Heilige und Selige, Gebete, Anmutungen und Betrachtungen im Juli

 

1. Juli

 

Der heilige Simeon, mit dem Beinamen Salus (syrisch: blödsinnig),

Einsiedler von Emesa, Phönizien,

+ 1.7.588 – Fest: 1. Juli

 

Da der Heilige in der Übung der Demut und der Selbstverachtung sich fest begründen wollte, freute er sich in den Augen der Menschen für blödsinnig gehalten zu werden, und als solcher durch einen in der Meinung der Welt brandmarkenden Namen zu gelten. Er war von Geburt ein Ägypter, und erblickte das Tageslicht im Jahr 522. Von Jerusalem, wohin der 552 eine Wallfahrt unternommen hatte, zog er in eine, nahe am Roten Meer gelegene, Wüste, und brachte da 29 Jahre in den strengsten Bußwerken zu. Er gedachte immer, dass man nicht wahrhaft demütig sein kann, es sei denn, man liebt die Demütigungen. Auch war er tief von dem Gedanken durchdrungen, dass wir wenigstens die, die Gott uns zuschickt, mit Ergebung annehmen, und sie rücksichtlich dessen, was wir von den Geschöpfen verdienen, als sehr unbedeutend ansehen müssen, und dass es zuweilen von größtem Nutzen ist, sie aufzusuchen, dass man sich in diesem Betreff niemals auf die menschliche Klugheit verlassen darf, dass es Umstände gibt, wo man den Anregungen des Heiligen Geistes folgen muss, wofern man nur versichert ist, dass man auf seine Eingebung handelt. Obgleich es uns nicht nottut, dem heiligen Simeon in allem zu folgen und es sogar eine Vermessenheit wäre, dies ohne besonderen Beruf zu wollen, so ist es doch nicht weniger gewiss, dass sein Beispiel unsere Abneigung gegen alles, was unserem Stolz zuwider ist, zuschanden macht.

 

Der Diener Gottes, entflammt von brennender Begierde von den Menschen sich verachtet zu sehen, zog nach Emesa, wo es ihm gelang, sich für einen Blödsinnigen auszugeben, indem er sich äußerlich wie ein irrer Mensch gebärdete. Er hatte damals sein sechzigstes Jahr erreicht und brachte noch sechs oder sieben Jahre zu Emesa zu. Er befand sich eben da, als diese Stadt 588 von einem Erdbeben verwüstet wurde. Seine Liebe zur Demut blieb indessen auch nicht unbelohnt. Gott verlieh ihm außerordentliche Gnaden, und sogar die Wundergabe. 

 

Der heilige Eparchius oder Cybar,

Abt, Bekenner und Klausner von Angoulême, Frankreich,

+ 1.7.581 – Fest: 1. Juli

 

Der heilige Eparchius, in Frankreich gemeinhin St. Cybar genannt, verließ die Welt gegen den Willen seiner Eltern, die seinem Beruf entgegenstanden, und zog in das Kloster Sedaciac in Perigord, wo er eine Zeitlang, unter der Leitung des Abtes Martin, Gott diente. Eine seltene Heiligkeit, verbunden mit der Wundergabe, hatte ihn aber bald bekanntgemacht. Das sicherste Mittel, sich vor der Gefahr der Eitelkeit zu bewahren, schien ihm nun einzig darin zu bestehen, dass er sein Kloster verlass, um sich in eine entlegene Wildnis zu vergraben.

 

Als er in die Umgegend von Angoulême gekommen war, verschloss er sich da in eine Zelle, mit Bewilligung des Bischofs von Périgueux und seines Abtes Martin. Der Bischof von Angoulême, erbaut durch seine hohen Tugendbeispiele, erteilte ihm die Priesterweihe.

 

Cybar war äußerst streng in seiner Kleidung und in seiner Lebensart. Während der Fastenzeit verdoppelte er noch seine Bußübungen. Obwohl er Klausner war, nahm er dennoch Jünger auf, verlangte aber, dass sie, gleich ihm, beständig dem Gebet obliegen sollten. In der milden Freigebigkeit der Gläubigen fand er den Unterhalt für sich und seine Untergebenen. Auch kaufte er eine Menge Gefangene los. Er starb am 1. Juli 581, nachdem er etwa 40 Jahre in seiner Zelle verlebt hatte. Seine Reliquien waren in der Kirche der Abtei seines Namens bis zum Jahr 1568 aufbewahrt, wo sie von den Hugenotten verbrannt wurden. 

 

Der heilige Leonor (Leonorus),

Missions-Bischof in der Bretagne (Saint-Lunaire),

+ 6. Jahrhundert – Fest: 1. Juli

 

Der heilige Leonor, aus einer berühmten Familie stammend, weihte sich dem Klosterstand in der Grafschaft Wales, nachdem er unter der Leitung des heiligen Hiltut erzogen wurde. Als er nach Frankreich zurückgekehrt war, errichtete er ein Kloster zwischen den Flüssen Rance und Arguenon. Das erforderliche Landstück hierzu hatte ihm Jonas, der Graf des Landes, geschenkt.

 

König Childebert schätzte ihn sehr hoch wegen seiner außerordentlichen Tugenden, und lud ihn sehr dringend ein, zu ihm nach Paris zu kommen. Der Heilige folgte der Einladung des Fürsten, der ihn, wie auch die Königin Ultrogotha, seine Gemahlin, mit allen Beweisen der Ehrerbietigkeit empfingen. Nach seiner Rückkehr vernahm er den traurigen Tod seines Gönners Jonas, den Conomor zugleich seiner Besitzungen und seines Lebens beraubt hatte. Dem Sohn des unglücklichen Grafen, Judual, eröffnete er eine Freistätte, und ließ ihn nach Großbritannien übersetzen, ohne die Rache des Tyrannen zu befürchten. Judual kam später zurück, und erlangte wieder die Herrschaft seines Vaters.

 

Der Heilige hat den Titel eines Bischofs, wiewohl er niemals einen Sitz hatte. Es war damals in der britischen Kirche Brauch, die vornehmsten Äbte mit der Bischofswürde zu beehren. In welchem Jahr der heilige Leonorus gestorben ist, ist unbekannt. Sein Leib ist in eine Pfarrkirche bei Saint-Malo, die zudem noch Saint-Lunaire heißt, übertragen worden. Man zeigt da sein leeres Grabmal und seine in einem Kästchen eingeschlossenen Reliquien. Die Feier seiner Übertragung wird am 13. Oktober begangen. Sein Hauptfest aber wird am 1. Juli in den verschiedenen Diözesen in der Bretagne gehalten. Dieser Heilige ist der Schutzpatron von mehreren Kirchen. 

 

Der heilige Carilef (Carilephus),

Einsiedler oder Abt von Anille in der Maineprovinz, Frankreich,

+ 1.7.542 – Fest: 1. Juli

 

Der heilige Carilephus (französisch: Saint Calais), geboren in der Auvergne, war aus einer Familie, die hohe Tugend mit Adel verband. Schon in früher Jugend gaben ihn seine Eltern ins Kloster Menat, im Bistum Clermont, um ihn da in den Wissenschaften und den Übungen der Frömmigkeit erziehen zu lassen. Später erhielt er dort das Ordenskleid, und wurde ein gewissenhaft treuer und eifriger Beobachter der Regel seines Klosters.

 

Einige Zeit später verließ er mit dem heiligen Avit das Kloster, und bezog mit ihm die Abtei Micy bei Orleans. Der Bischof dieser Stadt erhob beide zur Priesterwürde. Die zwei eifrigen Ordensgeistlichen, die vom Einsiedlerleben ganz eingenommen waren, verließen aber auch das Kloster Micy, und zogen in die Percheprovinz, wo sie sich voneinander trennten.

 

 

Der heilige Carilephus, in Begleitung zweier Gefährten, die ihn nicht mehr zu verlassen entschlossen waren, reiste in das Land Maine, wo er die Laufbahn der alten Einsiedler des Morgenlandes begann. Da ihm aber mit jedem Tag eine Menge Jünger zuströmte, musste er sie schließlich aufnehmen. Und als ihm König Childebert einen Landstrich geschenkt hatte, erbaute er ein Kloster, das den Namen Anisole oder Anille bekam, von dem Fluss, an dessen Ufer es stand, und das später den Namen St. Carilephus (Saint-Calais) führte, wie auch das Städtchen, das sich rings herum erhob. Das Leben des heiligen Stifters war ein vollkommenes Muster der Buße und des Gebets. Er beobachtete mit Genauigkeit die Übungen, die er anderen vorschrieb. So weigerte er sich, Ultrogotha, Childeberts Gemahlin, zu sehen, weil eine der Klostersatzungen den Frauen den Zutritt ins Kloster untersagte. Er starb am 1. Juli 542. Sein Name ist im römischen Martyrologium am 1. Juli verzeichnet. In der Abtei von St. Carilephus bewahrte man einen Teil seiner Reliquien. Die meisten befanden sich in der Schlosskapelle zu Blois, die ebenfalls den Namen des Heiligen trug. 

 

 Der heilige Julius und der heilige Aaron,

Märtyrer in England der diokletianischen Verfolgung,

+ 304 – Fest: 1. Juli (22. Juni)

 

Diese zwei Heiligen, von denen einer in der heiligen Taufe einen römischen, der andere einen hebräischen Namen erhalten hatte, waren von Geburt Briten. Sie verherrlichten den Namen Gottes durch den Martertod, den sie zu Caerleon an der Usk, in der Grafschaft Monmouth, unter der Regierung Diokletians, gelitten haben (Dies geschah nach Alford um das Jahr 287, der dieses Jahr aus der alten Überlieferung der englischen Geschichtsschreiber nachweist. Bollandus und Sollier setzen den Martertod der zwei Heiligen in das Jahr 304.). Einige Schriftsteller, wie z.B. der heilige Gildas und der ehrwürdige Beda, schildern ihren Triumph als einen der eindrücklichsten, den die Geschichte aufzuweisen hat. Andere sagen, sie wären zuerst nach Rom gekommen, und hätten sich da auf das Studium der Heiligen Schrift konzentriert. Der ehrwürdige Beda versichert, dass sie nicht die einzigen gewesen sind, die damals durch das Vergießen ihres Blutes ihren Glauben besiegelt haben, und dass noch viele andere Christen beiderlei Geschlechts mit ihnen durch unerhörte Qualen zur himmlischen Seligkeit gelangt sind.

 

Bei Giraldus Cambrensis (er schrieb um das Jahr 1200) lesen wir, dass man vor Zeiten die Leichname der zwei Blutzeugen zu Caerleon verehrt hat, und es sind da zwei Kirchen gewesen, die eine unter dem Namen des heiligen Julius, die andere unter dem des heiligen Aaron. Die erstere wurde von Nonnen betreut, die zweite durch Regulierte Chorherren. 

 

Der heilige Oliver Plunket, Erzbischof von Armagh, Martyrer,

+ 1.7.1681 – Gedenktag: 1. Juli

 

Der Name Oliver Plunket bildet den glorreichen Schluss einer langen Liste von Märtyrern, ursprünglich 353, jetzt 315, die in England seit der Glaubensspaltung ihr Leben für die wahre Kirche hingaben und vom apostolischen Stuhl als „ehrwürdig“ und „selig“ anerkannt worden sind. Erst im Mai 1920 wurde dem ehrwürdigen Primas von Irland die Ehre des „Seligen“ zuerkannt. Die Seligsprechung fand am 23. Mai 1920 durch Papst Benedikt XV. statt. Papst Paul VI. bestimmte ihn am 12. Oktober 1975 zum Heiligen der katholischen Kirche.

 

Oliver Plunket, geboren 1629, entstammt einer hochangesehenen, mit den edelsten Geschlechtern verbundenen Familie Irlands. Einer Neigung zum geistlichen Stand folgend, ging er mit 16. Jahren zur Fortsetzung seiner Studien nach Rom und blieb daselbst 25 Jahre als Professor der Gottesgelehrtheit. Groß war der Ruf seiner Tugend und Wissenschaft. Daher übertrug ihm der Papst 1669 den erledigten erzbischöflichen Sitz von Armagh. Nur ein ganz apostolischer Mann, der nichts Irdisches suchte, dem nur Übernatürliches als begehrenswert galt, konnte eine so gefahrvolle Stellung wie die eines Primas von Irland auf sich nehmen. Bei der damaligen Verfolgung der Katholiken in England durch den nichtswürdigen, hasserfüllten Staatsmann Shaftesbury musste sein Leben in ständiger Todesgefahr schweben. Die äußerste Armut war der Anteil seiner Kirche. Aber mutig ergriff der Auserwählte den ihm anvertrauten Hirtenstab und führte ihn eines Nachfolgers der Apostel und eines Heiligen würdig.

 

Mit größter Aufopferung arbeitete Plunket für seine Herde, visitierte die Sprengel, besuchte auch die Missionen in Schottland und hielt ein Nationalkonzil für die Oberhirten Irlands ab. Ein Hauptaugenmerk widmete der seeleneifrige Erzbischof der Reinheit und Heiligkeit des priesterlichen Standes und bot Liebe und Strenge auf, um unwürdige Glieder wieder zur Pflicht zurückzuführen. Der Hass einiger dieser Unseligen sollte ihm zur Marterkrone verhelfen.

 

Im Jahr 1673 hatte das englische Parlament auch für Irland die Verbannung aller Bischöfe, Generalvikare, Äbte und die Unterdrückung aller Klöster, Seminare und katholischen Schulen verfügt. Als der Vizekönig von Irland eine scharfe Verordnung zur Ausführung dieses Gesetzes erließ, flüchtete der Erzbischof von Armagh in Begleitung eines bischöflichen Mitbruders. Bei schneidendem Wind, unter Schnee und dichtem Hagel waren sie oft in Gefahr, den Weg zu verlieren und in den Schluchten im Schnee umzukommen. Ein armer Edelmann nahm sie auf, konnte ihnen aber der Sicherheit halber nur eine Dachstube ohne Ofen anbieten, durch deren schadhaftes Dach Wind und Wetter die Insassen belästigten. Die Nahrung bestand in Haferbrot und Milch. „Trotzdem,“ so schrieb der edle Dulder in einem Brief, „würden wir eher vor Kälte und Hunger sterben, als unsere Herde verlassen; denn eine Schmach wäre es, wenn geistliche Krieger, die zu Rom ausgebildet wurden, zu Mietlingen herabsinken würden.“ Als er es wagte, nach Dublin zu kommen, um einem greisen Bischof, einem Anverwandten, in der letzten Krankheit beizustehen, wurde er aufgespürt und im Schloss eingekerkert. Ein halbes Jahr blieb der Heilige eingesperrt, da eine Klage auf Hochverrat nicht aufgestellt werden konnte. Endlich fanden sich falsche Zeugen, zwei abgefallene Franziskaner, die als unverbesserlich aus dem Kloster hatten gestoßen werden müssen und ein übelbeleumdeter, suspendierter Weltpriester. Doch schenkte man ihnen bei keinem irdischen Gericht Glauben. Da ließ Shaftesbury den Erzbischof und die sauberen Zeugen nach London kommen, wo sich immer wieder gewissenlose, wohldienerische Richter fanden, die kirchlich treue Katholiken als Hochverräter dem Galgen überlieferten.

 

Seit Ende Oktober 1680 war der heilige Martyrer den Leiden einer überaus strengen Kerkerhaft in London preisgegeben und von jedem Verkehr mit Freunden abgeschlossen. Um die hohen Gerichtskosten zu bestreiten, hatte er schon einen Teil seiner Habe verpfändet, sogar Kelch und Kreuz. Nicht einmal Feder und Papier wurden ihm gelassen. Nur heimlich konnte er und musste er um Almosen bitten. Selbst die Fürsprache des spanischen und französischen Gesandten waren erfolglos. Die Anklage war abgeschmackt, lächerlich. Sollte doch der Erzbischof seinem armen Klerus eine Steuer auferlegt haben, um ein Heer von 70.000 Mann zu besolden, und eine französische Landung vorbereitet haben. In England war man seit Jahren die plumpsten Verleumdungen gewohnt. Gegenzeugen zu bringen, wurde dem Angeklagten die nötige Frist verweigert. Die Geschworenen sprachen das „Schuldig“ über den wehrlosen Mann, der es mit einem herzlichen „Deo gratias“ begrüßte. Wie schamlos niederträchtig damals die englische Rechtspflege war, beleuchtet grell der Umstand, dass man sogar dem Primas von Irland, einem so heiligen Bischof, das Angebot zu machen wagte, er solle durch falsches Zeugnis und Anklage anderer sich die Begnadigung einhandeln. Mit Entrüstung stellte der Angeklagte eine derartige Banditenmoral offen vor Gericht bloß, indem er beteuerte, dass er leicht sein Leben hätte retten können, wenn er ein Mann ohne Grundsätze wäre. Lieber wollte er aber zehntausendmal sterben, als einem Menschen unrechtmäßig einen Heller von seinem Gut, einen Tag seiner Freiheit oder eine Minute seines Lebens wegnehmen.

 

Der leichtlebige, schwächliche und die protestantische Partei fürchtende König Karl II. bestätigte auch dieses Todesurteil, das in seiner ganzen entsetzlichen Form einen Kirchenfürsten treffen sollte, von dessen Unschuld er überzeugt sein musste. Der starkmütige Diener Gottes aber sagte dem mit ihm eingekerkerten Benediktinerpater Corker wiederholt, dass er den Tod nicht fürchte. Vor dem obersten Richter jenes Gerichtshofes, wo falschen Zeugen der Zugang verwehrt sei, habe er sich wegen vieler Sünden zu verantworten, was aber die irdische Richterbank angehe, wisse er sich keines der ihm vorgeworfenen Verbrechen schuldig. Pater Corker erzählt, wie bewundernswürdig der Verurteilte sich auf den Tod vorbereitete, und mit welch heiliger Ruhe er ihm entgegenging. Als man ihn zur Hinrichtung führte, am 1. Juli 1681, wandte sich der „Gefangene im Herrn“ ringsum nach den Kerkerfenstern und gab den mitgefangenen Katholiken fröhlichen Blickes und mit erhobenen Händen seinen Segen. Den Gnadensegen aus geweihten Händen kann keine irdische Macht binden.

 

Angesichts des Galgens widerlegte der ehrwürdige Primas vor unabsehbaren Scharen in einer meisterhaften Rede nochmals schlagend alle Punkte der Anklage, so dass auch die Gegner den Heldenmut und die Unschuld des angeblichen Hochverräters erkannten und als Ursache seiner Hinrichtung seinen Stand und die geistliche Tätigkeit zugeben mussten. Um das Ärgernis gutzumachen, das die anglikanischen Zuhörer an dem falschen Zeugnis der unglücklichen Abtrünnigen nehmen möchten, sagte er ihnen: „Diese Handlung fällt nur den betreffenden Personen zur Last und wirft kein schlechtes Licht weder auf den Orden des heiligen Franziskus noch auf die römisch-katholische Geistlichkeit. Es ist euch wohlbekannt, dass unter den zwölf Aposteln ein Judas Iskariot und ein Gottloser, namens Nikolaus, unter den sieben Diakonen war. Und so wie einer der genannten Diakone, nämlich der heilige Stephanus, für seine Mörder betete, so bete auch ich für jene, die mein unschuldiges Blut durch Meineid vergießen, sprechend: „Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde an!“ Von Herzen verzeihe ich ihnen sowie den Richtern, die mir die nötige Frist zur Beibringung meiner Beweismittel und Zeugen aus Irland nicht gewährten und so mein Leben augenscheinlicher Gefahr aussetzten.“ Schließlich bat der fromme Seelenhirte seinerseits alle um Verzeihung, die er jemals beleidigt hatte, wünschte dem König und seiner Familie irdisches Glück und die ewige Seligkeit, flehte dann durch die Verdienste Jesu Christi und die Fürsprache seiner heiligen Mutter und der Engel um die Verzeihung seiner Sünden und die ewige Ruhe. Mit Andacht betete er den Psalm Miserere und, seine Seele in die Hände des Heilandes befehlend, ging er nach kurzem Kampf zur ewigen Glorie ein.

 

So starb der letzte Blutzeuge auf englischem Boden. Seine Reliquien wurden später durch Pater Corker nach Deutschland ins Benediktinerkloster Lambspringe, Diözese Hildesheim, gebracht, wo Corker in der Folge Abt wurde. Erst 1883 wurden die Gebeine des „berühmten Märtyrers“, wie ihn die Grabschrift nannte, wieder in die Heimat ins englische Benediktinerkloster Downside zurückgeführt.

 

Was der heilige Ambrosius so schön sagt: „Durch den Tod der Märtyrer ist die Religion verteidigt, der Glaube vermehrt, die Kirche gekräftigt worden. Die Getöteten sind die Sieger, die Verfolger die Besiegten“, das ging auch und geht gerade in unserer Zeit in der englischen Kirche herrlich in Erfüllung. Die Verfolger Shaftesbury und seine Helfer nahmen ein klägliches Ende. Dem König Karl aber bewirkte das Gebet der Märtyrer die Bekehrung auf dem Sterbebett. Nirgendwo ist heute eine so zahlreiche Rückkehr von Irrenden zur katholischen Kirche zu beobachten als in England, das so viele edle Glieder der Kirche dem Tod überantwortete.

 

Pater Leonhard

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 1. Juli 1794 beschloss der ehrwürdige Pater Leonhard, Johann Baptist Duverneuil, seine leidensvolle Lebensbahn. Geboren im Jahr 1737 zu Limoges, wurde er Priester und Ordensmann als Unbeschuhter Karmelit. Beim Ausbruch der Revolution war er Mitglied des Klosters zu Angoulême in der Provinz Aquitanien. Das Gewissen verbot ihm, den sündhaften Eid auf die Zivilkonstitution zu schwören, lieber verließ er die traute Einsamkeit und kehrte in das heimatliche Limoges zurück. Weit entfernt, dem Glauben untreu zu werden, eiferte er im Gegenteil für die Erhaltung der katholischen Kirche und des katholischen Lebens, wodurch er den Hass der Kirchenfeinde auf sich lenkte. Am 28. September 1793 wurde er in das Gefängnis "la Regle" geworfen. Er konnte die Armut in voller Wahrheit seine Braut nennen und dem Verwalter, vor dem alle Gefangenen ihre Besitztümer anzugeben hatten, sagen, er kann weder Möbel noch sonstiges als Eigentum zu bezeichnen. Nach langen Monaten strenger Haft wurde er zur Deportation auf die See verurteilt und gehörte zu den ersten vierzig Priestern, die am 25. Februar 1794 von Limoges nach Rochefort geliefert wurden. Daselbst starb er am 1. Juli 1794 an Bord der "Deux Associés", nachdem er alle, die ihn sahen, durch seinen Eifer und seine Tugend erbaut hatte. "Dieser würdige Sohn der heiligen Theresia", bemerkte La Biche, "besaß außer den anderen Tugenden eine besondere Liebe zum Gebet und einen glühenden Eifer für die heilige Religion. Pater Leonhard missachtete jede Menschenfurcht und feige Nachgiebigkeit. Weder Drohungen noch Gefahren konnten ihn hindern, lasterhafte Menschen allen Ernstes zu tadeln, obwohl diese die Macht besaßen und in der Lage waren, ihn der Freiheit zu berauben. Die Ursache seines Todes war Mangel an Nahrung."

 

Gebet am 1. Juli

 

Meine Seele, sieh, welch schöne Hoffnung für dein Heil und deine Seligkeit der Herr dir verliehen hat, da Seine Barmherzigkeit dir ein so großes Vertrauen auf den Beistand Seiner göttlichen Mutter gegeben hat, nachdem du doch durch deine Sünden schon so oft die göttliche Ungnade und die Hölle verdient hast. Danke also deinem Gott und deiner Fürsprecherin Maria, die dich unter ihren Schutzmantel hat nehmen wollen, was dir auch die vielen Gnaden, die du schon empfangen hast, beweisen. Ja, ich danke dir für alles Gute, das du mir erwiesen hast, obgleich ich die Hölle schon so oft verdient habe. O meine Mutter, auf dich setze ich alle Hoffnung meines Heils. Ich liebe dich, mach, dass ich selig werde, gestatte nicht, dass ich verdammt werde. Amen.

 

Andacht am 1. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Die sich dazu bekennen, dass sie den Lehren Jesu Christi folgen, müssen die Einfalt in hohen Ehren halten. Ist auch nach dem Urteil der Weisen dieser Welt nichts so sehr verächtlich, als die Einfalt, so ist sie gleichwohl eine sehr liebliche Tugend, weil sie auf geradem Weg  in das Reich Gottes führt und uns überdies die Zuneigung der Menschen gewinnt." (Der gottselige Johannes Gerson)

Gar sehr achtete und liebte der heilige Franz von Sales die Einfalt. "Ich weiß nicht," sagte er einst, "was die Tugend der Klugheit mir zuleide getan hat; aber es kostet mich viel Überwindung, sie zu lieben. Liebe ich sie aber, so geschieht dies nur aus Not, weil sie ein Licht ist, das uns hienieden leuchtet; aber die Schönheit der Einfalt zieht mich wundersam an. Wahr ist es freilich, das Evangelium empfiehlt uns die Einfalt der Taube und die Klugheit der Schlange, aber ich gäbe hundert Schlangen für eine Taube. Auch das weiß ich, dass beide Tugenden nützlich sind, wenn sie miteinander vereint werden; indessen bedünkt es mich dennoch, man müsse dabei beobachten, was beim Theriak geschieht, wenn er bereitet wird, wo man nur weniges von einer Viper und dagegen viele andere heilsame Arzneien anwendet."

 

Gib mir, Herr, die Einfalt, und gestatte nicht, dass ich diese liebliche Tugend je verletze! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 1. Juli

 

"Hütet euch wohl, das Gebet,

die Beichte, die Kommunion und die anderen Andachtsübungen aufzugeben,

wenn ihr auch keinerlei Trost darin finden solltet."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 1. Juli - Von den Gefahren im Umgang

 

Sei, Herr, mein Licht, dass ich das Böse meide,

Und wahre meine Füße vor den Schlingen,

Die selbst dem Tapfersten Verderben bringen:

Dass Schuld mich nicht von der Liebe scheide.

 

1. Das menschliche Herz hängt keinem Geschöpf längere Zeit hindurch an, ohne von seinem Schöpfer sich zu lösen. Gleich dem Magnet, der zwischen zwei Eisen schwebt, schwankt es anfangs zwischen Gott und dem Geschöpf, und je näher es dem einen kommt, umso weiter entfernt es sich vom andern. Die Liebe zweier Personen von verschiedenem Geschlecht, die beide reinen Herzens sind, wird zwar anfangs in den gehörigen Schranken sich behalten, allmählich jedoch wird sie natürlich, hierauf leidenschaftlich, dann fleischlich, und zuletzt unzüchtig. Dies widerfuhr nicht wenigen frommen, ja sogar heiligen Personen, weil sie die Leidenschaft nicht im ersten Augenblick erstickten. Und du baust vermessen auf deine Stärke, und sagst, dein Umgang bringe dir keine Gefahr.

 

2. Ist das Herz einmal durch die Gegenwart eines geliebten Gegenstandes empfindsam, dann bedarf es nur eines Funkens, eine verheerende Feuersbrunst zu erwecken. Eine brennende Fackel genügte, den Tempel zu Jerusalem in Brand zu stecken, und diesen Bau, der der Ewigkeit zu trotzen schien, in Asche zu legen. Weder die Einwohner der Stadt noch das römische Heer vermochten es, den Brand zu löschen. Also wirkt ein Funke, den die Leidenschaft im Herzen entzündet. Ungeachtet aller Bemühungen und Hilfe wird der Tempel des Heiligen Geistes dadurch in Brand gesteckt und entheiligt. Es gehört fürwahr großer Hass seiner Seele dazu, sie einer solchen Gefahr auszusetzen. 

 

3. Du sagst, die Person, die du siehst, sei züchtig. Wäre dies auch. Wird sie es aber immer sein? Ja bist du es selbst? Und wie kannst du für deine Tugend in Gelegenheiten bürgen, wo sogar die größten Heiligen zittern würden? Schon achtest du Gefälligkeiten, Schmeicheleien und vorwitzige Blicke als Nichts. Ist einmal diese Laufbahn geöffnet, dann ist die Entfernung bis zum Abgrund nicht weit. Der Abhang ist steil, der Weg schlüpfrig. Und hat der Lauf begonnen, so ist es kaum mehr möglich, ihn aufzuhalten. Und so wird zuletzt, wie der Apostel spricht, was im Geist begann, im Fleisch vollendet. Sprichwörter 14,16: "Der Weise hat Scheu und meidet das Böse, der Tor lässt sich gehen und ist vermessen."

 

2. Juli 

 

Mariä Heimsuchung

 

Die heilige Monegundis, Witwe und Äbtissin von Tours,

+ 2.7.570 – Fest: 2. Juli

 

Die heilige Monegundis, Witwe und Klausnerin zu Tours in Frankreich, geboren zu Chartres, war von ihren Eltern an einen angesehenen Mann verheiratet worden und hatte ihm zwei Töchter geboren. Aber der Tod raubte ihr ihre Kinder und sie überließ sich anfänglich einem übermäßigen Schmerz. Dann zu der Einsicht gekommen, dass wir uns in allem und allezeit dem Willen des Himmels geduldig unterwerfen müssen, glaubte sie, mit ihren Gefühlen Gott beleidigt zu haben und fasste den Entschluss, die Welt zu verlassen. Demzufolge verschloss sie sich in eine Zelle, um da in beständiger Übung des Gebetes und der Buße dem Herrn zu dienen. Eine Matte, auf der sie in der Nacht wenige Stunden ruhte, war ihr einziges Hausgerät, Schwarzbrot und Wasser ihre einzige Nahrung. Später zog sie nach Tours und setzte hier dieselbe Lebensweise fort. Da sich mehrere Frauen ihr beigesellten, entstand allmählich ein Nonnenkloster. Monegundis starb im Jahr 570, nachdem sie lange Zeit ein Muster der vollendetsten Tugend und Heiligkeit gewesen war.

 

Der selige Petrus von Luxemburg, Bischof und Kardinal von Metz,

+ 2.7.1387 – Gedenktag: 2. Juli

 

Dieser überaus fromme Gottesmann war ein Sohn des Grafen Guido von Luxemburg, geboren im Jahr 1369. Mit zehn Jahren bezog er schon die Hochschule von Paris, mit vierzehn Jahren wurde er zum Kanonikus an der dortigen Domkirche erwählt. Einige Jahre später erhob ihn der Papst zum Archidiakon und danach zum Bischof von Metz. Papst Clemens VI. gab ihm die Kardinalswürde trotz seiner Jugend, die er zur Ehre der Kirche und zur Erbauung der Gläubigen bis zu seinem – sehr früh eingetretenen Tod begleitete.

 

Schon mit sieben Jahren hatte er Maria seine jungfräuliche Reinheit geopfert und verlobt. In den Kämpfen, die er zu bestehen hatte, flüchtete er sich stets zu Maria seiner Schützerin und nie blieb er unerhört. Er hatte zu Maria immer eine ganz besondere Verehrung gehabt. Begegnete er irgendwo auf seinem Weg einem ihrer Bilder, so grüßte er sie, indem er ein Ave Maria sprach. Überdies opferte er der Jungfrau täglich zweihundert Ave Maria auf, die er nach der Non, kniend und mit gefalteten Händen betete, und mit brennenden, wiederholten Seufzern begleitete.

 

Als er nun der Todesstunde nahe war und schon kein Zeichen des Lebens mehr von sich gab, ermahnte ihn sein Beichtvater, immer Jesus und Maria vor Augen zu haben. Bei diesen Worten schien der gute Kardinal wieder zu sich selbst zu kommen, er wendete sich ihm zu und sagte: „Ist es möglich, dass das Andenken an einen so guten Gott und an eine so zärtliche Mutter jemals in meinem Herzen erlöschen könnte?“ Und einige Augenblicke darauf verschied er. Peter von Luxemburg hatte Recht in seiner Sterbestunde so viel Vertrauen in die heilige Jungfrau zu setzen, denn sie verlässt ihre treuen Diener niemals. Er starb am 2. Juli 1387.

 

Der heilige Bernardin Realino, Priester aus der Gesellschaft Jesu,

+ 2.7.1616 – Fest: 2. Juli

 

Bernardin war zu Carpi im Herzogtum Ferrara geboren am 1. Dezember 1530. Unter der sorgsamen Leitung seiner frommen Mutter bewahrte er stets die Reinheit des Herzens. In seinen Studien widmete er sich zuerst mit großem Fleiß der Rechtswissenschaft und bestand zu Bologna sein Examen mit Auszeichnung. Mehrere Jahre bekleidete er das Amt eines Podestá (Bürgermeisters) in verschiedenen Gemeinden, später war er sogar Stellvertreter des königlichen Gesandten in Neapel. Doch Gott hatte ihn zu Höherem berufen. Eines Tages sah er zwei Novizen der Gesellschaft Jesu, deren bescheidenes Benehmen ihn sehr ergriff. Die Neugierde führte ihn zur Kirche des Ordens, wo gerade ein hervorragender Prediger das Wort Gottes verkündigte. Realino entschloss sich zu einer Lebensbeicht, die er dann nach acht Tagen geistlicher Übungen ablegte. Er konnte über seine Zukunft nicht ins Klare kommen. Da leuchtete eines Tages beim Beten des Rosenkranzes ein helles Licht vor ihm auf und in ihm erblickte er Maria mit ihrem lieben Kind, die ihm freundlich zulächelte und ihn zum Eintritt in die Gesellschaft Jesu ermutigte. Nun gab es kein Zaudern mehr. Freudig eilte der bereits vierunddreißigjährige Mann in das Noviziat der Jesuiten zu Neapel. Trotz seiner angesehenen Stellung in der Welt und seines zweifachen Doktortitels wollte Realino um jeden Preis Laienbruder werden. Nur der Gehorsam konnte ihn davon abbringen.

 

Wegen seiner hervorragenden Tugenden wurden dem Heiligen nach Erlangung der Priesterweihe im Orden bald wichtige Posten übertragen. Die ersten zehn Jahre seiner Tätigkeit gehörten Neapel an. Mit regem Eifer, dessen charakteristisches Merkmal stets eine gewinnende Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit war, leitete er als geistlicher Vater die Seelen seiner Mitbrüder, förderte er die Frömmigkeit unter der Gymnasialjugend des Kollegs der Gesellschaft Jesu, pflegte er täglich zu predigen und zu katechisieren, übte er Hausseelsorge, ja nahm sich selbst der Türken auf den Schiffen an.

 

Die Hauptstätte seiner Tätigkeit sollte aber Lecce in Apulien sein. Dort rief er ein Kolleg der Gesellschaft Jesu zum Unterricht und zur Erziehung der Jugend ins Leben, dem er auch mehrere Male in der Eigenschaft eines Rektors segensreich vorstand. Neben diesem Amt und besonders wenn diese Bürde nicht auf seinen Schultern lastete, war er unermüdlich tätig in der Kirche des Kollegs als Beichtvater und Prediger, durcheilte er rastlos sein liebes Lecce, um Kranken und Sterbenden beizustehen. Ständig war er von Bittenden umringt, die in geistlichen und zeitlichen Dingen bei ihm Hilfe suchten. Und wie oft wirkte er Wunder, um Hilfe bringen zu können! In ganz außerordentlicher Weise pflegte nämlich Gott das kindliche Vertrauen dieses Mannes zu belohnen. Aus weiter Ferne eilten die Leute zu dem „Heiligen von Lecce“. Papst, Kaiser und andere Großen dieser Erde empfahlen sich seinem Gebet.

 

Öfters wollten die Obern das segensreiche Wirken Pater Bernardins auch anderen Städten zukommen lassen. Aber jedes Mal, wenn sich der Heilige zur Abreise anschickte, wurde er krank, so dass Lecce sein Kleinod behielt.

 

In der Weihnachtsnacht 1608 fand Pater Rektor den alten Pater Realino in der Kirche, zitternd vor Kälte. Er hieß ihn in sein Zimmer gehen. Der Heilige gehorchte. Auf die Knie geworfen, gedenkt er der bittersten Not seines Heilands im Stall. Armes, frierendes Kindlein! Ihm zuliebe hatte er sich ja von den Oberen die Gunst erbeten, Winter für Winter, nur dürftig gekleidet, frieren zu dürfen. Unerwartet stand ihm heute die Stunde himmlischer Belohnung bevor. Licht strahlte mit einem Mal im stillen Gemach. Dem Beter war, als höre er den nächtlichen Jubel der Weihnachtsengel! Wahrhaftig, sieh! Maria schwebt auf ihren Diener zu. Er schaut sie selbst, die Gebenedeite vor allen Frauen. Wie einst der greise Simeon empfängt er jetzt aus ihren Armen das Kindlein, das holdselige, das frierende Kind! „O meine Herrin, noch ein bisschen, noch ein bisschen!“ tönt es dem eintretenden Bruder gerade noch ans Ohr. – „Wer war bei Ihnen, Pater?“ – „O, wenn Sie wüssten! O Bruder, wenn Sie gesehen hätten, was ich schauen durfte!“ So verriet Realino in seraphischer Entzückung sich selber und musste dem Bruder anvertrauen, mit wem er so herzlich sich begegnet, wie sie aussah im azurblauen, sternfunkelnden Mantel und im Purpurgewand, und wie unaussprechlich schön ihr Auge war und auch, dass sie ihn zuletzt das göttliche Kind umarmen ließ. Dies alles musste er jetzt verraten.

 

Welch rührende Einfalt des achtzigjährigen Priesters! Das war der einst so gesuchte Advokat, der von so vielen geschätzte Verwaltungsbeamte, Statthalter und Richter lombardischer Fürsten! Das war der Mann, zu dem die ganze Stadt Lecce wie zu ihrem Vater aufblickte, und den die Bewohner noch zu seinen Lebzeiten zu ihrem besonderen Patron bei Gott erwählt hatten! Als er nämlich mit Bernardin zum Sterben kam, am Heimsuchungsfest der lieben Mutter Gottes, am 2. Juli 1616, da waren noch kurz zuvor der Bürgermeister und einige Stadtverordnete an seinem Sterbebett erschienen und hatten den heiligen Greis gebeten, im Himmel der Schutzpatron Lecces sein zu wollen. Realino musste seine Zustimmung geben. Er hat sein Wort treulich gehalten. Papst Leo XIII. sprach ihn 1896 selig und Papst Pius XII. am 22. Juni 1947 heilig.

 

Wem verdankt dieser Liebling Gottes und der Menschen sein heiliges Leben? In nicht geringem Maße seiner irdischen und seiner himmlischen Mutter. Die irdische Mutter legte durch ihre sorgsame und fromme Erziehung den Grund zu seiner späteren Heiligkeit. Die himmlische Mutter belohnte seine kindliche Liebe zu ihr damit, dass sie ihn während seines langen Lebens leitete, beschützte und mit außerordentlichen Gnaden überhäufte. Er selber aber hat das Wort des lieben Heilands begriffen: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Himmelreich eingehen.“

 

Graf Emmanuel von La Rosée

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 2. Juli 1869 starb zu Regensburg der edle Graf Emmanuel von La Rosée, der dem Orden überaus nahestand und zur großen Zierde gereichte. Er war am 5. Oktober 1799 zu München geboren und beschäftigte sich in seinen reiferen Jahren mit der Verwaltung seiner Güter in Isareck und Inkofen bei Freising, die er zu einem Fideikommiss vereinigte. Er war königlicher Kämmerer und durch das Vertrauen seiner Wähler längere Zeit Mitglied der Kammer des Landtages. Nach dem Tod seiner Gemahlin, einer geborenen Baronin von Gumppenberg, zog Graf La Rosée in den Wintermonaten nach Regensburg, wo er mit dem Karmelitenkloster in innige Beziehung trat. Er wurde nicht nur ein eifriger Besucher der Karmelitenkirche, sondern unter dem Namen Mansuetus vom Herzen Jesu auch Tertiar des Ordens, ja ein vorbildliches Mitglied des Dritten Ordens, das sich nicht damit begnügte, nur die Versammlungen zu besuchen und die vorgeschriebenen Gebete zu verrichten, sondern der sich ernstlich bemühte, nach christlicher Vollkommenheit zu streben. Oft war er im Kloster zu Tisch. Dabei erbaute er alle Mitbrüder und benahm sich ganz wie einer der Unsrigen. Ja er nahm sogar die gebräuchlichen Mortifikationen vor. Alljährlich machte er selbst geistliche Exerzitien und leitete die Seinen zu Hause ebenfalls dazu an. Während dieser Exerzitien pflegte er den Habit zu tragen, um auch im Äußeren als Karmelit zu erscheinen. Als solcher wollte er im Habit begraben werden. Noch heutzutage kann man erzählen hören, was für einen Eindruck sein mit dem Ordensgewand bekleideter Leichnam machte. Eine stumme Predigt und eine beredte Aufforderung zur Tugend und Frömmigkeit.

 

Übungen für das Fest Mariä Heimsuchung

 

An diesem uralten Fest besuche eine Kirche, in der Maria besonders verehrt wird, oder bete wenigstens vor einem ihrer Bilder. Um Maria nachzuahmen, besuche einen, der geringer als du bist. Erweise einem armen Kind oder seiner Mutter einen Liebesdienst. Sprich mit Andacht den bei der Vesper-Andacht vorkommenden Lobgesang Mariä. Rede von göttlichen Dingen. Danke Jesus für die Gnaden, die er Maria erwiesen hat. Bitte ihn um Verzeihung der Sünden, die du im Umgang mit Menschen begangen hast. Bitte Maria, sie möchte dir am Ende deines Lebens beistehen, damit, wie Johannes durch Jesus geheiligt in die Welt eingetreten ist, du auf ihre Fürsprache durch Jesus geheiligt aus der Welt treten kannst.

 

Gebet am 2. Juli 

 

O große Mutter Gottes, du bist für mich das Mittel, um selig zu werden, denn ich habe erkannt, dass ich vor allem um der Verdienste Jesu willen und durch deine Vermittlung selig werde. O meine Königin, wie sehr hast du dich beeilt, die Familie der heiligen Elisabeth aufzusuchen und durch deinen Besuch zu heiligen. So besuche auch bald die arme Wohnung meiner Seele. Beeile dich, o Maria, denn du weißt es ja besser als ich, wie arm ich bin, wie viele Übel mich bedrohen, von wie vielen früher begangenen Sünden mein armes Herz gedrückt wird, wie dies alles verpestende Übel sind, die mich zum ewigen Tod führen. Bitte für mich und empfiehl mich deinem Sohn für Zeit und Ewigkeit. Amen. 

 

Zur heiligsten Jungfrau

 

Göttliche Jungfrau und Mutter, ich armseliger, in Sünden empfangener und in Sünden geborener Mensch konnte dich nicht lieben und verehren, ehe ich geboren wurde, wie der heilige Johannes. Bitte also für mich, dass ich wenigstens jetzt, und in der Stunde meines Todes und der ganzen seligen Ewigkeit hindurch unter diejenigen gezählt werden möge, die sich dort als deine treuen Diener und Pflegekinder ewig in dir erfreuen. Damit dies geschehe, o meine Mutter und Frau, so besuche mich oft geistlicher Weise mit deinem Sohn Jesus, auf dass deine gnadenvolle Heimsuchung jetzt und in der Stunde des Todes meinen hinscheidenden Geist bewahre, tröste und stärke, damit dann in Ewigkeit samt dir "meine Seele verherrliche den Herrn, und mein Geist frohlocke zu Gott meinem Heil!" Amen.

Glückselig derjenige, den Jesus und Maria heimsuchen!

 

Zum Heiligen Geist

 

Göttlicher Geist, Du hast die Strahlen der himmlischen Lehre in so vielen Ländern der Erde verbreitet, gieße doch Dein erleuchtendes und erwärmendes Licht in ganzer Fülle über uns immerdar aus, damit die himmlische Offenbarung wieder mit heiliger Ehrfurcht aufgenommen, unseren Geist und unser Herz durchglühe und zu Gott erhebe. Amen.

 

Kirchengebet

 

Schenke uns, o Herr, auf die Fürbitte des heiligen Bernardinus den Geist der Demut und Liebe, womit Du ihn in himmlischer Freigebigkeit erfüllt und einen hervorragenden Ausspender Deiner Güte gemacht hast, durch Christus, unsern Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Papst Urban VI. hat das Fest der Heimsuchung Mariä zur Vertilgung einer Kirchentrennung, die vierzig Jahre dauerte, eingesetzt. Sein Nachfolger Bonifatius IX. aber hat es im Jahr 1389 in der ganzen Kirche auf diesen Tag festgesetzt. Es wurde zu Köln im Capitolium mit großen Zulauf des Volkes acht Tage hindurch begangen, und wurde den achten Tag abends mit Läuten der Großen Glocke beschlossen. Es wurde auch in den Kirchen der geistlichen Jungfrauen vom Orden der Heimsuchung Mariä, die der heilige Franziskus von Sales im Jahr 1619 gestiftet hat, mit viel Feierlichkeit begangen. 

 

Andacht am 2. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Die wahrhaft Einfachen werden sogar von den Verstellten geliebt." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Der heilige Phocas war ein Mann von wundersamer Einfalt. Er besaß einen kleinen Garten, den er nicht sowohl zu eigenem Gebrauch als in der Absicht anbaute, den Wanderern und Pilgern Gemüse vorsetzen zu können, denn mit überaus freundlicher Liebe nahm er alle auf, die ihn um Beherbergung ansprachen. Nun geschah es, dass der heilige Mann dem Landespfleger als ein Freund der Christen angezeigt wurde; dieser aber, der ein Heide war, wurde hierüber dergestalt entrüstet, dass er insgeheim einige Krieger nach Thrazien sandte und ihnen den Auftrag erteilte, den Christen Phokas aufzusuchen und zu töten. Die Männer reisten fort und stiegen einst abends bei einem Haus ab, das an der Heerstraße stand, kehrten daselbst ein und forderten mit trockenen Worten Herberge und Bewirtung. Der Wirt, der kein anderer als Phokas selbst war, nahm sie mit aller Freundlichkeit auf, setzte ihnen das Beste vor, das er im Haus fand und benahm sich sehr liebreich gegen diese Kriegsmänner, die ihrerseits über seine Unbefangenheit und Einfalt erfreut, ihm die Ursache ihrer Reise erzählten. Wir suchen, sprachen sie, einen gewissen Phokas auf, der hier wohnen soll, selbst ein Christ ist und den Christen Unterkunft gibt. Wir sind auf den Befehl des Landespflegers hier, dass wir ihn fangen und ihm das Haupt abschlagen. Phocas erwiderte: "EI freilich kenne ich ihn. Seid unbesorgt und legt euch friedlich zur Ruhe; ehe morgen der Tag vergeht, werde ich ihn euern Händen überantworten." Über diese Antwort höchst erfreut, begaben die Kriegsknechte sich zur Ruhe; der Heilige aber brachte die ganze Nacht im Gebet zu und bereitete sich zu seinem glückseligen Tod. Am folgenden Morgen trat er zu seinen Gästen ein, setzte ihnen Speise vor und war überaus herzlich gegen sie. Da sie ihn nun an sein gestriges Versprechen erinnerten, sprach er: "Zweifelt nicht, dass ich euch Wort halte. Phocas ist schon so gut als in euren Händen." - So gehen wir denn, sprachen sie. Er aber antwortete: "Es ist eben nicht notwendig, dass ihr deshalb das Haus verlasst, denn dieser Phocas ist hier; er steht vor euren Augen; ich selbst bin es, der ich zu euch spreche!" Da waren die Männer betroffen und sprachlos vor Erstaunen. Denn seine wunderbare Nächstenliebe, seine herzliche Einfalt und Freundlichkeit hatte sie so tief gerührt, dass keiner die Hände an ihren Wohltäter legen wollte; und sie rieten ihm zur Flucht. Wir wollen dann dem Landespfleger hinterbringen, sprachen sie, dass wir diesen Phocas lange Zeit vergeblich gesucht haben. Der Heilige antwortete ihnen: "Ihr sollt euer Gewissen mit keiner Lüge beflecken; auch fliehe ich den Tod nicht, der mich ins ewige Leben führt. Tut also nach dem Befehl eures Landespflegers." Und hierauf entblößte er seinen Hals, und bot ihn selbst dem Schwert dar, das ihm ein Mittel wurde, ihn zu Christus zu führen.

 

Wer sicher und mit großem Vertrauen lebt, ist der, o Herr, der in Einfalt vor Dir lebt; denn die Einfachen liebst Du; sie bereicherst Du mit der Fülle Deiner Gnaden! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. Juli

 

"Wie groß ist meine Freude, o Maria, meine süßeste Mutter,

und wie fühle ich mich neu belebt, gekräftigt und von Hoffnung erfüllt,

wenn ich deine zärtliche Liebe betrachte."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 2. Juli - Am Fest Mariä Heimsuchung

 

Maria tritt in Zacharias Haus;

Und kaum betritt ihr heil`ger Fuß die Schwelle,

Da strahlt in ihrem Schoß des Lichtes Quelle

Die höchsten Wunder ihrer Gnaden aus.

Wie selig ist das Haus, das sie besucht.

Denn liebreich bringt sie ihm des Heiles Frucht.

 

1. Betrachte den Eintritt der seligsten Jungfrau in das Haus des Priesters Zacharias. Kaum betritt sie die Schwelle, so wird Elisabeth von plötzlichem Licht erleuchtet, erkennt in ihrer heiligen Nichte die Mutter des göttlichen Messias, erstaunt, selbst demütig, über die demütige Herablassung Mariä, und bricht in ihr höchstes Lob aus. Die demütige Magd des Herrn aber stimmt in heiliger Begeisterung einen erhabenen Lobgesang an, und führt alles Lob, das ihr gegeben wird, auf den Allerhöchsten zurück. Was für ein heiliger Besuch! Wie glückselig die Seelen, deren Leben bereits wie im Himmel ist, die nur sprechen, um Gott zu loben, für sein Erbarmen ihn zu preisen, und den Nächsten zu erfreuen und zu trösten.

 

2. Betrachte auch die Wunder bei diesem heiligen Besuch. Nicht nur wird die heilige Muhme der Jungfrau vom Heiligen Geist erleuchtet, in dessen Licht sie die Erhabenheit Mariä und die göttliche Würde der Frucht ihres gebenedeiten Leibes erkennt, sondern geheiligt wird auch im Mutterleib Johannes, der Vorläufer des Herrn, durch ihre hochheilige Gegenwart. Der stumme Priester Zacharias aber spricht plötzlich mit prophetischer Zunge und verkündet die Menschwerdung des göttlichen Wortes. Wie viele Wunder wirkt Jesus, wenn er unter das Dach heiliger Seelen eingeht. Wie große Gnaden verleiht er durch die Vermittlung seiner heiligsten Mutter.

 

3. Diese heilige Heimsuchung sei unser Vorbild bei unseren Besuchen. Verbannen wir aus unseren Gesprächen alle Eitelkeit, allen Vorwitz, alle Verleumdung, und erbauen wir einander durch heilige Gespräche. Es ist einem Christen so natürlich, von Gott und himmlischen Dingen zu sprechen, als einem Krieger vom Schlachtfeld und von Siegen. Wann aber sprichst du von Gott und seiner heiligen Vorsehung? Du schämst dich, ein erbauliches Thema zur Sprache zu bringen, weil du fürchtest, dadurch lächerlich zu werden, und schämst dich nicht, dich selbst zu loben, anderen übel nachzureden, und viele sündhafte und unnütze Worte zu sprechen, über die du am Gerichtstag Rechenschaft geben musst. 1. Petrus 4,11a: "Wer redet, der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt."

 

3. Juli

 

Der heilige Heliodor, Bischof von Altinum bei Venedig,

+ 4. Jahrhundert - Fest: 3. Juli

 

Heliodor wurde am Anfang des vierten Jahrhunderts, wahrscheinlich in Stridon in Dalmatien, wie der heilige Hieronymus, geboren und von christlichen Eltern gottesfürchtig erzogen.

 

„Wer Gott fürchtet, wird durch die Zeit des Glücks wie des Unglücks sicher gehen“, lesen wir in der Heiligen Schrift. Die Furcht des Herrn bewahrte daher unseren Heiligen im Hoflager, wie im Soldatenstand vor Ausschweifungen. Die Sorge für sein Seelenheil lag ihm so sehr am Herzen, dass er „um des Himmelreiches willen“ den Freuden der Ehe entsagte und sich zu den Einsiedlern in den Orient begeben wollte, um von diesen in den Wegen der Gottseligkeit gründlich unterwiesen zu werden. Er trat aber diese Reise nicht an, als er in Aquileja an dem heiligen Hieronymus einen erleuchteten Führer auf dem Weg des Heils gefunden hatte. Bei ihm beschäftigte er sich mit der Lesung geistlicher Bücher und mit den Übungen der Andacht. Dadurch gewann er, sowie durch eine Reise zusammen mit dem heiligen Hieronymus und anderer im Orient, wo sie die gottseligsten Männer besuchten, die Süßigkeiten des vertraulichen Umgangs mit Gott so lieb, dass er sich mit dem heiligen Hieronymus in die Einöde der Landschaft Chalcis begab, die an Syrien und Arabien grenzt, um durch strenge Abtötung und fromme Übungen allein für den Herrn zu leben. Nach einiger Zeit aber ging Heliodor, ungeachtet der Bitten seines Freundes, nach Italien zu seinem Vater zurück, und widmete sich dort dem Seelenheil seiner Schwester, deren Ehemann gestorben war, und ihres kleinen Sohnes Nepotian.

 

Darüber war nun der heilige Hieronymus sehr bekümmert, aus Furcht, er würde vielleicht wieder in die Fallstricke der Welt zurückkehren. Er schrieb ihm daher einen Brief, um ihn wieder zur Rückkehr in die Einöde zu bewegen. Es sollten ihn, setzte er hinzu, wenn ihn das Gewissen noch rufe, weder die zärtlichen Liebkosungen seiner Schwester, noch die Tränen weichherziger Eltern abhalten, in die Einsamkeit zu kommen, „wo die Blumen Christi herrlich blühen und in der die köstlichen Steine verborgen liegen, aus denen die Stadt des großen Königs erbaut ist“. Heliodor erbaute sich aber zum vertraulichen Umgang mit Gott in seinem Herzen ein einsames Kämmerlein, dass er eine Zeit lang mitten unter seinen Verwandten wie in der Einöde von Chalcis lebte.

 

Als er an dem Sohn seiner Schwester die Erziehung zur mündlichen Selbstleitung vollendet zu haben glaubte, verließ er sein Vaterland auf immer, um Gott unter den gottseligen Geistlichen in Aquileja aufs eifrigste zu dienen. Hier erwarb er sich bald durch seine Kenntnisse und Frömmigkeit die Liebe dieser heiligen Gemeinde in einem so hohen Grad, dass er zum Bischof von Altino geweiht wurde. Man hatte aber große Mühe, ihn zur Annahme der bischöflichen Würde zu überzeugen. Er weidete seine Herde mit einer Weisheit, Liebe und Sorgfalt, dass er unter die Kirchenväter jener Zeit gezählt wurde. Bei der Kirchenversammlung zu Aquileja wider die Irrlehren des Arius und Apollinarius im Jahr 381 lernte er den heiligen Ambrosius kennen und lebte von nun an mit ihm in vertraulicher Freundschaft. Der heilige Hieronymus bezeugt in einem Brief, dass unser Heiliger als Bischof mit dieser Würde die Lebensweise eines Einsiedlers vereinigt habe.

 

Der heilige Heliodor starb gegen Ende des vierten Jahrhunderts.

 

Der heilige Hyacinthus,

Kaiserlicher Kammer- und Tafeldiener, Märtyrer von Cäsarea,

+ 98–117 – Fest: 3. Juli

 

(Im Originaltext wiedergegeben aus: „Kleine Ehehalten-Legend, oder Lebens-Beschreibung Heiliger Dienstbotten beyderley Geschlechts, welche in dem weltlichen Stand selig verschieden, und zu den ewigen Freuden berufen worden.“ P. Jacob Schmid, der Gesellschaft Jesu, Augsburg 1770)

 

Wohl ein treffliches, und kostbares Edelgestein ist der Hyacinth, als welcher mit seinem schimmerenden Glanz die Augen der Jubelierer bestrahlet, selben theuer genug einzuhandlen, nachmals nicht selten in die Königliche Kronen zuversetzen. Der dritte Tag des Heumonats entdecket uns ein weit herrlicheres, und kostbareres Edelgestein gleiches Namens, nemlichen den heiligen, und starkmüthigen Martyrer Hyacinthus, einen Kaiserlichen Kammer- und Tafeldiener, welcher nunmehro von Christo, dem Himmlischen Jubelierer, in seine Kron, die Er selbsten ist, wie die catholische Kirche von ihme Ihme singet, übersetzet, gar herrlich schimmeret, und glanzet.

 

Er ware von Geburt ein Cappadocier, in der so bekannten Stadt Cäsarea entsprossen; kame wegen seinen beliebten Eigenschaften an den Hof des Kaisers Trajani, bey deme er, als ein fleißiger Kammer- und zugleich Tafeldiener, stunde. Hyacinthus in Mitten des Hof-Lebens, bewaffnet mit dem Schild des Glaubens, und Forcht GOttes, hatte doch nichts an sich von der Gottloßigkeit seines heydnischen Herrns, und Kaisers, noch von denen andern Hof-Leuten, die sonst denen Sitten ihres Herrns nachahmen; aber eben aus solchem haben die blinde Heyden, denen als eitlen Nachtvöglen das schöne Licht des eingezogenen Wandels unseres heiligen Hyacinths ein Dorn in denen Augen ware, errathen, was der heilige Kammer-Diener wäre, und im Schild führe, nemlich, daß er sich zu Christo bekenne. Deßwegen wird er von denen Abgötterern bey dem Kaiser angeklagt, und seines Glaubens halber zu Red gestellt.

 

Sie zwangen ihne zwar mit grosser Ungestümme, denen Götzen zu opfern, und die diesen Teufelsbildern geopferte Speisen zu verkosten. Hyacinthus hingegen weigerte solches mit gleichem standhaften Gemüth, und bekannte nur desto unerschrockner Christum, daß Er allein der wahre Gott, und Beherrscher aller Ding seye: dergleichen herzhaffte Wort entzündeten noch mehrers den Grimmen der abgöttischen Menschen, also daß sie den unschuldigen Martyrer gar unbarmherzig mit Schlägen zugericht, hiernächst in einen Kerker gesperrt: worbey der Kaiser dem Kerkermeister einen gemessenen Befelch gegeben, daß er dem gefangenen Hyacintho keine andere Speis reichen sollte, als jene, welche von dem Opfer des Götzen Altars wäre hergehollet worden. Allein Hyacinthus kehrete sich wenig daran, erwählte lieber des Hungers zu sterben, als von solchem Greul das wenigste zu berühren. Die Hungersplag daurete vierzig ganzer Täg, ohne daß der herzhafte Bekenner Christi von seinem Vorhaben sich abhalten liesse, bis endlich der Leib, aus Abgang der nothwendigen Nahrung, zu Anfang des zweyten Jahr-Hunderts die Seel durch Glorwürdigen zeitlichen Todt zur Himmlischen Mahlzeit abgeschicket, allwo sie ewiglich mit andern Außerwählten ersättiget wird. 

  

Der heilige Thomas, Apostel und Martyrer zu Kalamina,

+ 1. Jhd. – Fest: 3. Juli

 

Noch fünf Tage sind es bis zum Weihnachtsfest, auf das uns in den letzten Wochen Sankt Martin, Sankt Elisabeth, Sankt Nikolaus und die herrlichen Blutzeuginnen Cäcilia, Katharina, Barbara und Lucia hingewiesen haben, die alle bereits in der Vorweihnachtszeit wie Rosen und Lilien dem Christkind zu Ehren im Kirchenjahr erblühen.

 

Je näher die hohe Zeit heranrückt, desto feierlicher wird es, denn gleich vor und gleich nach Weihnachten begeht die Kirche das Fest zweier Heiligen, die zu den vornehmsten gehöre, die es im Himmelreich gibt. Es sind die Apostel, und von diesen stellt die Kirche zwei, Sankt Thomas am 21. und Sankt Johannes Evangelist am 27. Dezember, wie mächtige, festlich brennende Kerzen neben die Krippe im Stall zu Betlehem.

 

Was weiß man denn eigentlich vom heiligen Thomas?

 

Das landläufige Wissen um diesen Apostel ist leider sehr beschränkt. Man weiß, dass Thomas, ein Fischer vom See Genezareth, Zwilling genannt wurde und der Zweifler an der Auferstehung Jesu war, und schließlich weiß man auch noch, dass derjenige, der am Thomastag, dem kürzesten Tag, zu spät in die Schule kommt, für das nächste Jahr den Namen „der faule Thomas“ führt, was an sich keine Ehre ist. Das ist alles, was man von Thomas weiß, und das ist sehr wenig. Nur davon weiß man nichts, dass dieser Apostel zu den anziehendsten Heiligen gehört, die man sich denken kann und der uns gerade jetzt zu Weihnachten etwas Schönes zu sagen hat.

 

Nur an drei Stelle wird uns im Evangelium vom heiligen Thomas kurz berichtet, aber nach dem, was da gesagt wird, muss er ein Mann gewesen sein, der das Herz auf dem rechten Fleck hatte, ein wenig bedächtig zwar und vorsichtig, aber von einer unbedingten Treue und von einer männlich schönen Liebe zum Heiland.

 

Kurz vor dem bitteren Leiden, so berichtet das Evangelium, als es bereits brenzlich um ihn stand, hielt sich Jesus mit den Zwölfen verborgen, weil seine Stunde noch nicht gekommen war. Damals wurde er an das Kranken- und Sterbebett seines Freundes Lazarus nach Bethanien gerufen, und als er sich auf den Weg machen wollte, versuchten ihn die Apostel zurückzuhalten, indem sie ihm sagten, das dürfe er nicht tun, es sei viel zu gefährlich, man würde ihn umbringen und so weiter. Mitten in diesen aufgeregten Redeschwall platzte auf einmal der stille Thomas hinein und sagte fest und kernig: „Ihr Angsthasen und Feiglinge! Wenn der Heiland geht, gehen wir alle mit ihm, und wenn er stirbt, sterben wir mit ihm.“

 

Thomas, das hast du fein gemacht!

 

Als dann der Heiland einige Zeit später beim letzten Abendmahl Abschied von den Aposteln nahm und dabei geheimnisvoll von seinem Heimgang in das Haus des Vaters sprach, wo er ihnen eine Wohnung bereiten wolle, fiel ihm Thomas, der den Sinn der Worte nicht begriff, in die Rede und sagte in seiner biederen Art treuherzig zum Herrn: „Zeig uns nur den Weg! Wohin du gehst, gehen wir mit dir.“ So war Thomas, ein rechter Mann, unbedingt zuverlässig und von einer männlich schönen Liebe zum Heiland.

 

Als schließlich der auferstandene Heiland am Osterabend den Aposteln im Abendmahlssaal erschien, war Thomas nicht unter ihnen. Nachher berichteten ihm die übrigen das Ereignis in höchster Erregung mit Worten, die sich überstürzten und überschlugen. Doch dem bedächtigen Thomas kamen die Reden verdächtig vor, und frank und frei, wie es seine Art war, erklärte er: „Dass der liebe Heiland die Macht hat, von den Toten aufzuerstehen, ist mir klar, aber was ihr da sagt, ist so verworren, dass ich es nicht annehme, bevor ich selbst ihn nicht sehen und berühren kann.“ So spricht ein Mann, und der liebe Heiland hat dem ruhigen und vernünftigen Thomas die Rede nicht übel genommen, denn wenige Tage später erschien er erneut den Aposteln, und Thomas, der diesmal zugegen war, durfte, wie er es sich gewünscht hatte, die Hand auf das Herz des lieben Heilandes legen, und da ist er in die Knie gesunken und hat vor lauter Glück und Freude nur die Worte sprechen können: „Mein Herr und mein Gott!“ Wie froh war er doch, dass alles so war, wie die anderen es ihm erzählt hatten!

 

So war Thomas, ein wenig bedächtig und vorsichtig, aber von einer unbedingten Treue und von einer männlich schönen Liebe zum Heiland, und so wissen wir nun, in welchen Gesinnungen wir uns in fünf Tagen bei der Krippe einfinden müssen, nämlich unbedingt zuverlässig in der Treue zum Heiland und in männlich schöner Liebe.

 

Gebet am 3. Juli

 

Maria, hoch im Throne,

Dem heil`gen Geist vertraut,

Bei deinem lieben Sohne,

Der auf die Menschen schaut:

Gedenke deiner Kinder,

Bitt für uns arme Sünder

Jetzt und in Ewigkeit.

Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer Processus und Martinianus

 

O Gott, der Du uns durch das glorwürdige Bekenntnis Deiner heiligen Märtyrer Processus und Martinianus in unserem Glauben stärkst und beschützt, verleihe, dass wir in der Nachahmung ihrer Tugenden zunehmen und uns ihrer Fürbitte erfreuen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott

 

O Gott, schenke uns eine recht kindliche Liebe zu Dir, durch die alle Furcht vertrieben wird, und lass uns nichts als die Sünde fürchten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Heliodor

 

Verleihe uns, o Gott, auf die Fürbitte des heiligen Heliodor, Liebe zur Zurückgezogenheit, damit wir unsere Pflichten desto genauer erfüllen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Apostels Thomas

 

Wir bitten Dich, o Gott, dass wir durch die Fürbitte des heiligen Thomas allzeit beschützt werden, und seinen Glauben mit gebührender Andacht nachahmen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Paris hat im Jahr 1418 ein wegen unglücklichen Spiels wütender Soldat ein Muttergottesbild mit einem Messer durchstochen. Man sagt, es sei Blut heraus geflossen. Der Täter wurde vor diesem Bild vom Morgen bis zum Abend schwer bestraft. Man hat das Bild danach in die Kirche zum heiligen Martin übersetzt. Es wird die wundertätige Frau genannt.

 

Andacht am 3. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Die Einfalt ist nichts anderes als ein Akt reiner und einfacher Nächstenliebe; dessen einzige Absicht dahin zielt, die Liebe Gottes zu erwerben; und wahrhaft einfach ist unsere Seele, wenn wir durch alles, was wir tun, nach nichts anderem verlangen." (Der heilige Franz von Sales)

Die Liebe Gottes war das große Ziel, das die heilige Magdalena von Pazzi in allem sich vorsetzte, was sie tat. "Könnte ich", sprach sie, "durch ein, ob auch gleichgültiges Wort, das aus einer anderen Absicht als der Liebe Gottes gesprochen würde, ein Seraph werden, ich möchte es nicht sprechen."

"Ich diene Gott", sprach der heilige Franz Xaver, "nicht wegen des Himmelreiches, sondern wegen Seiner Güte und Liebe. Ich diene Ihm, weil Christus für mich gelitten hat, und weil Er Gott, und als Solcher aller Dienste würdig ist."

 

Mein einziges Verlangen, o Gott, ist, Dich zu lieben und Dir zu dienen! Nichts anderes will ich suchen. Nicht meiner Glückseligkeit wegen, sondern Dich vollkommen zu lieben, sehne ich mich nach dem Himmel. Wie tief und innig, Herr, sollte Deine unermessliche Güte und Liebe gegen mich mein Herz rühren! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 3. Juli

 

"Die Zurechtweisung muss mit Ruhe und Überlegung geschehen,

zu rechter Zeit und unter geeigneten Umständen,

der Vernunft gemäß und nicht nach dem Antrieb des Zornes."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 3. Juli - Heillose Wirkungen böser Gespräche

 

Worte, Worte, ihr verwundet,

Wie ein scharf gespitzter Speer,

Manche Seele, ach, so schwer,

Dass sie nimmermehr gesundet.

Sieh, schon schrieb zu ew`gem Fluch

Euch der Richter in sein Buch.

 

1. Erwäge die Warnung des großen Apostels: " Lasst euch nicht irreführen! Böse Gespräche verderben gute Sitten." (1. Korinther 15,33) Wahrlich, aus den Unterredungen der Weltkinder bricht das Sittenverderbnis wie aus ebenso vielen Quellen hervor, und überschwemmt die ganze Christenheit. Durch solche Gespräche wird das Herz der Jugend vergiftet, das Laster ermutigt, die Gottesfurcht genötigt, zu erröten, sich zu verbergen, und im Stillen über die Blindheit der Menschen zu seufzen. Wie viele junge Herzen wurden durch Zweideutigkeiten, durch schlüpfrige Worte um ihre Unschuld gebracht, und überließen sich sinnlichen Gedanken und Begierden, bis sie am Ende schändlichen Ausschweifungen sich überließen. "Wehe der Welt wegen der Ärgernisse!"

 

2. Nichts Seltenes ist es, dass ergraute Lasterknechte von Ansehen und äußerlicher Bildung, dass weltliche Frauen, die den Ton angeben, alles religiöse Gefühl von schüchternen Seelen hinwegspotten, den Schleier der abscheulichsten Missetaten lüften, und die noch unverdorbene Jugend unter Witz und Gelächter mit Lastern bekannt machen, die, wie der Apostel spricht, unter Christen nicht einmal sollen genannt werden. Und wie furchtbar wirkt das Beispiel solcher Personen, die als angesehen und gebildet geehrt werden. Weniger gefährlich fürwahr wäre eine Gesellschaft von Teufeln, wenigstens würde man ihre Reden und Beispiele verabscheuen, da man hingegen großes Gewicht auf die Aussprüche solcher Verworfenen legt.

 

3. "Lasst euch nicht verführen!" Nicht immer ist es ratsam, solchen Lehrern der Missetat das heilige Gesetz entgegen zu halten. Denn es warnt uns unser himmlischer Lehrer: "Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, denn sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen!" (Matthäus 7,6) Aber meiden wir auf alle Weise solche Gesellschaften, aus denen selbst ein Heiliger weniger heilig zurückkehrte. Verstand und Herz werden daselbst mit dem Gift der Ansteckung behaftet, und die unschuldigsten Seelen werden bald mit dem Laster vertraut. Schon der Hauch solcher Menschen ist vergiftet. "Höre, Gott, mein lautes Klagen, schütze mein Leben vor dem Schrecken des Feindes! Verbirg mich vor der Schar der Bösen, vor dem Toben derer, die Unrecht tun! Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, schießen giftige Worte wie Pfeile, um einen Untadeligen von ihrem Versteck aus zu treffen. Sie schießen auf ihn, plötzlich und ohne Scheu. Sie sind fest entschlossen zum Bösen. Sie reden davon, Fallen zu stellen, sie sagten: Wer kann uns sehen?" (Psalm 64,2-6)

 

4. Juli

 

Der heilige Bischof Ulrich, Bischof und Bekenner von Augsburg,

+ 4.7.973 - Fest: 4. Juli

 

Der Name dieses heiligen Mannes ist unzertrennlich mit dem der alten Handelsstadt Augsburg verknüpft, deren Oberhirte er durch 50 Jahre gewesen ist.

 

Seine Eltern waren Graf Upald und Tietburga, die Tochter des Herzogs von Schwaben. In der ältesten Lebensbeschreibung des Heiligen vom Dompropst Gerhard heißt es: „Als die Eltern erwogen, wo am schönsten Tugend und Wissenschaft vereint seien, da sandten sie ihren Sohn zum heiligen Gallus“, das heißt, zu dem von diesem Heiligen um 612 gegründeten und nach ihm benannten Benediktinerkloster St. Gallen. Dort weilte um das Jahr 907 der etwa siebzehnjährige Graf Ulrich und eignete sich unter hervorragenden Lehrern die geistlichen Wissenschaften an sowie Musik und Baukunst.

 

Als der junge Mann über seinen Beruf im unklaren war, ob er nicht das schwarze Kleid seiner Lehrer wählen sollte, wurde ihm nach alter Überlieferung Licht durch die von Gott begnadete Jungfrau Wiborada, die damals als Einsiedlerin bei St. Gallen lebte; sie sagte ihm, „dass er einst fern im Osten, wo der Fluss zwei Länder scheidet, als Bischof für Gott streiten werde; mehr als irgend einer seiner Vorgänger werde er von Heiden und Christen zu leiden haben; aber zuletzt mit Gottes Hilfe glorreich triumphieren“. Wiborada wurde 925 von den Ungarn erschlagen und im Jahr 1047 von Papst Klemens II. als Märtyrin heiliggesprochen. Stets bewahrte Ulrich dankbare Liebe und Verehrung gegen seine Lehrer und lebte, obwohl nicht selbst Benediktiner, bis zum Tod allzeit treu nach der Weise des heiligen Ordensstifters; auch als Bischof trug er das Ordenskleid.

 

Ulrich zog von St. Gallen nach Augsburg, wo sein Oheim Adalbero, Graf von Dillingen, seit zwanzig Jahren Bischof war. Dieser übertrug dem tüchtigen jungen Neffen die Vermögensverwaltung der Diözese und führte ihn nach und nach in die einzelnen Zweige der bischöflichen Regierung ein.

 

Aber schon nach einem Jahr zog es Ulrich nach Rom zum Grab der Apostelfürsten. Aus dem Mund des Heiligen Vaters musste er von dem plötzlichen Tod des Oheims Adalbero hören. Als der Papst ihm die Verwaltung des Bistums anbot, hielt sich der Neunzehnjährige für zu jung und kehrte in seine Heimat zurück, um sich nach dem Tod seines Vaters der Verwaltung seiner großen Familiengüter durch 14 Jahre zu widmen.

 

Da im Jahr 923 der Bischof Hiltin von Augsburg starb, begehrten Klerus und Volk einmütig Ulrich zu ihrem Oberhirten. König Heinrich I. war damit gerne einverstanden. Am Fest der Unschuldigen Kinder wurde Ulrich zum Bischof geweiht.

 

Bald entfaltete er eine rastlose, segensreiche Tätigkeit. Durch oftmalige Visitationen seines Sprengels, durch Versammlungen der Priester und Gerichte über Fehlende sorgte er für den guten Geist des Klerus, dem er durch Frömmigkeit, Einfachheit der Lebensweise und Seeleneifer voranleuchtete. Den Mönchen blieb er freundlich; beim Volk wirkte er als Prediger durch seine ergreifende Beredsamkeit. Sein Verhältnis zu den Gläubigen trug ein väterliches Gepräge. War er auf seinen Firmungsreisen in einem Ort angekommen, so berief er eine Versammlung des ganzen Volkes. Die Vertrauensmänner und Ältesten mussten in seine Hand den Eid leisten, ihn genau über den Zustand der Gemeinde zu unterrichten. Hatten sie ihren Bericht abgefasst und Vorschläge zur Verbesserung gemacht, so prüfte er sie und trug ihnen die Durchführung auf.

 

Der Erbauung und Ausstattung der Kirchen widmete der Bischof seine besondere Sorge. So stellte er den abgebrannten Dom von Augsburg wieder her, erneuerte und erweiterte die durch die Ungarn zerstörte Afrakirche und errichtete auf dem Domhof die Johanneskirche. Er weihte viele Kirchen ein, stiftete mehrere Klöster und förderte das Chorgebet und kirchliche Feierlichkeiten auf jede Weise.

 

Der Bischof war in jener Zeit zugleich Reichsfürst. Den daraus entspringenden Regentenpflichten kam der Heilige gewissenhaft nach. In den Kämpfen und Wirren der Zeit stand er als treuer Vasall stets zu seinem König, besonders zu Otto I. (936-973). Da damals häufige Einfälle der Ungarn geschahen, die alles zerstörten und mordeten, so ließ er seine Bischofsstadt mit einer Steinmauer umgeben. Im Jahr 955 ermutigte er die Bürgerschaft zur standhaften Verteidigung gegen die Ungarn, die die Stadt eingeschlossen hatten; zu ihrer Besiegung durch Kaiser Otto am 10. August auf dem Lechfeld bei Augsburg hat er wesentlich beigetragen, wenngleich er an der Schlacht selbst nicht teilnahm. Stets war er bemüht, die Wunden, die der Krieg geschlagen hat, zu heilen, die Not zu lindern, Armen und Verlassenen nach Kräften zu helfen.

 

Mehrmals pilgerte Ulrich nach Rom „zu den Schwellen der Apostel“ und bewies in allem eine echt kirchliche Gesinnung. In St. Gallen, Reichenau, Einsiedeln und anderen Brennpunkten des religiösen Lebens war er oft zu Gast. Mit den heiligen Bischöfen Wolfgang von Regensburg (+ 997), Konrad von Konstanz (+ 976), Starchand von Eichstätt (+ 966) und vielen anderen einflussreichen und frommen Männern des zehnten Jahrhunderts stand er in freundschaftlichen Beziehungen.

 

Rastlos beschäftigt und dennoch stets heiter, streng gegen sich, aber herzlich und liebevoll gegen andere, hingezogen zu Gebet und Psalmengesang, aber auch ein Mann mit wahrem Seelsorgerherzen, geschmückt mit Mitra und Stab, aber auch tüchtig als Reichsfürst und Regent, hatte Ullrich es jederzeit verstanden, sich das Vertrauen und die Liebe der Menschen zu sichern. Dennoch blieb ihm auch manch harter Schlag, der sein empfindsames Gemüt verletzte, nicht erspart.

 

So schied er, ein würdiger Nachfolger der Apostel, hochbetagt, am Freitag dem 4. Juli 973 sanft aus diesem Leben. Sein Freund, der heilige Wolfgang, sprach die letzten Gebete über der offenen Gruft von St. Afra, wo man Ulrich nach seinem Wunsch bestattete.

 

Die Verehrung des Heimgegangenen verbreitete sich bald über weite Gebiete und wurde von Gott mit vielen Wundern belohnt. Im Jahr 993 begab sich Ulrichs dritter Nachfolger, Lindolf, zur Lateransynode nach Rom. Er berichtete Papst Johannes XV. und der Versammlung der Bischöfe vom Leben des Verstorbenen und den Wundern, die auf seine Anrufung hin geschahen. Ulrich wurde infolgedessen am 3. Februar 993 unter die Zahl der Heiligen aufgenommen; es war der erste feierliche Spruch, durch den das Oberhaupt der Gesamtkirche einem ihrer Kinder nach Prüfung seines Lebens und seiner Wunder die Ehre der Altäre zuerkannte, ein Markstein in der Geschichte der Heiligenverehrung, die bis dahin mehr der Obsorge der einzelnen Bischöfe überlassen war.

 

Stadt und Bistum Augsburg wählten ihn zu ihrem Schutzherrn. Seine Grabkapelle wurde prächtig ausgeschmückt. Als im Jahr 1183 die alte Kirche einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen war, trug Kaiser Friedrich Barbarossa mit drei Bischöfen die Reliquien des Heiligen in das neue Gotteshaus, wo sie bis zum heutigen Tag hochverehrt werden, besonders am 4. Juli, seinem Fest. Zahlreiche Wallfahrer kommen aus dem Schwäbischen und Bayrischen zum Grab des Heiligen. Mit ihnen vereinen wir uns im Geist und bitten den Heiligen, dass er unseren Ländern den heiligen katholischen Glauben bewahre.

 

Die heilige Elisabeth von Portugal, Königin,

+ 4.7.1336 - Fest: 4. Juli

 

Elisabeth, die Tochter eines spanischen Königs, wurde durch Heirat mit jungen Jahren Königin von Portugal. Ein Ereignis aus ihrem Leben ist es wert, eingehender geschildert zu werden.

 

Der König, Elisabeths Gemahl, war seiner heiligen Gattin unwürdig, weil er ihr nicht treu war, und weil derjenige, der schlecht ist, leicht zu der Ansicht neigt, dass alle anderen Leute ebenfalls schlecht seien, lieh der König von Portugal einem Verleumder gern das Ohr, der ihm zuflüsterte, dass Elisabeth auch ihm untreu sei, und ohne daran zu denken, dass die Schuld der Gemahlin weder geprüft noch bewiesen war, beschloss der König in blinder Wut, sich auf grauenhafte Weise für die angebliche Untreue Elisabeths zu rächen, denn noch am gleichen Tag, da er der bösen Verleumdung willig Gehör geschenkt hatte, ließ der Erzürnte dem Leiter einer königlichen Eisenhütte in der Nachbarschaft den Befehl übermitteln, er solle denjenigen, der am nächsten Morgen mit der Frage, ob des Königs Befehl ausgeführt sei, zu ihm komme, ohne weiteres in einen glühenden Schmelzofen werfen.

 

In der Frühe des folgenden Tages ließ der König einen jungen Edelmann, den angeblichen geheimen Liebhaber der Königin, zu sich rufen und sandte ihn mit der erwähnten Frage nach der Eisenhütte. Nichts ahnend machte der Beauftragte sich auf den Weg, und wenn der Himmel nicht über den Unschuldigen gewacht hätte, so wäre ihm ein unseliges Ende beschieden, und die Ehre der heiligen Königin wäre für immer geschändet gewesen.

 

Auf sonderbare Weise sind damals die Pläne der Bösen durchkreuzt worden. Der junge Edelmann nämlich kam auf dem Weg zur Eisenhütte an einer Kirche vorbei. Seiner Gewohnheit gemäß trat er ein, um einen Augenblick zu beten, und weil gerade ein Priester an den Altar ging, um die heilige Messe zu feiern, blieb der junge Mann, um ihr beizuwohnen, und als anschließend noch ein zweiter Priester noch eine weitere Messe las, hörte er auch diese an.

 

Darüber verstrich eine ganze Stunde, und mittlerweile war dem König die Zeit lang geworden, denn immer noch war er von der Eisenhütte her ohne Bescheid, ob sein Auftrag vom gestrigen Tag an dem vermeintlichen Schandbuben ausgeführt sei. Deshalb schickte er einen anderen Edelmann, den Verleumder, nach der Eisenhütte mit der Frage, ob des Königs Befehl ausgeführt sei. In aller Hast und Eile sprengte der Unglückselige auf dem Ross davon, aber kaum hatte der Unhold die bekannte Frage an den Leiter der Hütte gerichtet, da wurde er gepackt und trotz seines Schreiens und Sträubens in den glühenden Hochofen geworfen.

 

Wenige Minuten nach dem Vorfall kam auch der erste Junker an, und auf die Frage, ob des Königs Befehl befolgt worden sei, erhielt er die Antwort, der König dürfe zufrieden sein, denn der Auftrag sei ordnungsgemäß erledigt worden.

 

Als der junge Ritter den Bescheid überbrachte, machte der König bei seinem Anblick große Augen, denn er war der Meinung, dass er bereits unter den Toten sei, und als er dann nachforschte, wie sich alles zugetragen hatte, gingen ihm die Augen darüber auf, dass seine Gemahlin unschuldig war und dass nach Gottes gerechter Zulassung der elende Verleumder selbst in die Grube gefallen war, die er einem anderen gegraben hatte.

 

Von der heiligen Königin Elisabeth berichtet die Geschichte ferner noch, dass sie mehrmals den Frieden zwischen Fürsten und Völkern vermittelt hat. Auch war sie eine große Wohltäterin der Armen und Bedrängten. Als ihr Gatte starb, ging sie ins Kloster der Klarissinnen, dessen Bau sie noch vor dem Tod des Königs begonnen hatte, wo sie am 4. Juli 1336 fünfundsechzigjährig eines heiligen Todes starb. Im Kloster war ihr einziges Verlangen, sich dem Gebet und den Bußwerken zu widmen, und somit auch die Ordensgelübde abzulegen. Aus Beweggründen der Nächstenliebe bezog sie aber ein Haus nahe am Kloster, widmete sich dort dem Dienst an den Armen, der Witwen und Kranken, behielt das Ordenskleid, versammelte bis zu neunzig Frauen in das neue Kloster und besuchte und bediente diese oft bei Tisch mit Beatrix, ihrer Schwiegertochter. Noch einmal, begleitet von zwei Frauen, im Jahr 1335 machte sie eine Wallfahrt nach Compostela, und zwar zu Fuß, unbekannt und in Armut.

 

Pater Dominikus vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Dominikus vom heiligen Joseph. Pater Dominikus, mit seinem weltlichen Namen Stanislaus Arvizuy Munarriz, wurde am 7. Mai 1799 zu Puente-della-Reyna, einem Städtchen in der Nähe von Pempeluna geboren. In seiner Jugend stand er im Dienst Don Carlos`, des Königs von Spanien, wurde aber bald des Hoflebens überdrüssig und suchte die Einsamkeit und Stille des Karmels auf. Nicht lange konnte er sie in seinem Vaterland genießen. Durch die Revolution gezwungen, es zu verlassen, war er Willens, sich nach Mexiko zu begeben. In Bordeaux, von wo aus er sich einschiffen wollte, wurde er jedoch durch M. Bathilda vom Kinde Jesus, Priorin des Klosters, bestimmt, in Frankreich zu bleiben. Am 19. März 1841 legte er mit einigen Mitbrüdern den Grundstein zum ersten französischen Karmelitenkloster in Broussey. Die junge Pflanzung entwickelte sich vortrefflich. Gründung auf Gründung erfolgte, so dass Pater Dominikus beim Generalkapitel in Rom die stattliche Anzahl von 14 Konventen vertreten konnte. Er hatte aber auch alles mögliche getan, um das Wachstum der jungen Ordensprovinz zu fördern, und oft über der Sorge für die Mitbrüder sich selbst vergessen. Ihr Wohl war sein Trost und seine Freude, ihr Weh sein Kummer und seine Sorge. Im Jahr 1865 zum General erwählt, war Pater Dominikus nicht bloß um das Wachsen und Gedeihen des heiligen Ordens überaus besorgt, er wirkte auch als Konsultor der Kongregation des Konzils von Trient und als Konsultor der Kongregation der Bischöfe und Ordensleute überaus segensreich zum Besten der ganzen heiligen Kirche. Zudem betätigte er sich als Mitglied des Vatikanischen Konzils eifrigst an seinen Vorbereitungsarbeiten. Durch unablässige Arbeit und ein Leben strengster Buße erschöpft, wurde er von einer Krankheit in wenigen Tagen seinen Mitbrüdern und der ganzen heiligen Kirche entrissen. Mit ihm sank einer der Treuesten, der Frömmsten und Tüchtigsten ins Grab.

 

Gebet am 4. Juli

 

O Gott, der Du das Herz der allerseligsten Jungfrau Maria mit der feurigsten Liebe entflammt, mit allen Gnaden angefüllt und mit den lieblichsten Tugenden geziert hast, so dass Dein göttlicher Sohn mit höchstem Wohlgefallen darin wohnte, verleihe mir und allen, die dieses allerschönste und reinste Herz verehren, dass auch unsere Herzen von dieser Liebe zu Dir entflammt, mit einem Teil dieser Gnadenfülle bedacht und mit den Tugenden geschmückt werden, womit Du unserer liebevollsten Mutter Maria Herz bereichert hast, damit wir einst vor Deinem Angesicht erscheinen, nicht leer an Tugenden und guten Werken befunden, sondern als treue Diener in Dein Reich aufgenommen werden. Amen. 

 

Zu Gott

 

Gib uns, o Gott, täglich mehr zu erkennen, dass das Himmelreich Gewalt leidet, und verleihe uns die Kraft, uns Gewalt anzutun, damit wir es an uns reißen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Barmherziger Gott, der Du nicht den Tod des Sünders willst, sondern willst, dass er sich bekehre und lebe, erhöre mein Gebet, und gib mir den wahren Bußgeist, damit ich meine Sünden aufrichtig beichte, und nicht aufhöre, sie zu beweinen, bis sich mein Leid darüber in ewige Freude verwandelt. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Elisabeth von Portugal

 

O Gott, der Du der heiligen Elisabeth von Portugal die Gnade verliehen hast, Entzweite zu vereinigen, schenke und erhalte uns auf ihre Fürbitte hin den wahren Frieden, und lass uns einst zu den ewigen Freuden gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andacht am 4. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Das Geschäft der Einfalt ist, uns gerade zu Gott zu führen, ohne dass wir auf menschliche Rücksichten sehen, noch auch unseren Eigenen Nutzen ins Auge fassen. Sie muss uns anregen, freimütig und also zu sprechen, wie es uns ums Herz ist; einfach und ohne Heuchelei und Arglist zu handeln; endlich muss sie von allem Betrug und Doppelsinn uns fern halten." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Nur Gott allein suchte dieser Heilige durch alle seine Werke; und er konnte es nicht dulden, dass man außer Ihm irgend etwas anderes sucht. Als einst ein Priester seiner Versammlung angeklagt worden war, er habe etwas aus menschlicher Rücksicht getan, wies er ihn streng zurecht und sagte, es wäre ihm besser gewesen, er wäre mit gebundenen Händen und Füßen ins Feuer geworfen worden, als dass er darum gehandelt habe, damit er den Menschen gefiele. Einem Missionar, der ihm zugeschrieben hatte, er möchte das Gute, das er in seinen Briefen von diesem oder jenem berichtete, den Freunden derjenigen bekannt machen, von denen er ihm schriebe, antwortete er: "Was denken Sie doch um des Himmelswillen! Ist denn dies die Einfalt eines Missionars, der immer gerade nach Gott zielen soll? Bedenken Sie, dass der Doppelsinn Gott nicht gefällt. Nie sollen wir anderes suchen außer Ihn." Überhaupt war er so fern von aller Verschmitztheit, wenn er redete, dass nie ein Mensch fürchtete, von ihm getäuscht zu werden.

 

Mein Gott, nichts mehr will ich suchen, außer Dir! Du allein genügst mir. Nach Dir allein verlangt mein Herz. Glückselig, wer nichts neben Dir verlangt, und außer Dir nichts besitzt! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 4. Juli

 

"Wenn wir die Zahl und die Vortrefflichkeit der Tugenden erwägen,

die die Heiligen geübt haben,

fühlen wir die Trägheit und Unvollkommenheit unserer Werke."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 4. Juli - Von der Barmherzigkeit Jesu gegenüber Sündern

 

Wie groß ist des Erlösers süße Huld.

Er sucht die Sünder freundlich anzuziehen,

Und schenket allen Reuigen die Schuld.

Warum denn wollt, vor Angst, ihr Sünder fliehen?

 

1. Fliehe nicht wie Kain vor dem Angesicht deines Gottes, wenn es dir widerfuhr, in eine Sünde zu fallen. Denn immer pflegt der unsichtbare Versucher den Menschen nach dem Fall sich Gott als einen zornigen Rächer vorzustellen. Und gelingt es ihm auch nicht immer, den Gefallenen zur Verzweiflung zu bringen, so verliert doch meist, wer diese arglistige Schlange anhört, das Vertrauen und wird kaltsinnig, wodurch die freundliche Güte Gottes mehr noch als durch die Sünde selbst beleidigt wird, weil dies Misstrauen ihn verhindert, seine großmütige Barmherzigkeit zu üben, die er reuigen Sündern mit zuvorkommender Liebe erzeigt.

 

2. Hat hingegen Gottes Güte von schweren Fällen dich behütet, dann preise seine Barmherzigkeit. Bewahre dich in demütiger Furcht und hüte dich vor pharisäischem Stolz, der die Sünder verachtet. Die von ihrer vermeintlichen Gerechtigkeit eingenommenen Schriftgelehrten und Pharisäer verachteten die Sünder, ja sogar den Herrn selbst, weil er mit ihnen umging. Scharf sahen sie die Splitter in den Augen ihres Nächsten, und nahmen den Balken der Überheblichkeit, des Geizes, der Heuchelei und Unbarmherzigkeit in ihren eigenen Augen nicht wahr. Darum auch blieben sie, indes die freundliche Güte Jesu diese Sünder anzog und zur Bekehrung führte, in ihrer Verstocktheit, und wurden von Gott verworfen. 

 

3. Der Herr selbst versichert uns, es sei mehr Freude im Himmel über einen Sünder, der da Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen, und zeigt auch in rührenden Parabeln die Ursache dafür: Weil nämlich ein verlorenes, und nach mühsamen Suchen wiedergefundenes Kleinod größere Freude gewährt, als viele, die man in Sicherheit besaß. Welchem Sünder muss diese liebevolle Güte Gottes nicht das größte Vertrauen schenken. Weit mehr wurden Gott und seine Engel über die Buße eines David, einer Magdalena, eines Augustinus und zahlloser anderer Büßer erfreut, als über ihre frühere Gerechtigkeit. Vermehren auch wir die Anzahl dieser heiligen Büßer. Tobit 13,6b: "Kehrt um, ihr Sünder, und übt Gerechtigkeit vor ihm, unserm Herrn! Wer weiß, ob er euch nicht wieder wohlwill und euch Barmherzigkeit erweist!"

 

5. Juli

 

Mariä Freuden

 

Der heilige Anton Maria Zaccaria,

Priester und Ordensstifter der Barnabiten, Italien,

+ 5.7.1539 - Fest: 5. Juli

 

Zu einer Zeit, in der die Menschen nur wenig gut und barmherzig waren, wurde Anton, der mit Familiennamen Zaccaria hieß, als Sohn guter Eltern im Jahr 1502 zu Cremona in Oberitalien geboren. Besonders von der Mutter empfing Anton als kostbares Erbe einen mitmenschlichen Sinn. Als Kind schon verschenkte er an arme Kinder seines Alters sogar die Kleider vom Leib.

 

Da ihn die fremde Not armer Menschen seinem Herzen keine Ruhe ließ, wurde er später Arzt, ein Armenarzt, der keine Rechnungen ausstellte und allen Armen, die kein Geld hatten, trotzdem oder gerade deshalb half. Alle Achtung vor so einem Arzt! Es war einer, der das Herz auf dem rechten Fleck hatte.

 

Dem Herrn Doktor Zaccaria reichte es allerdings nicht, nur die äußerlichen Krankheiten der Patienten zu behandeln. Vielmehr war es ihm außerordentlich wichtig, auch für die Seelen der Kranken zu sorgen. Bei Hausbesuchen erinnerte er zum Beispiel die Kleinen und die Großen an ihre Pflichten gegenüber Gott, dass sie die täglichen Gebete verrichten und sonntags in die Messe gehen müssten und dass sie nicht fluchen und nicht streiten dürften. Dies sagte er den Leuten ohne Hemmungen, aber nicht lehrhaft und überlegen, sondern lieb und nett und im scherzenden Ton. Deshalb nahm man ihm sein Reden auch nicht übel, sondern richtete sich danach und besserte sich. Anton Zaccaria war also nicht nur Arzt, sondern auch Seelsorger, obwohl er nicht Priester war. Das Beispiel dieses Heiligen zeigt uns also, dass man auch als Seelsorger wirken kann, ohne das man Priester ist.

 

Während der Doktor Anton Zaccaria tagsüber für die Kranken an Leib und Seele Sorge trug, betete er am Abend eine Stunde oder zwei, und anschließend las er bis in die Nacht hinein in der Heiligen Schrift. Besonders gerne beschäftigte er sich mit den Briefen des heiligen Paulus, nach dessen Weisungen er sein Leben einrichtete. Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist. Anton Zaccaria hatte jeden Tag beim Lesen der Paulusbriefe mit dem heiligen Paulus zu tun. Deshalb wurde er diesem auch ähnlich, wurde ein anderer Paulus, mit einem Herzen weich und warm für fremde Not.

 

Später ist der Arzt und Seelsorger Anton Zaccaria noch Priester geworden. Ganz erfüllt von dem unendlichen Wert, den die heilige Messe in sich birgt, hatte sich der Neugeweihte alle anderen Feierlichkeiten, wie sie sonst bei Primizen Brauch sind, verbeten. Doch siehe da! Bei der heiligen Wandlung erschienen, wie die Legende berichtet, allen sichtbar, Engel ohne Zahl in wunderbarer Pracht und breiteten um den Primizianten einen sonnenhellen Glanz aus. Alle, die anwesend waren, sahen das Schauspiel, das sich übrigens unsichtbarerweise bei jeder heiligen Messe ereignet. Sobald der Priester über Brot und Wein die heiligen Wandlungsworte gesprochen hat, knien Engel anbetend um den Altar.

 

Nach der Priesterweihe wurde Anton Zaccaria, der Mann mit dem liebenden und glühenden Herzen des Völkerapostels Paulus, ein Volksmissionar. Durch seine Predigten, die er nicht nur in den Kirchen, sondern überall und sogar an den Straßenecken hielt, führte er viele Menschen zur Kirche und zum Glauben zurück und damit an das Herz des guten Hirten Jesus Christus. Und weil sich ihm viele gleichgesinnte Frauen und Männer anschlossen, gründete der Heilige einen Doppelorden, dessen männlicher Zweig den Namen „Paulaner“ trug, der später in „Barnabiten“ umgeändert wurde. In den Mitgliedern dieser Orden lebt bis in unsere Zeit noch der Geist ihres heiligen Stifters, der, weil er sich im Dienst an den Menschen keine Ruhe gönnte, bereits mit sechsunddreißig Jahren in den Armen seiner schon sehr alten Mutter starb, um zu Jesus in den Himmel zu kommen.

 

Pater Joseph Xaver von der Unbefleckten Empfängnis

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Joseph Xaver von der Unbefleckten Empfängnis. Pater Joseph Xaver wurde am 31. Oktober 1829 zu Bourges in Frankreich geboren und war Sohn des Grafen (Viconte) Philipp von Bengy. Er widmete sich gleich seinem Vater, der Präsident des königlichen Gerichtshofes zu Bourges war, dem Studium der Rechte und fand, nachdem er sich auf der Hochschule zu Paris das Bakkalaureat erworben hatte, seine erste Anstellung am Gericht zu Bordeaux. Zwei Jahre danach wurde er Substitut am Gericht der ersten Instanz zu Sarlat. Nun befand er sich auf der Leiter, auf der er Sprosse für Sprosse aufwärts steigen konnte. Doch da ging plötzlich eine Wandlung in ihm vor. Es schien ihm, als sei er zum Ordensleben berufen, und weil er von anderen Orden keine Kenntnis hatte, dachte er daran, bei den Benediktinern in Solesmes einzutreten. Zu jener Zeit hielt Pater Augustin vom heiligen Sakrament, Hermann Hohen, eine überaus fruchtbare Mission in Bordeaux. Joseph Xaver fasste Vertrauen zu ihm und folgte ihm nach Broussey, wo Pater Augustin sich im Kreis seiner Mitbrüder von der Anstrengung des Predigens erholte, um sich mit ihm zu besprechen. Pater Augustin erkannte die Echtheit des Berufes, glaubte jedoch, die Lebensweise der Benediktiner würde seinem Gemüt weniger entsprechen. Joseph Xaver entschloss sich nun, Karmelit zu werden, begab sich sofort nach Bourges, um sich von seinen Angehörigen zu verabschieden, und wurde am 8. Dezember 1857 mit dem heiligen Ordensgewand bekleidet. Er kam mit einem hohen Ideal und schreckte in seinem Streben nach größtmöglicher Vollkommenheit vor den Beschwerden und Entsagungen, die die Beobachtung der Regel und der Satzungen mit sich bringen, nicht im Geringsten zurück. Das Vorwiegen des beschaulichen Elementes in unserem Orden, sowie der heilige Dienst im Chor erfüllten ihn mit inniger Freude und regten ihn immer wieder aufs neue an. Nachdem er die Priesterweihe erhalten hatte, wurde er Prior des Konventes zu Lyon und bald darauf Sekretär des Pater Generals. Leider hielt seine Gesundheit dem römischen Klima nicht stand, weshalb er sich im Jahr 1867 genötigt sah, nach Frankreich zurückzukehren. Seine Mitbrüder, glücklich, den vortrefflichen Mann wieder in ihrer Mitte zu haben, wählten ihn zum Prior von Bagnères-le-Bigorre und Bordeaux, sowie wechselweise zum Prior und Subprior der übrigen Klöster Frankreichs, ebenso zum Provinzdefinitor. Desungeachtet blieb er stets gleich demütig, abgetötet, fromm und ganz vom Geist des göttlichen Lehrmeisters erfüllt, mit einem Wort "ein heiliger und vollkommener Ordensmann", wie sein Lebensbeschreiber uns erzählt. Seine Zelle war ganz arm und enthielt kaum das Notwendigste, dennoch liebte er sie wie eine Braut und schätzte die Stunden, die er in trautem Verein mit Jesus darin zubrachte, als die köstlichsten Augenblicke seines Lebens. Viele Zeit saß er im Beichtstuhl, wo ihm die höchsten Persönlichkeiten ihr Vertrauen entgegenbrachten, auch die Besuche der Armen und Kranken, denen er reiche Gaben zuwenden konnte, nahmen ihn sehr in Anspruch. Dennoch fehlte er nie im Chor, ja ließ es sich nicht nehmen, nach dem Nachtchor noch eigens ein Viertelstündchen in Anbetung des Allerheiligsten zu verbringen. Diesen Anstrengungen war seine Natur nicht gewachsen. Der Arzt erklärte, es sei eine zeitweise Entfernung von Bordeaux dringend geboten. Pater Joseph Xaver befand sich eben zur Erholung in Pamiers, wo er das gleiche vorbildliche Beispiel gab, wie in Bordeaux, als die neuen freimaurerischen Gesetze, kraft welcher die Ordensleute aus Frankreich vertrieben werden sollten, in Kraft traten. Als Opfer des traurigen Kulturkampfes begab er sich nach Belgien, wo er schon am 5. Juli 1904 zu Brüssel starb. Seine irdischen Überreste wurden auf Wunsch der Angehörigen in die Heimat überführt. Es verdient Beachtung, was Herr d`Haranguir, Domdekan von Bourges, bei der Leichenfeier sprach, der Tod sei für Pater Joseph Xaver eine Erlösung, die Befreiung aus der Verbannung und die Einführung in die ewige Seligkeit gewesen. "Ehret dieses Grab" rief er aus, "denn es umschließt die Überbleibsel eines Dieners Gottes, der, nachdem er euch auf dieser Erde geliebt hat, euch von der Höhe des Himmels aus beschützen wird und, wie ich fest überzeugt bin, bereits überreiche Vergeltung für seine Opfer, die Krönung für seine Werke und den Lohn für seine Tugenden erhält." 

 

Pater Johannes Maria von der heiligen Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 5. Juli 1643 starb auf der Reise von München nach Wien der lobwürdige Pater Johannes Maria von der heiligen Theresia. Pater Johannes war als Sohn eines erzherzoglichen Rates von Tirol (Simoncini) zu Venedig geboren. Zwei Franziskaner, die am Tag seiner Geburt im Haus der Eltern weilten, stellten ihm eine große Zukunft in Aussicht und sagten: "Gebt acht auf dieses Kind, denn es wird ein großer Diener Gottes werden." Er selbst erklärte schon als Junge, er will einmal Karmelit werden. Als Student im Seminar zu Trient bereitete er sich durch mancherlei Tugendübung, besonders durch strenges Fasten und eine außerordentliche Andacht zu Maria auf seinen künftigen Beruf vor. Als zwei Patres der Karmeliten auf der Reise aus Italien nach Wien zu Roveredo die Gäste seiner Eltern waren, fühlte Johannes sich zu ihnen so hingezogen, dass er bald darauf seine Studien abbrach und der erste Novize der deutschen Ordensprovinz wurde. Er begnügte sich nicht damit, nur die gewöhnlichen Gelübde abzulegen, sondern verpflichtete sich überdies unter schwerer Sünde, stets das zu tun, was er in dem betreffenden Augenblick als das Gottgefälligste erachtete. Gott spendete ihm dafür außerordentliche Gnaden. Als er zu Köln einen Kranken besuchen musste, der Bekehrung und Sakramentsempfang schroff verweigerte, gelang es ihm dennoch, ohne Mühe wie durch ein Wunder ihn sofort und derart vollständig umzuwandeln, dass er eines erbaulichen Todes starb. Alle seine Handlungen verrichtete er in der reinsten Absicht, Gott und der seligsten Jungfrau zu gefallen und deren Ehre, sowie das Seelenheil des Nächsten zu befördern, wie er seinem Beichtvater oft versicherte. Darum war auch der Herr wunderbar mit ihm und erleuchtete ihn übernatürlich, dass er oft die ihm vorgelegten Zweifel mit wahrhaft himmlischen Aussprüchen zu lösen wusste, selbst Zukünftiges vorhersagte, das auch tatsächlich eintrat. Je näher Pater Johannes seinem Ziel kam, der christlichen Vollkommenheit, desto mehr läuterte ihn der Herr durch die Schmerzen der Krankheit, die er mit christlicher Geduld ertrug. Vor Schluss seines Amtes als Prior des Klosters in Augsburg sagte er in der Ahnung seines baldigen Hinscheidens vor seiner Abreise zum Provinzialkapitel zu seinen zurückbleibenden Mitbrüdern: "Meine Lieben, jetzt werden wir uns auf dieser Welt nicht mehr sehen." Als Neugewählter Subprior machte er sich im heiligen Gehorsam bereitwilligst auf die Reise von München nach Wien. Er sollte sein irdisches Reiseziel jedoch nicht mehr erreichen. Von einem heftigen Fieber ergriffen starb er auf dem Weg im Geruch der Heiligkeit. Seine letzten Worte waren: "O Herr, in deine Hände empfehle ich meinen Geist."

 

Gebet des heiligen Bernhard am 5. Juli

 

Wir heben unsere Augen zu dir empor, o Königin der Welt! Nachdem wir so viele Sünden begangen haben, müssen wir vor unserem Richter erscheinen. Wer wird ihn besänftigen? Ach, es gibt niemanden, der dies besser tun könnte, als du, meine heilige Gebieterin, die du ihn so innig liebst, die du so sehr von deinem Jesus geliebt wirst. Öffne also, o Mutter der Barmherzigkeit, die Ohren deines Herzens unseren Seufzern und unserem Gebet. Siehe, wir fliehen unter deinen Schutz. Besänftige den Zorn deines Sohnes und mache, dass er uns wieder in Gnaden annimmt. Du verabscheust den Sünder nicht, er möge auch noch so abscheulich sein. Du wendest dich nicht von ihm ab, wenn er zu dir seufzt, wenn er reuevoll dich um deine Fürbitte anfleht. Nein, du befreist ihn mit deiner milden Hand und bewahrst ihn vor Verzweiflung, du flößt ihm Mut ein, von Neuem zu hoffen, du stärkst ihn, du verlässt ihn nicht eher, bis du ihn mit seinem Richter versöhnt hast. Amen. 

 

Zu Gott

 

Dank sei Dir, o Allgütiger, für Deine liebevolle Nachsicht und Barmherzigkeit uns schwachen Menschenkindern gegenüber. Wir können nichts, und was wir können, ist durch unsere eigene Sündhaftigkeit so entwürdigt, dass es vor Deinem Thron kein Verdienst ist, wenn Du uns Deine Gnade nicht schenkst. Entzünde in uns das läuternde Feuer Deiner Liebe, damit wir gereinigt von unserer Selbstsucht jederzeit bei unseren Wünschen und Handlungen Deine Ehre beabsichtigen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 5. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Gott liebt die Einfachen, gern geht er mit ihnen, und teilt ihnen die Erkenntnis seiner Wahrheiten mit; denn Er kann mit ihnen schalten wie es Ihm beliebt; nicht so verhält es sich mit Gemütern, die nicht einfach sind; und nicht so handelt Gott gegen sie." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Diese Wahrheit wird durch die Erfahrung bestätigt, sprach der soeben genannte Heilige. Denn wir sehen allerdings, dass der Geist der Religion, gemeinhin zu sprechen, sich weit weniger bei den Weisen und Klugen der Welt, als bei den Armen und Einfachen findet, die Gott mit einem lebendigen und praktischen Glauben bereichert, kraft dessen sie mit seiner Gnade die Worte des ewigen Lebens glauben und kosten.

In einer Leichenrede, die der heilige Ambrosius seinem Bruder, dem heiligen Satyrus, hielt, erhebt er unter anderen Tugenden auch seine kindliche Einfalt, die, seinem Ausdruck gemäß, in ihm wie in einem reinen Spiegel glänzte, und wodurch er Gott gar sehr gefiel, der, seiner Natur nach höchst einfach, notwendig diejenigen zärtlich liebt, denen die Tugend der Einfalt innewohnt.

 

Schenke mir, Herr, ein einfaches Herz, dass ich Dir wohlgefällig werde, der Du die einfachen Seelen liebst und Dich ihnen mitteilst, und damit ich Dich um so inniger liebe, bis ich zu größerer Erkenntnis Deiner Vollkommenheiten und Deiner Liebe gelange! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 5. Juli

 

"Die Versuchung der Verzweiflung,

der Gotteslästerung und der Selbstverachtung,

reiht die Menschen, die ihr widerstehen,

einigermaßen in die Zahl der Martyrer,

und verleiht ihnen Anteil an deren Vorrechten."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 5. Juli - Jesus der wahre Weinstock

 

O lass mich, Jesus, niemals von dir trennen.

Es einige die Liebe mich mit dir.

Denn eine Rebe bin ich, zu verbrennen,

Wirkt deine milde Gnade nicht in mir.

 

1. Gleichwie die Reben den Weinstocks benötigen, um Frucht zu bringen, so benötigen wir unseren göttlichen Heiland, um verdienstliche Werke für den Himmel zu wirken. Wie viele Reben immer von dem Weinstock abgeschnitten werden, verbleibt er dennoch in voller Kraft, und kann ohne Unterlass neue hervorbringen. Die Rebe aber, die einmal abgeschnitten ist, empfängt keine Kraft mehr von ihm. Sie verdorrt, und taugt nur zum Verbrennen. Also braucht Jesus dich nicht, "denn was nützt es Gott, wenn du gerecht bist?" (Ijob) Aber dir selbst bringt es unendlichen Gewinn für Zeit und Ewigkeit, mit ihm vereint zu sein. Und unaufhörlich sollst du ihn um diese Gnade bitten. 

 

2. Nur die lebendige Rebe empfängt den Einfluss und die Säfte des Weinstocks, denn die Reben, die zwar noch an dem Weinstock hängen, aber bereits verwelkt, vertrocknet und gleichsam tot sind, ziehen keine Säfte an sich, und bringen keine Frucht. Also empfangen auch nur Seelen, die durch die Gnade und Liebe mit Jesus vereint sind, die Kraft, Werke der Gerechtigkeit für das ewige Leben zu wirken. Sünder, die nur durch den Glauben, aber nicht durch die Liebe mit ihm vereint sind, können keine Triebkraft von ihm empfangen, weil sie erstorben sind. Wie unglückselig ist dieser Stand, und um wie viele und große Gnaden bringt er uns.

 

3. Gleichwie das Weinen der Reben aus der Fülle des Weinstocks kommt, so kommt, wenn wir unsere Sünden bereuen und beweinen, diese Gnade uns unbezweifelt nur von unserem göttlichen Weinstock, der durch seinen zuvorkommenden Einfluss uns erweckt, um abermals mit sich zu vereinigen. Denn "ohne mich" - spricht er - "könnt ihr nichts tun." Seine Kraft wirkt in den Reben. Er verleiht uns nicht bloß die Gnade, verdienstliche Werke zu wirken, sondern auch das Wirken selbst. Denn so groß ist seine Liebe zu den geistigen Reben, die mit ihm vereint sind, dass seine Gaben unsere Verdienste, und eben darum des Himmels würdig werden. "Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt." (Johannes 15,4)

 

6. Juli

 

Die heilige Maria Goretti, Jungfrau und Martyrin von Conca, Italien,

+ 6.7.1902 - Fest: 6. Juli

 

Maria Goretti, eine Italienerin, wurde am 16. Oktober 1890 geboren. Die Eltern waren arm, kleine Pächter auf einem unfruchtbaren Hof in Sumpf und Moor, zwölf Stunden südlich von Rom. Von Überarbeitung früh krank, starb der Vater im Jahr 1900 und hinterließ der Witwe sechs kleine Kinder, von denen das älteste, Maria, gerade zehn Jahre alt war.

 

Das Mädchen, mit Verstand und sehr geschickt, besorgte nach dem Tod des Vaters, so gut es ging, die Hausarbeiten. Die Mutter musste dagegen draußen auf dem Feld doppelt schwere Arbeit verrichten.

 

Früh am Morgen begann für Maria Goretti die Arbeit, denn für arme Leute zählte jede Minute des Tages. Zuerst musste sie die Hühner füttern, die Ziege melken und den Stall ausmisten. Dann musste sie Kaffee kochen, und weil es selten Brot im Hause gab, musste sie den Maisbrei herrichten. Inzwischen krochen die jüngeren Geschwister aus dem Nest und wurden von ihr gewaschen und angezogen. Anschließend machte Maria die Betten und fegte die Kammer und die Küche. Dann kochte sie das Mittagessen für die große Familie, und am Nachmittag musste sie putzen, waschen, bügeln, stopfen und nähen. Den ganzen Tag über gab es für sie nicht einen Augenblick Ruhe.

 

Brauchte Maria Goretti denn nicht zur Schule? Nein, das brauchte sie nicht, denn erstens gab es in dem armseligen Nest keine Schule, und woher sollte sie zweitens auch die Zeit dafür hernehmen? So kam es, dass das junge Mädchen weder lesen noch schreiben lernte. Nur arbeiten lernte es und vor allem beten. Dafür sorgte die gute Mutter. Die täglichen Gebete wurden von der ganzen Familie gemeinsam verrichtet. Außerdem betete Maria besonders in den letzten Wochen ihres kurzen Lebens oft und in inniger Andacht den Rosenkranz. Durch ihre guten Gedanken am Morgen machte sie außerdem die ganze Arbeit des Tages zu einem immerwährenden Gebet.

 

Zur ersten heiligen Kommunion ging Maria Goretti verhältnismäßig spät, erst einige Wochen vor ihrem Tod. Der Grund dafür ist wiederum in der Armut der Familie zu suchen, denn sie hatten kein Geld, um Kleid und Schuhe zu kaufen. Man kann sich heute diese Armut kaum mehr vorstellen, so groß war sie. Insgesamt hat Maria nur fünfmal Jesus Christus in der heiligen Kommunion empfangen. Das war bei der Erstkommunion, bei drei weiteren Kommunionen und schließlich als Wegzehrung auf dem Sterbebett. Wie aber ist nun Maria Goretti gestorben?

 

Es lebte mit der Familie Goretti auf dem Hof noch ein zweiter verwitweter Pächter, der einen zwanzigjährigen Sohn mit Namen Alexander hatte. Alexander war bisher eigentlich vernünftig gewesen, dann aber kam er durch schlechten Einfluss auf Abwege und stellte Maria nach, um sie zu missbrauchen. Er war für Maria ein gefährlicher Junge. Und Maria versuchte ihm auszuweichen, wo sie nur konnte. Sie lebte in beständiger Angst vor ihm, und leider hat sie sich nicht getraut, es der Mutter zu sagen, was für Kinder immer der richtige Weg ist, wenn sie in eine ähnliche Lage geraten. Hätte Maria nicht geschwiegen, so hätte sich das Schreckliche, was am 5. Juni 1902 geschah, wohl nicht ereignen können.

 

An diesem Tag nämlich benutzte Alexander einen Augenblick, da sich Maria allein im Haus befand, und fiel mit Gewalt über sie her. Mit Händen und Füßen wehrte sich das Mädchen und schrie in heller Angst, dass er sie doch in Gottes Namen in Ruhe lassen solle. Sie schrie: „Weg da! Weg da! Gott verbietet es...“ Doch da zog der Mann einen Dolch und stach zu. Maria blieb trotzdem Siegerin, und als die Mutter, die das Geschrei gehört hatte, ins Zimmer trat, war der Mörder schon geflüchtet. Die Heilige aber, die lieber in den Tod ging, als dass sie die Unschuld preisgab, lag, von Messerstichen verletzt, halbtot in ihrem Blut.

 

Am Abend des gleichen Tages flüsterte im Krankenhaus die sterbende Heldin im Fieberwahn angsterfüllt immer wieder vor sich hin: „Weg da! Weg da! Gott verbietet es...“ Noch einmal kam die Sterbende zu sich, beichtete, und als sie der Priester, die heilige Kommunion bereits in der Hand, fragte, ob sie dem Mörder verzeihe, gab sie zur Antwort: „Gewiss, ich habe schon für ihn gebetet, und im Himmel will ich erst recht für ihn beten, damit er einmal neben mir seinen Platz erhält.“

 

Tags darauf, am 6. Juli 1902 starb Maria Goretti. Und nicht ganz fünfzig Jahre später, am 24. Juni 1950, hat sie Papst Pius XII. in Gegenwart der noch lebenden Mutter als eine Martyrin der Unschuld heiliggesprochen, damit sie für immer vielen Menschen ein Vorbild und Beispiel sei.

 

Der heilige Goar, Priester, Einsiedler und Bekenner bei Oberwesel,

+ 575 – Fest: 6. Juli

 

Unter der Regierung des Königs Childebert I. kam ein junger Priester an den Rhein und baute sich dort, wo jetzt das Städtchen St. Goar steht, eine Klause nebst einer Kapelle. Dieser Priester, Goar mit Namen, war der Sohn angesehener Eltern in Aquitanien. Schön und groß von Gestalt, wurde er wegen seiner Tugenden und seines glühenden Seeleneifers der Liebling des Volkes. Aus Furcht, die Huldigungen könnten in ihm Hochmut erwecken, verließ er die Heimat und ging nach Deutschland, um abgeschieden von der Welt Gott allein zu dienen. Jeden Tag las er die heilige Messe, betete den ganzen Psalter und lag der Betrachtung ob. Seine kleine Zelle verließ er nur, um den Heiden am Ufer des Rheins das Evangelium zu verkünden. Seine eindringliche Predigt wurde durch die Gabe der Wunder unterstützt und viele bekehrten sich. Alle Notleidenden fanden bei ihm Hilfe, viele Kranke Genesung, die Niedergebeugten Trost, die müden Wanderer Obdach und Erquickung. Jedem gab er eine liebevolle Belehrung und Ermahnung, einen weisen Rat, oder eine Aufmunterung zum Guten mit auf den Weg.

 

Der Feind alles Guten sah mit Ingrimm, wie der heilige Priester durch seine Gastfreundschaft und Milde viele Seelen für das Reich Gottes gewann und suchte ihn zu verderben. Jederzeit findet er in den Menschen bereitwillige Diener, um seine Absichten zu erreichen. So auch hier. Goar wurde beim Bischof Rusticus von Trier verleumdet, dass er ein Gleisner und Schwelger sei und dass er mit allerlei Gesindel vertraulich umgehe. Der Bischof schickte sogleich zwei Diener ab, um den Sachverhalt zu untersuchen und den Einsiedler zur Verantwortung nach Trier zu bringen. Goar, nichts Arges denkend, nahm die arglistigen Gesandten freundlich auf und bewirtete sie mit dem besten, was er hatte. Diese aber wiesen höhnisch die Mahlzeit mit den Worten zurück: „An diesem Mahl können wir nicht teilnehmen, denn dieses ist unsinnige Verschwendung und Schwelgerei.“ Der Heilige erwiderte gelassen: „Es steht nicht gut mit einem Haus, wo die Gottesfurcht mangelt. Hättet ihr Gottesfurcht, so würdet ihr, was die Liebe tut, auch mit Liebe annehmen und genießen.“ Während er noch sprach, kamen zwei Fremdlinge und genossen dankbar die Speise, die die Abgesandten verschmäht hatten. Diese verlangten nur einige Speise auf den Weg und Goar zog mit ihnen, betend und psallierend gen Trier. Um die Mittagszeit spürten die Diener des Bischofs Hunger und Durst. Sie eilen zu einem nahen Bach, um im Schatten eines Baumes von ihrem Vorrat zu essen und aus der Quelle zu trinken. Aber wie erstaunten sie, als sie den Sack leer und die Quelle vertrocknet finden! Gott entzog ihnen zur Strafe, was sie vorher verschmäht hatten. Sie erkannten ihr Unrecht und baten den Heiligen um Verzeihung und Hilfe, denn Hunger und Durst quälte sie sehr. Der Heilige fiel betend auf die Knie nieder, und siehe, drei Hirschkühe sprangen herbei. Goar melkte sie und labte mit der Milch die Schmachtenden. Auch fand sich wieder Speise im Sack und Wasser im Bach. Wohlbehalten kamen die drei nach Trier.

 

Die Abgesandten erstatteten dem Bischof Bericht über ihre Erlebnisse und lobten den Heiligen ebenso, wie sie ihn vorher getadelt hatten. Der Bischof schenkte ihnen kein Gehör und empfing den Heiligen sehr unfreundlich und forderte ihn nicht einmal auf, seinen Mantel abzulegen. Goar tat das jetzt aus freien Stücken und hing seinen Mantel an einem Sonnenstrahl auf, den er für ein Seil hielt. Gegen die falsche Anschuldigung, dass er ein Fresser, Heuchler und Zauberer sei, verteidigte der Heilige seine Unschuld mit Ruhe und Ehrerbietigkeit.

 

In diesem Augenblick brachte der Küster des Domes ein kleines Kind herbei, das eine gottvergessene Mutter an der Kirchentür ausgesetzt hatte. Der Bischof Rusticus sprach: „Wenn das, was Goar getan und gesprochen hat, aus Gott ist, so soll er uns sagen, wer der Vater und die Mutter dieses Kindes sind. Kann er es nicht, so ist sein Tun eitel Zauberei und er ist des Todes schuldig.“ Vergebens beschwor der Heilige, auf eine solche Probe zu verzichten. Da seine Bitten kein Gehör fanden, fiel er betend auf die Knie und sprach zu dem drei Tage alten Kind: „Ich beschwöre dich im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit, zu sagen, wer deine Eltern sind!“ Das Kind öffnete seine Lippen und sagte deutlich: „Flavia ist meine Mutter und Rusticus mein Vater!“ Wie vom Blitz getroffen stürzt der Bischof zu den Füßen des heiligen Mannes nieder und bekennt: „Goar, du bist ein Heiliger, Gottes Gnade ist mit dir. Mich aber hat Gottes Hand getroffen. Niemand, als die Schuldige, ich und ein Diener wussten um die böse Tat.“

 

Der Heilige mahnte mit eindringlichen Worten den tiefgefallenen Bischof zur Buße und versprach, für ihn sieben Jahre lang zu wecken und Werke der Abtötung zu üben. Rusticus legte sein Amt nieder und sühnte seine Sünden durch die aufrichtigste Buße.

 

Der König Siegbert von Austrasien hatte von der wunderbaren Begebenheit gehört und ließ Goar nach Metz kommen, wo er Hof hielt, um aus seinem Mund den Sachverhalt zu hören. Aber der demütige Priester war nicht zu bewegen, etwas Ehrenrührerisches über den gefallenen Rusticus auszusagen. Dem König gefiel das bescheidene und rücksichtsvolle Benehmen Goars und er trug ihm die bischöfliche Würde an. Er aber widersetzte sich der Absicht des Königs mit aller Entschiedenheit. „Lieber will ich sterben – sprach er – als das Amt eines Bischofs antreten, der noch lebt. Ich würde mich versündigen gegen die Satzungen der heiligen Kirche.“ Dann redete er dem König zu, er möge den Bischof einige Zeit seines Amtes entlassen, damit er Buße tue, dann aber ihm vergeben, damit er selbst Vergebung bei Gott finde. Der König bestand aber darauf, dass Goar Bischof werde, und gab ihm zwanzig Tage Bedenkzeit, nach deren Verlauf er sich erklären sollte, ob er die bischöfliche Würde annehmen wolle. Der Heilige kehrte in seine stille Zelle zurück und flehte unablässig zu Gott, dass er ihn vor der Würde und Bürde des bischöflichen Amtes bewahre. Sein Flehen wurde erhört: es ergriff ihn ein heftiges und schmerzliches Fieber, das ihn sieben Jahre an das Krankenbett fesselte. Diese sieben Leidensjahre opferte er für den reumütigen Bischof auf. Plötzlich wurde er wieder gesund. Von neuem bot ihm König Siegbert den Bischofsstuhl zu Trier an, allein Goar ließ ihm sagen, er möge sich keine Mühe mehr geben, er werde seine Zelle nicht mehr verlassen, außer im Sarg. Zugleich bat er den König, er möge seine Einsiedelei in Schutz nehmen, und seine geistlichen Obern hielt er um die Gnade an, sie möchten ihm zwei Geistliche schicken, die ihm im Todeskampf beistehen und ein Grab bereiten sollten. Seine Bitte wurde gewährt. Noch drei Jahre prüfte Gott mit schweren Leiden seine unerschütterliche Geduld. Dann gab der Heilige unter den Gebeten der beiden Priester im Jahr 575 seine reine Seele in die Hände des himmlischen Vaters zurück.

 

Seine Leiche wurde unter großem Zudrang des Volkes in seiner Kapelle beigesetzt und sein Grab durch viele Wunder verherrlicht. Zahllose Pilger wallten zum Grab des heiligen Einsiedlers und so entstand nach und nach das liebliche Städtchen St. Goar. In der Reformationszeit fielen die Bewohner vom katholischen Glauben ab, die Protestanten nahmen die Stiftskirche in Besitz und der Leichnam des heiligen Goar wurde seinem Grab in der Krypta entrissen und ging verloren. Nur die Castorkirche in Koblenz besitzt noch eine Reliquie. Aber viele Sagen ehren noch das Andenken an den heiligen Priester und Einsiedler Goar.

 

Die heilige Godoleva, Märtyrin von Brügge in Flandern,

+ 6.7.1070 – Fest: 6. Juli

 

Diese Heilige war aus der Diözese Teronane. Ihre Eltern besaßen neben hoher Abkunft ein bedeutendes Vermögen. Sie wurde ganz religiös und nach Erfordernis ihres Standes erzogen und gebildet, und diese Mühe wurde durch die schönsten Tugenden belohnt. Ihr Vater vermählte sie an einen flamändischen Edelmann, namens Bertulf. Es scheint, diese Wahl sei zu übereilt getroffen, und das gutmütige Herz des Vaters, das nichts vom bösen Geschehen wusste, und andere Menschen ebenso gut beurteilte, wie sich, durch die Verstellung des Brautwerbers betrogen worden.

 

Bertulf war ein grober und barscher Mensch, ohne Ehrgefühl und Religion. Gegen seine Gemahlin hatte er die größte Abneigung, und übertrug sogar diese Gesinnung auf seine Mutter. Nicht nur wollte er nicht mit ihr unter einem Dach wohnen, sondern ließ sie auch noch gänzlich ohne Hilfe und ohne Trost. Godoleva nützte ihre Einsamkeit zur Übung aller verborgenen Tugenden, ohne jedoch die Pflichten ihres Standes zu vernachlässigen.

 

Ihr kluges und bescheidenes Benehmen brachte aber nicht die mindeste Sinnesänderung in ihrem Gemahl hervor. Von der Abneigung kam es zum Hass, und dann suchte er alle Mittel auf, die Bande, die ihm unerträglich schienen, zu zerreißen. Er überhäufte seine Gattin mit allen erdenklichen Gemeinheiten, und schämte sich nicht, sie einem Knecht zu übergeben, mit dem Auftrag, ihr alle mögliche Schmach anzutun. Kaum ließ er noch zu, dass man ihr den nötigen Lebensbedarf reichte.

 

Die Heilige ertrug mit Geduld eine so harte Prüfung und begnügte sich damit, dass sie für die betete, die sie verfolgten. Zuletzt aber kam es so weit, dass ihr Leben gefährdet war. Sie nahm daher heimlich die Flucht und begab sich zu ihrem Vater. Die Sache kam vor den geistlichen Richter, der zugunsten der heiligen Godoleva das Urteil sprach. Bertulf unterwarf sich dem Urteil, weil er den Grafen von Flandern fürchtete. Er nahm daher seine Gemahlin wieder zu sich und versprach, sie in Zukunft besser zu behandeln.

 

Allein Godoleva wurde nur zu bald gewahr, dass die Versöhnung nicht vom Herzen gegangen war. Die Misshandlungen fingen wieder an. Bertulf fasste sogar den Entschluss, seiner Gemahlin das Leben zu rauben. Zum Vorwand machte er eine Reise, um abwesend zu sein an dem Tag, an dem zwei Frevler seinen schauderhaften Plan in Vollzug zu bringen den Auftrag hatten. Godoleva wurde in der Nacht erdrosselt, worauf man sie wieder in ihr Bett legte und mitteilte, sie sei eines plötzlichen Todes gestorben. Man entdeckte aber ohne Mühe, wer die Hauptursache dieses Frevels war. Dieser Vorfall ereignete sich nach dem gemeinsten Dafürhalten am 6. Juli im Jahr 1070. Die Heiligkeit der Dienerin Gottes wurde durch viele Wunder bestätigt. Man versichert, dass in Folge eines solchen Wunders Bertulf und seine Mutter sich bekehrten, und ihre Missetaten durch aufrichtige Buße sühnten. 

 

Die selige Maria Theresia Ledochowska, Gräfin, Ordensgründerin,

+ 6.7.1922 – Gedenktag: 6. Juli

 

Heute soll die Legende einer Frau gewidmet sein, die Papst Paul VI. am 19. Oktober 1975 seliggesprochen hat. Es ist die Gräfin Maria Theresia Ledochowska.

 

Aus dem genannten Namen kann man bereits schließen, dass es sich bei Maria Theresia Ledochowska um eine Polin handelt. Am 29. April 1862 wurde sie als Spross eines alten Adelsgeschlechtes geboren, und als die junge Gräfin eine Reihe Schulen hinter sich hatte, auf denen sie eine standesgemäße Erziehung erhielt, wurde sie in der österreichischen Stadt Salzburg Hofdame bei einer Herzogin, und nach dem natürlichen Lauf der Dinge hätte sie später einen Grafen oder einen Fürsten geheiratet, hätte Kinder erzogen, wäre gestorben und wäre vergessen worden, wie es gewöhnlich der Fall ist. Es kam aber anders.

 

Mit fünfundzwanzig Jahren begann Maria Theresia Ledochowska sich für die katholische Mission in Afrika zu interessieren. Mit Eifer las sie die Berichte der Glaubensboten, und vor allem gingen ihr der armen Heidenkinder Leid und Weh tief zu Herzen. Um zu helfen, sammelte sie Almosen, die sie nach Afrika schickte, und stellte bald fest, dass ihre Sendungen bei der großen Not doch nur wie ein Tropfen auf einen heißen Stein waren. Wollte sie mehr erreichen, so musste sie die Sache anders anpacken, und sie packte auch anders an. Die Gräfin gründete eine Zeitschrift, die sie „Echo aus Afrika“ nannte. Darin veröffentlichte sie die Briefe, die ihr die Missionare schrieben, und bat nebenbei gute Leute um milde Gaben für die Heiden.

 

Der Anfang war recht bescheiden, aber dann ging es besser, so dass die Gräfin mit der Zeit die Aufgabe allein nicht mehr bewältigen konnte. So kam es zu einer neuen Ordensgründung für Frauen, die nach dem großen Apostel der schwarzen Afrikaner, Petrus Claver, der am 9. September gefeiert wird, den etwas umständlichen Namen „Sankt-Petrus-Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen“ erhielt.

 

Die Mitglieder der Vereinigung nennen sich und sind in Wahrheit Hilfsmissionarinnen. Ohne selbst nach Afrika zu gehen, besorgen sie den Missionaren alles, was sie brauchen, Altäre, Kelche, Monstranzen, Glocken, Kerzenleuchter, Messgewänder, Segensmäntel, Stolen, Messdienerröcke, Fahnen, alle Arten von Kirchenwäsche, Statuen, Kreuzwege, Rosenkränze, Messbücher, Hunderttausende Kleider für die afrikanischen Kinder, Bettwäsche, Stoffe, Strickmaschinen, Schulsachen und so weiter. Alles, was die Missionare brauchen, besorgen sie Jahr für Jahr mit rastlosem Eifer und unter restlosem persönlichem Einsatz.

 

Nicht unerwähnt darf bleiben, dass Gräfin Maria Theresia auch eine Druckerei gründete, in der religiöse Bücher und Biblische Geschichten und Katechismen in afrikanischen Sprachen hergestellt werden, in der Kisanga-Sprache, in Kiswaheli, Nama, Pedi, Mande, Sesotho, Kela und anderen Sprachen, die außerhalb der Gelehrtenwelt kaum einer auch nur dem Namen nach kennt.

 

Zu all dem kommen Geldspenden, die, meist in kleinen und kleinsten Summen mühsam gesammelt, auf alle Missionsgebiete in Afrika jährlich verteilt werden.

 

Es ist das ein Werk von gewaltigem Segen, das von einer einzelnen Frau erdacht, gegründet und gestaltet wurde. Man hat die Gräfin Maria Theresia Ledochowska die „Mutter der Schwarzen“ genannt, und das ist sie auch, denn Hunderttausenden hat sie den Weg zum ewigen Leben geebnet. Dabei besaß die große Frau eine äußerst schwache Gesundheit, sie bestand scheinbar nur aus Haut und Knochen, aber in dem gebrechlichen Körper wohnten eine gewaltige Seele, ein eiserner Wille und ein unbändiger Tatendrang, alles Eigenschaften, die sie befähigten, im Dienst der Bekehrung Afrikas Unvergängliches zu leisten, und zu all dem kam schließlich als schönste Zier ein heiligmäßiges Leben.

 

Pater Thomas Aquinas von Jesus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 6. Juli 1642 gab der gottselige Pater Thomas Aquinas von Jesus durch seinen gewaltsamen Tod Zeugnis für die Wahrheit des katholischen Glaubens. Er war ein Kind der sogenannten grünen Insel (Irland) und im Jahr 1614 geboren. Nach Beendigung seiner humanistischen Studien fasste er den Entschluss Barfüßer-Karmelit zu werden und trat mit 22 Lebensjahren zu Dublin ins Noviziat. Treu den Oberen ergeben, suchte er jedem Wunsch zu entsprechen, den er von ihrem Auge ablesen zu können vermeinte. Nachdem er die Priesterweihe empfangen hatte, widmete er sich dem Werk der Mission. Der Herr segnete seine Tätigkeit und fügte es, dass nicht wenige auf sein Wort hin lieber Hab und Gut hingaben, als dass sie ihrem Glauben untreu geworden wären. Andere überzeugte er von der Verkehrtheit der Irrlehre und führte sie in den Schoß der katholischen Kirche zurück. Dieser sein Seeleneifer wurde ihm zum Verhängnis. Die Feinde der katholischen Kirche umzingelten und durchsuchten das Haus, in dem er wohnte. Sie fanden ihn nicht. Als sie aber Holz herbeischleppten, um das Haus in Brand zu stecken, lieferte sich Thomas freiwillig aus, denn er wollte lieber sein Leben als fremdes Eigentum in Gefahr bringen. Man fesselte ihn unter satanischem Gelächter, misshandelte ihn schrecklich und schleifte ihn nach Potana, wo er in das Gefängnis geworfen wurde. Hier setzte er sein Missions- und Opferleben fort. Ein Franziskaner wusste ihm die Gewänder und Geräte zur Darbringung der heiligen Messe zu verschaffen. So konnte er opfern und beten und ermunternd auf seine Mitgefangenen einwirken. Am 6. Juli 1642 ließ ihm der Bürgermeister durch einen Gerichtsdiener ankündigen, dass er nach einer Stunde hingerichtet würde. Pater Thomas vernahm die Nachricht ohne Furcht. Man bedeutete ihm, dass er durch den Übertritt zu den Reformierten das Leben retten könne, allein Thomas forderte die Gegner auf, zu sagen, welches denn der wahre Glaube sei, da ein jeder von ihnen glaube und leugne, was ihm beliebe. Ein Scherge flüsterte ihm zu, er würde einen schönen Posten im Heer erhalten, wenn er seine Ansichten aufgebe. Aber Thomas entgegnete, sein Kriegsdienst sei es, für den wahren, katholischen Glauben zu sterben. Kurz vor seinem Tod legte Thomas noch ein feierliches Bekenntnis seines Glaubens ab und beschwor alle anwesenden Katholiken, tapfer für den Glauben zu streiten, während er bereits die Leiter zum Galgen hinanstieg. Nachdem zum Staunen aller der Strick gerissen und Thomas zur Erde gefallen war, sprach er zum Richter, ehe er zum zweiten Mal emporkletterte: "Herr, ich frage, bevor ich sterbe, nur um das eine, warum ich zu dieser Strafe verurteilt bin." "Was? Um die Ursache deines Todes fragst du?" war die Antwort. "Bist du nicht ein Papist, ein Pfaffe, ein Kuttenträger?" "Das bin ich alles", antwortete der Diener Gottes, "und es genügt mir, dass ich außerdem keiner Schuld bezichtigt werde. Es sollen also alle wissen, dass ich einzig für den katholischen Glauben und wegen meines Standes als Ordensmann verurteilt bin und darum gerne sterbe." Daraufhin wurde das Todesurteil endgültig an ihm vollstreckt. Sein Leichnam wurde von Glaubensgenossen ehrfurchtsvoll in einem außerhalb der Stadt liegenden, erst vor kurzem von den Neuerern zerstörten Augustinerkloster beigesetzt. Katholiken und Protestanten, Bürger und Soldaten, sahen einen wunderbaren Lichtschein, der sich nachts über der ehrwürdigen Stätte verbreitete als Zeichen, dass der Herr selbst seinen treuen Diener ehrte. 

 

Gebet am 6. Juli

 

Ach meine liebe Mutter Maria, obgleich dein Sohn durch die Grausamkeit der Menschen, die ihn bis zu seinem Tod verfolgt haben, schon gestorben ist, so hören dennoch diese Undankbaren nicht auf, ihn durch ihre Sünden zu verfolgen und dich, meine liebe Mutter, von neuem zu betrüben. - Mein Gott, auch ich bin einer dieser Unglückseligen gewesen. Ach, meine liebe Mutter Maria, erbitte mir Tränen, um einen so großen Undank zu beweinen. Um der Leiden willen, die du auf der Reise durchs Leben ausgestanden hast, stehe mir bei auf meiner Reise in die Ewigkeit, damit ich endlich mit dir vereinigt, meinen verfolgten Heiland im Vaterland der Seligen ewig lieben kann. Amen. 

 

Zu Gott

 

In Dir, mein Gott und Herr, finde ich allein, wonach meine Seele dürstet. Die Erde mit ihrer Lust ist eitel. Ich habe es schon oft empfunden, dass von Dir entfernt nur Trug und Betrübnis des Geistes und Herzens geerntet wird. Du einziges, wahrhaftes und höchstes Gut, ziehe mich doch ganz hinan zu Dir, dem Urquell aller Wahrheit und Seligkeit. Amen.

 

Gebet der heiligen Godoleva

 

O Gott, sieh an meine Schwachheit, und verlasse mich nicht am Tag der Trübsal. Du rettest diejenigen, die auf Dich hoffen, stärke mich in der Versuchung. Verleihe, dass ich Dir immer von ganzem Herzen ergeben bin, und dadurch Dir wohlgefällig werde. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Prato in Italien wurde am heutigen Tag mit großer Feierlichkeit und Zuströmen des Volkes das Gedächtnis des im Jahr 1484 den 6. Juli von einem achtjährigen Kind entdeckten Mutter-Gottes-Bild begangen, das wegen öfter vorkommender Veränderung des Angesichts und sehr vieler Wunderwerke in der ganzen Gegend berühmt war, und nun in dortiger Muttergotteskirche beständig verehrt wurde. Man hat eine Sammlung von 180 bewährten Wundern, die durch diese Andacht erfolgt sind. 

 

Andacht am 6. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Die wahre Einfalt ist ähnlich der Einfalt der Kinder, die aufrichtig und ohne Arglist denken, sprechen und handeln. Sie glauben alles, was man ihnen sagt, sorgen nicht für sich selbst, und denken nicht einmal hieran, zumal wenn sie bei ihren Eltern sind, denn an diese halten sie sich, hoffen alles von ihnen, und wissen, dass sie von ihnen geliebt werden." (Der heilige Franz von Sales)

"Sie haben sehr schlecht gepredigt; ja so schlecht, dass es kaum möglich ist, noch dürftiger zu reden", sagte einst ein Geistlicher von hohem Rang zu einem sehr würdigen Priester, der die Tugend der Einfalt in hohem Grad besaß. Dieser antwortete ohne die mindeste Verlegenheit: "Ich danke Ihnen, Herr, ach! ich war so eitel, dass ich mir einbildete, ich hätte heute gar nicht übel gesprochen."

"Wenn ich in eine Sünde gefallen bin," sprach ein Diener Gottes, "so schmerzt mich am meisten der Gedanke, dass ich dadurch so unglückselig war, Gott, den zärtlichsten Vater, zu beleidigen. Und alsbald mache ich mich auf, eile zu Ihm und spreche: Vater, ich habe gesündigt! Ich denke mich dann in das Verhältnis eines kleinen Kindes, das, wenn es eben von seinem Vater gestraft werden soll, weil es ihm ungehorsam war, durch reuiges Bekenntnis seines Fehlers und durch Versicherung, dass dies künftig nicht mehr geschehen werde, seinen Zorn besänftigt, und ihn so sehr rührt, dass die Rute seinen Händen entfällt."

Als der heilige Franz von Sales noch ein Kind war, hörte man ihn oft sprechen: "Gott und meine liebe Mutter haben mich lieb!" Sprechen auch wir in Einfalt: Gott, mein himmlischer Vater, und die allerseligste Jungfrau, meine Mutter, haben mich lieb! - oder mit dem heiligen Ambrosius: Welch einen gütigen Herrn haben wir an Gott!

 

Mein Vater bist Du, o Gott, und ich bin Dein Kind. Wie eine gütige Mutter ihren Säugling, also behandelst Du mich! Darum will ich auch zu Dir, gleich einem Kind zu seiner Mutter gehen, die es zärtlich liebt und von der es weiß, dass es zärtlich geliebt wird! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 6. Juli

 

"Solltet ihr tausendmal an einem Tag fallen,

so müsstet ihr von einem unbegrenzten Vertrauen in die Güte Gottes belebt,

tausendmal wieder aufstehen."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 6. Juli - Ermunterung verzagter Seelen

 

Was zagest du? - o waffne dich zum Streit,

Und harre aus in edlem Kampfesspiele.

Nicht lange, und zu Ende ist die Zeit.

Die reichste Krone winket dir am Ziele.

 

1. Lass beim Anblick frommer und heiliger Menschen den Mut nicht sinken, dass du noch so unvollkommen und so schwach bist, sondern demütige dich friedlich vor Gott, danke ihm für die Gnade, die er seinen heiligen Dienern verleiht, und erfreue dich, dass wenigstens sie dem Herrn vollkommen dienen. Hast anders du selbst den aufrichtigen Willen, des Guten so viel wie möglich zu tun, so wird Gott, auch wenn du es nicht vermagst, deinen Vorsatz auszuführen, deinen Willen für das Werk annehmen. Aber täusche dich nicht, denn ergibt sich die Gelegenheit, das Gute zu tun, und du tust es nicht, so hattest du auch früher den ernsten Willen nicht dazu.

 

2. Verzage auch nicht, wenn Gott es zulässt, dass du deine bösen Neigungen und die ungezähmten Regungen und Begierden seines Herzens nur schwer unterwirfst, und dass diese häuslichen Feinde dich fortwährend bedrängen, sondern rufe den Beistand Gottes an, und kämpfe tapfer und mit Vertrauen. Die Neigung zu Unwillen und Zorn, die Versuchungen des Fleisches und sündhaften Anfälle rauben uns, wenn wir ihnen eifrig widerstehen, weder die Gnade noch die Tugend. Vielmehr reinigen sie uns wirksam von Untugenden, vergrößern unser Verdienst, und bereiten uns im Himmel eine glorreichere Krone. O könntest du die himmlischen Belohnungen sehen, die diese Kämpfe dir erwirken, gern würdest du sie bis zum Jüngsten Tag erdulden.

 

3. Wer selten im Innern aufgeregt wird, den kostet es keine sonderliche Überwindung, sanft und freundlich zu sein. Und wer nur selten von den Antrieben der sinnlichen Begierlichkeit angefochten wird, der kauft die Tugend der Keuschheit um leichten Preis. Gott aber hat Wohlgefallen an den Siegen seiner tapferen Streiter. Und vor ihm hat die demütige und tiefe Erkenntnis unserer eigenen Gebrechlichkeit, zu der unsere Versuchungen uns führen, höheren Wert, als Wunderwerke und andere glänzende Taten. Indessen sollen wir nicht ablassen, Gott um seine Gnade zu bitten, die er auch jedem, nach dem Wohlgefallen seiner Weisheit, zu seiner Besserung verleiht. Hebräer 12,12-13: "Darum macht die erschlafften Hände und die wankenden Knie wieder stark, schafft ebene Wege für eure Füße, damit die lahmen Glieder nicht ausgerenkt, sondern vielmehr geheilt werden!"

 

7. Juli

 

Die heiligen Slawenapostel Cyrillus, + 14.2.869,

und Methodius, + 6.4.885 - Fest: 7. Juli (jetzt 14. Februar)

 

Was der heilige Bonifatius für die deutschen Stämme ist, das sind die beiden heiligen Brüder Cyrillus und Methodius für die große slawische Völkerfamilie. Da Papst Leo XIII. durch ein Rundschreiben vom 30. September 1880 ihr Fest auf die ganze Kirche ausdehnte, ist es geziemend, ihr Leben und Wirken näher kennenzulernen.

 

Die beiden Glaubensboten stammen aus einer reichen, hochangesehenen griechischen Familie zu Thessalonich (heute Saloniki) in Mazedonien. Methodius, der ältere, wurde im Jahr 827 geboren. Cyrillus, der ursprünglich Konstantin hieß, wahrscheinlich ein Jahr später. Die Studien begannen sie in ihrer Vaterstadt, die damals wegen ihres religiösen Sinnes, ihrer Kunstliebe und Pflege der Wissenschaft berühmt war. Frühzeitig begaben sie sich nach Konstantinopel, um sich den höheren Wissenschaften zu widmen. In kurzer Zeit machten sie große Fortschritte, besonders Cyrillus, dem sein außerordentliches Talent und seine Gelehrsamkeit den ehrenvollen Beinamen „der Philosoph“ erwarben. Er wurde Priester und erhielt das Amt eines Vorstehers der Bibliothek und Kanzlei des Patriarchen; später war er Lehrer der Philosophie und Theologie, bis er auf Betreiben des Patriarchen Ignatius von der Kaiserin Theodora um das Jahr 848 als Missionar zu den heidnischen Kazaren im südlichen Russland gesandt wurde. Er hatte dort große Erfolge. Während dieses Aufenthaltes fand er den Leib des heiligen Klemens, des Schülers und vierten Nachfolgers des Apostelfürsten Petrus. Klemens war dort im Jahr 101 in der Verbannung gestorben. Fortan behielt Cyrill diese Reliquie als kostbaren Schatz bei sich, bis es ihm gelang, sie nach Rom zu bringen. Nachdem er bei den Kazaren alles geordnet hatte, kehrte er nach Konstantinopel zurück und trat ein in die stille Zelle des Klosters Polychron am Berg Olympos, wo er seinen Bruder Methodius als Laienbruder traf. Dieser war zuerst Statthalter über verschiedene slawische Stämme gewesen, hatte aber dann den Staatsdienst aufgegeben und sich in das genannte Kloster zurückgezogen.

 

Inzwischen war das Gerücht über die Erfolge des Cyrillus bei den Kazaren bis an den Hof des mährischen Fürsten Rastislaw (846 bis 870) gedrungen. Sein Reich erstreckte sich weit über den Umfang des heute noch bekannten Mähren hinaus bis an die Donau und jenseits derselben. Er wünschte Missionare und wandte sich durch eine Gesandtschaft an den griechischen Kaiser Michael. Die beiden durch Kenntnisse und Tugenden ausgezeichneten Brüder Cyrillus und Methodius wurden nun zu dieser Mission bestimmt und in Mähren mit großer Freude aufgenommen. Da sie der slawischen Sprache mächtig waren, gelang es ihnen, viele zum Christentum zu bekehren. Cyrillus übersetzte auch die Heilige Schrift und die liturgischen Bücher und erfand dazu eine eigene Schrift. So wurde er Begründer der slawischen Literatur. Der gewöhnliche Sitz der Glaubensboten war wohl Welehrad, aus dessen Trümmern später Ungarisch-Hradisch entstanden ist. Auch weihte Cyrill sogleich die Kirche Sankt Peter in Ölmütz. Eifrig durchwanderten sie das ganze weite Reich, verkündeten überall die Frohe Botschaft des Evangeliums, unterrichteten das Volk, bekämpften die Laster und schritten gegen die abergläubischen, altheidnischen Gebräuche ein. Der Fürst selbst empfing die heilige Taufe, und das Christentum gelangte vollständig zum Sieg.

 

Als das Gerücht dieser Fortschritte nach Rom drang, lud Papst Nikolaus I. die seeleneifrigen Brüder zu sich ein. Gerne folgten sie diesem Ruf und nahmen die ihnen so teuren Reliquien des heiligen Klemens mit. Papst Hadrian II., der dem inzwischen gestorbenen Nikolaus gefolgt war, zog ihnen mit Klerus und Volk entgegen und nahm sie mit großen Ehrenbezeigungen auf. Nachdem die beiden Brüder über ihre Tätigkeit berichtet und geschworen hatten, dass sie im Glauben des heiligen Petrus und seiner Nachfolger beharrten, wurden sie von Hadrian zu Bischöfen geweiht (868).

 

Doch es war der Ratschluss der göttlichen Vorsehung, dass Cyrillus die Laufbahn seines Lebens in Rom beschließen sollte, mehr an Tugend als Alter reif. Er fühlte seine Kräfte schwinden und um sich echt christlich auf den Heimgang vorzubereiten, zog er sich wieder in die heilige Einsamkeit der Klosterzelle zurück, aus der ihn das Heidenapostolat herausgeführt hatte. Bei dieser Gelegenheit nahm er den Namen Cyrill an Stelle des bisherigen, Konstantin, an. Am 14. Februar des Jahres 869 verschied er selig im Herrn. Methodius wollte die Leiche auf den Berg Olymp heimführen, doch ließ er sich durch die inständigen Bitten der Römer bewegen, davon abzusehen. In der Ewigen Stadt, die er so liebte, an der Seite des Papstes, dessen Überreste er aus Cherson herbeigebracht hatte, sollte auch Cyrillus beigesetzt werden. In einem marmornen Sarg, unter Gesang von Hymnen und Psalmen, unter allgemeiner Beteiligung aller Klassen der Bevölkerung, wurde sein Leichnam zuerst in die Vatikanische Basilika von St. Peter und dann in die des heiligen Klemens gebracht. Das war kein Trauerzug. Dank gegenüber Gott war auf allen Gesichtern zu lesen. Ein Heiliger war gestorben. Die Verehrung Cyrills war seitdem mit der des Papstes Klemens unzertrennlich verknüpft. Im Jahr 1084 wurden beide Gräber unter den Ruinen der Basilika durch Robert Guiscard, dem Normannenherzog verschüttet, im Jahr 1863 aber wieder gefunden. Ein herrliches Gemälde in der Sankt-Klemens-Kirche erinnert heute noch an die heiligen Slawenapostel.

 

Methodius kehrte als Bischof nach Mähren und Pannonien zurück und setzte in diesen weiten Ländern sowie in den angrenzenden, Polen, Böhmen und Moskowien (Russland), Slawonien mit allem Eifer sein Apostolat fort. Er hatte vom Papst die erzbischöfliche Würde erhalten sowie den Titel und die Gewalt eines päpstlichen Legaten. Nach den Hauptländern seines Wirkungskreises wurde er ebensowohl Erzbischof des mährischen Reiches als Erzbischof von Pannonien genannt.

 

Der alte Feind alles Guten versuchte das so erfolgreiche Wirken des Heiligen zu verhindern, indem er Schwierigkeiten erweckte, wo man es am wenigsten erwarten sollte. Er nahm das Herz des Königs und einiger Bischöfe gegen Methodius ein, die sich in ihren Rechten beeinträchtigt glaubten. Eine Synode zu Regensburg verurteilte ihn und setzte ihn fast drei Jahre in Haft. Doch Papst Johann VIII. nahm sich des Bedrängten an und gab ihm seine Rechte zurück.

 

Als später wieder neue Klagen gegen Methodius erhoben wurden, kam er auf Wunsch des Papstes nach Rom, rechtfertigte sich und seine Predigt. In Friede und Liebe schied er vom Papst und setzte ungebrochenen Mutes seine apostolischen Arbeiten fort.

 

Am letzten Fest der Apostelfürsten, das er erlebte, weihte er die Kirche der Heiligen Petrus und Paulus zu Brünn. Am 6. April 885 schloss er, im 25. Jahr seines Amtes, sein tatenreiches Leben. Er wurde in seiner Haupt- oder Kathedralkirche, also in Welehrad, begraben; leider weiß man jetzt nicht mehr die genaue Stelle des Grabes.

 

Methodius und sein Bruder Cyrillus haben unter allen Missionaren am eifrigsten und mit dem größten Erfolg für die Ausbreitung und Befestigung des Christentums unter den Slawen gearbeitet. Sie sind das leuchtende Doppelgestirn, die wahren Väter und Hirten, die größten Wohltäter und Apostel der slawischen Völker. Mit dem Christentum dieser ist ihr Name für immer untrennbar verbunden. Sie schufen denselben auch die Schriftsprache und führten sie in die Reihe der gebildeten Nationen. Sind sie so mit Recht der Stolz der slawischen Welt, so sind sie vor allem der Ruhm der katholischen, der römischen Kirche. Von Rom haben sie ihre Sendung erhalten; nach Rom sind sie geeilt, um mit der Gewalt des Hirtenamtes bekleidet zu werden; in Rom wollte Cyrill bleiben, um an dieser heiligen Stätte seine Tage zu beschließen und seine letzte Ruhe zu finden. Rom prüfte das Bekenntnis ihres Glaubens und ihrer Predigt. In Rom suchte Method Trost und Ermunterung und Kraft gegen alle seine Feinde. Rom befreite ihn aus dem Kerker, schützte ihn mit der Macht seiner geistigen Waffen, übertrug und bestätigte ihm seine erzbischöfliche Würde und die eines päpstlichen Legaten. Rom hat ihr Fest in den allgemeinen Kirchenkalender eingetragen, und kein Geringerer als Papst Leo XIII. selbst hat bei diesem Anlass den Huldigungen und Gebeten der ganzen Kirche in den beiden Festhymnen würdigen Ausdruck gegeben:

 

„Besinget, Gläubige, der Kämpfer Brüderpaar, die der Himmel aufnahm in seine leuchtenden Sitze; besinget der slawischen Nation doppelte Stütze und Zierde.

 

Diese Brüder hat eine Liebe verbunden und der gleiche Seeleneifer hat sie der Wüste entführt, dass sie schleunig vielen des glückseligen Lebens Unterpfänder brächten.

 

Mit dem Licht, welches in des Himmels Räumen erstrahlt, haben sie die Regionen der Bulgaren, Mähren und Böhmen erfüllt; und die wilden Horden führten sie in zahlreichen Scharen zu Petrus hin.

 

Ihr traget die Krone, die euren Verdiensten gebührt, o lasst nicht ab, zu der Flehenden Tränen euch herabzuneigen; denn ihr müsset den Slawen die Gaben schützen, die ihr ihnen vor Zeiten gegeben.

 

Du jener edle Erdstrich, der zu euch ruft, möge die Reinheit des ewigen Glaubens bewahren; und das Heil, welches Rom zuerst gab, wird es immer geben.“

 

Der heilige Willibald, Prinz von England, 1. Bischof von Eichstätt,

+ 7.7.786 – Fest: 7. Juli

 

Fromme, gottesfürchtige Eltern erfreuen sich gewöhnlich auch guter Kinder. Die ausgestreute gute Saat bringt auch gute Früchte hervor. Dies sehen wir recht auffällig an den Eltern des heiligen Willibald. Sein frommer Vater Richard gehörte der englischen Königsfamilie an, seine gottergebene Mutter war eine Schwester des heiligen Bonifatius, des hochverdienten Apostels der Deutschen, sein Bruder Wunibald und seine Schwester Walburgis stehen unter der Zahl der Heiligen. Willibald wurde um das Jahr 700 zu Devon in England geboren. Drei Jahre alt, wurde er von einer tödlichen Krankheit befallen. Die geängstigten Eltern trugen das sterbenskranke Kind vor ein großes Kruzifix auf dem Hauptplatz der Stadt und gelobten, ihr Kind dem Dienst Gottes zu weihen, falls es genese. Augenblicklich wurde der Junge gesund und die hocherfreuten Eltern übergaben den sechsjährigen Jungen den Benediktinern des Klosters Waltheim zur Erziehung, und er nahm täglich zu an Demut, Gottesliebe, Sanftmut und Weisheit. Die Psalmen lernte er auswendig, um jederzeit einen Gegenstand der Betrachtung zu haben.

 

In dem siebzehnjährigen jungen Mann entbrannte das heiße Verlangen, nicht bloß die eitle Welt, sondern auch die Heimat zu verlassen, um in der Fremde Gott allein zu dienen. Mit seinem Vater und seinem jüngeren Bruder Wunibald trat er die Pilgerreise nach Rom an. In Lucca starb der fromme Vater und nachdem sie an seinem Grab kindlich für sein Seelenheil gebetet hatten, setzten sie ihre Reise nach der ewigen Stadt fort. In Rom erkrankten beide an einem hartnäckigen Fieber. Nach dem sie wieder genesen waren, nahmen sie das Ordenskleid des heiligen Benedikt.

 

Nach zwei Jahren kehrte Wunibald nach England zurück. Willibald pilgerte mit zwei englischen jungen Männern in das heilige Land. Sie lebten nur von Wasser und Brot und schliefen auf bloßer Erde. Überall besuchten sie die gottgeweihten Orte unter frommen Gebeten. Zu Emesa in Syrien wurden sie von den Sarazenen in Ketten gelegt und in den Kerker geworfen. Ein reicher spanischer Kaufmann nahm sich der Unglücklichen an, versorgte sie mit Speisen und erwirkte ihnen endlich die Freilassung.

 

Willibald besuchte nun mit seinen Gefährten Nazareth, Bethlehem, Ägypten, Kana, Kapharnaum und Jerusalem, betrachtete voll Ehrfurcht die Geheimnisse, die sich an diese heiligen Stätten knüpften und vergoss Tränen der Rührung und des innigsten Dankes für alle Gnadenerweise des göttlichen Erlösers. Von der Leidensstätte konnte er sich kaum trennen. In den Einsiedeleien der Wüste lernten sie das vollkommene Leben aus eigener Anschauung kennen.

 

Nach siebenjähriger Abwesenheit kehrte Willibald im Jahr 729 über Konstantinopel nach Italien zurück, um in dem weltberühmten Kloster Monte Cassino fortan sein Leben nach der Ordensregel des heiligen Benedikt der Heiligung zu widmen. Im ersten Jahr bekleidete er das Amt eines Sakristans, dann erhielt er das wichtige Amt eines Pförtners und wurde ein Vorbild der Heiligkeit für alle seine Ordensgenossen.

 

Im Jahr 739 reiste Willibald mit Erlaubnis seines Abtes Petronax nach Rom. Papst Gregor III. ließ ihn zu sich rufen und kündigte ihm an, dass sein Oheim Bonifatius und sein Bruder Wunibald in Deutschland das Evangelium verkündeten und dringend begehrten, ihn zum Mitarbeiter zu haben. Gesegnet vom Heiligen Vater, eilte Willibald freudig über die Alpen nach Thüringen und wurde vom heiligen Bonifatius zum Priester geweiht. Sogleich fing er an, in Franken und Bayern den Heiden und lauen Christen das Evangelium Jesu Christi zu verkündigen. Auf seinen Wanderungen kam er auch an den Hof des Herzogs Odilo von Bayern und lernte den reichen Grafen Suitgar von Hirschberg kennen. Der schenkte ihm zur Gründung eines Bistums einen mit Eichbäumen besetzten Waldbezirk. Willibald fand dort zu seiner größten Freude ein altes Marienkirchlein, das während der Verwüstungen durch die Hunnen wunderbar verschont geblieben war, lichtete den Wald, legte Äcker und Wiesen an, baute eine Kirche nebst Kloster für sich und seine Mitarbeiter und legte so den Grund zu Eichstätt, das bald durch Ansiedlungen zu einer Stadt heranwuchs.

 

Nachdem Willibald bereits ein Jahr und einige Monate als Apostel gewirkt hatte, weihte ihn sein Oheim Bonifatius auf der Salzburg in Franken unter Assistenz des Bischofs Burghard von Würzburg und des Bischofs Witta von Buraburg am 22. Oktober 741 zum ersten Bischof von Eichstätt.

 

Trotz seiner bischöflichen Würde führte Willibald das abgetötete Ordensleben weiter fort. Sein raues Bußkleid legte er nicht ab, das Fasten war ihm zur anderen Natur geworden. Gegen sich selbst streng, war er mild gegenüber anderen. Durch seine Klugheit und vielseitige Lebenserfahrung, durch seine Demut und unverwüstliche Freundlichkeit, durch seine Mildtätigkeit gegenüber den Armen und seine Dienstfertigkeit gegenüber allen besiegte er die Herzen auch der Wildesten und bereitete der Wahrheit und den Segnungen des Christentums die Wege. Die Predigt des Heils wurde ein fruchtbares Samenkorn. Überall im Franken- und Bayernland entstanden Christengemeinden, die Hilfe in der Not und Trost im Unglück bei ihrem heiligen Bischof fanden. Um seinem Bistum tüchtige Lehrer und leuchtende Vorbilder der Gottesliebe und Weltverachtung zu geben, baute Willibald zu Heidenheim zwei Klöster, eins für Männer, das andere für Frauen nach der Regel des heiligen Benedikt, und bemerkte bald zu seiner großen Freude, dass die Mönche unter der Leitung seines Bruders Wunibald, die Nonnen unter Leitung seiner heiligen Schwester Walburga sich mehrten und der Welt ein leuchtendes Vorbild gaben. Dort brachte Willibald alljährlich einige Tage in Gebet und Betrachtung und in heiligen Unterredungen mit seinen heiligen Geschwistern zu. Neugestärkt kehrte er dann in sein Bistum zurück, um mit frischem Mut seines hohen Amtes zu walten.

 

Nachdem er mehr als vierzig Jahre den Hirtenstab zum Segen der Kirche geführt hatte, starb er im hohen Greisenalter am 7. Juli wahrscheinlich im Jahr 787 oder 786, arm an irdischen Gütern, aber reich an Verdiensten für den Himmel.

 

Papst Leo VII. erhob ihn 938 unter die Zahl der Heiligen. Einer seiner Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhl zu Eichstätt, Bischof Hildebrand, erbaute ihm zu Ehren eine Kirche und setzte dort seine heiligen Gebeine bei. Wunder verherrlichten sein Grab. Sein Gedächtnis wird am 7. Uli gefeiert. Sein Bildnis trägt auf der Brust ein Schild mit der Inschrift: Fides, spes, charitas, Glaube, Hoffnung, Liebe, jene drei göttlichen Tugenden, in denen der Heilige einen so hohen Grad von Vollkommenheit gewonnen hatte.

 

Die heiligen Eoban, Mitbischof vom hl. Bonifatius, Martyrer,

und Adelar, Mönch, Gefährte des hl. Bonifatius, Martyrer,

+ 755 – Fest: Eoban: 7. Juli / Adelar: 5. Juni

 

Als der heilige Bischof Bonifatius lehrend und taufend im Land der Thüringer und Hessen umherzog, sah er, dass die Ernte zwar groß, der Arbeiter aber wenige waren, um die zahlreichen Gläubigen zu unterrichten. Er sandte deshalb in das Land und die Provinz seiner Heimat und ließ sowohl Frauen, als auch viele fromme Männer, die in mancherlei Wissenschaften unterrichtet waren, von dort kommen und teilte mit ihnen die Last seiner Arbeit. Unter den ausgezeichneten Männern befanden sich auch Eoban und Adelar.

 

Diese beiden gottbegeisterten und seeleneifrigen Priester predigten unter der Leitung des heiligen Bonifatius unermüdlich in Hessen und Thüringen und anderen deutschen Landen das Evangelium der Wahrheit und Liebe und gewannen zahllose Seelen für die Kirche Jesu Christi. Als die Zahl der Christen sich in den weitesten Provinzen Deutschlands von Tag zu Tag mehrte, errichtete Bonifatius mit Genehmigung des Papstes Zacharias im Jahr 741 vier neue Bistümer, nämlich Erfurt, Buraburg, Würzburg und Eichstätt. Für den nordthüringischen Bischofssitz Erfurt bestimmte er mit päpstlicher Genehmigung seinen verdienten Schüler Adelar, für den erledigten bischöflichen Stuhl zu Utrecht den gleichlieben Schüler Eoban. Beide erfüllten in ihren Sprengeln ihr hohepriesterliches Amt mit Eifer und Auszeichnung und befestigten den Glauben unter dem Ackerbau treibenden Volk mehr und mehr, so dass die letzten Spuren des Heidentums durch die siegende Kraft des Kreuzes verdrängt wurden.

 

Als der heilige Bonifatius zur Marterkrone eilte und die in den heidnischen Götzendienst zurückgefallenen Friesen zum christlichen Glauben heimführen wollte, nahm er seine langbewährten Jünger und Freunde Adelar und Eoban mit, damit diese treuen Gefährten im Apostelamt während ihres irdischen Wirkens auch an der ruhmreichen Krone des Martyriums teilnehmen möchten. Mit einer Anzahl Priester, Diakonen und Mönche bestiegen die drei Bischöfe in Mainz ein Schiff, fuhren rheinabwärts, stiegen in Utrecht aus und begaben sich nach Ostfriesland. Ihren feurigen Reden gelang es, eine große Anzahl Abtrünniger wieder zu gewinnen und die Schwachen im Glauben zu befestigen. Am hochheiligen Pfingstfest bereitete sich der heilige Bonifatius nebst Eoban und Adelar eben vor, den Neubekehrten das hl. Sakrament der Firmung zu spenden. Da stürzte aus dem Hinterhalt eine bewaffnete Rotte von räuberischen Heiden und erschlug die drei heiligen Bischöfe nebst ihren fünfzig Gefährten.

 

Der größere Teil der Leichen wurde an der Marterstelle bei Dockum begraben, die Leichen der drei Bischöfe nebst zehn anderen Märtyrern brachte man zunächst nach Utrecht. Unter großen Feierlichkeiten und Wunderzeichen wurden dann die irdischen Überreste der drei heiligen Bischöfe nach der erzbischöflichen Kathedrale in Mainz überführt und unter der innigsten Teilnahme des zusammengeströmten Volkes feierlich von dem Erzbischof Lullus, dem Nachfolger des heiligen Bonifatius, beigesetzt. Da aber der heilige Bonifatius ausdrücklich verlangt hatte, in seiner lieben Abtei Fulda seine Ruhestätte zu finden, so musste Lullus dem Verlangen des Abtes Sturm nachgeben und er führte die Leiche des teuren Freundes selbst dorthin. Die irdischen Überreste der beiden Bischöfe und Märtyrer Adelar und Eoban kamen nach Erfurt, wo sie in der Marienkirche aufbewahrt und vom gläubigen Volk innig verehrt wurden.

 

Adelar war der erste und auch der letzte Bischof von Erfurt; denn als er mit dem heiligen Bonifatius nach Friesland reiste, übergab er die im Zuwachs begriffene Diözese einstweilen dem Lullus, dem Erzbischof von Mainz. Erfurt mit dem fränkischen Südthüringen blieb dem Bistum Mainz einverleibt, das nördliche Thüringen bekehrte sich erst später unter Karl dem Großen und wurde mit dem im Jahr 814 errichteten sächsischen Bistum Halberstadt vereinigt.

 

Heute befinden sich die Reliquien der beiden Heiligen im Hochaltar der Kirche Heilige Familie in Oeventrop, einem Stadtteil von Arnsberg, im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen.

 

Bruder Franziskus vom Kreuz

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 7. Juli 1647 starb zu Alberca (Spanien) der lobwürdige Laienbruder Franziskus vom Kreuz, der sich des Rufes einer hohen Heiligkeit erfreute. Er war zu Toledo am 28. Dezember 1585 geboren und schien eine besondere Bestimmung von Gott zu haben. Als er sich im zarten Knabenalter einmal mit den Seinigen vor der Tür des elterlichen Hauses befand, betrachtete ihn ein fremder Mann mit auffälligem Interesse und trug der Mutter auf, sie solle auf diesen ihren Sohn wohl achthaben, denn er hätte Großes für Gott zu vollbringen und würde viel zur Ehre des Allerhöchsten leisten. Die Mutter brachte diese Worte nie mehr aus dem Sinn und tat, was sie nur immer vermochte, um Franz zu aller Tugend und Frömmigkeit anzuleiten. Franz war ein gelehriger Schüler und erfüllte alle, auch die leisesten Wünsche seiner guten Mutter. Er fühlte selbst den Drang, etwas Großes für den Herrn zu vollbringen. Sein Herzenswunsch wäre gewesen, den Studien zugeführt zu werden. Dem stand jedoch ein großes Hindernis entgegen, der Vater verarmte plötzlich, weshalb an Franz die Notwendigkeit herantrat, durch seiner Hände Arbeit das zum Leben Notwendige für seine Familie zu verdienen. Um dennoch zum Ziel zu gelangen, wollte er bei Tag arbeiten, die Nacht hindurch lernen. Aber er besaß auch nicht die geistigen Fähigkeiten, die zu einem erfolgreichen Studium notwendig gewesen wären. Im Jahr 1613 wandte er sich an Maello, den Novizenmeister der Karmeliten zu Madrid, um die Aufnahme in diesen Orden zu erlangen. Magister Maello wäre bereit gewesen, Franz zu nehmen, doch dessen Stunde war noch nicht gekommen. Ein Jüngling erschien ihm, der einen Brief in der Hand hielt, in dem stand: "An einem Freitag wirst du hinkommen." Ungewiss, was er machen solle, verdingte er sich als Fuhrknecht. Wiederum wurde der Wunsch nach dem Ordensleben mächtig in ihm rege. Aber in so viele Klöster er sich auch begab, überall wurde er abgewiesen. Erst der Provinzial der Karmeliten gewährte ihm schließlich die Aufnahme und, merkwürdigerweise, am Karfreitag 1619 wurde er eingekleidet. Nun vollbrachte Franz wirklich Großes für den Herrn. Schon während des Noviziates fastete er so streng, dass er an den Mittwochen, Freitagen nichts als einen Teller Gemüse genoss. Stündlich gedachte er seiner Sünden und vergoss aus Reue über sie reichliche Tränen. Als ihm der Obere gewährte, eine Wallfahrt nach Rom und dem Heiligen Land zu machen, trat er sie nicht nur im Geist der Frömmigkeit, sondern zugleich im Geist strengster Buße an, indem er sich der Sitte jener Zeit gemäß, ein schweres Kreuz von Holz auf die Schultern lud. Aber er leistete nicht nur viel für Gott, er förderte auch die Ehre des Allerhöchsten mächtig. Er, der ungebildete Mensch, vermochte eine Bruderschaft zur Belebung des Glaubens zu gründen, der sich nicht nur in der Heimat viele Mitglieder anschlossen, sondern die auch die Gutheißung der kirchlichen Obern fand und in verschiedenen Diözesen eingeführt und selbst nach Amerika verpflanzt wurde. Auf der Fahrt aus dem Heiligen Land in die Heimat gelang es Franz, einen jüdischen Rabbiner zu bekehren. Sie befanden sich eben im Adriatischen Meer, als sich ein heftiger Sturm erhob, der ihnen Masten, Segel und Ruder, auch das Steuer brach. Alle an Bord gerieten deshalb in die größte Aufregung. Franz allein blieb ruhig und ermahnte sie zum Vertrauen auf den Herrn. Er stellte sein Kreuz an den Platz des Mastbaumes und flehte, Gott möge um des heiligen Kreuzes willen Rettung senden. Augenblicklich trat völlige Ruhe auf dem Meer ein, darum wallten zu Triest alle zur größten Kirche der Stadt, um Gott Dank zu sagen, und der Rabbiner ließ sich in der katholischen Lehre unterrichten und taufen. Ähnliches wirkte Franz am Tag nach seinem am 7. Juli 1647 erfolgten Tod. Er erschien einem Mauren, dem er schon bei Lebzeiten des Öfteren zugeredet hatte, er möge sich doch zum katholischen Glauben bekehren. Was ihm in der unscheinbaren Gestalt des Ordensmannes nicht gelang, brachte er im Glorienschein des Seligen sofort zustande. Als der Maure den Glanz vom Himmel und die herrliche Gestalt des Verklärten sah und sich völlig genesen fand, trug er kein Bedenken, sich taufen zu lassen. Da weitere Gebetserhörungen folgten, erstarkte der Glaube der Christen an die Heiligkeit Franzens noch mehr.

 

Gebet nach dem heiligen Petrus Damianus am 7. Juli

 

Ich grüße dich, o Maria, du bist die Hoffnung der Christen. Nimm gnädig auf das Gebet eines Sünders, der dich zärtlich liebt, der dich auf ganz besondere Weise verehrt, der auf dich alle Hoffnung seiner Seligkeit setzt. Dir, o seligste Jungfrau, verdanke ich das Leben, du hast mir die Gnade deines Sohnes wieder erlangt, du bist das sichere Unterpfand meines Heils. Ich bitte dich also, befreie mich von der Last meiner Sünden, vertreibe die Finsternis, die meinen Geist umgibt, reinige mein Herz von allen irdischen Begierden. Hilf mir in allen Versuchungen, verteidige mich gegen alle Feinde meiner Seele, und gewähre mir stets deinen mächtigen Schutz, damit ich durch deine Vermittlung und unter deiner Leitung zur ewigen Glückseligkeit gelange. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Willibald

 

O Gott, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Willibald die Gnade, die Zeit unserer Pilgerschaft auf Erden heilig zuzubringen, und uns bei allen unseren Leiden durch das Andenken an das Leiden und die Herrlichkeit Deines Eingeborenen zur Geduld zu ermuntern, durch eben denselben Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zum heiligen Willibald

 

Heiliger Willibald, bitte mit deiner ganzen heiligen Familie für mich, auf dass ich mich auf der Wanderschaft dieses elenden Lebens so verhalte, dass ich mein Herz niemals an diese vergänglichen Dinge hänge, sondern jederzeit von ganzer Seele nach dem himmlischen Vaterland verlange. Amen. 

 

Zu Gott

 

Mein Gott, ich verzeihe von Herzen allen, die mich je beleidigt haben, und hoffe eben darum Verzeihung von Dir. Ich bitte Dich darum durch die Liebe, mit der Jesus seinen Feinden verziehen und noch am Kreuz für sie gebetet hat. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Arras wurde die Hauptkirche im Jahr 1484 im Namen der seligsten Mutter Gottes eingeweiht.

 

Andacht am 7. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Wenn eine einfache Seele etwas zu sprechen oder zu tun gedenkt, so begnügt sie sich, mit dem Auge des Gemüts dahin zu sehen, ob es gut ist, dies zu sprechen oder zu tun; und dann spricht und tut sie es auch sogleich, ohne lange zu bedenken, was andere dazu sagen oder tun werden. Hat sie einmal geurteilt, was zu tun ist, dann denkt sie nicht mehr daran. Und kommt ihr danach auch in den Sinn, was man dazu sagen oder davon denken könnte, so lässt sie sich durch derlei Gedanken nicht irre machen; weil sie nicht darauf ausgeht, die Geschöpfe, sondern Gott zu befriedigen; und die Geschöpfe nur berücksichtigt, inwiefern die Liebe Gottes es erfordert." (Der heilige Franz von Sales)

Als dieser heilige Bischof einst in die Kartause gekommen war, empfing ihn der General der Kartäuser, ein überaus frommer und gelehrter Mann, mit wundersamer Freundlichkeit; und nachdem er sich längere Zeit über heilige Gegenstände mit ihn besprochen hatte, beurlaubte er sich von ihm und sprach, er scheide bloß darum, weil er in der Nacht der Mette beiwohnen müsse, da das Fest eines Heiligen aus ihrem Orden gefeiert würde. Indes aber dieser fromme Ordensmann sich in seine Zelle entfernte, begegnete ihm der Schaffner des Hauses und stellte ihm vor, er habe nicht richtig gehandelt, den heiligen Bischof allein zu lassen; da niemand im Stande sei, ihn so gut als er zu unterhalten. Überdies, fügte er bei, wird unsere Einsamkeit nicht alle Tage von Bischöfen so hoher Verdienste besucht; Ihnen aber steht es alle Tage frei, der Mette beizuwohnen. Der Ordensgeneral hörte ihn an und sprach: "Ich glaube, Sie haben recht"; kehrte augenblicklich zu dem Heiligen zurück, erzählte ihm mit größter Unbefangenheit, was der Schaffner ihm soeben gesagt hatte, und bat ihn des Fehlers wegen um Verzeihung, den er, ohne daran zu denken, begangen hatte. Der heilige Bischof aber erstaunte in hoher Freude über eine so wundersame Einfalt und sprach, als er diese Begebenheit erzählte, sie hätte weit tiefer auf ihn gewirkt, als wenn er ihn hätte ein Wunder tun sehen. 

 

Bedenken will ich, Herr, vor Deinem Angesicht die Folgen jedes Werkes, das ich zu tun beschließe, auf dass ich nichts tue, das Dir missfällt; streben will ich durch alle meine Handlungen nach Deinem göttlichen Wohlgefallen; ohne zu berücksichtigen, ob die Menschen mich tadeln oder loben; denn Dich allein suche ich und werde ich immerdar suchen. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 7. Juli

 

"Was ist es doch, mein Herz?

Du bist so klein, dass ein Raubvogel dich bei einer Mahlzeit verschlingen würde

und das ganze Weltall kann dich nicht befriedigen?

Wirf doch all deine Sorge auf den Herrn und er selbst wird dich sättigen."

 

sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP

1514 bis 16.7.1590

 

Betrachtung am 7. Juli - Von der innerlichen Vereinigung der Seele mit Gott

 

Wie selig ist das reine Herz.

Es schwebt mit lichten Schwingen

Zu seinem Schöpfer himmelwärts,

Sich opfernd darzubringen.

Dort ruht es sanft in Gottes Schoß,

Und teilt der Engel sel`ges Los.

 

1. Je freier du innerlich von Hindernissen vergänglicher Dinge bist, um so leichter und glückseliger wirst du in Gott eingehen und mit ihm dich vereinigen können. So lange du nicht bis da hin gelangst, kannst du die wahre Ruhe nicht finden, denn Gott allein ist das höchste Gut, in dem die Fülle und Vollkommenheit von all dem besteht, was schön und erfreulich ist. Suche also die Vereinigung mit ihm aus ganzem Herzen, und achte alles andere nur in sofern, als es beiträgt und dir hilft, zu dieser so ersehnten Vereinigung zu gelangen, mit der der Himmel schon hier auf der Erde in dieser Pilgerschaft beginnt.

 

2. Dein Herz wurde für Gott erschaffen. Er ist sein Ziel und sein Ruhepunkt. Und immer wird das Herz unstet irren, bis es mit ihm vereinigt ist. Es ist nicht Gottes Schuld, wenn eine Seele, die ihn sucht, nicht zur Vereinigung mit ihm gelangt, denn er selbst, der die Seele liebt, verlangt, so sehr es an ihm liegt, nichts so innig, als seine Liebe ihr mitzuteilen. Aber nur wenige gelangen dahin, weil nur wenige sich selbst so großmütig verleugnen, dass sie bis zur vollkommenen Reinheit des Herzens gelangen, der allein Gottes Anschauung verheißen ist. Denn die Selbstverleugnung fegt das Herz von allem Vergänglichen rein, je nach der Reinheit des Herzens aber geht Gott in es ein. 

 

3. Hoch über allem Ausdruck steht die Wonne des göttlichen Trostes, die Lieblichkeit des heiligen Friedens und die Entzückung der ganzen Seele, die Gott dieser seligen Vereinigung würdigt. Und dauert sie auch nicht lange, da die Gebrechlichkeit dieses sterblichen Körpers und die Bedrängnisse und Pflichten dieses armen Lebens dies nicht gestatten, so wirkt sie doch wunderbar, eine Seele umzuwandeln, alles Irdische und Vorübergehende ihr zu verleiden, ihr ganzes Verlangen zum Himmel zu ziehen, sie über vieles zu belehren, und in der Gnade sie zu befestigen. Dies sei das Ziel deiner Arbeiten, deiner Kämpfe, deiner Andachtsübungen, deines Gebetes. Philipper 4,7: "Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren."

 

8. Juli

 

Der heilige Kilian, Bischof und Martyrer von Würzburg,

+ 8.7.689 – Fest: 8. Juli

 

Kilian, ein vornehmer Irländer, genoss in einem Kloster seiner Heimat eine christliche Erziehung und war dem Lesen der Heiligen Schrift und Übungen der Frömmigkeit sehr ergeben. Am liebsten hätte er sich in stiller Einsamkeit Gott und dem Heil seiner Seele gewidmet. Als er aber einst die Worte Jesu betrachtete: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“ da entschloss er sich, seine liebe Klosterschule, seine Heimat und alles zu verlassen und den Heiden in fremden Ländern das Evangelium zu verkünden. Zwei gleichgesinnte Freunde, der Priester Koloman und der Diakon Totnan schlossen sich ihm an. Mit ihnen reiste er zunächst nach Frankreich und als er dort vernahm, dass in Franken noch die tiefste Unwissenheit im christlichen Glauben herrsche, zog er dahin und kam zum Kastell Würzburg. Wohl hatte das Christentum schon in vielen Gegenden Deutschlands, namentlich am Rhein, an der Donau, in Schwaben, Bayern und Österreich, Wurzel gefasst, jedoch in Franken huldigte das Volk noch den heidnischen Götzen, besonders der Göttin Diana, die man gewöhnlich Holla nannte. Die schöne Gegend, der kräftige Menschenschlag und das heitere Gemüt der Bewohner gefielen Kilian sehr, aber dass sie noch in der Nacht des Heidentums umhertappten, erfüllte ihn mit unsäglichem Schmerz und er sprach zu seinen Gefährten: „Wenn es euch gefällt, so wollen wir, wie wir es im Vaterland ausgemacht haben, nach Rom pilgern und die Gräber der Apostelfürsten besuchen und uns dem Heiligen Vater Papst Johannes vorstellen. Zugleich wollen wir auch vom apostolischen Stuhl die Erlaubnis erbitten, in dieser Gegend den Namen unseres Herrn Jesus Christus verkünden zu dürfen. Und haben wir diese Vollmacht erhalten, so wollen wir hierher zurückkehren und predigen.“ Kilians Gefährten willigten freudig ein. Sie pilgerten zusammen nach Rom und wurden, da Papst Johannes V. bereits gestorben war, von dessen Nachfolger Papst Konon liebreich und ehrenvoll aufgenommen. Nachdem sich Konon von der Rechtgläubigkeit und Gelehrsamkeit Kilians überzeugt hatte, weihte er ihn zum Bischof und übertrug ihm die Mission über Franken. Die beiden Gefährten Kilians ermahnte der Papst zum treuen Gehorsam, erteilte ihnen seinen Segen und entließ sie mit den Worten: „“Ziehet hin! Fangt euer Werk mit Gott an und vollendet es mit Gott! Euer Lohn wird groß sein im Himmel, ewige Freuden warten dort auf euch.“

 

Kilian eilte mit seinen treuen Gefährten Koloman und Totnan nach Würzburg zurück und predigte mit Kraft und Salbung die Lehre Jesu, heilte Kranke und tat viele Wunder vor den Augen des Volkes, so dass viele glaubten und sich taufen ließen. Selbst der Frankenherzog Gosbert ließ den Glaubensverkünder an seinen Hof rufen und sein Herz wurde von seiner eindringlichen Predigt so tief ergriffen, dass er sich nach einigen Unterredungen mit dem Heiligen am nächsten Osterfest zusammen mit vielen Edlen des Hofes und einer großen Menge Volkes taufen ließ.

 

Gosbert hatte nach alter heidnischer Gewohnheit deutscher Stämme Geilana, die Witwe seines Bruders zur Gemahlin. Als Kilian den Herzog im Glauben hinlänglich befestigt glaubte, machte er ihn darauf aufmerksam, dass seine Ehe nach christlichen Grundsätzen nicht statthaft sei. Tief betrübt erwiderte Gosbert: „Schwereres predigst du nun, als vorher, doch aus Liebe zu Gott will ich sie verlassen, wenn ich sie nicht besitzen darf. Aber jetzt muss ich in den Krieg ziehen. Wenn ich zurückkomme, wollen wir miteinander überlegen, ob es denn notwendig sei, dass ich die Frau entlasse.“ Darauf zog er mit seinem Heer ins Feld.

 

Die stolze und herrschsüchtige Geilana konnte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, den herzoglichen Hof verlassen zu müssen. Deshalb beschloss sie, Kilian samt seinen Genossen aus dem Weg zu räumen. Zwei heidnische Diener erklärten sich bereit, für eine große Geldsumme die Glaubensboten zu ermorden.

 

Der heilige Kilian ahnte nicht die drohende Gefahr, aber ihm wurde in einem Gesicht sein baldiger Tod von Gott angekündigt. Er sah einen Mann von herrlicher Gestalt vor sich stehen, der so zu ihm sprach: „Freund Kilian, steh auf! Ich will nicht, dass du noch länger arbeitest. Nur noch ein Kampf steht dir bevor, du wirst aber mit mir den Sieg erringen.“ Er sprach es und verschwand. Kilian stand eilends auf, rief seine Gefährten und sprach zu ihnen: „Brüder, lasst uns wachsam sein! Bald wird der Herr kommen und an der Tür anklopfen. Seien wir auf der Hut, damit er uns nicht schlafend finde! Füllen wir unsere Lampen mit dem Öl guter Werke! Lassen wir es nicht ausgehen und sehen wir uns nicht erst dann um solches um, wo wir keines mehr bekommen werden!“ Die beiden Freunde bereiteten sich mit ihrem Meister auf den Tod vor.

 

Als eines Morgens die drei Gefährten im Betsaal des Schlosses ihre Tagzeiten beteten und Psalmen sangen, drangen die beiden gekauften Meuchelmörder mit gezückten Schwertern herein und riefen: „Auf Befehl der Herzogin müsst ihr sterben!“ Sanft entgegnete ihnen Kilian: „Ach, meine Freunde, wozu seid ihr gekommen? Ihr werdet den Befehl vollziehen, wir aber eilen zu einem besseren Leben. Möge Gott euch und denen, die euch gesandt haben, vergeben!“ Die Mörder durchbohrten Kilian sowie Koloman und Totnan. Dies geschah im Jahr 689. Die Mörder verscharrten die Leichen samt den kirchlichen Gewändern, Kelchen, Büchern und Kreuz an der Mordstätte und die Herzogin ließ das Gerücht verbreiten, die fremden Priester seien fortgewandert. Den Betsaal verwandelte sie in einen Pferdestall, damit man keine Spur des Mordes entdeckte.

 

Eine fromme, edle Witwe, namens Burgunda, die in der Nähe des Heiligtums wohnte, hatte den Mord bemerkt, getraute sich aber aus Furcht vor der Rache der Herzogin nicht, die Untat zu erzählen.

 

Als Gosbert zurückkehrte und sogleich fragte: „Wo sind die heiligen Männer, dass ich sie mit einem Teil meiner Beute beehren kann?“ erwiderte Geilana bedauernd: „Sie sind schon längere Zeit nicht mehr hier. Sie werden wahrscheinlich in einer anderen Gegend das Evangelium predigen.“ Aber „es ist nichts so fein gesponnen, es kommt ans Licht der Sonnen.“ Einer der Mörder verfiel in Raserei, lief durch die Räume des Schlosses und die Stadt und schrie: „O Kilian, wie schrecklich verfolgst du mich! Mit Feuer brennst du mich, mit meinem Schwert, das mit deinem Blut gefärbt ist, drohst du mir!“ Er zerbiss sich die Zunge und seine Glieder und starb eines grauenvollen Todes. Der andere Mörder stürzte sich in sein eigenes Schwert, mit dem er die Märtyrer getötet hatte.

 

Die verbrecherische Geilana geriet in Raserei und schrie verzweifelnd: „Ach Kilian, wie schrecklich verfolgst du mich! Ach, Koloman, du zündest mir das Feuer an! Ach, Totnan, du trägst das Holz dazu! Lasst ab, lasst ab! Ich erkenne euch als Sieger. Ich unterliege der Schmach und dem Entsetzen, die mich überfallen.“ An allen Gliedern verrenkt, starb sie in Raserei.

 

Die heiligen Leichname wurden erst nach fünfzig Jahren aufgefunden und vom heiligen Bischof Burkhard in der Marienkirche auf der Herzogsburg feierlich beigesetzt, bald aber in die über dem Grab erbaute Kirche Neumünster übertragen. Wegen der vielen Wunder verbreitete sich die Verehrung des heiligen Kilian und seiner Gefährten weit über die Grenzen Thüringens. Die Stadt und das Bistum Würzburg verehrt den heiligen Kilian als seinen Patron, das Bistum Paderborn feiert ihn als Konpatron.

 

Der selige Adolf, Graf von Schauenburg,

Herzog von Schleswig, Priester OFM,

+ 8.7.1261 – Gedenktag: 8. Juli

 

Der eifrige Verehrer Mariens, der selige Adolf IV. von Schauenburg und Statthalter im Elsass. Dieses Amt verwaltete er bis in sein hohes Alter hinein. Schon hoch an Jahren legte er seine Würde nieder und trat 1239 in den Orden des heiligen Franziskus, in dem er streng nach den Regeln des Hauses lebte. In der Todesstunde erschien die Himmelskönigin an der Spitze einer zahllosen Engelschar und flößte ihm Mut ein mit den Worten: „Warum fürchtest du den Tod, Adolf, da ich bei dir bin? Komm, komm mit vollem Vertrauen! Mein Sohn wird dir die Krone geben, die deine Treue verdient hat.“ Voll Freude schied er von hinnen, denn nach solcher Versicherung fürchtete er den himmlischen Richter nicht mehr.

 

Schwester Maria vom heiligen Petrus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 8. Juli 1848 erfolgte zu Tours in Frankreich das Ableben der lobwürdigen Schwester Maria vom heiligen Petrus. Schwester Maria war ein Kind der Bretagne und zu Rennes am 4. Oktober 1816 geboren. Obwohl sie von Jugend auf ein engelreines Leben führte, hatte sie doch viel durch harte Versuchungen, besonders durch gotteslästerische Gedanken zu leiden. Zum Glück kannte ein frommes Fräulein ihre Lage und klärte ihren Beichtvater über ihren Seelenzustand auf. Unbedingter Gehorsam ihm gegenüber verhalf Schwester Maria zu großem inneren Trost. Ihr Geist war von Jugend auf immer mit Gott beschäftigt. Einmal war sie eben in Gedanken an ihre Berufswahl versunken, als es ihr schien, der Beichtvater winke ihr. Sie trat in den Beichtstuhl und konnte nicht genug staunen, als er ihr sagte: "Du willst ins Kloster gehen, Kind, und um dahin zu gelangen, glaubst du einen Berg übersteigen zu müssen. Ist es nicht so?" Darauf besprach sie sich mit ihm und erhielt die Versicherung, dass ihr Beruf echt sei. In noch wunderbarerer Weise vernahm sie ein anderes Mal nach der heiligen Kommunion die Worte: "Du wirst Karmelitin; ja man sucht schon um die Aufnahme für dich nach." Wie staunte sie, als sie aus dem Mund des Beichtvaters, dem sie Mitteilung davon machte, vernahm: "Tochter, du bist von den Karmelitinnen in Tours aufgenommen." Er selbst hatte alles besorgt, so dass Schwester Maria bereits am 11. November 1839 eintreten konnte. Ins Noviziat eingekleidet, betrachtete sie sich als Dienerin der heiligen Familie und widmete sich ganz deren Dienste. Am 26. August 1843 glaubte sie die Stimme des Herrn zu vernehmen, der sprach: "Überall wird mein Name entheiligt, selbst Kinder lästern Gott . . . Die Gotteslästerung ist ein giftiger Pfeil, der immerdar in meinem Herzen haftet. Ich will dir einen goldenen Pfeil geben, um ihm dagegen die Wunden der Liebe zu schlagen, und jene, die die Bosheit der Sünde ihm schlägt, zu heilen." Dieser goldene Pfeil war eine Lobpreisung des Allerhöchsten. Am 24. November gab ihr, wie sie in ihren Aufzeichnungen bemerkt, der Herr seinen Willen kund mit den Worten: "Die Erde ist überflutet von Missetaten . . . Niemals noch war das Maß der Sünden so voll. Darum wünsche ich, und zwar aufs innigste, dass sich ein kirchlich gut geheißener und wohlgeordneter Verein bilde, um den Namen meines Vaters zu ehren." Der Erzbischof nahm Kenntnis davon, erkannte das Zeitgemäße einer solchen Vereinigung, sprach darüber sogar in seinem Hirtenbrief und beauftragte am 15. März 1844 den Obern der Karmelitinnen, die von Papst Gregor XVI. approbierte Bruderschaft zur Sühnung der Gotteslästerungen einzuführen. Papst Pius IX. lobte das Werk gleichfalls und gab der Hoffnung Ausdruck, es möchte die menschliche Gesellschaft dadurch gerettet werden. Schwester Maria übte die Andacht mit besonderem Eifer, hatte ja der Liebesdienst Veronikas einen tiefen Eindruck auf sie gemacht. Überdies war sie der Überzeugung, vom Herrn selbst die Worte vernommen zu haben, sie solle Veronika nachahmen und sie als ihre Beschützerin betrachten. So betete und wirkte Maria bis zu ihrem Tod. Nach ihm wurde sie von allen, die sie kannten, als Selige betrachtet und nicht wenige versicherten, auf ihre Fürsprache hin außerordentliche Gnadenerweise erlangt zu haben. 

 

Gebet am 8. Juli

 

Maria voll der Gnaden! Ich grüße dich im Namen und mit der Hingabe aller deiner treuen Diener und Dienerinnen. Ach, würde ich dir mit meinem herzlichen Gruß doch ebenfalls solche Ehre erweisen, als die Heiligen und Seligen dir durch ihre freundlichen Grüße auf Erden Ehre erwiesen haben. Tausendmal auch begehre ich dir mehr Ehre mit meinen Grüßen zu erweisen, als die von den Un- und Irrgläubigen und bösen Christen Unehre und Schmach ist zugefügt worden. Gedenke bei meinem letzten Ende dieser meiner Grüße und stehe mir bei beim letzten Streit. Amen.

 

Zu Gott

 

Vater im Himmel, die Kinder müssen ihrem Vater, die Diener ihrem Herrn, und die Jünger ihrem Lehrer ähnlich werden. Bewahre uns denn vor stolzer Selbstzufriedenheit, vor Lauigkeit und Trägheit. Gib uns glühendes Verlangen, gib uns gewaltigen Hunger und heißen Durst, fromm, heilig und vollkommen zu werden, weil Du heilig bist, und wie Du heilig und vollkommen bist, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Kilian

 

O Gott, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Kilian die Gnade, aus Liebe zu Dir unser Herz an nichts zu hängen, und entzünde in uns das Feuer Deiner Liebe so stark, dass wir mit ihm auch andere entflammen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Den über die Panonier erhaltenen herrlichen Sieg hat Kaiser Emanuel Commenus, der im Jahr 1143 zu regieren anfing, der seligsten Mutter Gottes, als der unüberwindlichen Beschützerin der kaiserlichen Kriegsheere, dankbar zugeschrieben, und deswegen in seinem prächtigen Einzug zu Konstantinopel ihr Bildnis auf einem kostbar ausgezierten Wagen vor sich am heutigen Tag herführen lassen.

Zu Douai wurde jährlich am nächsten Sonntag nach dem 7. Juli das Fest der Wunder der seligsten Mutter Gottes de Trailles gehalten. Diese Wunder haben im Jahr 1532 dort angefangen. 

 

Andacht am 8. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Einfach ist dein Auge. Wenn du tust was Gott verlangt, so fürchte nicht, den Menschen zu missfallen; dies eine fürchte: der göttlichen Majestät zu gefallen." (Die heilige Theresia von Avila)

Diese Heilige sagte, sie wendet ihre ganze Sorgfalt dahin, so zu handeln, dass sie Demjenigen nicht missfällt, der seine Augen beständig auf sie richtet.

"Seit ich dem Dienst Gottes mich geweiht habe," sprach der heilige Vinzenz von Paul, "habe ich nie etwas insgeheim getan, das ich nicht hätte öffentlich tun dürfen; denn ich bin während meiner Handlungen von Gottes Gegenwart durchdrungen, den ich mehr fürchte als die Menschen."

Ein Altvater pflegte zu sagen: "Wenn du nicht zuvor recht gehasst hast, kannst du nicht recht lieben"; das heißt: wenn du nicht die Sünde hasst, kannst du die Gerechtigkeit nicht ausüben; laut des Ausspruches der hl. Schrift: "Meide das Böse und tu das Gute!" (Psalm 37,27) Zu beiden aber wird ein starker Vorsatz des Gemüts erfordert; denn Adam war im Paradies, und dennoch hat er das Gebot Gottes übertreten; da hingegen Ijob auf dem Misthaufen saß, und es gehalten hat. Hieraus wird klar, dass Gott allenthalben den guten Vorsatz von dem Menschen fordert.

 

Verleihe mir, Herr, dass ich nie anders als in gerader und wohl gereinigter Absicht handle. Durchdringe mich von Deiner heiligen Gegenwart und von Deinen Vollkommenheiten, dass ich der Menschen wegen nichts, um Deinetwillen alles tue und Deinen heiligsten Willen mit Freude und Liebe erfülle! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 8. Juli

 

"Gott flieht die Seele, die die Erde liebt,

wie das Vögelchen vor dem Geyer flieht."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 8. Juli - Vom Reich Gottes im Inneren

 

Mein Herz, du suchest Gott vergebens,

Gehst, ihn zu suchen, du hinaus;

Er ist in dir, der Quell des Lebens;

Drum suche ihn in deinem Haus.

 

1. Warum suchst du deinen Gott außerhalb von dir? Gleich bist du einem Menschen, der einen Quell lebendigen Wassers in seinem Hause hat, und ausgeht, anderswo vergeblich reines Wasser zu suchen. Oft zwar kannst du durch die Geschöpfe zu einiger Erkenntnis von ihm gelangen, oft aber lenken sie dich auch von ihm ab, und zu sich hin. Was auch können die Geschöpfe anderes dir sagen, außer dass er in deinem Inneren selbst ist? So suche denn nicht in der Ferne, was dir so innig nahe ist, sondern blicke in die Tiefen deines Herzens, und du wirst ihn unfehlbar finden. Trifft dich nicht folglich der Vorwurf Jesu an seine Jünger: "Schon so lange bin ich bei euch und ihr habt mich nicht erkannt?" (Johannes 14,9) 

 

2. Gott wohnt in deinem Inneren wie in seinem Reich durch seine Wesenheit, durch seine Wissenschaft und durch seine Macht. Nicht klagen kannst du also, noch dich entschuldigen, du könntest dich nicht über die Sterne erheben, Gott zu suchen, denn das Reich Gottes ist in deinem Inneren. Er wohnt ganz persönlich in deinem Herzen. Er weiß aufs Genaueste, was darin vorgeht. Er sieht alle Regungen des Herzens sogar von der Ferne. Er ist es, der dich zum Guten erleuchtet, und dich durch seinen Trost erfreut, wenn du seinen Hinweisen gehorchst. Oder er rügt dich durch die Stimme deines Gewissens, wenn du seine heiligen Gebote übertrittst, oder dich seinem Willen widersetzt.

 

3. So ehre denn deinen himmlischen König, und lass ihn nicht einsam wie einen König, der von seinem Reich verlassen ist. Wende dich oftmals an ihn durch innere Ansprache, bete ihn an, bezeige ihm deine Liebe, bitte ihn um Hilfe in deinen Nöten und Schwierigkeiten, bringe ihm Dankopfer dar, und huldige ihm als deinem wahren Herrn. Denn unterlässt du dies und wendest dich von ihm ab, dann bist du gleich einem Erdreich, das keinen Strahl von der Sonne empfängt, und daher nie mehr gute Früchte bringen kann. "Wir sind doch der Tempel des lebendigen Gottes; denn Gott hat gesprochen: Ich will in ihnen wohnen und mit ihnen gehen." (2. Korinther 6,16)

 

9. Juli

 

Maria, Königin des Friedens

 

Maria, Wundertätige Mutter

 

Von den heiligen Märtyrern von Gorkum,

+ am 9.7.1572 - Fest: 9. Juli

 

Gorkum ist ein Städtchen in der Mitte des südlichen Holland, am rechten Ufer der Maas, wo sich der Rheinarm Waal mit der Maas vereinigt; es heißt im Holländischen Gorinchen. Es hatte einst starke Mauern und eine feste Burg, die 1420 von Wilhelm von Bayern gebaut worden war. In der Mitte befand sich der „blaue Turm“, ein prächtiger Rundbau aus Marmor, der Stadt und Land weithin beherrschte. Gorkum erlangte in der Kirchengeschichte Berühmtheit durch das Martyrium von 19 Priestern und Ordensleuten am 9. Juli des Jahres 1572.

 

Holland stand bis dahin unter spanischer Herrschaft. Im Jahr 1572 kam es aber durch die Geusen, das heißt „Bettler“, zum Abfall von Spanien. Die Geusen waren die Partei der unzufriedenen Edelleute, Kalviner und voll Hass gegen alles Katholische. Am 26. Juni gelang es ihnen, in Gorkum einzudringen. Ihr Anführer Marinus Brandt hatte den Bewohnern Schutz und volle Religionsfreiheit versprochen und feierlich versichert, auch die Geistlichen nicht zu behelligen. Der Befehlshaber der Stadt, Kaspar Türk, ein tüchtiger Kriegsmann und treuer Offizier seines Königs, war mit der Übergabe nicht einverstanden und zog sich mit seinen Soldaten in die Burg zurück, in die er auch die Geistlichen und einige Frauen aufnahm. Doch schon nach kurzem Widerstand musste er sich, da er zu wenig Soldaten zur Verteidigung hatte, zur Übergabe der Festung gegen freien Abzug aller Belagerten, Soldaten, Geistlichen und Bürger entschließen. Die Geistlichen ahnten, wie die Feinde den Vertrag halten würden. Sie beichteten und empfingen die heilige Kommunion, noch ehe die Geusen einzogen. Es sollte für die meisten von ihnen die heilige Wegzehrung und Stärkung für den schwersten Kampf sein.

 

Es waren 20 Priester und Ordensleute: sechs Weltpriester, dreizehn Franziskaner und ein Augustiner. Als nach Mitternacht des 26. Juni die Geusen in die Burg eindrangen, nahmen sie die Geistlichen sofort gefangen und ließen ihren Übermut an ihnen aus, besonders an den Franziskanern und ihrem Guardian P. Nikolaus Piek, einem Mann von hervorragenden Fähigkeiten und leuchtender Heiligkeit. Sie umschlangen ihn mit seinem Gürtel, hängten ihn über eine Tür, zogen ihn auf und nieder, bis der Strick riss und der Gequälte bewusstlos zu Boden fiel. Um zu sehen, ob er schon tot wäre, hielten sie ihm brennende Kerzen ins Gesicht, ja sogar in den gewaltsam geöffneten Mund. Als der Bekenner kein Lebenszeichen von sich gab, stießen sie den Körper in eine Ecke mit den Worten: „Es ist ja doch nur ein Mönch; wer wird danach fragen.“ Der Besinnungslose kam nach einigen Stunden wieder zu sich. Furchtbar war er entstellt, das ganze Gesicht verbrannt, der innere Mund ganz voll Wunden. Aber der Heilige klagte nicht, sondern ermunterte die Seinen, guten Mutes zu sein: er habe es nun erfahren, die Todespein sei kurz, seine Schmerzen seien bald vorüber gewesen.

 

Mit ähnlichen ausgesuchten Martern quälten die rohen Soldaten an den folgenden Tagen und Nächten ihre schuldlosen Opfer. Selbst einen neunzigjährigen Franziskaner, Willehald, einen Dänen, verschonten sie nicht. Ein Soldat schlug ihm wütend ins Gesicht, aber der ehrwürdige Priester flüsterte nur leise bei jedem Schlag ein „Deo gratias, Gott sei Dank!“

 

Zwei von den Weltpriestern wurden nach einigen Tagen gegen ein hohes Lösegeld freigegeben; einer wurde schwach und sagte sich los, dafür kam ein Dominikaner aus der kölnischen Ordensprovinz, namens Johannes, der in der Nähe eine Pfarrei versah und auf die Nachricht von der Gefangennahme aller Priester in die Stadt gekommen war, um zu taufen. Dabei wurde er von den Geusen überrascht und ins Gefängnis geschleppt.

 

Die drei Weltpriester, die zum Martertum standhielten, waren die beiden Pfarrer von Gorkum, Leonhard von Wechel und Nikolaus Janssen, genannt Poppel, zwei mustergültige, seeleneifrige Priester, und ein siebzigjähriger Greis, Gottfried van Duynen, ein ehemaliger Pfarrer in Frankreich; er war ein Freund der Kinder, eine Seele voll frommer Einfalt.

 

Dem Pfarrer Leonhard Wechel wurde gestattet, zwei zum Galgen verurteilte katholische Bürger auf ihrem letzten Gang zu begleiten und in sein Pfarrhaus zurückzukehren. Am 2. Juli konnte er sogar die Kanzel besteigen und predigen in Gegenwart vieler Geusen. Mit großer Beredsamkeit legte er die Berechtigung der Marienverehrung dar und bewies aus der Fülle seiner theologischen Kenntnisse gegen die Irrtümer der Neuerer die unversehrte Jungfräulichkeit der Gottesmutter. Dann erhob er seine Stimme zu einem gewaltigen Glaubensbekenntnis für die Lehre der katholischen Kirche und zu einer flammenden Mahnung an seine Pfarrkinder, treu auszuharren im Glauben der Väter und lieber Gut und Leben hinzugeben, als den heiligen katholischen Glauben zu verleugnen.

 

Niemand wagte ihn zu unterbrechen, die entschiedene Haltung der Katholiken zwang die Geusen, den Pfarrer in Freiheit zu lassen. Sie warteten aber nur eine andere Gelegenheit ab, Rache an ihm zu nehmen und ihn bald wieder gefangen zu setzen.

 

Inzwischen hatten die Gefangenen viel von den mutwilligen Soldaten auszustehen gehabt. Da der Rat der Stadt und Freunde der Priester sich um ihre Freigabe beim Prinzen Wilhelm von Oranien bemühten, sandte Graf Wilhelm von der Marck, gewöhnlich nach seinem Geburtsort Lumnius genannt, ein wütender Priesterfeind, den Johann von Omal, einen abgefallenen Priester, nach Gorkum, die gefangenen Geistlichen nach Brielle zu bringen; dort solle ihnen der Prozess gemacht werden.

 

Da ein gewaltsamer Widerstand der katholischen Bürger bei der Abführung der Gefangenen zu befürchten war, entschlossen sich die Geusen, das Werk der Finsternis in der Nacht vom 5. Auf den 6. Juli auszuführen. Nachdem man die Priester ihrer Oberkleider beraubt hatte, wurden sie je zwei aneinandergefesselt, auf einem Fahrzeug zuerst nach Dortrecht und dann nach Brielle abgeführt und öffentlich dem Gespött und der Wut der unsinnig gegen sie rasenden Soldaten preisgegeben. Während sie mit Schmach und Unbill gesättigt wurden, standen die Gefesselten, von denen mehrere über sechzig, einige über siebzig und einer fast neunzig Jahre alt waren, bis zur Brust unbekleidet, mit Striemen bedeckt und von Blut überströmt. Aber bei allen Schlägen und Qualen kam kein anderes Wort über ihre Lippen als Gebet für ihre Feinde, Lobpreis Gottes und herzlicher Dank oder Empfehlung ihrer Seele in die Hände des Heilandes und die Bitte um standhafte Ausdauer in ihrem harten Kampf.

 

In Brielle wurden sie nach vielen Qualen und Verhöhnungen in einen unterirdischen, schmutzigen Kerker geworfen, wo sie zwei Leidensgefährten, Pfarrer aus der Nähe, vorfanden. Zwei Prämonstratenser kamen noch hinzu, so dass 23 Menschen in dem schrecklichen Loch eingepfercht waren.

 

Am Nachmittag des 7. Juli wurden sie alle in das Rathaus zum Verhör geschleppt. Drei von ihnen ließen sich zum Abfall verleiten, die anderen blieben fest. Dann wurden sie in einen anderen Kerker geführt.

 

Tags darauf mussten die sieben angesehensten Priester von ihnen zu einem neuen Verhör erscheinen. Zwei kalvinische Prediger sollten die Bekenner zum neuen Glauben überreden; man bat und beschwor sie, öffentlich den Gehorsam gegen den Papst aufzukündigen und den Glauben an die Gegenwart Christi in der Eucharistie aufzugeben. Aber die Märtyrer wussten zu gut, dass Papsttum und Eucharistie zu den starken Pfeilern des katholischen Glaubens gehören; es wurde ihnen nicht schwer, diesen Glauben zu verteidigen.

 

Zwei Brüder des Pater Guardians Nikolaus Piek gaben sich alle erdenkliche Mühe, wenigstens diesen zum Abfall vom Papsttum zu bringen; ihre Bemühungen hatten keinen Erfolg.

 

Am Abend des 8. Juli gab der Admiral Graf Lumnius den Befehl, alle Gefangenen unverzüglich aufzuhängen, und übertrug die Ausführung dem Johann von Omal.

 

Mitten in der Nacht brachen die Soldaten in das Gefängnis ein und fesselten die Märtyrer. Als Ort der Hinrichtung wählten die Häscher das zerfallene Kloster Ten Rugge, dicht vor der Stadt, wo einer der Märtyrer, Johann von Ferweyk, Priester aus dem Augustinerorden, viele Jahre glücklich verlebt hatte. Jetzt stand nur noch eine Scheune, alles übrige war von den Geusen verbrannt worden. In der Scheune waren zwei Dachbalken, lang genug, um alle Gefangenen daran aufzuhängen.

 

Vor dem Ort der Hinrichtung angekommen, warfen sich die Märtyrer alle auf die Knie zum Gebet und ermahnten sich gegenseitig zur Standhaftigkeit. Zuerst ergriffen die Soldaten den Guardian, der seine Brüder umarmte und küsste und mit den kräftigsten Worten und glühendstem Eifer Mahnungen ihnen zurief, bis der Strick seine Stimme erstickte. Nach ihm traten die übrigen einer um den anderen heran. Die meisten bestiegen die Leiter unter Worten der Liebe zu Gott, des Trostes für die Gefährten und unter Gebeten für ihre Peiniger. Alle bis auf einen blieben standhaft. Es waren elf Franziskaner, darunter neun Priester und zwei Laienbrüder, zwei Prämonstratenser, ein Augustiner, ein Dominikaner und vier Weltpriester, zusammen 19, die für ihren Glauben ihr Leben hingaben.

 

Die Soldaten schändeten die Leichen der Märtyrer in unsagbarer Weise, bis es einigen Katholiken gelang, sie am Ort des Martyriums zu begraben. Dort blieben die Reliquien bis zum Jahr 1615, wo sie erhoben und nach Brüssel in die Kirche Sankt Gudula übertragen wurden. Drei Jahre später erfolgte ihre feierliche Beisetzung in der dortigen Franziskanerkirche.

 

Die vielen Wunderzeichen, durch die Gott sie verherrlichte, bewogen Papst Klemens X., sie im Jahr 1675 seligzusprechen. Papst Pius IX. erklärte im Jahr 1867 beim achtzehnten Jahrhundertgedächtnis der Apostelfürsten die standhaften Bekenner des päpstlichen Primates und der heiligen Eucharistie als „heilige Märtyrer“.

 

Die Heiligen von Gorkum sind wirkliche Märtyrer. Was ihre Verfolger in ihnen treffen wollten, war nicht ihre Treue gegenüber Spanien, sondern ihr geistliches Kleid, das sie als amtliche Vertreter der „verhassten alten Kirche“ kennzeichnete. Vielleicht hätte man das an ihnen noch ertragen, aber dass sie die von den Neuerern geleugneten beiden Grundwahrheiten des katholischen Glaubens, die wirkliche Gegenwart Christi im allerheiligsten Altarsakrament und den Vorrang des römischen Papstes bekannten und verteidigten, das gab die Entscheidung für ihre Gefangenschaft und damit für ihren Tod. So starben sie, während ringsum ein ganzes Volk seinen Glauben fallen ließ, treu ihrer Überzeugung und verklärten durch ihr Sterben noch die dunkelste Stunde in der Geschichte ihrer niederländischen Heimat. Ihre Standhaftigkeit inmitten der tiefsten Schmach und der ausgesuchtesten Qualen reiht sie ebenbürtig den glorreichen Blutzeugen der alten Kirche an. Ihre so rührend schlichte, aber gerade darum so ergreifende Glaubenstreue stellt sie für uns alle zum begeisternden Vorbild auf.

 

Der heilige Zyrillus, Bischof und Martyrer zu Gortyna,

+ 9.7.250 - Fest: 9. Juli

 

Baronius hat bei Anführung dieses Heiligen in seinem Marterbuch eine rühmliche Bemerkung über die standhafte Rechtgläubigkeit der Christen auf der Insel Kreta aufgenommen, die einst von Martyrus, dem Bischof zu Gortyna, mit Zustimmung der übrigen Geistlichkeit an den Kaiser Leo den Großen in einem Schreiben gemacht wurde, dass nämlich Kreta niemals von irgend einer Ketzerei angesteckt worden sei und dass dieser besondere Schutz Gottes auch dem besonderen Gebet für die Reinheit des Glaubens von zehn Blutzeugen zur Zeit der Verfolgung zugeschrieben werde.

 

Von diesem Zyrillus weiß man aus seiner Jugendgeschichte einen besonderen Zug seines frommen, gläubigen, zu allem Guten bereitwilligen Charakters, dass er überall den frommen Dienern Gottes nachfolgte, um von ihnen entweder ein heilsames Wort zu hören oder ein gutes Beispiel zu sehen. So wenig ein solcher Religionseifer verborgen bleiben konnte, ebenso wenig konnte er ohne die schönsten Früchte und unbelohnt bleiben. In der Zeit nach seiner Jugend wurde Zyrillus unter die Geistlichkeit aufgenommen und ihm schließlich sogar das Oberhirtenamt übertragen, weil jedermann das Wachstum geistlicher Vollkommenheit an ihm wahrnehmen konnte. Dieses Amt bekleidete er in aller Treue durch ein halbes Jahrhundert.

 

Einfältig im Glauben, demütig in Liebe trug er die Lehre Jesu vor in Wort und Tat, weil er nichts anderes wusste und nichts anderes wissen wollte, wie der Apostel Paulus, als Jesus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit, den Gläubigen aber aus allen Völkern die Kraft Gottes zur Seligkeit. Und er sah die Früchte seines heiligen Hirtenamtes in der Glaubenserleuchtung seiner ihm Anvertrauten, in der Bekehrung vieler Heiden und vieler durch Irrtum und Sünde verlorenen Namenchristen.

 

Schließlich wurde Zyrillus als ein Greis von 84 Jahren unter dem Kaiser Dezius vom Befehlshaber Luzius herbeigeschleppt und zum Götzenopfer aufgefordert. Kurz und kräftig wies der Heilige dieses Ansinnen zurück mit dem Ausspruch Gottes: „Wer Götzen und nicht dem lebendigen Gott Opfer darbringt, der soll aus meinem Volk vertilgt werden.“ Luzius erwiderte: „Ehre doch dein hohes Alter und opfere den Göttern!“ Der Greis antwortete hindeutend auf die Lebenskraft des Glaubens, die durch keine Zeit altert, und den gläubigen Greis um so mehr stärken muss, je näher er dem Ziel ist: „Ich bin nicht alt, denn der Herr sagt: deine Jugend soll wie jene des Adlers erneuert werden. Was du mir aber zumutest, das darf ich nicht tun.“ Der Richter forderte ihn mit Schmeichelei auf: „Verlasse deinen Wahn, opfere den Göttern, und lebe ein frohes Alter! Denn ich höre, du seist ein verständiger und kluger Mann; darum wende deine Klugheit und Gelehrtheit zu deinem Vorteil an.“ Der Heilige antwortete: „Würde ich wohl weise handeln, wenn ich andere über Torheit belehrte, und nun selbst als Tor befunden würde? Nein, ich werde erst dadurch von meiner Klugheit eine Probe geben und mir zum Besten raten, wenn ich (wie einst Eleazarus) den Gegenwärtigen durch mein Beispiel die wahre Weisheit erprobe.“ Aufgebracht, dass sein Wort an den Greis nichts vermöge, vielmehr ihm selbst nur zur Beschämung, den Zuhörern aber zur Erkenntnis der Wahrheit diene, sprach Luzius das Todesurteil über ihn aus: „Wir befehlen, Zyrillus der Wahnsinnige soll als Zerstörer des Götterdienstes lebendig verbrannt werden.“

 

Freudig im Herrn vernahm der Heilige das Todesurteil, ging lobpreisend der Todesqual entgegen, und wurde auf den Holzstoß hingeworfen. Eine Menge Zuschauer drängte sich hinzu, einige wegen des Spektakels, einige um die heiligen Reste aufzuheben; alle aber harrten des Ausgangs. Das Feuer verzehrte seine Nahrung, nur nicht das Opfer, wegen dessen es angezündet worden war. Denn siehe! Der Zeuge des Glaubens saß unverletzt auf der verglimmenden Glut, die Hände zum Himmel ausstreckend. Staunen ergriff alle ob dem Wunder, heilige Ehrfurcht durchschauerte sie gegen den Heiligen, und was Gottes Absicht ist bei allen Wundern ging in Erfüllung, denn viele glaubten dem Zeugnis, das Gott für seinen Diener abgelegt hatte. Auch dem Richter kam das Wunder zu Ohren. Zur Probe ließ er sich den Heiligen vorführen, fand ihn unverletzt, lobte den Christengott und ließ ihn heimgehen.

 

Alles freute sich des so wunderbar geretteten und wiedergeschenkten Bischofs. Alles drängte sich zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder, und auch Heiden riefen voll Verwunderung aus: wir glauben an den Gott, der dich gerettet hat. Nur der so glorreich gerettete Diener Gottes seufzte: „Ach, dass ich nicht würdig erfunden worden bin, für meinen Erlöser zu sterben!“ Er fuhr aber fort seines Amtes zu walten, nahm zärtlich auf, wer immer zu ihm kam, verkündete die Botschaft des Heils, unterrichtete im Glauben, taufte die Neubekehrten, ermunterte zur Glaubenstreue, zur Gottseligkeit hinweisend auf die große Macht Gottes im Retten, im Belohnen und Strafen.

 

Die zunehmende Verehrung des Heiligen wurde aber eine offenkundige immer größere Beschämung des Befehlshabers, der, wie es der beleidigte Stolz tut, sich selber Vorwürfe machte: „Warum habe ich meine Macht nicht gebraucht, warum habe ich ihn leben lassen?“ und befahl den Heiligen durch das Schwert hinzurichten; und so erhielt der treue Diener Gottes das Ziel seiner Wünsche.

 

Die heilige Veronika Giuliani, Mystikerin, Äbtissin,

+ 9.7.1727 – Fest: 9. Juli

 

Da sich die Liebe besonders durch die Teilnahme an dem Unglück und den Schmerzen des Geliebten bewährt, so verehrte auch, wie so viele andere Heilige, die im Jahr 1839 heiliggesprochene Jungfrau Veronika Giuliani (gestorben am 9. Juli 1727) die seligste jungfräuliche Mutter ununterbrochen durch diese Teilnahme an ihren bitteren Schmerzen. Die Leiden Mariens waren oft der Gegenstand der Betrachtung und Gespräche der frommen Jungfrau und zwar unter solch mitleidender Empfindung, dass Pater Tassinari, einer ihrer Beichtväter, von sich selbst bezeugt, er habe sich der Tränen nicht enthalten können, wenn er sie darüber reden hörte, und beisetzt, Veronika habe ihm ein lebendiges Bild von der schmerzhaften Mutter vermitteln können. Um die Herzen ihrer Klosterfrauen zu dieser Andacht zu öffnen, ließ sie im Chor eine Bildsäule errichten, die die schmerzhafte Mutter lebhaft darstellte, und führte ihr zu Ehren einen Bittgang auf jeden dritten Sonntag des Monats im Kloster ein, der auch später immer gehalten wurde. Als Veronika zur Oberin gewählt und ihr nach Gewohnheit die Schlüssel, die Ordensregel und das Siegel des Klosters übergeben worden waren, trug sie sie zuerst vor das allerheiligste Sakrament, dann warf sie sich vor dem Bildnis der schmerzhaften Mutter auf die Knie und brachte ihr die Schlüssel, die Regel und das Siegel dar mit der Bitte, sie möchte an ihrer Statt Oberin des Klosters sein. Jeden Abend vor dem Schlafengehen wiederholte sie diese andächtige Huldigung und Übergabe der Schlüssel an Maria als Oberin.

 

Am Karfreitag des Jahres 1697 begab sich mit ihr Folgendes: „Indem ich für die Sünder betete,“ so berichtet sie selbst, „wurde ich verzückt und hatte die Erscheinung Jesu, des Gekreuzigten, und Mariens, seiner schmerzhaftesten Mutter unter dem Kreuz, wie sie auf dem Kalvarienberg gestanden hat. Der Herr sagte zu mir, er sei gekommen, mich ganz in sich zu verwandeln und mir das Siegel seiner heiligen Wunden aufzudrücken. Ich wendete mich mit vollem Vertrauen zur Mutter Gottes und sagte: Ich bin zu allem bereit, o seligste Jungfrau! Opfere du dich in meiner Person mit allen deinen Verdiensten, Leiden und Schmerzen, die du unter dem Kreuz und während des heiligen Leidens erduldet hast; bitte deinen Sohn um Gnade und Barmherzigkeit für mich, denn ich vermag nichts, und bereite du mich zu dieser Gnade.

 

Die seligste Jungfrau stellte sich zu den Füßen ihres Sohnes und tat alles. Während sie für mich bat, erkannte ich mein Nichts, und dass alles nur von Gott ist; ich sah ein, wie sehr er die Seelen liebt, besonders meine undankbare Seele, und erkannte innigst meine Hilflosigkeit, und meinen Undank. O Gott, ich kann davon weiter nichts ausdrücken, als dass ich ein festes Vertrauen auf den Herrn und eine Abschälung von mir selber empfand, Gott allein und die Seele allein. Hier offenbarte mir der Herr, wie ich mich in Zukunft zu verhalten hätte, und wiederholte mir: Ich bin gekommen, mich dir gleichförmig zu machen, ich will dich ans Kreuz heften. Was da meine Seele empfand, kann ich nicht beschreiben. Unterdessen zog der Herr meine Seele zu sich und vereinigte sie aufs Liebevollste mit sich, und soviel ich abnehmen konnte, war es eine neue Verzückung, die zu der vorigen Gemütssammlung hinzukam. In diesem Augenblick entzündete sich in mir eine solche Begierde, mit dem Herrn gekreuzigt zu werden, dass ich zur seligsten Mutter sagte: O Mutter der Gnaden und der Barmherzigkeit, erwirb mir die Gunst, mit meinem gekreuzigten Bräutigam gekreuzigt zu werden. Und sie sprach zu ihrem Sohn: Kreuzige diese Seele!

 

Er aber erwiderte: Sie wird diese Gnade erhalten; und fragte mich wieder: Was wünschst, was verlangst du? Ich antwortete: Du weißt es, mein Herr, wonach ich mich sehne. Er aber antwortete: Ich will von dir vernehmen, wonach du verlangst. Und ich sagte: Mein Gott, ich verlange die Erfüllung deines Willens. Da sprach der Herr zu mir: Eben das wollte ich von dir haben, und ich will dich nun in meinem Willen befestigen und ganz in mich verwandeln. Was wünschst du? Ich antwortete: O Gott, mein höchstes Gut, verweile nicht mehr und kreuzige mich mit dir! Da ergriff mich eine heftige Reue über alle meine begangenen Sünden; ich bat den Herrn von ganzem Herzen um Vergebung, und opferte ihm sein Blut, sein Leiden und seine Schmerzen, besonders seine heiligsten Wunden auf, und empfand den innigsten Schmerz über alles, was ich in meinem Leben jemals begangen hatte. Darauf antwortete mir der Herr: Ich verzeihe dir; verlange aber von dir für die Zukunft mehr Treue, und mittelst meiner Wunden verleihe ich dir diese Gnade, zu deren Zeichen werde ich dir die erwähnten Siegel aufdrücken.

 

In diesem Augenblick sah ich von seinen heiligen Wunden fünf glänzende Lichtstrahlen ausgehen, die sich mir näherten und sich dann in kleine Flammen verwandelten. In vier von ihnen waren Nägel, und in der fünften eine Lanze, dem Gold gleich und ganz glühend; die Lanze durchdrang mein Herz, die Nägel aber durchbohrten meine Hände und Füße. Ich empfand große Schmerzen, aber in eben diesen Schmerzen sah und fühlte ich mich ganz in Gott verwandelt. Sobald ich verwundet war, wurden die Feuerflammen wieder zu glänzenden Lichtstrahlen und ließen sich auf die Hände, Füße und Seite des Gekreuzigten nieder. Der Herr hat mich als seine Braut bestätigt, mich seiner Mutter übergeben und für allezeit ihrem Schutz anvertraut.“

 

Nachdem dieses Gesicht verschwunden war und Veronika wieder zu sich kam, fand sie sich mit ausgestreckten und erstarrten Armen, und mit großen Schmerzen an Händen, Füßen und Herzen.

 

Nach ihrem Tod fand die abgeordnete Kommission nicht nur die fünf Wundmale an ihrem Leib, sondern, nachdem er Leichnam geöffnet worden war, neben den Leidenswerkzeugen und den heiligen Namen „Jesus und Maria“, auch sieben Schwerter ihrem Herzen eingeprägt, gerade so, wie sie selbst in ihrem Leben auf Befehl ihres Beichtvaters es aufgezeichnet hatte. So sollte sich klar offenbaren, wie sehr ihr Herz der Betrachtung und Verehrung der Schmerzen der allerseligsten Jungfrau gewidmet war. 

 

Die zweiunddreißig seligen Martyrinnen von Orange, Ordensfrauen,

+ 6.-26.7.1794 – Fest: 9. Juli

 

Von Martyrerblut befruchtet ist unsere heilige Kirche gewachsen und stark geworden. Aber die Reihe der heldenmütigen Glaubenszeugen hat damit nicht aufgehört, kein Zeitalter hat ihnen ein Ende gesetzt, im Gegenteil immer neue Sterne erstrahlen im Purpurrot ihres Blutes am Himmel der Kirche. Denn die „Pforten der Hölle“ stürmen immer wieder an gegen den von Christus gestifteten Gottesbau, ihr Hass lechzt in unstillbaren Durst nach dem Blut der treuen Diener Christi, des Gottkönigs, der sie durch sein Blut besiegt hat.

 

Frankreichs Revolutionsmänner zu Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts waren auch solche Helfer Satans, die gegen alles wüteten, was an Gott und göttlichen Namen erinnerte, die unzählige Priester, Mönche und Nonnen aufs Schafott schickten oder sie ertränkten oder in der Fieberhöhle von Cayenne umkommen ließen. Heute wollen wir einer solchen Heldenschar gedenken, eine Schar von zweiunddreißig schwachen Nonnen, deren heiligmäßiges Leben von Gott mit der Gnade des Martyriums gekrönt wurde. Es sind das die Schwestern Maria Rosa aus dem Orden des heiligen Benedikt, Schwester Iphigenie vom heiligen Matthäus mit zwölf Gefährtinnen aus der Genossenschaft der ewigen Anbetung, Schwester Elisabeth Theresia vom heiligsten Herzen Jesu mit fünfzehn Ursulinen und die zwei leiblichen Schwestern Margareta Eleonore de Justamont und Magdalena Franziska, beide Nonnen aus dem Zisterzienserkloster zu Avignon.

 

En Dekret vom 13. Februar 1790 hatte alle religiösen Orden in Frankreich aufgehoben und ihre Güter dem Fiskus verfallen erklärt. Am 1. Oktober mussten die zwei Zisterzienserinnen ihr Ordenskleid ausziehen und in ihrer Heimat, in Bollène, eine Zuflucht suchen. Weit öffnete sich ihnen das väterliche Haus, sie aber zogen es vor, im noch bestehenden Konvent der Ursulinen um Aufnahme nachzusuchen, wo schon zwei andere Mitglieder der Familie Justamont als Ordensfrauen weilten. Auch die erwähnten Schwestern von der ewigen Anbetung hatten in Bollène eine Heimstätte gefunden. Obwohl verschiedenen Orden angehörig, waren doch alle eins in der begeisterten Liebe zu unserem Heiland und in der eifrigen Beobachtung ihrer Gelübde. Zwei Jahre dauerte dieses eigenartige klösterliche Leben, dann wurden die frommen Frauen auf die Straße gesetzt. In kleiner Gemeinschaft setzten sie aber das Klosterleben, soweit es möglich war, fort. Da kam die Schreckensherrschaft Robespierres. Wie an anderen Orten wurde auch in Orange ein Volksgericht eingesetzt, das unbeschränkte Vollmacht über Freiheit und Leben derer erhielt, die als Verräter an der Republik angezeigt wurden. Am 29. Dezember 1793 erließ der Prokonsul der Rhonekreise ein Dekret, das alle ehemaligen Klosterfrauen verpflichtete, den „Eid auf die Freiheit und Gleichheit“ abzulegen oder als verdächtig betrachtet und behandelt zu werden. Eine solche Drohung erschreckte unsere Schwestern nicht. Sie wussten, dass man in Frankreich unter Freiheit bloß die Freiheit von jeder Religion verstand und unter Gleichheit die Gleichheit in der Gottlosigkeit, dass also ein solcher Eid den Abfall vom Glauben bedeuten würde. Alle Schwestern von Bollène weigerten sich ganz entschieden, den Eid zu leisten. Daraufhin wurde vom Überwachungsausschuss der Stadt der Haftbefehl gegen sie erlassen. Am 2. Mai wurden sie, neunundzwanzig an der Zahl, nach Orange gebracht. Keine hatte auch nur den leisesten Versuch gemacht zu fliehen oder sich zu verstecken. Nachdem sie die vorausgehende Nacht im Gebet zugebracht hatten, bestiegen sie am nächsten Morgen den Karren, die sie unter Bedeckung von Nationalgardisten ins Gefängnis wegführten. Am 10. Mai trafen noch zwei Schwestern vom heiligsten Sakrament ein und die Benediktinernonne Maria Rosa aus der Abtei Caderousse, in der Welt Susanna Agatha de Loye genannt, die bisher in ihrer Heimat Serignan gelebt hatte. Sie sollte ihren Mitschwestern die Führerin auf der Triumphstraße des Martyriums werden. Die zweiunddreißig Nonnen machten aus dem Frauengefängnis de la Cure, in dem sie eingekerkert waren, ein wahrhaftes Kloster. Aufs pünktlichste wurde die klösterliche Tagesordnung eingehalten; Gebet und Betrachtung wechselten ab mit kleinen Handarbeiten. Besonders tat sich durch ihre Frömmigkeit die jugendliche Schwester Magdalena Justamont hervor; ihre Gefährtinnen nannten sie nur „die Heilige“. Seit fünfzehn Jahren hatte sie täglich die seligste Jungfrau gebeten an einem ihrer Festtage sterben zu dürfen. Ihr Gebet wurde erhört; sie vollendete ihr Opfer am Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel.

 

Die Ehre der Martyrprimiz wurde der seligen Maria Rosa zuteil. Am 5. Juli wurde sie mit dem Priester Lusignan und zwei Schwestern vom heiligsten Sakrament vor das Volkstribunal gestellt. Die Richter hofften, sie würde den anderen ein Beispiel der Schwäche geben. Als aber der Vorsitzende Fauvety sie aufforderte, den „Eid der Freiheit und Gleichheit“ zu leisten, wies sie ihn mit aller Entschiedenheit zurück und erklärte, dass sie die Leistung dieses Eides als einen wirklichen Abfall vom Glauben betrachte. Ihrer Erklärung schlossen sich die anderen Angeklagten an. Der Staatsanwalt beantragte darauf gegen sie als „Erzfeinde der Freiheit und weil sie versucht haben, die Republik durch Fanatismus und Aberglauben zu zerstören“, den Tod. Die Verkündigung des Todesurteils wurde auf den nächsten Tag verschoben. Um 6 Uhr abends wurden der Priester Lusignan und Schwester Maria Rosa auf das Schafott geführt. Ihr Wetteifer als würdige Martyrer Christi zu sterben war derart, dass man, wie ein Augenzeuge berichtet, nicht hätte entscheiden können, ob die Ordensschwester den Mut des Priesters oder der Priester den Mut der Schwester mehr aufrecht hielte.

 

Neunmal wiederholte sich im Lauf des Juli nun das gleiche Schauspiel, indem immer mehrere Schwestern zugleich abgeurteilt und hingerichtet wurden. Selbst die Henker zitterten und wurden gerührt, wenn ihnen die Bräute Christi dankten, dass sie mit ihrer Hilfe so rasch zur Hochzeit des Lammes eilen konnten, wenn sie mit heiterem Antlitz ihr unschuldiges Haupt unter das Fallbeil legten. Schwester Pelagia umarmte im Angesicht des Schafotts ihre Mitschwestern, nahm eine Schachtel Konfekt aus der Tasche und reichte sie ihnen mit den Worten: „Hier ist unser Hochzeitskonfekt“; mit heiliger Heiterkeit aßen alle davon. Schwester Maria vom heiligen Heinrich küsste die Guillotine als das Instrument, wodurch sie Gott in den Himmel brachte. Schwester Maria Theoktista stimmte das Magnifikat an. Als wahre Heldinnen besiegelten sie der Reihe nach mit ihrem Blut ihren katholischen Glauben und ihre Ordensprofess.

 

Gott gab seinerseits den Martyrinnen Zeugnis durch manche wunderbare Begebenheit. Drei ungerechte Richter bekehrten sich auf unverhoffte Weise, manche Krankenheilungen und andere Wohltaten wurden auf Anrufung der seligen Blutzeugen hin erlangt. Die stete Verehrung der Gläubigen, vor allem aber die erwiesene Tatsache, dass sie rein um des Glaubens willen ihr Leben hingeopfert haben und so wahre Blutzeugen Christi geworden sind, hat Papst Pius XI. bewogen, am 10. Mai 1925 die zweiunddreißig Ordensfrauen in die Schar der anerkannten Seligen aufzunehmen und ihre kirchliche öffentliche Verehrung zu gestatten.

 

Möge die Fürbitte der seligen Blutzeugen dazu beitragen, Frankreich und ganz Europa vom Fluch der großen Revolution zu befreien, der in seinen Nachwirkungen noch immer auf uns lastet. Und wenn dieser fortfressende Fluch auch über uns eine Stunde der Verfolgung bringen sollte, dann, o Herr, wirke auch an uns das Wunder deiner Gnade, dass wir nach dem Beispiel dieser schwachen Nonnen heldenhaft für Dich Zeugnis ablegen!

 

Selige Johanna Scopelli

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Fest der seligen Johanna Scopelli. Die selige Johanna war eine Italienerin und wurde zu Reggio (Aemilia) im Jahr 1428 geboren. Es genügte ihr nicht, nur fromm in der Welt zu leben. Ihre Sehnsucht nach möglichster Vereinigung mit Jesus, dem Bräutigam ihrer Seele, drängte sie, sich dem Herrn im Ordensstand, und zwar im Karmelitenorden zu weihen. Johanna trug bereits in der Welt als Tertiarin das Ordenskleid und unter ihm ein raues Bußgewand sowie einen scharfen Bußgürtel. Einzig mit einem Kruzifix, ihrem ganzen Reichtum, versehen, ging sie daran, ein Kloster dieses Ordens zu gründen. Machte man sie auf ihre Mittellosigkeit aufmerksam, so erwiderte sie immer: "Ich habe einen Schatz, Jesus, den Gekreuzigten, in dem allein ich reich bin." Inzwischen sah sie sich bereits um einen Platz um und gewann durch das Beispiel ihrer Frömmigkeit Genossinnen, die geneigt waren, in das zu gründende Kloster einzutreten. Eine Witwe von Reggio bot sich selbst, ihre beiden Töchter und ihr Haus dazu an. Groß war darüber die Freude Johannas und ihren Genossinnen, die sich sofort dahin begaben. Wohl suchte der böse Feind, sie zu beunruhigen, doch der Herr erschien ihr von wunderbarem Licht umflossen und von zahlreichen Engeln umgeben und sprach: "Tochter, erschrick nicht wegen der Trugbilder des Satans und verlass den eingeschlagenen Weg der guten Werke nicht!" Dann legte er ihr zum Unterpfand des himmlischen Lohns eine kostbare Krone auf das Haupt und erfüllte ihr Herz mit unbeschreiblicher Freude. Im Jahr 1485 legte sie den Grundstein des neuen Klosters, dem sie den Namen zur "Mutter Gottes vom Volk" gab und in dem sie als erste Priorin eine blühende Ordenszucht begründete. Ihr Gottvertrauen wurde auch weiterhin nicht zuschanden. Der Herr sorgte oft wunderbar für seine Bräute und ließ sie nie an dem Nötigen Mangel leiden. Johanna hatte eine zarte Andacht zu Maria, der lieben Mutter Gottes. Ihr zu Ehren sprach sie an den Vorabenden der Marienfeste tausendmal den Englischen Gruß und fastete sie an allen Samstagen bei Wasser und Brot. Als aber ihr Beichtvater dies vernahm, und ihr befahl, sie solle am Abend vor Mariä Verkündigung nur ein einziges Ave Maria beten, gehorchte Johanna getreulich und wurde für so pünktlichen Gehorsam durch eine Verzückung belohnt, in der sie von heißester Liebe zu Gott entbrannte und strahlend im hehren Lichtglanz die ganze Nacht hindurch mit ihrem Geist im Himmel weilte. Wiederholt wurde den bösen Geistern Gewalt gegeben, sie heftig zu versuchen. Zum Lohn für ihre Treue erquickte sie darauf der Herr wieder mit himmlischen Wonnen. Wahrhaft selig fühlte sich Johanna, als eines Tages, an dem sie recht krank zu Bett lag, der liebe Heiland in Gestalt eines weißgekleideten Jünglings vor ihrem Lager erschien, sie mit frischen, wohlriechenden Rosen bekränzte und ihr den Tag ihres Hinscheidens offenbarte. Am 9. Juli 1491 erteilte Johanna ihren geistlichen Töchtern die letzten, herrlichen Ermahnungen und schied hierauf mit dem Kuss des Friedens von ihnen. 

 

Pater Albert von der heiligen Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Albert von der heiligen Maria. Pater Albert, geboren am 19. April 1634 zu Cambrai, machte seine humanistischen Studien am Gymnasium der Jesuiten daselbst. Dem Studium der Philosophie widmete er sich an der Universität zu Douai. Hier fühlte er zum ersten Mal seinen Beruf zum Ordensleben, ohne indes an eine bestimmte, klösterliche Genossenschaft zu denken. In der Kirche der Karmeliten, wo er die Heilige Messe besuchte, erfüllte ihn die andächtige, erbauliche Haltung der am Altar dienenden Brüder mit solcher Hochachtung gegenüber diesem Orden, dass er in ihn eintrat. So wurde er ein Sohn der heiligen Theresia. Zum Priester geweiht, wurde er zuerst Gehilfe des Novizenmeisters zu Namur, dann Meister der Neuprofessen zu Lüttich. Im Lauf der 15 Jahre, während der er dieses Amt verwaltete, übte er den vorteilhaftesten Einfluss auf die jungen Kleriker und Laienbrüder aus. War er gezwungen zu tadeln, so tat er es mit so großer Liebe und mit so viel Verständnis, dass alle zur Erkenntnis ihrer Fehler kamen. Pater Albert stellte dann den Einzelnen nicht nur ihre Pflichten vor Augen, sondern zeigte ihnen auch deren Zweckmäßigkeit und Vortrefflichkeit in so herrlichem Licht, dass sie unwillkürlich danach verlangten. Sein Eifer war um so größer, als ihm alles daran lag, sie zu ganzen Karmeliten, d.i. zu Männern des Gebetes, der Buße und der Arbeit heranzubilden. Noch mehr Gelegenheit, dieses sein Talent zu betätigen, bot sich ihm in seiner Eigenschaft als Prior zu Douai und später als Provinzialvikar und als Provinzial. Sein persönliches Verhalten änderte er mit dem Wechsel der Ämter nicht. Auch als Provinzial nahm er die niedrigsten Arbeiten, z.B. das Reinigen der Schüsseln und Teller in der Küche, mit der gleichen Hingebung vor wie die wichtigsten Maßnahmen und die ehrendsten Verrichtungen bei kirchlichen Feiern. Musste er in seiner Stellung als Oberer Fehler rügen, so fiel es ihm selbst schwerer als denen, die er ermahnte, da seine Worte überaus viel Liebe atmeten und mehr zum Fortschreiten anregten als schmerzten. In allem ging Pater Albert seinen Untergebenen mit dem schönsten Beispiel voran. Er hielt auch auf seinen Reisen soviel wie möglich die klösterliche Tagesordnung ein und pflegte dabei nicht nur das innerliche Gebet, sondern begann und schloss die Betrachtung auch genau in der Weise, wie es im Chor zu geschehen pflegt. Seinen Leib züchtigte er streng; selbst den Speisen, die er notwendigerweise zu sich nehmen musste, benahm er den natürlichen Wohlgeschmack durch Beimischung von Wermut. Er betete viel - wer zu ihm in die Zelle kam, fand ihn regelmäßig auf den Knien liegend - und war auch tagsüber stets so mit Gott vereinigt, dass er in seinen Gesprächen unwillkürlich auf Göttliches zu reden kam; doch geschah dies so ungezwungen und anregend, dass sich alle davon wohltuendst berührt fühlten. Sein Vorbild war in allem der heilige Vater Johannes vom Kreuz. Mit Recht galt er allgemein als dessen würdigster Sohn, ein vollendeter Heiliger. Nachdem er am 9. Juli 1705 verschieden war, erschien er mehreren frommen Seelen im Glanz des himmlischen Glorienscheines und erwirkte verschiedenen, die Zuflucht zu ihm nahmen, auffallende Gnaden.

 

Gebet am 9. Juli

 

Allerseligste Jungfrau Maria, Mutter meines Gottes, obgleich ich ganz unwürdig bin dein Diener zu sein, erwähle ich dich dessen ungeachtet, gerührt von deiner wunderbaren Barmherzigkeit und von dem Wunsch, dir zu dienen, in Gegenwart meines heiligen Schutzengels und des ganzen himmlischen Hofes zu meiner ganz besonderen Gebieterin, zu meiner Fürsprecherin und Mutter. Ich nehme mir fest vor, dich ab heute immer lieben zu wollen und mein Möglichstes zu tun, damit auch andere dich lieben und dir dienen. Ich bitte dich, o heilige Mutter Gottes, meine barmherzige und liebenswürdige Mutter, um des für mich vergossenen Blutes deines göttlichen Sohnes willen, nimm mich auf unter die Zahl deiner Verehrer und fortwährenden Diener. Stehe mir bei in allen meinen Gedanken, in meinen Worten und Werken, in allen Augenblicken meines Lebens, so dass alle meine Schritte, alle meine Atemzüge mir nur dazu dienen, um die Ehre meines Gottes zu vermehren, und ihm treu bis an mein Lebensende zu dienen. Amen. 

  

Zu Jesus Christus

 

Hilf uns, o Jesus, dass wir Dein Leiden oft und gerne betrachten und verehren, besonders bei der heiligen Messe und der heiligen Kommunion. Hilf uns, dass wir nicht so oft in Kirchen, Zimmern und auf Wegen Dein Kreuz sehen, ohne dabei etwas zu denken und zu empfinden. Hilf uns aber noch mehr, dass wir selbst geduldig und freudig leiden, und uns alle unsere Leiden recht für unsere Seele zu Nutzen machen. Wir bitten Dich darum durch Deine unendlichen Leiden und Deinen schmählichen Tod am Kreuz. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Einweihung der Pfarrkirche Unserer Lieben Frau zu Boulogne zwischen Paris und St. Cloud. Diese Kirche wurde durch die Freigebigkeit der Wallfahrer, die wegen vieler auf die Anrufung der seligsten Jungfrau dort gewirkten Wunder häufig dahin kamen, gebaut, und im Jahr 1469 durch den Bischof zu Paris eingeweiht.

 

Andacht am 9. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Wenn jemand glaubt, er hat getan, was Gott von im für das Gelingen eines Geschäftes verlangt, so ist er, wenn die Tugend der Einfalt ihm innewohnt, ruhig, ob das Geschäft einen guten Ausgang genommen hat, oder ob es misslungen ist." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Der gottselige Priester Heinrich Boudon, der so oft die Worte im Mund führte: "Gott, und nur Gott allein!" um sich dadurch immer anzuregen, bloß Gottes wegen zu wirken, wurde oftmals verleumdet und grausam verfolgt. In solchen Fällen jedoch verlor er den Frieden der Seele niemals, und war auch so weit entfernt, betrübt zu werden und zu klagen, dass er vielmehr Gott pries und Ihm dankte. Sein Wahlspruch war: "Gott will mich prüfen, oder in seiner Barmherzigkeit züchtigen; soll ich mich also nicht freuen, dass ich auf solche Weise behandelt werde?" 

Der Abt Palladius pflegte zu sagen: "Eine Seele, die da verlangt, nach dem göttlichen Willen zu leben, muss entweder lernen, was sie nicht weiß, oder aber andere lehren, was sie weiß. Hat sie aber weder zu dem einen noch zu dem anderen Lust, so ist dies der Anfang, dass eine solche Seele von Gott geschieden wird."

 

Wie, mein Gott, wie solltest Du, das unendliche Gut, einem so geringen Herzen nicht genügen? Wahrlich mehr als genug bist Du einem Herzen, das Dich liebt! Nach Dir allein verlange ich! O gib Dich mir, und schalte dann mit mir nach Deinem Willen! Gehorchen will ich Dir immerdar und für alles danken! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 9. Juli

 

"Betrachtet den Triumph der Martyrer,

die ihr Blut aus Liebe vergossen haben.

Soldaten Jesu Christi, seid unüberwindlich wie sie, und bedenkt,

dass ein Mensch ohne Mut allezeit ohne Ehre sein wird."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 9. Juli - Die Abtötung muss das Gebet begleiten

 

Willst gute Früchte du genießen,

Lass dich die Mühe nicht verdrießen.

Gern gibt der Himmel alles dir,

Doch fordert Arbeit er dafür.

 

1. Es täuscht sich, der da glaubt, die ganze Frömmigkeit bestehe im Gebet. Viele halten sich für sehr fromm, weil sie Geschmack am innerlichen Gebet finden. Von diesem Irrtum sind zumal manche Menschen befangen, die nicht gerne arbeiten, noch mit ihrem Hauswesen sich beschäftigen. Sie bedenken nicht, dass gerade hierin ihre besondere Frömmigkeit bestehen muss, und dass sie dadurch die christliche Abtötung üben. Lieber beten sie, als sie die mühsamen Pflichten ihres Standes erfüllen, und bilden sich Großes auf ihre Frömmigkeit ein, ob sie auch dabei ungeduldig, verleumderisch, eigensinnig, rachsüchtig sind, und ein weichliches Leben lieben. Christliche Seele, gehe hier mit dir selbst ins Gericht, und öffne die Augen über diese schwere Täuschung.

 

2. Die Abtötung ist eine Frucht des innerlichen Gebets. Bringt dein Gebet diese Frucht nicht hervor, so ist es eine müßige und unfruchtbare Beschäftigung. Das Gebet ist die Schule der Wahrheit und der Liebe. Die Wahrheit erleuchtet und führt uns auf den Wegen Gottes. Die Liebe aber spornt uns an, zu tun, was wir als Gott wohlgefällig erkennen, und drängt uns daher, uns selbst zu überwinden, zu verleugnen, unsere Untugenden auszurotten, und der Natur Gewalt anzutun. Dadurch aber wird die Seele immer reiner und geeigneter zur Betrachtung himmlischer Wahrheiten, und empfänglicher für das Feuer der göttlichen Liebe. Also unterstützen das innerliche Gebet und die Abtötung einander gegenseitig, und können auch nicht ohne einander bestehen.

 

3. Die Heiligen, die dem innerlichen Gebet und der Betrachtung ergeben waren, glühten vor feuriger Gottesliebe, weil sie durch die Abtötung alle Leidenschaften ihres Herzens bezähmt und dem Geist unterworfen hatten. Warum wird durch deine Abtötung dein Gebet nicht vollkommener, nicht inniger, nicht feuriger? Weil du bei deiner Abtötung nicht darauf ausgehst, dein Herz von den Geschöpfen, noch von dir selbst zu lösen. Denn besserst du auch hin und wieder einen leichten Fehler, so geschieht dies doch meist, um den Menschen nicht dadurch zu missfallen. Dabei aber schonst du ängstlich deine herrschende Leidenschaft. "Viel Studieren und Betrachten ermüdet den Leib." (Prediger 12,12)

 

10. Juli

 

Die heiligen Sieben Brüder

 

Die heutige Legende ist wie ein Lied, wie ein zweistrophiger Heldengesang der Treue zu Gott und zu Christus.

 

Die erste Strophe besingt eine Heldentat, die sich zweihundert Jahre vor der Geburt des Heilandes zutrug und die aus der Biblischen Geschichte des Alten Testamentes bekannt ist. Der gottlose König Antiochus von Syrien hatte das Land Israel unterjocht und wollte die Juden zum Abfall von dem einen wahren Gott dadurch verleiten, dass er sie zwang, Schweinefleisch zu essen, was nach dem Gesetz des Mose verboten war. Es wurde ihm auch eine Mutter mit sieben Söhnen vorgeführt, und da sie sich insgesamt standhaft weigerten, das Gebot zu übertreten, das Gott durch Mose gegeben hatte, ließ sie Antiochus, beim ältesten Sohn angefangen, der Reihe nach unter entsetzlichen Martern vor den Augen der jeweils noch Lebenden zu Tode peinigen. Als letzte starb die Heldenmutter, die mit blutendem Herzen der Qual der Söhne zugesehen, ihre Schmerzen miterduldet und sie trotzdem zur Standhaftigkeit aufgefordert hatte. Man nennt die Frau die Makkabäische Mutter. Diese Geschichte ist also die erste Strophe in dem genannten Heldengesang der Treue.

 

Was die zweite Strophe besingt, ereignete sich etwa zweihundert Jahre nach Christi Geburt. Damals lebte zu Rom eine vornehme christliche Witwe mit Namen Felizitas, die sieben Söhne hatte, prächtige Kinder und begeisterte Christusjünger. Alle wurden des Glaubens wegen verhaftet, und was sich vierhundert Jahre zuvor in Israel zugetragen hatte, wiederholte sich auf die gleiche Weise zu Rom. Dem Alter nach wurden alle vor die Wahl zwischen Abfall vom Glauben und Tod gestellt, und unter dem heldenhaften Zuspruch der Mutter wählten die jungen Helden allesamt den Tod der Treue zum Heiland. „Mensch!“ erwiderte der älteste Sohn dem Richter auf die Frage, ob er Verrat an Christus üben wolle, „Mensch!“ sagte er, „das kommt gar nicht in Frage, ich bleibe treu.“ Ähnliche Antworten gaben auch die übrigen sechs, und alle starben sie für den Glauben vor den Augen der jeweils Überlebenden, und die Mutter, die mit jedem Sohn mitlitt und gleichsam mitstarb, vollendete den Heldengesang ihrer herrlichen Kinder vier Monate später ebenfalls mit dem glorreichen Martertod. Welch ein Empfang muss doch die große Frau im Himmel erlebt haben! Ihrer gedenkt die Kirche am 23. November, während sie das Fest der heiligen Sieben Brüder am heutigen Tag begeht.

 

Von den sieben Söhnen der heiligen Felizitas muss uns vor allem der zweitjüngste, Alexander mit Namen, teuer sein, denn seine heiligen Überreste kamen im frühen Mittelalter in das Städtchen Wildeshausen im heutigen Oldenburg. Man kann sich keine Vorstellung machen, mit welcher Pracht und unter welchem Zulauf aus dem ganzen Land die Überführung der Reliquien stattfand, aber den Weg, den der Zug damals nahm, kann man heute noch verfolgen, denn überall wo die heiligen Überreste eine Nacht verweilten, bauten die Leute danach ein Gotteshaus zu Ehren des jugendlichen Martyrers. Daher gibt es so manche Alexanderkirchen in Deutschland.

 

Welch herrliche Menschen waren doch die zwei Mütter und ihre Söhne! Auf die Mutter im Haus kommt es meistens an.

 

Der heilige Walderich aus Regensburg, Mönch in Cluny,

+ 10.7.1100 – Fest: 10. Juli

 

Während der 59 Jahre, da der heilige Abt Hugo dem weltberühmten Kloster Cluny vorstand, lebte daselbst ein frommer Mönch, namens Walderich, der aus einer edlen Familie Bayerns stammte und im Anfang des 11. Jahrhunderts zu Regensburg geboren war.

 

Derselbe hatte sich mit Gerard, der später Bischof von Ostia und Kardinal der römischen Kirche wurde, nach Cluny begeben, um daselbst unter der Leitung des gotterleuchteten Abtes Hugo ein gottseliges Leben zu führen. Der Abt gewann die zwei Jünger aus Bayern sehr lieb und ließ sich ihre Förderung im geistlichen Leben sehr angelegen sein. Walderich wurde auf Befehl des Abtes gar bald zur Würde des Priestertums erhoben und zum Lehrer der jüngeren Mitbrüder aufgestellt. Ausgezeichneten Ruf erwarb er sich als Beichtvater. Junge Leute und Greise eilten zu seinem Beichtstuhl, um ihm ihr Herz zu offenbaren und ihn in ihren Gewissensangelegenheiten zu Rate zu ziehen. Alle empfingen bei ihm die notwendige Belehrung, und Trost und Beruhigung für ihre Seele. Alle fügten sich willig in seine Forderungen, obgleich er oft sehr Schweres und Hartes verlangte. Sie erkannten die Weisheit seiner Führung und die Liebe, mit der er um ihr Seelenheil bekümmert war. Darum vertrauten sie sich unbedingt seiner Leitung an. Zudem hatte ihm der Herr die Gabe der Wunder verliehen.

 

Nach einem Bericht aus dem Jahr 1104 wurde Walderich auch nach Deutschland gesendet, um die klösterliche Zucht in einigen verfallenen Klöstern dieses Landes zu ordnen und auf strenge Haltung der heiligen Regel zu dringen. Er vollendete seine Lebenstage zu Cluny, wahrscheinlich im Jahr 1100, somit 21 Jahre vor seinem Lehrer und Abt, dem heiligen Hugo. Als sein Todestag wird der 10. Juli angegeben. Dass er ein Bayer gewesen und in Regensburg geboren sei, ist erst durch die im Jahr 1641 in Druck erschienene Chronik des Klosters Cluny bekannt geworden.

 

Die heilige Amalberga, Jungfrau von Temsche,

+ 10.7.772 – Fest: 10. Juli

 

Amalberga, die jüngere, ist um dieselbe Zeit geboren, in der die ältere Amalberga starb, etwa um das Jahr 690. Sie entspross einem hochadeligen Geschlecht in Flandern, das mit den Karolingern in Verwandtschaft stand. Christian und Eva werden ihre Eltern genannt, denen nach zuverlässigen Urkunden das heutige Temsche, ein Marktflecken zwischen Antwerpen und Dendermonde gelegen, das Gut Mater (Materen) bei Qudenarde und das weit entfernte Landgut Rodingen im Ardennenwald gehörten. Hier im stillen Rodingen, umgeben von der ernsten Schönheit der Natur, von Wald und Bergen, fern von der Unruhe und dem eitlen Treiben der Welt, da war es, wo die künftige Braut des Herrn heranwuchs zugleich mit ihrem Bruder Rodin, der auch als „Seliger“ verehrt wird.

 

Als das Kind in die Jahre kam, dass es Unterricht erhalten sollte, traf es sich, dass der heilige Willibrord auf einer Reise bei Amaliens Eltern Herberge nahm und sie veranlasste, die vielversprechende Tochter in das Kloster Münster-Bilsen zur Ausbildung zu schicken. Dieses Kloster bei der Stadt Bilsen an der Demer in Belgisch-Limburg war von der heiligen Landrada, vielleicht einer Enkelin Pippins des Älteren, gegründet worden, die dortmals noch als Äbtissin mit Weisheit waltete. Unter dem Wehen heiligen Friedens und stetiger Gottesliebe wuchs Amalberga zu einer herrlichen Jungfrau heran, gleich bewundernswert ob ihrer hohen Geistesbildung wie wegen ihrer körperlichen Schönheit. Ihr Ruf zog den berühmten Kriegsmann Karl Martell, den Sohn Pippins des Mittleren, an, so dass er angelegentlichst um ihre Hand warb. Allein der Jungfrau war bereits eine andere Liebe aufgegangen.

 

Schon von zartester Kindheit an war sie in besonders gnadenvoller Weise von Gott geführt worden. Ihm gehörte ihr ganzes Denken und Lieben von seinen ersten Anfängen an. Da war es nicht zu verwundern, dass sie sich, vor die lebenswichtige Frage der Standeswahl gestellt, endgültig dahin entschied, dem göttlichen Bräutigam auch ungeteilt im ehelosen, jungfräulichen Stand für immer anzugehören. Ein wirklich heroischer Entschluss bei einem Mädchen in der Lage und Stellung der heiligen Amalberga. Einen glänzenden gesellschaftlichen Rang brachte sie dadurch zum Opfer. Ein schwerer, gefährlicher Kampf war erst zu führen, um diese kostbare Perle sich zu sichern. Karl, der sich im Krieg ob seiner gewaltigen Schläge gegen Friesen und Sachsen den Namen „der Hammer“ verdiente, war nicht der Mann, sich so leicht von einer Jungfrau besiegen zu lassen. Ein rauer Kriegsheld, hatte er nicht Überwindungskraft genug, seine eigene Leidenschaft männlich zu besiegen. Dass ihn auch die Scheu vor dem Heiligen nicht zurückhielt, wo es die Erreichung seiner Absichten galt, weist die Geschichte aus. Abgewiesen mit seinen Bewerbungen, war er willens Gewalt zu brauchen. Der Bruder Amalbergens, Rodin, erhielt Kenntnis von der Gefahr und rettete die gefährdete Jungfrau nach Mater, der väterlichen Besitzung. Allein ihre Sicherheit war nur eine kurze. Eines Tages ereilte sie die Schreckensnachricht, Fürst Karl stehe mit seinen bewaffneten Begleitern vor den Toren. Wohin sollte das schwache Mädchen vor dem Furchtbaren flüchten?  Es eilte zu dem, der es berufen hatte, die Jungfrauschaft ihm zu weihen, der ja auch allmächtig ist, die Seinen zu schützen, zu dem schon die Jungfrauen der ersten christlichen Zeit nicht umsonst um Hilfe gegen die Tyrannen gefleht hatten. Amalie floh in die Hauskapelle. Der zügellose Mann drang ins Heiligtum nach. Die verfolgte Braut des Herrn, vor dem Altar hingeworfen, umfasst mit ihren Armen die heilige Stätte, auf dass niemand imstande sei, sie davon loszureißen. Aus angsterfülltem Herzen steigt der flehentliche Hilferuf auf zum Schirmer der Unschuld. Karl versuchte es zuerst mit schmeichelnden Worten, mit Versprechungen, mit Schilderungen der Freuden, die er seiner Braut bereiten wollte, und der Ehren, die sie an seiner Seite genießen sollte. Doch die Jungfrau, die in der Stille mit der heiligen Agnes beten mochte: „Dem bin ich vermählt, dem die Engel dienen, dessen Schönheit Sonne und Mond bewundern; ihm allein bewahre ich die Treue, ihm weihe ich mich ganz und ausschließlich“, sie gab gar keine Antwort, sie schaute nicht einmal auf zu ihm. Vergängliche Schönheit, die Gott ihr verliehen, soll nicht Gelegenheit bieten, die leidenschaftliche Sinnenlust des Bewerbers noch mehr zu entflammen. Dieser, gereizt durch den abweisenden Widerstand, erfasste ihren Arm, um sie mit Gewalt emporzuziehen. Vergeblich! Wie angeheftet an den Boden, wie von höherer Kraft gestärkt scheint die Jungfrau, so dass auch dieses Mannes eiserne Kraft zuschanden wird. Ähnliches erzählen die Martyrerakten von der heiligen Lucia. Der Knecht der Leidenschaft kann seinen Zorn nicht mehr bemeistern. Im trotzigen Ringen bricht er der unbezwingbaren Jungfrau den Arm. Nun aber hielt er beschämt inne und verließ den Ort seines Frevels. Amalberga, die starke Frau, hat im Streit um ihre Jungfräulichkeit auch noch das Verdienst des Martyriums hinzuerworben. Noch immer umklammert sie den Altar und betete mit der heiligen Agnes: „Ich rufe zu dir, allmächtiger, anbetungswürdiger Vater; denn durch deinen heiligen Sohn bin ich den Drohungen des gottesräuberischen Tyrannen entgangen und siehe, ich komme zu dir, den ich geliebt, den ich gesucht, den ich immer gewünscht habe.“ Und er kam, der göttliche Bräutigam; zum untrüglichen Zeichen seines Wohlgefallens an ihrer Treue gegen ihn heilte er ihr den Arm. Unversehrt erhebt sie sich.

 

Von jetzt an, nach so heißem Kampf, lebte die heilige Amalberga unbehelligt auf ihrem Gut in Temsche als gottverlobte Jungfrau. Man hätte erwarten können, dass sie wieder in ihr geliebtes Bilsen oder in eine andere Friedensstätte zurückgeeilt wäre. Aber war es die Sorge, dem Kloster, dem sie sich einverleibt hätte, vielleicht Belästigungen und Missgunst seitens ihres mächtigen Bewerbers zu bereiten, der die erlittene Niederlage dem Kloster hätte entgelten lassen können, oder war es die Erkenntnis, dass Gott sie zu einer anderen Lebensweise bestimmt habe, oder was immer für ein anderer Grund sie bewog in der Welt zu bleiben, ihre Wahl entsprach sicher der Eingebung und dem Willen Gottes, dem sie sich ja zu vollkommenem Gehorsam verpflichtet hatte. Es ist gewiss auch Gottes Wille, dass reine Seelen, die um Christi willen die Ehelosigkeit wählen, in der Welt verbleiben, um hier seine Werkzeuge zum Segen der Menschheit zu sein, wie es andere im Kloster sein sollen. Wenn die Ordensleute durch das Beispiel der freiwilligen Armut und lebenslänglichen Keuschheit einen mächtigen Eindruck auf die Welt hervorzubringen und ihr durch die Tat beweisen, dass es möglich ist, ein sittenreines Leben zu führen und den Genüssen der Erde zu entsagen, werden dann nicht jene, die mitten in der Welt das gleiche Beispiel geben, auch die gleiche Wirkung erzielen und somit auch die gleiche Lebensaufgabe haben? Gar viele Weltmenschen sehen und lernen nie Klöster kennen. Andere wieder, durch gehässige Darstellungen irregeleitet, haben eine ganz verkehrte Ansicht darüber und große Vorurteile. Ihnen sollen solch reine, von inniger Liebe zu Jesus erfüllte Seelen durch Beispiel und Samaritertätigkeit apostolische Dienste leisten. Diese Aufgabe hatte die heilige Amalberga für sich erwählt und übte sie in vollkommenster Weise. Reicher irdischer Besitz, der ihr von den Eltern zufiel, gab ihr hierzu die ausgiebige Möglichkeit. Die Zeit, in der das Christentum noch auf seinem Missionszug durch die fränkisch-deutschen Länder sich befand, hatte ihre mannigfaltigsten Bedürfnisse.

 

Amalberga ließ aus ihrem Vermögen in Temsche eine Kirche erbauen und der seligsten Jungfrau Maria weihen. Die uralte Inschrift, die noch heute sich an der Pfarrkirche in Temsche befindet, ist der sprechende Beweis hierfür, abgesehen von anderen geschichtlichen Quellen. Gegenüber den Armen war sie „wunderbar freigebig“, wie der heilige Bischof Radbod von Utrecht berichtet; „sie liebte statt der weltlichen Gesellschaften die Armen Christi“. Für sich aber „zog sie vor“, wie wir in der gleichen Quelle lesen, „mit den Edelsteinen der Tugenden sich zu schmücken statt mit kostbaren Kleidern; sie beschloss, den Augen der Menschen sich in geringer und selbst verächtlicher Erscheinung zu zeigen, um vor den Augen Gottes desto wertvoller und tadelloser zu sein. Sie bediente sich nicht des Goldes und der Perlen, da sie wusste, dass auch ihr Bräutigam Christus sich deren auf Erden nicht bediente; sie liebte nicht den Purpur und feine Stoffe, da ihr nicht unbekannt war, wie viele um dieser Dinge willen ins Verderben stürzen. Statt vieler Besuche, statt häufigen Verkehres mit den Menschen, den sie gänzlich verschmähte, verweilte sie unablässig im Tempel des Herrn, an seinen heiligen Altären wachend und betend“. Das Gebet war ihr das Mittel, ihre jungfräuliche Reinheit makellos zu bewahren, es war das ihr mögliche und nicht unwirksame Mittel, am Aufbau des Reiches Christi mitzuarbeiten. Auch durch die Tat beteiligte sie sich hieran, indem sie den Jungfrauen von Temsche, die sie um sich scharten, die überirdische Weisheit, die sie in der Schule des Gebetes und der Heiligen erlernte, mitteilte und sie zu Zeugen ihrer Liebeswerke und ihrer heldenmütigen Tugend- und Bußübungen machte.

 

Die treue Dienerin des Herrn erreichte ein Alter von zweiundachtzig Jahren. Die verlässlichsten Schriftsteller geben das Jahr 772 als Todesjahr an. Der 10. Juli wird ihr Sterbetag sein, da die Kirche diesen Tag von jeher als ihren Geburtstag für den Himmel beging. Alle Denkmäler, die von der heiligen Jungfrau Amalberga sprechen, bezeugen, dass ihre Verehrung, wenigstens in Belgien, immer hoch in Blüte war. Besonders bestand unter der Bevölkerung von Ostflandern ein wahrer Wettstreit in ihrer Verehrung, wie denn auch eine Menge wunderbarer Tatsachen glaubwürdig berichtet werden, die uns Beweis sind von dem Vertrauen des Volkes auf die fürbittende Macht dieser „wunderbaren Jungfrau“ (hl. Radbod).

 

„Als der Sohn Gottes auf die Erde kam, hat er sich sogleich eine neue Familie gegründet, damit er, der im Himmel von Engeln angebetet wurde, auch auf Erden seine Engel (die Jungfrauen) habe.“ (Hl. Hieronymus an Eustochium)

 

Der selige Engelbert Kolland von Tirol,

Priester und Martyrer von Damaskus, OSB,

+ 10.7.1860 – Gedenktag: 10. Juli

 

Das allen Christen teure Grab des Erlösers in Jerusalem ist seit siebenhundert Jahren den Mitgliedern des Franziskanerordens, den „Vätern vom heiligen Grab“, zur Obhut übergeben. Mit opfervollster Hingabe versehen sie unter den schwierigsten Verhältnissen bis in die neueste Zeit diesen Ehrendienst. Tausende von Mitbrüdern fanden schon ihren Tod durch den Fanatismus der Türken. Aus neuerer Zeit ist noch das furchtbare Blutbad in trauriger Erinnerung, das im Juli 1860 von den Mohammedanern in Damaskus angerichtet wurde. Unter den Franziskanern, die damals den Tod fanden und die von Papst Leo XIII. am 17. Dezember 1885 als „ehrwürdig“ erklärt, von Papst Pius XI. aber am 10. Oktober 1926 seliggesprochen wurden, verdient der Tiroler Pater Engelbert Kolland im Andenken des deutschen Volkes bewahrt zu werden.

 

Die Heimat Michael Kollands ist das Dorf Ramsau im Zillertal, der Geburtstag der 21. September 1827. Seine Jugend fiel in jene traurige Zeit der Zillertaler Religionswirren, wo der alte Geist der Irrlehre, wie schon früher öfter, sich wieder erhob und zur Auswanderung von 414 Protestanten nach Preußisch-Schlesien führte, 1837. Auch Kollands Vater Kajetan, der den größten Teil des Jahres in Steiermark verbrachte, neigte mit seiner Familie zum Protestantismus. Als 1836 der Erzbischof Friedrich Fürst Schwarzenberg das Zillertal durchzog, um als guter Hirte seine verirrten Schäflein wieder zurückzugewinnen, da saß er auch im Hause Kollands in der niedrigen getäfelten Stube und sprach ihm und seinen Nachbarn ins Gewissen. Die Sorge des Oberhirten hatte Erfolg. Die Familie Kolland ließ sich umstimmen. Wie konnte sie ihr zeitweiliges Schwanken besser sühnen als dadurch, dass sie dem wahren Glauben einen Missionar und Martyrer schenkte?

 

Das Söhnlein Michael zeichnete sich in der Schule durch Frömmigkeit, Talent und Fleiß aus. Deshalb wurde er nach Salzburg geschickt, wo er die ersten vier Jahre im bischöflichen Knabenseminar, dann als Stadtstudent das Gymnasium besuchte. Nach Vollendung der Studien trat er bei den Franziskanern ein. Der junge Frater Engelbert nahm es ernst mit der Ordensdisziplin. Während des ganzen Noviziates genoss er kein geistiges Getränk, auch nicht Kaffee. Die höheren Studien machte er in Schwaz, Hall, Kaltern und Bozen und empfing 1851 in Trient von dem ehrwürdigen Fürstbischof Tschiderer die Priesterweihe.

 

Schon in jenen Vorbereitungsjahren auf den priesterlichen Beruf fühlte Kolland den Zug in sich, dem lieben Gott als Missionar unter den Ungläubigen Seelen zuzuführen. Deshalb verlegte er sich mit allem Eifer und großem Erfolg auf das Erlernen von Sprachen, darunter auch des Arabischen. 1855 reiste er zur Mission ins Heilige Land ab. Welch Opfer fordert für einen Missionar schon allein der Abschied von der Heimat, von Eltern und Geschwistern! Pater Kolland, der ein weiches, frohes Gemüt besaß, kostete die ganze Schwere des Opfers. Drei Geschwister, mit denen er noch in Graz zusammentraf, wollten ihn mit aller Gewalt von seinem Vorhaben abbringen. In einem Brief, den er noch vom Schiff aus heimwärts richtete, schrieb er: „Mein Blick war, so lange er ausreichte, nach Triest gewandt. Mein Herz blutet beim Gedanken, dass ich nun so fern von meinen lieben Eltern und Geschwistern mich befinden soll.“ Je größer das Opfer, um so süßer der Lohn!

 

Tiefe Glückseligkeit und erhebende Andacht durchzogen das empfängliche Gemüt des Ehrwürdigen beim Besuch der heiligen Stätten. Brachte die Wache am Heiligen Grab auch mannigfache Strapazen mit sich, „die Nähe des Kalvarienberges, wo der Herr so viel gelitten hat, machte ihm alles leicht“. Doch durfte Pater Kolland nur einige Wochen im Grabeskloster zu Jerusalem bleiben. Er wurde bald mit der Seelsorge in Damaskus betraut, die neben der religiösen Tätigkeit noch viele andere Müheleistungen in weltlichen Angelegenheiten und später auch den italienischen Schulunterricht mit sich brachte. In Anerkennung der ungewöhnlich regen Tätigkeit des eifrigen Missionars gedachten nach vier Jahren seine Oberen ihn als Definitor nach Jerusalem zu berufen. Allein die Christen von Damaskus wollten ihren Seelsorger gerne noch länger behalten und diese Liebe der Seinen wurde ihm zum Untergang, vielmehr zur frühen Vollendung im Martyrium.

 

Es brach jene obengenannte Verfolgung aus, die sich im Libanon und in Damaskus so viele Massenopfer holte. Der Jünger des göttlichen Kreuzträgers, der den Kreuzweg so gerne betrachtend an geheiligter Stelle ging, sah sich nun selbst auf seinem Kalvaria dem Tod gegenüber. Für einen noch jugendkräftigen, lebensfrohen Mann, wie der ehrwürdige Kolland war, musste begreiflicherweise ein gewaltsamer Tod seine natürliche Schrecklichkeit ausüben. Auch war das kein ruhmvolles Bekennen und Verurteiltwerden vor einem Richter, der irgendeine scheinbare Rechtsbefugnis für sich in Anspruch nehmen konnte. Nur der Ingrimm und Christenhass der Muselmannen marterte die Christen und hieb sie nieder, wo er sie traf. Der Verfolgte soll sich auch retten, so will es Gott und der liebe Heiland hat selber gesagt: „Verfolgt man euch in einer Stadt, so flieht in eine andere.“ Pater Engelbert zitterte wohl vor der drohenden Gefahr. Würde ihn Gott nochmal beschützen, so würde er gerne wieder zurückkehren in sein liebes Tirol, um die Mutter noch einmal zu sehen, so meinte er in seinen Briefen. Als schon der Tod lauter an die Klosterpforten pochte, riet Pater Engelbert an, unter dem Schutz des Emirs Abd-el-Kader zu flüchten, des berühmten Araberhäuptlings, der seinerzeit in Frankreich interniert, von Napoleon III. aber freigegeben, in Damaskus lebte und die Christen beschützte. Doch Kollands Rat drang nicht durch und der Gehorsam hielt ihn selbst im Kloster zurück. Als aber die Türken die Tore sprengten und über seine sieben Mitbrüder herfielen, da floh er doch noch über die Nachbardächer zu einer befreundeten katholischen Familie, verkleidete sich rasch und versuchte so zum Emir zu gelangen. Auf der Straße wurde er aber erkannt und trotz seines Sträubens festgehalten. Man wollte ihn zwingen das Kreuz seines Rosenkranzes mit Füßen zu treten. Hatte Pater Engelbert alles getan, was die Rechte der Natur, die Gebote Gottes und die christliche Klugheit forderten, sein Leben zu retten, nun vor die Entscheidung gestellt, den Feinden des Kreuzes offen zu zeigen, dass Jesus Christus der Gott seines Herzens war, da trat Gottes Gnade ins Werk, siegreich alle widerstrebenden Regungen der Natur aus dem Feld schlagend. Mit festem Mut erklärte der Martyrer, sie sollten ihn nur töten, seinen Glauben werde er als Christ und Priester nie verleugnen. Lautlos sank er unter den Säbelhieben der Mohammedaner zusammen.

 

Kollands Leichnam blieb einige Tage an derselben Stelle liegen und wurde von den Hunden angefressen, bis ihn endlich ein Lazarist auffand und ihn in einer wasserleeren Zisterne barg. Als es später in Damaskus wieder ruhiger wurde, konnte sein Leichnam erhoben und mit den anderen getöteten Franziskanern beigesetzt werden. Der Tiroler Jerusalem-Pilgerverein hat dem ehrwürdigen Martyrer im österreichischen Hospiz zu Jerusalem eine Gedenktafel errichtet, die dazu gehörige Kirche wurde in neuerer Zeit mit seinem Bild geschmückt.

 

Wie Aussaat und Ernte, wie Same und Frucht ist das Christentum, das göttliche „Senfkörnlein“. Ein Glaubensbote und Martyrer, Vigilius, aus der Fremde kommend, hat dem tirolerischen Gebirgsland den Glauben gebracht, das längst bekehrte Land schickt wieder einen Glaubensboten und Missionar als Frucht aus, in noch weniger glücklichen Erdteilen den christlichen Samen zu streuen. Unter Sturm und Wetter, unter Kampf und Leid vollzieht sich die Reife. In dem Land, das der Herr der Ernte selbst mit seinem Blut getränkt hat, scheint der christlichen Saat eine ununterbrochene Leidensgeschichte beschieden und die vollreife Frucht erst der letzten Zeit vorbehalten zu sein. 

 

Anna Bernard

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Anna Bernard. Anna Bernard war die Tochter eines Binders zu Bordeaux, Peter Bernard, und dessen Ehefrau Margareta, einer geb. Andreaut. Sie wurde am 11. Februar 1745 geboren und erhielt von ihren Eltern kein großes Vermögen, aber eine echt christliche Erziehung. Zur trefflichen Jungfrau entwickelt, fühlte sie den Drang, sich ganz Gott zu weihen und, wenn auch in der Welt, doch im heiligen Gehorsam zu leben. Um die gewünschte geistliche Leitung zu erhalten, trat sie mit ihrer besten Freundin Cäcilie Pannetier in den Dritten Orden U. L. Frau vom Berge Karmel ein. Nach deren Tod zog sie in die gleiche Wohnung mit Therese Thiac, die ein Geschwisterkind des Karmelitenpaters Pannetier war. Mit diesem wurden beide Mädchen im Jahr 1794 verhaftet. Der Militärgerichtshof nahm eine Verhandlung vor und erkannte nach kurzem Verhör auf: Tod. Der Tag, auf den der Vollzug des Urteils festgesetzt war, kam heran. Anna Bernard und Therese Thiac wurden zur Richtstätte geführt und sangen auf dem ganzen Weg bis zur Placa Dauphiné geistliche Lieder. Dort mussten sie die Hinrichtung ihres geistlichen Vetters mitansehen. Noch einmal erhielten sie seinen Segen, dann waltete der Scharfrichter seines schrecklichen Amtes. Anna Bernard und ihre Gefährtin starben mit erbaulicher Standhaftigkeit. Noch existiert über die edle Jungfrau eine Aufzeichnung, die von Frau Lafargue, einer Nichte, herrührt und berichtet, die Dienerin Gottes habe im Augenblick, als Pater Pannetier für seinen Glauben starb, dem grausamen Urheber der blutigen Szene, Lacombe, mit bebender Stimme Worte gesagt, die eine Drohung enthielten und bald darauf in Erfüllung gingen. Vermutlich war es dasselbe, was ihm einige Tage später Abbé Durande de Ramefort sagte: "Du verurteilst mich und ich bin unschuldig. Aber wisse, dass bald der Zorn Gottes über dich kommen wird. Noch einige Tage und das Volk (das ihm damals zujubelte) wird dich zum Schafott führen." Tatsächlich wurde Lacombe vier Tage nach dieser Äußerung in den Kerker geworfen. Am 14. August desselben Jahres führte man ihn unter Schimpf und Hohn und Steinwürfen zu demselben Platz, wo er verdientermaßen den Tod fand, dem er so oft viele einzig ihres Glaubens und ihrer Tugend wegen überantwortet hatte. 

 

Gebet am 10. Juli

 

O meine liebe Mutter Maria, Königin der Martyrer und der Schmerzen, um meines Heiles willen hast du so viele Tränen für deinen gestorbenen Sohn vergossen. Aber was würden mir deine Tränen helfen, wenn ich dennoch verloren ginge? Erlange mir also um der Verdienste deiner Schmerzen willen aufrichtige Reue über meine Sünden, wahre Besserung des Lebens und fortwährendes und zärtliches Mitleid mit dem Leiden Christi und mit deinen Schmerzen. Wenn du und dein Sohn, die ihr doch beide so unschuldig gewesen seid, so viel für mich gelitten habt, so bewirkt, dass auch ich, der ich die Hölle verdient habe, geduldig leide und ausharre bis zum Ende. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, verleihe den Eifer, den Du der heiligen Felizitas geschenkt hast, allen Eltern, damit sie einst so viele Heilige im Himmel zählen, als sie auf Erden Kinder gehabt haben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Mein Gott, ich habe viel gelernt, aber wie schäme ich mich, dass ich die Weisheit so vieler Unstudierten nicht habe, die weniger wissen, aber mehr lieben. Ich bitte um Deinen Heiligen Geist, der sich nur den Einfältigen und Demütigen mitteilt. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Zu Aachen wurden, von heute angefangen, vierzehn Tage lang in der Kirche Unserer Lieben Frau dem Volk und den zahlreich zuströmenden Pilgern Reliquien der heiligen Mutter Gottes gezeigt. Man sah dort eine Menge Wallfahrer aus allen christlichen Ländern. Die Ungarn und Böhmen haben da eine eigene Kapelle gestiftet, um darin beichten zu können.

 

Andacht am 10. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Wenn es dir widerfährt, etwas zu sagen oder zu tun, das nicht von allen gut aufgenommen wird, so denke darum nicht viel nach, was du alles gesagt hast; denn es unterliegt keinem Zweifel, dass die Eigenliebe uns antreibt, in allem, was wir sprechen oder tun, den Beifall der Menschen zu suchen. - Die Einfalt überlässt der Vorsehung den Erfolg der Werke, die man Gott zu Liebe getan hat." (Der heilige Franz von Sales)

Dieser heilige Bischof erkundigte sich niemals, ob, was er geglaubt hatte sagen und tun zu müssen, gelobt oder getadelt würde. Als er einst erfuhr, dass einige etwas, das er getan hatte, mit bitterem Tadel belegten, antwortete er, ohne die geringste Ereiferung: "Was ihr da sagt, darf mich eben nicht wundern; da selbst die Werke Christi nicht den Beifall aller hatten, ja auch heutzutage noch von manchem getadelt werden."

Ein junger Einsiedler kam einst zum Abt Pastor und sprach: "Wenn ich meine Nächsten besuche, oder wenn diese um gewisser Ursachen willen  zu mir kommen, so fürchten wir uns, wenn wir beieinander sind, dass uns nicht etwa müßige Reden oder ein ungeziemendes Wort entfällt." "Das ist ganz recht," antwortete der Abt Pastor; "denn junge Leute sollen sich billig in Acht nehmen." "Was aber," fragte jener, "taten die Altväter bei solchen Gelegenheiten?" - "Solche vollkommene und im Guten bestätigte Männer," sprach der heilige Greis, "wussten um keine unnützen Reden und fremde Gespräche."

 

Gestatte nicht, mein Gott, dass ich die Eigenliebe anhöre, die mich antreibt, in allem, was ich spreche und wirke, den Beifall der Menschen zu suchen. Dein Lob allein, Herr, ist die Absicht meines Verlangens; denn Dir allein will ich gefallen. Aufopfern will ich Dir alle meine Werke; Dir zu Liebe allein will ich sie vollbringen, und dann Deiner Vorsehung sie anheimstellen. Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 10. Juli

 

"Die beste und sicherste Methode, die Kinder gut zu erziehen,

besteht darin, dass sie in ihren Eltern nie etwas gewahren,

das nicht ein Beispiel der Tugend ist."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 10. Juli - Von der Beschämung der Sünder am Gerichtstag

 

Könnten meine Schuld die Menschen sehen,

Müsste nicht vor Schande ich vergehen?

Doch erst am Gerichtstag: welche Pein,

Aller Augen bloßgestellt zu sein.

 

1. Beschämung ist von der Sünde unzertrennlich. Zwar kannst du ihr in diesem Leben, doch kannst du ihr nicht für immer entgehen, denn erscheinen wirst du vor Gottes Gericht in der ganzen Abscheulichkeit deiner Laster, nicht sie zu tilgen, sondern ihre Schande zu tragen. Dort wird die Unverschämtheit auch dem Verworfensten vergehen. Gott selbst wird den Schleier dir vom Angesicht reißen, mit dem nun dein Stolz und deine Ruhmredigkeit deine Ausschweifungen bedeckt, und in ihrer ganzen Schändlichkeit wird deine Blöße allen sichtbar sein. Ach, so schwer fällt es dir nun, deine Sünden einem Priester heimlich zu bekennen, was aber wird es sein, vor allen Menschen sie zu offenbaren? Nur die Buße kann sie bedecken. 

 

2. Keine Bitterkeit geht über Entehrung und Verachtung. Sie ist die eigentliche Pein des Menschen. Der Tod selbst hat nichts Bitteres. Die öffentliche Entehrung überleben ist die furchtbarste aller Drangsale. Ja viele brachten sich selbst ums Leben, ihr zu entkommen. Was also wird es sein, vor dem ganzen menschlichen Geschlecht in tiefster Schande zu stehen, und dem Abscheu und die Verachtung aller ertragen zu müssen. Würdest du nicht vor Scham in die Erde versinken wollen, wenn jenes schändliche Laster, das du vor dir selbst verbergen möchtest, der ganzen Stadt mit allen hässlichen Umständen bekannt würde? Eben diese Abscheulichkeit aber werden dann alle sehen. Wirst du diesen Anblick ertragen können? So beschäme dich denn jetzt auf heilsame Weise, dass du dann der untilgbaren Beschämung entkommst.

 

3. O trostlose, grässliche Verzweiflung, wie keine auf Erden denkbar ist! Ewig wirst du diese Schmach ertragen, sie wird in die Hölle dir nachfolgen, foltern wird sie dein Bewusstsein ohne Unterlass, bestehen wird sie im Andenken aller Menschen, und keiner Vergessenheit preisgegeben werden in Ewigkeit. Wärst du je noch unschlüssig, diesen Schaudern der Verzweiflung zu entkommen? So bekenne denn nun in Reue und Zerknirschung deine Sünden, dass sie dann nicht zu deiner ewigen Schmach bestehen. Jeremia 3,25: "Übergeben werde ich euch zu ewiger Schande und zu ewiger Schmach, die nimmermehr soll vergessen werden."

 

11. Juli

 

Der heilige Benedikt, Abt und Ordensstifter von Monte-Cassino, Italien,

+ 21.3.547 - Fest: 21. März / 11. Juli

 

Der heilige Benedikt wurde im Jahr 480 in Nursia geboren, in einem kleinen Städtchen in der Nähe von Rom. Weil die Eltern es sich leisten konnten, schickten sie den Sohn nach Rom, wo er an den hohen Schulen studieren sollte, damit er ein berühmter Mann werde. Berühmt ist er dann auch geworden, sogar einer der berühmtesten Männer, die es gegeben hat, aber seine Berühmtheit war von anderer Art, als die Eltern es sich träumten.

 

Gleich von Anfang an gefiel es Benedikt nicht in Rom. Er konnte sich im weichen und gedankenlosen Wohlleben der leichtsinnigen Großstadt nicht zurechtfinden. Albern und läppisch kamen ihm die Mitschüler vor, er jedenfalls war aus härterem Holz geschnitzt. Schnell auch durchschaute der kluge Bauernsohn aus den Bergen das Leben und Treiben in der verlotterten Römerstadt. Alles schien ihm hohl und leer zu sein. Da erfasste ihn der Ekel, er brach das Studium ab, verzichtete darauf, ein berühmter Mann im Sinn der Welt zu werden und zog von den Büchern weg in die Einöde, um in strenger Einsamkeit und weltferner Abgeschiedenheit betend sein Leben einzig Gott zu weihen.

 

Die nächsten drei Jahre lebte Benedikt verborgen in einer unzugänglichen Felsenhöhle. Niemand kannte seinen Aufenthaltsort außer einem Einsiedler, der ihm die Reste der eigenen kärglichen Mahlzeit an einem Seil hinabließ. Für die Welt war Benedikt spurlos untergegangen, in ihm selbst aber wurde in jenen begnadeten Jahren der Heilige geboren. Nicht ohne Kampf geschah es, denn kein Mensch bleibt von Versuchungen verschont, auch der heiligste nicht. Heilig wird man nur dadurch, dass man die Versuchungen überwindet. Und weil Sankt Benedikt die Welt und sich selbst überwand, ist er ein Heiliger und ein berühmter Lehrer der Heiligkeit geworden.

 

Eines Tages wurde durch Gottes Zulassung der Schleier des Geheimnisses gelüftet, der über Benedikt lag. Wie ein Rosenduft verbreitete sich da der Ruf von seinem heiligen Leben, und wie ein Magnet mit Gewalt Eisenspäne anzieht, so sammelten sich um Sankt Benedikt gleichgesinnte Männer, die unter seiner Leitung nach einem sehr hohen Ziel strebten, nämlich nach der Heiligkeit in der strengen Zucht des katholischen Klosterlebens.

 

Im Jahr 529 gründete der heilige Benedikt das weltberühmte Kloster auf dem Monte Cassino in Mittelitalien, von dem aus im Lauf der Zeit an die hunderttausend Tochterklöster entstanden, und groß ist die Zahl der Menschen, die im Orden des heiligen Benedikt und unter seiner weisen Regel heilig geworden sind.

 

Weltweit ist dazu der Segen, der von den Benediktinerklöstern ausging; denn die schwarzen Mönche haben sich bis auf den heutigen Tag nicht damit begnügt, nur sich selbst zu heiligen, sondern sie haben auch andere Menschen zum Himmel geführt. Überall und immer sind sie eingesprungen, wo Not groß und Dienst und Hilfe gebraucht wurden. Sie haben Wege und Straßen gebaut und Wälder und Ödland gerodet, Balken gezimmert und Häuser errichtet, Ackerbau und Viehzucht vorbildlich gepflegt und haben vor allem Schulen gegründet und dadurch der Welt und den Menschen gedient wie sonst wohl niemand. Dieses große Verdienst darf niemand den Klöstern vom schwarzen Orden nehmen. Die Quelle aber, von der aus sich der gewaltige Segen über die Welt ergoss, war Sankt Benedikt, der Vater aller abendländischen Mönche.

 

Was doch aus einem Menschen nicht alles werden kann, wenn er das Herz auf dem rechten Fleck hat und danach strebt, ein wirklicher Mensch, ein Heiliger zu werden!

 

Der heilige Papst und Martyrer Pius I.,

+ 11.7.155 - Fest: 11. Juli

 

Papst Pius der Erste dieses Namens, wird als Sohn eines gewissen Ruffinus angegeben, in Aquileia in Italien geboren. Er bestieg den päpstlichen Stuhl unter der Regierung des Kaisers Antoninus. Sein Vorgänger war der heilige Papst Hyginus. Von seinem Leben ist nur wenig überliefert worden. Ihm werden einige kirchliche Verordnungen zugeschrieben, z.B. über genaue Achtsamkeit auf den Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus, damit nichts davon verschüttet werde, und über die Kirchen- und Armengüter, dass diese unveräußerlich bewahrt und nur zu ihrem Zweck verwendet werden. Schließlich über die Einsegnung von Klosterfrauen und gegen den Missbrauch oder die Falschheit des Eides. So wird ihm auch die allgemeine Festsetzung des Osterfestes auf einen Sonntag zugeeignet. Er weihte auch die warmen Bäder Novitians zu einer Kirche zu Ehren der heiligen Potenziana, hielt dort oft seine persönliche Andacht und gab dieser Kirche viele Geschenke.

 

Besonders wird von ihm ein Hirtenbrief an Justus, Bischof zu Vienne in Frankreich, als Beweis seiner oberhirtlichen Sorgfalt gerühmt. Hier eine Kostprobe aus diesem Brief:

 

„Verschaffe den heiligen Blutzeugen, die da Glieder Jesu Christi sind, eine anständige Grabstätte, wie die Apostel dem heiligen Stephanus. Besuche die heiligen Bekenner in den Gefängnissen, damit keiner im Glauben erkalten möge. Prüfe im Geist Gottes die Leiden der Heiligen, und lasse es keinem an Ermunterung zur Standhaftigkeit mangeln. Erzeige dich gegen deine Priester und Diakone nicht als Herr, sondern als ein Diener Christi. Schütze die Gläubigen durch eigene Heiligkeit. Unsere Brüder, deren Namen dir Atalus bekannt machen wird, haben den Kampf vor den Tyrannen bestanden und ruhen nun im Herrn. Ich mache dir auch bekannt, mein gottseliger Amtsgenosse!, dass mir mein baldiges Hinscheiden geoffenbart wurde. Sei meiner eingedenk im heiligen Opfer. Dich grüßet die Gemeinde Jesu Christi zu Rom.“

 

Papst Pius I. am 11. Juli und wurde im Vatikanhügel beerdigt. Alle alten Martyrologien und Kirchenagenden zählen ihn unter die Märtyrer. Die meisten Chronisten setzen seinen Martertod in das Jahr 158.

 

Pater Alexius vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Alexius vom heiligen Joseph. Pater Alexius hieß mit seinem weltlichen Namen Cyprian Karl Baracand und war im Jahr 1818 zu Viviers (Ardèche, Frankreich) geboren. Er hatte von frühester Jugend an Neigung zum geistlichen Stand und bereitete sich mit ebenso großem Erfolg wie Fleiß auf seinen Beruf vor. Bereits als Seminarist verfasste er eine "Geschichte der Bischöfe von Viviers" und gab damit die erste Probe seiner nach Jahren so segensreichen schriftstellerischen Tätigkeit. Groß waren seine Erfolge auf der Kanzel. Er sprach aber auch stets so klar, so bestimmt und formvollendet. Er hatte vom Bischof zu Nantes, seinem edlen Gönner, die Stelle eines Ehrendomherrn erhalten, aber seine gottinnige Seele fand in der Wirksamkeit eines Weltpriesters kein Genügen. Der Versuch, Jesuit zu werden, misslang wegen seiner damaligen Schwächlichkeit. Eine neue Hoffnung, die ihn das Beste erwarten ließ, leuchtete auf, als er später die Bekanntschaft Pater Augustins vom heiligen Sakrament machte. In ihm fand er einen verwandten Geist und von ihm fühlte er sich so wohltätig berührt, dass er unwillkürlich verlangte, dessen Mitbruder zu werden. Diesmal wurde das Sehnen seines Herzens gestillt, man gewährte ihm die Aufnahme in den Orden. Auch im Noviziat zu Broussey wirkte er höchst segensreich durch das ansprechende und eindringlich zur Nacheiferung anregende Beispiel seiner Demut und Bescheidenheit und Regeltreue. Als er später beauftragt wurde, Theologie zu lehren, schwärmten die zu seinen Füßen sitzenden Fratres geradezu für ihn, so fesselten und begeisterten sie seine stets überzeugenden und erwärmenden Vorträge. Als Prediger verehrte man ihn überall gleich, zu Paris und Ronen, zu Lyon und Bordeaux und in allen übrigen Städten, wohin er gerufen wurde, zumal in Carcassonne, wo er seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Sein Bienenfleiß, mit dem er sich vorbereitete, seine gründliche, wissenschaftliche Vorbildung, die er sich als Seminarist angeeignet hatte, und sein scharf erfassender und lebhafter, ja sprühender Geist befähigte ihn, allgemein verständlich, formvollendet und hinreißend zu sprechen. Die "Semaine religieuse" von Carcassonne trug darum kein Bedenken, ihn als "einen der bedeutendsten Redner unserer Zeit" zu rühmen, und schreibt: "So wurde Pater Alexius nicht nur in unserer Stadt Carcassonne, sondern in allen großen Städten Frankreichs, wo er auf die vorzüglichsten Kanzeln berufen wurde, geschätzt." Seine Predigten waren gleich hinreißend wie fromm. Am 11. Juli 1880 verstummte aber sein beredter Mund im Tod, den Krankheit und Erschöpfung, sowie der Druck, den die gehässigen Verordnungen gegen die Orden auf ihn ausübten, herbeiführten. Der Nachwelt hinterließ Pater Alexius nicht nur das beste Andenken, sondern zudem zahlreiche Werke, von denen das eine "Le Manuel de la vraie dévotion à l`Eucharistie et à Marie" (Handbuch der wahren Andacht zur heiligen Eucharistie und zu Maria), das im Jahr 1870 erschien, am meisten Beifall fand und bereits zehn Auflagen erlebte.

 

Fest der Übertragung des Leibes der heiligen Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Die heilige Theresia war am 4. Oktober 1582 zu Alba in Spanien in die himmlische Herrlichkeit eingegangen. Drei Jahre später hatte man ihren Ehrwürdigen Leib nach Avila, dem Ziel ihrer letzten jäh unterbrochenen Reise, gebracht. Die Karmelitinnen zu Alba hörten jedoch nicht auf zu bitten, bis Papst Sixtus V. gestattete, dass er wieder zu ihnen verbracht würde (11. Juli 1616), um für immer dort zu ruhen, wo die Heilige verschieden war. Bei dieser Gelegenheit fand man, dass der ganze Leib noch unverwest war und einen paradiesischen Geruch verbreitete. Ob solch wunderbarer Fügung Gottes wurde diese Übertragung nicht bloß ein Grund des größten Jubels für die Schwestern des Klosters und das gesamte Volk, sondern zugleich der Anlass, dass in den Klöstern des Karmelitenordens alljährlich ein Fest der Erinnerung an diese Begebenheit gefeiert wird.

 

Gebet am 11. Juli um die Fürbitte Mariens

 

Heiligste Jungfrau Maria, ich erkenne, wie viele Gnaden du mir schon erlangt hast. Ich erkenne zugleich wie undankbar ich dessen ungeachtet dir gegenüber gewesen bin. Obgleich ich Undankbarer keine Wohltaten mehr verdiene, so will ich dennoch das Vertrauen auf deine Barmherzigkeit, die weit größer ist als meine Undankbarkeit, nicht verlieren. Habe Mitleid mit mir, meine mächtige Fürsprecherin.

Wir bitten dich, o heilige Jungfrau, stehe uns durch deine Fürbitte bei Gott bei, denn dein Gebet ist kostbarer als alle Schätze der Welt, dein Gebet erlangt uns die größten Gnaden, dein Gebet macht unsere Feinde zu Schanden und erlangt uns den Sieg über alle ihre Angriffe. Amen.

 

Gebet des heiligen Augustin zu Gott

 

Herr, mein Gott, mein Seligmacher, Du hast mir in Deinem Gesetz befohlen, Dich zu lieben aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus ganzem Gemüt, mit allen Kräften und aus dem innersten Grund meines Herzens, zu allen Stunden und Augenblicken, in denen ich Deine Barmherzigkeit genieße, weil ich jeden Augenblick zu Grunde gehen würde, wenn Du mich nicht leiten würdest, weil ich jeden Augenblick sterben würde, wenn Du mich nicht beleben würdest, und weil Du jeden Augenblick mich dir verpflichtest, indem Du mir jeden Augenblick große Gnaden erweist. Amen. 

 

Andacht am 11. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Denke nicht philosophisch über deine Trübsale und Widerwärtigkeiten nach; sondern nimm sie mit Sanftmut und Geduld an. Es genüge dir das Bewusstsein, dass sie aus der Hand Gottes kommen." (Der heilige Franz von Sales)

Eine fromme Seele, die einer Sache wegen sehr in Unruhe schwebte, und tiefes Leiden darob in ihrem Innern empfand, vernahm während ihrer Klagen die Stimme des Herrn: "Du sagst, du vertraust auf mich; und du hegst Unruhe und Sorgen!"

Der heilige Vinzenz von Paul nahm alles von der Hand Gottes an, ohne spitzfindig über die Absichten Gottes nachzugrübeln, die er in Ehrfurcht anbetete. Nie auch sah man ihn unruhig oder übel gelaunt; noch hörte man auch, dass er sich je beklagt hätte, selbst wenn er mit den schwersten Arbeiten belastet war, und am meisten zu leiden hatte.

Trübsale und Widerwärtigkeiten waren, nach dem Ausspruch der heiligen Theresia von Avila, Geschenke ihres himmlischen Vaters, die sie mit großer Dankbarkeit empfing.

 

Bereit bin ich, Herr, zu allen Widerwärtigkeiten, Verfolgungen und Trübsalen. Nicht unruhig will ich deshalb werden, noch auch klagen; sondern annehmen will ich sie von Deiner Vaterhand, und bedenken, dass Du mich prüfen und in Deiner Barmherzigkeit züchtigen willst! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 11. Juli

 

"Wer den Stellvertreter Christi verachtet,

der verachtet das Blut Christi;

wer sich gegen den einen auflehnt,

der lehnt sich auch gegen den anderen auf,

denn sie sind miteinander vereinigt."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 11. Juli - Von der Gefälligkeit der Nächstenliebe

 

In Petri Schifflein lehrt der Herr die Scharen;

Dort gibt er kund das himmlische Gesetz.

Durchs Meer der Zeiten wird dies Schifflein fahren,

Und Menschen fischen wird dann Petri Netz.

 

1. Die Beispiele Jesu sind ein Licht des Lebens, in allen Dingen wurde er uns ein Vorbild. Gedrängt vom Volk, das nach dem Brot seiner göttlichen Lehre hungerte, sah er, weil er eben bei dem galiläischen Meer stand, daselbst zwei Schifflein stehen, und bat den Petrus, dem das eine von beiden gehörte, es ein wenig vom Land weg zuführen, weil er das Volk aus ihm lehren wollte. Wie wunderbar ist diese Demut, die Sanftmut Jesu. Er bittet, er befielt nicht, er spricht nicht mit Ansehen. Gott bittet einen Menschen, der allerhöchste Herr einen Knecht. Lernen wir hieraus liebevoll mit denjenigen umgehen, denen wir etwas zu befehlen haben, und ehren wir das Bild Gottes in ihnen.

 

2. Noch kannte Petrus den Herrn nicht als den Sohn Gottes, er konnte diese Bitte ihm versagen. Sagen konnte er ihm, er selbst braucht dieses Schifflein, da er von der Fischerei sich ernährt. Er kann seine Zeit nicht dafür verwenden, eine Predigt anzuhören, indessen aber will er ihm das Boot etwas billiger für kurze Zeit überlassen. Doch kein solches Wort kam aus seinem Mund. Kaum hat der Herr gesprochen, so tritt er ihm das Schifflein ab. Hätte er diese Gefälligkeit der Nächstenliebe aus Eigennutz oder aus Laune unterlassen, schwerlich hätte dann der Herr ihn zum Apostel erwählt. Wie oft hängt unser Heil, unsere Vollkommenheit, ja unser zeitliches Wohl von einer Sache ab, die wir für unbedeutend halten.

 

3. Welcher Mensch hat je im Dienst Gottes Schaden gelitten. Petrus diente dem Herrn mit Aufopferung seines eigenen Nutzens. Sein himmlisches Wort zu hören, unterbrach er seine Arbeit, und achtete als unbedeutend den Vorteil, den das Schifflein ihm bringen konnte, gegen den geistigen Gewinn seiner Seele. Dies aber brachte ihm zweifachen Nutzen, denn der Herr belohnte ihn durch den reichsten Fischzug, und erhob ihn zu einem Menschenfischer, zu einem Apostel seines Reiches. Wundere dich nicht, wenn deine zeitlichen Angelegenheiten keinen Fortschritt machen. Der Grund liegt darin, dass du den zeitlichen Gewinn dem wahren und ewigen Gewinn deiner Seele vorziehst. "Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben." (Matthäus 6,33)

 

12. Juli

 

Der heilige Hermagoras, Bischof und Märtyrer von Aquileja,

+ 54 - 68 - Fest: 12. Juli

 

In Kärnten und den angrenzenden Ländern wird oft der heilige Hermagoras genannt. Ortschaften, Kirchen und Vereine tragen seinen Namen, sind ihm geweiht, verehren ihn und bewahren sein Andenken von Generation zu Generation. Wer war Sankt Hermagoras? Der erste Bischof von Aquileja und Märtyrer.

 

Das römische Martyrologium (das amtliche Heiligenbuch der Kirche) sagt von ihm: „In Aquileja der Tod des heiligen Hermagoras, eines Schülers des heiligen Evangelisten Markus: er war der erste Bischof dieser Stadt, heilte auf wunderbare Weise Krankheiten, verkündete unermüdlich die evangelische Wahrheit und bekehrte ganze Volksstämme; man hatte schon verschiedene Strafen über ihn verhängt; zuletzt wurde er mit seinem Diakon Fortunatus enthauptet und konnte so triumphierend in den Himmel einziehen.“

 

Aquileja ist heute ein kleiner Ort südlich von Görz, westlich von Triest, unweit der Küste des Adriatischen Meeres an den Lagunen. Es ist eine alte, berühmte Stadt, die in der Welt- und Kirchengeschichte einst eine große Rolle gespielt hat, heute aber kaum mehr gekannt wird. Sie wurde um das Jahr 180 vor Christus von den Römern zum Schutz vor den Illyriern gegründet. Überaus günstig gelegen auf dem Verbindungsweg zwischen Italien und den nordischen Ländern, wuchs die Stadt rasch und wurde ein blühender Handelsplatz. Kaiser Marc Aurel erkannte die militärische Wichtigkeit des Platzes als Schlüsselpunkt Italiens an der Nord-Ost-Seite und machte es zur ersten Festung des Reiches. Dadurch kam die Stadt so empor, dass sie den Namen „Zweites Rom“ erhielt und bei einem Umfang von 12.000 Schritten über 100.000 Einwohner zählte. Sie war oft Residenz der Kaiser, wurde aber 452 von dem Hunnenkönig Attila nach dreijähriger Belagerung so zerstört, dass man kaum noch die Spuren fand, wo die Stadt gestanden. Die Einwohner flohen auf die Inseln, auf denen später Venedig entstand. Nachdem sich Aquileja aus dem Schutt wieder erhoben hatte, wurde es 590 von den Langobarden abermals verwüstet; wieder hergestellt, stand es einige Zeit unter dem Herzog von Friaul, kam unter Karl dem Großen an das Römische Reich und wurde seit dem 11. Jahrhundert Eigentum des Patriarchen.

 

Bischofssitz wurde Aquileja schon in den ersten christlichen Zeiten. Lateinische Handschriften des 10. oder 11. Jahrhunderts berichten die Gründung der dortigen Kirche durch den heiligen Evangelisten Markus. Nach Überlieferungen, die sich bis in das 7. Jahrhundert verfolgen lassen, ging Markus im Auftrag des heiligen Petrus um das Jahr 46 von Rom nach Aquileja, um hier das Evangelium zu verkündigen, was bei der Wichtigkeit, die die Stadt damals schon hatte, sehr wahrscheinlich ist. Als er dann um das Jahr 48 wieder nach Rom zurückkehren musste, veranlasste er das Volk, den heiligen Hermagoras zum Bischof zu wählen. Der heilige Petrus habe diese Wahl bestätigt und Hermagoras zum ersten Bischof der Stadt bestellt.

 

Mit Eifer und Klugheit leitete der Erwählte seine Herde und Gott unterstützte sein Wirken mit Wundern und Zeichen, so dass die dortige Gemeinde der Gläubigen bald wuchs.

 

Sein Eifer für Christus drängte ihn hinaus in entfernte Gegenden und Provinzen, um auch den dortigen Bewohnern das Licht des Christentums zu bringen. Nach sehr alten Berichten sei er bei seinen apostolischen Reisen, vielleicht über Kärnten, sogar nach Tirol gekommen und habe dort auf den Trümmern eines Heidentempels eine Kirche zu Ehren des Erlösers geweiht und den heiligen Jovinus als Bischof von Trient eingesetzt.

 

Da inzwischen die Christenverfolgung durch Kaiser Nero ausbrach, eilte Hermagoras nach Aquileja zurück, um als guter Hirte seine Herde zu schützen und zu stärken. Aber schon bald wurde er durch den Statthalter Sebastus gefangen genommen, als Feind der Götter verklagt und zum Abfall vom Glauben aufgefordert. Mutig bekannte der Bischof seinen Glauben an den einen, wahren Gott und seinen Schöpfer Jesus Christus. Dafür musste er Folter und mancherlei Peinen erdulden, bis er endlich am 12. Juli mit seinem heiligen Diakon Fortunatus enthauptet wurde.

 

Nero und seine Nachfolger sind längst verschwunden und von allen Guten werden sie wegen ihrer Grausamkeit verurteilt. Hermagoras aber triumphiert im Himmel und ist heute noch in vielen Ländern geehrt und gepriesen.

 

Möge der heilige Apostelschüler auch uns allen unerschütterliche Liebe und Treue zu Christus und seiner heiligen Kirche erflehen! Nach seinem Beispiel und durch seine Fürbitte wollen wir mutig und standhaft im wahren katholischen Glauben leben und sterben!

 

Der heilige Johannes Gualbert von Florenz, Abt und Ordensstifter,

+ 12.7.1073 – Fest: 12. Juli

 

Der heilige Johannes Gualbert wurde im Anfang des elften Jahrhunderts in Florenz von sehr reichen und adeligen Eltern geboren. Wie es scheint, wurde er eben in seiner Jugend mehr nach der damaligen Weltsitte, als nach der Lehre unseres Herrn Jesus Christus erzogen. Sein vornehmer Stand und sein Reichtum verblendeten ihn, wie es denn oft geschieht, dass die zeitlichen Glücksgüter dem Menschen zum Seelenschaden gedeihen. Er ließ sich von der Eitelkeit und Ergötzlichkeit der Welt einnehmen, und wurde von ihnen immer tiefer ins Verderben hinabgerissen, so dass er sein Seelenheil und Gott fast ganz vergaß, denn der Mensch kann nicht zugleich zwei Herren dienen. Sobald die Welt und Weltlust sein Herz verstrickt, vergisst er Gott, und wird ein Diener der Welt und somit ein Knecht der Sünde und des Fürsten dieser Welt.

 

Doch Gottes Gnadenführung ist wunderbar und unerforschlich. Ein besonderes an sich sehr trauriges Ereignis musste dazu dienen, den Weltling Johannes Gualbert aus dem Sündenschlaf zur Buße zu erwecken und zu Gott zurückzuführen. Sein einziger Bruder Hugo wurde nämlich von einem Edelmann meuchelmörderisch umgebracht. Da schwur sein Vater, nicht nur selbst nicht zu ruhen, bis er diesen Mord mit dem Tod des Mörders gerächt habe, sondern gab auch seinem Sohn den Befehl, dies zu tun, und wo er ihn immer treffe, den Mörder umzubringen. Und Johannes Gualbert war in seiner wilden Gesinnung ganz bereit, den Befehl des Vaters zu vollziehen. Als ihm daher einmal, bei seiner Rückkehr von einem Landgut am Karfreitag, der Täter von ungefähr in einem engen Weg begegnete, griff er sogleich zum Degen, um ihn zu erdolchen. Der Mörder aber, der ihm nicht mehr entfliehen konnte, warf sich vor ihm voll Angst zu den Füßen, und bat ihn, mit kreuzweis übereinander gelegten Armen, um Jesu Christi willen, der am heutigen Tag für uns gestorben und am Kreuz für seine Mörder gebeten hat, um Verschonung und Verzeihung. Diese Erinnerung an den sterbenden Heiland machte einen solchen Eindruck auf Johannes Gualbert, dass er den Degen sinken ließ, dem Mörder die Hand bot und sprach: „Was du mich im Namen Jesu Christi bittest, kann ich dir nicht abschlagen. Bruder ich verzeihe dir – bitte Gott für mich, dass er auch mir meine Sünden verzeihen möge.“ So entließ er ihn. „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!“ Diese heiligen Worte Jesu Christi bewährten sich auch an unserem Heiligen. An dieser edelmütigen Verzeihung wurde sein Herz sehr beklommen. Er gedachte seiner vielen Sünden, gedachte, dass er dadurch selbst ein Mörder, ein Mörder an seinem Heiland, ein Mörder an seiner Seele, und vielleicht an den Seelen vieler Sünder sei. In dieser Seelenbeklemmung ging er in die nahe Klosterkirche des heiligen Minias, warf sich vor einem Kruzifix auf die Knie nieder, und bat den gekreuzigten Sohn Gottes innig um Verzeihung seiner Sünden. Und siehe, Gottes Huld neigte sich zu ihm. Von diesem Augenblick an war er ganz umgeändert. Er ging sogleich zum Abt dieses Klosters, und bat fußfällig um Aufnahme, schnitt nach einigen Tagen die Haare selber weg und zog die Ordenskleider an, obwohl der Abt, aus Furcht vor seinem Vater, es ihm noch nicht erlauben wollte. Und wirklich wurde sein Vater, als er dies vernahm, sehr zornig, widersetzte sich seinem Entschluss und drohte sogar, ihn mit Gewalt aus dem Kloster zu nehmen. Da er aber den unabänderlichen Vorsatz des Sohnes erkannte, und auch den ganzen Verlauf der Geschichte vernahm, änderte er seine Gesinnung, segnete ihn und ermahnte ihn selbst zur Beständigkeit. Johannes Gualbert wurde also ins Kloster aufgenommen, und brachte es durch innerliche und äußerliche Abtötung, durch Demut, Sanftmut und Gehorsam gar bald so weit, dass er allen zur Erbauung und zum schönsten Muster eines frommen Lebens wurde. Als daher später der Abt des Klosters starb, wurde er einmütig zum neuen Abt erwählt. Aber in der Demut seines Herzens hielt er sich hierzu für unwürdig und schlug diese Würde gänzlich aus. Ja um jeder weiteren Zumutung auszuweichen, und Gott in noch größerer Abgeschiedenheit dienen zu können, verließ er dieses Kloster, begab sich in eine entlegene Einöde, und nach einiger Zeit mehrere Stunden von Florenz, in das stille Tal Wallumbrosa. Hier traf er zwei Einsiedler an, mit denen er sich vereinigte und ein außerordentlich strenges Bußleben führte. Der Ruf seiner Frömmigkeit und seines heiligen Lebens verbreitete sich aber weit umher, so dass aus verschiedenen Gegenden Männer und Jünglinge zu ihm kamen, und unter seiner gottseligen Anleitung sich einem frommen Leben zu widmen verlangten. Dies veranlasste ihn, eine eigene Ordensregel, nach der ersten Regel des heiligen Benedikt, abzufassen. Bald vermehrten sich unter dieser Regel seine Zöglinge. Er hatte aber auch eine besondere Gabe die Geister zu unterscheiden, und gleichsam ins Innerste der Herzen zu schauen, ob die, die zu ihm kamen, von einem aufrichtigen Verlangen nach Gottseligkeit getrieben waren. Da sich die Anzahl derer, die unter seiner Anleitung leben wollten, nun sehr vergrößerte, und eine fromme Äbtissin, Itha mit Namen, der dieser Ort zugehörte, ihm nebst vielen anderen Guttaten auch den Ort seines Aufenthaltes schenkte, so erbaute er daselbst ein Kloster seines neuen Ordens, und im Jahr 1070 erhielt dieser Orden wirklich die päpstliche Bestätigung, und breitete sich in kurzer Zeit so aus, dass er vor dem Tod seines heiligen Stifters schon zwölf Klöster zählte. In seinem neu errichteten Kloster musste er, der Stifter und Erbauer, auch das Amt eines Vorstehers auf sich nehmen. Er vertrat es aber so, dass er bei seinen Untergebenen mehr durch sein Beispiel, als durch seine Worte zu wirken suchte, und ihnen durch seine Liebe zur Einsamkeit, zur Armut, zum Stillschweigen, zur Demut und Absonderung von allem Irdischen das schönste Vorbild war. Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich daher auch schon in seinem Leben weit umher, um so mehr, weil ihn Gott auch vielfältig mit der Wundergabe verherrlichte, und von ihm unter anderem mit dem bloßen Zeichen des heiligen Kreuzes viele Bresthafte geheilt und viele von unreinen Geistern befreit wurden.

 

Im Jahr 1073, in seinem dreiundsiebzigsten Lebensjahr, ergriff ihn schließlich ein Fieber. Er fühlte bald, dass der Herr nahe vor der Tür sei. Er bereitete sich auf die frömmste Weise zum Tod, empfing mit inniger Andacht die heiligen Sterbesakramente, ließ dann alle Äbte seiner Klöster noch einmal vor sich kommen, um ihnen die letzten väterlichen Ermahnungen und Belehrungen zu erteilen. Auf rührende Weise ermahnte er sie besonders zur brüderlichen Einigkeit und Liebe, zur treuen Beobachtung ihrer Ordensregel und zur öfteren Betrachtung des Todes und des letzten Gerichts. Voll Verlangen nach Auflösung, wiederholte er oft und oft die Worte aus den Psalmen: „Meine Seele dürstet nach Gott – wann werde ich kommen und Erscheinen vor dem Angesicht des Herrn?“

 

Diese Begierde eines frommen Dieners erfüllte der Herr, und nahm ihn durch einen sehr sanften Tod zu sich. Papst Cölestin III. setzte ihn später im Jahr 1193 unter die Zahl der Heiligen.

 

Der heilige Johannes Gualbert und die seligste Jungfrau:

 

Man kann die Macht des heiligen Johannes Gualbert bei der Gottesmutter aus der Gnade beurteilen, die er für einen sterbenden Sünder erwirkte.

 

In jener Zeit lebte in Florenz ein gewisser Florens, ein Mann von merkwürdiger Beredsamkeit, der sich aber unglücklicher Weise der Simonie ergeben hatte, von der dieses Jahrhundert angesteckt war. Florens war schwer krank und da er an seiner Wiederherstellung verzweifelte, bat er seine Freunde unter Tränen, Johann Gualbert an sein Sterbebett zu rufen, aus dessen Händen er das Ordensgewand empfangen wollte, um bußfertig sterben zu können. Johann folgte dem Ruf des Sterbenden. Um aber seine Gesinnungen zu prüfen, verzögerte er die Erfüllung seines Verlangens um einige Tage. Als er ihn standhaft fand, gab er ihm das Ordensgewand und wenige Tage danach genas der Kranke so wohl, dass er, auf einen Stock gestützt, im Kloster umhergehen konnte.

 

Kurze Zeit danach wurde er wieder krank und kam dem Tod nahe. Johann Gualbert besuchte ihn von neuem mit seinen Mönchen. Alle blieben bei ihm und beteten auf das Dringendste um seinen glücklichen Heimgang in die Ewigkeit. Indessen begann Florens mit verstörten Augen die Decke vom Bett zu ziehen und sich damit den Kopf zu verhüllen. Johann fragte ihn um den Grund seines Verhaltens. Da erbleichte der Sterbende und antwortete unter Zittern, dass er den Teufel sehe. Seine Augen seien schrecklich, sein Mund speie ungeheure Flammenwirbel aus und aus seinen Nasenlöchern steige eine Quelle von Schwefel und schwarzem Rauch hervor. Johann ließ sich von dem Kranken die Stelle bezeichnen, wo sein Feind stand. Er nahm von einem der Umstehenden das Kreuz, das er in der Hand hielt, und schlug damit mächtig auf den Teufel, der sogleich entfloh. Über seinen Schrecken beruhigt, rief Florens aus: „Gott sei Dank, Gott sei Dank! Der Teufel ist verschwunden, und siehe, da kommt die heiligste Jungfrau, die Mutter Gottes, von dem heiligen Petrus und von dem heiligen Benedikt begleitet.“ Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als er sanft den Geist aufgab, glücklich, in seiner letzten Stunde den Beistand dieses ergebenen Dieners Mariens erhalten zu haben, der ihm in seinem letzten Augenblick von der Mutter der Barmherzigkeit eine so besondere Gnade erwirkte.

 

Der heilige Antonius, Mönch von Vallombreuse, hatte seiner Verehrung für Maria seine Befreiung von einer großen Trübsal zu verdanken. Er war zum Gefängnis in einem dunklen und ungesunden Kerker verurteilt worden, aus dem er nie wieder heraus zu kommen hoffen durfte. In einem so beklagenswerten Zustand nahm er seine Zuflucht zur heiligen Jungfrau und zum heiligen Johann von Gualbert, dessen Ordensgewand er trug, und flehte sie an, ihm in diesem Unglück beizustehen, aus dem ihn keine menschliche Hilfe erretten konnte. Während er dieses Gebet verrichtete, stützte er, von Müdigkeit und Betrübnis gebeugt, sein Haupt auf die Knie und schlief ein. Während des Schlafs glaubte er eine ehrwürdige Person zu sehen, die ihn tröstete und ihn anwies, seine Bettdecke in lange Streifen zu zerschneiden, und daraus ein Seil herzustellen, das an die Stange des Fensters befestigt, ihm ein Mittel zur Flucht verschaffen musste. „Sei überzeugt,“ fügte dieser Mann hinzu, „dass ich dir beistehen werde.“ Der Mönch erwachte und glaubte diesen Rat von seiner Fürsprecherin Maria erhalten zu haben. Er bezeichnete sich mit dem Kreuz, schnitt die Decke in mehrere Streifen, die er zu einem Seil zusammenflocht, und richtete sich zur Flucht. Es befand sich in dem Kerker ein kleines Fenster, durch das der Leib eines Menschen unmöglich entschlüpfen zu können schien. Gleichwohl schlüpfte Antonius, ohne sich seiner Kleider zu entledigen und mit den Eisen an den Füßen, durch dieses Fenster, dann hängte er sich an das Seil und in wenigen Augenblicken befand er sich in einer Höhe von fünfzehn Fuß über dem Boden. Als das Seil nicht lang genug war, ließ er sich auf die Erde fallen, ohne sich im Geringsten zu verletzen. Maria, die er angerufen hatte, wachte über ihn. Indessen eilten bei dem Lärm, den sein Fall verursachte, die Wächter herbei. Vermöge eines neuen Wunders aber gelang es ihnen nicht, ihn zu finden. Antonius war dieser Gefahr nun wohl entronnen, hatte aber noch die Eisen an den Füßen, so dass er nicht wusste, was er tun solle. Nichts desto weniger schleppte er sich, so gut er konnte, in einen nahen Wald, wo er sich verbarg. In Folge einer wunderbaren Fügung der Vorsehung aber kam ein Schlosser von Genua mit seinen Werkzeugen vorbei und befreite ihn von seinen Fesseln. So wieder in Besitz der Freiheit gesetzt, konnte der Mönch kurz darauf in sein Vaterland zurückkehren, wo er zum Dank für diese Gnade der heiligen Jungfrau und dem heiligen Johann Gualbert eine ungeheuer große Kerze opferte, die man stets als Andenken aufbewahrt.

 

Pater Makarius vom heiligsten Sakrament

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 12. Juli 1624 erfolgte zu Przemysl das Martyrium des lobwürdigen Pater Makarius vom heiligsten Sakrament. Pater Makarius war von Geburt ein Pole aus Wladimir und Schismatiker gleich seinen Eltern. Seinem Stand nach war er Soldat und brachte es bald zum Hauptmann. In Moskau lernte er die Wahrheit der römisch-katholischen Kirche kennen und trat ihr bei. Gott fügte es, dass Makarius gelegentlich einer Verfolgung der Polen mit Paulus Simon und seinen Gefährten, die auf dem Weg nach Persien waren, wo sie eine Mission des Karmelitenordens gründen sollten, in denselben Kerker geworfen wurde. Der Verkehr mit ihnen machte solchen Eindruck auf ihn, dass er im Jahr 1615 in deren Kloster zu Krakau trat. Zum Priester geweiht, bekehrte er nicht ohne Gefahr für sein Leben zahllose Schismatiker zur katholischen Kirche, darunter seinen eigenen bereits neunzigjährigen Vater. Pater Makarius scheute keine Gefahr, ja er sehnte sich nach dem Martyrium und erklärte, er werde einst durch Türkenhand fallen. Zur Zeit, als Kantimer, der Beherrscher der Szythen, in den Gefilden von Przemysl lagerte, drangen die Bürger der Stadt in den Oberen des Klosters, er möge ihnen Pater Makarius, der die türkische Sprache verstand, behufs einer Abordnung an Kantimer überlassen. Der Obere gab seine Einwilligung und wollte ihm einen Begleiter mitgeben. Diesen lehnte Makarius ab mit den Worten, es genüge, wenn einer sterben würde für das Volk. Er legte noch eine Generalbeichte ab, rüstete seine Seele kräftig mit Tugendübungen und machte sich, den Rosenkranz um den Hals, auf den Weg, Gott dankend, dass er, einst ein Gegner des Glaubens, nun seinen Glauben mit dem Blut besiegeln dürfe, und sprechend: "Ich wünsche aufgelöst zu werden, um bei Christus zu sein." Im Lager Kantimers angekommen, sollte er diesem die Füße küssen. Der Diener Gottes weigerte sich und entgegnete, also verehre er auf Erden einzig den Stellvertreter Jesu Christi. Auf diese Worte entbrannte die Wut des Tyrannen. Er kannte in seinem Zorn keine Grenzen mehr und befahl, Makarius zu töten. Makarius fiel als Opfer seines Glaubens, am Kopf, im Gesicht und an beiden Armen schwer verwundet. Ganz Polen war seines Lobes voll und rühmte ihn als Märtyrer. 

 

Gebet am 12. Juli

 

O Maria, schöner du,

Als die Sonn`, als der Mond,

O du edler Gottesthron!

Schöner hat Gott nichts gemacht,

Du gehst über Engelpracht;

Cherubim, Seraphim,

Dienen deiner Schönheit Macht.

 

Zu Jesus Christus

 

O Jesus, der Du noch sterbend für Deine Feinde zum Vater um Verzeihung ihrer Sünden gebeten hast, gib uns ein versöhnliches Herz, damit wir unseren Beleidigern verzeihen, und von Dir Vergebung unserer Sünden erlangen, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 1191 wurde die Stadt Ptolomais in Syrien von den Christen, nach der von der seligsten Jungfrau erhaltenen Offenbarung, am 12. Juli den Ungläubigen abgenommen. 

In Löwen wurde am heutigen Tag in der Abtei der heiligen Gertrud das Fest der Reliquien der seligsten Jungfrau gehalten, nämlich etwas von ihren Haaren, und von den Windeln, die sie beim Jesuskind brauchte.

 

Andacht am 12. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Das beständige Nachdenken über sich und seine Handlungen sind der Einfalt entgegengesetzt und ein barer Zeitverlust. Durch dies so oftmalige Bedenken, ob wir recht tun, ergibt es sich oftmals, dass wir die Sachen schlecht machen. Wir ahmen den Seidenwürmern nach, die sich in ihrem eigenen Netz umstricken und sich ein Gefängnis bauen." (Der heilige Franz von Sales)

Dieser Heilige schrieb an eine Klosterjungfrau, die allzu sehr über die Regungen der Eigenliebe nachdachte: "Lassen Sie durch die Heftigkeit dieser Regungen sich nicht irre machen; erschrecken Sie nicht über ihre große Anzahl, und leben Sie einfach und aufrichtig. Gott hat Ihnen bloß darum böse Neigungen gelassen, dass Sie sie dazu verwenden, sich mit Ihm zu vereinigen. Verlangen Sie nicht, auf einmal vollkommen zu sein, sondern gehen Sie treuherzig zu Werke; stützen Sie sich gänzlich auf das heilige und liebevolle Vertrauen, dass Sie auf die Lieblichkeit der göttlichen Vorsehung haben sollen."

Als einst die heilige Gertrud, wegen einiger geringer Fehler, sich ängstigte und bitter zurechtwies, flehte sie endlich inbrünstig zum Herrn, diese Fehler in ihr zu bessern und sie gänzlich von ihr hinwegzunehmen. Der Herr aber antwortete ihr mit großer Güte: "Warum willst du, dass ich so großer Ehre beraubt werde, du selbst aber auf eine überaus große Belohnung verzichten musst? Denn Großes verdienst du, so oft du diese und ähnliche Fehler in dir wahrnimmst und dir fest vornimmst, sie zu bessern; und wer immer mit Eifer daran arbeitet, seine Fehler Mir zu Liebe zu überwinden, erzeigt Mir eine Treue und Liebe, gleich der, die ein Krieger seinem Feldherrn erzeigt, der im Krieg den Feinden sich tapfer widersetzt und sie männlich bekämpft und niederschlägt."

 

Wie viele böse Neigungen sind, ach, in meinem Innern! Ich erschaudere bei ihrem Anblick; doch will ich darum nicht kleinmütig werden. Steh mit Deiner Gnade mir bei, o Herr, dass ich durch sie mit Dir vereint werde! Sieh, kindlich ist mein Vertrauen zu Dir, dem gütigen Vater! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 12. Juli

 

"Haltet für gewiss, dass es eines der wirksamsten Dinge ist,

euch Gnade finden zu lassen vor Gott,

wenn ihr hienieden die empfangenen Beleidigungen vergeben habt."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 12. Juli - Von der Beherzigung des heiligsten Lebens Jesu

 

Ein Spiegel, süßer Jesus, ist dein Leben:

Was du gelehrt, gelitten und getan,

Zielt, uns zu dir durch Liebe zu erheben,

Und zieht uns, Herr, dir nachzufolgen an.

 

1. Ein kurzer Weg zur Vollkommenheit in allen Tugenden ist die häufige Betrachtung jener Dinge, die unser liebevoller Erlöser für uns getan, gesprochen und gelitten hat. Die wiederholte Beherzigung dieser göttlichen Geheimnisse erleuchtet die Seele wundersam, und erfüllt sie mit heiliger Zuversicht und innerlicher Vertraulichkeit mit dem Herrn. Denn Jesus ist das wahre Licht und das Leben der Seele. Sein heiligstes Leben bietet wirksame Mittel gegen alle Lockungen zur Sünde, gegen alle Stürme der Versuchungen, und führt in kurzer Zeit zu einer innigen und tätigen Liebe. Jene kranke Frau wurde gesund, als sie den Saum des Gewandes Jesu andächtig berührte. Dieser Saum ist der Buchstabe des Evangeliums.

 

2. Sehr wohlgefällig ist es unserem Herrn, wenn wir mit den göttlichen Wohltaten uns beschäftigen, die er in seiner heiligsten Menschheit uns erwiesen hat. Und große Gnaden pflegt er den Seelen zu erteilen, die täglich an sie denken. Darum betrachte sein heiliges Leben mit Freude, und habe deine Lust daran. Es sei deine Ruhe bei deiner Arbeit, deine Stärke in Trübsalen, deine Schutzwehr in Anfechtungen, dein Trost bei Beleidigungen. Verschließe es Tag und Nacht als das kostbarste Kleinod in den Schrein deines Herzens, und sieh es oft mit innerlichem Blick an, und du wirst die Mühsale deines irdischen Aufenthaltes erleichtert fühlen, und sie ihm zuliebe willig, oft sogar mit Freuden ertragen.

 

3. Durchlebe aber die heilige Geschichte nicht nur obenhin, sondern dringe vielmehr in sie ein. Geselle dich bald zu den Aposteln, bald zum Volk, gleich als würdest du alles sehen und hören, was geschieht. Halte auch liebevolle Unterhaltungen mit dem Herrn, besonders bei den Gelegenheiten, wo er allein ist, wie in der Wüste, wo er vierzig Tage einsam zubringt, oder beim Brunnen des Jakob, wo er ermüdet sitzt, oder wenn er auf dem Berg im Gebet übernachtet, oder im Ölgarten, und sage ihm, was die Liebe und Andacht deines Herzens dir eingibt. Bist du hierin getreu, so wirst du bald die Wahrheit seines liebevollen Ausspruchs erfahren: "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken." (Matthäus 11,28)

 

13. Juli

 

Der heilige Heinrich II. von Sachsen, deutscher Kaiser,

+ 13.7.1024,

 

und die heilige Kunigunde von Lützelburg, deutsche Kaiserin,

+ 3.3.1040

Fest: 13. Juli

 

Der heilige Heinrich

 

Unter allen Heiligen gibt es meines Wissens nur einen einzigen Kaiser. Es ist Kaiser Heinrich II., den Gott, wie es im Kirchengebet heißt, von der Höhe der irdischen Kaiserwürde in das himmlische Reich versetzte.

 

Als des Bayernherzogs Heinrich ältester Spross und Stammhalter kam Heinrich auf einem Schloss in der Nähe von Regensburg am 6. Mai 972 zur Welt. Der Vater führt in der Geschichte einen zwar nicht gerade entehrenden, aber immerhin aufschlussreichen Zunamen, denn man nennt ihn heute noch Heinrich den Zänker. Das kleine Beiwort sagt sehr viel. Ständig lag sich der Mann mit dem Kaiser in den Haaren, weil es ihn selbst nach der Krone gelüstete. Da gab es Krach und Krieg, und des Sohnes Kindheit war überschattet mit Flucht und Verbannung. Weil aber nichts von ungefähr, sondern alles von oben her kommt, hatte auch Heinrichs unerfreuliche Jugend den Vorteil, dass er, fern der Heimat, in Hildesheim bei dem vortrefflichen Bischof Bernward eine gediegene Erziehung erhielt. Ein zweiter heiliger Bischof, Wolfgang von Regensburg, hat nachher Heinrichs Ausbildung vollendet.

 

Später heiratete Heinrich die Grafentochter Kunigunde von Luxemburg, auch eine Heilige, und mit dreiundzwanzig Jahren wurde er Herzog der Bayern, der im Gegensatz zu seinem verstorbenen zänkischen Vater ein treuer Reichsvasall war und seinem Vetter, dem Kaiser Otto III., durch dick und dünn Gefolgschaft leistete. Als aber Otto kinderlos starb, wusste Heinrich seinen berechtigten Erbanspruch auf den Kaiserthron schnell und entschlossen gegen zwei Mitbewerber durchzudrücken, und am 8. September 1002 bestieg er im Dom zu Aachen den Krönungsstuhl Karls des Großen. Einige Zeit danach setzte ihm der Papst zu Rom auch die Kaiserkrone aufs Haupt.

 

Zweiundzwanzig Jahre lang leitete Heinrich die Geschicke der deutschen Volksstämme, und man kann wohl sagen, dass er in dieser Zeit kaum aus dem Sattel kam, denn er nahm die Herrscherpflichten ernst, und überall war gerade damals eine starke Hand nötig, weil das Reich wegen der Uneinigkeit der Fürsten auseinanderzufallen drohte. Auf diese Stunde warteten längst an den Landesgrenzen, Gewehr bei Fuß, die Feinde, um in Deutschland einzurücken. Auch an persönlichen Bitterkeiten fehlte es dem Herrscher nicht, er musste gegen die eigenen Brüder und Schwäger zu Feld ziehen, und falsche Freunde erfüllten sein Herz mit schmerzvollem Argwohn gegen die heilige Gattin Kunigunde. Kein Heiliger hat es im Leben leicht, selbst dann nicht, wenn er Kaiser ist. Wohl ist Heinrich der Schwierigkeiten, die sich ihm entgegentürmten, kraftvoll Herr geworden, aber man kann verstehen, dass er zuweilen den Kopf hängen ließ und, dem frommen Zug des Herzens folgend, gern den goldenen Kaisermantel mit einer schwarzen Mönchskutte vertauscht hätte.

 

In einer solchen Stimmung der Niedergeschlagenheit übernachtete Heinrich einst in einem Kloster, und es überkam ihn bei dieser Gelegenheit die Sehnsucht nach Ruhe mit solcher Wucht, dass er inständig um die Aufnahme in den Orden bat und keine Einwendungen gegen den Plan zulassen wollte. Da rief der Abt die Brüder zusammen und fragte, wie es Brauch ist, in ihrer Gegenwart den Kaiser, ob er bei seinem Entschluss beharre und nach der Vorschrift der Regel unbedingten Gehorsam gelobe. Laut und freudig gab Heinrich sein Jawort, und dann sagte der Abt, und es war sehr klug, was er sagte, dann also sagte er: „Wohl, ich nehme dich als Bruder Heinrich in unsere Gemeinschaft auf, aber zugleich befehle ich dir, in der Welt zu bleiben und das Reich zu regieren, das Gott deiner Sorge anvertraut hat.“ So musste auch Heinrich wie jeder andere den eigenen Kreuzweg bis ans Ende gehen.

 

Kaiser Heinrich war also ein guter, tüchtiger Herrscher, bedächtig und überlegt, sanft, mild und leutselig. Wo aber Unrecht geschah, konnte er ohne Erbarmen richten und strafen, wie es sich gehört. Der lieben Mutter Gottes war er innig zugetan. Viele Kirchen hat er errichtet, unter denen der Dom zu Bamberg und das herrliche Münster zu Basel die schönsten sind. Kaiser Heinrich der Heilige, der am 13. Juli 1024 starb, wird für immer eine Zierde Deutschlands sein.

 

Die heilige Kunigunde

 

Luxemburg, früher Lützelburg genannt, ist nicht nur eine sehr schöne, sondern auch eine sehr alte Stadt. Mitten darin findet man, an einem Abhang gelegen, die letzten Überreste eines Turmes aus grauer Zeit. Weil die Ruine in ungeheurer Vergrößerung ziemlich Ähnlichkeit mit einem eingestürzten Zahn aufweist, heißt sie im Volksmund „der hohle Zahn“. Dort stand vor über tausend Jahren das Stammschloss der mächtigen Grafen von Luxemburg. Dort wurde Kunigunde als die Tochter des Grafen Siegfried geboren, wurde fein und vornehm erzogen, und als sie mit der Zeit zu wunderbarer Schönheit erblühte und ins heiratsfähige Alter kam, stellten sich bei ihr mehr Freier ein, als sie Finger an beiden Händen hatte.

 

Die schöne luxemburgische Grafentochter brauchte also nur zu wählen, und man kann nicht sagen, dass ihr die Wahl eine Qual bereitete. Mit sicherem Griff zog sie aus der Menge der Bewerber sofort den besten heraus, den Bayernherzog Heinrich, der nach außen hin zwar etwas rau tat, inwendig aber wie reines Gold war. Der heilige Erzbischof Willigis traute das fürstliche Paar, und kurze Zeit später krönte der gleiche Willigis in Paderborn Heinrich zum deutschen König und Kunigunde zur Königin. Das geschah im Jahr 1002, und zwölf Jahre später empfingen beide in Rom aus der Hand des Papstes die Kaiserkrone. Damit war die Grafentochter aus dem Felsenhorst in Luxemburg zur höchsten Frau in Deutschland emporgestiegen. Zwanzig Jahre lang zierte eine Heilige den deutschen Kaiserthron. Wo aber Heilige leben und wirken, da gedeiht das Gute zu hundertfältiger Frucht.

 

Es ist das unbestrittene Verdienst der heiligen Kaiserin Kunigunde, dass sich an ihrer Seite auch der Gemahl zum Heiligen entwickelte; denn Heinrich wurde später als einziger aus allen deutschen Kaisern von der Kirche heiliggesprochen.

 

Kunigundes und Heinrichs Heiligkeit zeigte sich aber weniger in dicken Gebetbüchern mit großen Kreuzzeichen als vielmehr in christlichen Werken. Landauf und landab wanderte das heilige Kaiserpaar pflichtgemäß von Stadt zu Stadt durch ganz Deutschland. Während Heinrich als Herrscher und oberster Richter überall nach dem Rechten sah und für Frieden und Eintracht unter dem Volk sorgte, ging Kunigunde in die Spitäler und Schulen und übte mit königlicher Freigebigkeit die Nächstenliebe. Von dem hohen Sinn der Kaiserin legt auch die Tatsache ein glänzendes Zeugnis ab, dass sie im deutschen Land an die tausend Kirchen entweder neu errichtete oder wiederherstellte. Kunigunde war nicht nur von Herzen gläubig, sondern auch durch die Tat.

 

Da es aber manche Menschen lieben, das Strahlende schwarz zu machen und das Große in den Staub zu ziehen, wagten sich auch an die hohe, heilige Kaiserin Verleumder heran und bezichtigten sie in hinterhältiger Weise der Treulosigkeit gegen den Gemahl. Und der glaubte sogar eine Zeitlang dem gemeinen Geschwätz. Das waren bittere Tage und Wochen für die beiden heiligen Ehegatten. Kunigunde betete viel und forderte schließlich von sich aus zum Beweis ihrer Unschuld ein Gottesurteil, wie es damals Sitte war. Man legte zehn glühende Pflugscharen nebeneinander, und die Kaiserin schritt mit bloßen Füßen darüber hinweg, ohne sich auch nur im geringsten zu verbrennen. Da galt ihre Unschuld als erwiesen. Als aber der Kaiser daraufhin die Verleumder zum Tod verurteilte, setzte sich Kunigunde so lange für sie ein, bis ihnen Heinrich Leben und Freiheit zurückschenkte. Auf diese Weise übte die heilige Kaiserin christliche Rache, die nach dem Vorbild des gekreuzigten Heilandes darin besteht, dass man allen Feinden von Herzen verzeiht.

 

Die heilige Kunigunde überlebte den heiligen Gemahl noch um viele Jahre, die sie in christlicher Trauer um ihn und in Werken der Nächstenliebe verbrachte, bis auch sie die irdische Krone mit der weit kostbareren Himmelskrone vertauschen durfte.

 

Der heilige Papst und Martyrer Anakletus,

+ 13.7.90 - Fest: 13. Juli

 

Über diesen heiligen Papst ist leider nur sehr wenig bekannt. Er war, wie aus dem Pontifikal zu entnehmen ist, ein Grieche und in Athen geboren. Er war der Nachfolger des heiligen Papstes Klemens. Er darf nicht mit Kletus, dem Vorgänger von Klemens verwechselt werden. Schon zur Zeit der Verbannung des heiligen Klemens muss er als sein Stellvertreter der Kirche Gottes wichtige Dienste geleistet haben. Die Zeiten seines Papsttums waren sehr traurig, weil der Kaiser Trajan, der damals im Orient war, im Jahr 107 überall dort eine Verfolgung gegen die Herde Jesu Christi anrichtete. Ihm wird von den Alten eine Verordnung zugeschrieben, dass die bischöfliche Weihe immer öffentlich und durch drei Bischöfe geschehen soll, damit kein Verdacht weder gegen die Person noch gegen die Weihe obwalten möge. Auch ermunterte er die Gläubigen zum öfteren Empfang des heiligsten Altarsakraments, damit sie im Kampf für den Glauben bestehen mögen. Er hatte also viele Sorgen und Drangsale während seiner Amtsführung auszuhalten, bis er ungefähr im Jahr 112 als Martyrer starb, nachdem er etwa über neun Jahre der Kirche vorstand. Er wurde im Vatikan begraben.

 

Mutter Maria Theresia vom heiligen Franz Xaver

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Maria Theresia vom heiligen Franz Xaver. Mutter Theresia, in der Welt Marie Gaschy genannt, wurde am 11. Oktober 1855 zu Schlettstatt im Oberelsass geboren. Sie fühlte ihren Ordensberuf bereits im Alter von nur neun Jahren. Als sie da zum Namensfest ein Bildchen mit der Darstellung ihrer heiligen Patronin erhielt, rief sie unwillkürlich aus: "So will ich auch werden." Und das war nicht nur eine augenblickliche, vorübergehende Wallung. Dieser Gedanke kam ihr, so oft sie an das Bild dachte, und so oft sie es dem drei Jahre jüngeren Bruder zeigte, sprach sie: "Schau, so will ich auch werden." Aber es hatte gute Weile damit. Obwohl sie indes im Alter von 16 Jahren und, nachdem der Bruder das Gymnasium absolviert und die Offiziersschule bezogen hatte, auf ihre Bitte, ins Kloster gehen zu dürfen, eine abschlägige Antwort erhielt, blieb sie dem Vorhaben dennoch treu. Sie ließ auch nicht davon ab, als sich die denkbar günstigsten Gelegenheiten zur Verheiratung boten. Als es mit dem Bruder zum Sterben kam, verpflichtete sie sich sogar durch ein heiliges Gelübde dazu. Es schmerzte sie, dass der schreckliche Typhus dem lieben Kranken so zusetzte, dass er nicht beichten und kommunizieren, sondern nur mehr die heilige Ölung empfangen konnte. Da hing sie ihm ihre eigene Medaille mit dem Bild der Mutter Gottes von Lourdes, die sie an einem silbernen Kettchen trug, um den Hals und sprach: "O Maria, ohne Sünde empfangen, rette meinen Bruder; siehe, ich gelobe deshalb, eine arme Klosterfrau zu werden." Nach dem Tod des geliebten Bruders musste sie noch sieben Jahre die kranke verwitwete Mutter pflegen; dann erst öffneten sich ihr am 16. August 

1889 die Pforten des Karmels zu Marienthal im Elsass. Nachdem sie bereits fünfzehn Jahre eifrigsten Buß- und Gebetslebens darin zugebracht hatte, wurde sie plötzlich inne, dass die Mutter Gottes ihr Gelöbnis vermittelt und der Herr es angenommen und dem Bruder die Anschauung Gottes dafür gewährt hatte. Eben hatte sie wieder einen Teil der Nacht im Gebet zugebracht, da erblickte sie in vollständig wachem Zustand den längst Dahingeschiedenen in hellglänzender Gestalt und freudiger Haltung, wie er mit der ihr wohlbekannten Medaille in der Hand rief: "Jetzt bin ich befreit. Sie ist es, die mich gerettet hat." Mutter Theresia lebte ganz dem Herrn, dem sie diente mit Gebet, häuslichen Arbeiten und Schriftstellerei. Am 13. Juli 1917 verstarb sie als Subpriorin, nachdem sie sich dem göttlichen Heiland zum letzten Mal als Opfer für die heilige Kirche dargebracht hatte. Schätzten ihre Mitschwestern sie als eifrige Klosterfrau, so feiert sie der "Elsässer" unter dem 19. Juli 1917 als fruchtbare und namhafte Schriftstellerin, "auf die ihre Vaterstadt stolz sein kann". Ihre unter dem Namen Marie Strahl herausgegebenen, formvollendeten und ideenreichen Gedichte, Novellen und Romane schufen viel auf dem Gebiet der französischen Belletristik. Die zahlreichen Erzeugnisse ihres großen Geistes erschienen in den Zeitschriften ihres Ordens sowie in der "Gerbe d`honneur" und in der Revue de Rome" unter dem Namen ihres Klosters. Die lieblichen, dem Papst Leo XIII. gewidmeten "Fleurs du Carmel" kamen in mehreren Auflagen bei Sutter (Rixheim) heraus. Bei Lesot (Paris) erschienen mehrere, religiöse Theaterstücke. Möge das Andenken an die Tugendbeispiele und Arbeitsliebe diese opferfreudigen Klosterfrau stets wie ein milder Strahl über ihrer Vaterstadt weiterleuchten!

 

Gebet nach dem heiligen Bernhard am 13. Juli

 

Meine Augen, mein Herz und meine Hände erheben sich zu dir, o Königin der Welt. Siehe, ich bin ein armseliges Kind Evas, bedeckt mit dem Gewand der Sünde. Wer wird dieses hässliche Gewand von mir nehmen? Wer wird machen, dass ich den alten Menschen mit seinen bösen Gelüsten und Leidenschaften ausziehe und einen neuen Menschen anziehe, der nach Gott geschaffen ist in Heiligkeit und Gerechtigkeit? Wer anders, als dein Sohn, o Maria, mein Heiland und Erlöser, der um mich umzuwandeln und zu erneuern, die menschliche Natur angenommen und den Tod des Kreuzes erduldet hat? Und wer ist so geeignet, zum Herzen meines Herrn und Heilandes Jesus Christus zu reden, als du, o seligste Jungfrau, die du in den innigsten Umarmungen deines geliebten Sohnes im Reich der Herrlichkeit ruhst und seine vollste Liebe genießt? Rede denn, o Herrin, dein Sohn hört, und was du immer verlangst, das wirst du erhalten. Rufe seinen gütigen Namen über mich an, dass ich geheilt werde vom Aussatz meiner Sünden und in voller Kraft gehe den Weg des Heils. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Anaklet

 

Wir bitten Dich, o Herr, verleihe uns, dass wir auf die Fürbitte des heiligen Anaklet, dessen Andenken wir feiern, mit Deiner ewigen Anschauung erfreut werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Jesus Christus

 

Göttlicher Heiland, Deine Lehre ist Wahrheit und Leben. Ich fühle meinen Geist und mein Herz bei der treuen Befolgung Deiner Worte vom himmlischen Licht durchströmt, erleuchtet und erwärmt. Bewahre mich doch jederzeit vor dem Abfall von Deiner heiligen Offenbarung, und stärke mich, dass ihr beseligendes Licht nie in mir erlösche oder ihre Himmelskraft in mir ersterbe. Der in Liebe tätige Glaube möge mich führen durchs Leben zur seligen Anschauung in Deinem ewigen Reich. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

In dieser Zeit wurde im Kirchen-Offizium die gewöhnliche Antiphon Salve Regina etc. wieder gebraucht. Seine Abfassung wird nach der mehr gegründeten Meinung dem gottseligen Hermanus, mit dem Zunamen Contractus, einem Mönch des Klosters Reichenau in Schwaben, der im Jahr 1054 starb, von den Gelehrten zugeschrieben. Papst Gregor IX. hat diese Antiphon im Jahr 1230 besonders bestätigt, und verordnet, dass sie in allen Kirchen der christlichen Welt, und zu gewissen Stunden des göttlichen Offiziums sollte gesungen oder gebetet werden. Papst Johannes XXII. hat denen, die sie andächtig beten würden, einen Teilablass verliehen.

 

Andacht am 13. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Das beständige Nachdenken über unsere Fehler gefällt Gott nicht; es dient nur dazu, unsere armselige Eigenliebe zu befriedigen. Lebe du einfach vor Gott." (Der heilige Franz von Sales)

Ein junger Ordensmann, der sich sehnte, vollkommen zu werden, schwankte in beständiger Furcht und Kleinmütigkeit, weil er sich allzu sehr mit seinen Fehlern beschäftigte. Von schwerer Trostlosigkeit gepeinigt, öffnete er sein Herz einem erfahrenen und sehr frommen Alten. Der hörte ihn an und sprach, ihn zu trösten, nur jene Worte des heiligen Geistes: "Mein Sohn, bewahre deine Seele in der Sanftmut und vollbringe in Sanftmut deine Werke!" Er folgte diesem Rat, erfuhr bald, wie liebevoll der Herr ist, und machte schnelle Fortschritte auf dem Weg der Vollkommenheit.

 

Ungeachtet meiner zahllosen Fehler, Herr, will ich meine Seele in der Sanftmut bewahren und alle meine Werke in Sanftmut vollbringen, auf dass ich koste, wie liebevoll Du bist, und unablässig in Deiner Liebe zunehme! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 13. Juli

 

"Es gibt nichts Unvernünftigeres,

als unseren persönlichen Wert von der Meinung

der Menschen abhängig zu machen.

Heute erheben sie uns bis in die Wolken

und morgen bedecken sie uns mit Schmach."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 13. Juli - Vom behutsamen Leben

 

Behüte, Herr, mich vor der Sünde Schlingen,

Die Tod und Untergang der Seele bringen,

Es schütze mich auf meiner Pilgerschaft

Vor Sündenfällen deiner Gnade Kraft.

 

1. In allen Dingen habe deine Gebrechlichkeit vor Augen, und traue dir selbst nie Gutes zu, sondern sei auf deiner Hut, und rufe den Herrn unaufhörlich um seine Gnade an ohne die es nicht möglich ist, sich lange vor Sünden zu bewahren. So wahr als schön spricht der große Heilige Augustinus: "Was immer für Übel ich nicht beging, verdanke ich, Herr, deiner Gnade!" Es ist fürwahr eine Wohltat der göttlichen Gnade und eine Frucht der Erlösung unseres Herrn, wenn wir nicht in allerlei Sünden fallen, da, wegen ihrer angeborenen Verdorbenheit, der menschlichen Natur überreichlicher Stoff sogar zu den ungeheuersten Lastern innewohnt. 

 

2. So schwach sind wir, dass wir aus eigenen Kräften nicht einen Schritt zu übernatürlich Gutem tun können, zum Bösen aber laufen wir mit Riesenschritten. Überließe uns Gott uns selbst durch Entzug seines Lichtes und seiner Gnade, und gestattete er dem bösen Geist, seine ganze Kraft anzuwenden, uns zu versuchen, so ist kein Laster, in das wir nicht alsbald versinken würden, da schon der verkehrte Hang der Natur an sich genügt, uns zum Fall zu bringen. Denn hat auch der Mensch die Freiheit, zu sündigen oder nicht zu sündigen, so ist doch diese Freiheit meist durch frühere Sünden geschwächt. Und der sich selbst überlassene Mensch missbraucht sie, das Böse zu wählen, das sich unter dem Anschein des Guten ihm darstellt.

 

3. Darum bitte täglich aus vollem Herzen zum Herrn, dass er den verdorbenen Begierden deines Herzens dich nicht überlässt. Und betrachte dich selbst als einen unreinen Pfuhl, der nur so lange die Luft nicht vergiftet, als sein Gewässer nicht bewegt wird. Denn auf ähnliche Weise begehst auch du nur jene Sünden nicht, zu denen die Versuchung oder die Gelegenheit dich nicht heftig drängt. Halte für gewiss, dass du, wofern Gott deinen guten Willen nicht beständig durch seine Gnade kräftigte, schlimmer als der größte Sünder wärst. So dachten alle Heiligen, diese Beherzigung aber erhielt sie in beständiger Demut, und sie soll auch dich darin erhalten. "Verlangen des Bauches und Beischlaf sollen mich nicht ergreifen und einem schamlosen Begehren liefere mich nicht aus!" (Jesus Sirach 23,6)

 

14. Juli

 

Der heilige Franziskus von Solanus, spanischer Priester OFM,

+ in Lima, Peru, 14.7.1610 – Fest: 14. Juli

 

Franziskus war von seiner Kindheit an mit dem Siegel der Auserwählung bezeichnet, das heißt, er hatte eine große Andacht zur Mutter Gottes. Er war im Jahr 1549, am 10. März, von frommen und vornehmen Eltern zu Montilla in Spanien geboren worden, und trat, zwanzig Jahre alt in den Orden des heiligen Franziskus. Nachdem er durch das feierliche Gelübde Mitglied dieser Genossenschaft und danach Priester geworden war, bemühte er sich durch alle Mittel, die ihm zu Gebote standen, die Marienverehrung zu verbreiten. Und wenn er die besonderen Vorzüge betrachtete, womit Gott dieses vollkommene Geschöpf vorzugsweise vor allen anderen begünstigt hatte, so machte er seinem Entzücken in folgenden Worten Luft: „Ich freue mich mit dir, o heilige Jungfrau, und wünsche mir Glück, dass Gott dich so schön, so heilig, so rein geschaffen hat.“ Er sang oft das Lob Mariens, und wenn er es sang, wurde er von einer solchen Freude überströmt, dass er in Verzückung fiel.

 

Als er einmal in die Kirche ging, begegnete er einem anderen Mönch, dem er sagte: „Ich will vor der liebenswürdigen Jungfrau singen, sie erwartet mich.“ Der Bruder ging ihm ungesehen nach, und sah ihn, wie er ganz nah beim Marienaltar mit lauter Stimme ein Loblied anstimmte, und seine Freude durch ausdrucksvolle Gebärden zu erkennen gab. Dann kniete er nieder, und blieb lange im Gebet. Ein anderer Bruder wollte ihn überreden, er solle in ein anderes Kloster gehen, um seinem Geist Erholung zu verschaffen, und ihn von seinen fortwährenden Abtötungen abzuziehen. Franziskus aber antwortete: „Ich finde in diesem Kloster meine Wonne und meine Erholung, denn ich kann nach Muße mit derjenigen verkehren, die mich in meiner Betrübnis tröstet.“ Nach diesen Worten führte er den Bruder in die Kirche, vor den Altar der heiligen Jungfrau, hob mit der Hand die Leinwand weg, die das heilige Bild bedeckte, zeigte es dem Mönch und sagte: „Hier ist meine Gebieterin“, wobei er Tränen der Liebe vergoss.

 

Er bewahrte diese zarte Andacht zur heiligen Jungfrau bis zu seinem letzten Atemzug, als er auf dem Totenbett lag, verlangte er, dass man ihm das Magnifikat und die Hymnen singen soll, die die Kirche dem Lob der mächtigen Gottesmutter geweiht hat.

 

Der heilige Kamillus von Lellis, Priester und Ordensstifter von Rom,

+ 14.7.1614 - Fest: 14. Juli

 

Die Heiligen sind wie Berge. Nicht alle sind gleich hoch, aber alle weisen zum Himmel. Einer von ihnen ist ein verarmter italienische Baron, Kamillus von Lellis mit Namen, eine interessante Persönlichkeit.

 

Der Vater war ein Offizier und die Mutter eine Offizierstochter. In den Adern ihres Sohnes schien allerdings ein leichtes Blut zu fließen. Er war ein Luftikus. Natürlich wurde der leider früh verwaiste Kamillus Soldat, aber nicht einmal bis zum Leutnant hat er es gebracht, denn er war ein schlechter Soldat. Dafür war er jedoch ein um so besserer Spieler, Karten und Würfel waren seine Leidenschaft. Wie ein fauler Schüler den Unterricht als eine unangenehme Unterbrechung der Ferien empfindet, so sah Kamillus Drill und Marsch und Kampf als eine unangenehme Unterbrechung des Spieles an. Er spielte Tag und Nacht, sofern er nur einen Mitspieler fand. Und einmal verspielte er sogar den Waffenrock und das Hemd vom Leib. Kamillus war der ewige Spieler.

 

Das eine Gute hatte allerdings die Spielwut an sich, dass Kamillus, von ihr besessen und völlig ausgefüllt, für andere Dinge weder Sinn noch Zeit hatte. Der Spieler blieb stets ein anständiger Mensch.

 

Solche Leute kann Gott brauchen, und deshalb war auch die Gnade hinter dem Spieler her. Zunächst ließ Gottes Barmherzigkeit es zu, dass sich bei Kamillus eine offene, stets eiternde Beinwunde bildete, so dass er hinkte. Und weil ein hinkender Soldat ein Unding ist, musste er, wie leid es ihm auch tat, vom Militär Abschied nehmen. Fuhrknecht wurde er und Eseltreiber, und zu betteln schämte er sich auch nicht, bis ihm eines Tages Gottes Barmherzigkeit zum zweiten Mal erschien. Diesmal trug Gottes Barmherzigkeit eine Mönchskutte, denn ein graubärtiger Kapuziner, der durch die äußere Schale den inneren Wert des jungen Mannes erkannte, warf ihm ohne die geringste Schmeichelei derb und deutlich die Wahrheit an den Kopf. Er wrang ihn aus wie einen nassen Lappen. Der Schlusssatz der durchaus nicht zahmen Worte lautete:

 

„Kamillus, du könntest mehr!“

 

Ewig wird es die Welt dem haarigen Bärenbeißer im braunen Kapuzinerhabit danken müssen, dass er dem Spieler derart den Kopf wusch, dass er von dem Augenblick an kein Spieler mehr war, sondern ein Heiliger wurde und doch ein Spieler blieb. Denn mit der gleichen Leidenschaft, mit der Kamillus bisher den Karten und den Würfeln gedient hatte, gab er sich ab jetzt der Krankenpflege hin, in Pestjahren als echter Spieler oft genug unter letzten und höchsten Einsatz des eigenen Lebens. Herrlich spielte er das heilige Spiel der christlichen Barmherzigkeit.

 

In der Folgezeit wurde Kamillus der Stifter des nach ihm benannten Kamillianerordens, dessen Mitglieder sich den Kranken widmen. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dass Kamillus der Begründer der modernen Krankenpflegehäuser ist. Unerhört groß muss man daher den Segen nennen, der sich durch den ehemaligen Spieler über die leidende Menschheit ergossen hat. Kamillus von Lellis starb am 14. Juli 1614.

 

Wenn man also gelegentlich, wie einst Kamillus von Lellis, eine harte und deutliche Zurechtweisung erhält, so ist es klug, sich die Frage zu stellen, ob die Zurechtweisung nicht vielleicht eine Gnade sein könnte.

 

Der heilige Ulrich von Regensburg, Propst von Ulrichszell,

+ 14.7.1093 – Fest: 14. Juli

 

Während der Regierungszeit Heinrichs III. hatte Freising vortreffliche Bischöfe an Egilberdt und Nitker. Der letztere hatte einen Verwandten, namens Ulrich, an seine Kirche berufen und ihn zum Diakon geweiht. Er war, aus Regensburg von hochadeligem Geschlecht stammend, von Kindheit an gottesfürchtig erzogen worden und hatte schon früh das Gelübde der Keuschheit abgelegt. Einige Zeit soll er sich am Hof Heinrichs III. aufgehalten und als Vorbild aller Tugenden geleuchtet haben.

 

In Freising wurde Ulrich zum Propst am Dom ernannt. In dieser Stellung drang er mit allem Ernst auf gute Zucht unter den Geistlichen und brachte auch die Schule daselbst zu einem Ansehen. Ganz ausgezeichnet war seine Wohltätigkeit gegenüber den Armen. Einst, zur Zeit einer großen Hungersnot, verpfändete er sogar seine Landgüter, um die Armen unterstützen zu können.

 

In seinem heiligen Eifer unternahm der fromme Ulrich eine Wallfahrt nach Jerusalem. Während seiner Abwesenheit, die wahrscheinlich sehr lange dauerte, wurde seine Stelle in Freising an einen anderen vergeben. Dies war dem frommen Diener Gottes ein Anlass, die Welt ganz zu verlassen und sich dem Klosterleben zu weihen.

 

Schon längst war er von diesem Verlangen beseelt, allein noch immer hatte er seinen frommen Wunsch nicht ausführen können. Er vereinigte sich mit dem Kanoniker Gerald von Regensburg, der denselben Entschluss gefasst hatte, und beide begaben sich in das Kloster Cluny.

 

In diesem ausgezeichneten Kloster sah der demütige Ulrich sich für den Allerletzten an. Obwohl an geistigen Gaben und an vielen Tugenden die meisten übertreffend, erniedrigte er sich unter alle. Hier erst empfing er die Priesterweihe. Der Abt Hugo kannte die vortrefflichen Gaben des eifrigen Mönches und ernannte ihn zum Beichtvater für die Mönche und zum Novizenmeister. In dieser Stellung hatte er viel zu leiden. Auch mit leiblichen Krankheiten wurde er heimgesucht und von inneren Versuchungen gepeinigt. Alles, was ihm zustieß, musste ihm zu seiner Förderung auf dem Weg der Vollkommenheit dienen.

 

Um diese Zeit gründete der edle Hesso von Breisgau auf seinen Besitzungen ein Kloster und bat den Abt Hugo, dass er ihm Mönche für diese heilige Stätte sende. Hugo willfahrte dem Verlangen des Edlen und sendete den frommen Ulrich als Vorstand mit der neuen Genossenschaft ab. Diese erste Ansiedelung war zu Grüningen. Weil aber dieser Ort nicht die entsprechende Lage hatte, so vertauschte ihn Ulrich mit einem anderen, der drei Stunden von Freiburg gegen Süden gelegen war. Das neue Kloster nannte Ulrich die Zelle der heiligen Apostel Petrus und Paulus. Später aber erhielt es von ihm selber den Namen St. Ulrich.

 

Dieses neue Kloster wurde ganz nach der Ordnung von Cluny eingerichtet. Mit dem seligen Abt Wilhelm von Hirschau blieb Ulrich beständig in Verbindung. Mit ihm hielt er an dem rechtmäßigen Papst. Auf sein Verlangen schrieb Ulrich zwei Bücher über die Sitten und Gebräuche von Cluny.

 

Die Mönche des neuen Klosters nahmen sich ihren gottseligen Abt zum Vorbild, und so wurde die neue Pflanzung gar bald eine Schule christlicher Tugenden und wahrer Vollkommenheit. Viele, denen es mit der Sorge für ihre Seele rechter Ernst war, begaben sich zu Ulrich und suchten unter seiner Leitung Fortschritte im geistlichen Leben zu machen. Er war für alle ein Muster von Weltentsagung und Abtötung. Ihm war die Gabe der Tränen in ausgezeichnetem Grad verliehen. Als ihn einst ein Bruder fragte, warum er denn so viel weine, antwortete er: „Ich habe drei Ursachen zu weinen, erstens, um den Schmutz meiner Sünden wegzuwaschen, zweitens, weil ich noch in diesem zeitlichen Elend pilgern muss und noch so fern von der himmlischen Heimat bin, drittens, weil die geheiligte Stätte der Klöster so zahlreich mit Mönchen angefüllt, aber so ärmlich mit Tugenden ausgestattet ist.“

 

Neben einer ausgezeichneten Gnade der Andacht war dem gottseligen Abt auch die Wundergabe verliehen. Er hatte zu Bollschweil, in der Nähe seines Klosters, auch ein Nonnenkloster gestiftet. In demselben wurde eine Nonne von einem bösartigen, unheilbaren Übel befallen. Ulrich begab sich in dieses Kloster und heilte die Kranke durch sein Gebet.

 

In seinem höchsten Alter erblindete der treue Diener Gottes. Diese Heimsuchung ertrug er mit vollkommener Ergebung in den heiligen Willen Gottes. Endlich starb er, vollkommen geläutert im Glutofen der Trübsal und der heiligen Liebe, eines seligen Todes am 10. Juli 1093. Sein Leichnam wurde im Kreuzgang des Klosters begraben. Unter Bischof Gebhard von Konstanz wurde sein Leib in der Klosterkirche beigesetzt. Auf seine Fürbitte geschahen viele Wunder.

 

Der selige Rosnata (Hroznata) von Tepl, Priester und Märtyrer,

+ 14.7.1217 – Gedenktag: 14. Juli

 

Der gottselige Rosnata vom Orden der Prämonstratenser wurde schon bei seiner Geburt auf eine besondere Weise der heiligen Jungfrau geweiht. Die Hebamme, die seiner Mutter Beistand leistete, fand das Kind, als sie es in ihre Arme nahm, tot. Die untröstliche Mutter legte der Dienerschaft ans Herz, die nötigen Anstalten zur Bestattung des Neugeborenen zu treffen. Allein die Hebamme, die größeres Vertrauen auf Maria setzte, verbot den Dienern diesen Befehl zu vollziehen. Dann wendete sie sich an die Mutter mit den Worten: „Nehmen Sie ihren Sohn und opfern Sie ihn der mächtigen Jungfrau Maria, deren glückselige Geburt das Licht der Welt ins Leben gebracht hat.“ Zwischen Furcht und Hoffnung geteilt, folgte die Mutter dem Rat, den man ihr gab.

 

Kaum hatte sie ihr Gebet beendet, als das Kind die Augen öffnete und einen schwachen Schrei ausstieß, worüber alle Anwesenden erstaunten und die Mutter höchst erfreut war, die nun erkannte, dass sie das Leben ihres Sohnes einer glänzenden Wundertat der mächtigen Mutter Gottes verdanke. Allein die wunderbare Fürsorge der heiligen Jungfrau für das Leben dieses Kindes wollte sich nicht darauf beschränken.

 

Rosnata wuchs heran, und als er sich eines Tages mit seinen Kameraden auf der Weichsel auf dem Eis ergötzte, brach die Scholle, auf der er stand. Er wurde vom Gewässer verschlungen und blieb mehrere Stunden darin begraben. Eine seiner Schwestern eilte an das Ufer des Flusses und ließ schleunigst nach dem Leichnam des Kindes fischen, das sie lebendig oder tot wiederhaben wollte, aber alles war vergeblich. Schließlich stürzten sich einige junge Leute hinein, die ihn in der Tiefe des Gewässers fanden. Sie ergriffen ihn bei den Haaren und brachten ihn so an das Ufer zurück. Jedermann erwartete nur einen Leichnam zu sehen. Allein zur großen Überraschung aller war das Kind noch voll Lebens und Heiterkeit ohne irgendeine Verletzung. Als es sich von seinem Leiden wieder erholt hatte, fragte die Schwester das Kind, wie es so lange im Wasser habe bleiben können, ohne der Gefahr zu unterliegen. Der junge Rosnata antwortete, dass er sogleich nach seinem Fall eine schöne Frau gesehen habe, die mit ihren Händen das Wasser von ihm abhielt, und er glaube, dass seine Retterin die heilige Jungfrau Maria, die Mutter der Barmherzigkeit sei. Aus Dankbarkeit weihte er ihr die übrige Zeit seines Lebens.

 

Als er das Mannesalter erreicht hatte, vermählte er sich mit einer frommen Jungfrau. Doch verlor er sie und sein einziges Kind nach wenigen Jahren durch den Tod. Jetzt entsagte er der Welt und gelobte, eine Wallfahrt nach Jerusalem zu machen. Der heilige Vater aber, den er um Billigung dieses Gelübdes bat, enthob ihn von ihm und legte ihm vielmehr auf, ein Prämonstratenserkloster zu gründen. Getrost reiste er nach Böhmen zurück, das seine Heimat war, und vollzog den Wunsch des Papstes.

 

Nicht lange darauf stiftete er für Frauen desselben Ordens ebenfalls ein Kloster. Dann nahm er selber das Ordensgewand und wurde einfacher Mönch, dem Abt untertan, wie der Geringste der Brüder.

 

Auf einer Reise zu seinen Gütern wurde ihm von Feinden aufgelauert. Er fiel in ihre Hände, musste in der Haft viel Ungemach leiden und obwohl seine Brüder in Tepla das nötige Lösegeld zu bringen bereit waren, wollte er dies doch nicht, sondern den Tod nahe fühlend, ergab er sich in Gottes Willen und starb am 14. Juli 1217 im Gefängnis. Seinen Leichnam erwarb das Kloster Tepla um Geld und man begrub ihn daselbst in der Kirche.

 

Der selige Bonifatius von Canterbury, Kartäusernovize, Bischof,

+ 14.7.1272 – Gedenktag: 14. Juli

 

„Niemand stellt ein Licht unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit es allen leuchte, die im Haus sind.“ Diese Worte des Evangeliums musste der selige Bonifatius auch an sich erfahren. Geboren aus dem edlen Geschlecht der Grafen von Savoyen, ausgestattet mit noch edleren Geistesgaben, hielt er sich selbst in seiner Demut für einen unnützen Knecht und wollte sich als solcher in die Einsamkeit zurückziehen. Er trat ein in die große Kartause bei Grenoble, Südfrankreich. Sein Verweilen daselbst war aber nur von kurzer Dauer. Obgleich erst Novize, übertrug ihm der Papst die Leitung eines Klosters in Nantua, um gewisse Schwierigkeiten, mit denen die dortigen Mönche zu kämpfen hatten, zu beheben. Es war das Kloster eines anderen Ordens. Sobald die Angelegenheit geregelt war, eilte Bonifatius wieder seiner Kartäuserzelle zu. Aber auch diesmal war seines Bleibens nicht lange. Bevor er noch dazu kam, die Gelübde in die Hände seines Obern abzulegen, kam ein Höherer, der Heilige Vater in Rom selbst, und forderte von ihm das Opfer des Gehorsams, indem er ihn zum Bischof von Belley erhob. Bald darauf wurde ihm die Diözese von Valence anvertraut. Unterdessen starb der Erzbischof von Canterbury in England. König Heinrich III. und seine Gemahlin, eine nahe Verwandte unseres Seligen, bemühten sich nun Bonifaz zum Nachfolger zu erhalten. Papst Innozenz IV., der damals gerade in Lyon weilte, ließ den Seligen zu sich kommen und vollzog selbst an ihm die Übertragung der Erzdiözese. Es war im Jahr 1250, als er sein neues Amt antrat, mit den höchsten Ehren empfangen. Am königlichen Hof genoss er ein solches Vertrauen, dass Heinrich IV. ihm zeitweilig die Regierungsgeschäfte übertrug, wenn er selbst abwesend war. Nichtsdestoweniger durfte der König nicht auf seine Nachsicht rechnen, wenn es galt, die Ehre Gottes oder die Rechte seiner Kirche zu verteidigen. Mehr als einmal war er genötigt, dem König mit aller Entschiedenheit gegenüberzutreten.

 

Nachdem er so etwa fünfundzwanzig Jahre sein bischöfliches Amt mit Eifer und Weisheit verwaltet, ereilte ihn auf einer Reise nach seiner irdischen Heimat eine tödliche Krankheit, die ihn binnen kurzer Zeit zur himmlischen Heimat führte. Er starb auf dem Schloss St. Helena am 14. Juli 1272. Sein Leichnam wurde im Erbbegräbnis seiner Ahnen, in der Abtei Haute-Combe, beigesetzt. Das Volk verehrte ihn wie einen Heiligen. Gregor XVI. bestätigte im Jahr 1838 die dem Seligen seit unvordenklichen Zeiten erwiesene Verehrung.

 

Wohin der Herr dich ruft, da diene ihm! Die Arbeit in der Welt und für die Welt, in rechter Absicht vollbracht, verherrlicht Gott nicht weniger wie das Gebet in der Einsamkeit. Die Arbeit in der Welt muss nicht und darf nicht verweltlichen. Sie kann und soll auch den Vielbeschäftigsten verinnerlichen, ihn und seine Umgebung. Es wäre ein gefährlicher Pessimismus, der sich durch Misshelligkeiten und Misserfolge verleitet, von der Welt abwendete, um sich nur der Fortentwicklung des eigenen inneren Menschen zu widmen. Das wäre gefährlich für unser Volk, schlimm auch für unsere Jugend, die durch Stand und Bildung zur Erziehung und Führung des Volkes und der Welt zu Gott berufen ist.

 

Die selige Angelina Marsciano von Corbara, Witwe, Ordensstifterin,

+ 14.7.1435 – Gedenktag: 14. Juli

 

Eine Selige, die dem Drittordenskleid des seraphischen Vaters Franziskus so viel Ehre verschafft hat, dürfen wir nicht vergessen. Kann sie ja den überaus zahlreichen Ordensfamilien und Kongregationen aus älterer wie neuerer Zeit, die nach der Dritten Regel des heiligen Franziskus in klösterlicher Gemeinschaft leben, als erste Stifterin gelten. Aus dem Dritten Orden, der zunächst für solche Personen bestimmt war, die in der Welt und in ihren Familien verbleiben, aber doch nach franziskanischer Regel leben und sich heiligen wollten, schlossen sich alsbald männliche und weibliche Mitglieder zu einem gemeinsamen Leben zusammen und verpflichteten sich in der Folgezeit zu den Gelübden und zur Klausur. So entstand der Dritte regulierte Orden vom heiligen Franziskus im Gegensatz zum nichtregulierten der Weltleute. Nach dem Geschichtsschreiber der Orden und Kongregationen, Dr. M. Heimbucher, wurde bereits 1264 ein Kloster für Mitglieder des Dritten Ordens in Köln gegründet. Im Jahr 1276 wird das noch jetzt bestehende Terziarinnenkloster Gnadental in Ingolstadt erwähnt. Ja, das Mutterhaus der Franziskanerinnen vom Dritten Orden zu Dillingen in der Diözese Augsburg entstand vermutlich schon um das Jahr 1250 aus einer Beghinenvereinigung, das der Mariasternschwestern in Augsburg 1258 in derselben Weise. In München wurde 1284 das Bittricher Regelhaus und 1295 das Riedlersche Regelhaus oder „Kloster auf der Stiege“ errichtet. Noch viele andere Klöster taten sich auf, besonders aus ehemaligen Beghinenhäusern. Auch Rom hatte schon 1288 und Neapel 1320 ein Terziarinnenkloster. Das waren aber nicht Klöster oder Ordenshäuser nach dem strengen Recht der Kirche, sondern „Regelhäuser“ von Terziaren, die in Vereinigung (Kongregation) lebten. Der volle Ordenscharakter bildete sich erst allmählich aus.

 

Von besonderer Bedeutung wurde hierfür das von der seligen Angelina von Corbara 1397 in Foligno begründete Terziarinnenkloster mit Klausur. Etwa von 1400 an legten die gemeinschaftlich lebenden Drittordensmitglieder, die zunächst nur die Franziskusregel für Weltleute beobachteten, Gelübde ab, die von mehreren Päpsten, erstmals von Johann XXIII., als feierliche erklärt wurden. Leo X. gab am 21. Januar 1521 diesen Terziarklöstern, die sich schon in allen Ländern sehr vermehrt und in Kongregationen, in Landesvereinigungen geteilt hatten, eine gemeinsame Regel. Sie schrieb für alle Häuser die Gelübde vor, ließ aber hinsichtlich Klausur Freiheit. Pius V. verlangte 1568 von allen Klöstern mit feierlichen Gelübden die Klausur. Die unter der Regel Leos X. lebenden Ordenspersonen wurden von den Päpsten für wahre Religiosen erklärt, gleich denen des Ersten und Zweiten Ordens. Dieselbe Leoninische Regel bildete bis in unsere Tage, wo Pius XI. sie durch eine neue ersetzte, 1927, die Grundlage, auf der sich eine unübersehbare Zahl von Männern- und Frauenkongregationen aufbaute: Die Armen Brüder vom heiligen Franziskus, die Franziskanerbrüder, die große Familie der Franziskanerinnen, die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Franziskus, die Kreszentiaschwestern, die Kapuzinerterziarinnen, Armenschwestern vom heiligen Franziskus, Schulschwestern vom Dritten Orden des heiligen Franziskus usw. Das über zweihundert Jahre alte Regelbuch der Elisabethinerinnen, das noch bis in unsere Zeiten herein in den meisten Häusern in Deutschland und Österreich Geltung hatte, hebt die selige Angelina Corbara und ihren Einfluss auf die Schwestern des Dritten Ordens rühmend hervor.

 

Angelina, geboren 1377 zu Monte Giove bei Orvieto in Mittelitalien, stammt aus dem gräflichen Geschlecht der Corbara und mütterlicherseits aus der edlen Familie von Marsciano. Bisweilen wird sie auch unter diesem mütterlichen Namen genannt. Hat doch ihre Mutter Marsciano, eine würdige und heilige Frau, das große Verdienst, in ihrer Tochter den Sinn und die Freude zur Frömmigkeit und zu den Tugenden eines Engels geweckt zu haben, so dass sie mit vollem Recht ihren Namen Angelina (die Engelhafte) tragen konnte. Nur zu früh starb die Mutter. Schon begannen die Lockungen der Güter und Freuden dieser Welt einen Eindruck auf das junge Mädchen zu machen. Doch rasch gewann ihr hochgerichteter Sinn die Oberhand. Angelina entschloss sich und festigte den Entschluss durch das Gelübde, sich ganz dem Herrn zu weihen. Eine besondere Liebe zu den Nächsten durchsonnte ihre Jugend. Um den Armen die Not wirksam zu erleichtern, schonte sie weder ihr eigenes Mahl, noch die Vorräte der häuslichen Küche.

 

Kaum hatte Angelina das Alter von fünfzehn Jahren erreicht, als ihr Vater schon daran dachte, sie zu verheiraten. Johann Terni, Graf von Civitella, einer kleinen Stadt im Königreich Neapel, war der seiner Tochter ebenbürtige Erwählte. Angelina erschrak und widerstand, denn das Gelübde der Keuschheit sprach gegen eine eheliche Verbindung. Aber ihr Vater bestand mit Heftigkeit darauf. Vertrauensvoll warf sie sich in dieser Not in die Arme ihres himmlischen Vaters und bat inständig, dass er ihr die Wege zeige und Kraft verleihe, ihrem Versprechen treu bleiben zu können. Da glaubte sie einer Stimme in ihrem Innern, die sich für den Gehorsam gegenüber ihrem Vater aussprach, folgen zu müssen und die Bewahrung ihrer gelobten Jungfräulichkeit mit allem Vertrauen auf die Vorsehung freimütig und hingebungsvoll in die Hände des ihr zugeführten Bräutigams legen zu dürfen. Dieser war denn auch edel und einsichtsvoll genug, ihr Gelöbnis zu achten und seinen Wert zu schätzen, aber auch zugleich, von Gottes Geist geleitet, so hochherzig, dass er sich seinerseits der Verlobten Christi als demütiger Diener übergeben zu dürfen inständig bat. Die Engel des Himmels durften Zeugen eines seltenen Schauspiels sein: Vor den Füßen des Gekreuzigten erneuerten und bekräftigten zwei verlobte Menschenkinder das Versprechen steter Keuschheit als Gottverlobte. Und der Allgütige nahm das großmütige Opfer an. Nach zwei Jahren eines an Beispielen hoher Tugenden reichen Lebens starb der Gatte nach kurzer Krankheit.

 

Von allen weltlichen Banden frei, konnte Angelinas Streben nach himmlischen Gütern in heißer Sehnsucht sich entfalten. Das trat schon nach außen in Erscheinung. Die junge Gräfin entließ ihre Dienerinnen und vertauschte ihren Reichtum mit dem armen Kleid des Dritten Ordens. Gutes tun an Armen und Kranken nahm ihre Zeit in Anspruch. Heil und Segen schienen unter ihren Händen zu erblühen. Einige Kranke, denen sie ihre Sorge zuwendete, genasen wieder gegen alles Erwarten. Bei ihren apostolischen Gängen, die auch das Bergland der Abruzzen nicht scheuten, suchte sie nicht zum letzten das Seelenheil der wenig unterrichteten Bewohner zu fördern. In den kleinsten Dörfern hielt ihr Eifer an. Sie verkündigte das Glück eines wahren Glaubenslebens, pries die Liebe des Erlösers zu uns und ermunterte besonders die jungen Mädchen, dies Glück durch Anschluss an den Dritten Orden zu suchen. Begreiflich, dass solch leuchtendem Seeleneifer gegenüber auch Neid und Missgunst ihre allzeit gefügigen Hilfsknechte aus dem dunklen Reich entboten. Die Frau von hohem Stand, die auf Missionswegen wandelte, wurde bei Ladislaus, dem König von Neapel und Sizilien, verklagt, dass sie die Verachtung des durch ein Sakrament geheiligten Ehestandes predige und die jungen Leute davon abhalte. Übelgesinnte gingen noch weiter und beschuldigten sie geradezu der Häresie, einer falschen Anschauung hinsichtlich der Ehe und der Verführung der Mädchen durch Zauberei. Der Scheiterhaufen, die Strafe und Sühne jener Zeit für derartige Vergehen, schien ihr zu drohen. Die Angeklagte stellte sich kühnen Mutes vor den König und seinem Gerichtshof in Neapel, ein Becken glühender Kohlen in der Hand, bereit, wie sie sagte, mit diesen Kohlen selbst Feuer an ihre Kleider zu legen, wenn sie eines Verbrechens für schuldig erklärt würde. Die Richter waren betroffen über das entschlossene Auftreten und die entschiedene Erklärung. Es bedurfte nur eines kurzen Verhöres und die Überzeugung stand fest, diese Frau sei niemals mit kirchlichen und staatlichen Gesetzen in Widerspruch getreten. Der König selbst beglückwünschte sie wegen ihres Eifers für den Triumph des Glaubens und entließ sie mit allen Zeichen der Achtung, die ihr nun auch von der gesamten Stadt entgegengebracht wurde. Trotzdem erhoben sich in ihrer Heimat Civitella, wo sich Angelina abermals dem Werk der Erziehung der jungen Mädchen hingab, neue Verfolgungen, die sie zwangen, sich nach Assisi zurückzuziehen, 1395. Mehrere Tage widmete sie dem Gebet in der Portiunkulakirche. Immer wieder drängte sich ihr die flehentliche Bitte um Erkenntnis dessen auf, was sie zum Wohl des Nächsten tun könnte. Und Gott zögerte nicht mit der Antwort. In einer Ekstase belehrte sie ein Engel, sie solle nach Foligno sich begeben, um dort ein Kloster nach der Regel des heiligen Franziskus zu gründen. Vertrauensvoll legte sie die Angelegenheit dem Bischof von Foloigno vor und erlangte von ihm die Abtretung eines Grundstücks zur Errichtung ihres ersten Klosters. Es wurde der heiligen Mutter Anna geweiht, der Patronin ihrer leiblichen Mutter. Im Jahr 1397 legte Gräfin Angelina von Corbara-Civitella-Marsciano mit sieben Gefährtinnen in die Hand des Bischofs die Gelübde ab. Von dem Augenblick an stieg die Zahl der Religiosen so rasch, dass man am Ende des Jahres schon dreißig zählte und die Behörden der Stadt alsbald (1399) darangingen, noch ein zweites Kloster unter dem Schutz der heiligen Agnes zu errichten. Hier wurde die große Dienerin Gottes Margareta von Foligno Oberin, die mit Milde und Liebe strenge Klosterzucht hielt, Angelinens Nachfolgerin im Generalat wurde (1435) und, „durch Tugend und Wunder strahlend“, am 13. Juni 1443 selig starb. Ähnliche Konvente entstanden in Viterbo, Assisi, Todi, Ascoli, Rieti und Florenz, das nicht weniger als hundert Religiosen zählte. 1405 folgte Neapel und endlich (1423) Rom mit bald drei Häusern. Die Ordensfrauen nahmen, weil sie sich dem Dienst der Kranken und Armen widmeten, den Namen der heiligen Terziarin Elisabeth von Thüringen an. Auf Bitten der Seligen traf Papst Bonifaz IX. die Entscheidung, dass alle drei Jahre von einem päpstlichen Konsistorium eine Generalvisitatorin ernannt werden sollte, die alle Klöster besuchen und den Professschwestern den Habit geben sollte. Es war Angelina selber, die zum ersten Mal dieses Amt übertragen erhielt. Die Arbeitslast häufte sich. Papst Martin V. vereinigte 1428 alle Klöster zu einem dauernden Verband, zu einer Kongregation, und erlaubte ihr, Generalkapitel abzuhalten und sich eine eigene Generaloberin zu wählen, die alle Klöster visitieren und ihnen Oberinnen geben konnte. Erste Generaloberin der Ordensgenossenschaft wurde Angelina. Sie besaß fast unumschränkte Gewalt. Doch stellte derselbe Papst schon zwei Jahre später die Elisabethinerinnen als weibliche Franziskusorden unter den männlichen der Franziskaner-Observanten. Die Würde einer Generaloberin wurde dann 1459 von Pius II. wieder abgeschafft und dafür jedem Kloster eine Oberin vorgesetzt, womit die einzelnen Klöster wieder, zum größten Teil wohl, Selbstständigkeit erlangten. Sie unterstanden den Franziskanern oder den Diözesanbischöfen und hielten sich größtenteils an die von Leo X. 1521 gegebene allgemeine Regel. Zur Zeit der höchsten Blüte, ums Jahr 1600, zählten die Elisabethinerinnen in verschiedenen Ländern 135 Häuser mit 4300 Mitgliedern. Noch wenige dieser Nachfahren der seligen Angelina retteten sich durch die Stürme der Zeit bis auf die Gegenwart. Inzwischen und zumeist in unserer Zeit erneuerte sich das Institut der regulierten Terziarinnen vom heiligen Franziskus unter den verschiedensten Namen in ungemein fruchtbarer Weise. Unter diese Ordensgattung sind auch die deutschen Elisabethinerinnen, die 1622 in Aachen entstanden, die 1841 in Essen gegründeten und andere Schwestern der heiligen Elisabeth einzureihen.

 

Die Mutter dieser überaus zahlreichen Familien von Franziskusjüngerinnen, die selige Angelina, war die bescheidenste und demütigste Schwester. Sie wollte nicht, dass von ihrer Tätigkeit oder ihrer hohen Herkunft gesprochen würde. Sie teilte sich mit den Schwestern in die niedrigsten Verrichtungen des Hauses, öfter bediente sie alle anderen. Nur im Fasten, in der Buße und Strenge gegen sich selbst wollte sie alle übertreffen. Von Anfechtungen und Beunruhigungen des Bösen blieb auch diese exemplarische Ordensfrau nicht verschont, überwand sie aber in der Kraft des Herrn.

 

Die Zahl der Jahre der seligen Ordensstifterin waren neunundfünfzig. Eine schwere Krankheit überfiel sie. Nochmals empfahl sie ihren zum letzten Segen versammelten Schwestern die genaue Beobachtung der Ordensregel. Nach Empfang der heiligen Sterbesakramente geriet sie in eine wunderbare Entzückung, worin sie die Engel kommen und sie vor den Thron Gottes führen sah. Sie ging in die Ewigkeit Gottes hinüber am 14. Juli 1435. Im Jahr 1492 wurden ihre Überreste mit großer Feierlichkeit erhoben und in einen neuen, kostbaren Sarg gelegt. Leo XII. billigte 1825 ihre Verehrung als solche, die seit Jahrhunderten bestanden habe, und setzte ihr Fest auf den 15. Juli fest. Bei den Franziskanern wurde der 21. Juli, andernorts auch der 22. Dezember als Gedächtnistag begangen. Heute begeht die Kirche am 14. Juli ihr Gedächtnis, an ihrem Sterbetag. 

 

Der selige Richard Langhorne, Rechtanwalt, Martyrer,

+ 14.7.1679 – Gedenktag: 14. Juli

 

Im ruhmreichen Kampf um den Bestand der katholischen Kirche in England im 17. Jahrhundert zeichneten sich neben den Priestern und Ordensleuten, denen der Hass der Gegner vor allem den Tod geschworen hatte, auch viele vorzügliche Laien aus und rangen mit ihnen um die Martyrerpalme. So wurde zugleich mit den fünf Jesuiten, den auserlesenen Opfern der sogenannten Titus-Oates-Verschwörung, auch ein Mann verurteilt, der selige Richard Langhorne, der ein ebenso kompetenter Rechtsgelehrter wie eifriger Katholik war. Eben seine große Frömmigkeit und edle Gesinnung machten ihn den anglikanischen Fanatikern verdächtig, und so wurde er schon 1666, anlässlich des großen Brandes von London, als dessen Anstifter man die Katholiken beschuldigte, vor einem Ausschuss des Parlaments angeklagt, jedoch wieder freigesprochen. Sein Ansehen und seine Praxis unter den Katholiken wuchsen dadurch noch mehr. Auch die Jesuiten bedienten sich dieses Ehrenmannes als Rechtsbeistand und hatten die Verwaltung ihres Vermögens in seine Hände gelegt. Das wusste der elende Verleumder und gewissenlose Erfinder von Verschwörungsgeschichten Titus Oates. Er gab dem seligen Richard als einen der Haupträdelsführer an. Mitten in der Nacht am 7. Oktober 1678 riss man ihn aus dem Bett und nahm alle seine Papiere und Geschäftsbücher in Beschlag. Monatelang musste er in den Kerkern von Neutor schmachten. Als er dann vor Gericht gestellt wurde, wiederholten sich die haarsträubendsten Ungerechtigkeiten, wie beim Prozess gegen die fünf Jesuiten. Seine Schutzzeugen wurden vor den Türen der Gerichtshalle tätlich misshandelt und von der Aussage abgeschreckt. Die Hinrichtung wurde hinausgeschoben, um ihn mürbe zu machen. Der Graf von Shaftesbury, der gemeine und gewissenlose Leiter der ganzen Katholikenverfolgung, hätte zu gerne wenigstens ein Bekenntnis der gräulichen Verschwörung gehabt. Was ihm bei den Ordensmännern nicht gelang, hoffte er doch bei dem Laien, einem Familienvater, zu erreichen. Versprechungen und Drohungen, Schmeicheleien und Zornesausbrüche sollten ihn zu Fall bringen. Allein Langhorne wollte seine Seele nicht um den Preis einer Lüge verraten. Da brachte Shaftesbury eine andere Bedingung. Richard sollte wenigstens dem Befehl des Königs gehorchen und den Vermögensstand der Jesuiten bekennen. Diese Forderung glaubte der Rechtsanwalt erfüllen zu dürfen, nachdem ja die Bücher, in denen die gewünschten Abschlüsse enthalten waren, bereits in den Händen der Richter waren. So machte er die Zusammenstellung. Jetzt vermeinte der gerissene englische Staatsmann gewonnenes Spiel zu haben. Er warf die Schrift dem über eine solche Niedertracht verblüfften Mann vor die Füße und rief, der Bettel genüge nicht sein Leben zu retten. Er müsse die Verschwörung eingestehen und die Mitschuldigen nennen. Dafür würde er nicht nur vollkommen begnadigt, sondern auch jede Belohnung erhalten, die er nur fordere. Aber der Gefangene, der sich nur zu dem bereiterklärte, was ihm mit gutem Gewissen erlaubt schien, hatte für diese schamlose Forderung ein entschiedenes Nein, lieber wollte er tausendmal den Galgen wählen.

 

Schon während der langen Kerkerhaft hatte der ehrwürdige Martyrer, in schweren Fesseln auf schlechtem Stroh liegend, seine Seele durch fromme Betrachtung des Leidens Christi, der künftigen Herrlichkeit, der unendlichen Güte und Liebe Gottes zu stärken gesucht. Jetzt entfaltete sich seine Frömmigkeit, die er inmitten seiner gewohnten Geschäfte sorgsam ins Herz gepflanzt hatte, zur erquickendsten Frucht, so schön wie sie nur die Gluthitze der Trübsal reifen kann. Eine Anzahl seiner Betrachtungen, die er selbst im Kerker niederzuschreiben Gelegenheit fand, sind uns noch erhalten und wurden später auch im Druck veröffentlicht.

 

Am 14. Juli 1679 wurde der edle Bekenner Christi nach Tyburn geschleift. Schon viele hatten an dieser Stätte des Blutes die Krone errungen. Wie jene beteuerte er seine unwandelbare Treue gegen den König und seine Unschuld an dem ihm zur Last gelegten Verbrechen. Mit großer Klarheit stellte er schließlich den wirklichen Grund seines Todes heraus: „Ich erkläre, dass ich als ein zwar unwürdiges Glied jener heiligen und apostolischen Kirche Christi sterbe, die in den drei heiligen und anerkannten Glaubensbekenntnissen der Kirche erwähnt ist, deren unsichtbares königliches Haupt unser Herr Jesus Christus ist, der sie durch den Heiligen Geist und seine Gnade erleuchtet, beschützt, bewacht und leitet, die zum sichtbaren Haupt der Regierung und Einheit den Bischof von Rom hat, als den Nachfolger des heiligen Petrus, des Fürsten der Apostel. Ich glaube, es liege auf der Hand, dass meine Religion die einzige Ursache ist, die meine Ankläger bewogen hat, mich des Verbrechens zu beschuldigen, für das ich auf ihre Aussage hin zum Tode verurteilt wurde, und dass meine Religion, die ich hier bekenne, der einzige Grund ist, der ihnen Hoffnung gab, Glauben zu finden oder der die Geschworenen bestimmen konnte, die Aussage solcher Menschen anzunehmen. Und nachdem dieser Spruch über mich gefällt war, hat man mir nicht nur Begnadigung, sondern überdies große Vorteile, Ehrenstellen und Geld und Gut angeboten, wenn ich meiner Religion entsagen und das mir und anderen zur Last gelegten Verbrechen eingestehen wollte. Aber gepriesen sei Gott, der mich durch seine Gnade davor bewahrte, solchen Versuchungen zu weichen und der mir Kraft verlieh, lieber den Tod zu wählen, als meine Seele mit Sünde zu beflecken und meinen Nächsten fälschlich mit Verbrechen zu belasten, von denen ich keine Kenntnis habe.“ Dann betete der Sterbende für den König, für seine Feinde, besonders die falschen Zeugen und Ankläger und schloss: „Ich bitte dich, o Gott, segne diese ganze Nation und lege die Schuld an meinem Tod ihr nicht zur Last, auch nicht der einen oder anderen Person. Vereinige sie alle zu dir, mein Gott, in deiner Kirche durch den wahren Glauben, die wahre Hoffnung und Liebe durch deine Gnade.“ Hierauf fragte er in aller Seelenruhe den Henker, ob der Strick in Ordnung sei. Als dieser es bejahte und um Verzeihung bat, gab sie der ehrwürdige Diener Gottes „mit Freuden“ und betete eine Weile für sich. Als jetzt der Gerichtsschreiber ihm den Wunsch aussprach: „Der Herr sei eurer Seele gnädig,“ erwiderte er: „Der Herr im Himmel vergelte eure Liebe“, bezeichnete sich mit dem Zeichen des Kreuzes und betete laut: „Gebenedeiter Jesus, in deine Hände befehle ich meine Seele und meinen Geist! Jetzt in diesem Augenblick, nimm mich auf in dein Paradies. Ich sehne mich bei Jesus zu sein. Ich bin bereit; ihr braucht nicht länger zu warten.“

 

Der Karren wurde hinweggezogen und nach wenigen Augenblicken war der edle Martyrer bei Gott und in der Schar derjenigen, die ihr Gewand weiß gewaschen haben im Blut des Lammes. Mit diesen letzten Hinrichtungen war die Hochflut der Verfolgung in der Hauptstadt gebrochen, der Glaube an Oates und seine Helfershelfer erschüttert. Als zwei Tage nach Langhornes Hinrichtung ein Arzt und drei Benediktiner, unter ihnen Corker vor die Gerichtsschranken gestellt wurden, warb zum ersten Mal das Zeugnis des Oates verworfen und ein Freispruch gefällt. Diese Freisprechung bedeutete aber auch eine Unschuldserklärung der bis jetzt Hingerichteten. So hat die Bosheit sich selbst entlarvt (Psalm 27,12).

 

In einem langen dichterischen Text, der Richard Langhornes edelste Seelenstimmung gleich nach der Verurteilung widerspiegelt, ruft er jubelnd aus:

 

Verkündet ist mir, dass ich sterben muss –

O selige Kunde!

Wohlan, geliebteste Seele,

Blick auf, es ruft dich dein Jesus!

Er flehte für dich an seinem Kreuz,

Da streckte er aus seine Arme nach dir,

Da beugt er sein Haupt, zu küssen dich,

Da schrie er empor mit mächtiger Stimme:

„Vater, nimm ihn auf, er ist mein!“

Da öffnet er dir seines Herzens Tor,

Da gab er für dich sein Leben,

Das Leben dir zu erwerben!

 

Richard Langhorne wurde am 15. Dezember 1929 von Papst Pius XI. seliggesprochen. 

 

Angela vom Leiden Christi

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der Stifterinnen des Karmelitinnenklosters zu Baumgarten bei Wien, Johanna vom Kreuz, Juliana Kreytmayr, und Angela vom Leiden Christi, Anna Kreytmayr. Den ersten Gedanken der Stiftung eines Karmelitinnenklosters zu Baumgarten gab Gott zwei wenig bemittelten Weinbergbesitzerstöchtern von Königsbrunn bei Wien ein. Beide hatten in ihrer Kindheit große Sehnsucht nach dem Einsiedlerleben, aus der später das Verlangen nach dem Klosterberuf wurde. Der einen, Juliana, hatte Pater Stöger SJ die Aufnahme in das Kloster zu Gmunden verschafft, aber ihre schwächliche Gesundheit zwang sie, es wieder zu verlassen. Die andere, Anna, fürchtete, man wolle sie nicht aufnehmen. Es war nämlich der Brief der Priorin mit der Zusage ihrer Aufnahme verlorengegangen. In der Absicht, Gott durch ein möglichst vollkommenes Leben zu dienen, zog sie darum mit mehreren anderen frommen Jungfrauen zu ihrer Schwester Juliana, wo sie miteinander ein klosterähnliches Leben führten, sich den Unterhalt mit Näharbeiten verdienten, viele geistliche Übungen vornahmen, täglich kommunizierten, so gut sie es verstanden, das ganze Brevier beteten, ja Matutin und Laudes sogar um Mitternacht sangen. Was sie von ihrem Verdienst erübrigten und was sie geschenkt erhielten, legten sie zusammen, um einen Grundstock zu einer Klosterstiftung zu bekommen. Es dauerte jedoch ziemlich lange, bis sich eine Aussicht dazu bot. Als der General der Unbeschuhten Karmeliten Joseph Maria vom Herzen Jesu im Jahr 1851 sie besuchte, sprach er: "Die ehrwürdigen Schwestern in Graz haben 14 Jahre lang gebetet, bis sie die Gründung des Klosters unserer dortigen Patres erflehten. Wenn ihr um die Schwestern noch 28 Jahre betet, ist es nicht zu viel. Harret aus!" Tatsächlich kam die Stiftung trotz großer Schwierigkeiten und Hindernisse, gerade 28 Jahre später zustande. Am 24. Oktober 1879 langten die ersten Schwestern aus Graz in Baumgarten-Wien an. Juliana und Anna traten selbst als Tertiarinnen in das neue Kloster. Ihr hohes Alter von 70 Jahren und ihre Gebrechen nötigten freilich Juliana, auch dieses Kloster wieder zu verlassen und sich zu den Tertiarschwestern nach Linz zu begeben, wo sie am 9. Februar 1882 eines erbaulichen Todes starb. Anna oder Schwester Angela, wie sie nunmehr hieß, vermochte bis zu ihrem Hinscheiden am 14. Juli 1886 im heiligen Orden auszuharren. Mit ihr schied eine edle Seele, deren gewinnendem Wesen selbst der größte Fuhrmann nicht zu widerstehen vermochte. Wies sie dergleichen Leute wegen ihres Fluchens zurecht, so erhielt sie oftmals zur Antwort: "Ja Muatterl, S` hab`n schon recht." Der Drang, mit Gott zu verkehren, war in ihr so mächtig, dass ihr die Zeit der Betrachtung oft zu kurz wurde, dass sie sich dann förmlich losreißen musste und selber tröstete mit den Worten: "Fortsetzung folgt." Gestaltete sie durch ihre frommen Gedanken auch die Arbeit zu einem gottgefälligen Werk, so schätzte sie sich doch jedes Mal glücklich, so oft sie ungehindert beten konnte. Sie benützte auch jeden freien Augenblick dazu, besonders betete sie viel für die Priester und für die Eheleute, "weil von den Seelsorgern und von den Eheleuten die Zukunft abhängt," wie sie zu sagen pflegte. Wie man lebt, so stirbt man in der Regel. Schwester Angela wurde vom Schlag gerührt, während sie eben im Chor ein Bußwerk verrichtete und sank zu den Füßen des großen Kruzifixes nieder. Zwei Tage darauf schied sie überreich an Verdiensten aus diesem Leben.

 

Pater Dominikus vom heiligen Nikolaus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 14. Juli 1654 verschied der lobwürdige Pater Dominikus vom heiligen Nikolaus. Pater Dominikus stammte aus Geldern und hieß in der Welt Christian Bock. Er hatte bei den Beschuhten Karmeliten die heiligen Gelübde abgelegt und wirkte als Subprior im Kloster zu Köln. Sein idealer Sinn strebte in allem das Vollkommenste an. Darum fasste er, sobald ihm zur Kenntnis kam, dass Theresia und Johannes vom Kreuz die ursprüngliche Regel des Karmelitenordens wieder zu Ehren gebracht hatten, den Entschluss, Unbeschuhter Karmelit zu werden. Allein vom Vorsatz bis zur Ausführung war ein weiter Weg, denn seine Ordensgenossen schätzten ihn überaus hoch und wollten ihn nicht ziehen lassen. Dominikus nahm seine Zuflucht zum Gebet. Seine Mutter unterstützte ihn dabei und unterzog sich unter vielen Beschwerden einer weiten Pilgerreise nach Loreto, um dort im heiligen Haus den Beistand des Herrn und seiner hochgebenedeiten Mutter in dieser so wichtigen Angelegenheit zu erflehen. Sie wurden in ihrem Vertrauen nicht getäuscht. Ihr Sohn konnte sich nach Überwindung der großen Schwierigkeiten im Jahr 1622 in Brüssel den Söhnen der heiligen Theresia anschließen. Groß war die Freude des Paters am Tag der Einkleidung, musterhaft immerdar sein Betragen - ein hellleuchtendes Beispiel für alle damals in Brüssel befindlichen Novizen. Im Jahr 1624 wurde er in das neugegründete Kloster zu Köln versetzt, doch war seines Bleibens daselbst nicht lange. Im selben Jahr sandte man ihn mit zwölf anderen nach Prag, wo Kaiser Ferdinand die Errichtung eines Klosters der Reform wünschte. Sein dortiges Wirken war vom besten Erfolg gekrönt. Jedermann schätzte ihn um seines heiligmäßigen Lebenswandels willen. Selbst die Protestanten, deren er viele in den Schoß der Katholischen Kirche zurückführte, achteten ihn ungemein. Von Prag kam Dominikus als Prior in das Noviziatskloster zu München, von da in gleicher Eigenschaft nach Wien, später als Subprior wieder nach Köln. Im Jahr 1647 wurde er nach Rom berufen. Kaum hatte er ein Jahr dort zugebracht, als er den Auftrag erhielt, als Generalvisitator die Klöster des Morgenlandes zu besuchen und dann das Amt eines Provinzialvikars von Persien und Indien zu übernehmen. Amtsgeschäfte nötigten ihn zu einer Reise aus der Mission nach Rom. Er sah jedoch die Ewige Stadt nicht mehr. In der Nähe der Azoren musste er bei St. Michael ans Land steigen und die Gastfreundschaft der Jesuiten in Anspruch nehmen. In der Nacht vor seinem Tod befahl er dem ihn bedienenden Bruder, er solle niederknien und für das Schiff beten, mit dem er aus Indien gekommen war, denn es sei von Feinden umringt und in großer Gefahr. Er hoffe indes, dass alle an Bord Befindlichen auf die Fürbitte der in seinem Zimmer gegenwärtigen Mutter Gottes hin gerettet würden. Der Bruder war der Ansicht, das Schiff müsse, da es stets günstigen Wind gehabt, längst in Lissabon angekommen sein. "Ich weiß es", entgegnete der Pater, "aber es ist doch wahr, was ich gesagt habe. Nach meinem Tod werden Sie es hören, aber sagen Sie niemand etwas davon." Später eingeholte Erkundigungen ergaben, dass das in Rede stehende Schiff in jener Zeit von holländischen Raubschiffen angefallen wurde. Da erinnerte man sich des heiligen Mannes, den man sterbend auf der Insel St. Michael zurückgelassen hatte, rief seine Fürbitte an und entkam glücklich der Gefahr. Im Augenblick des Hinscheidens verlangte Dominikus nach einer geweihten Kerze. Hierauf sprach er: "Jesus sei in meiner Seele! Jesus, Maria, Joseph seien meine Begleiter!" Mit den Worten: "Herr, in deine Hände empfehle ich meinen Geist," schloss er die Augen. Der Rektor des Klosters, der mit den übrigen Patres ihm beistand, mahnte ihn, den heiligen Namen Jesus anzurufen. Dominikus öffnete lächelnd den Mund, schloss ihn sofort wieder und ging in die Ewigkeit zu Jesus und Maria, mit denen er bereits auf Erden so innig vereinigt war.

 

Gebet am 14. Juli

 

O meine Königin, hätte ich doch immer meine Zuflucht zu dir genommen, denn dann hätten mich meine Feinde nie besiegt. Von heute an will ich mich auf deinen Beistand verlassen und in allen meinen Versuchungen zu dir meine Zuflucht nehmen und von dir zuversichtlich den Sieg über meine Feinde erwarten. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, Quelle alles Guten, gib uns ein dankbares und demütiges Herz, dass wir wegen der Vorzüge, die wir Dir zu verdanken haben, uns über andere nie stolz erheben, sondern sie zu Deiner Ehre, und zu unserem und zum Wohl anderer anwenden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Der heilige Bonaventura, dessen Fest wir morgen feiern, trug eine ganz besondere Andacht zur heiligsten Mutter Gottes, deren Ehre zu befördern, er mehrere gottselige Schriften verfasst hat. Er glaubte, man könne nicht genug diejenige verehren, die Jesus Christus als seine Mutter auserwählt hat.

 

Andacht am 14. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Eine einfache Seele hat nicht zweierlei Gewicht. Wenn wir Geschäfte zu schlichten haben, die uns und den Nächsten angehen, so müssen wir dergestalt entscheiden, als ob unsere Geschäfte die Geschäfte des Nächsten, und die Geschäfte des Nächsten die unsrigen wären." (Der heilige Ignatius von Loyola)

Ein heiliger Abt, den jemand um Rat fragte, ob er in einer Sache, die einen anderen anging, dies oder jenes sagen dürfe, antwortete dem Fragenden: "Prüfe wohl, was dein eigenes Herz empfinden würde, wenn man dies von dir sagte und sich so gegen dich verhielte; Fällt dir aber dies schmerzlich, so bedenke, dass du mit Mäßigung und Liebe vorgehen sollst!"

Der heilige Vinzenz von Paul pflegte zu sagen: "Sehen wir mit der gleichen Aufmerksamkeit auf die Angelegenheiten unseres Nächsten als auf unseren eigenen Nutzen." Dieser Heilige hatte einige Verwandte, die ihn schriftlich baten, sie in einem Kriminalprozess zu unterstützen, den man gegen sie eingeleitet hatte; er aber weigerte sich aus Eifer für die Gerechtigkeit, ihrer Sache sich anzunehmen. Da indessen einige seiner Freunde sich bei den Richtern für sie verwenden wollten, ersuchte er sie, vor allem sich zu erkundigen, ob die Angeklagten unschuldig wären, um die Gesetze der Billigkeit nicht zu verletzen.

 

Lass, o Gott, mein Auge ebenso aufmerksam auf meines Nächsten Wohl als auf meinen eigenen Nutzen sein. Dir zu Liebe und weil Du es befiehlst, liebe ich meinen Nächsten wie mich selbst. Dein Kind sehe ich in ihm, das Du nach Deinem Ebenbild erschaffen und mit Deinem kostbaren Blut erlöst hast! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 14. Juli

 

"Viele suchen in ihren Studien die geistigen Genüsse,

wenige sind einfachen und frommen Geistes.

Die ersten wollen wissen, die zweiten vereinigen sich mit Gott,

und verlieren sich in ihm."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 14. Juli - Von der Verzärtelung des Leibes

 

Hältst du das Fleisch in strenger Zucht, 

Gewinnst die Herrschaft du als Frucht;

Doch lässest du den Zaum ihm frei,

Dann keuchst du unter Tyrannei.

 

1. "Ein Knecht, verwöhnt von Jugend an, wird am Ende widerspenstig." (Sprichwörter 29,21) Dieser Knecht ist unser Leib, den Gott zur Hilfe und zum Dienst unserer Seele uns gegeben hat. Darum müssen wir ihn allerdings nähren, damit er uns dient und unser Heil auf seine Weise fördert. Doch dürfen wir ihm nicht schmeicheln, damit er unseren Befehlen sich nicht trotzig widersetzt. Fühlen muss er, dass wir ihm zu befehlen haben, und dass er nur ein Knecht ist. Klagt er über Hunger, Kälte oder anderes Ungemach, so verweisen wir ihn zur Geduld. Muss ja doch jeder Knecht sich dies gefallen lassen.

 

2. Ein Knecht, der durch ein strenges Leben abgehärtet ist, wird der notwendigen Arbeiten sich nicht verweigern. Verzärtelst du aber deinen Leib, dann wirst du bald erfahren, was die Schrift von diesem Knecht spricht. Er wird widerspenstig sein, und dir ins Angesicht sagen: "Ich will nicht dienen!" (Jeremia 2,20) So lange du seinen Willen ihm tust, wird er dir Großes verheißen. Sagen wird er dir, wenn du ihn gut und reichlich nährst, wird er dir besser dienen, wird ausdauernd arbeiten, wachen, und strenge Bußwerke für dich ertragen. Diese Sprache führte er gegen alle Heiligen. Sie aber, durch Erfahrung belehrt, glaubten ihm nicht, und wiesen ihn in seine Schranken.

 

3. Diese Gefahr ist besonders, wie die Schrift bezeugt, in der Jugend sehr groß. Geringer ist sie in alten Tagen, wo der Leib bereits matt geworden ist, und eine etwas bessere Pflege erhalten kann, ohne dass eben ein großes Übel daraus erfolgt. So pflegt auch ein weiser Herr einen Knecht zu halten, der in seinem Dienst ergraut. Indessen besteht zwischen Knechten und dem Leib immerhin dieser Unterschied, dass wir gegen die Knechte keine so ungeordnete Liebe tragen, als gegenüber unserem Leib. Darum befiehlt auch die Klugheit, dass wir zu unseren Knechten mehr mitleidig als streng, gegen unseren Leib aber mehr streng als mitleidig sind. "Vielmehr züchtige und unterwerfe ich meinen Leib, damit ich nicht anderen verkünde und selbst verworfen werde." (1. Korinther 9,27)

 

15. Juli

 

Der selige Bernhard, Markgraf von Baden, Bekenner,

+ 15.7.1458 - Fest: 15. Juli

 

Alban Stolz schrieb: Ich habe acht Jahre meiner Jugend in dem Schloss von Rastatt zugebracht. Es war mir gestattet, in den vielen Sälen und Zimmern des mächtigen Gebäudes nach Belieben umherzugehen. Außer mit einer Bildergalerie waren auch sonst die hohen Räume mit Gemälden geschmückt; unter diesen vielen höchst mannigfaltigen Bildern machten aber zwei besonderen Eindruck auf mich und schweben mir jetzt noch vor. Das eine stellte einen jungen Mann vor, eine wunderbar zarte, edle Gestalt; der Blick seines sanften Gesichtes ist betend zum Himmel gewandt. Man sagte mir, es sei der selige Bernhard, Markgraf von Baden.

 

Vor fünfhundert Jahren regierte über das kleine Land Baden ein Markgraf, namens Jakob. Durch Weisheit, Sorgfalt für die Untertanen, Förderung der Religion, Wohltätigkeit gegen Arme und Gerechtigkeit gegen alle war er weit und breit berühmt; man nannte ihn den Salomon von Deutschland. Er hatte fünf Söhne. Die drei jüngeren traten in den geistlichen Stand, die beiden älteren, Karl und Bernhard, sollten dem Vater in der Regierung nachfolgen.

 

Die vortrefflichen Eltern sorgten dafür, dass ihre Söhne wahrhaft christlich erzogen und zugleich durch gelehrte Männer in der Wissenschaft bestens unterrichtet wurden. Schon als Kind zeigte Bernhard einen ungewöhnlichen Geist, an den Spielen der Jugend hatte er keine Freude, desto mehr aber an Gott, zu dem er die größte Ehrfurcht und Liebe trug. Die christliche Lehre und das Gebet waren sein Vergnügen, das Zeichen des hl. Kreuzes der Anfang und das Ende aller seiner Handlungen. Dabei war er voll Ehrerbietung, Untertänigkeit und Treue gegen seine Eltern und Lehrer, und überaus freundlich, friedsam und liebreich gegen jedermann. Als junger Mann ging er jeden Monat zweimal zur heiligen Kommunion. Immer bereitete er sich mit größter Sorgfalt darauf vor. Die hl. Messe hörte er von früher Jugend auf täglich an. Bei diesen Andachtsübungen lag er auf den Knien, ohne sich zu regen, in so ehrerbietiger eingezogener Haltung und so versenkt in Gott, dass schon sein Anblick den übrigen Leuten in der Kirche eine stille Predigt und Mahnung zur Gottesfurcht war. Mit den Jahren nahm auch seine Gottseligkeit zu. Allmählich gewöhnte sich seine Seele so sehr an den Umgang mit Gott, dass selbst seine wichtigsten Geschäfte, seine Unterhaltungen und Spaziergänge mit religiösen Betrachtungen durchflochten waren. Man bemerkte oft auf seinem Angesicht einen eigentümlichen Glanz, wenn er von der Andacht zurückkehrte, wie manche Edelsteine auch nachher noch leuchten, wenn sie einige Zeit im Sonnenschein gelegen sind. Er äußerte sich selbst, wenn man sich wärmen wolle, müsse man zum Feuer gehen; desgleichen müsse man im Gebet Gott sich nähern, wenn man himmlische Süßigkeit inne werden wolle.

 

Wie im Beten zeigte Bernhard auch im Fasten einen ungewöhnlichen Eifer. Er hielt nicht nur schon als Junge das Fasten, das die katholische Kirche für bestimmte Tage denen vorschreibt, die das 21. Lebensjahr vollendet haben, er fastete vielmehr jeden Freitag in der Art, dass er entweder gar nichts oder nur sehr wenig aß. Er wollte dadurch das Leiden und Sterben des Heilandes verehren, indem er auch etwas zum Leiden übernahm. Er sagte selbst zuweilen zu seinen Bekannten: „Wie das Pferd durch den Zaum gebändigt wird, dass man nicht zum Sturz fortgerissen wird, so werde der Leib durch Fasten gebändigt, damit er die Seele nicht mit sich in das Verderben stürze.“ Er nannte das Fasten und Beten zwei Felsen, die der höllische Feind zwar bestürmen, aber nicht überwältigen könne.

 

Obschon der junge Markgraf einige Zeit am Hof des Kaisers Friedrich IV. zubrachte, führte er für seine Person ein so sittsames Leben, als wäre er in einem strengen Kloster. Er war in seinem ganzen Tun und Lassen äußerst behutsam und vermied jeden Anlass, der seiner Keuschheit auch nur im Entferntesten nachteilig hätte werden können. Schon der Anblick des reinen, gottseligen jungen Mannes reichte hin, dass selbst die leichtfertigsten Leute sich hüteten, zweideutige Reden oder ungeziemende Späße in seiner Gegenwart vorzubringen. Während aber Bernhard so streng gegen sich selbst war, erwies er sich äußerst liebevoll gegenüber den Mitmenschen, insbesondere gegenüber den Armen. Es kam manchmal vor, dass er selbst im Winter eines seiner Kleider vom Leib hinweg gab, um Dürftige damit zu bedecken. Ungeachtet eines so christlichen Wandels hielt sich Bernhard doch niemals für gesichert und gut genug, um vor dem heiligen Richter ohne Sorge erscheinen zu können. Er legte sich daher niemals schlafen, ohne vorher sein Gewissen erforscht und die etwa gefundenen Verfehlungen seinem Kaplan gebeichtet zu haben. Bernhard äußerte sich selbst, der Christ solle niemals in einem Seelenzustand einschlafen, in dem er sich nicht getrauen würde zu sterben, weil schon viele im Schlaf ihr Leben geendet hätten.

 

Als dem seligen Bernhard mit dem Tod seines Vaters selbst ein Teil des Landes zufiel, benützte er dieses, um seine Wohltätigkeit noch zu vermehren. Alle seine Einkünfte sonderte er zu drei Teilen ab; der eine Teil wurde verwendet zur Unterstützung der Dürftigen, der zweite zur Erbauung und würdigen Ausstattung von Gotteshäusern und der dritte zur Bestreitung seiner und seiner Leute Bedürfnisse.

 

Allein im wahrhaft christlichen Leben gibt es keinen Stillstand. Obschon Bernhard schon eine hohe Stufe der Vollkommenheit erstiegen hatte, ließ es ihm keine Ruhe, er wollte noch weiter schreiten, er wollte alles Zeitliche verlassen, um das arme Leben unseres Heilandes nachzuahmen. Der Vater des seligen Bernhard hatte es schon vorbereitet und bestimmt, ihn mit der Tochter des Königs von Frankreich, Karls VII. zu verloben. Auf dieses, nach der Ansicht der Welt so glänzende Glück verzichtete nun Bernhard, überließ seinen eigenen Anteil an dem Landesgebiet seinem Bruder Karl und fasste den Entschluss, mit zwei seiner Vertrauten in eine Einöde sich zurückzuziehen und daselbst abgeschieden von der Welt Gott zu dienen. Gottes Leitung wies ihn jedoch auf einen anderen Weg.

 

Um diese Zeit hatte der türkische Sultan Muhamed II. die Stadt Konstantinopel erobert und das ganze griechische Reich sich unterworfen; schon drohte Gefahr, dass er von Ungarn herauf auch in Deutschland einbrechen und auch noch andere christliche Länder sich unterwerfen werde. Deswegen wollte Kaiser Heinrich die christlichen Fürsten auffordern sich zu vereinigen, um den gemeinsamen Feind der Christenheit niederzuwerfen. Nichts weniger also wollte der Kaiser als einen Kreuzzug gegen die Türken. Er kannte nun keinen Fürsten, der tauglicher und eifriger ein solches Geschäft für das Wohl der Christenheit besorgen würde, als den seligen Bernhard. Deshalb trug er diesem auf, bei den einzelnen Fürsten herum zu reisen und sie zu einem gemeinsamen Feldzug gegen die Türken zu bewegen. Bernhard nahm diese Aufforderung an; denn er wollte lieber der ganzen Christenheit einen Dienst leisten, als auf sein eigenes Seelenheil allein Bedacht nehmen. Vor allem sollte er mit dem Papst in Verhandlung treten. Um aber die Reise nach Rom dahin möglichst fruchtbringend zu machen, reiste er über Frankreich und brachte den König dahin, dass er seine Hilfe zum Türkenkrieg versprach. Dann begab sich Bernhard zu dem Herzog von Savoyen. Der sagte gleiches zu. Da er aber nun seine Reise nach Rom fortsetzen wollte und nach Moncalieri gekommen war, überfiel ihn eine schwere Krankheit. Bernhard, der sein Ende voraussah und ohnedies ein Mitglied des dritten Ordens war, ließ sich in das Franziskanerkloster bringen, um sich auf den Tod vorzubereiten. Nachdem er hier mit großer Andacht die heiligen Sakramente empfangen hatte, ließ er sich ein Bußkleid anlegen, ein Kruzifix in die Hände geben und erwartete, dreißig Jahre alt, den Tod, der eine reine Seele zu Gott führte.

 

Bernhard hatte auf der Reise den Franziskaner Johannes Argot als seinen Beichtvater mitgenommen. Als nun der Leichnam des jungen Fürsten in die Stiftskirche getragen und beim Hochaltar beigesetzt wurde, hielt Argot, der Freund seiner Seele, die Leichenrede. Ein Aussätziger, der seiner Krankheit wegen wahrscheinlich nicht in die Kirche hinein durfte und zugleich auch lahm war, hörte von außen das Lob des Verstorbenen, bekam Vertrauen, rief ihn um seine Fürbitte an und wurde auf der Stelle geheilt. Aber auch nachher geschahen auffallende Wunder an seinem Grab und manche Kranken wurden geheilt. Daher verehren die Einwohner von Moncalieri den seligen Bernhard als ihren Beschützer und feiern jährlich seinen Todestag am 15. Juli. Sie bauten ihm zu Ehren Kapellen und Altäre und haben eine besondere Andacht und Vertrauen zu ihm. Desgleichen verehrt man ihn noch an verschiedenen anderen Orten in Piemont, und mannigfach ist dort sein Bildnis anzutreffen.

 

Ebenso wird der selige Bernhard im Bistum Metz verehrt; in der Stadt Vie zeigt man ein Bein, seinen Degen und ein seidenes Tuch, in das sein Leichnam gewickelt war. Auch in Lothringen wurde der Selige verehrt. Hingegen in Baden weiß man, die Geistlichen und das Kloster Lichtenthal ausgenommen, wenig von ihm. Das Gebiet, welches einst dem seligen Bernhard gehörte, Pforzheim und Umgebung, ist jetzt protestantisch und die Protestanten wollen nichts von Heiligen wissen. Das schöne Bild vom seligen Bernhard, welches ich in meiner Kindheit sah, wurde nicht wert gehalten in einem Zimmer zu hängen; es hing in dem Gang vor einem Saal – im Saal aber hingen rings an den Wänden allerlei Markgräfinnen in Reifröcken und ihre Hündlein dazu gemalt.

 

Dieses und noch manches andere muss dem Katholiken in Baden traurige Betrachtungen wecken; - aber es weist ihn auch hin auf ein größeres und herrlicheres Vaterland. Hat die Heimat den gottseligen Markgrafen vergessen und ist sie zum Teil abgefallen von dem Glauben, der ihn zur Heiligkeit und Seligkeit geführt hat, so wird er doch noch in Italien und in Frankreich verehrt; denn der Katholik ist überall ein Angehöriger und ein Landsmann, wo es Katholiken gibt: - sein geistliches Vaterland fängt nicht an und hört nicht auf, wo die Zollhäuser stehen, sondern über die ganze Welt, ja bis in den Himmel erstreckt sich dasselbe; dort wohnen unsere Ehrenbürger. Die katholische Kirche ist das große, weite Vaterland aller rechtgläubigen Seelen, das mächtige Reich, das alle anderen Reiche auf Erden allein überleben wird.

 

Der heilige Gumbert, Bischof und Stifter von Kloster Ansbach,

+ 11.3. um 795 – Fest: 15. Juli

 

Die Mächte der Finsternis haben von jeher alle List und Gewalt aufgeboten, um dem Reich des Lichtes und der Wahrheit entgegenzutreten, und nur zu oft hat der böse Feind zur Nachtzeit das Unkraut ausgestreut mitten unter den Weizen. Dies sehen wir besonders in jener Zeit, wo das Heidentum in Deutschland in seinen letzten Zuckungen lag und die Fahne des Kreuzes über den Unglauben und Aberglauben der Götzendiener triumphierte. Was die Bosheit der Welt gesündigt hat, sühnte der religiöse Eifer der treuen Nachfolger Jesu.

 

Ein solcher edler Charakter war der heilige Gumbert, ein Sohn des Herzogs Gosbert und der Geilana, auf deren Anstiften der heilige Kilian getötet worden war. Er schauderte vor dem schändlichen Verbrechen seiner Mutter und nichts lag ihm mehr am Herzen, als es zu sühnen. Deshalb machte er viele fromme Stiftungen und führte seine Herrschaft nur so lange fort, bis ihm sein Sohn Rudolf auf den Herzogsthron folgen konnte. Darauf trat er in das Andreaskloster zu Würzburg und nahm als schlichter Mönch unter der Leitung seines Freundes und Lehrers, des heiligen Bischofs Burkhard, täglich mehr an Bußeifer und Gottseligkeit zu.

 

Um die Mitte des 8. Jahrhunderts stiftete Gumbert auf seinem Gut im Radeezgau, da wo der Holzbach oder Oltsbach in die Rezat mündet, zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria ein Benediktinerkloster, um dort inmitten frommer Mönche sein Leben zu beschließen. Allmählich ließen sich bei diesem Kloster am Oltsbach mehrere Ansiedler nieder, und so entstand die Stadt Ansbach. In diesem Kloster wetteiferte der fromme Stifter mit den übrigen Mönchen im unermüdlichen Streben nach einem vollkommenen Leben. Um sich ganz ungestört und abgeschieden von der Welt seinen Betrachtungen widmen zu können, zog sich der Heilige oft in die Waldeinsamkeit zurück, und noch heute wird eine Quelle zu seinem Gedächtnis der „Gumbertsbrunn“ genannt.

 

Einem heiligen Leben folgte ein heiliger Tod. Am 11. März um das Jahr 795 empfing der heilige Gumbert die Palme des ewigen Friedens. Sein Leib wurde in der Klosterkirche bestattet. Am 3. Mai 1165 wurden seine heiligen Gebeine erhoben und in einem steinernen Sarg vor dem Hochaltar beigesetzt, bis ihnen zu Ehren eine besondere Kapelle in der neuen Gumbertikirche erbaut wurde.

 

Bis ins 17. Jahrhundert wurde alljährlich das in Gold und Silber gefasste Haupt des heiligen Gumbert in feierlicher Prozession vom Kloster zur Pfarrkirche getragen. Als Ansbach der Religion seines protestantischen Oberherrn folgen musste, kam ein Teil der Reliquien nach Köln, ein Teil der Hirnschale in das Jesuitenkollegium zu Brüssel.

 

Der heilige Gumarus oder Gumbert im „Marianischen Festkalender“:

 

Gumbert war ein reicher Edelmann im Frankenland. Er lebte zurzeit, als in Würzburg der heilige Burkhard den bischöflichen Stuhl innehatte. Viele Bewohner jener Gegend gehörten noch dem Heidentum an, obwohl Bonifatius und seine Gefährten den Samen des Evangeliums vielfach ausgestreut und auch da und dort gutes Erdreich gefunden hatten.

 

Von der Gnade Gottes gerührt, begab sich Gumbert eines Tages zu heiligen Burkhard, und erhielt von ihm Unterweisung in allen Stücken, wie er sein ewiges Heil zu fördern hatte. Er übte sich in der Tugend der Keuschheit, der Barmherzigkeit, und von der Gnade gezogen, übergab er sogar seine Landgüter der Kirche des heiligen Martyrers Kilian. Mit dem, was ihm noch blieb, wollte er in Ansbach ein Kloster und eine Kirche erbauen, die zugleich die Begräbnisstätte für seine irdische Hülle sein sollte.

 

Damals hatte der christliche Kaiser Karl der Große den Gipfel der Macht erreicht, er hatte das Reich durch gerechte Gesetze und Anordnungen im Innern befestigt und durch heilige Kriege das außen geschirmt. Zu ihm, den Förderer der Kirche Gottes, begab sich Gumbert und erlangte von ihm die Erlaubnis, ein Kloster samt der Kirche zu erbauen, und die Zusicherung des kaiserlichen Schutzes für sein Unternehmen. Jetzt wurde der Bau begonnen und zu einer Wohnstätte für Jünger des heiligen Benedikt eingerichtet. Die ersten Mönche wurden aus anderen Klöstern berufen. Bald aber traten viele aus der Umgebung in das heilige Haus ein, so dass die Anzahl von ihnen in kurzer Zeit sehr groß wurde. Die Kirche wurde der seligsten Jungfrau Maria gewidmet und vom Bischof in Würzburg eingeweiht.

 

In dem neuen Kloster wurde strenge Zucht gehalten und mit größtem Eifer dem Herrn gedient. Gumbert trat selbst in das Kloster ein und erbaute durch seine Frömmigkeit und gänzliche Entsagung die ganze Gemeinde. Er erreichte ein hohes Alter und erwartete den Tod mit freudiger Zuversicht, denn er hatte mit dem trügerischen Mammon sich Freunde erworben im Himmel, die bereit waren, ihn aufzunehmen in die ewigen Hütten. Am 11. März schied seine Seele aus diesem Leben, um nun ewig bei Christus zu sein. Sein heiliger Leichnam wurde in der von ihm erbauten Kirche begraben. Gottes Macht und Erbarmen und offenbarte die Heiligkeit des eifrigen Jüngers Christi durch viele Wunder und Gnadenerweise, die den Gläubigen am Grab Gumberts zuteilwurden. Sein heiliger Leib kam später nach Holland.

 

Der heilige Bonaventura, Kardinal und Kirchenlehrer,

+ 15.7.1274 - Fest: 15. Juli

 

Frömmigkeit und Gehorsam zeichneten den jungen Bonaventura vor anderen Kindern aus. Die Vögel und die Blumen waren seine Lieblinge, und selbst über Kleinigkeiten konnte er sich über alle Maßen freuen. So war er für den Franziskanerorden wie geschaffen. Mit siebzehn Jahren ging er bereits ins Kloster. Nachdem er das Probejahr bestanden hatte, schickten ihn die Obern auf die Hochschule nach Paris.

 

In Paria hatte Bonaventura den heiligen Thomas von Aquin aus dem Dominikanerorden zum Mitschüler, und bald waren die beiden in herzlicher Freundschaft verbunden. Eigentlich passten die beiden gar nicht recht zueinander, denn Thomas war mit seinem scharfen Verstand die Spitzfindigkeit selbst. Während bei Bonaventura alles, was er lernte und später auch lehrte, zu einem gottinnigen Gedicht wurde. Thomas stand stämmig mit beiden Füßen in der Gottesgelehrtheit. Bonaventura dagegen flog stets wie ein Engel im Himmel herum. Es ist schwer zu sagen, wem von den beiden man den Vorrang geben soll. Untereinander jedoch bewunderte in schöner Demut der eine den anderen ohne jeden Neid, wie das die Heiligen fertig bringen. Und als Thomas eines Tages den Freund in ehrlichem Erstaunen fragte: „Sag, Bonaventura, woher hast du eigentlich deine himmelhohe Weisheit? Du musst in deiner Zelle sicher eine große und schöne Bücherei haben.“ Da nahm der Gefragte den Frager mit. Aber in Bonaventuras Klosterklause war nur die Heilige Schrift zu finden und sonst kein Buch. Da machte der gelehrte Thomas ein erstauntes Gesicht, und als er fragend den Freund anblickte, wies dieser auf ein Kruzifix an der Wand hin und sagte: „Das ist meine Bücherei.“ Bonaventura wollte damit sagen, dass man im Gebet vor dem Kreuz alle Weisheit findet.

 

Bonaventura war erst sechsunddreißig Jahre alt, als er zum Generalobern der Franziskaner gewählt wurde. Da hatte er keine guten Zeiten, denn einerseits wurde damals der Orden von mächtigen Gegnern bekämpft, wie das bei allem Guten, was geschieht, stets der Fall ist, andererseits gab es aber auch unter den Franziskanern selbst eine Spaltung. Die einen waren für ein strenges und die anderen für ein milderes Ordensleben. Bonaventura ließ jedoch die Kirche im Dorf stehen, das bedeutet, dass er weder den einen noch den anderen recht gab, sondern alle auf eine goldene Mitte führte. Die Zukunft hat dann bewiesen, dass es der richtige Weg war.

 

Nachdem Bonaventura sechzehn Jahre als General den Franziskanerorden mit Geschick geleitet hatte, kam eine feierliche Gesandtschaft vom Heiligen Vater zu ihm. Sie teilte ihm mit, dass er zum Kardinal erhoben sei. Sie überbrachte ihm außerdem als Zeichen der hohen Würde den Kardinalshut. Es war kurz nach dem Mittagessen, als die Boten des Papstes im Kloster eintrafen, und Bonaventura half gerade den Mitbrüdern beim Spülen. Deshalb sagte er zu den Gesandten, sie sollten den Hut einstweilen an einen Baum im Garten hängen. So wenig wichtig war ihm äußere Ehre, und so tief war er in der Demut verwurzelt. Da muss man schon sagen, dass er wirklich ein Heiliger war, denn die Heiligen erkennt man am ehesten an der Demut.

 

Nur ein Jahr lang war Bonaventura Kardinal, aber in dieser kurzen Zeit hat er der Kirche unschätzbare Dienste geleistet. Als er im Sterben lag, hat ihm der Heilige Vater in eigener Person die Sterbesakramente gereicht. Das war eine Ehre, deren sich Bonaventura allerdings auch würdig erwiesen hatte. Der heilige Bonaventura starb am 15. Juli 1274.

 

Die Andacht des heiligen Bonaventura (aus: Marianischer Festkalender, 1866):

 

Dieser eifrige Verehrer Mariens, der im Jahr 1221 in Toskana geboren, in der Taufe den Namen Johannes erhielt, wurde, als er todkrank war, von seiner Mutter dem Orden des heiligen Franziskus gewidmet, falls er gesund würde. Der heilige Franz von Assisi heilte ihn durch sein frommes Gebet und rief hierbei überrascht: O buona Ventura!“ O glückliches Ereignis! Und dieser Name blieb dem Kind auch als es groß geworden war.

 

Da er zweiundzwanzig Jahre alt war, trat er in den Franziskaner-Orden, schloss mit dem heiligen Thomas von Aquin innige Freundschaft, bildete sich zum Gottesgelehrten aus, lehrte zwei Jahre zu Paris und wurde später zum General seines Ordens gewählt.

 

Er empfand schon frühzeitig die lebhafteste Andacht zur Königin der Engel. Nie unternahm er etwas, ohne sie angerufen zu haben, und in allen seinen Zweifeln und Nöten nahm er zu ihr seine Zuflucht. Immer hatte er seine Augen nach jenem mystischen Stern gerichtet, und ermahnte jeden, sich durch ihn leiten zu lassen. Wenn er Marien eine wichtige Angelegenheit empfohlen hatte, glaubte er sicher, dass er sie zum guten Ende führen werde. Und wirklich ließ ihn seine mächtige Beschützerin nie ohne Hilfe und Unterstützung. Gleich nachdem er zum General seines Ordens gewählt worden war, stellte er die ganze Genossenschaft unter den Schutz der Mutter Gottes, und unterließ nichts, bei seinen Brüdern das Vertrauen auf diese gütige Jungfrau zu erhalten und zu vermehren. Er entwarf für sich selbst und für die übrigen einen geregelten Plan zu Übungen zu ihrer Ehre. Er verfasste den Spiegel und den Psalter der Jungfrau, um die Gnaden, Tugenden und Vorzüge aufzuzählen, womit Maria ausgerüstet worden war. Diese lieblichen Schriften voller Salbung und Frömmigkeit, zeigen allen Augen die Gefühle von Zärtlichkeit, Liebe und Dankbarkeit, wovon der heilige Lehrer zu der durchdrungen war, die er so gerne seine geliebte Mutter nannte. Er verfasste auch eine rührende Umschreibung des Salve Regina. Man kann sie nicht lesen, ohne dass Bedürfnis zu fühlen, sich mehr und mehr an Marien anzuschließen, die die Herzen so gut zu gewinnen weiß. In den Generalkapiteln, die er zu Pisa und zu Assisi abhielt, ließ er sich ganz besonders angelegen sein, seinen Brüdern von Neuem einzuschärfen, alle ihre Hoffnung auf die Mutter Gottes zu setzen, sie in allen Angelegenheiten zu Rat zu ziehen, und zum Volk oft von ihrer Größe und Güte zu reden. Er setzte ferner fest, dass jeden Morgen um sechs Uhr der Angelus gebetet werde, um das Geheimnis der Menschwerdung zu ehren, und dass von Mariä Geburt bis zur Erscheinung des Herrn die Hymnen mit der Doxologie beendet werden sollten: „Ehre dir, o Herr, der du aus der Jungfrau geboren wurdest! Ehre dem Vater und dem heiligen Geist in Ewigkeit!“

 

Die Vorrede zu dem Werkchen des heiligen Bonaventura, betitelt „Spiegel der heiligen Jungfrau“, würde allein schon hinreichen, seine ganze Hingabe an Maria, und seine heiße Sehnsucht zu beweisen, ihr zu gefallen und zu ihrer Verherrlichung beizutragen.

 

Es ist wohl wenigen bekannt, dass der heilige Bonaventura, der große Kirchenlehrer, nicht bloß als Theologe und Philosoph ausgezeichnet war, sondern auch als Bildhauer wertvolle Kunstwerke geschaffen hat. Als er auf Befehl des Papstes zum Konzil nach Lyon reisen musste, war er der Gesundheit halber genötigt, sich während der Reise einige Zeit zu Aix aufzuhalten. In diesen Tagen der Erholung fertigte der Heilige dort eine Statue der Mutter Gottes aus Stein von ausgezeichneter Schönheit. Sie wird noch heutigen Tages in jener Stadt als Gnadenbild geehrt, und als die Cholera auch durch Frankreich ihren Umzug hielt, blieb die Stadt Aix gänzlich verschont. Diese Gnade schrieb man der Fürbitte der allerheiligsten Jungfrau zu, die dort eifrig verehrt wird. Bonaventura wirkte auch beim Konzil von Lyon tätig mit und förderte nebenher allenthalben die Verehrung Mariens.

 

Bis zu seinem Tod blieb er eine treuer Diener der Gottesmutter und starb mit frommer Ergebung am 15. Juli 1274.

 

Der selige Inácio de (Ignaz von) Azevedo

und neununddreißig Gefährten aus der Gesellschaft Jesu, Martyrer,

+ 15.7.1570 – Fest: 15. Juli

 

Im Jahr 1570 errangen vierzig Jesuiten zusammen die Martyrerpalme. Das Haupt dieser glorreichen Schar war Ignatius von Azevedo. Er stammte aus einer erlauchten portugiesischen Familie und trat mit 20 Jahren nach Verzicht auf sein Erstgeburtsrecht 1548 zu Coimbra in das Noviziat der Gesellschaft Jesu. Er hatte bereits wichtige Ämter im Orden bekleidet, als im Jahr 1568 der heilige General Franz Borgia ihn mit besonderen Vollmachten versehen als Visitator nach Brasilien sandte.

 

Im Jahr 1570 kehrte Ignaz nach Europa zurück, um neue Hilfstruppen für die Bekehrung der Heiden zu holen. Mit siebzig jüngeren Ordensgenossen fuhr er von Lissabon ab. Gott offenbarte ihm, dass er mit seinen Gefährten bald den Martertod erleiden würde. Deshalb sprach er zu ihnen: „Fasst Mut, teure Mitbrüder, Gott hat euch in seiner Barmherzigkeit eine überaus glorreiche Bestimmung aufgespart. Fürchtet weder die Wut noch das Schwert der Feinde Christi. Erhebt euren Blick gen Himmel, schaut die Krone, die euch dort bereitet ist.“ Auf der Fahrt hörte man ihn wiederholt beten: „O, mein Gott, möchte es doch wahr werden, dass ich das Glück haben soll für Dich zu sterben.“ Bei den kanarischen Inseln wurde ein Teil der Flottille, bei dem sich vierzig Jesuiten befanden, von Seeräubern überfallen. Ihr Anführer war Soria, ein verbissenen Kalvinist. Er rückte mit vier Schiffen heran. Es entspann sich ein heftiger Kampf. Ignatius mit dem Muttergottesbild, das der heilige Papst Pius V. ihm geschenkt hatte, in der Hand, stand vor den Seinen, ermutigte sie und betete die Lauretanische Litanei. Die Mannschaft musste sich der großen Überzahl ergeben. Soria gab Befehl, die Besatzung zu schonen, aber die Jesuiten zu töten. Der erste, der den Mördern begegnete, war Azevedo. Sie versetzten ihm einen Hieb auf den Kopf und durchbohrten ihn mit den Lanzen. Sterbend sank er nieder und bekannte, dass er für den katholischen Glauben sterbe. Die anderen wurden ihrer Kleider beraubt, schimpflich verhöhnt, mit Fäusten geschlagen, mit Lanzen durchbohrt und ins Meer geworfen. Doch fügte Gott es, dass ein Laienbruder am Leben blieb, damit er den Heldentod mit allen Einzelheiten erzählen könnte. Er war nämlich Koch; deshalb meinten die Wüteriche, er könne ihnen gute Dienste leisten.

 

Aber die Zahl vierzig blieb doch voll. Der junge Neffe des Kapitäns stellte sich unerschrocken vor die Mörder hin und erklärte: „Auch ich bin in die Gesellschaft Jesu aufgenommen.“ Er trug noch Weltkleider, weil kein Ordenskleid vorrätig war. Deshalb achteten die Wüteriche nicht auf seine Worte. Da lief er hinab, zog eines der blutigen Kleider der Ermordeten an und stellte sich von neuem als Jesuit. Dies erbitterte die Kalvinisten in dem Maße, dass sie ihn erdolchten und ins Meer warfen.

 

Unter den Blutzeugen waren zwei Priester, zwölf Scholastiker, sechzehn Laienbrüder und zehn Novizen. Die Leiche des seligen Azevedo, der das Muttergottesbild noch umklammerte, wurde von den Wellen ans Schiff getrieben. Ein Portugiese sah es und es gelang ihm das Bild zu retten, das bald als wundertätig verehrt wurde. Der Tag des glorreichen Martyriums war Samstag der 15. Juli 1570. Am selben Tag sah die heilige Theresia zu Avila in Spanien, wie 40 Martyrer in den Himmel aufstiegen.

 

Die Ehre der Altäre wurde den vierzig Martyrern durch Papst Pius IX. am 11. Mai 1854 zuerkannt.

 

Nicht umsonst hatte der selige Ignatius von Azevedo seine Mitbrüder ermuntert durch den Aufblick zum Himmel, wo sie alle bald vereint sein würden. Wie groß muss doch die Herrlichkeit des Himmels sein, wenn beim Gedanken daran alle bereit waren, ihr junges Leben für den Heiland hinzugeben!

 

Pater Konstantin vom heiligen Michael

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 15. Juli 1679 starb zu München der lobwürdige Pater Konstantin vom heiligen Michael. Pater Konstantin, mit dem weltlichen Namen Johann Michael Stetelin genannt, war am 18. September 1626 zu Konstanz in Schwaben geboren. Im Drang seines jugendlichen Eifers lenkte er die Schritte zum Karmel und ließ sich am 13. April 1644 zu Augsburg einkleiden. Nachdem er die heiligen Gelübde abgelegt hatte, wurde er zu verschiedenen Ordensämtern verwendet als Novizenmeister, als Prior der Klöster in Würzburg, Augsburg, später abermals als Prior von Würzburg und Wien. Groß war sein Eifer für die Beobachtung der Ordenszucht, in der er immer und überall seinen Untergebenen mit dem schönsten Beispiel voranging. Er scheute keine Mühe, keine Beschwerde, kein Hindernis, keine Gefahr. Dabei hatte er eine wunderbare Geduld und Ausdauer und ein heftiges Verlangen, die Ehre Gottes zu fördern, wäre es auch unter Vergießung seines Blutes gewesen. Dazu war er ein Mann des Gebetes, zumal der Andacht zum heiligsten Altarsakrament. Auch die Verehrung des heiligen Joseph ließ er sich sehr angelegen sein und suchte auch andere dazu anzuleiten. Pater Konstantin war durch die so oft wiederholte Wahl zum Oberen auf den Leuchter gestellt, verbreitete aber auch überall den hellsten Schein der Tugend, so dass ihm die Hochachtung aller, der Weltleute nicht weniger als seiner Mitbrüder zuteil wurde. So erklärte ein Superior der Augsburger Franziskaner, der oft mit Pater Konstantin verkehrte: "So oft ich mit eurem Pater Prior spreche und je genauer ich ihn betrachte, kommt es mir vor, ich verkehre mehr mit einem Bewohner des Himmels als dieser Welt. Diesen Eindruck der Seelenreinheit und Heiligkeit muss ich aus seinen Worten, aus seiner Haltung, aus seinem würdig heiteren Angesicht gewinnen." Als Pater Konstantin nach dem Provinzkapitel des Jahres 1679 nach München kam, begann seine Gesundheit abzunehmen. Noch hatte man äußerlich nichts von seiner Erkrankung wahrgenommen, auch er selbst ahnte nicht, dass er dem Tod so nahe wäre, und beschäftigte sich gerade mit der Vorbereitung auf die Skapulierfestpredigt, die er zu halten vorhatte, als am 15. Juli gegen Mitternacht eine Krise eintrat, die bis fünf Uhr früh dauerte und mit dem Tod endete. So starb er wohl unerwartet, aber nicht unvorbereitet, reich an Tugend und Verdienst.

 

Gebet am 15. Juli

 

Gott der Güte, der Du das heiligste und unbefleckte Herz Mariens mit den besonderen Gefühlen des Erbarmens und der Zärtlichkeit für uns erfüllt hast, von denen das Herz Jesu Christi, Deines und ihres Sohnes, immer durchdrungen war. Verleihe allen, die dieses jungfräuliche Herz verehren, dass sie durch Seine Verdienste eine vollkommene Übereinstimmung der Gefühle und Neigungen mit dem heiligsten Herzen Jesu erlangen und bis zu ihrem Tod bewahren durch denselben Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du den heiligen Heinrich von der Hoheit des irdischen Reiches in das ewige Reich gerufen hast, wir bitten Dich demütig, dass Du, gleichwie Du ihm die Gnade gegeben hast, die Reize der Welt zu überwinden, auch uns durch Deine Gnade hilfst, vor diesen Reizen zu fliehen und mit reinem Herzen zu Dir zu gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Kirchengebet

 

 

Allmächtiger, ewiger Gott, der Du uns gewährst in dem seligen Ignatius und seinen Gefährten den Sieg von vierzig Märtyrern an ein und demselben Tag zu feiern, verleihe uns gnädig, dass wir den unüberwindlichen Glaubensmut derjenigen nachahmen, zu deren Glorie im Himmel wir freudig aufblicken, durch Christus, unsern Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Der mit großer Andacht der seligsten Jungfrau ergebene Kaiser Heinrich hatte, wie man sagt, zu Rom eine Erscheinung in der Kirche Maria Major, in der er die seligste Mutter Gottes sah, wie sie ihm zum Zeichen des Friedens und des Wohlgefallens an seiner Enthaltsamkeit ein Buch zum Küssen übergeben hat. 

Am heutigen Tag im Jahr 1099 hat Gottfried von Bullion und andere christliche Fürsten durch die Hilfe der seligsten Jungfrau die Stadt Jerusalem den Händen der Türken, die sie 460 Jahre besaßen, entrissen.

 

Andacht am 15. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Wer dem Herrn in Einfalt seiner Seele dient, dem gilt alles gleich, was der Herr von ihm verlangt. Der Kummer, den man empfindet, wenn man gewissen Übungen der Frömmigkeit nicht abwarten kann, weil der Gehorsam oder die Nächstenliebe befiehlt, dass man sich mit anderem beschäftige, entspringt einer sehr subtilen Eigenliebe, die deutlich zeigt, dass man mehr darauf ausgeht, sich selbst genug zu tun als Gott zu gefallen." (Die heilige Theresia von Avila)

Der ehrwürdige Pater Alvarez klagte einst, von schweren Geschäften bedrängt, liebreich vor Gott, dass Er ihm nicht mehr wie sonst Muße schenkte, sich mit Ihm allein zu besprechen. Da kam es ihm vor, als vernähme er die Stimme des Herrn in seinem Inneren, die zu ihm spräche: "Lass es dir genügen, dass Ich deiner mich bediene, wenn du dich auch nicht geradezu mit Mir beschäftigst!" Diese Antwort wurde für ihn eine Quelle des Trostes.

In allem, was der heilige Vinzenz von Paul tat, suchte er einzig, Gott zu gefallen; wie sehr er demnach auch beinahe immer beschäftigt war, klagte er dennoch nie, dass er den Übungen der Frömmigkeit nur so wenig Zeit widmen kann, und ließ sich auch durch seine Beschäftigungen nicht zur Zerstreuung hinreißen.

 

Mein Gott, gleich soll mir alles gelten, was Du von mir verlangst; mit gleicher Liebe will ich alles tun; denn nicht meine Befriedigung, sondern Dein Wohlgefallen suche ich durch meine Werke! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 15. Juli

 

"Wenn man Reichtümer besitzt,

ohne sie in ungeordneter Weise zu lieben,

und sie nur zu dem Notwendigen verwendet,

fehlt man nicht gegen die Armut im Geist."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 15. Juli - Wir alle sind zur Vollkommenheit berufen

 

Wo dich, o Mensch, in dieser Welt

Des Schöpfers Weisheit hingestellt,

Da ist für dich der beste Teil;

Und dort nur blüht dir wahres Heil.

 

1. Es gibt keinen Beruf, zu dem Gott uns bestimmt, der nicht heilig, - keinen Stand, der nicht geeignet wäre, uns zu heiligen, wiewohl nicht alle zur hohen Stufe der Heiligkeit berufen sind. Denn im Haus des himmlischen Vaters sind viele Wohnungen. Nicht jeder ist zum Apostel berufen, spricht der heilige Paulus. Manche dienen Gott im heiligen Ordensstand. Andere weihen sich aus religiösem Antrieb der Verkündigung des Evangeliums, der christlichen Erziehung der Jugend, der Krankenpflege. Andere, und zwar bei weitem die meisten, sind berufen, die Last und Hitze des bürgerlichen Lebens zu tragen, und nicht weniger notwendig, verdienstlich und heilig ist auch dieser Beruf.

 

2. Darum bleibe in dem Stand, in den Gottes Vorsehung dich berufen hat, und sei bedacht, darin nach der christlichen Vollkommenheit zu streben, denn es ist eine gefährliche Versuchung, seinen Beruf unter dem Vorwand zu verlassen, dass man in einem anderen Gott besser dienen kann. Bist du also bestimmt, in der Entfernung von der Welt zu leben, so sei auf deine Heiligung bedacht, und menge dich nicht in weltliche Geschäfte. Bist du zum Dienst des Nächsten bestimmt, so bete nicht zur Unzeit, wenn deine Hilfe notwendig ist. Mose bete für Israel, Josua aber streite gegen Amalech. Es gibt Menschen, die in einem vollkommeneren Stand leben als du. Erfüllst du aber die Pflichten des deinigen getreuer als sie, dann bist du vollkommener als sie. 

 

3. Die Kirche zeigt uns Heilige in allen Ständen. Solche, die einst verehelicht waren, und andere, die Gott im ledigen Stand dienten. Jungfräuliche Keuschheit ist heilige Pflicht für alle, die nicht in der Ehe leben. In was immer für einem Stand aber du lebst, ist Reinheit der Sitten das Gepräge des wahren Christen. Nichts Unreines geht in den Himmel ein. Seit du durch die heilige Taufe ein Glied Jesu Christi geworden bist, ist dein Körper ein Tempel des Heiligen Geistes, ein heiliger, Gott geweihter Tempel. "Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören. Denn Gottes Tempel ist heilig und der seid ihr." (1. Korinther 3,17) "Dient dem Herrn mit vollkommenem und wahrhaftigstem Herzen!" (Josua 24,14)

 

16. Juli

 

Fest der allerseligsten Jungfrau vom Berge Karmel

 

Die heilige Raineldis von Brabant,

Einsiedlerin und Martyrin von Saintes,

+ 16.7.680 – Fest: 16. Juli

 

Die heilige Raineldis, Jungfrau und Martyrin in Brabant, war eine Tochter des Grafen Witger und der heiligen Amalberga. Als ihre jüngere Schwester Gudula (8. Januar) sich in ein Kloster zurückgezogen hatte, fasste auch sie den Entschluss, ihr Leben dem Herrn zu weihen, verteilte ihr reiches Gut unter die Armen und trat hierauf eine Wallfahrt in das gelobte Land an, wozu sie sieben Jahre verwendete. Nach ihrer Heimkehr um das Jahr 662 ließ sie sich in der Gegend zwischen Halle, Nivelle und Soignies als Klausnerin nieder und gelangte zu hohem Tugendruhm. Mittlerweile fielen die wilden Bewohner von Ostfriesland und Niedersachsen in Brabant ein. Bei der Nachricht von dem Anzug der Barbaren verließ die Heilige ihre Zelle und schloss sich in der benachbarten Kirche von Santon ein. Die Feinde aber, nachdem sie den Ort geplündert und in Brand gesteckt hatten, brachen die Türen des Heiligtums auf, rissen die Dienerin Gottes vom Altar weg, den sie umfasst hatte, schleiften sie an den Haaren durch die Gänge und hieben ihr schließlich das Haupt ab. Mit ihr starben noch zwei andere Blutzeugen, Grimoaldus und Gondulphus. Dies geschah um das Jahr 680.

 

Der heilige Czeslaus (Oldrowancz) von Schlesien, Dominikaner-Priester,

+ 16.7.1242 – Fest: 16. Juli

 

Czeslaus wurde 1180 geboren. Sein Vater war Graf Eustach Oldrowancz von Konski zu Kamien oder Stein im Fürstentum Oppeln.

 

Schon als Kind erwarb er sich die Liebe aller wegen seines guten zurückhaltenden Betragens. Zu Prag studierte er die Wissenschaften. Von da ging er nach Paris und widmete sich mit ganzer Liebe dem Studium der Theologie, das er in Bologna fortsetzte und mit der Rechtswissenschaft verband. Er wurde Doktor der Theologie und des kanonischen Rechts. Durch seinen ausgezeichneten Fleiß und seine bewunderungswürdige Mäßigung, Enthaltsamkeit und Reinheit der Sitten erwarb er sich die Hochachtung seiner Mitstudierenden in einem so hohen Grad, dass sie sich nie erlaubten, in seiner Gegenwart etwas Sündhaftes zu tun oder auch nur etwas Unpassendes zu sprechen. Wollte man einen reinen, unbescholtenen jungen Mann bezeichnen, so nannte man ihn Czeslaus.

 

Nach vollendeten Studien begab sich Czeslaus um das Jahr 1208 zu seinem Vetter Ivo, Bischof von Krakau, der ihn unter die Zahl seiner Domherren aufnahm. Mittlerweile war sein Vater gestorben und hatte ihm ein beträchtliches Vermögen hinterlassen. Dieses sowie seine sonstigen Einkünfte verwandelte der Heilige nur zu Werken der Wohltätigkeit. Im Jahr 1217 ging der Bischof von Krakau nach Rom und nahm seine beiden Neffen, Czeslaus und Hyacinth, mit sich. Ersterer war unterdessen aber zugleich Custos von Sendomir geworden. Czeslaus war in der Hauptstadt der Christenheit unendlich glücklich. Er konnte sich ganz den Neigungen seiner Frömmigkeit hingeben.

 

Ein Mann lebte damals in Rom, zu dem alles emporschaute. Es war der heilige Ordensstifter Dominikus, dessen Name bereits den Erdkreis erfüllte. Dieser heilige Mann machte auf Czeslaus einen tiefen Eindruck. Er kannte keinen höheren Wunsch, als ein Mitglied des Dominikaner-Ordens zu werden. Bischof Ivo bat den heiligen Dominikus, einige Ordensmitglieder in die nordischen Länder zu schicken, um daselbst dem Christentum aufzuhelfen, das bei den dortigen Völkern teilweise in Verfall geraten war. Dominikus, der unter seinen Jüngern keinen hatte, der die slavische Sprache jener Völker sprach, wollte eben dem frommen Bischof eine abschlägige Antwort erteilen, als Czeslaus, Hyacinth, Hermann und Heinrich vortraten und den heiligen Stifter um Aufnahme in den Dominikaner-Orden baten. Mit hoher Freude erfüllte Dominikus ihren Wunsch und sandte sie alle vier nach überstandener Probe im Noviziat 1218 in die nordischen Länder, um dort, ihrem Beruf treu, zu wirken. Zu Friesach in Kärnten errichteten sie das erste Dominikaner-Kloster in Deutschland und ließen den Hermann daselbst zur weiteren Ausbreitung des begonnenen Werkes zurück. Die anderen drei gingen nach Krakau, wurden vom Volk mit unendlichem Jubel aufgenommen und stifteten daselbst das Kloster zur heiligen Dreieinigkeit. Czeslaus und Heinrich gingen 1222 nach Prag, und nachdem auch hier ein schönes Kloster errichtet war, und Czeslaus die besten Einrichtungen getroffen hatte, ließ er den Heinrich daselbst und begab sich nach Breslau. Von hier aus besuchte er Polen, Preußen, Pommern und predigte bei seiner jeweiligen Rückkehr immer wieder in der Martinskirche auf dem Dom, die ihm Bischof Laurentius eingeräumt hatte. In kurzer Zeit brachte Czeslaus hier einige Ordensbrüder zusammen, erhielt vom Bischof schließlich die Kirche zu St. Adalbert und den dabei befindlichen Platz als Eigentum für die Dominikaner und begann nun, ein Kloster zu bauen. Das Werk gedieh rasch. Durch diese vereinten Kräfte erhob sich in kurzer Zeit hinter der Adalbertskirche ein Ordenshaus der Dominikaner.

 

Kaum war das Kloster fertig, da brachen die Mongolen in Schlesien ein und drangen sengend und verheerend bis nach Breslau vor. In der Stadt flüchtete alles auf die befestigte Dominsel, wohin sich auch Czeslaus mit seinen Ordensbrüdern begab. Die Feinde belagerten die Insel und drohten in einem allgemeinen Blutbad und Brandstiftung Breslau mit seinen Bewohnern zu vernichten. Czeslaus tröstete die Bestürzten, riet, half die Insel verteidigen und erhob seine Hände in inbrünstigem Gebet zu Gott. Und da, so erzählt die Chronik, fiel auf das Gebet des Heiligen Feuer vom Himmel und verjagte die Feinde, die bereits die Stadt teilweise verwüstet und zerstört hatten. Die Dankbarkeit und Liebe der Breslauer gegenüber dem Heiligen war grenzenlos. Jubelnd geleitete man ihn in das von den Feinden übel zugerichtete Kloster und half ihm es wieder aufzubauen.

 

Wie bekannt, hegte der heilige Dominikus die wärmste Andacht zu Marien und ehrte sie besonders durch das Rosenkranzgebet. Diese Verehrung pflanzte er auch seinen Schülern ein, und Czeslaus, der eifrige, begeisterte Jünger dieses Heiligen, wetteiferte mit seinen Brüdern in der Andacht zur jungfräulichen Gottesmutter und trug seiner Stellung als Oberer gemäß nicht wenig bei, dieses herrliche Gebet unter dem Volk mehr zu verbreiten, wofür ihn die Mutter der schönen Liebe mit unzähligen Gnaden beschenkte.

 

Czeslaus Kräfte erlagen schließlich den großen Anstrengungen. Er fühlte sein Ende herankommen. Er lag auf einer harten Streu. Noch einmal rief er alle seine Ordensmitglieder um sich, empfing die heiligen Sakramente mit rührender Andacht und sprach Worte des Heils an seine traurige Umgebung, empfahl ihnen Eifer im Dienst Gottes und der Menschheit, nahm von allen zärtlichen Abschied, wie ein Vater von seinen Kindern und verschied endlich unter Gebet für sich und seine Brüder sanft im Herrn am 16. Juli 1242.

 

Die selige Irmengard von Chiemsee, Prinzessin und Äbtissin OSB,

+ 16.7.866 – Gedenktag: 16. Juli

 

Der Chiemsee, das „Bayerische Meer“, noch in dem Vorland der altbayerischen Alpen liegend, zieht jährlich Tausende von Wanderern an, die sich an den Schönheiten und Erinnerungen erfreuen, die Natur, Kunst und Geschichte über seine Inseln in beglückender Fülle ausgestreut haben. Die „Herreninsel“ trug seit alten Tagen ein berühmtes Benediktinerstift, das durch die Ungarn zerstört, im zwölften Jahrhundert als Augustinerchorherrnstift neu errichtet wurde. Sechshundert Jahre hindurch war sie dann Bischofssitz. Der verschwundenen Herrlichkeit Schimmer hat die moderne Zeit in ihrer Art wieder aufleuchten lassen wollen in dem mit verschwenderischer Pracht hingezauberten Meeresschloss eines unglücklichen Königs: eine lebens- und freudeleere, eine unfruchtbare Schöpfung! Eines Menschengeistes glanzvolle Ruine schon im Entstehen! Wie trittst du da scheu zurück, du bescheidenes Eiland, du stille „Insel der Frauen“! Doch glücklicher du! In holder Anmut steigt Frauenwörth aus den Fluten des Sees empor! Eine uralte Stätte, umschimmert vom Zeitenzauber der Geschichte, steht noch immer Kirche und Kloster der Benediktusjüngerinnen da, lebendig und fruchtbar durch frommes Gebet und gedeihliche Erziehungstätigkeit für das weite Land! Schon Herzog Thassilo II. hat es 782 gegründet, eine übelberatene Zeit 1803 der Zerstörung überliefert, ein glücklicherer, einsichtsvoller König aber 1837 wiederhergestellt. Waltet doch über Frauenwörth eine mächtige Herrin und Schutzfrau, bergen seine Mauern doch einen ehrwürdigen Schatz, glänzender und kostbarer den Kindern der Heiligen als Erdengold und Edelgestein.

 

Die selige Irmengard ist diese große Herrin und Fürbitterin des Stiftes und des ganzen Chiemseegaues. Der wertvolle Schatz aber, den das Königserbe, „Schloss“ und Münster Frauenchiemsee, in seinen Mauern hütet, sind die ehrwürdigen Überreste der Seligen. „Die Gerechten leben ewig“ (Weisheit 5,16). Sie leben in Gottes Anschauung und im Gedächtnis und der Verehrung der Menschen. Mag auch Jahrhundert um Jahrhundert vorübergezogen sein, seitdem „ihre Leiber in Frieden bestattet worden sind, ihr Name lebt doch von Geschlecht zu Geschlecht“ (Jesus Sirach 44,14).

 

Wir müssen zurückgehen bis in die Zeit der Begründung des fränkisch-deutschen Reiches. Der Enkel Kaiser Karls des Großen, König Ludwig der Deutsche, Sohn Ludwigs des Frommen, erhielt schon in seinem zwölften Jahr, 817, das Herzogtum Bayern zugeteilt, im Jahr 843 im Vertrag zu Verdun die Hauptmasse der deutschen Länder, das „ostfränkische Reich“, schließlich noch, 870, aus dem Lotharischen Reich die Länder links des Rheins bis zur Maas, das Bistum Metz und Elsass, Gebiete, um die bis ins 20. Jahrhundert noch der blutige Streit sich drehte. König Ludwig war ein Mann von Biederkeit und Rechtlichkeit, mäßig in Speise und Trank, unermüdlich und umsichtig in seinen Standespflichten und dabei von tiefer, ernster Frömmigkeit. Ganz ebenbürtig an ausgezeichneten Geistes- und Herzensgaben war ihm seine Gattin Hemma, eine Tochter des bayerischen Grafen Welf. Sieben Kinder schenkte diesem Königspaar der liebe Gott, als viertes unsere Irmengard, die im Jahr 831 oder 833 den Schauplatz dieser Erde betrat. Königin Hemma erzog ihre Kinder mit großer Sorgfalt zur Frömmigkeit und Tugend. Die Prinzessinnen Hildegard und Berta weihten sich Gott früh im Ordensstand. Irmengard wurde aller Wahrscheinlichkeit nach den Stiftsdamen in Buchau am Federsee in Württemberg zur Erziehung und Ausbildung übergeben. Da lernte das Kind, was die Klosterschulen, damals die einzigen Bildungsstätten, boten Lesen und Schreiben zum Verständnis der Heiligen Schrift und als Sprache der Gebildeten Latein, auch Malen und Sticken zur Fertigung der Bücher und Paramente für Chor und Altar, aber auch Spinnen und Weben, Stricken und Nähen. Irmengard gewann das klösterliche Leben selbst lieb und entschloss sich mit freiem Willen zur vollen Hingabe an Gott im Ordensstand. Hierin kam sie auch einem Wunsch der Eltern entgegen.

 

Aber nicht Buchau sondern Chiemsee sollte das Glück haben, den auferbaulichen Wandel der Ordensjungfrau zu schauen und die reichgesegnete Tätigkeit der späteren Äbtissin und einflussreichen Herrin zu genießen. Dort mag sie im Jahr 841 oder 843 eingetreten sein und einige Jahre später als Tochter des heiligen Benedikt Profess abgelegt haben.

 

Von lebendigem Glauben beseelt, unterwarf sich Irmengard in vollkommenem Gehorsam ihren Vorgesetzten. Ihre innige Gottesliebe hieß sie auch ihre Mitmenschen ohne jeglichen Unterschied mit der ganzen Hingabe ihres gütigen Herzens umfangen. Weit entfernt, sich auf ihre fürstliche Abstammung oder die Macht ihres Vaters etwas zugute zu tun, war sie demütig und behielt fest im Auge, dass sie alle Güter und Vergnügungen der Welt einzig deshalb verlassen habe, um im Kloster den göttlichen Bräutigam Jesus zu finden und die Seligkeit des ewigen Lebens zu erkaufen. Die Rauheit des Klimas ertrug sie mit Geduld und im Geist der Buße. Obwohl zart am Körper, wie ihr heiliger Leib noch jetzt augenscheinlich ersehen lässt, erhob sie sich um Mitternacht zum Chorgebet. Die duftende Lilie der Reinheit behütete sie sorgsam unter den Dornen der Abtötung. Sie hielt strenge Fasten und gebrauchte ein härenes Bußkleid, das mehr als 700 Jahre nach ihrem Tod an ihren heiligen Gebeinen aufgefunden wurde.

 

Ein weites Feld der Wohltätigkeit eröffnete sich ihrem edlen Herzen, als sie etwa um das Jahr 850 zur Vorsteherin des Klosters erwählt wurde. Vielleicht war es schon in der Absicht König Ludwigs gelegen, dem sehr armen Kloster Chiemsee seine Wohltätigkeit zuzuwenden, als er seine Tochter dorthin gab, während er doch in Buchau, das ein königliches Krongut war, leicht seinen Willen hätte durchsetzen können, Irmengard zur Äbtissin zu machen. In Chiemsee nun, wo die Klosterfrauen nicht einmal das Nötige zum Leben hatten, konnte die selige Äbtissin mit dem reichlichen Einkommen des Klosters Buchau, das der Vater ihr auf Lebensdauer als Aussteuer zugewiesen hatte, dem Zug ihres zum Wohltun geneigten Herzens freie Entfaltung gewähren. Kloster Chiemsee wurde durch Irmengard gleichsam vom langsamen Tod zu gesundem, blühendem Leben erweckt. Darum haben sie die dankbaren Nonnen auch mit dem Titel Stifterin und erste Äbtissin von Chiemsee geehrt, obwohl das Kloster schon mehr als sechzig Jahre bestand und auch schon eine Äbtissin, namens Diemut, gehabt hatte. Irmengard erwies sich als eine umsichtige und fürsorgliche Verwalterin ihres Gutes. Sie erreichte es im Jahr 857 mit Bitten bei ihrem Vater, dass ein vorteilhafter Gütertausch zwischen Buchau und dem Abt Folchwin von Reichenau zustande kam. Auch die Ortschaften am See erfuhren ihre mildtätige Hand. Und doch war ihr Kloster nicht einmal frei; sie konnte nicht ungehemmt zu seinem Gedeihen wirken. Es war lange vorher schon dem Bischof von Metz als Eigentum zugewiesen, dessen Beamten zugunsten ihres Herrn die Verwaltung der Liegenschaften führten. Mit Klugheit und Demut fügte sie sich in diese harten Verhältnisse. Mit treuem Mutterfleiß und unermüdlicher Sorge arbeitete Irmengard an dem inneren Ausbau des Klosters und der Förderung der Tugend. Zucht und nützliches Können im Kloster haben denn auch seine Zukunft sichergestellt. Dass sich die selige Äbtissin auch um die Schule verdient gemacht und zur Hebung des Volkes ihren Anteil mit beigetragen hat, ist, wenn auch nicht urkundlich verbürgt, doch aller Annahme würdig. Wenigstens sind, soweit die Chronik von Chiemsee zurückreicht, allezeit Kinder zur Erziehung im Kloster gewesen.

 

Das tiefste Leid, das auch dem zartfühlenden Herzen der seligen Irmengard nicht erspart blieb, war der schwere Zwist in ihrer Familie. Ihr Vater führte Krieg gegen den Großvater, die Brüder gegen den Vater. In inbrünstigem Flehen mag sie da ihre reinen Hände zum Himmel erhoben haben und wer weiß, ob nicht die harten Züchtigungen, die sie mit Fasten und Bußübungen ihrem Leib auferlegte, der Sühnung so schwerer Frevel gegolten haben. Und wahrlich! Die gottdienende Jungfrau hat nicht umsonst für ihre verirrten Brüder gebetet und gebüßt. Aber um jene Zeit, da ihr Bruder sich gegen den Vater empörte, brach auch das leidbeschwerte Herz der duldenden Äbtissin. Von den Banden des Leibes befreit, zog die glückliche Seele hinauf in die ewige Heimat, wo kein Zwist mehr die Eintracht stört und der Friedensfürst herrscht, der ihr Vater, Bruder und Bräutigam zugleich ist.

 

„Ihr Andenken bleibt gesegnet, ihre Gebeine mögen hervorsprossen an ihrer Stätte“ (Jesus Sirach 46,12) Schon ums Jahr 1004, unter der Äbtissin Tuta, und wie man vermutet auf eine Erscheinung Irmengards hin, hat Abt Gerhard von Seeon eine Öffnung des Grabes der Seligen vorgenommen. Beim Wiederverschließen des Grabes hat der schriftkundige Abt ein Bleitäfelchen beigegeben, das noch heute, wenn auch von der Zeit hart mitgenommen, im Münchener Nationalmuseum aufbewahrt wird und das einen unwiderlegbaren Beweis bietet von der schon ums Jahr 1000 lebendigen Verehrung der seligen Irmengard im Chiemgau. Denn eine Grabesöffnung und die Ehre der Erhebung der Gebeine wurden nur solchen Verstorbenen zuteil, die vom Volk als Heilige angesehen wurden und deren Gräber besonders geehrt wurden. Die Aufschrift des Bleitäfelchens lautet in deutscher Übersetzung: „In diesem Grab ruht Irmengard, die Tochter Ludwigs, des großmächtigen Königs, eine überaus heilige Jungfrau. Gesehen wurde sie zur Zeit der Äbtissin Tuta (man hatte also ein „Gesicht“, eine Erscheinung der Heiligen), vorgestanden aber hat sie (war Vorsteherin, Äbtissin) viele Jahre zuvor. Am 16. Juli zog sie den Menschen aus (d.h. sie starb).“ Um den Rand läuft die Schrift (teilweise nach Philipper 4,4): „Glaubt und freut euch im Herrn! Wiederum sage ich: Freut euch! Bittet den Herrn den König!“ Auf der Rückseite ist ein Kreuz, ein sogenanntes Benediktuskreuz, das den Namen des Abtes Gerhard eingeschrieben enthält nebst einer Lobpreisung Gottes und des heiligen Kreuzes. Die Füllungen des Kreuzes enthalten die Worte: „Alpha Omega – Kreuz Licht – König Gesetz – Amen.“ Die Randschrift der Rückseite bildet die Fortsetzung der Vorderseite (Philipper 4,5): „Euer mildes Wesen werde allen Menschen kund. Der Herr ist nahe.“ Dazu kommt noch die Anrufung: „Ora pro nobis“ – bitte für uns.

 

Auf die Grabplatte hat Abt Gerhard noch weiter eine längere Grabinschrift in hübschen Versen setzen lassen. Diese Inschrift wurde 1475 auf einen neuen, roten Marmorstein übertragen, wohl weil der erste Stein im Laufe der fast fünfhundert Jahre schadhaft geworden war. Eine weitere Erhebung der Gebeine Irmengards und eine mit großer Feierlichkeit vorgenommene Übertragung in die Apostelkapelle fand 1631 statt unter der Äbtissin Magdalena Haidenbucher, dem zuständigen Erzbischof Paris Lodron von Salzburg. Weil aber der neue zinnerne Sarg mit den Reliquien in der Apostelkapelle unter dem Grundwasser litt, brachte man ihn 1641 wieder in die alte Gruftstätte zurück.

 

Aus all der Ehrung der Reliquien Irmengard, aus den klaren, lobvollen Grabinschriften, besonders dem beschriebenen Bleitäfelchen können wir das sichere Zeugnis entnehmen, dass der seligen Äbtissin Irmengard seit unvordenklichen Zeiten religiöse Verehrung erwiesen wurde. Aus neuester Zeit sind viele Gebetserhörungen bezeugt. Deshalb wurde von der bischöflichen Behörde in München der Informationsprozess begonnen, um die Bestätigung der Verehrung der Seligen vom Heiligen Vater zu erhalten. Hierzu wurde abermals eine Grabesöffnung vorgenommen. Der 13. Juli 1922 war ein großer Tag auf Frauenchiemsee. Kardinal Erzbischof Dr. Michael Faulhaber von München mit Mitgliedern der Seligsprechungskommission, Gelehrten und sonstigen Zeugen war in eigener Person gekommen. Das Grab wurde geöffnet, der Zinnsarg aus dem Marmorsarg gehoben, sein Inhalt und die ganze Lage genau in Augenschein genommen, untersucht, vermessen, fotografiert und protokolliert. Von dem heiligen Leib ist fast das ganze Knochengerüst vorhanden, nur das Haupt fehlt. Man wird es schon anfänglich als Reliquie anderswohin gegeben haben. In feierlicher Prozession wurden die ehrwürdigen Überreste, die man zum größeren Teil wieder in den alten Zinnsarg, das übrige in einen Reliquienschrein legte, getragen von vier Nonnen, in den Chor des Klosters eingeführt. Ehrfurcht und heilige Freude glänzte auf den Gesichtern aller, die dem hehren Akt beiwohnten, der sich unter den alten hohen Münsterhallen wie ein Stück aus längst entschwundenen Tagen abspielte. Zuversichtlich ist die Hoffnung, dass den Bittschriften sämtlicher Bischöfe Bayerns und Deutschlands, zahlreicher hoher und höchster Herrschaften, der Ordensfrauen und vieler anderer geistlichen und weltlichen Personen um Anerkennung des Kultes der seligen Irmengard von Rom Erfüllung gewährt werden wird.

 

Die selige Äbtissin gibt uns diese Meisterlehre aus dem Grab: „Alpha und Omega“, Anfang und Ende eures Lebens gehöre Christus! Er sei euer einziger König und Herr! „Kreuz – Licht“: Kreuz und Leiden soll euch allezeit so lieb sein wie das klare Licht, wie Trost und lauter Freude! „König – Gesetz“: Christus, euer König, sei auch der Gesetzgeber, die Regel und lebendige Richtschnur aller eurer Handlungen! „Amen“: So soll es sein! Dann werdet ihr euch allezeit freuen im Herrn, der euch nahe ist als Gott und König eures Herzens. Und hinwiederum werdet ihr euch erfreuen eines gesegneten Andenkens bei den Menschen, denen euer mildes Wesen, eure Heiligkeit, kund geworden!

 

Die heilige Maria Magdalena Postel, Stifterin der Genossenschaft der Schwestern der christlichen Schulen von der Barmherzigkeit,

+ 16.7.1846 – Fest: 16. Juli

 

Magdalena Postel ist eine der Heiligen des Jubeljahres 1925. Am 24. Mai hat sie Papst Pius XI. dem kirchlichen Katalog der Heiligen einverleibt. Ein sehnlichster Wunsch der Schwestern der christlichen Schulen von der Barmherzigkeit ist damit in Erfüllung gegangen.

 

Schon in frühester Jugend hat sich Julie Postel, eines frommen Seilers Kind, geboren am 28. November 1756 in Barfleur, einer kleinen Hafenstadt der Normandie, den Namen einer „Heiligen“ verdient. Alle, die sie kannten, waren voll Verwunderung ob der Frühreife ihres Urteils und des erhabenen Ernstes ihres Tugendstrebens. Durch ihre große Verachtung der Welt und ihrer Güter, ihre beharrliche Selbstverleugnung und eine ganz verzehrende Gottesliebe war sie in ihrem langen Leben allen ein leuchtendes Vorbild. Rückhaltloses Vertrauen und vollkommene Hingabe an Gott und seinen heiligen Willen war der Grundzug ihres Wesens. Ihr beständiges Gebet lautete: „Was verlangst du von mir? Alles will ich dir geben, alles leiden, alles opfern aus Liebe zu dir.“ Bei dieser Geistesverfassung ist es begreiflich, dass Julie Magdalena Postel zu erhabener Heiligkeit emporstieg.

 

Welch ein Eifer für Gottes heiliges Gesetz schon im Kinderherzen! Während eines heftigen Gewitters erbebten alle Hausgenossen Juliens, nur sie, die fünfjährige Kleine, jauchzte vor Freude und klatschte in die Hände. Erstaunt beredete sie darüber die Mutter. „O, wenn es donnert und blitzt, wird niemand es wagen, Gott zu beleidigen,“ versetzte das Kind. „Ich wollte, es donnerte immer!“ – Kaum sieben Jahre alt, warf sich Julie mit dem Kruzifix in der Hand zwischen zwei sich bekämpfende Soldaten. Furchtlos und unerschrocken setzte sie sich der Lebensgefahr aus, nur um die Beleidigung Gottes zu verhüten. Ihr Mut entwaffnete und versöhnte die Streitenden.

 

Auch das gütige, mitleidige Herz verriet sich schon im Kind. Es verschenkte sein Frühstück, Schuhe und Kleider an arme Kinder, eilte bettelnd von Tür zu Tür und brachte dann freudestrahlend die milden Spenden zu ihren Armen und Kranken. In Kirche und Schule folgte Julie dem Religionsunterricht mit Aufmerksamkeit und größtem Verständnis, das weit ihren Jahren vorauseilte. Auch bei diesem begnadeten Gottesliebling bestätigt sich die vielfache Erfahrung, die man bei den Heiligen häufig zu machen Gelegenheit hat, die reichen übernatürlichen Gnaden können auf große natürliche Gaben des Geistes und Herzens aufbauen. Der Vergleich mit ihrer Landsmännin, der kleinen Theresia vom Kinde Jesu, liegt nahe. So zog der Herr auch unsere „kleine Heilige“ täglich näher zu sich. Im zarten Alter von neun Jahren erschien sie bereits reif genug, auf den Ruf des göttlichen Brautwerbers mit der Ablegung des Gelübdes der Keuschheit zu antworten. Wahrhaftig! Jene Frau hat klug gesprochen, die der Mutter Juliens, der die Frömmigkeit ihrer Ältesten zu übertrieben schien, die Mahnung zurief: „Das Kind gehört Gott und nicht dir!“

 

Julie Postel gehörte Gott. Ihre Erzieherinnen, die Benediktinerinnen zu Valognes, glaubten fest an ihren Klosterberuf. Und doch! Sie begann in ihrer Heimat die Tätigkeit als Lehrerin. Sie war sich schon damals klar, dass Gott sie zu einem strengen Leben der Armut und Selbstverleugnung bestimmt habe, wie es ihr in jenem Kloster zu üben nicht möglich gewesen wäre. Der Erfolg arbeitete mit ihr. Vielmehr Gott, dem allein ihr Mühen galt. Dreihundert Kinder unterstellten sich schließlich ihrer alle bezaubernden Güte und Geschicklichkeit. Glaubensstarke Christen, pflichttreue Mütter wollte sie erziehen. „So viel Gutes wollte sie tun, als nur möglich, aber so verborgen als möglich.“ Die Armen, Trost- und Hilfsbedürftigen fühlten es gar wohl. So war ihr Leben ein mühevolles Opferleben. Das war aber ihrem Verlangen, ein vollkommenes Opfer der Liebe zu werden, noch nicht genug. Sie unterzog sich überaus harten Bußübungen. Ohne Unterbrechung war ihr Fasten. Nur einmal am Tag nahm sie etwas Suppe und trockenes Brot zur Stärkung zu sich. Mehr als sechzig Jahre blieb sie dieser Übung treu, eine Tat, in ihrer Dauer und in unserer Zeit heroisch groß, würdig den Büßergestalten der Wüste an die Seite gestellt zu werden.

 

Ihr Liebe und Hingabe an die göttliche Vorsehung bewährten sich glänzend zur Zeit der großen französischen Revolution. Da schwebte die treukatholische Lehrerin fortwährend in Lebensgefahr. Ihre Frömmigkeit und ihre Lehrtätigkeit galten als Verbrechen am Vaterland. Trotzdem hielt sie furchtlos aus. Als ihr Seelenführer sie beschwor, sich doch in Sicherheit zu bringen, antwortete sie: „Ich werde hierbleiben; und wenn ich sterben soll, gut, so sterbe ich.“ Nur eins wäre ihr unmöglich gewesen, ohne den eucharistischen Heiland zu sein. Darum erbat sie sich die Vergünstigung, ihm in ihrem Haus eine Zufluchtsstätte bereiten zu dürfen. So arm diese war, der Glaubensgeist der starken Jungfrau war der Schmuck des kleinen Heiligtums. Ihre große Liebe hielt Tag und Nacht Wache und leistete stetige Abbitte für die furchtbaren Gräuel und Gotteslästerungen, die von dem blutgetränkten Land um Rache zum Himmel schrie. Kamen Häscher in ihr Haus, dann stellte sie sich unerschrocken und unbefangen vor die Tür der Wohnung des Herrn, im Vertrauen auf Gottes Vorsehung inständig bittend: „O Gott, behüte Deinen heiligen Tabernakel und dulde nicht, dass er entweiht wird, wenigstens nicht eher, als bis ich mein Blut bis zum letzten Tropfen vergossen habe.“ In heiliger Kühnheit rief sie den eindringenden Revolutionsmännern zu: „Meine Herren, suchen Sie nur!“ Und das in dem Augenblick, wo der Priester, der erst das heilige Opfer vollendete, noch vor dem Altar kniete und das eben benutzte Messgewand nur durch eine darüber geworfene Schürze verdeckt war.

 

Des Allerhöchsten Schutz wachte Unverkennbar über der liebestarken Tätigkeit der „priesterlichen Jungfrau“. Nie ist ein Unberufener in ihr Heiligtum eingedrungen. Selbst in den gefahrvollsten Zeiten ließen sich Priester finden, die in stiller Nachtstunde das heilige Opfer feierten und die Gestalten des heiligsten Sakramentes erneuerten. Jahre hindurch verbarg sie Priester oder verhalf ihnen zur Flucht, führte sie zu den Kranken und Sterbenden und holte ihnen selber die heiligen Hostien, wenn die Priester wegen der zu großen Gefahr sich nicht hinauswagen durften. Auch die Kinder bereitete die mutige, glaubensstarke Pfarrhelferin auf die erste heilige Kommunion vor und führte sie dann in weit entlegene Scheunen, wo der Priester seines Amtes walten konnte. Nicht einen Tag hat sie ihren Unterricht ausgesetzt. Aufgefordert, der neuen Verfassung gemäß die religiösen Unterweisungen aufzugeben, erklärte sie unumwunden: „Ich lehre, wie und was mir gut scheint.“ Freiheit wollten ja gerade die Revolutionsmänner bringen. Sie konnten ihr schließlich die Hochachtung nicht versagen. Gottes mächtige Hand ließ trotz der großen Zahl der Schülerinnen das heilige Geheimnis und ihre Hüterin nicht verletzt werden. Die tägliche Kommunion war ihr süßester Lohn. Die Heilige hatte nämlich auch die Erlaubnis im Notfall sich und anderen mittels einer silbernen Pinzette die heiligen Gestalten zu reichen. O selige Freude für die fromme Jungfrau, dass es ihr vergönnt war, gleich der Mutter des Herrn ihren Jesus auf den Armen zu tragen!

 

Nach ungefähr zehn Jahren legte sich der schreckliche Sturm. Nun war es abermals Fräulein Postel, die jetzt in Ermangelung der nötigen Priester öffentlich Religionsunterricht erteilte, die Schwachen anspornte und die Starken stützte. Die allgemeine Bewunderung folgte ihrer Tätigkeit. Eben um sich ihr zu entziehen und beginnender Eifersucht die Spitze abzubrechen, verließ die verdiente Katechetin ihre Vaterstadt, um einem Ruf der Stadtverwaltung von Cherbourg zu folgen, 1805. Die letzten Bande wollte sie zerreißen, die sie noch an Heimat und Vaterhaus knüpften. Zu noch größerer, umfassenderer Tätigkeit wurde sie berufen. Ein frommes sterbendes Kind verhieß der es betreuenden Lehrerin, sie würde, wenn auch unter unsäglichen Mühen, die Stifterin einer zahlreichen religiösen Genossenschaft werden. Das Kind hatte im Geist Gottes geredet; das bewiesen die folgenden Ereignisse.

 

In Cherbourg trat Fräulein Postel an Cabart, einen Priester von großer Tugend, mit dem Plan heran, eine Kongregation zu stiften, die den Zweck haben sollte, der Jugend Liebe und Frömmigkeit und Arbeit einzuflößen und den Armen und Kranken beizustehen. Herr Cabart fragte, auf welche Einkäufe sie rechne, um ihr Ziel zu erreichen. „Auf die Arbeit meiner Hände“, war die Antwort der entschlossenen Gründerin. Mit der Aufmunterung des Bischofs von Coutances legte sie am 8. September 1807 mit drei Genossinnen die Ordensgelübde ab, wobei sie sich den Namen Maria Magdalena beilegte. Indem sie den Namen jener heiligen Frau, „die viel geliebt hat“, wählte, wollte sie ihre Liebe zu Jesus bekennen und ihr Verlangen äußern, ständige Sühne für die Sünden der Welt zu bieten. Schwer und zahlreich waren denn auch die Leiden und Prüfungen, denen sie und ihre „Töchter von der Barmherzigkeit“ ausgesetzt waren. Brot und Wasser bildete ihre Nahrung. Schließlich war sie sogar gezwungen mit ihren Schwestern obdachlos in der Gegend umherzuirren, ehe sie einen geeigneten Wirkungskreis finden konnte. Die Armut wurde immer drückender; der Tod hielt reiche Ernte unter ihren durch Arbeit und harte Bußübungen entkräfteten Töchtern. Viele, die sich berufen glaubten, schreckten vor der allzu großen Armut und Not zurück. Selbst fromme Wohltäter rieten zur Wiederauflösung der Gesellschaft. Auch ihr langjähriger Berater und Superior verlor den Mut angesichts der großen Not. Er wollte die Schwestern anderen Ordensgenossenschaften zuweisen oder heimschicken. Aber mit aller Entschiedenheit wies Mutter Magdalena dies Ansinnen zurück. Die Fortführung des Werkes erschien ihr als der Wille Gottes. Darum zählte sie auch in allen Trübsalen unerschütterlich auf seine Vorsehung. „Wohl habe diese tausendmal ihre hilfreiche Hand bis zum letzten Augenblick verborgen gehalten, aber sie habe noch niemals die Ihrigen im Stich gelassen.“

 

Die Gemeinde Tamerville hatte der kleinen Genossenschaft ein ehemaliges Kloster zur Wohnung überwiesen. Nun erbaute Mutter Magdalena lange Jahre diese Gemeinde durch ihr herrliches Beispiel der Frömmigkeit, Weisheit und Demut. Schon stand die Heilige im zweiundsechzigsten Lebensjahr. Trotzdem zögerte sie nicht, den Anordnungen einer öffentlichen Vorschrift gemäß sich einem Examen zu unterziehen, um so den Beweis ihrer Fähigkeit als Erzieherin zu bringen. Es gab kein Ende der Sorgen, Mühen und Prüfungen bis ins höchste Alter. Im Jahr 1832 erwarb Mutter Magdalena, ohne alle Geldmittel, einzig im Vertrauen auf die Vorsehung, die Ruinen der ehemaligen Benediktinerabtei Saint Sauveur-le Vicomte, d.i. „Zum heiligen Erlöser, dem Grafen-Herrn“, um hierher den Hauptsitz ihrer Kongregation zu verlegen. Man hatte bald die Freude, Kirche und Kloster im alten Glanz erstehen zu sehen. Da, bei einem furchtbaren Unwetter, barst der kaum fertiggestellte Turm mitten auseinander und legte im Sturz auch das anstoßende Bauwerk in Trümmer. Alles war entmutigt. Gott schien gegen die hohen Pläne zu sprechen. Nur die Stifterin verlor nicht die Ruhe und das sichere Vertrauen. „Sei gepriesen, o Gott,“ rief sie aus. „Du erniedrigst uns nur, um uns nachher wieder mehr zu erheben!“ Nicht ruhend, gelang es ihr, alle Hindernisse zu überwinden. „Gott will es,“ sprach sie im prophetischen Geist, „des bin ich sicher. Bis die Kirche ganz vollendet ist, wird es uns an dem nötigen Geld nicht mangeln. Ich werde allerdings die Vollendung nur vom Himmel aus mitansehen.“ An der Spitze der Schwestern räumte die nahezu vierundachtzigjährige Oberin selbst den Schutt mit auf, sortierte und putzte die noch brauchbaren Steine und wusste so durch die Kraft ihres Wortes und Beispiels die Vollendung des Unternehmens zu sichern. Wenn es gilt Gottes Tempel aufzubauen, ob den materiellen mit Steinen oder den geistigen mit den Seelen der Gerechten, da triumphiert ein lebendiger Glaube und treu ergebene Hingabe an die göttliche Vorsehung über die Schwäche des Alters und Geschlechtes, auch über unüberwindlich scheinende Hindernisse.

 

Aber vielleicht war in Gottes Augen noch größer und rühmenswerter ein Akt vollendeter Demut, der Sieg über den Eigenwillen. Mehr als dreißig Jahre hatte sich Mutter Maria Magdalena mit ihren Töchtern durch die Beobachtung der von ihr selbst entworfenen Regel geheiligt. Da hielt es die bischöfliche Behörde für gut, die vom Heiligen Stuhl approbierte Regel der Schulbrüder vom heiligen Johannes de la Salle auf ihre Genossenschaft zu übertragen. Ohne zu zaudern und sich zu bedenken, ging die zweiundachtzigjährige Greisin – und wie hängen doch die alten Leute an ihren liebgewonnenen Anschauungen – auf den Vorschlag ein. „Ja, das ist der Wille Gottes,“ sagte sie freudig und brachte im Gehorsam alles zum Opfer, was ihr durch lange Übung teuer war. Freudestrahlend beteuerte sie immer wieder am Tag der Gelübdeablegung nach jenen neuen Konstitutionen: „Das war es, was der liebe Gott von uns verlangte.“

 

So hat die heilige Maria Magdalena Postel in heldenmütiger Ausdauer „den höchsten Gipfel der christlichen Vollkommenheit“ sich erstritten, wie Pius X. im Seligsprechungsbreve hervorhebt. Der erleuchtete Papst vergleicht sie nach ihrem erfolgreichen Wirken auf dem Gebiet der Schule mit dem heiligen Johann B. de la Salle, wegen ihres frommen heiligen Lebens aber mit der heiligen Theresia der Großen. Gott der Herr belohnte seine treue Dienerin mit den herrlichsten Gnaden und Gunstbezeigungen. In wunderbaren Verzückungen, von himmlischem Licht umflossen, wurde sie oft über alles Irdische erhoben. Groß war ihre Macht über die Herzen der Menschen. Gott enthüllte ihr die verborgenen Dinge. Als endlich der Herr von der Neunzigjährigen das Opfer des Lebens, das sie so oft schon angeboten hatte, annahm, da erstrahlte hoher Seelenfriede und reinste Herzensfreude auf ihrem Angesicht. „O, wie glücklich bin ich,“ rief sie zu wiederholten Malen aus. Von Sehnsucht nach Gott verzehrt, starb sie am 16. Juli 1846.

 

Die Heilige hat einmal geäußert, Gott will es, dass ihre Genossenschaft sich ausbreite. Als König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die sammelnde Schwester Plazida in Berlin mit Wohlwollen behandelte und die Erbauung der Kirche „Zum heiligen Erlöser“ durch eine gütige Spende unterstützte, ermunterte Mutter Magdalena ihre Töchter voll Dankbarkeit: „Sucht unserem Nachbarvolk Gutes zu tun!“ Dieser Segen der Heiligen brachte seine Frucht. In den Jahren 1855-1858 hatten sich vier brave Lehrerinnen des katholischen Eichsfeldes zusammengefunden, um gemeinsam alle ihre Kräfte für die Erziehung und Ausbildung der weiblichen Jugend in ihrer Heimat einzusetzen. Der rühmlichst bekannte, gottselige bischöfliche Kommissar Dr. Konrad Zehrt und Bischof Konrad Martin von Paderborn unterstützten sie in ihrem Vorhaben. So beschlossen sie der Genossenschaft der Schwestern der christlichen Schulen von der Barmherzigkeit beizutreten und sie nach Deutschland zu verpflanzen. Im Jahr 1862 wurde das Mutterhaus zu Heiligenstadt eröffnet. Mehrere deutsche Schwestern waren vom Heilig-Erlöser-Kloster herübergekommen, um die vier Lehrerinnen ins Ordensleben einzuführen. Ihre Mitglieder konnten die auch sie treffende Verbannung glücklich überstehen. Seit der Wiedereinführung der guten Schulschwestern, 1887, sind ihre Häuser auf mehr als vierzig gewachsen. Die christlichen Erzieherinnen wissen den Wahlspruch und die Mahnung der Mutter Maria Magdalena in die Tat umzusetzen:

 

„So viel Gutes tun als möglich, aber so verborgen als möglich.“ „… Wir haben uns Gott geschenkt, so übergeben wir uns ihm auch ganz. Er ist ein eifersüchtiger Gott. Er will kein halbes Herz, er will es ganz und gar. Er will den Baum und auch die Frucht.“

 

Prinzessin Franziska Christina von Sulzbach

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 16. Juli 1776 (am "Skapulierfest") rief der Herr über Leben und Tod die Prinzessin Franziska Christina von Sulzbach aus dieser Zeitlichkeit ab. Franziska Christina war das dritte Kind des Herzogs Theodor Eustach und seiner Gemahlin Maria Eleonora Amalia von Hessen-Rheinfels. Sie erfreute sich einer ausgezeichneten Versorgung, da sie ein Kanonikat in Essen inne hatte und seit dem 15. Oktober 1726 Fürstäbtissin zu Thorn war. Ihr idealer Zug führte sie jedoch in die Einsamkeit des Karmel, dessen gottgefällige Armut ihr viel vorzüglicher erschien. Vom Jahr 1733 ab war sie Priorin des Klosters zu Düsseldorf. Wie selbstlos sie da regierte, trat besonders zutage, als ihre leibliche Schwester Ernestine um Aufnahme bat. Die menschliche Natur musste wünschen, die Schwester in ihre nächste Nähe zu bekommen, dennoch lehnte Franziska Christina deren Gesuch ab, weil sie meinte, es wäre nicht gut, wenn zwei Schwestern in demselben Kloster zusammen lebten. Ihre sterblichen Überreste ruhen in der ehemaligen Schlosskirche zu Steele a.d. Ruhr.

 

Pater Severin

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Todestag des gottseligen Pater Severin (Franz Ruffi). Pater Severin, um 1739 zu Limoges geboren, gehörte dem Orden der Beschuhten Karmeliten in deren Kloster zu Mortemart (Diözese Limoges) an. Er stand eben als Prior an der Spitze des Konventes, als die Revolution ausbrach. Nach Aufhebung der Orden begab er sich in seine Geburtsstadt Limoges. Dort lebte er in der Welt, aber nur dem Leib nach. Innerlich hielt er fest, wie am heiligen Glauben, so an seiner Regel, die er hochschätzte und nach Möglichkeit beobachtete bis zum Tod. Sein ganzer Wandel war der eines ausgezeichneten Priesters. Wegen Verweigerung des Bürgereides, den das Gesetz vom Mai des Jahres 1792 forderte, wurde Pater Severin in das Gefängnis geworfen. Zuerst in "la Règle" zu Limoges gebracht, wurde er als Übertreter des Gesetzes vom 14. August auf das Meer deportiert. Zu Rochefort auf die "Deux Associés" verladen, erlag er wie so viele andere bald den unsäglichen Qualen. Er starb am 16. Juli 1794 und wurde auf der Insel Aix begraben, betrauert von seinen Gefährten, die der geistvolle Mann und fromme Religiose durch seine Liebenswürdigkeit in ihren Leiden wunderbar zu trösten verstanden hatte.

 

Gebet am 16. Juli

 

Mutter der Barmherzigkeit, ich mache dich zur Gebieterin und zur Führerin meines ganzen Daseins, meiner Verwandten, meiner Geschäfte, aller meiner Angelegenheiten. Weigere dich nicht, die Sorge für alles zu übernehmen. Verfüge über alles, wie es dir gefällt. Segne mich und meine ganze Familie, und lasse nicht zu, dass irgend jemand von uns deinen Göttlichen Sohn jemals beleidigt. Verteidige uns in unseren Versuchungen, befreie uns aus allen Gefahren, trage Sorge für uns, wenn wir in Not sind, rate uns in unseren Zweifeln, tröste uns, wenn wir traurig sind, stehe uns bei in unseren Krankheiten, hauptsächlich in unserer Todesangst. Amen. 

 

Zu Gott

 

Auf Dich o Gott, setzen wir allezeit unser Vertrauen. Lass uns nie zu Schanden werden vor Deinem heiligsten Angesicht. Sind wir Deines Schutzes würdig, so haben wir nichts zu fürchten. Wir versprechen Dir, mit ganzer Seele Deinem Dienst uns zu weihen, damit Du als unser Vater uns als Deine Kinder auf Erden bewahrst, und einst in den Himmel zur ewigen Seligkeit aufnimmst, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Das Fest von Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel wird heute begangen. Es ist vom Karmeliten-Orden wegen dieser gebrauchten Bezeichnung eingesetzt, und von den römischen Päpsten bestätigt worden. Sie wurden von der Zeit an "Religiosen von der seligsten Maria vom Berge Karmel", nicht von Maria aus Ägypten, genannt. Und da der Orden zuvor in Europa unbekannt war, und sehr angefochten wurde, sagt man, dass die seligste Jungfrau dem Papst Honorius III. erschienen war, und ihn gebeten hat, diese Geistlichen und ihre Verfassung gütig anzunehmen. Zur Ehre der seligsten Jungfrau wurde deswegen dieses Fest eingesetzt.

 

Andacht am 16. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Welche große Wohltat wäre es für uns, wenn Gott unserem Herzen einen heiligen Widerwillen einpflanze gegen alles, was die Natur uns antreibt, mit Hast zu verlangen, z.B. dass andere sich nach uns richten, dass alles uns gut von Statten gehe etc. Bitten wir den Herrn, dass Er uns lehrt, unser ganzes Wohlgefallen auf Ihn zu setzen, und nur was Ihm gefällt, für angenehm zu halten." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Ein junger Einsiedler fragte seinen Meister "Woher mag es wohl kommen, dass heutzutage die Liebe nicht mehr so vollkommen ist als ehemals?" Der Altvater antwortete: "Die Christen der ersten Zeiten sahen nach oben und erhoben ihr Herz; jetzt aber sind alle zur Erde geneigt, und jeder sucht nur das Seine!"

Ein Altvater pflegte zu sagen, die heiligen Propheten haben Bücher geschrieben; unsere Altvordern aber haben danach getan und gehandelt; und ihre Nachkommen haben die prophetischen Bücher auswendig gelernt. Die jetzige Welt hingegen hat die Propheten auf Papier und Pergament abgeschrieben; aber dieselben nur müßiger Weise in die Fenster gesteckt.

 

Verleihe mir, Herr, einen heiligen Widerwillen gegen alles, was die Natur mich antreibt, gierig zu suchen! Gib mir die Gnade, dass ich mein Wohlgefallen auf Dich allein setze, alles liebe, was Du liebst, und als angenehm erachte, was Dir gefällt! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 16. Juli

 

"Je reiner und glänzender ein Spiegel ist,

um so besser wirft er das Licht zurück;

je reiner die Seele sein wird,

um so besser wird sie die Strahlen

und die Klarheit der göttlichen Liebe zurückwerfen."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 16. Juli - Von der Tagesordnung

 

Die Ordnung kommt, die Tugenden zu leiten,

Die, gehn sie nicht in ihres Lichtes Schein,

Aufhören, Tugenden zu sein,

Und auf verkehrten Wegen schreiten.

 

1. Die Unbeständigkeit deines Herzens zu fesseln, und mit festen Schritten auf den Wegen des Herrn fortzuschreiten, ist es unbedingt notwendig, deine Freiheit zu beschränken, und dir eine Tagesordnung vorzuschreiben, durch die alle deine Andachtsübungen, Pflichten, Geschäfte, ja sogar deine Erheiterungen geordnet werden, damit alles zu gehöriger Zeit geschieht. Diese Ordnung verbannt den Eigensinn und die Laune, denn sie ist eine heilsame Fessel, die den Menschen in den Schranken der Pflicht erhält, und wodurch viel Zeit gewonnen, jede Arbeit erleichtert, geheiligt und Gott wohlgefälliger wird, der selbst die Ordnung ist, und nichts liebt, das nicht in der Ordnung geschieht. 

 

2. Diese Regel duldet zwar Ausnahmen, wenn irgendein Werk der Nächstenliebe oder die Notwendigkeit sie erfordern, doch muss dabei Gott und die Klugheit, nicht aber die Neigung um Rat gefragt werden. Ist das Werk getan, dann kehre alsbald zur vorgeschriebenen Ordnung zurück, und lass durch das Gerede der Menschen dich nicht abhalten. Denn ist es auch an sich gleichgültig, ob ein Werk zu dieser oder einer anderen Stunde getan wird, so ist es doch keineswegs gleichgültig, Gott zu Liebe ein gleichförmiges Leben zu führen, das vor vielen Torheiten, Sünden und Versuchungen bewahrt. Ja diese Unterwerfung ist ein wahres, fortwährendes Opfer deiner Freiheit, das Gott sehr wohlgefällig ist, und das er durch viele und große Gnaden segnet, weil dadurch alle einzelnen Augenblicke ihm geweiht und geheiligt sind.

 

3. Zwar wird, wie bei allen Werken der heiligen Selbstverleugnung, die Natur anfangs dagegen murren. Doch wird durch Gottes Gnade und eine glückselige Gewohnheit dies heilsame Joch bald erleichtert werden. Nichts treibt die Menschenfurcht, die Lauheit und den Eigenwillen so sehr in die Enge, und hilft so sehr zu einer inneren Festigkeit des Gemüts, als diese beständige Aufopferung. Ja sie verhütet auch alle Verwirrung in den Beschäftigungen, die deinem Stand gemäß sind, und erspart manche kostbaren Augenblicke, dich liebevoll mit Gott zu beschäftigen. "Alle Dinge haben ihre Zeit, und alles, was unter dem Himmel ist, geht zu seiner bestimmten Zeit vorüber." (Kohelet 3)

 

17. Juli

 

Mariä Demut

 

Der heilige Alexius, Bettler und Bekenner von Rom,

+ 17.7.417 - Fest: 17. Juli

 

Es lebte einst in Rom ein reiches Ehepaar. Sie hatten einen Sohn, der Alexius hieß. Auf den Wunsch der Eltern hin verehelichte sich Alexius mit einem reichen Mädchen, aber in der Nacht nach dem Hochzeitstag kam Gottes Geist über den Bräutigam.

 

Alexius tat etwas, was dem gewöhnlichen Menschen unerklärlich ist. Er nahm den Trauring von der Hand, steckte ihn der Braut an den Finger und sagte: „Habe das zum Andenken an mich, und Gott sei zwischen dir und mir, solange es ihm gefällt.“ Nach diesen geheimnisvollen Worten verließ Alexius schnell das Haus, eilte an das Meer, bestieg ein segelfertiges Schiff und fuhr nach Kleinasien. Und während der Vater ohne Erfolg Boten in alle Welt aussandte, um den Verlorenen ausfindig zu machen, verbrachte Alexius die Tage arm und unbekannt an der Marienkirche der Stadt Edessa in Gebet und Buße siebzehn Jahre lang. Der Fremdling war zufrieden, wenn man ihn in Ruhe ließ. Niemals verriet er auch nur mit einer Silbe Namen und Herkunft. Deshalb nannte ihn das Volk, das ihn hoch verehrte, nur den Gottesmann.

 

Als Alexius merkte, dass ihm die Ehre des Volkes in den Kopf zu steigen drohte, verließ er Edessa, um in Tarsus, der Heimat des Völkerapostels Paulus, sein bisheriges Leben arm und unbekannt fortzusetzen. Da jedoch fügte es Gott, dass das Schiff, mit dem Alexius fuhr, von einem Sturm nach Italien abgedrängt wurde und in der Nähe von Rom landete.

 

Der heilige Alexius ging an Land, kam in die Ewige Stadt und betrat das Haus seiner Eltern. Vater, Mutter und Braut lebten noch, aber niemand von ihnen erkannte in dem abgemagerten Bettler den Sohn und Bräutigam. Alexius bat den Vater demütig um Unterkunft, die ihm auch gewährt wurde. Es war ein dunkler Verschlag unter der Treppe, den sich der Heilige selbst aussuchte. Dort verbrachte er die Nächte. Am Tag pilgerte er von einer Kirche in Rom zur anderen. Bald behandelten ihn die Diener des elterlichen Hauses wie einen Narren, ärgerten und verhöhnten ihn, gaben ihm Ohrfeigen und begossen ihn mit Spülwasser. Alle diese Schmähungen nahm Alexius in Demut auf sich, um dem Herrn Jesus Christus in Armut und Schmach ähnlich zu werden. Mehr noch litt das Herz des Heiligen unter dem Leid, das Eltern und Braut, wie er feststellen musste, immer noch um ihn hatten. Trotzdem gab er sich nicht zu erkennen, weil er glaubte, Gott verlange von ihm und den Seinen dieses Opfer. Es war schon ein seltsamer Weg der Heiligkeit, den er ging, um, wie es in der Bibel heißt, das ewige Leben zu ergreifen.

 

Gott schien indessen mit Alexius, der die Worte des Evangeliums, man solle um Christi willen Vater, Mutter und Braut verlassen, wortwörtlich befolgte, zufrieden zu sein. Denn nachdem der Heilige wieder siebzehn Jahre wie zuvor in Edessa, so jetzt unter der Treppe des Elternhauses arm und unbekannt gelebt hatte, starb er in aller Heimlichkeit. Aber im gleichen Augenblick, als er den letzten Atemzug tat, begannen die Glocken der Stadt von selbst an zu läuten. In Sankt Peter wurde eine Stimme gehört, die verkündete, dass der Heilige von Rom gestorben sei. Da zogen Papst und Kaiser und alles Volk zu dem Haus, in dem die Leiche des Gottesmannes lag. Und man fand in den Kleidern des Toten einen Zettel, auf dem Alexius sein Leben beschrieben hatte. Auch Wunder ereigneten sich sogleich ohne Zahl, und als man Alexius begrub, erbaute man über seinem Grab eine herrliche Kirche, die heute noch steht. Alexius starb unter dem Papst Innozenz I. am 17. Juli 417.

 

Man kann den heiligen Alexius zwar bewundern, aber nicht nachahmen. Anders ist es allerdings mit der Demut überhaupt, die ein jeder Christ üben muss, wenn er in den Himmel eingehen will.

 

Der selige Benignus Benizzi, Abt und Einsiedler zu Vallombrosa,

+ 17.7.1236- Gedenktag: 17. Juli

 

Die Bollandisten erzählen auf den Tag des 17. Juli aus dem Leben des heiligen Benignus folgenden schönen Zug von dessen Andacht zu Maria.

 

Der heilige Benignus, Abt, der von Jugend auf die Gefahren kannte, die man in der Welt zu bestehen hat, wählte zur Führerin, Herrin und Mutter die allerseligste Jungfrau Maria.

 

Er dachte, er müsse, um seiner Beschützerin würdig zu sein, den Engeln gleichen, die im Himmel diese große Königin bedienen, und aus seinen Gebärden, wie aus seinem Antlitz leuchtete eine engelhafte Reinheit und Heiterkeit der Seele hervor. Und doch gelang es dem Dämon, der über so viel Unschuld neidisch war, sie zu beflecken. Als Benignus schon einen Fuß an den Abgrund gesetzt hatte, erinnerte er sich der allerseligsten Jungfrau, der er sich geweiht hatte. Über sich selbst schämend, dass er sein Versprechen gebrochen hatte, warf er sich vor der Mutter der Barmherzigkeit auf die Knie und bat sie um Erleuchtung und Verzeihung. Sodann machte er, um seinen Fehler zu sühnen, eine Wallfahrt nach Rom, wo er beichtete und die ganze Fastenzeit über fastete. Hierauf wollte er in sein Vaterland zurückkehren, aber weil er einen neuen Angriff des Satans fürchtete, so beschloss er, in Vallombrosa Mönch zu werden, was er auch ausführte, indem er im Dienst Mariens verharrte, der er alles Gute seiner Seele zu verdanken bekannte. Zum Priesterstand erzogen, brachte er alle Samstage zu Ehren Mariens das heilige Messopfer dar, oder wenn er nicht konnte, so wohnte er wenigstens einer heiligen Messe bei, indem er sich vorstellte, mit Maria dem schmerzhaften Opfer am Kalvarienberg gegenwärtig zu sein. Seine Tugenden erhoben ihn zum Ordensgeneral. Aber es gelang ihm, zu bewirken, dass er abgesetzt wurde, indem er hierin die Demut seiner Beschützerin nachahmte. Er beschloss sein Leben, wie er es begonnen hatte, unter dem Schutz der heiligen Jungfrau. 

 

Die heilige Marcellina, Jungfrau von Mailand und Nonne in Rom,

+ 17.7. nach 397 – Fest: 17. Juli

 

Von dem Feuer heiliger Begeisterung für ein strenges, aszetisches, klösterliches Leben, das zuerst in Ägypten entfacht worden war, wurden durch den heiligen Athanasius von Alexandrien, als er 341 nach Rom flüchten musste, zündende Funken ins Abendland getragen. Wie auf eine neue Offenbarung lauschte man auf seine Kunde von dem Einsiedler Antonius und den Klöstern des Pachomius (siehe 9. Mai). Die vornehme Römerin Marzella weihte als erste dem klösterlichen Ideal ihr Leben. Fast gleichzeitig nahm die Schwester des heiligen Ambrosius, Marzellina, aus der Hand des Papstes Liberius den Schleier: das erste uns bekannte Beispiel einer öffentlichen, kirchlichen Gelübdeablegung. Von Rom sprang der gottgeborene Funke auf Oberitalien über, wo Ambrosius ihn zu mächtigen Flammen entfachte. In einer Vorstadt Mailands errichtete er ein Frauenkloster nach morgenländischen Vorbildern, wie er auch von den Jungfrauen aus Bononia (Bologna), die zu ihm gekommen waren, lobend erzählt, dass sie, „den Weltfreuden entsagend, in einem gottgeweihten Jungfrauenheim Wohnung genommen hätten; nicht zu geschlechtlichem, sondern zu keuschem Zusammenleben seien sie aufgebrochen, gegen zwanzig an Zahl und hundertfältig an Frucht, hätten sie ihr elterliches Heim verlassen, um in den Zelten Christi zu weilen als unentwegte Streiterinnen der Keuschheit. Bald erschalle ihre Stimme in geistlichen Gesängen, bald mühten sie sich um des Lebens Unterhalt oder sähen sich mit ihrer Hände Arbeit um Mittel zur Ausübung der Freigebigkeit um“. In vier seiner Schriften, in den „Drei Büchern über die Jungfrauen an die Schwester Marzellina“ und in der Rechtfertigungsschrift „Über die Jungfräulichkeit“ können wir noch heute des großen Kirchenlehrers Begeisterung für den jungfräulichen Stand wie seine hinreißende Beredsamkeit bewundern.

 

Marzellina wurde dem Präfekten von Gallien, Ambrosius, in Rom geboren, während ihre beiden heiligen Brüder Ambrosius und Satyrus am Sitz des Präfekten in Trier das Licht der Sonne erblickten. Sie war um zehn Jahre älter als der spätere Bischof von Mailand, der sie nicht anders als seine „heilige und jungfräulich ehrwürdige Schwester“ nennt. Entgegen dem damaligen Gebrauch, die heilige Taufe auf das reifere Alter zu verschieben, wurde sie frühzeitig getauft, gleichsam als Erstlingsopfer von ihren Eltern Gott geweiht und in die Geheimnisse der christlichen Religion eingeführt. Ohne sich den Liebeswerken gegen ihre Familie zu entziehen, lebte Marzellina ganz der Liebe des Gekreuzigten. Sie wachte an der Wiege des Ambrosius und sie war es, die ihm in allen Gefahren der Jugend beistand.

 

Die Liebe zu Gott und die Sehnsucht nach innigster Vereinigung mit ihm ließen dieser edlen christlichen Jungfrau das Mittel als das beste erscheinen, das nach ihr so viele gottbegeisterte Seelen sich zu eigen machten, um in ungestörtem Nachdenken vor Gott sich Klarheit über den Beruf und die Zielrichtung ihres Lebens zu verschaffen. Sie zog sich für einige Zeit in ein Landhaus zurück, in die Einsamkeit, zu Exerzitien, wie wir heute uns ausdrücken würden. Und Gott sprach zu ihr. Eine heilige Martyrin aus ihrer eigenen Familie wurde ihr als „Novizenmeisterin“ bestellt. Ambrosius schrieb später über diese Zeit der Sammlung und Einkehr: „Als du auf dem Land weiltest, hattest du niemand, der dich unterrichtete, keine Jungfrau als Gefährtin, keinen Lehrer, der dich unterwies. Die heilige Sotheris (Gestorben 304, Fest am 10. Februar) hat dir diesen Entschluss in die Seele gelegt. Du hast dich, liebe Schwester, nicht als ihre Schülerin, sondern vielmehr als Erbin ihrer Tugend erwiesen! Da du keine Hoffnung hattest, dieser Verwandten im Martyrium nachzufolgen, hast du von ihr doch das Erbe der Keuschheit erhalten.“

 

Marzellina, die damals noch unter der Obhut ihrer Eltern sich befand, also bei diesen an den Ufern der Mosel weilte, begab sich nun, in Ausführung ihres Entschlusses, ganz der Welt zu entsagen, von Trier nach Rom. Am Weihnachtsfest 333 weihte sie Papst Liberius als Gott einzig zugehörige Jungfrau ein. Der heilige Ambrosius hat uns die Ansprache des Stellvertreters Christi bei dieser Professfeier mitgeteilt. „Nach einer guten Vermählung ging, o Tochter, dein Verlangen“, so sprach er. „Siehst du, wie zahlreich das Volk zum Geburtstag des Bräutigams sich eingefunden hat? Wie niemand unbefriedigt von diesem Gastmahl hinweggeht? Er ist es, der zur Hochzeit geladen, Wasser in Wein verwandelte. Er wird auch dir das reine Geheimnis des jungfräulichen Lebens verleihen, nachdem du bis jetzt der niedrigen Knechtschaft der irdischen Natur unterworfen warst. Er ist es, der mit fünf Broten und zwei Fischen viertausend des Volkes in der Wüste gespeist hat. Er hätte noch mehr zu speisen vermocht. So hat er denn auch heute zu deiner Vermählung eine größere Anzahl gerufen. Doch nicht mehr Gerstenbrot, sondern ein himmlischer Leib gelangt zur Austeilung.“ Die Profess, die „Vermählung“ der christlichen Jungfrau mit ihrem „Bräutigam“ Christus wurde also von Anfang an unter dem Empfang des heiligsten Sakramentes gefeiert. Wie überzeugend stärkt der Hohepriester den Glauben der Jungfrau an die Gottheit ihres Geliebten! „Seiner menschlichen Natur nach zwar als Mensch am heutigen Tag aus der Jungfrau geboren, ist er doch Gott von Gott, Gerechtigkeit vom Vater, Kraft vom Mächtigen, Licht vom Licht, nicht ungleich dem Vater, nicht verschieden davon an Macht . . . Er nun ist dein Bruder, ohne den nichts besteht, das gütige Wort des Vaters, das, wie es heißt, am Anfang war. Da hast du seine Ewigkeit. Und es war, heißt es weiter, beim Vater. Da hast du seine vom Vater nicht unterschiedliche und unteilbare Macht. Und Gott war das Wort. Da hast du seine ungezeugte Gottheit. Ihn liebe, Tochter, denn er ist gut. Er ist des Vaters Arm, weil Schöpfer des Alls, des Vaters Weisheit, weil aus Gottes Mund hervorgegangen . . . Des vollkommenen Vaters vollkommener Sohn ist er. So liebe den, den der Vater liebt! Ehre den, den der Vater ehrt! Denn wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht.“ So ließ der päpstliche Redner die dem Herrn sich weihende Jungfrau Kraft aus dem Glauben schöpfen. Da ihre Jugend Besorgnis erregen könnte, mahnte er sie dann an Enthaltsamkeit und Mäßigkeit in Speise und Trank, an Zurückgezogenheit und Vermeidung häufiger Besuche, an Behutsamkeit und Schweigsamkeit, um den „schönsten Schmuck der Jugend, die Schamhaftigkeit, zu bewahren. Etwas gar Großes ist es um die Tugend der Schweigsamkeit, zumal in der Kirche! Halt dich still, dass du nicht sündigst!“

 

Der ernsten Mahnung des heiligen Lehrers entsprach vollkommen das Leben der gottgeweihten Jungfrau. Als der fünfzehnjährige Ambrosius nach dem Tod des Vaters mit der Mutter nach Rom kam und seine Schwester wiedersah, angetan mit einer groben, dunkelfarbigen Tunika, mit wollenem Gürtel und gewöhnlichen Lederschuhen, war er von ihrem Anblick ganz überrascht. „Man sah sie geraume Zeit hinbringen,“ schrieb er später, „ohne dass sie aß und trank, weder bei Tag noch bei Nacht. Die Nächte verbrachte sie mit frommer Lesung; wenn man sie bat das Buch beiseite zu legen, um etwas zu sich zu nehmen, erwiderte sie: „Ihr wisst ja, dass der Mensch nicht allein vom Brot lebt, sondern vom Wort Gottes.“ Während ihres ununterbrochenen Gebetes flossen häufige Tränen. Oft wiederholte sie ihren Brüdern, nicht der Reichtum der Welt, sondern die Tugend mache reich. Der Adel des Geschlechtes sei kein Verdienst vor Gott, sondern nur gute Werke könnten ein solches schaffen. Die Unterweisungen und das Beispiel heldenmütigen Eifers im Tugendstreben machten auf Ambrosius einen solchen Eindruck, dass er ihn sein ganzes Leben hindurch nicht mehr aus dem Sinn verlor. Wie bescheiden schreibt er in seinem Buch über die Jungfrauen: „Hier ist das Geschenk, das euch ein Priester anbietet, der vor kaum drei Jahren geweiht und der mehr durch den Anblick eurer frommen Lebensweise als durch seine Erfahrung belehrt worden ist. Wenn ihr da einige Blumen findet, so pflückt sie; denn sie sind aus eurem Garten genommen. Es sind dies nicht Vorschriften für Jungfrauen, sondern Beispiele von Jungfrauen. Was immer aus diesem Buch euch anduftet, ist euer; denn ihr habt es meinem Geist eingehaucht.“ Seiner Schwester aber widmet er nach Anführung der Ansprache des heiligen Liberius das schöne Wort: „Du hast nicht nur jene sittliche Anforderung kraft deiner Tugend voll eingelöst, sondern durch deinen Wetteifer auch übertroffen!“

 

Marzellina lebte so in aller Zurückgezogenheit. Da erleidet ihr geliebter Bruder Satyrus auf einer Reise Schiffbruch und wird todkrank nach Mailand gebracht. Auch Ambrosius erkrankt vor Leid und Bitterkeit. Jetzt eilt die Schwester, die wohl weiß, dass die Betätigung christlicher Nächsten- und Geschwisterliebe bester Dienst Gottes sei, sofort herbei, die Brüder zu pflegen. Satyrus starb. Wie ergreifend und rührend ist die Trauer der liebenden Geschwister! Am Sarg des toten Bruders klagt Ambrosius in seiner Trauerrede: „Es bleibt mir unsere heilige Schwester, eine reine und ehrwürdige Jungfrau von derselben Unschuld wie du, die in dir ebenso sehr wie ich das ganze Glück unseres Daseins erkannte. Wir hatten nur einen Wunsch und wir fürchteten nichts so sehr, als ohne dich hienieden zurückbleiben zu müssen . . . Fortan wird sie (Marzellina) keine andere Zuflucht mehr haben als dein Grab, kein anderes Haus als die Gruft, in der dein Leichnam ruht. Sie wird sich an ihrer Trauer nähren und von ihren Tränen leben . . . Ich werde wenigstens durch die Pflichten meines Amtes zerstreut, aber was wird aus unserer Schwester werden? . . . Ihr Schluchzen wird erstickt werden, sobald sie von dir spricht, und wird aufs Neue laut werden, wenn sie für dich betet. Du allein wirst imstande sein sie zu trösten . . . Von dir wird sie lernen, dich nicht zu sehr zu betrauern, weil du sie deiner Glückseligkeit versichern wirst.“

 

Wie innig mischen sich doch in den Herzen der heiligen Geschwister die Trauer über den Tod ihres edlen Bruders mit glaubensvoller Ergebung und heiliger Liebe! So sind die Heiligen. Wenn sie sich Gott weihen, werden sie ihrer Familie nicht fremd. Nur reiner, geläuterter und stärker wird die Liebe zu ihren Angehörigen. Selbst an den Sorgen des bischöflichen Bruders um kirchliche Angelegenheiten nimmt die zartfühlende Marzellina Anteil. Der „Frau Schwester, die mir treuer ist als mein Leben und meine Augen“, schreibt einmal Ambrosius: „Du hast dich gewürdigt mir zu schreiben, dass deine Heiligkeit um mich bekümmert ist, weil ich dir geschrieben habe, dass ich bekümmert sei.“ O mehr himmlischer als irdischer Verkehr zweier gottliebenden Seelen! Da atmet nichts mehr Fleisch und Blut, sondern nur alles echte Tugend!

 

Marzellina durfte auch ihrem zweiten Bruder noch die Augen schließen und erst nach ihm der Vollendung entgegeneilen.

 

„Die Jungfräulichkeit offenbare sich zuerst im Siegel (Schweigsamkeit) der Zunge. Schamhaftigkeit schließe den Mund, Frömmigkeit wehre der Schwäche, Gewöhnung stähle die Natur! Ihr gesetztes Wesen zeige die Jungfrau an: züchtig im Auftreten, gemessen im Schritt, ehrbar im Blick!“ So der heilige Papst Liberius (+ 23. September 366). 

 

Pater Karl Felix von der heiligen Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Karl Felix von der heiligen Theresia. Pater Karl Felix stammt aus dem altgräflichen Geschlecht der Slavata et Clun in Böhmen und hatte in Deutschland Philosophie, in Niederland Rechtswissenschaft studiert, dann eine Reise durch die meisten Länder Europas gemacht, bei welcher Gelegenheit er an den Fürstenhöfen mit hohen Ehren aufgenommen wurde. Doch fand sein Herz bei all dem keine Befriedigung, er strebte nach Höherem. Er wollte ein Sohn des heiligen Johannes vom Kreuz und der heiligen Theresia von Jesus werden und schloss sich am 11. Juli 1662 zu Rom deren heiligem Orden an. Zum Priester geweiht, wurde er Lektor der Philosophie, später Prior in Prag, Rektor zu St. Pankraz in Rom, Provinzial der römischen Provinz, Generalprokurator, Generaldefinitor und General des heiligen Ordens. Da er der einzige Überlebende seines Geschlechtes war, bot man ihm Dispense an, um dasselbe fortpflanzen zu können, aber Karl Felix antwortete, es werde nach Untergang des Hauses von Slavata doch die Welt nicht untergehen, das marianische Gnadenkleid aber, d.i. das Ordensgewand, verdiene den Vorzug vor aller menschlichen oder weltlichen Hoheit. Ähnlich sprach er, als man ihm das Erzbistum Prag und später die Kardinalswürde antrug. Er war im Leben ein Muster jeglicher Tugend, ganz besonders der größten Armut und Selbstentäußerung und starb im Ruf hoher Heiligkeit. Alle, die ihm bei seinem Hinscheiden zur Seite standen, sahen längere Zeit eine weiße Frau am Fußende seines Bettes stehen.

 

Gebet am 17. Juli

 

Meine geliebte Mutter Maria, nicht nur ein Schwert, nein, ebenso viele Schwerter, als ich Sünden begangen habe, habe ich von neuem in dein Herz gestoßen. Nicht dir, o meine unschuldige Königin, nein, mir gebührt die Strafe für so viele Sünden. Weil du nun aber so viel für mich hast leiden wollen, so bitte ich dich, erlange mir um deiner Verdienste willen einen großen Schmerz über meine Sünden und die Gnade, alle Leiden dieses Lebens geduldig zu ertragen, die doch immer weit geringer sein werden, als ich es verdient habe, indem ich schon so oft zur Hölle hätte sollen verurteilt werden. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Alexius

 

Wir bitten Dich, o Gott, dass Du uns auf die Fürbitte Deines heiligen Bekenners Alexius von allem Übel befreist, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag wurde zu Aachen ein großes Fest wegen der im Jahr 804 geschehenen Einweihung der Mutter-Gottes-Kirche gehalten. Diese Kirche wurde von Kaiser Karolus M. erbaut und Papst Leo III. hat sie im Beisein von 365 Bischöfen und Prälaten eingeweiht.

 

Andacht am 17. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Die vollkommen sind und in Einfalt leben, tun nichts, das Gott nicht angenehm wäre, weil sie in allen Dingen nur Ihm zu gefallen suchen. Dies ist das Ziel aller ihrer Beschäftigungen und aller ihrer Werke. Gott gefallen: dies ist der große Preis, nach dem sie streben; daher auch erwerben sie, selbst durch ihre geringsten Werke, so große Verdienste." (Der gottselige Alphons Rodriguez)

Worauf verwendet ihr euren größten Fleiß? fragte man einst einen großen Diener Gottes. Er antwortete: "Darauf, dass ich mit Jesus Christus sprechen kann: Ich tue immerfort, was meinem Vater wohlgefällig ist!"

Von dem berühmten Pater Ribeyra wird erzählt, dass er sein ganzes Leben hindurch alle Punkte der Ordensregel so genau beobachtete, als er sie im Noviziat beobachtet hatte, denn seine ganze Absicht ging dahin, Gott zu gefallen. Auf eben diesem Weg heiligten sich der heilige Aloysius, der heilige Johannes Berchmans, die heilige Magdalena von Pazzi und so viele andere Personen beiderlei Geschlecht.

 

Richte, o Herr, alle meine Handlungen nach Deinem göttlichen Wohlgefallen! Der einzige Preis, dem ich nachstrebe, sei, nach dem Beispiel meines Heilands, immerdar und unter allen Verhältnissen zu tun, was Dir angenehm ist! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 17. Juli

 

"Die wahren Reichtümer bestehen weder in Gold noch in kostbaren Steinen,

sondern in den Tugenden eines guten Gewissens."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 17. Juli - Über den praktischen Abfall vom Glauben

 

Mein Schmuck und meine Krone ist mein Glaube,

Der, Herr, mich unter deine Fahne reiht.

O dulde nicht, dass mir die Welt ihn raube,

Denn deinem Dienste bin ich, Herr, geweiht.

 

1. Wer aus falscher Nachgiebigkeit, und um einer Gesellschaft nicht zu missfallen, mit der er durch die Bande der Freundschaft, des Vergnügens oder des Nutzens verknüpft ist, Gottes Anordnungen feigherzig verlässt, der ist nach dem Ausspruch der Väter ein Abtrünniger. Denn ein Glied der Kirche zu sein, genügt es nicht, mit dem Herzen zu glauben, es wird darüber hinaus das Bekenntnis des Mundes erfordert (Römer 10), und Zeugnis müssen auch unsere Werke geben. Daher auch trennt die geheime Offenbarung die Feigherzigen und Furchtsamen nicht von den Ungläubigen und spricht: "Aber die Feiglinge und Treulosen, die Befleckten, die Mörder und Unzüchtigen, die Zauberer, Götzendiener und alle Lügner - ihr Los wird der See von brennendem Schwefel sein." (Offenbarung 21,8)

 

2. Du bekennst dich zum Christentum, und schämst dich, als ein Christ erkannt zu werden. Du verleugnest also deinen Glauben durch dein Leben, und deine feige Nachgiebigkeit ist eine Art des Götzendienstes. Du erkennst Jesus als deinen Herrn, und errötest über seinen Dienst. Also erkannten die heidnischen Weltweisen den wahren Gott, und beteten aus weltlicher Klugheit Götzen an, ihre zeitliche Wohlfahrt nicht zu gefährden. Zwei Gottheiten ringen um dein Herz, aber der Weltgötze gewinnt den Sieg über den wahren Gott, und du dienst ihm, gleich jenen heidnischen Weltweisen, gegen dein Gewissen. Aber gleich ihnen wird Gott dich verwerfen, und deinem verkehrten Sinn dich überlassen. 

 

3. Welche schweren Kämpfe hatten die Christen der ersten Jahrhunderte zu bestehen, wo die Religion des Kreuzes verachtet war, die Blutbefehle der Kaiser drohten, ihr Vermögen, ihre Ehre, ihr Leben auf dem Spiel stand, und Foltern und ein grausamer Tod ihnen beständig vor Augen schwebten. Hast du je Ähnliches zu fürchten, das deine Standhaftigkeit erschüttern würde? Nicht Marter und Tod, ein leichter Spott ist alles, was dir widerfahren kann. Und diesem Spott auszuweichen, duldest du es ohne Widerrede, dass Gott in deiner Gegenwart gelästert, dass die heiligsten Geheimnisse verhöhnt, und das Kreuz Christi wie bei den Heiden und Juden verflucht wird. "Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn schämen, wenn er in seiner Herrlichkeit kommt und in der des Vaters und der heiligen Engel." (Lukas 9,26)

 

18. Juli

 

Maria, Mutter der Barmherzigkeit - Samstag vor dem vierten Sonntag im Juli

 

Der heilige Arnold, Musiker bei Karl dem Großen,

+ 18.7.800 – Fest: 18. Juli

 

Über die Herkunft, die Heimat und Jugendgeschichte des heiligen Arnold ist uns nichts Zuverlässiges bekannt geworden, über sein späteres Leben berichtet uns eine uralte Urkunde folgendes:

 

Zu der Zeit des glorreichen Königs Karl kam aus der Gegend Griechenlands ein gewisser Lautenspieler namens Arnold an den Rhein und wurde wegen seiner ausnehmenden Kunstfertigkeit am königlichen Hof aufgenommen. Gleich einem David wusste er durch Zither- und anderes sanfttönendes Saitenspiel den König häufig zu erfreuen, und in kurzer Zeit war er allen wohlgefällig und liebenswürdig geworden. Er war sohin darauf bedacht, wie er sein Leben ändern, die Sitten verbessern und sowohl Gott im Innern des Herzens, als auch den Menschen äußerlich gefallen möchte. Seine Hauptsorge ging jedoch dahin, den Armen und Waisen beizustehen. Alles, was er mit seinem Saitenspiel erwarb, teilte er getreulich mit ihnen. Wie tugendhaft und edelmütig Arnold war, ist demjenigen allein bekannt, der ihm die Gnade dazu verliehen hat.

 

In jener Zeit verweilte der König Karl mit seinem Gefolge bei dem Dorf Ginnezwilre, das jetzt aus Ehrfurcht vor dem Heiligen Arnoldsweiler genannt wird, um der Jagd nachzugehen. Nicht weit von diesem Ort lag der Wald, der Bürgel genannt wird. Um diesen Wald herum lagen viele Ortschaften, deren Bewohner am notwendigen Holz großen Mangel litten, und auch nichts aus dem Wald zu ihrem Bedarf zu nehmen wagten, weil er zum königlichen Fiskus gehörte. Hierüber wurde der Mann Gottes Arnoldus gar sehr von Mitleid gerührt, und er sann auf Mittel, wie er den Darbenden zu Hilfe kommen könnte. Christus der Herr, der seine Herzensgüte kannte, unterstützte ihn mild mit seinem Beistand, um den Wünschen seines edlen Herzens zu schleuniger Verwirklichung zu verhelfen.

 

Als der König eines Tages zu Tisch saß und der Diener ihm das Wasser zur Händewaschung darreichte, fand sich auch Arnold ein und bat den König mit gar demütigem Flehen: O durchlauchtigster König, ich bitte dich, du wollest hören auf die Worte meines Begehrens und dich würdigen, meine Bitte in milder Freigebigkeit zu gewähren.“

 

Als der König auf das Ansinnen einging und nach dem Gegenstand seines Anliegens fragte, sprach Arnold: „Mein Gebieter, ich bitte, du mögest mir vom benachbarten Wald denjenigen Teil schenken, den ich während der Zeit deines Mittagsmahles umreiten werde.“ Der König erwiderte: „Deine Bitte sei dir gewährt, und vom Wald sollst du so viel für dich erhalten, als du imstande sein wirst, während meiner Mahlzeit zu umreiten.“

 

Unverweilt entfernte sich Arnold, um seinen Zweck zu erreichen. Vorher schon hatte er die kräftigsten und schnellsten Pferde rings um den Wald in gewissen Zwischenräumen so aufgestellt, dass er von dem ermüdeten Pferd sich schnell auf ein frisches schwingen konnte. In größter Geschwindigkeit wurde der Wald umritten, der sich zwei Meilen in der Länge und eine halbe Meile in der Breite erstreckte. Jedes Mal, wenn Arnold abstieg, machte er mit Schwerthieben Merkmale an den hohen Eichen zum Wahrzeichen seines Rittes.

 

Nachdem Arnold den Wald umritten hatte, kehrte er voll Freude und Jubel ob des gelungenen Unternehmens in hurtiger Eile zum König zurück, den er noch bei Tisch antraf. Bei seinem Eintritt in den Speisesaal erstaunte der König und wunderte sich sehr über die schnelle Zurückkunft seines Dieners. Der aber sprach zu ihm: „Verwundere dich nicht, mein Herr und mein König, denn wisse, dass dein Diener vollbracht, was er angekündigt hat. Er hat den Wald umritten. Sollte dir aber die Sache unglaublich vorkommen, so schicke einen deiner Vertrautesten, um sie zu untersuchen. Er wird die Wahrheit meiner Aussage durch unleugbare Merkzeichen bestätigt finden.“ Der König schenkte den Worten seines Dieners Glauben. Was er sich auserbeten und er selbst überdies zu geben versprochen hatte, konnte er nicht länger vorenthalten. Er zog den Ring vom Finger und übergab mit ihm nach königlicher Sitte in Gegenwart des gesamten Hofstaates den vorerwähnten Wald dem Arnold zum vollen Eigentum. Er warf sich vor dem König nieder, wünschte ihm für diese Wohltat langes Leben nebst himmlischer Vergeltung und fügte dann hinzu: „Wisse, mein Herr, dass dieses großartige Geschenk ein immerwährendes Denkmal deines Namens bleiben wird, denn ich will es dem himmlischen König darbringen sowohl zu deinem, als meinem Seelenheil.“

 

Nachdem Arnold durch den Empfang des königlichen Ringes Eigentümer des königlichen Besitztums geworden war, verteilte er es stückweise an folgende angrenzende Ortschaften: Wilre (jetzt Arnoldsweiler), Ellin (Ellen), Cirie superior (Oberzier), Cirie (Niederzier), Ligch (Lich), Embe superior (Oberemt), Embe (Niederempt), Angilsdorf (Angelsdorf), Egilodorp (Elsdorf), Baffindorp (Pfaffendorf), Glessin (Gletsch), Eppendorp (Heppendorf), Siegendorp (Siedorf), Manheim, Kerpin (Kerpen), Bladesheim (Blatzheim), Godilsheim (Golzheim), Burrin (Buir), Morirsazan (Morschenich) und Mertzenich. Das Andenken an diese uneigennützige Wohltat der Heiligen lebt noch nach tausend Jahren im Mund der dankbaren Bewohner dieser zwanzig Ortschaften am Saum des Bürgelwaldes.

 

Der Gottesmann Arnold erwog die Worte des göttlichen Heilandes: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und du wirst dir einen Schatz im Himmel hinterlegen, und komm und folge mir nach.“ Dieser Aufforderung folgend, verteilte er alles, was er noch hatte, unter die Armen, und beschloss, von heiliger Liebe zu Gott und zu seinem Seelenheil entbrannt, eine Wallfahrt zum Grab des heiligen Apostels Jakobus zu Compostela in Spanien zu unternehmen. Schon war er bis zum Fluss Garunda in Frankreich gekommen, aber eine furchtbare Hungersnot, die damals den Erdkreis heimsuchte, verhinderte ihn, seine Reise fortzusetzen. Man erzählt von ihm, er habe den Ring, den ihm Karl der Große geschenkt hatte, in den Fluss geworfen, indem er zum Herr flehte, es möge ihm doch vergönnt sein, in dem Jahr, das er zu seinem Todesjahr bestimmt habe, den Ring wiederzuerlangen. Dann entfernte er sich und erwartete vertrauensvoll vom Herrn den Ausgang.

 

Gleich darauf begab er sich in das Haus einer gottesfürchtigen Witwe, und was er durch angestrengte Arbeit gewann, teilte er ihr und anderen Armen mit. So bereitete er sich durch Gebet und gute Werke auf den Tag des Gerichtes vor.

 

Eines Tages kamen, wie gewöhnlich, Arme zu Arnold, um ein Almosen von ihm zu begehren. Weil er keine Lebensmittel zur Hand hatte, gab er ihnen Geld, für das sie sich Lebensmittel kaufen sollten. Die Armen kauften sich auf dem Markt einen Fisch. Als sie ihn ausweideten, fanden sie in ihm einen Ring. Froh und erstaunt über den gemachten Fund, beschlossen sie, ihn ihrem freigebigen Wohltäter zu schenken. Sogleich erkannte Arnold sein liebes Kleinod und er dankte dem Allmächtigen mit unendlicher Freude, dass sein Gebet erhört sei. Den glücklichen Findern gab er zum Lohn so viel Silber, als der Ring wert war. Dann beschleunigte er seine Rückkehr in das Dorf Ginnezwillre, teilte dort alles, was er noch besaß, unter die Armen und entschlief in seligem Frieden. In einer Kapelle wurde er begraben und auch sein Ring sorgfältig aufbewahrt. An seiner Ruhestätte fanden die vertrauensvollen Gläubigen jederzeit durch seine Fürsprache gnädige Erhörung. Sein Jahresgedächtnis wird mit höchster Verehrung am 18. Juli gefeiert.

 

Die dankbaren Einwohner von Ginnezwilre nannten zu Ehren ihres heiligen Wohltäters ihr Dorf fortan Arnoldsweiler, und ihre Kirche, die anfangs dem heiligen Papst und Märtyrer Urban geweiht war, erhielt den Namen Arnoldikirche. Ihm zu Ehren wurde eine besondere Bruderschaft errichtet. Besonders rief man ihn gern an, um die Gnade eines seligen Todes zu erlangen. Sänger und Tonkünstler verehren den heiligen Arnold als die Zierde und Krone ihres Standes und vertrauen mit Recht auf seinen bewährten Schutz. Die Landleute rufen ihn besonders an bei Krankheiten unter dem Vieh.

 

Zur Feier des Todestages des heiligen Arnold, des 18. Juli, und des Pfingstdienstages, an dem die Bewohner der genannten Ortschaften in der Arnoldskirche große Wachskerzen opferten, verlieh Papst Pius VII. am 4. Juli 1815 einen vollkommenen Ablass.

 

Da im Lauf der Zeit die heiligen Tagzeiten und das Messformular zu Ehren des heiligen Arnold außer Übung gekommen waren, nahm sich der Kardinal und Erzbischof von Köln, Paulus Melchers, der Sache an und beantragte in Rom, dass die von den Vätern ererbte Verehrung des heiligen Arnoldus vom Oberhaupt unserer heiligen Kirche bestätigt werde. Nach sorgfältiger Prüfung genehmigte der Heilige Vater Leo XIII. durch Dekret vom 18. Februar und 13. März 1886 das Offizium und die Heilige Messe vom heiligen Arnold, bestimmte, dass sein Name dem Kalender und den besonderen Festen des Erzbistums Köln einverleibt und sein Fest am 18. Juli in der Pfarrkirche zu Arnoldsweiler als festum duplex majus, in den übrigen Kirchen des Erzbistums als festum duplex minus gefeiert werde. Infolge dieser Genehmigung des apostolischen Stuhls wurde das Fest des heiligen Arnoldus im Jahr 1886 am 18. Juli mit nie gesehener Pracht gefeiert. Der neue Erzbischof Philipp Krementz von Köln brachte selbst an der heiligen Stätte, wo er so oft im andächtigen Gebet gekniet hatte und wo jetzt seine Gebeine ruhten, das feierliche Pontifikalamt dar, forderte die Gläubigen zur treuen Nachfolge des tugendreichen heiligen Arnold auf und zeichnete sich selbst in die neu von ihm gegründete St. Arnoldus-Bruderschaft ein. Auch in Rom wurde an demselben Tag in der deutschen Nationalkirche Unserer Lieben Frau „dell Anima“ das Fest des heiligen Arnold vom Kardinal Paulus Melchers prächtig gefeiert, und er hielt an die zahlreich versammelten deutschen Landsleute eine begeisterte Ansprache zur Verherrlichung des heiligen Arnoldus.

 

Ein alter Denkspruch sagt: „Mit einer Sache ist es gut bestellt, wenn sie einem Arnoldus anvertraut ist.“ Möge uns dieser fromme Glaube zu eifriger Verehrung und Nachfolge des heiligen Arnold aneifern.

 

Die heilige Radegund, Dienstmagd in Wellenberg bei Augsburg,

+ um 1280 – Fest: 18. Juli

 

Es soll hier nicht die Rede sein von der heiligen Radegund, der Tochter des thüringischen Königs Berthar und der Gemahlin des Frankenkönigs Chlotar I., die in ihrer hohen Stellung aus christlicher Nächstenliebe die niedrigsten Dienste bei Kranken und Armen verrichtete und später die Pracht und Annehmlichkeiten des königlichen Palastes verließ, um in ärmlicher Klosterzelle die geringste Magd zu werden und am 13. August 587 zu Poitiers in Frankreich ihr heiliges Leben schloss. Ich will einiges erzählen von einer anderen Radegunde, die aus niedrigem Stand hervorgegangen, ihrer heiligen Namenspatronin in der schönen Tugend der christlichen Nächstenliebe treu gefolgt ist und darum ein bleibendes Andenken im Herzen des Volkes gewonnen hat.

 

Die heilige Radegund war geboren in einem Dorf bei Augsburg und verdingte sich als Stallmagd bei einer Familie auf dem Schloss Wellenburg. Erschien auch ihr Stand gering vor der Welt, musste sie auch manche harte Behandlung ertragen, so verrichtete sie alle ihre Dienste pünktlich und treu und opferte ihre Beschwerden und Bitterkeiten dem göttlichen Heiland auf, der ja auch die Armut und Niedrigkeit erwählt hatte, um allen alles zu werden. Gewissenhaft beobachtete sie die Mahnung des Apostels Paulus (Kol 3,22): „Ihr Dienstboten, gehorcht in allem den leiblichen Herrn, nicht als Augendiener, die sich bei Menschen einschmeicheln, sondern mit aufrichtigem Herzen, aus Ehrfurcht vor dem Herrn. Ja alles, was ihr tut, das tut mit Eifer, als wenn es dem Herrn und nicht den Menschen geschehe!“

 

Wo die Gottesliebe einmal im Menschenherzen entflammt ist, da zeigt sich auch die Nächstenliebe in christlicher Gesinnung und Tat. In jener Zeit gab es viele Aussätzige, die von den Gesunden entfernt und in Siechenhäusern untergebracht wurden, um die weitere Verbreitung dieser ansteckenden Krankheit zu verhindern. Zu diesen Kranken ging Radegund, so oft ihr Zeit von ihrem Dienst erübrigte, um sie zu pflegen, ihre ekelhaften Wunden zu reinigen und zu verbinden. Vor allem lag ihr daran, die Kranken zur Reue, zur Geduld und Gottesfurcht zu ermuntern, und ihre Worte fanden einen fruchtbaren Boden, weil sie aus einem liebevollen, opferfreudigen Herzen hervorgingen.

 

So edel und uneigennützig auch Radegund an der leidenden Menschheit handelte, so gab es doch boshafte Zungen, die sie bei ihrer Herrschaft anschwärzten, als veruntreue sie ihr Eigentum, um es den Armen zu geben. Als sie einmal wieder Speise und Trank zu dem Siechenhaus trug, trat ihr der Herr in den Weg und fragte sie, was sie im Korb habe. In der augenblicklichen Angst verirrte sie sich zu einer Notlüge, indem sie sagte, sie habe Kamm und Seife darin, um die Kranken zu reinigen. Radegund entging auf diese Weise der Rüge und Strafe ihres leiblichen Herrn, aber sie hatte durch ihre Lüge Gott beleidigt und empfing dafür eine sehr harte Strafe. Als sie nämlich einige Zeit nachher wieder durch den Wald ging, der zwischen dem Schloss und dem Siechenhaus lag, wurde sie von Wölfen überfallen und schrecklich zerbissen. Als sie lange ausblieb, suchte man sie und fand sie halbtot in ihrem Blut liegen. Nach drei Tagen himmlischer Geduld und christlicher Vorbereitung zum Tod starb sie und wurde neben dem Siechenhaus begraben.

 

Im Jahr 1691 wurden die Gebeine der heiligen Radegund im Auftrag der bischöflichen Behörde zu Augsburg erhoben, von der Gräfin Fugger von Wellenburg mit Gold und Seide geschmückt und in feierlicher Prozession aus der Kirche zu Berkheim nach der Kapelle zu Wellenburg getragen und zur Verehrung der Andächtigen ausgesetzt. Noch heute werden die Überreste der heiligen Magd Radegund häufig besucht und andächtig verehrt.

 

Der selige Simon von Lipnitia, Polen, Priester OFM,

+ 18.7.1482 – Gedenktag: 18. Juli

 

Am 18. Juli 1482 starb zu Krakau an der Pest Simon, Franziskanermönch.

 

Simon hatte von seiner Jugend her die Gewohnheit beibehalten, Marien die zärtlichsten Namen beizulegen, so groß war die Andacht und die Liebe, die er zu ihr hegte. Er ließ keinen Tag vergehen, ohne ihr den Zoll irgend eines inbrünstigen Gebetes darzubringen. Nachdem er in den Orden eingetreten war, verdoppelte er seinen Andachtseifer. Außer den Tagzeiten und dem Rosenkranz, die er alltäglich betete, fastete er oft zu ihrer Ehre, besonders am Samstag. Auf der Tür seiner Zelle standen die Verse geschrieben, die er selbst verfasst hatte. Hier folgt eine Probe, sie zeugt von seiner heißen Liebe zur Mutter Gottes:

 

Wer du auch einst in dieser Zelle die Andacht hier wirst üben,

 

Lerne stets des Heilands Mutter aus des Herzens Grunde lieben.

 

Diese Liebe wird dich sicher führen zu des Himmels Chören,

 

Um die Himmels-Mutter ewig nebst dem Sohne zu verehren,

 

Meiner auch gedenkend, welcher hinterließ dir diese Lehren.

 

Jene rufe an ein jeder, welchen drückt der Sünde Leid;

 

Rein und würdig wird er werden für des Himmels Seligkeit.

 

Um seiner Beschützerin zu gefallen, bewahrte Simon die Blüte der Jungfräulichkeit stets unbefleckt, was ihm die Gnade verdiente, mit mehreren Besuchen vom Himmel beglückt zu werden. Er bestrebte sich auch, die Liebe Mariens zum Stillschweigen nachzuahmen, indem er sich erinnerte, dass im Evangelium nur fünf Mal erwähnt wird, dass die heilige Jungfrau gesprochen hat. 

 

Pater Elias von Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 18. Juli 1832 verstarb zu Gent in Belgien der wegen seines Tugendwandels und der durch ihn erfolgten Rettung des Konvents gleich verehrte lobwürdige Pater Elias von Maria. Pater Elias, in der Welt Johann van Heuverszyn genannt, im Jahr 1758 zu Asper geboren, trat 1791 zu Termonde in den Orden. In das Kloster zu Gent versetzt, wurde er am 4. November 1796 durch die große französische Revolution aus ihm vertrieben, kehrte aber nach ein paar Monaten wieder in das Kloster zurück und entkam wie durch ein Wunder selbst während der Schreckenszeit bei den häufigen Hausdurchsuchungen seinen Verfolgern. Dem eifrigen Ordensmann ist die Rettung des einst durch den österreichischen Erzherzog Leopold gestifteten Klosters zu verdanken. Pater Elias war mit der größten Emsigkeit in der Seelsorge tätig, ohne dabei die geringste Vorschrift der Ordensregel zu vernachlässigen. Groß waren seine Erfolge. Er besaß die Gabe, die Seelen auf den Weg der Vollkommenheit zu leiten, wie kaum ein anderer. Bei ihm stritten Wissenschaft und Demut, Liebe und Buße um die Palme. Wie weit er in der Abtötung ging, wurde unter anderem nach seinem Tod offenbar, da man bei der Entkleidung des Körpers den Bußgürtel sah, den er Tag und Nacht zu tragen pflegte und dessen scharfe Stacheln so tief ins Fleisch gedrungen waren, dass man alle Mühe hatte, ihn wegzunehmen. Die Ursache seines Todes hatte Pater Elias, allerdings schuldlos, selbst herbeigeführt. Beim Krankendienst, dem er sich mit größter Selbstaufopferung widmete, hatte er sich den Keim der Cholera, an der er starb, geholt. Recht charakteristisch für seine Treue selbst im Kleinen und unter den schwierigsten Umständen ist es, dass er während der Nacht, trotz der heftigsten Schmerzen, die er litt, nicht um Hilfe rufen wollte, weil er sich scheute, das große Stillschweigen zu brechen. Das Volk nannte ihn auch stets nur "den Heiligen".

 

Gebet am 18. Juli

 

Mutter meines Gottes, wenn du Mitleid mit mir hast, so musst du mir notwendiger Weise beistehen, und wenn du mir beistehst, was habe ich dann zu fürchten? Nur eins fürchte ich, dass ich nämlich aus eigener Schuld es unterlassen möchte, mich dir anzuempfehlen, und dass ich deshalb verloren gehen werde. Aber sieh, heute noch verspreche ich dir, dass ich nie wieder unterlassen will, zu dir meine Zuflucht zu nehmen. Stehe mir nur bei, damit ich meinen Entschluss ausführe. Amen. 

 

Andacht am 18. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Gott gibt seinen Willen denen zu erkennen, die Ihn in Einfalt ihres Herzens fragen. Wer einen Stand zu wählen hat, oder zu wissen verlangt, was er tun soll, seine Seele zu heiligen, der soll jeder natürlichen Neigung entsagen und den Händen Gottes sich großmütig übergeben, mit dem festen Vorsatz, Ihm zu gehorchen. Dann soll er alle Gründe und Gegengründe erwägen, einige vorzügliche Wahrheiten des Evangeliums betrachten, und die Schlussfolgerungen, die sich daraus ergeben, auf die eigentliche große Bestimmung zurückführen, zu der Gott uns erschaffen hat. Hat er dies getan, und bleiben ihm noch Zweifel, was er tun soll, so denke er, er liege auf dem Totenbett oder er stehe beim Jüngsten Gericht vor dem Richterstuhl Gottes, und beschließe zu tun, was er dann getan haben möchte." (Der heilige Ignatius von Loyola)

Ein Advokat fragte einst den heiligen Vinzenz von Paul um Rat, ob er das Vaterland verlassen sollte, um eine sehr wichtige Stelle zu übernehmen, die man ihm im Ausland antrüge, die er aber sehr fürchte. Er fügte bei, er sei bereit, seinem Ausspruch sich zu fügen. Der Heilige bat sich einige Zeit aus, die Angelegenheit dem Herrn zu empfehlen, und sagte dann am folgenden Tag dem Rechtsgelehrten: "Ich habe Ihr Anliegen Gott während der heiligen Messe empfohlen, und Ihn nach der Wandlung gebeten, mich zu erleuchten. Dann habe ich bedacht, was ich Ihnen möchte geraten haben, wenn es mit mir zum Sterben kommt, und es wurde mir klar, dass ich, wenn ich jetzt gleich hätte sterben sollen, sehr froh gewesen wäre, wenn ich Ihnen abgeraten hätte ins Ausland zu gehen. Dies ist aufrichtig, was ich denke."

Ein Armer, der sehr schlecht gekleidet war, sprach eine fromme Dame um ein Almosen an. Diese Dame befahl ihrer Dienerin, ihm ein Hemd zu geben. Da brachte die Zofe ein grobes, zerrissenes Hemd, und wollte den Armen damit abfertigen. Die Dame aber sprach: "Bring ihm ein besseres und bedenke, wie sehr ich am Jüngsten Tag mich schämen müsste, wenn Christus, der Herr, dies so schlechte Hemd vor der ganzen Welt zeigte!"

 

Mein Gott, nichts will ich tun, was Dir missfällt; sondern tun will ich, was Dein Wille von mir fordert. Oft will ich bei meinen Werken die Frage an mich richten: Würdest du tun, was du tust, wenn du wüsstest, dass du bald vor dem Richterstuhl Gottes erscheinen Müsstest? Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 18. Juli

 

"Es ist besser zum Gewissensrat einen demütigen,

frommen und aufrichtigen Priester zu wählen,

als einen hochstudierten stolzen Gelehrten."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 18. Juli - Pharisäische Gerechtigkeit

 

Entzünde, Herr, mein Herz mit heil`ger Glut,

Die alle Ungerechtigkeit verzehrt;

Und gib mir einen Eifer, der nicht ruht,

Und tätig wirkt, was dich in Wahrheit ehrt.

 

1. Es genügt nicht, dass wir gute Werke tun. Wir müssen sie Gott zuliebe und mit reiner Absicht tun, sonst werden sie uns nimmermehr zum Heil gereichen. Die Pharisäer hielten oftmalige und lange Gebete. Sie entrichteten den Zehnten pünktlich. Sie gaben große Almosen, und fasteten zweimal in der Woche. Tun wir wohl die Hälfte dessen? Und dennoch spricht der Herr: "Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen!" Wird aber der grüne Baum verworfen, der Früchte bringt: wie wird es dem trockenen und unfruchtbaren ergehen? Denn mit der Ausschließung vom Himmel bedroht der Herr seine Jünger, wenn sie nicht gerechter sind als diese Pharisäer.

 

2. Warum aber verwarf der Herr die dem Anschein nach so gerechten und heiligen Werke dieser Pharisäer? Weil sie nur scheinbar, nur äußerlich waren. Sie taten diese Werke, um von den Menschen gesehen, gelobt und bewundert zu werden. Sie selbst waren Heuchler, die, unter der Larve der Heiligkeit und Strenge gegen sich, Hass, Raubsucht, Unreinigkeit und andere grobe Laster verbargen. Bis zur Ängstlichkeit beobachteten sie menschliche Überlieferungen, machten sich aber kein Gewissen daraus, Gottes Gebote zu übertreten, und die Häuser der Witwen zu verzehren. Dazu auch verachteten sie alle, die nicht wie sie lebten, und verfolgten den Herrn, der sie zur wahren Gerechtigkeit ermahnte. 

 

3. Überlege, ob nicht auch deine Gerechtigkeit der Gerechtigkeit dieser Heuchler ähnlich ist. Vollbringst du deine äußerlichen Werke aus reiner, uneigennütziger Absicht? Suchst du nicht durch deine Andachtsübungen Aufsehen zu erregen? Bist du dabei nicht auf das Lob und die Bewunderung der Menschen aus? Bist du nicht hart und streng gegen Sünder? Und verachtest du nicht jene, die keinen Gefallen an deiner Frömmigkeit haben? Wehe uns, wenn wir die Laster der Pharisäer an uns haben, ohne ihre guten Werke zu haben. Denn werden diejenigen verdammt, die nur eine äußerliche Gerechtigkeit haben: wie wird es denen ergehen, die weder eine äußerliche noch eine innerliche haben? "Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Denn ihr selbst geht nicht hinein und lasst die nicht hinein, die hineingehen wollen." (Matthäus 23, 13-...39)

 

19. Juli

 

Der heilige Arsenius, Diakon und Einsiedler in Ägypten,

+ 19.7.449 – Fest: 19. Juli

 

Arsenius, von Geburt ein Römer, war aus einer mit mehreren Senatorenhäusern verwandten Familie entsprossen. Er wurde mit großer Sorgfalt erzogen, und von Kindheit an bewies er glühenden Eifer für die Tugendübung. Er erwarb sich vielseitige Kenntnis der griechischen und lateinischen Literatur, und drang tief in den Geist der göttlichen Schriften ein. Da er den geistlichen Stand erwählt hatte, erhielt er die Diakonenweihe, und ging sodann in Rom mit einer Schwester die Wege der Gottseligkeit.

 

Kaiser Theodos der Große, der angelegentlich einen Mann suchte, dem er die Erziehung seiner Kinder anvertrauen könnte, wandte sich an Kaiser Gratian, und bat ihn, sich über die von ihm zu treffende Wahl mit dem römischen Bischof zu besprechen. Dieser redete zu ihm von Arsenius auf eine so vorteilhafte Weise, dass er daraus schloss, er müsse alle Eigenschaften besitzen, die Theodosius zu verlangen schien. Gratian schickte ihn daher nach Konstantinopel. Der Kaiser empfing ihn mit großen Ehrenbezeigungen, erhob ihn zur Senatorenwürde, und befahl, ihn als den Vater seiner Kinder, zu deren Vormund und Lehrer er ihn ernannte, zu ehren. Er wies ihm ein prachtvolles Gefolge an, und gab ihm zu seinem Beruf hundert prachtvoll gekleidete Diener.

 

Als eines Tages der Kaiser die Prinzen während der Studienzeit besuchte, und sie sitzend antraf, während Arsenius stehend mit ihnen redete, wurde er darüber nicht nur augenblicklich ungehalten, er nahm sogar seinen Kindern auf einige Zeit ihre Ehrenzeichen, und befahl, dass sie während der Lehrstunden stehen und Arsenius sitzen sollte.

 

Arsenius hatte stets einen unwiderstehlichen Hang zur Abgeschiedenheit; und dieser Hang verstärkte sich von Tag zu Tag wegen des Prunkes und der Zerstreuungen, die mit seinem Amt verbunden waren. Titel und Ehrenstellen waren ihm eine unerträgliche Bürde. Endlich fand er um das Jahr 396 eine Gelegenheit, die Bande, die ihn an den Hof knüpften, zu zerbrechen. Als Arcadius, eines der kaiserlichen Kinder, einen bedeutenden Fehler begangen hatte, ahndete er denselben mit unerbittlicher Strenge. Dies verdross den jungen Prinzen, und er wurde nur noch halsstarriger. Arsenius nützte diesen Anlass, um den seit Jahren her gemachten Plan, die Welt zu verlassen, in Ausführung zu bringen. Als er eines Tages nach seiner Gewohnheit ein inbrünstiges Gebet verrichtete, um den Willen Gottes zu erkennen, vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: „Arsenius, fliehe die Gesellschaft der Menschen, und du wirst leben.“ Ohne Verzug befolgte er den Befehl des Himmels, bestieg ein Schiff, das eben nach Alexandrien absegelte: von da ging er in die Wüste Scete, um sich dem Einsiedlerleben zu widmen. Dieses trug sich um das Jahr 394 zu. Arsenius hatte damals sein vierzigstes Jahr erreicht, nachdem er elf an dem Hof zu Konstantinopel zugebracht hatte.

 

Da er in allen Dingen nur Gott zu gefallen suchte, verdoppelte er seinen Gebetseifer, um noch besser zu erkennen, was der Herr von ihm verlangte. Als er nun eines Tages betete, hörte er eine Stimme, die ihm abermals sagte: „Arsenius, fliehe, schweige, ruhe; dieses sind die Grundlagen des Heils“; nämlich: dies sind die Hauptsachen, die man befolgen muss, um das Heil zu erlangen. Zufolge dieser zweimal wiederholten Ermahnung, verschloss er sich in eine weit entlegene Zelle, um keine Besuche annehmen zu müssen; sogar seine eigenen Brüder sah er nur selten. Wenn er in die Kirche ging, die ungefähr dreißig Meilen von seiner Wohnung entfernt lag, stellte er sich hinter einen Pfeiler, um von niemanden bemerkt zu werden und selbst niemanden zu sehen.

 

Indessen ließ Theodosius, der durch des Arsenius Flucht äußerst bestürzt war, zu Wasser und zu Land die genauesten Nachforschungen anstellen, um ihn zu entdecken: bald darauf aber musste er sich in das Abendland begeben, um den Tod Valentinians II. zu rächen, und einen Aufruhr zu dämpfen, an dessen Spitze Eugenius und Arbogast standen. Er starb zu Mailand 395 an der Wassersucht, und hinterließ das morgenländische Reich seinem Sohn Arcadius. Dieser Fürst gab die Stelle eines ersten Ministers einem gewissen Rufin, der Präfectus Prätorio war, und ihm, da er sein Hofmeister gewesen, niederträchtig geschmeichelt hatte. Doch vergaß er auch den Arsenius nicht, und wollte ihn an den kaiserlichen Hof berufen, um dessen weise Räte zu befolgen. Als er erfuhr, dass er in der Wüste Scete sich aufhalte, schrieb er ihm einen Brief, um sich in dessen Gebete zu empfehlen; auch überließ er ihm die Einkünfte von Ägypten, um damit die Klöster zu versehen, und die Armen zu unterstützen, wie er es für dienlich halte: der Heilige aber, der allen zeitlichen Vorteilen das Glück in der Einsamkeit zu leben vorzog, in der er ohne Zerstreuung seine Sünden beweinen, und sich zum Hintritt in die Ewigkeit vorbereiten konnte, begnügte sich damit, dass er dem Gesandten des Kaisers mündlich antwortete: „Ich bitte Gott, dass er uns allen unsere Sünden verzeihen möge. Was die Verurteilung des Geldes anlangt, bin ich keineswegs geeignet, dieses Geschäft über mich zu nehmen, weil ich der Welt abgestorben bin.“

 

Was ihm beim Eintritt in die Wüste begegnete, verdient zur Erbauung des Lesers hier angeführt zu werden. Als er das erste Mal vor den Ältesten oder den Obern der Mönche von Scete erschien, und nun Erlaubnis erhielt, unter ihrer Leitung Gott zu dienen, übergaben sie ihn der Aufsicht des heiligen Johannes, der Zwerg genannt. Dieser setzte sich abends mit seinen Brüdern nieder, um die geringe Mahlzeit zu genießen, den Arsenius aber ließ er stehen mitten in der Versammlung, ohne seiner zu achten. Dieses war in der Tat eine harte Prüfung für einen Hofmann; allein sie hatte in ihrem Gefolge eine zweite, die noch weit empfindlicher war. Unter der Mahlzeit nimmt der heilige Johannes ein Stück Brot, wirft es Arsenius vor die Füße, und sagte ihm ganz gleichgültig und trocken, er möge es essen, wenn er Lust dazu habe. Arsenius wirft sich auf die Erde nieder und isst es in dieser Stellung. Der heilige Johannes, durch ein solches Betragen entzückt und erbaut, ließ es bei dieser Prüfung bewenden, und nahm ihn freudig auf. „Kehrt nun heim“, sagte er dann zu den Brüdern, „in eure Zellen mit dem Segen des Herrn. Betet für uns. Dieser Mann passt für das Einsiedlerleben.“

 

Arsenius zeichnete sich vor allen Einsiedlern aus durch seine Demut und seinen Eifer. Im Anfang erlaubte er sich, ohne jedoch daran zu denken, gewisse Dinge, an die er in der Welt gewohnt war, und die, wiewohl an sich ganz unschuldig, dennoch etwas Leichtsinn und Behaglichkeit zu verraten schienen, wie z.B. die Gewohnheit, die Füße übereinander zu legen. Die Alten, die ihn überaus hochschätzten, wollten ihn nicht in einer öffentlichen Versammlung, wo die Brüder zur Konferenz eingeladen waren, darauf aufmerksam machen. Allein der Abt Pemen oder Pastor bediente sich folgender List: Er kam mit einem Mönch überein, dass dieser jene Stellung einnehme, und dann von ihm darüber zurechtgewiesen würde, als sei sie der Eingezogenheit zuwider: was auch geschah. Der Mönch hörte die Rüge geduldig an, ohne ein Wort zu seiner Entschuldigung zu sagen. Arsenius merkte wohl, dass es ihm auf mittelbare Weise gelte; und von nun an hatte er ein aufmerksames Auge auf sich selber, und suchte sich zu bessern.

 

Unter allen Mönchen von Scete war keiner so ärmlich gekleidet wie er. Er wollte dadurch jene äußere Pracht sühnen, in der er vordem am Hof gelebt hatte. An den Werktagen flocht er Matten aus Palmblättern, und hatte stets ein Tuch auf seinem Schoß, um die Tränen, die beständig seinen Augen entflossen, abzuwischen. Niemals schüttete er das Wasser aus, in das er seine Palmblätter tauchte, mochte es auch einen noch so widerlichen Gestank von sich geben, sondern füllte es nur mit frischem auf. Als ihn jemand um die Ursache dieses Benehmens fragte, erwiderte er: „Durch diesen üblen Geruch muss ich mich abtöten für die Sinnlichkeit, die mich bewogen hatte, wohlriechende Dinge zu gebrauchen, als ich noch in der Welt lebte.“ Um seinen von ihm sogenannten alten Geschmack an überflüssigen Sachen zu sühnen, beschränkte er sich auf die unbedingteste Armut, so dass er in einer Fieberkrankheit einige ihm nötige Unterstützung anzunehmen sich gezwungen sah. Er dankte Gott, dass er ihn würdig erachtet, in seinem Namen von den Gläubigen unterstützt zu werden. Seine Krankheit war von langer Dauer, und der Priester der Einöde ließ ihn in seine Wohnung, die nahe bei der Kirche war, tragen. Man brachte ihn auf ein kleines Bett von Tierhäuten, und legte ein Kissen unter sein Haupt. Als ihn einer der Mönche besuchte, nahm er Ärgernis daran, dass er ihn so liegend fand, und fragte, ob dies der Abt Arsenius sei. Der Priester zog ihn auf die Seite, und befragte ihn, welches Geschäft er im Dorf getrieben habe, bevor er Mönch wurde. „Ich war Hirte“, entgegnete dieser, „und konnte kaum meine Labsucht erschwingen.“ Da antwortete der Priester: „Sieh da den Abt Arsenius; als er noch in der Welt lebte, war er Vater der Kaiser. Er hatte in seinem Gefolge hundert Sklaven in Seide gekleidet, und mit goldenen Armbändern und Gürteln geschmückt; er hatte ein weiches und prächtiges Lager. Du aber, in der Welt ein Hirte, befandest dich weit unbequemer als jetzt.“ Der gute Mönch, durch diese Worte gerührt, warf sich nieder und sagte: „Verzeih mir, mein Vater, denn ich habe gesündigt; ich erkenne, dass Arsenius auf dem wahren Weg der Demut wandelt.“ Dann entfernte er sich innigst erbaut.

 

Einer der kaiserlichen Hofbeamten brachte eines Tages dem Arsenius das Testament eines verwandten Senators, der vor seinem Ableben ihn zum Erben eingesetzt hatte. Der Heilige nahm das Testament, und wollte es zerreißen, hätte nicht der Beamte sich zu dessen Füßen geworfen, und ihn gebeten, dieses nicht zu tun, weil er sonst Gefahr liefe, sein Leben zu verlieren. Arsenius zerriss es also nicht; weigerte sich aber, das ihm zugedachte Gut anzunehmen: „Ich bin“, sagte er, „vor meinem Verwandten gestorben; ich kann demnach unmöglich sein Erbe sein.“

 

Wiewohl man keine genaue Kenntnis seiner Fastenübungen hat, so lässt sich dennoch denken, dass sie außerordentlich streng mussten gewesen sein. Man schickte ihm für das ganze Jahr nur ein gewisses Maß Getreide, das die Ägypter Thallin nennen (Das Thallin war ein kleines Maß aus Palmblättern gefertigt, dessen man sich für die Pflanzen bediente). Nicht nur kam er damit aus, sondern teilte noch seinen Jüngern davon mit, wenn sie ihn besuchten. Brachte man ihm eine Erstlingsfrucht, so kostete er sie, und dankte Gott dafür; doch aß er davon nur so viel, als nötig war, um dem Vorwurf der Sonderbarkeit vorzubeugen. Bei strenger Enthaltsamkeit genügt der Natur ein kurzer Schlaf. Daher brachte Arsenius oft ganze Nächte im Gebet zu. Wenn seine Kräfte erschöpft waren, schlief er einen Augenblick sitzend, worauf er wieder seinen Übungen sich unterzog. Daniel, einer seiner Jünger, berichtet uns, er habe an den Samstagen, beim Sonnenuntergang, begonnen mit aufgehobenen Händen zu beten, und sein Gebet des andern Morgens erst beschlossen, wenn die Sonnenstrahlen in sein Angesicht zu leuchten anfingen. Seine Liebe zu dieser heiligen Übung, wie auch die Furcht vor den Gefahren der Eitelkeit, flößte ihm den glühendsten Eifer für die gänzliche Absonderung von der Welt ein. Er hatte zwei Jünger, die bei ihm lebten, und die auswärtigen Geschäfte führten: der eine hieß Alexander, der andere Zoilus. In der Folge bekam er einen dritten, namens Daniel. Alle drei wurden berühmt durch ihre Heiligkeit und Klugheit. Im Leben der Väter der ägyptischen Wüsten wird ihrer oft gedacht.

 

Arsenius sah ungerne die Fremden, die ihn zu besuchen kamen, indem er, wie er sagte, nur deshalb von seinen Augen Gebrauch machen wollte, um den Himmel zu schauen. Eines Tages begab sich Theophilus, Patriarch von Alexandrien, mit einem Hofbeamten und einigen anderen Personen, in seine Zelle, und bat ihn sich über geistige Gegenstände mit ihm zu unterhalten: da fragte er sie alle, ob sie entschlossen wären, das zu halten, was er ihnen sagen würde. Sie antworteten bejahend. Da sagte der Heilige: „Wohlan! So bitte ich euch, mich, an welchem Ort meinen Aufenthalt ihr erfahren möget, ruhig zu lassen, und auch selber die Mühe zu ersparen, mich aufzusuchen.“ Als ihn der Patriarch Theophilus ein anderes Mal fragen ließ, ob er ihm seine Tür öffnen würde, wenn er ihn zu besuchen käme, erwiderte Arsenius: „Ja, wenn er allein kommt; bringt er aber andere Personen mit sich, so bleibe ich nicht hier, sondern ziehe an einen anderen Ort.“

 

Eine römische Matrone, namens Melania, hatte eigens die Reise nach Ägypten unternommen, um Arsenius zu sehen, und sah ihn durch Vermittlung des Patriarchen Theophilus, als er eben aus seiner Zelle ging. Sie hatte ihn nicht sobald erblickt, als sie sich ihm zu Füßen warf. Da sagte ihr der Diener Gottes: „Eine Frau soll nie ihr Haus verlassen. Du hast eine weite Reise gemacht über das Meer, um in Rom sagen zu können, du habest Arsenius gesehen, und dadurch in den anderen dieselbe Neugier zu erregen.“ Melania, die immer noch auf den Knien lag, und ihre Augen zu erheben sich nicht getraute, beschwur ihn, ihrer zu gedenken, und für ihr Seelenheil zu beten. „Ich bitte Gott,“ erwiderte Arsenius, „dass ich niemals an dich denken möge.“ Melania, durch diese Antwort sehr niedergeschlagen, kehrte zurück nach Alexandrien. Der Patriarch redete ihr aber Trost zu, indem er ihr die letzten Worte des Heiligen dahin auslegte: „Er betet,“ sagte er, „er möchte deine Person vergessen, weil du eine Frau bist; anlangend deine Seele, so zweifle nicht, dass er sie inständig dem Herrn empfehlen werde.“

 

Nie besuchte Arsenius seine Brüder. Er begnügte sich damit, dass er in ihrer Gemeinschaft den geistlichen Konferenzen beiwohnte. Als der Abt Markus eines Tages im Namen sämtlicher Einsiedler von ihm wissen wollte, warum er also ihre Gesellschaft fliehe, entgegnete er: „Gott weiß, wie sehr ich euch alle liebe. Ich fühle aber, dass ich nicht zugleich mit Gott und mit den Menschen sein kann. Es ist mir also nicht erlaubt, den einen zu verlassen, um mit den anderen zu reden.“ Dieses hinderte ihn aber nicht, seinen Brüdern Tugendlehren zu erteilen, und wirklich haben wir von ihm noch verschiedene Apoghtegmen, die sich unter denen der Väter befinden. Man hörte ihn oft sagen: „Es hat mich immer ein wenig gereut, dass ich mich mit den Menschen unterhalten, nie aber, dass ich das Stillschweigen beobachtet habe.“ Häufig führte er jene Worte im Mund, die der heilige Euthimius und der heilige Bernhard in der Folge stets wiederholten, um sich zur Tugend anzueifern: „Arsenius, warum hast du die Welt verlassen, und warum bist du hierhergekommen?“ Als man ihn eines Tages fragte, warum er, da er doch in den Wissenschaften so bewandert sei, sich Unterricht und Lehren von einem Mönch erteilen lasse, der nie mit einem Fuß das Feld der Literatur betreten habe, erwiderte er: „Ich kann die Wissenschaften der Griechen und Römer, bin aber noch im Alphabet der Wissenschaft der Heiligen, in welcher dieser vermeinte Unwissende ein vollendeter Meister ist.“ Ungeachtet seiner tiefen Kunde der göttlichen Schriften und der Grundsätze der christlichen Vollkommenheit, vermied er jede Gelegenheit zum Reden, indem er vorzog, von anderen sich unterweisen zu lassen, um nicht in die Sünde der Eitelkeit zu fallen; und dies ist der Grund der Demut und aller übrigen Tugenden.

 

Evagrius von Pontus, der, nachdem er sich zu Konstantinopel durch seine Gelehrsamkeit hohen Ruhm erworben, und zuerst nach Jerusalem begeben hatte, von wo er 385 in die Wüste von Nitria gezogen war, drückte in Gegenwart des Heiligen sein Befremden aus, dass so viele Gelehrte keine Fortschritte in der Tugend machen, während eine Menge Ägypter, die nicht einmal lesen könnten, eine so erhabene Stufe der Beschaulichkeit erschwingen. Da gab ihm Arsenius folgenden Aufschluss: „Die Ursache, warum wir in der Tugend nicht voranschreiten, ist, weil wir uns mit jenem äußeren wissenschaftlichen Punkt begnügen, der nur geeignet ist, das Herz aufzublähen, während jene guten Ägypter ihre Schwäche, ihre Blindheit, ihr Elend wahrhaft erkennen, und dieser Erkenntnis zufolge mit glücklichem Gelingen an der Erlangung der Tugend arbeiten.“ Oft begegnete es dem heiligen Arsenius, dass er mit betränten Augen ausrief: „Herr, verlasse mich nicht, ich habe nichts getan, was dir wohlgefällig sein könnte. Allein ich beschwöre dich durch deine unendliche Barmherzigkeit, mir beizustehen, auf dass ich nun anfange, dir als treuer Knecht zu dienen.“

 

Die Alten haben, wenn sie mit ihm redeten, vorzüglich bemerkt, dass er fast beständig Tränen vergoss. Diese entquollen jener Sehnsucht, womit er ohne Unterlass der glorreichen Ewigkeit entgegenharrte, und jenem Geist der Zerknirschung, mit dem er unaufhörlich die Fehler seines vergangenen Lebens, und die kleinen Vergehen, die täglich seiner Schwachheit entschlüpften, beweinte. Er fand aber in seinen Tränen eine unaussprechliche Wonne, wie man leicht ablesen konnte von der wundervollen Heiterkeit, die immerdar sein Antlitz bestrahlte. Übrigens haben alle Heiligen dasselbe erfahren. „Wenn du von Tränen hörst“, sagt der heilige Chrysostomus bei dieser Gelegenheit, „so denke dir nur nicht das Bild des Harmes; sie sind süßer als alle Süßigkeiten, die man in der Welt genießen mag.“ Der heilige Augustin drückt sich auf dieselbe Weise aus: „Die Tränen der Andacht haben eine Süßigkeit, welche die falschen Freuden der Bühne nicht gewähren.“ Der heilige Johannes Climakus legt wunderschön die Früchte der Tränen dar, die die Diener Gottes vergießen, und sagt unter anderem: „Ich bin erstaunt, wenn ich die Wonne betrachte, womit eine heilige Zerknirschung unsere Seele überschüttet. Wie mögen demnach wohl fleischliche Menschen nur Traurigkeit und Betrübnis darin erblicken? Gleich dem Wachs, das den Honig umschließt, enthält sie eine unversiegbare Quelle himmlischer Süßigkeiten. Gott besucht und tröstet unsichtbarer Weise die im heiligen Schmerz zermalmten Herzen.“

 

Arsenius gab folgende Antwort einer Person, die ihn über die Mittel befragte, die sie anzuwenden habe, um einer heftigen Versuchung, welche unreine Gedanken in ihr erweckten, los zu werden: „Was taten die Madianiten? Sie schmückten ihre Töchter, und führten sie den Israeliten vor, ohne jedoch diesen irgendeine Gewalt anzutun. Die treuen Diener Gottes, die die Madianiten mit Strenge behandelten, und in ihrem Blut ihre Treulosigkeit und frevelnde Absichten wuschen, fielen nicht in das Laster. Tue also desgleichen in Bezug auf deine bösen Gedanken, dränge sie mutig zurück, und züchtige dich selber, dass du auch nur durch eine unwillkürliche Empörung des Fleisches versucht worden bist.“

 

Dieser große Heilige lebte in steter Erinnerung an den Tod und das Gericht: daher rief Theophilus, Patriarch von Alexandrien, der sich immer zu sehr mit Geschäften überhäuft hatte, vor seinem Hinscheiden aus: „Glückseliger Arsenius, dass du diesen Augenblick stets vor Augen hattest!“

 

Die beständigen Tränen, die Arsenius vergoss, hatten ihn nicht entstellt; es strahlte sogar aus seinem Äußeren etwas Himmlisches, das aus der Ruhe seiner Seele, und aus jener nie unterbrochenen Vereinigung mit Gott durch die Bande des Gebetes herrührte. Man bewunderte an ihm eine gewisse anmutige Schönheit, über die jene milden Züge von Würde und Sanftmut, die er bis in seinen Tod behielt, neuen Glanz verbreiteten. Er war schlank und wohl gebildet. In seinem hohen Alter aber beugte ihn etwas die Bürde der Jahre. Er hatte weiße Haare und einen schneeweißen Bart, der bis auf den Gürtel hinabfloss. Der heilige Johannes Climakus, der ihn als ein vollendetes Muster aufstellt, vergleicht ihn mit einem Engel, und sagt, dass, wenn er mit so großer Sorgfalt die Gesellschaft der Menschen floh, es darum geschah, um nicht etwas Kostbareres – seinen Gott – der seine ganze Seele erfüllte – zu verlieren. Zufolge jener Abschälung von der Erde, behauptet Arsenius, die Hauptpflicht eines Mönches bestehe darin, dass er sich nicht in zeitlichen Angelegenheiten mische, und sich niemals erkundige, was in der Welt vorgeht.

 

Er hatte sein vierzigstes Jahr erreicht, als er den Hof verließ. Eine gleiche Anzahl Jahre brachte er in der Wüste Scete zu, ausgenommen, dass er um das Jahr 395 sie auf einige Zeit verlassen musste, wegen der Einfälle der Maziken, eines wilden Volkes in Lybien. Nachdem die Gefahr vorüber war, kam er wieder in seine Zelle zurück, wurde aber um das Jahr 434 abermals genötigt, bei einem zweiten Einfall derselben Barbaren, die mehrere Einsiedler ermordeten, die Flucht zu ergreifen. Anfänglich zog er auf den Felsen Troe, auch Petra genannt, unweit von Memphis, und zehn Jahre später nach Kanope bei Alexandrien. Da er aber die Zerstreuungen, die ihm die Nähe dieser großen Stadt verursachte, nicht ertragen konnte, kehrte er wieder nach Troe zurück, wo er auch starb.

 

Als er seinem Ende sich nahe fühlte, sagte er seinen Jüngern: „Ich bitte, eure Liebe, mir eines zu gewähren, dass ihr nämlich nach meinem Tod beim heiligen Opfer meiner gedenkt. Möchte ich doch, wenn ich in meinem Leben etwas getan habe, das meinem Gott wohlgefällig sein sollte, ihn durch seine Barmherzigkeit besitzen!“ Da seine Jünger sehr betrübt waren, als er zu ihnen redete wie einer, der auf immer Abschied nimmt, fügte er bei: „Meine Stunde ist noch nicht herangekommen, ich werde euch davon Kunde geben. Wenn ihr aber zulasst, dass man irgendetwas von mir als eine Reliquie aufbewahrt, so werdet ihr dafür verantwortlich sein vor dem Richterstuhl Jesu Christi.“ Da sie in Verlegenheit waren, wie sie ihn mit den üblichen Zeremonien begraben könnten, sagten sie ihm, in Tränen zerfließend: „Was sollen wir tun, Vater! Denn wir wissen nicht, wie man die Toten bestattet?“ – „Bindet mir“, erwiderte er ihnen, „einen Strick an den Fuß, schleift dann meinen Leichnam auf die Bergspitze, und lasst ihn allda liegen.“ Da er in den letzten Zügen liegend weinte, befragte ihn einer der Brüder um die Ursache. „Warum weinst du, mein Vater?“ sagte er ihm. „Du fürchtest dich also zu sterben, gleich anderen Menschen?“ – „Ich bekenne“, antwortete er ihnen, „dass ich vor Schrecken erbebe, und dass mich diese Furcht nie verlassen habe, seit ich in der Einöde wohne.“ So fürchten selbst die wahren Diener Gottes seine Gerichte. Allein dieses Gefühl begleitet immer eine wonnevolle Zuversicht auf das göttliche Erbarmen. Es ist mehr oder weniger lebhaft, je nach der Wirkung des heiligen Geistes, der seine Gaben zum Heil der Auserwählten verschiedenartig austeilt. Dieser Furcht ungeachtet, gab daher Arsenius in ungetrübter Ruhe seinen Geist auf. Sein glückseliger Tod ereignete sich um das Jahr 449. Er war fünfundneunzig Jahre alt, und hatte fünfundfünfzig in den Wüsten zugebracht. Als ihn der Abt Pemen sterben sah, rief er mit betränten Augen aus: „Glücklicher Arsenius, dass du, solange du auf Erden warst, über dich weintest! Die hier nicht weinen, werden ewig weinen drüben im anderen Leben.“

 

Die durch ihre Tugenden preiswürdigsten Ordensmänner haben in allen nachfolgenden Jahrhunderten Arsenius als das vollendetste Muster der Vollkommenheit angesehen. Der große heilige Euthimius suchte ihm in allen seinen Übungen nachzuahmen, und dessen Demut, Milde, Gleichmut, Wachsamkeit, Zerknirschung, Enthaltsamkeit, Liebe zur Einsamkeit und zum Gebet, Gottes- und Nächstenliebe, Eifer, Bescheidenheit, und jene Tugendheldenmütigkeit, die mit solchem Glanz in allen seinen Werken strahlte, in sich abzubilden.

 

Der heilige Arsenius wird im römischen Martyrologium unter dem 19. Juli genannt.

 

Die heilige Makrina, Nonne und Ordensstifterin in Kappadokien,

+ 19.7.379 (Dezember 379) – Fest: 19. Juli

 

Makrina war das erstgeborene Kind des heiligen Basilius des Älteren, und der heiligen Emmelia. Nach dem Tod ihres Vaters weihte sie Gott ihre Jungfräulichkeit, und leistete ihrer Mutter große Dienste bei der Erziehung ihrer Brüder und Schwestern. Von ihr lernten der heilige Basilius der Große, der heilige Petrus von Sebaste, und der heilige Gregor von Nyssa, frühzeitig die Welt verachten, und ihre Gefahren fürchten, das Wort Gottes mit Nutzen anhören, und das Gebet lieben.

 

Sie stiftete mit ihrer Mutter zwei Klöster im Pontus, die eine kleine Strecke voneinander entlegen waren. Dasjenige, das sie für die Männer bestimmte, wurde anfänglich vom heiligen Basilius geleitet, dann vom heiligen Petrus, ihrem Bruder. Makrina gab dem zweiten, das von Frauen bewohnt wurde, sehr weise Regeln. Sie führte daselbst die Liebe und den Geist der Armut, die Abschälung von der Welt, die Abtötung, die Demut, und beständiges Gebet, verbunden mit dem Psalmengesang, ein.

 

Die heilige Makrina litt sehr an einem Krebsübel, womit der Herr sie heimsuchte. Endlich wurde sie durch die Kraft des heiligen Kreuzzeichens, das ihre Mutter über sie machte, geheilt.

 

Nach dem Tod der heiligen Emmelia verteilte Makrina ihre Güter unter die Armen und lebte wie die übrigen Nonnen ihres Klosters, das heißt, sie erwarb sich durch Handarbeit die nötige Nahrung. Als der heilige Gregor von Nyssa in ihrer letzten Krankheit sie besuchte, fand er sie, wiewohl sehr abgezehrt durch das Fieber, auf Brettern liegen. Sie schöpfte ungemeinen Trost aus den frommen Zusprüchen ihres Bruders. Ihr Eifer wurde aufs Neue belebt, und sie betete noch alle Tugendübungen, mit denen die Kranken zum Heimtritt sich vorbereiten. Hierauf verschied sie im Frieden des Herrn, nachdem sie sich zuerst mit dem Zeichen des Kreuzes bewaffnet hatte.

 

Die Armut des Klosters war so groß, dass man nur einen gänzlich abgenutzten Schleier fand, um den Leib der heiligen Makrina zu bedecken, als man ihn zu Grabe trug. Der heilige Gregor aber warf über ihn seinen bischöflichen Mantel. Die Dienerin Gottes hatte bei Lebzeiten eine Art Halsgehänge, an das ein Ring und ein eisernes Kreuz geknüpft war, getragen. Der heilige Gregor schenkte das Kreuz einer Klosterfrau, namens Vestiana. Den Ring aber, der hohl war, und ein Stückchen des wahren Kreuzes enthielt, nahm er für sich.

 

Der Ortsbischof und der heilige Gregor wohnten dem Leichenbegängnis der heiligen Makrina bei, wie auch die Geistlichkeit, und Mönche und Nonnen, die in zwei Chöre abgeteilt waren, Kerzen in der Hand trugen, und Psalmen sangen. Der Leichnam der Heiligen wurde in der Kirche der vierzig Märtyrer, die eine Meile entfernt von dem Kloster lag, getragen, und in dem Gewölbe, wo schon der der heiligen Emmelia ruhte, beigesetzt.

 

Die heilige Makrina starb im Monat Dezember 379; ihr Fest aber wird von den Griechen und Lateinern am 19. Juli begangen.

 

Der heilige Symmachus, Papst und Bekenner von Rom,

+ 19.7.514 – Fest: 19. Juli

 

Der heilige Symmachus, in Sardinien geboren, folgte 498 dem Papst Anastasius nach, unter dem er Erzdiakon der römischen Kirche gewesen war. Seine Wahl wurde aber von dem Patrizier Festus gemissbilligt. Wir lesen aber auch bei Theophanes, dass dieser Festus im Sold des Anastasius, des Kaisers von Konstantinopel, eines großen Begünstigers der Eutychianer stand, und beim Vorgänger des Symmachus die Bestätigung des Henotikum von Zeno, und eines Beschlusses zu Gunsten des Eutychianismus betreiben sollte. Da er alle Hoffnung aufgab, bei dem Heiligen dies zu bewirken, fand er Mittel, durch seine Anhänger dem Laurentius, Erzpriester zur heiligen Praxedis, einige Stimmen zu verschaffen. Symmachus und Laurentius wurden an demselben Tag geweiht, der eine in Konstantins Dom, der andere in der Liebfrauenkirche. Theodorich, der König von Italien, obgleich ein Arianer, befahl jedoch der ersten Wahl, und welche die meisten Stimmen habe, sich zu fügen. Infolge dieses Befehls wurde Symmachus als rechtmäßiger Papst erklärt. Er berief nach Rom einen Kirchenrat, dem dreiundsiebzig Bischöfe und siebenundsechzig Priester beiwohnten. Darin wurde beschlossen, um künftig allem Getriebe des Ränkegeistes vorzubeugen, dass alle jene, die bei Lebzeiten des Papstes jemanden ihre Stimme versprechen, oder irgendeiner Versammlung diesen Gegenstand zur Frage bringen würden, ihres Amtes entsetzt und exkommuniziert werden sollten, und dass man nach des Papstes Tod jenen als rechtmäßig anerkenne, dem die meisten Stimmen der Geistlichkeit zugefallen seien. Laurentius unterschrieb diesen doppelten Beschluss an der Spitze der Priester, die dem Konzil beiwohnten, und wurde infolge auf den bischöflichen Stuhl von Nuceria erhoben.

 

Einige Zeit nachher ließen Festus und Probin durch eine gewisse Anzahl Geistlicher und Senatoren, die sie gewonnen hatten, Laurentius nach Rom zurückberufen, wodurch die Spaltung wieder erneuert wurde. Und dies war die erste, die die römische Kirche betrübt hat, wie mehrere Geschichtsschreiber berichten, wiewohl Novatian alles in Bewegung gesetzt hatte, um eine solche hervorzubringen. Da die Schismatiker den heiligen Symmachus mehrerer Laster beschuldigten, ließ Theodorich eine Synode versammeln, um die Sache zu untersuchen. Die Bischöfe von Ligurien, Aemilien und Venetien reisten über Ravenna nach Rom. Bei dem Besuch, den sie dem Gothenkönig abstatteten, stellten sie ihm dringend vor, es sei Sache des Papstes, eine Synode zu berufen, diese Gerechtsame gehöre dem Primat seines Stuhles, den er vom heiligen Petrus empfangen habe, und die ihm zudem auch durch die Konzilien bestätigt worden sei. Sie fügten noch bei, es sei bisher unerhört gewesen, dass man einen Obern vor den Richterstuhl seiner Untergebenen gefordert habe. Allein Theodorich bewies ihnen aus den Briefen des Symmachus, dass dieser Oberhirte mit der Berufung des Konzils einverstanden sei. Auch liest man im Pontifikale, dass die Synode von Symmachus zusammen berufen worden ist.

 

Die Eröffnung dieses Konzils, das zu Rom gehalten wurde, geschah im Monat September des Jahres 501. Symmachus wurde der ihm angeschuldigten Laster unschuldig erklärt. Ferner erließ man den Befehl, jene als Glaubensspalter zu bestrafen, die ohne seine Einwilligung Messe lesen, den Urhebern des Schismas aber zu verzeihen, wofern sie dem Papst Genugtuung leisten würden. Als der Beschluss in Gallien anlangte, wurden alle Bischöfe dieses Landes darüber betrübt, und beauftragten den heiligen Avit, Bischof von Vienne, im Namen aller nach Rom zu schreiben. Dieser richtete seinen Brief an Faustus und Symmachus, die beide die Konsularwürde bekleidet hatten. Er beschwerte sich darin, dass der Papst, der bei dem Fürsten verklagt wurde, von den Bischöfen, die sich einer solchen Ungerechtigkeit hätten widersetzen sollen, gerichtet worden sei. „Man begreift nicht leicht,“ sagt er, „wie ein Vorgesetzter, umso mehr das Oberhaupt der Kirche, von seinen Untergebenen gerichtet werden könne.“ Indessen lobt er das Konzil, dass es der Unschuld des Kirchenoberhauptes Zeugnis gegeben. Auch bittet er den Senat, die Ehre der Kirche zu handhaben, und nimmer zu gestatten, dass die Schafe sich gegen ihre Hirten auflehnen.

 

Der durch seine Tugenden und seine reichen Almosen berühmte Diakon Paschasius hatte gegen Ende seines Lebens das Unglück, die Spaltung, von der hier die Rede ist, zu begünstigen, aber einzig darum, weil er sich hatte täuschen lassen. Man liest bei Gregor dem Großen, dessen Erzählung auf das Ansehen einer besonderen Offenbarung sich stützte, dass er diesen Fehler nach seinem Tod im Fegfeuer abbüßen musste, dass er aber durch das Gebet des heiligen German, des Bischofs von Capua, daraus befreit wurde. Andere Schriftsteller melden, er habe sein Vergehen zu Ende seines Lebens bereut, oder wenigstens habe seine Einfalt seine Sünde vermindert. Paschasius schrieb ein gelehrtes Werk über die Gottheit des Heiligen Geistes: unrichtig aber schreibt man ihm ein anderes über denselben Gegenstand, das seinen Namen führt, zu; es ist von Faustus von Riez verfasst worden.

 

Papst Symmachus ließ dem Kaiser Anastasius melden, er könne keine Kirchengemeinschaft mit ihm pflegen, solange er den Acacius unterstütze. Der Fürst hatte eine solche Drohung erwartet. Auch ließ er bei seiner Thronbesteigung keinen Brief an den Papst ergehen, so wie es eigentlich üblich war. Um sich zu rächen, beschuldigte er ihn des Manichäismus, ob es gleich weltkundig war, dass er die Anhänger dieser Ketzerei aus Rom verbannt hatte. Auch unterließ er keine Gelegenheit, ihm entgegenzuwirken, denn er befürchtete seinen Eifer gegen die Akephalen, deren erklärter Beschützer er war. Der heilige Papst schrieb seine Rechtfertigung, in der er mit jener Würde sprach, die dem christlichen Priestertum so wohl ansteht; und erließ zugleich an die morgenländischen Bischöfe einen Brief, sie zu ermahnen, die Verbannung und alle Arten von Verfolgungen zu leiden, eher als von der Wahrheit abzufallen.

 

Als König Trasimund mehrere orthodoxe Bischöfe Afrikas nach Sardinien verbannte, sorgte Symmachus für ihren Unterhalt, und schickte ihnen alle Jahre Geld und Kleidung. Unter den Werken des Hennodius befindet sich auch noch ein Brief, den er ihnen schrieb, um sie zu trösten. Diesem Schreiben hatte er zugleich Reliquien der heiligen Märtyrer Romanus und Nazarius beigegeben.

 

Seine Liebe zu den Unglücklichen erkaufte eine Menge Gefangener. Auch versah er mehrere Kirchen von Rom mit dem nötigen Schmuck. Der Kreuzkapelle gab er ein goldenes Kreuz, das zehn Pfund wog, und in das er ein Stückchen des geheiligten Stammes einfassen ließ, an dem der Welterlöser sein Blut vergoss. Er schenkte der St. Paulskirche ein Ziborium oder einen Tabernakel, auf dem das Bildnis unseres Heilandes und das der zwölf Apostel eingeprägt war. Er war es auch, der, laut des Pontifikals, verordnete, in der Messe an Sonntagen und den Festen der Märtyrer den Hymnus Gloria in excelsis zu singen. Er starb am 19. Juli 514, nachdem er fünfzehn Jahre und acht Monate auf dem römischen Stuhl gesessen hatte.

 

Der selige Johannes von Dukla, polnischer Franziskaner-Priester,

+ 29.9.1484 – Gedenktag: 29. September / 19. Juli

 

Der gottselige Johannes mit dem Beinamen Dukla, von der polnischen Stadt, in der er das Lebenslicht erblickte, widmete sich von seiner Jugend an dem Dienst Gottes unter den Söhnen des heiligen Franziskus, Konventualen genannt. Auf den Rat des heiligen Johannes von Capistran, der damals in Polen predigte, schloss er sich später an die von der Observanz an. Man bemerkte an ihm besonders eine lebhafte Liebe für seine Regel, eine große Sorgfalt den Frieden, die Reinheit und den Gehorsam in ihrer Vollkommenheit zu unterhalten. Er hatte sich die allerseligste Jungfrau zum Vorbild gewählt, die er besonders verehrte, und er bemühte sich sein ganzes Leben lang ihr nachzuahmen. Seine Predigten bewirkten mehrere ausgezeichnete Bekehrungen. Einige Zeit vor seinem Tod verlor er das Gesicht, dessen ungeachtet fuhr er fort, sein heiliges Amt bis zu seinem seligen Hinscheiden auszuüben, das am 29. September 1484 in Leopoldstadt erfolgte. Clemens XII. genehmigte seine Verehrung, und gestattete den Polen, so wie den Litauern, ihn als einen ihrer Patrone zu verehren. Sein Fest wird bei den Franziskanern am 19. Juli begangen. 

 

Die selige Stilla von Abenberg, Jungfrau, Kirchenstifterin,

+ 21.7.1141 ? – Gedenktag: 19. Juli

 

Die selige Stilla stammt aus dem in der Geschichte des Mittelalters vielgerühmten und angesehenen Geschlecht der Grafen von Abenberg, deren Burg heute noch erhalten ist in dem fränkischen Städtchen Abenberg südlich von Nürnberg. Die Abenberger, verwandt mit den Hohenzollern und Wittelsbachern, hatten auch auswärts große Besitzungen wie in Schweinfurt und Berchtesgaden und übten die Schirmvogtei über Bamberg aus. Stilla wurde um das Jahr 1100 geboren. Fromme Eltern müssen an ihrer Wiege gestanden haben. Wir finden Glieder aus ihrer Familie als würdige Angehörige des Bamberger Domkapitels und als Äbte von Heilsbronn. Einer ihrer Brüder ist der heiligmäßige Bischof Konrad I. von Salzburg, der im Investiturstreit entschieden die Rechte der Kirche verteidigte. Graf Wolfram II., ein anderer Bruder, hatte in Abenberg ein Benediktinerkloster errichtet und ausgestattet.

 

Umgeben von Reichtum und Glanz, ging Stillas Streben schon in der Jugendzeit nicht nach irdischer Größe; Gott dienen schien ihr das höchste Lebensglück. Diese glühende Gottesliebe, aber auch die Absicht in anderen diese Liebe zu Gott und den Heiligen zu entfachen, bewog sie, aus eigenen Mitteln auf dem der elterlichen Burg gegenüberliegenden Hügel eine Kirche zu Ehren des heiligen Petrus zu erbauen und reichlich auszustatten. Im Kloster Marienburg, das 1491 von Fürstbischof Wilhelm von Reichenau an der Peterskirche errichtet wurde, zeigt man noch einen kostbaren Kelch, der ein Geschenk der Dienerin Gottes sein soll. Hier an dieser ehrwürdigen Stätte, die der heilige Bischof Otto von Bamberg 1136 feierlich geweiht hatte, weilte Stilla wohl täglich im Gebet und folgte mit Andacht dem heiligen Messopfer.

 

Doch wahre Gottesliebe äußert sich gewöhnlich auch in anderen Formen. So war Stilla auch ein lieber Engel der Armen und Kranken. Das war ihre liebste Beschäftigung: die Hütten der Armen besuchen, Kinder lehren, Kranke pflegen und überhaupt jede Not lindern. Die glänzendste Blüte aber, die aus dem Edelreis der Gottesliebe hervorsprosse, war ihre Tugendliebe, besonders ihre strahlende Keuschheit. Um sie zu schützen, verzichtete sie gerne auf äußere Vergnügungen, ihr Name schon war ein Abbild ihrer schlichten, kindlichen Seele. Wie die alte Legende berichtet, gelobte sie auf den Rat ihres Vetters, des heiligen Otto von Bamberg, in ihrem Heiligtum ewige Keuschheit. Indem sie den Schleier nahm, vermählte sie sich dem himmlischen Bräutigam. So führte sie, wenn auch in der Welt lebend, ein wahrhaft klösterliches Leben im Dienst Gottes. Ihr Plan, neben ihrer Kirche ein Frauenkloster zu errichten, ähnlich wie ihr Bruder ein Männerkloster in Abenberg gegründet hatte, blieb ihr Herzenswunsch, der leider nicht mehr ausgeführt werden konnte. Gott rief seine treue Dienerin zu sich in den Himmel.

 

Stillas heilige Überreste wurden nicht in de Familiengrabstätte der Grafen von Abenberg in Heilsbronn, sondern in ihrem Kirchlein St. Peter bestattet, wo noch immer ihr Grab in hohen Ehren gehalten wird. Bald nach ihrem Tod begann ihre Verehrung. Es bildete sich eine große Wallfahrt an ihr Grab, zumal viele wunderbare Erhörungen bekannt wurden. So wurde St. Stilla gewissermaßen vom Volk seliggesprochen. Diese Verehrung wurde zuerst stillschweigend von der Kirche anerkannt. Bald schon wurde ein Altar zu Ehren Stillas in ihrer Kirche geweiht. Im Jahr 1685 wurde nach dem Brand der alten Kirche in der neuen wieder ein Altar zu ihrer Ehre konsekriert.

 

Trotz vieler widriger Zeitereignisse blieb die Verehrung Stillas in nächster und weiterer Umgebung lebendig. Sie überdauerte die so viel zerstörende kirchliche Umwälzung des sechzehnten Jahrhunderts, die fast die ganze Umgebung Abenbergs vom katholischen Glauben losriss, sie ist durch die Säkularisation von Kirche und Kloster nicht erstorben. Seit 1921 ist auch das halbzerstörte frühere Augustinerinnenkloster Marienburg neben der Stillakirche wieder neu erstanden; stilltätige Franziskanerinnen haben die Wache am Grab der Seligen übernommen. In den Jahren 1893-1897 war bereits durch Bischof Franz Leopold von Eichstätt der Anerkennungsprozess über die seit unvordenklichen Zeiten in der Diözese Eichstätt ununterbrochen geübte Verehrung der seligen Stilla zu einem glücklichen Ende geführt worden. Nach weiteren genauen und langwierigen Untersuchungen fand dieses Urteil auch die Bestätigung des päpstlichen Gerichtes, dem der Heilige Vater Pius XI. am 12. Januar 1927 endgültig die kirchliche Rechtskraft verlieh. Eine große, sehr eindrucksvolle Festfeier zu Ehren der Seligen führte in den Tagen vom 21. bis 24. Juli 1927 gegen 7000 Teilnehmer aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes, ja sogar aus Amerika, der Schweiz und aus Rom, nach Abenberg. Einmütig kam die laute Freude zum Durchbruch, dass wieder einmal eine Heilige aus einer urdeutschen Familie die kirchliche Anerkennung gefunden hat; frohe Zuversicht auf die wirksame Fürbitte der stillen jungfräulichen Wohltäterin des Frankengaues ließ aller frommen Verehrer Herzen kräftiger schlagen.

 

Wie ein Stern (= stella), wenn auch nicht erster Größe, aber von frohanmutender Lieblichkeit, leuchtet St. Stilla heute wie vor Jahrhunderten in unvermindertem Glanz. Durch ihre praktische Frömmigkeit und Nächstenliebe ist sie ein strahlendes Vorbild besonders auch für unsere Zeit. Im Hinblick auf eine versuchte Erklärung des Namens Stilla aus unserer heimischen Mundart, wie sie Jakob Gretscher, der große Ingolstädter Theologe, gewandte Sprachkenner und fruchtbare, überaus demütige Schriftsteller aus der Gesellschaft Jesu (+ 1625), und sein etwas jüngerer Ordensgenosse Rader, der Verfasser eines „Heiligen Bayerns“, überliefern, die das Wort Stilla auf die Eingezogenheit und das Stillschweigen der Seligen, „einer beim weiblichen Geschlecht seltene Tugend“, zurückführen, erscheint sie nicht weniger als Beispiel sanftwerbender Frauentugend.

J. Sperber, Stadtpfarrer, Abenberg

 

Der ehrwürdige Petrus Haas, Zisterzienser von Schönthal,

+ 19.7.1644 – Gedenktag: 19. Juli

 

Wie ein schlimmer Wettersturm brauste der Dreißigjährige Krieg über die deutschen Klöster hin. Eine große Zahl sank in Schutt und Asche, die friedlichen Bewohner wurden gemartert und verjagt. Aber eins muss man zu ihrem Lob sagen: die Heimsuchung traf sie innerlich erstarkt, etwaige böse Nachwehen der sogenannten Reformation waren überwunden und überall herrschte neues religiöses Leben. Und so erblühte im Wettersturm manch stille Blume, deren Duft uns jetzt noch entzückt, wenn einmal der Schutt der Vergessenheit von ihr weggeräumt wird. Pater Petrus Haas ist eine Blume dieser Art. Im Klostergarten zu Schönthal a. d. Jagst in Württemberg hat sie einst geblüht und geduftet. Sein Andenken stand bei seinen Mitbrüdern in hohen Ehren als das eines gottbegnadeten Heiligen, bis die Klosteraufhebung es gänzlich verblassen ließ. Was dem Leser der Legende hier erzählt wird, ist alten Aufzeichnungen entnommen, die ein Mitbruder des heiligmäßigen Mannes gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts veröffentlicht hat.

 

Petrus war ein Gnadenkind. Schon bevor er am 4. Februar 1608 zu Neustadt a. d. Saale das Licht der Welt erblickte, wollten Nachbarsleute am Bett der Mutter eine Kerze aufflammen gesehen haben. Als dann seine Mutter bei der Geburt in Bedrängnis kam, weihte sie ihre gesegnete Frucht Gott und der seligsten Jungfrau und tat das Versprechen, ihr Söhnlein für den Dienst am Altar zu erziehen. Bald offenbarte der Junge eine leidenschaftliche Liebe zu den Büchern. Man schickte ihn deshalb an das Gymnasium der Jesuiten nach Würzburg. Seine Fortschritte im Studium schrieb er ganz der Hilfe von oben zu. Einmal war sogar trotz seines Fleißes Gefahr, dass er nicht in die nächste Klasse aufsteigen durfte. Da rief er von Herzen zu Maria – und der entscheidende lateinische Prüfungsaufsatz fiel zur Verwunderung aller geradezu glänzend aus. Maria war überhaupt sein ein und alles. Bei den Erscheinungen, die ihm später beim Chorgebet oder allein zuteilwurden, spielte die Vision der seligsten Jungfrau die Hauptrolle. Von den Heiligen hatte er die am liebsten, die eifrige Marienverehrer gewesen waren, so vor allem den heiligen Bernhard, seinen Ordensvater, und den heiligen Aloysius, nach dessen Beispiel er mit dreizehn Jahren im Dom zu Würzburg das Gelübde der Jungfräulichkeit ablegte. Ihn bat Petrus auch besonders um die Berufsgnade und am Fest dieses Heiligen (1625) war es, wo der fromme Jüngling unzweideutig von Gott den Ruf in den Ordensstand vernahm. Ohne Säumen trat er bei den Zisterziensern in Schönthal ein, das, um 1153 gegründet, sich zu einer mächtigen Abtei entwickelt hatte. Am 10. Juli 1626 legte Peter Haas Profess ab. Als er anschließend in der Sakristei zur schmerzhaften Mutter betete: „Dich als Mutter zeige!“, hörte er deutlich die Stimme des Gekreuzigten: „Dich als Sohn erzeige!“ Die folgenden Jahre waren überhaupt reich an außergewöhnlichen Gnaden.

 

Das Studium der Theologie wurde jäh unterbrochen durch den Einfall der Schweden, die nach der Schlacht bei Leipzig (17. Oktober 1631) sich über das unglückliche Frankenland ergossen. Ein Teil des Konvents verließ auf Anordnung des Abtes Sigismund das Kloster und suchte sich anderswo ein Unterkommen. Frater Petrus, der bereits zum Diakon geweiht war, begab sich mit mehreren Mitbrüdern nach Schwäbisch-Hall. Inzwischen wurde aus Schönthal eine „Kloake der Bosheit“. Die Häretiker nahmen Besitz davon, entweihten die Kirche, warfen die heiligen Hostien den Hühnern als Futter vor und die Reliquien den Hunden auf der Straße. Die zurückgebliebenen Patres wurden aufs schimpflichste behandelt und dann vertrieben. Es dauerte nicht mehr lange, und die Patres, die sich nach Hall geflüchtet hatten, wurden von Bürgern des Städtchens verraten und von schwedischen Offizieren verhaftet, gegen ein Lösegeld aber wieder freigelassen. Von da an begann für Frater Petrus Haas und einen Mitbruder Christoph Haan ein unstetes Wanderleben. Am 6. März 1632 empfingen beide in Eichstätt die Priesterweihe, am 13. April feierten sie in Aldersbach bei Passau ihre Primiz. Dann machten sie sich auf den Weg nach Süden, nach Tirol, in die Schweiz und über den St. Gotthard, wo sie während eines Schneesturms übernachteten, in die Lombardei und hierauf den gleichen Weg wieder zurück. Unter unglaublichen Beschwerden irrten sie von Kloster zu Kloster, bald freundlich bewirtet, bald barsch abgewiesen. Bezeichnend für ihre unbesiegbare Frömmigkeit ist, dass sie auf der ganzen Reise keinen Tag weder das Breviergebet noch die Darbringung des heiligen Messopfers unterließen. Das war mitunter ein großes Opfer. Schließlich fanden die beiden Patres ein Plätzchen als Beichtväter bei den Zisterzienserinnen zu Eschenbach in der Schweiz. Pater Petrus blieb hier, bis er im November 1634 in sein Kloster heimkehren durfte.

 

Die weiteren Lebensschicksale des ehrwürdigen Dieners Gottes sind schnell erzählt. Im Jahr 1636 wurde der junge Mönch zum Prior und Novizenmeister bestellt. Als Arbeitsfeld war ihm damit in erster Linie der geistliche Garten der Klosterfamilie anvertraut. Acht Jahre wirkte er mit der ganzen Hingabe seiner seeleneifrigen Liebe im Dienst seiner Mitbrüder, bis ein allzu früher Tod seinem Leben ein Ziel setzte. Ein Schlaganfall, der ihn des Gebrauchs seiner Glieder beraubte, war das erste Warnungszeichen. Im Gehorsam gegenüber seinem Abt, seinen einstigen Reisegefährten Christoph Haan, suchte er das Bad in Schwalbach auf, sagte aber vor der Abreise bis auf die Stunde genau sein Hinscheiden voraus. Am 18. Juli 1644 feierte ein Mitbruder im Zimmer des lutherischen Gasthauses, das er in Schwalbach bewohnte, in aller Heimlichkeit die heilige Messe und reichte ihm die heilige Wegzehrung, am nächsten Vormittag hauchte er in den Armen seines Vaters und Abtes seine Seele aus. Die Abteikirche von Eberbach gewährte seiner sterblichen Hülle ein Plätzchen vor dem Altar des geliebten Ordensvaters St. Bernhard. Die Grabschrift lautete: Am 19. Juli 1644 entschlief im Herrn der hochwürdige Pater Petrus Haas, Prior von Schönthal, leuchtend durch Reinheit des Lebens, Gottesfurcht und Eifer für seinen Orden.

 

„Leuchtend durch Reinheit des Lebens, Gottesfurcht und Eifer für seinen Orden“: In Hinsicht auf Pater Petrus waren diese rühmenden Worte kein leerer Schall. Einige Ergänzungen zum Erzählten aus unserer Quelle bestätigen es. „Über die himmlischen Gunsterweise, die diesem wahrhaft religiösen Diener Gottes zuteilwurden, wird sich niemand wundern, der die Reinheit seines Gewissens, die beständige Richtung seines Geistes auf den Himmel, die flammende Glut seiner Andacht, seine feurigen Begierden, die aus der Tiefe seines reinen Herzens hervorbrechenden Stürme der Liebe zu Jesus, Maria und zum heiligen Bernhard beobachten konnte. . . Dem Fasten und dem Gebet war er in höchstem Maße ergeben. Seine häufigen Geißelungen und sonstigen unzählbaren Abtötungen kennt nur der himmlische Vater. Mit welchem Eifer er an der Wiederherstellung der ursprünglichen Strenge sowohl im ganzen Orden als besonders in der oberdeutschen Kongregation und in Schönthal gearbeitet hat, davon zeugen seine heißen Gebete und vor Gott vergossenen Tränen, seine große Traurigkeit, als nach achtzehnjährigen Bemühungen seine Hoffnung auf eine Erneuerung des Ordens gescheitert war. . . Die kleinsten Verletzungen und Übertretungen der Regel konnte er bitterlich beweinen und scharf rügen. Er zog sich, wie das allen Heiligen so begegnete, deshalb manchen Widerspruch und manche Verfolgung zu. Doch litt er das mit größter Freude. Wurde er doch dadurch gleichförmig seinem Heiland. Mit dem heiligen Bernhard liebte er überhaupt das „Myrrhenbüschlein“ und ging mit der Gottesmutter opferbereiten Herzens den Kreuzweg.“

 

„Überall hatte er Gottes Gegenwart vor Augen und es war ihm zur zweiten Natur geworden, von den geschaffenen Dingen sofort zum Schöpfer emporgelenkt zu werden. . . Er war von Gott mit mystischer Einsicht begabt, wie das aus seinen Predigten und Aufzeichnungen hervorgeht. In prophetischem Geist sah er vieles voraus, sagte er vieles vorher, offenbarte er manch verborgenes Geheimnis. Die Gabe der Tränen war ihm besonders beim heiligen Messopfer eigen, wo besonders nach der Wandlung und Kommunion die Wallung des Herzens sich in hervorgestoßenen Seufzern und Schluchzen kundgab. Zum Altar trat er nur mit Furcht und Zittern. Sein Gewissen hatte ganz die Natur eines gesunden Auges, das auch das kleinste Stäublein oder Sandkörnlein von Unvollkommenheit nicht ertragen konnte. Eine überlegte lässliche Sünde betrachtete er bei einem Ordensmann als ein Sakrileg und eine Verletzung des Gelübdes der Bekehrung der Sitten. . . So kann man sich nicht wundern, dass Gott in einer Seele, die die kleinste Sünde so verabscheute und floh, auch seinen Gnadentau herniederfallen ließ.“

 

Das war das Bild des Pater Petrus Haas, wie es im Herzen seiner Mitbrüder nach hundert Jahren noch lebte, es war das Bild eines Heiligen. Sie trachteten deshalb, auch den Leib des ehrwürdigen Dieners Gottes wieder in ihre Mitte zu bekommen. 1720 wurde er von Eberbach nach Schönthal überführt und im Kapitelsaal unter dem Thron des Abtes beigesetzt. Den Novizen aber wurden als heiligstes Vermächtnis des Gottesmannes seine letzten Worte überliefert, die er an alle richtete, welche in Zukunft ins „schöne Thal“ kommen würden:

 

„Liebet, gehorchet, seid treu bis zum Tode! Lebet wohl, lebet in den Wunden Jesu, an der Brust unserer Mutter Maria, unter dem honigfließenden Schatten des heiligen Bernhard!“

 

Gebet am 19. Juli

 

Gütigster Jesus, der Du in Deiner Kirche so viele Heilige als Apostel Deiner brennenden Liebe erweckt hast, erfülle Deine Dienerinnen und Diener mit demselben Eifer der Liebe, damit sie um Deinetwillen freudig mit ihrem Besitztum und ihrer Person sich dem Dienst Deiner heiligsten Mutter Maria und der Armen weihen: der Du mit Gott dem Vater lebst und regierst in Einigkeit des Heiligen Geistes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Gebet des heiligen Arsenius

 

Herr, verlass mich nicht. Ich habe nichts getan, was Dir wohlgefällig sein könnte. Ich bitte Dich aber dringend durch Deine unendliche Barmherzigkeit, steh mir bei, damit ich jetzt anfange, Dir treu zu dienen. Amen.

 

Andacht am 19. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

Es gibt eine Art Einfalt, die dahin wirkt, dass man die Augen allen Empfindungen der Natur und allen menschlichen Rücksichten verschließt und sie immer auf die Wahrheiten des Glaubens heftet, um sie zur Richtschnur seines Verhaltens zu nehmen. So ein Mensch fragt in allen seinen Werken, Worten und Gedanken, zu jeder Zeit und an jedem Ort den Glauben um Rat, und tut nichts, außer nach seinem Ausspruch. Dies fürwahr ist eine wunderbare Einfalt." (Der heilige Vinzenz von Paul)

"Tue all deine Werke bei deinem Grab!" sprach ein großer Diener Gottes. Diesen heilsamen Rat befolgte der heilige Bernhard. Bevor er etwas tat, befragte er sich: "Wenn ich nach einigen Augenblicken sterben müsste, würde ich wohl das Werk tun, das ich nun tun will?"

Immer dachte der heilige Aloysius, er stände am Rand der Ewigkeit, und forschte dann, ob, was er im Begriff sei zu tun, auf die glückselige Ewigkeit Bezug habe. Sein Wahlspruch war: "Was nützt dies für die Ewigkeit?"

Eine Person, die immer auf heilige Weise handeln wollte, schrieb sich einen Ausspruch auf ein Täfelchen, das sie immer vor Augen hatte. Dieser Ausspruch lautete: "Bevor du ein Werk beginnst, bedenke, was daraus erfolgen soll!" - Ein anderer betrachtete ohne Unterlass, dass das gegenwärtige Leben der Gang eines Verbrechers, dem sein Urteil verlesen wird, vom Gefängnis bis zur Richtstätte ist.

 

Lass mich, o Herr, die heiligen Wahrheiten des Glaubens nie aus den Augen verlieren; ohne Unterlass sollen sie meine Betrachtung und die Richtschnur meines Lebens sein! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 19. Juli

 

"In Geschäften und schwierigen Verhältnissen sammelt euch alsbald in Gott

und alles wird euch klar und leicht werden."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 19. Juli - Vom irrenden Gewissen

 

O gib mich, Herr, nicht preis des Herzens Gier,

Das immer nur Verbotenes begehrt.

Dein Licht verscheucht und die Vernunft verkehrt,

Und Gräuel liebt anstatt des Lebens Zier.

 

1. Das Gesetz Gottes ist die Richtschnur unseres Lebens, und wir wenden es nach unserem Willen und Gewissen an. Ist unser Wille aufrichtig, dann ist unsere Anwendung getreu. Herrscht aber irgendeine verborgene Leidenschaft in unserem Herzen, dann geben wir diesem heiligen Gesetz gern eine falsche Deutung, und bereden uns, es verpflichtet bei dieser und jener Gelegenheit nicht so streng. Dies geschieht zwar anfangs nicht ohne Angst, doch beruhigt man sich zuletzt, und kommt endlich sogar auf den Wahn, man führt ein gerechtes Leben. Dies ist ein falsches Gewissen, das beständig irre führt, beständig in der Sünde stehen bleibt und dabei meint, es tut recht. 

 

2. Darum ordnen wir unser Gewissen nach der Geradheit des göttlichen Gesetzes, und nicht nach unseren sinnlichen Begierden, sonst werden wir bald alles für erlaubt halten, was uns erfreulich und nützlich erscheint, und immer wird unser Herz unsere Vernunft nach sich reißen. Denn ist einmal das Gewissen mit der Begierlichkeit einverstanden: was erlaubt dann der Mensch sich nicht alles? Welches Laster beschönigt er dann nicht? Welcher Zustand aber ist je schrecklicher, als der Friede in der Sünde? Herr, mein Gott, bewahre mich vor dieser schrecklichen Finsternis, und durchdringe mein Herz mit deinem Licht und mit deiner Wahrheit, auf dass ich mein Gewissen, nach der Richtschnur deines heiligen Gesetzes, gerade ordne. 

 

3. Ein falsches Gewissen ist in Dingen, die die Leidenschaften nicht angehen, über Kleinigkeiten ängstlich, in Dingen aber, wo die Leidenschaft einfließt, achtet es die gröbsten Sünden als unbedeutend. Es steigt die Mücke und verschlingt das Kamel. Also machten die Pharisäer sich ein Gewissen daraus, in das Richthaus des heidnischen Richters zu gehen, kein Gewissen jedoch, den Herrn Jesus zu kreuzigen, ob sie auch die genauesten Anzeichen hatten, dass er der Messias war. Wenn dein Gewissen, das Licht deiner Seele, verfinstert ist, notwendig werden dann alle deine Werke Finsternis sein. Niemals mehr kann ein weites Gewissen auf dem schmalen Himmelsweg gehen. "Für die Unreinen und Ungläubigen aber ist nichts rein, sogar ihr Denken und ihr Gewissen sind unrein." (Titus 1,15)

 

20. Juli

 

Der heilige Hieronymus Ämiliani, Laie und Ordensstifter, Italien,

+ 8.2.1537 - Fest: 20. Juli

 

Die Familie hieß Ämiliani. Da der Name aber den bequemen Leuten zu Venedig viel zu lang war, sagten sie kurzweg Miani.

 

Der Vater Miani war ein hoher Staatsbeamter, angesehen und einflussreich. Ebenso ehrenwert wie der Vater waren auch die Mutter und die Kinder bis auf den Jüngsten, der Hieronymus hieß und der ein Schlingel war, wie er im Buch steht. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, oder er rollt. Dass sich unter den artigen und anständigen Kindern einer Familie ein schwieriges Kind befindet, ist gar nicht so selten. Bei den Miani zu Venedig war es Hieronymus, der weit vom Stamm weg den Berg hinunterrollte.

 

Sehr oft schwänzte Hieronymus die Schule. Wegen seines Jähzorns lag er mit den Geschwistern ständig im Streit. Deshalb fühlte er sich zu Hause auch nie wohl, aber auf der Straße war er der Held, der anerkannte Anführer bei unzähligen Streichen. Die Mutter konnte froh sein, wenn ihr Jüngster abends einmal mit heilen Sachen heimkam. Mahnungen und Warnungen schlug Hieronymus in den Wind, Strafen waren sofort wieder vergessen, die Bitten des Vaters und die Tränen der Mutter ließen ihn kalt, und immer weiter und immer schneller rollte der Apfel den Berg hinunter.

 

Zu allem Unglück starb im Jahre 1496 der Vater. Damit verlor der Fünfzehnjährige den letzten Halt. Wenige Tage nach dem Begräbnis brannte er durch und ging zu den Soldaten. Da war er allerdings am richtigen Platz. Als er bald darauf das erste Pulver gerochen und sich einen Orden verdient hatte, war er mit Haar und Haut dem Militär verfallen. Da jeder weiß, dass es in einer Kaserne anders zugeht als in einem Kloster, kann man sich ausmahlen, dass der Apfel noch weiter und schneller den Berg hinunterrollte. Vielleicht wäre er sogar in den ewigen Abgrund gerollt, wenn ihn die liebe Mutter Gottes nicht aufgefangen hätte.

 

Wie ging das zu?

 

Hieronymus Miani, fünfundzwanzig Jahren bereits Festungskommandant, musste nach langer ruhmreicher Verteidigung, von Hunger gezwungen, kapitulieren. Die Sieger, die wegen der schweren Verluste, die sie bei der Belagerung erlitten hatten, aufs äußerste erbost waren, schmiedeten den gefangenen Kommandanten in Ketten und kerkerten ihn ein mit dem Bemerken, dass er am nächsten Tag als Kriegsverbrecher hingerichtet werde.

 

Wenn sich ein gesunder und starker junger Mensch plötzlich nur noch zwölf Stunden weit vom Tod entfernt sieht, so ist diese Lage sicher dazu geeignet, heilsame Gedanken in ihm wachzurufen. So erging es auch dem leichtsinnigen Hieronymus Miani. Es war nicht der Tod, den er fürchtete, denn so leicht fürchtet ein Soldat den Tod gerade nicht. Was Miani vielmehr in Schrecken setzte, war der Ausblick auf das Gericht der Ewigkeit, das er am nächsten Tag zu bestehen hatte. Denn bei allem Leichtsinn war der junge Mann zum Glück ein gläubiger Christ geblieben. Wie Schuppen fiel es ihm in dieser Nacht von den Augen, und er erkannte, wie schlecht und sündhaft er gelebt hatte. Bohrende Zweifel ängstigten ihn, ob er das Gericht der Ewigkeit, das über Himmel und Hölle entscheidet, wohl bestehen werde.

 

In dieser größten Gefahr ließ die Gnade den reuigen Sünder den richtigen Weg aus der Not finden, denn auf einmal kam ihm der Gedanke, die liebe Mutter Gottes zu bitten, ihn aus den Ketten und aus dem Gefängnis zu befreien. Zum Dank für die Errettung wolle er dann ein besserer Mensch werden.

 

Hieronymus Miani begann zu beten. Mühsam war es erst, denn Wort für Wort musste er sich das Vaterunser und das Ave-Maria wieder zusammensuchen. Aber dann ging es besser. Stunde um Stunde betete der Todgeweihte heiß und innig, bis die liebe Mutter Gottes dem stürmischen Drängen nicht mehr widerstehen konnte. Die Himmelskönigin kam in eigener Person in den Kerker, löste dem Gefangenen die Fesseln und führte ihn ungesehen und unbehindert durch die Wachen in die Freiheit.

 

Hieronymus Miani hat dann auch seinerseits Wort gehalten. Von Stund an ist er ein besserer Mensch geworden. Später empfing er die Priesterweihe und hat an vielen Orten Waisenhäuser eingerichtet. Für die Betreuung der Waisenhäuser hat er einen eigenen Orden gegründet. So wurde Hieronymus Miani zu einem Segen für viele.

 

Was uns im Leben des heiligen Hieronymus Miani wohl am meisten Freude machen muss, ist die Tatsache, dass die liebe Mutter Gottes den rollenden Apfel aufgefangen und ihn den armen Waisenkindern zum Heil und Segen geschenkt hat.

 

Die heilige Margarita, Jungfrau und Martyrin von Antiochia,

+ 20.7.304 – Fest: 20. Juli

 

Obwohl Margarita eine der beliebtesten und am frühesten verehrten Heiligen ist, zu den „großen Jungfrauen“ und zu den vierzehn Nothelfern zählt, fehlen zuverlässige Nachrichten über sie.

 

Nur eine Legende berichtet uns von der Heiligen, die in der Ostkirche Marina genannt wird. Nach der Überlieferung soll sie von ihrem Vater verstoßen und für ihren Glauben und ihre Jungfräulichkeit gequält und im Jahr 304 (307) enthauptet worden sein:

 

„Margarita war die Tochter des Götzenpriesters Edesius zu Antiochia in Pisidien. Weil ihre Mutter frühzeitig starb, wurde sie einer Amme übergeben, die auf dem Land wohnte und heimlich eine Christin war. Als ihr Vater sie wieder zu sich nahm, fiel ihm ihr Betragen mehr und mehr auf; sie war nicht weltlich, wie sonst die Jugend ist, besonders bei Heiden, die Gott nicht kennen. Er schloss daraus, sie müsse von Jesus Christus gehört haben und daher eingeschüchtert und verstimmt worden sein, und glaubte, es werde nicht schwer fallen, seine Tochter auf andere Gesinnungen und von der Kreuzeslehre ab- und wieder in das Heidentum hinüberzubringen. In dieser Absicht berief er Margarita auf sein Zimmer und sagte zu ihr: „Man hat mir angezeigt, dass du eine Christin bist; soll ich das von dir glauben? Wer hat dich bezaubern können, so dumme Sachen von einem gekreuzigten Gott anzunehmen?“ Mit Ehrfurcht und Sanftmut antwortete die Tochter: „Ja, Gott der Herr hat auch mich aus Barmherzigkeit zum Erbteil seines Reiches berufen, und ich darf Jesus Christus dem Bräutigam meiner Seele nennen.“ Darüber erstaunt, fragte der Vater: „Wer hat dich so betört? Vergiss nicht, welche Martern auf dich warten, wenn du nicht die Götter deines Vaters und des Reiches anbetest.“ Margarita versetzte: „Den Glauben an den einen wahren Gott und seinen Sohn Jesus Christus vermag mir nichts aus dem Herzen zu nehmen, für Jesus Christus bin ich bereit mein Blut zu vergießen, wie auch er sein Leben für mich hingegeben hat, und was wäre mir lieber, als dass auch du mit mir den einen wahren Gott erkennen und anbeten möchtest!“

 

Der Vater glaubte sich und sein Amt beschimpft, und zwar von seiner eigenen Tochter, und wurde nun ihr erster Ankläger bei Olybrius, der als Feldoberst unter dem Kaiser Aurelian die Statthalterschaft über Pisidien führte, und übergab ihm seine Tochter. Als sie vor dem Statthalter erschien, wurde er durch ihre Schönheit und Sittsamkeit so für sie eingenommen, dass er sie heiraten wollte, falls sie dem Christentum entsage. Seine Worte an sie waren daher sehr schmeichelhaft.

 

Allein die christliche Jungfrau zog die Schmach Christi den Freuden dieser Welt vor und gab dem Statthalter über die Unstatthaftigkeit und Ungenügsamkeit des Weltglückes, über die Nichtigkeit der Götzen und über die Vortrefflichkeit des Glaubens die Antwort: „Ich habe mich bereits mit Jesus verlobt und kann keinem irdischen Mann mich vermählen. Ich kann den Himmel nicht aufgeben und dafür den Staub der Erde wählen.“ Beschämt und wütend ließ Olyprius Margarita öffentlich vorführen, um sie zum Götzenopfer zu zwingen, und weil sie sich weigerte, so unbarmherzig mit Ruten schlagen, dass das Blut herabrann. Mit dieser Züchtigung war er noch nicht zufrieden, sondern er ließ die Dulderin an ihrem zarten Leib mit eisernen Kämmen so grausam zerreißen, dass er selbst seine Augen von dem Schauspiel abwenden musste, und befahl, sie in den Kerker abzuführen.

 

Kaum war sie den Händen der Peiniger entgangen, da machte der „Mörder vom Anfang“, dem die Ungläubigen aller Zeiten und Orte nur die dienstbaren Werkzeuge sind und von dem alle Christenverfolgung sowie alle Feindschaft gegen Gott ausgeht, selbst einen Anfall auf die heilige Märtyrin. Er erschien im Gefängnis als scheußlicher Drache, wie ihn die Seher Gottes beschreiben, mit aufgesperrten Rachen, drohend, sie zu verschlingen. Die heilige Jungfrau erkannte den Feind, betete inbrünstig zum Herrn, und im Geist ermutigt, gebrauchte sie die christliche Waffe, das Zeichen des heiligen Kreuzes – und das Untier war verschwunden. Da war Freude im Himmel über den Sturz des Drachen, und die himmlische Freude ergoss sich in die Seele der so schwer bekämpften, aber treu erfundenen heiligen Jungfrau. Mit dem himmlischen Labsal kam auch Gottes Kraft, die alles Lebende im Glauben erneuert, über ihren ganz wunden Leib und heilte ihre Wunden und erfrischte das Leben, und Klarheit Gottes erfüllte ihre Seele, und Tageshelle erleuchtete den Kerker.

 

Olybrius wollte noch einen Versuch machen, die Jungfrau für sich zu gewinnen. Er ließ sie vorführen. Sie erschien ganz genesen am Leib und mit einer Anmut, wie sie nur verklärter Unschuld eigen ist. Olybrius erstaunte und wurde aufs Neue von sinnlicher Liebe ihr gegenüber entzündet. „Siehe,“ sprach er, „was haben die Götter dir zuliebe getan? Sie haben dich geheilt und wollen dich retten vom Untergang. Danke ihnen also und opfere ihnen.“ Allein die Jungfrau entgegnete: „Dem ist nicht so, was vermögen tote Götzen? Was vermögen böse Menschen? Das ist die Macht des Sohnes Gottes, der die Seele von Sünden, den Leib von Gebrechen heilt in seiner Macht und Güte und seine Gläubigen tröstet.“ Wie immer und überall, so ging auch hier die unbefriedigte sinnliche Liebe in Hass über. Olybrius entbrannte vor Zorn und befahl die Widerspenstige mit glühenden Platten zu brennen und unverzüglich vom Feuer in einen Wasserbehälter zu werfen, um entweder sie damit zu töten oder wenigstens die Schmerzen zu vermehren. Die Heilige betete, als fühlte sie nicht, was am Leib vorging, und als sie gebunden ins Wasser gesenkt wurde, flehte sie voll Sehnsucht zu Jesus, er möchte dies Wasser ihr zum Taufwasser werden lassen, denn sie war noch nicht getauft. Und siehe! Die Erde erbebte, die Stricke, mit denen die Jungfrau gebunden war, lösten sich auf, es erschien eine weiße Taube, das Sinnbild der Unschuld, über ihrem Haupt, eine Stimme vom Himmel wurde vernommen, und die im Feuer und Wasser Gereinigte stieg frohen Mutes aus dem Wasser. Die Zeichen des Himmels waren nicht umsonst bei dem anwesenden Volk. Viele lobten den Christengott und starben als Zeugen des Glaubens. Die Sache nun in Eile abzutun, befahl Olybrius, Margarita mit dem Schwert hinzurichten. Bevor sie enthauptet wurde, kniete die Heilige nieder und betete zum Wohl der Kirche und der Gläubigen, und Gott nahm ihr Gebet wie ihre Seele auf.“

 

Viele Darstellungen zeigen die Heilige mit dem Drachen, mit einem Kreuzstab oder mit einem Kruzifix in der Hand. Ihre Attribute sind außerdem noch: Fackel, Kamm, Palmzweig und Buch. Häufig wird sie zusammen mit der heiligen Barbara und der heiligen Katharina als Dreiergruppe dargestellt. Kommt noch die heilige Dorothea hinzu, dann sind es die „Virgines capitales“ (Großen Jungfrauen).

 

Margarita gehört als Patronin der Gebärenden zu den vierzehn Nothelfern. Schutzheilige ist sie auch für die Bauern, die Ammen, die Jungfrauen und für den Nährstand. Sie hilft bei Gesichtsschmerzen und Wunden. Darüber hinaus wird sie als „Rodungsheilige“ verehrt, da vor der christlichen Kultur die Walddrachen zurückwichen.

 

Die abendländische Kirche feiert ihr Fest am 20. Juli, die griechische Kirche dagegen am 13. Juli.

 

Fest des heiligen Elias

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

In der St. Peterskirche in Rom steht unter den Standbildern der Ordensstifter eine große, herrliche Statue des heiligen Propheten Elias mit der Inschrift: "Der Führer und Vater aller Karmeliten." Die Karmeliten verehren den heiligen Elias als ihren Führer, weil ihre Regel sie verbindet, gleich Elias ein Leben des Gebetes und der Arbeit zu führen. Als Vater, weil der Orden seinen Anfang auf dem Berg Karmel nahm, der so oft Schauplatz des Gebetes und der Wirksamkeit des großen Propheten gewesen und der seinen Schülern und Nachfolgern als Heimstätte ihres beschaulichen Lebens gedient hat. Die Zeit seiner Wirksamkeit fällt in das Jahr 912 v. Chr. In der Heiligen Schrift lesen wir nichts über die Familienverhältnisse des Erzvaters. Dorotheus erzählt, "bei der Geburt sei Elias von hellschimmernden Engeln begrüßt, in Feuer wie in Windeln gelegt und mit der Flamme des Brandes gespeist worden. Seinem Vater Sabacha sei in Jerusalem bedeutet worden, der Knabe werde im Licht wohnen. Was er sage, werde sicheren Bestand haben und er werde Israel strafen mit Feuer und Schwert." Auf das Wort des Propheten entzog Gott Israel Tau und Regen. Elias verbarg sich auf das Geheiß des Herrn am Bach Carith, wo ihm am Morgen und Abend Raben Brot und Fleisch brachten. In Sarephta bei Sidon erweckte er durch sein Gebet den Sohn der Witwe vom Tod. Auf sein Flehen sandte der Herr Feuer vom Himmel, um sein Brandopfer zu verzehren, und spendete erquickenden Regen. Elisaeus war sein erster Schüler. Elias bekleidete ihn mit seinem Mantel, worauf Elisaeus ihm folgte und diente. Bald schlossen sich ihm andere an, so viele, dass er zu Bethel, zu Jericho, zu Gilgal Jünger hatte, und zwar in solcher Anzahl, dass ihm nicht weniger als fünfzig das Geleit an den Jordan gaben. Ungefähr 895 v. Chr. ging Elias unweit Jericho mit seinen Schülern wunderbarerweise trockenen Fußes durch das Wasser, verhieß dem Elisaeus, der darum bat, seinen doppelten Geist und fuhr dann auf feurigem Wagen und mit feurigen Pferden zum Himmel empor. Seitdem weilt Elias, wie die angesehensten Schriftausleger lehren, im Paradies. Am Ende der Zeiten wird er wiederkommen, drei und ein halbes Jahr lang den christlichen Glauben verteidigen und die Gläubigen wider die Verfolgung des Antichrist schützen, dann aber durch die Hand des Antichrist selbst des Martertodes sterben. Elias, der mit mehr Recht als jeder andere sprechen konnte: "Ich habe geeifert mit Eifer für den Herrn, den Gott der Heerscharen" ist, obwohl noch nicht gestorben, doch bereits mit der Gnade befestigt und darf wie jeder Heilige des Himmels angerufen und verehrt werden. Den Karmeliten, sowie den Christen des Morgenlandes, die große Andacht zu Elias hegen, gestattet die Kirche, dass sie ihm auch öffentliche Ehre erweisen. Im früheren Königreich Bosnien ist er Hauptpatron und wird am 20. Juli in allen Diözesen als Fest erster Klasse gefeiert. Der Herr selbst hat ihn geehrt, indem er auf Tabor Elias zugleich mit Moses im Glorienschein der Verklärung erscheinen ließ. Zuverlässige, eidlich erhärtete Berichte melden merkwürdige Erscheinungen des großen Propheten und wunderbare Gnadenerweise, die auf seine Anrufung hin erlangt wurden. 

 

Gebet am 20. Juli

 

O Maria, Jungfrau zart,

Wohlbewährt, hoch geehrt,

Allzeit rein und unversehrt!

Gottes Sohn, das höchste Gut,

Hat in deinem Schoß geruht,

Und alldort hat das Wort

Angenommen Fleisch und Blut.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Margarita von Antiochia

 

Wir bitten Dich, o Herr, verleihe uns auf die Fürbitte der heiligen Jungfrau und Martyrin Margarita, die Dir durch ihre Keuschheit und Standhaftigkeit wohlgefällig gewesen ist, Verzeihung unserer Sünden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Als im Jahr 910 die heidnischen Normänner die Stadt Chartres in Frankreich, die fast ohne Mauern war, belagerten, nahmen die Einwohner ihre Zuflucht zur seligsten Jungfrau, und hingen die kostbare Reliquie, die sie von ihr haben, auf die Höhe einer Fahnenstange an ihrem Schloss auf. Sie hielt die Normänner, die sie mit ihren Pfeilen umsonst beschossen, so lange auf, bis sie von Richard, Herzog von Burgund, geschlagen und von der Stadt verjagt worden sind, was am heutigen Tag geschehen ist.

Es rühmen sich auch die Einwohner zu Chartres, dass ihre oft erneuerte Hauptkirche die älteste der Welt ist, und dass die alten Druiden einen Altar in ihrer Stadt erbaut hätten, auf dem die Inschrift stand: Virgini pariturae, der Jungfrau, die gebären wird . . . Zu dieser Kirche kamen wegen der erwähnten Reliquie, die schon große Wunder gewirkt hat, viele Wallfahrten. 

 

Andacht am 20. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Klugheit ist uns notwendig, damit wir vorsichtig handeln und uns nach der Stimmung der verschiedenen Gemüter richten; diese Klugheit aber lässt sich ganz wohl mit der Einfalt vereinigen." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Dieser Heilige, der die Tugend der Einfalt in so hohem Grad besaß, ordnete alle seine Handlungen dergestalt durch die Klugheit und die Liebe des Nächsten, dass ihm jedes Unternehmen gelang. Er galt für einen der weisesten Männer seines Jahrhunderts; deshalb auch befragte man ihn gleich einem Orakel und hielt seinen Rat für ein Gesetz.

Als einstmals der Abt Daniel mit einem frommen Gefährten eine weite Reise machte, fragte dieser ihn und sprach: "Mein Vater, glaubt ihr, dass wir wieder einmal Ruhe bekommen und in unseren Zellen werden still sitzen können?" Der heilige Abt aber antwortete hierauf: "Kann uns denn jemand Gott hinweg nehmen? Ob wir zu Hause, oder fern von zu Hause sind, ist Er ja auf gleiche Weise uns nahe!"

 

Gib mir, Herr, die Klugheit der Schlange und die Einfalt der Taube; Deine göttliche Weisheit lehre mich vorsichtig handeln und verbanne allen Doppelsinn aus meinen Reden und Handlungen und aus meinem Herzen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 20. Juli

 

"Der Weg des Himmels und der Vollkommenheit ist eng,

man kann ihn nicht nach Bequemlichkeit gehen;

man muss sich entschließen, etwas darauf zu ertragen

und sich kleine Bequemlichkeiten zu entziehen."

 

 ehrw. Antonin vom heiligsten Sakrament OP

 

Betrachtung am 20. Juli - Vom Zorn

 

Ungerechter Zorn

Ist ein schwarzer Born,

Woraus Unheil quillt;

Gib in deiner Huld,

Herr, mir die Geduld,

Die des Herzens Aufruhr stillt.

 

1. Der Zorn ist eine natürliche Regung, die Gott in unser Gemüt legte, und die gleich dem Feuer zum Schutz und zur Hilfe des menschlichen Lebens notwendig ist. Denn ohne Zorn könnten keine Laster gebändigt werden, und eine Geduld, die alles Böse ungeahndet hingehen ließe, wäre sogar dem Guten verderblich. Wer also auf gerechte Weise zürnt, der sündigt nicht. Indessen darf der Zorn, sogar wenn er die Frevel der Schuldigen bestraft, nicht im Gemüt herrschen, sondern folgen soll er der Vernunft gleich einem Knecht, und ihr gehorchen. Bestrafen soll er zwar das Böse, doch soll die Vernunft die Strafe diktieren. Daher spricht die Schrift: "Zürnt, aber sündigt nicht! Bedenkt es auf eurem Lager und werdet still!" (Psalm 4,5) 

 

2. Aber gleichwie das Feuer, so notwendig und heilsam es ist, dennoch, wenn es nicht sorgfältig bewahrt wird, großes Unheil anrichtet und ganze Städte in Asche legt, also wandelt sich auch der Zorn, wenn wir nicht sorgsam über diese Regung unseres Gemüts wachen, in Wut und Raserei, bringt den Menschen um alle Vernunft und macht ihn einem reißenden Tier ähnlich. Ja ein zorntrunkener Mensch übertrifft sogar die wilden Tiere an Wut, und kommt den höllischen Furien gleich. Denn wie viel Unglück in den Familien, wie viele Mordtaten durch Gift und Dolch, wie viele blutigen Kriege und Verheerungen richtete dies Ungeheuer an. Was aber soll man von einem Baum halten, der solche blutige Früchte bringt?

 

3. Sind wir auf der Hut vor diesem bösen Dämon, und lernen wir unsere Hoffart, unsere Eigenliebe, unsere Anhänglichkeit an vergängliche Dinge überwinden, die die eigentlichen und wahren Quellen unseres ungerechten Zornes sind. Der gute Hirt nimmt nur die sanftmütigen Schafe in seine Hürde auf, und vertreibt die Wölfe. Ein rachsüchtiger Mensch trägt das Merkmal der Verdammnis an sich. Da er keinen Menschen schont, schont Gott auch ihn nicht. Er vergilt ihm mit dem Maß, womit er misst, und lässt ihn die ganze Strenge seines Gerichts empfinden. "Groll und Zorn, auch diese sind Gräuel und ein sündiger Mann hält an ihnen fest." (Jesus Sirach 27,30)

 

21. Juli

 

Der heilige Arbogast, Bischof von Straßburg,

+ 21.7.550 oder 678 ? - Fest: 21. Juli

 

Bei der Stadt Hagenau im Elsass dehnt sich ein großer Wald einige Stunden in die Länge und Breite aus. Er ist weit und breit bekannt unter dem Namen „Hagenauer Forst“. Dort wohnten vor dreizehnhundert Jahren gottselige Einsiedler und unter ihnen auch einer mit Namen Arbogast. Er war aus Aquitanien gebürtig, seine vornehmen reichen Eltern hatten ihm eine gute Erziehung geben lassen, aber diese Erziehung war anders und viel besser ausgefallen, als sie es gewünscht hatten. Die Eltern hätten gern einen wohlgesitteten und wohlunterrichteten Sohn gehabt, der gut in die Welt passe und ihnen vor der Welt alle Ehre mache. Stattdessen bekam Arbogast Abscheu vor der Welt und ihrer Lust und wollte gänzlich der Gottseligkeit leben. Er verließ Eltern und Vaterland, wanderte weit hinweg in den Wald bei Hagenau und führte daselbst ein heiligmäßiges Leben.

 

Arbogast blieb aber hier nicht lange verborgen; sein heiliger Wandel zog viele Leute an, denen ihr Seelenheil ernstlich am Herzen lag und die bei dem gottseligen Einsiedler Unterweisung und Anleitung zur christlichen Vollkommenheit suchten. Der König Dagobert aber war so von Verehrung für Arbogast erfüllt, dass er ihn nötigte, das Bistum von Straßburg zu übernehmen, als Bischof Rothar daselbst gestorben war.

 

Arbogast zeichnete sich in seinem hohen Amt aus durch Demut, Wachsamkeit, Eifer und Liebe, so dass er allen alles wurde, die anvertraute Kirche gottselig regierte, dem König durch Rat, der Geistlichkeit durch Beispiel, dem Volk durch Ermahnungen, den Armen durch reichliche Gaben ein Wohltäter war. Seine Liebe zu einsamer Andacht verblieb ihm aber auch inmitten des tätigen Lebens, das er als Bischof führen musste. Er ließ sich außerhalb der Stadt neben dem Ufer der Ill eine kleine Kapelle bauen; sobald es Abend wurde und er die Geschäfte seines Amtes beendigt hatte, begab er sich dorthin, um im Gebet die Nacht zuzubringen.

 

Gott verherrlichte seinen Diener schon zu dessen Lebzeiten durch verschiedene Wunder; das berühmteste ist aber folgendes: Der einzige Sohn des Königs Dagobert war einmal auf der Jagd. Während nun seine Begleiter mit ihren Hunden sich im Wald zerstreut hatten und der Königssohn allein war, stürzte plötzlich ein Wildschwein hervor. Das Pferd wurde hierdurch scheu und wollte rückwärts davonlaufen, während der junge Mann es mit dem Zaum zurückhalten wollte. Unglücklicherweise bekam er nun das Übergewicht, fiel von dem aufgeschreckten Pferd herab, blieb aber in den Steigbügeln hängen und wurde von dem Pferd elend geschleift und zertreten. Nach langem Suchen fanden ihn endlich die übrigen Jäger in diesem Zustand; mit großem Wehklagen wurde er halbtot nach Hause getragen. Der Ort, an dem dieses Unglück sich ereignete, heißt jetzt noch „Ebersheimmünster“. Später baute man dort ein Kloster und um dasselbe herum entstand ein Städtchen.

 

Als die Nachricht in der königlichen Residenz sich verbreitete, erhob sich ein allgemeines Jammern und Wehklagen. Auch im Land war der Schmerz und das Leid ganz allgemein. Die Vornehmsten des Reiches waren alle miteinander bestürzt und ratlos; denn was soll werden, wenn der König stirbt und kein rechtmäßiger Nachfolger mehr vorhanden ist? Dagobert selbst aber war in Verzweiflung. Man legte den schwerverwundeten Königssohn auf das Bett – am anderen Tag war er eine Leiche. Die Hofleute berieten sich was zu tun sei, um den großen Schmerz des Königs zu mildern; sie gaben ihm den Rat, den Bischof Arbogast, zu dem er sehr viel Liebe und Vertrauen hatte, kommen zu lassen. Dem König gefiel dieser Rat und es wurden sogleich Boten nach Straßburg zu Arbogast gesandt. Die Residenz des Königs war nämlich damals in Kirchheim, nicht weit von dem jetzigen Molsheim.

 

Der heilige Arbogast, durch die Nachricht selbst von schwerem Schmerz ergriffen, machte sich alsbald auf den Weg. Der König, der seinen geistlichen Freund mit Ungeduld erwartete, ging ihm entgegen und brach mit seinen Begleitern in Tränen aus, als er ihn von weitem kommen sah. Sie konnten zuerst vor vielem Weinen einander nicht begrüßen; erst nach einiger Zeit trockneten sie die Augen und küssten einander. Die Königin eilte gleichsam herbei, als sie die Ankunft des heiligen Mannes erfuhr und fiel vor ihm weinend und bittend auf die Knie, wie einst Martha und Maria um den Bruder weinten und flehten. Arbogast richtete sie auf ohne zu fragen was sie wolle; er verstand wohl, was ihr Schluchzen begehre.

 

Der Heilige ging nun voran um zu beten. Ohne Speise oder Trank zu nehmen ging er in die Kirche, übernachtete darin, um den Herrn anzuflehen für den verstorbenen Jüngling. Als morgens die Dämmerung anbrach, ging er langsamen Schrittes in das Zimmer, in dem der Tote lag. Er hieß alle, die daselbst wachten, hinausgehen, kniete nieder und rief die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau Maria an, auf dass sie, die das Leben geboren, dem toten Jüngling das Leben von ihrem Sohn erflehen möge. Wogend zwischen Hoffnung und Furcht erwartete er in standhaftem Gebet die göttliche Hilfe. Der allmächtige und barmherzige Gott ließ aber seinen Diener nicht lange warten. Während Arbogast noch betete, erhob der Junge sein Haupt, wie wenn er aus tiefem Schlaf erwachte. Da der Heilige seine auf Gott gesetzte Hoffnung so herrlich erfüllt sah, ging er mit Freuden an das Lager, richtete den Jungen vollends auf und rief die Dienerschaft, dass sie ihm die Totenkleider ausziehe und ihm seine fürstlichen Kleider wieder bringe.

 

Die, welche gerade in der Nähe waren, konnten sich nicht zurückhalten in lautes Freudengeschrei auszubrechen, sie liefen durch den ganzen Palast des Königs mit Rufen und Jubel. Alles fuhr aus dem Schlaf auf, lief dahin und dorthin und wusste nicht, was dieser große Lärm zu bedeuten habe. Der König selbst, der vor Schmerz fast die ganze Nacht kein Auge zugetan, war eben ein wenig eingeschlafen, als er auch aufgeschreckt wurde durch den Tumult. Er eilte zu dem Zimmer, in dem man die Leiche des Sohnes niedergelegt hatte; denn von dorther hörte man hauptsächlich Reden und Rufen. Es ist unbeschreiblich, wie sein Herz von Freude und seine Augen von Tränen überströmten, als er den wieder zum Leben zurückgekehrt sah, für dessen Leben er gern das seinige hingegeben hätte. Ebenso wurde die herbeigerufene Mutter plötzlich aus dem Abgrund des tiefsten Schmerzes zu dem höchsten Gipfel der Freude gehoben, als sie den geliebten Sohn wieder lebendig sah.

 

Schon aus dieser Erzählung, die aus den ältesten Zeiten überliefert ist, noch mehr aber aus der eigenen Vorstellung mag der Leser einigermaßen empfinden, wie groß die Wonne der Eltern und aller Freunde des königlichen Hauses gewesen sein müsse, als der Sohn in so wunderbarer Weise wieder zum Leben erweckt wurde. Daraus magst du dir aber auch vorstellen, was das für ein unendlich wonnevoller Ostertag sein müsse, wenn bei der Auferstehung alle guten Christen ihre Kinder, ihre Eltern, ihre Ehegatten, ihre Geschwister, ihre Freunde und alle, die ihnen lieb gewesen sind, wieder lebendig finden, frisch und gesund und frei von allem Leid, wie sie noch niemals sonst gewesen sind. Unaufhörlich wird auf Erden um Sterbende und Gestorbene von den Zurückgebliebenen geweint und gejammert, weil unaufhörlich jeden Augenblick auf Erden gestorben wird – aber umso tiefer dieses Meer von Schmerz und Tränen jetzt ist, umso größer und herrlicher und seliger wird der Tag der Auferweckung und des Wiedersehens sein. Zugleich wird aber diese Freude nicht wie jede irdische Freude von Tag zu Tag matter und zuletzt zur Gleichgültigkeit werden, sondern, weil alles in der Ewigkeit in gleicher Stärke ewig verbleibt, so wird die Freude Millionen Jahre nach der Auferstehung noch so stark sein, wie in der ersten Stunde des Wiedersehens. – Aber dies gilt alles nur von solchen Menschen, die in christlicher Liebe und in der Gnade des Herrn gelebt haben und gestorben sind.

 

Der heilige Arbogast wollte nach Straßburg zurückeilen, um den vielen Lobpreisungen in der königlichen Residenz zu entgehen. Der König beriet deshalb sogleich mit seiner Gemahlin, wie sie dem heiligen Bischof, der ihnen eine so wunderbare Gnade von Gott erworben habe, ihren Dank beweisen wollten. Es wurden Gold und Silber und andere Kostbarkeiten aus dem königlichen Schatz herbeigebracht und Arbogast gebeten, solches anzunehmen. Der Heilige nahm aber nichts an, sondern sprach seinen Wunsch aus, der König möchte lieber seinen Dank gegen Gott dadurch betätigen, dass er zur Verherrlichung des Gottesdienstes in dem der Mutter Gottes geweihten Heiligtum zu Straßburg eine Schenkung mache. Das tat auch Dagobert mit Freuden und ließ alsbald eine Schenkungsurkunde ausfertigen, durch die er den Ort Rufach mit allen dazu gehörigen Gütern und Einkünften dem Münster von Straßburg zum Eigentum übergab.

 

Nachdem Arbogast noch einige Jahre außerordentlich segensreich das Bistum verwaltet hatte, fühlte er seinen Tod herannahen. Er traf nun die Anordnung, dass man seinen Leichnam außerhalb der Stadt auf einem Hügel, auf dem die Verbrecher sonst hingerichtet wurden, begrabe. Er wollte nämlich hierin dem Heiland nachahmen, dessen Leichnam auch außerhalb der Stadt beerdigt wurde. Die Demut des Heiligen wurde aber dann um so mehr von Gott und den Menschen geehrt; es geschahen nämlich viele Wunder an seinem Grab, deshalb wurde eine Kapelle dort erbaut, und der heilige Arbogast wird bis auf den heutigen Tag als Patron des Bistums Straßburg verehrt.

 

Der heilige Laurentius von Brindisi,

italienischer Priester, Kapuziner-General,

+ 22.7.1619 – Fest: 21. Juli

 

Eines der ersten Lehrstücke, das die Meister des geistlichen Lebens in den religiösen Orden den neueingetretenen Mitgliedern einzuflößen pflegen, ist die wahre und beständige Andacht zur jungfräulichen Mutter Gottes. Diese Lehre fasste der kaum sechzehnjährige Kapuzinernovize zu Verona, Laurentius von Brindisi, in der Welt Julius Cäsar de Rossi genannt, um so mehr, als er schon von den Tagen der Kindheit an Maria als seine Mutter kennen und lieben gelernt und ihre besondere Huld und Leitung erfahren hatte. Auch die Gnade seines Berufes hatte er ihr zu verdanken, denn schon ging der Konvent mit dem Gedanken um, den Novizen, dessen Gesundheit fast während des ganzen Probejahres sehr leidend war, so sehr sie auch seine Tugend schätzten, wieder zu den Seinigen zurückzusenden, entschloss sich aber doch, ihm die Probezeit zu verlängern. Durch die kräftige Fürbitte Mariens erhielt er die gewünschte Gesundheit und wurde zur heiligen Profess zugelassen. Durch diese neue und große Wohltat fühlte sich Laurentius verpflichtet, auch seine Andacht und seinen Eifer im Dienst der hohen Himmelskönigin zu verdoppeln, und entschloss sich, alle Vorabende der marianischen Festtage wie auch alle Samstage des Jahres mit Genehmigung seiner Vorgesetzten bei Wasser und Brot zu fasten.

 

Er hatte die löbliche Gewohnheit, dass er nie mit seinen Ordensbrüdern ein Gespräch begann, bevor er nicht mit geneigtem Haupt andächtig gesprochen hatte: „Gelobt sei Jesus Christus und Maria, die allerseligste jungfräuliche Mutter!“ In seinen Briefen setzte er gewöhnlich ganz oben die Worte voran: „Gelobt sei der Name Jesus und Maria!“ Die Schreiben, die an Kardinäle, regierende Fürsten und andere hohe Standespersonen gerichtet waren, beschloss er mit dem marianischen Segensspruch: „Es segne uns mit ihrem mildesten Kind die Jungfrau Maria.“ Wurde der apostolische Mann ersucht, kranken und anderen leidenden Personen seinen Segen zu erteilen, was vom Volk vielfach geschah, so tat er es meistens mit denselben oder ähnlichen Worten, indem er sprach: „Es segne dich unser Heiland und Maria, seine jungfräuliche Mutter!“ oder nur kurz: „Die Mutter Gottes segne dich!“ Sein Segen und Gebet hatten auch die wunderbarsten Wirkungen durch die Fürbitte der himmlischen Gnadenmutter.

 

Die Liebe zu Maria war es auch, die ihn bewog, dass er sich nach Loretto begab und die ganze heilige Fastenzeit hindurch daselbst verweilte, um der Andacht zur gebenedeiten Mutter desto bequemer sich hingeben zu können. Am frühen Morgen las er die heilige Messe und diente dann bei allen übrigen, die noch in der heiligen Kapelle gelesen wurden, als Altardiener. Es gereichte ihm zum großen Trost, an jenem Ort den Dienst der Engel am Altar verrichten zu dürfen, an dem die allerseligste Jungfrau vom Erzengel gegrüßt wurde und das göttliche Wort Fleisch angenommen hat.

 

Maria hingegen zeigte sich ebenfalls sehr freigebig in Trost und Gnade ihrem eifrigen Diener gegenüber. Ihr verdankte er, wie schon gesagt, die Gnade des Berufes zum Ordensstand. Ebenso ist seine unversehrte engelhafte Reinheit und seine außerordentlich hohe Wissenschaft dieser Gnadenmutter zuzuschreiben. Auch Wunderzeichen geschahen durch ihn mittelst der Anrufung der heiligen Jungfrau, und allgemein wurde behauptet, wie sein vertrauter Genosse, Albert von Novarra erzählt, dass sie sogar mit vernehmbaren Worten aus ihrem Bild in der Klosterkirche zu Prag zu ihm gesprochen hat. Mit einem anderen Muttergottesbild begab sich zum Trost des Paters Laurentius folgendes, wie Pater Philippus von Soragna erzählt.

 

Als Laurentius das erste Mal als Generalkommissar nach Deutschland geschickt wurde, den Kapuziner-Orden dort einzuführen, suchte er sich, ehe er von Rom abreiste, ein schönes Muttergottesbild zu verschaffen, um es mit sich zu nehmen. Er verschloss es in eine Schachtel, belegte es aus Andacht mit frischen, wohlriechenden Blumen, und trat dann mit ihm die Reise an. Nachdem er nicht nur Italien, sondern auch einen großen Teil Deutschlands durchwandert hatte, wollte er endlich nach seiner Ankunft zu Prag in Böhmen sein geliebtes Bild aufstellen. Bei Öffnung der Schachtel fand man die Blumen nach so langer Reise alle noch so schön und frisch, wie sie waren, als er sie hineingelegt hatte. Ja auch in Prag blieben sie noch viele Monate hindurch in ihrer vorigen Gestalt und Zierde, wie sich erwähnter Pater Philippus oft mit eigenen Augen überzeugte.

 

In seiner letzten Krankheit war einer seiner gewöhnlichen Gebetsseufzer: „Mein Gott und Herr sei gelobt und gebenedeit! – Meinem liebsten Jesus sei Lob und Dank gesagt! – Gebenedeit und gepriesen sei meine Gebieterin, die jungfräuliche Mutter Gottes Maria!“ Am letzten Tag seines Lebens, den 22. Juli 1619, sagte er zu seinem Krankenwärter, dem Laienbruder Johannes Maria, als er morgens an sein Lager trat, dass dieser Tag, an dem er vor sechzig Jahren zur Welt geboren wurde, auch sein Sterbetag sein werde, und setzte dann hinzu: „Bittet mein Bruder, die reinste Jungfrau und Mutter Gottes Maria, sie möge sich würdigen, mir Wegweiserin und Begleiterin zu sein, damit ich aus der Wüste dieser Welt sicher in das verheißene gelobte Land der ewigen Glückseligkeit gelangen möge!“ Als er schon so schwach war, dass er nicht mehr reden konnte, suchte er, so gut er es noch vermochte, wenn die zwei ihm beistehenden Ordensbrüder die heiligen Namen Jesus und Maria in ihren Gebeten aussprachen, die Hände zusammenzulegen und das Haupt zu neigen, und ließ so die im Leben angewöhnte Ehrerbietigkeit auch im Tod nicht außer Acht.

 

Der Diener Gottes und Mariens wurde auch nach seinem Tod durch Wunder verherrlicht. 

 

Pater Klemens vom heiligen Agathangelus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Klemens vom heiligen Agathangelus. Pater Klemens stammte aus Koblenz am Rhein. Zwei Jahre vor seinem Tod war er Subprior des neuen Klosters in Regensburg geworden. Eben hatte der Pater Provinzial die kanonische Visitation daselbst vorgenommen und wollte von Regensburg auf der Donau nach Wien reisen. Pater Klemens sollte ihn bis Straubing begleiten; allein bereits bei Donaustauf verunglückten sie am 21. Juli 1645 und gerieten beide ins Wasser. Pater Klemens war ein guter Schwimmer und vermochte das Ufer zu erreichen; nicht so der Pater Provinzial. Als Pater Klemens ihn in höchster Lebensgefahr sah, stürzte er sich noch einmal ins Wasser. Es gelang ihm auch den Pater Provinzial ans Ufer zu bringen und zu retten, aber dann verließen ihn die Kräfte. Die Wellen rissen ihn fort und er starb als ein Opfer der Liebe. Sein Leichnam wurde später geborgen, nach Regensburg gebracht und, da die Kirche mit der Gruft noch nicht gebaut war, im Garten des Klosters, im sogenannten Freisinger-Hof, nahe dem dort errichteten Kreuz beerdigt. Er war der erste, der seine Ruhestätte daselbst fand.

 

Mutter Maria Franziska Apollonia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 21. Juli 1793 schied die lobwürdige Mutter Maria Franziska Apollonia aus dem Leben. Maria Franziska Apollonia Messet wurde zu Metz in Lothringen am 13. Juli 1739 geboren. Dem Ruf des Herrn folgend trat sie in das Kloster der Karmelitinnen ihrer Vaterstadt, als dessen Priorin sie zweimal (1779 und 1782) gewählt wurde. Am 15. Mai 1790 musste sie mit ihren Mitschwestern aus dem Mund zweier Volksmissionare, Suby und Gérardin, vernehmen, dass aufgrund der Dekrete der Nationalversammlung alle Orden und Kongregationen aufgehoben seien und es ihnen freistehe, aus dem Kloster auszutreten. Franziska Apollonia erklärte gleich ihren Mitschwestern, sie wolle als Karmelitin leben und sterben. Bald darauf wurden sie aber gezwungen, das Kloster zu verlassen. Am 18. März 1793 wurde Franziska Apollonia eingekerkert, weil sie im Inneren des Hauses, das sie nun mit ihren Geschwistern in der Stadt bewohnte, mit dem Ordenshabit bekleidet angetroffen wurde. Drei Monate lang verblieb sie im Gefängnis der Conciergerie und ertrug dort ihr hartes Los mit einer Seelenruhe und einer inneren Freude, die für ihre Mitgefangenen den Gegenstand lebhafter Bewunderung bildete. Als sie aus dem Gefängnis entlassen wurde, war sie durch Leiden und Entbehrungen dermaßen erschöpft, dass sie bald darauf, am 21. Juli, starb. Sie schied in einem so hohen Ruf der Heiligkeit von hinnen, dass trotz der Schreckensherrschaft ein jeder irgend einen Teil von ihren Kleidern, ihren Haaren oder einen sonstigen ihr gehörigen Gegenstand zu erhalten wünschte, und dass man an ihrer Leiche Bilder und Rosenkränze anrührte, um sie als fromme Andenken zu bewahren. 

 

Gebet am 21. Juli

 

Wundertätige Gottesgebärerin, heilige Jungfrau Maria, was für große Gnaden und Wunder wirkst du in den Kirchen und durch die Bilder, die dir geweiht sind. Wie sehr freue ich mich, dass du von so vielen Christen geehrt und angerufen wirst. Ich opfere dir zu Ehren, o Maria alle heiligen Messen, Beichten, Kommunionen, Gebete, Opfer, Almosen und guten Werke auf, die an allen Gnadenorten geschehen und bitte demütig, du mögest mich an all denen Anteil haben und nicht ohne Gnade von dir scheiden lassen. Sieh mich, o mildreiche Jungfrau, mit den liebevollen Augen deiner Milde an und bitte für mich jetzt und in der Stunde meines Todes. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Märtyrers Viktor

 

Wir bitten Dich, o Gott, dass Du auf die Fürbitte des heiligen Viktor den Eifer für Deine Ehre in uns erneuerst, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andacht am 21. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Die christliche Klugheit besteht darin, dass wir urteilen, reden und handeln, wie die ewige Weisheit, mit unserem sterblichen Fleisch angetan, urteilte, sprach und handelte, und dass wir in allen Verhältnissen nach dem Licht des Glaubens, nicht aber nach den trüglichen Ansichten der Welt und dem schwachen Licht unserer Einsicht uns richten." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Der heilige Franz von Sales war ein abgesagter Feind der menschlichen Klugheit. "Wenn ich noch einmal auf die Welt käme und wie jetzt gesinnt wäre," sprach er, "so wäre nichts im Stande, meinen Augen diese Wahrheit zu entrücken: Alle Klugheit des Fleisches und der Kinder dieser Welt ist eitler Dunst und große Albernheit."

Der heilige Vincenz von Paul fragte bloß bei der christlichen Klugheit um Rat, auch unternahm er nichts Bedeutendes, gab keine Antwort und keinen Rat, ohne vorher den Blick auf den göttlichen Heiland zu richten, um in seinem Leben oder in seinen Aussprüchen einen Anhaltspunkt zu finden, worauf er seinen Vorsatz stützte.

 

Mein Gott, nicht mehr nach den falschen Grundsätzen der Welt, noch auch nach dem schwachen Licht meiner Einsicht, sondern nach den Aussprüchen des Glaubens will ich von nun an mein Leben ordnen. Lass mich, o Jesus, Du ewige Weisheit, die Dinge beurteilen, wie Du sie beurteilst, sprechen, wie Du sprachst, und in gleicher Absicht mit Dir wirken! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 21. Juli

 

"Wer nicht wenigstens einmal im Tag in sein eigenes Herz einkehrt,

führt nicht das Leben eines wahren Christen."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 21. Juli - Mittel gegen den Zorn

 

Herr, gnädig hast du mich geduldet,

Ob oft ich deinen Zorn verschuldet.

Wie also kann ich Zorn an Brüdern üben,

Und sie und dich durch neue Schuld betrüben.

 

1. Nicht leicht wird ein demütiger Mensch zornig sein, der sich wahrhaft Gott unterworfen hat. Er weiß, dass ihm nichts widerfahren kann, außer durch Gottes gerechter Zulassung, dass die Menschen nur Werkzeuge sind in seiner Hand, und dass Schmähungen, Trübsale, Schaden und Verlust, die ihm durch sie widerfahren, alle gezählt und geordnet sind. So sprach David, der Mann nach dem Herzen Gottes, als Semei ihm fluchte, und die Freunde des Königs diesen Lästerer töten wollten: "Lasst ihn, denn der Herr hat ihm befohlen, dass er dem David fluche, und wer darf fragen, warum er das getan hat?" 

 

2. Wer sich wahrhaft erkennt, und die Sünden seines verflossenen Lebens sich oft und tief zu Gemüte führt, der erträgt Beleidigungen und Schaden mit Geduld und bändigt seinen Zorn durch den Gedanken, dass er die Hölle oftmals schon verdient hat, und dass er in diesen rächenden Flammen der ewigen Gerechtigkeit niemals erlangen würde, wonach ihn verlangt, und dagegen alles haben würde, was ihn peinigt. Leicht erträgt er daher alles Bittere, denn er bedenkt, was er verdient hätte, und wird nicht zornig, wenn er das Gute nicht bekommt, das er erwartet hat, oder wenn ihm irgend etwas Böses widerfährt. Er findet es gerecht, dass man sich ihm widersetzt und ihn verachtet, da er sich Gott so oft widersetzt und seine Gebote verachtet hat, und sagt sich selbst: Niemals können die Menschen mir so viel Böses tun, als ich verdiene.

 

3. O sanftmütiger Jesus, verleihe mir, auf den Spuren deiner Sanftmut und Geduld zu gehen. Ach, überaus schwer fällt es mir, mein Herz zu bezwingen, das oft, ehe ich dessen mich versehe, in Flammen steht. Gegen meinen Willen empören sich meine Leidenschaften gegen mich. Kaum vermag ich es, sie in Schranken zu halten, dass sie nicht nach außen ausbrechen. O komm meinem schwachen Willen mit deiner Gnade zu Hilfe, dass ich mich selbst überwinde und in der Heftigkeit und Verwirrung kein Wort spreche, das dich, mein Gott, und meinen Nächsten beleidigt. Sprichwörter 12,16: "Der Tor zeigt sogleich seinen Ärger, klug ist, wer Schimpfworte einsteckt."

 

22. Juli

 

Die heilige Maria Magdalena,

Jüngerin des Herrn und Einsiedlerin bei Marseille,

+ 22.7.80? - Fest: 22. Juli

 

„Drei Heilige sind mir vor allen anderen Lieb: Maria, meine Mutter, Johannes der Täufer und Maria Magdalena“, so sagte einmal der göttliche Heiland zur heiligen Brigitta von Schweden. Alles, was wir aus den heiligen Evangelien über diese drei Heiligen wissen, bestätigt diese Worte des Herrn. Maria wählte er zu seiner irdischen Mutter, zeichnete sie aus mit den größten Gaben und Gnaden in der natürlichen und übernatürlichen Ordnung. Johannes heiligte er vor seiner Geburt und erwählte ihn zu seinem Wegbegleiter und Herold. Maria Magdalena, die heilige Büßerin, machte er zur immerwährenden Verkünderin seiner unendlichen Barmherzigkeit.

 

Was uns die Heilige Schrift über Maria Magdalena erzählt, sind ebenso viele und große Beweise der barmherzigen Liebe des göttlichen Heilandes; dass er sie von sieben bösen Geistern befreite und sie in den Kreis der frommen Frauen aufgenommen wurde, die dem Meister mit ihrem Vermögen dienten (Lk 8,2); dass sie am Ostermorgen sich bei den Frauen befand, die hinausgingen zum Grab des Herrn, und sie den Auferstandenen zuerst sah, wie der heilige Evangelist Johannes so schön erzählt (Joh 20,1-16). Dies sollte wohl eine Belohnung sein, dass sie beim schwersten Leiden des Herrn nicht von seiner Seite gewichen war, sondern mutig und standhaft mit der heiligen Mutter des Herrn und mit dem heiligen Johannes beim Kreuz ausgehalten hatten (Joh 19,25).

 

Der eigentliche Name der Heiligen war Maria; ihr Beiname Magdalena weist hin auf das Städtchen oder Schloss Magdalena an der mittleren Westbucht des Sees Genezareth; sie war dort zu Hause oder das Schloss gehörte ihr; sie hat sich dort vielleicht vor ihrer Bekehrung aufgehalten.

 

Heilige und gelehrte Männer wie Augustinus, Papst Gregor der Große und viele andere sahen in ihr die „Sünderin“, von der der heilige Lukas erzählt, dass sie bei einem Gastmahl die Füße des Herrn gesalbt und mit ihren Tränen benetzte und von ihm die tröstlichen Worte vernahm: „Ihr sind viele Sünden vergeben, weil sie große Liebe hat.“ (Lk 7,36-50) Die heilige Kirche hat dieses Evangelium in die heutige Festmesse aufgenommen, wohl auch ein Fingerzeig für die Richtigkeit der Auffassung, die in Maria Magdalena jene Bußfertige, großmütige Schülerin des Herrn sieht.

 

Viele Erklärer der Heiligen Schrift halten Maria Magdalena für die Schwester des Lazarus und der Martha, die in Bethanien bei Jerusalem ein Haus besaßen, in dem Jesus öfters einkehrte. Dort lauschte sie den Worten des Meisters und salbte ihn im Voraus für sein Begräbnis.

 

Über ihre weiteren Schicksale ist uns nichts Zuverlässiges überliefert. Nach manchen Berichten wäre Magdalena mit der heiligen Mutter des Herrn nach Ephesus gezogen und dort gemartert worden. Von dort seien ihre Reliquien nach Konstantinopel gebracht worden. Nach anderen Angaben aber wäre sie mit ihren Geschwistern Lazarus und Martha wunderbarerweise an die Küste Südfrankreichs gekommen und habe dort in einer Grotte bei Beaume in Buße und Beschaulichkeit bis zu ihrem heiligen Tod gelebt. Jedenfalls wird in Südfrankreich ihr Grab bis zur Gegenwart in hoher Verehrung gehalten.

 

Im Morgen- und Abendland erfreute sich Maria Magdalena beim christlichen Volk allgemeiner und großer Verehrung. Ortschaften, Kirchen, Klöster, Flüsse und Berge tragen ihren Namen; unzählige Male ist ihr Leben in den Werken der christlichen Kunst geschildert worden; überall begegnen wir ihren Bildern; für alle ist sie ein leuchtendes Vorbild wahrer Buße und innigster Liebe zum göttlichen Heiland.

 

Erhebend und trostreich sind die herrlichen Worte, die der heilige Papst Gregor der Große über die Heilige sagt:

 

„An Maria haben wir eine Zeugin der göttlichen Erbarmung, das ist nämlich jene Maria, von der wir sprechen, jene, von der der Pharisäer, während sie die Quelle des Heils abtrocknen wollte, sprach: „Wäre dieser ein Prophet, so wüsste er, dass diese Frau die ihn berührt, eine Sünderin ist.“ Sie aber wusch mit ihren Tränen die Flecken des Herzens und des Leibes ab und berührte die Fußstapfen ihres Erlösers, den sie auf ihrem schlechten Irrweg verlassen hatte. Sie saß zu den Füßen Jesu und vernahm aus seinem Mund das Wort: dem Lebenden hing sie an, den Toten suchte sie auf. Den Lebenden fand sie, den sie als tot suchte. So viel Gnade hat sie bei ihm gefunden, dass sie ihn selbst den Aposteln, seinen Boten verkündigen durfte. Was also sollen wir hierbei betrachten, wenn nicht die unendliche Barmherzigkeit unseres Schöpfers, der uns als Zeichen des Vorbilds der Buße jene hingestellt hat, die er nach dem Fall, vermöge ihrer Buße, zum Leben erweckt hat?“

 

„Denn ich denke an Petrus, ich erinnere mich an den Schächer, ich schaue den Zachäus an und ich betrachte Maria, und ich sehe in diesen allen nichts anderes als die hellstrahlenden Vorbilder der Buße und der Hoffnung vor unsere Augen hingestellt.“

 

„Hat vielleicht jemand am Glauben Schiffbruch gelitten? Der schaue auf Petrus hin, der darüber bitterlich weinte, dass er Jesus dreimal feige verleugnet hat.“

 

„Entbrannte vielleicht einer in der Bosheit des Herzens in grausamer Weise gegen seinen Nächsten, der denke an den Schächer, der selbst im letzten Augenblick seines Lebens noch durch die Buße zum Lohn des ewigen Lebens gelangte.“

 

„Wieder ein anderer hat, von der Wut des Geizes verleitet, fremdes Gut an sich gerissen; der erinnere sich an Zachäus, der, wenn er irgendjemand betrogen hatte, es vierfach wieder ersetzte.“

 

„Hat jemand, von dem Feuer der Sinnlichkeit verleitet, die jungfräuliche Schönheit verloren, der vergesse ja nicht auf Maria Magdalena zu schauen, die durch das helllodernde Feuer der göttlichen Liebe jedes sinnliche Fünkchen in sich vernichtete.“

 

„Seht, wie der allmächtige Gott unseren Augen überall Beweise seiner Erbarmung in Beispielen vor Augen hält!“

 

„Das Böse soll also schon missfallen, da man es bereits kennt. Der allmächtige Gott vergisst sehr gerne darauf, dass wir schuldvoll gewesen sind; er ist bereit, uns vermöge unserer Buße als schuldlos zu betrachten.“

 

„Lasset uns, befleckt mit Sünden, nach dem Bad des Heils wiederum geboren werden aus dem Wasser der Tränen! Lasset uns nach dem Ausspruch der ersten Hirten wie neugeborene Kinder nach der Milch der Unschuldigen uns sehnen! Kehrt, wie kleine Kinder, zum Schoß eurer Mutter, der ewigen Weisheit, zurück; das Verübte beklagt, das, was euch bevorsteht, meidet; unser Heiland wird unseren zeitlichen Quell der Schmerzenstränen mit ewiger Freude trocknen, der mit Gott dem Vater in Einigkeit des Heiligen Geistes als wahrer Gott regiert in Ewigkeit. Amen.“

 

Einmal predigte der Heiland vor dem Volk in Kapharnaum am See Genezareth. Unter den Zuhörern befand sich die Sünderin Maria Magdalena, die damals – wie oben beschrieben – nahebei in einer Villa am See wohnte. Nicht um sich zu bessern, sondern aus reiner Neugierde war sie gekommen, weil sie gehört hatte, dass Jesus ein guter Prediger sei. Wie sie dann aber den Heiland predigen hörte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, und mit tiefer Beschämung erkannte sie, wie schlecht sie wegen ihrer Sünden war.

 

Wenn ehedem bei den Juden ein auswärtiger Gesetzeslehrer eine Predigt gehalten hatte, so war es Brauch, dass einer aus dem Synagogenvorstand den Fremdling zum Essen in der offenen Halle seines Hauses einlud. Man setzte sich zu Tisch, und niemand fand es anstößig, dass auch andere kamen oder vom Zaun her zuschauten und zuhörten. So geschah es damals in Kapharnaum ebenfalls. Simon, einer von den Pharisäern, lud den Heiland zum Essen ein.

 

Wenn zu uns ein Gast kommt, so gibt man ihm die Hand, nimmt ihm Hut und Mantel ab, führt ihn ins Zimmer und bittet ihn, sich zu setzen. Jüdische Höflichkeit war anders. Weil man im Morgenland keine Schuhe und Strümpfe trug, sondern stets barfuß in Sandalen ging, konnte es nicht ausbleiben, dass die Füße schmutzig wurden. Deshalb richtete man dem Gast zunächst ein Fußbad her, und dann umarmte und küsste man ihn auf Hand, Stirn und Wangen und besprengte ihn mit wohlriechendem Wasser. So war es bei den Juden Brauch.

 

Damals in Kapharnaum setzte sich Simon jedoch über die Höflichkeitsformen hinweg. Maria Magdalena, die es vom Zaun her beobachtete, war empört über diese Rücksichtslosigkeit, und da sie bei all ihrer Fehlerhaftigkeit doch ein Herz besaß, das jedes Unrecht verabscheute, so lief sie schnell nach Hause und holte in einem Gefäß von kostbarem Alabaster das feinste und teuerste Salböl, das sie hatte.

 

Mit dem Salböl ging sie in den Saal, wo das Festmahl stattfand, kniete sich vor Jesus nieder und weinte. Dann fing sie an, mit Tränen seine Füße zu benetzen, trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes ab, küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.

 

Da tuschelten und witzelten die Pharisäer miteinander, und Simon dachte bei sich: „Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, was für eine Frau dies ist, die ihn berührt, dass sie nämlich eine Sünderin ist.“

 

Doch da nahm der Heiland Maria Magdalena vor allen Leuten öffentlich in Schutz und verteidigte sie und sagte zu Simon:

 

„Siehst du diese Frau? Ich kam in dein Haus, und du gabst mir kein Wasser für die Füße, sie aber hat mit ihren Tränen meine Füße benetzt und mit ihren Haaren abgetrocknet. Du gabst mir keinen Kuss, sie aber hat seit meinem Eintritt nicht aufgehört, mir die Füße zu küssen. Du salbtest mein Haupt nicht mit Öl, sie aber hat mir die Füße mit Salböl gewaschen. Deshalb, sage ich dir, sind ihr die vielen Sünden nachgelassen, weil sie eine große Liebe hat.“

 

Still war es bei den Worten des Heilandes im Saal geworden, und dann wandte sich Jesus an Maria Magdalena selbst und gab ihr die Lossprechung, indem er sagte:

 

„Deine Sünden sind dir vergeben.“

 

Eben war Maria Magdalena noch eine Verworfene, jetzt ist sie eine Auserwählte. Eben war sie noch eine Handlangerin des Teufels, jetzt ist sie eine Begnadete, die vom Heiland geliebt wird, weil sie den Heiland liebt. Eben noch war sie auf dem Weg zur Hölle, und nun wird aus ihr eine große Heilige.

 

Von diesem Tag an ist Maria Magdalena dem Heiland unverbrüchlich treu geblieben. Im Verein mit anderen frommen Frauen durfte sie ihm und den Jüngern auf seinen Reisen folgen. Unter dem Kreuz durfte sie, die ehedem eine große Sünderin war, den Ehrenplatz neben der Immakulata einnehmen, und am Ostermorgen hat sie der Heiland dadurch hoch geehrt, dass er ihr nach seiner Auferstehung zuerst erschien und sie mit ihrem Namen anredete.

 

Weil Maria Magdalena den Heiland innig geliebt hat, deshalb sind ihr viele Sünden vergeben worden, und deshalb ist auch ihr, die eine stadtbekannte Sünderin war, eine der größten Heiligen geworden.

 

Pater Martinian Pannetier

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 22. Juli 1794 gab ein ehrwürdiger Greis sein Blut und Leben für den heiligen Glauben hin, Pater Martinian Pannetier, ein Beschuhter Karmelit zu Bordeaux. Pater Martinian, geboren am 8. Oktober 1718 war zu verschiedenen Malen Lektor, Subprior und Generalkommissar in seinem Orden. Der Grund dafür, dass er gerade den Karmelitenorden wählte, lag wohl in der großen Verehrung, die er der seligsten Jungfrau Maria entgegenbrachte und die er auch bei den Gläubigen möglichst zu verbreiten suchte. Er tat es mit Erfolg, wofür als Beweis der große Absatz des Andachtsbuches gelten mag, das er für die Mitglieder der Skapulierbruderschaft verfasste, und das viele Auflagen erlebte. Das grausame Gesetz der Revolution zwang ihn im Jahr 1791, sein geliebtes Kloster zu verlassen. Diesem äußeren Zwang musste er sich wohl fügen, aber seine kirchliche Gesinnung und sein Tugendstreben ließ er sich nicht rauben. Um keinen Preis hätte er sich herbeigelassen, den sündhaften "Eid auf die Zivilkonstitution", wie ihn die Gesetzgeber der Revolution verlangten, zu leisten. Er warnte auch die Gläubigen vor der Gemeinschaft mit abtrünnigen Priestern. In Pater Martinian flammte ein glühender Eifer, Seelen zu retten, soviel ihm möglich war. Unermüdlich predigte er und spendete er die heiligen Sakramente, ohne auf die Beschwerden Rücksicht zu nehmen, die ihm sein hohes Alter dabei verursachte. Dieses apostolische Wirken hatte jedoch zur Folge, dass er am 13. Juli 1792 mit zwei anderen Priestern in einen finsteren, die Gesundheit gefährdenden Kerker geworfen wurde. Viel ärger als der Aufenthalt im Kerker waren noch die Schmähungen und Drohungen, denen er auf dem Weg zur Präfektur ausgesetzt war. Selbst Steinwürfe musste er sich gefallen lassen. Durch eine günstige Fügung entging er aber der Lebensgefahr und erlangte sogar die Freiheit, in demselben Augenblick, in dem seine beiden Gefährten hingerichtet wurden. Ein jüdischer Kaufmann war sein Befreier. Weil es Martinian jedoch nicht unterlassen konnte, weiterhin unter den bedrängten Katholiken die Seelsorge auszuüben, wurde er ein zweites und drittes Mal gefangen gesetzt. Seine letzte Gefangenschaft war nicht von langer Dauer. Eines Tages hatte er geäußert, er werde die Gnade haben, während der Oktav des Skapulierfestes zu sterben. Diese Worte bewährten sich als Weissagung, die nunmehr in Erfüllung gehen sollte. Da Pater Martinian sich furchtlos als "Ordensmann und Priester der heiligen, römisch-katholischen und apostolischen Kirche" bekannte, wurde er von den Gewalthabern der Revolution zum Tod verurteilt. Das war ein harter, schmerzlicher Schlag. Weit schmerzlicher aber war ihm das Verbrechen, das die Schreckensmänner begingen, indem sie ihm die in seinem Kleid verborgenen, heiligen Hostien wegnahmen und in gotteslästerischer Weise misshandelten und verunehrten. Zwei Tage waren Pater Martinian noch vergönnt, sich auf den Tod vorzubereiten. Er brachte die ganze Nacht vor seinem Hinrichtungstag, dem siebten Tag der Oktav des Skapulierfestes, im Gebet zu und ging betend den Weg zur Richtstätte. Festen Schrittes, ohne die geringste Unruhe zu zeigen, stieg er das Schafott hinan. Nur einmal wandte er sich zurück, um den anwesenden Glaubensbrüdern seinen letzten, priesterlichen Segen zu spenden. Dann setzte er sein Gebet fort. Seine Lippen bewegten sich noch im Gebet, als das Haupt bereits im Sand rollte. So ging Pater Martinian betend, duldend und siegend in den Himmel ein. 

 

Gebet am 22. Juli

 

Meine liebste Königin, du bist der Grund aller meiner Hoffnung. In deinen Händen liegt mein Schicksal. Du kannst mir alles verschaffen, was ich zur Erlangung meines ewigen Heils nötig habe. Denn du bist die Ursache meines Heils. Selig wird, dem du Seligkeit verschaffen willst. Aber du rettest alle, die mit Vertrauen, mit Demut und Zerknirschung dich anrufen. Sieh, mit gedemütigtem und zerknirschtem Herzen werfe ich mich dir zu Füßen und rufe vertrauensvoll zu dir: Rette mich, gütigste, mildeste, liebste Jungfrau Maria! Amen.

 

Zur heiligen Maria Magdalena

 

Heilige Maria Magdalena, wie trostvoll und erfreulich ist dein Leben für uns schuldige Menschen. Wenn dich, die du einst als eine schamlose Sünderin allen bekannt warst, der Herr mit dem Himmelston der heiligsten Bruderliebe anredete: "Maria!" dürfen  wir nicht auch ein Gleiches hoffen, wenn wir mit der Liebestreue und dem Glauben zu Jesus, in den Beichtstuhl kommen, dass wir, bei all unseren Bußtränen, unserem Sündenhass, unseren guten Werken und Beichten, die Verzeihung der Sünden, und die Hoffnung des ewigen Lebens doch nur der Gnade Gottes zu verdanken haben, der die Sünder aus Gnade rechtfertigt, "nicht um der Werke willen, damit sich nicht jemand rühme." (Epheser 2,8+9) Diesem Glauben werden dann auch aus dankbarer Liebe die Werke folgen, ohne die er an und für sich tot ist, und ohne die der Mensch vor Gott nicht gerecht und selig werden kann. (Jakobus 2,17-24) Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Die Begrüßung der seligsten Jungfrau um die Mittagszeit, mit dem: "Der Engel des Herrn", wurde im Jahr 1456 von Papst Calixt III. eingesetzt.

An diesem Tag wurde auch die Stadt Belgrad in Ungarn von der Wut der sturmlaufenden und schon in die Stadt eingedrungenen Türken bedroht. Durch das Gebet des heiligen Johannes Capistran und durch sein Zusprechen an die Belagerten wurde die Stadt wunderbar beschützt, und die Türken mit Verlust ihrer ganzen Armee zurück und in die Flucht geschlagen. 

 

Andacht am 22. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Nehmen wir uns vor menschlichen Gesinnungen in Acht; denn unter dem Vorwand des Eifers und der Ehre Gottes führen sie uns nicht selten dahin, dass wir Pläne entwerfen und Dinge unternehmen, die nicht von Gott kommen, und Ihn abhalten, Seinen Segen über uns zu ergießen. Derlei Gesinnungen sind der christlichen Einfalt entgegen." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Als ein Vorgesetzter eines Missionshauses an den Heiligen geschrieben hatte, man sollte seiner Meinung nach die Missionen in den Ländereien von denen eröffnen, die in Rang und Würde ständen, weil er voraussehe, dass man dadurch ihre Achtung gewinnen würde, schrieb der Heilige ihm zurück: "Ihr Vorschlag kommt mir menschlich vor und der christlichen Einfalt zuwider; Gott bewahre uns, etwas aus so niedriger Absicht zu tun! Die göttliche Güte fordert von uns, dass wir das Gute nie tun, um uns Achtung zu erwerben, sondern dass alle unsere Werke auf Gott allein sich beziehen." 

Er verlangte, dass die Missionare und selbst die Geistlichen seiner Konferenzen gründlich, aber einfach predigten. "Wenn wir," sprach er, "wie unser göttlicher Heiland gesinnt sein wollen, so dürfen wir nicht unsere eigene Ehre suchen, sondern suchen müssen wir die Ehre unseres himmlischen Vaters. Wofern wir in der Absicht sprechen, Ihm nachzuahmen, wird Er durch unseren Mund sprechen, und dienen werden wir dann als Organe der göttlichen Barmherzigkeit, die in die verstocktesten Herzen dringt und die aufrührerischsten Gemüter bekehrt."

 

Segne, Herr, den Vorsatz, den ich in Deiner Gegenwart fasse, nichts zu beschließen noch auszuführen, bevor ich meine Blicke zu Dir erhoben, Deinen Beistand angerufen und Deine Beispiele und Aussprüche um Rat gefragt habe! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 22. Juli

 

"Das Herz des Menschen ist im Verhältnis zu Gott eine enge Wohnung;

er erfüllt sie ganz. Anderes als ihn darin beherbergen wollen, ist, ihn daraus verjagen."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 22. Juli - Die heilige Maria Magdalena

 

Die Liebe spricht: Ich mache alles neu.

In meiner Glut verbrennt die Schuld wie Spreu.

Die Freiheit gebe ich den Knechten;

Und Himmelskronen den Gerechten.

 

1. Es gibt Beispiele der Bekehrung, die unsere Unbußfertigkeit geradezu verdammen. Wer hatte je unüberwindlichere Hindernisse zu besiegen als Magdalena, die jung, schön, von vielen vergöttert, in sinnliche Lüste versunken war, und die, um sich zu bekehren, alle Fesseln des Fleisches und Blutes brechen, allen gewohnten Belustigungen entsagen, ja sogar das Kostbarste, ihre Ehre, oder doch ihren Schein, opfern musste. Da sie, um die Gelegenheit nicht zu versäumen, öffentlich in das Haus des Pharisäers eintreten musste, wo sie ihre Sünden durch die Tränen ihrer bußfertigen Liebe abwusch. Was kann, nach einem solchen Beispiel, uns noch entschuldigen? Haben wir größere Schwierigkeiten zu überwinden? Haben wir schwerere Opfer zu bringen? Haben wir eine tiefere Beschämung zu erdulden?

 

2. "Viel hat sie geliebt!" spricht Jesus von dieser großmütigen Büßerin. Wahrlich, ihre Liebe zu ihm, den sie als den göttlichen Messias erkannt hatte, bestand jede Probe. Ihre Liebe war auf gewisse Weise größer als die Liebe der Apostel, denn sie verließen den Herrn, sie aber folgte ihm bis unter das Kreuz. Mit heldenmütiger Standhaftigkeit hing sie ihm an, nicht als er, der göttlichen Weisheit seiner Reden und seiner glänzenden Wunder wegen, von allem Volk gepriesen wurde, sondern in seinen tiefsten Erniedrigungen, als er verachtet, verspottet, als er am Kreuz ein Gegenstand des Fluches war, und es gefährlich war, sich für ihn zu erklären. Und du, feige Seele, errötest aus Menschenfurcht, und schämst dich des Kreuzes deines Herrn.

 

3. Der Schmerz und die Buße dieser liebenden Freundin des Herrn dauerte bis an das Ende ihres Lebens. Mit übergroßer Bitterkeit beweinte sie ihre früheren Verirrungen. Schon die bloße Erinnerung daran verwundete ihr Herz. Ihr ganzes übriges Leben hindurch wirkte sie die strengste Buße, und vergrub sich in die schauderhafteste Einöde, wo sie ihre Zeit in Gebet und Werke der Buße teilte. Wie wenig ahmen wir dieser großen heiligen Büßerin in ihrer Bekehrung nach. Vergnügen, Freunde, Reichtum, Leben, alles opferte sie der göttlichen Liebe. Was bringst du Gott zum Opfer? Ach, alles fällt dir schwer, alles ist unmöglich. "Aber nur die sich Gewalt antun, reißen das Himmelreich an sich." (Matthäus 11,12)

 

23. Juli

 

Die heilige Brigitta (Birgitta Birgersdottier), Witwe, Ordensstifterin,

+ 23.7.1373 - Fest: 23. Juli

 

Brigitta Birgers Wiege stand in Schweden, in jenem Land, wo die Sonne im Sommer auch um die Mitternacht noch scheint und wo sich weiße Birken in dunklen Seen spiegeln. Vornehm und reich war die Familie des Kindes und mit dem Königshaus verwandt. Neben dem irdischen Adel zierte noch ein zweiter Adel das Haus, denn Brigittas Eltern waren hochadelige Christen. Besonders dem Vater wird nachgerühmt, dass er ein heiligmäßiges Leben führte.

 

Die Mutter schlummerte schon unter der Erde, und erst neun Jahre zählte Brigitta, als sie an einem Sonntag in der Fastenzeit durch eine Predigt über das bittere Leiden und Sterben des lieben Heilandes bis ins Innerste aufgewühlt wurde, und als sie die folgende Nacht betend durchwachte, nahm das Kreuzbild vor ihr Leben an, und es sprach der Gekreuzigte zu ihr: „Schau, Kind, wie ich verwundet bin!“ Da entsetzte sich Brigitta, und in dem Gedanken, dass die Verletzungen dem Sprecher eben erst zugefügt worden seien, fragte sie voll Mitleid den Dornengekrönten: „Lieber Heiland, wer hat dir das denn angetan?“ Der Gefragte entgegnete: „Diejenigen tun es, die meine Gebote verachten und sündigen.“ So sprach klagend vom Kreuz der Mann der Schmerzen zu dem Kind Brigitta Birger, und man tut gut daran, wenn man sich die schwerwiegenden, aber durchaus eindeutigen Worte merkt: „Diejenigen tun es, die meine Gebote verachten und sündigen.“

 

Auf des Vaters Wunsch verzichtete Brigitta Birger auf den eigenen Wunsch, um Christi willen ehelos zu bleiben, und heiratete jung den jungen Fürsten Ulf Gudmarsson, und weil beide, Ulf und Brigitta, den gleichen Sinn hatten für ein Gott wohlgefälliges Leben, blieb es nicht aus, dass die Ehe gesegnet war, denn unter den acht Kindern, vier Jungen und vier Mädchen, befindet sich eine Tochter, die heute neben der Mutter unter dem Namen Katharina von Schweden ebenfalls als Heilige verehrt wird. Gemeinsam beteten und fasteten die Eheleute und taten den Armen Gutes, und als die Kinder nach Jahren den elterlichen Händen entwuchsen, machten sich Ulf und Brigitta in ihrem frommen Sinn auf die Wallfahrt nach den drei berühmtesten Wallfahrtsorten des Mittelalters, nach Trondheim zum heiligen Olav, nach Köln zu den Heiligen Drei Königen und nach Compostela in Spanien zum heiligen Jakobus. Auf der Rückreise von dort erkrankte Ulf unterwegs auf den Tod und gelobte mit Zustimmung der Gattin, ins Kloster zu gehen, wenn er gesunde, und als er gesund wurde, erfüllte er das Gelöbnis, wurde Mönch und starb vier Jahre später im Ruf der Heiligkeit.

 

So war Brigitta Witwe geworden. Fast die Hälfte des Lebens lag noch vor ihr, und sie heiligte den Witwenstand mit den Werken der Frömmigkeit und der Nächstenliebe und lebte nach der Ermahnung des heiligen Paulus: „Die alleinstehende Witwe vertraue auf Gott und verharre im Beten und Flehen Tag und Nacht.“

 

Brigitta Birger verlebte die erste Zeit des Witwenstandes in der schwedischen Heimat, und Gott nahte sich ihr in gnadenvollen Schauungen, und hellsichtig sah sie die Zukunft voraus.

 

Eine neue Wallfahrt führte die alternde Frau nach Rom, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieb und den Armen diente, für schwedische Pilger und Studenten ein Heim errichtete und für den Frieden in der Kirche Gottes betete, litt und sühnte. Hochbetagt ging sie am 23. Juli 1373 ein in den ewigen Frieden.

 

Brigitta Birgers Witwenjahre waren wie der Herbst, der jetzt in der Natur tausendfältige Früchte zeitigt. Himmelsfrüchte, reich und golden, hat die herrliche Frau als Kind, Jungfrau, Gattin, Mutter und Witwe hervorgebracht, und so war ihr Sterbetag ein glorreicher, freudenvoller Erntetag, der kein Ende finden wird.

 

Die heiligen Apollinaris, 1. Bischof und Martyrer von Ravenna,

+ 23.7.75,

und heiliger Liborius, Bischof und Bekenner von Le Mans, Frankreich,

+ 23.7.397

Fest: 23. Juli

 

Heute feiert die Kirche das Gedächtnis der beiden Bischöfe Apollinaris und Liborius. Apollinaris lebte im 1. Jahrhundert in Italien, Liborius im 4. Jahrhundert in Frankreich. Doch so zeitfern und landfremd, wie es auf den ersten Blick scheint, sind den Deutschen die beiden heiligen Bischöfe nicht, denn ihre Überreste kamen später in unsere Heimat, die Reliquien des heiligen Apollinaris nach Remagen am Rhein und die des heiligen Liborius nach Paderborn.

 

Der heilige Apollinaris stammte aus Antiochien. Vom heiligen Apostel Petrus wurde er im Glauben unterrichtet, getauft und später zum Priester und zum Bischof geweiht mit dem Auftrag, das Evangelium zu Ravenna, einer Stadt in Norditalien, zu verkünden, und nachdem er erfolgreich das Evangelium verkündet hatte, wurde er im Jahr 75 nach Christi Geburt mit der Siegespalme des Martyriums geschmückt. Sein heiliger Leib, über den die dankbare Nachwelt einen herrlichen Dom errichtete, der heute noch eine Sehenswürdigkeit ist, ruht, wie die Geschichte zu sagen weiß, in der Stadt Classe bei Ravenna.

 

Nach der Legende allerdings kamen die Überreste des Heiligen oder doch Teile davon nach Deutschland. Reinald von Dassel, Erzbischof von Köln und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unter Kaiser Friedrich Barbarossa, brachte im Jahr 1164 zugleich mit den Überresten der Heiligen Drei Könige, zu deren Ruhm der Kölner Dom erbaut ist, auch Reliquien des heiligen Apollinaris aus Italien heim. Von Mainz aus ging die Reise zu Schiff den Rhein hinunter, und als man am Morgen des 23. Juni in die Nähe von Remagen gelangte, wurde das Fahrzeug wie von unsichtbaren Gewalten mitten im Strom festgehalten, und es war nicht eher von der Stelle zu bewegen, als bis man die Überreste des heiligen Apollinaris ans Land gebracht und in der dortigen Martinskirche auf dem Berg über der Stadt, der seitdem Apollinarisberg heißt, beigesetzt hatte. Seit jenen Tagen wird in Remagen der heilige Bischof aus dem Süden vom rheinischen Volk verehrt, und Wallfahrer ohne Zahl pilgern von nah und fern herbei, um sich seinem Schutz anzuvertrauen.

 

Wie aber kamen die Reliquien des heiligen Liborius nach Paderborn?

 

Rund fünfzig Jahre zierte Liborius zur Zeit des großen heiligen Martin den Bischofsstuhl zu Le Mans in Frankreich. Er war ein Mann von gottseligem Wandel, ein eifriger Hirte seiner Herde, Freund und Vater aller Armen und Bedrängten. Lang ist die Reihe der Kirchen und Klöster, die er stiftete, und würdig war die Priesterschaft, die er für seinen Sprengel heranbildete. Sankt Martin, sein bester Freund, stand ihm im Sterben bei, hielt ihm die Leichenrede und begrub ihn auch. Das war im Jahr 397, und bald schon geschahen Wunder am Grab des seligen Bischofs, und der letzte Rest der Heiden bekehrte sich zum wahren Glauben, während fern im deutschen Sachsenland noch vierhundert Jahre lang das Heidentum weiterblühte.

 

Als dann im 9. Jahrhundert durch Kaiser Karl den Großen das Bistum Paderborn gegründet wurde, zog von dort eine Gesandtschaft nach Frankreich, um Teile der Reliquien des heiligen Liborius, von dessen Wundern damals die ganze Welt redete, für die Bischofsstadt an der Pader zu erbitten, damit auch im Sachsengau die gleichen Wunder wie im Frankenreich erblühen möchten, denn umso eher würde das Christentum bei den Menschen zwischen Weser und Ems, die einem Auge mehr trauen als zwei Ohren, festen Fuß fassen.

 

Also geschah es. Die Paderborner erhielten die erbetenen Reliquien, die sich bereits auf der Reise und erst recht an ihrem Bestimmungsort, wo sie heute noch in einem Silberschrein ruhen, als wunderkräftig erwiesen, und nicht lange dauerte es mehr, dass Wittekinds Nachkommen samt und sonders Christen waren.

 

Durch den heiligen Apollinaris ist Remagen am Rhein und durch den heiligen Liborius Paderborn zu einem Gnaden- und Segensquell für viele geworden. Es ist also nicht zu leugnen, dass den Überresten der Heiligen eine geheimnisvolle Kraft innewohnt.

 

Pater Raphael vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Raphael vom heiligen Joseph. Pater Raphael war ein Bayer von adeliger Abstammung, hatte in der Welt Joseph von Puchhausen geheißen und wurde am 8. Mai 1632 zu Bernstein geboren. Seine Ordensprofess legte er am 28. August 1650 zu München ab. Pater Raphael besaß vorzügliche geistige Anlagen. Seine Unbefangenheit, Offenheit und innere Reinheit gewannen ihm alle Herzen. Sein treues Gedächtnis, sein klarer und scharfer Geist befähigten ihn zu allen Ämtern und Arbeiten. Er wurde darum auch bereits frühzeitig als Lektor verwendet und in noch jungen Jahren zum Provinzdefinitor, zum Prior der Klöster zu Wien und München und zum Provinzial gewählt. Jedermann bewunderte seine Geschicklichkeit, mit der er als Lektor selbst die schwierigsten Gegenstände zu erklären und schriftlich darzustellen vermochte. Ebenso tüchtig erwies er sich in Besorgung der Angelegenheiten des Ordens, insonderheit der deutschen Provinz. Pater Raphael tat sich aber darauf nicht das mindeste zugute, er war im Gegenteil die Bescheidenheit und Demut selbst und überzeugt, dass für den Ordensmann nichts wichtiger sei als die Übung der Tugend und dass dazu nichts nützlicher ist, als die Verborgenheit der Zelle und der vertraute Umgang mit Gott. Trotzdem ließ er sich keineswegs zu weichlicher Energielosigkeit verleiten. Er eiferte vielmehr als Oberer für die Beachtung der Ordensvorschriften und ließ immer und überall volle Gerechtigkeit walten. Er verstand es aber auch, sich stets derart zu mäßigen, dass man deutlich sah, sein Tun und Lassen werde lediglich durch sein Pflichtgefühl, nicht durch persönliche Voreingenommenheit bestimmt. Unermüdlich arbeitete er für das Zustandekommen der Stiftung eines Klosters zu Linz, sowie für die Seligsprechung des ehrwürdigen Pater Dominicus von Jesus Maria. Für letzteres sollte er schon bei Lebzeiten seinen Lohn erhalten. Pater Raphael war nämlich jahrelang ein wahrer Märtyrer infolge heftiger Schmerzen der Podagra , die in seiner Familie erblich herrschte. Nun bat er einmal den Ehrwürdigen, er möge ihn doch so weit davon befreien, dass er einer Sitzung, zu der er eingeladen war, beiwohnen könnte, und in der Tat erlangte er bei der Berührung der Reliquie des Dieners Gottes plötzlich die Gesundheit, wie Augenzeugen bestätigten. Pater Raphael verfasste auch verschiedene Schriften, die leider nur zum geringen Teil gedruckt wurden, und zum größten Teil durch den von den Türken verursachten Brand zugrunde gingen. 53 Jahre alt, endete er sein wahrhaft mustergültiges Leben mit einem heiligen Tod am 23. Juli 1685.

 

Pater Franz Brustier

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des gottseligen Pater Franz Brustier, eines Mitglieds des Ordens der Beschuhten Karmeliten. Schon am 26. August 1792 wurde er wegen Verweigerung des von den Revolutionären vorgeschriebenen Eides auf die Liste der Feinde des französischen Vaterlandes gesetzt. Im folgenden Jahr festgenommen, musste er monatelang im Gefängnis schmachten, bis er im Jahr 1794 nach Bordeaux verbracht wurde, wo er den Tod im Meer erleiden sollte. Dies unterblieb jedoch, weil inzwischen der Sturz Robespierres erfolgte. Dafür wurde Pater Franz drei Wochen später in die "Providence" eingeliefert, wie das ehemalige, kleine Seminar hieß, das nunmehr als Gefängnis diente. Hier schwanden seine Kräfte mehr und mehr. Dem Tod nahe, wurde Pater Franz in das Hospital "St. Andreas" überführt. Dort endete sein Martyrium am 23. Juli 1794, im 55. Jahr seines Lebens.

 

Gebet am 23. Juli

 

Du edelste Tochter des himmlischen Vaters. Mein Herz brennt in Liebe zu dir. Wie soll ich dich würdig ehren, was soll ich tun, deine Gunst und Gnade zu erlangen? Sieh, ich opfere mich heute zu deinem Dienst auf und begehre alles, was ich tun werde, zu deiner größeren Ehre zu verrichten. Ach lass mich heute eine besondere Gnade zum Heil meiner Seele erlangen. Möchte ich aufs Neue wieder geboren, und fähig werden, immer eifriger dir und meinem Gott zu dienen und mir so die ewige Seligkeit erwerben. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Apollinaris

 

O Gott, Du Belohner der getreuen Seelen, wir bitten Dich, dass wir auf die Fürbitte Deines heiligen Priesters Apollinar, dessen Fest wir feiern, Vergebung unserer Sünden erlangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Brigitta

 

O Herr, der Du der heiligen Brigitta durch die Betrachtung Deines Leidens einen stets neuen Eifer zur Buße geschenkt hast, verleihe uns auf ihre Fürbitte, dass auch wir durch die Betrachtung Deines Leidens uns immer mehr überwinden lernen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Als Kaiser Friedrich Barbarossa die Stadt Mailand eingenommen und verwüstet hatte, begehrte sein Kanzler Rainaldus, Erzbischof zu Köln, nebst den Leibern der heiligen Drei Könige und der heiligen Nabor und Felix ein Bildnis der heiligsten Mutter Gottes, um selbe nach Köln führen zu lassen. Der Kaiser willigte gern in sein Begehren, und so kam besagtes Bildnis, dass noch heute dort zu sehen ist, mit den genannten Reliquien am 23. Juli im Jahr 1164 zu Köln an.

 

Andacht am 23. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Wir lieben uns selbst zu sehr; wir wirken mit zu viel menschlicher Klugheit, und fragen unseren Glauben zu wenig um Rat. Groß ist hierin unsere Torheit, und gar sehr schaden wir uns dadurch. Nicht so haben es die Heiligen getan!" (Die heilige Theresia von Avila)

Es kamen einst einige Brüder zum Abt Johannes, dem Kleineren, ihn zu versuchen; denn sie hatten gehört, er pflege auch nicht einen irdischen Gedanken in sein Gemüt einzulassen, und bemühe sich, alle menschlichen Reden zu vermeiden. Sie sprachen also zu ihm, ihn auf die Probe zu stellen: "Gott sei Lob, es hat in diesem Jahr viel geregnet, und da die Palmbäume stark begossen wurden, fingen ihre Zweige an, lieblich zu grünen; daher werden die Brüder, die Handarbeiten betreiben, genug zu arbeiten bekommen." Diesen aber gab der selige Abt Johannes zur Antwort: "Also ergeht es, meine Brüder, wenn der heilige Geist in die Herzen heiliger Menschen herniederkommt; dann fangen sie an zu grünen, werden innerlich erneuert und bringen ihre Blätter in der Furcht Gottes hervor."

Als der heilige Franz Xaver nach Indien reiste, war er mit dem Titel eines apostolischen Legaten geschmückt. Dessen ungeachtet ließ er, solange er im Schiff war, nicht zu, dass man seine Wäsche reinigt, und er glaubte nicht, dass er sich zu tief erniedrigt, wenn er sie selbst wäscht. Da ihm nun jemand einwendete, er erniedrige seine Würde, antwortete er: "Nur eins ist verächtlich und eines Christen unwürdig: die Sünde!"

 

Lass nicht zu, Herr, dass ich diesen Ausspruch je vergesse. Denn fürwahr, nichts ist verächtlich als die Sünde! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 23. Juli

 

"Haltet nicht dafür, nicht gefehlt zu haben,

wenn ihr dem Tadel des Nächsten Lobsprüche vorausgehen lasst."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 23. Juli - Von der Heiligen Messe

 

O heil`ges Opfer, das Gott selbst erfreut,

Die Schulden tilget, und die Welt erneut,

Zahllose Wunder sieht in dir mein Glaube,

Und betet dich mit Ehrfurcht an im Staube.

 

1. Keine Religion ist ohne Opfer. Kein Opfer aber ist der unendlichen Majestät Gottes würdig, außer ein Opfer von unendlichem Wert. Dies ist das Opfer des Gottmenschen Jesus Christus, das einmal blutig auf Kalvaria dargebracht wurde, und auf dem heiligen Altar unblutig wiederholt wird. Denn es ist "das ewige Opfer" (Daniel 8), das der göttliche Hohepriester nach der Ordnung Melchisedechs selbst seinem ewigen Vater durch die Hände seiner dienenden Priester darbringt. Es ist das reine Opfer, das Gott vom Aufgang bis zum Niedergang geopfert wird. (Maleachi 1,11) Hochheilig ist dies Opfer, denn ist auch das göttliche Opferlamm verschleiert, so ist es darum nicht weniger wahrhaft auf dem Altar zugegen.

 

2. Da Jesus Christus hier selbst der Priester und das Opfer ist, wird dadurch die göttliche Majestät so vollkommen geehrt, als sie geehrt werden kann. Und mehr Ehre erzeigt ihr eine einzige Heilige Messe, als alle Engel und Menschen in Ewigkeit ihr erzeigen können. Ja von so unendlicher Kraft ist das Blut der Erlösung, das in diesem Opfer wirkt, dass es allein genügte, die Sünden aller Menschen aufzuwägen, und dass auch Gott mehr dadurch verherrlicht wird, als er durch alle Sünden der Welt kann verunehrt werden. Welche Gnade darfst du demnach von Gott hoffen, wenn du mit diesem göttlichen Opfer in Andacht dich vereinigst.

 

3. Durch dies anzubetende Opfer danken wir Gott auf würdige Weise für alle Gnaden, da wir ihm eine Opfergabe von unendlichem Wert darbringen. Auch erbitten wir durch die unendliche Kraft dieses Opfers alles von Gott, was zu unserem ewigen Heil, und sogar zu unserer zeitlichen Wohlfahrt uns notwendig ist, da unser göttlicher Hoherpriester selbst mit unseren Bitten sich vereint, und sie seinem ewigen Vater darbringt. So wohne denn der Heiligen Messe jeden Tag mit lebendigem Glauben, mit inbrünstiger Andacht, Zerknirschung und Ehrfurcht bei, denn dies ist die heiligste Handlung deines Lebens, weil wir darin den lebendigen Gott unter den heiligen Gestalten anbeten, den die Heiligen des Himmels schleierlos schauen und in ewigem Jubel anbeten. "An allen Orten wird meinem Namen ein reines Opfer dargebracht werden. (Maleachi 1,12)

 

24. Juli

 

Die heilige Christina, Jungfrau und Martyrin von Tiro, Italien,

+ 24.7.300 - Fest: 24. Juli

 

Christina war in Tyrus, einer ehemaligen Stadt im Toskanischen, geboren. Ihr Vater, Urban, der Stadtvogt und ein eifriger Götzendiener war, verfolgte die Christen auf jede nur mögliche Weise.

 

Christina hatte daher öfters Gelegenheit, in dem Haus ihres Vaters Christen zu sehen, die er vorführen ließ. Die Frömmigkeit, Standhaftigkeit und Sanftmut der Christen machte auf ihr unbefangenes Herz einen tiefen Eindruck. Beim Anblick der Martern, mit denen ihr Vater die Christen oftmals quälen ließ, fühlte sie sich zu ihnen durch die Liebe mächtig hingezogen, und fand Gelegenheit von einigen christlichen Frauen in der Lehre des Heils unterwiesen und zur heiligen Taufe begleitet zu werden.

 

Sie war zu der Zeit ungefähr zwölf Jahre alt und davon fest überzeugt, dass der Gerechte für die Sünder starb und dass sich deswegen „im Namen Jesu die Knie aller beugen sollen, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind, und dass alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters“. Diese Beherzigung entzündete ihre Seele zu einer so eifrigen Gegenliebe, dass sie einmal die silbernen und goldenen Hausgötzen ihres Vaters zerbrach und das Gold und Silber den Armen austeilte.

 

Über diese Entehrung der Götter geriet ihr Vater in großen Zorn und ließ ihr blühendes Angesicht durch Backenstreiche jämmerlich verunstalten. Dann sprach er zu ihr: „Wie ist es denn möglich, dass du unsere Götter so misshandelt hast?“ Christina antwortete: „Es ist nur einer Gott, und den bete ich an. Deine Götter sind nur tote, ohnmächtige Bilder, die dir nicht helfen können.“ Diese Antwort versetzte ihren Vater in eine solche Wut, dass er sie so grausam schlagen ließ, dass das Fleisch stückweise von ihrem Leib fiel. Die heilige Jungfrau, die alles aus Liebe zu ihrem gekreuzigten Heiland litt, war dabei so voller Mut, dass sie mehrere Stücke sammelte und sie dem Vater vorhielt. Urban konnte aber dieses Schreckensbild nicht ertragen und ließ sie in einen Kerker sperren.

 

Inzwischen wandte er alle erdenklichen Mittel, Versprechungen und Drohungen an, um sie wieder von der Liebe zu Jesus abzubringen. Beschämt durch ihr Ausharren und ihre Standhaftigkeit, ließ er sie an ein Rad binden, unter ihr ein großes Feuer anzünden, sie dort mit Öl begießen und sie so am Rad umdrehen. Gott, der sie mit seiner beseligenden Nähe stärkte, machte aber, dass sie die Flamme nicht im Geringsten verletzte, sondern sich auf die Zuschauer verbreitete und von ihnen viele verbrannte. Wie ihre Standhaftigkeit, so war auch dieses Wunder der Gnade an ihrem verhärteten Vater vergeblich. Er ließ sie wieder in den Kerker werfen, und starb selbst bald aus Gram eines schnellen Todes.

 

Über den schnellen unglückseligen Tod des Vaters wurde das Mädchen mehr betrübt, als über alle ihre Qualen, die sie erdulden musste. Denn die Liebe zu Jesus ließ sie das Leiden um seines Namens willen ertragen, und der Herr, der sich diese Kinderseele auserwählt hatte, sandte ihr Engel in den Kerker, die sie mit Himmelstrost erfüllten, ihre Wunden heilten und den scheußlichen Kerker zu einem angenehmen Aufenthaltsort machten. Der Nachfolger des Urbanus, Dion mit Namen, ließ Christina in den Tempel des Apollo führen, um sie zum Götzenopfer zu bewegen. Allein bei ihrem Eintritt in den Tempel stürzte das Götzenbild zu Boden und viele Menschen bekehrten sich bei diesem Anblick. Dion starb auch bei diesem Geschehen eines jähen Todes. Ihm folgte Julianus nach, ein gleicher Eiferer für das Götzentum. Der wandte allerhand Mittel, gute und böse Worte, danach Schlangen, Feuer und andere Qualen an, um sie zu zwingen, den Götzen zu opfern. Da er aber alle seine Bemühungen vergeblich angewandt sah, ließ er sie mit Pfeilen durchschießen, worunter die Heilige betend ihren Geist in die Hände ihres Heilandes übergab, der sich so mächtig an ihr verherrlichte zum Heil vieler anderer um das Jahr 300 während der Verfolgung Diokletians. Christina ist im feierlichen Andenken bei den Griechen und Lateinern. Auch der heilige Hieronymus zählt sie unter die Märtyrer. Ihr heiliger Leib wurde nach Palermo in Sizilien überbracht, wo sie als Schutzpatronin verehrt wird.

 

Die selige Kunigunde von Ungarn, Kinga, Königin von Polen, Klarissin,

+ 24.7.1292 – Gedenktag: 24. Juli

 

Wie schon früher gesagt, gingen im Mittelalter aus dem ehemaligen ungarischen Königshaus eine große Anzahl heiliger und heiligmäßiger Frauen hervor. Unter diesen ist eine der leuchtendsten und lieblichsten Gestalten die selige Kunigunde (Kinga), die Tochter König Belas IV., dessen Schwester die heilige Elisabeth war. Kunigundens eigene Schwester waren wieder die selige Jolenta und die selige Margareta, ihre Nichten die heilige Elisabeth von Portugal und die selige Salomea. Kunigunde erblickte im Jahr 1224 das Licht der Welt und schon als Kind umstrahlte sie der Glanz besonderer Gnade und Auserwählung. Ja kurze Zeit nach ihrer Geburt hörte man sie bereits zur Mutter Gottes beten: „Sei gegrüßt, Königin des Himmels, du Mutter des Königs der Engel!“ Wenn die Kleine auf den Armen ihrer Amme der heiligen Messe beiwohnte, neigte sie auch schon jedes Mal das Haupt, so oft die heiligen Namen Jesus und Maria gesprochen wurden. Trotzdem aber der Himmel in so deutlicher und wunderbarer Weise dieses Mädchen für sich in Anspruch zu nehmen schien, musste sie, kaum der Kindheit entwachsen, dennoch eine eheliche Verbindung eingehen, nämlich mit dem Herzog Boleslaus, der später König von Polen wurde. Indes war dieser Gatte unserer Kunigunde doch auch wieder so ausnehmend würdig, dass man sagen kann, Gott habe ihn ihr zugeführt, um ihre Heiligkeit erst recht ins Licht zu setzen und gewissermaßen zu verdoppeln. Denn Kunigunde, entschlossen auch im Ehestand die Jungfräulichkeit zu bewahren, wusste ihren Gatten ebenfalls dafür zu begeistern und so lebten dann beide in der Tat wie Bruder und Schwester miteinander. Boleslaus hat deshalb sogar von der Geschichtsschreibung den Beinamen Pudikus, d. i. der Keusche, erhalten. Auch als das fromme Ehepaar zur königlichen Würde erhoben worden war, änderte sich an diesem Tatbestand nichts. Kunigunde steht somit in Wahrheit als eine jungfräuliche Königin vor uns. Mit um so größerer Hingabe erwies sie sich dafür als eine Mutter ihres Volkes und Landes. Gleich ihrer Tante, der heiligen Landgräfin Elisabeth, nahm sie sich mit umfassender Liebe und fürstlicher Freigebigkeit der Armen und Kranken an. Letztere besuchte und pflegte sie persönlich in den Spitälern. Auch in einer empfindlichen allgemeinen Not wurde die heilige Königin zur Helferin. Polen hatte nämlich damals großen Mangel an Salz. Kunigunde flehte nun zu Gott um Abhilfe und siehe, es wurden so ergiebige Salzgruben entdeckt, dass daraus nicht nur der Bedarf des Landes befriedigt, sondern auch noch große Mengen ausgeführt werden konnten.

 

Im Jahr 1729 starb Kunigundens Gemahl. Nun sollte auf dringende Vorstellungen der Großen des Reiches hin die Witwe die Regierung weiterführen. Aber Kunigunde war dazu nicht mehr zu bewegen. Sie sehnte sich danach ein ausschließlich Gott geweihtes Leben zu führen und trat deshalb mit ihrer gleichfalls verwitweten Schwester Jolenta in das Klarissenkloster Sandek ein, das sie selbst gestiftet hatte. Beim Eintritt sprach sie zu den Schwestern das schöne Wort: „Vergesst, was ich gewesen bin! Ich komme nur, um als die geringste unter euch zu dienen.“ Und wirklich scheute sie vor keiner, auch noch so niedrigen Arbeit oder Dienstleistung zurück, sondern verrichtete sie mit aller Demut und Herzensfreude. Wer hätte da vermutet, dass er eine ehemalige Königin vor sich habe? Aber „wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden,“ sagt das Evangelium. Und so wurde die Selige zur Äbtissin ihres Klosters gewählt, in welcher Eigenschaft sie sowohl ihrem bisherigen Tugendbeispiel treu blieb als auch in wahrhaft mütterlicher Weise für ihr Kloster sorgte, wobei ihr Gott der Herr wunderbare Hilfe angedeihen ließ. Dies war besonders der Fall, als das Kloster einst Mangel an Wasser litt. Da begab sich Kunigunde voll Gottvertrauen zu dem eine Meile entfernten Flüsschen Pusifernica, zog von da mit ihrem Äbtissinstab eine Linie bis an das Kloster, betend, es möge der Bach von nun an in dieser Richtung fließen. Und, o Wunder, es geschah so, obwohl der Bach jetzt ein seinem Naturlauf nicht entsprechendes Bett nehmen musste. So berichtet die Legende. Nachdem die Selige dreizehn Jahre im Kloster heilig gelebt hatte, rief sie der göttliche Bräutigam zu sich am 24. Juli 1292. In ihrer letzten Stunde hörte man sie in himmlischer Entzückung sprechen: „Macht Platz, seht da, unser heiliger Vater Franziskus kommt mir beizustehen!“ Nach ihrem Verscheiden erfüllte der lieblichste Wohlgeruch ihre Zelle und über ihre Gesichtszüge verbreitete sich wunderbare Schönheit. An ihrem Grab und auf ihre Fürbitte hin geschahen dann so viele Wunder, dass sie im Jahr 1690 von Papst Alexander VIII. seliggesprochen wurde. Papst Klemens XI. aber erklärte sie im Jahr 1715 feierlich als Patronin von Polen und Litauen.

 

Die selige Kunigunde, die schon als kleines Kind beim Hören der heiligen Namen Jesus und Maria das Köpfchen andächtig neigte, ist uns dadurch eine Lehrmeisterin einer sehr heilsamen frommen Übung geworden, nämlich darin, die heiligsten Namen Jesus und Maria in Ehrfurcht, Liebe und Vertrauen oft auszusprechen oder anzurufen. Sie sind ja voll himmlischer Kraft und himmlischen Segens. Vom Namen Jesus gelten, wie der heilige Bernhard zeigt, die Worte der heiligen Schrift: „Dein Name ist mir ausgegossenes Öl.“ (Hohelied 1,2) „Jesus,“ so sagt der heilige Bernhard weiter, „ist Honig für den Mund, Melodie für das Ohr, Jubel für das Herz.“ Und zur Anrufung des Namens Maria fordert er uns auf mit den Worten: „In Gefahren, in Ängsten, in zweifelhaften Fällen denke „Maria!“, sprich zu Maria! Sie weiche nicht von deinem Mund, nicht aus deinem Herzen!“ Möchten wir darum besonders in Versuchungen zur Sünde diese beiden heiligen Namen regelmäßig und andächtig anrufen! Es wird nie umsonst sein.

 

Selige Märtyrinnen aus dem Karmel zu Compiègne

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 24. Juli ist das Fest der seligen Märtyrinnen aus dem reformierten Karmel zu Compiègne. Im Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen zu Compiègne in Frankreich lebten im Jahr 1789 sechzehn Schwestern. Sechs Chorschwestern wurden nach der Klosteraufhebung von den übrigen getrennt und entgingen so dem Beil der Henker. Unter ihnen befand sich Maria von der Menschwerdung, der wir die ins einzelne gehenden Nachrichten über die seligen Märtyrinnen verdanken. Außer den Chorschwestern waren noch drei Laienschwestern im Haus, ferner eine Novizin; Constantia ist ihr Name. Auch sie harrte aus bis zum blutigen Tod auf dem Richtplatz. Ebenso die beiden weltlichen Tertiarinnen des Ordens, Katharina und Theresia Soiron, zwei Schwestern, die als Mägde die Bedienung an der Pforte und die Vermittlung zwischen dem Kloster und der Außenwelt besorgten. Die ganze Gemeinde lebte glücklich in ihrem Klösterchen, bis im August 1790 Beamte und Soldaten in den Karmel zu Compiègne kamen und eine hochnotpeinliche Untersuchung vornahmen. Erst spielten sie sich als Freunde auf und behaupteten, gekommen zu sein, um die Freiheit zu bringen. Als die Schwestern von einer Freiheit in solchem Sinn nichts wissen wollten, begannen sie zu drohen. Vorläufig durften die Schwestern noch in ihrem trauten Kloster verbleiben, aber dann wurden sie vertrieben, später verhaftet und am 12. Juli 1794 nach Paris geschleppt, wo sie der Revolutionsgerichtshof wegen "fanatischer Umtriebe" zum Tod verurteilte. Schlichte Schwestern, die in strengster Klausur lebten, sollten "Fanatischer Umtriebe" schuldig sein? Schwester Henrika verlangte Aufklärung. Und was erklärte ihr der Richter? "Ich verstehe darunter eure Anhänglichkeit an alberne Glaubensmeinungen, sowie eure unsinnigen Religionsübungen." Diese Erklärung klang für die Schwestern wie Musik. Für den Glauben sterben ist ja Martyrium, und das Martyrium hielten sie für eine große Gnade. Nun hatten sie keine Entgegnung mehr. Sie bereiteten sich auf den Tag der Hinrichtung wie auf den festlichsten Tag ihres Lebens. Furchtlos, ja freudig bestiegen sie am 17. Juli 1794 die Karren, die sie zur Richtstätte führten. Auf dem Weg dahin sangen sie das "Miserere", das "Salve Regina" und das "Te Deum". An der Richtstätte angelangt, stimmten sie kniend den Hymnus "Veni Creator Spiritus" (Komm, Schöpfer Geist) an und erneuerten zum letzten Mal ihre Tauf- und Ordensgelübde. Dann bat eine nach der anderen Kniend die Priorin um ihren Segen und betrat, den kurzen Psalm "Laudate Dominum omnes gentes" (Lobet den Herrn, alle Völker) singend die Richtstätte. Die Priorin war die letzte, die hingerichtet wurde. Nachdem auch sie unter dem Fallbeil verblutet war, waren alle im Himmel wieder vereinigt, wie sie es im Leben und Leiden gewesen waren. 

 

Gebet am 24. Juli

 

In Demut meines Herzens komme ich zu dir, o glorwürdigste Jungfrau, und mit gebogenen Knien erzeige ich dir die schuldigste Ehrerbietung. Sieh gnädig vom Thron deiner Glorie herab und mit den Augen des Erbarmens schau mich elenden Sünder an. Wenn ich jetzt persönlich bei dir sein könnte, o was für Ehre würde ich dir erzeigen. Wie demütig würde ich dir die Füße küssen, wie freundlich würde ich sie umfangen, wie vertraulich würde ich dich anrufen. Weil ich aber diese Gnade nicht haben kann, so will ich deinem heiligen Bild diese Ehre erweisen, die ich deiner Person antun würde. Und mit innerlicher Andacht wende ich die Augen meines Gemüts zu dir in den Himmel hinauf. Ach schaue mich auch mit solcher Liebe und Freundlichkeit an, mit der ich dein heiliges Bild anschaue und dein mütterliches Herz zu verwunden begehre. Lass mich deine Hilfe und deinen Trost verspüren jetzt und allezeit. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Christina

 

O Herr, nimm unser Gebet, dass wir am Fest Deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Christina an Dich richten, gnädig an und befreie uns durch ihre Fürbitte von allem Bösen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 718 hat Pelagius I., König in Spanien, mit etwa 1000 Mann der noch übrigen Spanier, mit dem Vertrauen auf Gott und auf die Fürbitte der seligsten Jungfrau, die ungeheure Menge der Sarazenen geschlagen, bei 20.000 getötet und bei 60.000 vom Berg Ausen in den Fluss gestürzt.

 

Andacht am 24. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Wenn du mit Menschen zu tun hast, die eben nicht einfach sind, so gibt es kein besseres Mittel, sie für Gott zu gewinnen, als sie mit großer Freimütigkeit und Einfalt zu behandeln; denn dies ist der Geist unseres Herrn Jesus Christus. Wer bestimmt ist, den göttlichen Heiland zu verherrlichen, der muss nach diesem Geist handeln." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Als dieser Heilige einen seiner Priester auf eine Mission aussandte, sprach er ihn also an: "Sie sollen nun in ein Land gehen, wo, wie die Sage ergeht, die Menschen sich viel auf ihre Schlauheit einbilden und sich gerne verstellen. Ist dies wirklich der Fall, so ist das beste Mittel sie für Gott zu gewinnen, dass man in großer Einfalt mit ihnen umgeht. Die Aussprüche des Evangeliums sind den Ansichten der Welt ganz entgegengesetzt. Da Sie also im Dienst unseres Herrn dorthin reisen, sollen Sie sich auch im Geist des Sohnes Gottes betragen, der voll der Geradheit und Aufrichtigkeit ist."

Als er einige Zeit danach in derselben Provinz ein Haus seiner Kongregation errichtete, stellte er daselbst einen Vorgesetzten auf, der mit einer wundersamen Einfalt und Unbefangenheit begabt war. Mit großer Zärtlichkeit liebte er diejenigen, die die Tugend der Einfalt in hohem Grad besaßen.

 

O mein göttlicher Erlöser, erfülle mich mit Deinem Geist, und verleihe mir, dass ich nie anders als in Deinem Geist spreche und wirke! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 24. Juli

 

"Keine Gnade, die uns nicht erworben wäre

durch das Blut Jesu und durch sein Gebet für uns,

da er am Kreuz sich opferte.

Es ist aber eine einzige Gnade,

weil das köstlichste aller Güter höher zu achten,

als die ganze Natur."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 24. Juli - Über den oftmaligen Hinzutritt

zu den Quellen des Heils

 

Zwei Heilesquellen hast du, Herr, gegeben.

Die eine bleicht die Seelen schneeig rein,

Die andre nähret sie mit dir, dem Leben:

Auf dass sie schon hienieden selig sein. 

 

1. Versinkt eine Seele in Lauigkeit, dann beginnt sie, von den Quellen des Heils sich fern zu halten. Eifrige Seelen dagegen nähern sich ihnen oft und mit Andacht. Wie auch ließe die Reinheit der Seele sich schneller und sicherer erlangen, als durch eine oftmalige Gewissenserforschung, Reue und heilsame Beicht, worin nicht nur die Verzeihung begangener Fehler, sondern auch die Gnade verliehen wird, im Guten zu bleiben. Wie vorsichtig, wie wachsam und streng gegen sich wird eine aufrichtig fromme Seele dadurch. Wie viele heilsame Belehrungen und innerliche Anregungen werden ihr darin zuteil. Ist die Beicht ein Zaum der Sünden sogar für solche, die selten beichten: was ist sie erst für Seelen, die dies Heilmittel oftmals anwenden.

 

2. Noch größeres Heil verleiht die heilige Kommunion. Entfesselung des Herzens von der Welt, innerliche Sammlung, Eifer, Liebe und ein beständiges Leben in Gottes Gegenwart sind ihre kostbarsten Früchte. Wo werden wir je größere Gnaden schöpfen, als in dem Quell aller Gnaden. Wie selig, wie ersehnt, sind die Augenblicke der Vereinigung mit dem Urheber unserer Seligkeit. Wie wunderbar werden in diesem göttlichen Feuer die Gluten der Sinnlichkeit gekühlt. Tritt oftmals hinzu zu diesem göttlichen Sakrament, zu deinem himmlischen Arzt, zu deinem göttlichen Geliebten. Dies Brot der Engel wird die Zwiebeln Ägyptens bald dir verleiden, und dir Kraft verleihen, ein Leben der Engel im sterblichem Fleisch zu führen.

 

3. Indessen müssen wir uns diesem göttlichen Sakrament mit Andacht und Sehnsucht nähern, sonst werden wir wenig Frucht daraus gewinnen. Ja diese wunderbaren Arzneien können sich sogar in Gift für uns umwandeln. Wie auch soll der göttliche Heiland Seelen, die kaltsinnig, ohne lebendigen Glauben, und nach einer kurzen zerstreuten Vorbereitung zu ihm kommen, Schätze seines Erbarmens und seiner Liebe erteilen. Wie viele andächtigen Seelen dagegen werden in dieser heiligen Vereinigung zu seligen Entzückungen der Liebe hingerissen, und kehren in neue Menschen umgewandelt von diesem himmlischen Gastmahl zurück. Bereite dich also würdig, und du wirst bald stark und reich an allen Tugenden werden. Psalm 34,9: "Kostet und seht, wie gütig der Herr ist."

 

25. Juli

 

Der heilige Christophorus, Martyrer von Lycien, Kleinasien,

+ 25.7.251 - Fest: 25. Juli

 

Sicher ist es, dass der heilige Christophorus gelebt hat und für Christus gestorben ist. Und wenn auch alles andere, was man von ihm erzählt, nicht sicher ist, so ist es doch schön, und deshalb soll es erzählt werden. Die Legende wird erzählt, weil sie einen tieferen Sinn hat.

 

Im 3. Jahrhundert wurde im Land Kanaan ein Junge geboren, der wuchs und wuchs und wuchs, bis er drei Meter groß war und noch etwas darüber. Wenn er Kirschen pflücken wollte, brauchte er keine Leiter, sondern reichte mit dem ausgestreckten Arm bis in die Krone der Bäume. Dabei war er durchaus nicht mager, sondern von breitem, festem Körperbau. Er hatte tellergroße Fäuste, Arme wie Eichenäste und Muskeln wie von Stahl. Als ihn einmal ein Bär anfiel, drückte er das Tier so fest an die Brust, dass der Bär nicht mehr atmen konnte und schließlich besiegt war. Als das geschehen war, musste sich der Riese allerdings einen Augenblick setzen. Der Schweiß brach ihm von der Anstrengung aus allen Poren. Aber nach fünf Minuten erhob er sich wieder, warf sich den zentnerschweren Bären über die Schultern und trug ihn heim. Wer den Hünen mit der schreckhaften Gestalt zum ersten Mal sah, lief vor Angst gleich davon. Und allgemein nannte man den Riesen Reprobus, was auf deutsch Bösewicht heißt. Mit diesem Namen tat man ihm allerdings Unrecht, denn nur von außen sah er gefährlich aus. Innerlich war er ein herzensguter Kerl.

 

Wie die meisten Leute, so hatte auch Reprobus einen Tick. Seine Schrulle bestand darin, dass er nur dem mächtigsten Herrn dienen wollte. Lange suchte er nach ihm, bis er ihn schließlich in einem König gefunden zu haben glaubte. Der König freute sich natürlich darüber, dass Reprobus in seine Dienste trat, denn er ersetzte ihm ein ganzes Regiment Soldaten und entschied jede Schlacht zu seinen Gunsten. So war alles in bester Ordnung, bis eines Tages der König bei dem Namen des Teufels, der im Gespräch fiel, das Kreuzzeichen machte. Sofort fragte Reprobus, was das Zeichen zu bedeuten habe. Der König entgegnete, wenn er das Kreuzzeichen mache, könne ihm der Satan nicht schaden. Über diese Antwort dachte der Riese lange nach und fand schließlich heraus, dass der Teufel wohl stärker sein müsse, weil der König ihn fürchte. Deshalb nahm er seinen Abschied, um den Satan zu suchen und ihm seine Dienste anzubieten.

 

Reprobus machte sich auf den Weg, und bald schon begegnete er dem Teufel. Es war in einer pechschwarzen Nacht, mitten in einem finsteren Wald. Gerade schlug die Uhr mit zwölf Schlägen und kündigte die Geisterstunde an. Da fuhr ein gewaltiger Sturm daher, so dass sich die Bäume bis auf den Boden bogen. Zugleich ritt auf nie gesehenen Tieren, die noch am ehesten riesigen Wildschweinen glichen, ein ganzes Heer von Teufeln heran. Alle saßen rücklings und hielten sich am Schwanz der wilden Schweine fest. Furchtlos ließ Reprobus die Schar rechts und links an sich vorübersausen, bis schließlich auf einem mächtigen Keiler mit gewaltigen Hauern der Oberteufel vor ihm stand, der den Riesen gern in seine Dienste nahm. Sogleich ging die wilde Jagd weiter, doch da erhob sich am Weg ein schlichtes Kreuz. Und als es der Teufel sah, machte er auf der Stelle kehrt und floh, und alle Teufel flohen mit ihm Hals über Kopf davon. Reprobus aber stand allein vor dem Bild unseres Herrn Jesus Christus und wusste nicht, wie ihm geschah.

 

Da kam mit der Morgendämmerung ein Einsiedler daher. Diesem erzählte der Riese das nächtliche Abenteuer und teilte ihm auch seinen Wunsch mit, dass er nur dem Stärksten dienen wolle. Da erklärte ihm der Gottesmann, dass der Gekreuzigte der stärkste von allen sei. Ihm diene man, wenn man ihm in den Mitmenschen gefällig sei. So erhielt der Riese christlichen Unterricht, wurde getauft, und um dem stärksten Herrn Jesus Christus in den Mitmenschen zu dienen, trug er ab jetzt auf seinen breiten Schultern Wanderer über einen brückenlosen Strom.

 

Da weckte ihn in einer Nacht ein kleiner Junge mit der Bitte, dass er ihn hinübertrage. Wie eine Feder so leicht war anfangs das Kind. Aber mit jedem Schritt, den der Riese tat, wurde es schwerer und schwerer, bis der Träger schließlich sagte: „Kind, du bist mir fast zu schwer! Mir ist´s, als läge die ganze Welt auf mir.“ Da antwortete Christus, der das Kind war: „Mehr noch trägst du, denn ich bin der Stärkste, derjenige, der Himmel und Erde erschuf, und weil du mich trägst, sollst du ab jetzt Christophorus, das bedeutet Christusträger, heißen.“

 

Das ist die schöne Legende von dem heiligen Christophorus, dessen Bild man heute in vielen Autos und Flugzeugen findet, denn er ist der Patron der Autofahrer und der Flieger.

 

Christopher

 

Vorm heilgen Christopher im Dome

Steh ich und sinne gern;

Er trägt im wütenden Strome

Das Gotteskind, unsern Herrn.

 

Christopher, einfältiger Weiser,

Du suchtest die höchste Kraft; 

Du dientest dem Teufel, dem Kaiser -

Das hat dir nicht Ruhe geschafft.

 

Da hat dich das Kind überwunden,

Drum dientest du ihm hinfort;

Dich hat keine Logik gebunden,

Denn nichtig war dir das Wort.

 

Und wir - sind kluge Gesellen!

Uns redet das wachsende Gras.

Wir messen die Kräfte der Wellen,

Und sehn durch untrügliches Glas.

 

Und können am Ende nur sagen,

Vielstarker Christopher im Dom:

Auch wir müssen Christum tragen

Durch den wilden Lebensstrom.

 

Und ob wir Begriffe spalten

In haarscharfer Wissenschaft,

Wir können ihn tragen und halten

Nur in einfältiger Kraft.

 

(Prof. Dr. E. Drerup)

 

Der heilige Jakobus der Ältere, Apostel und Martyrer von Jerusalem,

+ 44 - Fest: 25. Juli

 

Der heilige Jakobus war der Sohn des Zebedäus und der Salome und der ältere Bruder des heiligen Evangelisten Johannes. Der Vater betrieb mit seinen Söhnen und einigen Gehilfen eine Fischerei in Bethsaida am See Genezareth in Galiläa, wie es scheint, in Verbindung mit Simon Petrus. Die Mutter war eine nahe Verwandte der heiligen Mutter des Herrn; sie gehörte zu den frommen Frauen, welche sich Jesus in Galiläa angeschlossen, im nach Golgatha folgten, und ihn noch im Grab ehren wollten; so wurde sie Augenzeugin des Leidens und der Auferstehung des Herrn.

 

Ihre Söhne Jakobus und Johannes waren wohl Jünger des heiligen Johannes des Täufers und scheinen durch diesen auf Jesus von Nazareth als den verheißenen Messias aufmerksam geworden zu sein.

 

Nachdem sie bereits Zeugen mehrerer Wunder des Herrn gewesen, waren sie eines Tages mit ihrem Vater am See beschäftigt; da kam Jesus und forderte Petrus auf, die Netze noch einem auszuwerfen; es folgte der wunderbare Fischfang. Jakobus und Johannes halfen mit, die reiche Beute in die Schiffe zu bringen. Da lud nun Jesus zuerst den Petrus und Andreas und dann die beiden Söhne des Zebedäus ein, bei ihm zu bleiben: er werde sie zu Menschenfischern machen. Der heilige Evangelist Matthäus hebt hervor: „Sie aber verließen allsogleich die Netze und ihren Vater und folgten ihm nach.“ (Mt 4,22)

 

Diese großmütige Bereitwilligkeit erwarb ihnen das besondere Wohlgefallen des göttlichen Meisters, der sie dann unter die Zahl der zwölf Apostel aufnahm und ihnen wie dem Simon einen eigenen Namen beilegte. Er nannte sie Boanerges, was der heilige Evangelist Lukas mit „Donnersöhne“ übersetzt. Es sollte damit ihr energischer, feuriger Charakter angedeutet werden, der allerdings noch der Bildung und Mäßigung bedurfte (Lk 3,17).

 

Jakobus und Johannes gehörten zum kleinen Kreis der vertrautesten Apostel des Herrn, die bei drei wichtigen Begebenheiten allein in seiner Gesellschaft bleiben durften. So bei der Erweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus (Mk 5,37), dann bei der Verklärung auf dem Berg Tabor (Mt 17,1) und zuletzt auch noch bei seiner Todesangst am Ölberg (Mt 26,37).

 

Jakobus wird dabei in den heiligen Evangelien immer an zweiter Stelle gleich nach Petrus genannt.

 

Er heißt sonst auch Jakobus „der Ältere“ zum Unterschied von dem Apostel desselben Namens, der als „der Jüngere“ bezeichnet wird, weil jener früher als dieser zum Apostelamt berufen wurde und wahrscheinlich auch an Lebensjahren älter war.

 

Auffallend ist die Bitte der Mutter Salome und der beiden Brüder Jakobus und Johannes, dass der Herr ihnen die ersten Plätze zur Rechten und zur Linken verspreche. Ging die Bitte auch aus übergroßer Liebe einer Mutter für ihre Söhne und aus lebendigem Glauben an seine Macht und Gottheit hervor, aus rührender Einfalt und Vertraulichkeit, so war dabei doch auch eine unvollkommene Auffassung des Messiasreiches; deshalb wies sie auch der Heiland zurück, wenn auch mit außerordentlicher Weisheit, Güte und Rücksicht (Mk 10, 35-45; Mt 20,20-28).

 

Von dem heiligen Jakobus sagt uns die Heilige Schrift nicht mehr, als das der König Herodes Agrippa ihn zu Jerusalem mit dem Schwert hinrichten ließ, um sich bei den Juden in Gunst zu setzen (Apg 12,2). Es war um Ostern des Jahres 42, noch ehe er Petrus gefangen nehmen ließ, und scheint anzudeuten, dass der Apostel als Verkünder des Evangeliums eine sehr hervorragende Stellung einnahm. Er war der erste aus dem Apostelkollegium, der sein Leben für den Herrn hingab und so wirklich den Kelch trank, den der Herr vor ihm getrunken hat.

 

Nach alten Berichten heilte Jakobus kurz vorher noch einen Gichtbrüchigen; der Gerichtsdiener aber, der den Apostel zum Tod führte, sei von seiner Standhaftigkeit so gerührt worden, dass er sich selbst als Christen bekannte, Jakobus um Verzeihung bat und mit ihm den Tod erlitt.

 

In Jerusalem befindet sich auf dem Berg Sion eine Jakobskirche, die an der Stelle der Enthauptung des Heiligen erbaut ist.

 

Der Leichnam des Heiligen wurde nach alter Überlieferung nach Spanien gebracht. Compostela in der spanischen Provinz Galicien nimmt die Ehre für sich in Anspruch, die Reliquien des Apostels zu besitzen. Der 25. Juli ist der Tag der Übertragung oder Beisetzung seiner Gebeine.

 

Ob der Heilige in Spanien je gepredigt habe, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Sicher ist aber die große und allgemeine Verehrung, die der Apostel in Spanien bis zur Gegenwart gefunden hat. Zum Teil ist sie auf den Schutz zurückzuführen, den Spaniens Könige und Volk im Kampf gegen die Mauren durch den heiligen Jakobus erfahren haben. Die prachtvolle Kirche über seinem Grab galt Jahrhunderte mit Rom und Jerusalem als größter und berühmtester Wallfahrtsort der Christenheit. Die Wallfahrt dorthin galt gleich einer Wallfahrt zum Grab der Apostelfürsten oder unseres Herrn. Die Reliquien des Heiligen waren längere Zeit verborgen; im Jahr 1884 wurden sie neuerdings in der Basilika entdeckt und ihre Echtheit durch Papst Leo XIII. am 19. Juli 1884 bestätigt. Aus demselben Anlass gewährte er einen vollkommenen Ablass, den alle Gläubigen unter bestimmten Bedingungen in und außerhalb Compostela gewinnen können.

 

Möge der heilige Apostel, der sich durch großmütige Hingabe an den göttlichen Heiland so sehr ausgezeichnet und für ihn das Martyrium erduldet hat, auch uns Großmut in der Nachfolge des Herrn und Treue bis zum Tod erflehen! In jeder heiligen Messe wird der Name des Heiligen in Ehren genannt.

 

Beten wir mit dem heiligen König Ludwig, der im Angesicht von Tunis mit sterbenden Lippen noch das Kirchengebet zum heiligen Jakobus flüsterte: „Heilige, o Herr, und bewahre dein Volk, damit es, beschirmt durch den mächtigen Schutz deines Apostels Jakobus, durch seinen Wandel dir wohlgefalle und mit ruhigem Gemüt dir dienen möge!“ Durch unseren Herrn Jesus Christus. Amen.

 

Jacob der Aeltere

 

Jacob, der Gottesbote klar,

Der in der heiligen Apostelschar

Der "große" Jacob ist genannt,

War von großer Liebe entbrannt

Stets für Jesus Christ.

Sankt Johannes der Evangelist

War sein jüngerer Bruder.

Nur kurze Zeit hielt er das Ruder

Der Kirche, da er der erste ward,

Der zum Himmel nahm die Fahrt.

Mit seinem Bruder und Petrus war

Er bei der Verklärung wunderbar;

Er sah auch Christi Todesschweiß.

 

Ihn trieb darauf der heilige Fleiß

In das Land Hispania.

Neun Jünger gewann er da.

Zwei ließ er zur Lehre dort,

Mit den sieben anderen zog er fort

Nach Judäa zurücke.

Er kam zu unserem Glücke

Dabei auch nach Wien herein,

Wo er den Heiden im Eichenhain

Predigte zu Penzing dort;

Noch steht das Kirchlein an dem Ort.

 

In Judäa fand er dann

Einen zaubervollen Mann;

Hermogenes war er genannt.

Der hatte seinen Jünger entsandt,

Philetus, dass er verkehre

Des Jacobus Lehre.

Doch ward Philetus überwunden

Durch des Jacobus heilige Kunden,

So dass er seinen Meister verließ

Und zu den Christen Scharen stieß.

Als dies Hermogenes vernahm,

In großen Zorn er darob kam.

Er rief den Teufeln, dass sie kämen

Und mit Gewalt aufnähmen

Seinen Feind Jacobum

Und dazu Philetum.

Die sollten sie ihm bringen her,

Dass er sich räche nach seinem Begehr.

 

Die Teufel aber, durch Jacobs Wort

Gebannt, mussten allsofort

Ihren Meister selber gebunden bringen.

Als dieser seines Plans Misslingen

Merkte und von Jacob auch

Ward mild empfangen nach Christenbrauch,

Entschloss er sich, sein höllisches Leben

Zu Gottes Ehre aufzugeben

Und seine Sünden zu büßen.

Den Himmelsweg, den süßen,

Ihm zu erleichtern, gab

Jacobus ihm noch seinen Stab,

Dass er gegen des Teufels Listen

Sich damit künftig möge fristen.

 

Die Bücher der Nekromantie

Brachte der Bekehrte hie

Vor Jacob, um sie zu verbrennen

Und sich von falscher Kunst zu trennen.

Jacobus aber fürchtete sehr,

Dass schon der Rauch das Land umher

Mit Teufelei möchte erfüllen;

Drum warf man sie nach seinem Willen

Tief in des Meeres Grund,

Wo sie niemandem wurden kund.

 

Hermogenes, das Heil zu mehren,

Ward dann getauft von dem Hehren

Und ward eine schöne Blume,

Reich an christlichem Ruhme,

Mit gar großer Demut.

Er ward ein Prediger so gut,

Dass Gott durch ihn viel Wunder tat.

 

Als dies ersah der Juden Rat,

Da ward ihr Zorn auf Jacob groß.

Ihr Bischof Abiathar beschloss,

Ihn zu fangen und zu binden

Und Ursach seines Tods zu finden.

 

Wie ihr zuvor habt vernommen,

War Herodes Agrippa von Rom  gekommen,

Seitdem ihm war das Judenland

Vom Kaiser Caligula zuerkannt.

Vor diesen ward Jacobus gebracht,

Dass er ihn richte nach seiner Macht.

Am Wege saß ein siecher Mann,

Der flehte den Boten um Heilung an,

Und auf des Herrn Jacobus Wort

Stand er gesund auf alsofort.

Als dies ein Schreiber sah, der ihn

Gefangen führte zum Richthaus hin,

- Josias war er genannt, - 

Da ließ er fallen aus der Hand,

Das Seil, an dem er den Heiligen führte,

Fiel ihm zu Füßen und erkürte

Von ihm das Heil. Als solches da

Der Bischof Abiathar sah,

Klagt er auch ihn an auf den Tod.

Jacobus aber in solcher Not

Bat um Wasser und taufte ihn.

Drauf führte man sie zum Richtplatz hin

Und schlug ihnen beiden ab das Haupt.

Die Jünger aber, des Meisters beraubt,

Kamen bei dunkler Nacht und rafften

Den Leib auf, den sie von hinnen schafften.

 

Gott, der wunderbare Gott,

Der nach seines Willens Gebot

Wunder lässt werden

Auf Wasser und auf Erden,

Der wollte auch den Jacobus haben

Dort in Hispanien begraben,

Auf dass das Land noch guten Sinn

Und des Glaubens Gewinn

Dadurch ergriffe.

Nun höret von dem Schiffe,

Darein sie schafften den Leichnam!

Ein Gottesengel kam

Und führte wie an einer Schnur

Das Schiff, bis es zum Lande fuhr.

Dort legten sie auf einen Stein

Den Leichnam; da sank er hinein,

Dass er lag wie in einem Sarg.

 

Des Landes Königin, übel und arg,

War Lupa genannt, von wölfischem Sinn.

Zu ihr kamen die Jünger hin

Und baten sie, dass sie annähme

Die Gnade, die vom Himmel käme.

Lupa, die arge, aber sandte

Die Jünger fort nach andrem Lande,

Wo ein Fürst, gar grimm gemut,

Vergießen wollte der Frommen Blut.

Ein lichter Engel aber machte

Die Jünger frei und brachte

Sie fort. Der Fürst mit arger Tücke

Verfolgte sie; doch eine Brücke

Zerbrach unter der wilden Rotte.

Nun erst wandte sich zu Gotte

Der Fürst, erkannte seine Schuld,

Erharrte die Boten mit Ungeduld

Und lud sie ein, zu ihm zu kehren,

Ihn und die Seinen zu belehren.

 

Als Königin Lupa das erfuhr,

Ersann sie neue Listen nur.

Sie sprach: "Zu fördern euer Werk,

Geht hin auf jenen hohen Berg!

Da hab` ich Ochsen genug.

Die spannet an den Sarg mit Fug,

Und lasst ihn begraben mit Ehre!"

Sie wusste, dass ein Drache wäre

Auf jenem Berg. Doch Gottes Sache

Kam nicht zu Schanden. Jener Drache

Zersprang vor dem Kreuzeszeichen.

Die wilden Stiere, statt zu weichen,

Ließen sich bei den Hörnern fassen,

Bereit, sich in das Joch zu passen. 

Sie ließen sich spannen an den Wagen,

Auf den der Sarg ward getragen.

Ungetrieben zogen sie ihn

Bis an die Burg der Königin.

Und durch so viele Wunderzeichen

Begann ihr Herz sich zu erweichen,

Dass sie die Gottestaufe empfing

Und den Weg der Tugend ging.

Sie weihte aber Sankt Jacobe

Ihren Palast zu Gottes Lobe,

Zur Kirche und zum Ruheort.

Compostella hieß hinfort

Die Statt, zu der viel Pilger gehen

Aus aller Welt mit frommem Flehen.

 

(Aus: "Goldene Legende der Heiligen"

von Richard von Kralik

München 1902)

 

Der heilige Magnerich (Magnerikus), 49. Bischof und Bekenner von Trier,

+ 25.7.596 – Fest: 25. Juli

 

„Freunde in der Not gehen sieben auf ein Lot“ – sagt ein altes und wahres Sprichwort. In guten Tagen finden sich Freunde genug bei reich besetzter Tafel ein, aber in der Bedrängnis ziehen sie sich zurück und wollen von dem Unglücklichen nichts mehr wissen, dem sie so oft Treue geschworen haben. Aber es gibt – Gott sei Dank! – noch immer rühmliche Ausnahmen unter edlen Christen, die, treu wie Gold, den Freund in Not und Elend nicht verlassen. Zu diesen hochherzigen, freundestreuen Menschen gehört der heilige Magnerich.

 

Um die Mitte des sechsten Jahrhunderts zierte den bischöflichen Stuhl zu Trier der heilige Nicetius, der durch seine hohe Gelehrsamkeit, durch Herstellung zerfallener Kirchen, durch Erneuerung der gelockerten Kirchenzucht, durch sein bedeutendes Ansehen und gesegnetes Wirken, sowie durch seine unbeugsame Unerschrockenheit einen solchen Ruhm erwarb, dass ihn der Dichter Venantius Fortunatus in Lobgesängen verherrlichte. Als Nicetius den blutschänderischen König Chlotar mit der Strafe des Kirchenbannes belegte, vertrieb ihn dieser aus dem Land. Die bisherigen Freunde des Bischofs verließen ihn im Unglück, nur Magnerich, ein edler junger Mann, wollte freiwillig mit seinem Bischof in die Verbannung gehen. Nicetius sprach zu ihm: „Willst du nicht lieber mit den anderen halten und dich von mir zurückziehen?“ Magnerich antwortete: „So wahr Gott lebt, ich werde dich nicht verlassen, so lange noch mein Geist in diesen Gliedern bleibt.“ Nicetius lächelte wohlgefällig: „Weil du so redest, so will ich dir auch mitteilen, was mir der Herr geoffenbart hat, nämlich morgen schon werde ich wieder in Amt und Würde eingesetzt, und die mich verlassen haben, werden ihre Zuflucht zu mir nehmen.“ Wirklich brachte in der Frühe des nächsten Morgens ein Bote ein Sendschreiben, worin Sigebert den Tod seines königlichen Vaters Chlotar anzeigte, mit dem Bemerken, dass er die Regierung übernehme und mit Bischof Nicetius in Einigkeit leben wolle.

 

Der heilige Nicetius verzieh großmütig seinen treulosen Freunden, erwählte aber den Magnerich zu seinem treuesten Freund, der alle Lehren und Tugenden des Bischofs annahm. Darum wurde auch nach dem Tod des heiligen Nicetius sein Freund und Schüler Magnerich einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt. Über zwanzig Jahre hatte er sein bischöfliches Amt ruhmreich verwaltet und alle Tugenden geübt, wie sie der Apostel Paulus von einem Bischof verlangt.

 

Am königlichen Hof genoss der heilige Bischof Magnerich ein so hohes Ansehen, dass ihn König Childebert zum Taufpaten bei seinem Sohn Theodebert erwählte. Magnerich benutzte die seltene Gunst, um Bedrängten Hilfe zu verschaffen. Als der fromme Bischof Theodor von Marseille verleumderisch des Hochverrats beschuldigt und in die Verbannung geführt wurde, ging Magnerich trotz des strengen königlichen Verbotes zu dem Verbannten aufs Schiff, tröstete und küsste ihn unter Tränen des Mitleids und gab ihm Kleidungsstücke. Dann reiste er nach Koblenz, wo sich der König gerade aufhielt, rechtfertigte den Bischof Theodor und bewirkte seine Freilassung.

 

Da man überall die Güte des edlen Bischofs Magnerich kannte, so nahmen auch Unwürdige seine Hilfe in Anspruch. Ein Edelmann, namens Bozo, war wegen vieler Verbrechen zum Tod verurteilt worden. Um Rettung zu suchen, eilte er zu Magnerich, riegelte die Tür hinter sich zu, zog das Schwert und sprach zu ihm: „Ich weiß, dass du viel beim König vermagst. Hilf mir, dass ich begnadigt werde. Wenn du dich weigerst, kostet es uns beiden das Leben, denn ich werde dich vorerst töten und dann selbst sterben.“ Magnerich sagte: „Was kann ich aber tun, wenn du mich hier zurückhältst? Lass mich gehen. Ich will den König bitten, vielleicht erbarmt er sich.“ Bozo weigerte sich und begehrte, Magnerich solle einen seiner Geistlichen zum König schicken, der in seinem Namen das Anliegen vortragen sollte. Unterdessen hatte eine Schar Bewaffneter das Haus umzingelt, einige Priester brachen die Tür auf und drangen in das Zimmer, um ihren Bischof zu befreien. Bozo fiel unter den Streichen der Soldaten. Gottes Gericht kam der Güte des menschenfreundlichen Bischofs zuvor.

 

Magnerich fuhr fort, die Werke der leiblichen und geistigen Barmherzigkeit zu üben, an seiner eigenen Heiligung zu arbeiten und die ihm anvertrauten Seelen durch Lehre und Beispiel für den Himmel zu erziehen. Reich an Tugenden und Verdiensten, wohlgefällig vor Gott und den Menschen, starb er im hohen Alter, wurde in der Kirche des heiligen Martin zu Trier beerdigt und wegen der vielen Wunder, die ihn schon auf Erden auszeichneten und nach seinem Tod auf seine Fürbitte geschahen, vom gläubigen Volk hochverehrt.

 

Der gottselige Thomas von Kempen,

+ 1.5. oder 25.7.1471 im Kloster Agnetenberg in Zwolle in den Niederlanden

– Gedenktag: 25. Juli

 

Dieser Gottesmann hatte in seiner Jugend die Gewohnheit, täglich gewisse Gebete zur allerseligsten Jungfrau Maria zu verrichten. Nach und nach geschah es aber, dass er dies bisweilen vergaß, später unterließ er es ganze Wochen lang und endlich ganz und gar. Da erschien ihm einmal Maria in der Nacht im Traum. Er sah, wie sie mit lieblichem Angesicht und in glänzendem Gewand vom Himmel herabstieg, und seinen frommen Mitschülern, die zur Anhörung des Wortes Gottes versammelt waren, sich näherte, einen um den andern auf die freundlichste Weise liebkoste, und ihnen, da sie die geistliche Ermahnung andächtig anhörten, Gnaden einzuflößen schien, damit der Wert des Blutes ihres göttlichen Sohnes bei ihnen nicht verloren gehe. Der junge Thomas wurde durch diesen himmlischen Anblick vor Freude und Bewunderung ganz entzückt, und machte sich die Hoffnung, auch an ihn werde die Reihe kommen und er auf gleiche Weise beglückt werden. Aber da die heilige Jungfrau sich ihm endlich näherte, sah sie ihn mit ernstem Blick an und sprach zu ihm: „Vergebens verlangst du von mir den Kuss heiliger Liebe, bitterer Feind, der du, übel beraten, mit verhasster Lauigkeit die gewohnte Andacht des entflammten Gebetes zu mir nicht mehr erfüllst. Denn wo sind nun deine gewöhnlichen Gebete? Was ist aus deinen üblichen Anmutungen des Herzens geworden, die du von frommen Seufzern begleitet täglich zu mir gerichtet hast? Ist nicht die Liebe in dir erkaltet, der Eifer erstorben und die Andacht erloschen? Und nun gleich als wenn dieses kein Fehler wäre, stehst du da und erwartest von mir mit kecker Stirn Gunstbezeugungen, da du vielmehr Züchtigung verdienst hast.“ Hierauf wandte die Himmelskönigin voll Unwillen ihr Angesicht von ihm ab und sagte: „Geh fort, entferne dich von mir, denn du hast dich meiner Gunstbezeugungen unwürdig gemacht, da du eine so leichte Andacht zu mir vernachlässigst.“

 

Nach dieser verdienten Zurechtweisung verließ Maria den Bestürzten und kehrte in den Himmel zurück. Thomas erwachte, untersuchte sein Gewissen, erkannte seinen Fehler und fasste den Entschluss, sich zu bessern. Darauf nahm er seine frommen Übungen mit solchem Eifer und so standhaft wieder auf, dass er sie bis an sein Lebensende keinen einzigen Tag mehr unterließ. Er fügt daher dieser Erzählung die Worte bei: „O wie glückselig war diese Zurechtweisung, da sie den Irrtum aufgeklärt, die locker gewordene Bande der Liebe wieder angezogen und den Flecken der Nachlässigkeit weggeschafft hat.

 

Von 1395 an besuchte er die Schule zu Deventer und im Jahr 1400 wurde er in das Kloster der regulierten Chorherren des heiligen Augustinus auf dem Agnetenberg in der Diözese Utrecht aufgenommen. Im Jahr 1413 empfing er die Priesterweihe. Er starb, nachdem er verbannt und in sein Kloster wieder zurückgerufen und daselbst Subprior geworden war über neunzig Jahre alt am 25. Juli 1471. 

 

Der gottselige Ferdinand Hamer, Missionsbischof aus der Gesellschaft von Scheutveld, Apostel der Südmongolei, Martyrer,

+ 25.7.1900 – Gedenktag: 25. Juli

 

Eine der größten Zierden der neuzeitlichen Missionsgeschichte, im Besonderen der chinesischen, die jetzt mehr denn je alle Aufmerksamkeit verdient, ist der Martyrerbischof Hamer. In vielfacher Hinsicht kann er als echter Typus eines katholischen Glaubensboten und Missionsbischofs gelten. Seine lange, mühe- und opferreiche apostolische Laufbahn ist mit dem glorreichen Martyrertod gekrönt, dem herrlichsten Lohn seines heiligmäßigen Lebens.

 

Nimwegen in der holländischen Provinz Gelderland, die Vaterstadt des heiligen Petrus Canisius, ist auch die Geburtsstadt Hamers. Im Jahr 1902 hat sie ihm ein prachtvolles Denkmal gesetzt. Die durch Gottesfurcht und Glaubenstreue ausgezeichnete Familie Ferdinands, in der er am 21. August 1840 geboren wurde, schenkte von ihren sechs Söhnen noch zwei dem geistlichen Stand, und zwar dem Franziskaner- und Jesuitenorden. Ferdinand wurde, nach dem Besuch des Knabenseminar in Kuilenburg und des Priesterseminars in Rysenburg, am 16. August 1864 in Utrecht mit der Priesterwürde geschmückt. Begeistert für das Missionswerk, schloss er sich mit jungpriesterlichem Eifer der eben entstandenen belgischen Scheutvelder Missionsgesellschaft vom Unbefleckten Herzen Mariä an, als deren Mitbegründer er gelten kann. Er war einer der fünf mutigen Pioniere, die bereits im Jahr darauf die weite Fahrt nach den mongolischen Steppen wagten, dem Arbeitsfeld, das vom Heiligen Stuhl der neuen Kongregation anvertraut wurde. Mit dem Segen des Heiligen Vaters Pius IX. ausgerüstet, traf Hamer nach zweimonatiger Ozeanfahrt Ende November 1865 in der Hauptstadt Chinas, in Peking, ein. In feierlichem Zug unter den Freudenbezeigungen der rein christlichen Bevölkerung wurde der neue Missionar in die Hauptstation der mongolischen Mission, Si-wan-tze, unweit der chinesischen Grenze, eingeführt. So friedlich herzlich war der Eingang, feindselig grausam sollte der Ausgang werden.

 

Pater Hamer war für den Distrikt der „Schwarzen Wasser“, Che-schwi, ausersehen, der achtzehn Tagereisen von Si-wan-tze entfernt war. Im Land herrschte infolge anhaltender Dürre gerade Hungersnot, die wiederum das Räuberhandwerk sehr begünstigte. Trotzdem verlief die Reise glücklich. Erhebendere Bilder des Missionslebens boten sich auf den Zwischenstationen, die keinen Priester hatten und im Jahr höchstens einmal besucht werden konnten. In einem Ort, zu dessen Besuche Pater Hamer und sein Begleiter, ein junger chinesischer Priester, eingeladen worden, fanden sich vierundzwanzig Familien, die den heiligen Glauben angenommen hatten und von einem Christen aus Si-wan-tze unterrichtet worden waren. Dreißig Personen hatten einen Weg von achtzig Stunden gemacht, um der Gnade der heiligen Taufe teilhaftig zu werden. Einhundertdreißig andere verlangten gleichfalls sehnsüchtig nach den Wassern des Heils. Die Freude und Andacht der neuen Gläubigen war außerordentlich groß. Groß auch das Glück des Missionars! Kein Opfer konnte es aufwiegen: nicht der Verzicht auf europäische Bequemlichkeiten, das Sichfügen in ungewohnte Sitten, Gebräuche und Nahrungsweise, das mühevolle Erlernen der chinesischen Sprache. Die Liebe überwand alles.

 

Der Haupt- und Pfarrsitz Pater Hamers, von wo aus er die weit entlegenen einundzwanzig Dörfer mit ihren 1690 getauften Christen der Reihe nach auf vielmonatigen Wanderungen besuchte, war Ku-li-teu. Die Kirche glich eher einer Scheune als einem Gotteshaus. Gar ärmlich war die Einrichtung. Ein mit Papier überklebter Altartisch, sechs zinnerne Leuchter, ein kupferner Kelch bildeten den ganzen Reichtum der Missionskirche. Gleich ärmlich war seine Wohnung. Darin waren die Fenster mit Papier verklebt. Aber der apostolische Mann war damit wohl zufrieden. „Alles gefällt mir sehr gut,“ meldete er nach Hause. „Ich bin allen Arbeiten gewachsen, Ermüdungen kenne ich nicht. Der einzige und größte Kummer, den ich habe, ist der, so viele unglückliche Heiden und all die Götzentempel sehen zu müssen. Könnte ich doch all die Armen zur ewigen Seligkeit führen!“ Ein siebzehnstündiger Ritt an einem Tag machte ihm kaum einige Beschwerden. Den kalten mongolischen Winter mit seinen 35° Celsius Kälte, bei Mangel geeigneter Feuerung, überstand er ohne Schaden. Dank dieser kernigen niederländischen Natur und seines großen apostolischen Eifers, verbunden mit Klugheit und Geduld, erzielte Pater Ferdinand ausgezeichnete Erfolge. Als aber mit dem raschen Tod des Stifters der Kongregation, des Paters Theophil Verbiest, die Mission einen schweren Verlust erlitt, wurde Hamer als vorläufiger Provikar nach Si-wan-tze zurückgerufen. Alle Sorgen, Nöte, Schwierigkeiten und Anliegen der Mission liefen nun in seiner Hand zusammen. Daneben oblag ihm die Leitung und Einführung der von Europa eintreffenden jungen Missionare in ihr Amt. Seine Erfahrung und vor allem sein Beispiel der Entsagung und eines unermüdlichen Seeleneifers machten ihn zum trefflichsten Lehrmeister geeignet. Als guter Rechner wusste er auch die ungünstige wirtschaftliche Lage der Mission in Ordnung zu halten, obwohl die Hilfsmittel spärlich flossen, die Bedürfnisse des Distriktes aber immer stiegen. Sein praktischer Verstand kam dem Liebhaber apostolischer Armut sehr zu statten und griff selbst in die untersten Bedürfnisse des Haushaltes ein. So glückte es ihm, die Mittel zu einer neuen Zentralstation zusammenzubringen, und trotz der schlimmen Zeitverhältnisse (1871) eine rein mongolische Gemeinde zu schaffen, während die bisherige Mission hauptsächlich den Chinesen zugutekam. Unter dem neuernannten Provikar und späteren apostolischen Vikar der Zentralmongolei, Pater Jakob Bax, hatte dann Hamer als Begleiter auf den weiten Visitationsreisen Gelegenheit, durch zeitweilige Hilfeleistung auf neuerrichteten Posten sich der eigentlichen Missionstätigkeit wieder zu widmen.

 

So hatte die göttliche Vorsehung den unermüdlichen, gottbegeisterten Glaubensboten durch eine gute Schule hindurchgeführt, die ihn zu der noch verantwortungsvolleren Stellung eines apostolischen Vikars in Kansu befähigte. Am 13. Juli 1878 vom Heiligen Vater dazu ernannt, erhielt Pater Hamer von Bischof Jakob Bax, seinem Oberen, am 28. Oktober die bischöfliche Weihe. Mit drei Missionaren bezog er den neuen Wirkungskreis. Die Provinz Kansu, mit dem Gebiet von Jli von gewaltiger Ausdehnung, liegt nicht wie die Mongolei außerhalb, sondern innerhalb der großen chinesischen Mauer. Als Grenzprovinz war sie stark von chinesischen Truppen besetzt, die aus der Hefe des Volkes stammend, mehr zu fürchten waren als die Feinde selbst. Vorausgehende Hungersnot, Kriegsgefahr und die offene Christenfeindlichkeit des Vizekönigs machten die Verhältnisse zu den denkbar schwierigsten. Nur ein Mann des Gehorsams und des Gottvertrauens wie Ferdinand Hamer vermochte eine so überaus schwierige Aufgabe in Angriff zu nehmen. Wahrhaftig, dieses Bischofskreuz war schwer, eine schier unerträgliche Bürde! Doch im Namen Gottes trug er es. So ging der mutige Bischof mit klarem Blick, mit Entschiedenheit und der Hilfskraft des Gebetes an die Wiederinstandsetzung des arg vernachlässigten christlichen Saatfeldes oder besser an den Neubruch der Wildnis. Er sorgte für tüchtige Katecheten, errichtete ein kleines Seminar zur Heranbildung eines einheimischen Klerus, gründete nach Möglichkeit in allen Stationen Schulen, führte einen einheitlichen Katechismus ein und bestand darauf, dass das in China übliche gemeinsame Absingen der Glaubenswahrheiten in der Kirche wieder aufgenommen werde. Da die wenigsten Christen lesen konnten, musste ihnen so der Katechismus zum unverlierbaren Eigentum gemacht werden. Gegen verderbliche Missbräuche, besonders das Opiumrauchen und den Mohnanbau, der zur Opiumgewinnung dient, schritt er bei seinen Christen ohne Schonung ein. Die traurige Lage der Provinz machte die Errichtung von Waisen- und Findelhäusern, Greisenasylen und ähnlichen Anstalten besonders vordringlich. Es ist wunderbar, wieviel der besorgte, umsichtige Oberhirte mit den so spärlich fließenden Mitteln zustande brachte und welch segensreichen Einfluss sein festes Auftreten auf die bisher so mutlosen Christen ausübte. Jährlich vereinigte er sich mit seinen Missionaren an seinem Sitz in Leang-tscheu zu Exerzitien. An diesem erprobten Mittel hielt er unverbrüchlich fest. In den wenigen ruhigen Monaten, wo ihn nicht die bischöflichen Visitationsreisen bei größter Hitze und Kälte, durch weglose Berglandschaften, über brückenlose Flüsse und durch unwegsamen Urwald führten, beobachtete er eine fast klösterliche Tagesordnung. Bei aller Arbeitslust und trotz Wanderleben – „Nichts als Umherziehen“, schrieb er einmal scherzend nach Hause – war der gottselige Bischof in hohem Grad ein Mann des inneren Lebens und des Gebetes. Auf seinen weiten Fahrten war das Gebet sein begleitender Engel. Daheim aber zog es ihn immer wieder zum Heiland im lieben, nett tapezierten Kapellchen.

 

Im Jahr 1889 konnte der treubesorgte „gute Vater“ unter lebendigster Anteilnahme der Christen, die Reisen von mehr als einem Monat nicht scheuten, und selbst der Heiden der Nachbarschaft sein 25jähriges Priesterjubiläum feiern. Da aber seine Gesundheit durch ein hartnäckiges Magenleiden ernsthaft bedroht war, drängten seine Missionare zu einer Reise in die holländische Heimat und nach Rom. Nach Wiederherstellung der Gesundheit konnte ihn aber niemand mehr zurückhalten. „Ein Missionar stirbt wie ein wackerer Soldat auf dem Feld der Ehre“, erklärte Hamer und eilte wieder, 1891, in die Mongolei zurück, wo ihm ein neues Arbeitsfeld im Land der Ortos zugewiesen worden war. Das Land bestand aus sieben mongolischen Fürstentümern und ist nördlich der chinesischen Mauer in der großen Schleife des Hoangho, des Gelben Flusses, gelegen. In zehn Jahren unverdrossener Arbeit verdoppelte er die Zahl der Christen und vermehrte um das Sechsfache die der Katechumenen. Die Mission, die der fromme Bischof 1899 feierlich dem göttlichen Herzen Jesu geweiht hatte, nahm eine überaus günstige Entwicklung. In San-tao-ho hatte er eine schöne Kathedrale mit Totengruft für die Missionare erbauen können und dort glückliche Jahre verlebt. Trotzdem entschloss sich der uneigennützige, nun schon stark ergraute Oberhirte zu einer letzten, opfervollen Tat der Organisation. Er verlegte seine Residenz weiter nach Osten, nach Oel-sche-te-king-ti, weil sich der Schwerpunkt der Verwaltung der Mission dorthin verschoben hatte. Doch wie bald sollte der treue Verwalter des Weinbergs des Herrn seinen neuen Wohnsitz mit der himmlischen Residenz vertauschen!

 

Inzwischen war der Boxeraufstand ausgebrochen, der ja auch bei uns in Deutschland den älteren Zeitgenossen noch gut in Erinnerung ist. Wurden ja damals auch deutsche Soldaten zu seiner Niederwerfung ausgesandt. Im Juli 1900 war es klar, dass auch die Missionen im Norden, auch die der Ortos nicht mehr zu retten seien. Ein befreundeter Mongolenfürst riet dem Bischof, sich nach Westen, nach San-tao-ho, in Sicherheit zu bringen. Die um ihren Bischof versammelten Missionare erklärten bei ihm und den Christen ausharren zu wollen. Da aber der gute Vater der Seinen keinen anderen Ausweg mehr sah, als wenigstens die Missionare für eine bessere Zeit zu retten, befahl er ihnen, unter Berufung auf ihr Gelübde des Gehorsams, nach dem sicheren San-tao-ho zu fliehen. Er selber, ohnehin schon alt, wolle sein Leben für seine Christen und Missionare Gott zum Opfer bringen. Wirklich schlug er mit den zusammengeströmten Christen zwei Angriffe der Boxer siegreich ab. Doch die chinesische Regierung unterstützte selbst die Aufständischen. Der Bischof ließ sich durch vier chinesische Offiziere täuschen, die vorgaben, mit dem Schutz der Christen beauftragt zu sein. In der Nacht, da die Christen, von Nachtwachen ermüdet, im Schlaf lagen, erstürmten mehrere tausend Feinde die christliche Residenz. Der Bischof hieß die Seinigen sich durch Flucht retten. Einigen gelang es. Die Mehrzahl der Christen aber hielt bei ihrem Bischof aus. Beim Anblick der treuen Anhänglichkeit der Seinen flossen ihm die Tränen; auch die Menge weinte. Mit einer Schar von Frauen und Kindern begab sich der greise Hirte in die Kirche und betete vor dem Altar mit ausgestreckten Armen. Unterdessen wurden die Christen, die sich anfangs noch tapfer wehrten, von den übermächtigen Boxern und Soldaten niedergemacht. Mädchen und Kinder wurden zu einem Drittel getötet, die übrigen fortgeschleppt. Die chinesischen Schwestern wurden an Bäume gebunden und mit Lanzen und Säbeln durchbohrt. Zehn chinesische Soldaten waren in die Kirche gestürmt und bemächtigten sich des Bischofs, der sich widerstandslos gefangen gab. Es war der 20. Juli 1900. Man beraubte ihn teilweise seiner Kleider und schnitt ihm die Finger der rechten Hand ab, um ihn zu hindern, den Gläubigen den Segen zu spenden. Denn die Heiden schrieben diesem eine geheimnisvolle Kraft zu. Damit begann für den ehrwürdigen Greis eine fünftägige grausame Peinigung. Die wütenden Boxer banden ihm Hände und Füße, trugen ihn, an einer Stange befestigt, durchs Dorf und trieben ein schreckliches Spiel mit ihm. Unter anderem rissen sie ihm Haupt- und Barthaare in schmerzvollster Weise aus. Dann wurde der Bekenner auf einen Karren so gefesselt, dass er bloß auf den Knien ruhen konnte und bei jedem Stoß des Karrens mit dem Nacken sich an einem Messer verwundete, das man hinter ihm befestigt hatte. Damit er auf der dreistündigen Fahrt nicht dem Sonnenstich erliege, legte man ihm zeitweilig einen nassen Lappen aufs Haupt und gab ihm zu trinken. So oft er aber den Mund zum Beten öffnen wollte, warf man ihm Sand in den Schlund, schlug mit den Lanzen auf die Zähne oder ritzte seine Zunge.

 

In Tuo-Tscheng, zehn Stunden von dem Ort seiner Ergreifung entfernt, versuchte der Mandarin habgierig das vermeintliche Geld der Mission herauszubekommen. Da der Bischof jede Auskunft verweigerte, war sein Los entschieden. Es begann nun eine Reihe von entsetzlichen Torturen, noch schlimmer als die früheren, die eigentlichen Todesmartern. Man hatte das Fleisch auf der Brust des Bekenners bis auf die Knochen bloßgelegt, um an diese eine Kette zu befestigen. Bei einem dreistündigen Umzug durch die Stadt überschüttete der zusammengelaufene Pöbel den „alten Teufel des Westens“, wie eine Inschrift am Kopf Hamers ihn nannte, mit aller Art von Unbilden. Zum gleichen Zweck führte man ihn auf einem Karren nach dem zwei Meilen entfernten Ho-Keu. Gefesselt musste er auf einem spitzen Instrument sitzen, so dass dem armen Dulder öfter die Besinnung schwand, was die Unmenschen nur zu weiterem Spott reizte. Am dritten Tag dieser Quälereien und Misshandlungen, am 25. Juli, führte man ihn wieder nach Tuo-Tscheng zurück und hier endlich zum letzten Todesgang auf das Blachfeld vor die Stadt hinaus. Dort wurde der Martyrer auf drei Pfähle, die man in die Erde getrieben und oben zugespitzt hatte, festgebunden. Dann lösten die Henker das Fleisch vom Rücken, schnitten ihm der Reihe nach Hände, Füße, Ohren und Nase ab, banden ihn dann aufrecht an jenes Pfahlgerüst, umwickelten ihm Beine und Unterleib mit Watte, die mit Öl und Fett getränkt war, und zündete diese schließlich an. Der furchtbare Schmerz erpresste dem armen Opfer nur einige tiefe Seufzer; mit übermenschlicher Geduld litt der christliche Held. Da das Feuer immer wieder erlosch und der Tod noch zu zögern schien, schlitzten die Unmenschen dem Bekenner den Leib auf, rissen das Herz heraus zu abergläubischer Verwendung und trennten endlich das Haupt vom Rumpf. Es blieb mehrere Tage aufgespießt.

 

So endete glorreich ein Martyrer der neuesten Zeit, unserer Zeit, der große Martyrerbischof Ferdinand Hamer nach einer furchtbaren, drei volle Tage dauernden Marter. Bis zum letzten Atemzug hat er seine unerschütterliche Ruhe und Sanftmut bewahrt und, seinem Meister gleich, mitten in den Qualen für seine Peiniger gebetet. Es treffen hier alle Bedingungen zusammen, um in dem Bekenner Christi einen wahren Martyrer verehren zu können. Den Christen der Mongolei und Chinas ist Hamer das geworden, was wir an unseren heimischen Glaubensboten so dankbar preisen, der Vater des Glaubens, dessen Aussaat er mit seinem Blut beglaubigte. Dass ihn die Kirche in die Reihe der Seligen stellen wird, hoffen zuversichtlich die Christen im Reich der Mitte, die holländischen Landsleute und gewiss auch die Missionare und Gläubigen der ganzen Christenheit.

 

Gilt auch diesem von Arbeit aufgeriebenen, grausam misshandelten und schmählich gepfählten Sendboten, was Jesus Christus, das Haupt der Missionare, der große Abgesandte des Vaters, seinen Gesandten, den Aposteln, verhieß: „Geht hinaus und lehrt alle Völker! . . . Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt!“ Ja, gerade ihm am meisten! „Der Knecht ist ja nicht größer als sein Herr“ (Johannes 15,20). Hat der Herr und Meister sich hingeopfert für die Seinen, so folgen ihm auch seine Sendboten im Opferleben. Und da ist der Herr wirklich bei ihnen mit seiner Kraft und Gnade, ist ihr Leiter und Begleiter bis ans Ende, ist ihr „überaus großer Lohn“ in der Auferstehung. Bist nicht auch du gesendet? Berufen zum Opfer durch Gebet, Almosen und Ertragen der täglichen Beschwerden für Jesus und sein Reich, für die Bekehrung der Heiden und Ungläubigen? Dann ist Jesus auch bei dir!

 

Der selige Rudolf Aquaviva, Priester SJ, Missionar und Märtyrer in Indien,

+ 25.7.1583 – Gedenktag: 25. Juli

 

Die Halbinsel Salfette bei Goa in Indien war am 25. Juli 1583 der Schauplatz des Martertodes von fünf Blutzeugen aus der Gesellschaft Jesu. Die Missionare hatten eben einen Platz ausgewählt, um eine Kirche zu erbauen, als sie von einer großen Menge Heiden überfallen wurden. Auf die Frage, wer der Obere sei, trat Pater Aquaviva vor. Er erhielt einen Säbelhieb, der ihn zu Boden warf, worauf ein anderer Heide ihm den Kopf abschlug, während ein dritter ihn mit einem Pfeil durchbohrte.

 

Nach ihm kamen seine Gefährten an die Reihe. Einer von ihnen war Petrus Berno, geboren 1552 zu Ascona im Schweizer Kanton Tessin. Er hatte in Rom im Kollegium Germanicum studiert und war Sodale. Mit ihm starben Pater Alfons Pacheko aus Kastilien, Pater Anton Franceschi aus Coimbra in Portugal und der Laienbruder Franz Aragua.

 

Pater Rudolf Aquaviva stammte aus dem Haus der Herzoge von Afri und war am 2. Oktober 1550 geboren. Nach vielen Schwierigkeiten hatte er 1568 vom heiligen Franz Borgias die Aufnahme in die Gesellschaft Jesu erhalten. Er war vier Monate Mitnovize des heiligen Stanislaus Kostka. Nach den Studien wurde er drei Jahre Repetitor der Physik und Chemie im Germanicum und zugleich Leiter der 1563 gegründeten Marianischen Kongregation. 1578 erhielt er die Erlaubnis, in die Mission nach Indien zu gehen, wo er anfangs in Goa Philosophie lehrte und dann 1580 – 1583 in Fattipur beim Großmogul Akbar weilte. – Seine Sehnsucht nach dem Martyrium erfüllte sich am 25. Juli 1583. Er verschied mit den Worten: „Herr, verzeihe ihnen! Franz Xaver, bitte für mich! Herr, nimm meine Seele auf!“

 

Pater Berno hatte wiederholt erklärt: „Der unfruchtbare Boden von Salfette muss nicht mit Schweiß, sondern mit Blut urbar gemacht werden.“ Das Wort erfüllte sich. Von dem Tage an, wo die Glaubensboten gestorben waren, schien die Bevölkerung wie umgewandelt und die Arbeiten neuer Missionare brachten hundertfältige Frucht. Die Seligsprechung der fünf glorreichen Blutzeugen erfolgte durch Papst Leo XIII. am 6. Januar 1893.

 

Pater Michael Ludwig Brulard

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 25. Juli 1794 erlag der gottselige Pater Michael Ludwig Brulard dem Übermaß der Schmerzen seines Martyriums. Der Ehrwürdige war im Jahr 1758 zu Chartres geboren und beim Ausbruch der Revolution Konventual der Unbeschuhten Karmeliten zu Charenton. Nach der Auflösung dieses seines Konventes begab er sich in seine Heimat und förderte durch den Glanz der klösterlichen Tugenden, die er in hohem Grad besaß, das Ansehen der Ordensleute nicht wenig. Dass ein Mann wie er die gottlosen Neuerungen jener Zeit mit Entrüstung verurteilte, braucht kaum eigens gesagt zu werden. Dieser Gesinnung wegen wurde Pater Michael Ludwig im Jahr 1793 verhaftet und verurteilt. Er wurde nach Rocheford deportiert und auf die "Deux-Associés" geladen. Einer seiner Gefährten, der am Leben blieb, schilderte später unseren Pater Michael Ludwig als "einen würdigen Sohn der heiligen Theresia, der sozusagen nur von Opfern lebte. Er dachte bloß an den Himmel. Man hätte sich, ohne Zeuge davon gewesen zu sein, nie vorstellen können, dass ein lebendiger Körper so außerordentlich abmagern würde, wie der seine. Aber man hätte noch weniger geglaubt, dass eine Seele, die ein solches Skelett belebte, in so hohem Grad von Liebe zu Gott hätte erfüllt werden können, wie es die Seele dieses Engels auf Erden war". Am 27. Juli 1794 riss sie sich los vom Leib, um sich zum Himmel aufzuschwingen. Sein Leib wurde auf der Insel Aix beerdigt.

 

Johannes Soreth

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Fest des seligen Johannes Soreth. Johannes Soreth ist ein Normanne und war in der Diözese Coutante im nördlichen Frankreich im Jahr 1405 geboren. Im Jahr 1430 bezog er die Universität Paris, um dem Studium der Heiligen Schrift und der Dogmatik (Glaubenslehre) zu obliegen. Er tat es mit solchem Erfolg, dass er am 20. Dezember 1437 Lizenziat und am 26. Mai des folgenden Jahres Magister wurde. Im Monat September des gleichen Jahres begann er Vorlesungen zu halten. Doch nicht lange übte er die akademische Lehrtätigkeit aus. Schon im Jahr 1440 wurde er Provinzialdefinitor, im Jahr 1444 und im Jahr 1447 Provinzial, hernach "General des ganzen Karmelitenordens", wie das Oberhaupt dieses Ordens seit dem Jahr 1442 genannt zu werden pflegte, weil von da an die Kongregation von Mantua, die eine selbstständige Leitung hatte, wieder mit dem Mutterorden vereinigt wurde. Im Jahr 1462 leitete er das Generalkapitel zu Brüssel, an dem auch das gläubige Volk in gewisser Beziehung Anteil nahm. Der Selige trug nämlich Sorge, dass eine Art Volksmission gehalten wurde. Jeden Tag fanden an drei verschiedenen Orten Predigten statt, und zwar von 6 Uhr morgens bis 11 Uhr mittags, und von 1 Uhr nachmittags bis 6 Uhr abends. Die Veranstaltung fiel nicht schwer, da sich über tausend Patres zum Kapitel eingefunden hatten. Während sich die einen mit dem Volk abmühten, waren die anderen mit Regelung der Ordensangelegenheiten beschäftigt und arbeiteten neue Statuten aus. Auch Johannes predigte fleißig, soweit es seine Geschäftsangelegenheiten erlaubten, und sein Wort und Beispiel führte viele auf den rechten Weg zurück. Als Oberer seines Ordens beschränkte sich Johannes nicht darauf, die bestehende Ordnung aufrechtzuerhalten und zu befestigen. Es gelang ihm auch, eine treffliche Reform zu schaffen und in verschiedenen Klöstern, z.B. in Leyden, in Montreuil, Arras, Gent usw. einzuführen. Ihm verdankt der zweite Zweig im Orden sein Entstehen. Johannes begründete den Orden der Karmelitinnen und nahm 1467 die selige Franziska von Ambois, verwitwete Herzogin der Bretagne, die der Welt gänzlich entsagte, in den Orden auf. Gestorben ist Johannes am 25. Juli 1471 zu Angers, doch nicht, wie fast alle neueren Geschichtsschreiber behaupten, an Gift. Johannes hatte, müde, erhitzt und erschöpft von einer Reise, unreife Maulbeeren genossen, worauf er an der Ruhr erkrankte, die ihn in kurzer Zeit hinwegraffte. Zahlreich sind die Wunder, die die Frömmigkeit der Gläubigen seiner Fürbitte zuschrieb. Alles Volk verehrte ihn als Seligen, was Papst Pius IX. im Jahr 1865 feierlich guthieß. 

 

Gebet am 25. Juli

 

Maria, du wundervolle Mutter der Gnade, du Quelle des Trostes, du Hilfe der Kranken. Ich komme zu dir mit herzlichem Vertrauen, und verehre dich als das wahre Heil der Kranken, als die barmherzige Zuflucht der Sünder, als die Trösterin der Betrübten und die Helferin der Christen. Tausende haben durch dich schon Hilfe gefunden. Deswegen habe auch ich mein ganzes Vertrauen zu dir und bitte dich durch den Überfluss der Gnaden, die du von der allerheiligsten Dreifaltigkeit empfangen hast, erbarme dich meiner, erhöre mich und nimm gnädig alle meine Bitten auf. Ich verspreche dafür, mein ganzes Leben lang dir dankbar zu sein und ein Leben zu führen, das allezeit zur Ehre und zum Lob deines Sohnes gereicht. Amen. 

 

Kirchengebet

 

Unseren Gebeten möge, wir bitten dich, o Herr, das verehrungswürdige Opfer deiner seligen Märtyrer Rudolf, Alfons, Petrus, Antonius und Franziskus zur Empfehlung gereichen, damit wir nach ihrem Beispiel und auf ihre Fürbitte uns selbst als ein lebendiges, dir wohlgefälliges Opfer zum Dienst deines heiligen Namens darbieten, durch Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Jakobus

 

O Herr, heilige und beschütze Dein Volk, damit es, durch den Beistand und die Fürbitte Deines heiligen Apostels Jakobus unterstützt, Dir wohlgefällig lebe, und mit ruhigem Herzen diene, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag hat im Jahr 1517 Papst Leo X. den Orden der geistlichen Jungfrauen unter dem Namen der Annunciaden, die sich die Verehrung der göttlichen Mutter besonders angelegen sein lassen, gutgeheißen und bestätigt.

 

Andacht am 25. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Einfache Seelen meiden die Umwege, die von Gott entfernen. Gott bewahre uns, je zu schmeicheln, zu loben, oder sonst etwas zu tun, dass wir dadurch das Wohlwollen oder den Schutz eines Menschen gewinnen. Zu niedrig sind solche Gründe und zu sehr vom Geist Christi entfernt, auf dessen Liebe wir besonders zurückführen sollen, was immer wir tun mögen. Unsere Wahlsprüche müssen lauten: "Alles Gott zu Liebe tun und nicht nach der Achtung der Menschen verlangen; an ihrem Heil arbeiten, ohne uns zu kümmern, was sie von uns sagen mögen." (Der heilige Vinzenz von Paul)

"Nichts suche ich als das Reich Gottes; nichts verlange ich, außer dass mein Name in das Buch des Lebens geschrieben wird. Gott gefallen, und nur Ihm gefallen: dies ist mein ganzer Ehrgeiz." So sprach ein großer Diener Gottes.

Mit unglaublicher Bewunderung hörte das Volk von Antiochia die Predigten des heiligen Johannes Chrysostomus. Da er oft durch lauten Beifallsruf und Händeklatschen unterbrochen wurde, sprach er zu ihnen: "Was soll mir euer Lob? Ich brauche weder diesen Zuruf noch diesen Lärm. Ich suche nicht euch zu gefallen, sondern euch zu bekehren. Nur eins verlange ich, nämlich, dass ihr, wenn ihr mich friedlich angehört und mir bezeigt habt, dass ihr diese Wahrheiten versteht, sie dann auch getreu in Anwendung bringt. Dies ist der ganze Beifall, den ich von euch verlange, dies ist das einzige Lob, das ich erwarte."

 

Alles will ich Dir zu Liebe tun, mein Gott, ohne nach der Achtung der Menschen zu verlangen. Wenig liegt mir daran, dass ich ihnen gefalle, wenn mir nur die Glückseligkeit zuteil wird, dass ich Dir gefalle. Dies ist es, wonach ich allein verlange. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 25. Juli

 

"Die Worte täuschen oft,

die Werke aber beweisen die wahre Liebe."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 25. Juli - Von der Fürsorge der göttlichen Vorsehung

 

Auf dir, o Gott, ruht mein Vertrauen,

Denn du gabst Sein und Leben mir.

O lass mich deine Hilfe schauen

Und führe mich durch dich zu dir.

 

1. Überlass wegen der Bedürfnisse dieses sterblichen Lebens dich nicht ängstlichen Sorgen, sondern "wirf", wie der Apostel mahnt, "deine Sorgen auf den Herrn, denn er sorgt für uns". (1. Petrus 5,7) Nicht verwehrt zwar ist eine vernünftige Sorge. Ängstliche Besorgnis aber wegen des Unterhalts dieses vorübergehenden Lebens ist eine Beleidigung Gottes. Gott kennt deine Bedürfnisse. Er kannte sie, noch bevor sie eintraten, und seine Vorsehung hat auch die Mittel in Händen, ihnen abzuhelfen. Bitte also, und es wird dir gegeben werden. Klopfe an der Pforte der Barmherzigkeit an, und es wird dir geöffnet werden. Wert fürwahr sind Gottes Gaben, dass wir demütig darum bitten.

 

2. Würde ein Diener eines reichen und gütigen Herrn seinen Gebieter nicht beleidigen, wenn er ängstlich fürchten würde, er wird es ihm am Notwendigsten fehlen lassen? Was ist aber die Güte aller sterblichen Herren gegen die Güte des allerhöchsten Herrn? Ja was ist die Liebe aller Väter gegen die Liebe unseres himmlischen Vaters? Wie also kannst du je fürchten, dass er dich vergisst, wenn du ihn kindlich liebst, und ihm dienst? Wenn du Gott nicht dienen willst, widersetzt du dich beständig seinem Willen. Und wenn du dennoch forderst, dass er durch eine besondere Vorsehung dein Leben erhalten soll, das du nur dazu verwendest, ihn zu beleidigen, dann ist eine solche Forderung allerdings Vermessenheit. Niemals jedoch wurde bekannt, dass wer Gott fürchtet und ihm dient, von ihm je verlassen worden wäre. 

 

3. Feierlich versicherte der Herr, alles würde uns gegeben werden, wenn wir zuerst das Reich Gottes suchen. Nie mehr brechen aber wird Gott sein Wort, wenn wir diese Bedingung erfüllen. Betrachte die Tausende, die, seine heilige Lehre zu hören, Jesus in die Wüste nachfolgten, und die wegen des Reiches Gottes die notwendigen Speisen und Getränke vergaßen. Wurde sie etwa hungrig nach Hause geschickt? Sorgte nicht der Herr sogar durch ein Wunder für ihre Bedürfnisse? Solche Wunder aber tut seine Vorsehung noch täglich für seine wahren Dienerinnen und Diener. Wie oft hast du selbst in deinem Leben die Wirkung dieser Vorsehung erfahren? So beleidige denn die göttliche Güte nicht durch heidnisches Misstrauen. Psalm 24,11: "Wer aber den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren."

 

26. Juli

 

Hl. Anna und hl. Joachim, Eltern der Gottesmutter Maria,

+ 1. Jahrhundert - Fest: 26. Juli

 

Die Eltern Marias (die Großeltern Jesu) werden im Neuen Testament nicht erwähnt (auch nicht im Stammbaum Jesu: Mt 1; Lk 3). Die Namen Anna und Joachim werden zum ersten Mal gegen Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. in einer Schrift genannt, die vor allem der Verehrung Marias dienen will. Der Name Anna (Hanna) erinnert an die Mutter Samuels (1 Sam 1), die von ihrem Mann geliebte und von Gott begnadete Frau. Die Verehrung der heiligen Mutter Anna hat sich in der abendländischen Kirche vor allem seit dem 10. Jahrhundert ausgebreitet, die des heiligen Joachim seit dem 16. Jahrhundert. Erst das neue römische Missale feiert die Erinnerung an beide gemeinsam am 26. Juli (früher: Joachim am 16. August, Anna am 26. Juli).

 

Die heilige Anna

 

Hochfeierlich ist der heutige Tag.

 

Schon die Eingangsworte der heiligen Messe sind nicht alltäglich, sondern von jener stimmungsvollen Art, wie wir sie nur selten finden: „Lasst uns im Herrn frohlocken, da wir den Tag der heiligen Anna begehen, an deren Fest sich die Engel freuen und Gottes Sohn lobpreisen.“ Noch feierlicher klingt es bei der Opferung: „Dein Ehrengeleit bilden Königstöchter, und an deine Rechte tritt die Königin (Maria) in goldenem Gewand, mit Glanz und Pracht umhüllt.“ Schließlich heißt es bei der Kommunion: „Gott hat auf ewig dich gesegnet für ewige Ewigkeiten.“

 

So hochfeierlich feiert die Kirche den heutigen Tag, und es geschieht mit Recht, denn die heilige Anna ist die Mutter der allerseligsten Jungfrau und daher auch die Großmutter des lieben Heilandes. Das ist eine Doppelwürde, so hoch und hehr, dass sie die Herrlichkeit aller Königinnen weit überstrahlt, und wenn uns die Gottesmutter lieb und teuer ist, weil sie uns den Heiland gebracht hat, dann müssen wir auch die heilige Anna gern haben, denn sie hat uns das holde Kind Maria geschenkt.

 

Die heilige Anna wurde zu Bethlehem geboren. In ihrem vierundzwanzigsten Lebensjahr heiratete sie einen Grundbesitzer mit Namen Joachim, der aus dem königlichen Geschlecht Davids stammte, und zog mit ihm auf sein Landgut in Nazareth. Beide waren glücklich miteinander, lebten fromm und gottesfürchtig und taten den Armen Gutes. Trotzdem kam schweres Leid über Joachim und Anna, denn die Wiege, die sie kurz nach der Hochzeit angeschafft hatten, blieb leer, und ein Kindlein ward ihnen nicht geschenkt, wie sehr sie sich auch danach sehnten und wie innig sie auch darum beteten. Jahr um Jahr verging, und immer geringer wurde die Hoffnung, dass der Herzenswunsch der beiden in Erfüllung gehe, trotz aller Almosen, aller Gebete, aller Wallfahrten und aller Tränen. Das war ein schweres Leid.

 

Es sollte noch ärger kommen, denn als einmal Joachim, während er im Tempel zu Jerusalem opferte, wegen seiner Kinderlosigkeit in böser Weise zurückgesetzt wurde, nahm sich der Geschmähte dieses Unrecht so zu Herzen, dass er wie närrisch wurde, von Zuhause fortlief und in die Einöde ging und nicht mehr essen und trinken wollte, vierzig Tage lang.

 

Auch Sankt Anna hat geklagt, bitter und gramvoll, bis der Himmel sich erbarmte und ihr zwanzigjähriges Gebet erhörte; denn ein Engel trat zu ihr und sagte:

 

„Anna, Anna, erhört hat Gott dein Flehen, denn du sollst eine Tochter gebären, die gebenedeit sein wird im Himmel und auf Erden von nun an bis in Ewigkeit.“

 

Darauf entgegnete Anna in überreicher Freude:

 

„Wenn es so ist, dann soll das Mägdlein auch dem Herrn geweiht sein alle Tage seines Lebens.“

 

Nachdem Anna die Worte gesprochen hatte, schied der Engel von ihr. Joachim, dem eine gleiche Botschaft zuteil geworden war, kehrte heim, und beide freuten sich in großer Freude gar sehr, alle Tage von neuem, bis endlich am 8. September das Kindlein geboren wurde, dem sie den Namen Maria gaben. Über die Maßen groß war die Freude; denn es war dieses Mägdlein, dem Anna das Leben schenkte, die Gebenedeite unter den Frauen, die Mutter der Barmherzigkeit, die unser Leben, unsere Wonne, unsere Hoffnung und die Himmelskönigin ist, Maria hochgelobt in Ewigkeit.

 

Drei Jahre behielten Joachim und Anna das Kind bei sich, dann opferten sie es dem Versprechen gemäß dem Herrn im Tempel.

 

Während Joachim vier Jahre nach der Geburt des Gnadenkindes starb, erlebte Anna es noch, dass sie Gottesmutter wurde und ihren Enkel, den lieben Heiland, an ihr Herz drücken durfte. Hochbetagt ging sie in den Frieden des Herrn ein und lebt doch ewig weiter in der Liebe aller Gottes- und Marienkinder, denn sie war es, die uns durch Maria auch das göttliche Kind geschenkt hat.

 

Die christliche Kunst stellt Anna als eine fromme, würdige Mutter dar, die ihrem Töchterlein aus einem offenen Buch oder einer Schriftrolle Unterricht über Gott erteilt. Der heilige Joachim, eine ernste Gestalt, steht auf manchen Bildern etwas weiter zurück und schaut schützend und sinnend auf Mutter und Kind, den größten Schatz, den der Himmel ihm anvertraut. Eine heilige Familie!

 

Andere Bilder zeigen Anna, Maria und das Jesuskind. Sie werden „Selbdritt“ genannt oder die „drei heiligsten Personen“.

 

Ein berühmter Prediger, der im 9. Jahrhundert in Konstantinopel lebte, sagte einmal: „Zu eurem Lob, Joachim und Anna, genügt, dass ihr der Mutter Gottes das Leben gegeben habt.“

 

Diese Tatsache allein ist der Grund, dass die heilige Anna eine so hohe und allgemeine Verehrung gefunden hat, dass die heiligen Väter unserer Kirche, besonders die des Morgenlandes, sie in den herrlichsten und innigsten Worten gepriesen haben. Die abendländischen Schriftsteller kamen denen des Orients nach, und bald war die Verehrung der Heiligen im Abendland ebenso ausgedehnt und innig wie die im Osten.

 

In der Zeit von den Kreuzzügen bis zum 15. Jahrhundert entstanden viele Kirchen, Kapellen und Klöster zu ihrer Ehre. Es bildeten sich Bruderschaften, fromme Stiftungen, Wallfahrten unter ihrem Namen. Städte und Berge, Glocken und Kelche wurden ihr geweiht; allüberall begegneten einem ihre Bilder und Statuen. Berühmte Stifte und Städte bemühten sich um ihre Reliquien. Spanien, England, Frankreich, Deutschland, Italien wetteiferten in ihrer Verehrung.

 

Im Jahr 1378 ermahnte Papst Urban VI. die Erzbischöfe und Bischöfe Englands, die dort übliche Feier der heiligen Anna aufrechtzuerhalten.

 

In Spanien war es eine Schülerin der heiligen Theresia, Schwester Anna vom heiligen Augustin, welche die Verehrung der heiligen Anna förderte.

 

In Italien und Sizilien tat dies der Minorit Innozenz von Clusa; wegen seiner zärtlichen Andacht zur Mutter Mariens wurde er „Innozenz von der heiligen Anna“ genannt und wirkte durch ihre Vermittlung viele Wunder.

 

Einer der durch sie Geretteten war Papst Gregor XV. Als er tödlich erkrankt war und die Ärzte ihn bereits aufgegeben hatten, kündigte ihm Innozenz die Genesung durch den Schutz der eiligen Anna an. Zum Dank dafür verordnete der Genesene im Jahr 1622, dass das Fest der Heiligen fortan jährlich am 26. Juli in der ganzen Kirche gefeiert werden sollte.

 

In Deutschland stritten lange Zeit die Stadt Düren in der Rheinprovinz und Mainz um den Besitz einer Reliquie der heiligen Anna, bis endlich Papst Julius II. entschied, dass Düren im Besitz der Reliquie verbleibe.

 

Selbst die Glaubensspaltung des 16. Jahrhunderts konnte die Verehrung der Heiligen nicht ganz zerstören, wenn sie auch in manchen Gegenden nicht mehr so wie früher blühte.

 

Noch immer sieht das katholische Volk in der heiligen Anna ein herrliches Vorbild der Mütterlichkeit. In einer Zeit, wo das Familienleben überall in Auflösung begriffen ist, wo die Religion ihren Einfluss verloren hat, verkündet Sankt Anna den Wert und die Würde der Mutter und lehrt, den Beruf der Mutter nicht als Last, sondern als Weihe und Auszeichnung zu empfinden und großmütig die Opfer desselben auf sich zu nehmen. Zahllose christliche Frauen und Mütter schauen mit Recht voll Vertrauen und Bewunderung zu derjenigen auf, die gewürdigt ward, der seligsten Jungfrau und Gottesmutter das Leben zu geben, ihr Lehrerin und Erzieherin zu sein; sie erwarten Gnade von ihr, Segen und Hilfe in ihrem schweren, aber erhabenen Beruf.

 

In dankbarer Freude werden die christlichen Frauen und Mütter mit der ganzen Kirche beten: „O Gott, du hast dich gewürdigt, der heiligen Anna die Gnade zu verleihen, der Mutter deines eingeborenen Sohnes das Leben zu schenken; gewähre uns gnädig, die wir ihr Fest begehen, dass wir durch ihre Fürsprache bei dir Hilfe finden. Amen.“

 

Der heilige Joachim

 

Während die Kirche das Fest der heiligen Anna, der Mutter der allerseligsten Jungfrau, wie es schon lange allgemein Brauch war, an ihrem Sterbetag, dem 26. Juli, beging, feierte sie früher das Gedächtnis des heiligen Joachim, ihres Vaters, dessen Sterbetag man nicht kennt, schön und sinnvoll am Tag nach Mariä Himmelfahrt, am 16. August.

 

Der heilige Joachim, der in Nazareth lebte, war ein Nachkomme des Königs David und entstammte somit jenem Geschlecht, dem die Verheißung gegeben war, dass aus ihm der Erlöser sollte geboren werden. Es war ein Doppeladel ohnegleichen, und zu dem zweifachen Adel des Blutes und der Verheißung gesellte sich bei Joachim auch noch der Adel der Seele, denn mit der Gattin Anna lebte er fromm und gottesfürchtig, und beide waren überaus mildtätig. Was ihnen die Felder und die Weiden einbrachten, teilten sie alljährlich gewissenhaft in drei Teile. Den ersten Teil schenkten sie als Opfer dem Tempel in Jerusalem, der zweite Teil gehörte den Armen, und von dem Rest lebten sie selbst. Joachim und Anna hatten also ein gutes Herz, und nicht anders konnte es wohl sein, denn sie waren doch die Eltern jener, die nächst dem Heiland das allerbeste Herz besaß, das je in eines Menschen Brust geschlagen hat.

 

Wer anderen wohltut, sagt das Sprichwort, macht sich Gott zum Schuldner, und Gott zahlt die höchsten Zinsen. Auch Joachim hat diese Tatsache an sich erfahren. Zwar ist er nicht ohne Leid durch das Leben gegangen, denn Leid bleibt nach Gottes weiser Anordnung keinem Menschen erspart, aber am Ende ist Joachim für sein Wohltun von Gott über die Maßen belohnt worden.

 

Das Leid, das Joachim mit der Gattin Anna zu tragen hatte, bestand darin, dass die beiden kinderlos blieben. Das wurde damals als Schande angesehen, und als Joachim einst im Tempel opfern wollte, wies man ihn zurück, weil er nach damaliger Ansicht als kinderloser Mann unter dem Fluch Gottes stehe.

 

Das war arg und tat so weh, dass der Geschmähte sich in die Wüste verkroch und Gott unaufhörlich bestürmte, bis ihm ebenso wie seiner Gattin ein Engel erschien und ihm sagte, dass sein Flehen Erhörung gefunden habe und dass der Himmel ihm ein Kind bescheren werde, das gebenedeit sollte sein auf dem ganzen Erdkreis bis in die fernsten Zeiten.

 

Da ging Joachim getröstet heim, und als er sich dem Haus näherte, lief ihm Anna entgegen und rief ihm schon von weitem freudestrahlend zu:

 

„Nun weiß ich, dass Gott der Herr uns überreich gesegnet hat.“

 

Am 8. September wurde dann das Kind geboren. Nie hat es Eltern gegeben, die solch ein Gnadenkind ihr eigen nannten, wie es Joachim und Anna in Maria besaßen.

 

Der 8. September soll in jenem Jahr, in dem Maria geboren wurde, ein Samstag gewesen sein. Deswegen ziemt es sich also, dass wir Maria, wenn wir sie auch alle Tage loben, doch vorzugsweise am Samstag verehren.

 

Auf Bildern wird der heilige Joachim mit einer weißen Taube in der Hand dargestellt. Wen die weiße Taube versinnbildet, braucht nicht gesagt zu werden.

 

Gut zweitausend Jahre vorher hatte Gott durch ein furchtbares Strafgericht die lasterhaften Menschen der Frühzeit vernichtet. Nur Noah und die Seinen waren in der Arche vor dem Verderben bewahrt geblieben. Als dann die Wassermassen der Sintflut zurückgingen, sandte Noah eine Taube aus, die mit einem grünen Ölzweig im Schnabel heimkehrte. Daran erkannten diejenigen, die in der Arche waren, dass das Strafgericht vorüber war und dass wieder Friede sei zwischen Himmel und Erde.

 

Noah ist ein Sinnbild Joachims und Noahs Taube ein Vorbild von Joachims Tochter Maria, die den Menschen durch den Heiland, den sie uns brachte, den immerwährenden Frieden mit Gott schenkte.

 

Der heilige Joachim gehört also zu jenen großen Heiligen, die Gott mehr nach ihrem Tod der Welt bekannt machen wollte als zu ihren Lebzeiten.

 

Im 6. Jahrhundert fing man an, das Gedächtnis des Heiligen kirchlich zu feiern, zuerst im Morgenland, bald auch im Abendland, immer in Verbindung mit der heiligen Anna und zwar am 9. September, nachdem man tags zuvor die Geburt der seligsten Jungfrau festlich begangen hat, oder, wie oben gesagt, am 26. Juli oder am 9. Dezember. Gegen das Jahr 1510 verordnete Papst Julius II., dass der 20. März als Tag des heiligen Joachim zu gelten habe. Klemens XII. verlegte das Fest 1738 auf den Sonntag nach Mariä Himmelfahrt. Papst Leo XIII., der selbst in der Taufe den Namen Joachim erhalten hatte, erhöhte am 1. August 1879 den Rang des Festes seines erhabenen Patrons gleich dem der heiligen Anna.

 

In dem päpstlichen Dekret heißt es: „Jesus Sirach lehrt, dass man diejenigen loben soll, aus denen eine glorreiche Nachkommenschaft entsprossen ist. (44,1) Demnach muss man eine ganz besondere Verehrung dem heiligen Joachim und der heiligen Anna zollen, weil sie, denen die unbefleckte Jungfrau und Gottesmutter entsprossen ist, darum über allen glorreich sind. Da nun die göttliche Barmherzigkeit es gefügt, dass in unseren unglücklichen Zeiten die der allerseligsten Jungfrau gezollten Ehren und ihr Kultus im Einklang mit den wachsenden Bedürfnissen des christlichen Volkes einen neuen Aufschwung genommen haben, so musste dieser neue Glanz und diese neue Glorie, womit ihre glückselige Tochter umgeben wird, auf ihre glücklichen Eltern zurückstrahlen. Konnte doch ihre dadurch vergrößerte Verehrung bewirken, dass die Kirche in noch erhöhtem Maße ihre Hilfe erfahre.“

 

Durch die Erhöhung dieses Festes ging der Wunsch einer großen Verehrerin des heiligen Joachim in Erfüllung, der seligen Kreszentia von Kaufbeuren, die sich um einen höheren Rang seines Tages bemüht hatte.

 

Papst Leo XIII. ließ sich stets die Verehrung seines heiligen Namenspatrons sehr am Herzen gelegen sein. Deshalb wurde seinen Wünschen entsprechend zu seinem goldenen Priesterjubiläum aus den Gaben der ganzen katholischen Welt in einem äußeren Stadtteil Roms eine herrliche St.-Joachims-Kirche (San Gioacchino) von 1891-1893 erbaut, ein unvergleichliches Kleinod an Schönheit und ein unvergängliches Denkmal der Liebe des Heiligen Vaters zu seinem erlauchten Patron.

 

Sein Nachfolger, Papst Pius X., bestimmte den 16. August als Fest des Vaters der seligsten Jungfrau.

 

Der heilige Epiphanius, Bischof von Salamis auf Cypern, sagt: „Von der Wurzel Jesse ist ausgegangen König David und vom Stamm des Königs David die heilige Jungfrau, ich sage die „heilige“, die Tochter heiliger Menschen, deren Eltern Joachim und Anna waren. Diese haben in ihrem Leben Gott gefallen und haben eine solche Tochter gehabt, die heilige Jungfrau Maria, die zugleich Tempel und Mutter Gottes war. Joachim, Anna und Maria, diese drei brachten öffentlich der Dreieinigkeit das Opfer des Lobes. Der Name Joachim bedeutet „Vorbereitung des Herrn“, weil aus ihm vorbereitet wurde der Tempel des Herrn, nämlich die heiligste Jungfrau. Anna hinwieder wird ähnlich als Gnade erklärt deshalb, weil Joachim und Anna Gnade erhalten haben, indem sie durch ihre Gebete ein solches Kind erhielten; denn Joachim betete auf dem Berg und Anna in ihrem Garten.“

 

Die heilige Kirche hat gewiss recht, uns zur Verehrung dieser heiligen Eltern zu ermahnen. Wie sie am 26. Juli seit alter Zeit besonders der heiligen Mutter Anna gedachte, so feiert sie heute am gleichen Tag den heiligen Joachim und stellt ihn wegen seiner Tugenden als Vorbild für uns alle auf, besonders aber für die christlichen Männer und Väter. Wer wie Joachim heilig zu leben strebt, auf dem ruht Gottes Segen, und ein solcher Mensch ist in Ehren bei Gott und den Menschen, bei Mit- und Nachwelt.

 

Joachim

 

Und so beginn ich mit dem Stamm,

Von dem das Heil den Anfang nahm.

 

David, dem König und Propheten,

Versprach der Herr in großen Nöten,

Dass seinem Stamm ein Reis entsprieße,

Dess Segen alle Welt genieße.

Wohl stürzte Gott das Haus vom Thron;

Jedoch ein edler Davidsohn

Wuchs auf im Galiläerland

Zu Nazareth; er war genannt

Joachim. Und aus Levis Stamm

Ein edles Weib der Edle nahm,

Anna geheißen; des Machar

Und der Susanna Tochter war

Die fromme Gattin. Reich an Gut

War ihm sein Haus; doch frommgemut

Teilte er in drei Teile allen

Ertrag, der ihm war zugefallen:

Den Armen ward ein Teil, der zweite

Dem Tempel, und den dritten weihte

Er seinem guten Ingesind

Und sein Haus. Doch ohne Kind

Lebten die beiden zwanzig Jahr.

Das schmerzte unser frommes Paar,

Und sie gelobten, wenn die Güte

Des hehren Schöpfers ihnen blühte,

Das Kind dem Herrn hinzugeben,

Um Gott und seinem Dienst zu leben.

 

Doch Gott erhörte sie noch nicht.

Da brachten einst nach ihrer Pflicht

Zum Tempel Gottes Joachim

Und Anna Opfer. Aber ihm

Ward von dem Hohenpriester dort

Am Brandaltar dies harte Wort:

"Der Mann, den Gott also verflucht

Und ihm verweigert Leibesfrucht,

Soll nicht mit Opfern nahen;

Gott will sie nicht empfahen!"

 

Voll Scham floh Joachim da fort

An einen unwegsamen Ort

Auf das Gebirg zu seinen Herden,

Zu bergen seines Muts Beschwerden.

 

O Joachim, du liegst in tiefen Schmerzen;

Doch ruf zu Gott aus inniglichem Herzen,

Scheint es auch, dass er nicht hört

Und sich schweigend von dir kehrt. 

O Joachim, die fern der Tröstung wohnen,

Die bitten dich, und Gott wird ihrer schonen.

Sie werden nicht verderben

Und ausgesöhnet sterben.

 

Mutter Anna

 

Es starb der gute Joachim.

Die Witwe Anna nahm nach ihm

Josephs Bruder Kleopham,

Von dem ein Mägdlein sie bekam, 

Maria Kleophas genannt.

Nun tut die Märe uns bekannt,

Dass auch der gute Kleophas,

Nicht lang nachdem sein Weib genas,

Verstarb. Da nahm Frau Anna an

Den dritten frommen Ehemann:

Salomas war sein Name,

Von dem Anna die lobesame

Wieder ein Töchterlein gewann.

Das hieß sie und der Mann

Salome, zubenannt Marie,

da man nicht wusste, ob auf sie

Nicht auch etwa jenes Wort

Des Engels gehe. Doch der Hort

Der Menschheit blieb das erste Kind.

 

Maria Kleophas holdgesinnt

War später des Alphäus Weib,

Vier heilige Söhne trug ihr Leib:

Jakobus den jüngeren, Barnabas,

Simon und Thaddäus Judas,

Wovon drei Apostel sind.

 

Das jüngste Marienkind

Ward zur Ehe hingegeben

An Zebedäus, fromm zu leben.

Johannes, als Jesu Freund bekannt,

Jakobus, der Ältere genannt,

Entstammen ihr. So sehet an,

Welche Blüten Annas Stamm gewann!

 

O Wunderfrau, wir grüßen dich!

Wer kann dich nach Würde preisen?

Alle Herzen freuen sich,

Dir die Ehre zu erweisen.

Mutter Anna, o wie groß

Ist das Heil, das dir entspross!

 

(Aus: "Goldene Legende der Heiligen"

von Joachim und Anna bis auf Constantin den Großen

neu erzählt, geordnet und gedichtet von

Richard von Kralik, 1902)

 

Die heilige Bartholomäa Maria Capitanio, Nonne, Ordensstifterin, Italien,

+ 26.7.1833 – Fest: 26. Juli

 

Bartholomäa Capitanio (später Stifterin einer Erziehungs-Anstalt unter dem Namen: „Töchter der christlichen Liebe“) war zu Lovere, einem Dorf am Iseo-See am 13. Januar 1807 geboren und nach ihrem elften Lebensjahr von ihren Eltern den Klosterfrauen des Dorfes zur weiteren Erziehung anvertraut.

 

Das Mädchen war noch nicht lange in jener heiligen Zufluchtsstätte, da geschah es, dass eine Lehrerin, voll Eifer für das Heil ihrer Schülerinnen, eines Tages alle um sich versammelte, und, wie sie es zu gewissen Stunden zu tun pflegte, anfing, vom Wert einer guten Erziehung zu sprechen, von unserer Pflicht, die von Gott verliehene Zeit zu benützen, mit der Gnade mitzuwirken, und von anderen ähnlichen Dingen der Erbauung, und die zarten, unschuldigen Seelen horchten ihr zu mit aller Stille und Aufmerksamkeit.

 

Am Ende dieser Ermahnungen stellte sie die Frage: „Welche von euch möchte eine Heilige werden?“ „Ich, ich,“ antworteten alle mit einer Stimme. „Nun gut,“ setzte die weise Lehrerin bei: „Und welche von euch wird zuerst eine Heilige werden?“ Bei dieser neuen Frage sah man an jenen kleinen Engeln einen Wettstreit des Himmels, der auch die kältesten Herzen zur Andacht bewegt haben würde. Eine jede erklärte, sie wolle die erste sein. Deswegen kam die Lehrerin, die über diesen edlen Wetteifer hoch erfreut war, der Gedanke, die Sache durch das Los mit ungleichen Strohhälmchen entscheiden zu lassen.

 

Man brachte also so viele Strohhälmchen, als Teilnehmerinnen des Spiels waren, und es wurde festgesetzt, dass die die erste sein sollte, die den längsten Strohhalm ziehen würde. Die Lehrerin hielt alle Stücklein in Händen, und alle standen dicht um sie her, voll Erwartung ihr Los zu ziehen, und jede wäre gerne die Glückliche gewesen. Endlich nachdem das Ziehen beendigt war und man die gezogenen Stücklein verglich, fand es sich, dass Bartholomäa den längsten Halm gezogen hatte.

 

Wenn die Gefährtinnen deswegen den Mut nicht verloren, und es doch für ihre Pflicht hielten, miteinander im Guten zu wetteifern, so war Bartholomäa andererseits höchst erfreut über das Los, das ihr zugefallen war.

 

Und was hatte sie um den Erwerb dieses Loses getan? Sie hatte, wie sie selbst einmal derselben Lehrerin bekannte, sobald sie ihren Vorschlag vernommen hatte, sich sogleich innerlich zu Maria gewendet, und im Herzen einige Ave gebetet, um von ihr die Gnade zu erlangen, das größte Hälmchen zu ziehen. Sie versprach dabei zugleich, sich alle Mühe zu geben, um ja gewiss eine Heilige zu werden. Und als sie sich erhört sah, fühlte sie sich in ihrem Herzen ungewöhnlich bewegt und ein besonders großes Vertrauen und zärtliche Liebe zur göttlichen Mutter.

 

Bartholomäa erzählte diesen Vorfall später auch einer Freundin, die mit Erziehung der Mädchen sich beschäftigte, um sie zu ermuntern, ähnliche fromme Kunstgriffe in ihrem Beruf manchmal zu gebrauchen, die anscheinen nur Spiele und unterhaltend sind, aber den Erwerb der Tugenden beabsichtigen und oftmals die erfreulichsten Wirkungen hervorbringen.

 

Schon als Zögling im Kloster hatte sie sich eine bestimmte Anzahl Gebete und Bußwerke zu Ehren Mariens auf jeden Tag festgesetzt, die sie unfehlbar verrichtete.

 

Als sie aus dem Kloster kam, suchte sie die Liebe und Andacht zu Maria bei allen, die sie kannte, zu wecken und zu beleben. Die Mädchenschule, die Bartholomäa auf den Rat ihrer Vorgesetzten nach ihrem Austritt aus dem Klosterinstitut im elterlichen Haus 1825 eröffnete, bot ihr ein weites Feld, diese Andacht in den Mädchen und Jungfrauen zu pflegen und durch sie in die Familien zu verpflanzen. Besonders war sie erfinderisch, neun- und dreitägige Andachten zu verfassen, Tugendkränze, Aufopferungen und andere Gebetsübungen, die ihr die Liebe zu Maria eingab, und so mannigfaltig und reizend waren diese Übungen, dass alle, denen sie in die Hände kamen, dafür eingenommen wurden und Abschriften davon zu erhalten suchten, um sie gleichfalls vornehmen zu können. Diese Abschriften, die sie größtenteils selbst machen musste, verursachten ihr oft nicht geringe Ungelegenheit. Aber so groß war der Trost und die Freude, die sie empfand, wenn sie Maria geehrt sah, dass sie mit Abschreiben der Andachten und Gebetsübungen manchmal ganze Nächte zubrachte.

 

Maria zeigte sich auch dankbar gegenüber ihrer liebenden Pflegetochter. Bartholomäa versicherte öfters, dass sie sicher sei, alle Gnaden, die sie mit besonderem Vertrauen von der seligsten Jungfrau begehrte, zu erhalten: sie habe hierüber die beständige Erfahrung gehabt. Besonders war der Monat Mai, den die Frömmigkeit der Gläubigen Maria geweiht hat, für Bartholomäa eine Zeit der innigsten und heiligsten Freude und verdoppelter Andacht.

 

Die Erziehungsanstalt, die sie gründete, und die unter dem Namen „Töchter der christlichen Liebe“ bekannt ist und so unendlich viel Gutes stiftete, stellte sie unter den besonderen Schutz Unserer Lieben Frau und hinterließ ihr als ein segensvolles Erbteil eine besondere Liebe und Andacht zu Maria. Die heilige Bartholomäa Capitanio starb in einem Alter von sechsundzwanzig Jahren, am 26. Juli 1833, neben dem Kruzifix das Bild der allerseligsten Jungfrau in ihren Händen haltend, auf die sie abwechselnd die zärtlichsten Küsse drückte, und die liebsten Namen ihres himmlischen Bräutigams Jesus und ihrer lieben Mutter Maria aussprechend. 

 

Bruder Anastasius vom heiligen Franziskus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 26. Juli 1645 starb zu Wien an der Pest der lobwürdige Laienbruder Anastasius vom heiligen Franziskus. Bruder Anastasius war am 1. Januar 1606 zu Genua geboren und hatte seine Profess im Konvent S. Maria della Scala zu Rom abgelegt. Wegen seines pünktlichen Gehorsams und seiner kindlichen Demut wurde er von allen hochgeschätzt. Er verstand es, das Amt der Maria und der Martha trefflich zu vereinigen, war so unermüdlich in der Arbeit und so beharrlich im Gebet, dass er Gott wie den Menschen, namentlich den Obern über alles lieb wurde. Das war auch der Grund, weshalb er dem ehrwürdigen Pater Dominikus von Jesus Maria als Pfleger in seinen Krankheiten und als Begleiter auf seinen Reisen beigegeben wurde. Vierzehn Jahre lang, bis zu seinem seligen Ende, diente er dem ehrwürdigen Vater. Er kam nach Wien, wo ihn die Kaiser Ferdinand II. und Ferdinand III. mit großen Ehren überhäuften, und zur Zeit der Pest in der Kaiserstadt zurückhielten, um Trost bei ihm zu finden. Leider wurde Bruder Anastas bald selbst ein Opfer der Seuche. Kurz vor seinem Hinscheiden besuchte ihn der Obere und trug ihm im heiligen Gehorsam auf, er solle, wenn er vor den Thron Gottes komme, den Herrn inständig anflehen, er möge der Geißel der Pest Einhalt gebieten und seine Mitbrüder gnädig davor bewahren. Bruder Anastas versprach es und gab ganz sanft den Geist auf. Und siehe! Von jener Stunde an starb keiner mehr an der Pest, weder im Kloster noch in der ganzen Stadt Wien, was man allgemein der frommen Fürsprache dieses großen Dieners Gottes zuschrieb. Bei seiner Beerdigung zeigte sich eine merkwürdige Erscheinung, die man ebenfalls als Beweis für seine Heiligkeit betrachtete: Bekanntlich fliehen die Vögel verpestete Luft. Als aber der Leib des Bruders Anastas zur Erde bestattet wurde, flogen zum Staunen aller Anwesenden einige hundert Vögel herbei, den Toten durch ihr Schwirren und Singen zu Ehren. 

 

Pater Franziskus Salesius von der schmerzhaften Mutter Gottes

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 26. Juli 1787 beschloss der lobwürdige Pater Franziskus Salesius von der schmerzhaften Mutter Gottes die Tage seiner Leiden. Er war in der Welt Eustach Federl benannt und am 13. September 1732 zu München geboren. Sein Noviziat im Orden der Unbeschuhten Karmeliten begann er am 9. April 1752 zu Schongau. Nach Beendigung seiner Studien wirkte er zehn Jahre in der bayerischen Ordensprovinz. Dann begab er sich in das Missionsseminar des Ordens zu St. Pankraz in Rom, um sich auf die apostolische Tätigkeit in Ostindien vorzubereiten. Von glühendem Seeleneifer erfüllt und nebst seiner Muttersprache der lateinischen, italienischen, französischen, englischen, spanischen, portugiesischen und malabarischen Sprache mächtig, vermochte er während zwölf Jahren erfolgreichst zu wirken. Hunderte von Heiden hatte er bereits der katholischen Kirche zugeführt, als ihn Papst Klemens XIV. nach Rom berief. Der Papst wünschte zu erfahren, wie die Lage der Kirche in Malabar wäre, da die Regierung fast beständig eine mehr oder weniger feindliche Haltung gegen sie einnahm. Pater Franziskus schilderte ihm die Mission seit ihrer Gründung (1662) und zeigte, dass sie blühe und gedeihe, indem nicht bloß die bereits vorhandenen, etwa 100.000 Katholiken in der Treue zur katholischen Kirche erhalten, sondern auch alljährlich gegen 300 Neubekehrte für sie gewonnen wurden. Da letzteres zum großen Teil gerade Pater Franziskus zu verdanken war, ernannte ihn der Papst durch Breve vom 22. August 1774 zum Bischof von Verapoly. Man hätte meinen mögen, im Besitz der bischöflichen Würde und Gewalt hätte Franziskus erst recht segensreich zu wirken vermocht. Seitdem indes der gottlose Pombal in Portugal allmächtig geworden, begann überall, wo portugiesischer Einfluss geltend war, der kirchenfeindliche Geist zu herrschen. Man gab vor, nicht der Papst, sondern der König von Portugal besitze das Recht der Präsentation, und verweigerte dem neuen Bischof die Anerkennung. Franziskus musste flüchten. Eine stürmische Meerfahrt brachte ihn an die Küste des Heiligen Landes, wo er vom Vikar des Karmelitenklosters, Pater Theodor von der heiligen Sabina, einem Deutschen, freundlichst aufgenommen wurde. Er kam ganz arm und hatte nicht einmal einen anderen Habit als denjenigen, in dem er die bischöfliche Weihe erhielt. "Ich fand weder eine Mitra noch einen Hirtenstab noch andere bischöfliche Insignien außer ein vergoldetes Kreuz von Silber und einen Ring. Entweder hat er sie beim Sturm verloren oder zu Bassorah" im persischen Meerbusen, wo er Schiffbruch litt, "oder zu Babylon zurückgelassen . . . Nichtsdestoweniger lebte er zufrieden in unserer Mitte, die wir lauter Brüder sind," schrieb Pater Vikar nach Franziskus` Tod. Indes auch auf dem heiligen Berg erwarteten ihn neue Leiden. Einem Abenteurer von Piemont gelang es, den Bischof aus dem Kloster zu vertreiben. Hätte nicht Pater Theodor sich seiner angenommen und einen französischen Kaufmann gebeten, sich des unglücklichen Kirchenfürsten zu erbarmen, so hätte er unter freiem Himmel herbergen müssen. Erst als der Verruchte mit einer Geldsumme, die er sich aneignete, verschwunden war, konnte der fromme Dulder wieder in das geliebte Kloster zurückkehren. Und er lebte dort wie der geringste der Brüder als ein Muster für alle, bis ihn am 26. Juli 1787 der Tod in ein besseres Jenseits abrief. Sein Grab fand Franziskus zu Accon am Fuß des Berges Karmel. Noch existieren mehrere Handschriften aus seiner Feder und ein erst im Jahr 1829 zu Würzburg gedrucktes Manuale Missionum - Handbuch der Missionen, durch das wir erfahren, dass der Orden damals 670 Missionare (16 Bayern, 30 andere Deutsche, 23 Österreicher, 6 Polen, 25 Franzosen, je 8 Belgier und Holländer, die übrigen Italiener) zählte.

 

Schwester Maria von Aquila

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Maria von Aquila. Die Heimat von Maria von Aquila war Toledo in Spanien. Sie stammte aus einem adeligen Geschlecht, hielt aber die irdischen Güter, Ehre und Reichtümer für so wertlos wie den Kot auf der Straße. Um mehr und mehr mit Gott vereinigt zu werden und durch Ordnung in ihrem geistlichen Leben zu stets treuerer und eifrigerer Übung des Gebetes und der Tugend zu gelangen, bat sie um Aufnahme in den Dritten Orden U. L. Frau vom Berge Karmel. Pater Michael de la Fuente nahm ihre Profess entgegen. Maria wollte ein würdiges Mitglied des Ordens werden. Um dies zu erreichen, war sie zu jedem Opfer bereit. Ihre schweren, leiblichen Gebrechen und Krankheiten stellten ihre Geduld auf eine harte Probe, jedoch Maria ertrug alles mit gänzlicher Ergebung in den göttlichen Willen. Ja, sie legte sich dazu noch viele Abtötungen und Bußwerke, auch körperliche Züchtigungen auf. Am schwersten fielen ihr wohl die schrecklichen Anfechtungen von Seiten des bösen Feindes, die der Herr zu ihrer Prüfung zuließ. Während dieser Anfechtungen blieb sie einmal volle 17 Tage ohne jegliche Nahrung und wurde im Zustand der Verzückung dermaßen von innerer Pein gequält, dass sie es als wahre Fegfeuer- oder Höllenqualen bezeichnete. Bei all diesen Leiden und Kämpfen nahm sie ihre Zuflucht zum Gebet. Und nicht vergebens. Zumal aus der Betrachtung des bitteren Leidens und Sterbens Jesu gewann sie Kraft und Stärke, dass sie sich zu jedem Opfer bereit fühlte. Am 26. Juli 1638 verschied sie, erst 38 Jahre alt, zu der Stunde, die sie ihren Angehörigen vorausgesagt hatte. Nach ihrem heiligen Hinscheiden zeigte es sich, welch hohe Achtung sie genoss. Denn ganz Toledo strömte zusammen, alles Volk wollte nochmals ihren Leib sehen und küssen. Viele nahmen ihre Zuflucht zu Maria, überzeugt, an ihr eine erfolgreiche Fürsprecherin bei Gott zu besitzen.

 

Gebet am 26. Juli

 

Maria! Du bist die Mittlerin geworden zwischen Gott und den Menschen. Dir ist verliehen worden, alle deine Dienerinnen und Diener durch dich selig zu machen. Darum fliehe ich zu dir mit großem Vertrauen und rufe deine mütterliche Hilfe an. Ja, ich setze ein starkes Vertrauen auf dich, dass ich meine, Gott kann mich nicht verlassen, solange ich dich liebe und ehre. Durch dich hoffe ich Gnade und Barmherzigkeit zu erlangen und aus allen meinen leiblichen und geistlichen Nöten erlöst zu werden, denn ich weiß, wie viel du vermagst und wie treu du denen bist, die dich lieben. So zeige dich denn an mir als meine Mutter. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Joachim

 

O Gott, der Du vor allen deinen Heiligen den heiligen Joachim zum Vater der Mutter Deines Sohnes erwählt hast, wir bitten Dich, verleihe, dass wir immer den Schutz und die Fürbitte desjenigen erfahren, dessen Fest wir heute feiern, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 26. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Wenn es dir geschieht, irgendeinen Fehler zu machen, so ist nichts anderes zu tun, als deinen Fehler aufrichtig zu bekennen. Und fragt man dich um etwas, das du nicht weißt, so sage in Einfalt, dass du es nicht weißt, und überlass die Antwort den Klugen dieser Welt." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Was dieser Heilige anderen anriet, das übte er selbst. Wenn er vergessen hatte, etwas zu tun, dass er versprochen hatte, bekannte er treuherzig, dass er dies vergessen hat. Wenn man ihn bat, sich für irgend jemand zu verwenden, schlug er dies ab, wenn die Sache ihm nicht gerecht vorkam, und gab den Grund seiner Weigerung an. Manche, die der Meinung waren, es wären ihnen durch seine Vermittlung gewisse Wohltaten zugeflossen, bedankten sich bei ihm für seine Verwendung. Er aber bewies ihnen, dass sie sich irrten. Aller Lüge und Verstellung feind, pflegte er zu sagen, es habe ihn immer gefreut, dass er die Sachen gesagt habe, wie sie waren.

Als einst der heilige Thomas von Aquin mit einem Gefährten spazieren ging und dieser scherzweise sagte: "Sieh da, fliegende Ochsen!" sah der Heilige sich um, sie zu sehen. Da nun der Gefährte den Heiligen wegen seiner Einfalt auslachte, sah der ihn mit großem Ernst an und sprach: "Leichter ist es, mein Bruder, zu glauben, dass ein Ochse fliegt, denn dass ein Ordensmann lügt."

 

Mein Gott, flöße mir großen Abscheu vor aller Lüge und Verstellung ein! Lieber den Tod als eine Lüge! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 26. Juli

 

"Ich vermag nicht einzusehen, wie jemand,

der sich in einer Todsünde befindet, noch lachen kann."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 26. Juli - Am Fest der heiligen Anna

 

Wir preisen, hohe Himmelsfürstin, dich,

Die du die Mutter unsrer Mutter warest,

Und sie, des Heiles Morgenstern, gebarest,

Durch die die alte Nacht dem Tage wich.

 

1. Wenn der Baum durch seine Frucht erkannt wird: wie groß musste die Weisheit und Heiligkeit der heiligen Anna sein, die den hocherhabenen Vorzug ihr erwarb, die Mutter des göttlichen Heilands zu gebären. Denn es gehörte die Weisheit und Erleuchtung eines Engels, eine vollkommene Liebe und Heiligkeit dazu, ein so heiliges Unterpfand zu erziehen, und von den ersten kindlichen Tagen an zur Heiligkeit anzuleiten. Erleuchtete auch das göttliche Licht diese wunderbare Tochter in größerer Fülle, als selbst ihre heilige Mutter, so empfing sie dessen ungeachtet den ersten Unterricht von ihr, und lernte von ihr beten und Gott verehren. Lieben wir sie also und ehren wir sie mit besonderer Andacht, die Gott selbst durch so außerordentliche Gnaden ehrte.

 

2. Zur höchsten Ehre gereichte der heiligen Anna die Geburt der jungfräulichen Gottesgebärerin. Allein nicht weniger gereicht es ihr zur Ehre, dass sie diesen hohen Vorzug gleichsam durch ihre wunderbaren Tugenden, zumal durch ihre unvergleichbare Geduld, durch ihr anhaltendes, flammendes Gebet und durch ihre heilige Nächstenliebe verdiente, die an Werken der Barmherzigkeit unerschöpflich war. Wegen ihrer vieljährigen Unfruchtbarkeit vom Volk verachtet, ertrug sie diese Schmach in demütigster und vollkommenster Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen, und betete in allen Dingen die Vorsehung ihres Gottes an. Ganze Tage und Nächte brachte sie in heiligem Gebet und unter Tränen zu, und hinterließ uns das Vorbild eines fürwahr vollkommen heiligen Lebens.

 

3. Da nun die glorreichen Himmelsbürger in der Seligkeit nur ernten, was sie hier auf Erden gesät haben, und die Treue, mit der sie der Gnade entsprachen, das Maß ihrer Glorie ist: er ermisst dann die große Herrlichkeit dieser heiligsten Ahnfrau unseres göttlichen Heilandes. Ja es strahlt auch die Glorie der Königin des Himmels auf sie selbst zurück, und vermehrt ihre himmlische Freude. Rufen wir sie also in Andacht um ihre mächtige Fürsprache bei ihrer glorreichen Tochter an, die alles bei ihrem göttlichen Sohn vermag, und gehen wir auf den Spuren ihrer Geduld, Liebe und Barmherzigkeit. "Anna betete. Sie sagte: Mein Herz ist voll Freude über den Herrn, große Kraft gibt mir der Herr. Weit öffnet sich mein Mund gegen meine Feinde; denn ich freue mich über deine Hilfe." (1. Samuel 2,1)

 

27. Juli

 

Der selige Berthold, Abt und Bekenner von Steyergarsten,

+ 27.7.1142 - Fest: 27. Juli

 

An dem linken Ufer der Enns in der Nähe der Stadt Steyr in Oberösterreich liegt die herrliche Klosterkirche von Garsten. Einst ein angesehenes Benediktinerstift, dienen die ausgedehnten Klostergebäude seit 1787 profanen Zwecken. Trotz dieses Verfalls und vielfacher Änderungen im Lauf der Zeiten lebt in Oberösterreich das Andenken an den ersten Abt des Stiftes, den seligen Berthold, fort. Auf Bitten des ehrwürdigen Dieners Gottes Franz Josef Rudigier, Bischof von Linz, hat der Apostolische Stuhl am 30. August des Jahres 1883 die Feier des Festes des seligen Abtes Berthold für die Diözese Linz für den heutigen Tag gestattet.

 

Berthold oder Berchtold, das heißt „der glänzend Herrschende“, stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Bogen in Niederbayern und ward um das Jahr 1090 geboren. Er wurde in den Benediktinerstiften Admont in Steiermark und St. Blasien im Schwarzwald erzogen und wurde im letzteren selbst Mönch.

 

Der junge Ordensmann zeichnete sich bald so sehr durch Tugenden aus, dass er zum Prior ernannt wurde; später wurde er in das Stift Göttweig in Niederösterreich als Nachfolger des seligen Wirnto berufen, und im Jahr 1111 zum ersten Abt des Stiftes Garsten gewählt. Dieses hatte 1080 Markgraf Ottokar III. von Stermark gegründet und 1108 den Benediktinern von Göttweig übergeben.

 

Berthold war seinen Mönchen als Abt wirklich das, was sein Name sagt, ein Vater und Meister, Vater durch unbegrenzte Liebe, der den Seinen in allem mit schönstem Beispiel voranging, ein Meister, der genau für Einhaltung der klösterlichen Zucht sorgte, wie er sie in St. Blasien gelernt hatte.

 

Für sich lebte der Abt streng und begnügte sich mit dem geringsten Maß von Speise und Trank und Ruhe und verzichtete auf alle Bequemlichkeit. So viel es möglich war, oblag er geistlichen Betrachtungen und Studien und der Sorge für seine Untergebenen und die vielen Leute, die um Rat und Hilfe von allen Seiten zu ihm kamen.

 

Voll Eifer für das Heil der Seelen, brachte er gar viel Zeit im Beichtstuhl zu, so dass seine Untergebenen manchmal darüber klagten. Als Beichtvater genoss er bald einen solchen Ruf, dass unzählige von allen Seiten, Arme und Hohe, das einfache Landvolk und vornehme Herrschaften, zu ihm kamen, um bei ihm Trost zu suchen und zu finden. Kaiser Konrad III. wählte den frommen und klugen Mann zum Beichtvater. Markgraf Leopold der Heilige benützte seine Vermittlung in einer wichtigen Angelegenheit.

 

Da das Stift wegen des guten Geistes, der in ihm herrschte, bald bekannt wurde, mehrte sich von Jahr zu Jahr die Zahl derer, die um Aufnahme baten. Aber so groß auch die Zahl der Diener Gottes wurde, so hatten sie doch nie einen Mangel. Dafür sorgte ihr geistlicher Vater, der Abt.

 

Auch Arme und Gäste fanden immer liebevolle Aufnahme. Dem Erzbischof Konrad von Salzburg, der vor Kaiser Heinrich V. fliehen musste, gewährte Berthold in seinem Kloster ein Asyl. Aus Dankbarkeit und Verehrung für den vortrefflichen Abt, der vor allem das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchte, kamen viele Reiche und Wohlhabende dem Stift durch bedeutende Schenkungen und Vermächtnisse zu Hilfe.

 

Streng sah Berthold darauf, dass nichts auf unrechtmäßige Weise erworben wurde; wo er das vermutete, ließ er die Schätze lieber in die Enns werfen, als dass er ungerechtes Gut unter seinem Dach geduldet hätte.

 

Gott selbst half oft mit Wundern, die auf das Gebet des heiligen Abtes geschahen. So vermehrte er den Vorrat an Brot und Fischen, mit denen viele Gäste gesättigt werden sollten. Unzählige Kranke und vom bösen Geist Gepeinigte heilte er durch sein Gebet und das Zeichen des heiligen Kreuzes. Er erkannte das Innere fremder Menschen und sagte kommende Ereignisse voraus.

 

So leitete der Abt in Heiligkeit und Weisheit durch 30 Jahre seine Ordensfamilie; sie und die ganze Umgebung von Garsten betrachteten und verehrten ihn wie ihren geistlichen Vater, Wohltäter und Führer und liebten und schätzten ihn über alles.

 

Als im Jahr 1142 Nachricht vom Stift Admont kam, sich dorthin zum Begräbnis des Abtes Godefried zu begeben, sagte Abt Berthold zu den Boten: „Kehret um; euer Herr befindet sich wieder besser und wird genesen. Aber saget ihm, wenn Botschaft von mir kommt, soll er nicht zögern, zu mir zu kommen.“ Abt Godefried war wirklich genesen; Berthold aber musste sich todkrank zu Bett legen. Er hörte noch die Bekenntnisse der Seinen, gab ihnen rührende Ermahnungen, empfahl ihnen seinen Kaplan Eberhard als Nachfolger und betete mit ihnen die Litanei, bis er seine reine Seele aushauchte; es war am Fest des heiligen Pantaleon, dem heutigen Tag. Abt Godefried geleitete ihn zur letzten Ruhe.

 

Viele Wunder verherrlichten Bertholds Andenken; Prozessionen kamen an sein Grab, dem Mann Gottes, der im Leben so mitleidig und liebevoll gewesen, sich zu empfehlen. Mancherlei Schicksale kamen über sein Stift; wurde es auch durch die unglückseligen Klosteraufhebungen Kaiser Josef II. seinem ursprünglichen Zweck entzogen, Kirche und Gebäude blieben erhalten und das Andenken an den edlen ersten Abt ist im oberösterreichischen Land nicht erloschen. Es erfüllte sich an ihm die Worte des Heiligen Geistes: „Geliebt ward er von Gott und den Menschen; sein Andenken ist ein Segen; er hat ihn wie einen Heiligen verherrlicht, ihn groß gemacht zum Schrecken der Feinde, und ließ auf sein Wort große Plagen aufhören. Er verherrlichte ihn vor Königen, gab ihm Befehle an sein Volk und zeigte ihm seine Herrlichkeit. Um seiner Treue und Sanftmut willen heiligte er ihn und erwählte ihn vor allem Fleisch... Er gab ihm selber die Gebote und das Gesetz des Lebens und der Zucht.“ (Jesus Sirach 45,1-6)

 

Der heilige Benno II., Bischof und Bekenner von Osnabrück,

+ 27.7.1088 – Fest: 27. Juli

 

Unter den Bischöfen von Osnabrück ragt der heilige Benno durch hohen Glanz der Heiligkeit hervor. Er wurde geboren zu Lüningen in Schwaben. Seine Eltern zeichneten sich durch Unbescholtenheit des Lebens und durch Liebe zur Religion aus. Da sie lange der Nachkommenschaft entbehrten, unternahmen sie eine Wallfahrt nach Rom, um von Gott einen Sohn zu erbitten. Gott erhörte ihr demütiges Flehen und schenkte ihnen einen Sohn, den sie Benno nannten und ihrem Gelübde gemäß dem Dienst Gottes weihten. Deshalb übergaben sie ihn dem berühmten Geschichtsschreiber Hermann dem Lahmen zu Straßburg zur Erziehung. Bei ihm machte Benno solche Fortschritte in den Wissenschaften und übertraf seine Mitschüler so sehr in leichter Auffassung, an Geist und Wissenschaft, dass vornehme Männer, insbesondere der Bischof von Straßburg, auf ihn aufmerksam wurden. Dieser nahm ihn auf einer Reise in das Heilige Land als Begleiter mit.

 

Als Benno von Palästina zurückgekehrt war, begab er sich nach Speier, wo zu jener Zeit die Wissenschaften in schönster Blüte standen, und sammelte sich dort einen großen Schatz von Gelehrsamkeit. Er folgte dann dem Ruf des Kaisers Heinrich III. nach Goslar und bald wurden seine außerordentlichen Kenntnisse so bekannt, dass viele Fürsten sich bestrebten, ihn für ihr Land zu gewinnen. In diesem Wettstreit siegte Ezelin, der Bischof von Hildesheim, der ihn mit großen Versprechungen bewog, das Amt des ersten Leiters an der Domschule zu Hildesheim zu übernehmen. Dieses Amt verwaltete er mit solcher Umsicht und Pflichttreue, dass diese Schule in ganz Deutschland einen hohen Ruf erlangte. Außerdem bediente sich Ezelin des Rates von Benno in allen wichtigen Angelegenheiten und vertraute ihm Gesandtschaftsdienste an. Nachdem er mit Ezelin von einem Feldzug zurückgekehrt war, den Kaiser Heinrich III. gegen die Ungarn unternommen hatte, wurde er Dompropst zu Hildesheim und Erzpriester zu Goslar, und zeichnete sich durch Klugheit und Frömmigkeit so vorteilhaft aus, dass nach dem Tod des Bischofs Benno I. von Osnabrück der Kaiser kein Bedenken trug, ihn im Jahr 1067 zu dessen Nachfolger zu ernennen.

 

Am ersten Tag des folgenden Jahres wurde er als Benno II. vom heiligen Erzbischof Anno zu Köln unter feierlichen Zeremonien zu Bischof geweiht. Von da reiste er nach Osnabrück und sorgte mit großem Seeleneifer für das Heil seiner Diözese, er streute den Samen des göttlichen Wortes unter das Volk, eiferte für die guten Sitten seiner Untergebenen, und übte alle seine Pflichten mit solcher Herablassung und solcher Güte, dass er sich und allen nützlich wurde und hohes Ansehen genoss. Durch unwegsame Sümpfe, deren es in jener Gegend viele gibt, ließ er für die Reisenden trockene und ebene Wege anlegen, auf dem Platz der alten Feste Iburg, die zur Zeit Karls des Großen zerstört war, errichtete er ein Benediktinerkloster, stattete es mit vielen Gütern aus, und tat noch viel anderes Gutes, um das Heil seiner Diözese zu fördern. Bis zu seinem Ende lebte er wie die Mönche zu Iburg, mit denen er aufs Freundschaftlichste verkehrte und denen er in geistlichen Übungen so folgte, als wäre er durch ihre Regeln verbunden. An Verdiensten und Tugenden reich, starb er am 27. Juli 1088 im Kloster Iburg.

 

Der Lebensbeschreiber des heiligen Benno, der zweite Abt des Klosters Iburg, namens Norbert, zeichnet seine Tugenden mit den Worten: „Es wohnte dem Bischof Benno eine große Geisteskraft und eine ausgezeichnete Standhaftigkeit, eine schlagfertige und fließende Rede inne, so dass er seine Zuhörer wirksam lenkte. Zu überzeugen und zu bessern, war seine Absicht. Was er versprochen hatte, hielt er unverbrüchlich, und ließ sich weder durch Versprechungen von Geschenken, noch größere Vorteile in seiner Treue und Freundschaft wankend machen. Gegenüber den Seinigen war er ziemlich sparsam, gegenüber Armen und Fremden außerordentlich freigebig, den Betrübten zeigte er zartes Mitleid, Gefangenen und Kranken, Hungernden und Nackten, Reisenden und Fremdlingen, Witwen und Waisen kam er mit allen Kräften zu Hilfe. Aber Übeltäter, Ehebrecher, Meineidige, Schänder des Heiligtums bestrafte er mit aller Strenge und ohne Nachsicht. War jemand durch das weltliche Gesetz verurteilt, so versuchte er ihn zur Lebensbesserung zu bewegen oder würdig auf den Tod vorzubereiten. Wenn ihm selbst dies nicht gelang, dann schickte er einen anderen Priester hin und bat die Richter, das Urteil zu mildern.

 

Der Abtötung des Fleisches ergeben, pflegte er oft zu fasten und sich von Fleischspeisen zu enthalten, und ermahnte durch Wort und Beispiel auch andere dazu. Wenn ihn jemand um Dispens vom Fasten anging, so pflegte er dafür ein Almosen für Arme und Obdachlose zu fordern, denn – meinte er – es sei Gott besonders wohlgefällig, einen Armen zu bekleiden, nach Jesu Wort: „Ich war nackt und ihr habt mich bekleidet.“

 

Außer seiner hohen und bewunderungswürdigen Kenntnis aller Wissenschaften, die sein bischöfliches Amt verlangte, besaß der heilige Benno auch eine erstaunliche Kenntnis in geringeren Sachen. Vom Haushalt wusste er mehr, als alle anderen, besonders, wie man die Häuser bauen, das Vieh aufziehen, den Acker bestellen und besäen und die Bauernwirtschaft fördern müsse. Dies lernte er indes nicht durch eigene Übung, vielmehr durch Kunst und Nachdenken, so dass ihn keiner an Fleiß, Sorgfalt und glücklichen Erfolgen übertraf.

 

Der heilige Cölestin I., Papst und Bekenner von Rom,

+ 27.7.432 – Fest: 27. Juli

 

Cölestin, ein Römer von Geburt, folgte dem heiligen Bonifacius im September 422 nach, wo er einhellig zum Papst ausgerufen wurde. Als die Nachricht seiner Erhebung nach Afrika gekommen war, schrieb ihm der heilige Augustin, um ihm zu huldigen. In demselben Brief beschwört er ihn durch das Andenken des heiligen Petrus, der allen Hirten jede Art von Gewaltsamkeit und Tyrannei untersage, dem Bischof von Fussala, den ein Concilium von Numidien zum Ersatz seiner Räubereien und Erpressungen verurteilt hatte, seinen Schutz nicht angedeihen zu lassen.

 

Dieser Bischof hieß Antonius. Er war anfänglich ein Jünger des heiligen Augustin, und dieser Heilige hatte nicht wenig zu dessen Erwählung zum Bischof beigetragen. Diese Würde war aber die Ursache seines Falles: der Stolz erstickte seine guten Anlagen, und der Geiz steigerte seine Unordnungen aufs Höchste. Der heilige Augustin erhob sich am kräftigsten gegen ihn. Sein Eifer war umso feuriger, weil er fürchtete, man möchte ihn für die Laster eines Mannes, zu dessen Erhöhung er am meisten beigetragen hatte, verantwortlich machen. Antonius gewann für sich den Metropoliten von Numidien, der bei dem Concilium, wo jener verdammt wurde, den Vorsitz hatte. Und er appellierte nach Rom, in der Hoffnung, auch Bonifacius I. durch seine Ränke zu überraschen. Er mochte eine Zeitlang geglaubt haben, dass ihm dies gelungen sei, denn Bonifacius, nachdem er die Empfehlungsbriefe des Antonius von seinem Metropoliten gelesen hatte, schrieb in der Tat zu seinem Vorteil an die Bischöfe von Numidien, und deutete ihnen an, sie möchten ihn wieder einsetzen, doch nur in der Voraussetzung, dass alles, was man ihm desfalls berichtet habe, der Wahrheit entspreche. Antonius kam nach Fussala zurück, bedrohte die Einwohner, mit gewaffneter Hand sich wieder einsetzen zu lassen, wofern sie ihn nicht aus freiem Willen annehmen sollten. Als mittlerweile Papst Bonifacius gestorben war, meldete Augustin dem Nachfolger von ihm alles, was sich in dieser Sache zugetragen hatte. Cölestin sah, dass Antonius aller Verbrechen, deren man ihn angeklagt hatte, schuldig sei. Daher entsetzte er ihn seines Amtes, nachdem er den Ausspruch des Conciliums von Numidien bestätigt hatte.

 

Der heilige Cölestin schrieb an die Bischöfe von Illyrien, um den Erzbischof von Thessalonich in der Eigenschaft eines apostolischen Vikars in jener Gegend zu bestätigen. Er schrieb ebenfalls an die Bischöfe der Provinzen Vienne und Narbonne, um sie zur Abstellung mehrerer Missbräuche zu vermahnen. Unter anderem deutete er ihnen an, allen Sündern die Lossprechung zu erteilen, die sie auf dem Totenbett aufrichtig verlangten, weil die Reue nicht sowohl von der Zeit, als vom Herzen abhänge. Da er sich in seinem Brief kräftig aussprach, machte daselbst dessen Ansehen den gewünschten Eindruck. „Meine hirtenamtliche Obhut“, sagte er, „ist nicht durch die Orte beschränkt, sie erstreckt sich auf alle Länder, wo man Jesus Christus anbetet.“

 

Als Nestorius, Patriarch von Konstantinopel, von den Morgenländern seine Lehre verdammt sah, schrieb er zwei Briefe nach Rom, worin er seine Gesinnungen mit verfänglichen Worten ausdrückte. Allein der heilige Cyrillus, Patriarch zu Alexandrien, gab zu gleicher Zeit dem Papst Kunde von den Irrlehren, die Nestorius ausstreute. Cölestin berief 430 eine Kirchenversammlung nach Rom, in der man die Schriften dieses Ketzers prüfte, und seine Gotteslästerungen wider die Einheit der Person in Jesus Christus verdammte. Nestorius wurde als exkommuniziert erklärt, wofern er in 10 Tagen, nachdem ihm dieses Urteil bekannt gemacht wurde, seine Irrtümer nicht widerriefe. Der Papst nannte den heiligen Cyrillus zum Kommissar im Orient, und gab ihm Vollmacht, in seinem Namen einzuschreiten.

 

Da Nestorius den Gehorsam verweigerte, versammelte man einen allgemeinen Kirchenrat zu Ephesus. Cölestin schickte die zwei Bischöfe Arcadius und Projectus, und den Priester Philippus als Legaten dahin, und gab ihnen zugleich die Weisung, sich an den Patriarchen von Alexandrien zu halten. Auch erließ er an das Concilium einen Brief, in dem er sagte, er habe seine Legaten bevollmächtigt, das, was er im Kirchenrat zu Rom bereits beschlossen hätte, in Ausführung zu bringen. Auch ermahnte er die Väter zu Ephesus zu jener Liebe, die so dringend anempfohlen wurde vom heiligen Johannes, dessen Überbleibsel der Gegenstand ihrer Verehrung sei.

 

Die Vorlesung dieses Sendschreibens wurde mit großem Beifall von der ganzen Kirchenversammlung vernommen, die in der großen Kirche zu Unserer Lieben Frau am 22. Juni 431 ihren Anfang nahm. Bei der 1. Sitzung waren 190 Bischöfe zugegen. Nestorius, der sich in der Stadt aufhielt, wurde vergebens vorgeladen, er wollte nicht erscheinen. Seine Hartnäckigkeit in Behauptung seiner Irrlehre bewog die Väter des Conciliums ihn zu exkommunizieren, und seines Amtes zu entsetzen.

 

Auf die Verdammung des Nestorianismus erfolgte nicht gleich die Wiederherstellung des Friedens in der Kirche. Es herrschte noch immer Spaltung unter den morgenländischen Bischöfen. Cölestin suchte sie zu vereinbaren, was ihm auch nach vielen Mühen gelang.

 

Da einige Priester aus Gallien fortwährend die Lehre des heiligen Augustinus über die Notwendigkeit der Gnade tadelten, schrieb der Heilige an die Bischöfe des Landes, um sie zu ermahnen, dass sie eine so ärgerliche Neuerung schleunig unterdrücken sollten. In seinem Brief legt er dem heiligen Augustinus großes Lob bei. „Unsere Vorfahren“, sagte er, „haben ihn immer als einen der berühmtesten Kirchenlehrer angesehen, und das Andenken dieses großen Mannes wird nimmermehr durch das Geschrei einiger Menschen verdunkelt werden können“.

 

Als er um dieselbe Zeit erfuhr, dass ein gewisser Agricola in Britannien den Samen des Pelagianismus ausstreute, sandte er den heiligen Germanus von Antissiodorum (Auxerre) in der Eigenschaft eines Vikars dahin. Dieser heilige Bischof, von eben so reinem als erleuchtetem Eifer entflammt, verdrängte die Blendwerke des Irrtums, und bewahrte die britische Kirche vor den sie bedrohenden Gefahren.

 

Eben dieser große Papst schickte auch den heiligen Palladius als Glaubensboten zu den Schotten, die Irland und den nördlichen Teil von Britannien bewohnten. Nach dem Bericht mehrerer Verfasser von Lebensbeschreibungen des heiligen Patricius, erhielt dieser große Apostel Irlands seine Sendung 431 ebenfalls von Cölestin.

 

Dieser heilige Papst starb am 27. Juli 432, nachdem er ungefähr 10 Jahre auf dem apostolischen Stuhl gesessen hatte. Er wurde auf dem Kirchhof der Priscilla beerdigt, wo er das Concilium von Ephesus hatte abmalen lassen, um dadurch seine Ehrfurcht für diese heilige Kirchenversammlung zu beurkunden. Seine Reliquien würden später in die Kirche der heiligen Praxedis übersetzt. Seine Grabschrift sagt von ihm, er sei ein trefflicher Bischof gewesen, geliebt und geehrt von jedermann, und zum Lohn seines heiligen Lebens der Anschauung Jesu Christi und der ewigen Glückseligkeit gewürdigt worden. Das römische Martyrologium, das seiner an diesem Tag gedenkt, erteilt ihm dieselben Lobsprüche.

 

Die selige Maria Magdalena Martinengo, Kapuzinerin, Äbtissin,

+ 27.7.1737 – Fest: 27. Juli

 

Nach den Lehren und dem eigenen Lebensbeispiel der Heiligen vollzieht sich der Aufstieg der Seelen auf den Berg der christlichen Vollkommenheit für gewöhnlich in drei Wegstufen, die man in der Wissenschaft der Heiligen genannt hat: Weg der Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung. Es ist ein langer, schwieriger Kreuz- und Himmelsweg, der die Seele zuerst aus der Nacht der Sünde und der Leidenschaften herausführt in das Lichtreich der Gnade, sie sodann die Höhenpfade des christlichen Gebetslebens und Tugendstrebens weist und zuletzt im Glorienlicht der mystischen Vereinigung mit Gott schon auf dieser Welt in den Vorhof des Himmels geleitet. In dem Leben der Heiligen und Seligen aus der neueren Zeit, über deren innere Seelenentwicklung genauere Angaben vorhanden sind, lässt sich dieser naturgemäße, stufenweise Aufstieg gut verfolgen. Schließlich haben ja für die praktische Nachahmung der Heiligen weniger die Berichte über ihre Wunder, Weissagungen und Visionen, wie sie früher mit Vorliebe gepflegt wurden, Bedeutung. In der neueren Zeit, d.h. in den letzten fünf Jahrhunderten, hat der Franziskusorden der Kapuziner die meisten Heiligen und Seligen aufzuweisen, darunter die selige Maria Magdalena Martinengo, deren Seelenentwicklung durch ihre Selbstbiographie und andere Berichte als ein Musterbeispiel angesehen werden kann.

 

Als ein Kind von besonderer Begnadung und Berufung erschien einst das junge Töchterchen des Grafen Martinengo in Oberitalien. Die kleine Prinzessin war in Wahrheit eine „Perle“, als die sie ihr Name Margarita kenntlich macht. Ausgezeichnet mit allen Gaben der Natur und Übernatur, vergöttert von Verwandten und Bekannten, führte sie ein mehr himmlisches als irdisches Leben in früher Jugendzeit. Mündliches und betrachtendes Gebet war die übernatürliche Luft, in der der kleine Engel lebte. Abtötungen und Opfer waren Freude und fast ein liebes Spiel im Dienst des göttlichen Bräutigams, dem Margarita ewige und unverletzliche Brautliebe gelobt hatte. Bisher hatte die Gnade gewirkt, blauer Himmel und heller Sonnenschein ihre Seele in ein Paradies verwandelt. Bald begann aber der Weg der Reinigung, Läuterung und Prüfung der Seele durch ein Fegfeuer der schrecklichsten Versuchungen gegen Glauben und Reinheit. Verzagtheit und Verzweiflung zermürbten alles stolze Selbstvertrauen. Die unrichtige Leitung und Beurteilung seitens der Beichtväter trieb die arme Seele durch alle Höllenqualen der „geistlichen Nacht“. Während dieser inneren Wirrnisse suchte die Welt die junge Prinzessin an sich zu reißen. Ihre Brüder erschienen plötzlich im Institut, wo sie bei den frommen Nonnen ausgebildet wurde, brachten prächtige Kleider, die neuesten Romane mit und beglückwünschten das sechzehnjährige Mädchen als Bräutchen eines ganz ideal gesinnten jungen Edelmannes, mit dem die Verehelichung in der allernächsten Zeit stattfinden sollte. Ein schwerer Streit erhob sich in dem gequälten Herzen: Himmelsbraut oder Erdenbraut? Die Gnade siegte. Margarita beharrte auf ihrem Klosterentschluss. War diese Überrumpelung nicht gelungen, so sollte eine längere Belagerung diese Seelenfestung zu Fall bringen. Nach dem Willen des Vaters musste Margarita eine Rundreise durch Italien machen, von einem Fürstenhof zum andern. Die Pracht der Städte und Fürstenhöfe, Schmeicheleien und Drohungen, Feste und Theater würden doch diese eigensinnige Prinzessin von ihren Klostergedanken abbringen. Inmitten aller verführerischen Pracht wurde sie vom bittersten Herzweh und Heimweh gequält, von Furcht vor dem strengen Klosterleben geschüttelt, von den Verwandten allseits bestürmt – schließlich gab Margarita den Widerstand auf und griff zur Feder, um ihrem zugedachten Bräutigam ein Liebesbillett zu schreiben. Da kam eine Zofe dazu und bat die Prinzessin, noch etwas zu warten und zu Gott um Erleuchtung und Starkmut zu beten. Und siehe, Gnade und Wille siegten über das Herz. Mit heiliger Energie brachte Margarita das schwere Opfer und ließ sich bei der Einkleidung mit dem rauen Ordenskleid der Kapuzinerinnen die übliche Dornenkrone aufs Haupt setzen, deren Stacheln ihr Leib und Seele in einem langen Martyrium durchbohren und zuletzt als himmlische Lichtstrahlen ihre ewige Gloriole bilden sollten. Auch im Kloster hatte die eifrige Novizin mit dem Namen Maria Magdalena noch manche Fegfeuerleiden der inneren Reinigung durchzumachen. Dann aber führte sie Gott mit Riesenschritten den Weg der Erleuchtung vorwärts und aufwärts im Gebetsleben und Tugendstreben. Als Braut des Herrn lebte sie nur allein dem innigen Verkehr des Gebetes, des Glaubens und der Liebe mit Gott. Beständig blieb die Selige in Gott gesammelt und äußerer Lärm und Unruhe konnte die heilige Stille in ihrem Seelenheiligtum nicht stören. „Mutter,“ wurde sie einst von einer Nonne gefragt, wie können Sie sich unter solchem Geschrei in Gott gesammelt halten?“ Darauf erwiderte die Äbtissin: „Ich meine in einer Wüste zu sein, umgeben von vielen Vögeln, die mir kein Leid verursachen.“ Unter ihrem allseitigen Tugendheroismus fällt besonders ihre ganz außergewöhnliche Berufung zu körperlichen Leiden und Selbstkreuzigungen auf, wodurch sie sich ganz als Brandopfer zu Ehren ihres gekreuzigten Bräutigams darbrachte mit der Begründung: „Mein Gott, ich wünsche, dass mein Leib vom Kopf bis zu den Füßen voll Schmerz und Pein sei zur Nachahmung der Leiden Jesu!“ Ferner ragt sie durch das Gelübde hervor, immer das Vollkommenere zu tun. Das drückte sie in den Worten aus: „Ich mache das Gelübde, das Vollkommene und Gott wohlgefälligere zu tun, zu reden und zu denken, und habe die Meinung, dass alle jene Tugenden, die ich nenne, als ebenso viel besondere Gelübde gelten: die Demut, Geduld, die Liebe, das beständige Gebet, die Eingezogenheit, der Eifer im Lob Gottes, die Abtötung in allen Dingen, die Meidung jeder Erleichterung, die freudige Annahme jedes Leids, das Stillschweigen, die Vergegenwärtigung Gottes und die beständige Verleugnung des eigenen Willens.“ Im zwanzigsten Lebensjahr hat die Selige dieses einzig dastehende Gelübdeopfer dargebracht und es treulich eingehalten trotz ihrer arbeitsreichen Ämter als Pförtnerin, Novizenmeisterin und schließlich Äbtissin, wobei sie eine mehr himmlische als irdische Amtsführung bewies.

 

Diesen heroischen Lebenseifer belohnte Gottes Gnade durch die Erhebung auf die seltene, dritte Stufe des geistlichen Lebens, zur Vereinigung mit Gott. Die Selige schreibt in ihrer, im heiligen Gehorsam verfassten Selbstbiographie: „Ich begann meinen Weg mit den Worten: O mein Gott, ich liebe dich! Dabei blieb ich stehen und es schien mir, ich stünde ganz in Brand. So hielt ich mich drei bis vier Stunden wie unbeweglich und kostete eine überaus süße, zuweilen aber auch gewaltige Liebe. Ich hatte zu solcher Zeit keinen besonderen Gedanken und fühlte mich ganz brennend. Die Süßigkeit der Inbrunst schien mir oft wie unerträglich, weshalb ich ausrief: O mein Gott, ich kann nicht mehr! Es wundert mich sehr, dass ich nach achtzehn Jahren eines solchen Liebesbrandes noch am Leben bin.“ Endlich sollte für diese Braut und Jüngerin Christi in ihrem schmerzlich-seligen Martyrium die Erlösungsstunde schlagen. Als sich die Selige auf ihr Schmerzens- und Sterbelager hinstreckte, rief sie jubelnd: „Es ist vollbracht!“ Nach einer letzten Leidensprüfung holte der himmlische Bräutigam die Seele heim zur ewigen Hochzeit.

 

Jeder Christ hat die Berufung zu einer bestimmten Stufe der Vollkommenheit. Er erhält dazu die notwendigen Gnaden und soll auch in getreuer Benutzung dieser übernatürlichen Talente an seiner Heiligung arbeiten, vor allem auf dem Weg der Reinigung und Erleuchtung. Zuerst sich herausarbeiten aus den schweren und lässlichen Sünden. Sodann Gebetsübung und Streben nach den christlichen und berufsmäßigen Tugenden. Bei diesem Fortschritt der Seele bilden das Geheimnis des Erfolgs die drei Hauptübungen: Innerlichkeit und Losschälung von den Geschöpfen, Selbstüberwindung und Beharrlichkeit. Dazu kommt noch die Fügung und Führung der Vorsehung, die mit Gottes Meißel und Hammer durch mancherlei Leiden aus dem spröden Material der Seele mit Zeit und Geduld ein kleineres oder größeres Heiligenbild herausarbeitet. Kleine Heilige müssen wir alle werden.

 

Der heilige Pantaleon von Nikomedia, Arzt und Martyrer,

+ 27.7.303 – Fest: 27. Juli

 

Nicht lange nach dem Bischof Anithymus, also im Jahr 303 oder 304 wurde durch den Martertod vollendet der heilige Pantaleon. Er war geboren zu Nikomedien in Bithynien. Sein Vater Eustorgius frönte dem Götzendienst, und seine Mutter Eubula bekannte sich zur Religion der Christen. Beide waren von sehr großem Religionseifer beseelt, er für die heidnische Götterverehrung, und sie für die heilige Lehre vom Kreuz. Sehr früh leitete die fromme Mutter ihr Kind zur Erkenntnis des einzig wahren Gottes an, wurde aber vom Tod eher hingerafft, als sie eine vollständige Kenntnis der christlichen Lehre bei dem zarten Knaben hätte begründen können. Nur wenige kleine Samenkörner konnte sie noch in das junge Gemüt legen, die nach ihrem Tod bald erstickt zu sein schienen, später dann aber doch zur herrlichen Pflanze hervorwuchsen. Sobald Pantaleon das erforderliche Alter erreicht hatte, wurde er von seinem Vater zur Erlernung der weltlichen Wissenschaften bestimmt, in denen er einen glänzenden Fortschritt machte. Später widmete er sich der Arzneiwissenschaft mit einem Erfolg, der die leidende Menschheit zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Seine vortrefflichen Geistesgaben, seine ausgezeichnete Geschicklichkeit, verbunden mit einer einnehmenden Körpergestalt, und einem anständigen und liebenswürdigen äußerlichen Erscheinen, erwarben ihm die Zuneigung des Maximian Gaterius, der ihn an seinen Hof zog.

 

Hermolaus, ein würdiger christlicher Priester, und schon betagter Greis, wurde aufmerksam auf den jungen, hoffnungsvollen Mann, und ihm in seinem Herzen sehr gewogen, nicht der äußeren Vorzüge, sondern des edlen Gemütes wegen, das Pantaleon besaß. Vielleicht hatte die sterbende Eubula dem frommen Diener Gottes ihren Sohn empfohlen. Hermolaus suchte eine Gelegenheit, den Pantaleon zu sprechen. Er fand sie und legte ihm mit rührendem Nachdruck an das Herz: eine gesegnete Ausübung der Heilkunde dürfe nicht, nach dem heidnischen Aberglauben, von dem erdichteten Gott Aesculap, sondern müsse von dem einzig wahren Gott, dem Schöpfer aller Dinge, erwartet werden; Jesus Christus, den die Gläubigen verehren, habe nicht nur die unheilbarsten Leibesgebrechen geheilt, sondern auch Tote ins Leben erweckt: wer an Ihn glaube, werde in seinem Namen, nach seiner eigenen Verheißung, ebenfalls große Dinge tun, das höchste Glück seiner Seele befördern, und ein ewiges Leben erlangen. Diese Rede fand Eingang in das Herz des jungen Mannes und weckte in ihm auch eine dunkle Erinnerung an das, was er von seiner Mutter gehört und bei ihr gesehen hatte. Durch das Andenken an die geliebte Mutter war er sehr gerührt und gestand es dem gottesfürchtigen Priester, dass auch sie den Gott der Christen verehrt und dass er sie so oft zu Ihm beten gesehen habe. Er kam jetzt täglich zu Hermolaus, um sich von den Lehren des Christentums eine vollständige Erkenntnis zu verschaffen. Noch war er von ihnen nicht vollkommen überzeugt und daher noch unentschlossen, ob er das Heidentum verlassen und dem christlichen Bekenntnis sich hingeben soll. Eine besondere göttliche Fügung bekräftigte die Überzeugung und beschleunigte den Entschluss. Als er eines Tages nach Hause ging, traf er ein Kind an, das auf der Erde lag und kein Zeichen des Lebens von sich gab. Neben ihm war eine giftige Schlange, die dem Kind den tödlichen Biss beigebracht hatte. Beim ersten Anblick geriet er in Schrecken, trat einige Schritte zurück und überlegte, was er tun soll. Auf einmal fiel ihm ein: „Hier kann und will ich mich überzeugen, ob es wahr ist, was der alte Hermolaus mir so oft schon gesagt hat. Wird das Kind, wenn ich den Gott der Christen darum bitte, wieder ins Leben kommen und die tötende Schlange zu Grunde gehen, so glaube ich.“ Er trat nun zu dem Kind hin, betete zu Gott, und war hoch erstaunt, als er auf der Stelle das Kind lebend und gesund, die Schlange aber tot zu seinen Füßen liegen sah. Jetzt wurde es hell in seinem Gemüt. Eine selige Freude durchströmte sein Herz. Er erhob seine Augen zum Himmel und dankte Gott für das Licht, das er in seinem Innern eben so plötzlich als wundervoll angezündet hatte. Frohlockend eilte er zu Hermolaus, erzählte, was mit ihm vorgegangen war, bekannte sich zum Christentum und bat um die Taufe, die ihm der Priester, nachdem er sich von der Aufrichtigkeit des Bekenntnisses überzeugt hatte, erteilte. Sieben Tage lang verweilte er bei dem gottseligen Greis, in dessen Umgang ihn Gott die Tröstungen des gesunden Heils mächtig empfinden ließ.

 

Je glücklicher sich Pantaleon im Licht der wahren Erkenntnis schätzte, desto mehr schmerzte es ihn, seinen Vater, den er herzlich liebte, in der Finsternis zu sehen. Was nur der wärmste Eifer, was nur die innigste kindliche Liebe ihm eingeben konnte, wendete er an, ihn von der großen Torheit des heidnischen Götzendienstes zu überzeugen. Mit sanfter Rührung sprach er von dem beseligenden Glauben der Christen. Bei seinem großen Eifer für das Heil des Vaters vergaß er indessen doch der zarten Schonung nicht, die die kindliche Ehrerbietung gegenüber den Eltern beobachten soll. Einmal wurde er im Übermaß seines Eifers angetrieben, die Hausgötzen seines Vaters mit Gewalt zu zerstören, besann aber bald des Besseren und bekräftigte in sich den Entschluss, nur auf dem Weg der sanften Liebe die so sehnlich gewünschte Bekehrung des Vaters zu bewirken. Dieser Liebe kam Gottes wundervolle Fügung zu Hilfe. Pantaleon war eben in einem Gespräch mit seinem Vater über die anbetungswürdige Allmacht des Stifters der christlichen Religion begriffen, als einige Menschen einen Blinden zum Haus herführten, der den Pantaleon kläglich bat, dass er seine Heilkunde, wegen der er in so großem Ruf steht, an ihm versuchen und das Augenlicht ihm verschaffen soll. Der Unglückliche erzählte, dass er die Hilfe der geschicktesten Ärzte vergebens angewendet und bereits sein ganzes Vermögen darangegeben habe. „Was wirst du denn mir geben, wenn ich dir das Gesicht verschaffe?“ fragte Pantaleon, worauf der Blinde antwortete: „Den letzten Heller, der mir noch übrig ist.“ Pantaleon sagte zu ihm: „Du wirst das Augenlicht von dem Vater alles Lichtes erhalten. Gehe aber dann nur hin und gib was du mir versprichst den Armen.“ Der Vater riet dem Pantaleon davon ab, einen Handel mit dem Blinden zu versuchen. „Ich bin in Sorge,“ sprach er, „dass dein Bemühen fruchtlos abläuft und dich dann die Leute verspotten werden.“ Darauf erwiderte Pantaleon: „Ich hatte einen ganz anderen Lehrmeister, als die, die diesen Menschen zu heilen fruchtlos versucht haben.“ Jetzt trat er zu dem Blinden hinzu, berührte seine Augen, betete zu Gott unter Anrufung des Namens Jesu, und auf der Stelle wurde er sehend. Und sehend am Geist war jetzt auch der Vater Pantaleons, der sich nun freudig zum Christentum bekannte. Der Blinde war ebenfalls zum heiligen Glauben von Pantaleon bekehrt.

 

Bald danach ging Pantaleons Vater durch einen sanften Tod zur seligen Ruhe hinüber. Der einzige Sohn war auch der einzige Erbe des ansehnlichen Vermögens, das durch seine Wohltätigkeit zur segensreichen Quelle für Arme und Kranke wurde. Pantaleon widmete sich nun ganz seinem Beruf, nämlich der Ausübung der Arzneiwissenschaft, den er durch die genaueste Ausübung der christlichen Religionspflichten heiligte. Ganz opferte er sich und sein Vermögen dem Dienst der unter Krankheit und Gebrechen seufzenden Menschen. Mit weiser Sorgfalt wendete er seine Kenntnisse und die von Gott in die Natur gelegten Heilsmittel zu ihrer Erleichterung an, war aber nicht zufrieden, sie vom Druck der körperlichen Leiden zu befreien, sondern mit dem wärmsten Eifer immer auch bemüht, sie von den Gebrechen des Geistes zu heilen, ihnen wahre und dauernde Gesundheit der Seele zu verschaffen. Durch liebevolle Belehrung, durch sanfte Tröstung, durch eindringliche Ermahnung und Warnung bekräftigte er die Gläubigen und bekehrte viele von den Ungläubigen. Er war, was jeder christliche Arzt sein soll, ein dienstbarer Engel am Bett der Kranken und in der Wohnung der Leidenden. Gott segnete reichlich seine eifrige Bemühung und unterstützte sie mehrmals durch wundervolle Hilfe. Der Zulauf zu ihm wurde deswegen so allgemein, dass die anderen Ärzte der Stadt Nikomedia im heftigen Neid gegen ihn entbrannten. Als sie die Heilung des Blinden, von dem die Rede war, erfuhren, bewunderten sie anfangs die Geschicklichkeit des jungen Arztes, gerieten aber bald in die größte Erbitterung gegen ihn, da sie dahinterkamen, dass er ein Christ ist. Mit arger Schadenfreude benützten sie diesen Umstand, ihn bei Maximinian zu verraten. „Wenn,“ sagten sie, „Pantaleon nicht auf die Seite geräumt wird, so werden seine glücklichen Heilungen dem Gott der Christen zugeschrieben und unser großer Aeskulap wird der verdienten Ehre beraubt werden.“ Sie führten dem Cäsar den geheilten Blinden vor. Da aber der auf keine Weise zu überreden war, dem heidnischen Gott seine Heilung zuzuschreiben, sondern standhaft auf dem Bekenntnis Christi beharrte, so ließ ihn der Tyrann, ungeachtet der Verteidigung der Wahrheit durch Zeugen, ohne weitere Umstände enthaupten, um auf dem kürzesten Weg das Aufsehen, das die wundervolle Heilung verursacht hatte, zu ersticken. Pantaleon kaufte die Leiche des Enthaupteten und verschaffte ihr eine anständige Beerdigung. Bald wurde auch er gerufen zu dem Cäsar, der ihn sehr gütig empfing, ihm sagte, welche Klage gegen ihn vorgebracht worden sei, und mit sehr schmeichelhaften Worten erklärte, dass er die Anklage selbst nicht glaube, sondern sie für eine Folge des arglistigen Neids halte. „Opfere,“ sagte er, „den Göttern und beschäme dadurch die Verleumdung, die dich ihrer Verachtung und der Verehrung des Gottes der Christen beschuldigen!“ Pantaleon erwiderte: „Wo Taten vor Augen liegen, müssen Worte und Meinungen weichen. Die Wahrheit geht über alles. Der Gott, den ich verehre, hat Himmel und Erde erschaffen, er hat Tote zum Leben erweckt, Blinde sehend gemacht, Aussätzige gereinigt, Gichtbrüchige geheilt, und zwar durch ein einziges Wort seiner Allmacht. Die Götter, die ihr verehrt, haben nie solche Dinge getan. Sie sind nicht in der Lage, solche Dinge zu tun. Lasse jemanden, der mit einem unheilbaren körperlichen Übel behaftet ist, hierherbringen, lasse auch deine Götzenpriester kommen, damit sie für ihn die Götter anrufen, - ich will anrufen den einzig wahren Gott und du wirst überzeugt werden von der Nichtigkeit deiner Götter und von der Allmacht des Einzigen, den ich verehre.“ Dieser Vorschlag wurde angenommen. Ein Gichtbrüchiger wurde herzugetragen, und auch Götzendiener gerufen, die fruchtlos bald diesen, bald jenen heidnischen Gott um die Heilung des Elenden anriefen. Schließlich trat Pantaleon hinzu, betete voll Inbrunst und mit gläubiger Zuversicht zu Gott, berührte dann die Hand des Gichtbrüchigen und rief laut aus: „Im Namen Jesu Christi werde gesund!“ Sogleich wurde er geheilt und durch den rechten Gebrauch seiner Glieder erfreut. Staunend stand der Cäsar, staunend standen die Götzenpriester da, während Pantaleon in seinem Herzen Gott dankte, dass er sein Gebet gnädig erhört und den christlichen Namen verherrlicht hat.“

 

Das Staunen der Priester hatte nicht ernsthaftes Nachdenken über das Geschehene, sondern Groll und Erbitterung gegen Pantaleon zur Folge. Sie wendeten ihre ganze Beredsamkeit daran, den Cäsar mit bitterem Hass gegen Pantaleon und gegen alle Christen zu erfüllen und stellten ihm deswegen vor, dass der Götzendienst und die Götzenopfer bald ganz zu Grunde gehen und die Religion der Väter zum Spott wird, wenn dem Glauben der Christen nicht Einhalt geschieht, wenn nicht wenigstens ihre Förderung streng behandelt und auf die Seite geräumt wird.

 

Noch einmal versuchte es Maximinian, den Pantaleon zuerst durch schmeichelndes Zureden und große Verheißungen, und dann durch Drohungen zum Götzenopfer zu bewegen, wobei er ihm den jammervollen Martertod des Bischofs Anithymus zu Gemüte führte. Als er aber den christlichen Helden unerschütterlich fand, entbrannte er gegen ihn in wilder Wut und ließ ihn auf grausame Weise peinigen. Pantaleon wurde an einen Pfahl gebunden, mit eisernen Krallen zerfleischt und mit Fackeln gebrannt, darauf von dem Pfahl wieder weggenommen und in einen Kessel, in dem geschmolzenes Blei war, hineingestellt. In allen diesen Peinen behielt der starke Kämpfer frohen Mut. Er verbarg es dem Maximinian nicht, dass Hermolaus ihn zum Christentum bekehrt habe. Der ehrwürdige Greis wurde aufgesucht, mit noch zwei anderen Männern herbeigeschleppt, und nach grausamer Marter, nebst diesen, enthauptet. Enthauptet wurde schließlich auch Pantaleon, nachdem er vorher den wilden Tieren vorgeworfen und unverletzt geblieben ist und dann mit einem schweren Stein am Hals ins Meer gestürzt und wundervoll erhalten wurde.

 

Die Gesundheit ist ein kostbares Gut. Wie großen Dank sind wir daher Gott dafür schuldig, dass er heilende Kräfte in die Natur gelegt hat, durch die wir dieses Gut, wenn es verloren ist, wieder erhalten können, und auch dafür, dass er die Menschen zur Erkenntnis und rechten Anwendung dieser Kräfte leitet. Wie ehrwürdig müssen uns die menschenfreundlichen Frauen und Männer sein, die es sich zum ernsten Beruf machen, die Leiden der Menschen unter Gottes segnender Leitung zu lindern, und in diesem Beruf keine Mühe, ja selbst die Gefahr ihrer eigenen Gesundheit und des Lebens nicht scheuen. – „Schätze den Arzt, weil man ihn braucht; denn auch ihn hat Gott erschaffen. Von Gott hat der Arzt die Weisheit, vom König empfängt er Geschenke. Das Wissen des Arztes erhöht sein Haupt, bei Fürsten hat er Zutritt. Gott bringt aus der Erde Heilmittel hervor, der Einsichtige verschmähe sie nicht.“ (Jesus Sirach 38,1-4)

 

Pater Fulgentius vom heiligen Nikolaus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 27. Juli 1674 gab zu Köln der lobwürdige Pater Fulgentius vom heiligen Nikolaus seinen Geist auf. Pater Fulgenz war zu Eiffel (Diözese Köln) geboren und trat zu München in den Orden. Nach Vollendung seiner philosophischen und theologischen Studien kam er nach Köln und wirkte dort mehr denn zwanzig Jahre als Beichtvater, Prokurator und Prior. Die Feder vermag nicht zu schildern, wieviel Gutes er daselbst stiftete und wie sehr er Mitbrüder und Weltleute erbaute. Nur zu bald erschöpften die vielen Arbeiten, Nachtwachen, Strengheiten und Bußwerke seine Kräfte. Ein heftiges Fieber raffte ihn nach fünftägigem, hartem Todeskampf, in dem er wohl bereits auf Erden sein Fegfeuer erduldete, dahin. Nach seinem Hinscheiden rührten nicht nur seine Mitbrüder, sondern ebenso die Laien Medaillen und Kreuze an seiner Leiche an und küssten ihm die erkalteten Füße, so hoch stand er in der Achtung aller. Ein galt allgemein als ein vollendeter Heiliger. Er pflegte nicht viel zu sprechen, vermochte aber oft mit einem einzigen Wort Betrübte zu trösten, Unwissende zu belehren, Geängstigte zu beruhigen, Feindselige zu versöhnen, so dass diejenigen, die es sahen, sich nicht genug verwundern konnten. Sein Lieblingsplatz war die Zelle. Musste er ausgehen, so schlug er die am wenigsten begangenen Wege ein, um nicht durch das Begegnen vieler Menschen aus der Sammlung herausgerissen zu werden. Sein Drang, zu fasten, sich zu geißeln, Bußgürtel und Zilizien zu tragen, war so groß, dass die Oberen sich genötigt sahen, seinen Eifer durch ein Verbot zu mäßigen. Um dennoch seinem Verlangen nach Abtötung einigermaßen nachkommen zu können, nahm er seine Zuflucht zu frommer List, stellte bei Tisch die Speise, die er eben nicht aß, neben das Tischtüchlein. Trug sie dann der Tischdiener weg in der Meinung, Pater Fulgenz sei schon gesättigt, so freute er sich, aus Liebe zu Jesus Mangel zu leiden. Seine Mitbrüder waren sämtlich der festen Überzeugung, dass der fromme Pater bei Gott in hohem Ansehen stehe und viel vermöge. Verschiedene Vorkommnisse in seinem Leben grenzen geradezu an das Wunderbare, so eine Erscheinung an einem Baum neben der Klosterkirche. Derselbe war bereits ganz dürr und die Oberen ließen ihn nur stehen, weil Pater Fulgenz so dringend darum bat. Vor seiner Erkrankung betrachtete und befühlte Pater Fulgenz den Baum auffällig lange und aufmerksam. Nach seinem Tod begann er wieder zu grünen und übertraf durch seine Blätterkrone alle übrigen Bäume.

 

Gebet am 27. Juli

 

Mächtige Mutter Gottes, meine liebe Mutter Maria. Zwar bin ich nicht würdig dich anzurufen, aber da du selbst mich liebst und meine Seligkeit wünschst, so erlange mir die nötige Gnade dazu. O meine Gebieterin, stehe mir immer bei, wenn ich voller Hoffnung zu dir aufblicke, denn in allen Versuchungen, in allen Nöten will ich nicht müde werden, dich um Hilfe zu bitten und immer die Worte zu wiederholen: Maria, Maria! Und in der Todesstunde sei mein letztes Wort: Jesus und Maria! Amen. 

 

Zu Gott

 

Verleihe uns, o Herr, dass wir bei einer leiblichen Krankheit vor allem auf das Wohl unserer Seele sehen und besonders bei Dir Hilfe suchen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 1480 wurde die große türkische Armee, die die Stadt Rhodes 89 Tage schon belagert und fast bezwungen hatte, bei Erscheinung der seligsten Jungfrau in der Luft mit einem glänzenden himmlischen Heer, in die Flucht gejagt, und teils durch ihre eigenen Waffen, teils durch die nacheilenden rhodischen Ritter am heutigen Tag fast gänzlich aufgerieben.

 

Andacht am 27. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Eigen ist es der Taube, alles für ihren geliebten Tauber zu tun. Brütet sie, ihm Junge zu geben, so überlässt sie ihm die Sorge für alles, dessen sie bedarf. Welche Freude über das schöne Gesetz Gottes, nichts zu tun, außer für Gott, um ihm zu gefallen, und sich gänzlich auf ihn zu verlassen." (Der heilige Franz von Sales)

Immerwährend war der heilige Vinzenz von Paul beschäftigt, die Ehre Gottes zu befördern und Gott zu Liebe für die Bedürfnisse des Nächsten zu sorgen, ohne dabei seines eigenen oder des Nutzens seiner Kongregation zu gedenken, deren Leitung er den Händen Gottes gänzlich übergeben hatte.

Die heilige Franziska von Chantal ließe, dem Ausspruch des heiligen Franz von Sales zufolge, jenen Tauben sich vergleichen, die am Rand eines Baches sich waschen und anschauen; sich aber nicht sowohl deshalb verschönern, damit sie schön sind, als damit sie ihren geliebten Taubern gefallen. Also suchte auch sie sich nicht zu reinigen, um rein und mit Tugenden geschmückt zu sein, sondern was immer sie tat, das tat sie, dem Herrn zu gefallen, den ihre Seele liebte!

 

Nichts, Herr, will ich aus anderer Absicht tun, als Dir zu gefallen und in Dir zu ruhen. Wohlgefallen will ich Dir, weil Du die Liebe meines Herzens bist! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 27. Juli

 

"Zieht eurem Willen den Willen der anderen vor,

vorausgesetzt, dass er gut sei,

selbst wenn der eure euch vollkommener erscheinen sollte."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 27. Juli - Von der Pflicht des Almosens

 

Verschließest du das Ohr dem Armen,

Der zu dir fleht in seiner Not,

Wird Gott sich deiner nicht erbarmen,

Flehst du zu ihm in deinem Tod.

 

1. Viele betrachten das Almosen als eines jener guten Werke, die zwar lobwürdig sind, die man jedoch auch ohne Sünde unterlassen kann. Dies ist ein schwerer Irrtum, denn der Sohn Gottes befahl uns dieses Werk bei Strafe der ewigen Verdammnis. "Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist. Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben." (Matthäus 25,41-42) Die Größe der Sünde liegt darin, dass Reiche, die entweder kein Almosen, oder nur so eins geben, das in gar keinem Verhältnis zu ihrem Reichtum steht, die Anordnung der göttlichen Vorsehung vereiteln, die den Unterhalt der Armen in ihren Überfluss legte, weshalb auch der Apostel zu den Reichen spricht: "Euer Überfluss ersetze den Mangel der Armen." (2. Korinther 8,14)

 

2. Jesus Sirach 14: "Armut und Reichtum kommen von Gott." Er konnte die Güter des Lebens unter allen Menschen gleich verteilen, allein seine Weisheit wollte eine Unterordnung unter den Menschen begründen, damit einerseits die Tugend der Barmherzigkeit und Milde, andererseits aber die der Geduld geübt wird. Indessen ist der Reiche nur Verwalter seines Reichtums, Gott ist der eigentliche Herr darüber. Der Verwalter aber hat allerdings die Pflicht bei sich, die Hausgenossen seines Herrn von seinem Vermögen zu erhalten. Ja so sehr ist Gott der Eigentümer dieser Güter, dass seine Vorsehung sie nicht selten den unbarmherzigen Reichen hinwegnimmt, da er hingegen das Vermögen der Barmherzigen segnet und ihren Reichtum vermehrt.

 

3. Hat aber auch Gott das vollkommenste Recht, einen Teil seiner Gaben vom Menschen zu fordern, so verlangt er dennoch sie nie umsonst. Daher spricht die Schrift (Sprichwörter 19,17): Wer Erbarmen hat mit dem Elenden, leiht dem Herrn; er wird ihm seine Wohltat vergelten." Fürchtest du etwa, dem himmlischen König auf Wucher zu borgen? Oder fürchtest du zu verarmen, wenn du reichlich gibst? Ist dies der Fall, so hast du entweder dem Glauben versagt, oder dein Glaube ist tot. Denn die feierlichste Versicherung gab uns der Herr: "Gebt, und es wird euch gegeben werden!" (Lukas 6) Jesus Sirach 4,1-6;8+9: "Entziehe den Armen nicht den Lebensunterhalt, und lass die Augen des Betrübten nicht vergebens warten. Enttäusche den Hungrigen nicht, und das Herz des Unglücklichen errege nicht. Verweigere die Gabe dem Bedürftigen nicht, und missachte nicht die Bitten des Geringen. Verbirg dich nicht vor dem Verzweifelten, und gib ihm keinen Anlass, dich zu verfluchen. Schreit der Betrübte im Schmerz seiner Seele, so wird Gott, sein Fels, auf sein Wehgeschrei hören. Neige dem Armen dein Ohr zu, und erwidere ihm freundlich den Gruß. Rette den Bedrängten vor seinen Bedrängern, ein gerechtes Gericht sei dir nicht widerwärtig."

 

28. Juli

 

Der heilige Botwid (Botuidus), Missionar und Martyrer in Schweden,

+ 28.7.1100 - Fest: 28. Juli

 

Botwid stammte von heidnischen Eltern in Schweden. Als er zum jungen Mann herangewachsen war, reiste er nach England, um dort ein Handelsgeschäft zu betreiben. Hier nahm er durch Fügung Gottes seine Herberge in dem Haus eines Priesters, der ein sehr gelehrter und frommer Mann war. Dieser gab dem jungen Schweden Unterricht im christlichen Glauben, erteilte ihm die heilige Taufe und lehrte ihn, ein wahrhaft christliches Leben zu führen. Botwid fühlte sich als Christ überaus glücklich und da er in seine Heimat zurückgekehrt war, bekehrte er mit Hilfe Gottes durch seine Ermahnungen und sein Beispiel viele seiner Landsleute in Schweden auch zum wahren Glauben. Aber auch selbst manche Wunderzeichen ließ Gott geschehen, um Botwid in der Verbreitung des Christentums beizustehen.

 

Eines Tages ging er mit einigen Bekannten zum Fischfang; aber Bovin, der Besitzer eines fischreichen Gewässers, duldete nicht, dass sie die Netze auswarfen, wenn sie nicht den vierten Teil der gefangenen Fische ihm geben würden. Der friedsame Botwid wollte lieber sein Vorhaben aufgeben, als im leerem Hin- und Herreden die Zeit verstreichen zu lassen und setzte über zu der Insel, die ihm selbst gehörte und die in genau diesem See lag. Hier kniete er nieder und verrichtete sein Gebet zu Gott; dann befahl er seinen Dienern, die Netze auszuwerfen. Der Herr zeigte nun, wie groß die Kraft des rechten Gebetes ist; denn wie einst die Apostel im See Genezareth, so zogen jetzt die Diener Botwids eine außerordentliche Menge Fische aus dem See. Als der Diener Gottes das bemerkte, wandte er sich zu seinen Leuten und sprach: „Lasset uns Gott loben, der Himmel und Erde, das Meer und alles was darin ist, erschaffen hat, und der uns auch diese Gabe unverdienter Weise geschenkt hat.“

 

Die andern, die am Gut des Bovin stundenlang umsonst gefischt hatten, sahen nun, was für einen wunderbaren Fang Botwid gemacht hatte. Er gab ihnen die Erlaubnis, ja er segnete ihr Beginnen und siehe! auch sie machten einen außerordentlich reichen Fang. Nur Bovin ging leer aus, offenbar zur Strafe dafür, dass er sich vorher so missgünstig gezeigt hatte. Doch Botwid trug ihm nichts nach, sondern er bezeigte ihm wie den anderen alles Wohlwollen und viel Freundlichkeit. Dieses liebreiche sanfte Wesen an Botwid und der Ruf des geschehenen Wunders bewirkten, dass seine heidnische Umgebung umso leichter sich von ihm bereden ließ auch das Christentum anzunehmen.

 

Botwid zeigte sich gar gut und fromm; sein Glaube war groß und sein Herz floss über von Liebe zu Gott und den Menschen. Deshalb schonte er weder seine Person, noch sein Vermögen, wenn es galt Gutes zu tun und anderen zu helfen. Er gab sehr viel zu Kirchenbauten, die Armen bekamen reichliches Almosen; für gefangene Heiden aber gab er gewöhnlich das Lösegeld um Christi willen, damit sie sich bekehrten, und die Barmherzigkeit, welche er sich selber von Gott wünschte und hoffte, übte er gegenüber allen.

 

Nun hatte der heilige Mann auch einmal einen heidnischen Gefangenen losgekauft und im christlichen Glauben unterrichtet. Nachdem er getauft war, schenkte ihm Botwid die Freiheit und wollte ihm noch zur Rückkehr in sein Vaterland verhelfen. Er sprach zu ihm: „Du hast jetzt deine Freiheit und kehrst in dein heidnisches Vaterland zurück. Dies ist eine große Gefahr für dich. Habe wohl acht, mein Sohn, dass du den Glauben nicht verlierst, denn du hast unserem Gott und Heiland Jesus Christus Treue versprochen. Unterrichte du vielmehr deine Eltern und Verwandten auch im Glauben und in der Liebe zu Jesus Christus, damit ihr einst miteinander zu seiner Barmherzigkeit gelangt.“

 

Als die Jahreszeit angebrochen war, da die Schiffe wieder ihre Fahrten machten, wollte Botwid nun seinen Schützling nach Haus befördern. Er nahm ihn und noch einen seiner Bauern namens Hesbern mit sich und sie fuhren dann miteinander auf einem Boot an verschiedenen Meerbusen und Inseln, um ein Schiff zu suchen, das nach Gothland ginge. Da es einmal abends spät wurde, landeten sie an einer waldigen Insel und gedachten hier zu übernachten. Botwid verrichtete nach Gewohnheit kniend sein Gebet unter einem Baum und schlief dann vor Müdigkeit ein. Der Bauer Hesbern hatte sich in der Nähe des Schiffes niedergelegt und war auch eingeschlafen. Der Freigelassene aber war ein ganz schlechter Mensch; äußerlich nur heuchelte er Glauben an Christus, im Herzen aber diente er dem Satan. Er schlich sich zu dem schlafenden Botwid, nahm das Beil, das er nach dortiger Sitte bei sich hatte und spaltete ihm den Kopf; dann suchte er Botwids Begleiter Hesbern und schlug ihn auch tot. Danach raubte er das Geld und die Vorräte, die Botwid mitgeführt hatte, setzte sich auf den Nachen und ruderte davon.

 

Man hat schon manchmal bitterlich über Undank klagen hören. Manche, die böse Erfahrungen gemacht haben, sagen oft: es sei ihnen ganz verleidet, anderen noch Wohltaten zu erweisen; denn allenthalben sei Undank der Welt Lohn. Ein größerer Undank kann aber wohl einem Menschen nicht widerfahren, als es dem heiligen Botwid geschah. Allein was hat es ihm geschadet? Er hat dadurch den Lohn und die Verherrlichung eines Märtyrers gewonnen, was ihm sonst nicht zuteil geworden wäre. Gerade, wenn du aus reiner Liebe zu Gott und den Menschen Gutes tust wie Botwid, und man zeigt nichts als Undank gegen dich, so ist es zwar für die Undankbaren eine Sünde und eine Schande, aber für dich ist es ein reiner Gewinn; denn wenn dir kein Mensch dankt, so dankt dir desto mehr Gott für das, was du getan hast. Hast du dagegen Menschendank empfangen, so verringert es leicht den Gotteslohn.

 

Die Eltern und Verwandten des heiligen Botwid wurden mehr und mehr ängstlich über sein langes Ausbleiben. Schließlich fragten sie einen frommen Priester namens Heinrich, was sie machen sollten. Er forderte sie zu gemeinsamem Gebet auf, dass der Herr sie den Verlorenen lebendig oder tot auffinden lassen möge. Als sie das Gebet verrichtet hatten, setzten sie sich in ein Schiff, um überall nach Botwid zu suchen; sie wussten freilich nicht, wohin sie sich zunächst wenden sollten. Da setzte sich ein kleiner weißer Vogel vorne auf die Spitze des Schiffes, der überaus lieblichen Gesang hören ließ. Die jungen Leute auf dem Schiff wollten ihn fangen, aber der Priester mahnte sie, es zu unterlassen, denn vielleicht sei der Vogel von Gott gesandt sie an den rechten Ort zu leiten. Der Ausgang bestätigte auch die Ansicht des Geistlichen. Denn sie wollten gerade an der Insel, auf der der Heilige gemordet wurde, vorbeifahren, als der Vogel vom Schiff hinweg auf den Baum flog, unter dem Botwid lag. Dieses veranlasste sie auszusteigen, und so fanden sie ihn. Sie trugen den heiligen Leib nach Hause und begruben ihn; später ist eine Kirche über seinem Grab erbaut worden, die Botwidkirche genannt wurde.

 

Der heilige Viktor I., Papst und Bekenner,

+ um 198 – Fest: 28. Juli

 

Die später so blühende Kirche Nordafrikas hüllt im zweiten Jahrhundert noch dichtes Dunkel ein. Tiefes Schweigen liegt denn auch über der Wiege und dem Entwicklungsgang des heiligen Viktor, eines gebürtigen Afrikaners. Er tritt erst als Bischof von Rom (189-198/99) und Nachfolger des heiligen Papstes Eleutherius in die Geschichte ein. Sein reiches Wissen, sein erprobter Charakter, seine strenge Tugend und sein kirchlicher Eifer hatten ihm das Vertrauen von Volk und Klerus gewonnen und den Weg zur höchsten kirchlichen Würde bereitet.

 

In der rasenden See der hin und wieder wogenden äußeren Christenverfolgungen war für kurze Zeit Ebbe eingetreten. Erst kurz nach dem Tod Viktors sollte ihre Flutwelle von neuem durch die Kirche branden. Um so mehr nahmen innerkirchliche Kämpfe die Hirtensorge und Amtstätigkeit seines Pontifikates in Anspruch. Verschiedene Irrlehrer traten nämlich auf und säten Unkraut unter den Weizen der Kirche. Selbst dort, wo Christi Stellvertreter über die Reinheit der kirchlichen Lehre wachte, in Rom, suchten sie in die Herde Christi einzubrechen und Verwüstung anzurichten. So der Gnostiker Florinus, in seiner Jugend ein vielversprechender Schüler des heiligen Polykarp, später ein abtrünniger Priester der römischen Kirche. Den festen Boden der kirchlichen Überlieferungslehre verlassend, verstieg er sich zur gotteslästerlichen Lehre: Gott selbst sei der Urheber des Bösen. Die giftige Frucht seiner Falschlehre sollte nur zu bald im Kreis der eigenen Anhänger reifen. Sie gaben sich, wie der Geschichtsschreiber Philastrius beichtet, selbst bei ihren religiösen Zusammenkünften den schädlichsten geschlechtlichen Ausschweifungen hin. Ein nicht weniger hartnäckiger Häretiker war der Gerber Theodot von Byzanz. Er verleugnete, wie berichtet wird, in der Verfolgung den Glauben. Von den Christen als Abtrünniger gemieden, verließ er die Heimat und ging nach Rom. Hier suchte er seine Verleugnung Christi damit zu beschönigen, dass er nur einen „bloßen Menschen“ verleugnet habe. Statt in Buße seinen Glaubensverrat und sein schweres Ärgernis gutzumachen, schritt er in seiner Unbußfertigkeit zur vollendeten Häresie: er leugnete die Gottheit Christi. Solchen Irrlehren gegenüber erwies sich Rom, wie immer, als der feste Hort des Glaubens. Florinus wurde von Papst Viktor aus dem Klerus, ebenso Theodot aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Ihre Falschlehren aber zerschellten bald am Felsen Petri, wenn auch ihr unruhiges Gewoge noch länger an der Bildfläche der Kirche nachwirkte.

 

Tiefer wühlte der sogenannte Osterstreit die Gemüter in der Kirche auf. Ja er führte vorübergehend zum ersten Riss (Schisma) zwischen der abendländischen und einem Teil der morgenländischen Kirche. Der Streit betraf keine Glaubenslehre, sondern nur eine gottesdienstliche Übung der Kirche. Während nämlich die abendländische und der größere Teil der morgenländischen Christenheit den Ostertag stets am gleichen Wochentag, d.i. am Sonntag nach dem 14. Nisan beging, ohne Rücksicht auf den Monatstag, feierten umgekehrt die Kirchen Kleinasiens Ostern stets am gleichen Monatstag ohne Rücksicht auf den Wochentag. So konnte es vorkommen, dass der eine Teil der Christenheit bereits das Osterhalleluja jubelte, während der andere Teil in Buß- und Trauerstimmung noch das Miserere sang. Wie schon sein Vorgänger Papst Anicet fünfzig Jahre zuvor, so wollte nun auch Viktor eine einheitliche Osterfeier in der Kirche nach Maßgabe des römischen Brauches durchsetzen. Er veranlasste zu diesem Zweck wie in Rom so bis in den tiefsten Osten hinein Synoden und schloss die Synodalbeschlüsse, die einliefen, den übrigen Kirchen zur Kenntnisnahme zu. Insbesondere aber suchte er den Widerstand der kleinasiatischen Kirchen zu brechen. Doch vergeblich. Sie versteiften sich auf die angeblich vom Apostel Johannes überkommene Sitte und das vorbildliche und bindende Beispiel Christi selbst, der sich an die jüdische Gepflogenheit der Paschafeier gehalten habe. Ihr Haupt und Führer, der durch sein Alter, seine Erfahrung und seine Heiligkeit hochangesehene Bischof Polykrates von Ephesus, glaubte dem Oberhaupt der Kirche sogar das Apostelwort entgegenhalten zu sollen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Viktor blieb fest. Er richtete in verschärfter Tonart noch ein zweites und drittes Schreiben an die widerstrebenden Kirchen und brach sogar die Gemeinschaft mit ihnen ab. Diese erscheint freilich bald wiederhergestellt. Den Streit selbst aber entschied für immer 130 Jahre später das Allgemeine Konzil von Nicäa 325 zugunsten der römischen Sitte.

 

Der Heilige mochte im vergeblichen Kampf zu weit gegangen sein. Einige seiner eigenen Parteigänger, insbesondere der heilige Irenäus von Lyon, machten ihm darüber freimütigen Vorhalt. Gleichwohl werfen die Vorgänge ein mehrfaches günstiges Licht auf seine vorbildliche Amtsführung. Sie zeugen vor allem von einer ungewöhnlichen Tatkraft, mit der er sein verantwortliches Vorsteheramt in der Kirche führte. Sie bezeugen ferner den rastlosen Eifer, mit dem er der kirchlichen Einheit auch über den engeren Glaubensbereich hinaus zum Sieg verhelfen wollte. Ist doch die gemeinsame Feier der Hauptfeste nicht bloß ein schmückender Kranz um die Kirche, sondern mehr noch ein sichtbares Band der geistigen Lebensgemeinschaft aller Gläubigen und Kirchen untereinander. Nicht zuletzt aber bekundet dieses Vorgehen sein volles Bewusstsein von der Vorrangstellung Roms über alle Kirchen des Erdkreises, die in der Tatsachensprache jener Synoden in den entlegensten Sprengeln der morgenländischen Kirche eine beredte Anerkennung fand. Der tote Buchstabe der Briefe und Rundschreiben des Heiligen, derer schon die Geschichtsschreibung der alten Kirche in Ehren gedenkt, ist im Lauf der folgenden Jahrhunderte verloren gegangen. Sein Geist aber ist lebendig geblieben dort, wo die göttliche Vorsehung den Zügel der kirchlichen Oberleitung in Menschenhand gelegt hat.

 

Für jeden Gläubigen, der ein Vorsteheramt in der Kirche, und wäre es auch nur im engen Kreis eines kirchlichen Vereins, zu bekleiden hat, ist der heilige Viktor ein leuchtendes Vorbild fester Tatkraft und heiligen Eifers geworden. Sind doch dies gleichsam zwei Amtscharismen, zwei überwindende Kräfte, die ihn aus mancherlei Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, als „Viktor“, d.i. als Sieger, hervorgehen lassen werden. 

 

Bruder David vom heiligen Bruno

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Heute wird das Gedächtnis des lobwürdigen Bruder David vom heiligen Bruno begangen. Bruder David war als Laienbruder zu Aleppo an der syrischen Küste in der Mission des Ordens tätig. Hier wirkte er bis zum Jahr 1660. Dann wurde er von den Türken in Ketten geschlagen und lange in einem finsteren Kerker gefangen gehalten, bis er am 28. Juli des genannten Jahres enthauptet wurde und so die Marterkrone erlangte.

 

Gebet am 28. Juli

 

O Maria, starke Frau,

Führerin, Schützerin,

Aller Christen Königin!

Streit für uns zu Meer und Land,

Schlag den Feind mit deiner Hand;

Deinen Nam` wundersam

Mach der ganzen Welt bekannt.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Martyrer Nazarius und Zelsus

 

Verleihe, o Gott, dass das standhafte Bekenntnis der heiligen Nazarius und Zelsus uns in unserem Glauben stärke, und komm auf ihre Fürbitte unserer Schwachheit zu Hilfe, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 28. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Es gibt eine gewisse Herzenseinfalt, worin die Vollkommenheit aller Vollkommenheiten besteht. Diese Einfalt hat die Seele, die, nur Gott betrachtend, sich einfach befleißigt, ihre Ordensregeln mit großer Treue zu erfüllen und zu ihrer Heiligung die Mittel anzuwenden, die ihr vorgeschrieben sind; ohne dass sie dabei nach anderem verlangt, oder andere Dinge betreibt." (Der heilige Franz von Sales)

Diese Art Einfalt übte die heilige Franziska auf die trefflichste Weise, und gar sehnlich wünschte sie, dass sie im Herzen ihrer Töchter tiefe Wurzeln fasst. Als eine von ihnen sie schriftlich um ein kräftiges Mittel ersuchte, zur Vollkommenheit zu gelangen, antwortete sie: "Das beste Mittel, das ich dafür sie lehren könnte, ist, dass Sie eifrig sind, alle Ordensregeln für Gott mit größter Treue zu halten, und in diesem Geist alles zu tun, was Ihnen je nach Zeit und Umständen befohlen wird."

Als die Zeit herannahte, wo ein Religiose, den die Kirche als einen Heiligen verehrt, vor Gott erscheinen sollte, Rechenschaft über seine Werke abzulegen, sprach er: "Nichts tröstet mich so sehr, als dass ich die Ordensregel genau befolgte, in der Absicht Gott zu gefallen!"

 

Verleihe mir, Herr, vollkommen zu werden in allen Dingen, zumal aber in der Einfalt und in der Liebe. Immer will ich durch Liebe zu Deinem heiligen Willen dahin ziehen, Dir wohlzugefallen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 28. Juli

 

"Das Herz und die Zunge sind die beiden Tore,

durch die gewöhnlich die Sünde eingeht."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 28. Juli - Von der Kraft des Almosens

 

Bist du barmherzig, edle Seele,

Dann lass dir nimmermehr erbangen,

Dass je dir Gottes Gnade fehle.

Du wirst Barmherzigkeit erlangen.

 

1. Psalm 41,2: "Wohl dem, der sich des Armen annimmt; zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten." Wie erfreulich ist dieser Ausspruch des Heiligen Geistes für liebevolle, wohltätige Seelen. Denn welche Zeit ist diese Zeit des Unheils, wenn nicht die Zeit unseres letzten Kampfes? Was aber haben wir dann zu fürchten, wenn der Herr uns aushilft? Es ist also das Almosen ein sicheres Merkmal unserer Auserwählung, da selig die Barmherzigen sind. Es muss aber das Almosen aus reinem, gottgefälligem Herzen gegeben werden, und nach unserem Vermögen bemessen sein, dem Ausspruch des heiligen Tobias gemäß: "Sei nicht kleinlich, wenn du Gutes tust. Wende deinen Blick niemals ab, wenn du einen Armen siehst, dann wird auch Gott seinen Blick nicht von dir abwenden. Hast du viel, so gib reichlich von dem, was du besitzt; hast du wenig, dann zögere nicht, auch mit dem Wenigen Gutes zu tun. Auf diese Weise wirst du dir einen kostbaren Schatz für die Zeit der Not ansammeln. Denn Gutes zu tun rettet vor dem Tod und bewahrt vor dem Weg in die Finsternis. Wer aus Barmherzigkeit hilft, der bringt dem Höchsten eine Gabe dar, die ihm gefällt." (Tobit 7b-11)

 

2. Wunderbar ist die Kraft des heiligen Almosens. Wie eben dieser heilige Patriarch, oder vielmehr der Heilige Geist durch seinen Mund spricht: "Das Almosen erlöst von aller Sünde und vom Tod, und es wird die Seele nicht in die Finsternis kommen lassen, denn das Almosen wird großes Vertrauen geben vor dem Allerhöchsten allen, die es spenden!" Nichts nämlich rührt das Herz des Vaters des Erbarmens so innig, als wenn wir seine Barmherzigkeit nachahmen. Er wägt unser Almosen durch die reichsten Gaben seiner Gnade auf, und flößt dem mildtätigen Herzen eine Liebesreue ein, die von Sünden reinigt. Ja das Almosen erwirkt auch den Sündern die Gnade der Bekehrung und nimmt den Zorn Gottes von ihnen, weshalb der Prophet den stolzen König ermahnte: "Lösche deine Sünden aus durch rechtes Tun, tilge deine Vergehen, indem du Erbarmen hast mit den Armen." (Daniel 4, 24)

 

3. Folgen wir diesen Ermahnungen des Heiligen Geistes, und wir werden in großer Sicherheit stehen, wenn viele andere zittern. Denn durch liebevolles Almosen machen wir Jesus, unseren Richter, selbst zu unserem Schuldner, da wir, was wir dem Geringsten von den Seinigen tun, ihm selbst tun. Vergeblich klagen uns die bösen Geister bei seinem Gericht an, wenn die Armen uns entschuldigen. Nicht verdammen kann er uns, da er Barmherzigkeit den Barmherzigen verhieß. Jesus Sirach 29,8-9: "Hab Geduld mit dem Bedürftigen, und lass ihn nicht auf die Wohltat warten. Um des Gebotes willen nimm dich des Armen an, lass ihn in seiner Not nicht leer ausgehen."

 

29. Juli

 

Der heilige Olav II., König und Martyrer von Norwegen,

+ 29.7.1028 - Fest: 29. Juli

 

König Olav von Norwegen wurde im Jahr 995 geboren. Die Eltern waren heidnische Normannen. Olav bekam eine Erziehung, die allein darauf abzielte, den Körper für Kampf und Krieg stark und hart zu machen. Mit Sport hatte die Erziehung schon gar nichts zu tun. Sicherlich soll besonders die Jugend Sport treiben und im Turnen und Laufen und Rennen und Rudern und Springen und Ringen den Körper stärken und kräftigen, aber jeder weiß auch, dass der Sport nicht viel wert ist, wenn nicht anständig und ehrlich und fair gespielt wird. Auch muss der Sport immer in vernünftigen Grenzen bleiben.

 

So war es bei den Normannen nicht. Wer sich beispielsweise einem einzelnen Feind gegenübersah, durfte sich nicht von einem anderen helfen lassen. Gegen zwei Feinde hatte man sich zu wehren, gegen drei durfte man nicht weichen, erst bei einem Kampf gegen vier war die Flucht keine Schande. Wer nicht ohne Klage die Schmerzen der Wunden ertrug, war kein Mann. Nie durfte der Pfeil das Ziel verfehlen. Den Speer musste man mit der Linken geradeso gut führen können wie mit der Rechten. Und das Schwert war so schnell zu schwingen, dass es schien, es blitzten viele Schwerter zugleich in der Luft. In voller Rüstung musste man so hoch springen können, wie man groß war. Im Laufen galt es, gleichen Schritt mit dem schnellsten Pferd zu halten, und im Schwimmen musste man wendig sein wie ein Fisch.

 

So wurden bei den Normannen die Jungen einseitig und allzu hart erzogen. Die Königssöhne unter ihnen, wie Olav einer war, hatten es noch schwerer als die anderen, denn nur derjenige wurde als König anerkannt, der an Kraft und Stärke alle übertraf.

 

Olav war der Beste von all seinen Altersgenossen. Keiner reichte an ihn heran. Und als man seinen Vater hinterrücks erschlug, wurde er mit jungen Jahren König. Olav war ein kriegerischer König, den es kaum zu Hause hielt. Mit pfeilschnellen Wikingerboten befuhr er nach Normannenart die Meere, enterte die Schiffe und brandschatzte die Städte an den Küsten des Festlandes. Bis Köln und bis Paris fuhren die Normannen die Flüsse hinauf, raubten und plünderten, und weil sie das Kreuz, das sie nicht kannten, hassten, scheuten sie sich nicht, die Altäre zu entweihen, die Gotteshäuser in Ställe umzuwandeln und die Priester zu erschlagen.

 

Olav wusste es nicht anders, denn so war es ihm von den Vorfahren überliefert worden. Von christlicher Heiligkeit kann also bei dem jungen Olav keine Rede sein.

 

Da griff Gott ein. In einem Krieg verlor König Olav Thron und Land und flüchtete über das Meer nach Frankreich. Dort gingen ihm in christlicher Umgebung Augen und Herz für die Schönheit des wahren Glaubens auf. Er ließ sich taufen. Und wie einst aus dem Christenverfolger Saulus ein Apostel Paulus, so ähnlich wurde aus dem heidnischen Wikinger Olav ein christlicher Held, der, als er später wieder in die Heimat zurückkehren konnte, alles daransetzte, den Glauben an Christus in Norwegen einzuführen.

 

An vielen Orten erbaute Olav Kirchen und Kapellen. Von England ließ er christliche Priester kommen. Mit eigener Hand zerschlug er die Götzenbilder, kämpfte gegen Trunksucht und Zauberei, verbot den Seeraub und strafte alle, die Unrecht taten, ob sie Herren oder Knechte waren, ohne Ansehen der Person nach Recht und Gerechtigkeit. In wenigen Jahren, so schien es wenigstens, wurden unter dem Einfluss des Christentums aus den wilden Wikingern gesittete Menschen.

 

Doch es schien nur so. Die Großen des Landes, die sich in ihren Rechten beeinträchtigt glaubten, hetzten so lange, bis das Volk sich gegen den König erhob. In der Nähe von Drontheim kam es zum entscheidenden Kampf. Allzu ungleich waren die Kräfte verteilt. König Olav verlor Schlacht und Leben. Das Heidentum hatte über das Christentum gesiegt. Und dann siegte trotzdem das Christentum über die anderen, denn bereits an der noch warmen Leiche des gefallenen Helden erhielt ein Blinder das Augenlicht wieder. Von der Stunde an versiegte der Strom der Wunder nicht mehr, die sich an dem Königsgrab zu Drontheim ereigneten, um davon zu berichten, dass derjenige, der im Grab ruhte, ein Heiliger war.

 

Vor dem Strom der Wunder vom Königsgrab zu Drontheim zog sich das Heidentum zurück, und der wahre Glaube, vom Blut des christlichen Heldenkönigs befruchtet, eroberte für immer das Land und die Leute, die Häuser und die Herzen.

 

Die heilige Martha, Jüngerin des Herrn von Bethanien,

+ in Taraskon, Frankreich, 29.7.84 - Fest: 29. Juli

 

In jener Zeit, da der liebe Heiland auf Erden weilte, lebten in einem Haus zu Bethanien bei Jerusalem drei unverheiratete Geschwister, zwei Schwestern und ein Bruder. Die eine Schwester hieß Martha, die andere Maria (Magdalena), und der Bruder nannte sich Lazarus.

 

Es gibt kein Häuschen ohne Kreuzchen. Von Leid und Sorge bleibt kein Haus verschont. Im Heim der drei Geschwister zu Bethanien ist es auch so gewesen. Zweimal kam schwerer Kummer über die Familie.

 

Das erste Mal war es Maria Magdalena, die ihre Schwester Martha und dem Bruder Lazarus qualvolle Tage und schlaflose Nächte bereitete. Maria Magdalena geriet nämlich auf Abwege, so dass die Leute böse von ihr redeten und mit dem Finger auf sie zeigten. Dadurch kam Schmach und Schande über Martha und Lazarus. Bitter haben die beiden darunter gelitten, manche Träne auch um die verlorene Schwester geweint und viel für sie gebetet, und weil sie nicht müde wurden im Beten, hat sich der Heiland voll Güte der verirrten Maria Magdalena erbarmt, hat sie in Gnaden aufgenommen und hat aus ihr, der Sünderin, eine der größten Heiligen gemacht, deren Ruhm, wie der göttliche Heiland selbst gesagt hat, nicht aufhört, solange das Evangelium verkündet wird.

 

Frieden und Freude herrschten seit Magdalenas Bekehrung im stillen Heim zu Bethanien. Doch das Glück lässt sich nirgendwo festbinden. Bald kam durch die Erkrankung des Lazarus ein neuer Kummer ins Haus. Erst hatte man der Sache wenig Bedeutung beigemessen. Als aber das Fieber nicht weichen wollte, sondern immer höher stieg, sorgten sich die Schwestern sehr um den Kranken, und in ihrer Not schickten sie einen Boten an den Heiland und ließen ihm sagen: „Herr! Derjenige, den du lieb hast, ist krank.“

 

Der Heiland wusste wohl, was ihm die Schwestern mit der Botschaft sagen wollten. Martha und Maria meinten, er, der göttliche Heiland, der an anderen viele wunderbare Heilungen vollzog, solle kommen und auch den Bruder gesund machen, der doch sein Freund war.

 

Jesus verstand den Sinn der Botschaft sehr wohl, aber er ging nicht nach Bethanien zu dem sterbenskranken Lazarus. Weil er an ihm, seinem guten Freund, das weit größere Wunder der Totenerweckung wirken wollte, zögerte er mit dem Kommen, und über dem Zögern ist Lazarus gestorben. Martha und Maria aber hatten damals tränenreiche Stunden.

 

Einige Tage später ist dann allerdings der Heiland doch gekommen und hat seinen Freund Lazarus von den Toten auferweckt. Unbeschreiblich groß war die Freude im Haus zu Bethanien, als die drei Geschwister wieder alle gesund beisammen waren.

 

Wie Martha und Maria es in Bethanien gehalten haben, so müssen es Geschwister stets machen, wenn einmal jemand im Haus krank wird oder gar sterben muss. Dann soll man beten, damit der liebe Heiland dem Kranken die Gesundheit wiederbringt oder aber, wenn er sterben muss, zum ewigen Leben erweckt und in den Himmel aufnimmt.

 

Die heilige Marcella, Dienstmagd der zwei heiligen Schwestern

Maria Magdalena und Martha,

+ um 85? - Gedenktag: 29. Juli

 

Fürwahr, es hat oftmals mit der Tugend und der Heiligkeit die fast gleiche Bewandtnis, als wie mit den unter der Erde und den Bergklippen verborgenen Wasserquellen, wenn sie mit den köstlichen Metalladern eine Gemeinschaft haben: sie ziehen von ihnen Kraft und Wirkung dergestalt an sich, dass sie nicht wenig ihrer Kostbarkeit halber sehr hoch geschätzt sind und wertgehalten werden. So auch die Tugend und die Vollkommenheit: sie haben ihre Aufnahme und den Ursprung niemand anderem zuzuschreiben, als denjenigen, bei denen sie wohnen und deren Gemeinschaft sie genießen. Das scheint, meines Erachtens, an der heiligen Marcella ähnlich erfüllt worden sein, die in den Diensten stand bei den zwei Schwestern Maria und Martha, als zwei vortrefflichen Goldadern einer ausgemachten Heiligkeit, durch deren stete Gesellschaft Marcella gleichfalls ein so tugendvolles Leben an sich gezogen hat, was uns erklären sollte, von ihrer Heiligkeit keinen einzigen Zweifel zu tragen. Ganz zu schweigen von dem, dass sie so oft die gebenedeite Gegenwart desjenigen genossen hat, der da ist die Heiligkeit selbst, nämlich Christus des Herrn, so oft der liebreiche Welterlöser bei den beiden Schwestern seine Einkehr genommen und das ganze Haus mit seiner Person erfreut hat. Marcella hat dann vielmals Gelegenheit dazu gehabt, Christus demütig zu verehren, seine Ansprache anzuhören, ihn samt der Hausfrau Martha zu bedienen und aufzuwarten, was ja ihr zum Wachstum der Heiligkeit trefflich zu statten kam.

 

Marcella war in ihren Dienstverrichtungen sehr sorgsam und fleißig, wie es einer rechtschaffenen Hausmagd zusteht. Dies hat Gott der seligen Veronika von Binasco geoffenbart, die von Geburt eine Bauerstochter war, später aber in das Kloster zu St. Martha in der Stadt Mayland auf- und angenommen worden ist. Diese heilige Klosterjungfrau wurde sehr oft mit himmlischen Verzückungen und Erscheinungen heimgesucht, besonders das Leben und Leiden ihres göttlichen Bräutigams betreffend. Unter anderem sah sie auch, wie Christus von der sorgfältigen heiligen Martha zum zweiten Mal bewirtet wurde. Dabei zeigte ihr Gott, wie die emsige Marcella ihrer Hausfrau Martha in allem mühsamen Dienst leistete und mit ihr zugleich höchst beschäftigt war. Alle Mühe und Arbeit aber erschien der heiligen Dienstmagd, so lange sie auch dauerten, versüßt zu sein allein in dem Bedenken, dass sie Christus diente und aufwartete, was übrigens auch anderen Dienstboten allezeit die saure Arbeit gering machen würde, wenn sie sie mit gleicher Absicht tun würden.

 

Nach der glorreichen Auffahrt Christi in den Himmel haben die Juden aus Hass zum Welterlöser und all denen, die sich zu dem neuen Gesetz bekennen, beide Schwestern Maria Magdalena und Martha, wie auch Lazarus ihren Bruder, samt der Dienstmagd Marcella und Maximino, einem aus den zweiundsiebzig Jüngern Christi, neben mehreren anderen Christen ins Gefängnis gesperrt. Sie wollten aber ihre Hände im Blut dieser christlichen Schar nicht waschen, sondern setzten sie alle auf ein altes baufälliges Schiff, ohne Segel und Ruder, und stießen sie in das hohe Meer hinaus, nicht zweifelnd, das, was sie selbst nicht getan haben, werde das untreue Element des Wassers unfehlbar ersetzen, und sie in den Abgrund des Meeres versenken. Allein die Vorsichtigkeit Gottes gab diesen Elenden einen Steuermann ab, die das Schiff glücklich durch das ungestüme Mittelländische Meer trieb und zu Maßilien, einer berühmten Seestadt in Frankreich, ans Land brachte.

 

Der gelehrte Cornelius a Lapide sagt in Bezug auf diesen Ort und die o.g. Begebenheit, dass wir daraus schließen mögen, Marcella müsse wegen ihres festen Glaubens an Christus und ihres gottesfürchtigen Lebens sich einen großen Hass der Juden zugezogen haben, so wie die beiden Schwestern Maria und Martha, deren Leben sie beschrieben haben soll, weil sie auch mit der gleichen Verfolgung und Landesverweisung von den Juden bestraft wurde. Zuerst aber wegen ihres freimütigen Bekenntnisses, das Marcella von Christus abgelegt haben soll, wie alsobald durch Petro de Natalibus beigefügt werden soll: obwohl Cornelius schreibt, dass das genannte Bekenntnis nur mutmaßlich von anderen Schriftstellern der heiligen Marcella zugeeignet werde.

 

Dort nun zu Maßilien stiegen die ermüdeten Seefahrer ans Land und verbreiteten alsobald dort das neue christliche Gesetz: Lazarus wurde nach der Zeit daselbst zu Maßilien der erste Bischof. Maximino wurde zu Aix Bischof, einer anderen benachbarten Stadt in Frankreich. Und von diesem Maximino hat auch schon vormals die heilige Marcella die Taufe empfangen, wie aus den priesterlichen Tagzeiten am Fest der heiligen Martha zu ersehen ist. Dort liest man, dass dieser heilige Maximino das ganze Haus getauft hat, worunter sich ja auch diese heilige Dienstmagd befand.

 

Maria Magdalena, die es schon lange gewohnt war sich zu den Füßen Christi aufzuhalten, hat sich gleichfalls von ihrer liebsten Schwester Martha verabschiedet und sich in eine entsetzliche Höhle oder Wildnis verschlossen, allein dort den heiligen Betrachtungen zu obliegen. Martha aber führte unter den von ihr versammelten Jungfrauen, denen sie als Lehrmeisterin vorstand, ein unvergleichliches Tugendleben, aus dem auch leicht hervorgeht, was Marcella, die bei der heiligen Martha weiterhin verblieben ist, auf dem Weg der vollkommenen Heiligkeit für mächtige Fortschritte gemacht haben wird.

 

Der Hochwürdigste Bischof Petrus de Natalibus schreibt so von Marcella weiter (die er aber Marcilla nennt): Marcilla, sagt er, ist der Martha Nachfolgerin gewesen: Sie wird für die Frau gehalten, von der beim heiligen Lukas im 11. Kapitel zu lesen ist, dass sie ihre Stimme mitten unter dem Volk hat hören lassen, und den Leib, den Christus getragen, und die Brust, die ihn gesäugt, zu benedeien gewürdigt worden war. Sie ist mit ihren Frauen aus dem Jüdischen Land vertrieben worden und mit anderen Jüngern Christi nach Maßilien gekommen. Sie hat Martha bis an ihr heiliges Ende nicht mehr verlassen und hat auch deren Leben und Wandel schriftlich verfasst. Nach dem Ableben Marthas begab sie sich nach Sclavonien, predigte daselbst das Evangelium und ruhte endlich nach Verlauf von zehn Jahren nach Marthas Tod im Frieden. Ihr heiliger Leib ist nach Aix übertragen worden und neben den Leibern der heiligen Maria Magdalena und des heiligen Maximini, wie auch des heiligen Cedoni beigelegt worden.

 

Was die Reise der heiligen Marcella nach Sclavonien anbetrifft, dies wird auch von einem anderen Geschichtsschreiber erwähnt, allein die niederländischen Lebensverfasser der lieben Heiligen Gottes wollen es nicht für genehm halten. Ich lasse mich aber nicht zum Schiedsrichter machen, der bestimmen soll, welche Partei nun recht hat. Inzwischen wird doch Marcella von mehreren Lebensbeschreibern der Auserwählten Gottes auch unter dem Namen einer Heiligen hervorgehoben, aus denen ich, was bisher von dieser heiligen Dienstmagd gemeldet worden ist, entlehnt habe. Jener große Tag, der mein und dein Werk der ganzen Welt wird vor die Augen stellen, der wird auch der heiligen Marcella herrliche Verdienste und ihren ganzen übrigen Lebenswandel offenbaren, diejenigen zu beschämen, die vor Zeiten zwar gleichen Standes, aber bei weitem nicht gleicher Verdiensten und Tugend gewesen sind. 

 

Pater Joseph Coudert

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 29. Juli 1794 endete das Martyrium des gottseligen Pater Joseph Coudert. Joseph Coudert wurde im Jahr 1751 zu Grandmont geboren. Wann er sich den Söhnen der heiligen Theresia beigesellte, ist unbekannt. Zur Zeit des Ausbruchs der Revolution lebte er im Kloster zu Angoulême und arbeitete eifrig im Weinberg des Herrn. Nach der Aufhebung des Ordens zog er sich zu Verwandten nach Limoges zurück. Die Sorge für das Heil der Seelen drängte ihn, ohne Rücksicht auf die ihm drohenden Gefahren, von Haus zu Haus zu gehen und den Bedürftigen die heiligen Sakramente zu spenden. Dieser sein Eifer wurde ihm zum Verhängnis. Bald stand sein Name auf der Liste, in die der Aufsichtsrat alle eintragen ließ, die durch ihre Umtriebe die Sicherheit der Patrioten beeinträchtigten, war er ja allgemein bekannt durch seine Ergebenheit gegenüber der katholischen Kirche. Zudem verweigerte er den Eid auf die Zivilkonstitution. Darum wurde er in den Kerker geworfen, wo er so viel ausstehen musste, dass er bald gefährlich erkrankte. Trotz seiner inständigen Bitten ließ man ihn nicht frei. Nach einer Haft von mehr als zwei Jahren verbrachte man ihn am 25. Februar 1794 abends auf das Schiff "Deux Associés", später auf das Hospitalschiff "Der Indier". Die Entbehrung, die schlechte Luft, die rücksichtslose Behandlung hatte zur Folge, dass sich seine Fieberanfälle bis zum höchsten Grad steigerten, wie Abbé Guillon berichtet, der in einer fieberfreien Stunde seine Beichte hörte. Fünf Monate ertrug seine starke Natur die schreckliche Pein, dann brach er zusammen. Am 29. Juli entschlief er, ohne dass jemand es wahrnahm. Erst nach Eintritt des Todes erkannte man aus der Blässe seines Angesichtes, dass er gestorben sei. Die Bestattung der Leiche erfolgte auf der Insel Aix.

 

Gebet am 29. Juli

 

O meine liebe Mutter, um des Verdienstes des Schmerzes willen, den du empfunden hast, als du deinen geliebten Jesus gesehen hast, als man ihn zum Tod führte, erlange mir die Gnade, dass auch ich geduldig das Kreuz trage, das Gott mir auferlegt. Selig bin ich, wenn ich auch bis zu meinem Tod dich mit meinem Kreuz begleite. Du und dein unschuldiger Jesus, ihr habt ein so schweres Kreuz getragen, und ich Sünder, der ich die Hölle verdient habe, ich sollte das Kreuz ausschlagen? Unbefleckte Jungfrau Maria, ich hoffe auf deinen Beistand, damit ich geduldig mein Kreuz trage. Amen. 

 

Zu Gott

 

Du, mein Gott, hast den heiligen German zur bischöflichen Amtsführung berufen, und seine Arbeiten so reichlich gesegnet. Lass auch uns in allem Deinen Willen erkennen, besonders in der so wichtigen Standeswahl, und gib uns die Gnaden, die uns zur Erlangung der Heiligkeit notwendig sind, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 1099 hat ein kleines Heer von etwa 20.000 Christen im sechsten Kreuzzug auf Anrufung der Hilfe Gottes und der seligsten Jungfrau eine türkische Armee von fünfmal hunderttausend teils Reiter teils Fußgänger bei Ascalon am heutigen Tag völlig geschlagen, so dass bei hunderttausend Mann von ihnen im Streit geblieben und sonst noch mehrere Tausende umgekommen sind.

 

Andacht am 29. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"O wie lieblich ist der großmütige Entschluss, das öffentliche und verborgene Leben unseres Herrn Jesus Christus nachzuahmen! Ein solcher Gedanke kann nur von Gott kommen, da Er so fern von Fleisch und Blut ist." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Eine fromme Person, die sich sehnte, vollkommen zu werden, bat einen heiligen und sehr erleuchteten Priester um ein Mittel, die Vollkommenheit zu erlangen. Er sprach zu ihr: "Leben Sie immer in Vereinigung mit Jesus Christus, ohne dem Äußerlichen nach etwas Außerordentliches zu tun." Sie befolgte diesen Rat, und nahm in kurzer Zeit an allen Tugenden zu. In allem, was sie tat, nahm sie Christus zum Vorbild. Bei ihrem Erwachen stellte sie sich Ihn vor, wie Er seinem himmlischen Vater sich aufopferte, und opferte sich Ihm. In ihrem Gebet dachte sie sich Ihn, wie er mit feurigster Inbrunst und unendlicher Liebe betete, und bemühte sich, soviel ihr möglich war, auf ähnliche Weise zu beten. Bei ihrer Arbeit gedachte sie der großen Arbeiten Jesu für unser Heil. Wurde ihr etwas befohlen, so eilte sie nach dem Beispiel Jesu zu gehorchen, der Maria und Joseph untergeben war. Wohnte sie der heiligen Messe bei, so opferte sie sich im Geist mit ihrem Heiland. In ihren Unterredungen gedachte sie Jesus, dessen Ansprache so lieblich und erbaulich war. Wurde sie von Versuchungen geplagt, so sprach sie die Worte, die Jesus zu dem Versucher sagte. Litt sie, so war sie Jesus eingedenk, der ein Mann der Schmerzen war. Begab sie sich zur Ruhe, so drang sie in den Geist der letzten Worte Jesu ein: "Vater, in Deine Hände empfehle ich meinen Geist!"

 

Gib mir, o Jesus, ein sehnsüchtiges Verlangen, Dein allgemeines und verborgenes Leben nachzuahmen, und lass mich in beständiger Vereinigung mit Dir leben. Du allein sollst mein Vorbild in allen meinen Werken sein! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 29. Juli

 

"Die Hoffnung ist der Anker unseres Lebens.

Welcher Tor würde wagen, sich ohne sie auf dem Meer der Welt einzuschiffen,

wo wilde Stürme und schwarze Gewitter hausen?"

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 29. Juli - Von der Kleinmütigkeit

 

Siehst du nicht die Himmelskrone winken,

Die vollauf belohnt den tapfern Streit?

Und du lässest dir den Mut entsinken,

Noch zu kämpfen eine kurze Zeit?

Steht nicht Gottes Gnade dir zur Rechten

Dir den Sieg im Kampfe zu erfechten?

 

1. Warum verzagst du so kleinmütig, als würde die Vollkommenheit deines Standes deine Kräfte übersteigen? Entweder gab es eine Zeit, in der du ein frommes Leben geführt hast, dann aber würdest du dir selbst widersprechen, wenn du sagst, die Heiligkeit ist eine unmögliche Sache. Oder aber du hast niemals fromm gelebt, und dann würdest du etwas ablehnen, wovon du weder Kenntnis noch Erfahrung hast. Danach also ist bloß deine Feigheit die Ursache deiner Kleinmütigkeit. Hätten die Heiligen auf solche eingebildeten Schwierigkeiten gehört, Jesus hätte nicht einen einzigen Jünger bekommen. Nur an gutem Willen fehlt es dir. Willst du ernsthaft den Weg gehen, so ist bereits der halbe Weg getan. Auf denn, die Gnade drängt dich, dein Gewissen schreit, und dein Heil hängt an deinem Entschluss.

 

2. Gewiss ist es, dass Gott uns die Gnade verleiht, in der Ordnung, die unserem Stand gemäß ist, uns zu heiligen, und dass diese Gnade mit uns wirkt, und die Ausübung aller unserer Pflichten uns erleichtert. Wie auch sollte Gott, der da will, dass wir vollkommen und heilig werden, die notwendigen Mittel uns dazu versagen? Wäre er dann nicht, was ewig fern sei, ein Herr ohne Einsicht und Gerechtigkeit? Philipper 4,13: "Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt." spricht der Apostel, und alle wahren Diener Gottes sprechen dies mit ihm. So klage denn nicht über die Härte des Gesetzes, noch über Gottes Güte, sondern über deine Trägheit. Sie ist das einzige Hindernis, und nur du kannst es überwinden.

 

3. Bist du etwa allein schwach? Wie viele Heiligen, die in dem besagten Stand lebten, in dem du lebst, hatten weniger glückliche Anlagen, und heftigere Leidenschaften, schwerere Krankheiten und Versuchungen zu ertragen? Dennoch versanken sie darüber nicht in Kleinmut, wie du. Durch die Gewalt, die sie sich antaten, gelangten sie zur Heiligkeit, und du könntest nicht dahin gelangen? Hättest du etwa nicht ähnliche Gründe, und ähnliche Mittel? Oder hättest du größere Hindernisse zu besiegen? "Wach auf du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein." (Epheser 5,14b) "Hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn!" (Psalm 27,14)

 

30. Juli

 

Die heiligen Märtyrer Abdon und Sennen zu Rom,

+ 250 - Fest: 30. Juli

 

Der heilige Abdon und der heilige Sennen waren Perser, vornehm von Geburt, reich an Mitteln, aber noch größer an Tugend; denn sie waren wahrhafte Christen. Sie kamen anlässlich eines Perserkrieges als Gefangene nach Rom und bekannten während der Christenverfolgung des Dezius unerschrocken den Glauben. Mancherlei Qual und Marter wurde gegen sie angewandt, aber vergeblich, die Gnade des Himmels erglänzte nur desto herrlicher an ihnen. Sie litten schließlich den Tod im Amphitheater. Die Christen zu Rom behandelten sie als ihre Brüder in Christus, weil sie die gleiche Hoffnung des ewigen Lebens mit ihnen teilten. Ihre Leichname wurden im Haus eines Unterdiakons, Namens Quirinius, beerdigt. Zur Zeit Konstantins wurden die Überreste dieser Heiligen aufgefunden und auf den Gottesacker, genannt Pontion, unfern der Tiber auf dem Weg nach Porto beigesetzt.

 

Der selige Petrus von Mogliano, aus dem Orden des heiligen Franziskus,

+ 25.7.1490 – Fest: 30. Juli

 

Wie milde ist Gottes Gnade, die eine Seele den trügerischen Erdenhoffnungen entreißt, um sie gänzlich dem Dienst des Herrn zu weihen. Glücklich der Mensch, der in seinen Jugendjahren schon die Täuschungen der Welt erkannt hat, und in heiliger Furcht vor dem Strom verderblicher Beispiele dem gleißenden Pfad sich zu entwinden weiß, und die Menge nicht achtend, sich still in die sichere Stätte des Heiligtums zurückzieht. Die Weltmenschen, die nichts als das Opfer erblicken, ohne die damit verbundenen Tröstungen zu kennen, müden sich nicht selten ab durch menschliche Beweggründe einen Schritt zu erklären, zu dem bloß der Geist Gottes den schwachen Staubbewohner hinleitete. Wie oft sucht die Welt in irgendeiner Ungnade oder heimlichen Verdruss, was sie so leicht in dem Ruf von oben finden könnte. Wenn der Herr eine Seele zu sich hinzieht, gibt er ihr zu erkennen, dass nur in seinem Dienst das wahre Glück zu finden sei. Er ebnet die steilen Höhen, bei deren Anblick nicht selten die Natur erschrickt, und wenn man die Welt, umgeben von all ihrem Zauber, verlässt, man findet größere Wonne, als alle ihre Vorzüge jemals zu geben vermöchten. Der gottselige Petrus von Mogliano empfand die entzückende Gewissheit dieser Wahrheiten. Entsprossen aus einer ansehnlichen Familie der Stadt, wovon er den Namen trägt, und die in der Mark Ancona liegt, widmete er seine Jugend dem Studium der schönen Wissenschaften und der Rechte, in welcher letzteren Wissenschaft er auf der Universität von Perosa den Baccalaurgrad erhielt. In dieser Stadt war es auch, wo er nach Anhörung der Predigt eines Franziskaners das Verlangen in sich empfand, die Welt zu verlassen und in diese Genossenschaft zu treten. Der Herr gab ihm auch die Kraft, sein frommes Vorhaben auszuführen. Nachdem er das Ordenskleid empfangen hatte, verlegte er sich mit unermüdlichem Eifer auf die Theologie. Vor allem aber strebte nach der Wissenschaft der Heiligen. Gott segnete seine Bemühungen, und bald wurde der neue Ordensmann berühmt durch seine Gelehrsamkeit, noch mehr aber durch seine hohe Heiligkeit.

 

Da mit jedem Tag sein Ruf sich verbreitete, erwählte man ihn zum Gehilfen des heiligen Jacobus von der Mark, in dessen Predigtamt, und zum Genossen seiner apostolischen Arbeiten. Nach dem Tod dieses heiligen Mannes musste Petrus dessen Stelle übernehmen. Mit unbeschreiblichem Eifer und mit nie erkalteter Liebe bemühte er sich immerdar, die Völker zur Buße zu bewegen, die Sitten zu verbessern, und sie zur Heiligkeit des Christentums zu erheben. Die Tage und Nächte brachte er im Richterstuhl der Versöhnung zu, oder legte die lieblosen Streitigkeiten und feindseligen Klagen bei, und stellte überall den Frieden her. Seine Handlungen und Reden trugen ohne Zweifel nicht wenig zur Erlangung des gewünschten Erfolges bei. Nebst dem war aber auch die Wundergabe, die ihm Gott verliehen hatte, ein mächtiges Mittel zur Beförderung des Guten.

 

Seine Brüder, hoch erfreut über seine Tugenden und Verdienste, liebten ihn zärtlich, und wünschten ihn als ihren Obern verehren zu können. Zwei Mal wurde er auch wider seinen Willen zum Provinzial von der Mark und einmal von Romagna erwählt. Seine Pflichttreue, seine Klugheit und Nächstenliebe bewiesen ihn dieses Amtes würdig. Auch gewannen sie ihm die Zuneigung des Herzogs von Camerino und die Hochachtung aller Einwohner dieser Stadt, in der er einen Teil seiner Lebenszeit zubrachte, und seine heilige Laufbahn beschloss. Die heilige Wegzehrung wollte er vor seinem Tod nicht im Bett empfangen, sondern ließ sich in die Kirche tragen, wo er mit den lebhaftesten Gefühlen der Gottseligkeit die himmlische Speise genoss, und alle Anwesenden an seiner Andacht erglühten. Nachdem er diese Pflicht erfüllt hatte, ermahnte er den Herzog von Camerino und seine Söhne, die zugegen waren, zur treuen Beobachtung des göttlichen Gesetzes, und seine Brüder zur Festhaltung ihrer Ordensregel, worauf er am 25. Juli 1490 starb, und in dem alten Kloster der Observanz beigesetzt wurde.

 

Zwölf Jahre später wünschten die Ordensgeistlichen dieses Hauses, da sie es verlassen mussten, weil man eine Veste daselbst erbauen wollte, den Leib des gottseligen Petrus mit sich zu nehmen, und sie fanden ihn noch ganz unversehrt. Als Papst Clemens XIII. von der Verehrung, die dem heiligen Ordensmann von undenklichen Zeiten her erwiesen worden war, und von den durch seine Fürbitte gewirkten Wundern genaue Kunde erhalten hatte, setzte er ihn in das Verzeichnis der Seligen, und unter dem Oberhirtenamt Pius VI. erließ am 5. August 1780 die Congregatio Rituum den seine Verehrung bestätigenden Beschluss. 

 

Der heilige Petrus Chrysologus, Erzbischof von Ravenna, Kirchenlehrer,

+ 3.12.450 – Fest: 30. Juli

 

Im Jahr 433 spielte sich in Rom ein eigenartiges Ereignis ab.

 

Von Ravenna, wo damals die weströmischen Kaiser regierten, war eine Gesandtschaft nach der Hauptstadt der Christenheit gekommen, um bei Papst Sixtus III. die Bestätigung des neuen Erzbischofs zu erbitten, den man kurz zuvor nach dem Tod des Vorgängers zu dem Amt erwählt hatte. Um sich vom Papst die Erlaubnis zu holen, das Amt anzutreten und die bischöfliche Weihe zu empfangen, war der Gewählte mit zahlreichem Geleit nach Rom gekommen.

 

Wie groß aber war das Erstaunen aller, als Sixtus III. die erbetene Bestätigung nicht erteilte, sondern einen schlichten Diakon aus dem Gefolge des Gewählten, Petrus mit Namen, zum Erzbischof von Ravenna ernannte.

 

Es sei ihm, so begründete der Papst den ungewöhnlichen Schritt, der heilige Petrus in Begleitung des heiligen Apollinaris im Traum erschienen, welch letzterer bekanntlich der erste Bischof von Ravenna zur Zeit der Apostel war. Beide, Petrus und Apollinaris, hätten ihm, dem Papst, einen jungen Mann gezeigt und ihm bedeutet, dass dieser und nicht der andere zum Erzbischof erhoben werden solle. Den jungen Mann, den er im Traum gesehen hätte, habe er in dem Diakon Petrus wiedererkannt, und deshalb solle er Erzbischof von Ravenna werden.

 

Unter solchen Umständen wurde im Jahr 433 der Diakon Petrus Kirchenfürst in der Kaiserstadt Ravenna. Derjenige, der bisher nicht einmal Priester war, sah sich plötzlich als Erzbischof in ein Amt versetzt, in dem ihm sogar alte Bischöfe untergeben waren. Hochstehende Männer der Residenz und der Staatsregierung verbeugten sich vor ihm. Schmeichler drängten sich um ihn, und selbst am Kaiserhof warb man um seine Gunst, denn damals gehörte seine Stellung zu den einflussreichsten der Zeit.

 

Hervorragend war die Art, wie der junge Bischof das Bistum verwaltete. Dabei kam ihm besonders eine glänzende Redegabe zustatten. Wie Gold perlten ihm die Worte von den Lippen, und deswegen erhielt er den Zunamen „Chrysologus“, Chryso heißt Gold, und logus heißt Wort, und als Petrus Goldwort ist der heilige Bischof von Ravenna in die Geschichte eingegangen.

 

Wo Petrus predigte, reichte der größte Dom nicht hin, die Menschen zu fassen, die herbeiströmten, um seinen Worten zu lauschen. Viele kamen anfangs aus Neugierde, weil es zum guten Ton gehörte, den berühmten Sprecher einmal vernommen zu haben, aber den meisten ist die Neugierde bald vergangen, denn aus dem feurigen Redner auf der Kanzel sprach mit Gottes Kraft Gottes Geist. Rücksichtslos geißelte der Erzbischof die Laster, herrlich wusste er die Tugenden zu schildern, und nicht lange dauerte es, da nahm die verrufene Kaiserstadt Ravenna ein anderes Gesicht an, ein christliches Gesicht.

 

Siebzehn Jahre hat der heilige Petrus Chrysologus sein Bistum verwaltet. Im Jahre 450 ist er gestorben, und bald darauf wurde er als Heiliger und wegen seiner hinterlassenen wertvollen Schriften auch als Kirchenlehrer verehrt.

 

Damit könnte die Lebensbeschreibung als beendet gelten, aber zum Schluss will uns der heilige Petrus Chrysologus noch einen schönen Adventsgedanken mitteilen.

 

Einmal nämlich predigte der Erzbischof von Ravenna, weil es nötig war, scharf gegen die ausgelassenen Feiern und die sündhaften Tänze, wie sie damals zwischen Weihnachten und Neujahr mächtig im Schwang waren. In dieser Predigt sprach er die für immer gültigen und denkwürdigen Worte:

 

„Wer mit dem Teufel scherzen will, kann sich mit Christus nicht freuen.“

 

Mutter Isabella vom göttlichen Herzen

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Isabella vom göttlichen Herzen. Mutter Isabella, mit ihrem weltlichen Namen Yvonne Daurelle, war am 29. Januar 1882 zu Epinac (Saone und Loire in Frankreich) geboren. Bis zu ihrem 15. Lebensjahr gab sie sich sehr der Eitelkeit hin, las gerne zerstreuende Geschichten und verbrachte viel Zeit mit unnützen Träumereien. Dann trat plötzlich eine Wandlung ein, als sie einmal wie von ungefähr über die heiligste Dreifaltigkeit nachdachte. Sie fühlte sich tief ergriffen, erkannte, dass alles Irdische und Vergängliche ein Nichts sei, empfand eine tiefe Hochschätzung der himmlischen Güter und ein heißes Verlangen nach ihnen, das sie nie mehr verließ. Nach und nach erkannte sie ihren Beruf zum Karmel. Bereits im Jahr 1901 wünschte sie in Lisieux einzutreten und "der bescheidene Herold der kleinen Prinzessin", der Schwester Theresia vom Kinde Jesu zu werden, doch ihr Herzenswunsch ging erst nach Überwindung vieler und großer Schwierigkeiten am 13. Januar 1904 in Erfüllung. Der Anfang ihres Ordenslebens wurde ihr nichts weniger als leicht. Wegen ihrer Langsamkeit erfuhr sie häufigen Tadel. Auch ihre schwache Gesundheit bereitete ihr große Sorgen, denn die Schwestern zauderten lange, ob sie die kränkliche Novizin zur heiligen Profess zulassen sollten. Zudem wurde sie von andauernder innerer Trostlosigkeit arg gequält. Nicht einmal an ihrem Professtag, am 19. März 1906, fand sie eine innere Erquickung. Doch Schwester Isabella war zufrieden, hatte sie sich doch dem Herrn für die Priester als ein lebendiges Brandopfer dargebracht, um ihnen reichliche Gnaden für ein gedeihliches Wirken zu erlangen. Die Schriften des heiligen Johannes vom Kreuz verschafften ihr erwünschte Aufklärung und Anregung zu vollständiger Losschälung von allem Irdischen. Der Herr gab ihr, wie sie selbst versicherte, die Gnade, ihre Seligkeit im Kreuz zu finden. Diesen Weg, den Weg der kindlichen Liebe, des Kreuzes und der vollkommenen Losschälung führte sie seit dem Jahr 1909 als Subpriorin und Novizenmeisterin auch die ihr anvertrauten Seelen. So düster ihr Inneres die längste Zeit ihres Lebens gewesen war, am Abend desselben fühlte sie sich ruhig und zuversichtlich. "Ich bin gut vorbereitet zum Sterben", sprach sie am Morgen ihres Todestages lächelnd. "Ja, bald werde ich heimgehen, werde den lieben Gott schauen. O, welch ein erhabener Anblick!" Darauf aufmerksam gemacht, dass sie nun (am 30. Juli 1914) nur noch wenige Minuten zu leben hätte, sprach sie: "Dann will ich diese aber nur noch zu Liebesakten benützen." Inbrünstig küsste sie das Sterbekreuz, umfasste es mit beiden Händen und rief: "Mein Gott, ich liebe dich. O Jesus, ich verlange nach dir. O Jesus, komme, komme bald!" Und Jesus kam und führte während der Wandlung der heiligen Messe ihre Seele in sein Reich hinüber. Am Abend dieses Tages erblickte eine Schwester längere Zeit ein Gestirn von ungewöhnlicher Größe, das sich mit zwei kleinen Sternen zu einem Bild vereinigte und seine Strahlen auf das Kloster herabsandte. Das war wohl der sichtbare Ausdruck dessen, was Mutter Isabella schon vor längerer Zeit niedergeschrieben, wovon aber jene Schwester keine Ahnung hatte: "Jetzt liege ich noch in schweren Banden, aber nach meinem Tod wird die Zeit meiner Siege kommen. Licht und Wärme will ich vom Himmel ausströmen lassen. Ich will mich mit Schwester Theresia vom Kinde Jesu und Mutter Maria Angela zu einem Dreigestirn vereinigen und ihnen helfen, die göttliche Liebesglut bis ans Ende der Zeiten lieben zu lassen."

 

Gebet am 30. Juli

 

O Maria, meine Königin, du bist der einzige Trost, den Gott mir gewährt. Du allein bist jener himmlische Tau, der die Hitze meiner Leiden vermindert. Du bist ein Licht für meine Seele, wenn sie von Finsternis umgeben ist. Du bist meine Führerin auf meiner Reise durchs Leben, meine Kraft in meiner Schwachheit, mein Schatz in meiner Armut, das Heilmittel für meine Wunden, mein Trost, wenn ich vor Kummer weine, meine Zuflucht in meinem Elend, du Hoffnung meines Heils. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer Abdon und Sennen

 

Wir bitten Dich, o Herr, dass auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer Abdon und Sennen unsere Sünden getilgt, und alle unsere gerechten Wünsche erfüllt werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andacht am 30. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Die Tugend der Einfalt, die alle in anderen lieben, ist überaus nützlich denjenigen, die berufen sind, den Nächsten zu unterrichten. Ihre beständige Arbeit muss dahin gehen, dass sie sich selbst ablegen und Jesus Christus anziehen. Denn was werden sie je ausrichten, wenn sie nicht vom Geist Christi belebt sind? Lehren werden sie mehr den Schein als das Wesen der Tugend." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Unablässig arbeitete dieser Heilige daran, sich selbst abzulegen, um mit dem Geist Christi sich zu bekleiden. Nicht nur in seinem Äußerlichen und in seiner Handlungsweise suchte er Ihm ähnlich zu werden, sondern auch in seinen innerlichen Gesinnungen, in seinem Verlangen, in seinen Aussprüchen und Absichten. Er verlangte nach nichts anderem als wonach Christus verlangt hatte, nämlich, dass Gott erkannt, geliebt und verherrlicht würde, und dass sein höchst heiliger Wille vollkommen an ihm in Erfüllung ginge.

Ein heiliger Priester sprach oft zu sich selbst, um sich zur Nachahmung Christi anzuregen: "Ich selbst muss ein zweiter Christus werden! Wie weit bin ich aber noch davon entfernt?"

 

Lehre mich, o mein göttlicher Heiland, mich selbst ablegen und Dich anziehen! O lass von Deinem Geist mich beseelt werden! Ich verlange, Dir gleichförmig zu werden in Deinen Gedanken, in Deinen Aussprüchen und Absichten! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 30. Juli

 

"Der demütige Mensch ist gefällig, sanft, kurz in seinen Worten;

er ist aufrichtig und wahr in seinen Antworten;

er ist einfach und bescheiden in seiner Unterhaltung und in seiner Kleidung;

er ist immer bereit, anderen Dienste zu leisten ohne Verstellung."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 30. Juli - Licht und Finsternis

 

Du willst den hellen Tag nicht schauen,

Weil du den Weg zur Heimat fliehst.

Doch sieh, bald fasst dich Angst und Grauen;

Denn nahe ist, den du nicht siehst:

Der Mörder in der finstern Nacht,

Der, dich zu würgen, lauernd wacht.

 

1. Betrachte den Ausspruch des Herrn bei Johannes 3,19: "Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse." Denn viele verschließen die Augen vorsätzlich dem göttlichen Licht, damit sie nicht erleuchtet werden, weil sie die Finsternisse ihres lasterhaften Lebens lieben, und darum das Licht der Wissenschaft hassen. Ijob ruft uns zu: "Sie sprechen zu Gott: Weiche von uns, wir verlangen die Wissenschaft deiner Wege nicht." Aber diese freiwillige Unwissenheit vermindert ihre Strafe nicht, vielmehr vergrößert sie sich, "denn dies ist das Gericht". Voll solcher Menschen ist die Welt. Beten wir für sie, dass sich Gott ihrer erbarme.

 

2. Heilige Seelen dagegen seufzen nach diesem himmlischen Licht, und bitten mit dem Propheten: "Mein Gott macht meine Finsternisse hell." (Psalm 18,29b) Sie verlangen den Willen Gottes zu erkennen, hören sein Wort mit frommer Aufmerksamkeit, lesen geistliche Bücher, und versuchen ihr Leben nach Gottes Wohlgefallen zu ordnen. Ein Bild dieser gottesfürchtigen Menschen ist der Prophet Daniel, der dem Sonnenlicht seine Fenster öffnete und Gott anbetete. (Daniel 6) Solche Seelen liebt Gott. Ihnen teilt er das Licht seiner Gnade besonders mit, das sie nicht nur erleuchtet, sondern auch kräftigt, das erkannte Gute zu vollbringen. Also, öffne auch du seinem himmlischen Licht die Fenster seines Herzens, und die Sonne der Gerechtigkeit wird dich wunderbar erleuchten.

 

3. Andere - und vielleicht gehörst du selbst zu ihnen - lieben zwar die Finsternis nicht, scheuen jedoch das Licht, und öffnen auch die Fester ihres Herzens ihm nicht vollkommen und ganz. Denn sie sind besorgt, mehr zu sehen, als ihnen lieb wäre, weil sie die Rechenschaft für das erkannte und nicht vollbrachte Gute fürchten. Dies jedoch ist eine eitle Furcht. Statt die göttliche Sonne zu bitten, dass sie dich nicht all zu sehr erleuchten soll, bitte vielmehr, dass sie dich kräftigt, zu vollbringen, was sie dir zeigt. Überaus wohlgefällig ist Gott dieses Gebet, und gern erhört er es. Dann aber wird deine Furcht sich in Freude auflösen. Maleachi 3,20: "Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung."

 

31. Juli

 

Der heilige Ignatius von Loyola, spanischer Priester, Ordensstifter,

+ 31.7.1556 – Fest: 31. Juli

 

Es ist billig und recht, den heiligen Ignatius von Loyola nicht zu vergessen. Es sind über 520 Jahre her, dass er unter dem Pontifikat Innozenz VIII., zur Zeit Kaiser Friedrich III., unter der Herrschaft Ferdinands und Isabellas von Spanien, auf Schloss Loyola bei Azpeitia in der Provinz Guizpuzcoa im Baskenland, aus altadeligem, wohlhabendem Geschlecht stammend, am 31. Mai 1491 geboren wurde.

 

Die Eltern des heiligen Ignatius waren reich mit Kindern gesegnet: 5 Töchter werden genannt und 8 Söhne, von denen Ignatius der jüngste war. Nach sorgfältigem christlichen Unterricht im väterlichen Schloss wurde Ignatius an den Hof des Königs Ferdinand von Kastilien gegeben, um dort als Edelknabe standesgemäß erzogen zu werden. Nachdem Ignatius herangewachsen war, wählte er die kriegerische Laufbahn, als seiner Neigung besonders zusagend. Bei der Verteidigung von Pampeluna gegen die Franzosen wurde er durch einen Kanonenschuss 1521 schwer verwundet. Auf dem Krankenlager las er das Leben Christi und der Heiligen, und es wandte sich sein Blick von der Eitelkeit weltlichen Ruhmes und Strebens ab und ausschließlich dem Dienst Gottes zu. Nachdem er sich wieder erholt hatte, zog er auf den Montserrat, legte dort am 25. März 1522, dem Fest Mariä Verkündigung, seine Lebensbeichte ab, hielt in der Nacht darauf fromme Ritterwache vor dem Gnadenbild der Mutter Gottes und vertauschte seine Waffenrüstung mit einem Bettelkleid. Hierauf ging Ignatius nach Manresa und widmete sich bei einem äußerst strengen, bußfertigen Leben im dortigen Spital den niedrigsten Diensten der christlichen Liebe. Für eine geraume Zeit zog er sich gänzlich von allem Verkehr in die sogenannte Paradieseshöhle zurück, wo er das wunderbare Büchlein der geistlichen Übungen niederschrieb.

 

Da Ignatius aber einsah, dass ihm, um auf andere zu wirken, wissenschaftliche Bildung große Dienste leisten würde, so entschloss sich der 33jährige Kriegsmann, nachdem er 1523 eine Wallfahrt nach Rom und Jerusalem gemacht hatte, im Frühjahr 1524, sich mit den Jungen in die Bänke der Lateinschule zu setzen. Natürlich fehlte es da nicht an Schwierigkeiten aller Art, an Verdemütigung und Verfolgung. Aber der Ritter Jesu Christi überwand das alles mutig, und bald konnte er nach besonderer Prüfung die Hochschulen von Alkala und Salamanko besuchen und setzte dann seine Studien durch volle 7 Jahre an der damals berühmtesten und größten Universität der Welt, zu Paris, fort. Im März 1534 erlangte er mit Auszeichnung das Magisterium der Philosophie und widmete sich dann mit gleichem Eifer der Theologie. Hier gewann er für seinen Gedanken, im Verein für Gottes Ehre zu wirken, auch andere tüchtige Männer, Mitglieder der Universität und durch die akademischen Grade ausgezeichnet. Und nachdem er sie durch die geistlichen Übungen vorbereitet hatte, verbanden sie sich am 15. August 1534, dem Fest Mariä Himmelfahrt, in der Muttergottes-Kirche auf dem Marterberg zu Paris durch Gelübde und legten so den Grund zur Gesellschaft Jesu.

 

Nachdem dieser Anfang sich glücklich weiterentwickelt hatte, wurde der Orden zuerst am 27. September 1540 von Paul III. bestätigt und dann wiederholt von den Päpsten und vom Konzil von Trient gutgeheißen. Christliches Leben und christliche Frömmigkeit zu erneuern, war die Absicht des heiligen Ignatius und der Zweck seiner Stiftung. Der Glanz der Gotteshäuser, die Erteilung des nötigen Religionsunterrichtes, insbesondere an Kinder und Ungebildete, die Verkündigung des Wortes Gottes, die Beförderung des Empfanges der heiligen Sakramente, Unterricht und Erziehung der Jugend bildeten den Gegenstand seiner Arbeiten und Sorgen, denen er sich mit einem Eifer hingab, dass er einmal sagte, wenn ihm die Wahl gelassen würde, so wollte er lieber, seines eigenen Heiles ungewiss, am Heil der Seelen zu Gottes Ehre fortarbeiten, als, seiner ewigen Seligkeit sicher, im Augenblick sterben. Es rief ihn aber der Herr, dessen größere Ehre er immer im Mund führte, immer im Werk suchte, in seinem 65. Lebensjahr zur Seligkeit und Herrlichkeit.

 

„Ignatius hat den heiligen Franz Xaver nach Indien geschickt, um das Evangelium zu predigen, und in andere Weltgegenden hat er andere Männer ausgesandt zur Verbreitung des Glaubens und hat so dem heidnischen Aberglauben und dem Irrglauben den Krieg erklärt, der mit solchem Erfolg fortgeführt worden ist, dass es die feste Meinung aller ist, auch durch päpstlichen Ausspruch bestätigt, Gott habe, wie zu anderen Zeiten andere Heilige, so Luther und den Irrlehrern jener Zeit Ignatius und die von ihm gegründete Gesellschaft entgegengestellt.“ Diese Worte des römischen Breviers mögen Anlass gegeben haben, dass die Protestanten behaupten, die Gesellschaft Jesu sei von Ignatius eigens zur Bekämpfung des Protestantismus gegründet worden, und es sei darum nicht an Frieden zu denken, so lange sie bestehe. Allein das Exerzitienbüchlein, aus dem die Gesellschaft Jesu hervorgewachsen ist und noch immer ihren Geist schöpft, weiß nichts von Protestanten. In der Verfassung und den Regeln des Ordens ist nirgends von Protestanten die Rede, sondern nur von Ungläubigen und Irrgläubigen überhaupt, und wie unter den ersteren doch nicht z.B. Juden oder Türken insbesondere gemeint sind, so wenig geht die letztere Bezeichnung eigens auf die Protestanten. Seine ersten Arbeiter sandte Ignatius nicht gegen die Protestanten aus, deren Zahl und Bedeutung ihm damals noch nicht genügend bekannt sein mochte. Erst später, als er vom Mittelpunkt aus die Lage der Christenheit besser überschauen konnte, wandte sich seine Tätigkeit gleichsam naturgemäß gegen sie, weil die Kirche von dieser Seite am schwersten angegriffen und bedroht war. Aber auch dann beschränkte sich sein Kampf auf die Waffen des Geistes, und mit diesen wird er allerdings fortgeführt werden müssen, bis alle, die die Wahrheit ernstlich suchen, sie gefunden haben, und jene endgültig zurückgeworfen sind, die sie bekämpfen.

 

Zu den Waffen des Geistes, mit denen Ignatius kämpfte, zählt vor allem das Gebet. Das Exerzitienbüchlein, wohl die vorzüglichste Waffe des Gottesstreiters Ignatius und derjenigen, die seiner Fahne folgen, das Büchlein, von dem schon der heilige Franz von Sales sagt, dass es mehr Seelen gerettet, als es Buchstaben enthält, ist vorzugsweise eine Schule des Gebetes. Der heilige Apostel Paulus wünscht vor allem, dass von allen und für alle Menschen gebetet werde. Er hat mit diesen Worten gleichsam das Grundgesetz jedes Gebetsapostolates niedergeschrieben im 2. Kapitel seines 1. Briefes an Timotheus. Der heilige Ignatius war ein getreuer Nachahmer des heiligen Paulus, so wie Paulus ein Nachahmer Christi war. Darum führt er unter den Mitteln apostolischer Tätigkeit in der Verfassung seines Ordens an erster Stelle das Gebet der Fürbitte an und schreibt mit Worten, die an die Worte des heiligen Paulus erinnern folgendes: „Das Heil des Nächsten wird gefördert durch heiliges, sehnsüchtiges Gebet, das vor Gottes Angesicht für die gesamte Kirche verrichtet wird, und für jene insbesondere, die größeren Einfluss auf das Gesamtwohl haben; für unsere Freunde auch und jene, die sich um uns verdient gemacht haben, lebendige sowohl als verstorbene, ob sie darum bitten oder nicht bitten. Dann für jene, für deren geistliche Hilfe insbesondere wir selbst und die anderen Mitglieder unserer Gesellschaft an verschiedenen Orten unter Gläubigen und Ungläubigen tätig sind, dass sie Gott alle bereite, durch die schwachen Werkzeuge dieser mindesten Gesellschaft seine Gnade zu empfangen.“

 

Die Exerzitien des heiligen Ignatius heißen eine Schule des Gebetes. Aber wie die Schule nicht um ihrer selbst willen da ist, sondern für das Leben, für das Leben lernt man, und nicht für die Schule, heißt der bekannte Spruch, so will auch der heilige Ignatius nicht, dass man im christlichen Leben beim Gebet stehen bleibe, sondern zur Tat fortschreite, zur Überwindung, zur Verleugnung seiner selbst. Selbstüberwindung, dass man von keiner unordentlichen Neigung mehr sich leiten lässt, und in allem dem Licht des Glaubens und der Vernunft folgt, gibt Ignatius als das Ziel an, das durch die Exerzitien erreicht werden soll. Überwinde dich selbst! Das war auch der Spruch, den er immer im Mund führte, den er mit Nachdruck einprägte: „Überwinde dich selbst! Es ist kein anderer Weg zur Heiligkeit, als beständig in allem sich selbst verleugnen und abtöten. Fasse ein großes Herz und greife die Sache mutig an. Eine einzige großmütige Selbstüberwindung ist Gott angenehmer als viele andere gute Werke!“

 

Der heilige Ignatius

 

Jetzt öffnet sich des Abgrunds Tor,

Der Hölle Hydra steigt empor,

Erhebt sich gegen Gottes Majestät.

Der Bosheit tiefer Brunnen speit

Den Irrtum aus. Ach, wer befreit

Vom Satansengel jetzt der Kirche Himmel?

 

Verstoß ihn aus des Himmels Licht,

Sankt Michael, o zögre nicht!

Auf Spanien richtet sich das Gottesauge:

Und aus dem sonnenhellen Land

Hat einen Lichtstrahl Es entsandt

Hinüber, wo des Nordens Nebel wallen.

 

Wo bist du, Michael? Da zeigt

Er sich auf Montserrat und steigt

Zu Tal, wie der Prophet von Karmels Höhen.

Ignatius ist`s, sein Schwert von Stahl

Vertauscht er mit dem Feuerstrahl

Der Liebe, um die Hölle zu bekämpfen.

 

Wer ist wie Gott? Sein Ruf erschallt

Und durch die Lande widerhallt:

Ignatius wird zum Feldherrn eines Heeres.

Mit seinen Schwingen deckt der Aar

Die Jungen; seine Kriegerschar

Der Christus-Ritter mit dem Kreuzesbanner.

 

Nach West und Ost ihr Adlerflug

Loyolas kühne Streiter trug,

Nach Indien und ins ferne Afrika.

Und wie der Stein aus Davids Hand

Flog einer ins Germanenland,

Um mit des Irrtums Goliath zu kämpfen.

 

(Von Jacinto Verdaguer - Deutsch von Clara Commer)

 

Der selige Johannes Kolumbini von Siena, Laie und Ordensstifter,

+ 31.7.1367 - Fest: 31. Juli

 

Am heutigen Tag feiert die Kirche das Fest eines sehr bekannten Heiligen, es ist Ignatius von Loyola, der Stifter des Jesuitenordens. Wir wollen aber einen anderen Heiligen des heutigen Tages auswählen, der etwas weniger bekannt ist.

 

Wie der Christ aber überhaupt nichts lesen kann, das ihm größeres Heil brächte, als das Leben der Heiligen, das erwies sich nicht nur am heiligen Ignatius selbst, sondern auch noch an einem anderen Heiligen vom heutigen Tag, an dem heiligen Kolumbini. Ignatius von Loyola war ein spanischer Offizier und wollte in der Langeweile, da er wegen seiner Wunden das Bett hüten musste, Romane lesen; weil im Haus aber keine waren, gab man ihm eine Heiligenlegende zu lesen; und diese Legende wirkte mit der Gnade Gottes so auf ihn, dass er sich bekehrte und ein großer Heiliger wurde. Mit Kolumbini ging es aber so:

 

Er stammte aus einem vornehmen Geschlecht in Siena in Italien. Diese Stadt war zu jener Zeit (1300 n. Chr.) von fürstlicher Gewalt unabhängig und regierte sich selbst. Heute würde man sagen: Siena war eine Republik. Da Johannes Kolumbini durch diese Verhältnisse Aussicht hatte einmal selbst an der obersten Regierung teilnehmen zu können, widmete er sich in der Jugend den Wissenschaften für den in Aussicht stehenden Beruf; zugleich lernte er auch ein Handelsgeschäft; das wurde damals auch bei adeligen Familien für anständiger gehalten als untätig zu leben. Er war noch jung, als er sich auf den Wunsch seiner Eltern mit Blasia, einer schönen tugendhaften Tochter aus einer angesehenen Familie, verehelichte.

 

Im Verlauf einiger Jahre wurde diese Ehe auch mit Kindern gesegnet, einem Jungen und einem Mädchen. Allein die Freude darüber wurde bald in ebenso großes Leid verwandelt; die Kinder starben bald wieder. Für Kolumbini war das wohl ein harter Schlag; jedoch hatte die Vorsehung eine gute Absicht dabei, wie wir bald sehen werden.

 

Als Kolumbini zum Mann geworden war, wurde er als Mitglied in den Magistrat der Stadt aufgenommen und allmählich wurden ihm die wichtigsten Geschäfte anvertraut. Dabei führte er jedoch sein Handelsgeschäft fort, aber der Ausspruch des Apostels ging auch in Erfüllung, der an Timotheus 1,5.9: „Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstricke des Teufels und in viele törichte und verderbliche Begierden, die die Menschen ins Verderben ziehen. Denn die Wurzel aller Übel ist die Habsucht.“ Von Jugend auf bestrebt im Handel zu gewinnen, überschritt allmählich dieses Streben bei Kolumbini das rechte Maß; Habsucht und Geiz schlichen sich ein; hier öffnete er die Hand, um zu fassen was fremd war, dort schloss er sie, um zurückzubehalten, was er nach Billigkeit hätte geben sollen. Zwar hielt ihn ein natürliches Rechtsgefühl noch von größeren Versündigungen gegen fremdes Gut zurück, aber Hausgenossen und sonst Nahestehende merkten wohl, wie er mehr und mehr von Habgier umstrickt wurde. So z.B. hielt er altes Getreide sorgfältig verschlossen, bis gegen Frühjahr der Preis höher wurde und ihm wegen des allgemeinen Mangels ein großes Angebot gemacht wurde. Wenn ihm aber durch das lange Aufbewahren die Frucht verdarb und angefressen war, gab er sie an Bauern und sonst dürftige Leute unter der Bedingung, dass sie ihm zur Erntezeit ein gleiches Maß gesunder Frucht zurückgeben mussten.

 

Eines Tages kam Kolumbini etwas früher als sonst vom Wechseltisch (Bank, Börse) nach Hause und wollte alsbald essen, da er Hunger hatte. Aber es war eben noch nicht ganz fertiggekocht; deshalb ermahnte er ärgerlich Magd und Frau schnell fertig zu werden. Diese beeilten sich zwar seinem Befehl nachzukommen, aber sie konnten eben doch nicht sogleich die Mahlzeit auftragen, weil das Kochen eben seine Zeit erfordert. Kolumbini, zugleich vom bellenden Magen und nagenden Hunger geplagt, wurde über das Zögern mehr und mehr zornig und erfüllte das Haus mit Schimpfen und Fluchen.

 

Die rechtschaffene und kluge Gemahlin setzte dem Toben des Mannes Sanftmut entgegen und bat ihn noch ein wenig zu warten, in der Heiligenlegende zu lesen und sich damit die Zeit zu vertreiben, bis das Essen fertig sei. Er aber, aufgebracht, riss ihr das angebotene Buch aus der Hand und warf es auf den Boden und stieß in seinem Zorn Reden aus, die sich für einen gesitteten und ehrbaren Mann nicht geziemen. Um nicht die Flamme noch mehr anzufachen, entfernte sich die betrübte Blasia ohne ein Wort weiter zu sagen und bemühte sich möglichst schnell das Essen zu bereiten.

 

Da legte sich allmählich der Zorn bei Kolumbini; er kam zur Besinnung und schämte sich seines Fehlers; er hob das Buch wieder vom Boden auf, öffnete es und fing an zu lesen, was sich ihm gerade aufgeschlagen hatte. Es war aber gerade die wunderbare Bekehrung und Buße der Maria aus Ägypten, die vorher eine ganz verrufene Sünderin war, dann aber in 45jähriger Buße in der Wüste zu einer so reinen Seele umgewandelt wurde, dass sie des Umgangs mit Engeln und dem Herrn der Engel gewürdigt wurde. Als Johannes dies las, wurde sein Herz davon ganz erfreut; der Zorn legte sich vollständig und die ungeduldige Stimmung verwandelte sich in fromme Gedanken. Bald hielt er ein wenig mit dem Lesen ein und überließ sich der Bewunderung, bald wandte er die Augen wieder dem Buch zu; ein anderer Hunger war erwacht, an einem heilsameren Mahl erquickte er seine Seele. Die Begierde der Nachahmung stieg in ihm auf und schließlich fasste er den Entschluss, sein Leben zu ändern. Unterdessen erscheint die emsige Gemahlin, meldet, das Essen sei fertig und aufgetragen. Johannes antwortete: „Wartet noch ein wenig und habt jetzt ihr auch Geduld, bis ich die Geschichte, die ich angefangen, fertig gelesen habe.“ – „Recht gern“, sagte die Frau, „fahre nur fort, wir wollen unterdessen sorgen, dass das Essen nicht kalt werde.“ Sie freute sich verwundert über diese Veränderung ihres Mannes, warf sich im Nebenzimmer auf die Knie, dankte Gott dem Allmächtigen und bat inständig, dass er das angefangene gute Werk vollenden, die Augen des Blinden öffnen, seinen Sinn von der Begierde nach Reichtum losreißen und ihm ein gelehriges und zu den göttlichen Geboten bereitwilliges Herz erschaffen möge.

 

Und dieses Gebet war nicht vergeblich; Johannes wurde in einen anderen Menschen verwandelt. Es war in seine kalte Brust von oben herab ein Funke gefallen, der anfänglich langsam um sich griff, aber doch lebhaft den Vorsatz eines besseren Lebens anfachte und allmählich in volle Flammen ausbrach. Zuerst legte er die Habsucht und das Jagen nach Gewinn ab. Den Teil der Zeit, dem er dem Handelsgeschäft entzog, verwandte er auf das Gebet. Er erbarmte sich der Armen, gab allmählich reichlichere Almosen, besuchte die Kirchen, und zeigte noch andere derartige Merkmale des erwachten innerlichen Lebens. Blasia flehte Tag und Nacht den Herrn an, er möge doch die guten Vorsätze ihres Mannes segnen und stärken und sie selbst nährte sie tagtäglich durch ermunternde, fromme Zusprüche.

 

Der neue Geist, der bei Kolumbini zur Herrschaft gekommen war, gab sich aber besonders in Bezug auf seine bisherige Hauptleidenschaft zu erkennen. Er forschte fleißig darüber nach, wo und wem er zu wenig gegeben oder zu viel abgenommen habe, um es dann ohne Verzug reichlich zu ersetzen. Desgleichen hinterging er niemanden mehr beim Einkaufen, sondern er gab zuweilen noch etwas mehr; dagegen gab er beim Verkauf die Ware oft unter dem üblichen Preis. Dieses verursachte ihm einen großen Zulauf, obschon er es nicht suchte; aber es erweckte auch allgemein Verwunderung, weil er vorher als ein gewinnsüchtiger Mann, der es selbst bei den Armen äußerst genau zu nehmen pflegte, bekannt war. Einige meinten, irgendein Freund müsse den Kolumbini Vorstellungen gemacht haben, wie er durch seinen Geiz sich und der Familie Schande bringe. Andere sahen diese große Umänderung seines Charakters für ein Zeichen an, dass es in seinem Kopf nicht mehr ganz richtig sei. Nur einige einsichtsvolle Leute errieten das Wahre, dass nämlich die Gnade Gottes ihn ergriffen habe und dieses der Beginn zu einem heiligen Leben sei. Johannes selbst aber war schon so in Christus fest gegründet, dass ihm weder Tadel noch Lob zu Herzen ging.

 

Nachdem Johannes auf diese Weise angefangen hatte Gott zu dienen, machte er rasche und große Fortschritte. Täglich widmete er mehrere Stunden der Betrachtung, er ging fleißig den Predigten nach, las erbauliche Schriften, besuchte Kranke und Spitäler, suchte Umgang mit Gleichgesinnten. Gleichzeitig mied er um Zeit zu ersparen Gesellschaften und beschränkte sein Handelsgeschäft. Aber auch dies war ihm nicht genug. Mit Einwilligung seiner Frau machte er das Gelübde lebenslänglicher Enthaltsamkeit und nahm sich vor sein Geschäft ganz aufzugeben und allmählich alles den Armen zu verteilen.

 

Nach einiger Zeit wurde Kolumbini krank. Da machte es ihm Bedenken, dass er zu Hause so sorgfältig in seinem weichen Bett verpflegt werde, während sein Herr nichts hatte, wohin er sein Haupt legen konnte, und niemanden, der ihn am Kreuz getröstet hätte. Deshalb machte er sich in der Nacht, als alle im Haus schliefen, fort und suchte das ärmste Spital in der Stadt auf und bat um Aufnahme und wurde hier, da man ihn nicht kannte, wie ein anderer Armer gehalten. Nach mehreren Tagen entdeckten endlich seine Angehörigen, wo er sich aufhielt, und brachten ihn zu seinem größten Leidwesen wieder in sein Haus.

 

Nun aber erwuchs dem gottseligen Mann eine Versuchung und schwere Plage von einer Seite, woher man es nicht hätte vermuten sollen. Seiner sonst religiösen Frau nämlich schien das bußfertige Leben des Kolumbini übertrieben; bald machte sie ihm bittere Vorwürfe, bald suchte sie ihn durch schmeichelhaftes Zureden dahin zu bringen, dass er sein Fasten, seine Einfachheit in der Kleidung, sein vieles Beten verringere und zu einer Lebensweise zurückkehre, die der Welt nicht anstößig sei. Kolumbini blieb aber standhaft gegen all diese Anfechtungen; er gab zur Antwort: „Seit die Liebe des Gekreuzigten mein Herz erfasst hat, scheint mir das, was der Welt bitter und abscheulich ist, nichts als Süßigkeit und Honig zu sein.“

 

So war es schon acht Jahre fortgegangen, als bei der zunehmenden Heiligkeit des Johannes allmählich auch Wunderzeichen zum Vorschein kamen. So leuchtete er einmal in der Nacht während des Gebetes am ganzen Körper; ein Aussätziger, den er nach Hause trug und in das Bett legte, während Blasia darüber schimpfte, erfüllte das ganze Zimmer mit übernatürlichem Wohlgeruch und bei späterem Nachsehen war er verschwunden. Blasia erkannte nun, dass sie bisher dem Heiligen Geist, der ihren Mann getrieben, widerstanden habe. Sie ging in sich und erklärte, von nun an willige sie in alles ein, wozu Gottes Geist ihn mahnen werde. Jetzt erst glaubte Kolumbini wahrhaft frei zu sein. Nachdem er dafür Sorge getragen hatte, dass seine Frau ihren lebenslänglichen Unterhalt habe, gab er sein ganzes Vermögen zu religiösen und wohltätigen Zwecken hinweg, und wollte von nun an in vollkommener Armut nur von dem Brot leben, das er als Almosen bekam. Es war eine wunderbare Erscheinung für die ganze Stadt Siena, den Mann, der einst als Stadtrat in vornehmer Kleidung einherging, von adeligen und hochgestellten Personen begleitet, allenthalben geehrt und gegrüßt, den jetzt zu sehen barfuß, in dürftiger, zerrissener Kleidung, vor den Häusern um ein Stück Brot betteln. Um sich recht zu demütigen, ging er in den Regierungspalast, wo er einst selbst als angesehene Magistratsperson geglänzt hatte und wo öffentliche Gastmähler gehalten wurden. Dort bat er den Küchenmeister, der einen Knecht brauchte, ihn selber dazu anzunehmen. Sobald ihm seine Bitte gewährt war, fegte er den Boden, trug Holz, reinigte die Schüsseln, schwenkte die Gläser, und da das Wasser ziemlich weit von einem Brunnen geholt werden musste, trug er es in großen Gefäßen über die Straßen. Diese Knechtsdienste verrichtete er zwei Monate lang, ohne dass er die geringste Nahrung aus der Küche annahm, sondern er wollte lieber das notwendige Brot erbetteln.

 

Durch die Überfülle der Liebe Gottes getrieben, konnte sich Kolumbini nicht enthalten, an öffentlichen Plätzen auch zu predigen, d.h. den Leuten recht ernstlich ins Gewissen zu reden, dass sie sich doch von ganzem Herzen von der Sünde und der Welt zu Gott bekehren möchten. Und sein Wort und Beispiel übten eine solche Kraft aus, dass nicht nur viele Sünder Buße taten, sondern dass manche sich dem seligen Kolumbini anschlossen, um in gleicher Weise dem Heiland nachzufolgen. Da aber auch Jünglinge und Männer aus vornehmen Familien die Lebensweise des Dieners Christi ergriffen, so entstand darüber viel Empörung und die Verwandten derselben brachten es zuletzt dahin, dass Kolumbini als Anstifter dieser Verkehrtheiten, wie sie es nannten, von dem Magistrat aus Siena ausgewiesen wurde.

 

Als der Heilige auf diese Weise die Vaterstadt verlassen musste, entstand ein furchtbares Gewitter mit Hagel und Wolkenbruch, und darauf brach in der Stadt eine verheerende Krankheit aus, die kein Haus verschonte. Das Volk sah diese Heimsuchung allgemein als Strafe an, weil man den Diener Gottes so ungerecht vertrieben habe, und der Magistrat schickte eine Deputation nach Aretino, wohin sich Kolumbini begeben hatte, um ihn um Verzeihung zu bitten und zur Rückkehr einzuladen. Gott hatte aber gerade diese Verbannung zugelassen, um auch in Aretino und anderen Orten das Feuer der Bekehrung durch Kolumbini anzuzünden. Viele Sünder änderten auf seine Bußpredigten hin gänzlich ihr Leben, Feinde versöhnten sich, ungerechtes Gut wurde zurückgegeben, Klöster kehrten wieder zu größerem Eifer und zur Zucht zurück. Er kam auch nach Pisa und in andere Städte. Überall hatte er den gleichen Erfolg, er bekam mehr und mehr Jünger, von denen manche selbst Heilige geworden sind.

 

Diese Bekehrungen geschahen oft ganz wunderbar. Da er einmal auf seiner apostolischen Wanderung war, traf er im Feld einen Bauern, der gerade pflügte. Kolumbini blieb ein wenig stehen, richtete fest seinen Blick auf ihn und sprach: „Komm und folge mir nach.“ Der Bauer ließ alsbald Pflug und Ochsen stehen und wurde ein so treuer Nachfolger seines neuen Lehrmeisters, an den er sich von nun an hielt, dass er es zu einem hohen Grad von Vollkommenheit brachte. In Viterbo brachte Kolumbini viele zur gründlichen Bekehrung; ein lasterhafter Mann aber war weder durch seine feurigen Predigten, noch durch Unterredung unter vier Augen zur Sinnesänderung zu bringen. Da sprach der Heilige im Übermaß der Liebe zu ihm: „Mein Bruder, wenn du umkehren und deinem Sündenleben ein Ende machen willst, so schenke ich dir alles, was ich bisher an Verdiensten von Gott mir erworben habe und weihe es deinem Seelenheil.“ Darauf sprach sein geistlicher Gehilfe Vincentius: „Und ich nehme die ganze Last deiner Sünden auf meine Schultern und will dafür die Verantwortung vor dem gerechten Richter tragen. Der barmherzige Gott wird die Bürgschaft annehmen, wenn du von deinem bösen Weg dich bekehren willst.“ Dieses überwältigte endlich das steinerne Herz des Sünders so, dass er in heftige Tränen ausbrach.

 

Das Geschlecht der Piccolomini ist eines der berühmtesten in Italien. Bartholomäus Piccolomini war damals in Siena zu den höchsten Ehrenstellen gelangt und hatte seinen ausgezeichnet begabten und wohlunterrichteten Söhnen gleichsam auch die Bahn dazu eröffnet. Bei diesem zündete auch das heilige Feuer, das aus den Reden des heiligen Büßers strömte. Wie ein Schneehaufen in der Frühlingssonne, zerschmolz all seine bisherige Liebe zum Irdischen; und seine Bekehrung zündete wieder bei den Söhnen. Sie meldeten sich alle drei bei Kolumbini, der sie mit Freuden als seine Genossen annimmt. Der Vater verteilte nun sein ganzes Vermögen; den einen Teil bekamen die Armen, der andere war zur Aussteuer für arme Mädchen bestimmt zum Ehestand oder ins Kloster; den dritten verteilte er auf den Rat einsichtsvoller Männer an seine Verwandten. Seinen Söhnen gab er nichts, weil sie, wie er selbst, den Herrn als ihr Erbteil erwählt hatten. Sie legten miteinander die weltlichen Kleider ab, zogen ein einfaches und grobes Gewand an, gingen barfuß und unbedeckten Hauptes einher; ihre geringe Speise bettelten sie; die Erde war ihr Bett; ihr Vergnügen Bußübungen, Arbeiten und Gebet. Täglich gingen sie auf öffentliche Plätze und riefen: „Vivat Jesus Christus, gelobt sei in Ewigkeit Jesus Christus!“ Es ist unbeschreiblich, welch Aufsehen es machte, dass die angesehensten Männer der Stadt so gänzlich der Welt und all ihrer Hoffart und Lust entsagten; und wie sie selbst durch das Beispiel des heiligen Kolumbini, und der durch das Beispiel der Maria von Ägypten zum Büßerleben erweckt wurde, so wurden nun wieder viele durch der drei Piccolomini bekehrt, ein gottseliges Leben zu beginnen.

 

Als die Schülerzahl immer größer wurde, wandte sich Kolumbini an Papst Urban V., um von ihm seine Genossenschaft und ihre Regeln gutheißen zu lassen. Dieselbe hatte sich zur Hauptaufgabe Bußübungen und Krankendienst gemacht. Der Papst genehmigte die Genossenschaft. Die Mitglieder wurden „Jesuaten“ genannt. Als nämlich Kolumbini mit seinen Genossen nach Viterbo kam und ihrer Gewohnheit gemäß öfters auf der Straße den Heiland priesen mit den Worten: „Gelobt sei Jesus, Vivat Jesus!“ riefen die Kinder ihnen den Namen „Jesuaten“ nach. Von nun an behielten sie diesen Namen bei; Kolumbini aber starb bald, nachdem der Papst seine Gesellschaft gutgeheißen hatte. Nach seinem Tod bezeugte Gott durch manche Wunderzeichen, wie wohlgefällig dieser Mann vor Ihm, dem unendlich Heiligen, war.

 

Das Senfkörnlein im Leben des seligen Kolumbini war eine Heiligenlegende, aus deren viertelstündiger Lesung eine große Umwandlung, ein heiliges Leben, die Bekehrung von zahllosen Sündern, mehrere Heilige und eine vielverbreitete religiöse Genossenschaft erwachsen sind. Auch über uns streut Gott zahllose Senfkörnlein aus, von innen durch gute Einsprechungen und von außen durch Predigt, Beispiel, Bücher, Heimsuchung, Ereignisse verschiedener Art. Aber leider will selten eines auf dem gefrorenen Boden unseres Herzens zum Sprießen und zum Gedeihen kommen. Bei Kolumbini ist es spät noch dazu gekommen, er war schon 51 Jahre alt. Allmächtiger, lass es bei uns nicht zu spät sein; streue jedem noch ein solches Senfkörnlein ins Herz und ins Leben, von dem du weißt, dass es einmal keimen und zu mächtigem Wuchs erstarken werde!

 

Die gottselige Mutter Isabella vom göttlichen Herzen,

Subpriorin von Lisieux,

+ 31.7.1914 – Gedenktag 31. Juli

 

Bald nach dem seligen Heimgang der kleinen Heiligen – Schwester Theresia vom Kinde Jesu – schrieb der hochwürdige P. Louis Ph., Passionist, der Oberin von Lisieux: „ . . . Das kleine Sternlein wird mehr und mehr leuchten in der Kirche Gottes. Noch ist es nur der Morgenstern inmitten leuchtenden Gewölks, dereinst jedoch wird es das Haus des Herrn erfüllen.“ Heute glänzt der kleine Stern schon in wunderbarer Herrlichkeit und nimmt sieghaft seinen Lauf den Altären zu.

 

Am Ende ihres Hochgesangs der Liebe (Geschichte einer Seele) bittet Theresia Gott um eine Legion kleiner Seelen, die gleich ihr den Weg kindlichen Vertrauens und liebender Hingabe wandeln als Brandopfer seiner barmherzigen Liebe. Diese neue, liebliche Art der Heiligkeit, wie Theresia sie sehrte, hat die katholische Welt wie im Sturm erobert und Legion darf man schon die Seelen nennen, welche den „kleinen Weg“ zum Himmel eilen.

 

Eine Seele, die so von Theresias leuchtendem Beispiel angezogen, zu großer Vollkommenheit gelangte, war die Subpriorin von Lisieux, Mutter Isabella vom göttlichen Herzen. Sie wie Mutter Maria Angela, Priorin von Lisieux (+ 1909), waren besonders berufen, die Mission Theresias weiterzuführen, die Barmherzigkeiten des Herrn und den kleinen Weg zu ihm bekanntzumachen durch die Herausgabe der Schriften der kleinen Heiligen, durch Sammlung ihrer Wunder und durch eigene Aufsätze über Theresia. So darf Mutter Isabella den Ehrentitel „Herold des kleinen Prinzesschen“ führen. Bald nach ihrem seligen Verscheiden sah eine Karmelitin einen großen Stern, besser gesagt, eine Sonne, in ihre Zelle strahlen. Und dieses Gestirn umfasste, als sie genauer schaute, zwei kleinere Sterne und bildete mit diesen ein leuchtendes Dreieck. Tiefergriffen betrachtete die Schwester die Himmelserscheinung, ihren Sinn klar erkennend, obwohl sie damals noch nicht die Stelle aus den Aufzeichnungen Mutter Isabellas kannte: „Nach meinem Tod wird die Zeit meiner Siege kommen. Ich will mich zu einem leuchtenden Dreigestirn vereinen mit Schwester Theresia und Mutter Maria Angela und ihnen helfen, die göttliche Liebesglut bis ans Ende der Zeiten lieben zu lassen.“

 

Schwester Theresias Leben war ein Leben reinster Unschuld, tiefster Gottesliebe seit dem ersten Erwachen ihrer Vernunft. In Mutter Isabella sehen wir, wie geeignet und lieblich der Weg geistiger Kindheit auch für Seelen ist, die Gott spät finden und erst nachdem sie die Leerheit irdischer Güter an sich erfuhren. Bis in ihr 18. Jahr übte Ivonne Daurelle, wie Mutter Isabella hieß, rein äußerlich die Vorschriften unserer Religion – kalt, eisigkalt war ihr Glaubensleben. Früh verwaist, lebte sie bei ihrer Tante Sanial du Fay heran und erhielt eine vornehme, ausgezeichnete Erziehung. Ivonne war immer zum Träumen geneigt und in ihrer glühenden Phantasie dichtete sie sich eine Zukunft zusammen, in der die irdische Liebe sich ihr in entzückenden Reizen zeigte. Auch ein heißes Streben nach Größe und Ehren wurde mit ihr groß. Bezeichnend hierfür ist die Antwort, die sie bei einer Preisfrage über einen kommenden Kometen in die Zeitschrift „Moniteur littèraire“ sandte: „Nein, der Komet wird der Erde in keiner Weise schaden, denn ich habe die bestimmte Vorahnung, dass mein Name berühmt wird; es muss also meinem Ruhm und meiner Glorie Zeit und Muße bleiben, sich zu entfalten und bekannt zu werden bis an die Enden des Erdkreises!“

 

Wie anders wird jetzt Ivonne der Welt bekannt, als sie damals ahnte! Unmittelbare Folge ihres Traumlebens war, das alles Alltägliche ihr roh und unleidlich vorkam und ihre Launen und Missstimmungen ihre Umgebung gehörig quälten.

 

Ganz unvermittelt traf da Ivonne ein Strahl göttlicher Gnade. Wie in Blitzeshelle erkannte sie plötzlich, wie allein Ewiges, wie Gott nur unserem Herzen genügen könne. Von diesem Tag an war sie wie verwandelt. Sie begann mit aller Energie Gott zu suchen und fühlte den Beruf als Karmelitin in sich erwachen. Statt aber in Demut Gott zu dienen, vertiefte sich Ivonne in die Werke der hl. Theresia, Verwechselte den Begriff der Heiligkeit, wurde überspannt, finster, ja, eine Betschwester, die ihre Familie nicht weniger quälte als früher. Da fiel ihr eine Lebensbeschreibung Theresias von Lisieux in die Hände und in Strömen von Licht und Frieden wurde ihr das Wesen der Gottesliebe und der Irrtum ihres bisherigen Weges klar. Gleichzeitig wusste Ivonne, dass der Karmel von Lisieux ihre gottgewollte Heimat werden sollte. Schwere Prüfungen hielten sie drei Jahre vom Eintritt zurück, während welcher sie bei ihren Verwandten gutzumachen suchte, was sie an ihnen bisher gefehlt hatte. 1904 endlich öffnete der Karmel von Lisieux dem glücklichen Mädchen seine Pforte. Bis zu ihrer Professablegung musste Schwester Isabella eine Schule harter Demütigungen und verborgener Leiden durchmachen. Sie schien so gesund, so stark und brach schon damals fast zusammen. Mit keinem Wort berührte die heldenmütige Schwester, dass die Strenge der Regel sie völlig aufrieb, und so durfte sie ihr ohne jede Dispens folgen und hatte nebenbei Arbeit über Arbeit. Nach ihrem Noviziat, besonders in der Zeit ihrer Krankheiten, erkannten die Mitschwestern erst die große Heiligkeit der so verborgenen, einfachen Schwestern, die in Riesenschritten ihrem Lebensziel – Opfer der barmherzigen Liebe zu werden – entgegeneilte. 1909 wurde sie Subpriorin und hatte das Noviziat – selbst erst 28 Jahre alt – zu führen. Zu gleicher Zeit begannen ihre großen Arbeiten für den Seligsprechungsprozess der kleinen Heiligen, die Wundersammlungen usw. Auf Gebot ihrer Oberin schrieb Mutter Isabella ihre eigene Seelengeschichte, die an herrlichen Führungen, erleuchteten Gedanken und Tugendfülle in vielem jener Schwester Theresias ähnelt. Es ist derselbe Weg zu Gott, nur Mutter Isabella hatte in ganz besonderer Weise dabei ihr Vertrauen auf Maria gesetzt, so zwar, dass sie sich und all ihre Verdienste ganz der Gottesmutter schenkte und nur an ihrer Hand vor Gott im Gebet und im Opfer trat. Sie folgte dabei dem Werk eines seligen, marianischen Sodalen: „Die wahre Andacht zu Maria oder: Das Geheimnis Mariä vom seligen Grignon de Montfort“.

 

1911 begann ein Lungenleiden Mutter Isabella dem Zeitpunkt ihres heißersehnten Heimgangs zu Gott nahe zu bringen. Aber noch vier Jahre musste sie einen harten Kreuzweg gehen, während dessen ihr noch ein großer Freudentag beschieden war. Von Rom kam die Kunde von der Einleitung des Seligsprechungsprozesses Schwester Theresias, an dessen Vorarbeiten sie so großen Anteil gehabt hatte. Vom Krankenlager aus leitete sie ein dreitägiges Dank- und Jubelfest im Karmel. Es war ihr letztes auf Erden. Am 31. Juli 1914 verschied sie gerade im Augenblick der heiligen Wandlung, 32 Jahre alt. Ihre letzten Worte waren: „O, wie sehr liebe ich Gott! Seine Güte lobpreisend, will ich sterben!“

 

Der heilige Batho, Priester und Mönch in Freising,

+ 31.7.1085 – Fest: 31. Juli

 

Zur Zeit des Bischofs Ellenhard, der vom Jahr 1057 bis 1085 die Kirche Freisings regierte, lebte daselbst ein frommer Priester, namens Batho. Er soll des Bischofs Kaplan und Sekretär gewesen sein. Man hat von ihm wenig Nachrichten. Aus einem alten Gebet, das zu Ehren des Batho gesprochen wurde, geht hervor, dass er einmal eine große Menge Volks mit wenigen Broten wunderbar gesättigt hat. Das Gebet heißt: „O Gott, der du auf die Fürbitte deines seligen Bekenners Batho in wüster Gegend eine Volksmenge durch deine Kraft gesättigt hast, verleihe uns gnädig bei unserem Scheiden aus dieser vergänglichen Welt die geistige Nahrung, damit wir nicht umkommen.“ Im ältesten Verzeichnis der Heiligen wird er Watho genannt und als heiliger Bekenner bezeichnet. In der Domkirche ist ein Altar zu Ehren des heiligen Batho geweiht. Alle Jahre wurde am 31. Juli sein Fest auf diesem Altar gefeiert. Der Ort seines Begräbnisses war im Chor, auf der Epistelseite. Ein kleiner Gedenkstein aus alter Zeit neben dem Hochaltar gibt davon Zeugnis. In diesem Stein ist folgende Inschrift eingegraben: „Unter diesem Stein ruhte einst der Leib des heiligen Batho.“ Im Jahr 1376 aber wurde er samt den Reliquien des heiligen Papstes Sixtus und mit dem Altar in die Kapelle des heiligen Ulrich der Bequemlichkeit halber übertragen. In der alten bischöflichen Kapelle wurde ein Arm des Seligen aufbewahrt. In der ehemaligen Stiftskirche des heiligen Andreas hat man das Haupt des Seligen, den unteren Kinnbacken und den größten Teil der Gebeine dieses heiligen Bekenners verehrt. Diese Reliquien sind mit vielen anderen vom seligen Domdechant Heckenstaller gesammelt und in Reliquienkästen aufbewahrt worden und werden alle Jahre am Reliquienfest, dem 2. Sonntag im August, zur Verehrung der Gläubigen feierlich ausgesetzt. Außerdem weiß man von diesem seligen Bekenner, sowie von den Heiligen Freisings nach dem heiligen Corbinian nichts zu erzählen.

 

Die selige Elisabeth M. Alphonsa Eppinger,

Stifterin der Schwestern vom allerheiligsten Heiland,

genannt „Niederbronner Schwestern“,

+ 31.7.1867 – Gedenktag: 31. Juli

 

Unter den neueren Kongregationen, die in ausgebreiteter Tätigkeit segensreich zum Wohl der leidenden Menschheit arbeiten, nehmen keinen geringen Platz die Niederbronner Schwestern ein. Wer aber kennt den Namen der Gründerin dieser Genossenschaft? Freilich nimmt diese bescheidene, aber überaus erfolgreiche Arbeiterin im Weinberg des Herrn keinen kanonisch-rechtlichen Titel in Anspruch, wie solchen die Kirche nach strengster Prüfung des Lebens ihren auserwählten Kindern zu geben pflegt. Menschlicher Voraussicht nach wird das Gedächtnis der seligen Stifterin auch ferner nur in der Liebe und kindlichen Verehrung ihrer geistlichen Töchter gefeiert werden. Die Persönlichkeit der Elisabeth Eppinger aber weist so merkwürdige Züge in ihrem Leben auf, ihre Gründung nahm einen so wunderbar von Gott gesegneten Aufschwung, dass ihr Andenken es verdient, auch hier festgehalten zu werden.

 

Eines einfachen Landmannes Kind hat Elisabeth Eppinger am 9. September 1814 in dem in einem Tal der Vogesen reizend gelegenen Badestädtchen Niederbronn das Licht der Welt erblickt. Frommer Sinn und kernige Biederkeit war der Erbteil ihres Geschlechtes. Ihre tiefreligiöse Mutter hatte die Gnade, die älteste von den elf Kindern um fast vierzehn Jahre zu überleben und ihr Werk in ungeahnter Weise gedeihen zu sehen. Schon in den allerfrühesten Jahren hatte das Kind die größte Freude am Erlernen der Gebete und ein auffallendes Wohlgefallen am Englischen Gruß. Als es einmal, an einem Feldkreuz vorübergehend, die Mutter fragte, warum man den lieben Heiland so gekreuzigt habe, gab die Mutter zur Antwort: „Dies, mein Kind, haben unsere Sünden getan.“ Auf die weitere Frage, was denn Sünde sei, erklärte ihm die Mutter in verständlicher Art, wie Kinder durch Unachtsamkeit beim Gebet, durch Ungehorsam, durch Streiten mit anderen Kindern Gott beleidigen können. Von da ab zeigte die kleine Elisabeth das ernsteste Bestreben, alles das, was ihm der Mund der Mutter als unrecht vor Gott angegeben hatte, aufs ernsthafteste zu meiden. Vom sechzehnten Jahr ab begann sie – bei Kindern gewiss eine Seltenheit – ihre Hauptfehler, Eigensinn und Heftigkeit, Gebrechen, die sie noch in spätesten Jahren belästigten, sorgsam zu bekämpfen. In der Schule zeigte sie für die gewöhnlichen Fächer des Lesens, Schreibens und Rechnens wenig Neigung. Sie konnte auch in späteren Jahren wenig mehr als ihren Namen schreiben. Um so lebhafter erregte der Religionsunterricht die kindliche, zu Gott hinneigende Seele. Wie in eine köstliche andere Welt versenkte sich ihr reiches Gemüt in die hohen Geheimnisse des Christentums, ein klarer Drang nach innerer Vervollkommnung hatte sie erfasst. Die Liebe und Sehnsucht nach immer innigerer Vereinigung mit dem leidenden Heiland ließ die heranwachsende Jungfrau mit verzehrender Sehnsucht die tägliche Kommunion erstreben, entgegen dem damals üblichen Gebrauch.

 

Vom zwölften Jahr an hatte Elisabeth schon den Beruf zum Ordensstand zu erkennen geglaubt. Als aber die Zeit der Entscheidung kam, schien Gott sie durch langjähriges Leiden auf einen anderen Weg führen zu wollen. Starkmütig sich der göttlichen Vorsehung überlassend, wurde sie mit reicher innerer Erfahrung und außerordentlichen Gnaden belohnt. Nach zweimaliger Wiedergenesung warf sie eine dritte schwere Erkrankung, 1845, wiederum aufs Krankenlager, von dem sie sich vier Jahre nicht mehr erhob. Im ganzen Wesen der Kranken ging eine auffallende Veränderung vor. Die Einsamkeit der Krankenstube mit schlaflosen Nächten, körperliche Gefühlsüberreizung, der ständige Verkehr der weltabgewandten Seele mit Gott, die zur zweiten Gewohnheit gewordene Übung des inneren Gebetes brachten die Kranke in jene eigentümlichen Zustände, die dem Kenner des mystischen Lebens nichts Überraschendes sind. Ein inniges, gesteigertes Glaubens- und Liebesleben veranlasst ja schließlich den Herrn, sich in außerordentlicher Weise den begnadeten Seelen mitzuteilen. Auch unsere gottselige, demütige Jungfrau, die längst ihren Herrn und Erlöser allein zum Bräutigam erkoren hatte, glaubte seines besonderen gnadenvollen Verkehrs sich versichert halten zu dürfen, Weisungen von ihm zu bekommen, die sich auf ihr eigenes und anderer Seelenheil bezogen, ja selbst Einsicht in zukünftige, bedeutsame Geschehnisse zu erhalten. Ein einsichtsvoller, klug zurückhaltender Beurteiler hat sich dahin ausgesprochen, Elisabeth Eppinger sei von Gott berufen worden, wohltätig auf ihre Zeitgenossen einzuwirken. Sie habe die Kenntnis des inneren Wertes der Menschen besessen und ihren sittlichen Zustand auffallend richtig zu beurteilen verstanden. Ihr Eindruck sei ein wirksamer gewesen; keiner habe sie verlassen ohne tief ergriffen worden zu sein und heilsame Entschlüsse fürs Leben gefasst zu haben.

 

Der Ruf der „geistigen“ Jungfrau von Niederbronn wuchs immer mehr. Waren es anfangs nur fromme Mädchen, die durch das Band des Dritten Ordens mit ihr verbunden waren und die sie ihre erleuchtete Führerin nannten, so bewarben sich hernach Leute aus allen Ständen, geistliche und weltliche, niedrige und vornehme, auch hochgebildete und gelehrte, um den Rat der „Ekstatischen“ für ihr Seelenheil oder in zeitlichen Anliegen. In den drei Jahren vor Gründung der Genossenschaft erschienen bis zu achtzig und neunzig Personen im Tag in dem Krankenzimmer Elisabeths. Aus den entferntesten Gegenden Frankreichs strömten sie herbei; selbst auf geistlichen Einspruch hin konnte der Zulauf nicht gehemmt werden. Der fromme, kluge, wohlerfahrene und feste Pfarrer Johann David Reichard von Niederbronn, der Elisabeth von Jugend auf geleitet und oft ernstlich geprüft hatte, musste zur Vermeidung von Missbräuchen und Sicherung des inneren Lebens der so viel Besuchten eine bestimmte Tagesordnung vorschreiben, ihr Gebets- und äußeres Leben regeln und sich täglich Rechenschaft geben lassen über ihre Gespräche mit den Besuchern und ihre dabei gegebenen Ratschläge.

 

Merkwürdige Bekehrungen, bisweilen schier täglich, konnte Pfarrer Reichard an seinen Bischof melden. Im Sommer 1850 zum Beispiel kamen unter vielen zwei vornehme Franzosen. Der eine, ganz ungläubig und fanatischer Religionsspötter, wollte aus reiner Neugierde das Niederbronner Bauernmädchen über seine Zukunft befragen. Elisabeth gab Reichard, der den Dolmetscher machte, die Antwort: „Sagen Sie diesem Herrn, dass die Zukunft nicht in seiner Gewalt ist; er soll sich nicht darum kümmern, soll für die Gegenwart sorgen und sein Gewissen in Ordnung bringen.“ Die gemessene Weisung machte auf den Fragesteller einen solchen Eindruck, dass er noch am selben Abend seine Beichte ablegte, nach dem er fünfundzwanzig Jahre lang allen religiösen Übungen ferngeblieben war. Auch der zweite wurde durch die eigentümliche Macht der Persönlichkeit Elisabeths zu Tränen gerührt und ging nach achtzehnjähriger Unterbrechung wieder zu den heiligen Sakramenten.

 

Die eigenartigen Ereignisse, die um das Krankenlager der Elisabeth Eppinger spielten, ihr Ruhm, der von hochstehenden, angesehenen Männern in Briefen und Schriften weithin getragen wurde, riefen begreiflicherweise auch absprechende Urteile und heftige Anklagen hervor, jetzt gegen ihre Person, wie später gegen ihre Stiftung. So ist es noch immer gewesen. Erst im Widerspruch klärt sich Idee und Charakter, Recht und Tugend. Der Diözesanbischof Dr. Andreas Räß, der ob seiner Verdienste um das Wiedererwachen katholischen Lebens in Deutschland in höchsten Ehren stand, hatte sich stets eingehend über die Kranke berichten lassen. Im Juli 1848 kam er selbst auf drei Tage nach Niederbronn, um Elisabeth einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Das Ergebnis fiel äußerst vorteilhaft aus. Der Bischof bewunderte in Eppinger eine hochbegnadete Seele von lauterster Gesinnung und bestem Glauben. Für sie und ihr Werk war es von Anfang an von entscheidender Bedeutung, dass ihr Oberhirte sich rückhaltlos auf ihre Seite stellte und schützend und segnend seine Hand über sie hielt. Eine abermalige mehrwöchige Prüfung, 1851, bestärkte ihn nur noch mehr in seiner guten Meinung über die von Gott Erwählte.

 

Elisabeths sehnlichster Wunsch, dem Herrn im Ordensstand zu dienen, war trotz ihres leidenden Zustandes noch immer rege, so aussichtslos seine Erfüllung auch erschien. Gerade die Belästigung durch die vielen Besuche veranlasste sie um Aufnahme bei den Schulschwestern von der göttlichen Vorsehung in Rappoltsweiler nachzusuchen. Ungeachtet ihres vorgerückten Alters und der voraussichtlichen Unfähigkeit einer zweckentsprechenden Beschäftigung erhielt sie die Zusage. Allein Bischof Räß glaubte den wohltätigen Einfluss der Kranken auf die Allgemeinheit nicht hemmen zu dürfen und versagte vorerst seine Genehmigung. In den Septembertagen des Jahres 1848, das so viel Jammer und Not über die Völker ausschüttete, kam Elisabeth durch innere Erleuchtung zu dem folgenschweren Entschluss, selbst einen Orden zu gründen, der wirksam mithelfen sollte zur Steuerung der Not. Schon im Januar 1849 legte Pfarrer Reichard die Satzungen des geplanten Institutes dem Bischof vor, der Elisabeths Unternehmen mit freudigem Wohlwollen entgegenkam. Die auftauchenden Bedenken überwand das erstaunliche Gottvertrauen des frommen Pfarrers, der fortan dem neuen Werk seine ganze Kraft widmete.

 

„Orden der Töchter des göttlichen Erlösers zur Verpflegung armer Kranken und Unterstützung anderer Armen, errichtet zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu und des heiligsten und unbefleckten Herzens Mariä, unter Anrufung des heiligen Alphons Maria von Liguori und der heiligen Theresia“, so lautete der ursprüngliche Titel der Niederbronner Genossenschaft. Hauskrankenpflege und Armenhilfe ist ihr erster Zweck und damit kam sie tatsächlich einem dringenden Bedürfnis der Zeit entgegen. Nur eine von Liebe zu Gott und zur leidenden Menschheit glühende Seele, die selbst im Feuerofen des Leidens geprüft wurde und überdies in besonderer Weise vom Heiligen Geist geführt war, konnte einen so zeitgelegenen, vortrefflichen Ordensplan entwerfen. Nicht hohe Bildung, nicht Weltweisheit und Welterfahrung hat ihn gereift. Zum Klosterbau flossen die Gaben reichlich; nicht weniger zahlreich meldeten sich die Ordensbewerberinnen. Am 28. August 1849 bezog die Stifterin, jetzt Mutter Maria Alphonsa genannt, das notdürftig ein gerichtete Klösterlein. Nun genas sie allmählich, so dass sie als Generaloberin später auch weite Reisen zu ihren Filialtöchtern unternehmen konnte. Sie zeigte sich als Meisterin in der schweren Kunst, Menschen für Gott und zum Dienst der Mitwelt zu erziehen. Ihr erbauendes Beispiel, das Wort, das sie gar wohl zu führen verstand, ihr ganzes Wesen wirkten mit bezwingender Gewalt auf alle, die ihren Rat oder ihre Führung suchten. In den herben Linien des Gesichtes, dem die Leidensjahre, die Schule der Betrachtung und das Bewusstsein einer hohen Aufgabe den Stempel stillen Ernstes aufgedrückt hatten, war eine unbeugsame Energie, eine Willenskraft sondergleichen ausgeprägt. Dem schwachen Leib wohnte eine starke Seele inne. Die größten Schwierigkeiten schreckten sie nicht. Wohl gab Gott sichtlich einem Werk seinen Segen, das auch viele Widersacher hatte. Aber die Stifterin hat nicht alles vom Himmel erwartet und müßig die Hände in den Schoß gelegt. Mit grenzenlosem Gottvertrauen verband sie eine rechte Auffassung der Dinge, rasches Handeln, kluge Ausnützung der gegebenen Umstände. Mit kraftvoller Hand leitete sie die Genossenschaft. Da sie große Anforderungen an sich selber stellte, verlangte sie auch viel von ihren Untergebenen, die ihr vielfach blindlings ergeben waren. Gegen Ungehorsam konnte sie von großer Strenge sein. Doch ist es unter den Tugenden und Charakterzügen der Schwester Alphonsa gerade die Güte und Aufopferung für die Ihren, die von ihrer achtzehnjährigen treuen Mitarbeiterin M. Josepha gerühmt werden.

 

Der Redemptoristenpater Amhard macht nach anfänglichem Misstrauen in einem Brief an Pfarrer Reichard das „Geständnis“: „Ich erkannte eine hohe Erleuchtung an der ehrwürdigen Mutter. Ihre völlige Ergebung in den heiligen Willen Gottes, ihr großes Verlangen nach Demut und Kreuz, ihre Furcht vor übernatürlichen Erscheinungen, ihre gänzliche Abhängigkeit vom Beichtvater und dem hochwürdigsten Bischof, ihre Einfachheit in der Rede und ihre ungewöhnliche Leichtigkeit, mit der sie von göttlichen Dingen redet – all das überzeugte mich, dass ich eine von Gott hochbegnadete Person vor mir hatte.“

 

Das Eingreifen der Hand Gottes im Leben der gottseligen M. Alphonsa zeigt sich unverkennbar in der staunend raschen Ausbreitung ihrer Genossenschaft. Schon im zweiten Jahr ihres Bestehens wurden acht Niederlassungen im Unterelsass errichtet. Von 1852 an folgten Gründungen in Deutschland (als erste in Speyer), in Frankreich, in Österreich, Ungarn, in der Schweiz usw. Im Jahr 1866 wurden die Niederlassungen in Würzburg, Wien und Ödenburg (Ungarn) von den dortigen Bischöfen vom Mutterhaus Niederbronn getrennt und zu selbstständigen Genossenschaften erhoben. Am 1. Januar 1924 zählte die Niederbronner Kongregation, die die päpstliche Approbation besitzt und deren eigentlicher Name seit 1863 „Schwestern vom allerheiligsten Heiland“ lautet, 3218 Profess-Schwestern, 236 Novizen und 100 Postulantinnen in 407 Niederlassungen. Nachdem jetzt das Elsass zu Frankreich geschlagen ist, wurde in Neumarkt in der Oberpfalz ein neues Mutterhaus für Deutschland errichtet.

 

Im harten Ringen um das Gedeihen der Genossenschaft hatten sich die Kräfte der Mutter Alphonsa erschöpft. Seit Juni 1867 lag sie an einem bösen Gehirnfieber hoffnungslos darnieder, das am 21. Juli in Bewusstlosigkeit überging. Dies wirkte auf ihren greisen, hochverdienten Mitarbeiter Superior Reichard so erschütternd, dass er selbst von einem Schlagfluss gerührt wurde und schon am 24. Juli verstarb. Die ehrwürdige Mutter Alphonsa aber wurde erst am 31. Juli 1867 vom Herrn aus dieser Zeitlichkeit abberufen. So war es keinem dieser beiden um das Wohl des Nächsten so verdienten Menschen mehr vergönnt, ein letztes Wort der Ermahnung und des Trostes an die trauernde Klosterfamilie zu richten.

 

Dafür soll ein an die Darmstädter Oberin gerichtetes Mahnwort M. Alphonsas festgehalten werden, das sie selber treffend kennzeichnet:

 

„Suchen Sie immer in Ihren Handlungen die Ehre Gottes und seiner Kirche, das Heil der Seelen und Ihre eigene Vollkommenheit und geben Sie gar nicht acht auf das, was von außen vorgeht. Sagen Sie mit dem Verfasser der Nachfolge Christi: Heute ist man für mich, morgen kann man gegen mich sein. Ich will vor allem trachten, meinem Gott wohlzugefallen, mein Elend immer vor Augen zu haben, damit ich mich nicht selbst erhebe und Gott dadurch missfalle, dem allein alle Ehre gebührt.“

 

Die Seligsprechung von Elisabeth M. Alphonsa Eppinger erfolgte am 9. September 2018 in Straßburg durch Kardinal Angelo Becciu, den Vorsitzenden der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen im Auftrag von Papst Franziskus.

 

Bischof Konrad von Arnsberg

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Konrad von Arnsberg. Konrad, ein Deutscher von Geburt und der Sohn des erlauchten Grafen von Arnsberg, trat zu Köln in den heiligen Orden, in dem er sich durch Fleiß und Eifer derart hervortat, dass schwer zu sagen ist, ob er mehr durch den Adel des Blutes oder durch Wissenschaft und Tugend glänzte. Im Jahr 1384 wurde er Professor der Logik und Magister der Studenten im Kloster zu Köln, im Jahr 1386 Lektor der Theologie zu Boppard. Das Provinzkapitel zu Mainz entsandte ihn 1387 zur Vertiefung seiner Studien an die Universität in Wien, wo er auch einen Karmeliten, Pater Arnold von Österreich, unter den Professoren antraf. Drei Jahre weilte er hier, dann wurde er abberufen und Lektor zu Kassel in Hessen. Von Kassel weg nahm ihn Friedrich III., Graf von Lawarden und Erzbischof von Köln, zu seinem Generalvikar und erteilte ihm die bischöfliche Weihe. In seiner frommen Gesinnung hegte Konrad eine besondere Andacht zur seligsten Jungfrau Maria. Ihr zu Ehren ließ er in der Ordenskirche zu Köln eine Kapelle ausstatten und errichtete er die Bruderschaft, der zahllose Mitglieder aus allen Schichten des Volkes, auch die Äbte der Münster, die Dekane der Kollegien und andere kirchliche Würdenträger, desgleichen die Mitglieder des Stadtrates und die hohen Beamten von Köln beitraten. In der Mitte dieser Kapelle vor dem Altar und Bild der Unbefleckten Empfängnis fand Konrad seine letzte Ruhestätte. Ein Stein, der das Bild des Entschlafenen im bischöflichen Ornat zeigt, nennt als Tag seines Hinscheidens den letzten Juli des Jahres 1433.

 

Gebet am 31. Juli

 

Glorwürdigste Himmelskönigin, du bist jetzt mit der Krone des ewigen Reichs geziert. Alle Engel und Heiligen ehren dich als ihre Königin. Zu dieser Ehre und Glorie wünsche ich dir Glück, werfe mich auch mit allen Heiligen dir demütig zu Füßen und erkenne dich für meine wahre hochgebenedeite und gnädigste Königin, Unsere Liebe Frau an. Dir verspreche ich nächst Gott meine Treue, und biete mich an, dir zu dienen bis zum Ende meines Lebens. Verlass mich nicht, und bleibe nicht nur meine Herrin, sondern auch meine Beschützerin jetzt und immer. Amen.

 

Gebet des heiligen Ignatius

 

Empfange, o Herr, das Opfer meiner Freiheit, meines Gedächtnisses, meines Verstandes und meines Willens. Du hast mir alles, was ich besitze, gegeben. Ich gebe es Dir wieder zurück und unterwerfe es Deinem göttlichen Willen, auf dass Du mit mir verfügst, wie es Dir gefällt. Gib mir nur Deine Liebe und Deine Gnade, mit denen bin ich reich genug und begehre weiter nichts. Amen.

 

Gebet der Kirche

 

O Gott, der Du zur Verbreitung Deines Namens Deiner streitenden Kirche den heiligen Ignatius gegeben hast, lass uns auf seine Fürbitte und nach seinem Beispiel auf Erden so streiten, dass wir mit ihm im Himmel gekrönt zu werden verdienen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Der heilige Ignatius pflegte vom Anfang seiner Gemütsänderung an jede Nacht den Beistand der seligsten Jungfrau vor ihrem Bild eifrig anzurufen. Er hat unter ihrem Schutz seinen heiligen Krieg angefangen, und seinen bisher im Soldatenstand gebrauchten Degen an ihrem Altar in der bei den Spaniern berühmten Kirche zu Montserrat aufgehangen. Er ist auch durch eine wunderbare Erscheinung Mariens in seinem Vorsatz und seiner Absicht gestärkt worden, wie in seiner Lebensbeschreibung weitläufig erzählt wird.

 

Andacht am 31. Juli:

 

Das Thema im Juli:

Von der Einfalt

"Seid arglos wie die Tauben." (Matthäus 10,16)

 

"Gott ist ein höchst einfaches Wesen; wenn wir daher verlangen, Ihm nach Möglichkeit ähnlich zu werden, so müssen wir dahin streben, dass wir durch Tugend werden, was Er kraft eigener Natur ist; arbeiten müssen wir nämlich, ein einfaches Herz, einen einfachen Sinn, eine einfache Absicht, eine einfache Handlungsweise, eine einfache Sprache zu haben; aufrichtig und ohne Arglist leben; im Äußerlichen uns immer so zeigen, wie wir innerlich sind, und in allen unseren Handlungen auf nichts anderes als auf Gott Acht haben, Dem wir zu gefallen verlangen sollen." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Ein würdiger Priester, der diese Lehre des heiligen Vinzenz auf sich anwenden wollte, schrieb folgenden Vorsatz auf, den er oftmals las.

Ein einfaches Herz zu erlangen, will ich den Tag hindurch mehrmals mich prüfen, ob nicht irgend eine ungeordnete Neigung in meinem Herzen verborgen ist. Entsagen will ich aller Sünde und zum Herrn sprechen: "Du bist der Gott meines Herzens; Du bist mein Gott und mein Alles!"

Einen einfachen Sinn zu erlangen, will ich mich gewöhnen, niemand zu verdammen; an allem Guten mich erbauen, das ich sehen werde; und jene, die ich etwas Böses tun sehe, durch ihre Absicht oder durch die Überraschung ihrer menschlichen Schwäche entschuldigen.

Eine reine Absicht zu erlangen, will ich beim Anfang aller meiner Werke einen übernatürlichen Grund mir vorsetzen.

Meinen will ich überdies in meiner Art zu sprechen, zu gehen, in allen meinen Handlungen und in meinem ganzen Äußerlichen alles, was der Einfalt und der Sittsamkeit entgegen ist.

 

Deine Gnade, Herr, wirke in mir, dass ich rein und einfach werde in all meinem Tun und Lassen. Gib mir ein einfaches Herz, einen einfachen Sinn, eine einfache Zunge und ein einfaches Leben, auf dass ich in allen Dingen meine Augen nur zu Dir erhebe, dem ich einzig gefallen will. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 31. Juli

 

"Nein, niemals die eitle Ehre,

aber allezeit die wahre Ehre und Verherrlichung Gottes."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 31. Juli - Über den Eifer im Geist

 

Entzünde, Geist des Herrn, mit deiner Glut

Mein Herz, dass feurig es vor Liebe brenne;

Und nimm es dann in deine starke Hut,

Dass nie Verminderung sein Eifer kenne.

 

1. Erneuern wir jeden Tag unsere Vorsätze eifrig vor Gott, und bitten wir ihn um seine Gnade, damit unser Eifer in seinem heiligen Dienst nicht erkaltet, denn der Geist der Frömmigkeit wird sogar bei den größten Heiligen lau und schlaff, wenn sie Gott nicht beständig anrufen. Hierüber aber dürfen wir uns nicht verwundern, weil unsere Natur, die aus Nichts erschaffen wurde, aus sich immer nach ihrem Ursprung zielt, die Gnade aber in unserem Herzen wie in einem fremden, mit Dornen und Unkraut wuchernden Erdreich wohnt, unter dem sie erstickt, wenn wir nicht große Sorgfalt anwenden, sie zu bewahren. Erneuern wir uns also jeden Tag, damit wir nicht im Guten abnehmen. 

 

2. Um so notwendiger ist es uns, Gottes Beistand täglich mit ganzem Herzen anzurufen, weil die Natur des Menschen unbeständig, leichtsinnig, wandelbar und gebrechlich gleich einem Glas ist, sein Herz aber gleich dem Meer in beständiger, oft stürmischer Bewegung wogt. Dazu kommen auch noch die Versuchungen des unsichtbaren Feindes, der nie ablässt uns zu bekämpfen, und dessen lästige Anfechtungen uns ermüden. Gleichwie also das Wasser erkaltet, wenn es nicht immer in der Nähe des Feuers ist, also wird auch unser Eifer unfehlbar erkalten, wenn wir nicht beständig zu Gott seufzen, und um seine Hilfe ihn bitten.

 

3. Auch unsere Leidenschaften schwächen unseren Eifer. Ja sind wir nicht ständig auf der Hut, so untergraben sie die Grundfesten aller Tugenden. Schließlich aber ist alles, was gewaltsam ist, nicht von Dauer. Und was nicht natürlich ist, das zielt, je länger es währt, um so mehr nach Abspannung. Von dieser Art aber ist unser Eifer, der nichts mit der Natur gemein hat, und beständig mit ihr im Kampf ist. Tun wir uns also nicht beständig Gewalt an, so erschlaffen wir notwendig, und es erlischt unser Eifer. Darum ermahnt uns der heilige Apostel und spricht: "Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben, und erneuert euren Geist und Sinn. Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit." (Epheser 4,22-23)