Schutz und Fürbitte der heiligen Engel

 

Hab Freude an den Engeln!

 

(Aus: "Himmlischer Widerschein", Msgr. Dr. Robert Klimsch, Regensburg 1922)

 

Schauet auch dein Auge nicht,

Wie ein Engel dich umschwebet,

Dich als Führer, Schutz und Licht,

Immer stärket, mahnt und hebet:

Fühlst du doch in tiefster Brust

Oft die Nähe seiner Güte,

Wie bei Nacht wird auch bewusst

Durch den Duft die nahe Blüte.

 

(P. W. Kreiten SJ)

 

Der Unglaube bietet alles auf, den Menschen immer mehr dem Tier ähnlich zu machen und ihn von seiner hohen und erhabenen Würde herabzuziehen. Er sieht im Menschen nur einen veredelten Nachkommen aus dem Affengeschlecht. Die Kirche dagegen hebt uns immer höher empor durch ihre göttliche Lehre. Sie lehrt, dass wir erschaffen sind nach dem Ebenbild Gottes, durch die Menschwerdung des ewigen Wortes Kinder Gottes wurden, und unsere Seele geschmückt mit dem wundervollen Schatz der heiligmachenden Gnade. Unsere Seelen sind unsterblich und von unermesslichem Wert. Es hilft nichts, die ganze Welt zu gewinnen, an der Seele aber Schaden zu leiden. Um die Seelen für das ewige Leben zu nähren, speist sie der Heiland wunderbar mit seinem eigenen verklärten Fleisch und Blut. Um sie für ewig zu retten, gibt er ihr Engel, hohe reine Geister, für das ganze Leben schützend an die Seite. 

 

 

Freue dich deines Engels!

 

Gott hat die Engel, wie der Apostel sagt, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit erben sollen. Du kannst zwar nicht bei jeder Überwindung einer Versuchung, bei jeder Hilfe, die dir unvermutet zuteil würde, bei jeder Rettung aus einer Gefahr bestimmt wissen, ob und wieviel der Schutzengel dabei tätig und wirksam gewesen ist; aber soviel bleibt gewiss, die Liebeserweise der Schutzengel sind große und viele.

 

Sicher hat nach Gott und der allerseligsten Jungfrau niemand im Himmel und auf Erden uns größere Wohltaten erwiesen, als unser Engel, und daraus folgt, dass wir, außer Gott und der Mutter Gottes, niemand im Himmel und auf Erden eine größere Dankbarkeit schuldig sind als unserem Engel. Er hat uns nach dem Befehl Gottes bisher auf allen unseren Wegen beschützt; er hat uns beschützt auf dem Weg von unserer Geburt bis zur Taufe, auf dem Weg von der Taufe bis zu den Jahren der Unterscheidung; er wird uns auch bewahren von den Jahren der Unterscheidung bis zum Tod!

 

Es ist ein ganz überraschendes und großartiges Schauspiel, das sich unserem Auge öffnet, wenn wir an der Hand der Heiligen Schrift die Tätigkeit der Engelwelt um diese Erde und um die Menschengeschicke verfolgen. Alles ist von Engeln umgeben, auf allen Wegen der Einzelnen und der Völker wandeln sie mit dem Menschengeschlecht von den Tagen des ersten Erdendaseins an; überall greifen sie ein helfend, erleuchtend, warnend und strafend, bringen den Menschen Botschaft und vermitteln ihnen die Ratschläge des Himmels. Alles scheint durch die Engel zu geschehen.

 

Der Grund dieser großartigen Tatsache ist erstens die Gemeinschaft der Heiligen, welche alle Glieder und Teile der Kirche und der Menschheit in der Zeit und Ewigkeit durch ein goldenes Netz des Austausches von Dienst und Gegendienst, von Gebeten und Empfangen, von Regieren und Regiertsein wie ein Haus und eine Familie umspannt. - Der zweite Grund ist der Gottmensch, der als Haupt alle Glieder umfasst und zu einem mystischen Leib vereinigt, über dem wie einst über dem Gottmenschen selbst (Johannes 1,51) auf seinen Befehl und seine Anordnung die Engel dienend auf- und absteigen.

 

 

Der letzte Grund ist Gott selbst, der als Urheber, Beweger, Lenker und Ziel der ganzen Schöpfung alles in einem großartigen Plan seiner Weisheit, Macht und Güte umspannt und zu einem Reich verbindet, wo das Niedere durch das Höhere zum Ziel geführt wird. So bilden die Engel das Mittelglied zwischen dem Himmel, der Erde und den Menschen.

 

Im "Römischen Katechismus" heißt es, dass "der himmlische Vater einem jeden von uns auf dieser Reise, auf welcher wir nach dem himmlischen Vaterland pilgern, Engel vorgesetzt;" und im Festgebet der heiligen Messe betet die Kirche: "O Gott, der du in unaussprechlicher Vorsehung deine heiligen Engel zu unserem Schutz zu senden dich würdigest: verleihe auf unser demütiges Flehen, dass wir durch ihre Obhut allezeit beschirmt werden und ihrer ewigen Gemeinschaft uns erfreuen."

 

In der Familie ist es Brauch, dass das jüngste Kind, welches noch nicht allein gehen und stehen kann, von den älteren Brüdern oder Schwestern bewahrt, beschützt, gehoben, getragen, geführt, begleitet wird, und zwar im Auftrag der Eltern.

 

In der Gemeinde und im Staat ist es ähnlich. Diejenigen, welche sich durch besondere Kenntnis, Erfahrung oder durch großen Einfluss auszeichnen, bringen oft ihr Leben damit zu, die anderen zu führen, zu leiten, zu beaufsichtigen, zu beschützen.

 

Nun bilden aber alle heiligen Engel, alle Auserwählten, die im Himmel sind, alle Erdenpilger, die zum Himmel berufen sind, alle zusammen auch eine Gemeinde, die große Familie Gottes, das Haus Gottes, das Reich Gottes. Darum ist es ganz passend, dass im Auftrag des großen Hausvaters, des großen Königs, die heiligen Engel an uns armen Menschen Schutzdienste tun. Sie dienen dadurch uns, aber auch Gott.

 

In ihrem Dienst kennen sie keinen Stillstand zu keiner Zeit und keiner Stunde, solange der Mensch lebt. Und dadurch unterscheiden sich die Wohltaten der Schutzengel von den Wohltaten und Gunstbezeigungen der übrigen Heiligen, die auch unsere Fürsprecher und Beschützer bei Gott sind. Ihre Gebete und Fürbitten sind uns zwar auch überaus heilsam und nützlich, so sehr, dass die Engel selbst uns auffordern und antreiben, zu ihnen die Zuflucht zu nehmen und sie um ihre Hilfe anzurufen; - ja häufig sogar ihre Bitten mit denen unserer übrigen Schutzpatrone im Himmel vereinigen, damit sie desto wirksamer bei Gott seien. Nichtsdestoweniger gleichen die Hilfeleistungen dieser Heiligen dem Regen, der wohl recht kostbar und recht fruchtbringend ist, wenn er fällt, aber nicht zu jeder Zeit und zu allen Stunden uns beglückt noch beglücken kann. Die Wohltaten der heiligen Schutzengel hingegen sind wie ein nie versiegender Quell, der unaufhörlich seine heilbringenden Wasser über die benachbarten Gefilde ergießt.

 

Wolltest du all die Wohltaten deines Schutzengels zählen, du müsstest zählen die verschiedenen Augenblicke des Tages, Monate und Jahre deines Lebens und darin die unterschiedlichen Gelegenheiten und Verlegenheiten, die Vor- und Unfälle, die günstigen und ungünstigen Ereignisse, die das Leben mit sich bringt. In allem und jedem müsstest du die Hand des Schutzengels rastlos tätig eingreifen sehen, jetzt Böses abwehrend und verhindernd, dann wieder Gutes spendend und fördernd.

 

Der bekannte nicht katholische Berliner Dichter Theodor Fontane schreibt in seinem hübschen Buch "Meine Kinderjahre":

 

"Es ist ein hübsches Wort, dass die Kinder ihre Engel haben, und man braucht nicht sehr gläubig zu sein, um es zu glauben. Für die Kleinen ist dieser Engel eine mit einem langen weißen Lilienschleier angetane Fee, die lächelnd zu Füßen einer Wiege steht und entweder vor Gefahr bewahrt oder, wenn sie schon da ist, aus ihr hilft. Das ist die Fee für die Kleinen. Ist man aber aus der Wiege beziehungsweise aus dem Bettchen heraus und schläft man bereits in einem richtigen Bett, mit anderen Worten: ist man ein derber Junge geworden, so braucht man freilich auch noch seinen Engel, ja man braucht ihn erst recht; aber statt des Lilienengels muss es eine Art Erzengel sein, ein starker männlicher Engel mit Schild und Speer, sonst reicht seine Kraft für seine mittlerweile gewachsenen Aufgaben nicht mehr aus. Ich war nicht eigentlich wild und wagehalsig, und alle meine Kunststücke, die mir als etwas derartiges angerechnet wurden, geschahen immer nur in kluger Abmessung meiner Kräfte; trotzdem habe ich im Rückblick auf meine Jugendzeit das Gefühl eines beständigen Gerettetwordenseins, ein Gefühl, in dem ich mich auch schwerlich irre." 

 

 

 

Der selige Petrus Faber war ein besonderer Verehrer der Engel. Er empfahl sich, so oft er sich einem Ort näherte, der Fürbitte der Schutzengel und jener Heiligen, welche an dem Ort in besonderer Weise verehrt wurden.

 

Seine Andacht trug ihm überall die reichsten Früchte ein, und er empfahl sie deshalb auch allen seinen Gefährten aufs dringendste. Wie wir, pflegte er zu sagen, - bei unserer Ankunft in einer Stadt, in welcher wir Geschäfte haben, die Vorsteher derselben und die Vornehmen, welche daselbst wohnen, zu begrüßen und um ihren Beistand anzugehen pflegen, so müssen wir es auch machen in Bezug auf die Engel und Heiligen, denen der Herr den Schutz einer Seele oder die Obhut einer Stadt oder eines Landes anvertraut hat. 

 

Der heilige Franz Sales schrieb über diese Übung des genannten Seligen:

 

Der große Petrus Faber, der erste Priester, der erste Prediger der heiligen Gesellschaft Jesu und der erste Gefährte ihres Gründers Ignatius, erzählte, als er auf einer Reise von Deutschland, wo er Großes zur Ehre Gottes gewirkt hatte, durch diese seine Heimatdiözese kam, dass er bei seiner Durchreise durch irrgläubige Ortschaften zahlreiche Tröstungen empfangen habe, weil er beim Eintreten in dieselben deren Schutzengel anzurufen und zu begrüßen pflegte. Auf eine deutliche Weise hätten sie ihm dafür ihr Wohlwollen erwiesen, teils indem sie ihn beschützten vor den Nachstellungen der Häretiker, teils indem sie mehrere Seelen bereitwillig und geneigt machten, die Lehre des Heils anzunehmen. Zu gleicher Zeit empfahl er diese Andacht sehr.

 

Glaubwürdigere Berichte aus dem Seelen- und Geistesleben der Menschen wird man nirgends finden als in den Berichten der Beichtväter über das Leben der ihnen anvertrauten Heiligen. Solche Heilige wählten sich selbst nur die heiligsten, aufrichtigsten, ernstesten Männer zu Seelenführern und die Heiligen selbst hätten sich lieber martern lassen, statt eine Lüge zu sagen. Nun besitzen wir aber eine ganze Reihe von Berichten heiliger Beichtväter über den außerordentlichen wunderbaren Verkehr der ihnen anvertrauten Heiligen mit ihren Schutzengeln. In allen diesen Fällen finden wir das Bekenntnis der großen Freude, welche dieser Verkehr den so glücklich Begnadeten bereitete.

 

Die heilige Franziska von Rom hatte ihren Schutzengel durch viele Jahre sichtbar an ihrer Seite. Bald war er an ihrer rechten Seite, bald an der linken, bald über dem Haupt, je nach den Umständen und geistigen Bedürfnissen Franziskas. Der Glanz seines Angesichtes war derart, dass sie ihre Blicke nicht darauf heften konnte. Es geschah ihr dann, was jenen geschieht, welche die Sonne betrachten wollen; sie sehen den Glanz und das Licht, die Gestalt aber entgeht ihnen. Des Nachts las und arbeitete sie so leicht wie am Tag bei dem Licht des himmlischen Begleiters. Bei manchen Veranlassungen jedoch verbarg der Engel einen Teil seines Glanzes; es war, wenn die Heilige im Gebet oder im Kampf mit dem bösen Geist war, dann konnte sie ihn ansehen, ohne geblendet zu werden, auch dann, wenn sie mit ihrem Beichtvater sprach. Dieser befragte sie oft über diesen Gegenstand, denn in den Leiden, den Versuchungen, der Geistestrockenheit empfand er merkwürdige Tröstungen, wenn Franziska ihn von ihrem Engel berichtete. "Seine Gestalt," sagte sie ihm, "ist nicht so hoch, wie die eines Kindes von neun Jahren; sein Anblick ist voll Sanftmut; seine Schönheit übersteigt die der Sonne; eine unaussprechliche Majestät ist über sein ganzes Wesen ausgegossen. Seine Augen sind beständig zum Himmel gerichtet und nichts kann die Reinheit seines Blickes beschreiben. Seine Stirn ist immer heiter; seine Haare, ähnlich dem feinsten Gold, fallen in dicken Locken auf seine Schultern; seine Arme sind gekreuzt auf der Brust. Sein Anblick erhebt und begeistert meine Seele. Ihn anblickend begreife ich den Adel der Engelsnatur und unseren eigenen Verfall. Er trägt ein langes, glänzend weißes Gewand und darüber die kleine Tunika eines Subdiakonen, deren Farbe wechselt; bald scheint sie mir weiß, wie die Lilie im Garten, bald rot wie die Rosen, wohl auch noch wie das reine Blau des weiten Firmaments. Wenn ich mit ihm die schmutzigsten Straßen durchwandere, berührt sein Fuß niemals den Schmutz."

 

Durch das übernatürliche Licht erleuchtet, welches vom Engel ausströmte, erkannte die Heilige die geheimsten Gedanken der Personen, mit denen sie verhandelte. Wenn der Erzengel sprach, so sah sie ihn seine Lippen bewegen und hörte eine Stimme von einer unbeschreiblichen Anmut, die aus einer gewissen Entfernung zu kommen schien.

 

Franziska fand Hilfe in ihrem Schutzgeist vor den höllischen Mächten, der Engel warnte sie und strafte die Heilige auch, wenn sie Fehler beging.

 

Wie die heilige Franziska Romana, so hatte auch die gottselige Anna Katharina Emmerich die besondere Gnade, ihren Schutzengel zu sehen. Sie erklärte darüber selbst: "Wenn ich für andere bete, und er ist nicht bei mir, so rufe ich nach ihm, dass er zum Engel der andern gehe." Oft sandte sie ihn da und dort hin, dass er tröste und sie sah ihn hinwandern. Dann sagte sie wieder: "Ich sandte oft meinen Schutzengel zu dem Engel solcher Menschen, die ich leiden sah, damit er sie bewege, ihren Schmerz den armen Seelen aufzuopfern. Was jemand für dieselben tut, betet oder leidet, kommt ihnen augenblicklich zugute, und sie sind dann so froh, so selig, so dankbar."

 

Im Selbstverlag des Dominikanerinnenklosters Limpertsberg in Luxemburg ist erschienen das Lebensbild der Mutter Dominika Klara, der Stifterin dieses Klosters, welche im Jahr 1833 geboren und 1895 gestorben ist. Ein in der Kirchengeschichte kaum dagewesenes Sühnungsleben enthüllt sich uns bei der Lektüre dieses der Mitwelt ganz verborgenen Schlachtopfers der Sühne. Man kann nur staunen über das Übermaß so vieler außerordentlicher Sühnungsleiden, die Gott seiner Auserwählten für die Bedürfnisse des Kirchenleibes, für Päpste, Bischöfe und Priester, und besonders für Ordensgenossenschaften auferlegt hat. Dieselbe hatte zeitlebens auch inniges Interesse gehabt an der geistigen Wohlfahrt des deutschen Reiches und dafür gelitten.

 

Im Gehorsam schrieb sie alle Vorkommnisse ihres Lebens, welche 146 Hefte füllen, auf. Über deren Glaubwürdigkeit schrieb Pater von Hoof SJ, ein Bollandist, "dass er nach sorgfältiger Prüfung in den genannten Schriften nichts gefunden habe, was der gesunden Lehre der Theologie widerspreche. Trotz des vielen Außerordentlichen finde sich nichts vor, was nicht auch im Leben anderer Heiligen sich ereignet hätte."

 

Mehrere andere Theologen urteilten ähnlich über ihre Schriften und heben deren erbauliche Wirkung auf den Leser hervor. Das Buch enthält die Druckapprobation des hochw. Bischofs von Luxemburg, dem es auch vom Verfasser gewidmet ist.

 

Diese Heilige unserer Zeit wurde gleichfalls durch den ihr stets sichtbaren Schutzengel zur Heiligkeit angeleitet, erzogen. Über diesen Verkehr schreibt sie selbst freudigsten Herzens: "Ich kann unmöglich die Freude schildern, die ich über meinen guten heiligen Engel empfand. Wäre doch der Schutz der lieben heiligen Engel mehr bekannt, die Menschen würden sich gewiss dankbarer gegen sie bezeigen."

 

"Meine Liebe und Verehrung zu den heiligen Engeln war schon von meiner frühesten Kindheit an ins Herz gelegt, erreichte aber mit dem voranschreitenden Alter einen immer höheren Grad. Meine Andacht zu ihnen ist eine beständige; denn es gehen wenige Augenblicke vorüber, in denen ich nicht an sie denke und mit ihnen rede, bald in Bitt-, bald in Dankgebeten. Ich beginne kein Werk, mag es auch noch so gering sein, ohne die lieben heiligen Engel angerufen zu haben. Ich lasse keinen Tag vorübergehen, ohne die eine oder andere Abtötung ihnen zu Ehren verrichtet zu haben. Jede Woche widme ich ihnen einen Tag, um sie ganz besonders zu verehren; an demselben empfange ich zu ihrer Ehre die heilige Kommunion und opfere dieselbe zu diesem Zweck dem himmlischen Vater auf. Auch lasse ich keinen Monat vorübergehen, ohne eine Novene zu ihrer Verehrung zu halten. Gewöhnlich frage ich auch meinen heiligen Schutzengel, was ich zu seiner Verehrung und zur Verehrung der anderen heiligen Engel tun solle. Auch kommt er mir zu Hilfe und leitet mich an, wie ich die Schutzengel der mir ins Gebet Empfohlenen und jener, mit denen ich im besonderen Verkehr stehe, verehren soll, und wir zusammen verehren alle heiligen Engel der neun Chöre. Mit Zustimmung der heiligen Engel lasse ich ihnen zu Ehren jeden Monat eine heilige Messe lesen zum Dank für alle Wohltaten, die ich durch sie erlangt habe; jeden Tag opfere ich auch zu diesem Zweck die heilige Messe auf. Wie sollte ich auch nicht alles tun, um die lieben heiligen Engel zu lieben und zu verehren, da sie ja so vieles für mich getan haben und immer noch fortfahren, mir ihre zärtlichste Liebe zuzuwenden."

 

Eine liebliche Paradiesesblüte der letzten Zeit ist die zu Lucca in Italien im Jahr 1903 dahingeschiedene ehrwürdige Dienerin Gottes Gemma Galgani. Auch ihre außerordentlichen Lebensumstände wurden durch den Bericht ihres Beichtvaters, dem sie die Geheimnisse enthüllte, bekannt. Sie starb, mit den Wundmalen des Heilandes begnadet, im jugendlichen Alter von 25 Jahren. Gemma sah ihren Schutzengel mit ihren körperlichen Augen, konnte ihn wie einen irdischen Menschen mit den Händen berühren und verkehrte mit ihm wie ein Freund mit seinem Freund. Er betete mit ihr, half ihr durch hohe Erleuchtungen bei der Betrachtung, welche wie feurige Strahlen ihr Herz entzündeten. Wenn sie die Augen auf ihn richtete, kam sie in Entzückung. Sie befragte ihn in schwierigen Angelegenheiten für sich und andere und immer bewies die Folge, dass die Antworten des Engels einem himmlischen Geist entstammten. Dabei war der Engel sehr streng mit seinem Schützling und ließ niemals auch nur den kleinsten Fehler ungeahndet. 

 

Die innige Beziehung der heiligen Franziska von Neapel zum heiligen Schutzengel war eine der lichtesten und wundervollsten und auch für uns erhebendsten und lehrreichsten Seiten ihres ganzen heiligen Lebens. Von den heiligen Engeln pflegte sie mit großer Vorliebe, und nur mit einer unaussprechlichen Innigkeit und Ehrfurcht zu reden, und ihnen durch häufige Anrufungen ihr andächtiges Vertrauen zu bezeigen. Auch allen andern suchte sie das so oft und eindringlich als möglich ans Herz zu legen. Vor allem innig jedoch, wie gesagt, war die Verehrung, die sie gegen ihren heiligen Schutzengel trug, der nach der Ansicht gewichtiger Zeugen kein geringerer gewesen ist, als der glorreiche heilige Erzengel Raphael selbst. Tatsache ist, dass sie selbst eben diesen heiligen Erzengel als ihren liebreichen Führer und wundervollen Arzt in ihren so vielen Krankheiten und Gebrechen ansah, und als solchen dankbarst und laut anerkannte. Von ihm hatte sie ebenfalls gewöhnlich an mehreren Stellen ihrer Wohnung ein Bild angebracht, und ließ keine Gelegenheit vorübergehen, die Verehrung dieses heiligen Erzengels, so viel ihr nur möglich war, auszubreiten. Ihm schrieb sie jenen himmlischen Wohlgeruch zu, den man so häufig in ihrer Nähe bemerkte; ihn pflegte sie gewiss nicht ohne bestimmte Erkenntnis des Grundes gemeinhin "ihren guten, liebevollen Arzt" zu nennen. Er bewies ihr aber auch in der Tat eine wahrhaft "englische" Güte und Dienstfreundlichkeit, indem er nicht bloß ihr selbst in ihren beständigen Leiden und Bedrängnissen liebreichst zur Seite stand, sondern auf ihre Bitte oft in der rührendsten Weise auch den Anliegen anderer beisprang.

 

In sichtbarer Gestalt sah sie im Jahr 1789, also zwei Jahre bevor sie in die ewige Gesellschaft der Engel aufgenommen wurde, einmal des Nachts ihr diesen himmlischen Schutzgeist erscheinen, in weißem Kleid und von so blendender Schönheit, dass sie vor Überraschung die Sprache verlor. Der heilige Engel beruhigte sie jedoch und sagte ihr: "Ich bin der Erzengel Raphael; der Allerhöchste hat mich gesandt, um die Wunde an deiner Hüfte zu heilen, die in Brand überzugehen droht; erwecke Vertrauen und Glauben auf den Herrn, und ich segne dir die Wunde." Und gar bald zeigte es sich, dass dieser Besuch ihres himmlischen Arztes in Wirklichkeit stattgefunden hat, denn gleich am Morgen fand sich die Wunde derart geheilt, dass nicht einmal mehr eine Spur davon übrig geblieben ist; während sich noch Tags zuvor, als man sie verband, die sichersten Anzeichen eines bereits in Brand übergehenden Übels, und einer großen Verderbnis der Säfte gezeigt hatte.

 

 

 

Tut denn der Schutzengel bei uns etwas anderes als bei solchen heiligen Seelen? O, wenn wir ihn sichtbar sehen würden, wie würden wir uns bald seelisch umwandeln! Sollen wir ihn aber nicht mit den Augen des Glaubens schauen?

 

Was tut der Schutzengel bei uns? Erhebt er nicht auch unsere Seele und ermuntert sie? All seine Wohltaten werden wir allerdings erst im Himmel erkennen! Freue dich deines Schutzengels, denn wie schön ist er!

 

Von jenem Engel, der vom Himmel gekommen war und den Stein von dem Grab Jesu hinweggewälzt hatte, sagt die Schrift, um seine Schönheit auszudrücken: "Sein Anblick war wie der Blitz, sein Kleid glänzend weiß wie Schnee." (Matthäus 28,3; Lukas 24,4)

 

Was die geistige Schönheit eines einzigen Engels ist, das vermag sich keine Phantasie vorzustellen. "Wenn ein Engel," sagt der heilige Anselm, "mitten im Firmament schweben und mit so viel hellstrahlenden Sonnen umgeben wäre, als funkelnde Sterne bei heiterer Nacht am Himmel leuchten, so würden alle diese Sonnen durch die Klarheit des Engels ebenso verlieren, wie sonst die Sterne vor dem Glanz unserer Sonne bei ihrem Aufgang sich zu verbergen pflegen."

 

Groß ist die Schönheit der Engel, besitzen sie ja die heiligmachende Gnade, das Schönste, was es außer Gott im Himmel und auf Erden gibt. Nur die heiligmachende Gnade befähigt zur übernatürlichen, in der Anschauung Gottes bestehenden Seligkeit.

 

Beim Propheten Daniel im 8. Kapitel lesen wir, dass der Erzengel Gabriel dem Propheten in solcher Herrlichkeit erschien, dass dieser hochberühmte Seher, der von Jugend auf an die morgenländische Pracht und den Luxus der stolzen Könige von Babylon gewöhnt war, wie ohnmächtig vor ihm zur Erde sank und bekannte: "Es blieb keine Kraft in mir und auch mein Äußeres entstellte sich." Und dem Apostel und Evangelisten Johannes, der mit den Geheimnissen Gottes wohl vertraut war, der auf dem Berg Tabor die Verklärung Jesu geschaut und auf Patmos den Himmel offen gesehen hatte, erschien einst ein Engel in solcher Majestät und Schönheit, dass er ihn für Gott selbst hielt, vor ihm in die Knie sank und ihn anbeten wollte. (Offenbarung 22)

 

Freue dich der Engel; denn es sind ihrer viele.

 

 

Groß ist die Zahl der Engel!

 

Wenn der liebe Gott Millionen und Billionen unsichtbare Geschöpfe körperlicher und niederer Natur mitten unter uns erschaffen hat, man denken an die Kleinstlebewesen wie die Bakterien, soll es dann so unglaublich sein, dass er auch Millionen und Millionen Geschöpfe höherer Natur mitten unter uns erschuf und soll ihre Zahl nicht auch unermesslich groß sein?

 

Wie es noch keine Zeit gegeben, in der die Menschen nicht an einen Gott glaubten, so hat es auch noch keine Zeit gegeben, in der sie nicht an Engel, an gute und böse Geister glaubten. Um von den Völkern des alten Heidentums nur das eine und andere zu nennen, sind es z.B. bei den Griechen Männer wie Pindar, Phokylides und Meander, bei den Römern aber Plinius, Ammianus Marcellinus und Censorinus u.a. gewesen, die einhellig bezeugten, dass ihren Anschauungen zufolge Zeus, oder wie die Römer ihren höchsten Gott genannt, Jupiter, einem jeden Menschen einen Engel zur Seite gegeben habe, der ihn als "Genius" oder Schutzgeist durchs Leben begleiten müsse. 

 

Was sich nun aber so zu jeder Zeit im Bewusstsein der Menschheit vorgefunden und in ihren religiösen Übungen und Gebräuchen nach außen hin kundgetan hat, wie klar ist das in der Offenbarung Gottes gelehrt, wie unzweideutig in den Schriften sowohl des Alten wie des Neuen Testamentes ausgesprochen!

 

Der Heiland selber hat den Glauben der Menschheit an Schutzgeister ausdrücklich bestätigt, wenn er so ernstlich warnt und droht mit den Worten: "Sehet zu, dass ihr keines dieser Kleinen, die an mich glauben, verachtet und ärgert; denn ich sage euch, ihre Engel schauen allezeit das Angesicht ihres Vaters, der im Himmel ist!" 

 

Von den Myriaden Engeln, die den Himmel und die Erde bevölkern, ist nicht ein einziger dem andern vollkommen gleich, geradesowenig als es auf Erden je zwei Menschen gegeben, die einander vollkommen gleich gewesen wären. Jeder einzelne ist für sich eine eigene Welt von Schönheit.

 

Die Engel sind bestimmt, den Hofstaat des Königs des Himmels und der Erde zu bilden. Nun sagt aber der weise Mann: In der Menge des Volkes besteht des Königs Ehre; wo aber wenig Volk ist, da ist Schande für den Fürsten." Daraus schließt man mit Recht, dass die Zahl der Engel überaus groß sein muss, da sich die Größe des Hofstaates je nach der Größe des Herrschers richtet, und Gott gewiss seinen Himmel nicht weniger bevölkert hat als unsere niedrige Erde.

 

Der heilige Thomas von Aquin, ein ganz besonderer Verehrer der Engel, meint, Gott habe eine so große Menge von Engeln erschaffen, dass sie die Zahl alles Erschaffenen weit übersteigen, die Sandkörner am Meer, die Sterne am Firmament, die Blätter auf den Bäumen, die Tropfen aller Gewässer. Der Engel sind mehr, erzählt der heilige Dionysius, als die Sandkörner des Meeres, als alle Blätter, als alle Kräuter.

 

Schon Hiob fragt: "Wer kann sein Heer zählen?" (Hiob 25,3)

 

Der Prophet Daniel spricht von tausendmal Tausend und zehntausendmal Hunderttausend, die dem Herrn dienen. (Daniel 7,10)

 

 

Freue dich nicht nur an den Engeln, hab auch Ehrfurcht vor den Engeln!

 

Wenn du einen Freund empfängst, so erfordert es der Anstand, dass du ihm dein Gesicht zuwendest, vernünftig mit ihm redest und dich als Freund gegen ihn beträgst. Dein Schutzengel ist dir ein guter, ja der beste Freund. Er achtet sehr darauf, ob du fromm und ehrbar lebst. Die heilige Franziska von Rom sah ihren Schutzengel stets neben sich, nicht bloß wenn sie einsam betete, sondern auch auf der Straße, in der Kirche, in der Gesellschaft mit anderen. Ließ sich in Gegenwart der heiligen Franziska einer der Anwesenden etwa ein Vergehen zu Schulden kommen, so bedeckte der Schutzengel schamhaft mit beiden Händen sein Antlitz. Wenn aber Franziska selber im Drang ihrer Hausgeschäfte oder im Verkehr mit den Leuten einen Verdruss empfand oder in eine Unvollkommenheit fiel, also auch nur einen geringen Fehler machte, so bedeckte der Schutzengel vor Scham ebenfalls sein Gesicht und drehte manchmal noch die Schulter gegen Franziska.

 

Wenn du mit mehreren zusammen bist, so sollst du bedenken, dass dann so viele Schutzengel anwesend, als Personen gegenwärtig sind. Auch den Schutzengeln der anderen sollst du dann Verehrung bezeigen und dich also umso mehr in deinem Benehmen in acht nehmen.

 

Sei andächtig wie die Engel! Sie schauen stets das Angesicht des himmlischen Vaters, und es ist ihre Wonne, vor seinem Thron sich niederzuwerfen und ewig sein Lob zu singen.

 

"Im Angesicht der Engel will ich dir lobsingen" (Psalm 138,1), spricht der königliche Psalmensänger David. Er will sagen: Kaum erhebe ich mein Herz zu Gott und beginne mein Gebet mit Psalmengesang, so sind die Engel da und umstehen mich. 

 

Der Engel ladet zum Gebet ein, erleuchtet beim Gebet und regt zum Guten an.

 

Die Zeit unseres Gebetes ist für die Engel eine besondere Freudenzeit. Die Schutzengel bringen unser Gebet vor Gottes Thron und opfern es Gott auf. Das wurde dem heiligen Johannes in der Geheimen Offenbarung gezeigt.

 

 

Sei dankbar deinem Schutzengel!

 

"Vater, sprach der junge Tobias, welchen Lohn sollen wir ihm (meinem Begleiter) geben, oder womit können seine Wohltaten nach Verdienst vergolten werden? Er hat mich gesund hin und her geführt; . . . er hat mich vom Verschlingen des Fisches gerettet und dir hat er das Augenlicht wieder geschenkt; mit allem Guten sind wir von ihm überhäuft worden! Was werden wir Würdiges ihm geben können?" (Tobit 12) 

 

Gleiche Gefühle der Dankbarkeit sollst du hegen. Mehr als Gefühle sind Werke. Zeige dich dankbar durch williges Folgen gegenüber den Anregungen des Engels. Die im Hochgebirge wandern, gefährliche Gipfel besteigen, wie bereitwillig achten die auf ihren Führer! Wie genau befolgen sie seine Weisungen und Ratschläge! Wissen sie doch ganz gut, dass er seine Aufgabe nur dann zu lösen, sie wohlbehalten wieder zurück zu bringen vermag, wenn sie auf ihn hören. Und so auch hier! Dass Gott in seinen Engeln uns die allerbesten Beschützer und zuverlässigsten Begleiter durchs Leben gegeben, was nützt das denen, die sich nicht um sie kümmern, nicht einmal an sie denken, geschweige denn auf sie hören und ihren Einsprechungen folgen?

 

Durch nichts machst du den Engel bereitwilliger zu Hilfe und Schutz als durch den Kampf gegen die Sünde, vor allem gegen die Todsünde und die Verhütung des Ärgernisses.

 

Die Engel sehen immerfort das Antlitz Gottes und nichts ist ihnen daher entsetzlicher als die Todsünde. Sie sehen die Herrlichkeit der heiligmachenden Gnade und kennen den Wert der Seelen und den Wert der Unschuld und den Wert jeder Vermehrung der heiligmachenden Gnade und sind um nichts mehr besorgt. Die Engel schätzen nicht die Reichtümer dieser Erde, sondern nur den Reichtum der Gnade. 

 

Sei gehorsam wie die Engel! Sie üben einen Gehorsam voll Demut. Sie, die Fürsten des Himmels, halten es nicht unter ihrer Würde, sobald Gott es befiehlt, ein armes Erdenkind auf allen seinen Wegen zu begleiten. Man bewundert die Demut des heiligen Karl Borromäus, des Erzbischofs von Mailand, der sich oft voll Einfalt mit armen Leuten, mit Hirten unterhielt, sie in den Anfangsgründen der christlichen Lehre unterrichtete, zum Guten aufmunterte, um ihre Seele für Gott zu gewinnen. Der heilige Schutzengel, dieser Himmelsfürst, kennt keine andere Tätigkeit auf Erden. Die Engel unterziehen sich seinem unbedingten Gehorsam. "Gehe hin, wache über dieses Kind," spricht Gott zu dem Engel. Und der Engel geht, ohne zu wissen, eine wie lange Lebensfrist seinem Pflegekind zugemessen worden ist, ob es zu den Auserwählten oder zu den Verworfenen gehören wird. Warum ist der eine Engel mit dem Schutz eines gekrönten Hauptes, warum der andere mit der Obsorge für einen für die Straße hinziehenden Bettler beauftragt? Der Gehorsam der Engel kennt eine solche Frage nicht; sie bilden ja ein wohlgeordnetes Heer, und als Streiter des Höchsten haben sie nur ein Bestreben, den ihnen anvertrauten Posten einzunehmen.

 

Ahme diesen Gehorsam Gott gegenüber nach. Diene Gott in dem Stand und dem Ort, in welchen du durch Gottes Willen oder Zulassung gekommen bist. 

 

Willst du endlich den Engeln noch ähnlicher werden? So sei liebevoll wie sie! Als Kinder desjenigen, der, um Seelen zu retten, auf die Erde herabstieg, wünschen sie nichts sehnlicher, als Seelen in die himmlischen Freuden einzuführen. Darum begleiten sie ihr Pflegekind Tag und Nacht, erregen fromme Gedanken und Gefühle in seiner Seele und waffnen es gegen die Angriffe Satans. Sie, die Vertrauten Gottes, wissen gar wohl, dass seinem Herzen nichts wohltätiger ist, als Seelen zu beglücken. Werde ein Gehilfe Gottes - den Kindern gegenüber, den Lieblingen Gottes. Leite und führe sie zu Jesus, dem göttlichen Kinderfreund, schütze ihre Unschuld, bewahre sie vor Verführung und meide alles, was einem Kind zum Ärgernis gereichen könnte. Denke oft an das furchtbare Weh, welches Jesus über denjenigen ausgesprochen hat, der ein Kind ärgert. Einen Sünder bekehren ist gewiss ein großes, gutes Werk, aber ein viel größeres ist, eine Unschuld bewahren, so wie es auch mehr Fleiß erfordert, eine Frucht gesund zu bewahren, als eine von Fäulnis ergriffene Frucht von derselben zu befreien.

 

Sei liebevoll gegen die Kranken und Armen! Gott und die Engel lieben besonders die frommen Armen.

 

Den Beweis liefert besonders die Geschichte des armen Lazarus. Die Engel trugen seine Seele in Abrahams Schoß. Welch ein Trost für den Armen, zu wissen, dass er besonders unter dem Schutz der Engel stehe. Aber Armer, sei auch so wie Lazarus, habe den Geist des Lazarus, wie die Schrift ihn schildert. Er hatte sein Leben lang nichts Gutes, lag krank und voll Geschwüre vor der Tür des Reichen und hätte sich gern mit den Brosamen gesättigt, die von des Reichen Tische fielen, aber niemand gab sie ihm; ja auch die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre. (Lukas 16,19-31) 

 

O Armer, sei fromm und bitte erst dann um dein Brot, wenn deine Hand es nicht mehr verdienen kann; sei demütig und geduldig. So heilig und selig der wahre Arme, so verdammungswürdig ist der schlechte. Der wahre Arme ist ein Ebenbild Jesu Christi, und das Almosen, welches man jenem gibt, sieht dieser ebenso an, als wäre es ihm gegeben. 

 

Nimm dich darum der Armut an, nimm dich des wahren christlichen Armen an! Du machst dir Jesus Christus und seine heiligen Engel zu Freunden. Gehe doch nicht lieblos vorüber wie der gottlose Reiche im Evangelium, der für den armen Lazarus kein Wort des Mitleids und kein Almosen hatte. 

 

Befleiße dich der Reinheit! Willst du die Engel zu besonderen Freunden haben, sei rein und keusch wie sie! Nicht nach den Lüsten des Fleisches leben, das heißt den Engeln nachahmen. "Die jungfräuliche Reinheit ist immer den Engeln verwandt," spricht Tertullian. Auch bezeugt der göttliche Lehrer selber, dass die, welche rein leben, den Engeln gleich sind.

 

Die Keuschheit heißt die englische Tugend, weil die Engel ganz reine, züchtige Geister sind und nichts mehr lieben als reine, keusche Herzen. Daher werden vom heiligen Bernhard die Jungfrauen zur Familie der Engel gerechnet, und das Fleisch, welches sich von jeder Unlauterkeit reinhält, wird gleichsam in eine Engelsnatur verwandelt. Deshalb zeigen sich die Engel auch niemals eifriger im Schutz ihrer Pflegekinder, als wenn deren heilige Reinheit in Gefahr ist.

 

Bei der heiligen Agnes, Cäcilia, Lucia haben die Schutzengel deshalb sichtbar eingegriffen, um ihre gefährdete Unschuld und Reinheit zu verteidigen und unverletzt zu bewahren.

 

Die Gottesmänner sagen daher, in den Stunden der fleischlichen Versuchung sei eines der besten Mittel, um zu überwinden, den heiligen Schutzengel mit kindlichem Vertrauen anzurufen.

 

Freue dich im Gedenken an deinen Engel und die Engel aller jener, die dir begegnen und die mit in deinem Haus, deinem Dorf, deiner Stadt, deiner Heimat leben. Freue dich der Engel in der Mitte der Kinder und der Unschuld, freue dich deines Engels im Gebet, er hilft dir mit, tue manches deinem oder den anderen Engeln zuliebe, verhüte das Ärgernis, hindere die Sünde, sage Lob dem Herrn!

 

 

Andacht zu den heiligen Engeln

 

Herr des Himmels und der Erde! Schöpfer aller Engel und Menschen! Wie unendlich ist Deine Huld gegenüber Deinen Kindern auf Erden, wie hoch hast Du sie erhoben, da Du zu ihrem Schutz und Dienst die seligen Geister bestimmt hast! Du hast ihnen den Befehl erteilt, dass sie uns beschirmen und begleiten sollen auf unserem Lebenspfad. Dein heiliger Apostel Paulus lehrt uns auch, dass alle Engel dienstbare Geister sind, die Du aussendest zum Wohl aller, die das Erbe des ewigen Heils erlangen sollen. Allgütiger, nach Deinem Willen arbeiten die heiligen Engel immerdar mit all ihrer Weisheit, Kraft und Liebe an unserem Wohl. Sie wachen und sorgen besonders für unsere Seligkeit. Sie schützen uns vor sichtbaren und unsichtbaren Feinden und drohenden Gefahren. Sie kräftigen uns jedes Hindernis der Tugend und des Glaubens zu entfernen, die Versuchungen zu überwinden, i allen Kämpfen um unser Heil zu siegen. Sie vergegenwärtigen dem Auge unseres Geistes stets, was unseren Glauben beleben, unsere Hoffnung und Zuversicht erhöhen, was unsere Liebe entflammen, unseren Mut stärken, unsere Erkenntnis vervollkommnen, was uns dem erhabenen Ziel unserer Christenbestimmung nähern kann. Sie haben so unaussprechliche Wonne, wenn ein Sünder zurückkehrt auf den Pfad der Buße. Sie überbringen unsere Gebete vor Deinen Thron in goldnen Schalen, wie ein angenehmes Rauchwerk. Ihre Liebe zu uns - ihren Brüdern und Schwestern im Staub - begann mit unserer Geburt, und glüht fort bis zur Ewigkeit. Welche Wohltat, o huldvoller Vater, hast Du uns mithin durch den Schutz Deiner seligen Geister erwiesen! Verleihe uns Gnade, dass wir diese liebenden Gefährten niemals betrüben, dass wir rein vor ihren Augen leben, und Deinen heiligen Willen so freudig alle Zeit erfüllen mögen, wie er von ihnen im Himmel vollzogen wird. 

 

Dank euch, ihr heiligen Schutzgeister, für alle Liebe und Sorgfalt, womit ihr mich, Pilgerin, mich Pilger im Staub, umfasst, und wacht über mein ewiges Heil! Seid meine Fürsprecher bei Gott! Bewahrt mich vor aller Gefahr des Leibes und der Seele! Schützt mich kräftig gegen die Feinde meiner Unschuld! Erlangt mir die Gnade, dass ich stets, wie ihr, in der Furcht Gottes und in Seiner Gegenwart lebe! Tröstet mich in bangen Leidensstunden, dass ich nicht kleinmütig werde, lasst mich siegen in jedem Streit, überwinden in jeder Versuchung! Stärkt mich im letzten Kampf, in der Todesstunde und geleitet meine, der Staubhülle entflohene, Seele vor Gott, und lasst sie einen gnädigen Richter finden!

 

O Vater, Sohn und Heiliger Geist! Ich bitte Dich noch um die Gnade, dass Du mir das heilige Feuer der wahren Nächstenliebe schenkst, dass auch ich als ein sichtbarer Schutzgeist lebe unter meinen Miterlösten, und meine Wonne, wie auch Deine heiligen Engel, darin suche, Unwissende zu belehren, Verführte dem Verderben zu entreißen, Gefallene aufzurichten, Irrende zurechtzuweisen, Schwache zu stärken, Unterdrückte in Schutz zu nehmen! Jede Mahnung des Gewissens, jede heilsame Warnung und Belehrung, jede lehrreiche Begebenheit und Erfahrung sei mir die Stimme eines Engels, den Du mir sendest mein Heil zu fördern. Nie will ich ärgern die Kleinen durch Wort und Beispiel. Mein ganzes Leben sei eine Vorbereitung zur Heimat, zum Himmel, wo ich Dich mit allen lieben Engeln von Angesicht zu Angesicht sehen, loben, anbeten und preisen werde in Ewigkeit! Amen.