Katholische Ansprachen

 

 

Weltgeschichte und Gotteswort

Adrienne von Speyr

Jesaja 166

 

"Wir können in der Weltgeschichte Ereignisse feststellen oder miterleben, deren letzte Bedeutung bei Gott wir nicht ahnen. Wir sehen, wie Völker sterben oder in ungeheures Unglück gestürzt werden, erleben ihre materielle oder geistige Austilgung, ahnen ein Strafgericht, aber der Plan Gottes ist uns nicht enthüllt. Wir sehen nur die Zeichen, nur äußerliche Zeugen. Wir können nie irgendein begrenztes Ereignis der Geschichte auf ein scheinbar endliches Wort Gottes in der Heiligen Schrift beziehen. Der einzige Weg, ein Ereignis in der Welt zu verstehen, ist, das ganze Wort Gottes, die ganze Schrift, den ganzen Gott in seiner Offenbarung, so groß als wir es vermögen, im Blick zu behalten."

 

 

Gottlose Welt des Fortschritts

Adrienne von Speyr

Johannes III: Die Abschiedsreden 458

 

"Wenn die Welt sich selbst als noch nicht vollkommen betrachtet, so ist sie doch voller Hoffnung, dass alles sich zum Bessern entwickle. Sie glaubt unentwegt an ihren eigenen Fortschritt. Sie ist überzeugt, mit dem Dasein fertig werden zu können. Diese Welt hat jede Beziehung zu Gott abgebrochen, sie ist gottlos. Auch wenn sie Gott noch im Mund führt, sie hat ihn zum Schweigen gebracht. Die Welt kennt die Gnade nicht, weil die Gnade nicht aus der Welt ist."

 

Kirchlicher Gehorsam

Adrienne von Speyr

Johannes III: Die Abschiedsreden 248

 

Gehorsam ist schließlich nichts anderes als die Verbindung und die Einheit von Glaube, Liebe und Hoffnung. Keines der drei wäre lebendig, weder im Kloster noch in der Welt, wenn es nicht zusammengehalten und gebunden wäre durch den Gehorsam. Zuletzt gründet der Gehorsam ganz in der Liebe: nur in der Liebe darf befohlen und gehorcht werden. Es kann sein, dass einmal nicht mehr in der Liebe befohlen wird, aber wenn dennoch in Liebe gehorcht wird, dann wird der Gehorchende nicht verlorengehen."