligen Feuer. Psalm 42,2-3: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?"

 

22. Januar

 

Der heilige Vinzenz von Saragossa,

Diakon und Martyrer von Valencia, Spanien,

+ 22.1.304 - Fest: 22. Januar

 

Geboren wurde der Märtyrer in Huesca (Aragonien), aber seine Jugend- und Studienjahre verbrachte er in Saragossa.

 

Nach seinem Studium wurde er zum Archidiakon des heiligen Bischofs Valerius geweiht. Während der diokletianischen Christenverfolgung verhaftete man Vinzenz und brachte ihn zusammen mit seinem Bischof nach Valencia, wo man ihn längere Zeit gefangen hielt.

 

Nach einer alle in Erstaunen setzenden Verteidigungsrede wurde er grausam gequält und starb um 304 an den Folgen der Marter.

 

„Datianus, der Statthalter des Kaisers Diokletian in Spanien, wütete, um die kaiserliche Gunst sich zu erwerben, gegen Bischöfe und Priester, und so wurden bei der ausbrechenden Christenverfolgung auch Valerius und Vinzenz gefesselt vor den Richterstuhl geschleppt. Der heilige Bischof, alt und gebrechlich, wurde verbannt, Vinzenz aber grausam gemartert. Seine Hände und Füße wurden aus den Gelenken gezerrt, sein Leib mit eisernen Krallen zerfleischt, das Blut rann von allen Teilen seines Körpers; darauf wurde er, gleich dem heiligen Laurentius, auf einen glühenden Rost geworfen und gegeißelt, seine Wunden wurden mit Salzkörnern bestreut. Dann brachte man ihn in ein finsteres Gefängnis und legte ihn auf spitzige Scherben. Allein der Kerker wurde wunderbar erhellt; der Heilige aber lobte Gott, und Engel erfreuten ihn mit himmlischen Trost. Die Wächter, die den hellen Glanz des Kerkers sahen und die himmlische Musik hörten, bekehrten sich zum Christentum.

 

Der große Sieger Vinzenz aber starb bald darauf, verehrt von der ganzen Stadt. Datianus ließ den Leichnam des Heiligen auf den Schindanger werfen, den wilden Tieren zur Beute; allein es flog ein gewaltiger Rabe herbei, umflatterte mit wildem Geschrei den Leichnam und schützte ihn vor den herankommenden Tieren. Erzürnt darüber, ließ Datian die heilige Leiche mit einem Stein beschwert in das Wasser werfen, aber die Wellen spülten sie wieder an das Ufer, und die Christen konnten sie heimlich bestatten.“

 

Vom 14. Jahrhundert an wird Vinzenz als jugendlicher Diakon mit einem Buch dargestellt. Aber auch die Palme, der Mühlstein oder ein Feuerhaken können seine Attribute sein. Häufig findet man ihn auch mit einem Raben abgebildet. Dieses Tier beschützte der Legende nach seinen unbegrabenen Leichnam.

 

Viele Städte, darunter auch Magdeburg und Salzburg, haben ihn als Patron gewählt.

 

Er schützt die Schüler, Brotverwalter, Ziegelbrenner, Dachdecker, Seeleute und ist seit alters her der Patron der Weinbauern. Vinzenz hilft beim Wiederfinden gestohlener Sachen, gegen Körperschwäche und gegen Darmkrankheiten.

 

Die heiligen Vincentius, Orontius und Victor (Levit),

Martyrer von Ebron, Frankreich,

+ 22.1.291 – Fest: 22. Januar

 

Diese Heiligen wohnten in der Stadt Cimera in Gallien und waren aus christlichen Familien gebürtig, die durch die Bemühungen der Apostel Jesu zum wahren Glauben bekehrt wurden. Als unter der Regierung des Kaisers Diokletian in Gallien alle christlichen Gotteshäuser zerstört, oder zu Götzentempeln verändert und die Gläubigen hart verfolgt wurden, begaben sich diese Bekenner nach Spanien, bekehrten viele Heiden und suchten schließlich den Bischof Pontius auf, der sich während einer Verfolgung in einer Einöde verborgen hatte, und bewogen ihn, zu seiner Gemeinde zurückzukehren und sein heiliges Amt unter Todesgefahren zu verwalten. Sie selbst besuchten unerschrocken die gefangenen Christen in den Kerkern, trösteten die Martyrer in ihren Leiden und beerdigten sie nach ihrem Tod, bis sie bei dem heidnischen Richter als Christen verklagt wurden. Sie entflohen vor ihren Verfolgern auf einen Berg, wo sie sich mehrere Tage lang durch Gebet und Fasten zu dem ihnen bevorstehenden Todeskampf bereiteten, legten dann, als sie gefangen genommen wurden, standhaft das Bekenntnis ihres Glaubens an Jesus ab und wurden enthauptet.

 

Der heilige Vinzenz Pallotti, Stifter der „Frommen Missionsgesellschaft“,

+ 22.1.1850 – Fest: 22. Januar

 

Vinzenz Pallotti wurde am 22. Januar 1950 von Papst Pius XII. seliggesprochen und von Papst Johannes XXIII. am 20. Januar 1963 heiliggesprochen.

 

Dieser heilige Diener Gottes verdient schon wegen seiner ausgezeichneten Tugenden und seines feurigen Tatendranges für Christi heilige Sache allen Katholiken bekannt zu sein. Besonders uns Deutschen darf er nicht gleichgültig sein, weil zahlreiche Landsleute, besonders Süddeutsche, auch Österreicher und Deutschschweizer der von ihm gegründeten Missionsgesellschaft beitraten und in unserer ehemaligen Kolonie Kamerun der Glaubensverbreitung sich widmeten.

 

Vinzenz Pallotti, der Sohn eines reichen Kaufherrn in Rom, hatte das nie genug zu schätzende Glück, seine Jugendzeit von Braven, christlichen Eltern behütet zu sehen. Der Vater pflegte täglich zwei heilige Messen zu hören und alle acht Tage zu den Sakramenten zu gehen. Noch tiefer und inniger war die Religiosität der Mutter. Die äußerst sorgfältige Erziehung, die sie ihren zehn Kindern angedeihen ließen, belohnte Gott bei Vinzenz mit ganz besonderen Gnadenerweisen. Oder kann es etwas anderes sein, als der klare Gnadeneinfluss des Heiligen Geistes, wenn man von dem Kind, in dem erst die Vernunft zu reifen begonnen hatte, Dinge hört, und zwar aufs sicherste beglaubigt, über die man bei Erwachsenen billig staunen müsste? Die Frömmigkeit von Vinzenz war eine ganz außergewöhnliche, die Scheu vor der geringsten Sünde, besonders vor allem, was die Lilienreinheit der Schamhaftigkeit trüben könnte, war äußerst zart. Um die bösen Neigungen zu überwinden, übte er schon in früher Jugend große Strenge gegen seinen Körper, indem er auf dem Boden schlief und sich bis aufs Blut zu geißeln pflegte, was selbst die guten, opferfähigen Eltern erschrecken ließ. Die Nächstenliebe kannte keine Grenzen. Er verteilte nicht nur die Speisen, die er bei der Mahlzeit sparte, unter die Armen, er gab öfters seine Schuhe und Kleider, ja selbst sein Bett an die Bedürftigen hin. Wollte man dem reichen Kaufmannssohn eine so rühmenswerte Freigebigkeit und Nächstenliebe vielleicht nicht so hoch anrechnen, wer darf aber noch an der vollendeten Heiligkeit und seltensten Selbstverleugnung den geringsten Zweifel hegen, wenn er hört, dass ein Knabe, ein Student, das zu verheimlichen über sich bringt, was sonst den Altersgenossen die Brust mit Hochgefühl und stolzer Befriedigung schwellen lässt? Vinzenz schwieg nämlich über seine Anerkennung, die er im römischen Kolleg erhielt, selbst vor seinen Eltern und verkaufte die Preismedaillen, um den Erlös den Armen geben zu können.

 

Dass ein junger Mann, der so ernst nach der höchsten Vollkommenheit strebte, seine Blicke auf das Priestertum richtete, ist nicht zu verwundern. Lange trug er sich mit dem Gedanken, Kapuziner zu werden, wie er denn nachher als Weltpriester das strenge Leben eines armen Sohnes des heiligen Vaters Franziskus führte, die Regeln und Fasten beobachtete und im Kleid dieses Ordens die wenigen Stunden schlief, die er sich nachts auf hartem Boden gönnte. Die himmlische Seligkeit, die ihn durchströmte, als er am 16. Mai 1818 die Priesterweihe empfing, und das immer neue Glück, das er bei Darbringung des täglichen heiligen Messopfers empfand, kann mit menschlichen Worten nicht geschildert werden. Aus Ehrfurcht vor dem Heiligsten glaubte er jeden Morgen seine ohnehin reine Seele durch reumütige Beicht noch lauterer und fleckenloser schmücken zu müssen, die innere Glut der Andacht glänzte im Rot des Antlitzes wieder, oft rannen ihm die Tränen über die Wangen, nicht wenige Personen sahen ihn während der heiligen Messe vom Boden erhoben schweben. Kein Geringerer kann als Zeuge hierfür aufgeführt werden als der spätere hochselige Bischof von Regensburg, Ignatius von Senestry, der als Student des römischen Kollegs dem ehrwürdigen Pallotti bei der Messe diente.

 

Als Privatgeistlicher zunächst noch weiter seinen Studien lebend, promovierte Pallotti zum Doktor der Philosophie und Theologie und ließ sich dann als Professor der Dogmatik (Glaubenslehre) an der Gregorianischen Universität nieder. Hohe, ihm angebotene Würden schlug er bescheiden aus. Wo immer aber sich Gelegenheit für apostolische Arbeit bot, stellte er sich zur Verfügung. Ja um dem Drang des Seeleneifers zu genügen, gab er nach zehn Jahren das Lehramt ganz auf. Der Ruf eines gottbegnadeten Beichtvaters und Seelenführers hielt ihn nun Tage lang im Beichtstuhl fest, und kam er endlich nach Hause, so fand er wieder sein Zimmer umstellt von Personen aller Stände, die seinen Rat in Seelenangelegenheiten begehrten. Als Exerzitienmeister, Volksmissionar und eindrucksvoller Prediger an allen öffentlichen Plätzen der Stadt entfaltete er eine so emsige und ersprießliche Tätigkeit, dass kein Name in ganz Rom so populär war als der des Padre Pallotti. Hervorragende Männer wie Kardinal Karl Fürst von Odescalchi, der später alle Würden ablegte und als Jesuit heiligmäßig starb, Staatssekretär Kardinal Lambruschini, der selige Kaspar des Bufalo und vor allem der ehrwürdige Bernhard Maria Clausi aus dem Orden des heiligen Franz von Paula (+ 20. Dezember 1849, durch Wunder verherrlicht) waren seine vertrautesten Freunde.

 

Lange schon fühlte sich der ehrwürdige Diener Gottes lebhaft von Schmerz bewegt bei dem Gedanken, dass noch so viele Völker in Irrtum und Unglauben schmachteten. Oft bat er inständig den Herrn der Ernte, dass er neue Arbeiter in seinen Weinberg sende. Da ließ ihn Gott erkennen, dass er selber berufen sei, ein beständiges Apostolat zu errichten. Am 9. Januar 1835 wurde der Diener Gottes nach der heiligen Messe durch ein Gesicht erleuchtet, eine Genossenschaft zu gründen. Zufällig hatte er eine Vereinigung zur Verbreitung guter Schriften gebildet. Immer neue Mitglieder hatten sich gemeldet. Diese stellte er nun durch eine strammere Organisation in den Dienst des guten Werkes. Noch im selben Jahr erhielt er durch Vermittlung des Kardinalvikars Odescalchi für seine „Gesellschaft des katholischen Apostolates“, die er unter den besonderen Schutz Mariens, der unbefleckt Empfangenen und Königin der Apostel stellte, die kirchliche Approbation durch Gregor XVI. Die ihr erteilten Privilegien wurden durch Pius IX. 1847 bestätigt und vermehrt, wobei die Kongregation den Namen „Fromme Missionsgesellschaft“ annahm, die Statuten aber erst 1904 durch Pius X. approbiert. Ihr Zweck sollte sein, den Glauben und die Liebe unter den Katholiken zu wecken und unter Irr- und Ungläubigen zu verbreiten. Die Mitglieder legen nicht die Gelübde ab, sondern nur bestimmte Versprechen, vor allem das des Beharrens in der Kongregation. Die erste, die eigentlichen Pallottiner, besteht aus Priestern, die in Gemeinschaft leben und von Laienbrüdern unterstützt werden, die zweite, die Pallottiner-Schwestern, die nach der gleichen Regel leben, und dem Dritten Orden des heiligen Franziskus angehören, die dritte Klasse, die sogenannten Aggregierten (Angegliederten), bildet eine Bruderschaft, der jedermann beitreten kann, der durch Gebet und Almosen das Werk des katholischen Apostolates unterstützen will. Im Jahr 1892 wurden die Pallottiner durch Pater Max Kugelmann aus Bobingen bei Augsburg in Deutschland eingeführt, wo sie nun in Limburg a.L., in Ehrenbreitstein und Vallendar a.R. Missionshäuser besitzen.

 

Immer größer wurde der Einfluss des Dieners Gottes. In allen Anliegen ging man zu ihm. Von Mitleid für die materielle Not der ärmeren Bevölkerung bewogen, gründete er Innungen für die verschiedenen Berufsstände, Landwirtschaftsschulen und ländliche Sparkassen. Diesem eifrigen, für das Wohl des Volkes besorgten, uneigennützigen Priester trachteten die freimaurerischen Revolutionäre des Jahres 1848 nach dem Leben. Doch konnte er sich durch Verbergen retten. Alle Guten aber betrauerten ihn bei seinem Tod am 22. Januar 1850 als den größten Wohltäter der Stadt. Der Leib des Heimgegangenen hauchte einen entzückenden Wohlgeruch aus, der während eines ganzen Monats das Zimmer erfüllte. Den Wundern im Leben folgten noch mehr nach dem Tod.

 

Der Seelenführer soll das Beispiel Jakobs nachahmen, der seine Reise nach dem Schritt seiner kleinen Kinder, ja nach dem Schritt seiner Lämmer einrichtete (Franz von Sales).

 

Der selige Walter von Birbeke (Bierbeek), Ritter von Birbach,

Laienbruder von Himmerod, Zisterzienser,

+ 22.1.1220 – Fest: 22. Januar

 

In den stolzen Zeiten des Rittertums war es Sitte, dass jeder Ritter eine Dame sich erkor, in deren Dienst oder zu deren Preis er alle seine Taten vollbrachte. War bei manchem dieser Frauendienst nicht weit weg von Sünde, so fanden andere ihr Frauenideal nur in der höchsten Blüte ihres Geschlechtes, in Maria. Solch ein echter Ritter Unserer Lieben Frau war der selige Walter von Birbeke (Birbeek, Birbach, heute Bierbeek in Brabant).

 

Sein ganzes Leben war ein Minnedienst, seiner himmlischen Königin geweiht. Als er noch mit Leib und Seele des edlen Waffenhandwerkes nachging, ehrte er Maria schon durch Fasten und Almosen und durch fleißigen Besuch der heiligen Messe. Sein Zeitgenosse und späterer Mitbruder im Orden, Cäsarius von Heisterbach, dem wir die näheren Nachrichten über unseren Seligen verdanken, weiß da manch sinnige Geschichte zu erzählen. Einst ritt Walter zu einem Turnier aus, aber zuvor meinte er zu seinen Gefährten, sie wollten doch erst eine heilige Messe zu Ehren Unserer Lieben Frau lesen lassen und hören. Die achteten nicht auf seine Rede, sondern ritten weiter ihres Wegs. Walter aber verrichtete seine Andacht. Gerade als er seine Genossen wieder einholte, begegnete ihnen ein Ritter, der vom Fest kam. „Hat das Turnier schon begonnen?“ fragte Walter. „Ja.“ „Wer hält sich denn am tapfersten?“ „Herr Walter von Birbeke ist in aller Mund.“ Herr Walter schüttelte den Kopf – andere, die ihnen begegneten, sagten das Gleiche. Am Schluss des Turniers stellten sich gar einige Ritter bei Walter als Gefangene, der nichts von ihnen wissen wollte: „Ich habe euch ja gar nicht gefangen!“ „O doch!“ erhielt er zur Antwort. „Wir haben Euch unseren Handschlag gegeben, wir haben Eure Waffen mit unseren Augen gesehen, Eure Stimme mit unseren Ohren gehört.“ Nun erkannte der fromme Rittersmann, dass Maria selbst an seiner Stelle turnierte, während er ihr zu Ehren die Messe gehört hatte.

 

Ein andermal fand ein Priester, gerade als er den Kelch bei der heiligen Wandlung erheben wollte, ein goldenes Kreuzlein darunter mit einem Zettel: „Bring dieses Kreuz von mir, der Mutter Christi, meinem Freund, dem Ritter Walter von Birbach.“ So werden noch mehrere auffallende Gunstbezeigungen erzählt, wodurch Maria den Dienst ihres treuen Knappen erwiderte und seine Liebe noch mehr entflammte.

 

Schließlich genügte es Walter nicht mehr, Maria bloß in der Welt zu dienen, er wollte ihr zu Liebe alles verlassen. Und da er hörte, dass der Zisterzienserorden ganz besonders der seligsten Jungfrau geweiht sei, nahm er das Ordenskleid in Himmerod, einem Kloster in der Eifel. Seine Andacht zur Himmelskönigin steigerte sich jetzt womöglich noch. Was ihm nur an Gebeten und Psalmen und Liedern zu ihrer Ehre unter die Hand kam, das lernte er auswendig und wurde nicht müde, es immer und immer wieder zu beten. Den ganzen Tag weilten seine Gedanken bei den Geheimnissen des Lebens und Leidens Christi und seiner heiligsten Mutter. Auch für die Tischzeit, wo er die Lesung oft nicht verstand, hatte er sich Betrachtungen darüber zurecht gelegt und oft gaben reichliche Tränen Zeugnis von seiner innigsten Anteilnahme. Von äußeren Zeremonien war er sonst kein großer Freund. Er pflegte beim Gebet aufrecht zu stehen oder gerade zu knien und die Augen zum Himmel zu erheben. Und wie sein Beten war auch sein ganzes Wesen von großer Demut und Einfachheit. Wenn es dem Mitbruder zum Heil war, bekannte er ungescheut seine eigenen Schwächen. Als der erwähnte Cäsarius einst eine Auseinandersetzung mit ihm hatte, zog Walter ihn auf die Seite und sagte ihm bloß: „Ich leide ja auch große Versuchungen an meinem Fleisch.“

 

Wie das Leben war auch der Tod des seligen Walters der eines treuen Dieners Mariä. Die Gottesmutter selbst erschien ihm vor seinem Hinscheiden und holte ihn ab in die Freuden der ewigen Heimat (am 22. Januar 1220).

 

„Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn;

In Freuden und Leiden ihr Diener ich bin.“

 

„Sei bei mir im Tode, dann reich mir die Hand –

Und zieh mich nach oben ins himmlische Land!“

 

Der heilige Anastasius aus Persien, Mönch und Martyrer in Assyrien, OCC,

+ 22.1.628 – Fest: 22. Januar

 

Nachdem Chosroes, der König der Perser, im Jahr 614 Jerusalem erobert hatte, führte er das Kreuz, an dem Jesus Christus sein Leben für das Heil der Welt dahingegeben hat, mit sich fort in sein Reich. Dieses geheiligte Kreuz wurde nun das Werkzeug, dessen sich Gott bediente, um die Bekehrung mehrerer Perser zu bewirken, unter denen auch Anastasius war. Als der Sohn eines Magiers, war er in allen Kenntnissen seiner Sekte unterrichtet. Früh widmete er sich dem Kriegsdienst. Das Aufsehen, das durch die Wegnahme des wahren Kreuzes veranlasst wurde, erregte in ihm die Begierde, zu untersuchen, woher wohl die Verehrung der Christen für das Werkzeug einer für Ehrlos gehaltenen Todesart kommen möge. Allmählich kam er dazu, ihre Religion zu prüfen, und fühlte sich, nach genauem Forschen, vor Verwunderung über ihre reine Sittenlehre und erhabenen Dogmen innig ergriffen.

 

Als er nach dem Feldzug gegen die Römer, den er mitgemacht hatte, nach Persien zurückkam, entsagte er mit seinem Bruder dem Waffendienst, zog sich in die Stadt Hierapolis zurück, und wohnte bei einem persischen Münzer, der ein Christ war. Dieser nahm ihn öfters, um seine guten Entschlüsse zu bestärken, mit sich zu den Gebeten der Gläubigen. Die Gemälde, mit denen die Kirchen geschmückt waren, machten auf Anastasius den lebhaftesten Eindruck. Vor allem verweilte er gerne bei denen, die die Kämpfe der Martyrer darstellten, und deren Geschichte man ihm erklärte. Er konnte nicht müde werden, den hohen Mut dieser treuen Verehrer Jesu, die sogar ihr Leben für ihn hingaben, zu bewundern. Ihr Los schien ihm höchst wünschenswert und dadurch wurde seine Begierde, das christliche Gesetz vollkommen zu kennen, immer mehr angefacht. Einige Zeit später verließ er Hierapolis – die Stadt stand unter persischer Herrschaft – und begab sich nach Jerusalem, um da die heilige Taufe zu empfangen. Dieses Sakrament wurde ihm von Modestus erteilt, der als Stellvertreter des Patriarchen Zacharias, der damals in der Gefangenschaft war, das heilige Amt verwaltete. Seinen persischen Namen Magundat vertauschte er mit dem griechischen Anastasius, der seiner Bedeutung nach anzeigen sollte, dass er vom Tod zum Leben erstanden sei. Mit besonderem Eifer hatte er sich zur Gnade der Wiedergeburt vorbereitet. Die Tage, während der die Neugetauften das weiße Kleid zu tragen pflegten, brachte er in Übungen der Frömmigkeit zu, und wohnte unermüdlich den Unterweisungen bei, wodurch er immer mehr und mehr im Glauben gestärkt wurde. Nach Verlauf dieser Zeit zog er sich in ein, zwei Stunden von Jerusalem gelegenes, Kloster zurück, um da desto ungehinderter und vollkommener die Taufgelübde halten zu können. Der Abt Justin ließ ihn in der griechischen Sprache unterrichten und den Psalter auswendig lernen, dann wurde ihm das Haupt geschoren und das Ordenskleid im Jahr 621 angelegt.

 

Anastasius wurde bald das Vorbild der Brüder durch gewissenhafte Beobachtung der gemeinschaftlichen Übungen, allzeit erschien er dabei als erster. Dieser Eifer fiel besonders auf, wenn sich die Genossenschaft in die Kirche begeben musste, um der Feier der heiligen Geheimnisse beizuwohnen. Sein glühender Durst nach dem göttlichen Wort offenbarte sich jedes Mal durch die gespannteste Aufmerksamkeit, mit der er die Reden der Gottseligkeit anhörte. Mit dieser Begierde zu hören, war aber auch stets der feurigste Eifer verbunden, das Gehörte auszuüben. Nach der heiligen Schrift las er kein Buch lieber, als die Geschichte der Märtyrer. Bei ihren Kämpfen und Siegen konnte er sich der Tränen nicht erwehren. Und die heilige Begierde, auch für Jesus sein Blut vergießen zu können, wurde in ihm zur verzehrenden Flamme. Beunruhigende Gedanken über den verabscheuungswürdigen Aberglauben, in dem ihn sein Vater erzogen hatte, störten zwar einige Zeit die Heiterkeit seiner Seele, aber bald wurde er von diesen harten Leiden durch die Lehren und Gebete seines Gewissensrates, dem er sie aufdeckte, befreit.

 

Anastasius, der sich immer mehr von dem Verlangen nach dem Märtyrertod beseelt fühlte, und sogar durch göttliche Offenbarung belehrt worden war, dass er für seinen Glauben sterben würde, verließ schließlich das Kloster, in dem er sieben Jahre lang zur allgemeinen Erbauung gelebt hatte, und machte eine Wallfahrt nach Diospolis, Garizim, und zu Unserer Lieben Frau zu Cäsarea, in Palästina. Zwei Tage lang verweilte er in letzterer Stadt, die damals mit dem größten Teil Syriens den Persern unterworfen war. Sein Eifer entbrannte da beim Anblick der Zaubereien, die einige Soldaten der Besatzung in den Straßen anstellten, und er sprach mit Kraft gegen diese Gottlosigkeit. Die persische Obrigkeit, die von dem Vorfall erfuhr, und fürchtete, er möchte ein Späher sein, ließ ihn verhaften. Als er vor die Richter gebracht wurde, sagte er, dass auch er ehemals ein Magier gewesen war, diesem nichtigen Dienst aber entsagt hat, um ein Schüler Jesu Christi zu werden. Kaum hatte er aber dieses offene Bekenntnis seines Glaubens abgelegt, so warf man ihn ins Gefängnis. Drei Tage brachte er da zu ohne Speise und Trank, worauf man ihn vor Marzabanes, den Befehlshaber der Stadt, führte. Im Verhör, das er bestehen musste, bekannte er, dass er Christ sei. Umsonst machte man ihm die herrlichsten Versprechungen, um ihn zu gewinnen. Aber gegen diese sowohl, als gegen den ihm angedrohten Kreuzestod war er unempfindlich. Der Befehlshaber, über diese Standhaftigkeit erbittert, befahl, man soll ihm eine schwere Kette an einen Fuß und den Hals binden, und ihn an einen anderen Gefangenen anschließen. In diesem Zustand wurde er zum Steintragen verurteilt. Die Perser, und vor allem die der Provinz Rasech, wo er geboren war, fügten ihm tausend Unbilden zu, misshandelten ihn mit Stockschlägen, wie einen nichtswürdigen Menschen, und nannten ihn die Schande seines Landes, rissen ihm den Bart aus und bürdeten ihm die schwersten Lasten auf.

 

Einige Zeit danach ließ ihn Marzabanes vor sich führen und wollte ihn zwingen, die bei den abergläubischen Übungen der Magier gebräuchlichen Worte auszusprechen. „Wie,“ sagte der Heilige, „dürfte ich wohl Gottlosigkeiten aussprechen, an die es nicht einmal erlaubt ist zu denken?“ – „Weißt du,“ erwiderte der Richter, „dass ich hierüber an den König schreiben werde?“ – „Schreibe ihm, was dir beliebt,“ antwortete Anastasius, „ich bin ein Christ; ja ich wiederhole es, ich bin ein Christ.“ – „Man schlage ihn mit Knotenstöcken,“ sagte der Befehlshaber. Da die Henker Anstalten machten, ihn zu binden, redete sie der Heilige mit den Worten an: „Diese Vorkehrung ist unnötig; ich fühle Mut genug in mir, mich in der Stellung zu halten, die ihr verlangt: ich schätze mich glücklich, für Jesus Christus zu leiden. Nur mein Kleid will ich ablegen, damit es nicht entweiht wird.“ Nach diesen Worten zog er sein Kleid bescheiden aus, legte sich auf die Erde, und empfing, ohne sich zu bewegen oder die gebotene Haltung zu verlieren, die Schläge, womit er sollte gezüchtigt werden. Da der Befehlshaber ihm seine Drohung, an den König zu schreiben, wiederholte, sagte ihm der Heilige: „Wen sollen wir mehr fürchten, einen sterblichen Menschen oder Gott, der alles aus nichts gemacht hat?“ Als man in ihn drang, der Sonne und dem Mond zu opfern, antwortete er: „Nie werde ich Geschöpfe, die von Gott zu unserem Dienst erschaffen worden sind, als Gottheiten ansehen.“ Nachdem er dieses herrliche Bekenntnis seines Glaubens mit so unerschütterlicher Standhaftigkeit abgelegt hatte, wurde er wieder in das Gefängnis zurückgeführt.

 

Unterdessen erfuhr der Abt Justin alles, was sein Schüler für Jesus Christus litt. Er verrichtete mit der Genossenschaft gemeinschaftliche Gebete und schickte zwei der Brüder, ihn zu trösten und ihm beizustehen. Der heilige Bekenner musste hierauf wieder alle Tage Steine tragen. Nur während der Nacht wurde ihm Ruhe gegönnt und auch von dieser widmete er einen großen Teil dem Gebet. Diese heilige Lebensweise machte tiefen Eindruck auf seine Mitgefangenen. Einer aus ihnen sah ihn einst in der Nacht ganz von Licht umstrahlt und mitten unter einem Chor der Engel, die mit ihm beteten. Er zeigte ihn auch den anderen. Der Heilige pflegte mit gebeugtem Haupt zu beten und ohne nur im Geringsten den Fuß zu bewegen, aus Furcht, die Ruhe desjenigen zu stören, der an derselben Kette angeschlossen war.

 

Sobald Marzabanes von Chosroes, an den er wegen des Anastasius geschrieben hat, eine Antwort empfangen hatte, ließ er dem Heiligen sagen, der König will ihm Nachsicht angedeihen lassen, und es soll ihm freistehen, wenn er auch nur mit dem Mund dem Christentum abschwört, einen Stand nach Belieben zu wählen. „Du wirst auch,“ fügte der Abgeordnete noch im Namen des Befehlshabers bei, „eine Stelle unter den ersten Kriegsobersten haben können. Wenn du aber für diese Würde keine Neigung hast und du lieber als Christ leben willst oder als Mönch, so wird man dich in diesem Stück gar nicht beunruhigen; zudem verleugnest du deinen Christus ja nur in Gegenwart eines einzigen Menschen. Welche Bosheit wirst du ihm daher zufügen, wenn du ihm doch im Grund des Herzens stets anhängst?“ Der heilige Anastasius antwortete mit edler Freimütigkeit, dass ihn schon der Schein einer Verstellung in Schrecken setzt und dass er nie so feige sein wird, seinen Gott zu verleugnen. Da Marzabanes ihn fest und unerschütterlich auf seinem Entschluss beharren sah, erklärte er ihm, dass er Befehl hat, ihn mit Ketten beladen zum König zu schicken. „Es ist unnötig, mich mit Ketten zu binden,“ sagte der Heilige, „weil es sich darum handelt, für Jesus Christus zu leiden, werde ich freudig an den Ort meiner Bestimmung gehen.“ Da während der Vorbereitungen auf die Reise das Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes fiel, das man am 14. September feierte, erwirkte der Verwalter der königlichen Gefälle, der ein eifriger Christ war, für Anastasius die Erlaubnis, die Kirche zu besuchen und dem Gottesdienst beizuwohnen. (Die Perser verwehrten die Ausübung der christlichen Religion an den Orten nicht, wo sie bei der Eroberung schon eingeführt war. Nur ihre Landsleute verfolgten sie auf das Grausamste, wenn sie Christen wurden, weil sie ihre Bekehrung als einen ihren Göttern zugefügten Schimpf, als eine Schande ansahen, die auf die ganze Nation zurückfällt.) Seine Gegenwart und die kraftvollen Ermahnungen bestärkten die Christen in ihren guten Entschlüssen, belebten die lauen Seelen wieder mit heiliger Inbrunst und erregten in allen Gemütern eine solche Rührung, dass aller Augen viele Tränen entflossen. Nach beendetem Gottesdienst speiste der Heilige bei dem frommen Verwalter und kehrte dann freudig in sein Gefängnis zurück.

 

Sobald die fünf Tage der Zurüstung verflossen waren, reiste Anastasius unter starker Bewachung von Cäsarea in Palästina ab, mit zwei anderen christlichen Gefangenen. Einer der Ordensmänner, die der Abt Justin zu seiner Pflege geschickt hatte, begleitete den heiligen Bekenner. (Die Akten des Märtyrertodes des heiligen Anastasius wurden von diesem Ordensmann abgefasst.) An allen Orten, durch die er ging, beeiferten sich die Christen, ihm entgegen zu gehen, und ihn mit den feierlichsten Ehrfurchtsbezeigungen zu empfangen. Durch so viele Ehren wurde die Demut des Dieners eines gekreuzigten Gottmenschen tief geängstigt. Er fürchtete, das Gift des Stolzes möchte in sein Herz einschleichen und ihn der ersehnten Krone himmlischer Herrlichkeit verlustig machen. Überzeugt, dass der Beistand göttlicher Gnaden ihm jetzt mehr als jemals notwendig sei, schrieb er aus der Stadt Hierapolis und von den Ufern des Tigris an seinen Abt, und flehte ihn um den Beistand seiner und der ganzen Genossenschaft Gebete an.

 

Bei seiner Ankunft in Barsaloe, einer kleinen Stadt in Syrien, zwei und eine halbe Stunde von Discarthes oder Dastagerd, am Euphrat, wo sich damals der König von Persien befand, warf man ihn in ein Gefängnis, bis besondere Verhaltensbefehle ergehen würden. Chosroes schickte einen Hauptmann zu ihm, der ihn verhören sollte. Der bot alles auf, um ihn durch die verlockendsten Versprechen zu blenden. „Das ärmliche Kleid, das ich trage,“ sagte der Heilige auf die ihm gemachten Verheißungen, „beweist hinreichend die Verachtung, die ich gegen die Eitelkeit weltlicher Pracht hege. Die Ehrenstellen und Reichtümer eines Königs, der selbst bald sterben muss, sind nicht imstande, mich zu reizen.“

 

Des folgenden Tages kam der Hauptmann wieder in das Gefängnis, mit der Hoffnung Drohungen würden wirksamer sein als Versprechen. Allein auch hierin irrte er. „Alle diese Bemühungen, mein Herr,“ sagte ihm der Heilige mit unwandelbarer Ruhe, „sind vergeblich. Ich werde kraft der Gnade Jesu Christi nicht besiegt werden. Du magst nun vollziehen, was du über mich beschlossen hast.“ Aufgebracht durch diese fehlgeschlagenen Versuche, verdammte ihn der Hauptmann, drei Tage nacheinander ausgepeitscht zu werden, was auch vollzogen wurde. Dann befahl er, ihn auf den Rücken zu legen und ihm die Beine mit einem großen Stück Holz zu beschweren, auf dessen beiden Enden noch zwei Männer standen. Man kann sich leicht die schrecklichen Schmerzen eines so heftigen Drucks vorstellen. Die Geduld und heitere Ruhe des Anastasius setzten den Richter in Staunen, und nachdem er dem König hierüber Nachricht erteilt hatte, begehrte er von ihm neue Verfahrensbefehle.

 

Während seiner Abwesenheit gestattete der Kerkermeister, der ein Christ, aber zu schwach war, ein Amt, das sich damals mit der liebevollen Lehre Jesu keineswegs in Einklang bringen ließ, abzulegen, den Christen, ihren leidenden Mitbruder zu besuchen. Scharenweise liefen sie zum Gefängnis. Jeder bemühte sich, die Hände und Füße des Märtyrers zu küssen. Man nahm alles, was seinen Leib berührt hatte, selbst die Werkzeuge seiner Marter, als geheiligte und kostbare Dinge mit sich weg. Der Heilige, der nur geringe Gedanken von sich selbst hatte, war über ein solches Betragen sehr unzufrieden, und sprach sich sogar in starken Worten darüber aus, konnte es aber dadurch nicht verhindern.

 

Als der Hauptmann zurückgekommen war, ließ er Anastasius von neuem mit Schlägen züchtigen, aber stets vergebens. Wenn man die Standhaftigkeit des frommen Dulders sah, hätte man denken sollen, sein Körper sei ganz gefühllos. Danach hängte man ihn an einer Hand auf und band eine schwere Last an seine Füße. In diesem Zustand blieb er zwei Stunden lang, ohne sich durch die Versprechen oder Drohungen, die man immerhin noch anwandte, erschüttern zu lassen.

 

Der Richter, der schließlich verzweifelte, weil er durch Anastasius besiegt wurde, ging nun zum König, um seine letzte Willenserklärung einzuholen. Der erhaltene Befehl ging dahin, den Heiligen mit den gefangenen Christen zu töten. Bei seiner Rückkehr wurden die zwei Gefährten des unüberwindlichen Anastasius, mit 66 anderen Christen, am Ufer des Flusses erdrosselt. Man ließ Anastasius Zeuge dieser Hinrichtung sein, indem man sich immer noch mit der Hoffnung schmeichelte, der Anblick dieser schaudervollen Hinrichtung werde ihn erschüttern. Man wandte sogar noch andere Mittel an, um ihn zum persischen Aberglauben zurückzuführen. Alles aber blieb ohne Erfolg. „Ich erwartete,“ sagte er dann zu den Henkern, „dass eine grausamere Todesart über mich verhängt würde. Ich dachte, man würde meinen Leib in Stücke zerreißen lassen. Aber da Gott mich zu sich ruft durch einen leichteren Weg, so kostet mich das Opfer nichts, das ich ihm mit meinem Leben darbringe. Ich bitte ihn nur, es annehmen zu wollen.“ Kaum hatte er ausgeredet, so erdrosselte man ihn, wie die anderen, und schnitt ihm dann den Kopf ab. Sein Märtyrertod fällt auf den 22. Januar, im Jahr nach Christi Geburt 628, und im siebzehnten der Regierung des Kaisers Heraklius, an dem Tag auch sein Fest von den Griechen und Lateinern begangen wird. Der heilige Atanasius hatte den nahen Fall des Tyrannen Chosroes vorhergesagt, der auch wirklich zehn Tage nach seinem Märtyrertod erfolgte, als Heraklius in Persien einfiel.

 

Die Leiche des Heiligen, die man mit denen der anderen Christen den Hunden vorgeworfen hatte, wurde aber von diesen gefräßigen Tieren unangetastet gelassen. (Die Hunde waren und sind im Morgenland nicht die geselligen Freunde des Menschen. Sie sind grausam, blutdürstig, stets hungrig, nie gesättigt. Es wird ihnen nie etwas zu fressen zugeworfen. Sie suchen sich Nahrung, wo sie können. Kehricht, Aas, Unreinigkeiten, alles ist ihnen gut, wenn sie nur ihren Hunger stillen können. Vor allem gieren sie nach Menschenfleisch.) Die Gläubigen kauften und beerdigten sie dann in dem Kloster zum heiligen Sergius, das nicht weit entfernt war, und von dem die Stadt Barsaloe den Namen Sergiopolis erhalten hat. Der Ordensgenosse, der ihm gefolgt war, brachte seine Kleider nach Palästina zurück. In der Folge wurde auch sein Leib dahin gebracht. Einige Jahre später versetzte man ihn nach Konstantinopel und dann nach Rom.

 

Das 7. Allgemeine Konzil billigte den Gebrauch, das Haupt des heiligen Märtyrers Anastasius zu malen, wie auch das alte Bild desselben Hauptes, das durch mehrere Wunder berühmt ist, und zu Rom mit besonderer Verehrung aufbewahrt wird. Man sieht es jetzt noch in dem Kloster Unserer Lieben Frau ad aquas salvias, das den Namen von den heiligen Vincentius und Anastasius trägt. Die anderen Reliquien von diesem Heiligen sind in der Kapelle ad Scalas Sanctas, neben St. Johann im Lateran. Bei Bollandus findet man die Geschichte der Wunder, die bei den Reliquien geschahen. 

 

 

Die selige Johanna von St. Maria, Jungfrau bei Alverna, Italien, III.OFM,

+ 22.1.1360 - Gedenktag: 22. Januar

 

 Leben

 

In der Nähe des Berges Alverna, der in der Geschichte des heiligen Franziskus so oft genannt wird, ist der Ort Bagno. Dort leuchtete die Dienerin Gottes Johanna von Sancta Maria durch ihre Tugenden als Schwester des 3. Ordens. Schon in ihrem Leben pflegte man sie eine Heilige zu nennen. Die fromme Frau, über deren Leben genauere schriftliche Nachrichten fehlen, starb den 22. Januar 1360. Ihr Leichnam wurde in der Abteikirche zu Bagno beigesetzt. Die Bollandisten bezeichnen sie als eine Selige. 

 

Lehre

 

Die selige Angela von Foligno (4. Januar) stieg wie auf 18 Stufen zur christlichen Vollkommenheit empor. Auf ähnliche Weise erhoben sich auch andere Heilige und Selige, wie die selige Johanna zu einem hohen Grad der Tugend. Diese 18 Stufen kennen zu lernen, ist auch für jede christliche Seele interessant und belehrend. Dieselben sind:

1. Die vollkommene Erkenntnis ihrer Sünden.

2.Große Beschämung wegen der begangenen Sünden.

3. Buße und Genugtuung für dieselben.

4. Betrachtung der göttlichen Güte, dass nämlich Gott eine solche große Sünderin so lange geduldet habe.

5. Innerliche Erleuchtung, durch welche sie alle ihre Mängel betrachtete und durch ihre fortwährenden Tränen abzuwaschen suchte.

6. Tiefe Erwägung der Schwere ihrer Sünden gegen Gott und gegen die Geschöpfe.

7. Innige Betrachtung des Leidens Christi, welcher so viel für ihre arme Seele hat leiden wollen.

8. Erkenntnis dieser großen Wohltat mit heftigen Schmerzen, dass sie durch ihre Sünden eine Ursache des Todes Christi gewesen sei; und mit einem festen Vorsatz, Gott nicht mehr zu beleidigen, sondern alles seinetwegen zu verlassen.

9. Ein großes Verlangen, den Weg des Kreuzes zu finden, mit Verleugnung ihrer Sinnlichkeit, Freunde, Eltern und der zeitlichen Güter; deshalb hat sie ihre Kleider und Speisen geändert, die weltlichen Gewänder abgelegt und das Bußkleid des 3. Ordens des hl. Franziskus angezogen, auch ihre Mutter, ihren Gatten und ihre Kinder (durch den Tod) verloren und sich in den göttlichen Willen gänzlich ergeben. 

10. Verschiedene Erscheinungen Christi, in welchen er ihr seine heiligen Wunden gezeigt, worauf sie heftig geweint hat. 

11. Großes Verlangen, um Gottes Willen jede Widerwärtigkeit und Armut zu erdulden. 

12. Eifriges Gebet zur Mutter Gotte und zum hl. Johannes Evangelist, dass sie durch die Schmerzen, die sie unter dem Kreuz Christi stehend empfunden haben, auch ihr eine beständige Erinnerung an das bittere Leiden Jesu erlangen möchten. 

13. Verharren in diesem Verlangen, weswegen sie gesehen haben, wie das Herz Christi geöffnet worden ist. 

14. Gnadenreiche Erscheinung Christi, der ihr befahl, ihren Mund an seine heilige Seitenwunde zu halten, wo sie sein rosenfarbenes fließendes Blut überreich getrunken hat, durch welches Blut sie von ihren Sünden gereinigt und begeistert wurde, alles um Christi willen zu leiden. (Das war ein mystischer Vorgang. Die selige Angela war durchaus keine so große Sünderin, wie sie sich demütig nannte; auch hat sie das hl. Sakrament der Buße zur Verzeihung ihrer Sünden keineswegs missachtet.)

15. Erlangung jener Gnade durch die Mutter Gottes und den heiligen Johannes, nämlich der steten Erinnerung an das Leiden Christi, durch welche Gnade in ihrem Herzen ein heftiges Verlangen entstanden ist, sich zu verdemütigen.

16. Würdige Betrachtung der göttlichen Güte und vollkommenes Verständnis des hl. Vaterunsers.

17. Fester übernatürlicher Glaube, durch welchen sie alle Geheimnisse des katholischen Glaubens, besonders des Leidens Christi fest geglaubt und gut verstanden hat.

18. Himmlische Erscheinungen und göttliche Ansprache, durch welche sie so entzündet wurde, dass sie einen Ekel vor dem Essen bekam; und wenn jemand von Gott oder vom Leiden Christi redete, so fing sie an, laut zu weinen und konnte sich der Tränen nicht enthalten; auch fiel sie oft in Ohnmacht und wurde ganz krank (vor Schmerz und Mitleid mit dem Leiden Jesu), so dass ihre Magd alle Abbildungen vom Leiden Christi vor ihren Augen hinwegnahm.

 

Heiliger Martyrer Anastasius

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 22. Januar ist das Fest des heiligen Martyrers Anastasius. Anastasius war der Sohn eines Heiden und Zauberers zu Rasnuni im Reich Razech (Persien). Als junger Mann diente er im Heer des Perserkönigs Chosroes, vertauschte aber später den Kriegsdienst mit dem Beruf eines Goldschmieds. Sein Meister, ein Christ in Hierapolis, unterrichtete ihn in den Wahrheiten des heiligen Glaubens und nach und nach über das ganze Wesen der heiligen katholischen Kirche und deren Einrichtungen. Von ihrem Geist durchdrungen, bat Anastasius schließlich um die heilige Taufe. Geleitet von dem Drang, ein vollkommener Christ zu werden, bat er überdies um Aufnahme in das nahe bei Jerusalem gelegene, später nach ihm benannte Kloster. Opfermütig, wie er war, versah er daselbst mit gleicher Bereitwilligkeit und Emsigkeit den Dienst in der Küche. Mit besonderer Andacht las er die Berichte über die Kämpfe und Siege der heiligen Martyrer. Dabei vergoss er helle Tränen und bat er den lieben Gott um die Gnade, ein gleiches Opfer bringen zu dürfen. Einst träumte ihm, er wäre auf einen hohen Berg gestiegen, auf der Spitze dieses Berges wäre jemand zu ihm hingetreten, hätte ihm einen goldenen, mit Edelsteinen verzierten Kelch gereicht und gesagt: "Nimm und trink!" Anastasius nahm den Kelch und trank, empfand eine große Süßigkeit in der Seele und wurde von dem sicheren Bewusstsein durchdrungen, dass er das Ziel seiner Wünsche erreichen werde. Ganz davon erfüllt, gestärkt durch die heiligen Sakramente und begleitet von dem Segen des Oberen machte er sich auf den Weg nach Cäsarea in Palästina, wo es, wie er gehört hatte, Gelegenheit zur Erlangung der Palme des Martyriums gab. In Cäsarea stieß er auf einige Perser, die eben allerhand Zauberspuk trieben. Anastasius rief ihnen zu: "Auch ich bin einst einer von euch gewesen und habe, von demselben Irrtum befangen, mich mit den nämlichen Blendwerken beschäftigt." Dann bekannte er, dass er jetzt ein Diener Christi sei, worauf er gefangengenommen wurde. Man legte ihm einen Eisenring um den Hals, einen anderen um den Fuß und warf ihn in einen Kerker, den er nur verlassen durfte, um riesige Steinblöcke zu schleppen. Durch diese und viele andere Qualen, dann wieder durch Verlockungen suchte man ihn zum Abfall vom heiligen Glauben zu bewegen. Als man sah, dass alles vergeblich sei, wurde er mit siebzig Genossen an das Ufer des Flusses zur Hinrichtung geführt. Anastasius musste mit ansehen, wie alle, einer nach dem andern, einen Strick um den Hals gelegt bekamen, dann erdrosselt und ins Wasser geworfen wurden. Ehe er selbst an die Reihe kam, beteuerte er noch: "Ich wünschte, aus Liebe zu meinem Christus, aus heißer, heftiger Liebe zu ihm, es möchte mir Glied für Glied abgehauen werden; ich war auf einen neuen, unerhörten Tod gefasst. Weil es nun aber diese Todesart ist, die Gott der Herr für mich bestimmt hat, sage ich dir, o mein Gott und Heiland, Christus, Dank, dass du gewollt hast, ich solle die Ehre des Martyriums mit einem Tod erkaufen, der aller Mühe und Beschwerde bar ist, mit einem Tod, den über kurz oder lang die Natur doch selbst herbeigeführt hätte." Nach diesen Worten wurde Anastasius gleich den anderen hingerichtet (am 22. Januar 628). Nach seinem Hinscheiden trennten die Henker den Kopf von seinem Leib, um ihn dem König zu überbringen. Gegenwärtig ist das heilige Haupt im Besitz der Trappisten zu Trefontane bei Rom. Durch den Anblick desselben, ja selbst schon durch den Anblick seiner Abbildungen wurden in unzähligen Fällen Besessene von den bösen Geistern befreit.

 

Gebet am 22. Januar

 

Ich komme zu dir, Mutter meines Gottes, und bitte dich, du wollest mir die Verzeihung meiner Sünden erlangen und machen, dass ich von aller meiner Schuld befreit werde. Ich bitte dich, du wollest mir die Gnade gewähren, dass ich mich durch die Neigungen meines Herzens mit deinem Sohn und mit dir aufs Innigste vereinige. Mit deinem Sohn, weil er mein Gott ist, und mit dir, weil du die Mutter meines Gottes bist. Amen. 

 

Zu Jesus Christus

 

Du hast es gesagt, göttlicher Erlöser, dass wir unser Kreuz auf uns nehmen und Dir nachfolgen müssen, wenn wir Deine Jünger sein wollen. Unterstütze unsere Schwachheit, damit Deine Gaben in uns gekrönt werden, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Auf den heutigen Tag wird die Vermählung des heiligen Joachim mit der heiligen Anna, der Eltern der seligsten Jungfrau, gesetzt, denn den wahren Zeitpunkt dieser Vermählung wissen wir nicht, obschon von ihr die heiligen Epiphanius, Germanus von Konstantinopel Damaszenus und der Geschichtsschreiber Nicephorus Vieles melden.

 

Andacht am 22. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Das Kreuz Christi fasst eine wunderbare Kraft in sich; die bloße Erinnerung daran treibt unsere unsichtbaren Feinde in die Flucht, kräftigt uns gegen ihre Anfälle und bewahrt uns vor ihren Schlingen." (Der heilige Augustinus)

Ahmen wir in unseren Versuchungen dem seligen Cäsarius nach, der allen Einflüsterungen des bösen Geistes das Kreuz entgegen setzte, das er auf seiner Brust trug; bei dem ersten Wehen dieses Geistes die Hand auf diese kostbare Waffe legte, worin seine Kraft und seine Hoffnung bestand, und ausrief: "Flieht, ihr Feinde meines Heils und meines Gottes; flieht ihr bösen Geister! Sehet hier das Kreuz des Herrn! Dies ist das Werkzeug, das die Pforten der Hölle zertrümmerte. O mein Erlöser, durch die hohen Verdienste Deines Kreuzes befreie mich von meinen Feinden!"

Stimmen wir unser Herz zu gleichen Gesinnungen, wie dieser große Diener Gottes, der also betete: "Mein Gott! Erbarme Dich meiner um Jesu Christi, Deines Sohnes, willen! Was immer ich tue, verlange ich in Vereinigung mit Ihm zu tun. Ich vereinige meinen Geist mit Seinem Geist, meinen Willen mit Seinem Willen, mein Herz mit Seinem Herzen, meine Gedanken mit Seinen Gedanken. Ich verlange so tiefe Zerknirschung über meine Sünden zu empfinden, als Er darüber empfand; von so großer Liebe zu glühen, als Er für uns erglühte; und sehnlich wünschte ich, dass auf gleiche Weise alle dächten, die ein Herz empfingen, Dich zu lieben."

 

O gekreuzigter Jesus, gib mir Liebe zu Deinem Kreuz, und belehre alle Feinde dieses gebenedeiten Kreuzes! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 22. Januar

 

"Der Wind bewegt das Stroh der vollen Ähre, ohne sie mit sich fort zu reißen,

da sie von ihrem eigenen Gewicht gehalten ist.

So ist das Herz, in dem Jesus Christus wohnt, von Ihm gehalten,

und wird durch die Versuchungen, die es bewegen, nicht niedergeworfen."

 

sel. Jordanus von Sachsen OP

1200 bis 13.2.1237

 

Betrachtung am 22. Januar - Gott ist das Leben

 

O Quell des Lebens, Gott von Ewigkeit.

Nach dir zielt, das du mir verliehst, mein Leben.

O lass es, Herr, geheiligt in der Zeit,

An seinem Ende selig zu dir schweben.

 

1. Gott, du bist das Leben, denn du bist die Liebe, die Liebe aber ist des Lebens höchste Glückseligkeit. Unendlich ist dein Bewusstsein dieses glorreichen Lebens in deinem Wort, das ewiges Licht, ewiger Gedanke ist, unendlich die Entzückung deiner Liebe in deinem göttlichen Geist, der wesentlichen Liebe des Vaters und des Wortes. In diesem glorreichen Leben, mein Gott, besteht deine unendlich vollkommene Wesenheit, ohne Anbeginn, ohne Ende, ohne Beschränkung, in unendlicher Fülle. Und die Glorie deines Lebens ist, deine unendliche Schönheit, Weisheit, Allmacht und Heiligkeit zu schauen und zu lieben, die, so wie zahllose andere, keinem erschaffenen Geist erreichbare Vollkommenheiten, in dir nur eine und dieselbe, unzerteilte Vollkommenheit sind. 

 

2. Nur einzelne Funken deiner glorreichen Vollkommenheiten, Herr, sehe ich gleich einem schwachen Wiederschein auf den Wesen leuchten, die deine allmächtige Hand erschaffen hat. Aus der unendlichen Fülle deines Lebens gingen alle diese mannigfaltigen Geschöpfe, wie aus ihrem Urquell, hervor. Alle jedoch sind, sowohl ihrer Anzahl als ihren Eigenschaften nach beschränkt, denn übertrifft auch ihre Anzahl alle unsere Vorstellungen, so sind sie dennoch gleich wenigen Sandkörnern, gegen die unendlichen Welten voll der wunderbarsten Wesen, die ewig in deiner göttlichen Idee bestehen, und nach uns unerreichbaren Gesetzen sich richteten, wenn deine Allmacht sie erschüfe, deren Fülle in alle Ewigkeit nicht kann erschöpft werden.

 

3. O lebendiger und wahrer Gott, der du allein die Unsterblichkeit besitzt (1. Timotheus 6), alles Leben deiner Geschöpfe ist nur ein Schatten deines göttlichen Seins. Ein geliehenes Leben, das nur besteht, weil du, o Gott, es willst, und so lange du es willst. Es hat nur Dasein, deiner Allmacht Zeugnis zu geben, und dein ewiges, glorreiches Leben zu verherrlichen. Wer aber dringt in das lebendige Leben deiner unendlichen Wesenheit ein? Beim Anblick dieser unerschaffenen Herrlichkeit versinke ich in mein Nichts. Nimmer wage ich es, diesem geheimnisvollen, flammenden Dornbusch mich zu nähern. Unendlicher Gott, ewiges Leben, einzig wesentliche Vollkommenheit, alles verschwindet vor dir. Denn du allein bist, alles andere aber ist, als ob es nicht wäre. Psalm 35,10a: "Mit Leib und Seele will ich sagen: Herr, wer ist wie du?"

 

23. Januar

 

Mariä Vermählung

 

Die heilige Lüfthildis, Jungfrau und Einsiedlerin bei Köln,

+ 9. Jhd. - Fest: 23. Januar

 

Alljährlich pilgern viele andächtige Christen zum Grab der heiligen Lüfthildis, das sich inmitten der Pfarrkirche zu Lüftelberg in der Erzdiözese Köln erhebt. Besonders an ihrem Sterbetag, den 23. Januar, sowie am Tag ihrer feierlichen Erhebung, den 1. Juni, rufen die Gläubigen in andächtigen Gebeten und frommen Liedern den Schutz der mildreichen und mächtigen Jungfrau an.

 

Wie von dem Jugendleben Jesu, seiner Apostel und vieler Heiligen der früheren Jahrhunderte wenig bekannt geworden ist, so wird uns auch von der Abstammung und der Zeit der Geburt der heiligen Lüfthildis, auch Leuchteldis genannt, nichts Zuverlässiges berichtet. Was wir aber sicher von ihr wissen, muss uns mit Ehrfurcht und Bewunderung erfüllen.

 

An der heiligen Lüfthildis wird besonders ihre barmherzige Fürsorge für die Armen gepriesen. Um den Hilfsbedürftigen Almosen geben zu können, vermied sie alle Kleiderpracht und Üppigkeit, sparte sich selbst am Munde vieles ab und fastete streng. Ihre boshafte Stiefmutter verdächtigte ihre Mildherzigkeit als Verschwendung und Geltungssucht, wusste ihr die Liebe ihres Vaters zu entziehen und beschäftigte sie gewöhnlich draußen, um sie von christlichen Liebeswerken und Andachtsübungen abzuhalten. Aber dem edlen Mädchen erschien die ganze Natur als ein großer Gottestempel und sie verherrlichte den allgegenwärtigen Schöpfer mit Gebet, Betrachtung und lautem Jubelgesang. Der gute Gott belohnte seine treue Magd mit einem süßen Vorgeschmack des Himmels. Einst sollte sie die zahlreichen Kraniche vom Acker ihrer Eltern jagen. In Andacht versunken, merkte sie weder die Vögel im Feld, noch das Kommen ihrer schlimmen Stiefmutter, die das unschuldige Kind nicht nur zornig beschimpfte, sondern auch mit Schlägen misshandelte. Auf ihr kindliches Gebet verbannte Gott die schädlichen Vögel aus jener Gegend.

 

Die gottlose Stiefmutter fuhr fort, Lüfthildis des Ungehorsams, der Nachlässigkeit und der Lügenhaftigkeit zu beschuldigen und sie bei ihrem Vater des Diebstahls zu bezichtigen, weil sie alles den Armen zuwende. Deshalb schnitt man ihr jede Gelegenheit ab, ihre Liebe zu den Armen durch die Tat zu beweisen. Indes die Liebe ist erfinderisch. Als sie einst in ihrer Schürze Brot zu den Armen trug, begegnete sie unvermutet ihrem Vater, der sie mit strengen Worten aufforderte, zu zeigen, was sie in ihrer Schürze verborgen habe. Sie wandte ihren Blick flehend zu Gott, öffnete ihre Schürze und siehe da, alles Brot hatte sich augenblicklich in Kohlen verwandelt. So segnete Gott ihr Wohltun, und so entging sie dem Zorn ihres Vaters.

 

Weil Gott die barmherzige Liebe der gütigen Lüfthildis so wunderbar belohnt hatte, wagte sie, an ihre Stiefmutter die demütige Bitte zu stellen, ihr ein frisch gebackenes Brot für die Armen zu schenken. Die arglistige Stiefmutter gab sich den Anschein, als wolle sie die Bitte gewähren, erteilte aber ihren Knechten den Befehl, statt eines Brotes glühende Kohlen in ihre Schürze zu werfen. Jene taten, wie ihnen befohlen war, aber siehe da, sofort verwandelten sich die glühenden Kohlen in ihrem Schoß in duftende Rosen.

 

Frühzeitig hatte Lüfthildis schon dem Herrn, ihrem himmlischen Bräutigam, die Jungfräulichkeit und Treue versprochen und die Lockungen der Welt vermochten ihre Liebe zu Gott nicht zu erschüttern. Damit auch ihr Leib eine würdige Wohnung des Heiligen Geistes würde, bereitete sie sich durch strenge Bußübungen und Fasten auf die ewige Hochzeit sorgfältig vor. Weil „der Müßiggang aller Laster Anfang“ zu sein pflegt, so beschäftigte sie sich fleißig mit Handarbeiten, um der Mutter Gottes, dem heiligen Paulus und den Eremiten in der Wüste auch in dieser Tugend nachzufolgen.

 

Einst geriet ihr Vater mit einem anderen Gutsbesitzer in Zwist über die Grenze eines Waldes und verwarf erbittert jeden gütlichen Ausgleich. Lüfthildis flehte zu dem Gott des Friedens und erbot sich zu einem für beide streitenden Parteien annehmbaren Vermittlungsvorschlag. Sie begab sich mit ihrem Vater in den Wald und zog mit ihrer Spindel auf Anordnung Gottes die Grenzlinie, und eine unsichtbare Kraft warf nach ihrer Richtschnur einen Graben auf, den man noch heute den Lüfthildis-Graben nennt. Beide Grundbesitzer waren durch diese Scheidung vollkommen befriedigt. Noch öfters entschied die Spindel der heiligen Lüfthildis die Streitigkeiten um die Grenzen der Äcker.

 

Um den Ehrenbezeugungen der Welt zu entgehen und ganz für Gott leben zu können, entschloss sich die gottbegnadete Jungfrau, sich in eine enge Klause einzuschließen, die an die Kirche stieß. In dieser freiwilligen Gefangenschaft sammelte sie in fortwährenden Andachtsübungen und Abtötungen das Öl der Verdienste, um gleich den fünf weisen Jungfrauen mit dem himmlischen Bräutigam zum Hochzeitssaal eingehen zu können. Immer mehr starb sie der Welt ab und sehnte sich nach der glücklichen Stunde, wo ihr geliebter Heiland ihre reine Seele von den Banden des Fleisches erlösen sollte. Aber erst im hohen Alter und nach der sorgfältigsten Vorbereitung flog ihre geheiligte Seele dem himmlischen Bräutigam entgegen am 23. Januar.

 

Auf die Nachricht vom Tod der heiligen Lüfthildis strömte eine große Menge Volkes herbei, um sie als Heilige zu verehren. Gott selbst lieferte den Beweis ihrer Heiligkeit, denn schon vor ihrem Begräbnis wurde ein Besessener zu ihrer Leiche geführt und sogleich fuhr der böse Geist aus, Kranke wurden plötzlich hergestellt, Lahme und Blinde gingen geheilt von ihr nach Hause, von tollen Hunden Gebissene wurden durch sie vor einem schrecklichen Ende bewahrt.

 

Auch in der Folgezeit bewies die heilige Lüfthildis ihre besondere Begnadigung bei Gott. Der gelehrte Cäsarius von Heisterbach erzählt, die Äbtissin Gertrud des Zisterzienserklosters zu Hoven habe ein halbes Jahr lang die heftigsten Augenschmerzen gelitten und sei fast erblindet. Da rief sie inbrünstig die heilige Lüfthildis an. Diese erschien ihr im weißen Gewand, berührte ihre Augen, und in demselben Augenblick, wo die Erscheinung verschwand, waren die Schmerzen verschwunden und die Augen völlig geheilt. – Ein neunzehnjähriges Mädchen aus Mainz hatte ihr Gehör gänzlich und ihr Augenlicht größtenteils verloren. Nachdem sie vergeblich alle ärztliche Hilfe in Anspruch genommen hatte, wallfahrtete sie zum Grab der heiligen Lüfthildis, flehte dort voll Glauben und Vertrauen und erhielt ihr vollkommenes Gehör und Gesundheit ihrer Augen. Es könnte noch eine Reihe von Wundern hier aufgeführt werden, die auf die Fürbitte der heiligen Lüfthildis geschahen. Besonders wird sie von Gehörleidenden gern und mit häufigem Erfolg angerufen.

 

Am 1. Juni 1623 wurden die Gebeine der heiligen Lüfthildis vom Erzbischof Ferdinand von Köln in Gegenwart des Bischofs Johann Wilhelm von Osnabrück und einer großen Anzahl von Geistlichen und Laien feierlich erhoben. Ein höchst angenehmer Wohlgeruch verbreitete sich bei der Eröffnung des Schreines durch die ganze Kirche und erfüllte die Anwesenden mit Freude und Dank gegenüber Gott, der wunderbar ist in seinen Heiligen. Auch die Spindel der heiligen Lüfthildis fand sich in ihrem Grab, das Zeichen ihres Fleißes und ihrer Friedensliebe. Der Tag ihres Todes, wie ihrer feierlichen Erhebung wird zu Lüftelberg alljährlich vom Volk festlich begangen.

 

Der heilige Klemens, Bischof und Martyrer von Ancyra,

+ 4. Jhd. – Fest: 23. Januar

 

Der heilige Klemens wurde in der Mitte des 3. Jahrhunderts zu Ancyra, einer Stadt in Galatien, geboren. Sein Vater war ein eifriger Götzendiener und starb auch als ein solcher sehr früh und Sophia, seine Gemahlin, betete von Jugend auf den wahren Gott an und ließ sich es sehr angelegen sein, ihren einzigen Sohn im Christentum zu erziehen und sein zartes Herz an Frömmigkeit und Tugend zu gewöhnen. Ihre Lehren und Ermahnungen bekräftigte sie mit ihrem eigenen Beispiel eines heiligen Lebens, und Klemens wurde ein Muster eines christlichen jungen Mannes und lebte wie ein Engel Gottes unter den Menschen. Nach dem Tod seiner Mutter begab er sich in ein Kloster, um von den bösen Beispielen der Welt entfernt, sein Herz näher an Gott anschließen zu können und durch Selbstverleugnung, Wachen und Abtötung den Grund zu seiner künftigen Heiligkeit zu legen.

 

Damals herrschte in der Provinz Galatien eine drückende Hungersnot und auf allen Wegen lagen heidnische Kinder, die ihrer Eltern beraubt, dem Hungertod preisgegeben waren, und mit ihrem Jammergeschrei nach Hilfe riefen. Niemand erbarmte sich diese Unglücklichen, denn in jedem Haus war die Not auf das Höchste gestiegen. Da verließ Klemens mit Erlaubnis seines Obern das Kloster, sammelte diese verlassenen Waisen und führte sie in das Haus einer reichen, christlichen Frau, wo er sie nicht bloß ernährte, sondern sie auch mit einer solchen Geduld und väterlichen Liebe erzog, dass die meisten von ihnen zum wahren Glauben bekehrt wurden und in der darauf kommenden Christenverfolgung als Blutzeugen ihr Leben ließen. So sorgfältig übrigens Klemens seine Verdienste für die christliche Religion zu verbergen suchte, so sehr verbreitete sich der Ruf seines heiligen Lebens und er erhielt schon als 18jähriger junger Mann die Priesterweihe und nach zwei Jahren wurde er zum Bischof von Ancyra gewählt. Nie war ein Hirt wachsamer über seine Herde, nie ein Vorsteher demütiger und liebevoller gegenüber seinen Untergebenen, als der heilige Klemens. Um die Armen reichlich unterstützen und ihr Elend lindern zu können, lebte er sehr arm und genoss nichts als Hülsenfrüchte und Wasser.

 

Aber nach den Ratschlüssen der heiligen Vorsehung sollte auch seine Tugend in Kreuz und Leiden erprobt und seine heldenmütige Standhaftigkeit im Bekenntnis des Namens Jesus zum Beispiel der Gläubigen öffentlich dargestellt werden. Dieses geschah, als der grausame Diokletian den römischen Kaiserthron bestieg und die Christen zu Feinden des Reiches erklärte. Die Verfolgung wütete auch in Galatien und der dortige römische Statthalter ließ den heiligen Bischof Klemens in das Gefängnis werfen; und da alle Drohungen fruchtlos waren, ihn zum Abfall zu bringen, ließ er ihn so unmenschlich foltern, dass sein ganzer Körper zerfleischt war. So schickte er ihn nach Rom zum Diokletian, der es anfangs mit Schmeicheleien und Versprechungen versuchte, den Oberhirten zu Verleugnung seines Glaubens zu verführen. Als er aber seine Absicht nicht erreichte, verurteilte er ihn zu den schrecklichsten Martern, währenddessen der Heilige frohlockte und Jesus den Gekreuzigten predigte, wodurch viele Heiden bekehrt wurden. Beschämt und besiegt von dem unerschütterlichen Mut des christlichen Martyrers, ließ Diokletian ihn unter größten Misshandlungen nach Nicomedia führen, wo er vom Maximian den wilden Tieren preisgegeben und, da ihn die nicht verletzten, in einen unterirdischen Kerker geworfen wurde, in dem er mehrere gefangene Götzendiener taufte. Als Maximinian davon hörte, befahl er, den Klemens wieder nach Ancyra zu bringen und ihn dort durch den Hungertod im Gefängnis verschmachten zu lassen. Am frühen Morgen eines hohen Festtages aber bestachen ansehnliche Christen den Aufseher des Kerkers, dass er den heiligen Oberhirten seiner Fesseln entledigte, um das heiligste Opfer in der Kirche entrichten zu können. Nachdem er das Opfer vollendet und die Gläubigen zur Standhaftigkeit rührend ermahnt hatte, wurde er von einem heidnischen Soldaten mit dem Schwert ermordet am 23. Januar im Jahr 303.

 

Der heilige Ildefons, Erzbischof, Abt und Bekenner von Toledo,

+ 23.1.667 – Fest: 23. Januar

 

Im Jahr 607 erblickte Ildefons zu Toledo in Spanien das Licht der Welt, wurde in der Schule des heiligen Isidor von Sevilla erzogen und gebildet, trat als Mönch in das Kloster zu Agli und wurde bald Abt in demselben Stift.

 

Im Dezember des Jahres 657 erwählte man ihn zum Nachfolger des heiligen Bischofs Eugen in Toledo.

 

Unter so vielen Tugenden, für die der heilige Ildefons, Erzbischof von Toledo, ein vollkommenes Vorbild war, verbreitete den größten Glanz seiner außerordentlichen Liebe zu der heiligsten Jungfrau, eine Liebe, die er in dem Blut seiner tugendreichen Mutter geschöpft und mit der Milch eingesogen hatte. Er gab dafür rührende Beweise durch die nachdrucksvolle Verteidigung, die er für die Unbefleckte Empfängnis dieser hohen Königin führte. Wie eine eherne Wand stand er gegen die Ketzer, die die unverletzte Jungfräulichkeit Mariä leugneten, und verfocht die Ehre der heiligsten Jungfrau in einer gelehrten Schrift voll Beredsamkeit. Nach diesem schönen Sieg wünschte er ihn mit der Errichtung eines unsterblichen Siegesdenkmals zu Ehren des süßen Namens Mariä zu weihen.

 

Die Himmelskönigin ließ sich an Edelmut nicht besiegen, sie wollte ihm selbst für das danken, was er für sie getan hatte. Als er nun am Tag ihrer Himmelfahrt mitten in der Nacht aufgestanden war, um in der Kirche die Matutin zu singen, und die Diakonen und Kleriker, die ihm vorangingen, die Tore des Tempels geöffnet hatten, blieben sie plötzlich stehen, geblendet von dem Glanz eines lebendigen Lichtes, womit die heilige Stätte erfüllt war, und ergriffen, über dieses Wunder in Schrecken gesetzt, die Flucht. Der heilige Bischof aber schaute starken Herzens diesen Glanz mit dem höheren Blick des Adlers, und näherte sich dem Altar. Und während er betete, erschien ihm die heilige Jungfrau auf der Kanzel, von der er zum Volk zu sprechen pflegte.

 

Wer vermag die Empfindungen zu beschreiben, die dieser Anblick in ihm erregte? Er wusste nicht, sollte er sich nähern oder entfernen. Indessen redete ihn Maria, die ihren zwischen Hoffnung und Furcht schwebenden Diener betrachtete, zuerst an: „Zum Lohn“, sagte sie, „für deine Reinheit des Leibes und des Geistes, für deinen Glaubenseifer, und für die Begeisterung, mit der du meine Jungfräulichkeit verteidigt hast, bringe ich dir dieses Geschenk aus dem Schatz des Himmels.“

 

Während dieser Worte übergab sie ihm ein schönes Priester-Gewand, wobei sie ihn aufforderte, es an ihrem Festtag zu tragen. Dann erhob sie sich wieder gen Himmel, und ließ die Kirche durchduftet von den süßesten Wohlgerüchen.

 

Man hat das Gewand, das Maria dem heiligen Ildefons zum Geschenk machte, aufbewahrt, und feiert zu Toledo an dem auf das Fest des Heiligen folgenden Tag das Gedächtnis dieser himmlischen Erscheinung. Der Tempel, den die Gottesmutter auf diese Weise mit ihrer Gegenwart beehren wollte, ist ganz Spanien teuer geworden. Viele Könige haben ihn zur Begräbnis-Stätte gewählt, sie ließen darin ihre Fahnen weihen, und die Beute ihrer überwundenen Feinde niederlegen. Eine Menge Pilger zogen dahin, um auf dem Marmor die Fußtapfen der heiligsten Jungfrau zu küssen.

 

Der heilige Ildefons hinterließ uns mehrere Schriften, deren berühmteste die von der immerwährenden Jungfrauschaft der Gottesmutter Maria war.

 

Der heilige Ildefons starb am 23. Januar 667, nachdem er neun Jahre und zehn Monate Bischof gewesen war. 

 

Der heilige Johannes der Almosengeber, Patriarch von Alexandria,

+ 23.1.619 – Fest: 11. November / 23. Januar

 

Nun folgt die anmutige Legende, die niemand lesen oder hören wird, ohne durch sie zur herzlichen Liebe gegenüber dem Nächsten entflammt zu werden.

 

Johannes, genannt der Almosengeber, ein Patriarch zu Alexandria, verharrte einst in der Nacht im Gebet. Da sah er eine wunderbare Jungfrau neben sich stehen, die eine Olivenkrone auf dem Haupt trug. Johannes verwunderte sich sehr über ihre Lieblichkeit und Anmut. Er wagte auch zu fragen, wer sie sei. Sie sprach: „Ich bin die Barmherzigkeit, die den Sohn Gottes vom Himmel heruntergezogen hat. Wähle mich zu deiner Braut! Es soll dich nicht gereuen.“ Von der Stunde an war der fromme Bischof so barmherzig, dass er daher den Namen des Almosengebers erhielt.

 

Johannes pflegte die Armen nicht anders zu nennen, als: „meine Herren“. „Geht“, sprach er zu seinen Dienern, „und schreibt mir meine Herren auf in der ganzen Stadt, und seht wohl zu, dass ihr niemanden überseht.“ Als diese ihn mit großen Augen ansahen, nicht wissend, wen er meine, sprach er: „Die ihr Dürftige und Bettler nennt, die nenne ich meine Herren und Helfer, denn sie sind die rechten Helfer, und vermögen uns das Himmelreich zu verschaffen.“

 

Wenn Johannes Freunde ihm Vorhaltungen machten über seine unbeschränkte Mildtätigkeit, pflegte er ihnen die Historie des Schatzmeisters Petrus zu erzählen.

 

Es war einmal ein kaiserlicher Schatzmeister, namens Petrus. Derselbe war über die Maßen reich und begütert, dabei aber so unbarmherzig, dass er die Armen, die vor seine Tür kamen, mit Schmähungen und Schlägen forttrieb. Als nun die Armen einst, an der Sonne sitzend, von den Häusern sprachen, aus denen sie Almosen zu empfangen pflegten, und niemand vorhanden war, der sich hätte rühmen können, vor des Schatzmeisters Petrus Tür jemals eine Gabe empfangen zu haben, sprach einer von ihnen: „Was gebt ihr mir, wenn ich noch heute ein Almosen aus des Petrus eigenen Hände empfange?“ Sie wurden einig um ein paar Pfennige, worauf der Arme alsbald in die Stadt ging, und vor die Tür des Petrus trat. Als der Schatzmeister nach Hause kam, und einen Bettler an der Tür stehen sah, wurde er wütend und sah sich auch sogleich nach einem Stein um, womit er ihn werfen könne. Es war jedoch kein Stein vorhanden. Dagegen kam eben einer seiner Sklaven gegangen mit einem Korb voll schwarzer Brote, die er soeben vom Bäcker geholt hatte. Außer sich vor Zorn, ergriff der Schatzmeister eins dieser Brote, um es dem Bettler an den Kopf zu werfen. Der Arme fing das Brot auf, und eilte freudig zu seinen Gefährten zurück, und sagte: „Seht die Gabe, die ich aus des Geizigen eigenen Händen empfangen habe!“ Zwei Tage danach wurde der Schatzmeister todkrank. Es kam ihm vor, er stehe vor Gottes Gericht, und seine guten und bösen Taten würden auf der Waagschale gegeneinander abgewogen. Auf der einen Seite standen einige grässliche Männer, die seine Sünden in die eine Schale häuften; auf der anderen standen Männer in weißen Kleidern, die sehr traurig waren, dass sie in die andere Schale nichts dagegen zu legen hätten. Endlich sprach der eine: „Wir haben wenigstens das Gerstenbrot, das er, obgleich im Zorn, dem Armen vorgestern gegeben hat.“ Als es in die Schale gelegt wurde, stand das Zünglein. Die Männer aber sprachen zu Petrus: „Lass dies nicht das einzige bleiben, du dürftest sonst den grässlichen Männern überantwortet werden!“ Als Petrus aus dem schweren Traum erwachte, war er ein anderer Mensch geworden. „Ei,“ rief er aus, „wenn ein einziges Gerstenbrot, hingeworfen noch dazu in böser Absicht, so viel vermag, welcher Lohn wird nicht dem zuteilwerden, der all das Seine den Armen gibt?“

 

Als nun der Schatzmeister wieder genesen war, ging er einst im Hafen spazieren, mit sehr herrlichen Kleidern angetan. Ein Schiffbrüchiger trat zu ihm, und bat um Kleidung. Augenblicklich zog der Schatzmeister sein sehr kostbares Kleid aus, und gab es dem Bettler, der sofort in die Stadt lief, und es dem Trödler verkaufte. Als nun der Schatzmeister auf dem Heimweg sein Kleid in dem Trödelgeschäft hängen sah, betrübte er sich sehr darüber, dass der Arme ihn nicht würdig geachtet hätte, sein Gewand zu tragen, vermochte auch vor Traurigkeit am Abend nicht zu essen. Des nachts aber, als er auf seinem Bett lag und schlief, erschien ihm Unser Herr, glänzender als die Sonne, ein Kreuz in Händen tragend und angetan mit demselben Gewand, das er dem Bettler gegeben hatte. „Petrus,“ sprach der Herr, „warum weinst du?“ „Herr,“ erwiderte er, „ich habe einem Armen mein Kleid gegeben; er aber hat die Gabe verschmäht.“ Der Herr sprach: „Siehe her, Petrus! Kennst du dieses Kleid?“ „Wie sollte ich nicht?“ antwortete Petrus. Da sprach der Herr: „Ich bin derjenige, den du mit diesem Gewand bekleidet hast. Ich danke dir für deinen guten Willen. Ich habe Frost gelitten, und du hast meine Blöße bedeckt.“ Als Petrus aus diesem Traum erwachte, pries er die Armen selig, und rief: „So wahr der Herr lebt, ich will nicht sterben, ich werde denn, wie ihrer einer!“ Am Morgen stand er auf, und verteilte alle seine Habe unter die Armen. Dann rief er seinen Schaffner, und sprach zu ihm: „Ich will dir ein Geheimnis anvertrauen. Wofern du es aber irgendjemanden erzählst, oder dich weigerst, mir zu folgen, so will ich dich an die Barbaren verkaufen. Hierauf gab er ihm zehn Pfund Gold. „Geh hin,“ sprach er, „in die heilige Stadt und kaufe dir Waren dafür, mich aber verkaufe einem Christen, und gib das Geld, was du für mich bekommen wirst, den Armen.“ Der Schaffner dachte, sein Herr habe den Verstand verloren, und weigerte sich, ihm zu gehorchen. Petrus aber sprach zu ihm: „Bedenke, was ich gelobt habe; entweder verkaufe mich, oder ich verkaufe dich den Ungläubigen.“ Also führte der Schaffner ihn zu einem Silberhändler, verkaufte ihm seinen Herrn, als wäre er einer seiner Sklaven, und gab die dreißig Silberlinge, die er für ihn empfing, den Armen. Petrus aber ertrug die Dienstbarkeit mit großer Geduld, verrichtete die niedrigsten Dienste im Haus, beklagte sich auch nicht im Geringsten, wenn das übrige Gesinde ihn neckte, schlug und als einen Blödsinnigen behandelte. Auch erschien ihm der Herr Jesus Christus des Öfteren, tröstete und stärkte ihn, indem er ihn auf die Silberlinge hinwies, um die er ihm zu Liebe sich hatte verkaufen lassen. Zu Konstantinopel war indes allgemeine Verwunderung über das plötzliche Verschwinden eines so angesehenen Mannes. Der Kaiser, der nie einen besseren Schatzmeister gehabt hatte, gab sich viel Mühe, ihn wieder aufzufinden, konnte aber nicht die geringste Kenntnis von ihm erlangen. Nach langer Zeit begab es sich, dass einige Herren der Hauptstadt in das Gelobte Land reisten, ihrer Andacht zu pflegen. Als diese zufälliger Weise von dem Herrn des Petrus zu Tisch geladen wurden, und Petrus gerade bei Tisch aufwartete, wurden die Fremden aufmerksam auf ihn, und einer sprach zum anderen: „Wie ähnlich sieht dieser Diener dem Schatzmeister Petrus!“ Sie beobachteten ihn genauer, und wurden überzeugt, dass er es selbst ist. „Ich will aufstehen,“ sprach der eine, „und ihn festhalten.“ Mittlerweile aber war Petrus fortgeschlichen, um zu entfliehen. Die Tür war verschlossen. „Macht eilig auf“, sprach Petrus zu dem Türhüter, der aber taub und stumm war, und sonst nur durch Winke verstanden werden konnte. „Recht gern“, sprach der, schloss auf, und ließ den Heiligen hinaus. Dann eilte er in den Saal, und während alle sich seiner Rede verwunderten, sprach er: „Der Knecht, der in der Küche diente, ist entflohen. Seht aber wohl zu, ob es nicht ein Knecht Gottes ist. Denn, indem er zu mir sprach: Mach eilig auf! Fuhr eine Flamme aus seinem Mund. Die Flamme berührte meine Zunge und meine Ohren, und auf der Stelle wurde mir Gehör und Sprache verliehen.“ Als das die Speisenden hörten, standen sie sämtlich auf, um dem Entflohenen nachzueilen; er aber war nicht mehr zu finden.

 

Auch des heiligen Bischofs Serapion gedachte Johannes, wenn er seinen Zuhörern die Almosen empfehlen wollte. „Serapion“, sprach er, „hatte einst auf einem Spaziergang einem Dürftigen sein Oberkleid gegeben. Als ihn bald darauf ein anderer Armer in den weg trat, der vor Frost zitterte, zog er auch seinen Leibrock aus, und gab ihm diesen. Er selbst aber blieb, das Evangelium in den Händen haltend, bloß am Weg sitzen. Es kam bald jemand, der ihn fragte: „Vater, wer hat euch denn so heftig ausgezogen?“ „Dieser hier“, sprach er, und zeigte ihm das Evangelienbuch. Als aber dieser Serapion ein andermal von einem Dürftigen angesprochen wurde, und bereits alles weggegeben hatte, was er um und an hatte, verkaufte er selbst das Evangelienbuch, und gab das Geld dem Armen. Als er nun zur Kirche gerufen wurde, und der Diakon ihn fragte, wo sein Evangelienbuch sei, sprach er: „Das Evangelium sagt: Verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen. Da ich nun weiter nichts hatte als das Evangelium, so verkaufte ich es, und tat mit dem Geld, wie es befiehlt.“

 

Mit diesen und ähnlichen schönen Beispielen pflegte der gütige Patriarch seine Zuhörer zur Mildtätigkeit zu ermuntern, jedoch noch kräftiger durch sein eigenes Beispiel.

 

Als einst ein Bettler vor seine Tür kam, und ihn um eine Gabe ansprach, befahl der dem Schaffner, ihm sechs Silberlinge zu geben; der Arme empfing sie und ging. Nicht lange danach kam derselbe Bettler in veränderter Kleidung wieder, und bat aufs Neue um eine Gabe. Johannes befahl dem Schaffner, ihm sechs Gulden zu geben. Der Bettler erhielt sie und ging. Der Schaffner aber sprach zu Johannes: „Lieber Herr, bei dem Gott, den ihr anbetet, dieser Bettler war derselbe, der vorhin sechs Silberlinge empfing. Nur hatte er andere Kleider angezogen, um uns zu betrügen.“ Der Bischof tat, als ob er dies nicht glaube. Gleich darauf kam derselbe Bettler, und abermals in veränderter Kleidung wieder, und bat zum dritten Mal um eine Gabe. Der Schaffner winkte dem Bischof, und zupfte ihn am Mantel, um ihm zu verstehen zu geben, es sei wieder der vorige. Johannes aber sprach zu ihm: „Gib ihm zwölf Silberlinge. Wer weiß, es möchte Unser Lieber Herr selber sein, der auf diese Weise versuchen will, wer von uns beiden es am längsten aushielte, er mit Fordern, oder ich mit Geben.“

 

Ein reicher Einwohner der Stadt sah den frommen Erzbischof einst auf der Straße in sehr schlechter Kleidung umhergehen, indem er die besseren alle den Dürftigen gegeben hatte. Es tat ihm leid, er kaufte einen sehr kostbaren Anzug, und schenkte den dem Bischof. Als Johannes sich des abends niederlegte, deckte er sich mit diesem Anzug sich zu, konnte aber dafür die ganze Nacht nicht schlafen. Unablässig dachte er daran, dass wohl dreihundert seiner Herren für den Wert dieses Stoffes hätten gekleidet werden können. Die ganze Nacht hindurch jammerte er und sprach: „Wie viele sind diesen Abend schlafen gegangen, hungrig, vom Regen durchnässt, von Frost schaudernd und zähneklappernd. Du aber, nachdem du eine Anzahl großer Fische verschlungen hast, streckst dich auf weichen Polstern, und erwärmst dich mit einem Kleid, das wohl vierzig Silberlinge wert ist? Ziemt das dem Johannes, der gern für so demütig gelten möchte?“ Sobald der Tag anbrach, ließ er den Stoff verkaufen, und das Geld den Armen geben. Als der Reiche das vernahm, kaufte er den Stoff wieder, und schickte ihn dem Erzbischof noch einmal, mit der Bitte, ihn doch für diesmal zu behalten. Allein Johannes hatte ihn kaum empfangen, als er ihn aufs Neue verkaufte. Der Reiche kaufte ihn zum dritten Mal, schickte ihn auch diesmal dem Bischof zurück, und ließ ihm sagen: „Wir wollen doch sehen, wer von uns beiden des Verschenkens zuerst überdrüssig wird, du oder ich!“

 

Als Johannes einst einen Bettler, der ihn um ein Almosen ansprach, fünf Pfennige reichen ließ, erzürnte sich der Bettler über die Geringfügigkeit der Gabe, schalt und schimpfte auf den Bischof. Der Diener wollte über den Unverschämten herfallen, und ihn tüchtig verprügeln. Der fromme Johannes aber verbot es ihm, sagend: „Sechzig Jahre lang habe ich meinen Herrn gelästert durch meine Sünden, und sollte mich ereifern über ein schmähendes Wort meines Mitknechtes?“ Hierauf ließ er den Beutel bringen, stellte ihn dem Bettler zu, und hieß ihn so viel herausnehmen, als er wollte.

 

Mehr als einmal hat man im Feuer des Gebetes den frommen Bischof ausrufen hören: „So recht, gütiger Jesus, so recht! Ermüde du nur nicht mir zu geben, ich meines Teils will für das Austeilen schon sorgen.“

 

Einst war der Kirche eine beträchtliche Summe Geldes eingegangen. Der Schatzmeister wollte sie auf Zins anlegen. Der Erzbischof aber behauptete, man könnte das Geld nicht vorteilhafter unterbringen, als wenn man es den Armen gäbe. Da nun jeder auf seiner Meinung bestand, gerieten sie hart aneinander, und schieden im Zorn. Als es aber um die elfte Stunde kam, schickte der Erzbischof seinen Archipresbyter zum Patrizier, und ließ ihm sagen: „Herr, die Sonne will untergehen.“ Der Patrizier brach in Tränen aus, eilte zu dem Erzbischof, und bat um Vergebung.

 

Ein Neffe des Bischofs war von einem Schenkwirt der Stadt gröblich beleidigt worden. Darüber beklagte sich der Jüngling bei dem Bischof, schmähte und jammerte, und war auf keinerlei Weise zufrieden zu stellen. Endlich sprach Johannes: „Wie hat doch ein Mensch wie dieser sich unterfangen können, gegen des Erzbischofs Schwester Sohn das Maul aufzutun! Glaube mir, lieber Neffe, ich will noch heute ein Ding an ihm tun, dass ganz Alexandrien sich darüber verwundern soll.“ Der Jüngling, der glaubte, er werde seinem Feind den Staubbesen geben lassen, beruhigte sich nunmehr. Als Johannes das merkte, fasste er ihn in seine Arme und sprach: „Lieber Sohn, willst du in der Tat und Wahrheit für den Neffen meiner Wenigkeit gelten, so halte dich bereit, Schmähungen und Schläge geduldig hinzunehmen. Eine echte Verwandtschaft wird nicht sowohl durch das Geblüt bewährt, als durch die Ähnlichkeit der Gesinnung.“ Hierauf ließ er den Schenkwirt kommen, und befreite ihn von allen Abgaben und Steuern, worüber sich dann freilich ganz Alexandrien nicht wenig wunderte.

 

Es hatte das Volk sich angewöhnt, nach verlesenem Evangelium aus der Kirche zu laufen, und draußen allerlei müßiges Geschwätz zu führen. Eines Tages ging der Erzbischof nach verlesenem Evangelium zugleich mit den anderen hinaus, und setzte sich mitten unter ihnen nieder. Als sie sich hierüber verwunderten, sprach er: „Meine Kindlein, wo die Schafe sind, da geziemt auch dem Hirten zu sein. Geht ihr hinein, so will ich mit euch gehen. Bleibt ihr aber hier, so will ich auch hierbleiben.“ Nachdem er dies ein oder zweimal getan hatte, gewöhnte sich das Volk daran in der Kirche zu bleiben.

 

Ein Jüngling hatte eine Nonne entführt. Darüber entrüsteten sich die Priester zum höchsten, und ermahnten den Erzbischof, den Räuber in den Bann zu tun, weil er zwei Seelen ins Verderben gestürzt habe, seine eigene und die Seele derjenigen, die von ihm verführt wäre. Johannes aber verwies ihnen ihre Vorschnelligkeit und sprach: „Nicht so, meine Söhne, nicht so! Ich getraue mich, euch zu überführen, dass auch ihr doppelt fehlt. Einmal, dass ihr das Gebot des Herrn übertretet: Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Zum andern, indem ihr nicht wissen könnt, ob sie beide noch heute diesen Tag zu sündigen fortfahren, oder ob ihr Vergehen ihnen nicht schon leid sei.“

 

Dieselbe liebevolle Schonung bewies der fromme Erzbischof einem Mönch, Vitalis genannt, der eine ganz eigene Weise ersonnen hatte, die öffentlichen Buhlerinnen der Hauptstadt zu bekehren. Er zeichnete sie alle auf, besuchte dann eine nach der anderen, und sprach zu jeder: „Gewähre mir die und die Nacht, und versage dich an keinen anderen.“ Sobald er nun um die bestimmte Stunde in das Haus und in die Kammer trat, fiel er in einer Ecke des Zimmers auf die Knie, und betete für die Besitzerin des Hauses die ganze Nacht. Früh morgens verließ er sie und verbot ihr aufs schärfste zu sagen, was er bei ihr gemacht hätte. Dies trieb Vitalis eine geraume Zeit, und richtete dadurch seinen guten Namen völlig zu Grunde. Befand er sich bei einbrechender Nacht etwa in einer Gesellschaft, so pflegte er zu sprechen: „Was mache ich doch? Hätte ich doch bald vergessen, dass die und die Freundin mich erwartet. Ich muss hin, auf dass sie nicht über mich zürne.“ Wurde er von anderen wegen solchen anstößigen Wandels gestraft, so sprach er: „Was denkt ihr doch? Meint ihr, dass ich von Stahl und Eisen bin? Bildet ihr euch ein, dass Gott den Mönchen nicht auch ein bisschen Freude gönne? Die Mönche sind Menschen, so gut wie die anderen.“ Manche sagten zu ihm: „Vater, nehmt euch lieber eine eigene Frau, und legt den geistlichen Habit ab, damit die andern sich nicht an euch ärgern.“ Hierauf pflegte er zu antworten: „Wer sich ärgern will, der ärgere sich, und renne meinethalben mit dem Kopf gegen die Mauer. Seid aber ihr über mich zu Richtern bestellt? Bekümmert euch um euch selbst; für mich sollt ihr Gott keine Rechenschaft ablegen.“ Solches sagte er mit großem Lärmen und Geschrei. Als nun die Sache vor den Erzbischof gebracht wurde, weigerte er sich, dem sonst frommen Mönch etwas so Frevelhaftes zuzutrauen. Er ahnte, dass irgendeine löbliche Absicht unter einem so frechen Äußeren verborgen bleibe, und er vertraute, dass Gott solche zu seiner Zeit schon an das Licht bringen werde. Wirklich gelang es dem Mönch, manche dieser Frauen zu bekehren und in Klöstern unterzubringen. Als er eines morgens aus dem Haus einer solchen Frau heraustrat, begegnete ihm einer ihrer Buhler, gab ihm eine Maulschelle und sprach: „Willst du noch nicht ablassen, Bösewicht, von diesen ruchlosen Gängen?“ Vitalis antwortete: „Für diese Maulschelle wirst du eine andere empfangen, die über ganz Alexandrien erschallt.“ Gleich darauf erschien der Teufel dem Wüstling in Gestalt eines Mohren, versetzte ihm eine schreckliche Maulschelle, und sprach: „Die schickt dir der Abt Vitalis.“ Von Stunde an fuhr der Teufel in ihn und plagte ihn erbärmlich, bis Vitalis ihn durch sein Gebet befreite. Vitalis beharrte in dieser Bekehrungsweise, so lange er lebte. Als er gestorben war, fand man an den Wänden seiner Zelle diese Worte geschrieben: „Richtet nicht vor der Zeit!“ Die ehemaligen Buhlerinnen, die durch Vitalis Tod ihres ihm geleisteten Versprechens entbunden wurden, bekannten nun, in welcher Absicht er sie besucht, und was er bei ihnen gemacht habe. Als das Johannes vernahm, pries er Gott, der solches geoffenbart hatte. Auch sprach er: „O wie gern hätte ich die Maulschelle hingenommen, die Vitalis empfing!“

 

Damals herrschte die Sitte, dass, wenn ein Kaiser gekrönt wurde, einige Bauverständige zu ihm traten, und ihm allerlei Proben von Marmor vorlegten, sagend: „Von welcher dieser Marmorarten verlangst du, o Herr, dass wir dir dein Grabmal bauen?“ Dieser bedeutenden Sitte eingedenk, war auch Johannes nicht sobald zu seinem Patriarchat gelangt, als er befahl, dass ihm ein Grabmal errichtet, jedoch nicht ganz ausgebaut würde. So oft er nun an feierlichen Tagen im hohenpriesterlichen Schmuck und von der Klerisei umringt dem Hochaltar  sich näherte, musste ein eigens dazu verordneter Diakon ihm zurufen: „Dein Grabmal ist noch nicht fertig. Befiehl, dass es vollendet werde, denn du weißt nicht, wann der Dieb kommt.“

 

Als Johannes auf dem Totenbett lag, lobte er Gott und sprach: „Ich danke dir, Her, dass du mein Gebet erhört, und mir gewährt hast, dass ich nicht mehr hinterlasse, als einen einzigen Heller. So sei denn auch dieser eine den Armen vermacht!“

 

Es wurde aber des frommen Bischofs würdige Leiche in einem Grabmal beigesetzt, in dem bereits zwei andere Bischöfe ruhten. Sofort rückten deren Leichen auseinander um die Seinige in die Mitte zu nehmen.

 

Wenige Tage vor Johannes Tod war eine Frau zu ihm gekommen, und hatte ihm bekannt, dass sie eine sehr schwere Sünde begangen habe, die sie sich aber irgendjemanden zu gestehen scheue. Der Bischof fragte, ob sie schreiben könne? Sie bejahte dies. „Wohlan,“ so sprach er, „so vertraue deine Sünden dem Paper an, versiegele es und bring es mir! Ich will Gott für dich bitten.“ Die Frau tat es. Als aber der Bischof gleich darauf erkrankte und starb, besorgte sie sich darüber, ihr Brief werde nun in andere Hände kommen, und geriet darüber in die höchste Unruhe. Sie ging zu des Bischofs Grab, weinte und wehklagte. „Weh mir,“ rief sie, „indem ich meine Schmach zu verbergen suchte, muss ich nun fürchten, dass sie aller Welt offenbar wird. Ich beschwöre dich, frommer Bischof, dass du mir entdeckst, wo mein Brief geblieben ist.“ Als sie nun nicht aufhörte zu heulen und schreien, siehe, da erhob sich der selige Johannes aus seinem Grab, zugleich mit ihm erhoben sich die beiden Bischöfe, die neben ihm ruhten. „Frau,“ sprach Johannes, „warum beunruhigst du uns, und lässt diese Heiligen und mich nicht in Frieden schlafen? Sind doch unsere Gewänder ganz nass geworden von deinen Tränen.“ Hierauf reichte er ihr den Brief, noch ebenso fleißig versiegelt, wie er gewesen war. „Nimm hin,“ sprach er, „deinen Brief. Öffne und lies ihn.“ Die Frau öffnete den Brief, und fand ihre Beicht hinweggelöscht, wogegen folgende Worte hingeschrieben waren: „Um Johannes meines Dieners willen soll deine Sünde getilgt sein!“ Die Frau fiel nieder und dankte Gott. Der heilige Johannes aber legte sich mit den beiden Heiligen wieder schlafen. Das geschah im siebenhundertfünften Jahr nach Christi Geburt, unter der Regierung des Kaisers Phocas. 

 

Der heilige Eusebius von Antiochia, Abt und Bekenner,

+ 4. Jahrhundert – Fest: 23. Januar

 

Der heilige Eusebius war Abt eines zwischen Beröa und Antiochien gelegenen Klosters Sein Beispiel war die rührendste Belehrung. Sein Antlitz flößte allen, die ihn sahen, Liebe zur Tugend ein.

 

Obgleich er alle vier Tage nur einmal Speise zu sich nahm, gestattete er doch seinen Genossen nicht mehr als zwei Tage ohne Nahrung zuzubringen. Er empfahl ihnen insbesondere die Abtötung eines jeden der Sinne, vor allem aber die beständige Übung des Gebets, wodurch die Handarbeiten geheiligt werden sollten.

 

Eines Tages, da Ammian, der Vorgänger des heiligen Eusebius, in der Heiligen Schrift zur Erbauung der Brüder vorlas, erblickte Eusebius plötzlich einige Arbeiter, die auf einem nahen Acker saßen, wodurch er während des Lesens in eine Zerstreuung geriet. Um sich wegen dieses geringen Fehlers selbst zu züchtigen, trug er sein Leben lang, das heißt, über vierzig Jahre, ein eisernes Band um seinen Hals, das ein eiserner Gürtel, der um seinen Leib geschlossen war, herabzog, damit er nicht weiter, als nur vor seine Füße niederschauen konnte.

 

Seine Zelle verließ er nie, als nur, um durch einen sehr engen Gang in die Kirche zu gehen. Der Ruf seiner Heiligkeit zog eine große Anzahl Schüler zu ihm hin. Dieser Heilige blühte im 4. Jahrhundert. Die Griechen erwähnen ihn am heutigen Tag. 

 

Der heilige Barnard, Erzbischof von Vienne, Frankreich, OSB,

+ 22.1.842 – Fest: 23. Januar

 

Seine Eltern, eine der vornehmsten Familien in Lyonnais, ließen ihn mit großer Sorgfalt in den Wissenschaften und der Übung christlicher Tugend erziehen. Nach dem Tod seiner Brüder schickten sie ihn an den Hof Karls des Großen, im Jahr 799. – Barnard war damals18 Jahre alt. Er lebte mitten in der Welt, wie er mitten in der Wüste gelebt haben würde. Mit reichlichem Almosen verband er strenges Fasten und inbrünstiges Gebet, mit dem er oftmals ganze Nächte zubrachte. Aus Gehorsam gegenüber seinen Eltern trat er in den Ehestand. Aber als in der Folge seine Frau in seine frommen Absichten einwilligte, verließ er die Welt in einem Alter von 25 Jahren und legte in dem Kloster, das er zu Ambournai in Bügey gestiftet hatte, das Ordenskleid an. (Dieses Kloster lag acht Stunden von Lyon. In der Folge kam es zu der Kongregation von St. Maur und unterstand unmittelbar dem Hl. Stuhl. Das Städtchen Ambournai im Aindedepartement hat ihm seinen Ursprung zu verdanken und stand allzeit unter der Herrschaft dieser Äbte.) Er betrachtete sich stets als den Letzten der Brüder und nie erregte der Name des Stifters irgendeinen eitlen Gedanken in ihm. Seine Lebensweise war so streng, dass sie beinahe die Kräfte der menschlichen Natur zu übersteigen schien. Als der erste Abt von Ambournai gestorben war, wurde er genötigt an dessen Stelle zu treten und die Leitung des Klosters auf sich zu nehmen.

 

Der Ruf seiner Heiligkeit war so fest begründet, dass man ihn um das Jahr 817 zu Wolfers Nachfolger auf den erzbischöflichen Stuhl von Vienne erwählte. Er wollte dieser Wahl nicht beistimmen und man musste ihn zur Einwilligung durch einen ausdrücklichen Befehl des Papstes gleichsam zwingen. Papst Paschal sandte ihm das Pallium und bestätigte alle seiner Kirche vom Hl. Stuhl zugestandenen Rechte. Der Heilige verband die Bußübungen des Klosters mit den apostolischen Arbeiten und der oberhirtlichen Sorge. Mit väterlicher Liebe nahm er sich der Armen und besonders der Sünder an und empfand, wenn sie ihm das Bekenntnis ihrer Sünden ablegten, einen innigeren Schmerz, als der reuevollste Büßer, der zu seinen Füßen lag.

 

Ludwig der Fromme, der nach Karl des Großen Tod 814 zum Besitz seines Reiches gelangte, gab in einer Reichsversammlung, die im selben Jahr zu Aachen abgehalten wurde, Lothar, seinem ältesten Sohn, den Kaisertitel. Obgleich nun dieser Beschluss dem Papst zur Bestätigung übersandt worden war, ließ sich Lothar doch erst im Jahr 823 zu Rom krönen. Und im Jahr 830 ergriff dieser Fürst mit den Königen Ludwig und Pipin, seinen Brüdern, die Waffen gegen seinen eigenen Vater. Zum Vorwand ihres Aufruhrs erklärten sie, die Kaiserin Judith, ihre Stiefmutter, übe eine grausame Tyrannei aus und stehe in einem lasterhaften Verkehr mit Bernard, dem Grafen von Barcelona. Der Kaiser und die Kaiserin wurden zu Soissons eingesperrt. Der Vater in das Kloster des heiligen Medard und die Stiefmutter in das zum heiligen Kreuz. Der Kaiser erhielt zwar wieder im Oktober desselben Jahres seine Freiheit, verlor sie aber von neuem im Jahr 833. Die drei Fürsten ergriffen zum zweiten Mal die Waffen gegen ihren unglücklichen Vater, weil sie mit Unwillen den Einfluss sahen, den seine Gemahlin Judith auf ihn hatte, und weil er zugunsten des mit ihr gezeugten Sohnes (Karl in der Folge der Kahle genannt.) eine neue Teilung des Reiches gemacht hatte. Sie sperrten ihn wieder in das Kloster des heiligen Medard. – Mit gerechtem Unwillen sah man den ohnmächtigen Vater zu Soissons, in der Kirche unserer Lieben Frau, das Bekenntnis seiner angeblichen Verbrechen ablegen und sich in das Kleid öffentlicher Büßer einhüllen. Der größte Teil der Aufrührer wurde durch diese Demütigung besänftigt. Ludwig und Pipin begnügten sich nun und vereinigten sich im folgenden Jahr gegen ihren Bruder Lothar, um ihn zu zwingen, ihren Vater in Freiheit zu setzen, was auch wirklich am 1. März zu St. Denys durchgeführt wurde.

 

Der Erzbischof von Vienne, der sich unglücklicher Weise von den Prälaten und Großen des Reiches, die an der Entthronung Ludwig des Frommen, Anteil genommen, hatte hinreißen lassen, floh, sobald er ihn wieder auf seinem Thron erblickte, in Lothars Länder nach Italien mit Agobard, den er zum Erzbischof von Lyon geweiht hatte. (Agobard, der Erzbischof von Lyon, erklärte sich offen für die aufrührerischen Söhne. Er schrieb sogar eine Verteidigung ihres Betragens, die wir noch haben. Nach der Wiederversöhnung Lothars mit seinem Vater im Jahr 837, kehrte er nach Lyon zurück, wo er am 6. Juni 840 starb. Er wird an diesem Tag zu Lyon und in Saintonge unter dem Namen des Heiligen von Aguebaud öffentlich verehrt. Agobard war ein sehr gelehrter Oberhirt, er hat mehrere Schriften hinterlassen.) Als sich Lothar wieder mit seinem Vater ausgesöhnt hatte, kehrte Barnard in seine Kirche zurück und büßte durch aufrichtige Reue seine begangenen Fehler. Einige Zeit später stiftete er in seiner Diözese das Kloster von Romans, in das er sich oft zurückzog, um sich durch Gebet und Bußübungen auf den Tod vorzubereiten. Da er verschiedene Anzeichen vom herannahenden Ende seines Lebens spürte, predigte er zum letzten Mal in seiner Kathedralkirche, und sagte dem Volk ein väterliches Lebewohl. Dann zog er sich in das Kloster von Romans zurück, wo er drei Tage und drei Nächte auf einem Bußkleid hingestreckt zubrachte. Bei Anbruch des vierten Tages hörte er eine Stimme: „Komm, du bist erwartet.“ Hierauf empfing er die heilige Wegzehr und verschied bei den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, in seinem 64. Lebensjahr, dem 32. Seines bischöflichen Hirtenamtes, an einem Sonntag im Jahr 842 nach der Geburt Jesu Christi. Man beerdigte ihn am 23. Januar, an dem Tag, an dem man in der Folge auch sein Fest beging. Seine Reliquien wurden zu Romans aufbewahrt, bis zu den Verheerungen der Hugenotten, durch die sie zerstört wurden. Sein Name stand nie im römischen Martyrologium. In den Diözesen von Vienne, Grenoble, Vivier und Die u.a.m. hat man eigene Tagzeiten zu seiner Verehrung eingeführt.

  

Gebet am 23. Januar

 

Gleichwie das Kind dem Schoß der Mutter zueilt, so fliehe ich zu dir in allen meinen Nöten, o Mutter der Liebe. Und wie jede Mutter eher alles vergessen konnte als ihr Kind, so verstößt auch du niemanden, der vertrauensvoll und kindlich ergeben an dich sich wendet. Du Trösterin der Bedrängten. Auch ich fliehe in deinen Schoß. Schütze mich vor den Nachstellungen des bösen Feindes. Erleichtere mir den Sieg bei den Versuchungen und hilf mir in allen Stücken zu gutem Ausgang. Amen.

 

Zu Gott

 

Wir bitten Dich, o Herr, erteile Deinen Dienern die Gnade vom Himmel, dass, gleichwie die Geburt der seligsten Jungfrau der Anfang zu unserem Heil gewesen ist, die andächtige Feier ihrer Vermählung den Frieden in uns vermehren möge, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zum heiligen Patriarchen Johannes

 

Heiliger Johannes, flöße mir deine Liebe und dein Erbarmen zu den Dürftigen ins Herz ein, auf dass ich alle Zeit liebevoll und freigebig entweder mit leiblicher Hilfe oder mit Fürbitten, mit gutem Rat oder auf was immer für eine Weise allen denjenigen beistehe, denen ich nach dem Willen Gottes helfen kann und soll, damit, wenn ich sterbe, Gott auch mir ein "Vater des Erbarmens" ist, und ich unter allen Barmherzigen selig werden und ewige Barmherzigkeit erlangen möge.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Emerentiana

 

Wir bitten Dich, o Herr, vermehre auf die Fürbitte deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Emerentiana unseren Glauben und gib uns eine Liebe, die stark ist, wie der Tod, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Das Fest der Vermählung der seligsten Jungfrau mit dem heiligen Joseph wurde am heutigen Tag nach der römischen Kirchenordnung gehalten. In verschiedenen besonderen Kirchen wurde es an anderen Tagen begangen. 

 

Andacht am 23. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Die vier Enden des Kreuzes sind mit vier höchst kostbaren Perlen geschmückt. In der Tiefe erglänzt die Demut, zur Rechten der Gehorsam, zur Linken die Geduld; oben aber erglänzt als die erste, als die Königin aller Tugenden in goldenen Buchstaben: Die Liebe! - Auf weit ergreifendere Weise leuchten diese vier Tugenden aus dem Leiden Christi hervor, und sie sind die vier vorzüglichsten Früchte, die wir in der Betrachtung des gekreuzigten Jesus pflücken sollen." (Der heilige Bernard)

Jemand, der den Vorsatz gefasst hatte, Gott zu dienen, ersuchte den Pater Faber, einen der ersten Gefährten des heiligen Ignatius, um einige Verhaltensregeln auf dem Weg der Frömmigkeit. Der also empfahl ihm, sich täglich einige Male vor sein Kruzifix niederzuwerfen und zu Jesus, dem Gekreuzigten, zu sprechen: "O mein göttlicher Heiland, mein Vorbild, dem ich nachstreben soll, Du erniedrigst Dich beinahe bis zur Vernichtung; ich aber bin hochmütig! Du wurdest gehorsam bis zum Tod; ich aber suche in allen Dingen meinen Willen zu tun. Du wolltest ein Mann der Schmerzen werden, ich aber will nichts leiden. Du hast mich so sehr geliebt, dass Du sogar Dein Leben für mich geben wolltest; ich aber liebe Dich so wenig und beleidige Dich so oft!" - Der Mann kam dieser Vorschrift pünktlich nach und nahm in kurzer Zeit wunderbar in der Tugend zu. Diese Übung wird uns auf gleiche Weise fruchten.

 

O mein Erlöser, erfülle mich mit Deinem Geist; mit dem Geist der Gottesfurcht und der Liebe; mit dem Geist Deiner Sanftmut und Deines Eifers, mit dem Geist der Entsagung und der Abtötung. Flöße mir und meinen Brüdern und Schwestern Deine heiligen Tugenden ein, und lass uns nie und nimmer davon ablenken. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 23. Januar

 

"Wenn ihr nach dem Beispiel des großen hl. Raymundus

das Gebäude eurer Vollkommenheit recht hoch erheben wollt,

so macht die Demut zum Fundament."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 23. Januar - Mariä Vermählung

 

Wie einst du, o heller Meeresstern,

Maria, hehre Mutter unseres Herrn,

In wunderbarem Doppelglanz

Die Mutterkrone und den Jungfraukranz.

Es preisen dich die Völker aller Zonen,

Denn du gebarst das Heil der Nationen.

 

1. Die Kirche Gottes feiert die Vermählung Mariä durch ein eigenes Fest, weil in diesem großen Geheimnis die Weisheit Gottes auf wunderbare Weise sich zeigte. Die glorreiche Jungfrau, die nach Gottes ewigem Ratschluss erkoren war, den Sohn Gottes zu gebären, empfing schon im ersten Augenblick ihres Bewusstseins die Gnade, die sie zu dieser so hocherhabenen Würde vorbereitete. Und diese Gnade nahm, so wie das Licht des Heiligen Geistes, fortwährend in ihr zu, da sie ihr kein Hindernis durch die geringste Sünde setzte. In diesem göttlichen Licht erkannte sie die höchste Tugend des Evangeliums, die Tugend der Jungfräulichkeit, und weihte, die Erste und Einzige im Alten Bund, dem Allerhöchsten noch in ihren kindlichen Tagen sich als ewige Jungfrau.

 

2. Da sie jedoch aus dem Hause David abstammte, und der Messias um diese Zeit allgemein erwartet wurde, konnte ihr Verlangen ihr nicht gewährt werden, dem Herrn in seinem Tempel ewig als Jungfrau zu dienen. Sie musste dem Gesetz sich unterwerfen und mit einem Mann aus dem genannten Haus sich vermählen lassen. Gottes ewige Vorsehung aber hatte dazu den gerechtesten und heiligsten Mann aus Israel erwählt, der, nach dem allgemeinen Glauben der Kirche, gleich ihr dies Gelübde der Keuschheit abgelegt hatte. Durch diese Vermählung war die jungfräuliche Geburt Mariä beschützt, und das hochheilige Geheimnis der Menschwerdung Gottes unheiligen Augen verborgen. 

 

3. Betrachte diese wunderbare Jungfrau, die die heilige Reinheit über alles liebte, und dennoch im festen Vertrauen, dass der Allerhöchste das heilige Gelübde, das er selbst ihr eingeflößt hatte, auch beschützen werde, denjenigen gehorchte, die über ihre Zukunft zu verfügen hatten. Wie wunderbar aber belohnte der Herr ihr Vertrauen und ihren Gehorsam. Sie war die Jungfrau, von der der Seher Gottes geweissagt hatte: "Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären; und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen, das ist: Gott mit uns." Dies aber geschah unter dem Schutz dieser heiligen Vermählung. Lerne von ihr, Gottes Fügungen demütig dich unterwerfen, und du wirst die Wunder seiner Vorsehung erfahren. Lukas 1,38: "Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast."

 

24. Januar

 

Der heilige Timotheus, Apostelschüler und Bischof von Ephesus,

+ 24.1.97 - Fest: 24. Januar

 

Man muss schon sagen, dass man dem heiligen Timotheus einen besseren Platz im Kalender kaum hätte geben können; denn morgen ist das Fest der Bekehrung des heiligen Paulus, und Paulus und Timotheus gehören fast so innig zueinander, wie Vater und Sohn miteinander verbunden sind.

 

Etwa um dieselbe Zeit, da der liebe Heiland im Heiligen Land lehrte, litt und starb, wurde Timotheus zu Lystra in Kleinasien geboren. Von seinem Vater ist bekannt, dass er ein Grieche und ein Heide war; die Mutter dagegen und die Großmutter lebten als gläubige Israeliten, die den kommenden Erlöser mit Sehnsucht erwarteten. In ihrem frommen sinn gab die Mutter dem Neugeborenen den Rufnamen Timotheus. Es ist ein schöner Name, denn auf Deutsch heißt Timotheus. „Hab Ehrfurcht vor Gott!“ Sooft also Timotheus mit seinem Namen gerufen wurde, lag in dem Ruf bereits die Aufforderung, dass der Gerufene Ehrfurcht vor Gott haben soll. Als Timotheus etwa fünfzehn Jahre zählte, kam der Völkerapostel Paulus auf seiner ersten Missionsreise nach Lystra, um dort das Evangelium zu verkünden. Es gab einen aufregenden Zwischenfall. Es war da nämlich ein Mann, dessen Beine von Geburt an schlaff und ohne Kraft waren, so dass er weder stehen noch gehen konnte. Der behinderte Mann wohnte der Predigt des Apostels bei, und als Paulus in seinen Augen las, dass er genügend Glauben an Christus hatte, um geheilt werden zu können, sprach er zu ihm mit lauter Stimme: „Stell dich aufrecht auf deine Füße!“ Da sprang der Mann auf und ging umher.

 

Die Wirkung dieses offensichtlichen Wunders war zwiespältig. Die Heiden in Lystra nämlich glaubten, dass ihr oberster Gott, Zeus genannt, in Paulus Menschengestalt angenommen habe, und gleich kamen sie mit Stieren und Kränzen, um ihm zu opfern. Der Apostel aber lachte darüber und legte ihnen noch einmal den christlichen Glauben klar auseinander.

 

Anders als die Heiden verhielten sich die Juden in Lystra und Umgebung, denn diese sahen in Paulus einen Abtrünnigen und steinigten ihn fast zu Tode. Daraufhin verließ der Völkerapostel die Stadt, nicht ohne dass er vorher eine kleine Christengemeinde gegründet hatte, und zu den Erstlingen im wahren Glauben zu Lystra gehörte mit Mutter und Großmutter auch Timotheus. Der heilige Paulus hat damals den Fünfzehnjährigen getauft, ohne ihn vorerst weiter zu beachten.

 

Etwa sechs oder sieben Jahre später kam der Apostel auf einer neuen Missionsreise zum zweiten Mal nach Lystra, und weil er bei dieser Gelegenheit von dem Vorstand der christlichen Gemeinde nur Gutes über Timotheus hörte, beschloss er, den jungen Mann als Reisebegleiter und Gehilfen bei der Predigt des Evangeliums mitzunehmen. Es war für Timotheus sicherlich eine hohe Auszeichnung, dass er von dem größten Mann seiner Zeit zum Lebensgefährten auserlesen wurde. Dass aber die folgenden Reisen alles andere als ein Vergnügen waren, zeigt die Legende am Festtag des heiligen Paulus.

 

Glänzend hat sich der junge Timotheus bei den Drangsalen bewährt, und Paulus steht nicht an, dem Mitarbeiter im Weinberg des Herrn ein gutes Zeugnis auszustellen. Dieses Zeugnis zeigt die heutige Lesung, wo es heißt, dass Timotheus vor vielen Zeugen ein herrliches Bekenntnis für die Wahrheit abgelegt hat, das jenem Zeugnis ähnlich ist, welches Jesus Christus vor Pilatus ablegte. Welch ein Lob aus dem Mund des großen Paulus!

 

Ein inniges Vertrauen verband die beiden Männer, und die Liebe zu Christus, ihrem Herrn und Meister, fesselte sie auch dann noch aneinander, als ihre Wege sich trennten. Paulus ernannte nämlich seinen Lieblingsschüler zum Bischof von Ephesus in Kleinasien, während er selbst nach Rom zog, und von Rom aus schrieb Paulus mehrfach an den unvergesslichen Freund in der Ferne. Zwei von diesen Paulusbriefen stehen heute noch in der Heiligen Schrift des Neuen Testamentes, wo man sie gelegentlich einmal nachlesen möge. Es erübrigt sich, zu bemerken, dass Timotheus den Martertod für Christus erlitt.

 

Der heilige Felician, Bischof und Martyrer zu Foligno, Italien,

+ um 250 – Fest: 24. Januar

 

Der heilige Felician war ein Jünger des Papstes Victor und zeichnete sich durch einen so heiligen Wandel und durch einen so großen Eifer für die Verbreitung der Lehre Jesu aus, dass ihn der Oberhirt der Kirche zum Bischof weihte und auf den bischöflichen Sitz zu Foligno in Umbrien erhob. Felician brachte durch seine Wachsamkeit und seine Predigten nicht nur die Heiden, die sich in seinem Sprengel befanden, zum wahren Glauben, sondern verkündigte auch das Evangelium in vielen anderen Städten und bekehrte unzählige Sünder und Ungläubige. Bis in sein graues Alter arbeitete er unermüdet im Dienst seines Gottes, und da erst wurde er gewürdigt, seine Lehren mit seinem Blut zu versiegeln. Er wurde wegen seines Eifers unter der Regierung des Kaisers Decius verhaftet und zum Götzenopfer aufgefordert. Da er sich aber weigerte, seinen Herrn und Heiland zu verleugnen, musste er die grausamsten Martern erdulden und wurde schließlich zur lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Jungfrau Messalina, die er zum christlichen Glauben bekehrt hatte, besuchte den Heiligen in seinem Kerker und erquickte seine schwachen Kräfte mit Speise und Trank und durch seine Lehren und Ermahnungen wurde sie so gestärkt, dass sie sich freiwillig als Christin vor dem heidnischen Richter angab und so die Marterkrone erwarb. Auch der heilige Felician endete sein Leben als Blutzeuge, wiewohl andere behaupten, er wäre auf dem Weg nach Rom, wo er zum Kampf mit den wilden Tieren verurteilt war, eines natürlichen Todes gestorben. Seine Reliquien wurden im Jahr 969 zu Foligno erhoben und nach Metz gebracht.

 

Der heilige Babilas, Bischof und Martyrer von Antiochia,

+ 24.1.250 – Fest: 24. Januar

 

Decius, der im 3. Jahrhundert den römischen Kaiserthron mit den ungeheuersten Lastern entehrte, beging auch die verabscheuungswürdige Tat, dass er den Sohn eines Fürsten, der ihm während der Friedensunterhandlungen als Geißel anvertraut wurde, grausam ermorden ließ. Noch befleckt mit dem Blut der Unschuld kam er zu dem Tempel der Christen und verlangte, eingelassen zu werden. Damals, es war im Jahr 253, saß auf dem bischöflichen Stuhl in Antiochia der heilige Babilas, an Heiligkeit und Wissenschaften der Ausgezeichnetste unter allen Bischöfen der morgenländischen Kirche. Mit prophetischen Geist hatte er schon länger die kommende Christenverfolgung vorhergesehen und deswegen seine Gläubigen unermüdet zur Standhaftigkeit im heiligen Glauben ermahnt. Dieser apostolische Mann trat mit dem Mut des Vorläufers Christi dem Mörder entgegen und verwehrte ihm, nicht achtend seine Macht und Majestät, den Eingang in das Gotteshaus. Zähneknirschend vor Scham und Mut befahl der Kaiser seinen Kriegsknechten, den Tempel zu stürmen, alle, die sich darin befanden, in Eisen und Bande zu legen, sie in die Gefängnisse zu schleppen und das Gotteshaus mit Feuer zu verheeren. Eine geraume Zeit schmachtete der heilige Babilas unter den größten Misshandlungen, umgeben von Jammer und Elend im Kerker, als er eines Tages zum Kaiser geführt wurde, der ihn höhnisch fragte, ob er noch andere so eifrige Verteidiger der christlichen Lehre gebildet habe? Ihm antwortete der eilige Oberhirt: „Unter meinen Gläubigen kenne ich drei, nämlich den Urban, Prilidian und Epolonius, die lieber alle Peinen leiden, als zugeben würden, dass die heilige Religion entehrt würde.“ Sogleich ließ der Tyrann die Genannten aus ihren Kerkern herbei bringen und staunte, als drei Jungen mit ihrer Mutter, Theodulla, vor ihm erschienen, die ohne Furcht und mit heiliger Freude den Namen Jesus bekannten. Um ihren Mut zu schwächen, mussten die Gerichtsdiener die unschuldigen Kinder grausam schlagen; aber durch die Ermahnungen des Bischofs und ihrer Mutter wurden sie so sehr gestärkt, dass sie mit männlicher Standhaftigkeit in ihrem Bekenntnis verharrten und alle Martern verachteten. Wütend und beschämt gebot nun Decius seinen Henkern, sie alle vorher zu foltern, und wenn sie dadurch nicht zu anderen Entschließungen gebracht würden, sie zu enthaupten. Der heilige Babilas fiel vor der Hinrichtung noch auf seine Knie, ermahnte die weinenden Christen, in Leiden und Verfolgungen den Heldenmut der erwürgten Kinder stets vor Augen zu haben und bat sie zuletzt, seinen Leichnam samt den Fesseln zu begraben. Er starb am 24. Januar 253.

 

Die gottselige Katharina von Brabant,

+ ? – Gedenken: 24. Januar

 

Ich habe in Brabant (so berichtet ein unbekannter Geschichtsschreiber) eine Nonne des Ordens der Zisterzienserinnen gesehen, an der sich, da sie sich aus dem Judentum bekehrt hatte, die Macht der heiligen Mutter Christi auf eine glorreiche Weise offenbarte. Sie war noch nicht vollends fünf Jahre alt, als es ihr auffiel, warum sich denn die Juden und Christen mit verschiedenen Namen benennen, da sie doch dasselbe äußere, dieselbe Sprache haben und alle Menschen sind. Sie merkte sich jedoch, wie sie später erzählte, mit mehr Wohlgefallen die Namen der Christen als die der Juden, und ganz besonders fühlte sie große Freude, wenn sie von den Christen, die sich gegenseitig um etwas baten, den Namen „Maria“ aussprechen hörte. Die Kleine nahm mit beiden Händen Brot und die Überbleibsel des Tisches, und gab diese heimlich den christlichen Armen, damit sie, wenn sie ihr dafür dankten, den Namen „Maria“ hörte. Auf diese wunderbare Weise vermehrte sich in ihrem Herzen mit den Jahren die Liebe zu Maria, ohne dass sie die Eltern von ihren Gesinnungen etwas merken ließ.

 

Da traf es sich, dass die Eltern ihren bisherigen Aufenthalt in Köln veränderten und nach Löwen, einer Stadt in Brabant, zogen. Dort kam Rachel (dies war der Name des Mädchens) öfters mit anderen Kindern in das Haus eines frommen Geistlichen. Der Priester, der die guten Neigungen des Kindes wahrnahm, und dem sie ihren Wunsch, gleich anderen von Christus und Maria zu hören, zu erkennen gab, fing an, ihr von der Erschaffung der Welt zu erzählen und die Stellen der Heiligen Schrift auszulegen, durch die der christliche Glaube oder Christus selbst bezeichnet und vorherverkündigt war. Die Erklärung dieser Stellen fasste sie, wie sie mir selbst erzählt hat, mit ihrer kindlichen Seele so leicht und klar auf, dass der Priester (Reiner war sein Name) selten eine Erklärung wiederholen musste. Dieser Unterricht dauerte beiläufig anderthalb Jahre. Endlich merkten die Eltern die Hinneigung ihres Kindes zum Christentum, und es wurde im Rat mit mehreren Glaubensgenossen der Entschluss gefasst, die Tochter von Löwen weg über den Rhein zu schicken, und sie den Verwandten ihres Verlobten zur strengen Aufsicht zu übergeben. Als Rachel dies erfuhr, kam sie weinend zum Priester und sagte ihm, dass, wenn er sie nicht sogleich aus den Händen ihrer Eltern rette und taufe, sie für immer verloren und trostlos sei. Nachdem der Priester die Sache überlegt hatte, befahl er ihr am nächsten Morgen in aller Frühe zu ihm zu kommen. Das Mädchen aber schlief bis in den Morgen hinein. Es vergaß ganz darauf, was es dem Priester versprochen hatte. Da zeigte sich in einer Erscheinung die Mutter Gottes in einem blendend weißen Gewand und mit einem glänzenden Stab, den sie ihr darreichte, der Schläferin, und sprach: „Katharina, steh auf und eile, denn du hast einen weiten Weg zu machen.“ Bei diesen Worten wollte Rachel nach dem Stab greifen und erwachte. Sie stand sogleich auf und eilte zu dem Priester. Dieser brachte sie in ein nahes Frauenkloster, wo sie getauft wurde und den Namen Katharina erhielt. Nach der Taufe gab man ihr das Ordenskleid.

 

Als der Vater und die Verwandten erfuhren, was vorgefallen war, boten sie beim Herzog, beim Bischof von Lüttich, und endlich beim Papst Honorius selbst alles auf, dass die vor dem gesetzlichen Alter ihren Eltern entwichene Tochter ihnen wieder zurückgegeben werde. Erst, wenn sie in dem Glauben ihrer Vorfahren bis zum zwölften Jahr im Haus der Eltern verharrt, könne sie nach den gesetzlichen Bestimmungen zum Christentum übertreten. Sie dachten, in der Zeit bis dahin ließe sich das kindliche Gemüt leicht umstimmen und zum Verharren im Glauben der Eltern bewegen. Diese Versuche wurden von vielen großen und gelehrten Männern unterstützt. Die ganze Angelegenheit machte dem erwähnten Priester nicht wenig Kummer, und er rief Christus und seine heiligen Mutter, die die Urheberin des ganzen war, unter vielen Tränen um Beistand an, einzig nur mehr auf himmlische Hilfe hoffend. Das Kind selbst bat den Priester, bei der Verhandlung in dieser Angelegenheit vor die Richter gestellt zu werden. Als der bestimmte Tag herangekommen war, erschien sie vor ihnen, verwirrte durch ihr standhaftes Verharren und durch ihr aufrichtiges Bekenntnis die Rechtsgelehrten und Richter, und redete mit solcher Wärme und so verständig über ihre Berufung durch Gott und Maria, dass alle Anwesenden und die ganze Volksmenge bewegt und zu Tränen gerührt wurden und sich alle für überzeugt fühlten, dieses Kind leite der göttliche Geist. Nach zwei Jahren ließen die Ihrigen von dem Rechtsstreit ab, und spannten das Netz der List und Verstellung aus. Ein jüdischer junger Mann von schöner Gestalt wurde zu diesem Zweck gewonnen. Dieser ließ sich zum Schein taufen, und heuchelte Tugend und Frömmigkeit. Unter dem Vorwand, von Katharina als einer besonders begnadeten Person in seiner schwachen Tugend bestärkt und in den Grundsätzen eines christlichen Lebens befestigt zu werden, suchte er öftere Unterredungen mit ihr, als seiner Verwandten, zu erlangen, in der Tat aber, sie nach und nach zur Verehelichung mit ihm und zur Rückkehr ins elterliche Haus und zum früheren Glauben zu bereden. Aber Katharina von einem höheren Licht erleuchtet, durchschaute den Betrug und war weder durch Bitten noch durch Befehle zu bewegen, auch nur ein einziges Wort mit ihm zu sprechen. Nach öfters wiederholten Versuchen, warf der junge Mann die Larve ab, kehrte wieder zum Judentum zurück, und die Verwandten des Mädchens ließen von weiteren Bemühungen ab.

 

Diese Nonne aber habe ich später gesehen und wahrgenommen, wie sie so voll der Gnade war, dass man sich nichts Reineres und Himmlischeres denken konnte. Wenn die Eltern der adeligen Mitschwestern mit vielem Gepränge öfters in das Kloster kamen, um ihre Töchter und ihre Verwandten zu besuchen, ging sie immer zu dem Bildnis der seligsten Jungfrau Maria und sagte zu ihr voll Liebe und Ergebung: „Meine Mitschwestern, die anderen Nonnen, finden Freude und Trost bei ihren Müttern und Freunden, ich arme Waise aber und deine unwürdige Dienerin komme zu dir, o hehre Frau und meine Verwandte! Du allein sollst meine Zuflucht und mein Trost vor allen sein.“ So lebte sie, und wer wird wohl zweifeln, dass sie von der milden Mutter der Barmherzigkeit je ohne Trost gelassen worden?

 

Der heilige Franz von Sales, Bischof von Genf, Ordensstifter, Kirchenlehrer,

Übertragung der Gebeine: 29.1.,

+ 28.12.1622 – Fest: 24. Januar

 

Aus dem so reichen und tätigen Leben dieses Gottesmannes, der im Jahr 1567 von vornehmen Eltern geboren, fromm erzogen, im Alter von vierundzwanzig Jahren zum Priester geweiht, im Jahr 1602 zum Bischof von Genf konsekriert wurde und am 28. Dezember 1622 aus der Zeitlichkeit schied, kann und soll hier nur dasjenige ausgehoben werden, was zunächst auf die Andacht und Verehrung Bezug hat, die dieser Heilige der seligsten Jungfrau widmete. Die Lebensgeschichte selbst aber möge in einer Legende nachgelesen werde.

 

Franz von Sales kann in der Tat allen Marienverehrern als herrliches Muster und Vorbild dienen, denn von der Jugend bis zu seinem Lebensende war und blieb er Marien mit innigster Andacht und Liebe zugetan, worin er durch manche Lebensumstände noch mehr gekräftigt wurde.

 

Er befand sich der Studien wegen zu Paris und führte mitten in den Gefahren der Hauptstadt ein sehr gottseliges Leben. Aber ungefähr im siebzehnten Jahr seines Lebens verfiel er in einen Gemütszustand, dem auch sein junger, kräftiger Leib unterliegen zu müssen schien. Dichte Finsternis verbreitete sich in seiner Seele. An die Stelle des süßen Friedens trat eine gänzliche Trostlosigkeit. Diesen Zustand benützte noch überdies der Feind unseres Heils, ihm den martervollen Gedanken einzugeben, alles, was er für Gott tue, sei unnütz und sein ewiger Untergang schon entschieden und unvermeidlich. In seiner Lebensgeschichte wird erzählt, dass er in diesem qualvollen Zustand oft ausgerufen habe: „So soll ich denn, allerseligste Jungfrau, Mutter meines Gottes, Schönste aus allen Töchtern Jerusalems, so soll ich dich denn niemals dort im Himmel sehen.“

 

Endlich gefiel es Gott, ohne menschliche Beihilfe seinen Diener durch die mächtigste Trösterin der Betrübten, durch Maria, die er schon von Kindheit an so innig geliebt und der zu Ehren er bereits lebenslängliche Jungfräulichkeit gelobt hatte, den jungen Grafen von dieser schrecklichen Versuchung zu befreien. Er gab ihm den Gedanken ein, die nämliche Kirche zu besuchen, in der er das Gelübde der Keuschheit gemacht hatte. Der erste Gegenstand, der hier auf ihn Eindruck machte, war das Bild der Gebenedeiten. Dieser Anblick erneuerte in ihm das Vertrauen, das er immer auf ihre mächtige Fürbitte in seinem Herzen getragen wird. Er warf sich auf die Knie nieder, betete das bekannte Gebet des heiligen Bernardus: „Gedenke, o gütigste Jungfrau etc.“ und fügte, indem er das Gelübde der Keuschheit erneuerte, noch hinzu: „O meine Königin, sei du meine Fürsprecherin bei deinem Sohn, an den ich mich nicht zu wende wage. O meine Mutter, wenn ich denn so unglückselig sein sollte, in jener Welt meinen Heiland nicht lieben zu können, da ich doch erkenne, wie liebenswürdig er ist, so erlange mir die Gnade, dass ich ihn doch auf dieser Welt nach allen meinen Kräften liebe. Um diese Gnade bitte ich dich, und ich hoffe von deiner Güte ihre Gewährung.“

 

Sein Gebet fand Erhörung. Sein Herz war voll des süßesten Trostes, und mit dem inneren Frieden kehrte auch bald die Gesundheit des Körpers zurück, und seine Andacht zu Maria wuchs so sehr, dass er nicht müde wurde, sein ganzes Leben lang ihre Liebe und Barmherzigkeit in Gesprächen, Predigten und Schriften zu verkündigen.

 

Wenn er den Ketzern gegenüber die Lehren der Kirche verfocht, empfahl er sich stets der heiligen Jungfrau mit gänzlichem Vertrauen und mit den Worten, die die Kirche an sie richtet: „Du allein hast alle Ketzereien in der ganzen Welt vernichtet.“ Bei jeder Gelegenheit suchte er ihren Beistand und predigte allen dieses heilsame Vertrauen. „Alle meine Hilfe finde ich in dem allerheiligsten Sakrament und bei der Gottesmutter. „Ach, wie sehr fühle ich,“ fügte er hinzu, „welches Glück es ist, ein, wenn auch unwürdiges Kind einer so glorreichen Mutter zu sein. Lasst uns große Dinge unter ihrer Anrufung unternehmen, und wenn wir in der Liebe zu ihr zärtlich sind, wird sie uns alles erwirken, um was wir bitten.“

 

Als er eines Tages einen steilen Hügel, auf dem eine Kirche der heiligsten Jungfrau stand, mit so harter Mühe bestieg, dass ihm die Füße bluteten, wollten ihn seine Leute zurückhalten und bewegen, einen so schmerzlichen Gang aufzugeben. „Es ist war,“ entgegnete er ihnen, „dass ich sehr ermüdet bin. Allein wenn es für mich eine Beschämung ist, dass ich für den Dienst Gottes nicht genug an Mühsale gewöhnt bin, so ist es dagegen eine Freude für mich, im Dienst der Gottesmutter mein Blut vergossen zu haben.“ Die Hingabe dieses heiligen Bischofs für Maria war so groß, dass er in allen seinen Besprechungen darauf zu reden kam, wo sich ihm Gelegenheit bot.

 

Er predigte an allen ihren Festtagen, und die Inbrunst, die Lebendigkeit und die Fülle seiner Reden zeugten für seine inneren Gefühle. „Sie wissen,“ schrieb er an die heilige Chantal, „dass unsere glorreiche Königin mir stets einen besonderen Beistand leiht, wenn ich von ihrer göttlichen Mutterschaft rede. Ich flehe sie an, ihre Hand in die kostbare Seite ihres Sohnes zu legen, um daraus seine teuersten Gnaden zu schöpfen und sie uns in Fülle zu geben.“

 

Seine zärtliche Verehrung für Maria flößte ihm den Gedanken ein, dieser himmlischen Mutter seine Abhandlung von der Liebe zu Gott zu widmen, und man kann diese Widmung nicht lesen, ohne die heilige Glut seines Herzens für sie zu bewundern. „Heiligste Gottesmutter,“ redete er sie an, „liebenswürdigstes, liebevollstes und geliebtestes aller Geschöpfe, zu deinen Füßen auf mein Angesicht hingestreckt, widme und weihe ich dieses kleine Werk der Liebe der unermesslichen Hoheit deiner himmlischen Liebe. O Jesus, wem könnte ich die Werke deiner Liebe besser widmen, als dem liebenswürdigsten Herzen der Geliebten deiner Seele?“

 

Der Tag der unbefleckten Empfängnis Mariä war ein werter Tag für seine zarte Frömmigkeit. Obschon er mit der Leitung eines großen Bistums belastet, mit vielen Predigten beschäftigt, in der Führung der Seelen stets in Anspruch genommen war, und nebst dem noch die Kirche mit vielen Schriften bereicherte, unterließ er doch nie, täglich den heiligen Rosenkranz zu beten. Eines Tages, da er durch die vielen Geschäfte bis in die späte Nacht daran verhindert worden war, und sein Hausgeistlicher meinte, er könne ja, da er der Ruhe so sehr bedürfe, den Rosenkranz für den nächsten Tag versparen, entgegnete der heilige Bischof: „Mein Grundsatz ist, nie auf den künftigen Tag zu verlegen, was heute noch geschehen kann.“ Und er vollendete seinen Rosenkranz mit der gewöhnlichen Andacht. 

 

Der selige Wilhelm Ireland und Gefährten,

Martyrer aus der Gesellschaft Jesu,

+ 24.1.1679 – Gedenktag: 24. Januar

 

Die Lage der Katholiken Englands nach der grausamen Verfolgung unter Heinrich VIII. und der Königin Elisabeth (+ 1603) blieb fortgesetzt eine harte. Unter Karl II. (1660-1685), der während seines Aufenthaltes auf dem Festland selbst sich in die katholische Kirche aufnehmen ließ, auch eine treukatholische Gemahlin genommen hatte, brach der Hass der Protestanten gegen die Katholiken in der wildesten Form von neuem aus. Schon den großen Brand von London 1666 legte man verleumderischer Weise den Katholiken zur Last. Als der Thronfolger Jakob, Herzog von York, der Bruder des Königs, katholisch wurde und eine katholische Prinzessin von großer Frömmigkeit zur Gattin nahm, kam die von dem nichtswürdigen Staatsmann Shaftesbury aufgehetzte öffentliche Meinung nicht mehr zur Ruhe. Der Herzog von York sollte mit allen Mitteln von der Thronfolge ausgeschlossen werden. Die unglaublichsten, blödesten Gerüchte wurden über die Katholiken ausgestreut. Ein ganz verkommener Mensch, Titus Oates, einer der elendesten Verleumder, den die Geschichte kennt, der als baptistischer Schiffsprediger wegen unnatürlicher Laster entlassen worden war, in den Jesuitenkollegien zu Valladolid in Spanien und St. Omer in Frankreich Bekehrung heuchelte, aber immer wieder fortgejagt wurde, erfand eine Verschwörungsgeschichte gegen das Leben des Königs, die, so blöd und offenkundig erlogen sie auch war, dennoch eine beispiellose Fanatisierung der Volksmassen hervorrief und eine ganze Reihe ungerechter Verurteilungen zur Folge hatte. Der König, halt- und sittenlos und nur bedacht, seine Krone zu retten, gab allen Gesetzen gegen die Katholiken nach, wie er auch alle Bluturteile bestätigte, obwohl er den unverschämten Verleumder vor dem Geheimen Rat persönlich überführte und „den verlogensten Schuft nannte, der ihm je unter die Augen gekommen sei“.

 

Als erstes Opfer fiel der Sekretär der Herzogin von York, der ehrwürdige Eduard Coleman. Wiederholt feierlich seine Unschuld beteuernd, starb er bereitwillig für seine Religion am 3. Dezember 1678 auf dem Blutgerüst.

 

Aber nur noch lauter schrie der Fanatismus nach dem Blut der Priester und Jesuiten. Unter anderen wurde der ehrwürdige Wilhelm Ireland, der Vermögensverwalter der englischen Ordensprovinz, völlig ahnungslos, während der Nacht verhaftet. Alle seine Bücher, Briefe und Rechnungen wie die Regeln des Ordens wurden dabei beschlagnahmt. Anstatt aber eine Bestätigung der vorgeblichen Verschwörung zu erbringen, enthielten sie mehr eine Widerlegung, weshalb sie auf Weisung des Geheimen Kronrates zerstört wurden. Ireland war ein Mann von unerschütterlicher Geduld, großen Mutes und tiefer Demut. Die Oberen hätten diesen „klugen und getreuen Knecht“, wie sie ihn nannten, getrost auf den schwierigsten Posten stellen können. Die Schwierigkeiten und Gefahren hätten seinen Mut nur noch mehr entflammt, wo es galt, eine Seele aus den Banden des Irrtums oder der Sünde zu befreien. Im Gefängnis des „Neutores“ wurde der Unschuldige in so schwere Fesseln geschlagen, dass sie ihm das Fleisch buchstäblich bis auf die Knochen wund rieben.

 

Dem Angeklagten wäre es ein Leichtes gewesen, das Vorleben des Oates, des „allerinfamsten Schurken der Menschheit“, wie ihn der englische Geschichtsschreiber Hume nennt, so zu kennzeichnen, dass er wahrlich kein Vertrauen hätte finden können. Die Schürer der Katholikenhetze glaubten natürlich selbst nicht an seine Meineide, sie bezahlten nur glänzend sein phantasievolles Lügengewebe und erpressten Hilfszeugen für ihn. Pater Ireland aber gab man keine Zeit, die Beweise zusammenzubringen. Doch gelang es seiner entschlossenen Schwester neben ihrem Zeugnis noch einige andere Zeugen beizubringen, die klar nachwiesen, dass der angeklagte Pater in den Tagen, in denen er sich in London in dem Zimmer eines Mitbruders gegen das Leben des Königs verschworen haben sollte, weit von London entfernt weilte. Ireland, der sich glänzend verteidigte, konnte auch darauf hinweisen, dass sein Oheim und sein Vater den Heldentod im Kampf für den König starben, und dass es seine Verwandten waren, die den König nach der Schlacht von Worcester retteten. Es war umsonst, Der Oberrichter ergriff unter Spott und Hohn offen Partei gegen den Angeklagten. Wo Hass und Fanatismus die Wage der Gerechtigkeit führen, da kann das Urteil nur ein ungerechtes sein. Ireland jubelte, als es gesprochen wurde, da er nun der Gnade des Martyriums teilhaftig werden sollte.

 

Mit Mut und Vertrauen ging der Verurteilte dem Tod entgegen. Ein Kaplan des spanischen Gesandten, der Kapuzinerpater Augustin von Losingham, hatte vom König die Gnade erbeten, Pater Ireland die heiligen Sakramente spenden zu dürfen. Ein Edelmann erzählt als Augenzeuge, er habe nie ein so liebenswürdiges und von himmlischer Freude strahlendes Antlitz gesehen als das des Ehrwürdigen Pater Ireland, als er zum Tod geführt wurde.

 

Unser Martyrer hatte als Todesgefährten den ehrwürdigen Johann Grove, der wahrscheinlich ein Laienbruder der Gesellschaft Jesu war. Er musste von erprobter Tugend gewesen sein, da er von seinem Orden des größten Vertrauens gewürdigt wurde. Er hätte durch eine unwahre Aussage, durch ein sogenanntes Geständnis nicht nur sein Leben retten, sondern auch reichen Lohn gewinnen können. Allein er wählte mit Freuden den Tod um der Gerechtigkeit willen und ging mit der Beteuerung seiner Unschuld und mit einem Gebet für seine Feinde in den Tod, würdig seiner heiligen Sache, der er sein Leben in Armut und Niedrigkeit gewidmet hatte.

 

Beide Gefangene wurden, wie es schon bei den früheren Urteilsvollstreckungen üblich war, auf zwei Schleifen gebunden, durch die mit lärmenden Menschen angefüllten Straßen Londons in langsamem Zug nach Tyburn geführt, welcher Platz schon von den Tagen Elisabeths her mit dem Blut katholischer Priester geweiht war. Auf diesem langen Leidensweg durch die vielen Tausende des fanatisierten Pöbels der Hauptstadt wurde ihnen die Schmach ihres göttlichen Mesters in vollen Zügen zuteil. Spottreden, Flüche und Verwünschungen hallten von allen Seiten auf sie hernieder. Man spie sie an, bewarf sie mit Straßenkot, faulen Eiern und ekelhaftem Unrat.

 

Unter dem Galgen machte Pater Ireland wie die nachfolgenden Verurteilten aus der Titus-Oates-Verschwörung von dem Recht Gebrauch, an das Volk zu reden. Verhallten auch die Worte der ersten Martyrer im Toben der wild aufgeregten Menge, so machte doch die der folgenden immer mehr Eindruck und bewirkten schließlich einen Umschwung der öffentlichen Meinung. Pater Ireland hob hauptsächlich hervor, dass sie es als ihre strengste Verpflichtung erkennen würden, jetzt, im Augenblick des Todes, jede Schuld einzugestehen, wenn sie schuldig wären, ja alle Mitschuldigen anzugeben, und wäre es auch der eigene Vater. Tausendmal würden sie auch Gott und Menschen um Verzeihung bitten müssen. Allein sie hätten keine Schuld, und da er sehe, dass man ihren Beteuerungen keinen Glauben schenke, so möchten sie sich der Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes empfehlen.

 

Ein Priester der Gesellschaft Jesu stand verkleidet in der Nähe des Galgens und erteilte den Sterbenden auf ein verabredetes Zeichen die letzte Lossprechung. Schon hatten sie die Schlingen um den Hals. Noch ein kurzes Gebet und die Pferde zogen den Karren unter ihren Füßen weg. Wenige Minuten nur ließ man sie hängen, dann schnitt der Henker die noch Lebenden los, um die scheußliche Schlächterei an ihnen zu vollziehen, die zur gesetzlichen Strafe des Hochverrates gehörte. Der Leib wurde aufgerissen und das noch zuckende Herz den armen Opfern ins Angesicht geschleudert und dann ins Feuer geworfen. Der Leichnam wurde dann gevierteilt. Das war wieder ein Sieg des „reinen Evangeliums“ über die Papstkirche! Mit lautem „No-Popery“ (kein Papsttum)-Geschrei wälzten sich die Massen nach London zurück.

 

Mit großer Ehrfurcht und Bewunderung hatten die Katholiken diesem erschütternden Schauspiel zugesehen. Die Kleider der Martyrer wurden sofort als teure Reliquien gekauft. Selbst das noch nicht verbrannte Herz wurde erworben. Allen voran suchte die Königin Katharina von Braganza sich Reliquien Irelands zu verschaffen und hielt sie hoch in Ehren. Wunderbare Vorkommnisse werden davon berichtet.

 

Wo ist unser starker, opferbereiter Glaube? Soll uns ein kleiner Verzicht Gott zu Liebe, eine Verdemütigung, eine Enttäuschung, ein Schmerz, den der Herr uns schickt, lästig und zuwider sein, wo doch die Martyrer ohne Klage alles geopfert haben? „Steht fest im Glauben und seid stark“ (1. Korinther 16,13)! Seid opferbereit und ausdauernd, denn nur ein solcher Glaube ist lebendig und bringt das Heil.

 

Wilhelm Ireland und Johannes Grove wurden am 15. Dezember 1929 zusammen mit 135 weiteren Märtyrern aus England der Jahre 1535 bis 1681 durch Papst Pius XI. seliggesprochen.

 

Der heilige Cadoc (Cadokus), Stifter-Abt zu Llan-Carvan, England,

+ 6. Jahrhundert – Fest: 24. Januar

 

Dieser heilige Mann war ein Sohn Guntlaus, des Fürsten des gegen Mittag gelegenen Teiles des Landes der Walliser. Seine Mutter hieß Gladusa, eine Tochter Braghans, von dem die Grafschaft Brecknock ihren Namen hat. Seine Eltern standen ebenso sehr ihrer Tugend als ihres Adels wegen in hoher Achtung. Sein Vater entsagte einige Zeit vor seinem Tod der Welt, um als Einsiedler bei einer Kirche zu leben, die er auf dem Feld hatte erbauen lassen, und er wird in dem Land Wallis als Heiliger verehrt. Cadoc folgte als der Erstgeborene seinem Vater in der Herrschaft nach. Aber bald entsagte er dem Glanz der Welt, um sich dem stillen Klosterleben zu widmen. Und unter der Leitung des heiligen Tathai, eines irländischen Mönchs, der zu Gwent eine berühmte Schule gestiftet hatte, machte unser Heiliger so schnelle Fortschritte in den heiligen Wissenschaften und in der Tugend, dass er bei seiner Rückkehr in die Grafschaft Glamorgan, seinem Vaterland, durch seine Kenntnisse und Heiligkeit heilsam vorleuchtete. Fünf Meilen von Cowbridge ließ er die Kirche und das Kloster Llan-Carvan erbauen, wo er eine Schule anlegte, aus der viele große Männer und Heilige hervorgingen. (Llan-Carvan, Kirche der Hirsche oder Nan-Carvan, Tal der Hirsche, genannt.)

 

Der heilige Jltut, von Cadoc über die Eitelkeit der irdischen Güter belehrt, verließ den Hof und die Welt, um zu Llan-Carvan jene Wissenschaft zu lernen, die unendlich kostbarer ist, als alle Erdengüter. In der Folge stiftete er das Kloster Llan-Jltut. Diese zwei Klöster und das des heiligen Docuin, die alle drei in der Diözese Landaff liegen, waren mehrere Jahrhunderte berühmt und hatten sehr viele verdienstvolle Äbte.

 

Der heilige Gildas ging bei seiner Rückkehr nach Irland in das Kloster des heiligen Cadoc, lehrte da ein Jahr lang und schrieb die heiligen Evangelien ab. Diese Handschriften hat man lange Zeit in der Kirche des heiligen Cadoc aufbewahrt und die Walliser hegten ihnen gegenüber eine so große Verehrung, dass sie sich ihrer bei ihren Verträgen und feierlichsten Eiden bedienten. Der heilige Gildas und Cadoc verließen dann das Kloster Llan-Carvan, um einen einsameren Ort aufzusuchen und zogen sich auf die Inseln Ronech und Echni zurück.

 

Wir lesen in einer alten Lebensbeschreibung des heiligen Cadoc, dass er zu Benevenne, jetzt Wedon genannt, in der Grafschaft von Northampton, starb. Einige neuere Schriftsteller haben Benevenne für Benevent in Italien gehalten und behaupteten, dass der Heilige dort gestorben sei. Chastelain glaubt, der heilige Cadoc sei derselbe, als Cado oder Caduad, dessen Andenken die Kirche von Rennes ehrt, und woher eine kleine Insel bei Vannes den Namen Eneß-Caduad erhalten habe. Der heilige Cadoc lebte im Anfang des 6. Jahrhunderts. Ellenius, den Leland „den trefflichen Schüler eines trefflichen Meisters“ nennt, wurde nach ihm Abt von Llan-Carvan.

 

Die selige Paula Gambara (Gambacurta) von Brescia, Witwe III. OFM,

+ 24.1.1505 – Gedenktag: 24. Januar

 

Leben

 

Paula (Paulina) entspross dem adeligen Geschlecht der Gambara zu Brescia in Italien. Gebet- und Erbauungsbücher waren ihre Freude. So gerne wäre sie Jungfrau geblieben – allein, wie nicht selten, drängten die Eltern: und Paula vermählte sich mit dem jungen Grafen Ludwig von Costa, Herrn von Benasco, der sehr vergnügungssüchtig war. Die junge Frau wäre wohl auch in den Strudel der Vergnügungen hineingeraten, wenn nicht ihr Beichtvater, der selige Pater Angelus von Chivasso sie auf den rechten Weg geleitet hätte. Er gab ihr auch den Rat, in den 3. Orden zu treten und die eitle Weltlust gering zu achten. Paula folgte und machte sehr große Fortschritte in den Tugenden. Besondere Vorliebe hatte sie zum Dienst an den Armen. Sogar vom Mund sparte sie sich Speisen für sie ab und für Kranke und gab die eigenen Schuhe einem mit bloßen Füßen bei Eis und Schnee dahergehenden Armen. Aber der Gemahl führte sein üppiges Leben fort und machte ihr die bittersten Vorwürfe über ihre Almosen, verspottete und behandelte sie selbst vor der Dienerschaft ganz ungebührlich. Die Dienerinnen und Diener stimmten mit Vergnügen ihrem Herrn bei; es gefiel ihnen ungemein, die Tugenden ihrer Herrin ebenfalls zu verspotten und die junge Frau soviel als möglich zu kränken. An Gelegenheiten hierzu fehlte es ihnen nie. Die edle Gräfin setzte ihnen Geduld und Sanftmut entgegen und ertrug alle Demütigungen und Verfolgungen, um die Bekehrung ihres Mannes von Gott zu erlangen. Der liebe Gott wirkte für seine treue Dienerin sogar ein Wunder, indem einmal die für die Armen bestimmten Brote vor den Augen ihres Gemahls in Rosen verwandelt erschienen. (Dieses Rosenwunder kommt bei mehreren Heiligen vor.) Endlich obsiegte die Gnade. Der Graf bekehrte sich und ließ nun seiner frommen Gemahlin volle Freiheit. Sie durfte das Kleid des 3. Ordens sogar öffentlich tragen. Nach seinem Tod lebte Paula nur mehr ihren lieben Armen und Kranken und betrachtete das Leiden Christi. Dabei übte sie auch äußerst strenge Buße. Paula starb zu Benne im Ruf der Heiligkeit am 24. Januar 1505. Zahlreiche Wunder erfolgten. Papst Gregor XVI. (1830-1846) bestätigte ihre Verehrung als einer Seligen.

 

Gebet der Kirche

 

Herr Jesus Christus, der du durch die Nachfolge deines Kreuzes die selige Paula auf dem Weg zur Heiligkeit vervollkommnet hast: gewähre uns durch deren Verdienste und Beispiel, dass wir die Mühseligkeiten dieses Lebens der Art ertragen, um auch in der Todesstunde in der Umarmung des Kreuzes getröstet zu werden. Amen.  

 

Pater Philipp Theobald

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 24. Januar 1638 starb ein Mann, dem der Orden der Beschuhten Karmeliten ähnlich viel zu verdanken hat, wie dem seligen Johannes Soreth, nämlich der lobwürdige Pater Philipp Theobald, der der allgemeinen Annahme gemäß zu Anjou geboren wurde und im Jahr 1588 in den Orden trat. Da zu jener Zeit die Ordenszucht darniederlag, bat er mit fünf anderen Mitbrüdern um die Erlaubnis, entweder Kartäuser oder Unbeschuhter Karmelit werden oder ein Kloster der Reform von Tours gründen zu dürfen. Letzteres gewährte der Apostolische Stuhl. Nun gelang es zwar in Rennes, einige Missbräuche abzuschaffen, aber nicht die Reform einzuführen. Während Pater Philipp sich deshalb neuerdings mit dem Gedanken trug, in den Kartäuserorden überzutreten, bewogen ihn Pater Behourt und Pater Charpentier, die Fastenpredigten in Rennes zu halten. Pater Philipp erfüllte ihren Wunsch und gewann die Herzen der ganzen Bevölkerung, ebenso wie den Bischof Larchiver und den Präsidenten des Parlaments, die mit ihm Kontakt suchten. Seine Mitbrüder wählten ihn zum Subprior, um ihn sich zu erhalten. Auf seine Pläne wollten sie freilich nicht eingehen. Nach seiner Rückkehr in sein Kloster zu Paris erhielt Pater Philipp die Nachricht von seiner Erwählung zum Prior in Rennes. Die bereits gemachten Erfahrungen in Erwägung ziehend trug er Bedenken, ob er die Wahl annehmen sollte. Er entschloss sich dazu nur, als ihm der von Gott erleuchtete Prior der Kartäuser sagte: "Gehen Sie, lieber Pater; Gott will sich Ihrer in Ihrem Orden bedienen, und Sie werden darin sterben. Unter uns würden Sie ein verborgener Schatz sein. Der Himmel will, dass Ihre Mitbrüder aus Ihren Reichtümern Nutzen ziehen." Desgleichen forderte ihn der lobwürdige Bruder Johannes vom heiligen Samson auf: "Leihen Sie die Hand zu einem so glorwürdigen Unternehmen!" Am 15. November 1606 trat er die Reise nach Rennes an. Vier junge Patres, ehemalige Schüler, die die gleiche Gesinnung hegten wie er, begleiteten ihn. Dieses Mal hatte sein Bemühen den gewünschten Erfolg. Es gelang Philipp, die Zurückgezogenheit, das Gebet und das Stillschweigen zu solcher Blüte zu bringen, dass der Bischof bei einem Besuch im Kloster ausrief: "Wie wunderbar! In diesem Konvent, in dem sich eine so große Anzahl von Religiosen befindet, herrscht das Stillschweigen am hellen Tag so vollkommen, wie sonst nur mitten in der Nacht." Pater Matthias Pinault, den Philipp zum Subprior und Novizenmeister machte, und Bruder Johannes vom heiligen Samson unterstützten ihn redlich. Er selbst tat aber auch alles, was zweckdienlich schien, und begab sich beispielsweise persönlich in das Noviziat der Unbeschuhten Karmeliten zu Paris, um durch eigene Anschauung zu lernen, wie er seinen Konvent auszugestalten habe. Philipp verstand es meisterhaft, den rechten Augenblick abzuwarten und auszunützen und auf diese Weise anscheinend unübersteigliche Hindernisse zu überwinden. Und seine feste Hand vermochte die eingeführte Ordenszucht auch zu erhalten. Wer hätte ihm die Bewunderung versagen können? In demselben Maße, wie sein Ruf sich verbreitete, erweiterte sich sein Arbeitsfeld. Der Reformator der französischen Provinz wurde auch der Erneuerer des Ordens in den Niederlanden, in Deutschland und Polen. Man schuldete Philipp deshalb großen Dank. Verschiedene einflussreiche Persönlichkeiten boten ihm die bischöfliche Würde an; er lehnte sie aber bescheiden ab. Dagegen unterstützte er die Kardinäle von Rochefoucauld und Sourdis bereitwilligst bei der Reformierung der Orden ihrer Diözese. Auch die Schwesternklöster des eigenen Ordens führte er zu größerer Vollkommenheit. So gelang es seiner Ausdauer, die kühnsten Träume seiner Jugend zu verwirklichen, ja zu übertreffen. Überreich an Verdiensten starb er im Alter von 65 Jahren am 24. Januar 1638. Mehrere Mitbrüder erfuhren sein Ableben auf wunderbare Weise.

 

Gebet am 24. Januar

 

Erbarmungsreiche Mittlerin Maria, führe du uns in allen unseren Wegen, rate du uns bei allen unseren Begegnungen und hilf du uns in allen Anliegen des Leibes und der Seele. Erwirb uns die Gnade, dass wir deinen Tugenden nachfolgen, alles Böse meiden, vor allen Feinden gesichert, stets die Pfade der göttlichen Gebote gehen, bis wir endlich zum Land der Lebendigen gelangen, wo wir in Gott, unserem Heiland mit dir und allen Auserwählten frohlocken in Ewigkeit. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Timotheus

 

O Gott, der Du den heiligen Timotheus für den Unterricht des Weltapostels so empfänglich gemacht hast, schenke uns auf seine Fürbitte hin, dass wir durch Aufmerksamkeit und Folgsamkeit gegenüber den Verkündigern Deiner Lehre Dir wohlgefällig werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Denkschrift auf dem Grab des heiligen Franz von Sales

 

"Wanderer! verweile bei diesem Grabe; bewundere, verehre und ahme nach das Beispiel dieses großen Mannes Franziskus von Sales, Fürsten und Bischof von Genf. Seinen allzu frühen Hingang aus diesem Tränentale in die allerherrlichste Welt Gottes beweinen hier seine geistlichen Söhne und Töchter. Verehre an dieser Ruhestätte die erblasste Hülle einer verklärten Seele, die der Kirche Leuchte, des Glaubens Säule, der Hirten Muster, ein Lehrer der wahren Gottseligkeit; die Liebe der Fürsten, der Trost seiner Herde, ein Vater der Armen; ein apostolischer Prediger, der Stifter einer Pflanzschule von Engeln in Menschengestalt; der Tugend liebenswürdiges Vorbild war. Erstaune über dieses größte Wunder der Gnade in unseren Tagen. Folge, wenn du aus der Zahl der Stillen im Lande bist, die das Heimweh nach des Vaters seligem Hause haben, dem Beispiel dieses verherrlichten Gerechten nach!"

 

Letztes Gebet des heiligen Franz von Sales während seines Todeskampfes

 

"Einziger, dreieiniger Gott! Alles, was ich durch Dein Erbarmen bin, opfere ich Dir. Mein Gedächtnis und meine Gedanken seien Dir geheiligt, ewiger Vater! Mein Verstand und meine Worte Dir, göttlicher Sohn! Mein Wille und meine Handlungen Dir, göttlicher Geist! Mein Herz, meinen Leib, meine Zunge und meine Sinne schenke ich Dir zum Opfer, heilige Menschheit meines Erlösers Jesus Christus, der aus Liebe meiner sich in den schmerzlichen Tod des Kreuzes hingegeben hat!"

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag wurde zu Toledo in Spanien das Fest begangen, das der heilige Bischof Ildephonsus, der so eifrige Verteidiger der Jungfräulichkeit Mariä, im Jahr 657 eingesetzt hat, nämlich zum Gedächtnis der wundervollen Erscheinung der seligsten Jungfrau in der Domkirche zu Toledo, die ihm an Mariä Himmelfahrt zuteil geworden ist. Die zu Toledo wegen dieser Erscheinung an diesem Tag gebräuchlichen priesterlichen Tagzeiten sind von Papst Gregor XIII. gutgeheißen worden.

 

Andacht am 24. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Betrachte Mich, wie Ich am Kreuz hänge, sieh Meinen schwer verwundeten Leib, dringe in Mein Inneres und erkunde Mein Herz! Was wirst du dort entdecken? Liebe und abermals Liebe!" (Die heilige Angela von Foligni)

Große Andacht sollen wir gegenüber dem Kruzifix hegen, und oft soll diese Andacht uns anregen, die Augen auf das Bild des gekreuzigten Jesus zu heften; mit diesem Mann der Schmerzen uns zu besprechen, Ihn anzuhören, um Rat zu fragen, und dies heilige Bildnis oftmals mit frommer Inbrunst zu küssen. Die selige Lidwina verwendete gegen das Ende ihres Lebens ihre Augen beinahe nur dazu, das Kruzifix zu betrachten, und diese Andachtsübung entzündete ihr Herz zu einer sehr feurigen Liebe.

Die heilige Elisabeth, Tochter des Königs von Ungarn und vermählte Fürstin von Thüringen, betrachtete einst mit tiefer Aufmerksamkeit ein Kruzifix, und fühlte sich plötzlich beschämt, dass sie die Gewänder und den Schmuck der Eitelkeit an sich trug. Und da warf sie sich zur Erde und sprach: "Jesus, der Gekreuzigte, soll mein Anteil sein! Armut um Armut, Demütigung um Demütigung, Kreuz um Kreuz!" Was sie damals verhieß, das vollbrachte sie ihr ganzes Leben hindurch.

 

O mein göttlicher Heiland, lass mich Trost und Kraft aus Deinen heiligen Wundmahlen saugen und von Deiner Liebe trunken werden! Verbirg meine Seele in Deiner Herzenswunde und erbarme Dich aller Deiner Auserwählten! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 24. Januar

 

"Ich wünsche, dass ihr euer Leben nach den Bedürfnissen

eurer schwachen Gesundheit einrichtet;

dagegen ermahne ich euch aber auch zur Übung der Demut des Herzens,

zur vollkommenen Ergebung in den göttlichen Willen und zum Schweigen."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 24. Januar - Verherrlichung

der menschlichen Natur durch Christus

 

O gib, mein Gott, mir Worte, dich zu loben,

Der du, als Mensch geboren in der Zeit,

In Huld die menschliche Natur erhoben

Bis zu der Höhe deiner Herrlichkeit.

 

1. Bete die wunderbaren Ratschlüsse Gottes in Demut und heiliger Freude an, denn göttlich und unergründlich sind sie, wie der Allerhöchste selbst. Mit hohem Erstaunen ruft der Seher aus: "Was ist der Mensch, dass du ihn groß achtest? Oder warum setzt du dein Herz an ihn?" (Ijob 7,17) Denn so hoch achtete Gott den Menschen, dass er, aus der Tiefe ihn zu erheben, in die er gefallen war, selbst in diese Tiefe stieg, "Knechtsgestalt annahm", schwach, leidend war, und dem Tod sich unterwarf. Und weil er nur dadurch uns erheben, bereichern und verherrlichen konnte, dass "er selbst sich erniedrigte, erschöpfte" und der tiefsten Schmach preisgab, scheute die allerhöchste Majestät selbst diesen tiefsten Abgrund der Erniedrigungen nicht. Psalm 40,6a: "Zahlreich sind die Wunder, die du getan hast, und deine Pläne mit uns; Herr, mein Gott, nichts kommt dir gleich."

 

2. Durch die Aufnahme der menschlichen Natur in die Einheit seiner Person wurde die Menschheit unendlich verherrlicht, und bis zu Gott selbst erhoben. 1. Korinther 2,7: "Vielmehr verkündigen wir", spricht der Apostel, "das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung." Wurde aber auch diese allerhöchste Verherrlichung ganz eigentlich nur dem Wort mitgeteilt, das da Fleisch wurde, so erhielten dennoch wir alle Anteil daran, da, gleichwie wenn ein König sich herablässt, eine arme Tochter zur Gemahlin zu nehmen, alle ihre Verwandten dadurch erhöht, und Blutsverwandte des Königs werden. Deutlich sprach, nach seiner glorreichen Auferstehung, der Herr dies aus, als er seine Jünger seine Brüder nannte. (Johannes 20,17)

 

3. Beherzige diese wunderhohe Würde, zu der die unendliche Güte deines Gottes durch die Menschwerdung seines Eingeborenen dich erhoben hat. Diese Betrachtung erhebe deinen Sinn über alles Niedrige und Vergängliche. Sie rege dich mächtig an, vor allen Gedanken, Begierden und Werken zu erschaudern, die einer so wunderbaren Erhebung unwürdig sind. Und ziehe deine Gedanken immerdar zu der glorreichen Bestimmung an, die auf dich in den ewigen Höhen wartet. "Durch Christus wurden uns die kostbaren und überaus großen Verheißungen geschenkt, damit ihr der verderblichen Begierde, die in der Welt herrscht, entflieht und an der göttlichen Natur Anteil erhaltet." (2. Petrus 1,4)

 

25. Januar

 

Der heilige Wolfram, Abt von Wadgassen,

+ 25.1.1158 - Fest: 25. Januar

 

Wolframs Name ist eng mit dem Kloster Wadgassen im Saarland verbunden. Die Gräfin Gisela von Saarbrücken und der Erzbischof Adalbero von Trier setzten ihn 1135 als ersten Abt in das von ihnen gegründete Prämonstratenserkloster ein.

 

Während seiner Amtszeit wurde das Kloster, bis ins späte 14. Jahrhundert Grablege des Saarbrücker Grafenhauses und von diesem mit reichen Besitzungen ausgestattet, ein kultureller Mittelpunkt. Wolfram starb nach einem arbeitsreichen Leben am 25. Januar 1158.

 

Der selige Heinrich Suso (Seuse), Priester und Prior von Konstanz,

+ 25.1.1366 - Fest: 25. Januar

 

„Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“ so spricht der große Kreuzträger, unser göttliches Vorbild. Alle treuen Jünger Christi haben den Leidensweg gehen müssen, aber das Kreuz ist ihnen auch der Himmelsschlüssel geworden. Dies sehen wir recht augenfällig im Leben des seligen Heinrich Suso, eines der vorzüglichsten Mystiker des vierzehnten Jahrhunderts.

 

Heinrich Suso entstammte dem vornehmen Geschlecht derer vom Berg, und mütterlicherseits dem Geschlecht Saßen aus Überlingen, und erblickte um 1290 das Licht der Welt zu Konstanz. In dieser seiner Vaterstadt empfing er einen vortrefflichen Unterricht bei den Dominikanern. Schon als junger Mann entsagte er dem Glanz und den Ehren der Welt, trat in den Orden der Dominikaner ein und leuchtete all seinen Ordensbrüdern durch strenge Bußübungen und Fasten, Wachen und Beten vor. In den heftigen Versuchungen des Fleisches und bösen Feindes tröstete ihn Gott mit himmlischen Verzückungen. Auf der Hochschule zu Köln vollendete er seine Studien und zeichnete sich in den Wissenschaften so ruhmvoll aus, dass man ihn zum Doktor der Gottesgelehrtheit befördern wollte, allein seine Demut untersagte es ihm. Er beschloss, sich ganz zu Gott zu wenden und seine ganze Kraft der Predigt des göttlichen Wortes und dem Seelenheil seiner Mitmenschen zu widmen. Deshalb empfing er die Priesterweihe und feierte das heilige Messopfer mit einer solchen Andacht, dass man ihm den Namen „Amandus“, der Liebenswürdige, beilegte. Seine glühende Beredsamkeit setzte alle seine Zuhörer in Erstaunen, und die Gemeinden schätzten sich glücklich, wo er sein trostvolles Wort erschallen ließ und zur Gottesminne entflammte. Seine Wirksamkeit als Prediger erstreckte sich über ganz Deutschland. Längere Zeit wirkte er im Dominikanerkloster zu Zürich, leitete die Frauenklöster zu Thöß, Ödenbach, Dießenhofen und erwarb sich um das Aufblühen des religiösen Lebens hervorragende Verdienste.

 

Dem seeleneifrigen Ordensmann sollten die Leiden nicht erspart werden. Einst sah er in der Verzückung eine Schar Engel und einer sprach zu ihm: „Tue deine Hände auf!“ Er streckt die Hand aus und sieht mitten aus der Hand eine schöne rote Rose entspringen mit hübschen grünen Blättern. Die Rose war so groß, dass sie die Hand bis an die Finger bedeckte, und so schön und prächtig, dass man den Blick nicht von ihr lassen konnte. Er kehrte die Hand um, außen und innen, da war es beiderseits ein wunderbarer Anblick. Er sprach höchst verwundert: „Eja, lieber Gesell, was bedeutet dieses Gesicht?“ Der Engel sprach: „Es bedeutet Leiden und Leiden und abermals Leiden und Leiden, und das sind die vier roten Rosen an beiden Händen und Füßen.“ Da seufzte Suso und sprach: „Ach, lieber Herr, dass Leiden dem Menschen so weh tut, und es doch ihn geistlich so schön ziert, das ist ein wunderlich Gefüge von Gott.“

 

Die Leiden brachen in der Tat wie eine wilde Flut über ihn herein. Böse Menschen verdächtigten ihn als Kirchenräuber, als scheinheiligen Betrüger, als Giftmischer und Ketzer. Eine gottlose Frau behauptete, er sei der Vater ihres unehelichen Kindes. Er wurde verurteilt und musste jahrelang die Unterhaltskosten für das Kind bezahlen und die Verachtung seiner Brüder wie den Spott der Welt tragen, bis Gott seine Unschuld glänzend rechtfertigte. Seine Schwester, die ins Kloster gegangen war, hatte sich wieder herauslocken und zu einem sündhaften Leben verführen lassen und erst nach unsäglichen Anstrengungen gelang es ihm, sie zur Buße und Besserung zu bewegen. Ein verrückter Klosterbruder gab ihn als Brunnenvergifter an und kaum entging er dem Tod in dem entstandenen Volksaufruhr. In diesem Meer von Trübsalen fand er Trost und Stärkung im Gebet. Jede Nacht erhob er sich von seinem harten Lager, betrachtete lebhaft das Leiden Christi und ging mit ihm leidend den Stationsweg bis Golgotha. In seiner Liebesglut zum leidenden Erlöser grub er sich einst den Namen Jesu mit einem eisernen Griffel so tief in seine Brust ein, dass das Blut auf den Boden seiner Zelle floss und er betete: „O mein Jesus! Die Liebhaber der Welt tragen das Bild ihrer Geliebten in Gemälden oder Zeichnungen bei sich; ich liebe dich inniger und habe dich mit meinem Blut ins Herz selber eingegraben.“

 

Wie Heinrich Suso eine innige Liebe zum leidenden Heiland pflegte, so verehrte und liebte er auch die Mutter des Herrn. Am Tag nach Mariä Himmelfahrt schaute er in einem Gesicht den Himmel offen und eine glühende Sehnsucht zog ihn dorthin. Da kam zu ihm ein Jüngling und sprach: „Du darfst noch nicht hinein, du musst noch büßen für deine Missetat, ehe du den himmlischen Gesang hören magst.“ Und der Jüngling führte ihn unter die Erde in ein Loch, das finster und öde war, dass er sich weder hin- noch herwenden, weder Sonne noch Mond sehen konnte. Dies schmerzte ihn und er klagte über sein Gefängnis. Bald kam der Jüngling wieder und fragte ihn, wie es ihm gehe? Heinrich jammerte: „Übel und übel!“ Jener erwiderte: „Wisse, dass die oberste Fürstin des Himmels jetzt dir zürnt, weil du an ihren Festen so ungern predigst, und gestern noch hast du deinen Obern gesagt, dass du nicht predigen wollest.“ Heinrich seufzte: „O weh mir! Doch vernimm, mein Herr: mich dünkt, die Mutter Gottes ist also großer Ehre wert, dass ich mir zu klein vorkomme, von ihr zu predigen, und überlasse es den Älteren und Würdigeren.“ Der Jüngling belehrte ihn: „Wisse, dass sie auch von dir es gerne hat und ihr ein angenehmer Dienst ist; darum sage es nie mehr ab!“ Heinrich weinte: „Ach, herzlieber Jüngling! Versöhne mich mit der reinsten Mutter! Ich gelobe es dir treu, dass es nicht mehr geschieht!“ Der Jüngling lächelte, führte ihn aus dem Gefängnis und tröstete ihn: „Ich hab es an der Himmelsfürstin gütigem Antlitz und Worten, die sie für dich hatte, bemerkt, dass sie dir nicht mehr zürnt und immer zu dir mütterliche Treue haben will.“ Von nun an predigte er fröhlich und feierlich an allen Marienfesten.

 

Sein minnereiches Herz ließ ihn an den Leiden der Trauernden und Weinenden innigen Anteil nehmen. Jederzeit war er bereit zum Raterteilen, eifrig zur Bekehrung der Sünder, liebevoll gegenüber allen Freunden Gottes, versöhnlich gegenüber allen seinen Feinden, milde gegenüber allen Geschöpfen Gottes, geduldig in jeder Trübsal.

 

Nachdem Heinrich Suso ein halbes Jahrhundert lang unermüdlich für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen gearbeitet, glänzende Erfolge erreicht und viele Wunder gewirkt hatte, vergönnten ihm seine Ordensobern, dass er den Rest seines tatenreichen Lebens in Ruhe auf seine Vorbereitung zum Tod verwende und schickten ihn zu dem Ende in ihr Kloster nach Ulm. Erschöpft von seinen vielen Mühen und harte Bußwerken, gestählt von der Gnade, geläutert im Feuerofen der Leiden, ging er in den Himmel, den er manchmal geöffnet gesehen hatte, wirklich ein am 25. Januar 1365. An seinem Grab geschahen so viele Wunder, dass er zugleich mit Thomas von Aquin dem Papst zur Heiligsprechung vorgeschlagen wurde, doch der fand die Akten über ihn noch nicht völlig spruchreif. Als man im Jahr 1613 eines Baus wegen im Kreuzgang des Dominikanerklosters zu Ulm das Grab des Seligen öffnete, fand man die Leiche noch ganz unversehrt in den Ordenskleidern und ein lieblicher Wohlgeruch ging von ihr aus. Der protestantische Bürgermeister ließ das Grab sogleich wieder schließen, damit kein Aufsehen entstehe. Papst Gregor XVI. bestätigte 1831 die allgemeine Verehrung des Seligen. Seine Schriften hauchen Weisheit und herzinnige Gottesminne.

 

Der heilige Poppo, Abt und Bekenner von Stablo, Belgien,

+ 25.1.1048 – Fest: 25. Januar

 

Unter die Geistesmänner, die ihr ganzes Leben dem Seelenheil ihrer Mitmenschen und dem Streben nach eigener Vollkommenheit weihten, darf mit vollem Recht auch der heilige Poppo gezählt werden. Er wurde im Jahr 978 als ein Kind von sieben Monaten in Flandern geboren, wo sein Vater Tizekinus als ein ausgezeichneter Kriegsheld in hoher Achtung stand und seine Mutter Adelviva wegen ihrer Frömmigkeit berühmt war. Nach dem Tod seines Vaters, der in einer Schlacht fiel, wählte er den Soldatenstand und hatte sich durch seine Tapferkeit schon großen Ruhm erworben, als das verzweiflungsvolle Ende einiger seiner Kriegsgefährten, die ein lasterhaftes Leben geführt hatten, einen solchen Eindruck auf sein frommes Gemüt machte, dass er das Kriegsheer verließ mit dem Entschluss, sein Leben dem Dienst Gottes zu weihen. Er machte zuvor eine Wallfahrtsreise nach Palästina, wo er alle die heiligen Orte mit inniger Andacht besuchte, die durch das Leiden und Sterben des göttlichen Erlösers berühmt wurden, und als er nach seiner Rückkehr in Rom an den Gräbern der Apostelfürsten sein Gebet verrichtet hatte, begab er sich wieder nach Flandern und erwarb sich durch seine Tugenden so sehr die Liebe des Frumoldus, der erster Minister des Fürsten Balduin war, dass ihm dieser seine Tochter, eine Jungfrau von besonderer Schönheit und Unschuld, zur Gemahlin antrug. Schon waren die feierlichsten Anstalten zur Vermählung gemacht und unzählige Männer beneideten Poppo wegen seines glänzendes Glückes, als er der Versuchung entfloh, sich heimlich in das Kloster Stablo flüchtete und fußfällig den heiligen Abt Theodoricus bat, ihn unter die Zahl seiner Jünger aufzunehmen. Bald übertraf er durch seinen Eifer alle Ordensmänner und wurde zum Vorsteher des Armen- und Krankenhauses erwählt. Mit unaussprechlicher Geduld und Liebe bediente und pflegte er da die Unglücklichen und Bedrängten und wirkte durch sein Gebet viele Wunder durch Heilung der bösartigsten Krankheiten. So erhielt ein Aussätziger seine Gesundheit über Nacht, dem der Heilige seinen Mantel zur Bedeckung gab.

 

Allgemein verbreitete sich nun der Ruf der Heiligkeit des Dieners Gottes und der Abt Richardus bediente sich seiner, um in verschiedenen Klöstern die Missbräuche und das eingerissene Sittenverderbnis aufzuheben und die Befolgung der alten, strengen Klosterregeln wieder einzuführen. Da er dieses schwere Unternehmen mehr durch das Beispiel seiner Frömmigkeit und Demut, als durch Befehle zu Stande gebracht hatte, begab er sich wegen kirchlicher Angelegenheiten an den Hof des Kaisers Heinrich, wo er mit den größten Ehrenbezeigungen empfangen wurde und durch seine Ermahnungen die gefährlichen Faustkämpfe aufhob, an denen bisher der Kaiser so großes Vergnügen hatte. Dadurch zog er sich den Hass der Höflinge zu, die ihn sogar durch Gift töten wollten. Aber der Heilige entging durch ein Wunder ihren Nachstellungen, wie auch anderen Verfolgungen, die sittenlose Mönche ihm bereiteten, da er auf Drängen des Kaisers Heinrich die Würde eines Abtes zu Stablo und später des Klosters zum heiligen Maximin übernehmen musste.

 

Nach dem Tod Heinrichs bestieg Conrad den Kaiserthron und weil auch König Heinrich von Frankreich auf diese Würde gegründete Ansprüche zu haben glaubte, entstand ein verheerender Krieg, welcher aller Bemühungen der Mächtigen des Reiches ungeachtet nicht vermieden werden konnte. Da verließ schließlich der heilige Poppo seine Einsamkeit, bewirkte eine Versöhnung zwischen den beiden Regenten und wurde zur Belohnung vom Kaiser Conrad zum Bischof von Straßburg ernannt. Doch der demütige Diener Gottes hielt sich für zu unwürdig dieses heiligen Amtes und begab sich wieder auf den Weg zu seinem Kloster. Aber auf der Reise überfiel ihn ein Fieber und er starb im Kloster Marchienes 1048 im siebzigsten Jahr seines Lebens, nachdem er in einem Bußkleid auf bloßer Erde liegend, die heiligen Sterbesakramente empfangen hatte. Unter dem Wehklagen aller Ordensmänner, die ihn als ihren Vater liebten, wurde sein Leichnam nach Stablo geführt, wo er, beweint von vielen Menschen, in der Klosterkirche beigesetzt wurde.

 

Der heilige Apostel Paulus,

Saulus aus Tarsus, Völkerapostel und Märtyrer von Rom,

+ 29.6.67, Fest der Bekehrung des heiligen Apostels: 25. Januar

 

Der große Heidenapostel war ein geborener Jude, aus dem Stamm Benjamin, und empfing bei seiner Beschneidung den Namen Saul. Sein Vater wohnte zu Tarsus, der Hauptstadt Ciliciens, und war folglich ein römischer Bürger. Seine Eltern schickten ihn frühzeitig nach Jerusalem, wo ihn Gamaliel, der durch seine Kenntnisse, wie durch seine Geburt gleich ausgezeichnet war, in der genauesten Beobachtung des Mosaischen Gesetzes heranbildete. Er war ein eifriger Anhänger der pharisäischen Sekte, der strengsten aber auch der stolzesten von allen, und die am meisten im Widerspruch stand mit dem Geist der Demut, den das Evangelium so sehr empfiehlt.

 

Der heilige Paulus zeichnete sich vor allen seinen Altersgenossen aus durch seinen Eifer für das Gesetz und die jüdischen Überlieferungen. Und eben dieser noch unerleuchtete Eifer machte ihn zum Gotteslästerer, zum Verfolger und zum heftigsten Feind Jesu Christi. Er war zugegen beim Tod des heiligen Stephanus, und gab dazu seine Zustimmung. Er bewachte die Oberkleider derer, die ihn steinigten, und steinigte ihn so, nach der Bemerkung des heiligen Augustin, durch die Hände aller anderen. Eben dieser Vater schreibt auch die Bekehrung des heiligen Paulus, die bald darauf erfolgte, den Gebeten zu, die der heilige Diakon für seine Feinde zu Gott sandte. „Die Kirche“, sagt er, „würde niemals einen Paulus gehabt haben, wenn Stephanus nicht gebetet hätte.“

 

Die Priester und Vorsteher der Juden erregten in jenen Tagen eine heftige Verfolgung gegen die Kirche von Jerusalem, und Saul zeigte den bittersten Eifer, die Jünger Jesu auszurotten. Kraft der ihm vom Hohenpriester erteilten Vollmacht riss er die Christen aus ihren Häusern, legte sie in Fesseln, schleppte sie in die Gefängnisse, ließ sie mit Ruten schlagen, und wandte alle Peinigungsarten an, um sie zu zwingen, den Namen Jesus zu lästern. Saul, der unseren Heiland und seine Jünger unaufhörlich als Feinde des Mosaischen Gesetzes darstellen hörte, rief Drohungen gegen die Jünger des Herrn aus und lechzte nach ihrem Blut. Er ließ sich daher vom Hohenpriester und dem Rat der Ältesten Gewaltbriefe erteilen, alle Juden, die Jesus bekennen würden, in Damaskus aufzugreifen und nach Jerusalem führen zu dürfen, um sie dort so zu züchtigen, dass alle abgeschreckt würden, ihrem Beispiel zu folgen. Sein Name allein war schon ein Schrecken für alle Gläubigen.

 

Eitel sind aber der Menschen Anschläge. Gott wollte auf das Gebet des heiligen Stephanus und der anderen verfolgten Gläubigen an Saul seine Langmut offenbar werden lassen. Es war um die Mittagszeit, als er sich Damaskus näherte. Plötzlich umstrahlte ihn und seine Begleiter ein Licht vom Himmel, das die Sonne selbst an Glanz übertraf. Alle sahen das Licht, und fielen, von Schrecken ergriffen, zur Erde nieder, und Saul hörte eine Stimme, die ihm ganz vernehmlich sagte, ohne jedoch von den anderen, die sie ebenfalls hörten, verstanden zu werden: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Saul antwortete: „Wer bist du, Herr?“ Und der Herr sagte ihm: „“Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst.“ Dieser sanfte Verweis des Erlösers, begleitet von der inneren Gnadensalbung, erweichte Sauls Hartherzigkeit, löschte aus seine Verfolgungswut, heilte seinen Stolz, und schuf ihn zu einem ganz neuen Menschen um. Bebend rief er aus: „Herr, was willst du, das ich tue?“ Jesus befahl nun dem tieferschütterten Saul, sich aufzurichten und in die Stadt zu gehen, wo einer seiner Diener ihn lehren würde, was er zu tun habe. Saul erhob sich von der Erde, sah aber nichts, obgleich er seine Augen öffnete, und man musste ihn an der Hand nach Damaskus führen. Da wohnte er im Haus eines Juden mit Namen Judas, und blieb drei Tage seines Gesichtes beraubt, ohne zu essen oder zu trinken, ohne zu wissen, was Gott von ihm fordert.

 

Zu Damaskus war ein Jünger Jesu, Ananias mit Namen. Ihm erschien der Herr, und sagte ihm, er soll den Saul im Haus des Judas aufsuchen, wo er im Gebet begriffen sei. Der Name Saul erfüllte den frommen Ananias schon mit Entsetzen, denn er wusste alles Übel, das er den Gläubigen zu Jerusalem zugefügt hatte, und warum er auch nach Damaskus kam. Der Herr wiederholte aber diesen Befehl und sagte ihm zu seiner Beruhigung: „Gehe hin, er ist ein Werkzeug, das ich erwählt habe, meinen Namen den Heiden und Königen und Israels Kindern zu bringen. Ich will ihm kund machen, wie viel er um meines Namens willen werde leiden müssen.“ Zu gleicher Zeit sah Saul in einem Gesicht einen Mann, der zu ihm hineintrat, und ihm die Hände auflegte, dass er das Gesicht wiedererhielt. Ananias ging zu Saul, legte ihm die Hände auf und sagte: „Saul, mein Bruder, der Herr Jesus, der dir auf deiner Reise erschienen ist, hat mich hierher gesandt, damit du das Augenlicht wiedererlangst, und mit dem Heiligen Geist erfüllt wirst.“ Sogleich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, und er sah. Ananias setzte noch bei: „Der Gott unserer Väter hat dich vorherbestimmt, seinen Willen zu kennen, um den Gerechten zu sehen, und die Worte aus seinem Mund zu hören. Denn du sollst ihm Zeugnis geben vor allen Menschen, von allem, was du gesehen und gehört hast. Was zögerst du also? Steh auf, und lass dich taufen, und wasche ab deine Sünden durch Anrufung des Namens Gottes!“

 

Saul stand auf, um die Taufe zu empfangen, und kam nach einer Speise wieder zu Kräften. Er blieb dann einige Tage bei den Jüngern zu Damaskus, fing an, Jesus in den Synagogen zu predigen, und verkündete laut, dass er der Sohn Gottes ist. So wurde aus einem Lästerer und Verfolger ein Apostel und eins der Hauptwerkzeuge, deren sich Gott zur Bekehrung der Welt bediente. 

 

Der heilige Präjectus von Clermont, Bischof und Martyrer, OSB,

+ 25.1.674 – Fest: 25. Januar

 

Der heilige Präjectus wurde in Auvergne geboren und vom heiligen Genesius, der anfangs Archidiakon und dann Bischof von Auvergne war, zum Dienst der Kirche Gottes gebildet. Er war im Gesang sehr unterrichtet, was damals als ein wesentlicher Teil der einem Geistlichen notwendigen Wissenschaft angesehen wurde. Zugleich hatte er sich aber auch große Kenntnisse der Heiligen Schrift und der Kirchengeschichte erworben. Sein Eifer fand zuerst in der Pfarrei Jssoire und dann in dem Frauenkloster von Candedin einen heiligen Wirkungskreis. (Es war das Kloster der Karmeliterbarfüßer, das in der Folge Chantoen genannt wurde.)

 

Als Felix, der Bischof von Auvergne, um das Jahr 666 gestorben war, erwählte das Volk mit Zustimmung Childerichs II., des Königs von Austrasien, den heiligen Präjectus als dessen Nachfolger. Der neue Bischof verwendete sein väterliches Erbe und die beträchtlichen Summen, die ihm Genesius, der Graf von Auvergne, spendete, zur Gründung verschiedener Klöster, Kirchen und mehrerer Spitäler. Er begnügte sich damit nicht, für die Bedürfnisse aller Unglücklichen seines weit ausgedehnten Sprengels, durch den Bau wohltätiger Häuser, gesorgt zu haben. Er arbeitete auch noch unermüdlich dahin, dass überall die heiligen Übungen der Religion und die christliche Frömmigkeit aufblühten, was ihm sehr glücklich gelang, indem er mit rastlosem Eifer dem Unterricht oblag, und sein Lebenswandel der Lehre, die er andern predigte, stets vollkommen entsprach. Seine beiden Lebensbeschreiber erwähnen daher nicht weniger seine Heiligkeit, als die Gabe des Wortes, mit der er ausgerüstet war.

 

Präjectus musste auch wegen einiger Angelegenheiten eine Reise an den Hof machen. Unterwegs heilte er einen gottseligen Mann namens Amarin, der tief in den Vogesen, an einem Ort, Doroangus genannt, in stiller Zurückgezogenheit lebte. (Dieser Ort ist im Oberelsaß. Dieser Ort ist seit langer Zeit nicht anders als unter dem Namen „Tal des heiligen Amarin . oder Sanct-Amarintal – bekannt. Eine kleine Stadt, auch St. Amarin genannt, ist der Hauptort des Tales. Ehehin war dort ein Stift, das 1442 nach Thann verlegt wurde.) Amarin begleitete nun den Bischof von Clermont. Während dieser Zeit wurde Hektor, ein Patrizier aus Marseille, der des Raubes und mehrerer anderer Verbrechen schuldig war, auf Childerichs Befehl zum Tod verurteilt. Die Anhänger des Patriziers sahen seine Strafe als eine Folge der Klagen an, die Präjectus gegen ihn vor den König gebracht hätte. Sie wussten zwar, dass die Klagen wohl begründet waren, da Hektor eine Jungfrau seiner Diözese entführt und mehrere Kirchengüter ungerechter Weise zurückbehalten hatte. Allein die Leidenschaft beraubt den Menschen jedes vernünftigen Urteils. Der Untergang des Heiligen wurde daher beschlossen. Zuerst versuchte man mehrere Edelleute von Auvergne gegen ihn aufzubringen. Dann sann man auf Gelegenheit, ihn aus dem Weg zu räumen, die sich auch bald darbot. Da man wusste, dass er bei seiner Rückreise vom Hof durch Volvic reist, erwartete ihn da Agritius, der heftigste seiner Feinde, mit zwanzig Kriegsleuten. Die Meuchler ermordeten zuerst den heiligen Amarin, den sie für den Bischof gehalten hatten. Als dieser aber ihre Absicht erkannt hatte, setzte er sein Vertrauen auf Gott und trat mutig vor sie hin. Sogleich versetzte ihm ein Sachse, Radbert genannt, einen Dolchstich, und der heilige Oberhirt sagte: „Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, so spaltete ihm ein Soldat mit dem Säbel den Kopf. Dies ereignete sich am 25. Januar 674.

 

Frankreich verehrte das Andenken des heiligen Präjectus unmittelbar nach seinem Tod, und sein Name wurde in die Abschriften des Sakramentariums, die man in diesem Reich machte, beigesetzt. Man erbaute auch mehrere Kirchen unter seinem Namen in verschiedenen Provinzen Frankreichs. Ein beträchtlicher Teil seiner Reliquien wurde 760 in die Abtei von Flavigny gebracht. Die übrigen Gebeine kamen nach St. Quentin, in das Priorat von Saint-Prix bei Bethune in Artois (Das Kloster fiel später dem Orden von Cluny zu, unter dem es noch bei dem Ausbruch der französischen Staatsumwälzung gestanden ist.) und an andere Orte. 

 

Schwester Maria Viktoria von Jesus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 25. Januar 1643 eilte in Wien die lobwürdige Schwester Maria Viktoria von Jesus zu ihrem himmlischen Bräutigam. Schwester Maria Viktoria war eine Tochter des Barons von Fermentin in Görz und seiner Gemahlin Anna, geborene Baronin von Rohrbach aus Bayern. Geboren wurde sie zu Görz am 29. Oktober 1607. Die Kaiserin Eleonora machte sie zur Hofdame, und mancher vornehme Herr begehrte nach der Hand der edlen Jungfrau. Doch Maria Viktoria wollte ihre Freiheit nicht einem Menschen opfern, sondern wählte sich Jesus als ihren Seelenbräutigam und gesellte sich seinen auserwählten Bräuten, den Karmelitinnen bei, am 16. Juli 1631. Der Bericht in der Provinzchronik rühmt ihre Sanftmut, ihre Unbefangenheit im Umgang, sowie ihre tiefe Demut und ihre glühende Liebe, die ihrer preiswürdigen Reinheit die Wage hielten. Zehn Jahre nach ihrer Profess befiel sie ein heftiges Fieber, an dem sie vierzehn Tage litt. Mit großer Geduld ertrug Maria Viktoria die heftigen Schmerzen. Sie verschied so ruhig, dass sie nur einzuschlummern schien. Nach dem Tod blieb ihr Körper nicht nur beweglich, sondern auch so frisch und schön, als ob sie noch lebte, so dass alle, die ihn betrachteten, von Staunen erfüllt wurden.

 

Selige Archangela Girlani

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Der Gedenktag der seligen Archangela Girlani ist ihr Todestag, der 25. Januar. Da sie nie seliggesprochen wurde, hat der Papst im Jahr 1864 ihre Verehrung genehmigt. Die selige Archangela, in der Welt Eleonora Girlani genannt, wurde im Jahr 1460 zu Trino in der Grafschaft Monte Ferrato geboren. Ihre Ausbildung erhielt sie in einem Kloster von Benediktinerinnen, in deren Mitte sie bereits damals einen heiligen Wandel, besonders eine außerordentliche Liebe zum Nächsten an den Tag legte. Sie hatte schon in den ersten Jahren ihres Lebens kein kindisches Wesen gezeigt, sondern sich viel mit dem Gedanken an Gott beschäftigt. Der Zug zum geistlichen Leben ruhte so mächtig in ihr, dass sie durch nichts zu bewegen war, eine Ehe einzugehen. Sie zog das Ordensleben der glücklichsten Verheiratung, wozu sich gerade Gelegenheit bot, vor und gewann ihre beiden Schwestern Maria und Scholastika gleichfalls dafür. Der Orden, dem sie den Vorzug gab, war der Orden U. L. Frau vom Berge Karmel. Diesem weihte sie sich zu Parma. Überglücklich, das Kleid Mariens tragen zu dürfen, befleißigte sie sich der Tugend mit solcher Vollkommenheit, dass sie in Bälde selbst die fortgeschrittensten Ordensfrauen überholte. Als man sie deshalb trotz ihrer Jugend zur Priorin wählte, betrachtete sie diese Erhebung lediglich als Aufopferung, ihr Licht noch heller leuchten zu lassen. In dem gleichen Gedanken bestärkte sie sich selbst, als ihr die Leitung des neugegründeten Klosters zu Mantua übertragen wurde. Der Ruf ihrer Heiligkeit verbreitete sich allenthalben und lockte die trefflichsten Jungfrauen zum Eintritt an. Es war zum Staunen, wie Archangela verstand, sie zur Übung der Tugend anzueifern und anzuleiten. Ihre Klugheit fand überall Anknüpfungspunkte, um den Gedanken einen höheren und den höchsten Flug zu geben. Weil der Mensch ein sinnlich geistiges Wesen ist und das Äußere einen großen Einfluss auf das Innere ausübt, drang sie auf die Pflege der körperlichen Reinlichkeit, überzeugt, wenn es ihr gelinge, den Sinn für die Reinheit überhaupt zu wecken und zu fördern, werden die Mitschwestern von selbst auch die Reinheit der Seele höher schätzen und mit allem Eifer anstreben. In ihrer Stellung als Vorgesetzten oblag es Archangela allerdings, die Befehle zu geben, jedoch wusste sie das mit solcher Demut, Milde und Sanftmut zu tun, dass sie den Mitschwestern in Wahrheit als das erschien, was ihr Name besagt, als ein Erzengel im Fleisch. Es gelang ihr gleichzeitig, die Mitschwestern im Guten zu fördern und ihnen den Aufenthalt im Kloster, das sie "Maria vom Paradies" weihte, so angenehm zu gestalten, dass es ihnen schien, sie verweilten in einem Paradies auf Erden. Und wie sie die Tugend übte, so pflegte sie das Gebet. Des Öfteren wurde sie in Ekstase angetroffen. Nicht selten bedachte der Herr sie mit außerordentlichen Gnaden. Einmal gebrach es an allen Lebensmitteln. Vertrauensvoll trug Archangela den Schwestern auf zu beten, und sie betete mit ihnen. Da läutete es an der Pforte. Ein Mann brachte Brote, gerade so viele, als nötig waren, und erklärte auf die Frage, wer er sei: "Der mich zu euch gesandt hat, wird euch nie fehlen, weder im Himmel noch auf Erden." Noch hatte Archangela kaum drei Jahre in Mantua verlebt, als sich zeigte, dass ihre Kräfte aufgebraucht waren. Am 25. Januar 1494 rief sie die Schwestern zusammen, ermahnte sie mit den weisesten und ermunterndsten Worten zum Aushalten im Tugendstreben, empfing die heiligen Sakramente und hauchte ganz sanft ihre Seele aus, während sie, die Augen auf das Kruzifix geheftet, wie gewohnt seufzte: "O Jesus, meine Liebe!"

 

Gebet am 25. Januar

 

Meine Königin Maria, du Mittlerin der Sünder, übe dein Amt an mir aus, bitte Gott für mich. Meine Sünden, mächtige Mutter Gottes, sollen mein Vertrauen auf dich nicht vermindern. Nein, ich setze meine Hoffnung auf dich, und mein Vertrauen ist so groß, dass ich meine Seligkeit, wenn sie von mir selbst abhinge, dennoch lieber dir als mir selbst anvertrauen würde. O Maria, nimm mich unter deinen Schutz, dann bin ich zufrieden. Amen. 

 

Zu Jesus Christus

 

Erleuchte, o Herr, mit Deinem heiligen Licht die Sünder, die im Schatten des Todes sitzen, und erhalte uns stets in den Gesinnungen wahrer Buße und göttlicher Liebe, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Zu Jesus Christus

 

Liebevoller Heiland, entflamme in uns immer mehr die Andacht durch das heilige Kreuzzeichen, das uns an den Grund unseres Glaubens und unserer Hoffnung stets erinnert. Lass nie mehr zu, dass wir dieses geheiligte Zeichen bloß aus Gewohnheit gebrauchen, sondern mit stetem Hinblick auf Dich, den Vollender unseres Heils am Stamm des Kreuzes, der Du lebst und herrscht mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Heute wurde im Jahr 1571 zu Alba in Spanien das achte Jungfräuliche Kloster der Theresianerinnen zur Ehre der Verkündigung Mariä gestiftet. 

 

Andacht am 25. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Gehen wir ein, meine Brüder, gehen wir ein in das liebevolle Herz Jesu; und entfernen wir uns nie daraus. Ermutigen wir uns zur Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu, das ein übervoller Quell der Liebe und Barmherzigkeit ist." (Der fromme Kartäuser Johannes Landsperg)

Der heilige Bischof Franziskus von Sales sprach nie anders, als in den Ausdrücken liebevoller Entzückung von dem Heiligen Herzen Jesu. Opfern wir, nach seinem Beispiel, oftmals dem ewigen Vater dies Heiligste Herz seines göttlichen Sohnes; und verlangen wir, was immer wir verlangen, durch das Herz Jesu. Dies heilige Herz sei der Tempel, in dem wir ohne Unterlass anbeten; der Altar, wo wir jedes Opfer darbringen. Ahmen wir auch der heiligen Klosterjungfrau nach, die zum Herrn Jesus flehte, dass Er sein Herz als den Richterstuhl aufstellt, wenn Er sie einst richten wird, weil sie dann gewiss wäre, ein mildes Urteil zu empfangen.

Von Liebe zu Jesus durchdrungen, empfand es die heilige Mechtild im innerlichen Gebet, als küsse sie die Wunde seines Heiligsten Herzens, und unaussprechliche Lieblichkeit erlebte sie in dieser frommen Übung. Es war ihr, als spreche ihr Vielgeliebter zu ihr: "Meine Tochter, auf mich sollst du alle Wonnen deiner Seele setzen!" - Sie aber rief sogleich aus: "Ja, meine Liebe! Ja, meine Liebe!" "Meine Liebe," sprach Jesus, "vertrete von nun an Mutterstelle bei dir; sie wecke dich am frühen Morgen und kleide dich in deine Gewänder; sie rege dich an zu beten, zu sprechen, zu wirken; sie geleite dich, wohin du immer gehen magst, und beseele dich in allen Dingen." - Sobald sie nun erwacht war, beteuerte sie vor ihrem Gott, dass sie den ganzen Tag hindurch einzig aus Liebe zu Ihm handeln wolle; und diese Beteuerung wiederholte sie unablässig.

 

Mit Vertrauen komme ich zu Deinem Heiligen Herzen, o Jesus; eingehen werde ich daselbst und Dich in Zerknirschung und großer Liebe anbeten. Denn Dein Herz ist der Quell alles Trostes, aller Tugenden, aller himmlischen Lieblichkeit! O mein unendliches Gut, schönster Jesus, flöße allen Christen eine flammende Andacht zu Deinem göttlichen Herzen ein, dass sie kosten und schauen, wie liebevoll Du, die ewige Liebe, bist! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 25. Januar

 

"Die Leidenschaften sind wilde und sehr grausame Tiere;

aber einmal besiegt und gezähmt werden sie sehr nützliche Diener."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 25. Januar - Bekehrung des heiligen Paulus

 

O Paulus, der, von Christo selbst belehrt,

Zahllose Völker du zu ihm bekehrt,

O lehre mich zerknirscht und heilig leben,

Und meinem Heiland ewig mich ergeben.

 

1. Jesus Sirach 5,5+6: "Verlass dich nicht auf die Vergebung, füge nicht Sünde an Sünde, indem du sagst: Seine Barmherzigkeit ist groß, er wird mir viele Sünden verzeihen. Denn Erbarmen ist bei ihm, aber auch Zorn, auf den Frevlern ruht sein Grimm." Hat auch Gott deine Sünden barmherzig dir verziehen, so weißt du dennoch nicht, ob du des Hasses oder der Liebe würdig seist (Kohelet 9,1), und hast immerhin Ursache, dich in heilsamer Furcht und Demut zu bewahren. Denn durch die Verzeihung deiner begangenen Sünden wurde deine natürliche Gebrechlichkeit nicht gehoben. Und betrachtest du nicht beständig den Abgrund, aus dem Gottes Barmherzigkeit dich gerettet hat, so kannst du leicht abermals, und zwar noch tiefer fallen. Darum sei wachsam, demütige dich ohne Unterlass vor dem Herrn, und flehe ihn um seine Gnade an, die allein vor Sünden dich bewahrt.

 

2. Ein leuchtendes Vorbild hierin ist der heilige Apostel Paulus, dessen Bekehrung die Kirche heute feiert. Lange Jahre nach seiner Bekehrung sprach er noch: "Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der erste." (1. Timotheus 1,15b) Er sagt nicht: deren erster ich war, denn noch immer betrachtet er sich als den größten Sünder. Ja er war von dieser Überzeugung so sehr durchdrungen, dass er die Sünden aller Menschen für unbedeutend gegen die seinigen hielt. Also dachte dieser große Apostel, also auch dachten die größten Heiligen von sich. Du aber hast kaum eine kurze Beicht deiner Sünden abgelegt, als du derselben auch schon vergessen hast, und dich für vollkommen gerecht hältst.

 

3. Es ließ aber dieser große Apostel es nicht dabei bewenden, dass er seine früheren Vergehen schmerzlich bereute. Sie waren ihm aber auch ein mächtiger Antrieb, sie durch Werke des flammendsten Eifers aufzuwägen. Nicht nur arbeitete er allein mehr als alle übrigen Apostel, sondern er litt auch wegen des Evangeliums Hunger und Durst, Kälte und Blöße, wurde dreimal gegeißelt, einmal gesteinigt, bekam fünfmal Stockstreiche, schwebte in beständigen Gefahren zu Land und zu Meer, ohne von vielen anderen bitteren Drangsalen zu sprechen. Und dennoch vermochte nichts von der Liebe Jesu ihn zu trennen, noch seinen unermesslichen Liebeseifer zu mindern. Wie sehr ist dies Beispiel geeignet, dich zu beschämen. Dies also bedenke, und "bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt". (Matthäus 3,8)

 

26. Januar

 

Der heilige Polykarp, Apostelschüler,

Bischof und Martyrer von Smyrna,

+ 23.2.166 – Fest: 26. Januar

 

Das Leben des heiligen Polykarp reicht zurück bis in die Zeit der Urkirche. Der heilige Apostel Johannes, sein Lehrmeister, hat den Dreißigjährigen um das Jahr 100 nach Christi Geburt zum ersten Bischof der Hafenstadt Smyrna in Kleinasien bestellt.

 

Uns klingt der Name Polykarp recht fremd, weil er griechischen Ursprungs ist. Aber schön ist das, was er bedeutet. Stelle dir eine pralle Weizengarbe vor, die im hohen Sommer auf dem Erntefeld steht mit tausend reifen Ähren, dann siehst du bildlich das, was der Name des Heiligen bedeutet, denn Polykarp heißt „Reich an Frucht“.

 

Fruchtreich war auch das Leben des heiligen Polykarp. Über fünfzig lange Jahre hütete er treu die Herde, die ihm der Lieblingsjünger des Herrn anvertraut hatte. Groß ist auch die Zahl der verirrten Menschen, die er als guter Hirt der Seelen in den Schafstall Christi heimführte. Sonst ist wenig aus dem Leben des Heiligen bekannt, aber über sein Sterben sind wir desto besser unterrichtet.

 

Stell dir einen großen steinernen Zirkus vor mit Tausenden von vollbesetzten Plätzen. Am Kopfende der länglichen Runde sitzt auf einem thronartigen Stuhl, von Soldaten in schimmernder Rüstung umgeben, der oberste Leiter und Richter der Stadt. Vor ihm steht als Angeklagter ruhig und würdevoll ein weißhaariger Mann, Polykarp, der Bischof der Christen in Smyrna. Und während Tausende Menschen in gespanntester Aufmerksamkeit zuschauen und zuhören, beginnt zwischen dem Angeklagten und dem Richter das folgende Gespräch.

 

„Du alter Mann“, beginnt der Richter, „sei doch vernünftig, denk an deine grauen Haare! Verfluche den Gekreuzigten, dann kannst du in Ruhe und Frieden sterben.“

 

„Sechsundachtzig Jahre“, antwortet der Greis, „habe ich dem Gekreuzigten in Treue gedient. Nie tat er mir ein Leid an. Wie kann ich da meinen Herrn und Heiland lästern?“

 

„Bekenne wenigstens“, fährt der Statthalter fort, „dass unser Kaiser in Rom Gott ist und dass ihm göttliche Ehre, Weihrauch und Lobpreis gebühren.“

 

Doch da fällt dem Sprechenden der altersschwache Greis voll jugendlicher Lebhaftigkeit ins Wort und bemerkt schwertscharf:

 

„Du tust, als wüsstest du nicht, wer ich bin. So höre noch einmal vor allem Volk, dass ich ein Christ bin!“

 

Ganz klar und wie ein Trompetenstoß klingt das stolze Bekenntnis des Bischofs durch die Runde. Und wieder spricht der Richter mit drohendem Unterton in der Stimme:

 

„Ich habe wilde Tiere, Löwen und Tiger“, und die Antwort lautet:

 

„Lass sie kommen!“

 

„Ich kann dich auch ins Feuer werfen lassen“, brüllt gereizt der Statthalter.

 

Und Polykarp entgegnet: „Tue es!“

 

Da rufen im gleichen Augenblick die Tausende im weiten Ringtheater: „Ins Feuer mit ihm! Ins Feuer mit ihm!“

 

Stumm nickt der Richter. Das Urteil ist gefällt und wird sogleich vollstreckt.

 

Eilfertige Hände richten aus mit Pech getränktem Holz und Reisig einen hohen Scheiterhaufen auf, zuoberst mit einem Pfahl, an dem das Opfer angebunden

 

werden soll. Mit freudestrahlendem Gesicht legt Polykarp mit eigener Hand Mantel und Gürtel ab und bittet die Henker, ihn nicht zu binden. In aller Freiheit wolle er für den König Christus das Leben lassen, und schon steht der mutige Mann auf dem großen Holzstoß.

 

Betend bekennt dann Bischof Polykarp vor ungezählten Zeugen noch einmal den heiligen Glauben. Und wie nun von allen Seiten rundum das Feuer prasselnd emporsteigt, geschieht es, dass die Flammen vor dem Leib des Martyrers wie in Ehrfurcht zurückweichen. Die Flammen umhüllen ihn wie ein Segel, so dass der Scheiterhaufen wie ein Schiff aussieht, das den Heiligen zum Himmel trägt.

 

Die Menge staunt bei diesem Anblick, bis schließlich einer von den Henkern auf den Holzstoß springt und Polykarp den Dolch ins Herz stößt.

 

Muss solch ein Bekennermut und solch eine Christustreue nicht für jeden Christen ein Ansporn sein, stets und immer den heiligen Glauben hochzuhalten?

 

Die heilige Paula, Witwe von Betlehem,

+ 26.1.404 - Fest: 26. Januar

 

Die Mutter von fünf Kindern verlor früh ihren Gatten. Trost und Hilfe in diesem Leid kam aus dem Kreis der heiligen Witwe Marcella, die sich auch mit dem heiligen Hieronymus bekannt machte. Paula erwählte den Heiligen zu ihrem Seelenführer und folgte diesem 385 zusammen mit ihrer Tochter nach Bethlehem.

 

Mit Hieronymus besuchte sie gemeinsam die heiligen Stätten und die Einsiedler in der Nitrischen Wüste. Ab 386 weilte sie ständig in der Geburtsstadt des Herrn und gründete und leitete dort ein Mönchs- und drei Nonnenklöster.

 

Paula starb 404 in Bethlehem.

 

Pilgerstab, Geißel, Kürbisflasche oder ein Weihwasserwedel können ihre Attribute sein. Manchmal trägt sie auch einen Pilgerstab in der Hand oder ist in die Betrachtung der Heiligen Schrift versunken.

 

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Aus dem römischen Martyrologium:

 

Diese im 3. Jhd. So berühmte Heilige wurde in Rom aus einer der ältesten adeligen Familien geboren, denn ihr Vater Rogatus stammte aus einem griechischem Geschlecht, welches den Agamemnon zum Stammvater hatte, und ihre Mutter Blesilla zählte die Grachen und Scipionen unter ihre Vorahnen. Als Paula nach einer fromm verlebten Jugend zur Jungfrau herangewachsen war, wurde sie mit Toxotius, einem Mann von ungeheuren Reichtümern, vermählt, dem sie fünf Kinder gebar, und nach dessen Tod sie sich gänzlich dem Dienst Gottes weihte. Sie verteilte aus Liebe zur Armut alle ihre Güter unter die Notdürftigen und ihr Haus war die Herberge aller Pilger und der Zufluchtsort der Betrübten. Als die Bischöfe der morgen- und abendländischen Kirche wegen obwaltenden Streitigkeiten nach Rom kamen, bewirtete Paula die heiligen Bischöfe Epiphanius aus Cypern und den heiligen Paulinus von Antiochia, durch deren Frömmigkeit sie so sehr begeistert wurde, dass sie sich entschloss, alles Irdische zu verlassen und in der Einsamkeit ein heiliges Leben zu führen. Nicht das Wehklagen ihrer Kinder, nicht die Tränen ihrer Freunde und Anverwandten konnten sie bewegen, in Rom zu bleiben; sie schlug ihre Augen zum Himmel empor, um dort Trost bei dem traurigen Abschied von den ihrigen zu finden und bestieg mit ihrer Tochter Eustochia ein Schiff und begab sich nach Palästina. Da besuchte sie mit glühender Andacht und unter den größten Gefahren die heiligen Orte und die Klöster in Jerusalem, Galiläa und Samaria und kam schließlich nach Bethlehem, wo sie drei Jahre lang in größter Armut eine enge Zelle bewohnte, bis sie Klöster, Krankenhäuser und Pilgerwohnungen in der Gegend erbaut hatte, wo Jesus der Heiland geboren wurde. Die Klöster besetzte sie teils mit frommen Ordensmännern, damit das Wort Gottes verkündigt und die heiligen Sakramente ausgespendet wurden, teils mit Jungfrauen aus mehreren Provinzen, die sie zur Frömmigkeit des christlichen Lebens führte. Zwanzig Jahre lang züchtigte sie ihren ohnehin schwachen Körper durch strenge Abtötungen, lebte beständig im Umgang mit Gott und starb schließlich, verherrlicht im Tod, mit den auffallendsten Wundern am 26. Januar des Jahres 404.

 

Der fromme Elsa, Dominikanermönch,

+ ? – Gedenken: 26. Januar

 

Der gottselige Elsa, ein Inder und Mönch des Ordens des heiligen Dominikus bot alles auf, um die Verehrung der glorreichen Jungfrau als der Mutter Gottes zu sichern: sie hinwieder tat alles, um ihn am Leben zu erhalten und ihn über die Feinde der Religion triumphieren zu lassen.

 

Der König der Abessinier hatte ihn berufen, damit er einen gewissen Häretiker überwinde, der hartnäckig den Irrtum des gottlosen Nestorius behauptete, der der heiligen Jungfrau das Kostbarste absprach, das sie besitzt, nämlich den Titel „Mutter Gottes“. Der Irrtum blieb nicht auf jenem Mann allein beschränkt, sondern griff wie ein Pestgeschwür im Land immer weiter um sich und verbreitete sich in viele Köpfe. Die hässliche Gestalt des Bösen verdoppelte Elsas Mut, so dass er mit der Gewalt seiner Vernunftgründe und mit dem Geist, der durch seinen Mund redete, den Häretiker niederkämpfte und in Gegenwart des Königs und vor vielen anderen Zuhörern in Verwirrung brachte. Die Ketzerei, die die Tochter des Satans ist, verleugnet nie den Charakter ihres Vaters. Deshalb suchte dieser Unglückliche, statt seinen Irrtum und Fehler anzuerkennen, sich zu verstärken und es noch ärger als vorher in seinen Lästerungen zu treiben. Dies brachte den König so auf, dass er ihm, da er ihn unverbesserlich sah, Hände und Füße binden und ihn vier Löwen vorwerfen ließ, die ihn augenblicklich zerrissen. Da kamen diejenigen, die es mit dem Häretiker hielten, in großen Scharen zum König und verlangten mit Ungestüm und lautem Geschrei, dass Elsa zum unzweifelhaften Beweis der Wahrheit dessen, was er lehrte, denselben Löwen vorgeworfen werde. Wenn er unverletzt davonkäme, so wollten auch sie dem beistimmen, was er mit Worten verteidigt hatte. Der König, in größter Verlegenheit, weil er wohl sah, dass diese wilden Menschen es nur auf einen Aufstand abgesehen hatten, wandte sich an den gottseligen Elsa und verlangte seinen Rat darüber. Elsa, voll Vertrauen auf Gott und seine heilige Mutter, antwortete mehr mit der Tat als mit Worten. Denn nachdem er das Zeichen des heiligen Kreuzes gemacht und sich derjenigen empfohlen hatte, deren Ehre er verteidigte, stürzte er sich mutig mitten unter die hungrigen Löwen. Doch, statt ihn zu verletzen, warfen sich diese blutgierigen Tiere zu seinen Füßen nieder und leckten sie gleich liebkosenden Hündlein. Unendlich erfreut brachte der König Gott und der heiligen Jungfrau, die ihm mehrere andere Gnaden erwies, tausend Danksagungen dar. Unter diesen Gnaden, die der gute Fürst durch die heilige Jungfrau vom Himmel erhielt, ist gewiss keine der geringsten, dass er am Tag ihrer Himmelfahrt aus der Welt schied. Maria wollte ihn an der Herrlichkeit ihres Triumphes und an der Ehre teilnehmen lassen, die ihr im Himmel an diesem Tag erwiesen wird. 

 

Mutter Maria Columba von der heiligen Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 26. Januar 1692 erlöste der Herr die lobwürdige Mutter Maria Columba von der heiligen Theresia von dem schweren Kreuz, das viele Jahre auf ihren Schultern lag. Mutter Columba war am 16. Juli 1614 zu Wien geboren. Da ihr Vater Georg Freiherr von Teuffel katholisch, ihre Mutter Elisabeth, geborene Freiin von Zuchhaimb, aber protestantisch war und gemäß dem Vertrag der Eltern von den Kindern die Knaben der Religion des Vaters, die Mädchen der Religion ihrer Mutter folgen sollten, wurde Maria, wie Mutter Columba in der Welt hieß, protestantisch getauft und erzogen. Am kaiserlichen Hof zu Wien, wo sie eine ehrenvolle Stellung erhielt, lernte Maria die katholische Religion kennen und überzeugte sich von deren Wahrheit. Tief davon durchdrungen, trat sie als dreizehnjähriges Mädchen zur katholischen Kirche über, obwohl ihr der Versucher noch am Vorabend immer wieder zuflüsterte: "Tu´s nicht! Tu´s nicht!" Je länger sie in der katholischen Kirche lebte, desto lieber gewann sie sie, desto glücklicher fühlte sie sich darin, und es dauerte nicht lange, bis sie sich sogar entschloss, in den Karmelitenorden zu treten, wie es ihr der ehrwürdige Pater Dominikus von Jesus Maria bereits vorhergesagt hatte. Die römische Königin Maria, Erzherzogin Renata und Erzherzogin Marianna, sowie der König Ferdinand III. und Erzherzog Leopold Wilhelm gaben ihr das Geleit zur Klosterpforte. Obwohl Maria den hohen Persönlichkeiten mit kindlicher Liebe zugetan war, konnte sie sich bei ihrer Berufung zum Ordensstand doch nicht nur bereitwillig von ihnen trennen, sondern sie legte auch die Anhänglichkeit an sie so vollkommen ab, dass sie es bei deren Besuchen im Kloster vermied, längere Unterhaltungen mit ihnen zu pflegen. Sie wurden dadurch nicht wenig erbaut, wie ihre Worte bekunden: "Mutter Columba zeigt, dass sie die Welt ganz und gar verlassen hat. Dafür nahm sie von Tag zu Tag mehr im inneren Leben zu und erhielt die Gnade, stets inniger mit Gott zu verkehren. Ihr göttlicher Meister, der sie zu seiner treuesten Nachfolge berufen, verlieh ihr auch einen wahren Durst nach Leiden. Bis zur Stunde war ihr Gesundheitszustand ein sehr guter, jetzt aber schien der Herr sie beim Wort zu nehmen. Infolge eines Herzleidens, das sie nicht mehr verließ, erduldete sie Unerträgliches. Mutter Columba ergab sich vollkommen in Gottes heiligen Willen. Ein Wort, dessen sie sich des Öfteren bediente, "das Leiden habe einen solchen Wert, dass es eine genügende Belohnung für alle Schmerzen bilde", erklärt uns, wie sie das Leid auffasste. Empfand sie die Heftigkeit der Schmerzen recht arg, so pflegte sie zu sich selbst zu sagen: "Leide nur, mein Herz, weil du Gott nicht liebst, wie du sollst." So heiligte sie sich, dass man wahrhaftig keine würdigere für die Stiftung des Klosters in der Wiener-Neustadt hätte wählen können, als es am 16. Juli 1661 oder 1662 galt, sie ins Werk zu setzen. Es ist erstaunlich, wie trefflich sie Liebenswürdigkeit und Strenge, Seeleneifer und Gebetsgeist zu vereinigen wusste und wie es ihr gelang, auch die anderen dazu anzuleiten. Ihr Wort wirkte um so nachhaltiger, je mehr es durch das musterhafte Beispiel unterstützt wurde, ließ sich ja Mutter Columba auch durch die heftigsten Schmerzen nicht abhalten, alle Regeln und Vorschriften gewissenhaft zu beobachten. Es ist darum leicht zu begreifen, dass alle, die ihr begegneten, sie hochschätzten. Mutter Columba fühlte die Liebe und Hochachtung ihrer Umgebung, glaubte jedoch in ihrer Demut, "wenn sie den Habit nicht trüge, würden ihr dergleichen Ehren nie widerfahren". In den Türkenkriegen war sie gezwungen, mit der ganzen Gemeinde nach Turnfeld bei Hall in Tirol zu fliehen, doch erlebte sie noch die Zeit der Rückkehr, so dass sie in ihrem lieben Wiener-Neustadt sterben konnte, nachdem sie infolge eines Schlagflusses noch viel leiden musste. Während der heftigsten Schmerzen kam kein Klagelaut über ihre Lippen, vielmehr versicherte sie, "es gehe ihr gut, wenn es ihr gehe, wie Gott will". Als der Arzt sie fragte, was sie zur Erquickung wünsche, antwortete sie: "Nichts als Jesus, den Gekreuzigten." Ein wahrhaft heldenmütiges Wort, da sie von der Fußsohle bis zum Scheitel kein gesundes Glied mehr hatte! So starb sie nicht bloß als wirkliche, sondern auch als würdige Kreuzesbraut ihres himmlischen Blutbräutigams. Lange noch nach Mutter Columbas Tod floss wunderbarerweise Blut aus ihrem Körper und behielt die Herzgegend die natürliche Wärme, während der ganze übrige Körper kalt und erstarrt war. Verschiedene, die Mutter Columba anriefen, versicherten, auf ihre Fürsprache Hilfe erhalten zu haben.

 

Gebet am 26. Januar

 

Du große Mutter Gottes, bitte Jesus für mich. Sieh, wie elend ich bin, habe Mitleid mit mir. Bitte für mich und werde nicht müde, für mich zu bitten, bis du mich selig im Himmel siehst. O Maria, du bist meine Hoffnung, verlasse mich nicht. Heilige Gottesgebärerin, bitte für uns. Amen.

 

Zu Gott

 

O Gott, flöße uns Ehrfurcht gegenüber der heiligen katholischen Kirche, unserer Mutter, ein. Gib, dass wir sie stets hören und nach ihren Lehren leben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag im Jahr 1618 wurde die große türkische Flotte, die die Stadt Loretto überfallen wollte, durch die Fürbitte der seligsten Mutter Gottes von einem starken Ungewitter zerstreut und zerstört, wofür die Einwohner zu Loretto an diesem Tag Gott und der seligsten Jungfrau in ihrer dort so berühmten Kirche Dank gesagt haben, wie dies ein in der dortigen Kirche noch befindliches Bild anzeigt.

 

Andacht am 26. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Ich bin ein Liebhaber der Reinheit und der Spender aller Heiligkeit. Ein reines Herz suche Ich; und dort ist die Stätte meiner Ruhe. Bereite mir einen geräumigen und geschmückten Speisesaal, und Ich werde das Passah bei dir halten mit meinen Jüngern. Wenn du willst, dass Ich bei dir einkehre, und bei dir bleibe, so fege den alten Sauerteig aus und reinige die Wohnung deines Herzens." (Der gottselige Thomas von Kempen)

Wenn du im Begriff bist, mit Jesus in der heiligen Kommunion dich zu vereinigen, so bereite dich sorgfältig und bedenke mit dem gottesfürchtigen Priester, der, bevor er an den Altar trat, zu sich selbst im Stillen sprach: "Ich soll nun das Opfer des Leidens Christi erneuern. Tue ich dies aber wohl zu meinem Heil? Ach, vielleicht wirke ich dabei nur gleich einem jener ruchlosen Schergen; kreuzige ich vielleicht Jesus in meinem Innern, werde des Leibes und Blutes des Herrn schuldig, und esse und trinke mir das Gericht! O mein gütiger Heiland, bewahre mich vor einem so großen Verbrechen!"

Die heilige Mechtild bat einst den Herrn, dass Er sie lehren möchte, wie sie zur heiligen Kommunion sich vorbereiten sollte. Demütig bat sie Ihn, seinen hochheiligen Namen ihrem Herzen einzuschreiben, das er nie und nimmer aus ihrem Gedächtnis verschwände. Mit aller Liebe, deren das menschliche Herz fähig ist, verlangte sie Ihn zu empfangen, und bat Ihn, auf dies Verlangen zu sehen und sie so reichlich mit Seinen Gnaden zu begaben, als ob diese große Liebe wirklich in ihr wohnte.

 

O mein Heiland, nicht würdig bin ich, zu Dir zu kommen: doch sieh, ich liebe Dich, und wünschte, dass es mir vergönnt wäre, Dich mit grenzenloser Liebe zu lieben! Ich trete zu Deinem heiligen Tisch, Dir zu gehorchen, Dich zu verherrlichen, mich zu stärken und in Dich umzubilden. Empfing ich Dich je auf eine unwürdige und gotteslästerliche Weise, so bitte ich Dich, um Deiner unendlichen Barmherzigkeit willen, dies Verbrechen mir zu verzeihen! Freilich bitte ich Dir ab alle unwürdigen Kommunionen, die seit der Einsetzung dieses Sakramentes Deiner Liebe begangen wurden! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 26. Januar

 

"Von welcher Seite auch immer die Trübsal kommen möge,

sie kann dem Menschen nützlich sein,

wenn er sie aus der Hand Gottes anzunehmen weiß,

sie auf ihn zu beziehen und durch ihn zu überwinden versteht."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 26. Januar - Ergebung in Krankheiten

 

Deinen Willen, nicht den meinen,

Lass, mein Gott, an mir vollbringen.

Hilf mir die Natur bezwingen,

Die da zittert vor den Peinen;

Da sie, blind, das Opfer flieht,

Weil den Kampfpreis sie nicht sieht.

 

1. "Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir?" (Psalm 42,12a) Sind wir nicht des Herrn, ob wir leben oder sterben? Sieh, nun ist die Stunde erschienen, deinem Gott die Treue zu bezeigen, die du so oft ihm versprochen hast. Weichen wir also nicht zurück, sondern sprechen wir aus freiem, aufrichtigem Gemüt: "Herr, dein Wille geschehe!" Welche sichere Zufluchtsstätte in allen unseren Schmerzen ist diese heilige Ergebung in den Willen unseres Gottes. Kein größeres Opfer können wir ihm bringen, als wenn wir seinem heiligsten Willen uns auf Leben und Tod übergeben. Ein vollkommenes Opfer ist dies, das er mit wunderbaren Gnaden und himmlischen Belohnungen aufwägt.

 

2. Nicht verwehrt zwar ist der Natur die Klage über ihr Leiden. Ja erlaubt auch ist ihr selbst die Bitte um Entfernung des bitteren Kelches, wenn anders sie mit Unterordnung unter den Willen ihres Schöpfers klagt und bittet. Niemand liebt uns inniger als er. Niemand weiß besser, was uns heilsam ist. Niemand auch ist bereitwilliger, uns zu helfen, wenn wir wahrhaftes Vertrauen zu seiner väterlichen Güte haben. Will er aber durch Trübsale uns heimsuchen, und für unsere Sünden als ein milder Vater uns bestrafen, so umfangen wir seine Strafrute mit Danksagung und Liebe, "denn weit weniger fordert er von uns, als unsere Missetaten verdienen". 

 

3. Hefte den Blick fest auf deinen göttlichen Heiland, der in allen Mühsalen seines sterblichen Lebens aufs Innigste mit dem Willen seines himmlischen Vaters vereint war. Er sah in seinem heiligen Todeskampf das ganze abgrundtiefe Leiden vor sich, das ihm bereitet war, und seine menschliche Natur entsetzte sich darüber bis zu blutigem Schweiß. Dennoch aber siegte seine vollkommene Gleichförmigkeit mit dem Willen seines himmlischen Vaters, und er sprach: "Nicht wie ich will, sondern wie du!" Wie lieblich tönt dieser Gesang in den Ohren Gottes. Wie leicht ist das Reinigungsfeuer der Krankheit für eine Gott vollkommen ergebene Seele. Denn wenig oder nichts mehr bringt sie zur Reinigung in die Ewigkeit mit. Matthäus 26,42: "Dann ging er zum zweiten mal weg und betete: Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, geschehe dein Wille."

 

27. Januar

 

Die heilige Angela Merici, Jungfrau und Ordensstifterin von Brescia,

+ 27.1.1540 - Fest: 27. Januar

 

Zu Desenzano, am südlichen Gardasee, wurde die spätere Gründerin der Ursulinen am 21. März 1474 geboren. Den Frauenorden, der sich insbesondere um die Erziehung und den Unterricht der Mädchen kümmert, gründete sie 1535. Angela Merici stellte ihn unter das Patronat der heiligen Ursula und wurde 1537 zur ersten Oberin der Ursulinen gewählt. Sie starb am 27. Januar 1540 zu Brescia in Oberitalien.

 

„Angela wurde 1470 zu Desenzano am Gardasee von unbemittelten Eltern geboren und in heiliger Gottesfurcht erzogen. In ihrem Herzen lag der gesunde Keim einer tiefen Religiosität, der von dem Eifer und der Wärme ihrer frommen Mutter geweckt und gepflegt, im friedlichen und wohlgeordneten Familienkreis gar lieblich sich entfaltete. Sie hatte zierliche blonde Haarlocken, welche in Italien für eine auszeichnende Schönheit gelten, ihr süße Schmeicheleien eintrugen und natürlich auch die Prophezeiung, dass sie einen reichen Mann bekommen werde; aber sie wollte nur Gott und nicht der Welt gefallen und – färbte ihren Hauptschmuck schwarz. Nur zu bald verhüllte eine finstere Wolke die Maisonne ihres jugendlichen Glückes, das kalte Grab schloss sich über den teuren Leichen ihrer Eltern, und sie kam mit ihrer inniggeliebten Schwester zum Oheim nach Salo.

 

Hier hatten sie zwar volle Freiheit, dem Gebet und frommen Übungen sich hinzugeben; aber der Drang nach vollkommener Einsamkeit verleitete die Schwestern zu der jugendlichen Unbesonnenheit, dass sie heimlich das Haus verließen und einige Stunden von Salo entfernt in einer Höhle sich verbargen. Der besorgte Oheim fand sie nach langem Suchen und führte die Reumütigen wieder heim. Sie lebten nun so abgeschieden von der übrigen Welt und in so heiliger Schwesterliebe, dass man sie die „zwei Turteltauben von Salo“ hieß. Aber kurze Zeit darauf zerschnitt der Tod das schöne Liebesband; Angela weinte bittere Schmerzenstränen an dem blumenbekränzten Grab ihrer teuren Schwester, das sie Tag und Nacht fast nicht verlassen konnte. Doch Gottes Güte heilte diese Wunde mit der Hoffnung des Wiedersehens und gab ihr den Mut, Ihn allein aus ganzem Herzen zu lieben. Sie empfing – schon dreizehn Jahre alt – die erste heilige Kommunion und fand in dem „Brot der Engel“ eine solche Süßigkeit, dass sie, um öfters kommunizieren zu können, in den Dritten Orden des heiligen Franz von Assisi eintrat. Jesus in der heiligen Hostie war ihr Alles, ihr Höchstes, ihr Liebstes, weshalb sie das Fasten und die Abtötung in Kleidung und Wohnung mit äußerster Strenge beobachtete.

 

Nach dem Ableben des Oheims begab sich Angela in ihre Heimat Desenzano, entschlossen, sich dem religiösen Unterricht der weiblichen Jugend zu widmen. Darin wurde sie bestärkt durch ein Gesicht, womit sie während des Gebetes begnadigt wurde. Sie sah eine Schar glänzender Jungfrauen mit Kronen auf dem Haupt und Lilien in den Händen, links und rechts von Engeln begleitet, auf einer Leiter zum Himmel emporsteigen und hörte eine Stimme: „Angela, du wirst die Erde nicht verlassen, bis du einen Verein von Jungfrauen, wie du sie jetzt geschaut, wirst gestiftet haben.“ Sie schloss sich an einige Ordensschwestern an, versammelte die jungen Mädchen des Ortes zu gewissen Stunden und unterrichtete sie im Katechismus und im frommen Leben. Ihr Beginnen wurde von Gott außerordentlich gesegnet; die Sittsamkeit, die Demut, die Frömmigkeit ihrer Schülerinnen erregte die allgemeine und freudigste Aufmerksamkeit; die Väter und Mütter kamen von allen Seiten zu ihr, sie um Rat zu fragen und um ihre Belehrung und ihr Gebet zu bitten. Sie wurde in die Hauptstadt des Landes, nach Brescia, berufen, um dort Schulen einzurichten, was ihr gut gelang.

 

Immer klarer wurde ihr das Bedürfnis eines religiösen Vereines für diesen so wichtigen Zweck des Unterrichts. Um den Beistand Gottes dazu sich zu erflehen, wallfahrtete sie nach Jerusalem. Auf dem Weg verlor sie das Augenlicht, aber nicht das Gottvertrauen. An der Hand einer Führerin kam sie in das Heilige Land, nach Bethlehem, an den Ölberg, auf Golgatha, schaute mit den Augen des Geistes die Geheimnisse der göttlichen Liebe und ehrte mit der Glut des Herzens die Wege des kreuztragenden Erlösers. Auf der Rückfahrt wurde das Schiff auf die Insel Candia verschlagen, wo in der Nähe des Hafens ein wundertätiges Kruzifix, viel besucht von Andächtigen, stand. Angela kniete flehend vor dasselbe, fand Erhörung und stand mit gesunden Augen auf. Voll des Dankes pilgerte sie nach Rom, um den Jubiläumsablass des Jahres 1525 zu gewinnen; Papst Clemens VII. nahm sie huldvoll auf, prüfte ihre gotterleuchtete Weisheit und spendete ihr den apostolischen Segen zu dem Werk, das die göttliche Vorsehung ihr aufgetragen hat. Sie verweilte einige Zeit noch in Cremona und legte dann in Brescia den Grund zu dem verdienstreichen Orden, der sie als Stifterin verehrt.

 

Am 25. November 1535 kommunizierte Angela in der Sankt-Afra-Kirche zu Brescia mit zwölf gleichgesinnten Jungfrauen zur Besiegelung ihres Schwesternbundes, sich ganz dem Dienst des göttlichen Kinderfreundes zu widmen. Am gleichen Tag gesellten sich noch fünfzehn andere zu ihnen, und diese siebenundzwanzig Schwestern waren das Weizenkorn, aus dem so viele Konvente in den katholischen Ländern aufsprossten. Angela stellte sie unter den Schutz der heiligen Ursula, und nannte sie „Ursulinen“, um ihren Namen desto sicherer zu verbergen. Der Zweck dieses Vereines war, nicht in klösterlicher Stille ein beschauliches Leben zu führen, sondern im Schoß der Familie zu bleiben, die jungen Mädchen in den Häusern in der Religion zu unterweisen, vor Gefahren zu hüten, Armen und Kranken beizustehen, Zucht und Sittlichkeit zu fördern. Sie verfasste eine Regel, welche der Kardinalbischof von Brescia prüfte und – ohne ein Wort zu ändern – als eine göttliche Eingebung genehmigte und die Papst Paul III. bestätigte.

 

Schnell mehrte sich dieser Verein auf sechsundsiebzig Mitglieder und wählte Angela trotz ihres Widerstrebens zur Oberin. Sie leitete ihn drei Jahre lang mit jener Weisheit des Geistes und mit jener Innigkeit der Liebe, welche nur engelreinen Seelen eigen ist: dann gefiel es Gott, die weitere Sorge für diese Genossenschaft selbst zu übernehmen und die treue Dienerin am 27. Januar 1540 in die ewige Ruhe heimzurufen.“

 

Angela wird in Ordenstracht, junge Mädchen unterrichtend, abgebildet. Manche Darstellungen zeigen sie auch mit Kreuz, Rosenkranz und einem offenen Buch.

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Das Leben der heiligen Angela Merici zeigt die wunderbaren Wege der göttlichen Vorsehung, die die Menschen mild und stark zu ihrem Ziel leitet. Gott führte Angela zu einem Beruf, der bis dahin von Frauen noch wenig gepflegt wurde, der ihnen aber einen großartigen Wirkungskreis eröffnete, in dem Tausende von christlichen Frauen unermesslich viel Gutes zum Segen der ganzen Welt gewirkt haben.

 

Unbeschreibliches Elend kam über die Völker Europas durch die Glaubensneuerer des 16. Jahrhunderts. Eine Hauptursache der raschen Ausbreitung der Irrlehren war die religiöse Unwissenheit; diese bestand vielfach nicht bloß in den deutschen Ländern, sondern teilweise auch in den romanischen, in Oberitalien und anderen. In Mailand zum Beispiel kannten viele Leute nicht einmal das Vaterunser und das Ave-Maria, geschweige denn die Zehn Gebote und die Glaubensartikel. Dies trug dazu bei, dass viele Gebildete sich dem Protestantismus zuwandten, der den verwilderten Sitten und Leidenschaften freie Bahn ließ.

 

Diesem Elend konnte nur abgeholfen werden durch gründlichen Unterricht in religiösen Dingen, dazu erweckte Gott neue Orden, wie die Gesellschaft Jesu durch den hl. Ignatius. In demselben Jahr 1535, als Ignatius auf dem Montmartre (Marterberg) zu Paris den ersten Grundstein zu seiner „Compagnia di Jesu“, zur „Gesellschaft Jesu“, legte, gründete in Brescia die hl. Angela die „Compagnia di santa Orsola“, die „Gesellschaft der heiligen Ursula“. Da muss man unwillkürlich an das Wort von Papst Paul III. denken, das bald darauf gesprochen wurde: „Das ist der Finger Gottes.“

 

Angela war damals bereits 61 Jahre alt. Die reichen Erfahrungen eines wechselvollen Lebens kamen ihr und der neuen Gesellschaft sehr zustatten.

 

Angelas Wiege stand am lieblichen Gardasee, wo sie am 21. März 1474 in dem Städtchen Desenzano das Licht der Welt erblickte und fromm erzogen wurde. Mit fünfzehn Jahren verlor sie ihre vortrefflichen Eltern und kam mit ihrer Schwester zu einem Onkel. Begeistert von dem Einsiedlerleben der alten Mönche, begaben sich die beiden Mädchen eines Tages zu einer Felsenhöhle, um dort das Leben der Einsiedler nachzuahmen; dies dauerte einige Zeit, bis sie der besorgte Onkel suchte und fand; er nahm sie in seine Familie zurück und ließ ihnen eine standesgemäße Ausbildung zuteilwerden.

 

Als Angela auch ihre Schwester und den Onkel durch den Tod verlor, kehrte sie nach Desenzano zurück. Um ein Leben der Christusliebe führen zu können, entsagte sie dem väterlichen Erbe und wählte das Kleid und die Regel des Dritten Ordens vom hl. Franziskus. Heftige innere Leiden und Stürme überwand sie mutig und treu durch die Waffe des Gebetes und durch Werke der Buße. Dadurch wurde sie geprüft und geläutert und vorbereitet für Gottes Pläne. Die Welt war für sie überwunden; Christus allein war ihr Trost und ihre Kraft, die Freude und Schönheit ihres Lebens; mit ihm vereinigte sie sich jeden Tag in der heiligen Kommunion.

 

So verlebte sie zwanzig Jahre im Haus ihrer Verwandten, verrichtete fleißig die gewöhnlichen Hausarbeiten und übte zugleich die Werke der Frömmigkeit und der Nächstenliebe. Mit besonderem Eifer widmete sie sich den Kindern. Sie übte mit ihnen die täglichen Gebete und unterrichtete sie in den Glaubenswahrheiten. Ihr Beispiel zog ähnlich gesinnte Frauen an, die sie zu gleichem Tun ermunterte. Viele Leute aus nah und fern kamen, bei ihr Trost und Hilfe zu suchen, darunter auch eine wohltätige Familie aus Brescia. Als diese von einem schweren Unglück, dem Tod ihrer Kinder, betroffen wurde, erlangte sie von den Obern der Tertiaren, dass Angela nach Brescia übersiedelte.

 

Die kleine, arme Zelle, die sich die Dienerin Gottes dort wählte, wurde bald der Mittelpunkt einer religiösen Erneuerung der Stadt. Zahlreiche Frauen aus den ersten Gesellschaftskreisen ließen sich durch ihr Beispiel zu einer eifrigen Nachahmung Christi begeistern und das Volk, hoch erstaunt über den Wandel Angelas, betrachtete sie fast wie einen Engel des Himmels. Fromme Frauen und edelste Männer wählten sie zu ihrer geistlichen Führerin, selbst Theologen und Fürsten, wie der Herzog Franz Sforza, suchten ihren Rat. Im Jahr 1524 machte sie aus Liebe zu Jesus eine Wallfahrt in das Heilige Land, im Jahr darauf nach Rom, um die Gnade des großen Jubiläumsablasses zu gewinnen. Papst Klemens VII. wurde auf Angela aufmerksam und legte ihr den ständigen Aufenthalt in der Ewigen Stadt nahe; doch sie glaubte, nicht darauf eingehen zu sollen; der Heilige Vater war damit einverstanden.

 

Im Jahr 1529 musste sie in den Kriegswirren nach Cremona fliehen. Erschöpft durch Entbehrungen und Bußübungen, wurde sie schwer krank. Die Ärzte hatten bereits jede Hoffnung aufgegeben. Schon wollte man die Sterbegebete beginnen, da richtete sich die Todkranke plötzlich auf, sprach wie verklärt über die Seligkeit der Auserwählten, als habe Gott sie einen Blick in seinen Himmel tun lassen, und war gesund.

 

Angela kehrte nach Brescia zurück. Um der immer weiter sich ausbreitenden Glaubens- und Sittenlosigkeit entgegenzuarbeiten, wählte sie aus ihren Freundinnen zwölf Frauen aus und weihte sich mit ihnen auf dem Monte Varallo dem gekreuzigten Gottessohn (1532); sie suchte dieselben immer mehr mit Liebe zu Jesus und seinem Geist zu durchdringen. Am 25. November 1535 stellte sie ihre Vereinigung unter den Namen und den Schutz der heiligen Ursula.

 

Angela beabsichtigte zunächst nicht, eine klösterliche Gemeinschaft zu gründen; auf Anraten ihres Beichtvaters und anderer erfahrener Männer und Frauen entwarf sie aber doch einen bestimmten Plan, Anweisungen und Regeln für ihre Mitarbeiterinnen und überreichte diese Regeln dem vortrefflichen Bischof von Brescia, Kardinal Franz von Cornaro, der sie am 28. August 1536 genehmigte und damit die neue und neuartige Gründung der Ursulinen sicherstellte.

 

Am 18. März 1537 wurde Angela trotz ihres Alters und ihrer Gegenvorstellungen zur ersten „Mutter“ oder Oberin gewählt. Unter ihrer umsichtigen, liebevollen Leitung vermehrte sich rasch die Mitgliederzahl der Genossenschaft. Die Liebe Gottes und der Eifer für das Wohl der Seelen waren der Beweggrund all ihrer Handlungen. „Eher helfen als befehlen, mehr geliebt als gefürchtet werden“, dieses Wort des hl. Augustin an eine Klosterfrau war der Grundton ihrer Leitung.

 

Auch als Oberin änderte sie nichts an ihren Gewohnheiten. Sie blieb die demütige Magd, die für sich die geringsten Arbeiten aussuchte; sie blieb die strenge Büßerin wie vordem in Fasten und Nachtwachen und Abtötungen jeder Art; sie blieb die innige Beterin. Täglich empfing sie die heilige Kommunion. Der Verkehr mit ihrem Herrn und Schöpfer wurde noch mehr ihre Lebensader, da sie für so viele zu sorgen hatte. Fand die Heilige während des Tages keine Zeit zum Gebet, so waren ihr die stillen Stunden der Nacht gerade recht, sich in Gott zu versenken. So blieb Angela auch die allzeit Freundliche, die für jeden ein Wort der Aufmunterung und des Trostes hatte, für alle Rat und Hilfe suchte. Neben hohen Gästen kamen fast alle Armen zu ihr; und sie, die selbst von Almosen lebte, fand stets noch ein Mittel, anderen zu helfen.

 

Ein heiliger Tod krönte Angelas heiliges Leben. Es war gegen Ende des Jahres 1539, da sie sich wegen eines leichten Fiebers legen musste. Ihre Umgebung, auch der Arzt fand nicht Beunruhigendes; aber die Heilige wusste, dass ihre letzte Stunde nahte. Sie traf alle notwendigen Verordnungen. Am 25. Januar nahm die Schwäche auffallend zu, dass man dem Verlangen der Sterbenden nach der letzten Wegzehrung entsprach. In heiliger Andacht und tiefster Freude sah Angela dem Heiland und Erlöser entgegen, der seit ihrem 18. Lebensjahr fast täglich zu ihr als seiner reinen Braut gekommen war. Als wollte sie ihren Herrn und Gott nicht mehr lassen, kreuzte sie nach Empfang der heiligen Kommunion die Arme über der Brust. Die Welt war ihr versunken.

 

Die Heilige verschied am 27. Januar 1540, im Bußkleid des Dritten Ordens auf einer Strohmatte liegend und mit friedlich heiterer Miene dem sterbenden Christus die Worte nachbetend: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.“

 

Ihr Leichnam blieb durch vierzig Tage unbeerdigt, aber nicht die geringste Spur von Verwesung zeigte sich, vielmehr verbreitete er einen lieblichen Wohlgeruch um sich; er wurde dann in der Kirche von St. Afra in Brescia beigesetzt. Sie wurde 1768 selig- und am 24. Mai 1807 heiliggesprochen. Das Fest wurde auf den 31. Mai festgesetzt.

 

Die Bestätigung ihres Ordens geschah am 9. Juni 1544 durch Papst Paul III., denselben, der am 27. September 1540 die Gesellschaft Jesu bestätigt hatte.

 

Wohl war die Heilige überzeugt, dass Gott ihre Gründung nicht verlassen werde, solange die Welt steht, aber die herrliche Zukunft ihrer Schöpfung, ihr großartiges Wirken in vielen Ländern, ihre gesegneten Erfolge konnte sie nicht ahnen. In ihrem „Testament für die Vorsteherinnen“ und ihre „letzten Ermahnungen an ihre geistlichen Töchter“ hat sie ihnen ein reiches Kapital gediegener Lebensweisheit und christlicher Erziehungskunst hinterlassen. „Jesus Christus sei eure einzige Liebe“, war ihre stete Mahnung, die sie vor allem selbst ihr Leben lang befolgte. Gott hat Angela Merici auserwählt zu seinem Werkzeug, zu einer Führerin ihres Geschlechtes für Mit- und Nachwelt, neben Ignatius von Loyola zu einer wahren Reformatorin des 16. Jahrhunderts, darum wird ihr Name stets mit goldenen Lettern in den Büchern der Kirche stehen.

 

Der heilige Vitalian, Papst und Bekenner von Rom,

+ 27.1.672 – Fest: 27. Januar

 

Nach dem Tod des Papstes Martinus, wurde der heilige Vitalianus am Ende des Monats Juli im Jahr 656 zu dessen Nachfolger erwählt. Er war zu Segin in Italien geboren und hatte sich durch ein heiliges Leben und durch eine tiefe Gelehrsamkeit unter seinen Zeitgenossen ausgezeichnet. Mutig verteidigte er gegen die Feinde der Kirche die Reinheit der christlichen Lehre und hielt auf strenge Ordnung bei seiner Geistlichkeit. Den Bischof von Ravenna, den er fruchtlos zum schuldigen Gehorsam ermahnt hatte, belegte er mit dem Kirchenbann, und Ferrara erhob er zu einem Bischofssitz. Als sich die griechischen Bischöfe gegen ihn empörten und ihn nicht als Oberhaupt der Kirche anerkennen wollten, wendete er sich an den Kaiser, indem er eine verderbliche Trennung befürchtete und durch dessen Verwendung wurde der Friede erhalten. Er war ein wachsamer Kirchenhirt und sorgte vorzüglich für die Verbreitung des Christentums in England, weswegen unter seiner Regierung in Frankreich, Spanien und England viele Kirchenversammlungen gehalten wurden. Durch seine Bemühungen wurde der Kirchengesang verbessert und in Ordnung gebracht und, wie mehrere Schriftsteller behaupten, führte er beim Gottesdienst die Orgeln ein. Vierzehn Jahre und sechs Monate regierte er die Kirche Christi mit ausgezeichnetem Ruhm und stand sowohl beim Kaiser und anderen christlichen Regenten in einem so hohen Ansehen, dass er von ihnen für die Kirche wichtige Begünstigungen und Freiheiten erhielt. Er starb am 27. Januar im Jahr 672.

 

Der heilige Julian, Apostelschüler und Bischof von Le Mans,

+ 1. Jhd. – Fest: 27. Januar

 

Als die Apostel an die von ihnen gestifteten Kirchen heilige Männer sendeten, die die christlichen Gemeinden im Glauben erhalten und stärken mussten, kam Julian auf Befehl des heiligen Petrus nach Mans in Gallien als erster Bischof, von dem einige Kirchengeschichtsschreiber glauben, er sei jener Simon der Aussätzige, dessen im Evangelium Meldung geschieht. Dieser gottbegeisterte Mann und würdige Schüler der Apostel arbeitete rastlos an dem Seelenheil seiner Gemeinde und bekehrte unzählige Heiden durch die Wunder, die er durch die Kraft des Namens Jesus wirkte. Vielen, die von Geburt aus blind waren, gab er das Gesicht, er erweckte drei Tote zum Leben und als bei einer anhaltenden Dürre die Stadt Mangel an Wasser hatte, eröffnete er durch das Kreuzzeichen eine reichliche Brunnenquelle. Durch diese Wunder und noch mehr durch seine sanften und rührenden Ermahnungen fand Julian Eingang beim Fürsten des Landes und brachte es dahin, dass er sich mit seinem ganzen Hof zum Christentum bekehrte und sich taufen ließ. Der fürstliche Palast wurde in eine christliche Kirche verändert und die Reichtümer, die bisher zur Hoffart und zur heidnischen Verschwendung dienten, linderten nun das Elend der Armen. Beinahe alle Einwohner der Stadt waren für die Wahrheit der Lehre Jesu gewonnen, und nur die Götzenpriester allein widerstanden wegen zeitlicher Vorteile dem heiligen Oberhirten und suchten eine Empörung gegen ihn zu erregen. Da versammelte Julian seine Christen im heidnischen Tempel und flehte in Gegenwart der Götzenpriester zu dem wahren Gott um ein Zeichen und nachdem er das heilige Kreuz emporhob, stürzten die Altäre samt den Göttern zu Boden und heulend entflohen ihre Priester.

 

Der heilige Julian wirkte segensvoll bis in sein Greisenalter in seiner heiligen Gemeinde und war besonders ein barmherziger Vater gegenüber den Gefangenen. Am Ende seines tatenreichen Lebens ernannte er den heiligen Turibius zu seinem Nachfolger und starb mit größter Sehnsucht nach dem himmlischen Vaterland.

 

Die heilige Devota von Korsika, Jungfrau und Märtyrin,

+ 27.1.304 – Fest: 27. Januar

 

Die Insel Korsika war das Geburtsland unserer Heiligen. Als unter den Kaisern Diocletian und Maximian der Präfekt Barbarus auf die Insel kommen sollte, flüchtete sich diese Jungfrau, um dem Mordschwert zu entgehen, in das Haus des Senators Eutychius, der über ihre strengen Bußübungen in Staunen gesetzt wurde. Bald darauf kam der Präfekt mit einer Flotte an. Die Vornehmsten des Eilandes versammelten sich und brachten den Göttern Opfer dar. Davon hörte Devota und verurteilte diesen schnöden Gottesdienst ausdrücklich. Als alle bei einem üppigen Essen, bei dem auch Eutychius dabei war, beisammensaßen, kam ein Diener und kündigte an, es befände sich eine Christin im Haus des Senators Eutychius. Daraufhin stellte Barbarus den Senator Eutychius sogleich zur Rede und erhielt zur Antwort: „Das Mädchen, von dem du redest, vermochte ich auf keine Weise dazu bringen, dass sie unseren Göttern opfert oder ihr Haupt vor ihnen beugt.“ Barbarus befahl, dass man ihm die Jungfrau ausliefern sollte. Eutychius aber weigerte sich, dies zu tun, weshalb er heimlich vergiftet wurde, da man ihn, weil er ein Mann von großem Ansehen war, öffentlich hinzurichten sich nicht getraute.

 

Der Präfekt ließ nun die Dienerin Gottes aus dem Haus ihres Gastfreundes holen und wollte sie zum Opfern zwingen. Sie aber verspottete den Götzendienst und wurde dann auf spitzem Gestein umhergeschleift, bis ihr Körper jämmerlich zugerichtet war. Bei diesen Martern rief sie aus: „Allmächtiger Gott, ich danke Dir, dass Du mich würdig hältst, für Deinen Namen die Märtyrerkrone zu erringen . . . Erhöre das Gebet Deiner Magd. Nimm auf Deinen Diener Eutychius in die Zahl Deiner Auserwählten, weil er meinetwegen von dem boshaften Barbarus, der alle Teufel anbetet, gemeuchelt wurde.“

 

Als der Präfekt von all dem, was vorgegangen war, in Kenntnis gesetzt wurde, befahl er, die Jungfrau ohne Verzug zu foltern. Als man diese Peinigung begann, gab Devota ihren Geist auf. (So die Akten der Heiligen, die Vincentius Barralis aus einer alten Handschrift des Klosters von St. Pontius zu Nice, in seine „Chronologia Lerinensis“ abdrucken ließ.)

 

Der Name der heiligen Devota wird besonders in Monaco hoch gefeiert. Ihr Fest wird dort am 27. Januar begangen.

 

Der heilige Marius von Sisteron, Abt von La-Val-Benois,

+ 555 – Fest: 27. Januar

 

Dieser Heilige, der in Orleans geboren wurde, verließ die Welt, um sich dem stillen Klosterleben zu widmen. Er wurde zum Abt von La-Val-Benois, in der Diözese Sisteron, erwählt. Dies geschah unter der Regierung Gondebalds, des Königs von Burgund, der im Jahr 509 starb. Seine Andacht zum heiligen Dionysius von Paris und zum heiligen Martin von Tours bewog ihn, eine Wallfahrt zu ihren Gräbern zu unternehmen. In der Fastenzeit bestrebte er sich in jedem Jahr dem Beispiel des Erlösers zu folgen, indem er diese 40 Tage der Buße in einem Wald verlebte. Er starb im Jahr 555, nachdem er die Verheerung Italiens durch die fremden Völkerhorden und die Zerstörung seines Klosters vorhergesagt hatte. Da die Abtei von La-Val-Benois (Man sieht noch die Trümmer der Abtei in dem Dorf St. May, wie der Heilige auch genannt wird.) verwüstet war, brachte man seinen Leib nach Forcalquier, wo man eine Kirche unter seinem Namen erbaute. Diese Übertragung wird dort jetzt noch gefeiert. Die Kirche von St. Marius zu Forcalquier, wo sich ein Stift befand, führte den Namen Mitkathedrale von Sisteron.

 

Der heilige Theodorich von Orleans, Bischof und Bekenner, OSB,

+ 27.1.1022 - Fest: 27. Januar

 

Dieser Heilige wurde zu Chateau-Thierri aus einer vornehmen Familie geboren und zu Sens in dem Kloster von St. Pierre-le-Vif erzogen, dessen Abt Reinhard sein Vetter war. König Robert, der seine Verdienste und Tugenden kannte, berief ihn an seinen Hof und schenkte ihm großes Vertrauen. Als der bischöfliche Stuhl von Orleans unbesetzt war, ernannte er ihn zum Hirten dieser Kirche. Mehrere Personen, an deren Spitze Odalrich stand, missbilligten diese Wahl und griffen, um sie zu verhindern, sogar zum Mittel der Verleugnung. Allein der Heilige bewies mit leichter Mühe seine Unschuld, und seine Verteidigung befriedigte selbst Fulbert von Chartres, der sich sehr gegen ihn hatte einnehmen lassen. Theodorich wurde demnach zum Bischof von Orleans geweiht. Seine Feinde widersetzten sich sogar noch, als diese heilige Handlung vorgenommen werden sollte, aber vergebens. Seine Güte entwaffnete sie schließlich, und Odalrich, der Haupturheber dieser Irrungen, warf sich ihm zu Füßen und bat um Verzeihung. Der neue Bischof, der ihm nun beweisen wollte, dass er vollkommen mit ihm ausgesöhnt ist und das Vergangene vergessen hat, gab ihm die erste Stelle nach sich in seiner Kirche. Sollte sich übrigens Theodorich einiger Fehler schuldig gemacht haben, so büßte er sie durch die Krankheiten ab, die ihn während seiner übrigen Lebenszeit nicht verließen. So groß aber auch seine Leiden waren, unterließ er doch nie, mit der größten Genauigkeit alle Pflichten eines guten Hirten zu erfüllen. Oft besuchte er das Kloster von St. Pierre-le-Vif, um sich im Geist heiliger Andacht und innerer Sammlung zu erhalten. Da ihm Gott schließlich sein nahes Ende zu erkennen gab, wollte er noch eine Wallfahrt nach Rom verrichten, um sich auf den Tod vorzubereiten. Allein bei seiner Ankunft zu Tonnerre befiel ihn eine Krankheit, an der er am 27. Januar 1022 starb. Man beerdigte ihn in dieser Stadt. Seine Ruhestätte in der St. Michaelskirche wurde durch die Wunder verherrlicht, die der Himmel auf seine Fürbitte wirkte.

 

Pater Hieronymus vom heiligen Hyacinth

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Hieronymus vom heiligen Hyacinth. Pater Hieronymus, mit seinem weltlichen Namen Andreas Cyrus, wurde im Jahr 1603 zu Krakau geboren. Zur Zeit seiner Geburt ließ sich gerade ein Schwarm Bienen auf sein elterliches Haus nieder. War es, um seine spätere hohe Beredsamkeit anzukündigen? Hieronymus übte sich im Vortragen von Predigten von früher Jugend an. Es war erbauend zu sehen, wie er schon als Kind, da er noch kaum zu sprechen vermochte, mit männlichem Ernst und mit der Miene eines Heiligen seinen Spielgenossen Predigten hielt. Unwillkürlich musste man dabei denken: Aus diesem Knaben wird einmal etwas Besonderes werden. Hieronymus widmete sich den Studien an der Akademie zu Krakau und übte sich auch in der deutschen Sprache mit Erfolg. Nachdem er zu Breslau den philosophischen Kurs vollendet hatte, trat er in das Noviziat seiner Vaterstadt, das er am 1. Dezember 1619 mit der heiligen Profess abschloss. Obwohl ihm bewusst war, wieviel ein gewandter Prediger durch seine Beredsamkeit zu nützen vermag, hegte er doch die feste Überzeugung, dass "ein Ordensmann, der seine Vorschriften getreulich beobachtet, dem Orden mehr nützt als eine Anzahl von Predigern und Verfassern guter Bücher; diese sprechen oder schreiben ja schöne Worte, aber jener wirkt Großes, das mit Wort und Schrift gepriesen werden kann". Dass er bei solcher Gesinnung und bei seinen sonstigen Eigenschaften der rechte Mann war, wiederholt als Prior zu Krakau und Warschau und als Provinzial auf den Leuchter gestellt zu werden, liegt auf der Hand. Pater Hieronymus bereitete sich auf seine Predigten immer sorgfältig vor, riss dann aber seine Zuhörer, darunter die hohen Würdenträger des Hofes und den König und die Königin selbst, zur höchsten Begeisterung hin. Im Jahr 1646 wurde Pater Hieronymus zu den Religionsgesprächen berufen, die der Bischof von Gnesen auf Wunsch des Königs veranstaltete. Da widerlegte er am 3. Oktober den Wittenberger Prediger Hulsaman so gründlich, dass dieser ganz verwirrt erklärte: "Lieber möchte ich mit dem Teufel zu tun haben als mit diesem Mönch." Eben hatte Pater Hieronymus im Jahr 1646 seine Exerzitien begonnen, als er von einem heftigen Fieber befallen wurde. Gemahnt, sich in den Willen Gottes zu ergeben, antwortete er: "Ich bin bereit, bin keineswegs bestürzt. Ich freue mich, dass ich im heiligen Orden sterben darf und sage Gott unendlich Dank, dass er mich in dem Orden der seligsten Jungfrau vom Berge Karmel hat leben und sterben lassen." Weil er wahrnahm, dass die Mitbrüder wegen seines bevorstehenden Todes trauerten, forderte er sie auf, doch nicht so ungestüm um seine Genesung zu beten, und fügte hinzu: "Was bin ich denn anders als ein toter Hund? Werft ihn hinaus auf die Straße!" Auf die Bitte, er möge ihnen einen Leitsatz zum Streben nach Vollkommenheit angeben, wies er sie auf das 28. Kapitel der Klosterstiftungen unserer heiligen Mutter hin, wo es heißt, "die unbeschuhten Karmeliten sollten auch die kleinsten Punkte der klösterlichen Zucht nicht geringachten und nie sagen: Das ist eine Kleinigkeit, das bedeutet nichts". Einem Pater, der ihn daran erinnerte, dass die heilige Mutter versprochen habe, sie werde mit Maria und dem heiligen Joseph den Mitgliedern der Reform im Tod beistehen, antwortete Pater Hieronymus: "Das ist nur für die Braven und Vollkommenen gewährt, aber nicht für mich unwürdigen Sünder." Am 26. Januar 1647 nach Mitternacht gab er das Zeichen, die Mitbrüder zu rufen; gottergeben starb er bald darauf in ihrer Mitte. Pater Hieronymus wurde nicht bloß von seinen Mitbrüdern für heilig gehalten, auch die höchsten Würdenträger der Kirche schätzten ihn; selbst ein Protestant von Danzig nannte ihn "das Licht Polens" und ehrte ihn dadurch, dass er das nötige Geld gab, das zum Druck der Werke des Pater Hieronymus erforderlich war. 

 

Gebet am 27. Januar

 

Demütigste Jungfrau Maria, durch deine Demut hast du deinem Gott so große Liebe zu dir gegeben, dass du ihn sogar dadurch bewogen hast, dein Sohn und unser Heiland zu werden. Ich weiß es, dass dein Sohn dir nichts abschlägt, um was du ihn bittest. Sage ihm also, dass ich ihn allein lieben will. Bitte ihn, er möge mir alle Beleidigungen, die ich ihm zugefügt habe, vergeben, bitte ihn, er möge mir die Gnade der Beharrlichkeit im Guten verleihen. Mit einem Wort, empfiehl ihm meine Seele, denn ein Sohn, der dich so innig liebt, kann dir nichts abschlagen. O Maria, du musst machen, dass ich selig werde, du bist meine Hoffnung. Amen. 

 

Zu Gott auf Fürbitte der heiligen Angela

 

O Gott, der Du die heilige Angela zum Unterricht der Jugend ihres Geschlechtes berufen hast, gib uns durch ihre Verdienste und Fürbitte die Gnade, Dich über alles, und den Nächsten deinetwegen zu lieben, und ihn zu allem Guten anzuweisen, damit wir einst von Dir in den Himmel aufgenommen werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag im Jahr 1611 wurde das berühmte Bildnis der seligsten Jungfrau, das der heilige Lukas gemalt hat, aus der Kirche Maria Major zu Rom in die Kirche auf dem Berg Esquilinus mit großer Pracht unter Papst Paul V. übertragen. 

 

Andacht am 27. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Ein sehr großes Verbrechen bei den Christen, ein Verbrechen, das furchtbare Strafen auf sie herabzieht, ist der unwürdige Empfang Jesu Christi, des Sohnes Gottes, im Sakrament seiner Liebe. Die Entheiliger dieses anbetungswürdigsten Sakramentes werden die ganze Ewigkeit hindurch den Kelch der göttlichen Rache trinken." (Der heilige Johannes von Damaskus)

Ein Sterbender, der dies göttliche Sakrament oftmals durch gotteslästerliche Kommunionen entheiligt hatte, glaubte in seinen letzten Augenblicken den bösen Geist zu sehen, der zu ihm sprach: "Da du gotteslästerlich kommuniziert hast, wirst du heute die Kommunion aus meiner Hand empfangen!" So rief dieser Unglückselige in Verzweiflung aus: "Die Rache Gottes ist über mir; die Rache Gottes ist über mir!" und hauchte mit dem letzten dieser Worte seinen Geist aus. Vergessen wir jener Worte nicht, die einst der Diakon sprach, bevor er die heilige Kommunion erteilte: "Sancta sanctis. Nur den Heiligen gebühren die heiligen Geheimnisse!" Wer also nicht heilig, nämlich nicht rein von Sünden und nicht gehörig vorbereitet ist, der trete ja nicht zu dem heiligen Tisch, den Heiligen der Heiligen zu empfangen.

 

Herr, wie sehr muss ich fürchten, dass unwürdige Kommunionen auf mir lasten, da ich so oft nach dem Empfang Deines göttlichen Sakramentes in meine alten Sünden zurückfalle! O wäre es mir gegeben, meine und meiner Brüder und Schwestern Sünden sündhafte Kommunionen durch blutige Tränen zu tilgen! Erbarme dich unser, Herr, nach Deiner großen Barmherzigkeit! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 27. Januar

 

"Ein beunruhigtes und mühsames Gebet ist Gott angenehmer,

als ein Gebet voll Süßigkeit und Ruhe."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 27. Januar - Vom Leben im Glauben

 

Wie selig ist das Herz, das, Herr, dich kennt

Und durch den Glauben sich mit dir vereint.

Es lebt in Wonnen, die kein Name nennt,

Bis einst die Zeit der Glorie erscheint.

 

1. Das Leben im Glauben erhebt das Herz über alle wandelbaren Dinge dieser Welt, um es mit Jesus, dem Urheber und Vollender unseres Glaubens, vollkommen zu vereinigen. Sehr liebevoll spricht der Apostel hierüber: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat." (Galater 2,20) Wer in diesem Glauben, in dieser innigen Vereinigung lebt, und der Liebe Jesu sich vollkommen zum Opfer gebracht hat, der lebt im Glauben des Sohnes Gottes wie ein Kind im Schoß der liebenden und geliebten Mutter, in großer Ruhe und in einem seligen Frieden, den nichts auf dieser Welt zu erschüttern vermag.

 

2. Belebe deinen Glauben durch lebendige Liebe. Denn wie dieser liebeflammende Apostel, also kannst auch du in voller Wahrheit sagen: "Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben." Nicht einen Engel, nicht einen Cherub, sich selbst hat er zum Opfer für dich hingegeben. Denn nur in so fern konnte Judas ihn verraten, als er selbst sich wollte verraten lassen. Nichts auch konnte die gottesmörderische Synagoge ihm antun, außer was er ihr erlaubte. Denn "er wurde geopfert, weil er selbst es wollte". (Jesaja 53) Freiwillig gab er, der gute Hirt, sein Leben für seine Schafe.

 

3. Unermesslich war das Leiden Jesu, aber noch unermesslicher seine Liebe. Er starb für alle, und starb für dich insbesondere. Denn so lebendig war sein Verlangen, jede einzelne Seele von der ewigen Verdammnis zu erretten, dass er mit Freuden für jede einzelne den Tod erlitten hätte, wenn nicht die Hochverdienste seines einen göttlichen Opfertodes unendlich und überreichlich gewesen wären, alle Sünder zu erlösen. Diese Betrachtung durchdrang alle heiligen Seelen so tief, dass ihr Herz in unsagbarer Liebe sich auflöste. Und erwägst du diese ergreifende Wahrheit, dann wirst auch du mit dem nämlichen Apostel ausrufen: "Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Römer 8,35.38+39)

 

28. Januar

 

Der heilige Irmund, Viehhirt und Bekenner bei Jülich, Rheinland,

+ 28.1.450 ? - Fest: 28. Januar

 

Zur Zeit, als der heilige Severin den bischöflichen Stuhl zu Köln inne hatte, lebte zu Mund im Jülicher Land ein frommer Hirt, der auf den fruchtreichen Triften zwischen den Flüssen Roer und Erft seine Herde weidete. Über das Leben und Wirken des heiligen Irmund sind uns wenige Tatsachen überliefert, weil die vom katholischen Glauben abgefallenen Holländer bei ihrem räuberischen Einfall in die Rheinlande im Jahr 1602 allen Schmuck der Kirche zu Mund raubten, die Schriften und Denkmale, selbst die Standbilder der Heiligen den Flammen übergaben. Nach der Verwüstung des Heiligtums wurde folgendes von der Geistlichkeit und dem Magistrat zu Mund aufgezeichnet und eidlich erklärt:

 

Nach der uralten Überlieferung weidete der heilige Irmund seine Herde auf der Flur und im Gehölz zwischen Mund, Beckerath, Keskorb und Kirchberde und führte, abgeschieden von dem Geräusch der Welt, ein unschuldiges Leben. Als in einem äußerst trockenen Sommer Mensch und Vieh in Gefahr gerieten zu Grunde zu gehen und den heftigsten Durst ausstanden, stieß der heilige Irmund mit seinem Hirtenstab in die Erde, und sogleich sprang eine sehr reiche Quelle hervor, die man heute noch den Sankt Irmundsbrunnen nennt.

 

Nicht weit von diesem Born sieht man die Spuren des alten Tempels und Kirchhofes zu Mund. Von dort wurden die Reliquien des heiligen Hirten mit großer Verehrung zur neuen Kirche in dem Städtchen übertragen.

 

Durch die Gnade Gottes erweist jene St. Irmundsquelle noch heute ihre Wunderkraft, indem nach würdiger Verehrung und Anrufung des Heiligen das aus jenem Brunnen geschöpfte Wasser oftmals den kranken Menschen und Tieren die Gesundheit zurückgibt. Wegen der vielen Wunder, die dort geschahen, wird alljährlich das Bildnis des Heiligen in feierlicher Prozession unter großem Zulauf des Volkes mit heiligem Gepränge durch die Gemeinde getragen.

 

Als die Holländer im Jahr 1602 das Herzogtum Luxemburg verwüsteten und sengend und raubend das Jülicher Land durchzogen, verübten sie unter anderem sakrilegischen Gräueln auch in der Kirche zu Mund die empörendsten Schandtaten. Die ketzerischen Soldaten hüllten sich in priesterliche Gewänder, rissen die Heiligenbilder vom Altar, läuteten die Totenglocke, zündeten mitten in der Kirche ein großes Feuer an und warfen unter spöttischen Zeremonien die Bilder und heiligen Gewänder ins Feuer. Die Statue und der Sarg des heiligen Irmund wurden von den Flammen verzehrt, aber durch Gottes Kraft blieben alle Gebeine, sogar die feine Leinwand, mit denen sie umhüllt waren, mitten in den Flammen unverletzt und unberührt. Voll Staunen sahen viele Bürger dieses auffällige Wunder und erhoben Gott preisend die unversehrten heiligen Reliquien aus der verglühenden Asche.

 

Ein Mädchen hatte unbefugt eine Partikel von den Reliquien heimlich weggenommen und ihrem Halsschmuck eingefügt, aber bei Tag und Nacht fand es keine Ruhe, bis es die gestohlene Reliquie zu den übrigen in die Kirche zurückgebracht hatte.

 

Ein Bild des heiligen Irmund zeigen noch die sehr alten Glasfenster der Pfarrkirche: das Haupt umstrahlt der Glorienschein, die Hand hält den Hirtenstab, am Eremitengewand glänzt ein großer Rosenkranz, an der Leine hält er einen Hund, viele Füllen, Kühe, Ferkeln und Esel umstehen ihn.

 

Noch in unseren Tagen gehen die frommen Landleute und Hirten gern zu dem St. Irmundsbrunnen und schöpfen des klare Wasser, das sich jahrelang ungetrübt erhält, in Gefäße, um es in gesunden und kranken Tagen für Menschen und Vieh verwenden.

 

Der heilige Josef Freinademetz, Chinamissionar,

+ 28.1.1908 – Gedenktag in Bozen/Brixen, Innsbruck und Wien, und bei den Steyler Missionaren am 29. Januar - Fest: 28. Januar

 

Am 15. April wurde Josef Freinademetz in Ois/Pedraces als Sohn einfacher Bauersleute aus dem südtiroler Gadertal geboren und in Abtei/Badia, St. Leonhard, getauft. In Abtei besuchte er auch 1858-1862 die Ladinische Volksschule, von 1862-1864 die Deutsche Volksschule in Brixen, wo er im „Cassianeum“ wohnend, sich 1864-1872 auch den Gymnasialstudien im Augustiner-Gymnasium widmete. Während seiner philosophisch-theologischen Studien im Priesterseminar Brixen (1872-1876) empfing Josef Freinademetz am 25. Juli 1875 in der Seminarkirche zum Hl. Kreuz die Priesterweihe. Am 29. September 1876 erfolgte seine Ernennung zum Kooperator für St. Martin in Thurn (Gadertal). Im August 1878 ging Freinademetz nach Steyl/Niederlande und schloss sich der von Arnold Janssen neu gegründeten „Gesellschaft des Wortes Gottes“ (SVD, auch Steyler Mission genannt) an, in deren Auftrag er im März 1879 über seine Heimat Abtei, Rom und Ancona nach China ging, wo er, am 20. April 1879 angekommen, zunächst in Hongkong die Sprache und Kultur Chinas studierte und in der dortigen Mission mithalf.

 

Ab 1882 begründete Freinademetz zusammen mit Johann Baptist Anzer (geb. 1851 in Pleystein, Bistum Regensburg, 1879 China-Missionar, 1885 Titularbischof von Telepte, gest. 24.11.1903 in Rom, bestattet im Campo Santo Teutonico) – sie gelten als die China-Missionare der ersten Stunde – unter größten Schwierigkeiten und persönlichen Entbehrungen die Missionsarbeit in der chinesischen Provinz Süd-Shantung. Er war Wandermissionar, dann Administrator der Mission, schließlich ihr Gesellschaftsoberer. Die Zahl der Christen stieg von 158 (1882) auf rund 46.000 (1908). Freinademetz war bei den Missionaren und Christen sehr geschätzt und stand auch bei den Behörden in hohem Ansehen. Besonders bemüht war er um Heranbildung eines einheimischen Klerus. Als er am 28. Januar 1908 in Taikia bei Jining in Süd-Shantung an Typhus verstarb, bekannte ein chinesischer Katechist: „Es ist, als hätte ich Vater und Mutter zugleich verloren!“ So sehr identifizierte sich Josef Freinademetz mit den Chinesen, dass er sagen konnte: „Ich will auch im Himmel ein Chinese sein.“

 

1951 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Bei der Bestätigung eines Wunders dank der Fürsprache der Dieners Gottes Josef Freinademetz unterstrich das Dekret der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren vom 4.10.1974: „Von apostolischem Missionsgeist geleitet und bewegt von der Liebe zu Christus richtete der Diener Gottes Joseph Freinademetz sein ganzes missionarisches Leben unter den Chinesen darauf aus, dass er in Kleidung, Lebensweise und Denkhaltung ein Chinese unter Chinesen wurde. In dieser Weise durch das Beispiel christlichen Lebens und das Zeugnis des Wortes in der Kraft des Heiligen Geistes im chinesischen Volk gegenwärtig, wurde er Christen wie Heiden zu Christi Wohlgeruch (vgl. 2. Korinther 2,14).“ Bei seiner Seligsprechung dann, die am Weltmissionssonntag, dem 19. Oktober 1975, zusammen mit dem Ordensgründer Arnold Janssen zu St. Peter in Rom erfolgte, wandte sich Papst Paul VI. (1963-1978) besonders an die Pilger aus der Heimat-Diözese Josef Freinademetz, Bozen-Brixen, und nannte ihn, „den Steyler Glaubenspionier aus Süd-Tirol, dem Gebiet der ladinischen Sprache südlich der Dolomiten“, den „ersten Missionar seiner Ordensgemeinschaft im großen chinesischen Volk, dem unsere besondere Liebe und Sorge gilt.“ Freinademetz „ist den Chinesen ein Chinese geworden, um sie für Christus zu gewinnen“ (vgl. 1. Korinther 9,22, wo der Apostel Paulus von sich sagt: „Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten“). „Er ist ein Vorbild und Fürsprecher aller jener, die in fernen Ländern unter vielerlei Gefahren, von denen der heilige Paulus im zweiten Korintherbrief spricht (2. Korinther 11,23ff), den Glauben verkünden.“ Der selige Josef Freinademetz ist „das heroische Beispiel einer absoluten Großherzigkeit gegenüber Gott, der beruft“ (vgl. Acte Apostolicae Sedis 1975,593-594).

 

Josef Freinademetz wurde am 19. Oktober 1975 zusammen mit von Arnold Janssen durch Papst Paul VI. seliggesprochen, die Heiligsprechung erfolgte am 5. Oktober 2003 durch Papst Johannes Paul II. wiederum zusammen mit der von Arnold Janssen.

 

Der selige Karl der Große, Deutscher Kaiser,

+ 28.1.814 - Fest: 28. Januar

 

In der langen Reihe deutscher Herrscher hat keiner den Kaiserthron so sehr geziert und der vollen Blüte des Christentums so eifrig gedient, als der erste deutsche Kaiser, Karl, mit vollem Recht „der Große“ genannt. So eifrig sich die Feinde des Christentums auch bemüht haben, die Verdienste Karls zu schmälern, seinen Lebenswandel zu verdächtigen und seine Taten herabzuwürdigen, so werden sie ihm doch kaum ein zweites Muster eines christlichen Regenten an die Seite stellen können. Hier soll nicht die Rede sein von seiner Weisheit und Festigkeit in seiner Regierung, nicht von seinen Großtaten in Kriegen und Schlachten, nicht von Deutschlands Größe und Machtstellung in der christlichen Welt, deren Gründer er war, vielmehr soll nur das berührt werden, was ihn groß und herrlich gemacht hat in den Augen Gottes.

 

Karl, 742 geboren, war ein Sohn des Frankenkönigs Pipin und der griechischen Prinzessin Bertha. Von seinen Eltern erhielt der reichbegabte Sohn eine sorgfältige Erziehung. Nach dem Tod seines mächtigen Vaters wurde er zum König gekrönt (768). Karls höchstes Ziel war das Glück seines Volkes, und da er erkannte, dass nur im Christentum das wahre Glück der Seelen, Bildung, Kunst und Wissenschaft gedeihen, so strebte er mit allem Eifer nach Ausbreitung der katholischen Kirche, die er wie seine eigene Mutter verehrte.

 

Da die Sarazenen in Spanien die Christen hart bedrängten, unternahm er gegen sie einen Feldzug. Dann wandte er sich gegen die kriegerischen Sachsen, die öfters verwüstend in sein Reich einfielen und die Glaubensboten ermordeten. Der Sachsenkrieg dauerte 32 Jahre und wurde seitens der heidnischen Sachsen mit großer Erbitterung geführt. Nachdem ihr Nationalheiligtum, die Irminsäule, zerstört war und ihr Herzog das Christentum angenommen hatte, pflanzte Karl überall das Kreuz auf und ließ Priester zurück, um das Volk zu unterrichten und mit den Segnungen des Christentums zu beglücken. Zweimal zog Karl mit seiner Heeresmacht über die Alpen, um die Päpste Hadrian I. und Leo III. vor den Bedrängungen der Langobarden zu schützen.

 

Im Jahr 800 feierte Karl das Weihnachtsfest in Rom. Während er, ganz in Andacht vertieft, im Hochamt demütig auf den Knien lag, trat Papst Leo III. vor ihn hin und setzte ihm feierlich die Kaiserkrone aufs Haupt. Der Petersdom widerhallte von dem begeisterten, tausendstimmigen Jubelruf des Volkes: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten Kaiser der Römer!“ War die Kaiserkrone durch die ohnmächtigen und selbstsüchtigen Cäsaren des Morgenlandes entweiht, so sollte sie auf dem Haupt des ersten abendländischen, römisch-katholischen Kaisers neuen Glanz entfalten. Um seinen Untertanen die Segnungen des christlichen Glaubens, der Bildung des Geistes und Herzens zuwenden, und selbst in den sittlichen und bürgerlichen Tugenden befestigt zu werden, berief er fromme und gelehrte Männer aus Italien und England an seinen Hof, errichtete 24 Klöster und stattete sie mit reichlichen Einkünften aus, stiftete zwei Erzbistümer und neun Bistümer, baute 27 neue Kirchen, versah sie mit reichem Schmuck und kostbaren Gefäßen, sorgte für die Würde und den Glanz des Gottesdienstes, führte einen erbaulichen Kirchengesang ein, errichtete zahlreiche Volksschulen, zwei Hochschulen zu Paris und Pavia, ließ viele Bücher abschreiben und errichtete Bibliotheken, wodurch kostbare Schätze der Wissenschaft der Nachwelt erhalten wurden.

 

Mit dem größten Eifer förderte Karl die christliche Lehre und Zucht. Die Bischofswahl legte er in die Hände der Geistlichkeit und des Volkes, die Verordnungen Roms waren für sein ganzes Reich maßgebend, den gregorianischen Kirchengesang verpflanzte er nach Frankreich und Deutschland, die Bischöfe und Äbte hatten Sitz und Stimme in den Reichsversammlungen, die Kirchengüter schützte er als Opfer der Gläubigen und Erbteil der Armen. Sobald sich Irrtümer zu verbreiten drohten, versammelte er die Bischöfe zum Konzil, um die rechte Lehre gegen Ketzerei zu schützen. Auf Zucht und fromme Sitte hielt er mit allem Eifer. Oft besuchte er die Schulen, belobigte die Fleißigen und tadelte die Trägen. Er wollte sein Volk nicht nur zeitlich, sondern auf ewig glücklich machen.

 

Zeigte sich Kaiser Karl als unbesiegbaren Kriegshelden, als weisen und tatkräftigen Herrscher, so glänzte er nicht minder durch seine Tugenden im Privatleben. Er beobachtete in Speise und Trank strenge Mäßigkeit, hielt die Fasten genau wie ein Mönch, trug, außer bei feierlichen Gelegenheiten, ein einfaches Kleid, das ihm seine Gattin Hermengarde gesponnen und gewebt hatte, und unter dem ein härenes Bußhemd. Täglich wohnte er dem Gottesdienst und in der Nacht dem Chorgesang bei, selbst auf seinen Feldzügen mussten ihn immer Geistliche begleiten und das heilige Messopfer im Feldlager halten. Mochte er noch so sehr beschäftigt sein in Staatsdiensten, niemals versäumte er seine religiösen Pflichten. Sehr gern beschäftigte er sich mit dem Lesen geistlicher Bücher, selbst während der Mahlzeit ließ er sich aus dem Werk des heiligen Augustinus, „die Stadt Gottes“, abschnitte vorlesen. Oft saß er zu den Füßen seines Lehrers Alkuin, um von ihm zu lernen. Allen Armen und Hilfsbedürftigen nicht nur in seinem weiten Reich, sondern auch in den fernsten Ländern, teilte er so reiche Almosen aus, dass sein Schatz oft erschöpft war.

 

Die letzten Lebenstage Karls des Großen wurden durch den schmerzlichen Verlust seiner beiden hoffnungsvollsten Söhne, Pipin und Karl, getrübt. Als er seinen baldigen Tod verspürte, ließ er seinen Sohn Ludwig nach Aachen kommen, versammelte die Bischöfe und Großen des Reiches in der prachtvollen, von ihm erbauten Marienkirche, legte seine Kaiserkrone auf den Altar, bestimmte Ludwig zu seinem Nachfolger und legte ihm feierlich seine Regentenpflichten ans Herz mit den Worten: „Liebe Gott und halte heilig seine Gebote! Trage Sorge für die Kirche Jesu Christi und schütze sie alle Zeit gegen Boshafte! Ehre die Priester als deine Väter und liebe die Untertanen wie deine Kinder! Den Klöstern und Armen sei ein Tröster, wähle nur gerechte und gottesfürchtige Richter und betrage dich selbst vor Gott und den Menschen unsträflich!“ Nachdem Ludwig dies zu befolgen mit lauter Stimme versprochen hatte, fuhr er fort: „Nimm nun die Krone vom Altar als aus der Hand Gottes, setze sie dir selbst auf zum beständigen Andenken an dein Gelöbnis!“

 

Nur wenige Monate nach der Krönung Ludwigs ergriff Karl ein heftiges Fieber. Da ließ er den Bischof Hildbold, seinen Vertrauten, rufen und empfing aus seiner Hand die letzte Wegzehrung. Am folgenden Morgen, den 28. Januar 814, fühlte er die Annäherung des Todes. Mit letzter Kraftanstrengung drückte er das Zeichen des heiligen Kreuzes auf Stirn und Brust, legte dann die Hände gefaltet auf der Brust zusammen und sang mit geschlossenen Augen und leiser Stimme: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“

 

So entschlief der große Mann im zweiundsiebzigsten Lebensjahr, nach einer sechsundvierzigjährigen glorreichen Regierung. In vollem Kaiserschmuck, mit Krone und Zepter, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knien, ein Stück des heiligen Kreuzes auf dem Haupt, die goldene Pilgertasche um die Hüfte, auf einem goldenen Stuhl sitzend, wurde er in der Gruft der Münsterkirche zu Aachen feierlich beigesetzt. Noch lange lebte der Name des großen Karl in den Sagen und Liedern des Volkes fort und viele Jahrhunderte hindurch knüpfte man alles Große und Schöne an den Namen Karls des Großen.

 

* * *

 

Aus dem Marianischen Festkalender, Regensburg 1866:

 

Karl war der Sohn des Frankenkönigs Pipin des Kleinen und dessen Gemahlin Berta, einer griechischen Prinzessin. Er wurde am 2. April 742 geboren. Von seiner Mutter lernte er die griechische Sprache, von seinen Lehrern die lateinische, in der er perfekt sprechen konnte. Ebenso perfekt sprach er die deutsche und fränkische Sprache. Sein Lehrer war der berühmte Alkuin. Von ihm lernte er auch die Sternkunde. Vor allem aber wurde er in der Lehre des Heils gründlich unterrichtet. Die Heilige Schrift des Neuen Testamentes konnte er größtenteils auswendig. Er dichtete mehrere Gesänge und wurde ein trefflicher Redner. Zugleich verlegte er sich auf die Kriegswissenschaft und trat mit fünfzehn Jahren den Kriegsdienst an.

 

Nach dem Tod seines Vaters 768 wurde er zum König gekrönt. Anfangs regierte er mit seinem Bruder Karlmann dem Jüngeren das Frankenreich. Nach Karlmanns Tod wurde er 771 Alleinherrscher. Er hatte sich ungeachtet der Abmahnung des Papstes Stephanus mit der Tochter des Langobardenkönigs Desiderius vermählt. Diese Ehe wurde als ungültig erklärt, und die Tochter ihrem Vater zurückgesendet. Darauf verehelichte sich Karl mit Hildegardis, der Tochter eines Großen im Schwabenland. Diese gebar ihm drei Söhne und drei Töchter.

 

Im Jahr 799 hatte Papst Leo III. in seinen Bedrängnissen zum Frankenkönig Karl seine Zuflucht genommen und war nach Paderborn gekommen. Im darauffolgenden Jahr unternahm Karl den großen Römerzug zum Schutz des Papstes. Hier wurde er am Weihnachtsfest, als er eben dem Gottesdienst beiwohnte, vom Papst als Kaiser des Abendlandes gekrönt und als Schirmvogt der Kirche erklärt. Das ganze Volk jubelte und rief ihm zu: "Dem von Gott gekrönten Carolus Augustus, dem großen und friedfertigen Kaiser der Römer Leben und Sieg!"

 

Merkwürdig ist die Bekehrung des Sachsenherzogs Wittekind. Er hatte sich lange gegen die Annahme des Christentums gesträubt. Da kam er einst am heiligen Osterfest als Bettler verkleidet in das Lager der Franken, um darin auszuspähen. Eben wurde Gottesdienst gefeiert und die heilige Kommunion ausgeteilt. Der mächtige Kaiser Karl lag auf seinen Knien vor dem Altar, durch Demut und Andacht ausgezeichnet vor allen. Dies machte einen solchen Eindruck auf den Herzog, dass er sogleich Belehrung über das erhabenste Geheimnis des Christentums verlangte und aus freier Überzeugung den Glauben annahm. Von nun an war er ein treuer Vasall des Kaisers.

 

Als Schützer der Kirche nahm der Kaiser sich nicht bloß des Papstes in seiner Bedrängnis an, sondern er errichtete neun neue Bistümer und sorgte dafür, dass die Neubekehrten tüchtige Bischöfe und Seelsorger erhielten.

 

In Übereinstimmung mit dem Oberhaupt der Kirche gab der große Kaiser Gesetze zur Ordnung der kirchlichen Zucht und der christlichen Sitte. Er ordnete die Sammlung der Episteln und Evangelien an, die an den Sonn- und Festtagen des Jahres den Gläubigen vorgelesen und erklärt werden sollen. Diese Anordnung besteht noch bis auf den heutigen Tag und ist so ausgezeichnet, dass sie selbst ein protestantischer Theologe des 18. Jahrhunderts ein Werk göttlicher Eingebung nennt. Durch einen gewissen Diakon Paulus ließ er die Lebensgeschichten der Heiligen zusammenschreiben, damit man sie an den treffenden Tagen den Gläubigen vorlesen konnte. Ebenso veranstaltete er eine Sammlung der Konzilsbeschlüsse, woraus die Geistlichen die Gesetze und Anordnungen der Kirche lernen konnten.

 

Die Verherrlichung des Gottesdienstes lag ihm ganz besonders am Herzen. Er erbaute Kirchen und versah sie mit notwendigem Schmuck. Von den Geistlichen verlangte er, dass sie über die Reinlichkeit aller Kirchengeräte wachen und die Zierde des Hauses Gottes lieben sollten. Er beförderte mit allem Eifer den Chor- und Psalmengesang. Immer sang er selber mit, wenn er dem Chor beiwohnte, was in den letzteren Jahren seines Lebens fast alle Tage geschah. Hörte er einen falsch singen, so wies er ihn zurecht.

 

Die von diesem großen Fürsten erbaute Kirche ist heute noch das Ziel häufiger Wallfahrten. Von allen Seiten ziehen die Gläubigen in Menge dahin, um dort die Barmherzigkeit und Macht Mariä anzurufen.

 

Die letzteren Jahre seines Lebens widmete der mächtige Kaiser, wie schon erwähnt, ganz vorzüglich den Werken der Buße und der Andacht. In seinem eigenen Haus wurden ihm, wie einst dem König David, viele Leiden bereitet, die er mit bewunderungswürdiger Geduld ertrug. Sein ruhmvolles Leben beschloss der große Kaiser den 28. Januar 814 in einem Alter von zweiundsiebzig Jahren, nachdem er siebenundvierzig Jahre das Reich der Franken regiert und vierzehn Jahre die römische Kaiserkrone getragen hatte. Er starb zu Aachen. Seine Leiche wurde in dem von ihm daselbst erbauten Dom beigesetzt. 

 

Der heilige Thomas von Aquin, Italien,

Priester, Bekenner und Kirchenlehrer,

+ 7.3.1274 – Fest: 28. Januar

 

Der berühmteste Gelehrte und Kirchenlehrer stammte aus dem lombardischen Adelsgeschlecht der Grafen von Aquino. Er wurde 1225 in Roccasecca geboren und schon mit fünf Jahren zur Erziehung in das Benediktinerkloster Montecassino gebracht. 1236 setzte er an der Universität in Neapel seine Studien fort und entschloss sich 1243, in den Dominikanerorden einzutreten.

 

Seine Brüder, die seinen Entschluss, Mönch zu werden, nicht billigten, entführten ihn und hielten ihn auf der väterlichen Burg gefangen. Durch List und mit Hilfe einiger Dominikaner konnte Thomas aus dieser Haft entkommen. Im selben Jahr schickte sein Orden ihn zum Studium an die berühmte Pariser Hochschule.

 

Von dort zog er 1248 mit seinem Lehrer Albertus Magnus an die neugegründete Universität in Köln. Nach vier Jahren intensiver Studien begann er mit philosophisch-theologischen Vorlesungen seine eigene Lehrtätigkeit in Paris. Von Papst Urban IV. gerufen, leitete er von 1259-1269 die Ordensschulen in Orvieto, Viterbo und Rom; ab 1269 lehrte er wieder in Paris. In dieser wissenschaftlich sehr fruchtbaren Zeit entstand auch seine bedeutsamste Schrift: „Summa theologiae“, die als das Hauptwerk der Scholastik gilt.

 

1272 kehrte er nach Neapel zurück und reiste zwei Jahre später auf Wunsch Gregors X. zum Konzil nach Lyon. Unterwegs starb er am 7. März 1274 im Zisterzienserkloster Fossanova.

 

„Zwei seiner Brüder, Landulph und Raynald, welche bei der Armee des Kaiser Friedrich II. dienten, hatten von dieser Reise Kunde erhalten; sie ließen daher alle Wege so sorgfältig bewachen, dass Thomas bei Acqua-Pondente gefangen und ihnen ausgeliefert wurde. Sie versuchten ihn zur Ablegung des Kleides, das er trug, zu bewegen; allein der junge Novize erklärte standhaft, dass ihn nichts dahin bringen könne. Sie brachten ihn daher in seinem Ordenskleid auf das Schloss Monte San Giovanni, das seiner Familie gehörte. Seine Mutter war hoch erfreut, ihn bei sich zu haben, und schmeichelte sich mit dem Gedanken, dass man ihn schon allmählich zur Wahl eines anderen Standes überreden werde. Unter dem Vorwand, dass er ohne die Einwilligung seiner Eltern über seine Freiheit verfügt habe, versuchte sie ihn zu bereden, er gehe nicht den Weg, der ihm von der Vorsehung bestimmt sei. Sie folgerte sodann, dass er sich umsonst auf den Ruf des Himmels stütze, weil dieser dem Gesetz nicht widersprechen könne, welches die Kinder verpflichte, nichts ohne die Zustimmung der Eltern zu tun. Die Mutter brachte noch andere Gründe vor, denen sie durch Bitten, Tränen und Liebkosungen neue Kraft zu geben wusste. Man weiß, wie beredt die Natur in solchen Umständen ist. Thomas blieb nicht ungerührt bei dem Schmerz seiner Mutter; allein dieses Gefühl wusste er in den Schranken der Pflicht zu halten. Er antwortete ihr mit bescheidener und ehrfurchtsvoller Festigkeit, er habe alles wohl erwogen, sein Beruf komme gewiss von Gott und er sei entschlossen, demselben, was es ihn auch kosten möge, zu folgen. Die Gräfin, da sie ihre Hoffnung vereitelt sah, geriet in heftigen Zorn, machte ihrem Sohn die bittersten Vorwürfe, ließ ihn in enge Verwahrung bringen, und erlaubte nur seinen zwei Schwestern, ihn zu besuchen und mit ihm zu sprechen.

 

Man stelle sich die Anstürme vor, welche Thomas von Seiten seiner Schwestern zu bestehen hatte. Sie griffen seine Standhaftigkeit mit allen Mitteln an, welche die Zärtlichkeit zu erfinden vermag. Sie schilderten ihm vor allem in den lebhaftesten Farben den Schmerz der trostlosen Mutter, der durch nichts als seine Rückkehr geheilt werden könne. Der Heilige, stets unerschütterlich, antwortete nur durch ergreifende Reden über die Verachtung der Welt und die Liebe zur Tugend.

 

Unterdessen kamen Landulph und Raynald vom Heer zurück und fanden bei ihrer Ankunft ihre Mutter ganz in Trostlosigkeit versunken, Thomas aber eben noch so fest entschlossen wie vorher. Diese Lage, die sie vielleicht nicht erwarteten, brachte sie auf Ideen, welche die Menschlichkeit sowohl als auch die Religion missbilligten. Die erste gewalttätige Handlung, die sie an ihm verübten, war, dass sie ihn in den Schlossturm sperrten. Sein Ordenskleid zerrissen sie in Stücke, überhäuften ihn mit Schmähungen und fügten ihm tausend andere Misshandlungen zu. Da nichts imstande war, den Heiligen zu erschüttern, benützten sie ein Mittel, das ihnen nur der Geist der Finsternis eingeben konnte. Sie führten eine der schönsten Buhlerinnen des Landes in sein Gemach und versprachen ihr eine große Belohnung, wenn sie ihn verführen würde. Diese Unglückselige bot alles auf, was eine solche Frau durch List und Unverschämtheit vermag. Thomas, obgleich bestürzt über die Gefahr, in welcher er seine Unschuld ausgesetzt sah, verlor den Mut nicht. In demütigem Misstrauen zu sich selbst, rief er den Gott der Reinheit um Beistand an. Dann ergriff er einen glühenden Brand, ging auf die schändliche Buhlerin los und jagte sie mit dieser Waffe zum Zimmer hinaus.

 

Es verflossen ein oder sogar nach einigen Schriftstellern zwei Jahre und Thomas war noch im Schloss eingekerkert. Papst Innozenz IV. und Kaiser Friedrich II., die von der grausamen Verfolgung, welche er leiden musste, Nachricht erhielten, verwendeten sich mit vieler Anteilnahme für dessen Befreiung. Sie ließen bei seiner Mutter und seinen Brüdern für ihn sprechen, so dass diese endlich auch zu menschlicheren Gesinnungen zurückkehrten. Die Gräfin schien sogar nicht abgeneigt, heimlich die Flucht ihres Sohnes zu begünstigen. Die Dominikaner von Neapel, von ihrer Denkweise benachrichtigt, schickten einige Ordensbrüder verkleidet in das Schloss Monte San Giovanni; diese fanden sich zur bestimmten Stunde am Turm ein, empfingen den Heiligen, den seine Schwester in einem Korb hinabließ, in ihre Arme, und führten ihn freudevoll in ihr Kloster. Thomas legte im folgenden Jahr die Gelübde ab. Der Tag, an dem er Gott das Opfer seiner Freiheit darbrachte, schien ihm der schönste seines Lebens; er brachte ihn zu in den Übungen der innigsten Frömmigkeit. Indessen missbilligten es seine Mutter und seine Brüder laut, dass er die Gelübde abgelegt habe; sie unterschoben ihm niedrige Beweggründe, und brachten ihre Klagen vor den Heiligen Stuhl. Der Papst berief sogleich den jungen Ordensmann nach Rom, um seine Berufung zum Klosterstand zu prüfen. Seine Antworten befriedigten ihn auf das vollkommenste, und seine Tugenden setzten ihn in Erstaunen. Er billigte dessen gewählte Lebensweise und erlaubte ihm, darin zu beharren. Seit dieser Zeit ward unser Heiliger nicht mehr durch seine Familie beunruhigt.

 

Da unterdessen der Dominikanergeneral Johannes Teutonius eine Reise nach Paris machte, nahm er unseren Heiligen mit sich. Danach schickte er ihn nach Köln, wo Albert der Große Theologie lehrte. Thomas wohnte den Vorträgen dieses trefflichen Lehrers bei und widmete alle Zeit, die ihm die Religionspflichten übrig ließen, den höheren Wissenschaften. An seiner Lernbegierde hatte aber Ruhmsucht nicht den mindesten Anteil, und die außerordentlichen Fortschritte, welche er bald machte, wusste seine Demut zu verbergen. Aus demselben Beweggrund beobachtete er auch ein strenges Stillschweigen, welches aber seine Mitschüler als Stumpfsinn ansahen. Man nannte ihn daher spottweise den stummen Ochsen, oder den großen Ochsen aus Sizilien. Es ereignete sich sogar einmal, dass sich einer seiner Mitschüler anbot, ihm den Lehrvortrag zu erklären, um ihm dessen Verständnis zu erleichtern. Thomas nahm mit innigem Dankgefühl das Angebot an, obgleich er damals schon Lehrer der andern hätte sein können. Eine solche Demut war um so verdienstvoller vor Gott, als studierende Jünglinge sonst geneigt sind, ihre Fähigkeiten glänzen zu lassen, und ihre Überlegenheit gegenüber anderen zu zeigen. Allein Gott, der seine Diener umso mehr zu verherrlichen weiß, als sie von aller Ruhmbegierde entfernt sind, fügte es, dass man bald in dem Heiligen einen großen und durchdringenden Geist, der mit vielen Kenntnissen und einer gründlichen Beurteilungskraft ausgestattet war, erkannte. Als ihn Albert über sehr dunkle Gegenstände fragte, antwortete er mit solcher Richtigkeit und Kürze, dass alle Zuhörer in Verwunderung gerieten und Albert selbst vor Freude entzückt, ausrief: „Wir nennen Thomas den stummen Ochsen, allein seine Gelehrsamkeit wird einst brüllen, dass man ihn auf der ganzen Erde hören wird.“

 

Zahlreiche Attribute werden dem Heiligen zugeordnet. Dargestellt wird er im weißen Dominikanerhabit mit Skapulier und Kapuze, ein offenes Buch haltend. Kelch und Monstranz in seinen Händen sollen an seine innige Frömmigkeit, an seine Hymnen und an das Fronleichnamsoffizium, das er verfasst hat, erinnern. Die Taube am Ohr ist das Symbol für seine übernatürliche Erleuchtung, und die Lilie in seiner Hand deutet auf sein engelgleiches reines Leben hin. Mitra und Stab zu seinen Füßen zeigen an, dass er alle kirchlichen Ämter und Würden abgewiesen hat. Sein ganz besonderes Kennzeichen ist jedoch ein Stern oder ein Edelstein oder eine Strahlensonne, die er auf der Brust trägt.

 

Thomas von Aquin ist der Patron aller katholischen Hochschulen, der studierenden Jugend, der Buchhändler und Bleistiftfabrikanten. Er schützt die Keuschheit und hilft gegen Blitz und Sturm.

 

Weil der bisherige Festtag, der 7. März, wegen der Fastenzeit oft nicht gefeiert werden konnte, wurde der Gedenktag auf den 28. Januar verlegt.

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Der heilige Thomas von Aquin, ein Nachkomme aus dem edlen Geschlecht der Grafen von Aquin in Mittelitalien, gilt als einer der größten Gottesgelehrten aller Zeiten. Als er 1274 im Alter von erst fünfzig Jahren starb, hinterließ er über zwanzig dicke Bücher. Diese hatte er so gut und treffend geschrieben, dass auf ihnen zusammen mit der Heiligen Schrift heute noch die gesamte katholische Glaubenslehre wie auf einem festen und sicheren Fundament begründet ist.

 

Thomas war erst fünf Jahre alt, als ihn die Eltern zur Erziehung in das berühmte Benediktinerkloster auf dem Cassinoberg zwischen Rom und Neapel brachten, wo zu jener Zeit sein Onkel Sinnibald Abt war. Vater und Mutter, kluge Leute, hatten im Herzen den stillen Wunsch, ihr Sohn solle später des Onkels Nachfolger in der Leitung des mächtigen Klosters werden. Es kam aber anders. Nachdem Thomas seine Studien abgeschlossen hatte, trat er in den Bettelorden der Dominikaner ein. Die Eltern und Geschwister waren entsetzt über diesen Schritt, denn da stürzten mit einem Schlag alle ehrgeizigen Zukunftspläne zusammen. In ihrer Wut bemächtigten sie sich des jungen Ordensmannes, rissen ihm das Ordenskleid in Fetzen vom Leib und hielten ihn ein ganzes Jahr lang im Turm eines ihrer Schlösser gefangen. Thomas ließ sich dadurch jedoch in seinem Sinn nicht irremachen.

 

Die Freiheitsberaubung des jungen Ordensmannes durch die eigene Familie hat in der damaligen Welt viel Staub aufgewirbelt, so dass schließlich sogar Papst und Kaiser eingriffen, bis endlich wenigstens die Mutter Verstand annahm und dem Eingekerkerten zur Flucht verhalf. Thomas begab sich daraufhin nach Paris und nach Köln am Rhein. Dort wollte er unter der Leitung des heiligen Albert des Großen, des angesehensten Gelehrten seiner Zeit, die unterbrochenen Studien vollenden. Damals trug sich auch die folgende Begebenheit zu.

 

Thomas, der ein Riese von Gestalt war, etwas dickleibig und im Auftreten unbeholfen und schwerfällig, der wenig sprach und ohne Hintergedanken wie ein Kind jedem traute, galt anfangs als ein Dummkopf, der von den Mitschülern gerne geärgert wurde. Einmal rief ihm ein Mitschüler scherzend zu: „Thomas, komm, komm schnell! Schau, da fliegt ein Ochse durch die Luft!“ Thomas hastete herbei und suchte mit seinen Augen fieberhaft den Himmel ab. Da lachten ihn natürlich alle aus. Nur der Gehänselte lachte nicht, sondern sagte im heiligen Ernst: „Eher sollte man glauben, dass ein Ochse durch die Luft fliegt, als dass der Mund eines Christen lügt.“ So streng urteilte ein Heiliger über eine Lüge, die nicht einmal eine Sünde ist; denn solange man eine Lüge fühlen kann, ist sie nicht sündhaft. Schöner und geradliniger ist es allerdings, wenn man überhaupt nicht lügt, auch nicht aus Scherz.

 

Aus der Studienzeit von Köln wird vom heiligen Thomas noch eine andere Geschichte berichtet. Einmal musste er nämlich, als die Reihe an ihn kam, während des Essens bei Tisch vorlesen, wie es in den Klöstern üblich ist. Plötzlich schellte der Obere und tadelte den Vorleser, weil er ein Wort falsch ausgesprochen habe. Thomas berichtigte sofort den gerügten Fehler, obwohl er wusste, dass sich der Obere in diesem Fall irrte. Als ihm nachher die Mitschüler sagten, das hätte er nicht tun dürfen, weil er doch im Recht und der Vorgesetzte im Unrecht war, entgegnete der Heilige: „Es liegt nicht viel daran, ob ein Wort richtig oder falsch ausgesprochen wird, wohl aber liegt sehr viel daran, dass man gehorsam ist.“ Da können sich an Thomas jene ein Beispiel nehmen, die, meist zu Unrecht, klüger sein wollen als die Eltern und Lehrer.

 

Aus dem scheinbar einfältigen Studenten Thomas von Aquin ist später, wie bereits erwähnt, einer der tiefsinnigsten Gottesgelehrten aller Zeiten geworden, dessen Ruhm bis heute noch die Welt erfüllt. Als es dann mit ihm zu Ende ging, fragte ihn im Angesicht des Todes ein Mitbruder: „Thomas, nun sage uns noch das eine! Was ist dir bei all deinem Wissen das Unbegreiflichste gewesen?“ Auf diese Frage gab der Gelehrte eine ganz schlichte Antwort, die jedes Kind versteht, denn er erwiderte: „Das, was ich nie verstanden habe, ist die Tatsache, dass sich ein Mensch abends zur Ruhe legt mit einer schweren Sünde auf dem Herzen. Das habe ich wirklich nie begreifen können.“

 

St. Thomas von Aquin

 

Dem Orden des hl. Dominikus gebührt der Ruhm, unter die Schar seiner Mönche den größten Gottesgelehrten aller Zeiten und Nationen zu zählen, einen Mann, der viel genannt wurde, da durch eine Verfügung des Heiligen Vaters Pius X. seine Werke neuerlich allen Theologiestudierenden dringendst zum intensivsten Studium anempfohlen wurden, da sie hervorragenderweise geeignet sind, den Priestern jene tiefe philosophische Bildung zu geben, die nötig ist, um den modernen Irrtümern gewappnet entgegentreten zu können. Dieser Mann ist Thomas von Aquin, geb. 1226, gest. 1274.

 

Thomas war der Sohn des Grafen von Aquin, Herrn von Loretto und Bebastro, der aus königlichem Geblüt stammte und mit Kaiser Friedrich II. verschwägert war. Auf dem Schloss Roccasicca wuchs der Junge bis zu seinem 5. Lebensjahr heran, dann wurde er in die Klosterschule der Mönchsburg Monte Cassino gebracht, um hier die Grundbildung in allen Wissenschaften zu empfangen. Schon da erkannten seine Erzieher, dass dieses Kind von Gott mit ganz außergewöhnlichen Talenten und Gnadenvorzügen bedacht sei. Nach sechs Jahren erklärten sie, dass der Junge in Monte Cassino nichts mehr zu lernen habe, dass der Zwölfjährige für die Hochschule reif sei. Der Graf holte seinen Sohn heim, er sollte einige Zeit die Freiheit und die Freuden der Jugend genießen. Alles war alsbald über Thomas entzückt. Seine Liebenswürdigkeit und Anmut, seine Sanftmut und Frömmigkeit gewann ihm aller Herzen. Auch am väterlichen Schloss, wo es an Festen und Zerstreuungen nicht fehlte, studierte er weiter und schien überhaupt dem höfischen Treiben wenig Gefallen abzugewinnen. Zwei Jahre später bezog Thomas die Universität in Neapel. Hier ging er bereits ganz andere Wege als die übrigen Studenten, die ihn umsonst zu ihrem tollen Leben zu gewinnen versuchten. Die Zeit teilte er sich in Studium und Gebet und nichts liebte er mehr, als vor einem Tabernakel die Liebe und Weisheit des Heilandes zu betrachten. Die Erholungszeit verbrachte der junge Mann gerne in einem neugegründeten Dominikanerkloster, dessen innigfromme, hochgelehrte Priester ihn ungemein anzogen. Und doch kam es aller Welt unerwartet, als es eines Tages hieß, der Sohn des Grafen von Aquin ist Novize eines Bettelordens geworden. Ohne Wissen der Eltern, deren Einwilligung er nie erhalten hätte, aber in vollster Überzeugung eines gottgewollten Berufes, hatte Thomas den entscheidenden Schritt getan. Um ihn vor Verfolgung zu schützen, sandten die Oberen den jungen Mann über Rom nach Paris. Doch unterwegs lauerten ihm seine zwei Brüder auf, die im kaiserlichen Heer dienten, und brachten ihn gefangen nach Roccasicca. Eltern und Geschwister versuchten durch alle Mittel, durch Güte wie auch durch Misshandlung seinen Sinn zu ändern – umsonst! So flammend sprach er von der Liebe Gottes und den ewigen Gütern, dass er dadurch sogar seine älteste Schwester, die bereits verlobt war, zu dem Entschluss brachte, sich gleich ihm Gott zu weihen. Diese Schwester war es auch, die ihn nach zwei Jahren rettete, indem sie ihn in einem Korb vom Gefangenenturm in die Tiefe ließ, wo ihn Dominikaner erwarteten. Bald darauf legte Thomas die heiligen Gelübde ab. Die Eltern klagten nun ihren unbotmäßigen Sohn beim Heiligen Vater an, der Thomas kommen ließ und seinen Beruf prüfte. Er erkannte klar die Heiligkeit und Unschuld des Verfolgten, nahm sich seiner an und seit der Zeit beunruhigte ihn seine Familie nicht mehr. – So ist es immer: schenkt Gott jemand wirklich einen hohen Beruf und türmen sich Berge vor dem Ziel, der den Beruf gibt, gibt die nötige Kraft und räumt die Hindernisse beiseite, wenn es Zeit ist.

 

Nun reiste der junge Ordensmann nach Köln, um die Vorträge des weltberühmten Dominikaners Albertus Magnus zu hören. Später folgte er diesem Meister der Scholastik nach Paris. Unermüdlich studierte Thomas unter der großartigen Anleitung und der Meister sah bald in ihm den Stern, der seine eigene Wissenschaft überstrahlen würde. Nicht kleinere Fortschritte machte er in der Heiligkeit. Stieß er im Studium auf Schwierigkeiten, so eilte er zum Tabernakel oder unter das Kreuz. Im Gebet fand er alle Erleuchtung, das demütige Gebet war die Quelle seines erhabenen Wissens. So erklärte Thomas später einmal, er habe weniger aus Büchern als zu Füßen des Gekreuzigten gelernt.

 

Mit 22 Jahren wurde Thomas zum Lehrer in Köln ernannt und empfing bald darauf die heilige Priesterweihe. Das heiligste Sakrament des Altares ist fortan der Mittelpunkt in des Heiligen innerem und äußerem Leben. Thomas ist ein Heiliger der Eucharistie. Bei der heiligen Messe flossen immer reichlich seine Tränen. Stundenlang, auch des Nachts, kniete er, in Liebe und Anbetung versunken, vor einem Tabernakel. Was er da dachte und fühlte, das legte er in seinen Schriften über die heilige Eucharistie nieder, das quoll wohl auch als Hymne von seinen Lippen, und wer diese heiligen Gesänge heute hört, meint, sie seien den Engeln im Himmel abgelauscht worden. So der Hymnus aus der Messe am Gründonnerstag: „Pange lingua gloriosi . . . Preiset, Lippen, das Geheimnis“, dessen letzte zwei Strophen „Tantum ergo . . .“ und „Genitori, Genitoque . . .“ bei jedem feierlichen Segen angestimmt werden. Dann die herrliche Sequenz von der Fronleichnamsmesse, die das Geheimnis der heiligen Eucharistie in ganzer Vollständigkeit und schlichter Erhabenheit besingt: „Lauda Sion, Salvatorem . . . Deinem Heiland, deinem Lehrer . . .“, dann die zwei Lobgesänge von der Fronleichnamsprozession: „Sacris Solemniis juncta sint gaudia . . . Lasset am heiligen Fest heut uns fröhlich sein . . .“, „Verbum supernum prodiens . . . Das ew`ge Wort im Himmel hoch . . .“ und endlich der „Hymnus zum heiligsten Sakrament“, dem ein Teilablass verliehen ist, so er nach der heiligen Kommunion gebetet wird. Dieses weniger bekannte, innigfromme Lied lautet:

 

„In Demut bet` ich dich, verborgne Gottheit, an,

Die du den Schleier hier des Brotes umgetan.

 

Mein Herz, das ganz in dich anschauend sich versenkt,

Sei ganz dir untertan, sei ganz dir hingeschenkt.

 

Gesicht, Gefühl, Geschmack betrügen sich in dir,

Doch das Gehör verleiht den sicheren Glauben mir.

 

Was Gottes Sohn gesagt, das glaub` ich hier allein,

Es ist der Wahrheit Wort, und was kann wahrer sein?

 

Am Kreuzesstamme war die Gottheit nur verhüllt,

Hier hüllt die Menschheit auch sich gnädig in ein Bild;

 

Doch beide glaubt mein Herz und sie bekennt mein Mund,

Wie einst der Schächer tat in seiner Todesstund`.

 

Die Wunden seh` ich nicht, wie Thomas einst sie sah;

Doch ruf` ich: Herr, mein Gott, du bist wahrhaftig da!

 

O gib, dass immer mehr mein Glaub` lebendig sei;

Mach` meine Hoffnung fest, mach` meine Liebe treu.

 

O, Denkmal meines Herrn an seinen bittren Tod,

O lebenspendendes und selbst lebend`ges Brot!

 

Gib, dass von dir allein sich meine Seele nährt

Und deine Süßigkeit stets kräftiger erfährt.

 

O, guter Pelikan, o Jesu, höchstes Gut!

Wasch` rein mein Herz mit deinem teuern Blut;

 

Ein einz`ger Tropfen macht die ganze Erde neu,

Wascht alle Sünder rein, stellt alle schuldenfrei.

 

O Jesu, den verhüllt jetzt nur mein Auge sieht,

Wann stillst das Sehnen du, das in der Brust mir glüht,

 

Dass ich enthüllet dich anschau` von Angesicht

Und ewig selig sei in deiner Glorie Licht? – Amen.“

 

Von Köln weg, wo der junge Lehrer hohe Berühmtheit erlangt hatte, kam er als Lehrer der Theologie nach Rom. Hier wie dort gewann er die weitesten Massen durch seine unvergleichlichen, zündenden Predigten. Auch seine Angehörigen durfte er Gott zuführen. Neben dem anstrengenden Beruf eines Hochschullehrers schrieb Thomas unermüdlich Werke über Philosophie und Theologie, in denen er sein gotterleuchtetes Wissen niederlegte. Bis zu seinem Ende blieb Thomas so demütig, dass er alle Ehrenstellen, die ihm vom Papst angetragen wurden, zurückwies.

 

Über seine Werke war er oft unruhig, ob sie doch – alle die 18 Folianten – nichts gegen die katholische Lehre enthielten. Gott selbst gab ihm Antwort. Als er einst in Neapel vor einem Kruzifix betete, fiel er in Ekstase und hörte die Worte: „Thomas, du hast gut von mir geschrieben; welche Belohnung begehrst du dafür?“ Da erwiderte der Heilige: „Keine andere, als dich, o Herr!“ – Und der große Lohn kam bald. Von übergroßer Geistesarbeit geschwächt, begann Thomas zu kränkeln. Der Papst sandte ihn als Verteidiger der katholischen Lehre gegen die Griechen zum Konzil von Lyon (1274). Unterwegs erkrankte der Heilige so heftig, dass er in der Zisterzienser-Abtei in Fossa Nuova die Fahrt unterbrechen musste. Als er die Pforte durchschritt, sagte er: „Hier ist der Ort meiner Ruhe für alle Zeit!“ Schnell schwanden trotz der besten Pflege seine Lebenskräfte und nach einer allgemeinen Beichte und der mit der Andachtsglut eines Heiligen empfangenen heiligen Wegzehrung verschied der Fürst der Gottesgelehrten sanft und leicht.

 

Er wurde 1567 von Pius V. zum Doctor ecclesiae (Kirchenlehrer) und 1880 von Leo XIII. zum „Patron der studierenden Jugend und der Schulen“ ernannt. Er heißt auch „Doctor angelicus“ – der englische Kirchenlehrer – da er durch eine besondere Gnade keine Anfechtungen gegen seine Unschuld zu leiden hatte.

 

Die heiligen Thyrsus, Leucius und Kallinikus,

Martyrer von Apollonia, Klein-Asien,

+ 249-251 – Fest: 28. Januar

 

In jenen jammervollen Zeiten, wo der grausame Kaiser Decius die christliche Religion und ihre Bekenner wütend verfolgte und sie ganz von der Erde zu tilgen suchte, standen drei Männer von hohem Ansehen auf und kämpften gegen dieses schreckliche Unternehmen. Sie nannten sich Leucius, Thyrsus und Kallinikus und waren in Bithynien geboren. Damals kam von Nikomedia der heidnische Richter Cumbricius nach Cäsarea, wo schon so viele Christen für ihren Glauben ihr Blut vergossen hatten und stellte auf öffentlichen Plätzen die Götzenbilder auf, um die Gläubigen entweder durch Versprechungen oder Drohungen zum Abfall zu zwingen. Aus Furcht vor Todesqualen und ausgesuchten Martern wankten schon viele Bekenner in ihrer Standhaftigkeit, als sich Leucius, ein weiser und hochgeachteter Mann, durch die Menge der Anwesenden drängte und den Richter so anredete: „Wie ist es möglich, Cumbricius, dass du nicht nur allein zu deiner ewigen Verdammung, sondern auch zum Verderben so vieler unschuldigen Seelen verlangen kannst, dass steinernen und hölzernen Bildern Opfer gebracht werden, die nur dem wahren Gott gebühren? Komm zurück von deiner Verblendung, öffne deine Augen der Wahrheit, erkenne den einzigen Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat!“

 

Über diese Worte ergrimmte der Heide und befahl, den Frevler so lange zu schlagen, bis er den Göttern opfern würde. Aber der heilige Martyrer frohlockte während seines Leidens, bekannte laut und standhaft den Namen Jesus und so wurde er halbtot auf den Richtplatz geschleppt und enthauptet. Auf dem Rückweg begegnete Thyrsus, ein angesehener Magistratsrat, dem Cumbricius, schimpfte ihn einen Mörder treuer und redlicher Bürger und fragte ihn, welche Verbrechen Leucius und die übrigen begangen hätten, dass sie wie die schändlichsten Missetäter hingerichtet werden? Ihm antwortete der Richter, dass er vom Kaiser die strengsten Befehle habe, alle Christen mit Feuer und Schwert zu verfolgen. „Nun so vollziehe“, sprach Thyrsus, „diesen Befehl auch an mir; denn auch ich bin ein Christ!“ Sogleich ließ ihn der Richter auf die Erde werfen, ihm die Haut von Händen und Füssen reißen, die Augenwimpern herausschneiden und seine Augen durchstechen. Der Martyrer litt diese Qualen mit freudiger Standhaftigkeit und erregte dadurch so sehr den Zorn des Cumbricius, dass er ihm siedendes Blei in den Mund und in die Ohren gießen und, als ihn dieses nicht verletzte, in das Gefängnis werfen ließ. Da fiel Thyrsus auf seine Knie und weil er noch nicht getauft war, flehte er zu Gott, dass er ihn vor seinem Todeskampf noch würdigen wolle, die heilige Taufe zu empfangen. Mitten in der Nacht öffnete der Engel Gottes die Tür des Kerkers und der Gefangene eilte zu dem Bischof Phileas von Cäsarea, der ihm die heilige Taufe erteilte und ihn so sehr im Glauben stärkte, dass er aus Sehnsucht nach dem Martertod freiwillig wieder in sein Gefängnis zurückkehrte.

 

Unterdessen erbat sich ein persischer Graf, Sylvanus mit Namen, ein blutdürstiges Ungeheuer, vom Kaiser die Erlaubnis, den Thyrsus durch die ausgesuchtesten Peinen zur Verleugnung seines Glaubens zwingen zu dürfen, und als als er die erhalten hatte, wurde der Martyrer nach Nicäa geführt und dem Sylvanus übergeben, der alle seine Beredsamkeit anwendete, ihn zum Götzenopfer zu bewegen. Thyrsus schien einzuwilligen und er wurde in den Tempel des Apollo gebracht, wo alles zu einem feierlichen Opfer bereitet war. Vor der Bildsäule des Götzen flehte der Heilige zu seinem Gott und sie stürzte in Trümmern zu Boden und die Heiden flohen bestürzt und unter lautem Geheule aus dem Tempel. Vor Scham und Wut sich seiner nicht mehr mächtig, ließ Sylvanus den Christen auf eine Folter werfen, seinen Körper mit Messern zerfleischen und ihn zuletzt mit dem Kopf in ein Gefäß voll siedenden Wassers stürzen, das aber zersprang und ihn nicht verletzte. Nun wurde er den wilden Tieren preisgegeben und als ihn diese nicht berührten, schrie Kallinikus, der Oberste der Götzendiener laut auf: „Groß und mächtig ist der Gott der Christen!“ und warf seine Priesterkleidung von sich und bekannte Jesus als den wahren Gott. Er wurde auf der Stelle enthauptet und Thyrsus zur schrecklichen Pein verurteilt, dass sein Körper sollte von oben bis unten entzwei gesägt werden. Die Henker konnten aber diese Strafe an ihm nicht vollziehen, denn aller Anstrengungen ungeachtet blieben ihre Arme wie gelähmt. Mehrere Heiden bekehrten sich bei diesem Wunder zum Christentum und der heilige Martyrer dankte freudig Gott und betete: „In deine Hände, o Jesus, empfehle ich nun meinen Geist“, und starb am 28. Januar im Jahr 254.

 

Der heilige Julian, Bischof und Bekenner von Cuenca, Spanien,

+ 28.1.1208 – Fest: 28. Januar

 

Als der heilige Julian, der Bischof von Cuenca in Spanien, nach einem Leben, das nur Gott und Maria und dem Heil der Seelen gewidmet war, seine letzte Sunde herannahen fühlte, ließ er sich nach dem Empfang der heiligen Sakramente und angetan mit einem Bußkleid auf den mit Asche bestreuten Boden legen, und erwartete so den Augenblick seiner Auflösung. Da erblickte er auf einmal im Zimmer eine Matrone von überirdischer Schönheit, umflossen von einem milden Glanz, das Angesicht leuchtend, das Haupt mit einem Kranz von wohlduftenden, frischen Rosen geschmückt. Sie war umgeben von Engeln und einer Schar von Jungfrauen, die mit lieblicher Stimme die Antiphon anstimmten: „Sieh! Ein hoher Priester, der in seinen Tagen wohlgefällig war vor Gott.“ Da richtete sich der Sterbende mit letzter Kraft auf und warf sich auf die Knie nieder, um der majestätischen Frau seine Ehrfurcht zu bezeigen. Hierauf trat die Matrone, die keine andere war, als die erhabene Königin des Himmels, die der heilige Bischof im Leben stets mit besonderer Andacht verehrt hatte, näher zu ihm, und sprach: „Nimm hin, du Diener Gottes, diese Palme, das Zeichen der jungfräulichen Reinheit, die du immer unversehrt bewahrt hast.“

 

Hierauf verschwand die Erscheinung und das ganze Zimmer war von einem himmlischen Wohlgeruch erfüllt. Julians Herz war aber mit wunderbarem Trost erfüllt, und Gott und seiner heiligen Mutter dankend gab er den Geist auf. 

 

Der heilige Jakob der Büßer, Einsiedler in Palästina,

+ 6. Jahrhundert – Fest: 28. Januar

 

Dieser Heilige hatte schon 40 Jahre in der Wüste verlebt, und war berühmt wegen seiner außerordentlichen Abtötung und der Wunder, die er wirkte. Gleichwohl hatte er noch das Unglück, vom Teufel überlistet zu werden, und in eine schreckliche Sünde der Unzucht und des Mordes zu fallen. Aber aus innigster Reue darüber vergrub er sich zehn ganze Jahre lang lebendig in ein Totenhaus, mitten unter Totengebeine, und nährte sich wöchentlich nur zweimal mit Wurzeln, bis er endlich heilig in seinem Grab starb im 6. Jahrhundert. „Wer steht, der sehe zu, dass er nicht fällt.“

 

Schwester Maria Magdalena vom heiligen Chrysanthus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Maria Magdalena vom heiligen Chrysanthus, die am 18. Februar 1651 zu Münstereifel als Tochter des Bürgermeisters Johannes Ulrichs und seiner Gattin Gertrud geboren wurde. Schwester Maria Magdalena war schon als junges Mädchen in der Welt ebenso tugendhaft als verständig, im höherem Grad aber noch nach ihrem Eintritt in den heiligen Orden, der am Fest Mariä Himmelfahrt 1671 erfolgte. Welche Ehrfurcht erwies sie doch  den Oberen! Als sie schon erblindet war, fragte sie noch die Vorübergehenden, wer sie wären, um den Oberen, wenn sie es waren, Zeichen ihrer Unterwürfigkeit und Hochachtung geben zu können. Nie kam es vor, dass sie eine Mitschwester kränkte oder betrübte. Geschah es, dass andere dies in ihrer Gegenwart taten, so machte sie diese auf den Fehler aufmerksam, aber auf so bescheidene und liebevolle Weise, dass man es ihr durchaus nicht übelnehmen konnte. Hervorragend war ihr Gedächtnis. Sie liebte das göttliche Kindlein überaus und, da sie Verse zu machen verstand, dichtete sie gerne Weihnachtslieder. Ihrer Blindheit wegen war sie 25 Jahre nicht imstande zu schreiben; dennoch vermochte sie diese Lieder noch nach langer Zeit zu singen, ohne dabei den geringsten Fehler zu machen. Es war ein großes Kreuz, das ihr der Herr mit dieser langen Blindheit auflud, aber sie trug es bereitwillig aus Liebe zu ihm, ohne sich auch nur einmal unmutig zu zeigen. Der Mangel des Augenlichtes gestattete ihr nicht, tätig zu sein wie die übrigen Schwestern. Dennoch würde man irren, wenn man meinte, sie hätte gar nichts gearbeitet. Sie spann, wusch das Garn und faltete die Wäsche wie eine, die sich des vollen Augenlichtes erfreut. Sie legte sich auch manche freiwillige Abtötung auf, z.B. viele Fasten. Drei Wochen vor dem Hinscheiden Magdalenas erkrankte Schwester Maria vom heiligen Albert, so dass sie Tag und Nacht bewacht werden musste und dem Tod nahe kam. Auch Schwester Magdalena bat, eine Nachtwache übernehmen zu dürfen. Während deren sprach sie zu der Kranken: "Schwester, ich denke, dass wir zwei zusammen zum Himmel gehen." Tags darauf erkrankte sie, verlangte selbst die heilige Ölung und Wegzehrung und starb nach vier Tagen, zwei Stunden vor Schwester Maria am 28. Januar 1719.

 

Gebet am 28. Januar

 

Es ist nur allzu wahr, dass durch deine Vermittlung, meine Königin und Mutter, die Gnaden Gottes ausgeteilt und die Seelen geheiligt werden. Vergiss mich also nicht, o meine liebe Mutter Maria, mich, der ich dein armer Diener bin, der ich dich liebe, und auf dich alle meine Hoffnung setze. Gott, der eine so große Liebe zu dir trägt, erfüllt alle deine Bitten. Darum, meine liebe Mutter, bitte für mich und mache, dass ich heilig werde.  

 

Zu Gott auf die Fürbitte des seligen Kaisers Karl

 

Allmächtiger ewiger Gott, wir bitten Dich demütigst, gib uns, Deinen Dienern, auf die Fürbitte und durch die Verdienste Deines seligen Bekenners Karl, dem du, nach dem Gipfel des irdischen Reichs, einen Thron im Himmel verliehen hast, dass wir die ewige Glückseligkeit zum Lohn erhalten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zum heiligen Jakob

 

Heiliger Jakob, erhalte mir durch deine Fürbitte die Gnade, dass Gott mein unreines Fleisch mit seiner heiligen Furcht und Liebe durchdringe, damit ich mein Heil immer mit Furcht und Zittern wirke, und nach der seligen Ewigkeit trachte, und dass ich auf solche Weise entweder schuldlos von aller Sünde, oder doch wenigstens wahrhaft bußfertig mein Leben im Tod beschließe, und nach dem Tod zur glückseligen Ewigkeit eingehe. Amen. 

 

Andacht am 28. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Christus," spricht die Tridentinische Kirchenversammlung, "hat durch das Sakrament des Altares alle Reichtümer seiner Liebe über die Menschen ergossen." Dies Sakrament ist das Sakrament der Liebe; "es ist," nach den Worten des heiligen Thomas von Aquin, "das Unterpfand der allerhöchsten Liebe"; und wie der heilige Bernard sich ausdrückt, "eine Liebe über alle Liebe."

"Wer vom heiligen Tisch der Kommunion zurückkehrt," sprach die heilige Magdalena von Pazzi, "der kann wohl sagen: Alles ist vollbracht! Denn Gott, der in dieser Kommunion sich mir gegeben hat, kann mir nichts Kostbareres mehr geben, als Er mir schon gegeben hat." 

Als der heilige Philipp Neri den Priester sah, der ihm die heilige Wegzehrung brachte, rief er aus: "Sieh da, meine Liebe; sieh da, meine Liebe! O reicht mir meine Liebe!" Also soll die Stimmung unseres Gemüts sein, wenn wir zum Tisch des Herrn gehen.

 

O mein Heiland, o meine Liebe, Du gibst Dich mir und forderst für eine so große Gabe nichts anderes, als mein Herz! Was ist denn an diesem Herzen, worauf Du so eifersüchtig bist, mein Gott, der Du so unendlich vollkommen bist, dass Du Dir selbst genügst? O wären doch alle Herzen der Engel und Heiligen in meiner Gewalt: nicht einen Augenblick würde ich zögern, sie Dir zum Opfer zu bringen! Überaus albern wäre ich fürwahr, wenn ich sie dahin verwendete, anderes als Dich zu lieben. Verleihe mir, mein Gott, dass mein Herz gänzlich in Dir ruht, der Du es für Dich erschaffen hast; und dass ich alle Sorgfalt aufbiete, Dir Herzen zu gewinnen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 28. Januar

 

"Die edelste Stellung, der schönste Beruf, ist der eines Menschen,

der seine Mitmenschen die Wahrheit lehrt und sie Gott näher bringt,

indem er sie erhebt."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 28. Januar - Früchte der Geduld

 

O Trübsal, Trost der Auserwählten,

Du tilgest in gelinder Pein

Den Rest der Sünden, wenn sie fehlten,

Und bleichest über Schnee sie rein.

 

1. Willst du auf dem Weg des Heils ernsthaft fortschreiten, so bewaffne dich vor allem mit dem starken Schild der Geduld. Denn so lange wir hienieden pilgern, ist unser Weg mit Trübsalen wie mit Dornen besät. Diese Trübsale kommen teils aus der göttlichen Gerechtigkeit, aus der Bosheit oder den Fehlern der Menschen, aus Versuchungen des alten Feindes und anderen Quellen, teils aus unserer eigenen Gebrechlichkeit, wie Krankheiten, Schmerzen und Tod. Aber gleichwie die Arznei den Körper, also heilt die Geduld die Krankheiten unserer Seele, und "durch viele Trübsale müssen wir eingehen in das Reich Gottes". (Apostelgeschichte 14,22b) 

 

2. Betrachte aber auch den Adel und den hohen Wert der heiligen Geduld. Sie ist die Grundfeste aller Tugenden, und je höher unsere Tugenden wachsen sollen, um so tiefer muss diese Grundfeste gegraben werden. Dazu bedarf es allerdings der Stärke eines tapferen Gemütes. Aber nur diese Tugend wirkt, nach dem Ausspruch des Herrn, die Frucht des Heils in einem guten Herzen. (Lukas 8,15) Der wahrhaft Geduldige teilt, auch ohne Schwert und Feuer, das Verdienst der Märtyrer. Durch diese Waffe wird der Mensch unüberwindlich. Sie erringt durch ihre Starkmütigkeit die Palme des Friedens, und niemand gelangt ohne sie zur himmlischen Erbschaft. 

 

3. Zu dieser so edlen als notwendigen Tugend dich zu ermuntern, stelle dir oftmals das Beispiel unseres göttlichen Heilandes vor, dessen ganzes irdisches Leben in beständiger Übung der Geduld verfloss, und der die Fehler seiner Jünger, die Misshandlungen seiner Feinde und des Volkes, und sein bitterstes Leiden in wunderbarer Geduld ertrug. Führe auch wohl zu Gemüte, dass die Sünden deines verflossenen Lebens strengere Strafen als alle Trübsale verdienen, die je über dich kommen können, dass die Geduld das einzige Mittel ist, deine Seele in dieser Zeit wie in einem gelinden Fegfeuer zu reinigen, der göttlichen Gerechtigkeit genug zu tun, und Gott deine Liebe wahrhaft zu bezeigen. Diese heilige Tugend ist das Merkmal aller Auserwählten, und ist verdienstlicher als Zeichen und Wunder. "Ich lobe dich, Herr, Gott Israels, dass du mich gezüchtigt hast; denn du auch hast mich geheilt." (Tobit 11,14)

 

29. Januar

 

Der heilige Valerius, Apostelschüler und 2. Bischof von Trier,

+ 1. Jhd. – Fest: 29. Januar

 

Der heilige Valerius, ein Schüler des Apostels Petrus, ging mit anderen frommen Männern als Glaubensprediger nach Frankreich, und als er nach Trier kam und auf öffentlichem Platz Jesus den Gekreuzigten verkündete, hoben die Heiden Steine auf, um ihn zu töten. Aber sie konnten ihre Hände nicht bewegen, bis der Heilige sie segnete. Durch dieses Wunder bekehrten sich viele und Valerius blieb in Trier bis zum Tod des dortigen Bischofs Eucharius, zu dessen Nachfolger er gewählt wurde. Fünfzehn Jahre lang stand er dieser Würde vor und bekehrte so viele Heiden zum Glauben an den wahren Gott, dass seine Gemeinde die zahlreichste unter allen von Frankreich und Deutschland war. Unermüdet wachte er mit apostolischem Eifer für das Seelenheil seiner Christen und jede Stunde, die ihm von seinen Geschäften frei blieb, weihte er der Betrachtung und dem Gebet. Seine Predigten waren ein Strom, der alle Herzen dahinriss und dem die verhärtetsten Sünder nicht zu widerstehen vermochten und sein Leben war so tadellos, dass seine Todfeinde an ihm nichts auszusetzen fanden.

 

Der heilige Oberhirt war schon im Greisenalter und in segensvoller Blüte stand die Kirche in Trier, als ihm einst im Schlaf der heilige Eucharius erschien und ihn so anredete: „Mein lieber Bruder! Es naht sich die Zeit deiner Auflösung und deiner wartet der Lohn der Gerechtigkeit. In fünf Tagen wirst du um diese Stunde im Herrn entschlafen. Weihe deswegen deinen Gehilfen im heiligen Amt, den Maternus, zu deinem Nachfolger und eröffne ihm meine Erscheinung.“ Nach diesen Worten verschwand er. Sogleich am anderen Tag verkündigte der heilige Valerius den Brüdern mit vor Freude glänzenden Augen seine Sterbestunde und erteilte mit der größten Feierlichkeit dem Maternus die bischöfliche Weihe, wobei er ihn mit Tränen beschwor, keine der ihm anvertrauten Seelen durch Nachlässigkeit verderben zu lassen. Die übrige Zeit verharrte er unter strengem Fasten im Gebet und am fünften Tag hielt er die letzte Rede an die versammelten Christen, in welcher er in hoher Begeisterung von dem unaussprechlichen Lohn sprach, welcher die Tugend im ewigen Vaterland krönt. Dann feierte er das allerheiligste Opfer und am Ende desselben gab er in den Armen seiner Jünger den Geist auf am 29. Januar um das Ende des 1. Jahrhunderts. Sein Leichnam wurde im Grab des heiligen Eucharius beigesetzt.

 

Der heilige Constantius, Bischof und Martyrer von Perugia, Italien,

+ 161-180 – Fest: 29. Januar

 

Im Anfang des 2. Jahrhunderts lebte zu Perugia in Hetrurien eine adelige Familie, die sich durch hohe Geburt sowohl als Reichtum, noch mehr aber durch Frömmigkeit vor allen übrigen auszeichnete. Constantius war der einzige Sohn dieser gottseligen Eltern, für dessen fromme Erziehung und wissenschaftliche Bildung sie ihre größte Sorgfalt verwendeten und schließlich gottselig starben. Mit Furcht betrachtete der verwaiste Sohn die ihm hinterlassenen Reichtümer und genoss nicht eher den Seelenfrieden, als bis er sie als Hindernisse, zur christlichen Vollkommenheit zu gelangen, unter die Armen verteilt hatte. Dann widmete er sich dem Dienst Gottes mit reinem Herzen, empfing die heiligen Weihen und wurde im dreißigsten Jahr seines Lebens wegen seiner hohen Tugenden zum Bischof von Perugia gewählt. Er erhielt und bekräftigte seine Christen in der heiligen Religion nicht bloß durch seine Predigten und Ermahnungen, sondern vorzüglich durch das Beispiel seines frommen, gottseligen Lebens. Beinahe alle Heiden seines Sprengels hatte er zur Anbetung des wahren Gottes geführt und seine Wohnung war die Zuflucht der Armen und Trostlosen. Gott verherrlichte ihn mit der Gabe der Wunder und der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich in den entferntesten Gegenden und von allen Seiten strömten Menschen herbei, um entweder seinen Rat in ihren Anliegen oder seine Hilfe in ihren Bedrängnissen zu erflehen. Unter den vielen Unglücklichen, die der heilige Oberhirt durch sein Gebet von Krankheiten befreite, befand sich auch eine Frau, Attasia mit Namen, die schon mehrere Jahre blind war. Vertrauensvoll warf sie sich dem Diener Gottes zu Füßen und sprach: „Erbarme dich meiner; denn weder die Kunst der Ärzte, noch die Opfer, die ich den Göttern brachte, heilten mich von meiner Blindheit!“ Constantius erwiderte ihr: „Frau, da du die Nichtigkeit der heidnischen Götter einsiehst, glaubst du an Jesus Christus, den Heiland und Erlöser?“ Unter vielen Tränen antwortete die Unglückliche: „Ja, ich glaube an den wahren Gott.“ Der Heilige bezeichnete sie nun mit dem heiligen Kreuz und zum Staunen aller Anwesenden öffneten sich ihre Augen und wurde nebst einhundertfünfzig Heiden auf der Stelle getauft.

 

Damals verfolgte der Kaiser Marcus Aurelius die Christen heftig und weil er von den Wundertaten und vielen Bekehrungen des Bischofs in Perugia gehört hatte, sendete er den Lucius, einen eifrigen Götzendiener, als Richter mit dem Auftrag dahin, alle Christen, die sich weigern würden, den Göttern zu opfern, hinrichten zu lassen. Sogleich wurde Constantius vor Gericht geschleppt, und da er nicht zum Abfall gebracht werden konnte, grausam geschlagen und dann in das Gefängnis geführt. Da bekehrte und taufte er in der ersten Nacht die Kerkerwache, die aus fünfzig Soldaten bestand, die in ihn drangen, mit ihnen zu entfliehen und sie in der christlichen Lehre zu unterrichten. Nachdem er sie im Glauben gestärkt hatte, wurde er erneut von den Heiden ergriffen, zu den fürchterlichsten Qualen verurteilt und schließlich enthauptet am 29. Januar im Jahr 175.

 

Der heilige Aquilin (auch Wezelin),

Priester von Würzburg und Martyrer bei Mailand,

+ circa 1017 – Fest: 29. Januar

 

1000 Jahre heiliger Aquilin

 

Wenn kein Verlass mehr ist auf den wirksamen Schutz des Staates für seine Bevölkerung, dann ist der Heilige anzurufen als Schutzpatron der unschuldig Gefährdeten und Opfer brutaler terroristischer Angriffe mit Messern, Äxten, Schwertern und ähnlichen Stich- und Stoßwaffen besonders in unserer Zeit.

 

Heiliger Aquilin – bitte für uns!

 

Der heilige Aquilin wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts (um 970) zu Würzburg geboren. Seine Eltern gehörten zu den Edlen der Stadt. Der Vater hieß Clavus, die Mutter Aquilia. Schon vor der Geburt hatte die Mutter ein Gesicht, worin ihr angedeutet wurde, dass ihr Kind etwas Großes werde. Es kam ihr vor, sie hätte einen Adler geboren, der in die Luft aufflog, sich auf eine goldene Wolke setzte, und dem eine mit Rubinen besetzte Krone aufgesetzt wurde (Aquilin = der Adlergleiche). Als Kind zeichnete sich Aquilin durch Sittsamkeit vor seinen Altersgenossen aus. Einst wurde er mit anderen Jungen in einen Streit verwickelt. Die Jungen sprachen die gotteslästerliche Behauptung aus, Jesus Christus sei nicht vom Heiligen Geist empfangen worden. Aquilin widersprach ihnen mit aller Kraft. Die Sache wurde vor den Bischof gebracht, und es fand sich, dass es unter den Vornehmen viele gäbe, die diesen Irrtum behaupteten. Durch den Eifer des Bischofs wurden die Irrenden fast allesamt zum Glauben zurückgeführt.

 

Noch sehr jung kam Aquilin nach Köln und wurde vom dortigen Bischof in die Zahl der gemeinsam lebenden Kanoniker aufgenommen. Hier lebte er eine Zeit lang, bis zum Tod seiner Eltern. Als er die Nachricht von ihrem Tod erhielt, begab er sich nach Würzburg. Daselbst verkaufte er sein elterliches Erbgut und verteilte den Erlös und alles, was ihm von den Eltern zugekommen war, unter die Armen. Darauf wurde er wieder nach Köln zurückberufen und dort zum Priester geweiht. Zugleich übertrug ihm der Bischof einen Teil seiner Arbeiten und ernannte ihn zum Vorstand der Kanoniker. Nach dem Tod des Bischofs wurde er einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt. Um der Last und Verantwortung dieses Amtes zu entkommen, ergriff er die Flucht.

 

Der Heilige wendete sich jetzt in Richtung Frankreich und kam nach Paris. In dieser Stadt wütete gerade damals eine verheerende Seuche. Der Heilige flehte zu Gott um Schonung der Stadt, und auf sein Gebet hörte die Seuche auf zu wüten. Auch hier nahm ihn der Bischof als seinen Gehilfen auf und wollte ihn zu seinem Nachfolger bestimmen. Alles Volk wünschte, diesen großen Diener Gottes als Bischof zu erhalten. Nach dem Tod des Bischofs wurde er wirklich zum Oberhirten erwählt. Auch diesmal entfloh der Heilige und begab sich nach Pavia. Hier führte er im Verein mit mehreren Priestern ein heiliges Leben.

 

Aus Verehrung zum heiligen Kirchenlehrer Ambrosius, der einst die Kirche von Mailand als Bischof regiert hatte, begab sich Aquilin einige Zeit später in diese Stadt und wohnte daselbst bei den Kanonikern an der Kirche des heiligen Laurentius. Schon in Pavia hatte er eine solche Fertigkeit in der Sprache dieses Landes erlangt, dass er in ihr das Wort Gottes verkünden konnte. Er predigte mit großem Eifer gegen die Ungläubigen und Ketzer. Es gab nämlich damals auch in Mailand viele, die den Sohn Gottes leugneten. Man nannte sie Arianer. Durch die Predigt des Heiligen wurden viele bekehrt. Die Verstockten aber erzürnten über den mächtigen Prediger und wollten ihn anfangs durch List von seinem Eifer in der Bekämpfung der Irrtümer abbringen. Sie stellten sich, als wären auch sie bekehrt und rieten ihm, er sollte jetzt, nachdem alle Ketzerei überwunden sei, vom Frieden predigen. Allein Gott gab ihm ihre Tücke zu erkennen und verlieh ihm neue Kraft zur Bekämpfung der Irrlehren. Die Zahl der aufrichtig Bekehrten nahm von Tag zu Tag zu. Jetzt nahmen die Verstockten ihre Zuflucht zur Gewalt. Als der Heilige sich einst in aller Frühe in die Kirche des heiligen Ambrosius begab, ergriffen sie ihn, schlugen ihn und ließen ihn halbtot liegen. Der Heilige erholte sich wieder und predigte aufs Neue gegen die Gottlosigkeit. Nun überfielen sie ihn zum zweiten Mal, da er eben wieder in dieselbe Kirche ging, und stachen ihm einen Dolch in die Kehle. Der Heilige sank tot zur Erde. Die Mörder wollten seinen Leichnam zerstückeln und heimlich wegschaffen. Allein ein dichter Nebel verhinderte diese Ruchlosigkeit. Der heilige Leichnam wurde von einigen Gläubigen aufgefunden und in die Kirche des heiligen Laurentius gebracht. In dieser Kirche ist der Leib des Heiligen beigesetzt und bis auf den heutigen Tag noch unversehrt. Das große steinerne Grab, in das der heilige Aquilin gelegt wurde, hat der heilige Karl Borromäus im Jahr 1581 zum Hauptaltar der Kirche zu St. Laurentius verwendet. Später wurde zu Ehren des heiligen Aquilin eine eigene Kapelle erbaut, und sein Leichnam in einem Sarg von weißem Marmor in ihr beigesetzt. Auf dem Sarg ist die Inschrift: „Des Priesters und Martyrers Aquilinus unverweseter Leichnam.“ Der heilige Karl Borromäus ließ den heiligen Leichnam mit Albe und Messgewand bekleiden. Von dort wurde er in einen von Silber und Bergkristall verfertigten Sarg den 28. Mai 1697 feierlich versetzt, und dieser Sarg am Hochaltar der Kapelle des heiligen Genesius angebracht. Diese Kapelle erhielt nun vom heiligen Aquilin den Namen.

 

Der heilige Sulpicius Severus, Schüler des heiligen Martin, Schriftsteller und Bekenner zu Marseille, + 29.1.420 ? – Fest: 29. Januar

 

Der heilige Sulpicius Severus wurde in Aquitanien, in der Gegend von Toulouse, geboren. Seine Eltern besaßen, neben einem hohen Geburtsrang, große Reichtümer. Seine ersten Jahre brachte er in Erlernung der Wissenschaften zu. Nachdem er einer ernsteren Anstrengung fähig war, fing er an, die guten Schriftsteller des goldenen Zeitalters der römischen Bildung zu lesen, um seine Schreibart nach diesen schönen Mustern zu bilden. Mein weiß, wie weit er es in diesem Unternehmen brachte. Obgleich er die gerichtliche Laufbahn in einem Alter betrat, wo man sich selten hohen Ruf erwerben kann, gelang es ihm doch bald, alle seine Mitgenossen zu verdunkeln. Er verband sich durch die Ehe mit einer Frau aus consulischer Familie, die ihm große Güter zubrachte, bald aber durch den Tod ihm entrissen wurde. Dessen ungeachtet fuhr er fort, im besten Einverständnis mit Bassula zu leben, seiner Schwiegermutter, die ihn wie ihren Sohn liebte.

 

Unterdessen rissen ihn die Betrachtungen, die er über den Verlust seiner Gattin machte, allmählig von der Welt los, er sah die Nichtigkeit aller ihrer Güter ein und entschloss sich schließlich, sie zu verlassen. Man glaubt, dass seine Schwiegermutter durch Reden und Beispiel nicht wenig dazu beitrug, ihn in seinem Entschluss zu befestigen, den er auch um das Jahr 392 ausführte. Sein Opfer war umso verdienstlicher, weil er noch in der Blüte seiner Jahre lebte (etwa 32 Jahre alt). Alle seine Einkünfte verwendete er zu Almosen und anderen guten Werken, so dass er nicht sowohl Eigentümer seines Vermögens, als vielmehr Verwalter desselben für die Kirche und die Armen war. Seine Lebensänderung wurde von allen missbilligt, die sie nicht mit den Augen des Glaubens betrachteten. Seine alten Freunde tadelten laut sein Verhalten und machten es zum Gegenstand der beißendsten Spöttereien. Der Heilige, der, ehe er diese Handlung vollführte, Gott um Rat gefragt hatte, wurde dadurch nicht erschüttert, sondern bezog eine Hütte in dem Dorf Primuliac, in Aquitanien. Seine Diener uns Sklaven, die ihm gefolgt waren, wurden seine Brüder und Jünger und weihten sich mit ihm dem Dienst Gottes. Sie lagen alle auf Stroh oder auf härenen Bußkleidern, die auf dem Boden ausgebreitet waren. Schwarzes Brot, Gemüse und gekochte Kräuter, die sie nur mit etwas wenigem Essig zubereiteten, waren ihre Nahrung.

 

Sulpicius besuchte um das Jahr 394 den heiligen Martin von Tours. Gerührt durch die Reden und den weisen Rat dieses Mannes Gottes, wurde er sein größter Bewunderer und treuester Schüler. Jedes Jahr brachte er einige Zeit bei ihm zu, um alle Züge dieses vollkommenen Musters genau sich einzuprägen. Als ein großer Eiferer für den äußeren Schmuck des Gottesdienstes, zierte er die Kirchen und ließ mehrere neue erbauen, unter anderen zwei zu Primuliac. Da er diese zwei letzteren mit Reliquien bereichern wollte, schrieb er 403 an den heiligen Paulin, mit der Bitte, er möge ihm welche verschaffen. Der Heilige schickte ihm ein Teilchen vom wahren Kreuz mit der Erzählung der wundervollen Entdeckung durch die heilige Helena. Sulpicius rückte in der Folge diesen Bericht in seine Kirchengeschichte ein. Diese zwei großen Männer, die durch eine heilige Freundschaft miteinander verbunden waren, machten sich oft gegenseitig Geschenke. Sie schickten einander ärmliche Kleider und andere ähnliche Dinge, die mit dem Bußleben, dem sie sich gewidmet hatten, übereinstimmten. Die in den Briefen, die diese Geschenke begleiteten, eingestreuten Betrachtungen, geben uns Männer zu erkennen, die alles zu benützen wussten, um ihre Herzen zu Gott zu erheben.

 

Als der Heilige eines Tages allein in seiner Zelle war, schlief er ein. Es schien ihm, als sehe er den heiligen Martin in den Himmel steigen, das Angesicht strahlend vom Glanz und begleitet von dem Priester Clarus, seinem Schüler, der schon vor einiger Zeit gestorben war. Die Wahrheit dieses Gesichts wurde ihm durch die Tat bestätigt. Zwei Mönche, die von Tours ankamen, verkündeten ihm bei seinem Erwachen, dass sein gottseliger Lehrer diese Welt verlassen habe. Diese Nachricht setzte ihn in große Betrübnis. Allein er tröstete sich mit der Hoffnung, dass er nun einen mächtigen Fürsprecher im Himmel habe. Er wollte dem Andenken des heiligen Bischofs von Tours ein Denkmal seiner Verehrung zurücklassen und schrieb seine Lebensgeschichte. Aus gleichem Beweggrund brachte er auch fünf Jahre in der Zelle des heiligen Martin in Marmoutier zu. Einige Schriftsteller sagen, er habe sich später in ein Kloster zu Marseille oder in der Umgegend dieser Stadt zurückgezogen. Man kennt das Jahr seines Todes nicht, nur weiß man, dass er im Anfang des fünften Jahrhunderts starb. Der heilige Paulin von Nola, Paulin von Perigueux, Venantius Fortunatus und mehrere andere Schriftsteller, erteilten dem heiligen Sulpicius Severus die herrlichsten Lobsprüche. Gennadius sagt, er habe sich besonders durch Demut und außerordentliche Liebe für die Armut ausgezeichnet.

 

Guibert, der Abt von Glembours erzählt, dass man zu seiner Zeit das Fest des heiligen Sulpicius Severus zu Marmoutier feierlich am 29. Januar beging. Mehrere Herausgeber des römischen Martyrologiums haben unseren Heiligen mit dem heiligen Sulpicius dem Strengen, den Bischof von Bourges, verwechselt, dessen Name an diesem Tag in den Kalendern vorkommt. Papst Benedikt XIV. hatte ihren Irrtum völlig aufgedeckt.

 

Der heilige Gildas der Weise,

Gründer-Abt von Rhuys im Bistum Vannes, Frankreich,

+ 29.1.581 ? – Fest: 29. Januar

 

Der heilige Gildas, der Weise genannt, wurde, wie er uns selbst berichtet, in jenem Jahr geboren, in dem die Britten einen vollkommenen Sieg über die Sachsen am Berg Badonicus erfochten hatten. Sein Vater, der ein britischer Edelmann war und ihm eine christliche Erziehung geben wollte, schickte ihn das Kloster zum heilige Jltut. Seine glücklichen Anlagen gaben bald zu erkennen, dass er eine der schönsten Zierden der Schule dieses Heiligen sein würde. Frei von kindischem Betragen des ersten Alters, hatte er schon die Weisheit und den Ernst eines Greises, und verlegte sich mit allem Fleiß auf die ihm nützlichen Kenntnisse. Wenn er in den schönen Wissenschaften nicht so vollkommen ausgebildet war, darf man dies nicht sowohl einem Mangel an Fähigkeiten, als an guten Lehrern in jener Zeit der Verwirrung zuschreiben. Das Studieren, das sonst gewöhnlich zerstreut und das Herz austrocknet, erhielt ihn nur noch mehr in der Sammlung des Geistes, weil er sich die heilige Fertigkeit erworben hatte, in allen Büchern Gott zu suchen und zu finden. Daher diese Liebe zur stillen Zurückgezogenheit, die er während seines ganzen Lebens behielt, und die ihn bewog, sich dem Klosterleben zu widmen. In der Folge verließ er aber mit Erlaubnis oder vielmehr auf Befehl des heiligen Jltut das Kloster, um sich in der Übung des geistlichen Lebens, unter der Leitung der großen Männer, die Patricius in Irland gebildet hatte, zu vervollkommnen. Er war unersättlich in strengen Bußwerken. Sein Fasten war so außerordentlich, dass man von ihm, wie vom heiligen Johannes dem Täufer, hätte sagen können, er habe nicht gegessen und nicht getrunken. – Seine ganze Kleidung bestand in einem rauen Cilicium und einem sehr groben Überrock. Er schlief auf bloßer Erde und hatte einen Stein als Kopfkissen. Sein Leben war, mit kurzen Worten, ein verlängertes Märtyrertum oder vielmehr ein beständiges Opfer, das er alle Tage mit dem des unbefleckten Lammes dem Herrn darbrachte.

 

Unser Heiliger, der damals in seinem 34. Lebensjahr war, ging ungefähr 527 nach Armorica und wählte zu seinem Aufenthaltsort die kleine Insel Houat an der Küste von Rhuys. Diese Einöde, deren Anblick schon Grausen erregte, erfüllte den heiligen Gildas mit innigster Wonne, denn er wollte durch nichts mehr an die Erde gebunden sein. Von Seiten der Menschen ging ihm da aller Trost ab und oft mangelte ihm die nötigsten Lebensbedürfnisse. Allein er wurde für alles reichlich belohnt durch die inneren Mitteilungen des Heiligen Geistes, der ihm hier auf Erden schon einen Vorgeschmack himmlischer Wonne mitteilte. Er hatte sich erhofft, gänzlich verborgen zu bleiben, aber er täuschte sich in seiner Hoffnung. Einige Fischer, die durch seine fromme Lebensweise und seine ganz himmlischen Reden erbaut wurden, sprachen mit Verwunderung von ihm und verrieten den Bewohnern der benachbarten Küsten den gefundenen Schatz. Von allein Seiten eilte man zu dem Heiligen herbei, der das Gesetz Gottes mit einer solchen Salbung erklärte, dass die verhärtetsten Herzen gerührt wurden. Da sich nun die Anzahl seiner Schüler mit jedem Tag mehrte und man wiederholt auf ihn einredete, auf das feste Land zu kommen, ging er schließlich aus seiner stillen Einsamkeit hervor und erbaute ein Kloster in der Halbinsel Rhuys. Man glaubt, dass die Stiftung dieses Klosters die Frucht der frommen Freigebigkeit Guerechs war, unter dessen Herrschaft die Briten in der Umgegend von Vannes standen.

 

Der Heilige sah sich bald an der Spitze einer zahlreichen Genossenschaft, die überall den guten Geruch Jesu Christi verbreiteten. Er verfasste daher, um diesen Andachtseifer zu erhalten, Anordnungen, die den Stempel der erhabensten Weisheit und höchsten Frömmigkeit an sich trugen. Indessen wurde das Kloster von vielen Fremden häufig besucht und Gildas, der nichts mehr als die Zerstreuung fürchtete, fasste den Entschluss, sich an einen einsamen Ort zurückzuziehen, wo ihn niemand stören konnte. Er begab sich daher auf die andere Seite des Meerbusens von Vannes und noch über die Spitze von Quiberon und verschloss sich in eine Höhle, die er in einem Felsen an dem Bach Blavet fand. Seiner Liebe zur Einsamkeit ungeachtet, unterließ er jedoch nicht, oft die Abtei von Rhuys zu besuchen und durch seinen Rat mehrere Weltleute auf den Wegen der Vollkommenheit zu führen, unter anderen Trifina, Guerechs Tochter. Sie hatte den Grafen Conomor, den Kriegsoberen des Königs Childebert, geheiratet, der sie samt dem Kind, das sie ihm geboren hatte, unmenschlicher Weise umbrachte. Die Mutter und der Sohn, Treuchmur oder Tremur genannt, werden öffentlich verehrt unter den Namen der Märtyrer. (Beide werden in den englischen Litaneien des 7. Jahrhunderts angerufen. Die Stiftskirche von Carhaix trägt den Namen des heiligen Tremur, den man zu Guimper am 8. November verehrt. Man begeht auch sein Andenken an demselben Tag in mehreren Kirchen der Betagne und in der von St. Magloir in Paris. Die Kirche zwischen Corlai und der ehemaligen Abtei von Coetmaloen in der Bretagne ist unter Anrufung der heiligen Trifina geweiht.)

 

Gildas, dem die Unordnungen der Briten tief zu Herzen gingen, unternahm, sie in seiner Rede vom Verfall Britanniens zu bekämpfen. Er rief ihnen das grauenvolle Übermaß der Laster ins Gedächtnis zurück, das den Zorn Gottes gegen sie entflammt und sie der Wut der Barbaren als Beute hingegeben hat. Er beschrieb auch mit kraftvoller Sprache die Gräuel mehrerer ihrer Könige. Einer von ihnen, Constantin, öffnete die Augen, ging in sich und bekehrte sich aufrichtig. In einer zweiten Rede griff der Heilige die Zuchtlosigkeit der Geistlichen an. Er beschuldigte sie, dass sie selten das Opfer der heiligen Messe verrichten, in einer schändlichen Trägheit leben und die Heiligkeit ihres Standes durch grobe Laster entehren. Allein er begnügte sich nicht, das Laster zu bekämpfen, er empfahl Gott seine eigene Sache und flehte zu ihm in seiner stillen Einsamkeit, dass er die Sünder erleuchten und durch ihre Bekehrung alle Beleidigungen, durch die seine unendliche Majestät beleidigt wird, verhindern möchte.

 

Dieser heilige Abt starb auf der Insel Houat im Jahr 570 oder 581. Er ist Patron der Stadt Vannes. Seine Reliquien waren lange Zeit in der Abtei von Rhuys, wurden aber wegen der Einfälle der Normänner um das Jahr 919 nach Berry übertragen, wo man eine Abtei unter dem Namen des heiligen Gildas, an den Ufern des Indre, stiftete. Sein Name steht im römischen Martyrologium am 29. Januar. Mehrere Kirchen begehen auch noch sein Gedächtnis am 11. Mai, wegen der Übertragung seiner Reliquien.

 

Gebet am 29. Januar

des heiligen Franz von Sales am Tag der Übertragung seiner Gebeine

 

Ich grüße dich, süßeste Jungfrau Maria, Mutter Gottes, du bist meine Mutter und meine Herrin. Nimm mich also als deinen Sohn und Diener an. Ich will keine andere Mutter und Gebieterin als dich. Ich bitte dich, meine gütigste und liebenswürdigste Mutter, du wollest mich in allen meinen leiblichen und geistigen Trübsalen trösten. Vergiss nicht, dass du meine Mutter bist und ich dein Sohn bin, dass du überaus mächtig und ich überaus elend bin und deinen Schutz und Schirm gar sehr nötig habe. Bewahre und befreie meine Seele von allen Übeln und Gefahren und lass mich an deinen Gütern und Tugenden teilnehmen, vorzüglich an deiner Demut, deiner Reinheit, deiner glühenden Liebe. Sag nicht, du hast nicht die Macht dazu, denn dein geliebter Sohn hat dir alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben. Sag nicht, dass du hierzu keine Verpflichtungen hast, denn du bist die gemeinsame Mutter aller Armen, und die meine insbesondere. So nimm mich also an zu deinem Kind ohne Rücksicht auf meine Sünden und Schwachheiten, befreie mich von allem Bösen und schenke mir all deine Tugenden, vornehmlich die Demut. Amen.

 

Zu Jesus Christus

 

Göttlicher Erlöser, der Du die Sanftmut selbst bist, und Dich uns besonders als Muster dieser Tugend dargestellt hast, verleihe uns die Gnade, dass wir Dir hierin unverdrossen nachahmen, und zur Ruhe der Sanftmütigen in diesem und zu ihrer Seligkeit im ewigen Leben gelangen mögen, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Heute begehen die Karmeliter das Fest ihres heiligen Martyrers Petrus Thomas, der eine große Andacht zur seligsten Jungfrau trug, und von ihr die Erhaltung seines Ordens begehrt und zugesagt bekommen hat. Von der Andacht des heiligen Franziskus zur seligsten Jungfrau ist schon geschrieben worden, er hat sie auch vielfältig in seinen Schriften geäußert.

 

Andacht am 29. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Durch die Kommunion werden wir mit Demjenigen vereint, vor dessen Antlitz die seligen Geister aus heiliger Ehrfurcht ihr Angesicht bedecken; und ein Leib und ein Fleisch werden wir mit Ihm. Wo ist irgend ein Hirt, der seine Schafe mit seinem Blut ernährt? - Viele Mütter haben im Gebrauch, ihre Kinder Ammen zu übergeben; doch nicht so hat Christus an uns getan; Er ernährt uns mit seinem eigenen Blut." (Der heilige Chrysostomus)

"O göttliche Liebe! Christus sprach: "Esst mein Fleisch!" auf dass zwischen Ihm und uns die innigste Vereinigung stattfände. Ist dies nicht ein Übermaß an Liebe?" rief der heilige Augustinus aus.

Die heilige Magdalena von Pazzi fragte eine Novizin, woran sie während der Kommunion gedacht hätte. Sie antwortete: "An die Liebe Jesu!" dies ist wohlgetan, sprach die Heilige; jedoch genügt es nicht, nur kurze Zeit hieran zu denken; fortwährend sollst du von nun an die Liebe des Herrn denken.

 

Herr, mein Gott, wie sehr wünsche ich, um Dir wohlzugefallen, dass ich alle Demut, allen Gehorsam, allen Glauben, alle Gottesfurcht, alle Hoffnung, alle Liebe und alle Tugenden besäße, die den Herzen aller Deiner Heiligen innewohnten! Hätte ich doch alle Heiligkeit Deiner jungfräulichen Mutter Maria und flammten doch alle Herzen meiner Brüder und Schwestern von ihrer Liebe, dass Deine göttliche Majestät auf würdige Weise verherrlicht werde! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 29. Januar

 

"Seid immer sanft und gütig gegen alle,

aber ohne euch mit jemand zu vertraut zu machen.

Der zu großen Vertraulichkeit folgt gewöhnlich die Verachtung."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 29. Januar - Von der Sanftmut des heiligen Franz von Sales

 

Wie sanft, o Herr, ist deines Geistes Wehen,

Der lieblich in die Herzen dringt. 

Und nichts kann seiner Sanftmut widerstehen,

Die selbst das Stärkste sanft bezwingt.

 

1. Die christliche Sanftmut ist keine Tugend aus Temperament. Sie gehört zu den stärksten Tugenden, denn sie ist die Frucht einer, durch schwere Leiden und Beleidigungen bewährten Geduld, einer tiefen Demut, die aller Betrachtung sich wert hält, einer beständigen Abtötung der Leidenschaften, die sie der Vernunft und der Gnade so gänzlich unterworfen hält, dass sie ihnen nicht die mindeste ungeordnete Regung gestattet. Diese heldenmütige Tugend ist das sichtbarste Zeichen, dass die Fülle des Geistes Jesu Christi einem Herzen innewohnt. Darum ist sie auch nur den Vollkommenen eigen, und wer sie besitzt, besitzt mit ihr alle übrigen Tugenden zugleich.

 

2. Dies war die Sanftmut des großen heiligen Franz von Sales. Nicht angeboren war ihm diese Tugend, denn er war von Natur sehr heftig. Aber durch unablässige Selbstüberwindung brachte er es bis dahin, dass alle, die ihn kannten, von ihm bezeugten, er sei ein lebendiges Bild der Sanftmut Jesu Christi gewesen. Mit dieser heiligen Tugend vereinte er eine feurige Gottesliebe, von der alle seine Schriften glühen, eine wunderbare Geduld in zahllosen Anfeindungen, Verleumdungen, Verfolgungen, die er eine Zeit der Ernte zu nennen pflegte, und einen Eifer, Seelen zu bekehren, in dem er Irrgläubige zu Tausenden in den Schoß der Kirche zurückführte. Die Sanftmut war bei ihm eigentlich nur der Glanz der heldenmütigen Tugenden, die seinem Herzen in reichlicher Fülle innewohnten. 

 

3. Oft und schwer wurde er zum Zorn gereizt. Doch waren alle seine Antworten mit so großer Sanftmut und Liebe gewürzt, dass er nicht selten die boshaftesten Herzen rührte und besserte. Viele und große Wohltaten erzeigte er seinen grimmigsten Feinden. Als einst ein frecher Mensch die heftigsten Schmähungen ihm ins Angesicht sagte, und diejenigen, die um ihn waren, über sein sanftmütiges Stillschweigen bei so groben Beleidigungen erstaunten, sprach er: "Hätte ich denn in einer Viertelstunde die wenige Sanftmut verlieren sollen, die ich durch zweiundzwanzig Jahre beständiger Anstrengung kaum erwerben konnte." Wunderbar ist dies Beispiel, das uns nicht nur beschämen, sondern auch zur Nachfolge aneifern soll, denn alles vermögen auch wir mit Gottes Gnade. "Mein Sohn, bewahre deine Seele in Sanftmut!" (Kohelet)

 

30. Januar

 

Die heilige Martina, Jungfrau und Martyrin von Rom,

+ 1.1.236 – Fest: 30. Januar

 

Die legendäre Leidensgeschichte der Heiligen berichtet, dass Martina eine junge Frau aus edlem römischen Geschlecht gewesen ist und unter Kaiser Septimius Severus (146-211) den Martertod erlitten hat. Sie musste viele Qualen erdulden, bis sie schließlich um 210 enthauptet wurde.

 

Papst Urban VIII. (1623-1644) verfasste ihr zu Ehren eine Hymne.

 

„Diese berühmte Jungfrau, eine der Schutzheiligen Roms, die Papst Urban VIII. selbst in einer herrlichen Hymne besungen hat, stammte aus einer der edelsten Familien dieser Stadt. Ihr Vater hatte dreimal die Konsulwürde bekleidet und war sehr reich wie an schönen Tugenden so auch an zeitlichen Gütern.

 

Martina, mit der größten Sorgfalt im christlichen Glauben und Leben unterrichtet, verlor schon im zarten Alter beide Eltern. Aus Liebe zu Christus, die ihr Herz entflammte, verteilte sie mit wundersamer Freigebigkeit das Geld, welches sie im großen Überfluss besaß, unter die Armen, gelobte beständige Jungfräulichkeit und wurde wegen ihrer hervorragenden Tugenden des Geistes und Herzens unter die Diakonissinnen aufgenommen, eine Ehre, zu welcher nur erprobte Frömmigkeit den Weg bahnte.

 

Kaiser Alexander Severus, entschlossen, die Sekte der Galiläer – so nannte man die Christen – auszurotten, bot alles auf, um die wegen ihrer Schönheit, ihres Adels und ihrer Mildtätigkeit im höchsten Ansehen stehende Martina für sich zu gewinnen, und versprach ihr, sie zur Mitregentin zu erheben, wenn sie dem Apollo opfere.

 

Martina erklärte: „Dem unbefleckten Gott will ich opfern, damit mein Opfer den Apollo zu Schanden mache, und er aufhöre, Seelen zu verderben.“ Der Kaiser deutete diese Rede fälschlicherweise als eine Einwilligung, veranstaltete ein feierliches Opferfest und führte Martina in den Tempel des Apollo, wo die Götzenpriester mit vielem Volk versammelt waren. In lautloser Stille waren aller Augen auf sie gerichtet; sie bezeichnete sich andächtig mit dem heiligen Kreuz, erhob Hände und Augen flehentlich zum Himmel und betete mit lauter Stimme: „O mein Herr und Gott, erhöre meine Bitte und zertrümmere dieses blinde und stumme Götzenbild, damit der Kaiser und sein Volk erkenne, dass du der allein wahre Gott bist, und dass man keine anderen Götter anbeten dürfe, als nur dich!“ In demselben Augenblick erschütterte ein Erdbeben die ganze Stadt, das Götzenbild des Apollo fiel vom Altar herab in hundert Stücke, ein Teil des Tempels stürzte ein und begrub die Götzenpriester mit vielen Anwesenden unter seinem Schutt. Wütend über diesen Ausgang des Opfers befahl der Kaiser, dass Martina ins Angesicht geschlagen, mit Ruten gegeißelt, und ihr mit Zangen das wunde Fleisch vom Leib gerissen werde. Die Schergen strengten ihre Kräfte bis zur gänzlichen Ermüdung an; aber ein Engel stärkte und beschützte die heilige Jungfrau so wunderbar, dass sie in der Glut der Schmerzen in frohlockender Begeisterung Jesus Christus lobpries und verkündete, und die Schergen zum Glauben an ihn aufforderte. Die Gnade begleitete ihre Worte. Acht Schergen sanken auf ihre Knie, baten die Dulderin um Verzeihung der ihr angetanen Misshandlungen und bekannten laut ihren Glauben an Jesus Christus. Ergrimmt über diesen Vorfall ließ der Kaiser die Jungfrau ins Gefängnis führen, die acht Bekenner mit eisernen Krallen zerfleischen, und da er ihre Standhaftigkeit nicht zu besiegen vermochte, enthaupten.

 

Am anderen Tag ließ Severus die „Zauberin“ wieder vor sich kommen und höhnte: „Betrügerin, jetzt wollen wir sehen, wie weit du deine Künste noch treibst! Willst du den Göttern des Staates opfern, oder es noch länger mit Christus, dem Schwarzkünstler, halten?“ In edler Entrüstung sprach die Heilige: „Halt ein, lästere nicht meinen Gott; wenn du Qualen vorrätig hast, wende sie nur an, ich fürchte sie nicht, Gott wird mich stärken!“ Unmenschlich wurde Martina am ganzen Leib geschlagen, zerschnitten, ihre Glieder verrenkt; aber keine Folter schwächte die Freudigkeit ihres Mutes. In lauten Lobgesängen pries sie Gott, und ein süßer Wohlgeruch entströmte ihren klaffenden Wunden. Ratlos in seiner Ohnmacht ließ der Kaiser die Halbtote wieder in den Kerker werfen; aber wie staunte er, als am folgenden Tag die Wächter ihm anzeigten, Martinas Wunden seien vollständig geheilt, während der ganzen Nacht hätten sie ihr Gefängnis von einem wunderbaren Lichtglanz erleuchtet gesehen und ein mehrstimmiges Beten und Singen gehört.

 

In wildem Unmut befahl Severus, sie ins Amphitheater zu führen und den Löwen vorzuwerfen; er selbst wollte dabei zuschauen. Marina kniete in entzückender Schönheit auf dem Sand und betete; der hungrige Löwe stürzte brüllend aus dem Zwinger und legte sich, von unsichtbarer Macht gezähmt, schmeichelnd zu ihren Füßen; dann erhob er sich, flog in rasendem Sprung über die hohen Schranken und tötete viele Zuschauer. Der erboste Kaiser schrieb dieses Wunder der Zauberei Martinas zu und glaubte entdeckt zu haben, dass diese Zauberkraft in ihren Haaren liege. Sogleich befahl er, ihr Haupt kahl zu scheren und sie in den Tempel des Jupiters, in welchem noch zwölf andere Götter verehrt wurden, einzusperren. An den folgenden zwei Tagen ging Severus mit Priestern und dem Volk zum Tempel, aber er trat nicht hinein, weil man viele Männerstimmen darin hörte und meinte, Jupiter habe seine Götter versammelt, um Martina zu bekehren. Erst am dritten Tag wurde der Tempel geöffnet zum festlichen Opfer; aber – alle Götzenbilder lagen zertrümmert am Boden. Entrüstet fragte der Kaiser, wo Jupiter sei? Martina sprach lächelnd: „Er hat Christus, meinem Herrn, Rechenschaft geben müssen, dass er die zwölf Götzen hier nicht vom Untergang gerettet; und zur Strafe hat ihn mein Gott den Teufeln übergeben, welche ihn dann zerrissen.“ Über diesen Spott rasend befahl der Kaiser, sie mit heißem Fett zu übergießen und im Feuer zu verbrennen. Aber ein furchtbarer Regenschauer löschte plötzlich die Flammen. Auf dieses neue Wunder folgte endlich das Todesurteil durch das Schwert.“

 

Martina trägt eine Lilie zum Zeichen ihrer Reinheit. Manche Darstellungen zeigen sie auch mit eisernen Nägeln, Zange und Haken, umgeben von ihren Henkern. Auch ihre Enthauptung wird dargestellt; wobei im Hintergrund ein Apollotempel vom Blitz zerstört wird. Ferner wird sie auch auf dem Scheiterhaufen stehend, den der Regen auslöscht, abgebildet. Auf einigen Bildern sitzt auch ein Löwe zu ihren Füßen.

 

Die heilige Thiatildis, Äbtissin von Freckenhorst, Westfalen,

+ 30.1.865 ? - Fest: 30. Januar

 

Die heilige Thiatildis wurde von frühester Kindheit an zu Ewerswinkel bei Warendorf in dem Haus der seligen Eheleute Everword und Geva aufgezogen, die selbst keine Kinder hatten und deshalb die Enkelin des Bruders von Geva an Kindesstatt annahmen. Infolge eines augenfälligen Wunders, durch das die göttliche Güte das Leben und die Gesundheit der kleinen Thiatildis schützte, weihten sie die frommen Edelleute Gott und übergaben sie dem heiligen Dienst an der Kirche zu Freckenhorst. Es lag nämlich das Kind mit offenen Augen in seinem Bettlein und spielte mit einem Apfel, den ihr die Pflegemutter bei ihrem Weggang aus dem Haus gegeben hatte, damit es nicht weinen sollte. Als Everword eintrat, richtete sich die kleine Thiatildis auf, drehte sich aus dem Bettlein, um fröhlich den Nährvater zu begrüßen, und fiel, ohne dass der es bemerkte, in einen Kessel voll siedenden Wassers. Everword erschrak aufs höchste, zog Thiatilde aus dem Wasser und erzählte seiner Frau das unglückliche Ereignis. In ihrer Angst fassten sie den Entschluss, das Kind dem steten Dienst Gottes zu weihen, wenn es ihm gefiele, das schrecklich verbrannte und gefährdete Kind zu heilen. Der Himmel zeigte sich diesem Gelübde gewogen. Kaum hatten sie sich nach ihrem inbrünstigen Gebet erhoben, so fanden sie das Kind schlafend. Sie wecken es auf, untersuchen, waschen es und sehen es nicht nur fröhlich und wohlgemut, sondern auch frei von jeder Verletzung, so dass auch nicht einmal die geringste Spur des Unglücksfalles am Körper erschien. Wer war glücklicher, als diese frommen Eheleute? Voll Dank Gott gegenüber für dieses plötzliche Wunder, trafen sie die eifrigste Fürsorge, das Mädchen zu solcher Heiligkeit heranzubilden, die der Dienst Gottes und die Würde der Religion von einer Gott geweihten Jungfrau verlangt.

 

Nachdem Thiatildis ihre Kinderjahre zurückgelegt hatte, übergab sie sich ganz dem göttlichen Dienst in dem Jungfrauenstift zu Freckenhorst, das Everword gestiftet hatte, und ließ keinen Tag vorübergehen, ohne einen weiteren Schritt zur Heiligkeit zu tun und sich mit Tugenden zu schmücken. Sie war die erste Äbtissin dieses Frauenklosters und führte dieses Amt mit einem solchen Eifer, dass sie allen das Muster eines vollkommenen Lebens wurde. Was sie ihre Ordensfrauen lehrte, tat sie selbst, wozu sie ermahnte, hatte sie selbst geübt, was sie befahl, hatte sie zuerst ausgeführt. Mit einem Wort, obgleich sie unter Menschen weilte, erschien ihr Leben mehr ein Engel- als Menschenleben. Reich an den schönsten Tugenden und Verdiensten ging sie zum Himmel ein am 30. Januar um das Jahr 865, und wurde in der Kapelle, die nach ihrem Namen St. Thiadilden-Kapelle genannt wird, an der linken Seite des Chores der Stiftskirche zu Freckenhorst beigesetzt.

 

Das Kreuz zu Freckenhorst

 

Die gelehrten Bollandisten knüpfen an das Leben der heiligen Thiatildis die Geschichte des wunderbaren Kreuzes zu Freckenhorst. Die heilige Äbtissin flehte inbrünstig zu Gott, er möge ihr zum ständigen Schutz ihrer Kirche Reliquien geben. Als sie eines Tages heftiger den Himmel mit ihren Bitten bestürmte, sah sie plötzlich durch das Gewölbe des Tempels ein Kreuz vom Himmel fallen und auf dem Estrich zu ihren Füßen niedersinken. Sogleich eilte sie hocherfreut zu einem Priester, damit er das heilige Pfand von der Erde aufnehme und auf den Altar stelle. Von der Zeit an hielt sie mit ihrer ganzen Genossenschaft das Kreuz in höchsten Ehren.

 

Einst besuchte die Äbtissin ihr Bruder und klagte, er habe viel Unglück und Fehde mit seinen Feinden und Nebenbuhlern. Die gütige Schwester entgegnete, sie habe ein sicheres Schutzmittel in dem heiligen Kreuz. Wenn er es mit sich führe, so zweifle sie nicht, dass er alle Unglücksfälle und Feinde besiege und weiteren Schaden verhüte. Was konnte dem Bruder erwünschter sein, als ein solches Unterpfand? Er bat um das Kreuz und sie überließ es ihm unter dem feierlichen Versprechen, dass er es ihr zurückstelle, sobald er den Feind überwunden habe. Aber was galt die Treue einem siegestrunkenen Soldaten? Er hielt mit seinen Gesellen Rat, wie er das so heilbringende Kreuz für sich behalten könnte. Sie rieten ihm, er solle seinem Gelübde gemäß das Kreuz zurückbringen lassen; sie wollten indes Soldaten ausschicken, die es mit bewaffneter Hand zurückbrächten. So geschah es. Die Äbtissin schmerzte eine solche Gottlosigkeit so tief, dass sie bald darauf starb.

 

Der Bruder wurde nicht wenig durch den plötzlichen Tod seiner Schwester erschrocken, da er sich die Schuld ihres frühen Endes beimessen musste. Deshalb ging er nach Lievland, um im heiligen Krieg gegen die Feinde des christlichen Namens seinen Frevel zu büßen. Das Kreuz nahm er mit und stellte es in einer Kirche auf, wo es von den Gläubigen sehr verehrt wurde. Einige Zeit darauf entstand in der Stadt ein großes Wehgeschrei über das Näherrücken der Feinde, und ein solcher Schrecken, dass selbst der Priester, der schon zur heiligen Messe an den Altar getreten war, sofort die Gewänder ablegte und zu den Stadtmauern eilte. In diesem Tumult blieb nur ein Mann, namens Legwik, in der Kirche. Plötzlich erscholl eine Stimme vom Himmel und mahnte ihn, er solle heimlich das Kreuz vom Altar nehmen, in seine Tasche stecken und nach Freckenhorst zurücktragen. Er gehorchte, aber weil sich schon das Gerücht vom Verlust des Kreuzes verbreitet hatte, sah er nicht weit von der Stadt auf einer Brücke eine Menge Männer stehen, die alle Vorübergehenden untersuchten, ob einer vielleicht das ihnen weggenommene Pfand in der Tasche trüge. Der in die Enge getriebene Mann flehte im heißen Gebet zu Gott und er sah das Kreuz von selbst aus der Tasche in das Wasser springen, bis er den spähenden Augen und Händen der Männer entgangen war.

 

Nach einer halben Meile sah der Hocherfreute das Kreuz wieder in seiner Tasche und setzte seine Reise glücklich fort. Gegen Abend kam er in ein Gasthaus und bat die Witwe des Hauses, sein Heiligtum für die Nacht unverletzt zu bewahren. Ihrem Versprechen getreu, wachte die Frau bei dem Kreuz und sah in der Nacht bei ihm brennende Lichter und hörte den schönsten Engelgesang. Entzückt von dem Wunder, wollte die Frau das kostbare Pfand nicht herausgeben. Betrübt und weinend ging der Mann aus dem Gasthaus und setzte die Reise mit dem heißesten Gebet fort, Gott möge ihm den Schatz zurückgeben, um ihn nach seinem Bestimmungsort bringen zu können. Er wolle in der Folge vorsichtiger sein. Was geschieht? Während er mit Seufzern und Flehen den Himmel bestürmt, sieht er plötzlich wieder das Kreuz in seiner Tasche, und seine Freude war so groß, dass er die weitere Beschwerde der Reise gar nicht achtete. Endlich kam er nach Westfalen und in ein Dorf, das nahe bei Freckenhorst liegt. Dort ließ er das Kreuz zurück, eilte zu dem Jungfrauenstift und erzählte allen Nonnen mit großer Freude, unter welchen Wundern er das lange vermisste Kreuz nach Gottes Geheiß zurückgebracht habe. Unverzüglich zogen die Geistlichen und das Volk mit Kreuzen und Reliquien in feierlicher Prozession dem heilbringenden Kreuz entgegen und führten es zur Kollegiatkirche, wo es fortan bis auf unsere Zeit an Wundern reich berühmt war und vom gläubigen Volk besonders am Fest Kreuzauffindung hoch verehrt wird.

 

Die heilige Bathilde, Königin von Frankreich und Nonne von Chelles,

+ 30.1.680 – Fest: 30. Januar

 

Bathildis, eine Tochter christlicher, sächsischer Eltern, erhielt eine gottesfürchtige Erziehung und hatte in ihrer Jugend das Unglück, von Seeräubern entführt und in Frankreich an den Fürsten Erchionald als Sklavin verkauft zu werden. Die christliche Jungfrau, geziert mit blendender Schönheit und mit allen jenen Tugenden, die besonders dem weiblichen Geschlecht allenthalben Ehrfurcht verschaffen, erwarb sich durch ihre Treue und Redlichkeit so sehr die Liebe und das Zutrauen ihres Gebieters, dass er ihr nach dem Tod seiner Gemahlin seine Hand anbot. Aber Bathilde weigerte sich aus Demut ernstlich gegen diesen Antrag und wurde bald danach, nicht ohne besondere Einwirkung der Vorsehung Gottes, die Gemahlin des Königs Clodoväus, eines Sohnes des Dagobert, in welcher Würde sie Macht und Gelegenheit hatte, zur Verbreitung und zur Wohlfahrt der christlichen Religion unendlich viel Gutes zu tun. Sie beglückte den König mit reiner, zärtlicher Liebe und bildete durch ihre rührenden Ermahnungen und besonders durch ihr sanftes, gottseliges Leben zu einem der frömmsten und gerechtesten Regenten. Täglich besuchte sie die Kirche mit innigster Andacht und vergoss während ihres Gebetes häufige Tränen der Liebe zu Gott. Sie war die Mutter und Beschützerin aller Armen und Unglücklichen und damit sie für diese bequemer sorgen konnte, gab ihr der König den heiligen Abt Genesius zu ihrem Almosenpfleger, durch dessen Rat und Unterstützung sie das Elend der Armen linderte, die Klöster im ganzen Reich versorgte, die Überbleibsel des Götzendienstes vertilgte und Sittlichkeit und Tugend beförderte.

 

Im 17. Jahr seiner Regierung starb König Clodoväus, dem sein Sohn Lotharius auf dem Thron folgte, und zu gleicher Zeit erwählten die Austrasier aus Liebe zur heiligen Bathildis ihren zweiten Sohn Childerich zu ihrem König, wodurch Burgund und Frankreich vereinigt wurden. Nachdem die königliche Witwe die größte Ordnung in den Reichsgeschäften hergestellt und mehrere Klöster, besonders für Jungfrauen, gestiftet hatte, verteilte sie ihren Schmuck unter die Armen, zog ein Bußkleid an und verschloss sich in das Frauenkloster zu Kalam (Chelles), wo sie durch ihre Gottseligkeit und Demut alle Nonnen beschämte. Sie verrichtete die niedrigsten Dienste aus Liebe zu Jesus, tröstete und pflegte Tag und Nacht die Kranken und gehorchte der Äbtissin wie einer Mutter. Alle übrigen Stunden widmete sie dem Gebet oder der Lesung und Betrachtung der Heiligen Schrift, bis sie in eine schmerzhafte Krankheit fiel, in der sie um das Jahr 680 starb. Bei ihrem Tod wurde ihre Zelle mit einem himmlischen Glanz erfüllt und die Heilige bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz, erhob Hände und Augen zum Himmel und verschied. Ihr Leichnam wurde in diesem Kloster beigesetzt, wo an ihrem Grab große Wunder geschahen und viele Könige Frankreichs auf den Knien die vollendete Heilige um ihre Fürbitte bei Gott anflehten.

 

Die heilige Hyazintha Mariscotti,

Nonne aus dem Dritten Orden des heiligen Franziskus, Viterbo, Italien,

+ 30.1.1640 – Fest: 30. Januar

 

Hyazintha, sie siebenjährige Tochter des italienischen Grafen Markus Antonius Mariscotti und seiner Gattin Oktavia Orsini, war eines Tages nahe daran in einen Brunnen zu fallen, wurde aber auf die Anrufung der göttlichen Hilfe hin aus der Gefahr errettet. Dies war wohl mit ein Grund, warum das Mädchen von seinen frommen Eltern den Schwestern vom Dritten Orden des heiligen Franziskus im Kloster des heiligen Bernardin zu Viterbo zur Erziehung anvertraut wurde. Als Hyazintha dann zur Jungfrau herangereift war, nahm sie auch selbst das Kleid des Dritten Ordens und wurde Mitglied des genannten Klosters, ohne jedoch auch sofort den rechten Klostergeist zu zeigen; vielmehr führte sie noch ein ziemlich weltliches Leben und hatte Freude an Bequemlichkeit, Geld und Luxusgegenständen. Da fiel sie in eine schwere Krankheit und musste versehen werden.

 

Bei dieser Gelegenheit nun wurde sie vom Beichtvater ernst auf das Sündhafte und Gefährliche ihrer Lebensweise aufmerksam gemacht. Und Hyazintha gab diesen Mahnungen und der Stimme der Gnade Gehör und gelobte für den Fall ihrer Wiedergenesung, ein neues besseres Leben führen zu wollen. Sie wurde auch gesund und hielt Wort, entsagte allem Weltsinn, allen überflüssigen und eitlen Dingen und begann ein Leben strengster Buße und geradezu erfinderischer Selbstkreuzigung. Wermut und bittere Kräuter zum Beispiel bildeten ihre Hauptnahrung, mit einem schweren Kreuz beladen stieg sie oft kniend die Treppen des Klosters hinan, Brennnesseln, heißes Wachs, Schnee und Eis oder eiskaltes Wasser mussten ihr dienen, den Leib zu peinigen und die Sinnlichkeit zu bezwingen. Bei diesen Bußübungen war vor allem der leidende Heiland ihr Vorbild. Ebenso sehr übte sie aber auch die übrigen Tugenden, besonders Geduld, Demut und Reinheit, und als sie Novizenmeisterin geworden war, leitete sie auch ihre Schülerinnen mit der größten Sorgfalt an, den Weg der Vollkommenheit zu gehen. Umfassend war auch ihre Nächstenliebe. Für die Armen und Kranken erbettelte sie unermüdlich das Nötige und rief sogar zwei eigene Bruderschaften zu ihrer Unterstützung und Pflege ins Leben. Hyazintha war ferner eine besondere Verehrerin des hochheiligen Altarsakramentes. Oft stand sie mitten in der Nacht auf und warf sich mit Ausrufen glühendster Liebe vor dem Tabernakel nieder. Sie tat aber noch mehr: Sie veranlasste und förderte die öftere feierliche Aussetzung des Allerheiligsten, um auch recht viele andere für seine Verehrung zu gewinnen. Desgleichen war die liebe Gottesmutter Gegenstand von Hyazinthas zärtlichster Liebe und Andacht, weshalb ihr auch alle Frauen und Jungfrauen besonders teuer waren, die den Namen Maria trugen. Die allerseligste Jungfrau würdigte daher ihre Dienerin wiederholter gnadenvoller Erscheinungen. Aber auch Gott der Herr anerkannte ihre Heiligkeit durch wunderbare Gnadengaben, zum Beispiel die Gabe der Weissagung.

 

Ganz verzehrt von Gottesliebe und Sehnsucht nach dem Himmel schied sie von dieser Welt im Jahr 1640, im Alter von 54 Jahren. Ihre heiligen Überreste ruhen zu Viterbo in demselben Kloster, wo sie gelebt hatte und gestorben war. Papst Pius VII. hat sie im Jahr 1808 heiliggesprochen. So war diese wohlriechende Hyazintha in den Garten des Himmels versetzt worden, nachdem sie hier auf Erden durch den köstlichsten Duft der Tugend Gott und der Kirche Ehre gemacht und viele Menschen erfreut und erbaut hatte. Aber nicht sogleich nach ihrem Eintritt ins Kloster verbreitete Hyazintha diesen himmlischen Wohlgeruch: Sie lebt zuerst eine Zeit lang in der Lauheit, bis sie durch die Krankheit auf einen anderen Weg gebracht wird.

 

Es gibt eine zweifache Lauheit: diejenige, die den Übergang vom Welt- oder Sündenleben zum frommen Leben, und jene, die den Übergang vom frommen Leben zum Sünden- und Weltleben bildet. Letztere Lauheit ist die schlimmere, denn sie ist nichts anderes als Rückfall und Verachtung der Gnade Gottes. Hyazinthas Lauheit war zwar noch mehr von der ersteren Art, aber, weil sie sich bereits im Kloster befand, doch auch schon bedenklicher und gefährlicher. Um so mehr musste sie dann die ihr zuteil gewordene göttliche Gnade preisen und tat es auch. Hüten wir uns vor jeder Lauheit im religiösen Leben, denn der Herr sagt: „O, dass du kalt wärest oder warm! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich anfangen dich aus meinem Mund auszuspeien“ (Offenbarung 3,15-16).

 

Die heilige Aldegund / Adelgunde von Maubeuge, OSB, Äbtissin,

+ 30.1.680 – Fest: 30. Januar

 

Aldegund war Walberts Tochter, der vom Haus der fränkischen Könige abstammte, und wurde zu Anfang des 7. Jahrhunderts im Hennegau geboren. Die vornehmsten Anträge zur ehelichen Verbindung, die man ihr machte, konnten sie nie von ihrem Entschluss abbringen, den sie gefasst hatte, Gott ihre Jungfräulichkeit zu weihen. Sie lebte im väterlichen Haus, auf dem Schloss Courtsore oder Coursolre, als eine wahre Braut Jesu Christi. Ihre Eltern, gerührt durch ihre Reden und Beispiele, rissen ihre Herzen gänzlich von der Liebe zur Welt los und verteilten ihre Güter an die Armen und an die Kirchen. Nach dem Tod ihrer Eltern begab sie sich nach Haumont zum heiligen Amandus, dem ehemaligen Bischof von Maastricht, und zum heiligen Aubert, dem Bischof von Cambray, aus deren Händen sie 661 den Schleier empfing. Sie zog sich dann in das Gehölz von Malobodium zurück, wo sie an der Sambre das Frauenkloster von Maubeuge stiftete, dessen erste Äbtissin sie war. Gott verlieh ihr die Gabe des Gebets in einem besonders hohen Grad und würdigte sie mehrerer Offenbarungen. Da ihr Ruf durch Verleumdung beschmutzt wurde, benützte sie diese Prüfung zu ihrem Heil und bat Gott, ihr noch härtere zuzusenden. Ihr Gebet wurde erhört. Es ergriff sie eine Krebskrankheit, die ihr die heftigsten Schmerzen verursachte, wobei sie aber, wie bei den wundärztlichen Behandlungen, eine heldenmütige Geduld bewies. Schließlich empfing sie am 30. Januar 680 die Belohnung ihrer Tugenden. Ihr Reliquienkasten wurde bei den Stiftsfrauen in Maubeuge, die an Stelle der Nonnen sich dort angesiedelt hatten, ehrfurchtsvoll aufbewahrt. Der Name der heiligen Aldegund steht an diesem Tag im alten Brevier von Autun, im römischen Martyrologium und in denen von Raban, Usuard und Notker. Zu St. Omer ist eine Pfarrkirche unter ihrem Namen, wo sie vom Volk die heilige Orgonne genannt wird. 

 

Der heilige Adelhelm von Burgos,

Mönch von Chaize-Dieu, Abt von St. Johann zu Burgos, Spanien, OSB,

+ 30.1.1097 ? - Fest: 30. Januar

 

Der heilige Adelhelm (Im Lateinischen Adelelmus. Die Spanier nennen ihn St. Elesm, St. Olesm, St. Lesmes.), geboren in Loudun in Poitou, war in seiner Jugend beim Militär. Da ihm durch den Tod seiner Eltern ein bedeutendes Vermögen zufiel, verkaufte er alles, was er besaß, und verteilte es unter die Armen. Dann reiste er mit einem einzigen Diener fort, den er in Auvergne auch noch entließ. Zu Issoire begegnete er dem gottseligen Robert, dem ersten Abt von Chaize-Dieu, dem er sein Vorhaben, eine Wallfahrt nach Rom zu machen, mitteilte. Er ging barfuß und übte noch sehr strenge Bußwerke während des mühsamen Weges. Nachdem er sein frommes Verlangen befriedigt hatte, kam er nach Chaize-Dieu zurück, wie er es dem gottseligen Robert versprochen hatte, und begab sich in dessen Kloster, wo er in der vollkommensten Übung der Demut, Abtötung und des Gehorsams lebte. Man erwählte ihn später zum Novizenmeister und erhob ihn, gegen seinen Willen, zur Priesterwürde. Es ist nicht ganz gesichert, ob er Abt von Chaize-Dieu war, wie einige meinen. Constantia, die Gemahlin Alphons VI., des Königs von Kastilien und Leon, die von seiner Heiligkeit und den Wundern hörte, fand Mittel, ihn in ihre Staaten zu ziehen, um sie von dem Unglauben der Mauren zu reinigen und das Klosterleben in seiner ganzen Reinheit herzustellen. Sie wies ihm bei Burgos hinreichende Grundstücke an, zum Bau eines Spitals und eines Klosters, dessen erster Abt er war und wo er um das Jahr 1100 gestorben ist. Sein Leib wurde in die Abteikirche zum heiligen Johannes beigesetzt. Im Jahr 1480 überbrachte man ihn in eine Pfarrkirche außerhalb der Stadt, die seinen Namen trägt. Er wird am 30. Januar als Patron von Burgos verehrt.

 

Gebet am 30. Januar

 

Heilige Jungfrau Maria, du hast schon so viele Herzen mit deiner Liebe entzündet, entzünde auch mein Herz, damit ich in der Folge nichts liebe als nur Gott und dich. Du weißt es, dass ich alle meine Hoffnung auf dich gesetzt habe. O meine liebe Mutter, verlasse mich nicht. Stehe mir, so lange ich lebe, durch dein heiliges Gebet bei. Aber besonders stehe mir in meiner Todesstunde bei. Mache, dass ich dich alsdann liebe, damit ich dich die ganze Ewigkeit hindurch im Himmel lieben kann. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Martina

 

O Gott, der Du unter anderen Wundern Deiner Macht auch vielen Frauen den Martersieg verliehen hast, gib, dass wir, die wir das Fest Deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Martina begehen, durch ihr Beispiel und ihre Fürbitte zu Dir gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag hat Papst Honorius III. im Jahr 1216 nach einer im Traum gehabten Erscheinung und auf Befehl der seligsten Jungfrau den Orden und die Regel der Karmeliter bestätigt. So hat auch an diesem Tag im Jahr 1586 Papst Sixtus V. die Bruderschaft des Rosenkranzes und alle ihr verliehene Ablässe bestätigt.

 

Andacht am 30. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Wenn Jesus Christus das tägliche Brot ist, warum denn empfangt ihr Ihn so selten? Ordnet euer Leben dergestalt, dass ihr würdig seid, dies himmlische Brot jeden Tag zu empfangen." (Der heilige Ambrosius)

"Nichts ist so sehr wirksam, unsere Herzen zur Liebe für das allerhöchste Gut zu entzünden, als die heilige Kommunion"; sprach der ehrwürdige Theatiner Olympius.

Eine Heilige sprach: "Wenn es, die heilige Kommunion zu empfangen, notwendig wäre, durch Feuer und Flammen hindurch zu gehen, würde ich nicht einen Augenblick zögern, es zu tun!"

An den Tagen, wo die heilige Katharina von Siena nicht zur Kommunion ging, war sie so krank, dass es schien, als müsse sie in kurzer Zeit sterben. Doch wie sehr immer sie erschöpft war, wurden alle ihre Kräfte bei der heiligen Kommunion ersetzt. Bereiten wir uns zur Kommunion durch Entsagung aller unordentlichen Liebe und Neigung, durch die oftmalige geistige Kommunion und durch die Übung verschiedener Tugenden.

 

Oftmals, mein Heiland, will ich Dir in Deinem göttlichen Sakrament begegnen; verleihe mir ein reines Herz, eine tiefe Demut und eine große Freude, die der heiligen Liebe entspringt. Herzlich auch ist mein Verlangen, dass diese Gaben und diese Vorbereitung in allen Herzen sind. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 30. Januar

 

"Das Herz in dem die Liebe herrscht,

sucht nicht sein eigenes Interesse oder sein Vergnügen,

sondern das Wohlgefallen und das Interesse Gottes."

 

gottsel. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 30. Januar - Vom Geist Jesu

 

O Licht der Herzen, komm, durchdringe

Mit deinen Strahlen meinen Geist:

Dass er sich dir zum Opfer bringe,

Und du sein Eins und Alles seist:

Denn du nur machst ihn frei und rein.

Du hauchst dem Tode Leben ein.

 

1. Willst du mit Sicherheit im Innern gehen, so bedarfst du des Lichtes, den Weg des Lebens zu sehen, und der Kraft, diesen Weg bis ans Ende standhaft zu vollbringen. Dies Licht, das deine Finsternisse erleuchtet, ist der Geist Jesu Christi, der reinen Seelen sich offenbart, und sie oft in einem Augenblick über viele Dinge belehrt. Die Kraft aber ist seine Gnade, ohne die wir nichts vermögen. Dieser Geist Jesu wird nur durch Zerknirschung, Andacht und Reinheit erbeten, und nur in der Einsamkeit des Herzens bewahrt. Die Welt empfängt ihn nicht, weil sie Jesus nicht kennt, der das wahrhaftige Licht und das Leben der Seelen ist, ohne das sie in beständiger Blindheit und im Tod irren.

 

2. Das Leben im Geist Jesu ist das wahre Paradies auf Erden. Es ist ein Unterpfand und ein Vorgeschmack des Himmels. Aber wie bei allen edlen Tugenden, also tut auch hier die Übung vieles. Die Erkenntnis und Liebe Jesu nimmt durch die andächtige Betrachtung seines Lebens und die oftmalige Vereinigung mit ihm im Sakrament seiner Liebe zu. Die tägliche Betrachtung der Geheimnisse seines heiligsten Lebens und Leidens durchdringt den Geist mit Bewunderung und Liebe, regt zu seiner Nachfolge an, und führt allmählich in das Innere Jesu ein, die abgrundtiefe Weisheit und Liebe Gottes zu schauen, wodurch unser Glaube lebendiger, unsere Hoffnung freudiger, und unsere Liebe feuriger wird.

 

3. O mildester Geist Jesu, komm und wandle mich in einen Menschen nach dir um, der bei Reichtum und Ehren demütigen und entfesselten Herzens, in Armut, Schmach und Leiden geduldig sei, und in allen Dingen nach deinem liebevollen Geist lebe: auf dass der ewige Vater das Bild seines Eingeborenen in mir schaue und liebe. Dies ist mein Gebet, dies mein Verlangen, o mein Heiland, denn zitternd erwäge ich den Ausspruch deines Apostels: "Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm." (Römer 8,9b) Gehören sie aber dir nicht an: wessen sind sie dann? Psalm 104,30: "Sende, Herr, deinen Geist aus, und diese Dinge werden wirklich werden; und du wirst das Angesicht meiner Seele erneuern."

 

31. Januar

 

Der heilige Johannes Don Bosco,

Priester und Ordensstifter von Turin,

+ 31.1.1888 - Fest: 31. Januar

 

Als Sohn armer Leute wurde der spätere Ordensgründer am 16. August 1815 in Becchi bei Turin geboren. Mit zwei Jahren verlor er den Vater, aber seine Mutter, Margarete Bosco, war eine ausgezeichnete Erzieherin, die es meisterhaft verstand, die guten Anlagen ihres Kindes zu fördern. Sicher hat die Erziehung dieser frommen Frau die Grundlagen für das spätere pädagogische Wirken des Johannes Bosco geschaffen.

 

Mit neun Jahren hatte er einen Traum, in dem er deutlich auf seinen zukünftigen Beruf hingewiesen wurde. Die Visionen wiederholten sich und wurden immer konkreter. Angeregt durch diese Träume, sammelte Johannes die Dorfkinder, erzählte ihnen Geschichten und unterhielt sie mit Kunststücken, verband damit aber immer eine religiöse Unterweisung und schloss mit einem Gebet oder einem frommen Lied.

 

Johannes Bosco wollte Priester werden, aber die finanziellen Mittel für den Besuch einer höheren Schule fehlten. 1831 erhielt der Sechzehnjährige einen Freiplatz am Seminar von Chieri. Essen und Unterkunft musste er sich selbst verdienen. Er arbeitete in einem Café, bei einem Schneider, einem Schmied, einem Schlosser und einem Schreiner.

 

Nach seiner Priesterweihe am 5. Juni 1841 ging Johannes zur Weiterbildung in das Theologische Konvikt in Turin, an dem sein Beichtvater und vertrautester Freund Josef Cafasso tätig war.

 

Am 8. Dezember 1841, als Don Bosco sich für den Gottesdienst ankleidete, bemerkte er, wie der Küster einen zerlumpten Jungen aus der Sakristei hinauswies. Er rief den Jungen zurück und unterhielt sich mit ihm. Ohne Eltern aufgewachsen, konnte dieser weder lesen noch schreiben und wusste von Religion überhaupt nichts. Johannes Bosco begann sofort mit dem religiösen Unterricht und forderte den Jungen beim Weggehen auf, doch wiederzukommen. Er kam bald wieder und brachte seine Freunde mit.

 

Die Schar um Don Bosco wuchs von Woche zu Woche. Er versammelte sie zunächst sonntags in irgendeiner Kirche, feierte mit ihnen die Messe und unterrichtete sie im Katechismus. Den Rest des Tages gestaltete er mit Ausflügen, Spielen und gemeinsamen Festen.

 

Seinen oben erwähnten ersten Traum schildert er selbst in seinen Erinnerungen wie folgt:

 

„Im Alter von ungefähr neun Jahren hatte ich einen Traum, der mir für mein ganzes Leben unvergesslich blieb. Im Schlaf glaubte ich, in der Nähe des Hauses in einem sehr großen Hof zu sein, wo eine muntere Schar von Jungen sich herumtummelte. Die einen lachten und scherzten, die anderen spielten, wieder andere fluchten. Als ich die Gotteslästerungen hörte, stürzte ich mich gleich unter die Jungen, um sie mit Rufen und Stößen zum Stillschweigen zu bringen. In diesem Augenblick erschien ein ehrwürdiger, vornehm gekleideter Mann, der im besten Alter stand. Ein weißer Mantel umgab seine ganze Gestalt; sein Antlitz aber war so leuchtend, dass ich es nicht anzuschauen vermochte. Er rief mich beim Namen und befahl mir, mich an die Spitze dieser Jungen zu stellen, indem er hinzufügte: „Nicht mit Schlägen, sondern mit Sanftmut und Liebe sollst du diese dir zu Freunden machen. Schicke dich darum gleich an, sie über die Hässlichkeit der Sünde und die Schönheit der Tugend zu belehren!“ – Verwirrt und erschrocken bemerkte ich, ich sei ein armer, unwissender Junge, gänzlich unfähig, diese Jungen in der heiligen Religion zu unterrichten. In diesem Augenblick hörten die Jungen auf zu streiten, zu lärmen und zu fluchen und alle scharten sich um jenen Mann. Fast ohne zu wissen, was ich sprach, fragte ich:

 

„Wer seid Ihr, dass Ihr Unmögliches von mir verlangt?“

 

„Gerade weil es dir unmöglich scheint, musst du es durch Gehorsam und Wissenschaft ermöglichen.“

 

„Wo und mit welchen Mitteln werde ich mir dieses Wissen erwerben?“

 

„Ich werde dir eine Lehrmeisterin geben, unter deren Obhut du weise werden wirst und ohne deren Einfluss jede Weisheit nur Torheit ist.“

 

„Aber wer seid Ihr denn, dass Ihr so zu mir sprecht?“

 

„Ich bin der Sohn derjenigen, die täglich dreimal zu grüßen deine Mutter dich lehrte.“

 

„Meine Mutter befiehlt mir, mich keinem Unbekannten ohne ihre Erlaubnis anzuschließen; sagt mir darum Euren Namen.“

 

„Danach frage meine Mutter!“

 

In diesem Augenblick sah ich an der Seite jenes Mannes eine Frau von majestätischer Gestalt, angetan mit einem Gewand, von dem ein solcher Glanz ausging, als sei es mit lauter hellstrahlenden Sternen übersät. Da sie meine wachsende Verwirrung in meinen Fragen und Antworten wahrnahm, hieß sie mich näher treten, nahm mich dann gütig bei der Hand und sprach: „Sieh dort!“ Aufschauend bemerkte ich, dass alle jene Jungen geflohen waren, und statt ihrer sah ich eine große Herde von Ziegen, Hunden, Katzen, Bären und verschiedenen anderen Tieren. Die hohe Frau fuhr fort: „Das ist dein Arbeitsfeld; hier sollst du wirken. Werde demütig, stark und mannhaft, und die Verwandlung, die du jetzt bei diesen Tieren sehen wirst, sollst du später bei meinen Söhnen vollbringen.“ Ich schaute abermals hin und erblickte statt der wilden Tiere ebenso viele sanfte Lämmer, welche freudig hüpfend und blökend sich um jenen Mann und um jene Frau scharten, wie um ihnen zu huldigen.

 

Sobald ich dies bemerkte, fing ich im Schlaf zu weinen an und bat die hehre Frau um Aufklärung über das, was ich gesehen hatte, da ich nicht wüsste, was dies alles zu bedeuten habe. Sie legte mir aber nur die Hand aufs Haupt und sagte: „Zur rechten Zeit wirst du alles verstehen.“ Kaum hatte sie diese Worte beendet, da erwachte ich durch ein Geräusch und alles war verschwunden. Ich war wie betäubt. Die Hände schienen mir weh zu tun von den Faustschlägen, die ich ausgeteilt hatte, das Gesicht schmerzte mich von den Ohrfeigen, die ich von den Straßenjungen erhalten hatte. Der geheimnisvolle Mann, die hohe Frau, alles was sie gesagt und was ich gehört hatte, beschäftigte derart meinen Geist, dass ich die ganze Nacht nicht mehr schlafen konnte.

 

Am anderen Morgen drängte es mich, den merkwürdigen Traum zuerst meinen Brüdern zu erzählen – sie lachten mich aus; dann ging ich zur Mutter und Großmutter. Jeder gab eine andere Erklärung. Mein Bruder Joseph sagte: „Du wirst einmal als Hirt Ziegen, Schafe und andere Tiere zu hüten haben.“ Meine Mutter: „Wer weiß, ob er nicht doch Priester wird.“ Anton bemerkte trocken: „Vielleicht wirst du Räuberhauptmann.“ – Das Schlusswort aber gab die Großmutter, die ja in religiösen Dingen wohl bewandert war, wenngleich sie weder lesen noch schreiben konnte: „Träume sind Schäume“, sagte sie. Ich war der gleichen Meinung wie die Großmutter, trotzdem konnte ich mir jenen Traum nicht aus dem Kopf schlagen.“

 

Der Zulauf, den Giovanni Bosco unter der Jugend fand, brachte ihn allmählich in Schwierigkeiten. Wo sollte er eine so große Gruppe, inzwischen waren es über 400 Jugendliche, unterbringen? Eine Scheune in Turin-Valdocco, die er zunächst pachten und später kaufen konnte, richtete er als Schule ein. Er bildete selbst seine begabtesten Schüler als Lehrer für ihre Kameraden aus und gründete auf dem Schulgelände Lehrwerkstätten.

 

Zur Unterstützung seiner erzieherischen Tätigkeit gründete er 1868 die „Fromme Gesellschaft des heiligen Franz von Sales und einige Jahre später eine Frauengenossenschaft: die Mariahilfschwestern.

 

Seine Erziehungsmethode beruht auf dem System des Vertrauens, der Ausschaltung jeglichen Zwangs, der Vermeidung von Strafen und auf einer umfangreichen religiösen Bildung. Das Jugenddorf in Valducco wurde zum Modell für zahlreiche ähnliche Einrichtungen im In- und Ausland.

 

Don Bosco starb am 31. Januar 1888.

 

Aus „Tiere unterm Regenbogen“, von Aloysius Roche, Berlin 1954:

 

Grigio – der Graue

 

„Grigio – der Graue“, so wurde der geheimnisvolle Hund gerufen, der Leib und Leben Don Boscos beschützte; er wurde wegen seiner Farbe so genannt, „grigio“ heißt ja italienisch „grau“. „Geheimnisvoll“ – das ist die richtige Bezeichnung für dieses Tier, denn alle die, die ihn nur für einen besonders scharfsinnigen Hund gewöhnlicher Art hielten, konnten doch die Tatsache nicht leugnen, dass er mehr als dreißig Jahre lang lebte!

 

Es gab freilich auch genug Leute, die fest überzeugt waren, dass dieser Grigio nicht aus einem gewöhnlichen Zwinger stammte. Sie meinten, er hätte etwas vom alten Cerberus an sich, dem unheimlichen Wachhund, an den die Menschen längst vergangener Zeiten glaubten, allerdings mit dem Unterschied, dass, während der erstere offenbar „von oben“ kam, der letztere doch entschieden „nach unten“ gehörte.

 

Dieser merkwürdige Hund zeigte sich zuerst, als Don Bosco durch die recht düsteren Vororte von Turin ging. Das war im Jahr 1852. Er suchte bei diesem Gang nicht etwa eine Abkürzung für seinen Weg. Seit 46 Jahren hatte dieser Mann solch elende Vororte im Kopf gehabt. Er dachte bei Tage daran und träumte nachts davon – buchstäblich, denn es war ja ein Traum gewesen, der ihn zu seiner Lebensaufgabe bewogen hatte: jene zu retten, die in diesen Elendsquartieren lebten. Es waren die Kinder dieser wüsten Orte, um die er sich Sorgen machte, die Jungen und Mädchen, an denen jedermann verzweifelte, und für die nichts weiter geschah, als dass man sie ins Gefängnis warf, wenn sie es übertrieben hatten. Für diese Ausgestoßenen schuf er ein Hilfswerk, das wuchs und wuchs, bis es sich über die Welt ausbreitete. Als er 1888 starb, hatte er statt einer ungefähr 250 Herbergen und 130 000 Kinder darin! Im Anfang dachten seine Mitmenschen, er sei verrückt. Das denken nun allerdings bloß Zuschauer leicht von tapferen Leuten, die besonders heikle Aufgaben anpacken.

 

Merkwürdig und ganz unerklärlich ist’s, dass dieser Mann Feinde haben konnte, bittere Feinde, die ihm ernstlich ans Leben wollten – und mehr als einmal haben sie es versucht. Deshalb tauchte dann eines Tages Grigio aus dem Nichts auf, es war an einem Abend des Jahres 1852.

 

Don Bosco hastete eine enge Straße im ärmlichsten Quartier der Stadt entlang, als er plötzlich glaubte, Schritte hinter sich zu hören. Sich umschauend, sah er, dass ihm ein riesiges Tier folgte, das aussah, wie eine Kreuzung aus Wolf und Hund. Es war ihm anfangs nicht so ganz wohl zumute, aber er blieb stehen, und als das Tier herankam, sprach er zu ihm und streichelte den großen Kopf. Dann ging er weiter. Aber der Graue folgte ihm dicht auf den Fersen.

 

„Vielleicht ist’s ein entlaufener Hund“, sagte Don Bosco zu sich selber, „obwohl er wirklich nicht so aussieht – er ist zu gut gehalten. Aber da er so fest entschlossen zu sein scheint, bei mir zu bleiben, nehme ich ihn mit. Wer weiß – er kann mir recht nützlich sein. Wenn er wirklich einen Besitzer hat, kann er ja noch immer angefordert werden.“

 

Damit ging er schon dem Haus zu; sobald er es aber erreicht hatte, war der Hund verschwunden. Das geschah wieder und wieder, immer auf die gleiche Weise. Sooft Don Boscos Weg besonders einsam war, oder wenn verdächtige Gestalten auftauchten, erschien „der Graue“. Einmal hörte Don Bosco einen Revolver knacken und eine Kugel hätte fast sein Gesicht gestreift. Kaum war es ihm bewusst geworden, wie knapp er davongekommen war, da warf sich der Bandit schon auf ihn. Aber der Hund war da. Seine starken Zähne regelten die Angelegenheit, der Mann floh ins Dunkel und trug Grigios „Hausmarke“ als Andenken mit sich. Ein andermal lauerten zwölf verkommene Gestalten zugleich dem Priester auf – aber das ergab nur zwölf weitere „Markierungen“!

 

Nach diesem letzten Fehlschlag steckten die Verbrecher die Köpfe zusammen und beschlossen, Don Bosco eine Falle zu stellen, eine Falle von solcher Art, dass alle Grigios der Welt ihm diesmal nicht würden helfen können. Es dauerte nicht lange, und sie hatten die erwartete Gelegenheit. Es war eine dunkle Nacht – aber, mochte es hell sein oder dunkel, Don Bosco hatte seine Pflicht zu tun. Er wickelte sich fest in seinen Mantel und steckte sich eine Laterne an, dann öffnete er die Tür. Man denke sich, wie verblüfft er war, als er Grigio auf der Schwelle fand.

 

„Hallo, was tust du hier um diese Zeit? Ich seh’ schon, du willst mit! Eine gute Idee! Komm!“

 

Aber Grigio blieb, wo er war, und weigerte sich auch, beiseite zu gehen, und als der Priester versuchen wollte, über ihn wegzusteigen, zeigte er böse die Zähne. Don Bosco dachte einen Augenblick nach und beschloss dann, dies als ein Zeichen zur Vorsicht zu nehmen. Schon am nächsten Morgen erfuhr er, dass ein heimtückischer Plan bestanden hatte, ihn hinterlistig zu ermorden.

 

Danach gab es eine Art Waffenstillstand, und der Hund erschien vierzehn Jahre lang nicht mehr. Dann aber wurde Don Bosco eines Tages in ein Landhaus bestellt, das in ziemlicher Entfernung von der Stadt lag, in ganz einsamer Gegend – und der Weg dahin hatte einen üblen Ruf. „Oh“, rief er, „wenn ich doch Grigio bei mir hätte!“ Er brach tapfer auf und verließ bald die belebten Straßen der Stadt. Allmählich kam er zum gefährlichen Teil seines Weges. Der Weg war jetzt nicht viel mehr als eine bloße Spur, und an einer Stelle führte er durch dichtes Buschwerk. Don Bosco befahl sich Gott und suchte sich seinen Weg durch das Unterholz. Schon stand er lauschend still – es war kein Zweifel, er hörte in der Ferne menschliche Stimmen. Er dachte schon, er müsste doch umkehren, da teilten sich die Äste vor ihm, und Grigio war da. Natürlich erreichte er nun sicher sein Ziel!

 

Zum letzten Mal erschien der Hund – 31 Jahre nachdem er zuerst aufgetaucht war – in Bordighera, als der Heilige sich dort verirrt hatte. Danach wurde er nie mehr gesehen.

 

Wir wollen nicht behaupten, dass die Klugheit und Hingabe dieses Tieres in sich selbst außergewöhnlich waren. Hunde haben ja einen glänzenden Ruf hinsichtlich ihres Instinktes für den Schutz ihres Herrn. In Griechenland wurde dem Hund eines gewissen Alkibiades ein Denkmal gesetzt, der seinem Herrn durch dick und dünn beigestanden hatte, der sogar in der Seeschlacht von Salamis neben ihm her geschwommen war – 480 Jahre, bevor Unser Herr geboren wurde. Und immer wieder und durch alle Zeiten sind erstaunliche Dinge über Klugheit und Opfermut dieser Tiere berichtet worden: aber ich denke, wir müssen doch zugeben, dass Grigio einen besonderen Platz unter ihnen verdient!

 

Der heilige Cyrus, Heilkundiger von Ägypten und Martyrer in Rom,

+ 31.1.312 – Fest: 31. Januar,

und der heilige Johannes, Soldat und Martyrer von Rom,

+ 31.1.312 – Fest: 31. Januar

 

Cyrus wurde zu Alexandria in Ägypten geboren und studierte in seiner Jugend die Medizin mit einem so großen Fleiß, dass er als ein berühmter Arzt allgemein bekannt war. Weil er aber die Kranken, indem er ihre körperlichen Leiden milderte, gewöhnlich auch zur Erkenntnis des wahren und einzigen Gottes führte und sie dem Götzendienst entriss, gab der heidnische Statthalter den Befehl, ihn in das Gefängnis zu werfen. Als Cyrus das hörte, entfloh er nach Arabien in ein Kloster, wo er ein heiliges Leben führte und durch seine Wunder, die er in Heilung jeder Krankheit wirkte, sich einen so hohen Ruhm erwarb, dass die Menschen aus den entferntesten Gegenden herbei eilten, um den Wundermann zu verehren. Unter diesen war auch Johannes von Edessa, ein Mann von ausgezeichnetem Heldenmut, der lange Zeit als Kriegsoberster im kaiserlichen Heer diente, schließlich wegen sehnlichen Verlangens nach einem gottseligen Leben auf Ansehen und Reichtümer verzichtete, eine Wallfahrt nach dem gelobten Land machte und von dort nach Arabien in das Kloster zurückkehrte, in dem der heilige Cyrus lebte. In Vereinigung strebten beide rastlos nach christlicher Vollkommenheit und wurden schließlich gewürdigt, auch ihr Blut und Leben zur Verherrlichung der Religion Jesu zu opfern.

 

Es war i Jahr 310, als der heidnische Kaiser Maximin in der morgenländischen Kirche eine grausame Verfolgung erregte und unter anderen Gläubigen auch die fromme Athanasia mit ihren drei unschuldigen Töchtern Theoctista, Theodata und Eudoria als Gefangene nach der Stadt Canopos geführt wurden, wo Syrianus der Statthalter seinen Sitz hatte. Kaum hatten Cyrus und Johannes von der Gefangennahme dieser christlichen Familie gehört, als sie sich sogleich entschlossen, die Jungfrauen zu begleiten und ihnen während ihrer Marter Trost und Mut einzusprechen. Auf öffentlichem Markt hielt Syrianus Gericht und den Christinnen wurde die Wahl gelassen, den Göttern zu opfern oder ihr Leben qualvoll zu beenden. Angefeuert durch die rührenden Ermahnungen ihrer Begleiter, blieben sie standhaft in ihrem Bekenntnis und ertrugen freudig die heftigsten Peinigungen auf der Folter, die Zerfleischung ihrer Körper und schließlich den Tod durch das Schwert. Aber nun entbrannte die Wut des Statthalters gegen die heiligen Bekenner Cyrus und Johannes und nachdem er sie durch Versprechungen und Drohungen fruchtlos zur Verleugnung ihres Glaubens zu bringen gesucht hatte, ließ er sie foltern, dass nur die bloßen Gebeine an ihren Körpern mehr zu sehen waren, und da die Martyrer unter diesen unaussprechlichen Leiden frohlockten und den Heiden Jesus den Gekreuzigten predigten, befahl er, sie zu enthaupten. Fromme Christen beerdigten ihre Leichname samt denen der Jungfrauen in der Kirche des heiligen Marcus und wurden unter der Regierung des Kaisers Arcadius auf ein in der Nähe der Stadt Canopos gelegenes Landgut Manuthen versetzt, wo bei ihrer Ankunft sogleich die bösen Geister heulend entwichen.

 

Die heilige Marcella, Witwe von Rom,

+ 31.1.410 – Fest: 31. Januar

 

Marcella war aus einem edlen römischen Geschlecht entsprossen und hatte von Jugend auf eine solche Liebe zur Gottseligkeit, dass sie sich nach dem Tod ihres Gemahls, mit dem sie sieben Monate im Ehestand lebte, entschloss, ein einsames, gottgeweihtes Leben zu führen. Deswegen wies sie auch alle Anträge der angesehensten Männer in Rom, besonders des berühmten Bürgermeisters Cerealis, zurück, kleidete sich wie eine Büßerin und las Tag und Nacht in den heiligen Schriften, um ihr Leben nach der Lehre Jesu zu ordnen. Um ihre Sinnlichkeit dem Geist zu unterwerfen, genoss sie keine Fleischspeise und keinen Wein, sondern begnügte sich mit Brot und Wasser, mied jeden Besuch, die Kirche der heiligen Apostel ausgenommen, wo sie täglich dem Gottesdienst beiwohnte. Damals waren in Rom noch keine Klöster. Als aber der heilige Athanasius samt seinen Priestern von den Arianern aus Alexandria verbannt wurde und nach Rom kam und der frommen Marcella von der abgetöteten und rauen Lebensweise des heiligen Antonius und seiner Einsiedler erzählte, veränderte sie sogleich ihre Wohnung in ein Kloster und ihr gebührt der Ruhm, dass sie die erste Nonne in der Stadt Rom war. Große Verdienste sammelte sich auch diese Heilige dadurch, dass sie mutig gegen die Irrlehren des Origenes kämpfte, den Anhängern derselben ihren Irrtum zeigte und sich schließlich an den heiligen Papst Anastasius wendete, dass er diese Ketzerei öffentlich verdammte. So bewirkte und verbreitete Marcella Frömmigkeit und Tugend unter ihren Zeitgenossen, so kämpfte sie für die Reinheit und Wahrheit der Lehre Jesu, bis sie am Ende ihres Lebens auch noch durch harte Verfolgungen geprüft wurde. Nachdem Alarich, der König der Gothen, Rom erobert hatte und seine Soldaten die ganze Stadt verheerten, fielen sie auch im Kloster der eiligen Marcella ein und da sie dort keine Reichtümer, sondern die größte Armut fanden, misshandelten sie die Heilige bis auf das Blut und schleppten sie schließlich in die Kirche des heiligen Apostels Paulus, wo sie Hunger und Elend aller Art erduldete und schließlich am Ende des Jahres 410 selig verschied.

 

Die selige Ludowica von Albertoni, Witwe von Rom,

+ 31.1.1533 (1530) – Gedenktag: 31. Januar

 

Die gottselige Ludowica von Albertona, geboren zu Rom 1470 von angesehenen Eltern, wünschte von ihrer Jugend an, sich dem Herrn zu weihen. Allein aus Gehorsam gegenüber dem Willen ihres Vaters und ihrer Mutter heiratete sie einen ausgezeichneten Edelmann, Jokob von Cithare genannt, von dem sie drei Töchter bekam. Als sie aber nach einigen Jahren Witwe wurde, trat sie in den dritten Orden des heiligen Franziskus (Der dritte Orden, von dem hier die Rede ist, ist der sogenannte weltliche. Er war vor der Revolution in Frankreich und Deutschland sehr verbreitet. Zu Paris und in einigen anderen Orten ist er wiederhergestellt worden. Zu Saint-Brieux hat man 1820 die Regel dieses Ordens wieder abdrucken lassen, die einst von dem gelehrten Franziskaner Frassen übersetzt und erklärt worden ist. Es ist ein wohl eingerichtetes Werk, das sehr salbungsvolle Gebete enthält, und einen starken Band ausmacht.), und erwies sich durch ihre Liebe zur Buße und Abtötung, so wie durch ihre gänzliche Lostrennung von allem Irdischen als eine würdige Tochter des gottseligen Patriarchen. Bei einer Hungersnot, die zu ihrer Zeit Italien verheerte, verkaufte sie ihre Güter, um die Armen zu unterstützen, und lebte selbst in Dürftigkeit. Mit den leiblichen Almosen verband sie die geistlichen Werke der Barmherzigkeit, indem sie den Armen bei Ausspendung ihrer Wohltaten jedes Mal gottselige Lehren und Ermahnungen erteilte. Gott gab ihr den Augenblick ihres Hinscheidens zu erkennen, und sie bereitete sich dazu mit allem Fleiß durch Empfang der heiligen Sakramente vor, freudig dem Ende ihrer Laufbahn entgegensehend. Der 31. Januar 1530 war der Tag ihres glückseligen Todes, der sie, in ihrem 60. Lebensjahr, in das bessere Vaterland hinüberführte. Der Orden des heiligen Franziskus verehrt auch, mit Erlaubnis von Papst Clemens X. ihr Andenken an diesem Tag.

 

Die selige Maria Christina von Savoyen, Königin von Neapel,

+ 31.1.1836 – Gedenktag: 31. Januar

 

Nichts ist rührender und erbauender, als die Dinge, die man in der Akte der Seligsprechung der ehrwürdigen, seit 2014 seligen Dienerin Gottes, Maria Christina, der Königin von Neapel, liest.

 

Maria Christina wurde geboren zu Cagliari, am 14. November 1812 als Tochter Victor Emanuels, des Königs von Sardinien, und der Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich. Als sie ins Leben eintrat, zeigte sie alsbald das herrliche Naturell, mit dem sie begabt war, und wurde ein Kind der zärtlichsten Liebe der königlichen Familie und besonders der Königin Maria Theresia, ihrer Mutter, einer Frau von großer Begabung, und unerschütterlicher Frömmigkeit. Das königliche Kind hing so lebhaft seiner Mutter an, dass es schwer war, sie von ihr zu trennen. Als im Alter von drei Jahren die kleine Maria Christina krank geworden war, fand sie nirgends Ruhe als in den Armen ihrer Mutter und vergoss Tränen, wenn man sie von ihr wegnehmen musste.

 

Von ihrer frühesten Kindheit an zeigte sie einen sanften, ruhigen Charakter. Die Tugend schien ihr weder Anstrengungen noch Kämpfe zu kosten, vielmehr hätte man sie für eine Wirkung oder Folge ihrer Natur gehalten. Die Personen im Dienst des königlichen Hauses, und besonders ihre erlauchten Schwestern, mit denen sie fortwährend vertraut lebte, fanden keine Fehler an ihr und konnten nicht beobachten, dass ihr die Ausübung der edelsten und zartesten Eigenschaften jemals irgend eine Art Gewalt über sich selbst kostete. Sie sagten: „Das ist ein Engel!“ Ihre Unschuld, die Offenherzigkeit ihres Geistes, die Schönheit ihrer Seele war wie die eines Engels, der unter menschlicher Gestalt auf der Erde zu leben geruhte.

 

Die zwei königlichen Gatten hatten ihre Tochter zwei Erzieherinnen anvertraut, die gegenseitig abwechselnd einen Tag über den andern bei ihr sein sollten. Maria Christina liebte im zartesten Alter das öffentliche Gebet und war glücklich, den Feierlichkeiten beiwohnen zu können, die nicht nur in der königlichen Kapelle, sondern auch in den Kirchen der Stadt abgehalten wurden. Es war die Gewohnheit der Königin Maria Theresia, als sie Witwe war und zu Genua weilte, ihre Töchter zu den religiösen Festen zu führen. Christina sammelte von diesen Übungen reichliche Früchte. Sie hatte, so zu sagen, eine Leidenschaft für die Verehrung des Rosenkranzes. Es war übrigens im königlichen Haus eingeführt, ihn jeden Tag in der Fasten zu beten. Aber bald betete man ihn, um dem Wunsch Christinas Genüge zu leisten, viel öfter, und sie ging mit einem Glöckchen versehen durch die Gemächer des Palastes, die Kammerdiener, die Kammerfrauen und Dienerinnen zum Rosenkranz zu rufen.

 

Nachdem sie ihren frommen Gewissensrat, dem sie alle ihre Vorhaben mitteilte, um Rat gefragt hatte, heiratete Maria Christina den König Ferdinand am 21. November 1832. Ferdinand war zweiundzwanzig Jahre alt, und war seinem Vater am 5. November 1830 in der Regierung gefolgt.

 

In einer Aussage des Königs, dem kurzen Inhalt „über Tugenden im Allgemeinen“ liest man:

 

„Wir können behaupten, dass die Dienerin Gottes mit allen christlichen Tugenden auf eine fühlbare Weise geschmückt war. Man sah an ihr gleichsam ein Gebäude von Frömmigkeit und Religion, durch die Gnade Gottes auf den unerschütterlichen Grundfesten des lebendigsten Glaubens, der herzlichsten Hoffnung, der reinsten Nächstenliebe erbaut, so dass jeder Teil dieses Hauses in Übereinstimmung mit seiner Grundlage bewunderungswürdig war, wie dieses Gebäude nicht die mindeste Spur einer Verletzung oder eines Fehlers darbot, und als unangreifbar betrachtet werden konnte. So war meiner Meinung nach jede ihrer Handlungen ein Ausfluss des Prinzips der Tugend, das sich so zu sagen in ihr abspiegelte.

 

Wir behaupten ferner, dass die Übung der christlichen Tugenden der Dienerin Gottes eine außerordentliche war, vor allem im Gebet, dass sie diese Übung bis zum letzten Augenblick aufrecht hielt, sie immer lebhafter und fleißiger betreibend.

 

Die Dienerin Gottes, unsere erlauchte Gemahlin, ist während der ganzen Zeit ihrer Ehe in ihrem Leben und Gewohnheiten beständig sehr rein, religiös und selbst sehr andächtig gewesen. Sie kannte ihren Rang, sie brachte ihn in Achtung, indem sie sich selbst achtete, und vereinigte die Leutseligkeit mit der Würde, so dass wir schwören können, dass sie uns niemals den geringsten Anlass zum Missvergnügen gegeben hat.

 

In den Umständen, die in den Familien unausweichlich vorkommen, söhnte sie uns alle wieder aus, durch ihre Huld, ihre Liebe, ihre liebenswürdigen Manieren.

 

Ihre Schritte waren so würdevoll, so rein, so anständig, dass sie niemals Gelegenheit gab, schlecht von ihr zu denken.

 

Sie verrichtete langsam das öffentliche Gebet, die verschiedenen Übungen der Frömmigkeit, genoss oft die heiligen Sakramente und erfüllte nicht minder gewissenhaft ihre Pflichten als Königin und Frau.

 

Kaum des Morgens aufgestanden, betete sie mit Sammlung und Herzensfrömmigkeit. Sie wohnte auf dieselbe Weise alle Tage, wie das an unserem königlichen Hof der Brauch ist, der heiligen Messe bei. Im Laufe des Tages widmete sie sich frommer Lektüre, übte sich im Gebet, und hatte oft geistliche Unterredungen mit ihrem Gewissensrat. Sie besuchte, wie das auch an unserem königlichen Hof der Brauch ist, das heiligste Sakrament, betete den Rosenkranz und andere Gebete, ohne die zu unterlassen, die sie noch vor dem Einschlafen verrichtete.

 

Sie ertrug die Qualen und Schmerzen der Krankheit mit heroischer Ergebung, als wahre, vollkommene Christin, ohne jemals eine Klage vorzubringen, ohne jemals die ärztlichen Verordnungen zurückzuweisen. Als man ihr bedeutete, sie solle sich mit den Sterbesakramenten versehen lassen, empfing sie dieselben mit einer Freude, einer Heiterkeit, einer tiefen Ehrfurcht, welche die Umstehenden erbaute, vor allen Uns und die gegenwärtige königliche Familie. Die Glut ihrer Andacht vergrößerte sich in diesen letzten Augenblicken. Sie begleitete mit ihren schon kalt gewordenen Lippen die Psalmen und Gebete der Priester, so dass man bei ihrem Anblick eine wahrhafte Idee ihrer Heiligkeit fasste. Wir können sagen, nach Unserer Meinung und Unserer Überzeugung, dass der Herr sie ins Paradies aufnahm, denn ihr Tod war heilig und selten.“

 

Ihre Majestät fügt in anderen Aussagen zahlreiche Einzelheiten noch bei, die zur Verherrlichung dieser heiligen und rührenden Erscheinung im Herzen aller derjenigen beitragen, die diese Erzählung lesen.

 

Die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses von Neapel bezeugen auch einstimmig ihre tiefe Bewunderung: „Sie war wie ein Engel, vom Himmel herabgestiegen“, schreibt eine ihrer Stiefschwestern: „Ihre Tugend blendete uns“, sagt eine andere. 

 

Der heilige Martinus Saurensis, Priester und Bekenner in Portugal,

+ 31.1.1147 – Fest: 31. Januar

 

Martinus wurde im Dorf Auranka in Portugal gegen Ende des 11. Jahrhunderts von unbemittelten, aber sehr rechtschaffenen und frommen Eltern geboren. Sein Vater hieß Arius Manuelis und seine Mutter Argia. Ihr erstes Bestreben war, dem zarten und gefühlvollen Kind frühzeitig die Tugendliebe zu vermitteln und den Keim wahrer Frömmigkeit in sein Herz zu legen. Obgleich der Knabe den, bei der Jugend so typischen, Eigensinn besaß, zeigte er sich doch gelehrig gegenüber den warnenden Worten seiner Eltern, die jeden seiner kleinen Fehltritte scharf ahndeten. Dadurch legten sie den Grundstein zu ihrer und des Kindes Wohlfahrt.

 

Seine ersten Lehrer in den Wahrheiten der Religion erkannten in ihm herrliche Anlagen zu den Wissenschaften und andere treffliche Eigenschaften, die seinen Beruf zum geistlichen Stand zu verraten schienen. Man eröffnete dies seinen Eltern mit dem Wunsch, ihren Sohn nach ihren Kräften in den höheren Wissenschaften fortbilden zu lassen, und dem Versprechen, sie in diesem heiligen Werk so viel als möglich zu unterstützen. Die guten Eltern schätzten sich glücklich, dem Heiligtum ein so angenehmes Opfer bringen zu können, und boten nun alles auf, um ihrem Sohn auf der Bahn der Weltweisheit und der Theologie schnellen Fortschritt zu gewähren. Zum Erstaunen lohnte sich ihr Bemühen, denn bald konnte Martinus allen seinen Studiengenossen als Vorbild des Fleißes und aller Tugenden aufgestellt werden.

 

Dieser herrliche Beginn blieb nicht unbemerkt. Als eines Tages der Erzbischof Mauritius von Braga durch Auranka reiste, wurde ihm der junge Martinus als ein hoffnungsvoller Zögling für den geistlichen Stand vorgestellt. Mauritius bemerkte an seinem sanften und unbefangenen Äußeren schöne Anlagen und gewann ihn so lieb, dass er ihn gleich nach Braga gehen ließ und ihn danach zu einer Domherrenstelle an der Kathedralkirche daselbst beförderte. Bald darauf gelangte er auch zur heiligen Priesterweihe. Wie er bis dahin ein Vorbild seiner Studienfreunde war, so wurde er auch hier das Muster der Bescheidenheit, der Sittsamkeit, der Demut, der Andacht und der gewissenhaftesten Genauigkeit in Erfüllung seiner Pflichten. Wiewohl er sich bemühte, den Glanz seiner Tugenden zu verbergen, blickten dennoch ihre Strahlen überall hervor und geboten allen, die ihn kannten, Ehrerbietung und Liebe. Auch dem Erzbischof von Braga blieben seine Bestrebungen nach der höchsten Stufe der Vollkommenheit nicht unbekannt, weshalb er ihn an eine Stelle zu versetzen gedachte, wo er mehr Nahrung für seinen umfassenden Eifer fände, und weil er ihn zum Seelsorgeramt sehr geeignet glaubte, erhielt er durch seine Vermittlung den Ruf an die Pfarrei Soure in der Diözese Coimbra.

 

Er hatte nicht sobald seine Pfarrei in Besitz genommen, als er die von den Heiden zerstörte Kirche von Soure wieder aufbaute und ernsthaft darauf bedacht war, seine Herde durch unermüdlichen Fleiß im Lehren, Mahnen und Predigen, zum neuen Leben heranzubilden. Die Sanftmut war ein Hauptzug in seiner Amtsführung. Dadurch gewann er die verstocktesten Sünder: als Gefährtinnen dieser schönen Tugend, in der uns Jesus als göttlicher Wegweiser vorangegangen ist, leuchteten besonders noch an ihm hervor – diese ungeheuchelte Demut und Nächstenliebe, die allen alles wird und gerne sich bis in den Staub erniedrigt, um die versunkenen Menschenkinder zur himmlischen Würde wieder emporzuheben. Er verabscheute alle Laster, hasste jedoch den Sünder nicht, eingedenk des Heiligen Geistes, der auch nicht müde wird zu rufen und zu beten mit unaussprechlichen Seufzern. Dennoch aber wich er den Lasterhaften immer aus, wenn er seine eigene Seele zu gefährden glaubte. Den Müßiggang verabscheute er so sehr, dass er in freien Augenblicken sich lieber mit Handarbeit beschäftigte, als im mindesten untätig blieb.

 

Sein Eifer beschränkte sich nicht bloß auf die Christen. Auch suchte er die Heiden in den Schafstall Christi einzuführen. Die damals in Spanien noch zahlreichen Mauren eröffneten ihm hierzu ein weites Feld. Allein dieses tätige Bemühen entflammte den Hass dieser mohammedanischen Barbaren, und als die im Jahr 1146 in Portugal einfielen, nahmen sie ihn gefangen und warfen ihn zu Scalabis in den Kerker, führten ihn darauf in die Gefängnisse zu Cordova in Spanien, wo er am 31. Januar 1147 als Zeuge der christlichen Wahrheit starb. Sein Name steht nicht im römischen Martyrologium. 

 

Gebet am 31. Januar

 

Maria, o Maria, die du schöner bist als alle Geschöpfe, die du nach Jesus liebenswürdiger bist als alles Liebenswürdige, die du kostbarer bist als alle erschaffenen Dinge, die du lieblicher bist als alle Lieblichkeit: o Maria, habe Mitleid mit meinem armen Herzen. Siehe, deshalb bin ich elend, weil ich dich nicht liebe, da ich dich doch so sehr lieben sollte. Du kannst mein Herz mit deiner heiligen Liebe entzünden. Wende also deine liebevollen Augen zu mir, blicke auf mich, ziehe mich hin zu dir, und mache, dass ich nach Gott nichts anderes liebe als dich, lieblichste, liebenswürdigste Mutter meines Jesus und meine Mutter. Amen.

 

Zur heiligen Marcella um ihre Fürbitte

 

Heilige Marcella, du edelstes Beispiel und Vorbild der christlichen Witwen, bitte für mich, dass ich bei Zeiten verlasse, was mir im Tod zur Last fallen könnte, und alle meine Handlungen immer so verrichte, als wenn ich nach jedem vollbrachtem Werk sogleich sterben müsste. Amen. 

 

Zu Gott

 

Gütigster Gott, wir wollen von nun an jede Trübsal und Krankheit als eine Prüfung ansehen, die Deine Barmherzigkeit uns zur Heiligung zuschickt. Da wir jedoch von uns nichts vermögen, so erwecke und erhalte in uns jene heiligen Gesinnungen, durch die allein unsere Erdenleiden uns heilsam und vor Dir verdienstlich werden. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Heute beging die Kirche zu Lüttich das Fest des heiligsten Namens Jesus, der der seligsten Jungfrau geoffenbart worden ist, ehe sie den Sohn Gottes empfangen hat, wovon am 14. Januar berichtet wurde.

 

Andacht am 31. Januar:

 

Das Thema im Januar:

Von der Liebe Jesu

"Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht!" (1. Korinther 16,22)

 

"Zu keiner Zeit gewinnt der Mensch mehr Gnaden, und keine auch tröstet ihn mehr im Tod, als die Zeit, die er zu den Füßen des Altars vor Jesus, seinem Heiland, zubrachte. Nirgends erhört Jesus die Bitten seiner Gläubigen so schnell." (Der gottselige Heinrich Suso)

Als die heilige Theresia auf dem Sterbebett lag, und man ihr zum letzten Mal das Sakrament der Liebe Jesu Christi brachte, wurde sie bei dem Anblick ihres, unter dem Schleier der heiligen Gestalten verhüllten göttlichen Bräutigams von so gewaltiger Liebe hingerissen, dass sie, ob sie auch so kraftlos war, dass sie sich nicht rühren konnte, dessen ungeachtet ohne die Beihilfe irgend eines Menschen, sich aufrichtete, und zwar mit so großer Anstrengung, dass es schien, als wollte sie sich auf die Erde niederwerfen, und man sie mit Gewalt zurückhalten musste. Ihr Angesicht wandelte sich; sie wurde schön, glänzend, leuchtend und schien gänzlich verjüngt. Hierauf faltete sie die Hände in höchster Andacht, und gleich einem weißen Schwan begann sie nun mit wunderlieblicher Stimme ihren letzten Gesang, und sprach so süße und liebliche Worte zu ihrem Geliebten, dass alle Schwestern, die zugegen waren, aufs innigste davon ergriffen wurden. "Mein Herr und mein Bräutigam," sprach sie unter anderem, "so ist denn die Stunde gekommen, nach der mein Herz so sehnlich verlangte! Zeit ist es nun, dass wir einander von Angesicht zu Angesicht sehen! Gesegnet sei diese Stunde. Es geschehe Dein Wille! O glückselige Stunde, wo meine Verbannung ein Ende nimmt, und meine Seele auffliegt, Deiner zu genießen, nach dem sie so sehr verlangte!" So verschied diese heilige Seele, nicht sowohl an ihrer Krankheit, als aus der Gewalt der göttlichen Liebe, die ihre schwache Natur nicht ertragen konnte; wie sie selbst nach ihrem Tod dies einer heiligen Klosterjungfrau ihres Ordens offenbarte.

Die heilige Magdalena von Pazzi besuchte das hochwürdigste Sakrament jeden Tag dreißig Mal.

Der heilige Aloysius von Gonzaga brachte in der Kirche alle Zeit zu, wenn der Gehorsam ihn nicht anderswo verlangte; und liebevoll sprach er, bevor er die Kirche verließ: "Entferne Dich, Herr, von mir; entferne Dich von mir!"

Bei Jesus ruhte Indiens Apostel von seinen Arbeiten aus. Wenn er den Tag hindurch für das Heil der Seelen bis zur Erschöpfung sich abgemüht hatte, brachte er einen Teil der Nacht vor dem heiligsten Sakrament zu. 

Nichts begann der heilige Franziskus von Assisi, ohne vorher Christus in der Kirche zu befragen.

Die Gräfin Feria wurde die Braut des Altarsakramentes genannt, weil sie alle Zeit, die von ihren Standespflichten ihr erübrigten, in der Kirche zubrachte. Als sie befragt wurde, was sie so lange Zeit hindurch in der Kirche tun könne, antwortete sie: "Was tut ein Bediensteter vor seinem König, ein Kranker vor seinem Arzt, ein Armer vor einem Reichen, ein Hungriger bei einem wohlbesetzten Tisch? - Dies tue ich in der Kirche vor meinem Gott."

 

O unerschöpflicher Quell allmächtiger Barmherzigkeit, wie groß ist Deine Wonne, unter den Kindern der Menschen zu sein! Herr, was ist der Mensch, dass Du ihn so hoch erhebst? Es vergeht mein Geist in der Betrachtung so unendlicher Liebe! Verleihe mir, gütigster Jesus, oftmals zu Dir zu kommen, auf dass ich immer bessere Früchte des ewigen Lebens gewinne, Deinen heiligen Eingebungen getreuer nachkomme, Dich inniger liebe, in Deiner Sanftmut lebe, und Dich, die Krone des ewigen Lebens, erlange! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 31. Januar

 

"Überlassen wir uns mit vollem und gänzlichem Vertrauen

der barmherzigen Vorsehung Gottes."

 

hl. Albertus Magnus OP

1200 bis 15.11.1280

 

Betrachtung am 31. Januar - Wirkungen des Geistes Jesu in der Seele

 

Geist des Herrn, wie bist du wunderbar.

Du erleuchtest die getreue Seele,

Zeigest ihr den Weg zum Himmel klar;

Leuchtest ihr, dass nicht sie ihn verfehle;

Deine süße Liebe zieht sie an,

Dass sie jubelnd läuft auf hoher Bahn.

 

1. Der Geist Jesu entfesselt den Menschen von irdischen Dingen und erhebt ihn über sich selbst. Er wandelt Sünder in Gerechte, schwache Seelen in starke, traurige in fröhliche, laue in eifrige, zornige in sanftmütige, unwissende in weise, stolze in demütige, furchtsame in mutige und tapfere um. Darum auch spricht er: "Seht, ich mache alles neu!" (Offenbarung 21,5) Ist die Umwandlung der Apostel durch diesen göttlichen Geist nicht eine ganz neue Schöpfung? Ist, der die hohen Priester des Gottesmordes furchtlos ins Angesicht beschuldigt, wohl der selbe Petrus, der vor wenigen Tagen noch vor der Stimme einer schwachen Magd gezittert hat? Sind diese Apostel, die ihr Blut freudig für Jesus vergießen, die selben, die bei seinem Leiden feigherzig die Flucht ergriffen? 

 

2. Der Geist Jesu kehrt nicht bei den Stolzen, noch bei jenen ein, die voll sind des Geistes dieser Welt. Er nimmt seine Ruhe nicht in aufgeregten Herzen, er verabscheut die Unzüchtigen, und entfernt sich von den Eitlen und Ehrsüchtigen. Er regt zum Hass des Fleisches an, und duldet keine Anhänglichkeit an vergängliche Dinge. Kehrt dieser göttliche Geist in ein Herz ein, so flößt er ihm Demut, Gehorsam, Abtötung der Sinne, Nächstenliebe, Sanftmut und Geduld ein. Er ist ein Geist der Liebe und der Barmherzigkeit, und bildet die Seele, von der er Besitz nimmt, sich selbst gleich. Hiernach magst du beurteilen, ob der Geist Jesu in dir herrscht.

 

3. Der Geist Jesu wird uns gegeben, Gott zu lieben, mit dem er uns vereint. Er ist ein heiliges Feuer, das unsere Sünden verzehrt, unsere Begierden reinigt, unsere Leiden versüßt, uns Gott ähnlich bildet, und unser Verlangen zum Himmel erhebt. Aber wir selbst auch müssen dies himmlische Feuer durch fromme Regungen anfachen, und durch Werke der Gerechtigkeit unterhalten. Die lässliche Sünde schwächt, die Todsünde löscht es. Denn niemals können das Leben und der Tod in einem Haus zusammen wohnen. Darum mahnt uns der Apostel und spricht: "Löscht den Geist nicht aus!" (1. Thessalonicher 5,19) Römer 8,14: "Alle, die durch den Geist Gottes angetrieben werden, sind Kinder Gottes!"