Heilige und Selige, Gebete, Anmutungen und Betrachtungen im April
1. April
Der heilige Hugo von Chateauneuf, Bischof von Grenoble,
+ 1.4.1132 – Fest: 1. April
Die ersten Grundsätze der Erziehung haben einen starken Einfluss auf das folgende Leben, und bei jenen, die von Kindheit an zur Tugend gebildet wurden, ist gewöhnlich, dass sie immer die Vorschriften des Evangeliums als Richtschnur ihrer Handlungen nehmen. Nebst diesem haben aber die ersten Eindrücke noch eine ganz besondere Kraft, wenn sie durch das Beispiel, und die Sorgfalt frommer Eltern unterstützt und erhalten werden. Hugo hatte sich dieser beiden Vorteile zu erfreuen.
Er erblickte das Licht der Welt 1053 zu Chateauneuf im Dauphienè, Bistum Valence. Sein Vater, namens Odilo, war ein tapferer Kriegsmann, der die Pflichten des Christentums mit den seines Standes vollkommen vereinigte. Das Ansehen, das ihm seine Stelle gab, nützte er zur Handhabung der Zucht unter den Soldaten, wobei er sich vor allem angelegen sein ließ, dass er ihnen die Gesinnungen der Liebe und Treue gegen den Fürsten einflößte, sie vor den Lastern verwahrte, in die sie leider nur zu oft geraten, und ihnen die Beobachtung der Gesetze Jesu Christi einschärfte. Nachher verließ er die Welt, um seine Tage in der großen Karthause, unter der Anleitung des heiligen Bruno und seiner Nachfolger, zu beschließen. Er gelangte daselbst zu einem Alter von hundert Jahren, nachdem er da die achtzehn Letzten seiner irdischen Laufbahn in den Übungen der Heiligkeit zugebracht hatte. Hugo, der viel zu seiner Abgeschiedenheit beigetragen hatte, versah ihn mit den letzten heiligen Sakramenten. Auch stand er seiner Mutter, die in der Welt geblieben war, und worin sie das Beispiel aller christlichen Tugenden gegeben hat, in ihrer letzten Stunde bei.
Hugo, von so tugendhaften Eltern geboren, bewährte sich bald als ein Kind des Segens. Er machte große Fortschritte in den Wissenschaften, vernachlässigte aber auch niemals die Übungen der Frömmigkeit. Nachdem ihn das Verlangen, sich ganz dem Dienst des Herrn zu widmen, in den geistlichen Stand geleitet hatte, wurde er zu einer Domherrenstelle zu Valence ernannt. Durch seine Fähigkeiten und seinen heiligen Wandel wurde er eine Zierde des Kapitels. Seine Sanftmut und Leutseligkeit gewannen ihm die Herzen aller seiner Mitbrüder. Er hatte einen großen und schönen Wuchs, war aber dabei außerordentlich schüchtern. Weit entfernt, die Überlegenheit seines Verdienstes geltend zu machen, verbarg er sie vielmehr aus Demut, was ihm einen neuen Glanz beilegte, besonders wenn man ihrer ohne seinen Willen gewahr wurde.
Als Hugo, Bischof von Die im Dauphinè, der nachher Erzbischof von Lyon und Kardinallegat des Heiligen Stuhles war, nach Valence kam, hatte er Gelegenheit den jungen Domherrn zu sehen. Er wurde so durch seine Tugend und Verstand entzückt, dass er ihn zu sich nahm, und ihn mit großem Erfolg auf seiner Gesandtschaft zur Abstellung mehrerer, unter einigen Geistlichen eingeschlichenen Missbräuche anwandte. Im Jahr 1080 hielt der Legat eine Kirchenversammlung zu Avignon. Es kam darin die Wahl eines neuen Bischofs der Kirche von Grenoble zur Sprache, die durch die ärgerlichen Beispiele des letzten Oberhirten in den erbärmlichsten Zustand gekommen war. Der Legat und die Väter der Synode warfen ihre Augen auf den jungen Hugo, überzeugt, dass niemand geeigneter sei, als er, den Unordnungen, die schleunige Abhilfe forderten, kräftigen Einhalt zu tun. Zudem entsprach diese Wahl den Wünschen der Geistlichkeit und aller Einwohner von Grenoble. Nur der Heilige sträubte sich dagegen, so lebhaft war die Furcht, die ihm die Größe der mit dem Bischofsamt verbundenen Pflichten einflößte. Und niemals hätte er eingewilligt, wenn nicht der Legat und die Väter des Konzils ihn desfalls zum Gehorsam aufgefordert haben würden.
Der neue Bischof folgte dem Legaten nach Rom, und wurde da von Gregor VII. geweiht. Die Gräfin Mathilde bestritt die sämtlichen Kosten dieser Zeremonie, sie schenkte ihm den Hirtenstab, die Inful und andere bischöfliche Ornate, mit einer kleinen Sammlung guter Bücher: als Beweis der Dankbarkeit begehrte sie nur seinen Rat und seine Gebete. Auf dieser Reise nach Rom befragte der neu geweihte Bischof den Heiligen Vater über Gewissensunruhen, die aus einigen Gedanken der Gotteslästerung gegen die Vorsehung entstanden, die ihn eine Zeitlang sehr grausam quälten. Gregor beruhigte ihn, indem er ihm zeigte, dass diese Prüfung ein Merkmal der göttlichen Erbarmung gegen ihn wäre. Hugo ergab sich also geduldig darein, unterwarf sich dem Willen des Himmels, und wusste durch häufige Betrachtungen über die Schmerzen Jesu Christi die Anfälle des bösen Feindes in Verdienste umzuwandeln. Er fand sogar in diesen Mühen eine Quelle süßer Tröstung und unaussprechlicher Freude.
Da seine Gegenwart in Rom nicht mehr vonnöten war, reiste er nach Grenoble ab. Bei seiner Ankunft fand er die traurigen Folgen der schlechten Verwaltung seines Vorgängers. Er konnte sich der Tränen nicht enthalten beim Anblick der Unordnungen, die unter seinen Augen vorgingen. Das Volk, dessen Unterricht gänzlich vernachlässigt worden war, ergab sich ohne Scham den gröbsten Lastern. Es herrschten unter den Menschen Ausschweifungen, die durch die Gewohnheit so tief eingewurzelt waren, dass sie beinahe ihre natürliche Abscheulichkeit verloren hatten. Wenn man noch die hl. Sakramente besuchte, so geschah es aus Gewohnheit, und ohne die gehörige Vorbereitung. Nicht besser erfüllte man die übrigen Pflichten des Christentums. Man hatte tausend Vorwände ausfindig gemacht, um den Wucher und die Simonie zu bemänteln. Die Laien hatten die Kirchengüter an sich gezogen. Die Einkünfte des Bistums waren so verschleudert, dass der Heilige, bei seiner Ankunft, gar keine Mittel zur Unterstützung der Armen und zur Bestreitung der notwendigsten Dinge antraf: er wollte aber lieber auf alles Verzicht leisten, als unrechtmäßige Verträge eingehen, wie dieses beinahe allgemein unter seinen Diözesanen zu geschehen pflegte.
Damit aber nicht zufrieden, dass er über die Missbräuche bloß weinte, nahm er sich auch vor, alle mögliche Mittel zu ihrer Abhilfe in Anwendung zu bringen. Er zog die Gunst des Himmels über seine Herde herab durch anhaltendes Nachtwachen, durch strenges Fasten, und flammende Gebete: auch wurden seine Arbeiten mit dem glücklichsten Erfolg gekrönt. In sehr kurzer Zeit änderte er die Diözese gänzlich um. Kaum aber hatte er zwei Jahre auf dem bischöflichen Sitz zugebracht, als er seine Würde aus Demut niederlegen wollte, wie schon mehrere Heilige es vor ihm getan hatten. In der Hoffnung, der Papst werde seiner Absicht nicht entgegen sein: verließ er seine Kirche, und nahm das Ordenskleid des heiligen Benedictus an in der Abtei Chaise-Dieu, der Diözese Clermont, in der Provinz Auvergne, wo man die strenge Regel von Clúny befolgte. Man sah ihn während des Jahres, das er da zubrachte, alle Tugenden eines vollkommenen Ordensmannes ausüben.
Als Gregor VII. erfuhr, dass Hugo seine Diözese verlassen habe, befahl er ihm, wieder in dieselbe zurückzukehren. Der Heilige war gehorsam. Beim Austritt aus seiner Einsamkeit erschien er wie ein anderer Moses, der mit Gott auf dem Berg Umgang gepflogen hatte. Er trat seine Amtsverrichtungen mit neuem Eifer an, und erntete mehr Früchte ein als jemals. Er verkündete fast unausgesetzt das Wort Gottes. Auch bemerkt sein Geschichtsschreiber, dass er seltene Fähigkeiten für das Predigtamt besaß.
Als der heilige Bruno und seine sechs Gefährten die Welt verlassen wollten, wandten sie sich an den Bischof von Grenoble, um sich mit ihm über die desfalls einzuschlagende Verhaltensweise zu beraten. Er wies ihnen eine Einöde seines Bistums an, in die er sie im Jahr 1084 auch wirklich einführte. Diese Einöde, Karthause (Chartreuse) benannt, gab nachher ihren Namen dem ganzen Orden, der von da seinen Ursprung herleitet. Hugo war sehr erbaut durch das ganz englische Leben, das diese frommen Einsiedler führten. Er besuchte sie öfters und nahm an allen ihren Bußübungen Anteil. Ja er ging in seiner Demut so weit, dass er den anderen Mönchen als ein Vorrecht abstritt, die niedrigsten Geschäfte des Hauses zu besorgen. Die Reize der Beschaulichkeit hielten ihn oft so lange in der Einsamkeit zurück, dass der heilige Bruno ihn ermahnen musste, zu seiner Herde wieder zurückzukehren.
Der heilige Bischof, dessen Almosen sehr reichlich flossen, entschloss sich eines Tages, seine Pferde zu verkaufen, um den Armen mehr Hilfe leisten zu können, indem er sich für stark genug hielt, seine Diözese zu Fuß zu bereisen. Der heilige Bruno hielt ihn jedoch von der Ausführung dieses Entschlusses ab, indem er ihm vorstellte, dass er zu viel auf seine Kräfte vertraue, und seine Gesundheit, die augenscheinlich abnahm, schonen müsse. Er war in der Tat während der vierzig Jahre seines Lebens sehr hinfällig. Beinahe unaufhörliche Kopf- und Magenbeschwerden verursachten ihm große Schmerzen, und würden ihn oft bei minderem Eifer gehindert haben, seinen bischöflichen Amtsverrichtungen obzuliegen. Gott ließ zudem noch zu, dass er sehr hart von innerlichen Versuchungen gepeinigt wurde, er war aber auch selbst wieder dessen Tröster und erteilte ihm jene Gnaden, die die Anfälle des Versuchers in Vorteile umwandeln.
Hugo konnte sich des Weinens nicht enthalten jedes Mal, wenn er an die Armseligkeiten des Menschen dachte und an jene unendliche Liebe, wovon uns Gott schon so viele Beweise gegeben hat. Oft musste er öffentlich Tränen vergießen, besonders wenn er die Heilige Schrift vorlesen hörte. Als ein anderer Ambrosius weinte er im Beichtstuhl mit den Sündern, und erweckte in ihnen dadurch die Gefühle einer lebhaften Zerknirschung. Er predigte mit einer Salbung, die die unempfindlichsten Seelen rührte, und kaum hatte er die Kanzel verlassen, als er sich schon wieder der Ausspendung des heiligen Bußsakramentes ergab. Er bat manchmal fußfällig diejenigen, die in Feindschaft lebten, um sie zur Vergessenheit der empfangenen Unbilden und zur gehörigen Genugtuung gegen den Nächsten zu bewegen. In der geistlichen Führung des Frauengeschlechtes war er höchst behutsam. Der Welt und allen ihren Gütern abgestorben, war er den zeitlichen Geschäften ganz abhold. Ungerne hörte er von den Tagesneuigkeiten reden, aus Furcht, er möchte durch Ehrabschneidung die Nächstenliebe verletzen oder gar sich zerstreuen. Seine Liebe für die Armen, wovon wir schon geredet haben, bewährte sich besonders zur Zeit der Hungersnot. Er veräußerte, um sie unterstützen zu können, einen goldenen Kelch und einen Teil seines bischöflichen Schmuckes. Sein Beispiel war eine Aufmunterung für die Reichen, und den Armen seines Sprengels mangelte es nie an Unterstützung.
Bei diesem allen wünschte er nichts so sehnlich, als sein Leben in der Einöde beschließen zu können. Er bat Papst Innocenz II., ihm einen Nachfolger zu geben, und führte, um ihn dahin zu vermögen, die dringendsten Beweggründe an: allein der Oberhirt der Kirche achtete nicht seiner Bitten, und Hugo musste sich entschließen, als Bischof zu sterben.
Ehe ihn Gott zu sich berief, läuterte er ihn vollends durch die Schmerzen einer langwierigen Krankheit, die ihm Gelegenheit gab, die heldenmütigsten Tugenden zu üben. Einige Zeit vor seinem Tod verlor er das Gedächtnis. Er vergaß alles, ausgenommen die Gebete, die er beinahe unausgesetzt verrichtete. Umsonst stellte man ihm vor, dass sein anhaltendes Beten sein Übel vermehre, man konnte ihn nicht davon abbringen. Er sagte sogar, dass das Gebet, weit entfernt ihn zu ermüden, ihm vielmehr neue Kräfte verleihe. Niemals hörte man ihn ein einziges Wort aussprechen, das im geringsten eine Ungeduld verraten hätte. Ja er beobachtete sich so streng, dass er sogar von seinen Leiden zu reden vermied. Er dankte mit Demut jenen, die ihm einen Dienst leisteten. Und wenn er irgendjemanden die geringste Mühe verursachte, klagte er sich des als eines Fehlers an, und bat Gott mit betränten Augen um Verzeihung. Als einer derjenigen, die ihn gewöhnlich besuchten, ihm bemerkte, er möge doch nicht so bitterlich weinen, weil er ja nie in einer wichtigen Sache freiwillig gesündigt habe, erwiderte er: „Die Eitelkeit und die ungeregelten Neigungen des Herzens können allein schon eine Seele in die Verdammnis stürzen. Nur durch Gottes Erbarmung können wir auf unsere Seligkeit hoffen; wir dürfen also nie aufhören ihn zu bitten.“ „Das Leben“, sagte er jenen, die in seiner Gegenwart Neuigkeiten auskramten, „das Leben ist uns nicht gegeben worden, dass wir unnütze Gespräche führen, sondern dass wir unsere Sünden beweinen und darüber Buße tun.“
Der gottselige Tod des heiligen Hugo erfolgte endlich am 1. April 1132. Er war beiläufig 80 Jahre alt, und hatte 52 davon als Bischof zugebracht. Er wurde von Innocenz II. im Jahr 1134 heiliggesprochen. Sein Name findet sich an diesem Tag im römischen Martyrologium (Der heilige Hugo wird unter die kirchlichen Schriftsteller gezählt, besonders wegen seines Cartularium oder Sammlung von Charten, mit sehr merkwürdigen historischen Anmerkungen; sie wird im Manuscript zu Grenoble aufbewahrt.).
Die außerordentliche Liebe des heiligen Hugo zur Einsamkeit darf uns gar nicht befremden, denn man lernt wirklich in der Abgeschiedenheit Gott und sich selbst kennen, reißt sein Herz von jeder unordentlichen Begierde los, flößt ihm Geschmack für die ewigen Güter ein, unterwirft das Fleisch gänzlich dem Geist, läutert seine Seele von allen, der menschlichen Schwäche unzertrennlich anklebenden Makeln, und zieht endlich Jesus Christus an, um ein neues Geschöpf zu werden. Die Beschäftigungen der Einsiedler machen sie einigermaßen den Engeln gleich, weil sie, wie diese, Gott beständig den Tribut des Lobes, der Anbetung, der Liebe, der Danksagung darbringen. Sie müssen aber, um Gott zu gefallen und der mit ihrem Stand verbundenen Vorteile zu genießen, unausgesetzt auf ihre Sinne wachen, damit sie ohne Unterlass den Tod vor Augen haben, und keine der Übungen vernachlässigen, die geeignet sind, sie im Geist der Zerknirschung und der Buße zu erhalten. Es sind zwar nicht alle Menschen zu einer gänzlichen Abgeschiedenheit von der Welt berufen. Alle aber sind berufen, sich von Zeit zu Zeit dem Gewühl der Geschäfte zu entziehen, um in sich selbst zurückzukehren, um sich in ihrem Herzen eine heilige Einsamkeit zu schaffen. Dies ist auch das einzige Mittel, um sich vor jenem allmählichem Kaltsinn zu verwahren, in den die Frömmigkeit in Berührung mit der Welt nur gar zu leicht verfällt. Ohne diese Vorsicht werden sie über kurz oder lang erschlaffen, und bald jenes Leben des Glaubens verlieren, welches die einzige reine und nie versiegende Urquelle aller christlichen Handlungen ist.
Bischof und Bekenner von Sardes in Klein-Asien (Lydien),
+ zwischen 175 und 180 – Fest: 1. April
Dieser Heilige wurde unter der Regierung des Marcus Aurelius zur bischöflichen Würde erhoben. Er richtete im Jahr 175 an diesen Kaiser eine sehr gründliche Schutzschrift der christlichen Religion. Wir haben keine weiteren Nachrichten über das Leben dieses Heiligen, nur wissen wir, dass der Geist der Weissagung, mit dem er in einem hohen Grad begabt war, ihm den Beinamen des Propheten erwarb. Er verfasste mehrere Schriften, die von den Alten oft angeführt wurden. In einem seiner Werke gibt er ein Verzeichnis der Bücher des Alten Bundes, die die allgemeine Kirche für kanonisch (Dieses Verzeichnis hat uns Eusebius aufbewahrt.) anerkennt. Er lehrt mit gediegener Gründlichkeit, dass Jesus Christus wahrhaft Mensch nach der Geburt aus Maria der Jungfrau war. Diese Worte haben treffliche Dienste geleistet, zur Widerlegung der Arianer und Etychianer.
Der heilige Gilbert, Bischof und Bekenner von Cathneß in Schottland,
+ 1.4.1240 – Fest: 1. April
Dieser Heilige trat in den Orden der regulierten Chorherren, der durch die Übungen des Gebetes, der Abtötung und Buße berühmt geworden war. Wegen seiner Verdienste und Tugenden wurde er nachher zum Erzdiakon von Murray, und dann zum Bischof von Cathneß erwählt. Er stand seiner Diözese während zwanzig Jahre mit großer Auferbauung vor. Seine Heiligkeit, durch die er den Hirten der ersten Jahrhunderte an die Seite gestellt zu werden verdiente, wurde durch die Wundergabe belohnt. Er starb im Jahr 1240. Man findet Tagzeiten zu seiner Ehre im Brevier von Aberdeen, unter dem ersten April.
Schwester Maria vom heiligen Joseph
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Maria vom heiligen Joseph. Sie ist geboren am 25. Juli 1598 als Tochter eines Herrn von Roon und war mit glänzenden Gaben des Geistes und Körpers ausgestattet. Bereits in jungen Jahren trat eine besondere Liebe zu den Armen an ihr hervor. Dieser hatte sie wohl auch die Gnade des Berufes zum Ordensstand zu verdanken. Als sie jedoch dem Ruf Gottes zu einem vollkommenen Leben Folge leisten wollte, fand sie die größten Hindernisse an ihrem Beichtvater und an ihren Eltern, die sie einem angesehenen Grafen, der bei ihnen um ihre Hand warb, zur Ehe geben wollten. Doch Maria fiel vor ihrem Vater auf die Knie nieder und bat ihn, von solch einem Verlangen abzustehen: ""Vater," sprach sie, "in Ewigkeit, in Ewigkeit werde ich den Grafen nicht heiraten. Wie sollte ich mich an einen sterblichen Mann binden? In Ewigkeit, in Ewigkeit nicht." Zwölf Jahre währte der Kampf. Dann ermannte sie sich aber und sprach: "Ich trete in den Ordensstand und sterbe als Karmelitin." Da sie mit dem Vater nicht zurecht kommen konnte, versuchte sie es mit ihrer Schwägerin, der sie ihren Vermögensanteil versprach, wenn sie ihr ins Kloster verhelfe. Nur soviel wollte sie für sich behalten, als man im Kloster als Mitgift verlangen würde. Mit deren Hilfe gelang es ihr auch zum Ziel zu gelangen. Am 18. Juli 1630 wurde sie als erste Novizin in Köln am Rhein eingekleidet. Von Köln kam sie später nach Düsseldorf und Münstereiffel, überall getreu in Erfüllung ihrer Pflichten bis ins kleinste und bereit zu jedem Opfer und Liebesdienst, auch wenn sie keine Verpflichtung dazu hatte. Sie war mit dem geringsten zufrieden, trug die schlechtesten, gestickten Kleider am liebsten. Dabei war sie der Überzeugung, dass sie selbst diese nicht verdiene. Am Palmsonntag ihres letzten Lebensjahres wurde durch einen Schlaganfall ihre Zunge gelähmt. Mit rührender Ergebung in Gottes Willen bereitete sie sich auf ihren Hinübergang in die Ewigkeit vor. Bereits zwei Tage darauf durfte sie als "kluge Jungfrau" zu ihrem himmlischen Bräutigam, dem zuliebe sie Vater und Mutter verlassen und auf den irdischen Bräutigam verzichtet hatte, hinübergehen in die Ewigkeit. Einundzwanzig Jahre nach ihrem Tod fand man ihren ehrwürdigen Leib noch unverwest im Sarg. Bei einer abermaligen Öffnung des Grabes am 10. April 1704 fand man ihn wiederum unversehrt und wohlriechend. Das Fleisch und die Haut waren vertrocknet und noch mit Kalk bedeckt, den man seinerzeit bei der Beerdigung über den Leichnam gestreut hatte, um seine Verwesung zu beschleunigen. Im Auftrag der kirchlichen Behörde wurden Theologen und Ärzte mit einer eingehenden Untersuchung dieser auffallenden Tatsache betraut. Sämtliche Mitglieder dieser Kommission kamen zu dem übereinstimmenden Urteil, dass man die gänzliche Unversehrtheit des ehrwürdigen Leibes der Dienerin Gottes auf natürliche Weise nicht erklären könne. Heute ist der Leib zerfallen und die noch übrigen Gebeine befinden sich im Besitz der Ursulinen zu Roermond, die sie als einen kostbaren Schatz in hohen Ehren halten. Viele Bedrängte, die in ihren Anliegen die Zuflucht zu Schwester Maria vom heiligen Joseph nahmen, erklärten eidlich, auf deren Anrufung hin wunderbar erhört worden zu sein.
Gebet am 1. April
Wende, o glorreiche Jungfrau, vom Thron deiner Herrlichkeit deine milden Augen zu mir, der ich unter so vielen Gefahren auf dem ungestümen Meer dieser Welt umher getrieben werde. Ermutige mich durch das Vorbild deiner Tugenden, dass ich, alle Freuden, Reichtümer dieser Welt verachtend, nur nach dir mich sehne, und deine Gegenwart einst im Himmel zu genießen gewürdigt werde, um mit dir meinen Gott und Erlöser, mit dem Vater und dem Heiligen Geist ewig anzubeten, zu loben und zu preisen. Amen.
Zu Gott
Vater im Himmel, oft beten wir zu Dir: Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen! Unsere Schwachheit und Deine liebevolle Huld sind der Grund dieser zuversichtlichen Bitte. Rette uns doch aus allen Gefahren des Heils, und wenn Du nicht jede Versuchung von uns entfernen willst, so lasse doch wenigstens nicht zu, dass wir überwältigt und zur Sünde hingerissen werden. Führe uns mit Vaterhuld durch dieses Leben in Dein ewiges Reich. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Jesus Christus
Herr Jesus, beschämt lese ich, welche Gewalt sich Deine Heiligen angetan haben, um das Himmelreich an sich zu reißen. Habe Erbarmen mit meiner Schwachheit und stärke meinen Mut, diesen Helden des Christentums wenigstens von fern zu folgen, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Auf den heutigen Tag wird die Abreise der seligsten Jungfrau von Nazareth zu ihrer Base Elisabeth gesetzt, bei der sie einen langen und beschwerlichen Weg mit größter Eilfertigkeit, Liebe und Demut zurückgelegt hat.
Andacht am 1. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Das Kreuz ist die wahre Pforte, in den Tempel der Heiligkeit einzugehen; nie aber wird sie jemand finden, der auf einem anderen Weg geht. Oftmals also sollen wir Jesus zuliebe unser Herz auf dem genannten Altar des Kreuzes opfern, wo er uns zuliebe sich geopfert hat." (Der heilige Franz von Sales)
Die heilige Theresia von Avila empfand achtzehn Jahre hindurch vielfältige Trockenheiten im Gebet, ja das innerliche Gebet wurde ihr zur Marter; nichts desto weniger blieb sie den Übungen der Frömmigkeit sehr treu.
Der heilige Bernhard sprach von sich selbst: "Alles was die Welt liebt, Lust, Ehre, Lob und Reichtum ist mir ein Kreuz; und alles was die Welt als ein Kreuz betrachtet, spricht mich freundlich an, und ich umfange es mit Liebe."
Die heilige Gertrud erkannte einst in einem Gesicht, dass der Herr, wenn er in einem Menschen nichts findet, wodurch er seiner göttlichen Gegenwart würdig ist, ihm körperliche und geistige Leiden und Trübsale zusendet, damit er auf solche Weise Veranlassung hat, bei ihm zu bleiben, jenem wahrhaftigen Ausspruch der Schrift gemäß: "Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, er hilft denen auf, die zerknirscht sind." (Psalm 34,19) Und abermals: "Ich bin bei ihm in der Not." (Psalm 91,15)
O mein Erlöser, Deiner Liebe opfere ich mein Herz auf dem Altar des Kreuzes. Bereit bin ich, jedes Kreuz anzunehmen, das Du mir auferlegen willst; verleihe mir nur die Gnade, es nach Deinem Wohlgefallen zu tragen! O wie wertvoll ist es dem Christen, mit Dir gekreuzigt zu werden! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 1. April
"Wenn wir von den Geschöpfen irgend eine Erquickung erhalten,
wie einen erfrischenden Trank und andere ähnliche Dinge,
sollten wir mit Bewunderung die Güte unseres Herrn und Meisters erwägen,
der uns diese Wohltat mit staunenswerter Sorge verschafft."
sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP
1514 bis 16.7.1590
Betrachtung am 1. April - Jesus und die Samaritin
Sieh, durstend harrt am Born der Lebensquell,
Die Durstigen mit Wunderflut zu tränken.
So eilet denn, geliebte Seelen, schnell:
Ihn dürstet, mit dem Heil euch zu beschenken.
1. Betrachte deinen lieben liebevollen Heiland, wie er von der Hitze des Tages und der langen Reise ermüdet, dürstend beim Brunnen Jakobs sitzt. O guter Hirt, unter wie großen Mühsalen suchst du deine Schäflein. Unter Hunger und Durst, Hitze und Kälte durchziehst du weite Landschaften, deine verirrten und verlorenen Schafe auf Bergen, in Tälern und Wüsten zu suchen. Ja selbst deine Ruhe ist Arbeit, denn dürstend nach dem Heil einer Seele, wartest du sitzend an diesem Brunnen, und erbittest einen Trunk Wasser, um dafür mit dem Quell des ewigen Lebens zu vergelten.
2. O komm, du glückselige Frau. Bist du auch eine Sünderin, so zögere deshalb nicht. Folge der Gnade, die dich anzieht und dich sucht, ohne dass du sie suchtest. Und sie hört die Worte des Lebens, staunt und fühlt ihr Herz wundersam durchglüht. O sieh wie das Wasser des Lebens in ihr zu wirken beginnt. Sie fragt nicht mehr nach irdischen Dingen, sie erkundigt sich nach der Weise, Gott vollkommen zu dienen, und kaum hat sie erkannt, dass der Messias zu ihr spricht, so fühlt sie sich umgewandelt in eine Apostelin, und eilt, ihrer Stadt das Evangelium, die frohe Botschaft von der Ankunft des Welterlösers, zu verkündigen.
3. Wunderbare Macht der göttlichen Erleuchtung. Eine verachtete Samaritin glaubt, ohne ein Wunder zu sehen, und die Pharisäer erblinden im Licht der größten Wunder selbst. Doch sieh, was nun geschieht. Noch verweilt Jesus bei dem Brunnen, da erscheinen seine Jünger, mit Speise ihn zu stärken. Aber so wunderbar hat die Bekehrung ihrer Seele ihn bereits genährt, dass er zu den geliebten Jüngern sagt: "Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt." Denn das Heil der Seelen ist seine Speise, seine Ernährung, sein Gastmahl. So erfreuen denn auch wir unseren Erlöser durch unsere wahre Bekehrung, nach der ihn noch am Kreuz dürstete, und die er als den einzigen Lohn seiner vielen Arbeiten und Leiden verlangt. Jeremia 3,14: "Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne, denn ich bin euer Gebieter. Ich hole euch und bringe euch nach Zion."
2. April
Der heilige Franz von Paula, italienischer Ordensgründer,
+ 2.4.1507 - Fest: 2. April
Paula ist ein süditalienisches Städtchen, in dem der Heilige im Jahr 1416 geboren wurde.
Das Vaterhaus des heiligen Franz von Paula war klein, eine baufällige Hütte mit einem einzigen Raum zu ebener Erde, den neben der Familie auch das gesamte Vieh bewohnte, ein Schaf und sechs Hühner. Franz war das einzige, lange vom Himmel erflehte, späte Kind alter Eltern, die so arm waren, dass sie nicht einmal den einen Jungen gut ernähren konnten. Immer war Schmalhans Küchenmeister im Haus. Franz hat mit den Eltern viel gehungert.
Es kommt jedoch selten ein Unglück allein, und wo das Unglück einmal im Haus ist, da bleibt es gern sitzen. Franz war von Geburt an auf dem rechten Auge blind, und eines Tages bildete sich an dem gesunden linken Auge ein gefährliches Geschwür, das befürchten ließ, der Junge werde die Sehkraft vollständig verlieren. In dieser neuen Not verrichteten die Eltern mit großem Vertrauen eine neuntägige Andacht zum Namenspatron des Kindes, dem heiligen Franz von Assisi, und versprachen, den Sohn, wenn er gesund werde, später für ein Jahr als Knecht ohne Entgelt in ein Franziskanerkloster zu geben. Die Bitte der Eltern wurde erhört. Franz erhielt auf die Fürbitte seines heiligen Namenspatrons die Sehkraft sogar auf beiden Augen zurück.
Als der geheilte Franz dreizehn Jahre alt war, erfüllten die Eltern das Gelübde und gaben den Sohn als Kleinknecht um Gottes Lohn in ein Franziskanerkloster. Dort musste Franz bei der heiligen Messe dienen, musste die Sakristei versorgen, den Speisesaal herrichten, die Hühner füttern und so weiter. Mit Freude hat er es getan. Als Entschädigung für seine Dienste unterrichteten ihn die Patres im Lesen, Schreiben, Rechnen und in der lateinischen Sprache. Und als das Jahr zu Ende ging, hätte man den aufgeweckten, gläubigen und bescheidenen Jungen gern im Kloster behalten, um aus ihm einen Pater zu machen, aber Franz wollte nicht.
Aber warum wollte er denn nicht? Darum wollte er nicht, weil ihm das arme Leben bei den armen Franziskanern noch nicht arm genug war. Da war er von Haus aus noch eine ganz andere Armut gewöhnt. Und wenn er sich Gott schenken wollte, und er wollte es tatsächlich, dann sollte seine Armut, die er um Gottes Willen auf sich nahm, die Armut in den bestehenden Klöstern noch weit übertreffen.
Man betrachtet Gedanken von dieser Art bei einem Vierzehnjährigen meistens als ungesunde Schwärmerei. Oft ist es auch so, aber bei Franz von Paula war es anders. Mit jungen Jahren baute er sich nahe am Meer in einer abgelegenen Gegend eine Einsiedelei. Bald kamen Gefährten mit gleicher Gesinnung zu ihm, und eine neue Ordensgesellschaft entwickelte sich, deren Mitglieder sich die „Kleinen Franziskaner“ nennen. Es ist ein strenger Orden mit großer Armut und ständigem Fasten. Der Orden erfreute sich aber trotzdem solch großen Anklangs und Zulaufs, dass er wenige Jahre nach dem Tod des Stifters, über die ganze Christenheit zerstreut, weit über vierhundert Klöster zählte. Bis auf den heutigen Tag geht von dem Orden der Kleinen Franziskaner ein großer Segen aus. Die Quelle des Segens aber ist Franz von Paula, der sich bereits mit vierzehn Jahren ein religiöses Hochziel setzte, das er später auch verwirklichte.
Lebensretter
(Aus: Tiere unterm Regenbogen, Aloysius Roche, Berlin 1954)
Die Heiligen, die mit Wölfen und Füchsen verhandelten und allerlei Gewürm verschonten, waren wohl keine besonders praktischen Leute. So vertauschte der heilige Franz von Assisi einen guten Rock, den er trug, gegen ein paar Lämmer, die auf dem Weg zum Metzger waren. Er verschonte die Mäuschen und Joseph Anchieta sogar Giftschlangen. Es mag ja sein, dass diese Menschen Träumer waren, in ihren Träumen aber hatten sie vielleicht Visionen, wie der Prophet sie hatte, eine Vision der „neuen“ Erde, auf der nicht mehr geschlachtet und gemetzelt wird.
Die Tiere, die den eiligen Franz von Paula zu seinen Lebzeiten kannten, waren sehr gut dran; besonders, wenn es Wespen waren oder Wild oder Lämmer, er machte geradezu Umwege, um diesen Geschöpfen seinen Schutz zu schenken. Er kam im Jahr 1416 in einem kleinen Ort in Calabrien in Italien zur Welt und kann wohl den Anspruch erheben, einer der jüngsten Eremiten gewesen zu sein, denn er war erst vierzehn Jahre alt, als er in die Wälder ging. Dann folgten ihm aber so viele nach, dass er eine Gemeinschaft gründen musste, sie wurden bekannt als die „Geringsten Brüder“.
Als er einmal durch den Wald ging, rettete er eine Hirschkuh vor den Jägern, und ehe er sie wieder davonspringen ließ, machte er ihr ein Zeichen, dass er sie gegebenenfalls sicher wiedererkennen könnte. Dann ging er zurück in seine Zelle und vergaß die Sache. Lange Zeit später stand er am offenen Fenster und bewunderte das frische Frühlingsgrün, als er leichten Hufschlag hörte und gleich darauf das Tier kommen sah. Es war wirklich dasselbe, er konnte sich nicht irren, die Markierung war da.
Franz streichelte ihm liebevoll den Kopf, da hörte er in weiter Ferne schwachen Hörnerklang. Es wurde ihm schnell klar, dass sein armer Freund sich wieder in Not befand und den Mann nicht vergessen hatte, der schon einmal sein Retter gewesen war.
Danach aber wollte das Tier kein Risiko mehr eingehen, und es beschloss, ganz bei den Brüdern zu bleiben. Wo Franz auch hinging, dahin ging es mit, sogar in die Kapelle, wenn es Zeit zum Beten war. Es liebte sogar die Kleider des Einsiedlers und beleckte sie immer wieder.
Ein andermal sammelten die Brüder Steine zum Bau. Dabei fanden sie ein Wespennest im Steinbruch, übrigens ganz wütende Wespen. Sie kamen angeschwärmt und jagten die Brüder zurück zur Einsiedelei. Wieder und wieder versuchten diese, zum Steinbruch zurückzukehren und mit ihrer Arbeit voranzukommen, die Wespen duldeten es nicht!
Endlich wandten sie sich in ihrer Verzweiflung an Franz. Er schlüpfte in seinen Mantel, sagte den Brüdern, sie möchten bleiben, wo sie waren, und ging ruhig zum Steinbruch. Er hatte keine Mühe, das Nest zu finden. Einige kehrten gerade erst von ihrer Attacke auf die Bauleute zurück. Was er den Wespen sagte, hat nie einer erfahren, aber es muss überzeugend gewesen sein, denn der ganze Schwarm kam aus seiner Felsenhöhle hervor, flog über die Bäume hin und wurde nicht mehr gesehen.
Einige Zeit später brachte ein Mann, der im benachbarten Fluss gefischt hatte, seinen Fang als Geschenk für das Kloster. Die Fische sahen tot aus, sie waren ja auch schon eine ganze Zeit aus dem Wasser heraus und an den Kiemen mit einer Schnur zusammengebunden. Franz nahm die Gabe an, band die Fische los und ließ einen nach dem anderen in den Teich gleiten, den er im Garten hatte. Da kam’s heraus, dass sie gar nicht tot waren, denn augenblicklich schossen sie auf der Suche nach Futter hierhin und dorthin. Der Heilige sorgte dafür, dass sie genug fanden.
Der Sohn eines mächtigen irischen Stammeshäuptlings im 7. Jahrhundert wünschte sich ein ganz anderes Leben, er fuhr nach Wales hinüber und wurde Schüler des berühmten heiligen David. Nach vielen Jahren kam er in sein Vaterland zurück und gründete Klöster. Aber nie verlor er seine alte Liebe zum Leben in freier Luft.
Eines Tages saß er lesend an einem einsamen Ort, da hörte er die Hörner der Jäger in der Ferne. Nach kurzer Zeit brach ein Hirsch aus dem Dickicht hervor und stürzte sich in die Höhle des Einsiedlers. Gerade war er darin verschwunden, da kam ein Rudel Hetzhunde auf der frischen Fährte ihm nach. Mit großer Geistesgegenwart ergriff der Heilige seinen Leuchter und setzte ihn dem Hirsch zwischen die Geweihstangen auf den Kopf.
Und der Hirsch enttäuschte ihn nicht, er spielte seine Rolle tadellos. Aufrecht stand er, stockstill in einer Ecke der Höhle, ohne die leiseste Bewegung. Hereingehetzt kamen die Hunde, bellend, heulend, toll auf ihre Beute. Dann ließen sie Ohren und Schweif sinken, da war ja kein Hirsch, nur ein alter Mann mit einem Buch auf den Knien und in der Ecke wohl ein kleines Heiligtum, wo man beten konnte. Die Hunde zogen lärmend ab und nahmen die Fährte wieder auf. Aber sie fanden sie nicht und entfernten sich allmählich. Als alles still geworden war, nahm der Heilige seinem Gast den Leuchter wieder ab und zeigte ihm den Weg in die sichere Freiheit.
Die heilige Maria von Ägypten,
Büßerin von Ägypten im 4. und 5. Jahrhundert,
+ 2.4.432 - Fest: 2. April
Zu den Zeiten des jüngeren Kaisers Theodosius, um das Jahr 432, hat sich der kostbare Tod der heiligen Maria von Ägypten zugetragen, deren wunderbare Buße und Tugendleben Gott der Welt hat bekannt machen wollen durch den heiligen Zosimus, so wie er durch den heiligen Einsiedler Antonius das heilige Leben des Einsiedlers Paulus an den Tag gebracht hat.
Es lebte in einem Kloster in Palästina ein Einsiedler von großem Verdienst, Zosimus mit Namen. Er wurde von frühester Jugend auf in großer Unschuld zum geistlichen Leben erzogen und war darin zu hoher Vollkommenheit gelangt. Sein unsträflicher Wandel, sein Eifer in Leibesstrengheiten, seine Liebe zur Einsamkeit, seine Emsigkeit im Gebet und in allerhand Andachten, seine hohe Erleuchtung, mit der ihn Gott begnadigte, setzten ihn bei seinem Bischof in eine solche Hochschätzung, dass er von diesem zum Priester geweiht wurde.
Nachdem Zosimus dreiundfünfzig Jahre in seinem geistlichen Leben in strengster Beobachtung aller Ordensregeln zugebracht hatte, wurde er von der Versuchung zur eitlen Ehrsucht beschlichen, dass er sich einbildete, es sei wohl niemand aus all denen, die die Einöden bewohnten, zu einer höheren Vollkommenheit gelangt, als er, zumal er von früher Kindheit an den Weg der Tugend angetreten habe und auf ihm mit stets zunehmendem Eifer fortgeschritten sei. In diesen eitlen Gedanken blieb Zosimus nicht lange. Denn zur selben Zeit meldete sich bei ihm ein fremder Ordensmann. Und als er ihm seine eitle Einbildung äußerte, offenbarte ihm der Fremde den Betrug, in dem er steckte, und bat ihn nach erhaltener Erlaubnis in ein nicht weit entlegenes Kloster zu folgen. Da werde seinem Hochmut die Larve ohne Zweifel abgezogen und er werde erkennen, wie sehr er in seiner Meinung falsch liege. Zosimus ließ sich gern überreden. In das fremde Kloster aufgenommen, sah er, was für eine hohe Stufe der Tugend die Geistlichen darin erstiegen hatten und wie er gegen sie nur ein unvollkommener Bruder sei. Sie lebten nämlich nicht anders, als wie Engel in Menschengestalt, in großem Stillschweigen, beinahe der Leibesnotdurft vergessend, allein nur damit beschäftigt, wie sie Gott gefallen könnten. Mit Beten, Psalmensingen und Handarbeit brachten sie ihre Zeit zu. Und wenn auch das ganze Jahr ihr Leben nicht strenger sein konnte, so hatten sie doch während der vierzigtägigen Fasten etwas Ungewöhnliches vorgenommen. Denn zu dieser Zeit zerstreuten sie sich in die Wildnis, auf dass jeder einzeln, nach dem Beispiel Jesu Christi, faste. Am ersten Fastensonntag wurde ein feierliches Amt gesungen, wobei sich alle Brüder versammelten. Darauf erteilte ihnen der Abt den Segen. Darauf erteilten die Brüder einander den Friedenskuss, gingen über den Jordan und zerstreuten sich in der Wildnis, um auf den Palmsonntag sich in ihrem Kloster wieder einzufinden.
Zosimus bekam Lust, bei dieser Gelegenheit in dieser großen, weitschichtigen Wüste etwa einen recht großen Heiligen aufzusuchen. Und er lief zu diesem Ende an einander fort wohl zwanzig Tage. Als er einmal zur Mittagszeit die gewöhnlichen Psalmen sang, sah er von weitem einen Schatten eines menschlichen Leibes, der aber eilends verschwand. Zosimus erschrak und bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz, fasste darauf sogleich ein Herz ruft seine Schritte verdoppelnd: „Wenn du etwa ein Diener Gottes bist, so halt still, und warte auf mich; ich bitte dich, tu es aus Liebe dessen, dem du in dieser Wildnis dienst." Die fliehende Person tut solches, nachdem sie zu einer Tiefe gekommen, wo sie sich verbergen konnte, und da Zosimus näher kam, hörte er folgende Stimme: „Vater Zosimus! wirf deinen Mantel einer armen Sünderin zu, wenn du ihr den heiligen Segen geben und ihr erlauben willst, dass sie mit dir rede.“ Zosimus hört mit Verwunderung sich mit Namen nennen und zweifelt nicht, es müsse eine Seele von großer Heiligkeit sein, der Gott seinen Namen kundgetan habe. Er wirft ihr darum sogleich seinen Mantel zu. Mit diesem bedeckt erscheint eine Frau vor ihm. Der heilige Alte wirft sich vor ihr auf die Knie und begehrt von ihr den Segen. Sie aber wirft sich vor ihm auf die Erde und spricht: „Vergiss nicht, mein Vater, dass du ein Priester bist; an dir ist es, dass du mich segnest und zu Gott betest für die allerelendeste Sünderin, die es je gab.“ Als nach dieser beiderseitigen Verdemütigung sich beide aufgerichtet hatten, fragte Zosimus: „Wer bist du und wie lange weilst du schon in dieser Wildnis?“ Sie antwortete: „Wir wollen zuerst zu Gott beten, alsdann will ich deinem Verlangen genug tun.“
Darauf wendet sie sich gegen Sonnenaufgang und hebt Augen und Hände gen Himmel. Zosimus, der auch sein Gemüt zu Gott erhebt, tut einen Blick auf sie und sieht sie ganz mit hellem Glanz umgeben, erschrickt davor und meint, es wäre entweder ein Geist oder ein Gespenst. – Sie aber wendet sich zu ihm und spricht: „Ich bin weder ein Geist noch ein Gespenst, sondern ich bin Staub und Asche, nicht würdig, das Tageslicht anzuschauen. So verachtungswert und unglückselig ich aber bin, so bin ich doch eine Christin.“ Und da sie solches redete, machte sie das Kreuzzeichen auf Stirn, Augen, Mund und Herzen. Darauf setzte sie sich nieder und sagte: „Wisse, mein Vater, dass Gott, der für die irrenden Schäflein ebenso viel Liebe trägt, als für die, die beständig in seinem Schafstall bleiben, er hat dich nicht ohne Grund hierher geschickt! Er sei darum ewig gebenedeit! – Ich bin eine Tochter aus Ägypten, die sich selber mit Fleiß unglücklich gemacht hat. Erst zwölf Jahre alt verließ ich aus Liebe zur Freiheit das väterliche Haus, begab mich nach Alexandria und führte siebzehn Jahre lang ein so freches und zügelloses Leben, dass keine Bosheit erdenklich war, die ich nicht verübte, und zwar nicht etwa aus Begierde eines Gewinns, sondern einzig nur von der Sucht und der Lust der Leidenschaft dazu getrieben. Es hat die Welt noch nie eine Frau gesehen, die boshafter war als ich, und von der so viele Seelen verführt worden wären. Als ich einmal wahrgenommen hatte, wie viel Volk dem Hafen des Meeres zulief, um sich in ein großes Schiff zu begeben, und vernahm, sie hätten vor, eine Wallfahrt nach Jerusalem zu machen, um dort das Fest der Kreuzerhöhung zu feiern, hatte ich ein Verlangen, mich zu ihnen zu gesellen, und ließ mich auch einschiffen. Da dachte ich viel Gelegenheit zu einem ausgelassenen Leben zu bekommen. Nicht ohne Abscheu und Schauder gedenke ich der Lastertaten, mit denen ich das Schiff erfüllte. Ich führte auch zu Jerusalem ein ebenso unverschämtes und verruchtes Leben, wie früher in Alexandria. Als das Fest anfing und jedermann in die Kirche des heiligen Kreuzes eilte, wollte ich auch mit den Leuten hinein; merkte aber mit großem Entsetzen, dass ich von einer unsichtbaren Macht zurückgehalten wurde. Ich versuchte hineinzukommen, das zweite, das dritte Mal umsonst. Eine unsichtbare Gewalt verwehrte mir jedes Mal den Eintritt. Alsdann eröffneten sich die Augen meines Gemüts und ich erkannte, dass die Menge und Größe meiner Sünden mir den Eingang in die Kirche verwehrte und mich unwürdig machte, das heilige Holz anzusehen, daran Jesus Christus unser Heil gewirkt hat. Da fing ich an mich zu schämen, weinte bitterlich und empfing einen großen Abscheu über meine Sünden. Darauf folgte ein solcher Schmerz im Innersten meines Herzens, dass ich mich in den nächsten Winkel setzte, um mir durch Seufzen und Weinen Luft zu machen. Da erblickte ich mir gegenüber ein Bildnis der Mutter Gottes und mir kam in den Sinn, dass ich oft gehört habe, sie sei eine Mutter der Barmherzigkeit und eine Zuflucht der Sünder. Und ich warf mich vor dem Bild auf die Knie und schrie laut auf: „O Mutter Gottes, ich habe gehört, du seiest eine Mutter der Barmherzigkeit, eine Zuflucht der Sünder! Darum erbarme dich über mich elende Kreatur und beschütze mich, denn sieh! ich bin ja eine Sünderin, ich bin die allergrößte Sünderin, die es geben kann! Ich verdiene freilich nicht, wie eine andere reine Seele, das kostbare Blut meines Erlösers zu verehren, aber doch hoffe ich durch dich den Trost zu erlangen, dass ich wenigstens das heilige Kreuz, daran Jesus Christus ja auch für mich gestorben ist, ansehen und anbeten darf. Wenn du mir diese Gnade erwirbst, verspreche ich es da zu dieser Stunde, dass ich die Tage meines Lebens meine Sünden beweinen, die Welt verlassen und in einer Einöde mich so lange verbergen will, bis alle Freude und Neigung zu den Sünden völlig verloschen ist.“ Als ich so gebetet hatte, fasste ich ein Herz und wagte aufs Neue in die Kirche zu gehen, und siehe, ich konnte es ohne jeden Widerstand vollbringen, warf mich da unter den vielen Gläubigen mit ganz reumütigem und zerknirschten Herzen vor das heilige Kreuz nieder und beweinte mit vielen Tränen meine Sünden. Und wie ich merke, dass mein Vertrauen sich vermehre, gehe ich zurück an den Ort, wo ich das Bildnis der heiligen Jungfrau angetroffen und rufe vor diesem kniend mit neuem Eifer: „O Mutter der Barmherzigkeit, dir habe ich nach deinem Sohn die Gnade meiner Bekehrung zu verdanken, vollende das Werk, das du begonnen. Wenn ich auch unwert deines Schutzes bin, so bin ich doch deines Mitleidens bedürftig! Auf dich setze ich nach deinem Sohn all mein Vertrauen. Ich habe dir versprochen, die Welt zu verlassen; und siehe, dazu bin ich auf der Stelle bereit. Sage mir nur, wie ich es angehen soll und sei du meine Führerin auf dem Weg meines Heils.“ Kaum hatte ich diese Worte ausgeredet, so höre ich wie aus der Ferne eine Stimme, die sprach vernehmlich: „Geh über den Jordan und du wirst Ruhe finden.“ Ohne Verweilen bitte ich Maria um ihren mütterlichen Segen, versah mich mit drei Broten, und verließ die Stadt. Bei anbrechender Nacht komme ich an den Jordan. Da treffe ich eine Kirche an, die zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers geweiht ist; darin betete ich eine Zeitlang und brachte die Nacht, nachdem ich ein halbes Brot verzehrt hatte, in Reue und Beweinung meiner Sünden zu, sowie in inbrünstiger Anrufung der göttlichen Barmherzigkeit. Nachdem ich nun am Morgen darauf meine Sünden reumütig gebeichtet und das heilige Altarsakrament empfangen hatte, setzte ich in einem kleinen Schifflein über den Jordan und kam danach in diese Wildnis. Ich war damals neunundzwanzig Jahre alt und lebe nun bereits siebenundvierzig Jahre in dieser Einöde, so dass ich seither keinen Menschen außer dich gesehen habe.“ – „Wie hast du dich so lange Zeit erhalten können?“ fragte sie Zosimus. „Das wenige Brot“, antwortete sie, „das ich mitgebracht hatte, war bald aufgezehrt. Darauf waren Kräuter und Wurzeln meine Speise.“ – „Hattest du von dem höllischen Feind keine Anfechtungen zu erleiden!“ sagte Zosimus weiter. „Ach, mein Vater“, antwortete sie, „erlasse mir dir zu erzählen, was für schrecklichen Streit ich zu bestehen, was für grausame Versuchungen ich zu überwinden hatte – die ersten siebzehn Jahre. Ich entsetze mich, wenn ich nur daran denke. Es schien, als habe die ganze Hölle gegen mich gestritten, alle bösen Neigungen meines Gemüts, die alten Leidenschaften, Geist, Herz und Sinne waren in Aufruhr gebracht und verschworen sich zu meinem Untergang. Ach, was hat es mich gekostet, meine unmäßigen Begierden zu bekämpfen, den Verdruss und die Langeweile zu überwinden, die Herbe des Winters und die Schwüle des Sommers zu ertragen, das Fleisch abzutöten, die Weltfreuden und Eitelkeiten aus dem Sinn zu schlagen! Dass ich in den Anfechtungen nicht unterlag, habe ich der unendlichen Barmherzigkeit Gottes zu verdanken. Ich verdoppelte mein Gebet, meine Bußwerke, mein Vertrauen auf Gott, meine Zuversicht auf den Schutz der heiligsten Mutter Gottes, der ich sowohl meine Bekehrung als auch meine Beständigkeit in der Buße zuschreibe. O ja, du göttliche Mutter! Bei dir habe ich Hilfe gefunden! Du bist mir in den vielen Gefahren, du bist mir in meinem Kampf beigestanden, du hast meine Tränen und meine Klagen vor deinen göttlichen Sohn gebracht! Du hast mir in all meinen Widerwärtigkeiten deine mütterliche Hand geboten.“ – Als Zosimus merkte, dass sie auch einige Schriftstellen in ihre Reden einmischte, fragte er sie, ob sie wohl auch jemals die heilige Schrift gelesen habe. „Niemals“, antwortete sie, „habe ich lesen können; Gott aber kann alle Unwissenheit ersetzen, wenn Er will.“ – Da sie dieses sagte, stand sie auf und bat ihn, dass er von allem diesem nichts offenbaren möchte, so lange sie noch am Leben wäre. Folgendes Jahr am hohen Donnerstag soll er wieder zu ihr kommen, die heilige Engelspeise mit sich bringen und sie kommunizieren lassen. „Du wirst vor diesem Tag nicht aus dem Kloster kommen“, setzte sie hinzu, „und wenn du auch wolltest, wirst du früher nicht ausgehen können. Komm bis an das Ufer des Jordans, da wirst du mich finden.“ Jetzt begehrt sie noch seinen Segen und weicht in den Wald zurück.
Zosimus dankte dem Herrn über dieses Wunder der Gnade, geht in sein Kloster zurück und verbringt das ganze Jahr in ununterbrochenem Stillschweigen und großer Lebensstrengheit zu. Während der Fastenzeit lag er an einem Fieber erkrankt darnieder und konnte mit seinen Brüdern nicht ausgehen bis zum hohen Donnerstag, wie es ihm die Heilige vorhergesagt hatte. An diesem Tag begab er sich mit der konsekrierten Hostie in einer Kapsel zum Ufer des Jordans, kam aber spät dort an. Da sah er beim Mondschein die Heilige in der Ferne zum Jordan hin schreiten und ihn wunderte es sehr, wie sie nun über den Fluss zu ihm hinüber gelangen könnte. Als die Heilige an den Jordan kam, macht sie das Kreuzzeichen und geht über das Wasser, als ob es fester Grund gewesen wäre. Zosimus war entsetzt darüber und fällt vor der Heiligen auf die Knie. Da reicht sie ihm die Hand und hebt ihn auf, das Geschehene ihm mit den Worten erklärend: „Vergisst du, dass du ein Priester bist und dazu noch das Hochwürdigste Gut bei dir trägst?“ Vor diesem warf sie sich nieder und als sie ihre Sünden bekannt und ganz in Tränen zerflossen war, bat sie den Zosimus, dass er ihr die Glaubensartikel und das Vaterunser vorbeten möge. Danach empfing sie die heilige Kommunion aus seiner Hand, wurde von empfindlicher Andacht völlig eingenommen und von der göttlichen Liebe ganz entzündet. Mit gen Himmel erhobenen Augen und Händen ruft sie mit dem alten Simeon aus: „Lass, o Herr, deine Dienerin jetzt nach deinem Wort im Frieden fahren; denn meine Augen haben dein Heil gesehen! Zosimus, noch um eine Wohltat bitte ich dich, kehre die nächstfolgenden Fasten wieder an den Ort der Wüste zurück, wo du mich das erste Mal angetroffen hast; allda wirst du mich so finden, wie es Gott belieben wird.“ Zosimus bot ihr etwas zu essen von dem, was er mitgebracht hatte. Sie genießt nur drei Linsenkörner, bittet Zosimus um den priesterlichen Segen, macht das Kreuzzeichen und ging wieder trockenen Fußes über den Jordan in ihre Wildnis zurück.
Im folgenden Jahr ging Zosimus zur heiligen Fastenzeit wieder, wie seine Brüder, in die Einsamkeit und ging zu dem Ort, an welchem er vor zwei Jahren die heilige Büßerin angetroffen hatte, mit dem festen Vorhaben nun nicht zu vergessen, sie nach ihrem Namen zu fragen. Er findet die Heilige tot. Ihr Leichnam lag der Länge nach auf der Erde noch so frisch, als wäre sie eben gestorben. Auf dem Sand findet er neben ihr die Worte geschrieben: „Vater Zosimus! Begrabe allda, um der Liebe Christi willen, den Leichnam der armen Maria, welche gestorben ist am heiligen Karfreitag, bald nachdem sie aus deinen Händen die heilige Kommunion empfangen hat, und vergiss nicht für sie zu beten.“
Zosimus betrachtete den heiligen Leib, fängt laut an zu weinen, fällt auf seine Knie und betet. Indessen kommt ein ungemein großer Löwe aus dem Wald, vor dem Zosimus sich nicht wenig erschrickt, sich aber von seiner Angst bald erholt, da er sieht, wie dieses wilde Tier dem Leichnam die Füße leckt und mit dem Schweif ihm schmeichelt, darauf den Sand aufscharrt und ein großes Grab macht und sich dann wieder zurück in den Wald begibt. In dieses Grab legt Zosimus den heiligen Leib unter den vorgeschriebenen Kirchengebeten und Psalmengesang. – In das Kloster zurückgekehrt erzählt er den Brüdern den ganzen Verlauf von dem, was er gehört und gesehen hatte.
Diese Heilige ist anfangs in der griechischen, danach auch in der lateinischen Kirche öffentlich verehrt worden. Ihr Fest wird heute noch am 1. oder 2. April in vielen Bistümern mit großer Feierlichkeit begangen, an einigen Orten am 9. April. Man behauptet, ein Teil ihrer heiligen Gebeine sei nach Rom gebracht worden, zu der Zeit, da die Ungläubigen anfingen, das gelobte Land einzunehmen. Etwas davon, das der Papst Honorius dem heiligen Eleutherius verehrte, wird zu Tournes aufbewahrt. Das Haupt der heiligen Maria, das 1059 der Abt von Kalabria nach Neapel gebracht hatte, wird jetzt in der Jesuitenkirche zu Augsburg im Rieß verehrt. Man findet auch etwas von diesen heiligen Reliquien zu Antorf.
Der heilige Appianus, Blutzeuge zu Cäsarea in Palästina,
+ 2.4.306 – Fest: 2. April
Appianus (auch Aphian und Amphian genannt) stammte aus Lycien von reichen und durch ihre Geburt ausgezeichneten Eltern. Man schickte ihn nach Berytus in Phönizien, wo damals berühmte Schulen der Beredsamkeit, der Philosophie und des römischen Rechts waren. Er machte da schnelle Fortschritte in allen Zweigen des menschlichen Wissens. Als ihn Gott zur Kenntnis der Wahrheit geführt hatte, gewann er eine große Liebe zum Gebet und der Einsamkeit, und verwahrte sich dadurch vor den Klippen, an denen die Jugend durch die Stürme der Leidenschaften, leider nur zu häufig ihren Untergang findet. Als er wieder in sein Vaterland zurückgekommen war, arbeitete er an der Bekehrung seiner Eltern, die noch Heiden waren. Der Schmerz, den ihm ihre Hartnäckigkeit im Aberglauben des Heidentums verursachte, führte ihn auf den Gedanken, das väterliche Haus zu verlassen. Er begab sich nach Cäsarea in Palästina, als er erst 18 Jahre alt war, und schloss sich an die Jünger des heiligen Pamphilus an, der mit ebenso großer Frömmigkeit als Gelehrtheit in dieser Stadt die göttlichen Schriften erklärte.
Während er die Schule des heiligen Pamphilus besuchte, flammte Galerius Maximianus, der am 1. Mai 305 zum Kaiser des Orients ausgerufen wurde, das Feuer der Verfolgung wieder an. Dieser Fürst sandte Briefe nach Cäsarea, worin dem Landpfleger befohlen wurde, alle Untertanen seines Reiches zum Opfern zu zwingen. Appian, dem ein solcher Befehl das Herz tief verwundete, wartete nicht, bis man ihn aufsuchte, um seine Gesinnungen zu erklären. Er ging hinaus, sagt Eusebius, ohne sein Vorhaben jemanden mitgeteilt zu haben, nicht einmal uns, bei denen er wohnte. Er trat raschen Fußes in den Tempel, schritt vor den Landpfleger Urban, da ihm die Soldaten der Leibwache, die nichts Arges vermuteten, den Hingang nicht verwerten. Als er ihn den Arm zum Opfern emporheben sah, hielt er ihn ein, und sagte ihm, man solle nur den wahren Gott anbeten, und die den Götzen erwiesene Ehre sei gottesräuberisch. Dieser kühne Schritt war der Klugheit nicht gemäß. Allein in dieser Gelegenheit begeisterte Gott den jungen Appian, der noch keine zwanzig Jahre alt war, um die Ruchlosigkeit des Götzendienstes zu beschämen und zu zeigen, wie sehr ein Jünger Jesu Christi den Tod verachtet.
Die Leibwache, erstaunt über eine solche Keckheit, stürmt nun auf ihn los, wirft ihn zu Boden, misshandelt ihn mit grausamen Schlägen, und bedeckte ihn mit Wunden. Hierauf warf man ihn in ein finsteres Kerkerloch, wo er 24 Stunden zubrachte, die Füße in einen Stock oder in hölzerne Fesseln gezwängt. Dann wurde er dem Landpfleger vorgeführt, der ihn auf das Grausamste peinigen ließ. Man zerriss ihm die Hüften mit eisernen Krallen, bis man ihm die Gebeine und Eingeweide sah. Man zerfetzte ihm mit gebleiten Ruthen so unmenschlich das Gesicht, dass er seinen besten Bekannten ganz unkenntlich war. Dennoch konnte man keine andere Rede von ihm erhalten, als diese: Ich bin ein Diener Jesu Christi. Der Landpfleger, dadurch in Wut gebracht, ließ seine Füße einwickeln in ein Tuch, das man ins Öl getaucht hatte und dann anzünden. Als die Flamme das Fleisch aufgezehrt hatte, drang sie bis in die Gebeine, und man sah das Fett wie geschmolzenes Blei herabfließen. Die Standhaftigkeit des Märtyrers setzte selbst seine Henker in Erstaunen, und als sie ihn ermahnten den Befehlen des Kaisers gehorsam zu sein, antwortete er ganz ruhig: „Ich bete Jesus Christus an, der ein und derselbe Gott ist mit seinem Vater.“
Appianus wurde in den Kerker zurückgeführt und verblieb drei Tage daselbst. Hierauf musste er sich abermals vor den Landpfleger stellen, der ihn immer ebenso unerschütterlich fand und daher ins Meer werfen ließ. Es geschah damals ein Wunder, wovon alle Einwohner Cäsareas, nach dem Bericht des Geschichtsschreibers Eusebius, Augenzeugen gewesen. Der Märtyrer, dessen Füße man mit Steinen belastet hatte, war kaum in die Fluten gestürzt, als sich plötzlich ein heftiger Sturm erhob, und in der Stadt ein starkes Erdbeben entstand. Die Wellen stießen den Leib des Heiligen gegen eines der Tore von Cäsarea, gleichsam als hätte das Meer ihn in seinem Schoß zu behalten sich geweigert. Alles Volk lief zu dieser Wundertat herbei. Man pries den Gott der Christen, und bekannte öffentlich den Namen Jesus. Der heilige Appian empfing die Krone des Märtyrertodes am 2. April 306, im neunzehnten Jahr seines Alters.
Die heilige Theodosia, Jungfrau und Märtyrin von Cäsarea in Palästina,
+ 2.4.308 – Fest: 2. April
Diese Heilige war aus der Stadt Tyrus in Phönizien. Sie wurde in der christlichen Religion erzogen, und gelobte Gott eine beständige Jungfrauschaft. Als sie sich im Jahr 308 zu Cäsarea aufhielt, näherte sie sich den Bekennern, die in Ketten schmachteten vor dem Palast des Landpflegers Urbanus, und wollte ihrem Verhör beiwohnen. Sie wünschte ihnen Glück über die ihnen gewordene Gnade, für Jesus Christus zu leiden, ermahnte sie zur Standhaftigkeit im Glauben, und bat sie, sich ihrer zu erinnern, wenn sie in Gottes Herrlichkeit sein werden. Die Wachen hielten dies für ein Verbrechen, nahmen sie gefangen, und führten sie vor den Landpfleger, der seit drei Jahren geschäftig war, den christlichen Namen in seiner ganzen Provinz zu vertilgen. Urbanus betrachtete das heldenmütige Benehmen, womit Theodosia vor ihm erschien, als eine Verhöhnung seiner Gewalt. Sie wurde daher auf dessen Befehl auf die Folterbank gelegt, und die Schergen, nachdem sie ihr die Hüften mit eisernen Krallen zerrissen hatten, schnitten ihr mit unerhörter Barbarei die Brüste ab. Die Heilige ertrug diese gräuliche Qual, ohne dass ihr eine Klage oder ein Seufzer entfiel. Man bemerkte sogar auf ihrem Antlitz eine Heiterkeit und Wonne, die nichts zu trüben vermochte. „Deine Grausamkeit,“ sagte sie dem Richter, „verschafft mir eine Glückseligkeit, die ich mit Schmerzen verzögert sähe. Ich freue mich, zur Märtyrerkrone berufen zu sein und danke Gott aus meinem ganzen Herzen, dass er mich einer solchen Gnade gewürdigt hat.“ Als der Landpfleger sah, dass sie, ungeachtet aller ihr angetanen Peinigungen, nicht sterbe, ließ er sie ins Meer stürzen. Andere Bekenner wurden in die Bergwerke von Palästina geschickt (Der Landpfleger überlebte nicht lange die Hinrichtung der heiligen Theodosia. Der Kaiser ließ ihn seiner Frevel wegen enthaupten. So bestraft Gott die Sünder oft schon in diesem Leben.). Die heilige Theodosia war erst 18 Jahre, als sie für Jesus Christus ihr Leben hingab. Ihr Märtyrertod fiel auf den 2. April 308. Man verehrt sie besonders zu Venedig und an anderen Orten. Ihr Name steht in den Kalendern der Lateiner, Griechen und Russen.
Der heilige Nicetius, Bischof und Bekenner von Lyon,
+ 2.4.573 – Fest: 2. April
Nicetius, französisch: Nisier, stammt aus Burgund von einer unter den alten Galliern sehr ausgezeichneten Familie. Seine Eltern ließen ihn sorgfältig erziehen in der Kenntnis der Wissenschaften und den Grundsätzen der christlichen Frömmigkeit. Man bemerkte an ihm von seiner ersten Kindheit an große Demut und Liebe zum Gebet. Er suchte die niedrigsten Beschäftigungen, gab in allem seinen Brüdern den Vorzug, und erniedrigte sich durch die Gesinnungen seines Herzens sogar unter die Bedienten seines Vaters herab. Vorzügliches Vergnügen war es für ihn, diese Letzteren und deren Kinder in den Wahrheiten der Religion zu unterweisen, und sie den Psalter und die Kirchengesänge zu lehren. Mit diesen Tugenden verband er eine unverletzliche Reinheit des Leibes und der Seele, weshalb er auch alles sorgfältig vermied, was den Versuchungen des bösen Feindes hätte Eingang in sein Herz verschaffen können.
Nachdem er von dem heiligen Agricola, Bischof von Chalons-sur-Saône, die Priesterweihe empfangen hatte, folgte er dem heiligen Serdot, seinem Oheim, auf den bischöflichen Stuhl zu Lyon im Jahr 551 nach. Er regierte seine Kirche mit unermüdlichem Eifer bis in seinen Tod, der am 2. April 573 erfolgte. Mehrere Wunder bestätigten seine Heiligkeit. Man bewahrte noch in den letzteren Zeiten seine Überbleibsel in der Pfarrei seines Namens zu Lyon. Er steht an diesem Tag in den Martyrologien.
Der heilige Launogisilus oder Longis,
Abt zu Boisseliere in der Provinz Maine in Frankreich,
+ 2.4.653 – Fest: 2. April
Dieser Heilige (Longis auf französisch, wie auch Longils, Langis, Lourgesil, Longison, und Languisou; im Lateinischen hat er neben Launogisilus noch mehrere Namen, als: Launogisilus, Leonegisilus, Lenogisilus, Longisolus, Lonegilus) stammt aus Deutschland von adeligen, aber heidnischen Eltern. Nachdem er das Glück hatte, den wahren Glauben kennen zu lernen, verließ er sein Vaterland, kam nach Clermont, in der Provinz Auvergne, wo er die heilige Taufe empfing und zum Priester geweiht wurde: hierauf ging er in die Maineprovinz. Man glaubt, der Ruf der Heiligkeit, in dem damals der Bischof Haduin stand, habe den Neophiten dahin gezogen. Einige Zeit nachher besuchte er die Gräber der Apostel zu Rom und brachte von ihren Reliquien mit sich zurück. Nach seiner Heimkunft nach Maine erbaute er sich in dem Dorf la Boisseliere eine Zelle und ein Bethaus, das er dem heiligen Petrus weihte. Er bekehrte viele Heiden der Umgegend. Er musste große Verfolgungen ausstehen, wegen einer Jungfrau namens Agnafleta, der er den Ordensschleier gegeben hatte. Sogar an den Hof Clotars II. musste er sich verfügen, um sich zu rechtfertigen. Der König erkannte die Falschheit der wider ihn erhobenen Anklagen, gab ihm viele Merkmale seiner Hochachtung und versprach ihm seinen königlichen Schutz. Longis errichtete hierauf ein Kloster um seine Kapelle. Er starb gegen das Jahr 653, ungefähr in seinem 73. Lebensjahr. Sein Fest steht unter dem 2. April und unter dem 13. Januar.
Die heilige Ebba, Äbtissin von Coldingham und Märtyrin in Schottland,
und ihre Gefährtinnen,
+ 2.4.867 – Fest: 2. April
Ebba stand im 9. Jahrhundert dem großen Kloster von Coldingham vor, in der Provinz Mers, die bald den Engländern, bald den Schottländern gehörte. Dieses Kloster, das berühmteste in ganz Schottland, hatte seine Stiftung einer anderen heiligen Ebba, Schwester des heiligen Oswald und Oswis, Könige der Northumberland, zu verdanken (Dieses Kloster wurde abgebrannt unter Johann, König von England. In der Folge wurde es wiederhergestellt. Es führte aber nur noch den Namen eines Priorats, das bis zur Zeit der sogenannten Reformation bestand. Der Neffe des Bischofs Lesley, ein schottischer Jesuit, Verfasser einer Sammlung von Lebensbeschreibungen der Heiligen Schottlands, in lateinischer Sprache, sagt, dass er im Jahr 1610 noch beträchtliche Trümmer des Klosters gesehen habe.). Als die Dänen, unter der Anführung Hinguars und Hubbas dieses Land überschwemmt hatten, war die heilige Ebba großen Ungemachen und Stürmen ausgesetzt. Sie schwebte aber nicht sowohl wegen ihres Lebens, als wegen ihrer Keuschheit in großer Furcht. Sie wandte daher folgendes Mittel an, um sich gegen die frechen Andränge der Dänen zu verwahren. Sie versammelte ihre Nonnen im Kapitelsaal, hielt an sie eine rührende Rede, und schnitt sich hierauf die Nase und die obere Lippe ab. Die gesamten Klosterfrauen hatten den Mut, ihrem Beispiel nachzuahmen. Die Barbaren erschauderten vor dem Schauspiel, das sich ihren Augen darbot, wagten keinen Angriff auf die Schamhaftigkeit der Bräute Jesu Christi, setzten aber ihr Kloster in Flammen, und ließen sie alle im Feuer zu Grunde gehen. Dies ereignete sich gegen Ende des 9. Jahrhunderts. Diese heiligen Frauen werden in den schottischen Märtyrerverzeichnissen am 2. April, und in den englischen am 5. Oktober genannt. (Constantin II., König von Schottland, ging mit einer Armee den Dänen entgegen, die heranrückten, um seine Ländereien zu verwüsten. Er überfiel die Heeresabteilung, die unter Hubbas Oberbefehl stand, und schlug sie in die Flucht, indes ein plötzlicher Austritt des Flusses Lenin, Hinguar verhinderte, seinem Bruder zu Hilfe zu eilen. Er wurde aber nachher von Hinguar überwunden und auf dem Kampfplatz getötet, unweit des Fleckens Cararia. In seinen letzten Augenblicken wiederholte er mit Inbrunst die Worte des Psalmisten: „Herr, lass nicht zu, dass diejenigen, die dir dienen, ein Raub der wilden Tiere werden.“ Nach Buchanan und Lesley fiel sein Tod ins Jahr 874. Er wurde auf der Insel Jona oder Y-Colm-Kille bestattet, und man sagt, es seien an dessen Grab mehrere Wunder geschehen. Er steht als Märtyrer im Kingischen Kalender, und zwar unter dem 11. März.
Die gottselige Dienerin Marias Deodata Rigoli, OSM Kloster Bagolino,
+ 2.4.1602 – Gedenken: 2. April
Der Serviten-Orden, OSM, (12. Februar) zählt so viele heilige und heiligmäßige Diener Mariä, dass es passend scheint, hier die Lebensskizze von einigen anzureihen. Deodata Rigoli, in dem Flecken Idro geboren (Idro, deutsch: Ider, ist eine Gemeinde im Val Sabbia in den oberitalienischen Alpen, westlich des Gardasees. Der Ort liegt am Idrosee.), hatte frühzeitig das Gelübde ewiger Keuschheit abgelegt, und genoss innige Freundschaft mit einer anderen Jungfrau in dem nahe gelegenen Bagolino, Lucca mit Namen, die in den Orden der „Dienerinnen Mariä“ getreten war. Dem schönen Beispiel der frommen Freundin zu folgen, war der sehnlichste Wunsch Deodatas. Sie wendete darum alles an, das heilige Ordenskleid der schmerzhaften Mutter zu erlangen, und noch andere Jungfrauen wusste sie in ihrer Liebe zur heiligen Gottesmutter zu gleichem Entschluss zu begeistern. Den 15. August, den Freitag der glorreichen Aufnahme Mariä in den Himmel, wählte die kleine Schar, ihr Vorhaben der heiligen Jungfrau besonders zu empfehlen und sich zu seiner Ausführung vorzubereiten. Nachdem sie den Tag selbst in gottseligster Weise zugebracht hatten, zogen sie sich zur Abendzeit in die Kirche zum heiligen Rochus zurück und verharrten dort in Gebet und Betrachtung bis zum Morgen des nächsten Tages, wo dann der Probst dieser Kirche, Bernardin Ferandi, die heilige Messe feierte, der Deodata mit ihren Freundinnen beiwohnte. Als der Priester zur Wandlung gekommen war und die heilige Hostie erhob, wurde Deodata im Geist verzückt und hatte ein wunderbares Gesicht. Sie sah nämlich auf dem Altar Jesus Christus in Lebensgröße, mit Wunden an Händen und Füßen und an der Seite, mit der Dornenkrone auf dem Haupt, und mit ausgespannten Armen, als hinge er am Kreuz. Der Leib, die Wunden und das Angesicht ausgenommen, war mit drei weißen golddurchwirkten Tüchern bedeckt. Die Erscheinung währte so lange, bis der Priester die Hostie genossen hatte. Die fromme Jungfrau wurde durch dieses Gesicht belehrt, dass sie im Begriff stehe, jenes Ordenskleid anzuziehen, das sie stets an die Schmerzen erinnern sollte, die Maria unter dem Kreuz ihres göttlichen Sohnes empfunden hat, und ihr zu erkennen gegeben, die wahre Vorbereitung, ein „Diener Mariens zu werden, bestehe darin, dass man Jesus Christus, den Gekreuzigten, anziehe, nach den Worten des Apostels: Ziehet an den Herrn Jesus Christus.“
Deodata trat in das Kloster der Servitinnen zu Bagolino und zeichnete sich vor allen durch ihre Tugenden aus. (Gegenüber dem Kirchplatz von Bagolino steht das ehemalige Kloster Madonna delle Grazie, in dem heute ein Altenheim untergebracht ist - casa di riposo. Das Kloster wurde 1517 von der Seligen Lucia Versaa da Lumi aus Bagolino gegründet.) Bald stand sie auch außer dem Kloster im Ruf der Heiligkeit, und wenn sie, was gewöhnlich ihr Geschäft war, in der Umgegend Almosen für die Gemeinde sammelte, entstand oft ein heiliger Wettstreit unter den vornehmsten Frauen. Unter diesen Frauen zeichnete sich besonders Tisma von Lodron aus, eine vornehme und reiche Witwe, die, zu Ansi wohnend aus Dankbarkeit gegenüber der heiligen Mutter Gottes, von der sie viele Gnaden erhalten hatte, eine große Liebe zum marianischen Orden trug, insbesondere auch der frommen Schwester Deodata zugetan war, und sie gerne bei sich sah. In ihrer letzten Krankheit sagte diese fromme Witwe der Schwester Deodata, die sie besuchte, sie habe dem Kloster zu Bagolino jährlich eine halbe Mut Öl von ihren Gütern zu Gargnano in ihrem Testament ausgesetzt. Die Schwestern sollten mithin bei den Erben zu gehöriger Zeit es abfordern. Als nun nach Tismas Ableben die Schwestern um das vermachte Öl bittend anlangten, wurde es ihnen von den Erben nicht nur nicht ausgefolgt, sondern gänzlich abgesprochen, bis sie eine Handschrift Tismas vorweisen würden. Die Schwestern konnten nichts anderes tun, als die Angelegenheit Gott und der heiligen Jungfrau empfehlen und das Weitere der frommen Deodata überlassen.
Drei Jahre waren bereits verflossen, da machte sich Deodata mit noch einer Schwester, Cäcilia von Benigni, auf den Weg nach Salo, wo die Güter der Verstorbenen gelegen waren, aus denen dem Kloster das Öl zukommen sollte. Als sie auf ihrer Reise dahin von der Nacht überfallen wurden, lud sie der Burgpfleger von Ansi, das schon zu jenen Gütern gehörte, ein, im Schloss ihre Nachtherberge zu nehmen, und ließ ihnen ein eigenes Zimmer anweisen. Zwei fromme Dienstmägde des Schlosses, die mit Deodata schon bekannt waren, baten um die Erlaubnis, bei den Schwestern übernachten zu dürfen. Nachdem sie die Tür verschlossen und viel Zeit im Gebet zugebracht hatten, begaben sich alle zur Ruhe, nur Deodata wachte noch und setzte ihr Gebet fort. Auf einmal fühlte sie sich von jemanden am Arm ergriffen. Sie erschrak nicht darüber, sondern rief vertrauensvoll die allerheiligsten Namen Jesus und Maria an, und sprach mutig: „Wer immer du seiest, ein böser Geist oder von Gott geschickt, ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, mich nicht zu belästigen, denn ich bin dem Dienst Gottes und seiner heiligen Mutter ergeben.“ Darauf vernahm sie deutlich die Worte: „Fürchte dich nicht, Deodata, ich bin von Gott zu dir geschickt, damit ich dir Nachricht gebe von der Handschrift, die du suchst: sie befindet sich verschlossen in einem Trühlein bei Lorenz Pralboini, Hauptmann der hiesigen Miliz.“ Während dieses Gesprächs erwachten die beiden Mägde und die Schwester Cäcilia, erschraken heftig und konnten nur durch die Trostworte Deodatas beruhigt werden. Tags darauf erfuhr der Hausherr von den Dienstmägden die nächtliche Erscheinung und ihren Zweck. Alsbald ließ er bei Pralboini nachforschen, fand die erwünschte Handschrift und übergab sie den Schwestern. Von nun an hatte es keine Mühe mehr, die Ölstiftung für das Kloster zu Bagolino von den Erben zu beziehen. Die auf so wunderbare Weise gefundene Schrift wurde sorgfältig im Kloster aufbewahrt, nicht nur als notwendiges Berechtigungszeugnis, sondern auch zum dankbaren Gedächtnis der Fürsorge der heiligen Gottesmutter für Deodata und ihre übrigen frommen Dienerinnen.
Pater Aloisius Maria von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Aloisius Maria von Jesus. Pater Aloisius Pianazzi erblickte das Licht der Welt zu Muriscopa in der Diözese Novara am 3. Dezember 1743. In den Orden der Unbeschuhten Karmeliten trat er am 10. Januar 1762 zu Rom. Erfüllt von heiligem Eifer für die Rettung der Seelen, erbot er sich, in die Missionen zu gehen, und erlangte im Jahr 1771 die Entsendung in das Königreich Madura an der Koromandelküste. Da ließ er sich vor allem angelegen sein, die Sprache der Eingeborenen zu erlernen, dann eilte er von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und setzte über Flüsse und Berge, ohne auf die Lebensgefahr zu achten, die oft damit verbunden war. Seinem edlen Sinn war kein Opfer zu groß, um das schwache Licht des Glaubens in den Herzen der verlassenen Christen zu nähren und die armen Heiden zur Erkenntnis des wahren Glaubens und in den glücklichen Besitz des ewigen Heils zu bringen. Bei seiner Schwächlichkeit musste Aloisius jede Mühe, jede Entbehrung, jedes Übel doppelt hart empfinden, doch war er nichtsdestoweniger gerne dazu bereit und fühlte sich überreich belohnt, wenn er den guten Erfolg sah und den Nutzen erwog, der den ihm anvertrauten Seelen dadurch erwuchs. Der Kreis seiner Wirksamkeit erweiterte sich noch, als Papst Pius VI. ihn zum apostolischen Vikar von Malabar bestellte. Nun waren nicht weniger denn 150.000 Katholiken, die teils dem lateinischen, teils dem syrochaldäischen Ritus angehörten, seiner Obhut unterstellt. Sie bedurften der wachsamsten Fürsorge, denn sie lebten mitten unter Juden und Heiden, unter Türken und Parsen (Anhänger des Zoroaster), unter Nestorianern (Die Nestorianer glaubten, dass in Jesus nicht nur die göttliche und menschliche Natur, sondern auch zwei verschiedene Personen gewesen wären.) und Kopten (Die Kopten nahmen nur eine Natur in Jesus an.) und schwebten deshalb beständig in großer Gefahr für ihren Glauben. Viel Wachsamkeit und Geduld, Klugheit und Festigkeit war notwendig, um hier alles Unheil glücklich abzuwenden. Der neugeweihte Bischof besaß und betätigte sie so eifrig und glücklich, dass nicht nur seine Schäflein vor Schaden bewahrt blieben, sondern auch viele Heiden zur Erkenntnis des wahren Glaubens gelangten und Lämmer der Herde Christi wurden. Um Mitarbeiter im Weinberg des Herrn zu erhalten, ließ Aloisius sich die Sorge um das Seminar sehr angelegen sein und verwendete sein ganzes Einkommen dafür, das er wegen seiner Bedürfnislosigkeit nicht benötigte. Alles dieses geschah bis zum 2. April 1802, an dem der hochverdiente, nicht nur von den seiner Leitung unterstellten Katholiken, sondern ebenso von den irrgläubigen Engländern und Holländern hochgeachtete Kirchenfürst in die Ewigkeit abberufen wurde, um den Lohn für seine Wirksamkeit zu erhalten.
Gebet am 2. April
Gebenedeite Jungfrau, Mutter unseres Gottes, in deinen mütterlichen Schutz empfehlen wir diesen Leib und unsere Seele. Mit kindlichem Vertrauen rufen wir um deine heilige und mächtige Fürbitte dich an. Blicke herab aus deinen himmlischen Höhen, o Mutter der Reinheit, süße Finderin der Gnade, und schirme die Seelen, die dich lieben, vor allen Schlingen der Welt, des Feindes und eigener Sinnlichkeit. Lehre uns auf deinen heiligen Spuren gehen, und entflamme unser Herz mit einem Funken deiner flammenden Liebe, dass wir deinem göttlichen Sohn mit keuschem Leib dienen und mit reinem Herzen gefallen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Franz von Paula
O Gott, der Du den heiligen Franziskus zu der Herrlichkeit Deiner Auserwählten aufgenommen hast, wir bitten Dich, verleihe uns auf seine Fürbitte, dass wir durch seine Verdienste und durch die Nachahmung seines Tugendlebens zu den Belohnungen glücklich gelangen mögen, die Du den Demütigen verheißen hast, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Die Bekehrung der heiligen Maria aus Ägypten, die durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau, an die sie sich bei dem Eingang in die Kirche zu Jerusalem gewendet hatte, plötzlich bewirkt worden ist, so dass sie aus einer siebzehnjährigen Sünderin eine siebzehnjährige Büßerin in der Einöde beim Fluss Jordan wurde, wird auf diesen Tag gesetzt.
Andacht am 2. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Wenn du Gottes wegen nie etwas zu leiden hattest, so halte für gewiss, dass du noch nicht angefangen hast, einer seiner Diener zu sein, denn ausdrücklich spricht der Apostel, dass alle, die fromm in Jesus Christus leben wollen, Verfolgung leiden werden." (Der heilige Augustin)
Als der heilige Franz Xaver zu Lissabon war, schmerzte es ihn sehr, dass alles ihm nach Wunsch von Statten ging, und er hätte gefürchtet, in der Ungnade Gottes zu sein, wenn er nicht oft mit irgend einem Kreuz wäre heimgesucht worden. Wenn es ihm nun widerfuhr, etwas zu leiden, so pflegte er auszurufen: "Noch mehr, Herr, noch mehr!"
Es gibt kein sichereres Merkmal der göttlichen Auserwählung, spricht der gottselige Blasius, als wenn ein Mensch die Trübsale Gott zuliebe demütig und geduldig erträgt. Dies ist ein kostbarer und glänzender Ring, durch den Gott eine Seele mit sich vermählt. So Großes und Würdiges ist es, für Gott zu leiden, dass der Mensch einer so hohen Ehre sich unwürdig achten soll. Denn auch die geringste Bitterkeit, die Gottes wegen gleichmütig ertragen wird, wiegt viele und große gute Werke auf.
Wende, Herr, einen Blick des Mitleids auf Deinen Diener, für den Christus leiden und am Kreuz sterben wollte! Verleihe mir, jedes Kreuz mit Geduld, Dankbarkeit und Liebe zu tragen; da Du es mir nur sendest, mich zu reinigen, zu prüfen und mir Gelegenheit zu geben, Verdienste für das ewige Leben zu erwerben! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. April
"Es ist dem demütigen Herzen eigen lenksam zu sein
und auf wohlgemeinte Warnungen und Belehrungen leicht einzugehen."
ehrw. Juliana Morel OP
1594 bis 26.6.1653
Betrachtung am 2. April - Am Fest des heiligen Franz von Paula
Hell leuchteten die Heil`gen uns voran:
Dass auf dem Weg nicht zurück wir blieben.
Ihr Beispiel ist das Licht auf unsrer Bahn,
Sie alle lehren büßen uns und lieben.
1. Der heilige Franz von Paula war ein Engel an Unschuld und zugleich ein Wunder der Buße. Noch als vierzehnjähriger Junge entfernte er sich in die Einöde, und seine ganze Nahrung bestand aus wenigen wilden Kräutern. Nie aß er Fleisch, nie trank er Wein, nie legte er das härene Bußkleid ab. Und diese strenge Lebensweise beobachtete er bis in sein achtzigstes Jahr, ohne von seinem beständigen Nachtwachen, noch von seinen strengen Geißelungen zu sprechen. Wahr ist es, viele große Heilige wurden vom Geist Gottes zu so außerordentlichen Bußwerken angeregt. Und niemand soll ohne den Rat eines erleuchteten Führers so etwas unternehmen, aber ohne alle Bußwerke ist es nicht möglich, die Reinheit des Lebens zu bewahren.
2. Nicht weniger wunderbar als seine Buße war die Demut dieses großen Heiligen. Er sah Könige zu seinen Füßen, ja Gott selbst hatte die Gabe der Wunder in erstaunlich hohem Grad ihm verliehen. Dennoch war nie eine Seele demütiger. Er betrachtete sich als den letzten aller Menschen, und wollte auch, dass die Brüder des kirchlichen Ordens, den er stiftete: Minimen, nämlich die Mindesten, sich nennen sollten. Können wir nun die strenge Buße dieses heiligen Gottesmannes nicht nachahmen, so verhindert doch unsere körperliche Schwäche uns nicht, seine Demut nachzuahmen, ohne die keine Tugend Gott wohlgefällig ist.
3. Setzte aber die Demut diesen Heiligen unter alle Menschen, so erhob dagegen seine feurige Gottes- und Nächstenliebe ihn bis zu den Seraphim. Immer führte er den Namen Caritas im Mund, sein Herz brannte von heiliger Gottesliebe, sie war die Seele seiner Werke, sie auch war der Quell seiner unermesslichen Nächstenliebe. Diese lebendige und tätige Liebe ist das Merkmal aller wahren Jünger Jesu. Herrscht diese Liebe in unserem Herzen? Lieben wir Gott so getreu, dass wir ihm zu Liebe jede Trübsal gern ertragen? Lieben wir den Nächsten um seinetwillen? Ertragen wir seine Fehler mit Geduld? Sind wir bereit, mit Rat und Tat ihm zu helfen? 1. Korinther 13,4-8a: "Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf."
3. April
Der heilige Nicetas, Priester und Abt der Akömeten in Bithynien,
+ 3.4.824 - Fest: 3. April
Der heilige Nicetas, Abt im Morgenland, begab sich in ein Kloster, wo man nach der Regel der Akömeten lebte. Es war das Kloster des heiligen Sergius zu Medicion in Bithynien und wurde von dem heiligen Nicephorus geleitet. Er erfüllte alle Pflichten seines Standes mit großer Pünktlichkeit und empfing die Priesterweihe um das Jahr 790 vom heiligen Tharasius, Erzbischof zu Konstantinopel. Als Nicephorus gegen das Jahr 800 starb, folgte ihm unser Diener Gottes in der abtlichen Würde und schien immerdar beseelt vom Geist seines Vorgängers, dessen Tugenden in der Kirche ein glänzendes Beispiel gab. Er und seine Mönche führten in ihrer Einsamkeit ein englisches Leben, bis Leo der Armenier plötzlich die selige Ruhe unterbrach, indem er den Heiligenbildern den Krieg erklärte. Nicetas bekannte sich laut und offen für die katholische Lehre, und sein Eifer zog ihm schwere Drangsale zu. Der Kaiser verbannte ihn auf die Insel St. Glyceria an den äußersten Grenzen der Propontis, wo er sechs Jahre in enger Haft gehalten wurde und alle Arten von Misshandlungen zu erdulden hatte. Man gestattete niemand den Zutritt zu seinem Kerker und reichte ihm durch ein kleines Fenster eben nur so viel Nahrung, als er nötig hatte, um nicht zu verhungern. Michael der Stammler, der dem im Jahr 820 gemeuchelten Leo nachfolgte, stellte die gegen die Katholiken erregte Verfolgung ein und rief die Verbannten zurück. Nicetas aber wollte aus einem Beweggrund der Demut nicht wieder in sein Kloster gehen und verbarg sich in eine Einsiedelei bei Konstantinopel, wo er am 3. April 824 starb. Mehrere Wunder haben seinen Namen verherrlicht.
Die heilige Agape, die heilige Chionia, die heilige Irene
und ihre Gefährtinnen, Jungfrauen und Märtyrinnen von Thessalonich,
+ 3.4.304 – Fest: 3. April
Agape, Chionia und Irene waren drei Schwestern und lebten zu Thessalonich. Diejenigen, von denen sie das Tageslicht erhalten hatten, beteten die Götzen an, als sie für Jesus Christus ihr Blut vergossen. Da Diokletian unter Todesstrafe verboten hatte, die göttlichen Schriften zu behalten, fanden sie Mittel, mehrere Bände der heiligen Bücher den Nachforschungen der Verfolger zu entziehen. Erst ein Jahr nachher, d.h. 304, entdeckte man sie. Man nahm sie daher sogleich gefangen und führte sie vor den Statthalter Dulcetius. Als der auf seinem Richterstuhl saß, redete ihn sein Schreiber Artemisius folgendermaßen an: „Wenn eure Hoheit es mir erlaubt, so will ich euch eine von der Schildwache eingesandten Berichterstattung vorlesen (Wachen oder Stationarii waren Beamte, die gleichsam als Spione ausgestellt waren, um die Behörde von allem, was wichtiges vorging in Kenntnis zu setzen. Sie hießen auch Beneficiate, wenn sie gewisser Vorteile oder besonderer Gnaden genossen als Belohnung der von ihnen in den Heeren geleisteten Dienste); sie betrifft Personen, die hier zugegen sind.“ Dulcetius befahl also die Vorlesung der Berichterstattung und der Schreiber las wie folgt: „Der Kostgeber Cassander dem Dulcetius, Statthalter in Macedonien, seinen Gruß. Ich schicke euer Hoheit sechs christliche Frauen und einen Mann, die sich geweigert haben, von dem Fleisch zu essen, das den Göttern geopfert worden ist. Die Frauen heißen Agape, Chionia, Irene, Casia, Philippa, Eutychia, und der Mann, der bei ihnen ist, nennt sich Agathon.“
Der Statthalter sagte, sich gegen die Frauen wendend: „Armselige, die ihr seid, könnt ihr den Geist des Aufruhrs so weit treiben, dass ihr den frommen Verordnungen der Kaiser und Cäsaren den Gehorsam versagt? Und du,“ setzte er hinzu, indem er sich an Agathon wandte, „warum willst du nicht nach dem Beispiel der übrigen Untertanen des Reiches von dem Götter geopferten Fleisch essen?“ – „Weil ich ein Christ bin“, erwiderte Agathon.
Dulcetius an Agape: „Und du, welches sind deine Gesinnungen?“
Agape: „Ich glaube an den lebendigen Gott, und möchte durch eine arge Handlung das Verdienst meines vergangenen Lebens nicht verlieren.“
Dulcetius an Chionia: „Nun! Was wirst denn du mir dahersagen?“
Chionia: „Ich werde dir sagen, dass ich an den lebendigen Gott glaube, und aus dieser Ursache dem nicht Gehorsam geleistet habe.“
Dulcetius an Irene: „Warum hast du dich den Befehlen der Kaiser und Cäsaren nicht fügen wollen?“
Irene: „Weil ich gefürchtet habe Gott zu beleidigen.“
Dulcetius an Casia: „Was hast denn du zu antworten?“
Casia: „Ich will meine Seele retten.“
Dulcetius: „Willst du keinen Anteil nehmen an unseren Opfern?“
Casia: „Gott bewahre mich vor solch einem Frevel!“
Dulcetius an Philippa: „Wirst du denn wie die anderen sprechen?“
Philippa: „Ja! Ohne Zweifel, und ich wollte lieber sterben, als den geringsten Anteil an euren Opfern nehmen.“
Dulcetius an Eutychia: „Wirst du denn auch zu unvernünftig sein, wie deine Genossinnen?“
Eutychia: „Ich habe dieselben Gesinnungen wie sie, und ich werde eher mein Leben hingeben, als in das einzuwilligen, was du von mir verlangst.“ Da Eutychia schwanger war, ließ sie der Landpfleger in den Kerker führen mit dem Befehl, für sie zu sorgen bis sie entbunden wäre.
Dulcetius wendete sich wieder an Agape und sagte ihr: „Wie ist nun deine letzte Entscheidung? Willst du jenen nicht nachahmen, die sich eine Pflicht daraus machen, dem Kaiser zu gehorchen?“
Agape: „Ich kann es nicht auf mich nehmen, mich dem Satan hinzugeben. Alle deine Reden werden mich nimmer betören.“
Dulcetius: „Und du, Chionia, was wirst du mir nun endlich für eine Antwort geben?“
Chionia: „Ich beharre noch immer in denselben Gesinnungen.“
Dulcetius: „Habt ihr nicht einige jener Bücher oder Schriften, die die gottlose Lehre der Christen betreffen?“
Chionia: „Wir haben keine davon. Man hat uns dieselben hinweggenommen auf Befehl des Kaisers.“
Dulcetius: „Aber noch einmal, wenn hat denn euch erlaubt, euch von solchen Träumereien berücken zu lassen?“
Chionia: „Die heilige Lehre, die wir bekennen, verdanken wir Gott dem Allmächtigen und seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.“
Dulcetius: „Ihr seid alle verpflichtet, euch den Beschlüssen der Kaiser und Cäsaren zu fügen. Weil ihr aber nach so vielen wiederholten Drohungen, Mahnungen und Befehlen mit Hartnäckigkeit in eurem Ungehorsam verharrt, und euch noch sogar des verhassten Christennamens rühmt, und euch, nachdem ihr durch die Wachen und Oberbeamten angehalten worden, die Religion des Reiches zu bekennen, niemals dazu verstehen wolltet, so erkläre ich euch, dass ich sogleich die durch das Gesetz vorgeschriebenen Strafen über euch verhängen werde.“ Er las den Urteilsspruch, der lautete: „In Ansehung der Hartnäckigkeit, mit der Agape und Chionia im Bekenntnis der Christenreligion, die alle frommen Leute verabscheuen, verharrt sind, trotz der göttlichen Verordnungen unserer Kaiser und Cäsaren, verdammen wir sie, lebendig verbrannt zu werden. Was Agathon, Casia, Philippa und Irene betrifft, so werden diese im Kerker bleiben, bis wir darüber anders verfügt haben werden.“
Als Agape und Chionia die Märtyrerkrone empfangen hatten, ließ Dulcetius Irene vor sich führen, und redete folgendermaßen: „Jetzt erst erscheint deine Torheit in ihrem ganzen Licht. Man hat viele Bücher, Hefte, Blätter und Papiere bei dir gefunden, die alle handeln von der Religion der Christen, die die boshaftesten Menschen auf Erden sind. Und als man dir sie vorgezeigt hat, konntest du sie nicht verleugnen, obgleich du geleugnet hast, sie in Verwahrung zu haben. Es ist sehr auffallend, dass weder die Strafe deiner Schwestern, noch die Furcht eines gleichen Todes dir die Augen nicht geöffnet haben. Du bist also durchaus entschlossen zu sterben. Dennoch aber will ich gegen dich Nachsicht gebrauchen. Bete die Götter an, dann soll dein Frevel vergessen sein.“
Irene: „Wisse, dass ich nichts von dem allen tun werde. Möchtest du, dass ich brennen sollte in einem ewigen Feuer, was das Los derjenigen sein wird, die Jesus Christus, den Sohn Gottes, meineidig geworden sind?“
Dulcetius: „Wer hat dich dazu beredet, dass du so lange Zeit diese verderblichen Bücher verborgen hieltest?“
Irene: „Gott, der Allmächtige, der da uns befohlen hat ihn zu lieben, selbst mit Verlust unseres eigenen Lebens. Darum lassen wir uns eher lebendig verbrennen, als dass wir die göttlichen Schriften ausliefern, und Verräter an Gott werden.“
Dulcetius: „Es wusste doch ohne Zweifel jemand, dass du diese Schriften verborgen hattest?“
Irene: „Niemand wusste davon. Nur Gott allein war es bekannt, weil ihm nichts verborgen sein kann. Selbst unsere eigene Dienerschaft durfte das Geheimnis nicht wissen, aus Furcht, sie möchte es verraten.“
Dulcetius: „Wo hast du dich hingeflüchtet im verflossenen Jahr, als man den Befehl der sehr frommen Kaiser kund machte?“
Irene: Wo es Gott gefiel; auf die Berge.“
Dulcetius: „Wer nährte dich damals?“
Irene: „Gott, der für den Unterhalt aller seiner Geschöpfe sorgt.“
Dulcetius: „Wusste dein Vater von diesem allen?“
Irene: „Nein, er wusste nichts davon.“
Dulcetius: „Doch gewiss eure Nachbarn?“
Irene: „Du kannst sie fragen, und die nötig erachteten Untersuchungen anstellen lassen.“
Dulcetius: „Als du von den Bergen zurückgekommen warst, lasest du diese Bücher in Gegenwart irgend eines andern Menschen?“
Irene: „Da wir sie sorgfältig verborgen hielten, ohne sie irgend wohin zu tragen, war es für uns ein unvergesslicher Schmerz, dass wir sie nicht Tag und Nacht lesen konnten, wie wir vor Bekanntmachung des Edikts gewohnt waren.“
Dulcetius: „Deine Schwestern sind gestraft worden, wie sie es verdienten. Was dich anlangt, obgleich du des Todes würdig wärest, weil du in deinem Haus jene gottlosen Bücher versteckt hattest, so will ich dich auf eine andere Weise strafen. Du sollst ganz nackt in einem schlechten Haus ausgesetzt werden, und deine Nahrung für jeden Tag wird ein Brot sein, das man dir aus dem Palast bringen wird. Du wirst da von Soldaten bewacht werden, denen ich unter Todesstrafe befehle, dich keinen Augenblick hinausgehen zu lassen.“
Dieses abscheuliche Urteil wurde pünktlich befolgt: Gott aber erklärte sich als Beschirmer der Keuschheit seiner Dienerin. Niemand wagte, sich ihr zu nahen, oder in ihrer Gegenwart ein unehrbares Wort auszustoßen. Als der Statthalter sie wieder vor seinen Richterstuhl hatte führen lassen, sagte er ihr: „Beharrst du noch allzeit in deiner Widerspenstigkeit und deinem Ungehorsam?“
Irene: „Was du Widerspenstigkeit und Ungehorsam nennst, nenne ich Liebe zu Gott, und ich erkläre dir, dass ich darin beharre.“
Dulcetius: „Weil das ist, so werde ich dich gleich zur verdienten Strafe verurteilen.“ Er begehrte Schreibtafeln und zeichnete darauf folgenden Ausspruch: „Da Irene sich geweigert hat, den Kaisern Gehorsam zu leisten und den Göttern zu opfern, nebenbei in der Anhänglichkeit an die Christensekte verstockt blieb, verordnen wir, dass sie, wie vorher ihre zwei Schwestern, lebendig verbrannt werde.“ Das Urteil wurde ohne Verschub vollzogen, gerade an dem Ort, wo auch Agape und Chionia einige Tage zuvor den Märtyrertod gelitten hatten. Irene starb am 5. April 304, unter Diocletians neunten Consulat, und dem achten des Maximian. Das römische Martyrologium, Adon und Usuard nennen die heilige Agape und die heilige Chionia unter dem 3. April, die heilige Irene aber unter dem 5. desselben Monats.
Die Heiligen, von denen wir soeben geredet haben, wollten eher den Martertod leiden, als Gott beleidigen durch eine Handlung, die mehrere Christen heutigen Tages nicht mehr so strafbar finden. So erfinderisch sind sie in Vorwänden, um Fehler zu beschönigen, deren Größe doch selbst die Vernunft, im Einklang mit dem Evangelium, dartut. Der Zustand solcher Menschen ist tausend Mal gefährlicher, als jener der offenbaren Sünder. Diese können doch endlich ihre Augen öffnen, in sich zurückgehen, und sich aufrichtig bekehren. Jene aber verschließen sich die Pforte des Heils durch willkürliche Verblendung, die sie daran hindert, sich so, wie sie sind, zu erschauen. Wie sollten sie sich daher wohl von ihren Vergehen bessern, da sie sich die Kenntnis derselben entziehen und durch verschmitzte Eigenliebe sie mit dem Gesetz vereinbaren, und oft gar in Tugenden umwandeln? Hieraus ersieht man, von welcher Wichtigkeit es sei, dass man ein falsches Gewissen vermeide. Die Ursachen, die ein solches hervorbringen, sind 1. die Leidenschaften, die, nachdem sie den Verstand geblendet und die Vernunft verkehrt haben, nie ermangeln, in unseren Augen die Größe des Frevels dergestalt zu mindern, dass wir sogar als erlaubt ansehen, was unserm Hang und unsern Neigungen schmeichelt, und 2. die bösen Beispiele und die falschen Grundsätze der Welt. Wir bilden uns ein, dasjenige, was der größte Teil tut, könne nicht verboten sein, und es wäre eine grundlose Gewissensängstlichkeit, nicht so zu leben, wie jene, mit denen wir umgehen. Als wenn die Menge der Missetaten die Übertretung des Gesetzes rechtfertigen, als wenn die Gewohnheit dem Urteil, das Jesus Christus dereinst aussprechen wird, zur Richtschnur dienen sollte. Als wüssten wir nicht, dass die Sittenlehre der Welt jener des Evangeliums schnurgerade entgegen sei. Und 3. eine grobe Unwissenheit in Betreff der Religion. Man sieht nicht selten Christen, selbst auf Stellen, wo man sich am meisten der hohen Aufklärung rühmt, die der Pflichten ihres Standes und alles dessen ganz unkundig sind, was sie Gott, was sie dem Nächsten, was sie sich selbst schuldig sind.
Der heilige Ulpian (Vulpianus), Märtyrer in Tyrus in Phönizien,
+ 3.4. 304 (306) - Fest: 3. April
Dieser Heilige war ein christlicher junger Mann zu Tyrus in Phönizien. Ermutigt durch das Beispiel des heiligen Appian und anderer Blutzeugen zu Cäsarea in Palästina, bekannte er Jesus Christus mit heldenmütiger Seele vor Urban, dem Statthalter der Provinz. Die Geißelstreiche und die Qualen der Folter duldete er mit unerschütterlicher Standhaftigkeit. Man verschloss ihn hierauf mit einem Hund und einer Natter in einen ehernen Sack und warf ihn ins Meer.
Der heilige Richard, Bischof und Bekenner von Chichester in England,
+ 3.4.1253 – Fest: 3. April
Dieser Heilige war zweiter Sohn Richards und der Alix von Wiche. Er kam zur Welt im Schloss Wiche, einem durch seine Salzfabriken bekannten Ort, vier englische Meilen von Worchester. Von seiner Kindheit an zeigte er einen großen Hang zur Tugend. Er war ein Feind der Scherze und aller Vergnügungen, für die man in der Jugend so leidenschaftlich eingenommen ist. Seine ganze Zeit war verteilt unter die Übungen der Religion und die Erlernung der Wissenschaften. Nie hatte er eine größere Freude, als wenn er anderen einen Dienst leisten konnte.
Als seines Bruders Vermögen durch besondere Umstände zerfallen war, nahm er es auf sich, seine Güter zu verbürgen, half ihm wieder durch Sorgfalt und Gewerbefleiß auf, und setzte ihn in den Stand, ehrbar leben zu können. Hierauf begab er sich nach Paris, um da seine Studien, die er zu Oxford begonnen hatte, zu vollenden. In Frankreich führte er mit zwei auserlesenen Freunden ein sehr strenges Leben. Schwarzbrot und Wasser waren seine gewöhnliche Nahrung, ausgenommen an den Sonntagen und Hauptfesten, wo er aus Rücksicht für diejenigen, die ihn besuchten, etwas Fleisch und Fisch aß.
Nach seiner Rückkehr nach England nahm er zu Oxford den Magistergrad in den freien Künsten, ging dann nach Bologna in Italien, um daselbst das kanonische Recht zu studieren. Er machte in dieser Wissenschaft solche Fortschritte, dass er als öffentlicher Lehrer derselben auftreten musste. Er bekleidete aber nicht lange die Professorenstelle, sondern kam nach Oxford zurück, wo sein Verdienst ihm die Achtung und Liebe der ganzen Universität erwarb und er sogar den Ruf als Kanzler derselben erlangte.
Als der heilige Edmund, Erzbischof von Canterbury, ihn in seine Diözese zu ziehen suchte, wurde ihm endlich, nach vielen Bitte, sein Gesuch gewährt. Er stellte ihn an seiner Kirche an, wählte ihn zum Kanzler, und übertrug ihm die wichtigsten Geschäfte seiner Diözese. Richard entsprach vollkommen der Meinung, die der Erzbischof von ihm gewonnen hatte. Er lebte immer sehr einfach, und verwendete sein Vermögen zu Liebeswerken. Seine Uneigennützigkeit trotzte allen Versuchungen, und man konnte ihn nie dazu bringen, Geschenke anzunehmen, die man zuweilen Personen, die dergleichen Ämter bekleiden, darreicht. Als der heilige Edmund nach Frankreich verbannt wurde, begleitete ihn Richard dahin, und blieb bei ihm bis zu dessen Tod. Er begab sich dann zu den Dominikanern in Orleans, wo er sich der Theologie widmete, und die Priesterweihe empfing. Darauf kehrte er nach England zurück, um da eine Pfarrei, im Bistum Canterbury, zu versehen. Bonifacius, Nachfolger des heiligen Edmund, nötigte ihn, die Kanzlerstelle wieder anzunehmen, und der Diözese seine Dienste fortzuleisten.
Nachdem Rudolph Nevil, Bischof zu Chichester, 1244 gestorben war, wurde Robert Passelew, des Königs Heinrich III. Günstling, an dessen Stelle ernannt, obgleich er nicht eine einzige der Eigenschaften, die zur Leitung eines Bistums notwendig sind, besaß. Als ihn der Metropolitan und dessen Suffragane geprüft hatten, fanden sie ihn für das Episkopat schlechterdings untauglich, und erklärten, die Vorstellung des Königs sei nichtig, und wählten an dessen Stelle Richard von Wiche, der im Jahr 1245 konsekriert wurde. Heinrich, durch diese Wahl erbittert, zog die Güter des Bischofs von Chichester ein, der viel zu leiden hatte sowohl von dem Fürsten als dessen Dienern. Die Sache kam vor Papst Innocenz IV., der die Wahl des heiligen Richard bestätigte. Endlich bekam der seine Güter wiederum zurück, fand aber seine Einkünfte in sehr schlechtem Zustand.
Aller übrigen Sorgen entledigt, verwandte er nun seine ganze Aufmerksamkeit auf die Regierung seiner Diözese: er besuchte die Kranken, begrub die Verstorbenen, suchte die Armen auf, und linderte ihr Elend. Als sein Hausverwalter sich eines Tages bei ihm beschwerte, dass sein Almosen seine Einkünfte überstiegen, erwiderte er ihm, er könne ja sein Tafelgeschirr und sein Pferd verkaufen. Als ihm ein Brand außerordentlichen Schaden verursacht hatte, wurde er darum nicht sparsamer gegenüber den Armen. „Wer weiß,“ sagte er bei dieser Gelegenheit, „ob nicht Gott diesen Fall zugelassen habe, weil wir zu sehr an den Gütern dieser Erde hangen?“ Seine Frömmigkeit war ebenso zärtlich als erleuchtet. Man hätte glauben sollen, er wäre in beständiger Beschauung der himmlischen Dinge vertieft. Er predigte mit solcher Salbung und Rührung, dass man daraus schließen muss, er habe den Geist des Gebetes in einem hohen Grad besessen. Er ertrug die Unbilden mit Geduld, und erwiderte nur mit Wohltaten die Beleidigungen, die ihm seine Feinde zufügten. Sein Eifer in Erhaltung der Kirchenzucht war unerschütterlich, besonders wenn er unordentliche Geistliche bestrafen musste. Der König, der Erzbischof von Canterbury und mehrere andere Prälaten hielten umsonst an für einen Priester, der sich ein Vergehen wider die Heiligkeit seines Standes hatte zu Schulden kommen lassen. Obgleich sie nur um Milderung der über ihn ausgesprochenen Strafe ersuchten, konnten sie dieses doch nie von ihm erhalten: diese Unerbittlichkeit erstreckte sich jedoch nicht auf die reumütigen Sünder; Richard behandelte sie mit Liebe, und nahm sie mit unglaublicher Zärtlichkeit auf.
Er wurde beauftragt, Kreuzpredigten wider die Sarazenen zu halten, allein ein Fieber befiel ihn, während er auf seiner Sendung begriffen war. Da er seine letzte Stunde herankommen fühlte, verkündete er dies den Umstehenden und bereitete sich mit großem Eifer vor Gott zu erscheinen. Er starb im Krankenhospital zu Dover am 3. April 1253, im 19. Jahr seines Episkopats und dem 56. seines Alters. Er wurde nach Chichester gebracht und im Dom vor dem Altar, den er selbst zum Andenken des heiligen Edmunds geweiht hatte, versenkt. Am 16. Juni 1276 erhob man seinen Körper an einen ehrenvollen Platz. Der Ruf der auf dessen Fürbitte gewirkten Wunderheilungen und der Auferweckung von drei Toten, veranlasste den Papst, eine Kommission zu ernennen, um die Wahrheit dieser Tatsachen zu untersuchen, wovon denn wirklich mehrere auf die unbezweifelbarste Weise bestätigt wurden. Der heilige Richard wurde von Papst Urban IV. im Jahr 1262 feierlich kanonisiert.
Der heilige Sixtus I. oder Xistus, Papst und Märtyrer von Rom,
+ 3.4.125 – Fest: 3. April
Sixtus folgte Papst Alexander gegen Ende der Regierung Trajans auf dem apostolischen Stuhl nach. Er regierte etwa 10 Jahre die Kirche zu einer Zeit, wo die Würde eines Stellvertreters Jesu Christi demjenigen, der sie bekleidete, gewöhnlich das Leben kostete. Man weiß keine besonderen Umstände seines Lebens. Alle Martyrologien aber geben ihm den Titel eines Blutzeugen. Es scheint, dass es nicht Sixtus I. ist, der im Kanon der Messe vorkommt, sondern Sixtus II., dessen Märtyrertod in der Kirche sehr berühmt ist. Man bewahrte noch in den letzteren Zeiten einige Reliquien unseres Heiligen in der Abtei St. Michael in Lothringen. Sie wurden daselbst feierlich niedergelegt vom Cardinal von Retz, den Papst Clemens X. damit beschenkt hatte.
Das Betragen der ersten Oberhirten der Kirche gab der Göttlichkeit des Christentums ein glänzendes Zeugnis. Welchen hohen Begriff mussten nicht die Heiden vom Evangelium fassen, wenn sie dessen Sittenlehre so treu ausüben sahen, selbst auf Kosten dessen, was der Natur am teuersten sein muss? Auch trug die Heiligkeit der ersten Nachfolger der Apostel nicht wenig bei zur Bekehrung der ganzen Welt. Wie konnte man wirklich Männern widerstehen, die die vom Heiland vorgeschriebenen Tugenden durch ihr Leben predigten? Ihre Beispiele erhielten noch eine neue Kraft teils aus ihrer ununterbrochenen Bereitwilligkeit, ihren Glauben mit ihrem letzten Blutstropfen zu besiegeln, teils von dem Mut und Eifer, mit dem sie es vergossen.
Der selige Johannes von Pinna, italienischer Priester,
+ 3.4.1275 – Gedenktag: 3. April
Der selige Johannes, gebürtig in dem Flecken Pinna St. Johannes, im Bistum Fermo, war ein Kind des Segens, das von seiner ersten Jugend an schon mit den außerordentlichsten Gnaden ausgeschmückt wurde. Als er einen der ersten Schüler des heiligen Franziskus von der Verachtung der Welt hatte predigen hören, trat er in dessen Orden, und wurde durch seine Tugenden und seinen Eifer für die Klosterzucht eine seiner erhabensten Stützen. Seine Obern, aufmerksame Beobachter seiner Gottseligkeit, sandten ihn nach Frankreich, um in Provence und in Languedoc Klöster zu stiften, und die Ordensregel in ihnen einzuführen. Bei diesem Geschäft brachte er 25 Jahre zu, und erwarb sich durch die Heiligkeit seines Lebens die allgemeine Liebe. Als er auf das Ansuchen der Ordensbrüder in der Mark nach Italien zurückberufen worden ist, übertrug man ihm verschiedene Ämter, denen er jedes Mal mit Würde vorstand. Der Herr prüfte ihn durch harte innere Leiden, tröstete ihn aber auch danach, indem er ihm die Versicherung der ewigen Seligkeit erteilte. Dieser Diener Gottes empfing die ausgezeichnetsten Gnaden des Himmels und starb, 70 Jahre alt, in seinem Vaterland, am 3. April 1275. Papst Pius VII. bestätigte die dem gottseligen Johannes erwiesene Verehrung, und erlaubte die Feier seines Festes.
Der selige Thiento, Abt und Märtyrer von Wessobrunn OSB,
+ 3.4.955 – Gedenktag: 3. April
Das Kloster Wessobrunn war neben sieben anderen Klöstern von den Brüdern Lantfried, Eliland und Waldram im Jahr 753 gegründet und durch Herzog Thassilo II. reichlich beschenkt worden. Zweihundert Jahre später war es in großer Bedrängnis. Im Jahr 942 wurde der selige Thiento als Abt gewählt. Die Schutzherren des Klosters wurden dessen Bedränger. Dazu kamen noch die Verheerungen der Ungarn. Der selige Abt leitete seine Klostergemeinde dreizehn Jahre unter vielen Mühseligkeiten und in großem Elend. Endlich wurde ihm das freudige Los, als Bekenner des christlichen Namens seinen Glauben durch den Märtyrertod zu besiegeln.
Vor der Schlacht auf dem Lechfeld (955) überschwemmten die Ungarn ganz Bayern, überall sengend und mordend. Der gottselige Thiento stellte es seinen Brüdern frei, entweder durch die Flucht sich zu retten, oder mit ihm auszuharren und um des Bekenntnisses Christi willen zu sterben. Die meisten ergriffen die Flucht. Sechs Brüder aber verharrten bei dem Abt, fest entschlossen, um des Namens Jesu willen ihr Leben zu opfern. Als die Feinde sich näherten, verließen sie ihre Zellen und begaben sich auf einen nahegelegenen Hügel. Hier bereiteten sie sich zum Tod vor. Die wilden Ungarn überfielen zuerst das Kloster. Als sie in dem armen Kloster nichts fanden, wurden sie ganz wütend und spürten seine flüchtigen Bewohner auf. Sobald sie sie gesehen hatten, fielen sie über sie her und ermordeten sie in grausamster Weise. Man zeigt noch den Stein, auf dem diese sieben Schlachtopfer fielen. An dieser Stätte wurden ihre Leichname von den Gläubigen begraben, und über den Gräbern ein Kreuz aufgestellt. Man nennt seitdem diesen Hügel den Kreuzberg. Bald darauf erbaute man an dieser Stelle eine Kapelle von Holz. Im Jahr 1483 wurde auf den andächtigen Besuch der Gräber dieser seligen Märtyrer ein Ablass verliehen. Im Jahr 1594 erbaute man an die Stelle der hölzernen Kapelle eine aus Stein. Später wurden die Leichname der Seligen in die Mutter-Gottes-Kapelle, und im Jahr 1713 in die neuerbaute Klosterkirche übertragen.
Nikolaus von Frankreich
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Nikolaus von Frankreich. Ludwig IX. der Heilige, König von Frankreich, hatte auf seiner Rückkehr vom ersten Kreuzzug 1252 in der Nähe von Acre einen heftigen Seesturm zu bestehen. Der König, die Größe der Gefahr wohl erkennend, gelobte, im Fall der Rettung mit seinem ganzen Gefolge eine Wallfahrt auf den nahen Karmel zu machen. Alsbald trat völlige Stille auf dem Meer ein. Der König fühlte sich darum verpflichtet, bei Anbruch des Morgens die Fahrt zu unterbrechen und die kleine Wanderung auf den heiligen Berg zu unternehmen. Kirche und Kloster auf dem Karmel gefielen ihm so ausnehmend, dass er sich einige Mönche erbat, welche den Karmelitenorden in sein Reich verpflanzen sollten. Nikolaus und fünf andere entsprachen seinem Wunsch und Gott segnete ihr Wirken derart, dass in kurzer Zeit eine stattliche Anzahl von Klöstern in Frankreich gegründet werden konnte. Nikolaus wurde im Jahr 1265 in Toulouse zum General erwählt. Es lag ihm nichts ferner als nach Ehren zu geizen. Wenn er sich dennoch darüber freute, dass er an die Spitze des Ordens gestellt wurde, so lag der Grund in dem Umstand, dass er als General wesentlich zur Förderung des Ordens beitragen konnte. Er war ein Muster und Vorbild für alle. Seine Lebensstrenge war so groß, dass er auch auf seinen weiten Reisen kein Fleisch genoss und sie, obwohl es der Sitte seiner Zeit entsprochen hätte, dennoch nie mit dem Pferd, sondern nur auf einen Stock gestützt und in einen groben Mantel gehüllt, zu Fuß machte. Wo er hinkam, tat er, was in seinen Kräften stand, um den rechten Ordensgeist zu erhalten und lebendiger zu gestalten. Besonders war er darauf bedacht zu verhindern, dass ein übergroßer, unkluger Eifer für die Seelsorge eine Erschlaffung der Ordenszucht herbei führe, wo sich Mitglieder des heiligen Ordens zu sehr auf die äußere Tätigkeit verlegten oder fast ganz darin aufgingen, sich der Ausübung des Lehramtes zu widmen, während doch gemäß der heiligen Regel die Pflege des inneren Lebens die Hauptsache bleiben sollte. Nikolaus war vom gleichen Eifer erfüllt wie der heilige Simon von Stock. Er kannte weder Mühen noch Beschwerden, wenn es die Heiligung einer Seele galt. Doch zog es ihn noch mehr in seine liebe Einsamkeit. Nachdem er die Oberleitung des Ordens viele Jahre mit Ehren und großem Erfolg geführt hatte, glaubte er ein Recht auf Ruhe zu haben, um sich ausschließlich der Sorge für sein Seelenheil zu widmen. Deshalb legte er auf dem Generalkapitel zu Paris am 8. September 1271 seine Würde nieder und zog sich ganz in die Einsamkeit zurück. Wie lange er die wohlverdiente Ruhe genießen konnte, wissen wir nicht. Es wird nur berichtet, dass er am 2. 0der 29. April starb. Das Jahr seines Todes ist unbekannt. Noch sind Beweise vorhanden, dass er bald nach seinem Tod als Seliger verehrt wurde. In einem Messbuch vom Jahr 1458 findet sich am 2. April sein Fest. Auch in einem um das Jahr 1500 zu Saumur gefertigten Psalterbuch wird es aufgeführt. Ebenso in einem aus Oberdeutschland stammenden, im Britischen Museum aufbewahrten Karmelitenbrevier, das 1504 zu Venedig gedruckt wurde und mehrere handschriftliche Zusätze hat, nur ist ihm hier der 3. April als Festtag zugewiesen.
Gebet am 3. April
O Mutter der Barmherzigkeit, weil du so gütig bist und so sehr wünschst, uns Elenden Gutes zu tun und unsere Bitten zu erhören, so nehme ich, der elendste von allen, heute zu dir meine Zuflucht, und bitte dich, dass du meine Bitte erhörst. Du bist so demütig. Erlange mir also eine große Demut, und den innigen Wunsch, von anderen verachtet zu werden. Du warst so geduldig in den Leiden dieses Lebens. Erlange auch mir die Geduld in allen Schwierigkeiten des Lebens. Du warst so erfüllt von Liebe zu Gott. Erlange auch mir die große Gabe der heiligen und reinen Liebe Gottes. Dein Herz war von Liebe zum Nächsten beseelt. Mach, dass auch ich alle Menschen liebe, und besonders die, gegen die ich die meiste Abneigung verspüre. Dein Wille war ganz mit dem Willen deines Gottes vereinigt. Erlange auch mir eine vollkommene Ergebung bei allem, was Gott über mich verhängt. Du, o Maria, du warst das heiligste unter allen Geschöpfen. Mach, dass auch ich heilig werde. O Maria, meine Mutter, meine Hoffnung, meine Liebe, mein Leben, meine Zuflucht, mein Beistand und mein Trost, stehe mir bei. Amen.
Zum Heiligen Geist
Erleuchte uns, o Geist des Lichtes und der Wahrheit, damit wir, Gottes heiligsten Willen und unsere Bestimmung in den Worten der Offenbarung immer besser erkennend, in allen unseren Handlungen den Lehren der ewigen Weisheit entsprechen. Amen.
Zu den heiligen Märtyrern
Ihr heiligen Märtyrer, ermuntert doch meinen elenden und saumseligen Körper, damit er für Gott gerne und willig alles leide, und dann nach einem glückseligen Tod für ein augenblickliches Leiden mit dem Gewand ewiger Herrlichkeit bekleidet werde. Amen.
Zu Gott
Rette uns, liebevollster Vater, aus den Gefahren, die so oft der Seele den Untergang drohen, und lasse keines Deiner durch Jesu Blut erlösten Kinder verloren gehen, sondern nimm sie alle auf in Dein Reich, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zum heiligen Richard
Heiliger Richard, bitte für mich Jesus den Gekreuzigten und Maria, seine liebste Mutter, auf dass ich jetzt nach deinem Beispiel ebenso lebe, damit ich hernach einst unter dem Beistand Jesu und Mariä auch gottselig sterbe, und samt dir mit ihnen auf ewig im Himmel möge vereinigt werden. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Der heilige Richard, dessen Leben heute erzählt wird, hat in seinem ganzen Leben eine große Andacht zur heiligsten Mutter Gottes getragen, und auf dem Totenbett die Worte: O Maria, Mutter der Gnade, Mutter der Barmherzigkeit, oft mit Vertrauen, so lange er reden konnte, wiederholt, und, als er dies nicht mehr konnte, von den Umstehenden hat wiederholen lassen.
Andacht am 3. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Der Sohn Gottes hat unser Heil durch Leiden erwirkt; wodurch er uns lehren wollte, dass nichts so sehr geeignet ist, Gott zu verherrlichen und unsere Seele zu heiligen als Leiden. Ja, fürwahr, aus Liebe zum Herrn leiden: dies ist der Weg der Tugend." (Die heilige Theresia von Avila)
Als die heilige Magdalena von Pazzi in ihrer letzten Krankheit sehr unwürdig war misshandelt worden, gab sie der Person, die sie so schimpflich beleidigt hatte, besondere Beweise ihrer Freundschaft, und freute sich, dass sie vor ihrem Tod noch eine so schöne Gelegenheit gefunden hatte, zu leiden. Sie sagte zuweilen: "Ich verlange nicht bald zu sterben, weil man nicht leiden kann, wenn man im Himmel ist; ich begehre lange zu leben, um aus Liebe zu meinem Bräutigam lange leiden zu können."
Woher kommt mir so große Abneigung vor dem Leiden, da ich doch weiß, dass Du, mein Heiland für mich gelitten hast; und dass die Möglichkeit, für Dich zu leiden ein Vorzug ist, den die gerechten auf Erden vor den Heiligen des Himmels haben. O Jesus, gib mir Liebe zum Leiden! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 3. April
"Wenn ihr die ganze heilige Schrift durchgeht,
werdet ihr finden, dass alle Diener und Dienerinnen Gottes
den Weg der Trübsale durchgemacht haben."
hl. Antonius von Florenz OP
1389 bis 2.5.1459
Betrachtung am 3. April - Von der österlichen Beicht
Die Sünder willst du, Gott, mit dir versöhnen
Und mit Erbarmungen die Frevler krönen.
O Güte, Liebe, o Barmherzigkeit.
O Sünder, welche reiche Gnadenzeit.
1. Auf, gehorche der Stimme der heiligen Kirche, die in dieser Fastenzeit als eine liebevolle Mutter dich ermahnt, durch eine wahre und aufrichtige Beicht mit Gott dich zu versöhnen. Fällt es dir schwer, dich zu demütigen, so bedenke die göttlichen Belohnungen, die mit dieser Demütigung verknüpft sind. Durch das Bekenntnis deiner Sünden verehrst du Gottes Heiligkeit, und bringst deine Ehre ihr zum Opfer. Dein Schmerz versöhnt seine Gerechtigkeit, die die verdiente Strafe dir erlässt. Durch die Beicht reinigst du dein Gewissen, heilst deine Wunden und sicherst dein Heil. Ja nicht nur dies, denn die heilige Beicht schmückt dich auch mit einer Gnade und Gerechtigkeit, die dich heiligt und alle deine Kräfte durchdringt.
2. Hättest du Augen, zu sehen, wie bei der priesterlichen Lossprechung der Mensch in ein neues Geschöpf umgewandelt wird. Gleichwie bei den Worten des Engels die Fesseln von den Händen des Apostels Petrus fielen, also werden hier auf die Stimme des Priesters die Ketten Satans gelöst. Gott nimmt dich zu seinem Kind auf, gesalbt wirst du vom Heiligen Geist und zu einem Erben des himmlischen Reiches erhoben. Dies bedeutet jenes Feierkleid und jener Schmuck, die dem verlorenen Sohn nach dem demütigen Bekenntnis seiner Schuld gegeben wurden. Denn nicht nur fiel der milde Vater ihm um den Hals und nahm ihn in seine Gnade auf, sondern er befahl auch, das erste Gewand, einen Ring und Schuhe herbeizubringen, um ihn zu Schmücken wie es der Würde eines Sohnes geziemte.
3. Mein Erlöser, ich folge deiner Stimme. Preis und ewiges Lob sei deiner unendlichen Liebe für das Bad der Reinigung, das du in deinem Blut mir bereitet hast. Nähern will ich mich diesem Quell des Heils mit demütiger Zerknirschung, und meine Missetaten im Schmerz meiner Seele bekennen. Welche Danksagungen, Herr, genügen je für diese unendliche Wohltat: dass du für dies Bekenntnis die ewigen Strafen uns erlässt, und für kurze Beschämung uns zu ewiger Ehre erhebst. Psalm 116,8: "Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen, meine Tränen getrocknet, meinen Fuß bewahrt vor dem Gleiten."
4. April
Der heilige Plato, Abt von Konstantinopel,
+ 19.3.813 – Fest: 4. April
Der heilige Plato, Abt, geboren zu Konstantinopel um das Jahr 734, erkannte frühzeitig die Gefahren der Welt, entsagte seinem Amt am kaiserlichen Hof, verkaufte seine ererbten Güter, von deren Erlös er die eine Hälfte den Armen schenkte und die andere zur Versorgung seiner Schwestern nutzbringend anlegte, und begab sich hierauf nach dem Kloster der Symbole in Bithynien. Unter die Zahl der Brüder aufgenommen, beeiferte er sich, in den Fußspuren derer zu gehen, die durch Demut, Gehorsam und Abtötung am meisten hervorragten. Nach dem Tod des Abtes wurde er, damals 36 Jahre alt, zum Nachfolger erwählt. Treu erfüllte er die Pflichten eines geistlichen Obern und Seelenhirten, bis ihn im Jahr 782 die Umstände nötigten, seinen bisherigen Aufenthalt zu verlassen, um die Leitung des Klosters Saccudion bei Konstantinopel zu übernehmen. Es war von den Kindern einer seiner Schwestern gestiftet worden, die sämtlich der Welt entsagt hatten. Plato führte dort die Regel des heiligen Basilius ein und verwaltete zwölf Jahre das Amt eines Vorstehers. Dann aber resignierte er in die Hände des heiligen Theodor, seines Neffen. Um diese Zeit verstieß der Kaiser Konstantin seine rechtmäßige Gemahlin, um Theodata, eine Verwandte unseres Heiligen, zu ehelichen. Und wo niemand sonst es wagen wollte, dieser sündhaften Verbindung zu widersprechen, tat es Plato. Wie einst Johannes der Täufer dem Herodes, sagte auch er dem Kaiser: „Es ist dir nicht erlaubt!“ Aber ebenso musste auch er den schweren Arm eines erzürnten Herrschers fühlen und wurde in Kerker und Bande geworfen. Doch dies vermochte seine Standhaftigkeit nicht zu erschüttern. Er war in seinem Gefängnis so ruhig und heiter, wie in seiner Zelle, und im wahren Sinn wohl unendlich glücklicher, als der lasterhafte Konstantin auf seinem Thron. Nach dessen Tod erhielt er seine Freiheit wieder und wurde in allen Ehren, als ein Martyrer der christlichen Zucht, in sein Kloster zurückgeführt. Die Streifzüge der Sarazenen, die bis an die Tore der Hauptstadt vordrangen, nötigten die Mönche von Saccudion, ihre Einsamkeit zu verlassen und das Kloster Studium zu beziehen, das mitten in Konstantinopel stand. Plato ging mit ihnen und lebte in ihrer Mitte als einfacher Mönch unter der Leitung seines Neffen Theodor, mit Gebet und Handarbeit sich beschäftigend. Indes wussten die Feinde, die er sich durch seinen Freimut zugezogen hatte, ihn auch beim Kaiser Nicephorus in Ungnade zu bringen, und er musste noch einmal sein Kloster verlassen und in das Exil wandern. Man schleppte ihn auf den Inseln des Bosporus von einem Ort zum andern, und das dauerte vier ganze Jahre. Erst unter Michael I. wurde sein Verbannungsurteil aufgehoben, und er bezog nun ungesäumt seine Zelle wieder, um sie nicht mehr zu verlassen. Er starb am 19. März 813 und wird von den Griechen und Lateinern am 4. April verehrt.
Der heilige Benedikt von San Philadelpho, Sizilien,
Laienbruder aus dem Franziskanerorden,
+ 4.4.1589 – Fest: 4. April
Im Hohenlied der Heiligen Schrift gebraucht die gottliebende Braut einmal die Worte: „Schwarz bin ich, aber schön, ihr Töchter Jerusalems, gleich den Zelten Cedars, gleich den Teppichen Salomos.“ So konnte einst auch ein Heiliger des Franziskanerordens sagen, nämlich der heilige Benedikt von San Philadelpho auf der Insel Sizilien. Seine Eltern waren Schwarze und so hatte auch er von ihnen die schwarze Hautfarbe geerbt und hieß deswegen später beim Volk „der schwarze Heilige“. Freilich, den zweiten Teil jener Worte: „ . . . Aber schön gleich den Zelten Cedars, gleich den Teppichen Salomos“ hätte er nie von sich gebraucht, denn dazu war er zu demütig. Aber um so sehr konnten andere zu ihm sagen: „Schwarz bist du, dem Leibe nach, und schön an deiner Seele durch deine Reinheit und Heiligkeit!“ Von seinen Eltern, die trotz ihrer Abstammung aus dem schwarzen Erdteil katholische Christen waren, hatte Benedikt auch eine echt christliche Erziehung genossen und verlebte darum schon seine ersten Jugendjahre in Unschuld und Frömmigkeit, aber auch, dem einfachen Stand seiner Eltern gemäß, in Arbeitsamkeit und Abhärtung. Damals führten mit Genehmigung des Papstes einzelne Mitglieder des Franziskanerordens außerhalb ihrer Klöster ein strenges Einsiedlerleben und das sagte dem gottseligen Benedikt so zu, dass er sich in die Genossenschaft dieser Männer aufnehmen ließ und bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr darin ein immer heiligeres Leben führte. Dann aber mussten diese Einsiedler wieder in ihre Klöster zurückkehren und die gewöhnliche Lebensweise des ersten Ordens des heiligen Franziskus und zwar von der Observantenrichtung aufnehmen. So wurde denn auch der heilige Benedikt Laienbruder im Kloster zu Palermo und als solcher nun erst recht ein leuchtendes Vorbild aller Tugenden. Sein Gehorsam war so vollkommen und freudig, dass er gar keinen eigenen Willen zu haben schien. Die Abtötung liebte er so, dass er wie der heilige Franziskus jährlich sieben vierzigtägige Fasten beobachtete. Seine Gottesliebe presste ihm unzählige Seufzer und Tränen hervor. Bei der Anbetung des Allerheiligsten sah man ihn oft von himmlischem Glanz umgeben. Ist es da zu verwundern, wenn die höheren Ordensobern den heiligen Mann, obwohl er nicht Priester war, dennoch zum Klostervorstand machten? Und als solcher gab er nicht bloß das vollendetste Tugendbeispiel, sondern erwies sich auch als klugen und geschäftsgewandten Hausverwalter. Diesen seinen treuen Diener zeichnete aber auch Gott der Herr durch außerordentliche Gnaden aus: er machte Blinde sehen, Taube hören, Lahme gehen und rief selbst Tote wieder ins Leben zurück. Ebenso besaß dieser ungelehrte Laienbruder die Gabe der Weissagung und himmlischen Erkenntnis, wobei letztere ihn befähigte, selbst die schwierigsten Stellen der Heiligen Schrift richtig und erbaulich zu erklären. Der Heilige starb, nachdem er seine Todesstunde vorausgesagt hatte, 63 Jahre alt, im Jahr 1589. Er wird in ganz Sizilien und weit darüber hinaus vom Volk hochverehrt und sein heiliger Leib ist heute noch unverwest. Seine feierliche Heiligsprechung erfolgte durch Papst Pius VII. im Jahr 1807. Er war der erste heiliggesprochene Schwarze.
Der heilige Benedikt von San Philadelpho, obwohl nur ein schlichter Laienbruder ohne höhere oder gar theologische Bildung, besaß doch eine tiefe Erkenntnis der Glaubenswahrheiten sowie alles dessen, was das geistliche Leben betrifft. Es war dies eine Wirkung besonderer göttlicher Gnade und Erleuchtung, wie sie demütigen und gottliebenden Seelen zuteil zu werden pflegen, nach den Worten des Heilandes: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dieses (nämlich die Lehren der christlichen Wahrheit und Weisheit) vor Weisen und Klugen verborgen, Kleinen aber geoffenbart hast.“ (Mt 11,25)
O machen auch wir uns solch übernatürlicher Erleuchtung und Erkenntnis immer würdiger, denn beides ist mehr wert als bloß menschliche Weisheit!
Der heilige Zosimus (Sosimus), Einsiedler-Abt in Palästina,
+ 4.4.421 – Fest: 4. April
Zosimus war ein Mann von hohen Tugenden und großer Beredsamkeit. Aus den Armen der Mutter wurde er dem Kloster übergeben und hatte sich da bis zu seinem dreiundfünfzigsten Jahr in aller klösterlichen Zucht, in strenger Enthaltsamkeit und Buße geübt. Er ließ nicht ab vom Psalmengebet und der Betrachtung der Heiligen Schrift, mochte er arbeiten oder essen oder des Nachts auf seinem Lager ruhen. Aus den Klöstern Palästinas und aus fernen Ländern kamen viele, um sich an seinen Lehren und Beispielen zu bilden. Aber auch für ihn sollte noch eine große Versuchung, eine Prüfung kommen, die aber zu seinem Heil ausschlug und ihn nach Gottes heiligem Plan zu einem ehrenvollen, gnadenreichen Dienst in dem so merkwürdigen Leben der großen Büßerin Maria führte (2. April).
In des tugendstrengen Mönches Herzen stieg der hochmütige Gedanke auf, dass er nun vollkommen wäre und der Anweisung eines anderen nicht mehr bedürfe. Er gedachte, nach seinem eigenen Bekenntnis, bei sich: Ist wohl auf Erden noch ein Mönch, der mir neues Leben geben und mich in etwas unterweisen könnte, das ich nicht schon wüsste oder schon geübt hätte? Während er sich mit solch sündigen Gedanken beschäftigte, stand ein Mann vor ihm und sprach: „O Zosimus, du hast gut gekämpft, wie es nur menschliche Kräfte vermögen. Aber keiner unter den Sterblichen findet sich, der sich selbst vollkommen nennen dürfte. Der Kampf, der deiner noch harrt, ist härter als der, den du bisher ausgehalten hast. Damit du erkennst, wieviel es noch andere und vortreffliche Wege gibt, die zum Heil führen, „so geh aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus“ (1. Mose 12,1), wie Abraham, der größte unter den Erzvätern, und komm in das Kloster, das neben dem Fluss Jordan liegt.“ Augenblicklich gehorchte Zosimus und verließ die von Jugend auf bewohnte und gewohnte Zelle und ging in das Kloster, wo der Herr ihn haben wollte. „Woher kommst du, mein Bruder“, begrüßte ihn der Abt, „und warum kommst du zu uns geringen Mönchen?“ „Woher ich komme“, entgegnete der Ankömmling, „ist wohl nicht nötig zu sagen. Deswegen aber bin ich gekommen, um mich bei euch zu erbauen, mein Vater. Ich habe von euch Rühmliches und Großes gehört, besonders dass durch euch die Seelen zur innigen Vereinigung mit Gott geführt werden.“ Der Abt: „Gott, der allein die menschliche Schwachheit heilt, wird dich, lieber Bruder, und uns seinen göttlichen Willen lehren und leite uns zu allem, was ihm wohlgefällig ist. Ein Mensch kann den anderen nicht erbauen, wenn nicht jeder auf sich selbst fleißig Acht hat und mit redlichem Herzen bestrebt ist zu tun, was Recht ist vor Gott. Doch weil die Liebe Christi, wie du sagst, dich hierher geführt hat, so bleibe bei uns! Der gute Hirt, der sein Leben für uns hingegeben hat und seine Schafe mit Namen ruft, wird uns alle mit der Gnade seines Heiligen Geistes nähren.“
Da sah nun Zosimus Männer und Greise, ausgezeichnet durch Einsicht und Tugenden. Während ihre Hände der Arbeit oblagen, ertönte Gottes Lob im Psalmengebet von ihrem Mund. Auch die ganze Nacht hindurch wechselte nach der Ordnung der Chorgesang. Da hörte man keine müßige Rede, da dachte niemand an Geld und Gut oder sonstige weltliche Dinge. Das allein war ihr Denken und Trachten, wie ein jeder der Welt und ihren Freuden und seinem Leib erstorben wäre. Brot und Wasser war ihre alleinige Nahrung für den Leib; ihre Seele aber war um so begieriger nach der himmlischen Speise des Wortes Gottes. Die Klosterpforte war immer geschlossen und wurde nur aus dringenden Ursachen geöffnet. Die Gegend um das Kloster war einsam und unbewohnt, die ganze Siedlung der weiteren Umgebung unbekannt.
Nun bestand im Kloster folgender Brauch. Am ersten Fastensonntag feierte man die heiligen Geheimnisse und jeder Mönch empfing dabei den hochheiligen Leib des Herrn. Dann machte man sich reisefertig, betete nochmals gemeinschaftlich und empfing den Segen des Abtes. Jetzt wurde die Pforte geöffnet. Mit dem Gesang: „Gott ist mein Licht und mein Heil, wen soll ich fürchten? Gott ist der Beschirmer meines Lebens, vor wem soll ich zittern“ traten die Mönche hinaus zum Fastenaufenthalt in der Wüste. Einige nahmen etwas Brot und Hülsenfrüchte mit, andere gar nichts; was die Wüste ihnen an Kräutern bot, bildete ihre Nahrung. Sie zerstreuten sich, der eine dahin, der andere dorthin, und wenn sie sich von ungefähr einmal trafen, wichen sie einander aus. Abgesondert von allem Verkehr miteinander, widmeten sie sich der strengsten Abtötung, dem Gebet und der Betrachtung; nur Gott allein sollte Zeuge ihrer heiligen Fastenübungen sein. Am Palmsonntag kehrten sie dann wieder in ihr Kloster zurück. Keiner offenbarte dem anderen, was er guten Samen ausgesät hatte für die Ewigkeit, keiner fragte den anderen, welche Kämpfe und wie er sie bestanden habe. Die Werke ihrer Gottseligkeit sollten nicht durch Menschenlob befleckt und verdorben werden.
Nach dieser Gewohnheit der Mönche tat auch Zosimus. Immer tiefer drang er in der Wüste vor. Am zwanzigsten Tag, da er gerade sein Psalmengebet verrichtete und seine Augen zum Himmel erhob, war es ihm, als sähe er den Schatten eines Menschen. Er erschrak anfangs, da er die Erscheinung für ein Blendwerk des bösen Geistes hielt. Bald aber überzeugte er sich, dass es ein Mensch sei, von dunkler Hautfarbe, wie sonnenverbrannt. Erfreut, nach so vielen Tagen wieder einen Menschen zu sehen und in der Meinung, dass es ein fremder Einsiedler sei, von dem er lernen und Außerordentliches erfahren könne, ging er eilends darauf zu. Als die Person aber ihn bemerkte, fing sie an fortzulaufen. Aber auch Zosimus, ganz seiner Greisenjahre vergessend, eilte nach Kräften nach und rief: „Diener Gottes, was fliehst du vor mir, der ich ein Greis und Sünder bin? Wer du auch immer sein magst, warte auf mich um dessen willen, dem zuliebe du diese Wüste bewohnst. Bleibe und gib mir Armen deinen Segen und dein Gebet!“ Da antwortete die Fliehende – es war die Büßerin Maria: „Zosimus, ich bin eine Frau, wirf mir deinen Mantel zu, um mich bedecken zu können. Dann will ich zu dir kommen, um dein Gebet zu empfangen.“ Zosimus war nicht wenig betroffen, seinen Namen von einer Person aussprechen zu hören, die er und die ihn nie gesehen hatte. Nur durch göttliche Eingebung konnte sie seinen Namen wissen. Darum zweifelte er nicht, dass diese Begegnung von Gott veranlasst sei, und warf ihr eilig seinen Mantel zu. Sich damit bedeckend, wandte sie sich im zu und sprach: „Was dachtest du, Vater, eine sündhafte Frau zu sehen? Was willst du von mir lernen, dass du dich so sehr abmühtest?“ Er aber fiel zur Erde und bat nach dem Gebrauch um den Segen. Aber auch Maria fiel auf die Knie und so lagen beide auf dem Boden und baten einander um den Segen. Welch rührende Demut und Frömmigkeit dieser beiden Heiligen.
So verging eine geraume Zeit und Gottes Engel mochten sich freuen über dieses anmutige Bild. Endlich sprach die Büßerin: „Vater Zosimus, dir ziemt es, den Segen zu geben und das Gebet zu sprechen, denn dich schmückt die priesterliche Würde und du stehst schon seit langer Zeit am Altar des Herrn zur Vollbringung des heiligen Opfers.“ Noch mehr wuchs das Erstaunen und die heilige Ehrfurcht des Greises. Mit zitternder Stimme antwortete er: „Es ist offenbar, o geistliche Mutter, dass du der Welt erstorben bist und dass Gott mit dir ist. Du nennst mich beim Namen und nennst mich Priester und hast mich doch nie in meinem Leben gesehen. Das Wohlgefallen Gottes haftet nicht an der Würde, sondern an der Tugendhaftigkeit der Seele. Darum segne mich aus Liebe zu Gott und lass mir dein reines, vollkommenes Gebet angedeihen.“ Da hatte sie Mitleid mit der Standhaftigkeit des frommen Greises, der sich in der Demut nicht wollte besiegen lassen und nicht aufhörte zu bitten. „Vater Zosimus“, sprach sie, „du musst für mich und alle beten, denn dazu bist du Priester. Aber um gehorsam zu sein, will ich mit gutem Willen tun, was du befiehlst.“ Mit diesen Worten wendete sie sich gegen Sonnenaufgang, streckte die Arme aus und betete still, die Augen zum Himmel erhoben. In seliger Freude stand der ehrwürdige Mönch daneben; hörte er nicht die Worte ihres Mundes, so las er jedoch auf dem Gesicht der Betenden die innigste Vereinigung mit dem allgegenwärtigen Gott, ja nun sah er – welch ein Wunder! – dass sie eine Elle hoch von der Erde sich erhob und so in der Luft schwebend betete. Ein heiliger Schauer durchbebte Zosimus; er fiel auf den Boden nieder, der Schweiß trat ihm aus den Poren, und ohne es zu wagen, die geheimnisvolle Stille mit einem lauten Wort zu brechen, betete er leise für sich: „Herr, erbarme dich meiner!“
O, die Erbarmungen Gottes sind wahrhaft anbetungswürdig! Wie reich wurde Zosimus belohnt für all die Mühen, Prüfungen und Kämpfe seines Lebens! War es nicht eine außerordentliche Gnade, der ruhmwürdigen Büßerin die letzten Dienste erweisen zu dürfen? Er war berufen, der Herold und Verkünder eines ganz heroischen Bußbeispiels zu werden, wie wir es vor kurzem im Leben der heiligen Maria gehört haben. Nachdem der fromme Greis, selbst ein bewundernswerter Büßer mehr der Unschuld als der Sünde, sich mit Gewissenhaftigkeit seiner Aufgabe entledigt und die lehrreiche Geschichte der Büßerin zum Nutzen der christlichen Nachwelt bekannt gemacht hatte, starb er bald danach in der Stille seines Klosters im hundertsten Jahr seines Alters, hochseligen Andenkens.
Halte dich nie für besser als andere! Der beschwerlichste und heftigste Kampf, den besonders die Gottesfürchtigen zu bestehen haben, ist der Kampf gegen den Stolz. Wenn du dich – in deiner Selbsteinschätzung – auch nur einem vorziehst, so schadet dir dies; wenn du dich aber allen anderen nachsetzt, so bringt dir dies Gnade von Gott!
Der heilige Isidor von Sevilla in Spanien,
Erzbischof von Sevilla, Kirchenlehrer,
+ 4.4.636 – Fest: 4. April
Isidor wurde immer als der berühmteste Lehrer der Kirche von Spanien angesehen. Gott erweckte ihn, sagt der heilige Braulio, Bischof von Saragossa, auf dass er dem Strom der Barbarei und Grausamkeit, die allenthalben die Waffen der Gothen begleiteten (Die Gothen hatten sich im Jahr 412 in Spanien niedergelassen), einen mächtigen Damm entgegenstelle. Das achte Concilium von Toledo, vierzehn Jahre nach seinem Tod, nennt ihn den vortrefflichen Lehrer, die neueste Zierde der katholischen Kirche, den gelehrtesten Mann in den letzten Jahrhunderten, dessen Namen nur mit Ehrfurcht ausgesprochen werden darf. Nostri saeculi doctor egregius, Ecclesiae Catholicae novissimum decus, praecedentibus aetate postremus, doctrinae comparatione non infimus, et quod majus est, in saeculorum fine doctissimus, atque cum reverentia nominandus Isidorus.
Die Stadt Carthagena war sein Geburtsland. Sein Vater hieß Severian und seine Mutter Theodora: sie waren beide von sehr hoher Abkunft und höchst verehrungswert durch ihre Tugend. Isidor war Bruder des heiligen Leanders und des heiligen Fulgentius, beide Bischöfe, und der Florentina, die die Kirche ebenfalls unter ihre Heiligen zählt.
Von seiner ersten Jugend an widmete sich unser Heiliger dem Dienst der Kirche, und bereitete sich zum Priesteramt vor durch außerordentlichen Fleiß in Erlernung der Wissenschaften und in Übung der Frömmigkeit. Er vereinigte sich mit seinem Bruder, dem heiligen Leander, Erzbischof von Sevilla, um an der Bekehrung der Westgoten, die mit der arianischen Ketzerei angesteckt waren, gemeinschaftlich zu arbeiten, und er förderte nicht wenig den Sieg, den bei dieser Gelegenheit die Wahrheit über dem Irrtum errungen hat. Sein Eifer, wovon er schon so viele Beweise abgelegt hatte, dauerte glücklich fort unter den Regierungen der Könige Reccaredus, Liuba, Witerich, Gundemar, Sisebut und Sisemund.
Als der heilige Leander, Erzbischof von Sevilla, im Jahr 600 oder 601 gestorben war, wurde der heilige Isidor, sein Bruder, zu seinem Nachfolger erwählt. Er verwandte seine ganze Tätigkeit auf die Wiederherstellung der Kirchenzucht in Spanien, und war die Seele der Concilien, die in diesem Betreff gehalten wurden. Wir müssen daher alle jene wichtigen Beschlüsse, die damals gemacht wurden, vorzüglich als sein Werk ansehen. Und diese allein wären schon hinreichend, um uns einen hohen Begriff von seinem Wissen und Eifer zu geben. Als die zu Toledi im Jahr 610 versammelten Prälaten den Erzbischof dieser Stadt zum Primas von Spanien ausgerufen hatten, bestätigte König Gundemar diesen Beschluss durch ein Decret, und der heilige Isidor unterschrieb es aus Liebe zum Frieden, und heißem Verlangen, die Einigkeit zwischen allen Kirchen des Reiches wieder hergestellt zu sehen.
Er stand im Jahr 619 dem Concilium von Sevilla vor. In dieser Versammlung disputierte er öffentlich mit einem Bischof der Akephalensecte, namens Gregor, der aus Spanien gekommen war. Er widerlegte so gründlich die Ketzerei der Eutychianer, die jene der Akephalen erzeugt hatte, dass Gregor den Irrtum auf der Stelle abschwur, und sich zur katholischen Lehre bekannte. Er hatte ebenfalls 633 den Vorsitz in der vierten Synode von Toledo, die die berühmteste von allen ist, die in Spanien gehalten worden sind. Diese Ehre gehörte zwar Justus, Erzbischof von Toledo, als Primas, zu, allein aus Ehrfurcht gegenüber dem heiligen Isidor begab er sich selbst dieses Rechtes.
Die Ungemächlichkeiten des Alters minderten in nichts den Eifer unseres Heiligen. Während der sechs letzten Monate seines Lebens, verdoppelte er seine Almosen in solcher Fülle, dass die Armen von Morgen bis Abend in seinen Palast strömten. Als er sein Ende herannahen sah, ersuchte er zwei Bischöfe zu ihm zu kommen: er ging mit ihnen in die Kirche, wo ihn der eine mit einem Bußkleid bedeckte, und der andere sein Haupt mit Asche bestreute. Hierauf hub er die Hände gen Himmel, betete mit Inbrunst, und begehrte mit lauter Stimme Verzeihung seiner Sünden. Alsdann empfing er von der Hand der Bischöfe den Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus, empfahl sich den Gebeten der Umstehenden, gab seinen Gläubigern, was er ihnen schuldig war, vermahnte das Volk zur werktätigen Liebe, und verteilte das ihm noch übrige Geld unter die Armen. Hierauf ging er wieder nach Haus und starb in Frieden am 4. April 636, nachdem er 36 oder 37 Jahre das bischöfliche Amt bekleidet hatte. Sein Leichnam wurde im Dom von Sevilla zwischen jenen des heiligen Leanders und der heiligen Florentina beigesetzt. Ferdinand I., König von Kastilien, und Leo ließen ihn 1063 in die Kirche des heiligen Johannes des Täufers in die Stadt Leon, wo er heute noch zu sehen ist, übertragen.
Der heilige Isidor war der griechischen, lateinischen und hebräischen Sprache mächtig. Er besaß eine sehr ausgebreitete Gelehrsamkeit und tiefe Kunde der alten sowohl kirchlichen, als Profanschriftsteller, wie man aus seinen Werken ersieht.
Diejenigen, die zu den Amtsverrichtungen eines tätigen Lebens berufen sind, müssen ohne Zweifel denselben mit Treue obliegen. Anders handeln, hieße die von der göttlichen Vorsehung festgesetzte Ordnung umstoßen: sie sollen sich aber vor jeglicher Täuschung hüten, in die sie gewiss fallen werden, wofern sie nicht, nach dem Beispiel des heiligen Isidors, bestimmte Augenblicke haben, wo sie der Beschauung obliegen. Je mehr man durch seine Berufsgeschäfte der Zerstreuung ausgesetzt ist, desto mehr muss man sich beeifern, durch Geistesversammlung sich näher an Gott anzuschließen, auf dass man niemals aufhöre, mit ihm durch das Gebet vereinigt zu sein. Wissenschaftliche Männer werden aus dem Beispiel des heiligen Isidors auch lernen, wie sie als Christen studieren, und selbst die Wissenschaften, die beim ersten Anblick nur das Vergnügen des menschlichen Geistes zu bezwecken scheinen, auf Gott beziehen sollen.
Der heilige Theon oder Theonas, Einsiedler in der Thebais in Ägypten,
+ 364 – 378 – Fest: 4. April
Während der Regierung der Kaiser Valens und Theodos des Großen, lebte in einer kleinen Einsiedelei, unweit der Stadt Oxyrinchus (Heute Benese. Sie gehörte damals zu Nieder-Thebais, und später zu Arkadien oder Mittelägypten.), in der Thebais, ein gottseliger Diener, den Evagrius Theon, Palladius aber Theonas nennt. Beide haben ihn gesehen in seiner Zelle, die er durch dreißig volle Jahre geheiligt hatte. Aus besonderer Demut und Verachtung dessen, was bei den Menschen Hochschätzung erregt, verhehlte er seine tiefe Kunde der ägyptischen, griechischen und römischen Wissenschaften, und versagte sich jede Unterhaltung mit den Menschen, um nur mit Gott allein sich zu beschäftigen. Er aß nie etwas Gekochtes. Wenn er jeweilig seine Zelle verließ, geschah es gewöhnlich zur Nachtzeit. Seine Gefährten in der Wüste waren wilde Tiere, denen er Wasser aus seinem Brunnen reichte: daher umstanden stets seine Zelle eine Menge Büffelochsen, Geisen und Waldesel.
Der Heilige bewirkte, nach dem Zeugnis obiger Schriftsteller, mancherlei Wunder, und in der ganzen Umgegend galt er für einen Propheten. Jeden Tag strömten von allen Seiten Kranke zu ihm hin: sie zu heilen, streckte er nur seine Hand zu seinem kleinen Fenster hinaus, erteilte ihnen den Segen und sie wurden gesund. An seinem Äußeren konnte man nichts von seiner Bußstrenge bemerken. Stets erstrahlte sein Angesicht von Freude und himmlischer Zufriedenheit. Der ganze Ausdruck seiner Seele war Milde und Sanftmut. Kurz zuvor als Evagrius und Palladius ihn besuchten, waren zwei Räuber zu ihm gekommen, mit dem Anschlag ihn zu töten, in der Meinung, sie würden große Geldsummen bei ihm finden. Allein sie vermochten nicht, seine Schwelle zu berühren, blieben wie versteinert bis zur Morgenzeit an der Zelle, und konnten sich nicht mehr fortbewegen. Die herbeigelaufene Menge wurde über diese Mörder so aufgebracht, dass man sie lebendig verbrennen wollte. Dies veranlasste den Heiligen, endlich einmal zu reden. Doch ließ er nur diese Worte vernehmen: „Lasst sie fortgehen, ohne ihnen etwas Übles zuzufügen, sonst wird der Herr die Heilkraft mir entziehen.“ Die Räuber wurden frei gelassen, und beweinten ihren vorigen sündhaften Lebenswandel in den nahe gelegenen heilige Genossenschaften, wo sie sich allen Übungen der strengsten Buße ergaben.
Die ganze Umgegend von Oxyrinchus und diese Stadt selbst waren mit Klöstern angefüllt. Einem von ihnen stand auch unser Heiliger eine Zeit lang vor. Allem Anschein nach starb er gegen das Ende des 4. Jahrhunderts. Die Griechen verehren ihn am 4. April mit dem heiligen Simeon und dem heiligen Phorbin, die wahrscheinlich Einsiedler in Syrien oder Ägypten gewesen sind.
Der heilige Joseph mit dem Beinamen der Hymnenschreiber
(Joseph Hymnographus),
Priester und Bekenner von Konstantinopel,
+ 4.4.883 – Fest: 4. April
Dieser Heilige stammt aus Sizilien. Als diese Insel von den Barbaren Afrikas geplündert wurde, flüchtete er sich nach Griechenland. Er trat zu Thessalonich ins Kloster zum Erlöser, Fatomus genannt, und wurde zum Priester geweiht. Hierauf begab er sich nach Konstantinopel, wo er lange Zeit in den Klöstern der heiligen Sergius und Bacchus wohnte.
Als Kaiser Leo, der Armenier, den Bildern den Krieg erklärt hatte, nahm Joseph die Flucht, und schlug den Weg nach Rom ein. Er wurde aber auf der Reise von den Sarazenen angehalten, und nach Kreta geführt, wo er lange Zeit in einem engen Kerker eingesperrt blieb. In seinem Unfall ließ er den Mut nicht sinken, erflehte durch die Fürbitte des heiligen Nikolaus von Myra den Beistand Gottes, und wurde aus den Händen seiner Feinde gerettet. Bei seiner Rückkehr nach Konstantinopel verschaffte er sich Überbleibsel von mehreren Heiligen, und zog darauf nach Thessalien, wo er an einem entlegenen Ort eine Kirche baute. Da verfasste er hauptsächlich seine Hymnen zum Lob Gottes und der Heiligen, wovon die Griechen mehrere in ihr Offizium aufgenommen haben.
Der Eifer, mit dem der heilige Joseph die Ehre der Heiligenbilder verteidigte, zog ihm Verfolgungen von Seiten der Bilderstürmer zu. Er wurde vom Kaiser Theophilus nach dem Chersones verbannt. Als er aber in der Folge wieder zurückberufen worden war, ernannte ihn der heilige Ignatius, Patriarch zu Konstantinopel, zum Scevophylax oder Aufseher der heiligen Gefäße in der großen Kirche der Hauptstadt. Er starb in diesem Amt gegen das Jahr 883. Er steht unter dem 3. und 4. April in den Menologien der Griechen. Man sehe dessen Lebensgeschichte, die sein Freund Johannes, Diakon der Hauptkirche zu Konstantinopel, geschrieben hat. Die Bollandisten haben diese mit Noten begleitet herausgegeben.
Man wolle unsern Heiligen nicht verwechseln mit einem andern heiligen Joseph, der ebenfalls Hymnen geschrieben hat, die in den Offizien der griechischen Kirche gesungen werden. Letzterer war Bruder des heiligen Nikolaus Studites. Er starb als Erzbischof zu Thessalonich, und kommt in den griechischen Märtyrerverzeichnissen unterm 1. Juli vor.
Pater Johannes von Bacon
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Johannes von Bacon. Johannes, ein Sprössling des Geschlechtes der Edlen von Bacon, wurde im Jahr 1290 zu Bacanthorp in Nordfolk (Südengland) geboren. Bereits im Alter von zehn Jahren trat er in das von seinem Vater gestiftete Kloster der Karmeliten zu Blakeney und legte dort sechs Jahre später die heiligen Gelübde ab. Seine Studien machte er an den Universitäten zu Oxford und Paris, wo er mit der Würde eines Doktors beider Rechte und der Theologie geschmückt und zum Professor ernannt wurde. Staunenerregend sind seine Leistungen als Lehrer und Schriftsteller. Die Schriften, die wir seiner Feder verdanken, sind so zahlreich und umfangreich, dass Johannes selbst gar nicht imstande gewesen wäre, sie von einem Ort zu einem anderen zu tragen. In dem kleinen, unansehnlichen Körper wohnte ein so starker Geist, dass keiner erfolgreicher gegen die Feinde der Kirche, die Türken und Irrlehrer zu kämpfen vermochte als er. Keiner verstand auch, klarer vorzutragen, besonders die Lehre des Averroes mehr mundgerecht zu machen, als Johannes von Bacon. Er wurde deshalb als der "Doctor resolutus" und der "Fürst der Averroisten" gepriesen. Im Jahr 1326 musste er zu seinem Leidwesen dem Katheder entsagen, um auf einstimmigen Wunsch aller Kapitularen die Leitung der englischen Ordensprovinz zu übernehmen. Wiederholt bot sich ihm auch in dieser Stellung Gelegenheit, das Licht seiner Wissenschaft leuchten zu lassen. Papst Johannes XXII. selbst berief ihn nach Avignon, um seine Anschauung über die Erlösung der Armen Seelen aus dem Fegfeuer zu vernehmen. Johannes vertrat seine Meinung vor dem Papst, den Kardinälen und den Theologen des Hofes mit Mut und Kraft, obwohl sie deren Ansicht vollständig entgegengesetzt war. Es gelang ihm, so überzeugend zu reden und seine Sätze so fest zu begründen und die scheinbar widersprechenden Väterstellen so gut zu erklären, dass der Papst diese Ausführungen der Bulle "Ne super his" zugrunde legte. Im Jahr 1356 nahm ihm der Tod die Feder aus der Hand. Zu London beendete Johannes sein Leben, das nicht nur für die Wissenschaft überaus fruchtbar war, sondern auch in so hohem Grad vom Glanz der Tugend überstrahlt war, dass sein Lebensbeschreiber (Eisengrin) ihn einen "vollendeten Heiligen" nennen konnte.
Gebet am 4. April
Heiliger Isidor, der du aus einem armen Arbeiter durch Gebet und Arbeit ein Heiliger geworden bist, bitte für mich, dass ich bete wie du und arbeite wie du, in Demut, Fleiß und freudiger Gottesfurcht. Amen.
Zu Jesus Christus
O Jesus, heiliger, unschuldiger, unbefleckter Hoherpriester des Neuen Bundes, regiere die Bischöfe, dass sie nur würdigen Männern die Hände auflegen. Schenke ihnen eine kindliche Liebe zu Dir und eine herzliche Liebe zu ihrem Nächsten. Lass ihnen Dein Bild lebhaft vor Augen schweben, und lass sie stets danach handeln, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Auf den heutigen Tag wird das Andenken der gewöhnlichen Reise gesetzt, die Maria und Joseph jährlich nach Jerusalem unternommen haben, sich beim Osterfest einzufinden, wovon Lukas im 2. Kapitel schreibt.
Andacht am 4. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Der Weg zum Himmel ist schmal; wer mit Leichtigkeit darauf gehen will, soll demnach alles von sich werfen und sich an den Stab des Kreuzes halten; nämlich fest entschlossen sein, in allem, Gott zuliebe, leiden zu wollen." (Der heilige Johannes vom Kreuz)
Tauler erzählt von einem großen Diener Gottes, der, weil er fürchtete, die großen Tröstungen, die er auf Erden empfing, würden ihm ein Hindernis legen, einst zu den Wonnen des Himmels zu gelangen, den Herrn inbrünstig bat, sie ihm zu entziehen. Sein Gebet wurde erhört und fünf ganze Jahre hindurch kostete er nicht den geringsten geistigen Trost. Da nun einst sein Herz von den wunderbaren Gnaden durchdrungen wurde, die zuweilen den großen Heiligen zuteil werden, sprach er zu Gott: "Keinen Trost verlange ich auf dieser Welt; nur Du, meine Liebe, sollst in meinem Herzen sein! Es genügt mir auf Erden, wenn nur Dein höchst heiliger Wille in mir erfüllt wird!"
Einst vernahm die heilige Gertrud vom Herrn die Worte: "Wenn eine Seele einmal dahin kam, dass sie sogar unter bitteren Drangsalen Gott loben kann, dann empfängt sie, als eine geliebte Braut, den Brautkranz von Mir; denn die Dankbarkeit in Nöten ist die reichste und kostbarste Krone der Seele."
Ich erkenne, Herr, dass Selbstabtötung mir notwendig ist, wenn Du mir keine Trübsale zusendest! Denn ich weiß, dass der Weg zum Himmel schmal ist; darum auch bitte ich, lass mich um Deiner Liebe willen am Kreuz leben und sterben! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 4. April
"Wie die Biene in den Blumen den Saft erbeutet,
den sie in den Bienenstock trägt,
so gewinnt der Diener Gottes aus dem
was er sieht, liest oder hört einen geistigen Honig."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 4. April - Von der Mildtätigkeit gegenüber den Armen
Schließe nicht dein Ohr dem Armen,
Christus ist`s, der durch ihn fleht;
Zeigest du ihm kein Erbarmen,
Hast den Herrn du selbst verschmäht.
Aber wenn er für dich spricht,
Wirst du siegen im Gericht.
1. Sieh, Jesus selbst lehrt uns heute durch sein Beispiel, die Armen nähren und ihrer Not abhelfen. Lernen wir von ihm, und tun wir was wir ihn tun sehen, denn er ist nicht nur unser Lehrer und unser Vorbild, sondern er betrachtet auch alles, was wir seinen Armen tun, also, als hätten wir es ihm getan. Nähren und kleiden wir also den Armen, so nähren und kleinen wir IHN selbst. Er selbst ist in dem Armen wie unter einem geheimnisvollen Schleier verborgen. Und überreichlich wird er für unsere Wohltaten uns belohnen, und auch nicht einen Becher kalten Wassers unbelohnt lassen.
2. Nachdem alle Armen gesättigt waren, blieben noch zwölf Körbe voll der Stücke von den wenigen Gerstenbroten übrig. Fürchte dich nicht zu verarmen. Solange du den Armen gütig mitteilst, werden deine Brote unter deinen wohltätigen Händen sich vermehren. Niemals wird es dir am Notwendigen fehlen, wenn du den Armen es nicht am Notwendigsten fehlen lässt. Und so wenig wirst du dein Geld verlieren, als der Ackermann seine Frucht verliert, die er aussät. Denn die Hand des Armen ist ein fruchtbares Ackerland, das hundertfältige Früchte bringt. "Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten;" spricht der Apostel, "wer reichlich sät, wird reichlich ernten." (2. Korinther 9,6)
3. Lukas 6,38: "Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden." Glauben wir dies nicht, so sind wir keine Christen. Glauben wir es aber, und tun es nicht, so schließen wir uns selbst von den zeitlichen und ewigen Belohnungen Gottes aus. Wann wirst du einmal den Verheißungen Gottes trauen? Ist etwa dein Geld nicht gut bei ihm angelegt? Oder ist er nicht reich genug, dir hundertfältig zu vergelten? Ja ist nicht alles, was du besitzt, sein Geschenk? Wie also weigerst du dich, einen geringen Teil davon ihm zu borgen, zumal da er Güter der Zeit und der Ewigkeit dir dafür verheißt? "Wohl dem, der sich des Schwachen und Armen annimmt; zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten." (Psalm 41,2)
5. April
Die selige Juliana von Lüttich, Nonne,
die Prophetin des Fronleichnamsfestes,
+ 5.4.1258 - Fest: 5. April
In ihrem Klösterlein am Fuß des Cornillonberges bei Lüttich kniete eine junge, kaum sechzehnjährige Nonne im Gebet. Da kam mit einem Mal der Geist Gottes über sie. In tiefen Gottesfrieden versenkt, schaute sie ein geheimnisvolles Gesicht: am nächtlich-feierlichen Himmel stand der volle Mond. In wundervollem Silberglanz erstrahlte seine Scheibe. Nur an einer Stelle war ein dunkler Fleck, wie wenn ein Stücklein ausgebrochen wäre oder fehlte. Was das wohl bedeutete? Die Nonne wusste es nicht. Als das Gesicht aber immer wiederkehrte, wurde sie unruhig; sie fürchtete, es könnte gar ein Trugbild des Teufels sein. Zwei Jahre lang flehte sie in heißem Gebet und unter Tränen und ließ auch andere gottinnige Seelen den Himmel bestürmen, dass Gott ihr kundtue, was das Gesicht bedeute.
Endlich kam Licht und Lösung in die bange Frage.
Christus selbst erklärte seiner Braut, der Vollmond sei ein Bild seiner Kirche. In dem dunklen Stück der Scheibe werde angedeutet, dass im Kreislauf des Kirchenjahres noch ein eigenes Fest zu Ehren des allerheiligsten Altarsakramentes fehle, ein überaus gnadenreiches Fest zu Dank und Sühne. Sie, Juliana, sei berufen, die Einführung dieses Festes in der Kirche anzuregen und zu veranlassen.
Die demütige Seele erschrak gewaltig über diesen göttlichen Auftrag. Sie bat und flehte heiß und innig, Gott möge anderen, fähigeren und würdigeren Seelen diese Aufgabe zuweisen. Zwanzig volle Jahre lang wahrte sie, ohne irgendjemand etwas davon zu verraten, im Schreine ihres Herzens dies ihr gottgewordenes Geheimnis, bis endlich nach Gottes Willen die Zeit gekommen war, langsam damit an die Öffentlichkeit zu treten. Doch sollten an die zwanzig weitere Jahre vergehen, bis Juliana die selige Freude erlebte, dass im Jahr 1247 das vom Herrn gewünschte Fest, das hochheilige Fronleichnamsfest, zum ersten Mal, und zwar an der Kollegiatkirche Sankt Martin zu Lüttich, begangen wurde. Wenige Jahre nach ihrem Tod, im Jahr 1264, ordnete Papst Urban IV., der früher Archidiakon in Lüttich gewesen war, die Feier dieses Festes für die ganze Kirche an.
Wer war die selige Juliana? Sie, im Jahr 1193 geboren, und ihr ein Jahr älteres Schwesterchen Agnes waren die einzigen Kinder eines frommen, reichen Paares, das seinen Wohnsitz in Retienne, in der Nähe von Lüttich, in Belgien hatte. Als Juliana erst fünf Jahre alt war, starben die Eltern; doch sorgten sie rechtzeitig dafür, dass ihre beiden Lieblinge für Zeit und Ewigkeit in gute Hände kamen: sie gaben sie nämlich zu den Augustinerchorfrauen am Cornillonberg bei Lüttich. In zarter Fürsorge wurden die Kleinen einer erfahrenen Schwester namens Sapientia auf einer nahen Klostermeierei anvertraut. Gesund an Leib und Seele wuchsen sie tüchtig heran, lernten fleißig Latein und halfen den Schwestern wacker in Stall und Feld. Ein besonderes Vergnügen machte es Juliana, die Kühe zu melken und so die Schwestern und deren Kranken im Aussätzigenspital mit Milch zu versorgen. Gleich darauf konnte man das Mädchen bei seinen Lieblingsschriftstellern, über einem großen, alten Pergamentband, dem hl. Kirchenvater Augustinus oder den Erklärungen St. Bernhards zum Hohenlied gebeugt antreffen.
Schon damals hatte sie Besuche Auswärtiger, auch wenn es Hochgestellte, Bekannte oder Familienangehörige waren, nicht gern. Da man wusste, das Kind besitze die Gabe außergewöhnlicher Frömmigkeit, versuchten einige Besucher es in ein frommes Gespräch zu verwickeln. Umsonst! „Ich bin ja nur eine Küchenmagd und Dienstmädchen der Schwestern! Was wollt ihr von mir Reden über Gott hören? Ja, ich kann Kühe melken, Hühner füttern und solcherlei tun. Was wollt ihr mehr von mir? Könnt ihr mehr und besser von Gott sprechen, dann bitte erzählt mir von ihm! Ich will euch gerne zuhören. So gebührt sich´s besser!“
Umso herzlicher dagegen verkehrte sie mit Kindern und einfachen Leuten. Mit ihnen konnte sie reizend von Gott und dem Heil der Seele plaudern, so wie ein jedes es gerade brauchte. Selbst später, wo sie wegen ihrer Stellung viel mit Adeligen und kirchlichen Würdenträgern zu verkehren hatte, war ihr dieser Verkehr stets eine Pein. Nur aus Nächstenliebe und um Sünden zu verhüten, kam sie zu solchen Unterredungen herbei, tat es aber mit solcher Zurückhaltung und Herzensbeklemmung, dass man es ihr anmerkte, es sei für sie allemal ein wirkliches Fegfeuer.
Dies war bei ihr echte, keine angelernte Demut. Als einst eine hochgestellte Person Juliana nach einer ihr von Gott verliehenen Gnade fragte, entfuhr ihr unwillkürlich zur Entschuldigung das Wort, man solle doch so etwas bei ihr nicht vermuten; sie sei ja nur eine große Sünderin. Nun zählte der hohe Herr eine lange Reihe von Sünden und Lastern auf, vor denen Gott in Gnaden seine kleine Braut bewahrt habe. „Und doch,“ erwiderte Juliana, „kann ich ganz gut all dieser Sünden schuldig sein!“ Wie sie das meine? „Ich verspüre nicht so großen Schmerz und solche Herzensangst, wie es derartige Sünden verdienen, durch die Gott beständig beleidigt wird, und deshalb erachte ich mich all dieser Sünden schuldig!“
Es ist nicht schwer zu raten, wo solche Reinheit und Demut entsprangen: am Altar. Schon früh bemerkte man bei der kleinen Juliana einen besonderen Zug zur Kirche, zum allerheiligsten Sakrament, zur heiligen Messe. Sichtlich ergoss sich jedes Mal ein Strom von Wonne und Gnaden in das reine Herz der unschuldigen Kleinen. Sie war kaum mehr von der Kirche wegzubringen. Und als sie gar das erforderliche Alter erreicht hatte und das Brot der Reinen in der hl. Kommunion empfangen durfte, kannte ihr Glück und ihre Seligkeit vollends keine Grenzen. Vor lauter Ehrfurcht über die Ankunft des göttlichen Gastes hatte sie sich vorgenommen, zur Vorbereitung eine volle Woche lang in strengem Schweigen zu verharren. Man merkte es ihr auch an, wie ungern sie zu solcher Zeit den Mund zum Sprechen öffnete. Auch sagte sie, es fiele ihr gar nicht schwer, einen ganzen Monat ohne alle leibliche Speise zu bleiben. Hätten die Schwestern es ihr nicht verboten, sie hätte es sicher versucht.
Da ihr solche äußere Übungen untersagt waren, schlang sie in umso innigerer bräutlicher Liebe geistigerweise die Arme um den Einziggeliebten ihres Herzens. Und der erwiderte wahrhaft göttlich-freigebig immer mehr mit himmlischen Gaben die Liebe und Treue seiner Braut.
Noch ein junges Mädchen, durfte sich Juliana durch die Jungfrauenweihe und die Ordensgelübde ganz dem Dienst Christi weihen. Sie war eine treffliche Klosterfrau. „Von Jugend an,“ bezeugt ihr alter Lebensbeschreiber, „war sie gegen jedermann dienstbereit, leistete freudig Marthadienste und gab sich zu jeder Arbeit her. Hatte sie in Gehorsam und Liebe ihre Arbeit getan, so blieb sie still für sich, lebte ganz ihrem Gott und war so auch eine echte Maria.“
Mit Erlaubnis ihrer Obern übte sie strenge Enthaltsamkeit. 38 Jahre genoss sie bis zum Abend in strengem Fasten nicht die geringste Speise und dann auch zum Erbarmen wenig. Ihre Natur war schließlich so an diese Lebensweise gewöhnt, dass der Magen vor der gewohnten Stunde die Aufnahme jeglicher Nahrung verweigerte. Kam es nun vor, dass sie auswärts und auf Reisen aus Rücksicht auf andere oder um peinlichen Erklärungen zu entgehen, doch den Versuch machte, etwas von dem Vorgesetzten zu genießen, so hatte sie dabei ihre liebe Not. Endlos kaute sie den Bissen mit den Zähnen; hinunter brachte sie mit bestem Willen nichts. Wohlweislich hielt sie darum in ähnlichen Fällen immer ein Tüchlein bereit, in den sie unauffällig die Speisereste verschwinden ließ. „Essen, Trinken und Sprechen und dergleichen, woran sonst der Mensch ein besonderes Vergnügen empfindet, seien ihr“, so gestand sie einer Vertrauten einmal, „geradezu eine Last“. Nicht besser stand es um den Schlaf, auf den sie ganz wenig, fast gar keine Zeit zu verwenden brauchte. Die Nächte vor den Hochfesten und den höheren Heiligenfesten verbrachte sie meist oder fast ganz wachend im Gebet und in Beschauung.
Überhaupt gewann ihre Frömmigkeit große Kraft im engsten Anschluss an das Kirchenjahr. Christi Geburt und Kindheit begleitete sie mit zartester Liebe und Andacht, und erst sein bitteres Leiden und Sterben entlockte ihrem Herzen die tiefsten Regungen des Mitgefühls und ihren Augen heiße Tränen. Als einst im Chor jenes alte, wundersame Triumphlied des Kreuzes, das „Vexilla regis prodeunt“, „Des Königs Banner wallt voran“, angestimmt wurde, wurde Juliana so in tiefster Seele erschüttert, dass sie vor Leid und Weh laut aufschrie und schleunigst zur Kirche hinausgeführt werden musste. Das Mitleid mit Christi Leiden zehrte von Jahr zu Jahr mehr an ihrem Leben. „Drei Dinge“, bezeugt eine vertraute Mitschwester, „erschöpften von Jugend an ihre Körperkräfte: die auf ihr ruhende Arbeitslast, das beständige Andenken an das Leiden des Herrn und die heftige Sehnsucht und Liebe nach der Vereinigung mit ihrem Schöpfer.“ Wie ergreifend ist, was ihr alter Lebensbeschreiber nach den Angaben der Mitschwestern von den Äußerungen ihrer Frömmigkeit an Christi Himmelfahrt erzählt! Da hielt es Juliana im Haus nicht mehr aus. Mit Gewalt trieb es sie an diesem Tag hinaus ins Freie. Sie musste den Himmel schauen, wohin Christus uns vorangegangen ist. Auch von ihrer Andacht für das Geheimnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit und des hochheiligen Altarsakramentes wird uns viel berichtet, ebenso über den Geist der Prophezeiung, wie sie anderen, die schwer versucht, krank oder vom Teufel besessen waren, gar liebevoll und wundersam half, wie sie Reliquienfälschungen aufdeckte und dergleichen mehr...
Nur zwei Züge ihres Tugendbildes seien hier noch eigens hervorgehoben, die uns so recht die tiefe Liebe und Leidenschaft ihres Herzens verraten: der erste ist ihre Liebe und kindliche Verehrung zur allerseligsten Jungfrau Maria. Unter den Muttergottesfesten war ihr das liebste Mariä Verkündigung. Sie hatte ein ganz besonders tiefes Verständnis für das Geheimnis der Menschwerdung Christi. Jenen, die ihr näherstanden, teilte sie vertraulich mit, dass es Maria besondere Freude mache, wenn man oft ihre Worte „Siehe, ich bin eine Magd des Herrn“ bete und im Streben und Ringen nach Tugend gebrauche. Jedes Mal werde dadurch die vollkommene Freude, die in der Stunde der Menschwerdung über Maria kam, in ihrem Herzen erneuert. Eine zarte Vorliebe und Andacht hatte Juliana auch für den Hochgesang Mariä, das Magnifikat. Wenn sie es betete, kam oftmals eine Flut von Seligkeit und Wonne über ihre Seele. Sie hatte die fromme Gewohnheit, zu Ehren der neun Monate, während derer die einzigartige Jungfrau (virgo singularis) den Urheber unseres Heils in ihrem Schoß getragen hatte, das Magnifikat neunmal jeden Tag zu beten. Auch andere, die ihr nahestanden, munterte sie zu dieser gnadenreichen Übung auf. Es scheine ihr unmöglich, versicherte sie, dass jemand, der im Stand der Gnade sei, nicht in jedem, das Seelenheil betreffenden Anliegen erhört werde, wenn er so die glorreiche Jungfrau anrufe. Auch bat sie inständig, diese Übung doch überall, besonders in Nonnenklöstern und bei gottgeweihten Jungfrauen zu verbreiten. „Sie kannte aus eigener Erfahrung“, bemerkte der alte Lebensbeschreiber, „welche Vorteile daraus entstünden. Lag ihr doch der geistliche Vorteil aller sehr am Herzen.“ Manch Erbauliches wäre hier noch anzuführen von ihrem tiefen Geistesblick in die Herzensgeheimnisse anderer, wie widerwärtig ihr der Verkehr mit geistesstolzen Menschen war, und welch geheimnisvolle Wonne sie im Gegenteil empfand, wenn sie mit Personen sprach, die von Herzen demütig und mit Gott vereint lebten.
Die zweite große, oder besser gesagt, die einzige große Neigung und Leidenschaft ihres Herzens war die Liebe zum allerheiligsten Altarsakrament. Ihm galt all ihre Liebe von Jugend an; aus ihr schöpfte sie auch besonders Kraft im Kampf gegen den Erbfeind der Seelen, der mit glühendem Hass, oft fühlbar und sichtbar, diese auserwählte Braut Christi verfolgte. Wie manch andere Heilige besaß auch Juliana eine Art eucharistischen Spürsinn. Einst machte sie bei ihrer Freundin, der seligen Eva, die als Reklusin (Klausnerin) neben der St. Marienkirche zu Lüttich eingemauert lebte, einen Besuch. Nachdem Juliana ihrer Gewohnheit gemäß, erst den Herrn des Heiligtums im Sakrament zu begrüßen, eine Zeitlang im Gebet auf der Kirchenempore zugebracht hatte, kam sie ganz betrübt zu ihrer Freundin und sagte: „Warum wird der Leib des Herrn nach der Messe in dieser Kirche nicht aufbewahrt? Dies geschieht doch sonst in allen anderen Kirchen!“ So war es in der Tat. Aus irgend einem Grunde war das gerade an diesem Tag unterblieben. Als sie das nächste Mal wiederkam, sagte sie nachher mit fröhlichem Gesicht zur Seligen: „Jetzt ist Eure Kirche wirklich reich begütert, da sie mit dem Leib des Herrn ausgestattet ist.“ Und so war es auch.
Werfen wir zum Abschluss dieses Lebensbildes noch einen kurzen Blick auf Julianas äußeren Lebensgang. Auch unsere Gottesbraut musste die ihr von Gott verliehenen außergewöhnlichen Gnadengaben – zu den Höhen der Mystik führt eben kein anderer Weg! – zwischen Disteln und Dornen, auf steilem Kreuzweg, pflücken. Im Jahr 1230 wurde sie zur Vorsteherin und Priorin ihres Klosters gewählt. Schon bald darauf entstand infolge von grundlosen Redereien und Anschuldigungen eine unheilvolle Unruhe, Unzufriedenheit und Aufregung sowohl unter den Nonnen im Kloster, wie unter den Weltleuten in der Stadt. Dazu kam noch, dass der neue geistliche Obere des Klosters, auf unkirchliche, simonistische Weise gewählt, in gehässiger, verleumderischer und gewaltsamer Weise gegen Juliana vorging. Als aller Widerstand nichts mehr nützte, hielt sie es für das beste, dem Unrecht zu weichen. Sie verließ deshalb mit einigen treuen Nonnen das Kloster, wurde aber bald durch ihren Bischof gerechtfertigt und wieder eingesetzt. Unter seinem Nachfolger, einem unwürdigen, weltlich gesinnten Mann, begann für Juliana die Leidenszeit von neuem. Als sogar die blinde Volkswut in einem Aufstand gegen das Kloster und seine heilige Priorin aufgehetzt wurde, verließ Juliana es zum zweiten Mal mit einigen Getreuen. Sie sollte ihr klösterliches Heim nicht mehr wiedersehen. Fortan sollte auch sie, die Braut des zarten Fronleichnams im Tabernakel, auf Erden keine bleibende Wohnstätte mehr haben. Erst versuchte sie, in einigen befreundeten Zisterzienserinnenklöstern, dann bei den Beginen zu Namur, Unterkunft zu finden, und schließlich bei ihrer Freundin, der Zisterzienseräbtissin Imena zu Salzinnes. Doch ein geheimer, fast möchte man sagen, teuflischer Hass und Groll verfolgte die Gottesbraut überallhin und brachte selbst denen, die ihr gastlich Dach und Herberge boten, Unheil und zeitlichen Schaden.
Wie froh und dankbar war sie schließlich, als man ihr eine gerade frei gewordene Reklusenklause, die an die Kirche zu Fosses angebaut war, anbot. Dorthin zog sie sich im Jahr 1256 zurück. Einsam und allein verbrachte sie hier bei ihrem Herrn und Meister im Fronleichnam ihre letzten zwei Lebensjahre. Viel Kreuz und Leid hatte sie ihr Leben lang erduldet, „viele und schwere Krankheiten, Unbilden, Widerwärtigkeiten und Verfolgungen aller Art; doch in all dem hatte sie sich stets gar sanft (suaviter) und stark (fortiter) erwiesen.“ Jetzt kamen neue körperliche Leiden und Schmerzen und warfen sie aufs Krankenlager. Mit rührender Frömmigkeit und Geduld ertrug sie alles.
So nahte der letzte Tag. Ihre treue Freundin, die Äbtissin Imena, war herbeigeeilt und stand am Sterbelager. Da es nicht mehr möglich war, Juliana den Leib des Herrn zu reichen, glaubte die Äbtissin, der sterbenden Heiligen einen großen Trost zu bereiten, indem sie den Vorschlag machte, man solle den heiligen Fronleichnam wenigstens in der Pyxis herbeiholen, damit sie ihrem Herrn und Heiland sich ein letztes Mal empfehlen könne. Doch wie erstaunten die Umstehenden, als Juliana das Anerbieten ernst und ruhig ablehnte: „Nein, meine Herrin! Das wäre Anmaßung!“ – ein Wort, das nur von tiefster, echter Demut eingegeben war, denn sie hielt es für geziemend, dass nicht ihr Herr und Heiland zu ihr, sondern vielmehr sie zu ihm komme. Doch die Äbtissin gab sich noch nicht zu rasch besiegt. Sie drängte die sterbende Freundin und versuchte sie mit allen Mitteln zu überzeugen, wie gnadenreich und tröstlich es sei, ihn, den sie in dieser Welt nicht mehr sehen werde, jetzt noch einmal als Erlöser zu schauen. Auch eine der Nonnen redete ihr vertraulich zu, sich doch dem Wunsch und Willen der Äbtissin zu fügen. Da stimmte sie zu.
Der Priester bekleidete sich also mit weißer Albe und Stola und holte das heiligste Sakrament herbei. Als Juliana das Glöcklein hörte, das man läutete, wenn ein Krankes die Kommunion empfing, flammte noch einmal die Lebenskraft und ihre ganze, heiße Liebe in ihr auf. Mit einem festen Ruck richtete sich die Sterbende von ihrem Lager auf und erwartete sitzend den göttlichen Gast. Der Priester kam, enthüllte das heilige Gefäß, entnahm ihm ehrfurchtsvoll eine heilige Hostie, zeigte sie der sterbenden Heiligen und sprach: „Seht da, Herrin, Euren Heiland, der sich herabgelassen hat, für Euch geboren zu werden und zu sterben. Bittet ihn, er möge Euch vor Euren Feinden behüten und Euer Führer sein!“ Da richtete Juliana ein letztes Mal fest und gläubig den Blick auf den, der ihr im Sakrament gezeigt wurde, und sagte: „Amen!“
Weiter sprach sie nichts mehr, lehnte ihr Haupt aufs Lager zurück und verschied – es war am 5. April im Jahr des Heils 1258.
„Bitte jetzt, glückselige Jungfrau“, schließt ihr alter Lebensbeschreiber – es soll auch unser Schlussgebet sein – „bitte deinen geliebten Bräutigam, dass er meine Schritte auf seinen Pfaden bewahre, auf dass meine Schritte im Glück wie im Unglück nicht wanken, und dass auch ich, auf dem Weg seiner Gebote gehend, von Tugend zu Tugend fortschreite. Amen.“
Die heilige Kreszentia von Kaufbeuren, Nonne, Oberin,
+ 5.4.1744 – Fest: 5. April
„Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhebt die Demütigen. Siehe, er hat herabgesehen auf die Niedrigkeit seiner Magd!“ So pries die demütigste und begnadete aller Jungfrauen ihr Glück, zur Würde der Gottesmutter erhoben zu sein. Wie wir es bei der allerseligsten Jungfrau sehen, erwählt der weise Ratschluss Gottes gar oft aus dem niedrigsten Stand Personen, um sie mit außerordentlichen Gnaden zu erfüllen und sie in seinem Reich hoch zu stellen. Eine dieser hochbegnadeten und hochangesehenen war die heilige Kreszentia.
Sie war die Tochter eines armen Leinwebers, Matthias Höß, in Kaufbeuren, und doch verkehrten mit ihr die gekrönten Häupter. Die Kaiserin Amalia, die Brüder des Kaisers, die Herzogin von Savoyen, der Kurfürst von Köln, die fürstliche Familie von Sigmaringen, die Kirchenfürsten von Salzburg und Augsburg, der Kurfürst von Sachsen und die königliche Familie von Polen unterhielten einen fortwährenden Schriftwechsel mit der Weberstochter und reisten zu ihr hin. Noch heute hat ihr Name in Schwaben und allen deutschen Ländern guten Klang und zahlreiche Scharen pilgern zu ihrem Grab.
Maria Kreszentia wurde am 20. Oktober 1682 von sehr armen, aber auch sehr frommen Eltern geboren und zeigte schon als Kind eine außerordentliche Vorliebe für das Gebet und fromme Übungen. Oft fand man die Kleine in einem Winkel des Hauses auf den Knien betend, manchmal litt sie Hunger und Durst oder nahm etwas Bitteres in den Mund aus Liebe zum Heiland, der mit Essig und Galle getränkt wurde.
Zur jungen Frau herangewachsen, hegte sie keinen sehnlicheren Wunsch, als in das Frauenkloster zu Kaufbeuren einzutreten, indes konnte sie wegen ihrer Armut nicht aufgenommen werden, weil die Vermögensverhältnisse des Klosters sehr zerrüttet waren. Dennoch besuchte sie gern das Kloster und betete vor dem Kruzifix im Gang mit tiefer Inbrunst. Einst war es ihr, als ob sie vom Kreuz deutlich die Worte hörte: „Hier wird deine Wohnung sein.“ Aber alle ihre Bitten um Aufnahme fanden keine Erhörung.
Schon war Kreszentia 22 Jahre alt und noch immer zeigte sich keine Aussicht, dass sich ihr sehnlichstes Verlangen jemals erfüllen werde, aber Gottes Vorsehung schaffte Rat. Neben dem Kloster stand ein Wirtshaus, wo von Gästen Tag und Nacht viel gelärmt wurde, so dass die Klosterfrauen in ihrer Andacht und nächtlichen Ruhe fortwährend gestört wurden. Gern hätte das Kloster das Wirtshaus gekauft, aber es konnte die Kaufsumme nicht erschwingen. Da brachte es der Bürgermeister Matthias Wörle durch seinen Einfluss dahin, dass der Wirt für eine geringe Summe seine Wohnung dem Kloster überließ. Zugleich bat er die dankbaren Klosterfrauen, sie möchten Kreszentia aufnehmen, indem er die Worte hinzufügte: „Es wäre schade, wenn solch ein Engel in der Welt verdorben würde.“
Kreszentia trat nun im Jahr 1704 in das Frauenkloster vom Dritten Orden des heiligen Franziskus, aber man ließ sie im Kloster fühlen, dass sie kein Vermögen mitgebracht habe, selbst die Dienstboten nannten sie manchmal ein Bettelmädchen. Die demütige Jungfrau ertrug alle Schmähungen mit himmlischer Geduld, unterdrückte jeden hochmütigen Gedanken und betete für ihre Beleidiger. Anfangs erhielt Kreszentia eine eigene Zelle, als aber eine Novizin kam, die Vermögen mitbrachte, musste sie ihre Zelle abtreten und täglich die eine oder andere Klosterfrau bitten, dass sie in ihrer Zelle auf dem Boden übernachten dürfe. Später wurde ihr ein dunkler, feuchter Winkel zur Schlafstelle angewiesen.
In ihrem Noviziat musste Kreszentia die niedrigsten Dienste verrichten und wurde wegen ihrer Frömmigkeit oft noch als Heuchlerin gescholten. Nach ihrem Probejahr wurde sie als Pförtnerin angestellt, später musste sie die Küche besorgen. Bald sahen jedoch die Mitschwestern ein, dass sie der tiefreligiösen Kreszentia Unrecht getan hatten, sie bereuten ihr liebloses Benehmen und wählten sie einstimmig zur Vorsteherin des Klosters, sie nahm in ihrer Demut diese Würde jedoch erst an, als sie vermöge des Gehorsams vom Kirchenoberen dazu verpflichtet wurde.
In ihrer Würde verdoppelte Kreszentia ihr eifriges Streben nach Vollkommenheit. Sie pflegte zu sagen: „Wenn ich nur einen Tropfen Blut oder eine Faser an mir wüsste, die Gott nicht liebte, so müsste ich sie herausreißen.“ Wenn sie andere sagen hörte, es sei genug, wenn man sich von Sünden enthalte, dieses oder jenes gute Werk brauche man nicht zu tun, dann vergoss sie bittere Tränen. Sie flehte zu Gott, er möge ihr lieber alle Krankheiten des Leibes, Geistesdürre und Kreuz und Leiden schicken, als dass er sie in eine Sünde fallen lasse. Wo sie Gelegenheit fand, anderen Gutes zu tun, freute sie sich königlich. Besonders liebte sie jene, die sie verachtet und Verspottet hatten. Hörte sie jemand über die Fehler der Mitmenschen sprechen, so verteidigte sie die Abwesenden mit aller Entschiedenheit. Eine besondere Fürsorge hegte sie zu den Kranken und sie scheute sich nicht, die ekelhaftesten Geschwüre auszusaugen. Bei Tisch begnügte sie sich mit Suppe und gab ihren übrigen Anteil den Armen. Um Mitternacht pflegte sie aufzustehen und ihre Andacht zu verrichten, und die Glut ihrer Andacht ließ sie die bitterste Winterkälte nicht fühlen. Ihre Seele versenkte sich so tief in das Leiden Christi, dass allmählich die Wirkung davon auf ihren Leib überging. An jedem Freitag von 9 Uhr bis nachmittags 3 Uhr litt sie unsägliche Schmerzen und zur Zeit der Sterbestunde Christi fiel sie oft in Ohnmacht.
Ihren Leib kasteite Kreszentia in vielfacher Weise. In ihren letzten Lebensjahren genoss sie mittags nur etwas Suppe und Gemüse, abends nichts. Sie schlief nur drei Stunden und zwar auf einem Brett, die übrige Zeit widmete sie frommen Übungen. Ihre Demut ließ den jüngeren Klosterfrauen den Vorrang und verrichtete selbst die niedrigsten Hausgeschäfte. Musste sie eine Rüge erteilen, so bat sie vorher die Schuldige um Vergebung. Noch über ihr Kloster hinaus ging ihre segensreiche Wirksamkeit, indem sie Feinde miteinander versöhnte, Frieden in entzweiten Familien stiftete, verhärtete Gewohnheitssünder bekehrte.
Reich an Verdiensten und Tugenden, hochverehrt und geliebt von allen, die sie kannten, starb Kreszentia gottselig und im Ruf der Heiligkeit in der Nacht vom 4. Auf den 5. April 1744. Papst Pius VII. erklärte sie in einem Breve vom 2. August 1801 selig. Papst Johannes Paul II. sprach Kreszentia von Kaufbeuren am 25. November 2001 heilig.
Die heilige Katharina Thomas, Jungfrau und Nonne zu Palma,
+ 5.4.1574 - Fest: 5. April
Zu der Zeit, als eine der berühmtesten Heiligen, die heilige Theresia, in Spanien lebte, war auch eine Insel des spanischen Gebietes, Mallorca, mit einer heiligmäßigen Frau gesegnet. Es wohnte dort ein Ehepaar von adeliger Abstammung, namens Thomas, dessen kleine Tochter Katharina hieß. Neben ungewöhnlicher Schönheit zeigte Katharina in frühester Jugend schon einen großen Lebensernst; sie hatte keine Freude an den jugendlichen Spielen und Vergnügungen, insbesondere wollte sie niemals vom Tanz etwas wissen. Wenn sie befürchtete, dass man sie zu solchen weltlichen Vergnügungen nötigen wollte, verbarg sie sich zuweilen. Dafür zeigte sie schon in der Kindheit den Geist des Gebetes und der Abtötung, betete täglich den Rosenkranz und suchte jede Gelegenheit auf, das Wort Gottes zu hören.
Da Katharina schon mit ihrem siebenten Jahr beide Eltern verloren hatte, da nahm ihr Onkel mütterlicherseits die Waise zu sich. Er war Landwirt und ein herrischer strenger Mann, der keinen Widerspruch und keine Abweichung von seinen Anordnungen duldete. Das fromme Mädchen konnte hier nicht, wie sie es einst zu Hause gewöhnt war, nach ihrer Neigung viel Zeit zum Gebet verwenden und oft in die Kirche gehen; selbst an Festtagen war es manchmal schwierig für sie, in den Gottesdienst zu kommen. Da Katharina diese misslichen Verhältnisse nicht ändern konnte, so verschaffte sie sich dadurch einigen Ersatz, dass sie während der Arbeit im Geist viel betete und religiöse Wahrheiten betrachtete. In gleicher Weise verwandte sie ihre Ruhestunden und einen Teil der Nacht zum Gebet, indem sie sich vom Schlaf Abbruch tat.
Katharina wurde manchmal von ihrem Oheim und dessen Frau, sowie auch von den Dienstboten der Heuchelei beschuldigt und eine Betschwester geschimpft. Auch heutzutage werden oft Personen, die mit einem christlichen Leben wahrhaft ernst machen, „Betschwestern“ genannt; hingegen gibt es auch eine Art von Frömmigkeit, die allerdings nur „Betschwesterei“ ist und weder aus Gott kommt, noch zu Gott führt. In dem Leben der seligen Katharina lässt sich der Unterschied deutlich zeigen.
Manche Personen beten viel, gehen viel in die Kirche und auf Wallfahrten, arbeiten aber nicht gerne und vernachlässigen selbst ihre Berufspflichten. Dies ist „Betschwesterei“. Auch gegen Katharina hatte ihr Vetter den Verdacht, dass sie des Betens wegen ihren Dienst vernachlässige. Er bemerkte aus der Ferne, dass sie bei der Herde, die sie hüten musste, längere Zeit hindurch ganz unbeweglich war. Er glaubte daher, sie bewache die Herde nicht und lief hinzu, um sie wegen ihrer Fahrlässigkeit zu schlagen; aber er fand alles in der besten Ordnung, so dass er der frommen Hirtin nicht einmal einen Beweis geben konnte. Sie gab sich allerdings der Andacht hin, während sie das Vieh hüten musste, aber stets in der Art, dass sie dabei doch sorgfältig Aufsicht hielt. Weil sie aber auch mit anderer Arbeit oft unmenschlich überladen wurde, so strengte sie alle Kräfte an, um vollständig ihre Pflicht tun zu können.
Katharina hatte vieles zu dulden, tat aber selbst niemanden etwas zu leide. Wie Feuerfunken in die kühle Flut des Sees fallen und ablöschen, so zündete keine Beleidigung ihre edle Seele zu Zorn oder Gehässigkeit an. Ihre weltlich gesinnte Base machte ihr oft die bittersten Vorwürfe, dass sie sich nicht hübscher kleide. Einmal ließ sich Katharina, um Verdruss zu vermeiden, einigen Schmuck aufdrängen; als sie aber zu heiligen Kommunion ging, legte sie ihn wieder ab und rührte ihn nicht mehr an. Als sie nach Hause kam, goss ihre leidenschaftliche Base Schimpf und Schande über das fromme Mädchen aus. Katharina aber zeigte sich innerlich geschmückt und gewaffnet mit dem blanken Schild christlicher Geduld und des Stillschweigens. So musste sie auch von ihrem unfreundlichen Oheim vieles erdulden; wie die meisten Weltmenschen sich ärgern, wenn jemand eifrig in der Religion ist, so beschimpfte und verspottete er öfters die fromme junge Frau oder verbot es ihr gar, wenn sie in den Gottesdienst oder zur Beichte wollte. Selbst von den Dienstboten im Haus erfuhr sie deshalb manche Kränkungen und böse Reden, so als sei ihre Frömmigkeit nur Verstellung. Aber Katharina zeigte darüber weder Trotz noch Empfindlichkeit, ja sie freute sich sogar, dass sie um der Religion willen auch etwas leiden durfte.
Katharina war trotz allem oft sehr unzufrieden mit sich selbst und hielt sich für eine undankbare, nachlässige, ungetreue Dienerin Gottes, die nicht verdiene, so viele Gnaden zu genießen. Dies waren aber bei ihr nicht etwa demütige Redensarten, sondern sie fühlte sich manchmal sehr beunruhigt und geängstigt bezüglich ihres Seelenheils. Ganz ähnlich findet sich das auch im Leben des heiligen Alfons M. Liguori, dessen Tag gestern war. Er hatte nicht nur Zeiten, in denen sich seine Seele ganz trocken und freudlos dem Glauben gegenüber fühlte, sondern in denen er auch schwer von Versuchungen und Verängstigungen angefochten wurde. Als ihm einmal wieder besonders bange war wegen seines Seelenheiles und ihn jemand trösten wollte, er habe sich nicht zu fürchten, er habe ja so viele gute Werke getan, da antwortete der Heilige: „Welche guten Werke? Meine einzige Hoffnung ist Jesus Christus, und nach ihm Maria.“
Katharina trat später in ein Kloster ein; als man hier aber ihre ungewöhnliche Tugend wahrnahm und ihr deshalb viel Hochachtung entgegenbrachte, war ihrer wahren Demut dies ganz unerträglich. Wie eine „Betschwester“ sich verstellt, um sich Hochachtung zu erwerben, so verstellte sich Katharina, um die Hochachtung von sich abzuwenden und sich verächtlich zu machen. Sie redete ganz bäuerlich, benahm sich einfältig und unverständig, wie wenn sie eine ganz ungebildete Person von geringem Stand wäre. Als ihr eine Schwester im Kloster einmal sagte, Katharina tauge zu nichts und könne dem Haus niemals nützlich sein, entschuldigte sie sich nicht dafür; ja sie fühlte sich nicht einmal betrübt, sondern dankte der unfreundlichen Schwester für den erhaltenen Verweis. Sie bat überhaupt selbst noch die anderen um Zurechtweisung, wenn sie Fehler machen würde oder ihre Pflichten vernachlässige.
Manch ein Christ redet gern von seinen bedeutsamen Träumen, von Einsprechungen des Heiligen Geistes, von Visionen oder wie er Erscheinungen hatte, innerlich eine Stimme vernommen habe, die ihn zu dem und jenem aufforderte. Er hat überhaupt mehr Verlangen nach Wunderdingen mancher Heiligen, als nach deren stillen Tugenden. Katharina hatte ganz besondere Anfechtungen vom bösen Feind zu bestehen, wurde aber auch mit himmlischen Entzückungen und Offenbarungen getröstet. Aber sie wandte die größte Sorgfalt an, so viel als möglich so etwas vor den Schwestern zu verbergen, denn sie trug eine Scheu vor dem, wonach manch einer ein Verlangen hat, nämlich als etwas Außerordentliches zu erscheinen.
Manch einer befiehlt lieber, als dass er gehorcht: Er gehorcht oft nicht einmal dem Beichtvater, den Eltern oder Vorgesetzten, selbst da wo diese etwas Berechtigtes fordern. Die selige Katharina hingegen kam dem geringsten Wunsch ihrer Oberin mit größter Aufmerksamkeit und Treue nach. Als sie später so gebrechlich war, dass sie von allen Hausdiensten dispensiert war, dispensierte sie sich selber nicht. Wenn das Zeichen der Glocke gegeben wurde, stützte sie sich auf der einen Seite auf den Stock, auf der anderen Seite hielt sie sich an der Wand und schleppte sich auf diese Art an den Platz, wo sie in gesunden Tagen ihren Dienst zu verrichten hatte. Da man sie aber wegen ihrer außerordentlichen Tugenden und Verdienste zur Oberin wählte, gab sie sich die größte Mühe, dem Bischof zu zeigen, wie sie ganz unfähig und unwürdig für diese Stelle sei, bis der Bischof selbst eine neue Wahl anordnete.
Katharina sagte selbst den Tag ihres Todes voraus, was auch genau eintraf. Bei dem Herannahen ihrer Sterbestunde, nachdem sie die heiligen Sakramente empfangen hatte, ließ sie noch alle Schwestern zu sich kommen, bat sie um Verzeihung, tröstete und ermahnte sie. Dann ließ sie sich den 30. Psalm vorlesen:
„Auf dich, o Herr, habe ich gehofft, ich werde auf ewig nicht zu Schanden werden. Durch deine Gerechtigkeit rette mich.
Neige dein Ohr zu mir und eile mich zu retten. Sei mir ein Schutzgott, ein Haus der Zuflucht, mir zu helfen.
Denn du bist meine Stärke, meine Zuflucht bist du; um deines Namens willen führe mich und erhalte mich.
Hilf mir heraus aus dem Netz, das sie mir gelegt haben; denn du bist mein Schutzherr.
In deine Hände empfehle ich meinen Geist: du hast mich erlöst, ewiger, treuer Gott.“
Bei diesen Worten starb sie am 5. April 1574.
Der heilige Vinzenz Ferrer von Valencia,
spanischer Priester und Bekenner aus dem Orden des hl. Dominikus,
+ 5.4.1419 – Fest: 5. April
Der heilige Vinzenz Ferrerius erblickte das Tageslicht zu Valencia in Spanien, am 23. Januar. Sein Vater und seine Mutter waren durch ihre Frömmigkeit und Liebe gegenüber den Armen ausgezeichnete Eheleute. Sie verteilten als Almosen, was sie am Ende eines jeden Jahres von ihren Einkünften noch erübrigten. Der Himmel segnete ihre Ehestand mit Kindern, auf die sich ihre Tugenden vererbten. Zwei von ihnen, Bonifatius und Vinzentius, waren große Kirchenlichter. Der erste starb als Karthäusergeneral, der zweite entfaltete von Kindheit auf glückliche Anlagen. Frühe schon hatte er die Gewohnheit angenommen, alle Mittwoche und Freitage zu fasten, um seine Leidenschaften desto sicherer zu bemeistern. Er hatte eine zärtliche Andacht zum leidenden Jesus und zur allerheiligsten Jungfrau, die er immer als seine Mutter verehrte. In den Armen erkannte er die Gliedmaßen Jesu Christi, und bezeigte ihnen die herzlichste Liebe: dies veranlasste seine Eltern, durch ihn Almosen auszuspenden.
Im 12. Lebensjahr schon betrat der heilige Vinzenz seine philosophische Laufbahn, und als er sich dem Studium der Theologie ergab, war er noch keine 15. Jahre. In diesen beiden Wissenschaften machte er so schnelle Fortschritte, dass er in einem Alter, wo man noch der Lehrmeister bedarf, schon öffentliche Vorlesungen hätte halten können. Nachdem er seine Studien beendigt hatte, ließ ihm seine Familie die Freiheit, sich nach Wohlgefallen einen Stand zu wählen. Er entschloss sich für das Klosterleben, und nahm das Ordenskleid bei den Dominikanern an, zu Valencia 1374. Da er den Entschluss gefasst hatte, dem heiligen Dominikus in allem nachzuahmen, war er bald ein vollendeter Mann in den Wegen der Vollkommenheit, und um sich in Stand zu setzen, den Zweck seines Ordens zu erreichen, verband er mit dem Gebet und den Abtötungen das Studium der göttlichen Schriften, wie auch das Lesen der Werke unserer Kirchenväter.
Kurz darauf, nachdem er seine Klostergelübde abgelegt hatte, wurde er von seinen Obern auf den Lehrstuhl der Philosophie erhoben, welchem Amt er auch mit großem Erfolg vorstand. Nach Beendigung seines Kurses gab er seine Tatkraft von den dialektischen Suppositionen heraus, da er noch nicht sein 24. Lebensjahr erreicht hatte. Man schickte ihn hierauf nach Barcelona, wo er dieselbe Stelle bekleidete. Das Studium der Scholastik verschlang aber nicht alle seine Stunden. Er erübrigte noch Zeit, um das Wort Gottes vorzutragen. Seine Predigten brachten die schönsten Früchte hervor, besonders während einer Hungersnot, womit die Stadt Barcelona heimgesucht wurde. Er weissagte den Einwohnern die Ankunft von zwei mit Früchten beladenen Schiffen, und der Erfolg bewährte die Prophezeiung, als man am wenigsten auf Beistand hoffte. Dieser Umstand steigerte nicht wenig die Gefühle der Hochachtung, die man ohnehin schon für ihn hatte.
Von Barcelona wurde der Heilige nach Katalonien auf die berühmte Universität Lerida geschickt, wo er das Studium der Scholastik und die Übungen des Priesteramtes allzeit mit demselben Erfolg fortsetzte: er erhielt in dieser Stadt im Jahr 1384 den Doktorhut von der Hand Kardinals Peter von Luna, Gesandten des Papstes Klemens VII. Auf Verlangen des Bischofs, der Geistlichkeit und des Volkes von Valencia, musste er dann wieder in sein Vaterland zurückkehren, wo er hierauf die heiligen Schriften erklärte und mit außerordentlichem Ruhm das Predigtamt bekleidete. Da er in allem aus reinsten Beweggründen handelte, segnete der Himmel alle seine Amtsverrichtungen, und jedermann ehrte ihn als einen vollkommenen Diener Gottes.
Um seine Tugend jedoch zu prüfen, ließ Gott zu, dass er von den heftigsten Versuchungen wider die Reinheit angefochten wurde. Der böse Feind stellte seiner Einbildungskraft tausend verabscheuungswürdige Bilder dar, wo nicht um ihn zu verführen, doch wenigstens um ihn zu verwirren und zu zerstreuen. Eine Frau, die von sündhafter Leidenschaft gegen den Heiligen entflammt wurde, stellte sich krank, und ließ Vinzenz zu sich rufen, unter dem Vorwand, sie wolle ihm beichten. Als sie ihn allein in ihrem Zimmer sah, erklärte sie ihm ihre Absicht, und wandte alle möglichen Mittel an, um ihn für ihre Begierde zu gewinnen. Der Heilige aber, wie ein zweiter Joseph, nahm die Flucht, und erwiderte nicht ein einziges Wort. Die Frau, über dieses Misslingen ganz in Wut gebracht, spielte nun die unverschämte Rolle der Frau Putiphars, und nahm ihre Zuflucht zur Verleumdung: da aber dieser Kunstgriff keineswegs ihrer Erwartung entsprechen wollte, gestand sie endlich selbst ihren Frevel, und tat eine öffentliche Abbitte, um sich von den Gewissensbissen, die sie jämmerlich quälten, zu befreien. Der Heilige verzieh ihr gerne, und heilte sie sogar von inneren Schmerzen, mit denen sie Gott, zur Strafe ihres Verbrechens, heimgesucht hatte.
Die Waffen, die der heilige Vinzenz gegen die Angriffe des Satans führte, waren: Gebet, Abtötung, strenge Wachsamkeit über alle seine Sinne, und große Sorgfalt, die ersten Regungen der Begierlichkeit zu ersticken.
Sein Herz war allzeit in Gott vertieft, so dass seine Studien, seine Arbeiten und überhaupt alle seine Handlungen ein beständiges Gebet wurden. Er fand sich durch diese Übung so beglückt, dass er sie allen Christen anempfahl. Lasst uns ihn selbst hören, wie er sich ausdrückt in seiner Abhandlung über das geistliche Leben, wo er jenen, die den Wissenschaften obliegen, überaus wichtige Lehren gibt. „Willst du auf eine dir ersprießliche Weise lernen, wohlan, so soll die Andacht immer deiner Studien treue Gefährtin sein, und deine Absicht immer dahingehen, die Geschicklichkeit zur Heiligung deiner Seele zu erlangen. Berate dich mehr mit Gott als mit deinen Büchern, und begehre demütig von ihm die Gnade, das zu verstehen, was du liest. Das Studium ermüdet den Geist und verdörrt das Herz. Belebe beide von Zeit zu Zeit am Fuß deines gekreuzigten Heilands. Einige Augenblicke der Ruhe in dessen geheiligten Wunden gewähren neue Kräfte und neues Licht. Unterbreche deine Arbeit durch jene kurzen und feurigen Gebete, die man Stoßgebetlein nennt. Mit dem Gebet soll endlich deine Arbeit beginnen und sich beschließen. Die Wissenschaft ist eine Gabe des Vaters der Lichter. Sie also dieselbe nicht an als das eigene Werk deines Verstandes und deiner Fähigkeiten.“ Der Heilige verfertigte daher immerhin, diesen Grundsätzen getreu, seine Predigten am Fuß des Kreuzes. Da erflehte er vom Erlöser die Einsicht seines Gesetzes, und bereitete sich, durch das Andenken der Leiden des Gottmenschen vor, seinen Zuhörern die Gefühle der Liebe und der Zerknirschung einzuflößen. Er brachte zu Valencia sechs Jahre in beständiger Übung seines apostolischen Amtes zu. Wenn er vom bösen Feind und fleischlichen Menschen viel zu leiden hatte, so genoss er desto höhere Achtung bei Personen, die das Verdienst und die Tugend zu schätzen wussten.
Kardinal Peter von Luna, Gesandter des Papstes Klemens VII. am spanischen Hof, erhielt den Ruf nach Frankreich zu Karl VI. in derselben Eigenschaft. Als er 1390 nach Valencia kam, wollte er, dass ihn der Heilige, zur Ehre seiner neuen Gesandtschaft, begleitete. Während der Kardinal, allzu sehr dem Geist der Welt nachhangend, sich mit Politik beschäftigte, arbeitete Vinzenz an der Bekehrung der Sünder. Sein Eifer brachte in Frankreich weniger Früchte hervor als früher in Spanien. Als der Kardinal zu Anfang des Jahres 1394 nach Avignon zurückgekehrt war, lud er den Heiligen ein, ihm in diese Stadt, wo Klemens VII. sich aufhielt, zu folgen: er lehnte aber diesen Antrag ab, und schlug wieder den Weg nach Valencia ein.
Nachdem Klemens VII. in demselben Jahr zu Avignon, während der großen Spaltung, gestorben war, wurde der Kardinal Peter von Luna von den Spaniern und Franzosen als Papst erwählt, und nahm den Namen Benedikt XIII. an. Unmittelbar nach seiner Ernennung, berief er Vinzenz nach Avignon.
Der Heilige, betrübt über die Kirchenspaltung, bemühte sich, Benedikt dahin zu vermögen, dass er derselben ein Ende mache. Er erhielt von ihm schöne Versprechungen, die aber nicht ausgeführt wurden, indem der Ehrgeiz verschiedene beschönigenden Vorwände ausfindig zu machen wusste. Durch seine gewohnten Amtsverrichtungen brachte er es aber wenigstens dahin, dass er durch seine Beispiele und Reden die Kirche von Avignon gänzlich umgestaltete. Zu seiner Wohnung wählte er sich ein Kloster seines Ordens, um ein desto abgeschiedeneres und seinem Stand angemesseneres Leben führen zu können. Umsonst bot ihm Benedikt Bistümer und den Kardinalshut an, er wollte niemals eine hohe geistliche Würde annehmen. Das Einzige, was er nach Verlauf von 18 Monaten begehrte, war, dass er als apostolischer Missionar gewählt werden möchte. Man war von dessen Heiligkeit so überzeugt, dass man geglaubt hätte, durch Nichtgenehmigung dieser Bitte sich dem Himmel selbst zu widersetzen. Was er daher begehrte, wurde ihm bewilligt. Benedikt gab ihm seinen Segen als apostolischen Missionar, und sogar die Titel eines Legaten und Vikars des heiligen Stuhles.
Vinzenz reiste noch vor Ende des Jahres 1398 von Avignon ab, um in sein Vaterland zurückzukehren. Er predigte in allen Provinzen Spaniens, ausgenommen in Galicien. Diejenigen, die ihn einmal gehört hatten, folgten ihm scharenweise nach, um an den Orten, wo er predigten sollte, noch einmal Worte des Heils aus seinem Mund zu vernehmen. Die Wucherer, die Gotteslästerer, sündige Menschen aller Art, die verhärtetsten Übeltäter, konnten dem Strom seiner Rede nicht widerstehen: sie beweinten ihre Verirrungen und taten Buße. Unter den Bekehrten zählte man eine sehr große Menge Juden, Mohammedaner, Ketzer und Schismatiker. Der Heilige ging hierauf nach Frankreich, und verweilte eine Zeitlang in den Provinzen Languedoc, Provence und Dauphine. Von da setzte er über die Alpen, und durchwanderte Genua, die Lombardei, Piemont und Savoyen: er predigte auch in Deutschland in den Gegenden des Oberrheins und in Flandern.
Man hielt ihn für einen von Gott erweckten Mann, da man allenthalben, wo er Missionen hielt, unter seinen Tritten so reiche und so kostbare Früchte aufsprossen sah. Heinrich IV., König von England, schrieb ihm durch einen Edelmann einen überaus ehrfurchtsvollen Brief, um ihn in sein Königreich einzuladen. Er ließ ihn durch eines seiner Schiffe an den französischen Gestaden abholen, und empfing ihn mit allen erdenklichen Ehrenbezeigungen. Der Heilige, nachdem er dem Monarchen einige Mahnungen sowohl in Beziehung auf sich selbst, als auf dessen Untertanen, gegeben hatte, begann seine Missionen in den vorzüglichsten Städten Englands, Schottlands und Irlands. Er kam darauf wieder nach Frankreich zurück, wo sich seinem Eifer ein Wirkungskreis von der Picardie bis nach Gascogne eröffnet hatte.
Unwissenheit und Sittenverderbnis, die gewöhnlichen Folgen des Krieges und der Spaltung, machten damals die Missionen des heiligen Vinzenz notwendig. Es bedurfte eines Apostels, dessen Donnerstimme die Gewissen schrecken konnte, um die Sünder ihren Lastern zu entreißen: daher predigte der Heilige die furchtbarsten Wahrheiten des Christentums, als: die Sünde, die göttlichen Gerichte, die Hölle, die Ewigkeit. Er hatte ohnehin die Gabe, seine Predigten in einem feierlich erschütternden Ton vorzutragen. Als er eines Tages zu Toulouse predigte, wurden alle seine Zuhörer von einem durchbebenden Schauder ergriffen. Mehrere aus den Anwesenden fielen öfters in eine Art Ohnmacht, und er musste zuweilen einhalten, damit die Versammlung dem Schluchzen und Seufzen freien Lauf lassen konnte. Es war ihm nicht genug, hinreißend zu sein. Er redete auch noch auf eine der Fassungskraft seiner Zuhörer angemessene Weise, und stützte alles, was er sagte, auf unerschütterliche und lichtvolle Vernunftschlüsse, auf das Ansehen der Schrift und der Väter, in deren Lehre er vollkommen eingeweiht war. Die Heiligkeit seines Lebens, verbunden mit der Wundergabe, verlieh seinen Worten noch neue Kraft. Unter anderen Wundern, die er wirkte, erbetete er in Catalonien einem gewissen Johannes Soler den Gebrauch der Glieder, dessen Heilung die Ärzte für unmöglich erklärt hatten. Als nachher Soler sich durch große Verdienste auszeichnete, wurde er auf den bischöflichen Stuhl von Barcelona erhoben.
Vinzenz führte ein sehr strenges Leben, seiner immerwährenden Reisen und der Mühseligkeiten ungeachtet, die damit notwendigerweise verbunden waren. Niemals aß er Fleisch; er fastete alle Tage, den Sonntag ausgenommen. An den Mittwochen und Freitagen bestand seine ganze Nahrung in Wasser und Brot, das er 40 volle Jahre beobachtete. Er schlief auf bloßem Stroh oder Rebholz. Einen großen Teil des Tages brachte er im Beichtstuhl zu, wo er das, was er auf der Kanzel begonnen hatte, vollendete. Er hatte in seinen Amtsverrichtungen 5 Gehilfen seines Ordens und einige andere eifrige Priester. Seine Uneigennützigkeit war über alle Begriffe. Er bewog mehrere Personen, ihre Güter für die Armen hinzugeben. Niemals aber wollte er etwas für sich selbst annehmen. Nicht minder bewunderungswürdig war sein Bestreben, immerhin die Demut in seinem Herzen zu unterhalten. Er schlug allzeit mit unabänderlicher Standhaftigkeit alle geistlichen Würden und Ehrenstellen, die man ihm anbot, aus. Man hegte für ihn eine solche Verehrung, dass die Wirkungen der Spaltung in Bezug auf ihn aufhörten, und man ihn auf die ehrenvollste Weise in die sogenannte Obedienz eines jeden Papstes aufnahm (Während der großen Spaltung, die die Kirche im 14. und 15. Jahrhundert zerrüttete, wurden die dem Papst zugetanen Länder dessen Obedienz genannt).
Als er sich in Dauphine befand, erfuhr er, dass die Bewohner eines Tales, mit Namen Vaupute oder Tal des Verderbens, den abscheulichsten Lastern frönten. Sie waren so roh und verwildert, dass kein Missionar zu ihnen zu dringen wagte. Vinzenz, bereit alles zu leiden für die Ehre Gottes, unternahm, sie auf Kosten seines eigenen Lebens zu retten. Seine Arbeiten waren nicht ohne Erfolg. Diese Unglücklichen nahmen den Unterricht an, wurden gerührt, verabscheuten ihre Gräueltaten, und unterzogen sich dafür einer aufrichtigen Buße. Die Umgestaltung war so sichtbar, dass das Tal den Namen Valpure oder Tal der Reinheit empfing, den es noch bis jetzt führt.
Als Vinzenz sich 1403 zu Genf aufhielt, schrieb er von dieser Stadt aus an seinen Ordensgeneral. Wir haben auch noch dessen Brief, wo man mehrere Umstände in Betreff seiner Missionen findet. „Wenn ich die heilige Messe gefeiert habe,“ sagt der Heilige, „so predige ich zwei oder drei Mal des Tages, da mir für die Vorbereitung zum Predigen keine andere Zeit, als jene der Reisen übrigt. Ich habe drei Monate lang die Städte und Dörfer in Dauphine durchwandert, um das Wort Gottes zu verkündigen. Länger war mein Aufenthalt in den Tälern von Luzern, von Argenteye und Vaupúte, des Bistums Embrún; auch hatte ich das Glück, beinahe alle Ketzer jener Gegenden zu bekehren. Auf dringende Einladung habe ich mich nach Piemont begeben, wo ich Unterricht erteilte, so wie auch in Montserrat und in den Talgegenden. Meine Mühen waren nicht vergebens. Eine Menge Waldenser und andere Ketzer sind in den Schoß der Kirche zurückgekehrt. Ihre Irrtümer rührten vorzüglich aus einer groben Unwissenheit und aus Mangel an Lehrern her. Ich erhebe, wenn ich an das schreckliche Gericht denke, das hereinbrechen wird auf die geistlichen Obern, die gemächlich in reichen Palästen wohnen, während eine Menge durch das Blut Jesu Christi erkaufte Seelen, aus Abgang an nötiger Hilfe, armselig ins Verderben dahin schmachten. Möchte doch der Herr der Ernte gute Arbeiter dahin senden! Das ist die Gnade, die ich ohne Unterlass von Gott erflehe.“ Der Heilige redet dann von der Bekehrung vieler Irrgläubigen und der Versöhnung der Gülphen und Gibelinen, und dem allgemeinen Frieden, den er in die ganze Lombardei gebracht hatte. „Als ich,“ setzt er hinzu, „von den Bischöfen und Großen des Landes nach Piemont berufen wurde, brachte ich fünf Monate in den Diözesen Aosta, Tarantasia, St. Jean de Maurienne und Grenoble zu. Dermalen bin ich in Genf, wo ich endlich ein abergläubisches Fest, dem das Volk sehr anhing, abschaffte. Ich gehe nun nach Lausanne, zufolge der von dem Ortsbischof an mich ergangenen Einladung. Ich soll den Versuch machen, einigen rohen Menschen, die da die Sonne anbeten, und einer Anzahl von hartnäckigen Ketzern, die auf den Grenzen Deutschlands wohnen, die Augen öffnen.“ (Man liest, dass Vinzenz, wenn er in seiner Muttersprache redete, von den Zuhörern jeder Zunge verstanden wurde. Danach verstanden die Griechen, Deutschen, Ungarn etc. alles, was er sagte, wenn er lateinisch oder valencianisch predigte.)
Der Cardinal Peter von Luna beschied den Heiligen zu sich nach Genua, mit dem Versprechen, er wolle allen Ansprüchen auf die päpstliche Würde nun entsagen. Vinzenz gehorchte, und verließ Lothringen, wo er sich damals aufhielt. Nach seiner Ankunft schilderte er dem Cardinal mit lebhaften Farben die unseligen Folgen der Kirchenspaltung, und ermahnte ihn dringend, dem Unwesen ein Ende zu machen, auf dass ihn nicht etwa der Herr zur Verantwortung desselben ziehen möchte. Seine weisen Vorstellungen fanden wenig Gehör. Die Ehrgeizigen verlieren niemals ihren Strebepunkt aus den Augen. Der Heilige predigte einen Monat lang zu Genua, worauf er neuerdings Frankreich und Flandern bereiste. 1406 kehrte er wieder nach England zurück. Die zwei nachfolgenden Jahre verflossen in neuen Missionen, in Poitou, Gascogne, Languedoc, Provence und Auvergne.
Der Ruhm, den Vinzenz genoss, machte tiefen Eindruck auf den Maurenkönig von Granada in Spanien. Obgleich er ein Mohammedaner war, gelüstete es ihn doch, einen so außerordentlichen Mann zu sehen. Er ließ daher eine höfliche Einladung an ihn ergehen. Der Heilige schiffte sich zu Marseille 1408 ein, um dem Wunsch des Königs zu entsprechen. Er war nicht sobald angelandet, als er schon das Evangelium zu predigen anfing. Mehrere Mohammedaner bekehrten sich. Die Großen des Reiches, in Besorgnis über den Verlust, den ihre Religion täglich erlitt, teilten dem König ihre Bedenklichkeiten mit, und baten ihn, Vinzenz zurückzuschicken. Der heilige Glaubensbote übte dann seinen Eifer im Königreich Aragonien und in Katalonien aus. Im Bistum Vich erneuerte er das Wunder der Brotvermehrung. Zu Barcelona 1409 weissagte er dem aragonischen König Martin den Tod des Königs von Sizilien, seines Sohnes, der auch Martin hieß. Die Prophezeiung ging im Juli desselben Jahres in Erfüllung. Nachdem Vinzenz den betrübten Vater getröstet hatte, riet er ihm, sich wieder zu vermählen, auf dass er durch einen Thronerben die öffentliche Ruhe in Sicherheit stelle.
Das Jahr darauf ging er nach Pisa, Siena, Florenz und Lucca: überall führte er wieder Frieden und Ordnung ein. 1411 bereiste er die Königreiche Kastilien, Leon, Murcia, Andalusien, Asturien und mehrere andere Gegenden, wo er seine zahlreichen Wunder und Bekehrungen fortsetzte. Die Juden von Toledo nahmen das Christentum an, und wandelten ihre Synagoge in eine Kirche um, die der Anrufung der Mutter Gottes geweiht wurde. Von da begab sich Vinzenz zu Anfang des Jahres 1412 nach Salamanca, wo er im Angesicht einer ungeheuren Volksmenge, die dahin geströmt war, einen Toten erweckte. Er drang in die Synagoge derselben Stadt, mit einem Kruzifix in der Hand, und hielt da eine kraftvolle Rede, die nur vom Geist Gottes herrühren konnte. Die Juden, anfangs betroffen, wurden endlich gerührt und bekehrt, so dass sie gleich nach der Predigt die heilige Taufe begehrten. Ihre Synagoge wurde ebenfalls in eine Kirche umgeschaffen, die den Namen zum heiligen Kreuz annahm.
Die Unruhen, die zwei Jahre her das Königreich Aragonien bewegten, hatten sich noch keineswegs gelegt. Man stritt unablässig fort, ohne dass man in Betreff des Kronerben sich zu verständigen vermochte. Es war so weit gekommen, dass in den Staaten von Aragonien, Katalonien und Valencia eine große Spaltung herrschte. Als die Mächtigsten in Katalonien den Grafen Urgel vorgeschlagen hatten, widersetzte sich dagegen sehr heftig der Bischof von Saragossa. Er wurde ermordet. Ein so gräuliches Verbrechen zog dem Grafen allgemeine Verabscheuung zu. Seine Anhänger verließen ihn, und man befürchtete mit Recht den Ausbruch eines Bürgerkriegs. Da noch immer keine Aussicht zur Vereinigung war, beschlossen die Stände, dass neun Bevollmächtigte, drei für jedes Reich, gewählt würden. Sie sollten im Schloss Caspe in Aragonien zusammenkommen, und derjenige, der die meisten Stimmen bekäme, sollte als König erkannt werden. Vinzenz wurde für das Königreich Valencia als Bevollmächtigter erwählt, nebst seinem Bruder Bonifacius, einem Kartäuser und vom Peter Bertrand. Als er davon Nachricht erhielt, verließ er seine Missionen, um sich in das Schloss Caspe zu verfügen. Nachdem die Bevollmächtigten die Sache reiflich überlegt hatten, erklärten sie einhellig, Ferdinand von Kastilien sei der nächste Verwandte des verstorbenen Königs und mithin der einzig rechtmäßige Thronerbe. Bei dieser Gelegenheit hielt Vinzenz eine Rede an die auswärtigen Gesandten und an das Volk, das zugegen war.
Vannes war nicht der einzige Ort, wo er seinen apostolischen Eifer ausübte: auch ganz Bretagne hatte sich darüber zu erfreuen. Er vergönnte sich keine Ruhe, wiewohl er äußerst schwächlich war. Auch brachte er es durch sein unverdrossenes Bemühen dahin, dass er die Laster ausrottete, den Aberglauben verdrängte, die Missbräuche abstellte, und in der ganzen Provinz eine allgemeine Umwandlung zustande brachte. Von Bretagne aus schrieb er an die Bischöfe und Vornehmsten von Kastilien, so wie auch an Dom Alphons, der während der Minderjährigkeit Johannes II., das Königreich regierte, um sie zu ermahnen, dass sie Peter von Luna als einen Afterpapst ansehen und das Konzil von Konstanz anerkennen sollten. Seine Briefe brachten die gewünschte Wirkung hervor. Kastilien schickte Gesandte nach Konstanz, die die Väter des Kirchenrates mit Freuden aufnahmen. Martin V., der im November erwählt worden war, schrieb dem Heiligen und schickte ihm Montan, einen berühmten Gottesgelehrten, um ihn in seiner Eigenschaft als apostolischer Missionar zu bestätigen. Um dieselbe Zeit begab er sich in die Normandie, auf dringende Bitten Heinrich V., Königs von England, der sich zu Caen befand. Er war damals in seinem 60. Lebensjahr. Allein er war schon so schwach, dass er ohne Stütze keinen Schritt mehr zu tun vermochte. Wie er sich aber auf dem Lehrstuhl befand, da sprach er mit solcher Kraft und Heftigkeit, als wenn er noch in der Blüte seiner Jahre wäre. Er kam oft in seinen Predigten auf die Vermeidung der Rechtshändel, die Abscheulichkeit der Lügen, Flüche, Gotteslästerungen und der übrigen Laster, die am meisten unter dem Volk herrschen.
Als endlich seine Gesundheit ganz erschöpft war, riet man ihm, in sein Vaterland zurückzukehren. Dies tat er auch, und trat unverzüglich die Reise an. Seine Gefährten, die stärker gegangen waren, und sich einbildeten, schon eine beträchtliche Strecke Wegs zurückgelegt zu haben, befanden sich indes erst bei Vannes. Vinzenz, der die Verschlimmerung seines Übels fühlte, ließ sich in diese Stadt führen, die Gott zu seinem Begräbnisort ausersehen hatte. Die Einwohner bezeigten eine unaussprechliche Freude, als sie ihn wieder in ihrer Mitte sahen. Die Freude aber wurde bald getrübt, als ihnen der Heilige sagte, er käme nicht, um da seine Amtsverrichtungen fortzusetzen, sondern sein Grab zu finden. Diese Worte, auf die eine kurze Ermahnung über die allgemeinen Pflichten des Christentums folgte, erregten in den Anwesenden einen lebhaften Schmerz und verbreiteten überall Bestürzung.
Als der Heilige merkte, dass sein Übel bösartig zu werden anfing, verdoppelte er seinen Eifer und empfing die heiligen Sakramente. Drei Tage darauf besuchte ihn der Bischof nebst mehreren Personen der Geistlichkeit und des Adels. Er bat sie inständig, das von ihm begonnene Werk zu unterhalten, ermahnte sie in der Ausübung der Tugend zu verharren, und versprach ihnen, für sie in Gottes Schoß zu beten, und sagte ihnen dann, er würde in zehn Tagen sterben. Während dieser ganzen Zeit redete er nie von seinen Schmerzen, und wenn er den Mund öffnete, war es um Gott zu danken, dass er ihm an dem Kelch seines Sohnes habe teilnehmen lassen. In seinem Todeskampf, der sehr hart war, bewies er eine außerordentliche Geduld und Ergebenheit. Man bemerkte sogar an ihm Freudengefühle mitten in den grausamsten Qualen. Die Glut seines Gebetes erhob seine Seele dergestalt zu Gott empor, dass ihn nichts zu zerstreuen vermochte.
Der Magistrat befürchtend, die Dominikaner, die kein Haus zu Vannes hatten, möchten seinen Leichnam in Anspruch nehmen, ließ ihn fragen, wo er hinbegraben werden wollte. Er antwortete der Gesandtschaft: „Ich bin ein unnützer Knecht, und ein armer Mönch: mir kommt nicht zu, über den Ort meiner Beerdigung zu verfügen. Die Gnade, die ich von euch begehre, ist, dass ihr den Frieden, den ich euch mein Leben hindurch so dringend anempfohlen habe, bewahren möget. Ich bitte euch, dem Prior des eurer Stadt am nächsten liegenden Dominikanerklosters zu erlauben, hierüber zu entscheiden.“ Nach dieser Antwort setzte er seine Religionsübungen, die er auf einen Augenblick unterbrochen hatte, wieder fort. Er sehnte sich oft nach der Befreiung seiner Seele von den Banden des Körpers, um sich in Gottes Unermesslichkeit zu versenken. Am zehnten Tag seiner Krankheit ließ er sich die Leidensgeschichte Jesu vorlesen, und betete die sieben Bußpsalmen, worauf er ruhig entschlief, am Mittwoch vor dem Palmsonntag, am 5. April des Jahres 1419. Er war 62 Jahre, 2 Monate und 13 Tage alt. Die Herzogin von Bretagne, Johanna von Frankreich, Tochter Karls VI., wusch mit eigenen Händen den Leichnam des Heiligen. Es geschahen mehrere Wunder durch die Kraft des Wassers, das zu dieser Zeremonie diente, so wie auch durch die Berührung der Kleider, des Gürtels etc. des Dieners Gottes.
Der Herzog von Bretagne und der Bischof von Vannes beschlossen, dass Vinzenz Ferrer in die Domkirche begraben würde. Papst Calixtus III. sprach ihn 1455 heilig. Die Bulle seiner Kanonisation wurde aber erst drei Jahre nachher durch Pius II. bekannt gemacht, 1456 erhob man den Leib des Heiligen. Die Spanier, die zu wiederholten Malen den Leichnam des Heiligen vergebens begehrt hatten, entschlossen sich 1590, ihn als einen ihnen angehörigen Schatz heimlich zu entwenden. Um dem vorzubeugen, verbarg man ihn. 1637 wurde er wiederentdeckt, und dies veranlasste eine zweite Übertragung, die am 6. September geschah. Dann stellte man das Reliquienkästchen auf den Altar einer Kapelle, die man soeben im Dom gebaut hatte, wo er der Verehrung der Gläubigen ausgesetzt wird.
Die Demut des heiligen Vinzenz Ferrer erhielt sich im Glanz der Ehren und im Geräusch des Beifalls, Die Art, wie er in seiner Abhandlung über das geistige Leben von sich selbst redet, beweist, auf welche hohe Stufe er diese Tugend gebracht habe. „Mein ganzes Leben“, sagt er, „ist eitel Gestank. Ich bin nur Fäulnis an Leib und Seele. Alles atmet in mir einen Geruch des Verderbens, der von dem Gräuel meiner Sünden und Missetaten herrührt. Und was noch schlimmer ist, ich fühle, dass diese Fäulnis täglich zunimmt, und allzeit unerträglicher wird.“ Ohne Demut gibt es nach ihm keine Tugend. „Wer aus Hoffart gerne hadert und widerspricht, der wird nie wahrhaft tugendhaft werden. Jesus Christus verbirgt seine Wahrheit den Hoffärtigen und offenbart sie nur den Demütigen.“ Der Heilige führt die Regeln der Vollkommenheit auf drei Dinge zurück, nämlich: 1. dass man die durch überflüssige Sorgen erzeugten äußeren Zerstreuungen vermeide; 2. dass man sein Herz gegen den Hochmutsdünkel verwahre; 3. dass man jede unordentliche Anhänglichkeit an irdische Gegenstände verbanne. Von jenen aber, welche diese drei Dinge beobachten wollen, fordert er, 1. dass sie von Herzen die Verachtung und Erniedrigung verlangen; 2. dass sie eine innige Andacht zu Jesus dem Gekreuzigten haben; 3. dass sie geduldig seien in Leiden und Drangsalen, aus Liebe zu unserm anbetungswürdigen Erlöser.
Pater Michael Angelus von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Michael Angelus von Jesus. Pater Michael Angelus, geboren in Porto bei Genua, widmete sich in Genua seinen Studien und wurde dort auch zum Priester geweiht. Erst nach seiner heiligen Priesterweihe wurde ihm die Gnade des Berufes in den heiligen Orden zuteil, eine Gnade, für die er Gott zeitlebens innig dankbar blieb. Im Kloster verrichtete er die härtesten und niedrigsten Arbeiten, z. B. das Waschen und Flicken der Kleider, mit besonderer Freude, gleich als wäre er nicht als Priester, sondern als Schneider in das Kloster getreten. Große Verdienste erwarb er sich im Dienst der Pestkranken, dem er sich mit Erlaubnis der Oberen längere Zeit weihte. Auch als Missionar in Indien wirkte Pater Michael Angelus überaus segensreich. Auf der Rückreise in die Heimat geriet er in die Gefangenschaft der Mohammedaner und musste drei Jahre lang das schwere Joch der Sklaverei tragen. Dennoch beklagte er sich mit keinem Wort, sondern schätzte sich glücklich, dass ihm gegönnt war, den unglücklichen Mitgefangenen die heiligen Sakramente zu spenden, sie zu treuem Ausharren im heiligen Glauben zu ermuntern und einen Dominikanerpater, der leider abgefallen war, wieder zu bekehren und im Bekenntnis des heiligen Glaubens zu bestärken, so dass er zum Mufti ging und sich freiwillig zum Martyrium anbot. Wiederholt wurde Michael Angelus das Geld zum Loszukaufen angeboten, doch verzichtete er darauf zugunsten anderer Mitgefangener. Endlich nach Europa zurückgekehrt, musste er das Kreuz der Verfolgung und Verleumdung durch übelwollende Mitmenschen tragen. Auch hierin erwies er sich standhaft und blieb gegenüber allen gleichmäßig entgegenkommend und freundlich. Des Öfteren musste Pater Angelus wieder zum Wanderstab greifen, so im Jahr 1648 als er den Vizekönig Anton Lipomano nach Kreta zu begleiten hatte. Eingedenk der heiligen Armut, die er dem Herrn gelobt hatte, trat Michael Angelus seine Reisen an, ganz in der Weise, wie Jesus seine Jünger aussendet (Matthäus 10,10), ohne Geld oder anderen Reisevorrat, ja er schenkte zu Venedig noch das wenige weg, was er für die Reise erhalten hatte und verließ sich ganz auf die Vorsehung Gottes. Seine Begleitung gereichte während der Seefahrt seinem hohen Herrn zu großem Trost. Wurde er niedergeschlagen und kleinmütig, so richtete ihn Pater Michael Angelus wieder auf, indem er scherzte: "Ei Herr, seien Sie munter, müssen wir sterben, so sterben wir zufrieden eben ohne Kerzen und Leichenbegängnis." Pater Michael Angelus war nicht nur eine opfermütige Seele, er war zugleich ein tiefinnerlicher Mann, den nichts aus der inneren Sammlung brachte und dessen Wort, weil er stets in heiliger Vereinigung mit seinem Gott lebte, etwas wunderbar Beruhigendes, Erquickendes und Tröstendes hatte. Es verkehrten deshalb nicht nur Mitbrüder und Auswärtige, Freund und Feind gerne mit ihm, sondern es hegten überdies alle die Überzeugung, Pater Michael Angelus sei ein vollendeter Heiliger. In diesem Ruf starb er im Jahr 1660 in einem Ort nahe bei Neapel.
Gebet am 5. April
Schmerzensreiche Jungfrau und Mutter Maria, hilf mir, deinem Sohn Dank sagen für sein bitteres Leiden, das er für mich ausgestanden hat, und preise ihn mit mir für die große Gnade, die er mir durch die heilige Kommunion jedes Mal erweist. Opfere dem himmlischen Vater das bittere Leiden deines Sohnes für mich und erwirb mir durch deine Fürbitte, dass es an meiner Seele nicht verloren gehe. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Vinzenz Ferrer
Verleihe, o Herr, Deiner Kirche viele dem heiligen Vinzenz ähnliche Prediger, und gib uns auf seine Fürbitte gelehrige Herzen, damit wir von den ewigen Wahrheiten gerührt, in einer heilsamen Furcht Deiner Urteile, und in Buße und Frömmigkeit leben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Im Jahr 1053 wurde die Stadt Cambrai oder Cammerich von der großen Gefahr, in die sie die Belagerung der Hunnen gesetzt hatte, auf die vom Bischof Fulbertus angerufene Fürbitte der seligsten Jungfrau und des heiligen Gualdricus befreit.
Andacht am 5. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Der Herr pflegt die Dienste derjenigen, die Ihn lieben, durch irgend eine Trübsal zu belohnen. Trübsale sind von unschätzbarem Wert für Seelen, die Dich lieben, mein Gott! O dass ihnen gegeben würde, den ganzen Wert derselben zu erkennen." (Die heilige Theresia von Avila)
Wenn der selige Palafox nach irgend einem guten Werk, das er getan hatte, verleumdet wurde, oder ein anderes Kreuz auf den Hals bekam, nahm er es als eine besondere Gnade Gottes an und sprach: "Ich empfange nicht in dieser Welt die Belohnungen für Werke, die ich Gottes wegen getan habe; und dies gilt mir als ein Zeichen, dass seine Güte mich im Himmel vollauf belohnen will."
Als die heilige Theresia vom Herrn vernommen hatte, das Verdienst einer Seele bestände nicht in geistiger Lieblichkeit, sondern darin, das sie arbeitet, leidet und liebt, wurde sie von einer übergroßen Sehnsucht entflammt, für ihren Vielgeliebten zu leiden; und daher jene Feuerworte, die sie so oft im Mund führte: "Herr, leiden oder sterben!" Sie hegte gleichsam einen heiligen Neid gegen jene Heiligen, die am meisten gelitten hatten. Ihre Natur widerstrebte nicht selten ihren großen Arbeiten und Leiden; aber sie flehte zum Herrn, nicht auf ihre Empfindungen zu achten, sondern ihr zu befehlen, was immer Ihm wohlgefällig ist, ob auch die Natur darunter erliegen muss.
O mein leidender Heiland, präge meinem Herzen eine solche Liebe zum Kreuz ein, dass ich, falls kein Leiden mich drückt, durch den Gedanken betrübt werde, Du hältst mich nicht für würdig, etwas um Deinetwillen zu leiden; dagegen freue ich mich, wenn ich irgend ein Kreuz zu tragen habe, weil mein Erlöser seinen Freunden mich gleich hält! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 5. April
"Wer auf dem Weg der Demut wandelt hat das Mittel gefunden,
den Weg zum Himmel abzukürzen;
er hat Flügel, um sich zum Paradies zu erschwingen.
Es ist der Weg des Friedens und der vollkommenen Ruhe."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 5. April - Von der Gewissenserforschung und der Reue
Zerknirscht von tiefem Liebesschmerz
Sinkt, Gott, zu Füßen dir mein Herz.
O nimm es auf uns sieh, Herr, meine Reue.
Dich lieben will es nun in ew´ger Treue.
1. Bereite dich mit Andacht und heiligem Ernst zu dem großen Werk deiner Rechtfertigung. Und gehe in dein Inneres ein, alle Falten deines Herzens zu durchforschen. Sei jedoch nicht so mit deinen Fehlern beschäftigt, dass du darüber die wahre Reue und Zerknirschung vergisst. Denn manche suchen ihre Sünden mit Ängstlichkeit auf, gedenken aber der Reue darüber nur oberflächlich, beherzigen auch weder Gottes unendliche Güte, noch ihren Undank und ihre Untreue, noch die Ursache ihrer Sünden, noch auch die Mittel sich zu bessern. Sie bedenken nur was sie zu sagen, nicht was sie zu tun haben, daher die geringe Frucht so vieler Beichten.
2. Rufe den Heiligen Geist andächtig um seine Erleuchtung an, und tue dann was an dir ist, mehr verlangt der Vater des Erbarmens nicht. Hast du eine genügende Zeit auf die Erforschung deines Gewissens verwendet, so ängstige dich nicht weiter, denn gern verzeiht Gott dir die Sünden, die deine Gebrechlichkeit vergaß. Mehr liebt er es, dass du dein Herz, als dass du deinen Verstand anstrengst, mehr, dass du deine Sünden verabscheust, als ihrer dich erinnerst, mehr, dass du deinen Willen beugst, als dein Gedächtnis peinigst. Er will, dass du dich vor ihm demütigst, deinen Willen ihm zum Opfer bringst, und auf seine Barmherzigkeit vertraust.
3. Erwecke wahre Reue und tiefsinnige Zerknirschung über deine Fehler, und verabscheue sie in Gottes heiliger Gegenwart. Indessen ist die Tiefe der Empfindung nicht das Maß des Schmerzes und der Reue. Wahrhaft zerknirscht ist, wer keine falsche Beicht ablegen will, wer fest entschlossen ist, nicht mehr zu sündigen. Manche bilden sich ein, sie hätten keine wahre Reue, werden darüber kleinmütig, und es wird das heilsame Sakrament der Buße ihnen zuwider. Dies ist eine Arglist des unsichtbaren Feindes, der sie in seinen Fesseln zurückhalten will. Gehe du einfach mit Gott, der die Einfalt des Herzens liebt. Und ersetze durch tiefe Demut und Vertrauen auf seine göttliche Barmherzigkeit, was dir an Tiefe der Empfindung fehlt. 1. Johannes 1,8-10: "Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns."
6. April
Der heilige Wilhelm, Abt von Eschild (Æbelholt) in Dänemark,
+ 6.4.1203 - Fest: 6. April
Der heilige Wilhelm, zu Paris um das Jahr 1105 geboren, stammte von einer vornehmen Familie ab und wurde seinem Onkel, dem Abt von St. Germain des Prés, zur Erziehung übergeben. Nachdem er sich in allen Wissenschaften wohl ausgebildet, entschloss er sich zum Weltpriesterstand, in der reinen Absicht, Gott und dem Nächsten zu dienen. Zum Subdiakon geweiht, verschaffte ihm sein Onkel eine Chorherrenstelle an der Kirche der heiligen Genovefa zu Paris.
Jetzt begann für Wilhelm eine Zeit der Prüfung in der Geduld, und ist diese eine der schönsten Tugenden des Christen, so verdient unser Heiliger, der sich mehr als viele andere darin geübt hat, hohe Verehrung. Seine Kollegen am Stift führten nichts weniger, als einen frommen und erbaulichen Lebenswandel, und Wilhelm, hätte er sich während seines Aufenthaltes im Kloster mindere Festigkeit der Grundsätze erworben, wäre nicht fähig gewesen, dem bösen Beispiel und den Lockungen, die ihn von allen Seiten umgaben, zu widerstehen. Er blieb jedoch, was er unter der Leitung seines Onkels gewesen, keusch, demütig, zurückgezogen, emsig im Chor, unermüdlich fleißig im Studieren, anhaltend im Gebet und in der Betrachtung. Die übrigen Chorherren, anstatt sich an seinen Tugenden ein Beispiel zu nehmen, sahen im Gegenteil an ihm den lebendig vor ihren Augen herumwandelnden Tadel ihres müßigen und unordentlichen Lebens. Und weil sie ihn nicht auf ihre Seite bringen konnten, fingen sie an, ihn zu ärgern, zu verspotten, zu verfolgen. Selbst seine Priesterweihe versuchten sie durch Lügen und Verleumdungen zu hintertreiben. Als sie aber sahen, dass sie auf diese Weise seiner nicht los werden konnten, indem Wilhelm jede Kränkung mit englischer Geduld ertrug und in der Güte seines Herzens alle Beleidigungen vergab, setzten sie ihn auf die Probstei Espinay hinaus, die dem Kapitel gehörte.
Die Unwürdigen genossen nicht lange die Früchte ihrer Ränke. Als Papst Eugenius III. 1147 nach Paris kam, entstand eine blutige Schlägerei zwischen einem Teil seines Gefolges und der Dienerschaft der Chorherren. Schon früher auf das ungeistliche Leben derselben aufmerksam gemacht, ergriff der Heilige Vater diesen Anlass, bei König Ludwig VI. auf die Umwandlung des Stiftes zu dringen und zwar in der Art, dass an die Stelle weltlicher Chorherren regulierte vom Orden des heiligen Augustin gesetzt würden. Der König genehmigte es und beauftragte den berühmten Süger mit dieser Angelegenheit. So mussten die Feinde Wilhelms ihre fetten Pfründen verlassen, und zwölf unbescholtene, gottesfürchtige Religiosen nahmen ihren Platz ein. Eudo von St. Viktor wurde zum Vorsteher der neuen Gemeinde ernannt. Von dieser Veränderung erhielt Wilhelm durch den Abt Nachricht und zugleich die Einladung, sich den Brüdern anzuschließen. Aber jetzt zeigte sich, wie gefährlich die Anhänglichkeit an irdische Güter selbst für sonst fromme Herzen ist. Wilhelm schwankte, denn seine einträgliche Probstei gewährte ihm eine sichere und unabhängige Stellung. Der erfahrene Abt merkte den Kampf, der in seinem Inneren vorging, zog ihn an der Hand zu dem Bild des Gekreuzigten und sprach zu ihm: „Ist der Gott, der unsertwegen sich so verdemütigt und den Himmel verlassen und die Armut erwählt hat, nicht wert, dass du ihm zuliebe die ganze Welt, wenn es sein müsste, Verlassen und dich ihm gleich machen solltest?“ Mehr bedurfte es nicht, Wilhelms Herz zu erweichen. Er sank voll Beschämung zu Boden, brachte sich und alles, was er besaß, Gott zum Opfer und bat um die Aufnahme in das Kloster. In diesem neuen Stand versuchte er mit vermehrtem Eifer die Bahn der Vollkommenheit zu wandeln und wurde durch genaue Erfüllung der Ordenspflichten die Zierde der Gemeinde. Bald erwählten ihn die Brüder zum Subprior, und sein schönes Beispiel, wie seine Klugheit, trugen nicht wenig zur Erhaltung der Zucht und Ordnung im Kloster bei. Sein Eifer wurde durch seine Sanftmut dergestalt gemäßigt, dass die seiner Leitung Untergebenen alles, was die Regel auch Hartes vorschreiben mochte, aus Liebe vollzogen.
So hatte Wilhelm unter stetem Streben und Sorgen für das Heil der Seinigen das sechzigste Jahr erreicht und meinte nun ausruhen zu dürfen. Da hatte er in einer Nacht ein Gesicht. Unter der Gestalt eines schönen Jungen stand der Herr vor ihm und sprach: „Wilhelm, du musst im Dienst Gottes in ein fremdes, weit entlegenes Land ziehen. Daselbst wirst du große Verfolgung und Böses erdulden. Aber verzage nicht; ich werde bis ans Ende dir beistehen und dich im späten Alter zu mir in die ewige Freude nehmen.“ Bald wurde dem Mann Gottes klar, was dies Gesicht bedeutet. Absolon, Bischof von Roschild in Dänemark, der mit unserem Heiligen auf der Schule von Paris studiert hatte, erinnerte sich des frommen Jugendfreundes und erbat sich Wilhelm vom Abt nebst drei anderen Brüdern, um sie in das Kloster regulierter Chorherren in Eschild zu senden. Dort war nämlich ebenfalls zu viel Weltsinn eingerissen, und es bedurfte solcher würdigen Religiosen, die augustinische Regel aufrecht zu erhalten. Wilhelm trat mit seinen Begleitern ohne Verzug die Reise nach Dänemark an und wurde vom König Waldemar und dem Bischof freudig aufgenommen und alsogleich zum Abt bestellt. Aber er fand das Kloster, infolge der schlechten Wirtschaft, die bisher dort geführt wurde, so arm, dass nur sechs Käse und ein halber Schinken und gar kein Geld vorhanden war. Die Ankömmlinge hätten verhungern müssen, wenn ihnen der Bischof nicht einige Pfund Heller gegeben hätte, um damit Kühe und Federvieh einzukaufen. In diesem Kloster hatte Wilhelm noch weit mehr zu erdulden, als ehedem unter den Chorherren von St. Genovefa. Seine Untergebenen waren nicht besser, ja in mancher Hinsicht noch schlechter als jene. Sie setzten seinen Bemühungen, der beschworenen Regel Geltung zu verschaffen, Trotz und Ungehorsam entgegen, ja als der Heilige in seinem Eifer nicht nachließ, sannen sie darauf, ihn als Sklaven zu verkaufen oder wohl gar zu töten. All das aber entmutigte den fest auf Gott vertrauenden Mann nicht. Er harrte aus, obwohl ihn sogar die Gefährten verließen, die er aus Frankreich mit sich gebracht hatte, und überdrüssig des kalten, unwirtlichen Landes und des feindseligen Betragens ihrer neuen Mitbrüder, heimkehrten. Der Heilige überwältigte durch Gebet und unerschütterliche Geduld alle Hindernisse und es gelang ihm mit der Zeit, die hartnäckigen Brüder der Zucht zu unterwerfen, so dass sie den bisherigen Widerwillen gegen ihren Vorsteher ablegten und der Hass sich in Verehrung und Liebe verwandelte. Auch dem Mangel, der anfangs im Kloster geherrscht hatte, musste er nach und nach durch kluge Sparsamkeit und gut ausgedachte wirtschaftliche Einrichtungen zu steuern. Tugend und Frömmigkeit blühten neu auf und das früher so verwahrloste und verrufene Stift Eschild galt bald als Muster einer wohlgeordneten, frommen Klostergemeinde. Wilhelm hatte überdies die Freude, ein neues Kloster, St. Thomas im Städtchen Ebbelholdt, zu gründen und mit eifrigen Religiosen besetzen zu können. Er für seine Person setzte das gewohnte abgetötete Leben fort bis in das höchste Alter. Sein Bett war ein wenig Stroh, seine Kleidung ärmlich, das härene Bußgewand kam Tag und Nacht nicht von seinem Leib. Durchdrungen von Ehrerbietung gegen die heiligen Geheimnisse der Religion, vergoss er jedes Mal Tränen, so oft er sich dem Altar näherte.
Der Heilige war bereits ein Greis von neunzig Jahren, da erschien ihm im Schlaf eine ehrwürdige Gestalt und sprach zu ihm: „Noch sieben wirst du leben!“ Der fromme Abt glaubte, sieben Tage seien gemeint, und bereitete sich daher voll Ergebung und Eifer auf die letzte Stunde vor. Aber der siebente Tag verging, es verging auch die siebente Woche und der siebente Monat, und Wilhelm lebte noch immer. Nun wurde es ihm zur Gewissheit, dass die Sieben sich auf Jahre beziehe. Trotzdem aber setzte er die einmal begonnene Vorbereitung auf den Tod mit solcher Strenge fort, dass sein vergangenes Bußleben keinen Vergleich damit aushielt. Vor seinem Ende schickte ihm der Herr noch eine höchst schmerzliche Krankheit. Sein Leib wurde vom Kopf bis zu den Fußsohlen mit Geschwüren bedeckt und schien nur eine Wunde zu sein, so dass man ihn ohne Schauder nicht ansehen konnte.
Da zeigte sich die Geduld des Heiligen im herrlichsten Glanz. Kein Zeichen des Unmutes war an ihm zu bemerken. Er ertrug mit der größten Standhaftigkeit die furchtbare, langandauernde Pein, mit Hiob sprechend: „Haben wir das Gute empfangen von der Hand Gottes, warum sollen wir nicht auch das Schlimme annehmen? Der Name des Herrn sei gebenedeit! Wie es dem Herrn gefallen hat, also ist es geschehen.“ Da kam die vierzigtägige Fastenzeit und der Kranke fühlte sich etwas erleichtert und konnte sogar von seinem Lager aufstehen. Am Gründonnerstag las er die heilige Messe, reichte den Brüdern die Kommunion und gab ihnen die letzten Ermahnungen. Aber als er ihnen nach seiner Gewohnheit auch noch die Füße waschen wollte, überfiel ihn ein so heftiges Seitenstechen, dass er gezwungen war, darauf zu verzichten und sich in seine Zelle zurücktragen zu lassen. Am Tag vor dem Auferstehungsfest des Herrn empfing er noch einmal die heiligen Sakramente und begehrte alsdann nach dem Beispiel des heiligen Martin auf eine härene mit Asche bestreute Decke gelegt zu werden. Hier übergab er seine Seele getröstet dem Schöpfer, am 6. April 1203, in dem seltenen Alter von achtundneunzig Jahren. Viele Wunder geschahen an seinem Grab, dass er schon zwanzig Jahre nach seinem Hinscheiden von Papst Honorius III. feierlich den Heiligen beigezählt wurde.
Der gottselige Notker der Stammler, Mönch von St. Gallen,
+ 6.4.912 - Fest: 6. April
Kinder können grausam sein. Wie herzlos verfolgen sie oft ihre Mitschüler, die mit einem körperlichen Gebrechen behaftet sind, mit ihrem Spott und machen sich keine Gedanken darüber, welche Seelenqualen sie diesen Armen dadurch bereiten. Auch der kleine Grafensohn Notker, den seine Eltern um die Mitte des 9. Jahrhunderts in die Klosterschule von St. Gallen brachten, mag bitter genug unter dieser Spottlust der Jugend gelitten haben. Er stieß mit der Zunge an, und es lässt sich denken, wie sein stammelndes Sprechen alle die andern übermütigen Adelssöhne, die den Benediktinern zur Erziehung anvertraut waren, zum Lachen reizen musste. Im Nu hatte Notker den Spitznamen „der Stammler“ – ein Name, der ihm zeitlebens blieb und mit dem er in die Geschichte einging.
Sicherlich trug seine Behinderung im Sprechen und die Furcht vor dem Ausgelachtwerden viel dazu bei, dass der Knabe sich mehr und mehr in sich selbst zurückzog und für sich allein blieb. Er „floh der Brüder wilden Reihen“ und suchte mit dem frühreifen Ernst, den solche „Gezeichnete“ nicht selten haben, an den Lesetischen der großen Klosterbibliothek Zerstreuung und Befriedigung, während seine Kameraden sich in frohem Spiel tummelten. Bei solch ungewöhnlichem Lerneifer war es nur ganz natürlich, dass der glänzend begabte Junge bald der beste Schüler von St. Gallen wurde und die Mönche, aus deren Schule schon so viele berühmte Kirchen- und Staatsmänner hervorgegangen waren, mit Stolz auf Notker sahen, der den Ruhm der St. Gallener Klosterschule noch um ein bedeutendes zu mehren versprach. Wie begrüßten sie es, als Notker den Wunsch äußerte, unter die Söhne des hl. Benedikt aufgenommen zu werden! Bei ihm waren außergewöhnliche wissenschaftliche Begabung und tiefe, lautere Frömmigkeit in schönster Harmonie. So wurde Notker nicht bloß zum größten Gelehrten des Klosters in den Zeiten der Karolinger, sondern auch zu einem vorbildlich gewissenhaften, heiligen Mönch. So sehr er in der stillen Welt der alten Folianten lebte, er ging darin nicht auf. Er wurde nicht zum einseitigen, lebensfremden Gelehrten. Er liebte es, in den freien Erholungsstunden sich still aus dem Kreise der sich fröhlich unterhaltenden Mönche zu schleichen und die Rolle des Krankenbruders zu übernehmen. Er ging durch die Krankenstuben, bettete die Leidenden um, reichte ihnen Arznei und erfüllte ihre Wünsche, tröstete sie und gab ihnen beim Abschied ein kräftiges Schriftwort für die schlaflose Nacht. Durch strenge Bußwerke und harte Kasteiungen suchte Notker seine Seele mehr und mehr zu läutern und Gott wohlgefällig zu machen. Er wusste: Wie der Bauer den Acker mit dem Pflug aufreißt, um im Herbst von ihm Früchte zu ernten, so muss auch der Mensch seinen Leib mit der Pflugschar durchziehen, muss ihn streng halten, muss ihm schmale Kost, Schläge und Wunden zumuten, wenn nicht üppiges Unkraut aufwachsen und die Seele ersticken soll. Wie ernst Notker seinen Beruf als Mönch und Priester auffasste, zeigt sein Gedicht:
Du bist zum Priester des Herrn geweiht;
Was kümmern dich Tand und Eitelkeit,
Dass du, der Welt zugewandt,
Unreines rührest mit reiner Hand?
Nicht darfst du wenden hell und klar
Nach schandbaren Dingen der Augen Paar;
Zu des Himmels Höhen schlage sie auf
Und betrachte der Sterne ewigen Lauf.
Dir heißt es Sünde, in Liebeslust
Zu küssen und kosen Brust an Brust;
Kein lüsternes Wort entfliehe dem Mund,
Dem Gottes Ruhm und Ehre kund.
Gar vieles befiehlt der Herr dein Gott;
Dein Ohr, es achte auf sein Gebot.
Die Nüster trinke des Himmels Luft,
Bis Gott im Himmel dich zu sich ruft.
Dieses Gedicht zeigt uns den Gelehrten und Heiligen von einer neuen Seite: Notker war auch ein hochbegabter Dichter. Die Dichtkunst St. Gallens hat in ihm einen ihrer bedeutendsten Schöpfer erhalten. Seine Gedichte sind voll zarten, innigen Lebens und lassen die Tiefe seines Gemüts, sein Erfülltsein von inniger Gottesminne spüren. Der „Stammler“ hat in seinen Gedichten, die er vielfach selber vertonte, wortgewaltig zu seinen Zeitgenossen gesprochen und nicht wenige im Innersten gepackt und zu Gott zurückgeführt. Die meisten seiner Lieder hat der Sturm der Zeit verweht. Eines aber erbaut auch heute noch durch seinen tiefen Ernst jedes fromme Gemüt, das: „Media vita – mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben.“ Wenn dieses Lied auch ohne geschichtlichen Nachweis Notker zugeschrieben wird, so entspricht es doch ganz und gar seiner ernsten Lebensauffassung, seinem ständigen Gerüstetsein auf den Boten Gottes.
Unsterbliche Verdienste erwarb sich Notker um das Kirchenlied und den Choralgesang im ganzen Abendland. Die Ausbreitung des gregorianischen Gesangs in den deutschen Klöstern und Domkirchen ist fast ausschließlich das Verdienst des "Stammlers" von St. Gallen, dessen Mund nicht müde wurde, immer neue Harmonien zum Lob Gottes anzustimmen. Jahrhundertelang wurden seine frommen Lieder und Sequenzen beim Gottesdienst gesungen. Viele Lehrer des Choralgesangs erhielten von Notker Unterweisung und nahmen seine heilige Begeisterung mit hinaus in ihre Schule.
An dem großen Weltgeschehen nahm der Dichter- und Sängermönch, der ernste, verschlossene Gelehrte wenig Anteil. Und doch brachte Kaiser Karl der Dicke gerade ihm besonderes Vertrauen entgegen und holte sich wiederholt bei Notker Rat in Regierungsfragen.
Die letzten Jahre seines Greisenalters verbrachte der Diener Gottes fast ganz in religiösen Übungen und in der Vorbereitung auf den Heimgang in die Ewigkeit. Der plötzliche Tod eines Neffen, der in blühendem Jugendalter aus der Mitte der Klosterbrüder gerissen wurde, wurde ihm zur ernsten Mahnung. Stunden- ja ganze tagelang kam er nun nicht mehr aus der Klosterkirche. Mit dem Gebet für den toten Neffen verband er das Gebet um einen seligen Heimgang für sich selbst. Der Gedanke an den Tod, der ihm zeitlebens vertraut war, hatte für ihn nichts Erschreckendes. Wer so wie er immer zum Sterben bereit ist und die Unschuld des Herzens in treuem Kampf sich bewahrt hat, kann jederzeit ohne Furcht vor Gottes Richterstuhl treten. So ging Notker sanft und still wie er gelebt hatte, umringt von seinen weinenden Klosterbrüdern, am 6. April 912 in die Ewigkeit hinüber. Notkers Reliquien werden im Münster von St. Gallen aufbewahrt und verehrt. Seine Lebensgeschichte verfasste um 1230 ein Mönch Ekkehard zur Unterstützung der ab 1215 von Abt Ulrich angestrebten Seligsprechung. Notker wurde 1513 seliggesprochen, die Verehrung wurde 1624 bestätigt.
Der heilige Prudentius, Bischof und Bekenner von Troyes in Frankreich,
+ 6.4.861 – Fest: 6. April
Prudentius, geboren in Spanien, wanderte nach Frankreich, um sich der Wut der Ungläubigen zu entziehen, und vertauschte damals seinen Namen Galindo mit Prudentius. Wegen seiner hohen Verdienste wurde er im Jahr 840 oder 845 auf den bischöflichen Sitz von Troyes erhoben. Er war einer der gelehrtesten Oberhirten der gallikanischen Kirche. Von allen Seiten her zog man ihn wie ein Orakel zu Rate. Aus seiner Rede über die heilige Jungfrau Maura ersehen wir, dass er oft predigte, allen bischöflichen Amtsverrichtungen beständig oblag, und die Sakramente der Buße, des Altars und der letzten Ölung ausspendete.
Um dieselbe Zeit fing Gotschalk, ein Mönch in dem Kloster Orbais, im Bistum Soissons, an, seine Irrtümer über die Vorherbestimmung zu verbreiten. Dieser umherschweifende Mönch lehrte, Gott habe die Verdammten zur Sünde und Hölle vorausbestimmt, so dass es nicht in ihrer Gewalt stünde, das eine oder das andere zu vermeiden. Nottingus, Bischof von Brescia oder Verona, setzte den durch seine Tugend und Gelehrsamkeit damals in hohem Ruf stehenden Erzbischof von Mainz, Rabanus Maurus, von dessen Irrtümern in Kenntnis. Nachdem dieser in einer 848 zu Mainz gehaltenen Synode, Gotschalks Sätze geprüft hatte, verdammte er dessen Gotteslästerungen, und schickte ihn dem berühmten Hincmar, Erzbischof von Reims, seinem Metropoliten. Dieser, nebst Wenilo von Sens und einigen anderen Bischöfen, prüfte von neuem die Lehre des Orbaiser Mönches, in einer Synode, die 849 zu Quercy-súr-Oise, im Bistum Soissons gehalten wurde. Da Gotschalk sich nicht unterwerfen wollte, wurde er verdammt, der Priesterwürde entsetzt, und in die Abtei von Hautvilliers, in der Diözese Rheims, eingesperrt. Der heilige Prudentius, den man hierüber zu Rate zog, war der Meinung, man solle ihn der Gemeinschaft der Laien nicht berauben. Als aber Hincmar sah, dass Gotschalk in seiner Halsstarrigkeit beharrte, exkommunizierte er ihn etwas später (Gotschalk, Urheber von vielen Unruhen und Ärgernissen, starb 870, auch noch mit dem Kirchenbann belastet, in dem Kerker, wo er 21 Jahre eingeschlossen war).
Einige verdächtigten Hincmar des Irrtums der Halbpelagianer über die Notwendigkeit der Gnade, und Ratramnus von Corbie hat wirklich gegen ihn geschrieben: da ergriff Prudentius die Feder, um einen Gegenstand zu beleuchten, der in der Hitze des Streits nur verwirrt worden ist. Er erhärtete gründlich die katholische Lehre, indem er zeigte, 1. dass der Mensch frei, und Jesus Christus für alle Menschen gestorben sei; 2. dass man nichts vermöge ohne die Gnade, und dass Jesus Christus auf eine besondere Weise für das Heil der Auserwählten sein Leben hingegeben habe. Die Streitsucht unterhielt aber leider fortan die Vorurteile. Man verstand sich beiderseits nicht, obgleich man denselben Glauben bekannte. Lupus, Abt von Ferrières in Gatinois, Amolo, Erzbischof von Lyon, und der heilige Remigius, dessen Nachfolger, schrieben gegen Raban und Hincmar, ungeachtet des Abscheus, den sie vor den Gotteslästerungen der Prädestinatianer hatten. Selbst Amolo und seine Kirche, die im Anfang Gotschalk, da sie ihn nicht kannten, entschuldigt zu haben scheinen, verwarfen immer die Lehre, die man an ihm verdammte. Man muss in der Tat die Vorherbestimmung der Auserwählten als einen Glaubensartikel annehmen. Allein es wäre auch zugleich eine abscheuliche Ketzerei, zu glauben, dass irgend eine Gnade die freie Willkür des Menschen aufhöbe. Was den heiligen Remigius von Lyon und den heiligen Prudentius anbelangt, so ist gewiss, dass sie Gotschalk niemals in Schutz genommen haben.
Im Jahr 853 machten Hincmar, und mehrere andere Bischöfe in einem zweiten Concil von Querey vier Artikel bekannt, worin sie festsetzen, dass der Mensch frei, und Jesus Christus für das Heil aller Menschen gestorben sei. Der heilige Prudentius unterschrieb diese vier Artikel, wie wir aus Hincmar und dem Annalisten des heiligen Bertins ersehen. Die Kirche von Lyon wurde durch die darin enthaltene Lehre sehr betrübt, weil sie glaubte, man könne sie mit der Notwendigkeit der Gnade nicht in Einklang bringen. Daher hat das zu Valence 855 zusammen berufene Concilium, wo der heilige Remigius von Lyon den Vorsitz hatte, sechs Kanonen abgefasst, in denen es die Lehre von der Notwendigkeit der Gnade, und der Vorherbestimmung der Auserwählten ganz bestimmt und deutlich ausdrückte. Der heilige Prudentius erhielt im Jahr 859 vom Papst Nicolaus I. die Bestätigung dieser Kanonen. Er tat noch mehr. Aus Furcht, man möchte die Artikel von Quercy, die er selbst unterzeichnet hatte, zugunsten des Pelagianismus missbrauchen, schrieb er ein Büchlein, worin er den irrigen Sinn, den man ihnen hätte unterstellen können, widerlegte, und die Lehre der Kirche in Betreff der Gnade Jesu Christi gründlich nachwies. Diese Vorsicht war umso nötiger, weil einige, in der Hitze des Streites, die an Pelagius verdammten Irrtümer erneuerten.
Um dieselbe Zeit gab Johannes Scotus, der Erigener genannt, ein berüchtigter Sophist, ein Werk über die Vorerwählung gegen Gotschalk heraus, worin er offenbar den Halbpelagianismus und andere Irrtümer lehrte. Wenilo, Erzbischof von Sens, zog 19 Artikel aus, übersandte sie dem heiligen Prudentius, der Johannes Scotus sehr triftig widerlegte.
Der Eifer des heiligen Bischofs von Troyes für die Handhabung der Kirchenzucht und Abstellung der Missbräuche, erwarb ihm eine ungemeine Hochachtung. Daher musste er auch in Verbindung mit Lupus von Ferrières an der Verbesserung der sämtlichen Klöster Frankreichs arbeiten. Er entledigte sich dieses wichtigen Auftrages mit ebenso bewunderungswürdiger Kraft, als Klugheit. Er starb am 6. April 861. Sein Name findet sich in den Martyrologien von Frankreich. Beim Ausbruch der französischen Staatsumwälzung bewahrte man seine Reliquien noch zu Troyes, wo er durch ein Officium mit neun Lektionen verehrt wurde.
Der heilige Märtyrerbischof Irenäus von Sirmium,
+ 6.4.304 - Fest: 6. April
Eine Perle unter den echten Märtyrerakten aus der ersten Zeit der Kirche sind die des heiligen Irenäus von Sirmium. Ihr Hauptteil besteht aus dem amtlichen Gerichtsprotokoll, wozu ein christlicher Schreiber einige einleitende und beschließende Sätze hinzufügte. In seiner schlichten Einfachheit spricht dieser Bericht auch heute noch mit lebendiger Gewalt zum Herzen des Lesers. Wir geben ihn hier wörtlich wieder. Vorausgeschickt sei noch, dass Irenäus vor seiner Wahl verheiratet war und Frau und Kinder hatte. Sirmium (heute Mitrovicza in Slawonien) war in der Römerzeit die Hauptstadt von Niederpannonien; es lag links an der Save, in der Nähe ihrer Mündung in die Donau.
Während der Verfolgung unter den Kaisern Diokletian und Maximian hatten die Christen verschiedene Arten des Glaubenskampfes zu bestehen. Sie unterzogen sich mit gottergebenem Sinn den über sie verhängten Martern und machten sich dadurch der ewigen Belohnung teilhaftig. Solches geschah auch mit dem Diener Gottes Irenäus, dem Bischof der Stadt Sirmium. Seinen Kampf will ich euch jetzt beschreiben und von seinem Sieg euch erzählen. Durch die ihm angeborene Bescheidenheit und Gottesfurcht, die aus allen seinen Handlungen hervorleuchtete, wurde er, seines Namens Irenäus d. i. der Friedfertige, würdig erfunden.
Er wurde also ergriffen und dem Probus, Statthalter von Pannonien, vorgeführt. Dieser sprach zu ihm: „Gehorche den göttlichen Befehlen und opfere den Göttern!“ Irenäus antwortete: „Wer den Göttern und nicht Gott opfert, wird zugrunde gehen.“ Probus sagte: „Die allergnädigsten Herrscher haben befohlen, entweder müsse man opfern oder unter Qualen sterben.“ Irenäus erwiderte: „Mir ist geboten, lieber mich zu Tode peinigen zu lassen, als Gott zu verleugnen und den Dämonen zu opfern.“ Darauf der Statthalter: „Entweder opfere, oder ich lasse dich foltern.“ Irenäus antwortete: „Ich freue mich darüber, wenn du das tust. So nehme ich doch an dem Leiden meines Herrn teil.“
Da befahl der Statthalter, ihn zu foltern. Als der Heilige gar schmerzlich gepeinigt wurde, sprach der Statthalter zu ihm: „Was sagst du jetzt, Irenäus? Opfere doch!“ Irenäus antwortete: „Ich opfere meinem Gott, dem ich allzeit geopfert habe, dadurch, dass ich ihn freiwillig bekenne!“
Als aber seine Eltern herbei kamen und sahen, wie er gefoltert wurde, beschworen sie ihn flehentlich. Auch seine Kinder umschlangen seine Knie und sprachen: „Vater, hab Mitleid mit dir und uns!“ Auch die Frauen jammerten und beschworen ihn bei der Blüte seines Aussehens und seines Alters. Alle Verwandten und Angehörigen des Hauses waren traurig und weinten, die Nachbarn und Freunde brachen in lautes Wehklagen aus und alle riefen ihm zu: „Hab doch Mitleid mit deinem noch jugendlichen Alter!“ Aber wie gesagt, ihn hielt höheres Verlangen aufrecht. Er hatte jene Worte des Herrn vor Augen, wo es heißt: „Wenn mich jemand vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem himmlischen Vater verleugnen“ (Mt 10,33). Er beachtete sie also nicht; auch gab er ihnen keine Antwort mehr; denn er eilte, das zu erreichen, wozu ihm ein höherer Ruf Hoffnung machte (Eph 1,18).
Der Statthalter Probus aber sprach: „Höre doch! Lass deinen Starrsinn durch die Tränen dieser hier beugen. Sorge für dein junges Leben und opfere!“ Irenäus antwortete: „Ich sorge auf ewig für mich, wenn ich nicht opfere!“ Da ließ ihn Probus wieder in den Kerker zurückführen. Darin musste er mehrere Tage bleiben und verschiedene Qualen ausstehen.
Nach einiger Zeit wurde der selige Märtyrer Irenäus mitten in der Nacht, da der Statthalter zu Gericht saß, wiederum vor ihn geführt.
Probus sprach zu ihm: „Opfere nun, sonst sollst du büßen!“
Irenäus antwortete: „Tue, was dir geboten ist! Von mir aber erwarte so etwas nicht!“
Probus wurde hierüber zornig und ließ ihn mit Knütteln schlagen.
„Ich habe einen Gott,“ sprach Irenäus, „den ich von frühester Kindheit an zu verehren gelehrt worden bin. Ich bete ihn an, der mich jederzeit stärkt. Ihm opfere ich auch. Die Götter aber, die durch Menschenhand gemacht sind, die kann ich nicht anbeten!“
„So empfange denn zum Lohn dafür den Tod!“ sagte Probus. „Die Strafen, die du bereits erduldet hast, könnten dir zwar schon genug sein.“
Irenäus antwortete: „Ich empfange in der Tat den Tod zum Lohn, da jene Strafen, durch die du mich zu quälen glaubst, die ich aber für nichts achte, mir von Gott das ewige Leben verschaffen.“
Probus sprach: „Hast du eine Frau?“ Irenäus antwortete: „“Nein.“ Probus: „Hast du Kinder?“ Irenäus: „Nein.“ Wiederum Probus: „Hast du Eltern?“ Irenäus antwortete: „Nein!“ Da sprach der Statthalter: „Wer waren dann aber jene, die bei dem letzten Verhör weinten?“ Irenäus antwortete: „Es ist ein Gebot meines Herrn Jesus Christus, der da sagt: Wer Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder, Geschwister oder Eltern mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert“ (Mt 10,37). Der Märtyrer Christi richtet also seinen Blick gen Himmel zu Gott. Er vertraute fest auf die göttlichen Verheißungen, nahm auf alles Übrige keine Rücksicht und beteuerte, außer Gott niemand zu kennen und zu haben. Probus sprach: „So opfere wenigstens um jener willen.“ Irenäus sprach: „Meine Kinder besitzen den Gott, den auch ich besitze. Er kann sie behüten. Du aber handle nach dem, was dir geboten ist!“ Probus sprach: „Junger Mann, sei auf dich bedacht; opfere, damit ich dich nicht nochmals foltern lasse.“ Irenäus antwortete: „Tu, was du willst! Du wirst sehen, welche Standhaftigkeit Christus der Herr mir gegen deine Nachstellungen verleiht.“ Probus sprach: „Ich werde sogleich das Urteil fällen.“ Irenäus erwiderte: „Ich wünsche mir Glück dazu, wenn du das tust!“
Probus sprach nun folgendes Urteil: „Irenäus soll wegen Ungehorsams gegen die königlichen Befehle in den Fluss gestürzt werden.“ Irenäus sagte darauf: „Vielfache Drohungen und Qualen erwarte ich, dass du mich dann erst durchs Schwert würdest hinrichten lassen. Doch du hast nichts von all dem befohlen. Ich bitte dich daher, gib Befehl zur Ausführung, damit du erkennst, wie die Christen gewohnt sind, wegen des Glaubens an Gott den Tod zu verachten.“
Probus zürnte nun über die Zuversicht des heiligen Mannes und befahl, ihn durchs Schwert hinzurichten. Doch der heilige Märtyrer Gottes dankte Gott, gleich als empfinge er eine weitere Siegespalme, und sprach: „Ich danke dir, mein Herr Jesus Christus, der du mir unter so vielen Peinen und Qualen Standhaftigkeit verliehen hast und mich in Gnaden deiner ewigen Glorie teilhaftig machen willst.“
Da er nun zur basentinischen Brücke kam, legte er seine Kleider ab, hob die Hände gen Himmel und betete also: „Herr Jesus Christus, der du für das Heil der Welt freiwillig gelitten hast, möge mir dein Himmel offen stehen! Mögen die Engel die Seele deines Dieners Irenäus aufnehmen, da ich deines Namens und deines Volkes wegen, das ich in der katholischen Kirche von Sirmium dir erwarb, das alles erdulde. Ich bitte dich und flehe zu deiner Barmherzigkeit, dass du mich gnädig aufnehmen und jene in deinem Glauben bestärken wollest!“
Hierauf wurde er von den Schergen enthauptet und sein entseelter Leib in den Savefluss geworfen.
Der heilige Diener Gottes Irenäus erlitt den Martertod am 25. März, als Diokletian Kaiser, Probus aber Statthalter war, unter der obersten Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Der heilige Eutychius, Patriarch von Konstantinopel,
+ 6.4.582 – Fest: 6. April
Im Jahr 512 in Phrygien geboren, von vornehmen Eltern abstammend und von Jugend auf voll Verlangen nach der ewigen Wahrheit, entsagte Eutychius frühzeitig der Welt, erhielt die heiligen Weihen und trat in ein Kloster zu Amasia, wo er bald zum Obern erwählt wurde. Später wurde er Bischof und Patriarch von Konstantinopel. Es erlangten aber die Ketzer solchen Einfluss auf den Kaiser, dass Eutychius von seinem Sitz verjagt, auf eine Insel verbannt, zuletzt in sein früheres Kloster abgeführt wurde, von wo er erst nach zwölf Jahren in sein voriges Amt wiedereingesetzt wurde. Eutychius starb im Herrn am 6. April 582.
Er war in seinem Leben ein inniger Verehrer Mariens. In einer Muttergotteskirche hatte er schon als Junge Tag und Nacht gebetet, seine erste Kommunion empfangen, hier hatte er alle seine Tage der seligsten Jungfrau geweiht. Später wirkte er manche Wunder durch Anrufung der Fürbitte Mariens und noch in den letzten Augenblicken schwebte ihr Name auf seinen erbleichenden Lippen.
Bruder Joseph vom heiligen Vinzenz
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Bruders Joseph vom heiligen Vinzenz. Bruder Joseph, ein Spanier, geboren in Elgorriaga in der Provinz Navarra, trat im Alter von dreiunddreißig Jahren in den heiligen Orden und machte sein Noviziat in Corella in Spanien. Bald nach seiner heiligen Profess begann die spanische Regierung ihre feindliche Gesinnung gegen die Orden an den Tag zu legen. Bruder Joseph begab sich deshalb bereits vor dem Ausbruch der Verfolgung nach Frankreich in das Kloster zu Broussey. Gerade für dieses Kloster, in dem die Novizen herangezogen wurden, war er der rechte Mann, da er stets ein vorzügliches Beispiel gab, ja die verkörperte, klösterliche Tugend war. Nach der Gepflogenheit wahrhaft beschaulicher Seelen sprach er wenig und brach sein Schweigen nur, wenn es eine Pflicht zu erfüllen, etwa den Gehorsam oder die Liebe zu üben galt. Wurde ihm gestattet, sich mit den Novizen zu unterhalten, so sprach er nur von Gott und bekundete dabei eine so himmlische Heiterkeit, dass er alle Anwesenden rührte und selbst oft in Tränen ausbrach. Mit Gott zu verkehren war ihm ein Bedürfnis. Er hatte die heilige Gewohnheit, jede Nacht vier volle Stunden ohne Unterbrechung auf den Knien liegend vor dem Allerheiligsten zuzubringen. Dabei flehte er mit größter Inbrunst und unter Tränen um Erhöhung der heiligen Kirche, für den heiligen Orden und um die Bekehrung der Sünder und Irrgläubigen. Mitbrüder beobachteten des Öfteren, wie während dieser Anbetungsstunden sein Gesicht glühte und zugleich Tränen über die Wangen herabrollten. Der Herr gewährte ihm auch besondere Gnaden. So vermochte Bruder Joseph dem unglücklichen Pater Hyazinth schon im Noviziat seine rednerischen Erfolge, die Gefahren seiner Erhöhung, auch seinen bedauerlichen Fall vorherzusagen, wie Ohrenzeugen berichten und er selbst gestand: "Ach, als ich im Noviziat des Karmels war, lebte dort ein guter Laienbruder, ein Heiliger, der mir alles vorhersagte, was mir zugestoßen ist." Mit seiner Liebe zum Gebet hielt Bruder Josephs Liebe zur Zurückgezogenheit gleichen Schritt. Seine Zelle, in der er still mit Gott vereinigt Geißeln und Bußgürtel fertigte, war ihm der liebste Aufenthaltsort. Eilends zog er sich in die Zelle wieder zurück, wenn er an der Pforte, deren Bedienung ihm die Oberen aufgetragen hatten, nicht benötigt wurde. Nie ließ er sich auf überflüssige oder gar tadelhafte Unterhaltungen ein, er erbaute vielmehr alle in so hohem Grad, dass mehr als einer, die sein Beispiel zu beobachten Gelegenheit hatten, sagten: "Wenn alle Brüder dieses Klosters sind wie er, muss es ein Haus von Heiligen sein." So zufrieden seine Oberen mit seinem Dienst an der Pforte waren, so sehnlich wünschte Bruder Joseph, sich ganz in die Einsamkeit zurückziehen zu dürfen. Seiner Bitte entsprechend wurde er in den Einsiedlerkonvent zu Bagnères de Bigorre versetzt. Kaum dort angekommen, erkrankte Bruder Joseph plötzlich und starb im Alter von 63 Jahren zwischen 1858 und 1861. Die Brüder des Klosters beteten täglich beim Vorübergehen an den Gräbern ihrer Toten für deren Seelenruhe den Psalm: "De profundis" (Aus der Tiefe rufe ich zu dir o Herr). Bei Joseph machte aber einer immer eine Ausnahme und betete: "Guter Bruder Joseph, wenn du im Himmel bist, wie wir Grund zu hoffen haben, so erlange mir die Gnade in diesem Haus heilig zu leben und zu sterben, falls es der Wille meines Gottes ist."
Gebet am 6. April
Heilige Mutter Gottes, meine liebe Mutter Maria. Du hast so großen Anteil an meiner Seligkeit genommen, dass du sogar den geliebtesten Gegenstand deines Herzens, deinen geliebten Jesus zum Opfer am Kreuz hast darbringen wollen. Wenn du also so sehr mein Heil wünschst, so geziemt es sich auch, dass ich nach Gott alle meine Hoffnung auf dich setze. Siehe, hochgebenedeite Jungfrau Maria, auf dich setze ich all mein Vertrauen. Um der Verdienste willen, die du heute durch das große Opfer deines Sohnes, das du Gott darbrachtest, erworben hast, bitte ich dich, erbarme dich meiner armen Seele, für die dies unschuldige Lamm, dein Jesus, am Kreuz hat sterben wollen. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Wilhelm
Wir bitten Dich, o Gott, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Wilhelm, dass wir uns weder durch die bösen Beispiele, noch durch das Gespött und die Verfolgungen von der Treue in Deinem Dienst abwendig machen lassen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Jesus Christus
Schenke uns, o Herr, dass wir uns allezeit vor dem Eigensinn, besonders in Religionssachen, in Acht nehmen, und uns stets Deiner Worte erinnern: Wenn ihr nicht werdet wie die Kleinen, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zu Gott
Allmächtiger Gott, bewahre uns vor jener Eitelkeit, die, um das Lob eines toleranten Sinnes zu haben, die geheiligten Rechte der Wahrheit und Tugend ihren Feinden und Lästerern preis gibt, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Dem Eifer des heiligen Papstes Cölestin ist größtenteils zuzuschreiben, dass die Lästerungen des Nestorius gegen die seligste Jungfrau als Mutter Gottes sowohl in dem Konzil zu Rom als in dem allgemeinen zu Ephesus feierlich verdammt, und die seligste Jungfrau als eine wahre Mutter Gottes von der ganzen katholischen Kirche mit neuer Andacht erkannt und gepriesen worden ist.
Andacht am 6. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Ihr Seelen, die ihr nach Ruhe und Tröstungen seufzt, wenn ihr wüsstet, wie angenehm es Gott und wie vorteilhaft es euch selbst ist, zu leiden, ihr würdet nie und nirgends Trost suchen; vielmehr würdet ihr es als ein großes Glück ansehen, euer Kreuz Jesus nach zu tragen!" (Der heilige Johannes vom Kreuz)
Christus zeigte einst der heiligen Theresia, dass sein himmlischer Vater die Seelen als seine geliebtesten betrachtet, die, wenn sie am meisten zu leiden haben, mit um so größerer Liebe leiden. Von diesem Augenblick an wandelten sich alle ihre Leiden in Wonnen. Sie beteuerte, dass sie ihre Schmerzen nicht gegen alle Schätze der Welt vertauschen möchte. Ihr Wahlspruch war: "Leiden oder sterben!"
Denkwürdig ist auch die Unterredung, die diese große Heilige einst mit der ehrwürdigen Mutter Diaz, ihrer sehr geliebten Freundin, hielt. Als sie ihr nämlich sagte, sie stirbt vor Sehnsucht, zu Gott zu gelangen, antwortete ihr diese gottselige Frau, sie ihrerseits verlange die Fortdauer ihrer Verbannung, weil man darin Gott wenigstens etwas dadurch geben kann, dass man für Ihn leidet; da man hingegen im Himmel nur empfängt und genießt; und weil man in der Ewigkeit Muße genug hat, dieses Gut zu besitzen, wäre es besser, hier vieles für seinen geliebten ewigen Freund zu leiden, Ihm dadurch zu gefallen und Freude zu machen.
Ich erkenne, mein Erlöser, dass alle Schätze der Welt das Kreuz nicht aufwiegen; und dass meine Glückseligkeit darin besteht, mein Kreuz Dir nachzutragen. Verleihe mir also, wenn Leiden über mich kommen, aus Liebe zu Dir und mit großer Liebe zu leiden, auf dass das Kreuz sich mir in heilige Lust verwandelt! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 6. April
"Der Teufel ist bestrebt die Seele im Gebet zu zerstreuen und es ihr zu verleiden,
weil das Gebet eine Waffe ist,
mit der sie sich gegen ihre Feinde verteidigt."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 6. April - Von der herrschenden Leidenschaft
Gib mir, Herr, der Liebe Licht,
Meines Heiles Feind zu finden;
Und ihn, der mit Arglist ficht,
Stark im Kampf zu überwinden.
1. Selten ist ein Mensch gänzlich frei von Leidenschaften. Ja meistens haben wir alle gegen mehrere Leidenschaften zu kämpfen, unter denen eine hervorragt, die über alle anderen herrscht und sie in Bewegung setzt. Diese Hauptleidenschaft ist, je nach den verschiedenen Gemütern, verschieden. Bei dem einen ist es der Stolz, und der drängt ihn Tag und Nacht, sich hervorzutun, und alle anderen zu verachten. Bei anderen ist es der Zorn, der immer Feuer und Flammen spuckt, und wegen eines unbedeutenden Wortes in Wut gerät. Bei anderen der Neid, der sie verzehrt, wenn es anderen gut ergeht. Bei noch anderen die Verleumdungssucht, die alles mit ihrem Gift begeifert. Nur diese sollen erwähnt sein, um nicht von den vielen anderen schändlichen Leidenschaften zu sprechen.
2. Diese herrschende Leidenschaft ist der Hauptquell unserer Sünden, denn sie fließt in unsere Gedanken, Begierden, in all unsere Werke, in unser ganzes Leben ein. Und arbeiten wir ihr nicht mit Gewalt entgegen, so verfinstert sie unseren Verstand, und schlägt uns mit so furchtbarer Blindheit, dass wir im Laster uns beruhigen. Wird aber das Gewissen dennoch aufgeschreckt, und fühlt eine Seele die Notwendigkeit, Widerstand zu leisten, so ist doch ihr Kampf nur schwach. Und da es ihr nie recht ernst ist, wird sie beinahe immer überwunden. So geschieht es, dass diese Lieblings-Leidenschaft immer tiefere Wurzeln greift, und selbst im Tod nicht mehr weicht.
3. Erforsche dich selbst, und lerne diese Hauptfeindin deines Heils kennen. Es ist hier fürwahr kein Scherz, denn viele stürzte sie in die ewige Verdammnis. Fasse daher den festen Entschluss, sie männlich zu bekämpfen, und verschiebe diesen Kampf nicht auf die Zukunft. Denn je länger du wartest, um so heftiger wird sie, um so schwächer dein Mut, um so gleichgültiger dein Wille, und um so mehr entfernt sich die Gnade. Täusche dich also nicht selbst, sondern rufe den Beistand Gottes an, und du wirst mit seiner Hilfe siegen und zu großer Freiheit des Geistes gelangen. "Durch dich, mein Gott, werde ich von der Anfechtung errettet werden; und in dir werde ich alle Mauern und Hindernisse übersteigen." (Psalm 18,30)
7. April
Der heilige Aphraates, Einsiedler in Syrien im 4. Jahrhundert,
+ 4. Jhd. - Fest: 7. April
Aphraates stammte aus einer berühmten Familie in Persien. Seine Eltern, die Heiden waren, erzogen auch ihren Sohn im heidnischen Aberglauben. Er hatte aber das Glück, frühzeitig die wahre Religion kennen zu lernen. Tief gekränkt durch den Gedanken, dass das Evangelium in seinem Land so wenig bekannt war, verzichtete er auf alle Vorteile, auf die er in der Welt hoffen konnte, und zog nach Edessa in Mesopotamien, wo das Christentum sehr blühend war. Nachdem er sich in der besten Art, Gott zu dienen, hatte unterweisen lassen, schloss er sich außerhalb der Stadtmauern in eine kleine Zelle ein, um sich ganz den Übungen der Buße und der Beschauung zu ergeben.
Einige Zeit danach ging er nach Syrien und nahm seine Wohnung in einer Zelle, nicht weit von einem in der Nähe von Antiochia gelegenen Klosters. Er wurde da von sehr vielen Leuten besucht, die in Gewissensangelegenheiten sich bei ihm Rat einholten. Er verteidigte immer kräftig die Tugend wider das Laster und bekämpfte bei jeder Gelegenheit die arianische Ketzerei, die in Antiochia viele Anhänger zählte. Die Strenge seines Lebens verschaffte seinen Reden großes Ansehen. Seine gewöhnliche Nahrung bestand in einem Stück Brot, das er nach Sonnenuntergang aß. Und erst in seinem hohen Alter konnte man ihn dazu bewegen, noch einige Kräuter hinzuzufügen. Sein Bett war eine auf die Erde hin gebreitete Matte, und sein Kleid ein raues Tuch, das er dann erst ablegte, wenn er sich nicht mehr damit bedecken konnte. Aus seinem Verhalten gegenüber Anthemius, später Konsul und Statthalter im Orient, lässt sich schließen, wie weit er es mit dieser Entsagung gebracht hatte. Nach seiner Rückkehr von der Gesandtschaft nach Persien, drängte Anthemius ihn, ein Oberkleid, das er ihm mitgebracht hatte, anzulegen. „Es ist“, sagte er ihm, „ein Erzeugnis deines Landes“; worauf Aphraates erwiderte: „Glaubst du wohl, es sei vernünftig, dass man einen alten Diener, dessen Treue erprobt ist, verabschiede, um einen neuen zu nehmen, und zwar bloß deshalb, weil der Letztere ein Landsmann wäre?“ – „Nein“, erwiderte Anthemius. „Je nun!“ fuhr der Heilige fort, „so nimm denn wieder das Kleid; ich habe eins, das mir seit sechzehn Jahren dient, und ich will nicht zwei zugleich haben.“
Bis dahin hatte der Heilige in seiner einsamen Zelle gelebt. Er verließ aber diese beim Anblick der Verwüstungen, die der Arianismus unter dem Schutz des Kaisers Valens in der Herde Jesu Christi anrichtete. Er eilte den Katholiken in Antiochia zu Hilfe, um sie zu trösten und die Drangsale der Verfolgung, so viel er konnte, zu lindern. Er gesellte sich zu den Priestern Flavian und Diodor, die, in Abwesenheit des heiligen Bischofs Meletius, der in der Verbannung lebte, die Kirche zu Antiochia regierten. Seine Heiligkeit und Wundergabe gewährten ihm mächtigen Einfluss und legten seinen Reden und Handlungen großes Gewicht bei.
Der Palast des Kaisers stand an den Ufern des Orontes und war nur durch einen breiten Weg, der auf das Land führte, davon getrennt. Als eines Tages Valens von der Höhe der Galerie auf die Vorbeigehenden hinabschaute, sah er einen ärmlich gekleideten Greis, der raschen Fußes daherschritt. Als er fragte, wer dieser Alte sei, antwortete man ihm, es sei Aphraates, jener Einsiedler, für den das Volk so große Verehrung habe. „Aphraates“, rief er ihm zu, „wohin so schnell?“ – „Ich gehe, für die Wohlfahrt deiner Regierung zu beten“, erwiderte der Heilige; denn die Katholiken, die keine Kirche mehr in Antiochien hatten, hielten ihre Versammlungen auf dem Feld, wo die Soldaten in den Waffen geübt wurden. „Warum“, fragte ihn der Kaiser, „verlässt du, ein Mönch, deine Zelle und führst ein so herumschweifendes Leben?“ – „Ich bin in der Einöde geblieben“, entgegnete Aphraates, „solange die Schafe des göttlichen Hirten den Frieden hatten; jetzt aber, da sie den größten Gefahren ausgesetzt sind, wie könnte ich ruhig in meiner Zelle sein? Wenn eine Tochter in dem Haus ihres Vaters Feuer erblickt, was würde sie tun? Sollte sie zusehen auf ihrem Stuhl, bis die Flammen ihr selbst sich nahen, um sie zu verzehren? Wäre es nicht vielmehr Pflicht für sie, überall hinzueilen und Wasser zum Löschen herbeizuschaffen? Eben dieses tue auch ich, ich laufe daher, um das Feuer zu löschen, das du an das Haus meines Vaters gelegt hast.“
Der Kaiser antwortete nichts, aber einer seiner Entmannten misshandelte den Heiligen und bedrohte ihn mit dem Tod. Übrigens rächte Gott bald seinen Diener. Als der Entmannte nach den Bädern des Königs sah, wurde er verrückt, ließ sich in den heißen Zuber fallen und starb aus Mangel an Hilfeleistung. Der Fürst wurde durch diesen Vorfall so betroffen, dass er sich nicht traute, den Heiligen ins Elend zu werfen, obgleich die Arianer auf alle nur mögliche Weise ihm zusprachen. Auch wurde er sehr gerührt durch die wunderbaren Heilungen, die Aphraates bewirkte, indem er die Kranken mit Öl oder Wasser besprengte, das er mit dem Kreuz bezeichnet hatte.
Man bemerkte immer an dem heiligen Einsiedler eine ungeheure Besorgnis, alles zu vermeiden, was die Keuschheit im Geringsten hätte verletzen können. Er redete niemals mit Frauen, oder wenn er dazu genötigt war, hielt er sich allezeit in einiger Entfernung von ihnen, und sagte bloß, was notwendig war. Als durch den Tod des Kaisers Valens die Ruhe der Kirche Gottes hergestellt worden war, kehrte Aphraates wieder in seine Zelle zurück, wo er selig im Herrn entschlief. „Ich bin überzeugt“, sagt Theodoret, „dass er mehr Gewalt bei Gott nach seinem Tod hat, als er auf Erden hatte; und dieses ist die Ursache, warum ich seinen Schutz anflehe.“ Die ganze Kirche folgte dem Beispiel Theodorets.
Der heilige Hermann Josef von Köln, Priester in Steinfeld,
+ 7.4.1241 - Fest: 7. April
Am Gründonnerstag des Jahres 1236, der damals auf den 7. April fiel, starb neunzigjährig, zu Hoven bei Zülpich, ein Mönch, der um das Jahr 1150 zu Köln am Rhein, Stephanstraße 4, als Sohn verarmter Eltern das Licht der Welt erblickt hatte. Hermann Josef hieß der Mönch, der heilige Hermann Josef, dessen Leben ein Marienlob war, so zart und duftig, dass es heute noch nach achthundert Jahren die Herzen vor Freude höher schlagen lässt.
Weil Hermann Josef ein Rheinländer war und dazu auch noch aus Köln stammte, kannte er keine Kopfhängerei. Frohgemut und gut gelaunt nahm er an den Spielen der Altersgenossen teil, in den Straßen der Stadt und am Ufer des Rheins. Er war zu sehr ein kölnischer Junge, als dass er ein Spielverderber hätte sein können.
Hermann Josef war indessen nicht nur ein allzeit froher, sondern nicht minder auch ein frommer Junge. Sooft ihn der Weg an der Pfarrkirche vorüberführte, sprang er für einen Augenblick hinein, und nachdem er zunächst vor dem Allerheiligsten eine schöne Kniebeugung gemacht hatte, ging er zum Marienaltar, legte ein paar Blumen darauf, kniete sich hin und betete und erzählte der lieben Mutter Gottes mit rheinischer Lebhaftigkeit im kölnischen Platt dies und das, was er auf dem Herzen hatte. Allzu gerne hätte Hermann Josef es gesehen, wenn ihm Maria oder das Jesuskind, das die Gebenedeite auf den Armen trug, auch einmal geantwortet hätten, aber das steinerne Bild blieb stumm, bis es schließlich eines Tages doch lebendig wurde, und das kam so:
Vom heiligen Nikolaus hatte Hermann Josef einen dicken rotwangigen Apfel erhalten, ein wahres Prachtstück, frisch und duftig noch. In seiner liebwerten Bescheidenheit, die ihm so trefflich stand, kam ihm nicht einmal der leiseste Gedanke, den Apfel selbst zu essen, vielmehr schien er ihm gerade dafür gut genug, dass er ihn seinem besten Freund schenkte.
Hermann Josef hatte viele Freunde. Wer unter ihnen war aber wohl sein bester? Der Tünnes oder der Pitter oder der Schääl oder der Bäätes oder der Schäng oder der Drickes? Die alle gehörten zu seinen Freunden, aber der allerbeste Freund, der ihm weit mehr galt als die anderen insgesamt, war doch ohne jeden Zweifel das Jesuskind.
Hermann Josef ging also damals am Nikolaustag zur Pfarrkirche, begrüßte, wie gewöhnlich, zunächst die Mutter Gottes mit einem Ave, nahm dann aus der Rocktasche das Angebinde, stellte sich auf die Zehen und reichte mit weitausgestrecktem Arm den Apfel hoch. „Da...“, sagte er dabei, und im gleichen Augenblick geschah das Wunder, von dem die Legende berichtet, denn auf einmal kam Leben in den toten Stein. Maria beugte sich vor, nahm den Apfel und reichte ihn dem Jesusjungen auf dem Schoß hin, der das Geschenk lächelnd ans Herz drückte.
Selten wohl ist ein Kind so glücklich gewesen wie damals der Junge aus der Stephanstraße zu Köln am Rhein, er zitterte am ganzen Leib vor seliger Freude, und das war erst der Anfang, denn in der Folgezeit wurde Hermann Josef noch oft des vertrauten Umgangs mit dem Heiland und der Mutter Gottes gewürdigt, er durfte unter Mariens Augen mit dem Jesuskind spielen, und bis an das Lebensende war er, der spätere Mönch im Eifelkloster Steinfeld wurde, mit beseligenden Visionen der Gottesmutter begnadet. Sein Leben war in der Tat wie ein duftiger Marienpreis.
Hermann Josef wurde in Steinfeld bestattet. Schon kurz nach seinem Tod wurde er in der Eifel von der Bevölkerung verehrt. Er gilt entsprechend der Legende vom den Apfel entgegen nehmenden Jesuskind als „Apfelheiliger”: immer wieder legen Pilger frische Äpfel auf sein Grab. Im Barock nahm seine Verehrung starken Aufschwung; seit 1701 steht sein Sarkophag in der Basilika des Klosters Steinfeld. Reliquien wurden weit verbreitet. Einen Höhepunkt erlebte sein Kult in der Romantik, wo er zum „Kinderheiligen” wurde. Die Heiligsprechung wurde bereits 1626 eingeleitet, erfolgte aber erst 1960.
Der heilige Hegesippus, Bekenner von Jerusalem (Kirchenvater),
kirchlicher Schriftsteller,
+ 7.4.180 – Fest: 7. April
Hegesippus, einer der ältesten Kirchenväter, weil er kurz nach den Aposteln lebte, war ein Jude von Geburt und ein Mitglied der Kirche von Jerusalem. Er unternahm eine Reise nach Rom, und verweilte beinahe 20 Jahre daselbst (bis in das Jahr 177). Danach kehrte er wieder ins Morgenland zurück, wo er in einem sehr hohen Alter starb (zu Jerusalem, im Jahr 180 der christlichen Zeitrechnung, nach der alexandrinischen Chronik). Es war ein Mann, voll des apostolischen Geistes und tiefer Demut, was schon, nach der Bemerkung des heiligen Hieronymus, die Einfachheit seiner Schreibart bekundet.
Der heilige Hegesippus schrieb 133 eine Kirchengeschichte, in fünf Büchern: sie fing mit dem Leiden unseres göttlichen Erlösers an, und ging bis auf die Zeit des Verfassers. Man kann nicht genug bedauern, dass dieses Werk verloren gegangen ist. Der Heilige zeigte in seiner Geschichte die ununterbrochene Kette der Überlieferungen, und wies darin nach, dass, ungeachtet der ketzerischen Anstürme, niemals eine besondere Kirche in den Irrtum gefallen, und dass die Hinterlage der von Jesus geoffenbarten Wahrheiten bis zu seiner Zeit unversehrt erhalten worden sei. Sein Zeugnis hatte umso mehr Gewicht, weil er in eigener Person alle Kirchen des Morgen- und Abendlandes besucht hatte (man verwechsele unseren Heiligen nicht mit einem anderen Hegesippus, der hauptsächlich dem Geschichtsschreiber Josephus folgend, fünf Bücher von der Zerstörung Jerusalems herausgab. Er schrieb vor dem Verfall des abendländischen Reiches, aber nach der Regierung Constantins des Großen).
Der heilige Aibert, Priester und Einsiedler im Hennegau OSB,
+ 7.4.1140 – Fest: 7. April
Aibert kam zur Welt 1060, in dem Dorf Espain, des Bistums Tournai. Von seiner Kindheit an zeigte er großen Hang zur Einsamkeit, und brennende Liebe zum Gebet. Er wohnte sehr fleißig dem Gottesdienst seiner Pfarrei und dem Unterricht seines Seelenhirten bei. Man gewahrte, dass er einen beträchtlichen Teil der Nacht auf den Knien zubrachte, und dass er sich auf die Erde niederwarf, wenn er sich in dieser Stellung zu halten nicht mehr vermochte. Er verbarg sich sehr sorgfältig, wenn er betete, und oft zog er sich in ganz abgelegene Orte zurück, um sich desto freier mit Gott unterhalten zu können. Mit eben der Behutsamkeit verheimlichte er auch seine Fasten, und äußerlich benahm er sich, als wenn er äße wie andere.
Ein Gesang, den er über die Bußstrenge und Tugenden des heiligen Einsiedlers Theobald, der kurz vorher verschieden war, vernahm, brachte in ihm den Entschluss hervor, der Welt gänzlich zu entsagen. Er ging zu einem Priester des Klosters Crespin (im Hennegau, zwischen Valencienaes und Saint-Guislain. Die Kirche von Crespin ist im 7. Jahrhundert durch den heiligen Landelin erbaut worden. Sie wurde von regulierten Chorherren versehen bis ins 11. Jahrhundert, wo sie an die Benediktiner kam. Rainer, unter dem der heilige Aibert das Ordenskleid anlegte, war der erste Abt des Klosters Crespin), mit Namen Johannes, dem sein Abt erlaubt hatte, in einer entlegenen Zelle als Klausner zu leben. Johannes nahm ihn auf, und unterwies ihn in den Wegen der Vollkommenheit: der Jünger übertraf aber bald seinen Lehrmeister. Da bei ihnen das Brot sehr selten war, ernährten sie sich gewöhnlich mit wilden Kräutern. Sie hatten nie Feuer, und aßen nichts Gekochtes.
Nachdem der Heilige im Kloster Crespin das Ordenskleid angelegt hatte, setzte er seine bisherigen Abtötungen fort. Er schlief auf bloßer Erde, und betete des Morgens vor der Metten den Psalter. Er wurde zum Probst und Kellermeister erwählt. Die von diesem Amt unzertrennliche Zerstreuung störte aber nicht im geringsten die innere Versammlung seiner Seele. Nachdem er 20 Jahre in der Genossenschaft zugebracht hatte, trat er, mit Zustimmung des Abtes Lambert, das Einsiedlerleben wieder an. Er erbaute sich in einer sehr unfruchtbaren Wüste eine Zelle, und übte da die strengsten Abtötungen. Nach Verlauf von 3 Jahren untersagte er sich das Brot, und begnügte sich sein ganzes Leben hindurch mit Kräutern.
Da man von allen Seiten sich Rat bei ihm zu erholen kam, weihte ihn Burckard, Bischof von Cambrai, in dessen Diözese er war, zum Priester, und ließ ihm in seiner Klause eine Kapelle bauen. Er gab ihm auch zugleich die Gewalt, die Sakramente der Buße und des Altars auszuspenden, wozu er auch von den Päpsten Paschal II. und Innocenz II. die Bestätigung erhielt. Der Heilige las jeden Tag zwei Messen: die eine für die Lebendigen, die andere für die Abgestorbenen. Um das Jahr 1140 empfing er den Lohn seiner Verdienste. Sein Tod ereignete sich am 7. April, an dem Tag, an dem auch sein Name in den Martyrologien Frankreichs und der Niederlande steht.
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Mit Erlaubnis seines Abtes hatte sich der heilige Aibert in eine Einöde zurückgezogen. 25 Jahre brachte er dort zu, und in dieser Zeit enthielt er sich 22 Jahre gänzlich vom Genuss des Brotes, und fast ebenso lange, 20 Jahre hindurch, von allem Trank. Nicht durch ein Gelübde gebunden, sondern freiwillig versagte er sich Brot und Trank und noch einiges andere so viele Jahre lang.
Wie es aber geschah, dass er sich vom Brot erhielt, das höre, wer Ohren hat zu hören, denn überaus lieblich und anmutig ist dieses zu vernehmen. – Es traf sich einmal zur Winterszeit, dass die Gegend, wo der Gottesmann weilte, von ausgetretenen Wassern überschwemmt und der Ort seines Aufenthaltes von allen Seiten von ihnen umgeben war, so, dass er ihn nicht verlassen noch jemand zu ihm kommen konnte. Der Mangel an Brot und der Umstand, dass er die heilige Messe nicht hören konnte (der Heilige war damals noch nicht Priester) betrübte sein Gemüt, und in einer Nacht fing er an, bei der heiligen Jungfrau zu klagen und sie aus dem innersten Herzen in seiner Einfalt zu bitten, dass sie ihm in solch trauriger Lage zu Hilfe kommen möchte, mit diesen oder ähnlichen Worten: „O Maria, du Heilige, du Jungfrau der Jungfrauen, die du durch die Geburt des Sohnes Gottes der verlorenen Welt Freude gebracht, die du bist die Quelle der Milde und die Fülle der Erbarmung. Komm deinem armen Diener zu Hilfe, dem es am leiblichen Brot gebricht, und der auch des Seelenbrotes entbehrt, da er der heiligen Messe nicht beiwohnen kann.“ Nach diesem Gebet überließ er sich dem Schlaf. Im Schlaf kam es ihm nun vor, als trete eine Frau von sehr schöner Gestalt und umgeben von einer Menge Jungfrauen, die niederen Ranges schienen, zu ihm heran. Als er sie sah, sprach er zu ihnen: „Wenn ich ehedem weibliche Personen im Kloster gesehen hätte, so hätte ich sie auf der Stelle hinausgetrieben, wie könnt ihr es nun wagen, hierher zu kommen?“ – Darauf entgegnete die majestätische Frau: „Still Bruder! Ich bin die Jungfrau Maria, zu der du so herzlich gebetet hast. Was verlangst du von mir?“ Er entgegnete: „Komm mir zu Hilfe in dem, woran ich Mangel leide, und was dir gar wohl bekannt ist.“ Die Frau: „Glaubst du, dass der allmächtige Gott dich ernähren kann ohne Brot?“ Er: „Ja, Frau, das glaube ich.“ Die Frau: „Warum klagst du weiter noch wegen der heiligen Messe, die du nicht hören kannst? Ist ja doch dein ganzes Leben und dein ganzes Tun ein feierliches Messopfer.“ Und hierauf schien es ihm, als nähme die Frau ein Stücklein Brot und gäbe es ihm in den Mund. Von jener Stunde an fand sich der Heilige so beschaffen, dass er kein Verlangen mehr nach Brot fühlte, noch suchte er auch mehr Brot zu erhalten und nährte sich mit Kräutern, Wurzeln und anderer geringer Nahrung.
Pater Johann Baptist von der heiligen Theresia
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 7. April 1750 berief der Herr seinen treuen Diener, den lobwürdigen Pater Johann Baptist von der heiligen Theresia zu sich. Pater Johann Baptist war ein Spross des Hauses Multadi und im Jahr 1674 zu Genua geboren. Hier trat er auch in den Orden der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel. Wie man es von einem echten Sohn der heiligen Theresia gar nicht anders erwartet, war er von einem glühenden Eifer für das Heil der Seelen entflammt, der ihn drängte, sich der Verkündigung des Evangeliums in den Heidenländern zu widmen. Im Jahr 1704 wurde er von Papst Klemens XI. nach Malabar entsandt und Johann Baptist bewährte sich in so vorzüglicher Weise, dass man kein Bedenken trug, ihn zum apostolischen Vikar von Malabar zu ernennen (1714) und mit der bischöflichen Würde zu schmücken (1717). Seine Regierung war ebenso segensreich wie glücklich. Während der letzten drei Jahre wurde sie allerdings erschwert durch einen sehr ärgerlichen Fall, der sich bei den schismatischen Syrochaldäern abspielte. Diese hatten schon des Öfteren die holländische Regierung gebeten, sie möge ihnen einen schismatischen Bischof verschaffen. Im Jahr 1747 kam plötzlich auf einem holländischen Schiff Max Johann, wie er sich nannte, der sich als geweihten Bischof ausgab, in Wirklichkeit aber Jude war, Ezechiel hieß und ein frecher Hochstapler und Verbrecher war. Er zeigte seine wahre Natur alsbald, indem er Kirchen plünderte, Bilder Christi und der Heiligen mit Füßen trat und dann verbrannte, den Priestern Frauen gab, sich der Trunkenheit überließ und andere tolle Streiche lieferte. Das betraf in erster Linie allerdings die schismatischen Syrochaldäer, zog jedoch weitere Kreise und rief auch unter den Katholiken, die Max Johann immerhin für einen richtig geweihten Bischof hielten, allerlei Missverständnisse und Aufregungen hervor, die zu lösen für unseren Bischof Johann Baptist nicht immer eine leichte Arbeit war. Johann Baptist zeigte sich ihr indes wohl gewachsen und ließ seine Schäflein nicht im Stich. Darum hingen sie auch in zärtlicher Liebe an dem treuen Oberhirten, wie der Umstand bekundet, dass sich nach seinem am 7. April 1750 zu Verapoly erfolgten Ableben gegen zehntausend Personen einfanden, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Die Bibliothek der Propaganda zu Rom birgt eine Abhandlung über die sieben heiligen Sakramente, die Johann Baptist in der malabarischen Landessprache verfasste und die noch heutigentags von seiner großen Befähigung sowie von seinem unermüdlichen Eifer für das Heil der Seelen zeugt.
Gebet des frommen Blosius am 7. April
Gegrüßet seist du, Hoffnung der Verzweifelnden, Hilfe der Verlassenen. O Maria, um dich zu ehren, gewährt dein Sohn dir die Gnade, dass du sogleich erhältst, um was du bittest, und was du nur willst, sogleich geschieht. Dir sind die Schätze des Himmelreiches übergeben. Mache, o meine Gebieterin, dass ich in den Stürmen dieses Lebens immer auf dich blicke. Deiner Barmherzigkeit empfehle ich meinen Leib und meine Seele. Führe und beschütze mich, mein größter Schatz, in jeder Stunde, in jedem Augenblick. Amen.
Zu Maria
Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin, verschmähe nicht unser Gebet, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
In Iserborn in Flandern kam am heutigen Tag ein totes Kind auf die Welt, das aber durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau zum Leben gekommen, getauft, und, nachdem es erwachsen geworden war, mit dem Namen seines Vaters, Stephanus du Pont, genannt worden ist. Er lebte als ein heiliger Priester, und starb als Pfarrer zu Ligne in Flandern. Er wird noch bis heute in diesem Land verehrt.
Andacht am 7. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Ein einziger Ausruf: Gott sei gepriesen! zur Zeit der Trübsal wiegt tausendmal den Ausruf: Gott sei Dank! zur Zeit des Wohlergehens auf." (Der heilige Johannes von Avila)
Als man die selige Angela von Foligni fragte, wie es ihr möglich ist, mit so viel Freude zu leiden, antwortete sie: "Glaubt mir, wir kennen den Wert der Leiden nicht; würden wir den Wert kennen, so würden wir auf Leiden wie auf Raub ausgehen; und jeder würde dem andern die Gelegenheit zu leiden hinweg nehmen."
In demselben Geist sprach auch der selige Alphons Rodriguez, Laienbruder der Gesellschaft Jesu, in den heftigsten Steinschmerzen, die ihn im Bett hielten, in dem er in den drei letzten Monaten seines Lebens nur auf einer Seite liegen konnte, keine anderen Worte als: "Noch mehr, Herr, noch mehr!" und "Jesus, Maria, meine süßeste Liebe, es geschehe mir, dass ich euch zuliebe lebe und sterbe, und nicht mir, sondern euch gänzlich angehöre!"
Ich sehe es wohl ein, Herr, dass nichts auf Erden so kostbar ist als das Kreuz; nichts so hilfreich, als mit Ergebung und Liebe in Vereinigung mit Jesus zu leiden. Dennoch vermag ich es ohne Deine Gnade nicht, das Kreuz zu lieben! Darum bitte ich Dich, gib meinem Herzen Verlangen nach Leiden ein, und lass mich alle Leiden, die Du mir sendest, mit Liebe ertragen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 7. April
"Wie der Hirsch von den Hunden verfolgt wird,
so wird der Mensch, der anfängt christlich zu leben,
von den peinlichsten Versuchungen verfolgt."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 7. April - Über das Gift des Stolzes
O gib mich, Herr, der Hoffart nicht zum Raube.
Und lass mein Flehn Erhörung bei dir finden:
Dass nicht von ihrem finstern Höllenstaube
Des Geistes Augen, der dich sucht, erblinden.
1. Höre den Ausspruch des Heiligen Geistes über das fluchwürdige Laster des Stolzes, und lerne es aus ganzem Herzen verabscheuen. "Der Stolz ist der Anfang aller Sünde, und wer damit behaftet ist, der wird mit Fluch erfüllt werden, und sie wird ihn zuletzt stürzen." (Jesus Sirach 10) Durch ihn begann die Sünde im Himmel, sie erfüllte den stolzen Cherub mit Fluch, und stürzte ihn in die ewige Verdammnis. Und was ist auch jede Sünde anderes als Stolz, der gegen Gottes heiliges Gebot sich empört? Nimm den Stolz aus der Welt, und es schwinden die meisten Laster mit ihm. Denn aus ihm gehen Herrschsucht, Vermessenheit, Heuchelei, Starrsinn, Rachsucht, Ungerechtigkeit, Unbarmherzigkeit und noch viele andere Laster gleich ebenso vielen Missgeburten hervor.
2. So abscheulich ist dieses Laster, dass der Stolze, der Hochmütige es vor sich selbst verbirgt. Zeigt aber dies nicht allein schon, dass etwas sehr Niedriges und Schändliches darin verborgen liegt, das den Menschen herabwürdigt? Indessen nagt dieser giftige Wurm sogar an dem Herzen nicht weniger, sonst gottesfürchtiger Menschen. Und so subtil ist dieses Gift, dass es ihre innerlichen Augen verblendet, so dass sie es nicht einmal in sich erkennen. Und hier greife in dein eigenes Gewissen, und findest du dieses Laster in dir, so ertöte es vor dem Kreuz deines demütigen Herrn.
3. Kein Laster ist auch so sehr gegen die Natur des Menschen. Denn was ist dieser Leib der Sünde, wenn nicht ein Raub und eine baldige Speise der Würmer? Blicken wir aber in unser Inneres: was anders sehen wir dann als Blindheit, Elend und Sünden, bei deren Anblick wir fürwahr in den Abgrund unseres Nichts versinken sollten. Und dennoch strebt dieses Laster mit aller Macht sich zu erheben. Darum auch widersteht Gott dem Stolzen, ja ihn zu demütigen und zu beschämen, überlässt seine Gerechtigkeit ihn den abscheulichsten Begierden seines Herzens und den schändlichsten Ausschweifungen. Demütigen wir uns vor Gott und den Menschen, wenn wir seine Gnade erlangen und bewahren wollen. Jakobus 4,10: "Demütigt euch vor dem Herrn; dann wird er euch erhöhen."
8. April
Der heilige Ädesius, Martyrer von Alexandria,
+ 306 ? – Fest: 8. April
Der heilige Ädesius, geboren in Lycien, war der Bruder des heiligen Apphianus, früher Philosoph, dann aber Schüler des gelehrten Pamphilus in Cäsarea und Christ. Während der Verfolgung unter Maximian bekannte er seinen Glauben vor der Obrigkeit, wurde mehrmals in den Kerker geworfen und schließlich zu den Bergwerken in Palästina verurteilt. Als er die Freiheit wiedererlangte, ging er nach Ägypten, das damals Hierocles, einer der erbittertsten Christenfeinde, zum Statthalter hatte. Dem hielt er öffentlich die grausame Art vor, mit der er gegen die würdigsten Männer verfuhr, und die schändliche Preisgabe unbescholtener Frauen und Jungfrauen an ehrlose Sklavenhändler. Wegen seiner Freimütigkeit wurde er zu verschiedenen Folterarten verdammt und schließlich ins Meer geworfen. Das geschah zu Alexandria, bald nach der Marter des heiligen Apphianus.
Stifterin der Genossenschaft der Schwestern U. L. Frau,
+ 8.4.1816 – Fest: 8. April
„Frage ich mich: Was ist die Genossenschaft der Schwestern Unserer Lieben Frau?“ sagte einmal Kardinal Sterkx, der Erzbischof von Mecheln, so lautet meine Antwort: „Es ist ein apostolischer Hauch, der vom Herzen Jesu ausging und das Herz einer Frau beseelte, die es verstanden hat, zu glauben und zu lieben.“ Die demütige Ordensfrau, deren Leben diese fruchtbringende Verschmelzung des Glaubens und der Liebe verwirklicht hat, ist die heilige Julie Billiart.
Sie erblickte das Licht der Welt am 12. Juli 1751 in Cuvilly in der Picardie. Ihre Eltern waren einfache, echt religiöse Landleute, die nebenbei einen Kramladen unterhielten. Gleich allen auserwählten Seelen vernahm Julie frühzeitig die Stimme der Gnade. Sie entsprach diesem göttlichen Ruf durch einen großen Gebetseifer. Oft suchte sie die Einsamkeit auf, um diesem Herzensdrang ungestört folgen zu können. Schon als Kind von sieben Jahren konnte sie den Katechismus ganz auswendig und verstand ihn auch. Gern versammelte sie ihre Altersgenossen um sich und redete mit ihnen vom lieben Gott. „Seelchen, Seelchen will ich haben“, sagte sie, „ich will sie lehren den lieben Gott erkennen, ihn lieben und ihm dienen.“ Ihren Schulgefährten erklärte sie in klaren und überzeugenden Worten den Katechismus und fügte kurze, feurige Ansprachen über die Liebe Gottes und der Hässlichkeit der Sünde hinzu. Ihrem Zuhörerkreis schlossen sich auch oft erwachsene Personen an; auch sie schöpften aus den Worten des gottbegeisterten Kindes kräftige und heilsame Ermahnungen. Der Pfarrer von Cuvilly beobachtete sorgfältig die jugendliche Katechetin. Er ahnte die hohen Absichten Gottes bezüglich dieser auserlesenen Seele und leitete sie zu den Übungen der Vollkommenheit an.
Wegen ihres seltenen Verständnisses göttlicher Dinge und ihrer engelgleichen Reinheit wurde Julie schon mit neun Jahren zum Tisch des Herrn zugelassen und zwölf Jahre später gestattete man ihr die tägliche heilige Kommunion. So bildete der eucharistische Heiland den Mittelpunkt ihres Lebens und die sorgsame Vorbereitung der Kinder auf den schönsten Tag ihres Lebens war ein Werk des Eifers, das der nachmaligen Stifterin der Schwestern Unserer Lieben Frau besonders am Herzen lag.
Mit rührendem, freudigem Eifer gab sie sich allen Arbeiten hin, die im Haus oder auf dem Feld von ihr verlangt wurden. Dabei vernachlässigte sie die Übungen der Frömmigkeit nicht. Sie begann den Tag mit einer Stunde Betrachtung und dem Anhören der heiligen Messe. Tagsüber fand sie stets einige Minuten, um ihrem Heiland im heiligen Sakrament einen Besuch abzustatten. Auch ihre Unterweisungen im Katechismus setzte sie fort und besuchte, so oft sie konnte, die Armen und Kranken im Dorf. Den Sonntag brachte sie bei den Karmeliterinnen im nahen Compiègne zu, von denen sie sich auf dem Weg der Abtötung und des Opfers in die Geheimnisse des inneren Lebens einweihen ließ.
Die Lieblingsandachten des heranwachsenden Kindes waren die Verehrung des göttlichen Herzens und der Unbefleckten Jungfrau. Ihnen blieb die Selige ihr ganzes Leben hindurch treu und verpflichtete sich sogar im Jahr 1794 durch ein Gelübde, zur Ausbreitung der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu und der Unbefleckten Empfängnis nach Kräften wirken zu wollen.
Mit dem fünfzehnten Lebensjahr regte sich in ihr der Wunsch, die vollständige Hingabe an Gott durch das Gelübde der Jungfräulichkeit zu besiegeln. So weihte sie sich mit Zustimmung ihres Beichtvaters unwiderruflich demjenigen, der die Reinheit selber und der Bräutigam der Jungfrauen ist. Zum Glanz der Jungfräulichkeit und zum Verdienst des apostolischen Eifers wollte der Herr noch die Dornenkrone des Martyriums fügen, damit ihre edle und liebeentflammte Seele durch das Feuer des Leidens vollends geläutert würde.
Der erste Schicksalsschlag, der sie traf, waren Unglücksfälle aller Art, durch die ihre Familie in vollständige Armut geriet. Dann wurde sie selbst von unsäglichen körperlichen Leiden befallen. Herrlich bewährte und erprobte Julie in dieser schweren Prüfungszeit von dreißig vollen Jahren die ganze Kraft ihres Charakters, die ganze Fülle ihrer Elternliebe und die ganze Glut ihrer Gottesliebe. Mit bitterem Schmerz sah sie ihre Eltern darben, und ihre kindliche Liebe steigerte sich nun bis zum Heldenmut. Zur Zeit der Ernte ging sie als einfache Tagelöhnerin mit hinaus aufs Feld und unterzog sich den beschwerlichsten Arbeiten. War die Erntezeit vorüber, so suchte sie anderswo Beschäftigung. Trotz der Anstrengungen fuhr sie fort, die Kranken zu besuchen, bei ihnen zu wachen und die Kinder im Katechismus zu unterrichten. Aus den Gebetsübungen schöpfte sie die Kraft zu diesem Leben der Hingebung und Selbstverleugnung.
Gott hatte Julie in ihren Angehörigen geprüft, nun wollte er auch sie selbst ans Kreuz heften. Im Jahr 1774 saß sie an der Seite ihres Vaters, als ein Schuss fiel, der aus Rache ihrem Vater galt, ihn aber nicht traf. Julie erschrak tödlich und diese heftige Gemütsbewegung war für sie der Ursprung von unerklärlichen Krankheiten. An beiden Beinen wurde sie gelähmt, schreckliche Krämpfe brachten ihr Leben in Gefahr. Doch jeden Morgen durch das Brot des Lebens gestärkt, gelangte sie zu einer außerordentlichen Gebetsweise. Täglich verbrachte sie vier bis fünf Stunden ganz in Gott versunken und unbeweglich. Ihr Antlitz strahlte dann von innerer Seligkeit. Trotz ihrer Leiden widmete sie sich ihrer Lieblingsbeschäftigung, der Auslegung des Katechismus. Um ihr Bett geschart, lauschten die Dorfkinder ihren Unterweisungen. Der Jansenismus herrschte noch immer im Norden Frankreichs und fuhr fort, in den Seelen jene falsche Furcht zu erzeugen, die sie von Gott entfernt und die Liebe in ihnen erstickt. Julie bestrebte sich, diesem trostlosen Übermaß von Strenge durch die unvergleichliche Fülle ihrer Liebe entgegen zu arbeiten. „O, wie gut ist der Liebe Gott!“ Dies war der begeisterte Gebetsseufzer, der unaufhörlich auf ihren Lippen schwebte, und jetzt nach einem vollen Jahrhundert klingt er noch nach bei ihren geistlichen Töchtern. Gleichzeitig eiferte sie für den Öfteren Empfang der heiligen Kommunion. Einer Dame, die von einiger Menschenfurcht befangen war, weil sie allein zum Tisch des Herrn gehen musste, schrieb sie: „Stählen Sie sich wider die Menschenfurcht! Was können uns einige elende menschliche Augen schaden? Wie gleichgültig ist das im Licht des Glaubens gesehen! O, wenn die Menschen wüssten, wer der ist, der sich mit so großer Liebe hingibt, wenn sie die Gnade Gottes erkennen würden, sie würden uns um unser Glück beneiden!“
Der Anteil an den Arbeiten der Glaubensboten verschaffte der Dulderin den Ruhm, auch deren Verfolgungen in der Revolutionszeit zu teilen. Die Umsturzmänner ergrimmten über den Eifer der wackeren Christin, die überdies dem verfolgten, rechtmäßigen Seelenhirten eine Zufluchtsstätte zu verschaffen gewusst hatte. Auf dem öffentlichen Platz des Dorfes wurde sogar ein Scheiterhaufen errichtet, auf dem sie verbrannt werden sollte; doch gute Freunde vereitelten den Plan und brachten sie auf einem Karren unter einen Haufen Stroh nach Compiègne. Fünfmal musste sie ihre Wohnung wechseln, um sich den Nachstellungen ihrer Verfolger zu entziehen und die Sicherheit derjenigen nicht zu gefährden, die ihr ein Obdach boten.
Die Lage Juliens in Compiégne wurde mit der Zeit immer misslicher. Die Entbehrungen, die ihre große Armut ihr auferlegte, die beständige Sorge um ihre Sicherheit, die täglich höher steigende Not der Kirche erschütterten ihre Gesundheit noch mehr und verursachten eine Zusammenziehung der Gesichtsmuskeln, so dass sie nur mit der größten Mühe einen artikulierten Laut hervorzubringen vermochte. Ja, es gab Zeiten, wo sie sich überhaupt nur durch Zeichen verständlich machen konnte. Gleichzeitig sah sie sich jeder geistlichen Hilfe beraubt: keine Beichte, keine Kommunion mehr.
Gott entzog ihr auch noch die inneren Tröstungen und überließ sie der Bitterkeit einer tiefen Verlassenheit. Sie musste das Martyrium des Herzens, das Gott gewöhnlich seinen Heiligen auferlegt, durchkosten. Gleich der geheimnisvollen Blume, die man „Königin der Nacht“ nennt, öffnete sie im Dunkel der Nacht, in Trübsal und Verlassenheit den Kelch ihrer Seele weit, um zu jener mystischen Schönheit zu erblühen, zu der Gott sich in besonderer Liebe huldreich neigt. Julie umfasste das Kreuz und trug es zwei volle Jahre. Immer wieder rief sie sich die Worte zu, die sie ihren Töchtern später zu wiederholen pflegte: „Ach, wie gut ist doch der liebe Gott in seinen Prüfungen! Leben wir für ihn, sterben wir für ihn! Wenn wir vom Kreuz leben, werden wir aus Liebe sterben!“
Gott ließ es an Lohn nicht fehlen, indem er ihr in einem Gesicht seine Absichten offenbarte. Am Fuß eines Kalvarienberges wurde ihr eine Schar Klosterfrauen in einer ihr unbekannten Tracht gezeigt. Zugleich wurde ihr gesagt, dass diese Jungfrauen dereinst ihre geistlichen Töchter sein würden und dass der neuen Genossenschaft, die die Rettung der Jugend zum Zweck haben werde, das Kreuz der Verfolgung zuteilwerden würde.
Die Gräfin Beaudouis von Cuvilly, seit vielen Jahren Juliens besondere Gönnerin, berief sie im Jahr 1794 nach Amiens. Die Vorsehung machte sie in dieser Stadt mit Fräulein Franziska Blin de Bourdon bekannt, und Julie sah in ihr sofort die ihr in Compiégne prophetisch gezeigte Mitarbeiterin an dem Stiftungswerk. Beide erstrebten das gleiche Ziel: Die Förderung der Ehre Gottes und das Heil der Jugend, und so verknüpfte sie bald ein inniges Freundschaftsband. Sie führten zusammen ein Leben des Gebetes und der werktätigen Nächstenliebe. Julie nahm ihre Wohnung im Blinschen Haus. Unter dem Namen „Schwester vom heiligen Joseph“ wurde Fräulein Blin die hauptsächlichste Stütze der Mutter Julie in den zahlreichen und schweren Prüfungen, die das Entstehen der Genossenschaft begleiteten. Nach dem Tod der Stifterin wurde sie ihre Nachfolgerin im Generalat. Bald erschien die Stunde, in der Gott seine treue Dienerin endgültig ihrer großen Aufgabe zuführen wollte. Im August 1803 unternahm Julie, auf Geheiß des Pater Varin, des Oberen der Väter des Glaubens, und mit Gutheißung des Herrn Villaret, Bischofs von Amiens, die Gründung der Genossenschaft der Schwestern Unserer Lieben Frau, die dazu bestimmt ist, der Jugend das Glück einer echt christlichen Erziehung zu verschaffen. Im folgenden Jahr gab Pater Varin der jungen Kongregation eine Regel und nahm am Fest der heiligen Theresia die Gelübde der Schwestern entgegen. Dieser erste Anfang war ganz klein und unscheinbar. Die auserkorene Schar bestand nur aus wenigen jungen Mädchen, denen zwar ein aufrichtiges Streben und ein gesundes Urteil innewohnte, die jedoch gänzlich aller Vorbereitung und Ausbildung ermangelten. Mutter Julie ließ sich nicht abschrecken. „Seien wir gute Nichts“, sagte sie „dann wird der liebe Gott sein Werk mit uns aufbauen.“
Während Mutter Blin sich damit befasste, den ersten Schwestern einige Wissensbegriffe beizubringen, bemühte sich die Stifterin, sie mit ihrem apostolischen Hauch zu beleben und sie auf die Höhenpfade der Vollkommenheit zu führen. „Meine lieben Töchter“, sagte sie, „es gibt fast keine Priester mehr. Euer Eifer muss sich entflammen, um recht bald an der Belehrung so vieler Kinder zu arbeiten, die in der verderblichsten Unwissenheit verkommen. Und wer sind wir, dass wir uns der Seelsorge widmen dürfen? Arme, nichtige Weiblein, die zum Glaubenslehramt berufen sind. Wir müssen uns darum einer mehr als gewöhnlichen Tugend befleißen. Alltägliche Seelen sind zu nichts gut und weichliche Charaktere eignen sich nicht für unsere Genossenschaft.“ Sie verlangte die genaueste Beobachtung der Satzungen und eine gänzliche Losschälung und Entäußerung. „Ihr müsst lebendige Regeln sein; ihr seid die Angeln, um die das innere Leben unserer Gesellschaft sich dreht.“ In der Schule einer solchen Lehrmeisterin lernten die jugendlichen Seelen die rechte Art der Frömmigkeit, jene Frömmigkeit, die sich von Vertrauen und Liebe nährt, und wurden bereit gemacht, jede Prüfung mit Freudigkeit und unüberwindlichem Gleichmut anzunehmen.
Bald schon hatte Mutter Julie eine Schule, eine Erziehungsanstalt und eine abendliche Christenlehre eingerichtet. Die Unzulänglichkeit ihrer Mithelferinnen verdoppelte ihr Vertrauen auf Gott. „Es ist dein Werk“, sagte sie, und auf seine Hilfe rechnete sie. Die Schule füllte sich in überraschend kurzer Zeit. Im April des Jahres 1804 wurde in Amiens eine große Mission eröffnet. Pater Varin beauftragte die Schwestern Unserer Lieben Frau mit dem Unterricht der Frauen aus dem Volk und mit der Vorbereitung auf den Empfang der heiligen Sakramente. Mutter Julie verwandte einen Teil der Nacht dazu, ihren Töchtern die nötige Anleitung für diese neue Sendung zu geben und übte tagsüber den Dienst eines Missionars aus.
Sie entfaltete alle Tatkraft, deren ihre starke Seele fähig war, aber die Gliederlähmung hemmte sie, dem hohen Schwung ihrer Wünsche zu folgen. Es war ein Wunder erforderlich zu ihrer Heilung, die dem apostolischen Drang ihres Herzens freie Bahn gewähren sollte. Und der liebe Gott sorgte dafür. Am 1. Juni 1804 wurde sie während einer neuntägigen Andacht zum göttlichen Herzen vollkommen geheilt. Die himmlische Einwirkung war augenscheinlich und unverkennbar, so überraschend schnell und völlig war die Heilung. Die Stifterin war fortan nur noch mehr von dem Verlangen erfüllt, in neuen Arbeiten für die größere Ehre Gottes die ihr wiedergeschenkte Gesundheit zu verwerten.
Die beiden Gründerinnen hatten zuerst beabsichtigt, ihr aufopferndes Wirken auf den Unterricht armer Kinder zu beschränken. Allein die Unwissenheit in Dingen der Religion war bei allen Schichten der Bevölkerung eine geradezu entsetzliche. Der Grundgedanke der Genossenschaft musste daher erweitert werden und es galt, zur Befriedigung des dringenden Bedürfnisses der Seelen, Schulen für alle Stände zu eröffnen.
Die Genossenschaft der Schwestern Unserer Lieben Frau verbreitete sich schnell. Allerorten strömten die Kinder in Scharen zu den Schulen der Schwestern zur großen Genugtuung der Geistlichkeit wie der Eltern. Aber Julie Billiarts Gründung sollte sich wie alle im Schoß der Kirche entstandenen Werke erst im Sturm verankern und in dem Maß an Ausdehnung gewinnen, als der Feind alles Guten ihren Untergang herbeizuführen suchte.
Der erste Anprall galt der Generaloberin selbst. Wenig einsichtsvolle Personen suchten alles im Benehmen der Dienerin Gottes zu tadeln. An Unbilden blieb ihr nichts erspart. Selbst Verleumdungen trug man wider sie beim Bischof vor und es gelang, diesen zu täuschen. Das Unwetter tobte, doch Mutter Julie blieb ruhig, entschuldigte alles und setzte auf Gott ihr ganzes Vertrauen. „Mein Gott, wie gut bist du!“ rief sie aus. „Stärke meine Schwachheit! Nur um dies eine bitte ich, mein guter Jesus, hefte mich an dein heiliges Kreuz und halte mich daran fest; denn ich bin die Armseligkeit selbst.“
Die Prüfung hielt an, und jede Stunde brachte neue Verwicklungen. Die heiligmäßige Frau konnte dem allem nur ihre erhabene und heldenmütige Geduld entgegenstellen. Sie bewährte sich jetzt großmütig und stärker im Hoffen wider die Hoffnung als früher im Handeln und Leiden. Schließlich siegte, wenigstens scheinbar, die Verleumdung. Mutter Julie wurde mit ihrer Kongregation aus einer Diözese verwiesen, die ihrer guten Werke voll war. Die fromme Karawane begab sich mitten im Winter, am 15. Januar 1809, nach Belgien, am Körper große Kälte leidend, aber die Seele voll Liebesglut, Mut und Frieden. So war sie nun verbannt, doch die Liebe, die ihr Herz erfüllte, versüßte die Beschwerden. „Das ganze Erdenrund gehört dem Herrn“, so tröstete sie ihre Töchter, „wir werden überall den lieben Gott finden, um ihn zu preisen, und Seelen, um sie zu retten.“
Unter dem wohlwollenden Schutz des Oberhirten gründete die würdige Oberin zu Namur das Mutterhaus der Genossenschaft. Aller hemmenden Fesseln entledigt, vervielfältigte sie ihr Wirken hier in einer wunderbaren Weise. Sie hätte gewünscht, die ganze Welt mit ihrer Fürsorge umspannen zu können. In Belgien mehrten sich ihre Gründungen. Die Heilige schloss niemanden von ihrer Sorge aus, doch bevorzugte sie die Armen und Waisen. Gründungen, bei denen der Armen nicht gedacht wurde, lehnte sie ab. „Ich möchte viel lieber dieses Haus schließen und die Schlüssel an die Tür hängen“, sagte sie, „als eine einzige Anstalt ohne meine lieben armen Kinder behalten.“
Neben dem Wirken nach außen blieb es ihre besondere Sorge, ihre Töchter durch und durch zu heiligen, um sie zum Wirken für fremdes Seelenheil zu befähigen. Nur eine hochherzige Selbstentsagung, nur das beständige Opfer hatte Geltung in ihren Augen. Eine ihrer Grundsätze war: „Mein muss dem lieben Gott frei ins volle Zeug hineinschneiden lassen und ihm sagen: Hier, mein Gott, schneide, nimm weg, schone meiner nicht! Wenn eine Seele ihm derart die Zügel in die Hand gibt, dann veredelt und vergöttlicht der liebe Gott sie gleichsam.“
Mutter Juliens letzte Lebensjahre wurden mit glänzenden Erfolgen gekrönt und sie sah ihre Schöpfung sich mit wundersamer Fruchtbarkeit vermehren. Im Jahr 1812 rief der Bischof von Amiens, über den wahren Wert der Stifterin aufgeklärt, sie in seine Diözese zurück und legte weitgehende Vollmachten in ihre Hand. Jedoch sind in der Diözese Amiens keine Häuser der Genossenschaft erhalten geblieben.
Nach zwölfjährigen Sorgen und Mühen nahte auch für Mutter Julie der Augenblick der endgültigen Belohnung. Sie hatte gleichsam ein Vorgefühl vom baldigen Heimgang zum Vater, so sehr verdoppelte sie ihre Tatkraft und ihre Bemühungen zum Besten der Kongregation. Doch ihre Sendung war vollbracht. Während der drei letzten Monate ihres irdischen Daseins legte Gott das Kreuz des Leidens wieder auf ihre Schultern. Ihre Schmerzen waren oft fast unerträglich, aber ihre Vereinigung mit Gott blieb augenfällig. Täglich empfing sie die heilige Kommunion, das Brot der Starken. Die langen Tage des Siechtums verbrachte sie in beinahe ununterbrochenem Schweigen und innerer Sammlung. Es blieb ihr nichts mehr hinzuopfern, als der Herr sie zu sich rief. Die innere Freude über ihre baldige Auflösung brach sich in den Worten Bahn: „O Gott, wie zufrieden ist doch die Seele, wenn sie den elenden Leib verlassen darf!“ So begann der erste Tag der großen Leidenswoche 1816. Mitternacht war vorüber. Julie lag da im tiefen Gebet. Was mag wohl in diesen Augenblicken in ihrem Herzen vorgegangen sein? Sah sie die Zukunft ihrer Stiftung vor ihrem geistigen Auge enthüllt? Zeigte ihr Gott das Gute, das sie bis jetzt gewirkt und in der Folge der Zeiten noch leisten werde? In einem herzlichen Magnifikat jubelte ihre Seele auf und mit diesem Magnifikat sagte sie auch der Welt Lebewohl.
Ihre Seligsprechung erfolgte durch Pius X. am 13. Mai 1906.
„Mutter Julie war eine wunderbare Frau, die das liebeglühende Gemüt der hl. Theresia mit dem tatendurstigen Herzen des hl. Franz Xaver vereinte“, so lautete das Urteil des Bischofs Delebecque. Ihr Leben war ganz übernatürlich. In Gott allein wurzelte ihr Denken und Sein. Seine größere Ehre war die einzige Triebfeder ihrer Wünsche, und aus ihren Worten wie aus ihren Werken strahlte das himmlische Feuer, das ihr Inneres verzehrte.
Mutter Juliens Töchter aus dem Mutterhaus zu Namur wirken erfolgreich noch heute in Belgien, England und Amerika und seit 1924 in Japan. Im Laufe der Zeit zweigte sich, durch notwendige Zeitumstände gezwungen, die holländischen Schwestern Unserer Lieben Frau von Namur ab und gründeten ihr Mutterhaus in Amersfoort.
Der deutsche Zweig der Schwestern Unserer Lieben Frau wurde auf Wunsch und unter Mitwirkung des hochseligen Bischofs Johann Georg von Münster im Jahr 1850 durch zwei im Sinn des seligen Overberg wirkende Lehrerinnen in Coesfeld ins Leben gerufen. Sie empfingen die heilige Regel und erste Anleitung für das Ordensleben durch Vermittlung des damaligen Generalvikars von Münster, des späteren Kardinal-Erzbischofs von Köln, Paulus Melchers, von den Schwestern Unserer Lieben Frau von Namur-Amersfoort. So wurde denn dem deutschen jungen Stamm ein Edelreis aus Mutter Juliens Wurzel aufgepfropft. Hauptzweck auch der deutschen Genossenschaft der Schwestern unserer Lieben Frau im Sinn der Stifterin ist, den Kindern aller Stände eine gründliche standesgemäße, christliche Erziehung zu geben.
Vom ersten deutschen Mutterhaus zu Coesfeld in Westfalen breitete sich die Wirksamkeit der Schwestern unter Leitung der ersten Generaloberin Mutter Maria Anna Scheffer-Boichorst (1855-1872) in Westfalen, Rheinland und Oldenburg aus, bis der Kulturkampf ihrer Arbeit in fast vierzig Häusern im Vaterland 1877 ein Ende machte. Für den größten Teil der Schwestern fand die Genossenschaft unter Leitung der zweiten Generaloberin Mutter Maria Chrysostoma Heck in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Ohio und Kentucky ein neues, noch bedeutenderes Arbeitsfeld. Als im Jahr 1887 die Rückkehr der Ordensgenossenschaften nach Deutschland gestattet wurde, entstand ein neues deutsches Mutterhaus in Mühlhausen 1888, und es eröffneten sich, den Zeitverhältnissen entsprechend, den Schwestern Unserer Lieben Frau viele neue Bahnen der Wirksamkeit. Im Juni 1925 konnte die Genossenschaft auf eine 75jährige gesegnete Wirksamkeit zurückblicken. Sie umfasst 160 Niederlassungen in fünf Ordensprovinzen: Deutschland mit Brasilien und Italien, Holland, Cleveland, Covington und Toledo, die letzten drei in den Vereinigten Staaten Nordamerikas.
Im Jahr 1900 wurde die heilige Regel der Schwestern Unserer Lieben Frau von Mülhausen, Bezirk Düsseldorf, durch Papst Leo XIII. endgültig approbiert.
Tägliche Hinopferung des eigenen Selbst im Dienst der Mitmenschen, vollkommene Hingabe an Gott mit häufigem innerem Gebetsverkehr lässt uns zu einem wahrhaft übernatürlichen Leben, zum „Wandel im Himmel“ gelangen. „Wenn wir keine Beterinnen sind, dann wird unsere Genossenschaft keinen Bestand haben. Innerliche Seelen tun uns not!“ Das war die ständige Mahnung Julie Billiarts, die am 22. Juni 1969 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen wurde.
Der heilige Dionysius, Bischof und Bekenner von Korinth,
+ 8.4.180 – Fest: 8. April
Der heilige Dionysius, Bischof von Korinth, blühte unter der Regierung des Kaisers Marc-Aurel. Er war einer der Hirten, die sich im 2. Jahrhundert durch ihre Tugend und Beredsamkeit am meisten auszeichneten. Sein Eifer war zu tätig, als dass er sich auf den Unterricht der seiner Obhut anvertrauten Schäflein allein hätte beschränken lassen sollen. Er schrieb noch an verschiedene Kirchen Briefe voll der apostolischen Würde. Unglücklicher Weise aber sind sie nicht bis auf uns gelangt, als bloß einige Bruchstücke in der Kirchengeschichte des Eusebius.
Einer dieser Briefe war an die Gläubigen zu Rom gerichtet. Der heilige Dionysius stattete ihnen darin seinen Dank ab für die ihm geschickten Almosen. „Vom Anbeginn des Christentums“, sagt er ihnen, „wart ihr gewohnt, den Gläubigen auf alle mögliche Art beizuspringen, und den Bedürfnissen mehrerer Kirchen abzuhelfen. Durch eure Freigebigkeit habt ihr für den Unterhalt der Armen und der Brüder, die in den Bergwerken arbeiten, gesorgt: und hierin habt ihr euch als Nachahmer eurer Vorfahren bewährt. Der hochselige Soter, euer Bischof, weit entfernt diesen lobwürdigen Brauch anzutasten, hat vielmehr demselben einen neuen Schwung gegeben. Er ist nicht nur besorgt, die zur Unterstützung der Gläubigen bestimmten Almosen zu verteilen, er tröstet auch noch, mit der Zärtlichkeit eines Vaters, diejenigen unter ihnen, die nach Rom kommen . . . Wir haben euern Brief gelesen, und werden ihn allzeit lesen, wie auch den von Clemens, und wenn wir ihn lesen, finden wir darin immer sehr heilsame Vorschriften (Clemens, der hier genannt wird, ist der heilige Papst dieses Namens - die zum Unterricht der Gläubigen an die Kirchen gerichteten Briefe wurden nach der heiligen Schrift und der Feier der heiligen Geheimnisse, vorgelesen).“ Hiernächst beklagt sich Dionysius, dass seine Briefe durch die Ketzer seien verfälscht worden, und sagt: „Auf die Bitten unserer Brüder, schrieb ich einige Briefe; allein sie sind verfälscht worden durch die Gesandten des Teufels, die sich darin Zusätze und Auslassungen erlaubt haben . . . Darum ist nicht zu verwundern, dass der Text der heiligen Schrift durch Verfälscher verstümmelt wurde, weil sie nicht einmal Werke von weit geringerem Ansehen verschont haben.“
Da die Ketzereien der ersten Jahrhunderte nicht sowohl von falschen Auslegungen der Bibel, als vielmehr von den in den Schulen der heidnischen Philosophen gangbaren Irrtümern herrührten, so waren sie meistens nur ein buntes Gemenge von Träumereien, vermischt mit einigen abergläubischen Albernheiten. Der heilige Dionysius bestritt sie, und zeigte, von welcher philosophischen Sekte eine jede ihren Ursprung hatte.
Er wird unter dem 29. November von den Griechen verehrt, die ihm den Namen Märtyrer beilegen, weil er vieles leiden musste für den Glauben. Indes scheint, dass er in Frieden starb. Die Lateiner verehren ihn am 8. April, aber nur als Bekenner. Als der Leichnam eines heiligen Dionysius aus Griechenland nach Rom gebracht wurde, schickte ihn Papst Innozenz III. den Benediktinern zu Saint-Denys in Frankreich. Da diese Religiosen sich schon im Besitz des Leichnams ihres Dionysius des Areopagiten glaubten, nahmen sie diesen für den Körper des heiligen Dionysius von Korinth, und begingen nachher immer dessen Festtag.
Man kann nicht umhin, die unerforschlichen Ratschlüsse Gottes zu bewundern, wenn man bedenkt, wie Männer, die anfänglich von den reinsten Strahlen des Evangeliums erleuchtet waren, den Glauben abschwören konnten, um sich in die abgeschmacktesten Ketzereien zu stürzen. Suchen wir jedoch die Ursache aller Irrtümer in Glaubenssachen so nirgendswo, als in dem Mangel an Herzenseinfalt. Diese, den Weltmenschen unbekannte Einfalt, ist eine wahre Weisheit, die Herz und Verstand dem Glauben unterwirft. Sie beruht auf Selbstkenntnis, auf Demut und Liebe, und ihre Feinde sind: Anhänglichkeit an das Irdische, unordentliche Liebe seiner selbst und Falschheit des Gemütes. Besitzt man diese Tugend, so genießt man eines Friedens, den nichts zu trüben vermag. Die in Gottes Schoß ruhende Seele unterwirft sich unbedingt seinem Willen, den sie in allen Stücken zu erfüllen wünscht. Die Einfalt des Herzens bereitet die Menschen vor, die göttliche Offenbarung, sobald es bewiesen ist, dass Gott gesprochen habe, anzunehmen; sie verscheucht auch die Nebel der Leidenschaften, und bewahrt den Geist vor den Finsternissen, die das Licht des Glaubens zu umdunkeln pflegen.
Der heilige Perpetuus, Bischof und Bekenner von Tours in Frankreich,
+ 8.4.491 – Fest: 8. April
Perpetuus, den man als den ersten Bischof von Tours, seit dem heiligen Gatian angibt, entstammte aus einer Senatorenfamilie, und besaß in verschiedenen Provinzen beträchtliche Güter: allein er verwandte seine Reichtümer zum Vorteil der Kirche und zur Unterstützung der Armen. Er war nicht sobald auf den bischöflichen Sitz von Tours erhoben, als er mit allen Kräften das Aufblühen der Gottesfurcht in seiner Diözese beförderte. Er hielt mehrere Synoden, worin sehr weise Satzungen abgefasst wurden. Der Heilige schrieb darin die Art und Weise vor, wie man die Vorabende der großen Festtage in den verschiedenen Kirchen der Stadt begehen musste. Er verordnete das Fasten an den Mittwochen und Freitagen, ausgenommen von dem Tag des heiligen Johannes des Täufers bis zu Ende des Augusts, von Weihnachten bis zum 14. Januar, und während der ganzen österlichen Zeit. Auch befahl er, noch an einem dritten Tag der Woche zu fasten, von dem Fest des heiligen Martinus bis Weihnachten: man glaubt, dies sei der Montag gewesen. Dem sei nun, wie ihm wolle, dieser Tag beweist das Altertum des Adventes. Diese Verordnungen wurden noch Zeit beobachtet, als der heilige Gregorius seine Geschichte schrieb, d.h. 120 Jahre nach dem Tod des heiligen Perpetuus.
Dieser große Diener Gottes hatte eine besondere Hochachtung für die Heiligen: er verehrte ihre Reliquien, verzierte ihre Einfassungen, und schmückte die unter ihrer Anrufung stehenden Kirchen. Jene des heiligen Martinus, die von Bricius erbaut worden war, schien ihm zu klein für die von allen Seiten dahin strömenden Gläubigen. Er ließ daher eine größere und prachtvollere aufführen. Als sie beendigt war, und er sie eingeweiht hatte, übertrug er den Leichnam des heiligen Martinus dahin am 1. Juli 473.
Nichts beurkundet mehr seine Liebe zu den Armen, als sein Testament, das bis zu uns gekommen ist, und das er am 1. März 475, 15 oder 16 Jahre vor seinem Tod unterzeichnete. Zuerst lässt er seinen Gläubigern alles, was sie ihm schuldig sein könnten, nach, dann vermacht er seine Büchersammlung und noch andere Gegenstände seiner Kirche, und setzte zuletzt die Armen als seine Erben ein. Der Anfang davon lautet wie folgt: „Im Namen Jesu Christi. Amen. Ich, Perpetuus, Sünder und Priester der Kirche von Tours, wollte nicht sterben, ehe ich meine letzte Willensmeinung bekannt gemacht habe, aus Furcht, die Armen möchten bei Verteilung meiner Güter vergessen werden.“ Weiter unten fährt er so fort: „O ihr, die ich in meinem Herzen trage, meine geliebten Brüder, meine Krone, meine Freude, meine Gebieter, meine Kinder, o ihr, Arme Jesu Christi, die ihr in Dürftigkeit lebt, die ihr euer Brot bettelt, Kranken, Witwen und Waisen, ich erkläre euch, nenne euch, setze euch als meine Erben ein. Mit Ausnahme dessen, worüber ich oben verfügt habe, gebe ich euch alles, was ich besitze, Felder, Triften, Wiesen, Wälder, Weinberge, Häuser, Gärten, Bäche, Mühlen, Gold, Silber, Kleider und alles. Ich will, dass gleich nach meinem Tod alle diese Güter veräußert, und der Erlös in drei Teile zerlegt werde, wovon zwei, nach der Anweisung des Priesters Agrarius und des Comes Agilo, unter die armen Männer vergeben werden, den dritten soll man der Jungfrau Dadolena einhändigen, um ihn unter die Witwen und Armen des weiblichen Geschlechtes zu verteilen.“ Der Heilige fügt noch zärtliche Mahnungen zur Eintracht und Frömmigkeit bei. Dann vermachte er noch seiner Schwester Fidia Julia Perpetua ein kleines goldenes Kreuz nebst Reliquien. Auch vermachte er Verschiedenes seinen Freunden und Priestern, dem einen ein silbernes Reliquienkästchen, dem anderen goldene oder silberne Kreuze und Kelche, und beschwur sie sämtlich, seiner eingedenk zu sein in ihren Gebeten.
Der heilige Perpetuus starb am 30. Dezember 490, oder am 8. April 491. Florus und andere alte Martyrologien geben den ersten Tag an. Usuard und das römische Martyrologium aber den zweiten. Dieser heilige Bischof hatte das Bistum Tours 30 Jahre regiert. Er wurde in der Kirche des heiligen Martinus beigesetzt. Der Verfasser seiner Grabschrift und der heilige Sidonius Apollinaris erteilten ihm die herrlichsten Lobsprüche. Der erste stellt ihn dem großen heiligen Martinus gleich, und der zweite sagt, er habe dessen Tugenden getreulich nachgeahmt.
Abt und Bekenner zu St. Martin bei Pontoise in Frankreich,
+ 8.4.1099 – Fest: 8. April
Dieser Heilige wurde geboren in dem Dorf Andainville, in der Picardie. Da er aus Liebe zur Buße die Welt verlassen hatte, trat er in den Orden des heiligen Benedikt in die Abtei Rebais in der Diözese Meaux ein. Im Jahr 1060 zog man ihn aus seinem Kloster hervor und übergab ihm die Leitung der Abtei St. Germain bei Pontoise, die hernach den Namen St. Martin annahm. Sie war kurz vorher durch die Grafen von Amiens und Pontoise gestiftet worden: der Heilige war der erste Abt.
Walter stand immer in hohen Ehren bei dem König Philipp I. und den angesehensten Personen des Reiches. Allein diese Ehrenbezeigungen betrübten seine Demut. Er nahm mehrere Male die Flucht, um sich den Gefahren der Eitelkeit zu entziehen. Er wurde aber entdeckt und in sein Kloster zurückgeführt, das er auf Befehl des Papstes nicht mehr verlassen durfte. Er schloss sich in eine kleine Zelle ein, wo er in der Übung der strengsten Abtötungen, und in beständigem Gebet und Beschaulichkeit lebte. Er ging nie aus, als um die Pflichten seines Amtes zu erfüllen, oder den niedrigsten Verrichtungen der Gemeinde sich zu unterziehen. Er befolgte treu die Regel, die er sich vorgeschrieben hatte, nämlich jeden Tag noch etwas über seine gewöhnlichen Abtötungen zu tun, um sich fortwährend an die Pflicht zu erinnern, auf der Tugendbahn immer weiter fortzuschreiten.
Da er den wahren Grundsätzen unwandelbar zugetan war, widersetzte er sich standhaft einigen Simoniegewohnheiten, die von mächtigen Männern verfochten wurden. Sein Eifer zog ihm Verfolgungen zu, die seine Geduld aber nur in ein desto helleres Licht stellten.
Der heilige Walter starb am 8. April 1099. Da die Bischöfe von Rouen, Paris und Senlis die Echtheit mehrerer durch seine Fürbitte gewirkten Wunder bestätigt fanden, erhoben sie seinen Leichnam, und übertrugen ihn den 4. Mai 1153 an einen ehrenvolleren Ort. Der Abt Walter Montagu veranstaltete eine zweite Übertragung im Jahr 1655, und schmückte die Kapelle des Heiligen prächtig aus.
* * *
Der heilige Gualterus (Walter), erster Abt zu St. Martin bei Pontoise in Frankreich, dessen Fest am 8. April gefeiert wird, hatte sich auf höhere Eingebung in einiger waldigen Gegend bei einem Dorf der Diözese Amiens niedergelassen, und dort eine Siedelei und bei ihr zur Ehre der Mutter Gottes ein Kirchlein erbaut. Der Ruf seiner Gottseligkeit und die Lieblichkeit des Dienstes Mariens zog bald das Volk herbei, so dass ganze Scharen dahin kamen, um aus dem Mund des Gottesmannes Worte des Heils zu vernehmen und die glorreiche Himmelskönigin zu verehren. Da erregte der Feind alles Guten in der Edelfrau, in deren Gebiet dieser Ort lag, Furcht und Besorgnis, es möchten bei dem Zusammenströmen des Volkes ihre Wiesen und Felder Schaden nehmen und zertreten werden, und sie beunruhigte den frommen Einsiedler und zwang ihn, ihren Boden zu verlassen. Aber bald musste sie das dem Diener Mariens zugefügte Leid und die Verhinderung ihrer Verehrung büßen. Als sie eines Tages, an einem hohen Fest, mit den Ihrigen zum Gottesdienst gehen wollte, und sich vom Sessel erhob, fiel sie, brach das Genick und starb in diesem Augenblick.
Schwester Maria Bachmanns
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Maria Bachmanns. Maria Bachmanns, deren Ordensname uns leider nicht überliefert ist, war eine Kölnerin von Geburt und körperlich so wohl gestaltet, dass sie allgemein nur die schöne Bachmanns genannt wurde. Sie war aber auch, was ungleich wertvoller ist, äußerst sittsam. Nach dem Tod des Vaters kam sie nach Düsseldorf zu einem Vetter, der Geheimer Rat Ihrer Fürstlichen Durchlaucht war. Obwohl Lutheraner, machte er Maria in ihren religiösen Anschauungen keineswegs irre, hielt sie vielmehr selbst zum Kirchenbesuch, zur Beicht und Kommunion an. Noch im zarten Alter hatte das gute Kind bereits um Aufnahme bei den Karmelitinnen gebeten. Als ihr bedeutet ward, vor dem 16. Lebensjahr sei eine Aufnahme unmöglich, zählte sie bis dahin Tage und Stunden. In einem Brief gab sie ihrer Mutter Nachricht von ihrem Vorhaben und bat um ihre Zustimmung und ihren Segen dazu. Diese wollte zwar davon nichts wissen, kam sogleich nach Düsseldorf und nahm sie mit sich nach Köln, konnte aber Maria doch nicht von ihrem Entschluss abbringen. Wie froh war Maria, als es ihr am 11. Oktober 1653 gestattet wurde, die Klausur zu überschreiten. Im Jahr 1659 ging sie mit etlichen anderen Schwestern nach Münstereiffel, um dort einen neuen Karmel zu gründen. Maria bewährte sich in jeder Stellung, als einfache Schwester, als Subpriorin und Priorin. Was ihr immer aufgetragen wurde, tat sie ohne Widerrede und ohne Widerstreben, schien die Ausführung auch fast unmöglich oder doch mit den größten Schwierigkeiten verbunden zu sein. Und wie ruhig und sanftmütig wusste sie als Vorgesetzte ihren Untergebenen ihre Wünsche und Befehle bekannt zu geben! Auf ihrem Sterbebett hatte sie schreckliche Qualen auszustehen, dennoch bat sie niemals, Gott möge sie lindern, sondern nur, er möge ihr Gnade geben, sie bis zum Ende mit Geduld zu ertragen. So groß war ihre Gleichförmigkeit mit Gottes Willen, dass sie um so größere Fröhlichkeit bekundete, je mehr die Schmerzen zunahmen. Am 8. April 1704 erlöste sie der Tod von ihrem Leiden. Wahrhaftig eine Heldenseele!
Bischof Viktor von der heiligen Maria
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Bischofs Viktor von der heiligen Maria. Viktor von der heiligen Maria war ein Franke, hieß in der Welt Franz Xaver Schwaiger und wurde zu Ehingen im Kreis Mittelfranken am 26. Juli 1737 geboren. In den heiligen Orden trat Pater Viktor zu Rom am 21. November 1763 als Novize des Klosters Maria della Scala. Nach Vollendung seiner Studien wurde er vom Papst Klemens XIV. als Missionar nach Ostindien gesendet. Eine reiche Seelenernte war die Frucht seines apostolischen Eifers, weshalb er 1788 von Papst Pius VI. zur bischöflichen Würde erhoben und mit der Verwaltung des apostolischen Vikariates von Ostindien betraut wurde. Auch in dieser Stellung gelang es ihm durch sein liebevolles Benehmen und seine Biederkeit die Hochachtung und Geneigtheit der ganzen Bevölkerung zu gewinnen. Reich an Tugenden und Verdiensten rief ihn der Herr schon im Jahr 1793 zu sich, um ihm den gebührenden Lohn zu verleihen.
Gebet am 8. April
O Himmelskönigin, die du über alle Chöre der Engel Gott am nächsten bist, ich armseliger Sünder begrüße dich aus diesem Jammertal und bitte dich, du wollest deine mitleidsvollen Augen zu mir wenden, denn wo du hinblickst, da verbreitest du Gnaden. Siehe, heilige Jungfrau Maria, in wie vielen Gefahren ich mich jetzt befinde, und wie große Gefahren, meine Seele, den Himmel, meinen Gott zu verlieren, mir, solange ich auf Erden lebe, noch bevorstehen. Aber auf dich, meine Königin, habe ich alle meine Hoffnung gesetzt. Ich liebe dich, und seufze nach dem glücklichen Augenblick, da ich dich im Himmel sehen und loben werde. Amen.
Zu Gott
Himmlischer Vater, Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. So sende, wir bitten dich, Arbeiter in Deine Ernte. Lass sie voll Zuversicht Dein Wort verkünden, auf dass Deine Botschaft dahineile und in Herrlichkeit sei, und alle Völker Dich, den einen wahren Gott erkennen, wie auch Deinen von Dir gesandten Sohn, Jesus Christus, unseren Herr, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag wurde im Jahr 1504 zu Bourges in Frankreich die erste Kirche der dem Dienst der Mutter Gottes ganz ergebenen Annonciaden eingeweiht.
Andacht am 8. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Ein Lot Kreuz wiegt eine Million Gebetbücher auf. Einen Tag hindurch gekreuzigt sein ist besser als hundert Jahre hindurch anderen heiligen Übungen nachgehen. Einen Augenblick am Kreuz sein, ist besser als die Wonnen des Paradieses kosten!" (Die ehrwürdige Schwester Victoria Angelini)
Als der heilige Franziskus einst in einer schweren Krankheit sehr heftige Schmerzen litt, ermahnte ihn einer seiner Ordensbrüder, den Herrn zu bitten, dass Er seine Leiden etwas mildern möchte. Hierauf antwortete der Heilige und sprach zu Gott: "Herr, ich danke Dir für alle bitteren Schmerzen, die ich leide; und bitte Deine Güte, sie zu vermehren, nicht aber zu mindern!"
Pater Michael Caravaglia, Priester der Gesellschaft Jesu, der im Jahr 1624 im Königreich Japan als Märtyrer starb, schrieb in einem Brief an einen Freund seines Ordens: "Das Gesetz, das wir bekennen, verleiht eine so große Liebe und Stärke, dass alle Qualen der Welt nichts über seine würdigen Verteidiger vermochten. O ehrwürdiger Vater, bekennen Sie nicht mit mir, dass ich allzu glückselig wäre, wenn ich mich in den Gluten flammenden Feuers erblickte, um darin für die Ehre meines Gottes zu verbrennen! Wie selig wäre ich, wenn sie um des Namens Jesu, unseres Herrn willen, mich in tausend Stücke zerhieben! Bitte Sie Ihn, dass Er mir verleihe, für Seine Ehre alle Martern des Feuers und des Eisens und alle Qualen zu erleiden, die die Feinde Gottes gegen uns ersinnen können!" - Was für Feuerworte! Was für eine Liebe!
Lass mich, Herr, so oft ich in Leiden schmachte, mit aufrichtigem Herzen ausrufen: Mein Gott, ich danke Dir für alles, was ich leide! Denn zu meinem Wohl, zu meinem ewigen Heil sendest Du mir diese Leiden zu, und bahnst mir dadurch den Weg zum Himmel! Verleihe mir, um so dankbarer zu sein, als Du mir größere Leiden sendest! Schone meiner nicht in der Zeit, auf dass Du in der Ewigkeit Dich meiner erbarmst! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 8. April
"Nicht nur die Gefahren, die uns umgeben,
machen die Wachsamkeit notwendig und unerlässlich,
auch der Wert und die äußerste Schwierigkeit der Angelegenheit,
die wir hienieden zu behandeln haben, nämlich die Angelegenheit des Heils."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 8. April - Über die Sünde der Unzucht
Auf dem Erdkreis brennt ein schädlich Feuer,
Das die edlen Tugenden verzehrt;
Rette, Herr, von diesem Ungeheuer
Meine Seele, die zu dir sich kehrt.
1. Die Unzucht ist ein Feuer, das keine kleinen Wunden brennt. Ja was noch furchtbarer ist, je weniger sie gefühlt werden, um so unheilbarer sind sie. Wie bei dem Biss der Schlange, der kaum fühlbar ist, dringt dieses Gift augenblicklich durch den ganzen Körper bis in das Herz, und tötet das Leben der Seele. Indessen wird dies Laster menschliche Schwäche, Sünde aus Gebrechlichkeit genannt, und dennoch ist keines schrecklicher in seinen Folgen, denn es ist fürwahr der Quell der größten Verbrechen. Abfall vom Glauben, Ärgernisse in Städten, Zwietracht in Familien, niederträchtige Verleumdungen, Mordtaten, Verzweiflung, Selbstmorde sind die gewöhnlichen Folgen dieser sogenannten Schwachheitssünde.
2. Aber unendlich verschieden von den Ansichten der Menschen sind Gottes Gerichte. Warum vertilgte die Sündflut das menschliche Geschlecht? Weil die Welt in Unzucht versunken war. Genesis 6,12: "Gott sah sich die Erde an: Sie war verdorben; denn alle Wesen aus Fleisch auf der Erde lebten verdorben." Eben darum fiel auch das Feuer vom Himmel über diese unzüchtigen Städte, ihre schändlichen Unreinheiten bis auf die letzte Spur zu vertilgen. Über 24.000 Israeliten ließ Gott wegen dieses Lasters durch das Schwert niedermachen. Und wie schwer musste David die Sünde des Ehebruchs büßen. Wie viele tausend Seelen auch fallen, ungeachtet Gottes unendlicher Barmherzigkeit, wegen dieses Lasters der ewigen Verdammnis anheim.
3. Die gewöhnlichste und furchtbarste Strafe dieses Lasters ist die Verblendung. Die Unzucht raubt dem Unzüchtigen das Licht der Gnade und des Glaubens. Ihm ist dieses Laster keine Sünde mehr, es ist Schwäche, Notwendigkeit. Buße ist Torheit in seinen Augen. Das Feuer der Hölle ist ihm lästig. Erst bezweifelt, dann leugnet er es. Ein Gott, der diese kurze Lust ewig bestraft, ist ihm ein ungerechter Gott, und da er ihn nicht ändern kann, leugnet er sein Dasein. Dies ist die gewöhnliche Sprache aller Unzüchtigen von den höchsten Ständen an bis zu den niedrigsten. Hüten wir uns vor diesem schrecklichen Laster. Wären wir aber unglückseligerweise darin gefangen, so rufen wir Tag und Nacht zum Herrn, uns daraus zu erretten. "Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht. Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben." (1. Korinther 6,9-10)
9. April
Die heilige Waldetrudis, Gründer-Äbtissin von Mons, Hennegau,
+ 9.4.688 – Fest: 9. April
Die heilige Waldetrudis, Benediktinernonne und Klosterstifterin zu Mons (Bergen) in Hennegau, war die Tochter des Grafen Walbert und seiner heiligen Gemahlin Berthilda und die älteste Schwester der heiligen Adelgundis. Ihre Eltern vermählten sie mit dem Grafen Maldegar von Hennegau, einem der Vornehmsten am Hof des Frankenkönigs Dagobert. Nachdem sie Mutter von zwei Söhnen und zwei Töchtern geworden war, beredete sie ihren Gatten zur Trennung, auf dass beide sich ungeteilt dem Dienst Gottes weihen könnten. Maldegar wurde Mönch im Kloster Hautmont bei Maubeuge und prangt heutzutage noch unter den in Flandern verehrten Heiligen mit dem Namen Vincenz von Soignies. Waldetrudis blieb noch zwei Jahre in der Welt und übte sich unter der Leitung des heiligen Abtes Guislen in allen Werken der Frömmigkeit und Barmherzigkeit, besonders in der Milde gegenüber den Armen und Gefangenen. Als sie endlich von allen Banden der Pflicht sich entledigt sah, nahm sie aus den Händen des heiligen Bischofs Aubert von Cambrai den Schleier und erbaute sich eine Zelle an einem abgeschiedenen Ort, Castriloc genannt. Bald schlossen mehrere gleichgesinnte Frauen sich ihr an, um die Beschwerden und Freuden des Ordenslebens mit ihr zu teilen. So bildete sich unter der Waltung der Heiligen eine Klostergemeinde, die später zu einem königlichen Damenstift erhoben wurde. Waldetrudis war einzig mit ihrer Vervollkommnung beschäftigt und strebte mit allen Kräften nach den Tugenden der Demut und Abtötung. Gott verlieh ihr die Gabe der Wunder, die sich besonders an Kranken erprobte. Über harte Prüfungen und alle übrigen Feinde ihres Heils obsiegend entschlief sie sanft und selig am 9. April 688. Ihre Reliquien befinden sich in der Kirche ihres Namens. Der Ort ihrer Niederlassung wurde später Mons genannt, jetzt eine bedeutende Stadt, die mit ganz Hennegau die Heilige als Patronin erkennt.
Der heilige Eupsychius, Blutzeuge von Cäsarea,
+ 9.4.362 – Fest: 9. April
Als Julian der Abtrünnige nach Antiochia sich begab, reiste er über Cäsarea, die Hauptstadt von Kappadocien. Es kränkte ihn sehr zu sehen, dass fast alle Einwohner Christen waren, und zu vernehmen, dass sie den Tempel der Fortuna, das einzige Überbleibsel des Heidentums, niedergerissen hatten. Seine Rache entlud sich auf die ganze Stadt: er strich sie aus der Zahl der Städte, und wollte, dass sie mit ihrem ehemaligen Namen Mazaca benannt werde, indem er ihr den Namen Cäsarea, den sie von Tiberius erhalten hatte, nahm. Er beraubte zugleich die Kirchen der Stadt und Umgegend aller ihrer Besitzungen, und auf dass mit diesen Gütern keine Unterschleife geschähen, wandte er verschiedene Folterarten an, um die Gläubigen zu zwingen, sie anzugeben. Er legte den Laien sehr drückende Auflagen auf, und ließ die Geistlichen unter das verworfenste Soldatengesindel der Provinz einreihen. Doch dies war noch nicht alles: auch mehrere Christen verloren ihr Leben für die Religion. Unter denjenigen, die den Glauben mit ihrem Blut besiegelten, befand sich auch Eupsychius, aus einer sehr angesehenen Familie, der seit kurzem in den Ehestand getreten war.
Auch hatte der Kaiser den Christen befohlen, die Götzentempel wiederaufzurichten. Sie aber, statt zu gehorchen, erbauten dem wahren Gott eine Kirche, unter der Anrufung des heiligen Eupsychius. Acht Jahre später, am 8. April, feierte der heilige Basilius in dieser Kirche das Fest dieses heiligen Blutzeugen. Er lud alle Bischöfe aus Pontus dazu ein in einem Brief, den wir noch besitzen.
Der heilige Hugo, Bischof und Bekenner von Rouen in Frankreich,
+ 9.4.730 – Fest: 9. April
Hugo, ein Sohn Drogons, des Grafen oder Herzogs von Champagne, und Adeltruds, einer Tochter des Majordomus Waraton, war Geschwisterkind mit dem König Pipin. Ihre Großmutter Ansfleda, die ihn auferzog, flößte ihm frühzeitig große Verachtung für zeitliche Dinge ein. Er wurde Mönch zu Fontenelle oder zu Júmiege, und beschenkte diese beiden Klöster mit beträchtlichen Gütern. Im Jahr 722 wurde er auf den Metropolitansitz von Rouen erhoben. Auch musste er die Diözesen Paris und Bayeux, wie auch die Abteien Fontenelle und Júmiege, regieren. Er besaß nicht aus Ehrsucht oder Geiz zugleich mehrere Benefizien, sondern seine einzige Absicht ging dahin, als er sie annahm, zu verhindern, dass keine Weltliche, an die man diese zu vergeben bereits schon begonnen hatte, ihre Güter vergeuden konnten: übrigens verwendete er alle Einkünfte zu gottseligen Werken. Umsonst also würde man durch sein Beispiel den Besitz mehrerer Benefizien rechtfertigen wollen. Dies ist ein wirklicher Missbrauch, es sei denn, dass er sich auf die Wallfahrt der Kirche oder andere wichtige Ursachen stützt. Der heilige Hugo starb zu Júmiege am 9. April im Jahr 730. An diesem Tag wird er im römischen Martyrologium genannt.
Der heilige Gaucherius (auch Valcarius), Prior von Aureil in Frankreich,
regulierter Chorherr in der französischen Provinz Limousin,
+ 9.4.1130 – Fest: 9. April
Dieser Heilige war aus Meulan, einem Städtchen an der normannischen Grenze. Er verließ sein Vaterland im 18. Jahr mit einem gewissen Germon, und zog nach Limousin. Er hielt sich da auf an einem abgelegenen Ort, der nun den Namen Chavagnac führt, und lebte mit seinem Genossen drei Jahre in den Übungen des Gebetes und der Buße. Von dort gingen sie in ein nahes Gehölz, Aureil genannt, und stifteten zwei Klöster, das eine für das männliche und das andere für das weibliche Geschlecht, unter der Regel der regulierten Chorherren des heiligen Augustinus, die Papst Alexander II. im Jahr 1063 gutgeheißen hatte. Der Zweck dieser Regel war, unter den Geistlichen, besonders unter den Kanonikern, eine Verbesserung zu erwirken. Durch seine Reden und Tugendbeispiele erhob der heilige Valcar seine Jünger zu einer hohen Vollkommenheit. Er stand in sehr enger Verbindung mit den Chorherren von Limoges und mit dem heiligen Stephanus von Múret oder Grandmont, dessen Einsiedelei nicht weit von Aureil entfernt war. Er starb an einem Sturz den 9. April 1130, im 80. Jahr seines Alters. Papst Cölestin III. sprach ihn 1194 heilig. Er wird an diesem Tag zu Aureil und Meulan verehrt.
Bischof Angelin vom heiligen Joseph
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Bischofs Angelin vom heiligen Joseph. Pater Angelin wurde als Joseph Jakob Geiselmayer zu Salzburg am 29. Juli 1744 von bürgerlichen Eltern geboren. Frühzeitig widmete er sich mit großem Fleiß und Erfolg den Studien, so dass er alle seine Mitschüler übertraf. Dabei war er nicht weniger auf den Erwerb von Tugenden als auf die Ausbildung des Geistes bedacht. Am 10. August 1761 trat er zugleich mit seinem Bruder, dem späteren Pater Vinzenz vom heiligen Kreuz (Thaddäus Koloman Geiselmayer) zu Linz in den heiligen Orden. Pater Vinzenz wurde später Missionar in Arabien, Mesopotamien , Palästina und starb 1801 als Vikar des Berg-Karmel-Klosters. Pater Angelin wurde nach Bombay geschickt. Dort tat er, was in seinen Kräften stand, um die Dunkelheit des Heidentums durch den hellen Schein der Christlichen Wahrheit zu verscheuchen und leitete die Christen an, ein tugendhaftes Leben zu führen. Überanstrengung und Erschlaffung durch das widrige Klima nötigten ihn, eine Erholungsreise nach Europa anzutreten. In Lissabon angekommen, musste er sich sogleich ins Bett legen. Hier traf ihn die Erwählung zum Bischof und apostolischen Vikar. Kaum genesen, erhielt er die heilige Weihe im Jahr 1785. Wieder nach Indien zurückgekehrt, ging er ganz in der Verwaltung seines Sprengels auf. Leider war sein segensreiches Wirken nicht mehr von langer Dauer. Schon im Jahr 1786 raffte den so reichbegabten und mit herrlichen Tugenden geschmückten Kirchenfürsten der Tod hinweg, es war zu Mara auf der Insel Bombay.
Gebet am 9. April
Mutter der Barmherzigkeit,
Zuflucht aller Sünder,
Helferin der Christenheit,
Schau auf deine Kinder!
Bitte, dass uns Gott beschütze
Und im Guten unterstütze,
Bitt für uns, Maria!
Zu Gott
Wir bitten Dich, o Herr, bewahre uns vor dem Geist des Hochmutes. Lass uns unser Nichts fühlen. Bekehre uns zu Dir, und je größer unsere Sünden sind, desto mehr erzeige uns Barmherzigkeit, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag fand statt die Stiftung des Klosters der Zisterzienser, die einige Meilen von Dijon in Burgund im Jahr 1098 durch den heiligen Abt Robertus geschehen ist. Der ganze Orden der Zisterzienser und fast alle Klöster dieses Ordens sind unter dem Titel der seligsten Jungfrau gestiftet. Was für ein Vertrauen wir zur seligsten Jungfrau schöpfen können, zeigen genügend die Lebensläufe der Heiligen.
Andacht am 9. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Wenn der Herr dir die Macht verliehe, Tote zu erwecken, so gäbe Er dir dadurch weit weniger, als wenn Er dich leiden ließe. Großen Dank wärst du Ihm für die Gabe der Wunder schuldig; allein wenn Er dich leiden lässt, wird Er selbst dein Schuldner, wofern du mit Geduld leidest. Hättest du aber auch keine andere Belohnung, als dass du etwas für einen Gott littest, der dich liebt: wäre dies nicht allein schon eine große Belohnung? Wer da liebt, der versteht, was ich sage." (Der heilige Johannes vom Kreuz)
Dieser Heilige sagte, dass er, wenn Gott ihm die Wahl gegeben hätte, im Himmel unter den Engeln oder mit Paulus im Gefängnis zu sein, das Gefängnis dem Himmel vorgezogen hätte.
Als einst der heilige König Ludwig mit dem König von England über die Knechtschaft sich besprach, in die er in der Türkei geraten war, sagte er: "Ich danke Gott von ganzem Herzen für den üblen Ausgang dieses Kreuzzuges, und erfreue mich mehr über die Geduld, die der Herr mir damals verlieh, als wenn ich die ganze Welt erobert hätte."
Einstmals sprach der Herr zur heiligen Mechthild: "Wer irgendeine Beschwernis oder einen Schmerz, wäre er auch noch so gering, in der Absicht erträgt, dass er dabei den Vorsatz hat, Mir zu Liebe und zum Lob auch noch größeren Schmerz gerne zu leiden, wofern mir dies wohlgefällig wäre, dessen Herz wird, wie vertrocknet es auch und mit wie schwerem Rost der Sünden es überzogen sei, in derselben Stunde neu ergrünen und für meine Gnade empfänglich werden. Opferte der Mensch mir gleich anfangs seine Drangsal auf, so würde Ich sie ganz wundersam versüßen und veredeln."
Fürwahr, ein Glück ist es, für einen Gott zu leiden, der uns liebt! Größere Liebe bezeigte der geliebte Jünger Johannes seinem Herrn auf dem Kalvarienberg als auf dem Berg Tabor. Präge, Herr, diesen Gedanken mir tief ins Herz, auf dass ich Dir zu Liebe jedes Kreuz mit Freude und Liebe trage! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 9. April
"Wir sollen in allen wichtigen Dingen uns mit unseren Oberen
oder unserem Beichtvater beraten,
ohne uns jemals auf unser eigenes Urteil zu verlassen,
aus Furcht der Teufel könne uns überlisten."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 9. April - Mittel gegen das Laster der Unzucht
Gib Kraft, mein Gott mir, dass ich mich bezwinge,
Und in so schwerem Kampf nicht unterliege.
Denn deine Stärke nur hilft mir zum Siege;
Denn ich durch eigne Schwäche nie erringe.
1. Es gibt Laster, die man mit kühnem Mut angreifen muss, und andere, die nur durch eine schnelle Flucht sich überwinden lassen. Zu diesen letzteren gehört die Unzucht, die gefährlichste Feindin unserer Seele. Wer dieser schmeichelnden Sirene sich nähert, ist schon zur Hälfte besiegt, und wer sie anhört, wird bald mit ihr verhandeln, denn sie steht im Einverständnis mit unserem eigenen Herzen und mit allen unseren Leidenschaften. Inbrünstiges Gebet, ernste Wachsamkeit und Flucht sind wirksame Mittel, diesem Ungeheuer zu entkommen und den Sieg uns zu sichern.
2. "Der Tod", spricht der Prophet, "ist durch unsere Fenster gestiegen." (Jeremia 9,20) Willst du daher nicht ein Raub des Todes werden, so schließe diese Fenster und entziehe deinen Augen den Anblick gefährlicher Gegenstände. Oft genügt ein vorwitziger Blick, das ganze Herz in Brand zu setzen. Meide also, wenn dein Heil dir lieb ist, nicht nur jeden gefährlichen Umgang, sondern entferne auch alle unzüchtigen Bücher, Gespräche und Ähnliches. Üppiger Putz und Halbnacktheiten sind ein wahres Netz des Teufels, worin unzählige Seelen gefangen werden.
3. Gott verknüpfte eine natürliche Scham mit diesem Laster, und die Gegenwart eines ehrbaren Menschen würde selbst die heftigste Leidenschaft in Schranken halten. Nun sieht dich aber nicht das Auge eines Menschen, sondern derjenige, der das Auge des Menschen erschaffen hat, und dessen Blick furchtbarer ist, als alle Augen der Welt. Genügt aber die Gegenwart der göttlichen Majestät nicht, dich abzuschrecken, so erwäge die namenlose Schande, wenn am Gerichtstag diese Werke der Finsternis vor den Augen aller Menschen ans Licht treten, und alle sie schauen werden. Und genügt auch dies noch nicht, so bedenke die ewige Feuerstrafe, die diesem Laster bestimmt ist, und die alles Irrgerede ungläubiger Lüstlinge nicht auslöschen wird. "Wer unter euch wird in dem verzehrenden Feuer wohnen können? wer aus euch wird in den ewigen Gluten bleiben wollen?" (Jesaja 33,14b)
10. April
Der heilige Macarius, Erzbischof zu Antiochia,
+ in Gent, Belgien, 10.4.1012 - Fest: 10. April
Der heilige Macarius war das Kind edler und reicher Eltern aus Armenien. Der damalige Bischof von Antiochia, sein naher Verwandter, hob ihn aus der Taufe und nahm ihn noch sehr jung zu sich unter seine fromme Obsorge. Macarius zeigte bald viele Fähigkeiten, scharfen Verstand, ausgezeichnete Gelehrigkeit und ein zu allem Guten geneigtes Gemüt. Er machte daher unter der Anleitung seines Paten große Fortschritte, sowohl in den Kenntnissen, als auch in der Tugend und Frömmigkeit, so dass der Bischof nicht zweifelte, es habe Gott ihn zu einem vorzüglichen Werkzeug seiner heiligen Kirche erkoren. Demnach weihte er ihn, als er herangewachsen war, mit Freuden zum Priester. Wunderbar wirkten jetzt in Macarius die Gnaden, die ihm der Heilige Geist bei Erteilung der Priesterwürde gespendet hatte. Seine andauernde Liebe zum Studieren und zur Einsamkeit, sein heiliger Lebenswandel und sein großer Seeleneifer machten ihn zum wahren Muster der Geistlichkeit. Darum wurde er auch nach dem Tod des Bischofs einmütig zu dessen Nachfolger erwählt und geweiht. So unwürdig er sich selbst dieses hohen apostolischen Berufes hielt, so vollkommen entsprach er demselben. Wie ein Licht auf den Leuchter gesetzt, legten sich seine Tugenden erst jetzt vor den Menschen recht an den Tag. Sein größtes Streben ging dahin, treu seinem Hirtenamt, möglichst viele unsterbliche Seelen für Christus zu gewinnen und seinem himmlischen Schafstall zuzuführen. Er unterrichtete und predigte fast täglich, besuchte die Kranken persönlich, gab den größten Teil seiner Einkünfte den Armen und lebte sehr einfach in strenger Abtötung seiner selbst. Nichts war für ihn so schmerzlich, als wenn er sah, dass Gott durch böses Tun beleidigt werde; daher wendete er allen Fleiß an, die Sünde bei anderen zu verhindern. Seine eigenen Fehler, obwohl sie nur gering waren, bereute er täglich und weinte über sie und opferte Gott dafür und für die Sünden anderer viele Bußwerke auf. Seine Andacht beim Gebet war so groß, dass er es selten verrichtete, ohne dabei Tränen zu vergießen. Da er die Tränen mit einem eigenen Tüchlein abzutrocknen pflegte, ergriff dieses, wie man erzählt, eines Tages ein mit einem scheußlichen Aussatz Erkrankter und berührte damit vertrauensvoll seine Geschwüre. Und siehe, im gleichen Augenblick war die Krankheit verschwunden und der ganze Leib heil und rein. Dieses Wunder wurde bald in der ganzen Stadt bekannt und es kamen viele andere Kranke zu dem heiligen Bischof und erhielten durch sein Gebet die Gesundheit wieder. Dadurch wurde sein Name in der Nähe und Ferne immer größer und ihm von den Menschen immer mehr Ehre zu Teil. Aber dem demütigen Gottesmann, der nur für seine eigenen Fehler Augen hatte und sich für den armseligsten der Sünder hielt, fiel eine solche Auszeichnung sehr lästig, und bald wurde sie ihm ganz unerträglich. Um dem auszuweichen, beschloss er, seine bischöfliche Würde niederzulegen, übertrug sein Hirtenamt einem gottseligen Priester, mit Namen Eleutherius, teilte seine Habe unter die Armen aus und verließ dann ganz in der Stille, nur von einigen Geistlichen begleitet, Antiochia.
Er nahm den Weg in das gelobte Land und besuchte dort als büßender Pilger andächtig die heiligen Orte. Damals war Palästina zum größten Teil unter der Gewalt der mohammedanischen Sarazenen und Macarius fand daher vielfach Gelegenheit, dem Evangelium Jesu Christi Zeugnis zu geben und dessen heiligsten Namen zu verkünden. Und er tat das mit apostolischer Unerschrockenheit und mit solchem Eifer und Nachdruck, dass viele der Ungläubigen durch ihn zum Christentum gebracht wurden. Hierdurch zog er sich aber große Prüfungen und Leiden zu. Denn die Sarazenen, ärgerlich über den Abfall der Ihrigen, verfolgten ihn von Ort zu Ort, brachten ihn schließlich in ihre Gewalt und warfen ihn in den Kerker. Weil er aber auch da nicht aufhörte, die christliche Wahrheit zu predigen, so spannten sie ihn, zur Verspottung seiner Lehre vom gekreuzigten Heiland, auf der Erde kreuzweise aus, hefteten ihm Hände und Füße mit Stricken an eingeschlagene Nägel und legten ihm einen durchglühten Stein auf die Brust, um ihn so eines langsamen Todes sterben zu lassen. Der Heilige ertrug diese grausame Marter mit unerschütterlicher Standhaftigkeit und der Herr, der die Seinen aus aller Not zu retten vermag, war wunderbar mit ihm. In der Nacht wurde der Kerker mit himmlischem Glanz erfüllt und ein Engel löste ihn aus den Banden, wie einst den heiligen Petrus, und gebot ihm, seinen Pilgerstab, wie ihn der Herr führen werde, weiter zu setzen. Zu gleicher Zeit öffnete sich die Tür des Gefängnisses und Macarius verließ es und die Stadt, ungehindert von den zahlreichen Wachen.
Gott gab ihm ein, sich in Richtung Abendland zu wenden. Er ging nach Italien, durchwanderte dieses Land und kam, über die Alpen steigend, nach Bayern, überall seinen Weg mit himmlischem Segen und Wunderwerken bezeichnend. In Bayern entwendeten ihm die Diener eines Edelmannes, bei dem er wohnte, sein Schweißtüchlein, weil sie hofften, damit Wunder wirken und sich schweres Geld verdienen zu können. Bals aber empfanden sie die Strafe Gottes, denn sie erkrankten plötzlich schwer und erhielten ihre Gesundheit nur durch das Gebet des Heiligen wieder. Auch nach Köln kam Macarius und befreite hier seinen Wirt und der Fallsucht. Zu Mecheln löschte er durch das bloße Zeichen des heiligen Kreuzes eine Feuersbrunst. In Cambrai öffneten ihm, so wird berichtet, die Engel selber die Tür der Kirche. Traf er in den Orten, wo er einkehrte, Unruhe und Zwietracht, so bot er alles auf, Versöhnung und Frieden zu stiften, und manche Stadt, in welche er durch sein Gebet und seine weise Vermittlung Ruhe gebracht, segnete noch lange danach sein Andenken. Überall besuchte er die Gräber und Reliquien der Heiligen. Die Heiligen selbst verehrte und rief er täglich in allen Vorfällen an, und er erlangte auch immer von Gott, was er durch die Fürbitte der Heiligen erbat.
Von seinen Gefährten lebten noch drei und mit denen gelangte er im Jahr 1011 in die Stadt Gent. Er begab sich in das Kloster des heiligen Bakon und wurde von Abt Erembold lieb und gastfreundlich empfangen. Ein volles Jahr verbrachte er hier und wurde durch seine Tugenden die Erbauung und das Vorbild aller Mönche. Im Frühling des nächsten Jahres gedachte er wieder heim zu ziehen in das Morgenland. Aber es war der Ratschluss Gottes, dass er seine Heimat nie mehr sehen sollte. Der Heilige hatte schon den Weg angetreten, als eine heftige Krankheit ihn ergriff und ihn zwang, sich wieder in das Kloster zurücktragen zu lassen. Nach wenigen Tagen wurde er wie durch ein Wunder wieder gesund, und es wird auch behauptet, es habe ihn eine Erscheinung vom Himmel geheilt. Als er sich aber ein weiteres Mal reisefertig machte, wurde er von einer pestartigen Seuche angesteckt, die damals in jener Gegend wütete. Er sollte gleichsam das Opfer für die übrigen Bewohner sein; denn er selbst sagte voraus, dass bei seinem Tod die Pest aufhören werde. Und so geschah es auch. Macarius starb am 10. April 1012. Da an seinem Grab viele Wunder geschahen, wurde fünfzig Jahre danach sein heiliger Leib mit großer Feierlichkeit erhoben. Er wird zu Gent noch jetzt in hoher Verehrung gehalten.
Der heilige Paternus, Inkluse von Abdinghof bei Paderborn,
+ 10.4.1058 – Fest: 10. April
Überzeugt von der segensreichen Wirksamkeit des Benediktinerordens, baute der heilige Bischof Weinwerk in Paderborn das prächtige Kloster Abdinghof, dessen Grundstein im Jahr 1015 gelegt wurde, das aber mit dem Tempel erst 1031 vollendet und am 2. November feierlich eingeweiht wurde. Unter den ersten Insassen dieses Klosters wird rühmlichst genannt der Mönch Paternus, der seine Heimat in Schottland verließ und voll Liebe zu beständiger Einsamkeit sich die Gnade erbat, neben Abdinghof eine kleine Zelle zu bauen, um völlig getrennt vom Umgang mit Menschen, mit Gott allein in Gebet und Betrachtung zu verkehren. Hier lebte er viele Jahre in seiner Klause.
Vom göttlichen Geist erleuchtet und ermahnt verkündete er eins nicht nur dem Bischof, sondern auch der ganzen Stadt, Paderborn würde, wenn es nicht durch schleunige und aufrichtige Buße den Zorn Gottes besänftige, innerhalb dreißig Tagen durch eine furchtbare Feuersbrunst zugrunde gehen; es sei Zeit, dass sich die Einwohner ihrer Frevel enthielten und sich unverzüglich mit reuigen Herzen zu Gott wendeten. Es sei kein anderer Weg, um die drohenden Strafgerichte von ihrem Nacken fern zu halten. Die Übermütigen verlachten solche Drohungen und meinten, der Einsiedler leide am Wahnsinn. Die alten lasterhaften Gewohnheiten dauerten fort, man dachte nicht an Besserung der Sitten, bis der von Gott angekündigte, verhängnisvolle Tag kam – es war der 10. April, am Freitag vor Palmsonntag des Jahres 1058. Da brach an sieben Stellen der Stadt zugleich ein mörderisches Feuer aus, verbreitete sich mit Riesenschritten über alle Häuser und Gebäude, ergriff die Domkirche zugleich mit dem benachbarten Kloster Abdinghof und beraubte sie des Daches, während Meinwerks fester Steinbau unverletzt blieb. Das Kloster aber flammte mit seinem Gebälk und seiner inneren Einrichtung bis auf geringe Reste auf; nur das Haus- und Kirchengerät, das auf den Rat des heiligen Paternus vorher in Sicherheit gebracht wurde, wurde gerettet.
Schon züngelte die gierige Flamme um die kleine Zelle des heiligen Klausners. Die Ordensbrüder baten und beschworen ihn, schleunigst den Flammen zu entfliehen und sein Leben zu retten, er aber, auf seiner Matte kniend und inbrünstig zu Gott betend, ließ sich nicht bewegen, sein Gott gemachtes Gelübde zu brechen, und vertraute, Gott werde ihm seine Klausur erhalten oder, wenn es sein heiliger Wille ist, ihm in den reinigenden Flammen einen seligen Tod verleihen. In wenigen schrecklichen Minuten verzehrten die Flammen die Klause samt seinem Bewohner.
Dass Gott dieses Brandopfer christlichen Heldenmutes und heiligen Gelübdes nicht missfallen habe, geht aus dem wunderbaren Umstand hervor, dass die Flammen zwar die ganze Zelle mit dem heiligen Klausner verzehrten, aber die Strohmatte, auf der Paternus vor seinem Altärchen zu knien pflegte, völlig unversehrt ließen. Sechzehn Tage nach dem furchtbaren Brand kam der Schriftsteller Marianus Scotus von Köln nach Paderborn und kniete zwischen den Trümmern betend auf der Matte, auf der der heilige Paternus den Tod des Verbrennens erlitten hatte. Und durch dieses augenfällige Wunder wurde er so gerührt, dass er sogleich ein gleiches Einsiedlerleben begann, und zuerst zehn Jahre zu Fulda, darauf siebzehn Jahre zu Mainz im St. Martinskloster als Eingeschlossener lebte.
Der heilige Paternus
Schwarze Wolkenberge jagen
Vor dem jähen Wirbelsturme,
Donner rasseln, Blitze züngeln
Auf den Dächern, auf dem Turme.
Weh! Soll Paderborn vergehen
Heut‘ in Rauch und Feuerflammen?
Glocken schmilzen und des Domes
Dach fällt krachend schon zusammen.
Auch in Abdinghof, dem Kloster,
Wälzen sich die Feuersäulen
Riesenhaft von Fach zu Fache
In des Wettersturmes Heulen!
Alles flüchtet mit Entsetzen
Von dem Ort der Angst und Schrecken,
Wo die Feuerzungen gierig
Am Gebälk der Zellen lecken.
Nur Paternus, Odos Jünger,
Kniet noch in der kleinen Zelle
Vor dem Bildnis des Erlösers
In der Flammengluten Helle.
Seine Brüder rufen zitternd:
„Säumst du noch? Fort, dich zu retten,
Ehe dich in jähem Ansturm
Flammenglut und Trümmer betten!“
Doch Maternus auf der Matte
Kniend und von Glanz umflossen,
Achtet nicht der Brüder Bitten,
Fleht, in Andacht hingegossen:
„Herr des Himmels! Dir gelobt ich,
Nie die Zelle zu verlassen,
Bis des Todes dürre Rechte
Mich erlösend würd‘ erfassen.
Willst du mich in Flammen läutern,
Vater, so gescheh‘ dein Wille!
Loht, ihr heil’gen Flammen, lohet
Und verzehrt die nicht’ge Hülle!
Was dem Staube ward entnommen,
Mag dem Staube auch verfallen!
Meine Seele wird geläutert
Dann zu ihrer Heimat wallen!“
Sprach’s. Da brachen in die Zelle
Dichter Qualm und rote Flammen
Und verzehrten unersättlich
Holz und Halmendach zusammen.
Unversehrt vom Feuer blieb nur
Jene strohgeflocht’ne Matte,
Drauf der fromme Klosterbruder
Sterbend noch gebetet hatte.
Der heilige Bademus, Abt und Märtyrer in Persien,
+ 9.4.376 – Fest: 10. April
Bademus, aus einer reichen und adeligen Familie entsprossen, war aus Bethlapet, einer Stadt in Persien. Entbrannt von Begierde, sich ganz dem Dienst Gottes zu weihen, erbaute er nahe bei seinem Geburtsort ein Kloster, dem er mit hohem Ruf der Heiligkeit vorstand. Er lebte in der größten Herzensreinheit, und die Anmut seiner Tugenden war so einnehmend, dass diejenigen, die sich ihm näherten, zur Liebe Gottes innerlich sich hingezogen fühlten. Er wachte ganze Nächte durch, und brachte oft mehrere Tage nacheinander zu, ohne etwas zu essen. Wasser und Brot war seine gewöhnliche Nahrung. Seine Mönche, die er mit ebenso großem Eifer, als Sanftmut und Liebe leitete, machten schnelle Fortschritte auf den Wegen der Vollkommenheit. Er aber kostete jenen Frieden, den eine treue Seele in der Einsamkeit findet, und von dem die Weltmenschen sich keinen Begriff zu machen im Stande sind.
Indes wollte Gott seine Tugend durch Prüfungen krönen. Er wurde mit sieben seiner Jünger im 36. Jahr der vom König Sapor aufgeregten Christenverfolgung gefangen genommen. Man warf ihn, mit Ketten beladen, in einen schauderhaften Kerker, wo er vier Monate blieb. Während dieser ganzen Zeit empfing er täglich eine bestimmte Zahl Geißelstreiche, die er mit Geduld und Freude aushielt. Nersan, Fürst aus Asien, und ein Gewaltiger am Hof des Königs, war eben auch im Gefängnis, weil er sich geweigert hatte, die Sonne anzubeten. Unglücklicher Weise aber sank sein Mut: der Anblick der Folter schreckte ihn, und er versprach alles zu tun, was man von ihm verlangte. Sapor, um sich von der Aufrichtigkeit seiner Umänderung zu vergewissern, bediente sich folgenden Mittels. Er befahl, Bademus nach Lapet zu bringen, und ihn ins Zimmer zu führen, worin Nersan gefangen war. Man gab dem Abtrünnigen ein Schwert in die Hand, mit dem Befehl, den Heiligen zu durchbohren, und fügte noch bei, dies sei das einzige Mittel, seine Freiheit und vorige Ehrenstelle wieder zu erlangen. Nersan nahm die Bedingung an, und hob den Arm, um den Mordstahl dem heiligen Bademus in die Brust zu stoßen. Er vermochte es aber nicht. Eine plötzliche Furcht bemächtigte sich seiner Seele, und fesselte ihn in starre Unbeweglichkeit.
Der Diener Jesu Christi, der nach dem Martertod seufzte, sah ihn an und sagte: „Unglücklicher! Siehst du denn den Abgrund nicht, in den dich dein Abfall stürzt. Ich eile mit Freuden dem Tod entgegen. Ich möchte ihn, aber von einer anderen als von deiner Hand empfangen. Ach, dass gerade du mein Mörder sein musst.“ Anfänglich hatte Nersan weder Mut, seinen Frevel auszuführen, noch ihn zu bereuen. Dennoch ermutigt er sich, und stieß auf den Heiligen mit zitternder Hand: allein seine Ungeschicklichkeit, veranlasst durch das Gefühl eines mit Scham und Ehrfurcht gegen den Heiligen gemischten Schreckens, ließ ihn nicht sogleich seinen Zweck erreichen. Die Umstehenden sahen nicht ohne Bewunderung die Geduld des heiligen Bademus, dessen Körper ganz mit Wunden bedeckt war, und verabscheuten die Grausamkeit seines Mörders. Endlich richtete er seinen Streich auf den Hals des Heiligen und hieb ihm den Kopf ab: allein er fühlte bald die Wirkung der göttlichen Rache. Nach einiger Zeit fiel er in des Kaisers Ungnade, und verlor das Leben durch einen qualvollen Tod, mit tausend Verwünschungen belastet. Ein schönes Beispiel für diejenigen, die den Versprechungen einer trügerischen Welt ihre Religion aufopfern!
Der Leichnam des Heiligen wurde von den Ungläubigen vor die Stadt hinausgeschleppt. Die Christen aber nahmen ihn heimlich weg und erstatteten ihm die Ehren des Begräbnisses. Vier Jahre nachher, als König Sapor gestorben war, wurden seine Jünger in Freiheit gesetzt. Bademus litt am 9. April, im Jahr 376 der christlichen Zeitrechnung, und dem 67. Der Regierung Sapors. Die Griechen feiern sein Fest am 10. April.
Die Perser und Syrer nannten die Mönche Weiner, wegen des Geistes der Zerknirschung, in dem sie lebten, und weil sie die strengen Bußübungen vollkommener als andere Christen beobachteten. Einige Jahrhunderte hindurch nannte man sie im Morgenland oft Engel, weil ihre Hauptbeschäftigung war, das Lob Gottes zu singen, und die Beschauung himmlischer Dinge obzuliegen, und weil sie auch, durch gewissenhafte Erfüllung ihrer Pflicht, auf Erden gleichsam die Stelle der Himmelsboten vertraten. In der Tat, eine Seele, die von Liebe flammt, wird sozusagen ein Himmel, in dem der Herr seine Wohnung aufschlägt. Sie kann also, ohne aus sich selbst hinaus zu gehen, sich mit Gott unterhalten. Ihre Armut und Niedrigkeit machen sie nicht mutlos, sie weiß, dass Gott sie einladet mit ihm zu reden, und dass er sich gerne mit jenen, die ihn suchen, unterhält. O wer vermöchte die unaussprechlichen Süßigkeiten zu begreifen, die eine mit Gott innigst verbundene Seele verkostet! Die Weltlinge fragen, was Menschen ihr ganzes Leben lang in der Einöde wohl tun, wie sie sich so lebendig vergraben mögen. Die aber das Glück der wahren Einsiedler versucht haben, fragen auch ihrerseits die Weltlinge, wie Menschen, die für den Himmel geschaffen sind, in beständiger Zerstreuung leben mögen, ohne an ihren Gott zu denken, dessen Gegenwart die Auserwählten eine ganze Ewigkeit hindurch beglücken wird.
Der heilige Fulbert, Bischof und Bekenner von Chartres in Frankreich,
+ 10.4.1029 – Fest: 10. April
Der Name Fulbert (Er war einer der berühmtesten Prälaten und Kirchenlehrer des 11. Jahrhunderts, und wird von den meisten Schriftstellern in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Unter dem Namen eines Heiligen findet man ihn auch in einigen Martyrologien, und es kann nicht geleugnet werden, dass ihn die Katholiken als solchen öffentlich anerkennen. Nur wundern sich einige darüber, dass sein Andenken zu Chartres nicht feierlich begangen wird, da er doch vor den Zeiten lebte, als die neuere Art zu kanonisieren üblich wurde, und dass ihn der Kardinal Baronius, bei allem Glanz, den er durch seine Wissenschaften und seine Frömmigkeit in der Kirche verbreitete, dennoch im römischen Martyrologium ausgelassen hat, obgleich er seiner Heiligkeit in seinen Annalen rühmlichst Erwähnung tut. Nichts desto weniger findet man seinen Namen in den Litaneien der Kirche von Poitiers, die zur Zeit Urbans VIII. vom Bischof L. Chateignier von Rochepozay verfertigt wurden. Sein Lob wurde auch in das Martyrologium von Frankreich von Saussay eingeschaltet und in das Menologium der Benediktiner von Bucelin.) brachte einige zu der Meinung, er sei von Geburt ein Franzose gewesen, und nach seiner vortrefflichen Erziehung wollte man schließen, dass er aus irgend einer edlen und reichen Familie entsprossen sei: jedoch bezeugt er selbst, dass er von niederem Herkommen sei, arme Eltern gehabt habe, und aus dem Staub auf den Lehrstuhl erhoben worden ist. Andere halten ihn für einen Italiener oder geben doch eine vom König unabhängige Provinz als seinen Geburtsort an.
Wenn er auch von italienischer Herkunft war, so kann man für gewiss annehmen, dass er in seiner frühesten Jugend nach Frankreich gekommen ist. Hier fand er sogleich durch eine besondere Zulassung Gottes geschickte Lehrer, die sich mit aller Liebe seiner annahmen und ihn mit der größten Sorgfalt in allen Wissenschaften unterwiesen: seinerseits brachte er die herrlichsten Anlagen mit, wodurch er bald den Ruf des gelehrtesten Mannes seines Jahrhunderts sich erwarb, und als der Wiederhersteller der Wissenschaften und der Gottesgelehrtheit angesehen wurde. Mit diesen ausgezeichneten Geistesgaben verband er eine besondere Frömmigkeit, die ihm bald die allgemeine Achtung und Hochschätzung verschaffte. Unter seinen Freunden zählte er auch den berühmten Gerbert, der sein Lehrer in der Philosophie und Mathematik war, und der, nachdem er der Lehrmeister von Robert, Sohn und Nachfolger des Königs Hugo Capet, gewesen war, zu Ende des 10. Jahrhunderts Papst wurde, und den Namen Sylvester II. annahm. Während der Regierung Sylvesters und nach aller Wahrscheinlichkeit auf sein inständiges Bitten, verließ Fulbert den Lehrstuhl, wo er mit großem Erfolg die Philosophie vorgetragen hatte, um nach Rom zu reisen. Man staunte überall über seine Weisheit und Mäßigung sowohl, als über seine Geisteskraft und seinen Scharfsinn. Mit dem besonderen Beistand Gottes wusste er sich vor dem Verderbnis der Zeit zu bewahren, dem seine Sitten und die Gesellschaft von Männern, die im Irrtum lebten, ausgesetzt waren.
Bei seiner Rückkehr wurde er der Abtei Ferrieres, einem Ordenshaus des heiligen Benedikt, vorgesetzt. Wir haben Ursache zu glauben, dass unser Heiliger sich vor seiner Abreise in ein Kloster begeben hatte, um sich auf das Klosterleben vorzubereiten, und dass er, wie sein Lehrer Gerbert, die Regel des heiligen Benedikt annahm. Als Abt des Klosters Ferrieres machte er Bekanntschaft mit dem heiligen Abbo, Abt von Fleury oder St. Benedikt an der Loire, den er zu Rom gesehen hatte, und der nachher in Gascogne, zufolge eines Aufstandes der Mönche, den Martertod erlitt.
Einige Zeit darauf wurde Fulbert Kanzler der Kirche von Chartres und eröffnete hier eine berühmte Schule für die Theologie, wo sein glänzender Ruf ihm von allen Seiten Schüler zuführte, die, nachdem sie selbst bedeutende Fortschritte in den verschiedenen Wissenschaften gemacht hatten, ihre gesammelten Kenntnisse, dann in ganz Frankreich, Deutschland, England und Italien ausbreiteten. Man kann zwar nicht verhehlen, dass selbst der berüchtigte Berengar, damals noch jung, zu der Zahl seiner Jünger gehörte. Er entsprach aber nicht der Sorgfalt und den weisen Absichten seines Lehrers, und Fulbert musste erleben, dass dieser untreue Schüler die Reinheit der von ihm empfangenen Lehre verfälschte, und zu Streitigkeiten Anlass gab, die leider nur allzu sehr die Ruhe der Kirche störten. Fulberts Verdienste, die durch seine Schüler und Freunde in den entferntesten Ländern bekannt wurden, konnten natürlich dem Hof nicht unbekannt bleiben. König Robert gab ihm die schmeichelhaftesten Beweise seiner Achtung und Liebe, als er erfuhr, dass er mit allgemeiner Bestimmung der Geistlichkeit und des Volkes zum Nachfolger des Bischofs Rudolph ausgerufen worden. Man musste ihm aber mit Gewalt das Bistum aufdrängen. Und bei dieser Gelegenheit bewahrheitete sich, dass die heiligsten und verdienstvollsten Männer auch die demütigsten und bescheidensten sind. Die meisten Schriftsteller setzen seine Bischofswahl in das Jahr 1007 und berufen sich auf mehrfache Zeugnisse; jedoch hat man Ursache zu glauben, dass sie neun Jahre später geschah.
Er wurde von Leutherich, dem Erzbischof von Sens, geweiht. Dazu hatte er sich vorbereitet durch Tränen, Fasten und Gebete, um den ihm nötigen Beistand vom Himmel zu erhalten. Nebenbei ersuchte er auch seine Freunde um Beistand, unter andern den heiligen Odilo, den Abt von Clúny, dem er die Ursache entdeckte, warum er so sehr vor einer so schweren Bürde erbebe, weil er nämlich kaum sich selber vorstehen könne, und dennoch andere auf der schweren Bahn des Heils zur Seligkeit geleiten solle. Diese Gesinnungen, die aus seiner großen Demut herrührten, schwächten in ihm jedoch den Mut nicht, den ihm das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit einflößte. Vielmehr dienten sie dazu, ihn immer wachsamer und besorgter für seine Herde zu machen. Die tiefen Einsichten, die ihm Gott gegeben hatte, beschränkten sich nicht einzig auf seine Diözese, auch andere Kirchen hatten sich ihrer zu erfreuen. Er wurde allgemein als das Orakel Frankreichs angesehen, von allen Seiten erholte man sich Rat bei ihm, sowohl in Bezug auf den Glauben, als auf die Kirchenzucht, und die Sittenregeln. Die Bischöfe betrachteten ihn als ihren Lehrer und Führer. Die Großen des Reiches fanden an ihm einen strengen Richter. Besonders klagte er laut gegen den Missbrauch, der sich im Reich eingeschlichen hatte, die Benefizien und Kirchengüter an Laien zu vergeben. Francon, der Bischof von Paris, machte er starke Vorwürfe wegen seiner diesbezüglichen Nachlässigkeit.
In allen seinen Schritten bemerkte man seine Uneigennützigkeit und seinen Eifer für die Verherrlichung Gottes und die Ehre der Kirche. Und da seine übrigen Tugenden dieser gleich kamen, erwarb er sich die Achtung aller Großen und Mächtigen des Reiches. Dies bewog auch 1020 den Grafen von Poitou, Wilhelm IV., Herzog von Guienne, ihm das, durch den Tod Geralds, des Bischofs von Limoges, entledigte Schatzmeisteramt des heiligen Hilarius von Poitiers, zu verleihen. König Robert schätzte ihn ganz besonders, und wählte ihn zu seinem Vertrauten. Er predigte seinem Volk das Wort Gottes, setzte Bußkanonen auf, verfertigte Hymnen, schrieb in ungebundener Rede, ordnete den Gottesdienst an, und lag allen Geschäften mit solchem Ausharren ob, als hätte er nur ein einziges zu verrichten gehabt. Ein ganz besondere Liebe hatte er zur allerseligsten Jungfrau, weshalb er jede Gelegenheit nützte, um seine Andacht und Liebe zu ihr an den Tag zu legen. Zu ihrer Ehre stellte er die prachtvolle Kirche zu Chartres, die 1020 ein Raub der Flammen geworden ist, wieder her. Und zur Krone seiner schönen Taten führte er das Fest ihrer Geburt in seinem Sprengel ein, und es wird berichtet, dass ihm durch die Fürsprache dieser liebevollen Mutter große Gnaden zu Teil geworden sind.
Nach der gewöhnlichen Berechnung starb Fulbert am 10. April 1029, und wurde im Kloster St. Père en Valée begraben, wo er oft seine Geistesübungen angestellt hatte.
Der selige Antonius Neyrot, Priester und Märtyrer in Tunis, OPr/Dominikaner-Prediger,
+ 10.4.1460 – Gedenktag: 10. April
Auf den 10. April enthielt das Brevier der Predigermönche die nachfolgende Legende:
Antonius Neyrot, von Rivoli in Piemont gebürtig und vom heiligen Antonius, der damals Abt des Klosters St. Markus in Florenz war, in den Orden der Predigerbrüder aufgenommen, sollte sich einige Jahre nach seinem Eintritt nach Neapel verfügen. Auf der Fahrt dahin wurde er mit allen übrigen, die sich auf dem Schiff befanden, von Seeräubern gefangen genommen und nach Afrika gebracht. Der Herr, an den er als Sklave verkauft wurde, behandelte ihn anfangs sehr hart, als er aber die Ruhe und Ergebenheit, mit der er sein hartes Schicksal trug, einige Zeit beobachtet hatte, gewann er ihn lieb und suchte ihn durch glänzende Versprechungen für den Islam zu gewinnen. Lange widerstand Antonius auch diesen Versuchungen. Schließlich aber durch die Leiden der Gefangenschaft und die Sehnsucht nach Freiheit und das ihm verheißene Glück bewogen, schwur er seinen Glauben ab, bekannte sich zur mohammedanischen Lehre, brach das Gelübde seines heiligen Ordens und trat in den Ehestand. Im Genuss der zeitlichen Güter, die ihm sein Abfall und seine Verehelichung verschafft hatten, versuchte er die Vorwürfe seines Gewissens zu betäuben.
In dieser Zeit der Verblendung trug er kein anderes christliches Zeichen mehr an sich, als den heiligen Rosenkranz, den er vor den Augen der Mohammedaner zu verbergen wusste, und durch sein Beten er noch manchmal die heilige Jungfrau verehrte. „Wer, o gebenedeite Jungfrau,“ ruft der heilige Bernhard aus, „wer wird die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe deiner Barmherzigkeit ergründen! . . . Ihre Tiefe hat auch denen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes saßen, noch Errettung verschafft!“ Sie, „die hervorkommt wie die aufsteigende Morgenröte,“ brachte den ersten Dämmerschein in die Nacht dieses Unglücklichen, und in diesem Schein erkannte er immer mehr die Größe seines Vergehens. Die Gerichte Gottes erschreckten ihn, und weil er vor der Gerechtigkeit zitterte, flüchtete er zur Barmherzigkeit. Er rief zu Maria und entrichtete täglich, um ihre Fürbitte zu erlangen, den Psalter, und bald wuchs in ihm die Gnade, dass er sich entschloss, seinen Fehler so viel als möglich wieder gut zu machen.
Um diese Zeit kam unvermutet ein florentinisches Handelsschiff in Tunis an. Antonius erfuhr dadurch, als er sich nach dem Vaterland erkundigte, dass Antonius, sein ehemaliger Abt, der Erzbischof von Florenz geworden war, vor kurzem verstorben sei und mit Wunderzeichen leuchte. Diese Nachricht war im Herzen des Renegaten ein Blitzstrahl, der die letzten Überbleibsel des Irrtums niederwarf, und der Tod des heiligen Antonius, seines ehemaligen geistlichen Vaters, brachte dem verlorenen Sohn Antonius vollends das Leben der Gnade wieder. Nachdem er in die Hände eines Priesters den mohammedanischen Irrtum abgeschworen und nach einer reumütigen Beicht mit Gott und der Kirche ausgesöhnt war, trat er wieder mit seinem Ordenskleid angetan, das Kruzifix und den heiligen Rosenkranz in der Hand, unerschrocken vor das Angesicht des Königs von Tunis, klagte sich seines Abfalls an, erklärte die Lehre Mohammeds für Betrug und Irrtum und die christliche Religion für die allein wahre, von der ihn nun kein Versprechen und keine Drohung, keine Marter und kein Tod mehr abwendig machen könne. Der König ließ ihn in Fesseln und Bande legen und in den Kerker werfen. Unterdessen ließ er ihm die glänzendsten Versprechungen machen, um ihn wieder auf die vorigen Irrwege zu verleiten. Allein Antonius hatte bereits jene Waffenrüstung angezogen, die uns der heilige Paulus beschreibt, und war weder durch Schmeicheleien und glänzende Versprechungen, noch durch Drohungen und grausame Misshandlungen zu erschüttern. Nach fünf qualvollen Tagen wurde er schließlich zum Tode verurteilt und lebendig gesteinigt. Sein Herz war bis zum letzten Schlag voll Reue über sein Vergehen und voll Dank und Liebe zur Mutter der Barmherzigkeit, die ihren verirrten Diener noch Erkenntnis und Beharrlichkeit erwirkt hatte. Gott nahm seine Buße an und verherrlichte seinen Bekenner durch Wunder.
So ein Wunder geschah schon gleich nach seinem Tod, denn als die Ungläubigen seinen Leichnam verbrennen wollten, zeigte sich das Feuer ganz kraft- und machtlos. Durch dieses Ereignis bewogen, suchten sich genuesische Kaufleute, die sich in Tunis aufhielten den Leichnam, der überdies einen unerklärlichen Wohlgeruch von sich gab, um eine große Summe Geldes zu verschaffen, und ließen ihn nach Genua bringen, von wo ihn später Herzog Amadäus III. nach Savoyen bringen ließ. Da sich durch die Fürbitte dieses heldenmütigen Büßers mehrere Wunder ereigneten und seine Verehrung unter dem Volk immer mehr zunahm, versetzte ihn Papst Clemens XIII. in die Zahl der Seligen und verordnete, dass im gesamten Dominikaner-Orden sein Gedächtnistag gefeiert werde.
Pater Bernard von der heiligen Theresia Duval
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 10. April 1669 beschloss zu Paris der lobwürdige Pater Bernard von der heiligen Theresia Duval seine Tage. Er wurde am 20. September 1597 zu Clamessi in Frankreich geboren und in den Wissenschaften unterrichtet. Am 25. Februar 1615 legte er zu Paris in unserem heiligen Orden seine Profess ab. Nach Beendigung seiner Studien bildete er sich in der Beredsamkeit aus und wurde ein gern gehörter und segensreich wirkender Prediger, der nicht bloß seinen Zuhörern nützte, die er für den Herrn gewann und in der Tugend förderte, sondern ebenso dem Orden, der seinen Erfolgen verschiedene Stiftungen verdankte. Seine Bewunderer waren nicht nur zahlreich, sondern zum Teil auch sehr vornehm. Die Königin Anna von Österreich schätzte Pater Bernard so hoch, dass sie ausdrücklich wünschte, er möge die Fastenpredigten in Paris halten; und seine Worte waren derart wirksam, dass sie innerhalb sieben Jahren eine auffallende Besserung der tiefstehenden Sittlichkeit in Paris bewirkten. Eben deshalb glaubte die Dame, die das Bistum Bagdad in Persien stiftete und sich ausbedang, den ersten Erzbischof von Bagdad vorschlagen zu dürfen, keinen würdigeren und tauglicheren nennen zu können als unseren Pater Bernard, und der apostolische Stuhl ernannte ihn im Jahr 1638. Bernard begann seine apostolische Wirksamkeit damit, dass er im Anschluss an seine Weihe zum Bischof das Gelübde, gegebenenfalls Blut und Leben für den heiligen Glauben hinzugeben, feierlich erneuerte. In seiner Diözese angekommen, begann er zu Erivan sofort mit dem armenischen Patriarchen Philipp zu verhandeln, um die Wiedervereinigung der Armenier mit der katholischen Kirche zu erreichen. Anscheinend winkte ihm auch der Erfolg; indes nur anscheinend, denn Patriarch Philipp war ein echter Orientale, auf dessen Wort man nicht bauen konnte und der Bernardin mit der freundlichsten Miene und den schönsten Worten entgegenkam, im Herzen aber dennoch immer derselbe verstockte Ketzer blieb. Bernard wäre mit seinem glühenden Seeleneifer, seiner tiefen Bildung und seiner glänzenden Beredsamkeit bereit und imstande gewesen, jederzeit alle Bedenken der Ungläubigen und Irrgläubigen gegen die katholische Kirche zu widerlegen. Ewig schade, dass ihm die Gelegenheit dazu fehlte, weil der Schah alle Religionsgespräche streng verbot. Ebenso versagte er die Erlaubnis zur Erbauung einer Kathedrale in Dschulpha, weil er fürchtete, dass sonst die Armenier zu den Katholiken überträten und er die Herrschaft über sie verlöre. Bernard begab sich deshalb im Jahr 1642 nach Frankreich, zuversichtlich hoffend, er werde durch Vermittlung Kardinal Rechelieus, der sich selbst angeboten hatte, das Protektorat der persischen Mission zu übernehmen, eine Besserung erlangen. Die Hoffnung erwies sich allerdings als trügerisch, denn der Kardinal starb noch, ehe Bernard Paris erreichte. Bernard verblieb sodann längere Zeit in Frankreich. Missgünstige Zungen sagten schon, er hätte auf sein gelegentlich der Bischofsweihe abgelegtes Gelöbnis vergessen. Die Kongregation zu Rom mahnte ihn an die Pflicht, in seiner Diözese zu verweilen, aber die ärztlichen Zeugnisse, die er sandte, bewiesen seine Unschuld. Übrigens war Bernard auch in Frankreich nicht untätig. Er wirkte als Königlich Geistlicher Rat, übte in Katalonien, das damals zu Frankreich gehörte, an Stelle der zurückgetretenen Bischöfe die Pontifikalfunktionen aus und bemühte sich sogar höchst erfolgreich um die Gründung des "Seminars für die auswärtigen Missionen" in Paris. Die Gründung gelang und das Seminar lieferte Tausende von Arbeitern für die Missionen der verschiedensten Länder, auch 77 Blutzeugen, von denen 47 zur Seligsprechung gelangten. Zwar unterdrückten die Revolutionäre am Ende des 18. Jahrhunderts das Seminar, doch lebte es im Jahr 1815 wieder auf und zu Anfang des 20. Jahrhunderts lebten wieder 800-900 Missionare, die daraus hervorgingen. So wirkt Bernard durch seine Schöpfung fort bis in unsere Zeit und, wie wir hoffen, für alle Zeit. Am 10. April 1669 starb er. Sein Leichnam wurde in der Kirche des Ordens zu Paris bestattet, das Herz wurde in der Kapelle des Seminars beigesetzt.
Pater Franz von Cremona
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 10. April des Jahres 1257 ereignete sich das Martyrium des gottseligen Pater Franz von Cremona. P. Franz war zu Cremona in Italien geboren und trat, nachdem er seine Jugend im Genuss der Freuden dieser Welt verlebt hatte, erst im vorgeschrittenem Alter zu Siena in den Orden der Karmeliten. Nun wurde er aber ein wahres Muster und Vorbild der Buße und Frömmigkeit, besonders des Eifers für die Seelen. Voll Begeisterung, alle für Christus zu gewinnen, predigte er einmal öffentlich auf einem Platz seiner Vaterstadt gegen die fluchwürdige Gewohnheit, Gott zu lästern. Das wurde ihm zum Verhängnis. Der diesem Laster ergebene Pöbel wollte es sich nämlich nicht gefallen lassen, begann förmlich gegen Franz zu rasen, band ihn an eine mitten auf dem Platz stehende Säule und warf ihn mit Steinen zu Tode. Franz starb mit Gebeten und Segnungen für seine Feinde auf den Lippen. Da das Grab, das Franz bei den Karmeliten in Cremona fand, durch zahlreiche Wunder verherrlicht wurde, trug man kein Bedenken, Franz als Heiligen zu betrachten und seinen Namen in das Martyrologium einzutragen. Nunmehr werden Schritte getan, um zu erlangen, dass die Franz seit unvordenklichen Zeiten erwiesene Ehre die kirchliche Gutheißung erhalte.
Gebet am 10. April
Liebenswürdigste und beste Mutter, siehe, wie viele Menschen deine Altäre umgeben, wie der eine dich um Heilung eines Übels, der andere um Beistand in seiner Not, dieser um eine glückliche Ernte, jener um den glücklichen Ausgang eines Streithandels bittet. Doch wir bitten dich um Gnaden, die deinem liebevollen Herzen weit wohlgefälliger sind. Erlange uns die Gnade, dass wir recht demütig werden, dass wir alle Anhänglichkeit an die Güter dieser Welt verlieren, dass wir Gott fürchten, dass wir selig sterben und dereinst in den Himmel kommen. Amen.
Zu Jesus Christus
Herr Jesus Christus, gib, dass wir, die wir uns nach Deinem Namen Christen nennen, es auch in unseren Werken sind, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag geschah die Stiftung der berühmten Prämonstratenser-Abtei zu Fleureffle bei Namur. Man hat an diesem Tag im Jahr 1165 den Bau der Abtei angefangen, aber erst im Jahr 1250 vollendet, wo die Kirche zu Ehren der seligsten Jungfrau eingeweiht worden ist. Man nennt dieses Kloster die Blume Mariä oder die heilige Maria von der Blume.
Andacht am 10. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Betrachte es als sehr bedenklich, wenn du nichts für Gott zu leiden hast; und sei gewiss, dass einer, der nichts zu leiden hat, und den die Welt lobt und verehrt, nicht weit weg von seinem Fall ist." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Dieser Heilige sprach einst, seinen Missionaren eine heilsame Lehre zu geben, als ihre Versammlung gerade einen bedeutenden Schaden erlitten hatte: "Da ich betrachtete, wie seit einiger Zeit uns alles so gut gelang, fing ich an, die Folgen dieser Ruhe zu befürchten; weil Gott seine Diener durch Widerwärtigkeiten zu prüfen pflegt. Doch gepriesen sei die göttliche Güte, die uns der Gnade würdigte, durch einen so großen Verlust uns heimzusuchen!"
Ein heiliger Greis, der ein ganzes Jahr ohne Krankheit durchlebt hatte, wurde darüber sehr traurig und seufzte, dass Gott ihn verlassen hat, weil Er ihn nicht mehr prüft.
Der heilige Franziskus und der heilige Andreas Avellino dachten, Gott wäre nicht zufrieden mit ihnen, an den Tagen, wo sie nichts um seiner Liebe willen zu leiden hatten.
Bin nicht etwa ich selbst in Deiner Ungnade, Herr, da ich nichts um Deinetwillen zu leiden habe? Sieh barmherzig auf meinen aufrichtigen Willen. Bereiten will ich mich während der Windstille zum Sturm, auf dass ich, wenn Du mich heimsuchst und prüfst, das Kreuz umfange, und Dich preise, solange es auf mir liegt. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 10. April
"Der Müßiggang ist die große Angel,
mit der die Hölle die Seelen fischt."
hl. Thomas von Aquin OP
1225 bis 7.3.1274
Betrachtung am 10. April - Von der Verleumdung
So wie dein Herz, o Mensch, ist auch dein Wort;
Genau wie du, ist´s gütig, wahr und rein;
Auch ist es, - bist du arg, - dein Wiederschein;
Und säst du es zu argen Taten aus,
Bringt es dafür Verdammnis dir nach Haus.
1. Schnell entschwebt ein Wort den Lippen, aber schrecklich sind oft seine Folgen. Leicht gleich einem Pfeil fliegt das Wort der Verleumdung dahin. Aber grausam, ja oft unheilbar, sind die Wunden dieses Pfeiles, er durchbohrt das Herz des Nächsten, und nicht weniger das Herz des Verleumders selbst. Die Zunge des Verleumders ist eine giftige Natter, ein zweischneidiges Messer, das die Glieder des geistigen Körpers Jesu Christi trennt, und sein heiligstes Herz selbst verwundet. Und dennoch halten viele dies schwere Laster kaum für eine Sünde, ja je witziger die Verleumdung, um so weniger hält der Verleumder sich für strafbar. Verwundet etwa dieser Pfeil weniger tödlich, weil er feiner gespitzt ist? Oder ist das Gift, das in einem süßen Trank gereicht wird, darum weniger Gift?
2. Verdient der gewöhnliche Räuber strenge Strafe: welche Strafe verdient wohl derjenige, der einem Menschen Ehre und guten Namen, die kostbarsten aller Güter raubt. Denn wie viele edle Menschen wollen lieber gar nicht, als ehrlos leben. Niemand erlangt die Verzeihung seiner Sünden, wofern er das geraubte Gut nicht zurückstellt. Wie aber soll, wer dem Nächsten die Ehre raubte, sie ihm wieder zurückstellen? Hier bleibt nichts anderes übrig, als sich selbst für einen Lügner zu erklären: wer aber kauft diese Sünde um solchen Preis zurück? Es ist also dieses Laster beinahe ohne Abhilfe, und dennoch wird kaum eins mit so großem Leichtsinn begangen.
3. Täuschen wir uns nicht selbst. Unfehlbar ist der Ausspruch unseres Herrn: "Aufgrund deiner Worte wirst du freigesprochen, und aufgrund deiner Worte wirst du verurteilt werden." (Matthäus 12,37) Oft vielleicht haben wir, leider, durch Verleumdungen das Todesurteil gegen uns selbst ausgesprochen, und unserem Nächsten die Ehre geraubt. Machen wir also ohne Schonung gut, was wir noch gut machen können, und flehen wir aus tiefstem Herzensgrund zu dem Vater des Erbarmens, an unserer Statt zu ersetzen, was wir nicht mehr ersetzen können. Dulden wir auch, diese Sünden zu büßen, willig alle Verleumdungen, die über uns selbst ergehen können, und beten wir für unsere Verleumder. "Weder Verleumder noch Räuber werden das Reich Gottes erben." (1. Korinther 6)
11. April
Der heilige Leo der Große, Papst und Kirchenlehrer von Rom,
+ 10.11.461 - Fest: 11. April
Auf Bildern, die den heiligen Papst Leo den Großen darstellen, sieht man neben ihm einen grimmigen Drachen abgebildet. Was der Drache zu bedeuten hat, wird gleich erklärt.
Aus Leos Jugendzeit sind uns keine Nachrichten bekannt. Soweit man seine Lebensschicksale kennt, wurde er im Jahr 400 zu oder bei Rom geboren. Nachdem er die heilige Priesterweihe empfangen hatte, schickte ihn, weil er ein kluger Mann war, der Papst hierhin und dorthin, zu den Fürsten und Völkern, um in seinem Auftrag Streitigkeiten zu schlichten. Als sich Leo einst auf einer solchen Reise im heutigen Frankreich aufhielt, erreichte ihn die Nachricht, dass der Papst gestorben war und er selbst zum Nachfolger erwählt wurde.
Es herrschte stürmische See, als Leo das Steuerruder des Schiffleins Petri in die Hand nahm. Wie ein Orkan brauste damals die Völkerwanderung über Europa hin. Weit schlimmer und gefährlicher noch wirkte es sich aus, dass sogar im Schiff der Kirche Meutereien ausbrachen. Irrlehrer in langer Reihe traten auf, aber Papst Leo bot allen Irrgläubigen mutig die Stirn und rettete den wahren katholischen Glauben.
Der oben erwähnte Drachen indessen, dem Sankt Leo widerstehen musste, war nicht ein sagenhaftes Ungetüm, sondern ein wirklicher Gegner aus Fleisch und Blut. Etzel hieß der Drache, dessen Leib das wilde Volk der Hunnen bildete. Aus Asiens endlosen Weiten kamen die Barbaren, trieben die Einwohner ganzer Länder zu Paaren vor sich her, überschwemmten mordend und brennend Europa, und wo immer die Kämpfer des Hunnenherzogs auftauchten, da wurde alles zerstampft.
Im Jahr 452 fiel der hunnische Drache auch in Italien ein. Im Nu war der gesamte Norden des Landes erobert, geplündert, verbrannt und verwüstet. Dann rollte die zermalmende Walze weiter auf Rom zu, um dort den letzten Rest der Christenheit auszurotten. Alle verloren den Mut bis auf Papst Leo. Nicht einen Augenblick zitterte er. Wohl betete er sich vor den Gräbern der Apostelfürsten Petrus und Paulus die Knie wund, dann aber zog er dem mächtigen Etzel mit nur wenigen Begleitern entgegen und hielt ihm in zündender Rede seine Verbrechen mit einem solchen Erfolg vor Augen, dass sich der wilde Räuber mit seinem Volk zurückzog. So hat ein einzelner mutiger Mann den gewaltigen Drachen besiegt, und deshalb ist auch auf den Bildern des Heiligen neben ihm ein Lindwurm abgebildet.
Einem Mann aus Eichen müssen tausend stroherne weichen. Dem Mutigen gehört die Welt. Frisch gewagt, ist halb gewonnen, und wer sich vor den Funken nicht fürchtet, wird ein tüchtiger Schmied.
Es ist kein bloßer Zufall, dass die Kirche am Fest des Heiligen das Bekenntnis des hl. Petrus und die Schlüsselübergabe des Herrn an ihn als Evangelium lesen lässt. Wenige haben so laut und feierlich vor aller Welt Zeugnis abgelegt für die wahre Gottheit und Menschheit Jesu Christi und wenige die hohe Bedeutung der Vorrangstellung des hl. Petrus und seiner Nachfolger auf dem päpstlichen Stuhl so selbst erfahren und so mannhaft verteidigt wie eben der hl. Leo.
„Aus der ganzen Welt“, so sagt er einmal, „wird einzig Petrus auserlesen und den Berufenen aus allen Völkern, allen Aposteln und sämtlichen Vätern der Kirche vorgesetzt. Wohl sind im Volk Gottes viele Priester und viele Hirten; aber darüber hinaus sollte Petrus in bevorzugter Weise die leiten, deren letzter Lenker Christus ist. Groß und wunderbar, Geliebte, ist der Anteil an Macht, den Gott voll Huld diesem Mann gegeben hat ..., Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, spricht Petrus. Und Jesus erwiderte ihm: Und ich sage dir, d.h. wie mein Vater dir meine Gottheit kundgetan hat, so tue ich dir deinen Vorzug kund; ich sage dir: Du bist Petrus, d.h. wohl bin ich der Eckstein, ich das Fundament, außer dem niemand ein anderes legen kann. Aber auch du bist ein Fels, weil durch meine Kraft gehärtet. Was ich aus eigener Machtfülle besitze, sollst du mit mir durch Teilnahme gemein haben. Und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen; d.h. auf dieser Felsenfestigkeit will ich meinen ewigen Tempel errichten, und auf diesem unerschütterlichen Glauben soll sich der Bau meiner Kirche bis in den Himmel erheben.“
Diesem Stuhl nun „mehr zu dienen als vorzustehen“, dem Stuhl des hl. Petrus, „dessen Würde“, wie er demütig sagt, „auch in einem unwürdigen Erben nicht erlischt“, war Leos Begeisterung. Liebe zum hl. Petrus war es, reine Liebe zu ihm und der hl. Kirche, deren Einheit bedroht war, wenn er mit allem Ernst, ja fast mit Strenge dem ehrsüchtigen Bestreben des byzantinischen Patriarchen und der morgenländischen Kirche entgegentrat, die Unterordnung unter den römischen Stuhl zu lösen. Der traurige Abfall spätere Jahrhunderte hat ihm recht gegeben.
Wie den Primat des hl. Petrus, so bewies und verteidigte der hl. Leo auch durch Wort und Tat die Felsenfestigkeit seines Glaubens bei auftauchenden Irrlehren und gerade und besonders im Bekenntnis Jesu Christi.
Der selige Lanuin, Priester und Kartäuserprior von Grenoble,
+ 11.4.1121 – Fest: 11. April
Im Jahr 1087 erschien an der Klosterpforte der Großen Kartause bei Grenoble in Frankreich ein junger Mann, namens Lanuin. Als Spross einer hochadeligen Familie der Normandie um das Jahr 1050 geboren, hatte er, unter Verzicht auf sein Erbteil, der Welt entsagt, um in der Einsamkeit die Lebensweise der Engel zu führen. Der heilige Bruno nahm den gottbegeisterten mit Freuden auf. Unter dessen Leitung machte Lanuin, dem Gott reiche Gaben des Geistes und des Herzens verliehen hatte, auf der Bahn der Vollkommenheit solche Fortschritte, dass er nach Ablauf von drei Jahren würdig war, statt eines Schülers der treue Gefährte und unzertrennliche Freund des heiligen Ordensstifters zu werden.
Als Papst Urban II. 1090 den heiligen Bruno, seinen ehemaligen Lehrer zu Reims, nach Rom berief, um sich seiner Ratschläge für die Leitung der Kirche zu bedienen, musste Lanuin den Heiligen dahin begleiten. Die Reife seines Geistes, der Eifer seiner Frömmigkeit, die von ihm bewiesene Willensstärke ließen ihn dem heiligen Bruno als bestgeeigneten Helfer für die Lösung der ihm gestellten Aufgabe erscheinen.
Papst Urban wies ihnen eine Wohnung in Rom an, wo sie mehrere Monate hindurch ein stilles, zurückgezogenes Leben zu führen suchten. Der Lärm der Weltstadt indes erweckte in ihnen die Sehnsucht nach der Einsamkeit. Ihr Wunsch fand auch bald seine Erfüllung. Graf Roger von Kalabrien und Sizilien machte den beiden Ordensmännern im Bistum Squillaci einen Ort, La Torre, mit allen Ländereien im Umkreis von einer Stunde Weges zum Geschenk, damit sie daselbst eine klösterliche Niederlassung nach der Kartäuser-Ordensregel einrichten sollten. Noch in demselben Jahr siedelten sie in dieses neue Heim über, das ihnen die göttliche Vorsehung so liebevoll bereitet hatte. Wiederholt berief Papst Urban den heiligen Bruno von La Torre nach Rom. In dieser Zeit der Abwesenheit war es dann Lanuin, der die Klostergemeinde leitete. Bald erhielt die Ordensniederlassung so starken Zuwachs an neuen Mitgliedern, dass es nötig wurde, eine zweite Einsiedelei und zwar in der Nähe der ersten zu errichten, wofür Graf Roger wieder seine schon einmal bewiesene Opferwilligkeit in hervorragender Weise betätigte. Als Prior dieses zweiten Ordenshauses, das dem heiligen Stephanus geweiht war, wird der selige Lanuin genannt. So wurde diesem denn nicht bloß die Ehre zuteil, vor allen anderen geistlichen Söhnen in den Urkunden neben St. Bruno gestellt zu werden, sondern auch die Gemeinschaft des Amtes mit ihm inne zu haben.
Sechs Jahre hindurch bekleidete Lanuin dieses Amt, das er erst auf Zureden des heiligen Bruno anzunehmen sich entschließen konnte. Ein ausgebreitetes Wissen, verbunden mit außerordentlicher Klugheit, tiefe Demut und pünktliche Treue in der Beobachtung der Ordenssatzungen, machten ihn zu einem vortrefflichen Vorsteher dieser neuen Klostergemeinde und erwarben ihm die stets wachsende Verehrung der Außenwelt. Welchen Eindruck das heilige Leben der beiden Männer in den höchsten Kreisen machte, beweist die Tatsache, dass im Jahr 1095 Bruno die Taufe des nachmaligen ersten Königs von Sizilien vorzunehmen hatte, wobei Lanuin Patenstelle vertrat. Wenn später Roger II. – so hieß dieser König – in den Kirchenbann fiel, so dürfte seine Bekehrung auch wohl wesentlich der Fürbitte der beiden selig Verklärten zuzuschreiben sein, auf Grund der Lehre von der Gemeinschaft der Heiligen.
Welch einen Schatz von Güte Lanuin in seinem Herzen barg, zeigte sich im Jahr 1099, als Graf Roger hundertzwölf seiner Untertanen, die wegen Empörung das Leben verwirkt hatten, dahin begnadigte, dass er sie dem heiligen Bruno als Leibeigene überließ oder „schenkte“. Lanuin erwirkte sich von Roger eine Urkunde, wonach diesen Untertanen des Klosters von St. Stephan so viel Rechte gewährt wurden, dass sie bloße Erbpächter und Zinsleute mit bestimmten Leistungen wurden. Natürlich sorgte er mit St. Bruno für ihre geistlichen Bedürfnisse und die Erziehung ihrer Kinder, schützte sie gegen Gewalttat und bestrafte ihre Vergehen mit christlicher Liebe. So konnten sich diese Leibeigenen glücklich schätzen, unter der milden Herrschaft der Mönche zu leben.
Kaum hatte Lanuin seinen hohen Gönner, den Grafen Roger, zu einem seligen Tod vorbereitet, als drei Monate später – am 6. Oktober 1101 – sein geistlicher Vater, der heilige Bruno, das Zeitliche segnete. Lanuin erwies den sterblichen Überresten seines geliebten Meisters und Freundes die gebührenden letzten Ehren und hielt selbst das feierliche Seelenamt. Wer sollte nun an Stelle des heimgegangenen Ordensstifters die Leitung des Klosters Santa Maria übernehmen? In beiden Genossenschaften glaubte man keine bessere Lösung, die auch zugleich der Willensmeinung des teuren Entschlafenen am meisten entsprach, zu finden, als dass dem seligen Lanuin die Regierung der zwei Häuser übertragen wurde. Die Vorsehung war hier offenbar mit im Spiel, da zu dieser Zeit sich gewisse Strömungen im Orden geltend machen wollten, wonach man das gemeinschaftliche klösterliche Leben einführen sollte.
Lanuin war wie kein zweiter berufen, durch seinen Eifer und die gleiche Gesinnung mit seinem ehemaligen Lehrmeister, das Einsiedlerleben in der ganzen bisherigen Strenge im Marienkloster aufrecht zu erhalten. Papst Paschalis II. beglückwünschte in einem besonderen Schreiben den seligen Lanuin zu seiner Wahl. Er rühmt an ihm sein mildes Wesen, das in der Tat ein hervorragender Charakterzug des seligen Lanuin war. Dienstgefällig gegenüber allen, war er der Ratgeber weltlicher und geistlicher Herren, seine Gutmütigkeit gewann ihm die Herzen aller Rechtschaffenen, die Armen und Gäste erfuhren seine besondere Aufmerksamkeit. Man wusste indes in Rom recht wohl, dass, so gutmütig, gefällig und friedfertig Lanuin zur rechten Zeit sein konnte, er ebenso mutig und entschlossen auch, wenn es nicht anders möglich war, den Frieden und die Beliebtheit zu opfern bereit sein würde.
Papst Paschalis sandte ihm ein ehrenvolles Schreiben, worin er ihn ersuchte, um die nächste Fastenzeit nach Rom zum apostolischen Stuhl zu kommen und zugleich die Ordnung in der Abtei von St. Julian, die vom damaligen Abt gestört worden war, wiederherzustellen. Lanuin traf um die Mitte der Fastenzeit des Jahres 1102 in Rom ein, wo er eine große Anzahl Kirchenfürsten Apuliens, Siziliens und Italiens zu einer Synode versammelt fand, der er nun gleichfalls beiwohnte und auf der es sich wahrscheinlich um die Beilegung der die Kirche damals bedrängenden Spaltung handelte. Wenige Monate nach seiner Rückkehr empfing er ein neues apostolisches Schreiben mit Aufträgen, an verschiedenen Orten simonistische Missbräuche zu beseitigen. Man hatte in ihm zu Rom den passenden Mann entdeckt zum Kampf wider den sein Jahrhundert entehrenden Handel mit geistlichen Ämtern. Immer höher stieg das Vertrauen des Papstes. 1105 wurde Lanuin mit der Reform einer Reihe von Klöstern betraut und ihm die Befugnisse eines General-Visitators über die benachbarten Klöster verliehen. Nicht ohne Grund schließt man daraus, dass Lanuin für Paschalis II. das war, was Bruno für Papst Urban II. gewesen war. Er erlangte denn auch vom Papst die bisher noch nicht gewährte Vollmacht, jeglichen Angriff auf die Mönche seines Klosters oder auf ihre Güter gegebenenfalls mit der Exkommunikation zu bestrafen, weil der zuständige Diözesanbischof solches zu tun sich weigerte.
Das letzte Werk vor seinem Tod war die Gründung eines dritten Klosters im Jahr 1114. Darin sollten nach seinem Plan jene Aufnahme finden, denen der Beruf zum Einsiedlerleben fehlte und die dennoch nimmer in die Welt zurückkehren wollten. Es fand sich bald, dass am besten das gesamte Noviziat in das neue Ordenshaus verlegt und von da aus jeder Novize, an dem man Beruf zum Einsiedlerleben entdeckte, einfach in das Kloster zur heiligen Maria oder das minder strenge Kloster zum heiligen Stephanus aufgenommen wurde. Nach dieser Gründung, die wiederum Zeugnis ablagt vom praktischen Sinn des Seligen besonders im Interesse des Seelenheils für seine Untergebenen, konnte er sich noch einige Jahre bei zunehmender körperlicher Schwäche wieder mehr jener Einsamkeit widmen, die er sein Paradies zu nennen pflegte. Der 11. April 1121 sollte ihn endlich mit seinem geistlichen Vater auf ewig in der Glorie des Himmels vereinigen. Ein glücklicher Umstand fügte es, dass seine leibliche Hülle an dem Ort beigesetzt wurde, der fast zwei Jahrzehnte die kostbare Leibeshülle des heiligen Vaters Bruno in sich barg.
Zahlreiche Gebetserhörungen und Wunder verherrlichen während neun Jahrhunderten das Grab dieses Dieners Gottes und jetzt noch ist seine Verehrung im Süden Italiens so lebendig, dass Papst Leo XIII. davon Veranlassung nahm, im Jahr 1893 seine Seligsprechung zu erklären.
Die Welt zu verlassen, nur in der Einsamkeit Gott zu dienen, ist ein heiliges und empfehlenswertes Werk, aber nur dann, wenn man auch die Welt in sich zum Schweigen bringt. Gott teilt sich nur einer Seele mit, die sich losgeschält hat von den Geschöpfen und freigemacht hat von der Eigenliebe. Nicht jeder kann die Einsamkeit aufsuchen, aber jeder kann sein Herz zu einer Einsiedelei machen, wo er im trauten Umgang mit Gott eine Süßigkeit des Friedens genießt, den die Welt nicht kennt und nicht geben kann.
Die heilige Gemma Galgani, stigmatisierte Jungfrau,
+ 11.4.1903 – Fest: 11. April
Gottes Wundertaten an uns Menschenkindern sind auch in der Gegenwart nicht erloschen, sein Arm nicht verkürzt. An der engelgleichen Unberührtheit und Kindlichkeit Gemma Galganis, die bereits zum Liebling aller Frommen geworden ist, erkennen wir mit Verwunderung, wie gut der Herr ist, wie uns eigentlich vom Himmel nichts trennt als der Schleier, der vor unseren Augen liegt, und die Sünde, die Herz und Auge blind macht. In Gemma ist wahrhaft ein Lamm ohne Makel über die Erde gewandert, das mit dem Gotteslamm im Himmel lebte und zugleich am Kreuz starb. Ihr Leben und Leiden steht lichtstrahlend und wahrheitsgetreu vor uns. Gott selbst hat in führender Güte dafür gesorgt, dass dieser Edelstein – das bedeutet der Name Gemma – in echter Goldfassung der staunenden Welt geboten werde. Gemmas Lebensbeschreiber ist ihr Seelenführer geworden, und diesen hat hinwiederum die Vorsehung selber auf nicht gewöhnliche Weise zu diesem Dienst berufen. Was er von der Blüte des mystischen Lebens dieser gottbegnadeten Jungfrau erzählt, das hat er selbst gesehen, erfahren und eingehendst geprüft. Und dieser Berufene, Passionist Pater Germano vom heiligen Stanislaus, war nicht nur ein gründlicher Kenner des geistlichen und mystischen Lebens und der ganzen Glaubenswissenschaft, er war auch in fast allen Zweigen menschlichen Wissens außerordentlich bewandert, unter anderem auch in Natur- und Heilkunde, also der zuverlässigste Zeuge. Wir dürfen und müssen darum auch dem Wunderbarsten, das er berichtet, Glauben schenken.
Der kleine Ort Camigliano in Toskana, Norditalien, hat dem Engel im Fleisch, Gemma Galgani, die Wiege geboten; der 12. März 1878 hat sie der Zeitlichkeit geschenkt. Lucca wurde bald ihre eigentliche Heimat. Die erste Gnadengabe für das Kind waren fromme, tiefgläubige Eltern. Voll inniger Liebe erteilte die heiligmäßige Mutter ihren Kindern selbst den Religionsunterricht. Wenn sie da oft ermüdete oder den Hausgeschäften sich zuwenden musste, dann schmiegte sich die kleine Gemma an ihr Kleid und bat inständig: „Mutter, erzähle mir doch noch etwas von Jesus.“ Aber ach! die Mutter starb bald. In dem Erziehungsinstitut der Schwestern von der heiligen Zita fiel Gemma durch ihre einzigartige Bescheidenheit und ihr hohes Verständnis für göttliche Dinge auf. Noch nicht zehn Jahre alt, bat sie so innig um die heilige Kommunion: „Gebt mir meinen Jesus! Ihr werdet sehen, ich werde brav sein. Gebt mir meinen Jesus; denn ich merke es, ich kann es sonst nicht mehr aushalten.“ Bald schon lernte sie die Betrachtung üben und von einer Lehrerin angeleitet, in das Geheimnis des Kreuzes einzudringen. Sie hatte lebhaftes Temperament, heißes Blut; aber vollständig wusste sie sich in ihre Gewalt zu bringen. Je mehr sie im geistlichen Leben voranschritt, desto deutlicher gab Jesus ihrer Seele seine Gegenwart zu erkennen. Sie empfing ihn bald täglich im Mahl der Liebe. „Er teilte mir so vieles mit und ließ mich oft die schönsten Tröstungen kosten“, gestand sie mit kindlicher Offenheit.
Über Gemma, die einmal versicherte, dass sie nach Mutters Tod kaum einen Tag verlebt habe, ohne etwas weniges für Jesus gelitten zu haben, brachen schwere Prüfungen herein. Gott wollte sie ganz für sich haben und schien sie von allem loslösen zu wollen, was ihr lieb und teuer war. Ihr liebster Bruder, den sie mütterlich pflegte, starb 1894. Gemma selbst fiel in eine schwere Krankheit. Der Vater, ein wohlhabender Apotheker, verlor beinahe sein ganzes Vermögen. Bald, 1897, raffte ihn selbst der Tod hinweg. Die armen Kinder gerieten in äußerste Not. Gemma verfiel abermals in eine, wie es schien, unheilbare Krankheit. Verkrümmungen des Rückgrates, Hirnhautentzündung, vollständiger Verlust des Gehörs, Gliederlähmung, ein Geschwür in der Lendengegend, das ist die Rückenmarkschwindsucht, stellten sich ein. Bei ihrer Armut fehlte nicht selten die einfachste Labung. In der schmerzvollsten Behandlung weigerte sich die züchtige Jungfrau, sich einschläfern zu lassen, indem sie lieber ihr Schamgefühl wahren, als ihre Qualen lindern lassen wollte. Die Ärzte erwarteten schon ihren Tod. Nun hatte sie von einer besuchenden Dame das Leben des ehrwürdigen Gabriel Possenti zum Lesen erhalten. Sofort fasste sie zu diesem lieben Seligen Vertrauen, das dieser mit seinem treuen Schutz belohnte. Als er ihr das erste Mal erschien, nannte er sie „seine Schwester“. Dem Geist nach sollte sie wirklich „Passionistin“, eine Leidende werden. Gabriel Possenti gehörte nämlich dem Passionistenorden an. Gemma begann eine Novene. Siehe, vor Mitternacht fühlte sie, wie sich eine Hand auf ihre Stirn legte; sie hörte eine Stimme, die neunmal hintereinander zu beten anhob: Vater unser ..., Gegrüßet ... und Ehre sei ... Der selige Gabriel war es. „Willst du gesund werden“, fragte er die Kranke. „Bete jeden Abend voll Vertrauen zum heiligsten Herzen Jesu. Bis ist Novene zu Ende ist, komme ich zu dir und wir beten gemeinsam zum heiligsten Herzen.“ So geschah es. Am Schluss der Novene empfing sie auf dem Krankenbett die heilige Kommunion. Glücklicher Augenblick mit Jesus! Auch er fragte sie: „Gemma, willst du gesund werden?“ Ganz ergriffen sprach sie nur im Herzen: „Wie du willst, mein Jesus!“ Und der gute Heiland gewährte die Gnade. Nach zwei Stunden stand sie gesund da.
Dieser ständige Verkehr mit dem Himmel ist eines der auszeichnenden Merkmale des ganz mystischen Lebens der Jungfrau von Lucca. Ihr einziges Streben, die einzige Leidenschaft ihres Herzens ging dahin, Jesus ähnlich zu werden. Und da nun einmal der Sohn Gottes sich der Welt in Schmerzensgestalt zeigte, so wollte auch sie nichts anderes wissen als Jesus, und diesen als Gekreuzigten. Eines Tages sprach der Herr zu seiner Dienerin: „Mut, Gemma, ich erwarte dich auf Kalvaria, jenem Berg, dem du zuschreitest.“ Am 8. Juni 1899, am Vorabend vor dem Herz-Jesu-Fest, wurde sie von einem so heftigen Schmerz über ihre Sünden ergriffen wie noch nie zuvor. Hierauf fühlte sie alle Kräfte ihrer Seele sich sammeln. Rasch folgte die Entrückung der Sinne. Das begnadete Kind sah die Mutter Gottes, zu ihrer Rechten den Schutzengel. Dieser befahl ihr, den Reueakt zu beten. „Tochter“, redete hierauf die himmlische Mutter sie an, „im Namen Jesu seien dir alle Sünden erlassen.“ Alsdann fügte sie bei: „Mein Sohn Jesus liebt dich sehr und will dir eine Gnade erweisen. Wirst du dich ihrer würdig bezeigen?“ Gemma wusste keine Antwort zu geben. Da sagte Maria weiter: „Ich werde dir Mutter sein; willst du dich als eine wahre Tochter erweisen?“ Sie öffnete ihren Mantel und bedeckte damit die Glückliche. In diesem Augenblick erschien Jesus. Alle seine Wunden waren geöffnet, doch floss kein Blut daraus hervor, sondern Feuerflammen erstrahlten. Einen einzigen Augenblick trafen jene Feuerflammen Gemmas Hände, ihre Füße und das Herz. Sie fühlte sich dem Tode nahe und wäre niedergesunken; aber Maria hielt sie noch immer mit ihrem Mantel bedeckt. Mehrere Stunden lang musste sie in dieser Stellung verharren. Dann küsste die himmlische Mutter sie auf die Stirn und alles verschwand. Als Gemma wieder zu sich kam, kniete sie auf dem Boden und empfand einen heftigen Schmerz an den Füßen, den Händen und am Herzen. Es floss Blut daraus. So durfte Gemma gleich dem heiligen Franz von Assisi, der heiligen Katharina von Siena und anderen Auserwählten die Wundmale des Herrn an ihrem Leib tragen. In ihrer kindlichen Einfalt glaubte sie, diese empfingen alle, die sich durch das Gelübde mit Christus verlobt hätten. Das Wunderbare ist, dass die Wundmale nicht etwa ständig blieben, sondern nur am Donnerstag und Freitag sich zeigten und dabei reichlich Blut ergossen. War die Ekstase am Freitag beendet, so hörte das Bluten auf, die verletzten Gewebe des Fleisches zogen sich zusammen, am Samstag oder spätestens Sonntag war keine Spur der Wunden mehr vorhanden.
Der Leidensdurst der wunderbaren Jungfrau war dadurch nicht gestillt. Sie wollte auch an den übrigen Schmerzen des leidenden Erlösers teilnehmen. An den vier Freitagen des März 1901 erlitt sie denn auch die Geißelung. Der Körper wies tiefe Wunden auf, das Fleisch war ganz zerfetzt. Hernach klebten die Unterkleider ganz in die trocknenden Wunden hinein. Ein anderes Mal nahm der leidende Heiland die Dornenkrone von seinem Haupt und drückte sie der kleinen Leidensbraut fest in die Schläfe. Gemmas Kopf erschien jeweils ganz mit Stichen durchbohrt, aus denen frisches Blut hervorquoll. Auch die Schulterwunde des Herrn, vom Druck des Kreuzes stammend, durfte Gemma tragen, eine bei anderen stigmatisierten Personen ganz seltene Erscheinung. Diese höchst merkwürdigen Vorgänge, die immer auch die ärgsten Schmerzen mit im Gefolge hatten, dauerten bis 1901. Da trug Gemmas Seelenführer ihr brieflich auf, den Heiland zu bitten, er möge sie von solch auffallenden Erscheinungen befreien. Es kam wirklich so. Die äußeren Erscheinungen an ihrem Leib unterblieben, das Schmerzgefühl aber blieb, ja nahm sogar noch zu.
Für Gemma war der Glaube nicht mehr Glaube, sondern offenbare Gewissheit. In seinen tiefsten Geheimnissen fand sie sich zurecht. Sie redete so zutraulich und unbefangen mit Gott, wie eben ein Kind mit seinem lieben Vater plaudert. Die sichtbare Gegenwart ihres Schutzengels schien ihr etwas ganz Natürliches. Sie gab ihm fortgesetzt wie einem Freund die mannigfaltigsten Aufträge an Bewohner des Himmels wie an die der Erde. Visionen, Erscheinungen, wie die der lieben Mutter Gottes, alle Arten von Ekstasen, die die Wissenschaft der Mystik kennt, waren der Jungfrau von Lucca nichts Ungewöhnliches.
Ihre Liebe zum höchsten Gut war außerordentlich, so dass ihr Leib glühend heiß wurde. „Pater“, sagte sie einmal, „mein Herz ist ein Schlachtopfer der Liebe, bald werde ich vor Liebe sterben. Diese Flammen verzehren das Herz und auch den Leib ... Wie kommt es nur, dass so viele in der Nähe von Jesus nicht zu Asche aufgehen?“ Das Herz bewegte sich in ganz ungewöhnlichen Zuckungen, die sich ihrer Umgebung deutlich fühlbar machten. Sie selbst blieb wie immer ruhig dabei. Einmal befragt, erwiderte sie in liebenswürdiger Kindeseinfalt: „Merken Sie es denn nicht? Jesus ist so groß, mein Herz aber so winzig klein. Jesus hat nicht Platz in einem so kleinen Herzchen. Da er aber doch sich darin aufhalten will, bringt er es in solche Bewegung. Dem ist nicht gut abzuhelfen. Wissen Sie, Pater, da muss schon Jesus selbst Abhilfe schaffen. Möge sich dieses Herz erweitern und Jesus es sich darin bequem machen.“ Und wirklich, das Herz erweiterte sich. Drei Rippen hoben sich in die Höhe und blieben längere Zeit stark gebogen, so dass die eigenartige Erscheinung bequem beobachtet werden konnte.
Und dieser liebeerfüllten „Gottesbraut“ verbarg sich doch bisweilen auch der Bräutigam. Das innere Martyrium der Verlassenheit kam über sie, eine der häufigen Prüfungen auf dem Weg der mystischen Vollkommenheit. Wie rührend sind da ihre Klagen. „Ich suche Jesus und finde ihn nicht. Er ist meiner müde geworden. Armer Jesus, ich habe es dir zu schlimm gemacht. Aber du lässt dich doch wieder finden, nicht wahr?“ Noch ärgere Peinen durfte ihr der böse Feind in verschiedensten Gestalten und Formen zufügen. Die Quälereien des unschuldigen Kindes arteten bisweilen in furchtbare körperliche Misshandlungen aus.
Das waren schon anmutigere Kämpfe, die sie mit Jesus oder Maria um die Bekehrung der Sünder führte! Wie stritt sie so lebhaft und eindringlich in Gebeten und Opfern! Anmutig erscheint dieses Kämpfen aber nur uns. Für Gemma konnte es bis zum Blutschweiß kommen. Da stieß einmal ein Verwandter Gemmas schreckliche Gotteslästerungen aus. Die zarte Jungfrau fing darüber an zu zittern und fiel wie tot zu Boden. Das pochende Herz vermochte die Wucht des Schmerzes über diese Beleidigung Gottes nicht mehr auszuhalten. Das Blut drängte durch die Adern bis unter die Haut und ließ es durch die Poren am ganzen Leib in Form reichlichen Schweißes hervortreten. Alle Kleider, sogar der Boden wurden davon befeuchtet. Ob diese Tatsache, die nicht vereinzelt blieb, nicht das erste nachweisbare Beispiel von Blutschweiß in der Geschichte ist seit dem Angstschweiß Christi am Ölberg? Für die Sünder einzutreten und zu leiden, war eine und das nicht die geringste Lebensaufgabe, zu der Gott seine treue Dienerin berufen, zu der er sie auch außerordentlicher Weise ausstattete, wie mit der Unterscheidung der Geister, mit Kenntnis verborgener oder zukünftiger Dinge. Sie durfte manchmal als Vermittlerin und Gesandtin Gottes wirken, auch hochgestellten Personen gegenüber.
Die auserwählte Dienerin Gottes sagte am vorletzten Tag ihres kurzen Lebens, am Karfreitag 1903, nachdem sie schon an Seele und Leib namenlos gelitten, zu ihrer Krankenpflegerin: „Verlassen Sie mich nicht, bis ich ans Kreuz geheftet bin. Ich muss mit Jesus gekreuzigt werden. Jesus hat mir gesagt, seine Kinder müssten am Kreuz sterben.“ Bald darauf geriet Gemma in tiefe Ekstase, breitete die Arme aus und verharrte von zehn bis halb drei Uhr in dieser Stellung. Nun war sie mit Jesus im Todeskampf. Eine Mischung von Schmerz und Liebe, von Trostlosigkeit und Friede erschien auf ihrem Antlitz. Die empfindlichste Pein des Heilandes am Kreuz war die Verlassenheit. Auch hierin wurde die Kreuzesbraut ihrem Jesus ähnlich. Er wollte dem Martyrium die Krone aufsetzen. All die Lichtstrahlen und Trostesquellen, die früher so erstaunlich sich über sie ergossen, waren nun versiegt. Kein Priester stand ihr am Karsamstag, den 11. April, in höchster Seelennot zur Seite. Erdrückt von der Wucht der Schmerzen, vom bösen Feind an Leib und Seele gequält, ohne Trost vom Himmel oder von der Erde, hauchte das schuldlose Geschöpf ihr letztes irdisches Wort: „Jetzt ist es wirklich wahr, dass ich nicht mehr kann. Jesus, dir empfehle ich diese meine arme Seele. Jesus!“ Vollbracht war das große Sühneleiden. Dafür hat sie ihre Kräfte erschöpft. Ihre eigne arme Seele wird den als gütigen Richter finden, dem sie im Leben und Tod so ähnlich geworden. Sieh, wie ein süßes Lächeln ihren Mund umspielt! Gemma neigt sanft das Haupt zur Seite und Schlummert unmerklich ohne jeden Todeskampf hinüber in den nahen ewigen Ostermorgen.
Wie mannigfach zeigt doch Gott sein Dasein und seine Größe in seiner schwachen Kreatur! Tut er es einmal in ganz auffallender Weise, so müssen wir dankbar und bewundernd seine Güte preisen, die sich würdigt, in unserer gleichgültigen und ungläubigen Zeit ein hochragendes Signal des Glaubens aufzustecken.
Gemma Galgani wurde 1933 selig- und durch Papst Pius XII. am 2. Mai 1940 heiliggesprochen.
* * *
Gemma, das Kommunionkind
Dem Italienischen nacherzählt von P. Leo in Mehrerau
Erschienen im „Leo“, dem Sonntagsblatt für das katholische Volk,
Nr. 10, 34. Jahrgang, Paderborn, den 5. März 1911
Am 12. März 1878 wurden die Eltern Heinrich Galgani und Aurelia Landi zu Camigliano bei Lucca durch die Geburt eines Kindes erfreut. Es war das erste Töchterchen, das Gott ihnen geschenkt hatte. Bei der heiligen Taufe am folgenden Tag erhielt es die Namen Gemma Maria Umberta Pia. Schon bald nach Gemmas Geburt zog die Familie Galgani in die Stadt Lucca (Toskana). Der Vater eröffnete dort eine Apotheke. Die Erziehung der Kinder fiel daher hauptsächlich der Mutter zu.
Sie war eine heiligmäßige Frau, sie empfing fast jeden Tag die heilige Kommunion, selbst wenn sie fieberkrank war, schleppte sie sich zur Kirche. Aus dem Gnadenquell der heiligen Eucharistie schöpfte sie die Kraft, ihre schweren Pflichten treu zu erfüllen. Unter ihren acht Kindern betrachtete sie Gemma als ganz besonderes Geschenk Gottes. In diesem Kind hatte die Gnade Gottes aber auch schon sehr früh zu wirken begonnen, die Mutter suchte daher die aufkeimenden Tugenden mit liebevollem Verständnis zu hegen und zu pflegen. Voll Wehmut sprach sie zu ihrer Tochter: „Ich bin krank und muss dich bald verlassen; höre und befolge darum die Lehren deiner Mutter.“ Alsdann erklärte sie Gemma die Wahrheiten unserer heiligen Religion, den Wert der unsterblichen Seele, die Hässlichkeit der Sünde, wies sie hin auf das Glück, ein Kind Gottes zu sein, und warnte sie vor den Eitelkeiten dieser Welt. Ein anderes Mal nahm sie ein Kruzifix und sprach zu Gemma: „Sieh`, dieser liebe Jesus ist für uns gestorben“, und erzählte ihr vieles vom Leben, Leiden und Sterben des göttlichen Heilandes, lehrte sie manches schöne Gebetlein und nahm sie auch mit in die Kirche. Gemma hatte Freude daran; musste ihre Mutter wegen der Hausgeschäfte dieses Beten und Erzählen unterbrechen, so hing sich Gemma an ihr Kleid und bettelte immer wieder: „Mama, erzähle mir noch etwas von Jesus!“
Je näher die fromme Mutter ihr Ende herankommen sieht, desto eifriger widmet sie sich der religiösen Erziehung ihrer Kinder. Als Gemma das siebte Lebensjahr erreicht hatte, war sie von der Mutter so gut vorbereitet, dass sie mit ihren drei älteren Brüdern jeden Samstag zur heiligen Beicht gehen konnte. Gewöhnlich führte die Mutter selbst ihre Kinder zur Kirche, sonst ließ sie sie hinbegleiten; die Vorbereitung überwachte sie aber stets persönlich. Es entging ihr dabei nicht, wie ernst und genau es Gemma bei der Gewissenserforschung nahm, wie aufrichtig sie ihre kleinen Fehler bereute; der Mutter standen oft die Tränen im Auge. – Eines Tages sagte sie zu Gemma: „Wenn ich dich dorthin führen könnte, wohin Jesus mich ruft, kämst du mit mir?“ „Wohin denn, Mama?“ „In den Himmel zu Jesus und den lieben Engeln.“ Bei diesen Worten erfüllte eine heilige Freude das Herz des Kindes und von jenem Augenblick an fasste es ein glühendes Verlangen nach dem Himmel, das nie mehr erlöschen sollte.
Als man die Kinder vom Krankenbett ihrer an Lungenschwindsucht leidenden Mutter fernhalten wollte, brach Gemma in bittere Tränen aus und klagte: „Wer wird mich jetzt, da ich nicht mehr zur Mama gehen darf, anspornen, zu beten und Jesus zu lieben?“ Sie hörte nicht auf zu bitten, bis die Ärzte das strenge Verbot für sie etwas linderten. Was tat nun das siebenjährige Töchterlein am Bett seiner kranken Mutter? Es sagt es uns selber: „Ich ging zu ihr, kniete nieder und dann beteten wir miteinander.“
Mit Aufwendung ihrer letzten Kräfte hatte die fromme Mutter ihr Kind noch auf die heilige Firmung vorbereitet. – Muss ich das Kind verlassen, so will ich es dem Heiligen Geist anvertrauen, er wird es in seinen Schutz nehmen. – Am 26. Mai 1885 wurde Gemma gefirmt.
Der Geist der Stärke war in das Herz des liebevollen Kindes herabgestiegen und hatte ihm die Kraft verliehen, die Trennung von der Mutter und deren bald hernach erfolgten Tod mit Ergebung in Gottes heiligen Willen hinzunehmen.
Nach dem Hinscheiden der Mutter vertraute der Vater Gemma dem Institut der ehrwürdigen Schwestern von der heiligen Zita zur Erziehung und Ausbildung an. Sie war sehr erfreut darüber und sagte später zu ihrem Seelenführer: „Ich fing an, bei den Klosterfrauen in die Schule zu gehen, und befand mich wie im Himmel.“ Gemma war dem Alter nach eine der Jüngsten in der Klasse, aber alle schauten mit solcher Ehrfurcht auf sie, dass sie als die erste unter ihnen galt.
Gemma stand nunmehr im neunten Lebensjahr. Schon längst erglühte ihr Herz von reinster Liebe zu Jesus und verlangte sehnlichst, im allerheiligsten Sakrament sich mit ihm zu vereinigen. Bereits ihre fromme Mutter hatte zu ihr von der Süßigkeit dieser Liebe gesprochen und sie gar oft zum Tabernakel geführt, von wo aus der göttliche Heiland die Strahlen seiner Liebe in die Seelen zu senken pflegt, besonders in die Seelen der unschuldigen Kleinen. Die segensreichen Wirkungen davon zeigten sich bald. Gemma kam es vor, sie halte es einfach nicht mehr aus und vermöge nicht länger zu warten. Mit Tränen in den Augen bat sie den Beichtvater, dann ihren eigenen Vater, die Lehrerin: „Gebt mir Jesus!“ Man machte Schwierigkeiten, wies auf ihr geringes Alter hin, dies um so mehr, als Gemma von so zarter Körpergestalt war, dass sie mit neun Jahren kaum einem Mädchen von sechs Jahren gleichsah. Allein sie setzte ihr Bitten und Drängen fort, brachte immer neue Beweggründe vor und rief aus: „Gebt mir Jesus! Ihr werdet sehen, wie brav ich dann bin; ich will keine Sünde mehr begehen, ich will nicht mehr sein, wie ich früher gewesen; gebt mir ihn; denn ich fühle es, ohne ihn halte ich es nicht mehr aus.“
Diesen so glühenden und innigen Bitten vermochte ihr Beichtvater, der jetzige Bischof von Arezzo (Toskana), Johann Volpi, nicht zu widerstehen. Er erklärte also dem Vater geradezu: „Wenn Sie nicht wollen, dass Gemma vor Sehnsucht stirbt, dann lassen Sie sie zur heiligen Kommunion gehen.“
Wie erfreut war Gemma im Herzen, als sie diese Erlaubnis erhielt! Sie nahm es mit der entfernteren Vorbereitung sehr ernst. Neuerdings trat sie vor ihren Vater hin und bat flehentlich, er möge sie doch bei den ehrwürdigen Schwestern von der heiligen Zita geistliche Übungen mitmachen lassen. Sie selber erzählt darüber: „An einem Abend wurde es mir endlich gestattet; am anderen Morgen ging ich ins Kloster und verblieb dort zehn Tage. Während dieser Zeit sah ich niemand aus meiner Familie. Gleichwohl ging es mir gut, ich meinte, ich wäre im Himmel. Sobald ich im Kloster war und dieses Glück zu genießen begann, eilte ich in das Kirchlein, dort dankte ich dem lieben Heiland und bat ihn recht inständig, er selber möge mir bei der Vorbereitung auf die heilige Kommunion behilflich sein. Da fühlte ich, wie in meinem Herzen ein großes Verlangen aufstieg, das ganze Leben und Leiden Jesu genau kennenzulernen.
Die verstorbene Mutter hatte Gemma schon manches vom göttlichen Heiland erzähl; wer aber mochte diesem Kind gesagt haben, dass sich das Geheimnis des Leidens Jesu so innig mit dem Geheimnis der Eucharistie verbinde? – Wer anders als jener Geist Gottes, der im Herzen dieses Kindes eine so innige Liebe zum allerheiligsten Sakrament des Altars eingepflanzt hatte.
Gemma selber versicherte weiter: „Ich eröffnete also dieses mein Verlangen meiner Lehrerin; diese erklärte mir nun jeden Tag einen Abschnitt aus dem Leben des göttlichen Heilandes. Eines Abends führte sie die Dornenkrönung, die Kreuzigung, überhaupt die ganze Leidensgeschichte des Herrn mir so lebendig vor Augen, dass ich vor Mitleid mit dem lieben Heiland fieberkrank wurde und den ganzen folgenden Tag das Bett hüten musste.
Die Lehrerin stellte nun ihre Schilderungen der Passion ein und ich hörte die Vorträge des Leiters der geistlichen Übungen. Jeden Tag sagte der Prediger: Wer sich von Christus nährt, wird leben. Diese Worte erfüllten mich mit großem Trost. Ich legte mir die Sache so zurecht: Wenn Jesus in mir ist, lebe nicht mehr ich in mir, sondern Jesus lebt in mir. Ich verging fast vor Sehnsucht, recht bald sagen zu können: Jesus lebt in mir. Dieser schöne Gedanke beschäftigte mich auch noch während der Nacht. Ich bereitete mich auf die Generalbeichte vor, die ich am Samstag vor dem Herz-Jesu-Sonntag, also am 16. Juni 1887, ablegte.“
Am gleichen Tag schrieb Gemma an ihren Vater das folgende Briefchen.
„Lieber Papa!
Wir stehen am Vorabend meiner ersten heiligen Kommunion, jenes Tages unendlicher Freude für mich. Ich schreibe diese Zeilen, weil ich Dich liebe; auch bitte ich Dich, Du wollest zum Heiland beten, dass er, wenn er das erste Mal zu mir kommt, mich vorbereitet finde zur Entgegennahme all jener Gnaden, die er mir zugedacht hat. Ich bitte Dich ferner um Verzeihung wegen meines Ungehorsams und wegen meiner sonstigen Fehler, wodurch ich Dir Verdruss gemacht habe. Vergib und vergiss doch heute Abend alles.
Ich bitte um Deinen Segen und verbleibe
Deine Dich liebende Tochter Gemma.“
Endlich brach der heißersehnte Tag (17. Juni 1887) an, der Morgen des Herz-Jesu-Sonntags war gekommen. Gemma schrieb diesbezüglich später an ihren Seelenführer, den Passionistenpater Germanus in Rom: „Schnell stand ich auf und eilte zu Jesus, um ihn erstmals zu empfangen. Jetzt war mein Sehnen gestillt. Ich begriff nun die Verheißungsworte Jesu: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. Was zwischen Jesus und mir in jenem Augenblick vor sich ging, vermag ich nicht auszudrücken. Jesus gab sich meiner Seele gar deutlich zu erkennen. In jenem Augenblick wurde mir klar, dass die Freuden des Himmels ganz anders sind als die der Erde. Ich fühlte mich von dem Verlangen ergriffen, diese Vereinigung mit meinem Gott dauernd zu gestalten. Ich fühle mich immer mehr von der Welt losgeschält und fasste Liebe zur Sammlung und Eingezogenheit.“
Das waren also die Eindrücke der Erstkommunion im Herzen Gemmas.
Bevor sie das Kloster verließ, schrieb sie folgende Vorsätze nieder:
1. Ich will jedes Mal so beichten und kommunizieren, als wenn es das letzte Mal wäre.
2. Ich will oft Jesus im Sakrament besuchen, besonders wenn ich betrübt bin.
3. Auf jedes Muttergottesfest will ich mich durch irgendeine Abtötung vorbereiten und jeden Abend die Himmelsmutter um ihren Segen bitten.
4. Ich will immer in der Gegenwart Gottes wandeln.
5. Sooft ich die Stunde schlagen höre, will ich dreimal beten: „Mein Jesus, Barmherzigkeit!2
Gemma wollte noch andere Vorsätze niederschreiben, wurde aber daran gehindert von der Schwester, die gerade dazukam und ihr erklärte, sie solle sich mit diesen fünf Vorsätzen begnügen. – Der entschiedene Wille und der noch immer wachsende Eifer Gemmas geben uns sichere Gewähr dafür, dass sie ihre Vorsätze auch ausführte. Die nötige Kraft dazu schöpfte sie aus der heiligen Kommunion selber, die sie von jetzt an, solange sie lebte und gesund war, mit Erlaubnis ihres Beichtvaters zuerst dreimal in der Woche, später täglich empfing.
Den Freudentag ihrer ersten heiligen Kommunion hat Gemma nie vergessen. Eine Lehrerin bezeugt von ihr ausdrücklich: „Das brave Kind erinnerte sich mit unaussprechlicher Freude an jenen schönen Tag. Selbst während der Erholungszeit kam es im Gespräch auf die reinen und süßen Tröstungen zurück, die es in jenem seligen Augenblick genossen hatte. Bei den geistlichen Übungen, die der Erstkommunion unserer Zöglinge stets vorangehen, erreichte Gemmas Freude den Höhepunkt; jedes Mal nahm sie daran teil, als wenn sie selber wieder zur ersten heiligen Kommunion gehen musste.“
Zwei Jahre vor ihrem Tod schrieb sie ihrem Seelenführer nach Rom: „Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt ist, dass der Herz-Jesu-Sonntag auch der Tag meines Festes ist. Gestern verlebte ich einen Tag des Himmels, ich war immer bei Jesus, sprach nur von Jesus, war glücklich mit Jesus und weinte vor Jesus. Die innere Sammlung bewirkte, dass ich noch mehr als sonst mit meinem lieben Jesus vereinigt blieb . . . O ihr frostigen Gedanken an die Welt, entfernt euch von mir, ich will immer mit Jesus vereint sein, und zwar mit Jesus allein . . . Mein Jesus, erträgst du mich noch? Je mehr ich an meine Unwürdigkeit denke, desto verwirrter werde ich. Ich finde keine Ruhe, wenn ich nicht hineile zu deiner unendlichen Barmherzigkeit, mein liebevollster Jesus!
Gestern, am Fest des heiligsten Herzens Jesu, verkostete ich neuerdings die Wonne des schönen Tages meiner ersten heiligen Kommunion; gestern genoss ich wiederum Himmelsfreuden. Doch was will das heißen, sie nur für einen Tag zu genießen, da wir sie später auf immer verkosten werden. Der Tag meiner ersten heiligen Kommunion, ich darf es schon sagen, war der Tag, an dem mein Herz am meisten von der Liebe zu Jesus entzündet war. Wie glücklich war ich, als ich, Jesus im Herzen tragend, ausrufen konnte: „O mein Gott, dein Herz ist mein geworden, was dich selig macht, kann nun auch mich beseligen! Was fehlte mir damals zum wahren Glück? Nichts. Ich verglich dann die Freude des Herzens, die ich am Tag meiner ersten heiligen Kommunion verkostete, mit den Freuden, die mein Herz jetzt verspürt, und ich fand keinen Unterschied.
Aber nicht alle Tage geht es so. Ich verlebe Tage, wo ich mich meiner selbst schäme. Wie oft habe ich den trügerischen Hoffnungen der Welt mich hingegeben! Aber Jesus möge schnellen Prozess machen, er nehme mein Herz für sich in Besitz, wenn er nicht will, dass ich durch meine Sünden bald wieder zurückkehre, es ihm zu entwinden. O mein Gott, ich möchte aus allen meinen schlimmen Neigungen ein Büschelchen machen, und es dir darreichen, auf dass du durch das Feuer deiner Liebe sie verbrennst und vernichtest. Wenn ich aber, o mein Gott, noch nicht dazu fähig bin, so erachte ich es doch als meine Aufgabe, allen meinen Leidenschaften den Krieg zu erklären. Ich verspreche dir, mich nicht deinem heiligen Tisch zu nähern, wenn ich nicht vorher den Sieg über mich selbst davongetragen habe!“
Der göttliche Heiland nahm seine demütige und treue Braut in die Schule der Leiden, damit sie ihm stets ähnlicher würde. Gemma ertrug alles aus Liebe zu ihrem Jesus und zur Sühne für die armen Sünder.
Die letzte heilige Kommunion empfing sie am Gründonnerstag 1903, zwei Tage vor ihrem Tod. Ein Augenzeuge berichtet darüber: „Sie erschien wie eine Heilige, im Bett aufsitzend, hatte sie die Hände gefaltet, den Blick gesenkt, das Antlitz erstrahlte, und trotz der Heftigkeit des sie verzehrenden Übels, umspielte ein Lächeln ihre Lippen.“
Am Karsamstag (11. April 1903), mittags um ein Uhr schlug für Gemma die Stunde der Erlösung. Im Übermaß des Schmerzes seufzte sie: „Jetzt ist es wirklich wahr, dass ich es nicht mehr auszuhalten vermag. Jesus, dir empfehle ich diese meine arme Seele. Jesus . . .“
Das waren die letzten Worte unseres Kommunionkindes:
Gemma Galgani
Der heilige Antipas, Bischof und Märtyrer von Pergamon,
+ um 68 in Pergamon, heute Bergama in der Türkei – Fest: 11. April
Die Lebensumstände dieses Heiligen sind uns durchaus unbekannt. Jesus Christus nennt ihn in der Geheimen Offenbarung (11,13) seinen treuen Zeugen. Er litt den Märtyrertod zu Pergamon, wo sein Grabmal durch die vielen daselbst gewirkten Wunder sehr berühmt geworden ist.
Der heilige Philippus, Bischof von Gortyna auf der Insel Kreta,
+ 11.4.180 – Fest: 11. April
Der heilige Philippus war einer der ausgezeichnetsten Oberhirten des 2. Jahrhunderts. Er lebte unter der Regierung des Kaisers Marc-Aurel, und leuchtete seiner Herde durch den schönsten Tugendglanz vor, der notwendig auch die herrlichsten Wirkungen in seinem Sprengel hervorbringen musste. Als der heilige Dionysius, der Bischof von Korinth, an die Gläubigen von Gortyna und die übrigen Christen der Insel Kreta schrieb, erteilte er dessen Eifer und Verdiensten große Lobsprüche. Er gibt in diesem Schreiben der Kirche von Gortyna das Zeugnis, dass sie durch ihre Frömmigkeit, ihre Standhaftigkeit im Glauben und ihre Großmut, in den Jahrbüchern der Christenheit berühmt geworden sei. Dionysius warnte sie nun vor den Fallstricken der Ketzer, und der heilige Philippus verfasste zu eben diesem Behuf eine Schrift gegen den Irrlehrer Marcion, die bei den Alten sehr beliebt war. Nur ist zu bedauern, dass sie verloren gegangen ist.
Über diesen heiligen Bischof ist uns weiter nichts bekannt. Sein Name stand aber allzeit in hohen Ehren. In den lateinischen Martyrologien wird an ihn rühmlichst gedacht. Das römische sagt von ihm, er habe seine Kirche gegen die Wut der Heiden, und die Ränke der Ketzer geschützt. Einige begehen sein Fest am 8. Oktober, die meisten aber am 11. April.
Der heilige Isaak, Mönch und Einsiedler in Spoleto, Italien,
+ 11.4.550 – Fest: 11. April
Dieser Heilige, der von syrischer Abkunft war, verließ das Morgenland, um nicht sehen zu müssen, wie die Ketzerei des Eutyches auf seiner Vatererde den Giftsamen ausstreute. Er ging nach Italien und ließ sich im Gebiet von Spoleto nieder. Gott begünstigte ihn mit der Gabe der Wunder und Weissagung. Zuletzt nahm er einige Jünger auf, denen er die Beispiele aller Tugenden gab, unter anderen, einer gänzlichen Abschälung von geschaffenen Dingen. Er starb gegen die Hälfte des 6. Jahrhunderts und wurde in seiner Einsiedelei begraben. Man übertrug später seinen Leib nach Spoleto, und setzte ihn bei in einer Kirche, die seinen Namen bekam. (Diese Kirche bekam später den Namen des heiligen Blutzeugen Ansanus. Von den Benediktinern ging sie an die regulierten Chorherren über, die sie heute noch besitzen.) Der heilige Isaak wird in allen Martyrologien genannt, besonders im römischen.
Die heilige Godberta (Godeberta), Äbtissin von Noyon in Frankreich,
+ 11.4. um 700 – Fest: 11. April
Godberta kam zur Welt im Bistum Amiens, und verdankte ihr Leben einem christlichen Ehepaar, das sowohl durch seine Frömmigkeit als Geburt in großem Ansehen stand. Sie gelobte Gott ihre Jungfrauschaft, und empfing den Klosterschleier von den Händen des heiligen Eligius, des Bischofs von Noyon, in Gegenwart des Königs Clotar III. Dieser Fürst gab ihr Güter, um eine Genossenschaft errichten zu können, der sie denn auch mit Klugheit und großem Eifer vorstand. Sie teilte ihren Schwestern die Unterweisungen mit, die sie vom heiligen Eligius empfangen hatte, und übte sie im Stillschweigen und der Abtötung. Ihre Nachtwachen und Gebete waren fast ununterbrochen. Die Lebendigkeit ihres Glaubens wurde mit mehreren Wundern belohnt. Sie starb gegen Ende des 7. Jahrhunderts oder zu Anfang des 8. Ihre Reliquien wurden in der Kathedralkirche von Noyon beigesetzt, wo man sie in einem silbernen Kästchen auch noch aufbewahrt.
Der heilige Guthlak (Guthlac),
Einsiedler von Croyland in England
und Schutzheiliger der Abtei von Croyland,
+ 11.4.714 – Fest: 11. April
Guthlak war von hohem Stand und diente zuerst in den Waffen unter Ethelred, dem König von Mercia. Da aber sein Herz sehr kräftig von der Gnade gerührt wurde, beschloss er in seinem 24. Jahr einen Stand zu verlassen, worin Gott so oft beleidigt wird, um seine übrigen Tage der Buße zu widmen. Das Kloster Repandun war der Ort, den er sich zu seiner Zurückgezogenheit wählte. Da bildete er sich nach den Mustern, die er stets vor Augen hatte, in der gänzlichen Abtötung und allen anderen Tugenden. Nach zwei Jahren, das heißt 699, erhielt er von seinem Obern die Erlaubnis, aus dem Kloster zu gehen. Er fuhr dann, von zwei Gefährten begleitet, in einem Fischerkahn am Fest des heiligen Bartholomäus auf die Insel Croyland. Diesen Heiligen wählte er sich daher zum Patron, und erhielt auch in der Folge durch dessen Fürbitte mehrere besondere Gnaden. Seine Tugend empfing durch die Versuchungen und harten Prüfungen, die er zu bestehen hatte, einen neuen Glanz. Und die Erfahrung belehrte ihn, dass Gott nur darum seine Diener zu verlassen scheint, um sie dann mit reichlicheren Tröstungen zu überhäufen. Hedda, der Bischof von Dorchester, besuchte ihn, und weihte ihn zum Priester. Er sagte dem Fürsten Ethelbald, den er oft während seiner Verbannung besuchte, vorher, dass er dereinst über Mercia herrschen werde.
Diese Vorhersagung wurde wirklich im Jahr 719, nach dem Tod des Königs Coelred, erfüllt. Da er fühlte, dass seine letzte Stunde herannahte, ließ er die heilige Pega, seine Schwester, die vier Meilen von seinem Aufenthalt als Klausnerin lebte, zu sich kommen. (Seine Zelle war auf der Spitze einer Anhöhe, die sich in die sumpfige Ebene erstreckt, wo nun die Kapelle des Klosters zur heiligen Pega ist, und wo der Kanal des Carausius war, der Carsdike genannt wird. Dieser Kanal wurde von Agricola angefangen, und durch Severus vollendet, der ihn dazu bestimmte, das Getreide für die Armee, die sich in Nordengland befand, zu Wasser herbeizuführen. Man führte ihn durch den Trent nach Peterborough und nach Torksey, unter Burton, von wo vermittelst der Flüsse die Schiffe bis zu der Stadt, die unter dem Namen Granta, heute Cambridge, erbaut worden war, fuhren. Dieser Ort wurde in der Folge gleichsam das Lager des Getreides und der anderen Lebensmittel für England. Carausius war es auch, der die große Messe, die unter dem Namen Stourbridge fair bekannt ist, einführte, und die jetzt noch einige alte römische Gebräuche beibehält.) Der heilige Guthlak starb am 11. April, im Jahr 714ach einer siebentägigen Krankheit, die ihn jedoch nicht verhinderte, jeden Morgen die heilige Messe zu lesen. Er war 47 Jahre alt, wovon der 15 auf der Insel Croyland verlebt hatte. (Ingulph, ein berühmter Abt von Croyland, der im Jahr 1109 starb, schrieb ein Buch vom Leben und den Wundern des heiligen Guthlaks, das aber leider nicht bis auf uns gekommen ist. Er lieferte auch eine gute Geschichte von der Abtei Croyland, vom Jahr 664 bis zum Jahr 1091, die der Ritter Heinrich Saville herausgegeben hat. Die Ausgabe des Thomas Gale vom Jahr 1684 ist vollständiger und genauer. Man ließt darin, dass Ceolnoth, der Erzbischof von Canterbury, wunderbar durch die Fürbitte des heiligen Guthlak von einer Lähmung geheilt worden sei, die die Ärzte für unheilbar erklärten. Dieses Wunder ereignete sich im Jahr 851: der Erzbischof bestätigte die Wahrheit dieser Tatsache in Gegenwart des Königs Bertulf in einer Versammlung von mehreren Bischöfen und Edelleuten, die insgesamt durch einen Eid sich verbindlich machten, eine Wallfahrt nach Croyland zu verrichten, um dort die Reliquien des Heiligen zu verehren. Mehrere andere Lahme erhielten in der Folge eine vollkommene Genesung durch die Fürbitte dieses Heiligen.
König Ethelbald stiftete ein prachtvolles Kloster auf der Insel Croyland. Allein das kostete ihm unermessliche Geldsummen, weil er genötigt war, es auf Grundpfähle zu bauen, und die Erde zur Auffüllung der Schluchten weit musste herführen lassen. Im Jahr 870 steckten die Dänen dieses Kloster in Brand und mordeten alle Ordensmänner mit ihren Hausgenossen. Er wurde niemand als ein Kind verschont. Durch diesen Brand wurden die Leiber des Priesters und Einsiedlers Cissa, der heiligen Bettelina, des heiligen Egbat, des heiligen Tatwin, der heiligen Etheldrith, u.a.m. in Asche verwandelt. Die Abtei von Croyland lag in ihren Trümmern bis zum Jahr 946, wo sie dann wieder von dem frommen Turketil, dem Kanzler des Königs Edred, erbaut wurde.)
Der selige Reiner, Einsiedler zu Osnabrück,
+ 11.4.1237 – Fest: 11. April
Dieser fromme Diener Gottes war von der Wichtigkeit seines Seelenheils und dem Gedanken an die Ewigkeit so ergriffen, dass er, nach dem Beispiel der alten Einsiedler, sich von der menschlichen Gesellschaft beinahe gänzlich abtrennte, und sich in eine einsame Zelle, nahe an der Hauptkirche zu Osnabrück, verschloss, um daselbst in ungestörtem Herzensfrieden die ewigen Heilswahrheiten zu betrachten, und dem Geist die Herrschaft über die fleischlichen Begierden gänzlich zu erringen. Seine Akten melden, dies sei unter dem Papst Innocenz III. geschehen, der vom Jahr 1198 bis 1216 auf dem Stuhl des heiligen Petrus saß (Wahrscheinlich im letzten oder vorletzten Jahr seiner Regierung, da, nach Reiners Akten, dieser Einsiedler 22 Jahre in seiner Zelle zubrachte, und erst 1237 gestorben ist.), und unter Gherberd, oder nach anderen unter Gerhard von der Lippe, des Erzbischofs von Bremen.
22 volle Jahre widmete Reiner an diesem Ort dem beschaulichen Leben, so dass er die Mahnung des Apostels: Euer Wandel sei stets im Himmel, auf das pünktlichste befolgte. Er stand in so weit ausgebreitetem Ruf der Heiligkeit, dass selbst Große ihn zu sehen und von ihm, nach seiner schlichten und einfältigen Weise, belehrt zu werden, Verlangen trugen: und wirklich hat sich dieser Fall mehrere Male, mit dem besten Erfolg, ereignet.
Seine Bußstrenge war so außerordentlich und so erfinderisch, dass er sich mit einem harten Cilicium nicht begnügte, sondern noch allen Gliedern des Körpers, dem Hals, den Armen, Händen etc. besondere züchtigende Werkzeuge, die hauptsächlich in schweren Lasten bestanden, anlegte, und wenn man ihn fragte, warum er das tue, gab er zur Antwort: „Gleichwie unser Herr Jesus Christus an allen seinen Gliedern für mich gelitten hat, so wollte auch ich desgleichen tun.“ Ob er auch noch so schwächlich war, aß er nie Fleisch oder Mehlspeisen, und Fische nur an hohen Festtagen und auf Zureden seines Gewissensrates. An gewöhnlichen Sonntagen nahm er nur eine Speise, die aus Kraut und Knoblauch ohne Gewürz zubereitet war. Dasselbe tat er am Dienstag und Donnerstag. Am Montag, Mittwoch und Samstag war seine ganze Nahrung Brot und Bier. Am Freitag, an den Vigilien und Fronfasten begnügte er sich mit Brot und Wasser.
Diese äußeren Bußwerke heiligte er durch jene inneren Abtötungen, die eigentlich zunächst zur christlichen Vollkommenheit führen, indem die körperlichen Züchtigungen in diesem Betreff nur Mittel sein können, die verderbte Natur des Menschen und seine sündhaften Neigungen zu bändigen, und sie nach dem Geist der Religion zu ordnen. Und zu diesem Zweck desto sicherer zu gelangen, kräftigte er sich jeden Sonn- und Festtag mit dem himmlischen Gnadenbrot, nachdem er jedes Mal vorerst ein reumütiges Bekenntnis seiner kleinen Fehltritte abgelegt hatte. Überdies beichtete er in der Regel am zweiten, vierten und sechsten Tag in der Woche. Endlich nach 22 Jahren der Mühen und Tränen offenbarte ihm der Herr das nahende Ende seines Lebens: er wurde noch mit den letzten heiligen Sakramenten, zur Heimreise ins Land der Belohnung und der Freude, versehen und entschlief seligen Todes am 11. April, etwa um das Jahr 1237, in Gegenwart vieler frommen Seelen, geistlichen und weltlichen Standes. Bei und nach seinem Hinscheiden geschahen auf die Fürbitte des heiligen Einsiedlers mehrere Wunderheilungen, die man in seinen Akten aufgezeichnet findet.
Den Namen dieses großen Dieners Gottes findet man in vielen Heiligen-Verzeichnissen, unter anderen in MS. Florario Sanctorum, bei dem Kölner Kartäuser Grevenus in Auctario Usuardi, bei Molanus in Additam. Ad Usuard., Gelenius in den Kölner Jahrbüchern, bei Canisius im Martyrologium Deutschlands, bei Petrus Cratepolius in seiner Sammlung der deutschen Heiligen, bei Wion, Menard und Bucelin etc.
Der heilige Stanislaus, Bischof und Martyrer von Krakau,
+ 11.4.1079 - Fest: 11. April
Da lebte im 11. Jahrhundert in Polen ein christliches Ehepaar, vornehm und brav, dessen größter Kummer darin bestand, dass ihnen ein Kindlein versagt blieb. Dreißig Jahre beteten sie scheinbar vergebens um die Erfüllung ihres Herzenswunsches, bis ihnen endlich in ihren alten Tagen noch wie später Sonnenschein ein Sohn geschenkt wurde, der in der Taufe den landesüblichen Namen Stanislaus erhielt.
Mit jungen Jahren wanderte Stanislaus nach Paris, um auf der dortigen weltberühmten Hochschule zu studieren. Als er später heimkehrte, hatten Vater und Mutter das Zeitliche gesegnet. Stanislaus empfing die heilige Priesterweihe und wirkte so eifrig und gut an den ihm anvertrauten Seelen, dass der Papst ihn trotz seines Sträubens zum Bischof von Krakau in Polen ernannte.
Das Christentum steckte damals in Polen noch in den Kinderschuhen. Unter christlicher Decke glomm und schwelte das Heidentum mächtig weiter. Ein unvorstellbarer Aberglaube herrschte im Volk, und die großen des Landes waren über die Maßen der Völlerei und Sittenlosigkeit ergeben. Bischof Stanislaus tat seine Pflicht und ging scharf gegen die geschilderten Missstände vor, und weil er ein Mann ohne Fehl und Makel war und überdies durch eine unbegrenzte Wohltätigkeit das Volk auf seine Seite zog, wäre es ihm mit der Zeit auch wohl geglückt, die Polen von innen her christlich zu machen, wenn ihm nicht in dem König Boleslaus ein übermächtiger Gegner erwachsen wäre.
Dieser König war, mit einem Wort gesagt, ein Schandkerl, und weil Bischof Stanislaus dem königlichen Lumpen die Wahrheit kühn ins Gesicht schleuderte, kann man sich den Rest schon denken.
Einst hatte nämlich der Bischof für seine Domkirche von einem Mann mit Namen Peter ein Grundstück gekauft und es in Gegenwart amtlicher Zeugen bar bezahlt. Die Sache war also in Ordnung. Als der Verkäufer drei Jahre später starb, hetzte König Boleslaus die Erben auf und drängte sie, gegen Bischof Stanislaus bei Gericht Klage wegen Erbschleicherei zu erheben. So kam es zur Verhandlung, und weil auch die Zeugen des stattgefundenen Verkaufs, durch Drohungen eingeschüchtert, schwiegen, verurteilte das ungerechte Gericht in Gegenwart des höhnisch lachenden Königs den Angeklagten zur Herausgabe des Grundstücks. „Gut“, sagte der Bischof Stanislaus, „gebt mir drei Tage Zeit, dann bringe ich euch einen Zeugen, gegen den keiner ankommt.“ So sprach der Verurteilte, und das Gericht gab dem Begehren unter spöttischen Worten statt.
Bischof Stanislaus benutzte die gewährte Frist zu inständigem Gebet, und am dritten Tag zog er in feierlicher Prozession mit Kreuz und Fahnen nach dem Friedhof, ließ die Gruft des verstorbenen Grundstücksbesitzers öffnen und befahl diesem im Namen Gottes mit lauter Stimme, von den Toten aufzustehen und mit ihm zu gehen, damit er der Wahrheit Zeugnis gebe, und siehe da, das Unglaubliche geschah, im Angesicht einer ungeheuren Menschenmenge entstieg der Verstorbene dem Grab und folgte dem Bischof vor Gericht, wo er dem ehrlosen König, den ungerechten Richtern und seinen eigenen Erben wegen ihrer Schlechtigkeit ernst ins Gewissen redete.
Darauf kehrte der Mann nach dem Friedhof zurück, und als sich Bischof Stanislaus unterwegs anerbot, ihm noch einige Jahre Lebenszeit von Gott zu erbitten, lehnte er entschieden ab, indem er sagte, lieber wolle er in das harte Fegfeuer, in dem er sich befinde, zurückkehren, als sich noch einmal der Gefahr aussetzen, durch eine mögliche schwere Sünde das ewige Glück zu verlieren, dessen er nach erfolgter Läuterung sicher sei. Mit diesen Worten stieg Peter wieder in die offene Gruft, empfahl seine Seele dem Fürbittgebet der anwesenden Gläubigen und entschlief zum zweiten Mal im Frieden des Herrn.
Man kann sich denken, dass die Begebenheit bei allen, die zugegen waren, den tiefsten Eindruck hinterließ und dass manche Bösewichte in sich gingen und fortan ein besseres Leben führten. Nur König Boleslaus machte eine unrühmliche Ausnahme, denn von jener Zeit an hasste er den bischöflichen Gegner noch zehnmal mehr, und weil er keinen anderen fand, tötete er einige Zeit später mit eigener Hand seinen Widersacher sogar noch während der heiligen Messe am Altar der Michaelskirche zu Krakau. Wehe dem Menschen, dessen Wille in der Sünde verhärtet und verstockt ist!
Schwester Maria von Jesus
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Maria von Jesus. Maria von Jesus Vanderduyn wurde im Jahr 1600 zu Haag in Holland von katholischen Eltern geboren. Damit sie das katholische Leben in seiner schönsten Entfaltung kennenlernte, wurde sie im Alter von vierzehn Jahren von ihren frommen Eltern einem Institut in Brabant anvertraut. In den Ferien reiste Maria alljährlich nach Brüssel, um ihre Schwester, die dort Karmelitin war, zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit fand sie einmal, es war am 21. Juni 1616, eben die Pforte offen, durch die der Arzt das Kloster betreten hatte. Ohne sich zu besinnen und ohne dass die Schwestern es zu verhindern vermochten, schlüpfte sie hinein, warf sich auf die Knie nieder und sprach: "Ich bitte Sie um der Liebe Gottes willen, gewähren Sie mir das Ordenskleid und nehmen Sie mich in ihre Gemeinschaft auf, damit ich nie mehr hinauszugehen brauche." Die ehrwürdige Anna von Jesus, die eben krank zu Bett lag, hatte Maria im Geist kommen sehen, erkannte bei dem Vorfall den Willen Gottes, ließ die Kandidatin zu sich kommen und kleidete sie ohne weiteres ein. Während des Noviziates hatte Maria arge Anfechtungen zu bestehen. Sogar ihre eigene Schwester redete ihr zu, wieder in die Welt zurückzukehren. Dennoch blieb sie beharrlich. Auch die Novizenmeisterin war gegen sie eingenommen, doch änderte sie ihren Sinn, als ihr Jesus erschien und erklärte: "Fürchte dich nicht, diese Novizin zur Profess zuzulassen. Sie wird meine Tochter, eine gute Ordensfrau sein und die ganze Zeit ihres Lebens Gott in vollkommener Heiligkeit im Orden dienen." Nach ihrer heiligen Profess am 5. Oktober 1617 nahm ihr Eifer womöglich noch zu. Am 24. Oktober 1648 wurde sie zur Subpriorin der Schwestern in Brüssel, im Jahr 1652 zur Priorin des Klosters in Brugge gewählt. Obwohl sich in diesem Kloster vorzügliche, zu jedem Amt geeignete Schwestern befanden, wünschten doch alle Maria als ihre Mutter in ihrer Mitte zu haben. Eine Schwester hatte bereits vier Monate vorher eine fremde Schwester eintreten und das Bild der seligsten Jungfrau mit einer tiefen Verbeugung begrüßen sehen. Beim Eintritt Marias erkannte sie zu ihrer Überraschung in ihr die Schwester, die sie im Gesicht geschaut hatte. Maria reagierte mit ebenso viel Festigkeit als Liebe, gewann dadurch aller Herzen und hielt die Ordenszucht tadellos aufrecht. Gegen das Ende des zweiten Jahres ihres Priorates fühlte sie einen heftigen Schmerz an der Brust, doch gebrauchte sie keine Mittel dagegen, bis der Pater Provinzial es befahl. Zu Weihnachten des Jahres 1654 wurde das Fieber so heftig, dass sie sich legen musste. In Vereinigung mit dem Leiden Christi duldete es Maria ohne Schmerzenslaut, als ihr Stücke Fleisch aus der Brust herausgeschnitten wurden. Die offene eine Hand breite Wunde sonderte reichlich verdorbene Säfte ab, die zu aller Erstaunen einen lieblichen Geruch verbreiteten. Trotz der äußersten Schwäche, die Maria befallen hatte, lebte sie noch zwei Monate. Am Nachmittag des 11. April 1655 verlangte sie selbst die Sterbekerze. Während des sechs Stunden dauernden Todeskampfes behielt sie das Bewusstsein, erweckte die innigsten Akte der erhabensten Tugenden und entschlief, wie alle überzeugt waren, heilig im Herrn.
Bruder Hieronymus Terzo
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 11. April 1758 beendete der ehrwürdige Bruder Hieronymus Terzo seine Aufgabe auf Erden. Als Kind armer Schuhmacherseheleute am 17. Mai 1683 zu Noto in Sizilien geboren, bekundete Hieronymus bereits in frühester Jugend besondere Gnaden sowie hervorragende Tugenden. Schon als Knabe sagte er das Eintreten eines starken Regens und eines heftigen Sturmes vorher, was ihm bei den Karmeliten, deren Kirche er täglich besuchte, den Namen eines "Sterndeuters", bei den Leuten die Bezeichnung "Der Heilige" eintrug. Letztere Bezeichnung war vollauf gerechtfertigt, konnten doch seine Eltern erklären, er sei das folgsamste ihrer Kinder. Die Armen rühmten von ihm, dass man von Hieronymus nie unbeschenkt hinweggehe, müsste er auch sein eigen Stücklein Brot mit ihnen teilen. Den Eltern rettete er 1693 das Leben, indem er sie zur Flucht drängte: "Gehen wir, gehen wir, die Stadt wird untergehen." So waren sie abwesend und in Sicherheit, als kurz darauf ein Erdbeben die ganze Stadt zerstörte. Schon im jugendlichen Alter schloss sich Hieronymus den Eremiten an, die vier Meilen von der Stadt entfernt lebten. Gerne nahmen sie ihn in ihre Gemeinschaft auf, nachdem der Diener Gottes seine Prüfungszeit gut bestanden und sie sich von seinem Tugendstreben überzeugt hatten. Doch Gottes Vorsehung hatte ihn zu Größerem auserwählt. Im Jahr 1708 zeigte sich ihm auf einer Anhöhe die selige Jungfrau, erfüllte das Ganze Tal mit himmlischem Glanz, und trug ihm auf, ein kleines, fast ganz zerfallenes Kapellchen wieder aufzurichten, es in eine große Kirche umzuwandeln und dabei ein Kloster für Unbeschuhte Karmeliten zu bauen. Ein großes und schwieriges Werk, dessen Ausführung ihm indes hochherzige und reiche Gönner ermöglichten. Papst Benedikt XIV. erteilte die Genehmigung, da es der Diözesanbischof zu hintertreiben suchte. Hieronymus, der bei den Eremiten viele Jahre die Stelle des Oberen bekleidet hatte, trat bereits 58 Jahre alt, im Jahr 1741 in dieses Kloster als Laienbruder ein und schätzte sich glücklich, hier der Letzte zu sein. In der Freude seines Herzens und in Dankbarkeit für die Gnade des Berufes, küsste er oft und oft die Wände seiner Zelle. Im Jahr 1758 wurde das Provinzialkapitel in diesem Kloster abgehalten. Man benötigte hierzu auch die Zelle des Bruders Hieronymus. Er bat deshalb, seine Mitbrüder möchten sie ausräumen, "da er selbst um diese Zeit nicht mehr am Leben sein werde." Als ihn am Osterdienstag ein heftiges Fieber ergriff, das ihn dem Tod näherbrachte, betete er: "Mein Herr Jesus Christus! Pater Prior hat mir den Auftrag gegeben, nicht zu sterben, aber du hast mir gesagt, wenn ich auch immer gerne dem Willen anderer nachgekommen bin, sei doch jetzt die Stunde gekommen, deinem Willen zu gehorchen. Deshalb empfehle ich dir alle, die ich kenne. Segne und heilige sie an Leib und Seele und gewähre ihnen die Aufnahme ins Paradies ohne Fegfeuer . . . Was ist das? Ihr weint? Ich gehe ins Paradies und ihr weint?" Während die Mitbrüder eben die Litanei nach dem Kompletorium beteten, blickte er mit leuchtenden Augen zur Wand empor und sprach: "O wie schön, o wie schön," worauf er mit den Namen Jesus und Maria auf den Lippen im Kreis seiner Mitbrüder und einiger Weltpriester, die herbeigeeilt waren, selig im Herrn verschied. Bruder Matthäus fand den an sich schweren Körper federleicht, so dass er ihn ohne Mühe in den Sarg heben konnte. Ein Jahr nachher war der Leib noch unverwest und schön wie bei der Bestattung und verbreitete einen lieblichen Duft. Zahlreich sind die Gnaden, die diejenigen erlangten, die sich seiner Fürbitte empfohlen hatten.
Gebet am 11. April
Mutter Jesu und zugleich meine Mutter Maria, die du niemanden verstößt, der mit betrübten Herzen zu dir kommt. Die du niemanden ungetröstet von dir lässt, siehe, ich betrübter Sünder komme mit herzlicher Andacht vor dein heiliges Bild und begehre dich würdig zu verehren und kräftig anzurufen. Erinnere dich aller Bitterkeiten deines Lebens und erbarme dich meines Elends. Sieh, auf deinen mütterlichen Schoß lege ich alle meine Anliegen und in dein mütterliches Herz schicke ich alle Seufzer und Gebete. Lass mich nicht ungetröstet von dir gehen. Bitte deinen göttlichen Sohn durch alles, was er mit dir im irdischen Leben erlitt, dass er mir Barmherzigkeit erzeige und mich von allem leiblichen und geistlichen Übel befreie. Amen.
Zu Jesus Christus
Göttlicher Heiland, der Du uns durch Deine und Deiner Heiligen Lehren und Leben den einzig sicheren Weg zum Himmel gezeigt hast, ziehe unsere Herzen ab von allem Irdischen, und führe uns durch die evangelische Armut, die demütig vor Gott ihre Nichtigkeit fühlt und kennt, in das Land der Seligkeit, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
An diesem Tag hat im Jahr 1235 Jakobus I., König in Aragonien, einen herrlichen Sieg über die Türken, die Valentia belagerten, durch Anrufung der seligsten Jungfrau erhalten. Er ließ deswegen im ganzen Königreich Gott und der seligsten Mutter Gottes Dank sagen, stiftete am Ort des Sieges eine vornehme Abtei, und übergab sie den Geistlichen des Ordens von der Erlösung der Gefangenen.
Andacht am 11. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Nie haben wir so viele Gründe, uns zu trösten, als wenn wir in Leiden und Bedrängnissen schmachten, weil wir dadurch unserem göttlichen Heiland ähnlich werden. Diese Ähnlichkeit ist das wahre Merkmal unserer Auserwählung." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Niemand war von dieser Wahrheit inniger überzeugt als der heilige Apostel Andreas. Sobald er das Kreuz sah, an das er geheftet werden sollte, rief er in großer Freude aus: "O lange ersehnte, zart geliebtes, eifrig gesuchtes Kreuz, mit Zuversicht und Freude gehe ich zu Dir, sondere mich ab von den Menschen und gib meinem Herrn mich zurück; es nehme durch Dich Christus mich auf, der durch Dich mich erlöste!"
Die heilige Theresia von Avila erschien nach ihrem Tod einer Schwester ihres Ordens und sprach unter anderem zu ihr: "Wir im Himmel und ihr auf Erden müssen durch Liebe und Reinheit vereinigt sein. Wir schauen die göttliche Wesenheit; ihr betet das göttliche Altarsakrament an, hinsichtlich dessen ihr tun sollt, was wir hinsichtlich der göttlichen Wesenheit tun, wir zwar durch selige Freude, ihr aber durch Leiden; denn darin besteht nun der Unterschied zwischen uns und euch. Je mehr ihr aber leidet, um so seliger wird dann euer Genuss sein." Der Geschichtsschreiber der Heiligen fügt bei, dass diese fromme Ordensperson seit jener Zeit tief von den Worten Altarsakrament und Leiden durchdrungen blieb.
Ach, wie fern bin ich, das Kreuz mit Sehnsucht zu verlangen, zu lieben und zu suchen! Weiß ich etwa nicht, dass das Kreuz das Zeichen meines Erlösers ist und dass ich es tragen muss, wenn ich ihm gleichen und verherrlicht werden will? Herr, was für ein Kreuz willst Du mir auferlegen? Sieh, bereit bin ich, es zu tragen; doch hilf mir, mein Erlöser; denn schwach bin ich, unbeständig und feige! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 11. April
"Gott allein ist vollkommen;
und es wäre ein übermäßiger Stolz,
wenn jemand ohne Fehler zu sein glaubte."
hl. Antonius von Florenz OP
1389 bis 2.5.1459
Betrachtung am 11. April - Über den Halb-Glauben
Präge, Jesu, deine Worte
Tief in meine Seele ein,
Dass sie bis ins Leben dringen,
Und die reichsten Früchte bringen,
Die des Himmels würdig sein.
1. Viele glauben an den Herrn Jesus, doch nur wenige glauben ihm. Erwäge aber, ob du zu dieser geringen Anzahl gehörst. Zwar sagst du, du glaubst an Jesus als an den wahren Sohn Gottes, und notwendig ist dieses Bekenntnis zur Seligkeit. Prüfe dich jedoch, ob du ihm auch glaubst. Glaubst du Jesus wirklich, wenn er spricht: "Wachet und betet, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde." Würdest du dann so sorglos in den Tag leben, und so vielen Gefahren zur Sünde dich aussetzen? Glaubst du seiner Versicherung: "Gebt, und es wird euch gegeben werden." Würdest du dann so ängstlich fürchten, Not zu leiden, wenn du Bedürftigen kräftigen Beistand leisten sollst? Heißt dies Jesus glauben?
2. Woher aber dieser Halbglaube? Aus unserer Sinnlichkeit! Es ist eben nicht schwer, an Jesus zu glauben. Auch tut es nicht weh, ihn am Kreuz leidend und sterbend zu betrachten. Aber ihm glauben, wenn er befiehlt, sich selbst zu verleugnen, sein eigenes Fleisch samt seinen bösen Gelüsten zu kreuzigen, wenn wir in den Himmel eingehen wollen: dies allerdings ist schwer, und tut der Natur weh. Warum glaubt der Gottlose und Unzüchtige nicht, was Jesus von der Unzucht und vom ewigen Feuer spricht? Weil sie auf ihre Laster verzichten müssten. Da sie aber dies nicht wollen, darum glauben sie lieber gar nicht an ihn. Siehe, wohin dieser sündhafte Halbglaube führt.
3. Es genügt also nicht, dass du an Jesus glaubst, du musst auch Jesus glauben. "Denn die Schrift sagt: Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet." (Römer 4,3) Nicht dadurch wurde er gerechtfertigt, dass er an Gott glaubte, sondern dass er Gottes Worten glaubte. Viele Heiden glaubten, ja auch die bösen Geister glauben an ihn, ohne deshalb gerechtfertigt zu werden. Der Glaube an Christus ist allen Christen gemeinsam, sowohl Sündern als Gerechten. Dennoch ist die Hölle voll von solchen, die einst an Christus glaubten. Aber die ihm glaubten, richteten ihr Leben nach diesem Glauben aus, und freuen sich nun in der himmlischen Seligkeit. "Herr, lehre mich Güte, Zucht und Erkenntnis, denn ich habe deinen Geboten geglaubt." (Psalm 119,66)
12. April
Der heilige Zeno, Bischof und Martyrer von Verona,
+ 12.4.380 – Fest: 12. April
Der heilige Zeno wurde in Afrika geboren. Er gelangte im Jahr 362 zur oberhirtlichen Würde zu Verona. Die Anhänger des Arius und Pelagius verursachten ihm viele Mühen und Leiden, bis es ihm endlich durch seine apostolischen Arbeiten gelang, seine ganze Diözese von den Irrlehrern zu befreien. Mit gleichem Eifer und Erfolg bekämpfte er auch das Ärgernis des Götzendienstes und taufte viele Heiden. Als seine Herde in dieser Weise beträchtlich angewachsen war, unternahm er den Bau einer großen Kirche, wozu ihm reiche Wohltäter bedeutende Beiträge lieferten. Unter den Tugenden empfahl er dem Volk keine dringender, als die Liebe zu den Armen, und seine Worte, unterstützt durch sein Beispiel, waren auch nicht fruchtlos. Die Häuser der Einwohner von Verona standen zu seiner Zeit allen Fremden und Hilfsbedürftigen gastlich offen. Der heilige Ambrosius erzählt, dass damals auch viele Jungfrauen in der Stadt waren, die sich durch ihren frommen Bischof Gott geweiht hatten. Zeno führte selbst ein klösterliches Leben in strenge Enthaltsamkeit, indem er sich alles versagte, was der Natur nicht unumgänglich notwendig war. Demut, Geduld und Seeleneifer waren seine vorzüglichsten Tugenden. Er starb am 12. April 380.
Der heilige Alferius, Stifter und erster Abt von Cava in Italien,
+ 12.4.1050 – Fest: 12. April
Alferius oder Adelferius stammte von sehr angesehenen Eltern zu Salerno in Italien, und zeichnete sich frühzeitig schon nicht allein durch seinen hohen Verstand und seine ausgezeichnete Gelehrsamkeit, sondern auch durch große Tugend und Frömmigkeit aus. Die Fürsten von Salerno schätzten ihn sehr hoch, befolgten in schwierigen Angelegenheiten dessen Rat, und schickten ihn auch als Gesandten an den französischen Hof. Als er aber unterwegs das Kloster St. Michael de Clusa besuchte, wurde er von einer schweren Krankheit befallen, in der er dem beschaulichen Leben sich zu widmen angelobte, worauf ihm Gott die Gesundheit wieder schenkte. Sein Gebet wurde erhört und durch besondere göttliche Fügung kam zu derselben Zeit auch der heilige Odilo in eben dem Kloster an. Odilo vernahm mit Freude seinen Entschluss und führte ihn sogleich mit sich nach Cluny, wo er ihm das Ordenskleid anlegte.
Indessen wurde diese Begebenheit bald zu Salerno bekannt. Die Regierung ließ ihn sogleich dahin berufen, um durch diesen heiligen Mann auch in Italien den wahren Geist des Klosterlebens allgemeiner zu verbreiten. Ungerne folgte Alferius diesem Ruf. Weil er aber bald die Stimme Gottes zu vernehmen glaubte, machte er sich auf den Weg und musste gleich nach seiner Ankunft zu Salerno die Aufsicht über alle dortigen Klöster übernehmen. Allein dieses ruhelose Amt zog ihn so sehr von seiner himmlischen Betrachtung ab und gestattete ihm so wenig Zeit der Beschaulichkeit nachzugehen, dass er es niederlegte, auf den hohen Berg Fenestra zog und da in einer Kluft sich eine Hütte baute, um sich allein mit Gott unterhalten zu können.
Wiewohl seine Tugend das Angesicht der Menschen floh, wussten ihn diese doch zu finden, um an dem Feuer seiner himmlischen Liebe sich zu regerem Seeleneifer zu erwärmen. Viele heilsbegierige Männer gesellten sich zu ihm, so dass er am Ende genötigt war, eine neue Genossenschaft zu bilden, und es entstand das berühmte Kloster Cava. Unter seinen Jüngern waren der heilige Leo, sein Nachfolger in der Abtwürde, und Desiderius, Sohn des Fürsten von Benevent, später Abt zu Monte Cassino, dann Kardinal und endlich oberster Statthalter Jesu, unter dem Namen Victor III.
Diese Gemeinde wuchs in kurzer Zeit so sehr an, dass man es kaum begreifen kann. In dieser Beziehung meldet die cavensische Chronik: „Als die Wohnung des Klosters Cava die herbeiströmende Menge bald nicht mehr fassen konnte, da haben viele Fürsten und Mächtige den Mönchen auch anderweit Häuser erbaut und Grundstücke gegeben. Die Päpste räumten ihnen viele Klöster und Kirchen ein, und die Muttergenossenschaft zu Cava ließ selber sich angelegen sein, neue Gebäude überall aufzubauen: so zwar, dass man in kurzer Zeit teils in Sizilien, teils im römischen und neapolitanischen Gebiet 333 Klöster zählte, die sämtlich dem Gotteshaus zu Cava untergeben waren.“
Um wieder auf den heiligen Stifter zurückzukommen, muss noch von ihm gesagt werden, dass der Herr seine Tugenden durch die Gabe der Wunder und Weissagungen belohnte. Selbst sein Todestag wurde ihm in einem Gesicht bekannt gemacht, mit den Worten, deren unser Erlöser ihn würdigte, nämlich: „Am Tag meines letzten Abendmahles wirst du zu mir kommen.“ Dies ist auch wirklich am 12. April 1050 geschehen, nachdem er das einhundertzwanzigste Lebensjahr erreicht hatte.
Der heilige Julius I., Papst und Bekenner von Rom,
+ 12.4.352 – Fest: 12. April
Julius, von Geburt ein Römer, wurde am 6. Februar 337 zum Papst erwählt. Die morgenländischen Bischöfe der arianischen Sekte, die man wegen des Eusebius von Nikomedien, eines ihrer eifrigsten Parteigänger, Eusebianer nannte, schickten ihm alsbald Gesandte, um den heiligen Athanasius über mehrere fälschlich ersonnene Verbrechen anzuklagen. Der heilige Patriarch von Alexandrien, dem diese Umtriebe zu Ohren kamen, sandte ebenfalls Abgeordnete nach Rom, um seine gerechte Sache zu verteidigen. Beide Teile hatten eine öffentliche Unterredung. Allein die Verteidiger der Eusebianer wurden zu Schanden gemacht und zu schmähvollem Stillschweigen genötigt. Indes beriefen sie sich auf ein Konzil, wo die Sache neuerdings untersucht werden sollte. Der Papst, um ihrem Wunsch zu willfahren, hielt eines zu Rom im Jahr 341. Der heilige Athanasius, Marcellus von Ancyra, Asklepas von Gaza, Paul von Konstantinopel, Lucius von Hadrianopolis, der, gleich seinem Vorgänger Eutropius, unter erlogenem Vorwand, durch List und Gewalt der Arianer, seines heiligen Amtes entsetzt worden, wohnten demselben bei. Die Eusebianer aber kamen nicht dahin, obgleich sie dazu dringend eingeladen worden waren. Sie versammelten vielmehr ein sogenanntes Konzil zu Antiochien, wo sie den heiligen Athanasius seines Stuhles unwürdig erklärten, und an dessen Stelle einen gewissen Gregorius aus Kappadocien, der ihrer Partei zugetan war, einsetzten.
Da sie aber die mit den Briefen des Papstes beauftragten Priester über die Zeit, die man ihnen zum Erscheinen bestimmt hatte, zurückgehalten, und dies weil sie nicht nach Rom sich verfügen wollten, suchten sie wenigstens ihre Weigerung des Gehorsams so gut als möglich zu beschönigen: sie schrieben also an den Statthalter Christi einen Brief, in dem sie sehr kahle Entschuldigungen vorbrachten, warum sie sich in Rom zum Konzil nicht hätten einfinden können. Sie entblödeten sich nicht, über Kürze der anberaumten Frist zu klagen, schützten auch den persischen Krieg vor, und bemerkten, dass Julius allein, nicht die anderen Bischöfe geschrieben, und dass er seinen Brief nur an einige gerichtet habe. Übrigens sprachen sie mit scheinbarer Ehrerbietung von der Kirche zu Rom, deren Vorrang sie eingestanden, und die sie die Schule der Apostel und den Sitz der Frömmigkeit nannten. Julius fühlte aber die ganze Nichtigkeit ihrer vorgeschützten Ursachen. Er untersuchte daher im römischen Konzil die Sache des heiligen Athanasius, der von allen Beschuldigungen, so die Eusebianer wider ihn erhoben, als unschuldig freigesprochen, und im Besitz des Stuhles von Alexandrien bestätigt wurde. Auch erkannte er die Rechtgläubigkeit des Marcellus von Ancyra an, der ein orthodoxes Glaubensbekenntnis eingereicht hatte. Dann entließ er die morgenländischen Bischöfe wieder nach Hause, versah sie mit Briefen voll der Kraft und apostolischer Würde, und setzte jeden in die Rechte seiner Kirchen ein, deren sie die Arianer beraubt hatten. Auf diese Weise übte er die Gerichtsbarkeit aus, die ihm der Vorrang seines Stuhles über die ganze katholische Kirche verlieh.
Der heilige Papst schrieb auch an die Morgenländer, das heißt, an die Eusebianer, die, nachdem sie auf einen Kirchenrat gedrungen, dennoch sich dabei nicht einfinden wollten. Das Sendschreiben, das durch den Comes Gabianus in den Orient gelangte, ist eines der köstlichsten Denkmale des christlichen Altertums. Man findet darin einen männlichen Geist, eine gründliche Beurteilungskraft, eine unerschütterliche Festigkeit, die aber durch Sanftmut und Liebe gemildert wurde. In Beziehung auf die Sache des heiligen Athanasius und des Bischofs Marcellus drückt sich der Heilige also aus: „Liebe Brüder, die Urteile der Kirche werden nicht mehr nach dem Evangelium gesprochen, sondern entschieden durch Verbannung und Tod . . . Wären sie (Athanasius und Marcellus) schuldig gewesen, so hätte man uns schreiben sollen, auf dass der Ausspruch durch alle geschehen wäre, denn es waren Bischöfe und Kirchen, die litten. Auch waren es keine gemeine Kirchen, sondern solche, die die Apostel durch sich selbst regiert haben. Warum schreibt ihr nicht an uns, vorzüglich über das, was die Kirche von Alexandrien betrifft? Wusstet ihr denn etwa nicht, dass es Gebrauch sei, zuerst an uns zu schreiben, auf dass von hier aus möge bestimmt werden, was da recht sei? Ward ein Verdacht wider den Bischof dort gehegt, so hätte die Sache unserer Kirche müssen vorgelegt werden. Jetzt, da man uns nicht in Kenntnis gesetzt, und man alles nach Belieben getan hat, verlangt man von uns, wir sollen, ohne Sachkenntnis, alles, was da vorgegangen ist, genehmigen. Das sind nicht die Anordnungen des Paulus, das ist nicht die Überlieferung unserer Väter, es ist eine ganz neue Verfassungsart . . . Ich beschwöre euch, mit gutem Herzen anzunehmen, was ich für das öffentliche Wohl schreibe. Ich berufe mich ja nur auf das, was ich empfangen habe, vom gottseligen Apostel Petrus, und würde dessen nicht erwähnen, denn ich meine, dass es allen bekannt sein müsse, wenn das Geschehene mich nicht dazu zwänge.“
Diese Stelle ist sehr wichtig, indem sie ein kräftiges Zeugnis gibt, von den, von allen Kirchen anerkannten, Rechten des apostolischen Stuhls zu Rom, vor den alle Sachen von gewisser Wichtigkeit gebracht werden müssen, „auf dass von hier aus möge bestimmt werden, was da recht sei“. Wie hätte Julius, dessen Brief, obgleich er große Gräuel rügt, doch im Geist der herzlichsten Liebe und der zartesten Bescheidenheit geschrieben ist, solche Ansprüche äußern wollen, äußern dürfen, wären nicht die Rechte der Nachfolger des heiligen Petrus zu Rom allgemein anerkannt worden? Er hatte keine äußere Macht, und jene Eusebianer, unter denen der Patriarch von Antiochien, dem ersten Sitz im Morgenland, wurden unterstützt von der mächtigen Hofgunst. Aber keine Stimme erhob sich im Morgenland, jene Behauptung des römischen Bischofs zu rügen. Sokrates und Sozomenus, wie schon oben bemerkt worden, erkannten die Gültigkeit seiner Ansprüche an. Sokrates bemerkt auch, dass Sabinus, ein Geschichtsschreiber, der der Partei des Macedonius anhing, in seine, nicht auf uns gelangte, Sammlung von Konzilen den Brief der Eusebianer an Julius eingerückt habe, nicht aber des Julius Antwort. Würde er diese mit Stillschweigen übergangen sein, wenn er geglaubt hätte, unbegründete, vermessene Ansprüche des Bischofs zu Rom rügen zu können? Sabinus mag wohl gewusst haben, warum er diesen schönen Brief umschlich.
Da indessen dieses Sendschreiben nicht den gewünschten Eindruck auf die Eusebianer machte, ersuchte Julius den abendländischen Kaiser Constans, er möge an seinen Bruder Constantius schreiben, auf dass man durch Zusammenberufung eines allgemeinen Konzils den Spaltungen, so die Kirche zerrütteten, abhelfen könne. Die Eröffnung desselben geschah wirklich zu Sardica, in Illyrien, im Monat Mai 347. Der heilige Athanasius und Marcellus von Ancyra wurden darin als rechtgläubig und unschuldig anerkannt, auch entsetzte man etliche arianische Bischöfe ihres Amtes, und veranstaltete 21 Disziplinarsatzungen. Die erste verbot die Versetzung von einem Stuhl auf den andern. Dadurch wollte man dem Ehrgeiz den Weg abschneiden, und das Heiligtum vor den Unheilen verwahren, die das Beispiel des Eusebius von Nikomedien befürchten ließ. Der 3., 4. und 7. Kanon räumte dem, durch eine Provinzialsynode abgesetzten, Bischof das Recht ein, an den Bischof in Rom zu appellieren.
Der heilige Julius starb am 12. April 352, nachdem er der Kirche fünfzehn Jahre, zwei Monate und sechs Tage vorgestanden war. Graf von Stolberg sagt sehr schön von ihm: „Julius hat das Schifflein der Kirche gesteuert in stürmender Zeit mit erleuchteter Weisheit und kräftiger Festigkeit, mit apostolischem Eifer und mit sanftem evangelischen Sinn. Sein Andenken wird der Kirche heilig sein, so lange sie besteht, das heißt, bis ans Ende der Tage.“ Sein Name steht in den ältesten Kalendern der römischen Kirche.
Der heilige Sabas, der Gote, Märtyrer der Walachei,
+ 12.4.372 – Fest: 12. April
Nichts erhärtet augenscheinlicher die Göttlichkeit der christlichen Religion, als die Art, wie sie in die Welt eingeführt wurde. Aller menschlichen Hilfe beraubt, besiegte sie die vereinigten Kräfte der Afterweisen und Heidenfürsten. Die wildesten Völker, die den Römern allzeit gram gewesen waren, schienen durch ihren Hass gegen die Jünger Jesu sich nun mit ihnen zu befreunden. Allein auch sie sah man unter das Joch des Glaubens sich beugen. Unter den Barbaren, die die heilige Taufe empfingen, waren die Goten nicht die minder ausgezeichneten, ja mehrere sogar besiegelten durch das Blut ihren Glauben. Da ihr König Athanarich die Zahl der Gläubigen jeden Tag sich mehren sah, fachte er das Feuer einer heftigen Verfolgung an, gegen alle jene Untertanen, die dem Christentum ergeben waren. Die Erfahrung lehrte ihn aber, dass die wahren Gläubigen über alle Schrecknisse der Peinen erhaben sind, und nichts imstande ist, ihrem Herzen den Glauben zu entreißen. Man kennt weder die Zahl noch die Namen der meisten Goten, die bei dieser Gelegenheit mit dem Märtyrertod gekrönt worden sind. Die Griechen verehren deren 51 in ihrem Menologium. Die berühmtesten unter diesen tapferen Kämpfern Jesu Christi sind der heilige Nicetas und der heilige Sabas.
Der Zweite, von Geburt ein Gote, war schon in seinen Kindesjahren zum Christentum bekehrt worden. Er war von jeher ein Muster des Gehorsams, der Sanftmut, der Demut und der übrigen Christentugenden gewesen. Er war gegen jedermann leutselig, doch mit Würde, offenherzig, ein Feind der Verstellung und Heuchelei, unerschrocken, zurückgezogen, ein Liebhaber des Friedens und der Stille, dennoch aber voll Eifer und Tatkraft, wenn es die Ehre der Religion betraf. Sein größtes Vergnügen war die Altäre zu zieren, und in der Kirche das Lob des Herrn zu besingen. Seine Liebe zur Keuschheit hielt ihn von aller Gesellschaft mit Frauen entfernt, und niemals unterhielt er sich mit ihnen, als wenn ihn die Notwendigkeit dazu zwang. Oft brachte er ganze Tage und Nächte im Gebet zu, sein Leben war eine beständige Übung der Abtötung. Er vermied mit größter Sorgfalt die eitle Ehre, und suchte andere durch Wort und Tat zur Tugendliebe anzufeuern. Unaufhörlich brannte in ihm ein heftiges Verlangen, Jesus Christus in allen Dingen zu verherrlichen.
Die Befehlshaber und die Vornehmsten unter den Goten waren Heiden, und bestrebten sich, die christliche Religion zu vertilgen. Die Verfolgung begann damit, dass man die Gläubigen zwingen wollte, von dem Fleisch, das den Götzen geopfert worden war, zu essen. Einige Abgötterer, die mit Christen verwandt und ihnen das Leben zu erretten gesonnen waren, kamen auf den Gedanken, ihnen durch die Trabanten des Königs, die sie gewonnen hatten, gewöhnliches Fleisch, dass nicht geopfert worden war, vorstellen zu lassen. Sabas verschmähte diesen unwürdigen Kunstgriff: nicht nur aß er nichts von diesem untergeschobenen Fleisch, sondern erklärte noch öffentlich, er würde alle jene Gläubigen, die davon äßen, nicht mehr als Christen ansehen. Durch diesen Heldenmut hielt er viele zurück, dass sie nicht in diese Schlinge fielen. Andere, die seinen Eifer für überspannte Strenge ansahen, jagten ihn aus dem Städtchen, das er bewohnte, riefen ihn aber anschließend wieder zurück.
Im folgenden Jahr entflammte aufs neue die Verfolgung, und es kam ein königlicher Beamter in den Wohnort des Heiligen, um die Anbeter Jesu Christi aufzuschreiben. Als etliche Einwohner sich erboten, auf die Opfergaben zu schwören, dass keine Christen unter ihnen seien, trat Sabas hervor, und sagte denjenigen, die den Eid ablegen wollten: Niemand schwöre für mich, denn ich bin Christ.“ Der Beamte stand indessen nicht von der Eidesforderung ab, worauf die Vornehmsten des Ortes alle Bekenner alle Bekenner des Christentums verbargen, und schwuren, dass sich nur ein einziger Christ im ganzen Städtlein befände. Der Beamte befahl, er solle sich stellen, und Sabas trat mit männlicher Kühnheit hervor. Als er sich nach seinem Vermögen erkundigt, und vernommen hatte, dass er nichts als das Kleid am Leibe besäße, verachtete er ihn, und sah ihn als einen unbedeutenden Menschen an, der weder Gutes noch Böses stiften könnte.
Gegen Ostern des Jahres 372 brach die Verfolgung abermals aus, und der Bekenner sann auf Mittel, wie er diesen Festtag zu begehen vermöchte: da kam ihn in den Sinn, einen Priester namens Gutthika, der eine andere Stadt bewohnte, aufzusuchen. Unterwegs aber wurde ihm wunderbarer Weise angedeutet, er solle zurückkehren an den Ort, wo er hergekommen war, und da mit dem Priester Sansala das Osterfest feiern. Drei Tage nach der Feier kam Atharid, der Sohn eines Gewaltigen des Landes, während der Nacht mit bewaffneter Mannschaft in den Flecken, stürmte in die Behausung des Priesters Sansala, der arglos schlief. Er ergriff ihn und warf ihn mit Ketten beladen auf einen Wagen. Sabas wurde ebenfalls aus dem Bett gerissen, und man gestattete ihm nicht einmal, mit seiner Kleidung sich zu bedecken. Die Soldaten schleppten ihn ganz nackt durch Hecken und Dornen, und zerfleischten mit unmenschlichen Geißelhieben und Streichen seinen Körper (Die Alten lagen damals nackt im Bett und breiteten das Gewand nachts über sich als Decke.).
Bei Tagesanbruch sagte der Heilige seinen Verfolgern: „Habt ihr mich nicht durch Hecken und Dornen geschleift? Seht da, ob ihr den mindesten Ritz an meinen Füßen gewahrt, und ob die Streiche, die ihr mir gegeben habt, auf meinem Körper nur eine Beule zurückgelassen haben.“ Da die Heiden keine Spur ihrer Grausamkeit wahrnahmen, gerieten sie noch desto mehr in Wut. Sie nahmen daher eine Achse vom Wagen, legten sie ihm an den Hals, und banden an die beiden Enden derselben dessen Hände, an die andere Achse die Füße. In dieser schmerzlichen Lage peinigten sie ihn fast die ganze folgende Nacht hindurch: da sie aber eingeschlafen waren, band die Frau, bei der sie ihr Nachtlager genommen hatten, den Diener Gottes los. Er wollte nicht die Flucht ergreifen, obgleich er es ohne Hindernis hätte tun können, sondern blieb bei der Hauswirtin, und half ihr das Essen für die Dienstboten bereiten.
Als die Nacht vorüber war, ließ ihm Atharid die Hände auf den Rücken binden, und an einem Balken des Hauses aufhängen. Danach brachte man ihm wie auch dem Priester Sansala Opferfleisch. Allein sie weigerten sich beide, davon zu essen. „Dieses Fleisch“, sagte Sabas, „ist unrein und unheilig, wie derjenige, der es uns schickt“. Einer seiner Sklaven des Atharid schlug ihm, durch diese Worte erzürnt, mit einer Mörserkeule mit solcher Wut auf die Brust, dass die Anwesenden ihn für tot hielten. Sabas aber sprach zu dem Täter: „Du meinst wohl, du hättest mich getötet? Ich versichere dich, dass ich ebenso wenig Schmerz verspürt habe, als wenn du mir einen Wolleflocken auf die Brust geworfen hättest.“ Atharid erhielt Kunde von allen diesen wunderbaren Ereignissen, war aber nicht gerührt, er befahl im Gegenteil, dass Sabas getötet werden soll.
Den Priester Sansala befahl er freizulassen. Sabas aber wurde an das Ufer des Musäus geführt (Massovo in der Walachei), um da ersäuft zu werden. Von heiliger Freude durchdrungen, pries er Gott, und dankte ihm, dass er gewürdigt wurde, für die Ehre seines Namens zu leiden. Indes sagten die Soldaten, die ihn führen mussten, unter sich: „Dieser Mensch ist unschuldig. Warum geben wir ihn nicht frei? Atharid wird nichts davon erfahren.“ Sabas, der sie also reden hörte, sagte ihnen: „Wozu alle diese Reden? Tut geschwind, wie euch befohlen wurde. Auf der anderen Seite des Stroms sehe ich, was ihr nicht erschauen könnt. Ich sehe die, die meine Seele aufnehmen sollen, um sie ins Reich der Herrlichkeit einzuführen. Sie erwarten nur den Augenblick, wo sie von meinem Körper getrennt wird.“ Die Soldaten ergreifen ihn daher, binden ihm die Achse an den Hals, und werfen ihn in die Fluten. Indem er so durch das Wasser und das Holz starb, bemerkt der Verfasser seiner Akten, drückte er, durch diese doppelte Todesart, die zwei Zeichen des Menschenheils aus, nämlich die Taufe und das Kreuz. Sein Märtyrertod ereignete sich am 12. April 372, unter der Regierung der Kaiser Valentinian und Valens.
Die Soldaten zogen seinen Leichnam hernach aus dem Wasser, und ließen ihn unbeerdigt am Strand liegen. Allein die dortigen Christen fanden ein Mittel, die Raubtiere davon abzuhalten.
Junius Soranus, Befehlshaber von Scythien, ein großer Diener Gottes, ließ ihn abholen und schickte ihn nach Kappadocien, in sein Vaterland. Er begleitete diese Sendung mit einem Brief der Kirche von Gotland an die von Kappadocien, indem man die Geschichte des Märtyrertums des heiligen Sabas findet, und der folgendermaßen schließt: „Ermangelt nicht, an dem Tag, an dem der glückselige Blutzeuge gekrönt wurde, das Opfer darzubringen. Berichtet dies euren anderen Brüdern, damit in der ganzen katholischen und apostolischen Kirche gelobt und gepriesen werde der Name des Herrn, der einen seiner Diener verherrlicht hat.“ Der heilige Sabas steht in den Martyrologien der Griechen und der Lateiner.
Die Blutzeugen haben nur darum die Qualen und den Tod verachtet, weil ihnen allzeit die unaussprechliche Himmelswonne vor Augen schwebte. Würde der Anblick dieser Glückseligkeit den gehörigen Eindruck auf unsere Seelen machen, o so müssten wir gewiss mit regerem Eifer auf der Bahn der Tugend wandeln. Als ein Mönch der Vorzeit bei seinem Abt sich beklagte, es ekle ihn die Einöde an, erwiderte ihm dieser: „Dein Ekel rührt daher, weil du weder an die Freuden des Himmels, noch an die Qualen der Hölle denkst. Würdest du dieser gedenken, so möchtest du wohl nicht in Missmut und Lauigkeit geraten. Unsere Hauptbeschäftigung hienieden, sagt der heilige Augustinus, besteht darin, dass wir das himmlische Vaterland, in das wir bald aufgenommen werden, nimmer aus den Augen verlieren. Zwar kann man nicht leugnen, dass man auf dieser Bahn auf manche Leiden stoßen wird. Allein sie werden mit einer ewigen Ruhe vertauscht werden. Der sicherste Antrieb zur unverdrossenen Arbeit ist die Erinnerung an die Belohnungen. Dem Winzer würde der Mut entsinken, wenn er keinen Lohn seiner Mühen hoffte. Alles, was wir tun oder leiden können, wird uns wie ein Nichts vorkommen, wenn wir es mit der Krone vergleichen, die unser im Himmel wartet. Ja wir werden noch erstaunen, dass wir so viel für so wenig erhalten.“
Der gottselige Petrus Anascus, Jesuiten-Pater,
+ 12.4.1603 – Gedenken: 12. April
Im Jahr 1603 ist an diesem Tag, wie Mariä Stammbuch erzählt, zu Peru in Südamerika ein Jesuit, namens Petrus Anascus, gestorben.
Von Jugend an hatte er eine besondere Liebe zu Maria und empfing viele Gnaden von ihr, darum er auch zu ihr, da er krank lag, mehr als zu seiner leiblichen Mutter seine Zuflucht genommen hat. Und Maria erschien dem frommen treuen Jüngling, das Jesuskind auf dem Arm, gab ihm seine Gesundheit wieder und mahnte ihn, der Welt zu entsagen und sich Gott dem Herrn in der Gesellschaft Jesu aufzuopfern. Petrus folgte dem himmlischen Ruf und sein immerwährender Spruch war: „Maria hat mich in den heiligen Orden geführt, Maria hat mich in selbem erhalten, Maria sei gebenedeit in Ewigkeit!“ Gott und Maria zur Dankbarkeit hat er sich täglich ganz jämmerlich gegeißelt, ist auch häufig vor ein schönes Marienbild zur Andacht niedergekniet und hat sich ihr dringend anbefohlen. Alle Samstage und Vortage der Marienfeste ehrte er durch Fasten usw.
In diesem marianischen Eifer hat er in Indien als ein würdiger Apostel viel tausend Seelen bekehrt, die fremden Sprachen leicht erlernt, ganz mutig gepredigt, viel im Beichtstuhl gewirkt, ein großes Lob auf Erden und eine herrliche Krone im Himmel erlangt.
Mutter Leonora vom heiligen Bernard
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 12. April 1639 pflückte der himmlische Gärtner eine voll entfaltete Blume des Karmels in Belgien. Die lobwürdige Mutter Leonora vom heiligen Bernard, zu Spa in Belgien am 6. März 1577 geboren, verlebte den größten Teil ihres Lebens in den Niederlanden. Ihr Vater war der Genuese Korbinian Spinola, ihre Mutter stammte aus Bayern. Philippus von der heiligsten Dreifaltigkeit berichtet, die ersten sowie die letzten Worte, die Leonora gesprochen, seien die heiligen Namen Jesus und Maria gewesen. Schon von klein auf fromm und mit den besten Anlagen ausgestattet, wurde sie durch eine ausgezeichnete Erziehung noch mehr zu Gott hingezogen. Frei von jedem Geiz gab sie schon als Kind gern den Armen, was sie hatte. Einmal verschenkte sie in der kindlichen Unüberlegtheit ihrer acht Jahre sogar ohne Bedenken einen kostbaren Schmuck. Sie vermutete wohl selbst, dass die Eltern es nicht gutheißen würden und sagte deshalb dem Beschenkten, er solle sich nur schnell entfernen, denn sonst sei zu befürchten, dass er ihn wieder zurückgeben müsse. Gott belohnte Leonora dafür mit der Gnade des Ordensberufes und zeigte ihr im Geist das Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen zu Lueches. In dem Institut, in dem sie ihre Erziehung genoss, fand sie die Schriften der heiligen Theresia, darunter auch die Satzungen der Unbeschuhten Karmelitinnen, die sie mit Begierde las. Seitdem Leonora diese Satzungen kannte, war sie überzeugt, dass sie zu diesem Orden berufen sei, und ruhte nicht, bis sie die entgegenstehenden Schwierigkeiten überwand und am 20. September 1597 das heilige Kleid erhielt. Alle Schwestern waren ihr zugetan wegen ihres tugendhaften Wandels, besonders wegen ihres wahrhaft vollkommenen Gehorsams. Als einmal der ehrwürdige Bruder Franz vom Christkindlein in das Kloster kam, wurde Leonora durch ihn vom heftigen Fieber befreit, an dem sie eben litt. Ehe er sich entfernte, sagte er: "Der kleinen Schwester wollte ich noch etwas sagen" und zu Leonora gewendet: "Kleine Schwester, du wirst als Stifterin nach Frankreich kommen und die Mutter kleiner Schwestern werden." So war es. Leonora wurde die erste Novizenmeisterin im ersten Kloster zu Paris. Von Frankreich ging es nach Belgien zu den Stiftungen in Brüssel, in Löwen, in Bergen und Antwerpen. War sie hier überall die getreue Begleiterin und Mithelferin der seligen Anna vom heiligen Bartholomäus gewesen, so war sie bei der Gründung der Klöster in Mecheln und Gent vollständig auf sich selbst angewiesen. In Gent sollte sie zur ewigen Ruhe eingehen. Nachdem sie die Vorbereitungen zur Seligsprechung der ehrwürdigen Anna vom heiligen Bartholomäus getroffen hatte, sagte sie: "Sehen werde ich diese Feier nicht mehr; mir bleibt nur übrig, mich auf den Tod vorzubereiten." Dem Pater Provinzial, der sprach: "Mutter Priorin muss sterben," gab sie einfach kurz zur Antwort: "Ja, Pater." Das war am Samstag. Am folgenden Donnerstag ordnete der Arzt an, sie solle mit den heiligen Sakramenten versehen werden. Ganz froh vernahm es Leonora, erhob die Augen zum Himmel und rief: "Deo gratias." Ihre Fröhlichkeit behielt sie bis zum Tod. Des Öfteren rief sie zum himmlischen Bräutigam: "Gehen wir, gehen wir, Herr!" Am 12. April 1639 um Mitternacht öffnete sie die Augen zum letzten Mal und ließ sie ruhig von der einen Schwester zur anderen gehen, gleich als wollte sie Abschied nehmen, schloss sie dann wieder, richtete sich selbst vollständig zurecht und entschlummerte sanft im Herrn. Noch in derselben Stunde erschien sie einer zehn Meilen von Gent entfernt wohnenden Klosterfrau im Glorienschein der Seligen und sprach: "Schau, Tochter, wie verschieden die Urteile Gottes von den Urteilen der Menschen sind." Verschiedene Persönlichkeiten, die ihre Zuflucht zu Leonora nahmen, erhielten wunderbare Hilfe. Ihr Leib, der zur Verwunderung aller beweglich blieb, als ob er noch lebte, wurde von den Schwestern, als sie im Jahr 1790 aus den Niederlanden vertrieben wurden, in ihre Heimat mitgenommen.
Gebet am 12. April
O meine Königin, stehe mir bei. Das ist alles, was ich begehre. Wenn du mich unter deinen Schutz nimmst, so habe ich nichts zu fürchten, dann fürchte ich den Teufel nicht, weil du mehr Macht hast, als die ganze Hölle. Dann fürchte ich auch meine Sünden nicht, weil du mir, wenn du nur ein Wort zu Gott sprichst, die Verzeihung aller meiner Sünden erlangen kannst. Wenn du mir zugewandt bist, so habe ich selbst den Zorn Gottes nicht zu fürchten, weil ein Gebet von dir ihn sogleich besänftigt. Mit einem Wort: ich hoffe alles, wenn du mir beistehst, weil du alles vermagst. Amen.
Zu Gott
Kräftige uns, o Herr, in Erfüllung Deiner heiligen Gebote, durch die unerschütterliche und lebendige Hoffnung, nach mutvoll bestandenen Kämpfen zum Besitz der ewigen Seligkeit zu gelangen, die Du Deinen Treuen bestimmt hast, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Zeno
Erfülle, o Gott, alle Hirten Deiner Kirche mit dem Geist der Liebe, mit dem Du den heiligen Bischof Zeno erfüllt hast, und mache auf seine Fürbitte sie und uns heilig, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Jesus Christus
Herr Jesus Christus, alle meine Gedanken, Worte und Werke seien Dir geheiligt! Alles zu Deiner Ehre! Alles Dir zu Liebe! Und dafür begehre ich keinen anderen Lohn, als Dich selbst: Dich im Himmel einst ewig zu besitzen, dem ich hier einzig zu leben verlange, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag kann man sich an die evangelische Geschichte erinnern, da der zwölfjährige Jesus heimlich im Tempel zu Jerusalem geblieben ist, und die seligste Jungfrau mit dem heiligen Josef veranlasst hat, ihn zu suchen, und nach Jerusalem, obwohl sie schon eine Tagesreise entfernt waren, zurückzukehren. Man kann dabei erwägen, wie groß der Schmerz, die Angst und Besorgnis der göttlichen Mutter gewesen ist, als sie Jesus verloren hatte.
Andacht am 12. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Es gibt kein sichereres Merkmal, dass ein Mensch zur Anzahl der Auserwählten gehört, als wenn er bei einem frommen christlichen Leben durch Trübsale, Leiden und Mühseligkeiten bedrängt wird." (Der heilige Aloysius)
Ein Kaufmann bat die heilige Theresia von Avila, ihn Gott im Gebet zu empfehlen. Die Heilige erfüllte seine Bitte, und als sie ihn danach wiedersah, sprach sie zu ihm: "Ich habe Sie Gott empfohlen, und Er hat mir geoffenbart, dass Ihr Name im Buch des Lebens geschrieben steht. Zum Beweis dessen, sage ich Ihnen nun, dass auf dieser Welt Ihnen nichts mehr glücken wird." Was die Heilige weissagte, ging genau in Erfüllung. Denn kurze Zeit darauf gingen die Schiffe, die dieser Kaufmann auf dem Meer hatte, zugrunde, und er musste mit Schmerzen sehen, dass andere Kaufleute in seinen Verlust verwickelt wurde. Indessen unterstützten ihn seine Freunde und rüsteten ihm neuerdings ein Schiff aus, damit er sich, wenigstens zum Teil, von seinem Schaden erholen könnte. Aber es dauerte nicht lange, so litt auch dieses Fahrzeug Schiffbruch, und er hatte kaum die Nachricht davon vernommen, als er selbst freiwillig ins Gefängnis ging, aus dem ihn jedoch seine Freunde, die seine Rechtschaffenheit und Unschuld kannten, alsbald entließen. Er versank also in tiefe Armut, und sehr erfreut, nichts als Gott allein zu besitzen, beschloss er sein Leben durch einen heiligen Tod.
Trübsal, Leiden, Trostlosigkeit und Schmach! Der Anteil Christi wart ihr, o seid auch der meinige! Willig, mein Gott, empfange ich diesen Kelch der Bitterkeit aus Deiner Hand: weil ich gesündigt habe, weil ich ein Christ bin, und weil ich im Himmel gekrönt werden will. Gib mir, Herr Jesus, dass ich gleich Dir, mit Dir und Deinetwillen leide. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 12. April
"Wer alles was er tut für groß hält, ist in einer solchen Verblendung,
wie ein Armer, Elender und Unglücklicher,
der von dem Wahn betört ist, die Fülle der Reichtümer zu besitzen."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 12. April - Von der Gewohnheitssünde
Schwer seufzt dies Herz in seinen Ketten,
Und fleht um Hilfe, Herr, zu dir.
O sende deine Gnade mir:
Aus diesem Kerker mich zu retten.
Auf dass ich, von mir selber frei,
Dein Knecht, mein Gott, auf ewig sei.
1. Niemand kommt plötzlich und auf einmal an den äußersten Rand des Verderbens. Zuerst sündigt der Mensch mit Angst, dann mit Sicherheit, endlich mit Lust, bis allmählich seine Sünden zu einer Kette sich gestalten, die seine unglückselige Seele fesselt, und in das Gefängnis der tyrannischen Gewohnheiten zieht, wo sein Geist erblindet, sein Herz erhärtet, sein Gewissen einschläft und seine Scham erlischt. In diesem Kerker sieht er sein Elend nicht, oder sieht er es auch, so liebt er es, und kann sich nicht entschließen, es zu verlassen. Kommt es ihm auch zuweilen in den Sinn, sich zu bekehren, so ist doch dieser Wille nur vorübergehend, und ohne Kraft und Wirkung.
2. Hat einmal ein Laster freien Lauf gewonnen, dann erwächst es zu einem gewaltigen Strom, der alles niederreißt, was sich ihm widersetzt. Es herrscht tyrannisch über den Willen und wird zu einer zweiten Natur, zu einer eisernen Gewohnheit und Notwendigkeit. Vergeblich pocht die Gnade an einem solchen Herzen. Alle ihre Pfeiler prallen von diesem harten Panzer zurück. Eher würde man der Erde einen Baum, als einem Herzen ein Laster entreißen, das einmal daselbst festgewurzelt ist. Darum auch spricht die Schrift von Gewohnheitssündern: "Kann ein Kuschit seine Hautfarbe oder ein Leopard die Flecken seines Fells verändern? Dann könntet auch ihr, die ihr ans Böse gewöhnt seid, Gutes tun." (Jeremia 13,23)
3. Indessen soll dennoch niemand verzweifeln. Wer seine Übel noch fühlt und nach Heilung seufzt, ist noch nicht gänzlich von Gott verlassen, denn sein Verlangen nach Heilung selbst ist eine Wirkung der göttlichen Gnade. Es wird allerdings Gewalt, und zwar große Gewalt erfordert, eine eherne Gewohnheit zu brechen. Und selten auch bekehrt sich auf die Dauer, wer in Sünden ergraut ist. Rufe daher, wenn du in diesem unglückseligen Stand schmachtest, Gott inbrünstig um seine Hilfe an, und tue Werke der Barmherzigkeit an den Armen, die das Herz deines Erlösers rühren, und er wird deine Nächstenliebe durch deine Bekehrung belohnen. Psalm 38,5: "Denn meine Sünden schlagen mir über dem Kopf zusammen, sie erdrücken mich wie eine schwere Last."
13. April
Von den heiligen Märtyrern Karpus,
Bischof und Martyrer von Thyatira,
+ 13.4.251,
Papylus, Diakon und Martyrer von Thyatira,
+ 13.4.251,
und Agathonice, Martyrin zu Thyatira,
+ 13.4.251 - Fest: 13. April
Viele hundert Jahre lang waren die uralten, echten Marterakten dieser Heiligen verschollen; da zog ein Gelehrter (Aubé) im Jahre 1881 sie ans Licht. Seitdem beschäftigte sich die Wissenschaft mehrfach eingehend mit ihnen, denn sie sind als ein kostbares Denkmal aus der Feder eines christlichen Augen- und Ohrenzeugen geflossen. Die eigenartige Originalität, die ganz ergreifende Schlichtheit des Ausdruckes und die mitunter fast rätselhafte Knappheit der Schilderung verbürgen den höchstmöglichen Grad geschichtlicher Treue. Sie sollen hier der Hauptsache nach erstmals auch in einer Heiligenlegende der Erbauung des christlichen Volkes dienen.
Vorausgeschickt sei noch, dass Karpus wahrscheinlich Bischof von Thyatira. Papylus Diakon und Agathonice eine Christin und Mutter eines unmündigen Sohnes war. Erstere wurden nach standhaftem Bekenntnis zum Feuertod verurteilt; Agathonice, von der Gnade Gottes angeregt, schloss sich ihnen freiwillig an. Schauplatz des Martertums war die Stadt Pergamum in Kleinasien, und zwar zur Zeit des römischen Kaisers Decius oder Marc Aurels.
Als der Prokonsul (von Asien) zu Pergamum weilte, wurden ihm die seligen Märtyrer Christi Karpus und Papylus vorgeführt. Nachdem er sich niedergesetzt hatte, sagte er: „Wie heißt du?“
Der Selige antwortete: „Mein erster und bester Name ist Christ; fragst du aber nach meinem Namen in der Welt, so heiße ich Karpus“.
Der Prokonsul erklärte: „Die Befehle der Kaiser sind dir bekannt, dass man die allwaltenden Götter verehren soll; darum rate ich euch, hinzuzutreten und zu opfern“.
Karpus entgegnete: „Ich bin Christ und verehre Christus, den Sohn Gottes, der in den letzten Zeiten zu unserem Heil gekommen ist und uns von dem Trug des Teufels befreit hat; diesen Götzenbildern da aber opfere ich nicht. Tu, was du willst; denn mir ist es unmöglich, den Truggestalten der Dämonen zu opfern; sind doch jene, die diesen Göttern opfern, ihnen gleich. Wie nämlich die wahren Verehrer – nach der göttlichen Erzählung des Herrn jene, die Gott im Geiste und in der Wahrheit anbeten (Joh 4,23) – der Herrlichkeit Gottes ähnlich werden und mit ihm unsterblich sind, teilhaftig des ewigen Lebens durch Christus, so werden auch jene, die diesen Götzen dienen, ähnlich der Eitelkeit der Dämonen und gehen mit ihnen in der Hölle unter. Sie teilen die gerechte Strafe mit jenem, der den Menschen, das auserwählte Geschöpf Gottes, hintergangen hat, ich meine den Teufel, der in seiner Schlechtigkeit den Menschen beneidet hat. Darum wisse, Prokonsul, dass ich diesen nicht opfere.“
Der Prokonsul aber sprach zornig: „Opfert den Göttern und seid vernünftig!“
Karpus entgegnete lächelnd: „Götter, die den Himmel und die Erde nicht geschaffen haben, mögen zugrunde gehen!“
Der Prokonsul sprach: „Du musst opfern, denn der Kaiser hat es befohlen.“
Karpus antwortete: „Die Lebenden opfern nicht den Toten!“
Der Prokonsul sprach: „Die Götter hältst du für tot?“
Karpus entgegnete: „Willst du hören? Sie haben nicht einmal als Menschen gelebt, um zu sterben. Willst du sehen, dass das wahr ist? Entziehe ihnen deine Ehre, die du ihnen zu erweisen scheinst, und du wirst erkennen, dass sie nichts sind; Erdstoff sind sie und gehen mit der Zeit unter. Unser Gott nämlich, der zeitlos ist und die Zeit geschaffen hat, bleibt selbst immer unvergänglich und ewig; er ist immer derselbe und leidet keinen Zugang noch Abgang; jene aber werden von Menschen gemacht und, wie ich sagte, von der Zeit vernichtet...“
Der Prokonsul sprach: „Indem ich dich viel Törichtes reden ließ, habe ich dich zur Schmähung der Götter und Kaiser verleitet. Damit du aber darin nicht weiter gehst, gebiete ich dir jetzt zu opfern“.
Karpus entgegnete: „Ich kann nicht opfern; denn niemals habe ich Götzen geopfert“.
Sofort ließ er ihn danach aufhängen und ihm mit Krallen die Haut aufreißen; Karpus aber rief in einem fort: „Ich bin Christ!“ Nachdem er lange zerfleischt worden war, verlor er seine Kräfte und konnte nicht mehr reden.
Der Prokonsul wandte sich von Karpus weg zu Papylus und sprach zu ihm: „Bist du ein Ratsherr?“
Der Entgegnete: „Ich bin ein Bürger“.
Der Prokonsul sprach: „Welcher Stadt?“
Papylus antwortete: „Von Thyatira“.
Der Prokonsul fragte: „Hast du Kinder?“
Papylus antwortete: „Sogar viele um Gottes willen“.
Einer aus der umstehenden Menge rief: „Nach seinem Christenglauben sagt er, dass er Kinder habe“.
Der Prokonsul sagte: „Warum lügst du und sagst, du hast Kinder?“
Papylus entgegnete: „Willst du sehen, dass ich nicht lüge, sondern die Wahrheit sage? In jeder Provinz und Stadt habe ich Kinder in Gott“.
Der Prokonsul sagte: „Opferst du, oder was sagst du?“
Papylus entgegnete: „Von Jugend an diene ich Gott und habe nie Götzen geopfert, sondern ich bin Christ, und mehr als dies kannst du von mir nicht erfahren; denn nichts Größeres und Schöneres als dies könnte ich sagen“.
Auch Papylus wurde aufgehängt und mit drei Paaren eiserner Krallen zerfleischt; aber er gab keinen Laut von sich und ließ wie ein großmütiger Kämpfer den Zorn des Widersachers über sich ergehen.
Als der Prokonsul ihre außerordentliche Standhaftigkeit sah, befahl er, sie lebendig zu verbrennen. Beschleunigten Schrittes traten die beiden in das Amphitheater ein, um baldigst von dieser Welt befreit zu werden. Zuerst wurde Papylus mit Nägeln an den Pfahl festgemacht und gab, als das Feuer angelegt war, ruhig betend seinen Geist auf. Nach diesem wurde Karpus angenagelt und lächelte. Die Umstehenden sprachen erstaunt zu ihm: „warum lächelst du?“
Der Selige antwortete: „Ich sah die Herrlichkeit des Herrn und freute mich; zugleich aber wurde ich euch los und habe keinen Teil an eurem Unglück“.
Als aber der Soldat die Holzstücke aufschichtete und anzünden wollte, sagte der heilige Karpus, während er dahinging: „Wir sind von derselben Mutter Eva geboren worden und haben dasselbe Fleisch, aber hinblickend auf das untrügliche Gericht erdulden wir alles“.
Als er dies gesagt hatte und das Feuer brannte, , betete er und sprach: „Gepriesen seist du, Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, dass du auch mich Sünder deines Besitzes gewürdigt hast“.
Nach diesen Worten gab er seinen Geist auf.
Eine gewisse Agathonice aber stand dabei und sah die Herrlichkeit des Herrn, die Karpus gesehen zu haben erklärte. Sie erkannte darin den himmlischen Ruf und erhob sofort ihre Stimme: „Das Mahl, das ich geschaut habe, ist bereitet; ich muss also kosten und essen von dem himmlischen Mahl“.
Das Volk aber rief: „Erbarme dich deines Sohnes!“
Die selige Agathonice antwortete: „Er hat Gott, der sich seiner annehmen kann, den, der für alles sorgt; aber ich, was stehe ich hier?“
Sie zog ihre Kleider aus und ließ sich frohlockend an das Holz nageln. Die Dabeistehenden aber sprachen unter Tränen: „Ein grausamer Urteilsspruch und ungerechte Befehle!“
Als sie aufgerichtet und vom Feuer erfasst war, rief sie dreimal: „Herr! Herr! Herr, hilf mir, denn zu dir habe ich mich geflüchtet!“ Und so gab sie ihren Geist auf und wurde mit den Heiligen vollendet.
Ihre Überreste aber trugen die Christen heimlich davon und hüteten sie zur Ehre Christi und zum Ruhm seiner Märtyrer; denn ihm gebührt Ruhm und Macht und Ehre, dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.
Der heilige Hermenegild, Prinz und Martyrer von Sevilla, Spanien,
+ 13.4.586 - Fest: 13. April
Da wurde im Jahr 579 zu Toledo, Spaniens damaliger Königsstadt, eine Hochzeit gefeiert. Hermenegild, der Kronprinz des Landes, heiratete die fränkische Königstochter Ingunde. Der Bräutigam gehörte mit seiner Familie der arianischen Sekte an und die Braut war römisch-katholisch. Des ersteren Vater Leovigild, der mächtige westgotische König, ein verbissener Arianer, hatte in eigener Person die Ehe der beiden jungen Menschen, die übrigens glücklich war, gewünscht und herbeigeführt. Dabei ließ sich der Herrscher von dem Gedanken leiten, dass es ihm nicht schwer fallen werde, aus der Katholikin Ingunde schnell und sicher eine Arianerin zu machen. Als er sich in dieser Hoffnung getäuscht sah, insofern Ingunde dem katholischen Glauben treu blieb, gab es Streit im Königshaus, und der Streit endete damit, dass Leovigild Sohn und Schwiegertochter vom Hof verbannte und nach Sevilla schickte. Zwar gab der Vater dem Kronprinzen den Titel König, aber das Verhältnis zwischen ihm und Hermenegild blieb gespannt.
In Sevilla kam Hermenegild, durch das christliche Beispiel der Gattin beeinflusst, zu der Einsicht, dass der katholische Glaube die einzig wahre Religion sein müsse. Deshalb schwur er dem arianischen Glauben ab und wurde katholisch.
Dieser Schritt des Kronprinzen schlug dem Fass den Boden aus. Mit Heeresmacht rückte der königliche Vater heran und Hermenegild floh in eine Kirche, wo er nach altem Recht als von Gott geschützt galt und nicht ergriffen werden durfte. Wohl achtete Leovigild das Recht, aber er lockte mit List den Geflohenen aus dem Schutz des Gotteshauses heraus, indem er den jüngeren Sohn Rekkared zu Hermenegild schickte und ihm die eidliche Zusicherung gab, er solle getrost freiwillig zu ihm kommen, er wolle ihm alles verzeihen und nichts Böses antun.
Hermenegild zweifelte nicht an der Aufrichtigkeit des gegebenen Versprechens, verließ das schützende Gotteshaus und stellte sich dem Vater. Dieser jedoch vergaß des Eides, den er geschworen hatte. Mit eigener Hand riss er dem Sohn die Abzeichen der Königswürde vom Leib, enterbte ihn, ließ ihn in einen finsteren Kerker werfen, und als die Schergen den Geschmähten abführten, rief ihm der Wüterich höhnisch die Bemerkung nach, im Gefängnis könne er bei Wasser und Brot über seinen Glaubenswechsel heilsame Erwägungen anstellen.
Das tat Hermenegild auch, und unter den Erwägungen, die er anstellte, war die heilsamste jene, die im Gebet zum Ausdruck bringt, dass ein irdisches Königreich geringer zu werten ist als das himmlische. Hermenegild fasste den festen und unabänderlichen Entschluss, dass er katholisch bleiben wolle bis zum Ende, und das bittere Ende ließ auch nicht auf sich warten. Als nämlich das Osterfest nahte, schickte der Vater einen arianischen Bischof in den Kerker und ließ dem Bekenner melden, er solle aus der Hand des abtrünnigen Mannes die Osterkommunion empfangen. Hermenegild wies aber den Bischof mit dem Bemerken zurück, dass er nur aus der Hand eines katholischen Priesters den Leib des Herrn empfangen wolle.
Als kurz darauf der Vater von dem Verhalten des Sohnes erfuhr, schickte er den Scharfrichter in das Gefängnis, der auf königlichen Befehl dem Eingekerkerten mit einem Beil den Schädel spaltete und ihm dadurch die Krone der ewigen Herrlichkeit verschaffe. Es geschah am 13. April, dem Karsamstag des Jahres 586. Seitdem feiert Hermenegild die ewige Kommunion mit Gott im Himmel.
Durch die Art des Todes ist der heilige Hermenegild eigentlich ein Martyrer der heiligen Kommunion. Aus diesem Grund wendet man sich auch gerade an ihn, um durch seine Fürsprache von Gott die Gnade zu erhalten, dass man stets würdig den Leib des Herrn empfange.
Der heilige Martin I., Papst und Martyrer von Chersones,
+ 16.9.655 - Fest: 13. April
Die heutige Feier ist einem Namensvetter des gestrigen Tagesheiligen geweiht. Es ist der heilige Papst Martin I., der die Kirche Gottes in den Jahren 649 bis 655 leitete, ein Martyrer und ein Schmerzensmann, der nach den Worten der Heiligen Schrift teilnehmen durfte an den Leiden Christi.
In jener Zeit, da der heilige Papst Martin lebte, gab es zwar keine blutigen Christenverfolgungen mehr, aber Irrlehrer waren am Werk, welche die wahre Lehre vom Gottessohn verfälschten, indem sie entweder seine Gottheit oder seine Menschheit leugneten, obwohl er doch Gott und Mensch zugleich ist, wie es im Credo der Heiligen Messe ganz klar ausgedrückt ist.
Da war es weiter nichts als die Pflicht des obersten Hirten in Rom, die Irrlehre zu verurteilen und die hartnäckigen Ketzer zu bannen. Das tat Martin, aber da mischte sich der Kaiser, der damals weit weg von Rom in Konstantinopel wohnte, in den Streit, der ihn doch gar nichts anging, und hielt es mit den Irrlehrern. Alles Weitere kann man sich denken, und wieder einmal musste ein hochgemuter Christusheld in der Nachfolge des göttlichen Meisters den glorreichen Weg des Kreuzes beschreiten.
Von Konstantinopel kam ein Geheimbefehl des Kaisers, man solle den Papst während der Heiligen Messe am Altar erdolchen. Man wollte also kurzen Prozess machen, aber Gott vereitelte den verbrecherischen Anschlag dadurch, dass der Meuchelmörder gerade in dem Augenblick, als er sich auf den Papst stürzen wollte, erblindete und wie tot zu Boden fiel. Daraufhin ließ man Martin für einige Zeit in Ruhe.
Eines Tages kam jedoch ein neuer kaiserlicher Befehl. Papst Martin sei zu verhaften und nach Konstantinopel zu überführen, aber nicht eilig, sondern auf einem langsamen Schub, und unterwegs sollte der päpstliche Häftling auf dem Schiff in jeder erdenklichen Weise gequält werden, man solle ihn hungern und dürsten lassen und schlagen und einsperren, damit seine Körper- und Willenskraft gebrochen, seine Geduld erschöpft und sein Gemüt zur Nachgiebigkeit gebracht werde.
Achtzehn Monate dauerte die weit in die Länge gezogene Seereise Martins von Rom nach Konstantinopel. Dort war man bei seiner Ankunft enttäuscht, dass er noch lebte. Man warf den Entkräfteten ins Gefängnis, wo der Glaubensheld, mit Ketten gefesselt, frierend und hungernd drei harte Wintermonate verbrachte. Immer hoffte man, der oberste Wächter des Glaubens werde mürbe werden, aber er wurde nicht mürbe, und je mehr der Körper verfiel, desto stärker entwickelte sich der Mut des Bekenners. Schließlich wurde ein Schauprozess aufgezogen. Die Anklage lautete auf Hochverrat gegen den Staat und das Urteil selbstredend auf Tod. Bevor das Lügenurteil vollstreckt wurde, tat man dem Papst Martin eine letzte hohe Ehre an, indem man ihm auf öffentlichem Platz vor allem Volk die Zeichen der hohepriesterlichen Würde vom Leib riss, wie man auch den Heiland auf Golgatha seiner Kleider beraubte.
Doch da hatten sich die Gewaltmenschen zu viel herausgenommen, das Volk, dem langsam die Augen aufgingen, begann zu murren, und der Kaiser wagte es nicht, die Hinrichtung zu vollstrecken, sondern ließ den Glaubenshelden in eine entlegene Verbrecherkolonie verbringen, wo Papst Martin ein halbes Jahr später starb und für immer mit einer Krone geschmückt wurde, im Vergleich zu der die Krone seines kaiserlichen Gegners eitel Staub war.
Die selige Ida von Löwen, Zisterzienser-Ordensfrau zu Rosendael,
+ 13.4.1300 – Fest: 13. April
Unter den Begnadetsten der Lieblinge Gottes nimmt die selige (oder „ehrwürdige“) Ida, die ihre Heimat in Löwen in Belgien hatte, einen hervorragenden Platz ein. Viel Wunderbares wird von ihr berichtet. Ihr Lebensbeschreiber versichert, dass er es aus den Aufzeichnungen des Beichtvaters der Seligen, namens Hugo, zusammengetragen habe, also des maßgebendsten Zeugen, den er überdies einen „sehr heiligen Diener Christi, einen über alles ehrwürdigen und seligen Mann“ nennt. Die schier in Vergessenheit geratene stigmatisierte Jungfrau verdient um deswillen wieder unserer Zeit als leuchtender Stern gezeigt zu werden, , als sie eine ganz besonders innige Andacht zum eucharistischen Heiland hatte und weil eben deswegen das heiligste Altarsakrament der Mittelpunkt all der wunderbaren Erscheinungen war, deren sie gewürdigt wurde.
Schon das Kind wurde vom Altar geheimnisvoll angezogen. Während der Wandlung sah es einmal einen Lichtstrahl vom Himmel herniedersteigen. In kindlicher Einfalt und engelgleicher Reinheit des Herzens gelangte es ins achtzehnte Lebensjahr. Da eröffnete sich dem regsamen Geist der Jungfrau eine in der Welt ganz seltene und darum auch so kostbare Einsicht von der menschlichen Nichtigkeit und Unzulänglichkeit, ein gnadenvolles, klares Erkennen der eigenen Sündhaftigkeit. Eine solche nur vom Heiligen Geist verliehene, wunderbare Erkenntnis finden wir im Leben mancher auserwählten Heiligen in auffälliger Weise, wie ein plötzliches Licht von oben gegeben. Auf den gewöhnlichen Wegen der Gnade und in ruhig fortschreitender Entwicklung, je nach dem Maß der Mitwirkung und des Verlangens, schenkt sie Gott jedem Suchenden. Der große heilige Franziskus von Assisi (+ 1226), dem die selige Ida noch einige Jahre Zeitgenossin gewesen sein könnte, hatte auch seine glückliche Stunde, als er in der Einsamkeit der Felsenhöhle bei Poggio Bustone in anhaltendem Gebet das immer offene, allen zugängliche Buch des Gekreuzigten studierte. Der „doppelte Abgrund“, wie die heilige Angela von Foligno ihn nannte, öffnete sich ihm, der Abgrund des göttlichen Wesens von Größe und Herrlichkeit, von Güte und Licht; diesem gegenüber sein eigener Abgrund von menschlicher Schwäche, von Sünde und Finsternis. Ganz zerknirscht und wie vernichtet lag Franz auf seinem Angesicht vor Gott, dem Gott, der ganz Wahrheit und Heiligkeit ist, vor dessen Allmacht nichts bestehen kann als Wahrheit und Heiligkeit. In dieser Wahrheit sah Franz auf den Grund seiner Seele und erkannte seine ganze menschliche Erbärmlichkeit, aus der heraus er in tiefster Not zu Gott emporstöhnte, wie ihn später Bruder Leone rufen hörte: „Wer bist du, Herr, du Höchster, du Weiser, du Allgütiger, du Allerbarmender, dass du zu mir kommst, der ich von allen der erbärmlichste Wurm bin, ein kleines, abscheuliches und verächtliches Geschöpf?“ Was sich in solcher Stunde der Gnade in einer Menschenseele, die sich, in vollkommenem Misstrauen auf sich selbst, in Hoffnung und Liebe nur an ihren Gott anklammert, vollzieht, kennt nur der Allwissende. Es ist das Wunder vollkommener Reinigung und Rechtfertigung. Dieser wurde sich Franziskus unzweifelhaft bewusst.
So geschah es auch der seligen Ida. Ein neues Licht und Leben war ihr aufgegangen, das die Heiligen gerne ihre „Bekehrung“ zu nennen pflegen. Ein mächtiges Verlangen nach den himmlischen Freuden und Gütern regte sich in ihr. Wessen sie sich aber in der Vergangenheit als Schuld bewusst war, strebte sie nun durch strenge Buße aufs eifrigste wieder gutzumachen. Mit aller Sorgfalt hütete sie ihr Gewissen, besuchte eifrigst die Kirche und pflegte besonders fromme Gespräche und einen erbaulichen Umgang mit Guten. Den väterlichen Reichtum aber, über dessen Erwerb ihr zartes Gewissen sich nicht beruhigen konnte, wollte sie gar nicht mehr benützen. Das erweckte den Unwillen des Vaters, der ganz in seinem Geschäft des Weinhandels aufging. Sein maßloser Zorn ließ sich bis zu schweren Züchtigungen der Tochter hinreißen. Wieviel musste sie dadurch leiden! Aber alle Bitterkeit ertrug sie mit Geduld, ja legte sich insgeheim noch eigene schwerste Züchtigung auf, die bis aufs Blut ging. Gegen alle Versuchungen, mit denen sie der böse Feind gewaltsam von der aufgenommenen Bahn der Frömmigkeit abdrängen wollte, waffnete sie sich durch eingehende Betrachtung des Leidens des Erlösers und durch eifrige Benützung der wirksamsten Kraftquelle für menschliche Schwäche, des Brotes der Starken“, das „alle Süßigkeit in sich enthält“.
So hatte Gott sich einen aufnahmefähigen, „verschlossenen Garten“ bereitet, in den er den Wunderkeim mystischen Gnadenlebens einsenken konnte. Für den alles Gute zernagenden Wurm menschlicher Selbstsucht und Eitelkeit war da kein Nährboden gegeben. Der feste Zaun der Buße und Wachsamkeit wehrte alle Schädlinge ab. Darum konnte Gott auch für die reine und demütige Jungfrau das ursprüngliche Paradiesverhältnis zu den Geschöpfen wieder aufleben zu lassen, das dem Menschen in jenem glücklichen Stand eigen war, und das man so oft bei den auserwählten Dienern Gottes wiederkehren sehen kann. Wie St. Franziskus, der den Vögeln predigt und sie zu Gottes Lob auffordert, so ruft auch Ida die Vögel und all die gefiederten Bewohner des Hofes herbei, dass sie statt der säumigen Mitmenschen sie zur Feier der heiligen Messe begleiten. Freudig bezeugen ihr die unvernünftigen Tiere ihre Bereitwilligkeit, halten dann in Ruhe und Ordnung vor der Kirche Wache und kehren erst wieder unter Ehrfurchtsbezeigung zum emsigen Futtersuchen zurück, wenn ihnen die gottvereinte Jungfrau die Erlaubnis dazu gibt. Wenn Ida am Bach die Wäsche schwenkte, schwammen die Fische ohne Furcht auf sie zu, ließen sie mit sich spielen, sich streicheln und von ihren Händen fangen. Verdorbenem Wein gab sie seine vorige Güte wieder, verwandelte anderes Getränk in Wein und erflehte auch ihrer unerwartet vom Tod befallenen Schwester das Leben wieder von Gott zurück.
Größer noch und ganz wunderbar waren die Wirkungen ihres innigen Verkehrs mit dem gekreuzigten und eucharistischen Heiland. War die Gottesliebe und die rückhaltlose Hingabe an den Herrn eine vollkommene, so konnte auch die Gegengabe nur eine vollkommene sein, eine außerordentliche nach menschlicher Fassungsweise, eine gottebenbürtige im Reich der Gnade. „Die der himmlische Vater sich auserwählt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu werden“, versichert der große Apostel (Röm 8,29). Das Bild des Sohnes ist das des Gekreuzigten, das die heiligen Wunden trägt, die ihm die Liebe zu uns geschlagen hat. Auf diese hochheiligen Unterpfänder unseres Heils ging immer wieder die betrachtende Herzensneigung der erleuchteten Jungfrau zurück. Sie waren der Ort ihrer Zuflucht, die Sonne ihres Lebens und Liebens. Von so zarter Liebe angezogen, musste der allgütige Herr ihr erwidern: „Du hast mein Herz verwundet, meine Schwester, meine Braut, du hast mein Herz verwundet mit einem Blick deiner Augen“ (Hohelied 4,9). Und so gab er ihr die Geheimnisse seines Leidens auf ganz wundersame Weise zum Miterleiden, er drückte der jugendlichen Kreuzesjüngerin an den Händen, den Füßen und der Seite die Zeichen seiner heiligen Wunden ein. Was unser Heiland zur Erlösung der Welt am Kreuz in der Durchbohrung der Nägel gelitten hat, davon schenkte er der liebenden Kreuzesbraut ein gar köstliches Andenken, das sie nicht so sehr im Gedächtnis behalten, als vielmehr an ihrem Körper mitleiden sollte. Die Male zeigten sich als Kreise von verschiedener Farbe und wuchsen sich an der inneren wie äußeren Hand- und Fußfläche nach Art böser Wunden aus, für jedermann unzweifelhaft sichtbar. Ganz klaffend war die Seitenwunde, bis ins Innere gehend, wie wenn sie das Atmen der Brust oder den Schlag des Herzens vermitteln müsste. Jede Berührung, selbst die bedeckenden Kleider verursachten große Schmerzen. Arbeiten, die eine Bewegung des Oberkörpers bedingten, wurden ihr eine Qual. Ida musste sie öfter unterlassen. Selbst das Nähen, womit sie sich den Lebensunterhalt verschaffte, wurde zur schmerzhaftesten Buße und musste oft unterbleiben. Dabei litt sie auch schweres Weh im Kopf, wie von stechenden Dornen, rings um das Haupt. Der beengte Schmerz erneuerte immer seine Kraft, wenn die unschuldige Nachfolgerin des Gekreuzigten, gleich diesem, Misshandlungen und Schmähungen von Seiten ihres Vaters oder Verwandten erfahren musste. Das alles ertrug sie als kostbaren Anteil am Kreuz des Herrn mit hochherzigem Mut. Eins aber erschien ihrer Demut und Einfalt als allerschwerste und kaum zu ertragende Prüfung, nämlich die Furcht, es möchten die wunderbaren Zeichen dem Volk bekannt werden und ihr, der Unwürdigen und nur nach Gebühr leidenden Büßerin, daraus eine unverdiente Ehrung zuteilwerden. So geschah es auch danach. Denn so sehr sie sich Mühe gab, die Wundmale an den Händen konnten nicht lange verborgen werden, wie auch die Seitenwunde ihren Angehörigen nicht geheim blieb. Da flehte denn die Leidensjüngerin in der Angst ihres Herzens inständigst zum allgütigen Geber aller Gnaden, er möge ihr die Wundmale wieder nehmen. Und siehe, was der liebe Heiland als Unterpfand seiner besonderen Liebe gegeben hatte, das nahm er jetzt wieder zum neuen Beweis seines Wohlgefallens an der Sorgsamkeit, mit der sie den kostbaren Schatz der Demut hütete. Die Sichtbarkeit der Male verschwand, die Leidensempfindung aber blieb. Mit dem Erlöser durfte sie büßen für die Schuld der sündigen Menschheit.
Der gütige Heiland bereitete seiner liebenden Jüngerin wieder andere wundersame Entschädigungen. Er verlieh ihr die Gabe der Beschauung, jenen höchsten Grad des Gebetes, der zur innigsten Vereinigung mit Gott führt, wo der Betende nicht mehr mit Mühe seine Arme nach der göttlichen Wahrheit auszustrecken braucht, wo Gott selber die himmlische Erkenntnis mit großer Lichthelle und unwiderstehlicher Anziehungskraft in die Seele hineinstrahlt. Die Seele ist dabei nur empfangend und leidend, wie ein Kind, das aus dem Becher trinkt, den ihm die Mutter hinhält. Zu diesen Ekstasen der seligen Ida gab zumeist Veranlassung ihre überaus große Hinneigung zu Jesus im Sakrament der Liebe. Mit ihm in Vereinigung zu sein war die heiße Sehnsucht ihres Herzens. Doch ach, nur allzu selten wurde ihr der wirkliche Genuss des heiligen Fronleichnam zuteil, wie damals üblich, meist nur an den Sonn- und Feiertagen. In ihrer Inbrunst umfasste und küsste sie die heiligen Gefäße auf dem Altar. Die Gegenwart des Herrn im Tabernakel pflegte sie zu fühlen. Einmal während der heiligen Messe war die Glut ihrer Sehnsucht so entbrannt, dass sie nur mit gewaltiger Überwindung und Herzensnot sie zu ertragen vermochte. Des Heilands erbarmende Güte aber hatte Mitleid mit ihr. Im selben Augenblick, da der Priester am Altar die heilige Kommunion empfing, da empfand auch das glückliche Kind die hochheilige Gestalt des Brotes im Mund, durch Engelsdienst gebracht, wie man glaubte, sie fühlte es mit der Zunge und empfand den Geschmack. Zugleich kostete sie dem Leib und der Seele nach eine solche Köstlichkeit, dass die beseligende Ankunft des Urhebers aller Köstlichkeit nicht in Zweifel gezogen werden konnte. Diese Gunst wurde ihr mit wachen Sinnen zuteil. Auch in der Verzückung empfing sie den Herrn.
Einmal, nach längerem Gebet, wurde ihr Geist, wie so oft, wiederum über seine körperlichen Grenzen hinaus zur Betrachtung der himmlischen Dinge fortgerissen. Da sah sie mit ihrem geistigen Auge ihren lieben Jesus auf sich zukommen, entzückend zu schauen in der Anmut seiner Menschheit. Sie sah, wie er seine Brust von den Kleidern entblößte, sie ihr zeigte und sie mit deutlichen Zeichen ermunterte, aus seiner Seite den Trank des Heils zu schöpfen. Idas Lebensbeschreiber fügt noch die Versicherung bei, dass er von ihrem Beichtvater mündlich und schriftlich das Zeugnis erhalten habe, dass die Selige öfters in der Verzückung mit dem Liebesjünger Johannes aus dem Gnadenquell der Seite des Herrn geschöpft habe. Somit gehört die ehrwürdige Ida von Löwen zu jenen Begnadeten, denen der Erlöser die Segnungen seines heiligsten Herzens im mystischen Schauen eröffnet hat.
Nicht minder beachtenswert und belangvoll für unsere Zeit ist auch die Mitteilung, dass sich die fromme Jungfrau, um nicht durch Neid und Ärgernisnehmen der Mitmenschen am häufigen Empfang des heiligsten Sakramentes gehindert zu sein, durch ihre geistlichen Ratgeber vom Apostolischen Stuhl das Gnadenindult erbitten ließ, „dass sie alle Tage, wenn sie wolle und es ihr beliebe, zum Empfang der heiligen Kommunion ohne jegliches Hindernis hinzutreten könne“. So ein Gnadenerlass sei in jener Zeit selten gewährt worden, fügt der Schreiber bei, woraus hervorgehe, dass die ehrwürdige Ida mit nicht geringer Heiligkeit geschmückt gewesen sein müsse, weil sie das Ansehen des Heiligen Stuhls durch dieses Vorrecht sie allen Kindern der Kirche als verehrungswürdig hinstellte.
Ein so außerordentliches Leben rein mystischer Art konnte sich nicht gut in der Welt entfalten; es bedurfte der bergenden Mauern des Klosters. Wie aber kam die ehrwürdige Ida schließlich zu dem Entschluss, sich dahin zu flüchten? Wieder war es ihre große Selbsterkenntnis, das Gnadenlicht, das sie erleuchtete, das ihr auch diesen Weg gewiesen hat. Es ist auffallend, was sie als Grund für den Eintritt in einen Orden angibt. Sie könne das Lob des Volkes nicht mehr länger ertragen. Obwohl sie mit Sündenmakeln überladen sei und das auch öffentlich bekenne, so sei doch niemand, der ihr diese Schuldhaftigkeit strafend vor Augen halte. Sie müsse deshalb die nichtwürdige Welt und selbst ihre geistlichen Freunde, auf deren Trostwort sie bisher vertraut habe, verlassen und sich ganz der Barmherzigkeit ihres Gottes überlassen. Die Barmherzigkeit Gottes suchte Ida, und wo konnte sie diese besser finden, als dort, wo das ganze Leben nach strengen Gesetzen geregelt, ein Leben der Buße ist, ein einziger Bittruf nach der Barmherzigkeit Gottes. Wenn die Ordenskandidatin, zur Einkleidung bereit, nochmals gefragt wird, was ihr Begehren sei, antwortet sie: „Die Barmherzigkeit Gottes.“ Die selige Ida suchte diese Barmherzigkeit Gottes im Zisterzienserinnenkloster Rosendael (Rosental) bei Mecheln, das ihre Vorfahren gestiftet hatten. Hier diente sie viele lange Jahre hindurch mit aller Regeltreue dem Allgütigen, hier mehrten sich noch immer die Gnadenwunder in ihrer eucharistischen Vereinigung mit dem himmlischen Seelenbräutigam, hier auch vollendete sie selig ihren Erdenlauf, der schon im Leib mehr ein „Verkehr im Himmel“ war als auf dieser Erde.
Wie kann Demut bestehen neben der Überfülle von Gnadengaben? Außer der wahren Selbsterkenntnis, dieser ersten Quelle der Demut, nennt die selige Ida noch ein praktisches Mittel: „Wenn ich die unaussprechlichen Wohltaten von Gottes Güte annehme oder mich ihrer erinnere, so tue ich es, als ob Gott sie nicht mir, sondern irgend einem Unbekannten gegeben habe. Er, der Erlöser ist es, der seine Braut schmückt; wer das sei, ist gleichgültig. Wenn ich in Gehorsam von den Gaben des Herrn reden muss, tue ich es nur, wenn ich auch gleichzeitig meine Sündhaftigkeit offenbaren darf. Ich würze eines mit dem anderen. So wird jedes schmackhaft und unschädlich.“
Die selige Margaretha, Jungfrau von Citta di Castello, Italien,
Dominikanerin III.OPr.,
+ 13.4.1320 – Gedenktag: 13. April
Von der Natur stiefmütterlich ausgestattet – den Margaretha war von Geburt an blind – erhob sich gleichwohl ihr innerer Sinn zum hohen und höchsten Ziel. In eifrigem Streben nach Vollkommenheit verachtete sie die irdischen Güter und weltlichen Vergnügen, schenkte ihr Herz frühzeitig Gott dem Herrn, züchtigte ihren Leib durch Fasten und Tragen eines Bußgürtels, und wurde, 17 Jahre alt, in den dritten Orden des heiligen Dominikus aufgenommen. Hier fand sie für ihre Stille Innigkeit die gewünschte Ruhe gleich einer Blume, die ihren zarten Duft nur im Schatten bewahrt.
Die Kirche war sozusagen ihr beständiger Aufenthalt, denn sie verweilte dort täglich bis zum Einbrechen der Nacht, immer in Gebet und Betrachtung versunken. Tot für die Welt beherzigte sie die christlichen Wahrheiten oft und tief, insbesondere das Geheimnis der Jungfräulichkeit Mariens, der Geburt Jesu und des seligen Todes des Nährvaters Joseph. So kam es denn, dass nach ihrem Hinscheiden, wie die Legende erzählt, in ihrem Herzen drei Steinchen gefunden wurden, in deren erstem das Bildnis Mariens war mit einer goldenen Krone auf dem Haupt, im zweiten das Bild Jesu, des neugeborenen Kindes in der Krippe, und im dritten das Bild Josephs, der in goldenem Mantel sich zeigte und neben sich eine kniende Dominikanernonne hatte. „O, wenn ihr wüstet,“ sagte sie deshalb oft im Leben, „welch herrlichen Schatz ich im Herzen trage!“ Noch gegenwärtig werden die besagten Steinchen in der Dominikanerkirche zu Metola gezeigt.
Der 13. April 1320 war ihr Todestag, an dem sie die Palme des Sieges und den auserkorenen Platz unter der Reihe der heiligen Jungfrauen im Himmel erhielt.
Margaretha, die Patronin der Blinden, wurde am 6. April 1675 seliggesprochen, das Verfahren zur Heiligsprechung wurde eingeleitet.
Pater Firmin von der Geburt
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 13. April 1794 erfolgte das Martyrium des lobwürdigen Pater Firmin von der Geburt. Pater Firmin, im Jahr 1759 in Amiens geboren, trat dort in den reformierten Karmel, den er jedoch zu seinem Schmerz bereits im Jahr 1792 wieder verlassen musste. In der Nacht vom 2. auf den 3. April wurde er verhaftet, weil er den Eid auf die Zivilkonstitution des Klerus verweigerte. Der Richter des Revolutionstribunals, der ihn zu vernehmen hatte, war ihm gewogen und legte ihm nahe, zu sagen, er hätte von dem Dekret keine Kenntnis gehabt. Aber Pater Firmin wollte sich zu der Lüge nicht hinreißen lassen und erklärte im Gegenteil ausdrücklich, "er habe gehofft, sich verborgen halten zu können, um noch länger zum Nutzen der Gläubigen zu wirken." So wurde er denn zum Tode verurteilt. Er ließ es sich nicht nehmen, seine apostolische Wirksamkeit bis zum Ende fortzusetzen, indem er noch während der Nacht die Mitgefangenen feurigst zum treuen Ausharren ermunterte, deren Beichten hörte und ihnen die heilige Kommunion spendete. Ab und zu beschlichen ihn wohl Gedanken des Kleinmutes, aber auch in diesen Ölbergstunden sprach er bereitwillig: "Dein Wille geschehe, o Herr!" Ja, es gelang ihm selbst in solchen Zeiten, andere wunderbar zu trösten. Überaus schmerzte es ihn, dass Fräulein de l´Èpine, in deren Haus er Aufnahme gefunden hatte und gefangen genommen war, ebenfalls in das Gefängnis eingeliefert wurde. Um sie zu trösten, ließ er ihr sagen, sein Opfer werde bald vollbracht sein, dann dürfte sie auf sein Gebet rechnen und wenn es Gott gefalle, hoffen, binnen kurzem die Freiheit zu erlangen." Tatsächlich wurde sie einige Tage nach seinem Tod wieder in Freiheit gesetzt. Es war rührend, wie er seine letzte Beichte ablegte und dann von Zimmer zu Zimmer eilte und von allen Abschied nahm. Festen Schrittes begab er sich zu dem Karren, der ihn zur Hinrichtung bringen sollte, und zum Sarg, der bestimmt war, seinen Leichnam aufzunehmen. Auf dem Richtplatz angekommen, warf er sich auf die Knie und betete eine kleine Weile. Dann erhob er sich, stieg behende die Stufen hinan und legte sein Haupt unter das Fallbeil. Einige tauchten Taschentücher in sein Blut. Eine Frau rief: "Hat man je einen ähnlichen Mut gesehen? Amiens, von heute an hast du einen zweiten Schutzpatron, einen zweiten heiligen Firmin, ein Martyrer wie der erste war." Pater Firmins Leib wurde im Kirchhof der Vorstadt St. Denis bestattet.
Gebet am 13. April
O meine liebe Mutter, ich werde, wenn ich durch deine Vermittlung selig werde, wie ich dies hoffe, gewiss nicht undankbar sein. Ich werde alsdann die ganze Ewigkeit hindurch durch Liebeserweise zu dir deine große Liebe erwidern, und meinen früheren Undank wieder gut machen. Die ganze Ewigkeit hindurch werde ich im Himmel, wo du herrschst und fortwährend herrschen wirst, deine Erbarmungen verkündigen. Ich werde in alle Ewigkeit die liebevollen Hände küssen, die mich so oft von der Hölle befreit haben, die ich um meiner Sünden willen verdient hätte. O Maria, meine Befreierin, meine Hoffnung, meine Königin, meine Fürsprecherin, meine Mutter, ich liebe dich, ich liebe dich, ich will dich die ganze Ewigkeit hindurch lieben. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer
Wir bitten Dich, o Herr, verleihe uns auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer Karpus, Papylus und Agathonice die Gnade, dass wir, nach dem Beispiel der ersten Christen, die Sünde fliehen, die Tugend üben und alle bösen Lehren und Beispiele von Herzen verabscheuen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott
O Gott, Vater des Lichtes, erleuchte unseren Verstand, dass wir die Wahrheit in ihrem vollen Licht erkennen, und auf dem Weg, den sie uns lehrt, bis zum Tod getreu gehen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Von der seligen Ida von Löwen aus dem Zisterzienser-Orden, die im Jahr 1300 am heutigen Tag verschieden ist, berichtet ihre Lebensbeschreibung bei den Bollandisten, dass sie verschiedener Erscheinungen der seligste Jungfrau gewürdigt war, und durch sie mit überaus herrlichen Gnaden, die dort ausführlich erzählt werden, von Jesus Christus sei beschenkt worden.
Andacht am 13. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Wenn der Herr uns große Trübsale zusendet, so ist dies ein Zeichen, dass Er große Absichten mit uns hat, und will, dass wir Heilige werden sollen. Ist es dir ernst, ein großer Heiliger zu werden, so bitte Ihn, dass Er dich durch große Leiden führe. Kein Holz ist so sehr geeignet, das Feuer der göttlichen Liebe anzuzünden und zu nähren, als das Holz des Kreuzes." (Der heilige Ignatius von Loyola)
Gott hatte die heilige Theresia von Avila auserwählt, große Dinge auf Erden durch sie zu wirken, und sie zu einer überaus hohen Stufe der Glorie im Himmel zu erhöhen. Darum auch hatte diese Heilige vieles von vielen, und darunter sogar von sehr tugendhaften Menschen zu leiden. Mehrere betrachteten ihre Offenbarungen als Blendwerke des Teufels; ja einige wollten sie sogar beschwören, als wäre sie vom bösen Geist besessen. Man ging hierin so weit, dass man sie selbst vor dem Richterstuhl der Inquisition anklagte. Und durch wie schwere Widersprüche übten ihre Vorgesetzten ihre Geduld, als sie daran arbeitete, die Klöster ihres Ordens neu zu bilden und neue Genossenschaften zu stiften.
Der gottselige Blasius erzählt von einem heiligen Mann, dem Gott eine Fülle wunderbaren innerlichen Lichtes verlieh, er habe Ihn gebeten, diese Gnade ihm zu entziehen, wenn es ihm so wohlgefällig wäre. Der Herr erhörte dieses Gebet und ließ ihn fünf Jahre hindurch ohne allen innerlichen Trost und in schweren Versuchungen, Ängsten und innerlichen Drangsalen zurück. Als er nun einmal bitterlich weinte, und Engel sich ihm näherten, ihn zu trösten, sprach er, er verlange keinen Trost, sondern es genüge ihm, dass der liebevolle Wille Gottes an ihm in Erfüllung ginge; und dass er innerlich rein sein und Gott gefallen könne!
Ach, Herr, zu verzagt bin ich, Dich um Leiden zu bitten; denn fürchten müsste ich, dass ich gleich den Verworfenen leiden würde. Oftmals aber werde ich Dich bitten: Lege mir Kreuze auf, die Du mir als nützlich erkennst; und vereint will ich sie mit meinem Erlöser tragen, und Dich um Deine Gnade bitten, damit ich sie in dem entsprechenden Geist und in der entsprechenden Absicht erleide. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 13. April
"Die wahren Reichtümer sind weder Gold noch Silber,
sondern die Tugenden eines guten Gewissens,
mit denen man sich das Himmelreich erkauft."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 13. April - Über die Ehrsucht
Herr, der du kamst, die Demut uns zu lehren,
Gib mir, dass ich gelehrig von dir lerne,
Und allen Schwulst des Herzens weit entferne;
Denn Demut nur kann unser Herz bekehren.
1. Die Ehrsucht ist eine Folter, die den Ehrsüchtigen ohne Unterlass antreibt, über alle Gebühr sich zu erheben. Kein Rang, keine Ehrenstelle genügt ihm. Immer strebt er höher, und spricht gleich jenem stolzen Seraph: "Ich ersteige den Himmel; dort oben stelle ich meinen Thron auf, über den Sternen Gottes. Ich steige weit über die Wolken hinauf, um dem Höchsten zu gleichen." Jesaja 14,13-14) Nie sieht er, was unter ihm, mit Schmerz sieht er nur, was über ihm steht. Also sah auch Luzifer die zahllosen Engel nicht, die unter ihm waren. Er sah nur Gott, der höher war als er. Seine Ehrsucht aber verblendete ihn so sehr, dass er ausrief: "Gleich will ich sein dem Allerhöchsten!" Dürfen wir uns noch wundern, dass Gott die Ehrsucht und den Ehrsüchtigen hasst?
2. Der Ehrsüchtige nimmt keine Rücksicht auf die Mittel, sich emporzubringen, wie ungerecht immer sie sein mögen, sind sie vortrefflich, wenn sie nur seine Absichten fördern. Jeder Weg emporzukommen, ist ihm gerade recht. Er hat nur das Ziel im Auge, was dahin führt, sei es auch schlecht und niederträchtig, ist ihm gleich. Seine Ehrsucht ist sein Abgott. Ihm opfert er Recht, Gewissen, Heil und Menschlichkeit auf. Weder hört er Vernunft, noch Freundschaft, noch die Stimme der Natur, noch der Dankbarkeit an, er hört nur eine Stimme: den Schrei seiner Leidenschaft. Wie viele stiegen auf dem entseelten Körper, sogar eines ermordeten Vaters, wie auf einer Stufe, zum Thron empor.
3. Verdammt aber schon die Vernunft dies Ungeheuer, so spricht der Glaube den Fluch darüber aus. "Was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel." (Lukas 16,15b) Von diesem fluchwürdigen Laster uns zu heilen, ließ der Allerhöchste selbst sich herab, seine ewige Glorie gleichsam abzulegen, und kam, nicht sich dienen zu lassen, sondern zu dienen, und am Kreuz zu sterben. Was wird je diese schreckliche Krankheit heilen, wenn eine solche Arznei sie nicht heilt. Er auch zeigt uns den Weg zur wahren Größe und sprach: "Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein." (Markus 9,35b) "Warum überhebt sich der Mensch aus Staub und Asche, dessen Leib schon zu Lebzeiten verwest?" (Jesus Sirach 10,9)
14. April
Die gottselige Lidwina, Jungfrau von Schiedam, Holland,
+ 14.4.1433 - Fest: 14. April
Nach menschlichem Ermessen dürften wenig Christen gefunden werden, die mit solcher Liebe, mit solcher Geduld und Beharrlichkeit, mit solchem Vertrauen ein solches Leiden so lange ertragen haben, als die gottselige Lidwina. Schon der Name, den sie in der heiligen Taufe empfing, deutet, wie ihr Lebensbeschreiber, der ehrwürdige Thomas von Kempis, bemerkt, auf ihre Bestimmung hin; denn Lidwina heißt so viel als: die vor Leid Weinende. Die auserwählte Braut Christi wurde zu Schiedam in Holland den 18. März 1380 geboren. Ihr Vater, Peter, war von Adel, aber aus göttlicher Fügung so arm geworden, dass er zur Zeit des Herzogs Wilhelm in der Stadt den Nachtwächterdienst versehen musste, um sich und seine Familie zu erhalten. Die Mutter hieß Petronilla und galt als eine sehr gottesfürchtige, ihrem Hauswesen treu vorstehende Frau. Sie gebar ihrem Mann acht Kinder, von denen Lidwina das fünfte war.
Frühzeitig gab die Kleine schon eine besondere Andacht zu der Mutter der Reinheit zu erkennen, indem sie nie unterließ, wenn sie ihren Brüdern das Essen in die Schule brachte, vor dem Marienbild in der Kirche, an welcher sie der Weg vorüberführte, den englischen Gruß zu beten. Als sie eine junge Frau wurde, sah man an ihr die herrlichsten Vorzüge der Seele mit vollendeter Schönheit des Körpers vereinigt, und daher wurden ihr bald die lockendsten Heiratsanträge gemacht. Doch Lidwina hatte sich schon ihrem Heiland verlobt und erklärte mit Festigkeit, dass sie nie einen sterblichen Menschen ehelichen, ja, wenn man sie weiter mit Anträgen beunruhige, Gott bitten werde, sie so zu entstellen, dass jedem die Lust vergehe, sie auch nur anzublicken. Täglich betete sie zu Gott, dass er alle fleischliche Liebe ihr aus dem Herzen nehme, damit sie ihn allein mit reinem Herzen lieben könne. Und Gott erhörte ihre Bitte, und zwar nach seiner wunderbaren Weisheit, indem er bei ihr schwere körperliche Leiden zuließ, den Worten Jesu gemäß: „Einen jeden, der Frucht bringt, wird mein Vater reinigen, auf dass er noch mehr Frucht bringe.“
Um Lichtmessen des Jahres 1395 ging Lidwina, damals fünfzehn Jahre alt, mit ihren Freundinnen auf das Eis, wie denn in Holland das Schlittschuhlaufen allgemeine Volksbelustigung ist. Da kam eines der Mädchen im schnellen Lauf an ihr vorbei und versuchte sich an ihr festzuhalten. Durch den Anprall aber verlor Lidwina das Gleichgewicht und fiel so unglücklich auf einen Haufen Eisstücke, dass sie sich eine Rippe brach. Das war der Anfang ihres namenlosen Leidens. Es bildete sich innerlich ein Geschwür, das allen Heilmitteln trotzte und immer mehr um sich fraß, die Kranke dem Tode nahe bringend. Schließlich platzte es nach einer heftigen Bewegung, die die Leidende machte, und entleerte sich durch den Mund. Von da an folgte eine ununterbrochene Kette von Krankheiten für die ganze Lebenszeit. Drei Jahre lang wurde Lidwina zur Osterkommunion in die Kirche getragen; sonst kroch oder schob sie sich mühsam an einem Stock fort, da sie weder gehen noch stehen konnte. Im vierten Jahr nahm das Übel dermaßen zu, so dass die Kranke sich überhaupt nicht mehr rühren konnte, und man musste, wenn man sie von der Stelle bringen sollte, ihre Schultern mit einer Binde umwickeln, damit sich der Körper nicht auseinander renkte. Nur dem Kopf und einem Arm blieb etwas Beweglichkeit und so lag Lidwina, eine halbe Leiche, bis an den Tod auf dem Rücken. Ein Arzt aus Delft, Meister Andreas genannt, der sie gleich in den ersten Jahren der Krankheit sah, erklärte ihren Eltern, dass sie auf keine Weise mehr gesund werden würde. Doch sollten sie dies für kein Unglück halten, denn Gott würde so viele und große Dinge an Lidwina wirken, dass er für eine solche Tochter gerne so viel Geld geben wollte, als ihr Kopf schwer sei.
Immer weiter griff die Krankheit um sich und keine Arznei schlug mehr an. An einzelnen Stellen des Körpers erstarb das Fleisch und ging in Fäulnis über, die wiederum Würmer erzeugte, doch keinen üblen Geruch verbreitete. Dazu gesellte sich ein Brand im Leib, den die Ärzte Antoniusfeuer zu nennen pflegen, und der all ihre Glieder jämmerlich zerfraß. Das Licht ihres Auges verschwand, ihr Kopf wurde von unaufhörlichem Stechen, als würde er mit Nadeln und Messern gestochen, ihr Mund von folternden Zahnschmerzen, ihr Hals mit fast unerträglicher Bräune gepeinigt. Geblütsfülle drang ihr oft aus Nase, Mund und Ohren. Nebenbei hatte sie beständiges Erbrechen, anhaltendes Seitenstechen und ein tägliches Fieber. Auch die Elemente verstärkten ihre Schmerzen. In dem strengen Winter von 1408, wo die Fische im Wasser gefroren, litt die Kranke so unter dem Frost, dass ihre Glieder schwarz und die Tränen ihrer Augen zu Eis wurden. So qualvoll war oft ihr Leiden, dass die natürlichen Tränen versiegten und blutige hervorquollen. Zu dem heftigen Fieber, das sie bald mit Glut verbrannte, bald wieder mit Eiseskälte schüttelte, kam zuletzt eine allgemeine Wassersucht. Als die Pest in Schiedam ausbrach, wurde auch Lidwina damit befallen und kurz vor ihrem Tod überdies noch von der schmerzhaften Steinkrankheit heimgesucht. An der Stirn hatte sich in Folge der Krankheit ein Bruch gebildet, der bis auf die Mitte der Nase reichte, ebenso war die untere Lippe und das Kinn gespalten, so dass sie deshalb kaum reden konnte. Anfangs nahm sie täglich einige Apfelstückchen mit einem Bissen Brot und einem Schluck Bier oder einem Löffel süßer Milch zu sich, später trank sie bloß Wasser aus der Mosel und in den letzten Jahren nahm sie weder Speise noch Trank zu sich. Von Schlaf war ohnehin keine Rede. Der vielen Wunden wegen, die ihren Leib bedeckten, konnte sie kein Federbett ertragen. Jahrelang lag sie auf Stroh und schließlich mit bloßem Rücken sogar auf einem harten Brett, das aus dem Boden eines Fasses genommen war. Niemand konnte sie, die lebendige Ausstellung aller Krankheiten, ohne das innigste Mitleid ansehen, und sie durfte mit Recht ausrufen: „Ihr alle, die ihr vorübergeht, schaut her und sagt, ob ein Schmerz dem meinen gleicht!“
Die ersten vier Jahre wollte sich Lidwina nicht recht in ihre Lage fügen; sie klagte oft über ihre Schmerzen und suchte bei den Menschen Hilfe und Erleichterung oder stieß, bitterlich weinend, jeden Trost zurück. Endlich schickte ihr Gott einen frommen Priester, namens Johannes Pot, der sie belehrte, wie sie sich verhalten solle. Er riet ihr vor allem, ihre Gedanken ganz auf das bittere Leiden und Sterben Jesu Christi zu wenden, ein Geheimnis desselben nach dem andern andächtig zu betrachten und dabei zu erwägen, was der Heiland ihr zu Liebe gelitten habe. Dann solle sie bedenken, was die Heiligen Gott zu Liebe ausgestanden hätten, und schließlich sich fleißig erinnern an den großen und ewigen Lohn, den der Herr für das irdische Leiden verheißt. Um aber von Gott die Gnade der Geduld zu erlangen, solle sie öfters die heilige Kommunion empfangen und in ihren Schmerzen der sogenannten Stoß- oder Schussgebete sich bedienen. Lidwina folgte ihrem ehrwürdigen Beichtvater aufs Pünktlichste und spürte bald eine gänzliche Umänderung ihres Gemütes. Die Begierde, wieder gesund zu werden, die Mutlosigkeit, das Verlangen nach menschlicher Hilfe waren auf einmal verschwunden. Man hörte kein Wort der Ungeduld mehr von ihr, man sah kein Zeichen der Unzufriedenheit. Sie ergab sich vollkommen dem göttlichen Willen und lobte den Herrn in den größten Schmerzen, ja verlangte gar noch mehr zu leiden.
So arm sie selber war, gab sie doch von dem Wenigen, was sie hatte, den Armen und teilte mit ihnen das Almosen, das ihr fromme Leute reichten. Freigebig war die gottselige Jungfrau auch mit geistlichen Almosen. Trotz der Unzahl von Krankheiten, die ihren Leib zermarterten, hatte sie Sinne, Vernunft, Gedächtnis und alle Geisteskräfte wohl beisammen und konnte allen, die sie besuchten, Trost, Rat und Belehrung erteilen. Den Ordensleuten empfahl sie freudigen, pünktlichen Gehorsam und warnte vor dem Müßiggang, welcher der Pflegevater alles Bösen sei. Witwen und Waisen ermunterte sie zum Vertrauen auf Gottes Güte und zur Geduld im Ertragen ihrer Entbehrungen. Wollte jemand sie selbst wegen ihrer Armut bedauern, so antwortete sie: „Wer mit dem, was er hat, zufrieden ist, der hat Überfluss.“ Besonderes Mitleid hatte sie mit den Sündern und den Seelen im Reinigungsort und sie pflegte zu ihren Vertrauten zu sagen, sie wollte gern noch doppelt so viel erdulden, wenn sie damit einen Sünder bekehren oder eine Seele aus dem Fegfeuer erlösen könnte.
Neben ihren Krankheiten hatte Lidwina auch andere Trübsale zu leiden. Der Tod entriss ihr ihre Mutter, von der sie bisher, so viel es die Umstände erlaubten, sorgsam gepflegt worden war, und sie fiel der Barmherzigkeit der Anverwandten anheim. Diese gingen nicht immer am Liebreichsten mit ihr um. Besonders hart wurde sie von der Gattin ihres Bruders, einer eigensinnigen, zänkischen und rohen Frau, behandelt. Sie aber setzte den Misshandlungen nur Sanftmut und Geduld entgegen und antwortete auf die Frage, warum sie zu allem schweige: „Die Gebrechlichkeiten und Unvollkommenheiten überlästiger Menschen muss man mit ruhigem Gemüt ertragen, damit sie durch das Beispiel fremder Geduld gebessert werden. Die mir Böses tun, geben mir Gelegenheit, meine Verdienste zu vermehren und machen mich zu ihrer Schuldnerin.“ Es fehlte auch nicht an Leuten, die sie für eine Heuchlerin und Betrügerin hielten und mit Verleumdungen und Schmähungen überschütteten. Zur Zeit, als Herzog Philipp von Burgund die stolzen holländischen Städte mit Krieg überzog (1428), kam eine Abteilung seiner Truppen auch nach Schiedam, und einigen Offizieren und Feldärzten, die von Lidwinas wunderbarem Leiden gehört hatten, fiel es ein, sie in ihrer Hütte aufzusuchen. Anstatt aber von dem kläglichen Zustand der Kranken gerührt zu werden, trieben sie allen möglichen Mutwillen mit ihr, rissen ihr die Decke vom Leib, forderten sie höhnisch zum Tanz auf und gingen in ihrer Ruchlosigkeit sogar soweit, sie mit Stöcken zu schlagen und ihren ohnehin zerfleischten Leib an drei Stellen zu verwunden. Das Blut strömte herab und man musste es mit einem Waschbecken aus dem Bett schöpfen. Die kleine Petronilla, das kleine Cousinchen der Kranken, die seit dem Tod der Mutter ihre Wärterin war, schleuderten die Unmenschen, als sie sich gegen sie wehren wollte, so heftig gegen einen Betschemel, dass sie ihr Leben lang hinkte. Das alles litt Lidwina mit engelgleicher Geduld. Ihre Rache aber hatte ein Stärkerer auf sich genommen, denn alle, die an diesem Verbrechen teilgenommen hatten, starben noch in demselben Jahr eines gewaltsamen Todes.
Aber noch hatte Lidwina die höchste Stufe der Trübsal nicht erreicht. Es musste auch Petronilla, das treue Cousinchen, sterben und sie damit das letzte Wesen verlieren, das sich ihrer mit Liebe angenommen hatte. Tiefe Betrübnis nahm darüber ihr Herz ein, und weil sie sich dieser zu sehr hingab, entzog ihr der Herr den inneren Trost, so dass sie mit dem Erlöser rufen konnte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ In dieser peinvollen Lage suchte sie Hilfe im Empfang der heiligen Kommunion. Der Genuss der himmlischen Speise war es immer, der das ersterbende Leben des Geistes in ihr wieder mächtig anfachte und in der letzten Zeit sogar die Stelle jeder irdischen Nahrung vertrat. Ein halbes Jahr nach Petronillas Tod, am Tag der Heimsuchung Mariens, neigte sich der Herr endlich wieder zu seiner Braut und flößte ihr solch süßen Trost ein, dass sie zehn Tage wie abgestorben für alles Zeitliche dalag, mit verklärtem Gesicht, voll seliger Freude. Es war jetzt die Zeit gekommen, wo Gott ihr Leiden, ihre Geduld und Liebe belohnte. Er erquickte sie mit himmlischen Gesichten: Engel erschienen ihr, nannten sie Schwester und verkündeten ihr die Krone der Herrlichkeit. Ja der Heiland selbst besuchte sie mit der allerseligsten Jungfrau und anderen Heiligen, und ihr sonst dunkles Kämmerlein erschien oft von überirdischem Licht erhellt und mit himmlischem Duft erfüllt. Eines Tages zeigte ihr der Herr einen schönen Blumenkranz, der aber noch nicht ganz fertig geflochten war, mit den Worten: „Meine Tochter, dieser Kranz muss bald vollendet werden.“ Lidwina verstand wohl, dass sie noch eine Zeitlang werde leiden müssen, aber nur bis ans Ende auszuharren habe, um den Kranz zu gewinnen. Schon früher, von der Zeit an, da sie nach den Ermahnungen ihres Beichtvaters das Kreuz willig auf sich genommen und es fortan ohne Murren getragen hatte, waren ihr viele übernatürliche Gaben verliehen worden, besonders die Gabe hohen beschaulichen Gebetes, die Gabe, das Verborgene der Herzen zu erkennen, die Gabe der Weissagung.
Zur gänzlichen Reinigung sandte der Herr seiner Dienerin im letzten Jahr ihres Lebens noch eine neue Krankheit, deren Schmerzen die aller anderen Übel überstieg, an denen sie zu leiden hatte. Es bildeten sich nämlich Steine in ihrem Körper, und an diesem bitteren Kelch musste sie trinken von Lichtmessen bis Ostern. Endlich wurde der frommen Dulderin der Tag geoffenbart, der sie mit ihrem himmlischen Bräutigam für alle Ewigkeit vereinigen sollte. Sie rüstete sich durch den Empfang der heiligen Sakramente, nahm von allen, die sich bei ihr befanden, rührenden Abschied und bat dann, allein gelassen zu werden. Darauf versenkte sie sich in tiefes Gebet, nach dessen Beendigung sie ein heftiges Erbrechen befiel, das nach kurzer Agonie ihrem Leben ein Ende machte. Lidwina starb am 14. April 1433, dreiundfünfzig Jahre alt, nach achtunddreißigjährigem Martyrium auf dem Krankenbett. Man fand nach dem Tod ihre Lenden von einem Bußstrick umgürtet, als hätte sie an den Schmerzen ihrer Krankheiten noch nicht genug gehabt. Und nun zeigte der Herr, wie er seine Heiligen verherrlicht. Nicht tot schien die Hingeschiedene, man konnte eher sagen, sie sei neugeboren. Ihr Gesicht glänzte, wie von einem innerlichen Licht, und ihr ganzer Körper war so weich, heil und rein, als wäre er nie von einer Krankheit berührt worden. Von den Geschwüren und Wunden, die ihn bei Lebzeiten verunstaltet hatten, war keine Spur mehr zu sehen. Der Ruf dieser übernatürlichen Erscheinung zog Tausende von Menschen aus ganz Holland herbei. Durch Berührung ihrer Leiche und ihres Bußgürtels erhielten viele Kranke ihre Gesundheit wieder. Thomas von Kempen führt mehrere dieser Wunder an, von denen er Augenzeuge gewesen ist.
Man errichtete ihr ein Grabmal von Marmor in der Pfarrkirche von Schiedam, die seit dem Jahr 1434 nach ihrem Namen genannt wird. Das Haus ihres Vaters wurde in ein Kloster der grauen Schwestern vom dritten Orden des heiligen Franziskus verwandelt. Die Calvinisten haben später die Kapelle zerstört und das Kloster in ein Waisenhaus umgeschaffen. Die Gebeine der Seligen wurden gerettet und nach Brüssel gerettet, wo sie in dem Kollegiatstift der heiligen Gudula ehrenvoll aufbewahrt werden.
Die heilige Lidwina leidet 38 Jahre lang viele große und recht schmerzliche Krankheiten. 38 Jahre ist schnell gesagt, aber in Wahrheit eine lange Zeit. Aber was ist diese lange Zeit gegen die Ewigkeit? Die 38 schmerzvollen Jahre haben bei der heiligen Lidwina ein Ende genommen. Wird auch die pein- und schmerzvolle Ewigkeit der Verdammten ein Ende nehmen? Ach niemals, niemals wird sie ein Ende nehmen, sonst wäre sie ja keine Ewigkeit.
Nun frage dich: Wenn du sicher wärest, dass du gleich nach der ersten Todsünde mit einer 38jährigen Krankheit, ja nur mit einem 38stündigen Zahn- oder Kopfschmerz von Gott bestraft werden solltest, würdest du diese Sünde dann begehen? Sicher nicht. Und warum sündigst du denn doch so oft und so keck, obwohl du weißt, dass nicht nur ein 38jähriger, sondern ein ewiger Schmerz in der Hölle auf dich wartet? Welche Dummheit ist es also, dich durch eine Sünde der Gefahr auszusetzen, in die ewige Hölle gestürzt zu werden. Willst du vernünftig handeln, so entschließe dich im Ernst, die Qualen der Hölle recht zu betrachten und die Sünde zu meiden.
Die heilige Lidwina hält sich in beständiger Geduld durch Betrachtung des bitteren Leidens Jesu Christi, durch Erinnerung dessen, was die Heiligen gelitten, durch Vorstellung der höllischen Peinen und durch das Andenken an die ewigen Freuden des Himmels. Dieses sind die kräftigsten Mittel gegen alle Ungeduld in deinem Leiden, wie es auch immer beschaffen ist. Denke bei dir oder rede dir selbst zu: „Mein Jesus hat weit mehr mir zu Liebe gelitten. Die heiligen Martyrer und die heiligen Bekenner haben ungleich mehr ausgestanden des Himmels wegen. Was ich leide, ist ja nichts gegen das, was die Verdammten in der Hölle leiden und was ich schon so oft wegen meiner Sünden zu leiden verdient habe. Mein Leiden, so schwer es auch immer ist, so lange es auch immer dauert, ist doch kurz und gering im Vergleich mit dem unermesslichen und ewigen Lohn, den mir Gott im Himmel verspricht.“
Mit diesen Gedanken hat die heilige Lidwina, wie andere Heilige, sich in ihrem Leiden zur Geduld ermuntert. Folge darin nach. Vor allem berücksichtige die Liebe und das Beispiel des Herrn. „Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns“, schreibt der heilige Paulus, „mit Geduld in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt. Denkt an den, der von den Sündern solchen Widerstand gegen sich erduldet hat; dann werdet ihr nicht ermatten und den Mut nicht verlieren.“ (Hebr 12,1-3) Und der Heilige Bernhard schreibt: „Wirst du zur Ungeduld gereizt, so denke, was dein Heiland für dich gelitten hat.“
Der heilige Benedikt von Avignon,
Laie, Bekenner und Ordensstifter, Frankreich,
+ 14.4.1184 - Fest: 14. April
Der heilige Benedikt, der wegen seiner Jugend auch Benezet oder Benediktchen genannt wurde, hütete die Herde seiner Mutter. Tugendhaft und gottesfürchtig war er erzogen. Den Beweis lieferte er dadurch, dass er auf dem Feld mehrere Stunden im Gebet zubrachte und auch sonst einen sehr unschuldigen Lebensstil führte.
So wenig vorauszusehen war, dass der Name dieses Hirtenjungen einst in der Kirchengeschichte glänzen würde, so lieb hatte ihn Jesus gewonnen, und man behauptet, Benedikt sei erst 12 Jahre alt gewesen, als er einst auf dem Feld im Jahr 1177 dreimal hintereinander folgende Worte deutlich vernahm: „Benedikt, mein liebes Kind, höre die Stimme Jesu!“
Benedikt sah sich nach allen Seiten um, sah aber niemanden. Als er die Stimme zum dritten Mal hörte rief er laut: „Wer bist du denn, mein Herr, der du mit mir redest! Ich höre dich zwar, aber ich sehe dich nicht.“ Hierauf erklang eine Stimme, die sagte: „Fürchte dich nicht, mein Kind! Ich bin Jesus Christus, dein Gott.“
Beim Hören dieser Worte fiel der kleine Benedikt auf seine Knie nieder und rief: „Was willst du denn, was soll ich tun?“ „Ich will“, erwiderte die Stimme, „dass du deine Herde verlässt und über den Rhonefluss eine Brücke baust.“
„Aber Herr“, antwortete Benedikt, „ich weiß ja nicht, wo dieser Fluss ist, und ich darf meine Schafe nicht verlassen.“
„Sei du nur gehorsam“, sagte Christus, „deine Schafe will ich versorgen. Du wirst auch gleich einen Begleiter haben, der dich zu diesem Fluss führen wird. Tue nur, was ich dir sage.“ Noch wollte sich Benedikt einen Einwand erlauben und sagte daher: „Aber womit soll ich denn eine Brücke bauen? Ich habe nicht mehr als drei Heller bei mir, die reichen ja sicherlich nicht.“ „Setze du nur“, war die Antwort Jesu, „dein Vertrauen auf mich und verscheuche aus deinem Geist alle übrigen Sorgen.“
Benedikt wusste nun keine Einwendungen mehr. Er glaubte der Stimme folgen zu müssen, bezeichnete sich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und ging fort. Aber bald bemerkte er auch schon einen jungen Mann neben sich, der höchst freundlich zu ihm sagte: „Ich bin da, um dich an den Fluss zu begleiten, worüber du eine Brücke bauen sollst.“ Wer kann wohl diese Geschichte lesen, ohne an den Beruf des kleinen Samuel zu denken und an den Reisegefährten des jungen Tobias? Wie Tobias glücklich an den Ort seiner Bestimmung unter dem Schutz des Engels Raphael kam, so gelangte auch Benedikt unter der Leitung und dem Schutz des Engels, den ihm Christus zugesendet hatte, bis an den Ort, wo die Brücke über die Rhone erbaut werden sollte.
Benedikt staunte, als er diesen Fluss sah; und nachdem er sowohl die Breite des Flusses und dessen Geschwindigkeit beobachtet hatte, sprach er zu seinem Begleiter: „es ist ja nicht möglich, dass hier eine Brücke erbaut werden kann.“
„Lege doch“, erwiderte der Engel, „alle Furcht ab; tue, was Gott dir befohlen hat. Fahre mit dem Schiff über den Fluss, gehe in die drüben gelegene Stadt Avignon zum Bischof und sage ihm, was Gott dir befohlen hat.“
Benedikt befolgt den Befehl seines Begleiters, er steigt in das bereitliegende Schiff, er sieht sich um, will sehen, warum sein Begleiter ihm nicht nachfolgte; aber der ist verschwunden. Jetzt wollte Benedikt erst einmal über alles, was bisher geschehen und ihm unbegreiflich war, nachdenken, aber das Schiff, auf dem er sich befand, trieb plötzlich ohne Schiffmann vom Ufer ab und er erkannte darin die Hand des Herrn, der ihn so wundervoll leitete. Ganz getrost, ermutigt und kraftvoll trat er daher am anderen Ufer von dem Schiff und bat einen Jungen, ihm die Wohnung des Bischofs zu zeigen. Gerne erfüllte der Kleine die Bitte Benedikts. So meldete er sich beim Bischof an, wird vorgelassen, und als er ihm gesagt hatte, er sei von Gott geschickt mit dem Befehl, bei dieser Stadt Avignon eine Brücke über die Rhone zu erbauen, lächelte der Bischof, denn er glaubt, der arme Hirtenjunge sei verrückt im Kopf. Er verwies ihn daher zum Stadtvogt, ja er ließ ihn zu ihm geleiten, in der Meinung, dieser werde dem Jungen schon den rechten Ort zur Verpflegung anweisen.
Benedikt geht ruhig zum Stadtvogt und diesem vorgestellt sagt er: „Herr, ich bin von Gott geschickt, hier eine Brücke über die Rhone zu erbauen; ihr müsst mir dabei behilflich sein.“ Hatte der Bischof von Avignon gelächelt, nachdem er des Hirtenknaben Erklärung vernommen hatte, so spottete laut der Stadtvogt darüber. Um den Einfältigen, wie er dachte, wieder loszuwerden, zeigte er auf einen sehr großen in seinem Hof herumliegenden Stein, den kaum dreißig Männer hätten bewegen können, und sprach zu Benedikt: „Da nimm diesen Stein und lege damit den Grund zu deiner Brücke!“
Der kleine Benedikt freute sich sehr, als er das hörte. Die Anwesenden lachten laut. Doch Benedikt geht zu dem Stein, machte das Zeichen des heiligen Kreuzes über ihn, ergreift ihn, legt ihn auf seinen Kopf und trägt ihn zu allgemeinem Erstaunen mit solcher Geschwindigkeit bis an den Fluss, als wenn er eine nur wenige Pfunde schwere Last zu tragen hätte. Nun lächelte, nun spottete man nicht mehr, nun bewunderten alle den unschuldigen Hirtenjungen, denn so wie der Stadtvogt und der Bischof, so hatten Tausende den Jungen gesehen, wie er den so großen Stein mit Geschwindigkeit an das Ufer getragen hatte. Was indes noch weit mehr die Vermutung der Einwohner Avignons bestärkte, dass Gott diesen Jungen zur Ausführung dieses großen Werkes erwählt habe, bestand darin, dass viele, die die Kleider des Jungen berührt hatten, von allen ihren Krankheiten sich geheilt fühlten. Achtzehn solche Wunder wurden schon am ersten Tag bekannt, unzählige weitere folgten nach.
Jedermann trug nun gerne etwas zur Erbauung der Brücke bei. Mehrere brachten Geld, andere boten ihre freiwillige Arbeit an, und zwar so, dass noch in demselben Jahr der Bau begonnen werden konnte. Tausend Hände waren beschäftigt, die nötigen Materialien herbeizuschaffen, und Benedikt, der die Aufsicht über alles führte, ordnete mit solcher Weisheit das Ganze an, dass man immer mehr und mehr die Hand desjenigen erkannte, der diesen unschuldigen Hirtenjungen zur Anordnung dieses großen Werkes herbeigeführt hatte.
Der Grundstein, den Benedikt selbst herbeigetragen hatte, wurde mit größter Feierlichkeit endlich gelegt, und Benedikt ermunterte durch eine Menge Wunder den Eifer der Arbeitenden, denen es nicht mehr schwer fiel, zur Vollendung der Brücke beizutragen, die zu 18 Schwibbögen und 1340 Schritten Länge berechnet war. Der Ausführung dieses Werkes setzten sich in der Folge oft sehr große, fast unüberwindlich scheinende Hindernisse entgegen. Aber Benedikt verlor den Mut nicht, er nahm zum Gebet seine Zuflucht, ermunterte dazu auch die Einwohner der Stadt, die sich gerne seiner Leitung und Anweisung unterwarfen, während er bei Tag und Nacht zu Gott, als dem Vater des Lichtes, um Erleuchtung flehte.
Schon war der dritte Pfeiler seiner Vollendung nahe, als Benedikt auf ihm in einer angeordneten Vertiefung eine Kapelle erbauen ließ, in der er begraben zu werden verlangte, und wo er auch, so lange er noch lebte, während des Brückenbaues seine Andacht zu Gott verrichtete.
Die Vollendung der Brücke erlebte Benedikt nicht mehr, denn elf Jahre brauchte man zu ihrer vollkommenen Fertigstellung, er aber starb schon im Jahre 1184, als der Bau erst im letzten Drittel der Arbeit begriffen war. Allgemein war die Trauer der Einwohner der Stadt Avignon beim Tod des bewunderungswürdigen Benedikt. Mit großer Feierlichkeit wurde er in die Kapelle der Brücke, wie er es verlangt hatte, begraben, und bemerkenswert ist, dass der übrige Teil der Brücke in der Folge der Zeiten zwar wieder zerstört wurde, jener Teil aber noch unversehrt ist, worauf die Kapelle mit den Reliquien des heiligen Benedikt sich befindet, und dass sein Grab durch viele Wunder, die Gott auf seine Fürsprache wirkte, verherrlicht worden sei. In der Nähe dieser Brücke wurde auch ein Hospital erbaut, in dem auch Religiosen wohnten, bekannt unter dem Namen: die Brückenmacher. Man behauptete früher, der heilige Benedikt habe dieses Hospital ebenfalls erbaut, ja, er selbst sei der Stifter der Religiosen gewesen. Es unterliegt aber keinem Zweifel mehr, dass dieses Hospital erst nach des heiligen Benedikt Tod erbaut worden sei. Es mag vielleicht seine Absicht gewesen sein, ein Hospital zu erbauen, und darin den Arbeitern lebenslänglich Obdach und Nahrung zu geben, die sich beim Brückenbau besonders durch ihren Fleiß ausgezeichnet hatten. Danach wurden hier Pilger aufgenommen und solche Leute, welchen die Pflicht oblag, die Brücke in gutem Zustand zu erhalten.
Die heiligen Märtyrer Tiburtius, Valerian und Maximus, Märtyrer von Rom,
+ 14.4.229 - Fest: 14. April
Diese heiligen Märtyrer wurden von der Kirche allezeit sehr verehrt. Valerian, der die heilige Cäcilia heiratete, wurde durch ihren Unterricht zum Glauben an Jesus Christus bekehrt und gab am Tag seiner ehelichen Verbindung seine Einwilligung, in einer vollkommenen Enthaltsamkeit zu leben. Er hatte einen Bruder namens Tiburtius, den er aus den Finsternissen des Heidentums zog, damit auch die Vorteile erhielt, die aus der Kenntnis der Wahrheit entspringen.
Valerian und Tiburtius wurden als Christen in Haft genommen, vor die Obrigkeit geführt und zum Tod verurteilt. Der Offizier namens Maximus, der sie zur Richtstätte führte, wurde durch ihre Reden und ihren Mut so gerührt, dass er dem Heidentum entsagte, um mit ihnen Jesus Christus zu bekennen. Sie bekamen alle drei zugleich die Marterkrone im Jahr 229. Man begrub sie auf dem Kirchhof des Prätextatus, der später der Kirchhof des Tiburtius genannt wurde. Papst Gregor III. stellte im Jahr 740 das Grab dieser heiligen Märtyrer wieder her und gegen Ende eben dieses Jahrhunderts baute Adrian I. ihnen zu Ehren eine Kirche. Ihre Leiber wurden unter Pascal I., zusammen mit denen der heiligen Cäcilia und der heiligen Päpste Urban und Lucius, nach Rom übertragen. Man fand im Jahr 1599 ihre Reliquien, die durch das Unglück der Zeit verloren gegangen waren.
Der heilige Tiburtius sagt: „Dieses Leben ist die Zeit der Aussaat. Wer jetzt Freuden aussät, der wird in jenem Leben Traurigkeit und Seufzer einernten; die aber jetzt zeitliche Tränen aussäen, werden in jenem Leben ewige Freuden einernten.“
2. Abt von St. Vandregesil in der Normandie, dann Bischof zu Lyon,
+ um 688 – Fest: 14. April
Lambert, im Land Terouane (da wo die Nieder-Picardie, Artois und Flandern zusammenstoßen), stammt aus einer sehr berühmten Familie und bekleidete am Hof Clotars III. eine ausgezeichnete Stelle. Als er aber später die Eitelkeit der irdischen Güter lebhaft fühlte, begab er sich in das Kloster Fontenelle, dem der heilige Vandregesil damals vorstand. Zuerst aber entdeckte er sein Vorhaben seinen zwei Oheimen, von denen der eine der Kanzler Robert, Bruder der heiligen Angadrema, der andere Albert war, der später auch ins Kloster ging. Diese beiden Männer widersetzten sich anfangs seinem Vorhaben. Als sie aber merkten, dass ihre Einsprüche vergebens sind, indem sie an dem jungen Mann einen göttlichen Beruf erkannten, führten sie ihn selbst dem heiligen Vandregesil vor, der bald merkte, dass der fromme Zögling die Unschuld des Lebens im Gerausch der Weltfreuden unversehrt erhalten hatte, und ihn daher besonders liebgewann. Wegen seiner Tugenden bestimmte er ihn sogar, neben dem heiligen Ansbert, zu seinem Nachfolger.
Nach dem Tod des heiligen Vandregesils im Jahr 666, bereiteten sich die Religiosen durch dreitägiges Fasten zur Wahl des neuen Abtes vor und entschieden sich einstimmig für den heiligen Lambert, obwohl er erst vier Jahre unter ihnen gelebt hatte. Seine Demut konnte sich beinahe zur Leitung einer so zahlreichen Gemeinde nicht entschließen, und erst als ihm der gottselige Ansbert versprochen hatte, er wollte ihm beistehen, nahm er die Bürde auf sich. Die Weisheit, die er als Vorstand bewies, machte bald großes Aufsehen, und der ganze Hof, der ehehin nur seine schönen Eigenschaften des Körpers und des Geistes geschätzt hatte, fing nun auch an, seiner Tugend Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Selbst die Könige wollten sein Beispiel und seine Ratschläge sich zu Nutze machen. Childerich II. schenkte ihm sein ganzes Vertrauen und erwies der Abtei große Wohltaten. Nicht weniger ehrfurchtsvoll und freigebig gegen den Heiligen war König Theodorich, der 673 seinem Bruder Childerich nachgefolgt ist. Er gab ihm unter andern das Gut Düsere oder Dozere am Rhonefluss im Vivarais, wo Lambert ein Kloster stiftete, das immerhin von der Abtei Fontenelle abhängig blieb, bis es von den Sarazenen zerstört wurde.
Ungefähr 12 Jahre leuchtete der heilige Lambert durch die schönsten Beispiele der Demut, der Abtötung, der Liebe und aller anderen Tugenden seinen Mitbrüdern vor. Er bildete sie nach der Regel der heiligen Väter, d.h. nach den Vorschriften der gottseligsten Geistesmänner, und man konnte sagen, dass die Blume des Volkes Gottes in seiner geheiligten Pflanzschule keimte.
Nach dem Tod des heiligen Genesius um das Jahr 669, wurde unser Heiliger zum Bischof von Lyon erwählt. Er musste gegen seinen Willen die Würde annehmen. Er übertrug die Führung seines Klosters dem heiligen Ansbert. Bis hierher erstreckt sich die Geschichte des Heiligen, der andere Teil ist leider verloren gegangen. Man weiß nur, dass er sich als eifriger Oberhirt bewährte und 688 ins bessere Leben hinüberging. Zu Lyon und in anderen Gegenden Frankreichs, wie auch in den Niederlanden, steht der heilige Lambert in hohen Ehren. Seinen Namen findet man im römischen Martyrologium.
Die heiligen Märtyrer von Vilna (Hauptstadt von Litauen Vilnius):
Antonius, Johannes und Eustachius,
Kammerherren des Großfürsten von Litauen,
+ 24.4., 15.6., 13.12.1342 – Fest: 14. April
Diese Heiligen, von denen die zwei ersten Brüder waren, empfingen das Tageslicht in Litauen von sehr vornehmen Eltern. Sie waren alle drei Kammerherren von Olgerd, der Großherzog von Litauen von 1329 bis 1381 und Vater des berühmten Jagellon war. Da sie in der Religion des Landes erzogen wurden, beteten sie keine andere Gottheit an, als das Feuer. Sie hatten aber das Glück, die Wahrheit zu erkennen, bekehrten sich zum Christentum und empfingen die heilige Taufe von den Händen eines Priesters, Nestorius genannt. Ihre Weigerung, an einem Festtag verbotenes Fleisch zu essen, kostete ihnen das Leben. Sie wurden in das Gefängnis geworfen, auf Befehl des Großherzogs, der nach verschiedenen Folterungen, si zum Tod verdammte. Johannes wurde hingerichtet am 24. April, Antonius am 15. Juni, Eustachius am 13. Dezember. Letzterer, der jüngste von den Dreien, erlitt schauderhafte Qualen, bevor er dem Tod überliefert wurde. Man zerfleischte ihm den Leib mit unbarmherzigen Streichen, zerbrach ihm die Schenkel und riss ihm mit Gewalt Haare und Haut vom Kopf. Diese drei Heiligen starben zu Vilna gegen das Jahr 1342. Man hängte sie an einen hohen Eichenbaum auf, der für große Verbrecher als Galgen bestimmt war, nach ihrem Tod aber ist dies nicht mehr geschehen. Die Christen kauften vom Fürsten den Baum und das Land und errichteten später dort eine Kirche.
Man begrub ihre Leichname in die Kirche der Dreieinigkeit und bis heute bewahrt man sie in besagter Kirche, die von Mönchen des heiligen Basilius versehen wird. (Sie folgt dem russischen Ritus, ist aber mit der römischen Kirche vereint.) Ihre Reliquien sind in die Kathedralkirche übersetzt worden. Alexis, ein katholischer Patriarch von Kiew, befahl ihnen öffentliche Ehre zu erweisen. Ihr Festtag wird zu Vilna am 14. April gefeiert, und sie werden als die Hauptpatrone dieser Stadt angesehen.
Der ehrwürdige Bernard von Tiron,
1. Abt und Stifter einer neuen Kongregation der Benediktiner,
+ 14.4.1117 – Gedenktag: 14. April
Bernard, der immer in der Geschichte seines Lebens, verfasst von einem seiner Schüler, unter dem Namen eines Heiligen vorkommt, wurde um das Jahr 1046 zu Abbeville, in der Provinz Ponthieu, geboren. Seine Eltern, die sehr fromm und bei einem geringen Vermögen dennoch gastfreundlich waren, erzogen ihn in der Gottesfurcht und den Wissenschaften, worin er bald die größten Fortschritte machte. Schon in seiner Jugend zeigte er viel Liebe für den Ordensstand, widmete sich fleißig dem Gebet und fastete häufig, ungeachtet seiner Körperschwäche.
In seinem zwanzigsten Lebensjahr verließ er sein Vaterland und ging mit drei Gefährten nach Poitou, mit dem Entschluss, dort ein Kloster aufzusuchen, wo die Regel noch streng beobachtet würde. Er kam in das des heiligen Cyprian, gemeinhin als St. Cyvran genannt, nahe bei Poitiers, und wurde vom Abt Raynald II., der ihm das Ordenskleid anlegte, freundschaftlich aufgenommen. Sein vollkommener Gehorsam gegen seine Obern, seine Unterwürfigkeit gegen die Brüder, seine Demut, Sanftmut, Treue und Pünktlichkeit in Erfüllung der Vorschriften, seine Liebe zur Abtötung und allen Tugenden, die man ihn mit großer Erbauung ausüben sah, zeichneten ihn dergestalt vor allen anderen aus, dass man ihn in seinem dreißigsten Lebensjahr zum Prior der Abtei des heiligen Savinus, zehn bis elf Meilen von Poitiers an der Gartempe, wählte. Er ließ sich hier besonders angelegen sein, die klösterliche Zucht zu ihrer ersten Reinheit zurückzuführen, trotz aller Schwierigkeiten, die er von Seiten des Abtes Gervasius und der Ordensbrüder zu erdulden hatte, die ohne alle Scheu sich der Simonie schuldig machten. Endlich brachte er es dahin, nicht sowohl durch sein Ansehen als vielmehr durch die Geduld, mit der er all ihre Unbilden und Misshandlungen ertrug, dass sie sich seiner Reform unterwarfen.
Nachdem er zwanzig Jahre hindurch an der geistigen Wiederherstellung des Ordenshauses zum hl. Savinus gearbeitet hatte, veränderte er seinen Entschluss, hier seine letzten Lebenstage zuzubringen, indem er erfahren hatte, dass sein Abt in Palästina verstorben war. Das Vorgefühl, man würde ihn zum Abt wählen, erregte in ihm den Gedanken, die Flucht zu ergreifen. Er verbarg sich einige Zeit in eine Einöde der Maine-Provinz, von wo er sich nach den äußersten Grenzen der Bretagne, auf der Halbinsel von Chaussey, begab. In der Folge kam er wieder zu seinem ersten Kloster, wo er die Gelübde abgelegt hatte. Der Abt Raynald II. hatte kaum seine Ankunft erfahren, als er ihn aufsuchen und in das Kloster rufen ließ, unter dem Vorwand, ihn wieder zurückzubegleiten. Doch, kaum war er im Kloster, so ernannte er ihn zum Prior und zu seinem künftigen Nachfolger.
Wenn sich Bernard vor seinen anderen Brüdern auszeichnete, so war es nicht so sehr durch seinen Rang, als durch seine Demut und seinen Eifer, mit dem er alle ihnen vorgeschriebenen Tugenden selbst ausübte. Durch die päpstlichen Legaten, Johannes und Benedict, wurde er im Jahr 1100 zu dem in Poitiers versammelten Konzil berufen und bewies dort mit Robert von Arbriselles einen ausnehmenden Widerstand, gegen das allgemeine Ärgernis, das König Philipp veranlasste, und gegen die Gewalttätigkeiten des Grafen von Poitou, der die Exkommunikation dieses Fürsten zu hintertreiben suchte.
Wegen einiger Streitigkeiten mit den Mönchen von Cluny, die ihm das Recht der Unabhängigkeit seines Klosters streitig machen wollten, entsagte er seiner Abtstelle und zog sich wieder in seine vorige Einsamkeit zurück, wo er sich mit dem obengenannten Robert von Arbriselles verband und mit ihm apostolische Missionen in der Normandie unternahm. Inzwischen kamen die Mönche des Klosters zum heiligen Cyprian, nach einem vierjährigen Widerstand gegen die Ansprüche der Mönche von Cluny, mit Briefen des Bischofs von Poitiers, und ersuchten ihren Abt, die Rechte ihres Klosters zu verteidigen. In dieser Angelegenheit reiste Bernard zwei Mal, aber ohne Erfolg, nach Rom. Die beiden Legaten, die ihn auf dem Konzil zu Poitiers gesehen hatten, machten solche Lobsprüche von seiner Tugend, besonders von seiner unerschütterlichen Standhaftigkeit in Verteidigung der Gerechtigkeit und der Wahrheit, dass endlich der Papst, auf den Vorschlag der Kardinäle, nach einer ersten Abweisung ihn noch einmal vor sich berief. Bernard sprach für die Freiheit seiner Kirche mit solcher Kraft und Beredtheit, dass die Mönche von Cluny nichts darauf zu erwidern vermochten. Das Urteil des Papstes war auf seiner Seite und er wollte ihn selbst zur Würde eines Kardinal-Priesters erheben, um ihn stets bei sich zu haben, und seine Einsicht bei kirchlichen Angelegenheiten nützen zu können. Aber Bernard wollte nicht einmal die Abtwürde annehmen, die man ihm wieder aufzudringen suchte. Er war zufrieden, den Sieg in der Sache seiner Kirche davongetragen zu haben und bat den Heiligen Vater um Erlaubnis, in die Einsamkeit sich wieder zurückzuziehen. Pascalis bewilligte ihm dies mit dem Auftrag, als apostolischer Prediger seine begonnene Bekehrung der Völker und Verbesserung der Sitten fortzusetzen. Auch durfte er während seines ganzen Aufenthaltes nirgends, als an seiner Tafel speisen.
Bernard kam nun wieder nach Poitiers zurück, empfahl seine Kirche dem Schutz Gottes, und reiste, nachdem er zwei bis drei seiner Ordensbrüder zu sich genommen hatte, nach der wüsten Halbinsel Chaussey. Hier duldeten ihn die Seeräuber nicht lange. Indes vermehrte sich die Anzahl seiner Schüler. Da wählte er die Wälder von Savigni, in der Normandie, zu seinem Aufenthalt. Der Ort schien ihm nicht mehr öde genug, als er sich mit Jüngern des gottseligen Robert von Arbriselles, seines Freundes, bevölkerte. Er gab ihnen diesen Ort ab und zog sich mit seinem Häuflein in die Wälder von Tiron, wo Rotrou, der Graf von Perche und Mortagne, ihm ein Grundstück zu einem Kloster gab, dessen Grund im Jahr 1109 gelegt wurde. Der berühmte Ivo von Chartres begünstigte diese Anstalt nach allen Kräften. Hier war es, wo Bernard die Regel des heiligen Benedikt zu ihrer früheren Vollkommenheit wieder zurückbrachte, und wo er eine Kongregation stiftete, die später unter dem Namen der Kongregation von Tiron bekannt und als eine herrliche Reform dieses Ordens angesehen wurde, so wie es früher in ihrem Entstehen die von Cluny in Burgund, die von Cava in Italien und Sizilien, die von Seauve in Guienne und von Citeaux in Burgund in demselben Jahrhundert, gewesen waren. Der Segen Gottes ruhte augenscheinlich auf dieser Anstalt. In weniger als 15 oder 20 Jahren belief sich schon die Anzahl der Häuser auf hundert und selbst der gottselige Vital von Mortan, einer der Mitgenossen des gottseligen Robert von Arbriselles, wurde durch die Vortrefflichkeit dieser neuen Anstalt so gerührt, dass er alle Klöster und Kirchen, die von der zu Savigni abhingen, deren man schon bei fünfzig zählte, teils Abteien, teils Priorate, der Abtei von Tiron unterwerfen wollte.
Die Schüler des gottseligen Bernard verbreiteten den Glanz der Heiligkeit ihres Lehrers im ganzen Land, nicht sowohl durch ihre Gespräche als durch ihr Betragen. Sie lebten in beständiger Armut, übten harte Bußwerke aus und waren mit einem schlechten grauen Stoff gekleidet. Seine Liebe erstreckte sich nicht bloß auf sein Kloster, auch außerhalb desselben streute er den Samen des Glaubens aus, und unterrichtete die Bewohner der benachbarten Dörfer in den Heilswahrheiten. Gott verlieh ihm die Gabe der Weissagung und Wunder. Jeder Fürst und jeder Vornehme im Reich wünschte ihn in seinem Land zu besitzen, oder machte ihm doch Geschenke zum Ausbau seiner Anstalt. Ludwig den Dicken, seinen Wohltäter, besuchte er zu Paris. Heinrich, den König von England, stattete er einen Besuch in der Normandie ab. Alle Großen Englands bezeugten ihm, nach dem Beispiel ihres Königs, die größte Achtung. Dies war die Ursache, dass viele Häuser von der Kongregation von Tiron in England aufkamen. David, der Sohn Malcolms III. und der heiligen Margaretha, der bald danach König von Schottland wurde, reiste aus dem äußersten Norden mit einem starken Gefolge nach Tiron, um ihn zu sehen. Allein er fand ihn nicht mehr am Leben. Der gottselige Bernard war am 5. April 1117 krank geworden und entschlief einige Tage darauf, versehen mit allen heiligen Sterbesakramenten, sanft im Herrn am 14. April, in einem Alter von mehr als siebzig Jahren. Er wurde in seiner Kirche unter großem Zulauf des Volkes begraben, nachdem er drei Tage lang der öffentlichen Verehrung ausgesetzt gewesen.
Mutter Maria Theodora Augusta vom heiligen Joseph
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 14. April 1775 starb zu Neuburg a. d. Donau die lobwürdige Mutter Maria Theodora Augusta vom heiligen Joseph. Sie hieß in der Welt Ernestine und war als Tochter des Herzogs Theodor von Sulzbach am 15. März 1697 geboren. Sie hatte bereits in ihren Jugendjahren das Verlangen, ins Kloster zu gehen, richtete sich aber in kindlichem Gehorsam nach dem Wunsch ihrer Eltern und vermählte sich mit dem Landgrafen Wilhelm von Hessen Rheinfels. Nach dessen Ableben wollte sie jedoch von der Verwirklichung ihres Lieblingswunsches nicht mehr abstehen, selbst nicht, als ihre eigene Schwester, die Priorin der Karmelitinnen in Köln war, ihr die erbetene Aufnahme verweigerte. Nunmehr wandte sie sich nach Neuburg mit der Bitte um Aufnahme für eine kinderlose Witwe. Die Schwestern wollten nicht darauf eingehen und sagten nach vielem Beten und Überlegen erst zu, als die Herzogin gestand, dass sie selbst die Bittstellerin wäre. Ihr Entschluss war gewiss hochherzig; jedoch wer verstand nicht auch das Zögern der Schwestern? Musste man denn nicht befürchten, dass, wenn das Ordensleben mit seinem ganzen Ernst an sie heranträte, die zarten Hände sich sträubten gegen die niedrigen Verrichtungen, die das Leben im Karmel unnachsichtig fordert, oder dass der schwache Leib den strengen Fasten erliege? Die hohe Frau war sich indes der Bedeutung ihres Schrittes wohl bewusst; sie kannte die Schwierigkeiten, denen sie entgegenging, aber ebenso auch die Kraft, welche die Gnade dessen verleiht, der die Berufung gibt. Freudig rief sie darum in der schlichten, armen Zelle aus: "Hier ist meine Wohnstätte für immer; hier will ich wohnen, denn ich habe sie erkoren. Es dankt dir, o Gott, mein Herz; es preist dich meine Seele, der du an deiner Hand mich hierher geleitet hast. O, wie wahr ist dein Wort, wie süß dein Trost, der alles, was ich in der Welt verließ, mir hundertfach ersetzt!" Man gab ihr den Namen Theodora und traf es gut damit. Es dauerte nicht lange, da betrachteten alle im Konvent die neue Schwester wahrhaft als das, was ihr Name besagt, als ein "Geschenk Gottes", denn sie übte die klösterlichen Tugenden, vorab die Armut, die Demut und den Gehorsam in so vorzüglicher Weise, dass man staunen musste. Weit entfernt, eine Bevorzugung zu beanspruchen, begnügte sie sich mit dem Geringsten. Sagten die Schwestern, indem sie auf den geflickten Habit und die abgenützten Sachen der Schwester Theodora hinwiesen, still zueinander: "Sehen Sie, dieses arme Kleid, dieses abgenützte Buch gehört einer Fürstin!" so sprach Theodora selbst: "Ich habe die Armut gelobt und darum ist es billig, dass ich auch an den nötigen Sachen Mangel leide." Wollte man ihr etwas Besseres anbieten, so wies sie es zurück mit der Begründung: "Das ist zu gut. Ich habe es nicht verdient, ich kann es nicht annehmen." Als die Schwestern, da sie das Priorat so vorzüglich geführt hatte, sie zur lebenslänglichen Priorin wählen wollten, entgegnete sie: "Wenn Sie mich lieben, verschonen Sie mich damit und berauben Sie mich nicht des Trostes und des Vergnügens, das ich im Gehorsam finde." Drei Jahre war sie stets mehr oder weniger krank. Sie sträubte sich nicht dagegen. "Was Gott will, das soll geschehen", sprach sie. Sie betete auch während der Krankheit, wenn sie es irgendwie vermochte, täglich ihre Tagzeiten, hielt die Betrachtungen, wie sie für die Gesunden vorgeschrieben sind; und machte sich noch nützlich, indem sie Blumen für die Kirche fertigte. Hatte sie den Tag noch so emsig zugebracht, so schien ihr doch alles, was sie getan, keineswegs genug und sprach sie: "Ach, wie wenig habe ich heute wieder getan." Redete sie, so hatten ihre Gespräche gewöhnlich Gott oder göttliche Dinge zum Gegenstand oder sie handelten von der Eitelkeit und Vergänglichkeit der weltlichen Dinge, von der Flüchtigkeit der irdischen Freuden und Leiden und dem einzigen und ewigen Wert der Tugend. "Ach, wann wird der Tag kommen, an den wir Gott sehen und ihn ewig lieben können!" rief sie oft aus. Drei Wochen vor dem Osterfest des Jahres 1775 wurde sie von der Wassersucht befallen. Der Arzt erklärte, es sei keine Gefahr vorhanden. Theodora aber versicherte: "Ostern erlebe ich nicht mehr." Und sie behielt recht. Die Schwestern wurden von Trauer erfasst, aber Theodora sprach: "Betrüben Sie sich nicht; ich hoffe ja, dass Sie alle dahin kommen, wohin ich gehe. Ich hoffe Sie im Himmel wiederzusehen. Ich gehe gern und sterbe vergnügt." In der Nacht, die dem Karfreitag folgte, winkte sie die Krankenwärterin herbei, sank ihr, als sie ans Lager trat, in die Arme und verschied so sanft, wie ein Kind in den Armen der Mutter entschlummert. Alles Volk nahm lebhaften Anteil, drängte sich mit frommem Ungestüm zu der Leiche und rief laut: "Wir wollen die Heilige sehen"; eine Verehrung, die Theodora nicht allein von den Zeitgenossen gezollt wurde, sondern die sich auch auf spätere Zeiten fortpflanzte und im Jahr 1807 wieder neue Nahrung erhielt, als sich bei der Eröffnung der Gruft ihr Leib unverwest zeigte.
Pater Jodok von der Beschneidung
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Jodok von der Beschneidung. Pater Jodok, geboren am 19. Februar 1617, war ein Flamländer von Geburt, verbrachte aber den größten Teil seines Ordenslebens in der oberdeutschen Provinz der unbeschuhten Karmeliten. Der Generalkommissar für das gesamte Deutschland, Pater Gabriel, hatte ihn dorthin versetzt und ihm den Auftrag gegeben, in der durch die Kriege und sonstige Ungunst der Zeit geschwächten Provinz, die darniederliegenden Studien wieder auf eine höhere Stufe zu bringen und die gelockerte Ordenszucht durch die Einführung einer strengeren Zucht zu verbessern. Pater Jodok übernahm im Gehorsam diesen Auftrag und vollführte ihn mit Eifer und viel Erfolg, zuerst als Novizenmeister, wiederholt als Definitor und zu verschiedenen Malen in den wichtigsten Konventen, unter anderen 17 Jahre lang zu Bamberg, als Prior. (Das Kloster der Karmeliten zu Bamberg existierte bereits seit dem Jahr 1279.) Hier verstarb er auch am 14. April 1673, nachdem er lange zuvor seine Krankheit, sowie die Stunde seines Todes vorhergesagt hatte. Er hinterließ das schönste Tugendbeispiel, besonders das einer wahrhaft vorbildlichen Geduld während seiner Todeskrankheit.
Gebet am 14. April
Erbarme Dich meiner, mein Heiland, und vergib mir. Erbarme dich meiner, meine Mutter Maria, und bitte für mich, oder sage mir wenigstens, an wen ich mich wenden soll, wer mitleidsvoller ist als ihr, und auf wen ich mehr Vertrauen setzen kann als auf euch. Nein, im Himmel und auf Erden werde ich niemanden finden, der mehr Mitleid als ihr mit dem Elenden hätte, und der mir mächtiger beistehen könnte. Du, o Jesus, bist mein Vater; du, o Maria, bist meine Mutter. Ihr liebt die Elendsten, und sucht sie auf, um sie selig zu machen. Ich habe die Hölle verdient, ich bin der Elendste von allen. Ihr braucht mich nicht zu suchen, nein, ich verlange nicht einmal, dass ihr mich sucht, ich selbst komme euch entgegen und hoffe fest, dass ihr mich nicht verlassen werdet. Amen.
Die Gesinnungen, die die heilige Lidwina in ihrem Leben beseelten, sind in diesen Reimen schön ausgesprochen:
Ist Gott für mich, so kann kein Leiden,
Kein Tod, kein Grab mich von ihm scheiden.
Ist Gott für mich, so muss mir Pein
Und Tod und Grab zum Segen sein!
Sei niemals mutlos, Seele! Schwinge
Dich auf zu deinem Gott - und bringe
Mit jedem Gott bekannten Schmerz
Voll Glauben an sein Vaterherz.
Zu Jesus Christus auf die Fürbitte der heiligen Lidwina
Verleihe uns, o Herr Jesus Christus, dass wir durch das Beispiel und die Fürbitte der heiligen Lidwina, bei allen unseren Leiden durch das Andenken an Dein heiliges Leiden uns stärken, und nie vergessen, dass der Weg des Kreuzes der Weg zur ewigen Herrlichkeit ist, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer
Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, verleihe, dass wir, die wir die Feierlichkeit Deiner heiligen Märtyrer Tiburtius, Valerian und Maximus begehen, auf ihre Fürbitte auch ihre Tugenden nachahmen können, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Die früh angefangene und allzeit fortgesetzte Andacht der heiligen Lidwina zur seligsten Jungfrau hat sie in ihrem langen Elend aufgemuntert, und ihr beim Tod den unaussprechlichen Trost gebracht, nach dem so herrlichen himmlischen Besuch von der Welt abzutreten.
Andacht am 14. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Es zeigt sich zumal in Trübsalen, Widersprüchen, Leiden und Betrachtungen, ob diejenigen, die in der Kirche Gottes leben, Spreu oder Getreide sind. Die in derlei Verhältnissen Geduld und Mut bezeugen, sind Getreide, die anderen Spreu; und zwar um so leichtere Spreu als höher sie sich erheben und ihre Hoffart um so deutlicher zeigen." (Der heilige Augustinus)
Ein Herr von adeliger Geburt und hohem Rang besuchte einst den heiligen Franziskus von Sales und bat ihn um eine erledigte Präbende für einen Priester, dem er wohlwollte. Der Heilige antwortete ihm, er habe alle Präbenden unter den Konkurs gestellt und auf solche Weise sich selbst freiwillig die Hände gebunden, um keine Ungerechtigkeit zu begehen. Da aber dieser Herr die Antwort des Heiligen für einen bloßen Vorwand hielt, wurde er sehr heftig, beschuldigte ihn der Falschheit und Heuchelei; ja, er bedrohte ihn sogar und beschimpfte ihn auf sehr unanständige Weise. Als der Heilige sah, dass er es nicht vermochte, ihn durch Worte zu besänftigen, hörte er ihn gelassen an, ohne ihn zu unterbrechen. Da nun späterhin jemand ihn befragte, wie es ihm möglich gewesen wäre, nicht aus der Fassung zu kommen, und ob er nicht wäre zur Rache aufgeregt worden, antwortete er: "Nicht er war es, der zu mir sprach, sondern seine Leidenschaft. Sie werden sehen, dass er mit der Zeit zurückkehren wird, weil ich geschwiegen habe; und wir werden dann nur um so bessere Freunde sein. Indes er aber mit mir redete, erwog ich seine guten Eigenschaften, um derentwillen ich ihn hochachte." Wirklich kehrte nach einiger Zeit dieser Herr zu dem heiligen Bischof zurück, ihn um Verzeihung zu bitten, und es knüpfte sich das Band der Freundschaft von jener Zeit an weit fester unter ihnen.
Komm mir zu Hilfe, mein Gott, in der Zeit der Versuchungen, der Widersprüche und der Verachtung, und kräftige mein Herz, sie anzunehmen, mich zu demütigen und Dich zu preisen nach dem Beispiel Jesu Christi, auf dass sie nicht nur mir, sondern auch meinem Nächsten zum Heil gereichen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 14. April
"Mit der Waffe des Gebetes haben die Heiligen
glorreiche Kämpfe bestanden und ihre Feinde besiegt.
Durch das Gebet haben sie den Zorn Gottes besänftigt
und von ihm alles was sie gewünscht erlangt."
hl. Ludwig von Granada OP
1504 bis 31.12.1588
Betrachtung am 14. April - Von Rückfällen in die Sünde
Es schütze, Herr, mich deine starke Hand;
Sie breche meines Herzens Widerstand:
Dass ich nicht frevelnd häufe Schuld auf Schuld,
Und sich in Zorn verwandle deine Huld.
1. Lebe sorgsam vor Gott, und hüte dich vor Rückfällen in die alten Sünden. Denn je öfter eine Sünde verziehen wurde, um so unverzeihlicher wird sie. Je mehr sie an Anzahl zunimmt, um so mehr auch nimmt sie an Bosheit zu, und wird gleich einer alten Wunde unheilbar. Sünden, die einmal zur Gewohnheit wurden, wandeln sich bald in Notwendigkeit, weil der Wille immer schwächer, der Geist immer blinder, die Leidenschaften immer unbändiger, die Heilmittel dagegen immer unwirksamer werden. Und so gerät der Mensch, der mit so großer Erkenntnis und so schnödem Undank von Gott sich abwendet, abermals in die Schlinge des unsichtbaren Feindes, der ihn nun um so fester hält.
2. Dürfen wir uns wundern, dass so viele durch ihre beständigen Rückfälle ein Raub der Verdammnis wurden? Durch dies beständige Fortsündigen treibt der Mensch seinen Spott mit dem Allerhöchsten, er verachtet seine Geduld, trotzt seiner Gerechtigkeit, sündigt vermessen auf Gottes Barmherzigkeit, tritt das Blut der Erlösung mit Füßen, und reizt Gottes Langmut zum Zorn. Auf die sündige Lust folgt dann die Bitterkeit, auf die Vermessenheit die Verzweiflung, auf die Barmherzigkeit die Rache, wie die Schrift bezeugt, die spricht in Jesus Sirach 5,4-7: "Sag nicht: Ich habe gesündigt, doch was ist mir geschehen? Denn der Herr hat viel Geduld. Verlass dich nicht auf die Vergebung, füge nicht Sünde an Sünde, indem du sagst: Seine Barmherzigkeit ist groß, er wird mir viele Sünden verzeihen. Denn Erbarmen ist bei ihm, aber auch Zorn, auf den Frevlern ruht sein Grimm. Zögere nicht, dich zu ihm zu bekehren, verschiebe es nicht Tag um Tag. Denn sein Zorn bricht plötzlich aus, zur Zeit der Vergeltung wirst du dahingerafft."
3. O ewige Güte, nicht würdig bin ich, nach so vielfältigem Undank und Meineid, die Augen zu dir zu erheben, denn nicht Schwäche und Gebrechlichkeit, sondern Bosheit, Verachtung, Unbußfertigkeit muss ich meine Sünden nennen, die nicht zu entschuldigen sind, und keine Verzeihung verdienen. Dennoch, mein Gott, verzweifle ich nicht an deiner Barmherzigkeit, der du kein reuiges und zerknirschtes Herz verwirfst. Und da du mir befiehlst Buße zu tun, so will ich heute noch beginnen, sie aufrichtig und ernsthaft zu wirken, will im Sakrament der Gnade mich reinigen, und von nun an dir getreu und unablässig dienen. "Gott will nicht, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren." (2. Petrus 3,9b)
15. April
Der heilige Peter Gonzales aus dem Prediger-Orden
(Patron der Schifffahrer), Spanien,
+ 15.4.1246 - Fest: 15. April
Peter Gonzales (sonst St. Telme oder Elm genannt), aus einer angesehenen Familie, wurde im Jahr 1190 in der Stadt Astorga des Königreiches Leon in Spanien geboren. Da ihn die Natur mit außerordentlichem Scharfsinn begabt hatte, machte er in den Studien schnelle Fortschritte. Er trat in den geistlichen Stand, ohne jedoch die Wichtigkeit eines solchen Schrittes gehörig zu erwägen. Der Bischof von Astorga, sein Oheim, hoch erfreut über seine Fähigkeiten, gab ihm ein Kanonikat an seiner Domkirche, worauf er ihm auch die Würde des Domdechanten verlieh. Der junge Gonzales hatte zwar keine groben Fehler an sich, jedoch war er von dem Weltgeist angesteckt, den das Evangelium verdammt. An seiner neuen Ehrenstelle sah er nur, was seiner Eigenliebe schmeichelte: er wollte, dass die Feier seiner Besitznahme mit dem größten Prachtaufwand geschehe. Und in dieser Absicht durchzog er die Stadt auf einem prachtvoll geschmückten Pferd. Das Beifallklatschen, an dem sich seine Eitelkeit entzückte, dauerte nicht lange, denn das Pferd bäumte sich, tat einen Fehltritt und warf den Reiter in den Kot, was unter den Menschen ein gewaltiges Hohngelächter erregte, was wohl unseren Gonzales nicht wenig gekränkt hatte.
Indessen brachte diese Verdemütigung eine gute Wirkung in dem jungen Dechanten hervor: er kehrte in sich und erkannte, dass dieses Ereignis eine Bestrafung seiner Eitelkeit war. So öffnete er nun der Gnade das Herz und nahm sich vor, ihre Eindrücke treu zu befolgen. Den Anfang machte er damit, dass er sich nach Palencia zurückzog. Abgeschiedenheit, Fasten und Gebet waren die Mittel, deren er sich zur Erkenntnis des göttlichen Willens bediente. Er bekämpfte den Stolz durch Übung einer gänzlichen Abtötung und durch stets wiederholte Selbstüberwindung wurde er ein Muster der Bußübung und Demut. Obgleich er aber die schlechten Neigungen der Natur unterjocht hatte, war er dennoch immer gegen sich selbst misstrauisch. Und um die Früchte der über seine Leidenschaften erfochtenen Siege nicht zu verlieren, trat er in die Reihe der geistlichen Kinder des heiligen Dominikus, die durch ihre hohen Tugenden die Kirche Gottes erbauten.
Die Welt verfolgte ihn bis in seine Einsamkeit. Sogenannte Weise setzten alle Springfedern in Bewegung, um ihn dahin zu bringen, dass er seine Ehrenstelle wieder antrete. Aber er war unerschütterlich in seinem Entschluss, mit der Welt gänzlich zu brechen. Nach überstandenem Noviziat legte er seine Gelübde ab und suchte dann weiter mit rastlosem Eifer sich durch strenge Befolgung der Ordensregel in der Tugendübung zu befestigen. Daraufhin entsprach er dem Willen seiner Obern, die ihm befahlen, sich wegen seiner guten Anlagen zum Predigtamt zu befähigen.
Nachdem der Heilige den größten Teil der Nacht in Betrachtung und im Absingen des Lobes Gottes zugebracht hatte, widmete er den ganzen Tag dem Unterricht der Gläubigen. Die Liebe, von der seine Seele ausgefüllt war, gab seinen Worten eine Salbung, gegen die sich niemand wehren konnte. Selbst die entschlossensten Wüstlinge zerflossen in Tränen und legten vor seinen Füßen das demütige Bekenntnis ihrer Sünden ab. Er war das Werkzeug unzähliger Bekehrungen im Königreich Leon und Kastilien, besonders aber in der Diözese Palenzia.
Der fromme König Ferdinand der Dritte hatte das Verlangen, den Mann Gottes zu sehen und überzeugte sich dann selbst von der Wahrheit dessen, was man ihm von Peter Gonzales gesagt hatte. Er fasste daher gleich den Entschluss, ihn zu sich zu nehmen und immer als Begleiter mit sich zu führen, selbst in den Krieg. Gonzales benützte das ihm geschenkte Vertrauen des Fürsten zur Förderung der Ehre Gottes und brachte es durch Gebet und Ermahnungen dahin, dass die Unordnungen, die am Hof und unter den Kriegsleuten herrschten, größten Teils verschwinden mussten. Seine Beispiele gaben seinen Reden neue Kraft, denn er lebte mitten in den Ehren und im Schoß des Überflusses ebenso regelmäßig und bescheiden als im Kloster. Man sah ihn nie einen Schritt abgehen von seinen Übungen der Geistesversammlung, der Abtötungen und übrigen Tugenden.
Wäre er ein gewöhnlicher Mensch gewesen, so hätte er den ihm gelegten Fallstricken unmöglich entgehen können. Eine Frau schmeichelte ihm und wollte ihn verführen. Ihr war gestattet worden, unter vier Augen mit ihm zu reden. Sie wurde durch einige Lüstlinge am Hof in ihrem abscheulichen Vorhaben gestärkt. Sie versprachen ihr eine große Geldsumme, wenn ihr dieses Vorhaben gelingen sollte. Sie ging also zu Gonzales mit den Worten: „Ich komme, Sie über ein Anliegen von höchster Wichtigkeit zu befragen, wir müssen also allein sein.“ Als die Anwesenden hinausgegangen waren, warf sie sich auf die Knie, vergoss falsche Tränen, beteuerte, sie wolle ihr Leben ändern, und begann das Bekenntnis ihrer Missetaten. Hierauf warf sie die Maske ab und sagte alles, was ihr der höllische Feind eingeben mochte, um im Herzen des Heiligen eine unlautere Flamme zu entzünden. Aber alle ihre Kunstgriffe wurden zu Schanden und dienten nur zur größeren Verherrlichung des Tugendhelden. Gonzales sprang in sein Zimmer, in dem ein Feuer brannte, und warf sich, in seinen Mantel eingehüllt, auf die glühenden Kohlen, ließ dann die freche Dirne kommen, damit sie ihn in diesem Zustand erblickte. Diese war dadurch so ergriffen, besonders als sie sah, dass die Feuerglut den Heiligen unversehrt ließ, dass sie die Augen dem Licht der Gnade öffnete. Sie verabscheute nun im Ernst ihre Sünden und beichtete sie mit den bittersten Schmerzgefühlen. Ihr Beispiel zog ebenfalls die Bekehrung jener nach sich, die sie durch ihre Versprechungen zur bösen Tat ermutigt hatten.
Gonzales begleitete König Ferdinand auf allen seinen Feldzügen gegen die Mauren und man kann mit Grund behaupten, dass er zu den Siegen dieses Fürsten vieles beitrug, sowohl durch seine Gebete und Ratschläge, als auch durch die Zucht, die er unter den Soldaten und Kriegsobersten einführte. Die Einnahme von Cordoba öffnete seinem Eifer ein weites Feld. Er bezähmte die Wut der Sieger, schützte die Unschuld der Jungfrauen gegen die Zügellosigkeit der Soldaten und erhielt mehreren tausend Feinden das Leben. Die Moscheen reinigte er und baute sie in Kirchen um. Ferdinand leistete ihm alle erforderliche Hilfe bei diesen guten Werken und unterstützte alles, was er unternahm, durch sein königliches Ansehen. Die größte Moschee von Cordoba, die berühmteste von allen in Spanien, wurde in eine Domkirche umgeschaffen. Man fand dort die Glocken und alles Kirchengerät, welches die Mauren zweihundert Jahre zuvor auf den Schultern der Christen von Compostella dahin hatten tragen lassen. Ferdinand ließ sie durch die Besiegten auf dieselbe Weise nach Compostella zurück tragen.
Indes verließ der Heilige den Hof, ungeachtet der Bitten und Zusprüche, die man anwandte, um ihn zurückzuhalten. Er wollte endlich dem Drang folgen, den er in seinem Inneren fühlte, die Armen und die Landbewohner zu unterweisen. Die steilsten Berge, die unwegsamsten Orte, die Unwissenheit und Rohheit der Völker, nichts war im Stande, ihn davon abzuschrecken. Das Gebet unterhielt und nährte jenen apostolischen Geist, der ihn beseelte. Sein Predigtamt brachte vorzüglich in den Diözesen Tuy und Compostella bewunderungswürdige Früchte hervor und durch die Wundergabe, die der Herr seinem Diener verlieh, bekamen dessen Worte neue Kraft. Gonzales besaß ungemeine Fähigkeiten, den Armen die Heilswahrheiten vorzutragen und ihnen Liebe dafür einzuflößen. Die Schiffer schienen ihm auch ein würdiger und vorzüglicher Gegenstand seines Eifers zu sein: er suchte sie auf ihren Schiffen auf und hörte nur mit dem Tod auf, sie zu unterrichten.
Als ihm eine innere Stimme seinen Sterbetag bekannt machte, verließ er Tuy, um sich nach Kompostell zu begeben, wo er in den Armen seiner Brüder sterben wollte. Aber auf der Hinreise ging es ihm so übel, dass er an den Ort seiner Abfahrt zurückkehren musste. Sein Freund, der Bischof von Tuy, stand ihm in seiner Krankheit und im Sterben bei. Er wurde in der Domkirche beigesetzt. Sein gottseliger Tod erfolgte am 15. Oder 16. April 1246. Seine durch große Wunder berühmt gewordenen Überbleibsel werden in einem prachtvollen silbernen Kästchen im Dom von Tuy aufbewahrt.
Papst Innozenz der Vierte sprach 1254 den Diener Gottes selig und erlaubte den Dominikanern von Spanien dessen Tagzeiten zu halten. Dasselbe Vorrecht bekam danach auch die Stadt Tuy. Der gottselige Peter Gonzales wurde indes nie heilig erklärt. Benedikt XIV. gestattete sein Offizium dem ganzen Orden des heiligen Dominikus. Die Schiffer in Spanien und Portugal rufen ihn bei den Stürmen an und schon mehr als einmal haben sie die unzweideutigsten Merkmale seines Schutzes erhalten. Sie nennen ihn St. Telm oder St. Elm.
Der heilige Damian Deveuster, der Apostel der Aussätzigen,
aus der Kongregation von den heiligsten Herzen Jesu und Mariä,
+ 15.4.1889 – Fest: 15. April
Die neuere Zeit und, mit Freude und Genugtuung dürfen wir es sagen, unsere heilige Kirche hat der Welt einen Helden geschenkt, einen Helden der Nächstenliebe und Selbstaufopferung, bei dessen Tod eine noch nie dagewesene Bewegung der Verehrung sich aller Herzen bemächtigte. Nicht allein die religiöse katholische Welt hat dem Apostel der Aussätzigen auf Molokai den Herzenstribut dankbarer Huldigung und Ehrung dargebracht, schier noch größer war die Begeisterung und Bewunderung für den Heldenmut treuer Pflichterfüllung, die sich bei der Nachricht vom Tod Pater Deveusters unter den Andersgläubigen Bahn brach. Die Engländer kamen allen zuvor. In London wurde Pater Damians Bild mit den Verwüstungen des Aussatzes im Gesicht öffentlich ausgestellt. Es war hässlich anzuschauen; aber unter dem abstoßenden Äußeren entdeckten die Beschauer bald die Züge des edlen Priesters, der auf seiner einsamen Insel im Stillen Ozean unbekannt bleiben wollte, dessen Name aber doch in aller Munde war. Scharenweise drängte man sich heran, zu Tausenden wurde seine Fotografie gekauft. „In Birmingham“, so erzählt ein Augenzeuge, „wichen die ersten, die Pater Damians Bild in einem Schaufenster erblickten, zurück vor der entsetzlichen Hässlichkeit. Aber dies unwillkürliche Sträuben währte nur einen Augenblick. Als man den Helden der christlichen Liebe erkannte, umdrängte das Volk in solcher Zahl das Schaufenster, dass die Polizei wiederholt zur Aufrechterhaltung des Verkehrs einschreiten musste.“ Der Prinz von Wales, der spätere König Eduard VII. trat an die Spitze einer Vereinigung von Männern aus allen Konfessionen, die dem toten Freund der Aussätzigen ein Denkmal setzen wollten, wie denn auch tatsächlich zu Löwen und auf Molokai sein Andenken auf diese Weise verewigt wurde.
Was hat es nun mit diesem Mann, der eine so weitgreifende Bewunderung bei allen Nationen wachrief, für eine Bewandtnis?
Pater Damian, ein ernster, mitleidiger, tätiger Mann, ein liebenswürdiger Charakter von großer Stärke des Geistes, wurde durch Gottes weise Vorsehung von Jugend auf mit den erforderlichen Gaben des Körpers und Geistes ausgestattet, um den ihm einst zugewiesenen Beruf ganz erfüllen zu können. Joseph Deveusters Heimat ist Tremeloo in Belgien, nördlich von Löwen, wo er am 3. Januar 1840 geboren wurde. Seine Eltern, dem ländlichen Mittelstand angehörend, waren eifrige katholische Christen, die ihren Kindern eine gediegene Frömmigkeit und Liebe zu Gott einflößten. In dem „kleinen Schäfer“ begann frühzeitig eine große Hingabe für den Dienst Gottes, Liebe zum Gebet, Mitleid mit den Armen und Verständnis für eigene Überwindung, Entsagung und körperliche Abtötung Wurzel zu fassen. Mehrmals wurde er durch Gottes besonderen Schutz aus drohender Lebensgefahr errettet. Im achtzehnten Jahr hatte Joseph das Glück, einer Mission der Redemptoristen beizuwohnen, die entscheidend auf seine Standeswahl einwirkte. Von jener Hochherzigkeit beseelt, die nur den göttlichen Willen bestimmt zu erkennen braucht, um ihn ohne Verzug zu vollziehen, brachte er auch alsbald den Gnadenruf Gottes zum geistlichen Leben zur Ausführung. Sein älterer Bruder gehörte der neuen, 1817 approbierten Genossenschaft der heiligsten Herzen Jesu und Mariä, auch Picpus-Kongregation genannt, an. Als Joseph, zusammen mit seinem Vater, dem Bruder in Löwen einen Besuch machte, hielt er um Aufnahme in die Gesellschaft an, erhielt sie und blieb auch sofort im Kloster, um den Seinen den Schmerz des Abschieds zu ersparen. Für die Entschiedenheit des jungen, gottbegeisterten Mannes ist dies bezeichnend. Diese Energie und Entschiedenheit, verbunden freilich mit besten Geistesanlagen, vermochten viel im Leben unseres Jüngers der Liebe. Sie führten ihn zum priesterlichen und zum apostolischen Beruf. Josephs Bruder, Pater Pamphil, lehrte den Novizen, anfangs nur zur Zerstreuung und Unterhaltung in der Freiheit lateinische Worte und Sätze. Der Fortschritt des strebsamen Schülers war aber ein so staunenswerter, dass die Oberen den „Frater Damian“, der 1860 die feierlichen Ordensgelübde ablegen durfte, unter die Kandidaten des Priestertums einreihen konnten.
Ernst, Entschiedenheit und rastlose Tätigkeit fördern rasch die Entwicklung des jungen Ordensmannes weiter. Zum Gebet und zur Anbetung des Allerheiligsten verwendete er mit Vorliebe die Nachtstunden, was ihm bei seiner kräftigen Natur ohne Besorgnis erlaubt werden konnte. Eifer und Entschlossenheit führten den opferfreudigen Kleriker auch unverhofft rasch auf das Missionsfeld. Die Picpus-Kongregation hatte neben Abhaltung der Sühne-Anbetung und Mitwirkung an der Erneuerung des religiösen Geistes in der Heimat auch die auswärtigen Missionen als Arbeitsfeld erhalten. Die Sandwichinseln im Stillen Ozean, nordöstlich von Australien gelegen, waren ihr vom Heiligen Stuhl zugewiesen. Im Jahr 1863 sollte Frater Damians Bruder, Pamphilius, dorthin übersiedeln. Doch dieser erkrankte kurze Zeit vor der Abreise an Typhus. Da wandte sich Damian, kurz entschlossen, unmittelbar an den Generaloberen in Paris mit der Bitte, an seines Bruders Stelle treten zu dürfen, „damit das (bereits bezahlte) Fahrgeld nicht vergeudet sei“. Wirklich kam zur Verwunderung der Lokaloberen der Befehl, das Frater Damian abreise, obgleich er erst die niederen Weihen empfangen hatte. Nach fünfmonatiger Reise landete der begeisterte Missionar, am Fest des heiligen Joseph 1864, in Honolulu, der Hauptstadt des Inselreiches. Zu Pfingsten bereits erhielt Damian Deveuster vom apostolischen Vikar Maigret die Priesterweihe und sogleich den drei Tagereisen umfassenden Bezirk Puna als ersten Missionsposten. Hier hieß es, neu aufbauen. Noch nicht einmal eine Kapelle war vorhanden. Die wenigen Katholiken waren weit auf den Dörfern zerstreut, überdies von der Irrlehre des Calvinismus bedrängt. Schon bei der ersten Runde gab der Herr des Weinberges dem neuen Arbeiter neunundzwanzig Seelen zur Wiedergeburt im Wasser der heiligen Taufe. Glücklich und zufrieden, inmitten von Mühen und Sorgen, umgeben, geliebt von den armen Einheimischen, arbeitete Pater Damian rastlos an ihrem Seelenheil. Als der eifervolle Hirte aber sah, dass einer seiner Mitbrüder in Kohala noch schwerer zu arbeiten hatte und dabei weniger kräftig war, bat er seinen Bischof, dorthin versetzt zu werden. In den vier Jahren der Missionstätigkeit in diesem Bezirk baute der damals ruhende Diener des Herrn vier neue Kirchen und erneuerte eine alte, wobei er selbst das Amt des Zimmermanns und Baumeisters übernahm.
Doch so aufopferungsvoll und segensreich auch Pater Damians Tätigkeit in der Mission war, Gott, der Herr, hatte für ihn noch ein anderes, ganz außergewöhnliches Arbeitsfeld bereit, indem er nicht nur Gut und Kraft, Zeit und Freiheit, sondern buchstäblich Blut und Leben einsetzte und hinopferte. Das war seine Tätigkeit, sein Opferleben unter den Aussätzigen.
Das entsetzliche Übel des Aussatzes war vor mehr als fünfzig Jahren, wahrscheinlich von Asien her, auf den Sandwichinseln eingeschleppt worden. Die geselligen, gastfreundlichen Eingeborenen, die keine Furcht vor Ansteckung kannten, beobachteten auch keine Schutzmaßregeln. So konnte die unheilvolle Krankheit festen Fuß fassen und auf allen Inseln sich ausbreiten. Erst im Jahr 1865 griff die Regierung mit Schutzgesetzen ein. Alle Aussätzigen sollten von der übrigen Bevölkerung abgesondert und auf die nördliche Insel Molokai zusammengebracht werden. Da fristeten nun die Unglücklichen ein trauriges Dasein. Im Norden schied sie das Meer, im Süden eine gewaltige Felswand von der übrigen menschlichen Gesellschaft. Sie waren sich ganz selbst überlassen. Wohl sorgte die Regierung für ihren Unterhalt, aber das, was auch das Schwerste erträglich macht, die mitleidsvolle Liebe, fehlte. Die Lage der Armen war eine tieftraurige. Die entsetzliche Krankheit ließ den Leib der Befallenen, Glied um Glied, der Fäulnis anheimfallen. Für das Diesseits war ihnen jede Hoffnung auf Glück entschwunden. Ihre Leiden trieben sie vielfach zur Verzweiflung, und so ergaben sie sich allen Lastern. Hierdurch entschwand ihnen aber auch die Hoffnung auf ein besseres Jenseits, das einzige, was sie mit ihrem schlimmen Schicksal aussöhnen konnte.
Nun vergaßen freilich die katholischen Missionare ihre unglücklichen Brüder auf Molokai nicht. Sie kamen zeitweilig hinüber, um ihnen die Erfüllung der notwendigsten religiösen Pflichten zu ermöglichen. Zur Gründung einer eigenen Seelsorgestation war aber ihre Zahl zu beschränkt. Im Jahr 1872 gelang es wenigstens, unter Beihilfe der Vereinigung zur Verbreitung des Glaubens in Rom, ein Kirchlein zu erbauen. Und schon hatte die göttliche Vorsehung auch den Geistlichen hierfür bereit. Bei einer Versammlung von Missionaren zur Einweihung einer Kapelle auf der Insel Maui, im Jahr 1873, klagte Bischof Maigret, dass er noch immer wegen Priestermangel den Verbannten auf Molokai keinen Seelsorger geben könne. Pater Damian hörte den Wunsch seines Oberhirten, und sofort entschlossen und zum größten Opfer bereit, sprach er: „Hochwürdigster Herr! Hier sind die neu angekommenen Missionare. Gestatten Sie einem von ihnen meine Pfarrei zu übernehmen, und erlauben Sie mir, nach Molokai zu gehen, um für die armen Aussätzigen, deren geistiges und leibliches Elend mir unzählige Male zu Herzen ging, nach Kräften zu arbeiten. Gern will ich lebendig mich begraben mit den unglücklichen Opfern der Seuche, von denen mir manche persönlich bekannt sind.“ Das hochherzige Anerbieten wurde angenommen. Eben lag ein Schiff bereit, um fünfzig Aussätzige hinüberzuführen. Ihnen schloss sich Pater Damian an, ohne auch nur von seinen Freunden Abschied zu nehmen. So ist es echte Apostelart.
Als der neue Aussätzigenseelsorger nach Molokai kam, belief sich die Zahl der unglücklichen Ausgestoßenen auf über achthundert. Die Hälfte davon waren Katholiken. Mit unbeschreiblichem Mitleid schickte er sich an, ihr sittliches und körperliches Elend zu mildern. In der Tat war Deveuster auch seiner körperlichen Beschaffenheit nach äußerst geeignet für seinen schweren, selbst gewählten Beruf. Er stand im Alter von dreiunddreißig Jahren. Kräftig gebaut, die Farbe blühender Gesundheit im Antlitz, Jugendkraft im Auftreten, versprach er Ausdauer und Leben inmitten von wandelnden Leichen. Arme und Herz öffnete nun der katholische Priester nicht nur seinen Glaubensgenossen, nein, allen ohne Unterschied. Alle sollten seine hilfreiche Hand, seine maßlose Hingebung erfahren. Der Retter war da. Wer beschreibt den Eindruck, den sein Erscheinen auf die unglücklichen Bewohner der Toteninsel machte! Die zerknickten Herzen erbebten vor Freude, das gebeugte Haupt richtete sich empor, die müden Augen leuchteten auf in Hoffnung. Kann auch der Gottesmann den Tod nicht bannen, er wird es verstehen, seine Bitterkeit zu mildern. Des Priesters Wort und Segensvermittlung wird denen, die für die Erde nichts mehr zu hoffen haben, wenigstens die gewisse Aussicht auf ein seliges, ewiges Leben erschließen.
Es war ein ununterbrochenes Opferleben, ein wunderbares Liebeswerk, das der heldenmütige Apostel auf seinem damals wohl einzigen Posten vollführte. Nur etwa achtzig Aussätzige waren in einem Hospital untergebracht, die übrigen hatten sich aus Zweigen und Blättern elende Hütten gebaut. Hier musste Pater Deveuster stundenlang bei den Kranken und Sterbenden, denen meist jede Pflege und ärztliche Behandlung fehlte, verweilen. Starben doch jede Woche zehn bis zwölf Aussätzige. Der Atem der Kranken ist ein Pesthauch, der die Luft vergiftet und sich in die Kleider einfrisst. Die aufbrechenden Geschwüre, das faulende Fleisch, das nach und nach besonders an Händen und Füßen abfällt, verbreitet einen ganz unerträglichen, abscheulichen Geruch. Den natürlichen Ekel zu überwinden, sich an eine solche Atmosphäre zu gewöhnen, kostet eine übermenschliche Überwindung. Wenn der selbstlose Priester Sterbenden oder Beichtenden das schwarze Blut auffing, das bei Husten- und Erstickungsanfällen dem unförmlichen Leib entquoll, wenn er die vielen Würmer ihre schauerliche Zerstörungsarbeit unaufhörlich vollbringen sah, da war er oft genötigt, wieder an die frische Luft zu treten, und das stürmisch pochende Herz und den sinkenden Mut wieder mit Gewalt aufzuraffen. Mit den Aussätzigen wurde er selber zum Aussätzigen. Darum hatten seine gründlichen religiösen Belehrungen, die er täglich nach der heiligen Messe für alle gab, die Worte der Güte und Barmherzigkeit, die am Krankenlager das Ohr verstockter Sünder trafen, so günstigen Erfolg, dass die Unglücklichen zu christlicher Gesittung zurückkehrten, ihre schlechten Gewohnheiten aufgaben und ihr hartes Geschick mit Geduld und frommer Ergebung zu tragen lernten. Auch Heiden und Irrgläubige, Kalvinisten und Mormonen achteten ihn als gemeinsamen Vater. Im ersten Jahr schon konnte er über hundert Personen die Taufe spenden und viele in der Taufunschuld der ewigen Vergeltung zuführen. Tausende der armen Ausgestoßenen der Menschheit verdanken ihm allein Zufriedenheit im Leben und Seligkeit im Tod. Es gab solche, die gar nicht mehr geheilt zu werden verlangten, wenn sie dann Molokai verlassen müssten.
Der unermüdliche Bote der christlichen Liebe tat aber auch alles, um neben den geistlichen Bedürfnissen seiner armen Herde auch ihre vielseitige leibliche Not möglichst zu lindern. Er, der nie an sich und seine Bequemlichkeit dachte, der in den ersten Monaten ohne Obdach war und im Freien unter einem Pandanenbaum nächtigte, - zur Herstellung einer Hütte hätte ihm nicht nur die Zeit, sondern auch das Material gefehlt – ruhte nicht, bis die Regierung das Nötigste sandte, um gesunde, feste Wohnungen zu errichten, sorgte zuallererst unter größten Anstrengungen für gutes Trinkwasser, verbesserte das Vorhandene und baute ein neues Spital und ein Waisenhaus, ruhte nicht, bis ein Arzt sich niederließ, Krankenschwestern und brauchbare Wärter angestellt, eine Apotheke errichtet wurde. Wie vielen Toten hat er eigenhändig den Sarg gezimmert und das Grab geschaufelt! Dass ihn der Bau von Kirchen unablässig beschäftigte, braucht gar nicht eigens hervorgehoben zu werden. Dass er dabei aber seine Kenntnisse in mancherlei Handwerk persönlich betätigen musste, zeigt nur von der Vielseitigkeit dieses einzigartigen Mannes. Der Gottesdienst wurde mit größter Feierlichkeit abgehalten. Sängerchöre und Musikerkapellen fehlten dabei nicht und waren aus den Aussätzigen selbst zusammengestellt. Nicht nur die Fronleichnamsprozession, selbst die so häufigen Leichenbegängnisse wurden zu erhebenden Schauspielen. So gewann das Leben der armen Insulaner auf der gemiedenen Todesinsel eine zuversichtliche, menschenwürdige, ja frohe Stimmung. Was der Mann der Liebe und der entschlossenen Tat auf Molokai geschaffen, wird für immer gerühmt werden in der Geschichte der Menschheit und ist ewig eingeschrieben im Buch der Lebendigen. Die unbestreitbar unglücklichsten aller vernünftigen Wesen glücklich zu machen, ist eine Heldentat, die nur mit Gottes Gnade einem vollendeten Mann des Glaubens und der Liebe gelingen konnte.
Zwölf Jahre lang war der in Arbeit und Mühen sich aufreibende Jünger der Liebe augenscheinlich durch höhere Hilfe vor Ansteckung bewahrt geblieben. Doch gefiel es Gott, das bewunderungswürdige Opferleben durch den Opfertod zu krönen. Täglich musste Pater Deveuster gewärtig sein, die Spuren des furchtbaren Übels an seinem Leib zu entdecken. Erst im Jahr 1884 vermutete er sein Vorhandensein, das Schwinden des Gefühls an den Füßen brachte ihm ein Jahr darauf gelegentlich eines heißen Fußbades die Gewissheit. Das trübte ihm nicht die Ruhe der Seele. „Ich habe keinen Zweifel mehr über die wahre Natur meiner Krankheit“, so meldete er selbst seinem Oberen, „doch ich bin ruhig, ergeben und glücklich inmitten meines Volkes. Gott der Herr weiß am besten, was zu meiner Heiligung dient. Ich sage darum täglich mit bereitwilligen Herzen: „Herr, dein Wille geschehe!“ In gewohnter Weise arbeitete er weiter. Nachdem er in den letzten Jahren für die entferntere Station einen Gehilfen in der Seelsorgearbeit erhalten hatte, war es jetzt sogar wieder zeitweilig nötig, an den Sonntagen zweimal Messe zu lesen, viermal zu predigen und zweimal Segensandacht zu halten. Doch der Kräfteverfall und die Entstellung des Äußeren schritt unaufhaltsam fort. Ein überaus großer Trost war es für den Todgeweihten, dass seine Finger und die innere Fläche der Hände, an welchen Stellen bekanntlich der Priester bei der Weihe mit heiligem Öl gesalbt wird, vom Aussatz nicht ergriffen wurden. Das setzte ihn in den Stand, beinahe bis zuletzt das heilige Opfer zu feiern. Dieser Umstand ist umso auffallender, als bei den meisten Aussätzigen gerade die Finger und Hände zuerst zerfressen werden. Am 30. März 1889 musste der Nimmermüde sich aufs Ruhe-, aufs Sterbebett legen. Strahlend vor Glück und Freude bereitete er sich auf den Hingang vor. Zwei seiner Mitbrüder konnten ihn öfters mit dem Brot der Starken rüsten. Am 15. April vollendete der gute Hirte sein Opferleben. Beinahe sechzehn Jahre hatte er inmitten der Schrecken des Aussatzes in treuer Hirtenliebe ausgeharrt.
Wo ist die Quelle eines so heroischen Opfermutes? Der heilige Aussätzigenapostel, der würdige Kongreganist der heiligsten Herzen Jesu und Mariä sagt es uns selbst: „Ohne das heiligste Sakrament wäre eine Stelle wie die meinige unerträglich. Aber da ich den Herrn in meiner Nähe habe, bin ich immer heiter und arbeite mit Freude an der Erziehung und Unterstützung der armen Kranken.“
Damian Deveuster wurde am 4. Juni 1995 durch Papst Johannes Paul II. selig- und durch Papst Benedikt XVI. am 11. Oktober 2009 heiliggesprochen.
Der gottselige Lucius von Florenz,
Franziskaner-Laienbruder des dritten Ordens,
+ 1232 – Gedenktag: 15. April
Der gottselige Lucius war ein Kaufmann aus der Umgegend von Florenz, der sich einzig mit seinem Handel, und den politischen Streitigkeiten der Welfen und Gibellinen beschäftigte, die damals Italien verheerten. Eine Predigt aber, die er vom heiligen Franziskus hörte, erweckte in ihm eine solche Verachtung der Erdengüter, dass er zu gleicher Zeit dem Handel und der Politik entsagte, das Kleid des dritten Ordens der Buße, dessen erstes Glied er war, annahm, und sich gänzlich dem Dienst Gottes weihte. Seine übrigen Lebenstage brachte er in Befolgung der christlichen Tugendlehren zu, indem er sich den Werken der Barmherzigkeit widmete, und besonders reichliche Almosen spendete. Sein gottseliger Tod ereignete sich im Jahr 1232. Papst Innocenz XII. erlaubte 1694 seine Tagzeiten. Sein Fest wird am 15. April begangen.
Priester und Stifter der Kongregation „Väter der christlichen Lehre“,
+ 15.4.1607 – Gedenktag: 15. April
Cäsar de Buz (von Bus) war, wie er oftmals selbst bekennt, in seiner Jugend den Unmäßigkeiten der Welt ganz ergeben. Sein besserer Sinn wäre in den Zerstreuungen und bei den verführerischen Beispielen seiner Umgebung wohl für immer untergegangen, wenn nicht Maria, die Mutter der Barmherzigkeit, zu der er von Jugend an einige Andacht bewahrt hatte, nicht ihr mitleidiges Auge auf ihn geworfen und zur rechten Zeit ihn noch zur Umkehr bewogen hätte. Sie bediente sich dazu jenes Augenblickes, als Cäsar in die Nähe des Klosters der heiligen Clara in Avignon gekommen war und ihr Bild, das über der Hauptpforte stand, betrachtete.
Auch jene, die das Bild vorstellte, senkte vom hohen Himmel, wo sie thront und für die armen Erdenkinder bittet, ihren Gnadenblick in das verfinsterte und erkaltete Herz des jungen Mannes. Er fühlte sich wunderbar bewegt und erleuchtet. Sein Undank Gott und der heiligen Mutter gegenüber, die Gefahr seiner vernachlässigten Seele zeigte sich klar seinem Geist und erfüllte ihn mit Schmerz und Furcht und zugleich mit Hoffnung und Vertrauen, durch jene, die die ganze Welt die „Zuflucht der Sünder“ nennt, Verzeihung und Kraft zu einem neuen Leben zu finden. Demütig sinkt er auf offener Straße vor dem Bild in die Knie und gelobt Gott und Maria Besserung seines Lebens. Getreu hielt er sein Gelöbnis. Er sagte sich los von seinen bisherigen Verbindungen, reinigte sein Gewissen von den Makeln der Sünde und nahm von Tag zu Tag in Übung der Tugenden zu. Er wurde noch Priester und bestrebte sich mit allem Eifer, den Glauben und die frommen Sitten, die durch entstandene Ketzereien sehr abgenommen hatten, unter seinen Mitbürgern wieder zu beleben und zu befördern. Besonders widmete er sich dem Unterricht der Kinder, die er auf den öffentlichen Gassen liebevoll um sich versammelte, in den notwendigen Glaubenswahrheiten unterwies und zu einem, dem katholischen Glauben entsprechendem Leben anleitete. Bals gesellten sich ihm, durch sein Beispiel angefeuert, noch andere junge Männer bei, und endlich konnte er die Versammlung von Weltpriestern gründen, die unter dem Namen „die Christenlehrer“ in Frankreich bekannt ist und so großen Seelennutzen stiftete.
Gott ließ es zu, dass er erblindete. Cäsar ertrug diese Schickung mit Geduld und freudigem Gemüt. Öfters sagte er, er wollte das Licht seiner Augen auch nicht um einen Heller erkaufen, und fuhr dabei in dem begonnenen Werk fort bis ans Ende seines Lebens. Seine leibliche Blindheit gewährte ihm mehr Zeit und Sammlung zum Gebet, wozu er sie auch eifrigst und erfolgreich für sich und andere benützte. Oft und öffentlich bekannte er, dass er nach Gott all sein Heil und Glück der Himmelskönigin Maria zuzuschreiben habe, und dass er nach der heiligen Taufe und der Gnade seiner Bekehrung zu einem besseren Leben für die höchste Wohltat dieses erachte, dass Gott von Jugend auf besonderes Vertrauen, Liebe und Zuneigung zur heiligen Jungfrau in sein Herz geprägt habe. Er hatte sich selbst einen Rosenkranz aus Holz verfertigt, den er in seiner Blindheit viele tausendmal abbetete, wobei er die heilige Jungfrau besonders um ihren Beistand für seine Sterbestunde anflehte. Wer könnte glauben, dass ihm dieser Beistand gefehlt hatte, als diese Stunde gekommen war, am 15. April des Jahres 1607, am heiligen Osterfest dieses Jahres? Von einem sanften Licht umflossen verschied der Schützling und Diener Mariens, um dort in Ewigkeit die Erbarmungen des Herrn und seiner gebenedeiten Mutter zu singen. Jener Rosenkranz kam nach seinem Ableben in die Hände eines seiner nächsten Verwandten, der in die Gesellschaft Jesu eingetreten war, und wurde wie ein Heiligtum bewahrt. Viele, die an den Augen litten, wurden durch die Berührung mit ihm von ihren Schmerzen befreit.
Cäsar von Bus wurde am 27.4.1975 von Papst Paul VI. seliggesprochen.
Schwester Magdalena vom heiligen Joseph
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 15. April 1667 erfolgte das Ableben der lobwürdigen Schwester Magdalena vom heiligen Joseph, in der Welt Magdalena Corona von Erbesmann genannt und zu Öhringen in der Grafschaft Hohenlohe geboren. Schwester Magdalena, das letzte Glied ihrer Familie, stammt von protestantischen Eltern. Bereits in ihrer Jugend kehrte sie zur heiligen katholischen Kirche zurück und umfasste die Wahrheiten des heiligen Glaubens so innig, dass sie an den Freuden der Welt kein Gefallen mehr fand. In Würzburg, ihrem Wohnort hörte sie vom Karmelitinnen-Orden und es erwachte in ihr das sehnlichste Verlangen in ihn aufgenommen zu werden. Da zu Wien, wo sie um Aufnahme bat, alle Plätze besetzt waren, wollte sie sich nach Antwerpen begeben und die Reise dorthin in Männerkleidern zurücklegen, weil sie, wie man ihr sagte, der Soldaten wegen für Frauenspersonen mit vielen Gefahren verbunden wäre. Der Herr ebnete ihr indes die Wege. Durch Karmelitenpatres in Würzburg erfuhr sie, dass die Stiftung eines Schwesternklosters in Köln betrieben werde. Freudig begab sie sich zu Schiff nach Köln und wurde dort am 13. Dezember 1637 eingekleidet. Hochbeglückt über ihren Beruf und äußerst dankbar für die Gnade dieses Berufes, war sie unermüdlich in der Erfüllung aller Ordensvorschriften. Als der Herr sie mit großen Ängsten und geistigen Leiden heimsuchte, ertrug sie diese stillschweigend, immer und überall den Willen Gottes anbetend. Einige Jahre vor ihrem Tod erkrankte sie an einem Lungenleiden. Bald nach den Osterfeiertagen des Jahres 1667 befiel sie ein heftiges Fieber, das in eineinhalb Monaten ihre Kräfte aufzehrte und ihre Auflösung herbeiführte. Sie starb mit den Worten: "Jesus und Maria, wollet mir beistehen!"
Gebet am 15. April
Allerseligste Jungfrau, die du das größte und erhabenste unter allen Geschöpfen bist, ich grüße dich, ich Unglückseliger, der ich mich gegen Gott empört habe, der ich Strafen und nicht Gnaden verdient habe, den Gott nach seiner Gerechtigkeit und nicht mit Barmherzigkeit hätte behandeln sollen. Ich rede so, meine Gebieterin, nicht weil ich Misstrauen in deine Barmherzigkeit setze, sondern weil ich weiß, dass du um so barmherziger bist, je höher Gott dich erhoben hat, und dass du dich nur deshalb deiner Reichtümer freust, um uns Elenden einen Teil davon zukommen zu lassen. Ja, ich weiß, dass, je ärmer diejenigen sind, die zu dir ihre Zuflucht nehmen, du nur um so sorgfältiger darauf bedacht bist, ihnen beizustehen und sie zu retten. Amen.
Zu Gott
Unendlich weiser Gott, Du kennst allein, was gut ist. Lass uns darum nicht nach den verkehrten Lüsten unseres Herzens dahinleben, sondern führe uns mit mächtiger Hand auf den rechten Weg, damit wir zu Dir, unserem höchsten Ziel, gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Maria und Joseph finden Jesus im Tempel zu Jerusalem mitten unter den Lehrern. Man hielt ein besonderes Fest hierfür am 4. Mai.
Den am heutigen Tag im Jahr 1450 von den Franzosen über die Engländer erhaltenen Sieg schreiben sie der Fürbitte der seligsten Jungfrau zu.
Am heutigen Tag hat Papst Paul V. im Jahr 1608 vollkommenen Ablass denen verliehen, die in der Rosenkranz-Bruderschaft sind und am ersten Sonntag eines jeden Monats der Prozession beiwohnen.
Andacht am 15. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Der wahre Geist des Christentums flößt größere Neigung zu Trübsalen, geistigen Trockenheiten und Trostlosigkeit, als zu gewissen schönen Tröstungen ein, denn jenes heißt Christus nachfolgen und sich selbst entsagen, wozu der Herr uns so dringend ermahnte." (Der heilige Johannes vom Kreuz)
Als unser Herr einst der heiligen Katharina von Siena zwei Kronen zeigte, eine goldene und eine Dornenkrone, und es ihr freistellte, aus beiden zu wählen, welche sie wollte, erkor sie ohne alles Zögern die Dornenkrone, und von Stunde an empfand sie eine so große Liebe zu Trübsalen, dass sie sprach: "Nichts ist mir so lieb als das Kreuz! Wenn Gott mir die Wahl ließe, ob ich sogleich in den Himmel gehen oder länger hienieden bleiben wollte, um zu leiden, möchte ich lieber noch auf Erden bleiben; zumal da ich weiß, dass der Himmel nur durch Leiden erworben wird."
Wer beschreibt die feurige Liebe der heiligen Märtyrin Dorothea für ihren göttlichen Bräutigam! Mitten unter den grausamsten Qualen rief sie zu Sapricius, dem heidnischen Tyrannen: "Du bietest deinen ganzen Sinn und alle Kräfte auf, mich zu peinigen, doch wisse, dass es keine so schreckliche und grausame Pein gibt, die ich nicht bereit und entschlossen wäre, Jesu Christi, meines Herrn und Bräutigams wegen mit Freuden zu leiden. Da sie nun abermals auf die Folterbank gebracht wurde und mitten unter den entsetzlichsten Foltern lachenden Angesichtes und ungewöhnlich freudig erschien, sprach Sapricius: "Warum verbirgst du also deinen Schmerz unter der Larve eines täuschenden Angesichtes?" Die heilige Jungfrau aber antwortete ihm: "Ich täusche keineswegs; ich versichere dir, dass ich in meinem ganzen Leben niemals so freudig und so selig war."
Ich weiß es, Herr, dass nur Demut, Gebet und Geduld in den Himmel führen; darum bete ich zu Dir, verleihe mir alle Tugenden, die dahin wirken, demütig zu werden, Dich auf eine Dir wohlgefällige Weise zu bitten, und in allen Dingen mich abzutöten, auf dass ich mutig, geduldig und freudig leide! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 15. April
"Die Welt und ihre Freuden sind vergänglich,
sie entschwinden euch während ihr sie enger zu umfassen wähnt,
und entschlüpfen euren Händen wie eine glatte Schlange."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 15. April - Von Gottes Barmherzigkeit
gegenüber den Sündern
Nein, Herr, du willst den Tod des Sünders nicht;
Barmherzig kommst selbst du ihm entgegen,
Und sendest ihm der Gnade helles Licht,
Sich zu bekehren von der Bosheit Wegen.
1. Gott liebt seine Geschöpfe. Er liebt selbst die Sünder. Er liebt sie zwar nicht als Sünder, sondern als Elende, denn seine unendliche Liebe drängt ihn, die Milch seiner Erbarmungen in alle Herzen zu ergießen, die ihrer bedürfen. Darum ermahnt er den Menschen, der durch die Sünde von ihm sich entfernt hat, durch den lauten Ruf seines Gewissens. Er beunruhigt ihn durch die Vorstellung der Gefahr, in der er schwebt, und drängt ihn zur Rückkehr. Flieht aber der Sünder, gleich dem Propheten Jona, vor dem Angesicht Gottes, so verfolgt er ihn sogar in seiner Flucht. Was würde man von einem Richter sagen, der dem Verbrecher nacheilte, und ihn drängte, Gnade anzunehmen?
2. Mit wunderbarer Langmut geht Gott dem Sünder oft selbst an die Orte nach, wo er ihn am wenigsten erwartet. Er vergällt ihm seine Lust durch Bitterkeiten und schreckt ihn zuweilen durch Androhungen eines jähen Todes und der ewigen Verdammnis. Bleibt aber der Sünder bei allen Einladungen, Ermahnungen und Drohungen ungerührt, so wartet Gott wie ein milder Vater oft geduldig, bis der Wahnsinn seiner Leidenschaft sich gelegt hat, und er zu ruhigem Nachdenken gelangt. So liebevoll ist er, dass er zu der sündigen Seele spricht: "Kehre zurück, ich schaue dich nicht mehr zornig an, denn ich bin gütig, ich trage nicht ewig nach." (Jeremia 3,12) Kann die liebevolle Geduld Gottes je weiter gehen?
3. Um so wunderbarer ist diese Langmut, als er, der beleidigte Gott, alle Mittel in Händen hat, sich zu rächen. Nicht wenige gänzlich verstorbene Sünder wurden auch, nachdem er alle seine Erbarmungen vergeblich an ihnen erschöpft hatte, plötzlich aus dem Leben gerufen. Wie tief innig sollen wir von Gottes großer Barmherzigkeit uns gegenüber durchdrungen sein. Denn konnte nicht auch uns widerfahren, was ihnen widerfuhr? Und hätten wir es weniger verdient? Und siehe, noch leben wir. Wie, mein Gott, habe ich diese Gnade verdient? Ewig will ich dein Erbarmen preisen, und durch verdoppelte Treue die Beleidigungen ersetzen, die ich deiner göttlichen Liebe angetan habe. Psalm 103,2-4: "Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt, der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt."
16. April
Der heilige Benedikt Joseph Labre, Pilger und Bettler aus Frankreich,
+ in Rom 16.4.1783 - Fest: 16. April
„Wie mögt Ihr nur ein so erbärmliches Leben führen? Ihr könntet es doch ebenso gut viel bequemer haben!“ sagte eines Tages ein Geistlicher zum „heiligen Bettler von Rom“, als dieser, in Lumpen gehüllt und zum Erbarmen bleich und ausgehungert und abgemattet vor ihm stand. Und als der Priester sich anbot, ihm zur Aufnahme in ein Hospiz oder Kloster, oder zu einem guten Plätzlein an irgendeiner Kirche oder Anstalt zu verhelfen, da lehnte der Heilige freundlich dankend, aber entschieden ab: „Gott will mich auf diesem Wege haben!“ sprach er mit mildem Ernst und ging betend von dannen.
Diesen Wegen, auf denen Gottes Vorsehung unseren Heiligen durchs Leben und zum Himmel führte, wollen wir heute im Geiste nachzugehen versuchen. Es sind raue, außergewöhnliche Wege; die Hand Gottes jedoch ist deutlich sichtbar. „Gott ließ ihn geboren werden“, schrieb Benedikts letzter Beichtvater und erster Lebensbeschreiber (Marconi), „um den Unglauben, den Stolz und die Weichlichkeit seines Jahrhunderts zu beschämen und zu zertrümmern. Als Wundertäter hat er jene aus der Fassung gebracht, die das Wunder leugnen; als Armer hat er den Luxus gebrandmarkt; als Spiegel der Bußfertigkeit hat er die zahllosen Vergnügungssüchtigen seiner Zeit in Staunen versetzt. Wie ein strahlendhelles Licht hat er die Welt durchlaufen, um die Geister aufzuklären und die Herzen zu erwärmen; die Fußspur seiner Schritte ist zu einer Feuerbahn geworden, auf der man immerdar die Heldenhaftigkeit seiner Handlungen sehen kann.
I. Auf der Suche
Benedikt Joseph Labre wurde am 26. März 1748 in Amettes in Frankreich geboren als Ältestes unter fünfzehn Kindern in einer ebenso einfachen und wohlhabenden wie religiösen Kaufmannsfamilie. Vater und Mutter hatten je einen Bruder, der Pfarrer war. Benedikt war ein gut veranlagtes Kind, dessen Erziehung wenig Schwierigkeit machte. Er besaß ein lebhaftes, jedoch leicht lenkbares Temperament, klaren Verstand, treues Gedächtnis, leichte Auffassungsgabe, einen entschiedenen Abscheu vor der Sünde und eine starke Neigung zur Tugend. Schon bei dem Kind war eine auffallende Vorliebe für Bußstrengheiten und Übungen der Frömmigkeit unverkennbar.
Als Benedikt zwölf Jahre alt war, nahm ihn einer seiner geistlichen Onkel, der Pfarrer von Erin war, zu sich. Es war der stille Wunsch und Plan der Familie, Benedikt studieren zu lassen und in ihm einen Gehilfen und Nachfolger des alternden geistlichen Onkels heranzuziehen. Benedikt benahm sich in Haus und Schule musterhaft. Während jedoch mit den Jahren seine Neigung zu den Übungen der Frömmigkeit, zu Gebet und strenger Abtötung in Speis und Trank und Schlaf, zum Schweigen und zur Einsamkeit, zu Werken der Selbstlosigkeit und Nächstenliebe immer stärker wurde, nahm im selben Maße sein Eifer und Fortschritt im Studium ab; das trug ihm manchen strengen Tadel und herben Vorwurf ein. Benedikt gab sich alle Mühe, doch er fühlte es immer deutlicher in seinem Inneren, Gott habe ihn nicht zum Studium und geistlichen Stand berufen. Heiße Seelenkämpfe waren durchzuringen, bis die Berufsfrage gelöst war.
Eine erste Änderung trat durch den Tod des Oheims ein, der infolge einer ansteckenden Krankheit das Opfer seines Berufes geworden war. Achtzehnjährig kehrte Benedikt im Jahr 1766 ins väterliche Haus zurück. Über seinen weiteren Lebensweg war er sich soweit klar, dass Gott ihn zu einem Leben äußerster Bußstrenge berufen habe. Er wollte deshalb in den strengsten Klosterorden, bei den Trappisten, eintreten. Doch die Eltern gestatteten es nicht. Sie bewogen ihn vielmehr noch einmal zur Fortsetzung seiner Studien beim mütterlichen Oheim, dem Pfarrvikar zu Conteville. Benedikt fügte sich.
Bald überzeugte sich jedoch der Oheim vom Klosterberuf seines Neffen und riet ihm zu einem Eintrittsversuch bei den Kartäusern. Freudig folgte Benedikt der Anregung und bat um Aufnahme in zwei Kartausen. Doch das eine Kloster konnte wegen großer Armut vorläufig keine Novizen aufnehmen; fürs andere besaß der Kandidat zu geringe Vorbildung. Traurig kehrte Benedikt in die Heimat zurück.
Die Eltern übergaben nunmehr den berufslosen jungen Menschen, dessen scheinbar ungesunde Frömmigkeit ihnen Sorge zu bereiten begann, einem befreundeten Priester zu Ligny. Doch auch dieser überzeugte sich bald von Benedikts tiefer Frömmigkeit und Tugend und riet ihm, es noch einmal bei den Kartäusern zu Neuville bei Montreuil-sur-Mer zu versuchen.
Benedikt wurde aufgenommen und war überglücklich. Doch nicht lange, da kamen furchtbare innere Leiden, Ängste und Nöte über seine Seele. Nirgends fand er Ruhe und Frieden. Es war klar, Gott wollte ihn hier nicht haben. Kurz entschlossen machte sich Benedikt trotz Schnee und Winterkälte zu Fuß auf den Weg und klopfte an der Klosterpforte der Trappistenabtei bei Mortagne in der Normandie. Doch dort nahm man die Kandidaten erst vom 24. Lebensjahr an auf.
Jetzt brachten die bekümmerten Eltern die Sache vor den Diözesanbischof. Dieser lud Benedikt zu sich ein nach Boulogne. Er gewann einen so vorteilhaften Eindruck von der Tugend und Charakterfestigkeit des jungen Mannes, dass er ihm riet, es ein zweites Mal bei den Kartäusern zu Neuville zu versuchen.
Willig fügte sich Benedikt. Als er von den Eltern und Geschwistern Abschied nahm, sprach er fest und bestimmt: „Hienieden werde ich Euch nicht mehr sehen; erst im Tale Josaphat werden wir uns wieder treffen!“ Auf Empfehlung des Bischofs nahm man den schon von früher her vorteilhaft bekannten Novizen in Neuville bereitwillig auf. Doch alsbald kehrten bei ihm die entsetzlichen inneren Ängste und Versuchungen wieder. Er bot alles auf, ihrer Herr zu werden, doch vergebens. Nach zwei qualvollen Monaten musste ihm der Obere des Hauses eröffnen: „Mein Sohn! Die göttliche Vorsehung ruft Dich nicht in unseren Stand! Folge den Einsprechungen Gottes!“
Noch vom Kloster aus schrieb Benedikt an seine Eltern einen wunderschönen, tiefgläubigen Trostbrief: wohl sei es anders gekommen, als sie alle es gedacht hätten. „Doch auch darüber freue ich mich, denn es ist die Hand des Allmächtigen, die mich führt.“ Dann teilte er ihnen seinen Plan mit, neuerdings bei den Trappisten um Aufnahme zu bitten.
Alsbald klopfte er nochmals an der Pforte der normannischen Trappisten-Abtei. Da er noch nicht 24 Jahre alt war, blieb sie ihm trotz aller Bitten und Tränen verschlossen. Unverzüglich machte er sich auf den Weg und wanderte vier Wochen lang ohne alle Mittel, nur von Almosen lebend, gen Süden, bis er vor den Mauern des Trappistenklosters Septfonds stand. Im November 1769 erhielt er dort das heilige Kleid und den Klosternamen „Frater Urban“. Er fühlte sich glücklich und geborgen, und auch im Kloster hatte man ihn gern. Da plötzlich stellten sich die alten Seelenleiden wieder ein. Die Geistesqual, die innere Finsternis und Verlassenheit wuchs derart an, dass der arme Novize sich für verworfen hielt, nicht mehr die heiligen Sakramente zu empfangen wagte, vor Angst und Not fast verging und schließlich schwer krank wurde. Man brachte ihn aufs Krankenzimmer und dann ins äußere Klosterhospital, damit er bessere Pflege hätte. Als er sich körperlich wieder einigermaßen erholt hatte, musste ihm eröffnet werden, man sei dessen sicher, Gott wollte ihn nicht im Kloster haben. „Möge der Wille Gottes geschehen!“ sprach Benedikt ruhig und ergeben und verließ am 2. Juli 1770 die klösterliche Friedensstätte.
II. Auf Gottes Wegen
„Beten und Büßen!“ – das stand für Benedikt Joseph nach wie vor als seine gottgewollte Lebensaufgabe fest. Im Kloster wollte dies Gott offensichtlich von ihm nicht haben, also draußen in der weiten Welt. Und da gab es wahrlich Grund und Gelegenheit überreich dazu! „Zeig, Herr, Deine Wege mir, lehr wandeln mich auf Deinen Pfaden!“ (Psalm 24,4), so betete er mit dem Psalmisten und begann nunmehr sein zwölfjähriges Wander- und Wallfahrtsleben als Bettler und Pilger durch die verschiedensten Länder Europas. Alle berühmten Heiligtümer und Wallfahrtsorte von Italien, der Schweiz, von Österreich, Polen, Deutschland, Frankreich und Spanien besuchte er Jahr für Jahr der Reihe nach, blieb dort einige Tage oder Wochen lang, betete zu Füßen der Gnadenbilder und an den Gräbern der dort verehrten Heiligen. Am liebsten und längsten verweilte er im sogenannten „Heiligen Hause“ zu Loreto, wohin er elf Mal pilgerte, und in den verschiedenen Kirchen und Heiligtümern Roms, das er zum Ausgangspunkt seiner jährlichen Wallfahrten und schließlich zu seinem fast beständigem Aufenthaltsort machte. „In dieser großen und volkreichen Stadt“, meinte er einmal, „tut man Gutes ohne gesehen zu werden und wegen der großen Anzahl von Kirchen kann man von einer zur anderen gehen, ohne beobachtet zu werden. Man kann dort auch alle Tage zum vierzigstündigem Gebet gehen.“
„Still in sich gekehrt, auf das, was um ihn vorging, kaum achtend, zog er seines Weges. Ein grobkörniger Rosenkranz hing um seinen Hals, wenn er ihn nicht gerade betend in Händen hielt. Auf der Brust hatte er ein hölzernes Kreuz mit kupfernem Kruzifixus, an der Seite einen hölzernen Essnapf, der mit Draht zusammengeflickt war.
Seine Kleidung war äußerst armselig, dutzendfach zerrissen, geflickt und zerfranst. Er war ein Bild zum Erbarmen, wenn man ihn in solchem Aufzug bei schlechtem Wetter, Schnee und Eis und Nebel, erstarrt vor Kälte oder auch in glühender Sommerhitze, mit seinen Lumpen notdürftig bedeckt, in zerlöcherten Schuhen daher ziehen sah. Auf dem Rücken hatte er einen Bettelsack, der seine ganze Habe, das Büchlein von der Nachfolge Christi, das Neue Testament und ein abgegriffenes Brevier, zuweilen vielleicht auch noch ein Stück Brot enthielt. Auf Vorrat nahm er nie etwas an und immer nur die schlechtesten Kleidungsstücke. Wurde ihm sonst etwas aufgenötigt, was er nicht streng und sofort brauchte, so verschenkte er es alsbald an einen anderen Armen. Als ihm einst jemand einen alten, mit Seide überzogenen Strohhut schenkte, zerriss er geflissentlich die Seidenhülle, so dass das Stroh herausschaute. Dann erst setzte er ihn auf und freute sich, wenn man sich darüber lustig machte. Auch eine mit kleinen Nägeln gespickte Bußgeißel trug er bei sich, mit der er sich manchmal blutig geißelte. Einen eigentlichen, sonst bei Büßern und frommen Personen so beliebten Bußgürtel besaß er nicht. Dafür trug er – wohl auf besonderen Antrieb der göttlichen Gnade – ein lebendiges Cilicium auf seinem unschuldigen Leib: Ungeziefer aller Art in Menge, das ihn unaufhörlich quälte und marterte. Benedikt Joseph ertrug diese Qual mit heldenhaftem Mut, ohne sich dagegen zu wehren, im Geist der Sühne und Buße.
Wenig wählerisch war er auch bezüglich seiner nächtlichen Unterkunft. Wenn es nur immer möglich war, übernachtete er unter freiem Himmel auf dem bloßen Erdboden oder in einem Stall, auf dem Heuboden, in den Nischen, Gängen und Galerien öffentlicher Gebäude in Rom, mit Vorliebe im alten Gemäuer des Kolosseums, am liebsten aber in den Kirchen. Wirtshäusern und allgemeinen Herbergen ging er aus dem Weg; der dort herrschende Lärm und die vielfachen Gotteslästerungen daselbst waren ihm unerträglich. Auch auf dem Weg war er lieber allein, als in Gesellschaft. Er verließ deshalb die großen Verkehrsstraßen und schlug gern einsame, wenn auch beschwerliche Pfade ein. Kam er auf seinen Wanderschaften durch eine nichtkatholische (protestantische) Gegend, dann hatte er es sichtlich eilig; er marschierte dann in solchen Eilschritten, um bald aus diesem Gebiet wieder herauszukommen, als wenn ihm irgendein Feind gefahrdrohend auf den Fersen wäre.
Auch seine Lebensbedürfnisse an Nahrung und Kost waren staunenswert gering. Einmal am Tag etwas Brot und Wasser, am Sonntag sogar zwei Mal solche Kost, wozu er dann noch ein paar Nüsse oder Erbsen fügte – das war alles. Sein Refektorium (Speisesaal), meinte er launig, sei die Straße und der Brunnen auf der Gasse. Dort fand er auch seine täglichen Extra-Leckerbissen: Orangenschalen, grüne Erbsenhülsen, Kohlblätter, weggeworfenes Grünzeug, verdorbenes Obst und faule Früchte. So barg seine Tasche auch nach seinem Tod als Mundvorrat für den Tag nur ein Stück Brot und einige Orangenschalen. Als er eines Tages Stunde um Stunde in einer Kirche Roms betete, rüttelte ihn eine fromme reiche Dame, nachdem sie ihn vergeblich angesprochen hatte, auf und lud ihn ein, mit ihr zum Mittagessen zu kommen. „Zum Mittagessen? Mittagessen?“ fragte der Heilige, langsam zu sich kommend. Dann schüttelte er ablehnend den Kopf und sprach: „Ich esse auf der Gasse!“
Er machte überhaupt seinen Gastgebern wenig Mühe und Arbeit. Beim ersten Morgengrauen verließ er das Haus, wo er mehr betend und sich blutig geißelnd als schlafend genächtigt hatte und begab sich zur Kirche. Dort blieb er bis zum Abend in einer Ecke oder einem dämmerigen Winkel kniend und unbeweglich im Gebet versunken. Die Hände hatte er über der Brust gekreuzt, die Augen waren zum hochwürdigsten Gut oder gen Himmel oder zu einem Bild der Gottesmutter erhoben. Fliegen und Schnaken, die ihm Gesicht und Hände zerstachen, wehrte er ebenso wenig ab, wie das Ungeziefer an seinem Leib. Dabei hatte er eine große Geschwulst an beiden Knien. Zuweilen leuchtete sein Antlitz vor innerer Glut oder er brach in feurige Seufzer nach Gott aus und fiel vor Übergewalt der inneren Bewegung in Liebesohnmacht und Verzückung. Auf jene, die ihn so in heiliger Beschauung und Entrückung beobachteten, machte er einen tiefen Eindruck.
War er allzu sehr durchgefroren, dann konnte es zuweilen vorkommen, dass er gegen Mittag heimkam, um sich etwas zu wärmen, kehrte nachher jedoch alsbald in seinen stillen Gebetswinkel zurück und blieb dort solange, bis am Abend die Kirchentüren geschlossen wurden. Gern weilte er in nächster Nähe des Hochaltares und Tabernakels; als man aber eines Tages den verlumpten Bettler von dort wegjagte, zog er sich fortan bescheiden in den Hintergrund der Kirche zurück. Auch dort wurde er nicht überall geduldet, sondern zuweilen als Heuchler oder des Diebstahls verdächtig hinausgejagt. Einmal kam er sogar als Straßenräuber und Meuchelmörder in Verdacht. Er hatte nämlich einem Verunglückten auf der Straße die erste Hilfe geleistet. Hinzukommende Reiter hielten ihn für einen Verbrecher und führten ihn gefesselt ins nächste Dorfgefängnis ab. Bald löste sich das Missverständnis. Benedikt aber freute sich, „um der Gerechtigkeit willen“ etwas gelitten zu haben. Ebenso ein anderes Mal. Da gab ihm jemand ein kleines Geldstück als Almosen. Der Heilige schenkte es schnell an einen anderen Bettler weiter. Der Almosengeber meinte, Benedikt sei die Gabe zu klein; er habe sie deshalb verschmäht. In seinem Unwillen versetzte er ihm einen wuchtigen Stockhieb. Benedikt strahlte daraufhin in heiliger Freude.
Er sprach nie viel, eigentlich nur, wenn er angeredet wurde oder wenn die Liebe und das Seelenheil des Nächsten es erforderte, und dann sehr kurz, sanft und bescheiden. Nicht sehr viele Worte haben sich von ihm erhalten, aber umso gehaltvollere, tiefere und lehrreichere. Hören wir einige davon.
Einst fragte ihn ein Kranker, der ganz richtig herausgefunden hatte, dass die lebendige Gottesliebe die Quelle von Benedikts Geduld in Leiden sei, wie man am sichersten zu einer großen Liebe Gottes gelangen könne? „Dazu“, gab der Heilige zur Antwort, „muss man drei Herzen in einem vereinigt haben: das erste muss ganz Liebe und Zärtlichkeit für Gott sein, das zweite voll Güte und Eifer für den Nächsten, das dritte hart in Bußgesinnung und Hass gegen sich selber.“
Eine fromme alte Dame klagte dem Heiligen einst ihr Leid und ihre Sorgen. Sie hatte einen etwas leichtsinnigen Neffen, dessen religiöses und sittliches Leben in Gefahr war. Ob er Rat wisse? Nach kurzer Überlegung sprach der Heilige: „Beten Sie jedes Mal das Credo (apost. Glaubensbekenntnis) für den jungen Menschen, so oft er von zu Hause fortgeht.“ Ein ebenso einfaches wie treffliches Mittel für Mütter und alle, denen um das Seelenheil ihrer heranwachsenden Söhne und Töchter und der ihrer Fürsorge Anvertrauten bange ist!
Einst musste Benedikt einen Auftrag zum Kloster der Klarissinnen zu Monte Lupone überbringen. Die Äbtissin, die schon viel Erbauliches von dem „heiligen Bettler“ gehört hatte, ließ alle Nonnen im Sprechzimmer zusammenkommen, damit sie an seinem Wort und Beispiel sich erbauen könnten. Benedikt sprach nur wenig, aber tiefernst über die Zeitlage und beklagte, dass die Welt keine Buße mehr tun wolle, dass man in Luxus dahinlebe, selbst viele geistliche Personen, und dass die Weltanschauung des Unglaubens immer verhängnisvoller um sich greife. „All das“, schloss er mit wehmütigem Ernst, „all das schreit laut nach dem Zusammenbruch, und dieser lässt nicht mehr lange auf sich warten!“
Während dieser Unterredung betrachtete eine der Nonnen aufmerksam diesen „König der Armen“ in seinen zerrissenen Schuhen und Kleidern. Mitleidig kam es leise über ihre Lippen: „Armer, unglücklicher Mann!“ „Unglücklich?“ wiederholte Benedikt vorwurfsvoll. „Unglücklich sind nur die, die in der Hölle sind, die Gott auf ewig verloren haben!“ Und als er dabei den Namen Gottes aussprach, neigte er ehrfurchtsvoll das Haupt. Die Nonnen aber waren tief ergriffen und empfahlen sich besonders seinen Gebeten.
Bei einem zweiten Besuch im Sprechzimmer zu Monte Lupone erkundigte sich eine der Nonnen nach einem dem Kloster befreundeten Priester in Rom, wie es ihm gehe? „Er liebt Gott“, antwortete Benedikt schlicht und kurz. Gleich darauf fragte eine andere der Nonnen, die die Frage überhört hatte: „Was macht auch Don Mancini?“ „Er liebt Gott“, erwiderte ruhig der Heilige. „Ja, das weiß ich“, entgegnete die Schwester, „aber was tut er denn?“ „Er liebt Gott“, gab Benedikt mit sanftem Blick und Mund ein drittes Mal zur Antwort und dadurch den Nonnen und allen frommen Seelen eine wundersame, tiefe Lehre über das Erste und Wichtigste für alle Lagen des Lebens.
Als der Heilige im Jahr 1782 seine elfte Pilgerfahrt nach Loreto gemacht hatte, fragte ihn beim Abschied ein Wallfahrtspriester, ob er übers Jahr wiederkäme? „Nein, mein Vater.“ „Aber warum nicht?“ „Ich muss heim in mein Vaterland.“ Aber dann führt Dich Dein Weg von Rom doch über Loreto?“ „Nein, ich muss heim in mein Vaterland.“ „Dann kommst du also nicht nach Loreto?“ „Mein Vater, ich muss heim in mein Vaterland!“, lautete hartnäckig ein drittes Mal Benedikts geheimnisvolle Antwort. Gott hatte ihn innerlich wissen lassen, dass es heimwärts gehe, aber nicht nach Frankreich, seiner irdischen Heimat, wohl aber in den Himmel, ins ewige Heimatland. Benedikt Joseph Labre war eben
III. am Ziel
Mit seiner Gesundheit ging es sichtlich abwärts; das fühlte und wusste er selber. Ein hartnäckiger Husten quälte in besonders des Nachts und beraubte ihn des spärlichen Schlafes. Er magerte immer mehr ab; Totenblässe lag auf seinem Gesicht. Schwächen und Ohnmachtsanfälle stellten sich ein. Schließlich konnte er nur noch mit Hilfe eines Stockes seine Kirchengänge machen. Doch seiner klar erkannten Lebensaufgabe „beten und büßen“ blieb er unentwegt treu. Ja ein verstärkter Eifer in dieser Beziehung war unverkennbar. Als ihm jemand riet, sich doch zu mäßigen und Arzneimittel zu nehmen, sonst falle er noch einmal auf offener Straße tot um, gab er ruhig zur Antwort: „Was geht das mich an?“ Es war, als wollte er auf ein früheres Wort anspielen: „Gott will mich ja auf diesem Wege haben!“
In tröstlichen Gesichten ließ Gott seinen treuen Diener sein nahes Ende und die Verherrlichung nach dem Tod schauen. Am Palmsonntag des Jahres 1783 begegnete ihm eine Bekannte. Erschrocken über sein Aussehen, sprach sie mitleidsvoll zu ihm: „Ihr seid doch recht krank, Benedikt! Wollt ihr fortgehen?“ „Wie Gott will! Wie Gott will!“ sprach der Heilige sichtlich erfreut. Dann ging er weiter und betete noch viel inniger sein Lieblingsgebetlein in diesen letzten Lebensjahren: „Rufe mich, Jesus! Rufe mich, damit ich Dich schauen kann!“
Und Jesus rief ihn zu sich. Am Montag und Dienstag in der Karwoche machte Benedikt Joseph, wenn auch mit äußerster Anstrengung, seine gewohnten Kirchenbesuche. In der Frühe des Mittwochs begab er sich nach Santa Maria de Monti, einer Muttergottes-Wallfahrtskirche in der Nähe des Kolosseums. Dort wohnte er in tiefer Andacht dem heiligen Messopfer bei. Ein neuer Schwächeanfall veranlasste ihn, sich ins Freie zu begeben. Gute Leute umringten ihn, boten ihm ihre Dienste an und gaben gute Ratschläge. Benedikt hörte sie schweigend an. Da kam ein alter Bekannter, der Metzgermeister Zaccarelli des Weges und versuchte den Erschöpften zu überreden, mit ihm in seine nahe Wohnung zu kommen. Benedikt sagt nach einigem Zögern zu. Sterbend langte er dort an. Man holt den Priester. „Wünschst du etwas, Benedikt?“ fragte er, sich über den Sterbenden neigend. „Nichts, nichts!“ erwiderte dieser, ohne die Augen zu öffnen. „Ist es schon lange her, dass du kommuniziert hast?“ „Kurz her, kurz!“ war die Antwort und zugleich sein letztes Wort hier auf Erden. Von zwei Uhr nachmittags an konnte er nach außen hin keine Zeichen mehr geben. Auch der herbeigerufene Arzt vermochte nichts mehr zu helfen. Man erteilte dem Sterbenden deshalb die letzte Ölung und betete unablässig bei ihm. Ruhig wie immer, die Hände auf der Brust gekreuzt, lag der kaum Fünfunddreißigjährige da; sein Antlitz atmete tiefen Seelenfrieden. Im Sterbezimmer ging es aus und ein. Die Kunde vom nahen Hinscheiden des „Armen vom Vierzigstündigen Gebet“ verbreitete sich rasch in der Stadt. Heiliges Schweigen, das zeitweise durch die Sterbegebete unterbrochen wurde, umgab das Sterbelager. Eben holten die Uhren der Ewigen Stadt zum Schlag für die achte Abendstunde aus. Drin im Sterbezimmer betete zu der Sterbelitanei das „Heilige Maria, bitt für ihn!“, da streift seine reine Seele das Bettlergewand des Leibes ab, um drüben das strahlende Gloriengewand zu erhalten. „Zieh hin, christliche Seele!“ betete der Priester. Deine irdische Pilgerschaft ist zu Ende. Geh ein in die ewige Heimat, ins Vaterhaus der himmlischen Seligkeit! Im selben Augenblick erhoben alle Glocken Roms ihre eherne Stimme zum abendlichen Gebetsgruß. Es war zugleich das Festgeläut beim Eingang eines neuen Heiligen in den Himmel.
Benedikt Joseph Labre wurde 1860 selig- und 1883 heiliggesprochen. Das vielverehrte und wunderumstrahlte Grab des Heiligen ist in der Kirche Santa Maria de Monti zu Rom.
Der Landstreicher - der ein Heiliger war
Benedikt Joseph Labre wollte ins Kloster. Von seinem 18. Lebensjahr an war dies sein glühendster Wunsch, aber es sollte sein Schicksal sein, immer wieder eine Enttäuschung zu erleben. Die Trappisten wollten ihn nicht haben. Er war ihnen zu schwächlich. Die Kartäuser von Longuenesse waren gewillt, einen Versuch mit ihm zu machen, aber er entsprach ihren Anforderungen nicht. Die Abgeschlossenheit, nach der er sich gesehnt hatte, bekam ihm nicht. Sie schien ihn zur Verzweiflung zu treiben, statt ihm inneren Frieden zu geben. Die Mönche konnten es bald nicht mehr mit ansehen. Sie meinten, er habe keinen Ordensberuf, und entließen ihn.
Damit aber war Benedikts Entschluss in keiner Weise erschüttert. Er wandte sich an die Kartäuserabtei in Montreuil. Obwohl viele Mönche den Kopf schüttelten, nahm man ihn auf.
Wieder war das Ergebnis das gleiche. Er strengte sich mächtig an, aber das Mönchsleben bekam ihm nicht. Die Regel gebot, sich ruhig in der Zelle zu verhalten, aber er konnte nicht still sein. Nach sechs Wochen ersuchte man ihn wieder fortzugehen. Er ging aber nicht nach Hause, sondern wieder zu einer Trappistenabtei.
Nun nahm ihn Sept Fons auf. Die Probe dauerte acht Monate. Benedikt hatte eine direkte Leidenschaft, alles herzuschenken, und selbst im Trappistenkloster konnte er nicht genug loswerden. Er sehnte sich danach, noch ärmer und noch hungriger zu sein. Diese Bemühungen, der Ärmste der Armen zu sein, verwandelten ihn bald wieder wie in Montreuil zu einem reinen Skelett. Er wurde krank und konnte sich zwei Monate lang überhaupt nicht aufrechthalten. Sobald er kräftig genug war, um sich auf den Weg machen zu können, gab man ihm den Abschied. Mit einem „Gottes Wille geschehe“ auf den Lippen verließ er wiederum das Kloster.
Aber in diesen Monaten hatte er angefangen, seinen wahren Beruf zu entdecken. Wenn ihn auch die Sehnsucht nach einem Leben im Kloster nie ganz verließ, sah er doch ein, dass es für ihn wenig Hoffnung gab, diesen Beruf in der üblichen Weise auszufüllen. Er konnte nicht Mönch wie die anderen sein, er musste einer nach seiner eigenen Art und Weise werden. Und er konnte nicht in einem Kloster leben, die Welt musste sein Kloster werden. Er wollte der Einsamste der Einsamen, der Ausgestoßenste der Ausgestoßenen, das erbarmungswürdigste Geschöpf Gottes werden. Ein Landstreicher wollte er sein, der Arme Gottes, ein Pilger für den Rest seines Lebens. Damals war er 25 Jahre alt.
So machte er sich auf den Weg nach Rom. Ein langes Kleid bedeckte ihn, das mit einem Strick um die Hüfte gebunden war. Auf der Brust trug er ein Kreuz und eine lange Kette von Rosenkranzperlen um den Hals. Seine Füße waren nur zum Teil von den zerrissenen Schuhen bedeckt. Man hätte glauben können, sie seien eigens dazu da, Wasser und Steine hineinzulassen. Die Unbilden der Witterung fürchtete Benedikt nicht. Über der Schulter trug er einen alten Sack mit seiner Habe, darunter eine Bibel und ein Gebetbuch. Er aß was man ihm gab. Gab man ihm nichts, so suchte er sich am Weg etwas. An den nächsten Tag dachte er nicht. Und hatte er je etwas mehr, als er gerade brauchte, so gab er es einem anderen Landstreicher.
Im Jahr 1770 schrieb er den letzten Brief an seine Angehörigen. In den folgenden 6 oder 7 Jahren seiner Pilgerreisen über Berge, durch Wälder, durch Städte und Dörfer schlief er im Freien oder wo immer er ein primitives Obdach finden konnte. An Almosen nahm er nur, was er gerade brauchte. An Kleidern trug er, was man ihm gab, bzw. was man ihm aufnötigte. Während seiner ersten Reise machte er in Loreto und Assisi halt. In Rom kam er mit wunden Füßen und krank an, so dass er drei Tage im französischen Hospital bleiben musste. Hierauf blieb er 8 oder 9 Monate in der Stadt und besuchte die heiligen Stätten. Mit niemand war er bekannt, und niemand wusste, wo er schlief. In den nächsten Jahren wanderte er zu allen berühmten Wallfahrtsstätten Europas. Ende 1776 ließ er sich endgültig in Rom nieder, von wo aus er nur noch ganz bestimmte Wallfahrten machte, meist nach Loreto, das er jedes Jahr besuchte.
Nie besaß er mehr als 10 Pfennige auf einmal. Bot man ihm mehr an, so lehnte er es ab. In Loreto hauste er in einer Scheune vor der Stadt. Als man ihm ein Zimmer näher beim Heiligtum anbot, lehnte er es ab, weil ein Bett darin war. In Rom war sein Heim jahrelang ein Loch in den Ruinen des Kolosseums. Von diesem Quartier aus machte er seine täglichen Gänge zu den Kirchen der Stadt. Ausgenommen wenn er krank war, bettelte er selten. Er begnügte sich mit dem, was ihm Vorübergehende von sich aus gaben. Einst bot ihm ein Mann eine Münze. Benedikt nahm sie dankend an. Als er aber sah, dass es mehr war, als er brauchte, gab er sie jemand anders. Der Geber sah dies als eine Beleidigung an, da er der Meinung war, Benedikt hätte mehr erwartet, nahm seinen Stock und schlug ihn. Benedikt ertrug die Prügel, ohne ein Wort zu sagen.
Es scheint, dass er monatelang kein Wort sprach. Als sich ein Kloster für ihn interessierte, in dem man ihn hochachtete, ließ sich Benedikt nie mehr dort sehen. Seine ganze Habe bestand aus ein paar Andachtsbüchern und einem hölzernen Napf. Dieser war in Stücke gegangen, und er band ihn mit einem Stück Draht zusammen. Sein Beichtvater schilderte sein erstes Zusammentreffen mit ihm so: „Es war im Juni 1782; ich hatte gerade die hl. Messe in der Kirche St. Ignatius gelesen, da bemerkte ich einen Mann in meiner Nähe, dessen Äußeres auf den ersten Blick entschieden abstoßend war. Seine Beine waren nur teilweise bedeckt, sein Gewand mit einem alten Strick um die Hüfte gebunden. Das Haar war ungekämmt. Dem äußeren Anschein nach schien er der elendste Bettler zu sein, den ich je gesehen hatte.“
Als der Priester seine Danksagung vollendet hatte, trat Benedikt zu ihm und bat ihn, seine Generalbeichte entgegenzunehmen. Der Priester staunte nicht nur über die Sorgfalt, mit der diese Beichte abgelegt wurde, sondern auch darüber, wie gut sein Beichtkind in komplizierten Fragen der Theologie Bescheid wusste. Er unterbrach die Beichte und fragte ihn, ob er Theologie studiert habe. „Ich, Hochwürden?“ sagte Benedikt. „Nein, ich studiere nie. Ich bin nur ein armer, unwissender Bettler.“
Da merkte der Beichtvater, dass er es hier mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun hatte. Er beschloss, den Mann in Zukunft sorgfältig im Auge zu behalten. Je mehr er ihn kennenlernte, desto mehr wunderte er sich über die Heiligkeit unter den Lumpen.
Er sah ihn zum letzten Mal am Freitag vor der Karwoche 1783, als Benedikt zur Beichte kam. Das nächste, was der Priester genau eine Woche später von ihm hörte, war, dass er gestorben sei. Er war nicht überrascht, denn seit einigen Monaten schon hatte er sich gefragt, wie der Mann überhaupt noch leben konnte. Zu allen Entbehrungen und Kasteiungen hatte sein Körper sich in der letzten Zeit noch mit Ausschlägen und Wunden bedeckt. Der Priester hatte ihn ermahnt, doch wenigstens diesen mehr Aufmerksamkeit zu widmen, aber Benedikt hatte sie wenig beachtet.
So kam der Mittwoch der Karwoche. Unter den Kirchen, die Benedikt besucht hatte, hatte ihn keine häufiger gesehen als S. Maria dei Monti beim Kolosseum. Hier wohnte er jeden Morgen der hl. Messe bei. Im ganzen Viertel war er gut bekannt. Auch an diesem Tag hatte er den Gottesdienst besucht. Beim Verlassen der Kirche – es war bereits 1 Uhr mittags – stürzte er auf den Stufen zusammen. Die Umstehenden sprangen auf ihn zu. Er bat um ein Glas Wasser, konnte sich aber nicht mehr erheben. Ein Metzger aus der Gegend, der ihm schon oft Wohltaten erwiesen hatte, erbot sich, ihn in sein Haus bringen zu lassen, und Benedikt nahm es an. Dort legte man ihn in ein Bett, damit er sich erhole. Bald aber wurde allen klar, dass er am Sterben lag. Man sandte nach einem Priester, der ihm die hl. Sterbesakramente spendete. Aber Benedikt war zu schwach, um noch die hl. Kommunion empfangen zu können. Man begann die Gebete für den Sterbenden. Bei den Worten „Heilige Maria, bitte für ihn“ starb er ohne einen Seufzer, 35 Jahre alt. Es war der 16. April 1783.
Darauf ereigneten sich einige merkwürdige Dinge. Sein Beichtvater und Lebensbeschreiber erzählt: „Kaum hatte dieser arme Nachfolger Christi seinen letzten Atemzug getan, als auf einmal die Kinder aus der Nachbarschaft die Straße mit ihrem Lärm erfüllten und einstimmig riefen: „Der Heilige ist tot, der Heilige ist tot!“ Bald stimmte ganz Rom in diesen Ruf ein, und überall wiederholte man die Worte: „Ein Heiliger ist tot“. Viele, die ob ihrer Heiligkeit und ihrer Wunder berühmt waren, haben ihre irdischen Tage in dieser Stadt beendet. Aber der Tod von keinem rief eine so schnelle und heftige Erregung hervor wie der Tod dieses Bettlers.
Benedikt war kaum tot, als zwei Kirchen sich um die Gunst stritten, seinen Leichnam zu besitzen. Man entschied, dass er nach S. Maria dei Monti verbracht werden sollte, der Kirche, die er am häufigsten besucht hatte. Der Andrang des Volkes war so groß, dass man eine verstärkte Polizeiwache aufstellen musste. Eine Abordnung Soldaten begleiteten den Zug zur Kirche. Mehr Ehre hätte kaum einem königlichen Leichnam widerfahren können. Von dem Augenblick an, wo er in der Kirche aufgebahrt lag, war diese gedrängt voll von trauerndem Volk. Während der Gottesdienste an den Kartagen blieb die Leiche aufgebahrt dort liegen. Immer mehr Volk drängte zur Kirche, so dass der Kardinalvikar erlaubte, dass der Tote vier Tage unbeerdigt blieb. Leute jeden Standes trafen sich einmütig zu Füßen des Bettlers Benedikt. Am Ostersonntagnachmittag setzte man ihn in der Kirche neben dem Hauptaltar bei.
Aber die Verehrung hörte damit nicht auf. Immer neue Scharen strömten zur Kirche, und man brauchte Soldaten, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Auch das vorübergehende Schließen der Kirche half nichts. Sobald sie wieder geöffnet wurde, strömte die Volksmenge wieder herein. Dies ging 2 Monate lang so fort. Noch nie vorher hatte man so etwas erlebt, auch in Rom nicht. Wenn je jemand durch die Zustimmung des Volkes zum Heiligen erklärt wurde, dann Benedikt Joseph Labre, der Bettler. In einem Jahr war sein Name in ganz Europa bekannt. Lebensbeschreibungen erschienen, Legenden verbreiteten sich, und von überallher wurden wahre und falsche Wunder gemeldet.
In dieser Zeit lebten die Eltern Benedikts in ihrem Haus in der Nähe von Boulogne. Da sie mehr als 12 Jahre nichts mehr von ihrem Sohn gehört hatten, nahmen sie an, dass er gestorben sei. Jetzt erfuhren sie plötzlich, dass der Heilige, von dem alle Welt sprach, ihr Sohn war!
Der selige Joachim von Siena aus dem Serviten-Orden, Priester,
+ 16.4.1305 - Fest: 16. April
Dieser Heilige stammt aus Siena, von der berühmten Familie Pelakani. Schon als Kind hatte er eine große und zärtliche Liebe zur Mutter des Herrn und war nie zufriedener, als wenn er vor ihrem Bild beten konnte. Sein Mitgefühl mit den Nöten der Armen hatte etwas Außerordentliches: er gab ihnen all seine eigenen Kleider dahin und schenkte ihnen alle seine Taschengelder. Außerdem nahm er auch noch die Großzügigkeit seiner Eltern zu Gunsten der Notleidenden in Anspruch. Als ihm eines Tages sein Vater sagte, er möge seinen Almosen Schranken setzen, um seine Familie nicht an den Bettelstab zu bringen, antwortete er: „ Du hast mich gelehrt, dass man in der Person der Armen Jesus Christus Almosen reicht; wie sollte man diesem nun etwas abschlagen können? Welchen Vorteil sollen uns denn die Reichtümer sonst bringen, wenn es nicht Mittel sind, uns Schätze im Himmel zu sammeln?“ Der Vater weinte vor Freude, weil er ein so zartes Gemüt von solchen schönen Gefühlen ergriffen sah.
Als der Heilige mit vierzehn Jahren in den Serviten-Orden eingetreten war, empfing er 1272 das Kleid von den Händen des heiligen Philippus Beniti und erhielt den Namen Joachim. Sein Eifer war von den ersten Tagen des Noviziates an so glühend, dass selbst die Vollkommensten ihn als ein Muster ansahen. Unter anderen Tugenden, die an ihm glänzten, bemerkte man besonders den Geist des Gebetes und eine Demut und Liebe zur Erniedrigung. Man wollte ihn zum Priester weihen, aber diese Würde erschien ihm so furchtbar, dass man ihn niemals dazu bringen konnte. Seine ganze Ehrliebe beschränkte sich auf das Messdienern, und während des heiligen Opfers geschah es mehr als einmal, dass er verzückt war.
Sein größtes Streben ging dahin, sich vor den Augen der Menschen zu verbergen, aber je mehr er vor dem Ruhm floh, desto glänzender verbreitete er sich um ihn her. Da er in Siena in allzu großer Verehrung stand, bat er seinen General, ihn an einen entfernteren Ort zu versetzen. Man erlaubte ihm daher in das Kloster Arezzo zu gehen. Kaum aber hatte sich die Nachricht von seiner Abreise verbreitet, als die Einwohner um dessen Zurückberufung dringend anhielten. Man berief ihn also wieder zurück in sein Vaterland, wo er am 16. April 1305 im Alter von siebenundvierzig Jahren starb. Gott verlieh ihm die Wundergabe vor und nach seinem Tod. Die Päpste Paul V. und Urban VIII. erlaubten den Serviten, dem Diener Gottes öffentliche Ehre zu erweisen, seinen Festtag zu begehen und sein Offizium einzuführen.
Aus dem "Marianischen Festkalender":
Als ein großer Verehrer Mariens, pflegte er dreimal des Tages ein Bild der schmerzhaften Mutter Gottes, das sich in der Kirche befand, zu besuchen und zu Ehren Mariens sich des Samstags aller Speise zu enthalten. Ja, er tat noch mehr, denn er stand sogar mitten in der Nacht auf, um die Schmerzen der allerseligsten Jungfrau zu betrachten. Sehen wir, auf welche Weise Maria ihn für seine Andacht belohnt hat:
Als Joachim noch ein Jüngling war, erschien ihm Maria, und befahl ihm in den Orden der Diener Mariens einzutreten, was er sogleich befolgte. Hierauf erschien Maria ihm am Ende seines Lebens noch einmal mit zwei Kronen in der Hand. Die eine war von Rubinen, und sollte der Lohn für sein Mitleid mit ihren Schmerzen sein. Die andere war von Perlen, und sollte ihn für die heilige Reinheit, die er Maria zum Opfer dargebracht hatte, belohnen. Schließlich erschien Maria dem Seligen noch in seiner Todesstunde, worauf er die göttliche Mutter um die Gnade bat, an demselben Tag sterben zu können, an dem Jesus Christus gestorben war. Maria tröstete ihn mit folgenden Worten: Bereite dich sogleich zum Tod vor, denn da es morgen Freitag ist, so wirst du, wie du es wünschst, alsbald sterben und morgen noch bei mir im Himmel sein. So geschah es auch. Denn als man in der Kirche die Passion nach dem heiligen Johannes sang, an die Worte kam: Und es stand neben dem Kreuz Jesu seine Mutter, lag Joachim schon im Todeskampf, und als gesungen wurde: Und er neigte sein Haupt und gab den Geist auf, übergab auch er seinen Geist dem Herrn, worauf die Kirche mit großem Glanz und lieblichem Wohlgeruch erfüllt wurde.
Die heilige Bernadette Soubirous, Seherin von Lourdes,
+ 16.4.1879 - Fest: 16. April
Die 14jährige Tochter eines gänzlich verarmten Müllers, Bernadette Soubirous, hatte am 11. Februar 1858 bei einer Höhle des Felsens Massabielle in Lourdes ganz unerwartet die Erscheinung einer lichtumstrahlten Frauengestalt von unbeschreiblicher Schönheit. Die Erscheinungen bei der Grotte wiederholten sich. Leute folgten Bernadette. Sie sahen das Mädchen in Ekstase fallen, hörten es sprechen, sahen aber nichts. Die unbekannte "Dame" sagte zu Bernadette: "Ich will hier Leute sehen"; "Bete für die Sünder"; "Buße, Buße, Buße"; "Sage den Priestern, dass ich hier eine Kapelle haben will"; "In Prozession soll man hierher kommen"; "Geh, trinke aus der Quelle und wasche dich mit ihrem Wasser". Gehorsam diesem letzten Auftrag grub die Heilige mit ihren Händen in dem Boden der Höhle, und eine bis dahin unbekannte Quelle entsprang, die seit Jahren täglich 122.000 Liter spendet. Als Bernadette die Erscheinung um ihren Namen bat, antwortete sie dreimal: "Ich bin die Unbefleckte Empfängnis", ein Name, den das Mädchen nicht verstand. Heilungen, die der Genuss des Wassers bewirkt hatte, brachten die Menschen in Bewegung, die zu Tausenden zu der Grotte strömten. Die Kirche stand diesen Anfängen der Lourdeswallfahrt sehr zurückhaltend, fast feindlich gegenüber. Lourdes wurde zu einem Zeichen. Zu einer Zeit, in der das Dasein oder doch die Erkennbarkeit eines überweltlichen Gottes geleugnet wurde, musste in Lourdes ein ständiges Ärztebüro eröffnet werden, das mit Hilfe von Tausenden von Ärzten jeder Weltanschauung ein ungeheures Material fachmännisch festgestellter, nicht erklärbarer Heilungen gesammelt hat. 1866 trat Bernadette bei den Caritas- und Schulschwestern von St. Gildard in Nevers ein. Aber die Novizenmeisterin verstand diese Novizin nicht. Bernadette passte nicht in ihr Schema über das geistliche Leben. Sie hatte längst ihr Noviziat in der Schule Gottes gemacht. Die Novizenmeisterin wie die Generaloberin fürchteten nichts so sehr bei der Heiligen, wie dass sie sich auf die Erscheinungen etwas einbilde. Darum nahmen sie jede Gelegenheit wahr, um die Seherin von Lourdes zu demütigen, als ob Gott nicht selbst durch seine inneren Einwirkungen und die Läuterungsleiden die Seelen seiner Heiligen noch viel tiefer demütigte. Mit der Begründung, sie sei "ein kleines, dummes Ding, das zu nichts taugt", wurde ihre Profess immer wieder hinausgeschoben. Gott gab der Verachteten, die um ihrer Gesichte willen 13 Jahre hindurch gestraft wurde, die Kraft zu sprechen: "Sehen Sie, meine Geschichte ist ganz einfach, die Jungfrau hat sich meiner bedient, dann hat man mich in die Ecke gestellt. Das ist nun mein Platz, dort bin ich glücklich, und dort bleibe ich." Die Heilige starb am 16. April 1879 nach manchen höchst schmerzhaften Krankheiten.
(Wilhelm Schamoni, Das wahre Gesicht der Heiligen,
Kösel-Verlag 1967)
Letzte Krankheit und Tod von Bernadette Soubirous
Ein Bericht über die letzte Krankheit und den Tod von Bernadette Soubirous, der demütigen und heiligmäßigen Seherin von Lourdes (Seliggesprochen wurde Bernadette am 14. Juni 1925 durch Papst Pius XI., heiliggesprochen wurde sie am 8. Dezember 1933 ebenfalls durch Papst Pius XI.):
Bernadette Soubirous ist am 16. April 1879, am Mittwoch in der Osterwoche entschlafen; ihre Mission ist beendet und sie selbst war bereit für den Himmel.
Das unschuldige, natürliche Kind, die peinlich gewissenhafte Ordensfrau, die geduldige Kreuzträgerin sollte nun den Lohn in Empfang nehmen, den die selige Jungfrau ihr in der Grotte zugesichert hatte.
In bewundernswerter Weise hatte sie deren Auftrag Folge geleistet. Während 8 Jahren hatte sie den Menschenmengen berichtet und mit engelhafter Einfachheit erzählt, was sie in der Grotte gesehen und gehört hatte, weder den neugierigsten Fragen noch auch den oft mit Absicht verwirrenden boshaften Verhören die Antwort verweigernd - sich nie widersprechend und zuletzt selbst die Übelwollenden überzeugend. Nach diesem achtjährigen öffentlichen Apostolat fand sie Ruhe und Frieden in dem geliebten Kloster St. Gildard.
Einige Tage nach ihrer feierlichen Gelübdeablegung wurde Bernadette von ihrer letzten Krankheit ergriffen; am 11. Dezember musste sie sich ins Krankenhaus begeben, das sie nicht mehr verlassen sollte. Am 12. und 13. Dezember sollte sie nochmals in feierlicher Weise die wunderbaren Ereignisse bestätigen, deren Zeugin sie in der Grotte gewesen war. Mit einer bei ähnlichen Gelegenheiten nie vorher bewiesenen Freudigkeit beantwortete sie den Vertretern der Bischöfe von Tarbes und Nevers ein langes Fragenverhör. In dem weichen Dialekt der Pyrenäen wiederholte sie die Worte, die sie von den Lippen der Gottesmutter vernommen hatte. Angesichts des Todes und der Ewigkeit bekräftigte sie nun nach 20 Jahren ihre ersten Aussagen, einer Zeit entstammend, da sie noch ein Kind war, und blieb nach wie vor das Echo der unbefleckt Empfangenen.
Nun konnte sie beruhigt sterben. Ein asthmatisches Leiden, das ihr ganzes Leben erschwert, stellte sich mit immer häufigeren Krisen ein, schwächte und beengte sie. Ein großes Geschwür umgab das linke Knie und Knochenfraß zehrte am Mark der Knochen. Die arme Kranke konnte das Bett und den Armstuhl nicht mehr verlassen und bald war der zarte Körper mit Wunden bedeckt.
Die Heftigkeit der Schmerzen entriss ihr zuweilen laute Schreie, die sie jedoch schnell zu innigen Gebeten umwandelte. "Dir, mein Gott, opfere ich es auf!" rief sie dann energisch; "dich liebe ich - ich will dein Kreuz und nehme es an."
Auch ihre Seele wurde gekreuzigt. Der böse Feind versuchte sie mit jenen schrecklichen Gewissensbeunruhigungen, die großmütigen Seelen, die sich als Opfer für die Sünden der Welt Gott hingegeben haben, eine Ahnung der Höllenpeinen geben. Das Wort: "Buße und Gebet", das sie in der Grotte vernommen hatte, sollte sich auch an ihr bewahrheiten. Als ihr Beichtvater sie mit dem Hinweis auf den Himmel und die Erinnerung an die selige Jungfrau beruhigte, erwiderte sie: "Ja, das sind Gedanken, die Trost bringen."
Man ermutigte sie, freiwillig das Opfer ihres Lebens zu bringen. "Es ist kein Opfer", war ihre Antwort, "ein armseliges Leben zu verlassen, in dem sich uns so viele Schwierigkeiten entgegensetzen, wenn man Gott angehören will."
Die zunehmende Körperschwäche schien ihrer Seele vermehrte Kraft zu geben. Mit ihren großen Augen, die immer strahlender und glänzender wurden, verrieten, dass noch Leben in ihr wohnte. Ein himmlisches Feuer schien von ihnen auszugehen, wenn sie das Kruzifix und ein Marienbild betrachtete oder aber zum Himmel aufschaute.
Der Klostergeistliche glaubte, dass sie ihren nahen Tod ahne. "Was haben Sie vom heiligen Joseph erbeten", fragte er sie nach dessen Fest. In kräftigem Ton erwiderte sie: "Ich habe um einen guten Tod gebetet."
Die Erhörung ihres Gebetes schien nahe zu sein. Am 28. März brachte ihr Beichtvater ihr die heilige Wegzehrung. Soeur Marie-Bernard sprach mit so lauter Stimme, dass alle Anwesenden überrascht waren: "Liebe, würdige Mutter, ich bitte um Verzeihung für alles Leid, dessen Veranlassung ich gewesen bin durch meine Untreue im Ordensleben sowie noch für das schlechte Beispiel, das ich meinen Ordensschwestern gegeben habe."
Allein der Tod kam noch nicht, sie zu erlösen. In den kurzen Pausen, da die Schmerzen etwas nachließen, zeigte sich immer wieder ihre kindlich naive Fröhlichkeit; selbst wenn sie von ihrem Tod sprach, fand sie sanfte, liebenswürdige Scherzesworte.
Aber nur zu schnell begann die Krankheit ihr Zerstörungswerk aufs neue. Die körperlichen und seelischen Leiden verdoppelten sich während der Karwoche; die mutige Braut des Erlösers sollte an dem großen und zugleich furchtbaren Opfer des Herrn Anteil haben.
"Was werden Sie Ostern beginnen?" fragte man sie.
"Meine Leiden enden erst mit dem Tod", war ihre Antwort.
Der Ostertag begann und war für Soeur Marie-Bernard ein fortgesetztes Gethsemani und Golgatha.
Osterdienstag war ein Tag der furchtbarsten Todesangst. In der Nacht von Montag auf Dienstag hörte man sie wiederholt rufen: "Fort von hier, Satan!" Am Morgen bekannte sie ihrem Beichtvater, dass der Teufel versucht habe, sich auf sie zu stürzen; jedoch nachdem sie den Namen "Jesus" angerufen hatte, kehrte der Friede zurück.
Am Dienstag morgen empfing sie nochmals die heilige Wegzehrung und alsbald begann der Kampf aufs neue. Am Abend war Soeur Natalie bei ihr, die zweite Assistentin, zu der sie ein besonderes frommes Zutrauen hatte.
"Liebe Schwester, ich fürchte mich, - ich fürchte mich", rief die arme Sterbende, jedoch Soeur Natalie beruhigte sie wiederum. "Ich habe so viele Gnaden erhalten", fuhr sie fort, "und fürchte sie so schlecht angewandt zu haben." Die gute Schwester verwies sie auf die übergroße Barmherzigkeit unseres Erlösers und versprach, dass alle mit ihr beten würden.
Mit einem glücklichen, lauten: "Nun bin ich beruhigt", vernahm die Sterbende es und blieb im Frieden bis zum Ende.
Am Morgen des 16. April saß sie betend in ihrem Sessel und erwartete den Tod. Um 1 Uhr ließ sie ihren Beichtvater rufen, um nochmals zu beichten.
"Sie leiden große Schmerzen", sagte eine der Anwesenden.
"Das alles wird mir nützlich sein für den Himmel", war ihre Antwort.
"Ich werde die Unbefleckte Mutter bitten, Ihnen Trost zu senden."
"Nein", erwiderte die Kranke, "keinen Trost, aber Stärke und Geduld."
Da erinnerte sie sich des päpstlichen Segens für die Sterbestunde, den Pius IX. ihr bewilligt: sie nahm das Dokument in die Hand und sprach mit Andacht den Namen "Jesus" zur Gewinnung des Ablasses.
Dann sprach sie innig: "Mein Gott, ich liebe Dich aus meinem ganzen Herzen, - aus meiner ganzen Seele und mit allen meinen Kräften."
Man las ihr die Gebete der Sterbenden vor. Mit schwacher, aber deutlicher Stimme wiederholte sie alle Akte. Mit Rührung bemerkte man, dass ihre großen Augen sich von Zeit zu Zeit öffneten, um das Kruzifix an der Wand mit innigster Andacht zu grüßen. Man legte es in ihre schwachen Hände. Die Sterbende ergriff es mit hastiger Bewegung und drückte es so fest an ihr Herz, als ob sie es nie mehr lassen wolle. Man befestigte es in der Weise, dass sie es ohne Anstrengung beständig vor Augen hatte und küssen konnte.
Plötzlich breitete sie die Arme in Kreuzesform aus und hörte man sie mit halblauter Stimme sagen: "O, wie ich ihn liebe!"
Die Sterbende bat den Priester, sie zu verlassen, da die Schwestern beichten wollten; es blieben nur einige von ihnen bei ihr, die sich im Gebet mit ihr vereinigten. um 2 Uhr 45 kam Soeur Natalie eilig aus der Kapelle, einer Ahnung folgend. Als sie eintrat, streckte die Sterbende ihr flehend die Arme entgegen. "Helfen Sie mir", rief sie; "helfen Sie mir, - beten Sie für mich." Die Gebete der Schwestern beruhigten sie wiederum. Dann bat sie Soeur Natalie um Verzeihung, nahm liebevoll das Kruzifix in die Hand und küsste einzeln jede Wunde des Herrn.
Auf ein Zeichen hin, dass sie zu trinken verlange, gab man ihr ein Glas, das sie selbst in die ersterbenden Hände nahm, und trank einige Tropfen.
Ehe sie das Glas an die Lippen brachte, machte sie feierlich eines dieser großen Kreuzzeichen, wie sie sie von der Gottesmutter gesehen hatte, das nun die Zeugen ihres Todeskampfes ebenso rührten als sie die bei der Ekstase Anwesenden entzückt hatten.
Nun ging es zu Ende.
Bernadette hatte Frieden. Die Schwestern beteten und sie schloss sich mit ersterbender Stimme an. Endlich hörte man sie zweimal den zweiten Teil des "Ave Maria" beten, jenes Gebet, das sie oft und freudig an der Grotte wiederholt hatte. Zum dritten Mal setzte sie an:
"Heilige Maria, Mutter Gottes . . ."
Es waren ihre letzten Worte, - sie konnte nicht vollenden.
Die Anwesenden, die sie scheiden sahen, beteten noch: "Jesus, Maria, Joseph, - steht uns bei im Todeskampf."
Bernadette neigte das Haupt und stand vor ihrem Richter. Es war 3 Uhr, - die Todesstunde ihres Erlösers; am gleichen Tag, - vor 21 Jahren war es gewesen, - als das der Erde entrückte Kind mit der brennenden Kerze in der Hand in der Grotte vor der Gottesmutter betete, während die Flammen der herabbrennenden Kerze in ihrer Hand die Finger brannte, ohne zu verbrennen oder sichtbare Brandspuren zurückzulassen.
So war auch ihr Lebenslicht erloschen, das Leben, das mit neuem Glanz zur Verherrlichung Gottes und seiner heiligen Mutter in der Kirche leuchten sollte, um nun im unvergänglichen Lichtglanz des Paradieses in alle Ewigkeit zu strahlen.
Der heilige Fructuosus von Braga, Erzbischof in Portugal, OSB,
+ 16.4.665 – Fest: 16. April
Der heilige Fructuosus entstammte dem Königshaus der Westgoten in Spanien. Von Kindheit an fühlte er in sich einen starken Hang zur Einsamkeit. Da ihm der Tod seiner Eltern die erwünschte Freiheit gab, entschloss er sich, der Gnade seiner Berufung unverzüglich zu entsprechen. Er machte damit den Anfang, dass er die Kenntnis der heiligen Bücher an der hohen Schule, die der Bischof von Palencia zur Bildung seiner Kleriker gestiftet hatte, sich zu verschaffen eifrigst bestrebte. Er verkaufte einen großen Teil seiner Güter und verteilte den Erlös unter die Armen. Das übrige Vermögen verwendete er für Klosterstiftungen. Das berühmteste wurde auf die nahe bei Vierzo liegenden Gebirge erbaut und bekam später den Namen Complutum, weil es dem heiligen Justin und dem heiligen Pastor, Blutzeugen von Complutum, (jetzt Alcala von Henarez) in Kastilien, geweiht war. Der Heilige trat in dieses Kloster ein und stand ihm als Abt vor, bis er alles gehörig angeordnet hatte. Dann wählte er sich einen Nachfolger und vergrub sich fern in die Wüste, wo er ein sehr abgetötetes Leben führte. Er bedeckte sich mit einem Tierfell, nach dem Beispiel der alten Einsiedler. Neben den Klöstern, von denen wir berichtet haben, gründete er noch andere, z.B. eins für Mädchen, das er Nonä nannte, weil es neun Meilen vom Meer lag. Unter seinen Jüngern herrschte vollkommene Ordnung, und wir haben noch zwei Regeln, die er selbst verfasst hat. Die erste ist die sogenannte Complutische, weil sie der Abtei dieses Namens eigen war. Die zweite, die Gemeine genannt, wurde in den übrigen Männer- und Frauenklöstern, die Fructuosus gestiftet hatte, beobachtet.
Ungeachtet seiner Liebe für die Einsamkeit, konnte er doch nicht verhindern, dass sein hehrer Tugendglanz weit umher sich verbreitete. Er wurde zum Bischof von Duma geweiht und im Jahr 656 wurde ihm das Erzbistum Braga angewiesen. Mit größter Auferbauung erfüllte er die Pflichten des Episkopats. Allzeit beobachtete er dieselbe Unschuld der Sitten, allzeit dieselbe Strenge der Lebensart. Der Neid erregte ihm zwar Verfolgungen, allein er siegte darüber durch Geduld und Sanftmut. Er starb in der Kirche, auf der Asche liegend, am 16. April 665. Seine Reliquien werden zu Compostella aufgezeigt.
Der heilige Drogo (Druon / Dreux), Klausner zu Valenciennes und Patron der Schäfer, + 16.4.1186 – Fest: 16. April
Dieser Heilige, der im Dorf Epinoy in Flandern zur Welt kam, verlor seinen Vater, ehe er das das Tageslicht erblickte, und seine Mutter bei seiner Geburt. Von zarter Kindheit an merkte man an ihm eine seltene Frömmigkeit. In seinem zwanzigsten Lebensjahr gab er einen Teil seiner Güter den Armen und überließ das Übrige seinen Verwandten, um sich desto freier dem Dienst Jesu Christi zu weihen. So von aller Weltsorge befreit, bedeckte er sich mit einem Bußkleid und entfernte sich – nach dem Beispiel des Patriarchen Abraham – von seiner Heimat. Nach verschiedenen Wallfahrten ließ er sich nieder in dem kleinen Marktflecken Seeburg im Hennegau, zwei Stunden von Valenciennes, und verdingte sich als Schafhirte bei einer frommen Matrone, Elisabeth von la Haire genannt. Er wählte diesen Stand, weil er ihm die geeignetsten Mittel darzubieten schien, den Gehorsam, die Demut und Abtötung zu üben. Sechs Jahre lang hütete er seine Herde, allein seine Innerlichkeit, seine Liebe zum Gebet und seine anderen Tugenden, zogen bald die Aufmerksamkeit aller Einwohner auf ihn. Er war besonders geschätzt und geliebt von allen, die ihn kannten, besonders aber von seiner Herrschaft. Der Lohn, den man ihm reichte, floss nur durch seine Hände zu den Armen, und was er von seinen Bedürfnissen abschneiden konnte, gab er ihnen ebenfalls.
Aus Furcht, er würde der Versuchung der Eitelkeit unterliegen, verließ er hierauf diesen Dienst, besuchte die berühmtesten Wallfahrtsorte und machte neunmal die Reise nach Rom. Da er alle diese Wallfahrten mit heiligem Eifer verrichtete, wurden sie für ihn eine Quelle hoher Verdienste. Er kam von Zeit zu Zeit nach Seburg, aber eine Krankheit, die ihm die anhaltenden Reisebeschwerden zugezogen hatte, nötigten ihn schließlich an diesem Ort zu verbleiben und da seine Lebenstage zu beschließen. Er ließ sich eine kleine Zelle bauen nahe bei der Kirche, auf dass er da zu jeder Stunde Gott anbeten und sich gleichsam an den Fuß seines Altars hin versetzt ansehen könne. Auf diese Art blieb er 45 Jahre eingeschlossen. Seine ganze Nahrung bestand in etwas Gerstenbrot mit Lauge zubereitet. Er trank nur laulichtes Wasser. Dies war eine neue Art Abtötung, die er dadurch verhehlte, dass er sagte, seine Schwachheit erfordere diese Lebensweise. Er starb in einem Alter von 84 Jahren am 16. April 1186. Sein Name steht an diesem Tag im römischen Martyrologium. In der St. Martinskirche zu Seeburg werden seine Überbleibsel aufbewahrt.
Pater Angelus von Jesus und Maria
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 16. April 1625 nahm der Herr Pater Angelus von Jesus und Maria in das Reich der Engel auf. Pater Angelus war zu Mailand geboren und der Sohn des Markgrafen Maximilian Soncini und dessen Gemahlin, einer geborenen Fürstin von Asculani. Dass er trotz seiner hohen Geburt am 25. November 1594 den Entschluss fasste, die Armut des Ordens der seligsten Jungfrau vom Berge Karmel auf sich zu nehmen, wird niemand befremden, der weiß, dass seine Schwester desgleichen tat, dass seine Mutter mit Zustimmung des noch lebenden Gatten ebenfalls Ordensfrau und sein Vater mit Zustimmung der Gattin Kapuziner wurde. Seiner ausgezeichneten Eigenschaften wegen wurde Angelus zu den wichtigsten Ämtern im Orden berufen, zum Prior in Cremona, in Neapel und in Genua gewählt, mit der Leitung der langobardischen und polnischen Provinz betraut, auch beauftragt, den Bau des Einsiedlerkonventes in den ligurischen Bergen zu leiten. Zwar nahm Angelus Würden nur ungerne an, doch entzog er sich auch keiner Bürde, die der Gehorsam ihm auferlegte und regierte gewissenhaft und zum größten Nutzen der ihm untergebenen Mitbrüder, weil er streng auf die Beobachtung der bestehenden Vorschriften drang, und mit großem Geschick zu den höchsten Tugenden anzuleiten verstand. Er besaß auch als Oberer nichts als sein gesticktes Kleid, sein Brevier und seine Bußwerkzeuge. Oft fühlte er sich unpässlich oder ernstlich krank; doch wusste er er es so geschickt zu verbergen, dass niemand es bemerkte, ja er achtete selbst nicht darauf. Wie er ein Freund der Armut war, so verkehrte er auch am liebsten mit den Armen und tat Hochgestellten gegenüber keine Erwähnung von seiner edlen Herkunft. Auf einer seiner Visitationsreisen, die er immer zu Fuß machte, von der Nacht überrascht, war er genötigt, in dem Landhaus eines seiner Verwandten Herberge zu nehmen. Dieser selbst war nicht zu Hause, sondern seine Braut, die Angelus im Verlauf des Gesprächs um seine Heimat fragte. Der Wahrheit gemäß nannte Angelus Mailand. Als sie aber auch wissen wollte, wer seine Eltern seien, gab er nur zur Antwort, sein Vater sei ein Kapuziner und seine Mutter eine Ordensfrau gewesen, so dass sie meinen musste, er wäre unehelicher Geburt, bis der Bräutigam eintraf und sie aufklärte. Wir müssten alle Tugenden anführen, wollten wir jede nennen, deren Angelus sich befleißigte. Er suchte sie allerdings möglichst zu verbergen und verbot z.B. denjenigen, die ihn in Verzückung antrafen, das zu verbreiten. Groß war seine Andacht zu Maria. Zu ihr nahm er seine Zuflucht in allen Nöten. Maria erhörte aber auch seine Gebete häufig und gewährte ihm die erflehten Gnaden, ja sprach oft hörbar zu ihm aus dem Bild, in dem er sie verehrte. Mit dem Jahr 1625 brach das letzte seines Lebens an. Angelus befand sich damals in Rom im Kloster della Scala. Einmal bot er Gott gerade wieder heldenmütig sein Leben an. Er schrieb die Hingabe auf ein Stück Papier und legte es auf den Altar, auf dem er die heilige Messe darbrachte. Der Herr nahm das Opfer an. Angelus fühlte es lebhaft, machte noch einen Besuch bei einem Kranken und legte sich dann selbst auf das Sterbelager nieder. Bereitwilligst nahm er auch die heftigen Schmerzen der letzten Krankheit hin und erwartete den Tod wie seinen besten Freund. Unmittelbar nach seinem Hinscheiden zeigte er sich zu Terni in himmlischem Lichtglanz der Mutter Theresia, seiner Schwester, die in der Folge noch oftmals Tröstung und Leitung durch ihn erhielt.
Gebet am 16. April
O Mutter meines Gottes, heiligste Jungfrau Maria, ich komme zu dir, der Königin Himmels und der Erde, gleichwie ein Bettler, der voll Unreinheit und Wunden sich seiner Königin zu Füßen wirft. Ich bitte dich, deine mitleidsvollen Augen vor dem Thron deiner Herrlichkeit auf mich armen Sünder zu wenden. Deshalb hat Gott dich so reich gemacht, damit du den Sündern zu Hilfe kommst, ja, er hat dich zu einer Königin erhoben, damit du den Elenden hilfst. Blicke denn also auf mich und habe Mitleid mit mir. Blicke auf mich und lasse mich nicht eher von dir gehen, bis du mich aus einem Sünder in einen Heiligen verwandelt hast. Ich erkenne freilich, dass ich wegen meiner Undankbarkeit verdiente, aller Gnaden beraubt zu werden, die ich bis jetzt durch deine Vermittlung von Gott erlangt habe. Aber du bist eine Königin der Barmherzigkeit, und deshalb suchst du keine Verdienste, sondern du suchst Elende, um ihren Bedürfnissen abzuhelfen. Amen.
Zu Gott
Herr, allmächtiger Vater, der Du aus dem Nichts alles erschaffen hast, und was da ist, wieder in Nichts verwandeln kannst, ich weiß, was der heilige Johannes Chrysostomus sagt: Wie es schwer ist, dass ein Baum, der neben der Straße hingepflanzt ist, seine schönen Früchte bis zur Reife erhält, so ist es auch schwer, dass ein Mensch, der nach der Welt lebt, sein Leben bis an sein Ende unbefleckt bewahrt. Errette mich daher, o Gott, wenn es Dir gefällt, aus den Gefahren und Bedrängnissen dieser Welt, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott
Ich, o mein Gott, habe allen Grund vor dem Tod zu zittern, denn ich bin ein Sünder. Doch im Vertrauen auf Deine unendliche Barmherzigkeit, die keinen reumütigen Sünder verstößt, sehe auch ich dem Tod getrost entgegen, der mich auf ewig mit Dir in Liebe vereinigen soll, darum bitte ich durch die unendlichen Verdienste des Todes Jesu Christi, unseres Herrn. Amen.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Benedikt Joseph Labre
Gott, Du die Liebe, Du das Erbarmen, der Du uns im heiligen Benedikt Joseph Labre ein so vollkommenes Beispiel der Tugend gegeben hast, hilf uns, dass wir aus Liebe zu Dir gerne entbehren und leiden, wie er, gerne alle leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit üben, wie er, und auf Dich, auf Dich allein und felsenfest auf Dich vertrauen, wie er. Wir bitten Dich darum durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Heute Gedenken wir der Rückkehr der seligsten Mutter Gottes und des heiligen Joseph mit dem Kind Jesus von Jerusalem nach Nazareth, über die der heilige Evangelist Lukas berichtet mit den Worten: "Er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth, und war ihnen gehorsam."
Andacht am 16. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Die zur Vollkommenheit gelangt sind, bitten den Herrn nie, dass Er sie von Trübsalen und Versuchungen erlöst, denn sie verlangen nach ihnen, und schätzen sie so sehr, als die Weltkinder Reichtum, Geld und Edelgesteine achten. Sie wissen, dass es zumal in der Zeit der Trübsale und Versuchungen leicht ist, sich zu bereichern." (Die heilige Theresia von Avila)
Wenn dem heiligen Franz Xaver irgend ein Kreuz zukam, pflegte er auf folgende Weise zum Herrn zu beten: "Herr, nimm dieses Kreuz nicht von mir, es sei denn, Du willst mir ein größeres dafür geben."
Als man die gottselige Anna Maria vom heiligen Joseph beraten wollte, ihre strengen Bußwerke zu mäßigen, sprach sie: "Nie werde ich nachlassen, mein Kreuz zu tragen, da Christus mit Schmerzen und Schmach übersättigt war. Nichts verlange ich als ein Kreuz, um mit Jesus daran geheftet zu werden."
Nie will ich vor dem Kreuz fliehen, mein Gott! Umfangen vielmehr und tragen will ich es und nie wünschen, dass es mir abgenommen wird. Denn nichts ist kostbarer als das Kreuz; nichts, wodurch ich meinem Herrn so ähnlich werde, wenn ich es in seiner Nachfolge trage; nichts, wodurch ich so großen himmlischen Reichtum erlangen kann. O Jesus, schenke mir glühende Liebe zu Deinem Kreuz! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 16. April
"Wer um die Gebote zu erfüllen die Schmeicheleien wie die Drohungen verachtet,
ist wahrhaft getreu, nach dem Beispiel Eleazars,
der den Tod einer scheinbaren Unterwürfigkeit
unter das Gesetz des Tyrannen vorzog."
hl. Albertus Magnus OP
1200 bis 15.11.1280
Betrachtung am 16. April - Vom Gericht nach dem Tod
Wohin soll, Herr, ich fliehen
Vor deinem Angesicht,
Wenn ich von hier muss ziehen
Und kommen zum Gericht.
O richte meine Lebenszeit
Mit Gnade und Barmherzigkeit.
1. Hebräer 9,27: "Es ist dem Menschen bestimmt, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt." Wie wird uns zu Mute sein, wenn es heißen wird: Fort von hier, vor den Richterstuhl des ewigen Richters! Allein, in unermesslicher Öde, fern von dieser Erde, vor mir der gerechte Richter, der alle meine Gedanken, Worte, Begierden, Absichten, Werke, Ärgernisse auf den Waagschalen des heiligen Kreuzes wiegt, zur Rechten der Engel, den Gott zum Beschützer und Zeugen meines Lebens mir gegeben hatte, zur Linken den schrecklichen Ankläger, der meine Verdammnis fordert. So schwebt meine arme, vom Körper gelöste Seele, die nun sich selbst nicht mehr vor sich verbergen kann, sondern in ihrer ganzen Hässlichkeit sich schauen muss, zitternd in namenloser Angst und Erwartung.
2. Herr, allwissender, gerechter, unbestechlicher Richter: ach, was ist mein Leben anderes als ein gräuliches Gewebe von Sünden, Buße, Rückfällen, unbesonnenen Worten, unvollkommenen Werken und zahllosen Versäumnissen. Was werde ich Elender beginnen, der ich auf tausend Fragen dir nicht eine Antwort geben kann, denn hier sind die geheimsten Falten des Herzens entschleiert, es treten die verborgensten Missetaten in das hellste Licht, und alle Gnaden, alle innerlichen Ermahnungen, die vom Bösen mich zurückhielten und zu Werken der Gerechtigkeit mich drängten, zeugen wider mich. 1. Petrus 4,18: "Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird man dann die Frevler und Sünder finden?"
3. Nicht entkommen können wir dieser schrecklichen Stunde, aber zuvorkommen können wir dem Ausspruch unseres Richters: "Gingen wir mit uns selbst ins Gericht, dann würden wir nicht gerichtet." (1. Korinther 11,31) So richten wir uns denn selbst und bestrafen wir uns mit aller Strenge. Ersetzen wir unsere Ärgernisse durch ein frommes und heiliges Leben. Widerrufen wir unsere Verleumdungen. Erbauen wir andere durch Worte und Beispiele. Kaufen wir unsere Sünden durch Almosen los. Untersagen wir uns erlaubtes Vergnügen, das unerlaubte zu büßen. Weihen wir dem Gebet und milden Werken die Zeit, die wir bis heute vergeudeten, und Tag und Nacht schwebe die Stunde unserer Rechenschaft uns vor Augen. Psalm 143,2: "Herr, geh mit deinem Knecht nicht ins Gericht; denn keiner, der lebt, ist gerecht vor dir."
17. April
Der heilige Anizet, Papst und Martyrer von Rom,
+ 17.4.166 - Fest: 17. April
Heutzutage wird in der abendländischen Christenheit Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, also in der Zeit vom 22. März bis zum 25. April, gefeiert. So war es nicht immer, und früh schon gab es Meinungsverschiedenheiten über das Datum des Festes. Während die Gläubigen des Morgenlandes Ostern in Anlehnung an das jüdische Osterfest auch an einem Werktag begingen, wurde es im Abendland stets an einem Sonntag gehalten.
Als sich diese an sich nebensächliche Unstimmigkeit erstmals im 2. Jahrhundert zuspitzte, reiste der zu der Zeit bedeutendste Bischof des Morgenlandes, der heilige Polykarp, eigens nach Rom, um mit dem Papst, dem obersten Bischof der gesamten Christenheit, die strittige Angelegenheit zu besprechen, und dieser Papst, mit dem der heilige Polykarp damals verhandelte, war der heilige Anizet, dessen Gedächtnis die Kirche heute feiert.
Eine Einigung kam zwischen Anizet und Polykarp zwar nicht zustande, aber man ging im Frieden auseinander, ohne der Sache eine besondere Bedeutung beizulegen. So sollte es unter Christen immer sein, dass sie nämlich bei allen Unstimmigkeiten von minderer Bedeutung den Frieden wahren und die Liebe entscheiden lassen, denn nicht das Recht, sondern die Liebe macht das Christentum aus. Papst Anizet, dessen Meinung über das Datum der Osterfeier sich später übrigens allgemein durchsetzte, ist also ein österlicher Heiliger, denn ihm verdanken wir es, dass das höchste Fest der Kirche, an dem wir der Auferstehung Jesu gedenken, stets an einem Sonntag begangen wird.
Papst Anizet war der zehnte Nachfolger des heiligen Petrus auf dem Bischofsstuhl zu Rom und regierte die Kirche Gottes elf Jahre lang von 154 bis 165. Wenn außer der oben erwähnten Streitfrage über das Datum des Osterfestes sonst kaum etwas aus seinem Leben bekannt ist, so ist dieser Umstand darauf zurückzuführen, dass zu seiner Zeit die vierte römische Christenverfolgung ausbrach, die zu den grausamsten zählt. Da hatte man weder Zeit noch Lust, Aufzeichnungen zu machen, zumal da die Geheimpolizei Haussuchungen und Jagden auf die Christen veranstaltete.
Die Zeiten, in denen die Kirche verfolgt wird, sind übrigens stets auch glorreiche Zeiten, denn in den Martern der Glaubenshelden wird Christus verherrlicht und sein Erlösungstod auf Golgatha vervollständigt. Auch erstarkt in solchen Zeiten die Kirche innerlich, insofern die Gläubigen in Not und Kampf geläutert werden, und äußerlich, insofern ihr das herrliche Beispiel der Blutzeugen neue Anhänger zuführt. Am verdienstvollsten wirkt sich das Martyrium natürlich für die Martyrer selbst aus, denn ihrem kurzen Leid folgt die ewige Freude des Himmels. Auf diese Weise bewahrheitet sich an ihnen wohl am deutlichsten das Sprichwort:
Des Christen Herz auf Rosen geht,
Wenn´s mitten unterm Kreuze steht.
Der heilige Mappalikus und mehrere andere Märtyrer in Afrika,
+ 17.4.250 – Fest: 17. April
Aus dem IX. Brief des heiligen Cyprianus an die Märtyrer und Bekenner:
Im Frühling des Jahres 250, drei Monate nach der von Kaiser Decius angefangenen Verfolgung der Kirche in Afrika, empfingen Mappalikus und mehrere andere Christen die Märtyrerkrone. Der heilige Cyprian, der Bischof von Karthago, erhebt durch seine Lobsprüche die Bescheidenheit und Klugheit unseres Heiligen. Er gibt ihm das Zeugnis, er habe mit der größten Gewissenhaftigkeit die Vorschriften des Evangeliums und die Regeln der Kirchenzucht beobachtet, indem er keinem von denen Versöhnungs- und Ablass-Briefe gab, die ihrem Glauben entsagt hatten, wie es einige andere Bekenner aus sträflicher Nachsicht getan, sondern sich damit begnügte, zu bitten, man möge nur seiner Mutter und Schwester, die in dasselbe Unglück, welches während der Verfolgung so allgemein war, geraten waren, den Frieden gewähren. In der Nacht, vor seinem Todestag versprach er auf Eingebung des Heiligen Geistes in seinem und seiner Gefährten Namen, dem Prokonsul, den einige Fortunatianus nennen, während der Peinigungen, die er erduldete, dass er sich den folgenden Tag an einem neuen Kampf werde ergötzen können, an einem Kampf für den Gott, zu dessen Ehre das Blut zu vergießen ihnen Gewinn und Freude sei. Er hielt auch pünktlich sein gegebenes Wort, oder Gott erfüllte vielmehr an ihm, was er im gottseligen Gefühl seines Glaubens versprochen hatte. Er kämpfte, wie er es vorhergesagt, siegte und erhielt von Gott die Krone der Herrlichkeit als Belohnung seiner Treue und seines Mutes. Er starb unter den Peinen der grausamsten Folter.
Unter den anderen Märtyrern, die zu derselben Zeit litten, zeichneten sich besonders aus, der heilige Bassus, der heilige Fortunio, der im Kerker, und der heilige Paulus, der an den Folgen der Folterqualen starb. Mehrere andere starben im Gefängnis des Hungertodes, wozu sie der Kaiser verurteilt hatte. Unter diesen nennt man besonders den heiligen Victorin, den heiligen Victor, den heiligen Herenäus, den heiligen Donatus, den heiligen Firmus, den heiligen Ventus, den heiligen Fructus, Martial und Aristo, die heiligen Fortuna, Credula, Herenäa oder Irene und die heilige Julia. Obgleich uns nur ihre Namen bekannt sind, so müssen wir nicht weniger, als Cyprian, der sie in Kalendern und Katalogen aufnahm, und öffentlich ihr Andenken an ihrem Todestag feierte, uns angelegen sein lassen, diese ehrwürdigen Namen der Nachwelt zu überliefern.
Der älteste dieser Kalender in Afrika, den wir noch besitzen, und der aus dem fünften Jahrhundert ist, bezeichnet das Fest des heiligen Mappalikus auf den 19. April. Jedoch nennen ihn die Martyrologienschreiber Europas auf den 17. dieses Monats, den verschiedene Schriftsteller als seinen Todestag angegeben haben. In einigen dieser Martyrologien findet man, außer den schon genannten, noch einige andere Märtyrer, die mit unserem Heiligen gelitten haben, als den heiligen Barucus, Quintus, Victoricus, Januarius, Macorus oder Maconus Gallus, den heiligen Julian, Priester, Miceon, Miginus, Diomedes und den heiligen Philippianus, die kurze Zeit nach den ersten und im Anfang des Jahres den Märtyrertod gelitten hatten. Man findet den Namen des heiligen Mappalikus und einiger seiner Gefährten auch noch auf den 21., 11. Und 25. Februar in den Martyrologien, die unter dem Namen des heiligen Hieronymus bekannt sind, bezeichnet.
Der selige Eberhard (v. Wolfegg),
1. Propst (Abt) von Marchthal (Prämonstratenser-Kloster),
+ 17.4.1178 – Gedenktag: 17. April
Dieses Kloster, das auf einer schönen Anhöhe zwischen Riedlingen und Ehingen in Schwaben liegt, und etwa um das Jahr 1000 von den Herzogen Hermann von Schwaben, Vater und Sohn, gestiftet worden, gehörte anfänglich sieben weltgeistlichen Chorherren, wurde aber nach der Mitte des zwölften Jahrhunderts, wegen vernachlässigter gottesdienstlichen Verrichtungen dem Prämonstratenser-Orden abgetreten. Der erste Vorsteher desselben war Eberhard, aus dem Kloster Roth, den der dortige Abt Otteno mit einigen Mönchen von erprobter Tugend und Festigkeit an die neue Pflanzstätte sandte. Dieser ehrenvollen, aber auch mit schwerer Verantwortung verbundenen Stelle hatte er sich schon früher würdig gemacht, durch seine Demut und seinen unbedingten Gehorsam, und der Erfolg lehrte, dass die Wahl nicht glücklicher hätte ausfallen können: denn bald blühten in seiner Genossenschaft alle Beispiele der Tugend und Gottseligkeit auf. Nur schade, dass er seiner Gemeinde nicht lange vorleuchtete, denn schon im Jahr 1179 den 17. April, rief ihn der Herr von dieser Welt ab. Sein Leichnam wurde nach einigen Jahren unverwest gefunden und in das Bethaus des heiligen Johannes übertragen.
ein von den Juden zu Bern gemarterter Junge, Märtyrer von Bern, Schweiz,
+ 17.4.1287 – Gedenktag: 17. April
Unter Papst Honorius IV. und Kaiser Rudolph I. haben die Juden zu Bern, in der Schweiz, aus Hass gegen den christlichen Namen, einen katholischen Jungen, namens Rudolph, heimlich entführt, ihn eingesperrt in einen unterirdischen Behälter eines reichen Hebräers und nach den grausamsten Martern getötet. Allein das unschuldige Blut schrie um Rache zum Himmel und der schwarze Frevel wurde bald zur Offenkunde gebracht. Man hatte nämlich begründeten Verdacht auf die Mörder. Es wurden Untersuchungen angestellt, man entdeckte den Leichnam noch ganz mit Blut überronnen, und gab ihn den trostlosen Eltern des Kindes zurück. In einer Versammlung von Priestern und anderer weisen Männer wurde sogleich beschlossen, Rudolph sei als wahrer Märtyrer gestorben und müsse demnach in der Hauptkirche begraben werden. Diesem nach wurde er beigesetzt am Kreuzaltar, der gleich den Namen Rudolphsaltar bekam, und eine Menge Gläubige anzog. Dieses geschah im Jahr 1287.
Die schuldig befundenen Missetäter wurden auf Befehl des Senates eingekerkert und gerädert. Die übrigen Juden, die von diesem Frevel Kenntnis gehabt und sich ihm nicht widersetzt hatten, wurden des Landes verwiesen , und kein Jude durfte mehr in der Stadt sich aufhalten.
Im Jahr 1440 wurde obige Kirche niedergerissen und auf demselben Platz eine weit prachtvollere aufgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurde der Leib des jungen Blutzeugen erhoben, in einen bleiernen Sarg gelegt und unter dem Kreuzaltar verschlossen. Viele Fromme wallfahrteten andachtshalber dahin und empfahlen sich der Fürbitte des Märtyrers. Als aber im 16. Jahrhundert Calvins Irrlehre in Bern Eingang gefunden hatte, wurden die Altäre zertrümmert und alles, was auf Heiligenverehrung Bezug hatte, verschleudert oder zerschmettert, wobei auch der Sarg des Heiligen entweiht und in die Erde versenkt wurde. Seinen Namen findet man in mehreren Martyrologien, z.B. bei Canisius, Cratepolius, Heinrich Murer. Von letzterem Schriftsteller wurde dieser Bericht übernommen.
Der heilige Stephan Harding, 3. Abt der Zisterzienser in Citeaux,
+ 28.3.1134 – Fest: 17. April
Stephan, mit dem Beinamen Harding, stammte aus England von reichen und angesehenen Eltern. Er wurde im Kloster Sherbourne in der Grafschaft Dorset erzogen. Die Lehrmeister, denen er anvertraut wurde, bildeten ihn nicht bloß zu den Wissenschaften, sondern auch besonders zu einer gründlichen Frömmigkeit hinan. Frühzeitig lernte er die bösen Begierden unterdrücken und brachte es dahin, dass in seinem Herzen ungetrübter Friede herrschte. Aus dieser Seelenruhe entsprang jene liebenswürdige Heiterkeit, die stets auf seinem Antlitz leuchtete. Das Verlangen, in der Vollkommenheit allzeit weiter voranzuschreiten, brachte in ihm den Entschluss hervor, das Kloster zu verlassen. Er zog dann mit einem seiner Freunde, der dieselben Gesinnungen mit ihm teilte, nach Schottland, wo damals mehrere seltene Vorbilder der Frömmigkeit lebten. Von dort reisten sie nach Paris und von Paris nach Rom. Ihre Frömmigkeit und geistige Ausrichtung wurde durch diese Wanderungen nicht im Geringsten gestört, und um sich im Geist des Gebetes zu erhalten, beteten sie jeden Tag den ganzen Psalter ab.
Nach seiner Rückkehr von Rom hörte Stephan zu Lyon von den Tugenden und Abtötungen, die man im Kloster Molesme, das soeben vom heiligen Robert gestiftet worden war, ausübte. Sogleich entschloss er sich, dort dem Dienst Gottes sich zu weihen. Die Religiosen von Molesme lebten in der größten Armut. Oft entbehrten sie sogar des Brotes und hatten keine andere Speise als wilde Kräuter, die in der Einöde wuchsen. Die Bewohner der Umgegend, erstaunt über den Glanz ihrer Heiligkeit, wurden von Mitleid gerührt beim Anblick ihrer Dürftigkeit, und lieferten ihnen, sogar mit verschwenderischer Freigebigkeit, alles was sie nötig hatten. Aber der Überfluss brachte bald verderbliche Früchte hervor. Zerstreuung trat bald an die Stelle der Gemütssammlung. Von der Verachtung der Ordensregel schritt man zur Übertretung der wesentlichen Punkte des Evangeliums. Die Unordnung nahm täglich mehr überhand, ohne dass man dem Übel entgegensteuern konnte. Schließlich war das Unheil so groß, dass der heilige Robert das Kloster verlassen musste. Der gottselige Prior Alberich und der heilige Stephan folgten ihm auch bald nach. Indes bezeigten die Mönche äußerlich Reue. Der Papst gab ihrem Abt Befehl, nach Molesme zurückzukehren. Auch wurden Alberich und Stephan vom Diözesanbischof wieder dahin berufen.
Die Mönche von Molesme hielten aber das Versprechen nicht, das sie feierlich abgelegt hatten, ihre bisherige Lebensweise zu ändern. Sie verfielen in ihre vorherigen Unordnungen und verhöhnten ohne Scheu ihre Ordensregeln. Stephan, der ihnen damals vorstand, erhob sich laut gegen dieses Unwesen. Ohne Unterlass wiederholte er ihnen, die Heiligkeit des Klosterlebens bestehe in der Beobachtung der Vorschriften, man könne nie ein wahrer Religiose sein ohne strenge Zucht, wie niemals eine Gesellschaft zu bestehen vermag ohne Gesetz, und es sei um die Sitten geschehen, wenn man nicht den ursprünglichen Klostergeist in sich belebe. Alle diese Vorstellungen waren umsonst, das Übel nahm allzeit mehr überhand.
Der heilige Robert, der alle Hoffnung aufgab, seine Genossenschaft je wieder zur Ordnung zurückzuführen, ließ an seiner Statt einen anderen Abt erwählen und verließ Molesme. Ihn begleiteten der gottselige Alberich, der heilige Stephan und 18 andere eifervolle Mönche. Dies geschah aber erst nachdem sie vom Erzbischof Hugo von Lyon und dem Legaten des Heiligen Stuhls die Erlaubnis hierzu sich eingeholt hatten. Sie zogen zusammen nach Citeaux (Cistercium), das eine sumpfige Wüste war, fünf Stunden von Dijon in Burgund. Der Vicomte von Beaune, schenkte ihnen diese Einöde. Eudo, später Herzog von Burgund, ließ ihnen ein Kirchlein bauen, das unter der Anrufung der allerseligsten Jungfrau, wie denn in der Folge alle Kirchen des Ordens, eingeweiht wurde. Die Mönche fällten selbst die Bäume und erbauten sich Zellen mit eigenen Händen. Als das Kloster vollendet war, beschwuren sie am 21. März 1098 neuerdings die Regel des heiligen Benedikt, die sie in ihrer ganzen Strenge zu befolgen sich verpflichteten. Von diesem Tag schreibt sich die Gründung des Zisterzienserordens her.
Als ein Jahr und einige Monate nach der Stiftung der neuen Klostergemeinde verflossen waren, musste der heilige Robert abermals nach Molesme zurückkehren. Der gottselige Alberich wurde an seiner Stelle zum Abt von Citeaux erwählt. Die Religiosen, die unter seiner Leitung standen, boten das erbaulichste Schauspiel der Frömmigkeit dar. Ihre Stille, ihre Demut, ihre Innerlichkeit machte sie mehr Engeln als Menschen gleich. Zwei Legaten des Papstes Paschal II. besuchten sie und wurden von größter Bewunderung ergriffen bei dem Anblick ihrer heiligen Zucht. Obgleich sie von Bußstrenge ganz ermattet waren, bemerkte man doch an ihnen eine Freude und Heiterkeit, die eine selige Rührung im Herzen des Zuschauers zurückließen. Ihr Äußeres war schon tief ergreifend und alles kündigte den Frieden an, der in ihren Seelen herrschte.
Der gottselige Alberich erhielt 1100 vom Papst Paschal II. die Bestätigung seines Ordens. Er setzte später mehrere Statuten auf, die die buchstäbliche Beobachtung der Regel des heiligen Benedikt zum Hauptzweck hatten. Das ganz himmlische Leben, das man zu Citeaux führte, verbreitete überall die Wohlgerüche des Segens. Eudo, der Herzog von Burgund und Stifter des Klosters, besuchte es sehr oft, um sich da zu erbauen. Er ließ sich sogar in der Gegend einen Palast erbauen und wollte in der Kirche der Einsiedler bestattet werden. Mehrere seiner Nachfolger wählten sich dieselbe Grabstätte. Heinrich, sein zweiter Sohn, ging in seinem Eifer noch weiter. Er trat in die Reihe der Jünger des gottseligen Alberich, legte das Ordenskleid an und starb zu Citeaux eines Todes der Gerechten.
Nach dem Ableben des gottseligen Alberich wurde der heilige Stepan zu seinem Nachfolger erwählt. Seine erste Angelegenheit war, unter seinen Ordensmännern den Geist der Einsamkeit und der Armut zu unterhalten. Er traf weise Vorsichtsmaßregeln, um die häufigen Besuche der Auswärtigen zu verhindern. Nur der Herzog von Burgund hatte die Erlaubnis, in das Kloster zu gehen. Doch bat man ihn, er möchte seinen Hofstaat nicht zu Citeaux halten, wie es an großen Feierlichkeiten zu geschehen pflegte. Man entfernte aus der Kirche die goldenen und silbernen Kreuze und ersetzte sie durch andere von gemaltem Holz. Der Gebrauch der Leuchter wurde abgeschafft und es wurde beschlossen, dass man künftig nur noch einen – und zwar aus Eisen – beibehielte. Auch wurde auf die goldenen Kelche verzichtet und bloß vergoldete Silberne eingeführt. Die Messgewänder, Stolen, Manipeln und anderer Kirchenschmuck, durften nur von einfachem Stoff sein. Seide, Gold oder Silber einzuwirken, war verboten. Wiewohl aber die Kirche von Citeaux nichts als Armut verriet, so war sie dennoch rein und würdevoll gehalten, wie es sich für das Haus Gottes ziemt. Selbst ihr einfaches, prunkloses Wesen gab ihr einen gewissen hehren Glanz, der die Größe des darin thronenden Weltenherrschers ankündigte.
Einige Religiosen von Cluny, wo die Kirche mit prächtigen Ornaten versehen war, stießen sich an der Ärmlichkeit der Kirche von Citeaux. Dies gab ihnen sogar Anlass zum Tadel, weil ihnen der Beweggrund davon nicht gehörig einleuchtete. Allein der heilige Bernard unternahm in einem Werk, das wir noch besitzen, die Rechtfertigung seiner Brüder. „Ich will,“ sagt er, „dass die Pracht und die Verzierungen der Kirchen die Ehre Gottes zum Endzweck haben, daher bin ich auch weit entfernt, dies in den Kathedralkirchen der Bischöfe zu tadeln. Dadurch wollen die Oberhirten die Andacht eines rohen und sinnlichen Volkes anregen. Allein was wollen wir Religiosen mit diesem Aufwand, mit dieser Pracht? Sollte es deshalb sein, um den Büßenden Gefühle der Reue und der Zerknirschung, oder den Zuschauern Empfindungen des Vergnügens und der Zufriedenheit einzuflößen? Was soll all dieser Überfluss bei Leuten, die das Gelübde der Armut abgelegt haben, bei Religiosen, bei Geistesmännern?“
Die Mönche von Citeaux widmeten mehrere Stunden des Tages der Handarbeit. Auch hatten sie ihre bestimmten Zeiten zum Lesen und Bücherabschreiben. In eben diesen Stunden veranstaltete der heilige Stephan, mit Hilfe einiger Religiosen, eine Abschrift der lateinischen Bibel zum Gebrauch des Klosters. Um ihr die höchstmögliche Vollständigkeit zu verschaffen, zog er sehr viele Handschriften zu Rate. Auch befragte er geschickte Juden, die ihm den hebräischen Text erklärten und ihn dadurch in Stand setzten, die Stellen, in denen der Sinn der Urschrift nicht getreu genug gegeben war, zu verbessern. Diese Verschiedenheit in den Handschriften der Bibel kam von der Unwissenheit oder Nachlässigkeit der Abschreiber her. (Das Exemplar der Bibel, das unter dem heiligen Stephan 1109 abgeschrieben wurde, befand sich noch in letzteren Zeiten im Kloster Citeaux. Es besteht aus 4 Bänden.)
So erhaben die Tugend des heiligen Stephanus bis dahin auch scheinen mochte, so verbreitete sie dennoch einen neuen Glanz in den verschiedenen Prüfungen, mit denen Gott sie heimsuchte. Der Herzog von Burgund, dem man nicht erlauben wollte, sein Hoflager zu Citeaux zu halten, wurde dadurch sehr beleidigt, entzog dem Kloster seine Huld, und sorgte nicht mehr für den Unterhalt der Ordensmänner, die bald die Freigebigkeit des Fürsten vermissten, denn da ihre Arbeit allein nicht ausreichte, zur Herbeischaffung der nötigen Lebensmittel, so sahen sie sich bald in das äußerste Elend versetzt. Stephan ergriff den Wanderstab und ging bettelnd von Tür zu Tür. Er gab einen starken Beweis seiner Uneigennützigkeit und seines gänzlichen Vertrauens auf Gott dadurch, dass er das Almosen von einem in Simonie befangenen Priester nicht annehmen wollte. Die Regel von Citeaux, die sorgfältig alles entfernt, was die Innerlichkeit und Kontemplation stören könnte, verbietet zwar denjenigen, die sie befolgen, milde Gaben draußen einzusammeln, allein es gibt außerordentliche Fälle, wie äußerste Not, die von der allgemeinen Regel eine Ausnahme machen müssen. Übrigens freuten sich der heilige Abt und seine Religiosen ihrer Armut, und die Beschwerden, die sie in ihrer Folge hat, waren für sie eine Gelegenheit, die heldenmütigsten Tugenden auszuüben. Gott tröstete sie oft durch augenscheinliche Gunst seines Schutzes.
Zu der oben erwähnten Prüfung kam noch eine andere, die nicht weniger hart war. Eine Krankheit raffte in den Jahren 1111 und 1112 den größten Teil der Mönche von Citeaux weg. Ein empfindlicher Schlag für den heiligen Abt. Doch fügte er sich gehorsam dem Willen Gottes. Was ihn aber am meisten betrübte, war die Furcht, keine Nachfolger seiner Bußstrenge und Armut hinterlassen zu können. Und in der Tat, man schrieb den Tod so vieler Religiosen der Härte der Ordensregel zu, die man für allzu überspannt ansah, und woraus man schloss, dass Gott die neue Genossenschaft nicht gutheiße. Dieser scheinbare Grund machte auf mehrere einen schlimmen Eindruck, so dass niemand mehr ins Kloster aufgenommen werden wollte. Indes schickte der Heilige glühende Gebete zum Himmel und empfahl ihm mit Tränen seine kleine Herde. Die Gnaden, die er bis dahin erhalten hatte, schienen ihn auf eine gewisse Art zu berechtigen, die göttliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sein Glaube wurde endlich belohnt. Es meldeten sich wieder Leute und seine Gemeinde sah sich bald mit 31 Ordensmännern vermehrt, unter denen sich auch der heilige Bernardus befand. Später kamen noch andere, und der Verlust, den Citeaux erlitten hatte, wurde bald überreich wieder ersetzt. Der heilige Stephanus konnte sogar neue Klöster stiften, wie das von la Ferté in der Diözese Chalons, von Pontigni bei Auxerre, von Clairvaux und Morimond, im Bistum Langres. (Das Kloster La Ferté wurde 1113 gestiftet, das von Pontigni 1114, jenes von Clairvaux und von Morimond 1115.)
Von Citeaux gingen oft fromme Pflanzungen hervor, um verschiedene Diözesen zu bevölkern. – Der heilige Stephan gründete 13 Abteien und hundert wurden von den Religiosen seines Ordens gestiftet. Er hatte über alle die Oberaufsicht. Seine erste Angelegenheit war, in ihnen eine strenge Zucht und den Geist einer vollkommenen Liebe zu unterhalten. In dieser Absicht beschloss er, dass jedes Kloster häufig besucht wurde, und setzte allgemeine Kapitel ein, die, nach dem Verfasser der Annalen von Citeaux, bis dahin unbekannt gewesen waren. Das erste wurde 1116 gehalten und das zweite 1119. In diesem letzten gab der Heilige die unter dem Namen Charta charitatis bekannten Statuten heraus, die Papst Calixtus II. im folgenden Jahr bestätigte. Hierauf veranstaltete er eine Sammlung der zu Citeaux üblichen Zeremonien und Gebräuche, um der Nachwelt übergeben zu werden. Auf diese Weise führte er im ganzen Orden eine vollkommene Gleichförmigkeit ein. Diese Sammlung nennt man Gebräuche von Citeaux. Auch ließ er eine kurze Geschichte vom Anfang des Ordens verfassen, die bekannt ist unter dem Namen Exordium von Citeaux.
Im Jahr 1125 unternahm Stephanus eine Reise nach Flandern. Er besuchte das Kloster St. Vedast in Arrast, wo er von dem Abt Heinrich und dessen Mönchen mit großen Ehrenbezeigungen empfangen wurde. Er verließ seine Einsamkeit noch zwei andere Male. Einmal im Jahr 1128, um mit dem heiligen Bernardus dem Konzil von Troyes beizuwohnen. Das andere Mal im Jahr 1132, um von Papst Innocenz II., der damals nach Frankreich gekommen war, einige Gnaden zu begehren.
Stephanus, der Bischof von Paris, und Heinrich, der Erzbischof von Sens, die mit Ludwig dem Dicken, dem König von Frankreich, in Irrungen verwickelt waren, wandten sich an den Heiligen, um ihn zu bitten, er möchte sich doch bei dem Fürsten für sie verwenden. Sie versprachen sich viel von dem Ansehen, in dem der Heilige wegen seiner hohen Tugenden stand. Der Abt erfüllte den Willen der beiden Prälaten, er schrieb an den König und leistete ihnen noch alle übrigen Dienste, die von ihm abhingen.
Als der heilige Stephan sein Ende herannahen sah, wollte er sein Amt niederlegen, um nur allein noch an die Ewigkeit zu denken. Er versammelte daher 1133 das Ordenskapitel und erklärte, nachdem alles andere geordnet war, die Stelle, die er bekleide, komme ihm nicht mehr zu. „Man weiß,“ sagte er, „dass ich, neben meiner persönlichen Unwürdigkeit, alt und gebrechlich bin. Übrigens ist es Zeit, dass ich mich vorbereite, um vor Gott zu erscheinen. Ihr habt also einen zu erwählen, der mich ersetzt.“ Diese Rede verursachte allgemeine Betrübnis. Niemand aber getraute sich, dem Heiligen zu widersprechen. Man gedachte also, ihm einen Nachfolger zu geben. Die Wahl traf einen Religiosen mit Namen Guido. Allein er wurde einige Tage danach wiederum abgesetzt, weil man bemerkte, dass ihm die einem Ordensvorstand nötigen Eigenschaften fehlten. Reinhard, ein Mönch von Clairvaux, folgte ihm nach.
Der Heilige überlebte nicht lange diese Wahl. Die Äbte, die unter ihm standen, zwanzig an der Zahl, hatten nicht so bald das Herannahen seiner letzten Stunde vernommen, als sie sich zu Citeaux versammelten, um seinem glückseligen Tod beizuwohnen. Als er in den letzten Zügen lag, sagten einige unter ihnen ganz leise zueinander, er habe, nach einem so tugendhaften und bußfertigen Leben, im Tod nichts zu befürchten. Da sie aber der Heilige hörte, sprach er zu ihnen: „Ich versichere euch, dass ich mit eben der Furcht und dem Schrecken vor Gott hingehe, als wenn ich nichts Gutes getan hätte, denn so etwas Gutes in mir ist, oder meine Niedrigkeit mit dem Beistand Jesu Christi irgendeine Frucht getragen hat, so fürchte ich, ich möchte dieser Gnade nicht mit der schuldigen Sorgfalt und Demut entsprochen haben.“
Der heilige Stephan starb am 28. März 1134 und wurde im Kloster an der Kirchentür begraben. Man legte ihn ins Grab des seligen Alberich, seines Vorgängers, das man heute noch sehen kann. (Mehrere Äbte von Citeaux wurden gleichfalls in das Grab des seligen Alberich gelegt.) Die Zisterzienser verehren ihn am 15. Juli. Sein Festtag, der erster Klasse ist, mit einer Oktav, wurde allzeit, so wie jene des heiligen Robert und des heiligen Bernard mit größter Feierlichkeit begangen, weil man ihn immer als den Hauptstifter des Ordens ansah. Das römische Martyrologium nennt ihn am 17. April, an dem Tag, an dem er heiliggesprochen worden ist.
Man wird sich nicht wundern über die Schnelligkeit, mit der der Zisterzienserorden in Frankreich, England und anderen Gegenden sich verbreitet hat, wenn man die Tugendwunder betrachtet, mit denen er die ganze Welt durchglänzte. Der ursprüngliche Eifer erhielt sich im Orden während zwei Jahrhunderte. Welch ein Trost für die Kirche, unter ihren Kindern Männer zu zählen, die nur noch durch die allernötigsten körperlichen Bedürfnisse an die Erde gebunden waren! Sie beobachteten ein ewiges Stillschweigen und verbanden langes Nachtwachen mit der strengsten Enthaltung von allem, was den Sinnen schmeicheln mochte. Die Kräuter und Wurzeln, die in ihren Einöden wuchsen, und die sie mit eigener Hand anbauten, waren beinahe ihre ganze Nahrung. Ihr Lager war für sie eine neue Art Abtötung. Sie ergaben sich niederen und mühsamen Arbeiten, ohne im Geringsten von der Strenge ihrer Fasten abzubrechen. Um erbaut zu werden, musste man sie besonders in der Kirche betrachten. Sie sangen das Lob Gottes mit einer Frömmigkeit, Andacht und Zerknirschung, die die hartherzigsten Menschen rühren musste. An ihren Zellen und anderen Gebäuden erkannte man, wie sehr sie die Armut schätzten. Von ihren beständigen Abtötungen waren sie ganz blass. Aber durch diese äußerlichen Schleier leuchtete eine ungetrübte Heiterkeit hervor, die die innere Ruhe ihrer Seelen verkündete.
Der heilige Simeon von Seleucia und Ctesiphon,
neben seinen Gefährten, Blutzeugen in Persien,
+ 17.4.341 – Fest: 17. April
Sapor II., der König der Perser, hörte nicht eher als mit dem Tod auf, die Jünger Jesu zu verfolgen,
(Sapor II., mit dem Beinamen das Lange Leben, hatte zum Vater Hormisdas, den er aber verlor, als er noch im Mutterleib war. Die Magier erklärten ihn vor seiner Geburt zum König und feierten sogar seine Krönung, indem sie die königliche Binde auf den Leib der Königin legten. Er kam zur Welt 310 und starb 380. Den Anfang seiner Regierung rechnet man vom Jahr 309, einige Monate vor seiner Geburt. Er war der neunte König der vierten Dynastie der persischen Herrscher. Der Stammvater dieses Geschlechts war Artaxerxes, der Artaban überwand und tötete, mit dem das Reich der Parther im Jahr nach Christus 223, im 534sten der griechischen oder seleucidischen Zeitrechnung, und im 2ten der Regierung des Kaisers Alexander, ein Ende nahm. Der heilige Maruthas, der Verfasser der Akten unserer heiligen Martyrer, zählt die Jahre dieses Zeitabschnittes auf. Er sagt also, dass die große Verfolgung – in der der heilige Simeon und seine Gefährten des Bekennertodes starben – mit dem 31sten Jahr des Königs Sapor anfängt, dem 117ten des vierten und letzten persischen Stammes, der 418 Jahre bestanden hatte und der mohammedanischen Herrschaft weichen musste.
Sapor war von unerträglichem Stolz, wie man aus seinem Brief an Kaiser Constantius ersehen kann. Er gibt sich darin selbst die Namen: König der Könige, Bruder der Sonne etc. Dann sagt er, dass, weil er alle seine Vorfahren an Tapferkeit und Tugend übertreffe, ihm auch das Recht zukomme, nach einem ausgedehnteren Reich, als es seine Vorfahren besaßen, zu streben. Weil er aber in Milde verfahren wolle, so begnüge er sich mit der Zurückgabe der Länder, die die Römer dem Morgenland geraubt hätten, obgleich alles, vom Tigris bis an den Strymon in Macedonien, seiner Altvordern Eigentum gewesen sei.
Die Apostel trugen die Leuchte des Glaubens zu den Parthern. Man liest beim heiligen Ambrosius, wie auch beim heiligen Paulinus, dass der heilige Matthäus den Äthiopiern, dann den Parthern, Persern und Medern das Evangelium gepredigt habe. Die Epistel des heiligen Johannes, die an die Parther geschrieben ist, hat einige Schriftsteller zu der Behauptung veranlasst, der Lieblingsjünger habe viel zur Bekehrung dieser Völker beigetragen. Die Chaldäer und Perser sagen einstimmig, der heilige Thomas und Thaddäus, einer der 72 Jünger, seien mit Maris und Aghäus die Hauptapostel des Morgenlandes gewesen. Ihnen schreiben sie die Gründung des Stuhles von Seleucia und Ctesiphon zu. Aus dem Zeugnis des Geschichtsschreibers Eusebius erhellt, dass im 2. Jahrhundert sehr viele Christen in Persien angetroffen wurden.)
und dies tat er sowohl aus Hass gegen die römischen Namen als aus Abneigung gegen den christlichen Glauben. Er erregte drei blutige Verfolgungen, im 18., 30. und 31. Jahr seiner Regierung. Die letzte, die die längste und die heftigste war, führt in der Geschichte den Namen der großen Verfolgung. Die Zahl der benannten Märtyrer dieser persischen Verfolgung beläuft sich auf 16.000. Der Ungenannten aber, setzt er mit dem heiligen Maruthas hinzu, seien so viele gewesen, dass es deren Zahl zu bestimmen nie möglich war, so viele Untersuchungen auch die Christen in Persien, Syrien und der mesopotamischen Stadt Edessa darüber angestellt hatten. Unter diese heldenmütigen Bekenner Jesu Christi zählt man vorzugsweise den heiligen Simeon und dessen Gefährten.
Der heilige Simeon hatte den Beinamen Barsaboe, d.h. Sohn des Walkers, von dem Handwerk seines Vaters, wie es bei den Morgenländern üblich war. Er war Jünger des Papas, des Bischofs von Seleucia und Ctesiphon, der 314 ihn zum Gehilfen im apostolischen Amt wählte. Man nimmt gemeinhin an, dass er 26 Jahre und einige Monate Bischof gewesen ist, inbegriffen die Zeit, in der er mit seinem Vorgänger die besagte Kirche regierte. Zur Zeit Simeons wurde vom Kirchenrat zu Nicäa der Sitz von Seleucia und Ctesiphon zur Metropole von ganz Persien erhoben. Auch nahm er an diesem Konzil teil, nicht zwar in eigener Person, sondern durch einen seiner Priester, namens Sciadhustes, der ihm nachfolgte.
(Die Städte Seleucia und Ctesiphon waren nur durch den Tigris getrennt und lagen in schräger Linie einander gegenüber. Seleucia, von den Syrern Selik genannt, hatte den Namen von ihrem Stifter Seleucus Nicanor oder von dessen Sohn. Ctesiphon, am östlichen Ufer des Tigris, war von den Parthern gebaut worden. Beide waren Hauptstädte von Assyrien und dem Reich der Perser unter den arsacidischen Königen. Diese Fürsten hatten dort einen Palast, dessen Ruinen noch lange danach zu sehen waren.
Der erzbischöfliche Sitz von Seleucia und Ctesiphon übte das Primatrecht über alle Kirchen in Persien aus und der erste allgemeine Kirchenrat von Nicäa erklärte, dass er den Vorrang über alle anderen Kirchen hätte, nach den vier Patriarchalsitzen. Dies erhärtet sich aus dem Zeugnis der Orientalen und der arabischen Kanonen. Man sagt, der heilige Simeon sei der erste gewesen, der den Namen Katholisch oder Metropolit von Persien führte.
Als Seleucia und Ctesiphon durch den Krieg 762 zerstört worden waren, erbaute Abdala Abugiaphar Almansor, der zweite der abbacidischen Kalifen, die Stadt Bagdad oder Neubabylon am westlichen Ufer des Tigris, in der Gegend, wo Seleucia stand. Dort wohnte der nestorianische Patriarch, der behauptet, der Nachfolger der alten Katholischen oder Metropoliten von Persien zu sein. Das alte Babylon lag am Euphrat und wahrscheinlich an einem Kanal, durch den er sich in den Strom Tigris mündete. Diese beiden Flüsse waren 200 Stadien voneinander entfernt, da wo sie den Städten Seleucia und Babylon am nächsten flossen. Bei ihrer Mündung waren sie ca. 25 römische Meilen voneinander entfernt.)
Dies ist alles, was man bis zu seinem Märtyrertod von ihm weiß. Hier nun zugefügt die Akten seines Triumphes, die vom heiligen Maruthas chaldäisch geschrieben wurden.
Im Jahr nach Christi Geburt 340, im 117sten des persischen Reiches, im 31sten der Regierung Sapors, des Königs der Könige, erhob sich eine blutige Verfolgung gegen die Kirche, zu der Sapor durch die Magier aufgehetzt worden war. Sie begann mit einer königlichen Verordnung, die bei Strafe der Knechtschaft sich zur christlichen Religion zu bekennen verbot und die Christen mit ungeheuren Abgaben belastete. Hierüber schrieb der heilige Simeon dem König, aber mit jener edlen Freimütigkeit, die nur der wahrhaft apostolische Geist einflößen kann. Er antwortete auf die, ihm und seinem Volk gemachten, Drohungen:
„Da Jesus Christus sich freiwillig für die Welt dem Tod hingegeben und mit seinem Blut sie erkauft hat, wie könnte ich denn fürchten, mein Leben hinzugeben für ein Volk, für dessen Heil zu arbeiten meine Pflicht ist? Ich begehre nicht Vermehrung meiner Tage, wenn ich ohne Frevel nicht leben kann. Gott erlaubt mir nicht, die Verlängerung meines Lebens zum Schaden der Seelen zu befördern, für die sein Sohn gestorben ist. So feige bin ich nicht, dass ich fürchten sollte, in die Fußstapfen meines Heilandes zu treten, durch seine Gnade fühle ich Kraft in mir, teilzunehmen an seinem Opfer. Und auch mein Volk wird wissen, zu sterben für den Glauben, in dem es sein Heil findet.“
Über diesen Brief geriet der König in heftigen Zorn. Er gab sogleich Befehl, die Priester und Diakonen zu morden, die Kirchen zu zerstören und das Kirchengerät der Christen durch unheiligen Gebrauch zu entweihen. „Den Simeon aber,“ setzte er hinzu, „diesen Simeon, der den Gott des römischen Kaisers anbetet, und den Meinigen höhnt, den führe man herbei, dass er von mir verurteilt werde.“ Die Juden, die angestammten Feinde der Christen, benützten diese Gelegenheit, um den Fürsten noch mehr gegen sie aufzubringen. „Großer König,“ sagten sie ihm, „nichts ist gerechter als dein Zorn. Wenn du dem Cäsar schreibst, wird er deine Briefe nicht achten: so aber Simeon ihm einige Zeilen schickt, da wird er aufstehen beim Empfang. Er wird sie ehrerbietig küssen und befehlen, dass alles, was sie enthalten, vollzogen werde.“
Simeon wurde, dem Befehl des Königs gemäß, in Bande gelegt, mit zwei von den zwölf Priestern seiner Kirche. Sie nannten sich Abdhaikla und Hananias. Man führte sie ab zum König, der damals in einer der östlichen Provinzen seines Reiches sich aufhielt. Als Simeon durch seine Vaterstadt Susa zog, bat er, man möchte ihn nicht vorbeiführen vor einer Kirche, die durch die Magier in eine Synagoge der Juden verwandelt worden war. (Die Magier hatten unter persischer Herrschaft mächtigen Einfluss. Als aber die Mohammedaner sich des Reiches bemächtigt hatten, verurteilten sie mehrere von ihnen zu Tode und verbannten ihre Sekte aus den Städten. Man trifft noch einige an in den Gebirgen und in Caramanien. Der Name Magier ist chaldäischen Ursprungs und heißt so viel wie betrachten und sich mit Erkenntnis der Dinge beschäftigen. Die Magier waren eine Art Philosophen, die den Schwärmereien der Weissagung und der Sterndeuterei sehr ergeben waren.) Da seine Führer sehr eilten, kam man nach einigen Tagen nach Ledan, in die Hauptstadt des Landes der Huziten, einem Bergvolk, das die Griechen und Lateiner Uxier nennen. Sie bewohnen die Ufer des Oxios, östlich von der Landschaft Susiana.
Als Sapor erfuhr, dass der Christen Haupt in Ledan ist, befahl er, ihn vorzuführen. Da Simeon nicht nach allgemeinem Landesbrauch ihn anbetete und Sapor ihn fragte, warum er es unterlässt, was er sonst getan hatte, antwortete er: „Zuvor war ich nie mit Banden beladen und, um meinen Gott zu verleugnen, vor dich geführt worden.“
Die Magier klagten ihn des Einverständnisses mit den Feinden an, und erklärten ihn des Hochverrates und daher des Todes schuldig. Simeon aber sagte ihnen: „Ihr Witzfiguren, ist es nicht genug, dass ihr dieses Königreich verdorben habt? Wollt ihr uns für eure Frevel die Schuld geben?“
Milderen Blickes wandte sich der König zu ihm: „Glaub es mir, Simeon, ich meine es gut mit dir! Bete die Sonne an, es wird dir und deinem Volk hilfreich sein.“ Simeon antwortete: „Wie soll ich die Sonne anbeten, da ich dich nicht anbete, der du edlerer Natur bist als die Sonne? Wir erkennen nur einen Herrn, Jesus, den Gekreuzigten.“
„Wenn du“, erwiderte der König, „einen lebendigen Gott anbetest, so möchte ich deine Torheit noch entschuldigen, aber einen Menschen, der an einem verfluchten Holz starb! Besinne dich! Bete die Sonne an, deren Gottheit alles huldigt! Tust du es, so verheiße ich dir Ehre, Reichtum, die höchsten Würden in meinem Reich.“ – Simeon: „Du hast keinen wahren Begriff von Jesus Christus. Er ist der Menschen Schöpfer, Herr der Sonne, die bei seinem Tod, ihre Trauer zu bezeugen, sich verhüllte. Herrlich entschwang er sich dem Grab und stieg auf in den Himmel aus eigener Kraft. Die Ehren, die du mir verheißt, reizen mich nicht, andere Ehren bereitet mir mein Gott, die weit edler sind.“
Der König: „So schone doch dein Leben und das Leben von zahllosen Menschen, die zugrunde gehen werden mit dir, wenn du in deiner Halsstarrigkeit verharrst.“ – Simeon: „Wenn du solch einen Frevel begehst, wirst du Seine Größe fühlen und die Strafe leiden an jenem Schreckenstag, an dem der höchste Richter die strengste Rechenschaft deiner Handlungen von dir einfordern wird. Was mich anbelangt, so überlasse ich dir mit Vergnügen die Überreste eines armseligen Lebens.“
Der König: „Je nun! So stürze ins Verderben! Aber deine Anhänger tun mir leid. Ich werde versuchen, durch Strenge der an dir zu vollziehenden Strafe sie von ihrer Torheit zu heilen.“ – Simeon: „Die Erfahrung wird dich lehren, dass Christen das ewige Leben dem zeitlichen nicht aufopfern. Sie würden dein Diadem nicht eintauschen gegen den unsterblichen Namen, den Jesus Christus ihnen gab.“
Der König: „Weigerst du dich, mich und die Sonne, die Gottheit des ganzen Orients, in Gegenwart der Gewaltigen meines Reiches fußfällig zu verehren, so werde ich dir morgen dein schönes Angesicht und die Wohlgestalt deines Leibes mit Streichen verunstalten lassen.“ (Der heilige Maruthas bezeugt, dass Simeon ein Mann von ausgezeichneter Wohlgestalt gewesen sein und dass die Würde seines Angesichtes auch seinen Feinden Ehrerbietung abgewonnen habe.) – Simeon: „Du stellst dich der Sonne gleich, die du doch zur Gottheit machst, obgleich du größer bist als sie. Wenn du meinen Leib verunstaltest, so achte ich dessen nicht, und weiß, dass der, der ihn mir gab, ihn dereinst schöner wieder herstellen wird.“
Sapor, der nun alle Hoffnung aufgab, die Standhaftigkeit des Bekenners zu erschüttern, ließ ihn abführen und die Nacht hindurch in einem engen Kerkerloch verwahren. Am folgenden Tag sollte er wieder vorgeführt werden.
Am Tor des Palastes stand ein alter Entmannter, Guhsciatazades genannt, der erste der Großen des Hoflagers, den der König Sapor erzogen hatte. (Guhsciatazades bedeutet im Chaldäischen einen Mann von hohem Stand. Sozomenus nennt ihn Usthazanes. „Dieser Oberkämmerer war ein Entmannter. Der Gebrauch, solche am Hof zu haben, und ihnen sowohl die Person des Königs als auch die wichtigsten Geschäfte anzuvertrauen, wurde schon vom großen Cyrus, dem es zum gerechten Vorwurf gereicht, nach seiner Eroberung von Babylon bei den Persern eingeführt.“) Er bekleidete die Stelle eines Arzabades oder Oberkämmerers. Er hatte sich früher zur christlichen Religion bekannt, nun aber, um dem König nicht zu missfallen, betete er seit einiger Zeit die Sonne an. Als dieser den heiligen Bischof vorbei in den Kerker führen sah, wurde er vor Ehrfurcht ergriffen, warf sich auf die Knie und begrüßte ihn: aber Simeon wandte den Blick von ihm ab, um ihm seinen Abscheu vor dem Abfall bemerkbar zu machen. Der Oberkämmerer, durch dieses Stillschweigen betroffen, ging in sich, brach in Tränen aus und schrie: „Ich Unseliger! Ist die Bezeigung der Unzufriedenheit Simeons mir so empfindlich, wie werde ich bestehen vor dem Zorn Gottes, den ich verleugnet habe!“ In diesen Gedanken vertieft eilte er nach Hause, legte sein Feierkleid ab, hüllte sich in ein schwarzes Gewand, das die Perser zur Zeit der Trauer zu tragen pflegten, und kehrte wieder zur Pforte des Königs zurück.
Als der König erfuhr, was vorgegangen war, ließ er den Kämmerer um die Ursache seines Benehmens fragen. Da ihm aber die Antwort nicht genügte, ließ er ihn vor sich kommen. „Hat ein böser Geist sich deiner bemächtigt?“ fragte er ihn. – „Nicht so, o König,“ erwiderte der Kämmerer. „Wer hatte je stärkere Ursache zu trauern als ich? An Gott habe ich mich versündigt, indem ich die Sonne anbetete. Auch an dir, indem ich eine Anbetung heuchelte, die mein Herz verdammt.“
„Wie,“ sagte Sapor, in Wut aufbrausend, „das soll dich betrüben? Je nun, ich werde dich schon zurechtweisen, wenn du dir nicht auf der Stelle diese närrischen Gedanken aus dem Sinn schlägst.“ – Der Kämmerer: „Ich rufe den Herrn des Himmels und der Erde zum Zeugen an, dass ich dir hierin nicht mehr gehorchen, nicht wieder einen Frevel begehen werde, den ich mit den bittersten Schmerzen bereue. Ich bin Christ, und ich erkläre dir, o König, dass ich nicht, um Menschen mir gefällig zu machen, treulos handeln will gegen Gott!“
Der König: „Ich habe Mitleid mit deinem Alter und es tut mir weh, dass du den Lohn für deine langen Dienste verlieren willst. Ich beschwöre dich, entsage den Vorurteilen eines liederlichen Haufens, oder du zwingst mich, auch über dich die ihnen bestimmten Strafen zu verhängen.“ – Der Kämmerer: „Wisse, dass ich nimmerhin den wahren Gott verlassen und bloße Geschöpfe anbeten werde.“
Der König: „Diesem nach bete wohl auch ich Geschöpfe an?“ – Der Kämmerer: „Allerdings, o König, und sogar unbeseelte, vernunftlose Geschöpfe.“
Bei diesen Worten fuhr der König in Zorn auf, befahl, den Bekenner zu foltern, gab aber der Fürbitte der Gewaltigen am Hoflager nach, die von ihm den Befehl bewirkten, dass der Kämmerer sogleich getötet wurde.
Als er zum Tod geführt werden sollte, ließ er den König bitten, er möchte kundtun, dass er hingerichtet würde, weil er dem Christentum nicht habe abschwören wollen. Seine Absicht dabei war, das Ärgernis wieder gut zu machen, das er durch seinen Abfall gegeben hatte. Aus entgegengesetzter Ursache bewilligte Sapor ihm die Bitte. Er hoffte, dass ein treuer, wegen des Christentums hingerichteter, Diener Aufsehen erregen und sein Tod die Perser von dieser Religion abschrecken würde. Hätte er die Christen besser gekannt, er würde gesehen haben, dass die Hinrichtung dieses mutigen Dieners dieselben im Bekenntnis ihres Glaubens nur noch mehr befestigen musste. Der heilige Greis wurde am grünen Donnerstag enthauptet.
Als Simeon im Kerker den Märtyrertod des Guhseizatazades erfuhr, dankte er Gott, und verspürte in sich glühendes Verlangen nach gleicher Gnade. „O des glücklichen Tages!“ rief er aus, „o o des glücklichen Tages, an dem ich für Jesus Christus sterben werde! Er wird mich erlösen von den Gefahren und Armseligkeiten dieses Lebens und mir die Krone erwerben, nach der ich schon so lange Zeit inbrünstig geseufzt habe. Alsdann werden meine Leiden aufhören. Alsdann werden abgetrocknet werden meine Tränen, die ich unaufhörlich vergieße.“ Indem er also redete, hatte er seine Hände gen Himmel erhoben. Die zwei Priester, Abdaikla und Hananias, die mit ihm eingekerkert waren, sahen mit Bewunderung sein schönes Antlitz von der Liebe Gottes wie verklärt. Simeon brachte die Nacht vom grünen Donnerstag im Gebet zu. „O Jesus,“ sagte er, „erhöre mich, so unwürdig ich auch deiner Erbarmungen sein mag! Lass mich trinken den Todeskelch an dem Tag und in der Stunde deines Leidens, dass man doch wisse, dass Simeon seinem Herrn gehorsam und ihm sogar das Leben geopfert habe!“
Als der Heilige am folgenden Tag vor den König geführt wurde und wie bereits vorher sich weigerte ihn anzubeten, fragte ihn der Fürst: „Welches ist nun das Ergebnis der Betrachtungen, die du diese Nacht hindurch angestellt hast? Wirst du dir meine Güte zunutze machen, oder beharren in deiner Halsstarrigkeit und in dieser Raserei, durch deren Antrieb du den Tod vorgezogen hast? Bete die Sonne nur ein einziges Mal an, ich werde dich hinfort in Ruhe lassen. Unter dieser Bedingung sollst du die Freiheit erhalten und ich werde sogar als Hort gegen deine Feinde mich beweisen.“ – Simeon erwiderte: „Da sei Gott vor, dass ich solche Sünde tun, dass ich solches Ärgernis geben sollte.“
Der König: „Das Andenken unserer alten Freundschaft hat mich bewogen, milde Wege einzuschlagen. Weil sie nun aber nutzlos sind, so mögest du dein Unglück dir selber zuschreiben.“ – Simeon: „Lass ab, o König! Lass ab von deinen Versuchen, mit freundlichem Wort mich zu bereden. Verzögere nicht das Opfer! Der Tisch ist bereitet. Mich verlangt nach dem seligen Augenblick, teilzunehmen an dem heiligen Mahl, zu dem der Herr mich einlädt.“
Der König wandte sich an seine Hofleute mit den Worten: „Seht die Torheit des Mannes, der lieber sterben als seinen ihm eigenen Meinungen entsagen will.“ Er verurteilte ihn zur Enthauptung.
Hundert andere Christen wurden sogleich aus dem Gefängnis herbeigeführt, um sie dem Tod zu überantworten. Fünf davon waren Bischöfe, einige andere Priester und Diakonen und die übrigen von geringeren Ordnungen der Geistlichkeit, aber alle dieses Standes, weil bis dahin nur die Geistlichen mit dem Tod bestraft wurden.
Der Oberrichter sagte ihnen, sie könnten sich retten, wenn sie die Sonne anbeteten: einstimmig aber erwiderten sie, dass sie lieber alle Arten von Peinigungen erdulden wollten, als durch schändlichen Abfall den wahren Gott beleidigen. Nun begann die Vollziehung des Urteils. Simeon sollte Zeuge des Todes seiner Gefährten sein, weil man noch glaubte, er würde sich erschüttern lassen. Er aber ermutigte seine Brüder zum Bekenntnis des Glaubens und tröstete sie durch die Hoffnung der glückseligen Auferstehung. Nachdem die hundert Christen enthauptet waren, empfing auch Simeon die Märtyrerkrone mit seinen Bandesgenossen Abdaikla und Hananias.
Als Hananias entkleidet war, wandelte ihn plötzlich unwillkürlicher Schauer an. Das merkte Phusikius, der seit kurzem zum Karugabar oder Oberaufseher der königlichen Arbeiten aufgestellt war. „Sei getrost, Hananias,“ rief er ihm zu, „schließe die Augen, noch einen Augenblick und du wirst das göttliche Licht Jesu Christi schauen.“
Sogleich wurde Phusikius vor den König geführt, auf dass er ihm Rechenschaft gebe von dem, was er gesprochen hat. Der Fürst warf ihm Undankbarkeit vor, mit der er seine Wohltaten erwidert habe. Dieser gab zur Antwort: „Gerne möchte ich mein Leben vertauschen gegen den Tod dieser edelmütigen Christen! Ich entsage, o König, den Ehren, die du mir verliehen hast. Sie erfüllten mit Unruhe mein Herz. Eine Gnade wollest du mir gewähren! Geselle mich zu denen, von deren Tod ich Zeuge war. Nichts kann seliger sein als ihr Tod.“
„Wie! diesen Tod ziehst du deiner Würde vor,“ rief der König aus, „bist du noch bei Sinnen?“ – Phusikius: „Wohl bin ich bei Sinnen, o König! aber ich bin ein Christ, darum scheint mir der Tod bei fester Zuversicht auf Gottes Erbarmungen allen Ehren, die du mir geben kannst, weit vorzuziehen.“
Wütend verurteilte ihn Sapor zu einer schrecklichen Todesstrafe. Der Hals wurde ihm von den Henkern durchgeschnitten und die Zunge ihm ausgerissen. In dieser unerhörten Qual atmete er den Geist aus. Er hatte eine Tochter, die sich der Jungfrauschaft geweiht hatte. Auch sie wurde herbeigeführt und zum Tode verurteilt.
Der heilige Simeon starb am 17. April 341 und so wurde sein Verlangen, am Tag der Todesfeier Jesu Christi zu sterben, erfüllt. Der heilige Maruthas hat die Überbleibsel des heiligen Bischofs und anderer Märtyrer dieser Verfolgung gesammelt und sie in die Kirche seines bischöflichen Sitzes in Mesopotamien gebracht, die später den Namen Martyropolis (Märtyrerstadt) bekam. Unser Heiliger steht unter dem 21. April im römischen Martyrologium. In den Menäen der Griechen aber unter dem 17. Desselben Monats. Das Menologium des Kaisers Basilius feiert sein Andenken am 14. April.
Der heilige Robert von La Chaise-Dieu, Stifter und Abt des Klosters in der Diözese Clermont in Auvergne, + 17.4.1067 – Fest: 17. April
Robert stammte aus der Familie des heiligen Gerald, des Barons von Aurillac. Seine ersten Jahre brachte er in der Priestergenossenschaft des heiligen Julian in Brioude zu. Nicht nur erlernte er da die Wissenschaften, sondern bildete auch sein Herz zur Tugend. In seiner Jugend blieb er stets tugendhaft. Als er die Tonsur empfangen hatte, wurde er Kanoniker, dann Schatzmeister an der St. Julianskirche zu Brioude. Seine zärtliche Liebe zu den armen Kranken bewog ihn, ihnen alle Unterstützung, die er geben konnte, zu leisten. Oft verband er ihre Wunden und wusch mit eigenen Händen ihre Geschwüre. In der Folge erbaute er ihnen zu Brioude ein Hospital. Sein Eifer für die Würde des Gottesdienstes war so groß als seine Armenliebe. Er stellte mehr als fünfzig Kirchen her.
Fest entschlossen die Welt zu verlassen, zog er in die Abtei Cluny, wo man damals jegliches Tugendbeispiel glänzen sah. Die Einwohner von Brioude waren aber nicht sobald davon in Kenntnis gesetzt, als sie ihn nötigten, wieder nach Brioude zurückzukehren.
Einige Zeit darauf machte Robert eine Wallfahrt nach Rom. Er wollte die Gräber der Apostel besuchen, um durch ihre Fürbitte von Gott die Gnade der gänzlichen Abschälung von der Welt zu erhalten. Nach seiner Rückkehr von Rom unternahm er noch eine andere Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau zu Puy in Belay. Da er endlich die Überzeugung gewonnen hatte, dass ihn Gott der Gemeinschaft der Menschen ganz entziehen wolle, begab er sich mit zwei Soldaten, die er zu Jesus Christus zurückgebracht hatte, in eine fünf Stunden von Brioude entlegenen Einöde. Einer dieser Soldaten hieß gleichfalls Robert, der andere Dalmatius. Die drei Diener Gottes ließen sich bei den Trümmern einer Kirche nieder. Durch Handarbeit verschafften sie sich den nötigen Lebensunterhalt und konnten dabei noch den Armen der Umgegend beispringen. Bald zog der Ruf ihrer Heiligkeit mehrere Personen dahin. Schließlich nahmen sie die ihnen angebotene Unterstützung an und erbauten das berühmte Kloster, das unter dem Namen Chaise-Dieu bekannt ist. (Auf lateinisch „Casa Die“, Gotteshaus. Dieses Kloster wurde der Hauptort einer großen Kongregation, die 1640 sich mit der des heiligen Maurus vereinigte.) Der heilige Robert gab seinen Jüngern die Regel des heiligen Benedikt. Die Anzahl der Bewohner dieses Gotteshauses wurde so groß, dass bald bei 300 Mönche unter seiner Leitung standen. Dieser Heilige starb am 17. April 1067, wurde aber erst am 24. April bestattet.
Pater Bruno von der heiligen Theresia
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 17. April 1679 erfolgte zu Wien das Hinscheiden des lobwürdigen Pater Bruno von der heiligen Theresia. Pater Bruno, Georg Mayer, geboren am 16. Mai 1604 zu Esch im Jülichschen, war von frühester Jugend an zu einem gottesfürchtigen Leben angeleitet worden und förderte das ihm ins Herz gelegte Samenkorn, so sehr er es vermochte, zumal durch fromme Lesung. Der Neigung zum Lesen überließ er sich eines Tages auch im Haus eines gebildeten Mannes, bei dem er zu Gast war. Er fand gerade des heiligen Augustin Abhandlung über Johannes aufgeschlagen. Dabei fiel ihm die Stelle in die Augen, wo gesagt wird, warum Christus dem Menschen seinen Todestag geheim halte: "Wegen derer die sonst in Gefahr wären zu verzweifeln." Du weißt nicht, wann der letzte Tag anbricht und "bist nicht dankbar, dass du den heutigen hast. Ich habe deine Geduld getilgt; beobachte, was ich geboten habe, damit du findest, was ich versprochen habe." Diese Worte drangen Bruno tief in die Seele und blieben ihm beständig im Bewusstsein; er zog die Folgerungen und bat um Aufnahme in den Orden, die ihm auch gewährt wurde. Bereits am 27. April 1627 konnte er in Löwen seine heilige Profess ablegen. Bald danach wurde er berufen, die neue "deutsche" Provinz mitbegründen zu helfen, in der er zuerst als einfacher Pater, dann als Prior von Prag und wiederholte als Provinzial überaus segensreich wirkte. Seine Tätigkeit beschränkte sich jedoch nicht bloß auf die Grenzen der deutschen Provinz; es wurde ihm von den General-Oberen der Auftrag erteilt, in Belgien die Generalvisitation vorzunehmen. Alle freuten sich, einen so vorzüglichen Mann an ihm zu finden, der kein Ansehen der Person kannte, Fehler, die er antraf mit gütigem Ernst rügte, in allem die größte Klugheit an den Tag legte und selbst über die schwierigsten Fragen der Wissenschaft, namentlich der Aszese und Mystik Aufschluss zu geben vermochte. Pater Bruno hatte viel durch Gicht zu leiden, ertrug diese Schmerzen aber mit bewunderungswürdiger Ergebung bis zu seinem Ende. Der Tod trennte ihn von den Mitbrüdern nur dem Leibe nach, denn mit ihren Gedanken weilten seine geistlichen Söhne auch nach seinem Hinscheiden noch gerne bei ihm, schätzte ihn hoch wegen seiner Tugendhaftigkeit und bemühten sich, sein herrliches Beispiel nachzuahmen.
Gebet am 17. April
Meine liebe Mutter Maria, mein vielgeliebter Jesus, mögen eure wunderbaren Namen immer in meinem und in den Herzen aller Menschen leben. Möchte ich alle anderen Namen vergessen, um nur an eure heiligsten Namen zu denken, und sie immer anzurufen. O Jesus, mein Erlöser, o Maria, meine Mutter, wenn meine Todesstunde, in der meine arme Seele diese Welt verlassen wird, nahe ist, dann verschafft mir die Gnade um eurer Verdienste willen, dass meine letzten Worte, die ich alsdann oft zu wiederholen wünsche, folgende sind: Ich liebe euch, o Jesus und Maria, euch schenke ich mein Herz und meine Seele. Amen.
Zu Gott
Für Dich, unseren liebevollen Vater, leben und sterben, soll unser einziger Wunsch sein. Du hast Deine Heiligen in diesem himmlischen Streben unterstützt, gib doch auch uns Mut und Sieg im Kampf, darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott
O Gott, der Du die Bischöfe gesetzt hast, Deine Kirche zu regieren, verleihe uns, dass wir ihre Stimme wie die Deinige hören, und ihren Anordnungen folgen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Durch die Fürbitte und den Beistand der seligsten Mutter Gottes, der der Zisterzienser-Orden nach dem Beispiel des heiligen Bernhard mit besonderer Andacht ergeben ist, hat dieser Orden so bald und so weit sich ausgebreitet.
Andacht am 17. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Küsse oftmals und zwar von Herzen die Kreuze, die der Herr dir sendet, von welcher Art immer sie sein mögen. Die verächtlichsten verdienen den Namen des Kreuzes am ersten, da sie den Neigungen der Natur am wenigsten entsprechen, die immer nur sucht, was glänzt. Das Verdienst der Kreuze besteht nicht in ihrer Schwere, sondern in der Art und Weise, wie man sie trägt." (Der heilige Franz von Sales)
Nie hörte man diesen heiligen Bischof auf den vielfältigen Visitationen seines Bistums, wo er vieles auszustehen hatte, über Kälte, Wind, Hitze oder über schlechte Wohnung und Kost sich beklagen. Alles nahm er friedlich von der Hand Gottes an, und freute sich immer mehr, je mehr er zu leiden hatte; wählte auch, so viel von ihm abhing, immer das Schlechtere.
Ein heiliger Ordensmann sprach auf seinem Totenbett zu seinen Brüdern: "Es ergeht mir nun wie jenen, die auf den Jahrmarkt gehen. Mit wenig Geldmünzen kaufen sie Waren in großer Anzahl. Ich gehe nun hin, für einige sehr geringe Leiden ein ewiges Reich einzukaufen."
O gekreuzigter Jesus, gar wohl erkenne ich, wie notwendig mir das Kreuz ist! Deine Güte sende mir das zu, das Du mir als das nützlichste erkennst; gern will ich es aus Deiner Vaterhand annehmen, wäre es auch noch so erniedrigend. Lehre mich es standhaft, mutig und mit Liebe ertragen! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 17. April
"Der Feind hat keine Gewalt über die Seelen,
welche liebevoll unter dem Kreuz seufzen."
sel. Heinrich Seuse OP
1298 bis 25.1.1366
Betrachtung am 17. April - Vom Tod des Gerechten
Wie selig, wer getreu das Werk vollbracht,
Das ihm sein Schöpfer aufgegeben.
Ihn führt als Freund der Tod aus dieser Nacht
In Gottes Licht, um ewig dort zu leben.
1. Wie trostreich ist das Ende eines wahrhaft frommen Menschen, und wie überschwänglich belohnt es die Gewalt, die er sich angetan hat, das Himmelreich an sich zu reißen. Seine Vergehen ängstigen ihn nicht, denn jeden Tag bat er Gott um die Verzeihung seiner Sünden. Und eifrig auch war er, durch Früchte der Buße, gute Werke und Geduld in Leiden sie zu ersetzen. Der Friede seines Gewissens lässt keine Angst in ihm aufkommen, denn er hat seinen Beruf als ein getreuer Knecht erfüllt. Auch fällt der Abschied vom Leben ihm nicht schwer, denn er kennt seine Gefahren. Sein Herz ist von der Erde gelöst, und längst hat er auf diese Stunde sich vorbereitet.
2. Er war vielleicht nicht gefasst, gerade zu dieser Zeit von einer Todeskrankheit überfallen zu werden, aber gewohnt, mit dem Willen seines Schöpfers sich zu vereinigen, heißt er sie willkommen, nimmt sie mit getreuer Ergebung, mit Liebe an, und tröstet sogar diejenigen, die um ihn weinen. Die Betrachtung seines leidenden Heilandes, dessen Bildnis er in den Händen hält, lindert alle seine Schmerzen, und mit sichtbarer Freude empfängt er die Sakramente der Kirche, die die Überreste seiner Sünden hinwegnehmen, und zur Reise in die Ewigkeit ihn stärken. Alle seine Worte, alle seine Seufzer sind Flammen der Liebe, die seine feurige Sehnsucht ausdrücken, bald mit Gott, seiner ewigen Liebe, vereint zu werden.
3. Siehe, schon ist er in die Ewigkeit eingegangen. Beweint ihn nicht, geliebte Freunde und Verwandte. Erfreut euch vielmehr mit ihm, denn eingegangen ist er in die glorreiche Seligkeit, die sein ganzes frommes Leben hindurch das einzige große Ziel seiner Sehnsucht war. Können wir je zu viel tun, diese so große, diese endlose Seligkeit zu verdienen? Wie gering sind alle Arbeiten, alle Leiden, gegen sie verglichen. Darum ringen wir ernsthaft um diese himmlische Krone, zu der auch wir berufen sind, und verzagen wir nicht, denn viele haben sie errungen, und wie ihnen, so ist sie auch uns verheißen. Psalm 116,15: "Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen."
18. April
Der heilige Wicterp, Bischof und Bekenner von Augsburg,
+ 18.4. um 760 – Fest: 18. April
In der Zeit, als der heilige Magnus, der Schüler des heiligen Abtes Gallus, mit seinen beiden treuen Gefährten Theodor und Thosso einer göttlichen Weisung gemäß vom Bodensee nach Kempten gingen, um den noch heidnischen Bewohnern des Allgäus das Evangelium zu verkünden, saß auf dem bischöflichen Stuhl zu Augsburg der heilige Wicterp, der mit oberhirtlicher Fürsorge das apostolische Missionswerk dieser Glaubensprediger unterstützte.
Der heilige Winter, auch Wiktorp oder Wigo genannt, war zu Epfach, einem Pfarrdorf in Oberbayern geboren, vollendete seine wissenschaftliche und sittliche Bildung seit seiner frühesten Jugend im Kloster Ellwangen und wurde dort später Abt, dann Bischof zu Neuburg. Wegen seiner besonderen Kenntnisse und Tugenden wurde er dann auf den wichtigen Bischofssitz von Augsburg erhoben.
Wicterps erste Sorge war, die arianische Ketzerei, die in seinem weit ausgedehnten Bistum sehr verbreitet war, mit den Waffen des Gebetes, der Wissenschaft und des lebendigen Wortes Gottes wieder auszurotten, und er erfreute sich des glücklichsten Erfolges. Dann baute er die Kirche der heiligen Afra in Augsburg von neuem auf und zwar weit herrlicher, als sie zuvor gewesen war. Auf einer seiner Missionsreisen traf Wicterp in Epfach mit dem heiligen Magnus und dessen Gefährten Thosso zusammen und erteilte ihnen die Erlaubnis, in dem Engpass am Fuß der julischen Alpen, wo jetzt Füssen liegt, sich anzusiedeln und eine Kapelle zu errichten, die er dann selbst einweihte um das Jahr 750. Als der heilige Magnus im Auftrag Wicterps dem Lech entlang in eine große, schöne Ebene zog, wo jetzt das Dorf Waltenhofen liegt, gefiel es ihm dort so sehr, dass er sein Reliquienkästchen an einem Baum aufhing und dort zu Ehren der Mutter Gottes und des heiligen Florian ein Kirchlein baute, das der Bischof Wicterp einweihte. Da der Wunderruf des heiligen Magnus sich immer mehr verbreitete, so sandte ihm Wicterp mehrere junge Kleriker zum Unterricht und zur Vervollkommnung im geistlichen Leben, verschaffte ihm durch seinen Einfluss am königlichen Hof mehrere Schenkungen und erteilte ihm, nachdem er die von Theodor neuerbaute Kirche zu Kempten eingeweiht hatte, die Priesterweihe.
Der seeleneifrige Bischof Wicterp hielt mit aller Strenge auf die Sittenreinheit der ihm untergebenen Geistlichen, sowie auf strenge Zucht in den Klöstern. Um aber seinen heiligen Zweck sicherer zu erreichen, machte er es sich zur strengsten Pflicht, in allen Tugenden voranzuleuchten und sich als guten Hirten der ihm anvertrauten Herde zu bewähren. Nach einem ehren- und tatenreichen Leben starb er am 18. April um das Jahr 760 und wurde in der Laurentiuskirche zu Epfach begraben.
Als der Bischof Heinrich im Jahr 980 seine Gebeine erheben und nach Augsburg in die Kirche der heiligen Afra übertragen ließ, geschahen viele Wunder. Seit dem Jahr 1489 ruhen die Reliquien des heiligen Wicterp in der Kirche des heiligen Ulrich zu Augsburg.
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Eine besondere Verehrerin des heiligen Wicterp war die selige Herluka, eine Reklusin zu Bernried bei Starnberg (+ 18.4.1127), die, durch viele körperliche Leiden geprüft, bei den Reliquien des heiligen Cyriacus das verlorene Augenlicht wieder erhalten hatte, und dann sich gänzlich Gott weihte. Am Hof des Pfalzgrafen Mangold von Dillingen bekam sie einen Dienst und wurde von der Pfalzgräfin Adelheid und deren beiden gottgeweihten Schwestern Wielika und Hiltiburgis wegen ihrer besonderen Frömmigkeit sehr geachtet und zu allen ihren Andachtsübungen herangezogen. Der selige Abt Wilhelm von Hirschau und sein trefflicher Schüler Dietger waren ihre Beichtväter und Seelenführer. Als sie einst mit mehreren anderen das Grab des heiligen Wicterp zu Epfach besuchte, fühlte sie sich so sehr zu dieser Stätte hingezogen, dass sie dort ihren bleibenden Aufenthalt nahm. Dort lebte sie 36 Jahre als Eingeschlossene (Reklusin) im Dienst Gottes, ihrer eigenen Vervollkommnung und der Fürsorge für die Rettung der Sünder. Mehrmals erschien ihr der eilige Bischof Wicterp, tröstete, ermutigte und mahnte sie zur Beharrlichkeit. Einst blickte sie zum Himmel, klopfte an ihre Brust und rief: „Wehe, wehe, dass dieser Mensch geboren wurde!“ Auf die Frage ihrer frommen Genossin Hadewig nach der Ursache ihres Schreckens erklärte sie: „Ach, die Seele des abtrünnigen Priesters von Rot wird eben von einer großen Schar Dämonen in die Hölle geführt!“ Da Hadewig die Wahrheit dieser Erscheinung anzweifelte, ließ Herluka einen Boten in die Wohnung des Priesters senden, und der hörte, dass zur selben Stunde die Seele des Unglücklichen wirklich den Leib verlassen habe.
In der großen Verfolgung, die alle Anhänger des Papstes Gregor VII. traf, musste auch Herluka ihre Klause verlassen. Im Kloster Bernried am Würmsee fand sie gastliche Aufnahme und schloss dort ihr frommes Leben selig im Herrn am 18. April 1127.
Die selige Herluka, die Klausnerin zu Epfach, wird am 18. April zusammen mit dem heiligen Wicterp verehrt.
Der heilige Apollonius, römischer Senator und Martyrer,
+ um 184 – Fest: 18. April
Der blutige Widerschein einer grausamen Christenverfolgung lag noch über dem Giftbecher, den der eigene Sohn und Nachfolger dem römischen Kaiser Mark Aurel im Jahr 180 gemischt haben soll. Mit dem Regierungsantritt des Kaisers Kommodus (180-192) schien das Frühlicht friedlicherer Zeiten für die Christen anbrechen zu wollen. Die Saat des Glaubens mehrte sich und gedieh. Nicht bloß aus den niedrigen Volksschichten, sondern auch aus den höheren Kreisen stiegen Männer und Frauen ins Heilsbad der Taufe und beugten sich unter das Joch des Kreuzes Christi. Auch in Rom, berichtet ausdrücklich der Geschichtsschreiber Eusebius, ergriffen viele Reiche und vornehme Leute mit ihrem ganzen Haus und ihrer ganzen Familie den Weg des Heils. Aber gerade das, fügte er bei, reizte den Teufel, den Kampf von neuem aufzunehmen. Die rasende See der Christenverfolgung, deren wilde Flut sich kaum geglättet hatte, forderte da und dort in der Kirche neue Opfer. Noch im Jahr 180 mussten beispielsweise zwölf Christen aus Scili, die Erstlinge unter den Märtyrern der blühenden afrikanischen Kirche, ihr Leben für ihren christlichen Glauben lassen.
Der berühmteste unter den Märtyrern Roms aus jener Zeit war der heilige Apollonius. Er bekleidete ein hohes Staatsamt, wahrscheinlich die Würde eines Senators, und erfreute sich wegen seiner ausgezeichneten Herzensbildung und tiefen Gelehrsamkeit großen Ansehens und weiten Rufes. Einer der eigenen Hausdiener wurde sein Ankläger. Er wurde demzufolge um seines christlichen Glaubens willen vor Gericht gestellt.
Vergeblich bemühte sich nun der Präfekt Perennius im Verhör den glaubensmutigen, opferbereiten Bekenner Christi in seiner Standhaftigkeit zu erschüttern. Er bat ihn schließlich, wegen seines Glaubens vor dem Senat selbst sich zu verantworten. Apollonius benützte freudig die Gelegenheit, öffentlich vor dem ganzen versammelten Senat Zeugnis für Christus und seine heilige Lehre abzulegen. In der heiligen und weltlichen Wissenschaft wie in der Kunst der Beredsamkeit gleich trefflich unterrichtet, wusste er mit großer Schlagfertigkeit und überzeugender Gründlichkeit die Torheit des heidnischen Götterwahns aufzudecken und in großen Zügen die christliche Glaubens- und Sittenlehre zu entwickeln. Festigkeit und Würde, Freimut und Ruhe sprachen dabei aus jedem seiner Worte. „Es ist in der Tat“, so lautete das heutige Urteil in der Wissenschaft, „die vornehmste Apologie des Christentums, die wir aus dem Altertum besitzen.“ Nur einige Proben seien aus dem 1893 wiederum aufgefundenen echten Bericht über sein glorreiches Martyrium hier dargeboten. Der fromme Leser mag sie hinnehmen wie einen erfrischenden Labetrunk zur eigenen religiösen Ermunterung und Bestärkung.
„Apollonius“, so beginnt der Richter den Angeklagten zu fragen, „warum widersetzt du dich den Gesetzen und dem Befehl der Kaiser?“ „Weil ich ein Christ bin“, lautete die Antwort, „und weil ich Gott fürchte, der Himmel und Erde erschaffen hat, und nicht den eitlen Götzen opfern will.“ Der Zumutung „beim Glück des Kaisers zu schwören“, begegnete er mit der Versicherung: „Wir (Christen) schwören nur beim wahren Gott, wir lieben aber auch den Kaiser und bringen für seine Majestät Gebete dar.“ Nach dem „schönen und herrlichen Gebot Gottes, das ich vom Herrn Christus gelernt habe, ist es noch besser, überhaupt nicht zu schwören, denn der größte Eid (die verlässlichste Bürgschaft der Rede) ist die Wahrheit, deshalb ist es unziemlich selbst im Namen Christi zu schwören“.
Nach Ablauf der drei Tage Bedenkzeit, die dem Märtyrer nach dem ersten Verhör gegeben wurde, erging an ihn die nochmalige Aufforderung seinem Glauben abzuschwören. Fest und ruhig versetzte er: „Ich bin und bleibe ein Verehrer Gottes, wie ich bereits bekannt habe. Ich habe gelernt Gott im Himmel anzubeten und nur vor ihm niederzufallen, der allen Menschen den lebendigen Geist eingehaucht hat und ihnen ewiges Leben spendet.“ Den Hinweis auf die Todesdrohung des Senatsbeschlusses beantwortete er mit der unerschrockenen Erklärung: „Der Senatsbefehl ist menschlich und kann sich unmöglich dem göttlichen widersetzen. Wir halten es nicht für verkehrt, für den wahren Gott zu sterben, denn indem wir leben, leben wir für Gott und ertragen die Martern für ihn, auf dass wir nicht grausam des ewigen Todes sterben. Wir wollen uns auch nicht abhärmen ob der Einziehung unseres Vermögens, weil wir wissen, dass wir Gottes sind, ob wir leben oder sterben.“
Da der Heilige trotz allen Zuredens und aller Drohungen in seinem Glauben standhaft verharrte, wurde er schließlich zum Tode verurteilt. Er nahm diesen Urteilsspruch des Präfekten mit den Worten entgegen: „Ich danke meinem Gott für dein Urteil.“ „Und die Henker“, so schließt der Bericht, „führten ihn sogleich ab und enthaupteten ihn, während er den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist pries. Es sei ihnen Preis in Ewigkeit! Amen.“
Ein altes Sprichwort lautet: „Worte bewegen, Beispiele reißen hin.“ Der obige Befehl über das Lebensende und den Leidenstod des heiligen Apollonius enthält beides: Wort und Beispiel eines Märtyrers, das auch uns gläubige bewegen und fortreißen sollte zur Nachfolge des kreuztragenden Heilandes und seiner heiligen Blutzeugen. „Denn auch wir werden“, wie jener Bericht selbst uns eingangs ermuntert, „gleich dem seligen Martyrer und mutigen Kämpfer Christi, Apollonius, das erlangen, was Gott, der nicht lügt, denen versprochen hat, die ihn lieben und von ganzen Herzen an ihn glauben.“
Der heilige Perfectus von Cordoba, Priester und Märtyrer,
+ 18.4.850 – Fest: 18. April
Dieser Heilige wurde in Cordoba in Andalusien geboren und in aller Frömmigkeit von den Priestern aufgezogen, die der Kirche des heiligen Acisclus vorstanden. Man unterrichtete ihn in der schönen Literatur und in den Wissenschaften, die von den Arabern betrieben wurden. (Spanien war damals unter der Herrschaft der Araber oder Sarazenen, denen später der Name Mauren gegeben worden war.) Allein er verwandte seine Zeit nicht so sehr auf die weltlichen Kenntnisse, sondern er widmete sich intensiv dem Studium der heiligen Bücher. Nachdem er wegen seiner Verdienste und Tugenden in den geistlichen Stand aufgenommen worden war, unterwies und tröstete er mit großem Erfolg die Gläubigen, die unter dem Joch der Mohammedaner seufzten. Diese zuletzt Genannten weihten ihn dem Tod, um ihren falschen Propheten zu rächen, über dessen Leben und Lehre der Heilige sich eines Tages etwas freimütig ausgesprochen hatte. Sie ergriffen ihn daher beim einstmaligen Austritt aus seiner Wohnung und führten ihn als einen Gotteslästerer vor den Richter der Araber. Er wurde in Ketten gelegt und in das Gefängnis geworfen. Die Mohammedaner bewahrten ihn auf, um ihn an dem Tag, an dem sie nach ihrer Art die Ostern begehen, ihrem falschen Propheten als Weihopfer darzubringen.
Perfectus bereitete sich durch Gebet, Fasten und andere guten Werke auf den Tod vor. Als der Freitag angebrochen war, schleppte man ihn auf das Mordgerüst, wo er den Todesstreich empfing, weil er abermals Jesus Christus bekannt und seinen Abscheu gegen Muhamed und den Koran ausgesprochen hatte. Die Christen nahmen seinen Leichnam und begruben ihn in der Kirche des heiligen Acisclus. Sein Märtyrertod ereignete sich am 18. April 850. Der heilige Perfectus wird an diesem Tag im römischen Martyrologium genannt. Er wird nicht nur in Spanien, sondern auch in Frankreich verehrt. Am 18. April wird ein feierliches Hochamt in der Kathedrale zu Paris zu seiner Ehre gefeiert.
Der heilige Galdinus (della Sala Valvassi) von Mailand,
Erzbischof und Kardinal,
+ 18.4.1176 – Fest: 18. April
Galdinus stammt aus einem erlauchten Haus in Mailand, das in der italienischen Geschichte sehr berühmt ist. Er weihte sich frühzeitig dem Dienst des Altars, zu dem er sich den Weg gebahnt hatte, durch das Studium der Heiligen Schrift, durch engelreine Sittenunschuld und durch stete Übung aller christlichen Tugenden. Nachdem er den Priesterstand angetreten hatte, wurde er nacheinander Erzdiakon und Kanzler der Kirche zu Mailand. Die Erzbischöfe Bibald und Hubert teilten mit ihm die Bürde der Verwaltung ihres Sprengels, in dem damals große Verwirrungen und Unruhen herrschten.
Nach dem Tod des Papstes Hadrian IV., im Jahr 1159, erwählte man zu seinem Nachfolger einen Mann, der sowohl in der Gottesgelehrtheit als im kanonischen Recht sehr umfassende Kenntnisse besaß: nämlich Alexander III. Fünf Kardinäle, die seine Wahl nicht gutheißen wollten, gaben ihre Stimme dem Octavian, der den Namen Victor annahm: dadurch entstand eine Spaltung, die die traurigsten Folgen nach sich zog. Kaiser Friedrich der Rotbart erklärte sich für die Schismatiker, die zu Rom seine Vorteile erfochten. (Kaiser Friedrich wurde der „Rotbart“ genannt, weil er einen roten Bart und rote Haare hatte. Friedrich war ein Beförderer der Wissenschaften in Deutschland, verdunkelte aber auch durch mehrere tyrannische Handlungen den Glanz seiner schönen Eigenschaften, und den Ruhm, den er sich im Krieg erworben hatte. Er verfeindete sich ohne Ursache mit mehreren Päpsten, riss die Einkünfte der erledigten Benefizien an sich, maßte sich die Ernennung zu den Bistümern an und trieb mit den heiligsten Dingen öffentlichen Simoniehandel.)
Dieser Fürst war der Stadt Mailand überaus abgeneigt, weil sie das ausschließliche Recht behauptete, ihre Beamten zu wählen. Als er nun noch sah, dass sie Alexander III. als den rechtmäßigen Papst erkannte, stieg sein Unwille aufs Höchste. Er belagerte sie mit einem großen Kriegsheer und zwang sie nach einer Belagerung von 10 Monaten, sich auf Gnade oder Ungnade zu ergeben. Seine Rache überschritt alle Schranken. Die Bewohner brachten kaum ihr Leben davon. Die Stadt wurde geschleift und zerstört. Der Sieger überfuhr sie mit dem Pflug und säte Salz in die Furchen zum Zeichen der Verwerfung. (Der Kaiser bemächtigte sich 1162 der Stadt Mailand. Er ließ drei heilige Leiber, die sich in der Kirche des heiligen Eustorgius befanden und die man für die drei Weisen aus dem Morgenland ausgab, nach Köln bringen.)
Als Hubert, der Erzbischof von Mailand, 1166 gestorben war, wurde Galdinus, obgleich er abwesend war, zu seinem Nachfolger erwählt. Der Papst selber erteilte ihm die heilige Weihe und ernannte ihn zum Kardinal und Legaten des Heiligen Stuhls. Der neue Erzbischof bot alles auf, um den traurigen Überresten seiner Herde Hilfe und Trost zu verschaffen. Er arbeitete mit Eifer an der Beendigung der Spaltung und es gelang ihm auch wirklich nach seinem Wunsch in der ganzen Lombardei.
Die Einwohner von Mailand, sowohl an Geld als an Truppen von den lombardischen Völkern unterstützt, begannen ihre Häuser neu aufzubauen. Und als der Bau vollendet war, zogen sie wieder in Ihre Stadt am 27. April 1167. Der Kaiser machte sich alsbald wieder auf, um sie von neuem anzugreifen. Seine Armee wurde aber von den Mailändern geschlagen. Diese Niederlage machte ihn etwas geschmeidiger und er wagte es nicht, die vereinigten Kräfte der Lombardei, der Republik Venedig und ganz Italiens sich auf den Hals zu laden. Er dachte daher ernstlich an den Frieden und in der Folge bewilligte er eine Unterredung mit dem Papst, der in Venedig war. Die Sachen gediehen schließlich dahin, dass er der Spaltung entsagte und sich im Jahr 1177 mit dem Heiligen Vater vollkommen aussöhnte. (Einige Schriftsteller haben in Betreff dieser Versöhnung behauptet, Papst Alexander III. habe dem Kaiser beim Eintritt in die Kirche des heiligen Markus zu Venedig den Fuß auf den Hals gesetzt. Eine Tatsache dieser Art verdiente bewiesen zu werden, und es wäre auch ohne Zweifel geschehen, wenn man Belege dafür hätte aufbringen können. Aber es ist eine Verleumdung, die die unbändige Sucht, den Namen der Päpste anzuschwärzen, ausgebrütet hat. Übrigens ist auch sonst das Betragen, das man Alexander andichtet, ganz vernunftwidrig. Sogar steht es im grellsten Widerspruch mit der außerordentlichen Sanftmut, die man jederzeit an diesem Papst bemerkte. Man weiß, dass er mit großer Schonung den Gegenpapst Johannes von Strume behandelte, als dieser dem Schisma entsagte.)
Indes erfüllte Galdin mit äußerster Gewissenhaftigkeit alle Pflichten eines treuen Hirten. Er trug ununterbrochen das Wort Gottes vor. Er unterstützte die Armen mit wahrhaftiger Vatergüte und kam selbst ihren verschiedenen Bedürfnissen zuvor. Er stellte die Kirchenzucht her, die sehr im Verfall war, erstickte alle Samen der Entzweiung und bewies großen Eifer, die Irrtümer der Katharer zu unterdrücken. Diese Ketzer waren eine Art Manichäer, die die durch den Krieg entstandenen Unruhen benützt hatten, um sich in die Lombardei einzudrängen.
Unter den Tugenden, die an dem Heiligen glänzten, bemerkte man vorzugsweise eine tiefe Demut, in der er sich als den größten Sünder seiner Herde ansah. Seine Gebetsliebe war nicht weniger auffallend. Ohne Unterlass flehte er zum Herrn, dass er seine Arbeiten segnen und seine Gnaden sowohl über den Hirten als über die Herde ausgießen möge. Nach seiner Unterhaltung mit Gott, schien er ein ganz göttlicher Mensch zu sein. Seine Worte begleitete eine Kraft und Salbung, der nichts zu widerstehen vermochte. Sie erregte Unruhe und Zerknirschung in den verhärtetsten Herzen.
Der Eifer für das Heil der Seelen war in dem Heiligen so groß, dass er selbst die Abnahme seiner Kräfte kaum bemerkte. Obgleich er zu schwach war, das heilige Messopfer am Sonntag in der Osteroktav darzubringen, wollte er doch das Wort Gottes verkündigen. Nach dem Verlesen des Evangeliums bestieg er die Kanzel und hielt eine lange Predigt, die er mit viel Feuer vortrug. Er hatte sie aber kaum beendet, als er in eine Ohnmacht fiel, aus der er nicht wieder zu sich kam. Man ließ ihn während der übrigen heiligen Messe im Chor und gegen Ende der Messe verschied er am 18. April 1176, mitten unter seiner Geistlichkeit und seinem Volk. Sein Tod wurde allgemein betrauert, indem jeder einen Vater zu verlieren glaubte. Gott machte die Heiligkeit seines Dieners durch Wunderwerke kund. Der heilige Galdin wird in den alten Brevieren von Mailand gefeiert und kommt an diesem Tag auch im römischen Martyrologium vor.
Der heilige Ursmar, Missionsbischof in Belgien und Abt zu Lobbes, OSB,
+ 18.4.713 – Fest: 18. April
Ursmar, geboren zu Avesnes im Hennegau, zeigte von Jugend auf großen Eifer für die Übungen der Frömmigkeit. Er nützte jede Gelegenheit, um seine Demut und Geduld zu üben. In seinen Gebeten, die sehr innig und gewöhnlich mit vielen Tränen begleitet waren, betete er besonders um die Gabe einer glühenden Liebe und die Gnade, in allem die Erfüllung des göttlichen Willens als endliches Ziel zu erstreben. Dieselben Gesinnungen suchte er auch den Weltleuten einzuflößen. Er lehrte sie die äußeren Handlungen heiligen, ihr Herz von der Liebe zeitlicher Dinge loszureißen und die Gegenwart Gottes nie aus den Augen verlieren.
Als der heilige Landelin die Abtei Lobes an der Sambre, in der Diözese Cambrai, gestiftet hatte, nahm Ursmar daselbst das Ordenskleid, um sich allein dem Dienst des Herrn zu weihen. Im Jahr 686 wurde er zum Abt ernannt, als der Stifter sich in die Einöde zurückzog, wo er das Kloster Crespin gründete.
Diese Würde war für ihn ein neuer Antrieb, seinen Eifer in allen Religionsübungen zu verdoppeln. Er trank nichts als Wasser, aß niemals Fleisch noch Fische, und brachte zehn Jahre zu, ohne dass er, selbst nicht einmal nach einer schweren Krankheit, Brot verkostete. Er vollendete die Abtei und Kirche zu Lobbes, die der heilige Landelinus nicht gänzlich zustande gebracht hatte, und stiftete mehrere Klöster, unter anderen jene von Aune und Wasler. (Das Kloster Aune stand am Sambrefluss, eine Stunde von Lobbes. In letzteren Zeiten wurde es an die Zisterzienser abgetreten. Das Kloster Wasler, das längst zerstört worden war, lag drei Stunden von Lobbes.)
Sein Eifer ließ sich nicht durch den Umfang der Abtei Lobes beschränken. Er verließ sie oft, um an der Bekehrung der Sünder zu arbeiten und den Heiden in den Diözesen Cambrai, Arras, Tournai, Noyon, Terouane, Laon, Metz, Köln, Trier und Maastricht das Evangelium zu verkündigen. Er wurde zum Bischof geweiht und verwaltete dieses Amt kraft einer vom Heiligen Stuhl ihm besonders verliehenen Sendung. Der heilige Landelin, sein Vorfahr, hatte auch dieselbe Würde bekleidet. In eben dieser Eigenschaft standen auch seine Nachfolger, der heilige Erminus und der heilige Theodulphus, mit dem Hirtenstab in der Hand, in besagten Ländern.
Ursmar leitete demnach immer mit seltener Weisheit seine Klostergemeinde, und als er merkte, dass er bald vor Gott erscheinen werde, erwählte er den heiligen Erminus zu seinem Nachfolger. Allen übrigen Sorgen nun entbunden, beschäftigte er sich einzig mit seinem Seelenheil und bereitete sich auf einen gottseligen Tod vor. Er starb 713, in seinem 69. Lebensjahr. Sein Tod fiel auf den 18. April. An diesem Tag wird er als Patron von Bins, Lobes und Lützenburg verehrt. Am 19. April 713 wurde er bestattet und an diesem Tag steht er in mehreren Martyrologien, besonders im römischen. Zu Bins werden seine Reliquien aufbewahrt.
Selige Maria von der Menschwerdung
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Heute wird das Fest der seligen Maria von der Menschwerdung gefeiert. Die selige Maria von der Menschwerdung, Barbe Avrilott, wurde am 1. Februar 1565 zu Paris geboren. Fromm wie ihr Vater, der edle Nikolaus Avrillot Herr von Champlastreux und ihre Mutter Maria Lhuillier, hatte sie von frühester Jugend an ihren Blick beständig auf Gott gerichtet, indem sie ihre Freude und ihr Glück fand. Entgegen dem Zug ihres Herzens blieb sie auf Wunsch der Eltern in der Welt. "Weil meine Sünden", sagte sie, "mich des glorreichen Titels einer Braut Christi unwürdig machen, muss ich mich wohl damit begnügen, in einem niedrigeren Stand seine Magd zu sein." Gleich falls auf Wunsch der Eltern vermählte sie sich im Jahr 1582 mit Peter Acarie, einem jungen Rechtsgelehrten. Er beteiligte sich eifrig an den Bestrebungen der katholischen Liga, was ihm zugleich mit den anderen Häuptern die Verbannung einbrachte. Auch seine Vermögensverhältnisse gerieten dadurch in einen traurigen Zustand. Da erinnerte sich die Selige bei dem Gedanken an ihre Jugend der schönen Zeit, der glücklichen Tage, doch sprach sie Gott ergeben: "Wie leicht findet man Gott bei solchen Ereignissen!" Sie sträubte sich nicht im geringsten gegen ihr jetziges Schicksal. "Ich hätte mich gegen die göttliche Vorsehung zu verfehlen geglaubt, wenn ich versucht hätte, etwas anderes einzurichten, als der Herr befahl," gestand sie später. Aber sie tat auch, was in ihren Kräften stand, um den teuren Ehegatten aus seiner traurigen Lage zu befreien; und es gelang ihr. Als ihn der liebe Gott im Jahr 1613 von ihrer Seite genommen hatte, bat sie um die Aufnahme bei den Karmelitinnen, um deren Einführung in Frankreich sie sich schon vom Jahr 1614 an bemüht hatte. Drei ihrer Töchter hatten bereits den gleichen Schritt getan. Am 7. April 1614 erhielt sie selbst zu Amiens das Kleid der heiligen Theresia und zwar wie sie ausdrücklich wünschte, als Laienschwester. Gerne, ja freudig nahm sie das Joch des Gehorsams auf sich. Sie schätzte die Tugend des Gehorsams so hoch, dass sie sagte: "Wenn ich an der einen Seite die offene Hölle und an der anderen einen Gedanken gegen die Oberin erblickte, so würde ich ohne Schwanken eher in die Hölle springen als einem solchen Gedanken nachgeben." So dachte sie auch, als ihre eigene Tochter als Subpriorin gewählt wurde und ihr zu befehlen hatte. Im Jahr 1616 wurde sie in das Kloster zu Pontoise, das ihrer bedurfte, versetzt. Hier verblieb sie bis zu ihrem Tod am 18. April 1618. Bereits am 7. Februar des genannten Jahres erkrankte sie infolge einer Erkältung. Wohl litt sie große Schmerzen, jedoch mit aller Ergebung, wie aus den Worten hervorgeht: "Ach mein Gott, ich kann meine Leiden nicht mehr ertragen; verleihe mir die Kraft dazu, weil du allmächtig bist. Nachdem du mich zu Boden gedrückt hast, erhebe mich auch wieder, oder wenn du willst, dass ich in dieser Verlassenheit bleibe, so mache, dass ich dich nicht durch Ungeduld beleidige!" Auf die Frage, ob sie nicht verlange, zu sterben, gab sie zur Antwort: "Ich sehne mich weder nach dem Leben noch nach dem Tod; ich will nur, was Gott will." Kurz vor dem Hinscheiden verlor sie das Bewusstsein. Herr du Val erteilte ihr die heilige Ölung und den Sterbeablass. "Während die letzten Gebete für sie verrichtet wurden, legte sie sich ruhig, wie um zu schlafen, etwas auf eine Seite, drückte sich selbst die Augen zu und hauchte sanft ihre fromme und demütige Seele aus." Ihre Überreste fanden ihre Ruhestätte im Klosterfriedhof. Im Jahr 1792 wurden sie erhoben und auf das Schloss Rucourt übertragen, ein Jahr darauf in Gegenwart einiger Revolutionäre auf dem allgemeinen Friedhof zu Rucourt begraben und am 7. Mai 1822 den Karmelitinnen zu Pontoise wieder zurückgegeben. Maria von der Menschwerdung wurde am 5. Juni 1791 von Papst Pius VI. seliggesprochen.
Pater Jakob von der Reinigung
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis des lobwürdigen Pater Jakob von der Reinigung. Pater Jakob war ein Neffe des Bischofs von Przemysl Matthias Pruskonski, eines edlen Gönners des Karmelitenordens. Jakob, der die Akademie zu Krakau besuchte und seinen Fähigkeiten entsprechend in den Wissenschaften große Fortschritte machte, wäre für einen ehrenvollen Posten am Hof König Sigismunds bestimmt gewesen; aber er fühlte mehr Neigung zum Ordensleben, und weil ihm von allen in Krakau lebenden Ordensleuten die Karmeliten am schätzenswertesten schienen, schloss er sich diesen an im Februar 1609. Wie eifrig er im Noviziat war, beweist der Umstand, dass sein Novizenmeister, Pater Johannes vom heiligsten Sakrament, selbst ein vollkommener Ordensmann, ihn schon damals einen "Heiligen" nannte. Pater Jakob blieb zeitlebens ein großer Liebhaber der Einsamkeit und des Stillschweigens. Er verließ die Zelle nie ohne Notwendigkeit, bediente sich, wenn er reden musste, weniger Worte und verständigte sich mit seinen Mitbrüdern soweit es möglich war, lieber durch Zeichen als durch die Sprache. Den Verkehr mit Weltleuten vermied er nach Möglichkeit mit der Begründung, seitdem er Ordensmann sei, habe er nicht mehr mit ihnen gemein. Während er sich in der Welt aller Bequemlichkeit und Annehmlichkeiten erfreute, übte er im Kloster die strengste Armut. Er trug einen geflickten, vollständig abgenutzten Habit, bediente sich eines ganz abgegriffenen und veralteten Breviers und hatte in der Zelle nichts als die notwendigsten Bücher. Pater Jakob war keinen Augenblick müßig. Wenn ihn nicht andere Arbeiten in Anspruch nahmen, beschäftigte er sich mit Lesen und Schreiben und verfasste verschiedene nützliche Schriften, darunter einen gelehrten Kommentar zu unserer heiligen Regel sowie eine Erklärung der Klagegesänge des heiligen Jeremias. Seinerzeit hatte ihm der obengenannte Novizenmeister vorhergesagt, er werde ihm bald in die Ewigkeit nachfolgen. An der Wahrheit dieser Prophezeiung hätte man mit Grund zweifeln können, denn Pater Jakob war kräftig gebaut und erfreute sich einer guten Gesundheit. Doch bald nach dem Hinscheiden des Pater Johannes zog er sich ein Bruchleiden zu, das viele Beschwerden verursachte. Er magerte dermaßen ab, dass er nur mehr aus Haut und Knochen zu bestehen schien, ertrug aber alles mit größter Geduld, ja freute sich, den Heiligen und Christus selbst ähnlich zu werden. Am Weißen Sonntag, am 18. April des Jahres 1632 starb er zu Lublin. Das Totenbuch bemerkt über ihn: "Wahrhaftig, die Heiligkeit Pater Jakobs von der Reinigung zeigte sich stets auf das herrlichste in der vollkommensten Beobachtung der Regel, was jedermann bezeugen muss, der ihn im Leben gesehen hat."
Gebet am 18. April
O liebste Jungfrau! Siehe, ich komme zu dir, und komme mit freudigem Gemüt vor dein Angesicht. Ich grüße dich mit Liebe und empfange dich mit kindlicher Vertraulichkeit. Meine herzliebste Mutter, ich will dich halten und nicht mehr von dir lassen, ich will dich halten und an mein Herz drücken. Glückselig bin ich, weil ich Maria habe, denn mit ihr wird mir alles Heil und Gute zukommen. O meine Mutter, zeige mir dein liebes Angesicht und lass deine holdselige Stimme in meinen Ohren erschallen. Jetzt, noch mehr aber einst, nachdem ich das Zeitliche verlassen und durch die enge Pforte in die Ewigkeit eingegangen sein werde. Amen.
Zu Jesus Christus
Göttlicher Stifter unserer heiligen Religion, führe Deine Kinder allzeit den von Dir und Deinen Heiligen betretenen Weg, und lasse nie zu, dass ihr Leben ihrem Glauben widersprechend gegenüberstehe, sondern kräftige sie, wie im Bekenntnis des Mundes, so auch in dem Bekenntnis, das aus der Tat hervorgeht, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zu Jesus Christus
O Jesus, Du hast aus Liebe zu uns gelitten und bist aus Liebe zu uns gestorben. Verleihe uns die Gnade, dass auch wir im Leiden und Sterben Dir unsere Liebe beweisen, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andenken an die seligste Jungfrau
Am heutigen Tag gedachte die Kirche der Ankunft der seligsten Jungfrau mit dem Kind Jesus und dem heiligen Joseph in Nazareth, wobei man in Betrachtung ziehen kann 1. die Freude der seligsten Jungfrau und des heiligen Joseph über ihre glückliche Ankunft, 2. die Danksagung, die sie darum Gott abstatten, 3. die Freude ihrer Verwandten, Freunde und Nachbarn über ihre glückliche Rückkehr.
Andacht am 18. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Wenn wir den kostbaren Schatz kennen würden, der in unseren Krankheiten verborgen liegt, würden wir sie mit ebenso großer Freude annehmen, als man die größten Wohltaten annimmt, und sie ertragen, ohne uns jemals zu beklagen." (Der heilige Vinzenz von Paul)
Dieser Heilige hatte frühzeitig schwere Krankheiten, die ihm Tag und Nacht keine Ruhe ließen, und er ertrug sie mit wunderbarer Geduld. Immer war seine Stirn heiter, immer sein Angesicht so freundlich, als ob er eine vollkommene Gesundheit genießen würde. Nie hörte man eine Klage aus seinem Mund. Er hörte nicht auf, dem Herrn zu danken und betrachtete seine Krankheiten als ausgezeichnete Gnaden. Wenn seine Schmerzen aufs Höchste stiegen, war seine Zuflucht einzig sein Kruzifix, das er wehmütig anblickte, um sich durch heilige Flammengebete zur Geduld ermutigen. "Was ich leide, ist wohl sehr wenig," sprach er, "wenn ich damit vergleiche, was ich zu leiden verdient habe, und was Christus uns zuliebe gelitten hat!" Als einst einer seiner Missionare sah, dass seine Beine geschwollen und voller Geschwüre waren, sprach er, von Mitleid gerührt: "Ihre Schmerzen müssen wahrlich unausstehlich sein." "Wie können Sie," fiel er ihm sogleich in die Rede, "das Werk Gottes und seine Gnade unausstehlich nennen, durch die er einen elenden Sünder leiden lässt! Gott verzeihe Ihnen Ihre Rede! Nicht also spricht man in der Schule Christi. Ist es nicht billig, dass ein Straftäter leidet und gezüchtigt wird? Hat der Herr etwa nicht das Recht, mit uns zu tun, was ihm gefällt?"
Herr, könnte ich jemals klagen? Sollte ich nicht vielmehr mit Geduld leiden, wenn ich bedenke, was Du, mein Erlöser, im Ölgarten, im Gerichtshof und auf dem Kalvarienberg gelitten hast, und überdies erwäge, was ich in der Hölle leiden müsste, wenn Du nicht nach Deiner großen Barmherzigkeit an mir gehandelt hättest! Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 18. April
"Ich bin nie ausgegangen, um mit den Menschen zu verkehren,
ohne etwas von mir selbst verloren zu haben."
hl. Albertus Magnus OP
1200 bis 15.11.1280
Betrachtung am 18. April - Vom Königtum Jesu
Wer ist dir, Herr, du höchster König, gleich,
Der fest du gründetest ein ewig Reich,
Wo Sterbliche durch Liebe hier auf Erden
Zu Bürgern deiner Himmelsburgen werden?
1. "Siehe, dein König kommt zu dir!" ruft der Seher Zacharias der Zukunft entgegen. Doch nicht er allein, sondern der ganze Chor der Propheten verkündigt Jesus als einen König, und zwar als den gesalbten König, als den Messias. Frage nicht wo, so lange der Sohn Gottes in dieser Welt lebte, sein Palast, sein Thron und die übrigen Zeichen seiner königlichen Würde waren. Denn das Reich unseres Königs ist kein irdisches, es ist ein geistiges, ein himmlisches Reich. Sein Reich ist nicht von dieser Welt.
2. Wie glorreich, wie erhaben ist dieses Reich. Statt der dürftigen Pracht, des kriegerischen Gefolges und irdischer Schätze, ohne die die Könige dieser Erde gleich anderen Menschen arm, hilflos und ohne Ansehen wären, brachte unser König unsterblichen Reichtum vom Himmel, und schüttete, was immer in der himmlischen Schatzkammer hinterlegt war, in den Schoß seiner Kirche. Darum auch wird sein Evangelium das Reich der Himmel genannt, weil alles darin himmlisch, alles göttlich ist. Denn es kommt vom Himmel, es kräftigt durch den himmlischen Geist, es lehrt nicht nur ein himmlisches Leben, sondern es verleiht dieses Leben auch, und wandelt irdische Menschen in Bürger des Himmels um.
3. Wie viele Königreiche gingen unter und verschwanden samt ihren Königen von der Erde. Von diesem himmlischen Reich aber ruft der Prophet aus: "Dein Königtum, Herr, ist ein Königtum für ewige Zeiten, deine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht." (Psalm 145,13) Doch wer wird es je wagen, sich diesem König der ewigen Majestät zu nahen? So unendlich sein Reich, so unendlich ist seine Sanftmut, und seine liebevolle Güte. So freundlich ist seine Huld, dass er allen Sterblichen zuruft: "Kommt alle zu mir!" Und niemand, der zu ihm kommt, geht leer von ihm aus. Er erlässt dem Sünder die Schuld, spendet dem Gerechten neue Gnaden. Er heilt die Kranken und kräftigt die Gesunden. So eilen wir denn heute zu den Füßen unseres liebevollen Königs, schütten wir unser Herz vor ihm aus und rufen wir in andächtiger Liebe: "Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!" (Matthäus 21,9b)
19. April
Der heilige Papst und Bekenner Leo IX.,
+ 19.4.1054 - Fest: 19. April
Eine schwere Wunde, an der die Kirche des Mittelalters blutete, war die Simonie. Im Laufe der Zeit hatten die Bischöfe und Äbte ansehnlichen Grundbesitz erworben und hatten dadurch Rechte und Pflichten erhalten, die mit ihrem priesterlichen Amt nichts zu tun hatten. Sie waren Lehensherrn des Reiches geworden und mussten als solche viele Dienste tun gleich weltlichen Fürsten. Wegen dieser Verquickung von geistlichem und weltlichem Amt konnte es dem Kaiser nicht gleichgültig sein, was für Bischöfe und Äbte er als Reichsfürsten erhielt. Er musste das Recht haben, bei der Wahl von Bischöfen und Äbten, die ihm als Reichsfürsten ungeeignet schienen, Einspruch zu erheben. Daraus ergab sich aber der Missstand, dass ehrgeizige Geistliche, die nach einem Bischofsstuhl oder Abtstab strebten, sich dem Kaiser durch Versprechungen aller Art gewogen zu machen suchten; sie boten ihm aus ihrem Familienbesitz Ländereien an oder stellten ihm reiche Geldmittel zur Verfügung. Schließlich artete dieser Missbrauch zu einem förmlichen Handel um kirchliche Würden aus. Die Kaiser und Könige vergaben die Bistümer nicht mehr an die verdienstvollsten und würdigsten Priester, sondern an die Meistbietenden. Dass dieses Unwesen, dieser Schacher mit geistlichen Ämtern (Simonie) für die Kirche von größtem Unheil war, lässt sich denken. Unter den Päpsten, die gegen diesen Unfug entschieden ankämpften und die Priester mehr und mehr von irdischen Gütern und Reichsämtern loszumachen suchten, glänzt in erster Reihe der deutsche Papst Leo IX. Er hat von den acht Päpsten, die das deutsche Volk der katholischen Kirche schenkte, am längsten regiert und ist auch als einziger der Ehre der Altäre teilhaftig geworden.
Leo stammt aus Egisheim im Elsass, wo er am 21. Juni 1002 als Sohn des deutschen Grafen Hugo von Dagsburg geboren und auf den Namen Bruno getauft wurde. Schon früh übergaben die Eltern den Jungen dem Bischof von Toul zur Erziehung, der ein Seminar für junge Edelleute eingerichtet hatte. Bruno lebte sich rasch in die neue Welt und das Seminarleben ein. Die Kameraden hatten den kleinen Elsässer wegen seines freundlichen, heiteren Wesens gern. Die Lehrer schätzten seinen beweglichen Geist, der sich rasch entwickelte und auf Bruno große Hoffnungen setzen ließ. Noch war Bruno nicht zum Priester geweiht, da erhielt er schon nach dem Brauch jener Zeit eine Pfründe am Domstift. Doch im Gegensatz zum Treiben so manch anderer Domherrn jenes Jahrhunderts nahm es Bruno mit seinem kirchlichen Amt ernst und führte ein untadeliges Leben. Mit Eifer gab er sich dem Studium der Gotteswissenschaft hin und erbaute seine Umgebung durch tiefe Frömmigkeit. Die Wahl seines Vetters Konrad II. zum deutschen Kaiser riss ihn, eben zum Diakon geweiht, aus seinem Studium. Dem Wunsch der Eltern und der Einladung des königlichen Vetters folgend zog er an Konrads Hof, wo er mit unumschränktem Vertrauen überschüttet und in die Führung der Staatsgeschäfte eingeweiht wurde. Wie leicht wäre es ihm gewesen, die Gunst des Königs auszunützen und sich hohe kirchliche Würden zu verschaffen! Aber Bruno, der auch mitten im Hofleben das gesammelte, stille Leben eines Mönches und Gelehrten führte, wartete in Demut auf den Ruf Gottes. Dieser erging an ihn, als er 1026 von Klerus und Volk einstimmig zum Bischof von Toul gewählt wurde. Freudig nahm Bruno die Wahl zum Oberhirten dieses unbedeutenden Bistums an, froh, nun ganz ungestört seinen geistlichen Pflichten leben zu können. Unverzüglich machte sich der neue Bischof daran, die religiösen Zustände seines Sprengels zu verbessern. Er versuchte die Wunden zu heilen, die seine zwischen Frankreich, Deutschland und Burgund liegende Diözese durch die verschiedenen Einfälle und Kriege der letzten Jahrzehnte erlitten hatte. Er mühte sich, den Gottesdienst feierlicher zu gestalten, das sittliche Leben und die wissenschaftliche Ausbildung der Geistlichen zu heben. Die kirchliche Erneuerungsbewegung, die vom Kloster Cluny ausging, fand in Bischof Bruno einen begeisterten Anhänger und Förderer.
22 Jahre führte Bruno zielbewusst den Bischofsstab von Toul. Da brachte der am 29. August 1048 erfolgte Tod des Papstes Damasus II. die große Wendung seines Lebens. Auf einem Reichstag zu Worms, der sich mit dem Nachfolger des Papstes zu befassen hatte, richteten sich alle Blicke und Wünsche auf den anwesenden Bruno. Erschrocken bat Bruno um drei Tage Bedenkzeit. Die glänzende Würde konnte ihn nicht verlocken. Vor seinem Auge standen zu klar die großen Schwierigkeiten, mit denen der Papst zu kämpfen hatte: die vielen Gebrechen der Kirche, das unwürdige Leben so vieler Geistlichen, die trotzige Unbotmäßigkeit der Fürsten, die Unwissenheit der Völker. Wie gern hätte er sich dem Wunsch des Reichstags entzogen! Doch es half kein Sträuben. Bruno musste schließlich seine Zustimmung geben unter der Bedingung, dass er in Rom nach den Vorschriften der Kirche rechtmäßig gewählt würde. Begleitet von Prior Hildebrand von Cluny, dem späteren Gregor VII. machte er sich schweren Herzens auf den Weg in die Hauptstadt des Christentums. Jubelnd vom Volk empfangen erklärte er: „Vom Kaiser und von den Fürsten des Reiches bin ich ausersehen, euer Bischof und das Haupt der Kirche zu werden; nun bin ich da um euren Willen zu hören. Wenn ihr die Wahl nicht billigt, so bin ich bereit, in mein Vaterland zurückzukehren.“ Klerus und Volk riefen begeistert: „Dich allein wollen wir, dich wählen wir zum Papst!“ Als Leo IX. wurde er nun am 12. Februar 1049 im Lateran gekrönt.
Es dauerte nicht lange und der neue Geist in der Führung der Kirche machte sich bemerkbar. „Die ganze Kirche fühlte den nordischen Hauch einer neuen Zeit strenge