Engelerscheinungen

 

Der heilige Erzengel Michael

 

(Aus: Alban Butler, Leben und Heil, 1826, XIII. 400)

 

Rhabanus Maurus bezeichnet mit besonderer Schärfe das Fest des heiligen Michael als Kollektivfeier aller Erzengel, denn er sagt in einer darauf bezüglichen Rede: "Die heiligen Väter haben zweckmäßig angeordnet, dass wir, da wir verschiedene Feste der Martyrer und Bekenner feiern, doch wenigstens an einem Tag auch das Andenken an die heiligen Erzengel festlich begehen, um gemeinschaftlich von Gott die Hilfe jener Geister zu erflehen, deren Beistand uns wider die Anfälle und List des alten Widersachers immerfort so notwendig ist!"

 

Später wurden zur Verehrung des heiligen Michael allein zwei Feste gefeiert: Das eine zum Andenken an eine wunderbare Erscheinung auf dem Berge Garganus in Neapel, infolge deren daselbst eine Kirche zu Ehren des heiligen Michael errichtet wurde, Michaels Erscheinung am 8. Mai, das zweite als Einweihung dieser Kirche am 29. September, bezüglich welchem Ethelred, König von England, im Jahr 1014 verordnete, dass jeder Christ, der das vorgeschriebene Alter hat, vor dem Fest des heiligen Michael drei Tage bei Wasser und Brot faste und bloß rohe Wurzeln esse. Zugleich sei jeder Diener während dieser drei Tage von der Arbeit frei, um das Fest besser feiern zu können, oder tue nur das zu seinem Gebrauch Nötige.

 

 

Erscheinung des heiligen Michael zu Chonis in Phrygien

 

(P. Otto Bitschnau, Leben der Heiligen Gottes, Benziger 1883))

 

Die Tradition berichtet, dass schon in der frühesten Zeit die Christen dem heiligen Erzengel Michael Kirchen, Kapellen und Altäre geweiht haben, von denen einige durch ihr Alter und die in ihnen geschehenen Wunder und wunderbaren Erscheinungen in der ganzen katholischen Kirche berühmt sind.

 

So erzählt Metaphrastes, dass der heilige Michael schon zur Zeit der Apostel in Phrygien erschien und einer dortigen Quelle eine Heilkraft mitteilte, die sehr vielen Kranken schnelle und sichere Hilfe brachte und so viele Wunder wirkte, dass die Stadt Laodicea und die ganze Umgebung den christlichen Glauben annahm. Die freudige Dankbarkeit baute dort zu seiner Ehre eine prachtvolle Kirche, die Jahrhunderte lang für das ganze Morgenland ein sehr besuchter und durch unzählige Wunder leuchtender Wallfahrtsort war.

 

 

Erscheinungen des heiligen Michael zu Konstantinopel

 

(P. Otto Bitschnau, Leben der Heiligen Gottes, 1883)

 

Als Kaiser Konstantin der Große seine neue Residenzstadt am Bosporus (Konstantinopel) gründete, erbaute er auch in der Nähe die sehr berühmte St. Michaelskirche, von der der alte Geschichtsschreiber Sozomenus erzählt: "Diese Kirche trägt den Namen Michaelion, weil man allgemein glaubt, der große Erzengel erscheine in ihr. Dass an diesem Ort große Wunder geschehen, davon bin ich selber Zeuge, weil mir in einer besonderen Bedrängnis und Not eine unvergängliche Wohltat zuteil wurde. Auch viele andere haben da Wohltaten empfangen, denn wer sich in Unglück und Gefahr befindet oder von schwerer Krankheit geplagt wird und dort betet, erhält Befreiung von seinem Übel. So wurden dort zwei ausgezeichnete Männer, Aquilin und der Arzt Probian, wunderbar geheilt."

 

(Die Verehrung des heiligen Erzengels Michael am Gargano und Mont St. Michel)

 

Die Erscheinung des Erzengels Michael auf dem Berg Garganus

 

(Aus: Boudon, Die 9 Chöre der Engel, S. 242)

 

Der 29. September ist der Festtag des heiligen Michael. Am 8. Mai wird das Fest seiner Erscheinung auf dem Berg Garganus gefeiert. Sehr merkwürdig ist die Geschichte dieses Festes. Die Bollandisten schildern seinen Ursprung mit ihrer kritischen Gelehrsamkeit und Originalurkunden in folgender Weise:

 

An den Grenzen Apuliens liegt der schon den Römern berühmte Berg Garganus, von dem die ehemals berühmte, nun aber in Trümmern liegende Stadt Siponto etwa zwölftausend Schritte entfernt ist. Auf diesem Berg ließ ein reicher Mann im Jahr 494 eine große Herde Rinder weiden. Nun geschah es einmal, dass ein Stier von der Herde sich verlief und nicht mit den übrigen zum Stall zurückkehrte. Der Eigentümer machte sich mit seinen Knechten auf und sie suchten ihn überall, bis sie ihn endlich auf dem Gipfel des Berges vor dem Eingang einer Höhle liegend fanden. Über den Anblick des Tieres aber, das den Ort nicht verlassen wollte, brach der Mann in Fluchworte aus, spannte den Bogen und schoss einen Pfeil auf das Tier ab. Doch siehe, der Pfeil wendete sich in der Luft um, fuhr gegen den Schützen zurück und verwundete ihn. Hierüber erschraken alle. Niemand wagte es, in die Nähe zu treten. Betroffen kehrten sie zurück und erzählten dem Bischof von Siponto den ganzen Hergang. 

 

Der heilige Bischof wurde über die Erzählung nachdenklich und mutmaßte, ihr müsse ein Geheimnis zugrunde liegen. Er flehte also inbrünstig zum Herrn, seinen heiligen Willen ihm zu offenbaren. Da erschien ihm der heilige Michael in großer Herrlichkeit und sprach: "Ich bin Michael, der Erzengel, der ich immer vor dem Angesicht des Herrn stehe; ich bewahre diesen Ort unter meinem besonderen Schutz. Durch diesen Vorfall wollte ich die Menschen daran erinnern, dass sie dort zu meiner und aller heiligen Engel Verehrung den Gottesdienst feiern sollen."

 

Nach dieser Offenbarung hielt der Bischof mit den Bürgern eine feierliche Prozession zu dem Berg und alle flehten zum Herrn unter Anrufung des heiligen Michael. Als sie zur Höhle kamen, fanden sie daselbst einen Eingang, der auf Stufen hinabführte. Niemand jedoch wagte es, einzutreten und so hielten sie ihre Andacht vor der Öffnung der Höhle. Von dieser Zeit an wallfahrteten viele an diesen Ort.

 

Unterdessen beschlossen die Neapolitaner, die Einwohner von Siponto und Benevent mit einer Fehde zu überziehen. Diese nun, von ihrem Bischof belehrt, hielten ein dreitägiges Fasten und riefen den Beistand des heiligen Erzengels an. In der Nacht selbst, die dem Treffen voranging, erschien der heilige Erzengel dem Bischof abermals und sagte ihm, Gott habe das Flehen der Geängstigten gehört; sie würden den Sieg gewinnen und sie sollten in der vierten Stunde des Tages den Feinden beherzt entgegenziehen. Hocherfreut über diese Verheißung, gehorchten sie der Ermahnung. Bei dem ersten Beginn des Treffens wurde der ganze Berg Garganus furchtbar erschüttert und seine ganze Spitze bedeckte sich mit finsteren Donnerwolken, aus denen Blitze gleich feurigen Pfeilen gegen die Feinde flogen, die die Flucht ergriffen. In dankbarer Freude traten die Sieger unter andächtigem Gebet und Flehen in den heiligen Ort ein. Sie fanden die Höhle vollkommen zu einer Kirche gestaltet, die ungefähr 500 Menschen fassen konnte. Nach der Vermutung des Pater Stiltling war diese Höhle eine jener Zufluchtsstätten, in welchen die Christen zur Zeit der Verfolgung heimlich ihren Gottesdienst hielten. Von dem Felsen, der die Wölbung des Tempels bildet, tropft gegen die Mitternachtsseite erquickendes Wasser herab. Es wurde dort an einer silbernen Kette ein Glas befestigt, aus dem das Volk nach der heiligen Kommunion zu trinken pflegt, da das Wasser sehr lieblich und heilsam ist. Viele Fieberkranke wurden durch diesen Trunk auf der Stelle geheilt und auch andere Kranke fanden und finden dort durch die Fürbitte des heiligen Erzengels die Gesundheit. Auch geschahen dort viele andere Wunder, die beweisen, dass dieser Ort unter besonderem himmlischen Schutz steht. Neben diese unterirdische Kirche ließ der Bischof eine andere erbauen, wo regulierte Chorherren den Dienst versehen. 

 

Der apostolische Stuhl, über alles genau unterrichtet, ordnete das Fest der Erscheinung des heiligen Erzengels Michael an, das in der Kirche am 8. Mai gefeiert wird.

 

(Hl. Kaiser Heinrich II., Fenster, Reformierte Kirche Jegenstorf, Schweiz, früher St. Maria)

 

Der heilige Kaiser Heinrich auf dem Berg Garganus

 

(Aus: St. Franzisci-Glöckchen, 4. Heft, 2. Jahrgang, 1879)

 

Dieser Berg wurde weltberühmt und es strömten Wallfahrer aus allen Gegenden dahin. Selbst Päpste, Kaiser und Könige besuchten diesen Ort aus Andacht. Auch der heilige Kaiser Heinrich kam einst dahin. Er hatte gehört, dass einmal in jeder Woche die heiligen Engel in der Kirche dort ihre himmlischen Melodien hören ließen. Nachdem er dem Hochamt beigewohnt hatte, ließ er sich ganz allein in die Kirche einschließen und blieb im Gebet bis zu der Stunde, wo gewöhnlich dieses wunderbare Konzert zu hören war. Während er unter Tränen um diese Himmelsgnade bat, sah er zwei Engel in den heiligen Ort eintreten, die sich anschickten, den Altar zu bereiten. Darauf erschien bald eine große Anzahl anderer Engel, die mit der höchsten Verehrung einen glänzenden Fürsten hereingeleiteten, der sie alle an Herrlichkeit übertraf und allem Anschein nach der heilige Erzengel Michael war. Nachdem sie sich in schönster Ordnung aufgestellt hatten, begannen sie ihren Gesang und ließen wundervolle Lieder erklingen. Darauf nahm einer der Engel das Evangelienbuch und reichte es dem Kaiser zum Kuss dar, der vor Furcht und Staunen an allen Gliedern zitterte.

 

 

Erscheinung des heiligen Michael zu Rom

 

Die Erscheinung auf der Engelsburg steht im Zusammenhang mit der Einführung der Markus-Prozession. 

 

Der Bittgang am Fest des heiligen Markus nahm seinen Ursprung von einer schweren Heimsuchung Gottes zur Zeit des Papstes Gregor des Großen. Rom wurde im Jahr 589 von einer verheerenden Pest heimgesucht. Papst Gregor verordnete allgemeine Gebete und Bittgänge. Am 25. April schrieb er den großen siebenförmigen Bittgang aus, so genannt, weil er den Zug in sieben Scharen einteilte: Priester, Mönche, Männer, Jungfrauen, Frauen, Witwen, Kinder und Arme. Die Luft ertönte von Gebet und Flehen, von Psalmengesang, von Rufen, Weinen und Wehklagen. Als der Papst mit der Schar der Priester gegen die Marienkirche kam, da hörte er und alle, die bei ihm waren, die Stimme eines Engels, die da rief: Regina coeli, laetare! (Freue Dich, o Himmelskönigin) und Gregor stimmte sogleich an: Ora pro nobis, alleluja! (Bitte für uns, Alleluja!). Zugleich sah man auf dem kolossalen Grabmal des Kaisers Hadrian, das heute noch wie eine Riesenburg emporragt, einen Engel, den Erzengel Michael, stehen, der eben sein flammendes Schwert in die Scheide steckte. Darin erkannte Gregor ein vom Himmel gegebenes Zeichen, dass das Gebet des flehenden Volkes erhört worden sei, und so war es auch, denn von dieser Zeit an ließ die Sterblichkeit nach. Aus Dankbarkeit für die Errettung des bedrängten Volkes, errichtete Gregor oben auf dem Platz, wo er den Engel hatte stehen sehen, eine Kapelle zu Ehren des heiligen Michael und ließ sein aus Erz gegossenes und vergoldetes Bild darauf stellen, daher der Name Engelsburg. (Die Kapelle, die der heilige Gregor erbauen ließ, steht jetzt nicht mehr, sondern an ihrer Stelle ein riesiges Standbild des heiligen Erzengels Michael, ihn darstellend, wie er sein mächtiges Schwert in die Scheide stößt.)

 

 

Erscheinung des heiligen Michael zu Tuba in Frankreich

 

Nicht weniger berühmt war seit dem 10. Jahrhundert eine Erscheinung des heiligen Michael zu Tuba (Tumba), in der französischen Diözese Avranches. Der heilige Erzengel befahl, auf einer Felsenspitze (Michaelsberg in der Normandie) eine Kirche zu bauen und sie unter seinen Schutz zu stellen. So geschah es und die Kirche, von Benediktinern lange Jahrhunderte besorgt, war stets eine von unzähligen Pilgerzügen verehrte und mit besonderen Gnaden gesegnete Wallfahrtsstätte. 

 

(P. Otto Bitschnau, Leben der Heiligen Gottes, 1883)

 

 

Die Engelweihe in Maria Einsiedeln

 

Der Bau des Klosters und der Kirche Maria Einsiedeln wurde im Jahr 946 vollendet. Zehn Jahre lang hatte er gedauert und während dieser Zeit war dem Abt einer der Ordensbrüder, Thietland, ein Verwandter der alemannischen Herzoge, hilfreich zur Seite gestanden. Zur Sicherung des zeitlichen Unterhalts der bereits bedeutend angewachsenen Ordensgemeinde, schenkte nun der Herzog Hermann von Alemannien dem Kloster Einsiedeln zu stetem Eigentum den ganzen finstern Wald, nachdem er ihn käuflich an sich gebracht hatte, wie aus der Urkunde Kaiser Otto I. im Jahr 946 hervorgeht.

 

Im September des Jahres 946 bat Abt Eberhard den Bischof Konrad von Konstanz, zu dessen bischöflichem Sprengel Einsiedeln damals gehörte, dass er zur Einweihung der Kirche nach Einsiedeln kommen möge. Der Bischof kam und mit ihm Bischof Ulrich von Augsburg, nebst einer großen Zahl von Rittern und Edlen von Deutschland. Und da geschah nun jenes Wunder, das Bischof Konrad selbst einige Jahre später in Rom vor dem Papst, dem Kaiser Otto und seiner Gemahlin Adelheid erzählt hat. In der vom Papst Leo VIII. in Bezug auf das Kloster Einsiedeln damals erlassenen Bulle lautet diese Erzählung folgendermaßen:

 

"Wir Leo, Bischof, Diener der Diener Gottes . . . tun allen gegenwärtigen und künftigen Gläubigen der Kirche Gottes kund: dass Unser ehrwürdiger Bruder und Mitbischof zu Konstanz, Konrad mit Namen, in Gegenwart unseres liebsten Sohnes, Otto des Kaisers, und seiner Gemahlin Adelheid mit vielen andern Fürsten vor Unsern apostolischen Stuhl gebracht hat, dass er an einem gewissen Ort in seinem Kirchsprengel, Meinradszell genannt, im Jahr unseres Herrn 946 auf den 14. Herbstmonat berufen und gekommen sei, allda zu Ehren der heiligen hochverherrlichten Gottesmutter und Jungfrau Maria eine Kapelle einzuweihen. Als er aber wie gewöhnlich um Mitternacht zum Gebet aufgestanden, habe er mit Religiosen desselben Ortes einen sehr lieblichen Gesang gehört und habe bei genauerem Nachforschen, was dies sein möge, in der Tat befunden, dass Engel bei Einweihung derselben Kapelle den nämlichen Gesang und die Ordnung hielten, wie sie die Bischöfe bei Kirchweihen zu beobachten pflegen. Als nun am Morgen alles bereitet war, der Bischof aber bis gegen Mittag zögerte, kam man zur Kapelle und drang in ihn, die Weihung vorzunehmen. Da er sich aber noch immer weigerte und die Erscheinung erzählte, tadelte man ihn hart, bis er die Weihung wirklich anfing, wo dann alsbald dreimal deutlich die Stimme erscholl: "Bruder! steh' ab, denn sie ist von Gott geweiht." Dadurch erschreckt, hielt man die Erzählung des Bischofs für wahrhaft und heilig, und man glaubte von nun an, dass die genannte Kapelle himmlischerweise geweiht sei." Leo VIII. erklärte dann selbst mit Zustimmung der anwesenden Bischöfe die Einweihung der besagten Kapelle für wahr und gültig und verbot jedem Bischof, sie von neuem zu weihen. Zugleich verlieh er allen, die den Ort bußfertig besuchen und ihre Sünden reumütig beichten würden, Nachlass der Strafe ihrer Sünden. Die Engelweihe wird alljährlich in Einsiedeln am Fest der Kreuzerhöhung, den 14. September, unter großem Zudrang frommer Wallfahrer begangen. Fällt das Fest auf einen Sonntag, so dauert die Feier 14 Tage und wird die "Große Engelweihe" genannt. Obschon in der Revolution 1798 die alte Kapelle gänzlich zerstört worden, hat doch der Glaube und das Vertrauen auf einen besonderen Segen Gottes an diesem Ort bei den Völkern nicht abgenommen, sondern auch seither vielfach sich bewährt. Auch hier bestätigt sich die evangelische Wahrheit: "Wo Glaube, da ist Heil." - Nicht des Ortes wegen wird der Mensch, sondern der Ort wird wegen des Menschen von Gott angenommen.

 

(Aus: Beschreibung der Wallfahrt Maria Einsiedeln, Benziger 1863, S. 15)

 

 

Der Engelszug bei Würzburg

 

Gegenüber von Würzburg erhebt sich der Nikolausberg, vom Volk "das Käppele" genannt. Vor 300 Jahren stand da oben ein Bildstock, die schmerzvolle Mutter Maria mit dem Leichnam ihres göttlichen Sohnes auf dem Schoß darstellend. Manche wunderbare Gebetserhörungen veranlassten eine immer mehr zunehmende Wallfahrt, und es wurde eine kleine Kapelle über dem Vesperbild erbaut. Im Jahr 1634 wurde sie vergrößert und mit einem Turm versehen.

 

Am 21. März 1685 um Mitternacht und um 4 Uhr morgens hörten die Wachtposten auf der gegenüber liegenden Festung Marienberg eine Viertelstunde lang ein Glöcklein von der Kapelle herüberläuten. In der Nacht des 26. Juni 1687 sahen die Schlosswachen die ganze Kapelle in Feuer stehen und hörten wieder die Glocken läuten. Am Morgen des 20. Dezember vor 5 Uhr sah man bei der Kapelle eine Reihe brennender Fackeln, die sich gegen 6 Uhr allmählich verloren. Am 5. April 1689 kamen gegen 8 Uhr abends aus der Kapelle viele brennende Fackeln zum Vorschein und zogen sich vom Berg herunter bis auf den unten gelegenen Zimmerplatz, wo sie einen Kranz bildeten. Diese Erscheinung wiederholte sich noch zweimal in jener Nacht, und noch bis zum Jahr 1693 sah man öfter hellen Lichtschein um die Kapelle oder hörte das Glöcklein läuten.

 

Von da an hörten diese seltsamen Erscheinungen auf, desto häufiger aber ereigneten sich außerordentliche Gebetserhörungen, die Kranke, Blinde und andere Bedrängte durch die Fürbitte der Mutter Gottes hier von Gott erlangten. Immer zahlreicher kamen die Wallfahrer dahin. Im Jahr 1748 wurde der Grundstein zu der jetzigen schönen Kirche gelegt, die aber erst im Jahr 1824 eingeweiht wurde.

 

Die Volkssage erzählt auch, es kämen alle 50 Jahre Engel mit brennenden Kerzen über den Berg herüber und zögen singend in die Kirche. Im Jahr 1841 soll das zum letzten Mal geschehen sein.

 

St. Josephsblatt, Nr. 2, 1867)

 

 

St. Michaelsbruderschaft

 

Bedeutungsvoll ist auch, dass die Katholiken ihrem ehrfurchtsvollen Vertrauen auf die Macht dieses heiligen Himmelsfürsten in neuester Zeit einen schönen Ausdruck gegeben haben durch die Stiftung (1860 in Wien) der St. Michaelsbruderschaft, deren zahlreiche Mitglieder sich zum Gebet für den schwer bedrängten und zum Almosen für den seines Landes beraubten Papst verpflichten. 

 

Auf die Bitte der Gründer des Vereins hat der Heilige Vater ihm am 9. März 1860 folgende Ablässe gewährt:

Einen vollkommenen Ablass nach jedesmal vorausgegangenem würdigen Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altars: an dem Tag des Eintritts in den Verein, an dem Festtag Mariä Empfängnis, an dem Festtag des heiligen Erzengels Michael, desgleichen einmal im Monat.