Männerwallfahrt auf den Rechberg am 19. September 1937
Katholisches Sonntagsblatt
Bistumsblatt der Diözese Rottenburg
Stuttgart, 26. September 1937
88. Jahrgang, Nr. 39, S. 654
Der Sonntag, an dem die Kirche die äußere Feier des Siebenschmerzenfestes begeht, war in diesem Jahr ein Ehrentag für die „Schöne Maria vom Rechberg“. Denn auf diesen Tag war die große
Männerwallfahrt des Neckargaus und Jagstkreises angesetzt. Den beiden Wallfahrten, die die katholischen Männer in früheren Jahren nach Weingarten und nach dem Schönenberg gemacht hatten, reihte
sich diese Wallfahrt auf den Rechberg würdig an. Nach der Zahl der Beteiligung wie vor allem nach ihrem religiösen Gehalt war sie ein Akt männlicher Frömmigkeit, der, so Gott will, dem einzelnen
Teilnehmer wie der Kirche und dem Volk reichen Segen gebracht hat. Wo man selbst eine so große Gemeinschaft war, dachte man mit besonderer Innigkeit all der Gemeinschaften, in denen der einzelne
steht: der Familie, des Volkes und der Kirche, vor allem der Kirche Christi im deutschen Vaterland. Neben den gemeinsamen Feiern und Gebeten blieb dem einzelnen noch Zeit genug, der Gnadenmutter
seine ganz persönlichen Anliegen vorzutragen.
Schon äußerlich stand der Tag unter einem guten Stern. Herrlicher Sonnenschein begleitete die Wallfahrer beim Gang den Berg hinauf. Wenn sich dann auch gegen Mittag immer stärker die Wolken
zusammenzogen, so konnte man doch die zweite Feier am frühen Nachmittag mit einer nur kleinen Abkürzung zu Ende führen. Drei Sonderzüge, jeder mit durchschnittlich tausend Personen, fuhren von
Stuttgart, von Süßen und von Aalen zur Bahnstation Hohenrechberg. Da war jedes Abteil eine betende und singende Gemeinschaft. Es war ein schönes Bild, wie dann die drei großen Gruppen
nacheinander den Berg hinauf wallten, begrüßt von den Glocken der Kirche, voraus ein Kreuz oder eine kirchliche Fahne, die man aus dem heimatlichen Gotteshaus mitgebracht hatte. Gegen Ende des
Weges stellte sich der hochwürdigste Bischof, begleitet von mehreren Geistlichen und von Kreuz und Fahnen, an der Spitze des Zuges und führte ihn auf die weite Fläche um das
Kriegergedächtniskreuz, wo der Altar und die Kanzel aufgeschlagen waren. Wie die Männer von den Sonderzügen kamen, da schien es, als wollten sie gar keinen Platz mehr finden. So viele waren aus
der näheren und weiteren Umgebung zu Fuß oder mit Autos gekommen.
Um 10 Uhr begann dann die heilige Messe, die der Bischof mit den Wallfahrern feierte. Lieder und gemeinsam gesprochene Gebete brachten die Teilnahme der Beter am heiligen Geschehen zum Ausdruck.
Bischof Dr. Sproll hatte auch die Predigt übernommen. Sie stellte den Hörern die Grundwahrheiten der katholischen Lehre, den Glauben an einen persönlichen Gott und an Christus, eindringlich vor
Augen und verteidigte sie gegen alte und neuere Irrtümer. Er nannte dann die Aufgaben, die sich für den katholischen Mann aus dem Glauben an Gott und Christus und aus seiner Liebe und Treue zur
katholischen Kirche und ihren Hirten ergeben. In einem gemeinsamen Gebet wurde hierauf um wahre Liebe zu Gott und um das rechte Verständnis seiner Heimsuchungen und um Kraft und Gnade für die
Priester und Bischöfe der Kirche, für das deutsche Volk und die Lenker seiner Geschicke gebetet. Ergreifend war das am Schluss der Messe allgemein gesprochene Gebet um Segen und Kraft zur Arbeit,
das so recht aus der Wirklichkeit genommen ist, in der Bauer und Arbeiter Tag für Tag stehen. Mit dem Segen des Bischofs und mit dem gemeinsamen „Großer Gott“ schloss die Messfeier.
Nach der Mittagspause stellten sich die Tausende von Männern zur eucharistischen Prozession auf. Unter dem Gesang von Liedern, das vom Bischof getragene Allerheiligste in der Mitte, zog die
Prozession in Zehnerreihen den Rand der Bergeshöhe entlang in großem Bogen um die Kirche herum zum Gefallenenkreuz. Jetzt konnte man sehen, wie groß die Zahl der Teilnehmer war, die bestimmt
12.000 Männer erreichte. Zahlreich waren auch die Frauen, welche zu beiden Seiten der Prozession Spalier bildeten. Von der Kanzel aus hielt Landespräses Miller, der Leiter der Wallfahrt, eine
Ansprache, bei der er den Sinn der Wallfahrt und die Aufgaben des christlichen Lebens kennzeichnete. Dann drangen die Worte des Treuegelöbnisses katholischer Männer und des Weihegebetes an Maria
feierlich in die Weite. Nach der Erteilung des Segens mit dem Allerheiligsten wurde der Bischof zum Portal der Kirche geleitet. Mächtig erklang hier zum Abschluss das „Großer Gott“. Ein
Marienlied brachte der Herrin der Wallfahrtsstätte den letzten Gruß der dankbaren Wallfahrer. Und noch Stunden nach dem Schluss der Feier war die Kirche voll von Betern, die Frieden und Hilfe
suchten in allem, was ein gläubiges Herz bedrückt.
Ich muss sagen, dass man sich Jesus ohne Maria nicht nur schwer, sondern unmöglich nähern kann. Weshalb? Lassen wir einmal die Tatsache beiseite, dass sie uns Jesus
geboren und ihn erzogen hat. Dann bleibt die Annäherung an Jesus aber doch eine Gnade, und alle Gnaden kommen durch sie zu uns, so wie der Herr Jesus selbst durch sie gekommen ist.
hl. Maximilian Maria Kolbe
Kleiner Kinder Herzen sind weich wie Wachs,
in die man alle möglichen Bilder eindrücken kann.
hl. Basilius
Wer sich mit einer Frau verbind't,
Soll sich auf Gott besinnen
Und seh'n, ob ihre Augen sind,
Dass Gott sich spiegle drinnen.
Denkspruch
Kein Mensch ist verantwortlich für die Rettung der Seele seines Nachbars. Aber wenn er schuld ist an dem Verlust dieser Seele, wird er Rechenschaft darüber ablegen müssen.
Goldkörnchen
Wohltun und nicht
freundlich sein,
reicht ein Brot
und machts zum Stein.
Ein Hafen der Ruhe
Die Menschen fliehen vor sich selbst in einsame Gegenden, auf das Land, in den Wald, an die Ufer des Meeres und hinein in die Berge. Doch bist du ein klugdenkender Mensch, dann brauchst du dies
alles nicht. Ziehe dich zurück in dich selbst. Wo willst du mehr Ruhe und Frieden finden, als in deiner eigenen Seele?
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Goldkörnchen
Wie einer ist, so schaut er,
Wie einer denkt, so traut er,
Wie einer ringt, erwirbt er,
Wie einer lebt, so stirbt er.
Lieber . . .
Lieber ein armer Straßenkehrer,
Der ausfüllt seinen Posten,
Als ein reicher Kapitalverzehrer,
Der lebt auf der Mitmenschen Kosten.
Was Gott gefällt!
Was Gott gefällt, mein Gotteskind,
Gefalle dir! Ob Stum und Wind
Auch tobt, dass alles reißt und bricht,
Es wird gescheh`n – verzage nicht –
Was Gott gefällt!
Der beste Will` ist Gottes Will`,
In diesem ruht sich`s sanft und still,
Ergib dich immer frisch darein,
Begehre nichts, als nur allen,
Was Gott gefällt!
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"Der größte Lump im
ganzen Land,
das ist und bleibt
der Denunziant."
Hoffmann von Fallersleben
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Mein Gott, ich hoffe nichts auf Erden, als mit dir im Gebet so innig vereinigt zu sein, dass ich nie von dir getrennt werden kann. Andere mögen Reichtümer und Ehre verlangen, ich
begehre nichts, als mit dir unzertrennlich vereint zu sein, und auf dich allein alle Hoffnung meiner Wohlfahrt und Ruhe zu setzen.
hl. Johannes Klimakus
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Merk`s
Wenigstens einmal am Tag bereite einem Menschen Freude, denke an deine Zukunft, komm zur Selbstbesinnung, bekenne deine Fehler, glaube nicht klüger zu sein
als die anderen, denke an die Armen, halte ein Geldstück zurück, das du unnütz ausgeben wolltest, stärke deinen Willen durch den Verzicht auf eine Freude.
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Wahre Caritas
Derjenige, der sich vor Gott verdemütigt, betet und kommuniziert für den Armen und Verirrten, ist für die Gesellschaft nützlicher als alle Philantropen unserer
Zeit.
(Wetzel, "Das Laienapostolat")
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Goldkorn
Die Liebe ist wie die Sonne am Himmel nicht fortzubringen
und nicht aus ihren
Bahnen zu weisen.
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Vom Kritisieren
Nur nicht immer kritisieren,
Gleich als ob es dein Beruf;
Einer nur kennt Herz und Nieren
Ganz: der alle Wesen schuf!
(Josef Bergmann)
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Menschen ohne Religion sind ebenso eingeschränkt wie Einäugige oder Einarmige.
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Deine Seele ist dort,
wo sie liebt,
nicht wo sie lebt.
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Mit der Religion ging`s wie mit den Gebetbüchern:
sie wurden immer kleiner.
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Vorm Opfer scheue nie zurück.
Im Rauch des Opfers
blüht das Glück.
Alois Lettner
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Merk`s
Drum sei nicht stolz,
o Menschenkind,
du bist dem Tod
wie Spreu und Wind
und magst du Kronen tragen.
Der Sand verrinnt,
die Stunde schlägt
und eh ein Hauch
dies Blatt bewegt,
kann auch die deine schlagen.
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Was ist uns Christus?
Wilst du gehen? Ich bin der Weg. Willst du nicht betrogen werden? Ich bin die Wahrheit. Willst du nicht sterben? Ich bin das Leben. - Das sagt dir dein Heiland. Es ist kein Ziel, wo du gehen
sollst, als zu mir. Es ist kein Weg, auf dem du gehen sollst, als durch mich.
hl. Augustinus
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, sagt Jesus. Es ist ein Weg des heiligen Verkehrs, die Wahrheit der göttlichen Lehre, das Leben der ewigen Glückseligkeit.
hl. Leo der Große
Alles ist uns Christus. Willst du geheilt werden, er ist der Arzt; brennst du vor Fieberhitze, er ist die Quelle: schmachtest du unter dem Druck der Ungerechtigkeit, er ist die Gerechtigkeit;
brauchst du Hilfe, er ist die Stärke; fürchtest du den Tod, er ist das Leben; verlangst du nach dem Himmel, er ist der Weg; fliehst du die Finsternis, er ist das Licht; suchst du Speise, er ist
die Nahrung.
hl. Ambrosius
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Milderung
Verbrecher! Sagt
Dem Zeitgeist Dank:
Was schlecht einst war,
Ist heut nur "krank"!
Josef Bergmann
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Wenn man nach außen
den Menschen misst,
ich weiß es von mir,
wie falsch es ist.
Da scheint oft arm,
was innen reich.
Da scheint oft hart,
was innen weich.
Da scheint oft eng,
was innen weit.
Da scheint oft Lust,
was innen Leid.
Da scheint oft schwarz,
was innen Licht.
Drum: Richte nicht !
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Die Sprache der Dome
Als Heine vor dem alten, wunderbaren gotischen Dom von Antwerpen stand, rief er voll Erstaunen: "In jenen Zeiten hatten die Menschen eben Dogmen! Wir haben nur Meinungen. Mit Meinungen lassen
sich keine Dome bauen."
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"Jede Reformation, die nicht aufmerksam darauf achtet, dass das zu Reformierende im Grunde jeder Einzelne ist, ist Sinnenbetrug."
Kierkegaard
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Es stimmt! Denken Sie nur einmal darüber nach!
Es gibt keine Gottesleugner in der Hölle, und im Himmel keinen, der an Gott glaubt.
Francis J. McPhilips im
"Catholic Mirror", Oktober 1947
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Merk`s
O wolle nie ein Herz beneiden,
Weil es im Glücke schwelgt allein,
Das ist kein Glück, das ist ein Leiden,
In seinen Wonnen einsam sein.
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Einst katholisch,
jetzt konfessionslos:
Das größte Übel
unserer Zeit.
Mit einem Federstrich hast du
Auf deinen Glauben verzichtet?
Weißt du, was Christus sagt dazu?
"Wer nicht an mich glaubt - ist gerichtet!"
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Verrücktheit
Man kann nicht anders als verrückt sie nennen,
die fort und fort mit ihrer Arbeit prahlen
und den und dessen Werk nicht anerkennen,
der ihnen täglich lässt die Sonne strahlen.
(Josef Bergmann)
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Merk`s
Lang ist nicht ewig,
doch ewig ist lang,
Das ist ein kurzer,
doch ernster Sang.
Lang ist nicht ewig!
So denke im Leid
Und trag es geduldig
die kurze Zeit!
Doch ewig ist lang!
Sei Gott uns davor,
Bedenk es im Glücke,
du armer Tor!
So trägt dich der Spruch
durch Wog und Gefahr,
Hält mitten im Wege dich immerdar.
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Vergebene Mühe
Wie? Christus wollt ihr stürzen? Nur gemach!
Mag, wer da will, sich gegen ihn erheben,
Der Sieg bleibt dem, der einst voll Milde sprach:
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!"
Josef Bergmann
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E. M. Remarque:
"Totalitär ist ein Staat,
in dem man die öffentliche Meinung
nur unter vier Augen sagen kann."
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Wenn wir recht handeln, dann mag die Welt schreien, kritisieren, murren, so viel sie will: Hören wir alles ruhig an, leiden wir es, entsetzen wir uns über nichts,
sondern fahren wir mit Treue und Festigkeit in unserem Tun fort.
Heiliger Franz von Sales
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Goldkörnchen
"Wann wird man endlich so weise werden, dass man einsieht: Pflicht, Gebot, Gehorsam sind nicht Feinde und Hindernisse, sondern Hüter und Bürgen wahrer Freiheit, Bringer wahrer Freude!"