Mutschekiepchen - Marianisches für Kinder 3

 

Es wird heilige Kinder geben

 

Von braven und heiligen Kindern unserer Zeit

 

Von M. Schmidtmayr

 

Tyrolia-Verlag

Innsbruck-Wien-München

 

Imprimatur

Apostolische Administratur Innsbruck

den 22. September 1932

 

 

Vorwort

 

War es ein prophetischer Blick, den der Heilige Vater Pius X. in die Zukunft geworfen hat, als er mit Bezug auf das Dekret der Frühkommunion das große Wort sprach: "Es wird heilige Kinder geben!"? - Eines ist sicher: Der Papst mit dem großen Geist und dem feinfühlenden Kinderherzen hat den Willen Gottes erfüllt - den Willen, der einst mit unaussprechlicher Liebe das Wort gesprochen hat: "Lasset die Kleinen zu mir kommen!"

 

Wie der Sonnenstrahl an einem schönen Frühlingsmorgen fiel die Einladung des Vaters der Christenheit in die Kinderwelt, und wie die Sonne viele Blümchen hervorlockt, so eilen unschuldige Kinder zum Tisch des Herrn. Sind es lauter heilige Kinder? - Niemand wird es behaupten. Aber unter den vielen sind einige, die vor Gott wirklich in einem besonderen Grad heilig sind, obwohl sie vielleicht von den Menschen nicht als Heilige erkannt werden. Bei einigen ganz außerordentlich begnadeten Kinder haben fromme Eltern ihre Eindrücke aufgeschrieben und so können wir in diesen Kinderherzen lesen, wie wunderbar da Gott wirkte, und welcher Segen von den Familien ausgeht, die ein heiliges Kind ihr Eigen nennen.

 

Von solchen Kindern, wie sie das Geistesauge Pius X. vorausgesehen, berichtet dieses Buch. Nicht alles, was darin enthalten ist, kann ohne weiteres auf jedes Kind übertragen werden. Aber es wird mit seiner frischen Glaubensauffassung doch viel Gutes stiften. 

 

Mütter und Erzieher, die ihr es lest oder es eure Kleinen lesen lasst, öffnet die Seelen dem göttlichen Licht. Gott wird euch göttlich danken, und eurer Kinder Gehorsam und Treue wird eure Belohnung sein.

 

Kinder, die ihr es lest, besonders ihr Erstkommunikanten, bittet eure kleinen Vorbilder im Himmel um nur ein wenig dieser Liebe zu Jesus, die ihre Freude, ihr Leben und ihre Heiligkeit war.

 

Gott, der die Kinder besonders liebt, hat die einen früh zu sich genommen, um den andern, die noch auf Erden weilen, Vorbilder und Freunde im Himmel zu geben und uns an Beispielen zu zeigen, was Wunderbares die heilige Eucharistie in den Kinderseelen bewirken kann.

 

Dass hier nur von Kindern erzählt wird, die im Lenz ihres Lebens gestorben sind, kommt daher, dass man von noch lebenden die Geschichte nicht veröffentlichen kann. Es soll daraus nicht geschlossen werden, dass alle heiligen Kinder früh sterben müssen.

 

Wir bitten Gott, dass er manch heiliges Kind lange auf der Erde lasse, damit es als sein Apostel Gnade und Frieden unter die Menschen bringe und einer neuen, besseren Zeit die Wege bereite.

 

Maria Schmidtmayr

 

Des Heilands kleines Veilchen

 

Nelli Organ – 1903-1908

 

1. Früh arm und krank

 

Das Kind wird Klein Nelli „vom heiligen Gott“ genannt. Es waren vier Kinder in der Familie, zwei Jungen und zwei Mädchen, von denen Nelli das jüngste war. Der Vater war Arbeiter. Als die Mutter starb, wurden die Kinder in religiösen Erziehungsanstalten untergebracht. So standen eines Tages zwei arme Mädchen an einem sonnigen Maitag 1907 an der Klosterpforte der Guten Hirtinnen zu Sunday`s-Well in Irland und baten um Aufnahme. Armut und Not schauten aus ihren Augen.

 

Die Krankenwärterin Miss Hall nahm die Kinder in Empfang und konstatierte Keuchhusten. Nun mussten beide ins Spital, sie blieben zehn Wochen dort. In das Kinderzimmer zurückgekehrt, war Nelli bald der Liebling aller. Besonders hatte Schwester Immakulata eine große Vorliebe für das Kind. Sie studierte seine Anlagen und fand, dass es außergewöhnlich begabt und frühreif sei. Nelli war verständig und hochherzig, freundlich und liebenswürdig. Sie wollte nichts allein haben. Die Krankenwärterin gab ihr eine Erdbeere. „Iss du erst davon,“ sagte Nelli, „dann nehme ich, was übrig bleibt.“ Andererseits war sie auch wieder eigensinnig und launenhaft. Doch hatte dies seinen Grund. Es stellte sich heraus, dass Nellis Wirbelsäule stark gekrümmt war, was dem armen Kind große Schmerzen verursachte. Man brachte deshalb die Kleine zeitweilig ins Krankenzimmer.

 

Eines Abends spielte sie wieder mit anderen Kindern auf dem Spielplatz. Als es Angelus läutete, schickten sie sich an, zum Abendessen in das Haus zu gehen. Nelli wollte das Spiel jedoch nicht aufgeben. Ihre Spielkameraden taten, als wenn sie fortgingen und versteckten sich. Sie meinten, Nelli werde weinen und sie suchen. Nichts von alldem. Das Kind spielte weiter und gehorchte erst nach langem Drängen der Kinder.

 

Am nächsten Tag gab ihr Miss Hall deswegen einen Verweis. „Nelli,“ sagte sie, „du musst ein braves Kind sein und darfst die anderen Mädchen nicht zurückhalten, wenn es Zeit zum Abendessen ist.“

 

„Sie konnten ja gehen, wenn sie wollten. Sie gingen auch und ließen mich allein“, war die Antwort.

 

„Aber tut es dir denn nicht leid, dass du sie aufgehalten hast?“

 

„Ja, es tut mir leid.“

 

„Dann sage dem lieben Gott, dass es dir leid tut.“

 

Im Nu lag Nelli auf den Knien: „Heiliger Gott, es tut mir leid, sehr leid, dass ich die Mädchen vom Abendessen zurückgehalten habe. Vergib mir und mache aus mir ein braves Kind.“

 

Nellis Krankheit nahm immer mehr zu. Sie aß sehr wenig und litt heftigen Durst, auch klagte sie sehr über Halsweh. Der Arzt untersuchte den Hals, fand jedoch nichts von Bedeutung. Als Miss Hall einige Wochen später den Mund mit einem lindernden Mittel auswusch, sah sie, dass ein Zahn in die Zungenwurzel eingedrungen war. Man entfernte das Übel, wodurch allerdings dem armen Kind wieder große Schmerzen bereitet wurden.

 

2. Ein Gnadenkind

 

Mit der Krankheit, so schien es, vermehrte sich auch die Frömmigkeit und Gottinnigkeit der Kleinen. Sie lebte stets in Gottes Gegenwart, ihre Seele war ganz und gar mit der Sehnsucht nach der heiligen Kommunion erfüllt. Sie ahnte, wenn das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt war. Inständig bat sie dann, man möchte sie doch in die Kirche bringen. „Der heilige Gott ist heute nicht eingeschlossen,“ sagte sie, „bringt mich doch zu ihm hinunter!“

 

Das heiße Verlangen nach der heiligen Kommunion sollte erfüllt werden. Es kam ein Jesuitenpater in das Kloster und man erzählte ihm von Klein Nelli. Das Dekret Pius X. war damals noch nicht erschienen, doch beschloss der Pater, das kranke Kind zu prüfen.

 

„Sag mir doch, mein liebes Kind, was ist die heilige Kommunion?“ fragte er.

 

„Es ist der heilige Gott – es ist der, der die Nonnen und auch andere Leute heilig macht.“

 

Der Pater berichtete alles dem Bischof und er erteilte die Erlaubnis. Die Freude der Kleinen war unaussprechlich groß. „Der heilige Gott wird zu mir kommen“, jubelte sie den ganzen Tag. In der Nacht konnte sie vor Glück nicht schlafen. Sie weckte immer wieder die Wärterin und fragte, ob es denn noch nicht Zeit sei. „Die Sternlein sind schon weg. Lieb Mütterchen, es ist Zeit zum Aufstehen, schnell, schnell!“

 

Der 6. Dezember 1907 war der glücklichste Tag im Leben der kleinen Nelli. In duftiges Weiß gehüllt wurde sie in die Kapelle getragen und sie empfing den Heiland in der weißen Hostie, den heiligen Gott. Nach der heiligen Kommunion saß sie regungslos im Tragsessel, sie vergaß alles, was um sie hervorging, und hielt liebende Zwiesprache mit dem Heiland. In tiefer Geistessammlung verbrachte Nelli den Tag. Manche der Schwestern und Kameraden besuchten sie und brachten kleine Andenken. Sie dankte ruhig und freundlich, kehrte jedoch sogleich zu ihrem heiligen Gott zurück.

 

Sonderbar! Das Kind litt an Knochenfraß, das Kinn war schon zum Teil zerstört und verbreitete einen sehr unangenehmen Geruch. Doch am Tag der Erstkommunion verschwand der Geruch gänzlich.

 

Der schwache Körper siechte täglich mehr an der Auszehrung dahin. Nun wurde ihr die letzte Ölung gespendet und die kleine Kämpferin war für die Reise in die Ewigkeit gerüstet. Doch sie sollte noch länger leiden, jeder Tag war ein Martyrium. Ihr einziger Trost war die tägliche heilige Kommunion, aber auch nur diese konnte sie trösten.

 

Hatte Nelli einen Fehler begangen, so bereute sie ihn sehr. Einmal kam die Mutter Oberin zu ihr und wollte ihr etwas zeigen. Da machte Nelli eine ungeduldige Bewegung und ersuchte die Mutter, fortzugehen. Das war gewiss sehr unartig. Nachher verlangte die Kranke nach der Mutter Oberin und bat um Verzeihung: „Mutter, vergib mir!“, flehte sie unter Tränen, „ich will es nie mehr tun.“

 

Eines Tages trug Schwester Magdalena die kleine Patientin auf ihren Armen. In der Meinung, Nelli sei eingeschlafen, sagte sie zu Miss Hall: „Wie glücklich ist doch dieses Kind! – Es wird geradewegs in den Himmel eingehen, denn es hat noch keine eigentliche Sünde begangen.“ Da zuckte Nelli zusammen, hob das Köpfchen und wehrte traurig ab: „O doch, Mutter. Das habe ich doch wohl einmal getan. Ich sagte einmal eine Lüge!“

 

Zuweilen brachten freundliche Besucher kleine Süßigkeiten, die sie dankbar annahm. Nelli aß davon und zeigte dadurch, dass sie für solche Aufmerksamkeiten dankbar sei. Sobald der Besuch sich verabschiedet hatte, ließ sie die guten Sachen den Schwestern für die andern Kinder zukommen.

 

Besonders hochherzig war sie mit Geschenken geistlicher Art. Sie betete für alle, die ihr lieb und teuer waren, und opferte die heilige Kommunion für deren Anliegen auf. Der Papst, die Kirche, der Bischof, die armen Sünder, die Kranken und Betrübten – alle wurden in ihr frommes Kindergebet eingeschlossen.

 

Nelli freute sich auf das Sterben. „Mutter, warum weinst du so?“ fragte sie die Oberin. „Du solltest dich freuen, dass ich zum lieben Gott geh.“ Sie schaute durch das Fenster des Krankenzimmers und grüßte die Wolken als „Freunde und Boten des lieben Gottes“. – Sie hörte das frohe Lachen ihrer Gefährten und freute sich, dass des „heiligen Gottes Kinder“ so glücklich sind. Das war ihre Welt – die Wunderwelt des heiligen Gottes.

 

Auch die frischen Blumen liebte Nelli, die künstlichen mochte sie nicht. „Nimm sie weg“, sagte sie, „sie sind zu steif für den heiligen Gott. Bringe des heiligen Gottes eigene Blumen!“

 

„Bald wird mein Kindchen selber so eine Blume des heiligen Gottes sein“, begütigte die Pflegerin, „und da droben in Gottes Garten blühen.“

 

„Um was wirst du dann für mich bitten?“ fragte eine Schwester.

 

„Ich werde ihn bitten, euch Blumen zu senden.“

 

„Ja, Nelli, bitte ihn, mir einige von deinen Blumen zu schicken, mir Seelen zu senden.“

 

Nelli erfüllte ihr Versprechen und sandte der frommen Schwester viele kostbare Blumen des heiligen Gottes.

 

3. Ihre Seele fliegt in den Himmel

 

Im Monat Januar 1908 kam der Tod immer näher. Als man ihr erklärte, je geduldiger sie ihre Leiden ertrage, desto näher käme sie zum lieben Gott im Himmel, sagte Nelli: „Ach, lieb Mütterchen, ich werde doch nicht gehen, fliegen will ich, ja, hinauffliegen will ich zum heiligen Gott.“

 

Das Fest Mariä Lichtmess 1908 brach an. Die arme Kleine litt unaussprechlich, sie rang mit dem Tod. Sie erzählte schon früh den Schwestern, dass sie an diesem Tag in den Himmel fliegen werde.

 

Es war gegen 3 Uhr nachmittags, die Sterbende lag regungslos, dann spielte ein leises Lächeln um ihre Lippen und das reine Seelchen flog zum heiligen Gott. Nelli war erst vier Jahre, fünf Monate und elf Tage alt.

 

Das Veilchen des Heilandes war verblüht, aber sein süßer Duft wehte noch um das Grab und durch alle Klosterräume. Das kleine Grab auf dem Sankt-Josefs-Friedhof wurde ein Heiligtum, zu dem viele pilgerten, die Klein Nelli um ihre Fürbitte anflehen wollten; bald behaupteten viele, dort Hilfe und reichen Trost für die Seele gefunden zu haben.

 

Nach einem Jahr wurde das Grab geöffnet. Zum Erstaunen aller zeigte sich die kleine Leiche völlig unversehrt. Die Finger waren biegsam, das Haar war scheinbar gewachsen. Nun wurde Nellis Leichnam im Klosterfriedhof zum Guten Hirten beigesetzt, es war am 8. September 1909. Kinder und Schwestern legen noch immer Veilchensträuße und Kränze auf das Grab und denken dabei an das Veilchen des Heilands, Nelli vom heiligen Gott.

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Des Heilands kleiner Kreuzträger

 

Gustav Maria Bruni – 1903-1911

 

1. Das Maienkind einer frommen Mutter

 

Der Maimonat brachte der Familie Bruni in Turin ein liebes Geschenk, ein kleiner Junge hielt seinen Einzug und erhielt bei der heiligen Taufe den Namen Gustav Maria. Geburtstag war der 6. Mai 1903.

 

Die fromme Mutter weihte ihr Kind dem eucharistischen Heiland und gab diese Weihe auch nach außen kund. Alles, was den kleinen Täufling umgab, die Wiege, die Decken, später auch das Kleidchen und Häubchen – alle diese Dinge trugen die Sinnbilder der heiligen Eucharistie eingestickt, Ähren und Trauben. Die Dame ging täglich zur heiligen Kommunion, und wenn sie nach Hause kam, drückte sie die Lippen, die noch vom Wohlgeruch des heiligen Brotes dufteten, auf den Mund des unschuldigen Kindes, es war der Kuss von Jesus.

 

Gustav genoss viel Liebe, die zarte Sorgfalt der Mutter behütete ihn beständig. Sein Verstand erwachte frühzeitig, er merkte auf die Gespräche der Mutter und hörte gern ihre Erzählungen. Seine Fragen zeigten, dass er die Ausdrücke voll und ganz erfasste. Auch betete er gerne und lernte frühzeitig den Rosenkranz beten. Er blieb sein Lieblingsgebet. Noch im vorschulpflichtigen Alter ging er sehr gerne in die Kirche und suchte sich dort ein Plätzchen ganz nahe beim Tabernakel.

 

2. Sehnsucht, Priester zu werden

 

Wenn er den Priester am Altar betrachtete, regte sich im Knabenherzen der Wunsch: „So ein Pater möchte ich auch werden. – Ich möchte auch den Heiland in meinen Händen tragen.“

 

Gustav war vier Jahre alt, als er diesen Wunsch seinem geliebten Mütterchen anvertraute: „Mama, ich will Priester werden.“

 

„Der Priester ist eine Opferseele, ein Kreuzträger des Herrn. Wie ein Simon von Cyrene soll er den Heiland auf seinem eucharistischen Kreuzzug begleiten“, sagte ihm die Mutter. Wenn auch Gustav die Größe des Priestertums nur ahnen konnte, so weckte doch Gottes Gnade die Sehnsucht danach in seiner Seele. Er sollte bald eine Opferseele, ein kleiner Kreuzträger des Heilands werden, doch in anderer Weise, als er es sich dachte.

 

In seinem vierten Lebensjahr begann der Kreuzweg. Eine schwere Lungenentzündung fesselte ihn lange an das Krankenbett, man fürchtete für sein junges Leben, doch er selbst trug alle Leiden voll Sanftmut und Geduld.

 

3. Im Jahr 1908 besuchte er die Schule bei de Jesuiten. Von der Mutter gut erzogen, machte er durch sein musterhaftes Betragen allen Freude, die mit ihm in Berührung kamen. Einen großen Fehler, den Hauptfehler, musste er ständig bekämpfen, es war dies die Launenhaftigkeit und der Eigensinn. Es wurde ihm gesagt, dass die Selbstüberwindung der beste Beweis sei, um zu zeigen, dass man Jesus liebe; er fasste diesen Gedanken mit Feuereifer auf. Fortan schien es, als gäbe es für ihn während der Schulzeit und außer ihr kein Opfer mehr, sondern aus seinen Händen und aus seinem Herzen regnete es nur Liebesgaben für Jesus im heiligsten Sakrament.

 

4. Das erste Mal am Tisch des Herrn

 

Gustav war sechs Jahre alt, als er zum ersten Mal zum Tisch des Herrn trat, es war am 23. Mai 1909. Seine Mutter begleitete ihn und sprach ihm die Gebete vor. Wie klopfte Gustavs Herz, als er aus der Hand Don Ruas, des heiligmäßigen Generaloberen der Patres Salesianer in Turin, den Leib des Herrn empfing. Nach der heiligen Messe sagte Don Rua zu ihm: „Bedenke, Gustav, Jesus hat dir heute große Liebe gezeigt. Wie nur wenigen Kindern hat er dir die Gnade geschenkt, dass du seinen eucharistischen Leib in so früher Jugend in dein Herz hast aufnehmen dürfen. Weißt du auch, warum? – Jesus will, dass du dich ihm ganz hingibst. Willst du ihm dein Herz schenken?“ – „O ja, Pater, ganz!“ antwortete Gustav unter Tränen und versank in tiefe Sammlung. Den ganzen Kommuniontag verbrachte er dann möglichst allein mit seinem Heiland.

 

5. Durch die Firmung innerlich gefestigt

 

Der 11. Juni 1909 war wieder ein Gnadentag für Gustav, empfing das heilige Sakrament der Firmung. Dadurch wurde sein Glaubensleben sehr belebt und gefestigt. Er betete jetzt auch noch viel inniger für den Papst und für die Anliegen der heiligen Kirche. Sein Herzenswunsch war, den Heiligen Vater in Rom zu besuchen. Seine Mutter war willens, diesen Wunsch zu erfüllen und ihn mit einer bekannten Frau beim nächsten Pilgerzug mit nach Rom ziehen zu lassen. Aber der liebe Gott wollte ein Opfer, Gustav wurde krank. Die Reise musste unterbleiben.

 

Ein anderes schweres Leid traf ihn und noch mehr seine Eltern. Sie verloren ihr bedeutendes Vermögen und waren nun ganz arm. Aus Barmherzigkeit wurde Gustav in ein Jugendheim aufgenommen, wo er bis zu seinem Tod blieb.

 

Gustav war zum Leiden berufen, aber vom Heiligen Geist hatte er Kraft dazu erhalten. Er war schwächlich gebaut und hatte öfters mit kleineren Übeln zu kämpfen. Da er einen starken Willen hatte und sich überwinden konnte, merkte man nicht gleich, wie sehr er litt. Im Jahr 1910 wurde es mit seinem Leiden ernster. Ein böses Magenleiden quälte ihn beständig, dazu kam der Husten, von Fieber begleitet. Es lässt sich denken, dass die Kräfte des armen Knaben immer mehr abnahmen. Als der Jahrestag der Erstkommunion herannahte, äußerte er das Verlangen, die heilige Kommunion empfangen zu dürfen. Zur Verwunderung aller war er an diesem Morgen kräftig genug, dass er aufstehen und zur Kirche gehen konnte. Nun ging es der Genesung entgegen, bald konnte er wieder die Schule besuchen.

 

Es wurde gesorgt, dass Gustav die Ferien in der reinen Gebirgsluft zubringen und sich gut erholen konnte. Wie freuten sich die Eltern, als sie seine geröteten Wangen und sein frisches Aussehen wahrnahmen. Jetzt war er wieder der lustige Schulkamerad, der von allen Mitschülern geliebt und geachtet wurde.

 

6. Neue Krankheit und heiliges Sterben

 

Ach, die Freude war von kurzer Dauer. Eine schwere Krankheit, der Typhus, griff neuerdings an sein Leben. Doch Gustav rang sich durch und wurde gesund. Das Jahr 1910 ging vorbei, gesunde und kranke Tage lösten einander ab, denn wenn auch Gustav als geheilt galt, so ließen doch die schweren Krankheiten unangenehme Folgen zurück.

 

Im Januar 1911 kam eine bösartige Lungenentzündung. Der Arzt machte Frau Bruni auf die Gefahr aufmerksam. In Sorge um das geliebte Kind brachte die Mutter Reliquien des heiligen Don Bosco und seines Nachfolgers Don Rua. Gustav sollte eine Novene zu diesen beiden Priestern beginnen. Zum Erstaunen der Mutter gab Gustav zur Antwort: „Mama, es ist nicht notwendig, diesmal werde ich nicht erhört.“ Wenn er große Schmerzen hatte, umfing er sein Kruzifix und sprach: „Ich will den Willen Gottes erfüllen.“ Auch rief er oft die Himmelmutter um Hilfe an, wenn ihn das Fieber allzu sehr plagte.

 

Gustav wusste, dass er nicht mehr gesund werde, er fürchtete sich nicht vor dem Tod. Als er die Nähe seines Todes fühlte, bat er um die Sterbesakramente. Der neue Generalobere der Salesianer, Don Rinaldi, spendete ihm selbst die heilige Kommunion und letzte Ölung. Gustav empfing sie voll innigster Andacht. Er brauchte himmlische Stärkung, denn er litt unendlich viel, da beide Lungenflügel vereitert waren. Auch kam noch eine Hirnhautentzündung dazu, die ihm zeitweilig das Bewusstsein raubte.

 

Am 10. Februar 1911 um 10 Uhr abends schied Gustav aus dem Leben. Sein Köpfchen ruhte in den Armen der Mutter, er lächelte heiter und drückte noch sein Kreuzlein an die Lippen.

 

Gustav wurde in der Institutskapelle aufgebahrt. Zu seinen Füßen legte man eine Lilie und eine Palme nieder. Dann wurde er auf der Kinderabteilung des Friedhofes beigesetzt. Weil jedoch der Zulauf zu seinem Grab sehr groß war, wurde er nach kurzer Zeit in die Gruft nach Turin-Costamagna gebracht. Auf dem Grabmahl stehen Gustavs Lieblingsworte: „Fiat voluntas tua!“ – „Dein Wille geschehe!“

 

So kreuzgesegnet das Leben des kleinen Gustav war, so schön war sein Tod, so herrlich ist sein Ruhm auf Erden. Viele Kinder, besonders Jungen, schauen auf ihn und streben seinem Vorbild nach. Das ist schon hier der Lohn des geduldigen Kreuzträgers und im Himmel wird sein Los noch viel schöner sein.

 

Eucharistischer König, lebe und herrsche in den Herzen jener Kinder, die zum Leiden berufen sind, die dir Liebe in ihren Leiden bringen und dadurch Sühne leisten für die Sünden der Menschen. 

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Des Heilands kleiner Sekretär

 

Peter d`Airelle – 1905-1913

 

1. Frohe Kindheit

 

Peter war wie alle Kinder frisch, lebhaft, zum Spielen geneigt. Im Winter lernte er fleißig, im Sommer ging er hinaus ans Meer und auf die Heide, wo der muntere Knabe Libellen und Schmetterlinge jagte. Auch auf die kleinen Meerkrebse hatte er es abgesehen. Mit nackten Beinen stieg er in die Wassertümpel und die Krebse wanderten zahlreich in den Weidenkorb, den er auf dem Rücken trug. Wenn dann der Herbst kam und die Äpfel sich rot färbten, ging Peter in die Schule, um fleißig zu lesen, zu rechnen und zu schreiben. 

 

2. Peter begegnet dem Heiland

 

Als Peter sieben Jahre alt war, begegnete er dem lieben Jesus. Wie das kam? - In seiner Heimat, einer kleinen Stadt Westfrankreichs, war Mission und der Missionar suchte die bravsten Kinder aus und prüfte sie, ob sie fähig seien, die heilige Kommunion zu empfangen. Peter hatte eine sehr fromme Mutter und bestand die Prüfung gut. Nun gründete der Pater einen Kommunionbund für jene Kinder, die jeden Tag oder doch öfters zur heiligen Kommunion gehen wollten. Peter war sehr eifrig, er ging von einem Kameraden zum andern, um ihn zur Kommunion zu ermuntern. Als die Missionare Abschied nahmen, ernannten die Kinder den kleinen Peter zum Sekretär des Bundes. Als solcher musste er dem Pater öfters schreiben.

 

In diesen Briefen spricht Peter sehr offenherzig über seine Fehler: "Papa ist öfter böse auf mich, weil ich beim Essen manchmal ohne Erlaubnis aufstehe und mit Ottilie streite. Man sollte mich schlagen, aber man tut es nicht und ich hoffe, dass man es auch später nicht tun wird. - Ich bin faul wie ein Murmeltier und mache ein saures Gesicht, wenn ich Zeitwörter lernen soll. Ich widerspreche dem Fräulein und bin eigensinnig, wenn ich Suppe essen soll. Das sind alle meine Fehler, aber ich will mich ernstlich bessern, damit sich das Jesuskind freut, wenn es mich am Morgen an der Kommunionbank sieht."

 

Der Missionar hatte die Kinder in das Gebetsapostolat eingeführt und Peter lernte das Gebet hierfür auswendig, um es jeden Morgen beten zu können. Bei der heiligen Messe betete er den Rosenkranz - das erste Gesätz nach der Meinung des Gebetsapostolates, das zweite für den Papst, das dritte für Papa, das vierte für Mama, das fünfte für Hans, für Ottilie und für sich selbst. Nach jedem Gesätzlein betete er noch ein kleines Gebet, das er von der Mutter gelernt hatte: "Kleines Jesuskind, mache, dass ich groß und verständig werde, erhalte und segne Papa und Mama, Hans, Ottilie und alle Menschen."

 

Der Kommunionbund brachte schöne Früchte. Zehn Kinder gingen täglich zum Tisch des Herrn, acht zwei Mal in der Woche und dreißig alle Sonntag.

 

3. Um die Bekehrung des Vaters

 

Der kleine Peter hatte ein großes Kreuz. Er schrieb dem Pater: "Ich sage immer zu Papa, dass er seine Ostern halten soll. Aber er will nicht und betet auch nie. Aber ich bete jeden Morgen, dass der liebe Gott ihn bekehren soll, und ich weine oft ganz allein, weil ich Furcht habe, in den Himmel zu kommen ohne Papa; denn Sie haben einmal gesagt, dass alle, die ihre Ostern nicht halten, eine große Sünde begehen und Ärgernis geben."

 

Das war nicht alles. Der Vater Hauptmann d'Airelle, führte gottlose Reden und behauptete, dass Christus nicht der Sohn Gottes, sondern ein bloßer Mensch sei.

 

"Nein, nein, er ist Gott, der Pater hat's gesagt", rief Peter erregt.

 

"Er ist Gott, er ist Gott", rief auch Ottilie.

 

Jeden Abend betete Peter den Rosenkranz für die Bekehrung des Vaters und sagte nach jedem Gesätzlein: "Liebes Jesuskind, bekehre Papa!" Doch auch die Opfer durften nicht fehlen. Wenn er Süßigkeiten oder Obst bekam, gab er die Hälfte den Armen. Überglücklich war Peter, als sich seine Mutter entschloss, täglich mit ihm und Hans zur heiligen Kommunion zu gehen. Es war sein Werk. "Mama, warum kommunizierst du nicht alle Tage wie ich, um Papa zu bekehren?" Die Mutter umarmte ihr Kind und ging jeden Tag zum Tisch des Herrn.

 

4. "Dem Jesuskind gegeben"

 

Im August 1912, in den Ferien, war Peter mit den Geschwistern am Meer. Eines Tages, es war kalt und regnete, begegneten sie einem armen, kleinen Lumpensammler. Er schleppte einen Sack mit altem Papier, der größer und schwerer war als er selbst. Überdies war der Kleine barfuß. Er ging von Haus zu Haus, wo Kisten mit allerlei Abfällen standen, und suchte das Papier heraus. Da rannten drei böse Buben herbei, stürzten sich auf ihn und wollten ihm den Sack entreißen. Der kleine Lumpensammler weinte und lief davon, während die drei ihn mit Steinen verfolgten. Das konnte Peter nicht ruhig mitansehen. Er stürzte sich auf den Größten und verkloppte ihn gehörig, denn Peter war ein guter Boxer. Alle drei Spitzbuben liefen davon, sie hatten genug. Nun wandte sich Peter zu dem armen Jungen:

 

"Wie heißt du?"

 

"Zogo."

 

"Wo wohnst du?"

 

"Bei der Brücke."

 

"Wo hast du deine Schuhe?"

 

"ich habe keine."

 

"Komm, Mama wird dir welche geben."

 

"Ich habe keine Mama."

 

"Meine Mama wird dir welche geben."

 

Peter brachte den armen Jungen zur Mutter d'Airelle, die ihm ein paar Stiefel und ein Butterbrot schenkte. Peter wollte noch ein übriges tun und schenkte ihm ein paar schöne Kugeln zum Spielen. Der kleine Lumpensammler kannte sich vor Glück nicht aus, er lachte vergnügt und sprang davon. Peter aber hüpfte in die Höhe, so hoch es ging, und rief: "Juchhee, ich habe die Hälfte von meinen Kugeln und meine Stiefel dem lieben Jesuskind gegeben."

 

5. Wie Peter mit Jesus redet

 

Im Oktober 1912 schrieb er seinem Pater: "Ich gehe sehr gerne in die Kirche, wenn niemand drinnen ist. Dann bin ich ganz allein mit Jesus und kann mit ihm reden. Manchmal antwortet er, manchmal auch nicht. - Wenn ich fort muss, sage ich: "Jesuskind, ich möchte gerne länger bei dir bleiben, aber ich muss meine Aufgaben lernen. Ich werde dich aber nicht vergessen, ich werde für dich arbeiten. Der Pater hat gesagt, dass man betet, wenn man arbeitet, solange man für dich arbeitet." In der Schule gehe ich in der Pause zur Kapellenseite hin, damit ich näher bei Jesus bin. Wenn ich spazieren gehe, suche ich die Dorfkirche auf und grüße den Heiland. Abends wende ich mich im Bett dorthin, wo die Kirche steht, und sage: "Mein Jesus, gute Nacht!" Wie schön wird es im Himmel sein, wenn man immer beim lieben Gott ist! - Aber wo wird Papa sein?"

 

Nach der heiligen Kommunion glaubte Peter einmal die Stimme Jesu zu vernehmen: "Willst du sterben, um Papa zu bekehren?"

 

"Ja, ja."

 

"Aber du wirst viel leiden müssen."

 

"Gut, wenn du mir hilfst, will ich gern."

 

6. Peter als Apostel der täglichen Kommunion

 

Der Hauptmann d'Airelle wurde in eine andere Garnison versetzt, da hieß es viele Opfer bringen. In dem Ort war es ganz anders, das religiöse Leben war ohne Pflege, die tägliche Kommunion war den Einwohnern ganz fremd. Frau d'Airelle blieb mit dem Kind ihrer Gewohnheit treu. Eines Morgens rief der Pfarrer Mutter und Kind in die Sakristei und sagte:

 

"Gnädige Frau, hier wundert man sich sehr über Ihre Handlungsweise. Man versteht es noch, dass Sie alle Tage kommunizieren, aber dass Sie alle Tage Ihr Kind zum Tisch des Herrn führen, das begreifen viele nicht und nehmen Ärgernis. Glauben Sie, dass sich Ihr Kind ordentlich darüber Rechenschaft gibt, was es tut?"

 

"Ich glaube es, Herr Pfarrer. Übrigens habe nicht ich mein Kind dazu gebracht, alle Tage zu kommunizieren, es ist vielmehr das Kind, das mich dazu gebracht hat."

 

"Wie alt ist Ihr Kind?"

 

"Acht Jahre."

 

"Und warum willst du jeden Tag kommunizieren, Peter?"

 

"Um Jesus Freude zu machen und auch dem Heiligen Vater."

 

"So, so!"

 

"Und dann, um Papa zu bekehren."

 

"Gut, Peter, gehe weiterhin täglich zur heiligen Kommunion. Wenn unser Heiliger Vater, der Papst, dich dazu ermahnt, wäre es unrecht, wenn ich dich davon abhielte."

 

Einen viel schwereren Angriff musste Peter am nächsten Tag aushalten. Er durfte seine Mutter begleiten, die von der Frau Generalin zum Tee eingeladen war. Viele Offiziere und Damen waren dort. Da fing die Frau Generalin an: "Frau d'Airelle, ich begreife gar nicht, dass eine so gute Christin wie Sie solchen Missbräuchen huldigt. Ein Kind von acht Jahren zum Tisch des Herrn zu führen und noch dazu alle Tage! - Das ist doch die verkehrte Welt! - Die erste Pflicht einer guten Christin ist ja doch, Ehrfurcht vor den Sakramenten zu haben. Ich habe vier Kinder, keines von ihnen wird vor dem elften Lebensjahr zur heiligen Kommunion gehen."

 

"Und dann", fiel die Frau Majorin ein, "ein so spätes Frühstück nehmen taugt nicht für die Gesundheit der Kinder. Ich lasse meine Kinder im Bett frühstücken."

 

"Übrigens," setzte eine große starke Dame dazu, "kommt man von diesen Neuerungen schon wieder zurück. Viele beklagen sich, dass die Erstkommunion nicht mehr so feierlich ist."

 

Für Frau d'Airelle waren diese Erörterungen sehr peinlich, aber sie kam nicht aus der Fassung. "Meine Damen", sagte sie ruhig, "meine Devise heißt "gehorchen". Der Heilige Vater wünscht, dass unsere Kinder schon früh zum Tisch des Herrn gehen, und ich folge. Es ist nicht meine Sache, den Papst zu richten und die Kirche zur Rede zu stellen."

 

"Bravo, Frau d'Airelle", rief der General, der gerade zum Schluss des Gespräches kam. "Wenn wir über alles kritisieren wollen, können wir gleich protestantisch werden. Da können wir dann glauben und sagen, was uns beliebt." Dann wandte er sich zu Peter: "Du, Peter, komm und sag, wer in der Kirche kommandiert?"

 

"Der Papst", war die stramme Antwort.

 

"Sehr gut, mein kleiner Freund. - Sehen Sie, meine Damen, das ist die Antwort auf alle Ihre Einwände." Zum Vater des kleinen Peter aber sagte er zum Abschied: "Herr Hauptmann, ich gratuliere. Da haben Sie einen Schlingel, der Ihnen sicher keine Schande machen wird."

 

Anstandshalber musste nun auch Frau d'Airelle die Damen zum Tee einladen. Da ging der Sturm wieder los. Und was noch schwerer war, der Hauptmann wurde sehr zornig und machte eine unliebsame Szene. Da fasste Peter sich ein Herz und fragte:

 

"Papa, warum willst du, dass ich alle Tage esse?"

 

"Nun, weil du ernährt werden musst."

 

"Gut, Papa, ich will auch meine Seele jeden Tag ernähren, darum gehe ich jeden Tag zur heiligen Kommunion." Der Hauptmann verließ wortlos das Zimmer, die Mutter war sehr traurig und weinte: "Du siehst, Peter, es sind alle gegen uns und niemand macht uns Mut. Sollten wir doch der Gewohnheit folgen?"

 

"Aber, Mama, dann folgen wir nicht dem lieben Gott."

 

"Das ist wahr, Peter, aber wenn wir so weiter machen, wird man mehr und mehr gegen uns reden, und Papa wird dann ganz wild werden."

 

"Aber, Mama, wir können es so machen: Am Sonntag kommunizieren wir in der Pfarrkirche und die übrigen Tage gehen wir in die anderen Kirchen, der Reihe nach. Es sind noch sechs andere, eine für jeden Tag. Ich kann etwas früher aufstehen."

 

"Du hast recht, Peter. So wollen wir morgen mit unseren Wallfahrten anfangen. Bitte den heiligen Schutzengel, dass er uns hilft."

 

Es blieb dabei. Mutter und Kind verließen das Haus etwas früher und gingen jeden Tag in eine andere Kirche. "Ach", seufzte Peter, "wie schwer ist es doch für die Kinder, zu Jesus zu kommen. Alles hält sie von ihm ab."

 

7. Peter in schwerer Krankheit

 

Ende Februar 1913 wurde Peter krank, schwer krank. Es stellte sich Fieber mit starkem Blutbrechen ein. Er litt alles gerne, damit sein Papa sich bekehre. Eines Tages besuchte ihn der Herr Pfarrer und fragte ihn, "ob es wahr sei, dass er jeden Tag in einer anderen Kirche die heilige Kommunion empfangen habe?"

 

"Ja", sagte Peter.

 

"Und warum das, Peter?"

 

Um Jesus Freude zu machen und dem Heiligen Vater zu folgen und damit Papa sich bekehre."

 

Dem Pfarrer kamen die Tränen, er sagte nichts und ging still weg, kam jedoch am nächsten Tag wieder. Er nahm den Kranken bei der Hand und fragte:

 

"Peter, würdest du jetzt noch gern alle Tage kommunizieren?"

 

"Ja, Herr Pfarrer."

 

"Gut, ich werde dir alle Tage die heilige Kommunion bringen. Morgen werden wir anfangen. Bete ein wenig für mich, kleiner Peter."

 

Das Zimmer wurde für den Empfang des eucharistischen Königs festlich geschmückt. Hans und Ottilie trugen brennende Kerzen, auch der Vater war bei der heiligen Handlung zugegen. Er schien tief ergriffen zu sein. Am Nachmittag kam der Pfarrer nochmal und fragte unter anderem:

 

"Peter, was könnte man tun, dass die Kinder öfter und auch alle Tage kommunizieren?"

 

"Herr Pfarrer, einen Kommunionbund gründen."

 

"Gut, Peter, ich werde mich gleich an die Arbeit machen. Bete für mich. Morgen bringe ich dir wieder die heilige Kommunion."

 

"Ach, Herr Pfarrer", sagte die Mutter, "bemühen Sie sich nicht. Der Herr Kaplan ist jung, er könnte es leichter tun."

 

"Nein, nein. Ich muss mit dem guten Beispiel vorangehen. Es soll jedermann wissen, dass es mein Wunsch ist, die Seelen der Kinder zu nähren, wie der liebe Heiland und der Heilige Vater sie ernährt wissen wollen. Ja, ich begreife die Vorliebe des Herrn für die Kleinen."

 

Einen Monat lang litt Peter wie ein kleiner Märtyrer. Er hustete beständig, hatte hohes Fieber und hatte keinen Moment ruhigen Schlafes. Nicht eine Klage, nicht eine Regung der Ungeduld war an ihm bemerkbar. Die Stunde der Kommunion war für ihn die Vorahnung des Himmels. Wenn er die Schritte des Priesters auf der Treppe vernahm, verklärte sich sein Angesicht. Er betete untertags fast beständig den Rosenkranz oder sang heilige Lieder. Der Vater sagte ihm, er solle sich ausruhen statt zu beten.

 

"Papa, wenn ich zum lieben Gott bete, ruhe ich mich aus."

 

"Worüber redest du mit ihm?"

 

"Über dich."

 

Am Gründonnerstag 1913 empfing Peter die heilige Wegzehrung. Peter kniete im Bett, die Hände gefaltet, himmlische Freude in den Augen. Er bat den Vater um Verzeihung, aber dieser konnte vor Schluchzen nicht antworten - alle Anwesenden weinten, nur Peter blieb heiter und getröstet. Der Todeskampf begann, während die Glocken der Stadt zur heiligen Messe läuteten. Er wollte seinem Papa noch etwas sagen und flüsterte ihm ins Ohr: "Auf Wiedersehen, Papa, im Himmel - für dich!"

 

8. Nach Peters Tod bekehrt sich sein Vater

 

Am Ostersonntag schrieb der Vater selbst dem Missionar. Nachdem er genau den Tod Peters geschildert hatte, fügte er bei: "Ich, der ich zwanzig Jahre nicht mehr gebetet habe, bin vor dem Totenbett in die Knie gesunken, habe gebetet, geweint und geschluchzt. - Wie ich mich geschämt habe vor Peter! - Wie bin ich mir so klein vorgekommen vor ihm, der so groß war! - Endlich bin ich davongeeilt, einen Priester zu suchen, und habe gebeichtet. Erst dann habe ich mich weniger unwürdig gefühlt, vor meinem Kind zu erscheinen. Er lag so schön und wie verklärt im Kleid der Erstkommunion inmitten weißer Lilien. - Am Karsamstag haben wir den kleinen Sarg zum Friedhof geleitet, gerade als alle Glocken der Stadt zur Auferstehung läuteten."

 

Im Monat Mai schrieb der Vater noch einmal: "Am Ostersonntag nach der heiligen Kommunion, welche die erste in meinem neuen Leben war, hörte ich im Grund der Seele die Stimme meines Kindes: "An dir ist es nun, alle Tage meinen Platz an der Kommunionbank einzunehmen." Ich wollte nicht darauf hören, aber die Stimme erfüllte mich mit Freude: "Ja, an dir ist es nun, Papa", wiederholte sie, "ich habe deine Bekehrung teuer genug erkauft, auf dass sie nun vollständig sei." Der Aufruf wiederholte sich besonders in der Morgenstunde, da Peter zur heiligen Kommunion zu gehen pflegte. Fortan werde ich jeden Tag seinen Platz ausfüllen."

 

"Als ich heute morgen im Garten spazieren ging, blieb ich vor einer großen Lilie stehen, deren weißer Kelch sich in der vergangenen Nacht geöffnet hatte. Am Fuß der Lilie, hart an der Erde, schaute eine kleine Sternblume zur Lilie empor. Ich möchte dieses Blümchen sein und unter dem Schutz unseres Engels ganz nahe bei ihm weilen!" 

 

So schrieb der Vater. Welch herrliche Früchte haben doch die Opfer gezeitigt, die Peter oft mit so viel Überwindung gebracht hat! Jetzt ist der kleine Sekretär des Kommunionbundes im Himmel und wird für alle Kommunionkinder ein Beschützer und Führer sein.

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Des Heilands Singvöglein 

 

Ludwig Manoha - 1904-1914

 

1. Ein Freund der Natur

 

Ludwig war ein Naturkind und zugleich ein Kind der Gnade. Sein Vaterhaus lag in ziemlich einsamer Gegend, obwohl es nicht weit von St. Alban und dem Heiligtum Unserer Lieben Frau d`Ay in Südfrankreich entfernt lag. Es war ein Gut, das der Großvater in Pacht hatte, das Haus war aus grauen Steinen erbaut und rings von Wäldern umgeben. In diesem Haus, Chapotier genannt, wurde Ludwig am 12. November 1904 geboren.

 

Der muntere Knabe freute sich seiner Umgebung. Sobald er fähig war, sich im Freien zu ergehen, sprang er lustig in den nahen Fichtenwald. Dabei musste er eine Wiese überqueren, auf der in üppiger Fülle Eriken, Thymian, Quendel, Glockenblumen und der purpurne Fingerhut neben roten Nelken und wilden Lilien blühten. Die Mutter gewöhnte Ludwig bald an eine passende Beschäftigung. So klein er war, konnte er doch schon einige Tiere betreuen, zwei Kühe und einige Schafe, die den Besitzstand des Pachtgutes ausmachten.

 

Nicht nur duftige Blumen blühten auf der Wiese und öffneten die Weihrauchschalen der Kelche ihrem Schöpfer, auch die kleinen Sänger Gottes, die Vögel, hatten sich in großer Menge eingefunden. Da gab es Turteltauben, Lerchen, Finken und wie sie alle heißen, die am frühen Morgen ihr frohes Lied zum Himmel sandten. Ludwig lernte von ihnen das Singen, und wie die Vöglein sang er anfangs nur Töne, bis er nach und nach einige Liedertexte lernte.

 

2. Gläubige Erziehung

 

Die Erziehung Ludwigs lag in den Händen der Mutter. Bei ihr lebte noch ihr Vater, der Großvater Ludwigs, und Margaret, die Schwester Ludwigs. Der Großvater war oft leidend und durch acht Jahre vollständig blind; da er sehr fromm war, betete er fast immer den Rosenkranz oder sang die lateinischen Vesperpsalmen, die er auswendig wusste. Trotz der mannigfachen körperlichen Leiden überlebte er seinen Enkel Ludwig.

 

Ludwig war ungemein verständig bezüglich der Glaubenslehren. In manchen Kindern wirkt der Heilige Geist, der in die Kinderseele bei der heiligen Taufe einkehrt, in ganz auffallender Weise. Es mag sein, dass sich die Einwirkung des Heiligen Geistes bei manchen Kindern in zarter Jugend äußert, während sie bei anderen erst in späteren Jahren mehr zutage tritt. Im Alter von sechs Jahren traf Ludwig ein Kind, das noch nicht getauft war. "O Mama", sagte Ludwig voll Entsetzen, "das Kind ist nicht getauft, es trägt den Teufel in seinem Herzen. - Wie unglücklich ist es doch! - Wie traurig, dass es dem guten Gott nicht angehört und nichts von ihm weiß!" Ludwig achtete seine Taufunschuld sehr hoch, er fürchtete nichts so sehr als die Sünde.

 

3. Ludwig singt heilige Lieder

 

Mit besonderer Vorliebe sang Ludwig die Weihnachtslieder. In Sankt Alban, wohin die Familie übersiedelte, wurde in der Weihnachtszeit täglich das "Adeste fideles", deutsch: "Kommt herbei, ihr Christen" gesungen, das Ludwig bald auswendig konnte. Er konnte sich nicht genugtun im Singen dieses Hymnus und forderte immer wieder seine Schwester Margaret zum Singen auf. Doch sie war nicht immer zum Singen aufgelegt. "Lass mich in Ruhe", sagte sie, "du langweilst mich mit deinem beständigen Singen." Doch Ludwig ließ nicht locker. "Wenn du nicht mit mir singst, bin ich sehr böse auf dich, es ist aus mit uns." Solch eine kostbare Freundschaft wollte Margaret doch nicht verlieren, so sang sie dann tapfer mit. Die Einwohner des nächstgelegenen Dorfes kamen gern nach Chapotier und ließen sich vom "kleinen Finken", wie sie Ludwig nannten, Weihnachtslieder vorsingen. Auch die Litanei zur seligsten Jungfrau sang Ludwig gern und setzte es durch, dass sie Sonn- und Feiertags abends in der Familie immer gesungen wurde.

 

4. Er möchte Priester werden

 

Sobald Ludwig schreiben konnte, ging er daran, alle Lieder, die er singen konnte, in ein Heft zu schreiben, um sich auch in späterer Zeit daran zu erfreuen. 

 

Er wollte ja Priester werden und sein Singheft dann allen Chorsängern zeigen, um ihren Eifer zu beleben und sie anzuregen, es zu machen wie er. Eine gute Beobachtungsgabe ermöglichte es auch, dass Ludwig rasch die priesterlichen Verrichtungen kannte und nachahmte. In Chapotier waren die Hilfsmittel äußerst gering, doch Ludwig war erfinderisch. Bald war die Hauptsache, ein Kelch, erobert - das war ein schön geschliffenes Kristallglas, das ihm die Mutter zur Verfügung stellte - darüber deckte er weißen Karton und ein farbiges Tuch. Die Hostie wurde aus Papier geschnitten, das Pult schnitzte er sich selbst. Er fand überdies irgendwo eine alte Pfefferbüchse, die er als Rauchfass gut brauchen konnte. Woher nun das Messbuch nehmen? - Ludwig besaß ein altes großes Kirchenliederbuch, das ihm sein Onkel, ein Ordenspriester in Amerika, geschickt hatte. Das wurde Ersatz für das richtige Messbuch.

 

Margaret sollte zur Rechten des Zelebranten den Sängerchor darstellen und wenn Ludwig predigen wollte, sollte sie die Zuhörerschaft bilden. Doch diese Methode bewährte sich nicht. Margaret sträubte sich energisch, wenn der junge Prediger an ihr jene Punkte rügte, die bereits der Großvater getadelt hatte. So wurde die Predigt unliebsam gestört und das "Amen" blieb aus.

 

Im kindlichen Spiel zogen die zwei Geschwister manchmal prozessionsweise durch den Garten, sangen Lieder, streuten Blumen für den lieben Gott, der sicher mit Wohlgefallen auf die Kleinen schaute. Sie meinten es ja so gut und Ludwig nahm es dabei so ernst wie ein Pfarrer beim Gottesdienst.

 

5. Gewissenhaftigkeit

 

Ludwig war nur schwer zu bewegen, in ein Gasthaus zu gehen, denn er hatte im Vorbeigehen gehört, dass darin geflucht wurde. Da erschrak er bis in die tiefste Seele und betete zur Sühne: "Mein Gott, ich liebe dich aus meinem ganzen Herzen." War es unbedingt nötig, in ein Gasthaus einzukehren, so gab es einen kleinen Kampf. "Mama, ich will nicht den Fuß in das Haus der Sünde setzen, ich gehe nicht hin, wo geflucht wird." Aber schließlich musste er doch nachgeben.

 

Eines Tages machte er bei drückender Hitze mit einem älteren Freund einen Spaziergang. Es war Herbst, die Trauben waren bereits reif. Da die beiden Jungen großen Durst hatten, schnitt sein Freund zwei Trauben ab und gab eine davon Ludwig, der damit seinen Durst stillte. Daheim angekommen, hatte er Gewissensbisse: "Mama, ich habe eine Traube gestohlen, wieviel ist sie wert? - Ich will gleich gehen und meinen Fehler wieder gutmachen." Man bemühte sich, ihn zu beruhigen. Er ging sobald als möglich zur heiligen Beicht, entnahm der Sparbüchse einige Sous und warf sie in den Opferstock der Armen. 

 

Um in die Schule zu kommen, mussten die Geschwister durch einen dunklen Wald gehen. Margaret fürchtete sich und wäre lieber auf der breiten Straße gegangen, die den Wald umsäumte. Die Mutter aber hatte es verboten, sie wollte nicht den Verkehr mit den anderen Kindern des Ortes, weil sie fürchtete, ihre Kinder könnten sich leicht Unarten angewöhnen. "Heute Abend, wenn ihr schnell zurückkommt", sagte sie eines Tages zu den Kindern, "werde ich euch ein gutes Vesperbrot richten." Die Kinder gehorchten dieses Mal nicht und liefen, so schnell sie konnten, auf der breiten Straße. "Mama, du siehst, wir sind schon da, wir sind direkt durch den Wald gekommen." Sie erhielten nun den versprochenen Lohn. Ludwig konnte jedoch seinen Fehler nicht auf die Dauer verbergen. "Mama, Mama, wir haben gelogen", bekannte er schließlich. "Wir haben den großen Umweg gemacht und uns recht beeilt, damit wir rasch ankommen. Verzeih, Mama, wir werden nie mehr lügen."

 

Eines Tages hob er im Schulhof eine Bohnenschote auf, die halb zertreten war. Er wollte sie in seinem Garten anpflanzen. Daheim fragte er ganz ängstlich seine Mutter, ob das Aufheben eine Sünde war. Die gute Mutter verscheuchte mit einigen Worten seine Unruhe.

 

In der Schule war Ludwig einer der besten Schüler. Sein klarer Verstand erfasste sofort die Aufgabe, die ihm gestellt wurde, und sein Eifer brachte eine schnelle Lösung. Auch sein Gedächtnis war treu und dauerhaft. So war es selbstverständlich, dass er nach etwa zwanzig Monaten des Schulbesuches der Erste in der Schule war. Das war ein Triumph für ihn. Er stürmte in das Zimmer und rief überselig: "Mama, Erster! - Erster! - Ich bin der Erste!" - Dann erwachte sein frommer Sinn und er fügte bei: "Ja, ich bin der Erste! - Aber ich weiß, dass ich kein Recht habe, hochmütig zu sein, Wenn ich etwas mehr Verstand wie die anderen habe, so hat mir den der liebe Gott gegeben."

 

Ludwig liebte seine Mutter zärtlich, nichtsdestoweniger war er nicht immer untadelhaft, und das ist leicht begreiflich. Ludwig war ein lebhafter, lustiger Junge, der mit Zähigkeit an seinem Willen festhielt. Er hatte öfter Streit mit Margaret, wenn auch nur wegen der Henne und einiger Küchlein. Die Mutter verbot den Kindern, zur Schleuse zu gehen, und Ludwig war in diesem Punkt öfters unfolgsam. Er benahm sich zuweilen übermütig - lauter Fehler, die in seinen Anlagen begründet waren und die er aufrichtig zu bessern suchte.

 

6. Ludwig in der Kirche

 

Wenn Ludwig in der Kirche betete, glich er mit seiner Andacht einem Engel. Schon auf dem Weg zur Kirche war er sittsam und bescheiden, er mahnte auch seine Kameraden, ruhig zu gehen. "Die Kirche ist das Haus Gottes", sagte er. "Wenn wir zum Präsidenten der Republik geladen wären, wie würden wir da fein und anständig auftreten. Also darf man auch auf dem Weg zur Kirche nicht wie ein Ziegenbock hüpfen." Sein innigster Herzenswunsch war, Chorsänger und Ministrant zu werden. Er war überglücklich, als er sein Ziel erreicht hatte. Während der Erhebung des Heiligsten Sakramentes, schaute er die heilige Hostie andächtig an. Die Mutter bemerkte das, hielt es für eine Nachlässigkeit und stellte Ludwig zur Rede. "Aber, Mama", erwiderte er, "ich liebe es, die heilige Hostie anzuschauen. Weißt du, ich sehe sie oft mit einem hellen Lichtkranz umgeben. Glaubst du, Mama, dass der liebe Gott ungehalten ist, wenn ich mich weniger neige, um besser die heilige Hostie anschauen zu können?" Die Mutter blieb ungläubig, aber Ludwig beteuerte: "Mama, es ist wahr, du weißt, dass ich nicht lüge, ich sehe oft die heilige Hostie mit einem Lichtkranz umgeben."

 

7. Krankheit und Erstkommunion

 

Im Jahr 1911 war Ludwig sieben Jahre alt und sehnte sich sehr nach der ersten heiligen Kommunion. Da kam eine große Prüfung, Ludwig wurde schwer krank, eine Gehirnentzündung brachte ihn an den Rand des Grabes. Während dieser Krankheit zeigte sich wieder seine Liebe zu Maria. Er wies alle Heilmittel mit den Worten zurück: "Das alles nützt nichts, nur Lourdeswasser wird mir helfen. Lass mich einen Schluck Lourdeswasser nehmen, dann wird mir besser." Tatsächlich schritt die Besserung rasch fort, aber die Erstkommunion wurde trotzdem immer wieder verschoben, erst der 22. Dezember 1912 brachte das heißersehnte Glück. Von da an blieb die heilige Kommunion der Mittelpunkt seines Lebens. Jeden Sonn- und Feiertag wie auch am ersten Monatsfreitag ging er zum Tisch des Herrn. Je öfter er ging, desto größer wurde sein Eifer, seine Sehnsucht, seine Liebe.

 

8. Er hat Freude und will Freude machen

 

Ludwig trug in seiner Seele eine stets klingende Freude, daher seine Lust zum Gesang, seine beständige Munterkeit und sein eifriges Spiel. Er liebte die Vögel und auch die übrigen Tiere wegen ihrer Freudigkeit, er liebte die schöne Natur, weil alles in ihr Freude und Heiterkeit atmete. Man konnte die Herzensfreude Ludwigs aus seinen Augen lesen, sie tat sich in allen seinen Bewegungen kund. Wenn er zu singen anfing, mussten alle mitsingen, sie mochten wollen oder nicht. Er konnte in dieser Beziehung sehr zudringlich werden. Sein Leben war ein fortwährender Gesang. Wie er als kleines Kind mit den Vöglein um die Wette gesungen, so sang er noch kurz vor seinem Tod.

 

Wie Ludwig selbst die Freude liebte, so machte er auch gern andern eine Freude, besonders den alten und kranken Leuten. Er verschenkte Obst, das er geschenkt bekommen oder im Wald gepflückt hatte. Er sparte jeden Sou, um seinen Angehörigen zu Neujahr eine Freude bereiten zu können. 

 

9. Krankheit und Tod

 

Bis zum September 1913 hatte Ludwig trotz seiner schwachen Gesundheit tapfer durchgehalten. Aber plötzlich versagten die Kräfte, er wurde schwächer und immer schwächer, so dass ihn der Arzt zwang, im Bett zu bleiben. Nun konnte er nicht mehr des lieben Gottes Sänger in der Kirche sein - konnte nicht mehr ministrieren! - Welch ein Opfer! - Es kostete wohl Kampf, aber Ludwig blieb ergeben. Der kleine Heilige ging seiner Vollendung entgegen, er verstand trotz seiner großen Jugend, dass die vollkommene Erfüllung des göttlichen Willens die Krone aller Tugenden ist. "Ich tue alles, was der liebe Gott will", sagte er zu seiner Mutter. "Bin ich nicht in seinen Händen? - Nichts kann geschehen ohne seine Zustimmung. Er ist unser Herr und Vater, sein Wille geschehe!"

 

In der Einsamkeit des Krankenzimmers dachte Ludwig wieder an seine früheren Fehler, hoffte aber ganz sicher, dass Gott ihm verziehen habe oder doch verzeihen werde. "Mama, ich habe nie eine Todsünde begangen, aber ich habe dir öfter nicht gehorcht, ich war zu lebhaft und habe Margaret geneckt - ich habe ein- oder zweimal meine Kameraden mit den Füßen gestoßen und mit Fäusten geschlagen. Hierfür werde ich Verzeihung erhalten, denn immer habe ich es gebeichtet und bereut. Jetzt büße ich für meine Sünden, weil ich so viel leide."

 

"Mein Kind", sagte die Mutter, "du opferst dem lieben Gott mit deinen körperlichen Leiden auch die Betrübnisse deiner Seele."

 

"O ja, ich opfere sie in Vereinigung mit dem Leiden Jesu für die ganze Menschheit."

 

Wenn der Kranke so schwach war, dass er nicht mehr beten konnte, dann sagte er: "Ich kann nicht mehr beten, liebe Mama, aber ich opfere mein Leiden dem lieben Gott zur Abbüßung meiner Sünden auf."

 

Die letzte Kommunion Ludwigs war die eines Engels. Sein Gesicht, so abgemagert und blass, war verklärt, die Augen glänzten und der Mund lächelte. Er hielt eine lange Zwiesprache mit dem Heiland, dann rief er seine Mutter: "Mama, als mir der Priester die heilige Kommunion reichte, sah ich eine schöne weiße Taube, sie war beinahe durchsichtig. Wenn du doch dieselbe auch gesehen hättest! - Sie war so schön!"

 

Anfangs Februar 1914 war es sehr kalt, die Leiden Ludwigs wurden immer ärger. Die Mutter ging nicht mehr vom Krankenbett weg, sie musste ihn lagern und stützen, er konnte sich vor Schwäche kaum rühren. "Wie gut bist du zu mir, Mama", sprach er mit schwacher Stimme, "wie dankbar bin ich dir!" Der 4. Februar war sein letzter, aber auch sein schwerster Lebenstag. Der Pfarrer besuchte ihn: "Liebes Kind, wenn du im Himmel bist, dann betest du auch für deinen alten Pfarrer, nicht wahr?"

 

"O ja, Herr Pfarrer, ich verspreche es."

 

"Du bittest auch den lieben Gott, dass er meine Pfarrkinder segne?"

 

"Wenn mich der liebe Gott in das Paradies aufnimmt, vergesse ich die Pfarrkinder gewiss nicht. Ich verspreche es, Herr Pfarrer."

 

Indessen

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Des Heilands Tabernakelkind

 

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Des Heilands kleiner Briefträger

 

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Des Heilands kleiner Musikant

 

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Des Heilands Maiglöckchen

 

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Die kleine Opferseele Jesu

 

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Die Wiesenblume Christi

 

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Des Heilands Heidenröslein

 

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Das Schneeglöckchen Jesu

 

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Des Heilands Lilienseele

 

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Des kleinen Jesus Brüderlein

 

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Des Heilands Lichtlein

 

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Das geduldige Lämmchen Gottes

 

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Des Heilands kleinster Apostel

 

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Des Heilands junger Missionar

 

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Ein frisches Edelweiß aus den Tiroler Bergen

 

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