Heilige des Tages

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.
Matthias Hergert
30. April
Der heilige Papst Pius V., Papst von Rom,
+ 1.5.1572 - Fest: 30. April
Es geschieht zwar nicht alle Tage, dass einer vom Hütejungen zum Hirten der Völker aufsteigt, aber bei dem heiligen Pius V. war es der Fall.
Als Kind führte der spätere Papst den Namen Anton. Die Eltern waren arm und nicht in der Lage, den Sohn, der gern Priester werden wollte, studieren zu lassen. Anton musste vielmehr das Vieh hüten, und er tat es gern, denn diese Beschäftigung ließ ihm Zeit und Muße genug zum Beten. Fest und kernig betete er, und aller Gebete letztes Ziel blieb immer wieder der gleiche Flehruf, dass er doch Priester werden dürfe, bis er endlich Erhörung fand. Ein vermögender Nachbar erklärte sich bereit, die Studienkosten zu übernehmen. An dem Tag, da dies geschah, schwamm Anton im Glück.
Anton durfte also studieren, und da stellte es sich heraus, dass er einer war, der spielend lernte. Fleißig war er auch, und so konnte es nicht ausbleiben, dass er schnell vorankam. Unter dem Ordensnamen Michael trat Anton später bei den Dominikanern ein. Nach der Priesterweihe betätigte er sich zunächst erfolgreich als Hochschullehrer und Prediger, und dann stieg er schnell und steil auf der Leiter der kirchlichen Würden empor. Man ernannte ihn zum Ordensoberen. Mit fünfzig Jahren wurde er Bischof, bald darauf Kardinal, und einige Jahre später trug er die dreifache Papstkrone. Aus dem Hütejungen war der Hirt der Völker geworden.
Mit Pius V. bestieg ein tüchtiger Mann den päpstlichen Thron. Nur sechs Jahre regierte er die Kirche Gottes, aber die kurze Zeitspanne genügte ihm, um zum Wohl der Christenheit Großes zu wagen und zu vollbringen, und von all dem Guten, das er wirkte, hebt das Gebet der Kirche zwei Dinge besonders hervor.
Da heißt es zunächst, dass er die Feinde der Kirche vernichtete. Es herrschten damals für die Katholiken trübe und trostlose Zeiten. Deutschland war zum größten Teil protestantisch geworden. In Holland hausten die Bilderstürmer, Frankreich erbebte bis auf den Grund unter dem Ansturm der Kalvinisten. Die Könige von Schweden, Norwegen und Dänemark zwangen ihren Untertanen mit List und Gewalt den lutherischen Glauben auf. In England durfte sich unter Todesstrafe kein katholischer Priester sehen lassen, und von Osten her rückten die siegreichen Türken immer näher und gefahrvoller gegen das christliche Abendland heran. Wieder einmal schien die Kirche dem sicheren Untergang geweiht.
Damals war Pius V. der Mann der Vorsehung, ein Streiter Christi ohne Furcht und Tadel, der überall, wo es notwendig war, mutig zupackte und mit starker Hand durchgriff, und man darf wohl sagen, dass er allein ganz Europa vor den Türken gerettet hat, die in der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 so blutig aufs Haupt geschlagen wurden, dass sie von jener Zeit an für das Abendland keine Gefahr mehr bildeten. Damit hat der ehemalige Hütejunge eine europäische Großtat vollbracht, und es war die Tat nicht nur ein Erfolg der Waffen, sondern mehr noch ein Erfolg des Gebetes. Pius V. ist lebenslang ein großer Beter geblieben, und der türkische Sultan Soliman soll gesagt haben, die Truppen und Waffen der Christen bereiteten ihm wenig Sorge, wohl aber fürchtete er den betenden Papst zu Rom.
Des weiteren erwähnt das Kirchengebet von Pius V., dass er den göttlichen Dienst erneuerte. Wenn man wissen will, was die Worte bedeuten, so muss man sich die Geschichte der heiligen Messe ansehen, wie sie beschrieben ist. Dort wird erzählt, dass Papst Pius V. es war, der dem Messbuch die endgültige und mancherorts heute noch praktizierte Form gegeben hat. Es dürfte sich reichlich lohnen, die großartige Einführung zur heiligen Messe einmal gründlich zu lesen. Man erhält dadurch vielmehr Verstand von den hohen und erhabenen Vorgängen, die sich bei der heiligen Messe abspielen.
Der heilige Josef Benedikt Cottolengo,
Priester und Ordensstifter von Turin,
+ 30.4.1842 - Fest: 30. April
Man kann die ganze Geschichte vom Anfang bis zum Ende durchblättern, einen Mann von Cottolengos Art findet man nicht ein zweites Mal. Er starb am 30. April 1842 und wurde von der Kirche 1934 heiliggesprochen.
Bis zum Alter von zweiundvierzig Jahren verlief Cottolengos Leben durchaus normal. Er besuchte die Schulen, empfing die heilige Priesterweihe, war Kaplan und so weiter, bis der eifrige Priester eines Tages auf den Gedanken kam, in der norditalienischen Arbeitergroßstadt Turin ein Krankenhaus für die Allerärmsten zu gründen, für die sonst niemand sorgte. Geld hatte Cottolengo zwar nicht, dafür besaß er ein umso größeres Gottvertrauen.
Ein halbzerfallenes Gebäude, das der Stifter das „Kleine Haus der Vorsehung“ nannte, wurde gemietet. Jemand schenkte vier Betten. Ein Arzt und ein Apotheker stellten kostenlos ihre Dienste zur Verfügung. Eine gute Seele übernahm die Pflege, und fertig war das Krankenhaus, das sich bereits am dritten Tag als zu klein erwies. Cottolengo mietete weitere Räumlichkeiten und konnte nach und nach fünfunddreißig Patienten aufnehmen. Weil aber keiner von den Kranken zahlungsfähig war und auch keinem etwas abverlangt wurde, blieb es nicht aus, dass der Gründer des Spitals in kürzester Zeit bis über die Ohren in Schulden steckte.
Wie eine Befreiung wirkte es darum auf Freund und Feind, als die staatliche Behörde eingriff und das Spital kurzerhand aufhob. Als man bei dieser Gelegenheit den Gründer spöttisch fragte, was er nun zu tun gedenke, antwortete Cottolengo nicht ohne Humor. In seiner Heimat sage man, der Kohl wachse besser, wenn er verpflanzt werde. Darum wolle auch er sein Krankenhaus anderswohin verpflanzen. Es sei doch klar, dass die Unterdrückung der Anstalt nur im Auftrag der Vorsehung erfolgt sei, denn das erste Spital sei gar zu eng gewesen. Weil aber die Zahl der bedürftigen Kranken ständig wachse, müsse das neue Haus, das er gründen werde, viel größer sein. Man werde sehen, und die Vorsehung werde schon sorgen.
So sprach und dachte Cottolengo, und ein halbes Jahr später hatte der unmögliche Mann in einer verrufenen Spelunke bereits wieder ein Krankenhaus eingerichtet. Und als man ihn erneut eindringlich vor dem Schuldenmachen warnte, lächelte er nur und meinte: „Das hier? Das ist erst der Anfang. Ihr werdet sehen, dass das Kleine Haus zu einer großen Stadt wird. Das alles macht die Vorsehung.“
Nein, dieser Cottolengo passte nicht in die Welt und ins Leben hinein.
Vorläufig gedieh das Spital allerdings nicht schlecht. Es ging mit ihm wie mit dem Kohl, wenn er verpflanzt wird. Nach einem Monat erfolgte eine erste Erweiterung des Betriebes, und vier Monate später eine zweite, und das Haus zählte schon hundert Betten. Kurz darauf wurde mit dem Bau eines neuen großen Spitals begonnen. Zeitlich unmittelbar anschließend entstand ein noch geräumigeres Krankenhaus für Frauen. Prunkbauten waren die Häuser keineswegs, aber wo nichts ist, bedeutet auch das Schlichteste einen Fortschritt.
In den folgenden Jahren baute Cottolengo die „Arche Noahs“, wie er die Gründung scherzweise nannte, immer weiter aus. Neben den Krankenpflegeanstalten entstanden Waisenhäuser, Heime für Behinderte, Fallsüchtige und Geisteskranke. In eigenen Schulen wurde Unterricht erteilt, und für alle Handwerke gab es Lehrstellen in eigenen Betrieben. Für die Betreuung der Patientinnen und Patienten, deren Zahl sprunghaft wuchs, gründete Cottolengo nach und nach vierzehn Ordensgemeinschaften. Das alles vollbrachte der außerordentliche Mann in knapp zehn Jahren, und als er starb, meinte er, das alles sei erst ein Anfang. Wenn er nach seinem Tod nichts mehr verpfuschen und verschustern könne, werde sich das „Kleine Haus der Vorsehung“ erst recht zu einem Segen für viele entwickeln.
Mit dieser Ansicht hatte Cottolengo recht behalten, denn was er schuf, hat ihn überdauert. Nur dass man anstatt der siebenhundert Pflegebedürftigen heute viele Hunderttausende zählt. Dabei hatte das gewaltige Caritaswerk nie feste Einkünfte. Es lebt einzig von Gaben und Spenden, die man nach dem Vorbild des Stifters im blinden Vertrauen auf Gottes Vorsehung nicht nur erwartet, sondern auch zur rechten Zeit stets erhält. Papst Pius IX. hat das „Kleine Haus“ zu Turin das „Haus des Wunders“ genannt.
Die selige Pauline von Mallinckrodt,
Stifterin der Genossenschaft der Schwestern der christlichen Liebe,
+ 30.4.1881 – Gedächtnis: 30. April
Die Menschenseele ist eine reiche, vielgestaltige Welt, wenn sie Gottes Geist nachlebt. Man mag sie tagaus, tagein belauschen und beobachten, immer wieder neue Fernen und Tiefen, neue Schönheiten. Aber auch Unbegreiflichkeiten tun sich dem Auge und Ohr auf. Natürliche und übernatürliche Kräfte spielen wunderbar ineinander. Sie bauen und schaffen am Reich Gottes. Eine Spiegelung dieses Gottesreiches ist die Seele. Dort im Großen und hier im Kleinen Tage und Jahre des Kampfes und Friedens, der Niederlage und des Aufstiegs! Wie erbaulich, wie köstlich schön sind die Seelengemälde unserer lieben Gotteskinder, der Frommen und Gerechten. Auch der seligen Caritasjüngerin Pauline von Mallinckrodt. Schau das Suchen und Ringen, das Bangen und Zagen um ihren Beruf. Schau die große Liebe dieser Seele, ihren Herzensfrieden. Schau ihr rastloses Mühen und Arbeiten bis zum Selbstopfer, bis zur Vollendung. Aus Liebe zum Mitmenschen, aus Liebe zu Gott. Schön ist Paulines eigene Seele. Ob der Gnade aber, die ihr gegeben war, die innere Welt der Seele zu kennen, die Gesetzmäßigkeit von Natur und Gnade zu unterscheiden, hat die Vorsehung sie auserwählt, auch andere zu erziehen, zu führen und zu heiligen, Gottes Reich in ihnen zu bauen.
Die Familie Mallinckrodt, die den deutschen Katholiken in schwerer Sturmeszeit einen bewährten Führer gab, Hermann von Mallinckrodt, aus altem Westfalenstamm, war an der Ruhr zwischen Witten und Wetter sesshaft. Die Stadt Dortmund hatte im vorvorigen Jahrhundert mehrere Bürgermeister aus diesem Geschlecht. Der Oberregierungsrat Christian Detmar Mallinckrodt war der Vater Hermanns und Paulines, die ihm am 3. Juni 1817 zu Minden von seiner Gattin Bernhardine von Hartmann, einer fürstbischöflichen Hofratstochter von Paderborn, geboren wurde. Die frohen glücklichen Jugendjahre im Kreis der Geschwister ließen schon liebliche Züge großer Herzensgüte und inniger Frömmigkeit an Pauline hervortreten. Den Eltern war sie mit kindlicher Liebe zugetan. Der Vater, ein edler Charakter und pflichttreuer Beamter, der protestantischen Konfession angehörend, vermochte nicht ganz die anerzogenen Vorurteile gegen die katholische Kirche aufzugeben. Die Mutter, eine an Geist und Herz ausgezeichnete Frau, war wohl gewissenhaft darauf bedacht, die Kinder im katholischen Glauben zu erziehen, aber inmitten des gesellschaftlichen Verkehrs mit fast ausschließlich andersgläubigen Beamtenfamilien fand sie es doch geraten, den konfessionellen Einfluss auf die Erziehung nicht allzu sehr geltend zu machen. Da war es aber erstmals sichtlich die führende Hand Gottes, die der hochbegnadeten Seele die Wege zum hohen Ziel ebnete. Als Pauline acht Jahre alt geworden war, wurde ihr Vater als Regierungsvizepräsident nach Aachen versetzt. Hier kam die Tochter in die blühende Töchterschule von St. Leonhard, an der damals die ausgezeichnete, als Dichterin bekannte Luise Hensel wirkte. Ein so frommer und tiefkatholischer Geist herrschte an dieser Schule, dass aus ihr eine große Zahl kernchristlicher Frauen, viele Klosterfrauen und Ordensoberinnen und sogar drei Stifterinnen von Ordenskongregationen hervorgingen. Neben Pauline von Mallinckrodt werden uns noch Klara Fey und Franziska Schervier beschäftigen. Unter dem Einfluss der edlen Lehrerin entfalteten sich Paulines reiche Geistes- und Herzensanlagen zu vielversprechender Blüte. Die erfahrene Konvertitin und kluge Herzenskennerin stand auch dem liebenswürdigen Kind in seiner mitunter heiklen Stellung zu dem andersgläubigen Vater mit weisem Rat zur Seite und legte ihm eine feste religiöse Grundlage ins Herz. Als dann Pauline zur Vollendung ihrer Ausbildung nach Lüttich in ein konfessionell gemischtes Pensionat geschickt wurde, wo sie sich in Erfüllung ihrer religiösen Pflichten in hohem Maß behindert sah, da war es die treue Freundin Luise Hensel, die auf ihre Bitte von Aachen zu ihr eilte und sie durch ihren Rat vollständig beruhigte. Bei dieser Gelegenheit konnte Luise Hensel aber auch die Demut und kindliche Einfalt Paulines rühmen, die die Beruhigung in allen ihren Skrupeln so wesentlich erleichterte.
Der Zug der Gnade und des eigenen Herzens führte Pauline zu einem stillen, religiöser Betätigung ergebenen Leben. Dem traten nach ihrer Rückkehr aus dem Pensionat die Verpflichtungen eines bewegten gesellschaftlichen Lebens entgegen, das seinen Mittelpunkt im elterlichen Haus, der Amtsstellung des Vaters entsprechend, fand. In kindlicher Ehrfurcht und gehorsamen Sinnes unterzog sie sich den ihr wenig zusagenden Anforderungen, die den Kindern der Welt als Vergnügungen gelten. „Mit Freundlichkeit und Heiterkeit tat sie es.“ „Sie bestrebte sich aber dabei“, wie sie selbst in ihren „Erinnerungen“ schreibt, „des lieben Gottes zu gedenken und mit ihm im Herzen zu reden.“ Neben den äußeren Schwierigkeiten musste die junge Seele auch durch innere Leiden gehen. Große Ängstlichkeit befiel sie wieder; furchtbare Versuchungen gegen den Glauben regten sich. Aber während einer neuntägigen Andacht befreite sie die hilfreiche Gnade Gottes auf wunderbare Weise von der namenlosen Qual der Skrupulosität, die sozusagen auf einmal verschwand. Nach diesen quälenden Kämpfen erfüllte der Herr in seiner Güte ihre Seele mit so klarem, sicherem Licht über die Glaubenswahrheiten, dass sie eher ihren eigenen Augen als diesem Licht misstraut haben würde.
Mit siebzehn Jahren verlor Pauline ihre Mutter. In ihrem jugendlichen Alter sah sie sich nun vor die Doppelaufgabe gestellt, dem Hauswesen und der gesellschaftlichen Repräsentation zur möglichsten Zufriedenheit des Vaters vorzustehen und zugleich die Erziehung ihrer drei Geschwister, die von sehr lebhafter Natur waren, zu leiten. Mit diesen blieb sie denn auch bis zum Tod in innigster Geschwisterliebe verbunden. Die treue Erfüllung der häuslichen Pflichten war ihr nicht Hindernis, vielmehr Antrieb, auch in ihrem inneren Leben mit gleicher Treue nach Vollkommenheit zu streben. Großen Trost und Hilfe fand sie im Gebet und in der Übung christlicher Wohltätigkeit. Die tägliche heilige Kommunion war die Sehnsucht ihres Herzens, die Kraft ihres Lebens. Keine Beschwerde vermochte sie von diesem Gnadenquell abzuhalten. Winter wie Sommer besuchte sie die ersten Messen um fünf Uhr, kniete dabei stundenlang in einem Eckchen auf dem Boden nahe der Kommunionbank, ganz in Gott vertieft. Bis die Familienangehörigen ihrer bedurften, war sie längst wieder zur Stelle und waltete mit kindlichem Gemüt und heiterem Sinn ihrer Tagespflichten. Einfach und liebenswürdig gegen jeden, flößte sie besonders den Armen und Leidenden Vertrauen ein. Manch armes Kind hielt Pauline das kranke Köpfchen hin, damit sie es mit ihrer gütigen Hand reinige und heile.
So hatte Pauline Mallinckrodt, dem äußeren Menschen nach, im achtzehnten Lebensjahr bereits die Reife erlangt, aber noch fehlte ihrem geistlichen Leben das Sakrament der Mündigkeit und Vollendung. Im August 1835 nun empfing sie die heilige Firmung, zu einer Zeit, die ihr eben Gelegenheit gab, die Kraftfülle der Beistandsgnade des Heiligen Geistes fühlbar zu erproben. Ein sanfter Ton der Sehnsucht, sich ganz dem lieben Gott zu weihen, strebte ja wohl im Spiel der Seele zur Oberstimme emporzusteigen. Aber kräftige Untertöne, die eine reine Lebensharmonie nicht stören, vielleicht geben könnten, mischten sich seitens der Welt ein. Unter anderem sollte sich Pauline zu einer ehelichen Verbindung mit einem hochachtenswerten, aber andersgläubigen Mann entschließen. Mit kindlicher Innigkeit, die unbewusst groß geworden war, hing sie an ihm. Der Kampf, in dem so viele Schwache erliegen, wogte nun auch in Paulines Seele hin und her. Wofür Verstand und Glaube sich entschieden, dem widersprachen Herz und Gefühl. Nun war sie ausgerüstet mit der „Waffenrüstung Gottes“, bewährt mit dem Heiligen Geist zum „Kriegsdienst Christi“ durch das Zeitsakrament der Firmung und Gott gab ihr die Kraft, wie sie in einem späteren Brief an Luise Hensel bekennt, „etwa acht Tage nachher, dem Freund Lebewohl zu sagen“. Nach solchem Sturm und großherzigem Opfer kam eine ungeahnte Ruhe, ein süßer Friede über sie. Jetzt schien ihr zugleich jegliche Fessel gelöst, die sie noch an die übrige Welt gekettet hielt. Ein neues Leben ging ihr auf, ein höheres, wie sie schreibt; sie wollte keinen Tausch mehr gegen das frühere eingehen. Für die Außenwelt blieb sie ferner rege und lebendig; aber unbekümmert um sich selbst, konnte sie nun mit innigster Herzensfreude ihre tätige Liebe den Armen, den Gliedern Christi, zuwenden. „Ein unendliches Verlangen wurde in ihr rege, Barmherzige Schwester zu werden.“
Der Keim des Berufes war gelegt. Durch entschlossenes, opferwilliges Eingehen auf den Ruf Gottes hat die treue Dienerin des Herrn ihn sicher geborgen. Die Reife forderte wohl noch Mühe und Sorgen, aber dem „Ackerfeld Gottes“ (1. Kor 3,9) gebricht es ja auch nicht am befruchtendem Tau. Vorerst drängte die Kindespflicht. Die treusorgende Tochter erleichterte dem Vater das Los der Vereinsamung, als er aus dem Staatsdienst schied und in dem weltfern gelegenen Gut Böddeken, einem ehemaligen Kloster, Aufenthalt nahm. Freilich fehlte der Einsamkeit der echte Mittelpunkt, der eucharistische Heiland. Pauline durfte ihn aber täglich in der Morgenfrühe in dem eine halbe Stunde entfernten Wewelsburg aufsuchen und sich ihm vereinen. Sie konnte dabei auch noch den Armen des Dorfes Pflegerin und Arzt ersetzen. Regen Eifer entfaltete sie im wohltuenderen Winteraufenthalt zu Paderborn, wo sie in dem von Pater Heinrich Goßler gegründeten Frauenverein zur Pflege armer Kranker ein weites Feld caritativer Betätigung fand. Die Schriften jenes bekannten Franziskaners, eines Konvertiten, hatten schon früh nicht geringen Eindruck auf Paulines offenes Herz gemacht. Es wurde ihr vom Verein die Verwaltung einer vom Verein geführten Kleinkinderbewahranstalt übertragen. Auf Anregung des Kreisarztes Dr. Schmidt, der ihr die Sorge für die „doppelt armen“, blinden Kinder dringend ans Herz legte, wurden noch einige blinde Kinder zur Erziehung und Ausbildung aufgenommen, nachdem hierzu vom Bischof von Paderborn das ehemalige Kapuzinerkloster zur unentgeltlichen Benützung war überwiesen worden, 1841. Diese Einrichtung kam bald allen armen Kindern der Stadt zugute. Die Kosten bestritt Pauline aus eigenen Mitteln; in den Unterricht der Blinden teilte sie sich vorläufig mit ihren Freunden. Das war der winzige Keim, aus dem sich nicht nur die große Provinzialblindenanstalt, sondern auch die ganze Kongregation der Schwestern der Liebe entwickelte. Lichtvoll tut sich darin wiederum dem sehenden Auge die ruhige, sichere Führung der Vorsehung, aber auch der demütigen Jüngerin treuwillige Gefolgschaft kund.
An die Gründung einer eigenen Genossenschaft dachte Pauline nicht im Entferntesten. Verschiedene Pläne caritativer Art wurden ihr angetragen und zerschlugen sich wieder. Im Jahr 1842 machte sie zum ersten Mal die Exerzitien in einem Waisenhaus ganz allein, aber doch unter einem erfahrenen Meister. Wie strömte sie über vor Dank für diese Wohltat. „Mein ganzes Dasein“, äußerte sie, „erblicke ich in einem neuen Licht. Ich fühlte, dass ich ein neues, besseres Leben beginnen musste. Die Seele findet sich am Schluss solcher Zurückgezogenheit wie ganz über sich selbst erhoben . . .“ Sie sieht alles mit ganz anderen Augen, gleichsam im Licht der Ewigkeit an. Sie findet sich der Welt gegenüber im Vergleich mit sonst so leicht, stark, entfesselt, ruhig und klar in allen Angelegenheiten, dass sie jetzt kaum ihre frühere Befangenheit und Torheit begreifen könne. Paulines Geist klärt sich, wird stärker, weitsichtiger. Noch im selben Jahr trifft sie ein schweres Leid. Der geliebte Vater stirbt, bis zuletzt mit größter Sorgfalt und Liebe von Pauline und den übrigen Geschwistern gepflegt. In echter Kindesliebe und freudiger Ergebung hat sie ihm manches Opfer gebracht und ihre eigenen Herzenswünsche der Erfüllung der Kindespflicht untergeordnet. Auf einer dreimonatigen Reise, die sie im Sommer 1843 mit ihren jüngeren Geschwistern Hermann und Berta zum Besuch der Hauptstädte von Deutschland, Österreich, Tirol, Oberitalien und der Schweiz, über den Rhein zurück, unternahm, besuchte sie eine Menge von Wohltätigkeitsanstalten: Waisenhäuser, Blindenanstalten, Hospitäler, Verwahrschulen, Irrenanstalten und sammelte dabei viele Kenntnisse und Erfahrungen. Größte Ausbeute bot München. Hier wurde das Mutterhaus der Schulschwestern, der Schwestern vom guten Hirten und vor allem das herrliche Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern einer mehrtägigen Besichtigung unterworfen. Ihr Vorhaben stand fest, bei den „Barmherzigen“ einzutreten. Aber wieder traten Hindernisse hervor. Abermals erhob sich ein schwerer innerer Kampf, unter dem die edle Jungfrau furchtbar litt. Auf erholten Rat des Dechanten und späteren Bischofs Kellermann in Münster wartete Pauline weiter geduldig zu. Ihr einziger Trost in dieser schweren Zeit, vom Übernatürlichen der täglichen heiligen Kommunion abgesehen, war der Verkehr mit ihren „lieben armen und blinden Kindern“. Sie nahm Wohnung unter dem gleichen Dach mit ihnen. Als dann behördlicherseits zur Begründung einer Provinzialblindenanstalt auf Paulinen Mallinckrodts seitherige Erfahrung und erfolgreiche Beschäftigung mit dieser Sache das Augenmerk fiel, fühlte sie sich verpflichtet, ihre Person nun endgültig diesem mildtätigen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Es galt nun für die Leitung der neuen Anstalt eine klösterliche Genossenschaft zu finden, der sie selber beitreten könnte. So reiste sie zunächst nach Aachen zu ihrer Jugendfreundin, Mutter Klara Fey, dann nach Conflans bei Paris, dem Mutterhaus der Damen vom heiligsten Herzen, deren Stifterin und Generaloberin, Mutter Sophie Barat, eben dort weilte. Den Verkehr mit dieser heiligen und sehr klugen Frau – sie wurde 1925 heiliggesprochen – rechnete Pauline zu den großen Gnaden, die der Herr ihr im Leben erzeigt habe. Vieles diente er zur höchsten Erbauung und Belehrung, was ihr „ohne diese Fügung Gottes ganz fremd geblieben wäre“. Doch konnte sie nirgends klösterliche Kräfte für ihre Blindenanstalt erhalten. In ihrer Bedrängnis holte sie auf ihrer Rückreise in Köln den Rat ihres früheren Religionslehrers, der sie auf die erste heilige Kommunion vorbereitet hatte, des dortigen Weihbischofs Clässen, ein. Nach mehrtägiger Beratung und eifrigem Gebet gab der erleuchtete Geistesmann die Entscheidung: er sei zur ganz entschiedenen Überzeugung gelangt, dass es am besten und Gottes Wille sei, sie bleibe bei dem Werk, das Gott bis jetzt unter ihrer Hand gesegnet habe. Im Einvernehmen mit ihrem Diözesanbischof solle sie und die Gefährtinnen, die sich ihr anschließen würden, den armen Blinden ihre Zeit und Kräfte widmen und zu dem Ende sich die Genehmigung und den Segen der Kirche zur Errichtung einer klösterlichen Kongregation erholen.
Für Pauline war dieser völlig unerwartet. Indes, wie sie gewohnt war, in derartigen Ratschlägen Gottes Willen zu sehen, „war sie bereit und fühlte selbst im Innersten der Seele, dass es so richtig, gut und gottgefällig sei“. Einmal entschlossen, spürte sie auch die Kraft in sich, das Werk mit Gottes Gnade, gegenüber allen vorkommenden Schwierigkeiten, durchzuführen. So schritt Pauline nach Beratung mit Bischof Franz Drepper zu Paderborn, mit ihrem Pfarrer und Beichtvater am 21. August 1849 zur Gründung der Genossenschaft der „Schwestern der christlichen Liebe“. Der hochwürdigste Bischof selbst reichte vier Schwestern das geweihte klösterliche Kleid, ernannte Pauline von Mallinckrodt zur Oberin der Kongregation und händigte ihr die von ihm bestätigten Regeln ein. Am Ziel ihrer langjährigen Bestrebungen hätte sie „aus vollem Herzen in das Magnifikat der seligsten Jungfrau einstimmen mögen“ und pries den „Tag selig, an welchem sie sich Jesu, dem Geliebten ihres Herzens, zum Opfer darbringen konnte, den köstlichen Brauttag, voll himmlischer Ruhe, den Vorgeschmack des ewigen Friedens“. Ein Jahr darauf legte sie die zeitlichen Gelübde ab, bis sie sich 1866 unwiderruflich Gott durch die ewigen verbinden konnte.
Eine weitere Herzensangelegenheit war es nämlich der gottseligen Stifterin, für ihre Genossenschaft die Genehmigung und den Segen des Heiligen Vaters zu erlangen. Bischof Dr. Konrad Martin, der gleich nach seiner Inthronisation im Jahr 1856 mit großer Hirtenliebe der aufblühenden Genossenschaft sich annahm, war mit Rat und Tat behilflich, so dass schon am 13. April 1859 die päpstliche Belobigung der Genossenschaft, 1863 ihre Approbation und 1867 die Approbation der Konstitutionen vorläufig erfolgte. Im Jahr 1888 wurden diese endgültig bestätigt. Unter Gottes Huld und Segen, der Leitung Mutter Paulines, dem Wohlwollen der geistlichen und staatlichen Behörden wuchs die Genossenschaft rasch heran. Mit Übernahme von Schulen aller Art entstanden Niederlassungen in Westfalen, Sachsen und am Rhein bis nach Sigmaringen und Konstanz hinauf.
Über zwanzig Häuser waren so in Deutschland gegründet worden, da brach der unselige Sturm der siebziger Jahre diese hoffnungsvollen Zweige am Baum katholischen Lebens – für das apostolische Herz der Mutter Pauline ein schwerer Schlag. Allein ihr starkes Gottvertrauen, ihre glühende Liebe und tiefe Demut trieben in der größten Not nur kräftigere Wurzeln. Außerhalb des deutschen Vaterlandes eröffnete sie neue Unterrichts- und Erziehungsanstalten in Mühlhausen und Weltrus in Böhmen, in Gutenberg in Liechtenstein, in Mont St. Guibert und Alsemberg in Belgien. Im Sommer 1873 sehen wir sie bereits in Nordamerika neue Arbeitsfelder suchen. Ihre Erwartungen wurden übertroffen. Viele Pfarrschulen erbaten sich Schwestern, wie vorher schon Südamerika nach solchen gerufen hatte. Der Heilige Stuhl genehmigte die Errichtung zweier neuer Provinzen in Nord- und Südamerika. Aus ihrem eigenen Mutterhaus vertrieben, siedelte Mutter Pauline 1877 nach Mont St. Guibert über, wo sie auch für Bischof Dr. Konrad Martin, dem größten Wohltäter und segenspendenden Förderer ihrer Genossenschaft, ein ruhiges Asyl als „Hausgeistlichen“ bereitete, als auch er den Kulturkampfgesetzen hatte weichen müssen. Ihrer Tatkraft verdankt es die Paderborner Diözese, dass die Leiche des geliebten Bekennerbischofs am 25. Juli 1879 im hohen Dom zu Paderborn ihre Ruhestätte fand.
In Vorahnung ihres nahen Todes besuchte Mutter Pauline 1879 und 1880 noch alle Häuser in Süd- und Nordamerika und dann die wenigen in Europa noch bestehenden Niederlassungen. Um auf die Reise zur „himmlischen Filiale“, von der sie so gerne redete, in aller Stille sich vorzubereiten, wagte sie es, ins Mutterhaus, wo nur kranken Schwestern der Aufenthalt noch gestattet war, sich zurückzuziehen. Hier befiel sie Ende April 1881 eine heftige Lungenentzündung, die ihre Kräfte rasch aufzehrte. Am Morgen des Festes der heiligen Katharina von Siena beschloss sie unter den Gebeten der Schwestern ihr verdienstvolles Leben durch einen seligen Tod. Die Beisetzung der Leiche der Dienerin Gottes erfolgte am 4. Mai 1881 unter großer Beteiligung in der St.-Konradus-Kapelle auf dem Friedhof der Schwestern.
So das äußere Leben der gottseligen Mutter Pauline. Weltfreudig und händeregend stand sie als Jungfrau mildherzig in den Hütten der armen und unter den lieben blinden Kinderchen, wie im Haushalt des Vaters. Schaffend und entschlossenen Mutes aufbauend, schaltete sie als weit- und umsichtige Generaloberin über eine zwei Erdteile umfassende Genossenschaft. In ihrem geistlichen Leben aber war ihr Streben mit gleicher Entschiedenheit nur auf das Höchste gerichtet. Sich nur eben noch mit einem Schemelchen ganz unten im Himmel zu begnügen, erklärte sie als „Trägheit und ganz falsche Bescheidenheit, die Gott nicht gefalle“. „Es ist für uns überaus nützlich,“ sagt sie, „wenn wir unsere (guten) Begierden nicht in enge Grenzen einschränken. Wir müssen im Gegenteil glauben, dass wir mit der Zeit, wenn wir nur uns auf Gott stützen und mit Hilfe seiner Gnade standhaft uns anstrengen, die Vollkommenheit erreichen werden, zu der eine so große Anzahl von Heiligen gelangt ist. Auch sie würden niemals eine solche Höhe erstiegen haben, hätten sie nicht hohe Begierden in ihrer Seele getragen und sie nach und nach zur Ausführung gebracht. Gott verlangt und liebt mutige Seelen, wofern sie nur demütig sind und in keinerlei Weise auf sich selbst vertrauen.“
Zu diesen Seelen gehörte Pauline. Darum suchte sie immer mehr zu innigster Gottvereinigung zu gelangen, zum erhabensten Ziel und zugleich auch zum einzig dauernden Glück des Menschen. Im Sakrament der Liebe suchte und fand sie diese glückfördernde Vereinigung. Da war der Segensquell für die eigene innere Heiligung, da die Kraftquelle für ein so opfermutiges, erfolgreiches Wirken für die Mitmenschen. „Das heiligste Sakrament ist mein Leben, meine Seligkeit.“ „Sorgen Sie ja alle recht sehr für Ihr inneres Leben . . ., für eine recht warme und sorgfältige Verehrung des heiligen Sakramentes. Die ganze Welt kann Ihnen nicht schaden, wenn Sie Gott zum Freund haben.“ So lehrte die Gottselige, so handelte sie. Wie strömte sie über von Freude und Seligkeit, wenn der göttliche Heiland wieder in einer Neugründung seine sakramentale Wohnung aufschlug! Sie war „bereit, Häuser und Häuser mit der größten Anstrengung zu bauen, wenn solch ein Gast, Jesus im heiligsten Sakrament, sich würdigte, darin einzukehren.“ Aus diesem Gnadenbrunnen schöpfte sie ihre glühende Gottes- und Nächstenliebe, ihre tiefe Frömmigkeit, ihren steten Wandel in Gottes Gegenwart, ihre kindliche Demut, ihr freudiges, unerschütterliches Gottvertrauen, ihre wahrhaft mütterliche Liebe und Güte, aber auch energische Strenge in Leitung ihrer Schwestern, ihre unüberwindliche Geduld in Schwierigkeiten und Kämpfen, ihren bewunderungswürdigen Starkmut bei den außerordentlichen Prüfungen, die sie zu bestehen hatte, ihre volle Gottergebenheit in allen Lagen des Lebens bis zum letzten Atemzug.
Das Äußere der gottseligen Ordensfrau machte einen überwältigenden Eindruck. Einerseits flößte ihr Erscheinen tiefste Ehrfurcht ein, andererseits zog die Lieblichkeit ihres Wesens unwiderstehlich an. Bei ihrer ersten Besuchsreise in Amerika hörte man vielfach, auch von Priestern, sagen, sie mache den Eindruck einer Heiligen, in ihrem Wesen liege etwas Übernatürliches, das die Herzen gewinne. Daher auch ihr Einfluss und – mit Gottes Segen – die eroberungsmächtige Verbreitung ihrer Kongregation. Sie zählt gegenwärtig (1928) über 2000 Schwestern in 117 Häusern in Europa, Nord- und Südamerika. Das Grab der Dienerin Gottes wird von Personen aller Stände mit viel Vertrauen besucht. Pauline wurde am 14. April 1985 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
„Das Erste zuerst! Zuerst unser Seelenheil! Ohne Sorgfalt und Gebet ist es nicht zu erreichen!“ „Nur mutig voran! Von der heiligen Kirche gesegnet, durch den Geliebten (Gott) gestärkt, kann ich alles!“ „Ob uns etwas schwer oder leicht wird, angenehm oder unangenehm ist, darauf kommt es durchaus nicht an; ist es der Wille Gottes, so muss es geschehen und damit Punktum!“ Aussprüche der seligen M. Pauline Mallinckrodt.
Der selige Benedikt von Urbino, Volksmissionar, Kapuziner,
+ 30.4.1625 – Fest: 30. April
Unsere geistliche Mutter, die heilige Kirche, lässt zur Belehrung und Erbauung ihrer Kinder die Heiligen und Seligen bildlich so darstellen, dass man ohne viel Schwierigkeit aus den Darstellungen auch die Haupttugenden dieser christlichen Vorbilder abnehmen kann. Der selige Kapuzinerpriester Benedikt von Urbino wird gewöhnlich abgebildet, kniend vor dem Tabernakel, versunken in Andacht und Anbetung, wie einer der vierundzwanzig Ältesten vor dem Thron des Lammes in der Geheimen Offenbarung des heiligen Johannes.
Man kann einen zweifachen goldenen Tabernakel unterscheiden, dem gegenüber im christlichen Leben sich die eucharistische Andacht in besonderer Weise auswirken soll. Der goldene Tabernakel in der Kirche, worin umgeben von den anbetenden Engelchören das heilige Altarsakrament eingesetzt ist, und der goldene Tabernakel im Menschenherzen, worin geistiger Weise die heilige Eucharistie eingesetzt wird, um den Christen durch getreue Tugendnachfolge Jesu Christi in einen wahren Jünger des göttlichen Heilandes umzuwandeln. Den Weg dazu finden wir vorgezeichnet im Leben unseres Seligen.
Einem alten Adelsgeschlecht der Fürsten von Passionei in Urbino abstammend, ein naher Verwandter der Päpste Innozenz VIII., Alexander VII. und Klemens XI., musste der junge, hochbegabte Edelmann während seiner Jugend- und Studienjahre auf der Universität den ganzen verführerischen Reiz der Welt überwinden. Doch er kannte keinen anderen Weg als den zur Kirche und zur Schule. In dem zügellosen Treiben und Austoben seiner Studiengenossen erschien er als ein Engel von Reinheit und Frömmigkeit. Das ewige Licht vor dem Tabernakel ließ ihm die Scheinfreuden, Scheingüter und Scheinehren dieser Welt in ihrer armseligen Wirklichkeit erscheinen und leuchtete dem jungen Gott- und Glücksucher als Leitstern auf dem Weg der christlichen Vollkommenheit. Die Frömmigkeit ist zu allem nütze, schreibt einmal der Apostel, und sie förderte auch die Studienfortschritte, so dass der junge Student bald mit dem Doktorat der Rechtswissenschaften ausgezeichnet wurde. Auf Wunsch der Verwandten wollte er die Laufbahn der kirchlichen Würden beginnen, allein eine höhere Berufung führte ihn in den armen, demütigen Franziskusorden der Kapuziner. Wohl suchten die weltklugen Anverwandten diesen Schritt zu hintertreiben, doch wie bald mussten sie erkennen, dass sie vielleicht einen Kirchenfürsten verloren hatten, dafür aber einen Seligen gewonnen.
Nach dem Empfang der heiligen Priesterweihe bemühte sich Pater Benedikt nicht bloß im priesterlichen Amt sich ganz dem Dienst des Altares und Tabernakels zu widmen, sondern auch selbst seinem Priesterideal, ein „zweiter Christus“ zu werden, nachzukommen. Der goldene Tabernakel seines Herzens schmückte sich mit allen Ordens- und Priestertugenden. Beständig brannte darin das Ewige Licht und heilige Opferfeuer der erhabensten Gottes- und Nächstenliebe. Mit den heiligen Engeln verband er sich zu fortwährender wirklicher oder doch geistiger Anbetung Jesu Christi im allerheiligsten Altarsakrament. Diese Gebetsweihe verklärte den Seligen mit einem gewissen mystischen Glanz und machte den „Seraph vor dem Tabernakel“ zu „Cherub mit dem Flammenschwert“ auf der Kanzel für Gottes Ehre und der Seelen Rettung. Ununterbrochene, freiwillige Bußwerke für die Bekehrung der Sünder, das eigene gute Beispiel heldenmütiger Tugend krönten den apostolischen Seeleneifer mit reichem Erfolg. Diese priesterliche Vollkommenheit bestimmte auch den heiligen Ordensgeneral Laurentius von Brindisi den Seligen als Gefährten mitzunehmen auf seine apostolischen Missionsreisen nach Böhmen zur Festigung der schwer bedrängten Gläubigen und zur Bekehrung der abtrünnigen Hussiten. Nach drei Jahren schwerer, opfervoller Arbeit in diesem dornigen, verwilderten Weinberg des Herrn wurde Pater Benedikt wieder nah Italien zurückgeschickt, um wichtige Ordensämter zu übernehmen. Wie die Kraftstrahlen eines Magneten, so teilte sich das Gottvertrauen in den größten Nöten, die strenge Observanz und die heilige Freudigkeit des Oberen auch den Seelen der Untergebenen mit. Immer mehr begriffen sie das wundermächtige Losungswort des Seligen: „Wer auf Gott fest hofft und vertraut, kann nicht verloren gehen.“ Er sah in die Zukunft mit prophetischen Blick, er griff mit Wundermacht ein in den Gang der Natur. Endlich, als der Selige seine große Lebensmission der Förderung der Anbetung vor dem goldenen Tabernakel in den Kirchen und der Tugendausstattung der lebenden Tabernakel in den Christenherzen vollendet, durfte er in hohem Alter eingehen zur ewigen Anbetung vor dem Thron des Lammes im Himmel.
Christliche Seele! Auch du bist berufen zum Engelsdienst der Anbetung vor dem Tabernakel in der Kirche. Hast du aber schon einmal empfunden, „was das ewige Licht erzählt“, in der hehren Feier einer Frühmesse, wenn die ersten Goldstrahlen der aufgehenden Sonne das ganze Weltall verklären zu einem gewaltigen Dom für das liebeflammende Sonnenherz Jesu Christi dort auf dem Altar, oder den mystischen Zauber einer einsamen, stillen Anbetungsstunde, wo du wie in visionärer Schau die Anbetungsengel auf und nieder steigen siehst auf der goldenen Himmelsleiter, mit reichen Gnadengeschenken für Dich? Ist sodann der Tabernakel deines Herzens für die oftmalige heilige Kommunion rein und weiß bewahrt im Gnadenkleid, frei von jeder lässlichen Sünde? Ist er vergoldet mit dem Gold der guten Werke und Tugenden, geschmückt mit den Perlen und Edelsteinen der christlichen Opfer? Wie oft wird Jesus Christus dort eingesetzt durch die wirkliche und geistige Kommunion? Einer gottbegnadeten Seele zeigte der göttliche Heiland einmal zwei Gefäße, ein goldenes und ein silbernes; im ersten, erklärte er, bewahre er die wirklichen heiligen Kommunionen auf, im letzteren die geistlichen. Der Gradmesser des eucharistischen Eifers und der Liebe ist der Höhenmesser der christlichen Vollkommenheit. Hat dir das „ewige Licht“ vor dem Tabernakel oft geleuchtet, so wird das ewige Licht dir auch einst leuchten durch die finstere Nacht des Todes in glücklichem Heimgang.
Der heilige Jakob, Diakon und Märtyrer von Lambäsa,
und heiliger Marian, Lektor und Märtyrer von Lambäsa, Numidien,
+ 30.4.259 – Fest: 30. April
Die von Kaiser Valerian angezündete Verfolgung wütete nirgendwo grimmiger als in Numidien während des ganzen Jahres 259. Zu Lambäsa, die nach Cirta die Hauptstadt der Provinz gewesen war, vergossen viele Geistliche und Weltliche ihr Blut für Jesus Christus. In diese Zahl gehören auch Jakob und Marian. Der erste war Diakon und überaus wohlgefällig vor Gott und angesehen bei den Menschen wegen seiner Keuschheit und strengen Lebensweise. Der zweite war Vorleser und reich an außerordentlicher Gnadenfülle, der, nach dem Bericht des heiligen Augustinus, eine vortreffliche Mutter mit Namen Maria hatte. Diese zwei Christen, die vielleicht miteinander verwandt waren, sind zusammen aus irgendeiner entfernten afrikanischen Provinz nach Numidien gekommen. Jakob hatte auf dem Weg ein Gesicht, in dem er erkannte, dass Marian und er ihr Leben mit dem Martertod beschließen würden. Beide hielten sich an einem Ort auf, der Muguas hieß und in der Nähe von Cirta lag, der Hauptstadt der Provinz, wo die Verfolgung in vollen Flammen tobte. Zwei Bischöfe, Agapius und Secundin, die des Glaubens wegen ins Elend verwiesen worden waren, schleppte man zu derselben Zeit auch dahin. Man hatte sie aus dem Ort ihrer Verbannung herbeigeholt, um sie zu einer noch größeren Strafe zu verdammen. Nach dem gewöhnlichen Gang der Rechtspflege konnten diejenigen, die durch einen ersten Richterspruch nur zur Landesverweisung verurteilt worden waren, nicht mehr aufs Neue angehalten, noch durch ein zweites Urteil zum Tod verdammt werden. Allerdings wurde bezüglich der Christen keines der Gesetze beachtet. Da Agapus und Secundin eine Zeitlang zu Muguas verblieben, fanden Jakob und Marian Gelegenheit, sich mit ihnen zu besprechen. Aus dieser Unterredung schöpften sie neue Liebe zu Jesus Christus und ein brennendes Verlangen, den zwei Hirten in den Kampf zu folgen.
Zwei Tage nach der Abreise des Agapius und Secundin, kam ein Trupp Heiden nach Muguas, das sie als den Zufluchtsort der Christen ansahen, verhafteten auf Befehl des Statthalters Jakob und Marian, zusammen mit einem Bischof, der die Akten ihres Martertodes schrieb, und führten sie vor die Obrigkeit von Cirta. Jakob bekannte unerschrocken, dass er ein Christ sei, mit der weiteren Erklärung, er sei Diakon, ohne die Folgen des von Valerian 258 erlassenen Gesetzes zu befürchten, das verordnete, die Diakonen, Priester und Bischöfe, wenn sie auch ihren Glauben verleugneten, zum Tod zu verdammen. Er musste daher mit Marian eine schaudererregende Folter bestehen. Letzterer wurde noch mit schwer belasteten Füßen an beiden Daumen aufgehängt. (Man hängte gewöhnlich an die Hände auf. Diese Peinigungsart war weniger schmerzhaft als die, die Marian erdulden musste.) Nach beendeter Folter wurden die beiden Blutzeugen mit mehreren anderen Christen in den Kerker zurückgeführt, von denen dann täglich einige zur Hinrichtung geholt wurden. Zur Zahl derjenigen, die auf diese Weise starben, gehören Agapius und Secundin, die in der Kirche am 29. April verehrt werden.
Die anfänglich verschont worden waren, blieben in den Gefängnissen von Cirta, wo sie allen erdenklichen Misshandlungen ausgesetzt waren und der grauenvollsten Hungersnot preisgegeben wurden. Allein, sagt der Verfasser ihrer Akten, sie fanden im Wort Gottes eine sie kräftigende Nahrung. Ein Gesicht, dessen Marian gewürdigt wurde, erfreute und tröstete sie ungemein. Der heilige Cyprian erschien ihm, sitzend zur Rechten eines großen Richters (Jesus Christus), der ihm aus einem Brunnen, aus dem er zuerst getrunken hatte, eine Labung reichte, wodurch er ihm zu verstehen geben wollte, er müsse seinen Glauben mit seinem Blut besiegeln.
Ein zweites Gesicht deutete allen Bekennern an, sie würden desselben Glücks sich zu erfreuen haben: dasselbe hatte einer von ihnen, Ämilian mit Namen. Er kam aus einer Ritterfamilie und war etwa fünfzig Jahre alt. Stets hatte er in unverletzter Enthaltsamkeit gelebt. Im Kerker war das Gebet seine einzige Beschäftigung. Er fastete sehr streng und nahm oft zwei Tage lang nicht das Mindeste zu sich. Seinen Gefährten erzählte er folgendermaßen, was er im Traum gesehen hatte:
„Es schien mir, dass mein Bruder, der ein Heide ist, mich fragte, wie es uns erginge in den Finsternissen des Kerkers und bei der grimmigen Hungersnot. Ich gab ihm zur Antwort, das Wort Gottes sei den Kämpfern Jesu Christi Licht und Nahrung. Du weißt doch, fügte er bei, dass alle jene von euch, die in ihrer Hartnäckigkeit verbleiben, den Tod zu erwarten haben: hofft ihr aber insgesamt, von euerm Gott ein und dieselbe Belohnung zu erhalten? Ich erwiderte ihn: Hebe die Augen gen Himmel, haben die Sterne, die du erblickst, alle denselben Glanz? Ebenso werden diejenigen, die am meisten gelitten und die härtesten Kämpfe zu bestehen hatten, die glorreichste Krone erhalten.“
Diese zwei Gesichte stärkten nicht wenig den entschlossenen Mut der Bekenner.
Als die Richter sahen, dass diese unerschrockenen Christen in ihrem Glauben unerschütterlich beharrten, schickten sie Jakob und Marian, neben einer großen Zahl anderer Gefangenen, vor den Statthalter der Provinz, der damals zu Lambäsa sich aufhielt. (Lambäsa war etwa zwölf Stunden von Cirta entfernt.) Auf dem Hinweg, der sehr lang und beschwerlich war, mussten sie herbes Drangsal erdulden. Bei ihrer Ankunft warf man sie sogleich ins Gefängnis, und jeden Tag wurden mehrere von ihnen hingerichtet. Den Anfang machte man mit den Laien, die man leichter zu verführen glaubte. Unter denjenigen, die hingerichtet wurden, befand sich eine Frau, mit ihren Zwillingen und zwei Jungfrauen, mit Namen Tertulla und Antonia, die der Bischof Agapius wie seine Töchter liebte. Lange Zeit hatte er von Gott die Gnade des Märtyrertodes für sie begehrt; und eines Tages, als er seine Bitte mit glühender Inbrunst wiederholte, hörte er eine Stimme vom Himmel, die ihm sagte: „Es ist unnötig, dass du so oft begehrst, was du schon das erste Mal erlangt hast.“
Jakob und die übrigen Geistlichen empfanden tiefes Schmerzgefühl, dass ihr Sieg so lange verschoben wurde. Kurz darauf sah er Agapius in einem Traumgesicht. Dieser heilige Bischof schien voller Freude und bereitete ein glänzendes Mahl vor, zu dem er Jakob und Marian wie zu einer der ehemaligen Agapen oder Liebesmahle einlud. Die zwei Bekenner begegneten da einem Kind. Es war einer von den Zwillingen, die drei Tage vorher mit ihrer Mutter hingerichtet worden waren. Um seinen Hals war ein Kranz von Rosengeschlungen und in seiner Rechten hielt es einen grünen Palmzweig. „Freuet euch,“ sagte es ihnen, „am morgigen Tag werden wir zusammen speisen.“ Der Erfolg bewahrheitete die Weissagung. Jakob, Marian und mehrere andere Geistliche wurden am folgenden Tag zum Tod verdammt.
Zu ihrem Richtplatz wählte man ein Tal, das die Pagyde durchströmt. Die Hügel, die sich auf beiden Seiten erhoben, bildeten gleichsam ein Amphitheater für die Zuschauer. Als die Gefangenen am Ufer des Flusses angelangt waren, stellte man sie in eine Reihe, damit der Scharfrichter beim Kopfabhauen nur von einem zum andern in gerader Linie vorzuschreiten hätte. Da ihnen die Augen verbunden waren, hatten mehrere von ihnen eine himmlische Ahnung ihrer baldigen Glückseligkeit. Marian sagte die Drangsale voraus, die in Bälde über das Reich hereinbrechen würden. (Diese Drangsale waren die Gefangennahme des Valerian durch die Perser im Jahr 260 und das traurige Lebensende dieses Fürsten, der Krieg der dreißig Tyrannen, die Pest und die unseligen Folgen dieser verschiedenen Drangsale.) Maria, seine Mutter, folgte ihm beständig bis zu der Marterstätte nach, um ihn zur freudigen Hingabe seines Lebens zu ermutigen. Als sein Leichnam entseelt war, umschlang sie ihn mit herzlicher Mutterliebe, küsste den Hals und dankte Gott, dass er ihr einen solchen Sohn gegeben habe.
Diese Heiligen vollendeten ihr Opfer im Jahr 259 oder 260. Es war, wie es scheint, am 6. Mai. Ihre Namen befinden sich an diesem Tag im alten Kalender von Karthago, der am Ende des 5. Jahrhunderts verfasst wurde. Die lateinischen Schriftsteller setzen ihr Fest auf den 30. April. Die heiligen Jakob und Marian sind Patrone von Eugubio im Herzogtum Urbino (Dieses Herzogtum macht einen Teil des ehemaligen Umbrien aus und ist die zehnte Delegation des Kirchenstaates.), und man will behaupten, ihre Reliquien seien in der Hauptkirche dieser Stadt. Die Namen dieser heiligen Blutzeugen kommen auch im römischen Martyrologium vor.
Bischof von Armagh in Irland, Abt von Wasor (Vasour) bei Dinant,
+ 30.4.982 – Fest: 30. April
Forannan stammte aus einer alten adeligen Familie in Irland und kam zur Welt in den letzten Jahren der Regierung von Karl dem Einfältigen. Er wurde mit außerordentlicher Sorgfalt zur Erlernung der göttlichen und profanen Wissenschaften angehalten. Da ihn aber die ersteren am meisten ansprachen, machte er bald große Fortschritte in der Ausübung der christlichen Demut, der Reinheit des Leibes und der Seele, der Liebe gegenüber den Armen und Bedrängten, der Verzeihung jeglicher Unbilden, der Wachsamkeit über die Feinde seines Heils, und der Verachtung der Güter, Ehrenstellen und Eitelkeiten dieser Welt. Nachdem er lange Zeit die Gläubigen seines Vaterlandes durch seine seltenen Tugenden erbaut hatte, wurde ihm das Bistum von Armagh, der Hauptstadt der ganzen Insel, übertragen. Da er aber ebenso erleuchtet als bescheiden und aller Anhänglichkeit von der Welt entfremdet war, sah er dieses mit so schweren Pflichten verbundene Amt, als eine seine Kräfte übersteigende Bürde an. Er legte deswegen, nachdem er zuvor im Gebet seine Zuflucht zu Gott genommen hatte, um ja nicht gegen seinen heiligen Willen zu handeln, seine Würde nieder, verließ sein Vaterland und trat mit zwölf Gefährten in das Kloster Wasor, an der Maas in der Diözese Lüttich, zwischen Dinant und Charlemont, den zwei Städten, die erst später erbaut wurden.
Kaum war er dort aufgenommen worden, als man ihn wegen seiner Tugenden zum Abt erwählte, 23 Jahre nach der Stiftung des Klosters durch den Grafen Eilbert. Mann hoffte, er werde die klösterliche Zucht wiederherstellen, die fast gänzlich verschwunden war, durch die Nachlässigkeit des letztverstorbenen Abtes, dessen Name nicht würdig schien, der Nachwelt überliefert zu werden. Er war ein Nachfolger Makklains oder Maccalans oder Malcalens und Cadroes, deren Andenken in diesem Kloster gesegnet war, das ihn und Maccalan als seine Ordensstifter nach der Regel des heiligen Benedikt betrachtete, und von denen der eine nach St. Clemens von Metz und der andere nach St. Michael in Thierrache versetzt wurde. Forannan war nun der vierte Abt von Wasor und sein Bestreben ging dahin, den Pfad, den diese gottseligen Männer gegangen sind, auch zu betreten. Damit jedoch nichts ohne Einwilligung der Kirche geschehen möchte, wollte ihn Graf Eilbert, mit seinen Gefährten aus Irland, selbst nach Rom begleiten. Papst Johannes XIII. genehmigte seine Abtretung des Bistums Armagh und bestätigte ihn zum Abt von Wasor. Da aber diese Abtei unter das Patronat des Bischofs von Metz kam, riet er Forannan und seinen Gefährten, auf einige Zeit sich in die Abtei Gorze, im Land Messin, zurückzuziehen, wo die Beobachtung der Ordensregel am vollkommensten gehandhabt wurde.
Der Heilige achtete sich nicht höher als jeder andere Noviz und machte die größten Fortschritte auf den Wegen der Vollkommenheit unter der Leitung des berühmten und gottseligen Abtes Johannes. Mit allen Tugenden ausgeschmückt, kehrte er mit seinen Gefährten wieder nach Wasor zurück und brachte in kurzer Zeit eine erfreuliche Umwandlung im Kloster zu Wege, denn er ließ in ihm den Geist des heiligen Benedikt wieder lebendig werden, oder um besser zu sagen, den Geist Jesu Christi, durch die genaueste Befolgung der evangelischen Räte. Hieran arbeitete er mit der größten Emsigkeit und einem wunderbaren Erfolg während eines Zeitraums von beinahe zwölf Jahren und empfing bald darauf den Lohn seiner Mühen und seiner Treue, mit der er stets in seinem Leben Gott gedient hatte.
Er starb am 30. April des Jahres 982 und nachdem der Herr den Menschen auffallende Beweise seiner Heiligkeit gegeben hatte, fanden sich die Mönche von Wasor gedrängt, mit Zustimmung der Bischöfe von Lüttich und Metz, und auf Ansuchen Wibolds, des Abtes von Stablo, sein Andenken feierlich zu begehen. Sein Festtag erhielt sich bis ins Jahr 1526, wo die sogenannten Verbesserer des Breviers, seinen Namen aus ihm wegließen, weil Forannan nicht von den Päpsten unter die Zahl der Heiligen gesetzt worden war und sein Name nicht im damaligen Martyrologium der römischen Kirche stand. Dessen ungeachtet fuhren die Mönche von Wasor fort, das Andenken des heiligen Forannan zu begehen und führten seine Verehrung in ihrem Kloster wieder ein, wobei sie auf die Martyrologien der Niederlande, Frankreichs und des heiligen Benedikt sich beriefen. Sie bewahrten mit aller Ehrerbietung seine Reliquien in ihrer Kirche unter einem marmornen Grabmal in einem bleiernen Sarg. Ein Armbein davon befand sich in dem Schatz der Sakristei.
Der heilige Erkonwald von London, Bischof und Bekenner,
+ 30.4.693 – Fest: 30. April
Dieser Heilige war aus einem sehr berühmten Geschlecht entsprossen. Die einen geben ihm als Vater einen Fürsten namens Offa und die anderen den frommen Annas, den König der Ostangeln. Dem sei wie es wolle, er bewies von Jugend an glühenden Eifer für den Dienst des Herrn. Um sich desto besser aus allen Weltverwirrungen loszuwinden, verließ er sein Vaterland und begab sich ins Königreich der orientalischen Sachsen. Seine Güter, die sehr beträchtlich waren, verwandte er zur Gründung zweier Klöster, von denen eins sich zu Chertsei, in der Grafschaft Surrey an der Temse, und das andere zu Barking, in der Grafschaft Esser, befand. Das letztere war für Nonnen bestimmt und Edilburga, die Schwester des Heiligen, war seine erste Äbtissin. (Das Kloster Chertsey, ehehin Ceortesei genannt, wurde um das Jahr 666 gegründet. Die Dänen legten es in Asche, nachdem sie den Abt und die Mönche, neunzig an der Zahl, ermordet hatten. Es wurde aber wieder aufgebaut durch König Edgar und Bischof Ethelwold und erhielt den Namen des hl. Petrus. Die Gründung des Klosters Barking setzt man in das Jahr 665 oder 666. Es war aber nicht das erste Frauenkloster in England. Das von Folkestone im Königreich Kent war älter und wurde von Eadbald, dem König von Kent, im Jahr 630 gestiftet und hatte die heilige Eanswitha, die Tochter dieses Fürsten, zur ersten Äbtissin. Als man es unter Heinrich VIII. zerstörte, beliefen sich seine Einkünfte auf 1084 Pfund Sterling, eine Summe, die jetzt acht Mal beträchtlicher wäre. Die Abteien Sion und Shaftsbury waren noch reicher als die von Barking.)
Erkonwald stand mehrere Jahre dem Kloster Chertsey vor, wo ihm sein hoher Tugendglanz viele Jünger zuführte. Im Jahr 675 zog ihn der König Sebba aus seiner Einsamkeit, um ihn auf den bischöflichen Sitz von London zu erheben. Er wurde von Theodor von Canterbury geweiht. Der St. Pauluskirche erhielt er große Vorrechte, vermehrte ihre Einkünfte und erweiterte ihren Umfang. (In der Geschichte dieser Kathedrale wird erwähnt, dass diese Kirche ursprünglich ein Tempel der Diana gewesen ist.) Nach seiner alten Grabschrift dauerte sein Episkopat elf Jahre. Man setzte ihn bei in der Hauptkirche zu London, wo sein Grab berühmt wurde durch eine Menge Wunder, wie berichtet wird. Es wird auch erzählt, dass viele Wunderheilungen bei den Gerätschaften geschahen, die zu seinem Gebrauch gedient hatten.
Der Leib des heiligen Erkonwald ist am 14. November 1148 an einen ehrenvolleren Ort versetzt und über dem Hochaltar der Hauptkirche gegen die Morgenseite aufgestellt worden. Man kann ein ausführliches Verzeichnis aller Opfergaben lesen, womit die Andacht der Gläubigen den Sarg des Heiligen bereichert hatte. Es wird auch mit Wehmut über die Zerstörung dieser prachtvollen Kirche des heiligen Paulus berichtet, die die Ehre der englischen Nation gewesen ist. Lebhaft wird geschildert die Wut der Schismatiker, die die Denkmale so vieler berühmten Männer zertrümmerten und ihre Gebeine und Asche entweihten und zerstreuten. Bei dieser barbarischen Zerstörung und Suche, entdeckte man den Leichnam des heiligen Königs Sebba, der einbalsamiert und in kostbare Stoffe gehüllt war. Auch fand man noch mehrere andere, angetan mit dem Schmuck der Würde, die sie bekleidet hatten. Allein was beabsichtigte die abscheuliche Habsucht der Schismatiker? Sie fand bloß den einen oder anderen Ring. Es war bloß um einen Edelstein, um einen Kelch von geringem wert zu tun. Unter dem Chor entdeckte man die unterirdische Kirche der heiligen Fides, die einstmals die Pfarrkirche gewesen war.
Der Leib des heiligen Erkonwald verschwand im Jahr 1533. Pater Hieronymus Porter sagt in seinem Leben der Heiligen Englands, dass er oben im Chor an der Mauer bestattet worden sei. Seitdem die Kirche wieder hergestellt worden war, ist keine Meldung mehr davon geschehen.
Der heilige Adjutor von Tiron, Mönch und Klausner zu Vernon an der Seine,
+ 30.4.1131 – Fest: 30. April
Dieser Heilige war ein Sohn des Johannes, eines Grundherrn von Vernon, und der heiligen Rosamunda von Blaru, die, nachdem ihre Kinder erwachsen waren und ihr Mann gestorben war, als Einsiedlerin bei Vernon lebte. Sie starb um 1100 und ihr Fest ist ebenfalls am 30. April. Seine fromme Mutter übernahm es selbst, sein Herz zur wahren Tugend zu bilden. Frühzeitig trat er in den Kriegsdienst, gesellte sich zu den adeligen Kreuzfahrern und zog nach Palästina an der Spitze einer Schar von zweihundert Mann. Bei mehreren Gelegenheiten legte er glänzende Proben seiner Tapferkeit ab. Als er von den Sarazenen gefangen genommen worden war, wollte er lieber alle erdenklichen Misshandlungen erleiden, als seinen Glauben verleugnen. Da er wieder in Freiheit gesetzt wurde, kehrte er nach Frankreich zurück, nahm das Ordenskleid in der Abtei Tiron, der er alle seine Güter schenkte, jedoch mit der Bedingung, dass man ihm bei Vernon eine Zelle mit einem Bethaus erbaue, wo er dann in den Übungen des Einsiedlerlebens seine Tage beschließen könnte. Er starb am 30. April 1131 und wurde in seinem Bethaus begraben. Sein Fest wird feierlich begangen in den Diözesen Rouen, Evreux und Chartres. Die Andacht, die die Gläubigen zum heiligen Adjutor trugen, hat sich besonders in der Kapelle der heiligen Magdalena bei Vernon, wo noch sein Grabmal zu sehen ist, erhalten.
Paula von Villafranca
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Gedächtnis der lobwürdigen Paula von Villafranca. Die lobwürdige Paula, eine Spanierin von Geburt, wurde früh eine Waise, aber leider auch ein Opfer der Eitelkeit. Doch der Herr verfolgte sie mit seiner Gnade. Gott bediente sich des ehrwürdigen Johannes Sancius, durch dessen Wort sie zur Erkenntnis ihres gefährlichen Zustandes kam, worauf sie sich von den gefährlichen Lüsten der Welt abwendete. Tieferschüttert durch den Gedanken, dass sie sich am Abgrund der Hölle befand, begann sie, für den Himmel zu leben und wieder gutzumachen, was sie gefehlt hatte. Um sich selbst zu binden und sicher zu gehen, trat sie im Jahr 1599 dem Dritten Orden U. L. Frau vom Berge Karmel bei und wurde ein würdiges und höchst eifriges Mitglied des Ordens. Sie ruhte nur kurz und auf einem harten Lager, trug unter den Kleidern ein raues Bußgewand, geißelte sich oft und scharf und fastete streng, meist bei Wasser und Brot. Selbst den Speisen, die sie genoss, benahm sie noch den Wohlgeschmack, indem sie ihnen Wermut beimischte. Aus trauriger Erfahrung wohl wissend, dass die Sinne die Fenster sind, durch die der Versucher eindringt, bewachte sie sie, besonders die Augen überaus streng und beugte dadurch zahllosen Regungen und Versuchungen des Fleisches vor. Groß war ihr Eifer im Gebet, dem sie oft ganze Nächte widmete. Ganz besonders ragte ihre Andacht zum allerheiligsten Altarsakrament hervor. Es ist unmöglich zu schildern, mit welch tiefer Demut, heiliger Ehrfurcht und glühender Liebe sie zum Tisch des Herrn ging. Bei ihrer vorzüglichen Vorbereitung zum heiligen Mahl kam der Herr auch gern in ihr treues Herz, beschenkte sie mit überreichen Gaben und stärkte sie derart mit seiner Gnade, dass sie selbst mitten in den größten Schmerzen in aller Wahrheit ausrufen konnte: "Mein Herz ist bereit, o Herr, mein Herz ist bereit." "Der Name des Herrn sei gebenedeit von nun an bis in Ewigkeit." Im Jahr 1605 war das Maß ihrer Bußfertigkeit und Tugend voll. Am 30. April, an einem Samstag, rief sie der Herr zu sich, um ihr den verdienten Lohn zu gewähren.
Mutter Magdalena vom heiligen Joseph
Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender
Mitglieder des Karmelitenordens
Am 30. April 1637 rief der Herr über Leben und Tod die ehrwürdige Mutter Magdalena vom heiligen Joseph zu sich. Mutter Magdalena, geboren am 17. Mai 1578 war die Tochter des Anton Dubois, des Herrn von Fonteines-Marans, der sich nach dem Tod seiner Gemahlin dem Herrn im Priesterstand weihte. Im Alter von vier Jahren vernahm sie gelegentlich der Beerdigung eines Kindes eine Bemerkung, die ihr nie mehr aus dem Sinn kam und die ihrem Geist eine feste Richtung gab, so dass sie oftmals sprach: "Was nützt das, wenn man doch sterben muss." Schon ganz jung fing sie an, die kleinen Tagzeiten der Mutter Gottes zu beten, sprach gerne von Gott und vom Gebet und betonte dabei in der Regel, "es sei gut, Gott zu lieben und mit ihm zu verkehren." Selbst körperliche Strengheiten und Bußübungen nahm sie von zartester Jugend an auf sich. Früh schon erwachte in ihrem Herzen der Wunsch, ins Kloster zu gehen. Herr von Berulle, der im Haus ihres Vaters verkehrte, wurde die Veranlassung, dass sie den Karmelitenorden wählte. Auf seinen Rat begab sie sich am 20. Juli 1603 nach Paris und trat mit Frau Acarie in Verbindung. Diese edle Frau schätzte sie ungemein hoch und gab ihrer Verehrung für sie Ausdruck mit den Worten: "Ich bin überzeugt von ihrer Gabe, Seelen zu leiten, und trüge kein Bedenken, mich über meine eigenen Seelenangelegenheiten mit ihr zu besprechen, wenn ich es notwendig hätte." Kaum waren die ersten Karmelitinnen aus Spanien eingetroffen, da schloss sich Magdalena ihnen an und legte am 11. November 1605 ihre heiligen Gelübde ab. Als die selige Anna vom heiligen Bartholomäus den Auftrag erhielt, die Stiftung in Tours vorzunehmen, wurde Magdalena erwählt, deren Stelle als Priorin zu vertreten. Es war eine glückliche Wahl, denn Mutter Magdalena verstand es ausgezeichnet, alle zu leiten und doch wieder in aller Demut Gott und den Schwestern zu dienen, gleich als wäre sie die Geringste von allen. So blieb sie der Prinzessin von Medici lange unbekannt, obwohl diese allwöchentlich wiederholt ins Kloster kam. Kaum aber hatten die hohen Frauen vom Hof sie kennengelernt, so eröffneten sie ihr auch sämtlich ihre Seelen. Magdalena wusste ja in allen das Feuer der Liebe zu Jesus, das in ihrem eigenen Herzen brannte, so zu entflammen, dass sie ganz gottbegeistert nach Hause gingen. Ihre Selbstlosigkeit machte es ihr möglich, frei von jeder Aufregung zu bleiben, so z.B., als ihr ein Priester die heftigsten, ungerechtfertigten Vorwürfe machte. Sie versuchte nicht einmal ihn zu widerlegen, sondern ließ alles auf sich beruhen, legte selbst ihre Beichte bei diesem Priester ab und sagte später: "Wir hätten mit den unnützen Aufklärungen nur die Zeit verloren. Ich glaube ihm nichts Wahreres und für mich Nützlicheres mitteilen zu können als meine Sünden." Ihre vollkommene Selbstbeherrschung machte auf alle, die ihr begegneten, den tiefsten und erbaulichsten Eindruck. Selbst die Künstler, die ein Gemälde in der Kapelle der Schwestern zu fertigen hatten, versicherten, seitdem sie im Kloster arbeiteten, könnten sie nicht ohne Nutzen für ihre Seele heimkehren. Wiederholt hatte Magdalena bereits ihren Todestag vorhergesagt. Nun war er nicht mehr fern. Bei Beginn der Fastenzeit des Jahres 1637 erkrankte die gute Mutter. Desungeachtet machte sie alle gemeinsamen Übungen mit bis zum letzten Tag ihres Lebens, an dem sie voll Andacht die heiligen Sterbesakramente empfing. Ihr Todeskampf dauerte nur eine Viertelstunde. Während ihre Seele sich vom Leib loslöste, schien sie ununterbrochen zu beten. So verschied sie in der Umarmung des Herrn gegen 1 Uhr früh am 30. April 1637. Alsbald begann man den Prozess über ihre Tugend und Heiligkeit sowie über die ihr zugeschriebenen Wunder. Seit dem Jahr 1789 ist derselbe vor dem bischöflichen Ordinariat abgeschlossen und wird nun beim apostolischen Stuhl betrieben.
Gebet am 30. April
Dich, o Maria, will ich preisen,
Dir, o Jungfrau, Dienst erweisen;
Dich, o schönster Morgenstern,
Will ich rühmen weit und fern;
Denn durch dich ist uns gegeben
Jesus, unser Heil und Leben.
Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Pius V.
O Gott, der Du nur dem die Krone verheißen hast, der bis ans Ende im Guten ausharrt, gib uns auf die Fürbitte des heiligen Pius die Gnade, dass wir auf dem Weg des Guten gehen, so lange wir leben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott
Allmächtiger Gott, erwecke Dir unter uns treue Diener und Dienerinnen, damit die Gefallenen durch sie aufgerichtet, die Schwachen durch sie gestärkt, die Starken durch sie erhalten werden und alle mit Deiner kräftigen Gnade zu Dir gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Gott
Herr, wenn wir nicht würdig befunden werden, es mit unserem Blut zu bezeugen, dass wir zu Dir gehören, so lass es wenigstens nicht zu, dass wir Dich je im Werk oder durch ein unchristliches Betragen verleugnen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Zu Jesus Christus
Herr Jesus Christus, bekehre uns zu Dir, dann werden die äußeren Übungen der Buße sein, was sie sein sollen, nämlich ein Ausdruck des gebesserten Herzens, der Du lebst und herrschst mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Andacht am 30. April:
Das Thema im April:
Von der Geduld
"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)
"Wenn es uns widerfährt, dass wir Schmerzen oder Misshandlungen leiden, so bedenken wir, was unser Heiland gelitten hat, und augenblicklich wird unser Leiden uns erträglich und sogar süß werden; ja, auch die schärfsten Dornen werden sich uns in Rosen umwandeln." (Der heilige Franz von Sales)
Die selige Liduwina war achtunddreißig Jahre hindurch mit so schweren Krankheiten behaftet, dass sie während dieser ganzen Zeit nicht aus dem Bett kam; nichts desto weniger war sie diese so lange Zeit hindurch nie verdrießlich. Immer sah man eine heilige Fröhlichkeit auf ihrem Angesicht, denn ohne Unterlass schwebte das Leiden Christi ihr vor Augen. Um sich in beständiger Erinnerung daran zu bewahren, wendete sie beinahe nie das Angesicht von dem Bild des gekreuzigten Heilandes ab.
Als einst die heilige Delphina, die jungfräuliche Gemahlin des heiligen Eleazarus, über die wundersame Geduld erstaunte, mit der ihr heiliger Gemahl die Beleidigung einiger Menschen ertrug, die ihm untergeordnet waren, und ihn ermahnte, sie zu gerechter Strafe zu ziehen, antwortete er ihr: "Liebe Schwester, bin ich denn besser, wenn ich zürne? Ich bin nicht unempfindlich gegen ihre Bosheit; aber ich denke mir und spreche zu mir selbst: Eleazarus, wenn auch deine Untergebenen den Bart dir ausrauften und die Backenstreiche versetzten, so wäre doch dies alles nichts gegen jenes verglichen, das dein Heiland für dich gelitten hat; und bei diesem Gedanken verschwindet aller Unwille, und mein Gemüt kehrt zu seiner ersten Ruhe zurück."
O mein Erlöser, der Du aus Liebe zu mir Sünder gekreuzigt wurdest, immer soll mein Blick zu Deinem Kreuz sich erheben, wenn ich von Leiden bedrängt werde; sprechen will ich bei diesem Anblick: "Sieh, wie dein Gott und Herr am Kreuz stirbt, und klage noch!" Keines Kreuzes will ich mich weigern, und keine andere Belohnung für meine Leiden suchen als die Gnade, Dir wohlzugefallen in Zeit und Ewigkeit. Amen.
Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 30. April
"Es ist gewiss, dass eine Blume keine Frucht bringen kann,
wenn sie nicht vorher stirbt.
So beginnt auch eine Seele in dem Maße als sie sich entsagt,
sich losschält, allem stirbt,
eine große Fülle von Früchten in Jesus Christus zu tragen."
gottsel. Johannes Tauler OP
1300 bis 16.6.1361
Betrachtung am 30. April - Vom Eifer im Dienst Gottes
Gib mir, Herr, mein höchstes Gut,
Dass des Heil`gen Geistes Glut
Als ein Opfer deiner Ehre
Mich durchflamme und verzehre.
1. Wir wollen eifrig im Dienst unseres Gottes sein. Dazu drängt uns Dankbarkeit und Liebe. Je länger wir leben, um so mehr nehmen seine Wohltaten zu: sollen also nicht im gleichen Verhältnis unsere Dankbarkeit und unser Eifer zunehmen? Alle Augenblicke unseres Lebens sind von seinen Wohltaten begleitet. Jeden einzelnen Augenblick also sollten wir ihm danken und mit Eifer dienen. Betrachtest du alle Gaben und Gnaden, die du aus seiner Hand empfangen hast, alle Übel, aus denen er dich gerettet, alle Gefahren, vor denen er dich beschützt hat: bekennen musst du dann, dass du außer Stande bist, deine Schuld jemals zu bezahlen. Wie also sind wir so träge, ihm nicht wenigstens zu bezahlen, was wir vermögen?
2. Ein wundersamer Antrieb zu diesem heiligen Eifer ist die Liebe unseres geliebten Heilandes zu uns. Nichts unterließ, nichts schonte er, seine Liebe uns zu bezeigen. Dies war sein Gedanke vom ersten bis zum letzten Augenblick seines menschlichen Lebens. Ruhe, Freude, Ehre, Blut und Leben brachte er uns zum Opfer. Um weit geringeren Preis konnte er unser Heil erwirken, eine Träne, eine Bitte an seinen himmlischen Vater genügte dazu. Doch genügte sie nicht dem Übermaß seiner eifrigen Liebe. Und wir? Wir klagen über das kleinste Opfer! Wie schmählich ist unser Undank, unsere Feigherzigkeit?
3. Selbst unser eigener Gewinn sollte zu diesem heiligen Eifer uns anregen. Denn eifrige Seelen fühlen die Mühe der Arbeit nicht. Sie gehen nicht, sie fliegen auf den Wegen des Heils. Nicht nur leicht wird ihnen alles, sie tun auch alles mit Lust. Groß ist ihr Verdienst sogar, wenn sie ruhen. So ermutige dich denn, erwecke dich selbst, und blicke zum Himmel empor, wo Jesus und mit ihm alle eifrigen Seelen in der Glorie des himmlischen Vaters herrschen: damit von dort ein Strahl des Heiligen Geistes dein Herz entzünde, und dies heilige Feuer unauslöschlich in deinem Herzen brenne. Psalm 105,4-5: "Fragt nach dem Herrn und seiner Macht; sucht sein Antlitz allezeit! Denkt an die Wunder, die er getan hat, an seine Zeichen und die Beschlüsse aus seinem Mund."
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Die heilige Kümmernis
Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.
Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen.
Gebet
zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis
in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)
O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.
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