Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

20. April

 

Die heilige Agnes, Oberin von Monte Pulciano, Italien,

+ 20.4.1317 - Fest: 20. April

 

„Die Reinheit führt ganz nah zu Gott“, sagt die Heilige Schrift, und dies bewährte sich, wie bei vielen anderen Heiligen, so auch im Leben unserer Agnes, die ihren Zunamen von ihrer Geburtsstadt Monte Pulciano im Toskanischen hat. Schon als ganz kleines Mädchen zeigte sie eine Neigung zur Andacht, denn kaum hatte sie das Gebet des Herrn und den Englischen Gruß gelernt, so kniete sie sich oft an irgend einem stillen Plätzchen hin, die gefalteten Händchen zum Himmel hin erhoben. Fragte man sie, was sie da mache, so war die Antwort: „Ich lerne meine Lektion, mein Gebet.“ Schon der bloße Anblick eines Bildes Christi oder der jungfräulichen Mutter erweckte in ihr eine selige Freude. Sie war noch nicht sechs Jahre alt, da äußerte sie schon ihren Eltern gegenüber, sie will einmal zu den Klosterfrauen, denn die befänden sich ständig bei dem lieben Heiland und der guten Mutter Maria. Je älter sie wurde, desto größer wurde ihr Verlangen nach dem geistlichen Stand. Ihre Eltern waren sehr angesehen und reich, aber zugleich auch fromm und gottesfürchtig. Deshalb hatten sie auch nichts gegen den Wunsch ihrer Tochter und brachten sie, als sie neun Jahre alt war, zu den Klosterfrauen ihrer Vaterstadt.

 

Man nannte diese Nonnen Sacchinen oder Sackträgerinnen, weil sie Skapuliere aus grobem Tuch in Form eines Sackes trugen. Sie führten ein sehr strenges Leben, aber die junge Agnes erschrak nicht vor der Strenge des Klosters, sondern unterwarf sich den Regeln mit Freude. Die fromme Nonne Margarita, deren besonderer Leitung die Novizin anvertraut worden war, erkannte bald, dass ihre Schülerin statt der Ermunterung vielmehr der Zurückhaltung bedürfe. Die Demut und den Gehorsam, diese Grundpfeiler der Vollkommenheit, übte Agnes in solch bewunderungswürdigem Grad, dass die erfahrensten Schwestern sich darüber verwunderten und sagten, das Mädchen müsse ohne alle Eigenliebe sein. Ein Wink der Oberin genügte ihr, das Beschwerlichste bereitwillig und fröhlich zu übernehmen und pünktlich zu verrichten. Alle Zeit, die ihr von der vorgeschriebenen Arbeit übrig blieb, widmete sie dem Gebet, der Betrachtung und anderen gottseligen Übungen. Mit ihren übrigen Tugenden verband sie Zurückgezogenheit und eine engelhafte Reinheit. Von ihrer frühesten Jugend an sah man an ihrem äußerlichen Tun und Lassen, in ihren Reden und ihrer Kleidung nie eine Spur von Unanständigkeit. So wurde sie trotz ihres zarten Alters bald das Muster und Vorbild des klösterlichen Lebens. Mit Ehrfurcht und Liebe schauten die Nonnen auf die heranblühende Jungfrau, und eine Äbtissin von großer Frömmigkeit und Erleuchtung, die einst auf Befehl des Bischofs das Kloster visitierte, erkannte in ihr deutlich die Zeichen künftiger Heiligkeit. Sie sagte: „Tragt, ich bitte euch, alle Sorge für diese junge Tochter; denn wahrlich, sie wird unserem Orden dereinst große Ehre bringen.“

 

Erst vierzehn Jahre alt wurde Agnes von den Nonnen als Schaffnerin bestellt und ihr damit die Sorge für Küche und Keller und für die Verwaltung des Zeitlichen übertragen. Sie verwaltete dieses Amt zur allgemeinen Zufriedenheit und wusste sich dabei in steter Vereinigung mit Gott zu erhalten und den Geist des Gebetes zu bewahren. In ihren Schwestern betrachtete sie die Person Christi und diente ihnen auch in diesem Geist. Aber während sie als geschäftige Martha die Hauswirtschaft besorgte, saß sie in ihrem Inneren mit Maria zu den Füßen ihres geliebten Meisters, nur „das eine Notwendige“ betrachtend. Von ihrem fünfzehnten Lebensjahr an fastete sie beständig bei Wasser und Brot und ging in der Übung anderer schwerer Bußwerke so weit, dass der Beichtvater ihrem Eifer Mäßigung gebieten musste, weil ihre Gesundheit darunter litt.

 

Der Ruf von der hohen Tugend und dem segensreichen Wirken der jungen Nonne drang über die Mauern ihres Klosters hinaus und es hörten davon die Einwohner der Stadt Proceno, die vor kurzem den Dominikanerinnen ein Haus errichtet hatten, in dem ihre Töchter Erziehung und Unterricht erhalten sollten. Sie wählten Agnes zur Vorsteherin dieses Institutes und Papst Nikolaus IV. erteilte ihr die Dispens, die sie wegen ihres Alters – sie war erst sechszehn Jahre alt – brauchte. Ihre Lehrerin Margarita wurde ihr als Gehilfin beigegeben. Die neue Würde war für Agnes eine Aufforderung zu noch höherer Vollkommenheit. Sie wollte ein Beispiel der Demut, der Abtötung, der genauen Beobachtung der Regeln und Ordenssatzungen für die Ihrigen werden, und mehr dadurch, als durch Worte, die Mitschwestern auf den Weg des Heiles leiten. Dem Gebet blieb sie fortwährend so ergeben, dass ihr die dazu bestimmte Zeit stets viel zu kurz vorkam, und es verursachte ihr immer Schmerz, wenn sie durch irgend ein Geschäft gestört oder abgerufen wurde. Ihre Vereinigung mit Gott war so innig, dass sie oft entzückt wurde. So verharrte sie an einem Sonntag einmal von fünf Uhr früh bis zum Abend ohne Unterbrechung im Gebet und war nicht wenig erstaunt, als man sie aufmerksam machte, wie weit der Tag schon vorgeschritten sei. Nun fühlte sie den tiefsten Kummer, dass sie die heilige Kommunion versäumt habe. Da soll der Herr seiner trauernden Tochter einen Engel gesandt haben, der ihr das Himmelsbrot reichte. Überhaupt spendete Gott seiner treuen Dienerin große Gnaden. Sie hatte nicht selten himmlische Offenbarungen und Erscheinungen und die Gabe der Weissagung und der Krankenheilung. Aus einem Ereignis ihres Lebens sehen wir auch, wie man sich zur heiligen Beichte nicht nur oberflächlich, sondern mit allem Fleiß vorbereiten müsse, wenn sie uns zum Heil gereichen soll. Agnes betete eines Tages für einen Wohltäter des Klosters, als ihr während der Andacht geoffenbart wurde, dass für ihn schon der Platz in der Hölle bereitet sei, weil er seit dreißig Jahren keine gute Beichte abgelegt habe. Die Heilige ließ den Unglücklichen sogleich rufen, teilte ihm ihre Erscheinung mit und brachte es durch eifriges Zureden dahin, dass er zur Beichte ging und seine Sünden reumütig und vollständig bekannte. Er starb nicht lange danach und seiner Retterin wurde eröffnet, dass er errettet worden sei.

 

Der Glanz der Tugenden unserer Heiligen verbreitete sich immer weiter, da setzten ihre Landsleute alles in Bewegung, sie wieder in Monte Pulciano zu besitzen, und gedachten deshalb ein eigenes Kloster zu errichten. Agnes willigte ein, machte aber zur Bedingung, dass ein Haus der Stadt, das bisher von Prostituierten bewohnt worden war, in das beabsichtigte Kloster umgewandelt werde. Der Magistrat willigte dazu gerne ein und Agnes übernahm es, aus dem Ort des Ärgernisses einen Ort der Erbauung zu schaffen. Die jungen Frauen, die sich unter ihrer Leitung hier versammelten, lebten nach der Regel des heiligen Dominikus.

 

Jetzt nahten die Tage, wo auch ihr der Kelch des Leidens gereicht wurde. Von einer schmerzlichen Krankheit heimgesucht, musste sie sich auf den Rat der Ärzte in ein nahes Bad begeben, wurde aber während ihres Aufenthaltes dort von einigen ausgelassenen Jungen verspottet und mit den schmutzigsten und unanständigsten Worten beschimpft. Ihrem reinen Sinn muss dies sehr schwer gefallen sein, schon nach dem Wort des heiligen Paulus: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde durch das Gute das Böse“ ertrug sie die Beleidigung mit aller Gelassenheit und beschenkte sogar die Jungen zum Dank, dass sie ihr Gelegenheit gegeben hatten, die Geduld zu üben. Ihre Gesundheit erhielt sie im Bad nicht, vielmehr kam sie ganz entkräftet ins Kloster zurück. Sterbend sprach sie zu ihren Schwestern: „Meine Kinder, liebt einander, denn die Liebe ist das Kennzeichen der Auserwählten Gottes.“ Es war am 20. April 1317, als die Engel Gottes ihre reine Seele zum Herrn geleiteten. Ihr Tod wurde der Stadt und der Grafschaft zuerst durch die unschuldigen Kinder übermittelt, denn sie riefen: „Agnes, die Heilige, ist gestorben!“ 1435 wurde ihr Leib zu den Dominikanerinnen nach Orvietto gebracht, wo er sich noch befindet. Papst Benedikt XIII. nahm sie im Jahre 1726 feierlich in das Verzeichnis der Heiligen auf.

 

Der heilige Wiho, Bischof und Bekenner von Osnabrück,

+ 805 – Fest: 20. April

 

Von den vielen Bistümern, die Karl der Große nach Unterwerfung der heidnischen Sachsen in Deutschland gründete, war Osnabrück der Zeitfolge nach das erste. Es gehörte zur Kölnischen Kirchenprovinz und seine Stiftung fällt in das Jahr 776. Die neu gegründete Kirche wurde zu Ehren des heiligen Petrus und der heiligen Märtyrer Crispin und Chrispinian eingeweiht und mit reichen Gütern und Freiheiten ausgestattet. Es lag dem Kaiser sehr daran, für das neue Bistum einen Kirchenfürsten von ausgezeichneter Heiligkeit und Tüchtigkeit zu gewinnen, um die barbarischen Sachsen zum christlichen Glauben zu führen. Einen solchen Bischof erkor er in Wiho.

 

Wiho oder Guiho stammte aus Leuwarden in Friesland, wo das Christentum durch die apostolische Wirksamkeit des heiligen Willibrord und des heiligen Bonifatius bereits gegründet war. Von früher Jugend an widmete er sich dem geistlichen Stand und legte den Grund zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung und seinen hervorragenden Tugenden im Seminar zu Utrecht, das in damaliger Zeit in hoher Blüte stand. Seine leichte Fassungsgabe und seine Begeisterung für alles Edle und Göttliche ließen ihn nicht nur glänzende Fortschritte in der lateinischen und griechischen Sprache machen, sondern auch in religiöser Vollkommenheit herrlich leuchten. Zum Priester geweiht, predigte er mit unermüdlichem Eifer das Evangelium in Friesland und gewann so reiche Früchte und so hohes Ansehen, dass der Ruf seiner Tugenden und seines segensreichen Wirkens bald zu den Ohren des Kaisers drang.

 

In jener Zeit machte der christliche Glaube in Westfalen bedeutende Fortschritte, der heidnische Aberglaube schwand mehr und mehr, der stolze Nacken der Sachsen beugte sich vor der Übermacht der christlichen Franken, und der große Kaiser Karl erkannte in der Gründung fester Bischofssitze das wirksamste Mittel, um das Christentum dauernd in den eroberten Landen zu befestigen. Deshalb gründete er zuerst den bischöflichen Stuhl zu Osnabrück, und als er Umschau hielt, um einen Priester von vollendeter Heiligkeit und von unerschütterlichem Mut für ein so schwieriges und gefahrvolles Unternehmen zu entdecken, wählte er aus einer Anzahl ausgezeichneter Männer den heiligen Wiho, der bald darauf von Papst Hadrian oder von Alfrid, dem Bischof von Lüttich, geweiht wurde. Wiho enttäuschte nicht die Hoffnung, die Kaiser Karl schon längst auf seinen Eifer und seine Tugend gesetzt hatte. Keine Arbeit war ihm zu hart, keine Reise zu lästig, kein Weg zu rau und beschwerlich. Lehrend und predigend ging er von Ort zu Ort bis zum entlegensten Weiler, und erreichte mit seinem unermüdlichen Eifer und seiner liebevollen Fürsorge, dass in kurzer Zeit die ganze Diözese von der Verehrung der heidnischen Götzen zum christlichen Glauben überging. Um seine Errungenschaften für die Kirche Jesu Christi dauernd zu befestigen, baute der eifrige Bischof neben seiner Kathedralkirche ein prächtiges Kollegium für Kanoniker, sorgte für den Unterhalt der Geistlichen, errichtete Pfarreien und Kirchen und bestellte für sie tüchtige Priester und Pfarrer. In Osnabrück gründete er ein Gymnasium mit griechischer und lateinischer Schule und übernahm selbst die Leitung mit dem glücklichsten Erfolg für die sächsische Jugend, die mit inniger Verehrung zu ihrem berühmten Lehrer aufschaute. In dem Stiftungsdiplom vom 20. April 804 schreibt Karl der Große an Wiho: „Wir bestimmen, dass an diesem Ort für ewige Zeiten griechische und lateinische Schulen bestehen, und vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit, dass die Kenntnis beider Sprachen dort niemals unter den Geistlichen mangele.“ Von jener Zeit blühte in jenen Schulen das Studium beider Sprachen viele Jahrhunderte lang.

 

Nachdem der heilige Bischof Wiho unsterbliche Verdienste um die Ausbreitung und Befestigung des Christentums in seinem Bistum gewonnen hatte, legte er sein müdes Haupt nieder, um sich von dem Allvergelter den Lohn für seine Arbeit auszahlen zu lassen. Am 20. April 805 ging er zur ewigen Ruhe ein.

 

Die Osnabrücker Chronik, die Erdwin Erdmann um das Jahr 1050 verfasste, rühmt die besonderen Tugenden und die glänzende Heiligkeit Wihos und sagt in kurzen Zügen: „In seinem Amt war er fleißig, unermüdlich im Seeleneifer, um das Sachsenvolk zu bekehren, über das er zum Hirten bestellt war. Nachdem er viele Widerwärtigkeiten erduldet hatte, entschlief er arbeitsmüde und hochbetagt heilig im Herrn, nachdem er seiner Kirche dreißig Jahre vorgestanden hatte.“

 

Der selige Dominikus a Leonessa, Franziskaner,

+ 20.4.1497 – Gedenktag: 20. April

 

Im Jahr 1497 verschied an diesem Tag der Franziskaner-Provinzial Dominikus a Leonessa, ein besonderer Verehrer Mariens. Sein Dienst und seine Andacht zur Himmelskönigin wurden ihm durch mancherlei Gnaden und besonders durch wiederholte Erscheinungen vergolten. Hiervon erzählt die Legende folgendes:

 

Der ehrwürdige Dominikus a Leonessa, aus dem Orden der Minoriten zu Urbino in Italien und dort zum siebten Mal Provinzial, lebte in der innigsten geistigen Freundschaft mit Bruder Nikolaus, durch dessen Predigten bewogen er die Welt verlassen hatte. Sie hatten sich gegenseitig verpflichtet, einander die Offenbarungen mitzuteilen, deren sie Gott würdigte. Auf einer Visitationsreise erkrankt wurde Dominikus in das Kloster zu Urbino zurückgebracht, und erkennend, dass diese seine letzte Krankheit sei, war die Vorbereitung auf sein Ende auch die erste und vorzüglichste Sorge des Erkrankten. Der Himmel ließ es nicht an seinem Beistand für den ehrwürdigen Diener Gottes fehlen, indem die Engel und selbst die Königin der Engel, die erhabene Jungfrau Maria, sich ihm hilfreich erwiesen und sichtbar sich zeigten.

 

Unter anderem sah an einem Freitag Bruder Nikolaus, als er sich der Zelle näherte, worin der Kranke lag, durch die Ritzen der Tür Strahlen eines ungewöhnlichen Lichtglanzes durchleuchten. Verwundert blieb er einige Zeit stehen, dann öffnete er plötzlich die Tür, und – in dem Augenblick war die Glanzeshelle verschwunden. Eine göttliche Erscheinung vermutend, erinnerte er Dominikus an ihren Vertrag, und drang in ihn, die Erscheinung zu erklären. Da erfuhr er nun, dass die heilige Jungfrau, begleitet von Engelscharen, ihm erschienen sei.

 

Kurze Zeit vor dem Abscheiden des Bruders Dominikus sah der Bruder Nikolaus mehrere Menschen vor der Tür der Zelle stehen, die durch Gebärden und ihr ganzes Benehmen Missmut und Ungeduld äußerten. Befragt, wer sie wären und was sie wollten, bekannten sie, durch höhere Macht genötigt: „Wir sind Dämonen, und warten, bis die Jungfrau Maria diese Zelle verlässt, um dann einzutreten, und am kranken Dominikus zu tun, was unseres Geschäftes ist.“ Nikolaus vertrieb im Namen Gottes die bösen Geister und erzählte seinem Freund von den Nachstellungen, die sie ihm bereiteten. Dieser hielt nun dafür, dass sein Tod nicht mehr fern sei, und verbat sich den Besuch jedes anderen, außer des Bruders Nikolaus und des Obern jenes Klosters, um mit Christus und diesen Männern die Angelegenheiten seiner Seele zu ordnen. Am nächstfolgenden Freitag gab er voll inneren Trostes und voll Sehnsucht nach der Anschauung Gottes seine Seele in die Hände Jesu und Mariens, zu denen er immer die zärtlichste Liebe eines Kindes getragen hatte.

 

Der heilige Marcellin, 1. Bischof und Bekenner von Embrun, Frankreich,

+ 20.4.374 - Fest: 20. April

 

Marcellin, geboren in Afrika von adeligen Eltern, schiffte mit Vincenz und Domninus nach Gallien. Er predigte mit großem Erfolg das Evangelium in den an das Alpengebirge angrenzenden Provinzen. Dann schlug er seinen Aufenthalt zu Embrun auf. Bei dieser Stadt erbaute er sich ein Bethaus, um sich da während der Nacht dem Gebet zu widmen. Seine Beispiele und Reden bekehrte eine Menge Heiden, unter denen er lebte. Als nun die ganze Stadt vom Licht des Christentums erleuchtet war, bat er den heiligen Eusebius von Verceil, sein Bethaus einzuweihen, was ihm auch gestattet wurde. Er selbst wurde dann zum Bischof geweiht, um das Volk, das er zum Glauben bekehrt hatte, weiterhin auf dem Weg der Lehre Jesu zu geleiten. Man weiß nicht bestimmt, in welchem Jahr dies geschah, wahrscheinlich aber 363.

 

Der heilige Marcellin, entbrannt von Eifer für die Ehre Gottes, arbeitete aus allen Kräften an Belebung der christlichen Frömmigkeit. Vincentius und Domninus gab er den Auftrag, den wahren Glauben zu Digne und in anderen Gegenden, die er nicht selbst besuchen konnte, zu verkündigen. Seine Missionen waren um so wirksamer, weil der Himmel durch Wunderwerke sie bestätigte. Er starb zu Embrun im Jahr 374 und wurde auch dort beerdigt. Sein Name steht am 20. April in den alten Martyrologien und in den neuen römischen. Der heilige Gregor von Tours legt ihm herrliche Lobsprüche bei und führt mehrere Wunder an, die bei seinem Grab geschehen sind.

 

Die Verehrung des heiligen Marcellin wurde sehr berühmt, besonders in der zwischen den Alpen und der Rhone liegenden Gegenden, d.h. im Delphinat, in Savoyen und der Provence. Sein Haupt wurde in der Folgezeit nach Digne gebracht, wo die Gebeine des heiligen Vincentius und des heiligen Domninus ruhten. Der berühmte Gassendi, Probst an der Kirche zu Digne, verfasste die Tagzeiten des heiligen Marcellinus.

 

Der heilige Theotimus von Tomi, genannt „der Philosoph“,

Bischof in Scythien,

+ 5. Jahrhundert – Fest: 20. April

 

Der heilige Theotimus war unter den Griechen erzogen worden und hatte sich in den Wissenschaften, besonders in der Philosophie, nach deren Grundsätzen er sein ganzes Leben einrichtete, ausgezeichnet. Diese Lebensweise, erhöht durch Demut und andere christliche Tugenden, flößte ihm Ekel ein gegen die eitlen Weltgüter. Als Bischof lebte er beständig mitten unter dem Volk und kannte keine größere Freude, als den Menschen die Quellen der Heilslehren aufzuschließen. Er war sehr streng gegen seinen eigenen Körper, und ohne sich an gewisse Stunden für das Mittagsmahl zu binden, aß er nur dann, wenn ihn der Hunger oder Durst dazu nötigte. Er wurde unter der Regierung der Kaiser Theodosius und Arcadius zum Bischof von Tomi, der Hauptstadt von Klein- Scythien, das zwischen Thracien, der Donau und dem Pontus Euxinus lag, erwählt. Aber sein Eifer beschränkte sich nicht auf diese Grenzen: er setzte über die Donau, um auch unter den Hunnen, einem wilden Volk, das damals das Land der Dacier und Gethen bewohnte, das Licht des Evangeliums zu verbreiten. Da dieses Volk die Wunder sah, die er zur Begründung des christlichen Glaubens wirkte, und die nur aus göttlicher Kraft herrühren konnten, nannte es ihn gewöhnlich den Gott der Römer, und hatte für seine glänzenden Tugenden die größte Ehrerbietung. Dieses Volk war grausam und seine Sitten trugen das Gepräge der Wildheit. Durch die Klugheit seines Verhaltens führte sie aber Theotimus zur Menschlichkeit und zum geselligen Leben. Nachdem er ihre Herzen gewonnen hatte, wirkte er auch bald auf ihren Verstand. Da er ihnen von Zeit zu Zeit kleine Geschenke reichte, um sie für seine Unterweisungen empfänglich zu machen, legte ihm einer von ihnen, der vom Geiz verblendet war und ihn für reich hielt, eine Schlinge, um ihn zu überfallen und zu berauben. Doch in demselben Augenblick, als er nach seinem Schild griff, erstarrte sein Arm, den er nicht eher wieder bewegen konnte, als bis er seinen Fehler bekannt hatte und seine Gefährten ihre Zuflucht zu dem Heiligen nahmen, auf dass er von Gott seine Befreiung erbitten möchte.

 

Theotimus hegte dieselben Gesinnungen und lebte im größten Einverständnis mit dem heiligen Chrysostomus, dem Patriarchen von Konstantinopel, und nahm unerschrocken seine Partei gegen Theophilus von Alexandrien und die übrigen, die die Verdammung des Origenes und dessen Schriften zu betreiben suchten, ohne Unterschied des Verdammungswürdigen und desjenigen, was die Verdammung nicht verdiente. Er fand sich bei der Synode von Konstantinopel ein, die der heilige Epiphanius von Salamis in Zypern, ohne Mitwissen des heiligen Chrysostomus, hatte versammeln lassen. Überzeugt von der Redlichkeit und Aufrichtigkeit der Gesinnungen des heiligen Patriarchen, verteidigte er ihn gegen das Verfahren des heiligen Epiphanius, dessen Eifer den Kirchensatzungen entgegen zu sein schien. Nicht nur verweigerte er seine Unterschrift dem Beschluss, der ohne Unterschied alle Bücher des Origenes verdammte, sondern erklärte laut, er könne sich nicht entschließen, das Andenken eines Mannes zu entehren, der schon längst gestorben sei, und er könne nicht so verwegen sein, Bücher zu verdammen, die von den Vorfahren nicht für verdammungswürdig befunden worden sind. Sogleich ließ er eines der Bücher des Origenes bringen, las es laut vor und zeigte, dass dessen Erklärungen der Heiligen Schrift ganz mit den Grundsätzen der katholischen Kirche übereinstimmten. Unser Heiliger wollte keineswegs alle Werke des Origenes ohne Ausnahme verteidigen. Er wollte sich nur für diejenigen Schriften aussprechen, die er gesehen und in denen er nichts Widerrechtliches gefunden habe. Dies sind dieselben Gesinnungen, die vor ihm der heilige Athanasius und der heilige Gregorius von Nyssa hegten, dies war die Meinung des heiligen Augustinus und der erleuchtetsten Männer der katholischen Kirche. Der heilige Hieronymus selbst, der zur Zeit, als Theotimus die Rechte des heiligen Chrysostomus verteidigte, sich mit Theophilus und Epiphanius zu verbinden schien, konnte ihm dennoch nicht Unrecht geben. Er sprach ebenfalls für die Absonderung des Guten von dem Bösen in den Schriften des Origenes.

 

Die Geschichte hat uns nichts weiter von dem Leben des heiligen Theotimus hinterlassen. Man weiß nicht, ob er den heiligen Chrysostomus überlebt hat. Sein Name findet sich im römischen Martyrologium am 20. April, obgleich man weder von dem Tag noch dem Jahr seines Todes etwas Zuverlässiges angeben kann. 

 

Die selige Oda von Rivreulle (Odette), Priorin im Prämonstratenserkloster in Belgien, + 20.4.1158 - Gedenktag: 20. April

 

Oda wurde von vornehmen Eltern im Hennegau geboren und von frühester Kindheit an zur Tugend und Gottesfurcht angehalten. Sie entsprach vollkommen den Absichten ihrer Eltern Wibert und Thescelina, durch ihre frühzeitige Verachtung der trügerischen Weltgüter und die jungfräuliche Scheu vor dem Laster, durch die sie sich in jeder Gelegenheit so erfreulich auszeichnete. Um ihr Herz desto unversehrter zu bewahren, gelobte sie dem Herrn ihre Jungfrauschaft und wollte in ein Prämonstratenserkloster treten. Allein ihre Eltern waren damit nicht einverstanden und bestimmten ihr einen Bräutigam, dem aber Oda das von ihr dem Herrn abgegebene Versprechen offenbarte.

 

Als die Jungfrau das Ordenskleid im Kloster Corneliberg bei Lüttich angenommen hatte, wurde sie bald von einer hässlichen Krankheit befallen, die man für den Aussatz hielt. Indes aber bekam sie wieder ihre Gesundheit und wurde zur Priorin ernannt. Dieses Amt versah sie mit aller Wachsamkeit und Sanftmut. Man bewunderte besonders an ihr eine nie erkaltende Liebe gegenüber den Armen und Notleidenden und eine immer gleiche Geduld in den Leiden, die ihr auch während ihrer letzten Krankheit in vollem Maß zugeteilt wurden. Sie starb unter allgemeinem Seufzen und Wehklagen ihrer Mitschwestern am 20. April des Jahres 1158.

 

Bischof Friedrich Wagner

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Bischofs Friedrich Wagner. Pater Friedrich Wagner stammte aus Augsburg und gehörte der oberdeutschen Provinz des Karmelitenordens an. Seine hervorragende Befähigung ermöglichte ihm eine erfolgreiche Wirksamkeit weit über die Grenzen der heimatlichen Ordensprovinz hinaus. Er wurde einer der vier Gründer der Universität zu Wien, an der er lange lehrte. Im Jahr 1386 wurde er zum Provinzial der oberdeutschen Karmeliten gewählt. Zwei Jahre nach Übernahme dieses Amtes wurde in Anbetracht seiner herrlichen Geistesgaben, seines reichen Wissens sowie seiner preiswürdigen Tugenden zur bischöflichen Würde erhoben und von Robert, dem Bayern, zum Weihbischof von Passau bestellt. Seine Tage beschloss er 1390 im Kloster seiner Mitbrüder zu Straubing, in deren Kirche er vor dem Bruderschaftsaltar sein Grab fand. Er hinterließ Kommentare zu den Psalmen, 14 Abhandlungen über die Briefe des heiligen Paulus und vier Bücher Erklärungen zu den Sentenzen.

Die Stiftung des Karmelitenklosters zu Straubing erfolgte durch Herzog Albert I., Sohn von Kaiser Ludwig des Bayern, der die Patres von Regensburg berief, wo sie nächst der St. Oswaldkirche eine Niederlassung hatten. Papst Urban V. bestätigte die Stiftung am 6. Mai 1367. Das Kloster blieb auch noch bewohnt, nachdem es zur Zeit der sogenannten Säkularisation aufgehoben war.)

 

Gebet am 20. April

 

O Maria, wann wird der selige Tag anbrechen, an dem ich dir zu Füßen fallen kann, weil ich die Mutter meines Herrn, meine Mutter, die sich so viel Mühe gegeben hat, mich vom ewigen Untergang zu retten, erblicken werde? Wann werde ich die Hand küssen, die mich so oft von der Hölle befreit hat, die mir selbst dann so große Gnaden erteilt hat, als ich durch eigene Schuld verdient hätte, dass alle mich hassen und verlassen würden. Hier auf Erden, geliebte Königin, bin ich undankbar dir gegenüber gewesen, aber wenn ich in den Himmel komme, dann werde ich nicht mehr undankbar sein, dann werde ich die ganze Ewigkeit hindurch dich so sehr lieben, als es nur in meinen Kräften steht, und dann werde ich meinen Undank dadurch wieder gut machen, dass ich die ganze Ewigkeit hindurch dich preise und dir danke. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Agnes von Monte Pulciano

 

Wir bitten Dich, o Herr, gib uns auf die Fürbitte Deiner heiligen Jungfrau Agnes, dass wir die Welt und das, was in der Welt ist, nicht lieben, und nicht auf dem breiten Weg, der zum Verderben, sondern auf dem schmalen, der zum Himmel führt, gehen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott

 

Gütigster Vater, lenke unsere Gedanken und Wünsche in allem nach oben, dass wir das Irdische zwar mit Gewissenhaftigkeit besorgen, aber das Überirdische allen anderen Dingen vorziehen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Am heutigen Tag ereignete sich der erste Sieg des Kaisers Heraclius über die Perser und Sarazenen im Jahr 622, den er durch die Fürbitte der seligsten Mutter Gottes, deren Bildnis er zugleich mit dem Bildnis Jesu Christi seinem Heer vorantragen ließ, erhalten hat. Man schrieb ihm bei diesem Vorfall folgenden Vers zu:

 

Ich kam, ich sah, du hast gesiegt, o mächtigste Jungfrau!

Du warst unserer Brust immer ein schützender Schild.

 

Andacht am 20. April:

 

Das Thema im April:

Von der Geduld

"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)

 

"Sei versichert, dass wir mehr Gnaden und Verdienste an einem Tag erwerben, wenn wir mit Geduld die Bedrückungen leiden, die uns von Gott oder vom Nächsten zukommen, als wir in zehn Jahren durch Abtötungen und andere Übungen von unserer eigenen Wahl erwerben." (Der heilige Franz von Sales)

Das Leben des heiligen Franz Xaver war eine Kette beständiger und höchst beschwerlicher Arbeiten und Leiden; dennoch kamen sie der Größe seiner Sehnsucht nicht gleich und löschten auch seinen feurigen Durst nach ihnen nicht. Daher seine Feuerworte bei der Vorstellung dessen, was er bei der Bekehrung heidnischer Völker würde zu leiden haben: "Mehr noch, Herr! Mehr noch!"

Ein großer Diener Gottes, der vieles litt, betete auf folgende Weise zu Gott: "Herr, wenn Du meine Schmerzen vermehrst, so bitte ich Dich dringend, vermehre auch meine Geduld!" Dann ermunterte er sich selbst und sprach: "Mut gefasst! Mit ein wenig Geduld bezahlte der gute Schächer alle seine Schulden und gewann das Paradies."

 

Nicht weichen will ich, Herr, von der Abtötung, und nicht nachlassen, in meinen Schmerzen Dich zu preisen, um die großen Schulden zu bezahlen, die ich durch meine Sünden an Deine Gerechtigkeit zu erstatten habe, und den Himmel zu gewinnen, dessen ich unwürdig geworden bin. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 20. April

 

"Streben wir nach der Heiligkeit der hl. Agnes und wir werden sie erhalten,

wenn wir mit Demut darum bitten,

um wie sie dem Lamm folgen zu können,

wohin immer es geht."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 20. April - Von der Vorbereitung zur heiligen Kommunion

 

O Gastmahl, das der Seelen Hunger stillt.

O Quell, worin das wahre Leben quillt.

Du sättigest das feurigste Verlangen.

Glückselig, die in Liebe dich empfangen.

 

1. Bereite dich mit großer Sorgfalt und Andacht zur Vereinigung mit deinem göttlichen Heiland im Sakrament seiner Liebe vor, und erwäge zumal deine innerliche Armut, dein Elend, und wie unwürdig du so großer Ehre bist. Lass jedoch nicht von übermäßiger Furcht dich abhalten, sondern tritt mit Vertrauen und Liebe hinzu. Denn wie sollte, wer vor Angst zittert, dies Brot des Lebens mit Liebe empfangen können? Es ist aber Jesus in diesem Sakrament: nicht Furcht, sondern Liebe zu erwecken. Er nahm Brotsgestalt an, nicht nur damit du sie schauen, sondern auch essen kannst. So tritt denn mit andächtigem Verlangen hinzu, und der Herr wird durch seine Güte ersetzen, woran es dir gebricht.

 

2. Es irrt, wer eine vollkommene Heiligkeit als notwendige Vorbereitung zu diesem Sakrament fordert. Wer würde es je wagen dürfen, sich diesem göttlichen Tisch zu nähern, wenn er vorher vollkommen heilig sein müsste? Ja welches Heil würde dieses göttliche Sakrament ihm verleihen, da er schon alle Heiligkeit besitzt? Und wäre auch je heilig, wer da glaubte, er habe eine vollkommene Heiligkeit erlangt? Wäre eine solche Meinung von sich selbst nicht der größte und vermessenste Hochmut? Nimmer also soll man als notwendige Vorbereitung verlangen, was eigentlich die Frucht, Wirkung und Absicht dieses göttlichen Sakramentes ist, nämlich fleckenlose Reinheit und Vollkommenheit.

 

3. Nicht nur die Speise, auch die Arznei unserer Seelen ist Jesus in diesem wunderbaren Sakrament. Er selbst beruft alle Kranken, Blinden, Lahmen und Presshaften zu seinem göttlichen Gastmahl. Nimmer also soll deine Krankheit dich abhalten, vielmehr soll sie dich aneifern, zu diesem himmlischen Tisch zu gehen. Besonders unser Elend bewog ihn, diesen Quell des Lebens und des Heils für uns einzusetzen. Und er selbst hat Verlangen, mit unseren Seelen sich zu vereinigen, sie zu heilen und seine Gnade und übernatürliches Leben uns mitzuteilen. Ist also anders dein Gewissen rein von Sünden, und hast du den Vorsatz, nach seinem heiligsten Willen zu leben, so tritt mit großem Vertrauen und Liebe hinzu, und empfange das Unterpfand deiner himmlischen Seligkeit. "Kostet und seht, wie gütig der Herr ist." (Psalm 34,9)

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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