Die Heiligen und ihre Engel

 

Die heilige Agnes

 

Die heilige Agnes, zu Rom von christlichen Eltern geboren, zeichnete sich schon früh aus durch Frömmigkeit und Vertrauen zu ihrem heiligen Schutzengel. Als der heidnische Stadtvogt, Symphorianus, erfuhr, dass sie eine Christin sei, und sie vergeblich zu bewegen gesucht hatte, dem christlichen Glauben zu entsagen, befahl er, sie zu ihrer Beschämung der Kleider zu berauben und in ein Haus zu bringen, wo nur schlechte Menschen sich aufhielten. Aber die heilige Jungfrau, kaum 13 Jahre alt, entgegnete mutig: "Ich fürchte mich nicht, denn ich habe bei mir den Engel des Herrn, der mich beschützen wird." Kaum war sie an jenen Ort gebracht, so erfüllte himmlische Klarheit das ganze Haus. Mitten in diesem Glanz stand schön und strahlend die kindliche Jungfrau und neben ihr der Schutzengel, der sie mit einem weißen Gewand bekleidete.

 

Inzwischen kam der Sohn des Stadtvogtes mit seinen Gefährten, um an der zarten Bekennerin seinen ganzen Mutwillen auszulassen. Aber erschreckt durch den himmlischen Glanz hieß er seine Gefährten zuerst hinein gehen, um Agnes auf alle mögliche Weise zu kränken. Durch eine unsichtbare Gewalt jedoch zurückgehalten ergriffen sie schnell die Flucht. Da verspottete sie der Sohn des Stadtvogtes, beschimpfte sie als Feiglinge und stürzte übermütig in das Zimmer, wo die Heilige in inbrünstiges Gebet vertieft war. Aber siehe, was geschieht? Der Engel schlägt ihn und tot stürzt er nieder. Bald kam der Vater des Unglücklichen, der Stadtvogt selbst, und bat Agnes flehentlich, sie möge beim Gott der Christen Fürbitte einlegen, damit sein Sohn wieder lebe. Agnes, die auch ihre bittersten Feinde noch liebte, kniete sofort nieder und betete zu Gott, dass er den Jüngling doch wieder auferwecke. Plötzlich erhebt dieser sich lebend und ruft laut zu allem Volk: "Es ist nur ein Gott über Himmel, Erde und Meer, und dieser ist der Gott der Christen! Lob sei Gott und seinem Sohn Jesus Christus!" Gern hätte der Stadtvogt die Wohltäterin seines Sohnes gerettet, aber die heidnischen Götzenpriester und das von ihnen aufgewiegelte Volk verlangten ihren Tod und so fiel ihr jugendliches Haupt unter dem Beil des Henkers. Ihre reine Seele aber wurde von ihrem Schutzengel zum Himmel emporgetragen, wo sie nun in alle Ewigkeit der göttlichen Herrlichkeit sich erfreut. 

 

(Aus: Bernhard Heinrich Grundkötter 1827-1891, Schutzengel-Büchlein, S. 48)

 

 

Der heilige Aloysius

 

Vom heiligen Aloysius erzählt ein Zeit- und Ordensgenosse folgenden Zug: Das Noviziat zu Rom, wo der Heilige sich aufhielt, litt eines Tages großen Mangel an Lebensmitteln. Aloysius, dem die Not seiner Mitbrüder tief zu Herzen ging, warf sich in seiner Zelle auf die Knie und betete zu Gott um Abhilfe. Während er noch im Gebet begriffen war, kam ein Engel in Gestalt eines holdseligen Jünglings an die Hauptpforte und übergab dem Vorsteher des Hauses eine bedeutende Summe Geldes, die mehr als hinreichend war, das Notdürftigste herbeizuschaffen. 

 

(Aus: Joseph Fuhlrott, Materialien für Prediger und Katecheten, Band I, 1865, S. 647)

 

 

Der heilige Ambrosius

 

Die Berufung des heiligen Ambrosius, die im Abendland das war, was Chrysostomus im Morgenland, war nicht weniger wunderbar. Haben auch die Engel nicht ausdrücklich befohlen, ihn zum Priester zu weihen, so haben sie ihm doch sichtbar in Ausübung seines priesterlichen Amtes beigestanden. Denn, als er eines Tages vor dem arianischen Bischof Auxentius und einer großen Schar Irrlehrer predigte, erschien sein Engel mit ihm auf der Kanzel, woselbst er ihm alles einzuflößen schien, was er predigte. Dies setzte den Paulinus, einen der größten Feinde der Gottheit Jesu, so in Erstaunen, dass er alsogleich seinem Irrtum entsagte. Diese Gnade wurde noch anderen heiligen Predigern zuteil. Man sah bei den einen, wie ihr Engel ihnen zuflüsterte, während er sich an ihre Schulter lehnte; bei anderen, wie er sie unterrichtete, indem er ihnen ein Buch zu zeigen schien, aus dem sie dem Anschein nach lasen, was sie dem Volk vortrugen.

 

(Aus: Der Schutzengel, Pater Jacques Coret SJ, 1884, S. 66)

 

 

Der heilige Benedikt

 

Als der heilige Benedikt noch in Subiaco wohnte, erkannte er durch göttliche Eingebung, dass er auf den Berg Cassino wandern sollte. Auf der Reise dahin kam er aber in ganz unbekannte Gegenden. Indessen, wo immer er auf einen Scheideweg stieß, kamen ihm zwei Jünglinge entgegen, deren Aussehen sie als Himmelsbürger verriet, und zeigten ihm, wohin er seinen Weg richten müsse. Der Heilige bedankte sich allemal bei ihnen und wünschte nur, dass recht viele Scheidewege kommen möchten. 

 

 

Der heilige Bernhard

 

Der heilige Bernhard wohnte einst mit glühender Andacht der Mette bei. Da aber der Psalmgesang etwas schwerfällig ging, und dies ihn schmerzte, öffnete ihm Gott die Augen; denn als er den Blick erhob, sah er neben jedem Mönch einen Engel stehen, die gleich Notaren genau aufzeichneten, was und wie ein jeder der Mönche sang. Sie schrieben aber auf verschiedene Weise; denn einige schrieben mit Gold, andere mit Silber, noch andere mit Tinte, einige auch mit Wasser und andere gar nicht. Der Geist nun, der dem heiligen Bernhard dieses offenbarte, belehrte ihn auch über die verschiedenen Schreibweisen. Denn die mit Gold schrieben, drückten dadurch den feurigen Eifer jener Mönche im Gebet aus; die mit Silber gaben dadurch einen zwar minderen Eifer, jedoch eine gute Absicht bei den Psalmgesängen kund; die hingegen mit Tinte schrieben, bezeichneten einen guten Willen im Psalmgesang, ob auch derselbe nicht mit großer Andacht vereint war; die mit Wasser schrieben, rügten dadurch jene, die von Schläfrigkeit oder Trägheit ergriffen oder durch eitle Gedanken zerstreut, nichts taten, obgleich sie zu beten schienen; die endlich gar nichts schrieben, zeigten dadurch solche der Mönche an, die dem Schlaf sich überließen, oder wenn auch wachend den Mund nicht öffneten, sondern eitlen Zerstreuungen und bösen Gedanken sich hingaben.

 

(Dr. Thomas Wiser, Vollständiges Lexikon für Prediger und Katecheten, V., S. 518)

 

 

Der heilige Bonaventura

 

In den Akten über die Kanonisation dieses Heiligen wird folgendes berichtet: Es waren mehrere Tage verflossen, ohne dass er es wagte, zum heiligen Tisch zu gehen. Während er aber die heilige Messe anhörte und das Leiden Jesu Christi betrachtete, legte der Erlöser, um seine Demut und Liebe zu krönen, durch einen Engel einen Teil der konsekrierten Hostie, welche der Priester in seinen Händen hielt, in seinen Mund. Dies geschah in Anwesenheit der Religiosen, als der Heilige noch einfacher Mönch und noch nicht mit der Priesterwürde bekleidet war. Als der Heilige auf dem Sterbebett war und wegen beständigen Erbrechens sich in die Unmöglichkeit versetzt sah, zu kommunizieren, bat er seinen Obern um die Gunst, ihm das heiligste Sakrament zu bringen, um in der Gegenwart des Geliebten seiner Seele den letzten Atemzug aushauchen zu können. Der Obere entspricht seinem Wunsch; das Ciborium wird gebracht; sodann bittet er, um seinen Hunger und Durst nach dem Empfang der heiligen Eucharistie zu zeigen, seinen Obern, das Ciborium seiner linken Seite näher zu bringen. Und, was für ein Wunder, alsbald sieht man einen Engel seine Seite öffnen; sodann nimmt er eine Hostie aus dem Ciborium und legt sie in das Herz des Heiligen, ohne dass die geringste Spur von der gemachten Wunde zurückbleibt.

 

(Surius 1522-1578, Leben des heiligen Bonaventura)

 

 

Die heilige Brigitta und die heilige Katharina von Schweden

 

Beide waren Prinzessinnen von Nericien in Schweden; aber die Tochter Katharina hatte vor ihrer Mutter Brigitta den Vorzug, dass sie mit ihrem Gemahl in Enthaltsamkeit lebte. Ein entzückendes Schauspiel war es für die Engel, zu sehen, wie sie mit ihrem Mann einen großen Teil der Nacht in Gebeten und in Ausübung besonderer Abtötungen zubrachte und dann einige Stunden der Ruhe auf einem auf dem Boden ausgebreiteten Teppich sich überließ. Ihr Schutzengel verkündigte ihr, es sei Gottes Wille, dass sie ihren Mann verlasse und ihre heilige Mutter aufsuche, um ihr in ihren wichtigen Unternehmungen für die Kirche hilfreich zur Seite zu stehen. Beim Tod ihres unvergleichlichen Gemahls, den sie wie einen sichtbaren Engel betrachtete, war sie ganz ergeben. In ihrem Witwenstand aber zeigte sie eine solche Bescheidenheit in ihrer Kleidung, solche Zurückhaltung in ihren Gesprächen, solche Frömmigkeit im Gotteshaus, solchen Eifer in Ausübung guter Werke, dass das römische Volk, von ihrer außerordentlichen Heiligkeit überzeugt, sie eines Tages mit Gewalt an eine Stelle hinführte, wo die Tiber ausgetreten war, und sie sodann zwang, mit ihrer Fußspitze das Wasser zu berühren, worauf augenblicklich der Fluss sich zurückwendete und durch ein solch glänzendes Wunder die hohe Idee, die man von ihr hatte, bestätigte. Die Engel gaben ihrer Mutter das Kleid ihres Ordens, und beide hatten, sterbend in diesem heiligen Kleid, die Gnade, von ihren Engeln in besonderer Weise Beistand zu erhalten. 

 

(Aus: Der Schutzengel, Pater Jacques Coret SJ, 1884, S. 93)

 

 

Der heilige Chrysostomus

 

Wenn je die griechische Kirche einen mit allen Tugenden gezierten Bischof besaß, so war es der heilige Chrysostomus, das Wunder seiner Zeit. Zum Priester wurde er in der Stadt Antiochien auf Veranlassung seines Schutzengels geweiht. Dieser erschien nämlich dem Patriarchen Flavian und befahl ihm, den Chrysostomus zu weihen, weil Gott ihn erwählt habe, eine helle Flamme in seiner Kirche zu sein. Der Patriarch gehorchte, und man erblickte während des Weiheaktes eine Taube, die sich auf das Haupt des neugeweihten Priesters herabließ, sowie eine große Schar Engel, die von allen Seiten herbeieilten, um ihre Freude zu bekunden. 

(Aus: Der Schutzengel, Pater Jacques Coret SJ, 1884, S. 65)

 

 

Die selige Columba Rieti

 

Ähnliches, wie im Leben der heiligen Maria Franziska, wird von der seligen Columba Rieti, einer Nonne des dritten Ordens des heiligen Dominikus, die im 15. Jahrhundert lebte, berichtet.

 

Als der Beichtvater der Seligen einmal die heilige Messe in einer anderen Kirche las, als in der, wo sie ihn erwartete, bat sie die allerseligste Jungfrau, ihr brennendes Verlangen nach ihrem göttlichen Sohn zu stillen. Nach einigen Augenblicken trat ein Priester zu ihr, der den heiligen Leib des Herrn in der Hand hielt und ihr ihn reichte. Während dieser Zeit wurde Pater Sebastian von Perruse, ihr Beichtvater, der dieses Vorkommnis erzählt, bei seiner Messe in lebhafte Unruhe versetzt, weil er bei der heiligen Kommunion das Fragment der Hostie, das er in den Kelch gelegt hatte, nicht finden konnte. Columba kam in diese Kirche, als die Messe zu Ende ging und der Priester teilte ihr nach Ablegung der priesterlichen Gewänder seinen Kummer mit. "Betrüben Sie sich nicht, mein Vater," antwortete sie ihm, "dieses Fragment der heiligen Hostie ist mir in der Kathedrale von meinem Engel gebracht worden und ruht jetzt in meinem Herzen." "In diesem Fall," erwiderte der Beichtvater, "freue ich mich über den Verlust, der mir so viel Unruhe gemacht hat und danke Gott, dass er Sie an meiner Kommunion hat teilnehmen lassen."

 

(Henri Boudon, 1624-1702, Die 9 Chöre der hl. Engel, S. 215)

 

 

Der heilige Dominikus

 

Der heilige Dominikus musste einstens wichtiger Geschäfte halber bis spät in die Nacht außer dem Kloster verweilen. Man drang da, wo er sich aufhielt, sehr in ihn, er möchte doch über Nacht bleiben, indem man bemerkte, es sei bereits Mitternacht und im Kloster niemand mehr wach. Dominikus erwiderte, er müsse durchaus ins Kloster zurückkehren; es sei dies des Herrn Wille; er wird seinen Engel senden, um ihn und seine zwei Gefährten dahin zu geleiten. Er nahm somit Abschied und begab sich mit seinen Ordensbrüdern auf den Weg. Vor dem Haus, wo er sich aufgehalten hatte, stand ein unbekannter Jüngling, den Wanderstab in der Hand. Er schien auf die Heimkehrenden zu warten und schritt nun als getreuer Wegweiser vor ihnen her. Beim Kloster angelangt, fanden sie die Pforte verriegelt und niemand in Bereitschaft, sie aufzumachen. Da trat der wunderbare Begleiter zum Schloss der Pforte hin, berührte es leise, und sogleich stand sie offen. Als Dominikus und seine Begleiter die Hallen des Klosters betreten hatten, begab sich der Jüngling wieder zur Tür hinaus. Die beiden Gefährten, durch das Wunderbare des Vorfalls aufmerksam gemacht, gingen ihm nach und fanden wie vorher alle Riegel vorgeschoben. Da erkannten sie, dass wirklich ein Engel Gottes sie begleitet und durch die verschlossene Tür ins Kloster hineingeführt habe.

 

(Leben des heiligen Dominikus, Lacordaire, Henri Dominique, 1870, Kapitel 12)

 

Beim Herannahen seines Todes sah der heilige Dominikus seinen Schutzengel, der ihm freudig winkte und liebevoll zurief: "Komm, Lieber, komm, komm zur Freude."

 

(Scherers Exempel-Lexikon, Seite 862)

 

 

Die heilige Dorothea

 

Dorothea, zur Zeit der Christenverfolgung zu Cäsarea in Cappadocien geboren, war schon als zartes Mädchen mit der Gnade des Heiligen Geistes erfüllt. Als sie aber heranwuchs, übertraf sie alle Jungfrauen der Stadt, wie an leiblicher Schönheit, so auch an Sittsamkeit, Weisheit und Frömmigkeit. Daher begehrte sie der heidnische Statthalter Fabricius zur Gemahlin. Sie aber schlug es ihm ab, indem sie erklärte, dass sie nur Jesus zum Bräutigam ihrer Seele verlange. Darüber geriet Fabricius in fürchterlichen Zorn und beschloss, die christliche Jungfrau wegen ihres Glaubens zu verfolgen. Er bestieg also den Richterstuhl und forderte sie auf, den Götzen zu opfern. Als Dorothea sich standhaft weigerte, ließ er sie mit den schrecklichsten Martern quälen. Doch alles war vergebens. Am zehnten Tag abermals auf die Folter gespannt, sprach sie unter anderem mit freudigem Antlitz zum Statthalter: "Zögere nicht, mich zu vollenden. Denn schon längst verlangt mich, zu meinem Geliebten zu kommen, in dessen Garten ich Rosen und Äpfel pflücken und mich ewig mit ihm laben werde."

 

Als Dorothea nun zum Richtplatz geführt wurde, bat Theophilus, der Geheimschreiber des Stadtvogtes, die Jungfrau spöttisch um eine Probe von jenen schönen Rosen und Äpfeln, die sie im Garten ihres Geliebten zu Pflücken gedenke. Dorothea versprach es, und Theophilus lachte. Als aber Dorothea auf dem Richtplatz betend niederkniete, um den Schwertstreich zu empfangen, siehe, da stand ein Knabe vor ihr, angetan mit einem purpurnen Mantel voll goldener Sternchen. Sein Haar war kraus, die Füße unbedeckt, sein Angesicht überaus schön und holdselig. In den Händen trug er ein Körbchen, worin drei Rosen und drei Äpfel lagen, welche er Dorothea reichte. Sie aber sprach zu ihm: "Tue mir den Gefallen, lieber Bruder, und bringe sie dem Theophilus." Hierauf befahl sie sich Gott und empfing den Schwertstreich. Es war am 6. Februar 288, also im Winter.

 

Als nun Theophilus noch hohnlachend mit anderen am Fenster stand, erschien plötzlich der Knabe vor ihm, zog ihn beiseite und sprach zu ihm: "Diese Rosen und Äpfel schickt Dorothea dir aus dem Garten ihres Geliebten." Darauf verschwand er. Betroffen stand zuerst Theophilus da und erstaunte über die wundervolle Schönheit der Rosen und Äpfel. Endlich aber rief er laut aus: "Christus ist der wahre Gott!" Denn diese frischen Rosen und Äpfel zur Winterszeit, wo, wie er sagte, kein einziger grüner Zweig im Land zu finden war, schien ihm ein wahres Wunder. "Wer," so sprach er zu den Anwesenden, "kann der Knabe anders, als ein Engel gewesen sein?" Wenn aber so der Heide sprach, so werdet ihr, Christen, ohne Zweifel ausrufen: "Ja, es war so, es war der Schutzengel der heiligen Märtyrin, der vielleicht so das Herz des Heiden rühren und zur Bekehrung bewegen wollte."

 

(Aus: Bernhard Heinrich Grundkötter 1827-1891, Schutzengel-Büchlein, S. 52)

 

 

Die heilige Elisabeth von Schönau

 

Die heilige Elisabeth, die im 12. Jahrhundert im Kloster Schönau lebte, erzählt, wie sie durch ihren Schutzengel von einer tödlichen Krankheit plötzlich geheilt wurde. "Um das Fest Mariä Verkündigung," so diktierte sie ihrem Lebensbeschreiber, "befiel mich eine schwere Krankheit, die mit jedem Tag an Heftigkeit zunahm. Am besagten Fest selbst befand ich mich so übel, dass die Schwestern in meiner Zelle zusammenkamen, um die Litanei über mich zu beten. Als sich hierauf die Schwestern tief betrübt in den Chor begeben hatten, um die heilige Kommunion zu empfangen, erschien ein Engel des Herrn an meinem Schmerzenslager, stellte sich vor mich hin, legte seine Hand auf mein Haupt und sprach: "Steh auf und geh! Du bist von deiner Krankheit geheilt. Geh hin und empfange den Leib des Herrn; sei mutig und stark!" Bei diesen Worten verschwand mit einem mal alle Übelkeit und unbeschreibliches Wohlsein durchströmte mein ganzes leibliches Wesen. Ich kleidete mich selber an und eilte heiter, gesund und kräftig in den Konvent der Schwestern, die sich vor Freude und Verwunderung kaum zu fassen vermochten."  

 

(Die Glaubens- und Sittenlehre der katholischen Kirche, 1878, Dr. Hermann Rolfus, S. 170)

 

 

Die heilige Elisabeth von Thüringen

 

Zu großem Trost und zur Erbauung kann auch gereichen, was die Legende über die Vorbereitung der heiligen Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, auf ihren so schönen und in den Augen Gottes so kostbaren Tod berichtet. Nachdem die Heilige 12-14 Tage in einem hitzigen Fieber dagelegen, schien sie eines Morgens zu schlummern, mit dem Gesicht gegen die Mauer ihres Kämmerleins gewendet. Da hörte eine ihrer Frauen, die, wie sie, Elisabeth hieß und neben ihrem Bett saß, in der Kehle der Kranken einen ungemein süßen, schönen Gesang. Einen Augenblick nachher wandte sich die Fürstin um und sagte zur Dienerin: "Wo bist Du, meine Liebe?" - "Hier bin ich," erwiderte das Mädchen und fügte dann hinzu: "Ach, liebe Frau, wie gar schön habt Ihr gesungen!" Da sprach die heilige Elisabeth: "Wie, hast Du auch etwas gehört?" Und als das Mädchen es bejahte, fuhr die Kranke fort: "Ich sage Dir, dass zwischen mir und der Wand ein schöner Vogel gesessen und mir so lange süß gesungen hat, dass sich meine Seele und mein Herz erfreute und ich mitsingen musste. Der schöne Vogel hat mir auch geoffenbart, dass ich nun am dritten Tag sterben soll." - Ohne Zweifel, setzt eine alte Handschrift hinzu, war dieses ihr Schutzengel, der in Gestalt eines Vogels ihr die ewige Freude zu verkündigen kam. 

 

(Aus. Leben der hl. Elisabeth von Ungarn, Graf von Montalembert, 1862, S. 283)

 

 

Die selige Ermelindis

 

Die selige Ermelindis