Unkeuschheit

 

(von Leopold Kist, Pfarrer zu Stetten in der Erzdiözese Freiburg, 1863)

 

Also auch das noch! Das hat noch gefehlt! O du heillose Hausapotheke! Still, still! tönt mir es entgegen von allen Seiten. Nur nicht über das VI. Gebot geredet, nicht öffentlich darüber geredet! Und warum denn nicht? antworte ich. Hat Gott nicht auch öffentlich vom Berg Sinai herab davon geredet? Warum soll nicht auch die „Hausapotheke“ öffentlich davon reden? Ist es etwa nicht notwendig? Nicht notwendig! Wollte Gott, es wäre nicht notwendig! Wer aber die Welt kennt, der wird wissen, wie sehr es Not tut, über dieses Thema zu reden, so heikel es auch ist. Und warum, wenn man fragen darf, soll denn über das VI. Gebot nicht geredet werden? Lasst hören! Man könnte dadurch Ärgernis geben, mit dem Laster bekannt machen, das Laster lehren, so entgegnet ihr. Nun, seid außer Sorgen, das die „Hausapotheke“ Ärgernis geben wird, indem sie über dieses Laster redet. Für das Ärgernis nehmen, kann sie freilich nicht gut stehen. Die Böswilligen, die Unkeuschen, die Verführer, die Kinder der Finsternis, werden allerdings Ärgernis nehmen, wie auch Schriftgelehrte und Pharisäer an Jesus Ärgernis nahmen, obgleich er ihnen kein Ärgernis gab. Die „Hausapotheke“ wird so klug und vorsichtig über diesen Punkt reden, dass gewiss nur diejenigen sie verstehen werden, die es angeht, die der Schuh im Punkt VI. drückt. Den andern aber, „den Reinen, ist alles rein“, sagt ein wahres Sprichwort. Freilich wäre es besser, und der „Hausapotheke“ am allerliebsten, über diesen delikaten Gegenstand nicht reden zu müssen. Sie weiß wohl, dass der heilige Apostel Paulus sagt: „Jede Unreinheit . . . werde unter euch nicht einmal genannt, wie es Heiligen ziemt“ Epheser 5,3. Hat aber Sankt Paulus nicht unzählige Male hiervon selbst geredet, und warum? Weil es notwendig war, weil Unreinheit eingerissen und darum zu bekämpfen war, und schweigen Verrat gewesen wäre. In Zeiten, in denen allgemein Zucht und Sitte herrschen, da darf selbstverständlich von Unzucht nicht öffentlich geredet werden, und es wäre ein Verbrechen, von einem nicht vorhandenen Laster reden zu wollen, weil man es durch öffentliche Besprechung lehren würde. Doch in diesen glücklichen Zeiten leben wir leider nicht. In Westphalen hat mir ein alter ehrwürdiger Pfarrer versichert, dass er in der ersten Pfarrei, in der er volle vierzig Jahre als Seelsorger wirkte, nie ein uneheliches Kind getauft wurde, und er habe darum auch nie öffentlich über das Laster der Unkeuschheit gepredigt, was leicht begreiflich und natürlich war. Nachdem er aber das erste uneheliche Kind getauft hatte, habe er den Wanderstab ergriffen und sich eine andere Pfarrei auserwählt. Ein hochverdienter Arzt und Physikus hat mir einst erzählt, dass er während seiner fünfunddreißigjährigen, ausgedehnten Praxis im Schwarzwald, nie einen Patienten an jener schrecklichen, ansteckenden Krankheit behandelt hat, die infolge eines ausschweifenden Lebenswandels entsteht, und dass er, nachdem der erste Fall dieser Art vorkam, seine frühere Stelle verlassen habe, wohl wissend: „das Verderben schreitet schnell“. Ich frage dich, sind solche Fälle bei euch selten? Wie viele uneheliche Kinder werden in deiner Pfarrei alljährlich geboren? Kommen die Brautleute wirklich jungfräulich zusammen? Gibt es nicht Orte, insbesondere Städte, wo die Übertretung des VI. Gebotes handwerksmäßig betrieben wird und ein Nahrungszweig, eine Erwerbsquelle ist, bloß mit dem Unterschied, dass hiervon, merkwürdiger Weise, keine Steuer und Abgabe bezahlt wird. Ist der Fall, der den erwähnten Priester, und jener, der den erwähnten Arzt veranlasste, ihre langjährigen Posten zu verlassen, so selten? Machen sich viele nicht groß und brüsten sie sich nicht mit der Übertretung des VI. Gebotes? Wovon wird mit lachendem Mund in Gesellschaften, im Omnibus, in der Eisenbahn, im Wirtshaus, auf dem Markt, selbst vor der Kirche, vor dem Gottesdienst, noch bevor es zusammenläutet, geredet? Nicht von Übertretung des VI. Gebotes? Wenn man abends durch die Straßen geht, oder in der Dämmerung an abgelegenen, einsamen Orten vom Weg vorübergeführt wird, was sieht, was hört, was gewahrt man? Nicht Übertretung des VI. Gebotes? Wenn man das Unglück hat, mit Personen von gemeinem, niedrigem Schlag zusammenzukommen, besonders wenn sie zu viel Alkohol genossen haben, übersprudeln sie nicht von Gemeinheiten und Ausgelassenheiten, von Zoten und zweideutigen Reden, von schlüpfrigen Anspielungen und schändlichen Liedern? Kann eine anständige Frau ohne Gefahr allein reisen oder nachts über die Straße gehen? An vielen Orten wahrlich nicht! Was ist der Inhalt der meisten Romane und jener schmutzigen Bücher der Leihbibliotheken, die heißhungrig verschlungen werden? Nicht die Übertretung des VI. Gebotes? Mit Recht ist Rück und Eck derselben gewöhnlich in Pergament, d.i. in Sauleder gebunden, zum Sinnbild ihres säuischen Inhaltes. Was verherrlichen die meisten Schauspiele? Die Übertretung des VI. Gebotes in jeder Hinsicht. Was stellen so viele Bilder reizend dar? Versündigungen gegen das VI. Gebot. Wie werden von so vielen Eltern die Kinder erzogen? Werden nicht Schamlosigkeit und Frechheit und Ausgelassenheit geduldet, und ist das nicht eine Verhöhnung des VI. Gebotes, und wird dadurch seiner Übertretung nicht vorgearbeitet? Wie geht es zu auf dem Tanzboden? Wird dort nicht unter Musik und Hurrarufen das VI. Gebot mit Füßen getreten? Wie sind die meisten Moden und Trachten beschaffen? Sind sie nicht ein frecher Angriff auf das VI. Gebot? Wo ich meinen Blick hinrichte, begegnet mir überall Hohn und Spott, Übertretung und Versündigung gegen das VI. Gebot. Alles lehrt und predigt frech und ungescheut, am hellen Tag, in der Dämmerung, am frühen Morgen und um Mitternacht, mit dem Mund und mit der Feder, in Buch und Bild, frech und ungescheut, Verachtung des VI. Gebotes und Frevel dagegen in allen Farben und Formen, und niemand – niemand sollte sich desselben annehmen, niemand es verteidigen, niemand einstehen für seine Heiligkeit und Unverletzlichkeit? Alles predigt gegen dieses Gebot in Stadt und Land, fein und plump, verblümt und unverhüllt, in goldenen Palästen und in armseligen Hütten, in Romanen und auf den Brettern des Theaters, in den Schlupfwinkeln des Lasters und selbst in den Ehrwürdigen Kirchenbüchern (durch die unehelichen Geburten), alte Sünder mit weißen Haaren und halbtrockene Gelbschnäbel mit blauen Säcken unter den Augen, und niemand – niemand – sollte für dieses Gebot einstehen! Nicht wahr, für das Laster auftreten, es entschuldigen, verteidigen, verherrlichen, das ist kein Ärgernis, das heißt nicht Ärgernis geben, aber gegen das Laster auftreten, mit flammendem Schwert es angreifen, bekämpfen und zu besiegen suchen, das ist Ärgernis! O ihr Heuchler! Ihr würdige Nachfolger der Pharisäer! Ihr führt etwas anderes im Schilde, wenn ihr entrüstet ausruft: Still, still, nur nicht vom VI. Gebot und gegen das VI. Gebot geredet! Warum ruft ihr nicht auch auf die andere Seite: Still, still, keine schändlichen Reden, Zoten, Lieder, Bücher, Bilder, Theaterstücke und Moden! Warum werft ihr dort einen Schleier über alle Übertretungen des VI. Gebotes? Warum treibt ihr dort Schönfärberei? Warum seid ihr dort mäuschenstill, blind und taub und durchaus nicht empfindlich, sondern dickhäutig, wie ein Elefantenfell? Ihr wollt eben dem Geist der Unlauterkeit gewonnenes Spiel in die Hand geben, ihr seid selbst im Punkt VI. nicht in Ordnung oder habt wenigstens Freude an der Zuchtlosigkeit oder zieht Profit aus der Übertretung des VI. Gebotes – daher euer Veto, euer still, still! Ihr seid keine raffinierten Spieler, denn man sieht euch ohne Mühe in die Karten, ihr verratet euch selbst durch euer giftiges Auffahren gegen den dritten Sargnagel und sein Rezept. Ich meine, wenn ein Haus brennt, so soll man die Feuerglocke läuten und Alarm schlagen. Ich meine, wenn eine ansteckende Krankheit, eine Seuche herrscht, so soll man deren Umsichgreifen zu verhüten suchen, die Gesunden vor Ansteckung warnen und bewahren und zugleich die Kranken heilen. Wie aber, wenn man schwiege zu einem Laster, das Städte und Dörfer in Brand steckt, zu einem Laster, das ansteckender ist und grässlichere Verheerungen anrichtet, als Nervenfieber, Blattern und orientalische Pest: hieße da schweigen nicht – billigen und gutheißen, wäre schweigen da nicht so gewissenlos, als wenn ein Turmwächter die Feuerglocke nicht zöge, so er die ganze Stadt brennen sähe, als wenn ein Arzt vor einer ansteckenden Krankheit nicht warnte und zu deren Heilung kein Mittel ergriffe? Meine „Hausapotheke“ wäre ja keine Hausapotheke, wenn sie gegen die gefährlichste, schrecklichste und entsetzlichste Krankheit nicht einschritte und keinen Rat und keine Mittel wüsste. Die „Hausapotheke“ hat den Zweck: zu raten, zu helfen, zu heilen – Menschenfurcht und Feigheit muss ihr also vor allem fremd sein, sie darf nicht beschönigen und bemänteln, keine mattherzige Schwäche und Täuschung kennen – sonst ist ihr Zweck verfehlt.

Als Jesus einst auf dem Ölberg sich befand und zu seinen Füßen Jerusalem sah, die Stadt Davids, diese prachtvolle Stadt, diesen Mittelpunkt des auserwählten Volkes Gottes, diesen majestätischen Tempel, da fing er zu weinen a und rief schmerzlich bewegt aus: „Wenn doch auch du es erkennen würdest, und zwar an diesem deinem Tag, was dir zum Frieden dient; nun aber ist es vor deinen Augen verborgen!“ Lk 19,42 Jesus sieht im Geist voraus die Gräuel der Verwüstung, die über Jerusalem kommen mussten, wegen seines Unglaubens, seiner Verblendung, seiner Bosheit und Verstocktheit, und dieses unvermeidliche Strafgericht, das Jesus hereinbrechen sieht, rührt ihn bis zu Tränen. Allein Jesus weint nicht bloß, er hat nicht bloß Mitgefühl und Mitleid, sondern er geht in diese verblendete, verstockte Stadt und sucht sie zu retten. Er predigt in Jerusalem, er wirkt Wunder, er weissagt ihm den Untergang, damit es umkehre auf dem Weg des Verderbens.

Wer heut zu Tage mit ruhigem, besonnenem Blick das Leben und Treiben der Welt beobachtet, der wird die trostlose Erfahrung machen, wie glaubensarm, wie gleichgültig in religiösen Dingen, wie genusssüchtig, wie verweichlicht, wie entnervt, wie tief gesunken und verkommen die Menschen sind. Insbesondere wird er die Erfahrung machen, dass ein Übel festen Fuß gefasst, dass es sich allenthalben und tief eingewurzelt und schreckliche Verwüstungen anrichtet: die Unkeuschheit. Mit dem Heiland möchte er da weinen und wehklagen, über das selbstverschuldete Elend des verblendeten, sündhaften Geschlechts. Aber, wem dieses Elend wirklich zu Herzen geht, wer echten, christlichen Mitgefühls und christlicher Teilnahme fähig ist, der wird nicht bloß weinen und wehklagen, sondern er wird auftreten gegen dieses Laster, es schildern in seiner ganzen Hässlichkeit und Abscheulichkeit und in seinen fluchwürdigen Folgen. Er wird diejenigen, die in Gefahr schweben, demselben anheimzufallen, mahnen und warnen, er wird die Verführer entlarven, die Gefallenen aufheben, die Verirrten auf den rechten Weg führen und die Verwundeten heilen, so viel es in seinen Kräften steht. Und wer Gnade und Kraft, Beruf und Fähigkeit von Gott dazu erhalten hat, der versündigt sich schwer, wenn er feige schweigt, mutlos und lässig die Hände in den Schoß legt und ruhig zusieht, wie Tausende rettungslos dem Verderben entgegengehen. Gott, der Herr, hat das ernste Wort zu Ezechiel, dem Propheten, gesprochen: „Du aber Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen und lass dich nicht schrecken von ihren Worten!“ 2,6 und ferner: „Wenn ich zu dem Gottlosen sage: du wirst des Todes sterben, und du verkündest es ihm nicht und sagst es ihm nicht, dass er von seinem bösen Weg sich bekehre und lebe; so soll derselbe Gottlose in seiner Missetat sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Wenn du es aber dem Gottlosen verkündest, und er sich nicht bekehrt von seiner Missetat und seinem bösen Weg, so soll derselbe zwar sterben in seiner Missetat, du aber hast gerettet deine Seele.“ 3,18+19 Dieses Wort des Herrn trage die „Hausapotheke“ an ihrer Stirn und trete damit entschieden jedem Einwurf entgegen, der wider die öffentliche Besprechung der Unkeuschheit erhoben werden könnte und erhoben werden wird. Nehmen wir hier sogleich den zweiten Einwurf aufs Korn! Man sagt: es heißt leeres Stroh dreschen, über die Unkeuschheit öffentlich zu reden, davor zu warnen, ihre Sündhaftigkeit zu beweisen und auf ihre Folgen hinzuweisen. Wer einmal in diesem Punkt sich verirrt, der lässt sich doch nichts mehr wehren, der ist unbelehrbar und unzugänglich. Man hält die Übertretung des VI. Gebotes nun einmal für keine Sünde mehr und lacht höchstens über einen so strengen Moral- und Bußprediger, der die aufgeklärten Kinder des neunzehnten Jahrhunderts in die Finsternis der früheren Jahrhunderte zurückführen und in den Bock spannen will. Nun, fürs Erste: Das Lachen soll bei der Schilderung des dritten Sargnagels auch dem leichtfertigsten Possenreißer vergehen. Fürs Zweite glaub ich doch nicht, dass ein ernstes, eindringliches Wort über die Unkeuschheit ganz und gar im Wind verhallen und auf unfruchtbares Erdreich fallen wird. Für so schlecht halte ich die Welt nicht, dass nicht noch solche zu finden wären, die der Wahrheit Aug und Ohr öffneten, die es nicht mit Dank anerkennen, wenn mit Würde und nötigem Takt vor diesem Laster gewarnt würde. Und fürs Dritte entgegne ich: „Es bleibt immer was hängen“, sagt ein wahres Wort. Ist dieses Wort beim Bösen wahr, so wird es beim Guten nicht falsch sein. Und darum verzage ich nicht und gehe getrost an meine schwierige Aufgabe. Doch halt! Es ballt sich noch eine Faust drohend gegen den dritten Sargnagel und zeigt ihm, als ein wütender Feind, die Zähne. Wer bist du grimmige Gestalt? Ich kenne dich zwar nicht persönlich, aber dein Fell verrät dich! Du bist ein Wolf, der schon viele Schafe zerrissen hat, und der nun fürchtet, es dürfte das Handwerk ihm gelegt, die Beute aus dem Rachen gerissen und das Fell gegerbt werden. Dass gerade du am Unsinnigsten tobst gegen den dritten Sargnagel und gegen ihn so sehr in den Harnisch gerätst, weil man dir damit die böse Tat aufdecken wird, wundert mich nicht im Geringsten. Du scheinst bisher gute Geschäfte im Punkt VI. gemacht zu haben, sonst kämst du wegen des dritten Sargnagels nicht so außer dir, wie ein Wirt, dem der Schild eingezogen wird. Du siehst eben dein Geschäft bedroht und wehrst dich um dein Brot und um deinen Augapfel. Aber auch du schreckst mich nicht, den geraden Weg zu gehen und deiner Leidenschaft den Krieg zu erklären. Keck hebe ich den hingeworfenen Fehdehandschuh auf und weiche vor der geballten Faust auch nicht einen Zoll zurück.

 

Unzucht ist eine schwere Sünde

 

Wie lässt sich das beweisen? Früher war solch ein Beweis leicht beizubringen: man zitierte nämlich etliche Stellen aus der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments und einen oder den anderen Ausspruch eines Kirchenvaters, und der Beweis war unumstößlich geliefert, so unumstößlich, als wenn ein Kind sich auf Vater und Mutter beruft. Was Vater und Mutter sagen, muss wahr sein, ist jeden unverdorbenen Kindes Grundsatz. Und so sollte es auch eines jeden Christen Grundsatz sein: was die Heilige Schrift und die Kirchenväter sagen, muss Wahrheit sein, oder, was das Gleiche ist, was Gott und seine heilige Kirche sagen, ist als unfehlbare Wahrheit zu glauben. Allein die Welt befindet sich nicht mehr in dem goldenen Zeitalter des kindlichen Glaubens, sie gleicht dem Thomas, der den Aposteln, die ihm bezeugten, sie hätten den, von den Toten auferstandenen, Meister gesehen, hartnäckig entgegenhielt: „Wenn ich nicht an seinen Händen die Male der Nägel sehe und meine Finger in den Ort der Nägel und meine Hand in seine Seite lege, so glaube ich nicht.“ (Joh 20,25) So sagt die Welt. Wir wollen Verstandesbeweise, Vernunftbeweise, Geschichtsbeweise. Kann man solche Beweise beibringen, dann geben wir uns gefangen, dann wollen wir glauben, aber mit der Heiligen Schrift und mit den finsteren, alten Kirchenvätern bleibe man uns vom Leib, zehn Schritt vom Leib. Wie kindisch und lächerlich. Gottes Wort soll durch Menschenwort bewiesen, bekräftigt, bewahrheitet und glaubwürdig gemacht werden. Göttliche Dinge sollen durch menschliche bemessen und beurteilt werden, an den unendlichen Gott legt man den beschränkten Maßstab der Menschen, des kurzsichtigen Menschenverstandes und der beschränkten Menschenvernunft. Ihr verlangt ja wahrhaftig, Gott soll sich euch unterwerfen und bei euch in die Schule gehen. Doch so seid ihr nun einmal, und ich nehme euch, wie ihr seid, und will euer Verlangen, so unaufgeräumt es auch ist, doch zufrieden stellen, da es ohne Sünde geschehen kann. Hat ja Christus der Herr auch zu dem zweifelsüchtigen, ungläubigen Thomas gesagt: Lege deine Finger herein und sieh meine Hände und reiche her deine Hand und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Also, ihr ungläubigen Thomasse, greift herzhaft zu, ihr sollt die verlangten Beweise haben!

Ich beginne mit den

 

Geschichtsbeweisen

 

Die heidnischen Griechen

 

Zu den Zeiten Lykurgs, des Gesetzgebers in Sparta, herrschte eine solche Zucht und Ehrbarkeit unter den heidnischen Griechen und besonders unter den Frauen, dass, als ein Fremder nach Sparta kam und fragte, wie die Ehebrecher bei ihnen bestraft würden, man ihm antwortete: „Für dieses Verbrechen hat unser Gesetzgeber Lykurg kein Gesetz gegeben, weil es bei uns keine Ehebrecher gibt.“

 

Die Griechen verehrten eine Göttin, namens Hestia. Sie war die Göttin des Feuers, die Beschützerin der Familien und die Erfinderin der Kunst Häuser zu bauen. Sie war aber auch die Göttin reiner Liebe und die Beschützerin der Unschuld und der Reinheit. Man errichtete ihr überall Altäre, besonders in dem inneren Raum des Hauses und unterhielt, ihr zu Ehren, auf diesen Altären stets ein Feuer. Die heidnischen Griechen hielten also die Keuschheit für eine Tugend, die Unkeuschheit aber für eine Sünde, denn sonst hätten sie keine Göttin der Keuschheit verehrt. Und besonders geht aus der Art und Weise ihrer Verehrung der Hestia hervor, welche Ansicht sie von der Keuschheit, von ihrer Würde, ihrem Wert und Nutzen hatten. Sie errichteten ihr mitten im Haus einen Altar und stellten ihr Bild auf ihm auf, damit alle im Haus es sehen und stets vor Augen haben. Die Keuschheit sollte der Mittelpunkt des Familienlebens sein und es heiligen, sie sollte alles beherrschen, und von ihr sollte Licht und Wärme, Gedeihen und Segen auf die ganze Familie ausströmen. Und gewiss: wo die Keuschheit herrscht, da herrscht auch Glück und Segen, Eintracht und Frieden. Auf dem Altar der Hestia brannte stets ein Feuer, das Sinnbild der Liebe. Das Feuer ist rein, glühend, flammend, verzehrend, lodert aufwärts. So die wahre, keusche Liebe: sie ist rein, glühend, verzehrt das Unedle und Gemeine und hebt den Menschen zum Himmel empor. Die Göttin der Keuschheit war auch die Erfinderin der Kunst Häuser zu bauen. Wie wahr! Die Keuschheit baut Häuser, bringt Wohlstand, Wachstum, Blüte, Kraft und Gesundheit. Die Unkeuschheit aber reißt die Häuser nieder, zerrüttet, schwächt und entnervt. Stünden noch allenthalben die Altäre der Hestia, d.h. in christlichem Sinn: würde die allerseligste Jungfrau Maria, das Muster und Vorbild der Keuschheit und Reinheit, verehrt und angerufen, und würde ihr gedient und nachgefolgt, wie wenig Not und Elend, Armut und Krankheit, Tränen und Schande wären dann zu finden.

 

Im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt lebte in Griechenland ein Mann, namens Pythagoras, hochberühmt durch glänzende Eigenschaften des Geistes und Herzens, durch Gelehrtheit und wahre Weisheit. Von frühester Jugend an widmete er sich der Wissenschaft, lebte einfach, mäßig und nüchtern und bereiste in reiferen Jahren die Länder vieler Völker, um ihre Sitten, Gewohnheiten und Gebräuche kennen zu lernen. In Kroton, in Unteritalien, gründete er eine Schule, die durchschnittlich von zweitausend Schülern besucht war, und lehrte unter anderem, dass es des Menschen heilige Pflicht sei, sittlich und rein zu leben, dass darin des Menschen Glück bestehe, und dass die Götter nur mit reinem Herzen verehrt werden dürfen. Nun gab es freilich auch bei den Griechen Verstöße gegen die Sittlichkeit und Schamhaftigkeit, ja es gab sogar Götter und Halbgötter, von denen man glaubte, dass sie ein sehr ausgelassenes Leben führten, aber die Edleren und Besseren aus dem Volk wendeten sich mit Abscheu und Ekel hinweg von solchem Gräuel und Aberglauben.

 

Im dritten Jahrhundert vor Christi Geburt lebte ein anderer Weiser Griechenlands zu Athen, namens Zeno, ein Mann, von allen seinen Zeitgenossen hochgeachtet und hochgeschätzt. Auch er bildete eine Schule, in die sich Tausende aufnehmen ließen, obgleich sie ihre Mitglieder zur höchsten Sittenreinheit und Enthaltsamkeit verpflichtete und lehrte, dass derjenige Mensch Gott am ähnlichsten sei, der die wenigsten Bedürfnisse habe.

 

Die heidnischen Römer

 

Auch sie verehrten eine Göttin der Keuschheit und der reinen Liebe, mit Namen Vesta. Ein prachtvoller Tempel wurde ihr zu Ehren erbaut und das heilige Feuer in ihm aufbewahrt und stets unterhalten. Zwanzig Jungfrauen aus vornehmem Geschlecht dienten dieser Göttin und unterhielten das heilige Feuer. Sie, der Vesta geweihten Jungfrauen, standen in sehr großem Ansehen: ihre Person war unverletzlich, sie waren keiner fremden Gewalt unterworfen, selbst nicht derjenigen ihrer Eltern. Wenn sie öffentlichen Umzügen beiwohnten, musste ihnen das Zeichen der höchsten Gewalt, der Gewalt über Leben und Tod, ein Bündel Stäbe mit dem Beil, vorgetragen werden, und wenn ihnen ein Verbrecher, der zum Tod geführt wurde, begegnete, so hatten sie das Recht, ihn zu begnadigen. Sie legten das Gelübde der Keuschheit auf dreißig Jahre ab, und wenn eine von ihnen es brach, so wurde sie auf eine schauderhafte Weise bestraft. Man trug sie gebunden und wie eine Leiche verhüllt auf das so genannte verruchte Feld. Dort musste sie, vom Scharfrichter geführt, in ein unterirdisches Gefängnis hinabsteigen, in dem ein Bett, Brot, Wasser, Milch, Öl und ein Licht sich befanden. War der Scharfrichter von dort zurückgekehrt, so wurde die Öffnung des Gefängnisses zugemauert und mit Erde überschüttet. Sie war also lebendig begraben. Ihr Verführer aber wurde mit Ruten zu Tode gepeitscht. Ein solcher Tag war für ganz Rom ein Tag der tiefsten Trauer, und wurde die Göttin der Keuschheit mit vielen Opfern und Gebeten wieder versöhnt.

 

Die heilige Afra, in Augsburg geboren und im Heidentum erzogen, führte, bevor sie durch die Gnade Gottes sich bekehrte und den christlichen Glauben annahm, ein sündhaftes Leben. Durch den gottseligen Bischof Narzissus, der auf seiner Flucht nach Augsburg kam, wurde sie zum Christentum bekehrt und entsagte hierauf völlig ihrem bisherigen Lebenswandel. Als der Landpfleger Gajus es erfuhr, dass Afra eine Christin geworden war, ließ er sie vor seinen Richterstuhl fordern und sprach folgendermaßen zu ihr: „Ich höre von dir, du seist eine Buhlerin gewesen, nun aber eine Christin geworden bist. Wie könntest du aber einen Anspruch auf die Freundschaft des Christengottes haben, da du ehedem eine Buhlerin warst. Opfere also den Göttern!“ „Wohl war ich eine große Sünderin“, antwortete Afra, „und ich verdiene nicht den Namen einer Christin zu tragen; allein Christus, unser Herr, hat mir die Gnade erwiesen, mich unter die Zahl seiner Gläubigen aufzunehmen. Ihm allein opfere ich. Mich selbst will ich als Sühnopfer darbringen, damit dieser Leib, den ich so oft entehrt habe, durch die Qualen möge gereinigt werden.“ „Euer Christus wird kein Verlangen nach dir haben; umsonst siehst du ihn als deinen Gott an; eine Buhlerin kann keine Christin sein.“ Welch glänzendes Zeugnis für die damaligen Christen aus dem Mund eines Heiden, aber auch welch zermalmendes Urteil aus dem Mund desselben Heiden über alle Christen, die der Unreinigkeit ergeben sind.

 

Der größte römische Redner, der ein Heide war, nämlich Cicero, sagt in seinem Buch: „von den Pflichten“: „Der Mensch ist nicht zum Scherz und Spiel geboren, sondern zu etwas Ernstem. Darum ist alles Hässliche, Schändliche und Unkeusche zu fliehen und zu meiden.“ Derselbe heidnische Redner sagt an einer anderen Stelle, im Buch „über das Alter“: „Der Mensch hat von Natur aus kein größeres Übel, als die Sinnlichkeit. Aus ihr entspringen alle Verbrechen und Übel, sie rauben dem Menschen Verstand, Vernunft und Freiheit und darum ist sie zu beherrschen und zu unterdrücken.“

 

Die alten, heidnischen Deutschen

 

Der römische Geschichtsschreiber Tacitus, der unseren Ahnen in Bezug auf das Trinken ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und ein böses Kompliment gemacht hat, erzählt, wie heilig die Deutschen die Ehe hielten, und wie gewissenhaft Jung und Alt jede Unsittlichkeit verabscheut. Er sagt wörtlich folgendermaßen: „Bei den Deutschen ist es nicht üblich, über das Laster zu lachen und Verführung für den Geist zu erklären. Gute Sitten herrschen vielmehr bei ihnen, und diese sind wirksamer, als woanders gute Gesetze.“ Ein löblicheres Zeugnis hätte dieser heidnische Schriftsteller unseren heidnischen Vorfahren nicht ausstellen können. Möchten die Deutschen auch heute noch dieses glänzende Zeugnis verdienen, heute, da sie auf Christi Namen getauft sind!

 

Die zwei berühmten heidnischen Geschichtsschreiber Diodorus Sikulus und Strabo erzählen uns, dass die Deutschen ein kräftiges, mutiges und tapferes Volk gewesen sind, dass sie einen hohen Körperwuchs, blaue Augen, blonde Haare und wahre Riesenkraft besaßen, und dass sie offenbar deswegen so groß, so mutig und tapfer waren, weil sie sehr keusch gelebt und ihre Kraft nicht durch Unkeuschheit und Weichlichkeit vergeudeten. Dass diese Schriftsteller Wahrheit redeten, davon können wir uns jetzt noch überzeugen, wenn wir jene Waffenrüstungen betrachten, die die alten Deutschen trugen. Wir stehen vor ihnen, wie Kinder vor Riesen, wie Schlehdorn am Fuß einer mächtigen Eiche. Die schwere Lanze führten sie mit einer Hand, heutzutage haben bereits zwei Mann daran zu tragen. Das wuchtige Schlachtschwert führten sie kräftig und behänd mit einem Arm, heutzutage kostet es einem Männlein des 19. Jahrhunderts Mühe, es mit zwei Armen zu ziehen. Ja, unsere Vorfahren waren groß, kräftig und mutig, weil sie keusch und sittenrein lebten und wir sind – doch nein – zieht den Schluss selber.

 

Jede heimliche Ehe, sogenannte „wilde Ehe“, war bei den alten Deutschen streng verboten. Sie hielten die Frauen für höhere, mit den Göttern in nahem Verkehr stehende Wesen, sie ehrten sie ihrer Keuschheit wegen, sie schützten sie als das schwächere Geschlecht und setzten keinen Ruhm darein, das sogenannte „schwache Geschlecht“ zu besiegen und zu verführen. Die Treue der Frauen ging so weit, dass sie sehr oft ihre Männer nicht überleben wollten und sich bei ihrem Grab selbst töteten. Ja, bei einigen Volksstämmen war es sogar Gesetz, dass die Frauen sich selbst, nach dem Tod ihrer Männer, das Leben nehmen mussten. Auch die Bräute töteten sich oft selbst, nachdem diejenigen, mit denen sie sich verlobt hatten, gestorben waren, indem sie glaubten, dass diejenigen, die im Leben in Liebe vereinigt waren, auch im Tod vereinigt bleiben sollten.

 

Die alten Deutschen hatten sehr strenge, ja grausame Gesetze für das Verbrechen der Unsittlichkeit. Verlor z.B. eine junge Frau ihre Jungfräulichkeit, so konnte der gekränkte Vater sie töten, und er tat es auch gewöhnlich, tat er es aber nicht, so verstieß er diesen „Schandfleck“ der Familie aus seinem Haus.

 

Bonifatius, der Apostel der Deutschen, schrieb erschrocken an König Ethibald von Merzia: „Bei den Sachsen haftet solche Schmach und Schande an der Unzucht, dass, wenn eine Tochter ihres Vaters Haus verunehrt, oder eine Frau die Ehe bricht, sie gezwungen wird, sich mit eigener Hand zu erhängen, und über der Asche ihres verbrannten Leichnams wird ihr Verführer aufgeknüpft. Zuweilen auch versammeln sich, vom Eifer für die Keuschheit entflammt, die Frauen um eine „Gefallene“ und peitschen sie von Ort zu Ort, zerfleischen sie mit Streichen und Stichen, bis sie fast tot liegen bleibt, damit die übrigen von der wilden Lust abgeschreckt werden.“

 

In einem alten Gesetzbuch der Deutschen lese das erschreckende Gesetz: „Wenn eine Frau die Ehe bricht, so soll man sie und den Ehebrecher zusammengebunden unter den Galgen führen, daselbst ein Grab machen, sieben Schuh lang und sieben Schuh tief. Dort hinein soll man dann zwei Arme voll Dornengebüsch legen und darauf die Frau und den Ehebrecher und auf beide wieder Dornen, und dann soll man einen eichenen Pfahl durch beide schlagen und das Grab mit Erde bedecken.“ Durchrieselt nicht ein kalter Schauer Mark und Bein, wenn wir diese Strafe uns lebhaft vorstellen! Nur ein keusches Volk gibt sich selbst solche Gesetze und nur ein keusches Volk bewahrt durch Jahrhunderte herab solche fürchterlichen Gesetze.

 

Wer lehrte nun diese Völker, die den wahren Gott nicht kannten, die von den zehn Geboten Gottes keine Kunde hatten, die der Offenbarung Gottes fernstanden, dass die Unkeuschheit Sünde ist, so dass sie derart martialische Strafen verhängten?

 

1. Das Gewissen

 

Der heilige Apostel Paulus lehrt, dass auch die Heiden ein Gesetz in ihrem Innern hätten, das ihnen sage, was recht und nicht recht, erlaubt und unerlaubt sei. Und dieses Gesetz im Innern des Menschen ist das Gewissen. Das Gewissen sagt einem jeden unverdorbenen Menschen, dass es Sünde ist, etwas Unkeusches zu begehen Es warnt und mahnt ihn, wenn er im Begriff steht, etwas Unsittliches zu tun und es tadelt und straft ihn bitter nach vollbrachter böser Tat.

 

2. Das angeborene Schamgefühl

 

Jedem Menschen ist das Schamgefühl angeboren, und zeigt sich dasselbe gewöhnlich am reinsten beim weiblichen Geschlecht. So ein gewisses Etwas hält den Menschen zurück von aller Unkeuschheit, von unreinen Gedanken, Begierden, Worten und Werken. Das Blut steigt ins Gesicht und färbt Wangen und Stirn rot, wenn ein solcher Gedanke auftaucht, wenn solch eine Zumutung von außen hergestellt wird. Namenlose Angst und Furcht durchbeben den keuschen Menschen, wenn er nach langem Kampf endlich der Versuchung  unterliegt, sein ganzes innere Wesen, ich möchte sagen: das Ebenbild Gottes in ihm weint und wehklagt über die Schmach, die ihm durch die Unkeuschheit angetan wurde, und darum flieht diese Sünde auch das Tageslicht, sie sucht die Finsternis auf, um die Schamröte ihrer Opfer mit dem schwarzen Leichentuch der Nacht zu verhüllen, um ihnen mehr Mut einzuflößen und ihnen die Lüge ins Ohr flüstern zu können: „es sieht ja niemand!“ – als ob Gottes Auge nicht die Nacht durchschaute oder als ob Gott niemand wäre.

 

3. Das eigene, unmittelbare Bewusstsein

 

Wo ist ein Mensch, der es nicht wüsste, nicht fühlte, dass die Unkeuschheit ihn entehrt, ihn entwürdigt, ihm Schmach antut. Wo ist ein Mensch, der sich nach geschehener Tat nicht vor sich selbst schämte, dem es nicht wurmte und nagte im Innern, der es nicht fühlte: du hast nun dein schönstes Gut verloren, du hast den Adel deiner Seele verscherzt, du bist tief gefallen, du hast dich ausgeliefert einer unsichtbaren, höllischen Macht. Wo ist ein Mensch, der nach vollbrachter Tat die Öde und Leere seines Herzens nicht fühlte, der nicht fühlte, wie arm und elend er durch diese Sünde geworden. Insbesondere frage ich dich: Was gibt dem weiblichen Geschlecht seinen Reiz, seine Würde, seine Liebenswürdigkeit? Die Unschuld, die Herzensreinheit, die Jungfräulichkeit. Ist sie verloren, so ist alles verloren, ist sie verloren, so bleibt eine Schale ohne Kern, ein übertünchtes Grab voll Moder und Leichengeruch. Was nützt all der Tand und das Geschmeide, die Blumen und Bänder, die ihr an euch hinhängt als Sinnbild der Jungfräulichkeit, wenn ihr keine Jungfrauen mehr seid. Ist sie verloren, so ist all der Schmuck und Puz nur ein armseliges Blendwerk, ein schäbiger Deckmantel eurer inneren Hässlichkeit und Verkommenheit. Sag von einem Mädchen: es ist keine Jungfrau mehr, so hast du ihm den Totenschein ausgestellt, und man wirft es unter das alte Eisen.

 

Und was gibt dem Jüngling Kraft und Mut und Begeisterung? Die Unschuld und Jungfräulichkeit. Was macht ihn aber feige, mut- und kraftlos und unbrauchbar für höheres Ringen und Streben? Die Unkeuschheit. Die heidnische Götterlehre erzählt folgendes: Die keusche, jungfräuliche Göttin Diana wurde einst von einem kühnen Jäger, namens Aktäon, im Wald überrascht, der sie vorwitzig und mit unlauteren Augen ansah. Diesen Frevel rächte die Göttin dadurch, dass sie Aktäon Hörner auf der Stirn wachsen ließ und ihn in einen Hirsch verwandelte, den dann seine eigenen Hunde zerrissen. Hinter dieser heidnischen Götterfabel steckt eine große Wahrheit. Wachsen den Jünglingen nicht Hörner, wenn sie durch Unkeuschheit sich versündigen? Du weißt ja, welches Sinnbild Hörner sind, was es heißen will, wenn man von jemanden sagt, er habe Hörner oder man habe ihm Hörner aufgesetzt? Wie vielen hat nicht die Unkeuschheit schon Hörner aufgesetzt. Wie viele wurden nicht von ihren eigenen Hunden, d.h. von dieser entfesselten Leidenschaft in ihrem eigenen Innern elend zerrissen. Sieh, das haben auch die Heiden gewusst, erkannt gefühlt und darum waren sie fest davon überzeugt, dass Unkeuschheit Sünde ist.

 

4. Die Erfahrung

 

Die Erfahrung lehrt, dass aus der Unkeuschheit tausendfaches Elend entspringt, dass sie Leib und Seele zerrüttet, entnervt, entkräftet, dass sie den Wohlstand, den Frieden und das Glück der Familie untergräbt, und darum muss sie Sünde sein. Das lehrte den Heiden der Verstand und die Vernunft.

 

Siehe, ich habe dich nun vor den Richterstuhl der Geschichte geführt, und welches Urteil spricht die Geschichte über die Unkeuschheit? Sie spricht: es ist Sünde, Unkeuschheit zu treiben. Willst du der Geschichte widersprechen? Du hast dich ja selbst auf die Geschichte berufen. Kannst, willst du diesen Beweis umstoßen? Willst du, entarteter Enkel der alten Deutschen, deine Ahnen Lügen strafen? Damals waren sie noch Heiden, verehrten den Wodan und die Freia und wussten nichts vom wahren Gott und von Jesus Christus, und dennoch waren sie in diesem Punkt und in vielen anderen besser als ihre christlichen Nachkommen und beschämen sie tief. Wo ist die alte Biederkeit und Treue, die alte Einfachheit und Ungeschminktheit, die alte Zucht und Sitte. Ein verkommenes, verweichlichtes Geschlecht steht auf ihren Gräbern. Könnte ich die Schatten unserer Ahnen heraufbeschwören aus ihren Gräbern, könnte ich ihnen von Angesicht zu Angesicht zeigen ihre heruntergekommenen Enkel und Enkelinnen, könnte ich ihnen erzählen von ihrer Nachäfferei und Modesucht, von ihrem Luxus und ihrer Weichlichkeit, von ihrer Verführungskunst und Unsittlichkeit, wie würden sie jammern und wehklagen, mit welchem Abscheu und Entsetzen sich hinwegwenden von ihren tiefgesunkenen Nachkommen. Gewiss, ihr würdet gerne wieder in eure Grabesstätte zurückkehren, um dort euren Schmerz und Jammer zu bergen.

 

Wer wagt es, den heidnischen Griechen, den heidnischen Römern, den heidnischen Deutschen gegenüber zu behaupten: es ist keine Sünde, Unkeuschheit zu treiben? Wer wagt es all den wahrhaft großen Frauen und Männern gegenüber zu behaupten: Unkeuschheit ist keine Sünde? Darum Schmach und Schande der heutigen Generation, die millionenfach und millionenmal in Wort und Tat behauptet: Unkeuschheit ist keine Sünde! Ist das der Fortschritt in Wissenschaft und Bildung, ist das die Errungenschaft der Kultur und Gesittung des neunzehnten Jahrhunderts, ist das die so gepriesene Aufklärung und der glorreiche Zeitgeist? Wie ganz anders stehen in der Geschichte da die heidnischen Spartaner, dieses Riesenvolk, das von sich sagen konnte: „Es gibt keine Ehebrecher unter uns!“ Wie ganz anders steht das heidnische Volk der Griechen in der Geschichte da, das mit den Worten des weisen Pythagoras den Ausspruch tat: „Die Götter können nur mit reinem Herzen verehrt werden.“ Wie ganz anders stehen diese heidnischen Griechen und Römer vor den Altären ihrer keuschen Göttinnen: Hestia und Vesta, und mit ihren vestalischen Jungfrauen da. Sind wir Christen nicht durch Taufe, Gelübde, Sakramente und als Glieder unserer heiligen Kirche vestalische Jünglinge und Jungfrauen, verpflichtet zu standesgemäßer Keuschheit? Haben wir alle nicht gelobt, der Unlauterkeit und allen bösen Gesinnungen, die mit dem Glauben an Christus nicht bestehen können, zu entsagen? Aber wovon zeugt die Wirklichkeit? „Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über“, sagt ein wahres Wort. Und wovon läuft den Jünglingen der Mund über? Ich will es durch ein allbekanntes Soldatenlied ausdrücken. Dieses geistreiche Lied heißt: „Ach wenn es nur alle Tag Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag wär, dass ich bei meiner Laurenzia wär!“ – denn, nota bene: am Montag ist er bei seiner Laurenzia, am Dienstag ebenfalls, am Mittwoch auch, am Donnerstag nicht minder, am Freitag nicht weniger, am Samstag obendrein und am Sonntag ohnehin, und, versteht sich von selbst, da bezahlt er ihr von seiner Löhnung Bier, Kaffee, Käse und Brot und Kuchen. Diesem höchstbezeichnenden Lied füge ich noch ein Soldaten-, Studenten- und Handwerksburschenlied an, das da heißt: „Heut lieb ich die Susanna und morgen die Marianna, die Lieb ist immer neu, das ist Soldaten (Studenten-Burschen) Treu.“ Wie alle Gräblein, Bächlein, Flüsse und Ströme ins Meer sich ergießen, so ergießen sich alle Gedanken, Wünsche und Hoffnungen, alles Dichten und Trachten, alles Wachen und Träumen, alles Sehnen und Verlangen der Jünglinge unserer Tage in dieses tote Meer der Unkeuschheit. Entsetzlich rar und wunderselten sind die rühmlichen Ausnahmen hiervon.

 

Und wovon überläuft den Jungfrauen der Mund? Auch das kann ich, der Gleichförmigkeit wegen, in zwei vielbeliebten Liedern ausdrücken: „Mein Schatz ist ein Reiter, ein Reiter muss sein, das Ross ist dem König, der Reiter ist mein“, und „du, du liegst mir im Herzen, du, du liegst mir im Sinn, du, du machst mir viel Schmerzen, weißt nicht, wie gut ich dir bin.“ O, wie gurren und locken, wie seufzen und schmachten diese Turteltauben nach der anderen Hälfte ihres Wesens; denn „es ist nicht gut für den Menschen, dass er allein sei.“ (Genesis 2,18) O, diese Bibelstelle ist nicht mit goldenen Bergen aufzuwiegen! An diese halten sie sich, auf diese schwören sie, vom 6. Gebot aber wollen sie nichts wissen, als stünde es nicht in derselben Heiligen Schrift. Und weil es nicht gut ist für den Menschen, dass er allein sei, so suchen sie um jeden Preis und mit Gewalt diese Bibelstelle zu verwirklichen; sie wollen zu Zweit sein, koste es, was es will: Ehre und guten Namen, Geld und Gut – wenn sie nur, provisorisch oder definitiv, unter die Haube (und sehr oft auch unter die Fuchtel) kommen. Sie wollen sich in den Ehestand drängen, oder wenigstens ein Unterpfand der Liebe haben. Diese sogenannten Jungfrauengehen förmlich auf Verführung aus, und wollen selbst verführt werden; sie begeben sich freiwillig in Gefahr, spinnen Netze und gehen auf den Fang aus; sie stellen Fallen und Leimruten, angeln und treiben Schleichhandel. Sie spielen am liebsten Mariage, Domino und Pfänderspiele, und wenn es ans Auslösen der Pfänder geht, so küssen sie am liebsten den Schatten unter dem Licht und an der Wand. Doch genug – ich rede sonst zu viel aus der Schule. Die wirklichen Jungfrauen aber will ich allzeit bei diesem Kapitelverlesen nicht gemeint haben; die anderen aber will ich treffen, und kommen mir diese sogenannten Jungfrauen vor, wie die Dunghaufen am Fronleichnamstag, an dem die Prozession an denselben vorüberführt. Man umstellt sie mit sogenannten Maien, damit man sie nicht sehen soll, damit sie das Auge nicht beleidigen. Allein man riecht sie doch von weitem schon, und sie bleiben trotz aller Maien und trotz des Fronleichnamstages übelriechende Dunghaufen. So die erwähnten sogenannten Jungfrauen. Man kann sie zieren, schminken, überkleistern und verbrämen, allein trotz all dem riecht eine feine Nase, was dahintersteckt.

 

Vor noch nicht so langer Zeit durchbebte ein Schrei des Entsetzens ganz Europa, und die Zeitungen verkündeten es in allen Sprachen, was in einer Stadt Deutschlands Schreckliches und Unerhörtes geschehen ist. Hat es vielleicht gebrannt, wie anno 1842 in Hamburg? O nein! Es war etwas Schauderhafteres, als ein Brand. Sind vielleicht Städte und Dörfer von einem Erdbeben überschüttet worden, wie anno 1755 Lissabon in Portugal? Bewahre! Es war etwas Grauenhafteres. Haben sich vielleicht in brudermörderischem Kampf Tausende dahingewürgt, wie die Franzosen in den 1790er Jahren? Wäre es nur das gewesen, man könnte noch vom Glück reden. Nein – es war noch viel haarsträubender. Kaum vermag es meine Feder, diesen unerhörten Frevel niederzuschreiben. In Nürnberg schnitt eine unbekannte Person mehreren Mädchen – die Nase und die Ohren ab? Nein – sondern – die Zöpfe ab! Ist das nicht wirklich haarsträubend und himmelschreiend! Denke dir: die Zöpfe ab, das Wertvollste, das Kostbarste, den Schmuck, die Zier, den Reichtum des weiblichen Geschlechts! Was ist ein Mädchen ohne Zopf! Eine Lampe ohne Öl, ein Garten ohne Blume, eine Börse ohne Geld, ein Besen ohne Stiel, ein grüner Tee ohne Zucker. Mit Recht kam daher die ganze Lebkuchenstadt Nürnberg in fieberhafte Aufregung, die Polizei entwickelte eine fabelhafte Tätigkeit, ein Schrei des Entsetzens durchbebte Europa, alle Zeitungen stießen in die Lärmtrompete, alle Mädchen zitterten für ihr höchstes, kostbarstes Gut: für den Zopf. Und hätte man damals den Missetäter auf frischer Tat ertappt, er wäre entweder in Stücke zerrissen worden, oder an einen Galgen vermittelst eines Zopfes aufgehängt worden, an einen Galgen, der so hoch gewesen wäre, dass man ihn in ganz Deutschland zum abschreckenden Exempel hätte sehen können. Wie aber, wenn dem Hundert und Tausend nach Mädchen verführt werden, wenn sie an Leib und Seele, für Zeit und Ewigkeit zu Grunde gerichtet werden, wenn sie um ihres wirklichen, wahren Wertes, um ihres wahren Schmuckes, und um ihres höchsten Gutes beraubt werden – kräht danach ein Hahn? Da schweigen die Zeitungen, da liegt alles im Starrkrampf, da rosten die Schwerter. Ist der Zopf mehr wert als der ganze Leib; ist der Leib mehr wert als die unsterbliche Seele, ist die ganze Erde mehr wert als eine einzige Seele! O du verkehrte, schlechte Welt!

 

Die heilige Brigitta

 

Die heilige Brigitta hatte ihre Jungfräulichkeit Gott verlobt, er sollte ausschließlich und für immer ihr Herz besitzen. Ihr Vater aber wünschte, dass sie sich vermähle. Da bat die gottgeweihte Jungfrau inständig ihren himmlischen Bräutigam, er möge doch ihren Leib verunstalten, und sie dadurch vor der Ehe bewahren. Und siehe! Brigitta, die ein Bild der Schönheit war, verlor ein Auge, und wurde hässlich, wie die Nacht, so hässlich, dass ihr Anblick Entsetzen erregte. Als ihr Freier sie in diesem Zustand sah, stand er herzlich gern von seiner Bewerbung um sie ab, und auch ihr Vater verschonte sie nun mit der Zumutung, sich zu verehelichen, indem er in dieser wunderbaren Entstellung den Willen Gottes erkannte, dass seine Tochter als unentweihte Jungfrau Gott dienen solle. Und wie belohnte Gott diese heldenmütige Gesinnung seiner getreuen Magd? Brigitta erhielt alsbald das verlorene Auge wieder, und ihr Antlitz strahlte von überirdischer Anmut und Schönheit. Wie viele Mädchen würden heutzutage, wenn es in ihrer Macht stünde, dieses Mittel in Anwendung bringen, sich etwa vor der Ehe zu bewahren? O nein – das verlangt niemand von ihnen, sondern um sich vor Verführung, vor dem Fall, vor Schimpf und Schande, vor Jammer und Elend und vor der ewigen Verdammnis zu bewahren? Lieber schlecht, bodenlos schlecht, nur nicht hässlich! Ja manche ziehen alle Register und gebrauchen alle Vorteile, selbst Kartenlesen und Sympathie, um doch ja verführt zu werden!

 

Du fragst auch nach Erfahrungsbeweisen:

 

Die „Hausapotheke“ kann damit dienen. Was lehrt die Erfahrung bezüglich der Übertretung des VI. Gebotes?

 

Diejenigen Personen, die das VI. Gebot übertreten, werfen einander, sobald sie mit einander zerfallen, die Übertretung des VI. Gebotes vor. Da heißt es denn gleich: „Du schlechter Mensch, du – usw!“ Die ärgsten Schimpfworte sind von der Übertretung des VI. Gebotes hergenommen, haben zu ihrem Inhalt und ihrem Gegenstand, zu ihrem Vorwurf und ihrer Anklage die Übertretung des VI. Gebotes. Wenn es denn keine Sünde ist, das VI. Gebot zu übertreten, warum werfen die Unkeuschen einander die Übertretung des VI. Gebotes vor, unter allen Schlechtigkeiten zuerst vor? Legen sie dadurch nicht an den Tag, dass sie die Übertretung jenes Gebotes für eine Sünde, für Schimpf und Schande und Schmach halten. Sie wollen doch mit solchen Titeln einander keine Komplimente machen und keine Ehre antun! Wenn man über jemand schimpfen will, so sagt man ihm ja nicht: Ehrenmann, echter Christ, gewissenhafter Familienvater, fleißiger Geschäftsmann, brave Hausfrau, sondern – wie? Welches von den zehn Sündenregistern wird beim Schimpfen gezogen? Das sechste. Damit bekennen solche Leute (und um solche, und nur um solche, merke es dir, handelt es sich), dass sie selbst die Übertretung des VI. Gebotes für den Inbegriff aller Schlechtigkeit halten. Sie sehen den Balken im Auge ihres Nächsten und halten sich über denselben auf und deuten mit dem Finger auf ihn, den mächtigen Stamm in ihrem eigenen Auge sehen sie aber nicht. Ist das kein Erfahrungsbeweis? Entkräftige ihn, stoß ihn um, widerleg ihn, wenn du kannst!

 

Ich frage dich ferner: Wer hält denn die Übertretung des VI. Gebotes für keine Sünde? Um dir diese Frage zu erleichtern, will ich zuerst etliche kinderleichte Fragen an dich stellen. Wer hält den Diebstahl für keine Sünde? Der Dieb (solange wenigstens nicht, bis er selbst bestohlen wird). Wer hält das Lügen für keine Sünde? Der Lügner. Wer hält die Lumperei für keine Sünde? Der Lump. Wer sieht alles gelb? Der Gelbsüchtige. Wer hat bei der beabsichtigten Abschaffung des Sklavenhandels ihn am hartnäckigsten verteidigt und sich gegen seine Abschaffung gesträubt? Die Sklavenhändler. Nun wird es dir wohl leicht sein, obige Frage zu beantworten: wer hält die Unkeuschheit für keine Sünde? Antwort: Die Unkeuschen. Und seit wann, wenn man fragen darf, halten sie die Unkeuschheit für keine Sünde? Seitdem sie sie begingen und ihr ergeben sind. Oder haben sie sie etwa stets für keine Sünde gehalten? Gott bewahre! So lange sie keusch, rein und unverdorben waren, da war die Unkeuschheit Sünde, als sie aber den Jungfernkranz, gewunden mit veilchenblauer Seide, an den Nagel hingen, da wuchs ihnen mit dem verdorbenen Herzen auch ein anderer Kopf, und seitdem darf die Unkeuschheit keine Sünde mehr sein, sie können es durchaus nicht leiden, dass sie Sünde sein soll. Sie lassen sich keine Schlechtigkeit nachsagen, und damit man ihnen keine Schlechtigkeit nachsagen kann, darf es keine Schlechtigkeit mehr geben. A propos! So übel ist diese Spiegelfechterei und Taschenspielerei gerade nicht, wenn man nur Gott auch damit hinters Licht führen könnte; das aber wird schwierig sein. Verdientest du nun damals mehr Glauben, als du noch keusch und rein warst und die Unkeuschheit für Sünde hieltest, als jetzt, da du in diesem Spital krank liegst und deswegen die Unkeuschheit für keine Sünde verkaufst? Glaubst du einem Lumpen, oder einem mäßigen, nüchternen Menschen, wenn es sich darum handelt, ob und wie man naturgemäß leben soll? Ein sittlich reiner, keuscher Mensch hat noch nie behauptet, dass Unkeuschheit keine Sünde sei. Ich frage dich nun ferner: Warum erkundigt man sich denn in aller Welt sogleich, wenn es sich um den Leumund einer Person handelt, danach, wie es mit ihr in Punkto VI. steht? Und wenn man erfährt, dass eine Person einen ausschweifenden Lebenswandel führt, warum mag man dann nichts mit ihr zu schaffen haben, warum vertraut man ihr nichts an, warum nimmt man sie in kein ehrliches Haus und in keinen soliden Dienst auf?

 

Ich frage dich ferner: Warum gilt denn vor Gericht die Übertretung des VI. Gebotes, d.h. der unsittliche Lebenswandel einer Person, die wegen irgend eines Verbrechens, sei es Diebstahl, falscher Eid, Mord usw., in Untersuchung steht