Heilige und Selige, Gebete, Anmutungen und Betrachtungen im September

 

1. September

 

Die heilige Verena, Jungfrau und Einsiedlerin in Zurzach, Schweiz,

+ 1.9.300 – Fest: 1. September

 

Verena, eine Jungfrau von adeliger Abkunft, kam mit der thebaischen Legion, die vom Kaiser Maximinian zum Kriegsdienst ausgehoben wurde, und deren Oberst Mauritius ihr Verwandter war, nach Mailand. Ihr Vormund, der ehrwürdige Greis Viktor, hatte die verlassene Waise bei einer angesehenen christlichen Familie untergebracht. Dort besuchte die fromme Jungfrau während der grausamen Christenverfolgungen voll des innigsten Mitleids die Gefangenen in ihren schauerlichen Gefängnissen, tröstete, ermutigte sie im Glauben an Christus und erquickte sie mit Speise und Trank. Bald aber erlaubte man dem Engel des Trostes nicht mehr, die Gefangenen zu besuchen, der christliche Familienvater Maximus, bei dem Verena mehrere Jahre gewohnt hatte, wurde gefangen genommen, sie selbst als eine Fremde aus der Stadt vertrieben.

 

Um sich eine stille Zufluchtsstätte zu suchen, überstieg sie die Alpen, kam in das Rhonetal, in die Gegend von Martinach und vernahm, dass hier die thebaische Legion, mit ihr auch ihr geliebter Vormund Viktor, wegen ihres christlichen Glaubens von den heidnischen Soldaten des römischen Kaisers ermordet worden sei. Verena benetzte den blutgetränkten Boden mit ihren Tränen und pries die starkmütigen Märtyrer glücklich.

 

Von den Heiden vertrieben, setzte Verena ihre Schritte weiter über Wadt und Bern und kam an die Aar bei Solothurn. Hier verbarg sie sich in einer Felsenhöhle. Niemand wusste ihren Aufenthalt, außer einer christlichen Witwe, die sie von Zeit zu Zeit mit Speisen versah und dafür Handarbeiten entgegennahm, in denen Verena sehr geschickt war.

 

Nicht lange blieb Verena in ihrer Felsenhöhle verborgen. Christliche Frauen und Jungfrauen suchten bei der Heiligen Rat und Trost, Kranke und Gebrechliche flehten sie um Hilfe an, denn Gott hatte sie mit der Wundergabe begnadet. Verena belehrte die Heiden im Glauben an Christus und viele nahmen die Wahrheit und das Glück des Christentums an. Allen leuchtete die Klausnerin durch unablässigen Gebetseifer, durch rastlose Arbeitsamkeit und Wohltätigkeit vor. Viele gingen von ihr zurück geheilt an Leib und Seele.

 

Der Ruf von der wundertätigen Christin kam auch zu den Ohren des römischen Landpflegers Hyrtacus. Sogleich ließ er Verena vor seinen Richterstuhl führen und suchte sie mit Spott ihrem Glauben abtrünnig zu machen, sie aber wusste ihren Glauben so überzeugend zu verteidigen, dass der Heide kein Wort entgegensetzen konnte. Er ließ sie in ein schauerliches Gefängnis werfen und kündigte ihr Folter und Hinrichtung an, wenn sie dem Christentum nicht abschwöre. Die heldenmütige Jungfrau freute sich, um des Namens Christi willen Schmach zu leiden und flehte inbrünstig zu Gott nicht um Befreiung aus dem Kerker, sondern um Starkmut im Martertod. Im Traum erschien ihr der heilige Mauritius im weißen Kleid und Purpurmantel, umgeben von einer großen Schar verklärter Jünglinge mit Palmzweigen in den Händen, und sprach zu ihr: „Verena, vertraue auf den Herrn, er wird mit dir sein! Halte dich an sein Wort und du wirst erfahren, dass sein Arm nicht verkürzt ist. Er wird dich erretten.“ Verena wurde mit wunderbarem Mut erfüllt und erwartete freudig jede Stunde den Martertod. Gott fügte es aber anders.

 

Hyrtacus fiel in ein heftiges Fieber. Vergebens rief er die Kunst der Ärzte und die Hilfe seiner Götter an. In seiner höchsten Not ließ er Verena rufen und sprach zu ihr: „Verena, ich habe von dir gehört, du hast durch dein Gebet viele Kranke gesund gemacht. Wohl habe ich es nicht verdient, dass du dich meiner annimmst, aber verzeih mir und bete zu deinem Gott, dass er mir helfe!“ Sie erhob Augen und Herz zum Himmel und betete mit großer Inbrunst. Der Kranke genas von Stund an, ließ die Gefangene frei und gestattete ihr, nach ihrem Glauben zu leben, wo und wie sie wolle.

 

Verena sammelte nun die christlichen Jungfrauen um sich und die Mütter sandten ihr täglich ihre Töchter, damit sie im christlichen Glauben und in weiblichen Handarbeiten unterrichtet würden. So entstand eine Art Frauenkloster, deren Vorsteherin in die jugendlichen Herzen den Keim der Tugend und Gottesfurcht pflanzte und für die Mit- und Nachwelt außerordentlich segensreich wirkte.

 

Einst brach eine große Hungersnot über das Land herein, und Verenens Mitschwestern jammerten laut, weil ihre Handarbeiten nicht ausreichten, um Brot zu kaufen. Verena verwies ihnen ihren Kleinglauben und tröstete sie mit den Worten des Psalmisten: „Ich war jung und bin alt geworden und habe vieles erlebt, aber niemals habe ich den Gerechten verlassen, noch seine Kinder um Brot betteln gesehen. Vertraut auf Gott, er wird tun, was ihm zur Ehre und uns zum Heil gereicht.“ Verena betete inbrünstig zu Gott, und siehe da! Am Morgen standen mehrere Säcke voll Mehl vor ihrer Klause. Alle dankten Gott, und das Mehl reichte aus, bis die Teuerung vorüber war.

 

Als der Zudrang der Menschen zu Verenens Höhle immer mehr zunahm, so dass sie in ihren frommen Übungen gestört wurde, und wegen der vielen Ehrenbezeugungen Eitelkeit befürchtete, wanderte sie längs des Aarflusses hin bis zu seinem Einfluss in den Rhein. Dort soll sie auf einer einsamen Insel bei dem Dorf Koblenz lange Zeit unbekannt in einer Hütte gelebt haben. Als sie vernahm, dass in dem benachbarten Dorf Zurzach eine Christengemeinde sei, ging sie dorthin und betete in der dortigen Kirche unter heißen Tränen zu Gott, er möge sie den Ort finden lassen, wo sie den Rest ihrer Pilgerschaft in Ruhe vollenden könne. Zugleich setzte sie ein kleines Gefäß mit Wein zum heiligen Opfer auf den Altar.

 

Während Verena inbrünstig betete, trat der Pfarrer herein und fragte sie, woher sie komme und warum sie so traurig sei. Sie erzählte ihm ihre Schicksale, und ihre Demut und Sittsamkeit rührte ihn so sehr, dass er ihr sein Hauswesen anvertraute. Verena erfüllte gewissenhaft ihre Pflichten und fand ihre größte Freude, wenn sie die Kranken des Spitals besuchen und pflegen konnte. Ein gewissenloser Knecht des Pfarrers verklagte sie, dass sie das Gut ihres Herrn an Bettler und schlechte Menschen verschwende. Der Priester sah nach, fand alles in bester Ordnung und einen solchen Segen des Himmels, wie er ihn nie gekannt hatte. Der boshafte Knecht bekam die Fallsucht und schätzte sich glücklich, unter die Kranken im Spital aufgenommen zu werden, denen er die Wohltaten Verenas missgönnt hatte.

 

Der neue Knecht des Pfarrers war noch boshafter als sein Vorgänger, und sann auf das Verderben Verenas. Er stahl dem Herrn einen kostbaren Ring, warf ihn in den Rhein und verklagte die unschuldige Haushälterin als die Diebin. Der Priester verlangte von ihr den Ring, den er ihr zum Aufbewahren anvertraut hatte. Sie weinte bitterlich und flehte den ganzen Tag und die ganze Nacht, Gott wolle ihre Unschuld und den Ring an den Tag kommen lassen. Am nächsten Morgen ging der Pfarrer an den Rhein, wo eben Fischer einen großen Salm gefangen hatten. Sie schenkten ihm den Fisch. Als der Fisch aufgeschnitten wurde, fand man in seinen Eingeweiden den vermissten Ring. Der boshafte Knecht bekannte nun reuig sein Vergehen.

 

Im vorgerückten Alter wünschte Verena in ungestörter Einsamkeit Gott dienen zu können. Der Pfarrer ließ ihr nahe bei der Kirche eine Zelle bauen, wo sie den Rest ihres Lebens frommen Übungen und Werken der christlichen Barmherzigkeit widmete. Eines Tages sah sie in einer Verzückung die allerseligste Jungfrau, umgeben von vielen heiligen Jungfrauen und Engeln. Maria blickte ihre treue Verehrerin unbeschreiblich wohlwollend an und sagte zu ihr: „Du treue Magd des Herrn und reine Braut Christi, komm nun mit uns und empfange die Krone, die er dir bereitet hat!“ Darauf verschied sie sanft im Herrn. Ihr Leichnam wurde in Zurzach unter großem Zulauf des Volkes begraben.

 

Erzherzog Rudolf IV. von Österreich erbat sich im Jahr 1308 die Reliquien der heiligen Verena und ließ sie feierlich im St. Stephansdom zu Wien beisetzen, wo sie Gott durch viele Wunder verherrlicht hat. An ihren Namen knüpfen sich viele anmutige Sagen, die sie als Mutter der Armen und Trösterin der Unglücklichen preisen. Über dem Grab der heiligen Verena wurde bald nach ihrem Tod eine Kapelle gebaut, an deren Stelle Kaiser Karl der Dicke ein prachtvolles Münster aufführte nebst einem Kloster. Kamm und Krüglein auf den Bildnissen der Heiligen deuten ihre Wohltätigkeit an. Für das Krüglein der heiligen Verena überließ ein Abt von St. Blasien die Einkünfte von zehn Pfarreien dem Chorherrnstift in Zurzach. Ihre heilkräftige rechte Hand, in einer Silberkapsel verwahrt, wird am Osterdienstag in Prozession umhergetragen.

 

Der heilige Ägidius, Abt bei Narbonne, Frankreich,

+ 725 - Fest: 1. September

 

Ägidius heißt auf französisch Gilles. Die Franzosen sagen aber nicht Gilles, sondern Schill. Als es einmal in Köln am Rhein eine Zeit gab, da es zum vornehmen Ton gehörte, französisch zu sprechen, den Kölnern die feine französische Aussprache trotz aller Mühe aber nicht recht gelang, da wurde aus dem Schill ein Schääl.

 

Über zwölfhundert Jahre ist es her, da ritt einmal, wie die Legende erzählt, der Gotenkönig Wamba auf die Jagd. Es war in einem großen Wald in Südfrankreich . Plötzlich sichtete der königliche Jäger einen prachtvollen Hirsch. Sofort hetzte er mit seiner kläffenden Meute über Berg und Tal hinter dem Tier her, bis sich der Hirsch vor einer Felsenhöhle niederwarf. Da sirrte im gleichen Augenblick des Königs Pfeil klingend durch die Luft.

 

Als sich dann Wamba der Höhle näherte, zeigte sich für ihn ein unerwartetes Bild. Da lag der Hirsch zitternd und schutzsuchend zu Füßen eines alten Mannes mit wallendem weißen Bart. Von dem Pfeil war das Tier nicht getroffen, sondern der alte Mann. Bei diesem Anblick erschrak der König. Während der Hirsch ins Dickicht flüchtete, untersuchte der unglückliche Schütze die Wunde, die er verursacht hatte. Gottlob, dass es nur eine Fleischwunde von geringfügiger Art war.

 

Darüber kamen die beiden, der König und der Einsiedler, denn ein solcher war der alte Mann, ins Gespräch. Bald stellte der König staunend fest, dass der andere ein gebildeter und tiefsinniger Mann war. Kurz entschlossen bat Wamba den alten Mann, die Einsiedelei aufzugeben und ihm als Ratgeber auf sein Schloss zu folgen. Doch er schüttelte verneinend den Kopf, schaute den König an und sagte ihm folgende schwerwiegende Worte:

 

„König Wamba! Wenn du wünschst, dass ich dir diene, so nimm von mir diesen Rat: Geh hin und bekenne die Sünde, die du bisher im Beichtstuhl verschwiegen hast, dann wird dein Herz endlich jene Ruhe finden, die du schon lange vergeblich suchst.“

 

Da erschrak der König zum zweiten Mal an diesem Tag. So hatte noch keiner in seiner Seele gelesen. Tief beschämt verneigte er sich vor dem, der ihm die Wahrheit ins Gesicht geworfen hatte, entfernte sich schweigend, tat wie ihm gesagt und fand die Ruhe des Herzens zurück. Dieser Einsiedler aber war der heilige Ägidius.

 

In einem fremden Land war der heilige Ägidius in Frankreich, denn in Griechenlands vornehmer Hauptstadt Athen war er geboren. Ein liebes Herz besaß er schon als Junge, denn als er einmal ohne Mantel heimkam und man ihn nach dem Kleidungsstück fragte, sagte er so nebenbei, als sei es die natürlichste Sache der Welt, er habe den Mantel einem Armen geschenkt, der ihn auf der Straße um ein Almosen in Christi Namen angesprochen habe.

 

Nach dem frühen Tod seiner Eltern verteilte er sein nicht geringes Erbe unter die Armen. Weil er den Ruhm und die Ehre scheute, die ihm wegen seiner guten Taten überall hin folgten, verließ er heimlich die Heimat und begab sich nach Frankreich. Dort wollte er als unbekannter Einsiedler ein heiliges Leben führen.

 

Nach dem Zusammentreffen mit dem König Wamba änderte sich für Ägidius allerdings die Lage. Viele Jünger sammelten sich um ihn und ein Kloster entstand, das der Heilige als Abt bis an sein Lebensende im Jahr 725 leitete. Nach seinem Tod wuchs um das Kloster herum eine Stadt, und seine Grabstätte gehörte viele Jahrhunderte hindurch zu den besuchtesten Wallfahrtsorten der Christenheit.

 

Der heilige Ägidius war „Gottes und der Menschen Liebling, und sein Andenken ist gesegnet“. Zwei alte deutsche Städte, Nürnberg und Osnabrück, verehren ihn als Schutzherrn. Auch ist er, der wegen seiner vielseitigen Hilfe zu den Vierzehn Heiligen Nothelfern gehört, der Patron der Hirten, der Viehhändler und Bettler. Gegen Krebs, Aussatz und Pest wird er angerufen, ebenso in Gewissensängsten. Ganz besonders soll man sich an ihn wenden um die Gnade einer guten heiligen Beichte dann, wenn man versucht ist, eine Sünde, die gebeichtet werden muss, aus falscher Scham zu verschweigen.

 

Pater Joseph vom heiligen Andreas

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 1. September 1622 starb der lobwürdige Pater Joseph vom heiligen Andreas. Pater Joseph war ein Preuße und im Jahr 1593 geboren. Er fühlte sich zum Ordensleben berufen und dachte daran, zuerst Kartäuser, dann Kapuziner zu werden; wurde jedoch von beiden Orden abgewiesen, weil er überaus schwächlich war. Da er, wirklich von der besten Absicht beseelt, sich ernstlich bestrebte, dem lieben Gott durch ein möglichst vollkommenes Leben zu dienen, erbarmte sich seiner der Herr und zeigte ihm im Traum das Noviziat der Unbeschuhten Karmeliten in Krakau und die es bewohnenden Ordensleute und gab ihm kund, es sei sein Wille, dass er dort eintrete. Joseph machte sich unverzüglich auf den Weg und erbat und fand Aufnahme im Karmel zu Krakau (1611), wo er zu seiner größten Freude alles genau so vorfand, wie es ihm im Traum gezeigt worden war. Seiner Freude entsprach sein Eifer. Wohl bereitete ihm der böse Feind schwere innere Kämpfe, auch seine körperlichen Leiden verursachten ihm Bitterkeit. Pater Joseph ertrug aber alles mit Geduld ohne ein Wort der Klage. Aus Demut hatte er selbst auf die Priesterweihe verzichten wollen, nur der Wunsch seiner Oberen bestimmte ihn, sich sie erteilen zu lassen. Die priesterliche Reinheit bewahrte er in so hohem Grad, dass sein Beichtvater versichern konnte, er habe die Taufunschuld nie verloren. Im Jahr 1622 wurde Pater Joseph als Novizenmeister aufgestellt. Doch sollte seine Wirksamkeit nicht lange dauern. Er hatte eine Ahnung von seinem baldigen Tod und sprach oft zu seinen Mitbrüdern: "In diesem Jahr werde ich sterben." Seine Worte bewahrheiteten sich. Bald darauf brach die Pest aus. Pater Joseph, der mit seinen Novizen nach Piaski gehen musste, um einen erkrankten Novizen zu pflegen, wurde selbst von der Seuche ergriffen und starb am 1. September 1622 mit den Worten des scheidenden Heilandes auf seinen Lippen: "Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist!"

 

Gebet am 1. September

 

Allerseligste Jungfrau. Wer wird den Überfluss der Gnaden zählen und messen können, der über dich gekommen ist, durch den du vor allen Engeln und Heiligen den Vorzug gewinnst und in Wahrheit ihre Königin wirst. Wir bitten dich durch alle deine Verdienste, dass du unserer armen Seele doch nur einen kleinen Teil von ihnen schenkst, auf dass sie von ihnen gesegnet wird. Ja, bewirke durch den Beistand deiner Fürbitte, dass in unserem Innersten nur ein Bächlein fließe von dem Strom deiner Gnaden, damit die große Leere unseres Herzens ausgefüllt und unsere Seele gereinigt und unsere Werke fortan vor dem lieben Gott als einigermaßen vollkommen erfunden werden. Königin der Engel, bitte für uns. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Ägidius

 

Verleihe uns, o Gott, auf die Fürbitte des heiligen Ägidius Dein Licht, damit wir uns stets mehr davon überzeugen, dass uns nur die Liebe zu Dir glücklich macht, und dass denen, die Dich lieben, alles zu ihrem Besten dient, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Verena

 

Schenke uns, o Gott, auf die Fürbitte der heiligen Verena ein reines Herz und einen festen Glauben, damit wir würdig werden, Dich einst ewig im Himmel zu schauen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag wurde im Jahr 1248 die erste Regel, die dem der Verehrung Mariä besonders gewidmeten Karmeliter-Orden gegeben wurde, von Papst Innozenz IV. bestätigt. 

 

Andacht am 1. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Nichts ist so nützlich als das Gebet; sehr hoch sollten wir daher es achten und lieben; und auch nichts versäumen, es gut zu verrichten." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Alle Heiligen zeigten große Liebe zu dieser geistigen Übung. Der heilige Kajetan verwendete täglich acht Stunden darauf. Die heilige Margareta, Königin von Schottland, und der heilige Stephan, König von Ungarn, brachten beinahe die ganze Nacht im Gebet zu. Die heilige Franziska weihte dem Gebet die ganze Zeit, die von ihren Standespflichten ihr übrig blieb. Der heilige Aloysius oblag schon in früher Kindheit dem Gebet jeden Tag anderthalb, manchmal sogar zwei Stunden. Von der heiligen Magdalena von Pazzi lässt sich beinahe sagen, dass sie vom Gebet lebte. Es gab Heilige, wie der heilige Philipp Neri und der heilige Franz von Sales, die immer im Gebet begriffen waren und man konnte sagen, dass sie selbst dann beteten, wenn sie mit ernsten Angelegenheiten beschäftigt waren.

Der heilige Thomas von Aquin bekannte, er hat die Wissenschaft der heiligen Gotteslehre nicht sowohl durch Arbeit und Fleiß, als durch Gebet erlangt. Auch pflegte er zu sagen, ein Religiose ohne Gebet sei ein Krieger ohne Waffen.

 

Verleihe mir, Herr, eine hohe Achtung und Liebe zum Gebet; auf dass ich nichts versäume, dieser heiligen und Dir wohlgefälligen Übung würdig zu entsprechen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 1. September

 

"Das Böse schadet oft mehr demjenigen, der es tut,

als demjenigen, dem man es tun will."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 1. September – Vom freien Wirken Gottes

 

Wie wirkest, Herr, du wunderbar.

Wer kann dir widerstehen.

Nach deinem Wink muss immerdar

Sogar der freien Geister Schar

In ihrer Freiheit gehen.

 

1. Gottes weise Vorsehung wacht über alle einzelnen Wesen der Schöpfung mit so großer Sorgfalt, als wäre jedes einzelne das einzige, und leitet in seligster Ruhe alle zu ihren verschiedenen Zielen. Ungeteilt umfasst sie alle Dinge, und sorgt mit gleicher Aufmerksamkeit für die Erhaltung einer Ameise, wie für die des größten Monarchen. Denn nichts ist groß oder klein vor Gott. Die Schöpfung einer Welt kostet seiner Allmacht nicht mehr, als die Schöpfung einer Mücke. Aber indem er die leb- und vernunftlosen Geschöpfe nach unausweichlichen Gesetzen leitet, regiert er die freien Willen der Vernunftwesen auf die wunderbarste Weise, ohne Zwang, nach der Richtschnur seines ewigen Willens.

 

2. Gleichwie die Sonne, die den Himmel erleuchtet und vielen Gestirnen ihr Licht mitteilt, auch den Straßenschmutz bestrahlt, ohne dass dadurch ihre reinen Strahlen im mindesten beschmutzt werden, so dringt auch das Auge Gottes, dessen Anschauung die Engel entzückt, in die kleinlichsten Verhältnisse ein, ohne sich zu erniedrigen. Es sieht und duldet die größten Laster und Verbrechen. Ohne die Freiheit des Menschen zu stören, leitet er diese Freiheit. Nie jedoch nötigt er sie, denn er behandelt den Menschen mit großer Schonung. Ja er richtet sich sogar nach seinen Neigungen, seine Liebe zu gewinnen, und wendet selbst unsere Verirrungen an, uns zu sich zurück zu führen.

 

3. Aber wehe der Seele, die dieser liebevollen Leitung sich widersetzt. Denn sanft, aber mächtig führt Gottes Weisheit ihre Absichten aus, und leitet selbst unseren Willen, wie frei er auch immer ist, ohne Zwang dahin, wohin es ihr gefällt. Ohne dem Menschen Gewalt anzutun, überwindet Gott alle Hindernisse, ja die Hindernisse selbst müssen ihm dienen, seine Absichten um so unfehlbarer auszuführen. Widersetzt sich daher unser Wille dem barmherzigen Willen Gottes, dann wird er gezwungen, dem gerechten Willen Gottes sich zu unterwerfen. Darum unterwerfen wir uns ihm aus ganzem Herzen, damit er seine Güte an uns zeige, und hüten wir uns vor Widersetzlichkeit, dass wir nicht die Strenge seiner Gerechtigkeit erfahren. Weisheit 8,1: „Machtvoll entfaltet die Weisheit ihre Kraft von einem Ende zum anderen und durchwaltet voll Güte das All.“

 

2. September

 

Der heilige Stephan, Bekenner und König von Ungarn,

+ 15.8.1038 - Fest: 2. September

 

Mit Stephans Vater, dem Fürsten Geisa, war nicht viel los. Zwar hatte er sich kurz vor Stephans Geburt im Jahr 969 die christliche Taufe spenden lassen, aber das Leben änderte er deswegen nicht, sondern blieb wie ein Ungläubiger, so wie er es bisher gewesen war. Protzig meinte er: „Ich bin reich genug, um den Göttern zu opfern und zugleich dem Christengott zu dienen.“ Dass aus solch einem Stamm ein Heiliger kommt, geschieht nicht alle Tage, aber bei Geisas Sohn war es der Fall.

 

Wegen der religiösen Gleichgültigkeit des Vaters empfing Stephan erst im Alter von fünf Jahren die Taufe, aber auch bei ihm war das Taufwasser scheinbar wirkungslos geblieben, denn wie Geisa, so war Stephan, wenigstens bis zum beginnenden Mannesalter, ein Heide.

 

Früh übte der junge Mann Stephan sich in den ritterlichen Künsten, im Reiten und Jagen und Kämpfen, wurde sehr groß, stark wie ein Bär und schnell wie eine Gemse, die wie der Wind durch die Alpenländer streicht. Bald überragte Geisas Sohn herrlich und herrisch alle Männer im Land. Von seinen Heldentaten in Kampf und Krieg redete man rühmend an den Lagerfeuern der Hirten, in den Waldhütten der Jäger und bei den Zelten der Krieger. Aber etwas Christliches war bis auf den Namen an Stephan nicht, bis er als Sechsundzwanzigjähriger einem Heiligen begegnete.

 

Es war dieser Heilige der Bischof Adalbert von Prag. Adalbert reiste damals durch Ungarn. Stephan war ausersehen, den berühmten Bekennerbischof auf dem Zug durch das Land sicher zu geleiten. Lieber hätte der junge Fürst anderes getan. Kaum aber hatte er kurz mit dem Heiligen gesprochen, da merkte er und merkten alle, dass eine Änderung in ihm vorging. Und als ihm Adalbert das Sakrament der Firmung spendete, war nach wenigen Wochen aus dem Namenschristen ein wirklicher Christ des Herzens und des Willens geworden. Noch im gleichen Jahr, als die denkwürdige Begegnung stattfand, heiratete Stephan die Prinzessin Gisela von Bayern, deren Bruder später als der heilige Kaiser Heinrich II. ruhmvoll in die Geschichte einging. Als zwei Jahre später Geisa starb, folgte ihm in der Regierung ein Heiliger, der gerecht und gut, aber auch zielbewusst und streng war. Sehr wichtig war es ihm, dass die Menschen in seinem Land bis auf die letzte Hütte nicht nur äußerlich, sondern auch von innen her Christen wurden.

 

In wenigen Jahren ließ Herzog Stephan sechzig Kirchen im Land erbauen, gründete Klöster in Menge und richtete zehn Bistümer ein. Da ernannte der Papst den Herzog zum König und schickte ihm eine goldene Krone, mit der Stephan genau im Jahr 1000 nach Christi Geburt, am Mariä Himmelfahrtstag, feierlich gekrönt wurde. Diese Krone war die Stephanskrone mit dem geneigten Kreuz, die nach ihm alle Könige in Ungarn trugen und die heute noch wie eine heilige Reliquie vom ungarischen Volk verehrt wird.

 

Als der heilige König Stephan über dreißig Jahre lang regiert hatte, wollte er im Jahr 1031, am Tag von Mariä Geburt, seinen Sohn Emmerich zum Nachfolger krönen lassen. Emmerich war ein Heiliger wie sein Vater, er war der Liebling des Volkes und die Hoffnung des Landes. Wie schwer mag es da den alten Vater getroffen haben, dass Emmerich wenige Tage vor der Krönung, am 2. September, schnell und plötzlich starb. Gottes Wege sind oft unergründlich.

 

Sieben Jahre später, wieder am Tag von Mariä Himmelfahrt, starb auch Stephan, der nicht nur der erste König, sondern auch der Apostel seines Landes war. Er war also ein apostolischer König, der ein halbes Jahrhundert später zugleich mit seinem Sohn Emmerich heiliggesprochen wurde, was in der zweitausendjährigen Geschichte der katholischen Kirche ein einmaliger und einzigartiger Fall ist.

 

Der heilige Justus, Bischof und Bekenner von Lyon, Frankreich,

+ 2.9. um 390 – Fest: 2. September

(14. Oktober Übertragung der Gebeine des Heiligen

von Ägypten nach Lyon)

 

Der heilige Justus wurde um das Jahr 350 auf den bischöflichen Sitz von Lyon erhoben. Seine Amtsführung bewies, dass er nur Gott fürchtete und auf ihn allein seine Hoffnungen baute. Erhaben über alle menschlichen Rücksichten sah er nur auf die Bedürfnisse der ihm anvertrauten Herde. Mit edler Freimütigkeit redete er gegen alle Missbräuche. So sehr er aber für die Aufrechterhaltung der Kirchenzucht und guten Ordnung eiferte, ebenso sehr war er auch besorgt für die Bewahrung des Friedens und der Eintracht. Im Jahr 381 wohnte er dem Konzil von Aquileja bei. Der heilige Ambrosius von Mailand behandelte ihn mit großer Auszeichnung. Es geschah um diese Zeit, dass ein rasender Mensch in einem Anfall von Wut mehrere Personen in den Straßen Lyons tötete und hierauf Zuflucht in einer Kirche suchte. Justus, besorgt über den deshalb entbrennenden Aufruhr, lieferte ihn der Obrigkeit aus, unter der Bedingung jedoch, dass man seiner Geisteskrankheit Rechnung trage und gegen ihn nicht nach der Strenge der Gesetze verfahre. Das Volk in seiner Wut aber entriss den Unglücklichen seinen Wächtern und nahm ihm auf grausame Weise das Leben. Von Schmerz über diese Gräueltat durchdrungen sah sich der Heilige als Mitschuldigen an und glaubte nicht mehr würdig zu sein, dem bischöflichen Amt vorzustehen. Er entfloh während der Nacht aus der Stadt, schlug den Weg nach Marseille ein und bestieg dort mit einem Lektor seiner Kirche, namens Viator (21. Oktober) ein nach Alexandria segelndes Schiff. In Ägypten angelangt ging er in ein Kloster, ohne sich zu erkennen zu geben. Einige Jahre nachher wurde er durch einen Pilger aus seiner Diözese entdeckt, der andachtshalber die Mönche des Morgenlandes besuchte. Kaum hatte die Kirche von Lyon den Aufenthaltsort ihres Bischofs erfahren, so sendete sie den Priester Antiochus (15. Oktober) an ihn ab, um ihn zur Rückkehr zu bewegen. Er ging aber nicht darauf ein, sondern starb kurze Zeit danach um das Jahr 390. Sein Leichnam wurde in der Folge nach Lyon gebracht.

 

Die selige Biunda Foschi, Witwe zu Rimini, Italien,

+ 2.9.1411 – Gedenktag: 2. September

 

Biunda Foschi musste wohl das Schwerste erfahren, was eine Mutter treffen kann. Sie lebte um das Jahr 1400 und war aus vornehmem Geschlecht zu Verruculo, einem Städtchen der Landschaft Emilien, im Bistum Rimini, entsprossen. Mit einem ebenfalls vornehmen jungen Mann verehelicht, fehlte ihr zu ihrem zeitlichen Glück nichts, als seine längere Dauer. Wenige Jahre nach der Vermählung starb ihr Gatte und hinterließ die junge Witwe in der tiefsten Trauer. Ein Söhnlein, der einzige Spross dieser Ehe und die Hoffnung der Familie, war noch ihr Trost und ihre Freude, allein auch dieses sollte sie verlieren.

 

In jenem Zeitalter war keine noch so kleine Stadt Italiens frei von Parteiungen und Zwietracht. Die Bürger, und besonders die adeligen Familien, befeindeten einander mit dem bittersten Hass. So hatte auch die Familie der Foschi ihre Feinde, die nur auf eine Gelegenheit lauerten, ihrer Rachsucht freien Lauf zu lassen. Solange der Vater Biundas und ihr Gemahl lebten, wagten sie es nicht, ihren Hass gewalttätiger Weise zu offenbaren. Nachdem aber beide gestorben waren, gossen sie das ganze Gift der Feindseligkeit auf die junge Witwe und ihren Sohn, als den letzten Nachkommen der Familie Foschi, aus. Biunda hatte kaum die Trauerzeit über den geliebten Gatten vollendet, als man ihr eines Tages die Leiche ihres gewaltsam getöteten Kindes brachte. Den Feinden der Familie war es gelungen, es in ihre Gewalt zu bekommen und zu töten. Biunda war sonst eine Frau von hoher Tugend, allein der Anblick des ermordeten Kindes, der einzigen Freude ihres Lebens, empörte ihre ganze Natur. Drei Tage und drei Nächte brachte sie in der heftigsten Aufregung zu. Die Gefühle des Schmerzes und die Gedanken und Pläne der Rache raubten ihr Ruhe und Schlaf. Aber der Hass der Feinde ihres Hauses war noch nicht gesättigt. Sie treiben ihn auf den Grad der Unnatürlichkeit und Entmenschung. Biunda wurde eines Tages während dieser Jammerzeit zur Tafel gerufen. In ihrer heftigen Aufregung, in ihrer Bitterkeit des Herzens vermochte sie nicht zu unterscheiden, was sie genoss. Mechanisch streckte sie die Hand nach der dargebotenen Speise aus, mehr aus Gewohnheit und um dem Zureden zu genügen, als um ein Bedürfnis des Hungers zu stillen. Da traten die Feinde hervor, und fragten sie höhnend, wie das Herz ihres Sohnes schmeckt. – Die Unmenschen hatten den Leib des ermordeten Knaben geöffnet, ihm das Herz herausgerissen, es wie eine andere Speise kochen lassen und Sorge getragen, dass es der Mutter beim Mittagsmahl vorgesetzt wurde. Biunda hatte vom Herzen des eigenen Kindes gegessen, und die entmenschten Schlächter wollten sich am Jammer der Mutter weiden, den ihr die Nachricht hierüber bereitete. Wer wollte beschreiben, was die Mutter bei dieser entsetzlichen Nachricht empfunden hat. Allein, wer vermag auch die Ratschlüsse des Herrn zu erforschen, wenn er die Seinigen zu sich ziehen will, und wie groß ist nicht die Macht seiner Gnade. Voll Versöhnlichkeit opferte sie ihr Leid Marien auf. Zur Belohnung hierfür erschien ihr der Herr mit seiner jungfräulichen Mutter und empfahl ihr, Biunda ebenso als Tochter anzunehmen, wie sie einst den heiligen Johannes als Sohn angenommen hat. Voll Dank Gott gegenüber trat sie darauf in den Dritten Orden der Dienerinnen Mariens, wo sie reich an Verdiensten starb am 2. September 1411. 

 

Pater Brocardus, 2. Generalprior

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 2. September ist das Fest des heiligen Brocardus. Der heilige Brocardus ist, wie die Ordensschriftsteller ohne Ausnahme angeben, zu Jerusalem geboren, ein hervorragender Lehrer der Hebräer gewesen und hat die hebräische, die griechische und die lateinische Sprache beherrscht. Als General des heiligen Ordens erwarb er sich ein überaus großes Verdienst durch die Einführung einer geschriebenen Regel, die, wie nichts anderes, zur Befestigung der Ordnung und damit des gesamten Ordens diente. Bisher hatten die Karmeliten nur nach der Überlieferung ihrer Vorfahren gelebt. Wohl war durch die vom heiligen Berthold eingeführte klösterliche Ordnung schon viel gewonnen, ja man durfte, da die Oberen bestrebt waren, die Brüder zur größtmöglichen Vollkommenheit anzuleiten, und weil alle sich zum Gehorsam gegen ihre Oberen verpflichtet hatten, die besten Erfolge für das geistliche Leben erwarten. Da jedoch die menschliche Natur infolge der ihr angeborenen Schwäche stets geneigt ist, das Leichtere zu suchen, besorgte Brocard mit gutem Grund, allmählich könnte der Eifer erkalten und der Fall eintreten, dass einige die Lebensweise der Väter für dieses geschwächte Geschlecht als unerträglich hinstellen würden. Deshalb ging er mit dem Plan um, den Brüdern eine kurze, klare, bindende Regel an die Hand zu geben. Damit dieser Regel das nötige Ansehen nicht fehle und niemand ihre verpflichtende Kraft leugnen könne, wandte er sich mit der Bitte um Abfassung an den heiligen Albert, den Patriarchen von Jerusalem. Dem Wortlaut der Regel nach spricht ganz allein der heilige Patriarch. Dies schließt aber keineswegs aus, dass Brocard ihm vorher die wesentlichen Punkte vorgelegt habe, wie verschiedene Ordensschriftsteller sagen und die Regel selbst andeutet mit den Worten, dass sie dem Vorhaben der Brüder entsprechen solle. Diese Ordensregel nimmt den ganzen Menschen in Anspruch und stellt alle seine Kräfte in den Dienst des Herrn. Wer sie vollständig hält, führt ein heiliges Leben. Das war bei Brocard in vollkommener Weise der Fall. Er leuchtete ja allen als Muster und Vorbild voran. Wie hoch selbst Papst Innozenz III. ihn schätzte, können wir daraus schließen, dass er ihn mit einem Schreiben an Saladin, den Sultan von Damaskus abordnete, um den Sultan zu beschwören, von weiterem Blutvergießen und der Besetzung Jerusalems abzustehen und das Heilige Land an den apostolischen Stuhl zurückzugeben. Der Zweck wurde erreicht. Brocard kam im Geist und in der Kraft Gottes. Der Vizekönig des Sultans erfuhr es am eigenen Leib, denn wie einst der große Prophet Elisäus den Syrer Naaman, so reinigte Brocard ihn durch das Wasser des Jordans vom Aussatz. Da gingen ihm die Augen auf. Er erkannte die Wahrheit des christlichen Glaubens, ließ sich taufen, sagte dem Hof des Sultans und den Freuden der Welt Lebewohl und gesellte sich den Brüdern der seligsten Jungfrau vom Berge Karmel bei. Dreiunddreißig Jahre regierte der heilige Brocard den Orden mit Umsicht und Geschick. Als er 1233 das Ende seines Lebens herannahen fühlte, ermahnte er die Brüder noch einmal zur gewissenhaften Beobachtung der heiligen Regel, zum Eifer für die Ehre Gottes und zur Verehrung der seligsten Jungfrau Maria: "Meine Söhne," sprach er, "Gott hat uns durch unseren Beruf in den Orden der Einsiedlerbrüder geführt. Durch eine besondere Gnade sind wir Brüder Mariens genannt worden. Sehet ja zu, dass ihr euch nach meinem Hinscheiden diesen Namen nicht fälschlich anmaßt. Bleibt beharrlich im Guten, verabscheut den Reichtum, verachtet die Welt und ordnet euer Leben nach dem Muster Mariä und des heiligen Elias!" Hierauf hauchte er am 2. September 1233 seine Seele aus. Als der heilige Patriarch Kunde von seinem Hinscheiden erhielt, sprach er: "Jetzt ist die Blüte des Karmels abgefallen". Er brach in Tränen aus und fügte bei: "Er ist jetzt in Sicherheit, ist unter die Fürsten des Himmels erhöht und kann in das Verzeichnis der Heiligen eingetragen werden."

 

Bruder Johannes vom heiligsten Sakrament

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Laienbruders Johannes vom heiligsten Sakrament. Bruder Johannes war im Jahr 1587 von ehrbaren, lutherischen Eltern geboren und gleichen Glaubens wie sie. Durch den Besuch katholischer Predigten und Christenlehren lernte er im Alter von zwölf Jahren die römisch-katholische Kirche kennen. Da ihm deren Wahrheit zum Bewusstsein kam, nahm er bei den Jesuiten Unterricht und trat, schließlich ganz davon durchdrungen, in die katholische Kirche über. Nun machte er eine Wallfahrt nach Rom, um den Segen des Heiligen Vaters zu erhalten, weil er hoffte, dass es ihm, damit ausgerüstet, gelingen werde, auch seine Eltern zu bekehren. In dieser Absicht begab er sich ungeachtet der großen Gefahren, die ihm um seines jetzigen Glaubens willen daselbst drohten, wieder in seine sächsische Heimat, ohne indes seinen Zweck zu erreichen. Von da lenkte er seine Schritte nach Köln. Er fühlte bereits in Rom einen Zug zum Ordensleben. Damals hatte er das Vorhaben, bei den Jesuiten einzutreten; nun klopfte er an die Pforte des ersten, damals noch einzigen Klosters der Unbeschuhten Karmeliten in Deutschland. Und nicht vergeblich. Die Patres in Köln nahmen ihn (1614 oder 1615) liebevoll auf. Es war für den achtundzwanzigjährigen Mann nichts Leichtes, sich in die klösterliche Ordnung zu fügen. Um so mehr muss man staunen, dass er es so vollkommen tat. Mit heiliger Pünktlichkeit fand er sich bei allen gemeinsamen Übungen ein, sprach mit bewunderungswürdiger Geduld selbst in den Widrigsten Verhältnissen ganz gottergeben: "Der Name des Herrn sei gebenedeit" und pflegte, wo er ging und stand, den Rosenkranz in der Hand zu halten und mit Innigkeit und Beharrlichkeit zu beten. Deshalb wurde er auch allenthalben "der Heilige" genannt. Man achtete ihn hoch und die vorzüglichsten Bürger wurden dem Orden gerade seinetwegen geneigt. Vor seinem Tod musste er viel durch den bösen Feind erleiden, der ihm sichtbar zusetzte. Aber auch die seligste Jungfrau zeigte sich ihm am Tag vor seinem Tod im Glorienschein himmlischen Lichtes und erfreute und ermutigte ihn, im Kampf nicht zu erlahmen. Durch sie äußerlich gestärkt, durch die heiligen Sakramente innerlich gekräftigt und durch das Gebet der Mitbrüder unterstützt, entschlief er ruhig am 2. September 1637

 

Gebet am 2. September

 

Maria, du bist mir in aller Trübsal süße Labung und Trost: du bist der himmlische Tau, der mich in der sengenden Hitze erquickt. Vom Schoß deines Erbarmens empfängt meine Seele in ihrer Trockenheit heilsame Erfrischung. Du bist mir Licht in der Finsternis, eine treue Wegweiserin, wenn ich mich verirre. Du bist meine Stärke in der Schwäche, mein Heilmittel, wenn ich von meinen Seelenfeinden verwundet werde. Leide ich Schaden, so machst du ihn gut, fühle ich Schmerz, so hinderst du ihn. Du zerreißt meine Bande und belebst meine Hoffnung. Erhöre mein Gebet, stille mein Seufzen und lass dich rühren von meinem Elend. Amen. 

 

Zu Gott

 

Wir bitten Dich, o Herr, dass Deine Kirche an dem heiligen Stephan einen Beschützer im Himmel hat, wie sie auf Erden an ihm einen mächtigen Beförderer gehabt hat, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Der heilige König Stephan hatte allzeit eine zarte Andacht zur seligsten Mutter Gottes, die die Ungarn noch auf den heutigen Tag ihre "große Frau" nennen und sich bemüht, seinen Untertanen eben solche Gesinnungen beizubringen. Er hat ihr zu Ehren verschiedene herrliche Kirchen erbauen lassen, hat auch ihren Beistand in wichtigen Angelegenheiten und Gefahren öfters erfahren und hatte schließlich den Trost, auf den Tag ihrer Himmelfahrt in das ewige Reich hinüber zu gehen.

 

Andacht am 2. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Das Gebet, das gehörig vollbracht wird, ist den Engeln überaus erfreulich; darum auch stehen sie den Betenden hilfreich bei. Dagegen peinigt ein solches Gebet den bösen Geist, der alles aufbietet, diejenigen zu stören, die diese heilige Übung verrichten." (Der heilige Johannes Chrysostomus)

Wir wollen den bösen Geist in Wut bringen, sprach ein Diener Gottes, wenn er sich zum Gebet begab.

Warum setzt der böse Geist zu keiner anderen Zeit mir so sehr zu, als zur Zeit des Gebetes, fragte ein frommer Mensch einen heiligen Priester. Dieser antwortete ihm: "Weil ihm bei keiner Übung so sehr daran liegt, dass wir sie schlecht vollbringen, da keine uns mehr Gnaden erwirbt noch uns auch heilsamer ist. Wer immer beten würde, der wäre bald ein Engel."

Der heilige Karl Borromäus nennt das Gebet den Anfang, den Fortgang und die Vollendung aller Tugenden.

 

Verleihe mir, Herr, immer inbrünstig zu beten, auf dass mein Gebet Dich ehrt und Dir wohlgefällig wird, auch mir selbst für Zeit und Ewigkeit nützt! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 2. September

 

"Seid fest überzeugt,

dass alles dessen ihr euch zu Gunsten der Armen entäußert,

getreulich im Himmel euch aufbewahrt ist,

wo ihr ewig wohnen sollt."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 2. September - Vom Lob Gottes

 

Erschwinge dich, mein Herz, nach oben,

Den Herrn zu preisen immerdar,

Der dich erschaffen, ihn zu loben

Mit seiner Auserwählten Schar.

Laut juble ihm mit Herz und Geist,

Den alles, was da lebet, preist.

 

1. Psalm 103,1: "Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen." Immer soll das Lob Gottes in unserem Herzen und in unserem Mund sein, da wir und alle Geschöpfe zum Lob Gottes erschaffen sind. Alle auch loben ihren Schöpfer auf ihre Weise. "Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, ein Tag verkündet dem anderen seine Herrlichkeit." Alle Kreaturen sind eben so viele Stimmen, die die Größe, Allmacht, Weisheit und Güte ihres Schöpfers offenbaren. So vereinige denn auch dich mit ihnen, und stimme in dieses liebliche Konzert ein. Biete alle deine Kräfte dazu auf, denn niemals wirst du Gott genug loben, der alles Lob unendlich übertrifft.

 

2. Ohne Vergleich mehr jedoch als alle Lobgesänge lobt ein frommer Lebenswandel unseren Gott. Dies ist ein Lob, das nie verklingt. Jede Tugend lobt Gott auf besondere Weise. Die Keuschheit lobt die unendliche Reinheit der göttlichen Natur, der Glaube lobt seine allerhöchste Wahrheit, der Gehorsam seine allerhöchste Oberherrschaft über alle Geschöpfe, die Hoffnung die Großmut seiner göttlichen Verheißungen, die Liebe seine unendliche Vollkommenheit und Güte. Dies ist das Lob, von dem der Herr in Psalm 50,23a spricht: "Wer Opfer des Lobes bringt, ehrt mich." Wie lobst du deinen Gott? Ist dein laues und nachlässiges Leben nicht vielmehr ein Spott, als ein wahres Lob Gottes? "Nicht schön", spricht die Schrift, "ist das Lob und des Sünders Mund."

 

3. Seien wir eifrig, Gott aus reinem und sehnsüchtigem Gemüt zu loben. Loben wir ihn in Freude und Wohlergehen, in Leiden und Trübsal. Dies ist die Beschäftigung aller Gerechten auf Erden, und die schönste Freude und Seligkeit aller Heiligen im Himmel. Ziehen wir, so viel wir vermögen, auch andere durch Wort und Beispiele zum Lob Gottes hin, denn er ist unser Heil und unsere Seligkeit. Alle Augenblicke unseres Lebens, alle Pulsschläge unseres Herzens sollen ein immerwährendes Lob Gottes sein. Psalm 34,2+4: "Ich will den Herrn allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund. Verherrlicht mit mir den Herrn, lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen." 

 

3. September

 

Mutter des Guten Hirten

 

Die heilige Serapia, Jungfrau und Martyrin von Rom,

+ 29.7.117 – Fest: 3. September

 

Antiochia, die Hauptstadt von Syrien, war der Geburtsort der heiligen Serapia. Als Kaiser Trajan die Christen im Morgenland zu verfolgen begann, nahm die Mutter ihr Töchterlein und floh mit ihr nach Rom. Hier erzog sie Serapia voll Liebe und Eifer für Jesus und begeisterte ihr junges Herz zu dem Entschluss, ihm ganz anzugehören und seine Braut zu werden. Als die Mutter starb, und die Jungfrau nun allein, ohne Vermögen, ohne Stütze in dem großen Rom dastand, verdingte sie sich als Magd bei einer edlen Witwe, namens Sabina (siehe 29. August). Dieser, einer Heidin, lehrte sie Jesus, den Gott der Liebe und Wahrheit, kennen und fand an ihr eine bereitwillige Schülerin. Um ungestörter ihrem Glauben sich hingeben zu können, verließen sie Rom und zogen aufs Land, wo sie einen Kreis heilsbegieriger Seelen um sich sammelten. Auch Hadrian, Trajans Nachfolger, war ein Feind der Christen. Als sein Statthalter Berillus vernahm, was im Haus Sabinas vorging, forderte er selbe vor Gericht, begnügte sich aber aus Rücksicht auf ihren Stand, sie mit Vorwürfen zu überschütten und dann wieder zu entlassen. Serapia aber behielt er in Verwahrung, und als sie seinem Verlangen, den Göttern zu opfern, mutig widerstand, war er Unmensch genug, sie der wilden Lust böser Menschen preisgeben zu wollen. Doch der Herr beschützte durch Wunder die Reinheit seiner Dienerin und spendete ihr die Krone. Sie wurde nach schrecklicher Marter enthauptet. Sabina bestattete die Überreste ihrer Freundin in ihrem eigenen Grab am Platz des Vindicianus.

 

Die heilige Basilissa, Jungfrau und Martyrin von Nikomedia,

+ 3.9.284? – Fest: 3. September

 

Die heilige Basilissa, eine neunjährige Jungfrau und Martyrin zu Nikomedia in Bithynien unter Diocletian, ertrug die grausamsten Peinigungen mit solcher Freude und Standhaftigkeit, dass der Statthalter Alexander, der die Gerichtsverhandlung leitete, in sich ging, ihr zu Füßen fiel und den Wunsch ausdrückte, ein Christ zu werden. Als sie später im Gebet ihren Geist Gott empfahl, verschied sie im Herrn.

  

Der heilige Gregor der Große, Papst und Kirchenlehrer von Rom,

+ 12.3.604 - Fest: 3. September (12. März)

 

Sankt Gregors Lebenslauf ist von nicht gerade alltäglicher Art, denn dass einer zunächst Oberbürgermeister von Rom und später Papst wird, ist nur ein einziges Mal in der Weltgeschichte vorgekommen, und das war bei Gregor der Fall.

 

Vornehm und reich waren Gregors Eltern. Weit mehr jedoch als Vornehmheit und Reichtum war für die innere Entwicklung ihres Sohnes von Gewicht, dass die Eltern ein christgläubiges Leben führten. Anfänglich verfolgte Gregor die Beamtenlaufbahn und brachte es bei seiner Tüchtigkeit mit dreißig Jahren zum Oberbürgermeister der Weltstadt Rom. Weil er von rechter Römerart war, klug und umsichtig, versah er das Amt zum Segen für das Volk. Als er aber nach dem Tod des Vaters zum Erben eines Riesenvermögens wurde, verschenkte er zunächst einige Millionen an die Armen, mit dem Rest gründete er sechs Klöster auf der Insel Sizilien. Dann trat er zum allgemeinen Bedauern von seinem Posten zurück und bat um Aufnahme in das siebte von ihm gestiftete Kloster zu Rom. Derjenige, der bisher in Samt und Seide gekleidet einherging, fühlte sich glücklich, ein schlichtes Mönchsgewand zu tragen.

 

Kurze Zeit nur durfte Gregor in der Stille des Klosters leben, denn bald danach schickte ihn der Papst als seinen Gesandten an den Kaiserhof nach Konstantinopel. Nachdem er dort einige Jahre erfolgreich zum Segen der Kirche gewirkt hatte und heimgerufen wurde, erwählten ihn die Mitbrüder zum Abt.

 

Als in jener Zeit Abt Gregor einst über den Marktplatz in Rom ging, stieß er auf eine Gruppe von Männern, die als Sklaven zum Verkauf angeboten wurden. Damals war es nämlich der Kirche noch nicht geglückt, die Sklaverei abzuschaffen. Die Männer aber, die, als Gregor über den Platz ging, gerade angeboten wurden, waren stattliche Gestalten. Gleich erkundigte sich der Abt nach ihrer Herkunft, und als er hörte, dass es Angelsachsen aus dem heutigen England seien, und außerdem erfuhr, dass dieses Inselvolk noch im Heidentum lebte, sprach er das vielsagende Wort, dann wolle er aus den Angeln Engel machen. Schon am nächsten Tag war Gregor als ein Mann der frischen, frohen Tat auf dem Weg nach England, um dort als Missionar zu wirken. Nur drei Tage weit reiste er, dann rief ihn der Papst durch Eilboten in die Ewige Stadt zurück, denn auf einen solchen Mann wollte der Stellvertreter Christi nicht verzichten.

 

Kurze Zeit später war Gregor selbst Papst, und eine der ersten Amtshandlungen, die er vornahm, bestand darin, dass er Missionare nach England schickte, die das Volk zum Christentum bekehren sollten. Und wenn später englische Missionare die deutschen Volksstämme für Christus eroberten, so verdanken wir das Glück, Christen zu sein, dem heiligen Gregor.

 

Überhaupt hat Sankt Gregor als Papst so großartig gewirkt, dass er mit Papst Leo I. allein in der langen Reihe der Päpste den Beinamen „der Große“ erhielt. Streng war er und gütig und heilig in seiner Lebensführung. Gregor war es auch, der den nach ihm benannten Gregorianischen Gesang in der Kirche einführte, wie wir ihn beim feierlichen Hochamt singen. Vor 1400 Jahren, im Jahr 604, starb Papst Gregor der Große.

 

Im Blick auf die Universalkirche vertrat Gregor den Grundsatz liturgischer Vielfalt. Der Gedanke, die römische Liturgie als Einheitsliturgie für die ganze katholische Kirche zu propagieren, lag ihm fern. Gregor der Große war vielmehr ein Anwalt regionaler Vielfalt. Als "Mönchspapst" nannte sich Gregor "Knecht der Knechte Gottes", was bis heute Bestandteil der päpstlichen Titel blieb.

 

Die Armenfürsorge wurde ein wichtiges Element seines Pontifikats. Die Getreideversorgung der damals wohl noch immer etwa einige Zehntausend Einwohner zählenden Stadt Rom, die eigentlich dem Kaiser oblag, war mangelhaft, weshalb er die riesigen Ländereien der Kirche in Süditalien und Sizilien neu organisierte und bewirtschaften ließ. Zu Anfang jeden Monats fand eine allgemeine Verteilung von Lebensmitteln statt. Ebenso mahnte Gregor die anderen Bischöfe, dass der Hungernde nur dann für die Predigt empfänglich sei, wenn ihm zuvor eine "helfende Hand" gereicht wurde. Almosen betrachtete er als Gott dargebrachtes Opfer, das letztlich Gnade im Gottesgericht erwirkt.

 

Gregor schrieb den Begriff "Papst" als ausschließliche Amtsbezeichnung für den Bischof von Rom fest. Mit ihm trat das Papsttum von der Spätantike ins Mittelalter über.

 

Die Heiligsprechung erfolgte 1295 durch Papst Bonifatius VIII. Seine Attribute sind die Tiara, Buch, Taube, Arme bedienend. Er ist Patron des kirchlichen Schulwesens, der Bergwerke; des Chor- und Choralgesanges; der Gelehrten, Lehrer, Schüler, Studenten, Sänger, Musiker, Maurer, Knopfmacher; gegen Gicht und Pest.

 

Der heilige Mansuetus, Bischof von Toul, Lothringen,

+ 3.9.375 – Fest: 3. September

 

Dieser Heilige war nach dem Brevier zu Toul ein Schotte, war ein Gehilfe der Glaubensprediger in Gallien, glaublich zur Zeit des Kaisers Konstans des Jüngeren, des Sohnes Konstantin des Großen, und gründete durch seine Predigten und Wunder eine christliche Kirche und ein Bistum, dem er bis zu seinem Tod mit aller Hirtensorgfalt vorstand. Sein Name kommt im alten Kirchenkalender vor, und sein Leichnam ruht zu Toul in einer Benediktiner-Abtei, die seinen Namen hat. 

 

Die seligen Wilhelm, Hermann, Otto und Degenhard von Niederaltaich, Einsiedler, + 1050, 1326, 1344, 1374 – Gedenktage: 1.11., 28.12., 3.9., 12.9.

 

Nach der Absicht des heiligen Benedikt sollen die Klöster, die seine Regel befolgen, eine Familie darstellen, in der ein Abt als geistiger Vater die Oberleitung haben, die Mönche aber, ihm in Liebe und Gehorsam ergeben, in Gebet und Arbeit bis zu ihrem Tod verharren sollten. Das hinderte aber diesen seelenkundigen Heiligen nicht, für besonders hochstrebende und gottbegnadete Männer, die in ihrem Tugendleben schon so erprobt sind, dass sie furchtlos im Einzelkampf gegen den bösen Feind und alle Laster streiten können, das Einsiedlerleben zu empfehlen. Immer wieder erfahren wir, wenn wir alte Urkunden und Legenden zur Hand nehmen, dass in gutgeleiteten Klöstern solche Männer herangebildet wurden, die dann in abgeschiedener Einsamkeit ein leuchtendes Beispiel der Heiligkeit waren. Solch eine gesegnete Pflanzstätte von Heiligen war das Benediktinerkloster Niederaltaich im 11. und 14. Jahrhundert.

 

Hier lebte damals ein frommer Laienbruder, der selige Wilhelm. Durch das Beispiel der seligen Reklusin Alruna begeistert, entschloss auch er sich zu einem strengen Eremitenleben. Zu diesem Zweck zog er sich in den damals noch recht rauen und unwirtlichen Bayerischen Wald zurück an die Stelle, wo heutigen Tages die Ortschaft Kirchdorf steht. Dort lebte er in äußerster Armut, ergeben strenger Bußübung und der Betrachtung himmlischer Dinge. Dass ihn nicht etwa krankhafte Scheu vor den Menschen oder das Streben sich dem klösterlichen Gehorsam zu entziehen in die Waldeinsamkeit getrieben hatte, beweist der Umstand, dass er die Verbindung mit seinen Mitbrüdern ständig aufrechterhielt. Tag für Tag wanderte er nach dem nahegelegenen Rinchnach, wo ein kleines Kloster mit Niederaltaicher Mönchen bestand, und beteiligte sich dort mit größter Andacht und zur Erbauung aller am gemeinsamen Chorgebet. Hierauf ging er wieder stillschweigend in seine Klause zurück. Von dieser Übung konnten ihn weder lästige Sommerhitze noch die gefürchteten Winterstürme noch die steinigen Bergpfade abbringen.

 

So baute er sich täglich Stufen zu einer verdienstreichen Himmelsglorie, die ihm auch nach seinem seligen Tod zuteilwurde. Jahr und Tag des Todes lassen sich nicht mehr genau feststellen. Aber im Herzen des gläubigen Volkes ist sein Andenken unvergänglich und schon manchen, die in verschiedenen Krankheiten vertrauensvoll sein Grab in der Kirche von Rinchnach besuchten, wurde die Gnade der Heilung gewährt.

 

Ein anderer Einsiedler, der aus Niederaltaich hervorging, ist der selige Hermann. Dieser erblickte im sonnigen Heidelberg am Neckar das Licht der Welt.  Seine Eltern ließen ihm samt seinem Bruder Otto treffliche Erziehung angedeihen. Nach Abschluss seiner Ausbildung verließ er das Vaterhaus und die Seinigen und begab sich auf die Wanderschaft, die ihn nach Köln und 1320 nach Niederaltaich führte, woselbst er das Kleid des heiligen Benedikt nahm. Bei seiner einfachen und geraden Art entwickelte sich Hermann in kurzer Zeit zu einem musterhaften Klosterbruder. Aber sein Streben nach höherer Vollkommenheit führte ihn schon nach wenigen Jahren zum Einsiedlerleben, das er in der Gegend des heutigen Marktes Regen begann. Doch wie einstmals die ägyptischen Einsiedler im Verlangen nach größerer Einsamkeit immer weiter in die öde Wüste vordrangen, so trieb es auch unseren Seligen zu noch strengerer Weltabgeschlossenheit. Diese fand er dort, wo heute Frauenau steht. Hermann errichtete 1323 als erster an diesem Ort eine armselige Hütte, die ihm als Obdach diente. Hier verbrachte er sein Leben mit der Verkündigung des Wortes Gottes und in Übungen der Selbstverleugnung. Seinen Eifer belohnte Gott mit der Gabe, die Zukunft und die Herzen der Menschen zu durchschauen. Doch schon nach drei Jahren wurde die Himmelssehnsucht seiner Seele durch einen gnadenreichen Tod gestillt. Sein Leib wurde in Rinchnach bestattet, wo er noch heute verehrt wird.

 

Besondere Verehrung genießt aber unser Seliger in der Pfarrei Bischofsmais, wo alle Jahre von weit und breit die Leute zum seligen „Hirmo“ (Hirmon, Hörmann) kommen und in den verschiedensten Anliegen seine Fürbitte erflehen. Nicht weniger als drei reizvolle, graugeschindelte Kapellen hat der fromme Sinn früherer Jahrhunderte hier erbaut: ein kleines, vielleicht noch auf die alten Einsiedler zurückreichendes Kapellchen, ein zweites, ein Rundbau im Renaissancegeschmack, über einer Quelle, noch vor dem Dreißigjährigen Krieg errichtet, und ein drittes, größeres Kirchlein, für die Bedürfnisse der zunehmenden Wallfahrt 1677 erbaut. Dieses eigenartige, von schlichter Gläubigkeit erzählende, heiligen Gottesfrieden atmende Heiligtum „St. Hermann“ in seiner beschaulichen Ruhe, im lieblichen Duft von Wald und Wiese, am erquickenden Brunnquell ist eines der stimmungsvollsten Örtchen des schönen Bayerischen Waldes.

 

Ein leiblicher Bruder des seligen Hermann war der oben erwähnte selige Otto. Er ging gleichfalls mit ihm auf die Wanderschaft und nahm in Niederaltaich das Ordenskleid, wo er auch zum Priester geweiht wurde. Als sein Bruder sich in die Einsamkeit zurückzog, wählte auch er das Eremitenleben, das er zunächst volle zehn Jahre in den felsigen Schluchten des Böhmerwaldes führte. Als nach dem Tod des seligen Hermann der Ritter Hartwig von Degenberg in Frauenau eine Kapelle und eine Klause errichtete, um dort als Einsiedler zu leben, gesellte sich auch Otto zu ihm und folgte nun den Fußstapfen seines seligen Bruders. Otto heiligte nicht nur sich selbst durch ein strenges und abgetötetes Leben, sondern führte auch viele Leute der Umgebung auf dem Weg der Buße zu Gott zurück. Bald schloss sich ihm als dritter ein Mönch namens Degenhard an, den er in seinen Geist einführte. Doch durch räuberische Überfälle fortwährend belästigt, sah sich Otto schließlich gezwungen, Frauenau zu verlassen. Er verbrachte den Rest seines Lebens auf dem schön gelegenen Frauenberg bei Hengersberg zu, bis ihn im Jahr 1344 der Tod mit seinem seligen Bruder Hermann im Himmel vereinigte. Seine Reliquien birgt die schöne Klosterkirche von Niederaltaich.

 

Der eben genannte selige Degenhard war der hochbegabte Sohn des Ritters Konrad von Pruck. Sein Sinnen und Trachten war jedoch keineswegs auf ritterliche Taten gerichtet, da ihn schon früh Ekel an dem Leben und Treiben der Welt erfasste, von der er sich alsbald durch Flucht in die Einsamkeit lossagte. Dort war er der gelehrige Schüler und unzertrennliche Gefährte des seligen Otto, so dass er mit ihm auch von Frauenau auf den Frauenberg übersiedelte. Nach dessen Tod stieg er zum Dreitannenriegel empor, wo er auf der Breitenau eine Kapelle zu Ehren des heiligen Bartholomäus und eine Hütte erbaute. Dort lebte er dreißig Jahre lang in strenger Buße und Übung aller Tugenden, weit bekannt durch seine Wundermacht und die Gabe der Weissagung. Im Jahr 1374 endlich durfte er seinem Meister, in dessen Fußstapfen er auf Erden so lange treulich wandelte, auch in den Himmel folgen. Seine sterblichen Überreste wurden in der von ihm erbauten Kapelle beigesetzt.

 

„Siehe, ich will sie an mich locken und in die Einsamkeit führen und zu ihrem Herzen sprechen.“ So verkündete Gott einst durch den Mund des Propheten Hosea (2,16). Darum haben auch die Heiligen die Einsamkeit so geliebt. Können wir, die wir unseren Posten im Weltgetriebe nicht verlassen können, auch dieses Segens der Einsamkeit teilhaft werden? Höre, was der Verfasser der „Nachfolge Christi“ dir rät: „Wenn du dich zurückziehst von überflüssigem Reden und müßigem Umhergehen und vom Anhören des neuesten Klatsches, dann wirst du genug passende Zeit finden um heilsamen Betrachtungen anzustellen . . . Im Stillschweigen und in der Zurückgezogenheit macht die Seele Fortschritte.“ (Nachfolge Christi, I, 3. 27.)

 

Der selige Anton Ixida, Jesuit und Märtyrer von Japan,

+ 3.9.1632 – Gedenktag: 3. September

 

Die Schar der glorreichen Martyrer Japans wurde im Jahr 1632 durch sechs Ordensleute vermehrt, deren Martyrium wohl zu den grausamsten zählt, die die Geschichte kennt. Einer von ihnen war Antonius Ixida, ein Priester der Gesellschaft Jesu, der als eine Zierde der japanischen Kirche gepriesen wird.

 

Ximabara, ein Dörfchen im japanischen Reich Arima, war der Geburtsort des seligen Anton Ixida. Von Kindheit in einem Seminar der Gesellschaft Jesu gebildet, trat er, 19 Jahre alt, in sie ein und lebte darin über vierzig Jahre. Da er mit einer gründlichen Kenntnis aller Lehren der heidnischen Sekten ein ausgezeichnetes Rednertalent verband, wirkte er mit unvergleichlichem Erfolg unter seinen heidnischen Landsleuten und bekehrte, besonders unter dem Adel, eine große Anzahl. Seine Unerschrockenheit ließ ihn alle Gefahren verachten. Unter verschiedenen Verkleidungen wusste er bis in die Gefängnisse zu dringen, um die Bekenner zu ermutigen und ihnen die heiligen Sakramente zu spenden. Er hatte das 62. Lebensjahr begonnen, als er mit der Martyrerkrone den Himmel als herrlichen Lohn für seine Treue empfangen durfte.

 

Die Henker führten die sechs Opfer im Auftrag des Statthalters, eines grausamen Wüterichs, zum Berg Ungen, wo siedend heiße Schwefelquellen sich befinden. Dort wurden die Bekenner nochmals aufgefordert, den Glauben zu verleugnen. Doch alle erklärten, sie blieben treu. Sofort begann jetzt die Tortur. Der nackte Körper wurde mit dem siedend heißen Strahl dreimal rundum begossen. Zuerst schwoll die Haut an, bald zerriss sie und das heiße Wasser verbrühte förmlich das bloßgelegte Fleisch. Der Schmerz war entsetzlich. Sechsmal am Tag wurde diese Qual wiederholt und so einen ganzen Monat fortgesetzt. Der Statthalter hatte den Henkern einen Arzt beigegeben, der die Dauer der Qual nach den Kräften der einzelnen bemessen und täglich die notwendigen Heilmittel anwenden musste, damit sie am folgenden Tag die schrecklichen Leiden von neuem erdulden könnten. Jedes Mal vor dem Beginn der Marter wurden ihnen die glänzendsten Versprechungen gemacht, wenn sie ihren Glauben verleugnen wollten. Die seligen Diener Gottes blieben standhaft, der Wüterich war besiegt und die Christen von Nagasaki schöpften neuen Mut aus der Beharrlichkeit ihrer Missionare. Der selige Pater Ixida predigte während seiner Leiden den zuschauenden Heiden und Apostaten. Mehrere wurden durch den Anblick der wunderbaren Geduld so ergriffen, dass sie sich bekehrten.

 

Da der Statthalter eine Reise zum Kaiser machen musste, ließ er die Gemarterten am 5. Januar 1632 nach Nagasaki bringen, um bei seiner Rückkehr an neuer Grausamkeit sich zu ergötzen. Acht Monate lagen die armen Opfer im Kerker. Da der Wüterich bei seiner Rückkehr sah, dass die Halbtoten keine Kraft mehr hatten die frühere Marter auszuhalten, ließ er sie den Scheiterhaufen besteigen.

 

Wer staunt nicht über die Kraft des Heiligen Geistes, die sich zu allen Zeiten in den blutigen Glaubenskämpfen der Glieder der heiligen Kirche kundgibt? Junge Christen, erst für das Evangelium gewonnene Asiaten sind es, die ganz unerhörte Leiden für Christus erdulden gegenüber den verlockendsten Versprechungen einer übermächtigen Heidenwelt. Ordensmänner sind es, Mitglieder einer neuen Miliz Christi, mit dem Namenszeichen Jesu, die durch die brennend heißen Wasser der Trübsal gegen übermenschliche, ja mehr teuflische Grausamkeit obsiegen. Erst zehn Jahre sind vorüber, da hat dieselbe japanische Kirche einen noch stärkeren, aufs Ganze gehenden Sturm abgeschlagen. Und gegen diese allgemeine Kirche mit ihrer wunderbaren Lebenskraft versucht zu gleicher Zeit im christlichen Europa die Irrlehre einen blutigen Vernichtungskampf zu führen. – Im Todesjahr des seligen Anton Ixida trifft in heißer Schlacht bei Lützen, am 12. November 1632, den „unversöhnlichen Feind des katholischen Glaubens“ das Los. – Und gegen die älteren geistlichen Orden dieser selben katholischen Kirche riefen zur selben Zeit die Neuerer im „Evangelium“, die Oren seien lahm und erstarrt, ihre Gelübde von Grund aus schlecht, die Klöster seien auszurotten! Nein! „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“ Augenscheinlich, so beweisen die Heldensöhne der Kirche, bleibt das Wort des Herrn in Kraft: Ich werde euch den Heiligen Geist senden, dass er bei euch bleibe immerdar (Johannes 14,16). 

 

Der heilige Marinus von Rimini, Diakon, Bekenner und Eremit,

+ 4. Jahrhundert – Fest: 3. September

 

Wenn Rompilger Loreto besuchen und deshalb die östliche Bahnstrecke entlang der Küste des Adriatischen Meeres wählen, mit all den Reizen einer Landfahrt, die dem Auge den Ausblick auf die hohe See genießen lässt, so berühren sie auch die alte Stadt Rimini, die für Norditalien der Hauptsiedlungspunkt des Christentums gewesen ist. Sie stand von der Langobardenzeit an bis 1860 unter päpstlicher Herrschaft. Von Rimini aus kann eine altehrwürdige Stätte, San Marino, besucht werden, die auf hochragender Warte gelegene kleinste Republik der Welt. Dass diese sich bei dem immer mehr Recht heischenden Zug der Zeit nach Vereinigung und Zusammenschluss aller nationalen Ländergebiete noch immer selbstständig und unabhängig von Italien erhalten hat, das es umschließt und mit dem es sprachlich und wirtschaftlich doch ganz verbunden ist, erscheint immerhin als eine Merkwürdigkeit der Geschichte. Zugleich will San Marino, der kleinste Staat Europas, auch der älteste sein. Im September 1901 hat er das Jubelfest seines 1600jährigen Bestandes gefeiert. Also eine zweite Eigentümlichkeit! Da dürfen wir an eine dritte erinnern. Wie so viele Orte einem Glaubensboten oder Heiligen ihr Entstehen verdanken, so wird auch als Gründer von Stadt und Republik San Marino ein Großer im Reich der Tugend, der heilige Marinus, verehrt. Über dem Haupttor der Kirche in der „Hauptstadt“ des Freistaates prangt die ehrende Inschrift: „Dem heiligen Marinus, ihrem Schützer und dem Urheber ihrer Freiheit.“

 

Begreiflich, dass aus so früher Zeit keine geschichtlich sicheren Berichte über die Lebensschicksale des Heiligen vorhanden sind. Die kurze Legende lässt ihn uns aber als einen edlen Helden christlicher Liebe erscheinen.

 

Das in Trümmern liegende Ariminum (Rimini) soll zur Ehre der Kaiser wieder aufgebaut werden. Ein Aufruf rief eine Menge von Baumeistern, Ziegelarbeitern und Steinhauern herbei. Darunter waren zwei Arbeiter aus Dalmatien, Leo und Marinus. Nicht Gewinnsucht hatte sie angelockt, sie kamen, um in fremdem Land unerkannt Demut und Nächstenliebe üben und dadurch dem christlichen Namen Ehre und Ausbreitung verschaffen zu können. Denn beide waren gar eifrige Christen und in der Heiligen Schrift unterrichtet. Wie eine kunstreiche Biene von allen Blumen ihre Nahrung sammelt und in die Schatzhäuser von Wachs den duftenden Honig einbringt, so barg auch Marinus in seinem Herzen den Wohlgeruch aller Tugenden. In der Arbeit war er unermüdlich. Wenn er dabei sah, wie die Arbeitsgenossen ungerechterweise mit Arbeiten überlastet wurden, so bewegte sich ihm das Herz vor Mitleid. Und da er bedachte, wie Christus Mensch geworden sei und so vieles gelitten habe zum Heil der Brüder, so entbrannte er von Eifer, den Brüdern tatkräftig zu helfen. Da er kräftig und von guter Gesundheit war, arbeitete er sogar in der Nacht. Nur am Sonntag machte er sich frei, um seinen religiösen Pflichten getreu nachkommen zu können. So trieb er es lange Jahre. Drei davon sei er auf dem Berg Titanus (Titano) mit Brechen und Zurichten der Steine beschäftigt gewesen.

 

Nach Vollendung der Bauarbeiten wollte Marinus nicht in seine Heimat zurückkehren, sondern begann in der Stadt und Umgebung das Christentum zu predigen. Nach 12 Jahren habe er sich, um Nachstellungen zu entgehen, auf dem Titanberg verborgen und dort als Einsiedler gelebt. Bischof Gaudentius von Rimini, dem Marinus beim Bau einer Kirche behilflich gewesen sei, soll ihn zum Diakon geweiht haben. Dieser heilige Martyrer Gaudentius wäre derselbe, der an der berühmten Kirchenversammlung von Rimini im Mai 359, wo über 300 Bischöfe versammelt waren, mitbeteiligt war, und der alsbald nach der Synode von den Anhängern des Arianismus, den er mit Kraft bekämpfte, ermordet wurde.

 

Man sieht, die Legende zieht verschiedene, weit auseinanderliegende Zeiten in eins zusammen. Das aber lehrt sie sicher, dass Marinus schon viele Jahrhunderte hindurch große Verehrung gefunden hat. Wenn man auf dem Titanberg, der überdies den Aufstieg mit einem großartigen Fern- und Rundblick lohnt, die Felsenzelle mit dem Steinbett des Heiligen dem Pilger zeigt, so hat man hierfür einen geschichtlichen Anhalt in der Tatsache, dass dort im Jahr 1586 bei Eröffnung des Grabes die Überreste des Heiligen gefunden wurden. Marinus war Stein- und Bauarbeiter. Er war „mit den Steinen des Landes im Bunde“ (Ijob 5,23) und nicht weniger mit seinen Mitbrüdern zu ihrem zeitlichen und ewigen Wohl. So sind die Heiligen. Sie lieben die Stadt Gottes und bauen an ihr, jeder nach seinen Kräften. „Es lieben deine Diener ihre (der Gottesstadt Sion) Steine und trauern über ihren Schutt“ (Psalm 101,15). Mag der Schutt des Bösen unter den Menschen noch so groß sein, die Diener des Herrn werden nicht müde, zu meißeln und zu behauen, um „mit kostbaren Steinen Jerusalems Türme (die Kirche Gottes) aufzubauen“.

 

Der Name Marinus, der so viel wie unser „Seemann“ oder wohl auch „Seefried“, Meer-liebend bedeutet, war begrifflicherweise bei dem Volk der Römer, das, vom Meer umgeben, wieder auf die See gedrängt wurde, sehr beliebt. Man zählt ungefähr 40 Heilige oder Selige dieses Namens. Als Christen lieben wir Maria, den Stern des Meeres. – Der Mensch ein Marinus! Der Mensch, zum Bebauer der steinigen Erde bestimmt! Das Meer, sein Ankläger und strafender Tyrann! Und doch der Mensch Freund, Bezwinger des Meeres! Diesen Gedanken führt Bischof Paul Wilhelm Keppler von Rottenburg in seiner geistreichen Art folgendermaßen aus: „Kein Teil der Schöpfung scheint so sehr aus dem Verhältnis der Botmäßigkeit und des Gehorsams gegenüber dem Menschen herausgetreten zu sein wie das Meer. Wenn es seine revolutionären Lieder singt, so erzittert der einstige Herr der Schöpfung; sie greifen ihm ans Gewissen, weil sie voll Anklagen sind gegen ihn, seine Sünde und Schuld. Doch beruhigt und erhebt es ihn wieder zu vernehmen, dass das gewaltige Sehnen der Schöpfung und des Meeres mit seinem eigenen Hoffen zusammenflammt. Dieselbe Hoffnung verbindet jetzt schon beide und wird einst die volle Harmonie zwischen beiden herstellen. Dann wird dem verklärten Menschen die verklärte Natur den verklärten Leib als Morgengabe darreichen und huldigend sich seinem Szepter neigen.“

 

Gebet am 3. September

 

Allerseligste Jungfrau Maria, du Königin der Himmel, du Mutter unseres Herrn Jesus Christus, du Herrscherin der ganzen Welt, die du niemand verlässt und verstößt. Sieh uns an mit deinen gnädigen und barmherzigen Augen, und erlange für uns bei deinem geliebten Sohn, den du, eine Jungfrau, geboren hast, die Nachlassung und Verzeihung unserer Sünden, und im künftigen Leben die ewige Seligkeit. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 863 wurde zu Rom unter Papst Nikolaus I. das dritte Konzil zur Behauptung der Verehrung gehalten, die man den Bildnissen Jesu Christi, der seligsten Jungfrau und anderen Heiligen schuldig ist. 

 

Andacht am 3. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Seelen, die das innerliche Gebet nachlässig verrichten, sind gleich einem gichtbrüchigen und lahmen Menschen, der, ob er auch Hände und Füße hat, sie dennoch nicht gebraucht. Meiner Meinung nach verlässt also den guten Weg, wer die heilsame Übung des Gebetes aufgibt. Das Gebet ist die Pforte, durch die der Herr seine Gnaden uns zusendet; ist die Pforte verschlossen, was soll dann aus uns werden?" (Die heilige Theresia von Avila)

"Dies weiß ich aus trauriger Erfahrung", sprach diese Heilige. "Als ich das innerliche Gebet einige Zeit hindurch unterlassen hatte, begann ich in mancherlei Fehler und Sünden zu fallen, die ich nicht los werden konnte, obwohl sie eben nicht sehr bedeutend waren; täglich wurde ich eine schlechtere Christin, und ich wäre unfehlbar zu Grunde gegangen, wie der Herr es mir auch offenbarte, wenn ich nicht die heilsame Übung des Gebetes neuerdings aufgenommen hätte.

Der heilige Martin, Bischof von Tours, ließ sogar, wenn er Handarbeiten betrieb, niemals vom Gebet ab; ja selbst in seinem Todeskampf, als bereits seine Glieder erkaltet waren, bewegten sich noch seine Lippen, und er hörte auch nicht früher auf zu beten, bis er plötzlich, vom Licht umflossen, seinen Geist aufgab.

 

Schenke mir, Herr, heiligen Eifer für das Gebet. Anhaltend will ich es mit Deiner Gnade ausüben, und diese so heilige Übung nie unterlassen! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 3. September

 

"Die Reinheit des Herzens und eine beständige Erinnerung an Gott

sind ein kurzer Inbegriff der Heiligkeit,

wodurch man leicht zum Gipfel der Vollkommenheit gelangt."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 3. September - Gott lässt unsere Fehler zu

 

Kein Sterblicher ist, ach, von Fehlern frei,

So lang er nicht vollendet seine Bahn;

Doch wenden, rein zu werden, Fleiß sie an,

Stehst, Herr, du huldreich deinen Dienern bei.

 

1. Vollkommen zu werden ist die Aufgabe des christlichen Lebens. Wie sehr wir aber immer nach der Vollkommenheit ringen, sind dennoch in diesem Leben selbst die größten Heiligen nicht gänzlich frei von allen Fehlern, wie einer der größten von ihnen bezeugt, wenn er in Jakobus 3,2a spricht: "Denn wir alle verfehlen uns in vielen Dingen." Gott aber lässt es zu, dass wir mit Fehlern behaftet bleiben, damit wir seine liebevolle Güte erkennen, die uns mit so großer Geduld erträgt, wo wir oft uns selbst kaum ertragen können. Wir verzagen beim Anblick unserer Fehler, Gott aber hört darum nicht auf, uns zu lieben. Wie zart, wie liebevoll ist diese Güte!

 

2. Die zweite Ursache, warum Gott es zulässt, dass wir in diesem Leben nie gänzlich frei von Fehlern werden, ist, damit auch wir selbst die Fehler unserer Nächsten mit Geduld ertragen. Denn Gott ist ein Gott des Friedens und der Liebe, und will, dass seine Kinder durch die Bande einer vollkommenen Liebe vereint sein sollen, die sich nicht ohne Geduld ausüben lässt, weil alle Menschen ihre Fehler haben. Viel, ja sehr viel haben oft andere von uns zu leiden. Wie ungerecht also wären wir, wenn wir von niemand etwas ertragen wollten. Darum mahnt uns der Apostel und spricht in Galater 6,2: "Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen."

 

3. Die dritte Ursache schließlich ist, damit wir immer von Gottes Hilfe abhängig bleiben, und unsere Zuflucht zu seiner göttlichen Güte nehmen. Auch sind unsere Fehler gleich einem heilsamen Schleier, der unsere wenigen Tugenden vor uns verbirgt, uns vor Eitelkeit zu bewahren. Also wurde der große Weltapostel von beschämenden Versuchungen geplagt, damit er demütig verbliebe. Indessen verlangt Gott dennoch, dass wir allen Fleiß anwenden, unsere Untugenden abzulegen und täglich vollkommener zu werden, aber auch nicht verzagen, wenn wir zuweilen noch in Fehler verfallen. Denn sind anders wir guten Willens, so werden solche uns nicht schaden, sondern zur Übung unserer Demut und unseres Vertrauens auf Gottes väterliche Güte gereichen. Sprichwörter 24,16a: "Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf."

 

4. September

 

Die heilige Ida von Herzfeld, Herzogin von Sachsen, Witwe,

+ 4.9.815-825? – Fest: 4. September

 

Im Heer Karls des Großen war einer seiner liebsten und tüchtigsten Feldherrn der Graf Egbert, durch Klugheit, Eifer, Ausdauer und Tapferkeit ausgezeichnet. Auf einem Zug Karls nach Gallien erkrankte Egbert schwer. Der besorgte Kaiser übergab seinen Liebling seinem Oheim Bernhard zur Pflege, und der bot mit seinem ganzen Haus alle Sorgfalt, Mühe und Liebe auf, um den ihm anvertrauten Pflegling genesen zu lassen. Vor allen zeichnete sich durch unverdrossene Mühewaltung Ida aus, die einzige, geliebte Tochter Bernhards, eine Jungfrau schön von Gestalt und anmutigem Antlitz. Gott belohnte die Opferliebe der edelmütigen Jungfrau und erhörte ihre Bitten für den leidenden jungen Mann. Die Lebensgefahr ging vorüber und allmählich kehrte die Gesundheit Egberts zurück.

 

Kaiser Karl kehrte zurück, besuchte Egbert und freute sich seiner Genesung. Egbert rühmte die Gastfreundschaft Bernhards und die liebevolle Pflege seiner Wirtin, besonders ihrer hochherzigen Tochter Ida und bat ihn, seinen Einfluss aufzubieten, dass ihm die junge Frau zur Ehe gegeben werde. Die Eltern willigten gern in den Antrag ein und der Kaiser schenkte ihm reiche Güter in Westfalen und ernannte ihn zum Herzog der Sachsen zwischen dem Rhein und der Weser. Darauf nahm der ebenso fromme als tapfere Herzog Egbert die christliche Jungfrau zur Ehe und reiste mit ihr nach seinem Besitztum.

 

Auf ihrer Reise kamen sie an den Lippefluss zu der Stätte, die Herzfeld heißt. Hier schlugen sie ein Zelt auf und überließen sich der nächtlichen Ruhe. Während alle, von der Anstrengung des Tages ermüdet, in tiefem Schlaf lagen, erschien Ida ein Engel Gottes und mahnte sie, dort eine Kapelle zu bauen, um in ihr Gott eifrig zu dienen und nach vollendetem Lebenslauf dort mit ihrem Mann zu ruhen.

 

Als Ida früh morgens ihrem Gemahl die nächtliche Erscheinung des Engels mitteilte, stimmte er dem göttlichen Auftrag gern zu und erbaute bei seinem Wohnsitz, Hovestadt genannt, eine schöne Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes Maria und des heiligen Bischofs Germanus. Dort pflegte Ida am liebsten zu verweilen und ihre geschickte Hand schmückte die Stätte der Andacht mit prächtigen Zierraten. Bei all ihrer Andacht und ihrem religiösen Eifer unterließ sie aber keine ihrer Pflichten ihrem Gemahl und ihrem Hauswesen gegenüber, gemäß dem Wort des Apostels (Tit 2): Die Ehefrauen sollen klug, nüchtern, häuslich und ihren Männern untertänig sein!“ Müßiggang und Trägheit hielt sie wie eine Pest von ihrem Hauswesen fern. Sie selbst spann, webte, flickte, nähte für ihr Haus und arme Leute. Ihre zahlreiche Dienerschaft hielt sie zu einem ehrbaren, sittenreinen, frommen Leben an, unanständige Reden, unsittliches Benehmen duldete sie niemals. Ihrem Gemahl Egbert gehorchte sie in allen Dingen und er liebte sie wie sich selbst, eingedenk des apostolischen Wortes: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat.“

 

Die Ehe Egberts und Idas wurde mit fünf Kindern gesegnet. Ludolph, Herzog von Westfalen, der noch einen großen Teil von Ostfalen hinzugewann, und Cobbo, Graf von Tecklenburg, wurden die Stammväter vieler deutschen Regentenhäuser, Warin wurde Abt von Corvey, Hadwig Äbtissin von Herford, die andere Tochter hieß Adila.

 

Welches Glück hätte in dieser Welt Bestand? Nach wenigen Jahren löste der unerbittliche Tod diese überaus glückliche Ehe im Jahr 800. Ida empfand den tiefsten Schmerz, aber sie unterwarf sich demütig dem Willen Gottes und wandte fortan ihr ganzes Herz dem Allerhöchsten zu. Sie übte sich in strengen Bußübungen, mied den Prunk und den Ruhm der Welt, legte ihre kostbaren Gewänder ab und vertauschte sie mit ärmlicher Kleidung und verwendete ihre jährlichen Einkünfte für die Armen, fürchtend, dass, wer sparsam säe, auch kärglich ernte. Alle ihre freie Zeit verwendete sie auf christliche Liebeswerke, Betrachtung und Gebet. Um ungestörter den frommen Übungen obliegen zu können, baute sie an ihre Kapelle zu Herzfeld eine Zelle. Um immer an den Tod erinnert zu werden, ließ sie sich einen steinernen Sarg machen und in ihrer Zelle aufstellen. Diesen Sarg füllte sie zweimal im Tag mit Lebensmitteln, Kleidungsstücken und Geld und leerte ihn in die Hände der Armen. Alles Lob und Menschengunst verabscheute sie wie Mottenfraß, damit nicht auch sie das Wort des Herrn treffe: „Sie haben ihren Lohn dahin.“ Ihre Zelle verließ sie nur, um Armen Werke der Barmherzigkeit zu tun. Alle ihre Werke hauchten Heiligkeit aus, ihr einziges Ziel war Gott und die ewige Vereinigung mit ihm.

 

Nach geduldig ertragener Krankheit starb Ida unter den Gebeten ihres Kaplans Bertger und des trauernden Volkes am 4. September um 815, im Alter von 58 Jahren.

 

Die Leiche wurde in den steinernen Sarg gelegt, der durch ihre vielen Liebesgaben geheiligt war, und mit großen Ehren beigesetzt. Viele Wunder verherrlichten ihr Grab. Infolge ihrer Anrufung erhielten Blinde ihr Gesicht, Taube ihr Gehör, Lahme gerade Glieder, Kranke mancherlei Art ihre Gesundheit. Beim Einfall der Ungarn wollten rohe Soldaten die Kirche zu Herzfeld berauben und niederbrennen, aber durch ein Wunder wurde die Kirche nebst Glocken und übrigem Eigentum gerettet. Wegen der zahlreichen Wunder, die die Heiligkeit Idas bestätigten, wurde sie am 26. November 980 vom Bischof Dodo von Münster heiliggesprochen. Bei der feierlichen Eröffnung des Grabes verbreitete sich der süßeste Wohlgeruch und erfüllte das zahlreich versammelte Volk mit seligem Entzücken. Ein Teil ihrer Reliquien wurde in die Benediktinerkirche zu Verden übertragen.

 

Die heilige Rosalia Sinibaldi, Einsiedlerin von Palermo,

+ 4.9.1160 - Fest: 4. September

 

Die heilige Rosalia wurde zu Palermo in Sizilien von adeligen, mit der königlichen Familie verwandten Eltern im Anfang des 12. Jahrhunderts geboren. Da ihre Mutter bei der Königin in Sizilien in großem Ansehen stand, so wurde auch die kleine Rosalia am Hof standesgemäß erzogen. Dass sie aber besonders zur Erkenntnis und Liebe Gottes angeleitet wurde, beweist ihre weitere Geschichte.

 

In ihren Jugendjahren bot ihr die Welt alle ihre Freuden, Güter und Genüsse an. Da von Natur das Herz eines jeden Menschen mehr zum Bösen als zum Guten geneigt ist, so war auch wohl sie von Versuchungen nicht frei. Dessen ungeachtet folgte sie mit einer solchen Entschlossenheit einem außerordentlichen Ruf der Gnade, dass sie, um den Gefahren der Welt zu entfliehen, ihre Eltern und den Hof unbemerkt verließ, und von nun an in jeder Beziehung ein in Gott verborgenes Leben führte.

 

Einige tausend Schritte von Palermo liegt der Berg Montreal, mit dichtem und finsterem Gehölz bedeckt. In einer abhängigen Lage des Berges sieht man eine zweifache Höhle, in deren Öffnung man einen langen, etwas von der Erde erhabenen Stein in Gestalt eines Bettes wahrnimmt. Dieser Stein ist von beiden Seiten mit Felsen umgeben, und durch sie vor Regen und Wind geschützt. Das Tageslicht fällt, außer dem engen Eingang, nur durch einige Ritzen ein. Diesen Aufenthalt zog die heilige Rosalia den prächtigen, mit jeder Bequemlichkeit versehenen Palästen der sizilianischen Könige vor, wie es in einer Inschrift heißt, die dort gefunden wurde. Sie lautet: „Ich Rosalia, eine Tochter Sinibalds, Herrn von Montreal und Roses, habe aus Liebe zu Jesus Christus, meinem Heiland, diese Höhle bewohnt.“

 

Von hier begab sie sich auf den Berg Pelegrino, der drei Meilen von Palermo entfernt liegt, wahrscheinlich, um mit der erweiterten Freiheit ihres Gemütes auch ihrem körperlichen Auge einen Blick ins Unermessliche der zu ihren Füßen liegende Schöpfung zu verschaffen. Denn seine Höhe gewährt eine herzerhebende Aussicht. Auf einer Seite sieht man das Meer, dessen Wellen donnernd und schäumend an seine Felsen schlagen; und an der Landseite liegen kleine Hügel mit Waldungen und blumenreichen Wiesen. Auf dem Gipfel des Berges eröffnet sich eine mehr als hundert Schuh tiefe Höhle, die sich in der Tiefe noch mehr ausbreitete, und im Grund eine kleine Öffnung bildet.

 

Von dem Augenblick an, als Rosalia am Hof unsichtbar geworden war, bemühten sich die Eltern unaufhörlich, ihren Aufenthalt zu erforschen. Als sie auf dem Berg Montreal die genannte Inschrift gefunden hatten, verdoppelten sie ihren Eifer. Gott fügte es aber, dass sie Rosalia in der eben beschriebenen Höhle nicht mehr am Leben fanden. Sie lag auf der Erde, unterstützte mit einer Hand ihr Haupt, und hatte die andere auf ihr ruhen, gleich einer schlafenden Person.

 

Sie vollendete dort das Opfer ihres Herzens durch Abtötung, Gebet und beständige Vereinigung mit Gott im Jahr 1160.

 

Als im Jahr 1624 Palermo, die Hauptstadt des Königreiches Sizilien, von der Pest hart mitgenommen wurde und dadurch sehr viele Einwohner verlor, gefiel es dem Herrn, einen Schatz bekannt zu machen, den seine Vorsehung auf dem nicht weit von dieser Stadt gelegenen, sogenannten Peregriniberge verborgen hielt. Dieser Schatz war der Leib der heiligen Rosalia, der über 400 Jahre in einer Kluft dieses Berges in der Höhlung eines Steines begraben lag, ohne dass man ihn sonst, ungeachtet aller angewandten Mühe, gefunden hatte. Am 15. Juli 1624 aber wurden die Reliquien der Heiligen auf wunderbare Weise gefunden und mit allgemeinem sehr großen Jubel in die Stadt Palermo gebracht, die mit Gelübden und Bitten diese heilige Jungfrau um ihren Schutz beim Allerhöchsten anflehte, damit sie von dem Pestübel befreit würden. Und sie erlangte die gewünschte Gnade, die Stadt wurde in kurzer Zeit von der ganzen Seuche frei. Die Heilige wurde daher zur Beschützerin und Patronin der Stadt gewählt, und von dieser Zeit an wurde sie allzeit sowohl zu Palermo, als auch in den übrigen Städten Siziliens und an anderen Orten, ganz besonders verehrt.

 

Als im Jahr 1743 die Pest zu Messina wütete und in kurzer Zeit sehr viele Einwohner dort hinwegraffte, nahm die Stadt Palermo, die in der Nähe von Messina liegt, durch eifriges Gebet wieder ihre Zuflucht zu ihrer Mitbürgerin Rosalia, um vor der bevorstehenden Seuche bewahrt zu werden. Sie gebrauchten dabei aber auch alle Vorsicht, die man in solchen Fällen gebrauchen soll, um Gott nicht zu versuchen und sich nicht unbesonnen einer Gefahr auszusetzen. Und ihr Bitten war nicht vergeblich: denn die Pest kam bis nach Palermo nicht, sie drang nicht einmal in die übrigen Städte Siziliens ein, denn auch sie riefen die heilige Rosalia um ihren Schutz an. Fast alle Orte besitzen Reliquien von ihr, die nach Auffindung ihres Leibes verteilt und eine Quelle des Segens bei allen Drangsalen wurden.

 

Gott hat wirklich auf die Fürbitte dieser heiligen Jungfrau an allen Orten vielen Menschen unzählige Gnaden verliehen. Dies zeugt denn hinreichend von ihrer besonderen Heiligkeit, obwohl uns einige Umstände aus ihrem Leben und ihren Tugenden nicht bekannt sind.

 

Wie unendlich gut ist der Herr! Schon in dieser Welt verherrlicht er seine Heiligen, wie und wann es ihm gefällt. Er zieht, wie der heilige Augustinus sagt, aus seinem verborgenen Schatz die Reliquien seiner Dienerinnen und Diener hervor, damit die Gläubigen ihnen Ehre erweisen, ihren Glauben dadurch wecken, und durch sie die ihnen notwendigen Gnaden von seiner Barmherzigkeit erlangen.

 

Wir lernen aus diesen Wundern auch, dass die Verehrung, die man nach der Lehre der katholischen Kirche den Heiligen und ihren Reliquien erweist, Gott wohlgefällig ist. Rufen wir daher in unseren Nöten zu ihnen, und hoffen wir, dass uns Gott auf ihre Fürsprache erhören wird. Nur vergessen wir dabei nie, was der heilige Augustinus sagt, dass die Heiligen sich unser lieber annehmen und die Gnaden, um die wir bitten, leichter erlangen, wenn wir uns bemühen, die Tugenden nachzuahmen, die sie während ihres Lebens auf dieser Erde ausgeübt haben.

 

Die heilige Hadwiga, Äbtissin von Herford,

+ 887 – Fest: 4. September

 

Wie ein veredelter Baum reiche und köstliche Früchte zu tragen pflegt, so finden wir auch im Menschenleben, dass edle, fromme und gottesfürchtige Eltern ehrenwerte und heilige Kinder erziehen. Wie der Same, so die Frucht. Wie könnte es auch anders sein? Die Tugend zieht mit gewaltigen Banden die Herzen an, umso mehr, wenn sie am Vater und der Mutter dem empfänglichen Herzen des Kindes entgegenlacht. Glücklich das Kind, das sich echt christlicher Eltern zu erfreuen hat! Ein solches glückliches Kind war die heilige Hadwig.

 

Die heilige Hadwig erblickte das Licht der Welt zu Hovestadt, nicht weit von Lippstadt, wo ihre sehr frommen Eltern, der Graf Egbert und die heilige Ida, von ihrem Verwandten, dem Kaiser Karl dem Großen, einen Herrschaftssitz angewiesen erhalten hatten, den man in jener Zeit Hofstätte nannte. Von früher Jugend an folgte das Kind dem musterhaften Leben ihrer Mutter und gab sich ganz dem Dienst Gottes hin. Weil in dieser Zeit das Jungfrauenstift Herford in großer Blüte stand, so verzichtete sie auf eine reiche Heirat und alle irdischen Hoffnungen, und eilte in das Kloster, um dort ihr Leben unter steten Andachtsübungen rein und unbefleckt von jedem Anflug des Lasters zu bewahren. In keiner Weise begehrte sie die Reize und Eitelkeit der Welt, ihr einziges Vergnügen war, Gott zu dienen und den heiligen Pflichten nachzukommen. Immer schwebte ihrem Geist das Wort Barlaams an Josaphat vor: „Zu den Jahren des Lebens rechne ich nicht diejenigen, die in Eitelkeiten dieser Welt aufgewandt sind.“ Von dieser Andachtsglut ließ sie auch dann nicht ab, als sie in demselben Stift die Würde und höchste Herrschaft einer Äbtissin erlangt hatte.

 

Hadwigs erste Sorge war, zu ihrem eigenen und ihrer Untergebenen geistlichem Fortschritt für ihre Kirche die Reliquien irgend einer heiligen Jungfrau zu gewinnen, die außerhalb des Klosters ein gottseliges Leben geführt habe und allen gottgeweihten Jungfrauen als nachahmungswürdiges Beispiel vor Augen gestellt werden könnte. Schließlich wurde ihr der Leib der heiligen Pusinna angeboten, einer Jungfrau und Einsiedlerin aus dem 5. Jahrhundert, die in Bansion, in der Nähe von Corbei in Frankreich, durch ihre Wunder berühmt war (Fest: 23. April). Diese heilige Jungfrau hatte von den frühesten Jahren an unter der Leitung des Priesters Eugen zugleich mit ihren sechs leiblichen Schwestern das Gelübde der steten Keuschheit abgelegt. Obgleich sie keine Nonne war, diente sie Gott im Glauben, in der Hoffnung und Liebe, in Fasten, Nachtwachen, Gebet und Almosengeben. Niemals, außer in höchster Not, ging sie in die Öffentlichkeit, sondern nur zur Kirche, um dem Gottesdienst beizuwohnen. Ihre Augen bewahrte sie vor aller Neugier, ihre Ohren vor unnützen Reden, ihre Zunge vor Geschwätz, ihren Geist vor jeder unreinen Regung des Fleisches. Die Zeit, die ihr nach den Gebeten und frommen Betrachtungen noch blieb, widmete sie der Handarbeit oder der Lesung heiliger Bücher, immer voll Furcht, es würde eine Minute ohne Frucht und Nutzen der Seele vorübergehen. Nur mit solchen Menschen hielt sie Freundschaft, die sie den geistlichen Übungen geneigt fand. Niemals legte sie sich abends zur Ruhe, ohne ihr Gewissen aufs sorgfältigste erforscht zu haben. So war sie allen, außerhalb des Klosters Gott dienenden Jungfrauen ein Muster geworden, das um so herrlicher war, weil es viel schwerer ist, in der Welt die Annehmlichkeiten der Welt nicht zu verkosten.

 

Da Hadwig erkannte, dass ein solches Leben den Jungfrauen ihres Stiftes zum herrlichen Vorbild dienen werde, erbat sie vom König Karl dem Kahlen den Leib der heiligen Pusinna. Es wurde ihr nicht schwer, ihren Wunsch erfüllt zu sehen, weil sie mit dem König verwandt war und ihr Bruder Cobbo am Hof des Königs lebte. Die Reliquien der heiligen Pusinna wurden ihr geschenkt, nach Westfalen übertragen und mit großer Freude empfangen. Unter ungeheurem Zulauf des Volkes wurde das heilige Unterpfand nach Herford gebracht und dort von dem heiligen Bischof Badurad von Paderborn und dem Frauenkloster beigesetzt im Jahr 860. Niemand war froher über den gewonnenen Schatz, als die Äbtissin Hadwig, denn von dieser Zeit an wuchs dort lebendig die Verehrung der heiligen Patronin, und Hadwig selbst richtete ihr Leben nach dem Vorbild der heiligen Pusinna so ein, dass sie selbst als ein lebendiges Spiegelbild jener Heiligen erschien. Der Tag und das Jahr des Todes der heiligen Hadwig, sowie die Zeugnisse für ihre Tugenden und Heiligkeit sind durch die Ungunst der Zeiten in Vergessenheit geraten. Ihre Gebeine waren zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt bis zum Jahr 1531, wo das Luthertum in jener Stadt zur Herrschaft gelangte. Eine edle Frau sammelte die heiligen Gebeine und diese wurden später dem Jesuitenkloster zu Münster übergeben.

 

Gebet am 4. September

 

Gebenedeite und unbefleckte Jungfrau und Königin, unsere Mutter Maria, Zuflucht und Trost aller Elenden, sieh mich hier vor deinem erhabenen Thron auf den Knien, siehe, ich erwähle dich heute zu meiner Gebieterin, zu meiner Mutter und Fürsprecherin bei Gott. Ich weihe mich deinem Dienst, und bitte dich, o Mutter meines Gottes, mich unter die Zahl deiner Diener aufzunehmen, mir deinen mächtigen Schutz zu gewähren, und mir bis zum Lebensende beizustehen. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Rosalia

 

O Gott, erwecke, auf die Fürbitte der heiligen Rosalia, in uns die Begierde nach den himmlischen Gütern, und lass uns allezeit das Unvergängliche dem Vergänglichen, und den Himmel der Erde vorziehen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Ida

 

O Gott, verleihe uns, auf die Fürbitte der heiligen Ida, Liebe zu den Armen, und schenke uns einst die ewigen Güter, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Die Stadt Arras wurde im Jahr 1414 vom König Karl VI. in Frankreich mit aller Macht belagert. Die Einwohner, die die Länge der Belagerung nicht aushalten konnten und alles Böse fürchteten, nahmen ihre Zuflucht zur Fürbitte der seligsten Jungfrau, ihrer Patronin und Schutzfrau, und erhielten, dass die Belagerung durch einen jähen zwischen dem König und Herzog von Burgund geschlossenen Frieden aufgehoben wurde. 

 

Andacht am 4. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Man kann als gewiss annehmen, dass eine Seele, die im Gebet ausharrt, nicht verloren gehen wird. Wie groß und wie zahlreich immer ihre Sünden sein mögen, und mit wie vielen und gewaltigen Versuchungen auch der böse Geist sie verfolgt, wird der Herr sie früh oder spät aus der Gefahr erretten, und sie in den Hafen des Heils führen." (Die heilige Theresia von Avila)

Als die heilige Maria von Ägypten sich bekehrt hatte, war sie siebzehn Jahre hindurch von schauderhaften Versuchungen angefochten und immer besiegte sie die Anfälle des bösen Geistes, weil sie ohne Unterlass zum Herrn betete. Dies auch war das Mittel, das die heilige Margaretha von Cordonna aufrecht erhielt, dass sie, ungeachtet ihrer sehr lebendigen Leidenschaften und unaufhörlichen Versuchungen bei der Erinnerung an ihre früheren Ausschweifungen, nicht in die Sünde zurückfiel.

Wie furchtbar ist der Zustand, in den ein Mensch versinkt, der in einem heiligen Stand ein Verbrecher wird, und wie außerordentlich schwer wird er ihm entrissen! Gleichwohl ist auch dies noch möglich, und der Mensch vermag es allerdings, auch die lasterhaftesten Bindungen zu brechen, wenn er sich zu ernsthafter Betrachtung wendet und eifrig betet. - Es lebte einst in Italien ein Priester, der in eine solche Tiefe versank, dass er zu einem Ungeheuer wurde, der für seine Missetaten und Verbrechen es verdient hatte, mit aller Strenge der menschlichen Gerechtigkeit bestraft zu werden. Er wurde schließlich ergriffen und in ein sehr finsteres Gefängnis eingekerkert, wo er eine schwere Hölle durch die Vorwürfe seines Gewissens erlitt, die er nie hatte gänzlich ersticken können, und seine Lage sowohl als die Furcht vor der Todesstrafe, die er erwartete, brachten ihn zur Verzweiflung. Da begehrte und erhielt ein eifriger Missionar die Erlaubnis, ihn zu besuchen. Als er aber in den finsteren Kerker eintrat, schäumte dieser lasterhafte Mensch gleich einem Rasenden, der gegen den Arzt wütet, der sich ihm nähert, ihn zu heilen. Indessen ermüdet die Liebe nicht, und der Missionar ließ sich durch einen solchen Empfang nicht abschrecken. Er zeigte dem Gefangenen das Kruzifix, stellte es dann unter eine kleine Öffnung, durch die das Licht einfiel, und sprach zu ihm: "Lieber Freund, betrachten Sie oftmals dies Bild unseres Heilands, der für die Sünder starb und sie zur Buße beruft!" - Auch hinterließ er ihm ein Betrachtungsbuch, und ermahnte ihn, seinen Zustand nützlich zu verwenden und heilsame Gedanken zu hegen. Dieser Unglückselige, der gänzlicher Verstocktheit und Unbußfertigkeit anheimzufallen schien, fand schließlich sein Heil in diesen dargebotenen Mitteln. Der Anblick des Gekreuzigten und die Lesung der Betrachtungen fingen an auf ihn einzuwirken; er sah allmählich ein, wie schuldig er ist, seufzte bitterlich, betete unablässig um Barmherzigkeit zum Herrn; und sein Gebet fand Erhörung vor Gott. Abermals ließ er den Mann rufen, durch den der Herr auf ihn gewirkt hatte, und legte ihm, unter Tränen der bittersten Reue seine Beichte ab. Und von Schmerz durchdrungen, bekannte er dann den Richtern freiwillig seine Verbrechen, die sie ihm nicht hatten beweisen können, neben manchen anderen, deren er nicht angeklagt war. Glückselig will ich mich achten, sprach er, wenn ich durch die Pein, die ich verdient habe, hienieden zu leiden, dem ewigen Strafgericht Gottes entgehen kann! - Als er darauf die Erlaubnis erhielt, unter den übrigen Gefangenen zu bleiben, die in großer Anzahl waren, arbeitete er durch seine guten Beispiele und durch seine kräftigen Ermahnungen so wirksam an ihrer Heiligung, und führte so viele Übungen der Frömmigkeit unter ihnen ein, dass diese Stätte des Entsetzens und der Laster sich bald in einen gesegneten Ort umwandelte, der den Namen eines Klosters reuiger Büßer verdient hätte. Indes nun dieser wahrhaft bekehrte Missetäter mit vollkommener Unterwürfigkeit und sogar mit Verlangen das Urteil erwartete, das ihn zu den furchtbarsten Qualen verdammen sollte, wurde er von einer gefährlichen Krankheit ergriffen, und starb kurz darauf in tiefen Gefühlen der Reue, der Dankbarkeit, des Vertrauens und der Liebe. Ich sterbe im Vertrauen, sprach er, dass der Herr mir barmherzig sein wird. Es scheint mir, dass ich aufrichtig die Sünden beweint habe, durch die ich diesen unendlich vollkommenen Gott beleidigt habe. Ach, lange lebte ich, ohne diesen gütigen Vater zu lieben, doch ich fühle, dass ich ihn nun liebe. - O wie heilsam sind die Früchte der Betrachtung und des Gebetes. 

 

Selig, wer mit gesammelten Gemüt die Erbarmungen des Herrn vor dem Bildnis Jesu, des Gekreuzigten, betrachtet! In mein Nichts will ich während meines Gebetes vor Deiner göttlichen Majestät mich auflösen, und zu Dir sprechen: Vater, ich habe gesündigt. Erbarme Dich meiner! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 4. September

 

"Die geistigen Tröstungen sind die Liebkosungen des Herrn,

welche er den ihm teuren Seelen lässt,

und die alle irdischen Freuden übertreffen."

 

hl. Antonius von Florenz OP

1389 bis 2.5.1459

 

Betrachtung am 4. September - Vom innerlichen und geistigen Menschen

 

Kehrst du, o Mensch, nicht in dein Innres ein,

Wirst ewig du ein armer Fremdling sein;

Und wär dein Reichtum wie des Meeres Sand,

Du kehrtest dennoch heim mit leerer Hand.

 

1. Der innerliche Mensch gestattet den Sinnen nur, was er ihnen nicht entziehen darf. Bei allen Bedürfnissen, denen die menschliche Natur ihn unausweichlich unterwirft, drängt er die Gier zurück, hält sich in Schranken und heiligt den Gebrauch der Dinge. Immer wachsam über sich, tritt er niemals gänzlich aus sich selbst heraus, beherrscht seine Sinne und züchtigt sie gleich rebellischen Sklaven, die nur dann sicher gehorchen, wenn sie Strafe fürchten. Tust du das nicht, so wirst du niemals dahin gelangen, ein innerlicher Mensch zu werden. Wie unwürdig aber ist es eines Jüngers Jesu, von der Neigung, von der Eitelkeit, von der Leidenschaft, von der Sucht nach Vergnügen sich fortreißen zu lassen.

 

2. Nicht wer die Wege Gottes und die Regeln des geistlichen Lebens kennt, sondern wer sie ausübt, ist ein geistiger Mensch. Er erhebt gleichgültige Handlungen durch Reinheit der Absicht und eifrige Liebe zu einem sehr hohen Wert, und gewinnt sogar den Verächtlichsten reiche Schätze für die Ewigkeit ab. Bei heiligen Werken aber lässt er äußerlich nur erscheinen, was die Pflicht und das gute Beispiel fordern. Das Wesentliche aber, nämlich seinen Eifer, seine Liebe, seinen Gehorsam, hält er im Innern verborgen. Er kennt keinen Zeitverlust, immer entspricht er der Gnade Gottes getreu, und sogar seine Fehler gereichen ihm zum Nutzen. Ist dies dein Leben? Und warum ist es das nicht?

 

3. Ach, mein Gott, ich darf es nicht wagen, den Blick in deiner heiligen Gegenwart zu erheben, denn ich muss bekennen, dass die größte Verkehrtheit in meinem Herzen herrscht. Sogar meine Andachtsübungen sind eitel und ohne Leben. In allen Dingen lau, träge, zerstreut und untreu, bin ich nur Augenblicke eifrig, da meine Feigheit den Ernst einer beständigen Wachsamkeit fürchtet. Darum auch bin ich nach so langer Zeit noch immer schwach, noch immer mit den genannten Fehlern behaftet, und fern von allem innerlichen Leben. O komm mit mir deiner allmächtigen Gnade zu Hilfe, und erbarme dich meiner. Psalm 80,4: "Gott, richte uns wieder auf! Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen." 

 

5. September

 

Der heilige Bertin aus Konstanz, Abt von Sithin, Frankreich,

+ 5.9.709 – Fest: 5. September

 

Der heilige Bertinus, Abt des Benediktinerklosters Sithin bei St. Omer in der Grafschaft Artois, um das Jahr 597 im Bezirk von Konstanz aus edler Familie geboren, weihte sich nach dem Beispiel seines Vetters Audomar mit seinen zwei Freunden Mommolenus und Ebertranus zu Luxeuil dem Herrn durch die Gelübde. Da um 637 Audomar zum Bischofssitz von Terouane erhoben wurde, bekam er als Gehilfen in Bearbeitung seines noch wilden Weinberges die drei Geistesbrüder, die auf einer Insel bei St. Omer ein Kloster erbauten, und Mommolenus als der ältere stand ihm als Abt vor. Als er aber im Jahr 659 zum Bischof von Noyon und Tournai erwählt wurde, musste Bertinus die Leitung übernehmen. Es blühte unter ihm die schönste Ordenszucht, weshalb sich auch die Schenkungen vermehrten. Der Heilige gründete auch das Kloster St. Winnoch. Bertin hatte den Trost, die Zahl der Brüder sich sehr mehren zu sehen, besonders durch den Andrang vieler bekehrter Edelleute. Als er sich endlich unter der Last der Jahre gebeugt fühlte, trat er im Jahr 700 sein Amt an seinen Jünger Rigobert ab und zog sich in eine Klause zurück, wo er 709 sein verdienstliches Leben beschloss. Viele Wunder verherrlichten sein Grab.

 

Die heiligen Urbanus, Theodorus, Menedemus und siebenundsiebzig andere Priester, Martyrer von Konstantinopel,

 + 5.9.370 – Fest: 5. September

 

Sie sind Martyrer für den katholischen Glauben. Die Arianer in Konstantinopel, vom Hof begünstigt, erlaubten sich die schmählichsten Gewalttätigkeiten gegen die Rechtgläubigen und erpressten von ihnen große Geldbußen oder warfen sie willkürlich in die Kerker. Da suchten die Bedrückten eine Gesandtschaft von achtzig der ausgezeichnetsten Geistlichen der Hauptstadt aus, an deren Spitze die Obengenannten standen, und schickten sie an den damals zu Nikomedia in Bithynien weilenden Kaiser Valens. Dort angekommen legten die Abgeordneten ihre Beschwerden getreulich vor und fanden anscheinend geneigtes Gehör, denn der Kaiser, einen Aufstand der Katholiken befürchtend, wagte seinen Groll nicht offen zu zeigen. Insgeheim aber gab er dem Präfekten Modestus den Befehl, die ihm lästige Gesandtschaft ohne Aufsehen aus dem Weg zu räumen. Der bereitwillige Höfling fand leicht einen Vorwand, die Arglosen auf ein Schiff zu locken, dessen Besatzung er angewiesen hatte, es auf hoher See in Brand zu stecken. Man segelte in der Richtung gegen den Hellespont ab, und als der Meerbusen Astacenus erreicht war, legten die Matrosen Feuer an, warfen sich schleunigst ins Boot und überließen die Diener Gottes ihrem Schicksal. Ein heftiger Gegenwind schleuderte das brennende Schiff auf die Gestade Bithyniens zurück, wo es versank. Dies ereignete sich im Jahr 370.

 

Pater Alexander von Jesus Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Alexander von Jesus Maria, eines Spaniers, der am 28. Mai 1603 geboren wurde, zu Palermo in den Orden trat und am 12. September 1621 seine heilige Profess ablegte. Pater Alexander gereichte der deutschen Provinz zur höchsten Zierde. Der ehrwürdige Pater Dominikus von Jesus Maria hatte ihn sich als Begleiter auserwählt, als er zur Beilegung von Unstimmigkeiten nach Mantua gesandt wurde und von dort nach Wien reisen musste. Er hauchte auch in den Armen des Pater Alexander seine Seele aus. Pater Alexander war wiederholt Prior in verschiedenen Konventen, fünfmal Provinzial, Generalvisitator mehrerer Provinzen, 9 Jahre Generaldefinitor und dann General des heiligen Ordens. Nach Ablauf seiner Amtszeit kehrte er wieder in die deutsche Provinz zurück, wurde bald darauf abermals zum Provinzial gewählt, starb aber bereits während des ersten Jahres seiner Amtszeit. Obwohl er als Oberer mit Entschiedenheit auf die Wahrung der klösterlichen Zucht drang, war er dennoch mehr geliebt als gefürchtet. Man war überzeugt, dass ihm himmlische Erleuchtungen zuteil wurden. So tröstete er einst als General gelegentlich einer Visitation einen Novizen mit den Worten: "Fürchte dich nicht und quäle dich nicht mit dem Zweifel über deine Profess. Du wirst sie zu seiner Zeit ablegen und nicht entlassen werden, wie du fürchtest!" Diese liebevollen Worte befreiten den jungen Ordensmann von einer großen inneren Unruhe, die ihm schwere Sorgen bereitet hatte und über die er sich bisher keinem Oberen gegenüber hatte aussprechen können. Ein Schlagfluss setzte dem Leben Pater Alexanders ein Ziel und zwar am 5. September 1676, einem Samstag, wie er es sich immer gewünscht hatte. Groß war die Trauer über seinen unerwarteten Tod in der ganzen Provinz. Nicht weniger klagte Kaiser Leopold I. über seinen Hingang. In einem Schreiben an den Generalprokurator des Ordens gab er seiner Trauer Ausdruck: "Ich habe einen guten Freund verloren, der mir bei vielen Anlässen unter die Arme gegriffen hat. Ich kann mit Recht sagen: Ich habe den verloren, den meine Seele liebte!"

 

Frater Arnold vom heiligen Karl

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 5. September 1672 beschloss zu Mecheln in Belgien ein junger Kleriker des Karmelitenordens sein kurzes Leben. Der lobwürdige Frater Arnold vom heiligen Karl, mit seinem Familiennamen Hans genannt, war am 30. Oktober 1650 zu Baileul in Flandern geboren. Er fühlte seinen Beruf zum Ordensleben bereits in frühester Jugend. Schon als Kind fand er sein größtes Vergnügen darin, Altärchen zu bauen, Kerzchen aufzustecken und anzuzünden, mit seinen Altersgenossen die ihm bereits bekannten Gebete zu verrichten und den predigenden Priester nachzuahmen. Als Arnold heranwuchs, regte ihn ein Bild, das die leiblichen Werke der Barmherzigkeit darstellte, mächtig an, Werke der Nächstenliebe zu verrichten. Es war erbaulich zu sehen, wie er mit seinem Taschengeld Brot, Fleisch, Holz und anderes kaufte und es in die Wohnungen der Armen schleppte. Gerne verrichtete er ihnen auch allerlei Dienstleistungen, mit der Absicht, dadurch den drei heiligen Personen Jesus, Maria und Joseph zu dienen. Da ihm von den Jesuiten die Aufnahme verweigert worden war, trat er im Mai 1670 bei den Unbeschuhten Karmeliten ein. Im Kloster ging er ganz im Gehorsam auf. "Ich wollte nichts tun, wenn mir nicht der Gehorsam voranleuchtete," sprach er. Weil es der Gehorsam so haben wollte, wusch er einmal auch einen ganz neuen Mantel. Ausdrücklich hatte er sich das Wort aufgeschrieben, das der Herr zur heiligen Magdalena von Pazzis gesprochen hat: "Ich will, dass du die Regel und die Satzungen deines Ordens so hoch schätzt, wie ich will, dass du mich selbst schätzt." Um sie auch während seiner Krankheit noch nach Möglichkeit zu beobachten, betete er das Brevier wenigstens zum Teil. Waren Mitbrüder bei ihm in der Zelle, wenn die Stunde des Stillschweigens schlug, so schickte er sie unverweilt fort mit der Begründung, "in diesem Punkt könne er die Regel hinreichend beobachten. Lasst mich tun, was ich kann, die Zeit dieses Lebens ist ja kurz." Da er den Keim der Schwindsucht längst in sich trug, hatte er seit Jahren viel Beschwerden zu ertragen. Zudem bereitete ihm eine jahrelange innere Trostlosigkeit vielen Kummer. Doch war ihm all dies noch nicht genug. Solange er noch in der Welt lebte, trug er oft tagelang ein Bußhemd, geißelte sich mit knotigen Stricken, fastete streng usw. Ja, er wusste jegliche Beschwernis zu einem Bußwerk umzuwandeln und verdienstlich zu machen so z.B., indem er Fliegen, die ihn quälten, keineswegs fortjagte, sondern geduldigst ertrug und dabei sagte: "Gott hat mir diese Tierchen geschickt, warum soll ich mich ihrer entledigen wollen? Das ist nichts, Christus hat für uns viel mehr und viel härteres gelitten." Im Verkehr hatte Frater Arnold nichts Herbes. Er war nicht abstoßend, im Gegenteil voll Sanftmut und Güte und Milde, dienstbeflissen und gesprächig. "Mit einem Wort," schreibt Pater Michael vom heiligen Augustin, sein Novizenmeister, "ich bezeuge und seine Lehrer und andere haben es gleichfalls bezeugt, dass wir ihn in jeder Tugend vollkommen gefunden haben und zwar beharrlich und ohne Nachlassen. Ich erkläre, dass wir nie einen Verstoß gegen irgend eine Tugend an ihm wahrgenommen haben. Man beobachtete auch nie, dass er sich in etwas außer Gott erfreut hätte, oder dass er sich von etwas Sinnlichem hätte einnehmen lassen." Darum urteilten alle, als er am 5. September 1672 in die Ewigkeit hinüberging, "er habe in seinem kurzen Leben von nur 22 Jahren doch eine lange Zeit ausgefüllt," "sei zweifellos ein Heiliger" und "befinde sich an einem Ort, an den wir alle gerne kämen."

 

Pater Johannes Thaddäus vom heiligen Elisäus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Johannes Thaddäus vom heiligen Elisäus. Johannes Thaddäus, im Jahr 1574 zu Calahorra in Spanien geboren, trat am 1. Mai 1597 in den heiligen Orden. Schon vorher hatte er sich viel mit dem Gedanken an die Heidenmission beschäftigt. In Neapel, wohin er zur Gründung des ersten Klosters der Reform gesandt wurde, bot ihm ein Herr, der bei ihm zu beichten Pflegte, einen Teil seines Vermögens für die Missionen an. Damit lebte das Verlangen, sich der Bekehrung der Ungläubigen zu widmen, wieder mit aller Kraft in Johannes Thaddäus auf. Bald darauf erhielt er vom Papst den Auftrag, sich nach Persien zu begeben, wo der Schah dem Christentum geneigt war. Johannes Thaddäus und seine Gefährten machten sich auf den Weg. Sie wanderten durch Deutschland, Polen und Russland. Der in Russland herrschende Bürgerkrieg nötigte sie, wieder nach Polen zurückzukehren, und wurde dadurch der Anlass zur Begründung der polnischen Ordensprovinz. Erst nach einem Zeitraum von drei Jahren langten sie in Isfahan, der damaligen Hauptstadt von Persien an, wurden vom Schah, dem Beherrscher des Landes, freundlich aufgenommen und mit einem Haus und einer Kirche beschenkt. Johannes Thaddäus wirkte mit allem Eifer, predigte in persischer und arabischer Sprache, die er beide beherrschte, übersetzte einzelne Bücher der Heiligen Schrift ins Persische und überreichte diese dem König und dessen höchsten Beamten. Die Urschrift des persischen Psalmenbuches wird in Rom aufbewahrt. Groß war sein Ansehen bei den Mitbrüdern sowohl wie bei den Armeniern. Diese hofften durch seine Vermittlung einen europäischen Bischof zu bekommen. In höchster Gunst stand Johannes Thaddäus beim Schah. Er bediente sich seiner als Gesandten am päpstlichen Hof, da er, wie er ausdrücklich erklärte, unter allen seinen Beamten keinen geeigneteren fand. In Rom wurde Johannes Thaddäus im Jahr 1632 zum Bischof geweiht und ihm das Erzbistum Isfahan übertragen. Leider konnte er sein hohes Amt nicht lange ausüben. Als er auf der Rückreise nach Persien zu Lerida in Spanien weilte, scheute das Maultier, das ihn trug. Er stürzte und starb an den Folgen des Sturzes bereits am folgenden Tag, den 5. September 1633. Es war im Plan Gottes gelegen, dass der seeleneifrige Missionar, der so oft in Lebensgefahr war, dem Tod furchtlos ins Auge gesehen hatte und immer wieder glücklich gerettet worden war, sein Leben auf so traurige Weise beschließen sollte. Mit ihm starb der erste Vorkämpfer für das Missionswesen im Karmelitenorden, ein Mann, der nicht bloß für die Bekehrung der Heiden schwärmte und andere dafür begeisterte, sondern auch selbst die Mühen, Entbehrungen und Leiden des Missionslebens im vollsten Maß auf sich nahm und der so segensreich wirkte, dass er geradezu der Apostel Persiens genannt wurde.

 

Gebet am 5. September

 

Du bist die einzige Jungfrau, in der der Heiland einen Aufenthalt gefunden, in die er seine Gnadenschätze ohne Maß niedergelegt hat. Deshalb, o heilige Jungfrau, verehrt die ganze Welt deinen Schoß als den Tempel Gottes, in dem das Heil der Welt begonnen hat. Da hat die Aussöhnung zwischen Gott und den Menschen stattgefunden. Du bist, o große Mutter Gottes, der verschlossene Garten, in den der Sünder nie eingedrungen ist, um Blumen daraus zu pflücken. Geliebte Mutter Maria, wenn doch auch ich dich so lieben könnte, gleichwie du mich liebst. Ich will mein Möglichstes tun, um dich zu ehren und zu lieben. Herrlichste Königin, erlange mir die Gnade, dass ich dir treu bleibe. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag hat der heilige Abt Bertin sein heiliges Leben in einer kleinen, unter dem Namen der seligsten Jungfrau eingeweihten Kapelle und Eremitage bei St. Omer beschlossen. Er hat sich dahin aus Andacht begeben, Tag und Nacht im Gebet zugebracht, und ob er schon über hundert Jahre alt war, mit dem Eifer eines Novizen sich zum Tod bereitet. 

 

Andacht am 5. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Alles vermag ein Mensch, der dem innerlichen Gebet ergeben ist. Darum ist es für Missionare überaus wichtig, dass sie sich besonders dieser Übung widmen, ohne die sie keine oder doch nur sehr wenig Früchte bringen werden. Mit der Hilfe des Gebets hingegen werden sie weit geeigneter, die Herzen zu rühren und ihrem Schöpfer Seelen zu gewinnen, als wären sie in allen menschlichen Wissenschaften noch so sehr bewandert und als besäßen sie die Redekunst im höchsten Grad." (Der heilige Vinzenz von Paul)

Der heilige Franz von Borgia war ein wahrhafter Beter; nach langen Stunden, die er im Gebet zugebracht hatte, kam es ihm vor, als habe er sich nur wenige Minuten mit Gott besprochen. So wie er aber auch die Stätte der Wahrheit bestieg, das Wort Gottes zu verkündigen, rührte er viele seiner Zuhörer bis zu Tränen, und mancher große Sünder entfernte sich, durchdrungen von wahrhaft bußfertigem Gefühl, aus dem Tempel des Herrn.

Als der gottselige Ludwig von Granada einst an einem Karfreitag sich von einem eifrigen Gebet erhob, in dem er das Leiden Christi betrachtet hatte, und dann die Kanzel bestieg, über dieses erhabene Thema zu predigen, sprach er die Worte, die er sich zum Text gewählt hatte: "Das Leiden unseres Herrn Jesu Christi." Kaum aber hatte er dies ausgesprochen, so flossen seine Tränen so reichlich, dass er nichts anderes tun konnte, als dieselben Worte mit gebrochener Stimme zwei- bis dreimal zu wiederholen. Nie hörte man eine kürzere Predigt und beinahe nie eine wirksamere, denn eine große Anzahl der Zuhörer weinten mit ihm, und ihre Tränen waren von den Früchten einer aufrichtigen Bekehrung begleitet.

Der heilige Thomas von Aquin und der heilige Bonaventura erkannten beide, dass sie mehr in der Übung des Gebetes als aus Büchern die erhabenen Kenntnisse gewannen, wegen der der erste den Namen des engelhaften, der andere den des seraphischen Lehrers erhielten. Wenn der heilige Thomas den Sinn eines geheimnisvollen Textes nicht einsehen konnte, begab er sich zum Gebet, und bald wurde er dann vom Vater des Lichtes erleuchtet.

 

O mein Gott, sieh herab auf mein Elend und erbarme Dich meiner! Mein Geist schmachtet in Finsternissen und mein Herz ist erkaltet gegen Dich, und überaus groß ist meine Gebrechlichkeit! Doch erglühen werde ich, wenn Du im Gebet mich erleuchtest, entzündest und kräftigst! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 5. September

 

"Seit ich begriffen habe,

dass einige Augenblicke Mühe und Arbeit eine ewige Herrlichkeit verdienen,

scheint mir jede Beschwerde leicht zu ertragen,

für ein so großes Gut."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 5. September - Die heiligen Engel

 

Ihr Engel, die ihr Gottes Thron umringet,

Und Lobgesänge ihm, dem König, singet,

O schirmet liebreich unsren Pilgerlauf,

Und nehmet dann in euern Chor uns auf.

 

1. Die heiligen Engel sind ein lebendiges Abbild Gottes, sie sind die ersten Strahlen seiner Glorie, das erste Werk seiner Allmacht und Weisheit, und ihre Schönheit übertrifft ohne allen Vergleich die höchste Schönheit aller körperlichen Wesen. Der heilige Evangelist Johannes, der einen Engel sah, erstaunt über seine Schönheit, über seinen Adel und die Majestät so sehr, dass er ihn für Gott selbst hielt, und aufs Angesicht fiel, ihn anzubeten. Gott schuf diese glorreichen Geister in zahlloser Menge und setzte sie allen Werken seiner Schöpfung vor, weshalb auch der Apostel sie verwaltende Geister nennt. "Ehren wir diese himmlischen Fürsten, die uns als künftige Gefährten ihrer Glorie lieben und beschützen", heißt es im Brief an die Hebräer.

 

2. Die heiligen Engel sind jenes Licht, dass Gott von den Finsternissen trennte, als sie die Prüfung bestanden hatten, der er auch seine Engel unterwarf. Die stolzen Engel dagegen, die sich gegen ihren Schöpfer empörten, wurden auf ewig aus dem Reich des Lichtes verstoßen. Dies war dieser große Kampf, wo der heilige Erzengel Michael an der Spitze seiner getreuen Engel gegen Satan sich erhob, den er durch die Worte stürzte: "Wer ist wie Gott?" Gott erlaubt diesen bösen Geistern, seine Auserwählten zu versuchen, damit sie siegen können. Antworten wir also auf ihre sündhaften Einflüsterungen und Versuchungen mit dem heiligen Erzengel: "Wer ist wie Gott?" Er ist der Herr, ihm allein werde ich gehorchen.

 

3. Gott gab jedem Sterblichen auf der gefährlichen Pilgerreise dieses Lebens einen Engel zum Begleiter und Beschützer. Und lieben sollen wir diese heiligen Engel, sie anrufen in Gefahren, und ihrem Schutz vertrauen. Wir leben nun im Glauben und können nicht alle Wohltaten erkennen, die wir unseren heiligen Schutzengeln verdanken. Aber wenn einst der Schleier von unseren Augen fallen wird, dann werden wir erstaunen, was diese seligen Geister für uns getan haben. Ehren wir diese unsere himmlischen Beschützer durch ein reines Leben, damit sie unsere Freunde und Verteidiger beim künftigen Gericht sind. Exodus 23,20+21: "Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn, und hör auf seine Stimme! Widersetze dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt; denn in ihm ist mein Name gegenwärtig."

 

6. September

 

Der heilige Magnus von St. Gallen, Abt in Füssen,

+ 6.9.750 – Fest: 6. September

 

Um das Jahr 610 erschienen am Bodensee die aus Irland herübergekommenen Missionare Kolumban und Gallus und verweilten einige Zeit bei dem Pfarrer Willimar in Arbon. Dann zogen sie nach Bregenz, wo sie um das Kirchlein der heiligen Aurelia Hütten bauten, Gärten anlegten und fruchtbare Bäume pflanzten, noch mehr aber dem Unterricht der Heiden oblagen. Nach drei Jahren unermüdlicher Arbeit ging der heilige Kolumban, von Bregenz vertrieben, nach Italien und gründete dort das Kloster Bobbio. Seinen erkrankten Schüler und Freund Gallus empfahl er der Gastfreundschaft Willimars, der zwei jungen Priesterkandidaten, Magnus und Theodor, die sorgsame Pflege des hochverdienten Glaubensboten übertrug. Bei seinem Abschied segnete Kolumban den Magnus und sprach im prophetischen Geist: „Die Hand des Herrn wird über dir sein, und du wirst im deutschen Land seinen Namen durch Verkündigung des Evangeliums verherrlichen.“ Dann fügte er noch bei: „Meine Zeit ist nur noch kurz gemessen. Hörst du, dass ich gestorben bin, so eile nach Bobbio, hole dort meinen Hirtenstab und bringe ihn Gallus zum Zeichen, dass er des Gehorsams gegen mich entbunden ist.“

 

Nach seiner Genesung zog Gallus mit Magnus und Theodor in eine Wüstenei, machte sie urbar, säuberte sie von wilden Tieren und gründete das über tausend Jahre so hochberühmte und an Männern der Wissenschaft und Tugend so reiche Benediktinerkloster St. Gallen. Als Magnus durch göttliche Eingebung den Tod Kolumbans erfuhr, stieg er ohne Säumen über die Alpen, betete am Grab seines geliebten Lehrers und kehrte mit dessen Stab zu Gallus zurück, der diese kostbare Reliquie bei seinem Tod dem treuen Jünger hinterließ.

 

Nach Gallus Tod wurde Magnus der zweite Abt von St. Gallen. Bald darauf überfiel Herzog Othwin von Schwaben das Kloster, plünderte und brannte es nieder, zerstörte das Grab des heiligen Gallus, misshandelte und verwundete Magnus, dennoch blieb er und baute mit Hilfe des Bischofs Boso von Konstanz das zerstörte Kloster wieder auf. Als die Mönche ihre Tätigkeit wieder begannen, kam aus der Diözese Augsburg der Priester Tosso zum Grab des heiligen Gallus und bat Magnus, mit ihm ins Allgäu zu kommen, um dort das Evangelium zu verkünden und Klöster zu gründen. Magnus und sein Jugendfreund Theodor folgten der Aufforderung. Bei Bregenz bettelte ein Blinder sie um ein Almosen an. Magnus sagte zu ihm: „Gold und Silber hab ich nicht, aber ich bitte Jesus, den Herrn des Lichtes, für dich und vertraue, er werde dich wieder sehend machen.“ Hierauf bestrich er die Augen des Blinden mit seinem Speichel und sogleich erhielt der sein Augenlicht zurück. Gott dankend, fiel er Magnus zu Füßen und bat ihn, sein Begleiter sein zu dürfen. Seine Bitte wurde ihm gewährt. Alle vier wanderten nun dem Waldgebirge zu und kamen nach dem heutigen Kempten.

 

An die Missionsreise des heiligen Magnus knüpfen sich viele schöne Legenden und deuten auf den mächtigen Schutz Gottes. Die frommen Männer trugen ein wunderbares Licht mit sich, das sich bei einbrechender Nacht von selbst entzündete, weder im Sturm noch im Regen erlosch und fortbrannte, ohne dass die kleiner wurde – ein liebliches Sinnbild des Evangeliums, das die Finsternis erleuchtet und wunderbare Wirkungen hervorbringt. Wilde Tiere, insbesondere eine furchtbare Riesenschlange, verbreiteten Schrecken ringsumher. Magnus sah das schnaubende Ungeheuer jenseits des Flusses, sprang über die Kluft, bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuzzeichen und tötete das Untier mit seinem Stab. Den übrigen Ungetümen gebot er, das Land zu verlassen und sie entflohen. Die dankbaren Bewohner des Landes nahmen bereitwillig das Evangelium an. Theodor blieb in der neuen Gemeinde und der Sehendgewordene wurde ihm zum Gehilfen gegeben.

 

Magnus wanderte mit Tosso weiter in das Gebirge des Allgäus bis nach Epfach. Hier baute er ein Klösterlein, nahm einige Brüder auf, bebaute das Land und gewann die Bewohner für den Glauben an Jesus Christus. Ackerbau, Viehzucht und Bergbau gewöhnten die wilden Eingeborenen an ein ruhiges, sesshaftes Leben und der Wohlstand des Volkes mehrte sich zusehends. Der heilige Magnus, der schon so vielen zeitlichen und ewigen Segen um sich verbreitet hatte, empfing trotz seines demütigen Widerstrebens zu Epfach am Lech vom Bischof Wikpert von Augsburg die Priesterweihe und die kirchliche Vollmacht für seine Mission.

 

Mit Tosso weiter ziehend, kam Magnus nach Kempten und predigte dem durch Kriege verwilderten Volk das Evangelium mit solchem Feuer und solcher Liebe, dass man ihm bereitwillig Ohr und Herz lieh. Er half den Leuten, die zerstörte Stadt wieder aufzubauen und setzte eine Kirche nebst Klösterchen mitten hinein, von wo aus sich über ein Jahrtausend unermesslicher Segen über die Umgegend verbreitete.

 

Von dort wandte sich Magnus mit mehreren Gefährten gen Osten und kam durch die Waldgebirge auf mühsamen und gefährlichen Wegen nach Waldhofen in der Nähe von Hohenschwangau. Hier befestigte er an einem Apfelbaum ein Kreuz, flehte inbrünstig Gottes Beistand für sein apostolisches Werk an und begann dann das verwahrloste, aber gutmütige Volk in den christlichen Glaubens- und Sittenlehren zu unterrichten, und er hatte die Freude, eine neue Christengemeinde zu gründen, der er eine schöne Marienkirche baute. Tosso leitete die neue Gemeinde.

 

In seinem glühenden Seeleneifer reiste Magnus am rechten Lechufer aufwärts dem Hochgebirge zu und gelangte an die Stelle, wo der Strom durch einen schmalen Engpass brausend zwischen steilen Felsen dahinjagt. Dort wollte Magnus seinen Kampf mit den Mächten der Finsternis zu Ende führen und bis an sein Ende für die Verbreitung des wahren Lichtes arbeiten. Noch zeigt man am rechten Lechufer die in den Felsen eingedrückten Fußstapfen, wo der Heilige über den schauerlichen Abgrund gesprungen sein soll, „St. Magni Tritt“ genannt. Unfern davon erbaute Magnus um das Jahr 638 ein Kirchlein und eine Zelle und legte damit den Grund zu dem nachmals so berühmten Benediktinerstift St. Mang in Füssen. Hier arbeitete er noch zwanzig Jahre mit rastlosem Eifer an der Bekehrung der Heiden. Überall verschwanden die Gräuel der Abgötterei, und die milde Religion Jesu Christi schuf die wilden Menschen in fromme, gesittete Christen, fleißige Landleute und kunstfertige Handwerker um. Er half ihnen mit Wort und Tat die Raubtiere vertreiben, Sümpfe austrocknen, Wiesen und Äcker anlegen, Straßen bauen, den Wohlstand fördern und durch gute Werke heiligen. Am Säulingsberg entdeckte er ein Eisenerzlager und lehrte die Leute, es zu fördern. Das dankbare Volk schätzte seinen Wohltäter sehr hoch.

 

Im hohen Alter von mehr als siebzig Jahren schickte sich Magnus zur letzten Reise in das Land der ewigen Ruhe und gerechten Vergeltung an. Er berief seinen Lieblingsjünger Theodor von Kempten, damit er ihm die Sterbesakramente spende. Auch sein Freund Tosso, der nach dem Tod Wikperts Bischof von Augsburg geworden war, eilte herbei. In den Armen dieser lieben Freunde verschied Magnus sanft und ruhig im Jahr 655. Bei seinem Sterben hörten alle Anwesenden eine himmlische Stimme: „Komm, Magnus, empfange die Krone, die der Herr dir bereitet hat!“ Sein Freund Theodor legte einen kurzen Abriss seiner Taten unter das Haupt des Verstorbenen, dessen Leiche in der von ihm erbauten Kirche zu Füssen beigesetzt wurde. Im Jahr 845 wurde vom Bischof Hanto von Augsburg das Grab des Heiligen eröffnet und man fand den Leichnam noch unversehrt. Viele Wunder geschahen an seinem Grab durch Berührung seines Stabes und seiner priesterlichen Gewänder. Papst Johann IX. sprach ihn heilig und das Schwabenland verehrt ihn als seinen Apostel.

 

Der heilige Eleutherius, Abt und Bekenner von Rom,

+ 6.9.586 - Fest: 6. September

 

Der heilige Gregor, jener berühmte Papst erzählt selbst in seinen Schriften das Leben des heiligen Eleutherius in folgenden Worten:

 

„Eleutherius, der Vater des Klosters vom heiligen Evangelisten Markus, welches vor den Mauern von Spoleto liegt, hat lange in dieser Stadt in einem Kloster mit mir Umgang gehabt und ist daselbst gestorben. Seine Schüler erzählen von ihm, dass er durch sein Gebet einen Toten erweckt habe. Er war aber ein Mann von solcher Einfachheit und Zerknirschung, dass nicht zu zweifeln ist, dass die Tränen, die aus einem so demütigen und einfachen Herzen kamen, bei dem allmächtigen Gott vieles erlangen konnten. Ich will nun ein Wunder von ihm erzählen, welches er mir auf meine Fragen einfach selbst erzählt hat:

 

Als er eines Tages auf der Reise war und am Abend sonst keinen Ort zur Unterkunft fand, kehrte er in einem Kloster von Jungfrauen ein; in diesem war ein kleiner Junge, den der böse Geist jede Nacht zu plagen pflegte. Da aber die gottgeweihten Frauen den Mann Gottes aufnahmen, fragten sie ihn und sprachen: darf jener Junge heute Nacht bei dir bleiben? Eleutherius nahm ihn gütig auf und erlaubte, dass er die Nacht hindurch bei ihm liege. Als es Morgen geworden war, fragten die Klosterfrauen den genannten Vater sorgfältig aus, ob ihm der Junge, den sie ihm beigegeben hatten, in der Nacht etwas getan habe. Verwundert, warum sie ihn so fragten, antwortete er: „Nichts.“ Nun teilten jene den Umstand des Jungen mit und erzählten, dass der böse Geist keine Nacht von ihm weiche und baten inständig, Eleutherius möge ihn mit sich in sein Kloster nehmen, weil sie bereits sein Elend nicht mehr sehen könnten. Der Greis willigte ein; er führte den Jungen in das Kloster. Als dieser nun schon lange Zeit im Kloster war und bisher der alte Feind nicht mehr sich getraute zu kommen, wurde das Herz des Greises über die Befreiung des Jungen etwas übermäßig von Fröhlichkeit erfasst; denn er sagte einst zu den Brüdern: Brüder, der Teufel trieb seinen Spaß mit jenen Schwestern; da nun aber der Junge zu den Dienern Gottes gekommen ist, wagt jener nicht mehr den Jungen anzufallen. Kaum war das Wort gesprochen, so wurde in dieser Stunde und in diesem Augenblick der Junge vor allen Brüdern von dem Teufel ergriffen und gequält. Über diesen Anblick brach der Greis in Wehklagen aus. Da ihn die Brüder zu trösten versuchten, antwortete er: Glaubt mir, es wird heute keiner einen Bissen Brot in den Mund bekommen, wenn nicht jener Junge dem Teufel entrissen wird. Hierauf begab er sich mit allen den Brüdern zum Gebet, und es ist so lange gebetet worden, bis der Junge von der Besessenheit befreit war. Und zwar ist er so vollkommen geheilt worden, dass der Teufel keinen neuen Anfall mehr wagte.“

 

Es ist eine schon tausendmal gemachte Erfahrung, dass, wenn man von Gott irgendeine Gnade empfangen hat und sich dieser Gnade rühmt oder überhaupt unnötigerweise davon spricht, man sie gewöhnlich verliert. Selbst Weltmenschen wissen dies. Sobald nämlich an einer Gnade Gottes, die wir besitzen, Selbstgefälligkeit und Eitelkeit sich einstellt, wird uns die Gnade Gift an der Seele, gleichsam Nahrung für die Sünde. Deshalb nimmt sie Gott dann hinweg. Sei deshalb besorgt und schweige über die Gnaden Gottes; wo du aber glaubst davon reden zu müssen, tue es in einer Absicht und Art, dass nicht du, sondern nur Gott Ehre davon habe. – Die kleine Eitelkeit, die den heiligen Eleutherius beschlichen hat, wurde wieder gesühnt, durch die Reue, Demütigung und das eifrige Gebet. Andere haben keinen so heiligen Wandel und das Gebet frommer Brüder in die Waagschale zu legen, dass sie gleich dem heiligen Eleutherius die verscherzte und entzogene Gnade wieder zurückrufen könnten.

 

Der heilige Gregor erzählt weiter: „Wie groß die Gewalt des Gebetes dieses Mannes war, habe ich an mir selbst erfahren. Denn als ich zu einer gewissen Zeit im Kloster an großer Entkräftung litt und durch häufige Beengungen stündlich meinem Ende mich nahte, und die Brüder nur durch öftere Darreichung von Stärkungsmitteln verhinderten, dass mir der Lebensfunke nicht ganz ausging, kam der Ostertag. Da nun am heiligen Karsamstag, wo alle, selbst kleine Kinder fasten, ich nicht fasten konnte, so fing ich an, mehr durch den Kummer darüber, als durch die Leibeskrankheit dahinzuschmachten. Aber das traurige Gemüt fand bald Rat; ich führte den Mann Gottes heimlich in den Betsaal und bat ihn, er möge beim allmächtigen Herrn durch seine Bitte die Kraft zu fasten mir erflehen. Das geschah auch. Auf sein Gebet hin bekam mein Magen eine solche Stärkung, dass mir Speise und Krankheit ganz aus dem Sinn kamen. Ich fing an, mit Verwunderung zu betrachten, wer ich jetzt sei und wer ich gewesen war, weil ich nichts mehr von dem fühlte, woran ich vorher litt. Ja, als es Abend wurde, war ich so kräftig, dass ich das Fasten, wenn ich gewollt hätte, bis an den anderen Tag hätte aushalten können. Ich machte auf diese Art an mir die Erfahrung, dass auch das von Eleutherius wahr sein werde, was ich nicht selbst mit eigenen Augen gesehen habe.“

 

Außer dem, was der heilige Gregor hier erzählt, weiß man vom heiligen Eleutherius keine genaueren Lebensumstände; dagegen findet sich in den Schriften des großen Papstes noch folgende Nachricht über den Bruder des heiligen Eleutherius: „Es pflegt meistens zu geschehen, dass die Seele beim Abscheiden diejenigen erkennt, mit welchen sie vermöge der Schuld oder der Verdienste dem nämlichen Aufenthaltsort zugewiesen wird. Denn der verehrungswürdige Greis Eleutherius hatte in seinem Kloster einen Bruder, namens Johannes, der 14 Tage vorher den Brüdern sein Ende ankündigte. Als er nun täglich die abnehmenden Tage zählte, wurde er drei Tage, bevor er starb, vom Fieber ergriffen. Beim Herannahen des Todes empfing er das Geheimnis des Leibes und Blutes unseres Herrn, ließ die Brüder herbeirufen und forderte sie auf, vor ihm Psalmen zu singen. Während des Gesanges rief er plötzlich: Ursus komm! Kaum hatte er das gesagt, da starb er. Die Brüder wunderten sich, weil sie nicht wussten, was jener Ausruf des Sterbenden zu bedeuten habe. Im Kloster war aber große Traurigkeit über sein Abscheiden. Den vierten Tag aber brauchten die Brüder etwas, wegen dessen sie zu einem anderen, weit entfernten Kloster sandten. Die abgesandten Brüder fanden dort alle Brüder des Klosters sehr traurig. Gefragt, was sie hätten, dass sie so niedergeschlagen seien, antworteten sie: Wir beklagen die Verwaisung dieses Ortes, indem ein Bruder, dessen Leben im Kloster uns erbaute, vor vier Tagen hinweggerafft worden ist. Als die Brüder, die angekommen waren, fragten, wie jener geheißen habe, antworteten sie: Ursus. Da sie nun auch genauer über die Stunde seines Todes sich erkundigten, erfuhren sie, dass er im gleichen Augenblick seinen Geist aufgegeben habe, da er durch Johannes, der bei ihnen gestorben ist, gerufen worden war. Hieraus schließt man, dass das Verdienst beider gleich war und ihnen gegeben wurde, dass sie in einer und derselben Wohnung gemeinsam leben, denen es zusammentraf, gemeinsam den Leib zu verlassen.

 

Der selige Thomas Tzugi und der selige Michael Nakaxima,

Jesuitenpriester, Märtyrer von Japan,

+ 1627 – Gedenktag: 6. September

 

Zwei weitere Martyrerbilder aus Japans christlicher Heldenzeit!

 

Thomas Tzugi stammte aus einer angesehenen Familie von Omura (Nagasaki). Seine Erziehung erhielt er im Seminar von Arima. Im Jahr 1589 widmete er sich dem Dienst Gottes in der Gesellschaft Jesu, wurde Priester und Missionar. Mit hervorragendem Rednertalent begabt, erreichte er viele Bekehrungen unter seinen heidnischen Landsleuten. Beim Ausbruch der Verfolgung musste auch Tzugi sein Vaterland verlassen und sich nach Macau zurückziehen. Nach vierjähriger Verbannung kehrte er als Kaufmann verkleidet wieder zurück und begann seine früheren Arbeiten mit neuem Eifer. Während er im Haus des seligen Aloysius Maqui die heiligen Geheimnisse feierte, wurde er dort verhaftet und mit diesem nebst dessen Sohn in den Kerker geworfen. Dreizehn Monate musste der selige Thomas alle Leiden der Gefangenschaft ertragen. In dieser Zeit wurde er wiederholt gequält durch den Jammer seiner Verwandten, die ihn beschworen, Mitleid mit ihnen zu haben und durch Abfall vom Glauben ihr Vermögen und ihre Ehre zu retten. Aber beharrlich wies der treue Priester ihr Ansinnen zurück. Mit Aloysius Maqui und dessen Sohn Johann wurde er zum Feuertod verurteilt. Auf dem Scheiterhaufen sangen die standhaften Martyrer voll seliger Hoffnung den 116. Psalm: „Lobet den Herrn, ihr Heidenstämme alle, lobet ihn, all ihr Völker! Denn sein Erbarmen waltet machtvoll über uns und des Herrn Treue währt ewig!“ Die Christen wollen gesehen haben, wie eine hellleuchtende Flamme aus der geöffneten Brust des seligen Thomas Tzugi hervorbrach. Sie betrachteten es als ein Zeichen, dass seine Seele in den Himmel geeilt sei.

 

Im folgenden Jahr erlitt den Martertod der selige Michael Nakaxima. Gebürtig aus der Provinz Fingo, war er von Pater Beaza, dem Apostel dieser Gegend Japans, getauft worden. Von dieser Zeit an widmete er sich ganz dem Dienst der Kirche und wurde in die Gesellschaft Jesu aufgenommen. Er wurde verhaftet und nach Ximabara ins Gefängnis geschleppt. Dort musste er die schrecklichsten Folterqualen erdulden. Mehrmals nacheinander wurde die grausame Wassertortur bei ihm angewandt. Als alle Peinen den seligen Martyrer nicht zur Verleugnung brachten, schleppte man ihn zu den heißen Quellen von Ungen. Man ließ ihn mit bloßen Füßen in das siedende Schwefelwasser treten, bis das Fleisch sich stückweise ablöste. Dann goss man ihm dieses Wasser über den ganzen Leib, nur den Kopf verschonte man vorläufig, um die Qual zu verlängern. So ließen die Henker den todwunden Dulder nackt, mit offenen Brandwunden bedeckt, eine ganze Nacht liegen, um am folgenden Morgen die Marter von neuem zu beginnen. Mit unerschütterlicher Geduld, ja mit heiliger Freude ertrug Nakaxima sie zum zweiten Mal. Als man nun das siedende Wasser auch über seinen Kopf goss, erlag er endlich der schrecklichen Pein. Kein anderes Wort war während dieser ganzen Zeit über seine Lippen gekommen als die süßen Namen Jesus und Maria. Das war sein Lobgesang, unter dem er zu Jesus, der Wonne aller Heiligen, hinüberging.

 

Von Thomas Tzugi wird berichtet, er hätte einmal, gegenüber dem innigen Flehen seiner Verwandten, wie es schien, doch etwas geschwankt. Gewiss! Nicht die kleinste Versuchung für die Martyrer ist die, die von der Liebe und Anhänglichkeit an ihr eigen Fleisch und Blut sich erhebt. Gerade bei en hochstehenden Japanern ist die Verwandten- und Freundesliebe ein mächtiger Beweggrund ihres Handelns. „Die falschen Propheten,“ die von dieser Seite „sich erheben und rufen: Ich bin Christus,“ ich dein Heiland und Beglücker, sie vermögen viele zu verführen“ (Matthäus 24,5 und 11). Aber da ist es wieder die Kraft des Heiligen Geistes, die in der ärgsten Gefahr den Christen erschüttert durch die Mahnung: „Wer Eltern und Geschwister mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert“, die ihn noch mehr stärkt durch Aufrichtung und Mehrung der christlichen Hoffnung, dieser mächtigen Triebfeder unseres Handelns: „Verliert nicht eure vertrauensvolle Hoffnung, der eine große Belohnung zuteilwird“ (Hebräer 10,35). Eben diese Zuversicht auf einen herrlichen ewigen Lohn bei Gott bewirkt bei den Martyrern, inmitten der Todesqualen, jene vielbewunderte Freude und glückselige Frohmuts-Stimmung, die sich in lauten Lobgesängen kundgibt. „Ihr Gerechten, jubelt vor dem Herrn; für die Frommen ziemt es sich, Gott zu loben.“ (Psalm 33,1)

 

Pater Thomas

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 6. September 1794 starb der gottselige Pater Thomas, mit dem weltlichen Namen Peter Grandcollas. Er war Subprior seines Klosters Saint-Mihiel in der Diözese Verdun, als die Unterdrückung der Orden ihn zwang, dasselbe zu verlassen. Sein vorgeschrittenes Alter - er zählte fast sechzig Jahre - schien ihn vor dem am 26. August 1792 erlassenen Gesetz der Vertreibung zu sichern. Doch nein! In der Angst, sonst ganz hilflos in der Welt zu stehen, ließ er sich herbei, den Eid auf die Freiheit und Gleichheit zu leisten. Als man aber auch den Eid auf die Zivilkonstitution von ihm forderte, verweigerte er ihn, weil er gegen sein Gewissen war. Dies galt in den Augen der Revolutionäre als ein unverzeihliches Verbrechen. Man setzte ihn deshalb 1793 gefangen und verurteilte ihn zur Deportation auf das Meer. Er wurde nach Rochefort geliefert, wo die Einschiffung stattfinden sollte. An Bord der "Deux Associés" gebracht, war er ganz zufrieden, für den Herrn Schmach und Schande leiden zu dürfen, bedauerte tief, auch nur in etwas nachgegeben zu haben, und nahm nun seinen Eid auf die Freiheit und Gleichheit wieder zurück. Am 6. September 1794 erlag er seinem Leiden. Seine Gebeine ruhen auf der Insel "Madame". 

 

Gebet am 6. September

 

Heiligste und glorreichste Jungfrau Maria, durch das wunderbare Herz deines und meines Jesus grüße und verehre ich dich aus dem Innersten meiner Seele, und bitte durch den reinsten Leib deines Jesus, der aus deinem Leib gestaltet wurde, erbitte mir ein reines Herz und die Gabe der vollkommenen Enthaltsamkeit. Mutter des guten Rates, sei du die Leiterin und Königin des Herzens. Bitte für mich, dass alle meine Gedanken, Worte und Werke nach dem Willen deines göttlichen Sohnes geleitet werden. Vor allem erbitte mir die Gnade, dass ich in meiner letzten Krankheit des würdigen Empfangs des Leibes und Blutes deines göttlichen Sohnes, und mit dir und mit ihm der ewigen Freuden mit allen Auserwählten teilhaftig werde, und dereinst nicht ohne diese heilige Wegzehrung in die Wohnungen der Ewigkeit abreisen muss. Amen. 

 

Zu Gott

 

Du hast uns, o Herr, so deutlich gewarnt, als Du sprachst: Wehe dem Menschen, durch den ein Ärgernis kommt. Gib, dass die Furcht vor Deiner Strafe uns zu einem erbaulichen Lebenswandel antreibe, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andacht am 6. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Bevor du mit den Menschen über geistliche Dinge dich besprichst, besprich dich darüber mit Gott im Gebet, und lege deinen eigenen Geist ab, auf dass du mit dem Heiligen Geist dich bekleidest, der allein die Erkenntniskraft erleuchtet und den Willen entflammt. Zumal müssen Vorgesetzte große Gemeinschaft mit Gott haben und bei allen Vorfällen ihre Zuflucht zu Ihm nehmen, auf dass sie wissen was sie die übrigen lehren und wie sie es lehren sollen. Also tat Mose, der das Volk Israel nur lehrte was er selbst vom Herrn gelernt hatte, und Sprach: Dies spricht der Herr!" (Der heilige Vinzenz von Paul)

Der Abt Pambo antwortete denjenigen, die zu ihm kamen, ihn um Rat zu fragen: "Lasst mir Zeit nachzudenken!" Dann begab er sich schnell zum Gebet, und wenn der Herr ihn erleuchtete, so teilte er die Einsicht mit, die er von oben empfangen hatte; erleuchtete Er ihn nicht, so weigerte er sich, seine Meinung zu sagen.

Der heilige Ignatius, der sich nur auf die göttliche Weisheit stützte, entschied niemals in Angelegenheiten, ohne sie vorher Gott im Gebet zu empfehlen.

Als einst P. Johannes Alarius, Priester aus dem Predigerorden, gegen seinen Gefährten, den P. Ludwig Bertrand, über die strenge Winterkälte in der Gegend von Alba sich beklagte, und sich äußerte, es sei ihm nicht möglich, sie länger zu ertragen, sprach der zu ihm: "Mein Vater, warum begebt ihr euch nicht ins Gebet? Ist es ja doch nicht möglich, dass, wer gehörig betet, nicht erwärmt wird!"

 

Nie, Herr, will auch ich etwas beginnen, noch irgend etwas wichtiges beschließen, ohne mich vorher Dir zu empfehlen. Verleihe mir die Gabe der Weisheit und lass sie meine beständige Begleiterin sein! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 6. September

 

"Die Trübsale der Welt berühren die Diener Gottes nur äußerlich.

Sie werden verfolgt, aber ihre Seele ist ruhig."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 6. September - Von der Glückseligkeit des Christen

 

Wie selig, Jesus, ist, wer dich erkennt.

Wer dich von Herzen seinen König nennt,

Und als ein Bürger lebt in deinem Reiche,

Nichts ist, das seiner Seelenfreude gleiche. 

 

1. Lukas 10,23+24: "Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört." Alle Gerechten, alle Propheten und heiligen Könige Israels hatten nach der Ankunft des verheißenen Messias sich gesehnt, durch den die Welt gesühnt und geheiligt werden sollte. Sie alle aber begrüßten, wie der Apostel spricht, die Verheißung von ferne, und gingen vorüber. Selig wir, denen verliehen wurde zu sehen, was sie nicht sahen: das Reich Jesu Christi, das auf dem ganzen Erdkreis verbreitet ist, und fortwährend sich verbreitet, wo die Quellen der Erlösung fließen, und unter allen Nationen Bürger des Himmels erzogen werden.

 

2. Selig wir, die wir, mitten in diesem göttlichen Reich geboren, seine Grundsätze mit der Muttermilch eingesogen haben, indes so viele Völker und Nationen in den Finsternissen und Schatten des Todes sitzen. Danken wir unserem Gott täglich für diese große, unverdiente Gnade, und seien wir nicht gleich jenen Gottlosen und Ungläubigen, die, statt für diesen himmlischen Beruf zu danken, den Glauben verwerfen und Gottes Weisheit anklagen, weil dies göttliche Licht nicht allen Völkern leuchtet. Steht es etwa diesen vermessenen Toren zu, in die verborgenen Gerichte der göttlichen Vorsehung einzudringen? Oder verwerfen sie etwa auch zeitlichen Überfluss, weil er anderen nicht auch zuteil wurde? Wie streng wird einst das Gericht dieser Frevler sein.

 

3. Selig wir, die wir sehen, wie die von den Aposteln gegründete Kirche bereits zwei Jahrtausende unter einem Oberhaupt fortbesteht, und immer siegreich aus allen Kämpfen mit ihren Widersachern hervorgeht. Selig wir, die wir den Sieg des Kreuzes Jesu Christi sehen, das täglich erneuerte Opfer seiner Erlösung sehen, ja ihn selbst unter den heiligen Gestalten sehen, anbeten und empfangen. Selig wir, die wir von seinen göttlichen Wahrheiten uns nähren, und aus den Quellen seiner Erlösung schöpfen. O wie unendlich vieles verdanken wir seiner göttlichen Güte, aber wie streng wird auch einst unser Gericht sein, wenn wir unser Heil vernachlässigen. Johannes 3,18: "Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat."

 

7. September

 

Die heilige Regina, Jungfrau und Martyrin bei Autun, Frankreich,

+ 7.9.251 – Fest: 7. September

 

Die heilige Regina, Jungfrau und Martyrin, war die Tochter eines vornehmen Heiden zu Alize, jetzt ein kleines Dorf in Burgund, damals aber eine ansehnliche Stadt, deren Name in der Geschichte durch die von Cäsar unternommene Belagerung bekannt ist. Da die Mutter nach der Entbindung starb, wurde das Kind einer Amme auf dem Land übergeben, die insgeheim Christin war und auch ihren Pflegling in den Lehren des Evangeliums unterrichtete. Als aufblühendes Mädchen kehrte Regina zu ihrem Vater zurück, der an ihrer Eingezogenheit und ihrem Abscheu vor den Freuden der Welt bald erkannte, dass sie dem ihm verhassten neuen Glauben huldige und außer sich vor Zorn ihr die Wahl stellte, entweder dem Christentum zu entsagen oder das Haus zu verlassen. Die Jungfrau, die das Himmlische mehr liebte als das Irdische, entschied sich ungesäumt für das Letztere und ging zu ihrer Pflegemutter, wo sie die Lämmer hütete und dabei des guten Hirten der Seelen gedachte. Zugleich mit ihrer Frömmigkeit entwickelte sich ihre körperliche Schönheit von Tag zu Tag immer mehr, und jedermann bewunderte die holdselige Schäferin. Als sie fünfzehn Jahre alt war, begab es sich, dass Olybrius, der für Frankreich vom Kaiser Decius bestellte Statthalter, in die Gegend kam, Regina erblickte, in leidenschaftlicher Liebe zu ihr erglühte und, nachdem er den Stand ihrer Eltern erfahren hatte, den Entschluss fasste, um ihre Hand zu werben. Demnach ließ er sie nach Alize führen und machte ihr die geeigneten Anträge, die aber von der dem himmlischen Bräutigam verlobten Jungfrau entschieden abgewiesen wurden. Nun forderte er den Vater auf, dass er mit seinem Ansehen für ihn einschreite. Aber auch das war vergeblich, und so wurde Regina schließlich in den Kerker geworfen und dort so hart gefesselt, dass sie weder liegen noch sich bewegen konnte. In dieser peinlichen Lage schmachtete die Dulderin einen ganzen Monat lang. Nach Verlauf dieser Zeit brachte man sie wieder vor Olybrius, der sich schmeichelte, sie nun gefügiger zu sehen. Allein er täuschte sich und geriet darüber so in Wut, dass er die zarte Jungfrau grausam geißeln und dann neuerdings einkerkern ließ. Im Gefängnis heilten über Nacht wunderbar ihre zerfleischten Glieder, und sie erschien folgenden Tages mit erhöhter Schönheit vor dem Statthalter, der wiederholt mit Schmeichelworten in sie drang, sie aber nur umso standhafter im Glauben fand. Jetzt ließ er die treue Dienerin Jesu mit eisernen Krallen und brennenden Fackeln martern und zuletzt enthaupten. Solches geschah im Jahr 251. Die Reliquien wurden 864 in die Abtei Flavigny bei Alize gebracht, wo man sie ehrfurchtsvoll aufbewahrte. Unfern davon hat sich ein Städtchen gebildet, das den Namen der Heiligen trägt.

 

Der heilige Stephan von Die,

Kartäuser, Bischof und Bekenner in Frankreich,

+ 7.9.1208 – Fest: 7. September

 

Stephan, aus dem Geschlecht der Edlen von Châtillon, wurde geboren zu Lyon in Frankreich im Jahr 1155. Frühzeitig – man kann sagen, schon in der Wiege – gab er Zeichen seiner künftigen Heiligkeit. Da der Apfel nicht weit vom Stamm zu fallen pflegt, ist das hinwiederum ein Lichtstrahl, der auf seine Eltern zurückfällt. Mit der Liebe zu Vater und Mutter entwickelte sich in ihm die Liebe zum Gekreuzigten. Und mit dem mütterlichen Kuss lernte er zugleich das Bild des Gekreuzigten küssen. Was aber noch wunderbarer ist: auf den Armen der Amme übte er schon – wenn auch unbewusst – heldenmütige Abtötung, indem er sich beharrlich weigerte an Freitagen die Milch zu nehmen. Dass bei solchen Anlagen die frommen Eltern mit besonderer Sorgfalt seine Erziehung leiteten, ist selbstverständlich. Wie oft mögen sie, gleich den Verwandten Johannes des Täufers, sich gefragt haben: Was wird wohl aus diesem Kind werden?

 

Stephan war bereits 26 Jahre alt, als er selbst die Antwort auf diese Frage gab. Er folgte dem heiligen Johannes und ging, wenn auch nicht in die Wüste, so doch in die Einsamkeit, in das Kartäuserkloster Portes. Dieses Kloster, das dem Orden so viele heiligmäßige Oberen, der Kirche so manche heilige Bischöfe geschenkt hat, sollte auch für ihn die Schule sein, in der er sich vorbereiten konnte, um sich tüchtig zu machen zu dem Amt, das Gott ihm auferlegen wollte. Was er in der Wiege begonnen hatte, setzte er hier fort. Von seinen Bußwerken wissen seine Lebensbeschreiber nicht genug zu erzählen. Er ging darin so weit, als die Ordensregel und die Oberen es nur gestatteten. Seine Liebe zum Gekreuzigten, die er sozusagen mit der Muttermilch eingesogen hatte, konnte er in der Einsamkeit bei beharrlichem Gebet nur mit jedem Tag zunehmen und zugleich mit dieser wuchs seine Liebe zum allerheiligsten Altarsakrament. Das heilige Messopfer konnte er nicht darbringen ohne reichliche Tränen zu vergießen. Seine Dankbarkeit für das Glück der Vereinigung mit Jesus im heiligsten Sakrament war so groß, dass er die eine Hälfte des Tages auf die Vorbereitung, die andere Hälfte auf die Danksagung für die heilige Kommunion verwandte. Nicht selten geschah es, dass ihm bei seinen Betrachtungen ein Engel – wohl sein Schutzengel – in sichtbarer Gestalt zur Seite stand.

 

Nachdem so der Heilige viele Jahre im Kloster verbracht hatte, von Tugend zu Tugend schreitend, wurde er nach dem Tod seines Priors von der ganzen Gemeinde einstimmig zum Nachfolger erwählt. Das sollte aber nur die Vorstufe sein zu einer noch höheren Würde. Die Weisheit und der Eifer, mit denen er seines Amtes waltete, wurden weithin bekannt und drangen selbst bis zu den Ohren des Papstes. Als daher im Jahr 1202 der Bischofssitz von Die frei geworden war und die vereinigten Kanoniker einstimmig den Prior von Portes zum Bischof wählten, äußerte der Papst seine lebhafte Freude über die glückliche Wahl.

 

Wie so manche seiner Ordensgenossen musste nun Stephan seine liebgewonnene Zelle verlassen, denn auch sein Ordensgeneral ließ sich durch seine Bitten nicht erweichen, sondern befahl ihm im Gehorsam dem Ruf zu folgen. So wurde er denn 1202 zu Vienne unter Mitwirkung von drei Erzbischöfen zum Bischof von Die konsekriert. Das ihm anvertraute Bistum war nun keineswegs eine Musterdiözese zu nennen. Sonntagsheiligung kannte man nicht mehr. Tanz, Spiel, Wirtshausbesuch, Ausschweifung aller Art waren an deren Stelle getreten. Mit Liebe und Milde suchte der gute Hirte von der Kanzel herab seine Herde auf bessere Wege zu bringen, aber vergeblich. Ja, man verhöhnte ihn obendrein. Da verfiel der seeleneifrige Hirte auf ein anderes Mittel. Unter Tränen bat er Gott, er möge doch den armen Menschen in sichtbarer Gestalt zeigen, wem sie so eifrig an Stelle Gottes dienten. Und siehe! Bei der nächsten Predigt erschienen dem versammelten Volk die bösen Geister in sichtbarer Gestalt. Von Schrecken ergriffen, war es bald wie umgewandelt und lebte fortan musterhaft.

 

So groß wie Stephans Seeleneifer war aber auch seine Liebestätigkeit. Seine Mildtätigkeit kannte keine Grenzen und wo seine Mittel und seine eigene Kraft nicht ausreichten um zu helfen – wie bei Krankheiten und Gebrechen aller Art -, da wusste er durch Gebet und Tränen den lieben Gott so zu bestürmen, dass dieser ihm gleichsam seine Allmacht zur Verfügung stellte. So zahlreich sind die Wunder, die er gewirkt hat, dass man ihn – gleich seinem Zeitgenossen, dem heiligen Antonius von Padua – schlechthin den Wundertäter nennen könnte. Leider waren der Jahre seiner Amtsführung nur wenige. Er starb am 7. September 1208 im Alter von 53 Jahren, nachdem er sechs Jahre den Hirtenstab geführt hatte. Sein Leichnam wurde in der Domkirche beigesetzt.

 

Wenn Bischof Stephan nun auch nicht mehr sichtbar unter den Seinigen weilte, seine Liebe hatte sie nicht verlassen. Mehr noch als bei Lebzeiten verherrlichte Gott seinen Diener nach dessen Tod. Im Heiligsprechungsgesuch. Das der Erzbischof von Vienne mit noch sieben anderen Bischöfen im Jahr 1261 an den Papst richtete, werden nicht weniger als 64 Wunder ausführlich berichtet und für ihre Echtheit eingestanden. Man weiß nicht, was Papst Gregor IX. antwortete. Sicher ist, dass Stephans Fest seit unvordenklichen Zeiten in der Diözese Die gefeiert wurde. Sein Kult wurde 1904 neuerdings approbiert. 1561 wurde sein Grab schändlicher Weise von den ketzerischen Hugenotten aufgebrochen. Der noch unversehrte Leib des Heiligen war nicht imstande ihnen Ehrfurcht einzuflößen. Er wurde verbrannt. Sein Andenken aber konnten sie nicht vernichten, das war zu tief in die Herzen der Gläubigen eingegraben.

 

Vergiss nicht, was Gott für dich getan hat! Durch Eifer und Liebe für die Seelen kannst du seine Liebe erwidern. Seeleneifer aber versucht, wo er nur kann, die Beleidigungen Gottes zu Verhindern und durch Wort und Beispiel andere zur Erkenntnis und Liebe Gottes anzuregen.

 

Der heilige Markus Crisinius, heiliger Stephan Pongracz und heiliger Melchior Grodecz, Märtyrer aus der Gesellschaft Jesu,

+ 7.9.1619 – Fest: 7. September

 

Von Deutschland aus wurde schon von den Führern des kirchlichen Umsturzes versucht den Protestantismus in Ungarn zu verbreiten. Besonders gewann der Calvinismus, der im Gegensatz zur lutherischen Lehre, der „deutschen Religion“, als die eigentliche „ungarische Religion“ gepriesen wurde, sehr stark an Boden. Einen Umschwung zugunsten der katholischen Kirche bahnte aber wieder der vortreffliche Primas von Ungarn, Nikolaus Oláhus (+ 1568), an, der die Reinheit des katholischen Glaubens besonders durch Heranbildung eines guten Klerus und Errichtung katholischer Schulen erstrebte. Erzbischof Olah führte auch die Gesellschaft Jesu in Ungarn ein, wobei er von unserem heiligen Petrus Canisius lebhaft unterstützt wurde. Die Vollendung des großen Werkes gelang schließlich der umsichtigen, gottgesegneten Tätigkeit des späteren Primas von Ungarn Peter Pázmány (1616-1637). Als Sohn einer alten Adelsfamilie in Großwardein war Peter Pázmány ursprünglich selbst calvinisch, wurde aber bei seiner hohen Begabung und Liebe zur Wahrheit schon als Knabe für die katholische Kirche gewonnen, trat mit siebzehn Jahren in den Jesuitenorden, studierte in Wien und Rom, wo die berühmten Theologen Bellarmin und Vasquez seine Lehrer waren. Erst Professor der Philosophie in Graz in Steiermark, wurde Pater Pázmány 1601 als Missionar nach Ungarn geschickt. Als Helfer und Ratgeber des seeleneifrigen Bischofs und späteren Fürstprimas Forgacs von Gran, seit 28. September 1616 selbst Erzbischof, widmete sich Pázmány mit ganzer Kraft dem Werk, das die Hauptaufgabe seines Lebens wurde, der Wiederherstellung und Festigung der katholischen Religion in Ungarn. Den vielen Anfeindungen der grimmigen Gegner gegenüber kam er den Katholiken gleich anfangs mit gediegenen Verteidigungsschriften zu Hilfe, die um so wirksamer waren, als er seine Muttersprache mit wahrer Meisterschaft handhabte. Noch größeren Nutzen stiftete Pater Pázmány durch seine ungarische Übersetzung des Thomas von Kempen und durch ein von ihm verfasstes ungarisches Gebetbuch. Beide Schriften sind noch heutzutage beliebt. Sein Hauptwerk wurde aber der „Wegweiser zur göttlichen Wahrheit“, eine glänzend geschriebene Verteidigung des katholischen Glaubens, der man im protestantischen Lager keine ähnliche, überzeugungsvolle Gegenschrift an die Seite zu stellen vermochte, die darum auch einen gewaltigen Eindruck und die Rückkehr vieler zur katholischen Wahrheit bewirkte. Als Erzbischof förderte Pázmány – seit 1629 auch Kardinal – vor allem die Schulen, die Erziehung eines tüchtigen Klerus, wofür er in Wien ein ungarisches Priesterseminar gründete, das deutsch-ungarische Kolleg in Rom mit einer großen Stiftung ausstattete und zuletzt, 1635, die Universität in Tyrnau gründete, deren Leitung er den Jesuiten anvertraute. Seinem persönlichen Seeleneifer verdanken mehr als fünfzig Magnatenfamilien die Rückkehr zum katholischen Glauben. Diesem besitzendem Großadel folgten dann wieder die Untertanen. So wurde die katholische Partei auch im öffentlichen Leben wieder ermutigt und gefestigt. Beim Antritt des bischöflichen Amtes Pázmánys war die katholische Kirche Ungarns noch in sehr bedrängter Lage. Fast ein Drittel des Landes befand sich in den Händen der Türken. Auch die Stadt Gran, so dass der Primas in Tyrnau residierte. Im übrigen Ungarn hing die Mehrzahl der Einwohner der Irrlehre an. Bei seinem Hinscheiden, am 19. März 1637, folgte dem außerordentlichen Mann das unvergängliche Verdienst nach, durch seine geistige Überlegenheit und seine Tatkraft die katholische Kirche in Ungarn wieder aufgerichtet zu haben.

 

Während so katholischerseits mit den Waffen des Geistes an der friedlichen Durchdringung des Landes mit dem Geist und den Gütern Christi gearbeitet wurde, nahm man auf kalvinischer Seite zu Gewalt und blutigem Handwerk seine Zuflucht. So kam es, dass auch Ungarn wie andere Länder Märtyrer aus der Zeit der Kirchenspaltung zu verehren hat. Es sind die Heiligen Markus Crisinius, Stephan Pongrácz und Melchior Grodecz. Durch die am 1. Januar 1905 unter Pius X. erfolgte Seligsprechung sind diese mit der Martyrerpalme geschmückten Glaubenshalden wieder sichtbarer ins Blickfeld der Gegenwart gerückt worden.

 

Der heilige Markus Istvan Crisinius stammt aus Körös (Kreutz) in Kroatien, der Diözese Agram, die damals noch über einen Teil Ungarns sich erstreckte. Zuerst im Ferdinandeum in Graz erzogen, erhielt er auf Empfehlung seiner Vorgesetzten als Priesterkandidat Aufnahme in das Deutsch-Ungarische Kolleg in Rom. In dieser Schule der Tugend und Wissenschaft, wie das römische Brevier sich ausdrückt, war sein Wandel ein Muster für alle. Nach Vollendung seiner Ausbildung und Erringung des Doktorgrades in Graz kehrte er nach Ungarn zurück und wirkte mit großem Eifer in der Seelsorge. Erzbischof Peter Pázmány, der sich von dem Eifer und den Talenten des jungen Markus Körösy wirksame Hilfe in der Bekämpfung der Irrlehre versprach, zog ihn gleich im ersten Jahr, 1616, in seinen Sprengel und übertrug ihm das Amt eines Professors und Rektors des Seminars in Tyrnau. Im Jahr 1618 wurde Crisinius als Kanonikus ins Metropolitankapitel Gran aufgenommen und zugleich als Archidiakon und Administrator der Benediktinerabtei Szeplak bestellt. Als solcher wurde er in Verwaltungsangelegenheiten in die Nähe der Stadt Kaschau geschickt, die, damals kalvisch-reformiert, auf Seite des Fürsten von Siebenbürgen Bethlen Gabor war. Dieser ehrgeizige Mann hatte sich mit den aufständischen Böhmen gegen den Kaiser Ferdinand II. verbunden und war 1619 in Ungarn eingerückt. Er erreichte es sogar, dass er hernach, im Januar 1620, von der ungarischen Reichsversammlung gegen Ferdinand zum König gewählt wurde. Die Katholiken waren unter den zahlreichen Rebellen einer schweren Bedrückung ausgesetzt. Der Primas Pázmány hatte Tyrnau verlassen müssen und sich nach Rom begeben. In Kaschau war der General Betlens, Georg Rákózi, 1619 eingerückt und führte ein Schreckensregiment gegen die Katholiken, dem der selige Markus Körösy und die zwei Priester aus der Gesellschaft Jesu, Ponkrácz und Grodecz, zum Opfer fielen.

 

Stephan Pongrácz war geboren 1582 und stammte aus einer frommen, vornehmen Familie Ungarns. Er trat in die Gesellschaft Jesu, um seinem Vaterland, in dem die neuen Lehren so große Verheerungen anrichteten, alle seine Kräfte zu weihen. Nachdem er das Studium der Philosophie und Theologie mit Auszeichnung vollendet hatte, wurde er 1615 nach Oberungarn geschickt, um als Missionar die Katholiken im Glauben zu stärken und die von der Irrlehre Angesteckten wieder in den Schoß der Kirche zurückzuführen. Mit unermüdlichem Eifer verband er eine große Klugheit und entwickelte dort vier Jahre lang bis zu seinem Martyrium eine sehr erfolgreiche Tätigkeit. Der Segen, der von der Wirksamkeit des Heiligen ausging, hatte auch den königlichen Statthalter bewogen ihn nach Kaschau zu berufen, damit er dort gegen die Häretiker die katholische Sache verfechte.

 

Der andere Jesuit, Melchior Grodecz, war gebürtig aus Schlesien. Er hatte bereits verschiedene Ämter in der Gesellschaft Jesu bekleidet, als ihn der Statthalter nach Kaschau kommen ließ, damit er die Seelsorge für die Soldaten übernehme.

 

Während nun diese drei mutigen Streiter Christi in Kaschau ihrer dornenvollen, apostolischen Aufgabe oblagen, war Rákóczy, von den Häretikern herbeigerufen, Herr der Stadt geworden. Dieser gab sofort den Befehl, die drei katholischen Priester in ihrer Wohnung durch Soldaten zu bewachen. Im kalvinischen Stadtrat wurde beschlossen, alle drei sollten dem Tod überliefert werden. In der Nacht vom 6. auf den 7. September drangen die Mörder in die Wohnung ein. Zuerst begegnete ihnen Pater Pongrácz. Ihn schlugen sie mit einer eisernen Keule zu Boden. Die anderen, die laut die Namen Jesus und Maria riefen, überhäuften sie mit Schmähungen und brachten ihnen mit ihren Dolchen Wunden auf Wunden bei. Dem Kanonikus Crisinius bot Rákóczy die Erhaltung des Lebens an, wenn er vom katholischen Glauben ablassen wolle. Aber mit fester Entschiedenheit verweigerte der Bekenner diese Zumutung. Nun entblößte man sie aller Kleider, band sie an den Querbalken eines Galgens und hielt brennende Fackeln an die Seiten, bis die Rippen bloß gelegt wurden und die Eingeweide hervortraten. Bei Tagesanbruch nahm man die Halbtoten vom Galgen. Dem heiligen Crisinius und Grodecz schlugen die Soldaten das Haupt ab, dem heiligen Pongracz gaben sie mit dem Säbel zwei Hiebe auf den Kopf und warfen ihn, da sie ihn für tot hielten, mit den zwei Leichen in eine schmutzige Grube. Aber es war noch Leben in ihm. Erst nach zwanzig Stunden erlag er seinen Wunden. Die heiligen Gebeine wurden in Tyrnau neben der Kirche der Ursulinenschwestern begraben. Gott verherrlichte sie durch viele Wunder.

 

Was muss es für ein Schmerz für Erzbischof Pázmány gewesen sein, als er von der grausamen Hinmordung seiner geliebten geistlichen Söhne und treuen Mitarbeiter am Heil der Seelen erfuhr!

 

Der heilige Apostel Paulus, der um Christi willen Mühseligkeiten, Kerkerstrafen, Misshandlungen, Todesgefahren, Hunger, Durst und Leiden aller Art „in reichlichem Maß, ja über die Maßen“ erduldet hat, wie er selbst gesteht (2. Korinther 11,23-33), der überdies eine so väterliche Liebe zu seinen Mitarbeitern im Herzen trug, zeigt auch ein feines Empfinden für die nicht nach außen in Erscheinung tretenden Seelenleiden, die Vorgesetzte, Seelenhirten und Seelenführer mit ihren Mitarbeitern und anvertrauten Untergebenen erdulden und wie eigene Leiden tragen. Wenn treue, opferbereite Mitarbeiter im heiligen Dienst Verfolgung und Marter erleiden, oder wenn willige, ihrer Führung und Tugend ergebene Seelen schwere Kämpfe, Versuchungen, Gefahren und traurige Fälle erfahren, so wird die teilnehmende Liebe und Sorge der Oberen und Seelenführer zu einem um so bitteren und schmerzlicheren Martyrium, als sie dies meist für sich allein im Herzen verschlossen tragen, oft lange Jahre hindurch tragen müssen. Bei solch schweren äußeren und inneren Bedrängnissen mahnt der heilige Paulus zur Standhaftigkeit und gläubiger, mutiger Zuversicht: „Versetzt euch wieder in die früheren Tage, da ihr nach eurer Erleuchtung einen schweren Leidenskampf bestanden habt. Bald wurdet ihr durch Schmähungen und Drangsale öffentlich entehrt, bald nahmt ihr am Geschick derer teil, denen es ebenso erging. Ihr habt ja mit den Gefangenen gelitten . . . So verliert nicht eure Zuversicht! Was euch nottut ist Standhaftigkeit, um den Willen Gottes zu erfüllen. Nur noch eine ganz kleine Weile und es kommt der verheißene Retter, und er säumt nicht!“ (Hebräer 11,32-37)

 

Die Märtyrer wurden am 18.12.1904 durch Papst Pius X. selig- und am 2.7.1995 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

 

Pater Klemens vom heiligen Dominikus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 7. September 1794 erlag der gottselige Pater Klemens vom heiligen Dominikus den Leiden seines Martyriums. Pater Klemens wurde am 22. September 1743 zu Luneville geboren und hieß vor seinem Eintritt in den Orden Klaudius Joseph Lallemand. Am 14. Mai 1761 hatte er zu St. Mihiel die heilige Profess abgelegt. Pater Klemens war ein glänzender Prediger, wiederholt wurde er für die Kanzel in Toul, in Luneville, in Verdun, in Nancy, in Langre und Saint-Dié erbeten. Vom Jahr 1790 an wurde seine Wirksamkeit durch die Nachstellungen der Revolutionäre sehr beeinträchtigt. So war das Gerede einer Frau, die gar nicht französisch verstand, die Ursache, weswegen er sich vor dem Magistrat rechtfertigen Musste. Als er die Predigt vorlegte und sich nichts Unrichtiges darin befand, sah man sich allerdings genötigt, ihn mit einer Verwarnung freizugeben. Gezwungen, das Kloster zu verlassen, wohnte und wirkte er längere Zeit mit einem Benediktiner Dom Peter de Beau zusammen. Auch das sollte bald ein Ende haben. Man nahm Anstoß daran, dass sich Pater Klemens am Fest Mariä Himmelfahrt nicht an einem Umzug beteiligte und noch dazu während desselben die Fensterläden geschlossen ließ. In Abwesenheit des Bürgermeisters suchten sich vier junge Leute des Pater Klemens und derer, die eben seiner Heiligen Messe beiwohnten, zu mächtigen, was er jedoch zu vereiteln wusste. Am Abend desselben Tages beschimpften und schlugen ihn vier Nichtsnutze und drohten ihn und einen Priester, der ihn begleitete, über die Brücke zu werfen, über die sie eben gingen. Eine Beschwerde des Pater Klemens hatte nur den Erfolg, dass er selbst die Stadt verlassen musste und der Bürgermeister, der sich seiner annahm, seines Postens enthoben wurde. Beim Beginn der Schreckenszeit befand sich Pater Klemens zu Nancy, wo er gefangengesetzt wurde. Bei der Untersuchung am 3. März 1794 bezeichneten ihn die Kommissare als wütenden Aristokraten und verurteilten ihn zur Deportation nach Rochefort. Zuvor nahmen sie ihm das wenige Geld ab, das er besaß. In Rochefort wurde Pater Klemens auf der "Deux Associés" eingeschifft. Da er jedoch bald von der Pest ergriffen wurde, verbrachte man ihn auf die "Washington". Hier starb er, nachdem er Unsägliches erduldet hatte, am 7. September 1794. Sein Leib wurde auf der Insel "Madame" beigesetzt.

 

Gebet am 7. September

 

Ich weiß, meine Mutter und Beschützerin Maria, dass meine Feinde die Hoffnung nicht aufgegeben haben, über mich zu siegen. Ich weiß, dass sie neue Angriffe gegen mich machen werden. Darum fliehe ich unter deinen Schutzmantel. Gestatte nicht, dass ich abermals ein Sklave des Teufels werde. Nur fürchte ich stets, dass ich in den Versicherungen dich vergesse und es unterlasse, dich anzurufen. Ich bitte dich also, o seligste Jungfrau, erlange mir die Gnade, dass ich immer an dich denke, und nicht unterlasse, dich anzurufen. Maria, steh mir bei! Maria, hilf mir! Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Regina

 

O Gott, der Du der heiligen Regina eine so große Stärke verliehen hast, gib uns auf ihre Fürbitte die Gnade, ihren Glauben und Heldenmut nachzuahmen und einst an ihrer Belohnung teilzunehmen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Vorabend des Festes der Geburt der seligsten Jungfrau Maria. Papst Gregor XI. ordnete ihn an, als er von Avignon nach Rom überging. Auch hat Papst Urban VI. an diesem Tag im Jahr 1378 eine Fasten-Andacht eingeführt, wobei jedoch kein gebotener Fasttag vorgeschrieben war. 

 

Andacht am 7. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Das innerliche Gebet besteht darin, dass wir gut verstehen was wir sagen, und dabei betrachten, wer derjenige ist, zu dem wir sprechen, und was wir selbst sind, dass wir uns erlauben, zu einer so erhabenen Majestät zu sprechen. - Es besteht weiter darin, dass wir uns mit Gott besprechen, wie ein Freund mit einem Freund sich bespricht, der bedenkt, dass er ihn liebt, und dass man dabei alle Akte der Frömmigkeit erweckt, die dieser Gedanke herbeiführt. Dies ist es, wie ich erachte, worin das innerliche Gebet besteht." Die heilige Theresia von Avila)

Als einst der heilige Ignatius mit mehreren seiner Gefährten auf einer Reise war, trug jeder von ihnen einen kleinen Reisesack auf dem Rücken, in dem das Notwendigste enthalten war, dessen sie bedurften. Da si nun so des Weges gingen, sah ein gutmütiger Mann an ihren Schritten, dass sie ermüdet waren, und bot an, innerlich von Mitleid gerührt, ihnen zu dienen und ihr Gepäck zu tragen. Nur nach langer Weigerung willigten die Väter in das Angebot des Mannes ein, der sie um diese Erlaubnis als um eine Gnade bat. Als sie nun in eine Herberge gelangt waren, wo sie ausruhen sollten, und dieser Mann sah, dass die guten Väter sich Winkel suchten, daselbst zum Gebet sich niederzuknien, suchte auch er sich eine Stätte, kniete sich nach ihrem Beispiel nieder und wartete dort so lange, bis die Priester ihr Gebet vollendet hatten. Da sie sich nun erhoben, staunten sie nicht wenig, dass dieser ungebildete und einfache Mensch eine so lange Zeit hindurch mit ihnen gebetet hatte. Sie fragten ihn also verwundert: "Was habt Ihr diese Zeit hindurch getan?" Seine Antwort erbaute sie sehr; denn er sprach: "Ich dachte so bei mir selbst: Diese da, die so andächtig beten, sind Heilige, ich aber bin ihr Lasttier. Ich habe aber die Absicht, Herr, zu tun, was sie tun, und Dir alles zu sagen, was sie sagen." Dies war während der ganzen Reise sein gewöhnliches Gebet, und er gelangte auf diesem Weg zu einem erhabenen innerlichen Gebet.

 

Ach, hätte ich einen kräftigen Glauben und liebte ich Dich von Herzen, Herr, wie wäre dann das heilige Gebet nicht meine schönste Übung! Was kann auch je schöner sein als in Demut und Liebe vor Dir zu sein, mein Gott; zu Dir zu sprechen, Deine Eingebungen zu verstehen und wie ein Kind sich traulich mit seinem gütigen Vater zu unterhalten! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 7. September

 

"Das mittelmäßigste Werk, aus Gehorsam getan,

hat größeren Wert und ist Gott wohlgefälliger,

als die erhabensten Dinge,

die man nach seinem Willen tut."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 7. September - Von der Heiligen Schrift

 

O Licht, das du die Nacht der Welt verscheuchtest,

Und jedes Auge, das dich sucht, erleuchtest,

Erschließe unsren Sinn für deine Wahrheit,

Göttliche Klarheit.

 

1. Lukas 10,26: "Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort?" Nähere dich den Quellen der Heiligen Schrift immer mit heiliger Ehrfurcht, denn diese göttlichen Bücher sind, nach dem anzubetenden Fronleichnam unseres Herrn, das höchste Geschenk, das Gott den Menschen geben konnte. Sie sind Schätze der Aussprüche, der Anordnungen und der trostreichen Verheißungen unseres Gottes, Quellen des Lebens und der Heiligkeit. Sie zeigen uns den Ursprung und die wahre Geschichte des Menschengeschlechtes, die wahre Religion, die Sendung der Propheten, die ewigen Grundsätze der Sitten, die Beispiele der höchsten Tugend, die Lehren des wahren Glaubens, und die einzigen Güter, die der unsterblichen Seele würdig sind.

 

2. Hier sehen wir den Welterlöser lehren, wirken, leiden und sterben. Schon im Anfang des Schöpfungsbuches verheißen, dreht die ganze Schrift sich um ihn, wie um ihren Mittelpunkt, bis das letzte Buch mit ihm, "dem Anfang und Ende", beschließt. (Offenbarung 1,8) Er ist das Band der beiden Testamente. Vorgebildet und geweissagt wurde er im alten geoffenbart und erkannt im neuen, ersehnt und erwartet von allen Propheten, gesehen und gehört von allen Aposteln. O ewige Weisheit, was sähen wir jemals ohne diese leuchtende Fackel! Hochheilig sind diese Schriften, da du selbst, der Gott aller Heiligkeit, sie diktiert hast. 

 

3. Diese göttlichen Bücher sind Schatzkammern himmlischer Belehrungen, Weissagungen und Wunder, die hoch über dem scharfsinnigsten Menschenverstand stehen. Sie verkündigen Mysterien, die keinem erschaffenen Geist in den Sinn gekommen wären, und verheißen Güter, die keine Zeit beschränken, kein Verlangen erschöpfen kann. Dürfen wir uns daher wundern, wenn der Geist der Hölle zu allen Zeiten gegen diese heiligen Aussprüche wütete, und seine Knechte sie auf alle Weise zu verkehren suchten? Gegen wen aber, Herr, empörte sich die Hölle und ihr Anhang nicht? Sie feinden deine Kirche, deinen Eingeborenen, ja dich selbst an: wie also sollten sie nicht gegen dein heiliges Wort sich empören? Aber deine Schrift ist ein unerschütterlicher Fels, an dem die Wogen des menschlichen Stolzes sich brechen. Alle scheiterten daran, alle verschwanden samt ihrer Eitelkeit. "Aber die Wahrheit des Herrn bleibt in Ewigkeit."

 

8. September

 

Das Fest Mariä Geburt

 

Der heilige Disibod, Mönch, Missionar und Bischof bei Trier,

+ vor 700 – Fest: 8. September

 

Die Liebe zum angestammten Mutterland hat viele Nachkommen der Angelsachsen bewogen, die christliche Religion, die sie nach ihrer Einwanderung in Altengland annahmen, ihren daheim gebliebenen Brüdern und Schwestern als kostbarste Liebesgabe zu schenken, und sie dadurch zum höchsten Glück in Zeit und Ewigkeit zu befähigen. Zu diesen Glaubensboten aus England gehört auch der heilige Bischof Disibod. Er stammte aus Irland, das bis zum heutigen Tag den Ruhm bewahrt hat, der katholischen Kirche trotz allen Verfolgungen und Knechtungen immer treu geblieben zu sein. Im elterlichen Haus legte er den Grund zu seinem heiligen Leben und in den ausgezeichneten Klosterschulen seiner Heimat empfing er nebst einer tüchtigen Ausbildung in den Wissenschaften die glühende Begeisterung, sein Leben ganz der Vervollkommnung und dem Seelenheil seiner Mitmenschen zu weihen.

 

Da in seinem Geburtsland bereits ein reges christliches Leben blühte, so schiffte er sich mit drei gleichgesinnten Gefährten, namens Giswald, Klemens und Salust, ein und kam um das Jahr 670 nach Franken. Nachdem er zehn Jahre an verschiedenen Orten das Evangelium gepredigt und glückliche Erfolge erreicht hatte, begab er sich in das Nahetal und baute sich in der Waldwildnis eine Hütte. Von hier aus verkündigte er den Talbewohnern den christlichen Glauben, und der Kraft seiner Predigt und seiner gewinnenden Güte gelang es, die Herzen der schlichten Leute für die Wahrheit und Gnade Jesu Christi zu erobern. Mit Freuden erbauten sie ihm eine Kapelle, und mehrere fromme Jünglinge und Männer baten ihn, sie als Jünger anzunehmen. Gern willfahrte Disibod dem edlen Streben der Neubekehrten und so entstand mitten in der Wildnis gar bald ein Kloster, das im Lauf der Zeit zu großer Pracht und Blüte gelangte.

 

Disibod behielt immer das Einsiedlerkleid, aber seinen Jüngern und Schülern gab er die Ordensregel und das Kleid des heiligen Vaters Benedikt, und leitete sie durch Wort und Beispiel zu einem vollkommenen Leben an. Er beschränkte aber seine Tätigkeit nicht auf das Kloster, sondern brachte auch fortwährend den Unwissenden Belehrung, den Betrübten Trost, den Notleidenden Hilfe, und wurde von allen, die ihn kannten, geliebt und verehrt. So gütig er gegenüber anderen war, so streng war er gegen sich selbst. Nicht begnügte er sich mit den Abtötungen und Bußübungen, wie sie die Ordensregel des heiligen Benedikt vorschreibt, sondern er kreuzigte sein Fleisch mit außerordentlicher Härte, um möglichst hohe Vollkommenheit zu erringen. Trotz den vielen Fasten und Kasteiungen erreichte Disibod ein Alter von 81 Jahren. Am Fest Mariä Geburt, den 8. September, um das Jahr 700 folgte er dem Ruf seines lieben Heilandes: „Komm her, du guter und getreuer Knecht. Weil du über weniges treu gewesen, so will ich dich über vieles setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn.“ Sein heiliger Leib wurde in der Kapelle neben seiner Klause beigesetzt und fünfzig Jahre später vom heiligen Bonifatius in die neue und prächtige Kirche übertragen. Die zahlreichen Wunder am Grab des heiligen Disibod gaben jahrhundertelang Zeugnis, in was für einem Ansehen der Heilige bei Gott stand.

 

Die alte Pracht und Kunstherrlichkeit des ehemaligen Klosters Disibodenberg ist längst in Schutt verfallen, aber selbst die ansehnlichen Trümmer zeugen noch von der einstigen Blüte der Stiftung des heiligen Disibod.

 

Der heilige Thomas von Villanova, spanischer Erzbischof,

+ 8.9.1555 - Fest: 8. September

 

Meistens deutet bereits das Kirchengebet auf das hin, was den Tagesheiligen jeweilig kennzeichnet und verherrlicht. Da heißt es heute vom heiligen Thomas von Villanova, dass er in hervorragender Weise die Tugend der Barmherzigkeit gegen die Armen geübt habe. So sehr zeichnete sich in der Tat dieser Spanier durch die Nächstenliebe aus, dass man heute noch ganz allgemein seinem Namen Thomas den ehrenden Zusatz „der Almosengeber“ beifügt.

 

Thomas, im Jahr 1488 geboren, war eines Müllers Sohn, der alles, was er am Donnerstag mahlte, am folgenden Tag, am Freitag, zu Ehren des leidenden Heilandes unter die Bedürftigen verteilte. Es war oft nicht wenig, was der gutherzige Mann an einem einzigen Tag weggab, aber er fuhr trotzdem gut dabei, denn durch Almosengeben wird man bekanntlich nicht arm, und überdies wurde des Müllers Wohltun dadurch überaus reich belohnt, dass Gott ihm einen Sohn schenkte, der sich, durch des Vaters Vorbild und Beispiel angeregt, zu einem Caritashelden erster Größe entwickelte.

 

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, aber früh übt sich, wer ein Meister werden will. Auch der Müllerssohn von Villanova hat früh das Wohltun gelernt und sich darin geübt, wenn er Brot und Obst, Kleider und Schuhe und die Hühner aus dem Stall verschenkte, und als er beim Tod des Vaters ein Haus erbte, hatte er nichts Eiligeres zu tun, als das Gebäude zu einem Spital herzugeben.

 

Zur Zeit, da dies geschah, besuchte Thomas die Hochschule zu Alcala. Der junge Mann war ein glänzender Student, der später Professor wurde, aber in den Augustinerorden eintrat und Mönch wurde, der zur eigenen Heiligung in der Abgeschiedenheit der Klosterzelle verschwand, bis er nach dem Empfang der Priesterweihe wieder auftauchte und als ein gottbegnadeter Redner die Kanzeln der heimatlichen Städte zierte, ein Prediger, zu dem die Gläubigen in Massen strömten, der alle hinriss und selbst die lauesten Christen aufzurütteln verstand. Darauf wurde Thomas von Kaiser Karl V. zum Hofprediger ernannt, und dann dauerte es nicht mehr lange, bis er, ob er in seiner Demut wollte oder nicht, den erzbischöflichen Stuhl von Valencia besteigen musste.

 

Nie hatte die Stadt Valencia solch einen Erzbischof besessen, wie sie ihn in Thomas von Villanova erhielt, der sich beispielsweise nicht dazu verstehen konnte, bischöfliche Kleidung anzulegen, sondern bis zum Tod die gleiche, von ihm selbst geflickte und zerflickte Mönchskutte trug, der sich persönlich aus freien Stücken große Entbehrungen in Wohnung und Nahrung auferlegte, der mit jedem Groschen und Heller geizte, der aber auf der anderen Seite von einem hochherzigen Wohltätigkeitssinn beseelt war. Gleich vom ersten Tag an war es so, denn als das Domkapitel dem neuen Erzbischof, der doch nur ein Müllerssohn und ein Ordensmann war, für die Instandsetzung des Bischofshauses viertausend Dukaten schenkte, schickte der Beschenkte das Geld, ohne es auch nur in die Hand zu nehmen, ins städtische Spital als Almosen für die Kranken.

 

Das war der Anfang, und so ging es weiter. Restlos flossen die Einkünfte des Erzbischofs den Armen zu, den Gefangenen, den unbemittelten Studenten, den Findlingen, den Waisen, der gefährdeten Jugend, den alten Leuten, den Kranken und den Bettlern. Unsummen waren es, die Thomas von Villanova verschenkte, und immer meinte er und ängstigte er sich, dass er noch nicht genug getan habe und noch mehr tun müsse, und als es mit ihm zum Sterben kam, an Mariä Geburt des Jahres 1555, da hatte er nichts mehr, was ihm gehörte, denn selbst das Bett, auf dem er entschlief, war ihm nach seiner Meinung nur geliehen, weil er es vorher bereits dem Gefängnis geschenkt hatte.

 

Ganz arm ist der Almosengeber Thomas von Villanova aus dieser Welt geschieden, aber in der jenseitigen Welt gehört er zu den Reichen, denn alles, was man um Christi willen den Armen gibt, erhält man im Jenseits tausendmal verdoppelt und verzehnfacht zurück. Gott zahlt die höchsten Zinsen, und wer den Armen gibt, macht sich den reichsten Herrn, dem Himmel und Erde gehört, zum Schuldner.

 

Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866:

 

Der heilige Thomas von Villanova wurde oft auf die furchtbarste Weise vom bösen Feind angefochten und geplagt, so dass er nicht selten darüber in tiefe Traurigkeit geriet. Das einzige Mittel, das ihm in dieser traurigen Lage jedes Mal Hilfe und Stärke verschaffte, war die Zuflucht zur seligsten Jungfrau Maria. Darum gibt er uns aber auch in seinen Schriften folgenden schönen Rat: "Wenn der Teufel uns versucht, so müssen wir es machen wie die kleinen Hühner, die, wenn sie den Geier erblicken, sich schnell unter die Flügel ihrer Mutter verbergen." Ebenso müssen auch wir, sobald wir bemerken, dass eine Versuchung über uns kommt, ohne Verzug unter den Schutzmantel Mariens fliehen und zu ihr rufen: "Du, o meine Königin und Mutter, du musst uns verteidigen, denn nach Gott haben wir keinen anderen Zufluchtsort als dich, die du unsere einzige Hoffnung, unsere einzige Zuflucht bist, auf die wir all unser Vertrauen setzen."

 

Aber nicht nur in Versuchungen erweist sich Maria als die Trösterin der Betrübten und als eine Helferin der Christen. Sie tut es auch in allen anderen Anliegen und Nöten des Lebens. 

 

Der heilige Hadrian, Soldat und Martyrer von Nikomedia,

+ 4.3.306 – Fest: 8. September

 

Im Jahr 306 kam der grausame Maximian, der unter Diokletian das morgenländische Kaisertum beherrschte, nach Nikomedia und erregte eine heftige Verfolgung gegen die Christen. Er ließ ein Gesetz bekannt machen, worin er allen Einwohnern der Stadt unter den strengsten Strafen gebot, jeden bei Gericht anzuzeigen, der den Göttern nicht opfert. Aus Furcht vor dem Martertod und gereizt durch die anlockenden Versprechungen verriet damals ein Freund den anderen, Väter ihre Kinder und Kinder ihre Eltern. Viele Christen verließen heimlich die Stadt und flüchteten sich in die Höhlen wilder Tiere und in die abgelegensten Wüsteneien, wo sie sich nährend von Kräutern und Wurzeln ihr Leben zu retten suchten. Aber sie wurden entdeckt und mit Ketten gefesselt dem Maximian vorgeführt. Glühend vor Zorn bei dem Anblick der Christen schrie er ihnen entgegen: „Elende Verbrecher! Habt ihr die Strafen vergessen, die ich gegen jeden anzuwenden befahl, der es wagt, sich einen Christen zu nennen?“ Die Bekenner antworteten: „Deine Verordnungen sind uns bekannt, aber als Anbeter des wahren Gottes verachten wir sie, weil sie uns das größte aller Verbrechen, den Abfall vom Glauben, befehlen.“ Da rief der Tyrann: „Bei den unsterblichen Göttern sei es geschworen, dass ich alle Qualen und Peinen gegen euch verfügen will! Doch“, setzte er höhnisch bei, „euer mächtiger Gott wird euch ja aus meinen Händen zu befreien wissen.“ Sogleich befahl er seinen Henkern, die Unschuldigen bis auf das Blut zu schlagen. Aber sie jubelten während der Marter und riefen: „Feind Gottes, ersinne neue Peinen! Denn je grausamer du gegen uns wütest, desto glänzender werden unsere Kronen.“ Auf diese Worte ließ ihnen Maximian ihre Zähne mit Steinen zerschlagen, ihre Gebeine zerbrechen und sie in das Gefängnis werfen. Auf dem Weg dahin frohlockten sie und dankten Gott, dass er sie des Martertums gewürdigt habe und sangen zum Staunen der Heiden heilige Psalmen.

 

Einen besonderen Eindruck machte der Heldenmut dieser Martyrer auf den Hadrian, der der Marter beigewohnt hatte und einer der ersten Minister des Kaisers war. Er begab sich heimlich in den Kerker und fragte die Christen, welchen Lohn sie zu erwarten haben, der sie entschädigen könne für so grausame Peinen und einen so gewaltsamen Tod. Sie antworteten ihm einmütig: „Der Lohn, den wir bei Gott im ewigen Vaterland empfangen für diese kurzen und vergänglichen Leiden, kann mit Worten nicht ausgedrückt und in diesem Leben nicht empfunden werden.“ Sie sprachen mit heiliger Sehnsucht noch vieles über die Freuden im Himmel und Hadrian wurde so sehr gerührt, dass er Jesus bekannte und sich taufen ließ. Einer der Gefängniswächter hinterbrachte dieses Geheimnis dem Kaiser und der ließ sogleich den Beschuldigten zu sich rufen und sprach: „Hadrian, mein getreuer Diener und Freund! Welcher Unsinn hat dich befallen, dass du dich zu der mir so verhassten Religion der Christen bekennst und dich dadurch in grenzenloses Verderben stürzt?“ Ihm antwortete Hadrian freimütig: „Nicht durch Unsinn, sondern durch meine Vernunft werde ich von der Wahrheit des Christentums überzeugt, für das ich Blut und Leben zu opfern bereit bin.“ Maximian erschrak heftig über diese Standhaftigkeit und gebrauchte alle Mittel, ihn zum Widerruf zu bewegen. „Opfere den Göttern“, sprach er, „und bekenne deinen Fehler vor dem Volk und ich will alles vergessen.“ Aber Hadrian erwiderte: „Nur vor Gott, o Kaiser, werde ich mein ganzes Leben hindurch meine vorherige Verblendung und die Missetaten meines Lebens bekennen.“ Hierauf wurde er gefesselt und in das Gefängnis zu den anderen Märtyrern gebracht, wo sich die Heiligen durch Beten und Wachen auf ihren Tod vorbereiteten.

 

Am Tag ihrer Hinrichtung ermahnte Maximian den Hadrian und seine 23 Gefährten noch einmal dringend, den Göttern zu opfern, und als sie sich dessen einmütig weigerten, ließ er sie zuvor so grausam foltern, dass sie ihre Eingeweide vergossen, und dann befahl er, ihnen nach der Reihe Hände und Füße abzuhauen, unter welchen Martern sie sämtlich ihren Geist aufgaben am 4. März des Jahres 306.

 

Der heilige Korbinian,

1. Bischof und Bekenner von Freising,

+ 8.9.730 – Fest: 8. September / 9. September in Bozen und Brixen / 20. November im Erzbistum München-Freising

 

Bayern verehrt als einen seiner verdientesten Apostel und als ersten Bischof von München-Freising den heiligen Korbinian. Chartres im Bistum Paris ist seine Vaterstadt. Sein Vater starb schon vor seiner Geburt (um 680), seine fromme Mutter leitete das empfängliche Gemüt ihres Sohnes zur Gottesliebe. Als seine Mutter gestorben war, verkaufte er sein Erbe, gab den Erlös den Armen und baute sich neben der Kapelle des heiligen German eine Hütte, und übte sich vierzehn Jahre in Bußwerken, Gebet, Betrachtungen. Mehrere fromme Männer gesellten sich ihm zu und empfingen seinen Unterricht, durften aber nicht in seine Zelle kommen. Bald kamen zahllose Hohe und Niedrige, um bei ihm Rat einzuholen oder geistige Hilfe von ihm zu erlangen. Selbst Pipin von Heristal bat ihn um sein Gebet. Um in seinen Andachtsübungen nicht gestört zu werden, verließ er seine Zelle und reiste über die Alpen nach Rom, um daselbst bei der Kirche des heiligen Petrus in einer einsamen Zelle Gott zu dienen. Der Papst Konstantin durchschaute seinen Geist und sein Herz und sprach: „Das Licht darf nicht unter den Scheffel gestellt werden, sondern auf den Leuchter. Ich werde dich zum Priester und zum Bischof weihen für solche Gegenden, die noch keinen Bischof haben.“ Der demütige Korbinian unterwarf sich dem Willen des Papstes und kehrte als Bischof und mit dem Pallium beehrt in seine Zelle bei Chartres zurück. Mit dem Flammenschwert des Wortes Gottes traf er die herrschenden Laster aufs Haupt und gewann herrliche Siege unter Adel und Volk. Selbst der Großhofmeister des Königs von Frankreich lud ihn ein, nach Paris zu kommen.

 

Auf der Reise dahin kam er an einem Galgen vorbei, wo eben ein berüchtigter Dieb, namens Adalbert, aufgeknüpft werden sollte. Voll Mitleid mahnte Korbinian den Verbrecher zur Reue, hörte des Zerknirschten Beichte und bat die Gerichtsdiener, mit der Hinrichtung zu zögern, weil er Begnadigung für ihn erbitten wollte. Während er zu Pipin eilte und wirklich Begnadigung für den Missetäter erhielt, hatte man ihn bereits aufgeknüpft. Der rückfahrende Bischof war sehr betrübt, ließ den Leichnam vom Galgen nehmen, betete über ihn, und siehe, der Unglückliche kehrte zum Leben zurück, führte fortan ein gottseliges Leben und starb eines heiligen Todes.

 

Die Wunder und Predigten Korbinians verschafften ihm immer größere Verehrung, gegen die sich seine Demut und Weltverachtung sträubte. Deshalb reiste er nach sieben Jahren zum zweiten Mal nach Rom, um den Papst zu bitten, dass er ihm gestatte, seine Würde niederzulegen und den Verkehr mit der Welt abzubrechen. Um nicht unterwegs aufgehalten zu werden, nahm er seinen Weg durch Schwaben und Bayern, predigte das Evangelium mit dem besten Erfolg und fand liebevolle Aufnahme beim Herzog Theodo II., der vor kurzem den heiligen Rupert nach Bayern berufen hatte und nun auch Korbinian in Regensburg zu behalten wünschte. Aber weder die Bitten des Herzogs Theodo, noch die seines Sohnes Grimoald, der in Freisingen residierte, konnten den demütigen Bischof zum Bleiben bewegen.

 

Auf seiner Reise durch Tirol übernachtete er am Fuß des Brenners. Ein Bär zerriss ihm sein Maultier. Korbinian peitschte den Bären tüchtig, lud ihm dann sein Gepäck auf und befahl ihm im Namen Gottes, es bis nach Rom zu tragen. Der Bär gehorchte willig. Zur Erinnerung an diese Begebenheit trägt Freisingen noch heute einen Bären im Stadtwappen. Papst Gregor II. nahm Korbinian sehr gütig auf, schlug ihm aber entschieden die Bitte ab, als Einsiedler dort zu bleiben, befahl ihm vielmehr nach Bayern zurückzukehren und dort den Glauben zu verbreiten.

 

Korbinian gehorchte demütig. Auf seiner Rückreise hielten ihn die Bewohner von Mais bei Meran in Südtirol fest, weil sie vom Herzog Grimoald den Befehl erhalten hatten, ihn nicht anderswohin ziehen zu lassen. Während ein Bote vom Herzog weitere Maßregeln einholte, besuchte Korbinian die Umgegend und erkor sich bei der Kirche des heiligen Valentin ein Plätzchen, um dort seine Tage zu beschließen.

 

Unterdes kehrten die Boten mit dem Auftrag zurück, Korbinian an den herzoglichen Hof zu begleiten. In Freising erklärte er aber mutig, wie ein Johannes der Täufer, dem Herzog: „Es ist dir nicht erlaubt, des Bruders Frau zu haben.“ Grimoald bestand einen harten Kampf zwischen sinnlicher Leidenschaft und heiliger Pflicht, denn Piltrud war sehr schön und liebte ihn sehr. Endlich siegte die Gnade Gottes über das Herz des Fürsten, er fiel dem Heiligen reuig zu Füßen und entließ seine Schwägerin.

 

Der Herzog Grimoald wünschte, Freising zu einem Bistum zu erheben, und übergab ihm zu diesem Ende die schon vorhandene Marienkirche auf dem Berg zu Freising nebst den umliegenden Wohnungen und Gründen zum Unterhalt der Geistlichen. Korbinian fing an, die Felder urbar zu machen, Getreide zu säen, Reben und Obstbäume anzupflanzen, und wurde so der Wohltäter des ganzen Landes. Mit dem Herzog reiste er nach dem lieb gewonnenen Meran und gewann dessen Freundschaft in dem Maß, dass er bedeutende Güter daselbst als Geschenk erhielt zum Unterhalt seines neuen Bistums. Auf dem Berg Tetmans (heute: Weihenstephaner Berg) erbaute er eine Kirche zu Ehren des heiligen Stephanus mit einem Kloster, das unter dem Namen Weihenstephan zu sehr hohem Ansehen gelangte. Jede Nacht pflegte er dort mit den Mönchen das Chorgebet zu singen und sich für seinen heiligen Beruf neue Kraft zu sammeln.

 

Während der heilige Bischof für die geistige und leibliche Wohlfahrt seines Volkes segensreich wirkte und die Liebe aller Edeldenkenden gewann, sann die verstoßene Piltrud auf sein Verderben. Mit ihrem gleichgesinnten Geheimschreiber Ninus dang die gottlose Frau Meuchelmörder, die zur Nachtzeit in das Schlafgemach Korbinians drangen, aber der hatte den Mordplan entdeckt und war nach Mais entflohen. Dort war er unter dem Schutz des Longobardenkönigs Luitprand sicher. Als der Herzog von der Flucht erfuhr, ließ er den Bischof dringend um Rückkehr bitten, aber der sah voraus, dass er in Freising nicht mehr nützen könne, denn Grimoald lebte wieder mit Piltrud in Blutschande. Bald traf die Rache Gottes die Unbußfertigen. Die Franken fielen ins Bayernland, erschlugen Grimoald, erdolchten Ninus, beraubten Piltrud aller ihrer Schätze und führten sie gefangen nach Frankreich. Dann wurde sie auf einem Esel nach Italien geführt und starb im größten Elend.

 

Auf die Einladung des neuen Herzogs Huchert und den Wunsch des ganzen Bayernvolkes kehrte Korbinian in sein Bistum zurück, und arbeitete zum Segen des Landes mit aller Kraft. Da ihm Gott die Stunde seines Todes offenbarte, ließ er den König Luitprand bitten, er möge die Güter in Mais der Kirche in Freising als Eigentum bestätigen und seine Leiche in der St. Valentinskirche begraben lassen, wozu der gern seine Einwilligung gab. Am Sterbetag feierte er morgens die Heilige Messe, kehrte dann in seine Wohnung zurück, legte sich entkräftet nieder, ermahnte die Geistlichen, treu im Glauben auszuharren, bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz und gab schmerzlos seinen Geist auf am 8. September 730.

 

Seinem Wunsch gemäß wurde Korbinian in der von ihm restaurierten Valentinikirche zu Mais begraben. Nachdem jedoch die Longobarden den Leib des heiligen Valentin nach Trient und später Herzog Tassilo II. nach Passau überführt hatte, ließ Bischof Aribo Korbinians Leiche, die noch völlig unverwest und rotwangig war, nach Freising bringen und in der Domkirche feierlich beisetzen. Als die Leiche eingesetzt wurde, sprudelte zu Weihenstephan die Quelle wieder, die der Heilige bei einem Besuch der dortigen Kirche mit seinem Stab hervorgerufen hatte, und die versiegte, als man seinen Leib nach Mais ausführte.

 

Der gottselige Karl Caraffa, Jesuitenpater, Ordensstifter,

+ 8.9.1633 – Gedenken: 8. September

 

Karl Caraffa, aus dem Geschlecht der Herzoge von Andria, geboren im Jahr 1561 auf dem Schloss di Mariglianella unweit Nola, trat als Sechzehnjähriger in das Noviziat der Gesellschaft Jesu, das vor kurzem der dritte General, Franz Borgias, in dieser Stadt gegründet hatte. Seine Eltern und Verwandten waren aber mit diesem Schritt durchaus nicht zufrieden, und da schriftliche Bemühungen erfolglos blieben, kamen sie persönlich in das Kollegium und führten Karl, der noch nicht eingekleidet war, gegen seinen Willen mit sich nach Hause.

 

Er war nur dem Leib nach bei den Seinigen, dem Geist nach in den Exerzitien, die er im Kollegium bereits einige Tage geübt hatte. Er setzte das strenge Leben, das er dort begonnen hatte, im väterlichen Hause fort, übte sich in Fasten, Nachtwachen und anderen Bußwerken und war taub gegen die Stimme des Blutes. Wenn ihn seine Verwandten zu einem freieren Leben zu verleiten suchten. Da man an ihm immer eine stille Trauer bemerkte, und die Hoffnung aufgab, ihn von seinen Gedanken abzubringen, erhielt er endlich die Erlaubnis, in die Sozietät wieder zurückzukehren, wo er mit Freuden aufgenommen und zum Noviziat zugelassen wurde. Nachdem zwei Jahre des Noviziats verflossen waren, wurde er in das Kollegium zu Rom geschickt, um seine Studien fortzusetzen. Mit allem Fleiß studierte er Philosophie und Mathematik, und machte hierin, da er einen ungemein scharfen Verstand besaß, die herrlichsten Fortschritte. Dabei versäumte er das wichtigste nicht, seine Heiligung, und übte sich in allen Werken der Gottseligkeit. Aber diese Anstrengungen des Geistes und die Veränderung der Luft wirkten nachteilig auf seine leibliche Gesundheit. Er erkrankte an einem Fieber, das von Tag zu Tag zunahm. Alle erdenklichen Mittel wurden angewendet, aber mit keinem anderen Erfolg, als dass er eine Menge Blut auswarf, was auch später der Fall war, so oft ihm eine Medizin gereicht wurde. Da er nun die Unmöglichkeit sah, in einem solchen Zustand der Sozietät nützlich werden und in ihr verharren zu können, bat er um seine Entlassung und erhielt sie auch, nachdem er schon fünf Jahre in der Gesellschaft Jesu gewesen war. Auch in Nola dauerte sein Zustand noch an, und erst nach Verlauf von fast drei Jahren erlangte er seine vollkommene Gesundheit wieder, was andere der Veränderung der Luft und den angewendeten natürlichen Mitteln zuschrieben. Er selbst jedoch war der Überzeugung, dass er die Wiedererlangte Gesundheit viel mehr der heiligsten Jungfrau zu verdanken habe, gegen die er immer eine besondere Andacht trug. Zur schuldigen Dankbarkeit entschloss er sich, eine Kirche samt Konvent für Religiosen zu errichten, übergab zu dem Ende den Dominikanern nicht weit vom elterlichen Schloss Haus und Garten, dotierte die Stiftung mit hinlänglichen jährlichen Einkünften und gab dem Ort den Namen: Unsere Liebe Frau von der Gesundheit.

 

Aber, - o Unbeständigkeit des Menschen! – allmählich verweltlichte sein Sinn. Er kleidete sich prächtig und ließ sich von seiner angeborenen Neigung, sich auszuzeichnen, hinreißen. Kriegsdienste schienen ihm hierzu das geeignetste Mittel. Er trat demnach in seinem 23. Jahr in die Armee, zog mit ihr im eben ausgebrochenen Krieg über die Alpen, zeichnete sich bei jeder Gelegenheit durch Mut und Tapferkeit aus, und wurde mit einer der höheren Offiziersstellen belohnt, ja die Republik Venedig trug ihm sogar die Oberfeldherrnstelle an, die er aber ausschlug, weil er seine Dienste der Krone Spanien allein widmen wollte. In dem 1598 ausgebrochenen Türkenkrieg zeichnete ihn der Generalissimus Petrus de Toledo durch besonderes Vertrauen aus, das Karl auch rechtfertigte.

 

Und mitten in den Unruhen des Krieges und bei aller Verweltlichung seines Herzens und seiner Sitten – ließ der junge Mann doch nicht von der Verehrung Mariens. Er fastete noch an allen ihrer Festtage mit Wasser und Brot und betete ihre Tagzeiten. Karl wurde einige Zeit danach, sei es Schulden halber oder wegen seines lasterhaften ärgerlichen Lebens überhaupt, von der Obrigkeit ins Gefängnis gesetzt. Die Einsamkeit in seiner Haft, die Schmach dieser Strafe öffneten einigermaßen die Augen seines Gemüts, er bereute seine Verirrungen und fasste den Entschluss der Lebensänderung. Als er aber in Freiheit gesetzt wurde, schien es ihm unmöglich, die angenommenen Gewohnheiten abzulegen, und er war nahe daran, sich neuerdings allen Ausschweifungen hinzugeben. Da traf es sich, dass ihn eines Morgens sein Weg an der Kirche, Maria di Regina cöli genannt, vorbeiführte. Er hörte die Chormusik und aus ihr den Gesang einer Nonne, die eine überaus liebliche Stimme hatte. Aus Neugierde trat er ein und blieb, mehr der vortrefflichen Musik wegen als aus Andacht, während des Hochamtes. Die Königin des Himmels lenkte bald seine Gedanken von der lieblichen Musik, die sein Ohr vernahm, auf die Wonnen des Himmels, in denen Engelstimmen ihr und ihres göttlichen Sohnes Lob singen. Solche und ähnliche Gedanken senkte die Mutter der Barmherzigkeit in das Herz dieses ihres ehemaligen Dieners, bis er, durchdrungen von schmerzlichster Reue, den festen Entschluss der augenblicklichen Lebensbesserung fasste, nach Hause eilte, sich in ein Zimmer verschloss, und unter einem Strom von Tränen Gott um Barmherzigkeit und Stärke für Ausdauer in der Buße bat, die er sogleich beginnen wollte, indem er aus seinem Haus entfernte, was Anstoß geben konnte. Er lässt sich das so sorgfältig genährte Kopf- und Barthaar wegscheren, begibt sich in seinem Soldatenkleid auf den Platz, wo die Genossen seiner zu warten pflegten, wirft den Hut auf den Boden, geht so, mitten durch die Gesellschaft dem Kollegium der Jesuiten zu, und begehrt einen Beichtvater, dem er alle Verirrungen seines Lebens und seine Pläne für die Zukunft entdeckt.

 

Von diesem Augenblick an, war nicht bloß sein Inneres, sondern auch seine ganze äußerliche Lebensweise verändert. Er sagte sich los von allen seinen Freunden und Genossen, ergab sich strengen Fasten, züchtigte seinen Leib durch Geißel und Bußgürtel, genoss kurzen Schlaf auf einem harten Bett, und teilte die Stunden des Tages zu geistlichen Übungen ein. Sein Verlangen ging dahin, Priester zu werden. Zu diesem Ende entschloss er sich, die unterbrochenen Studien fortzusetzen, und obwohl schon 34 Jahre alt, setzte er sich unter die jungen Studenten, und wurde, nachdem er fünf ganze Jahre mit allem Eifer den Wissenschaften oblag und unbezweifelbare Beweise der Bekehrung und seines Berufes gegeben hatte, zu den heiligen Weihen zugelassen. Als Priester vermehrte er noch seine Bußwerke, und hielt seinen Leib so streng, dass er bald nur mehr aus Haut und Bein zu bestehen schien.

 

All seine Zeit, sein Vermögen, seine Gesundheit, seine Talente, seinen Einfluss, den ihm seine früheren Verhältnisse und bald der Ruf seines heiligmäßigen Lebens in den Familien erworben hatte, alles widmete er nun dem Dienst seiner Mitmenschen zur Ehre Gottes und der heiligen Jungfrau Maria. Er gründete Krankenhäuser, in denen er den Leidenden alle, auch die niedrigsten Dienste erwies. Er stiftete Zufluchtshäuser für Büßende, die er bekehrt hatte, versammelte die Kinder um sich und unterwies sie in den Lehren des Glaubens, besuchte die Missetäter in ihren Gefängnissen, bereitete die Verurteilten zu einem guten Tod und begleitete sie zur Richtstätte, durchzog die Ortschaften als Bußprediger und hielt Missionen und verzehrte sich ganz in Werken leiblicher und geistlicher Barmherzigkeit. Er vereinigte diese Werke in eine Genossenschaft, die zwar keine eigentlichen Gelübde ablegte, aber nach bestimmten Regeln sich den evangelischen Arbeiten widmete und gewöhnlich „die gottseligen Arbeiter“ genannt wurde.

 

Der Tag, an dem Maria zum irdischen Leben geboren wurde, sollte auch der Geburtstag ihres Dieners zum ewigen Leben sein. Als in seiner letzten schmerzlichen Krankheit, im Jahr 1633, der 8. September gekommen war, fing er, nachdem er schon mehrere Tage im Todeskampf gelegen hatte, noch einmal zu reden an, und sprach zu dem ihm beistehenden Priester: „Jetzt ist der letzte Tag angebrochen“ – empfing noch einmal das allerheiligste Altarsakrament und verschied mit einem liebevollen Blick auf das Kruzifix, und indem er drei Mal die Lippen öffnete, in dem Augenblick, als der Priester aus den Sterbegebeten der Kirche die Worte sprach: „Obschon er sündigte, hat er doch den Vater und den Sohn und den heiligen Geist nicht verleugnet, sondern geglaubt und den Eifer Gottes in sich gehabt.“ Sein entseelter Leib blieb ganz schön und anmutig und an seinem Grab geschahen mehrere Wunder.

 

Der selige Alanus de la Roche,

Lehrer in Zwolle und Rostock, Priester, Dominikaner,

+ 8.9.1475 – Gedenktag: 8. September

 

Seine Heimat war die Bretagne in Frankreich. Schon frühzeitig trat er in den Orden des heiligen Dominikus und verbreitete auf beste Weise das Gebet des heiligen Rosenkranzes zu Ehren Mariens. Sein ganzes Leben war eine fortwährende Andacht zur jungfräulichen Gottesmutter, die ihn am Tag ihrer zeitlichen Geburt von der Erde hinwegnahm.

 

Dieser fromme Dominikanermönch erzählt unter anderem, dass ein Schullehrer, der das verabscheuungswürdigste Leben geführt hatte, vor Gericht gebracht und zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt worden sein. Er war bereits ein Jahr im Gefängnis, als ihn einer seiner Unglücksgefährten durch das ergebungsvolle und selbstzufriedene Wesen überrascht, womit er das schwere Los ertrug. Er fragte ihn, wie er ohne Murren ein so trauriges Schicksal erdulden könne, wovon der Tod allein ihr befreien werde. Nachdem ihm der arme Gefangene erwiderte, dass er die Ursache davon seiner Verehrung der heiligen Jungfrau zuschreibe, antwortete ihm der Schullehrer: „Wenn diese Verehrung, der du dich so eifrig widmest, vorteilhaft ist, wenn sie denen, die sie üben, so viel Gutes verschafft, woher kommt es dann, dass du so lange im Gefängnis bist und nicht durch sie die Freiheit erlangt hast?“ „Schon seit langer Zeit“, erwiderte er, „war es nur von mir abhängig, die Freiheit zu genießen; allein ich wollte und will sie nicht annehmen, weil ich hier gerne die übrigen Tage meines Lebens strenge Buße übe, um der göttlichen Gerechtigkeit genug zu tun, und durch diese zeitliche Strafe den ewigen Qualen zu entgehen, die ich durch meine Missetaten verdient habe. Denn ich hätte Grund zu fürchten, dass meine verkehrten Neigungen zum Laster mich von neuem in den Abgrund von Gottlosigkeiten stürzen würden, vor denen ich hier bewahrt bleibe; unter diesem Gesichtspunkt erscheint mir das Gefängnis angenehm, das Fasten bei Wasser und Brot süß, und ziehe ich alle Unannehmlichkeiten meiner Lage den Vergnügungen der Welt vor. Diese Gnaden verdanke ich alle der heiligen Jungfrau; ich werde sie bitten, dir auch dieses Glück zu bereiten, wenn du wirst ihren Beistand wahrnehmen, wofern du ihr deine Huldigung bezeigst.“ Der Schullehrer ließ sich überzeugen, und richtete an Maria folgendes Gebet: „Heilige Jungfrau, habe Erbarmen mit deinem Knecht. Ich gelobe dir, mein ganzes Leben dir zu dienen, und ich verspreche dir, täglich deinen Rosenkranz zu beten, wenn du mich aus diesem Gefängnis befreist.“ Das Gebet wurde erhört. Er erwirkte seine Freiheit und benützte sie dazu, dass er sich in einem anderen Land niederließ, wo er sich seinem früheren Beruf wieder widmete. Man sendete ihm Schüler zu, denen er die Verehrung der Gottesmutter vermittelte. Er brachte sie dahin, dass sie morgens und abends den kleinen Rosenkranz beteten. Diese Schüler brachten die Andachtsübung ihren Eltern bei, die sie in der Folge alle fleißig beibehielten. Schließlich trat dieser Lehrer in den Orden des heiligen Dominikus. Er führte ein sehr erbauliches Leben und sein Tod war kostbar vor dem Herrn.

 

Der selige Friedrich Ozanam, Gründer der Vinzenzkonferenzen,

+ 8.9.1853 – Gedenktag: 8. September

 

Friedrich Ozanam, dessen Name heute noch wie ein glänzender Stern in die Nacht menschlicher Not hineinleuchtet und der dazu ein Mann der Neuzeit ist, starb an Mariä Geburt des Jahres 1853 vierzigjährig und wurde am 22. August 1997 in der Kathedrale Notre Dame in Paris beim Weltjugendtag seliggesprochen durch Papst Johannes Paul II.

 

Bei Friedrich Ozanam trifft das Sprichwort zu, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Welch prächtige Menschen waren doch Ozanams Eltern! Der Vater, ein vielseitiger und wendiger Mann, Offizier im Heer Napoleons, wurde, als des Korsen Stern unterging, Kaufmann, machte Pleite und betätigte sich dann in Lyon als Arzt, der hinter den Armen herlief und anstatt Rechnungen Nahrungsmittel, Wäsche, Bettzeug und Möbel ins Haus trug. Von gleichem Schlag war Ozanams Mutter, die den Notleidenden Bett und Zimmer besorgte, für sie kochte, wusch und flickte und nächtelang an den Krankenbetten wachte, und als beide, Vater und Mutter, schon betagt und brüchig waren und untereinander abgemacht hatten, bei den Krankenbesuchen wegen ihrer Atemnot nie mehr höher als ins vierte Stockwerk eines Hauses zu steigen, trafen sie sich genau am folgenden Tag in einem sechsten Stockwerk, wo sie unabhängig voneinander in einer Familie Gutes tun wollten. Solch prächtige Menschen waren Ozanams Eltern. Der Lohn ihres Wohltuns aber war ein Sohn, der durch seine Nächstenliebe ihren Namen unsterblich gemacht hat.

 

In der Jugendzeit hatte Friedrich Ozanam für den Dienst an den Armen allerdings wenig Verständnis und noch viel weniger Zeit, denn mit Leib und Seele zog es ihn zu den Büchern hin. Er studierte stets sieben Sachen zugleich. Mit vierzehn Jahren verfasste er ein langes Gedicht über die Zerstörung Jerusalems nicht in der Muttersprache, sondern lateinisch. Mit sechzehn Jahren schrieb er in Zeitungen und mit siebzehn gab er das erste Büchlein heraus, und katholisch war er in allem, im Denken, Reden und Tun.

 

Das schließt jedoch keineswegs aus, dass auch dieser glaubensstarke katholische junge Mann als Achtzehnjähriger zu der Zeit, da er in Paris die Hochschule besuchte, unter Glaubenszweifeln zu leiden hatte. Da tat er das, was in einer solchen Lage einzig richtig ist, er studierte die Glaubenswahrheiten von Grund auf und ließ sich von geschulten Priestern belehren, und als er eines Tages in der Dämmerung zu einem Gebet eine Kirche betrat, bemerkte er vor sich in einem Winkel nahe dem Allerheiligsten einen ehrwürdigen Greis, der mit tiefer Andacht den Rosenkranz betete. Es war aber der stille Beter Ozanams Hochschullehrer Ampère, ein großer Denker und Forscher, und im gleichen Augenblick war auch der junge Zweifler von allen Zweifeln befreit; er nahm ebenfalls den Rosenkranz zur Hand, und nie mehr hatte er Zweifel gespürt.

 

Wenn einer der gefeierten und gefürchteten Hochschullehrer Friedrich Ozanams es sich einfallen ließ, im Unterricht die Religion anzugreifen oder lächerlich zu machen, musste er damit rechnen, dass Ozanam und nach seinem Vorbild bald auch andere Studenten Stellung gegen ihn nahmen, ihn widerlegten und ihn zwangen, die abträglichen Äußerungen gegen die Religion zu widerrufen. Solch ein prächtiger Katholik war der junge Ozanam. Vieles andere wäre hier noch zu berichten, aber es wird Zeit, den Caritasjünger Ozanam ins Licht zu rücken.

 

Eines Tages fiel wie ein Blitz in Ozanams Herz das Heilandswort von den zwei Röcken. Da ging dem jungen Mann ein neues Licht auf. Was nützten alle klugen Reden, was nützten alle Gelehrsamkeit und alle Überzeugung, wenn zum christlichen Denken nicht auch christliches Tun hinzutritt? In jener Stunde, da solche Gedanken den edlen Mann, der es mittlerweile zum Hochschullehrer gebracht hatte, bestürmten, kam der Geist der edlen Eltern über den Sohn, der nun nach ihrem Vorbild die Armen aufsuchte und ihnen Brot und Brennholz und Lebensmittel und auch Tabak und Kaffee ins Haus schleppte.

 

Bald hatte Ozanam mit seinem praktischen Sinn einen Verein von Gleichgesinnten gegründet, die es wie er machten, und aus diesem Erstlingsverein, Vinzenzkonferenzen genannt, sind heute an die zehntausend andere entstanden in allen Weltteilen, deren Mitglieder als Armenapostel und Caritasjünger unter dem Ehrennamen Vinzenzbrüder Gutes tun so viel, dass man mit der Beschreibung dieser Werke der Wohltätigkeit tausend Bücher und noch viel mehr füllen könnte.

 

Pater Johann Baptist

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Johann Baptist. Pater Johann Baptist, ein Spanier von Geburt, war mit Pater Dominikus vom heiligen Joseph einer der Neubegründer der französischen Ordensprovinz. Er war kein Mann hervorragender Wissenschaft, aber ein Mann, der ein sicheres Urteil und eine große Klugheit besaß. Darum wirkte er zur vollsten Zufriedenheit seiner Mitbrüder und zum Segen der ihm anvertrauen Seelen, als er im Jahr 1853 zum Novizenmeister, 1858 zum Prior von Montpellier, nach Beendigung dieses Amtes zum Subprior und Direktor der Studenten der Philosophie in Agen und am Ende seines Lebens zum Provinzdefinitor und abermals zum Novizenmeister bestellt wurde. Pater Alexius Ludwig vom heiligen Joseph nennt ihn "das Veilchen des Karmel, das alle mit dem Wohlgeruch seiner Tugenden erquickte, das man aber kaum fand, wenn man es auch geflissentlich suchte." Er lebte ebenso bescheiden und trat überall so zurück, dass man ihn kaum gewahrte, war so kindlich einfältig, dass jeder mit dem größten Mut und Vertrauen zu ihm hintrat, und doch zugleich auch so pflichttreu und fromm, dass man nur mit Hochachtung auf ihn blicken konnte. So wenig das war, was er sprach, so hoch wurde es von denen geschätzt, die es zu würdigen wussten. Wohl kannten seine Mitbrüder seine geringe Begabung, dennoch schätzte jeder sich glücklich, ein Wort aus seinem Mund zu vernehmen, wusste er doch, dass es ihm auf jeden Fall zum größten Nutzen gereiche. Sein Urteil deckte sich nicht immer mit den Anschauungen der Mitbrüder, doch fand es stets Beachtung. Er sah z.B. einmal so gut wie die übrigen, wie herrlich die Talente der damaligen Novizen sich entfalteten. Konnten aber die übrigen dieselben nicht genug rühmen, so sprach Pater Johann Baptist: "Man will Blumen und wird sie haben, aber keine Früchte." Seiner Menschenkenntnis halber eignete er sich außerordentlich zum Amt des Novizenmeisters. Es lag ihm alles daran, sein Erziehungswerk fruchtbar zu gestalten. Darum hätte er es für Sünde gehalten, auch nur einen erkannten Fehler ungerügt zu lassen, er tat es jedoch mit soviel Mäßigung und Milde, dass man deutlich sah, er hätte den Tadel viel lieber selber empfangen als ihn anderen erteilt. Johann Baptist war streng gegen sich selbst. Er ertrug nicht nur die Beschwerden seiner schwächlichen Gesundheit mit christlicher Ergebung, sondern übte überdies zahlreiche Bußwerke, z.B. schlief er auf rohen Hölzern, die er unter die Decken des Bettes gelegt hatte, und trug eine scharfe Bußkette so lang und so eng, dass seine Mitbrüder nach dem Tod Bedenken trugen, sie wegzunehmen, weil sie so tief ins Fleisch eingedrungen war. Und wie gehorchte Pater Johann Baptist! So pünktlich, so genau, so eilig und das in einer Weise, dass er den Eindruck erweckte, als handle er so, weil er das Bedürfnis danach hätte und es als Annehmlichkeit empfinde, das zu tun. Höhere Ämter waren ihm zur Last. Als er Provinzdefinitor und Novizenmeister zugleich war, meine er geradezu, unter dieser Bürde erliegen zu müssen. Er sehnte sich nach dem Tod und flehte oft, aufgelöst zu werden. Um eher und bestimmter Erhörung zu finden, bat er die Novizen, sie möchten ihre Gebete mit den seinigen vereinigen. Sie taten es. Nachdem eine Novene vorüber war, hielten sie eine zweite, nach deren Ablauf Pater Johann Baptist fast ohne alle Krankheit starb. Es war im Jahr 1868 zu Broussey und wie er immer gewünscht und gefleht hatte, ohne dass er den Mitbrüdern viel zur Last gefallen wäre.

 

Pater Johann Augustin von der Geburt

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Johann Augustin von der Geburt. Die Heimat Pater Johann Augustins war Siena, wo er als Kind der Familie Tartaglia das Licht der Welt erblickte. Nach Beendigung seiner niederen Studien begab er sich nach Rom, um sich unter Leitung des nachmaligen Kardinals de Lugo dem Studium der Theologie zu widmen. Sein Streben ging jedoch nicht danach, sich in der wissenschaftlichen Welt einen Namen zu erwerben oder eine Professur zu erlangen. Eben hatte er in feierlicher Disputation zur Erlangung der Doktorwürde unter dem Beifall der ganzen gelehrten Zuhörerschaft alle gegen die von ihm verteidigten Lehrsätze vorgebrachten Einwände glänzend widerlegt. Nun hätte ihm die Welt offen gestanden. Doch Johannes Augustinus begab sich noch am gleichen Tag mit jenen Unbeschuhten Karmeliten, die der Disputation beiwohnten, in deren Kloster Maria della Scala und ließ sich am 8. September 1631 in den heiligen Orden einkleiden. Nach Ablegung der heiligen Gelübde fand er zuerst Verwendung als Gehilfe des Pförtners, dann, bereits vor seiner Priesterweihe, als Lektor der Philosophie und nach seinem Eintritt ins Priestertum als Lektor der Theologie. Er verstand es, mit Leichtigkeit, Sicherheit und Klarheit die schwierigsten Fragen zu behandeln. Seinen Neigungen hätte es am meisten entsprochen, ganz unbekannt zu leben; doch der Heilige Vater selbst zog ihn aus der Verborgenheit hervor, indem er ihn zum Konsultor jener Kongregation von Kardinälen ernannte, denen die Prüfung der falschen Aufstellungen des Irrlehrers Jansenius übertragen war. Im Gehorsam dem Oberhaupt der heiligen Kirche gegenüber widmete sich Johannes Augustin diesem Amt mit ganzer Kraft. Seine Erörterungen machten auf die Kongregation und auf den Papst selbst, der an ihrer Spitze stand, solchen Eindruck, dass ihm das Amt eines Qualifikators der Inquisition und später auch eines Konsultors der Ritenkongregation übertragen wurde. Daneben verwaltete er die verschiedensten Ordensämter, war wiederholt Prior und Definitor. So wirkte Pater Johann Augustin unverdrossen, bis er zwei Jahre vor seinem Tod vom Schlagfluss berührt wurde. Leider gestattete ihm ein schmerzhaftes Gichtleiden nicht, sein "Viridarium Theologicum", das man sehnlichst erwartete, zu vollenden. Die letzte Zeit seines Lebens verwendete er ausschließlich zur Vorbereitung auf den Tod, dem er stündlich entgegensah. Am 8. September 1672, dem Fest Mariä Geburt, sollte der Wunsch des guten Paters in Erfüllung gehen. Er durfte eingehen in die Freuden des Himmels. Von seiner Geistesschärfe und seiner Gründlichkeit vermögen wir uns einen Begriff zu machen, wenn wir seine "Animadversiones in quinque propositiones e libris Cornelii Jansenii Episcopi Y prensis excerptas" (Bemerkungen zu den fünf aus den Büchern des Cornelius Jansenius, Bischofs von Ypern, gezogenen Sätzen) lesen, eine Abhandlung, die 1654 lateinisch, 1662 französisch, 1658 in deutscher Sprache (in Köln) gedruckt wurde.

 

Pater Alois vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Alois vom heiligen Joseph. Pater Alois zu Naziano am Tiber, im November 1588 geboren, war ein Sohn der Albanerberge. Seine philosophischen und theologischen Studien machte er zu Rom. Auch erwarb er sich daselbst die Doktorwürde beider Rechte. Seine Stellung an der römischen Rota machte ihn mit der heiligen Theresia bekannt, deren Seligsprechungsprozess eben geführt wurde. Alois wurde nicht nur von Ehrfurcht gegenüber der Heiligen, sondern auch so sehr von Liebe zu dem von ihr erneuerten Orden erfüllt, dass er im Jahr 1615 selbst in ihn eintrat. Nach Beendigung des Noviziates wirke er als Lektor im Kloster und als gefeierter Prediger in der Kirche. Der Reihe nach wurde er Prior der Klöster zu Perugia, zu Trient, zu Malta und zu Rom. Außerdem wurde ihm das Amt des Prokurator Causarum übertragen, als welcher er die Führung der Seligsprechungsprozesse zu betreiben hatte. Gleich seinen Mitbrüdern erfuhren den Segen seines heiligen Wandels und seiner Wirksamkeit auch die Kamaldulenser sowie die Mönche auf dem Monte Virgineo, als er mit Pater Agathangelus diese, mit Pater Laurentius jene reformieren half. Dabei kam ihm seine Milde, seine Demut und sein einnehmendes Wesen sehr zustatten. Wer hätte ihm auch widerstehen können, da er allem die vorteilhafteste Seite abzugewinnen verstand und überall zu dienen, nicht zu herrschen schien. Wollte er beispielsweise dem Koch etwas beibringen, so ging er in die Küche und fuhr ihn nicht etwa hart an, sondern leistete ihm verschiedene Dienste, wobei es ihm gelang, das Gewünschte spielend und scherzend zu erreichen, während der Koch, hocherfreut über die Leutseligkeit des Priors, es kaum merkte, geschweige denn ungütig aufnahm, so zurechtgewiesen zu werden. Dem Krankenwärter erleichterte Pater Alois sein Amt, indem er ihm zeitweise die geringsten Verrichtungen abnahm. Bei der Neustiftung von Trient trug Pater Alois kein Bedenken, von Tür zu Tür zu betteln und selbst Steine herbeizutragen. Man hätte meinen mögen, er würde auf solche Weise sein Ansehen untergraben, doch das gerade Gegenteil war der Fall. Es suchten die vornehmsten Persönlichkeiten, darunter der Kardinal Franz Barberini, seinen Umgang und seinen Rat. Der genannte Kirchenfürst äußerte des Öfteren, im Umgang mit Pater Alois entflamme sich der Eifer für Tugend und Frömmigkeit von selbst, da sein mildes Wesen und sein hehres Beispiel, die rauesten Tugendpfade ebne und den Himmel offen zeige. Am 20. August 1669 wurde Pater Alois, während er dem mitternächtlichen Chorgebet beiwohnte, vom Schlag gerührt. Zwar erholte er sich wieder, jedoch nur für kurze Zeit. Am 8. September, dem Fest Mariä Geburt, trat ein Rückfall ein, dem er erlag. Seine Schwester, eine Karmelitin, sah ihn zur selben Zeit im Chor, wo sie eben betete, mit freudestrahlendem Angesicht an ihr vorübergehen, woraus sie schloss, dass er sogleich nach seinem Hinscheiden in den Himmel aufgenommen worden sei. Gott selbst schien den entseelten Leib ehren zu wollen. Es wurde nämlich ein Besessener, während er vor seiner Bahre stand, vom bösen Geist befreit.

 

Gebet am 8. September

 

O Maria, an diesem Gedächtnistag deiner Geburt, die der ganzen christlichen Welt stets heilig bleibt, blicke nieder auf uns mit deinen Augen voll sanften Mitleids und höre die Bitten deiner Verehrer. Erwirb uns Nachlass und Vergebung unserer Sünden, damit wir durch deine heilbringende Geburt, die heute die christliche Kirche feiert, im künftigen Leben die ewige Vergeltung erlangen. Nimm uns in deinen Schutz und Schirm! Gedenke unser im Reich der Verklärung, damit auch wir dahin gelangen, wenn unser letztes Stündlein kommt, und selig wohnen bei dir und allen Seligen. Amen. 

 

Übungen für dieses Fest

 

Überlasse dich an diesem Fest Mariä einer heiligen Freude, besonders nach der heiligen Kommunion, da du Jesus besitzt, der aus ihr geboren werden wollte. Hüte dich vor jeder Sünde, um die Freude des Himmels und der ganzen Christenheit dadurch nicht zu stören. Verrichte gute Werke, ihr gleichsam zum Angebinde. Reinige dein Gewissen von allem, was dir eine rechtmäßige Traurigkeit verursachen könnte, und erneuere dein Innerstes, damit du durch die Gnade Jesu, den Maria geboren hat, wie neu geboren wirst.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der seligsten Jungfrau

 

O Gott, der Du aus Liebe die Welt mit Dir hast versöhnen wollen, gib, dass wir, die wir mit heiliger Freude die Geburt Mariä, der seligsten Jungfrau und Mutter Jesu Christi, unseres Erlösers, feiern, durch ihre Fürbitte das Heil erlangen, das uns ihr göttlicher Sohn durch Sein Blut verdient hat, durch eben denselben Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Korbinian

 

Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Korbinian die Gnade, dass wir in der Andacht zunehmen und das ewige Heil erlangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Thomas von Villanova

 

O Gott, der Du dem heiligen Thomas ein großes Mitleid gegenüber den Armen verliehen hast, wir bitten Dich, gieße auf seine Fürbitte hin die Schätze Deiner Barmherzigkeit über uns aus, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Hadrian

 

Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, stärke uns auf die Fürbitte Deines heiligen Martyrers Hadrian in der Liebe zu Dir, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

In Spanien war am heutigen Tag ein großes Zusammenströmen von Wallfahrern zur Kirche Unserer Lieben Frau von Montserrat, die seit dem Jahr 888 wegen vieler dort geschehenen Wunder berühmt ist.

Zu Valenciennes in den Niederlanden wird eine sehr feierliche Prozession an diesem Tag gehalten zur bleibenden Dankbarkeit, dass im Jahr 1008 die leidige Pest durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau von der Stadt vertrieben worden ist.

Heute ist in der so berühmten Loretto-Kapelle in Italien das zweite Hauptfest, so wie es am 25. März gefeiert wird.

Wie groß die Andacht des heiligen Thomas von Villanova zur seligsten Jungfrau war, lässt sich aus der besonderen ihm verliehenen Gnade, an dem Festtag ihrer Geburt selig sterben zu können, ablesen. 

 

Andacht am 8. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Wer, wenn er mündlich betet, zu gleicher Zeit mit dem Herzen zu Gott spricht, auch nicht außer Acht lässt, dass er mit Gott spricht, und in das Gefühl eindringt, das seine Worte ausdrücken; dessen Gebet ist sowohl ein mündliches als innerliches Gebet; ein solches Gebet aber ist sehr heilsam." (Die heilige Theresia von Avila)

Ein hochbetagter Priester befand sich einst in einem Gasthof und hatte daselbst eine Unterredung mit der Gastgeberin, die er ermahnte, alle ihre Handlungen zu heiligen. Sie sprach zu ihm: "Dies versuche ich allerdings zu tun, und ich bete bei jedem einzelnen Werk ein besonderes Gebet, das ich so andächtig als möglich spreche, wobei ich mich zugleich mit der leidenden, streitenden und triumphierenden Kirche vereinige. Und dies pflege ich seit zwölf Jahren zu tun." Der Geistliche befragte sie, von wem sie diese vortreffliche Übung erlernt und diese Gebete bekommen habe. Sie sagte ihm, ein sehr frommer Missionar, der zu jener Zeit große Früchte des Seelenheils in der Gegend erzielte, habe sie hierin unterrichtet. Hierauf ermahnte er sie, diese so heilsame Übung ihren, Kindern, Dienstleuten und Freundinnen zu lehren; die christliche Hausfrau aber hatte dies bereits getan, ohne dass man sie dazu aufgefordert hatte.

 

Auch ich, Herr, nehme mir nach diesem Beispiel vor, vor jedem Werk ein kurzes Gebet zu Dir zu senden, auf dass ich es auf eine Dir wohlgefällige und mir selbst heilsame Weise vollbringe! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 8. September

 

"O Maria, goldenes, reinstes,

mit Perlen und Saphiren geschmücktes Gefäß,

voller Gnaden und Tugenden!

Du bist den Augen der ewigen Weisheit teurer als alle anderen Geschöpfe."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 8. September - Am Fest Mariä Geburt

 

Von Ewigkeit in Gottes Rat erkoren,

Wird heut Maria uns zum Heil geboren.

Frohlocke, Adam, denn nun naht die Zeit,

Die aus den Fesseln dich und uns befreit.

 

1. Maria ging der Sonne der Gerechtigkeit als Morgenstern voran, denn sie war die Jungfrau, die den Gott Emmanuel empfangen und gebären sollte. In ihren Adern floss das Blut der Patriarchen, der Propheten und der Könige Israels, deren Linie bis auf diese Tochter Davids hinab reichte. Wir verehren in Andacht Maria als die Gesegnete unter den Frauen, als die Mutter unseres Heils, als die Zierde des ganzen menschlichen Geschlechtes, als die wahre jungfräuliche Gottesmutter.

 

2. Mit Wohlgefallen sah der Allerhöchste auf die Wiege des göttlichen Kindleins, und seine Allmacht, Weisheit und Güte hatte sie, die Mutter, mit den höchsten Vorzügen und Gnaden geschmückt. Kein erschaffenes Wesen war in so hoher Vollkommenheit aus seinen Händen hervorgegangen. Feierlich hatten die Propheten sie verkündigt, in lebendigen Bildern hatten die hervorragendsten Frauen Israels ihre künftige Herrlichkeit vorgebildet. Psalm 45,14: "Die Königstochter ist herrlich geschmückt, ihr Gewand ist durchwirkt mit Gold und Perlen." Ihre wunderbare Demut überglänzt alle ihre himmlischen Tugenden, und wie der Apostel ruft sie dadurch allen ihren Verehrern zu: "Darum ermahne ich euch: Haltet euch an mein Vorbild" (1 Korinther 4,16), und ihr Schutz ruht auch nur auf den Demütigen. 

 

3. Gleichwie die Morgenröte bei Aufgang des Tages ihr mildes Licht verbreitet, und dadurch Freude in die Herzen gießt, da sie die nahe Sonne verkündet: also erfreute die Geburt Marias nicht nur die heiligen Engel, die ihre erhabene Würde kannten, sondern auch die Seelen der Väter und Mütter des Alten Bundes in der Vorhölle, denen durch sie selige Hoffnung aufging, bald das Licht der Welt zu schauen, Christus, den Herrn, und aus den Finsternissen des Todes in das himmlische Licht der Seligkeit zu gelangen. Ja es wird auch bis ans Ende der Zeiten das Andenken an die heilige Geburt der gebenedeiten Jungfrau alle Herzen erfreuen, die ihren göttlichen Sohn als ihren Erlöser anbeten. Wie der wunderbare Name Jesus, so ist auch ihr Name wunderbar im Mund und Jubel im Herzen. "Der Name der Jungfrau war Maria" (Lukas 1,27b).

 

9. September

 

Der heilige Peter Claver, Priester und Missionar in Süd-Amerika,

+ 8.9.1654 - Fest: 9. September

 

Peter, der eigentlich Claver hieß und von Geburt ein Spanier war, hat laut und kräftig und mächtig gegen die Sklaverei gekämpft und hat sich dadurch einen unsterblichen Ruhm erworben.

 

Zäh und lange kämpfte das Christentum gegen die Unmenschlichkeiten der Sklaverei, aber kaum war es ihm gelungen, in Europa wenigstens die schlimmsten Missstände dieser Menschenschinderei abzustellen, da gab es nach der Entdeckung Amerikas einen Rückfall bösester Art. Zu Millionen wurden Menschen in Afrika auf regelrechten Menschenjagden gefangen. Sie wurden unter den unwürdigsten Umständen auf Schiffen nach Amerika verfrachtet, wo sie in harter Fronarbeit auf großen Landgütern oder in Gold- und Silberbergwerken ein unmenschliches Dasein fristeten. Ein Unrecht war es, das laut zum Himmel schrie.

 

Peter Claver wurde der Helfer und Retter in der Not. Mit jungen Jahren war er zu Hause in den Jesuitenorden eingetreten. Und als er von den Grausamkeiten gegen die Sklaven hörte, hielt es ihn nicht mehr in der friedlichen Ruhe der heimatlichen Klöster. Noch bevor er die Priesterweihe empfangen hatte, siedelte er nach Cartagena über, einem der Haupthandelsplätze der Sklavenjäger, an der Ostküste Südamerikas. Er lebte und litt und schaffte und sorgte vierzig Jahre lang unter unvorstellbaren Schwierigkeiten und ungezählten Opfern für das leibliche und geistliche Wohl der Sklaven. Es war ein Dienst, der weder Geld noch Ehre einbrachte, denn niemand entlohnte den Heiligen für seine Mühen. Die vornehmen Leute verachteten ihn. Die Sklavenhändler hassten ihn sogar, weil er ihnen, wo es nur möglich war, auf die Finger klopfte und ins Handwerk pfuschte. Nichts jedoch konnte den eigentlich schwachen Mann, der so dünn wie ein Gerippe war, aber ein liebendes und starkes Herz besaß, davon abhalten, stets und überall für seine Schützlinge eine Lanze zu brechen und als ein Ritter ohne Furcht für sie aufzutreten.

 

Sooft, und es geschah leider allzu oft, ein Schiff mit Menschenfracht im Hafen in Cartagena einlief, war Peter Claver zur Stelle. Er verteilte an die Hungernden viele Gaben, Kleider und Lebensmittel, holte die Kranken an Deck, bediente und betreute sie und sorgte für den Transport ins Spital. Alle diese Hilfeleistungen waren allerdings nur Tropfen auf einen heißen Stein. Erst als es dem Heiligen gelungen war, bei den Behörden eine Vorschrift durchzudrücken, nach der die Sklaven bei der Ankunft aus Afrika erst eine Zeitlang in Cartagena bleiben mussten, bevor sie ins Landesinnere zur Zwangsarbeit verschleppt wurden, konnte sich seine Hilfstätigkeit nachhaltiger auswirken. Da es ihm mit seinem priesterlichen Herzen auch um die Bekehrung der Sklaven ging, hat Peter Claver auch über dreihunderttausend von ihnen mit eigener Hand getauft. Damit wollte er ihnen vor allem ihr trauriges Schicksal etwas erleichtern und ihnen den Herzensfrieden vermitteln, der sie stärkte, das harte Los etwas leichter zu tragen. Nicht zu wiegen ist der Segen, der von diesem Mann mit dem Herzen auf dem rechten Fleck ausgegangen ist.

 

Im Jahr 1650 zog sich Peter Claver im Dienst der Liebe die Pest zu. Zwar wurde er wieder gesund von der Krankheit, aber von da an war er gelähmt, so dass er weder gehen noch stehen noch die heilige Messe feiern noch allein essen konnte. Da ließ er sich zur Kirche tragen und hörte alle Tage Beichte früh und spät, bis ihn nach vier leidvollen Jahren die von ihm innig verehrte Mutter Gottes an ihrem Geburtstag von allen Leiden erlöste und in die ewige Freude holte.

 

Der heilige Gorgonius,

kaiserlicher Beamter und Martyrer von Nikomedia,

+ 9.9.303 - Fest: 9. September

 

Mitten im Sachsenland, nicht weit von der sogenannten Westfälischen Pforte, in einem der schönsten Landstriche Deutschlands, steht in der ehemaligen Bischofsstadt Minden ein Dom, dem unter allen deutschen Hallenkirchen aus dem Mittelalter die Krone gebührt. Zu den kostbarsten Schätzen des herrlichen Gotteshauses gehören Reliquien des heiligen Gorgonius, dessen Gedächtnis wir heute begehen und von dem es im Kirchengebet heißt, dass seine Feier uns froh machen möge.

 

Wer war der heilige Gorgonius?

 

Über siebzehn Jahrhunderte weit müssen wir in die Vergangenheit zurückwandern, bis wir auf Gorgonius stoßen, der am Hof des römischen Kaisers Diokletian eine einflussreiche Stelle innehatte. Wir müssen uns Gorgonius demgemäß vorstellen als einen hohen Herrn, der in Samt und Seide gekleidet ging, dessen Wort bei manchen Staatsgeschäften schwer in die Waagschale fiel und vor dem sich viele Rücken tief beugten. Gorgonius war ein Mann von Welt und heimlicherweise ein Christ edelster Art.

 

Warum Gorgonius den christlichen Glauben nicht öffentlich zeigte, ist unbekannt. Dass nicht Feigheit der Grund war, ergibt sich klar aus dem, was nachher noch von ihm erzählt wird. Obwohl also Gorgonius nicht öffentlich als Christ auftrat, fühlten doch alle aus seinen Worten und Werken heraus, dass er ein solcher sein müsse, denn so fein und vornehm und hochherzig und sittenrein, wie er sich gab, konnte nur ein Christ sein.

 

Bald machte des edlen Mannes Beispiel Schule. Einer nach dem anderen der hohen Hofbeamten aus seiner Umgebung bekehrte sich. Sogar des Kaisers Gattin Priska und seine Tochter Valeria standen damals dem Christentum sehr nahe, und alle diese Erfolge erzielte Gorgonius einzig durch das gute Beispiel, das er gab. Das gute Beispiel ist eine große Macht. Mit Recht sagt Eckehart, ein berühmter Mann im Mittelalter: „Ein Lebemeister ist besser als tausend Lesemeister.“ Das will sagen, dass derjenige, der durch das Beispiel zeigt, wie man ein gutes Leben führt, weit mehr tut als eine Menge Menschen, die anderen nur das Lesen beibringen.

 

Doch wie geht die Legende vom heiligen Gorgonius weiter? Das ist schnell gesagt. Kaiser Diokletian, der lange den Christen freundlich gesinnt war, wurde später ihr ärgster Feind. Da ist mancher Held in großartiger Treue zu Christus aus freien Stücken über die Klinge gesprungen. Auch bei Gorgonius war es so, denn als er eines Tages in der Gegenwart des Kaisers Zeuge sein musste, wie ein Glaubensbruder grausam gemartert wurde, sprang er vor und bekannte rank und frank den Glauben an Christus.

 

Ein Leisetreter war also Gorgonius auf keinen Fall.

 

Nein, kein Leisetreter, aber ein Held war er, denn als er auf das tapfere Bekenntnis hin so brutal gegeißelt wurde, dass ihm die Haut buchstäblich in Fetzen vom Leib hing, und als man dann die schrecklichsten Wunden mit Salz und Essig übergoss, da hielt er die Marter mannhaft und standhaft aus, bis ihn schließlich der Tod von den Leiden erlöste und in die ewigen Freuden des Himmels geleitete.

 

Die selige Seraphina von Sforza von Pesaro, italienische Witwe, Äbtissin,

+ 8.9.1478 – Gedenktag: 9. September

 

Die gottselige Seraphina, Tochter des Guido Antonius, Graf von Urbino, und der Katharina Colonna, bewies von ihrer ersten Kindheit an einen vorzüglichen Gottseligkeitssinn. Da sie frühzeitig ihre Eltern verlor, wurde sie sorgfältig von den Verwandten ihrer Mutter erzogen, Und als sie herangewachsen war, heiratete sie Alexander Sforza, den Herrn von Pesaro und Connetable von Sizilien. Obgleich ihr Wandel tadellos war, warf ihr Ehemann doch sein Missfallen auf sie, weil eine lasterhafte Leidenschaft ihn anderswohin zog. Nachdem sie 12 Jahre im Ehestand gelebt hatte, sah sie sich gezwungen, zu Pesaro ihre Zukunft bei den Nonnen der heiligen Klara, vom heiligen Sakrament genannt, zu suchen. Sie wurde sogar genötigt, sich an dieses Kloster durch die Gelübde zu binden. Als eine wahrhaft christliche Frau wusste sie ihr Unglück durch Unterwürfigkeit gegen den göttlichen Willen zu heiligen und ihr Opfer dem Herrn wohlgefällig zu machen. Sie dachte nun an nichts anderes mehr, als wie sie sich die Vollkommenheit ihres neuen Standes erwerben könne. Ihre Tugend machte einen solchen Eindruck auf alle ihre Gefährtinnen, dass sie sie zu ihrer Äbtissin erwählten. Seraphina zeigte sich auch dieser Wahl würdig durch ihre Klugheit, ihre christliche Liebe, ihre Billigkeit und ihren Eifer für die Klosterzucht. Sie lebte 22 Jahre als Klosterfrau und starb am 8. September 1478. Ihre Verehrung wurde von Papst Benedikt XIV. gutgeheißen und ihr Fest wird am 9. September begangen.

 

M. Leopoldina von der heiligen Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnistag der lobwürdigen M. Leopoldina von der heiligen Theresia. Von M. Leopoldina vermutete in ihrer frühesten Jugend wohl niemand, dass sie zu Neuburg an der Donau, und zwar als Karmelitin sterben würde. Sie war nämlich eine Türkin von Geburt, die Tochter des Herrn Joseph Antoni von Hassand, des Paschas in Gran. Als im Jahr 1686 Ofen erstürmt wurde, geriet sie mit anderen türkischen Kindern in Gefangenschaft. Gerade das war ihr zum Heil, denn Prinz Philipp Karl von Neuburg, der sich unter den Kämpfern befand, nahm sich des sechsjährigen Mädchens an und sandte es seiner Schwester Maria Anna nach Heidelberg. Dort wurde es auf den Namen Maria Elisabeth getauft und christlich erzogen. Im Jahr 1690, in dem sich die Prinzessin mit König Karl III. vermählte, nahm sie es mit nach Spanien. Später wieder nach Deutschland zurückgekehrt, kam M. Elisabeth auf Anordnung der Kaiserin Eleonora nach Wien und erhielt in einer der dortigen Erziehungsanstalten ihre letzte Ausbildung. Ihre Kenntnisse waren ihren Anlagen und Fähigkeiten entsprechend vorzüglich. Man schätzte sie ob ihrer Wohlgestalt und Anmut sowie wegen ihrer Kenntnisse gleich hoch. Manch edler Jüngling hoffte, sie als Lebensgefährtin zu gewinnen. Indes Maria Elisabeth, die in dem Glanz des Hofes keine Befriedigung fand, sehnte sich nach Abgeschiedenheit von der Welt und dem trauten Verkehr mit dem himmlischen Bräutigam, Jesus. Ihre Fürstin legte ihr auch kein Hindernis in den Weg, so dass sie im Alter von 20 Jahren Karmelitin werden konnte. Als solche lebte sie zu Neuburg an der Donau mit dem Ordensnamen M. Leopoldina zehn Jahre ausschließlich dem Dienst Gottes, zeitweise das Amt der Subpriorin bekleidend, treuestens auf die Erfüllung ihrer Pflicht bedacht, "ein Muster der Frömmigkeit und Tugend", bis am 9. September 1709 ihre letzten, noch jungen Kräfte aufgezehrt waren. 

 

Pater Theodor von Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 9. September 1885 verschied im Kloster S. Maria della Vittoria zu Rom der lobwürdige Pater Theodor von Maria. Pater Theodor war am 23. Dezember 1805 zu Vallecorsa (Diözese Gaeta) geboren am 25. April 1826 im Konvent S. Maria della Scala zu Rom eingekleidet worden. Er war 44 Jahre lang Lektor daselbst und genoss den Ruf eines gewissenhaften und eifrigen Ordensmannes. Ein Liebhaber der größten Zurückgezogenheit, war er auf die Übung der klösterlichen Tugenden, zumal des Gehorsams und der Armut überaus bedacht. Er hätte sich gescheut, auch nur das Geringste ohne Erlaubnis des Oberen zu benützen, und hielt jede Woche Nachschau in seiner Zelle, ob sich in ihr nichts befände, das er entbehren könnte. Es lag ihm daran, die jungen Kleriker zu gewissenhaften Priestern heranzuziehen. Deshalb bemühte er sich, sie nach Möglichkeit im katholischen Glauben zu bestärken und sie durch den Nachweis des inneren Widerspruchs, an dem die antikirchlichen Lehren unserer Zeit kranken, instand zu setzen, die Irrtümer zu widerlegen. In seiner freien Zeit verfasste er Gedichte in italienischer und lateinischer Sprache, denen klassische Schönheit nachgerühmt wird. Viele Verdienste erwarb er sich durch seine Adventpredigten im Lateran und seine Fastenpredigten in S. Peter und S. Maria Maggiore. Er war es, der den Laienbruder Karl von allen Heiligen ermunterte, wieder nach Palästina zurückzukehren und den Bau des schönen Karmelklosters zu vollenden. Er begeisterte ihn auch für den Gedanken, in Rom die Erzbruderschaft zur Sammlung des Peterspfennigs zu errichten, die sich dann bald über die ganze Welt verbreitete. In allen Kreisen der Gesellschaft war Pater Theodor hochgeschätzt. Die Arkadisten, ein Verein von Gelehrten und Dichtern, stellten seine Büste im Versammlungslokal auf. Monsignore Annivitti schrieb: "P. Theodor glänzt im ganzen Orden der Unbeschuhten Karmeliten wie eine Sonne." Kardinal Polidori erklärte: "Nur aus einem Grund möchte ich Papst sein, um den Pater Theodor zum Kardinal zu befördern." Pater Theodor wünschte jedoch nichts weniger als das, ja er hatte sich vom Heiligen Stuhl ein Reskript erbeten, dass er auch im Orden zur Annahme einer Würde nicht genötigt werden könnte. Professor Angelini, der ihn noch auf dem Sterbebett besuchte, schreibt: "Ich begab mich in seine Zelle und war erstaunt über die Heiterkeit seines Geistes sowie auch über die Herzhaftigkeit, mit der er von seiner Abreise aus dieser Welt sprach. Es fesselte ihn gar kein Gegenstand an diese Erde. Mit seinem ganzen Verlangen war er bereits im Himmel. Diese so edlen Gesinnungen bestärkten mich in der Verehrung und Hochachtung ihm gegenüber, die ich nicht bloß wegen seines durchdringenden Geistes und seines klösterlichen Wohlverhaltens, sondern auch wegen seiner durch sein ganzes Leben bewiesenen Heiligkeit stets ihm gegenüber gehabt habe."

 

Mutter Christina vom heiligen Michael

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Christina vom heiligen Michael. Mutter Christina, in einer protestantischen Stadt Belgiens, aber von katholischen Eltern geboren, zeigte von klein auf die besten Anlagen. Sie trat zu Löwen in den Karmelitenorden und wurde von dort zur Stiftung eines neuen Klosters in Krakau gesandt (1612). Gefragt, ob sie doch gerne nach Polen gehe, gab sie zur Antwort: "Wo mich der Wille Gottes und der heilige Gehorsam auch hinführen, ich nehme alles bereitwilligst an." In dieser Gesinnung verharrend, blieb sie auch zu Krakau, als die Stiftung erstarkt war und ihre Begleiterinnen wieder nach Belgien zurückkehrten. Ihr Wille war ganz eins mit dem göttlichen; darum blieb sie selbst in den aufregendsten Fällen stets ruhig, ja zeigte allzeit ein heiteres Angesicht. Ihre Reinheit war so ungetrübt, dass sie gleich der heiligen Theresia die Versuchungen dagegen gar nicht kannte. Ungemein innig, auch gottgefällig und wirksam war ihr Gebet. Als sich ihr einst eine dem Tod nahe Schwester, die von schrecklicher Angst vor dem Gericht gequält wurde, empfahl und Christina mit ausgespannten Armen für sie betete, rief diese alsbald: "Es ist schon genug, Mutter; alle Pein ist vorüber." Obwohl Christina die geistliche Mutter aller und darum vor den übrigen zu sprechen berechtigt war, hörte sie doch lieber, was die anderen sagten. Wenn sie reden musste, bediente sie sich weniger Worte und sprach nie mit lauter Stimme. War sie genötigt, ihre Meinung zu äußern, so tat sie es niemals, ohne sich erst einen Augenblick zu sammeln. Oft rief sie aus: "O, was für ein schönes und ergötzliches Schauspiel wäre es, wenn alle die göttliche Güte liebten, wie sie es verdient, und sie nicht beleidigten!" Der Herr prüfte Christina durch viele Leiden. Fast ununterbrochen litt sie an heftigen Kopf- und Magenschmerzen. Eine unheilbare Verengung der Speiseröhre erschwerte ihr den Genuss aller Nahrung, ja machte ihn oft ganz unmöglich. Christina ertrug alles mit größter Geduld und beteiligte sich an allen religiösen Übungen, gleich als wäre sie eine der gesündesten Schwestern. Sechs Monate vor ihrem Tod befiel sie ein neues, sehr schmerzhaftes Unterleibsleiden, das ihre Auflösung herbeiführen sollte. Sie verlangte selbst danach; nicht, um von ihren Leiden befreit zu werden, sondern um bei Christus zu sein. Unmittelbar vor ihrem Hinscheiden ließ sie der liebe Heiland an seiner Verlassenheit am Kreuz teilnehmen, wie ihre Miene und ihr Seufzen andeuteten. Kaum hatte sie jedoch wieder das volle Bewusstsein erlangt, als sie auch gleich wieder die Heiterkeit eines Kindes an den Tag legte. Ununterbrochen erweckte sie Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und anderer Tugenden. Laut rief sie: "O Maria, mater gratiae, mater misericordiae, tu nos ab hoste protege et hora mortis suscipe!" (O Maria, Mutter der Gnade, Mutter der Barmherzigkeit, beschütze uns vor dem Feind und nimm uns auf in der Stunde des Todes!) Am Samstag, den 9. September 1628 verschied sie. Ihr Leib war weiß wie Alabaster und blieb unverwest und beweglich. Vier angesehene Ärzte erklärten diese Unversehrtheit, die bis zum heutigen Tag fortdauert, für ein Wunder, weil der Leib mit Kalk und Erde bedeckt und an einem feuchten Ort gelegen war

 

Gebet am 9. September

 

O meine liebenswürdige Mutter, es ist wahr, ich verdiene nicht länger mich deinen Sohn zu nennen, weil ich mich dieses Namens durch mein schlechtes Verhalten nur allzu unwürdig gemacht habe. Ich bin damit zufrieden, wenn du mich als deinen Diener annimmst, denn siehe, ich bin bereit, allen Reichen der Welt zu entsagen, um unter deinen niedrigsten Dienern einen Platz zu finden. Ja ich bin mit allem zufrieden, wenn du mir nur erlaubst, dich meine Mutter nennen zu dürfen. Habe Mitleid mit einem armen Sünder, der dich liebt und der auf dich sein Vertrauen setzt. Ehrwürdige Jungfrau, bitte für uns! Amen. 

 

Zu Gott

 

Verleihe uns, o Gott, die Gnade, dass wir das Fest Deines heiligen Martyrers Gorgonius und seiner Gefährten mit einer heiligen Freude und mit Nutzen feiern, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Als im Jahr 1243 der päpstliche Stuhl zu Rom nach dem Tod Gregors IX. einundzwanzig Monate leer stand und die Kardinäle nicht einig werden konnten, haben sie der seligsten Jungfrau durch ein Gelübde versprochen, eine Oktav ihrer Geburt anzuordnen, wenn sie bald überein kämen. Dieses geschah durch die Wahl des Papstes Cölestin, der aber nur acht Tage nach seiner Erwählung lebte, und seinem Nachfolger Innocenz IV. die Einsetzung dieser Oktav überlassen hat. Und sie wurde im Jahr 1243 wirklich angeordnet. 

 

Andacht am 9. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Wenn man während des Gebets von einer heiligen Anregung sich gerührt fühlt, dann soll man nicht weiter viel darüber nachdenken, sondern dabei verweilen, seine Köstlichkeit genießen, und von Zeit zu Zeit sich zu Gott wenden durch Worte der Zerknirschung, der Liebe und der Übergabe in den göttlichen Willen, je nachdem man sich angeregt fühlt. Dies ist das Beste, das man im Gebet tun kann." (Die heilige Franziska von Chantal)

Der heilige Cyrillus erklärt die Kunst des innerlichen Gebetes durch folgendes anschauliche Gleichnis. Was tut man, spricht er, wenn man Licht haben will? Man nimmt den Feuerstahl und schlägt damit den Stein, bis die Funken den Zunder entzünden; sobald er aber Feuer gefangen hat, hört man auf, sich deshalb weiter zu bemühen. Wer nun betrachtet, der tue dies. Schlagen muss man durch Erwägungen und heilsame Gedanken den Stein des Herzens bis Funken der Liebe Gottes, Verlangen nach Demut, Abtötung, oder nach einer anderen Tugend entspringen und unser Inneres entzünden. Ist aber einmal das Herz entflammt, dann braucht man dies göttliche Feuer nur zu unterhalten.

Ein Diener Gottes, dessen gewöhnliche Betrachtung das Leiden Christi war, hatte diese Lehre wohl gefasst und brachte sie genau in Anwendung. Er bemühte sich also anfangs, seiner Vorstellung den leidenden Heiland tief einzuprägen; und sobald er sich von irgend einem Gefühl der Liebe, der Dankbarkeit, der Reue über seine Sünden oder des Verlangens angeregt fühlte, seinen göttlichen Herrn nachzuahmen, trachtete er bloß, diesen frommen Empfindungen lebendigere Tatkraft zu geben; erkalteten sie aber, so war er bestrebt, sie durch heilsame Erwägungen neu zu beleben. Und er sprach: "Wie furchtbar sind diese Peinen! Wer hat sie erlitten? Der Sohn Gottes! - Wer? Der Sohn Gottes? Und für wen hat Er so freiwillig gelitten? Denn frei stand es ihm allerdings, sie nicht zu leiden. - Für mich! O unendliche Liebe! Entschließen konnte sich der Sohn Gottes, bis zu diesem Übermaß für mich zu leiden! - Für mich zu verachtendes Nichts, das sich so oft gegen seinen Schöpfer empörte! - Der Sohn Gottes willigte ein, ein Mann der Schmerzen für mich zu werden, der ich nicht den Mut habe, eine Kleinigkeit für Ihn zu leiden! - Und nachdem Er für mich litt was nur immer kann gelitten werden, einzig aus Liebe, meine Sünden zu sühnen, damit ich selig werden könnte, hege ich noch keinen Abscheu gegen die Sünde, hasse sie noch nicht mehr als den Tod; beleidige noch täglich diesen Gott der Liebe, erneuere noch immer die Ursache seines schmerzlichen Leidens und kreuzige Ihn aufs Neue in meinem Herzen! - Wo ist die Dankbarkeit? Wo die Menschlichkeit? - Habe ich denn wirklich ein Herz? Und wenn ich ein Herz habe, habe ich den Glauben? - Ach, wie muss ich erröten; und wie sehr gereut es mich, dass ich meinen Herrn so misshandelt habe! - Nein, nie und nimmer will ich Ihn wieder beleidigen. - Auf so wunderbare Weise liebte Er mich; und ich sollte Ihn nicht so sehr lieben als ich es vermag! - O mein Gott, ich liebe Dich und immerdar werde ich Dich lieben; o könnte ich doch so Dich lieben, wie Du es verdienst, geliebt zu werden!" - Auf diese Weise sollte man eigentlich betrachten, nach den Erwägungen des Verstandes, den Akten der Liebe und anderer Tugenden Raum geben und nur in der Absicht nachdenken, heilige Anregungen zu erwecken.

 

O Gott, gieße während des innerlichen Gebetes mir die Gedanken ein, die ich erwägen, die Akte der Tugenden, die ich erwecken, die Vorsätze, die ich fassen soll. O Heiliger Geist, bete Du selbst in mir und belehre mich durch Deine Gnade und Dein Licht! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 9. September

 

"Verachten, verurteilen, verdammen wir niemand,

außer uns selbst.

Alsdann fängt unser Kreuz an zu blühen

und Früchte zu tragen."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 9. September - Vom Gebot der heiligen Gottesliebe

 

Die Liebe ist, mein Schöpfer, dein Gebot,

Die Liebe ist das Leben meiner Seele;

Und du, Herr, drängest noch mich durch Befehle.

Bin ich denn ohne Liebe nicht im Tod?

 

1. Betrachte die wunderbare Gnade und Zuneigung unseres Gottes, dass er uns befiehlt, ihn zu lieben. Wäre es nicht schon überaus große Gnade gewesen, wenn die unendliche Majestät uns schnöden Geschöpfen auch nur erlaubt hätte, sie zu lieben. Ist es aber andererseits nicht eine Schmach für uns, ja in gewisser Hinsicht sogar für Gott selbst, dass er uns befehlen musste, ihn zu lieben? Durch ein Gebot musste er uns verpflichten, ja zwingen musste er gleichsam uns undankbare Geschöpfe, die wir, ungeachtet zahlloser Ursachen, welche zu seiner Liebe uns drängen, dennoch gleichgültig in den Tag lebten, ohne seiner zu gedenken, geschweige denn, dass wir ihn liebten. 

 

2. Gott befiehlt dem Menschen, ihn zu lieben. Ja es ist dies das erste und größte aller Gebote, das er ihm erteilt. Worüber muss man hier mehr staunen: dass Gott, der in seiner unendlichen Glückseligkeit sich selbst genügt, alles aufbietet, den Menschen zu seiner Liebe zu verpflichten, so als ob er ohne diese Liebe nicht vollkommen glückselig wäre, oder darüber, dass alle seine Geschenke und Gebote beinahe fruchtlos sind? Es liegt wahrhaftig etwas ganz Unbegreifliches sowohl in dem dringenden Verlangen Gottes nach der Liebe des Menschen, als in der Härte des menschlichen Herzens, dass sich diesem Verlangen widersetzt. Offenbar sehen wir hier die tiefe Wunde, die die Sünde unserem Herzen schlug, da wir diesem ersten aller Triebe widerstreben, in dessen Erfüllung unsere einzige und allerhöchste Glückseligkeit besteht.

 

3. Herr, ruft der große Heilige Augustinus aus, du befiehlst mir, dich zu lieben, und bedrohst mich mit ewigem Elend, wofern ich dich nicht liebe, als ob ein größeres Elend möglich wäre, als dich nicht zu lieben. Trostlos fürwahr wäre jede edle Seele, wenn sie Gott nicht lieben dürfte, ja es wäre ihr auch nicht möglich, ihm zu gehorchen, wenn er es ihr verwehrte, ihn zu lieben. Was aber sollen wir sagen? Herr, der du mir befiehlst, dich zu lieben, gib mir auch die Gnade dazu: denn ohne dich kann ich wohl dich beleidigen und dir missfallen, nie aber auf würdige Weise dich lieben. Römer 13,10b: "Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes."

 

10. September

 

Der heilige Nikolaus von Tolentino, Italien, Priester,

+ 10.9.1306 - Fest: 10. September

 

Da lebten vor mehr als siebenhundert Jahren in dem italienischen Städtchen Tolentino ein Mann und eine Frau, deren Ehe zu ihrem größten Leidwesen kinderlos blieb. Erst als sie eine Wallfahrt nach Bari an das Grab des heiligen Nikolaus gemacht hatten, legte ihnen der liebe Gott auf die Fürsprache des kinderlieben Heiligen zum nächsten Nikolausfest einen kleinen Jungen in die leere Wiege, und die Eltern freuten sich so herzlich, wie sich die Kinder am Nikolausfest freuen. Selbstredend wurde der Junge auch auf den Namen Nikolaus getauft.

 

Der Kleine wuchs heran, und als er Verstand bekam und hörte, dass er ein Nikolauskind war, fragte er Eltern und Lehrer und alle Leute, die es wissen konnten, nach dem Namenspatron aus, und in allen Heiligenlegenden, die er bei Verwandten und bei den Bekannten auftreiben konnte, studierte er das Kapitel unter dem Datum vom 6. Dezember, und alles, was er da hörte und las, übte und tat er selbst, weil er es sich in den Kopf gesetzt hatte, geradeso zu werden wie der Namenspatron.

 

Als der Junge beispielsweise erfuhr, dass der heilige Nikolaus ein Frühaufsteher war, sprang auch er morgens mit dem ersten Sonnenstrahl aus dem Bett, und nie mehr brauchte ihn die Mutter ein zweites Mal zu wecken und zu rufen. Weil der heilige Nikolaus streng gegen sich selbst war und drei Tage in der Woche fastete, um den Leib in Zucht und Ehrbarkeit zu halten, machte es Nikolaus von Tolentino auch so, und als er mit zwanzig Jahren ins Kloster ging, fügte er noch einen weiteren Fasttag zu Ehren der Mutter Gottes hinzu. Vor allem war es des jungen Nikolaus von Tolentino eifriges Bestreben, so lieb und gütig und von Herzen gut zu allen Leuten und vorzüglich zu den Kindern zu sein, wie es wieder der große heilige Nikolaus gewesen war. Das alles hört sich leicht an, aber einfach war es nicht, denn auch Nikolaus von Tolentino hatte einen jähen Sinn und ein heißes Blut, und auch ihm blieben lange und harte Kämpfe gegen den Eigenwillen und die sündige Weltlust nicht erspart, aber er hielt sich tapfer und wacker, und als er im Jahr 1279 die heilige Priesterweihe empfing, stand sein Leben in voller Blüte, und mit den Früchten der Heiligkeit labte er auf der Kanzel und im Beichtstuhl ungezählte Menschen, Männer, Frauen und Kinder.

 

Auf diese Weise wirkte Nikolaus von Tolentino als seeleneifriger Priester gut fünfzig Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1336 segensreich am Heil der Seelen, und allen, die mit ihm zu tun hatten, sprangen besonders seine Wohltätigkeit, Güte, Milde und Abgeklärtheit angenehm in die Augen, so dass er dadurch seinem großen Namenspatron zum Verwechseln ähnlich war.

 

Die heilige Pulcheria, Kaiserin von Konstantinopel,

+ 10.9.453 – Fest: 10. September

 

Oelia Pulcheria Augusta, von hohem Adel dadurch, dass sie ihren Vater, ihren Großvater und ihren Bruder unter den römischen Kaisern zählte, noch weit adeliger aber durch die Begeisterung, mit der sie die Ketzerei bekämpfte und den katholischen Glaubenssatz in Betreff der Menschwerdung und der göttlichen Mutterschaft Mariens verteidigte, schien schon in ihrer Kindheit vom Himmel eine so hohe Weisheit erhalten zu haben, dass diejenigen, die nach dem Tod des Arkadius, während der Minderjährigkeit des Theodosius, des Sohnes dieses Fürsten, das Reich verwalten sollten, nichts vornahmen, ohne ihren Rat eingeholt zu haben.

 

Sie stand während der Nacht auf, um mit den Prinzen der königlichen Familie die Psalmen zu singen. Sie setzte ihr Glück darein, Gott zu verherrlichen und zu den Heiligen zu beten, mit denen es ihr öfter gegönnt war, sich zu unterhalten. Vor allem war sie fortwährend bemüht, der Verehrung ihrer Reliquien höheren Glanz zu verschaffen. Unter allen Seligen verehrte sie besonders die Gottesmutter. Sie war die erste, die, um den Lästerungen des Nestorius zu begegnen, der seligsten Jungfrau den Titel Gottesmutter gab. So wollte die göttliche Vorsehung mittels einer wunderbaren Schickung ihrer Weisheit, mittels des Eifers einer Jungfrau, die Würde der Jungfrau Maria unverletzt bewahren.

 

Pulcheria bewahrte in der Ehe ewige Jungfräulichkeit, indem sie auch auf diese Weise der Mutter Jesu Christi nachahmte, der sie neue Ehre dadurch erwies, dass sie ihr in königlicher Freigebigkeit Kirchen erbaute, die sie mit ihren Geschenken bereicherte, und mit bedeutenden Einkünften bedachte.

 

Schon im Alter von fünfzehn Jahren hatte sie mit ihrem Bruder Theodosius das Reich zu regieren, und ihr höchstes Streben war, diesen jungen Fürsten für eine zärtliche Verehrung Mariens anzuleiten. Später gab sie sich unendliche Mühe für die Konzilien zu Ephesus und Chalcedon, indem sie den Prälaten, aus denen sie bestanden, auf tausend Arten behilflich war, sie mit ihren Ratschlägen unterstützte, sie mit aller ihrer Macht beschirmte und ihnen ihre Schätze zur Verfügung stellte.

 

Die erste der prachtvollen Kirchen, die sie zu Ehren der Gottesmutter errichtete, war die auf dem Gießer Platz, die vom heiligen Germanus, Patriarch von Konstantinopel, geweiht, und wo der Gürtel der seligsten Jungfrau aufbewahrt wurde. Jeden Mittwoch das ganze Jahr hindurch feierte man darin eine feierliche Vigilie, und Pulcheria besuchte sie oft zu Fuß. Die zweite Kirche wurde zu Unserer Lieben Frau der Führerin benannt, infolge eines Wunders, das einige Zeit nach ihrer Erbauung geschah. Die heilige Jungfrau erschien zwei armen Blinden, die sich auf dem Weg befanden, und gebot ihnen, sich in die neue Kirche zu begeben, wobei sie ihnen versprach, dass sie darin ihr Augenlicht wiedererhalten würden. Dies geschah denn auch. In diesem stolzen Tempel ließ die Kaiserin das Gemälde der seligsten Jungfrau, vom heiligen Lukas gemalt, aufbewahren, sowie die Windeln des Erlösers, die sie von Jerusalem erhalten hatte. Die dritte Kirche war die der Blaquernen, so berühmt bei den Alten durch ihren Reichtum und besonders deswegen, weil sie die Leinwand enthielt, in die der Leib Jesu Christi nach der Abnahme vom Kreuz eingehüllt wurde.

 

Die Väter des Konzils zu Chalcedon richteten folgenden ehrenden Zuruf an die heilige Pulcheria: „Es lebe die allergnädigste Kaiserin! Es lebe Pulcheria! Es lebe die neue Helena!“

 

Die Tore des Himmels öffneten sich ihr am 10. September 453. 

 

Der selige Karl Spinola und Gefährten, Märtyrer, Jesuit,

+ 10.9.1622 – Gedenktag: 10. September

 

Der 10. September 1622 sah das Martyrium, das in der Kirchengeschichte Japans unter dem Namen „das große“ berühmt ist, weil in ihm zweiundzwanzig Mitglieder verschiedener religiöser Orden und dreißig Japaner jeglichen Alters und Geschlechtes ihr Leben für Christus dahingaben. Gleichsam der Führer aller, wie sich das römische Brevier ausdrückt, war Karl Spinola.

 

Die Grafen Spinola, eine der ersten Familien Oberitaliens, hatten der Kirche ausgezeichnete Bischöfe, den deutschen Kaisern und spanischen Königen bedeutende Staatsmänner und Feldherren gegeben. Karl Spinola, Sohn des Grafen Oktavius, geboren 1564, war seinem Oheim, dem Kardinal Philipp Spinola, Bischof von Nola, zur Erziehung übergeben worden und hätte sicher nur glänzende Aussichten in Kirche und Staat vor sich gehabt. Doch angetrieben durch das Beispiel des seligen Pater Rudolf Aquaviva, der 1583 in Indien den Martertod erlitt, trat Karl am 23. Dezember 1584 zu Nola in Süditalien in die Gesellschaft Jesu, um als Missionar sein Leben für den Heiland hinzugeben. 1594 zum Priester geweiht, bat er um die Sendung nach Japan. „Ich überlasse mich ganz dem heiligen Willen Gottes,“ so spricht er seine Gesinnung in einem Brief aus, „kann ich noch nicht leiden, wie die heiligen Martyrer gelitten haben, so habe ich doch den Trost, ihre Leiden zu betrachten und mich durch Erwägung ihres Heldenmutes anzufeuern und vorzubereiten. Wann wird die Zeit kommen, in der mir ein ähnliches Los beschieden ist? O glücklicher Tag! O selige Stunde! Wenn es schon süß ist, nur an den Tod für den Heiland zu denken, welche Wonne muss es dann sein, ihn wirklich für ihn zu leiden.“

 

Am 10. April 1596 fuhr Karl Spinola in Begleitung des seligen Hieronymus de Angelis von Lissabon ab. Ein Sturm verschlug das Schiff nach Brasilien. Die lange, bedrängnisvolle Fahrt und die unfreiwillige Wartezeit gaben dem seeleneifrigen Missionar Gelegenheit, sich der Bekehrung des Schiffspersonals und der Pflege der Kranken zu widmen. Durch das häufige Verweilen bei so vielen Kranken im geschlossenen Schiffsraum wurde er selbst zweimal vom Fieber ergriffen. Nach fünfmonatigem Aufenthalt brachte eine neue überaus stürmische Fahrt die Missionare in größte Todesgefahr. Ende März 1597 landeten sie glücklich im Hafen von Portorico. Sofort begannen Pater Karl und Hieronymus eine überaus erfolgreiche Missionstätigkeit in der ganzen Umgebung. Infolge der übermäßigen Anstrengungen erkrankten beide.

 

Auf der Weiterreise, die endlich im August unternommen werden konnte, traf die seligen Jünger des gekreuzigten Heilandes, dessen Namen sie würdevoll trugen, ein neuer Unglücksfall. Sie wurden von englischen Seeräubern im Oktober 1597 gefangen genommen und nach London gebracht. Im Januar 1598 kamen sie wieder nach Lissabon zurück.

 

All die tausenderlei Gefahren, Leiden und Ungemach einer zweijährigen Irrfahrt hatten die Sehnsucht des Seligen nach noch größeren Leiden in der Mission in Japan nicht auslöschen können. Vergeblich bemühten sich auch seine hohen Verwandten, ihn in Europa festzuhalten. Nachdem er seinen Opfergeist durch Pflege der Pestkranken in Lissabon hatte reichlich erproben können, wagten die Missionare im März 1599 zum zweiten Mal die lange Reise. Am 30. Juli 1600 langten sie in Malakka an. Endlich im Mai 1602 war das Ziel erreicht. In Nagasaki betraten sie den Boden Japans. Zwanzig Jahre führte Spinola hier ein Leben apostolischer Tätigkeit und strenger Abtötung. Sehr oft geißelte er sich bis aufs Blut; fast ständig trug er ein raues Bußhemd.

 

Das Apostolat aber, wie reich war es an Erfolg! Während seiner ersten Tätigkeit zu Arima gelang es dem Seligen innerhalb zwei Jahren mehr als fünftausend Heiden zu taufen. Und doch, wie bescheiden! Eines Tages bemerkte er einen Zusammenlauf von Menschen. Er ging darauf zu. Da sah er ein kleines Kind in den letzten Zügen liegen. Spinola tauchte rasch entschlossen ein Tuch in Wasser und benetzte damit die Stirn des Kindes. Die umstehenden Heiden mochten denken, er wolle durch das Wasser dem sterbenden Kind Linderung bereiten. Spinola aber sprach bei der Benetzung die Taufformel und eröffnete hierdurch dem Kind das ewige Glück des Himmels. Über diesen Vorfall schrieb der Selige: „Wenn der liebe Gott mir für all meine Leiden und Mühen, die ich bisher ertragen habe oder noch ertragen werde, keinen anderen Lohn erteilen wird, so halte ich sie dadurch allein für so überreich bezahlt, dass er mir vergönnt hat, diese eine Seele für den Himmel zu retten.“

 

In der Hauptstadt Meaco, dem heutigen Kyoto, leitete Spinola eine Kongregation von Katecheten und hielt zugleich für die höherstehenden Kreise wissenschaftliche Vorträge über Mathematik und Astronomie. Dieser weittragenden Tätigkeit war es wohl zu danken, dass in dem einen Jahr 1611 zu Meaco achttausend Erwachsene die Taufe empfingen. So blühte die japanische Mission nach der ersten Christenverfolgung vom Jahr 1588 wieder herrlich auf. Da brach eine zweite furchtbare Verfolgung über die junge Christengemeinde herein. Aus Handelseifersucht hatten die calvinischen Holländer dem Kaiser von Japan vorgespiegelt, die katholischen Missionare seien vom spanischen König gesandt, um Volk und Land für ihn zu gewinnen. Seit zwei Jahren war Karl Spinola Prokurator der ganzen Mission. Nun begann seine langgehegte Hoffnung nach dem Martertod sich zu erfüllen. Trotz strengster Ausweisungsmaßregel gelang es ihm mit 23 Mitbrüdern und Mitgliedern anderer Orden noch vier Jahre lang im Verborgenen zu wirken. Im Dezember 1618 wurde er aber ergriffen und mit anderen Missionaren und einheimischen Christen in das Gefängnis von Omura geworfen. „Dieses ist meine Ruhestätte für immer; hier will ich wohnen, da ich sie erwählt habe.“ Unter dem Gesang dieses Psalmverses zog Karl mit seinen Leidensgenossen in dies elende japanische Gefängnis ein. Eine Qual begann hier, schlimmer als der grausige Kreuzigungstod später. Es war ein Käfig aus Bambusrohren, die man in den Boden eingerammt hatte, ein Raum von 20 Fuß Länge und 14 Fuß Breite. Das dünne Strohdach darüber bot wenig Schatten vor der sengenden Hitze. Der Wind pfiff durch die klaffenden Rohre, Regengüsse weichten den Boden auf und Schneegestöber verschüttete im Winter schier die ganze Hütte. Eine doppelt gemauerte Palisadenreihe sicherte die „Staatsgefährlichen“, die doch nur gekommen waren Liebe zu bringen.

 

Fast vier Jahre lang waren die Bekenner Christi, 33 an der Zahl, an diesen armseligen Raum gebannt. Sich in der Nacht hinzulegen war für alle nicht möglich; kaum dass sie bei Tag sich bewegen konnten. Nie durften sie ihren Käfig verlassen. Eine entsetzliche Lage! Man erlaubte den Gequälten nicht ihre Kleider zu waschen oder an der Sonne zu trocknen. Zehrendes Fieber und schleichende Krankheit mussten einziehen. Einige der Martyrer starben. Der selige Spinola lag hundert Tage krank am Fieber. Kein Trunk Wasser wurde ihm gereicht. An Nahrung gab man ihnen so viel, um den Tod zu verhindern, aber zu wenig, um den Hunger zu stillen. Die glaubensstarken Kämpfer aber harrten aus.

 

Am 28. August 1622 schrieb der Selige an seinen Provinzial: „Ich glaube, dass auch wir bald den Scheiterhaufen besteigen werden. O, der unendlichen Güte und Barmherzigkeit Gottes, die einen elenden Sklaven wie ich bin der großen Ehre gewürdigt, für ihn mein Leben hinzugeben! Wenn er mich des Eintrittes in seine heilige Wohnung würdigen sollte, werde ich nie der Liebe vergessen, die Sie mir stets erwiesen haben, noch meiner Mitbrüder in dieser Provinz und in der ganzen Gesellschaft, der ich mehr zugetan bin als je. Karl, zum Tod verurteilt um des Namens Jesu willen.“

 

Die Gefangenen wurden von Omura nach Nagasaki gebracht, wo sie am 10. September anlangten. Der Richtplatz war der heilige Berg. So hieß er, seitdem 1597 die 26 heiligen Martyrer dort am Kreuz starben. Der langsam ansteigende Hügel bildet ein natürliches Amphitheater. Zahlreiche Heiden und wohl 30.000 Christen hatten sich eingefunden. Die Bekenner wurden teils zum Feuertod, teils zur Enthauptung verurteilt. Spinola stimmte den Psalm „Lobet den Herrn alle Völker“ an, seine Gefährten stimmten ein. Darauf hielt er eine so ergreifende Ansprache an die Versammelten, dass alle zu Tränen gerührt wurden.

 

Hoch schichtet der gewaltige Scheiterhaufen um die 25 Pfähle, an denen Karl und seine Freunde den qualvollen Feuertod erleiden. Doch zuvor soll noch das mordlustige Heidenschwert dreißig anderen Christen, meist Japanern, die Siegeskrone bringen. In langer Reihe knien die Todgeweihten da. Das Sausen und der scharfe Aufschlag des Schwertes übertönt noch das Schluchzen der umstehenden Glaubensbrüder. Von den Lippen der Martyrer steigen still, zuweilen laut Bitt- und Ergebungsrufe zum Himmel. Nun nähert sich der Henker auch der tapferen Bekennerin Isabella Fernandez. Noch einen letzten Gruß wagt sie jetzt dem treuen Missionar und Vater, dem seligen Spinola, ihrem Erretter aus Heidennacht zu bieten. Erst jetzt erblickt und erkennt er die Frau. Ihr vierjähriges Söhnchen, das neben ihr kniet, kann er nicht sehen. Darum fragt der Selige: „Wo ist denn dein kleiner Ignatius?“ „Er kniet hier neben mir“, antwortete sie. Sie nahm ihn auf ihre Arme und sprach zu ihm: „Sieh` dort den Pater, der dich durch die Taufe zu einem Kind Gottes gemacht hat, bitte ihn um den Segen.“ Fromm legte Ignaz die reinen Händchen zusammen und tat, wie ihm die Mutter geheißen hatte. Dem Seligen waren die Hände gebunden. So hob er seine Augen zum göttlichen Kinderfreund und sprach laut die Segensworte. Gleich darauf rollt das Haupt der Mutter in den Staub. Dem Kind wird nicht bange; es kreuzt seine Ärmchen über die Brust und neigt mutig und glaubensstark das Köpfchen dem Henker zu: „Jesus! – Lieb` Mütterlein, ich komme!“ Und empfing den Todesstreich.

 

Bald darauf erscholl der Befehl, das Feuer anzuzünden. In diesem Augenblick hörte man von allen Seiten des weiten Schauplatzes halblaut das Gebet der Christen für die starkmütigen Bekenner. Um den Todeskampf und die Qualen möglichst lange auszudehnen, war der Scheiterhaufen etwas von den Pfählen entfernt. Die Opfer sollten bei lebendigem Leib geröstet werden. Der selige Karl hörte nicht auf, seine nächsten Leidensgefährten zu ermutigen. Am Pfahl neben ihm war die achtzigjährige Witwe, in deren Haus man ihn verhaftet hatte. Auf ihre Bitte erteilte er ihr nochmals die Lossprechung. Dann stand er ruhig da und betete mit zum Himmel erhobenen Blick. Nach anderthalb Stunden unterlag er als der erste der Marter. Im 58. Lebensjahr, im 38. seines Ordenslebens erwarb er die Krone.

 

Der letzte, der nach dreistündiger Qual den glorreichen Kampf vollendete, war Pater Sebastian Kimura. Er war ein Neffe des ersten Japaners, den der heilige Franz Xaver getauft hatte, und der erste eingeborene Priester. Mit 19 Jahren trat er in die Gesellschaft Jesu. Nachdem er in Nagasaki die Priesterweihe erhalten hatte, waren die gefährlichsten Missionen sein Anteil. Den Martertod erlitt er im 57. Lebensjahr. Papst Pius IX. hat 1867 diese christlichen Helden seliggesprochen.

 

Was sollen wir an diesem großen Martyrium mehr bewundern, den Heldenmut der in Todesgefahren ergrauten Missionare oder die übernatürliche Kraft des kleinen Jungen und seiner Mutter wie der anderen Martyrer aus dem Laienstand? Gottes herrliche Gnade müssen wir dankbar und bewundernd anerkennen, die bei Groß und Klein, bei den auserwählten Seligen, wie bei uns schwachen Nachahmern Taten wirkt, die Menschenkräfte übersteigen. Der Allmächtige „schützt den ungerecht Verfolgten vor seinen Feinden, stellt ihn sicher vor seinen Nachstellern und lässt ihn siegen im harten Streit, damit er erkenne, dass die Weisheit mächtiger ist als alle Dinge“ (Weisheit 10,12), die persönliche, göttliche Weisheit nämlich, „die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“, für den wir leben und sterben.

 

Die Dienerin Gottes Magdalena von Österreich,

Gründerin des Damenstifts Hall,

+ 10.9.1590 – Gedenktag: 10. September

 

Die Kirchengeschichte Tirols kennt keine dunklere Periode als das sechzehnte Jahrhundert. In den Städten wie auf dem Land fand die Irrlehre Eingang. Überall stoßen wir auf eine erschreckende Missachtung des Gottesdienstes und der Sakramente, auf willkürliche Neuerungen in kirchlichen Dingen und große Verbreitung neugläubiger Schriften, auf beispiellose Unmäßigkeit und nicht geringe sittliche Verirrungen. Das Schlimmste war, dass diejenigen, die berufen gewesen wären die Übel zu bessern, die Geistlichen, damals leider selbst der inneren Erneuerung sehr bedürftig und ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren. Die Guten unter den Weltgeistlichen und in den Klöstern blieben in der Minderheit. Es war ein gewaltiges Stück Arbeit, das die wahre Reformation leisten musste, um aus dem Tirol des sechzehnten Jahrhunderts das spätere „heilige Land Tirol“ zu machen. Die allmählich erwachenden kirchlichen Vorstände, neugegründete Orden und die mit Entschiedenheit vorgehenden Landesfürsten wirkten zusammen, um von innen heraus eine Erneuerung herbeizuführen. Nicht geringen Anteil an dem Wiederaufbau katholischen Lebens hat die Erzherzogin von Österreich und geborene Königin von Böhmen und Ungarn, Magdalena, die Tochter Kaiser Ferdinands I. und seiner Gemahlin Anna von Ungarn. Im Stillen durch ihr beispielhaftes treukatholisches Leben, öffentlich durch unmittelbares Eingreifen in die religiösen Zeitfragen beförderte sie die Wiedererstarkung Tirols im katholischen Glauben.

 

In Innsbruck, wo Magdalena 1532 geboren wurde, erhielt sie eine fromme und sorgfältige Erziehung im Verein mit ihren jüngeren Schwestern. Neben der Frömmigkeit, Einfachheit und Zurückgezogenheit trat auch bald ihre wohltätige Gesinnung deutlich hervor, so dass die „Königinnen“ – so hießen damals die kaiserlichen Prinzessinnen – weit und breit bekannt und gerühmt wurden. Von besonders ausschlaggebender Bedeutung für die Geistesrichtung und das geistliche Leben der kaiserlichen Töchter wurde die Berufung der Jesuiten durch den Kaiser nach Innsbruck, wo sie als Prediger und Beichtväter einen segensreichen Einfluss entfalteten. Unter anderen kam auch der heilige Petrus Canisius wiederholt dorthin und hinterließ dauernden Eindruck. Die Väter konnten an ihren Ordensgeneral, den heiligen Franz Borgia, berichten, dass der ganze Hof durch das gute Beispiel der Prinzessinnen ein ganz anderes Aussehen bekommen habe, der Empfang der Sakramente blühe und man allgemein sage, der Hof sei beinahe einem Kloster ähnlich. So sehr hatte sich der Gedanke des religiösen Lebens vertieft, dass die Prinzessinnen Margaretha, Magdalena und Helena das Gelübde ewiger Jungfräulichkeit ablegten.

 

Den Gott so sehr ergebenen Königinnen genügte das zurückgezogene Leben am Hof allein nicht. Sie wollten die Welt ganz verlassen. Obwohl Erzherzog Ferdinand seine besonders zärtlich geliebte Schwester Magdalena nicht gerne scheiden sah, erreichte sie es doch, dass er für sie in Hall ein adeliges Damenstift errichtete. Härteren Kampf kostete es, vom Ordensgeneral Borgia die Zustimmung zu erwirken, dass die Jesuiten die geistliche Leitung des Frauenstiftes übernehmen durften, zu welchem Behuf ihnen in Hall ein Kollegium erbaut wurde. Im Jahr 1569 siedelten Magdalena und Helena mit zehn Frauen ins neue Stift Hall über. Später traten noch vierundzwanzig andere Jungfrauen und Witwen aus den angesehensten Tiroler Adelsgeschlechtern unter Magdalenas Schutz und Führung. Die Statuten des Hauses, bei deren Abfassung auch Petrus Canisius behilflich war, wiesen sich als ein Ergebnis reifer Weisheit und Lebenserfahrung aus, ernst und entschieden im Ton, aber fern von übertriebener Strenge und süßlicher Frömmigkeit. Der Geist des Stiftes war ein beispielhafter, das gute religiöse Muster der Stiftsfrauen von neubelebender Wirkung. Allen voran, ein Engel im Gebet und in der Nächstenliebe, ging die ehrwürdige Stifterin Magdalena. Sie, die Tochter des Kaisers, die viel vermögende Schwester des Landesfürsten, war in ihrem Kreis die demütigste und eifrigste. Streng die Hausordnung haltend, verrichtete sie die gewöhnlichsten Arbeiten und wünschte nur die leiblichen Kräfte zu haben, um die Dienste einer Magd leisten zu können. Als kluge Hausmutter vergaß sie auch nicht die Sorge für das Zeitliche. Besonders die Pflege der Gesundheit ihrer Untergebenen lag ihr am Herzen.

 

Ihre mütterliche Liebe und ausgedehnte Umsicht blieb aber nicht auf die Mauern des Stiftes beschränkt. Ihr edles Herz war ja das einer Habsburgerin und schlug in fürsorgender Treue für das gesamte Volk. Den Armen und Kranken der ganzen Gegend wurde sie zum schützenden Engel. Zur Zeit des großen Erdbebens, das im Januar 1572 die Bevölkerung von Hall in Furcht und Schrecken setzte, bewies sich die Fürstin als die starkmütige Frau, die die Geistesgegenwart nicht verlor. Durch ihr Beispiel und ihre Sorge für die Hungernden und Obdachlosen hielt die Zagenden aufrecht. So weit ging ihre Liebe zu den Kranken, dass sie sich selbst Kenntnisse in der Arzneibereitung verschaffte, die Heilmittel verteilte und so vielen die Gesundheit wieder gewann. Wer nur immer ein Anliegen hatte, fand bei Magdalena Gehör. Ihre reichen Einkünfte wurden ausschließlich zu Werken der Nächstenliebe und der Frömmigkeit verwendet.

 

Dieses stille Wirken in Werken der Liebe ist nur eine Seite jenes großen Einflusses, den die edle Stifterin von Hall auf die Wiederaufrichtung und Befestigung des alten Glaubens ausübte. Bei ihrem tatkräftigen, vom Überdrang lebendiger Glaubensbegeisterung getragenen Wesen, dem Geist der Zeit folgend, die den Herrschenden das Recht zubilligte, auch über die Religion des Volkes zu entscheiden, und denen auch wirklich die Gewissenspflicht obliegt, nicht nur das Zeitliche sondern auch das ewige Wohl der Untertanen zu fördern, Glaube und gute Sitte zu schützen, ist es ganz begreiflich, dass sie auch mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln in die religiöse Lage eingriff. Die alte wohlhabende Salinenstadt Hall war von jeher ein Hauptherd lutherischer Neuerungen. Trotz wiederholter bischöflicher Mahnungen durften lange Zeit hindurch protestantische Prediger die neue Lehre vor großen Volksmengen verkünden. Es herrschten dort in kirchlicher Beziehung unter Geistlichen und Laien besonders missliche Zustände. Da wachte denn die glaubenseifrige Magdalena sorgfältig darüber, dass die Religionsverordnungen der Staatsbehörden auch durchgeführt wurden, woran es nur allzu oft gefehlt hatte. Sie berichtete es nach Innsbruck, als die Haller sich widerspenstig zeigten und Kirchenbesuch und Sakramentenempfang mieden. Sie sorgte dafür, dass gute Priester angestellt, schlechte entfernt wurden. Irrgläubige Schriften wurden eingezogen. Eine heilsame, aufbauende katholische Bewegung ging von den Vätern der Gesellschaft Jesu aus, deren Niederlassung in Hall ja die Königin begründet hatte. Mit gründlichem Wissen und heiliger Begeisterung ausgerüstet, wussten sie in ihren volkstümlichen Predigten die Seele des Volkes zu erfassen und mit neuer Liebe für die Wahrheit des katholischen Glaubens zu erfüllen. Sie veranstalteten regelmäßige Christenlehren für die Stadt- und Landbevölkerung, an denen Magdalena meistens selber teilnahm und dabei die anwesenden Kinder beschenkte.

 

Auch um die Würde und den Glanz des Gottesdienstes trug die umsichtige, kluge Reformatorin Halls Sorge. Sie stattete die Stiftskirche mit kostbaren Ornaten und Gefäßen aus, gründete einen eigenen Chor von Sängern mit einem eigenen Haus für die Singknaben, das sie später in ein Knabenseminar umwandelte. Nicht hoch genug ist auch ihr Einfluss einzuschätzen, den sie auf die Heranbildung echt katholischer Männer und tüchtiger, einheimischer Geistlichen in entsprechenden Schulen und Erziehungsanstalten ausübte. So hat die Dienerin Gottes, dieses „starke Weib“ im Sinne der Heiligen Schrift, mit erstaunlicher Klarheit ihre Zeit begriffen und gleich einer heiligen Theresia aus dieser Einsicht heraus mit ebenso fester Willenskraft zur rettenden Tat sich entschlossen. Die Geschichte wird sie darob für alle Zeiten segnen. Hall, in religiösen Dingen ehedem so zweifelhaft, ist heute eine der kirchlichsten Städte Tirols. Das ganze Land bleibt der edlen Haller Stiftsoberin zu Dank verbunden ob ihres kräftigen Eintretens für die Reinheit und Einheit des katholischen Glaubens.

 

Nach dem Zeugnis der venezianischen Gesandten genoss Prinzessin Magdalena schon zu Lebzeiten den Ruf einer wahren Heiligen. Nachdem sie am 10. September 1590 nach einem kurzen, tieferbauenden Krankenlager mit klarer, sicherer Ruhe, wie sie gelebt, zum ewigen Besitz dessen, was sie geglaubt, eingegangen war, blieb dieser Ruf ihrer Heiligkeit die Jahrhunderte herab lebendig. Ihr Bildnis wird in vielen Häusern ehrenvoll aufbewahrt. Die vertrauensvolle Anrufung Magdalenas bewirkte auch eine größere Anzahl von Gebetserhörungen, die in den Jahren 1719 und 1755 kirchlicherseits untersucht wurden. Erst in allerneuester Zeit wurde der schon lange angestrebte Seligsprechungsprozess wirklich eingeleitet und im August 1904 durch Papst Pius X. der Königin Magdalena der Titel einer ehrwürdigen Dienerin Gottes zuerkannt.

 

In trüber Zeit lässt Gott wieder helle Sterne aufleuchten als trostreiche Unterpfänder seiner erbarmenden Gnade. Glücklich das Volk, das dem Licht solcher Sterne nachgeht und in ihrem Glanz sich spiegelt! Aus einem lebendigen Glaubensleben kann ein Volk die sittliche Kraft schöpfen, sich aus tiefer Erniedrigung wieder zu erheben. Nur Sterne, die in die Ewigkeit leuchten, führen nach oben. „An seinen irdischen Göttern aber stirbt der Mensch“ und das Volk. 

 

Pater Hubert vom heiligen Claudius

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 10. September 1794 empfing der gottselige Pater Hubert vom heiligen Claudius, in der Welt Jakob Gagnot genannt, den Lohn für sein Tugendleben und Martyrium. Am 9. Februar 1753 Zu Trolois geboren und seit dem Jahr 1773 Unbeschuhter Karmelit, war er in verschiedenen Konventen tätig, zuletzt in Nanzig, wo er als Prediger und Beichtvater wirkte. Noch am 3. Januar 1791 hatte er sich um das gemeinsame Leben bemüht, am 1. Oktober dieses Jahres musste er jedoch das liebgewonnene Kloster verlassen. Befreundete Priester nahmen ihn auf, bis er genötigt wurde, auch das letzte gastliche Haus zu verlassen. Der Revolutionsausschuss von Nancy betrachtete ihn als "gefährlichen Fanatiker", ließ ihn nach Rochefort schaffen und am 30. April 1794 auf der "Bonhomme-Richard" einschiffen, von der er noch am selben Abend mit 60 priesterlichen Genossen auf die "Deux Associés" hinübergenommen wurde. Obwohl selbst nicht unbedenklich krank, bot sich der edelmütige Ordensmann an, den auf dem Totenschiff Sterbenden beizustehen. "Eine schöne Gelegenheit, die Kräfte, die mir Gott bisher gelassen hat, im Dienst meiner Brüder zu betätigen!" rief er aus. Nach sechs Wochen ununterbrochener Arbeit wurde er ein Opfer seines Eifers. Er fühlte, dass er von der herrschenden Pest angesteckt war und bereitete sich sorgfältig auf den nun bald bevorstehenden Tod vor. Wie bewunderungswürdig waren nicht sein Glaube, seine Demut und seine Abtötung! Er murrte nicht, obwohl er trotz seiner Schwäche stundenlang Wasser schöpfen musste, um es aus dem alten, morschen Schiff zu entfernen. Das Schöpfrohr war oben geborsten und verspritzte das Wasser zum Teil wieder. Welch eine Qual für den kranken Pater, der infolgedessen gezwungen war, seine kurze Ruhe ständig auf den feuchten Brettern zu suchen und jederzeit gewärtig sein musste, wieder einen Guss des bereits in Fäulnis übergegangenen Wassers zu bekommen. Pater Hubert ertrug alles aus Liebe zu Gott, der ihn am 10. September 1794 endlich durch den Tod erlöste. Sein Leichnam wurde auf der Insel "Madame" begraben. Groß war die Hochachtung, deren er sich in seiner Heimatpfarrei erfreute. Noch heutigen Tages lebt die Erinnerung an ihn fort.

 

Pater Johann Baptist Petrus Letourneau

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des gottseligen Pater Johann Baptist Petrus Letourneau. Pater Johann Baptist Petrus, geboren im Jahr 1752 zu Angers, war Mitglied des Klosters der Beschuhten Karmeliten zu Vivonne in der Diözese Poitiers. Beim Beginn der großen Revolution weigerte er sich anfänglich, den im Jahr 1791 geforderten, schismatischen Eid zu leisten, was ihm arge Verfolgungen zuzog. Später ließ er sich herbei, den während der Metzeleien des September 1792 verlangten Eid auf die "Freiheit und Gleichheit" zu schwören. Doch dies Opfer seines Gewissens brachte ihm keinen Schutz vor weiteren Verfolgungen. Im Jahr 1793 wurde Pater Johann Baptist Petrus verhaftet. Man hielt ihn monatelang zu Vienne gefangen und schickte ihn von da nach Rochefort, um ihn dort dem Tod auf dem Meer zu überliefern. Auf dem Schiff "Deux Associés" erbaute er sich nicht wenig an dem herrlichen Beispiel der Mitgefangenen. Hier kam ihm auch zum Bewusstsein, dass er durch die Ablegung jenes Eides auf die "Freiheit und Gleichheit" unrecht gehandelt hatte, und widerrief er ihn. Bald darauf starb der edle Dulder infolge der schweren Leiden seiner Gefangenschaft und Deportation noch vor dem für die Hinrichtung bestimmten Tag, in der Nacht vom 9. auf den 10. September 1794. Sein Grab fand er auf der Insel "Madame".

 

Gebet am 10. September

 

Heiligste Jungfrau und Mutter Gottes Maria, ich empfehle deinem mütterlichen Schutz meine Augen und Ohren, meinen Mund, meine Hände und Füße, mein Herz und alle meine Sinne. Ich will allen Fleiß anwenden, dass ich weder etwas sehe oder höre, noch weniger etwas denke, rede, tue oder gestatte, das der standesmäßigen Keuschheit zuwider, und deinem göttlichen Sohn missfällig ist. Bitte für mich, du reinste Jungfrau, dass ich ihn durch keine Unreinheit beleidige. Und wenn ich dazu angefochten werde, will ich sogleich zu dir rufen und sprechen: Komm mir zu Hilfe, du Mutter der keuschen Liebe, und erflehe mir heilige Furcht Gottes, Nachahmung deiner Reinheit, und Schutz und Stärke gegen jede Sünde. Amen. 

 

Zu Gott

 

Lehre uns, o Herr, die wahre Sanftmut und Herzensdemut, damit wir, nach Deiner Verheißung, Ruhe in unserer Seele finden, und es erfahren, dass Dein Joch sanft und Deine Bürde leicht ist, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Die heilige Jungfrau und Kaiserin Pulcheria, deren Fest heute begangen wird, trug eine überaus innige Andacht zur seligsten Jungfrau, hat ihr den Titel einer wahren Mutter Gottes, den die Nestorianer angefochten hatten, mit allen Kräften durchgesetzt, so dass es scheint, die göttliche Vorsehung habe die höchste Würde der seligsten Jungfrau durch das Bestreben einer jungfräulichen Kaiserin verteidigen wollen. Die Heilige hat drei herrliche Kirchen unter der Anrufung der Mutter Gottes zu Konstantinopel erbaut, und in einer, mit Namen Hodegus, das berühmte, durch Kaiserin Eudoxia von Jerusalem geschickte Bildnis der seligsten Jungfrau zur Verehrung aufgestellt. 

 

Andacht am 10. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Seelen, die noch nicht fest in der Frömmigkeit gebildet sind, gehen guten Schrittes und sind wohl zufrieden, so lange der Herr ihnen Tröstungen im Gebet zusendet; beraubt Er sie aber derselben, dann werden sie unzufrieden und hören auf, gut zu wirken. Und hierin tun sie es den kleinen Kindern nach, die ihrer Mutter danken, wenn sie ihnen Zuckerwerk gibt; und schreien und weinen, wenn sie es ihnen vorenthält; da es Kinder sind, die nicht wissen, dass derlei Naschwerk, in großer Menge genossen, ihnen schädlich ist und Würmer erzeugt. Fühlbare Tröstungen erzeugen gewöhnlich den Wurm des Wohlgefallens an sich selbst; diesem Wohlgefallen aber entspringt die Hoffart, das Gift der Seele und das Verderbnis jedes guten Werkes. Der Herr verschwendet seine geistigen Tröstungen an uns, wenn wir anfangen, den Weg der Frömmigkeit zu betreten, damit Er uns dadurch an sich ziehe; späterhin aber entzieht Er sie uns, weil sie, falls wir sie immer empfänden, uns schädlich sein würden. Verdient Er also nicht, dass wir Ihm ebenso sehr danken, wenn Er sie uns hinwegnimmt, als wenn Er sie uns gibt?" (Der heilige Franz von Sales)

Ein großer Diener Gottes sagte, er habe vierzig Jahre hindurch das innerlichen Gebet getreu geübt, ohne dabei jemals innerlichen Trost zu empfinden; nichtsdestoweniger sei diese Übung ihm höchst heilsam gewesen. Ich erfreue mich und preise Gott, sprach er, dass ich Ihm, und zwar gewissermaßen auf eigene Unkosten, gedient habe.

Der heilige Johannes Berchmans empfand zuweilen während des innerlichen Gebetes wunderbare Tröstungen; doch gab es auch Tage, wo seine Seele in der größten Trockenheit schmachtete. Dabei verlor er jedoch den Mut nicht und war auch keineswegs über den Zustand betrübt, in dem er sich fühlte.

 

Mein Gott, schalte im Gebet mit mir nicht nach meiner natürlichen Neigung, sondern nach meinen Bedürfnissen; zeige Dich mir, oder verbirg mir Dein Angesicht: rüge mich mit Strenge oder sage mir, dass Du mich liebst! Wenig liegt mir an allem; denn keinen wunderbaren Trost suche ich im Gebet, sondern die Erfüllung meines Willens ist mein einziges Verlangen! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 10. September

 

"Werft die Fehler anderer hinter euch,

um sie nicht zu sehen.

Wenn ihr sie auch nicht verbergen könnt,

sucht wenigstens sie zu verkleinern und zu entschuldigen."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 10. September - Vom Adel der christlichen Nächstenliebe

 

Komm, süße Liebe, komm vom Himmel,

Und kehre in die Herzen ein.

Dass mild des Bruders Leid wir wenden,

Und Liebe, Trost und Hilfe spenden,

Auf dass wir Jesus ähnlich sei`n.

 

1. Hast du je über den Adel der christlichen Nächstenliebe nachgedacht? Eine wunderbare Tugend ist diese Liebe. Sie ist das eigentliche Gepräge unserer heiligen Religion, die Grundfeste, die Stütze, der Schmuck und der Geist. Sie erhebt unser Herz bis in Gottes Schoß, wo sie ihre Regungen schöpft, und von wo sie Frieden, Eintracht und alle Tugenden zurückbringt. Sie kommt vom Himmel und führt zum Himmel. Sie ist der Geist des Evangeliums, die Erfüllung des ganzen Gesetzes.

 

2. O heilige Nächstenliebe, komm und nimm Besitz von meinem Herzen, denn du, liebliche Freundin Jesu Christi, bedeckst die Menge der Sünden. Ein göttliches Gesetz bist du, das Lieblingsgebot unseres Herrn, das neue Gebot, das er vor seinem Tod uns zum Andenken hinterließ und mit seinem Blut besiegelte. Johannes 13,34: "Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben." Dieses Gebot empfahl er uns als das Gebot seines Herzens: "Dies ist mein Gebot." Du also, heilige Nächstenliebe, bist das Band, das alle Auserwählten verknüpft, und zumal im Anbeginn deine Kraft alle getreuen Gläubigen zu einem Herzen und zu einer Seele wundersam verknüpfte

 

3. So notwendig ist uns diese göttliche Nächstenliebe, dass wir ohne sie keine wahre Tugend besitzen. Sie ist das eigentliche Merkmal des Jüngers Jesu, und unterscheidet ihn von denjenigen, die es nicht sind. Denn er selbst sprach in Johannes 13,35: "Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt." Der Jünger seiner Liebe aber in 1. Johannes 3,14b: "Wer nicht liebt, bleibt im Tod." Besäßen wir alle Kenntnisse der Menschen und Engel, und hätten wir einen Glauben, der Berge versetzen könnte, so würde es ohne die Liebe uns nichts nützen. 1. Johannes 4,7+8: "Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe."

 

11. September

 

Die heiligen Märtyrer Felix, Martyrer von Zürich,

+ 11.9.300,

und Regula, Martyrin von Zürich,

+ 11.9.300

Fest: 11. September

 

Zuweilen fällt ein Samenkorn, wie man glaubt, über seinen gehörigen Platz hinaus, geht aber nicht verloren, sondern bringt am Ort, wohin es gekommen ist, nur desto mehr Frucht. Im Reich Gottes weißt der Heilige Geist jedem Gläubigen nicht nur seinen Platz zu, sondern auch seine größere Wirksamkeit an. Denn er ist es, der in den Heiligen leuchtet, und durch sie das Finstere erleuchtet, und was tot ist, belebt. So ging es auch mit den beiden Heiligen Felix und Regula. Felix war aus der Thebäischen Legion und Regula war ihrem Bruder aus schwesterlicher Liebe gefolgt. Sie waren bei Agaun, jetzt Marrinach, dem Tod entgangen, und schlugen den Weg nach den Gegenden Deutschlands ein. Sie kamen durch Oberwallis durch den Furkapass in das Land Uri, und von da in das Land Glarus, das noch wenig bewohnt war. Dort wohnten sie eine Zeitlang und machten durch ihr Beispiel und die Gespräche mit den Landesbewohnern diese bekannt mit der Milde, Gnade und Heiligkeit des Evangeliums, was von einigen von ihnen mit Wohlgefallen und Folgsamkeit angenommen wurde. Von da gingen sie durch die Leitung Gottes in die alte Stadt Zürich, wo schon einige Christen waren, und nahmen dort Wohnung. In dieser Stadt wurden sie zu einer Leuchte des Evangeliums für alle, die der Herr berufen hatte, Gläubige und Heiden. Denn Jesus Christus war das Licht, die Freude und der Gewinn ihres Lebens, ihm dienten sie Tag und Nacht im Wachen und Beten, im Enthalten von den Lüsten der Welt, in Ermunterung der Gläubigen und in froher Verkündigung des Heils für alle, die zu ihnen kamen, und die Wege des ewigen Lebens suchten. Indessen hatte der dortige Landvogt Dezius vom Kaiser Maximinian Befehl erhalten, die Christen zu verfolgen, und besonders die Thebäer aufzuspüren und sie zum Götzenopfer zu zwingen. Der Landvogt gehorchte; aber Gott schlug seine Kundschafter mit Blindheit, dass sie diese Heiligen nicht sofort fanden. Felix ermutigte seine Schwester zum heiligen Kampf und zum freudigen Bekenntnis im Leben und im Tod. Beide beteten zu Gott um die Gnade des Martertums und um Standhaftigkeit; ihr Gebet wurde durch den Drang des Herzens so laut und hörbar, dass sie schließlich von den Kundschaftern erkannt und vor den Landvogt geführt wurden. Dieser fragte sie, ob sie Christen und aus der Gesellschaft des Maurizius wären. Sie bekannten sich freimütig als Christen und Gefährten der Thebäer, und gestanden, dass sie große Hoffnung haben, diese mit der Gnade Jesu Christi im Himmel wieder zu finden. Dezius befahl, sie sollten den Göttern opfern. Die Heiligen antworteten, dass sie den Göttern nicht opfern, die mit jenen, die sie verehren, ewig unselig sein werden. Der Landvogt drohte im Zorn mit schrecklicher Folter. Sie aber bedenkend die Worte des Herrn: „Fürchtet jene nicht, die nur den Leib töten, aber die Seele nicht treffen können,“ erwiderten: „Der Leib steht in deiner Gewalt, die Seele aber in der Hand dessen, der Himmel und Erde erschaffen hat.“ Dezius ließ sie schlagen, am anderen Tag auf ein eisernes Rad flechten, mit zerlassenem Blei und Pech begießen, und alle Arten von Qual und Marter an ihnen versuchen, um sie von Christus abwendig zu machen. Die Heiligen aber lobten Gott mitten in der Qual und beteten um Beistand und ihre Vollendung. Der Landvogt sah, dass aller Versuch und die Peinigung fruchtlos ablaufe, und befahl hierauf, sie zu enthaupten. Freudig im Herrn gingen die Heiligen unter Gebet der Richtstätte zu. Da wurde eine Stimme vom Himmel vernommen: „Kommt ihr Auserwählte meines Vaters, nehmt Besitz von dem Reich, das euch von Anbeginn der Welt bereitet war.“ Als sie auf dem Richtplatz (zwischen dem Helm- und Kaufhaus) angekommen waren und das Urteil an ihnen vollzogen wurde, hörte man wieder eine Stimme: „Die Engel begleiten euch in das Paradies, und die heiligen Märtyrer empfangen und führen euch in die Stadt Gottes.“ Dies geschah im Jahr Christi 303. Zur Verherrlichung der Märtyrer wird ihrem glorreichen Tod in der alten Legende beigesetzt: „Hierauf (nach Vollzug des Urteils) haben sich die Leiber aufgerichtet, ihre Häupter aufgehoben, und vierzig Schritte weit auf jene Anhöhe getragen, wo sie nachher begraben wurden.“ Dieser Auferstehung der enthaupteten Leiber geschieht Meldung in dem Schenkungsbrief an das Stift zum großen Münster dieser Stadt von Karl dem Großen; und Notger ein Gelehrter des neunten Jahrhunderts aus dem Kloster St. Gallen erzählt dies Wunder als eine stete Überlieferung in der Legende dieser Heiligen.

 

Diesen Blutzeugen wird von den späteren Legendenschreibern der heilige Exuperanz auch als Märtyrer beigezählt. Dieser ist mit Felix und Regula in das Stadtsigill aufgenommen. Seine Reliquien sind von Kaiser Karl dem Großen nach Trier übersetzt worden. Felix und Regula wurden im großen Münster aufbewahrt, bis sie im Jahr 877 von Pantecho, Bischof zu Konstanz auf die Bitte Berthas, der Äbtissin zum Frauenmünster, erhoben und dorthin übersetzt worden sind.

 

Der heilige Gabriel Perboyre, Mönch, Priester, Märtyrer,

+ 11.9.1840 – Fest: 11. September (1)

 

Heute soll eines Mannes gedacht werden, der, ein Martyrer, glorreich und glanzvoll, uns zeitlich nahesteht und dessen Lebensschicksal wie ein herrliches Lied der Treue zu Christus die Herzen mit Hochsinn und Edelmut erfüllt. Es ist der am 10. November 1889 durch Papst Leo XIII. selig- und am 2. Juni 1996 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochene Gabriel Perboyre. Und damit die Zunge nicht über den fremdklingenden Namen stolpert, sei erwähnt, dass man ihn Per-bu-ar ausspricht.

 

Der heilige Gabriel Perboyre wurde im Jahr 1802 irgendwo in Frankreich geboren. Von Kind an wollte er Missionar werden, wollte noch mehr, wollte – denk einer an! – Martyrer werden. Das war doch sicher nur eine kindische Schwärmerei, und die Zukunft sollte zeigen, dass aus dem Jungen wirklich ein Blutzeuge wurde.

 

Um zunächst einmal Missionar zu werden, trat Perboyre mit jungen Jahren in den Orden des heiligen Vinzenz von Paul ein und lernte so eifrig und fleißig, dass er bereits mit dreiundzwanzig Jahren die heilige Priesterweihe empfing. Gleich darauf meldete er sich für die Mission in China. Deswegen wollte er unter allen Umständen nach China, weil dort damals eine grausame Christenverfolgung wütete und weil dort demgemäß der Martertod sehr billig war. So einer war der Pater Gabriel Perboyre, ein junger Mann, der Schneid hatte, ein edler Held, der bereit und hell begeistert war, um für Christus und die Seelen das Leben in die Schanze zu schlagen.

 

Gabriel Perboyre wollte als Missionar nach China reisen, aber die Obern ließen ihn vorläufig nicht ziehen, sondern machten ihn zum Lehrer an einer Ordensschule, und zwölf Jahre gingen erst ins Land, bevor sich Pater Gabriel nach dem fernen Missionsgebiet begeben durfte. Am Tag aber, da er in See stach, begann ein Heldenleben voll Ruhm und Ehre ohnegleichen.

 

Vier Monate dauerte die Reise auf gebrechlichem Schiff bis an Chinas Grenzen. Um nicht aufzufallen, legte Perboyre chinesische Tracht an und ließ Zopf und Schnurrbart prächtig wachsen, so dass er bis auf die Schlitzaugen, die er sich trotz aller Bemühungen nicht anquälen konnte, auf ein Haar einem waschechten Chinesen glich. Obwohl er wusste, dass allen Europäern das Betreten chinesischen Bodens unter Todesstrafe verboten war, überschritt der Held kühn die Grenze, um unter den treugebliebenen Christen in China, dreißigtausend an der Zahl und weit zerstreut im Land, als Priester zu wirken.

 

Zu Fuß oder auf harten, ungefederten Ochsenkarren, von treuen Heidenchristen geleitet, hungernd und frierend, oft bis auf die Haut durchnässt, wanderte der Missionar durch das riesige Missionsgebiet. Auf freiem Feld oder in schmutzigen Herbergen übernachtete er, nicht selten argwöhnisch beäugt, immer in Gefahr, als Europäer erkannt und gefasst zu werden. Durch tausend Abenteuer schlug er sich durch. Oft genug wollte dem Mutigen der Mut entsinken, doch stets raffte er sich mutvoll wieder auf. Der Seeleneifer stieß und trieb ihn voran, je länger, je mehr, bis nach vierjährigem Segensreichem Wirken endlich sein hochherziges Gebet um die Gnade des Martertodes Erhörung fand.

 

Perboyres Martyrium gleicht Strich um Strich dem bitteren Leiden und Sterben des Heilandes. Wie der Heiland, so wurde auch Perboyre von einem treulosen Christen um dreißig Silberlinge verraten und verkauft. Wie der Heiland, so wurde auch Perboyre von Gericht zu Gericht, von Verhör zu Verhör geschleppt. Wie der Heiland, so wurde auch Perboyre geschlagen und angespien, wurde gegeißelt und gemeinen Verbrechern gleichgestellt, wurde unter Spott und Hohn zur Richtstätte geführt und schließlich an einem Galgen von der Art eines Kreuzes erdrosselt. So vollendete Pater Gabriel Perboyre am 11. September 1840 im Alter von erst achtunddreißig Jahren sein glorreiches Martyrium. Der Heiland hat das Gebet des hochgemuten Jüngers erhört und ihm die höchste Auszeichnung verliehen, die er zu vergeben hat. Perboyre erhielt die lang- und heißersehnte Gnade, in größter Ähnlichkeit mit dem Heiland leiden und sterben zu dürfen.

 

Der heilige Johann Gabriel Perboyre, Märtyrer, Lazaristen-Priester, + 11.9.1840 – Fest: 11. September (2)

 

Solange unsere heilige katholische Kirche bestehen wird, werden glorreiche Martyrer für die Wahrheit ihrer Lehre Zeugnis geben. Die Glaubensbegeisterung und der Heldenmut der Blutzeugen des vorletzten verflossenen Jahrhunderts stellen sich der Größe der ersten christlichen Zeit würdig zur Seite. Ganz furchtbar und in ihrer Schrecklichkeit nicht zu erschöpfen waren die Martern und Qualen, die der heilige Johann Gabriel Perboyre in China mit unvergleichlicher Ausdauer und heroischem Starkmut ertragen hat. Solch außerordentliche Prüfung konnte nur ein von Jugend auf in strenger Selbstzucht und heiligem Tugendstreben erprobter Charakter bestehen. Überdies tritt hier noch ganz sichtbar Gottes Kraft und Gnadenhilfe in die Erscheinung.

 

In Puech, in der Diözese Cahors, im südlichen Frankreich 1802 geboren, zog Perboyre schon als Junge durch seine hervorragende Frömmigkeit und Liebe zur Herzensreinheit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Lazarist und Priester geworden, hinterließ er in zehnjähriger Tätigkeit als Professor, Oberer und Novizenmeister den Ruf eines Heiligen, als er 1835 in die heißbegehrte Mission von China gehen durfte. Das nördliche Honan war sein Arbeitsfeld, das er, obwohl von schwacher Gesundheit und einmal bis zum Tod erkrankt, mit unermüdlichen Seeleneifer durcheilte. Die Zeit war voller Gefahren. Sie musste genützt werden, die alten Christen im Glauben zu bestärken und neue zu gewinnen.

 

Erst vier Jahre hatte Perboyre als Missionar gewirkt, als er überfallen und durch Verrat eines Christen gefangen wurde. Nach einer qualvollen Nacht wurde er mit Ketten beladen fortgeschafft. Ein heidnischer Ortsvorsteher, gerührt durch den Anblick des todmüden, aber mit milder Ergebung duldenden Bekenners, bot sich an, den Gefangenen in einer Sänfte transportieren zu lassen. Gott belohnte das gute Werk. Dieser Heide namens Lieu erhielt nach dem Tod des Martyrers durch ein wunderbares Traumgesicht die Gnade der Bekehrung. Von einer Stadt zur anderen und von einem Richter wieder zu einem höheren geschleppt, musste Perboyre lange und peinliche Verhöre durchmachen. Große seelische Qualen litt er durch einen ganz unverschämten Mandarin, wobei aber selbst die Heiden sich des Eindrucks seiner kindesgleichen Unschuld nicht erwehren konnten. Die Standhaftigkeit des heiligen Missionars und die kluge Vorsicht bei allen Fragen, die für seine Mitbrüder und Gläubigen hätten gefährlich werden können, brachten die Richter in große Wut, so dass sie zu immer grausameren Misshandlungen schritten. Einmal musste Perboyre vier Stunden hindurch die äußerst schmerzliche Tortur des Hangt-se erdulden, einer Art Galgen, der den Verurteilten, an den vereinigten Daumen beider Hände und am straffgespannten Zopf schwebend, emporzog. Die geringste Bewegung in dieser Stellung verursachte die schrecklichsten Schmerzen. Inzwischen stand der grausame Mandarin höhnend vor seinem Opfer und sagte zu den anwesenden Christen: “Wisset wohl, dass die Hölle und der Himmel, die er euch gepredigt hat, nicht bestehen. Die wahre Hölle ist so am Galgen leiden zu müssen, der wahre Himmel ein gemütliches, genussreiches Leben zu führen.”

 

Nach zehn Tagen wurde der Kämpfer Christi von neuem vor den Wüterich gebracht. Über die ruhige Haltung und Miene des Missionars erbost, ließ ihm der Mandarin mit einer aus drei dicken Lagen bestehende Ledersohle vierzig so furchtbare Schläge ins Gesicht versetzen, dass die Kinnlade zerquetscht wurde und das blutige, grässlich entstellte Antlitz alle menschliche Gestalt verlor. Doch damit nicht zufrieden, ließ der Richter den so Gequälten noch einen vollen halben Tag lang an den obenerwähnten Galgen, den schrecklichen Hangt-se, aufhängen. Kein Schmerzenslaut kam über Perboyres Lippen. Die Umstehenden, selbst der brutale Mandarin, standen betroffen vor einem solchen Heldenmut. Indessen waren die bisherigen Prüfungen nur das Vorspiel noch größerer, unerhörter Leiden. Denn kurze Zeit darauf wurde der Gefangene mit noch zehn anderen christlichen Bekennern, an Händen und Füßen grausam gefesselt und in eiserne Halsbänder geschlossen, nach der fast 140 Meilen entfernten Hauptstadt Wu-Tschang-Fu geschleppt, dort in eines der abscheulichsten Gefängnisse geworfen und dem allergrausamsten Henker überliefert.

 

Es ist nicht zu beschreiben, was die Christen hier duldeten. Wir müssen vieles übergehen. Die Wärter, von der Begierde getrieben, Geld von den Verhafteten oder ihren Verwandten zu erpressen, behandelten sie mit ausgesuchter Grausamkeit. Man schnürte ihnen die Arme derart zusammen, dass ihnen das Blut zu ihren Fingern herausquoll. Auch nicht zu den dringendsten Bedürfnissen durften sie den Kerker verlassen. Da mussten Ungeziefer, Würmer und Insekten sie fast bei lebendigem Leib aufzehren. Am härtesten wurde dem reinen, zartfühlenden jungen Priester die Gesellschaft der gemeinsten Verbrecher, die im selben Raum gefangen saßen. Sie legten sich weder in Wort noch Handlungen die geringste Zurückhaltung auf. Jeden Abend wurde den Gefangenen je ein Fuß in eine Art Schraubstock gespannt und so stark gepresst, dass bei Perboyre der eine Fuß teilweise abstarb und in Verwesung überging. Diese entsetzliche Haft dauerte neun volle Monate. Des Heiligen Geduld und Sanftmut blieb unerschütterlich und erweichte schließlich selbst das harte Herz der Gefängniswärter. Sie wollten ihm die Qualen der Fußtortur erlassen. Allein der edle Streiter Christi bat, ihn wie die übrigen zu behandeln, damit nicht seitens der unwürdigen Kerkergenossen Unannehmlichkeiten entstünden. So ertrug er diese Qual bis zum Vorabend seines Todes.

 

Das war aber nur das alltägliche Brot der Leiden. Öftere Verhöre brachten noch außerordentliche Martern. Die Fragen drehten sich meist darum, warum er denn nach China gekommen sei. „Einzig und allein um Gottes Ehre und das Heil der Seelen zu wirken“, war die Antwort des heiligen Bekenners. „Jetzt aber,“ so meinte der Mandarin, „da du mit Ketten beladen und so grausamen Qualen verfallen bist, reut es dich ohne Zweifel, diesen Entschluss gefasst zu haben?“ „O keineswegs, im Gegenteil,“ entgegnete der Missionar, „ich betrachte es als eine sehr große Ehre, diese Ketten tragen und diese Martern leiden zu dürfen.“ Für den heidnisch-natürlichen Sinnenmenschen freilich war es etwas ganz Unfassbares, dass die Liebe zu Gott den mit dem heiligen Glauben besiegelten Getauften zu so übernatürlich großer Opferfähigkeit emporheben könne. Der Vizekönig von Wu-Tschang-Fu erst recht, ein wahrer Tiger in Menschengestalt, dessen Grausamkeit im ganzen Land berüchtigt und dessen Hass die Christen mit dem ganzen Ingrimm seiner mordlustigen Seele traf, glaubte es schon seinem Ehrgeiz schuldig zu sein, den Starrsinn dieses unbezwinglich scheinenden Christen brechen zu müssen und in dem eigenartigen Ringkampf menschlicher Willenskraft über den Ausländer wie über seine übrigen Richterkollegen triumphieren zu lassen. Wohl selten war ein Christenverfolger erfindungsreicher und rücksichtsloser in Anwendung immer neuer Folterqualen. So ließ er den Diener Christi einen Tag lang an eine Art Kreuz hängen oder mit einer Maschine an Stricken in die Höhe ziehen und dann mit aller Wucht zur Erde niederwerfen. Ein anderes Mal musste der Dulder auf eiserne Ketten knien, während die Haare nach oben gezerrt und die Arme kreuzweise an einen Pflock geschnürt wurden. In dieser furchtbaren Lage legten ihm noch die Henker einen Balken über die Waden und schaukelten sich auf beiden Enden. Diese Martern wurden erbarmungslos fortgesetzt, bis der arme Gequälte den äußersten Grad der Erschöpfung erreichte, um dann nach einiger Zeit der Ruhe mit neuen Torturen gepeinigt zu werden. Jedem neuen Bekenntnis folgten Geißelhiebe, Leder- und Stockschläge.

 

Einst wurde dem treuen Bekenner ein Kruzifix vorgelegt und ihm befohlen, es mit Füßen zu treten, dann würde er die Freiheit erlangen. Mit Tränen in den Augen rief der Heilige: „O, wie könnte ich meinem Gott diese Schmach antun, meinem Schöpfer und Erlöser?“ Und indem er sich mit seinem zerschlagenen Körper mühsam niederbeugte, fasste er das heilige Kreuz, drückte es an sein Herz und küsste es auf die zärtlichste Weise. Da stürzte einer der Schergen hinzu, entriss ihm das Bild des Erlösers und verunehrte es in niederträchtiger Art. Der fromme Priester aber, der zu den Lästerungen und Grausamkeiten gegen seine eigene Person geduldig schwieg, stieß jetzt einen lauten, durchdringenden Schrei aus, einen Schrei, der sein unermessliches Herzensweh über die dem Heiland widerfahrene Lästerung kundgab. Hundertzehn Schläge mit dem Bambusstock waren die Strafe.

 

Bisweilen fiel auch einmal von außen ein Lichtstrahl tröstend und erwärmend in des Martyrers ruhiges Gemüt, das in steter Vereinigung mit Gott eines übernatürlichen Friedens sich erfreute. Stundenlang kniete er einmal auf Ketten und spitzen Scherben da. An einem andere Christen, Stanislaus mit Namen, wurden unterdessen die Martern versucht. Durch die mannigfaltigsten Leiden konnte dessen heldenmütige Seele nicht erschüttert werden. Dem Leib nach war er aber am Ende seiner Kräfte. Nur mehr auf Händen und Füßen konnte er zum Richterstuhl kriechen. Dabei kommt er an Perboyre vorbei. Die Gelegenheit ist günstig: Furcht vor dem Tyrannen kennt Stanislaus nicht. In ehrfurchtsvoller, demütiger Weise bittet er den mit ihm leidenden Priester um die sakramentale Lossprechung und den letzten Segen. Mit innigster Freude willfahrt der Diener des Herrn dieser Bitte. Es war der Abschied zweier Martyrer. Nach drei Tagen erlag Stanislaus im Gefängnis den erlittenen Misshandlungen. Wann wird für Perboyre der Tag des endlichen Triumphes erscheinen?

 

Erst will noch ein anderer triumphieren. Der ebenso ehrgeizige als grausame Vizekönig will heute um jeden Preis den Unbezwinglichen bezwingen. Alle erdenklichen Foltern ließ er nochmals durchführen. „Umsonst verlangst du zu sterben,“ schrie er dem Martyrer zu, „ich will dich lange und langsam die furchtbarsten Todesqualen fühlen lassen: Jeden Tag sollst du mit neuen Foltern gepeinigt werden und erst dann den Tod finden, nachdem du das Ärgste und Bitterste gekostet hast.“ Wieder blieb Perboyre unerschütterlich. Wenigstens sollten ihm Geständnisse über andere Christen entlockt werden. Aber standhaftes Schweigen war die Antwort auf alle Versuche. Da packte den Tyrannen eine unermessliche Wut. Seiner nicht mehr mächtig, sprang er auf, ergriff mit eigener Hand ein Henkerwerkzeug und wütete an seinem hilflosen Opfer wie ein Wahnsinniger. Selbst die Heiden schauderten zusammen und die Schergen, in denen die unvergleichliche Sanftmut und Geduld des Martyrers schon länger ein Gefühl der Teilnahme wachgerufen hatte, begannen über so unerhörte Grausamkeit zu murren. Nun musste sich der Unmensch als besiegt erklären. Müde des vergeblichen Kampfes mit einer Gotteskraft, die den Streiter Christi unbesiegbar machte, beschloss er sein trauriges Werk mit der Verurteilung zur Erdrosselung. Da aber das Urteil erst der Bestätigung des Kaisers bedurfte, verblieb Perboyre noch volle acht Monate im Gefängnis.

 

Indessen wurde die Haft nun etwas milder. Die Wärter und die Gefängniswache wurden freundlicher, die strenge Absperrung erleichtert. Die Christen konnten dem Diener Gottes einige Linderung in den Leiden zukommen lassen. Nach der grässlichen Marter, in der Perboyre mehr als zweihundert Streiche erlitten hatte, war sein Leib derart zugerichtet, dass das Fleisch in Fetzen herunterhing. Es war nur eine große blutende Wunde, von der Fußsohle bis zum Scheitel kein gesundes Glied. Doch siehe! Nach kurzer Zeit fand ein christlicher Katechet den Leidenden schon wieder auf den Knien betend vor. Das war es auch augenscheinlich, was ihn am Leben erhielt, die Kraft von oben. Als der christliche Dulder am 11. September 1840 endlich zum Tode hinausgeführt wurde, da waren nicht einmal die Narben seiner schrecklichen Verwundungen mehr unschön, sin Antlitz war rein und frisch wie das eines Kindes. Allen, die ihn wiedersahen, erschien es als ein Wunder. Seine Hinrichtung wurde ein Ereignis. In Menge strömte das Volk herbei, den weithin berühmten Christenpriester sterben zu sehen. Wahrhaftig, es war ein Anblick, vollster Bewunderung wert, den Diener Christi auf den Knien liegend zu schauen, ein Bild himmlischer Ruhe und heiteren Friedens! Nun wurde er an eine Art Kreuzesbalken gehängt, seine Hände an den Querhölzern festgebunden, und die Füße nach rückwärts gebogen, so dass er einige Zoll über dem Boden in kniender Stellung am Kreuz hing. Auf ausdrücklichen Befehl des Vizekönigs sollte der Erdrosselungstod langsam und qualvoll herbeigeführt werden. So ließ der Henker nach dem ersten heftigen Ruck den Strick wieder los und so den Leidenden wieder zu sich kommen. Ein neues würgendes Zuschnüren, ein abermaliges Lockerlassen! Erst der dritte Zug brachte die entscheidende Wirkung. Noch aber glitt eine schwache Spur von Leben über die Züge des Sterbenden. Da gab der Henker, aus Ungeduld oder Mitleid, dem Martyrer einen Tritt auf den Unterleib. Ein leiser Schauer durchzuckte den Körper. Der große Streiter hatte ausgelitten. Der Jubelgesang des Himmels umrauschte seine wonnetrunkene Seele. Es war an einem Freitag, am Gedächtnistag des Leidens Christi, dem der treue Jünger so ähnlich geworden ist im Leiden und Sterben.

 

Ein solch hellleuchtendes Beispiel von christlicher Seelenstärke blieb nicht ohne Wirkung. Zahlreiche Heidenbekehrungen folgten, zumal Gott auch den keuschen Opferleib des Martyrers mit wunderbaren Zeichen verherrlichte. Die heilige Kirche aber reihte durch Papst Leo XIII. am 10. November 1889 Gabriel Perboyre unter die Schar ihrer „Seligen“ ein. Die Heiligsprechung erfolgte am 2. Juni 1996 durch Papst Johannes Paul II.

 

Perboyre schrieb einst: „Es hat Heilige gegeben, die von Schmerz darüber, dass Gott so viel von den Menschen beleidigt wird, gestorben sind. Es könnte das auffallend erscheinen. Indes mir kommt es noch auffallender vor, dass nicht alle Priester, da sie von Gott bestimmt sind, die Erde von dem unheilvollen Gift der Sünde zu reinigen, vor Schmerz über so viele Sündengräuel sterben.“ Welch ein Eifer für Gottes Ehre und das Heil der Seelen!

 

Pater Wolfgang vom heiligen Matthäus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Todestag des lobwürdigen Pater Wolfgang vom heiligen Matthäus. Pater Wolfgang war am 18. November 1608 zu Rottenburg in Württemberg geboren, trat bei den Karmeliten der älteren Observanz ein und wurde Prior des Klosters zu Straubing. Sein Streben zielte aber höher. Vom Verlangen nach größerer Vollkommenheit beseelt, trat er im Jahr 1649 in den reformierten Orden über. Auch als Unbeschuhter Karmelit genoss er das Vertrauen seiner Mitbrüder, die ihn zu verschiedenen Ämtern beriefen. Er wurde Novizenmeister, Provinzdefinitor und Prior in mehreren Klöstern. Pater Wolfgang war ein gern gehörter Prediger und erbaute jedermann durch seinen Gebetseifer, seine Regeltreue, Abtötung, Klugheit, durch seine Tugend und Wissenschaft, weshalb er bei seinem am 11. September 1669 zu Wien erfolgten Tod das beste Andenken hinterließ. Seiner Feder entstammen auch zwei Druckwerke, deren eines über den Ursprung des Karmelitenordens handelt, das andere die Privilegien und Vorteile der Skapulierbruderschaft enthält.

 

Pater Franz von Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Franz von Maria. Der lobwürdige Pater Franz aus dem edlen Geschlecht der Perez del Pulgar, Markgraf von Salar, ein Vetter der heiligen Theresia, war zu Granada am 13. August 1567 geboren und erhielt in der heiligen Taufe den Namen Ferdinand. Mit den besten Anlagen begabt, erzielte er bei seinen Studien in Granada und an der Universität zu Salamanca die schönsten Erfolge. In Salamanca fand er einen ausgezeichneten Freund Diaz Sanchez von Avila, mit dem er sich herzlich verbündete und im Streben nach Wissenschaft und Tugend wetteiferte. Beide kannten keinen anderen Weg, als den Weg zur Universität und den zur Kirche der Unbeschuhten Karmeliten. Die strenge Lebensweise der Karmeliten machte einen so tiefen Eindruck auf sie, dass in beiden das Verlangen entstand, in deren Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Der Wunsch wurde zur Tat. Diaz Sanchez wurde Pater Thomas von Jesus, Ferdinand Perez unser Pater Franz von Maria. Obwohl von vornehmer Herkunft und feiner Bildung, umfingen beide die Demut und Armut des Ordens mit der vollen Liebe und Begeisterung ihres Herzens. Auf den größtmöglichen Fortschritt in der Tugend bedacht, eigneten sie sich alle guten Grundsätze der frommen Väter an, so dass sie zwei sprechend treue Abbilder des heiligen Vaters Johannes vom Kreuz wurden. Nachdem Franz am Fest Mariä Verkündigung 1587 die heiligen Gelübde abgelegt und im Jahr 1592 die Würde des Priestertums erlangt hatte, wurde er als Lektor zuerst der Philosophie, später der Theologie berufen, in welcher Stellung er seine eigenen, vortrefflich ausgearbeiteten Abhandlungen vortrug. Obwohl durch die Vorbereitung auf die Vorlesungen sehr in Anspruch genommen, unterließ er keine der herkömmlichen Bußübungen, fehlte auch nie im Chor. "Die Zeit des Gebetes," pflegte er zu sagen, "bedeutet einen Gewinn für das Studium, weil einerseits die Kräfte der Seele Ruhe und Schweigen nötig haben, um sich zu erholen, andererseits Gott die Wissenschaft denen verleiht, die sich an ihn halten und seinen Willen erfüllen, um sie zu erlangen." Zu jener Zeit wurde eben der spanische Einsiedlerkonvent gegründet. Hätte man einen geeigneteren als ersten Grundstein wählen können als Franz von Maria, den großen Freund der Zurückgezogenheit und unermüdlichen Eiferer für die strengste Ordenszucht? Er enthielt sich bis zu seinem fünfzigsten Lebensjahr jeglichen Genusses von Wein und verschmähte es, selbst seinen Durst auch nur mit Wasser zu löschen. Seine Lagerstätte war ein bloßes Brett ohne Decken. Sein Fleisch tötete er ab durch scharfe Ketten und andere Bußwerkzeuge. Das Vertrauen seiner Mitbrüder berief ihn später als Prior der Konvente zu Sevilla, zu Baeza, zu Malaga und als Provinzial von Andalusien. Zwölf Schriften, meist geschichtlichen Inhalts, verdanken wir seiner Feder. Vom Jahr 1647 an zog er sich nach Malaga zurück und gab seinen Mitbrüdern das schönste Beispiel der Unterwürfigkeit unter jüngere Vorgesetzte. Am 11. September 1649 starb er. Alles Volk ehrte ihn als Heiligen und wurde in dieser Meinung noch bestärkt, als fünf Jahre darauf sein Leichnam erhoben und mit Ausnahme des Hauptes unverwest gefunden wurde.

 

Gebet am 11. September

 

O große, o barmherzige, o liebenswürdigste Maria! Man kann dich nicht nennen, ohne einen neuen Eifer zu fühlen. Man kann an dich nicht denken, ohne von einer heiligen Freude und innerlichen Fröhlichkeit ergriffen zu werden. Dein Name ist wie ein ausgegossenes Öl, das die Krankheit der Sünde heilt, und die Herzen mit göttlicher Liebe entzündet. Vor deinem Namen fliehen die Teufel, dein Name ist ein Schlüssel zur Himmelspforte. Mache doch, dass wir häufig und mit Vertrauen deinen Namen nennen und in allen Nöten und Gefahren des Leibes und der Seele zu dir, erhabene Jungfrau, unsere Zuflucht nehmen. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Um diese Zeit ist zu Sevilla in Spanien ein ungemein großes Zusammenkommen des Volkes zu einem berühmten Bildnis der heiligsten Mutter Gottes, das das Königliche genannt wird, weil es vom König Ferdinand dem Katholischen im Krieg gegen die Sarazenen mit vielem Nutzen gebraucht worden war. Die Kirche samt dem Bildnis wird von den Spaniern wie eine Hofhaltung bedient.

 

Andacht am 11. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Wenn eine Seele von großen Trockenheiten und innerlicher Dürre sich bedrängt fühlt, soll sie in ihrem Gebet sich in ihr Nichts auflösen und mit Vertrauen in den göttlichen Willen sich ergeben. Warten sollen sie dabei in Gottes Gegenwart wie ein armer Untertan vor seinem König; und nur solche Worte anwenden, die eine liebevolle Unterwerfung in sein Wohlgefallen ausdrücken." (Die heilige Franziska von Chantal)

"Ich möchte kein anderes als ein solches Gebet haben, wodurch ich in der Tugend zunehme", sprach die heilige Theresia von Avila. "Daher betrachte ich als sehr gut das Gebet, das unter großen Trockenheiten und Versuchungen vollbracht wird, weil es mich demütiger macht. Kann man je sagen, dass man nicht betet, wenn man Gott seine Mühsale aufopfert und bei seinen Leiden sich nach dem göttlichen Willen richtet. Gewiss betet man dann besser, als wenn man sich durch mancherlei Gedanken den Kopf zerbricht und sich vormacht, man habe sehr eifrig gebetet, weil man etwa einige Tränen mit Gewalt auspresste.

Man fragte den heiligen Johannes Berchmans, was er tut, seine geistigen Trockenheiten zu gebrauchen. Hierauf antwortete er: "Ich bete dergestalt, dass ich die Geduld übe."

Der heilige Philipp Neri sagte, es sei sehr heilsam, zur Zeit der innerlichen Trockenheit und Dürre sich einzubilden, man stehe gleich einem Bettler vor dem Angesicht Gottes und der Heiligen; und abwechselnd bald von Christus, bald von der allerseligsten Jungfrau, bald von dem heiligen Schutzengel, bald von diesem oder jenem Heiligen geistiges Almosen zu begehren, ungefähr wie die Armen jene um leibliches Almosen ansprechen, von denen ihnen bekannt ist, dass sie es geben können.

 

O mein Gott, gestatte nicht, dass ich in der Zeit der Trockenheit und des Widerwillens das Gebet sein lasse. In mein Nichts will ich mich auflösen vor Dir; und Dich, meinen gütigen Vater, Jesus, meinen Erlöser, die allerseligste Jungfrau, meine geliebte Mutter, die Engel und Heiligen um Almosen ansprechen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 11. September

 

"Kurze Freuden und lange Leiden

ist alles was die Welt uns gibt."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 11. September - Von der Nächstenliebe

des barmherzigen Samariters

 

O gib mir, Herr, ein Herz voll milder Triebe,

Dass ich die armen Brüder tätig liebe,

Mit wahrem Mitleid ihre Wunden heile,

Und gern die Not und Schmerz mit ihnen teile.

 

1. Betrachte diesen liebevollen Samariter. Er sieht den schwer Verwundeten, dies genügt ihm. Er fragt nicht erst, ob er ein Jude oder Samariter ist. Er sagt nicht: Was geht dieser Mensch mich an? Es sollen die Priester und Leviten für ihn sorgen. Er entschuldigt sich auch nicht mit seiner Unwissenheit in der Arzneikunde, noch mit der Gefahr, dass er bei längerem Aufenthalt in dieser Wüste selbst unter die genannten Mörder geraten kann. Er spart weder Wein, noch Öl, noch Geld, das er für eigene Bedürfnisse auf die Reise mitnahm, sondern er pflegt ihn barmherzig, setzt ihn auf sein Tier, geht zu Fuß neben ihm her, und führt ihn bis in die nächste Herberge, wo er dem Wirt ihn gegen Belohnung empfiehlt. Was für ein Beispiel der Nächstenliebe!

 

2. So sollen wir den Nächsten lieben. Denn die christliche Nächstenliebe umfängt alle Menschen: Juden und Heiden, Gerechte und Sünder, Rechtgläubige und Irrgläubige, Freunde und Feinde, gute und lästige Menschen, weil die Ursache der Nächstenliebe die richtige für alle ist, unteilbar und allgemein. Liebst du um Gottes Willen einen Menschen, der dir gefällt, so liebe dann auch den anderen, der dir missfällt, denn beide sind nach Gottes Bild erschaffen, beide zur Seligkeit berufen. Liebst du also den einen, und liebst den anderen nicht, so liebst du keinen Gottes wegen und aus dem Grund der Nächstenliebe. 

 

 

3. Zwar verpflichtet die Nächstenliebe nicht, alle Menschen auf gleiche Weise zu lieben. Bei ewigem Fluch aber verbietet sie, auch nur einen Menschen zu hassen. Vorziehen dürfen wir allerdings bei gleichen Verhältnissen den Verwandten dem Fremden, den Christen dem Juden, den Gerechten dem Sünder. Niemand aber dürfen wir von der christlichen Nächstenliebe ausschließen, und verpflichtet sind wir in Notfällen, allen ohne Unterschied zu Hilfe zu kommen. Wer aus Neigung liebt, liebt als Mensch. Wer ohne Neigung liebt, liebt als Christ. Wer gegen seine Neigung liebt, der liebt als ein Heiliger. 1. Johannes 3,18: "Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit."

 

12. September

 

Das Fest Mariä Namen

  

Der heilige Guido, der Arme zu Anderlecht, Brabant,

+ 12.9.1012 – Fest: 12. September

 

Eines Morgens sah der Pfarrer des Dorfes Laken in Belgien einen Jungen vor dem Altar der Mutter Gottes knien, und in tiefster Andacht versunken beten. Lange schaute ihm der Pfarrer zu; die tiefe Andacht, die er noch nie an einem Jungen so beobachtet hatte, erbaute und rührte ihn: er konnte sich an dem lieblichen, unschuldigen Gesicht nicht satt sehen, und als nun der Junge sich erhob und fortgehen wollte, winkte er ihn zu sich, und befragte ihn, woher er sei, wie er heiße und was er treibe. Der Junge erzählte ihm aufrichtig die Umstände seines Lebens, und da der Pfarrer an ihm ein frommes Gemüt, ein noch reines Herz und klaren Verstand bemerkte, nahm er ihn zu sich und machte ihn zum Sakristan oder Messner der Kirche, die damals wegen der Andacht zur allerseligsten Jungfrau eine der berühmtesten des Landes war. Der Junge aber war der in Belgien heutzutage noch berühmte heilige Guido.

 

Er war in einem Dorf bei Brüssel geboren. Seine armen, aber frommen Eltern erzogen ihn in der Furcht des Herrn, und oft hörte er aus ihrem Mund die Worte des frommen Tobias: „Wir sind reich genug, wenn wir den Herrn fürchten und die Sünde meiden.“ Diese Worte merkte sich der gute Junge und befolgte sie auch wie seine tugendhaften Eltern. Er war zufrieden mit seinem niedrigen Stand und dem Wenigen, was ihm die Eltern geben konnten. Hörte er Arme klagen und murren, so mahnte er sie zur Geduld, damit sie den Schatz nicht verlieren möchten, den sie in den Händen hatten. Denn den Armen im Geist, d.h. jenen, die ergeben in Gottes Willen mit dem zufrieden sind, was ihnen Gott gibt und nicht nach Reichtum streben, ist ja die Seligkeit versprochen. Er ließ es aber bei Worten nicht bewenden, sondern teilte auch seine geringe Habe mit den Notleidenden und Kranken, die er oft und gerne besuchte. In seinem vierzehnten Lebensjahr verlor er durch den Tod seine geliebten Eltern. Verlassen in der Welt, vertraute er fest auf Gott, der ihn nicht verließ. Um diese Zeit war es, wo ihn der Pfarrer in Laken in der Kirche fand und ihn zu sich nahm. – Als er hörte, dass er das Amt eines Sakristans in der Kirche Unserer Lieben Frau verwalten dürfe, freute er sich ungemein. Schon lange hatte er den Wunsch, sich dem Dienst des Herrn zu weihen. Sein Geschäft war nun, die Altäre zu reinigen und zu zieren, die Messkleider abzustauben und zu bewahren, die Kirchengefäße zu putzen und alles, was zum Gottesdienst gehörte, zu bereiten. Er stellte alles so nett und sauber her, dass es eine Freude war, in die Kirche zu gehen. Da sah man keinen Schmutz und Staub, alles glänzte, alles war in schönster Ordnung. Die Kirche war fast seine Wohnung und er hielt es für die größte Ehre, das Haus des Herrn zu reinigen und zu zieren und seine heiligen Altäre, wo er im Tabernakel thront, zu schmücken. Wie das ewige Licht in der Lampe, das er Tag und Nacht unterhielt, so brannte auch sein Herz in Liebe vor der Gegenwart des Herrn Jesus Christus. Wenn ihm seine Arbeit Zeit ließ, lag er auf den Knien vor dem hochwürdigsten Gut oder dem Gnadenbild der heiligsten Gottesmutter. Auch die Nächte brachte er in der Kirche zu und, wenn der Schlaf ihn überwältigte, nahm er das Kirchenpflaster zu seiner Ruhestätte.

 

Weil er sich für einen armen Sünder hielt, so sah man ihn fast immer mit Tränen in den Augen, die er aus Reue über seine Sünden weinte. Was aber seine schönste Zierde war, ist seine Liebe zu den Armen. Seinen Lohn und was er sonst erhielt, das verteilte er unter die Notleidenden. Er selbst behielt nur so viel, als er zur Notdurft brauchte.

 

Diese Liebe zu den Armen war es auch, die ihn zu einer unüberlegten und gefährlichen Handlung verführte. Ein Kaufmann von Brüssel, der seine Mildtätigkeit kannte und bewunderte, machte ihm den Vorschlag, mit ihm Handel zu treiben und von dem Gewinn dann die Armen zu unterstützen. Guido, ohne zu überlegen, dass dies für ihn eine Schlinge sein könnte, um ihn von Gott abzuziehen, suchte seine wenigen Kreuzer zusammen, verband sich mit dem Kaufmann und kaufte Waren, um damit Handel zu treiben. Allein Gott vereitelte seinen Plan. Schon das erste Schiff, das der Kaufmann absendete und worauf auch Guido mit seinen Waren sich befand, blieb im Sand stecken und auch er selbst war in Gefahr, dabei sein Leben zu verlieren. Mit genauer Not rettete er sich noch an einem Balken des zertrümmerten Schiffes, den er im Schrecken ergriffen hatte, stieß sich aber einen Splitter tief in die Hand, so dass er sie lange nicht mehr brauchen konnte.

 

Noch ärmer als zuvor und dazu noch mit einer Wunden Hand, trennte er sich von dem Kaufmann und dankte Gott, dass er ihn aus der Gefahr, Leib und Seele zu verlieren, gerettet habe. Er bereute es tief, sein Vertrauen mehr auf weltliche Klugheit als auf Gott gesetzt zu haben, und beschloss, wieder in Armut und stiller Zurückgezogenheit Gott zu dienen. Da aber die Wunde seiner Hand nicht heilen wollte und er daher den Dienst als Sakristan nicht verrichten konnte, so machte er eine Wallfahrt nach Rom zu den Gräbern der heiligen Apostel und nach Jerusalem zu dem Grab des Heilandes. Als er von Jerusalem wieder nach Rom zurückkam, traf er dort den Dechant von Anderlecht an, der ebenfalls mit mehreren Personen nach Jerusalem pilgern wollte. Sogleich bot sich ihm Guido zum Wegweiser an und zog nun zum zweiten Mal nach Jerusalem. Auf dem Rückweg starben der Dechant und seine Gefährten an einer ansteckenden Krankheit. Guido tat ihnen alles Gute und sorgte für ein ehrliches Begräbnis. Nachdem er 7 Jahre als ein armer Pilger im Bußgewand die heiligen Orte besucht hatte, kehrte er endlich wieder in sein Vaterland zurück. Der sterbende Dechant hatte ihm seinen Ring gegeben, damit er ihn zu Hause vorzeige und Aufnahme fände. Wirklich nahm ihn auch der Unterdechant von Anderlecht freudig in sein Haus auf und ließ ihn nicht mehr nach Laken zurückkehren.

 

Hier nun in Anderlecht vollbrachte Guido im Frieden seine noch übrigen Tage. Wieder nahm er sich der Armen an und teilte mit ihnen alles, was man ihm gab. Er bedurfte wenig und war mit der schlechtesten Kleidung und der geringsten Kost zufrieden. Alt und kraftlos geworden, seufzte er herzlich nach der Auflösung und eine himmlische Offenbarung kündigte ihm auch die Stunde seines Todes an. Er bereitete sich durch würdigen Empfang der heiligen Sakramente sorgfältig darauf vor, und als der Augenblick seines Hinscheidens kam, sah man in seinem Kämmerlein ein himmlisches Licht und eine Stimme rief: „Fürwahr: - heute noch wirst du bei mir im Paradies sein!“ Die Stiftsherren begruben ihn mit großen Ehren und da in der Folge viele Wunder an seinem Grab geschahen, baute man eine Kirche und setzte seine Reliquien zur Verehrung aus.

 

Die seligen Wilhelm, Hermann, Otto und Degenhard von Niederaltaich, Einsiedler, + 1050, 1326, 1344, 1374 – Gedenktage: 1.11., 28.12., 3.9., 12.9.

 

Nach der Absicht des heiligen Benedikt sollen die Klöster, die seine Regel befolgen, eine Familie darstellen, in der ein Abt als geistiger Vater die Oberleitung haben, die Mönche aber, ihm in Liebe und Gehorsam ergeben, in Gebet und Arbeit bis zu ihrem Tod verharren sollten. Das hinderte aber diesen seelenkundigen Heiligen nicht, für besonders hochstrebende und gottbegnadete Männer, die in ihrem Tugendleben schon so erprobt sind, dass sie furchtlos im Einzelkampf gegen den bösen Feind und alle Laster streiten können, das Einsiedlerleben zu empfehlen. Immer wieder erfahren wir, wenn wir alte Urkunden und Legenden zur Hand nehmen, dass in gutgeleiteten Klöstern solche Männer herangebildet wurden, die dann in abgeschiedener Einsamkeit ein leuchtendes Beispiel der Heiligkeit waren. Solch eine gesegnete Pflanzstätte von Heiligen war das Benediktinerkloster Niederaltaich im 11. und 14. Jahrhundert.

 

Hier lebte damals ein frommer Laienbruder, der selige Wilhelm. Durch das Beispiel der seligen Reklusin Alruna begeistert, entschloss auch er sich zu einem strengen Eremitenleben. Zu diesem Zweck zog er sich in den damals noch recht rauen und unwirtlichen Bayerischen Wald zurück an die Stelle, wo heutigen Tages die Ortschaft Kirchdorf steht. Dort lebte er in äußerster Armut, ergeben strenger Bußübung und der Betrachtung himmlischer Dinge. Dass ihn nicht etwa krankhafte Scheu vor den Menschen oder das Streben sich dem klösterlichen Gehorsam zu entziehen in die Waldeinsamkeit getrieben hatte, beweist der Umstand, dass er die Verbindung mit seinen Mitbrüdern ständig aufrechterhielt. Tag für Tag wanderte er nach dem nahegelegenen Rinchnach, wo ein kleines Kloster mit Niederaltaicher Mönchen bestand, und beteiligte sich dort mit größter Andacht und zur Erbauung aller am gemeinsamen Chorgebet. Hierauf ging er wieder stillschweigend in seine Klause zurück. Von dieser Übung konnten ihn weder lästige Sommerhitze noch die gefürchteten Winterstürme noch die steinigen Bergpfade abbringen.

 

So baute er sich täglich Stufen zu einer verdienstreichen Himmelsglorie, die ihm auch nach seinem seligen Tod zuteilwurde. Jahr und Tag des Todes lassen sich nicht mehr genau feststellen. Aber im Herzen des gläubigen Volkes ist sein Andenken unvergänglich und schon manchen, die in verschiedenen Krankheiten vertrauensvoll sein Grab in der Kirche von Rinchnach besuchten, wurde die Gnade der Heilung gewährt.

 

Ein anderer Einsiedler, der aus Niederaltaich hervorging, ist der selige Hermann. Dieser erblickte im sonnigen Heidelberg am Neckar das Licht der Welt.  Seine Eltern ließen ihm samt seinem Bruder Otto treffliche Erziehung angedeihen. Nach Abschluss seiner Ausbildung verließ er das Vaterhaus und die Seinigen und begab sich auf die Wanderschaft, die ihn nach Köln und 1320 nach Niederaltaich führte, woselbst er das Kleid des heiligen Benedikt nahm. Bei seiner einfachen und geraden Art entwickelte sich Hermann in kurzer Zeit zu einem musterhaften Klosterbruder. Aber sein Streben nach höherer Vollkommenheit führte ihn schon nach wenigen Jahren zum Einsiedlerleben, das er in der Gegend des heutigen Marktes Regen begann. Doch wie einstmals die ägyptischen Einsiedler im Verlangen nach größerer Einsamkeit immer weiter in die öde Wüste vordrangen, so trieb es auch unseren Seligen zu noch strengerer Weltabgeschlossenheit. Diese fand er dort, wo heute Frauenau steht. Hermann errichtete 1323 als erster an diesem Ort eine armselige Hütte, die ihm als Obdach diente. Hier verbrachte er sein Leben mit der Verkündigung des Wortes Gottes und in Übungen der Selbstverleugnung. Seinen Eifer belohnte Gott mit der Gabe, die Zukunft und die Herzen der Menschen zu durchschauen. Doch schon nach drei Jahren wurde die Himmelssehnsucht seiner Seele durch einen gnadenreichen Tod gestillt. Sein Leib wurde in Rinchnach bestattet, wo er noch heute verehrt wird.

 

Besondere Verehrung genießt aber unser Seliger in der Pfarrei Bischofsmais, wo alle Jahre von weit und breit die Leute zum seligen „Hirmo“ (Hirmon, Hörmann) kommen und in den verschiedensten Anliegen seine Fürbitte erflehen. Nicht weniger als drei reizvolle, graugeschindelte Kapellen hat der fromme Sinn früherer Jahrhunderte hier erbaut: ein kleines, vielleicht noch auf die alten Einsiedler zurückreichendes Kapellchen, ein zweites, ein Rundbau im Renaissancegeschmack, über einer Quelle, noch vor dem Dreißigjährigen Krieg errichtet, und ein drittes, größeres Kirchlein, für die Bedürfnisse der zunehmenden Wallfahrt 1677 erbaut. Dieses eigenartige, von schlichter Gläubigkeit erzählende, heiligen Gottesfrieden atmende Heiligtum „St. Hermann“ in seiner beschaulichen Ruhe, im lieblichen Duft von Wald und Wiese, am erquickenden Brunnquell ist eines der stimmungsvollsten Örtchen des schönen Bayerischen Waldes.

 

Ein leiblicher Bruder des seligen Hermann war der oben erwähnte selige Otto. Er ging gleichfalls mit ihm auf die Wanderschaft und nahm in Niederaltaich das Ordenskleid, wo er auch zum Priester geweiht wurde. Als sein Bruder sich in die Einsamkeit zurückzog, wählte auch er das Eremitenleben, das er zunächst volle zehn Jahre in den felsigen Schluchten des Böhmerwaldes führte. Als nach dem Tod des seligen Hermann der Ritter Hartwig von Degenberg in Frauenau eine Kapelle und eine Klause errichtete, um dort als Einsiedler zu leben, gesellte sich auch Otto zu ihm und folgte nun den Fußstapfen seines seligen Bruders. Otto heiligte nicht nur sich selbst durch ein strenges und abgetötetes Leben, sondern führte auch viele Leute der Umgebung auf dem Weg der Buße zu Gott zurück. Bald schloss sich ihm als dritter ein Mönch namens Degenhard an, den er in seinen Geist einführte. Doch durch räuberische Überfälle fortwährend belästigt, sah sich Otto schließlich gezwungen, Frauenau zu verlassen. Er verbrachte den Rest seines Lebens auf dem schön gelegenen Frauenberg bei Hengersberg zu, bis ihn im Jahr 1344 der Tod mit seinem seligen Bruder Hermann im Himmel vereinigte. Seine Reliquien birgt die schöne Klosterkirche von Niederaltaich.

 

Der eben genannte selige Degenhard war der hochbegabte Sohn des Ritters Konrad von Pruck. Sein Sinnen und Trachten war jedoch keineswegs auf ritterliche Taten gerichtet, da ihn schon früh Ekel an dem Leben und Treiben der Welt erfasste, von der er sich alsbald durch Flucht in die Einsamkeit lossagte. Dort war er der gelehrige Schüler und unzertrennliche Gefährte des seligen Otto, so dass er mit ihm auch von Frauenau auf den Frauenberg übersiedelte. Nach dessen Tod stieg er zum Dreitannenriegel empor, wo er auf der Breitenau eine Kapelle zu Ehren des heiligen Bartholomäus und eine Hütte erbaute. Dort lebte er dreißig Jahre lang in strenger Buße und Übung aller Tugenden, weit bekannt durch seine Wundermacht und die Gabe der Weissagung. Im Jahr 1374 endlich durfte er seinem Meister, in dessen Fußstapfen er auf Erden so lange treulich wandelte, auch in den Himmel folgen. Seine sterblichen Überreste wurden in der von ihm erbauten Kapelle beigesetzt.

 

„Siehe, ich will sie an mich locken und in die Einsamkeit führen und zu ihrem Herzen sprechen.“ So verkündete Gott einst durch den Mund des Propheten Hosea (2,16). Darum haben auch die Heiligen die Einsamkeit so geliebt. Können wir, die wir unseren Posten im Weltgetriebe nicht verlassen können, auch dieses Segens der Einsamkeit teilhaft werden? Höre, was der Verfasser der „Nachfolge Christi“ dir rät: „Wenn du dich zurückziehst von überflüssigem Reden und müßigem Umhergehen und vom Anhören des neuesten Klatsches, dann wirst du genug passende Zeit finden um heilsamen Betrachtungen anzustellen . . . Im Stillschweigen und in der Zurückgezogenheit macht die Seele Fortschritte.“ (Nachfolge Christi, I, 3. 27.)

 

Schwester Theresia von der Barmherzigkeit

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Theresia von der Barmherzigkeit. Schwester Theresia von der Barmherzigkeit, Angelica von Hiller, erblickte das Licht der Welt zu La Rochelle am 11. September 1755 als Tochter eines ebenso frommen als tüchtigen Arztes. Im Alter von 22 Jahren erbat sie sich die Aufnahme in das Kloster der Karmelitinnen zu St. Denis. Fünfzehn Jahre lebte sie in der ihr so lieben Zurückgezogenheit, bis im Jahr 1793 die Revolution sie zwang, St. Denis zu verlassen. Um wieder in einer klösterlichen Gemeinde leben zu können, begab sich Schwester Theresia mit einer Freundin nach Spanien und erhielt zu ihrer Freude Aufnahme bei den Schwestern in Segovia. Dort leuchtete sie 16 Jahre lang durch das helle Beispiel ihrer Tugenden, dann erbaten sie ihre Schwestern in Paris sich wieder zurück. Die Arme hatte inzwischen ein Auge verloren und erblindete nach und nach auch auf dem anderen. Dennoch hörte man nie ein Wort der Klage aus ihrem Mund, im Gegenteil erklärte sie: "Wenn ich das Augenlicht mit einem einzigen Ave Maria wiedererlangen könnte, würde ich mich dennoch in keiner Weise bemühen." So schwer ihr die Blindheit fiel, ebenso sehr wurde Schwester Theresia dadurch in der geistigen Sammlung und in der Vereinigung mit Gott gefördert. Es war ihr ein dringendes Bedürfnis, zu beten. Die Gebete, die zu verrichten sie sich vorgenommen hatte, waren so zahlreich, dass der ganze Tag kaum dazu hinreichte. Sie wäre gar nicht fertig geworden, wenn ihr nicht auf ihr inständiges Bitten die Oberen gestattet hätten, eine Stunde früher aufzustehen. Gerne empfing sie die Schwestern, wenn sie sie besuchen durften, behielt sie aber nie über die bestimmte Zeit hinaus. Sie hätte es für einen großen Verlust gehalten, auch nur einen Augenblick der für den trauten Verkehr mit ihrem Herrn und seinen lieben Heiligen bestimmten Zeit zu etwas anderem zu verwenden. Im Alter von 77 Jahren beschädigte sie sich noch an der Hüfte, was ihr unsägliche Schmerzen bereitete. Dennoch gab sie es nicht im mindesten zu erkennen. Sie verstand es vorzüglich, gleich dem leidenden, die größten Peinen lautlos hinnehmenden Heiland alles ohne Klage zu erdulden. Besonders bekannt ist das Wort, das sie zu einer Schwester sprach, die bemerkte, es müsse unter solchen Umständen doch ein Martyrium für sie sein, die unbequeme Stiege zum Chor herabzugehen, um kommunizieren zu können: "Was wollen Sie," sprach Theresia darauf, "ich fühle mich ja wie ein kleiner Johannes vom Kreuz getragen auf dem Herzen Jesu, für das ich meine Leiden zu erdulden habe." Am 10. August 1837, dem Schlusstag ihrer letzten Exerzitien, befiel sie ein heftiges Fieber. Mit großer Befriedigung vernahm sie die Ankündigung, dass es Zeit sei, die heiligen Sterbesakramente zu empfangen. Sie litt namenlose Schmerzen. Dennoch nahm sie ihr Leiden gottergeben auf sich, wie die Worte bekunden, die sie wie ein heiliger Andreas so oft sprach: "O bona crux! (O gutes Kreuz!)". Aufgefordert, auch diese Leiden mit dem Leiden des lieben Heilandes zu vereinigen, gab sie zur Antwort: "Der Tod ist ja durchaus kein Opfer; er ist eine Gnade." Nur darum bat sie: "Besprengt mich mit Weihwasser! Dieses kostbare Wasser erfrischt meine Seele und jagt die Feinde meines Heils in die Flucht." Weiters bat sie, man solle fein die Sterbegebete verrichten, während sie noch beim Bewusstsein wäre. Um 1 Uhr in der Frühe des 12. September 1837 lösten sich die Bande, die ihre Seele an diese Erde fesselten.

 

Pater Ägydius von der heiligen Ursula

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Ägydius von der heiligen Ursula. Johann Hieronymus Ropprecht, dies ist sein weltlicher Name, wurde am 2. Oktober 1662 zu Köln geboren. Er hatte von frühester Jugend an einen starken Hang zur Zurückgezogenheit und beschäftigte sich gerne damit, Blumen und dergleichen zu malen und sonstige Kleinigkeiten zu besorgen, die sich zum Schmuck der Kirche eigneten. Je älter er wurde, desto mehr zog es ihn zur Einsamkeit, weshalb er in den Orden trat und am 19. März 1662 Profess ablegte. Wenige Jahre nach Vollendung seiner Studien wurde er zu Köln Novizenmeister, in welcher Eigenschaft er durch praktische Anweisung und noch viel mehr und nachhaltiger durch sein Beispiel seine Novizen zum klösterlichen Leben anleitete. Sein Auftreten war so erbaulich, dass man Weltleute oft sagen hörte: "Wer einen wahren Karmeliten sehen will, braucht nur den Pater Ägydius anzuschauen." Dies war wohl auch der Grund, weshalb er zum Prior des Einsiedlerkonventes in Marlagne gewählt wurde. Die vollständige Zurückgezogenheit daselbst sagte ihm so zu, dass er am liebsten sein ganzes Leben lang daselbst geblieben wäre, allein der Gehorsam nötigte ihn, seine liebe Einsamkeit wieder zu verlassen und nacheinander das Priorat in den Klöstern zu Görz, Graz, Köln und Koblenz zu übernehmen. Wohin er immer kam, wurde er von den Weltleuten ebenso geschätzt wie von seinen Mitbrüdern. Geradezu wunderbar ist es, welch reichliche Almosen er zum Ausbau der Kirche in Koblenz erhielt. Er selbst schrieb alles dem heiligen Joseph zu, den er seinen Provisor nannte. Am 9. September 1706 wurde er während der Heiligen Messe nach dem Genuss der heiligen Gestalten vom Schlag gerührt. Zum Staunen aller vermochte er sich aufrecht zu halten, bis die Mitbrüder herbeikamen und ihn in seine Zelle brachten, wo er mit der heiligen Ölung versehen wurde. Als er tags darauf, am 12. September, kurze Zeit wieder zum Bewusstsein kam, erteilte man ihm nochmals die Lossprechung, worauf er nach kurzem Todeskampf seine Seele in die Hände ihres Schöpfers zurückgab. Groß war die Trauer um ihn. Selbst der Kurfürst empfand tiefen Schmerz und erklärte dem Pater Provinzial, er bedauere sehr, den so guten und heiligen Mann so rasch verloren zu haben.

 

Gebet des heiligen Petrus Damianus am 12. September

 

O Mutter meines Gottes, indem ich dich kindlich grüße, bitte ich dich zugleich, dass du deine liebevollen und barmherzigen Augen von mir nicht abwendest. Ich weiß, erhabene Gebieterin, dass du voll Güte bist, und uns Menschen mit einer Liebe umfängst, die jede erschaffene Liebe übersteigt. Wie oft hast du den Zorn des göttlichen Richters besänftigt, da er seinen strafenden Arm über uns schon ausgestreckt hatte. Alle Schätze der Barmherzigkeit Gottes sind in deinen Händen. Höre doch niemals auf, uns bei Gott zu vertreten, die du selbst Gelegenheit suchst, alle zu retten und an deinem Erbarmen teilnehmen zu lassen. Dein Name wird noch mehr verherrlicht, wenn die Sünder bei Gott Gnade und Verzeihung erlangen, und gerechtfertigt in die ewige Seligkeit eingehen. Wende dann deine barmherzigen Augen zu uns, damit auch uns dieses Heil widerfährt, und wir deine Herrlichkeit schauen. Dies sei unser größtes Gut, unsere einzige Ehre, durch dich zur Anschauung Gottes zugelassen zu werden, nach Gott dich ewig zu lieben, und hier unter deinem Schutz zu leben. Dein Sohn will dich dadurch ehren, dass er keine deiner Bitten ohne Erhörung lässt. Bitte also um diese einzige Gnade für uns. Amen. 

 

Zu Maria

 

O Maria, mächtigste Frau des Himmels und der Erde! Du Beherrscherin der Herrschenden! Wie herzlich freue ich mich wegen der so großen Herrlichkeit deines Namens. Ich wünsche, dass alle Menschen seine Macht und Herrlichkeit erkennen, nach dem Namen deines Sohnes Jesus all ihr Vertrauen auf deinen Namen setzen, und dir, als der würdigsten Frau, von ganzem Herzen dienen möchten. Amen.

 

Zum heilige Guido

 

Bitte für mich, heiliger Guido, dass ich in deine Fußstapfen trete, und stets eine heilige Reue darüber trage, wenn ich Gott beleidigt habe, damit ich einst, wenn ich sterben werde, eben jene Stimme zu hören verdiene, wie du gehört hast: "Lasst ihn herankommen, unseren Geliebten, zur Krone der ewigen Freude!"

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Am heutigen Tag wurde im Jahr 1683 der herrliche Sieg über die Türken bei Wien durch die Anrufung der allerseligsten Jungfrau Maria erfochten, weswegen auch das Fest des heiligen Namens Maria von Papst Innozenz XI. eingesetzt wurde. 

Am heutigen Tag wurde auch im Jahr 1213 die große ketzerische Armee der Albigenser von wenigen katholischen Soldaten durch den Beistand der seligsten Jungfrau, die man durch den heiligen Rosenkranz anrief, geschlagen, wie am 4. August im Leben des heiligen Dominikus berichtet wurde. 

 

Andacht am 12. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Wer da will, dass das innerliche Gebet ihm sehr nützlich ist, der soll gar keinen Wert legen auf geistigen Trost. Ich weiß aus Erfahrung, dass eine Seele, die beginnt, auf diesem Weg zu schreiten, und fest entschlossen ist, dankbar zu sein, ob der Herr ihr diesen innerlichen Trost und süßen Geschmack verleiht oder nicht, schon einen großen Teil der Reise geschafft hat." (Die heilige Theresia von Avila)

Der heilige Franz von Sales wurde durchaus nicht über Trockenheit und innerliche Verlassenheit betrübt, wenn er sie empfand. Er sprach einst zu seiner geistlichen Tochter, der heiligen Franziska von Chantal: "Ich pflege nie nachzudenken, ob ich im Trost oder ungetröstet bin. Wenn der Herr mir wunderbare Empfindungen gibt, nehme ich sie mit tiefer Ehrfurcht und Einfalt an; gibt er mir keine, so denke ich nicht weiter daran, und bin vor Gott, gleich einem liebenden Kind, mit großem Vertrauen vor Gott."

In den Vorschriften über das Gebet, sagt der heilige Johannes Climacus, sollen wir vor allen Dingen Gott mit aufrichtigem Herzen Dank sagen; hierauf aber mit Demut und Reue unsere Unwürde bekennen; und dann schließlich unserem allerhöchsten König unsere Bitten vortragen.

 

Verleihe mir, o Herr, dass ich immer, gleich einem Kindlein vor seiner geliebten Mutter, mit großem Vertrauen und Liebe vor Dir lebe! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 12. September

 

"Nein, die Harfen haben keine so harmonischen Töne,

als der heilige Name Mariä für betrübte Herzen hat.

Mögen alle Völker sich neigen vor diesem erhabenen Namen!"

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 12. September - Von der Verehrung

der allerseligsten Jungfrau

 

Maria, süße Mittlerin

Bei Jesus, deinem Sohne.

O sprich in mildem Muttersinn

Für mich an seinem Throne.

All meine Hoffnung ruht auf dir,

O neige huldreich dich zu mir.

 

1. Zahllose Tempel und Altäre, die der glorreichen Gottesgebärerin Maria in der ganzen heiligen Kirche errichtet stehen, beweisen die Wahrheit ihres prophetischen Ausspruchs: "Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig." So Großes tat der Allmächtige an ihr, dass Himmel und Erde darüber erstaunen, denn er verlieh ihr, ein und denselben Sohn mit ihm gemeinsam zu haben, den alle Engel anbeten. Wer vermag es demnach, die Würde der Mutter Gottes auszusprechen, in deren Lob alle heiligen Väter sich erschöpften, und die die Kirche als die Zuflucht der Sünder und als die Hilfe der Christen anruft?

 

2. Die Gemeinschaft der Heiligen ist ein Artikel unseres heiligen Glaubens. Nimmermehr aber ist diese himmlische Gemeinschaft müßig. Die glorreiche Kirche des Himmels bittet für die streitende Kirche auf Erden. Es sehnen sich die Heiligen, dass die Anzahl der Anbeter Gottes im Reich seiner Glorie vermehrt werde. Beteten schon die Heiligen des alten Bundes für ihre streitenden Brüder auf Erden (2. Makkabäer 15): wie weit mehr die Heiligen in der glorreichen Anschauung, und wie ohne Vergleich mehr die Königin aller Heiligen, die den unendlichen Wert der Seelen unter dem Kreuz kennen lernte, als ihr göttlicher Sohn sein Blut bis auf den letzten Tropfen vergoss, vom ewigen Tod sie zu erlösen.

 

3. Unsere heilige Vorzeit, die von Liebe zu dieser Gebärerin unseres Heils durchdrungen war, sprach mit wunderbarer Salbung und Lieblichkeit von der Größe und Herrlichkeit der jungfräulichen Mutter Gottes. Unsere überweise Zeit hingegen, ängstlich, ja nicht zu viel zu sagen, verlor über dieser Ängstlichkeit die Andacht zu Maria und die Früchte, die durch sie zu uns Menschen kommen. Wie wohlgefällig aber die Andacht zu seiner hochgebenedeiten Mutter dem Herrn ist, dies beweisen, wenn auch alle Zungen schwiegen, die Steine so vieler Gnadenorte, und die Geschichten aller christlichen Nationen. Verehren wir diese unsere liebevolle Fürsprecherin bei ihrem göttlichen Sohn, und rufen wir täglich zu ihr, wie die vom Heiligen Geist erleuchtete Kirche und lehrt: "Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen."

 

13. September

 

Der heilige Amatus, Bischof und Bekenner bei Sens oder Sitten,

+ 13.9.690 – Fest: 13. September

 

Dort, wo im Schweizer Kanton Wallis der höchste Berg Europas, der Mont Blank, sein schneebedecktes Haupt gen Himmel erhebt, liegt tief im Tal am Ufer der Rhone die Benediktinerabtei St. Moritz, gegründet an jener heiligen Stätte, wo der heilige Mauritius mit seinen Soldaten um des christlichen Glaubens willen den Martertod erlitt. Dort lebte im 7. Jahrhundert ein heiliger Mönch, dem die weiße Spitze des benachbarten Berges ein Fingerzeig zum Himmel schien und der sich die höchste Vollkommenheit zur Lebensaufgabe stellte.

 

Amatus – so hieß jener Mönch – stammte aus einer ebenso frommen, als reichen Familie und machte in seiner Jugend glänzende Fortschritte in der wissenschaftlichen Bildung, besonders aber in der Kenntnis göttlicher Dinge, die ihm als die köstlichste und nützlichste erschien. Schon früh zog es ihn zum stillen, beschaulichen Leben hin. Deshalb ging er in das Kloster St. Moritz, wo Gelehrsamkeit und strenge Zucht herrschte. Da seinem Eifer die klösterliche Zucht nicht streng genug erschien, zog er sich mit Erlaubnis seines Abtes in eine kleine Felsenzelle zurück. Nach seinem Wunsch brachte man ihm nur alle drei Tage Wasser und Brot zu seiner Nahrung. Bald darauf rodete er Waldbäume, bearbeitete mit unsäglicher Mühe den Boden und Säte Korn hinein, um von seiner eigenen Hände Arbeit zu leben. Überfiel ihn bei seiner Andacht Schläfrigkeit, dann mahlte er mit einem kleinen Mühlstein das Korn.

 

Der Bischof von Wallis ehrte den heiligen Amatus sehr hoch und besuchte ihn öfters in seiner Einöde. Einst brachte er ihm eine Summe Geldes mit der Aufforderung, es für die Armen oder für sich zu verwenden. Amatus sprach: „Gib es jenen, die es notwendiger haben. Ich verachte die Umstrickung der Welt. Nackt bin ich aus der Mutter Schoß hervorgegangen, nackt werde ich in die Erde zurückkehren.“ Desungeachtet legte der Bischof bei seinem Weggehen das Geld auf den Altar des kleinen Bethauses „zu Unserer Lieben Frau am Felsen“. Als Amatus das Geld fand, warf er die Lockspeise des bösen Feindes in die tiefste Schlucht mit den Worten: „Der Herr ist mein Erbteil, Geld gebrauche ich nicht.“

 

Die ausgezeichneten Tugenden des abgetöteten Einsiedlers sollten auf den Leuchter gestellt werden. Trotz seines Widerstrebens wurde er um das Jahr 670 auf den bischöflichen Stuhl von Sitten erhoben. Mit der größten Gewissenhaftigkeit erfüllte er seine hohen Pflichten, unterwies das Volk mit regem Eifer, tröstete die Gebeugten, nahm die Sünder liebreich auf und spendete reichliche Almosen unter die Armen. Er selbst fastete streng, begnügte sich in der Fastenzeit täglich mit fünf Nüssen und einem Becher Wasser. Zuweilen aß er drei Tage lang nichts. „Er war heiteren Angesichts, klar und gewandt in der Rede, vorsichtig und bestimmt im Ratgeben, voll Zerknirschung, reich an Tränen, gemäßigt im Glück, sanft und fröhlich in Widerwärtigkeiten, in den Sitten ausgezeichnet, in der Heiligkeit hervorleuchtend, in Liebe allen ergeben.“ Durch die Macht seiner Rede wie durch sein glänzendes Beispiel gewann er viele Seelen für Gott.

 

Auf seinen Missionsreisen kehrte der heilige Amatus einst bei einem reichen Edelmann namens Romarich ein, den er in seinem Entschluss, in den Orden des heiligen Benedikt einzutreten, bestärkte, und den er bewog, ein Kloster zu gründen, in das er mit seinen Dienern und Bediensteten eintrat. Außerdem gründete Romarich noch ein Kloster für Frauen und Amatus richtete es ein, dass alle Klosterfrauen in sieben Abteilungen, die einander ablösten, Tag und Nacht unaufhörlich Gott priesen mit frommen Psalmengesang.

 

Fünf Jahre lang hatte der heilige Amatus den Oberhirtenstab von Sitten geführt, als eine schwere Prüfung über ihn verhängt wurde. Zu dieser Zeit saß Theodorich III. auf dem fränkischen Thron. Sein ruchloser Hausmeier Ebroin ermordete den heiligen Bischof Leodegar, vertrieb die pflichttreuen Bischöfe von ihren Sitzen, verleumdete den Bischof Amatus, der wahrscheinlich das schändliche Treiben am fränkischen Hof getadelt hatte, und der König verbannte ihn, ohne seine Rechtfertigung zu hören, in das Kloster Peronne. Hier wurde er von dem heiligen Abt Ultanus ehrenvoll empfangen. Amatus sah die Verfolgung als eine Gnade Gottes an, die ihm Gelegenheit bot, in stiller Zurückgezogenheit seinen strengen Bußübungen nachzugehen. Nie ließ er eine Klage über die Ungerechtigkeit seiner Verfolger hören, nie seufzte er über die ihm entrissene Würde. Nur eines schmerzte ihn, nämlich dass man seiner geliebten Herde einen unwürdigen Afterbischof als einen Wolf im Schafspelz übergeben hatte.

 

Nach dem Tod des heiligen Ultanus nahm dessen Nachfolger, der heilige Mauront, den verbannten Bischof mit sich in das Kloster Hamay, dann in die von ihm gestiftete Abtei Breuil oder Mervilla und übertrug ihm dort die Leitung. Nach langem Bitten und Zureden willigte Amatus ein und brachte die ihm anvertraute Genossenschaft durch seine Ermahnungen und sein Beispiel zur treuen Übung der evangelischen Vollkommenheit.

 

Als Amatus eine vollkommene Ordnung im Kloster eingeführt hatte, verschloss er sich in eine kleine Zelle neben der Kirche, um sich unter Gebet und Betrachtung auf einen seligen Tod vorzubereiten. Einen Bruder bat er, ihm ein Lager von Asche zu bereiten. Der Bruder entgegnete: „Wie willst du jetzt noch so etwas aushalten, da du durch schweres Fasten und lange Mühseligkeiten ganz abgehärmt bist?“ Amatus erwiderte: „Das habe ich heimlich schon lange getan und der Herr hat mich immer gestärkt. Jetzt aber, da ich aus diesem Leben scheide, will ich auch eine öffentliche Buße tun.“ So geschah es denn auch. Vor den versammelten Brüdern legte er ein öffentliches Bekenntnis aller seiner Sünden ab und erteilte den Brüdern und frommen Klosterfrauen heilsame Ermahnungen. Die Umstehenden beklagten, einen so heiligen Lehrmeister zu verlieren. Er aber freute sich auf die Krone der Gerechtigkeit und entschlief sanft im Herrn um das Jahr 690. Wie er es dringend begehrt hatte, wurde seine Leiche außerhalb der Kirche begraben. Da aber an seinem Grab viele Wunder geschahen, öffneten die Brüder nach einem Jahr das Grab und brachten die Gebeine des Heiligen mit großer Verehrung in die Kirche. Bei den verheerenden Einfällen der Normannen nahmen die Ordensleute von Breuil die Reliquien des Heiligen mit sich und gingen zuerst nach Soissons, dann nach Douai, wo sie sich niederließen und ein neues Kloster gründeten. Dies geschah im Jahr 870. Seit dem wird der heilige Amatus als Patron und Fürsprecher der Stadt Douai verehrt. Die Verfolger des Heiligen erhielten schon in diesem Leben die verdiente Strafe. Ebroin fiel durch Meuchlerhand, der König Theodorich wurde jahrelang von Gewissensbissen gemartert. Um sein ungerechtes Verfahren gegen den heiligen Amatus zu sühnen, beschenkte er die Abtei Breuil reichlich.

 

Der heilige Johannes Chrysostomus, Bischof und Kirchenlehrer,

Tag seiner Verbannung: 13.11., Übertragung der Gebeine: 27.1.

+ 14.9.407 – Fest: 13. September

 

Alljährlich wird in der lateinischen Kirche an diesem Tag das Andenken an den Bischof und Kirchenlehrer begangen, der wegen seiner Beredsamkeit eben Chrysostomus, d.h. Goldmund genannt wurde. Er besaß außerdem eine innige Frömmigkeit, unerschütterlichen Mut und furchtlosen Eifer für die Ehre Gottes.

 

Diese herrlichen Tugenden zeigte er besonders zu jener Zeit, da die christliche Lehre durch den Irrlehrer Arius verunstaltet wurde, der da unter andern leugnete, dass Jesus wahrer Gott, gleich dem Vater, und dass Maria die Mutter Gottes war. Chrysostomus verteidigte die Ehre Jesu Christi und seiner glorwürdigen Mutter bei jeder Gelegenheit. So sagte er in einer seiner Predigten: „Man muss die heilige Jungfrau als das große Weltwunder anerkennen und preisen, denn es ist unter allen erschaffenen Dingen kein Geschöpf zu finden, das ihr könnte verglichen werden, sie allein übertrifft Himmel und Erde.“ In einer anderen Predigt nennt er Maria den lebendigen Palast des Königs der Engel, das lebendige und mit Vernunft begabte Paradies, den göttlichen Tempel und die würdige Wohnung Gottes.

 

Um der Entschiedenheit willen, mit der Johannes Chrysostomus die Ehre Jesu und Mariens, sowie die Rechte der Kirche verteidigte, musste er zweimal in die Verbannung wandern und hier war es auch, wo ihn der Tod seinen Verfolgern entriss am 14. September 407. Am 27. Januar 438 wurde sein heiliger Leib in feierlichem Zug nach Konstantinopel übertragen und in der Apostelkirche, wo die griechischen Kaiser und Patriarchen begraben zu werden pflegten, beigesetzt.

 

Vom Vater, der ein hoher Offizier im kaiserlichen Heer war, mochte Johannes den Freimut geerbt haben, und von der Mutter, einer herrlichen Frau, hatte er unstreitig die gottinnige, gemütvolle Frömmigkeit erhalten, die heute noch duftig aus seinen hinterlassenen Schriften strömt.

 

Erst mit vierzig Jahren empfing Johannes nach eifriger und sorgfältiger Vorbereitung in Gebet und Studium die heilige Priesterweihe und versah dann zwölf Jahre lang das Amt eines Dompredigers an der Bischofskirche seiner Vaterstadt Antiochien in Syrien. Mit ihm betrat ein Mann die Kanzel, der zu ihrem Dienst wie geschaffen war, ein geborener Redner mit kräftiger, klangvoller Stimme, der ungekünstelt, aber mit gewählten Worten in bildreicher, klarverständlicher Sprache unter solch hinreißendem Schwung Gottes Lehre verkündigte, dass die Tausende, die das große Gotteshaus regelmäßig bis auf den letzten Platz füllten, zuweilen auf die Bänke sprangen, in die Hände klatschten und dem Prediger begeistert zujubelten. Damals erhielt Johannes, wie schon oben erwähnt, den ehrenden Beinamen Chrysostomus – Goldmund.

 

Dabei war Johannes Chrysostomus in seinen Predigten durchaus kein Schaumschläger und Speichellecker, der den Zuhörern schmeichelte und ihnen Honig um den Mund strich. Zwar schimpfte und polterte er nie, aber er nahm auch kein Blatt vor den Mund, und wenn er gegen Tanz und Trunk die Stimme erhob, wenn er gegen Kleiderpracht und Modetorheiten loszog, wenn er die Ausgelassenheit und Vergnügungssucht der Großstädter geißelte, wenn er die Habsucht und Härte der reichen Leute anprangerte, dann fielen Späne von der Kanzel, dick wie Hauklötze, dann zuckte es wie Blitze um die Häupter der Anwesenden, und mehr als einmal stand der kühne Mahner in Gefahr, vom aufgeregten Volk gesteinigt zu werden. Nichts indessen konnte den Mann auf der Domkanzel veranlassen, anders zu reden, als es seine Pflicht war.

 

Die Tatsache, dass Johannes Chrysostomus ein Kühner, gerader und im Recht unbeugsamer Mann war, hatte man in Konstantinopel anscheinend übersehen, als der kaiserliche Hof ihn, den weltberühmten Redner, zum Bischof der Hauptstadt des Oströmischen Reiches berief. Widerwillig folgte der Erwählte dem Ruf, denn es war ihm klar, dass er auch als Bischof seine Pflicht tun und dass er dabei kantig und hart anstoßen werde.

 

So kam es auch. Die Höflinge, meist Leute mit gebeugtem Rücken, machten große Augen, als in dem neuen Bischof ein Mann auftauchte, der im Gegensatz zu ihnen Rückgrat besaß, der mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig ließ, den Großen und Mächtigen, selbst dem Kaiser und der Kaiserin, öffentlich ins Gewissen redete und allen, ohne Ansehen der Person, klipp und klar die Wahrheit sagte.

 

Geradlinige Mahner sind selten beliebt, und wenn man die Macht hat, sie mundtot zu machen, so tut man es auch, je eher, desto besser. Neben dem schwächlichen Kaiser Arkadius, der damals regierte, übte die Kaiserin Eudoxia eine fast unumschränkte Macht aus, und da gerade sie sich von dem kühnen Mahner auf der Hofkanzel vor allen Leuten wegen ihres schlechten Lebenswandels angeprangert fühlte, so setzte sie es mit Gewalt und Tücke durch, dass der Bischof von Konstantinopel seines Postens enthoben und in die Verbannung geschickt wurde.

 

Als Verbannter ist dann der christliche Held auch gestorben, was ganz natürlich war, denn wer als Christ seine Pflicht tut, endet auf einem Golgatha, von wo aus dann später allerdings auch die Himmelfahrt angetreten wird.

 

Der heilige Johannes Chrysostomus war ein Mann ohne Menschenfurcht. Das ist doch etwas Herrliches. 

 

Mutter Maria von Jesus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 13. September 1640 starb zu Toledo in Spanien die gottselige Mutter Maria von Jesus. Maria von Jesus wurde am 18. August 1560 als Tochter des hochangesehenen Antonius Lopez de Rivas zu Tartanedo geboren. Im Alter von 4 bis 5 Jahren schien sie einmal dem Tod geweiht zu sein, doch zeigte sich darauf, dass der Herr besonders über sie wachte. Maria fiel nämlich beim Überschreiten des Gallo ins Wasser. Weil sie lange Zeit nicht mehr zum Vorschein kam, glaubten alle schon, sie wäre ertrunken. Maria tauchte indes, fünf Kilometer von der Stelle entfernt, heil und gesund wieder auf und erzählte den Dienern, die sie fanden, die selige Jungfrau sei ihr erschienen, habe sie am Händchen gefasst, gerettet und gesagt: "Tochter, ich will dich für mich haben." Nachdem sie herangereift war, kniete sie einmal während der Nacht vor einem Bild des kreuztragenden Heilandes. Staunend vernahm sie, wie Jesus zu ihr sprach: "Ich will, dass du Unbeschuhte Karmelitin wirst." Da er dieselben Worte noch zweimal wiederholte, erklärte Maria: "Gut, ich sage gerne zu; gehen wir!" Zwar stieß sie auf große Widersprüche bei ihrer Mutter, die nach dem Tod des Vaters Marias eine zweite Ehe eingegangen war, sowie bei den Verwandten, die ebenfalls wünschten, Maria solle sich ebenfalls verheiraten. Zwei Jahre musste sie kämpfen, bis man ihr gewährte, das edle Vorhaben auszuführen. Am 12. August 1597 erhielt sie das heilige Kleid. Wie hoch sie schon damals geschätzt wurde, erhellt aus den Worten der heiligen Theresia, die, nachdem sie Maria zum ersten Mal gesehen hatte, schrieb: "Meine Töchter, ich schicke sie euch mit fünftausend Dukaten Mitgift, aber ich mache euch zu wissen, dass sie eine ist, für welche ich bereitwilligst fünfzigtausend gäbe. Richtet ein besonderes Augenmerk auf sie; denn ich hoffe zu Gott, dass sie ein Wunderkind ist." Während des Noviziates hatte Maria schwere Prüfungen zu bestehen, die sie wohl hätten irre machen können. Doch Jesus selbst stärkte sie, indem er ihr in Begleitung der seligen Jungfrau, verschiedener Engel und Heiliger erschien und sprach: "Es ist mein Wille und der Wille meiner Mutter, dass du im Orden ausharrst. Ich habe dich von Ewigkeit her zu meinem Dienst bestimmt. Fürchte dich nicht; wir werden dich unterstützen." Das Wort des Herrn bewahrheitete sich. Obwohl Maria so schwach war, dass man sie mit den heiligen Sterbesakramenten versehen musste, genas sie dennoch wieder und konnte am 8. September, dem Fest Mariä Geburt, 1578 die heiligen Gelübde ablegen. Maria verrichtete jede ihr übertragene Arbeit in wahrhaft mustergültiger Weise. War ihr das Amt der Sakristanin besonders lieb, weil sie da die Zubereitungen zum heiligen Opfer treffen durfte, so bediente sie doch auch die Kranken mit einer Hingabe, dass es ein Glück war, von ihr gepflegt zu werden. Wie als Untergebene bewährte sie sich als Novizenmeisterin, als Subpriorin und Priorin. Sie scheute keine Mühe, kein Opfer. Wollte man sie im Hinblick auf ihre Schwäche abhalten, in den Chor zu gehen, so entgegnete sie: "Lasst mich in den Chor gehen; das gibt mir gewiss das Leben." Sprach man Befürchtungen aus, so versicherte sie im heiligen Liebeseifer: "O wie glücklich wäre ich, wenn ich beim Singen des Lobes Gottes stürbe!" Ein anderes Mal schilderte sie die Verfassung ihres Gemütes mit den Worten: "O Töchter, ich will lieber leiden als mich freuen. In diesem Leben kann man die Gegenwart Gottes nur mit Leiden ertragen." Am 10. September 1640 bat Maria um die Erteilung der heiligen Ölung. Die Priorin hielt es jedoch noch nicht für nötig. Maria gab sich damit zufrieden und sprach: "Mein Gott, mache es mit dieser deiner Dienerin, wie es dir am besten gefällt. Ich vertraue auf das kostbare Blut deines Sohnes und auf die Verdienste seiner reinsten Mutter. Mache mit mir, was du willst, o Herr!" Drei Tage darauf wurde ihr das heilige Sakrament gespendet. Danach versank sie in eine tiefe Sammlung des Geistes und verschied. Bei ihrem Begräbnis fand sich ganz Toledo ein, da alle sie für heilig hielten. Und die Andacht zu ihr wuchs noch von Tag zu Tag in Anbetracht der Unversehrtheit ihres Leibes, die bis zum heutigen Tag andauert, und der Gnaden, die auf ihre Anrufung hin erlangt wurden. 

 

Gebet am 13. September

 

Heilige Jungfrau, die du das Licht der Welt in deinem jungfräulichen Leib getragen, und so viele Jahre lang vor Augen gesehen hast, was für große Dinge, was für tiefe Geheimnisse des Glaubens hat dir diese hellleuchtende Sonne der Gerechtigkeit aufgedeckt. Deswegen hast du auch in Erkenntnis der ewigen und unsichtbaren Dinge, die sichtbaren und vergänglichen Güter der schnöden Welt so gering geschätzt. Stehe mir bei, o heilige Jungfrau, dass ich, von diesem Licht des Glaubens erleuchtet, nichts schätze und verlange als Gott, und was zu Gott mich führen kann. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Amatus

 

O Gott, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Amatus die Gnade, unser Kreuz mit Geduld und Ergebung in Deinen heiligen Willen zu tragen, damit wir Dir gefallen und zur ewigen Glückseligkeit gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott

 

Erwecke auch in uns, o Herr, die Gesinnungen des heiligen Johannes Chrysostomus, damit wir, über unsere Schwäche erhaben, alle Beschwerden auf der Bahn des Heils mutvoll besiegen, und auf seine Fürbitte hin geläutert durch Trübsale Deines göttlichen Wohlgefallens würdig werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

An diesem Tag nach der Vesper pflegten zu Tournai die 36 Stadtaufseher mit der Bruderschaft der Jungfrauen in großer Feierlichkeit vom Rathaus zur Kapelle der seligsten Jungfrau eine Prozession zu halten, wo ein jeder ein besonderes Opfer bringt. Diese Bruderschaft bestand seit dem Jahr 1240.

 

Andacht am 13. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Etwas anderes, das diejenigen nicht wenig traurig macht, die das Gebet ausüben, sind die Zerstreuungen. Es kommen aber die Zerstreuungen zuweilen von den Sinnen, die nicht geläutert sind, zuweilen jedoch auch daher, dass die Seele sich nicht lange mit dem Thema beschäftigen kann; der Herr aber lässt es nicht selten zu, dass Zerstreuungen vorkommen, seine Diener zu prüfen. Was soll man nun tun, wenn man merkt, dass man zerstreut ist? Erleiden soll man diese Demütigung mit Demut und Geduld; und nicht verloren wird dann die Zeit sein, die auf solche Weise verwendet wird. Ja, ein solches Gebet wird oft sogar nützlicher als ein trost- und geschmackreiches Gebet sein; denn alle Akte, die man anwendet, die Zerstreuungen abzuwehren oder zu ertragen, um Gott nicht zu missfallen, sind ebenso viele Akte der Liebe Gottes." (Die heilige Theresia von Avila)

Die heilige Franziska von Chantal gab ihren Töchtern, den Klosterjungfrauen von der Heimsuchung folgenden Rat: "Wenn wir während des Gebetes uns zerstreut fühlen, dann ist das Gebet der Geduld das beste. Sprechen sollen wir dann demütig und liebevoll: Herr, Du bist die einzige Stütze meiner Seele und mein einziger Trost!"

Der heilige Johannes Chrysostomus riet einem Menschen, der während des Gebetes oftmals an freiwilligen Zerstreuungen litt, sich zu ermutigen, damit er künftig nicht mehr in denselben Fehler fällt und sich selbst diese demütige Anrede zu halten: Wie! wenn ich mit einem Freund von Neuigkeiten des Tages und Kleinigkeiten mich bespreche, bin ich aufmerksam; und wenn ich von höchst wichtigen Dingen, von der Verzeihung meiner Sünden und von den Mitteln, zur ewigen Seligkeit zu gelangen, mit Gott mich bespreche, fürchte ich nicht, in meinem Gemüt fremde Dinge zu verhandeln! - Wenn ich auf den Knien liege, Gott anbete und ihn bitte, so scheue ich mich nicht, unehrerbietig gegenüber der Majestät des Herrn zu sein, zu dem ich spreche, und führe meinen Geist allenthalben umher, wo ich nicht bin! Was für eine Heuchelei! Habe ich den Glauben verloren? Und wenn ich den Glauben habe, habe ich alle Vernunft verloren?

Eine fromme Seele vertrieb die Zerstreuungen schnell, sobald sie des Wortes des heiligen Cäsarius von Arles gedachte: "Wenn man betet, so betet man das an, an das man freiwillig denkt."

Der Priester, dem die geistliche Leitung des heiligen Aloysius aufgetragen war, forderte einst Rechenschaft von ihm über sein Inneres und fragte ihn unter anderem auch, ob er oft im Gebet zerstreut ist. Nachdem nun der Heilige einige Augenblicke nachgedacht hatte, antwortete er: "Wenn ich alle Zerstreuungen zusammen nehme, die ich während eines halben Jahres im Gebet erlitten habe, so dürften sie wohl den Zeitraum eines Ave Maria betragen." - Dies ist allerdings wunderbar. Doch versäumte er auch nichts, um den Quell aller Zerstreuungen in seinem Inneren auszutrocknen; denn beständig war er bemüht, seine Sinne abzutöten; und nie beschäftigte er sein Gemüt mit anderen als mit solchen Gedanken, die geeignet waren, ihn in der Frömmigkeit und in den Wissenschaften seines Standes zu vervollkommnen.

 

Arbeiten will ich, Herr, mit Deiner Gnade, den Quell meiner meisten Zerstreuungen auszutrocknen, und in dieser Hinsicht meine Leidenschaften unablässig abtöten, und Fleiß anwenden, immer in Deiner heiligen Gegenwart zu leben. In meinen Zerstreuungen aber will ich mich demütigen und Geduld üben. Nie will ich mein Gemüt freiwillig mit fremden Gedanken beschäftigen, auf dass ich Dir nicht missfalle! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 13. September

 

"Besuche jeden Tag den Garten deiner Seele beim Licht des Glaubens,

um die Dornen auszureißen,

welche die gute Saat ersticken würden."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 13. September - Vom körperlichen und geistigen Aussatz

 

O sieh den Aussatz, Herr, der mich bedeckt,

Und heile mich durch dein allmächtig Wort,

Dann walle ich durchs Leben unbefleckt

Bis in der reinen Heimat freudig fort.

 

1. Niemand kann lange mit Aussätzigen umgehen, ohne selbst aussätzig zu werden. Also wird auch, wer noch nicht lasterhaft ist, durch den Umgang mit Bösen unfehlbar in kurzer Zeit lasterhaft werden. Die mit körperlichem Aussatz Behafteten werden, die Gefahr der Ansteckung zu verhüten, weit von den Wohnungen der Gesunden entfernt. Jene dagegen, die mit geistigem Aussatz behaftet sind, finden sich überall, und wollen wir nicht von dem Gift ihrer Laster angesteckt werden, so müssen wir selbst uns fern von ihnen halten. Denn es ist ein Ausspruch des Heiligen Geistes: "Wer die Gefahr liebt, der wird darin umkommen." (Jesus Sirach 3,27) Kein Verdammter ist in der Hölle, der nicht klagte, das Beispiel der Lasterhaften habe ihn dahin gebracht.

 

2. Die zehn Aussätzigen, die Jesus von fern sahen, erkannten ihre Krankheit. Sie waren von ihrem Elend durchdrungen. Sie sehnten sich nach Heilung, und flehten mit rührender Stimme zum Herrn, ihrer sich zu erbarmen. Der gütige Heiland aber, von ihrem Elend gerührt, sandte sie zu den Priestern, und sie gehorchten und wurden gesund. Die geistig Aussätzigen hingegen erkennen ihre Krankheit nicht. Vielmehr sind sie wütend über die, die sie für krank halten. Nichts wollen sie von Jesus, noch weniger von seinen Priestern wissen, und darum auch bleiben sie unheilbar, und sterben in ihren Sünden. Dies aber wird auch dir widerfahren, wenn du ihre Gesellschaft nicht meidest.

 

3. Verschwende deine Liebe nicht an solche, die du nicht ewig lieben kannst. Versuche nicht solchen zu gefallen, die Gott missfallen. Und halte dich fern von solchen, die sich von Gott entfernen. Nicht wenige sogar, die in der Absicht mit ihnen umgingen, sie zu bessern, wurden vom Strom ihrer arglistigen Reden und Beispiele fortgerissen, so wie mancher, der einen Ertrinkenden retten wollte, selbst in den Fluten umkam. Dazu wird eine besondere Gnade Gottes erfordert. Wie aber darfst du sie ohne Vermessenheit dir zuschreiben, wenn du ohne Not dich in die Gefahr begibst? 2. Thessalonicher 3,6: "Im Namen Jesu Christi, des Herrn, gebieten wir euch, Brüder: Haltet euch von jedem Bruder fern, der ein unordentliches Leben führt und sich nicht an die Überlieferung hält, die ihr von uns empfangen habt."

 

14. September

 

Das Fest Kreuzerhöhung

 

Goldene Fäden hat die Legende um das heutige Fest Kreuzerhöhung gewoben.

 

Dreihundert Jahre nach der Auffindung des wahren Kreuzes Christi durch die heilige Kaiserin Helena, eroberte der Perserkönig Chosroe die Stadt Jerusalem und raubte aus der Grabeskirche das dort aufbewahrte und hochverehrte Kreuz des Herrn, das er in der Hoffnung auf ein hohes Lösegeld nach Persien in Sicherheit bringen ließ. Als dann die Kunde von dem Raub des größten Kleinods, das die Christenheit besitzt, in der Hauptstadt des Oströmischen Reiches Konstantinopel bekannt wurde, erhoben sich die Gläubigen Mann für Mann, schlugen den persischen Eindringling blutig aufs Haupt, verfolgten ihn bis weit ins eigene Land und holten das Kreuz des Herrn zurück.

 

Ein Jubel ohne Ende erfüllte die gesamte christliche Welt. Nach einem einzigartigen Triumphzug des heiligen Kreuzes durch Städte und Dörfer gelangte der siegreiche Kaiser Heraklius mit dem Heer eines Tages am frühen Abend vor Konstantinopel an. Priester und Bürger gingen mit Palmzweigen und brennenden Kerzen den Heimkehrern entgegen. Die ganze Stadt war auf den Beinen. Alle Häuser schmückten sich im Nu mit kostbaren Teppichen, und breite Blumenketten schlangen sich durch die Straßen. Lichter glühten auf, jauchzend stieg Lied um Lied zum nächtlichen Himmel empor, und alles Volk sank in die Knie, sobald das heilige Kreuz, von Bischöfen geleitet, unter goldgewirktem Traghimmel herannahte. Alle Ehren, die Menschen ersinnen können, wurden damals dem Zeichen der Erlösung zuteil, und das war recht getan.

 

Im Jahr 629 folgte dem großartigen Kreuzfest noch ein zweites, das nicht minder schön zu nennen ist. Im feierlichen Zug führte nämlich Kaiser Heraklius das heilige Kreuz an den Ort der Erlösung zurück, nach Jerusalem. Auf dem Weg dorthin wiederholte sich der Triumph des Kreuzes vom vorhergehenden Jahr, bis man endlich am 14. September vor der Heiligen Stadt anlangte. Eine gewaltige Prozession bildete sich, und in ihrer Mitte trug Kaiser Heraklius selbst, in Pracht und Prunk gekleidet, die größte Kostbarkeit der Christenheit. Doch plötzlich stockte der Fuß des kaiserlichen Trägers, nicht einen Schritt konnte er mehr tun, wie festgebannt stand er auf der gleichen Stelle, und es nahte sich ihm der Bischof von Jerusalem und sprach:

 

„Bedenke, Kaiser, ob du wohl demjenigen ähnlich bist, der als erster auf diesem Weg das Kreuz trug. Dein Gewand strahlt von Gold, Perlen und Edelsteinen, Christus aber schritt im blutgetränkten Linnenkleid einher. Auf deinem Haupt glänzt die kaiserliche Krone, und um Christi Stirn schlang sich der schmerzvolle Dornenkranz. Deine Füße stecken in kostbaren Schuhen, und Christus ging barfuß über harten Steinen.“

 

So sprach der Bischof zu dem Kaiser, der daraufhin allen fürstlichen Schmuck ablegte, und sogleich konnte er auch den Weg fortsetzen und vollenden bis zu der Grabeskirche, und als er dort das heilige Kreuz niederlegte und Bischöfe es hoch auf den Altar hoben, brach wieder ein Jubel ohne Ende aus, der noch lauter wurde, als sich auch Wunder ereigneten; Blinde sahen, Taube hörten, Aussätzige wurden rein, und Kranke erhoben sich gesund von den Tragbahren.

 

Das war das zweite große Ehrenfest des heiligen Kreuzes, dem am Ende der Welt ein drittes folgen wird, das noch unbeschreiblich herrlicher sein wird als die beiden ersten. Wenn nämlich in jenen Tagen der Trübsal die Sterne vom Himmel fallen wie ein Funkenregen vom Amboss, wenn das Meer Wellen bis in die Wolken wirft, wenn sich die Gräber öffnen und alle Menschen zur letzten Befehlsausgabe antreten müssen, wenn die Engel mit durchdringendem Posaunenschall zum Gericht der Ewigkeit rufen, wenn alle wehklagend verschmachten vor banger Erwartung der Dinge, dann wird das Zeichen des Menschensohnes, das hochheilige Kreuz, am Himmel erscheinen, und der Menschensohn wird kommen mit großer Macht und Herrlichkeit, und vor ihm und seinem Zeichen werden sich alle Rücken neigen und alle Knie beugen. Knirschend tun es die Verworfenen, hell und leuchtend die Gesegneten. Das wird das letzte Kreuzerhöhungsfest der Weltgeschichte sein, so gewaltig und herrlich, dass sein Ruhm die Ewigkeit erfüllt.

 

Von dem heiligen Kreuze

 

Heilig Kreuz, o selig Zeichen!

Wohl ihm, der da kann erreichen

Deine hochgelobte Frucht,

Die du trugst in seliger Zucht!

Wie tief, wie hoch, wie lang, wie breit

Ist deine Macht und Herrlichkeit!

In dir ist alles beschlossen,

Was gutes vom Himmel geflossen.

Du bist die Leiter, auf der man eben

Aufsteigt zum ewigen Leben.

Du bist die Brücke, drauf alle Frommen

Von dieser Welt zum Himmel kommen.

Der Schlüssel des Lebens bist du,

Des Todes Riegel dazu.

Du bist der Pilgerstab für alle,

Sich zu bewahren vor ewigem Falle.

Du bist das Zeichen, davor erschrickt

Der Feind, wenn er dich nur erblickt.

Du sollst allein das Ehrfähnlein

Eines christlichen Ritters sein.

 

Woher dein edler Stamm gekommen,

Das künd` ich nun, wie ich vernommen.

 

AlsAdam vor dem Tode lag

Und seines großen Siechtums pflag,

Da ging auf seine Bitten

Seth, sein Sohn, mit treuen Sitten

Bis vor des Paradieses Tor.

Den Engel, der noch stand davor,

Schrie er mit klagenden Worten an

Um jenes Oel, das da rann

Vom Baum, genannt "Barmherzigkeit".

Michael aber sprach: "Zur Zeit

Mag dieses Oel dir noch nicht werden.

Es kommt erst nieder zur Erden

Über fünftausend Jahr oder mehr.

Doch geb` ich dir gerne her

Vom selben Baum ein Reislein zart,

Davon Adam so unweiser Art

Mit Eva den Apfel aß.

Geh dann damit fürbaß

Und pflanze es in die Erde,

Dass es ein Baum werde,

Von dessen Frucht einst soll genesen

Dein Vater und alles menschliche Wesen!"

 

Seth kam zurück. Zu seiner Not

Fand er den lieben Vater tot.

Das Reis pflanzte der treue Sohn

Auf dem Gebirge Libanon.

Dort wuchs es auf und ward

Ein großer Baum von schöner Art;

Auch in der tobenden Sündflut

Blieb er vor Schaden wohl in Hut.

 

Als König Salomon, wie er sollte,

Gottes Tempel bauen wollte,

Da ward auch jener Baum geschlagen

Und zum Baue hergetragen.

Doch passte er an keinem Ort.

Zu kurz, zu lang schien immerfort

Der Balken; darum warf man ihn

In eine nahe Pfütze hin,

Dass er dort über den bösen weg

Sollte dienen als starker Steg.

 

Nun kam die Königin allda

Aus dem Lande Saba,

Die weiseste aller Frauen,

Salomons Pracht zu schauen.

Da geriet sie auf dem Weg

Auch an den Baum, den man zum Steg

Verworfen hatte. Sie erschrak,

Als sie sah, wie er da lag,

Da sich ihrem Geiste

Seine Zukunft weiste,

Dass von ihm kommen müsse

Das Heil der Welt, das süße. 

 

Sie kniete nieder, um zu beten,

Und wagte nicht, ihn zu betreten.

Dem König sagte sie die Märe;

Der gab dem Stamme alle Ehre.

 

Doch als Jerusalem ward zerstört,

Hat man den Stamm, wie wir gehört,

In einen tiefen Teich versenkt.

Das ist der Teich, dess auch gedenkt

Die heilige Schrift; denn Heilkraft hatte

Das Wasser. Mancher Leidensmatte

Kam dahin, um darin zu baden

Und vorzufühlen des Kreuzes Gnaden.

 

Dies währte bis auf jenen Tag,

Da Pilatus des Urteils Pflag

Über Gottes Sohn. Da kam

Das liebe Holz empor und schwamm

Auf jenem Wasser. Die Juden kamen

Eben dazu, die harten, und nahmen

Es heraus. Da ward die edle Last

Geladen auf den göttlichen Gast.

Da ward der Stamm, von Blut benetzt,

Auf Golgatha wieder eingesetzt.

Da trug er höchsten Heiles Frucht

Von paradiesischer Zucht.

 

Als Jesus Christ begraben ward,

Kam auch der Stamm von edler Art

In Vergessenheit fürwahr

Völlig über zweihundert Jahr;

Unter Schutt war er verborgen.

Dann hatte auch in großen Sorgen

Um der Götter alte Macht

Der Kaiser Hadrian wohlbedacht

Über Golgatha der Frauen

Venus lassen den Tempel bauen,

Dass man vergäße den Gottessohn,

Der alle Götter stürze vom Thron.

 

Wie man das Kreuz doch wieder gefunden,

Das sollt ihr hören in späteren Stunden.

 

(Aus: "Goldene Legende der Heiligen"

von Joachim und Anna bis auf Constantin den Großen

neu erzählt, geordnet und gedichtet von

Richard von Kralik, 1902)

 

Der heilige Maternus, Apostelschüler und Bischof von Trier,

+ 14.9.128? - Fest: 14. September

 

Der heilige Maternus war vermutlich der erste Bischof des Bistum Köln. Mehr weiß die Geschichte nicht von ihm. Aber die Legende vom heiligen Maternus gehört zu den schönsten, die es gibt. Ganz nebenbei erklärt sie auch die Tatsache, warum der Papst keinen Hirtenstab trägt, den er doch als Bischof von Rom und als der oberste von allen Bischöfen der Welt eigentlich führen müsste. Auf alle Fälle ist die Legende vom heiligen Maternus sehr interessant.

 

Die Legende vom heiligen Maternus beginnt bereits in grauer Vorzeit, in jenen Tagen nämlich, als der heilige Petrus, der erste Papst, noch den Bischofsstuhl zu Rom innehatte. Einmal schickte Petrus drei Missionare aus, damit auch in den Ländern jenseits der Alpen die Frohbotschaft verkündet wird. Unter den ersten Glaubensboten, die zum Norden zogen, befanden sich ein Bischof, ein Priester und ein Diakon. Ihre Namen waren Eucharius, Valerius und Maternus.

 

Froh und mutig wanderten die drei aus Rom durch Italien über die Alpen und gelangten schließlich ins Elsass an den Rhein. Dort predigten sie mit Erfolg weit und breit das Evangelium. Bald war in der Gegend die Hauptarbeit getan und die drei Missionare wollten nun den Rhein entlang weiterziehen. Da erkrankte Maternus tödlich und starb nach drei Tagen. Eucharius und Valerius begruben unter Tränen den Mitbruder. Weil sie durch den Tod des lieben Freundes und Weggefährten entmutigt waren, kehrten sie sofort nach Rom zurück, um erst einmal dem heiligen Petrus zu berichten, was geschehen war.

 

Petrus war aber nicht verärgert, als er die beiden so bald schon wiedersah. Nachdem er ihre Erlebnisse gehört hatte, lobte er ihren Eifer, beglückwünschte sie zu den Erfolgen, ermunterte sie und schickte sie zurück an den Rhein. Auch gab er ihnen den eigenen Bischofsstab mit auf die Reise und trug ihnen auf, den Stab dem toten Maternus aufzulegen und ihn im Namen Gottes aufzufordern, das Grab zu verlassen und ins Leben zurückzukehren.

 

So sprach der heilige Petrus. Vierzig Tage später waren Eucharius und Valerius wieder am Rhein, ließen mitten in einer großen Volksmenge die Gruft des Verstorbenen öffnen, legten dem Leichnam den Hirtenstab des heiligen Petrus auf und befahlen dem Toten im Namen Gottes das Grab zu verlassen und ins Leben zurückzukehren, was sogleich auch geschah. Maternus stand von den Toten auf, und alle lobten und priesen Gott und seine große Herrlichkeit. Daraufhin bekehrten sich auch die Menschen in dieser Gegend, die vorher nicht geglaubt hatten.

 

Dann zogen die drei Missionare den Rhein entlang in die heutige Pfalz. Nachdem sie auch dort mit Erfolg gewirkt hatten, trennten sie sich. Eucharius und Valerius gelangten an die Mosel nach Trier, wo Eucharius das Bistum Trier gründete, dessen erster Bischof er selbst und dessen zweiter nach seinem Tod Valerius wurde. Maternus dagegen errichtete das Bistum Köln. Als er erfuhr, dass in Trier mittlerweile auch Valerius gestorben war, übernahm er als dritter Bischof von Trier ebenfalls dieses Bistum. Sehr alt starb Maternus im Jahr 128 nach Christi Geburt und wurde im Hohen Dom zu Trier unter dem Hauptaltar beigesetzt.

 

Doch die Legende ist noch nicht zu Ende, denn sie weiß weiter zu berichten, dass der heilige Maternus niemand anders gewesen ist als der Jüngling von Naim, den unser Herr Jesus Christus von den Toten auferweckte. Somit wäre also der heilige Maternus drei Mal gestorben und zwei Mal ins Leben zurückgekehrt. Schließlich bleibt noch zu erwähnen, was Papst Innozenz III. gut tausend Jahre später in einem Buch über das heilige Messopfer niedergeschrieben hat. Darin heißt es, dass die Päpste deswegen keinen Hirtenstab führen, weil der heilige Petrus seinen nach Trier geschickt hatte. Nur wenn einmal ein Papst sich in Trier aufhält, trage er den Hirtenstab.

 

Das ist die Legende vom heiligen Maternus. Es ist eine schöne Legende, die uns mit Dank dafür erfüllen muss, dass unseren Vorfahren schon zu Lebzeiten des heiligen Petrus der Glaube verkündet worden ist.

 

Die heilige Notburga, Dienstmagd von Rattenberg, Tirol,

+ 14.9.1313 - Fest: 14. September

 

Die heilige Notburga lebte um das Jahr 1300. Die gläubigen Eltern waren arme Leute. Sie gaben ihrem Kind eine gute und christliche Erziehung, weil sie wussten, dass sie Notburga damit für Zeit und Ewigkeit glücklich machen konnten. Alle Eltern, ob reich oder bettelarm, die so handeln, tragen unsichtbar einen Heiligenschein, der sie verehrungswürdig macht lebenslang und sogar über den Tod hinaus.

 

Mit achtzehn Jahren trat Notburga den Dienst an bei dem Grafen Heinrich und der Gräfin Gutta auf Schloss Rottenburg. Da sie in ihrem Dienst sehr fleißig war, sorgsam und sparsam, ehrlich und redlich, kam es dazu, dass ihr bald die Leitung des gesamten Hauses übertragen wurde. Gerne gestattete ihre Dienstherrschaft, dass Notburga, die gute Magd, den Armen und Bettlern am Schlosstor aus der Küche etwas zu essen brachte. Das sprach sich natürlich schnell herum, dass auf der Rottenburg eine Magd ist, die ein gutes Herz hat. So verging kein Tag mehr, an dem nicht Hungernde und Arme kamen und um eine Gabe baten.

 

Auf dem Schloss lebte aber auch der junge Graf Heinrich und seine Frau Ottilia. Ottilia war eine stolze und strenge, geizige und gierige, ruppige und sogar böse Frau. Und so kam es, als der alte Graf und die gute Gräfin gestorben waren, dass sie es Ottilia, der heiligen Dienstmagd, verboten, den Armen Essen zu geben. Sie taten dies mit der bösen Bemerkung, dass alles, was an Essen und Trinken übrig bleibt, den Schweinen zum Fraß zu geben sei.

 

Notburga fügte sich mit schwerem Herzen diesem Befehl. Um aber trotzdem den Armen auch weiter helfen zu können, sparte sie sich die Bissen vom Mund ab. Doch auch das verbot die harte Herrin und beschimpfte und verspottete stattdessen die Heilige an jedem Tag. Als die anderen Knechte und Mägde im Haus merkten, wie es Notburga ging, hackten auch die mit Sticheleien und bösen Worten auf sie ein. Jeder Tag war für sie eine Qual und schließlich wurde sie auch noch von heute auf morgen aus dem Dienst entlassen. Alle Beschimpfungen ertrug Notburga, sie klagte nicht und lehnte sich auch nicht dagegen auf, sondern sie blieb ruhig und freundlich. Das musste ja auch so sein, denn sonst wäre sie ja auch keine Heilige.

 

Notburga nahm wenig später einen Dienst bei einem Bauern an. Auch dort tat sie ihr Bestes. Allerdings bestand sie darauf, dass ihr nicht viel, aber immerhin genug Zeit blieb, um ihre Andacht zu verrichten. Besonders hatte sie es mit einem Vertrag festlegen lassen, dass sie an den Vorabenden der Sonn- und Feiertage, wie es damals noch Brauch war, vom ersten Ton der Aveglocke ab nicht mehr zur Weiterarbeit verpflichtet sei. Treu richtete sich der Bauer jahrelang nach diesem Vertrag und es ging ihm dabei nicht schlecht. Nur einmal zur Erntezeit, als die Arbeit allzu sehr drängte, verlangte er mit strengen Worten, Notburga soll nach dem Läuten der Betglocke weiter arbeiten. Die Magd weigerte sich. Und als der Bauer darauf schimpfend und drohend auf sie einredete und ganz wütend auf sie wurde, warf Notburga mit den Worten: „Meine Sichel soll richten über mein Recht!“ die Sichel in die Höhe. Die Legende berichtet, dass die Sichel daraufhin frei schwebend an einer Stelle in der Luft stehen blieb. Allen, dies es sahen, gingen jetzt weit die Augen auf und niemand wagte es mehr, der heiligen Dienstmagd Vorschriften für ihre Andacht zu machen.

 

Mittlerweile ging die Wirtschaft auf Schloss Rottenburg immer mehr zugrunde, denn mit Notburga war auch Gottes Segen aus dem Haus gegangen. Eines Tages aber fasste sich Graf Heinrich ein Herz und holte die heilige Dienstmagd zurück. Die Gräfin Ottilia hatte sich durch das Gebet Notburgas schnell von ihrer Hartherzigkeit bekehrt und starb bald darauf einen guten Tod. Achtzehn Jahre lang diente Notburga noch auf Schloss Rottenburg. Sie durfte wieder wie früher gut zu den Armen sein und wirkte wie ein Priester und Seelsorger bei allen, die sie traf, so dass ihr Leben zu einer langen und breiten Segensspur wurde.

 

Uns erinnert die heilige Notburga daran, dass der Sonn- und Feiertag Gott gehört, dass wir an diesen Tagen in die Kirche gehen und, wenn möglich, nicht arbeiten sollen.

 

Bruder Johannes vom heiligen Samson

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 14. September 1636 schied zu Rennes in Frankreich ein Mann aus dieser Zeitlichkeit, dem mit Rücksicht auf seinen Lebensgang wohl niemand eine höhere Wissenschaft zugesprochen hätte. Bruder Johannes vom heiligen Samson war zu Sens in der Champagne geboren und zu Dole Laienbruder im Kloster der Karmeliten geworden, die sich später zur Reform von Tours bekannten. Bruder Johannes galt als so fromm und erleuchtet, dass Antonius von Rivol, Bischof von Dole, ihn überaus hochschätzte, ihn öfters besuchte und um Rat bat. Wie dieser, so die Bischöfe von Nantes, von Rennes und andere Kirchenfürsten. Einzelheiten über sein Leben sind uns nur wenige bekannt. Die hervorragendsten Züge sind seine Liebe zum heiligsten Altarsakrament und seine Ergebenheit im Leiden. In seiner glühenden Liebe zum eucharistischen Heiland versicherte er, er ziehe eine einzige andächtig empfangene Kommunion allen anderen Gnaden und Gaben vor. Aus der heiligen Kommunion gewann er jene wunderbare Ergebung, mit der er sagte, in drei Dingen ruhe er beständig: im Kreuz, in der Liebe und im Tod. Diese drei seien jedoch nur eines, da das Kreuz und der Tod den Gegenstand seiner Liebe bildeten. Deshalb liebte er das Kreuz mehr als alle Ergötzlichkeiten der Welt. Dabei verhielt er sich gegen jedermann so, als leide er nicht das Geringste, weshalb ihm auch niemand Mitleid entgegenbrachte. Bruder Johannes war seit seinem dritten Lebensjahr blind und darum außerstande, selbst zu schreiben. Anderen diktierte er jedoch mehr als hundert Abhandlungen in die Feder, Werke, die eine staunenerregende Kenntnis auf dem dunklen Gebiet der mystischen Theologie und außerordentliche Gaben des Heiligen Geistes verrieten. Nach seinem am Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes 1636 erfolgten Tod wurden auf seine Anrufung hin wunderbare Heilungen und Gebetserhörungen erlangt. Sein Haupt wird noch im Kloster der Unbeschuhten Karmeliten zu Marche in Belgien aufbewahrt. Neuestens ist Bruder Johannes vom heiligen Samson wieder der Gegenstand des besonderen Interesses geworden und wird der Prozess seiner Seligsprechung weiter geführt.

 

Gebet am 14. September

 

Dein gedenke ich an jedem Morgen,

Holde Mutter, Himmelskönigin!

Dir empfehl` ich alle meine Sorgen,

Alles, was ich habe, was ich bin.

Dein gedenk` ich, wenn ich aufwärts schaue,

Wenn zum Himmel sich mein Blick erhebt;

Du, der Stern, auf den ich fest vertraue,

Wenn auch grause Nacht mich rings umwebt.

 

Zu Gott

 

Möge doch, mein Gott, jede besondere Gabe, die Du Deinen Kindern nach ihrer verschiedenen Bestimmung gegeben hast, immer zu Deiner Ehre und zum Wohl der Menschen gereichen. Du hast die Herzen geschaffen zur reinen Liebe, Du hast die edelsten Gefühle in die Seelen gelegt. Lass nicht zu, dass durch eine verkehrte Richtung diese Gaben den Menschen zum Untergang gereichen, sondern ziehe sie hinan zu Dir, und sie werden nur dem Edelsten geweiht, sich Deiner würdig machen. Amen. 

 

Zu Jesus

 

Jesus, Du selbst nahmst aus Liebe zu uns Knechtsgestalt an. Ich bitte Dich, mache mich in meinem Stand zufrieden. Lass mich meinem Dienstgeber so gehorchen, als wenn du selbst befehlen würdest, und nie vergessen, dass Du mein höchster Herr bist. Amen. 

 

Zu Gott

 

Allmächtiger Gott, Deinem Willen gehorsam, hat Dein geliebter Sohn den Tod am Kreuz auf sich genommen, um alle Menschen zu erlösen. Gib, dass wir in der Torheit des Kreuzes Deine Macht und Weisheit erkennen und in Ewigkeit teilhaben an der Frucht der Erlösung, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Als Kaiser Heraclius von Konstantinopel gegen die Persianer anrückte, sagte er zum Patriarchen Sergius: Ich überlasse diese Stadt und meinen Sohn den Händen Gottes und seiner seligsten Mutter. Und in der Tat haben die Einwohner das fürchterliche Heer der Persianer und Avarer, das die Stadt von beiden Seiten belagerte, durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau, die sie in voller Andacht angerufen hatten, völlig geschlagen und sich befreit. 

Im Jahr 1092 wurden die meisten mit der brennenden Seuche behafteten Kranken zu Tournai allein durch ihr vor dem Bildnis der seligsten Jungfrau in der Hauptkirche verrichtetes Gebet gesund gemacht, weswegen die Stadt alle Jahre an diesem Tag eine feierliche Prozession hält.

 

Andacht am 14. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Alle Vorsicht derjenigen, die die Übung des innerlichen Gebetes verrichten, soll darin bestehen, dass sie ihren Willen gleichförmig mit dem Willen Gottes stimmen; da darin die größte Vollkommenheit liegt, die der Mensch hier auf Erden erreichen kann." (Die heilige Theresia von Avila)

Das Hauptziel aller Gebete, die diese große Heilige verrichtete, war, in allen Dingen nach dem Willen Gottes sich zu richten.

Der heilige Bernhard sprach im Anfang eines jeden Gebetes zu Gott: "Mein Gott, ich opfere Dir dieses Gebet, auf dass Du das glühende Verlangen erhörst, das Du mir eingegeben hast, Deinen heiligen Willen zu erkennen und zu tun!"

Der Arme Christi, Benedikt Joseph Labre, der 1785 zu Rom starb, und dessen Name nun in der Anzahl der Heiligen glänzt, gab denen, die über sein so demütiges und bußfertiges Leben erstaunt schienen, zur Antwort: "Gott will es so! Gott will, dass ich auf diesem Weg gehe. Es ist uns nicht erlaubt, dem Willen Gottes uns zu widersetzen. Er hat alles zu meinem Besten und zu meinem Heil geordnet!" Dies war die Frucht seines Gebetes, das unablässig war.

 

Schenke mir, Herr, ein feuriges Verlangen, Deinen heiligen Willen zu erkennen und zu vollbringen. Dies soll die Absicht aller meiner Gebete, und die Frucht sein, die ich darin erzielen will! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 14. September

 

"Niemand genießt größeren Trost,

als wer das Kreuz des Erlösers teilt.

Wenn die Schale bitter ist,

so ist die Frucht von köstlichem Geschmack."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 14. September - Am Fest Kreuzerhöhung

 

Sieh, Jesus hat zum Heil der Welt,

Zu einem Quell der Gnaden

Sein Kreuz auf hohen Berg gestellt;

Dort heilet Adams Schaden.

Er löset aller Sünden Haft,

Und strahlet Segen, Licht und Kraft.

 

1. Das Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes ist das Fest aller Christen: denn das Kreuz unterscheidet uns von den Heiden, und ärmer als die Heiden sind wir, wenn wir das heilige Kreuz nicht lieben und umfangen. Es gibt jedoch nicht nur ein materielles, sondern auch ein geistiges Kreuz. Das erste heiligte unser göttlicher Erlöser durch die Berührung seines heiligsten Leibes, das zweite durch die Berührung seines heiligsten Herzens. Durch diese göttliche Berührung erleichterte und versüßte er seinen Jüngern beide Kreuze so sehr, dass er uns folglich von der Zahl seiner Jünger ausschließt, wenn wir uns noch weigern, ein so leichtes Kreuz zu tragen.

 

2. Zu überaus hoher Ehre erhob Jesus diese beiden Kreuze. Das erste erhöhte er zum Thron seiner Herrlichkeit, zum Schauplatz seiner Güte, zur Lehrkanzel seiner Weisheit, zum Richterstuhl seiner Gerechtigkeit. Das zweite erhöhte er zu einer Leiter des Himmels, zur Pforte des Lebens, zur Siegesfahne des Heils und zum sicheren Unterpfand unserer Auserwählung. Darum müssen auch wir selbst jedes dieser beiden Kreuze erhöhen, wenn wir an deren Verdiensten Anteil erhalten wollen. Erhöhen müssen wir das erste durch geduldige und liebevolle Hingabe zu allen körperlichen, das zweite zur Erduldung aller geistigen Leiden. Wie aber hast du dies bis jetzt getan? Beide Kreuze verschmähst du, und willst weder dem Körper noch der Seele nach leiden.

 

3. Das Kreuz heiligt die Gerechten, es bekehrt die Sünder und tröstet die Büßer. Das Kreuz öffnet den Himmel und schließt die Hölle. Das Kreuz erfreut die Engel und treibt die bösen Geister in die Flucht. Das Kreuz ist das Symbol unseres Glaubens, die Grundfeste unserer Hoffnung, der feurigste Antrieb unserer Liebe. Das Kreuz verleiht den Sakramenten ihre Kraft und den Christen ihre Würde. Nur der Ungläubige verabscheut das Kreuz. Gleichst du aber nicht diesen hoffnungslosen Menschen, wenn du vor dem Kreuz dich entsetzt und dich für unglücklich hältst, wenn irgendeine Trübsal dir widerfährt? Bedenke, dass ohne Kreuz kein Segen gegeben wird. Lukas 14,27: "Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein."

 

15. September

 

Das Fest der Sieben Schmerzen

der allerseligsten Jungfrau Maria

 

Die heilige Katharina von Genua, Witwe, Nonne,

+ 15.9.1510 – Fest: 15. September

 

Katharina ist 1447 geboren. Sie war eines der 5 Kinder des Grafen Jakob Fieschi von Lavagna und seiner Gattin, der vornehmen Genuesin Francisca de Negri. Das Haus der Fieschi (Flisci) leitet seinen Ursprung auf das bayrische Fürstenhaus des 11. Jahrhunderts zurück. Es zählte zu den ältesten und angesehensten Genuas, es hat dem Vaterland Helden und Staatsmänner in großer Zahl und der Kirche 2 Päpste gegeben, Innocenz IV. und Hadrian V. Es stand um diese Zeit – hundert Jahre vor der unglücklichen Verschwörung gegen die Doria – in seiner vollsten Größe da. Katharinas Vater starb als Vizekönig von Neapel und ein Niccolo Fieschi war zu Lebzeiten der Heiligen ein hervorragendes Mitglied des Kardinalkollegiums.

 

Katharina wurde sorgfältig erzogen. Das war auch eine dankbare Arbeit, denn früh zog sie der Herr an sich, so dass das Kind diesem Zug in ernster Frömmigkeit folgte, insbesondere in der Betrachtung des Leidens Christi. Zwölf Jahre alt wurde sie mit einer besonderen Gebetsgabe begnadigt und ein Jahr später verlangte sie, in den Orden der Augustinerinnen aufgenommen zu werden, dem ihre ältere Schwester Limbiana bereits angehörte. Aber der Wille der Eltern und der Rat derer, die sie als Verkünder des göttlichen Willens ansah, hielten sie zurück.

 

3 Jahre später, am 13. Januar 1463, gaben die Eltern die wunderbare junge Frau dem genuesischen Patriziersohn Julian Adorno zur Ehe, um dadurch nach langem Familienzwist die Versöhnung mit diesem Haus zu besiegeln. Damit begann für Katharina eine schwere Leidenszeit. Adorno war ein gottvergessener Wüstling. Er hielt seine Frau wie eine Sklavin, während er selbst in Saus und Braus dahinlebte und sein und ihr Vermögen verschwendete. Er verhöhnte ihre Sittsamkeit und Frömmigkeit und erwiderte ihre unerschöpfliche Geduld und Sanftmut nur mit Rohheit. Katharina betete Tag und Nacht für den Unglücklichen. Doch alles schien umsonst, so dass Katharina schließlich in solche Schwermut verfiel, dass sie ganz abmagerte und allen Verkehr mit Menschen mied.

 

Nach 5 harten Jahren ließ sie sich durch den Rat ihrer Freundinnen bewegen, den Frieden in Gesellschaft und weltlichen Belustigungen zu suchen. Aber das machte das Maß ihres Elends voll. Sie erzählte später selbst, wie es ihr erging. „Die Seele“, sagt sie, „willigte in alles ein, was der Leib begehrte. Aber die Begierlichkeit des Leibes wurde von Tag zu Tag größer. Wenn die Seele nicht täglich in neue Belustigungen, die der Leib begehrte, einwilligte, so murrten die Begierden und ließen ihr keine Ruhe. Schließlich überließ sich die Seele gänzlich den Belustigungen der Welt, ohne mehr dagegen zu streiten. Aber sie konnte darin nicht satt werden, und je mehr sie glaubte, durch den Genuss von immer neuen Freuden befriedigt werden zu können, desto mehr fand sie sich betrogen.“ Katharina hatte im Gegenteil nun auch den Frieden mit sich und den Trost im Herrn verloren, denn obwohl sie von größeren Verirrungen frei blieb und nie in eine schwere Sünde willigte, so ging es doch auch nicht ohne viele Fehler und Sünden ab.

 

Ganz zerknirscht und zerschlagen besuchte sie eines Tages ihre Schwester Limbania und klagte ihr Leid. Die Schwester riet ihr, dem Beichtvater des Klosters, einem frommen, heilserfahrenen Mann, ihr Herz zu eröffnen. Sie folgte. Und als sie vor dem Beichtvater kniete, traf ein so heller Strahl des Lichtes von oben in ihr ganzes Sündenelend, dass sie ausrief: „Ach, nicht mehr die Welt! Nicht mehr Sünden! Keine Sünde mehr!“ Nicht mehr imstande, auch nur ein Wort hervorzubringen, musste sie ihre Beicht verschieben und kehrte nach Hause zurück. Noch größer wurde ihr Schmerz, als ihr der leidende Heiland erschien und zu ihr sprach: „Siehe, all dies Blut ist dir zu lieb und zur Tilgung deiner Sünden geflossen.“ „O Liebe! Keine Sünde mehr, keine mehr in Ewigkeit!“ rief sie, und: „O Liebe, wenn es nötig ist, bin ich bereit, meine Sünden öffentlich zu beichten.“ In solcher Gesinnung legte sie am Fest Mariä Verkündigung eine Lebensbeichte ab und besiegelte das Werk der Gnade mit dem Empfang der heiligen Kommunion.

 

Das vollkommene, gottinnige Leben, das Katharina jetzt begann, wurde nicht gestört durch den Bankrott des Gatten und völlige Verarmung, so dass sie beide im Spital leben mussten. Im Gegenteil gewann sie endlich das Herz des Unglücklichen und verwandelte ihn so, dass er Mitglied des III. Ordens des heiligen Franziskus wurde und seitdem mit ihr in Enthaltsamkeit lebte. Die treueste Liebe und Fürsorge Katharinas verließen ihn nicht bis zu seinem gottseligen Ende. Überhaupt suchte die glühende Gottesliebe der Heiligen ihre Betätigung in Werken der Menschenliebe. Da sie kein Vermögen mehr hatte und doch den Armen helfen wollte, stellte sie sich ganz einem damals zu Genua bestehenden Frauenverein „Dienst der Barmherzigkeit“ zur Verfügung. Ihre Dienste wurden auch gerne angenommen und bald hochgeschätzt und so war sie vom Jahr 1479 an Krankenpflegerin im Spital Pammatone. 1491 wurde sie Vorsteherin des Spitals und legte neben heldenmütiger Aufopferung ein ebenso großes Verwaltungstalent an den Tag. Besonders während der großen Pest 1493 hat sie beides betätigt, und dann wieder 1501, nachdem sie unterdessen 1497 wegen Kränklichkeit das Vorsteheramt im Spital schon wieder niedergelegt hatte. Katharina starb am 15. September 1510 nach ganz ungewöhnlichen Leiden, zu denen sie selbst eine ganz ungewöhnliche Strenge der Lebensweise fügte. 23mal (1478-1500) hat sie den Advent und die Fastenzeit ohne jede Nahrung zugebracht. Nur die heilige Kommunion empfing sie täglich und zuweilen nahm sie einen Becher Wasser mit Salz und Essig, um die innere Glut zu kühlen. Wegen dieser Glut hieß sie die Seraphische und Josef von Görres nennt sie die große Meisterin der Gottesminne. Katharina hat auch zwei hochgeschätzte Bücher hinterlassen: Die Abhandlung über das Fegefeuer und das geistliche Wechselgespräch zwischen der Seele und Gott. Wie eine heilige Genovefa, wie die heilige Katharina von Siena und die heilige Katharina von Ricci, übte auch die heilige Katharina von Genua gewaltigen Einfluss auf die Mitwelt aus, und ausgezeichnete Männer und Frauen gingen bei ihr in die Schule des Geistes. Auch Wunder werden in ihrer Lebensgeschichte erzählt. Als man 18 Monate nach ihrem Tod ihren Leichnam erhob, war an demselben noch kein Zeichen der Verwesung sichtbar. Damals fing man schon an, Katharina zu verehren, bis sie Clemens XII. feierlich unter die Zahl der Heiligen versetzte, 1737.

 

Wie die heilige Monika, so gibt uns auch die heilige Katharina das Beispiel des Gebetes der Fürbitte und einen Beweis für die Kraft desselben. Wie die frommen Tränen Monikas Augustinus gerettet haben, so hat auch Katharina dem Herrn in Gebet und Tränen die Seele ihres unglücklichen Gatten abgerungen. Noch in seiner letzten Krankheit musste die Heilige fürchten, dass er verloren gehe, weil ihn die Schmerzen oft in große Ungeduld versetzten. Da verschloss sie sich in eine Kammer und betete unter Tränen zu Jesus: „O meine Liebe, ich verlange diese Seele von dir; schenke mir diese Seele, denn du kannst sie mir schenken.“ Sie hatte etwa eine halbe Stunde so im Gebet angehalten, als sie innerlich sich versichert fühlte, erhört zu sein. Sie ging zum Kranken und fand ihn ganz umgeändert und ruhig in Gottes Willen ergeben. Er starb, mit den heiligen Sakramenten versehen, als reumütiger Büßer.

 

Auch durch ihre Andacht zum allerheiligsten Altarsakrament ist uns die heilige Katharina ein großes Vorbild. Gleich nachdem der Herr in ihrer Bekehrung sie so wunderbar an sich gezogen hatte, fühlte sie in sich das Verlangen, ihn täglich in der Kommunion zu empfangen. Und gleichsam wie durch ein neues Wunder fügte es sich, dass sie es konnte, ohne es auch nur zu begehren: nicht sie brauchte sich an die Priester zu wenden, sondern die Priester wandten sich an sie und riefen sie zum Tisch des Herrn. Da wuchs nun ihre Liebe und mit der Liebe die Reue, mit der Reue die Buße, mit der Buße der Eifer im Dienst der Armen und Kranken – und nach allem wieder der Hunger und das Verlangen nach der heiligen Kommunion. Stand der Priester am Altar und zeigte er, bevor er die heilige Kommunion austeilte, den Gläubigen die Hostie, da seufzte sie: „Ach, doch schnell damit zum Herzen her; es ist ja seine Speise!“ „Ich habe kein Herz wie die andern“, pflegte sie öfters zu sagen, „denn mein Herz erfreut sich an nichts als an seinem Herrn, und darum gebt mir ihn.“ Als sie einst so krank war, dass man um ihr Leben fürchtete, sagte sie zum Beichtvater: „Wenn ihr mir 3mal meinen Herrn gebt, so werde ich wieder gesund.“ Und so geschah es. „O Herr, ich meine“, sagte sie wieder, „selbst wenn ich gestorben wäre, ich würde erwachen, um dich zu empfangen.“ Konnte sie zur Zeit der Krankheit sonst auch gar nichts mehr genießen und behalten, so machte doch der Empfang der heiligen Kommunion nie eine Schwierigkeit, und immer fühlte sie sich darauf gekräftigt und voll Freude und Jubel, „ein schnelles Übergehen der Himmelsspeise vom Mund zum Herzen“, wie sie sagte. Als die Stadt Genua vom Papst mit dem Interdikt belegt wurde und darum die Kommunion nicht mehr gespendet werden durfte, wusste sie gleich Rat. Sie ging täglich in die eine Meile weit entfernte Franziskanerkirche del Monte. Auch 5 Meilen wären ihr nicht zu viel gewesen, um das Brot des Lebens zu empfangen. Und doch, als ihr einst ein Führer im geistlichen Leben erklärte, es scheine ihm ihre Gewohnheit, täglich zu kommunizieren, bedenklich, ließ sie gleich davon ab, bis der Geistesmann, durch solche Demut erbaut, ihr sagen ließ, sie möge nur wieder jeden Tag zum Tisch des Herrn gehen. Sie tat es fortan mit desto größerer Freude. In der letzten Nacht ihres Lebens fragte man sie, ob sie die heilige Kommunion empfangen wolle. Als sie merkte, dass die Stunde, wo sie sonst zu kommunizieren pflegte, noch nicht gekommen sei, deutete sie mit dem Finger zum Himmel. Als die Stunde kam, sprach sie plötzlich: „In deine Hände empfehle ich meinen Geist“, und entschlief sanft und ruhig, um ewig bei ihrer Liebe zu leben.

 

Die heilige Notburga von Franken,

Königstochter und Einsiedlerin in Austrasien,

+ 15.9.649 – Fest: 15. September

 

Der Weingarten- und Neckargau bildeten den Südwesten des ehemaligen Ostfrankens. Der Neckar schied hier die Bistümer Würzburg, Speier und Worms. Das Dunkel der ersten Geschichte des anmutigen Neckartales wird von einer wundersamen Erscheinung erhellt. Eine Notburga ist es, nicht weniger lieblich als die bekannte Notburga des Tirolerlandes. Dichter haben sie verherrlicht. Was aber die Geschichte von ihr berichtet, beruht nur auf der Überlieferung des Volkes. Wer will die Sage und Wahrheit scheiden? Wer kann, wo Dichtung und Geschichte so eng ineinandergewachsen sind, immer mit Gewissheit sagen, was der einen oder der anderen zuzuschreiben ist? Wird man aber in einem herrlichen Tempel die prächtigen, in rätselhaftem Licht schimmernden Glasgemälde ausbrechen, um mehr Licht zu erhalten?

 

Die Legende unserer Notburga wird gewöhnlich so überliefert:

 

Im Jahr 622 übergab Chlothar II. den östlichen Teil des großen Frankenlandes, Austrasien, mit der Hauptstadt Metz seinem Sohn Dagobert I., während er selbst zu Paris über Neustrien oder Westfranken herrschte. Dem jungen König wurde eine Tochter, Notburga, geboren. Er war aber ein zügelloser Mensch und so kam es, dass er die Mutter der kleinen Notburga verstieß. Sie wuchs heran, nach Art der Fürstentöchter jener Zeit am Spinnrocken und Webstuhl und am häuslichen Herd tätig, aber auch viel vertieft in die Lesung frommer Bücher. Das von der Mutter getrennte und vom Vater vernachlässigte Kind wendete sich ganz dem Himmel zu. Der Umgang mit Pippins Töchtern, der Ratgeber Dagoberts war, mit Gertrud, der künftigen Äbtissin von Nivelle, und Begga, bestärkte sie in ihrem gottzugewandten Sinn und der Segen des heiligen Arnulf, des Bischofs von Metz, der sich vom Hof zurückzog, fiel wohl zum großen Teil auf die halbverwaiste Jungfrau. Sie betrachtete sich als Braut des Herrn.

 

Damals, im Jahr 630, kam es zum Krieg mit dem Wendenfürsten Samo. Das Kriegsglück war den Franken nicht günstig. So bot Dagobert die Hand zum Frieden. Zu Mosbach in der Neckargegend oder auf der Burg Hornberg verhandelte er mit Samo, der als Preis des Friedens den Besitz der Königstochter Notburga verlangte. Der König willigte ein. Die unglückliche Notburga aber umfasste die Knie des Vaters und bat innigst: „Gern will ich mein Blut hergeben für dich und dein Volk, aber überliefere mich nur nicht diesem Heiden. Untreu seinem Gott und seinem Vaterland – Samo war ein geborener Franke – wird er auch dir sein Wort nicht halten.“ Dagobert blieb unbeugsam. Da entschloss sich Notburga zur Flucht. Mit einem alten Diener überschritt sie einen Berg; nun gebot ein Fluss ihren Schritten Halt. Ratlos standen beide ihm gegenüber. Doch Gott ist es, der selbst auf das Nest des Sperlings schützend niederschaut. Zu ihm wandte sich Notburga in ihrer Not. Es knistert im Buschwerk. Was schaut sie? Den weißen Hirsch, den Gespielen ihrer Kindheit, der ihr von des Vaters Burg gefolgt war. Und als ob es sagen wollte: „Komm, ich will dich retten,“ beugte das kluge Tier die Knie und bot ihr den Rücken dar. Vertrauend auf des Himmels Schutz setzte die entschlossene Jungfrau sich auf und wurde sicher über den Fluss getragen. Der Alte kehrte heim an den Königshof.

 

Dort suchte man am anderen Morgen die Königstochter vergebens. Er einzige, der um das Geheimnis wusste, schwieg getreulich. Am Mittag kam zu ihm der weiße Hirsch aufs Schloss. Der Diener reichte dem Retter seiner Gebieterin Brot zur Labung, dieser aber neigte den Kopf, dass man es auf sein Geweih stecken möge. Dann eilte er fort, das Brot seiner Herrin zu bringen. So kam er täglich und erhielt Speise für sie. Viele sahen ihn, auch der König wurde schließlich aufmerksam, aber niemand konnte über den sonderbaren Vorgang Aufschluss geben. Da folgte einmal Dagobert mit Begleitern dem Hirsch nach durch den Wald und Fluss. Drüben verschwand er in einer Höhle. Und was schaut hier der Vater? Vor einem aus zwei Holzstäben gebildeten Kreuz kniet die gesuchte Tochter, mit gefalteten Händen betend; neben ihr ruht der Hirsch. Der lieben Maid war alles Rot von den Wangen gewichen, da sie das Tageslicht mied. Darüber erschrak der Vater. Unter Tränen bat er sie mit ihm heimzukehren. Allein Notburga entgegnete fest: „Ich habe mein Leben Gott gelobt und suche nichts mehr bei den Menschen. Nimmer werde ich den Zufluchtsort, den er mir selbst gezeigt hat, verlassen.“ Der Vater bat, er drohte; die Tochter blieb bei ihrem Entschluss. Vom Zorn erfasst, wollte er sie nun mit Gewalt vom Kreuz, das sie umklammerte, wegreißen. Doch siehe! Der Arm, an dem er sie fortzerren wollte, löste sich vom Leib und blieb in seiner Hand. Von Entsetzen ergriffen, ließ er ihn fallen und floh, wie von bösen Geistern verfolgt, zur Burg zurück.

 

In Ohnmacht lag Notburga da. Als sie wieder zu sich kam, bat sie Gott, er möge sie in seinen himmlischen Frieden eingehen lassen. Er aber, der sie schon einmal wunderbar gerettet, wollte sie auch wunderbar heilen. Eine Schlange kommt zur Höhle herein, die ein zartes Heilkraut im Mund trägt. Einer Eingebung folgend, nimmt die Jungfrau die Blätter, legt sie auf die Wunde und diese schließt sich fast in diesem Augenblick. Nach anderer Erzählung sei sogar der Arm wieder angewachsen.

 

Die heilige Notburga blieb nun unbehelligt in ihrer Behausung. Sie blieb aber nicht untätig, wurde vielmehr zum Segen für die ganze Umgebung. Die Legende schreibt ihr nämlich das Verdienst zu, das Licht des Glaubens ins Land getragen und das Volk in den friedlichen Künsten des Landbaues und des häuslichen Lebens unterrichtet zu haben. Denn wenn auch die Kunde des Evangeliums vom Rhein schon herübergedrungen sein mochte, so waren es doch in jener Gegend Mitteldeutschlands erst nur einzelne Bekenner, die danach ihr Leben einrichteten. St. Notburga war die erste Heilige, die durch das Evangelium der Tat, durch ein wahrhaft heroisch christliches Leben besser als durch alle Predigten und Bücher die Wahrheit und Kraft der Lehre Christi erwies. „Verkündet, was ihr gesehen habt,“ gibt Jesus selbst als Beweis für seine göttliche Sendung an.

 

Einen Liebling Gottes wie St. Notburga lässt die fromme Überlieferung auch im Tod mit dem Strahlenkranz des Wunders umleuchtet sein. Ihre Lebensfrist ist ungewiss und erstreckt sich höchstens bis zum Jahr 649. In einer Nacht wurde ein heller Glanz über der Höhle gesehen. Am Morgen fand man die Jungfrau als Leiche. Engel waren gekommen und hatten die Seele zum Himmel geleitet, den Leib aber in weißes Gewand gehüllt und in frische weiße Rosen gebettet. Ein weißer Blütenkranz schmückte das Haupt. So legte man die entseelte Hülle auf einen schön gezimmerten Wagen und ließ ihn von weißen Stieren, die noch kein Zugjoch getragen hatten, ziehen, wohin sie gehen würden. Der Pfad, den sie wandelten, schien blendend weiß, wie mit Schnee bestreut. Nach einer Viertelstunde Weges hielt der Zug beim Dorf Hochhausen an der Stelle der jetzigen Kirche. Hier fand die Heilige ihre Ruhestätte. Ihr treuer Ritter und Begleiter aber, der Hirsch, der sie noch zu Grabe geleitet, verschwand und wurde nicht mehr gesehen.

 

Die geschichtlichen Beziehungen, die unsere liebliche Legende enthält, können als sicher nachgewiesen werden. Was aber die Feder des Geschichtsschreibers zu melden versäumt hat, das hat der Meißel des Künstlers nachgeholt. Sein Werk trägt deutliche Spuren der Echtheit an sich. In der Kirche zu Hochhausen bezeichnet ein Denkmal ihr Grab. Es ist eine steinerne Grabplatte, die in erhabener Arbeit die Königstochter in Purpurgewand und goldener Krone darstellt. Der linke Arm fehlt ihr, die rechte Hand dagegen hält die Schlange mit dem Kraut. Das gleiche Sinnbild ist unterhalb der Füße am Sockel angebracht. Die Tracht und künstlerische Auffassung reichen mit Sicherheit in die Zeit der Karolinger zurück. Auch die große Wallfahrt zu ihrem Grab setzt ihren Ursprung in früheste Zeiten. Namentlich am 15. September kamen alljährlich die Pilger, das Fest „der Heiligen des Kraichgaues“ mitzufeiern. Durch das ganze Mittelalter setzte sich ihre Verehrung fort. Die Kirchentrennung hat ihr großen Abbruch getan.

 

Der Weg, den der Leichenzug Notburgens genommen hat, soll heute noch „Blumenweg“ heißen. Der Lebenspfad der Heiligen ist wohl dornig, wird aber zuletzt ein blumiger Weg zur „Gotteshöh`“. Wer um Christi willen, im Kampf gegen die verderbte Welt, die Kraft seines Armes verliert, d.h. sich willig irdischer Macht und Geltung entäußert, den wird der Herr „mit starkem Arm herausführen“ (Apostelgeschichte 13,18) aus der Drangsal. Gläubiges Gottvertrauen und Sittenreinheit erweisen sich ihm als die feste Burg, an der des Lebens Not sich bricht.

 

Claudius Franz Dourlout

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 15. September 1799 entschlief ein Beschuhter Karmelit, der gottselige Claudius Franz Dourlout. Er stand im Alter von 36 Jahren, war geboren zu Afflange und beheimatet zu Paris. Während der Schreckenszeit wurde er deportiert und verstarb im Hospital Sankt Martin-de-Re als Opfer der Revolution.

 

M. Anna von der heiligen Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen M. Anna von der heiligen Theresia. M. Anna, geboren im Jahr 1606, war eine Engländerin und stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Lovenstom. Sie trat zu Antwerpen in den Orden und legte dort am 16. Juli 1627 ihre heilige Profess ab. In diesem Kloster führte sie fünfzehn Jahre lang ein so eifriges Ordensleben, dass ihre Novizenmeisterin versicherte, sie sei seit der ersten Stunde ihres Verweilens dort nie auf dem Weg der Vollkommenheit stillgestanden. Die Düsseldorfer Schwestern betrachteten es darum als eine besondere Gnade Gottes, sie als erste Priorin ihres Klosters zu erhalten und vierundzwanzig Jahre unter ihrer Leitung stehen zu können. Anna wusste ihre Stellung in der trefflichsten Weise auszunützen. Sie gab selbst ein so herrliches Beispiel, dass alle nur auf die Priorin zu blicken brauchten, um zu sehen, wie man Regel und Satzungen, kirchliche Zeremonien und Ordensgebräuche vollkommen beobachtet. Mit ihrem guten Beispiel verband sie die besten Mahnungen. Es war wunderbar, wie liebevoll sie alles zu sagen wusste, und wie eindringlich zugleich ihre Worte waren, so dass sie den Schwestern oft wochenlang nicht aus dem Sinn kamen. Sie kamen eben aus einem treubesorgten Mutterherzen. M. Anna war bei allen ihren Unternehmungen von der reinsten Meinung geleitet. Auch ordnete sie nie etwas an, ohne es im Gebet mit Gott erwogen zu haben. Ihre Hauptsorge bildete aber stets und überall der geistliche Fortschritt der eigenen Seele. Wie streng sie gegen sich war, kann man daran sehen, dass sie, um am eigenen Leib zu verspüren, was der Herr für uns gelitten hat, sich mit einer Stecknadel durch die Hand stach. Wir dürfen uns darum nicht wundern, dass ihre Mitschwestern und alle, mit denen sie in Berührung kam, sie überaus hochschätzten. Der Jesuitenpater Pyes versicherte, er wünsche, dass nur ein halbes Jahr nach ihrem am 15. September 1667 erfolgten Tod vorüber wäre, dann könnte er Wunderdinge erzählen. Weihbischof Streng, der in geistlichem Verkehr mit Anna von der heiligen Theresia gestanden hatte, erklärte, zu ihrer Zeit habe im ganzen Orden keine heiligere Priorin gelebt als sie. Paulus Außem, Generalvikar von Köln, war längere Zeit Beichtvater der Karmelitinnen zu Düsseldorf gewesen. Wenn er da an dem Bild der Lobwürdigen vorüberging, entblößte er das Haupt und versicherte: "Wahrlich, diese ist unter der Zahl der Heiligen."

 

Bruder Johannes vom Elend

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Laienbruders Johannes vom Elend. Bruder Johannes, in der Welt Johann Narduch geheißen, wurde zu Casar Cipriano im damaligen Königreich Neapel geboren. Er war von Jugend auf den Übungen der Frömmigkeit ergeben und lebte fünf Jahre mit Pater Marian in der Einöde von Tardon in Spanien. Mit ihm erhielt er im Jahr 1570 die Gnade der Berufung zum Orden der Unbeschuhten Karmeliten. Keine geringere als die heilige Theresia nähte die Habite, mit denen die beiden bekleidet wurden. Da Bruder Johannes sich etwas auf die Malerei verstand, erhielt er von Pater Hieronymus Gracian den Auftrag, ein Bild der heiligen Theresia zu fertigen. Es wurde kein Meisterwerk, weshalb die Heilige scherzend sagte: "Gott verzeihe Ihnen, Bruder Johannes, dass Sie mich so garstig und tiefäugig gemacht haben." Bruder Johannes war ein großer Diener Gottes, der dem Herrn ob der kindlichen Einfalt, die er in so hohem Grad besaß, überaus wohlgefiel. Er betete in größter Sammlung und hegte eine besonders zartinnige Andacht zur seligsten Jungfrau, die er in heiliger Vertraulichkeit nur seine "Taube" zu nennen pflegte. Eines Bildchens von ihr bediente er sich in der Regel zu den Wundern, die häufig durch ihn geschahen. Johannes ganze Lebensführung war dem Satan ein Dorn im Auge. Um ihn von seinem Weg abzubringen, setzte der böse Feind ihm mit den fürchterlichsten Quälereien zu. Bruder Johannes besaß indes einen unerschütterlichen Mut und widerstand, kämpfte und siegte bis zum Ende seines Lebens. Er starb zu Madrid am 15. September 1616 im Ruf hoher Heiligkeit. Auch nach seinem Tod erfolgten auf seine Anrufung hin viele Wunder. Sein Leib blieb unverwest.

 

Gebet am 15. September

 

Erwirke mir, o Mutter der Gnaden, Maria, die eine Gnade, dass ich die Welt als das ansehe, was sie ist, als Feindin Gottes und meine Feindin, dass ich sie verabscheue, wie sie es verdient, und dass ich alle irdischen Dinge, die meine bösen Neigungen an sich locken, und alle eitlen Güter, die zur Erreichung meines Ziels mir nicht dienen, standhaft von mir weise und fern von mir halte. O Maria, liebevolle, barmherzige Mutter, erwirke mir diese Gnade bei deinem göttlichen Sohn, meinem Herrn und Erlöser. Amen.

 

Zu Gott

 

Allmächtiger Gott, Du hast der Mutter Jesu die Kraft verliehen, unter dem Kreuz zu stehen und das Leiden ihres Sohnes zu teilen. Hilf uns, täglich unser Kreuz anzunehmen, damit wir auch an der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus teilhaben, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Heute ist der achte Tag oder die Oktav des Festes der Geburt Mariä, dessen Einsetzung im Jahr 1243 geschah.

 

Andacht am 15. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Das innerliche Gebet soll, so wie jedes mündliche Gebet, demütig, eifrig, beharrlich und von Ergebung und Vertrauen begleitet sein. Denken sollen wir dabei, dass wir in Gottes Gegenwart sind und zu Demjenigen sprechen, vor dem die himmlischen Mächte zittern." (Die heilige Magdalena von Pazzi)

Der heilige Franz von Sales war, sowohl seinem Äußerlichen als seinem Inneren nach, gleich andächtig, ob er zu Hause oder im heiligen Tempel öffentlich betete. Immer war er bei seinem Gebet in andächtiger Stellung und betete mit geschlossenen oder sittsam gesenkten Augen, die innerliche Sammlung umso genauer zu beobachten. Von der Heiligkeit und Güte Gottes ergriffen, hörte seine Seele nicht auf, sich in heiligen Gedanken zu befinden. Niemand konnte ihn beten sehen, ohne ihn zu bewundern und zur Andacht bewegt zu werden. Zur Zeit der geistigen Trockenheit betrachtete er sich gleich einer stummen Bildsäule, die nach dem Willen ihres Herrn in einem Saal aufgestellt wurde. "Mein Gott," sprach er dann, "ich bin hier, Dir zu gefallen; dies ist alles, was ich verlange!" 

 

Verleihe mir, Herr, dass ich in allen meinen Gebeten Deine allerhöchste Majestät, Deine unendliche Heiligkeit und wunderbare Güte immer vor Augen habe; und in der geistigen Trockenheit meiner Seele mich als ein Bild betrachte, das nach Deinem Willen aufgestellt wurde; damit ich immer nach Deinem heiligen Willen wirke. Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 15. September

 

"Wenn ihr über die Vollkommenheit des Lebens der Heiligen,

über die Vortrefflichkeit ihrer Tugenden nachdenkt,

werdet ihr über die Unvollkommenheit

und Lässigkeit eures Lebens und eurer Handlungen erröten."

 

hl. Vincenz Ferrerius OP

1350 bis 5.4.1419

 

Betrachtung am 15. September - Über die Vergessenheit

des Leidens und Todes Jesu

 

Wer da gedenkt, o Jesus, deiner Leiden

Und deines Kreuzestodes bittrer Pein,

Den kann nicht Tod noch Leben von dir scheiden,

Er ist durch zarte Liebe ewig dein.

 

1. Eine Wohltat zu vergessen ist Verachtung des Wohltäters. Ist vollends die Wohltat ausgezeichnet, und wurde unser Glück dadurch begründet, so ist diese Vergessenheit, dieser Undank ein Merkmal des niedrigsten Herzens. Bedenkst du auch, was Jesus für dich getan hat? Der ewigen Todesstrafe hat er dich entrissen, und das Reich der himmlischen Glorie dir erworben. Ist dies etwa das Geschenk einer Kleinigkeit, dass du dessen niemals mit dankbarem Herzen gedenkst? Willst du aber wissen, um welchen Preis, so betrachte seine Todesangst, seine Geißelung, seine Krönung, betrachte ihn am Kreuz. Hätte ein Freund dies für dich getan, so wäre dein Undank ihm gegenüber unverzeihlich. Meinst du aber, dein Erlöser wird dir schon deinen Undank verzeihen?

 

2. Worin liegt wohl der Grund dieser so beleidigenden Gleichgültigkeit? Darin, dass dich nur anspricht, was die Sinne ergötzt, und du alles Leiden verabscheust. Du weichst dem Anblick deines gekreuzigten Heilandes aus, weil er eine beständige Rüge deiner Sinnlichkeit, deines weichlichen Lebens ist, und deine Ausschweifungen verdammt. Ist aber deine Liebe zu Gott, ja ist deine Liebe zu dir selbst noch nicht gänzlich in dir erstorben, so verweile mit betrachtendem Blick vor dem Bild des gekreuzigten Jesus, und dieser Anblick wird dein Herz heilsam erschüttern und umwandeln. Er wandelte das Herz des Schächers um, und führte nicht wenige Sünder zur Bekehrung.

 

3. Wer in den blühenden Tagen seines Lebens seinen göttlichen Wohltäter vergisst, den wird er an seinem letzten Tag vergessen. Sprechen wird er zu allen, die durch so unverzeihlichen Undank ihn beleidigten: "Ich kenne euch nicht." Welchen Eindruck kann auch je in der Todesstunde der Anblick des gekreuzigten Heilandes auf ein hartes und gefühlloses Herz wirken, das seiner im Leben höchst selten und nur mit größter Kälte gedachte? Eine schreckliche, aber gerechte Vergeltung ist das. Lass keinen Tag vorübergehen, ohne der unermesslichen Liebe und des bittersten Leidens deines göttlichen Heilandes zu gedenken, und aus innerstem Grund des Herzens für diese unendliche Wohltat ihm zu danken. Jesaja 17,10: "Denn du hast Gott, der dich rettet, vergessen; an den Felsen, auf dem du Zuflucht findest, hast du nicht mehr gedacht."

 

16. September

 

Die heilige Ludmilla, Herzogin, Witwe und Martyrin in Böhmen,

+ 15.9.921 - Fest: 16. September

 

Ludmilla wurde um das Jahr 873 von heidnischen Eltern in Böhmen geboren. Ihr Vater, Slaviborig, war Graf und Erbherr zu Melnik und in den umliegenden Orten. Ihre Mutter, Lidoslava, war ebenfalls aus einer alten adeligen und reichen Familie entsprossen. Borzivojus, Sohn des damals regierenden Herzogs in Böhmen, wählte sie wegen ihrer guten Eigenschaften zur Gemahlin. Nicht lange danach fügte es Gott, dass ihr Gemahl mit vielen Vornehmen dem König der Markomannen einen Besuch abstattete, wo eben die zwei mährischen Apostel, Cyrillus und Methodius, anwesend waren. Sie predigten auch vor ihnen Christus den Gekreuzigten, außer dem kein Heil ist; und ihre Worte wirkten durch Gottes Gnade in den erzen des Herzogs und seiner Großen eine solche Überzeugung, dass er und viele von ihnen die heilige Taufe empfingen. Er nahm die heiligen Apostel mit sich an seinen Hof, und durch sein Beispiel und ihre salbungsvollen Worte wurde Ludmilla von der Lehre Jesu so überzeugt, dass sie mit ihren Kindern, ihrem Vater und ihren Brüdern zu Melnik vom heiligen Methodius feierlich die Taufe empfing.

 

Von diesem Augenblick an führte sie ein heiliges Leben, täglich beweinte sie ihre bisherige Blindheit, sie lag am Tag und des Nachts oft auf ihren Knien vor Gott, verweilte gern im Haus des Herrn, empfing oft die heiligen Sakramente, und wurde, gestärkt durch die göttliche Kraft, immer eifriger im Guten. Sie ließ die Götzenbilder zerschlagen, beschenkte die Kirchen, besonders zu Melnik und Bunzlau, mit verschiedenen Kirchengefäßen, und war die zärtlichste Mutter verlassener Armen.

 

Sie hatte ein großes Verlangen, Gott noch eifriger zu dienen, und ihr Leben fern von allen irdischen Freuden und dem Umgang mit Menschen zuzubringen. Sie trug dieses Verlangen ihrem Gemahl vor, der, von gleichem Geist beseelt, ihr den Wunsch äußerte, selbst genau das zu tun. Borzivojus übergab daher die Regierung seinem Sohn Wratislaus, der schon die Mündigkeit erreicht hatte, und ging mit Ludmilla und einem alten Priester, Namens Paulus, in die Einöde von Tetin, um da, fern von den Gefahren und den Zerstreuungen des Hofes, Gott allein zu dienen.

 

- Wratislaus wurde mit einer heidnischen Gattin, Drahomira, vermählt, in der Hoffnung, sie werde für ihn zu Jesus Christus gewonnen werden. Aber sie wollte die Religion Jesu Christi nicht annehmen. Indessen wurde dem Wratislaus von seiner Gemahlin ein Sohn, Wenzeslaus, der von der Kirche als ein Heiliger verehrt wird, geboren. Diesen ließ Ludmilla mit seiner christlichen Säugamme sogleich zu sich bringen, um ihn selbst im Christentum und in der wahren Frömmigkeit zu unterrichten und aus ihm einen Fürsten zu bilden, der für die Verbreitung des Christentums, welches das erste Augenmerk ihrer Sorgfalt war, stets eifern würde. Der unvermutete Tod des Wratislaus aber machte in der Regierungsfolge eine Abänderung notwendig. Der sterbende Fürst empfahl Böhmens Schicksal und besonders die Aufrechthaltung der christlichen Religion seiner Mutter Ludmilla, da sein Vater schon gestorben war. Hierüber war Drahomira äußerst aufgebracht; sie konnte es nicht ertragen, dass sie keinen Teil an der Regierung haben, und die gänzliche Zerstörung des Götzendienstes ansehen sollte. Sie sann daher auf eine Gelegenheit, ihre Schwiegermutter auf eine meuchelmörderische Weise los zu werden. Gott zeigte der Heiligen den Tag des ihr bevorstehenden Todes an. Ohne Gedanken an Rache brachte sie zuerst ihre zeitlichen Angelegenheiten in Ordnung. Sie gab jedem aus ihrer Dienerschaft, nebst einigen sehr nützlichen Lehren und Ermahnungen, den noch rückständigen Lohn, verteilte das noch übrige Geld unter die Armen, empfing dann die heiligen Sakramente und erwartete, voll Zuversicht auf den Beistand Gottes, ihre Mörder. Es erschienen zwei heidnische Fürsten, Tuman und Kuman. Sie bewirtete die beiden mit aller Freundlichkeit und Sanftmut. Während der Nacht brachen sie in ihr Schlafgemach, wo sie Ludmilla im Gebet antrafen und erwürgten sie mit dem Schleier ihres Hauptes im Jahre 927. Man begrub sie anfangs zu Tetin; nach einigen Jahren aber wurde ihr ganz unverwester Leib von ihrem Enkel, dem heiligen Wenzeslaus, erhoben und in der Kirche des heiligen Georgius zu Prag beigesetzt.

 

Man nannte die heilige Ludmilla eine Mutter der Armen, einen Fuß der Lahmen, das Auge der Blinden, eine Trösterin der Betrübten und Waisen. Leuchtet die Liebe zu den Armen auch an uns hervor?

 

Der heilige Kornelius, Papst und Martyrer von Rom,

+ 14.9.253 - Fest: 16. September

 

Heute treten, mit Siegespalmen in den Händen, nicht weniger als fünf Blutzeugen vor uns hin, drei Männer und zwei Frauen, ein Papst, ein Bischof, eine Jungfrau, eine Witwe und ein Laie. Alle sind gleich groß und herrlich, und es fällt schwer, einen einzelnen aus der Heldengruppe für die Tageslegende auszuwählen, und wenn die Wahl schließlich auf den heiligen Papst Kornelius fällt, so geschieht es aus dem Grund, weil die Reliquie seines Hauptes in unserem Vaterland die letzte Ruhestätte gefunden hat und im deutschen Volk weithin verehrt wird, denn Kornelius ist der himmlische Beschützer der bäuerlichen Ställe. Die Überreste seines Hauptes aber befinden sich in der Abteikirche zu Cornelimünster bei Aachen.

 

Kornelius, zu Rom geboren, entstammte einer hochgeachteten Familie aus dem römischen Bürgeradel, die der Stadt und dem Staat seit langem eine Reihe von vortrefflichen Beamten und Offizieren gestellt hatte. Als sich aber die Kornelier dem Christentum zuwandten, wurde ihnen der Religionswechsel von den hohen Staatsbehörden übel vermerkt, und die Spannung zwischen dem kaiserlichen Hof und dem Kornelierpalast am Tiber steigerte sich fast zur Unerträglichkeit, als es hieß, ein Mitglied der Familie, der Priester war, sei im geheimen zum Papst gewählt worden und leite aus den Katakomben die Kirche.

 

Stürmisch war in der Tat die Zeit, da Kornelius im Jahr 251 das Steuerruder des Schiffleins Petri in die Hand nahm. Vierzehn Monate vorher war eine Christenverfolgung ausgebrochen. Alle Einwohner der Stadt erhielten eine Vorladung von der Polizei, an einem bestimmten Tag in Gegenwart der Behörden den Göttern zu opfern. Wer sich fügte, war gesichert, und wer sich nicht fügte, war dadurch als Christ erkannt und wurde der Folter übergeben, bis er entweder opferte oder der Marter erlag. Nicht alle bestanden die Probe, manche wurden schwach, streuten den Göttern Weihrauch und verleugneten dadurch den Glauben.

 

Einer der ersten, die der Verfolgung zum Opfer fielen, war der heilige Papst Fabian, und nach seinem Tod kam eine solche Verwirrung über die Christen, dass es gut ein Jahr dauerte, bis ihnen in Kornelius wieder ein Führer und Hirt erstand. „O Gott“, so heißt es heute im Eingangsgebet der heiligen Messe, „Heiden drangen ein und schändeten dein Heiligtum, sie machten Jerusalem – das ist die Kirche – zur elenden Obstwächterhütte.“

 

Es war also eine traurige Erbschaft, die Papst Kornelius übernahm, und wenn auch bald darauf die Verfolgung durch den Tod des Kaisers Dezius merklich abflaute, so tauchte doch gleich hinterher eine neue Schwierigkeit auf, die das Herz des obersten Hirten der Kirche mit Gram und Bitterkeit erfüllte, denn als Kornelius die abgefallenen Christen in Huld und Gnaden wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufnahm, erhob sich gegen ihn ein Priester, Novatian mit Namen, der katholischer sein wollte als der Papst selbst, indem er erklärte, dass ein Christ, der einmal den Glauben verleugnet habe, für immer und ewig ausgeschlossen bleiben müsse. Es kam so weit, dass Novatian sich zum Gegenpapst aufwarf und in der Herde Christi große Verwirrung anrichtete. Über diese Glaubensspaltung wollte dem guten Hirten Kornelius fast das Herz brechen, der übrigens kurz nachher ergriffen, aus Rom verbannt und am 14. September 253, am Fest Kreuzerhöhung, um des Glaubens willen mit Bleiruten zu Tod gepeitscht wurde. Seinen heiligen Leichnam begrub man in den Katakomben zu Rom.

 

„Die Leiber der Heiligen sind bestattet in Frieden, doch ihre Namen leben fort von Geschlecht zu Geschlecht.“ Heute noch wird der Name des heiligen Papstes Kornelius täglich in ungezählten heiligen Messen kurz vor der Wandlung erwähnt.

 

Der selige Andreas von Lechhausen, frommer Bauernjunge,

+ 16.9.1606 – Gedenktag: 16. September

 

Im Dorf Lechhausen bei Augsburg sprosste ein wunderliebliches Muttergottesröschen auf, das alle erfreute und tröstete, die es sahen und kannten, und das schon früh aus dem rauen Erdenland ins Paradies versetzt wurde, um dort ewig vor dem Thron der Himmelskönigin zu blühen. Es war dies Andreas, ein frommer Bauernjunge.

 

Die heilige Jungfrau hatte ihn schon als Kind in ihren besonderen Schutz genommen. Zweimal war er auf wunderähnliche Weise am Leben erhalten worden. Einmal, da er aus dem obersten Stockwerk des Hauses auf das steinerne Pflaster stürzte, und das andere Mal, als er von der Lechbrücke ins Wasser fiel. In beiden Fällen erlitt das Kind nicht den geringsten Schaden. Als er einmal so groß war, dass er in die Christenlehre gehen durfte, wo er von Gott und seiner gebenedeiten Mutter so viel Schönes hörte, so konnte man ihn davon nicht mehr zurückhalten. War er krank, so ließ er sich in die Kirche tragen, damit ihm ja keine Christenlehre verloren ging. Dabei war er so sittsam und eingezogen und antwortete so schön und gut, dass die Leute bis zu Tränen gerührt wurden. Er merkte sich die Lehrstücke nicht bloß im Kopf, er versuchte sie auch aufs Pünktlichste auszuüben. Was nur den geringsten Schein eines Fehlers an sich hatte, vermied er aufs Sorgfältigste. Nie beleidigte er seine Eltern. Einst hörte er Sackpfeifer. Die bliesen, so gut sie konnten. Er fand Wohlgefallen an der Musik, kaufte sich auch eine Pfeife und versuchte darauf zu spielen, so gut es eben ging. Da sagte ihm der Vater halb im Ernst und halb im Scherz: „Kind, du musst wissen, dass selten ein Musikant in den Himmel kommt!“ Erschrocken warf Andreas seine Pfeife weg, und nie sah man mehr ein solches Instrument in seinen Händen.

 

In seinem achten Lebensjahr erkrankte er. Da die Krankheit zunahm, ließ er den Pfarrherrn zu sich bitten. Bei einem Besuch von ihm kam einmal ein Priester der Gesellschaft Jesu, der gerade bei ihm war, zu dem kranken Jungen. Der Pater fragte ihn, wo denn während seiner Krankheit seine Gedanken am meisten wären? „In dem Himmel“, antwortete Andreas. Der Jesuit fragte weiter: ob er gerne sterben wollte? „O ja,“ entgegnete schnell der Kleine, „ich kann ja dort auch beten, und noch mehr, als hier.“ Auf die Frage, was die Unschuldigen Kindlein im Himmel tun, antwortete er: „Sie liegen immer in den Armen des lieben Herrgott.“

 

Ein anderes Mal stellte der Priester, der seine Beicht gehört hatte, die Frage, wie er denn so vergnügt sein könne, und welche Tröstungen er in seiner Krankheit habe? Die Antwort war: „Die seligste Jungfrau Maria und der heilige Petrus und der heilige Andreas, die haben mich heimgesucht – sie sehen gar schön aus.“

 

„Die Mutter Gottes hat mich geküsst, die anderen haben mich freundlich gegrüßt und getröstet. Sie haben mir auch viel Schönes vom himmlischen Paradies erzählt, und dann sind sie wieder fortgegangen.“ Er verlangte von nun an alle Tage die heilige Kommunion, die man ihm bei seiner Frömmigkeit und Einsicht auch gerne reichte. Als sein Tod nahe war, und seine Mutter und Geschwister weinend um sein Bett standen, redete er sie so an: „Lebe wohl, liebe Mutter, weil ich jetzt sterben werde: lebe wohl! Der liebe Gott segne dich immer! Lebt auch ihr wohl, meine lieben Brüderchen! Johannes, folge ja der Mutter mehr, als bisher, und du Mathias, antworte ihr ja nicht so barsch, sondern still und freundlich. Und nun vermache ich dir, liebe Mutter, dieses schöne Rosenkränzchen, das mir der geistliche Herr in der Christenlehre geschenkt hat. Lebt wohl, lebt alle wohl!“

 

Als er nicht mehr sprechen konnte, faltete er doch immer seine Hände, und man bemerkte, wie er still nachbetete, was ihm die Mutter vorsprach. Hörte er den Namen Jesus aussprechen, so neigte er sein Köpfchen gar andächtig, so viel, als er noch konnte. Seine Händchen hob er bald zum Himmel, bald ließ er sie wieder sinken, bald legte er sie in Form eines Kreuzes wieder zusammen. Nachdem er verschieden war, lag er da, wie eine frischgepflückte Rose, denn seine Wangen blieben auch nach dem Tod noch gerötet. Er starb am 16. September 1606.

 

Der heilige Johann Massias, Laienbruder bei den Dominikanern,

+ 16.9.1645 – Fest: 16. September / 3. Oktober

 

Einzelne Züge aus seinem Leben:

 

Der heilige Laienbruder Johann Massias aus dem Dominikanerorden, liebte die Armen außerordentlich. In seiner Eigenschaft als Pförtner war er mit der Verteilung der Kloster-Almosen betraut. An jedem Morgen bereitete er vor, was für seine lieben Armen nötig war. Das Magdalenenkloster war nicht reich, und konnte seiner Mildtätigkeit nicht immer Genüge leisten. Dann wendete er sich an seine Freunde, besonders aber an Gott. Wie oft hat nicht unser Herr das Brot und die Speisen vermehrt, damit es für alle Arme ausreichen sollte? Die heilige Jungfrau bezeichnete ihm oft die Personen, die ihm unter die Arme greifen konnten. Er hatte in seiner Zelle ein Muttergottesbild, und wenn ihm etwas mangelte, sagte er zu ihm mit bewunderungswürdiger Zuversicht: „Meine Mutter, du weißt, dass meine Armen Hunger sterben, und dass ich ihnen nichts geben kann: an wen soll ich mich wenden?“

 

„Verlange von dem und dem“, antwortete die heilige Jungfrau. Er ging dahin und man gab ihm. Einmal jedoch verweigerte ihm ein Kaufmann ein wenig Leinwand für einen Armen, der ganz bloß war. Der Diener Gottes kam betrübt ins Kloster zurück. Aber die göttliche Rache blieb nicht aus, denn von jenem Augenblick an blieb der Laden des Kaufmanns wie verödet. Dieser Mann fiel in eine tiefe Schwermut, indem er sich zugrunde gerichtet sah. Seine Nachbarn fragten ihn um die Ursache. Er sagte sie ihnen, und sie gaben ihm zu verstehen, sein Ruin komme von seiner Härte gegenüber dem Diener Gottes. Sogleich lief er zu ihm, um seinen Fehler gut zu machen. Und bei seiner Rückkehr fand er seinen Laden voller Leute, die, wie früher, bei ihm einkauften.

 

Der Heilige war oft in Not, und beinahe jede Nacht sagte er zu der allerseligsten Jungfrau: „Liebe Mutter Gottes, morgen werden meine Armen fast nichts zu essen haben: ich will zu dem und dem schicken?“

 

„Schicke nur hin,“ antwortete ihm unsere gute Mutter, „mein Sohn wird ihr Herz erweichen, und sie geneigt machen, dir zu geben, was du brauchst.“

 

Wenn er des Nachts vor der Bildsäule Unserer Lieben Frau den Rosenkranz betete, so kamen die Armen Seelen aus dem Fegfeuer scharenweise zu ihm, und baten ihn, Mitleid zu haben mit ihren Leiden: O Diener Gottes,“ sagten sie zu ihm, „denke an uns. Ach! Vergiss uns nicht vor Gott, befreie uns von den Peinen, die wir auszustehen haben.“

 

„Was kann ich denn tun, ihr Armen Seelen?“ antwortete er ihnen zuweilen, „was vermag ein elender Sünder, wie ich bin?“

 

Sie baten ihn daraufhin seine Gebete, sein Fasten, seine Kasteiungen, seine Strengheiten Gott für sie aufzuopfern, da sie wohl wussten, dass der Herr sie zum Ersatz für ihre Sünden annehmen würde. Der Heilige verdoppelte seine Kasteiungen, machte sie länger und blutiger. Jede Nacht betete er drei Psalter, den ersten für die Armen Seelen im Fegfeuer, den zweiten für die Ordensleute, den dritten für seine Verwandten, Wohltäter und Freunde. Wenn er zur heiligen Kommunion ging oder wenn er einen Ablass gewann, so wendete er ihnen das Verdienst davon zu. Zwanzigmal des Tages rannte er in die Kirche, wenn er einen Augenblick frei hatte, um für sie um Barmherzigkeit zu bitten. Er mergelte sich ab, um anstatt ihrer zu leiden. Die Armen Seelen erwiesen sich dankbar gegen ihn für das, was er für sie tat. Wenn er von Gott ihre Befreiung erwirkt hatte, so kamen sie, bevor sie in die ewige Herrlichkeit eingingen, zu ihm, um ihm zu danken und ihm ihre Erlösung mitzuteilen. Ihre Freude war seine schönste Belohnung, an solchen Tagen war er überglücklich. Aber es kamen wieder andere, die um seine Fürbitte baten, und er fing für sie mit einem bewunderungswürdigen Mut wieder von vorne an. Weiß man, wie viel Gutes ein Mensch tun kann, wenn er will? Eines Tages wurde der Heilige von seinem Beichtvater gefragt, wie viele solcher Armer Seelen er befreit habe? Er schwieg anfangs, als er aber beim Gehorsam aufgefordert wurde, gestand er, bevor er starb, dass die Zahl sich auf eine Million und viermalhunderttausend belaufe. Welches Gefolge für einen armen Laienbruder, da er in den Himmel sich hinaufschwang! Welch schöne Krone hatte er in einem unbekannten, verachteten Stillleben sich erworben! Welche Güte endlich von Seite unseres Herrn Jesus Christus, der diese auserwählten Seelen mit Gnaden überhäuft, um gleichsam einen Kanal zu haben, durch den die Wellen seiner Barmherzigkeit auf uns herabströmen! Er wirkt nochmals für die armen Sünder, wenn er seine Heiligen erschafft.

 

Er hatte die zärtlichste Andacht zu Maria, und die allerseligste Jungfrau hatte dagegen ihre Freude daran, ihn mit ihren Wohltaten zu überhäufen. Folgendes ist neben vielen anderen ein merkwürdiger Beweis davon. Der Diener Gottes hatte die fromme Gewohnheit, einen Teil seiner Nächte in der Rosenkranz-Kapelle zuzubringen, um vor dem Altar der Mutter Gottes zu beten. Öfters traf man ihn über der Erde schwebend in Verzückung. Während er nun eines Nachts betete, wurde die Stadt durch ein furchtbares Erdbeben in Schrecken versetzt. Die entsetzten Mönche flüchteten sich in den Kreuzgang, wo sie sicherer zu sein glaubten. Der Heilige machte es wie die übrigen und war eben im Begriff, die Kapelle zu verlassen, als Maria ihm vom Altar zurief:

 

„Bruder Johann, Bruder Johann, wohin gehst du?“

 

„Mutter,“ antwortete der Heilige, „ich fliehe, wie die anderen vor der Strenge deines göttlichen Sohnes.“

 

„Komm zurück,“ versetzte die Mutter Gottes, „fürchte nichts, ich bin bei dir.“

 

Der Diener Gottes begab sich wieder ins Gebet, indem er unsere gute Mutter bat, den Zorn unseres Herrn zu besänftigen. Als er die Augen zu ihr aufschlug, sah er ihr Antlitz von einem so blendenden Licht erstrahlen, dass die ganze Kapelle dadurch erleuchtet wurde, und in demselben Augenblick hörte das Erdbeben auf. Von da ab flüchteten sich, wenn diese Geißel Lima bedrohte, die Mönche und andere Personen in diese Kapelle, wo sie immer eine sichere Stätte gegen das Toben und die Wut der in diesem Erdbeben fessellos waltenden Dämonen fanden.

 

Geboren wurde der Heilige am 2. März 1585 in Spanien. Am 16. September 1645 starb der heilige Johann Massias mit sechzig Jahren in Lima in Peru, gestärkt durch den Besuch unseres Herrn und der allerseligsten Jungfrau. Er wurde im Jahr 1836 von Papst Gregor XVI. selig- und am 28. September 1975 von Papst Paul VI. heiliggesprochen. Die Dominikaner feiern sein Fest am 3. Oktober.

 

Die heilige Euphemia von Chalcedon,

Märtyrin, + 16.9.304 – Fest: 16. September

 

Eine seit dem vierten Jahrhundert im Morgenland wie im Abendland hochverehrte Heilige ist Euphemia, deren Haupt der Doppelkranz der Jungfräulichkeit und des Martyriums ziert. Ihr Lebensweg weist nach Chalcedon, einer kleinasiatischen Küstenstadt, Konstantinopel gegenüber. In der prachtvollen Kirche, die sich schon im vierten Jahrhundert über ihrer Grabstätte erhob, tagte im Jahr 451 das berühmte vierte Allgemeine Konzil von Chalcedon, das die kirchliche Lehre von den zwei Naturen in Christus verkündete, von der göttlichen und menschlichen, die in der einen göttlichen Person des Gottmenschen vereinigt sind.

 

Von dem reichen Tugendleben der heiligen Jungfrau erfahren wir wenig, mehr vom ergreifenden Todesleiden der standhaften Blutzeugin. Der gefeierte Dichter Ennodius, der als Bischof von Pavia zu Anfang des sechsten Jahrhunderts starb, weiht dem Heroismus ihrer Tugend folgende Denkverse:

 

O Jungfrau, welcher Mund, welche Feder vermag

Gebührend zu rühmen deiner Tugend Preis?

Lern` Kraft von ihr, du glaubensschwacher Mann!

Du tugendkranker Jüngling, wie beschämt

Der starken Jungfrau leuchtend Vorbild dich!

Sieh, ihre Tugend kennt nicht weiche Kindesart,

Kein schwaches Geschlecht, gebroch`nen Mannesmut.

Ihr Herz, das bräutlich Christi Geist umfängt,

Zerreißt die Bande des Vergänglichen.

Der Geist, der Gottes Kraft und Feuer sprüht,

Trotz stark und sieghaft jeder Marterpein.

 

Die Einzelheiten ihres Martyriums bewahrte anschaulicher als der Stift des Geschichtsschreibers der Pinsel des Malers der Nachwelt auf. Sie standen nämlich, sichtbar aller Augen, von den Gemälden abzulesen, die die Wände ihrer Kirche in Chalcedon schmückten. Bischof Asterius von Amasea im vierten Jahrhundert hat sie beschrieben. Er leitet die Schilderung mit folgendem frommem Gedenken ein: „Eine heiligmäßige Frau, eine unversehrte Jungfrau, namens Euphemia, hatte Gott ihre Keuschheit gelobt. Als eines Tages der Tyrann über die frommen Christen eine Verfolgung verhängte, setzte sie freudig und freiwillig ihr Leben ein. Ihre Volks- und Glaubensgenossen aber errichteten ihr voll Bewunderung für die Glaubenszeugin und das ruhmvolle Vorbild der Standhaftigkeit und Heiligkeit nahe beim Gotteshaus eine Grabstätte. Hier setzten sie ihren Leichnam bei und erweisen ihr seitdem öffentliche Verehrung. Sie begehen den Jahrestag als gemeinsamen Freuden- und Festtag des ganzen versammelten Volkes. Zwar ehren die geweihten Ausleger der Geheimnisse Gottes fort und fort in ihrem Predigtwort deren Gedächtnis und machen die Gläubigen, die sich beim Gottesdienst einfinden, mit allem Nachdruck aufmerksam, wie jene im Leidenskampf ausharrte und vollendete. Aber auch der fromme begeisterte Maler zeichnete, so gut es ging, ihre ganze Leidensgeschichte in lebendiger Darstellung auf die Leinwand und ließ das heilige Gemälde daselbst nahe bei der Grabstätte allen sichtbar aufhängen.“

 

In vier Einzelbildern brachte „das herrliche Kunstwerk“ wohl nach einer glaubwürdigen Überlieferung das glorreiche Leiden der Blutzeugin zur stimmungsvollen Darstellung. Das erste Bild stellte das Verhör der Glaubensbekennerin dar: „Erhaben sitzt der Richter auf seinem Stuhl und starrt mit finsterem, trotzigem Blick auf die Jungfrau.“ Diese steht in dunkler, schlichter Kleidung, die Augen keusch zu Boden gesenkt, „unerschrocken und furchtlos“ vor ihm und seinen Beisitzern. Zwei Soldaten bewachen sie, während die Schreiber ihre Wachstafeln in der Hand halten, um das Verhör und den Richterspruch aufzuzeichnen. Menschenhand gräbt ihr Todesurteil in Wachs, Gottes Hand schreibt gleichzeitig ihren Namen ins Buch des ewigen Lebens.

 

Das zweite Bild schilderte in ergreifender Anschaulichkeit die Marter, die die Heilige zu erdulden hatte: Ein Henker beugt ihr gewaltsam das Haupt nach rückwärts. Ein zweiter hält mit roher Hand ihr Gesicht fest. Ein dritter bricht ihr grausam mit einer Zange und einem Hammer die Zähne aus. „Unwillkürlich musste ich in Tränen ausbrechen, fügt der fromme Beschauer bei, und im Mitleid erstickte mir das Wort.“

 

Das dritte Gemälde zeigte die standhafte Dulderin im Kerker: „Verlassen sitzt sie da in dunkler Kleidung. Beide Hände streckt sie zum Himmel aus und ruft Gott zum Helfer an in ihrer Not. Da erscheint der Betenden über dem Haupt ein Kreuz . . . das Sinnbild, wie ich glaube, ihres bevorstehenden Leidenstodes.“

 

Auf dem vierten Bild war ein brennender Scheiterhaufen abgebildet. Mitten in den Flammen steht die christliche Martyrin, die Hände zum Himmel erhoben. „Ihr Gesicht verrät keine Trauer, sondern vielmehr die Freude der Pilgerin, der nach dem leiblichen Tod das ewige Leben winkt.“

 

Nach einer andren Überlieferung soll Euphemia den Tod durch den Biss eines wilden Tieres erlitten haben, dem sie vorgeworfen wurde. Selbst noch im Grab streckte sich des Verfolgers frevle Hand nach ihr aus. Kaiser Konstantin Kopronymus von Byzanz, der wütende Feind der Bilder Christi und der Heiligen, ließ in der Mitte des achten Jahrhunderts die Kirche der heiligen Euphemia entweihen und ihre leiblichen Überreste ins Meer werfen. Durch zwei Brüder aufgefunden, wurden sie indes später von der Kaiserin Irene in die neu hergestellte Kirche zurückgebracht und der Verehrung der Gläubigen wiedergeschenkt.

 

Lassen wir noch länger das Auge ruhig auf dem Bild der leidenden und sterbenden Martyrin haften. Bischof Asterius, der es uns oben beschrieb, mahnt zum Schluss dazu. Und wer es befolgt, wird sicherlich inne werden, was er selbst erfahren: Je mehr man den betrachtenden Blick darin versenkt, umso weniger lässt sich das Ergreifende und Erbauende daraus in Worte fassen, umso mehr reißt es zum nachahmenden Tun fort.

 

Der heilige Andreas Kim, erster koreanischer Priester, Martyrer,

+ 16.9.1846 – Fest: 16. September

 

Der Name Kim spielt in der koreanischen Kirchengeschichte eine große Rolle. Im Seligsprechungsdekret vom 5. Juli 1925 kommt er nicht weniger als zwölfmal vor. Noch größer ist die Zahl der Träger dieses Namens, die ihr Leben für den heiligen Glauben hingegeben haben. In dem erwähnten Dekret steht Andreas Kim, der erste koreanische Priester an der Spitze der koreanischen Martyrer. Später folgt dann sein Vater Ignatius Kim und die übrigen Verwandten.

 

Was wir aus der Jugendzeit unseres Andreas wissen, ist herzlich wenig. Er war 1821 in der Provinz Tschung-Tschöng-Do geboren und wurde von P. Maubant im Jahr 1836 mit noch zwei anderen Jungen nach Macao gesandt, um dort zum Priester herangebildet zu werden. Andreas machte sowohl in der Tugend wie in den Wissenschaften rasche Fortschritte. Eben hatte er sein theologisches Studium begonnen, als er gegen Ende des englisch-chinesischen Krieges im Jahr 1842 dem französischen Admiral Cecile von seinen Obern als Dolmetscher beigegeben wurde. So glaubte man hoffen zu dürfen, dass Kim wieder ungehindert nach Korea zurückkommen könne, um dem neuen Bischof Ferreol, der an Stelle des 1839 gemarterten Bischofs Imbert zum Apostolischen Vikar ernannt worden war, und einem europäischen Priester den Weg dorthin zu bahnen.

 

Korea führte lange Zeit den Namen „Das verschlossene Land“. Es war noch bis 1883 den Fremden unter Todesstrafe verboten, in das Land einzudringen. Ebenso war es auch den Koreanern verboten ohne besondere Erlaubnis des Königs außer Landes zu gehen. Alle Grenzübertrittsstellen wurden Tag und Nacht scharf bewacht. Nun war es dem jungen, unerschrockenen Andreas ja schon einmal gelungen, freilich unter vielen Entbehrungen und Strapazen, aus dem verschlossenen Land herauszukommen, um in der Fremde, im kleinen Seminar zu Makao, den Stern seiner jugendlichen Sehnsucht zu suchen. Sollte nicht dieser großherzige, opferbereite Jüngling berufen sein, seinem verwaisten Vaterland den Priester des Herrn, den Bringer der heiligen Geheimnisse und Weihen, wieder zuzuführen? Ein schweres, lebeneinsetzendes Werk, aber ein eines Akolythen und Ostiariers, eines neuen Tarcisius wahrhaft würdiges, lebenswertes Werk! Und Andreas Kim, der vorbildliche Priesteramtskandidat, hat es vollbracht!

 

Der erste Versuch glückte nicht. Der Admiral Cecile konnte nicht nach Korea fahren. Andreas mühte sich nun nicht weniger als drei Mal vergeblich ab, von der Mandschurei aus in seine Heimat zu kommen. Ende Dezember 1842 stand er zwei Stunden vor der Grenze. Unter einer dreihundert Personen starken Karawane erkannte er einen christlichen Landsmann. Gar schmerzliche Nachrichten muss er erfahren. Wie der Bischof und die zwei Missionare enthauptet, wie hunderte von Christen hingerichtet wurden. Sein eigener Vater habe auf dem Block verblutet, seine Mutter irre bettelnd umher. Seines Freundes und Mitseminaristen Thomas Eltern getötet. Noch immer müssten die Christen für ihr Leben fürchten. Dringend bäten sie um Priester. So unternahm es der furchtlose Seminarist allein die Grenze zu passieren, um das Notwendige für die Aufnahme der Missionare vorzubereiten. Auf Umwegen kam Andreas, als Bettler verkleidet, zwar über die Grenze, aber seine Mundart und Kleidung verrieten ihn schon in der ersten Herberge. Nur durch sofortige Flucht in die Wüste konnte er sich retten. Drei Tage irrte er bei grimmiger Kälte ohne Speise und Trank umher. Als er sich, von Müdigkeit und Hunger überwältigt, in der dritten Nacht etwas im Schnee ausruhen wollte, wurde er alsbald durch eine Stimme geweckt, die ihm sagte: Stehe auf und gehe! Auch glaubte er einen Schatten zu sehen, der ihm in der Finsternis den Weg wies. So kam er unter mancherlei Schwierigkeiten an die Grenze und unter dem besonderen Schutz der Mutter Gottes auch wieder über dieselbe, obwohl er aufgegriffen worden war. Anfang 1843 traf er wieder mit erfrorenen Gliedern und zum Skelett abgemagert bei seinem Bischof ein. Er setzte seine theologischen Studien fort.

 

Immer dringender wurden die Bitten der Christen in Korea um Missionare. Sollte ein Eindringen ins „verschlossene Land“ nicht von Norden her möglich sein? Da wurde Ende Februar 1844 in Hung-Tschung, hart an der koreanischen Grenze, aber noch in der Tatarei, ein großer Markt abgehalten, wozu alles Grenzvolk herbeiströmte. Da fand sich auch ein seltsamer Viehhändler ein, der mit bestellten Koreanern mitten unter dem lauten Handelsgeschäft heimlich die Lage der Christensache besprach. Bitteres Weh im Herzen schied er von den Freunden, die ein Eindringen von Norden her für noch gefährlicher als vom Süden, und ein längeres Verborgenhalten eines Priesters kaum für möglich hielten. Also aussichtslos? Und welch ungeheure Schwierigkeiten und Leiden waren auch bei diesen Erkundigungs-Unternehmen zu überwinden! Der Weg ging in kältester Jahreszeit durch die schneeigen Steppen der Mandschurei, über gefrorene Flüsse und durch Gegenden, die durch wilde Tiere unsicher gemacht wurden. Der Bericht, den der „evangelische Handelsmann“ später über diese Reise an seinen Bischof verfasste, zeugt von einem geweckten Geist, von einer nicht gewöhnlichen Beobachtungsgabe und von einem studierenden Europäer alle Ehre machen.

 

Die neue Großtat des wackeren Seminaristen hatten aber auch seinem Bischof Ferreol hinreichend kundgemacht, welch prächtiger, in der Lehre Christi zutiefst gefestigter Geist, welche Kraft des Glaubens, standhafte Hingebung und Liebe zum Heiland, die auch vor Marter und Tod nicht schwanken würde, den Heldenjüngling beseelte. Mit dem edelsten europäischen Priesteramtskandidaten durfte er diesem Sohn der gelben Rasse die Tür zum Heiligtum öffnen. Andreas zählte nun dreiundzwanzig Jahre. Früher schwach und kränklich, war er nun stark geworden. Die Gefahren und Strapazen hatten seine Energie entwickelt. Der Bischof erteilte ihm und seinem ebenbürtigen Gefährten Thomas T`soi die heiligen Weihen bis zum Diakonat.

 

Der treubesorgte Oberhirte hatte auch selbst persönlich den Versuch gemacht, über den nördlichen Pass zu seiner Herde zu gelangen. Es war nicht möglich. Nun fasste er einen neuen Plan ins Auge, den Weg zur See, und zwar auf einem koreanischen Schiff. Sein neuer Diakon, der sich schon so vielfach in gefährlichster Lage durch Klugheit und Unerschrockenheit bewährt hatte, sollte das Fahrzeug in Korea selber erwerben, damit übers offene Meer nach Shanghai herübersegeln. Bei der Rückkehr würde er ihn wohl unauffällig ins ersehnte Land mitnehmen können. Mit Hilfe einiger koreanischen Christen, unter großer Gefahr und unsagbaren Nöten kam der heilige Kim nach Seoul, der Hauptstadt von Korea. Um sich nicht verdächtig zu machen, trat er nur mit wenigen Christen in Verbindung. Nicht einmal seiner armen Mutter wagte er seine Ankunft mitzuteilen. Auch dieses schwere Opfer galt einzig dem Gelingen seiner wichtigen Sendung, den Hirten der armen Schäflein und damit den eucharistischen Heiland selber seinem Heimatland zu bringen. War doch auch an ihn, den demütigen Diakon, Gottes Ruf ergangen: „Und du, Kind, wirst vor dem Herrn einhergehen und ihm en Weg bereiten“ (Lukas 1,76). So erwarb Andreas eine koreanische Barke, freilich ein so elendes, gebrechliches Fahrzeug, dass es ein verwegenes Wagnis war, sich damit der weiten stürmischen See zu überlassen. Es gelang ihm auch einige christliche Handwerker als Matrosen anzuwerben, ohne dass er ihnen seinen ganzen Plan offenbaren durfte. Denn auf das Verlassen des Landes stand Todesstrafe und China hatte sich verpflichtet alle Flüchtlinge, die chinesischen Boden beträten, auszuliefern. Nur ein heldenmütiges Vertrauen auf den Schutz Gottes und seiner heiligsten Mutter konnte einen so tollkühnen Plan rechtfertigen. Nur mit Hilfe eines einfachen Kompasses lenkte der tapfere Jüngling sein Schifflein sicheren Kurses nach Shanghai. Stürmisch und lebensgefährlich war die dreiwöchige Fahrt. Steuer, Mastbäume und Segel gingen verloren. Am 23. Mai 1845 lief er glücklich im Hafen ein. Der Zustand und die Eigentümlichkeit seiner Barke riefen aber sofort die Neugierde der Chinesen wach. Die Gefahr war nun größer als auf See. Doch Andreas besaß die Geistesgegenwart mitten unter den dort stationierenden englischen Schiffen Anker zu werfen. Das Staunen der Offiziere war nicht gering, als der seltsame koreanische Schiffskapitän sie auf französisch um Schutz bat. Gerne wurde er ihm gewährt.

 

Kostbare Freudenstunde für den Martyrer-Bischof, seinen teuren Zögling wieder wohlbehalten in die Arme schließen zu dürfen! Tiefe Rührung aber ergriff auch die armen Christen aus Korea, als sie ihren Oberhirten sahen und seinen Segen erhielten. Nur die Erfüllung einer Dankespflicht schien es zu sein, wenn nunmehr der würdige Vater dem edelsten Sohn seiner kleinen geängstigten Herde die bischöflichen Hände auflegte. Herrliche Proben von Glaubenstreue, apostolischem Eifer, Opfermut, Klugheit, Sittenreinheit und Beredsamkeit hatte Andreas Kim in den letzten Jahren der Bedrängnis gegeben. Er war würdig Priester des Herrn zu werden. Am denkwürdigen 17. August 1845 erteilte ihm Bischof Ferréol in einer chinesischen Christengemeinde bei Shanghai die heilige Weihe. Der erste koreanische Priester stand am Altar. Am 24. August feierte der Neugeweihte in einer Kapelle der Jesuiten sein erstes heiliges Messopfer mit kindlicher Frömmigkeit.

 

In der Mission kommt dem einheimischen Priester eine viel höhere Bedeutung zu, als man gemeinhin glaubt. Gerade bei Völkern mit hoher eigener Kultur, wie das in Korea der Fall ist, genießt er vielfach mehr Vertrauen als der europäische Priester, der aller Mühe zum Trotz in Sprache, Sitte und Lebensgewohnheiten ein Ausländer bleibt. Für den Fall einer Verfolgung oder Ausweisung der Fremden ist der einheimische Priester die einzige Stütze der Religion.

 

Schon am 31. August desselben Jahres bestieg der Neupriester mit Bischof Ferréol und Pater Daveluy von neuem sein Boot, um nach Korea zurückzukehren. Diese Fahrt war nicht weniger gefährlich, aber auch nicht weniger wunderbar wie die Herfahrt. Bereits in der zweiten Nacht brach ihnen ein Sturm das Steuerruder, die Segel zerrissen, das Boot füllte sich derart mit Wasser, dass alle unausgesetzt ausschöpfen mussten. Nach sechs Tagen landeten sie auf einer Insel, weit fern noch von ihrem Ziel. Endlich am 12. Oktober durften sie nach 43tägiger Seefahrt den Boden Koreas (in Kangkien-in) betreten. Um nicht erkannt zu werden, legten die Missionare Trauerkleider an und gingen nach Landessitte dicht verschleiert. Der Bischof, der nach sechsjährigen Anstrengungen endlich in sein Gebiet gekommen war, begab sich mit Pater Andreas Kim in die Hauptstadt Seul, die über acht Jahre keinen katholischen Priester mehr beherbergt hatte. Die Freude der verlassenen Christen war unbeschreiblich. Durch ein scharfes Verbot musste man dem stürmischen und gleichzeitigen Andrang der heilsbegierigen Christen Einhalt gebieten, um nicht eine neue Verfolgung zu Verursachen. Da der Bischof eine Verbindung mit China und Europa dringend nötig hielt, um der Mittellosigkeit und Priesternot in Korea abzuhelfen, so beauftragte er wieder seinen treuen Andreas, sich als Fischer zu verkleiden und mit erprobten Christen in See zu stechen. Im Herbst kamen nämlich alljährlich chinesische Fischer in die koreanischen Gewässer, durften aber das Land nicht betreten. Pater Andreas gelang es auch tatsächlich, sich unbemerkt unter die chinesischen Boote hineinzumengen und einem der Chinesen diesbezügliche Briefe und Landkarten zur Besorgung zu übermitteln. Als er aber wieder in den koreanischen Hafen Suney zurückgekehrt war, wurde er während der Nacht überfallen und ins Gefängnis geschleppt. Man hatte ihn bei dem Mandarin als einen verkappten hohen Adeligen angezeigt. Die erste Frage des Mandarin an Kim lautete aber: „Bist du ein Christ?“ Auf seine unerschrockene Antwort: „Ja, ich bin es,“ wurde er argen Misshandlungen unterworfen und in die Hauptstadt zu neuen peinlichen Verhören und Foltern geführt. Da zwei der Mitgefangenen seinen Verkehr mit den chinesischen Fischern verrieten, wurden auch die Briefe des Bischofs und die Karten gefunden und Pater Andreas nun als Hochverräter zum Tode verurteilt. Vom Gefängnis aus schrieb er noch einen Brief an seinen Bischof, in dem er ihm seine Mutter Ursula anempfahl, die er nach zehnjähriger Abwesenheit nur kurz gesehen hatte und nun für immer verlassen musste. Am 16. September 1864 wurde er nach furchtbaren Foltern mit dem Schwert hingerichtet. Sein letztes Wort war: „Ich sterbe für meinen Gott.“

 

Nur ein Jahr der Tätigkeit im priesterlichen Beruf war dem seligen Andreas Kim beschieden. Und doch schuldet ihm das koreanische Volk unendlich viel. Den Hirten und Führer, den Priester, hat er aus der Verbannung in seine Mitte geführt. Wahrhaftig, auch ein „Werk des heiligen Petrus“! Die einzelnen Völker verlangen immer mehr, dass ihnen Priester aus ihren eigenen Reihen gegeben werden. Afrikanische Priester für Afrika, indische für Indien, japanische für Japan! Der eingeborene Priester findet in viel wirksamerer Weise den Weg zum Herzen seiner Stammesbrüder. Schon wirken in allen Erdteilen einheimische Priester mit bestem Erfolg. Papst Pius XI. hat selbst fünf chinesische Priester und einen japanischen zu Bischöfen geweiht. Woher aber die Mittel bekommen, um Seminarien zu bauen, die Zöglinge zu nähren und kleiden, die Lehrer und Lehranstalten zu unterhalten? Ein Verein, „das Werk des heiligen Petrus“, sollte sie schaffen. Papst Benedikt XV. erhob diesen Verein zur Würde eines päpstlich gesegneten und empfahl ihn mit Rundschreiben vom 4. Januar 1921 allen Bischöfen mit den Worten: „Das Werk des heiligen Petrus liegt uns ganz besonders am Herzen, weil es zum Ziel hat, der Kirche in den Heidenländern eine einheimische Priesterschaft zu geben, die imstande ist, die Ausbreitung des Reiches unseres Herrn Jesus Christus zu erleichtern. Wir wünschen auch zu hören, dass das Werk in jeder Diözese, ja wir fügen hinzu, in jeder Pfarrei blühe.“

 

Am 5. Juli 1925 sprach Papst Pius XI. Andreas Kim und weitere 78 Märtyrer und Märtyrerinnen aus Korea selig. Am 6. Oktober 1968 ergänzte Papst Paul VI. diese um 24 Gefährten. Alle 103 wurden am 6. Mai 1984 von Papst Johannes Paul II. bei der ersten Feier zur Kanonisation, die nicht in Rom stattfand, in Seoul heiliggesprochen.

 

Gebet am 16. September

 

Heiligste Mutter Maria, wie ist es nur möglich, dass ich, obgleich ich eine so heilige Mutter habe, dennoch so gottlos bin? Ich habe eine Mutter, die durch und durch von Liebe Gottes erglüht, und ich kann noch fortfahren, die Geschöpfe zu lieben? Wie ist es möglich, dass ich die Geschöpfe liebe, da ich eine Mutter habe, die so sehr von der Liebe Gottes entzündet ist? Wie ist es möglich, dass ich so arm bin, da ich doch eine an Tugenden so reiche Mutter habe? Von heute an will ich mein Möglichstes tun, damit alle dich verehren und lieben. Nimm diesen meinen Wunsch gnädig an und hilf mir, dass ich ihn ausführe. Nimm mich zu deinem Diener an und gestatte nicht, dass ich von neuem ein Diener des Teufels werde. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Ludmilla

 

Verleihe uns, o Gott, auf die Fürbitte der Heiligen Ludmilla, dass wir jeden unserer armen Brüder, die ebenso wie wir Deine Kinder sind, liebevoll behandeln, damit uns Deine Vaterhuld zuteilwerde, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du uns durch die Feierlichkeit des heiligen Kornelius erfreust, verleihe gnädig, dass wir uns auch seines Schutzes erfreuen können, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 16. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Entferne so vielfältige Sorgen auf kurze Frist von dir; und nimm dir Zeit, Gottes zu gedenken und in Ihm zu ruhen. Geh ein in die Kammer deines Herzens und vertreibe daraus alle Dinge, deinen Schöpfer und das ausgenommen, das dir dienen kann, Ihn zu finden. Und dann verschließe die Tür und sprich: Herr, ich verlange, dass Dein Wille geschehe; lehre mich ihn kennen und erfüllen!" (Der heilige Augustinus)

Der heilige Franz von Sales nannte den Mittelpunkt seiner Seele das Heiligtum Gottes, in dem nur Gott und seine Seele ist. Dies war die Stätte seiner Einsamkeit und sein gewöhnlicher Aufenthalt. Daher auch kam seine große Reinheit, seine wunderbare Einfalt, seine tiefe Demut und seine Beständige Vereinigung mit Gott.

Wenn der heilige Bernhard beten wollte, oder die Kirche betrat, sprach er: "Entfernt euch von mir, unnütze Gedanken, irdische Neigungen; und du, meine Seele, geh ein in die Gerichte deines Herrn!"

 

Mein Gott, Dir weihe ich mein Herz; gestalte es zu Deinem Tempel und zu Deinem Heiligtum, in dem ich immerdar wohne und Dich ohne Unterlass anbete! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 16. September

 

"Aller Glanz der weltlichen Ehren,

alle Gaben der Natur,

alle erworbenen Tugenden,

erscheinen in Vergleich mit dem Glanz

und den Reichtümern der gerechten Seele,

wie Finsternisse, Missstand,

Unvollkommenheiten und Armseligkeiten."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 16. September - Vom Undank gegenüber Gott

 

Herr, ohne Zahl, gleichwie des Meeres Sand,

Empfing ich täglich Gaben deiner Hand.

Doch brachte, ach, ich karg und undankbar,

Mein Gott, dir selten Lobpreis dar.

 

1. Nichts ist in der Welt so sehr verhasst, als der Undank. Leichter bekennt ein Mensch alle anderen seiner Laster, als diesen Schandfleck des Herzens. Nur Gott gegenüber schämt sich niemand, undankbar zu sein. Betrachten aber die Menschen, die doch einander so wenig geben können, einen Undankbaren als ein Ungeheuer: wie schwer ist erst dieses Laster gegen Gott? In Angst, Not und Gefahren bitten, rufen und flehen wir zur göttlichen Barmherzigkeit, verheißen Besserung des Lebens und tun große Gelübde. Erhört aber der himmlische Vater unser Gebet, dann ist, wie bei den geheilten Aussätzigen, unter zehn kaum einer, der Gott die Ehre gibt.

 

2. Von wem hast du mehr Wohltaten empfangen, als von deinem Gott? Wie aber hast du ihm vergolten? Ja hast du seine Gaben auch nur gezählt? Oder hast du sie je dankbar in deinem Herzen erwogen? Mit welchem Auge würdest du einen Menschen betrachten, der, nach großen Wohltaten, so kaltsinnig gegen dich wäre, als du gegen deinen allerhöchsten Wohltäter dich erzeigst? Und sieh, kein Tag vergeht, an dem du nicht neue Wohltaten aus seiner Hand empfängst. Wo bleibt deine Danksagung? Glaubst du, er sei gleichgültig zu deiner Vergessenheit, zu deinem Kaltsinn? Wie wirst du einst seinen Anblick ertragen, wenn du bei seinem Gericht sehen wirst, dass du das undankbarste aller Geschöpfe warst?

 

3. Ja nimmer lässt der Vater der Erbarmungen ab, seine Gaben über die Menschen auszugießen. Dies wissen sie sogar, und wie entsprechen sie dieser unendlichen Güte? Durch Beleidigungen, durch Empörung gegen ihn. Seine Wohltaten selbst wenden sie an, sein Gesetz zu übertreten. Und dieser allmächtige Gott vertilgt sie nicht? Nein, immer verzeiht er ihnen, und dennoch kehren nur überaus wenige in sich. Wie oft hast auch du seine Wohltaten durch Beleidigungen vergolten. Kann er nicht auch zu dir, wie einst zu den Juden sagen: Viel Gutes habe ich dir erwiesen, um welcher Wohltat willen beleidigst du mich? Ach, mein Gott, verzeihe meiner Blindheit, immerdar will ich meinen Undank beweinen. Psalm 116,12: "Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?"

 

17. September

 

Die heilige Hildegard, Jungfrau und Äbtissin von Bingen,

+ 17.9.1179 - Fest: 17. September

 

Während die Weltkirche heute in der heiligen Messe jener gnadenvollen Stunde gedenkt, da der heilige Franz von Assisi an seinem Leib die heiligen fünf Wunden des Gekreuzigten empfing, feiern wir in unserem Vaterland das Gedächtnis einer großen Frau.

 

Hildegard heißt die Frau, die im Jahr 1099auf Schloss Böckelheim in der gottgesegneten Pfalz als zehntes Kind des Burggrafen Hildebert von Bermersheim und seiner Gattin Mechtild das Licht der Welt erblickte.

 

Hildegard war ein sonderbares, schon früh von der Gnade gezeichnetes Kind. Seit dem dritten Lebensjahr hatte sie eine innere Schau und ein durchdringendes Verstehen der übernatürlichen Dinge. Alles, was andere mühsam aus der Biblischen Geschichte und aus dem Katechismus lernen, und alles, was unsichtbar immerwährend zwischen Himmel und Erde geheimnisvoll geschieht, sah Hildegard klar mit den leiblichen Augen. In einem hellen Licht sah sie es, das sie den Schatten des Lichtes nannte.

 

Wie? Kann denn ein Licht zum Schatten werden? Bei Hildegard war es anscheinend so, denn zuweilen sah sie ein anderes Licht, das noch unendlich leuchtender war, so dass sich im Vergleich zu ihm jenes Licht, das ihr gewöhnlich leuchtete, wie ein Schatten ausnahm, und es kann wohl sein, dass dieses zweite Licht der liebe Gott selbst war, der ja das ewige Licht ist. Dass dem so gewesen sein mag, ergibt sich vielleicht auch aus dem Umstand, dass Hildegard eine unaussprechliche Freude empfand, wenn das hellere Licht sich zeigte, und in tiefe Betrübnis geriet, wenn es wieder verschwand. Je näher nämlich ein Mensch bei Gott ist in Gebet und guten Werken, desto froher und friedvoller ist er, und je weiter er sich durch Fehler und Sünden von Gott entfernt, desto unruhiger und unheimlicher fühlt er sich oft.

 

Die innere Schau machte Hildegard indessen nicht zu einer weltfremden Schwärmerin und Träumerin und hinderte sie in keiner Weise, eine tüchtige Frau und eine hervorragende Wirtschafterin zu werden. Mit acht Jahren kam sie zu ihrer Tante, der Gräfin Jutta von Spanheim, die auf dem Disibodenberg, sechs Wegstunden vom Rhein an der Nahe, als Vorsteherin eines Klosters wirkte. Dort lernte Hildegard lesen und singen und mit Nadel, Faden, Fingerhut, Spannrahmen und Stopfei umgehen, lernte spinnen und weben und stricken und häkeln und kochen und Arzneien bereiten und Kranke pflegen, so dass sie, die mit fünfzehn Jahren ebenfalls Ordensfrau geworden war, vierzigjährig nach dem Tod der Tante Jutta einstimmig zur Äbtissin gewählt, es wohl verstand, das Kloster mehr in der Freude als in der Furcht des Herrn zu leiten und bei der wachsenden Zahl der Schwestern noch zwei weitere Klöster zu gründen, das eine auf dem Rupertsberg bei Bingen am Rhein und das andere rechtsrheinisch gerade gegenüber zu Eibingen.

 

Sankt Hildegard war also eine Frau, die, obwohl ganz Gott hingegeben, mitten im Leben stand. So muss es ja auch sein, denn Frömmigkeit und Lebenstüchtigkeit sollen stets Hand in Hand gehen, und das eine ohne das andere ist ein Unding, wie es schon das Sprichwort sagt: „Faul in der Arbeit und fleißig im Beten ist Orgelspiel ohne Bälgetreten.“ Bei beidem schaut nichts heraus.

 

Ihren Schwestern war die heilige Hildegard wie eine gute Mutter, treu und immer mildreich und hilfreich, und weil sich in ihrem Herzen noch weit mehr Liebe vorfand, als die Untergebenen brauchten, verschenkte sie die überschüssige Güte an Arme und Bedrängte, die sich in jenen notvollen Zeiten so zahlreich an der Klosterpforte einfanden, dass an manchen Tagen einer dem anderen die Klinke in die Hand gab. Namentlich waren die Arzneien der Äbtissin sehr geschätzt, die sie aus Kräutern und Wurzeln selbst bereitete und die nicht selten wunderbare Heilungen zur Folge hatten. So wurde Sankt Hildegard, die liebevolle Mutter ihrer Schwestern, auch zur guten Volks- und Landesmutter.

 

Wie indessen eine rechte Mutter bei Unordnungen und Zügellosigkeiten nicht stillschweigt, so hat auch die heilige Hildegard gehandelt. Ohne Furcht und Menschenscheu ist sie vor Papst und Kaiser hingetreten und hat Bischöfen und Fürsten und allen, wenn sie Unrecht begingen, so ernst und eindringlich ins Gewissen geredet und mit Gottes Strafgericht gedroht, dass selbst der mächtige Kaiser Barbarossa vor ihr zitterte. Da sieht man also, dass das bloße Fingerdrohen einer rechtschaffenen Frau auch starke Männer in Schrecken jagen kann.

 

Der heilige Baduard (Badurad), 2. Bischof von Paderborn,

+ 17.9.862 – Fest: 17. September

 

In dem quellenreichen, anmutig gelegenen Paderborn verweilte Karl der Große gern. Dort ließ er schon im Jahr 777 eine christliche Kirche bauen. Dort errichtete er mit päpstlicher Bevollmächtigung im Jahr 780 ein Bistum, das vorläufig dem Bischof von Würzburg zur Verwaltung übergeben wurde. Aber wegen der weiten Entfernung beider Städte erhielt Paderborn schon 795 in dem heiligen Hathumar seinen ersten eigenen Bischof. Er begann den Bau des Domes, dessen Altar Papst Leo III. bei seiner Anwesenheit in Paderborn, wo er bei Karl Hilfe suchte, im Jahr 799 konsekrierte und mit einer Rippe des heiligen Erzmärtyrers Stephanus beschenkte. Als der heilige Hathumar 815 starb, folgte ihm als Bischof von Paderborn der heilige Baduard.

 

Unter den Geiseln, die aus dem westfälischen Adel Karl dem Großen übergeben wurden, befand sich auch der edle junge Mann Badurad. Zu Würzburg bildete er sich unter sehr frommen und ausgezeichneten Lehrern so sehr in Wissenschaften und Tugenden aus, dass ihn Kaiser Ludwig wegen des vorzüglichen Adels seiner Sitten, wegen seiner Hochherzigkeit und seines religiösen Eifers zum Freund erwählte und nach dem Tod Hathumars mit der Insel Paderborns beschenkte. Baduard zeigte sich dieser Auszeichnung würdig. Unter seinen Tugenden leuchteten in hellem Glanz seine mildreiche Freigebigkeit gegenüber den Armen, seine seltene Unbescholtenheit, seine Demut und Bescheidenheit, sein Eifer in Verbreitung der Religion, seine unermüdliche Tätigkeit für das Seelenheil seiner Untergebenen. Beständig bereiste er sein Bistum, predigte dem Volk, errichtete Pfarreien in Städten und Dörfern, erbaute Kirchen und Kapellen, befestigte und vollendete, was sein Vorgänger Hathumar begonnen hatte. Den vollendeten Dom weihte er feierlich ein, legte daneben ein Domkloster an, worin er mit seinen Geistlichen ein gemeinsames Leben führte und begründete die Domschule, die schon zu seiner Zeit die sächsische Jugend zu Priestern und Gelehrten ausbildete und später zu großer Blüte gelangte. Unter ihm kamen die Benediktiner von Corbie in Frankreich und ließen sich zuerst im Sollinger Wald nieder. Da sich aber der Platz nicht zur Ansiedelung eignete, ließen sie sich sieben Jahre später an der Weser nieder und gründeten die berühmte Abtei Corvey, die Baduard am 25. August 822 feierlich einweihte.

 

Ein großes Verdienst erwarb sich Baduard, indem er durch seinen Einfluss einen blutigen Bürgerkrieg verhütete. Als sich nämlich Lothar gegen seinen Vater, Kaiser Ludwig den Frommen, empörte und ihn schmachvoll behandelte, erhob sich fast ganz Deutschland und Frankreich für Ludwig, und beide Heere standen sich schlachtbereit gegenüber. Da sandte im Jahr 834 der Kaiser seinen vertrauten und lieben Freund Baduard zu seinem pflichtvergessenen Sohn, um ihn zur Sinnesänderung zu bewegen. Der heilige Bischof hielt Lothar die Unwürdigkeit seiner Tat vor, drohte ihm mit den Strafgerichten Gottes und beschwor ihn bei Gott und allen Heiligen, die gottlosen Verführer zu meiden und schnell zu seinem Vater zurückzukehren. Seine eindringliche Rede und sein hohes Ansehen bewogen den aufrührerischen Sohn, dass er demütig seinem Vater zu Füßen fiel und Verzeihung von ihm erflehte und erhielt.

 

Von heiligem Eifer entflammt, seinem Bistum einen heiligen Patron zu geben, der die Sachsen im Glauben befestigen und vor der Hinneigung zum alten Aberglauben bewahren sollte, schrieb Baduard ein allgemeines Fasten aus und erflehte inbrünstig von Gott ein heilige Unterpfand für seine Kirche. Sein Gebet war nicht umsonst, denn Gott offenbarte ihm, er solle nach Mans in Frankreich schicken, wo sich sein Wunsch erfüllen werde. Demzufolge sandte er seinen Erzdiakon, den heiligen Meinolf, und den Priester Ido mit mehreren vornehmen Laien nach Mans. Am 27. April 836 kamen sie dort an und wurden vom Bischof Alderich freundlichst aufgenommen. Nach begangenem Fasten ging der Bischof Alderich mit der Geistlichkeit und den Abgesandten in die Kirche und öffnete das Grab des heiligen Liborius, aus dem ein überaus lieblicher Wohlgeruch aufstieg. Sogleich verherrlichte Gott seinen Heiligen mit mehreren Wundern: ein Lahmer erhielt seine geraden Glieder, ein Stummer seine Sprache und ein Besessener wurde vom Teufel befreit. Die Bürger von Mans wollten den heiligen Leib gar nicht fahren lassen, bis ihr Bischof sich auf den kaiserlichen Befehl berief und ihnen bedeutete, dass es ein Irrtum sei, zu glauben, die Heiligen legten ihre Fürbitte bei Gott bloß da ein, wo ihre Leiber ruhen. Darauf gaben die Bürger nach und schlossen ein ewiges Freundschaftsbündnis mit Paderborn, dem die Erhaltung dieses Bistums unter der Herrschaft Napoleons zu danken ist. Am 1. Mai wurden die Gesandten mit dem Leib des heiligen Liborius entlassen und vom Klerus der Stadt Mans unter Psalmen und geistlichen Liedern auf die Reise begleitet. Als die Abgesandten an den Rhein kamen, erwartete sie eine ungeheure Menschenmenge aus Westfalen, staunend über die Wunder, deren sich bereits siebzig auf der Reise zugetragen hatten, und die sich noch fortwährend vermehrten. In feierlichem Triumphzug gelangten die Reliquien des heiligen Liborius am 28. Mai 836 nach Paderborn und wurden an dem gerade beginnenden Pfingstfest im Hochaltar beigesetzt. Der Fürbitte des heiligen Liborius dankt das Bistum Paderborn durch mehr als tausend Jahre die Reinerhaltung des katholischen Glaubens und viele andere Gnaden.

 

Hatte der heilige Bischof Baduard eine unermessliche Freude über den Gewinn der Reliquien des heiligen Liborius, der als Herzensfreund des heiligen Martinus den Bischofsstuhl zu Mans fast fünfzig Jahre geziert hatte und um 397 gestorben war, so wurde er noch mehr beglückt durch die Gründung des Klosters Böddeken im Jahr 837 und des Klosters Herford. Im Jahr 845 sah er seinen lieben Freund, Kaiser Ludwig, als Gast in seiner Stadt Paderborn, wo er eine Reichsversammlung hielt. Sechs Jahre später (851) berief ihn Ludwig nach Mainz und bestätigte die zahlreichen Geschenke und Vorrechte der Paderborner Kirche. An Verdiensten reich, vom Greisenalter gebeugt, starb Baduard im Jahr 862, nachdem er 44 Jahre dem Bistum Paderborn vorgestanden hatte.

 

Baduards Unbescholtenheit, unermüdliche Tätigkeit, Demut und christlicher Seeleneifer, seine Freigebigkeit gegenüber Bedürftigen, seine Liebe zu allen zeichnete ihn in so außerordentlichem Maß aus, dass ihn die Paderborner Bischöfe, Biso, Imad und andere der Ehre der Heiligen würdig erachteten. Als man nach 27 Jahren sein Grab öffnete fand man die Gewänder, in die der Leib gehüllt war, so rein und unversehrt, dass auch nicht einmal ein Stäubchen daran zu sehen war. Sein Todestag fällt auf den 17. September.

 

Der heilige Lambert, Bischof und Märtyrer von Lüttich,

+ 17.9.708 – Fest: 17. September

 

Der heilige Lambert oder Landebert war der Sohn edler, reicher und frommer Eltern zu Maastricht und wurde um die Mitte des 7. Jahrhunderts geboren. Schon als Junge verlegte er sich mit großem Eifer auf das Studium der Heiligen Schrift. Zum jungen Mann herangereift, wurde er dem heiligen und gelehrten Abt Theodard von Malmedi und Stablo anvertraut, der später als Bischof in Maastricht auf einer Reise im Jahr 669 gemeuchelt wurde. Ihm folgte auf dem bischöflichen Stuhl der einstimmig vom Volk gewählte Lambert, der durch seine Liebe, Keuschheit, Demut, Weisheit, Mäßigung und seinen Seeleneifer die Herzen aller für sich einnahm. Allen weltlichen Freuden war er gänzlich abgestorben und kannte kein größeres Vergnügen, als Sünder auf den rechten Weg zurückzuführen, die Bedrängten zu trösten, die Armen zu unterstützen und die Frommen im Guten zu bestärken.

 

Wie alle Heiligen, so blieben auch dem heiligen Bischof Lambert Leiden und Verfolgungen nicht erspart. Die Merowinger-Fürsten gingen ihren Sünden und Torheiten nach und ihre Hausmeier tyrannisierten das Volk. Bei einem Volksaufstand wurde König Childerich II. ermordet (673), Lambert, der ihm treu ergeben war, von seinem Bischofssitz vertrieben, auf den sich ein unwürdiger Eindringling, namens Faramund, erheben ließ. Lambert zog sich in das Kloster Stablo zurück, wo er der letzte in der Zahl der Mönche, aber der erste in der Andacht und Heiligkeit war. Als er einst zu nächtlicher Zeit sich zum einsam stillen Gebet erhob und ohne seine Schuld ein Geräusch entstand, so dass die Ordensbrüder erwachten, befahl ihm der Abt, er soll draußen vor dem Kreuz beten. Von der sehr scharfen Kälte fast erstarrt, mit Schnee bedeckt, verharrte er mit ausgespannten Armen solange im Gebet, bis der Abt sich seiner wieder erinnerte und ihn kniefällig um Verzeihung bat.

 

Sieben Jahre hatte Lambert in tiefster Demut und Frömmigkeit im Kloster Stablo zugebracht, glücklich und zufrieden in dieser Abgeschiedenheit, die nichts störte, als der Schmerz über die Bedrückung und das Sinken der Kirche in Frankreich. Denn der schlimme Hausmeier Ebroin ließ unseren Heiligen, wie alles Heilige, seinen Hass und seine Rache fühlen, bis ihn 681 Hermenfried, ein von ihm seiner Güter beraubter Edelmann, ermordete. An seine Stelle trat Pipin von Heristal, der Ebroins Missgriffe und Schändlichkeiten möglichst gut zu machen versuchte und unter andern verjagten Bischöfen auch Lambert wieder auf seinen Bischofssitz nach Maastricht zurückrief.

 

Mit neuem Eifer waltete Lambert seines Amtes, durchzog Seeland, Nordbrabant und Geldern, setzte sich mit Willibrord, dem Apostel der Friesen, in Verbindung, nahm ihn auf seinen Bekehrungsreisen mit und führte ihn tiefer in den Geist der Kirche ein. Beide unterstützten sich gegenseitig und blieben treue Freunde bis zum Tod, und hatten die Freude, viele Heiden zum Glauben an Christus zu bekehren.

 

Pipin schätzte beide Glaubensboten und ihre glücklichen Erfolge sehr hoch, aber bei all seiner kirchlichen Gesinnung blieb er nicht frei von den rohen Überresten des Heidentums, denn er befleckte seinen Ruhm als Förderer des Christentums, indem er seine rechtmäßige Gemahlin verstieß und mit Alpais ein ehebrecherisches Verhältnis einging. Lambert ließ es nicht an ernsten Einsprachen und Ermahnungen fehlen. Als er einst von Pipin zur Tafel geladen war und auch Alpais sich einfand, stand er auf und wollte durchaus nicht neben ihr Platz nehmen. Voll Zorn klagte Alpais die erlittene Rüge ihrem Bruder Dodo. Der Überfiel daraufhin mit einer Schar Bewaffneter bei dem Dorf Leodium, wo jetzt die Stadt Lüttich steht, den heiligen Bischof, der eben aus der Mette zurückkehrte. Lambert verbot seiner Umgebung alle Gegenwehr, indem er sprach: „Wenn ihr mich wahrhaft liebt, so liebt Jesus und bekennt ihm eure Sünden. Für mich ist es Zeit, dass ich hingehe, um vereint mit ihm zu leben.“ Nach diesen Worten kniete er nieder, betete mit ausgespannten Armen für seine Feinde und wurde von einem Wurfspieß durchbohrt am 17. September 708. So starb der heilige Lambert, nachdem er vierzig Jahre den Hirtenstab mit Ehren geführt hatte, als Opfer seiner Pflichttreue und der Kirchenzucht.

 

Lamberts Leiche wurde nach Maastricht gebracht und vom heiligen Willibrord in der Kirche zum heiligen Petrus beigesetzt. Als aber an der Stätte des Mordes viele Wunder geschahen, erbaute sein Nachfolger, der heilige Hubert, daselbst eine Kirche und übertrug 721 die irdischen Überreste des heiligen Lambert nebst dem bischöflichen Sitz nach Lüttich, wo der Tag seines Martertodes alljährlich am 17. September feierlich begangen wird.

 

Der heilige Robert Bellarmin aus der Gesellschaft Jesu,

Erzbischof, Kardinal und Kirchenlehrer,

+ 17.9.1621 – Fest: 17. September

 

Am 13. Mai 1923 vollzog der Heilige Vater, Papst Pius XI., die feierliche Seligsprechung, die bereits im Jahr 1627 eingeleitet wurde, und am 29. Juni 1930 die Heiligsprechung eines Mannes, der durch seine seltene Gelehrsamkeit und Tugend eine wahre Zierde seines Ordens und der katholischen Kirche ist.

 

Die Wiege des großen Gelehrten, der von demselben Papst 1931 zum Kirchenlehrer erhoben wurde, stand in Montepulciano, einem Städtchen in der Toscana. Der 4. Oktober war sein Geburtstag. Er erhielt in der Taufe die Namen Robert Franz und Romulus. Zeitlebens hegte er eine besondere Verehrung zum hl. Franziskus von Assisi.

 

Die Familie Bellarmin stammte von altem Adel, war aber mit irdischen Gütern nicht besonders gesegnet. Umso größer war ihr Reichtum an religiösem Geist. Insbesondere die Mutter, Cinthia Corvini, eine Schwester des Papstes Marzellus II., war nicht bloß eine hochgebildete, sondern eine geradezu heiligmäßige Frau. Sie übte nach dem Zeugnis ihres Sohnes Almosengeben, Gebet, Betrachtung, Fasten und strenge Bußwerke. Dreimal in der Woche empfing sie die heilige Kommunion, für diese Zeit etwas ganz Ungewöhnliches. Von ihren zwölf Kindern widmeten sich zwei Söhne und drei Töchter dem geistlichen Stand.

 

Die vortreffliche Mutter hielt die Kinder an, täglich der Heiligen Messe beizuwohnen und oft zu den heiligen Sakramenten zu gehen. Schon als kleiner Junge kniete sich Robert gleich nach dem Aufstehen nieder, um die Tagzeiten der allerseligsten Jungfrau zu beten.

 

Noch schöner entfalteten sich seine Talente, als die Jesuiten in Montepulciano eine Schule eröffneten, die er mit seinen Brüdern besuchte. Daselbst reifte sein Beruf: nach langem Überlegen und ernstlichen Beratungen mit seinem Seelenführer entschloss er sich, in die Gesellschaft Jesu einzutreten. Der Vater widersetzte sich anfangs seinem Vorhaben, da er ganz andere Pläne mit seinem talentvollen Sohn hatte, aber schließlich ergab er sich in den Willen Gottes und ließ ihn mit seinem Segen ins Noviziat ziehen.

 

Die fromme Mutter gab dem Sohn an den Pater General Laynez einen Brief mit, in dem sie schreibt: „Ich danke der göttlichen Majestät, dass sie mich würdigte, denjenigen zu ihrem Dienst zu berufen, den ich mehr liebe als mich selbst. Es ist wahr, ich habe noch andere Kinder, aber ich liebte diesen mehr als die anderen. Ich hatte auf ihn meine schönsten Hoffnungen gesetzt wegen seiner Eigenschaften, seiner Frömmigkeit und seines Talentes. Aber sobald ich sein Verlangen erkannte, sich Gott zu weihen, habe ich mich darüber gefreut und tue es jetzt noch mehr, denn ich weiß, dass wir dem Herrn das Liebste geben müssen, das wir haben. Und doch konnte ich kaum meinen Schmerz bemeistern im Augenblick, wo ich mich von einem so lieben Sohn trennen musste. Nur der eine Gedanke tröstete mich, dass er nunmehr in der Gesellschaft Jesu eine bessere Mutter haben wird.“

 

Das große Opfer der Eltern wurde von Gott reich belohnt durch all das Große, das ihr Sohn bald zur Ehre Gottes wirken sollte.

 

Wegen seiner hervorragenden Begabung für das Predigeramt wurde Robert sofort nach den philosophischen Studien an verschiedenen Orten als Professor der Beredsamkeit und Prediger angestellt. Obschon erst 20 Jahre alt, musste er auch den eigenen Mitbrüdern, unter denen sich nicht wenige erfahrene Männer befanden, die regelmäßigen geistlichen Vorträge halten. Er tat es mit solchem Geschick und zugleich mit solcher Bescheidenheit, dass alle davon höchst erbaut waren.

 

Noch während der theologischen Studien wurde er nach Löwen in Belgien geschickt, um für die Universitätsstudenten zu predigen. Am 25. Juli 1569 bestieg er zum ersten Mal die Kanzel der St. Michaels-Kirche und gefiel so, dass künftig immer mehrere Tausende sich einfanden, wenn er predigte. Aus Holland und England kamen Protestanten, um ihn zu hören; viele entsagten dann dem Irrtum.

 

Am 25. März 1570 wurde er zum Priester geweiht und musste einen Lehrstuhl an der Universität übernehmen, als erster Jesuit, dem diese Ehre zuteilwurde. Sechs Jahre lang erklärte er nun das bekannte Werk des heiligen Thomas von Aquin, die „Theologische Summe“, eine ausführliche Darstellung aller Glaubenswahrheiten.

 

Mit Geist und Geschick widerlegte er die falschen Ansichten des Michael Bajus, der gleichzeitig an derselben Universität lehrte, in gewandter, bestechender Form gefährliche Lehren vortrug und bei der Studentenschaft großen Anhang besaß. Pater Bellarmin war bei der strengsten Rechtgläubigkeit so versöhnlich und schonend, dass er niemand abstieß. Er hatte keinen Gelehrtenstolz, wohl aber die Demut und Liebenswürdigkeit eines Heiligen.

 

Sein Ruf als Gelehrter drang bald in alle Welt. Die Universität von Paris und der heilige Karl Borromäus, Erzbischof von Mailand, bemühten sich, ihn zu erhalten. Pater General Mercurian rief ihn aber 1576 nach Rom, um ihm den von Papst Gregor XIII. neuerrichteten Lehrstuhl für Unterscheidungslehren anzuvertrauen. Es weilten an den großen Kollegien und Anstalten viele junge Leute aus den von der protestantischen Irrlehre angesteckten Ländern, die nach einer gründlichen theologischen Ausbildung verlangten, zumal in den Lehren, die von den Neuerern verworfen wurden; sie wollten sie in der Heimat widerlegen. Niemand war hierzu geeigneter als Bellarmin, dessen Hörsaal bald einer der stärksten Anziehungspunkte Roms wurde. Die Frucht seiner Vorlesungen war das große Werk über die Kontroversen oder Unterscheidungslehren, das heißt, wie er sich selbst ausdrückt, „jener Fragen, die zwischen der Kirche des lebendigen Gottes und ihren aufständischen und abtrünnigen Kindern zum großen Unheil für den ganzen Erdkreis erörtert werden“. Der erste Band erschien 1581 zu Ingolstadt. Das Werk fand reißenden Absatz und erlebte trotz seines bedeutenden Umfangs von drei großen Bänden über vierzig Auflagen. Bei den Katholiken herrschte großer Jubel wegen dieser lichtvollen, gründlichen Verteidigung ihres Glaubens, bei den Gegnern ebenso große Verwirrung. Kardinal Ubaldini sagte deshalb: „Man könnte Bellarmin den Athanasius oder Augustinus unserer Tage nennen, denn er war durch die göttliche Vorsehung gesandt zur Widerlegung der Irrlehre.“ Theodor Beza, der Führer der Kalviner in der Schweiz, rief aus: „Dieses Buch hat uns zugrunde gerichtet.“ In Heidelberg eröffnete ein lutherischer Professor 1600 eigene Vorlesungen gegen Bellarmin. In England errichtete Königin Elisabeth einen Lehrstuhl zur Abwehr der Bellarmingefahr.

 

Der gelehrte Verfasser blieb bei allen Erfolgen kindlich demütig. Er versah das Lehramt bis 1589, in dem Jahr er auf Befehl des Papstes Sixtus V. den Kardinallegaten Kajetan nach Paris begleiten musste. Nach dem Tod des Papstes im folgenden Jahr kehrte er nach Rom zurück. Da er unter heftigem Kopfweh viel zu leiden hatte, enthob ihn der Ordensgeneral der Lehrtätigkeit und bestimmte ihn zum geistlichen Leiter der studierenden Ordensjugend.

 

Zu seinen Zöglingen gehörte nun auch der heilige Aloisius von Gonzaga, mit dem ihn bald eine heilige Freundschaft verband. Noch als achtzigjähriger Greis erinnert sich Bellarmin mit Freuden an diese Zeit. Während seiner letzten Krankheit unterhielt sich Aloisius, so oft er nur konnte, mit dem geistlichen Vater über die Angelegenheiten seiner Seele. Dieser wich nicht von des jungen Klerikers Seite, bis sein Lebenslicht zu erlöschen begann. Er sprach ihm Trost zu und verrichtete die Sterbegebete mit ihm. Aloisius starb am 21. Juni 1591. Als er schon 14 Jahre später mit dem Titel eines Seligen ausgezeichnet wurde, veranlasste Bellarmin, dass das Sterbezimmer des engelreinen Jünglings in eine Kapelle umgewandelt wurde, und ließ es mit Darstellungen aus dem Leben des Heiligen schmücken.

 

Da Pater Bellarmin es so gut verstand, mit jungen Leuten umzugehen, wurde ihm am 16. Dezember 1592 die Leitung des ganzen großen Kollegs und nach zwei Jahren die Leitung der Ordensprovinz von Neapel übertragen. Hier hatte er unter seinen Untergebenen den seligen Bernardin Realino, der in dem Kollegium von Lecce weilte. (+ 1616 – Fest: 3. Juli)

 

Aber auch Neapel sollte sich nicht lange des heiligmäßigen Provinzials erfreuen. Papst und Kardinäle kannten die trefflichen Eigenschaften des großen Gelehrten nur zu gut und wussten, welch unschätzbare Dienste er als Ratgeber des Papstes der ganzen Kirche leisten konnte. Darum ernannte ihn auf Betreiben des Kardinals Baronius, der selbst den Ruf eines hervorragenden Gelehrten hatte, Klemens VIII. zu Anfang des Jahres 1597 zu seinem theologischen Berater und übertrug ihm verschiedene wichtige Ämter. Unter anderem musste er im Auftrag des Heiligen Vaters einen Katechismus verfassen, der ähnlich wie der des heiligen Kirchenlehrers Petrus Canisius eine weite Verbreitung fand. Das Büchlein erlebte zahllose Auflagen und wurde in mehr als 60 Sprachen übersetzt.

 

Am Quatembermittwoch der Fasten 1599 erklärte der Papst, dass er Bellarmin zum Kardinal erhebe. „Diesen erwählen wir,“ sagte er, „weil er an Gelehrsamkeit nicht seinesgleichen hat in der Kirche Gottes.“ Alle Versuche des bescheidenen Mannes, eine so hohe Würde von sich abzuhalten, fruchteten nichts, ja der Papst befahl ihm die Annahme des Kardinalates ausdrücklich, und zwar unter schwerer Sünde.

 

Die katholische Welt jubelte über die Ehrung dieses ausgezeichneten Mannes. Kardinäle äußerten sich, nicht Bellarmin sei eigentlich geehrt worden, sondern ihr Kollegium, da es eine solche Zierde erhalten habe.

 

Nur einer war darüber tief unglücklich und vergoss viele Tränen, er selbst. Er klagte sein Leid seinem Freund, dem seligen Bernardin Realino; er erhielt von ihm einen wundervollen Trostbrief. Nur der Gedanke an Gottes Wille erleichterte ihm das Herz.

 

Auch als Kardinal änderte Robert seine Bisherige einfache Lebensweise nicht, so dass von ihm der Jesuitengeneral bezeugen musste, er habe nur das Kleid gewechselt, aber nicht seine Gewohnheiten. Das rote Galakleid, das ihm der Papst geschenkt hatte, reichte die 22 Jahre aus, die er noch zu leben hatte. Umso freigebiger war er den Armen gegenüber. Notleidende oder Klöster, verschämte Arme, mittellose Studierende, Kranke in den Spitälern erfreuten sich seiner Großmut. Für sich verwandte er nur das Allernotwendigste. Als Bellarmin starb, musste der Papst die Begräbniskosten für ihn tragen.

 

Es ist unmöglich, all die vielfältigen Arbeiten des neuen Kardinals zum Besten der Kirche ausführlich zu schildern. Er war nach allen Seiten bemüht, der Kirche zu nützen, bald dadurch, dass er mit seiner gediegenen Feder die Rechte des Papstes verteidigte, neue wissenschaftliche und fromme Werke schrieb, bald durch Reformvorschläge zur Hebung des Klerus, die er dem Papst mit großem Freimut unterbreitete, dann wieder durch Briefe, die in alle Welt, bis in die fernen Missionen seiner Mitbrüder, ausgingen.

 

Eine Zeitlang, 1602 bis 1605, weilte Bellarmin außerhalb Roms, da der Papst die Verwaltung des Erzbistums Capua in seine Hände legte. Die drei Jahre, die er dort zubrachte, verwandte er mit allem Eifer dazu, den religiösen Stand der Diözese zu heben, was ihm auch in seltenem Grad gelang. Er predigte selbst an allen Sonn- und Feiertagen in der Kathedrale, sorgte für einen würdigen Gottesdienst, hielt den Klerus zu einem frommen, erbaulichen Leben an und visitierte alljährlich seine Diözese.

 

Als 1605 Klemens VIII. starb, hätte nicht viel gefehlt, so wäre Bellarmin zum Papst gewählt worden. M ersten Wahlgang hatte er die meisten Stimmen, aber er beschwor Gott und die Menschen, doch diese Last nicht auf seine Schultern zu legen. Es wurde Leo XI. gewählt, der aber leider schon vor Ablauf eines Monats verschied. Ein zweites Mal kam Bellarmin der Tiara sehr nahe, doch seine Demut blieb Sieger.

 

Der neue Papst Paul V., der nun die Kirche regierte, wollte den Kardinal Robert ganz in seiner Nähe haben, um stets seinen Rat einzuholen zu können. Er machte ihn zum Protektor des deutschen Kollegiums und anderer Institute und Orden und zum Administrator seiner Heimatdiözese Montepulciano. Bei fast allen kirchenpolitischen Fragen hatte Bellarmin die führende Rolle. So geschah es, dass er allmählich wie ein Weltwunder angestaunt wurde.

 

Inmitten seiner unzähligen Arbeiten wandte er stets eine besondere Sorge den großen Anliegen der Kirche in Deutschland zu. Er hatte die Verhältnisse dieses Landes schon früher kennengelernt. Als er in Löwen Professor war und als er in Rom lehrte, saßen viele deutsche junge Männer zu seinen Füßen. Sein Buch über die Kontroversen oder Streitfragen war hauptsächlich der Bekämpfung der deutschen Irrlehren gewidmet, weshalb es auch zuerst in Deutschland herausgegeben wurde. Kein Wunder, dass er zeitlebens die Entwicklung der Dinge in Deutschland nicht nur mit Aufmerksamkeit, sondern mit jener apostolischen Sorge verfolgte, die überall zur Hilfe bereit ist, wo sich die Gelegenheit dazu bietet. Unzählige Briefe an die deutschen Kurfürsten und Bischöfe, an hervorragende Führer der Katholiken und selbst an den Kaiser trachteten, die Wankenden im Glauben zu stärken, in schwierigen Verhältnissen Rat zu erteilen, das Überhandnehmen der Irrlehren zu verhindern und die mancherorts sich zeigenden Ansätze zum Besseren nach Möglichkeit zu kräftigen. „Wenn ich bald die Nachricht bekäme,“ schreibt er am Abend seines Lebens an den Herzog von Bayern, „dass das römische Reich in Frieden ist und dass der erlauchte Kurfürst von Sachsen sich zum katholischen Glauben bekehrt hat, dann würde ich, der fast achtzigjährige Greis, gern mit Simeon singen: „Nun entlässt du, o Herr, deinen Diener in Frieden.“ Kardinal Bellarmin gehört zu den größten Wohltätern des deutschen Volkes aller Zeiten und ist im Himmel gewiss auch sein Fürbitter und Beschützer, wie er im Leben der Protektor des Kollegiums Germanikum in Rom war.

 

Auch der heilige Franz von Sales stand zu dem Heiligen in enger Beziehung und charakterisierte ihn einmal treffend mit den Worten: „Dieser große Kardinal kann alles, nur nichts Böses tun. Das Böse kennt er zwar gut, da er es in seinen Schriften bekämpft. Und doch ist ihm nichts fremder als das Böse.“

 

Da der rastlos tätige Mann die Beschwerden des Alters immer mehr zu fühlen bekam, bat er den Papst, ihn von seinen Ämtern zu befreien und die letzten Tage im Noviziat der Gesellschaft Jesu zu St. Andrä auf dem Quirinal zubringen zu dürfen. Nach längerem Sträuben gestattete es der Heilige Vater. Im Noviziat wählte sich der Greis zwei einfache Zimmer und verbrachte seine Zeit fast ausschließlich mit Gebet, um sich auf den Tod vorzubereiten. Schon wenige Tage nach seiner Ankunft, Ende August 1621, erkrankte er. Da leuchteten noch einmal seine Tugenden im hellsten Glanz. Alle Besucher erbaute er durch seine Frömmigkeit, Ergebung in Gottes Willen, Demut, Gehorsam, Geduld und Liebe. Am 1. September erlebte er noch eine große Freude und Auszeichnung. Gregor XV. besuchte seinen hochverehrten Kardinal. Beim Eintritt des Papstes richtete sich der Kranke auf und sprach: „Ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Ich danke Euer Heiligkeit von ganzem Herzen, dass sie sich für einen so armen Menschen so sehr bemüht hat.“

 

Bei der Nachricht, dass sein Ende sich rasch nähere, rief der Kranke dreimal freudig aus: „O gute Nachricht!“ und verlangte sofort nach der heiligen Wegzehrung; er ließ es sich nicht nehmen, sie kniend außerhalb des Bettes zu empfangen. Am 17. September begann der Todeskampf; mit deutlicher Stimme legte der Sterbende nochmals das Glaubensbekenntnis ab, wiederholte oft den süßen Namen Jesus und hauchte ruhig seine reine Seele aus. Der Leichnam wurde unter ungeheurem Zulauf des Volkes in der Ordenskirche al Gesu bestattet. Der Seligsprechungsprozess wurde bald aufgenommen; durch die Ungunst der Zeiten und gewisse Anfeindungen gegen den Orden blieb er aber unvollendet, bis ihn Papst Benedikt XV. im Jahr 1920 wieder aufgriff und sein Nachfolger Pius XI. ihn am 13. Mai 1923 durch die Seligsprechung und am 29. Juni 1930 durch die feierliche Heiligsprechung vollendete. Am 21. Juni 1923 erfolgte nach Wunsch des Heiligen Vaters die feierliche Übertragung der Reliquien des Heiligen in die Ignatiuskirche, wo sie neben dem Altar des heiligen Aloysius beigesetzt wurden, wie der Heilige es sich stets gewünscht hatte. Es war damals schon zu erwarten, dass auch die Heiligsprechung nicht mehr fern ist.

 

Kurz vor seinem Hinscheiden dankte der Heilige dem göttlichen Heiland für alle empfangenen Wohltaten und besonders für den Beruf zur Gesellschaft Jesu, die er bis zum letzten Augenblick wie seine Mutter liebte: „Das ist eine unschätzbare Gnade; in der Schule der Gesellschaft habe ich nicht nur die Wissenschaft gelernt, sondern vor allem, was noch viel mehr wert ist, die Frömmigkeit eines Christen und Ordensmannes.“

 

Danken wir Gott, der seiner Kirche immer wieder große Menschen sendet, die ihre Talente und Kräfte ihr weihen, durch ihre Tugenden ihr zur größten Ehre gereichen und allen Menschen zu Vorbildern dienen. Schätzen, lieben wir diese eine, heilige katholische Kirche nach dem Beispiel des heiligen Robert Bellarmin und bleiben wir ihr treu bis zum Tod! Sie ist unsere geistige Mutter, bei ihr ist das Heil!

 

Die heilige Columba von Cordoba, Ordensfrau und Märtyrin,

+ 17.9.853 – Fest: 17. September

 

Columba wurde im 9. Jahrhundert zu Cordoba in Spanien, das damals unter der Herrschaft der Sarazenen seufzte, geboren, und brachte ihre ersten Jahre in einem sehr unschuldigen Leben unter den Augen ihrer Eltern zu. Nachdem sie noch sehr jung ihren Vater verloren hatte, widerstand sie immer dem Zureden ihrer Mutter, die sie verheiraten wollte. Sie hatte eine Schwester, namens Elisabeth, die viel älter war als sie, und mit dem heiligen Märtyrer Jeremias vermählt war. Sie führte mit ihrem Gemahl und ihren Kindern mitten in der Welt ein wahrhaft tugendhaftes Leben. Deswegen ging Columba oft zu ihr. Dies verdross die Mutter, weil sie den Ratschlägen der Elisabeth und ihres Gemahls den Abscheu der Columba vor der Welt und ihr Verlangen, Nonne zu werden, zuschrieb. Sie verhinderte daher, so viel sie konnte, dass sie nicht zu ihrer Schwester kam. Übrigens ließ sie ihr alle Freiheit, sich der Andacht in ihrem Haus hinzugeben.

 

Indessen reisten Jeremias und seine Gemahlin von Cordoba ab, und gingen nach Tabana, einem in den Gebirgen gelegenen Ort, wo sie zwei kleine Klöster bauten, das eine für Männer, das andere für Frauen, in denen sie dann wohnten, und mit ihren Kindern und anderen Personen aus ihrer Verwandtschaft sich dem Dienst Gottes widmeten. Columba trug das heißeste Verlangen, ihnen dahin zu folgen, aber sie verschob die Ausführung ihres Vorhabens bis zum Tod ihrer Mutter. Als er erfolgt war, eilte sie sogleich dahin, um unter der Aufsicht ihrer Schwester zu leben. Diese regierte das Frauenkloster, unter der Anleitung ihres Bruders Martinus, eines Mannes von großer Tugend, der dem Männerkloster vorstand. Da lebte nun Columba der Welt ganz abgestorben, und einzig mit himmlischen Dingen beschäftigt. Sie diente durch ihre bewunderungswürdige Demut, Sanftmut und christliche Liebe allen ihren Mitschwestern zur Erbauung. Sie war sehr genau in der Beobachtung der klösterlichen Zucht und in der Verrichtung der niedrigsten Hausdienste, und diente ihren übrigen Mitschwestern so, als wenn sie alle ihre Oberinnen gewesen wären.

 

Gott ließ es zu, um seine getreue Dienerin mehr zu reinigen und ihre Verdienste zu vermehren, dass sie von sehr heftigen Versuchungen geplagt wurde. Sie hatte sehr unreine Vorstellungen. Sie fühlte Ekel, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit des Geistes. Allein Columba blieb immer demütig, wachsam, auf ihre eigenen Kräfte misstrauisch, vertrauensvoll aber auf Gott, und verharrte standhaft in der dem Herrn versprochenen Treue. Sie fürchtete sich so sehr, in eine Sünde zu fallen und die Frucht der von ihr unternommenen Buße zu verlieren, dass sie oft in Tränen ausbrach, ihre Strenge verdoppelte, und alle Mittel gebrauchte, sich vom Irdischen loszureißen. Sie hatte die Gabe des Gebetes in einem hohen Grad, und bat deswegen um die Erlaubnis, sich in einer abgesonderten Zelle einzig der Betrachtung zu widmen. Die Ruhe ihrer Einsamkeit wurde nur durch den Auftrag, andere Nonnen zu unterrichten, unterbrochen.

 

Als Columba auf diese Art ganz beflissen war, ihrem göttlichen Bräutigam zu gefallen und ihm getreu zu dienen, störten die Mauren die Einsamkeit der Mönche und der Nonnen von Tabana. Sie mussten sich nach Cordoba flüchten und gingen in ein ihnen zugehöriges Haus, das an die Kirche des heiligen Cyprian stieß. Da setzte nun Columba ihre Andachtsübungen mit noch größerem Eifer fort. Weil sie aber daselbst jene Ruhe nicht fand, die sie in den Gebirgen von Tabana genoss, weinte sie über den Schaden, den sie deswegen litt, und über die Drangsale der Kirche, deren Ausrottung die Mauren geschworen hatten. Die Verfolgung, die die Mohammedaner schon unter König Abderramus angefangen hatten, wurde fortgesetzt, und nahm unter seinem Sohn Mohamed, der ihm im Jahr 852 nachgefolgt war, noch mehr zu. Die Gewalt aber, mit der sie erneuert wurde, diente nur, den Eifer der Christen mehr anzufachen.

 

Durch himmlische Belehrungen und einen inneren Antrieb angefeuert, ging Columba an den Ort, wo man Gericht hielt, pries vor den Richtern Jesus Christus, und zog gegen den Mohamed los, weshalb sie auf der Stelle verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurde. Die Richter versuchten es, sie zum Widerruf des Gesagten und zur Verleugnung des Glaubens an Jesus zu bringen. Als sie aber sahen, dass alle ihre Versuche fruchtlos blieben, befahlen sie, man sollte sie enthaupten. Nach gesprochenem Urteil wurde sie auf den öffentlichen Platz, und von da vor das Haupttor des königlichen Palastes geführt, wo ihr von dem Henker, dem sie zuvor Geld geben ließ, das Haupt abgeschlagen wurde. Die Richter ließen ihren Leib, nachdem sie ihn vorher an einen Pfahl gebunden hatten, in den Fluss Guadalquivir werfen. Als aber ihr Leib nach sechs Tagen von einigen Ordensgeistlichen gefunden worden war, wurde er mit geziemender Ehrerbietung in einer bei Cordoba gelegenen Kirche der heiligen Eulalia zur Erde bestattet. Der heilige Eulogius, der einige Jahre später als Märtyrer gestorben ist, trug eine große Verehrung zur heiligen Columba. Deswegen ruft er sie am Schluss seiner Erzählung von ihrem Martertod um ihre Fürbitte an. Sie starb am 17. September 853.

 

Der heilige Francesco Maria von Camporosso,

italienischer Kapuzinerbruder,

+ 17.9.1866 – Fest: 17. September (im Kapuzinerorden am 19. September)

 

Der Volksheilige von Genua

 

Am 9. Dezember 1962 sprach Papst Johannes XXIII. den Kapuzinerbruder Francesco Maria von Camporosso heilig. Aber schon vor 160 Jahren, als der demütige Kapuziner noch bettelnd durch die Gassen des Genueser Hafenviertels schritt, betrachtete das Volk ihn als einen Heiligen. Als den „Heiligen“ kannten ihn damals schon die Seeleute der ganzen Welt. Und die Kirche, in der seine sterblichen Überreste in einem Glassarg zur Verehrung ausgestellt sind, hieß einfach die Kirche des Heiligen. Niemand fragte danach, ob dieser Kapuzinerbruder nun tatsächlich heiliggesprochen sei oder nicht. Für die Genuesen war er es ganz einfach. Die Verehrung des schlichten Kapuziners wurde in den Genueser Familien von den Eltern auf die Kinder vererbt. Als er seinerzeit im Friedhof von Staglieno beigesetzt worden war, hatten die Bewohner des Hafenviertels und die Seeleute spontan einen Marmorstein gestiftet als ersten Beitrag zu einem Denkmal, für das das Geld durch eine Volkssammlung erbracht wurde, bei der niemand mehr als 5 Centesimi geben durfte. Dennoch war die erforderliche Summe innerhalb weniger Tage beisammen.

 

Zwei Wunder

 

Den entscheidenden Anstoß für die Liebe der Genuesen zu dem bettelnden Kapuzinerbruder gab ohne Zweifel dessen tiefe Demut. In seiner stillen Bescheidenheit zog er es vor, lieber Gutes zu tun, als viel zu reden. Und diese Tugend, die ihn einst so populär gemacht hatte, war auch entscheidend in dem Prozess, der 30 Jahre dauerte und mit der Heiligsprechung seinen Abschluss fand.

 

Nachdem das Heiligsprechungsverfahren beendet war, hat man erfahren, dass die heilige Kongregation unter vielen wunderbaren Begebnissen, die dem Heiligen zugeschrieben werden, zwei als Wunder anerkannt hat: die Heilung des Angelo Parpaglione, eines 4jährigen Kindes aus Lavagna, das von einem Balkon gefallen war, einen schweren Schädelbruch davongetragen hatte und nach wenigen Tagen wieder gesund geworden war, sowie die Heilung der Teresa Guido, einer genuesischen Arbeiterin, die sich am 5. Juli 1945 fast den Finger abgeschnitten hatte und bei der nach kürzester Zeit das Gewebe wiederhergestellt war.

 

Teresa selbst erzählt, indem sie die Hand, die nicht das geringste Zeichen einer Verletzung aufweist, zeigt: „Ich arbeitete in einer Spinnerei. Ein elektrisches Messer schnitt mir tief in das erste Glied des Mittelfingers. Die Wunde wollte und wollte sich nicht mehr schließen. Einen Monat lang hatte ich infolge einer hinzugekommenen starken Infektion entsetzliche Schmerzen, und es blieb kein anderes Mittel mehr übrig als eine Operation. Am 5. Juli begab ich mich zur Kirche des Heiligen, um dort zu beten. Als ich mit der kranken Hand den Kristallschrein berührte, in dem der Leichnam ruht, hörten die Schmerzen sofort auf, und ich merkte, dass die Schwellung des Armes plötzlich verschwunden war. Ich war wie verwandelt und sagte es meiner Mutter, in deren Begleitung ich war. Sie fing an zu weinen. Aufgeregt verließen wir die Kirche. Als ich den Verband zu Hause abnahm, stellte ich fest, dass die Wunde völlig geheilt war. Hinterher bestätigten mir die Ärzte, dass das Gewebe durch ein wissenschaftlich nicht erklärbares Phänomen wiederhergestellt worden war.“

 

Diese beiden Fälle wurden in dem von Kardinal Larraona, dem Präfekten der heiligen Ritenkongregation, unterzeichneten kirchlichen Dekret als authentische Wunder bezeichnet, die durch die Fürbitte des Heiligen zustande gekommen waren. Sie führten zur feierlichen Verkündung der Heiligsprechung durch Papst Johannes XXIII.

 

Giovanni Croese wurde 1804 als Sohn einer Bauernfamilie in Camporosso, Provinz Imperia, geboren. Er verbrachte seine Jugend als Hirtenjunge, ohne je eine Schule besucht oder eine Berufsausbildung genossen zu haben. Aber bald zeigte er außergewöhnliche Tugenden. Einmal ging er mit seinem Vater in die Berge. Da er ständig zurückblieb, gab ihm der erzürnte Vater eine Ohrfeige. Nach dem Abflauen der ersten Erregung machte sich der Vater Vorwürfe, weil diese Züchtigung zu hart gewesen sei. Sein Sohn aber, der damals 10 Jahre alt war, reagierte sofort, indem er sagte: „Schlag mich ruhig noch einmal, Vater; denn ich habe es verdient.“

 

Der vorbildliche Gehorsam, die freiwillige Unterwerfung und die beispielhafte Sanftmut, die sich schon im Kind zeigten, sollten später auch das ganze Leben des Giovanni Croese kennzeichnen, der noch vor Vollendung seines 20. Lebensjahres als Laienbruder ins Kloster ging. Und die gleiche Demut ließ ihn dem Pater Guardian, der ihn zum Terminieren in die Stadt schickte, antworten: „Pater, ich tauge zu nichts; aber ich bin gerne bereit, Ihre Befehle auszuführen.“ Fähig zu nichts, bereit zu allem!

 

In dem Genua der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Franziskanerbruder in seiner groben Kutte, der in alle Häuser, in die kleinen Werkstätten und die Läden des Hafenviertels eintrat und überall in direktem Kontakt mit den Armen stand, deren Sorgen und Nöte er teilte, so etwas wie ein moderner Arbeiterpriester. Er sprach die Sprache der Brüderlichkeit. Selbst die Gegner der Kirche brachten ihm ihre Hochachtung entgegen, und die antiklerikalsten Zeitungen jener Zeit, wie der „Momento“, schrieben: „Möge niemand lachen, weil wir einem Kapuziner einige Worte widmen. Die Güte kann sich auch unter einer groben Kutte verbergen. Und das darf ruhig bekannt und anerkannt werden.“

 

Die Heilung des Kardinals Siri

 

Überall auf den Straßen und im Klosterhof strömten ihm die Menschen entgegen. Alle, die einen Rat suchten, wandten sich an ihn. Besonders aber suchten die Mütter bei ihm Trost, deren Söhne auf dem Meer fuhren. Niemandem versagte er seine Hilfe. Der Volksmund schrieb ihm die Gabe der Prophetie und der Allgegenwart zu. Eine Mutter fragte ihn verzweifelt, wo ihr Sohn sich befinde, der auf einem Segelschiff mit Kurs auf Amerika fuhr. Der Kapuziner erbot sich, dem Seemann einen Brief zu überbringen. Nach längerer Zeit kehrte der Matrose mit dem Brief der Mutter zurück und erklärte, der Brief sei ihm auf der anderen Seite des Ozeans von einem Mönch ausgehändigt worden.

 

Bis zu welchem Punkt mischte sich hier die Phantasie des Volkes mit der Wirklichkeit? Doch tausend wahre Begebenheiten, die die unermessliche Güte des Heiligen bewiesen, trugen dazu bei, die Verehrung dieser demütigen Gestalt zu vermehren.

 

Am Tag seiner Seligsprechung durch Papst Pius XI., dem 30. Juni 1929, wurde der Erzbischof von Genua, Kardinal Siri, damals noch Student in Rom, von einer Kutsche überfahren. Man brachte ihn in das Collegio Lombardo, wo ihn ein Arzt als Todeskandidaten erklärte. Da legte ihm Kardinal Minoretti eine Reliquie des neuen Seligen auf. Schon in der Nacht befand sich der junge Mann außer Gefahr. „Ich bin überzeugt“, erklärte der Kardinal später, „dass ich ohne die Fürsprache des Heiligen nicht mehr in dieser Welt weilen würde.“

 

Aus „Semana“, Madrid 1964

 

Pater Johannes vom Kreuz

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Johannes vom Kreuz. Pater Johannes mit seinem weltlichen Namen Adam Peirl, war am 17. Dezember 1686 zu München geboren und legte dort im Jahr 1706 seine Profess ab. Die Chronik des Regensburger Klosters erzählt von dem opfervollen Wirken dieses Sohnes der heiligen Theresia, der sein Leben für seine Mitmenschen hingab. Als im Jahr 1713 zu Regensburg die Pest herrschte, wurde an das Kloster die Bitte gerichtet, zwei Patres zur Verfügung zu stellen, die im Bezirk der Alten Kapelle die Seelsorge ausüben und sich der armen Kranken annehmen wollten. Pater Johannes vom Kreuz und Pater Thomas vom heiligen Dominikus erklärten sich mit Freuden dazu bereit. Es wurde ihnen ein dem Kloster St. Clara gehöriges Haus als Wohnung angewiesen. Beide Patres waren unermüdlich im Dienst der Kranken, Tag und Nacht bereit, ihre Beichten zu hören, ihnen die anderen heiligen Sakramente zu spenden und sonstige Dienste zu leisten. Als Pater Thomas bereits nach acht Tagen erkrankte und bettlägerig wurde, nahm Pater Johannes bereitwillig die ganze Arbeit allein auf sich; dann erlag er der Überanstrengung. Überdies hatte er den Keim der Krankheit in sich aufgenommen. Er fühlte, dass sein Ende herannahe, und bat deshalb seinen kranken Mitbruder, ihm die heiligen Sterbesakramente zu spenden. Unter dem Beistand des Pater Thomas verschied er am 17. September 1713 gottergeben, das Kruzifix in den Händen, als Opfer der Liebe. Sein Leichnam wurde in der folgenden Nacht aus besonderer Gunst des Herrn Dekans in der Begräbnisstätte der Alten Kapelle in der Nähe der Mauer beigesetzt.

 

Schwester Maria Franziska von den fünf Wunden

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Schwester Maria Franziska von den fünf Wunden. Schwester Franziska wurde am 28. März 1830 bei Rosenheim in Bayern geboren und sollte den Namen Kreszentia erhalten. Es geschah wohl nicht von ungefähr, dass ihre Patin auf dem Weg zur heiligen Taufe plötzlich anderen Sinnes wurde und sagte: "Nein, Theresia muss sie heißen, denn sie wird eine Klosterfrau werden." Theresia hatte von Natur einen stillen, sanften Charakter mit einem guten, lenksamen und aufrichtigen Herzen. Ein besonderes Mittel zum geistlichen Fortschritt war ihr das nahe Kloster der Karmeliten zu Reisach. Eines Tages war der Prior des Klosters gerade bei ihrem Vater zu Besuch und sagte, als sie für einen Augenblick ins Zimmer kam, um zu bedienen: "Diese muss eine heilige Theresia werden." "Ach," antwortete der Vater, "ich wüsste nicht, was ich Gott geben würde, wenn er mir die Gnade erweisen wollte, eines aus meinen Kindern zum geistlichen Stand zu berufen." Der Tochter drangen die Worte wie ein Pfeil durchs Herz, fühlte sie doch deutlich, dass sie für etwas Höheres als das Weltleben bestimmt sei. Doch fiel es ihr zu schwer, von den Angehörigen, besonders dem guten Vater zu scheiden. Nach dessen baldigem Tod machte sie sich jedoch trotz des Widerstandes der Verwandten und besonders der Geschwister auf den Weg nach Gmunden, wo ihr der Pater Prior die Aufnahme verschaffte. Bezeichnend waren ihre Worte bei der Ankunft dort: "Da haben Sie mich, ehrwürdige Mutter, machen Sie mit mir, was Sie wollen!" Dass dies nicht bloße Worte waren, bezeugte sie in ihrem ganzen Leben durch ihre Hingabe, ihre Opferwilligkeit und ihren pünktlichen Gehorsam. Während ihres Noviziates hatte sie es aber keineswegs leicht. Entsetzliche Berufszweifel quälten sie, dass sie unmöglich hätte beharrlich bleiben können, wenn die Gnade sie nicht gestärkt hätte. Mit dem Tag ihrer Einkleidung, dem 15. Oktober 1851, endigten aber diese Zweifel und kehrten nie mehr wieder. Ließ der Herr zu, dass sie gedemütigt wurde, so wurde sie keineswegs ungehalten. Wurde sie verkannt und unschuldig, selbst empfindlich gestraft, so beklagte sie sich dennoch nicht, sondern suchte die Ursache bei sich selbst und sagte: "Ich bin halt wieder recht ungeschickt gewesen und habe unserer Mutter wieder einen Verdruss bereitet." Im Jahr 1857 wurde Schwester Franziska zur Subpriorin für die neue Stiftung in Linz bestimmt, aber schwere Erkrankungen nötigten sie wieder nach Gmunden zurückzukehren. Nun musste sie dem Herrn auf seinem Kreuzweg nachfolgen. Ein arges Magenübel mit Krämpfen und Blutbrechen bereitete ihr schwere Schmerzen. Fünf Jahre duldete sie ihr Martyrium mit beispielloser Geduld, schweigend Tag für Tag die größten Schmerzen ertragend. Forderte man sie auf, ihre Bedürfnisse und Leiden zu offenbaren, so sagte sie nur: "Was Gott auferlegt, dazu gibt er Gnade und Stärke und so kann ich es ertragen." Es dauerte bis zum 17. September 1884. An diesem Tag fühlte sie sich erst etwas leichter. Aber bald traten die Schmerzen so ungewöhnlich heftig auf, dass sie beständig ausrief: "Jesus, Maria, Joseph, steht mir bei! Mein Jesus, Barmherzigkeit! Jesus, Jesus!" Dann wurde sie etwas ruhiger. Während der heiligen Ölung gab sie ganz sanft den Geist auf und ging zu dem hinüber, nach dem sie noch kurze Zeit vorher geseufzt hatte: "Ich kann es vor Sehnsucht nach Jesus nicht mehr aushalten."

 

Gebet am 17. September

 

Geduldige und sanftmütige Jungfrau, die du wie ein Fels im tobenden Meer der Verfolgungen und Widerwärtigkeiten mit festem Gemüt gestanden, und durch Geduld und Milde den Anfall der Hölle vernichtet hast, lass mich durch deine Anleitung die unbändigen Gemütsregungen bezähmen und mit Geduld und Sanftmut entfernen, was meine Seele verwirren und die innerliche Gemeinschaft mit meinem Gott verhindern kann. Amen. 

 

Kirchengebet

 

O Gott, der Du zum Schutz des katholischen Glaubens und zur Verteidigung der Rechte des Apostolischen Stuhles den heiligen Robert, Deinen Bekenner und Bischof, mit wunderbarer Weisheit und Tugend geziert hast, verleihe durch seine Verdienste und Fürbitte, dass wir in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen, und die Herzen der Irrenden zur Einheit Deiner Kirche zurückkehren, durch Christus, unsern Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Hildegard

 

Wir bitten Dich, o Herr, schenke uns auf die Fürbitte der heiligen Hildegard die Gnade, stets nach dem Himmlischen zu trachten, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Lambert

 

Wir bitten Dich, o Herr, verleihe uns auf die Fürbitte des heiligen Lambert den Geist der Buße, damit wir unsere Sünden tilgen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Columba

 

Verleihe uns, o Gott, dass wir durch die Fürbitte der heiligen Columba am liebsten mit Menschen umgehen, die Dich kennen und lieben, damit wir, durch den Umgang mit ihnen gestärkt, stets im Guten wachsen, und einst zu Dir gelangen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 1439 hat das Konzil zu Basel das Fest der Unbefleckten Empfängnis von neuem gutgeheißen. 

In Frankreich wurde das vom Kardinal Berullus eingesetzte Fest der Hoheiten Mariä bei seinen Oratorianern gehalten.

Im Jahr 1569 hat der heilige Papst Pius V. die den Bruderschaften vom Rosenkranz erteilten Ablässe bestätigt.

 

Andacht am 17. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Die sich in den kleinen Himmel ihrer Seele verschließen können, wo derjenige ist, der Himmel und Erde erschaffen hat, gehen auf sehr gutem Weg; sie werden dahin kommen, dass sie aus dem Quell selbst nach Lust trinken, und in kurzer Zeit große Fortschritte tun." (Die heilige Theresia von Avila)

Die heilige Katharina von Siena, die, wie bereits von ihr gesagt wurde, die Einsamkeit ganz besonders liebte, erbaute sich, als ihre Eltern sie durch vielfältige und mühsame Arbeiten zerstreuen wollten, eine Betkammer in ihrem eigenen Herzen, wo sie beständig sich aufhielt, ohne dass jemand es vermochte, sie daraus zu vertreiben. Dort betrachtete sie ihren Gott und besprach sich liebevoll mit Ihm. Auch pflegte sie zu sagen: "Unser Herz ist das Reich Gottes, daselbst errichtet er seine Wohnung, wenn wir Ihn darin, gleich den heiligen Engeln, mit Ehrfurcht und Liebe anbeten."

Eine eifrige Klosterjungfrau verabscheute das Redezimmer, und begab sich nie dahin, außer wenn die äußerste Notwendigkeit sie dazu zwang; die innerliche Sammlung des Geistes nicht zu verlieren. Ihre Eltern wollten sie bereden, sie bedürfe der Erholung und müsse sich zuweilen durch eine ehrbare Unterredung erheitern; sie aber antwortete ihnen, sie unterrede sich beständig mit Christus, und es gebe nirgend eine lehrreichere und zugleich wonnigere Ansprache.

"Welch ein Quell der Freude ist der Gedanke für mich, dass ich Gott in meinem Innern habe, und dort niemand ist als Er und ich!" sprach die heilige Theresia von Avila.

 

Mein Gott, Du selbst bist in meinem Inneren! Sei dort allein und herrsche über alle Kräfte meiner Seele! Wie glückselig ist mein Herz, Dir zur Wohnung zu dienen und Dein Reich zu sein! Wie heilsam und wonnig ist es der Seele, Dich immer bei sich zu haben, da sie zu jeder Zeit mit Dir sich besprechen kann! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 17. September

 

"Wenn du dich erregt fühlst,

so verschließe deinen Mund und fessele deine Zunge."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 17. September - Die Folgen der lässlichen Sünde

 

Ist nicht der höchste König unser Gott?

Warum denn dienest du ihm nur zum Spott?

Bringt ihm dein Dienst, - bringt nicht er dir Gewinn?

Verjagt er dich, wo dann gehst je du hin?

 

1. Die Heiligen zitterten, eine lässliche Sünde zu begehen, weil sie, wie die Heilige Schrift sich ausdrückt, den Heiligen Geist betrübt, und der Seele mehr schadet, als die ganze Hölle ihr schaden kann. Wie aber geschieht es je, dass du, die du so viele und so bedeutende lässliche Sünden, und zwar freiwillig und mit Vorbedacht begehst, nicht zitterst, von Gott verlassen zu werden? Wahrlich, alle Ursache hast du, zu fürchten, dass er seine Gnade dir entzieht. Meinst du, er wird eine undankbare Seele seines besonderen Schutzes würdigen, die da meint, sie tue ihren Pflichten genug, wenn sie Gott nicht auf das Heftigste beleidigt, und nicht darauf achtet, dass sie jeden Tag eine Menge Dinge tut, die ihm missfallen?

 

2. Würdest du einen Arbeiter lange in deinem Dienst behalten, der zwar grundsätzlich treu wäre, sonst aber unbescheiden sich verhält, nur mit Widerwillen die Arbeit verrichtet, ohne Anstand mit dir redet, und jede Dienstpflicht mit Protest verrichtet? So ein Arbeiter bist du. Bedenke, ob du auch nur ein Werk vollbringst, an dem nichts zu beanstanden wäre? Das eine ist durch Eitelkeit, das andere durch Trägheit, dieses durch Eigennutz, jenes durch Sinnlichkeit verdorben. Und du erachtest, Gott werde einen solchen Arbeiter ertragen, den du selbst nicht behalten möchtest? Zittere, dass er seine Gnade dir hinwegnimmt, wie das Talent diesem trägen Knecht hinweggenommen wurde, der sich damit begnügt hatte, es nicht zu vergeuden. 

 

3. Erwecke doch deinen Glauben. Wenn du nur fürchtest, Gott zum Feind zu haben, und es dir gleichgültig ist, ob du durch Treue und Liebe seine Freundschaft gewinnst, so schwebst du in äußerster Gefahr, denn du dienst ihm nicht um Seinetwillen, sondern einzig aus Furcht, verdammt zu werden. Eine solche Gesinnung flößt Entsetzen ein, denn sie ist der Anfang der Verlassenheit und der Verwerfung. Sinke zu seinen Füßen, und versuche durch deine Tränen und deine Reue sein beleidigtes Vaterherz zu versöhnen und seinen barmherzigen Schutz noch einmal zu erlangen. Offenbarung 3,16: "Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien."

 

18. September

 

Der heilige Josef von Copertino, italienischer Priester,

+ 18.9.1663 - Fest: 18. September

 

Der heilige Josef von Copertino hat in der Jugend von seiner Mutter oft und gründlich und mit Recht Schläge bekommen. Aber bitte, kann denn einer heilig werden, der von den Eltern Schläge bekommen hat? Ja, das kann er. Warum aber hat Josef von Copertino eigentlich so oft und gründlich und mit Recht Schläge bekommen?

 

Das war möglich oder sogar bitter notwendig, weil der Josef Desa, so hieß er mit Hausnamen, aus dem italienischen Städtchen Cupertino bei Neapel ein überaus wilder und eigensinniger Junge war, ein störrischer, unbändiger und unbeugsamer Trotzkopf, der sich lieber den Schädel einrannte und sich eher blau und braun und grün und gelb schlagen ließ, als dass er nachgegeben hätte. Der Mutter war der Junge, wie man sich denken kann, ein Rätsel und eine Not.

 

Die Sache wurde erst anders, als Josef Desa zu einem Schuster in die Lehre kam, der einen lockeren Leibriemen hatte und der ihm alle Tage die Hose spannte. Da wurde aus dem Wildling langsam ein stiller Junge, der sich, von den Menschen unverstanden, mit jedem Tag inniger an den lieben Gott schmiegte, bis er eines Tages den Schusterschemel mit einer Zelle im heimatlichen Kapuzinerkloster vertauschte, um als schlichter Laienbruder dem zu dienen, bei dem allein er Verständnis fand für seine innere und äußere Not.

 

Acht Wochen später war Josef Desa aus dem Kloster bereits wieder entlassen. Der Grund, warum man ihm den Stuhl vor die Tür setzte, ist darin zu suchen, dass der Novize alle Arbeiten, die man ihm übertrug, ausgesprochen schlecht verrichtete. Das geschah weniger aus Ungeschicktheit oder gar aus bösem Willen, sondern deswegen, weil er mit hingebender Lust immer nur betete und über dem Beten die Arbeit vergaß.

 

Es war ein harter Schlag für den Siebzehnjährigen, dass er die Füße wieder unter den Tisch der Mutter stellen musste, denn im Kloster hatte er sich glücklich gefühlt, und als er das Ordenskleid auszog, kam es ihm vor, als zöge man ihm die Haut vom Leib. So weh tat es ihm.

 

Fünf Jahre lang wanderte dann Josef Desa mit dem ihm angeborenen Eigensinn, der mittlerweile allerdings ein heiliger Eigensinn geworden war, von einem Kloster zum anderen und bat vergeblich um Aufnahme, bis er schließlich bei den Minoriten als dienender Bruder Unterschlupf fand. Da endlich war sein Verlangen nach dem Haus des Herrn erfüllt, das ihn, wie wir in der heutigen Messe beten, verzehrte, und voll und ganz verstand und empfand er das andere Wort im Eingangslied: „Wie lieb und traut ist deine Wohnung mir, o Herr der Heerscharen!“

 

Vor dem Evangelium heißt es weiter: „Gottes Auge sah ihn gütig an, er richtete ihn auf aus seiner Niedrigkeit und hob ihm das Haupt empor.“ Diese Worte deuten auf das hin, was weiter mit Josef Desa geschah, denn er blieb nicht Laienbruder, sondern wurde Priester. Schwer tat sich trotz allem Fleiß der alte Student im Lernen, aber ganz fest hat er sich ins Lernen verbissen, bis er schließlich im Jahr 1628 die Priesterweihe empfing, und dann ist er mit seinem starken Willen, der einzig mehr nach Heiligkeit strebte, ein heiliger Priester geworden, dessen Lust es war, beim lieben Heiland im Tabernakel zu verweilen, und wenn, besonders bei der Darbringung des heiligen Messopfers, die Glut der Gottesliebe ihn erfüllte, so konnte es geschehen, dass sein Körper alle Erdenschwere verlor und, von der Seele hochgehoben, über dem Boden schwebte. Der protestantische Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg, der einst auf einer Italienreise den Heiligen in diesem Zustand sah, kehrte daraufhin zur Mutterkirche zurück. Auch sah Josef von Cupertino die Zukunft voraus. Über dreißig Jahre lang lebte der Heilige so dahin, bis er am 18. September 1663 im Herrn entschlief und in das Haus voll Glorie einging.

 

Der heilige Josef von Copertino ist dadurch heilig geworden, dass er seinen angeborenen Fehler, den Eigensinn, zu einem heiligen Eigensinn umgestaltete. Das war sehr klug und richtig getan, denn niemand kann seine angeborenen Anlagen ablegen, jeder aber kann sie heiligen und dadurch selbst ein Heiliger werden.

 

In einer alten Vita heißt es über den heiligen Josef von Copertino: „Nachdem Josef im Jahre 1628 Priester geworden war, las er seine erste heilige Messe mit einem Glauben, mit einer Liebe und Ehrfurcht, die sich nicht ausdrücken lassen. Er nahm sich vor, nach der höchsten Vollkommenheit zu trachten, in einer gänzlichen Entäußerung vom Irdischen zu leben, alle evangelischen Tugenden auszuüben, besonders aber sich ganz zu verleugnen und eine sehr strenge Buße zu tun. Er versagte sich alles, was man den Geistlichen seines Ordens erlaubte; von Kleidungsstücken trug er bloß den Habit; er sonderte sich von dem Umgang mit Menschen ganz ab, und führte in der kleinsten und dunkelsten Zelle des Klosters ein stilles, einsames Leben; er genoss weder Fleisch, noch Milchspeisen, noch Wein; er nährte sich nur von Kräutern, von dürrem Obst, oder vom Gemüse, das mit etwas Bitterem bestreut war; er hielt, nach dem Beispiel seines heiligen Ordensstifters Franziskus, mehrere Male des Jahres eine lange, sehr strenge Fasten. Manche Woche nahm er nur am Donnerstag und am Sonntag eine Nahrung; er schlief auf einem harten, unbequemen Bett und sehr wenig; er geißelte sich und trug auf seinem Leib ein Bußhemd, das er mit einer eisernen Kette band; kurz, der Diener Gottes hielt seinen Körper so hart, dass man ihn mit Recht einen Martyrer der Buße nannte.

 

So streng aber der Heilige seinen Leib durch Bußwerke behandelte, die beinahe über die menschlichen Kräfte gingen, und die man nur einer besonderen Einsprechung des Herrn zuschreiben kann, der dadurch die übertriebene Zärtlichkeit, mit der manche ihrem Körper schmeicheln, beschämen wollte; ebenso köstlich nährte er seinen Geist durch das Gebet und die Betrachtung, wobei er durch Gottes Gnade in erstaunliche und unerhörte Entzückungen geriet, die so häufig waren, dass man ihn über dreißig Jahre nicht mit den übrigen Brüdern in den Chor, zu Prozessionen und in das Speisezimmer gehen ließ, weil sie dabei eine Störung verursachten. Er war siebzigmal entzückt, ohne die Entzückung bei der heiligen Messe dazu zu rechnen, die deswegen gewöhnlich über zwei Stunden dauerte.

 

Diese Entzückungen und die Heiligkeit seines Lebens brachten ihn in einen solchen Ruf, dass die Leute um die Wette liefen, ihn zu sehen und sich seinem Gebet zu empfehlen, von welchem viele durch die Erlangung besonderer Gnaden die Wirkung erfuhren. Aber eben dieser Zusammenlauf von Menschen war der Grund, warum der Vikar eines Bischofs den Heiligen bei der Inquisition als einen gefährlichen Menschen angab, der Neuigkeiten einführen und unruhige Auftritte unter dem Volk veranlassen könnte. Er ward daher im Jahre 1638 nach Neapel berufen, um Rechenschaft von sich abzulegen; von da ward er nach Rom geschickt, wo man sein Betragen untersuchte und selbes untadelhaft fand. Doch schickte man ihn nicht mehr in sein voriges Kloster, sondern in jenes zu Assisi. Daselbst ward er aus Gottes Zulassung von heftigen, sowohl äußeren als inneren Versuchungen bestürmt, durch welche seine Tugend stets mehr gereinigt wurde, denn der Obere dieses Klosters nahm ihn mit einer verdrießlichen Miene an, und behandelte ihn einige Zeit hindurch sehr hart; er gab ihm fortwährend bittere Verweise und beschuldigte ihn des Stolzes und der Gleisnerei. Der Heilige litt alles mit ungemeiner Geduld, Demut und Ergebung; dies aber kränkte ihn, dass er auf einmal alles himmlischen Trostes beraubt ward. Seinen Geist umwölkten dicke Finsternisse; sein Herz ward dürr und trocken; er fand keinen Geschmack am Psalmensingen; er hatte keine Freude mehr, wann er zum Altar ging und betete; der Himmel schien für ihn von Erz geworden zu sein; denn es viel nicht ein Tropfen von dem Tau desselben auf ihn herab. Er wurde zu eben der Zeit mit heftigen unreinen Versuchungen geplagt, wann er wachte, und mit den abscheulichsten Bildern, wann er schlief.

 

So brachte der Heilige seine Tage in Betrübnis und Tränen zu, er unterließ aber dabei nichts von seinen gewöhnlichen Übungen und Strengheiten. Dieser Kampf dauerte zwei Jahre. Nachher gefiel es dem Herrn, ihm die vorige Geistesruhe zu schenken und sein Herz mit häufigen Gnaden und Tröstungen zu erfüllen; er wurde auch, wie vormals, öfter, zum Erstaunen aller, auf eine außerordentliche Art entzückt. Wann er nur den Namen Gottes, Jesus oder Mariä nennen hörte, ward er wie entzückt. „Mein Gott“, rief er oft aus, „erfülle und besitze mein Herz ganz ... Jesus, Jesus, zieh mich an dich! Ich kann auf der Erde nicht mehr bleiben.“ Auch andere erweckte er oft zur Liebe Gottes. „Liebet Gott, sprach er zu ihnen; der in dem göttliche Liebe herrscht, ist reich, obgleich er es nicht bemerkt.“ Ängstlichen Personen, die sich an ihn wendeten, sagte er: „Ich will keine Skrupel und keine Melancholie; meint es aufrichtig, und fürchtet nichts.“

 

Es versammelte sich zu Assisi das Volk haufenweise um den Heiligen; jeder wollte die wunderbaren Dinge sehen, die der Herr an ihm wirkte. Papst Innocenz X. befahl daher dem Inquisitor der Stadt Perugia, man soll, um keinen Auflauf unter dem Volk zu veranlassen, den Josef in der Stille aus dem Kloster der Minoriten zu Assisi in das Kapuzinerkloster zu Pietrarossa bringen, das an einem ganz einsamen Ort im Gebirge lag. Dies geschah am 22. Juli 1653. Von da wurde er nach drei Monaten in ein anderes Kapuzinerkloster zu Fossombrone gebracht, und der demütige Diener Gottes gehorchte den Befehlen der Obern wie ein sanftes Lamm. Während seines dasigen, beiläufig dreijährigen Aufenthaltes führte er, den Augen der Menschen entrückt, und der Welt gleichsam abgestorben, ein sehr zurückgezogenes und seiner Gewohnheit nach bußfertiges Leben; er las täglich auf einem in diesem Kloster für ihn eigens errichteten Altar Messe, und ging im Gebet und in der Beschauung himmlischer Dinge unaufhörlich mit Gott um. Auch da ward er zum Erstaunen der Ordensmänner, die ihn sahen, öfter entzückt.

 

Es gefiel endlich dem Papst Alexander VII., der Innocenz X, auf dem apostolischen Stuhl nachfolgte, den heiligen Ordensmann dem Minoritenorden zurück zu stellen. Er wurde daher auf seinen Befehl im Juli 1657 aus dem Konvent der Kapuziner zu Fossombrone in das Konvent der Minoriten zu Osmo gebracht. So vollkommen der Heilige in allen Stücken in den Willen Gottes ergeben war, so war es doch für ihn eine große Freude und ein Trost, seine noch übrigen Lebenstage unter seinen Mitbrüdern zubringen zu können. Er hatte da nebst seiner Wohnung eine Kapelle für sich, wo er Messe las, und war, dem Befehl des Papstes zufolge, von dem Umgang mit Menschen ganz abgesondert; er ging, so lange er noch lebte, mit niemanden um, als mit dem Bischof und dessen Vikar, und mit den Geistlichen desselben Klosters. Er ging nie aus seinem Zimmer, außer um allenfalls einen kranken Mitbruder und einmal die Klosterkirche zu besuchen; und dies geschah zur Nachtzeit und bei verschlossenen Türen. Er lebte aber in seiner Einsamkeit so zufrieden, dass er zu sagen pflegte: „Ich wohne in einer Stadt; es kommt mir aber vor, als wenn ich in einem Wald oder vielmehr in einem Paradies wohnte“; und er konnte mit Wahrheit sagen, dass er im Paradies wohne; er war ja fast stets in Gott entzückt; und einige seiner Entzückungen dauerten sechs bis sieben Stunden. Als das Ende seiner Pilgerschaft, das ihm der Herr besonders offenbarte, heranrückte, ward sein Herz von der Liebe zu Gott und von heiligen Wünschen, aufgelöst und mit dem höchsten Gut im Himmel auf ewig vereinigt zu werden, stets mehr entflammt. Es überfiel ihn ein hitziges Fieber, das beiläufig einen Monat anhielt; dazu kam eine große Magenschwäche. So entkräftet er aber durch seine Bußwerke und seine Krankheit war, so verrichtete er doch das heilige Messopfer mit der größten Wonne seines Herzens fast bis an sein Ende. Und da seine Kräfte ganz erschöpft waren, und das Übel immer ärger wurde, merkte er, dass seine letzte Stunde nahe komme. Er empfing nun die heiligen Sakramente mit außerordentlicher Andacht, wiederholte oft mit einem von Liebe brennenden Herzen: „Ich wünsche, dass meine Seele von den Banden des Leibes befreit werde, um mit Jesu Christo vereinigt zu werden. Gott sei Dank und Lob! Gottes Wille geschehe! Gekreuzigter Jesus, nimm mein Herz und entzünde in selbem das Feuer deiner Liebe.“ Er entschlief am 18. September 1663 sanft in dem Herrn. Gleichwie Gott dem Heiligen während seines Lebens die Gnade verliehen hat, dass er entzückt wurde, künftige Dinge voraus sagte, die verborgenen Geheimnisse des Herzens erkannte, und erstaunliche Dinge tat; so gefiel es ihm auch, die Heiligkeit desselben durch Wunder nach seinem Tod zu verherrlichen. Er ward daher im Jahre 1753 in die Zahl der Seligen gesetzt, im Jahre 1767 aber feierlich heiliggesprochen.“

 

Die heilige Richardis von Andlau, Kaiserin, Äbtissin,

+ 18.9. um 900 – Fest: 18. September

 

Frauenschicksal! So ließe sich wohl am besten das Leben der heiligen Richardis überschreiben, von der wir heute einiges erzählen wollen. Zwar hat sie keinen Mönch gefunden, der uns eine zusammenfassende Schilderung ihrer Tugenden und Taten geschenkt hätte, aber was die Geschichtsschreiber jener Zeit berichten, ist genug, um die Gestalt der heiligen Kaiserin vor unseren Augen lebendig werden zu lassen.

 

Ein immer wiederkehrendes Schicksal hochgestellter Frauen scheint es zu sein, dass der äußere Glanz nur ein Schleier ist, der vor den Augen einer flüchtig urteilenden und neidvollen Welt den Abgrund von Leid verdecken muss, der beschlossen ist in dem Wörtlein: unglücklich verheiratet. Es war eine rein politische Heirat. Richardis war die Tochter des Grafen Erchanger, der im Elsass und Breisgau reiche Güter besaß, und der dreiundzwanzigjährige Prinz Karl von Alemannien (Schwaben) begehrte 862 ihre Hand, um seine Macht in jenen Landen zu befestigen. Richardis wird kaum um ihre Einwilligung gefragt worden sein, das war bei solchen Gelegenheiten nicht üblich. Ein heldenmütiges Opfer des Gehorsams war es, das die jugendlich schöne und geistvolle Richardis brachte. War doch Karl an sich keine begehrenswerte Persönlichkeit. In seiner Jugend hatte er an Fallsucht gelitten, so dass er überhaupt schon an der Welt verzweifeln und sich in einem Kloster vergraben wollte. Dieses Übel scheint sich zwar gebessert zu haben, aber an seine Stelle trat ein nervöses Kopfleiden, gegen das alle Mittel sich machtlos erwiesen. Nur wahrhaft christlicher Sinn, der bereit war den Kreuzweg zu beschreiten, konnte sich mit dem Gedanken abfinden, ein ganzes Leben lang an einen kranken Menschen gebunden zu sein. Das geheimnisvolle Band jedoch, das beide Gatten umschlang, war die beiderseitige Frömmigkeit, die sich vor allem in einer unbegrenzten Freigebigkeit gegen Kirchen und Klöster äußerte.

 

Die Glanzzeit Richardis kam, da ihr Gemahl nach dem Tod Ludwigs der Deutsche König wurde. Und Karl ließ sie bereitwillig an Königsehre und Königswürde teilnehmen. Sie zog mit nach Italien, und als ihr Gemahl im Februar 881 in der Peterskirche zu Rom die Kaiserkrone empfing, kniete sie an seiner Seite und erhielt ebenfalls aus den Händen des Papstes Johannes VIII. das Diadem. Gleichsam zum Dank übergab die neugekrönte Kaiserin am Grab der Apostelfürsten ihr Stift Andlau dem Papst und stellte es gegen einen jährlichen Zins unter seinen besonderen Schutz.

 

Mit Fug und Recht war Richardis Kaiserin. Während für den schwächlichen, energielosen Karl die Krone nicht mehr bedeutete als eitlen Schimmer, trat seine Gemahlin wirklich als Regentin auf. Eine treue Stütze hatte sie dabei an Bischof Liutward von Vercelli, der als Erzkaplan an der Spitze der kaiserlichen Kanzlei stand. Wenn man vom Kaiser etwas erreichen wollte, musste man sich an Richardis und Liutward wenden. Sogar der Papst Johannes, von Langobarden, Sarazenen und römischen Adeligen bedrängt, schreibt an Richardis, sie möge fußfällig von ihrem Gemahl für den Nachfolger des heiligen Petrus Rettung aus der drohenden Lebensgefahr erflehen. Zu einer Heerfahrt nach Italien war nun Karl allerdings nicht zu bewegen. Nur die gefangen gehaltene Witwe Ludwigs von Aquitanien, Engelberga, ließ er nach Rom geleiten, wie es der Papst durch Richardis ebenfalls erbeten hatte. Sonst war Karl auch als Kaiser noch seiner Gemahlin aufrichtig zugetan und er gab ihr zum Beweis seiner Liebe die Einkünfte und die Oberleitung angesehener Frauenklöster, wie Zürich und Säckingen.

 

Aber bald zogen sich schwarze Gewitterwolken am Himmel zusammen. Kanzler Liutward hatte sich durch seine Machtgier und Habgier viele Feinde geschaffen, die nun mit wahren und falschen Anklagen seinen Sturz herbeizuführen suchten. Die üblen Nachreden, die über Liutward umgingen, machten auch vor der edlen Frau Richardis nicht Halt, die mit ihrer Huld gegenüber dem geschäftsgewandten und klugen Ratgeber allzu freigebig gewesen sein mochte. Inwieweit Karl einem solchen Gerede Glauben geschenkt hat, lässt sich nicht feststellen. Jedenfalls war diese Verdächtigung ihrer Frauenehre für die heilige Richardis der willkommene Anlass, sich jetzt ganz von ihrem Gemahl zu trennen und sich einem gottseligen Leben zu widmen, wonach schon lange das Sehnen ihres Herzens gegangen war. Wenige Tage, nachdem Karl notgedrungen seinen Kanzler entlassen hatte, berief er seine Gemahlin vor die Ratsversammlung des Reiches. Nachdem er feierlich bezeugt hatte, dass er während der fünfundzwanzigjährigen Ehe sie nie berührt habe, beteuerte die Kaiserin ihrerseits, dass sie ihre Jungfräulichkeit stets unversehrt bewahrt und weder ihres Gatten noch eines anderen Mannes Umgang jemals genossen habe. Zum Beweis erbot sie sich zu einem Gottesurteil, entweder zu einem Zweikampf durch einen Vertreter oder zur Beschreitung der glühenden Pflugschar. Ob es wirklich dazu gekommen ist, berichtet der Chronist nicht. Die Legende erzählt ja, dass Richardis die Feuerprobe wirklich bestanden hatte, indem sie auf den bloßen Leib ein wachsgetränktes Linnenhemd anzog, das an den vier Ecken angezündet verbrannte, ohne ihren jungfräulichen Leib zu verletzen.

 

Die Ehe zwischen den beiden Gatten konnte, als nicht vollzogen, kirchlich wieder getrennt werden. Richardis nahm den Schleier in ihrem Lieblingskloster Andlau, und die einst Herrscherin gewesen war, bemühte sich jetzt allen um Christi willen zu dienen. Nach einem Leben des Gebetes und der Buße entschlief sie selig im Herrn am 18. September um das Jahr 900. Ihr Gemahl war ihr schon am 13. Januar 888 vorausgegangen, ein hilfloser, von schwerstem Siechtum geschlagenen Mann; auf der Reichenau fand er seine letzte Ruhestätte. Seine religiöse Freigebigkeit während seines Lebens und die demütige Ergebung, mit der er seinen jähen Sturz durch seinen Neffen Arnulf und seine gänzliche Vereinsamung und Verarmung ertrug, hat ihm gewiss das himmlische Reich verdient. An die Größe seiner Gemahlin reicht seine Persönlichkeit nicht heran. Der Name eines Kaisers wird verdunkelt vom Glanz, in dem die Heiligen leuchten wie die Sterne. Der Todestag der heiligen Richardis wurde stets im Elsass als Festtag gefeiert. Im November 1049 kam Papst Leo IX., ehemals Bischof von Toul, in eigener Person nach Andlau, um ihre Gebeine zu erheben und die Kirche auf ihren Titel zu weihen.

 

Im liturgischen Festtagsgebet der seligen Richardis wird hervorgehoben, dass ihr die Gnade gegeben worden sei, jungfräulichen Sinnes das Irdische zu verachten und nach der Gipfelhöhe des himmlischen Reiches zu streben. Möge uns wenigstens die Gnade verliehen sein, die Lockungen und Gefahren der Welt zu überwinden, um die ewigen Freuden zu gewinnen. 

 

Gebet am 18. September

 

O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria! Gütig bist du zu den Notleidenden, mild zu denen, die dich um Beistand bitten, süß für die, die dich lieben, gütig bist du zu den Bußfertigen, mild zu denen, die in der Tugend zunehmen, süß für die Vollkommenen. Du gibst uns deine Güte zu erkennen, wenn du uns von der Strafe befreist, du gibst uns deine Milde, wenn du uns Gnaden austeilst, du gibst deine Süßigkeit, wenn du dich denen schenkst, die dich suchen. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Josef von Cupertino

 

Wir bitten Dich, o Herr, gib uns auf die Fürbitte Deines heiligen Bekenners Josef, dass wir uns über alles Irdische erheben, und zu Dem gelangen, der mit Dir lebt und regiert in Einigkeit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Auf den heutigen Tag im Jahr 1577 hat Papst Gregor XIII. die dem Karmeliterorden vorher erteilten Ablässe bestätigt. Die Bulle fängt mit dem Lob der seligsten Jungfrau an. 

 

Andacht am 18. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Es ist keineswegs notwendig, dass man beim innerlichen Gebet sich in lange Reden ergieße und gewählte Ausdrücke anwende, wenn man sich mit Gott bespricht. Es genügt, in seiner heiligen Gegenwart tief innerlich gesammelt zu sein, Ihm einfach die Not seiner Seele vorzutragen und der liebevollen Verpflichtung Ihn zu erinnern, die Er uns zu Liebe auf sich genommen hat, ihr abzuhelfen." (Die heilige Theresia von Avila)

Gerson erzählt von einem großen Diener Gottes, der oft gesagt hat: "Seit vierzig Jahren habe ich allen Fleiß auf das innerliche Gebet verwendet, und nie fand ich ein besseres Mittel, es zu verrichten, als wenn ich wie ein Kind, oder wie ein armer, nackter und blinder Bettler vor den Herrn trat."

Dies auch war das Gebet des heiligen Franziskus, der ganze Nächte zubrachte, die Worte zu wiederholen: "Mein Gott, was bist Du, und was bin ich!" - Bei dem Anblick eines so großen und so gütigen Gottes löste er sich in sein Nichts auf, und wurde dann von einer so innigen Liebesreue durchdrungen, dass er mit Tränen betete und zum Herrn flehte, seinem tiefen Elend zu Hilfe zu eilen.

 

Verleihe mir, o Gott, dass ich immer tief innerlich in Deiner Gegenwart gesammelt bin! Dort will ich ohne Unterlass die Not meiner Seele Dir entfalten. Gedenke, dass Du aus Liebe Dich verpflichtet hast, ihr abzuhelfen! Komm, o mächtiger und gütiger Gott, Deinem Kind zu Hilfe, das im Elend schmachtet! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 18. September

 

"Wenn du ein Jünger Jesu Christi sein willst,

musst du in Leiden leben,

denn der Diener ist nicht größer als der Herr."

 

gottsel. Johannes Tauler OP

1300 bis 16.6.1361

 

Betrachtung am 18. September - Die Mittel,

die Reinheit des Herzens zu erlangen

 

Mein Gott, erhöre mein Verlangen,

Und lass mich Reinheit erlangen,

Durch die mein Herz sich frei erhebt,

Und bis zu dir, mein Schöpfer, schwebt.

 

1. Ein reines Herz ist ein Herz, das von den Geschöpfen und von sich selbst gelöst ist, und im Umgang mit der Welt sich unbefleckt erhält. Das ist eine so edle als seltene, aber allen Auserwählten notwendige Tugend. Um diese Reinheit des Herzens zu erlangen, ist die tägliche Betrachtung des Todes überaus wirksam. Denn betrachtest du oft und ernsthaft die Asche und Fäulnis des Grabes in der Nähe, in die alles zerfällt, was Ruhm, Lust und Herrlichkeit der Welt genannt wird, unfehlbar werden dann die Augen über diese vorüber fliehenden Schatten dir aufgehen. Lösen werden sich die Bande, die an diese gebrechlichen Dinge dich fesseln, und ausrufen wirst du mit den Weisen: "O Eitelkeit der Eitelkeiten, und alles ist Eitelkeit." 

 

2. Betrachtest du überdies dich selbst jeden Tag, als würdest du bereits auf dem Totenbett liegen, dann wird die Torheit dir fühlbar werden, dein Herz an ein scheinbares Nichts zu heften, das gleich einer Seifenblase sich auflöst. Worin liegt der Grund deiner beständigen Angst, deiner Täuschung und Verunreinigung durch den Zauber der Welt und deiner Leidenschaften? Darin, dass du des Todes nicht eingedenk bist, der bereits den Pfeil an seinen Bogen gelegt hat, nach dir zu zielen, und nicht bedenkst, dass der Gerechte, ungeachtet seiner Wachsamkeit und seiner Tugenden, kaum selig wird. Diese Dinge führe jeden Tag ernsthaft zu Gemüte, und die Täuschung wird von dir fliehen, lösen werden sie allen Zauber, und dein Herz von allen unreinen und sündhaften Gedanken und Begierden befreien.

 

3. Endlich müssen wir, uns rein zu erhalten, vor allem gefährlichen Umgang gleich dem Aussatz fliehen. Wie ist es je möglich, sinnlicher Gedanken sich zu erwehren, wenn wir oft in gefährlicher Gesellschaft sind? Wachen müssen wir und unsere Sinne bezähmen, sonst ist keine Reinheit möglich. Durch Abtötung müssen wir unseren Körper dem Geist unterwerfen. Ohne Salz geht das Fleisch in Fäulnis über, und ohne Abtötung wird der Leib dem Geist nimmermehr gehorchen. Anhaltendes und eifriges Gebet aber wird uns die Kraft zu diesen heiligen Übungen vom Herrn erbitten. Matthäus 26,41: "Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach."

 

19. September

 

Unsere Liebe Frau von La Salette

 

Der heilige Januarius,

Bischof und Martyrer von Benevent, Italien,

+ 19.9.305 - Fest: 19. September

 

Januarius war zur Zeit der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian um die dritte Jahrhundertwende nach Christi Geburt Bischof im süditalienischen Benevent. Sein Martyrium gleicht mit Verhaftung und Verhör eigentlich dem Martyrium anderer Blutzeugen. Nur dadurch unterscheidet es sich, dass Januarius und seine sieben Gefährten wie Zugtiere, wie Pferd und Esel, vor einen Wagen gespannt wurden, auf dem sie im schnellen Lauf den Obersten der Polizei nach Neapel ziehen mussten. Da sauste den Bedauernswerten ständig die Peitsche um die Ohren. Und an den Straßenrändern standen viele Neugierige und schlugen auf sie ein, bewarfen sie mit Steinen und verspotteten sie. Nach der Ankunft in Neapel warf man die mutigen Bekenner im Zirkus den wilden Tieren vor. Weil aber diese, die weniger blutdürstig als die Menschen waren, die Blutzeugen verschonten, schlugen ihnen die Henker den Kopf ab. So endete das Leben des heiligen Januarius, aber mit seinem Tod fing sonderbarerweise seine Geschichte erst recht an.

 

Schon immer war es bei den Christen Brauch, dass sie die sterblichen Überreste der Martyrer sammelten, ehrfurchtsvoll bestatteten und über ihren Gräbern Kirchen und Altäre zu errichten, auf denen sie das heilige Opfer feierten. Auch tauchte man oft ein Tuch in das frische Blut der Hingerichteten und bewahrte und verehrte das Tuch als kostbare Reliquie.

 

Bei Januarius geschah noch mehr. Es war nämlich bei seiner Hinrichtung eine Frau dabei, die zufällig zwei Fläschchen bei sich hatte. Als das Blut des heiligen Bischofs floss, füllte sie geistesgegenwärtig die beiden Fläschchen etwas über die Hälfte mit dem frischen Blut des Martyrers. Andere Christen holten in der Nacht nach der Hinrichtung auch die Leiber der Blutzeugen. Das geschah im Jahr 304.

 

Zwanzig Jahre später, als die dreihundertjährige Katakombenzeit der Kirche durch Kaiser Konstantin ihr Ende gefunden hatte, erbaute man über der Ruhestätte des heiligen Januarius und seiner Gefährten ein Gotteshaus. Die Gebeine der Martyrer wurden gehoben und in einem kostbaren Schrein beigesetzt. Dann kam auch jene Frau und brachte die beiden Fläschchen mit dem Blut des heiligen Januarius, das längst vertrocknet war. Als man aber die Fläschchen auf den Altar in die Nähe der anderen Reliquien stellte, wurde das vertrocknete Blut darin lebendig und flüssig und schaumig.

 

Eine sonderbare Geschichte! Was aber an der Sache noch sonderbarer ist, ist die Tatsache, dass sich vom Jahr 325 an bis in unsere Zeit dieser Vorgang mit dem Blut (1. Mai, 19. September, 16. Dezember) vor unzähligen Zeugen wiederholt. Und alle, die es sehen wollen, können aus nächster Nähe zuschauen, wie es geschieht.

 

Sollte dich also einmal der Weg an einem der drei genannten Tage dorthin führen, dann besuche die Kirche des heiligen Januarius in Neapel. Weil du fremd bist, erhältst du einen Platz gleich am Altar, damit du das Geschehen aus der Nähe sehen kannst. Ein Bischof oder ein Priester zeigt dir die beiden Fläschchen, die sich hinter bauchigem Glas in einer Art Monstranz befinden. Beide sind zur Hälfte mit geronnenem und getrocknetem Blut von rostbrauner Farbe gefüllt. Ihr Inhalt bewegt sich nicht, selbst, wenn man den Behälter auf den Kopf stellt. Wenn sich aber der Priester mit dem Fläschchen dem Reliquienschrein nähert, so braust das feste Blut auf, wird flüssig, dehnt sich aus und füllt die beiden Fläschchen fast bis an den Hals. Das alles kannst du ganz deutlich sehen, niemand kann dir aber erklären, wie das geschieht und wie das überhaupt möglich ist. Du wirst aber danach in dem Glauben fester stehen, für den der heilige Januarius und seine Gefährten den Martyrertod erleiden mussten.

 

Pater Antonius von Ungarn

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des heiligen Antonius von Ungarn, Martyrer. Von diesem heiligen Bekenner Christi berichtet uns die Geschichte, dass er jahrelang Ungarn durchwanderte, mit apostolischem Eifer predigte und die heiligen Sakramente spendete. Um das Jahr 1399 fiel er den Türken in die Hände, die ihn schwer misshandelten, dann aber wieder freiließen und dadurch seine Tugend auf die Probe stellten, dass sie ihm verkommene Personen zuschickten, in der Hoffnung, er werde bei ihren Anreizen und Verführungsversuchen ein Opfer seiner eigenen Begierlichkeit werden. Pater Antonius blieb jedoch standhaft. Die Feinde des christlichen Glaubens gerieten darüber in Zorn und vergriffen sich an dem heiligen Mann, zerschmetterten ihm die Hirnschale, öffneten ihm die Brust und rissen ihm Gehirn und Herz heraus. Auf einem wertvollen Gemälde aus dem 15. Jahrhundert im Dom zu Aachen wird er deshalb neben der heiligen Katharina, der heiligen Barbara, dem heiligen Laurentius, Stephanus und Angelus mit einer Keule in der linken Hand, das Skapulier mit Steinen gefüllt, am Kopf eine Wunde und im Heiligenschein die Worte: "Sanctus Antonius" dargestellt, ein Beweis, dass Pater Antonius bereits mehr als über 100 Jahre vor Erlass der Verordnungen Papst Urbans VIII. öffentliche Verehrung als Heiliger genoss und darum mit Recht als solcher verehrt wird.

 

Gebet am 19. September

 

Du kannst mein Herz bereichern, du Schatzmeisterin Gottes! Du kannst mich von allen Krankheiten meiner Seele heilen. Besuche mich häufig während meines Lebens, aber besuche mich hauptsächlich in der Stunde meines Todes, denn da wird mir dein Beistand noch weit notwendiger sein. Weil ich es nicht verdiene, so mache ich auch keinen Anspruch darauf, dass du mich hier auf Erden durch deine sichtbare Gegenwart heimsuchst, wie du dies bei so vielen deiner Verehrer getan hast, die aber nicht undankbare und unwürdige Verehrer gewesen sind, wie ich. Ich bin damit zufrieden, wenn ich dich nur in deinem Reich im Himmel sehen kann, wo ich dich zu lieben und dir zu danken hoffe für alles Gute, das du mir erwiesen hast. Für den Augenblick bin ich zufrieden, wenn du mich nur mit deiner Barmherzigkeit heimsuchst. Jetzt genügt es mir, wenn du nur für mich betest. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Januarius

 

O Gott, der Du uns das Fest Deiner heiligen Märtyrer Januarius und seiner Gefährten feiern lässt, gib uns auf ihre Fürbitte hin, dass wir uns einst in der ewigen Glückseligkeit ihrer Gesellschaft erfreuen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andacht am 19. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Es ist sehr fruchtbar und außerordentlich heilsam, während des innerlichen Gebetes immer wieder Akte des Lobes und der Liebe zu Gott zu erwecken; Verlangen zu haben und sich vorzunehmen, Ihm in allen Dingen zu gefallen; Seiner Güte und allerhöchsten Vollkommenheit sich zu erfreuen; zu wünschen, dass die Ehre und Verherrlichung Ihm erwiesen wird, deren er würdig ist; Seiner Huld sich zu empfehlen, und ganz einfach vor Ihm abzuwarten; Seine Größe und Seine Barmherzigkeit zu bewundern und beim Anblick unseres eigenen Elends uns tief zu demütigen, und gleichmütig zu sein, ob Er uns nun die Fülle seines Trostes, oder Trockenheiten zusenden will; da Er am besten weiß, was uns gut tut. Alle diese Akte sind sehr geeignet, den Willen mit heiligen Anregungen zu erfüllen. Der Hauptpunkt besteht nicht darin, viel zu denken, sondern viel zu lieben." (Die heilige Theresia von Avila)

Pater Segneri, der Jüngere, sprach weinend zu einem Freund: "Tun Sie ja nicht so wie ich! Während der ganzen Zeit meiner theologischen Studien verwendete ich die Stunde der Betrachtung darauf, über vielerlei nachzudenken, um dadurch einige fromme Anregungen in mir zu erwecken; und empfahl mich beinahe niemals dem Herrn. Endlich erbarmte Er sich meiner und erleuchtete mich. Jetzt besteht alles, was ich tue, beinahe nur darin, dass ich mich Ihm empfehle und verschiedene Akte erwecke; und ich fühle mich sehr wohl dabei. Wenn irgend eine gute Änderung mit mir vorgegangen ist, und wenn ich anderen nützlich war, so verdanke ich dies wie ich denke, dieser Übung."

Die heilige Franziska von Chantal fand ihre Freude darin, die unermesslichen Vollkommenheiten Gottes zu betrachten, und zu verlangen, dass dieses allerhöchste Gut von allen Seinen Geschöpfen erkannt und geliebt wird.

 

Mein Gott, unablässig will ich mich Dir empfehlen, Dich loben; mich anregen, Dich zu lieben; und mein Gemüt dahin zu führen, Deinen heiligen Willen zu tun! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 19. September

 

"Bei dem Andenken an das Leben

und die Handlungen der Heiligen,

sucht so viel als möglich ihren Spuren zu folgen

und demütigt euch,

wenn ihr deren Vollkommenheit nicht erreichen könnt."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 19. September - Die Unmöglichkeit, zwei Herren zu dienen

 

Dir, Herr, will ungeteilt ich dienen,

Der du zu deinem Dienst mich schufest.

Wie selig ist, wen du berufest.

Denn Liebe ist dein Dienst und süße Rast,

Der Dienst der Welt ist schwere, bittre Last.

 

1. "Niemand", spricht der Herr, "kann zwei Herren dienen", zumal wenn jeder dieser Herren verlangt, was mit dem Dienst des andern sich nicht vereinbaren lässt. Nur ein Herz haben wir, dies aber kann nicht zugleich dem Schöpfer und dem Geschöpf, dem Himmel und der Erde, der Frömmigkeit und der Begierlichkeit dienen. Notwendig müssen wir dem einen anhängen, und das andere verschmähen. Wie auch kann je, wer in Überfluss und Glanz, in Ehren und Lüsten lebt, ein armes, demütiges, verborgenes, abgetötetes Leben lieben? Torheit ist so ein Leben in seinen Augen, und er verachtet diejenigen, die es führen. 

 

2. Noch anschaulicher wird diese Unmöglichkeit, wenn wir die Gesetze betrachten, die diese beiden Herren uns vorschreiben, und die einander geradezu widersprechen. Die Habgier verschlingt alle Gedanken des Geizigen: wann also wird er das Gesetz der Nächstenliebe und des Almosens befolgen? Unbekannt sind dem Ehrgeizigen die Vorschriften der Sittsamkeit: wird er also das Gebot der Demut nicht verlachen? Achtet etwa der Wollüstige das Gesetz der Sittlichkeit? Wie also wird er dem Gesetz der Buße und Abtötung sich unterwerfen? Woher auch unser eigener Missmut und die so vielfältigen Gedanken, die uns sogar im Gebet zerstreuen? Daher, weil wir das Unmögliche, weil wir zwei Herren dienen wollen. Dienten und liebten wir Gott allein, dann wäre unser Herz ruhig, und unser Leben friedlich und selig. 

 

3. Wir klagen zuweilen, dass wir keinen Geschmack im innerlichen Gebet empfinden, dass unsere Andachtsübungen uns nicht ansprechen, dass wir trockenen Herzens sind, und halten dies für eine Prüfung. Gehen wir dem Übel auf den Grund, so werden wir finden, dass unser Herz zwischen zwei Herren geteilt ist, und dass wir abwechselnd bald dem einen, bald dem anderen dienen wollen. Entsagen wir den Eitelkeiten der Welt, unserer Anhänglichkeit an vergängliche Dinge, unseren Leidenschaften und uns selbst, und wir werden die größte Freude im Dienst Gottes finden. 2 Korinther 6,14: "Beugt euch nicht mit Ungläubigen unter das gleiche Joch. Was haben denn Gerechtigkeit und Gesetzwidrigkeit miteinander zu tun? Was haben Licht und Finsternis gemeinsam?"

 

20. September

 

Der heilige Eustachius, Jäger und Martyrer von Rom,

+ 20.9.118 - Fest: 20. September

 

Mit einer Jagd mit Hörnerklang und Hundegebell beginnt die Legende von Eustachius, die schön ist und auch ans Herz geht.

 

Da ritten vor bald zweitausend Jahren hohe kaiserliche Offiziere von Rom aus in den Wald und auf die Heide. Mancher Hase und manches Reh musste an diesem Tag ins Gras beißen und das Leben lassen.

 

Unter den jagenden Offizieren war einer, der Plazidus hieß. Bei der Eroberung Jerusalems im Jahre 70 nach Christi Geburt hatte er tapfer und mit Mut gekämpft, so dass ihn der Kaiser zum Generalfeldmarschall ernannte. Wenn überhaupt jemand, dann war Plazidus der hohen Ehrung würdig, denn er war nicht nur ein guter Krieger, sondern auch ein guter Mensch, der ein ordentliches Leben führte und viel für die Armen und Bedürftigen tat.

 

Solche guten Menschen liebt Gott sehr, und immer ist er mit der Gnade hinter ihnen her. Auch bei Plazidus war es so. Gerade auf der oben erwähnten Jagd hat Gottes Gnade den Mann gefangen.

 

Die Sonne ging fast schon unter und die Jagd ging langsam zu Ende, als vor dem Feldmarschall Plazidus im dunklen Wald plötzlich, wie aus dem Boden geschossen, ein prächtiger Hirsch auftauchte. Da freute sich der Jäger und Plazidus hetzte eine volle Stunde lang über Stock und Stein mit Begeisterung hinter dem Wild her. Aber er wusste nicht, dass er bei dieser Jagd nicht der Jäger, sondern der Gejagte war. Auf einmal blieb nämlich zwischen hohen Fichten das Tier in einer Lichtung auf einem Felsenvorsprung stehen und drehte sich um. Da sah Plazidus im breiten Geweih des Hirsches, von Glanz umleuchtet, ein strahlendes Kreuz, und von dem Kreuz ging eine Stimme aus, die sprach:

 

„Plazidus, warum jagst du mich? Ich bin Christus, der dir zuliebe am Kreuz gestorben ist. Lange schon bin ich hinter dir her, denn weil du barmherzig bist, will auch ich mit dir barmherzig sein. Geh in die Stadt zum Bischof der Christen und lass dich taufen, dich und deine Familie. Dann wirst du zwar viel erleiden müssen, aber dafür auch ewigen Lohn gewinnen.“

 

So sprach die Stimme aus dem Kreuz, und die Jagd war aus. Gottes Gnade hatte den Jäger gefangen. Noch am gleichen Tag ließ sich Plazidus auf den Namen Eustachius taufen. Mit ihm empfingen das Sakrament der Wiedergeburt die Frau und die beiden Söhne des Generalfeldmarschalls. Natürlich blieb er nicht mehr lange in der hohen Stellung, denn als bekannt wurde, dass er Christ geworden war, nahm der Kaiser ihm alle Ämter weg, zog sein Vermögen ein, und Eustachius konnte froh sein, dass er durch eine eilige Flucht sich und seiner Familie wenigstens das Leben retten konnte.

 

So wie gut hundert Jahre vorher die Heilige Familie vor den Soldaten des Herodes nach Ägypten floh, so zog auch Eustachius mit Frau und Kindern dorthin. Weil er aber die Schifffahrt über das Meer nicht bezahlen konnte, behielt der Kapitän seine Frau als Pfand zurück. Bei der Weiterreise verlor der Geprüfte auch noch die beiden Söhne, die von wilden Tieren verschleppt wurden. Da ging in Erfüllung, was bei der Bekehrung vorhergesagt wurde, dass Eustachius um des Himmels willen vieles erleiden muss.

 

Fünfzehn Jahre lang dauerte die Prüfungszeit, die Eustachius als Knecht bei einem Bauern am Nil in Ägypten verbrachte. Zuletzt wurde er bei einer großen Not des Vaterlandes noch einmal an die Spitze des Heeres gestellt. Gott fügte es, dass er zur gleichen Zeit auch seine Frau und die Söhne wiederfand. Dieses Glück war aber nur wie ein letzter Sonnenstrahl nach einem regnerischen Tag am späten Abend. Denn kaum hatte Eustachius die Feinde des Römischen Reiches besiegt, da wurde er mit seiner Frau und den Kindern wegen ihres christlichen Glaubens in einem eisernen Ofen verbrannt.

 

Wie hatte doch die Stimme aus dem Kreuz im Hirschgeweih gesprochen?

 

„Du wirst zwar vieles erdulden müssen“, so hat sie gesagt, „aber dafür auch ewigen Lohn gewinnen.“

 

Aus: „Tiere unterm Regenbogen“, von Aloysius Roche, Berlin 1954:

 

Legende vom heiligen Eustachius

 

Tivoli ist eine kleine Stadt, nahe bei Rom, berühmt durch ihren prachtvollen Wasserfall. Diesen Wasserfall bringt der Anio hervor, der von den Sabinerbergen kommt und dann ganz plötzlich etwa hundert Meter tief hinabstürzt, um sich ein neues Bett zu suchen. Heutzutage wird diese Wasserkraft ausgenützt, um die Elektrizität zu produzieren, von der die Stadt Rom abhängt. Seit mehr als 2000 Jahren ist dieser schöne Ort wegen seiner Lage berühmt. Einer der römischen Kaiser hatte hier ein Landhaus mit 10 Hektar Grund dabei. Um diese Zeit und noch lange nachher war Tivoli eine Gegend, die besonders gute Jagdgelegenheit bot; es gab da vielerlei wilde Tiere, die in Wäldern und Bergen herumstreiften.

 

Etwa hundert Jahre nach Unseres Herrn Geburt kam ein Mann dahin, um sich an der Jagd zu erfreuen. Er hieß Plazidus (der Gelassene), obwohl sein Leben bis dahin alles andere als „gelassen“ verlaufen war. Jahrelang war er mit seinen Soldaten marschiert und hatte fast überall im weiten römischen Reich gekämpft. Er war einer von Hadrians Generalen, und dieser Kaiser führte immer gegen irgendjemand und irgendwo Krieg, in Spanien, in Deutschland, im Osten. Und wo immer Hadrian war, da sah man auch Plazidus an der Spitze seiner Legionen. Nun endlich sollte er einen langen Urlaub haben, und er war fest entschlossen, das Beste daraus zu machen!

 

Als Plazidus nach Tivoli kam, fand er die Vorbereitungen zur Jagd in vollem Gange. Da er ein Mann von bedeutendem Einfluss war, wurde er allgemein sehr gut empfangen. Beritten auf einem der besten Pferde aus den königlichen Ställen, den Speer in der Faust, schlug er den Weg zum Wald ein. Als römischer Soldat war er unerschrocken und völlig furchtlos im Augenblick einer Gefahr, er war aber auch ein sehr stolzer Mann und fest entschlossen, Ruhm zu gewinnen, noch ehe der Tag vorüberginge. Als daher die Jagd begann, beachtete er gar nicht die gewöhnlichen Tiere, die seinen Weg kreuzten, sondern er suchte nach einem Wild, das seiner würdig wäre.

 

So ließ er seine Jagdgesellen bald alle hinter sich. Er drang in den tiefsten Wald und trieb sein Pferd zu großer Schnelligkeit an. Nicht lange, und sein Ehrgeiz fand ein Ziel. Noch in weiter Ferne sah er, aus dem Unterholz hervorbrechend, einen der stärksten Hirsche, der ihm je begegnet war. Es war ein Zwanzigender, sein Geweih 90 cm lang, so dass das ganze Tier 2,40 Meter in der Höhe maß. Was aber Plazidus verblüffte, war, dass dieser Hirsch, anstatt zu flüchten, stehen blieb und nun unmittelbar vor ihm stand. Das Pferd war in ruhigen Schritt gefallen und jetzt weigerte es sich überhaupt, weiter voran zu gehen. Mit einem Sprung war der Jäger auf dem Boden und drang auf seine Beute ein.

Er kam nah heran und wollte eben seinen Speer schleudern, als etwas geschah, das ihn gänzlich vergessen ließ, was er vorhatte. Bei starken Hirschen bildet das Geweih über dem Haupt des Tieres eine Art Fassung: als nun Plazidus den Hirsch, den er bis in die Wildnis verfolgt hatte, näher betrachtete, sah er in diesem Rahmen „ein großes und herrliches Abbild Unseres Herrn, an Seinem Kreuze hängend“. Und ein Strahl der untergehenden Sonne fiel voll auf diese Gestalt und umgab sie mit hellem, geheimnisvollem Glanz. Obwohl er ein Heide war – Plazidus fiel auf die Knie und bat Gott, ihn ab jetzt zu führen, er bat darum, ab sofort nur noch Jesus Christus zu dienen.

 

Das weitere ist bekannt. Plazidus hat nie mehr gejagt. Er verließ das Heer und wurde Christ, in der Taufe erhielt er den Namen Eustachius. Es heißt, er habe sich durch seine große Liebe zu den Armen ausgezeichnet.

Bald nach diesen Geschehnissen setzte eine neue Christenverfolgung ein, und als Eustachius sich weigerte, den Göttern zu opfern, wurde er hingerichtet.

 

Mutter Elisabeth vom Kreuz

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 20. September 1896 rief der Herr über Leben und Tod zu Fontainebleau (Frankreich) die lobwürdige Mutter Elisabeth vom Kreuz zu sich. Mutter Elisabeth, in der heiligen Taufe Noemi, in der Familie gewöhnlich Mimi genannt, war die Tochter des Versailler Advokaten Johann B. Doussot, der seine beiden Kinder nach Anleitung des berüchtigten Rousseau erzog. Die Folge war, dass Mimi zwar ein überaus schönes und besttalentiertes, aber auch schlimmes Mädchen wurde. In die Kirche kam sie nie, mit Ausnahme eines einzigen Falles, gelegentlich einer Trauung. Sie kam nur aus Neugier, wusste auch nicht, warum die Leute sich bei der heiligen Wandlung niederknieten und bekreuzten, war aber im höchsten Grad beglückt und erstaunt, ein liebliches Kindlein in der Hostie, die der Priester emporhielt, zu sehen. Von einem Mädchen gleichen Alters erfuhr sie, dass man beichten könne und was das sei und bewirke. Sofort entschloss sie sich, es auch zu tun; freilich musste sie, weil ganz unkundig, was alles dazu erforderlich sei, wieder unverrichteter Dinge von dannen gehen. Aus demselben Grund wollte der Pfarrer sie vom Empfang der heiligen Kommunion ausschließen; aber sie warf sich ihm zu Füßen und bat so flehentlich und versprach so bestimmt, fromm zu leben, dass er sich erweichen ließ und sie in Unterricht nahm. Mimi hielt Wort und lebte wirklich christlich und beichtete gegen alle Gepflogenheit jeden Monat, ja bald jede Woche und kommunizierte auch an gewöhnlichen Wochentagen, so oft sie Gelegenheit hatte, in die Heilige Messe zu kommen. Seitdem übte sie auch viele Buße, fastete streng, tat den Armen ungemein viel Gutes und fühlte sich zum beschaulichen Leben im Karmel hingezogen. Doch bestimmten sie Umstände, denen sie sich nicht entziehen konnte, nicht zum Karmel, sondern zu den Töchtern des heiligen Vinzenz ihre Schritte zu lenken. Hier wurde sie bald so krank, dass man für ihr Leben fürchtete. Als Arzt und Priester die Ursache, ihr starkes Sehnen nach dem Karmel erkannten, erhielt sie Erlaubnis, dahin überzutreten. Merkwürdig war, dass ihr während der Einkleidung am 8. April 1857 zu Amiens deutlich die Worte ins Ohr klangen: "Dein Vater wird zu Meaux einen Karmel gründen und du wirst hingehen, das ist sein Wille." So war es. Der Vater erschrak, als er nach der Einkleidung das große Gitter im Sprechzimmer erblickte, und sagte zur Priorin: "Aber ehrwürdige Mutter, darf ich denn mein Kind nie mehr umarmen?" Auf die Bemerkung, dies würde nur der Fall sein, wenn sie zu einer Neustiftung geschickt würde, beschloss er sofort, ein Karmelitinnenkloster zu stiften, und tat es später wirklich. Schwester Elisabeth, seine Tochter, war als Subpriorin dabei beteiligt. Sie besaß ein ausgezeichnetes Talent, zu regieren. Der Herr selbst hatte sie dazu angeleitet: "Durch Gebet, Sanftmut und Güte kannst du die Seelen überzeugen, beruhigen und fördern. Meinem Willen gemäß musst du eine große Sanftmut besitzen, um die Seelen, mit denen du umgehst, an mich zu ziehen." Um ihren Bußeifer zu entflammen, zeigte er ihr den Platz in der Hölle, den sie durch ihre Sünden verdient hätte. Einmal sprach er: "Ich will mich mit dir verloben in Schmach und Verachtung; suche sie überall!" Ein anderes Mal: "Deiner Fürsprache soll eine große Anzahl von Seelen den Himmel zu verdanken haben, doch nur durch Leiden wirst du sie für mich gewinnen. Gib mir Blut für Blut!" Sie gab es, schnitt sich mit einem scharfen Messer den Namen Jesus in die Brust ein, trug dreimal wöchentlich ein härenes Bußkleid, fastete zweimal die Woche bei Wasser und Brot, schlief wenig und nur auf bloßer Erde und dergleichen mehr. Später sprach er: "Jetzt verlange ich von dir weniger aktive Leiden durch Bußwerke als passive durch Krankheit. Kein Körperteil soll ohne Schmerz bleiben. Keine Stunde sollst du ohne Leiden sein." Die Leiden kamen auch, drückende Niedergeschlagenheit, marternde Zweifel, auch Schmerzen, die in allem den Peinen des Heilandes glichen. So lebte, wirkte und litt sie wie zu Fontainebleau, so zu Merville und Epernay, wo sie bei den Neugründungen mithelfen musste. Am 20. September 1896 befand sie sich eben bei der gemeinsamen Rekreation. Als eine Schwester bemerkte: "Nach einem Bericht aus Rom befindet sich der Heilige Vater sehr wohl," sprach M. Elisabeth leise: "O, dann weiß ich, warum es mir so schlecht geht." Eine Stunde später fand man ihren Leib entseelt auf dem Flur des Archivs. Ihr Opfer war vollbracht.

 

Gebet am 20. September

 

Wer kann dir, seligste Jungfrau, genug danken, oder dich loben, wie du es verdienst, da du durch ein Wort die Welt beglückt hast? Wer kann deine Hoheit, deine Würde fassen? Wie kannst du dich eine Magd des Herrn nennen, der dich zur Mutter vor allen Frauen auserwählt hat?

Demütige Jungfrau, dir will ich nachfolgen und mich wegen der irdischen und geistigen Gaben, die ich von Gott empfangen habe, niemals über andere erheben, sondern meine Nichtigkeit erkennen. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Eustachius und seiner Gefährten

 

O Gott, der Du uns zum Trost das Fest Deiner heiligen Märtyrer Eustachius und seiner Gefährten feiern lässt, verleihe uns auf ihre Fürsprache, dass wir, wie wir uns ihrer Verdienste wegen freuen, durch ihr Beispiel zum Kampf für den Glauben und die Tugend ermuntert werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Im Jahr 1284 hat die seligste Jungfrau, die zu Toul in Lothringen in der Hauptkirche verehrt wurde, und nun "vom silbernen Fuß" genannt wird, durch wunderbare Ermahnung einer vor der Statue betenden Witwe und des Hüters beim Stadttor, Reinbertus genannt, am heutigen Tag verhindert, dass die Stadt von einer schon in den Palast des Bischofs eingedrungenen feindlichen Rotte des bayerischen Grafen Theobaldus verwüstet worden ist. Zum Zeichen der Wahrheit hat man den Fuß der Statue vorgerückt gefunden, und deswegen mit Silber bedeckt. In allen öffentlichen Nöten nahm nun die Stadt zu dieser berühmten Statue, zur Fürbitte der heiligsten Mutter Gottes seine Zuflucht. 

 

Andacht am 20. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Denke dir während der Betrachtung, man beschimpft und beleidigt dich auf alle Weise und regne Widerwärtigkeiten über dich; und dann bereite dein Herz, allen zu verzeihen, die dich so misshandeln; und, nach dem Beispiel deines göttlichen Heilandes, alles mit Geduld zu ertragen. Auf diese Weise wirst du rasche Fortschritte auf dem Weg der Vollkommenheit tun." (Der heilige Philipp Neri)

Als einst der heilige Ignatius an einer schweren Krankheit darniederlag und die Ärzte ihm befahlen, alles zu verhüten, was ihn irgendwie zur Traurigkeit stimmen kann, dachte er nach, was wohl in der Lage wäre, ihn um seine Gemütsruhe zu bringen. Nachdem er nun längere Zeit nachgedacht und alle Trübsale überdacht hatte, die ihn treffen könnten; erkannte er, dass nur eins imstande wäre, ihn traurig zu machen und seinen Frieden zu stören; wenn nämlich die Gesellschaft Jesu aufgehoben werden würde, die er gestiftet hatte. Nachdem er nun dies mehrmals bedacht hatte, kam es ihm vor, dass er, wenn Gott dieses Kreuz ihm wirklich zusenden würde, es nur einer Viertelstunde innerlichen Gebetes bedarf, seine frühere Seelenruhe wieder zu gewinnen, falls er bei dieser Nachricht sie verloren hat. 

Die Schrift, spricht ein heiliger Lehrer, sagt, der Glanz, der, nach seiner Unterredung mit Gott, von dem Angesicht des Mose ausging, sei einem Horn ähnlich gewesen, in dem die Kraft der Tiere zu bestehen pflegt, uns dadurch anzudeuten, dass wir mit Kraft und Stärke vom innerlichen Gebet zurückkehren werden.

 

O mein Heiland, der Du für mich gekreuzigt wurdest, sieh, bereit bin ich, um Deinetwillen gekreuzigt zu werden! Welches Kreuz willst Du mir zusenden? Bereit ist mein Herz! Nicht klagen will ich; sondern Dich preisen und Dir danken! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 20. September

 

"Kein Geschöpf kann die Ruhe

des wahrhaft Demütigen stören;

er hat sich so tief erniedrigt,

dass niemand ihn finden kann."

 

sel. Bartholomäus von den Märtyrern OP

1514 bis 16.7.1590

 

Betrachtung am 20. September - Von Gottes allerhöchster Herrschaft

 

Die ganze Schöpfung, unser Gott, ist dein.

Du gabst den Wesen, was sie sind, zu sein.

Du bist ihr Herr und König; deinen Willen

Muss, was da lebt, nach deinem Recht erfüllen.

 

1. Gott ist der Schöpfer und allerhöchste Herr aller Wesen, seine Oberherrschaft über sie ist unveräußerlich, meine Abhängigkeit von ihm ist also wesentlich und unbegrenzt, denn ich bin ein Werk seiner Hände. Notwendig und unbedingt gehöre ich ihm an, er hat das vollkommenste Recht, ganz nach seinem Willen mit mir zu verfahren. Gab er mir einen freien Willen, so gab er ihn mir nur, damit meine freie Unterwerfung ihn ehrt, und mir zum Verdienst gereicht. Wie glückselig bin ich, von dir, mein Gott, dem allmächtigsten und gütigsten Herrn, abzuhängen. Aus freier Wahl will ich dir dienen. Herr. Schalte mit mir nach deinem Wohlgefallen.

 

2. Gottes Oberherrschaft umfasst alles. Meine Abhängigkeit von ihm und mein Gehorsam ihm gegenüber müssen daher ohne Vorbehalt, ohne Ausnahme sein. Denn alles, was ich bin und habe, alles, was ich in Ewigkeit sein und haben kann, kommt nur von ihm allein. Ich kann also über keinen Gedanken, über keine Regung meines Herzens gegen seinen Willen verfügen, ohne eine Ungerechtigkeit zu begehen. Denn als Herr des Baumes ist er allerdings auch Eigentümer aller seiner Früchte. Wie aber habe ich dies heilige Gesetz bis jetzt beobachtet? Ach, mein Schöpfer, gelebt habe ich, als hätte ich mich selbst erschaffen. Doch nimm meine Gelübde barmherzig auf, dir von nun an gänzlich anzugehören, und gestatte nicht, dass ich jemals wieder von dir getrennt werde.

 

3. Gottes Oberherrschaft ist ewig, und kann durch keine Zeit begrenzt werden, ebenso wenig kann eine Zeit meine Abhängigkeit von ihm begrenzen. Denn er ist es, der in jedem einzelnen Augenblick mir das Leben fristet, durch seine Wohltaten erhält und beschützt. Es gibt also keinen Augenblick, wo ich nicht von ihm abhinge. Wie selten, mein Schöpfer, habe ich bis jetzt diese große Wahrheit beherzigt. Wie selten dir aus ganzem Herzen gedankt, und wie übel auch habe ich dir gedient, da kaum eins meiner Werke deiner würdig ist. Nimm mich, mein Gott, als dein wahres Eigentum auf, und verleihe mir, dir würdig zu dienen. Deuteronomium 6,13a: "Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten; ihm sollst du dienen."

 

21. September

 

Der heilige Matthäus,

Apostel und Evangelist und Martyrer in Äthiopien,

+ 1. Jhd. - Fest: 21. September

 

Da saß einmal einer an der Zollstätte. Der Mann hieß Matthäus, und die Zollstätte befand sich in oder bei Kapharnaum am See Genezareth.

 

Was ist denn eine Zollstätte? Eine Zollstätte war ein Büro, wo die Leute die Steuern bezahlten. Heute würde man Finanzamt sagen, und da mag man nun alle, die man kennt, Verwandte und Bekannte, fragen, nicht einen wird man finden, der für das Finanzamt etwas übrig hat, denn Steuern bezahlt niemand gern. So war es zur Zeit, da der Heiland auf Erden weilte, auch. Damals war es jedoch noch eher schlimmer als heute, denn die Angestellten auf unseren Finanzämtern sind pflichttreue Leute, zur Zeit Christi aber waren die Steuereinnehmer oder Zöllner, wie man sie auch nannte, vielfach unredlich und dazu regelrechte Beutelschneider, die, weil sie von den römischen Besatzungsbehörden weiter nicht beaufsichtigt wurden, den Bürgern und Bauern mehr Abgaben aufhalsten, als sie eigentlich zahlen mussten, und diesen ungerechten Aufschlag ließen dann die Zöllner in die eigene Tasche fließen. So wurden die Steuerpächter zwar schnell reich, aber ihr Ruf im Volk war der denkbar schlechteste. Man nannte sie Blutsauger, und größtenteils waren sie es auch. Es war eine ausgesprochen schlechte Gesellschaft.

 

Zu dieser Gesellschaft gehörte auch Matthäus. Er braucht deswegen nicht von vornherein als ein schlechter Mensch zu gelten, seine Berufung zum Apostelamt und seine spätere Bewährung im Martertod deuten eher auf das Gegenteil hin, aber auf alle Fälle klebt an seinem Namen der Flecken eines übelbeleumundeten Berufes.

 

Da saß also Matthäus wieder einmal eines Tages in seinem Büro bei offenem Fenster, durch das warm die Frühlingssonne schien, am Schreibtisch, prüfte die Steuerlisten und zählte das Geld in der Kasse, aber das Herz war nicht bei dem, was er trieb. Seit er drüben am Jordan den Mann, der sich von Heuschrecken und wildem Honig nährte, gesehen und seinen schwerwiegenden Worten von der Axt gelauscht hatte, die schon an der Wurzel der Bäume liege, und von der Schaufel, die bald die Tenne säubere, wobei der Weizen in die Scheune gebracht und die Spreu in einem unauslöschlichen Feuer verbrannt werde, seitdem der geldsatte Steuereinnehmer Matthäus das gehört hatte, war er zwiespältigen Sinnes geworden, und als er vor kurzem erst denjenigen gesehen, herrlich und her, dessen Kommen die Stimme des Rufenden in der Wüste angezeigt hatte, war es vollends um die innere Ruhe und bisherige Selbstsicherheit geschehen. Was sollte er tun? Auf der einen Seite das einträgliche Geschäft, das Schlösschen am See, Kleider von Samt und Seide, feine Mahlzeiten, perlender Wein, rauschende Feste bei Gesang und Tanz und auf der anderen Seite – Matthäus sah sehr klar und scharf -, auf der anderen Seite das Himmelreich. Was sollte er doch nur tun?

 

Sinnend erhob bei diesem Gedanken der Zöllner das Haupt, und da sah er draußen im Fensterrahmen ihn, den Einzigen, um den sich letztlich sein Wägen und Wählen drehte, und Jesus schaute ihn an – oh, was muss das für ein Blick gewesen sein, dieser Heilandsblick! – und dann sprach Jesus zu dem Staunenden die gnadenvollen Worte: „Du! Komm! Folge mir nach!“ Und sogleich stand Matthäus auf, ließ Geld und Geschäft und das Schlösschen am See und alles, was sein Leben bisher schön und angenehm gemacht hatte, im Stich und folgte dem Herrn nach.

 

Es gibt einen nachdenklichen lateinischen Spruch, der heißt: „Time Jesum transeuntem“, auf Deutsch: „Fürchte Jesus, wenn er vorübergeht.“ Das will sagen, dass man vor dem Heiland trotz seiner unendlichen Güte Furcht haben muss, wenn man einen Gnadenblick von ihm, den er im Vorübergehen zuwirft, nicht auffängt und festhält.

 

Was wäre wohl aus Matthäus geworden, wenn er damals an der Zollstätte den Blick und das Wort des Herrn unbeachtet gelassen hätte? Die Freiheit dazu hatte er. Weil er aber die Gnade Gottes erfasste und bereitwillig annahm, deshalb wurde er einer aus der glorreichen Zwölfzahl, der, anstatt Steuern einzuziehen, Seelen rettete, der, anstatt Listen zu führen, das erste Evangelium, das seinen Namen trägt, schreiben durfte, der anstatt Geld sich unvergänglichen Ruhm erwarb, der, anstatt auf einer berüchtigten Zollbank zu enden, für immer einen der zwölf ersten Throne im Himmel einnimmt.

 

„O Herr“, so heißt es in der heutigen Festmesse, „du kröntest sein Haupt mit einer Krone von Edelstein. Leben erbat er sich von dir, und du schenktest es ihm.“

 

Der heilige Gerulf von Merendree bei Genf, frommer Junge und Märtyrer,

+ 21.9.750 – Fest: 21. September

 

Dieser Heilige machte sich durch seine Andacht zu Maria von seiner frühesten Jugend her des Martyriums würdig.

 

Einst war er von zu Hause weggegangen, um vom Bischof von Noyon das heilige Sakrament der Firmung zu empfangen, und kehrte dann in Begleitung seines Firmpaten in die Heimat zurück. Als er durch Drogen ging, wo eine berühmte Marien geweihte Kapelle war, bat Gerulf seinen Paten, ihn in die Kapelle gehen zu lassen, um seine gute Mutter zu grüßen. Der Pate willigte nur ungerne ein. Und weil Gerulf zu Marien längere Zeit gebetet hatte, als es der Führer wünschte, so geriet dieser in eine solche Wut, dass er ihn auf dem Weg durch eine unglaubliche Unmenschlichkeit tödlich verwundete. Der Junge fiel sterbend vom Pferd. Seine Eltern, die von dem Tier, das entflohen war, auf eine wunderbare Weise geführt wurden, kamen herbei, und fanden ihren Sohn halb tot auf der Straße liegen. Doch war er noch imstande, seinen Wunsch auszudrücken, dass sie ihn in der Mutter-Gottes-Kapelle zu Drogen begraben sollten. Er bat sie auch, den Ertrag einiger Ländereien für den Dienst des Altars der heiligen Jungfrau zu bestimmen, und sein Pferd dem Priester zu schenken, der den Gottesdienst in der Kapelle besorge. In diesen frommen Gesinnungen starb der heilige Knabe. Da aber seine Eltern aus Geiz unterlassen hatten, seinen Wunsch zu erfüllen, so erlangte er es doch schließlich durch Erscheinungen und Wunder, da er in dem Heiligtum Maria, seiner Mutter und Beschützerin begraben wurde, der er in einem so zarten Alter sein unschuldiges Leben geopfert hatte. 

 

Der selige Laurentius Imbert, Märtyrerbischof von Korea,

+ 21. September 1839 – Gedenktag: 21. September

 

Einige Stunden von dem südfranzösischen Städtchen Aix entfernt liegt ein trautes Dörflein, Cabriès genannt. Hier erblickte am 15. April 1787 Laurentius Maria Joseph Imbert das Licht der Welt. Die Armut stand an der Wiege des jungen Weltbürgers. Aber seine Eltern Ludwig und Susanne waren aufrichtig fromm, und das will in jener Zeit der französischen Revolution und der napoleonischen wirren schon etwas bedeuten. So arm waren seine Eltern, dass sie nicht einmal das geringe Schulgeld bezahlen konnten und das Kind ohne Unterricht aufwachsen lassen mussten. Acht Jahre war der aufgeweckte und lernbegierige Junge alt, als ein nichtssagender Zufall – der liebe Gott bedient sich solcher häufig - ihn eine Kupfermünze von etwa 4 Pfennigen im Wert finden ließ. Da natürlich niemand sich als Verlustträger meldete, so kaufte der Vater auf das inständige Bitten seines Sohnes ihm ein ABC-Buch. Nun hatte er zwar ein Buch, aber wer sollte ihn in den Sinn der sonderlichen Zeichen einführen, da seine Eltern selbst nicht lesen und schreiben konnten! Doch der Junge hatte die Bekanntschaft einer alten Frau gemacht, die ihm die Kunst des Lesens beibrachte. Da der Kleine große Fortschritte machte, so schenkte ihm die gütige Frau auch noch eine Feder und ein Heft und nun ging es mit demselben Feuereifer an das Schreiben. Aber der Sinn des Jungen ging höher: er wollte Priester werden. War das bei einer solchen Armut nicht unerreichbar? Für Kleingläubige wohl, aber Lorenz besaß ein unbesiegbares Gottvertrauen und sagte sich: Wenn Gott dich zum Priester machen will, dann hilft er dir auch. So ging denn der Vater zum würdigen Geistlichen des Dorfes, Armand mit Namen, und bat ihn, seinem Sohn Lateinunterricht erteilen zu wollen. Gerne sagte dieser zu. Aber nun kam doch die Zeit, wo Laurentius in eine Priestererziehungsanstalt eintreten musste. Doch das Geld dazu? Der würdige Pfarrer verschaffte ihm 1808 bei den sogenannten „Brüdern von der christlichen Zurückgezogenheit“, einer ordensähnlichen Vereinigung von Laien in Aix, eine Unterkunft. Von hier aus konnte er das staatliche Gymnasium mit finanzieller Unterstützung seines guten Pfarrherrn besuchen. Doch der Junge verstand sich bald auf eigene Füße zu stellen. Er hatte gesehen, dass die Brüder in den freien Augenblicken Rosenkränze ketteten. Bald hatte er es hierin zu solcher Fertigkeit gebracht, dass er nicht bloß alle seine Ausgaben, einschließlich jener für Kleidung, selbst bestreiten konnte, sondern, dass er sogar seinem alternden Vater eine monatliche Rente von beiläufig zwölf Mark schicken konnte. Selbst als er mit vorzüglichem Erfolg die Lateinschule verließ und in das dortige Priesterseminar übertrat, gab er diese Erwerbsquelle nicht auf. Trotzdem Imbert später als üblich zu den Studien gekommen war und obwohl er seinen Unterhalt sich noch nebenbei verdienen musste, studierte er doch mit solchem Eifer, dass er noch vor seinen Mitschülern, die alle Studien regelrecht gemacht hatten, an das Ziel kam. Da er zu jung war, um die heilige Weihe des Subdiakonates zu empfangen, so nahm er bei der angesehenen Familie Givors die Stelle eines Hauslehrers an. Schon auf der Lateinschule war ihm der unbestimmte Gedanke gekommen, dass er als Missionar mehr für die Ehre Gottes tun könnte. Laurentius überlegte und betete viel. Nach außen wurde der durch die Not der Jugend schon an Ernst gewöhnte Junge noch eingezogener. Da er sich kein Hehl daraus machte, dass das Leben des Missionars nur eine endlose Kette von Entbehrungen jeder Art ist, so wollte er schon als Student die Probe darauf machen, ob er eine solche Lebensweise aushalten könne. Er war erfinderisch, sich in Speise und Trank, Schlaf und anderen erlaubten Dingen abzutöten, ohne dass seine Mitstudenten das merkten. Durch Wind und Wetter stählte er den Körper; Launen und Neigungen trat er schonungslos nieder. So kann es uns auch nicht wundern, dass er, als die Zeit seiner Subdiakonatsweihe gekommen war, sich zur näheren Vorbereitung in das Trappistenkloster von Aiguebelle zurückzog. In stundenlangen, offenherzigen Besprechungen mit dem heiligmäßigen Abt wurde ihm sein Missionsberuf zur vollen Klarheit. Nun hielt ihn nichts mehr zurück, selbst die Sorge für die hochbetagten Eltern nicht, denn Gott hatte gerufen. Ihn darf man nicht warten lassen. Bereits im Spätherbst des Jahres 1818 finden wir Imbert in Paris im dortigen, 1663 gegründeten Seminar für auswärtige Missionen. Mit einem Eifer, der selbst die Obern in Staunen setzte, bereitete er sich auf die heiligen Weihen und die Aussendung nach China vor. Am 27. März des Jahres 1819 empfing Laurentius die heilige Subdiakonatsweihe und noch im selben Jahr, am 18. Dezember, wurde der erst im dreiundzwanzigsten Jahr stehende Jüngling mit päpstlicher Dispens zum Priester geweiht. Was für eine Unsumme von Mühen und Entbehrungen lag hinter ihm und wartet noch auf ihn!

 

Kaum hatte er sein Erstlingsopfer dem Herrn dargebracht, da hieß es auch schon mit gesteigerter Kraft an die Erlernung der so verwickelten Sprachgesetze des Reiches der Mitte und der streng verpflichtenden Zeremonien und Gebräuche herangehen. Die Mission bei zivilisierten Völkern, wozu die Chinesen gehören, ist ungleich schwieriger als die bei unzivilisierten, wilden Stämmen, da der Einheimische dem Missionar als Europäer ohnehin schon misstrauisch gegenübersteht. Unkenntnis und Verstöße gegen die einheimischen Gebräuche würden einen Missionar bald vollends um das Vertrauen der Bevölkerung bringen. Am 1. Mai 1821 bestieg der mutige Missionar zu Bordeaux das Schiff nach China, wo er in der Provinz Sze-tschwan tätig sein sollte. Ist heute schon eine solche Reise kein Kinderspiel, so erst recht nicht vor 200 Jahren. Kaum hatte man die Südspitze Afrikas umsegelt, so sah sich Imbert genötigt, auf der französischen Insel Réunion einen mehrmonatigen unfreiwilligen Aufenthalt zu nehmen. Als er endlich wieder weiterfahren konnte, ereilte ich in Poulo-inang in Bengalen, wo er am Fest des heiligen Joseph 1821 eingetroffen war, ein ähnliches Schicksal. Der Obere des dortigen Seminars war gerade gestorben und so musste Imbert bis zum 2. Dezember in Latein und Theologie Unterricht erteilen. Auf einem englischen Schiff konnte er dann nach Macao weiterfahren, wo er am 10. Februar 1822 landete. Da aber der kürzeste Weg von hier aus in sein neues Wirkungsfeld Sze-tschwang durch China versperrt war, so musste er sich nach Cochinchina einschiffen, wo er wieder ein halbes Jahr warten musste, bis er nach Tongking ein Schiff bekommen konnte. Hier wurde er durch die Obern wieder zurückgehalten, da sie so großen Mangel an Missionaren hatten. Der rastlose Eifer, mit dem er hier zwei volle Jahre wirkte, blieb dort lange unvergessen. Gehorsam dem Befehl seiner höchsten Obern in Paris, versuchte Imbert immer und immer wieder durch die Provinz Yün-nan an seinen endgültigen Bestimmungsort zu gelangen. Erst im März 1825, fünf Jahre nach seiner Abreise von Paris, traf er dort ein.

 

Zwölf Jahre wirkte hier Imbert unter unsagbaren Entbehrungen und Verfolgungen ungemein erfolgreich. Zwar hatten die blutigen Christenverfolgungen für eine Zeit aufgehört, aber immerhin durften sich Christen und vorab Priester nicht öffentlich zeigen. Seine schönste Tat war die Gründung eines Seminars in Mo-ping an den Grenzen von Tibet.

 

Am 20. Oktober 1835 war der erste, für Korea ernannte Bischof Mgr. Bruguière im Angesicht seines Gebietes an den Strapazen der Reise gestorben. Als Nachfolger ernannte Rom im Frühjahr 1837 unseren Pater Imbert, der früher schon seine Obern auf Korea hingewiesen und sich selbst im Fall der Annahme dieses Gebietes als Missionar angeboten hatte. Er wollte ja immer nur die schwierigsten Posten, obwohl seine Gesundheit schon sehr gelitten hatte. An Pfingsten 1837 empfing er von seinem Bischof die heilige Weihe und trat nach mancherlei Hindernissen am 17. August die Reise an. Die überaus beschwerliche Reise in sein Gebiet machte er, begleitet von einem einheimischen Katechisten und einem einheimischen Priesteramtskandidaten, einen seiner eifrigsten Schüler, auf dem Landweg über das Kwenlun-Gebirge durch die östliche Tatarei. Erst Ende Oktober war er nach Hsi-ngan gekommen, wo er infolge gänzlicher Erschöpfung bis zum 13. November ausruhte. Dann ging es weiter in der Richtung gegen Peking und Mukden zu. Am 25. November erreichte er bei der Zollstation Shang-hai-kwan das Meer. Mit List kam er hier ungeschoren durch. Am 17. Dezember 1837 stand er bei Pien-men an der Grenze Koreas und wurde hier von fünf einheimischen Christen empfangen. Um nicht in die Hände der Häscher zu fallen, überschritten sie in der Nacht bei grimmiger Kälte den Yalufluss. Nach weiteren dreizehn Tagen langte er in Soul, der Hauptstadt des Landes und seinem Bischofssitz, an. Der erste Bischof war gekommen, nachdem in der Karwoche des vorausgegangenen Jahres die ersten beiden europäischen Priester, die mit Imbert gleichfalls seliggesprochenen Patres Petrus Philibert Mauban und Jakob Chastan, aus dem Pariser Seminar den verbotenen Boden betreten und am Samstag 1836 die erste heilige Messe in diesem Land gefeiert hatten.

 

Wenn jemand glaubte, das Leben eines Missionsbischofes sei ein ganz besonders schönes und angenehmes, so würde er sich arg täuschen, denn der Völkerapostel sagt vom bischöflichen Amt ganz allgemein: Wer die bischöfliche Würde übernimmt, der lädt ein hübsches Stück Arbeit auf seine Schultern. Das gilt ganz besonders für die Missionsländer, wo der Bischof, seine Weihe ausgenommen, sich in gar nichts von dem gewöhnlichen Priester unterscheidet und mit ihnen in gleicher Weise hungert und durstet, alle Entbehrungen und Verfolgungen teilt und obendrein noch die Verantwortung für das ganze Gebiet hat. Ein Brief Bischof Imberts aus dieser Zeit soll uns einen kleinen Einblick in seine Tagesordnung gewähren! „Ich bin von Müdigkeit erschöpft und großen Gefahren ausgesetzt. Jeden Morgen stehe ich um halb drei Uhr auf, um drei rufe ich meine Hausgenossen zum Gebet und um halb vier Uhr beginnen meine Funktionen, die Spendung der heiligen Sakramente und die Feier der Heiligen Messe. Die 15 bis 20 Personen, die so an den heiligen Geheimnissen teilgenommen haben, können sich noch vor Tagesanbruch entfernen. Während des Tages selbst kommen einer um den anderen, um zu beichten und zu bleiben bis zum nächsten Morgen. In dem Haus, wo ich die Christen versammle, bleibe ich nur je zwei Tage lang . . . Den Wohnungswechsel nehme ich bei Nacht vor. Ich leide viel Hunger, denn von morgens halb drei Uhr bis Mittag warten und da auch nur eine schlechte und wenig kräftige Nahrung zu finden, ist bei dem trockenen und kalten Klima keine Kleinigkeit. Nachmittags bin ich dann für meine großen Schüler der Professor der Theologie, abends wieder Beichtvater. Um neun Uhr lege ich mich, da man in Korea weder Bettstelle noch Matratze kennt, auf eine Matte und einen Wollteppich schlafen.“

 

Gott segnete die Opfer der Missionare. 1836, bei der Ankunft des ersten Priesters, waren es trotz der vorausgegangenen blutigen Verfolgungen 6000 Christen. Beim Tod der drei Pariser Missionare, im September 1839, zählte man fast 10.000 Christen, die bis auf wenige Ausnahmen dem heiligen Glauben treu blieben und der heiligen Kirche 250 Martyrer schenkten. Der Karfreitag des Jahres 1838 brachte ein neues Aufflackern der Verfolgung. Gegen Ende des Jahres hatte sich Bischof Imbert nach dem etwa dreißig Kilometer von der Hauptstadt entfernten Sou-ri-san begeben, um dort im Haus eines Christen Weihnachten zu feiern. In derselben Nacht brachen die Häscher ein, aber Gott schützte die Seinen wunderbar. Außer einigen religiösen Büchern fanden die Leute nichts. Der unerschrockene Bischof aber blieb noch bis Ende Januar 1839 in der Umgegend, um die heiligen Sakramente zu spenden. Um diese Zeit schickte der Selige trotz der eigenen erdrückenden Arbeitslast, die durch eine furchtbare Hungersnot noch vermehrt wurde, noch zwei einheimische Katechisten nach den japanischen Inseln Liéou-kiéou und Fusan-kai, um auch dort die Frohbotschaft zu verkündigen. Die größte Sorge der Missionare und vornehmlich des Bischofs war die Heranbildung des einheimischen Klerus. Schon 1836 hatte Pater Maubant damit angefangen, drei vielversprechende junge Männer für das Priesterseminar in Macao vorzubilden und 1838 schrieb auch Bischof Imbert, dass er ebenfalls an drei Einheimische Unterricht in Latein erteile. Aber leider vernichtete die zu Beginn des Jahres 1839 offen ausbrechende fünfte große Verfolgung alle diese Aussichten. Als der Bischof davon Kunde erhalten hatte, kehrte er, als treuer Hirte, sofort nach der Hauptstadt zurück, um den Gefährdeten beizustehen. Unter den größten Gefahren spendete er den etwa 1000 Christen der Stadt und ihrer nächsten Umgebung die heiligen Sakramente, wobei er am Weißen Sonntag, den 7. April, um ein Haar gefangen genommen worden wäre. Er selbst hat alles und besonders die Leiden und Martern der braven Neuchristen genau aufgeschrieben. In einer geheimen Zusammenkunft in der Nacht des 29. Juli beauftragte Bischof Imbert die beiden Priester, sich nach China zu retten, denn der Hauptanlass zum Ausbruch der Verfolgung war die heimliche Anwesenheit der drei europäischen Priester. Er selbst wollte mit den Seinen in den Tod gehen. Aber die beiden Priester wollten ihren Bischof nicht verlassen. So trennten sie sich tags darauf und verbargen sich an verschiedenen Orten. Durch einen Verräter, namens Kim Je-saing-i, der vorgab, einen Brief an den Bischof überbringen zu müssen, wurde zuerst der Aufenthalt des Seligen bekannt. Am 11. August, den Tag nach seinem Namensfest, las Bischof Laurentius die letzte Heilige Messe und schrieb einen kurzen Abschiedsbrief an seine beiden Priester. Dann ging er mutig den Häschern entgegen und bat sie, dass sie seinen Begleiter, einen chinesischen Christen, frei gehen ließen. Während der Bischof von fünf Henkersknechten zur Stadt geschleppt wurde, wurde er nicht müde, ihnen von der christlichen Religion zu erzählen. In der Stadt angelangt, wurde er sofort vor den Richter gestellt, der ihn zum Abfall aufforderte und, um ihn gefügiger zu machen, in der herkömmlichen Weise foltern ließ. Natürlich hatte er damit keinen Erfolg, ebenso wenig wie mit der Frage nach dem Aufenthaltsort der beiden Patres. Da er aber annehmen musste, dass die Verfolgung nur wegen der drei Europäer ausgebrochen sei und aufhören würde, wenn sie in den Händen der Regierung wären, so schrieb der Bischof Ende August den beiden Priestern, sie möchten sich ausliefern, wenn sie noch kein Schiff gefunden hätten, denn der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe. Da die Antwort wegen eines Aufenthaltswechsels sich verzögerte, so wiederholte er nach einigen Tagen seine Bitte. Unverzüglich machten sich die zwei heldenmütigen Missionare am 6. September auf und stellten sich den Häschern, die sie nach Soul schleppten. Welch ein Wiedersehen der drei Missionare im Kerker! Abermals fanden Verhöre und Foltern statt. Nachdem jeder noch 70 Stockschläge erhalten hatte, wurde ihnen das Todesurteil verkündet. Am Fest des heiligen Apostels Matthäus, am 21. September 1839, wurde alle drei als gemeine Schwerverbrecher mit dem Schwert hingerichtet, nachdem man sie auf der Fahrt zur Richtstätte und dort selbst noch in der grausamsten Weise gequält hatte, so dass ihnen ganze Stücke Fleisch vom Leibe hingen.

 

Das große Opfer war gebracht. Die heilige Kirche ehrte den Heldenmut der Missionare, indem ihnen Papst Pius IX. unter dem 23. September 1857 den Titel „Ehrwürdig“ zuerkannte und Pius XI. sie am 5. Juli 1925 mit noch 69 einheimischen Blutzeugen in die Schar der Seligen einreihte. An dem Ort Ryongsan, wo die Häupter der Martyrer in den Sand rollten, steht heute eine blühende Missionsstation der Benediktiner von St. Ottilien, die seit 1922 dieses Gebiet verwalten. Die koreanische Missionskirche ist eine der großartigsten Erscheinungen der ganzen Kirchengeschichte. Innerhalb von etwa 70 Jahren haben an 8000 Christen ihren Glauben mit ihrem Blut besiegelt. 1900 zählte man, trotzdem das Land von 1866 bis 1877 wegen der Verfolgungen ohne Priester war, 30.000 Christen, deren Zahl heute auf ein Vielfaches gestiegen ist. Gebe Gott, dass das heute noch schwer bedrückte Volk der Nordkoreaner in seiner Gesamtheit den Weg zum Herzen Gottes finde!

 

„Ich möchte in den Ländern der Heiden und Ungläubigen dein Kreuz, o mein Vielgeliebter, aufpflanzen.“ (Hl. Theresia v. K. J.)

 

Pater Matthias vom heiligen Arnold

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Matthias vom heiligen Arnold. Pater Matthias wurde am Tag Allerheiligen 1609 zu Prag in Böhmen von lutherischen Eltern geboren. Als man im Jahr 1626 die katholische Religion wieder in Prag einzuführen begann, schickten ihn die Eltern nach Hanau, damit er dort studiere und dem Luthertum erhalten bleibe. Der dortige Prediger eiferte entsetzlich gegen die katholische Kirche, aber auch gegen das Luthertum verstieß er in einer Predigt, weshalb ihm Matthias öffentlich entgegentrat. Nach der Predigt sandte der verletzte Eiferer einige Gesinnungsgenossen, die Matthias zu ihm führen sollten, um ihn züchtigen zu können, aber Matthias entfloh nach Frankfurt. Hier traf er mit dem Pater Provinzial der Karmeliten zusammen, dessen Kofferträger er wurde, um etwas Geld zu verdienen. Ein glückliches Zusammentreffen, dem er die Aufklärung über die Glaubensunterschiede und damit den katholischen Glauben selbst verdankte. Das vortreffliche Beispiel des Pater Provinzials, das er während der ganzen Reise zu beobachten Gelegenheit hatte, bewog ihn, nach seiner Aufnahme in die Kirche auch um Aufnahme in den Orden zu bitten. Das Noviziat musste er in Prag durchmachen. Kaum vernahm seine Mutter, dass er in Prag, und zwar katholisch und gar Karmelit sei, als sie auch schon seinen sofortigen Austritt verlangte. Der Obere verbat sich ihre Vorwürfe, denn man hätte Matthias nicht überredet, sondern nur seiner Bitte um Aufnahme entsprochen, übrigens hätte er die Gelübde noch nicht abgelegt und könnte wieder mit ihr gehen. Jetzt fiel sie wie rasend über den Sohn her. Doch der blieb standhaft, wies auf seinen Beruf hin und wusste sie so zu begütigen, dass sie ruhig und zufrieden von dannen ging. Dies war der erste Erfolg seiner Kunst, zu überzeugen, deren er später als Prediger zu Graz, zu Würzburg und Prag so viele zu verzeichnen hatte. Und wie freute er sich, wenn er wieder einen Verirrten überzeugt hatte und in die katholische Kirche aufnehmen konnte, besonders als ihm die Bekehrung eines litauischen Predigers gelang, der ihm mit allen möglichen Einwendungen entgegengetreten war, sich jedoch schließlich ebenfalls gezwungen sah, der Wahrheit die Ehre zu geben. Indes war auch seinem erfolgreichen Wirken eine Grenze gesteckt. Während seines Priorats in Prag befielen ihn am 14. September 1649 heftiges Kopfweh und Schmerzen in den Eingeweiden. Da ärztliche Hilfe nichts dagegen vermochte und er sein Ende nahen fühlte, verlangte er selbst nach den heiligen Sakramenten und starb, bereit, noch mehr zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen zu arbeiten, aber auch aus dem Leben zu scheiden, wie der Herr es wolle, ganz ergeben in den Willen des Allerhöchsten, am 21 September 1649.

 

Pater Hieronymus Gracian von der Mutter Gottes

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 21. September 1614 endete zu Brüssel in Belgien der lobwürdige Pater Hieronymus Gracian von der Mutter Gottes sein romanhaft bewegtes Leben. Er war am 6. Juni 1545 zu Vallisolet in Altkastilien geboren, war Doktor der Theologie und ein überaus eifriger Weltpriester. Er kannte die Unbeschuhten Karmeliten, wagte aber nicht, sich ihnen anzuschließen, weil er vor deren strenger Lebensweise erschauderte. Ein altes Weiblein, dem er riet, mehr auf die Gesundheit zu achten, belehrte ihn indes eines Besseren, indem es sagte: "Eine übertriebene Rücksichtnahme auf die Gesundheit sei eine der stärksten Schlingen, die der Satan den Menschen lege; wir sollten nicht so viel auf diesen Leib, der doch eine Speise der Würmer werde, achten, sondern vielmehr Gott bitten, er möge uns in seine gebenedeite Wunde aufnehmen, damit wir nicht einst am Tag des Gerichtes auf die linke Seite des Richters verwiesen werden." Dies leuchtete dem gelehrten Doktor ein. Er zog die Folgerung und nahm am 25. März 1572 das Kleid der Reform. Wegen seiner hervorragenden Eigenschaften wurde er alsbald an die Spitze der jungen Kongregation berufen und wirkte höchst segensreich, hochgeachtet von vielen, namentlich auch von der heiligen Theresia. Leider ließ er sich, um möglichst viel nach außen zu wirken, in seinem Übereifer hinreißen, mehr Freiheiten von der Regel zu gestatten, als dem Geist der Reform entsprach. Dies schaffte ihm Gegner, die im Jahr 1592 nicht nur seine Bestrafung, sondern geradezu seine Ausstoßung aus dem Orden beantragten und erreichten, was ihm übrigens die ehrwürdige Mutter M. Anna vom heiligen Augustin bereits vorhergesagt hatte. So sehr Pater Gracian seinen Fehler hernach bereute und um Vergebung bat, man verweigerte ihm die Wiederaufnahme. Auch von den Kartäusern, reformierten Franziskanern, Dominikanern und Kapuzinern, an deren Tür er anklopfte, abgewiesen, setzte er von Neapel nach Sizilien über und wollte von da wieder nach Rom zurückkehren. Nahe bei Gaeta geriet er aber in die Gefangenschaft von Seeräubern, die ihn nach Afrika schleppten und ihm Unsägliches zu erdulden gaben. Er wäre der Verzweiflung anheimgefallen, hätte nicht ein Wort, das einmal ein Türke an ihn richtete, ihn immer wieder getröstet: "Pater, sieh zum Himmel auf und sei ohne Furcht!" Pater Gracian benutzte seine Gefangenschaft zu eifrigem Wirken für das Seelenheil seiner Mitgefangenen. Endlich erlangte er durch Vermittlung eines Juden, Simon mit Namen, wieder die Freiheit (1595). Da ihm zwar vom apostolischen Stuhl die Erlaubnis zur Rückkehr in den alten Orden gewährt, von den ehemaligen Mitbrüdern aber aus übergroßer Besorgnis die Aufnahme wiederum verweigert wurde, begab er sich zu den Beschuhten Karmeliten, in deren Mitte er alle Strengheiten der Reform beobachtete. Hatte er in gutem Glauben wirklich gefehlt, so büßte er nun überreich. Er starb am 21. September 1614 zu Brüssel im Ruf der Heiligkeit.

 

Pater Ambrosius von der Unbefleckten Empfängnis

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Ambrosius von der Unbefleckten Empfängnis. Pater Ambrosius, mit dem Familiennamen Käß, war am 24. Oktober 1815 zu Untergünzburg in Schwaben geboren, trat im Jahr 1840 in den Orden und wurde im folgenden Jahr zum Priester geweiht. Er war eine überaus leistungsfähige und hervorragende Persönlichkeit, weshalb er fast die ganze Zeit seines Ordenslebens zu Ämtern verwendet wurde. Er war Novizenmeister, öfters Subprior, achtmal Prior, auch Provinzialdefinitor und -Vikar. Kein Pater der Provinz hat je so oft Exerzitien gegeben wie Pater Ambrosius, in Frauenklöstern, bei Barmherzigen Brüdern, Minoriten, Prämonstratensern, Zisterziensern und anderen. Selbst die vereinigten Bischöfe Deutschlands und Österreichs übertrugen die Leitung ihrer gemeinsamen Exerzitien zu Fulda Pater Ambrosius. Kardinal von Schwarzenberg schätzte ihn so hoch, dass er sich ihn vom Papst als Beichtvater erbat. Der Ordensgeneral berief ihn als Theologen des Ordens zum vatikanischen Konzil. Hier erregte er allerdings Anstoß, weil er wünschte, die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes möchte nicht zum Glaubenssatz erhoben werden. Das wollte er, nicht weil er sich gegen diese Offenbarungswahrheit gesträubt hätte, sondern weil die hervorragendsten seiner Universitätslehrer Gegner der Opportunität der Verkündigung dieses Dogmas waren, und er hierin das einzige Mittel sah, sie der katholischen Kirche zu erhalten. König Ludwig II. ernannte ihn zum Bischof von Würzburg. In Rom dachte man wohl, er würde sich in der Regierung zu sehr von unkirchlichen Strömungen beeinflussen lassen und verweigerte ihm die Bestätigung. Dass jene Befürchtungen ungerechtfertigt waren, beweisen die Worte, die er an Minister Lutz bei einer Besprechung in Starnberg sprach: "Exzellenz dürfen aber nicht glauben, dass ich einen Hofbischof machen werde. Ich bin und bleibe ein treuer Sohn meiner heiligen katholischen Kirche und werde als Bischof meine Pflicht in allem gewissenhaft erfüllen". Pater Ambrosius empfand das Schmerzende der Demütigung, wurde aber innerlich keineswegs verbittert, bestand vielmehr darauf, der Konsekration des nachträglich an seiner Statt Ernannten anzuwohnen, um unter den ersten zu sein, die ihm huldigten. Pater Ambrosius war ein begeisterter Karmelit, der besonders die Schriften des heiligen Vaters Johannes vom Kreuz hochschätzte, eifrigst las und trefflich zu verwerten wusste. Der Herr wollte, dass er dem heiligen Ordensvater auch ähnlich im Leiden würde und schickte ihm während seines letzten Lebensjahres eine sehr schmerzliche Krankheit, von der ihn erst der Tod erlöste am 21. September 1890. 

 

Gebet am 21. September

 

Heiligste, ewig gepriesene Jungfrau. Entzünde mein Herz in deiner Liebe, und erwecke in mir eine recht kindliche Neigung zu dir. Schreibe deinen Namen in mein Herz, damit ich dich niemals vergesse, und du niemals mich. Trage eine wahre mütterliche Treue zu mir und gib, dass ich auch allzeit eine wahre kindliche Liebe zu dir trage, damit wir uns auf Erden wie Mutter und Kind lieben und im Himmel uns ewig als die treuherzigsten Freunde erfreuen. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Matthäus

 

Wir bitten Dich, o Herr, hilf uns durch die Fürbitte Deines heiligen Apostels und Evangelisten Matthäus, damit das, was unser Vermögen nicht erhalten kann, uns durch seine Fürsprache geschenkt wird, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 21. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Betrachte jeden Tag einige Zeit hindurch das Leiden Christi. Eine einzige gute Betrachtung hierüber nützt mehr, als wenn man ein ganzes Jahr hindurch strenge Buße übt, oder den ganzen Psalter täglich betet." (Der gottselige Albert der Große)

Durch fortwährende Betrachtung der Leiden des göttlichen Erlösers gelangten der heilige Franziskus von Assisi, der heilige Franz Xaver, die heilige Brigitta und viele andere zu einer so erhabenen Heiligkeit.

Nie verlor der große Diener Gottes, der heilige Joseph Benedikt Labre, den gekreuzigten Jesus aus den Augen. Sah er irgendwo ein Kruzifix, so sprach er: "Nicht Du verdientest gekreuzigt zu werden; sondern für mich, nicht für Dich, hätte dieses Kreuz bereitet werden sollen; ich hätte es tragen sollen, ich hätte darauf angeheftet werden sollen." 

Der ehrwürdige Palafox erhob sich im Geist von einem Nagel des Kreuzes zum andern, dort zu ruhen; ungefähr wie ein Vogel abwechselnd auf den verschiedenen Ästen eines Baumes ruht. Dort betrachtete er mit Erstaunen und Liebe, in welchen furchtbaren Stand die Sünden der Menschen seinen göttlichen Herrn gebracht hatten, und trank das kostbare Blut seiner anbetungswürdigen Wunden.

Ein Priester fragte einen noch jungen Mann, der die Gabe des innerlichen Gebetes in hohem Grad besaß, auf welche Weise er seine Betrachtungen hielte. Er antwortete ihm: "Meistens ist das Leiden Christi der Gegenstand meiner Betrachtung; und ich halte sie in meinem Herzen. Bevor ich sie beginne, denke ich mir, Christus und die allerseligste Jungfrau ständen vor mir. Gewöhnlich wende ich mich dann an Unsere Liebe Frau, die ich meine gute Mutter nenne, und richte verschiedene Fragen an sie; worauf es mir dann vorkommt, als erteilt sie mir Antworten, die mich zur Liebe ihres göttlichen Sohnes anregen, zu dem ich mit aller Ehrfurcht und Liebe spreche, deren mein Herz fähig ist. So verläuft mir die Zeit der Betrachtung, ohne dass ich es wahrnehme, und nicht selten widerfährt es mir, dass ich den ganzen Tag hindurch den Zustand nicht aus den Augen verlieren kann, worin ich des Morgens meinen Heiland betrachtet habe." Der Priester, über diese Antwort froh verwundet, fragte ihn, was für Fragen er an die allerseligste Jungfrau richte. Der Fromme antwortete ihm: "Wenn ich die heiligste Jungfrau gegrüßt habe, spreche ich zu ihr: Meine gute Mutter, wer ist der, den ich bei dir sehe, der so schwer und schauerlich verwundet, und ganz mit Blut bedeckt ist? Wäre es auch der Lasterhafteste aus allen Menschen, so könnte kein Herz des Mitleids gegen ihn sich erwehren. Da antwortete sie mir: Dies ist Jesus, mein Sohn! - Wie, dein Sohn ist dies? Der eingeborene Sohn Gottes, der in dir die Menschheit annahm? Und wer brachte ihn in so schauerliches Elend? - Hierauf antwortet sie: Das haben die Menschen, du selbst und deine Sünden getan! - Wie, ich selbst habe den Sohn Gottes so misshandelt? Die haben meine Sünden getan! Ach, wie schwer ist die Schuld, die auf mir lastet! - Doch was hat Ihn bewogen, so zu leiden? Konnte er mich nicht strafen, und frei von allen Leiden bleiben? - Sie aber antwortet: Höchst freiwillig hat Er gelitten, und zwar litt Er bis zu diesem Übermaß, damit du nicht in die Hölle gestürzt wirst. Die Liebe hat Ihn bewogen, für dich und an deiner Stelle zu leiden; einzig die Liebe! Er hat dich geliebt und sich selbst hingegeben für dich, von der Knechtschaft der Sünde und der Hölle dich zu erlösen, und dir einen Platz im Himmel zu erwerben. Durch seine Leiden hat Er die Gnaden dir erworben, deren du bedarfst, dahin zu gelangen! - O meine gute Mutter, was soll ich tun? Sieh, ich bin zu allem bereit! - Da spricht sie: Gehe hin, bitte meinen Sohn, deinen Erlöser, um die Verzeihung der Sünden, die du begangen hast; bezeige Ihm deine Dankbarkeit, dass er so große Dinge für dich getan: opfere dich gänzlich seiner Liebe; versprich Ihm, dass Er dir beständig zu Hilfe kommt! Da gehe ich denn zu Christus hin und tue, wie die allerseligste Jungfrau mich gelehrt."

 

O mein liebevoller Erlöser, präge Dein schmerzhaftes Leiden tief in mein Herz ein, verleihe mir, dass ich daran ohne Unterlass gedenke und beständig von Liebe zu Dir glühe! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 21. September

 

"Wenn der Himmel frei von Wolken ist,

sehen wir den Glanz der Sonne mehr enthüllt;

so wird unsere Seele,

wenn sie von ihren Sünden

und den Finsternissen ihrer Leidenschaften frei ist,

des göttlichen Lichtes teilhaftig."

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 21. September - Ein Blick in die Natur

 

O Allmacht, Schöne, Weisheit, Licht.

Du schufst die Welt zu deiner Ehre.

Dich preisen aller Wesen Heere,

Doch fassen sie dich ewig nicht.

 

1. "Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen!" (Matthäus 6,28) Ein wunderbares, vom Finger Gottes selbst beschriebenes Buch ist das ganze Weltall, dessen Züge die weise Seele zur Bewunderung und Liebe ihres Schöpfers hinreißt. Denn kein Geschöpf ist so klein, keins so verächtlich, dass nicht Gottes Allmacht, Weisheit und Güte daraus hervorleuchtete. Wie deutlich bezeugt die Schönheit der geringsten Feldblume, des kleinsten Käfers die unendliche Schönheit ihres Urhebers. Wahrlich, nicht geringeres Erstaunen verdient es auch, dass auf Gottes Geheiß der Saft der Trauben jährlich in Wein sich verwandelt, als dass einst zu Kana Wasser in Wein sich umwandelte. Größeres auch ist es, täglich so vielen, die nicht waren, Dasein, als jenen, die gestorben waren, das Leben zu geben.

 

2. Wie mannigfaltig und wie zahllos sind auch Gottes Werke. Wer zählt die Sterne des Himmels, die Fische des Meeres, die Vögel der Luft, die Blumen des Feldes. Wer misst die Höhen des Himmels, die Tiefen des Abgrundes, die Strömungen der Flüsse, die Verteilung der Elemente. Wen entzückt nicht der Gesang der Nachtigallen, die Düfte der Rosen und Lilien, der Geschmack der verschiedenen Früchte. Was auch ist lieblicher als das Licht, freundlicher als der Anblick der Sonne, des Mondes und der Sterne, holdseliger als die Frühlingszeit, wo die ganze Natur in neuem Schmuck erwacht, und alle Pflanzen und Kräuter sich neu verjüngt erheben, als hätten sie den Tod besiegt, und den Stand und die Herrlichkeit der künftigen Auferstehung im Bild schildern. 

 

3. Wie schön ist alles, was Gott erschaffen hat. Und wie wunderbar ist der innige Zusammenhang, wie erstaunlich die Übereinstimmung aller einzelnen Geschöpfe zu dem prachtvollsten Ganzen. Wie schön, wie hochherrlich ist, der so viel Schönem und Herrlichem Dasein gab. Wie gütig, wie freigebig der, dessen Geschenk dies alles ist. Bewundere den Meister in seinen Werken, den Schöpfer in seinen Geschöpfen, den Wohltäter in seinen Geschenken. Psalm Davids: "Wie groß und herrlich, o Herr, sind deine Werke. Alles hast du weise gemacht. Deine Schöpfung entzückt mich, und frohlocken will ich über die Werke deiner Hände." 

 

22. September

 

Der heilige Phokas, Gärtner und Martyrer von Synope,

+ 284-305 - Fest: 22. September

 

Eine glaubwürdige Nachricht von dem Martertod des heiligen Phokas findet sich in der Lobrede, die Osterius, der als Bischof von Amasea in Pontus am Ende des fünften und des sechsten Jahrhunderts lebte, auf diesen Martyrer gehalten hat.

 

Phokas, ein gottesfürchtiger Christ, lebte zu Sinope in Pontus. Er hatte einen Garten vor dem Tor der Stadt, den er mit großer Sorgfalt bebaute und von dem er durch seine Arbeit so viel erwarb, dass er seinen sparsamen Unterhalt davon haben und überdies noch den Armen wohltätige Unterstützung geben konnte. Sein kleines Haus stand allen offen, die in ihm Herberge nehmen wollten. Gott belohnte die Mildtätigkeit seines Dieners mit der Gnade des Martyriums. Er wurde, nachdem er sich viele Jahre hindurch, mitten unter einem abgöttischen und lasterhaften Volk, als ein zweiter Lot, gerecht erwiesen hatte, und nie eine Gelegenheit, die Werke der Liebe zu tun, versäumt hatte, sein Blut und sein Leben für Jesus Christus hinzugeben gewürdigt.

 

Während einer heftigen Verfolgung der Christen wurde er dem Statthalter als Bekenner Jesu angezeigt. Dieses vermeintliche Verbrechen wurde darum für hinlänglich erwiesen angesehen, weil es stadtbekannt war, und man glaubte deswegen, eine förmliche Untersuchung oder gerichtliche Verhandlung übergehen zu dürfen. Der Mann war in den Augen des stolzen Statthalters vielleicht zu gering, als dass es ihm der Mühe wert war, viele Untersuchungen angesichts seiner Verurteilung zu machen. Phokas war Christ und dieses war genug, ihn zum Tode zu verurteilen. Er war ein einfacher, ungeachteter Mann, und das reichte hin, das Urteil auf dem kürzesten Weg an ihm vollstrecken zu lassen. Es wurden daher Schergen losgeschickt, die ihn aufsuchen und sogleich töten sollten. Die Schergen suchten außerhalb der Stadt nach ihm, konnten ihn aber nicht auffinden. Weil sie nicht unverrichteter Dinge zurückkehren wollten, so traten sie in das nächste aus, ohne zu wissen, dass es das Haus des christlichen Mannes war. Phokas war eben mit seinen Blumen beschäftigt und sang sein Gartenlied:

 

Das Gartenlied des heiligen Phokas

 

Duftet lieblich, zarte Blümlein!

Hebt die Kelche Himmel an;

Denn von Oben quillt der Segen,

Sonne spendet Gott und Regen,

Der so hold euch angetan.

 

Kurze Frist ward euch gegeben;

Doch in eurer Blütenzeit

Kündet ihr des Schöpfers Schöne;

Freuet still der Erde Söhne,

Selig, wer so still erfreut!

 

Weiße Lilien, rote Rosen;

Meines Heilands zartes Bild!

Er, der reinste Quell des Guten,

Wollte, ach! für mich verbluten;

Dass ich lebte, starb er mild.

 

Ewig denk ich dieser Güte;

Gib, o teurer Heiland! mir,

Dass ich gleich der Lilie sprieße,

Und mein Blut für dich vergieße,

Und erblühe nur bei Dir!

 

Die Schergen näherten sich dem Gärtner in der Absicht, ihn nach dem Wohnort und der Person des Phokas zu befragen. Phokas nahm sie, wie er es bei allen Fremden zu tun gewohnt war, sehr liebevoll auf, und bewirtete sie so gut er es vermochte. Während der Mahlzeit befragte er sie nach ihren Absichten und sie erklärten ihm, nachdem sie sich das Versprechen strenger Verschwiegenheit von ihm hatten geben lassen, dass sie einen Christen, Phokas mit Namen, suchten, um ihn nach dem Befehl der Obrigkeit zu töten. Phokas war darüber so wenig betroffen, dass er sich vielmehr der nahen Marterkrone in seinem Herzen innigst freute. Er sagte zu den Schergen, dass er den, den sie suchten, sehr gut kenne und ihnen am folgenden Morgen sichere Auskunft über dessen Aufenthaltsort geben wolle. Die Schergen ließen sich, als sie dieses vernommen hatten, gerne bereden, bei ihm zu übernachten. Der Diener Gottes machte, nachdem sich seine Gäste zur Ruhe begeben hatten, sein Grab und bereitete sich auf den Tod vor. Als es Tag geworden war, sprach er zu den Schergen: „Phokas hat sich gefunden und ihr könnt ihn verhaften, wann immer ihr wollt.“ Hierüber sehr erfreut, fragten sie wo er sei? „Er ist nicht weit von hier,“ antwortete er. „Er steht vor euch. Ich selbst bin der, den ihr sucht. Tut, was euch befohlen ist!“ Erstaunt standen die Schergen da und konnten sich lange nicht entschließen, einem Mann das Leben zu nehmen, der sie so liebevoll aufgenommen und so gut bewirtet hatte. Die freudige Bereitwilligkeit, die Phokas zeigte, den Todesstreich zu empfangen, machte ihnen schließlich Mut, den Befehl zu vollziehen. Sie enthaupteten ihn, wahrscheinlich bei dem Grab, das er sich vorher gemacht hatte und in welches sie seine Leiche einsenkten. Über seinem Grab wurde in der Folge eine herrliche Kirche gebaut.

 

Auch der Handwerksmann, ja selbst der Arme kann Barmherzigkeit ausüben, wenn er Liebe im Herzen hat. Kann man die Notleidenden auch nicht mit Gaben unterstützen, so kann man ihnen doch dienen, ihnen helfen und sie trösten.

 

Schon zur Zeit des Bischofs Asterius wurde der heilige Phokas von den Schiffleuten, die den Pontus Euxinus, das ägoische und adriatische Meer befuhren, als vorzüglicher Patron verehrt. Es lässt sich mit Gewissheit nicht sagen, in welcher Christenverfolgung der heilige Phokas den Martertod gelitten hat, wahrscheinlich war es die diokletianische.

 

Der heilige Emmeram, Bischof von Regensburg und Märtyrer,

+ 652 – Fest: 22. September

 

Schon frühzeitig waren einige Lichtstrahlen des Evangeliums nach Bayern gedrungen, denn unter den römischen Soldaten und Beamten, die das Land besetzt hielten, gab es viele Christen, von denen manche Einwohner Bayerns den christlichen Glauben annahmen. Severin, der Apostel Österreichs, verbreitete auch in Bayern das Christentum, Eustasius und Agilus durchwanderten predigend das Bayernland. Garibald, der erste bekannte Herzog von Bayern, war bereits ein Christ. Seine Tochter Theodolinde führte ihren Gemahl Agilulph, König der Langobarden, von der arianischen Irrlehre zum wahren Glauben zurück. Der heilige Rupert besonders begründete das Christentum unter dem bayerischen Volk, indes hingen noch viele dem heidnischen Aberglauben an. Zudem drangen öfters die heidnischen Avaren in das Land ein und verwüsteten, was die Christen aufgebaut hatten.

 

Zur der Zeit, als Herzog Theodo I. Bayern beherrschte, kam der heilige Emmeram nach Regensburg, der damaligen Residenz. Er war einer vornehmen Familie zu Poitiers in Frankreich entsprossen und wegen seiner Wissenschaft, Frömmigkeit und seines Glaubenseifers zum Bischof ohne Sitz erwählt. Man nannte ihn wegen seiner Wohltätigkeit den Vater der Armen, Witwen und Waisen, und verglich seine glühende Beredsamkeit mit einem erquickenden Regen auf die dürstende Au. Als er hörte, dass die wilden Ungarn noch in Abgöttereien lebten, verließ er sein Vaterland und seine teuren Angehörigen, um den fremden Völkern das Evangelium zu verkündigen. Sein Weg führte ihn durch Bayern. Zwei Priester, Vitalis und Wolflet, begleiteten ihn.

 

Sobald Herzog Theodo die Ankunft des Heiligen erfuhr, ließ er ihn zu sich einladen, empfing ihn aufs freundlichste in seiner Hofburg und beredete ihn, nicht zu den kriegerischen Hunnen zu gehen, sondern in seinem Land zu bleiben, wo sich ihm ein weites Feld der Wirksamkeit eröffnete, indem die Bewohner des Landes zwar Christen dem Namen nach waren, aber in der Tat noch vielfach der heidnischen Abgötterei ergeben waren. Emmeram ließ sich bewegen zu bleiben. Mit unermüdlichem Eifer arbeitete er im Weinberg des Herrn, belehrte die Unwissenden, stärkte die Schwachen, unterstützte die Armen, tröstete die Betrübten, besuchte die Kranken, zog segenspendend von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und verbreitete überall das Licht der Wahrheit und die Schönheit der Tugenden. Unzählige Heiden ließen sich taufen, die Götzenaltäre fielen und auf ihren Trümmern erhoben sich Kirchen zum Dienst des dreieinigen Gottes.

 

Nach drei Jahren unausgesetzter apostolischer Arbeit sehnte sich Emmeram nach Rom, um an den Gräbern der Apostelfürsten neue Kraft zu erbitten und den Vater der Christenheit über wichtige Angelegenheiten um Rat zu fragen. Mit Erlaubnis des Herzogs reiste er ab, ohne zu ahnen, dass ihm der Martertod nahe bevorstand. Eine Tochter des Herzogs, die Prinzessin Uta, war von einem jungen Edelmann um ihre Ehre und Unschuld betrogen worden. In ihrer Angst vor dem strengen Vater und um sich und ihrem Verführer das Leben zu retten, kam sie auf den unseligen Gedanken, den Bischof Emmeram als Täter anzugeben. Sie dachte, die unerwartete Abreise Emmerams werde ihrer Lüge einen Schein von Wahrheit geben. Auch glaubte sie, er sei schon über die Grenzen des Landes und habe deshalb von der Rache ihres Vaters nichts zu fürchten. Sie hoffte auf diese Weise ihren geliebten Verführer von aller Entdeckung und Strafe frei zu halten und selbst um des hochverehrten Lehrers willen Gnade zu finden.

 

Wie sehr sich der Vater Theodo über die große Schmach seiner Tochter entsetzte, lässt sich begreifen, indes glaubte er ihrer Aussage nicht. Prinz Landpert dagegen, Utas Bruder, machte sich mit mehreren Kriegern wutschnaubend auf den Weg, um den vermeinten Verbrecher einzuholen und zu züchtigen. Emmeram war nicht so schnell gereist, als Uta gedacht hatte. Lehrend, tröstend, helfend ging er von Dorf zu Dorf. Eben befand er sich zu Helfendorf unweit von München, kehrte mit seinen beiden Begleitern Vitalis und Wolflet in einem Bauernhaus ein und betete mit ihnen vor einem Kruzifix die priesterlichen Tagzeiten, als Landpert wütend hereinstürzte, mit einem Stock dem frommen Bischof einen heftigen Schlag auf die Brust versetzte und ihn mit den abscheulichsten Schimpfworten überschüttete. Emmeram beteuerte seine Unschuld und bat, die Sache zu untersuchen. Allein der wutschäumende Prinz ließ ihn nicht weiter reden, sondern befahl seinen Kriegsknechten, ihm ein Glied nach dem anderen abzuhauen und so langsam zu Tode zu martern. Sogleich rissen ihm die Krieger die Kleider vom Leib, banden ihn auf eine Leiter und schnitten ihm mit der größten Grausamkeit und Schamlosigkeit nach und nach alle Glieder ab. Der Heilige erduldete die furchtbaren Qualen mit stiller Ergebung, blickte zum Himmel und betete: „O Herr, Jesus Christus, der du deine Arme am Kreuz ausgestreckt und mit deinem Blut uns Menschen erlöst hast, ich danke dir, dass ich nicht wegen des Verbrechens, dessen sie mich fälschlich beschuldigen, sondern aus Liebe zu dir mein Blut vergießen kann.“ Zwei Kriegsmänner erblassten und traten scheu zurück, die drei anderen aber, rohe Heiden, rissen dem Märtyrer, als nur noch der Rumpf übrig war, zuletzt noch die Augen aus.

 

Die Reisegefährten Emmerams waren entsetzt beim Anblick der grauenvollen Marter entflohen. Auf ihr Jammergeschrei eilten einige mitleidige Landleute herbei, sammelten die umhergestreuten Glieder und verbargen sie in einem hohlen Baum. Da erschienen zwei hellglänzende Ritter, nahmen die im Baum verborgenen Glieder an sich und verschwanden damit. Die herbeigeeilten Landleute luden den verstümmelten Leib auf einen Wagen, um ihn in der Kirche zu Aschheim zu begraben, weil sich in Helfendorf damals noch keine Kirche befand. Eine große Menge Volkes begleitete den Wagen unter Gebet und Tränen. Unterwegs fing Emmeram noch einmal zu seufzen an. Seine Begleiter nahmen ihn deshalb von dem unbequemen Wagen und legten ihn auf den grünen Rasen. Hier verschied er, während heller Glanz ihn umleuchtete, am 22. September 652.

 

Genau an dieser Stelle wurde der Heilige auch begraben. Später baute man über seinem Grab eine Kirche und unzählige Kranke erhielten dort auf die Fürbitte des Heiligen ihre Gesundheit, Blinde ihr Augenlicht, Lahme gerade Glieder.

 

Die Nachricht von dem grausigen Martertod Emmerams erfüllte das ganze Land mit Schauern und Entsetzen. Alle Christen trauerten über den Verlust eines solchen Mannes, selbst die Heiden waren entrüstet, dass man ihn ohne Untersuchung und Urteilsspruch so grausam gemordet habe. Die Prinzessin Uta erkannte jetzt die schrecklichen Folgen ihrer Verleumdung und offenbarte händeringend und wehklagend dem erschütterten Vater, dass der Bischof Emmeram ganz unschuldig sei. Da sie wusste, dass ihr Verführer Siegebald entflohen sei, so nannte sie seinen Namen. Der Herzog Theodo war über die Schmach seiner Tochter und die Gräueltat seines Sohnes sehr bestürzt. Utas verhängnisvolle Lüge betrübte ihn noch mehr, als ihr Fall. Er schickte sie nach Italien in ein Kloster, um dort für ihre Sünden zu büßen, und der nagende Wurm des Gewissens quälte sie peinlicher, als alle Henkersknechte es vermocht hätten. Den Prinzen Landpert erklärte er aller Güter und der Erbfolge verlustig und schickte ihn nach Ungarn, wo er im Krieg gegen die Hunnen und Avaren den Tod fand.

 

Herzog Theodo hielt es für seine heilige Pflicht, die Unschuld des schwer verleumdeten Bischofs vor dem ganzen Volk zu bezeugen. Er ließ schon nach vierzig Tagen den heiligen Leichnam heben und von Aschheim nach Regensburg bringen. Mit seinem ganzen Hofstaat ging er der Leiche entgegen und ließ sie in der St. Georgskapelle begraben, die in einem Wäldchen bei Regensburg stand, wo Emmeram viele Stunden im Gebet zugebracht hatte. Darauf ließ er zur Sühne des begangenen Frevels ein prächtiges Kloster erbauen und mit reichen Einkünften versehen. In der Folge vergrößerte sich die Stadt und schloss das Kloster in seine Mauern ein. Noch heute ruhen die Reliquien des heiligen Emmeram in einem silbernen Sarg unter dem Hochaltar dieses weltberühmten Stiftes, hochverehrt vom gläubigen Volk.

 

Der heilige Mauritius und seine Gefährten,

Soldaten und Märtyrer von Sitten, Schweiz,

+ 22.9.287 – Fest: 22. September

 

Im Jahr 287 zog der abendländische Kaiser Maximian mit einem großen Heer über die Alpen, um einen Aufstand der Gallier zu unterdrücken und die Christen zu verfolgen. In seinem Heer befand sich eine Legion (6666 Mann), die aus der Thebais in Oberägypten rekrutiert worden war. Diese Legion bestand ganz aus christlichen Soldaten, Mauritius war ihr Oberbefehlshaber, Exsuperantius der Oberaufseher des Lagers, Candidus Major. Bei Martinach an der Rhone ließ Maximian seine Kriegsheere von den Strapazen des Marsches in den unwegsamen Gebirgen ausruhen. Bevor er weiter zog, befahl er, dass das ganze Heer den Göttern opfere, um von ihnen einen glücklichen Ausgang des Feldzugs zu erflehen. Zugleich wurde bekannt gemacht, jeder Soldat habe sich eidlich zu verpflichten, dass er alle seine Kräfte aufbieten wolle, die Christen in Gallien zu vernichten. Da sich die Christen nicht am heidnischen Opfer beteiligen konnten, zog Mauritius mit seiner Legion drei Stunden weiter im Tal hinauf bis Agaunum, dem heutigen St. Mauritz. Auch im Krieg waren sie des göttlichen Wortes eingedenk: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.“ Sobald der Kaiser von der Weigerung hörte, geriet er in den heftigsten Zorn und gab den Befehl, jeden zehnten Mann jener Legion mit dem Schwert zu töten und den übrigen mitzuteilen, dass ihnen dasselbe Schicksal bevorstände, wenn sie nicht den Göttern opferten. Mauritius forderte seine Soldaten zur Treue gegenüber der heiligen Religion Jesu Christi auf und wies auf die Himmelskrone des Martertodes. Die Soldaten, die sich hätten mit Waffengewalt widersetzen oder entfliehen können, legten ihre Waffen ab und jeder zehnte Mann trat vor und beugte seinen Nacken dem Todesstreich. Der Kaiser wähnte, die übrigen durch diese Strafe eingeschüchtert zu haben, aber er hatte sich getäuscht. Einmütig erklärten sie: „Nie werden wir unsere Hände zu solchen Henkersdiensten bieten, nie unsere Brüder morden. Stets werden wir den eitlen Götzendienst verabscheuen. So lange wir leben, werden wir unserer heiligen Religion getreu bleiben und nur den einen wahren Gott anbeten. An ihn, den einen unsterblichen Gott glauben wir. Er verheißt uns das ewige Leben. Viel besser ist es zu sterben, als dem christlichen Glauben entgegen zu handeln.“ Maximian wütete wie ein blutdürstiger Tiger und ließ von neuem jeden zehnten Mann der thebaischen Legion niedermetzeln. Das furchtbare Blutbad erschütterte die Christen nicht. Mauritius, Exsuperantius und Candidus feuerten ihre Kampfgenossen an, den schönsten Sieg zu erringen, die Glaubenstreue zu bewahren und den bereits Verklärten im christlichen Heldenmut nicht nachzustehen. Dem Kaiser, der ihnen eine kurze Bedenkzeit gestattet hatte, schickten sie folgenden schriftlichen Bescheid:

 

„Kaiser, wir sind deine Soldaten, aber wir sind auch Diener Gottes. Dir sind wir verpflichtet, Kriegsdienste zu leisten, ihm aber sind wir schuldig, uns vor jedem Verbrechen rein zu bewahren. Du gibst uns Sold, er gab uns das Leben. Wir können dir also darin nicht gehorchen, dass wir unseren, ja auch deinen Schöpfer verleugnen. Solange du nicht befiehlst, uns ihm zu widersetzen, gehorchen wir dir gern, wie wir es bis auf diese Stunde getan haben, sobald du aber etwas so Trauriges und Unheilbringendes von uns forderst, so müssen wir ihm mehr gehorchen, als dir. Gegen jeden Feind unseres Vaterlandes bieten wir dir willig die Hand, allein unsere Hände mit dem Blut schuldloser Bürger zu beflecken, halten wir für ein Verbrechen. Unser Arm weiß wohl gegen Verbrecher und Feinde zu kämpfen, aber gute und friedliche Bürger zu zerfleischen, haben wir nicht gelernt. Auch erinnern wir uns wohl unseres Eides, die Waffen nicht gegen die Bürger, vielmehr für die Bürger zu führen. Für Recht und Pflicht, für das Vaterland, für das Heil rechtschaffener Bürger haben wir bisher immer gekämpft und fanden darin zugleich die Belohnung aller unserer Gefahren und Mühseligkeiten. Wir haben bisher aus Treue für dich gestritten. Wie würden wir sie aber dir, o Kaiser, halten können, wenn wir schlecht genug wären, sie gegen Gott zu brechen? Du befiehlst, wir sollen die Christen aufsuchen und zum Tod führen. Du hast nicht nötig, sie anderswo aufsuchen zu lassen. Siehe, wir sind Christen, wir bekennen einmütig Gott den Vater, den Schöpfer aller Dinge, und seinen Sohn Jesus Christus. Wir haben es mit Augen gesehen, wie unsere Mitstreiter, die treuen Genossen unserer Gefahren und Beschwerden, mit dem Schwert hingerichtet wurden, unsere Kleider wurden mit ihrem Blut bespritzt, allein wir wurden über den Tod unserer heiligen Streitgenossen nicht betrübt, wir weinten nicht bei dem Anblick ihrer Leichen, wir gelobten vielmehr Standhaftigkeit und freuten uns, dass sie würdig erfunden wurden, für Gott, ihren Herrn, zu leiden und zu sterben. Und nun, da auch wir nichts als den Tod vor Augen sehen, so erregt dieses unter uns keinen Aufruhr, die Verzweiflung selbst, die sich in solchen Umständen der Menschen bemächtigt und auch die schwächsten stark macht, vermag nichts über uns, sie vermag nicht, uns gegen dich zu empören. Sieh, wir haben die Waffen in Händen, allein wir widersetzen uns dir nicht. Wir wollen uns lieber töten lassen, als unsere Brüder, die Christen, töten. Wir halten es für besser und wünschenswerter, unschuldig zu sterben, als mit Schuld beladen zu leben. Wir bekennen freimütig, wir sind Christen und nie werden wir Christen- oder Bruderblut vergießen.“

 

Der blutdürstige Kaiser gab sofort den grausamen Befehl, die ganze Legion zu ermorden. Das ganze Kriegsheer umzingelte die frommen Christen, die Wehr und Waffe ablegten und an nichts weniger, als an Verteidigung dachten. Wie eine Schar grimmiger Wölfe über eine Herde Schafe, fielen die heidnischen Soldaten über ihre christlichen Kriegsgenossen her und richteten ein so schauerliches Blutbad an, dass das Tal ganz mit Leichen und Blut bedeckt war. Dann plünderten sie das Lager der Erschlagenen und verprassten die Beute in einem bacchantischen Festschmaus. Aber ein herrliches Freudenfest feierte die verklärte Legion im himmlischen Hochzeitssaal.

 

Ein christlicher Soldat, namens Viktor, kam auf seiner Heimreise gerade des Weges und sah mit Entsetzen das grausige Blutbad und üppige Gastmahl der Krieger. Sie luden den Vorübergehenden ein, an ihrem Saufgelage teilzunehmen. Viktor wies mit Abscheu ein solches Anerbieten zurück. Sie fragten ihn, ob er vielleicht auch ein Christ sei? Ruhig antwortete er: „Ja, ich bin ein Christ und will es immer bleiben.“ Kaum hatte er dieses Wort ausgesprochen, so hieben sie auch ihn nieder.

 

An dem Ort, wo die thebaische Legion den Martertod erlitt, wurde in der Folge ein prächtiger Tempel nebst Kloster gebaut und unter dem Namen Sankt Moritz weitberühmt. Viele der ältesten Kirchen in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und Italien sind seinem Andenken geweiht. Das Herrscherhaus Savoyen stiftete ihm zu Ehren einen Ritterorden und trägt sein Schwert und seinen Ring als erbliche Zeichen ihrer fürstlichen Würde.

 

Gebet am 22. September

 

Unbefleckte und kluge Jungfrau, die du so behutsam und bescheiden deine jungfräuliche Reinheit unversehrt bewahrt hast, lass mich deinem Beispiel nachfolgen, in der Zucht und jungfräulichen Behutsamkeit mit dir leben, den Vorwitz der Augen, den leeren Hochmut und die Sucht, den Menschen zu gefallen, ablegen. Sei meine Fürsprecherin, meine Zuflucht und Beschützerin. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Mauritius und seiner Gefährten

 

O Gott, der Du dem heiligen Mauritius und seinen Gefährten die Gnade verliehen hast, über die Wut des Tyrannen zu siegen, verleihe uns auf ihre Fürbitte die Gnade, alle Feinde unseres Heils zu besiegen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott

 

Wir bitten Dich, o Herr, schenke den Hirten, denen Du die Regierung Deiner Kirche anvertraut hast, den Geist der Weisheit und der Liebe, damit uns durch ihre Leitung stets das zufließt, was unser ewiges Heil befördert, der Du lebst und regierst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

 

Andacht am 22. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Ein Freund, der bei seinem Freund wohnt, besucht ihn oft, wünscht ihm guten Morgen, guten Abend und gute Nacht; und lässt auch keine Gelegenheit aus, wo er des Tages hindurch mit ihm sich unterhalten kann. So besuche auch du den Herrn oft im allerheiligsten Sakrament, wenn deine Aufgaben es dir gestatten. Am Fuß des Altars wird zumal das innerliche Gebet gut betrieben. Opfere bei allen Besuchen dem ewigen Vater oft das kostbare Blut seines eingeborenen Sohnes, und du wirst bald empfinden, dass diese Besuche sehr geeignet sind, die Liebe in dir zu vermehren." (Die heilige Magdalena von Pazzi)

Ein frommer Mann, den die Aufgaben seines Standes nötigten, oft auszugehen, ging nie an einer Kirche vorüber, ohne in sie hineinzugehen, den Herrn anzubeten und seinem Schutz sich zu empfehlen.

Der heilige Vinzenz von Paul besuchte das allerheiligste Sakrament so oft er konnte; bei Jesus ruhte er von seinen anstrengenden Arbeiten aus. Wie in sein Nichts war er dort in der Gegenwart seines Erlösers aufgelöst, den der Glaube ihm deutlicher zeigte, als wenn er Ihn mit den Augen des Fleisches gesehen hätte. Seine wunderbare Sittsamkeit, die seiner heiligen Ehrfurcht entsprang, rührte alle, die ihn sahen. Wenn man ihn in irgend einer schwierigen Sache um seine Meinung fragte, nahm er wie Mose seine Zuflucht zur göttlichen Stiftshütte, das Orakel der Wahrheit zu befragen. Nie ging er aus, ohne zuvor sich zum Herrn zu begeben, Ihn um Seinen Segen zu bitten, und zeigte sich bei seiner Rückkehr abermals vor Ihm, für Seine Gnade Ihm zu danken, und wegen der Fehler, die er etwa begangen hatte, um Verzeihung zu bitten. Man konnte von ihm sagen, dass sein Herz in Anbetung vor dem Sakrament blieb, indes er dem Leib nach davon entfernt war. Und lieb wäre es ihm gewesen, wenn seine Pflichten ihm gestattet hätten, sein ganzes Leben daselbst im innerlichen Gebet zuzubringen.

Der heilige Joseph Benedikt Labre wurde zu Rom allgemein der vierzigstündige Arme genannt, weil er die größte Zeit des Tages in den Kirchen zubrachte, wo das heilige Altarsakrament ausgesetzt war, und das vierzigstündige Gebet gehalten wurde. Es schien, dass er die ganze Zeit, wo er daselbst nicht das kirchliche Stundengebet hielt oder andere mündliche Gebete verrichtete, in Entzückung war. Alle, die ihn sahen, hielten ihn für einen großen Heiligen.

 

O mein liebevoller Heiland, immerdar sei mein Herz in Anbetung zu den Füßen Deiner Altäre. Gern möchte ich daselbst mein ganzes Leben im Gebet zubringen können! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 22. September

 

"Das Kreuz ist ein Bett,

auf dem die Seele ausruht,

ein Tisch,

auf dem sie die Nahrung und Frucht der Geduld

in Ruhe und Frieden kostet."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 22. September - Von den überflüssigen Sorgen des Lebens

 

Du gabst mir, Herr, dies Pilgerleben

Zur Reise in die Ewigkeit.

Wie solltest du nicht auch mir geben,

Was ich bedarf in dieser Zeit.

Du nährst und führest, was da lebt:

Dies ist´s, mein Gott, was mich erhebt.

 

1. Die übertriebene Sorge um die Bedürfnisse dieses Lebens entspringt dem Blödsinn eines undankbaren Herzens, das alle früheren Wohltaten Gottes vergisst, und nicht einsieht, dass sie ein Unterpfand sind, dass Gott auch in Zukunft für uns sorgen wird. Wie können wir je fürchten, dass Gott, der uns das Leben selbst gegeben hat, uns die Mittel versagen wird, es auch zu erhalten. Wie auch kann je ein Herz, das die Wunder der Vorsehung betrachtet, einer solchen Ängstlichkeit Raum geben. Täglich empfangen die Vögel des Himmels ihre Speise aus der Hand der Vorsehung, in wunderbarer Pracht stehen die Blumen des Feldes geschmückt, und unser himmlischer Vater sollte uns vergessen, die wir durch ihn im Dasein sind. Eine Gotteslästerung ist ein solcher Gedanke.

 

2. Einem heidnischen Herzen, das Gott nicht kennt, ist so ein Misstrauen natürlich, denn die Götzen der Heiden sind blind, gefühllos und ohne Leben. Teilen aber wir, die wir durch unseren göttlichen Mittler Kinder Gottes wurden, und Gott täglich unseren Vater nennen, nicht dieses Misstrauen mit den Heiden, wenn wir fern von den Gesinnungen sind, die sich für wahre Kinder gehören? Und was hilft uns unsere Besorgnis? Hilft sie etwa unserer Not ab? Erkennen wir unser Unvermögen und die Allmacht und liebevolle Fürsorge Gottes, der die Welt erschaffen hat und regiert. Er, der für alle Wesen sorgt, wird mit Liebe für uns sorgen, wenn wir ihm in Liebe dienen.

 

3. Hüten wir uns vor diesem sündhaften Misstrauen. Suchen wir, nach der Ermahnung unseres Herrn, vor allem das Reich Gottes. Arbeiten wir nach seinem Willen in unserem Beruf, und es wird uns alles gegeben werden, was wir für dieses Leben brauchen. Sind wir bedacht, durch Werke der Gerechtigkeit das Reich Gottes zu verdienen und an himmlischen Gütern reich zu werden, nie wird es uns dann an irdischen fehlen. Nie verarmt, wer gute Werke tut, wohl aber verarmen oft diejenigen, die allzu reich werden wollen in dieser Welt. Psalm 37,25: "Einst war ich jung, nun bin ich alt, nie sah ich einen Gerechten verlassen noch seine Kinder betteln um Brot." 

 

23. September

 

Der heilige Linus, Papst und Martyrer von Rom,

+ 23.9.76 - Fest: 23. September

 

In der Reihenfolge der Päpste, die mit Petrus, Linus, Kletus, Klemens, Evaristus, Alexander, Sixtus beginnt und sich mit immer neuen Namen seitenlang bis in unsere Zeit fortsetzt, steht Linus an zweiter Stelle, gleich hinter dem Apostelfürsten und ersten Papst Petrus.

 

Linus, nach der Legende ein Beamtensohn, in der Umgebung von Rom geboren, durch den heiligen Petrus unterrichtet, getauft, zum Priester und später zum Bischof geweiht, übernahm als zweiter Papst in stürmischer Zeit die Leitung der Kirche. Vier Jahre vorher war unter dem berüchtigten Kaiser Nero die erste der zehn römischen Christenverfolgungen ausgebrochen. Ein römischer Schriftsteller aus dieser Zeit berichtet, dass damals eine zahllose Menge von Gläubigen zu Tod kam.

 

Vier Jahre lang wütete die Verfolgung, grausam und unmenschlich. Am 29. Juni des Jahres 67 nach Christi Geburt erreichte sie durch die Hinrichtung der Apostelfürsten Petrus und Paulus den Höhepunkt. Da wurde die Kirche an einem einzigen Tag zweimal haupt- und führerlos in einem Augenblick, wo alles auf eine sichere Leitung ankam. Wie muss doch dieser Schicksalsschlag die kleine Herde der Christen niedergeschmettert haben!

 

Linus war es, der damals die Gläubigen wieder aufrichtete. Wie die Legende erzählt, hat Linus dem heiligen Paulus am Vorabend des Martyriums in den Felsenkerker die heilige Kommunion gebracht. Am Tag darauf stand Linus dann unerkannt in der Menge, die bei der Kreuzigung des heiligen Petrus dabei war. In diesen harten Stunden wurde auch die Seele des zweiten Papstes so gefestigt, dass sie stark und fähig war, in schwerster Zeit elf Jahre, zwei Monate und dreiundzwanzig Tage lang die Kirche Gottes zu leiten und trotz der wütenden Verfolgung weiter auszubreiten. Auch er gab im Jahr 79 nach Christi Geburt im Martertod sein Leben für den Glauben hin.

 

Wie Petrus, der erste Papst, so ist also auch Linus, der zweite Papst, ein Martyrer geworden, und alle ihre nächsten Nachfolger waren mit sehr wenigen Ausnahmen ebenfalls Martyrer, drei Jahrhunderte lang.

 

Zehnmal ging damals wie eine schwere Walze, alles niederreißend und vernichtend, die Verfolgung über die junge Kirche hin. Kaiser und Statthalter, Dichter und Gelehrte, die Gerichte und das Militär und alle gewaltigen Hilfsmittel, die ein mächtiger Staat zur Verfügung hat, wurde gegen die Christen in Bewegung gesetzt. Auch Lüge und Verleumdungen wurden gegen sie aufgeboten und eigene Gesetze der Verfolgung gegen sie erlassen.

 

Wer Christ war, galt ohne weiteres als rechtlos und vogelfrei. Verhaftung, Geldstrafen, Beschlagnahmung des Vermögens, Ausweisung und Zwangsarbeit, Zuchthaus und Folter, Galgen und Rad, Feuer und Schwert, all das ist über die damalige Christenheit hereingebrochen. Aber die Kirche ist nicht untergegangen. Während der gewaltige Römerstaat wie eine Seifenblase zerplatzte und auseinander fiel, blieb das Reich Jesu Christi, die Kirche, bestehen. Die Kaiser starben aus, und die Päpste leben noch, leben immer noch, obwohl alle Jahrhunderte hindurch eine Verfolgung die andere ablöste bis auf den heutigen Tag. Die Päpste leben immer noch von Petrus über Linus und fast dreihundert andere bis auf den Papst heute und auch über diesen hinweg bis zum letzten Nachfolger des heiligen Petrus, der erst in der Stunde das Leben beschließen wird, wenn das Ende dieser Welt gekommen ist und Jesus Christus wiederkommt mit allen Engeln und Heiligen.

 

„Du bist Petrus, der Fels“, hat der Herr gesagt, „auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“

 

Die heilige Thekla von Ikonium, Jungfrau und Märtyrin,

+ 23.9.96 – Fest: 23. September

 

Das erste Jahrhundert der Kirche sah eine der berühmtesten Jungfrauen, die Jesus Christus ihr Leben geweiht haben, an der heiligen Thekla. Diese Jungfrau war mit den vortrefflichsten Geistesgaben ausgestattet, die sie dazu benutzte, sich mit der Philosophie und den schönen Wissenschaften bekannt zu machen. Bei allen ihren Vorzügen war sie ungemein bescheiden und sittsam. Sie war in der Blüte ihres Alters verlobt mit einem Jüngling aus einem edlen und reichen Haus, der sich auch durch seine persönlichen Eigenschaften ganz besonders empfahl. Allein Gott, der nach seinem Wohlgefallen die Ereignisse des Lebens zum Besten der Menschen ordnet, leitete die Schritte des heiligen Paulus gen Ikonium in Lykaonien. Sobald die junge Thekla den Apostel predigen gehört hatte, wurde sie wie von einem himmlischen Licht erleuchtet. Sie entsagte dem Götzendienst und nahm die christliche Religion an. Sie tat noch mehr: vergessend auf das geschehene Verlöbnis, gelobte sie Jesus Christus ihre Jungfräulichkeit. Ihr Eifer, mit der Lehre des Evangeliums recht bekannt zu werden, trieb sie an, alles, was sie Kostbares hatten, zu verkaufen, um sich den Eingang an den Ort zu verschaffen, wo der heilige Paulus gefangen saß.

 

Unterdessen erfuhren die Eltern die Veränderung, die mit ihrer Tochter vorgegangen war und ließen nichts unversucht, sie auf andere Gedanken zu bringen. Der junge Mensch, mit dem sie sich vermählen sollte, vereinigte seine Bitten mit ihren Vorstellungen. Allein die Heilige blieb bei aller Zudringlichkeit standhaft bei ihrem Vorsatz. Man schreitet zu Drohungen. Man wendet sich an das Gericht. Der Verlobte bedient sich seines Ansehens, das er in der Stadt hat, sich wegen des nach seiner Meinung erlittenen Schimpfes zu rächen, und – er klagt sie als eine Christin an. Der Richter, in der Hoffnung, die zarte Jungfrau zu schrecken, lässt vor ihren Augen verschiedene Marterwerkzeuge ausstellen. Thekla schein ungerührt und lässt nur um so mehr Mut und Standhaftigkeit blicken. Ihre nächsten Verwandten, selbst ihre Mutter, reizen trotz den Regungen der Natur die Wut des Richters gegen sie und verlangen, dass man sie auf das Grausamste peinigen sollte. Sie wird zum Feuer verdammt. Allein das Feuer vermag nichts gegen sie. Sie wird den Löwen vorgeworfen. Sie nähern sich ihr mit einer Art von Achtung und lecken ihr die Füße. So weiß Gott diejenigen, die den Glauben und das Vertrauen auf ihn bewahren, zu schützen, und schon hienieden zu verherrlichen. Nach diesem hat die genannte Heilige noch mehrere Kämpfe glorreich bestanden. Ob sie aber in einem von ihnen ihr Leben gelassen hatte, oder im Frieden gestorben ist, darüber lässt uns die Geschichte in Ungewissheit. Gewiss aber ist, dass ihr Leib zu Seleucien begraben worden ist, wohin man kurz nach ihrem seligen Hinscheiden, um ihr Andenken zu ehren, von allen Seiten Wallfahrten angestellt hat. Die heiligen Väter sprechen ihr großes Lob.

 

Diese Märtyrin war ehedem so berühmt im ganzen Abendland, dass es ein großes Lob für eine Jungfrau war, wenn man sie eine andere Thekla nannte. Auch erschien Maria mancher frommen Person in Begleitung der heiligen Thekla als Lohn und Beweis, wie sehr sie, da sie noch auf Erden lebte, die Gottesgebärerin geehrt und ihr gedient hat. 

 

Der heilige Pater Pio da Pietrelcina, Kapuzinermönch, Priester, Mystiker,

+ 23.9.1968 – Fest: 23. September

 

Folgende Sätze lesen wir auf der Webseite über die Heiligsprechung Pater Pios:

„Die Heiligsprechung Pater Pios am 16. Juni 2002 war ein Ereignis ohnegleichen. Papst Johannes Paul II. hat der Welt Pater Pio aus Pietrelcina als Vorbild für Gebet und Barmherzigkeit vorgestellt, in einer Zelebration, die wohl am meisten Zulauf in der Geschichte des Vatikans gefunden hat. Die mehr als 300.000 Pilger, deren genaue Zahl unmöglich zu ermitteln war, die nach Rom gekommen waren, um an der Feier teilzunehmen, passten nicht auf den Petersplatz. Hunderttausende drängten sich in der Via della Conciliazione und auf den nahegelegenen Plätzen, indem sie der Liturgie auf Megabildschirmen folgten.“

(Hier geht’s zur o.g. Webseite)

 

Der Priester mit den Wundmalen Christi

 

Wer würde schon das kleine Kapuzinerkloster S. Giovanni Rotondo bei Foggia in der süditalienischen Landschaft Apulien kennen, wenn nicht ein schlichter Ordensmann in ihm lebte, dessen Name heute in aller Welt genannt wird: P. Pio von Pietrelcina. Zu Füßen des seit undenklichen Zeiten dem hl. Erzengel Michael geweihten Monte Gargano duckt sich das Kloster an den kahlen Berghang. Der Mönch aber, der hier seit Jahrzehnten lebt, erfüllt als ein zweiter Pfarrer von Ars die Mission des Priesters in der Welt: Die Rettung der Seelen in einer immer gefährdeteren Welt.

 

Durch sein vorbildliches priesterliches Leben und Wirken, sein mahnendes und strafendes, aber auch lobendes und aufrichtendes Wort und durch ungezählte Liebeswerke an den Menschen, die vertrauensvoll oder auch skeptisch, ja oft sogar zunächst ablehnend zu ihm kommen, hat dieser Franziskaner Millionen Freunde und Anhänger gewonnen, von denen viele zu seinen aktiven Mitarbeitern geworden sind.

 

So ist es kein Wunder, dass dem einfachen Mönch, der am 25. Mai 1966 seinen 79. Geburtstag feierte, von allen Seiten Liebe und Verehrung entgegengebracht werden. Mit Gottes Gnade durfte P. Pio schon Tausende von verirrten Seelen auf den Weg Gottes zurückführen, von denen so mancher zuvor nicht im Traum daran gedacht hätte, „zu Kreuze zu kriechen“. Doch nicht allein das – mit dem Namen P. Pios waren schon sehr früh Geschehnisse verbunden, die dem bescheidenen Ordensmann nicht nur die Liebe und Verehrung des Volkes eintragen, sondern die auch die Aufmerksamkeit der kirchlichen Hierarchie bis hinauf zur römischen Kurie erregen und die Neugierde der Weltöffentlichkeit wecken mussten.

 

Der stigmatisierte Priester

 

Dies war vor allem der Fall von dem Tag an, da bekannt wurde, dass P. Pio als erster Priester in der Geschichte der Kirche mit den Stigmen, d.h. den Zeichen der Wundmale Christi, ausgezeichnet worden war. Zusammen mit dieser Erscheinung führte eine große Zahl von „Wundern“, d.h. auf natürliche Weise nicht erklärbaren Ereignissen und Erscheinungen dazu, dass man in dem bescheidenen Mönch, der sich so sehr in seinem priesterlichen Beruf verzehrte, eine mit außergewöhnlichen Gnadengaben begabte Persönlichkeit erkannte.

 

Seit der hl. Franz von Assisi auf dem Berg La Verna die Wundmale Christi empfing (er ist der erste, von dem wir es mit Sicherheit wissen), haben etwa vierhundert Ordensleute und Laien diese Zeichen der innigen Verbundenheit mit der Passion und dem Kreuzesopfer Christi an ihrem Leib getragen. Etwa sechzig dieser „Stigmatisierten“ wurden heilig- bzw. seliggesprochen – wobei die Kirche allerdings ihr Urteil nicht auf die Tatsache der Stigmatisierung, sondern vielmehr auf den erwiesenen heroischen Tugendgrad stützt.

 

Wie andere Stigmatisierte unserer Zeit musste sich auch P. Pio auf Wunsch seiner Oberen eingehenden Untersuchungen unterziehen. Er gehorchte und nahm schweigend auf sich, was diese Prozeduren an Schmerz und Erniedrigung mit sich brachten. Einer der untersuchenden Ärzte, Dr. R., stellte übrigens eines Tages die „schlaue“ Frage: „Sagen Sie, Pater, warum haben Sie diese Wunden gerade da, und nicht woanders?“ – Mit einem feinen Humor antwortete ihm der Gefragte: „Eher müssten Sie, Doktor, mir antworten: warum sollte ich sie woanders und nicht da haben?“

 

Der Verfasser hat die gesegneten Hände P. Pios wiederholt in seinen eigenen Händen gehalten und ehrfürchtig mit den Lippen berührt. Er hat die dunkelroten, blutverkrusteten Wunden nicht nur gesehen, sondern auch gefühlt. Übrigens riechen diese Wundmale nicht etwa unangenehm, wie man infolge des sich zersetzenden Blutes erwarten sollte, sondern verströmen, wie von Besuchern immer wieder bestätigt wird, einen merkwürdigen Wohlgeruch.

 

Eine neugierige Frau fragte einmal den stigmatisierten Priester, ob diese Wunden auch schmerzten. „Glauben Sie, ich habe sie zur Zierde bekommen?“ war die launige Antwort. Und als eine noch zudringlichere Frau einmal wissen wollte, wie sie schmerzten, erklärte der Pater ernst: „So, wie wenn man einen Nagel durch die Hände treibt . . .“

 

Der Beichtvater

 

Der ursprünglich eher körperlich schwache Mann verbringt seit einem halben Jahrhundert tagtäglich bis zu achtzehn Stunden im Beichtstuhl. Er kennt keine Rücksicht gegen sich selbst, wenn der Strom der Pilger gegen die Mauern von Kloster und Kirche brandet – ein Strom, der nie versiegt. Und nicht zu versiegen scheinen auch die Kräfte des einzigartigen Beichtvaters, der so vielen Menschen schon zur Rückkehr auf den rechten Weg nach dem Wunsch und Willen Gottes verholfen hat. Gleichwohl sind die Jahre nicht spurlos an ihm vorübergegangen, und auch der asketische Mönch hat seinen Tribut an das Alter zollen müssen. Doch er hat sich eine Frische des Geistes und des Herzens bewahrt, die ihn befähigt, sein unvergleichliches Werk unvermindert fortzuführen. Wenn er den Beichtstuhl nach Stunden verlässt, erscheint er immer noch frisch und voller Schwung und findet für jeden der Harrenden ein freundliches Wort.

 

Natürlich drängt sich das Volk um ihn, und besonders die Frauen versuchen, einen Zipfel seines Gewandes zu erhaschen oder ihm die Hand zu küssen.

 

So wollten ihm eines Tages auch zwei soeben angekommene Mädchen die Hand küssen. P. Pio aber kreuzte die Hände auf dem Rücken und fragte: „Und was habt ihr eurem Vater versprochen?“ Die Mädchen wurden rot bis unter den Haaransatz. Sie hatten ihrem Vater, einem Ingenieur, die Erlaubnis zu der Reise nach S. Giovanni Rotondo nur unter der Bedingung abgerungen, die „mit tuberkulösen Wunden bedeckten Hände“ nicht zu berühren. Man kann sich denken, welches Aufsehen dieser Zwischenfall in der betreffenden Familie hervorrief, der übrigens auch den misstrauischen Vater zu P. Pio führte.

 

Als ein Mann aus der Umgebung erkrankte, eilte die besorgte Ehefrau in das Kloster. Wie aber sollte sie an P. Pio herankommen? Um ihn im Beichtstuhl sprechen zu können, musste man des großen Andrangs wegen tagelang warten. Während der Feier der hl. Messe war die gute Frau vor Aufregung nicht imstande, sich ruhig zu verhalten, und bewegte sich unruhig hin und her. Schließlich vertraute sie ihren Kummer in stummem Zwiegespräch mit dem verehrten Pater, der ein großer Marienverehrer ist, der Muttergottes an. Auch während der Beichtstunden gelang es ihr nicht, an P. Pio heranzukommen. Irgendwie aber brachte sie es fertig, sich hinterher in den berühmten Gang zu schmuggeln, in dem man ihn wenigstens flüchtig sehen kann. Als er sie erblickte, sah er sie groß an: „Kleingläubige Frau! Wann hörst du endlich auf, mir die Ohren vollzuschreien, dass sie mir klingen müssen? Bin ich denn taub? Schon fünfmal hast du es mir gesagt, von rechts und von links, von vorne und von hinten. Ich habe verstanden . . .“ Und dann fügte er lächelnd hinzu: „Geh nach Hause, es ist alles in Ordnung!“ Und tatsächlich war der Mann wieder gesund.

 

P. Pio weiß, was in seinen Beichtkindern vor sich geht. Er kennt die Herzen und durchschaut die Gedanken. Notfalls hilft er selbst dem Gedächtnis nach. Und wehe, wenn jemand etwas „vergisst“! Dann kann er unerbittlich sein.

 

Eines Tages kniete eine junge Engländerin aus gutem Hause vor dem Gitter des Beichtstuhles bieder. P. Pio blickte sie an, schloss heftig das Fenster vor ihrer Nase und erklärte ihr: „Für Sie habe ich keine Zeit!“ Die Ärmste war ganz geschlagen. Zwanzig Tage lang kam sie immer wieder, und jedes Mal musste sie die gleiche Abfuhr erleben. Schließlich wurde sie mit den Worten empfangen: „Arme Blinde! Statt dich über meine Strenge zu beklagen, müsstest du dich fragen, wie es möglich ist, dass dich die Barmherzigkeit Gottes nach so vielen Jahren des Sakrilegs überhaupt noch aufnimmt . . . Hast du nicht jahrelang im Stand der Todsünde an der Seite deiner Mutter und deines Gatten kommuniziert, nur um den Anschein der Ehrbarkeit zu wahren?!“ Auch hier kam es zu einer großen Umkehr und dem Verlangen, wiedergutzumachen und andere vor dem gleichen schweren Vergehen zu bewahren.

 

Auch Ausländer haben schon bei P. Pio gebeichtet, selbst wenn beide die Sprache des anderen nicht oder kaum verstanden. Als Miss Mary Pyle, eine der geistlichen Töchter des Paters, der Verfasserin des Buches „Das wahre Gesicht des P. Pio“, Maria Winowska, von amerikanischen „Boys“ erzählte, die den Beichtstuhl des Paters umlagerten, sagte sie auf die Frage, wie dies möglich sei: „Auch ich frage mich, wie. es gelingt ihnen jedenfalls. Der Pater kennt praktisch kein Wort der englischen Sprache. Und sie verstehen kaum oder gar nicht italienisch. Sie kommen begeistert zurück: „P. Pio versteht uns, das steht fest. Wie, das ist seine Sache. Und er sagt uns, was wir erwartet haben.“

 

„Gott weiß alles . . .“

 

„Gott weiß alles, und ich weiß alles in Ihm.“ Aus diesem Bekenntnis P. Pios geht hervor, dass der stigmatisierte Priester während der innigen Vereinigung mit seinem Herrn und Gott am Altar alles für ihn Wichtige und ihn Interessierende erfährt. So forderte er eines Tages einen vor ihm knienden jungen Mann auf, die pornographischen Bilder, die er zu Hause verwahrte, zu vernichten. Ein anderes Mal sah er einen der zur Beichte in der Sakristei versammelten Männer unausgesetzt an und winkte ihn dann herbei, um ihm zu sagen: „Pater, legen Sie Ihre Kutte wieder an, wenn Sie wollen, dass ich Ihnen die Beichte abnehme.“ – „Nicht notwendig“, erwiderte der andere, „ich weiß nun Bescheid.“ Es handelte sich um einen Dominikaner in Zivil, der sich mit eigenen Augen hatte Gewissheit verschaffen wollen. Einem anderen Besucher diktierte P. Pio die Antwort auf einen verschlossenen Brief. Und einen Mann, der mit der Absicht gekommen war, ihn zu ermorden, nannte er einen Mörder und forderte ihn auf, die Mordwaffe herauszurücken. Völlig überrumpelt, stürzte der Entlarvte auf die Knie nieder, bekannte seine Schuld und bekehrte sich.

 

Als einst ein hoher geistlicher Würdenträger Papst Benedikt XV. vor „diesem Betrüger“ warnte, schickte dieser ihn nach S. Giovanni Rotondo mit den Worten: „Mein Sohn, Sie sind zweifellos schlecht unterrichtet. Ich rate Ihnen dringend, sich an Ort und Stelle zu begeben, um mit eigenen Augen zu sehen, wie es sich damit verhält.“ Wenige Tage später mit dem Zug in Foggia eingetroffen, wurde der Bischof von zwei Kapuzinern ehrerbietig begrüßt: „Gelobt sei Jesus Christus! P. Pio schickt uns, um Euer Exzellenz nach S. Giovanni Rotondo zu geleiten.“ – „Aber P. Pio weiß doch gar nichts von meiner Reise“, entgegnete der Bischof verwirrt. „Wohl oder übel muss er von ihr unterrichtet worden sein“, erwiderte der Mönch lächelnd. „Er hat gesagt, der Papst schicke Euch.“ Nach einem Augenblick des Schweigens trat der hohe Herr an den Schalter und – erkundigte sich nach dem nächsten Zug nach Rom. Das Ziel seiner Reise war erreicht. Er hatte „mit eigenen Augen“ gesehen.

 

Helfer in der Not

 

Die Frau des Fotographen Friedrich Abresch (der P. Pio vor vielen Jahren eine Lebensbeichte abgelegt hat – wobei er erfahren musste, dass sein Beichtvater besser Bescheid wusste als er selbst – und der nun schon so lange in S. Giovanni Rotondo lebt) war krank und sollte sich nach dem Rat der Ärzte einer schweren Operation unterziehen, nach der sie keine Kinder mehr hätte bekommen können. Als sie P. Pio um Rat fragte, riet dieser ab. Frau Abresch berichtete: „Voll Freude und Hoffnung kehrte ich nach Bologna zurück. Und tatsächlich hörten von diesem Augenblick an meine Blutungen auf, und alle Symptome des Leidens verschwanden, ohne auch nur die kleinste Spur zu hinterlassen. Als mein Mann zwei Jahre später P. Pio besuchte, sagte dieser voraus, ich bekäme einen Sohn . . . Und tatsächlich hatte ich ein Jahr später ein Kind. Seine Geburt schadete mir trotz aller Prognosen der Ärzte in keiner Weise.“ Herr Abresch selbst aber fügte diesem Bericht noch hinzu: „Dieser Junge ist nun Priester. . . P. Pio hat es vorausgesagt! Wie wunderbar sind Gottes Wege!“

 

Das bekannte Lourdes gilt heute als einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte der katholischen Christenheit: zwei Millionen Besucher im Jahr (1966). Nach S. Giovanni Rotondo kommen alljährlich achthunderttausend Menschen und bestürmen den „lebenden Leidenskelch“ P. Pio mit ihren Anliegen. Viele seiner geistigen Söhne und Töchter haben sich im Lauf der Jahre in der Nachbarschaft ihres Verehrten Seelenführers mit den Wundmalen Christi angesiedelt. Als Msgr. Fernando Damiani, Generalvikar der Diözese Salto in Uruguay, ebenfalls den Wunsch äußerte, in P. Pios Näh zu verbleiben, erwiderte ihm der Pater: „Nein, Ihr Platz ist in Ihrer Diözese.“ – „Dann versprechen Sie mir aber, dass Sie mir in der Todesstunde beistehen werden.“ P. Pio versprach es nach kurzem Schweigen.

 

Im Jahr 1941 feierte Msgr. Alfredo Kola, Erzbischof von Salto, sein silbernes Bischofsjubiläum. Alle Bischöfe von Uruguay und mehrere aus Argentinien nahmen daran teil. In der Nacht hörte Msgr. Barbieri, Erzbischof von Montevideo, jemand an seine Tür klopfen. Auf sein „Herein“ trat ein unbekannter Kapuziner ein und sagte: „Gehen Sie zu Msgr. Damiani, er liegt im Sterben.“ Zusammen mit einigen Priestern, die er rasch geweckt hatte, eilte der Erzbischof zu dem Generalvikar, der einen schweren Anfall von Angina pectoris erlitten hatte und nun bei vollem Bewusstsein noch die Letzte Wegzehrung empfing, bevor er sanft entschlief. Auf seinem Nachttisch aber fanden sich, mit versagender Hand geschrieben, die Worte: „P. Pio ist gekommen.“

 

Bei einem Ad-limina-Besuch in Rom suchte Erzbischof Barbieri auch P. Pio auf und erkannte in ihm den Mönch, der ihn an das Sterbebett seines Freundes gerufen hatte. Als er ihn darüber befragte, schwieg P. Pio zunächst, und erst als Msgr. Barbieri erklärte: „Ich verstehe“, bestätigte auch er lächelnd: „Ja, Sie haben verstanden.“

 

Dieser Fall bietet ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die mystische Erscheinung der „Bilokation“ (Fähigkeit, an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig anwesend zu sein), die P. Pio besitzt und die uns auch von mehreren Heiligen in der Geschichte der Kirche bezeugt ist, so u.a. von Antonius von Padua, Franz Xaver, Joseph von Cupertino, Alfons von Liguori.

 

M. Winowska schreibt hierzu: „Manche seiner Verehrer und vor allem seiner Verehrerinnen verbreiten das Gerücht: Er hört alles, er ist überall. Nichts ist jedoch unrichtiger. Die Gnadengaben P. Pios halten sich streng in den Grenzen, die Gott ihnen steckt. Seine Bilokationen kann er nicht willkürlich hervorrufen, sondern sie entsprechen irgendwelchen Plänen der Unendlichen Barmherzigkeit, deren demütiger Diener er ist . . .“ Eines Tages hierüber befragt, antwortete P. Pio: „Was denn, was denn? Der Körper ist jedenfalls nicht so dumm, dass er nicht bemerken würde, wenn er seinen Platz verlässt. Es fragt sich nur, wie. Reißt die Seele den Leib fort, oder reißt der Leib die Seele fort? Auf jeden Fall sind sie sich dessen voll bewusst und wissen, wohin sie gehen.“ (In solchen Augenblicken ist P. Pio plötzlich wie abwesend, eine Erscheinung, die ihn auch im Beichtstuhl unversehens überfallen kann, wie bezeugt wird. Auch seine Mitbrüder kennen dies und respektieren es schweigend.)

 

Ein besonders dramatischer Fall wird aus der Zeit der Befreiung Italiens vom Faschismus berichtet. Eine der geistigen Töchter P. Pios wurde damals als angebliche Faschistin verhaftet und von einem Standgericht zum Tode verurteilt. Wie sollte sie ihre Unschuld beweisen? In dem Augenblick, da man ihr Handschellen anlegte, um sie zur Hinrichtung zu führen, flehte sie zu P. Pio um Hilfe. Unterwegs wurde sie von einer tobenden Menge mit Steinen beworfen und mit Verwünschungen überschüttet. Mehr tot als lebendig, kam sie an der Hinrichtungsstätte an, wo der Verkehr plötzlich durch eine schier endlose Kolonne von Panzern, Lastwagen und Truppen blockiert wurde. Der zuständige Offizier befahl den Aufschub der Hinrichtung und wartete, „wie hypnotisiert“ auf einem Panzer stehend. Das Mädchen aber dachte: Wenn sie vorbei sind, hat deine letzte Stunde geschlagen! Und seine Gedanken wanderten wieder zu P. Pio. Als immer mehr Zeit verstrich, begannen sich die Terroristen zu zerstreuen. In der Zwischenzeit hatten Freunde ein Alibi für das junge Mädchen verschafft, während die Denunzianten ihrerseits die Furcht vor Repressalien überkam, als bekannt wurde, dass die Hinrichtung durch die durchziehenden Truppen verzögert worden sei. Als die letzten Kolonnen vorübergezogen waren, erklärte ein im Auto herbeigeeilter Unbekannter dem Mädchen, es sei frei, und brachte es nach Hause zurück. Dort aber war inzwischen der Mob (die Häuser der aus politischen Gründen Verurteilten wurden in jenen Tagen in Italien wie in Frankreich zur Plünderung freigegeben) dabei gewesen, unter den Augen der entsetzten Schwester des Mädchens alles auszuräumen, bis plötzlich ein wiederholtes lautes und gebieterisches „Basta (genug)!“ sie aufgescheucht und schließlich Reißaus hatte nehmen lassen. Als die Verurteilte daheim ankam, warf sich ihr die Schwester weinend in die Arme und erklärte: „Es war P. Pios Stimme. Er hat die Plünderer in die Flucht gejagt!“ Sobald es wieder möglich war, sich frei zu bewegen, eilte das Mädchen nach S. Giovanni Rotondo, wo P. Pio sie lächelnd mit den Worten empfing: „Meine Tochter, du hast mir mit deinem Glauben ganz schön zugesetzt!“

 

Berühmt geworden ist der Fall des Generals Cadorna, der sich nach einer Niederlage seiner Truppen das Leben nehmen wollte. Als er am Abend zum Revolver griff, trat plötzlich ein unbekannter Mönch ein und drohte ihm mit dem Finger, als wollte er sagen: Na, General, Sie werden doch nicht eine solche Dummheit begehen! Wütend stürzte der General, der Befehl gegeben hatte, ihn nicht zu stören, nach draußen. Doch die Wachposten schworen, sie hätten niemanden gesehen geschweige denn eintreten lassen. Der Zorn des Generals wich fassungslosem Erstaunen, und er gab seine Absicht, aus dem Leben zu scheiden, auf. Vergeblich bemühte er sich in der Folge, das Geheimnis der Erscheinung zu ergründen. Als bald darauf der Krieg zu Ende ging und man mehr und mehr von P. Pio zu sprechen begann, hörte auch der General von den ihm zugeschriebenen wunderbaren Fähigkeiten. Inkognito reiste er nach S. Giovanni Rotondo. Zu dieser Zeit aber durfte niemand P. Pio sprechen, da er entsprechend dem Willen seiner Oberen unter medizinischer Beobachtung stand. Auf sein Drängen wurde dem General schließlich gestattet, sich im Korridor aufzuhalten, den der Pater benützt, wenn er sich zur Kirche begibt. Als die Mönche an ihm vorbeizogen, erkannte der General seinen nächtlichen Besucher wieder. Dieser aber hob wiederum nur stumm den Finger, als wollte er sagen: Einmal habe ich dich vor dem Schlimmsten bewahrt, ein zweites Mal nicht mehr!

 

Alle, die in P. Pios Nähe weilen oder ihn besuchen, spüren die Kraft, die von dem schlichten Ordenspriester ausgeht, der mit den Wundmalen seines Herrn ausgezeichnet wurde. Und selbst ein Arzt aus Chicago, der nach zehntägiger Schiffsreise und dreißigstündiger Bahnfahrt in S. Giovanni Rotondo eintraf und trotz allen Drängens nicht von P. Pio empfangen wurde, war es zufrieden, als er von P. Pios Hand die Zeilen empfing: „Es tut mir sehr leid, dass Sie die weite Reise vergeblich auf sich genommen haben, aber Sie werden verstehen, dass ein Mönch gehorchen muss.“ Der Arzt erklärte hinterher freimütig, diese Antwort habe ihn tiefer beeindruckt als eine eingehende Untersuchung der Wundmale. Wie die Millionen Besucher, die gleich ihm gläubig oder skeptisch nach S. Giovanni Rotondo gekommen waren und täglich aufs Neue kommen, war er bereit, mit Papst Benedikt XV. (1914-1922) zu sagen: „P. Pio ist wahrhaft ein Mann Gottes.“

 

Katholischer Digest, 20. Jahrgang, Nr. 6, Juni 1966

 

Gebet am 23. September

 

Glückselige Jungfrau, wen kann ich mit größerem Vertrauen um die Liebe Jesu bitten, als dich, die du die Mutter Jesu bist. Jesus liebte dich, und du liebtest ihn mit einer unbeschreiblichen Liebe, die Natur und Gnade vollkommen gemacht hatten. Stehe mir bei, dass ich durch dich, o Mutter der schönen Liebe, meinen Erlöser nach meinen Kräften und nach dem Maß der Gnaden liebe, die du für mich erhalten kannst. Verwirf nicht meine demütige Bitte, o Mutter der Barmherzigkeit. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Linus

 

Wir bitten Dich, o Gott, dass Du uns auf die Fürbitte des heiligen Linus stets beschützt und bewahrst, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott

 

Verleihe uns, o Gott, die Gnade, den festen Vorsatz auszuführen, unser ganzes Leben hindurch, Deinem Willen gemäß, nach der Heiligkeit zu streben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andacht am 23. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Das innerliche Gebet gut zu verrichten, liegt ungemein viel daran, dass man sich selbst kennt. Wer sich selbst gut erkennt, der sieht deutlich, dass er mit mancherlei Elend behaftet ist, und demütig und beschämt sich selbst bei diesem Anblick vor der allerhöchsten Majestät seines Gottes. Wie, ruft er aus, so vieles hat der Herr für mich getan, und ich tue so wenig für Ihn! So oft habe ich Ihn beleidigt, den ich aus so vielen Gründen hätte lieben sollen!" (Die heilige Theresia von Avila)

Ein junger Einsiedler sprach zu seinem Meister: "Es scheint mir, Vater, als bin ich tugendhaft und angenehm vor den Augen Gottes." "Wer seine Sünden nicht sieht," sprach hierauf der Altvater, " der macht sich immer weis, er sei gut. Aber wer über die Sünden nachdenkt, die er sich zu Schulden kommen ließ, der ist weit entfernt, so zu denken."

Der heilige Franz von Borgia brachte täglich zwei Stunden damit zu, seine Anlagen zu erforschen, um sich selbst gut kennen zu lernen, und gelangte durch seine heilsame Übung zu einer so niedrige Ansicht von sich selbst, dass er staunte, wie nicht alle ihn verachteten, beschimpften und misshandelten. Dadurch zumal wurde er demütig und innerlich im Gebet.

Der heilige Joseph Benedikt Labre war im innerlichen Gebet zu einer so großen Verabscheuung seiner selbst gelangt, dass er nach Erniedrigungen gierte. Er kannte keine größere Freunde als wenn er schmählich misshandelt wurde. Ein frommer Priester, der ihn verehrte, wollte ihm aus Ehrfurcht die Füße küssen. Dies war vielleicht von allen Demütigungen, die er zu leiden hatte, die schwerste. "Was wollen Sie tun," sprach er zu ihm. "Wollen Sie dies etwa darum tun, weil ich ein Vagabunden-Leben führe und so gesinnt bin?"

 

Wie Großes, mein Gott, hast Du für mich getan, und was habe ich für Dich getan? So viele Gründe hatte ich, Dich zu lieben, ich dagegen habe Dich beinahe ohne Unterlass beleidigt! Verzeih mir, Herr, und verwirf mich nicht von Deinem Angesicht. Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 23. September

 

"Keine liebevolle Mutter ist schneller bei der Hand,

den Sohn, den sie in ihrem Schoss getragen,

den Flammen zu entreißen,

als Gott sich beeilt,

einer reuigen Seele zu Hilfe zu kommen."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 23. September - Die Ermunterung zum Dienst Gottes

 

Das Weltall steht zu Gottes Ehre,

Ihm dienen aller Engel Heere;

In seinem Dienste ist ihr höchstes Glück:

Und du, geliebte Seele, bliebst zurück?

 

1. Wir sind in dieser Welt nur, um Gott zu lieben und ihm zu dienen. Dies ist unser ganzes und einziges Tagewerk. Die Gründe, die uns verpflichten, ihm heute zu dienen, verpflichten uns, ihm alle Tage unseres Lebens zu dienen. Denn wie gestern, so hängen wir auch heute von ihm ab. Niemals hören wir auf, seine Geschöpfe zu sein. Niemals also dürfen wir aufhören, ihn zu lieben und ihm zu huldigen. Ja es vergeht auch kein Augenblick, wo er uns nicht Wohltaten erzeigt: wie also dürfte es je einen Augenblick geben, wo wir ihm nicht dankbar wären? Von Ewigkeit hat er uns geliebt, so verwenden wir denn unser ganzes Leben, ihn zu lieben.

 

2. Je älter du wirst, umso dringender wird deine Pflicht, Gott zu dienen, weil seine Wohltaten mit deinen Jahren zunehmen. Überdenkst du alle Gnaden, die er, seit du auf dieser Welt bist, dir verliehen hat, alle Gefahren, aus denen er dich errettet hat, alle Übel, vor denen er dich bewahrt hat, alle Gaben des Lebens, mit denen er dich beschenkt hat, dann wirst du allerdings bekennen müssen, dass du ein Schuldner bist, der gänzlich außer Stande ist, zu bezahlen. Wie also geschieht es je, dass du so nachlässig im Dienst deines Schöpfers bist, als wärst du ihm nichts mehr schuldig?

 

3. Je älter du wirst, umso näher kommst du dem Tod und der Ewigkeit, um so eifriger solltest du also arbeiten. Wer muss je ernsthafter bedacht sein, seine Rechnungen zu ordnen, als derjenige, der im Begriff steht, Rechenschaft zu geben? Je näher ein Körper seinem Mittelpunkt kommt, umso schneller ist seine Eile. So eile denn auch du, alle Versäumnisse vor deinem Ende einzubringen, denn nicht sehr fern ist deine letzte Stunde. O wie schmerzlich wird dann deine große Nachlässigkeit dir fallen. Dann wirst du um Zeit bitten, und es wird keine Zeit mehr sein. Epheser 5,15-17: "Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse. Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist."

 

24. September

 

Das Fest der allerseligsten Jungfrau

von der Erlösung der Gefangenen

 

Der heilige Gerhard (Gerardus) Sagredo von Venedig,

Bischof und Märtyrer in Ungarn,

+ 24.9.1046 – Fest: 24. September

 

Der heilige Gerhard, der nach dem Zeugnis des römischen Martyrologiums ein Apostel der Ungarn genannt zu werden verdient, wurde zu Anfang des 11. Jahrhunderts in Venedig aus einer adeligen Familie geboren und frühzeitig zum Dienst Gottes in einem Benediktinerkloster erzogen. Als er zu reiferem Alter gelangt war, erfasste ihn der damals allgemein herrschende Drang, eine Wallfahrt nach Jerusalem zum Grab des Erlösers zu tun. Den Heimweg schlug er aus besonderer Schickung Gottes über Ungarn ein. Bei dieser Gelegenheit lernte ihn der König Stephan I. kennen und fühlte sich von ihm so erbaut und angezogen, dass er ihn beredete, im Land zu bleiben und die begonnene Besiegung des Heidentums durchführen zu helfen. Gerhard willigte ein, aber am Hof verweilte er nicht, sondern baute sich um 1030 zu Beel im Bistum Veßprim eine Klause, die er mit seinem Gefährten Maurus sieben Jahre lang bewohnte. Mittlerweile hatte der König seine Feinde besiegt und den Frieden in Ungarn so weit hergestellt, um an seinem heiligen Werk fortarbeiten zu können. Nun zog er Gerhard aus der Einsamkeit hervor und trug ihm auf, seine Mission zu beginnen. Der Diener Gottes predigte die Lehre Jesu mit solcher Kraft und solchem Segen, dass zahlreiche Bekehrungen erfolgten. Darum erhob ihn Stephan nach einiger Zeit auf den bischöflichen Stuhl von Csanad. Unermüdlich und unter den größten Beschwerden setzte er sein apostolisches Wirken fort, ging gewöhnlich zu Fuß, den Leib stets in ein raues Bußkleid gehüllt, war klein mit den Kleinen, arm mit den Armen, unterrichtete Tag und Nacht, sorgte für die Kranken und Aussätzigen, die er sogar in seinem Bett liegen ließ, gründete Kirchen und Einsiedeleien und flehte unaufhörlich zu Gott um Erbarmen für sein Volk und zu Maria um ihre mächtige Fürbitte. So lange Stephan der Heilige lebte und mit aller Kraft die Bemühungen der Bischöfe unterstützte, machte das Christentum freudige Fortschritte in Ungarn. Aber nach dem Tod dieses trefflichen Fürsten kamen umso schlimmere Zeiten für die Kirche. Als nach mehrfachem Thronwechsel von der heidnischen Partei Andreas I. zum König erwählt worden war, unter der Bedingung, dass er die Abgötterei wieder herstelle, eilte Gerhard mit drei anderen gleichgesinnten Bischöfen nach Stuhlweißenburg, um dem neuen Herrscher ins Gewissen zu reden und ihn zu bewegen, sein sündhaftes Versprechen zu widerrufen und Buße zu tun. Auf dem Weg dahin prophezeite er seinen nahen Martertod, der auch nur allzu bald eintrat. Als er bei der Chiod über die Donau setzen wollte, stürmte der Herzog Batha, einer der grimmigsten Heiden, mit seinen Leuten heran. Gerhard wurde erst mit einem Steinhagel überschüttet, dann von einer Lanze durchbohrt. Er starb unter Gebeten für seine Mörder, und mit ihm fielen die Bischöfe Begterd und Buld. Den Bischof von Benetha rettete König Andreas, der zu dem Gemetzel kam und die blutdürstige Rotte vertrieb. Die Marter des heiligen Gerhard ereignete sich am heutigen Tag des Jahres 1046. Seine Reliquien erhielten nach mehrfachen Übertragungen zuletzt auf ihr inständiges Ersuchen die Venetianer, die sie in der Kirche Unserer Lieben Frau von Murano zur Verehrung ausstellten.

 

* * *

 

Der heilige Gerhard zeichnete sich durch seinen Eifer in der Verehrung der heiligen Jungfrau aus, denn nachdem er eine Kirche hatte bauen lassen, die er dem heiligen Georg weihte, errichtete er darin einen Altar zu Ehren Mariens, ließ vor ihm ein Gefäß anbringen, in das wohlriechende Essenzen gegossen werden sollten. Auch beauftragte er zwei Männer, unaufhörlich Weihrauch dort zu verbrennen. Ferner zelebrierte er da jeden Samstag die feierliche Messe vom Tag der Aufnahme Mariens in den Himmel. 

 

An den anderen Tagen pflegte er nach der Matutin und nach der Vesper in Prozession sich dahin zu begeben. Dieser Gebrauch erhielt sich sogar noch nach seinem Tod. Aus Liebe zu Maria legte er sich irgendeine Handlung der Demut auf. Wenn ein Strafbarer ganz sicher Gnade erlangen wollte, so genügte es, wenn er sie von Gerhard im Namen der heiligen Jungfrau erbat. Wenn dann Gerhard den Namen der Mutter der Barmherzigkeit aussprechen hörte, brach er in Tränen aus und bat den bereuenden Sünder um Verzeihung, als wenn er selbst der Schuldige gewesen wäre. Durch seine Bemühungen nahmen die Ungarn den Gebrauch an, Maria nicht mehr Mutter Christi, sondern ihre Herrin zu nennen, das Knie zu beugen und sich zu verneigen, bloß wenn sie sie nennen hörten. König Stephan war der wärmste Freund des heiligen Bischofs Gerhard. Nach seinem Tod hatte Gerhard viele Schwierigkeiten auszustehen, und starb schließlich des Martertodes am 24. September 1045.

 

Der gottselige Hermann der Lahme, Benediktiner, Gelehrter in Reichenau,

+ 24.9.1054 – Gedenktag: 24. September

 

Die alten schwäbischen Grafen von Vehringen in Hohenzollern stammen von dem Grafen vom Bussen ab. Wolfrad (Wolverad) II. von Altshausen, ein Vehringer, ist der Vater des frommen Hermann, seine Mutter war Hiltrude, wie es heißt, eine Gräfin von Thierstein im Kanton Solothurn. Unter den 15 Kindern war Hermann, geboren am 18. Juli 1013, das hilfloseste und schwächste, an allen Gliedern lahm, daher sein Name „Contractus“, der Gelähmte. Er schien zum unglücklichsten Geschöpf bestimmt zu sein. In diesem Zustand wendete er sich einmal vertrauensvoll und unter Tränen an die mächtige Himmelskönigin mit den Worten: „Hilf, o Mutter, dem Hermann, hilf dem zweifach armen Hermann.“ Die mildeste der Frauen stellte ihm, so wird erzählt, darauf die Wahl frei, ob er lieber einen gesunden Leib und einen schwachen Kopf oder einen gesunden Geist und einen kranken Leib haben wolle. Wohl wissend, dass die Gaben der Seele mehr als die Gaben des Leibes zu schätzen sind, erwählte der selige Hermann einen gesunden Geist und einen kranken Leib. Sein Körper blieb bis zu seinem Hingang derart bresthaft, dass er sich nie ohne fremde Hilfe bewegen konnte und größtenteils sitzend sein Leben hinbringen musste, und wenn er etwas las oder schrieb, dies nur in beschwerlicher, gekrümmter Haltung zu tun vermochte. Allein er erlernte mit Leichtigkeit die schwierigsten Wissenschaften.

 

Hermanns Eltern brachten den Knaben in die Klosterschule von St. Gallen. Später kam er ins Kloster auf der Reichenau, der lieblichen Insel des schwäbischen Meeres. Das alte und hochangesehene Benediktinerstift war eine Pflanzschule gelehrter Bildung, die erste Akademie Süddeutschlands, eine Erziehungsstätte für Mönche geworden. Die dortige Maler- und Sängerschule eröffnete eine neue Kunstrichtung. Der gelehrteste und bedeutendste Mann von Reichenau aber wurde neben Walafried Strabo unser Hermann, der Lahme. Er besaß vorzügliche Kenntnisse in allen Zweigen menschlichen Wissens. Er schrieb eine Chronik, die zu den besten und wertvollsten Geschichtsquellen Deutschlands gehört. Sie erstreckt sich von der Geburt Christi an bis zu Hermanns Todesjahr. Sie ist ein Denkmal außerordentlicher Belesenheit und sorgfältiger Genauigkeit und bildet eine hervorragende Quelle der nachfolgenden Geschichtsschreiber. Hermann war in der lateinischen und griechischen, arabischen und hebräischen Sprache sehr kundig und betrieb Geometrie und Astronomie. Er verfertigte astronomische Instrumente von seltener Kunst. Die Mitwelt feierte ihn als ihren ersten Redner, Philosophen, Dichter und Musiker. In der Musik hat Hermann Bahnbrechendes geleistet und eine selbstständige Schule gegründet. Von ihm soll die herrliche Antiphon: „Alma Redemptoris Mater“ (Mutter des Erlösers, Gnadenbeseligte) stammen. Auch die Antiphonen: „Salve Regina“ (Gegrüßet seist du, Königin), „Ave Regina coelorum“ (Gruß dir, o Himmelskönigin) und „Veni sancte spiritus“ (Komm, Heil`ger Geist) werden ihm von einigen zugeschrieben.

 

Wie schimmerte und funkelte die Maiensonne über die weite Fläche des Sees! Im Garten der Benediktinerabtei auf der Reichen Aue standen die Bäume voll schneeweißer Blüten, zart und lieblich, wie Kinder geschmückt zum Fest der Mutter, strahlend in Unschuld und Reine. All die kleinen Blumenköpflein reckten und woben sich mit dem hellgrünen Grasboden zu einem kostbaren Teppich für die Königin des Maien. Wie der Widerschein der Maienfreude leuchtete es heute auf in den ernsten Gesichtern der lustwandelnden Mönche. Einer nur saß oben in seiner Zelle, ganz allein mit seinen Gedanken, und sah hinaus durchs hohe Fenster in den lachenden Lenz, Hermann der Gelähmte. Die Maienlust ergriff auch ihn. Wie eine jubilierende Lerche stieg sein Geist zum Schöpfer empor. Ein Lied möchte er singen von Kindesliebe und Himmelssehnsucht. Aber war es ihm nicht, als ob die jungfräuliche Mutter des Herrn, die geistliche Rose, die Lilie des Tales, herniederstiege und nun hinschreite über die Fluren, sie segnend? Nur für sie können sie so köstlich blühen. Doch ruht nicht noch freudiger und erhebender ihr Blick auf dem armen, lahmen Menschenkind und dringt so wohltuend und mild ein in seine Seele? Seinetwegen ja kommt sie, die hohe Frau, die Trösterin der Betrübten, nicht der duftenden Blumen wegen. Und Geist und Herz des Edlen, so herrlich schön im gebrochenen Körper, tun sich auf und die Lippen öffnen sich und grüßen stammelnd die Gnadenvolle: „Sei gegrüßt, Königin, Mutter der Barmherzigkeit, des Lebens Trost und Süßigkeit, unsere Hoffnung sei gegrüßt!“ – Wie kommt er sich doch so arm, so klein und niedrig vor gegenüber der himmlischen Schönheit! Wie lastet auf ihn so hart die Erde und ihre Mühsal! Da schluchzt er laut auf: „Zu dir schreien wir elende Kinder Evas! Zu dir seufzen wir, trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen!“ Aber drückt ihn auch menschliche Ohnmacht und Hilflosigkeit nieder, sie ist ja die mächtige, die gütige Jungfrau. Und weiter ruft er flehend: „Eia nun, du unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen zu uns. Und nach diesem Elend zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes!“ Ach ja! Jesus zeige uns, das einzige Verlangen des Herzens! Welch ein Glück, ihn zu schauen! Und noch tiefer senkt der „Zusammengezogene“, der Gekrümmte sein Haupt und betrachtet weltentrückt die Herrlichkeit Gottes. – So mag Hermann zum ersten Mal sein Salve Regina gesungen haben!

 

Die genannten Hymnen haben Aufnahme gefunden in den kirchlichen Gottesdienst und werden seither auf der ganzen Welt gebetet und gesungen. Sie gehören zum Schönsten und Besten der katholischen Dichtung. Hermann stellte seine reichen Talente und Gaben ganz und einzig in den Dienst Gottes und seiner Heiligen. Der Ehre des Allerheiligsten, dem Ruhm der Kirche weihte und widmete er seine Kräfte. Niemals strebte er irdischen Gewinn und menschliches Lob an. Der Ruf eines der ersten Gelehrten seiner Zeit machte ihn nicht stolz. Seine Schüler, die den Meister zahlreich umgaben, fesselte er nicht bloß durch sein Wissen, sondern mehr durch sein edles, liebevolles Gemüt. Hermann der Lahme galt als ein Weltwunder. Überall tritt uns bei ihm die reine Wahrheitsliebe entgegen. Die Geschichtsschreibung war ihm, nach den Worten eines Gelehrten, ein priesterliches Amt. Darum ermahnte er noch sterbend seinen Schüler Bertold: „Habe stets den Tod vor Augen! Nimm meine Bücher und setze sie fort.“

 

Des stets heiteren Kreuzträgers Seele verließ im Jahr 1054 am 24. September oder, wie andere meinen, am 19. Juli, auf seinem väterlichen Gut Alleshausen den gebrechlichen Leib, während er das „Salve Regina coelorum“ sang. Im Totenbuch von St. Gallen wurde Hermann der Lahme von alters her gefeiert. Das Benediktinische Kalendarium nennt ihn am 19. Juli „heilig“ und stellt ihn dar mit einer Krücke, umgeben von Büchern und astronomischen Instrumenten, seinen Blick erhebend zu Maria, dem Sitz der Weisheit, in deren Minnedienst er so schöne Lieder gesungen hat.

 

Was doch der menschliche Geist vermag, wenn die Kräfte des menschlichen Willens und der göttlichen Gnade einträchtig zusammenwirken! Der Geist meistert den gebrechlichen Leib, den lahmen und faulen. Für die katholische Aktivität auf allen Gebieten heißt die Parole: „Auf die Füße!“ „Ihr Erfolg muss sein,“ sagt Robert Mäder, „Die Stummen reden, die Lahmen gehen! . . . Das Leben ist Arbeit, nicht nur Arbeit der Hände und Füße, sondern vor allem auch Arbeit des Geistes, Arbeit des Herzens. Für das Ausruhen haben wir die Ewigkeit! Auf die Beine! An die Arbeit! Religiöse Arbeit, politische Arbeit, soziale Arbeit – aber immer katholische Arbeit! . . . Das Wort „Ich kann nicht“ muss abgeschafft werden! Auf jeden Fall müssen zwei andere Worte aus dem Wörterbuch der katholischen Bewegung gestrichen werden: Das „ich will nicht“ und das „ich mag nicht“ des Lahmen.“

 

Der heilige Pazifikus, Franziskaner,

+ 24.9.1721 – Fest: 24. September

 

Pazifikus heißt zu Deutsch: „Der Friedfertige“ oder „Friedliebende“. Und in der Tat, der Heilige von San Severino, seinem Geburtsort in der Mark Ankona in Italien, oder auch „von Septempeda“ genannt, war dieses ehren- und verheißungsvollen Namens so würdig wie nur möglich. Er erblickte im Jahr 1653 das Licht der Welt als Sohn adeliger, frommer Eltern und machte sich schon als Kind ihre Gesinnung und ihren gottesfürchtigen Wandel zu eigen. Doch nur all zu früh wurden ihm die geliebten Eltern durch den Tod entrissen, nachdem sie vorher überdies durch mancherlei Missgeschick ihr ganzes Vermögen verloren hatten. So war jetzt für den Knaben eine harte und traurige Zeit gekommen. Er wurde bei einem geistlichen Onkel zur Erziehung untergebracht, ohne aber hier die Liebe und verständige Behandlung zu finden, die einem jungen Menschenkind so notwendig sind. Ja, die zwei Dienstmägde des Hauses machten ihm das Leben darin geradezu zur Qual. Denn er musste nicht nur die niedrigsten Arbeiten verrichten, sondern erntete dafür als Lohn nichts als Schimpf- und Spottreden von Seiten jener beiden Frauen, und wenn diese selbst irgendetwas angestellt hatten, schoben sie die Schuld auf den armen Knaben, der dann von dem Oheim regelmäßig gestraft wurde. Jeden anderen hätte ein solches Leben wohl zur Verzweiflung gebracht, nicht so aber unseren Heiligen. Er trug vielmehr alles mit heldenmütiger Demut und Geduld. Als er jedoch das siebzehnte Lebensjahr erreicht hatte, sagte er der lieblosen Welt leichten Herzens Lebewohl und trat in den ersten Orden des heiligen Franziskus ein, wobei er eben den Namen Pazifikus erhielt. In dem neuen Stand blieb er seinem bisherigen Tugendstreben nicht nur treu, sondern schwang sich bald auf eine sehr hohe Stufe der Heiligkeit empor. Einige Mitbrüder setzten jedoch in letztere Zweifel. Das beantwortete der Heilige damit, dass er bedeutungsvoll sagte: „So ist es gut, ihr beurteilt mich, wie ich es verdiene!“ Er verbarg auch seine Tugenden so weit als möglich. Aus Abtötung ließ er selbst bei der größten Kälte Tür und Fenster offen, gab jedoch als Grund an, er würde sonst vielleicht die Chorglocke nicht läuten hören. Auch ein großer Freund der Einsamkeit war der Heilige. Desgleichen liebte und behütete er die Tugend der Keuschheit mit solcher Ängstlichkeit, dass er nicht einmal in den Tagen der Krankheit irgendeinen entblößten Teil seines Körpers von fremder Hand berühren ließ. Nach dem Willen der Ordensobern hatte der heilige Pazifikus studieren und Priester werden müssen. Da erhob er sich bei der Feier der Heiligen Messe zu solch glühender Andacht, dass er oft verzückt und von himmlischem Licht umstrahlt wurde. Aber auch die Pflichten eines Predigers und Beichtvaters erfüllte er mit dem hingebendsten Seeleneifer. Als er in der Folgezeit mit den Ämtern eines Magisters (Erziehers der Novizen) und Guardians betraut worden war, ließ er sich davon bald entheben, weil er sich für unwürdig hielt, anderen zu befehlen. Die Tugend, die den heiligen Franziskus so sehr auszeichnete, nämlich die heilige Armut, liebte und übte auch Pazifikus in möglichst vollkommener Weise und warnte daher in seinen Predigten auch die Weltleute vor der Habsucht und Verschwendung. Trotzdem aber sah man ihn niemals in einem schmutzigen oder zerrissenen Gewand erscheinen. Ganz mit Recht! Denn Unordnung und Unreinlichkeit gehören nicht zur christlichen Tugend der Armut. Seinen Mitmenschen stand der Heilige jederzeit mit Rat und Tat so liebevoll bei, dass man ihn die „Zuflucht der Betrübten“ nannte. Und trotz solcher Seelenreinheit und Heiligkeit ging er täglich zur heiligen Beichte, hauptsächlich, um möglichst fleckenlos und gottgefällig das heilige Messopfer feiern zu können. Dafür erzeigte sich ihm aber auch der Herr ausnehmend huld- und gnadenreich, so dass Pazifikus sich der Wunder- und Prophetengabe erfreute. Als z.B. einst das Flüsschen Menocchia stark angeschwollen war und der Heilige es überschreiten sollte, wichen die Wellen rechts und links auseinander wie einst das Rote Meer beim Durchzug der Israeliten. Trockenen Fußes ging er hindurch. Seine Geduld wurde zuletzt durch Taubheit und Erblindung sowie noch durch mancherlei andere körperliche Schwächen und Leiden auf die Probe gestellt; sie erwies sich aber in jeder Hinsicht als probehaltig.

 

Der heilige Pazifikus starb seligen Todes am 24. September 1721 zu Forano, nachdem er vorher dem lieben Gott nochmals aufs rührendste für alle empfangenen Wohltaten gedankt hatte.

 

An seinem Grab geschahen so viele Wunder, dass ihn Papst Pius VI. unter die Zahl der Seligen versetzt, Gregor XVI. aber ihn im Jahr 1839 heiliggesprochen hat.

 

Merken wir uns die Tugend, die uns der heilige Pazifikus noch im Sterben lehrt: Die Dankbarkeit Gott gegenüber. Sie ist ebenso notwendig als schön und edel. Ist denn nicht Gott der Herr unser erster und größter Wohltäter? Verdanken wir ihm nicht alles, was wir sind und haben? Hat er uns nicht erschaffen und bis heute liebevoll erhalten? Uns nicht erlöst und mit Gnaden überhäuft? Darum die Mahnung des Apostels: „Singet Gott mit Dankbarkeit in euren Herzen!“ (Kolosser 3,16) und die Aufforderung der Kirche in jeder Präfation der Heiligen Messe: „Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott, denn das ist würdig und recht!“

 

Kardinal Lluch

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 24. September 1882 beschloss zu Sevilla in Spanien Kardinal Lluch sein wahrhaft apostolisches Leben. Lluch y Garriga war am 26. Februar 1816 zu Manresa in Spanien geboren und seit seinem 14. Lebensjahr Mitglied des Ordens der Beschuhten Karmeliten. Er zeichnete sich schon im Kloster durch seine großen Erfolge beim Studium aus. In Frankreich und Italien, wohin ihn im Jahr 1835 die politischen Wirren führten, lenkte er sogar die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Als im Jahr 1848 sein Vaterland von der Revolution heimgesucht wurde, fühlte er sich gedrängt, zurückzukehren. Da wirkte er denn als Missionar, später als Seelsorger, als Professor der Theologie und als Prior des Hospitals vom Heiligen Geist in Barcelona. Im Jahr 1858 wurde er zum Bischof der Kanarischen Inseln ernannt, wo er während der Zeit einer schrecklichen Seuche sozusagen Wunder des Eifers und der Hingabe für die ihm anvertraute Herde vollbrachte. Krankheit zwang ihn im Jahr 1867, die Mission zu verlassen und den bischöflichen Stuhl von Salamanca zu übernehmen. Diesen vertauschte er sieben Jahre später mit dem bischöflichen Stuhl zu Barcelona und nach weiteren drei Jahren mit dem erzbischöflichen Stuhl zu Sevilla. An allen Orten seiner Wirksamkeit hinterließ er das beste Andenken. Er nahm tätigen Anteil an den Verhandlungen des vatikanischen Konzils, arbeitete aber auch mit allen Kräften an der Erneuerung seiner Diözese. Noch zumeist war er auf die Hebung des Klerus bedacht. Sein hoher Verstand und sein praktischer Sinn erkannte, wie wichtig für den Priester eine standesgemäße Ausbildung ist. Deshalb betrachtete er es als seine hauptsächlichste Aufgabe, die Anstalten wieder aufzubauen, die die revolutionäre Regierung niedergerissen hatte. Er verbesserte die Gymnasialstudien wie den höheren, wissenschaftlichen Unterricht und sorgte ebenso dafür, dass die Veredlung des Herzens mit der Bildung des Geistes gleichen Schritt halte, damit sie in gleicher Weise und noch mehr als durch ihr Wort, durch ihr Beispiel predigten und Seelen für Christus gewännen. Der Papst vernahm es mit Wohlgefallen und schmückte Lluch zum Zeichen seiner Huld und Dankbarkeit mit dem Purpur des Kardinalats. Den höheren, ewigen Lohn empfing der Edle am 24. September 1882, an dem ihn der Allerhöchste zu sich berief.

 

Gebet am 24. September

 

Heilige Mutter Gottes! Du bist der Grund meiner Freude und meiner Hoffnung, denn du versagst niemand deinen Beistand, und erlangst bei Gott alles, was du begehrst. Wer sollte sich nicht bittend zu dir wenden? Siehe, wir seufzen vor Liebe und vor Schmerz. Und wie sollten wir nicht zu dir seufzen, zu dir, die du ein Trost der Elenden, eine Zuflucht der Verstoßenen, eine Befreierin der Gefangenen bist? Wir zweifeln nicht, dass, wenn du nur unser Elend ansiehst, deine Barmherzigkeit uns nicht länger deine Liebe versagen wird. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du Deine Sonne auch über die Bösen aufgehen und über sie regnen lässt, gib uns Liebe zu unseren Feinden, damit wir mit recht kindlichem Vertrauen zu Dir sagen können: Vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Das Fest der seligsten Jungfrau, Maria de Mercede genannt, das von der Kirche zur Danksagung Gott und der seligsten Mutter gegenüber eingesetzt worden ist, hat größtenteils die Stiftung des Ordens von Erlösung der bei den Mohammedanern gefangenen Christen gefeiert. 

Auch wurde am heutigen Tag im Jahr 781 das 7. Allgemeine Konzil zu Nicäa in Bithynien unter Papst Adrianus und Kaiser Constantinus und seiner Mutter Irene für die Verehrung und Bilder Jesu Christi, Mariä und der Heiligen angefangen.

 

Andacht am 24. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Das große Werk unserer Vollkommenheit beginnt, wächst und vollendet sich durch zwei leichte, aber sehr kostbare Übungen. Diese sind: oftmalige Erhebung des Gemüts und die Betrachtung Gottes. Diese Erhebung ist ein gewisser Aufschwung der Seele zu Gott, und dieser Aufschwung ist umso wirksamer als er feuriger und liebevoller ist. Die Betrachtung Gottes aber ist umso nützlicher, als unser Blick zu Gott einfacher ist. Es lässt sich nicht leicht denken, wie mächtig diese beiden Übungen sind, uns in unserer Pflicht zu erhalten, in Versuchungen zu kräftigen, nach unseren Fällen uns aufzurichten und uns innig mit Gott zu vereinigen. Auch ist es ein Leichtes, diese Übungen zu jeder Zeit und an jedem Ort zu betreiben, und umso vertrauter sollten wir mit ihnen sein als es leicht ist, zu seufzen und zu atmen." (Der heilige Franz von Sales)

So oft der heilige Ignatius die Glocke schlagen hörte, sammelte er sich in sich selbst und erhob sein Herz zu Gott.

Sehr genau hatte der heilige Vinzenz von Paul auf die beschriebene Übung Acht. Selbst wenn er bei Personen vom höchsten Rang war, bezeigte er dann durch irgendein äußerliches Zeichen seine Ehrfurcht vor Gottes Gegenwart. War er allein, so sprach er gewöhnlich: "O mein Gott! O göttliche Güte, wann werde ich Dir ganz angehören?"

Oftmals sandte der heilige Thomas von Aquin feurige Schussgebete zu Gott, wenn er bei Tisch saß, wenn er studierte, wenn er das Zimmer verließ und wenn er dahin zurückkehrte. Nie auch unterließ er, dies zu tun, wenn er von einer Übung zur anderen überging.

Cassian berichtet von den Mönchen Ägyptens, dass sie oftmals in die Worte des Propheten ausbrachen: "O Gott, sieh auf meine Hilfe; Herr, eile mir zu helfen!" Und als einst Einsiedler von großer Heiligkeit sich versammelten, um sich über die beste Übung der Frömmigkeit zu beraten, kamen sie darüber überein, die beste wäre allerdings, diese Worte oftmals in großer Demut und mit einem sehnlichen Verlangen nach Erhörung auszusprechen.

Der ehrwürdige Palafox sprach sehr oft am Tag: "Herr halte mich fest, damit ich Dich festhalte, und nicht von Dir getrennt werde! Nur nach Dir, mein Gott und Alles, verlange ich!" 

Der Krankenwärter des Hospitals, in dem der heilige Joseph Benedikt Labre wenige Jahre vor seinem Tod sich begab, bezeugte von diesem großen Diener Gottes, er habe oftmals und zu verschiedenen Zeiten in der Nacht mit großer Andacht die Worte wiederholt: "Herr, erbarme Dich, o mein Gott, erbarme Dich meiner!"

 

Ach, mein Gott, dass mein Herz nicht bei jedem Atemzug Dir wiederholt, dass ich Dich liebe! Verleihe mir, dass dies undankbare Herz einmal dankbar wird; dass dies eisige Herz aus Liebe zu Dir entflammt und verzehrt wird! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 24. September

 

"O Königin des Himmels und der Erde,

das ganze Weltall würde eher untergehen,

als dass du deinen Beistand dem versagtest,

der dich von Grund des Herzens anruft."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 24. September - Vom Reich Gottes

 

Dein Reich, o Herr, besteht durch alle Zeiten,

Glorreiche Himmelsbürger zu bereiten,

Die einst - zur Seligkeit erhoben -

Ewig dich loben.

 

1. Das Reich Gottes, das der Herr uns zu suchen befiehlt, ist ein Reich der Heiligkeit, ein himmlisches Reich, dessen Bürger als Fremdlinge hienieden vorübergehen, und durch Reinheit des Lebens für eine ewig glorreiche Heimat sich vorbereiten. Der König dieses Reiches ist Jesus, der, zwar unsichtbar und verschleiert, aber wahrhaft und wesentlich mitten unter seinem glückseligen Volk thront, jedem Zutritt gewährt, die Bitten aller erhört, und reichliche Gaben des Heils denjenigen erteilt, die sich ihm nähern mit Liebe und Vertrauen. Glückselig wir, die wir in diesem Reich leben, wenn anders wir seine Gerechtigkeit suchen. 

 

2. Die Gesetze dieses Reiches sind Gelehrigkeit des Geistes, Demut des Herzens, Reinheit der Sitten, Geradlinigkeit der Absicht, Liebe Gottes und des Nächsten. Die wesentlichste Beschäftigung, die eigentliche Aufgabe, die einzige Wissenschaft der Bürger dieses himmlischen Reiches ist, nach dem Geist ihres göttlichen Königs sich zu bilden, ihr Leben nach dem seinigen zu ordnen, für ihn zu leben, zu leiden, zu kämpfen und zu sterben, und alle - kleinen wie großen - Werke auf dieses hohe Ziel zurückzuführen. Die Belohnungen aber, die der himmlische König seinen Bürgern unterdessen erteilt, sind: Friede des Gewissens, Freude im Heiligen Geist, Überfluss an geistigen Gütern und das Unterpfand ihrer künftigen Glorie. Wie lebst du in diesem Reich? Kannst du mit Wahrheit sagen, dass du eine Bürgerin in ihm bist?

 

3. Dieses Reich ist inwendig in uns. Denn die Seele des Gerechten ist ein Thron Gottes, der sie durch seinen Geist regiert. Es ist aber auch ein äußerliches Reich, das alle Auserwählten aus allen Völkern und Zungen in sich vereint. Alle Bürger dieses Reiches sind ein Leib, da alle von dem einen lebendigen Brot essen, das täglich vom Tisch Gottes kommt, sie zum ewigen Leben zu nähren. Alle leben in einem Glauben, in einer Liebe, in einer Erwartung ihrer seligen Umwandlung. Suchen wir ohne Unterlass die Gerechtigkeit dieses Reiches, dass wir würdig werden, die Stimme unseres Königs zu hören (Matthäus 25,34): "Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, nehmt das Reich in Besitz, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt."

 

25. September

 

Der heilige Nikolaus von der Flüe, schweizer Einsiedler,

+ 21.3.1487 – Fest: 25. September / 21. März

 

Klaus von der Flüe wurde am 21. März 1417 als Bauernsohn zu Sachseln im Herzen der Schweiz geboren, und auf den Tag siebzig Jahre später starb er als Heiliger am 21. März 1487. Seitdem wird am 21. März in der Schweiz der heilige Klaus hoch gefeiert und fromm verehrt.

 

Als Zwanzigjähriger musste Klaus von der Flüe den elterlichen Hof übernehmen, und Jahrzehnte hindurch hat er dort sich abgemüht, wo der Ackerbau wohl am schwierigsten ist. Uneben ist der Boden und steinig der Grund. Der harte Bergwinter behauptet sich oft bis weit ins Frühjahr hinein, und der warme Föhnwind löst bei der Schneeschmelze Lawinen vom steilen Hang, welche die Äcker und Wiesen unter Geröll begraben. Hart ist die Bauernarbeit in den Bergen, und ernst sind deshalb auch die Menschen, die dort leben.

 

Ernster noch als die anderen war Klaus von der Flüe, und der Zug des Herzens trieb ihn mit den Jahren immer mehr in die Stille zu Gebet und Buße. Gern blieb er bei der Heimkehr von der Arbeit am Abend hinter den anderen zurück, um ungestört mit Gott reden zu können. Als junger Mann schon pflegte er mitten in der Nacht aufzustehen, um zu beten. Viermal in der Woche fastete er streng bei harter Arbeit, und in der eigentlichen Fastenzeit aß er nur Brot und gedörrte Früchte. Der junge Mann Klaus von der Flüe ist sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack, aber Hochachtung müssen ihm alle entgegenbringen.

 

Zweimal zog Klaus von der Flüe zur Verteidigung der heimatlichen Scholle in den Krieg. Nach dem Wunsch der Eltern verehelichte er sich. Zehn Kinder schenkte ihm die Gattin, die alle unter der strengen Hand des ernsten Vaters zu prachtvollen Menschen gediehen. Öffentliche Ämter wurden dem ehrenhaften Mann angetragen. Zwanzig Jahre lang war Klaus von der Flüe Richter und Ratsmann. Unbestechliche Redlichkeit zeichnete seine Amtsführung aus. Unerbittlich verfocht er die Rechte der kleinen Leute auch gegen die Reichen und Großen. Bald war er der Schrecken aller Rechtsbrecher, die ihn mit Hass verfolgten, bis sich der befehdete Richter und Ratsherr, angeekelt durch die Ungerechtigkeit, die ihn von allen Seiten umgab, aus den weltlichen Händeln zurückzog und sich wieder einzig der Bauernarbeit widmete.

 

Lange jedoch blieb er nicht mehr auf dem Hof. Immer mächtiger und unwiderstehlicher zog es den fünfzigjährigen Mann zu Gebet und Buße in die Einsamkeit, und eines Tages, nachdem er daheim alles wohl geordnet hatte, nahm Klaus von der Flüe schweren Herzens Abschied von seiner Familie und wurde Einsiedler, um in stiller Bergklause zu beten und zu büßen.

 

Ein heiliges Leben folgte. In einem armseligen Rock, der vom Hals bis auf die Fußknöchel niederfällt, geht der Einsiedler Klaus barfuß und barhaupt einher. Die Zelle ist drei Schritte lang und zwei Schritte breit und so niedrig, dass der hochgewachsene Mann nicht aufrecht darin stehen kann. Kein Ofen und kein Bett sind in der Klause. Als nächtliche Ruhestatt dient ein Brett, und ein Holzklotz ersetzt das Kopfkissen. Bald vergisst der Einsiedler vor lauter Beten und Büßen das Essen. Die Geschichte berichtet, dass Klaus von der Flüe nachgewiesenermaßen fast zwanzig Jahre einzig vom Genuss der heiligen Kommunion lebte. Alle Tage erhebt er sich kurz nach der Mitternacht und betet bis zur Mittagszeit. Am Nachmittag kommen Leute zu ihm, von nah und fern, und allen dient der gotterleuchtete heilige Mann höflich und heiter mit gutem Rat und weiser Lehre zwei Jahrzehnte hindurch, bis Bruder Klaus, bereits zu Lebzeiten als Heiliger verehrt, siebzigjährig stirbt.

 

Klaus von der Flüe gehört unstreitig zu den ernsten Heiligengestalten, und es mag sein, dass die heutige Welt ihn nicht mehr versteht, aber eine Mahnung zu Gebet und Einkehr während der heiligen Fastenzeit möge er allen sein, wenn er alljährlich an seinem Festtag von Ernst und Buße zu den Herzen redet.

 

Ein Jubiläum

 

Die katholische Schweiz feiert im Jahr 2017 ein Fest, das wie kein anderes für unsere Zeit sich eignet. Am 21. März 2017 waren es nämlich 600 Jahre, dass der heilige Friedensstifter Nikolaus von der Flüe geboren wurde.

 

Die Heimat des Heiligen ist der kleine Ort Flüe im Ländchen Obwalden, das südlich des wunderschönen Vierwaldstätter Sees liegt. Schon früh trat in dem Jungen eine außergewöhnliche Neigung zu einem ganz innerlichen Leben zutage, und der kleine Nikolaus hatte keinen sehnlicheren Wunsch, als ein Einsiedler zu werden. Doch erkannte er bald, dass ihn der Wille Gottes zunächst zu etwas anderem, nämlich zum tätigen Leben und zum Wirken in der Welt, bestimmt habe. So widmete sich denn Nikolaus dem Beruf eines Landwirtes, und er trat auch, dem Wunsch seiner Eltern entsprechend, in den Ehestand, in dem ihm der Herr zehn Kinder schenkte, die er mit seiner gottesfürchtigen Gemahlin Dorothea aufs sorgfältigste und gewissenhafteste erzog. Der tüchtige junge Mann lenkte aber bald die Aufmerksamkeit seiner Mitbürger auf sich, die ihm die höchsten Ehrenstellen des Landes anvertraut hätten, wenn Nikolaus sie nicht in seiner Demut abgelehnt hätte. Wir erfahren jedoch aus der Geschichte, dass Nikolaus im Krieg seinen Landsleuten als Hauptmann voran zog und seinem Land als Richter diente.

 

So erreichte Nikolaus sein fünfzigstes Lebensjahr. Nun aber empfand und erkannte er, dass die Zeit gekommen sei, dem nie in seinem Inneren erstorbenen Drang nach der Einsamkeit und der ausschließlichen Hingabe an Gott zu folgen. Schweren aber doch starken Herzens nahm er Abschied von seiner zärtlich geliebten Familie und führte von da an in einem engen und tiefen Waldtal in einem kleinen Häuschen ein Leben möglichster Zurückgezogenheit von Menschen und des vertrautesten Umganges mit Gott. Vollständig von den Menschen sich zu trennen, war ihm freilich nicht möglich, denn die Bekümmerten und Leidtragenden des ganzen Landes fanden den Weg zu seiner Zelle, von der sie nie ohne ein Wort des Trostes und der Belehrung schieden.

 

Welch großes Ansehen der Einsiedler Nikolaus in der ganzen Schweiz genoss, bezeugt der Umstand, dass er in einem gefährlichen Streit, in dem der Schweizerbund in die Brüche zu gehen drohte, von beiden streitenden Parteien als Vermittler gerufen wurde und dass diese sich auch seiner Entscheidung fügten. Und wie hoch der demütige Einsiedler bei Gott dem Herrn in Ehren stand, bezeugt die weitere, aufs Beste beglaubigte Tatsache, dass Nikolaus nahezu zwanzig Jahre lang sich nur vom Himmelsbrot ernährte, also keiner leiblichen Nahrung bedurfte.

 

Das ganze Leben des Heiligen lässt sich wohl am kürzesten und schönsten zusammenfassen in dem Gebetchen, das er täglich verrichtete und das da lautet:

 

O Herr, nimm alles von mir,

Was mich hindert zu dir!

O Herr, gib alles mir,

Was mich fördert zu dir!

O Herr, nimm mich mir

Und gib mich ganz zu eigen dir!

 

Nikolaus schied aus diesem Leben an seinem 70. Geburtstag, am 21. März 1487. Möge die Fürbitte des Heiligen auch das sich einigende Europa Gott, dem christlichen Glauben und dem Schutz des Lebens näher bringen, und möchte er so auch für uns heute ein Friedensstifter werden!

 

Der gottselige Pater Franz Suarez,

spanischer Jesuit, Theologe und Philosoph,

+ 25.9.1617 – Gedenktag: 25. September

 

Franz Suarez war geboren am 5. Januar 1548 in Granada. Seine Kindheit verfloss in Unschuld und Offenherzigkeit. Nachdem er auf der berühmten Universität von Salamanca studiert hatte, trat er mit 17 Jahren in die Gesellschaft Jesu. Man zögerte einen Augenblick ihn aufzunehmen. Sein Geist konnte sich den Feinheiten der Philosophie, so wie man sie damals lehrte, nicht fügen. Aber nach einem inbrünstigen Gebet zur heiligen Jungfrau, wurde sein Verstand von einem ungewohnten Licht erleuchtet, und zwar so, dass der, der kaum die Anfangsgründe der Philosophie begreifen konnte, bald fähig war, ihre steilsten Schwierigkeiten zu besiegen. Der Finger Gottes zeigte ihm seine Sendung. Er folgte ihm, und der Herr, der ihn bestimmte, der Schild des Glaubens zu sein, vollendete sein Werk, indem er ihm eine glühende Liebe zur Kirche eingab, eine Art natürlichen Gefühls, das in dem damit Begünstigten alle Schmerzen, sowie alle Freuden der Braut Christi fühlbar macht. Das ist die große Leidenschaft, die später in unserem großen Kirchenlehrer den Wunsch erzeugte, für die Grundsätze zu sterben, die seinem Buch „die Verteidigung des Glaubens“ die Ehre eines ketzerischen Scheiterhaufens verschafften.

 

Die Lehrstühle von Segovia, von Rom, von Alkala, Salamanca und Coimbra hatten nach der Reihe die Ehre, Suarez zu besitzen. Der Ruhm seiner Gelehrsamkeit übersprang bald die Grenzen Spaniens, Italiens und Portugals, und ertönte bis in die entlegensten christlichen Länder. Und seine Zeitgenossen, Bossuet und die regierenden Päpste selbst erteilten ihm um die Wette die glorreichen Titel eines ausgezeichneten Gelehrten, „des Orakels seiner Zeit, Verteidiger des Glaubens, Wunder seines Jahrhunderts, des Theologen, in dem sich die ganze Schule wiederholt“. Von einer stets sicheren Lehre, von einer Klarheit ohne Gleichen, sollten die Werke dieses großen Mannes von jedem studiert werden, der sich der theologischen Wissenschaft widmen will.

 

Zu dem hohen Gipfel seiner Tugenden ist er neben dem Gebet, steter Arbeit und Andacht zur Mutter Gottes auch durch den Abbruch im Essen und Trinken gekommen. Alle Wochen fastete er streng drei Tage und daraus den Samstag zu Ehren der Mutter Gottes, durch den Advent und Fasten alle Tage und heiligen Abende. Andere Tage durchs ganze Jahr nahm er zu Mittag entweder gar keine oder ganz wenig Speise. Jeden Morgen, wenn er aufstand, geißelte er seinen von Fasten, Beten und Studieren so abgematteten Leib sehr hart mit einer Geißel. Und trotzdem fürchtete er immer noch, dass er zu weichlich lebt gegen das Beispiel der Heiligen. Diese Sorge aber minderte ein gottseliger Mann, indem er ihm schrieb: Gott der Herr begehre von ihm kein Eisen, sondern die Feder, und kein Blut, sondern die Tinte. Franz Suarez ließ sich dies teilweise gesagt sein und schrieb sehr viel, was für Wissenschaft und Gottesfurcht zweckdienlich ist. Er starb zu Lissabon im Jahr 1617.

 

Der heilige Kleopas, Martyrer und Jünger des Herrn,

+ 1. Jhd. – Fest: 25. September

 

Über die Person und das Leben des heiligen Kleopas weiß die christliche Überlieferung nichts Verlässliches zu berichten. Nach dem Geschichtsschreiber Eusebius und dem in biblischen Dingen wohl bewanderten heiligen Hieronymus soll er aus Emmaus stammen, einem etwa zwei Stunden von Jerusalem gelegenen Flecken. Eine uralte, zerfallene Kapelle, die nach einer weit in die Zeit hinaufreichenden Ortsüberlieferung über seinem Haus erbaut worden war, wurde in neuerer Zeit wiederum sinnvoll hergestellt und den Zwecken gottesdienstlicher Verrichtungen und religiöser Erbauung zurückgegeben. Ein Teil der Gottesgelehrten hält ferner Kleopas für ein und dieselbe Person mit Alphäus, dem Gemahl Marias, einer Nahverwandten der Mutter Jesu, und dem Vater des heiligen Apostel- und Brüderpaares Jakobus und Judas Thaddäus. Nach den Andeutungen des Neuen Testaments ist diese Annahme nicht ganz unbegründet. Um so unverbürgter ist die Legende, dass er im Haus, in dem er mit dem Herrn zu Tisch gewesen war, von den Juden getötet wurde.

 

Mit Sicherheit erfahren wir aus dem Lukasevangelium (24,13-35) nur die eine Tatsache: Kleopas war einer der beiden Emmausjünger. Tränenfeuchten Auges und kummervollen Herzens gingen die beiden Jünger gen Abend des Auferstehungstages ihres Weges dahin. Sie redeten vom Tod ihres Meisters, in dessen liebeatmender Nähe sie so selige Stunden verlebten; von den Messiashoffnungen auf die Erlösung und Erhöhung Israels, die nun zertrümmert am Boden lagen; kurz „von all dem, was sich zugetragen hatte“. Sie glaubten, doch ihr Glaube war erschüttert; sie hofften, doch ihre Hoffnung wankte; sie liebten, doch ihr Herz war schmerzlich verwundet.

 

„Und es geschah, als sie so miteinander redeten und sich befragten, nahte Jesus selbst und ging mit ihnen. Ihre Augen aber waren gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.“ Wohl unter dem Aussehen eines heimkehrenden Festpilgers hatte sich der Auferstandene zu ihnen gesellt. Warum verhüllte er sich vor ihnen? Erst sollten sie ihn mit den Augen des Glaubens, dann mit den Augen des Leibes schauen und erkennen. Und er sprach zu ihnen: „Was sind das für Reden, die ihr miteinander auf dem Weg führt, und was seid ihr traurig?“ Da antwortete einer namens Kleopas und sprach zu ihm: „Bist du der einzige Fremdling in Jerusalem und weißt nicht, was daselbst geschehen ist in diesen Tagen?“ Er entgegnete ihnen: „Was?“ Und sie sagten: „Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk . . .“

 

Nun fängt der Meister an, den Jüngern den schmerzlichen Dorn der Trauer und den stechenden Stachel des Zweifels aus dem Herzen zu ziehen. Er senkt ihrer Seele einen zweifachen Trost ein. Zuerst benimmt er ihnen das Ärgernis des Kreuzes. Leiden und Tod des Messias waren, so klärt er sie auf, im ewigen Ratschluss Gottes beschlossen, nichts Unvorhergesehenes, sondern durch Jahrhunderte vorausverkündet bei den Propheten und in der Geschichte des Gottesvolkes. Und indem er ihnen dies bis ins Kleinste aufzeigte, entrollte er ihnen gleichzeitig in großen Zügen das Bild des leidenden und verherrlichten Messias und den ganzen göttlichen Heilsplan, der in der Wahrheit gipfelt: „Musste nicht Christus dies leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen?“

 

Sodann überzeugte Jesus die Jünger von seiner wirklichen und glorreichen Auferstehung. „Und sie kamen nahe zum Flecken, wohin sie gingen. Er aber stellte sich, als wollte er weitergehen. Da nötigten sie ihn und sprachen: Bleib bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich schon geneigt! Darauf ging er mit ihnen hinein. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch war, nahm er das Brot, segnete es, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn. Er aber verschwand aus ihrem Gesicht. Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, während er auf dem Weg redete und uns die Schrift aufschloss?“ Nach manchen heiligen Vätern und Schrifterklärern reichte Christus hier im Übermaß seiner Güte und Liebe den Jüngern seinen heiligen Leib in der Eucharistie. Der Herbergstisch verwandelte sich in einen Altar, der fremde Pilger enthüllte sich als der Hohepriester des Neuen Bundes. Das Erkennungsmittel war dann nicht sowohl die äußere, eigentümliche Form, die Christus beim Brotbrechen einzuhalten pflegte, sondern eine innere Erleuchtung aus dem heiligen Kommunionempfang.

 

Der Auferstehungsglaube hatte über allen Zweifel, die Osterfreude über alle Trauer gesiegt. „Sie machten sich noch in der nämlichen Stunde auf, gingen nach Jerusalem zurück und trafen die Elf und ihre Genossen zusammen.“ Hier scholl ihnen sogleich der Jubelruf entgegen: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden!“ Freudig stimmten sie in die Osterbotschaft ein „und erzählten auch ihrerseits, was sich auf dem Weg zugetragen, und wie sie ihn am Brotbrechen erkannt hatten“.

 

Der Herr hat mit den Emmausjüngern auch uns das Geheimnis des Kreuzes enthüllt. Im Licht seiner Worte verstehen wir die Bedeutung des Kreuzes im Leben Jesu, im Leben der Kirche, im Leben jedes Auserwählten. Das Kreuz gehört so notwendig zum christlichen Leben, wie der Weg notwendig ist zur Erreichung eines Höhenziels. „Christus musste leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen.“ Das gilt auch von jedem Nachfolger Christi – auch von dir!

 

Heiliger Albertus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Fest des heiligen Albertus, des Patriarchen und Gesetzgeber des Ordens. "Der Wert des Ordensmannes bemisst sich nach seiner Regel", sagt ein neuerer geistreicher Schriftsteller. "Durch sie und in ihr ist er alles; ohne sie ist er nichts." Wer dies beherzigt, begreift, warum den Karmeliten soviel, ja alles daran lag, eine Regel zu bekommen. Derjenige, von dem Brocard, der damalige General des Ordens, sie erbat, war der heilige Albertus. Albert hatte zuerst höchst segensreich als regulierter Chorherr zu Mortara in Italien, später als Bischof zu Boblio und Vercelli gewirkt. Namentlich die letztgenannte Diözese hat ihm viel zu verdanken. Sein mildes Wesen und das Versöhnliche in seinem Verhalten machten ihn zum Freund von Päpsten und Fürsten, zwischen denen er oft unter den schwierigsten Verhältnissen glücklich vermittelte. Wohl hätte Papst Innozenz III. den frommen Bischof gerne in Italien behalten, allein die Not seiner geistlichen Kinder im Morgenland ging ihm dermaßen zu Herzen, dass er dringend wünschte, Albert möchte seine Wahl zum Patriarchen von Jerusalem annehmen, was er im heiligen Gehorsam, wenn auch schweren Herzens tat. Es ist nicht möglich, hier alles zu berichten, was Albert in Palästina gewirkt hat. Es genüge anzuführen, mit welch väterlicher Sorgfalt er sich der Karmeliten annahm. Diese hatten sich bis dahin eifrigst bemüht, nach dem Beispiel der großen Propheten Elias und Elisäus zu leben; allein ihre ganze Lebensweise vollzog sich immer nach mündlichen Überlieferungen. Von Tag zu Tag fühlten sie mehr, dass alle auf dem Weg der Vollkommenheit viel sicherer voranschreiten würden, ja dass der ganze Orden festeren Bestand hätte, wenn sie eine Regel besäßen, die das Leben ihrem Vorhaben gemäß ordnete. Deshalb ließen sie durch ihren Prior Brocard dem Patriarchen ihre Bedürfnisse unterbreiten und bitten, er möchte ihnen eine entsprechende Regel vorschreiben. Albert kam ihrer Bitte nach (um 1210) und ist so zum Gesetzgeber des Ordens geworden, als der er von diesem in Ehren gehalten wird. Man hätte meinen mögen, ein Mann wie Albertus, der allen nur Gutes tat, würde keinen Feind haben. Und dennoch! Ein Italiener, den Albert wegen seines liederlichen Lebenswandels zurechtgewiesen hatte, entbrannte dermaßen in Wut gegen den heiligen Bischof, dass er sich am Fest des heiligen Kreuzes, am 14. September 1214, an ihm vergriff und ihn während einer öffentlichen Prozession ermordete. 

 

Gebet am 25. September

 

O Maria, um deiner Liebe zu Jesus willen erhalte und vermehre in mir das große Vertrauen auf deine Fürbitte. Durch deine Vermittlung hoffe ich sicher, die Freundschaft Gottes, die ich verachtet habe, wieder zu erlangen. Und wenn ich sie wiedererlangt habe, dann hoffe ich sie durch dich, o Maria, allzeit zu bewahren. Und nachdem ich sie bewahrt habe, so hoffe ich eines Tages durch deine Vermittlung in den Himmel zu gelangen, um dir dort zu danken, um dort deine und Gottes Barmherzigkeit die ganze Ewigkeit hindurch zu loben. Also hoffe ich, also sei es! Amen. 

 

Zu Gott

 

Gütiger Vater, ich bete so oft in dem Gebet, das Dein Sohn uns lehrte, Dein heiliger Wille möge in allem geschehen auf Erden wie im Himmel. Lass doch nie zu, dass ich, meinen Neigungen oder den verkehrten Wünschen der Menschen folgend, gegen Deine heilige Absicht verstoße. Ich bin so kurzsichtig und schwach, führe mich an Deiner Hand, und ich werde nicht irre gehen in meinem Beruf, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Am heutigen Tag im Jahr 828 wurde ein aus Griechenland mitgebrachtes Muttergottesbild vom andächtigen Volk eines venezianischen Schiffs an das Ufer zu Ragusa in einer Bußprozession getragen. Als sie auf ihrer Schifffahrt in der größten Lebensgefahr waren, taten sie ein Gelübde, dieses Bild in einer neu zu erbauenden Kirche aufzustellen, wenn sie glücklich an Land kämen. Und wirklich waren sie bald am Ufer zu Ragusa angelangt. Da sie aber ihr Versprechen zu entrichten vergaßen und ihre Flotte wieder in die See ging, gerieten sie zum zweiten Mal in die Lage, von den Wellen verschlungen zu werden. Da erneuerten sie dann reumütig ihr Gelübde, mit dem sehnlichen Verlangen, zu Ragusa wieder landen zu können, was dann auch geschah. Das Gelübde wurde erfüllt, und 100 Goldstücke wurden zur Grundlegung der neuen Kirche zurückgelassen, denen die Ragusaner das Übrige zur Erbauung der Kirche beigelegt haben.

 

Andacht am 25. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Es gibt eine Übung, die überaus nützlich ist. Diese besteht darin, dass man durch die Betrachtung aller sichtbaren Dinge sich zu Gott erhebt, und in ihnen die göttlichen Vollkommenheiten, seine Liebe zu uns bewundert, und die Pflicht erkennt, Ihm treu zu dienen." (Der gottselige Laurentius Scupuli)

Dies war die beständige Übung des heiligen Franz von Sales, und erlernt hatte er sie in dem heiligen Buch, das den Namen des geistlichen Kampfes führt und das er so hoch achtete, dass er es beinahe immer bei sich trug. Sah er die Schönheit der Felder an, so sprach er: Wir sind Felder, die Gott gebaut hat! Sah er prächtig und reich geschmückte Tempel, so sprach er: Wir sind Tempel des lebendigen Gottes, warum also sind unsere Seelen nicht mit heiligen Tugenden geschmückt? Sah er schöne Blüten, so sprach er: Warum erfolgen aus unseren Tugendblüten keine Früchte? Sah er schöne und kostbare Gemälde, so dachte er: Nichts ist schöner als die nach dem Bild Gottes erschaffene Seele! Sah er Gärten, so sprach er: Wann wird der Garten unserer Seele, wohl gebaut und geschmückt mit schönen Blumen und reichlichen Früchten, aufsprossen! Bei dem Anblick einer Quelle seufzte er nach dem glückseligen Tag, wo wir ohne Unterlass aus den Quellen des Erlösers trinke werden. Bei dem Anblick eines Flusses sprach er: Wann werden wir, gleich den Fluten, die in das Meer sich ergießen, zu Gott gehen? Überhaupt sah er nichts, das ihn nicht zu Gott geführt hätte, den er liebte, und das ihn nicht zu Ihm erhoben und mit Ihm vereinigt hätte.

 

Verleihe mir, mein Gott, Dich überall und in allen Dingen zu sehen, und gib mir die Gnade, dass alle mich zu Dir erheben, mit Dir mich vereinigen und meine Liebe zu Dir vermehren! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 25. September

 

"Oft belagert der Feind die Seele

zur Zeit des Gebetes mehr als sonst mit seinen Versuchungen.

Er möchte uns Widerwillen gegen das Gebet einflößen."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 25. September - Über den letzten Augenblick des Lebens

 

Die Zeit verläuft, ja bald ist sie verlaufen;

Kein Augenblick ist dann mehr zu erkaufen.

Was säumest du? Der Weg ist nicht mehr weit,

Und plötzlich stehst du in der Ewigkeit.

 

1. Vom letzten Augenblick unseres Lebens gilt jener feierliche Ausspruch der Offenbarung des heiligen Johannes 10,6b: "Es wird keine Zeit mehr bleiben." Dies ist für uns das Ende der Welt, das Ende deiner Freuden und deiner Leiden, deiner Sünden und deiner Buße. Nun folgt keine Zeit zu Verdiensten mehr. Wie wirst du dann über die Vergangenheit denken? Was wirst du von den irdischen Gütern halten? Mit welchen Augen wirst du gute und heilige Werke betrachten? Willst du denn aber, um richtig zu urteilen, diesen letzten Augenblick abwarten, der über alle Augenblicke deines Lebens entscheidet? Was möchtest du bei diesem Übergang in die Ewigkeit getan haben? Wird dann die Frömmigkeit dir beschwerlich, das Kreuz unerträglich erscheinen?

 

2. So tue denn nun, was dann dir unmöglich sein wird, und was du dennoch sehnlich, aber vergeblich, wünschen wirst getan zu haben. Sieh, schon ist diese letzte Stunde beinahe vor der Tür. Sie naht mit Riesenschritten heran, immer näher schreitest du der Ewigkeit. Ankommen wirst du endlich, eingehen wirst du in sie, von wo niemand zurückkehrt. Sollen wir etwa der wenigen Tage wegen, die uns vielleicht noch bleiben, alles aufs Spiel setzen? Alles ohne Abhilfe verlieren? Was wird je dich wecken, wenn dieser Posaunenschall dich nicht weckt? O bedenke dies ernsthaft, und halte dich bereit, oder vielmehr, bedenke es ernsthaft, und du wirst immer bereit sein. 

 

3. Soll ich denn mein ganzes Leben in Buße zubringen? Dieser Gedanke erfüllt dich mit Entsetzen. Wer versicherte dich denn aber, dass dein Leben so lange dauern werde? Sterben nicht täglich Menschen deines Alters? So sehr aber dieser Gedanke nun dich erschreckt, mit so überschwänglicher Freude wird er dann dich erfüllen. Du schreitest nun gleichsam zwischen zwei Ewigkeiten, und dein künftiges glückseliges oder unglückseliges Los liegt in deinen Händen. Bedarf es noch einer Überlegung, um zu entscheiden? Die ganze christliche Weisheit besteht darin, alle Augenblicke des Lebens nach jenem großen und letzten Augenblick zu ordnen, wo die Zeit endet und die Ewigkeit beginnt. Psalm 77,6: "Ich habe der uralten Tage gedacht, und längst vergangene Jahre sind mir in den Sinn gekommen."

 

26. September

 

Die heiligen Cyprian, Zauberer, Martyrer von Nikomedia,

und Justina, Jungfrau und Martyrin von Nikomedia,

+ 26.9.304 - Fest: 26. September

 

Zu Antiochien in Kleinasien hat Sankt Paulus auf der ersten Missionsfahrt eine christliche Gemeinde gegründet. Zweihundert Jahre später war die Gemeinde noch vorhanden, aber die Mitglieder waren kaum zahlreicher geworden. Unglaublich langsam hat sich, wohl wegen der zehnfachen harten Verfolgung, das Christentum in den ersten drei Jahrhunderten ausgebreitet. Die Anhänger des Gekreuzigten waren verachtet, wurden belacht, besaßen nicht den geringsten Einfluss und mussten froh sein, dass man sie zeitweilig wenigstens duldete, und in einer solchen Zeit der Duldung beginnt die heutige Legende.

 

Zu Antiochien lebte um das Jahr 300 ein heidnisches Mädchen, reich und schön, Justina mit Namen, das wie die meisten Leute in der Stadt vom Christentum zwar nichts verstand, wohl aber spöttelnd darüber zu witzeln wusste. Eines Tages fügte es sich dann, dass Justina zufällig einer Glaubensstunde beiwohnte, und was sie da hörte, gefiel ihr nicht schlecht. Bald nahm sie regelmäßig am christlichen Unterricht teil und empfing schließlich, als sie genügend unterwiesen war, die heilige Taufe und anschließend gleich auch die erste heilige Kommunion und das Sakrament der Firmung. So war sie gewappnet und gerüstet für die Kämpfe, denen sie entgegenging und von denen die heutige Lesung ein anschauliches Bild entwirft.

 

Es lebte nämlich zu jener Zeit in Antiochien ein berühmter und berüchtigter Zauberer, Cyprian mit Namen, der offensichtlich mit den bösen Geistern im Bunde stand und mit ihrer Hilfe durch Sprüche, Beschwörungen und Zaubertränke die unglaublichsten Dinge zuwege brachte und sogar Scheinwunder wirkte, um sich die Mitmenschen gefügig und untertänig zu machen.

 

Auch gegen Justina wandte der Magier, wie man die Leute nannte, Besprechungen an, denn nur zu gern hätte er gesehen, dass gerade sie, die vornehme Christin, ihm hörig werde. Sooft nun Cyprian seinen Zauber wirken ließ, fühlte sich Justina in der Tugend arg bedrängt, so dass ihr der Atem auszugehen und der Herzschlag zu stocken drohte. So heftig können in der Tat zuweilen die Versuchungen werden. Justina wehrte sich mit aller Kraft gegen das Böse, das auf sie einstürmte, indem sie immer wieder das heilige Kreuzzeichen machte, und dadurch blieb sie stark in den Bedrängnissen, denn in jedem Kreuzzeichen, das man andächtig über sich schlägt, ist eine geheimnisvolle Kraft gegen die Anfechtungen des Teufels enthalten.

 

In einer Zeit, es ist noch nicht lange her, da die Kirche manche Verfolgungen erlitt, wollte einmal einer auf dem großen Domplatz einer Stadt, der bis in die letzte Ecke von Zuhörern besetzt war, eine gehässige Rede gegen die Priester und die treuen Gläubigen halten. Als er zu sprechen anfing, begann ungesehen und unbemerkt im Dom ein Priester die Teufelsbeschwörung vorzunehmen, in der eine ganze Reihe von Kreuzzeichen vorkommen, und siehe da, der Redner kam nicht zum Zug, verhedderte sich in einem fort und babbelte etwas daher, was keiner verstand, so dass die Worte einfachhin verpufften.

 

So ähnlich erging es auch damals zu Antiochien dem Magier Cyprian. Seine teuflischen Machenschaften prallten an Justina wirkungslos ab. Erst wunderte sich der Zauberer, dann ärgerte er sich, und schließlich stellte er die bösen Geister zur Rede, die ihm winselnd erklärten, dass sie gegen das Kreuzzeichen und gegen alle, die es andächtig verrichteten, vollkommen machtlos seien.

 

Von dieser Auskunft war Cyprian nicht wenig überrascht, viel dachte er über die Sache nach, und schließlich nahm auch er christlichen Unterricht, ließ sich taufen und wurde ein ganzer Christ. Als bald darauf die Verfolgung unter Kaiser Diokletian ausbrach, waren Cyprian und Justina bei den ersten, die mutvoll die Blutprobe des Martyriums bestanden.

 

Der heilige Warin, Abt und Bekenner von Korvey an der Weser,

+ 26.9.856 – Fest: 26. September

 

Hatte schon Karl der Große den Plan gefasst, in der bewohntesten und fruchtbarsten Gegend des Sachsenlandes, bei seiner königlichen Villa Huxori (Höxter) ein Kloster zu gründen, in dem die neubekehrten Söhne der vornehmen Sachsen erzogen werden sollten, so verzögerte sich doch die Ausführung wegen der fortwährenden Kriege. Erst seinem Sohn, Kaiser Ludwig dem Frommen, war es vergönnt, den Plan ins Werk zu setzen. Zu diesem Ende ließ er aus der berühmten Abtei Corbeille in Frankreich den dortigen Abt Adelhard nebst ausgezeichneten Mönchen herüberkommen und an dem genannten Platz ein Kloster aufbauen im Jahr 822. Wenngleich Adelhard bis zu seinem Tod der jungen aufblühenden Stiftung die liebevollste und tatkräftigste Sorge zuwandte, so behielt er doch die Abtwürde von Alt-Corvey. Zum ersten Abt in Neu-Corvey an der Weser wurde Warinus erwählt, der Sprössling einer der berühmtesten Grafengeschlechter Westfalens. Sein Vater, Graf Egbert, hatte seinen Herrschaftssitz zu Hovestadt an der Lippe, seine Mutter war die heilige Ida, eine nahe Verwandte des Kaisers und Stifterin der Kirche zu Herzfeld. Am kaiserlichen Hof erzogen, verlobte sich der höchst angesehene und reiche junge Mann Warin mit einer sehr edlen und schönen jungen Frau, verzichtete aber bald auf die Freuden des Weltlebens, verließ den Hof, um fortan nicht einem sterblichen König, sondern dem ewigen Herrn zu dienen. Die Pforte des Klosters Corbeille öffnete sich ihm und er widmete sich mit einem solchen Eifer dem Ordensleben nach der Regel des heiligen Benedikt, dass ihn der heilige Adelard schon damals zum Vorsteher des Klosters Neu-Corvey ausersah, denn obgleich er noch jung war, versprach doch sein reifes Urteil und ausgezeichnete Geistesanlage, dass er mit nicht geringerem Ruhm vollenden werde, was er mit solcher Vollkommenheit und Weltverachtung begonnen. Bald zeigte sich, dass sich Adelard nicht getäuscht hatte, denn als der heilige Abt bald am Fieber starb, wählten die Mönche in Alt-Corvey Walo, den Bruder des heiligen Adelard, die westfälischen aber Warin zum Abt, weil sie ihn für den heiligsten und verdienstvollsten unter den Ordensgenossen hielten.

 

Wie viele Vorteile diese Wahl nach sich zog, lehrten die folgenden Jahre. Denn abgesehen von seiner Gelehrsamkeit, seiner Weisheit, Unbescholtenheit und seinem Eifer in klösterlicher Zucht und Religiosität, wodurch er den heiligsten Vorstehern seiner Zeit zugezählt werden muss, stattete er durch seinen Einfluss bei Königen und Kaisern sein Kloster mit so viel Gütern aus, dass man ihn mit Recht den zweiten Gründer desselben nennen muss. Gleich beim Antritt seines Amtes erlangte er von Ludwig dem Frommen das königliche Landgut Huxori, aus dem später die Stadt Höxter entstand, samt allen Äckern, Wäldern, Weiden und Gewässern ringsumher. König Lothar schenkte ihm die ganze Insel Rügen in der Ostsee, König Ludwig noch viele Villen, Güter und Besitzungen, wodurch Corvey allmählich zu fürstlichem Besitztum und Ansehen gelangte. Mit dem steigenden Wachstum der Klostergüter nahm indes Warins Eifer nicht ab, himmlische Güter zu gewinnen.

 

Jahrelang bemühte sich Warin eifrig, für seine Kirche die Reliquien eines Heiligen zu erhalten. Vergebens bat er die Einwohner von Amiens in der Picardie, ihm Reliquien vom heiligen Märtyrer Viktorinus zu überlassen. Endlich bot ihm Hilduin, der Abt von St. Denis zu Paris, eingedenk der außerordentlichen Wohltaten des Bittstellers, den Leib des heiligen Märtyrers Vitus an, den einst Abt Fulrad von Rom nach Frankreich gebracht hatte. Warin nahm mit großem Dank das dargebotene Geschenk an, besonders da er erfahren hatte, dass seit der Zeit, wo der Leib in St. Denis ruhte, Blitz und Ungewitter niemals den Äckern und Menschen in der Umgegend geschadet hätten. Ohne Verzug eilte Warin mit einer auserwählten Schar von Mönchen und Vasallen nach Frankreich. Mit Zustimmung des Bischofs wurde in Paris das Grab des heiligen Vitus geöffnet, Warin empfing des heiligen Schatz am 19. März, und von Hilduin eine Strecke Weges begleitet, führte er unter den Gesängen der Mönche ihn zunächst zum Kloster Rebais, das Ludwig der Fromme jüngst der Leitung Warins übergeben hatte. Von da reiste der Zug über Aachen, Soest und Brakel und kam am 13. Juni 830 in Corvey an.

 

Aus ganz Sachsen waren die Menschen zusammengeströmt, da der Ruf unzähliger Wunder, die auf der ganzen Reise dem heiligen Leichnam gefolgt waren, sich schnell verbreitete. Tausende von edlen Frauen und Männern hatten sich auf den Feldern rings um das Kloster geschart, und aus keinem Mund hörte man einen Scherz oder ein anstößiges Wort, vielmehr waren sie Tag und Nacht im Gebet vertieft und sangen beständig Gott Lob und Dank.

 

Warin überlebte die Feier der Übertragung der Reliquien des heiligen Vitus 20 Jahre. Am 26. September 856 ging er zur ewigen Glorie, nachdem er 30 Jahre und 5 Monate dem Kloster Corvey höchst heilig vorgestanden hatte.

 

Mit den Gebeinen des heiligen Vitus kam das Zepter des Römischen Reiches, das mit dem Leib des heiligen Vitus in die Hände der Franken gekommen war, nach Sachsen zu den Deutschen, und von der Zeit an hörten bei den Franken die Bürgerkriege und äußeren Fehden nicht mehr auf. Deshalb sang man:

 

Freue dich, glückliches Sachsen, des teuren und heiligen Pfandes,

Welches das gütige Frankreich in Vitus Gebeinen dir schenkte.

 

Die heiligen Kosmas und Damianus,

Ärzte und Martyrer von Ägea, Cilicien,

+ 26.9.303 - Fest: 26. September

 

Die heiligen Kosmas und Damianus werden in der gesamten Christenheit hoch verehrt. Den Deutschen sind die beiden auch deshalb sehr lieb und vertraut, weil ihre heiligen Überreste in München in der herrlichen Michaelskirche ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

 

Kosmas und Damianus stammen aus Arabien und lebten im 3. Jahrhundert. Von fünf Jungen waren sie die jüngsten ihrer Eltern und Zwillinge. Wie die Kletten hingen sie aneinander, und immer waren sie ein Herz und eine Seele. Was der eine wollte, wollte der andere auch, und so kam es, dass sie auch den gleichen Beruf ergriffen. Beide wurden Ärzte. In Antiochien in Syrien studierten sie Medizin. Dass sie im Lernen fleißig waren, bezeugt die spätere erfolgreiche Praxis. Als tüchtige Ärzte hatten sie keine Werbung nötig. Die Kranken kamen aus eigenem Antrieb zu ihnen, denn schnell hatte es sich herumgesprochen, dass sie keine Kurpfuscher und Quacksalber waren, sondern Könner und Künstler in ihrem Fach. Was nämlich einer in der Jugend aus sich macht, das ist er später.

 

Kosmas und Damianus waren also tüchtige Ärzte. Dazu kam noch etwas anderes. Die beiden Brüder zeichneten sich nämlich nicht nur durch hohes berufliches Können, sondern auch dadurch aus, dass sie in ihrer heidnischen Umwelt dem christlichen Glauben die Treue hielten und ein vorbildliches Leben führten.

 

Das religiöse Leben der beiden Ärzte blieb aber nicht bloß im Beten allein stecken, sondern wirkte sich auf ihr ganzes Tun und Lassen aus. Beide waren nicht nur mit dem Mund fromm, sondern auch in der Tat. Ihre Frömmigkeit mit der Tat äußerte sich zunächst darin, dass sie sehr wohltätig waren. Weil sie von Haus aus genug hatten, um leben zu können, behandelten sie die Patienten kostenlos. Als Damian einmal von einer Frau, die er geheilt hatte, nur um sie nicht zu kränken, einen Lohn annahm, wäre es zwischen ihm und Kosmas fast zu einem Zank gekommen, dem ersten in ihrem Leben. Man muss sich tatsächlich freuen, dass der drohende Streit nicht ausbrach, denn so bleiben die beiden für alle Zeiten ein lebendiges Beispiel dafür, dass es zwischen Geschwistern nicht notwendig zu Streit kommen muss.

 

Die Tatfrömmigkeit der beiden Ärzte Kosmas und Damianus zeigte sich auch darin, dass sie, was eigentlich das beste Zeichen für einen wirklich guten Arzt ist, nicht nur für den Leib, sondern auch für die Seele der Kranken besorgt waren. Leib und Seele sind im Menschen so eng miteinander verbunden, dass mit dem Leib immer auch die Seele leidet und umgekehrt. Das wissen gute Ärzte, und deshalb ist es ihnen wichtig, vor allem die Seele mit Freundlichkeit und Fröhlichkeit zu behandeln. Umso eher wird dadurch der Leib wieder gesund.

 

So machten es Kosmas und Damianus. Mit Fröhlichkeit erfüllten sie die Herzen der Patienten durch die Frohbotschaft des Evangeliums, die sie ihnen verkündeten und vorlebten. Die beiden waren nicht nur Leibes-, sondern auch Seelenärzte, Missionare und Apostel, und groß war die Zahl derjenigen, die auf ihr Wort und Beispiel hin den Glauben annahmen. Während die heidnischen Tempel sich leerten, füllte sich das christliche Gotteshaus. Dadurch zogen sich Kosmas und Damianus den Neid und den Hass der Götzenpriester zu, von denen sie gleich beim Ausbruch der diokletianischen Verfolgung als die ersten aus der Stadt dem Scharfrichter überliefert wurden. Im Jahr 303 gesellte sich bei den beiden Brüdern zu dem Ruhm des heiligen Lebens die Glorie des Martertodes, und groß ist ihr Lohn im Himmel.

 

Die selige Lucia von Caltagirone,

italienische Franziskanerin im dritten Orden,

+ 26.9.1400 – Gedenktag: 26. September

 

Die gottselige Lucia, von Venedig, die in ihrer Kindheit von einem unvermeidlich scheinenden Tod bewahrt worden war, fasste frühzeitig den Entschluss sich Gott zu widmen. Sie trat in den dritten Orden des heiligen Franziskus in dem Kloster zu Salerno, in Sizilien, ihrem Vaterland, und strebte mit unermüdlichem Fleiß nach den christlichen Tugenden. Die Erinnerung an die Jesus zugefügte Schmach machte einen so tiefen Eindruck auf sie, dass sie durch die härtesten Abtötungen dieselben zu ersetzen sich bemühte. Der Ruf ihrer Heiligkeit verbreitete sich bald in die Ferne, ihre Demut wurde aber nicht im Geringsten dadurch vermindert. Erschöpft durch strenge Büßungen verfiel sie in eine lange und schmerzhafte Krankheit, woran sie auch im Jahr 1400 starb. Sie wird seit dem Oberhirtenamt Leo X. in ihrem Orden öffentlich am 26. September verehrt.

 

Der heilige Nilus von Rossano, der Jüngere, Abt zu Grottaferrata bei Rom, Einsiedler und Klostergründer OSBas. (Basilianer),

+ 26.9.1005 – Fest: 26. September

 

Rossano in Kalabrien, in Süditalien, eine mit starken, nie erstürmten Mauern und Türmen bewehrte Stadt am lieblichen Gestade des Mittelmeeres, war die Heimat des heiligen Nilus. Zum Unterschied von dem Altvater Nilus führt er den Beinamen der Jüngere, wenn man ihn nicht deutlicher durch seine Herkunft kennzeichnen will. Eine fromme Mutter behütete seine ersten Schritte im Leben, das damals durch die von Afrika und Sizilien oft einbrechenden Sarazenen viel gefährdet war. Der gutbegabte Knabe lernte fleißig und rasch die Feinheiten der griechischen Sprache, die in dieser letzten, noch zum oströmischen Reich gehörigen Provinz gesprochen wurde, in der er selbst Gottes Lob sang. Wie für die Dichtkunst, so hatte er auch große Neigung zu Naturkunde, Mathematik und Musik. Mehr noch brachte der Jüngling mit zunehmender Reife den Werken der Väter und der Heiligen Schrift Liebe entgegen.

 

Doch allmählich ließ sein Eifer nach. Der heitere, fröhliche, junge Mann ließ sich allzu sehr von Weltlust erfassen. Der Lebensbeschreiber Bartholomäus, der als Schüler über das „Leben und Wirken des heiligen, gottbegeisterten Vaters Nilus“ zuverlässig berichtet, muss auch von leichtfertiger Lust und Sünde Erwähnung tun. Erst in schwerer Krankheit nahm die wunde Seele den heilenden Lichtstrahl der Gnade wirksam auf. Dem Abgrund, der sich vor ihm auftat, wollte er mit aller Sicherheit entfliehen. Sein Entschluss stand fest. In der Abgeschiedenheit der Klosterzelleden Frieden und die Ruhe zu suchen, die ihm die Welt mit all ihrer Lust nicht zu bieten vermochte. Der heilsbegierige Büßer flüchtete in das Kloster des heiligen Nazarius. Der Weg ging dem Meer entlang; eben landeten Sarazenenschiffe. Ein Muselmann ergriff ihn mit der Frage, wer er sei. Offenherzig entdeckte Nilus ihm sein Vorhaben. Erstaunt, dass der Schmucke, junge Mann in seiner reichen Kleidung zu den rauen Mönchen in den Felsenschluchten gehen wolle, meinte der Ungläubige: „Da solltest du wenigstens dein Alter abwarten, wenn du wirklich diese Grille hast.“ „Nein,“ antwortete Nilus, „für Gott ist das kein würdiges Opfer, wenn man nur aus Not ihm zu dienen anfängt. Ein Greis, der nicht mehr imstande ist, für seinen Fürsten die Waffen zu tragen, soll der dem König der Könige besser dienen können?“ In Anwandlung einer besseren Regung über solche Großherzigkeit ließen die Moslems den mutigen Ordensjünger unbehelligt ziehen.

 

In Sankt Nazario und später in Mercurio erwuchs Nilus in strenger Buße zum Heiligen. Ein Buß- und Betorden war es, nach der Regel des heiligen Basilius, in dem Nilus für sich und die arme Menschheit, die wenig betet, Hand und Herz erheben und worin er für eigene und fremde Schuld büßen und sühnen wollte. Mit Erlaubnis des Oberen schlug er seine Wohnung ganz in den Felsen nahe beim Kloster auf. Ein Stein bildete den Tisch, auf dem er studierte – denn seine Bücher hatte der Hochstrebende mitgenommen -, worauf er auch selbst Bücher schrieb und geistliche Gesänge zum Lob Gottes verfasste. Zwei dieser Hymnen, von seiner eigenen Hand geschrieben, sind bis auf unsere Tage erhalten geblieben. Die halbdurchwachten Nächte waren dem Psalmengebet geweiht. Wenn er am Abend, und zwar nur jeden zweiten, dritten oder gar fünften Tag eine Stärkung zu sich nahm, so bestand sie aus wilden Früchten, Brot und Wasser. Bisweilen rang er mit dem Hunger wie mit einer Versuchung und siegreich blieb er, wie wenn er nicht mehr den menschlichen Bedürfnissen unterworfen wäre. Brachte es doch der willensstarke Aszet dahin, dass er bisweilen zwanzig Tage ohne Nahrung blieb, worauf er einige Wurzeln oder ungekochte Kräuter nahm, um im Fasten noch weiter fortzufahren. Und doch ließ es Gott zu, dass er noch immer die Schwachheit des Fleisches und den Reiz der Sinne fühlte. Bilder aus der Zeit der Jugendlust traten verführerisch vor die Augen des sich selbst marternden Mönches. Dem heiligen Benedikt gleich, wälzte er sich in den Dornen. Der Verführer aber wollte nicht weichen. Nilus sollte lernen, dass der Mensch nicht aus eigener Kraft die Übernatur erzwingen könne und dass es Gott ist, der dem den Sieg verleiht, der ihn demütig und geduldig darum bittet. Und Nilus bat und betete so inbrünstig und wolkendurchbrechend, wie nur ein heldenmütig sich dem Höchsten weihender Heiliger flehen kann. Und der Herr erscheint ihm, ausgespannt am Kreuzesholz. Die Rechte löst sich vom blutigen Kreuzesnagel und hebt sich segnend über des Kreuzesjüngers Haupt. Nilus war gesegnet und von der Versuchung erlöst für immer.

 

Wo ein Licht leuchtet, da suchen Irrgänger und Freunde des Lichtes hin. Nilus, des großen Heiligen, Ruf war schon weithin über ganz Süditalien gedrungen. Lernbegierige Jünger fanden sich ein. Streng prüfte der Meister; anscheinend ganz unvernünftige Befehle ließ er ausführen, strafte sogar ganz ungewöhnlich, auch wenn der Ordensanwärter schon in die Siebzig ging. Freilich die Tränen, die über die so offenkundig werdende Herzenseinfalt der Seinen dem Lehrmeister heimlich in den Bart fielen, verrieten seine verborgenen edlen Gefühle. Nun ließ er es zu, dass ein eigenes Klösterchen St. Hadrian gebaut wurde, wo er seine Brüder durch das Beispiel und durch seinen Geist leitete, wenn er es auch aus Demut ablehnte, ihr Oberer dem Namen nach zu sein. „Nilus ist ein wundersamer Mann,“ so ging die Kunde von ihm durch alle Basilianerklöster. Das war er und noch dazu ein Mann der Wunder. Seitdem er einen byzantinischen Hauptmann mit dem Öl des Ewigen Lichtes geheilt hatte, umdrängten auch die armen Kranken den Mann Gottes. In seiner großen Güte und Barmherzigkeit brachte er Hilfe, wo er nur eine Not fand. Als einmal die Bewohner von Rossano sich aufrührerisch gegen den griechischen Befehlshaber benahmen und Gut und Leben verwirkt hatten, wurde Nilus ihr Retter und Versöhner.

 

Ein anderes Mal trat er fürbittend für einen armen reuigen Mörder ein, den die Richter zum Tod verurteilt hatten. Wie aber trat er dazwischen? Der Heilige schickte seinen „alten Georg“, eine treue Seele, früher ein reicher Mann aus Rossano, der schon öfters die kräftige und eigenartige Erziehungsweise des gestrengen Novizenmeisters an sich hatte erproben lassen müssen, mit einem Schreiben an den Richter. Darin teilte Nilus mit, dass der Überbringer sich selbst an Stelle des Mörders zur Hinrichtung anbiete. „Ist das wahr?“ fragten erstaunt die Gerichtsherren. „Was denn?“ erwiderte nichtsahnend Georg. „Dass du dich anstatt des Mörders kreuzigen lassen willst?“ – „Ich? Hat Vater Nilus das geschrieben?“ – „Ja.“ – „O, dann kreuzigt mich nur, ich bin bereit.“ Die Richter aber kreuzigten weder Georg noch den Mörder. Nilus hatte einen Doppelsieg davongetragen.

 

Der Heilige, der große Lehrer und Mahner jener schlimmen Zeit, trat dem Unrecht und der Herzlosigkeit entgegen, wo er sie fand. In Rom war Streit und Hader zwischen Papst und Adel. Ein gewandter Grieche, Philagathos, ein Landsmann von Nilus, war bis zum Erzbischof aufgestiegen und vermaß sich, vom Gewalthaber in Rom, dem Crescentius, der das Papsttum knechtete und ausbeutete, selbst die päpstliche Tiara zu erschleichen. Als Otto III., der deutsche Kaiser, nach Rom kam, 998, ließ er den Crescentius hinrichten, den Philagathos, genannt Johannes XVI., nach dem Brauch jener entarteten Zeit grausam misshandeln. Zunge, Nase und Ohren wurden ihm abgeschnitten, die Augen geblendet und er so eingekerkert. Da erschien der fast neunzigjährige ehrfurchtgebietende Mönch aus den kalabresischen Bergen vor Kaiser und Papst Gregor V., und bat: „Gebt mir Philagathos heraus. Ich will ihn mit mir nehmen und seine Wunden heilen.“ Tiefgerührt sagte der Kaiser die Erfüllung der Bitte zu und wollte den unerschrockenen Fürbitter selbst bei sich in Rom behalten. Das Wort des Kaisers wurde indes nicht erfüllt und Philagathos weiter misshandelt. Da erhob sich Nilus und einem Elias gleich rief er den kaiserlichen Abgesandten zu: „Sagt dem Papst und dem Kaiser, dass sie, die keine Barmherzigkeit gekannt haben, auch für ihre eigenen Sünden vor dem gerechten Gott kein Erbarmen finden werden!“ Um die Schuld zu sühnen, besuchte hernach Otto III. den heiligen Nilus im Kloster Serperi bei Gaeta, fiel ihm zu Füßen, legte den Kronreif in seine Hände und weinte wie ein reuiger Sohn vor seinem Vater. Er versprach dem Diener des Herrn zu geben, was er von ihm begehre. Nilus legte dem Herrscher die Hand aufs Herz und sprach: „Das Einzige, was ich von dir begehre, ist, dass du an dein Heil denken mögest. Obschon du Kaiser bist, wirst du doch sterben und gleich den anderen Menschen Gott Rechenschaft geben müssen.“ Nilus sollte das Bistum Rossano übernehmen, ließ sich aber nicht dazu bewegen.

 

Das war das Verdienst und die Bedeutung des berühmten Basilianermönches, inmitten der Erniedrigung der Kirche und der Lasterhaftigkeit der Zeit, der ragende Fels der Gerechtigkeit und Güte und der Hort der vernachlässigten Wissenschaft zu sein. Schon seinen Tod ahnend, ging der fünfundneunzigjährige Greis nach Tusculum, dem späteren Frascati in der Nähe Roms. Dort, im Klösterchen der griechischen Mönche von St. Agatha, löste sich seine heilige Seele von seinem so hart gezüchtigten Leib, am 26. September 1005. In Grottaferrata, der eisernen Grotte, einem damals noch unbekannten Ort, wo Nilus vorhatte, ein Kloster zu errichten, wurde er begraben. Das Kloster Grottaferrata, sein Orden und sein Geist sind geblieben bis auf den heutigen Tag.

 

Gebet am 26. September

 

Wer von allen Menschen, heilige Jungfrau, hätte auf dieser Welt unschuldige Freuden mit größerem Recht genießen können, als du, geliebteste Mutter meines Erlösers, sowohl wegen der hohen Würde deines königlichen Blutes, wegen der Schönheit deines Leibes, als auch wegen der mühevollen Sorgfalt, womit du das göttliche Kind gepflegt hast.

Erhalte mir, o meine gnädige Fürsprecherin, von Jesus die Gnade, dass ich mit ihm und mit dir das Kreuz trage, mich täglich verleugne, und durch Überwindung der bösen Neigungen zur Reinigung des Herzens gelange, und vom Geist Gottes, der ein reines Herz liebt, mich leiten lasse. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Cyprian und der heiligen Justina

 

Verleihe uns, o Herr, dass wir durch die Fürbitte Deiner heiligen Märtyrer Cyprian und Justina unterstützt werden, und sei uns allezeit gnädig, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der Heiligen Kosmas und Damian

 

Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, dass wir auf die Fürbitte Deiner heiligen Märtyrer Kosmas und Damian von allen Übeln befreit werden, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Was für ein herrliches Zeugnis vom Vertrauen der Gläubigen in den ersten Jahrhunderten auf die Fürbitte Mariä gibt uns der große Kirchenlehrer Gregor von Nazianz. Er bezeugt: Die heilige Justina hat sich in der äußersten Gefahr ihrer Jungfräulichkeit zur seligsten Jungfrau gewendet, mit der vertraulichen Bitte: O Jungfrau, komm einer Jungfrau zu Hilfe!

 

Andacht am 26. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Es gibt eine gewisse Weise zu beten, die sehr leicht und heilsam ist; nämlich, dass man sich überhaupt und gewöhnlich immer in Gottes Gegenwart denkt; so dass der Anblick Gottes eine innige Vereinigung und einen einfachen und vollkommenen Anblick bewirkt. Überaus kostbar ist diese Weise zu beten!" (Der heilige Franz von Sales)

Nichts war dem heiligen Aloysius leichter, als beständig durch Gedanken und Absicht mit Gott vereint zu sein. Es wäre ihm so schwer geworden, sich nicht mit Gott zu beschäftigen, als es anderen schwer wird, Seiner ohne Unterlass zu gedenken. Nur im Schlaf war sein Geist nicht mit Gott beschäftigt; und selbst dann waren seine Träume, wenn er welche hatte, von Gott und göttlichen Dingen.

Jemand sagte dem eifrigen Priester Bernard, der unter dem Namen des armen Priesters bekannt war: "Sie hören nie auf, von Gott zu sprechen, Sie sprechen zu oft von Ihm!" Er aber antwortete: "Ich kann mich dessen nicht erwehren, Jeder spricht von dem, was seinem Geist gegenwärtig ist, und von dem Gegenstand seiner Liebe!"

 

Schenke mir, Herr, dass ich immer in Deiner heiligen Gegenwart lebe, und dass der Gedanke an Deine göttlichen Vollkommenheiten, an Deine Wohltaten und an Deine Liebe mich erfreue und mich innig mit Dir vereinige! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 26. September

 

"Gott entzieht der Seele zuweilen

das Gefühl der Süßigkeit und des Trostes,

ohne sie mit seiner Gnade zu verlassen."

 

hl. Katharina von Siena OP

1347 bis 29.4.1380

 

Betrachtung am 26. September - Das Begräbnis

 

In des Todes dunkler Kammer

Schweigt die Lust und schweigt der Jammer;

Alles Leben ist verklungen

Und ins Jenseits eingedrungen.

 

1. Tritt hinzu, betrachte diesen Menschen. Soeben ist sein Licht erloschen. "Er ist tot!" rufen die erschrockenen Freunde und Hausgenossen. Reichtum, Haus, Vermögen, Hoffnungen, alles ist für ihn vorüber. Ja auch die Zeit, die kostbare Zeit ist vorüber, kein gutes Werk kann er mehr tun, kein Verdienst für den Himmel mehr erwerben. Schon ist sein Urteil für die ganze Ewigkeit gesprochen, ja dieser Körper selbst ist gerichtet, es ist der Körper eines Auserwählten oder eines Verworfenen. Würde Gott ihn vom Tod erwecken: wie hoch würde er eine Stunde Zeit, eine Einflößung der Gnade, ein gerechtes Werk achten. Führen wir uns dies tief zu Gemüte.

 

2. Sieh, dies prächtige Gebäude, diese kostbaren Mobilien, dieser glänzende Reichtum gehörten ihm. Was ist nun sein? Dies Totenhemd, dies Linnen, dieser Sarg. Fort wird er getragen aus seinem Haus, nie mehr dahin zurückzukehren, denn entstellt, hässlich ist sein Körper, und verbreitet einen unerträglichen Totengeruch. O Elend, o Eitelkeit. Dies also ist das Ende aller menschlichen Größe, dies der Unbestand aller irdischen Glückseligkeit. Und ich sollte mein Herz an solche Dinge heften? Fürchten wir Gott und seine Gerichte. Mögen die Menschen nach meinem Tod mich vergessen und mich verachten: nicht sie, mein Leben, meine Werke entscheiden mein ewiges Los.

 

3. Endlich liegt er unter der Erde. Eine enge, finstere, schauerliche Grabeshöhle ist nun sein Palast. Verweile auf dieser Begräbnisstätte. Welcher von diesen Toten war einst reich? Welcher war arm? Welcher groß? Welcher elend? Alle hat der Tod gleich gestellt. Was ist die lieblichste Schönheit im Grab. Ein Scheusal, dessen Anblick niemand ertragen kann. Betrachte sie jedoch, von der Verzauberung der Welt dich zu heilen. Sieh, dies ist das Ende aller menschlichen Schönheiten, das Ziel aller Lüste. Hier lerne deine Leidenschaften ersticken, deine Freude mäßigen, deine Begierden ordnen. Zu einer glorreichen Wohnstätte pilgern wir, die Verachtung alles Irdischen führt uns dahin. 2 Kor 5,1: "Wir wissen: Wenn unsere irdische Zeit abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel."

 

27. September

 

Maria, Schutzfrau der Waisen

 

Der heilige Vinzenz von Paul,

Priester und Ordensstifter von Paris,

+ 27.9.1660 - Fest: 27. September

 

Seitdem Jesus durch sein Wort und Beispiel und durch den Tod am Kreuz die Menschen die Nächstenliebe gelehrt hat, ist die lange Reihe jener Christen nicht mehr abgerissen, die im Dienst der christlichen Barmherzigkeit Großes und Herrliches vollbracht haben. Und einer der größten und herrlichsten unter ihnen ist sicherlich der heilige Vincenz von Paul. Allein die bloße Aufzählung dessen, was der Heilige für die Armen, die Waisen, die Schwerstkranken, die Sträflinge, die Geisteskranken, die alten Leute und so weiter getan hat, gäbe eine Aufstellung, die fast so lang ist wie die Allerheiligenlitanei.

 

Wie aber kann einer nur Vincenz von Paul heißen?

 

Paul ist der Familienname des Heiligen. Wie andere Leute den Namen Walter oder Werner oder Wilhelm als Familiennamen führen, so hieß Vincenz von Haus aus Paul. Und das Wörtchen „von“ bei dem Namen Paul zeigt an, dass es sich um eine adlige Familie handelte.

 

Als Vincenz geboren wurde, waren der Familie von dem Adel allerdings nur noch Name und Edelsinn übriggeblieben. Von Wohlstand konnte keine Rede sein. Die Leute besaßen einen kleinen Bauernhof mit wenig Vieh und schlechtem Ackerboden. Alle im Haus, Vater, Mutter und Kinder, mussten schwer arbeiten, um durchzukommen. Als Fünfjähriger hat Vincenz das Vieh gehütet und als Zwölfjähriger den Pflug geführt. Früh hat er das Arbeiten gelernt, und was Faulheit war, blieb ihm zeitlebens unbekannt. Deswegen hat Vincenz auch viel geschafft und geleistet.

 

Weil Vincenz studieren wollte, um Priester zu werden, verkaufte der Vater, der anders die Studienkosten für den Sohn nicht aufbringen konnte, die zwei Ochsen, die er hatte. Da musste er mit der Mutter und den anderen Kindern auch noch die Arbeit der beiden Zugtiere auf sich nehmen. Gern haben er und die Seinen sich der zusätzlichen Mühe unterzogen, denn als gute Christen wussten sie, dass die Ehre, einen Priester in der Familie zu haben, alle Opfer aufwiegt.

 

Als Vincenz später die heilige Priesterweihe empfangen hatte, versuchte er als dankbarer Sohn und Bruder die Eltern und Geschwister zu entschädigen. Alles wollte er daran setzen, dass seine Familie wieder zu Reichtum komme. Damals wusste er nämlich noch nicht, dass das Glück nicht in Geld und Gut, sondern in der Rechtschaffenheit und in dem Erfüllen von Gottes Willen besteht. Und weil diese Tugenden ohnehin in der Familie Paul blühten, so war sie ohne Reichtum glücklich genug. Reicher brauchte sie gar nicht zu werden.

 

Es wäre auch schade gewesen, wenn Vincenz sich in der Sorge für die Seinen verloren hätte, denn dann wäre er nicht der Vater aller Armen vom kleinsten Kind bis zum ältesten Menschen geworden.

 

Um den jungen Priester von seinen falschen Gedanken und Plänen abzubringen, ließ Gottes Weisheit es zu, dass er auf einer Schiffsreise von Seeräubern gefangen und als Sklave an die Mohammedaner in Nordafrika verkauft wurde. Damit begann für Vincenz eine harte Zeit. Weil der priesterliche Sklave durch Krankheit geschwächt war und deshalb nur wenig arbeiten konnte, war kein Besitzer mit ihm zufrieden und einer verkaufte ihn an den anderen. Unaufhörlich wurde er zur Arbeit in der mörderischen Hitze Afrikas angetrieben. Man schlug ihn und ließ ihn hungern. Ganz arm und elend und krank und verachtet und verstoßen und verlassen war Vincenz geworden. Aber all das musste nach Gottes Fügung so sein, denn damals lernte der spätere Apostel der christlichen Nächstenliebe am eigenen Leib kennen, wie bittere Not und Armut schmecken.

 

Als Vincenz daher nach zwei unbeschreiblich schweren Jahren mit Gottes Hilfe aus der Sklaverei entfliehen konnte, hatte er eine neue Familie gefunden. Er fand die große Familie Jesu Christi, zu der die Armen, die Behinderten, die Kranken, die Waisen und alle gehören, die an Leib oder an der Seele in Not sind.

 

Unglaublich viel ist es, was Vincenz von Paul im Dienst der christlichen Barmherzigkeit geleistet hat. Und heute noch, dreihundertfünfzig Jahre nach seinem Tod, setzt er in Tausenden von Barmherzigen Schwestern sein Wirken segensreich fort. Er war der Stifter dieser Gemeinschaft von Frauen, die ihm zu Ehren den Namen Vinzentinerinnen führen. Aller Segen, der seitdem bis heute von den Krankenhäusern katholischer Ordensschwestern ausgeht, hat seine Quelle im Herzen des großen Caritasapostels Vincenz von Paul.

 

*       *       *

 

Zum 300. Todestag eines großen Menschen:

 

Vinzenz von Paul

 

Von Angela Rosumek, in „Caritas“, Freiburg 1960

 

Die Lebenszeit des heiligen Vinzenz (1581-1660) fällt in eine der blutigsten Epochen der französischen Geschichte. Die Hugenottenkriege, der Dreißigjährige Krieg, der Flandrische Krieg, der Bürgerkrieg der Fronde, Kriegswirren und Aufstände immer von neuem mit ihrem grausamen Gefolge von Brandschatzungen, Plünderungen, Schändungen und Morden, dazu Epidemien, Missernten, Hungersnöte und fast alljährliche Überschwemmungen. Die kurzen Friedenszeiten waren nicht dazu angetan, dass sich das Land erholen konnte. Was man im Inneren des Staates unter Recht und Gesetz verstand, diente mehr den Interessen der Mächtigen als dem Gemeinwohl und dem Schutz der Schwachen. Der Grundzins der Bauern, die Pacht-, Steuer- und Zollgesetze sogen die Bevölkerung aus. Die „Höllenmaschine“ des staatlichen Salzmonopols lieferte fast ein Drittel der Sträflinge des Landes, einer freilich unentbehrlichen Kaste; denn die königliche Marine bedurfte ihrer als billiger Rudersklaven ihre „schönen, geschwinden“, mit schwungvollen Namen (und Peitschen) versehenen Galeeren. Hof und Adel waren eine Welt für sich, eine Welt von Halbgöttern gegenüber einer Unterschicht anonymer, in Unbildung und Elend versinkender Massen. Die Kluft zwischen den Klassen der Privilegierten und der gewöhnlichen Leute war für uns Heutige fast unvorstellbar, sie schien unüberbrückbar. Nicht nur aus dieser Kluft, aber nicht zuletzt auch aus ihr, entsprang die große französische Revolution von 1789.

 

Ob Monsieur Vincent, hätte er ein Jahrhundert später gelebt, wirklich die Schrecken der Revolution von seinem Land würde ferngehalten haben und die Gräuel der Bartholomäusnacht, wie Voltaire meinte, wenn er 50 Jahre früher geboren wäre?

 

Dies ist jedoch gewiss, dass er wie niemand sonst in seiner Zeit die Kluft zwischen Adel und Volk, zwischen Hoch- und Niedriggeborenen, Bevorrechteten und Unterdrückten, zwischen reich und arm zu überbrücken verstand.

 

Der Bauernsohn bewegte sich mit vollendeter Sicherheit auf dem Parkett oder Marmor der Pariser Palais. Aber er gab seine geflickte Soutane nicht auf noch den Strohsack in der kahlen Zelle von St. Lazare. Er verlor nicht die Brüderliche Vertrautheit mit den kleinen Leuten, den Herzenston den Armen und Geringen gegenüber, unter denen er sich sein Leben lang wohler gefühlt haben mag als im gepuderten Milieu der Herren vom Hof. Er verstand es, Hunderten von Menschen aus den ersten Kreisen Aug und Herz für die anderen zu öffnen, für Leute, die man, auch wenn man fromm und gutherzig war, bisher selten wahrgenommen hatte, geschweige denn, dass man sich Gedanken über sie oder gar Anstrengungen für sie gemacht hätte.

 

Und noch mehr: Die kleinen Leute waren ihm nicht nur Objekte der Fürsorge, Almosenempfänger, die mit artigem Dank Wohltaten entgegenzunehmen hatten – aus ihnen, aus den armen Familien der Dörfer, holte er sich seine filles de la charité, seine „Töchter der barmherzigen Liebe“, die, von Mutter Luise (der hl. Luise von Marillac) geformt, mit seinen Missionspriestern und -brüdern zusammen seine allerbesten Helfer wurden, die getreuesten und tapfersten Mitstreiter gegen das Elend der Zeit.

 

Dass Vinzenz sich überall, wo er wirkte, in kürzester Frist aus allen Schichten Freunde und Mitarbeiter für sein Werk gewann, zeigt die geniale, die begnadete Macht seines religiösen Führertums. Geistliche und Analphabeten, Fürstinnen, Bürgerfrauen, Dorfmädchen, er machte sie nicht nur geneigt und geeignet, seine Pläne zu fördern und auszuführen, er weckte und stärkte in ihnen die schöpferischen Kräfte der Liebe, die mit eigenen Augen Not entdeckt und die Wege, ihr hilfreich zu begegnen.

 

Auch von den eigentlich vinzentinischen Gründungen, den großen Hilfswerken, die mit seinem Namen untrennbar verbunden sind, entstanden manche auf einen Anstoß seiner Freunde und Helfer, vor allem wieder seiner Helferinnen.

 

Monsieur Vincent selber legte nicht den geringsten Wert darauf, Gründer eines Werkes zu heißen oder zu sein. Im Gegenteil. War er aber gewiss, dass Gott ihn rief, dass jetzt „der Augenblick Gottes“ war, gab es für ihn kein Zaudern mehr, kein Hindernis, keine Schwierigkeit, die er nicht vertrauend anging. Dann setzte er alles ein, was er hatte, seine Energie, seinen praktischen Sinn, sein Organisationstalent, seine Verbindungen und Beziehungen, seine Gabe der Überzeugung, den Charme seines Wortes und seiner Person, sein himmelstürmendes Gebet. Dann setzte er durch, was niemand sonst fertigbrachte. Dieser himmlisch-irdischen Durchschlagskraft des Heiligen vertrauten seine Freunde. Mochte ihnen immerhin zuweilen die gute Idee zuerst aufgeblitzt sein, sie trugen sie ihm zu. Wenn er sie aufgriff und segnete, war das Spiel gewonnen.

 

Ach, es handelte sich um kein Spiel. Es handelte sich um das Wohl und Wehe, um Gedeih und Verderb lebender, leidender Menschen, um das Wohl und Wehe von Leib und Seele vieler, vieler Einzelner, ein jeder von ihnen Gottes Kind und durch Jesu Blut erlöst. Da waren nicht nur die unversorgten Kranken in den Armenhütten und verlotterten Spitälern, das Elend der preisgegebenen kleinen Findlinge, die Scharen verwahrloster Bettler, da waren die grausam gepeinigten Sträflinge in den Löchern der Gefängnisse und an den Ruderbänken der Galeeren, die unverstandenen Irren und vergessenen Alten, die zahllosen Flüchtlinge, Beraubten und Verwundeten der unaufhörlichen Kriege, die Massen der Hungernden und vor allem Entblößten einer mit allen Geißeln der Not geschlagenen Zeit.

 

Übelständen solchen Ausmaßes, wie sie Vinzenz` Zeit zeigt, zu begegnen, einem Massenelend ohne Grenzen, verlangt wahrlich mehr als Kopf, Herz und Hände eines einzigen Mannes, auch wenn es die kräftigen Bauernfäuste, das glühende Herz und der mächtige Schädel des Monsieur Vincent sind.

 

Wahrscheinlich gibt es überall und zu allen Zeiten Menschen genug, die zu Dienst und Hilfe bereit sind, auch zu selbstlosem Dienst und großmütiger Hilfe. Aber es fehlt der, der sie ruft, der ihnen Mut macht, der die schlummernden Kräfte in ihnen weckt. Es gab im Paris des 17. Jahrhunderts inmitten der schauderhaften sozialen und politischen Zustände Männer und Frauen von tiefer, wesenhafter, wunderbarer Frömmigkeit. Das 17. Jahrhundert ist das große Jahrhundert der französischen Mystiker. Vinzenz ist einer von ihnen, der Schüler Bérulles. Der, dessen mystische Gottesliebe sich auf einzigartige Weise umsetzte in die Tat der Bruderliebe.

 

Seine Stimme war nicht laut, war ganz ohne Pathos. Pathetischen Predigten war Monsieur Vincent sehr abgeneigt. Seine berühmte „kleine Methode“, die einen neuen Predigtstil auf die französischen Kanzeln brachte, geht ohne Umschweife, schlicht und praktisch auf das Warum, Was und Wie hinaus. Unter simplicité, einer seiner Lieblingstugenden, verstand er die Einfalt und Echtheit, Lauterkeit und Transparenz, die der Wahrheit entspricht, was er keineswegs blass und abstrakt verstanden haben wollte, sondern wie Jesu Wort im Evangelium warm und voll Leben. Das einfache Wort des Monsieur Vincent hatte Gewicht und Resonanz, weil der ganze Mensch dahinterstand, in jeder Stunde überprüfbar, der ganze lebendige Monsieur Vincent, die Erfahrungen, die Leiden, die Verwirklichungen eines ganzen Lebens.

 

Vinzenz sorgte dafür, dass auch seinen Helfern und Mitarbeitern die Not der Menschen ins Blickfeld rückte. Was Abbé Pierre uns Heutigen durch sein Wort und Beispiel nahezubringen sucht, das sagte und zeigte St. Vinzenz seinen Zeitgenossen – dass es, wenn nicht der bitteren und unvergessenen Erfahrung am eigenen Leib, so doch der nahen Berührung mit dem Leidenden bedarf, mehr als einer „Tuchfühlung“ –, dass es des „blutigen Kontaktes“ bedarf, immer wieder, um unser Herz aufzureißen und unser Gewissen unruhig zu machen und unruhig zu halten, ein Stachel, der es nicht erlaubt, dass wir uns mit einer guten Tat loskaufen.

 

Der Hausbesuch bei den Armen und Kranken gehört zum Kernstück der Satzung, die Vinzenz seiner Caritasbruderschaft in Châtillon gab. Er wachte mit eifersüchtiger Liebe darüber, dass er, als sich die Bruderschaften ausbreiteten, nicht vernachlässigt würde. Vinzenz wollte nicht, dass man die Kranken aus ihren Familien entfernte, wenn es nicht um ihrer selbst willen geboten schien. Oder dass man ein Haus einrichtete, in dem sich die Bedürftigen die Almosen abholen sollten. Er liebt nicht die nackte Gabenverteilung, die so demütig sein kann, mag sie auch praktisch und zeitsparend sein. Er will die nahe, die brüderliche Begegnung, die das Herz füreinander aufschließt und Christus sichtbar werden lässt im Leidenden und Mitleidenden.

 

Das aufgeschlossene, empfängliche Herz für den leidenden Mitmenschen, Vinzenz hatte es von Natur. Schon der Knabe zeigte es. Die unbegrenzte Liebeshingabe der Heiligen aber, die sich über alle Sympathien und Antipathien hinweg opfernd verzehren, erklärt sich nicht aus einem naturhaft guten Herzen allein. Noch das Trachten des Theologiestudenten Vinzenz und auch des jungen Priesters ging kaum höher hinaus als auf eine gute Pfründe, die ihn und die Seinen ernähren sollte. Gott aber riss ihn aus seinen kleinen Plänen heraus. Er packte ihn durch die rauen Fäuste der türkischen Seeräuber und entführte ihn in fremdes, feindliches Land, damit er Hunger und Heimweh und die Schmach der Sklaverei am eigenen Leibe erfahre, aber auch Gottes Gnade und Kraft. Doch auch nach dem Abenteuer der Flucht übers Meer mit seinem bekehrten Herrn ist Vinzenz noch nicht „der Heilige“. Erst in der Schule Bérulles in Paris und durch die Begegnung und Freundschaft mit Franz von Sales, dem heiligen Bischof von Genf, lernt er ganz von sich abzusehen und allein auf Gott und Gottes Willen hinzuschauen und auf das Bild, das Vorbild Jesu. Gottes Willen zu tun und den Fußspuren Jesu zu folgen, wird von nun an immer mehr der einzige Inhalt seines Lebens. Er weiß sich in der Nachfolge des Herrn zu den Armen und Leidenden geschickt. In ihnen erkennt er, das Wort Jesu von den Geringsten wörtlich nehmend, den Herrn selbst.

 

Dass er so viele bewegte, ihm auf diesem Weg nachzugehen, ist nicht der geringste Ruhm „des Unerreichten in allen Landen“.

 

Die heiligen Ehegatten: Elzear und Delphina,

der heilige Elzear von Sabron, Graf von Ariano, Italien, III. OFM,

+ 27.9.1323 – Fest: 27. September,

die selige Delphina von Signe, Gräfin von Ariano, Italien, III. OFM,

+ 26.9.1369 – Gedenktag: 26. September

 

Der heilige Elzear hatte die gottselige Delphina zur Gemahlin, mit der er in ewiger Jungfräulichkeit lebte. Dieser seltene Vorzug war ein Geschenk, das sie durch die Vermittlung Mariens erhalten hatten. In der Tat flüchtete sich Delphina im Alter von zwölf Jahren, als ihre Eltern sie mit Elzear verbinden wollten, an eine Stätte fern von ihrem Haus und bat Maria vor einem ihrer Bildnisse inständig, ihr vielmehr ihren göttlichen Sohn Jesus zum Bräutigam zu geben.

 

Da schien es Delphina, als würde die seligste Jungfrau ihren Mantel heben und vertraulich zu ihr sagen: „Komm, meine Tochter, wir werden uns bemühen, dein Vorhaben zum Ziel zu führen.“ Wie dem auch sei, es überredete Delphina, die sich in der Folge, um neuen Kümmernissen auszuweichen, genötigt sah, Elzear zum Gatten zu nehmen, ihn dahin, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, und durch die Vermittlung der heiligsten Jungfrau erhielt sie die gewünschte Einwilligung. In kurzer Zeit war Elzear ein eifriger Diener Mariens. Er betete täglich ihre Tagzeiten und unter den Gesetzen, die er für seine Untergebenen festsetzte, bestand das Verbot, den Namen der Gottesmutter zu lästern. Auch gewährte Maria Elzear ganz besondere Gnaden.

 

Als er von einem Religiosen gefragt wurde, welche Gebetsweise er übe und was für einen Heiligen er sich hierin zum besonderen Patron erwählt habe, antwortete er: seine vornehmste Patronin und Beschützerin sei die gnadenreiche Jungfrau und Mutter Gottes Maria. Ehe er sich in das Gebet begebe, pflege er seine Armseligkeit zu bedenken und dann sich an Maria zu wenden mit der Bitte, sie möge seinen Geist und seinen Mund auf einen Gegenstand des Gebetes leiten, der ihrem gebenedeiten Sohn und ihr angenehm sei, und er müsse bekennen, sein Gebet gehe ihm immer von Statten, wenn er zuvor Maria mit dem Englischen Gruß begrüßt habe.

 

Am Tag Mariä Himmelfahrt verfiel er in eine himmlische Entzückung, aus der er mit einem von gänzlicher Geringschätzung der Welt ergriffenen Herzen hervorging. Vereint mit Delphina weihte er sich gänzlich dem Dienst Gottes und verharrte darin bis zu seinem Tod.

 

Die Vorschriften, die die beiden Eheleute ihrem Hausgesinde gaben, sind so vortrefflich und brauchbar, dass sie jeder in seinem Haus wird mit Nutzen einführen können.

 

1. Jeder Bewohner, Frauen und Männer, sollen an jedem Tag wenigstens eine Heilige Messe hören.

2. Alle sollen züchtig und keusch leben. Wer dagegen handelt, sei entlassen, damit nicht der Hausherr sich fremder Sünden teilhaftig mache.

3. Jede Woche einmal sollen die Familienglieder, sowie das ganze Gesinde dem Priester ihre Sünden beichten und jeden Monat das hochwürdige Sakrament des Altars empfangen.

4. Die Frauen sollen den Vormittag mit Andacht und Gebet, den Nachmittag aber mit Handarbeit zubringen und nie müßig gehen.

5. Niemand soll Gott oder seine werte Mutter oder einen Heiligen lästern, noch falsch oder leichtsinnig schwören oder unehrbare Reden führen, bei Strafe entweder auf dem Boden mit Wasser und Brot vorlieb zu nehmen, oder zwar die gewöhnliche Speise zu erhalten, aber den ganzen Tag in einem Zimmer verschlossen zu bleiben.

6. Niemand soll bei schwerer Strafe mit Würfeln oder einigen andern unzulässigen und unehrbaren Spielen sich vergnügen.

7. Sie sollen alle einander im ganzen Haus so liebhaben, und so friedlich miteinander leben, dass keiner den anderen mit Worten oder Werken erzürne. Oder wenn es je geschehen, sollen sie sich rasch wieder versöhnen.

8. Nach dem Mittagessen oder zu Abend soll täglich so viel wie möglich ein geistliches Gespräch unter den Hausleuten geführt werden von Gottes Wort. Und indes der eine redet, sollen die andern für ihn in der Stille beten, dass ihm Gott etwas Nützliches zur Ehre Gottes und ihrer Seelen Heil eingebe. Keiner soll ihm in die Rede fallen oder dagegen tun, bei Strafe aus dem Haus gestoßen zu werden.

 

Diese Satzungen hielt Elzear bei seinem Haus- und Hofgesinde streng, und wer sie in seiner eigenen Haushaltung ganz oder teilweise einführt, wird von oben nur Segen auf sich und sie Seinen herabziehen.

 

Elzear starb am 27. September 1323. Delphina lebte noch, als man ihren Gemahl unter die Heiligen setzte. Sie starb im Kloster der Klarissinnen zu Neapel, wohin sie sich zurückgezogen hatte, am 26. September 1369.

 

Pater Isidor vom heiligen Dominikus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Isidor vom heiligen Dominikus. Isidor, mit seinem weltlichen Namen Gislen Balteel, war im Jahr 1599 zu Ypern in Belgien geboren. Nach Beendigung seiner philosophischen Studien trat er zu Brüssel in den heiligen Orden und legte daselbst auch seine heilige Profess ab am 15. Juni 1618. Nachdem er im Studienhaus seiner Provinz auch seine theologischen Studien vollendet hatte, bat er die Oberen, sie möchten ihn nach Rom senden, um sich im dortigen Seminar zu St. Pankraz noch weiter ausbilden zu können, denn er hatte den Wunsch, Missionar zu werden. Dieses sein Verlangen sollte nicht gestillt werden. Dafür wurde er nach Deutschland geschickt, wo eben eine neue, von der belgischen unabhängige Ordensprovinz ins Leben getreten war, um die Gründung des Klosters in Würzburg zum Abschluss zu bringen. (Fürstbischof Philipp Adolf führte Pater Isidor am 15. Oktober 1627 mit feierlichem Gepränge in das ehemalige Zisterzienserinnenkloster zur heiligen Magdalena, der "Reuerin" ein. Von dieser ihrer Patronin werden die Karmeliten in Würzburg noch heutigentags "Reuerer" genannt.) Da er die niederen Ämter tadellos verwaltete, trug man kein Bedenken, ihm die Leitung der ganzen Provinz zu übertragen. Aber auch an der Regierung des ganzen heiligen Ordens nahm er teil. Durch das Vertrauen seiner Mitbrüder wurde er sechsmal zum Generaldefinitor und einmal zum General des Ordens gewählt. Es ist zum Staunen, wie trefflich er es verstand, Demut und Leutseligkeit mit Festigkeit und Strenge zu verbinden. Sein Auftreten war derart, dass es fast schien, jede seiner Reden und jede seiner Bewegungen sei studiert. Hochstehende Persönlichkeiten Roms holten wiederholt seinen Rat ein. Die Frauen des Cäcilienklosters, die Isidor auf Geheiß des Kardinalprotektors längere Zeit leitete, sahen sich in jeder Beziehung durch ihn gefördert. Überzeugt, dass die Seele durch viele äußere Beschäftigung nur zu leicht und zu sehr verliert, zog er sich nach Ablauf seiner Amtsdauer nach Malta zurück. Ein Jahr darauf befiel ihn die Gicht und berührte ihn ein Schlaganfall. Obwohl dadurch sehr geschwächt, blieb er doch bis zum Ende bei Bewusstsein. Pater Isidor ertrug seine harten Schmerzen mit größter Geduld und erschöpfte sich mit Übungen reinster Liebe zu Gott, bis er am 27. September 1668 als würdiger Sohn unserer heiligen Eltern Johannes vom Kreuz und Theresia von Jesus durch einen heiligen Tod in deren ewig selige Gemeinschaft aufgenommen wurde.

 

Mutter Juliana Julie von Jesus

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Juliana Julie von Jesus. Mutter Juliana Julie von Mac-Mahon war mit ihren Eltern auf der Flucht vor den Katholikenverfolgern von England nach Frankreich gekommen. Sie führte von frühester Jugend an ein tieffrommes Leben und ruhte nicht, bis sie den Widerstand der guten Mutter brach und die Erlaubnis erhielt, in den Orden der Karmelitinnen zu treten. Der Herr führte sie einen harten Weg, doch Juliana Julie zögerte trotz alles Sträubens der Natur nicht, ihm zu folgen. Bei allem von der besten Absicht geleitet, erblickte sie in den Obern mehr Gott, dessen Stelle sie vertreten, als deren eigene Person und unterwarf sich ihnen, nicht etwa weil sie sich ihrer Anlagen wegen unterlegen gefühlt hätte, sondern um Gott in ihnen zu huldigen. Deshalb hatte sie so große Hochachtung vor ihnen und so großes Vertrauen zu ihnen, sprach so offen und frei mit ihnen, war bereit, ebenso wie ihre strengen Befehle, ihre leisesten Wünsche zu erfüllen. Ihre Mitschwestern pflegten sie darum nicht anders als Schwester Hurtig oder Schwester Stumm zu nennen. Ihrer vorzüglichen Eigenschaften wegen wurde ihr die Unterweisung der Prinzessin Louise, die eben eintrat, übertragen. Auch diese schätzte sie so hoch, dass sie Juliana Julie nur ihren Engel nannte. Die gleiche Hochschätzung brachte aber auch sie der Prinzessin entgegen. Wie innig die Freundschaft war, die beide verband, geht aus dem Wort hervor, das Juliana Julie vor ihrem Tod sprach: "Ich hatte noch ein Opfer zu bringen, das Opfer unserer Trennung. Ich brauchte eine halbe Stunde, es fertigzubringen; aber endlich, Gott sei Dank, ist es gebracht, ganz gebracht." Im Jahr 1779 zur Priorin gewählt, füllte sie bei ihren herrlichen Anlagen ihren Platz vorzüglich aus, war bei der Verwaltung ihres Amtes milde, ohne in Schwäche zu verfallen, und stark, ohne hart zu werden. Noch wird uns ein Ausspruch von ihr berichtet, der ihr Verhalten bei den Klagen von Mitschwestern schildert: "Manchmal höre ich sie an, damit sich ihr Geist nicht zu sehr abarbeitet. Wenn man aber anfängt, nachteilig vom Nächsten zu reden, weise ich grundsätzlich drei Viertel zurück; ebenso wenn ich zu viel Laune oder Leidenschaft wahrnehme." Seit November 1784 hatte sie große Leiden zu ertragen. Der ganze Körper bedeckte sich mit Geschwüren, weshalb sie gezwungen war, Tag und Nacht hilflos im Liegestuhl zuzubringen. Dennoch klagte sie nicht, sondern sprach im Gegenteil ganz vertrauensvoll: "Ich verlass mich auf Gott" und "O mein Jesus, sei mir barmherzig!" Wer sie sah, musste sich erbauen und mit der Königin, die sie noch am 25. September 1785 besuchte, fragen: "Wie ist es nur möglich, soviel zu leiden und doch so ruhig zu bleiben?" Die Liebe und das Vertrauen zum Herrn waren es, die sie immer wieder stärkten und die sie bekundete mit dem oft wiederholten Wort: "Mein Gott und mein alles, mein Anteil in Ewigkeit!" Am 27. September 1785 nahm der Herr sie aus dieser Zeitlichkeit hinweg, um sich ihr selbst für ewig zu geben.

 

Gebet am 27. September

 

Milde Jungfrau, habe Mitleid mit mir und erhöre meine Bitten, wie es sich für die Mutter eines Gottes geziemt, der die Menschen so innig liebt. Mache, dass ich würdig werde, einst jene große Seligkeit zu genießen, die du im Himmel besitzt. Ja, meine Königin, meine Zuflucht, mein Leben, meine Hilfe, meine Stärke, meine Freude, meine Hoffnung, mache, dass ich zu dir in den Himmel komme und mit den Auserwählten das Glück habe, Jesus, das Lamm Gottes, anzubeten, dem Lob und Preis sei in Ewigkeit. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du den heiligen Vinzenz, um den Armen das Evangelium zu verkündigen und die Zierde des geistlichen Standes zu befördern, mit apostolischer Tugend geziert hast, verleihe, dass wir die Tugendbeispiele desjenigen nachahmen, dessen Verdienste wir verehren, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Elzear und Delphina

 

Wir bitten Dich, o Herr, verleihe uns auf die Fürbitte der Heiligen Elzear und Delphina die Gnade, nach den Vorschriften des Evangeliums zu leben, und dadurch uns und die Unsrigen zu heiligen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Dem Beistand und Schutz der seligsten Mutter Gottes hat der heilige Vinzenz dankbar zugeschrieben, dass er mit seinem wieder zum Glauben gebrachten Herrn aus der Barbarei sicher entgehen und nach Marseille hat kommen können.

 

Andacht am 27. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Wenn jemand während eines Jahres beständig in Gottes Gegenwart lebt, der wäre am Ende desselben Jahres auf dem Gipfel der Vollkommenheit." (Die heilige Theresia von Avila)

Ein heiliger Altvater gab einem seiner Jünger folgende Lehre: "Mein Sohn, wirke dahin, dass du Gott nicht aus den Augen verlierst; gedenke jeden Augenblick, dass Er bei dir ist und dass Er dich sieht! Dies ist das sicherste Mittel, in kurzer Zeit vollkommen zu werden. Der Herr selbst lehrte dies dem Abraham, als Er zu ihm sprach: "Lebe vor mir und sei vollkommen." - Der Jüngling fühlte, wie gut dieses Mittel ist, wendete es an und wurde bald ein Muster der Heiligkeit.

Der heilige Joseph Benedikt Labre war jederzeit tief von der Gegenwart Gottes durchdrungen. Es war an jedem Ort und zu jeder Zeit an der Sittsamkeit seiner Blicke und an der Frömmigkeit, die auf seinem Gesicht glänzte, leicht zu erkennen, dass er nur mit Gott beschäftigt war. Ein Priester, der ihm den Auftrag gegeben hatte, einen Brief in ein Jungfrauenkloster zu tragen, sprach: "Ich habe zu diesen Nonnen einen Heiligen gesandt, der sein ganzes Leben im Gebet zubringt!"

 

Hilf mir, Herr, dass ich unablässig in Deiner Gegenwart lebe, Dich nie aus den Augen verliere, jeden Augenblick bedenke, dass Du bei mir bist und mich ansiehst, und dass dieser Gedanke mein Herz mit Liebe zu Dir erfüllt! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 27. September

 

"Nach der Taufe ist dem Menschen das immerwährende Gebet

zur Erlangung des Himmels notwendig."

 

hl. Thomas von Aquin OP

1225 bis 7.3.1274

 

Betrachtung am 27. September - Von den Gefahren für das Heil

 

Du wandelst, Seele, hier in Feindes Land,

Drum lege nie die Waffen aus der Hand.

Willst du dem Feinde nicht erliegen,

Musst ohne Unterlass du siegen.

 

1. Wir leben hienieden in feindlichem Land, und atmen eine giftige Luft. Wohin immer wir gehen, treffen wir allenthalben auf Versucher und Versuchungen. Bald tritt das Laster ohne Schleier auf, und lockt uns durch den Zauber der Beispiele an. Bald verbirgt es sich unter der Larve der Heuchelei, und berückt schwache Seelen, die nicht auf der Hut sind. Wie viele sündigen und verführerischen Gespräche werden beinahe in allen Gesellschaften geführt, wie viele verborgene Schlingen gelegt. Und dennoch meiden wir die Gefahr nicht, ja wir setzen uns ihr mutwillig aus, und leben ohne Vorsicht, ohne Wachsamkeit. Dürfen wir uns wundern, wenn das Sittenverderbnis wie ein reißender Strom überhandnimmt, der selbst die höchsten Zedern entwurzelt. Wie werden wir ohne große Gewalt der Masse der Verworfenen entkommen?

 

2. Dazu kommt auch noch der Quell der Verdorbenheit in unserem eigenen Inneren, der Zunder der sündhaften Begierlichkeit, der nur eines Funkens bedarf, das ganze Haus unseres Herzens zu entflammen. Darum warnt uns der göttliche Erlöser und spricht: "Wer seine Seele liebt, der wird sie verlieren; wer aber seine Seele in dieser Welt hasst, der wird sie für das künftige Leben bewahren." Liebt der je seine Seele, der sie so vielen Gefahren preisgibt, der sie durch sinnliche Lüste erniedrigt und gleichsam vertiert? Wie ließe sich je sagen, es liebe seine Seele, wer an ihrem Verderben, an ihrem ewigen Untergang arbeitet? 

 

3. Bekämpfst du dich weise, dann sicherst du dir ein ewiges Leben und erzeigst dir wahre Liebe. Denn wer seine Leidenschaften abtötet, seine Sinne in Knechtschaft hält, sein Kreuz umfängt und geduldig trägt, der will seiner Seele Gutes und verschafft ihr eine unsterbliche Seligkeit. Bekämpfst du dich nicht auf solche Weise, so wirst du niemals beginnen, dich zu lieben. So fasse denn einen großmütigen Entschluss und höre deine Eigenliebe nicht an, die allerdings sich mächtig widersetzen wird, sondern donnere sie durch den apostolischen Ausspruch nieder: "Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die sündigen Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben." (Römer 8,13)

 

28. September

 

Der heilige Wenzel (Wenzeslaus),

Herzog und Martyrer von Böhmen,

+ 28.9.936 - Fest: 28. September

 

Die Stadt Prag, die wegen ihrer Schönheit das Goldene Prag genannt wird, besaß vor der Machtübernahme der zerstörerischen und glaubensfeindlichen Kommunisten nach dem zweiten Weltkrieg über hundert Kirchen, unter denen die herrlichste der Dom zum heiligen Veit war, der von einem Hügel her stattlich die Stadt überragte. In Sankt-Veit befand sich eine Seitenkapelle, deren Wände mit Halbedelsteinen in Goldmörtel bedeckt waren, und in diesem schimmernden Glanz ruhten in einem kostbaren Schrein, weithin im Land Böhmen hochverehrt, die Überreste des heiligen Königs Wenzel.

 

All das war im Dom vom heiligen Veit zu Prag wohl eine große Herrlichkeit, allerdings eine späte Herrlichkeit, und das Fundament dieser Herrlichkeit legt das Evangelium offen, das man heute nachlesen mag und worin es heißt, dass des Menschen Feinde die eigenen Hausgenossen sind.

 

Jung noch war das Christentum in Böhmen, und eben erst hatte der heilige Methodius Eltern und Großeltern getauft, da erblickte Wenzel im Jahr 907 als erstgeborener Sohn des Landesfürsten das Licht der Welt. Früh starb der Vater, und an des Erbprinzen statt nahm die Mutter, die nur äußerlich das Christentum angenommen hatte, eine herrschsüchtige und gewalttätige Frau, die Zügel der Regierung in die Hand. Da war es wohl ein gütiges Geschick, dass Wenzel der milden und frommen Großmutter Ludmilla übergeben wurde, die ihn trefflich erzog.

 

Darüber verstrichen die Jahre, und in dieser Zeit lastete die Hand der harten Mutter schwer auf Land und Volk, aber als die Frau es so weit trieb, dass sie die eigene Schwiegermutter Ludmilla heimtückisch ermorden ließ, musste sie der Volkswut weichen, und sechzehnjährig wurde Wenzel unter dem Jubel aller zum Landesfürsten ausgerufen.

 

An jenem Tag, da das geschah, bestieg ein Heiliger den Thron. Vor allem ging es dem jungen Herrscher darum, das Christentum in Böhmen, das eben erst Wurzel geschlagen hatte, zu festigen. Von Bayern her ließ er Priester kommen, Kirchen und Klöster schossen wie über Nacht aus dem Boden. Dazu kam das überzeugende und anregende Beispiel eines heiligmäßigen Lebens, das Wenzel dem Land gab. Der König hielt es, um nur auf eins hinzuweisen, nicht unter seiner Würde, den Armen auf den eigenen Schultern Brennholz zuzutragen, weil auch Gottes Sohn sich zum Menschen erniedrigte und sich im Allerheiligsten Altarsakrament aus Liebe zu uns so tief herablässt.

 

Überhaupt war es gerade der Heiland im Sakrament, der es dem König Wenzel angetan hatte, so dass sich sein Sinnen und Sorgen vorzugsweise um die heilige Eucharistie drehte. Gern und andächtig diente der herrliche junge Mann auf dem Thron – welch ein Vorbild für die Messdiener – den Priestern beim heiligen Opfer. Selbst säte und erntete er den Weizen und las er die Trauben, aus denen er ebenso mit eigener Hand die Opfergaben Brot und Wein für die Feier der heiligen Messe bereitete.

 

Gern weilte Wenzel bei Tag und Nacht, sooft er Zeit fand, im Gotteshaus, um für sein Volk zu beten und um für die Sünden zu sühnen, die im Land geschahen. Dabei erfüllte ihn die Liebe zu Gott bisweilen so sehr, dass die innere Glut sich dem Körper mitteilte. Einst ging er, wie die Legende berichtet, in strenger Winterkälte, nur von einem Diener begleitet, um Mitternacht zum Gotteshaus, und als der Heilige bemerkte, dass der Begleiter vor Frost zähneklappernd zitterte, wies er ihn an, in seinen Fußspuren durch den Schnee hinter ihm herzugehen, und als der Diener es tat, war alle Kälte verschwunden, und eine sommerlich warme Luft umwehte ihn.

 

Dass Wenzels Frömmigkeit keine Frömmelei war, bewies er dadurch, dass er tatkräftig gegen alles Unrecht vorging, das im Land geschah, und dass er mutig und ungescheut auch die Mächtigen strafte. Es ist verständlich, dass er sich dadurch den Hass der gewalttätigen Adelsherren zuzog, die sich schließlich gegen ihn verschworen. An der Spitze der Rebellen stand des Königs eigener Bruder, der den Heiligen bei einer Kindtaufe neben dem Taufbrunnen und nahe dem Tabernakel meuchlings mit einem Dolch niederstieß. Da erfüllte sich das Wort im heutigen Evangelium, dass des Menschen Feinde die eigenen Hausgenossen sind.

 

An seinem Todestag war Wenzel neunundzwanzig Jahre alt, und dreizehn Jahre war er König gewesen – ein heiliger König.

 

Die heilige Lioba, Jungfrau und Äbtissin von Schornsheim,

+ 28.9.772 – Fest: 28. September

 

Die apostolische Missionstätigkeit des heiligen Bonifatius brachte so segensreiche Früchte hervor, dass er allein die Arbeit nicht mehr bewältigen konnte. Deshalb berief er aus seiner Heimat England seeleneifrige Mitarbeiter, die ihn in seinen Bemühungen unterstützen sollten. Mit freudigem Eifer kamen fromme und wissenschaftlich gebildete Männer, unter denen besonders Burchard, Lullus, die Brüder Willibald und Wunibald, Witta und Gregor hervorleuchten und wirkten unermüdlich für die Ausbreitung des Christentums. Nachdem der heilige Bonifatius für die männliche Jugend Klosterschulen gegründet hatte, lag ihm daran, auch die weibliche Jugend sorgfältig erziehen zu lassen, denn sein praktischer Blick erkannte die hohe Bedeutung solcher Mädchenschulen für die dauernde Begründung christlicher Lehre und Zucht. Deshalb erbat er sich aus den berühmten englischen Klosterschulen erprobte Lehrerinnen und erhielt Chunihilt, Berathgit, Chunidrut, Tekla, Waltburgis und Leobgytha oder Lioba. Chunihilt und Berathgit wirkten als Lehrerinnen in Thüringen, Tekla als Äbtissin der Klöster Kitzingen und Ochsenfurt, Leobgytha im Kloster Bischofsheim. Das Leben der letzteren hat der berühmte fuldasche Mönch Rudolf im 9. Jahrhundert auf Geheiß seines Lehrers Rhabanus Maurus geschrieben.

 

Der Name der Heiligen ist eigentlich Truthgeba, den Beinamen Leobgytha oder Lioba – die Liebe, Gütige – erhielt sie erst später, „weil sie so lieb war“. Sie war die einzige Tochter ihres Vaters Dimo oder Tinne und ihrer Mutter Ebba im angelsächsischen Königreich Wesser. Die ebenso frommen als vornehmen Eltern übergaben ihre heranwachsende Tochter, die sie erst im hohen Alter empfangen hatten, ihrem Gelübde getreu, der Äbtissin Totta im Kloster Winburn zur Erziehung. Die junge und talentvolle Lioba beschäftigte sich in der Klosterschule mit Gebet und frommen Übungen, mit weiblicher Handarbeit und der Erlernung heilsamer Kenntnisse. Von der gelehrten Klosterfrau Eadburga lernte sie auch die lateinische Sprache und die Dichtkunst, und zeichnete sich von Tag zu Tag mehr aus durch Fortschritte in den Wissenschaften und durch Heiligkeit des Lebens.

 

Einst sah Lioba im Traum einen Faden von glänzender Purpurfarbe aus ihrem Mund hervorgehen. Als sie versuchte, ihn herauszuziehen, wurde er immer länger und schien kein Ende nehmen zu wollen, so dass sie anfing, ihn zu einem Knäuel aufzuwickeln. Als sie erwachte, schien ihr dieser Traum nicht ohne Bedeutung. Damals lebte im Kloster eine alte Nonne, die im Ruf einer besonderen göttlichen Erleuchtung stand. Lioba hätte sich gerne an sie gewendet und ihren Traum offenbart, aber ihre Bescheidenheit hielt sie zurück. Nun erzählte sie ihren Traum einer vertrauten Mitschwester. Diese trug der alten Nonne den Traum vor und zwar so, als hätte sie ihn selbst gehabt. Die erleuchtete Nonne sprach: „Die Erscheinung ist wahr und hat eine gute Bedeutung, aber was lügst du, als wäre es dir vorgekommen? Es gilt der Auserwählten Gottes, Lioba. Der Purpurfaden, der aus ihrem Mund hervorging, bedeutet die Lehre der Weisheit, die aus Liobas Mund hervorströmen wird. Dass sie ihn zu einem Knäuel wandt und in der Hand hielt, bedeutet, dass sie das, was sie lehrt, auch selbst ausüben und durch ihre eigenen Handlungen bestätigen wird. Der runde und leicht bewegliche Knäuel ist ein Bild des göttlichen Wortes, das seine Kraft äußert teils nach unten im irdischen Wirken, teils nach oben im beschaulichen Leben. Durch dieses Zeichen hat Gott zu erkennen gegeben, dass Lioba einst durch ihre Lehre und ihr Beispiel Großes leisten wird.“

 

Nach erlangter Bildung und sorgfältiger Vorbereitung legte Lioba das feierliche Ordensgelübde ab und empfing aus der Hand des Bischofs den Schleier.

 

Um diese Zeit hat der heilige Bonifatius in einem dringenden Schreiben die Äbtissin Tetta im Kloster Winburn, ihm seine Verwandte Lioba und andere tüchtige und fromme Klosterfrauen für seine Mission in Deutschland zu schicken. Nach einer weiten und beschwerlichen Reise kam Lioba im Jahr 725 nach Thüringen und Bonifatius wies ihr als Wirkungskreis das Kloster Bischofsheim an der Tauber an. Die neue Äbtissin gewann durch ihre Liebenswürdigkeit, Sanftmut, Frömmigkeit und Gelehrsamkeit gar bald eine große Anzahl Jungfrauen, die der Welt entsagten, um sich dem vollkommenen Leben zu weihen und alle Kraft auf die Heranbildung der Jugend zu verwenden. Auch die benachbarten Frauenklöster erbaten sich Äbtissinnen und Lehrerinnen von Bischofsheim. Liobas segensreicher Einfluss erstreckte sich über alle von Bonifatius gestifteten Frauenklöster. Mit allem Eifer erfüllte sie die Aufgaben ihres Berufes. Gegenüber allen war sie freundlich und zuvorkommend. Niemals hat man sie zornig gesehen, oder einen Fluch oder ein Schmähwort von ihr gehört. Täglich las sie in der Heiligen Schrift, studierte die Werke der Kirchenväter und das Kirchenrecht. In ihrer Demut hielt sie sich für die geringste unter ihren Klosterschwestern. Fremden gewährte sie Obdach und Nahrung, den Armen wusch sie die Füße. Ihr Geschichtsschreiber sagt von ihr: „Sie war von engelgleichem Angesicht, sanft in ihrer Rede, von klarem Verstand und großer Umsicht, katholisch in ihrem Glauben, unerschütterlich in ihrer Hoffnung, unbegrenzt in ihrer Liebe. Sie war immer heiteren und fröhlichen Sinnes, jedoch ohne die Grenze der einer Jungfrau und Ordensvorsteherin geziemenden Wohlanständigkeit im geringsten zu überschreiten.“

 

Schon zu ihren Lebzeiten ehrte Gott seine geliebte Tochter Lioba durch Wunder, die er auf ihre Fürbitte wirkte. Bei einem furchtbaren Gewitter nahm das geängstigte Volk seine Zuflucht zu ihr. Sie stellte sich auf die Schwelle der Kirchentür, machte gegen das schreckliche Gewitter das heilige Kreuzzeichen, rief den Namen des dreieinigen Gottes und die Fürbitte der Jungfrau Maria an, und sogleich zerrissen die schwarzen Wolken, Sturm und Donner hörten auf und die Sonne schaute wieder freundlich herab. Bei einer furchtbaren Feuersbrunst, die ganz Bischofsheim einzuäschern drohte, nahmen die Einwohner ihre Fürbitte in Anspruch, und sogleich erlosch das Feuer. Als man einst ein neugeborenes Kind in der Tauber ertränkt fand und verleumderisch das Kloster der bösen Tat beschuldigte, ließ die Äbtissin drei Tage lang den Psalter von allen Nonnen mit ausgespannten Händen beten und Prozessionen um das Kloster halten. Am dritten Tag hob Lioba vor dem Altar ihre Hände gen Himmel und betete laut unter Seufzen und Weinen: „Herr Jesus Christus, König der Jungfrauen, Liebhaber der Unschuld, unüberwindlicher Gott. Zeige deine Macht und errette uns von dieser Schmach, denn die Beschimpfungen deiner Feinde sind auf uns gefallen.“ Da wurde auf einmal eine verkrüppelte Bettlerin innerlich vom Feuer ergriffen, fing an zu schreien und legte öffentlich vor allem Volk das Geständnis ab, dass sie, und nicht eine Nonne, das Verbrechen begangen habe. Alles Volk pries die Macht Gottes und die Heiligkeit der hocherfreuten Äbtissin.

 

Bevor Bonifatius seine letzte Missionsreise nach Friesland antrat, ließ er Lioba zu sich kommen und ermahnte sie zur Ausdauer in ihrem schweren Beruf. Da empfahl er sie seinem Nachfolger und Freund Lullus und traf die Anordnung, dass einst ihr Leichnam neben seinem in Fulda begraben werden sollte, auf dass die, die in gleichem Streben und mit dem gleichen Wunsch in ihrem Leben Christus gedient hätten, beide zusammen die Auferstehung der ewigen Vergeltung erwarten. Hierauf übergab er an Lioba seine Kapuze und ermahnte sie wiederholt, doch ja nicht das Land, in das sie ausgewandert sei, zu verlassen.

 

Nach dieser letzten Zusammenkunft (754) mit Bonifatius lebte Lioba noch ungefähr 25 Jahre. Die Ermahnungen ihres geistlichen Oberhirten und Freundes blieben fortan die Richtschnur ihres Lebens und Wirkens. Sie fuhr fort, dass Kloster Bischofsheim zu leiten mit Frömmigkeit, Kraft und Weisheit und segensreich auch auf andere Klöster einzuwirken. Die Sorge für den Lebensunterhalt ihrer Schwestern drückte sie oft schwer, indes ließ sie ihr Gottvertrauen nie sinken. Wegen ihrer Weisheit und Heiligkeit erwarb sich Lioba das Vertrauen und die Liebe bei hoch und niedrig. König Pipin und sein Sohn Karl der Große, besonders des letzteren Gemahlin Hildegardis hielten sie hoch in Ehren. Die Königin ließ sie bitten, nach Aachen zu kommen. Lioba kam dem Wunsch ihrer hohen Freundin nach und begab sich in das königliche Hoflager. Nach kurzem Aufenthalt nahm sie für immer Abschied von Hildegardis mit den bewegenden Worten: „Lebe wohl auf ewig, geliebte Frau und Schwester. Christus, unser Schöpfer und Erlöser möge uns gewähren, dass wir am Tag des Gerichtes uns ohne Beängstigung wiedersehen. In diesem Leben werden wir uns nicht wiedersehen.“

 

Liobas Weissagung erfüllte sich bald. Nach Schonersheim, vier Meilen von Mainz, zurückgekehrt, wo sie sich mit Genehmigung des Erzbischofs Lullus unter Fasten und Beten auf den Tod vorbereiten wollte, fiel sie in eine schwere Krankheit. Aus der Hand des ehrwürdigen Priesters Torabert empfing sie die letzte Wegzehrung und ihre reine, unbefleckte Seele ging mit seliger Freude zu ihrem himmlischen Bräutigam am 28. September 772. Ihre Leiche wurde neben dem heiligen Märtyrerbischof Bonifatius im Dom zu Fulda beigesetzt.

 

In frommen Gebeten und heiligen Liedern ruft das dankbare Volk die Heilige um ihre Fürbitte in allen Nöten und Bedrängnissen an, besonders zur Heilung kranker Kinder und in Gewitterstürmen.

 

Der heilige Thiemo, Erzbischof von Salzburg,

Märtyrer beim Kreuzzug,

+ 28.9.1101 – Fest: 28. September

 

In dem vielgeschmähten und verkannten „dunkeln“ Mittelalter sehen wir am deutschen Sternenhimmel viele hellfunkelnde Sterne, deren Glanz und Schönheit noch der spätesten Nachwelt leuchtet und gerechte Bewunderung hervorruft. Einer dieser Sterne am deutschen Heiligenhimmel war der heilige Erzbischof und Märtyrer Thiemo, auf den das Salzburger Erzstift mit Recht stolz sein kann.

 

Thiemo stammte aus dem Geschlecht der reichen und mächtigen Grafen von Medlingen in Schwaben und genoss unter der Leitung des heiligen Gotthard in der berühmten Klosterschule zu Niederaltaich eine gründliche und vorzügliche Erziehung, so dass er nicht nur durch Frömmigkeit und Gottesfurcht glänzte, sondern auch in den Wissenschaften, sogar in Malerei und Bildhauerei bedeutende Fortschritte machte. Der Welt und ihren Freuden längst abgestorben, trat er in den Orden des heiligen Benedikt und kam den Ordensregeln mit strenger Gewissenhaftigkeit nach. Sein glühender Eifer zu einem vollkommenen Leben ließ ihn den Entschluss fassen, als Einsiedler in stiller Klause, ganz zurückgezogen vom Umgang mit Menschen, seine Tage in frommen Betrachtungen und den strengsten Bußübungen zu verleben. Demütig und gehorsam folgte er indes einer göttlichen Weisung, er kehrte zu seinen Ordensbrüdern zurück und leuchtete allen im Tugendeifer voran.

 

Um diese Zeit legte der Abt Irimpert von St. Peter in Salzburg sein mühevolles Amt nieder und der dortige Erzbischof Gebhard wusste für das verwaisten Kloster keinen besseren Hirten, als den hochgebildeten, klugen und umsichtigen Mönch Thiemo von Niederaltaich. Dieser hielt sich in seiner Demut eines so hohen Amtes unwürdig und sträubte sich lange. Auch das Kloster wollte eine solche Perle nicht hingeben, aber schließlich musste der Abt von Altaich nachgeben und dem Erzbischof seinen geliebten Thiemo überlassen, der im Jahr 1079 als Abt in das Benediktinerkloster St. Peter zu Salzburg eintrat.

 

Kaiser Heinrich IV. führte damals gegen den Papst den Investiturstreit, setzte willkürlich die rechtmäßigen Bischöfe ab, übergab willfährigen Kreaturen Ring und Stab und verursachte dadurch die unseligsten Verirrungen in Kirche und Staat. Der Erzbischof Gebhard von Salzburg musste als treuer Anhänger des päpstlichen Stuhls flüchten und irrte neun Jahre, von der kaiserlichen Partei verfolgt, in Schwaben, Franken, Sachsen, zuletzt sogar in Dänemark umher, während zu Salzburg der aufgedrungene Bernhard von Moosburg auf die empörendste Weise schaltete. Thiemo flüchtete sich nach Hirschau zum Abt Wilhelm, der allen treuen Verfechtern der gerechten Sache ein gastliches Obdach bot. Da er aber befürchtete, seine geistlichen Söhne könnten durch seine Abwesenheit geschädigt werden, so kehrte er zu ihnen zurück. Um aber mit dem unrechtmäßigen Bischof nicht in Berührung zu kommen, verließ er nach einiger Zeit sein Kloster wieder, begab sich nach Steiermark und blieb in Admont bis zum Tod des rechtmäßigen Bischofs Gebhard im Jahr 1090.

 

Für den erledigten erzbischöflichen Stuhl zu Salzburg wussten die treuen Anhänger der Kirche keinen würdigeren und geeigneteren Mann als Thiemo und wählten ihn einstimmig zum Nachfolger Gebhards. Trotz allen Bitten und Widerstreben musste er einwilligen. Der heilige Bischof Altmann von Passau erteilte ihm unter Assistenz der Bischöfe Adalbero von Würzburg und Meginhard von Freising am 7. April 1090 die bischöfliche Weihe. Kaum hatte Thiemo sein mühevolles Amt angetreten, so bot der gottlose Eindringling Bernhard alle Mittel auf, um den rechtmäßigen Erzbischof mit Gewalt zu vertreiben. Thiemo flüchtete, wurde aber gefangen genommen und in Ketten gelegt.

 

In seiner Gefangenschaft auf einer Burg in Kärnten erlitt Thiemo die brutalsten Misshandlungen und wurde unaufhörlich mit einem qualvollen Tod bedroht. Alle seine teuren Verwandten wurden vor seinen Augen niedergemetzelt, um ihn einzuschüchtern und zum Verrat an seiner Kirche zu zwingen, aber unerschütterlich erklärte er das eine wie das andere Mal: „Mein und meiner Verwandten Leben gilt mir lange nicht so viel, als mein Eid, den ich dem heiligen Rupert geschworen habe und den ich nicht brechen kann.“

 

Nach fünfjährigem Kerker und unsäglichen Leiden und Entbehrungen wurde Thiemo für eine schwere Geldsumme losgekauft, konnte aber nicht auf seinen erzbischöflichen Sitz zurückkehren, musste vielmehr unstet und heimatlos umherirren, gleich seinem edlen Vorgänger.

 

Im Jahr 1099 schloss sich Thiemo dem Kreuzzug an, den die Herzoge Wilhelm von Aquitanien und Welf I. von Bayern mit einem Heer von 160 000 Mann in das Heilige Land unternahmen. Dort geriet er mit vielen anderen Christen in die Gewalt der Sarazenen und musste als Sklave die schwersten Dienste leisten, bis seine hohe Würde entdeckt und ihm die Wahl gestellt wurde, entweder Christus zu verleugnen oder einen furchtbaren Martertod zu sterben. Da der heilige Diener Gottes unerschütterlich seinen Glauben bekannte und die Zumutung einer Glaubensverleugnung entschieden abwies, wurde er zuerst blutig gegeißelt, dann wurden ihm die Arme Glied für Glied abgehauen und endlich noch der Leib aufgeschlitzt. Mit den Worten: „In deine Hände, o Herr, empfehle ich meinen Geist.“ Hauchte er seine schöne Seele aus am 28. September des Jahres 1101, fern von seiner Heimat und seiner geliebten Erzdiözese, aber nahe dem Himmel, für den er sein Blut und Leben freudig geopfert hatte.

 

Der selige Bernardin Tomitani von Feltre,

italienischer Priester, Franziskaner,

+ 28.9.1494 – Gedenktag: 28. September

 

Der gottselige Bernardin, geboren zu Feltre, einer Stadt in den vormaligen Staaten von Venedig, stammte von einer ehrbaren Familie ab. Er machte mit gutem Erfolg seine Studien, und schien zu einer ehrenvollen Stelle in der Welt bestimmt zu sein, als ihn eine Predigt, die der heilige Jakobus von der Mark zu Padua hielt, wo er damals die Rechte studierte, gänzlich von der Welt losriss, und ihm den Entschluss einflößte, in den Orten des heiligen Franziskus zu treten. Sein Beispiel zog auch einen seiner Brüder und drei seiner Schwestern zu derselben Lebensweise hin. Bernardin konnte sich in seiner tiefen Demut nicht entschließen, öffentlich das Wort Gottes zu verkündigen. Seinem Gewissensrat gelang es endlich doch, ihn auf andere Gesinnungen zu bringen. Und bald wirkte der gottselige Ordensmann Wunderdinge durch seine Predigten. Er trat vor Papst Innocenz VIII. und vor den Kardinälen auf, die größten Städte Italiens wollten ihn hören, und überall bewunderte man seine fromme Beredsamkeit. Von heiliger Nächstenliebe und glühendem Eifer entflammt, scheute er keine Mühe, um seine Mitbürger aus den Händen der Wucherer zu befreien, die damals ganze Familien ins Verderben zogen. Seine Klugheit und Unterscheidungsgabe bewährte er als Guardian und Provinzial, Stellen, die er nach einander bekleidete. Endlich starb er, nachdem er sein Leben gänzlich der Ehre Gottes und dem Heil des Nächsten gewidmet hatte, zu Pavia am 28. September 1494, in seinem 56. Lebensjahr. Der Heilige Stuhl hat dem Orden erlaubt, an eben diesem Tag sein Andenken zu ehren.

 

Aus dem Marianischen Festkalender:

 

Ein besonders eifriger Verteidiger Mariens war Bernardin, seinem Taufnamen gemäß Martin geheißen und zu Venedig von vornehmen Eltern geboren.

 

Als er während seiner Studienzeit in Padua den Kanzelredner und Franziskaner Pater Jakobus von Piceno hörte, entschloss er sich, die Welt zu verlassen und das Ordenskleid zu nehmen.

 

In Demut und Bescheidenheit wirkte er hier, nachdem er Priester geworden war. Am meisten tat er sich durch seine Beredsamkeit auf der Kanzel hervor, und hier leistete er wirklich der Kirche große Dienste.

 

In seinen Predigten wendete er allen seinen Eifer auf die Ausbreitung der Verehrung der Unbefleckten Empfängnis. In seinem Vortrag, den er vor Ludwig Maria Sforza, dem Herzog von Mailand, hielt, überredete er ihn, den Namen Mariens, der in seinen Staaten wenig Hochachtung genoss, zu verteidigen, indem er ihn daran erinnerte, dass er selbst den Namen der Gottesmutter trage, und dass sich die Mailänder durch dieses Gelübde verpflichtet haben, das Fest ihrer Unbefleckten Empfängnis zu feiern. Seine Worte brachten auf den Herzog von Mailand eine solche Wirkung hervor, dass er strenge Gesetze gegen diejenigen bekannt machen ließ, die die heilige Jungfrau verhöhnen würden. Bernardin erhielt auch den Auftrag, das Volk von Lodi zu beruhigen, das sich aufgelehnt hatte, und durch seinen Eifer brachte er es dahin, dass sich alle Bewohner in Prozession, drei Fahnen mit den Wahrzeichen der Gnade, die ihnen eben gewährt worden war, zur Kirche begaben. Er vermochte sie, sich selbst der heiligen Jungfrau zu weihen und sie zu ihrer Fürsprecherin und Beschützerin zu nehmen, und die Schlüssel der Stadt in ihre Hände zu übergeben. Er übernahm daher auf dem Altar Mariens die Schlüssel der Stadt, und übergab sie dem Gouverneur mit der Erinnerung, er möge die Stelle der heiligen Jungfrau vertreten und den Frieden unter dem Volk erhalten. Man ließ in der Folge für diese Weihe eine öffentliche Urkunde ausstellen, um das Vertrauen dieses Volkes zu seiner Beschützerin Maria zu befestigen.

 

Ein Opfer seines Berufes rief ihn der Herr, den Lohn für seine Mühen zu nehmen, im Alter von sechsundfünfzig Jahren am 28. September 1494 zu sich in die ewigen Gezelte.

 

Die heilige Eustochium von Rom, lebte in Betlehem,

+ 28.9.419 – Fest: 28. September

 

Julia Eustochium, die Tochter der heiligen Paula, beschloss, als sie zur Jungfrau herangewachsen war, im ehelosen Stand dem Herrn zu dienen. Fast wäre sie in diesem Entschluss wankend geworden, wenn ihr nicht ein Engel Strafe hierfür angedroht hätte. Mit ihrer Mutter und anderen frommen Frauen unterwarf sie sich nun dem Rat und der Leitung des heiligen Hieronymus, der nach Rom gekommen war und bei der heiligen Paula wohnte. Mit ihr zog Eustochium einige Zeit danach ins Heilige Land, um die Stätten zu verehren, wo der Heiland gelebt und gelitten hat. Dies geschah im Jahr 385. Vier Jahre lang lebten sie in enger Behausung. Nun aber erbaute Paula aus ihrem Vermögen zu Betlehem vier Klöster, eins für Männer und drei für Frauen. Paula und Eustochium  traten selber in die fromme Gemeinschaft und unterzogen sich den geringsten häuslichen Geschäften. Vom Jahr 404 übernahm Eustochium, da die heilige Paula indes gestorben war, die Leitung des Klosters. Im Jahr 419 starb Eustochium und die katholische Kirche verehrt sie unter den Heiligen. 

 

Pater Konstantin vom heiligen Joseph

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 28. September 1899 hauchte der lobwürdige Pater Konstantin vom heiligen Joseph seine Seele aus. Pater Konstantin (Valentin Klyma) wurde am 9. Januar 1831 zu Regensburg geboren. Nachdem er das Gymnasium zu Metten mit bestem Erfolg absolviert hatte, traf er am 29. Oktober 1852 ins Noviziat zu Reisach in Bayern. Am 19. November 1853 mit der Priesterweihe ausgerüstet, arbeitete er eifrigst im Weinberg des Herrn. Er hatte eine kindliche Seele mit goldenem Herzen. In der Öffentlichkeit ist er weniger hervorgetreten. Sein Lehrbuch der Philosophie, das noch handschriftlich im Kloster zu Schwandorf vorliegt, beweist, wie gediegen er sie als Lektor lehrte. Aber auch in allen theologischen Fächern war er wohlbewandert und mit einem besonderen Geschick ausgerüstet, sie vorzutragen. Pater Konstantin war kein bloßer trockener Stubengelehrter, sondern zugleich auch ein überaus praktischer Seelsorger. Bischof Ignatius von Regensburg pflegte wichtigere Ordensangelegenheiten erst zu entscheiden, nachdem er den Rat Pater Konstantins eingeholt hatte. Auf Pater Konstantins Angesicht zeigte sich immer eine gewinnende Freundlichkeit. Er konnte niemand zürnen, selbst wenn er seiner Pflicht gemäß ernste Mahnworte sprechen und auch strafen musste, tat er es mit einer solchen Güte und Liebenswürdigkeit, dass ihm seine Untergebenen nie böse sein konnten. Mehrmals war er Novizenmeister, nacheinander Prior zu Regensburg, zu Reisach und Würzburg. Während vier Triennien leitete er die Provinz als Provinzialvikar und zuletzt, nachdem sie erstarkt war, als Provinzial. Er sah mit der größten Gewissenhaftigkeit darauf, dass alle Vorschriften des Ordens genauestens erfüllt würden, und ging hierin allen mit dem besten Beispiel voran. Alle hingen auch mit so viel Liebe an ihm, dass sie seinen eindringlichen Mahnungen mit Freude Gehör gaben und sich fürchteten, seinem Vaterherzen durch die geringste Übertretung Schmerz zu bereiten. Sein Andenken wird für immer gesegnet sein und in dankbarer Erinnerung fortleben unter den Karmeliten der bayerischen Provinz.

 

Gebet am 28. September

 

Königin der Liebe, Maria, du Liebenswürdigste, du am meisten Geliebte und mehr als alle anderen Geschöpfe Liebende, o meine Mutter! Du warst immer ganz von Liebe zu Gott entzündet, erweise mir die Gnade, mir wenigstens einen Funken dieser Liebe mitzuteilen. Bitte Gott für uns, denen die Liebe Gottes mangelt, die wir Gott nicht lieben, den zu lieben wir so sehr verpflichtet sind. Sage ihm: Siehe, sie haben keine Liebe. Und erlange uns diese Liebe. Ich bitte dich um keine andere Gnade, als um die Liebe zu Gott. Meine Mutter, um deiner großen Liebe zu Jesus willen erhöre mich und bitte für mich. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Wenzeslaus

 

O Gott, der Du den heiligen Wenzeslaus durch den Martertod vom irdischen Reich zur himmlischen Herrlichkeit geführt hast, bewahre uns auf seine Fürbitte von allem Übel, und verleihe uns, dass wir einst mit ihm diese Herrlichkeit genießen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andacht am 28. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Beinahe alle Fehler, die geistliche Personen gegen ihre Religion und in ihren frommen Übungen begehen, entspringen der Leichtigkeit, mit der sie die Gegenwart Gottes aus ihren Augen verlieren." (Der heilige Franz von Sales)

Niemand lässt in Gegenwart eines Königs die Ehrfurcht außer Acht, die ihm gebührt, wenn er bedenkt, dass er vor seinen Augen steht. Wie könnten wir je sündigen gegen Gott, der gegenwärtig ist und uns sieht, wenn wir Seiner gedenken. Warum sündigen die Heiligen im Himmel nicht, und können auch nicht sündigen? - Weil sie Gott unablässig schauen!

"Denke an Mich, und Ich werde an dich denken!" sprach der Herr zu einer Heiligen. Deutlich lehrte Er sie durch diese Worte, dass die beständige Erinnerung an Gott nicht nur ein gutes Mittel ist, Gott nicht zu beleidigen, sondern auch seine Gnaden in großer Anzahl zu erhalten.

Eine fromme Seele sprach zu ihrem Beichtvater: "Die Tage, an denen ich weniger an Gott denke, sind auch die Tage, an denen ich mich am meisten Versündige." Sie bat ihn dann um ein Mittel, wodurch sie dahin kommen könnte, unablässig an Gott zu denken. Er aber gab ihr folgenden Rat, bei dem sie sich recht wohl fühlte, und sprach: "Erstens bitten Sie in allen Ihren Gebeten Gott um die Gnade, deren Sie bedürfen, um beständig in Seiner heiligen Gegenwart zu leben. Zweitens demütigen Sie sich vor Gott, sobald Sie bemerken, dass eine halbe Stunde vorüberging, ohne dass Sie an Ihn dachten, und sprechen Sie mit Liebe: O liebreichster Gott, wie konnte ich eine so lange Zeit vorübergehen lassen, ohne an Dich zu denken! Drittens endlich heften Sie Ihren Blick oftmals auf irgend ein Andachtsbild und beleben Sie dabei Ihren Glauben."

 

Nur darum, o Gott, habe ich Dich so oft beleidigt, weil ich aufgehört habe, an Dich zu denken! Gib mir, dass ich Dich immer und in allen Dingen sehe; dass ich, innig von Deinen Vollkommenheiten gerührt, Dich nicht mehr beleidige und Dich so sehr liebe als mein Herz Dich zu lieben vermag! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 28. September

 

"Die Diener Gottes beurteilen alles gut,

weil sie sich auf ihn,

das höchste Gut stützen;

die unglücklichen Kinder dieser Welt

beurteilen im Gegenteil alles schlecht,

weil sie von schlechten Grundsätzen ausgehen."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 28. September - Von den vier letzten Dingen

 

Gedenke ich der Dinge, die da kommen

Und ewig sind, dann wird mein Herz beklommen.

Die Sünde flieht, sie fürchtet das Gericht,

Und meine Seele ringt nach Gottes Licht.

 

1. Viele Gebete sandten die Heiligen zum Himmel um die Gnade, von Sünden sich rein zu erhalten. Der Heilige Geist aber legt uns dies Mittel selbst in die Hände, wo er spricht: "In allen deinen Werken gedenke deiner letzten Dinge, und du wirst ewig nicht sündigen." Er fordert nicht, dass wir gleich den strengsten Einsiedlern fasten oder uns geißeln, ja nicht einmal, dass wir diese letzten Dinge beständig betrachten, sondern nur, dass wir an sie bei unseren Werken denken. Gedenken sollen wir, dass wir selbst sterben, selbst vor Gottes Gericht erscheinen, selbst unser Urteil anhören müssen, denn nur so werden wir vor der Sünde bewahrt bleiben.

 

2. Eine große Kraft wohnt der Beherzigung unserer letzten Dinge inne. Das Andenken an den Tod verscheucht den Dünkel des Hochmuts und der Ehrsucht, die den Verstand verfinstern, und führt zur christlichen Klugheit. Die Erinnerung an das Gericht, wo alle Gedanken, Begierden, Absichten und Werke unseres Lebens durchforscht werden, erweckt heilsame Furcht und führt zur Gerechtigkeit. Die Vorstellung der Hölle drängt die Begierden zur sündigen Lust zurück, die so streng bestraft wird, und führt zur Mäßigkeit. Die Beherzigung der himmlischen Freuden endlich mildert alle Leiden und Widerwärtigkeiten, und verleiht dem Gemüt Stärke. Wo aber diese vier Haupttugenden herrschen, da bewahren sie den Menschen vor der Sünde. "So gedenke denn deiner letzten Dinge, und du wirst ewig nicht sündigen."

 

3. So leicht indessen dies Mittel ist, uns vor der Sünde zu bewahren, wenden dennoch nur wenige es an, weil diese Gedanken sie traurig machen. Christliche Seelen jedoch, die es anwenden, erfahren bald, dass diese Beherzigungen durchaus keine Schwermut und keinen Trübsinn mit sich führen, sondern dass sie je länger je lieblicher werden, da sie das Gewissen reinigen, und große Heiterkeit und Freude im Herzen erwecken, und es über sich selbst erheben. Darum auch gibt die Heilige Schrift diese Erinnerung als ein Mittel zur Freude an und spricht: "Lass keine Traurigkeit in dein Herz, sondern treibe sie von dir, und gedenke deiner letzten Dinge."

 

29. September

 

Der heilige Erzengel Michael (Wer ist wie Gott)

 

Der heilige Erzengel Michael ist der glorreiche Streiter gegen die Mächte der Finsternis.

 

Von den Engeln machen wir uns im Allgemeinen eine verkehrte Vorstellung. Schuld daran sind vielfach Bilder, auf denen die Engel im langen weißen Kleid, mit weiten Flügeln, frisch frisiert, zart und zierlich dargestellt sind, zuckersüß und puppenhaft. In Wirklichkeit sind die Engel alles andere als das. Man denke nur einmal an die Namen der vier mittleren von den neun Engelheeren. Nach dem Bericht der Heiligen Schrift erschlug ein einziger Engel in einer einzigen Nacht die gesamte Erstgeburt der Ägypter. Ein anderer Engel streckte in einer Nacht einhundertfünfundachtzigtausend Assyrier nieder. Weiter heißt es in der biblischen Geschichte von dem Engel auf Bethlehems Fluren, dass ihn die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete, und von dem Osterengel wird berichtet, dass sein Antlitz wie der Blitz war. Loderndes Feuer nennt sie die Heilige Schrift. In den Engeln wohnen unerhörte Herrlichkeiten und unvorstellbare Kräfte.

 

Es war im Anfang der Schöpfung, noch gab es keinen Menschen und keine Erde. Da erschuf Gott in wunderbarer Pracht die neun Chöre der Engel, zahlreicher und glänzender als die Sterne am Himmel, vollkommen und schön. Kaum war es jedoch geschehen, da erhob sich Luzifer, einer der herrlichsten Fürsten im himmlischen Heer, und stieß die schlimmen Worte aus: „Zum Himmel will ich aufsteigen, über die Sterne des Himmels will ich meinen Thron erheben, dem Höchsten will ich gleich sein.“ So sprach Luzifer, und viele Engel stimmten ihm zu.

 

Es war eine offene Empörung, ein Aufstand gegen den Schöpfer, ein unbegreiflicher Übermut. Zunächst trat eine Stille ein, wie vor einem Gewitter, drückend und atemberaubend, aber dann erscholl eine Stimme, die Stimme eines einzigen Engels. Die Stimme klang, als brausten tausend Orgeln zugleich auf, als stürzten tausend Berge krachend zusammen. Nur drei kurze Worte sprach der Engel: „Mi cha El“ – „Wer ist wie Gott?“ Diese drei Worte waren wie ein Signal. Ein Kampf begann, wie es auf der Erde nie einen gab und nie geben wird. Ungeheure, unvorstellbare Kräfte prallten aufeinander. „Michael und seine Engel stritten gegen den Drachen, und der Drache samt seinen Engeln erhob sich im Gegenstreit, aber sie gewannen nicht die Oberhand, und ihre Stätte war ab jetzt nicht mehr im Himmel. Und es wurde hinab geworfen der große Drache, die alte Schlange, welche Satan genannt wird.“

 

Der Engel aber, dessen Stimme den Kampf eröffnete und bis zum Sieg führte, wird seitdem nach seinem Schlachtruf Michael genannt, Sankt Michael, der unüberwindlich starke Held im Heer Gottes bis zum Ende der Welt.

 

Man muss nämlich wissen, dass der Kampf, der sich zu Beginn der Schöpfung abspielte, noch nicht beendet ist. Unsichtbar setzt er sich fort, und um jeden Menschen tobt der ununterbrochene Krieg zwischen Michael und Luzifer, zwischen den guten und den bösen Engeln, zwischen Gott und Satan. Erst dann wird der Kampf zu Ende sein, wenn sich nach einem letzten gewaltigen Streit am Jüngsten Tag die Pforten der Hölle für immer schließen und nie mehr öffnen werden. Dann erst wird Friede sein.

 

Auf welcher Seite mag da wohl unser Platz sein? Bei Michael oder bei Luzifer? Wir wollen auf der Seite Michaels stehen! Deshalb ist es gut und wichtig, dass wir oft ein Gebet zum heiligen Erzengel Michael sprechen.

 

„Großer Fürst der himmlischen Heere, heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampf gegen alles Böse. Komm den Menschen zu Hilfe, die Gott nach seinem Bild erschaffen hat und die Christus so teuer erkauft hat. Dich verehrt die Kirche als Wächter und Beschützer. Dir übergab der Herr die Seelen der Erlösten, dass du sie geleitest zur himmlischen Freude. Bitte den Gott des Friedens, er möge den Bösen vernichten, damit er nicht weiter die Menschen bedroht und der Kirche schadet. Bring unsere Gebete vor den himmlischen Vater, damit wir Barmherzigkeit erlangen. Amen.“

 

Der heilige Erzengel Gabriel, Bote Gottes

 

Dreimal am Tag läutet die Aveglocke, um die Gläubigen zu erinnern, jenes Gebet zu verrichten, das wir nach seinen Anfangsworten den „Engel des Herrn“ nennen. Es ist aber dieser Engel des Herrn der heilige Erzengel Gabriel, welcher der allerseligsten Jungfrau neun Monate vor dem Weihnachtsfest die frohe Botschaft brachte, dass sie die Mutter des Christkinds werden solle. Gabriel ist überhaupt jener Engel, der immer dann von Gott ausgesandt wurde, wenn es sich um Botschaften handelte, die den Erlöser betrafen.

 

Zum ersten Mal geschah es bereits lange vor der Geburt des Heilandes. Es erschien Gabriel nämlich dem Propheten Daniel im Gebet und kündete ihm an, dass nach siebzigmal sieben Jahren der Messias kommen werde, damit „der Frevel getilgt, der Sünde ein Ende gemacht, die Bosheit gesühnt, das Gesicht und die Prophezeiung erfüllt und der Heilige der Heiligen gesalbt werde“.

 

Zum zweiten Mal wurde der Erzengel Gabriel ausgesandt, um im Tempel zu Jerusalem dem Priester Zacharias die Geburt des Vorläufers Jesu, des heiligen Johannes des Täufers, anzumelden. Er tat es mit den Worten: „Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört. Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn schenken, und du sollst ihn Johannes nennen.“ Als Zacharias bei diesen Worten zweifelte, hat der Engel ihn gemahnt und gesagt: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Siehe, du sollst stumm sein und nicht reden können bis zu dem Tag, da dieses eintritt.“ So sprach der Engel zu Zacharias, und Zacharias blieb stumm bis zu dem Tag, an dem Johannes geboren wurde.

 

Sechs Monate nach diesem Vorfall schlug dann die große Gnadenstunde, als nämlich der Erzengel Gabriel von Gott ausgesandt wurde in eine Stadt in Galiläa zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann namens Josef aus dem Hause Davids, und der Name der Jungfrau war Maria. Ihr, der Hochgebenedeiten, überbrachte der Engel jene frohe Botschaft, nach der sich die Menschen seit vielen tausenden von Jahren sehnten und über die sich Himmel und Erde seitdem und bis in alle Ewigkeit freuen werden, jene Botschaft, dass Maria als jungfräuliche Mutter dem Christkind das Leben schenken soll. Nie hat es eine frohere Botschaft gegeben.

 

Weitere Nachrichten über den Erzengel Gabriel enthält die Heilige Schrift nicht, aber die Legende weiß noch etwas mehr von ihm, denn nach der Legende war es wieder Gabriel, der in der Heiligen Nacht, von der Herrlichkeit des Herrn umleuchtet, den Hirten auf freiem Feld die frohe Botschaft von der Geburt des Christkinds überbrachte, und als er es getan hatte, erschien bei ihm eine große Schar des himmlischen Heeres, alle in strahlendes Licht getaucht, und dann begann Gabriel mit herrlichem Klang in der Stimme das Gloria, und alle Engel stimmten jubelnd ein: „Ehre, Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!“, und wenn die einen weiter sangen: „und Friede den Menschen auf Erden!“, begannen die anderen wieder mit: „Ehre, Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!“ und so fort, bis nach einer langen Weile die Engel wieder in den Himmel zurückkehrten und der Gesang ferner und leiser klang und schließlich verstummte.

 

Gabriel war es nach der Legende auch, der den heiligen Josef in der Nacht weckte und ihm ausrichtete, dass er mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten fliehen solle, und wieder war er es, der die Heilige Familie aus der Fremde in die Heimat nach Nazareth zurück rief. Später hat Gabriel den lieben Heiland im Garten Getsemani gestärkt, als sein Schweiß wie Blutstropfen zur Erde rann, und schließlich hat Gabriel am Ostermorgen den Stein vom Grab Jesu weggewälzt. Da war sein Aussehen wie ein Blitz, und seine Kleider waren weiß wie Schnee, und als die frommen Frauen kamen, um den Leichnam des Herrn zu salben, hat Gabriel zum letzten Mal eine Botschaft verkündet, die wirklich frohe Botschaft, dass Jesus Christus wahrhaft auferstanden ist.

 

Der heilige Erzengel Gabriel ist also tatsächlich der Engel des Herrn, der stets dann von Gott ausgesandt wurde, wenn es sich um Botschaften handelte, die den Erlöser betrafen. Daran denke man, sooft man den „Engel des Herrn“ betet.

 

Der heilige Raphael, Erzengel (Arznei Gottes)

 

Einst hatte ein fremder König das Reich Israel erobert und alle Juden, Männer, Frauen und Kinder, als Sklaven in sein Land verschleppt. Unter den Gefangenen befand sich ein Mann mit Namen Tobias, seine Frau hieß Anna, und der einzige Sohn wurde nach dem Vater ebenfalls Tobias genannt. Alle drei waren gute Leute, gläubige Israeliten, die sich auch um arme Menschen kümmerten. Fast das ganze Vermögen schenkten sie her, so dass sie selbst arm wurden. Und trotzdem ließ es Gott als Prüfung zu, dass der Vater ausgerechnet bei einem Dienst an armen Leuten blind wurde.

 

In dieser großen Not erinnerte sich der alte Tobias, dass er einmal einem Bekannten, der in der fernen Stadt Rages wohnte, Geld geliehen hatte. Da beschloss er den Sohn hinzuschicken, damit er das Geld zurückhole. Der junge Tobias aber wusste nicht den Weg nach Rages, und gerade als er sich bei den Nachbarn erkundigen wollte, kam am Haus ein gleichaltriger junger Mann vorbei. Die beiden grüßten sich und kamen ins Gespräch. Da stellte es sich heraus, dass der Fremde ebenfalls nach Rages reisen wollte. Außerdem sagte er, dass er den Schuldner kenne und sein Haus sogar mitten in der Nacht mit geschlossenen Augen finden könne.

 

Da freuten sich alle, und nachdem der alte Tobias dem jungen Tobias Ratschläge erteilt hatte, machten sich die jungen Männer, von den Segenswünschen des Alten begleitet, auf die Reise. Kaum aber waren sie eine Viertelstunde gegangen, da sauste etwas wie der Wind hinter ihnen her, und sie sahen, dass es der Haushund war, der sich im letzten Augenblick losgerissen hatte und hinter ihnen her stürmte. Es war ein Spitz, ein weißer Spitz mit schöner spitzer Schnauze, mit lustigen spitzen Ohren, mit klugen Augen und mit einem prachtvoll gerollten Schwanz, der wie eine Fahne hoch im Wind stand. Es war also ein reinrassiger Spitz. Unbeschreiblich war die Freude des Hundes, dass es ihm geglückt war, auszureißen und mitzureisen, denn nichts tun Hunde lieber als laufen und rennen. Und so lief und rannte damals der Spitz, dass er mit seinem Hin und Her den weiten Weg wenigstens dreimal gemacht hat.

 

Die jungen Männer unterhielten sich gut, und weil ein sich unterhaltender Wanderfreund wie ein Wagen mit schnellen Pferden ist, kamen sie gut voran. Am Abend des ersten Tages lagerten sie unter freiem Himmel am Tigris, und als Tobias ein Fußbad nahm, geschah es, dass plötzlich vor ihm ein großer Fisch aus dem Wasser tauchte und nach ihm schnappte. Hui, da schrak er zusammen. Laut rief er den Gefährten zu Hilfe. Der aber sagte: „Greif zu und zieh den Fisch ans Land!“ Ermutigt tat Tobias, wie er ihm gesagt hat. Nachdem sie den Fisch getötet hatten, nahm ihn der Reisebegleiter kunstgerecht auseinander und briet ihn ebenso kunstgerecht auf dem Lagerfeuer. Beide aßen davon, und auch Spitz bekam seinen Teil ab. Nur die Leber und die Galle des Tieres bewahrten sie auf, denn der Begleiter erklärte, sie seien ein gutes Heilmittel für kranke Augen. Tobias solle damit nach der Rückkehr die Augen des blinden Vaters bestreichen, dann werde er wieder sehen.

 

Nach dem Essen legten sich beide nieder und schliefen gut, während Spitz Wache hielt. Am anderen Morgen zogen sie frischgestärkt und froh weiter. Am Abend des zweiten Reisetages fanden sie bei einem Bauern gastliche Aufnahme und wurden beim Essen von der Tochter des Hauses namens Sara sehr gut bedient. Auf einmal gab der Begleiter seinem Schützling einen Schupps und flüsterte ihm zu: „Du, schau dir die Sara einmal gut an, ich glaube, sie ist die Richtige für dich.“ Tobias schaute also Sara an, und Sara schaute Tobias an, und sie erkannten auf den ersten Blick, dass sie füreinander bestimmt waren, und kamen schnell überein, bald zu heiraten. Während die Vorbereitungen für die Hochzeit getroffen wurden, holte der Begleiter, um Tobias in seinem jungen Glück nicht zu stören, die Schuldsumme in Rages ab. Dann wurde die Hochzeit gefeiert, und alle begaben sich auf den Rückweg. Spitz war natürlich stets weit voraus.

 

Daheim sorgten sich die alten Eltern über das lange Ausbleiben des Sohnes. Täglich ging die Mutter auf einen nahen Berg, um Ausschau zu halten. Endlich erblickte sie ihn in der Ferne und lief heim, um dem blinden Vater Bescheid zu geben. Als sie es tat, war der Spitz schon da, bellte laut vor Freude, sprang immer wieder hoch, leckte nach den Händen, und sein Schwanz flatterte wie eine Fahne im Sturm. In diesem Augenblick traten die Heimgekehrten ein, und alle freuten sich. Der junge Tobias bestrich die Augen des Blinden mit der Leber und der Galle des Fisches, und nach einer halben Stunde konnte der Vater wieder sehen.

 

Als man dann den Begleiter mit reicher Gabe beschenken wollte, lehnte er dankend ab und sagte, er sei der Engel Raphael, extra von Gott gesandt, den jungen Tobias auf der Reise zu beschützen. Nun habe er den Auftrag ausgeführt und wolle wieder heim in den Himmel. Bei diesen Worten entschwand er den Blicken, und vier gute Menschen blieben im hellen Glück zurück. Nur Spitz ließ die Ohren hängen und zog den Schwanz ein, denn zutiefst hatte er den lieben Reisegefährten in sein Hundeherz eingeschlossen. Erst drei Tage später fraß er wieder.

 

Seit jener Zeit ist der heilige Erzengel Raphael der Patron der Reisenden.

 

Der heilige Alarich (auch: Adalrich, Adelrich, Alaricus, Adalricus),

Einsiedler von der Insel Ufenau bei Zürich,

+ 29.9.973 – Fest: 29. September

 

Von jeher haben viele fromme Seelen das beschauliche Leben in stiller Einsamkeit den Annehmlichkeiten und dem Gepränge der Welt vorgezogen, um, ganz in Gott versenkt, das einzig Notwendige nicht aus den Augen zu verlieren und nach möglichster Vollkommenheit zu streben. Zu diesen gottinnigen Seelen müssen wir auch den heiligen Alarich rechnen, der seinem Namen „reich an Adel“ alle Ehre gemacht hat.

 

Alarichs Vater war der regierende Herzog Burkhard von Schwaben, Graf von Buchhorn, Rheintal und dem oberen Thurgau, seine Mutter Regulinde stammte aus dem angesehenen Geschlecht der Grafen von Nellenburg. Die fromme Mutter flößte ihren drei Kindern Burkhard, Bertha und Alarich eine gründliche Gottes- und Nächstenliebe ein. Ihre Bemühungen wurden mit dem schönsten Erfolg gekrönt, besonders bei ihrem Liebling Alarich, dessen tiefes Gemüt sich frühzeitig den göttlichen Dingen zuwandte und an religiösen Übungen größere Freude fand, als an dem geräuschvollen Treiben der Welt. Frühzeitig keimte in ihm der heilige Entschluss, auf die Freuden und den Glanz seiner hohen Stellung zu verzichten und in stiller Einsamkeit seine Tage gänzlich Gott zu weihen.

 

Sobald Alarich nach vielen Bitten die Einwilligung seiner lieben Eltern erlangt hatte, begab er sich auf die unwirtliche Insel Ufenau im Zürichsee und baute sich dort eine armselige Einsiedlerhütte. Von aller Welt geschieden, widmete er sich Tag und Nacht dem Gebet und frommen Betrachtungen. Seine kärgliche Nahrung erhielt er wahrscheinlich von dem nahegelegenen Pfäffikon. Wenn aber der See stürmte und jede Annäherung an die Insel unmöglich machte, soll ihm sein Schutzengel das nötige Brot gebracht haben.

 

Nur ein einziges Mal verließ Adalrich seine liebe Zelle, um im Auftrag Gottes ein Werk der christlichen Nächstenliebe zu üben. Er wurde nämlich von Gott zu der heiligen Klausnerin Wiborata geschickt, die in der Nähe von St. Gallen ein höchst strenges und abgetötetes Leben führte, um sie vor übermäßiger Strenge zu warnen. Eilends suchte er die fromme Klausnerin auf und belehrte sie im Auftrag Gottes: „Jeder Baum kann nur so lange sein frisches Grün erhalten, nur so lange Knospen treiben und Früchte tragen, als seine Wurzeln sich von der Erde ernähren. Werden aber die Wurzeln von der nährenden Erde losgerissen und entblößt, dann stirbt der Baum ab. Wisse also, dass Gott dich ermahnt, das Fasten zu mäßigen, damit dein Leib wieder erfrischt und kräftig werde, seinen Dienst wahrzunehmen.“

 

Als Alarichs Oheim, der heilige Abt Eberhard, über der Zelle des heiligen Meinrad eine Kirche und daneben ein prächtiges Kloster errichtete und Ordensgenossen nach der Regel des heiligen Benedikt um sich sammelte, bat auch Alarich um das Ordenskleid und um Aufnahme in das Kloster Einsiedeln. Gern wurde er aufgenommen und gewann durch seinen Eifer in Befolgung der Ordensregeln, durch seine tüchtigen Kenntnisse und die Liebenswürdigkeit seines Charakters eine solche Hochachtung, dass ihn der Abt mit der Verwaltung des Kirchenschatzes betraute.

 

Alarichs Mutter hatte sich nach dem Tod ihres Gemahls Burkhard mit dem fränkischen Herzog Hermann vermählt, der auch das Herzogtum Schwaben vom Kaiser Otto I. zum Lehen erhielt. Nach dem Tod ihres zweiten Gemahls entschloss sich die verwitwete Regulinde, gänzlich der Welt zu entsagen und sich in die kleine Klause auf der Insel Ufenau zurückzuziehen, die ihr Sohn zwanzig Jahre bewohnt und mit dem Glanz seiner Heiligkeit erfüllt hatte. Sie baute dort eine Kapelle zu Ehren des heiligen Bischofs Martinus, und als sie erkannte, dass dies kleine Gotteshaus für die vielen zerstreuten Christen der Umgegend nicht mehr genügte, begann sie den Bau einer größeren Kirche. Aber bevor sie ihr schönes Werk vollendet sah, starb sie selig im Herrn am 20. August 956, betrauert von allen, die ihr edles Herz kannten, besonders von den Armen, denen sie so viele Wohltaten erwiesen hatte.

 

Um das begonnene Werk seiner Mutter auszuführen, kehrte Alarich auf seine liebe Insel Ufenau zurück, und übernahm, als die neue Pfarrkirche zu Ehren der Apostelfürsten Petrus und Paulus von dem heiligen Bischof Konrad von Konstanz eingeweiht worden war, die Seelsorge für die Umwohner des mittleren Sees. Dort waltete er noch vierzehn Jahre seines Amtes zur Ehre Gottes und zum Heil der ihm anvertrauten Herde, und zog sie durch die Kraft seiner Rede, durch die Heiligkeit seines Lebens und die Gabe der Wunder mächtig zu Gott.

 

Als ihm Gott sein nahes Ende offenbarte, ließ er den Abt Gregor von Einsiedeln zu sich kommen, empfing aus dessen Hand die heilige Wegzehrung und entschlief sanft am 29. September 973. Nach reiflicher Prüfung der vielen Wunder, die auf die Fürbitte Alarichs geschahen, wurde er im Jahr 1141 unter die Zahl der Heiligen versetzt.

 

Der selige Johannes von Dukla, polnischer Franziskaner-Priester,

+ 29.9.1484 – Gedenktag: 29. September / 19. Juli

 

Der gottselige Johannes mit dem Beinamen Dukla, von der polnischen Stadt, in der er das Lebenslicht erblickte, widmete sich von seiner Jugend an dem Dienst Gottes unter den Söhnen des heiligen Franziskus, Konventualen genannt. Auf den Rat des heiligen Johannes von Capistran, der damals in Polen predigte, schloss er sich später an die von der Observanz. Man bemerkte an ihm besonders eine lebhafte Liebe für seine Regel, eine große Sorgfalt den Frieden, die Reinheit und den Gehorsam in ihrer Vollkommenheit zu unterhalten. Er hatte sich die allerseligste Jungfrau zum Vorbild gewählt, die er besonders verehrte, und er bemühte sich sein ganzes Leben lang ihr nachzuahmen. Seine Predigten bewirkten mehrere ausgezeichnete Bekehrungen. Einige Zeit vor seinem Tod verlor er das Augenlicht, dessen ungeachtet fuhr er fort, sein heiliges Amt bis zu seinem seligen Hinscheiden auszuüben, das am 29. September 1484 in Leopoldstadt erfolgte. Clemens XII. genehmigte seine Verehrung, und gestattete den Polen, so wie den Litauern, ihn als einen ihrer Patrone zu verehren. Sein Fest wird bei den Franziskanern am 19. Juli begangen. 

 

Gebet am 29. September

 

Heilige Jungfrau und Mutter meines Herrn Jesus Christus, könnte ich deinem Beispiel nachfolgen, und wie du die Demut lieben. Du kannst mir diese Gnade zuwenden, o Jungfrau, durch diese Gnade werde ich Jesus lieben, und meinen Leib und meine Seele in Unschuld und Reinheit bewahren. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du die Dienste der Engel und Menschen nach einer bewunderungswürdigen Ordnung eingeteilt hast, verleihe gnädig, dass uns in unserem Leben eben die beschützen, die Dir im Himmel unaufhörlich dienen und um Deinen Thron stehen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Um Fürbitte zu den heiligen Erzengeln

 

Heiliger Erzengel Michael, bitte für uns!

Du Besieger Luzifers, bitte für uns!

Du Engel des Glaubens und der Demut, bitte für uns!

Du Hüter der heiligen Ölung, bitte für uns!

Du Patron der Sterbenden, bitte für uns!

Du Fürst der himmlischen Heerscharen, bitte für uns!

Du Wegbegleiter der abgeschiedenen Seelen, bitte für uns!

Heiliger Erzengel Gabriel, bitte für uns!

Du Engel der Menschwerdung, bitte für uns!

Du getreuer Bote Gottes, bitte für uns! 

Du Engel der Hoffnung und des Friedens, bitte für uns!

Du Schirmherr aller Knechte und Mägde Gottes, bitte für uns!

Du Hüter der heiligen Taufe, bitte für uns!

Du Patron der Priester, bitte für uns!

Heiliger Erzengel Raphael, bitte für uns!

Du Engel der göttlichen Liebe, bitte für uns!

Du Bezwinger des bösen Feindes, bitte für uns!

Du Helfer in großer Not, bitte für uns!

Du Engel des Schmerzes und der Heilung, bitte für uns!

Du Patron der Ärzte, der Wanderer und Reisenden, bitte für uns!

Ihr großen heiligen Erzengel, bittet für uns!

 

Gebet zum heiligen Erzengel Michael

 

Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampf. Gegen die Bosheit und die Nachstellungen des Teufels sei unser Schutz. Gott gebiete ihm! So bitten wir flehentlich. Du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stürze den Satan und die anderen bösen Geister, die zum Verderben der Seelen die Welt durchstreifen, in der Kraft Gotte hinab in den Abgrund Hölle. Amen.

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Am heutigen Tag ist der König in Aragonien, Jakobus I., im Jahr 1238 siegreich in die Stadt Valencia, die er durch den Beistand der seligsten Jungfrau mit geringer Mannschaft erobert hatte, eingezogen. Die Sarazenen hatten die Stadt fünf Jahre lang belagert. 

 

Andacht am 29. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Es gibt eine gewisse Weise, in Gottes Gegenwart zu leben, wobei die Seele, wenn anders sie will, immer im Gebet verharren und beständig in Liebe zu Gott erglühen kann. Dies ist der Fall, wenn man bei seinen verschiedenen Beschäftigungen denkt, dass man den Willen Gottes tut, und dessen sich erfreut." (Der gottselige Alphons Rodriguez)

Mehrere Jahre vor seinem Tod war es dem heiligen Franz von Sales nicht möglich, viel Zeit auf das innerliche Gebet zu verwenden, da beinahe seine ganze Zeit von überhäuften Geschäften für das Seelenheil des Nächsten verschlungen wurde. Seine geistliche Tochter, die heilige Franziska, fragte ihn einst, ob er sich dem innerlichen Gebet gewidmet hat. Da antwortete er: "Nein, aber ich tue, was ebenso viel wert ist als das innerliche Gebet. Wir sollen in dieser Welt durch Werke und Handlungen beten!" Dabei aber war er immer aufs Innigste mit Gott vereint, und auf solche Weise war sein Leben ein immerwährendes Gebet. Denn außer der wonnigen Vereinigung mit Gott durch das innerliche Gebet, das er verrichtete, wenn es ihm möglich war, war er auch den ganzen Tag hindurch durch die Freude mit Gott vereinigt, die er beständig empfand, dass er Seinen heiligen Willen erfüllte. 

 

Verleihe mir, Herr, die Gnade, immerdar durch die Liebe mit Dir vereint zu sein, wodurch ich Deinen heiligen Willen vollbringe, und mich immer zu erfreuen, dass ich ihn tue."

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 29. September

 

"Wir malen die Engel mit Flügeln,

nicht als ob sie deren in Wirklichkeit hätten,

sondern um die Schnelligkeit ihres Gehorsams

gegen den göttlichen Willen zu bezeichnen."

 

hl. Antonius von Florenz OP

1389 bis 2.5.1459

 

Betrachtung am 29. September - Von der Pflicht,

Gott immer eifriger zu dienen

 

Dir will ich leben, o mein höchstes Gut.

Es dringe deines heil`gen Eifers Glut

Tief bis in meines Herzens letzte Falte,

Dass bis ans Ende nimmer sie erkalte.

 

1. Je länger wir in diesem Tal des Kampfes pilgern, umso mehr sollen wir an Frömmigkeit und Eifer zunehmen. Denn größer sind nun unsere Kenntnisse und Erfahrungen, deutlicher sehen wir das Nichts und die Vergänglichkeit irdischer Dinge ein, und milder auch wurden durch das Alter unsere Leidenschaften, so dass es uns nun auf gewisse Weise leichter wird, Gott zu dienen, als in jüngeren Jahren. Überdies nahm auch die Anzahl der göttlichen Wohltaten mit unserem Leben zu, was uns nicht nur anregen soll, Gott inniger zu danken, sondern auch zu bedenken, dass von dem, dem viel gegeben wurde, auch mehr wird gefordert werden.

 

2. Je näher ein Körper seinem Mittelpunkt kommt, umso mehr beschleunigt er seinen Lauf. Also soll auch, je näher wir dem Ziel unseres Lebens kommen, unsere Frömmigkeit umso mehr an Innigkeit zunehmen. Bald werden wir vor Gott erscheinen, ihm Rechenschaft über unser ganzes Leben zu geben. Welcher mächtige Antrieb ist dieser Gedanke, uns beständig wachsam zu erhalten. Ist jede Stunde unseres Lebens kostbar, so sind nun, wo wir unserem Ziel mit jedem Tag näher kommen, unsere noch übrigen Stunden umso kostbarer, als sie nur noch in geringer Anzahl sind. So eilen wir denn, diese Stunden auf den Dienst unseres Gottes zu verwenden, und unsere himmlische Glorie zu vermehren.

 

3. Wie traurig ist es, Greise zu sehen, die, wie man sprichwörtlich zu sagen pflegt, bereits mit dem einen Fuß im Grab stehen, und noch immer mit allen ihren Gedanken nach höheren Ehren, nach Vermehrung ihrer zeitlichen Güter zielen, und so gierig an diesem Leben hängen, als sollte es ewig dauern. Ängstlich entfernen sie jeden Gedanken an den Tod und leben in beständiger Täuschung, bis der Tod sie plötzlich aus dem Leben ruft. Wie schrecklich aber wird ihr Erwachen in der Ewigkeit sein. Darum leben wir jetzt schon mit unseren Gedanken in der Ewigkeit, und verleben wir jeden Tag, als wäre er unser letzter, denn nicht lange, und unser letzter Tag wird wirklich erscheinen. Offenbarung 16,15: "Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wach bleibt."

 

30. September

 

Der heilige Hieronymus,

Priester, Einsiedler und Kirchenlehrer von Betlehem,

+ 30.9.420 - Fest: 30. September

 

In fast lebenslänglichem Bemühen hat der gelehrte heilige Hieronymus die gesamte Heilige Schrift in die lateinische Sprache übersetzt und ist dadurch, wie das heutige Evangelium sagt, das Salz der Erde und das Licht der Welt geworden. Wer aber meint, der Heilige sei ein versponnener Stubenhocker gewesen, der ist auf dem Holzweg, denn wenn einer, dann war Hieronymus ein Abenteurer.

 

Falls es im vierten Jahrhundert bereits Reisepässe gegeben hätte, in denen heutzutage jeder Grenzübertritt abgestempelt wird, so wäre der Pass des heiligen Hieronymus sicher eine Sehenswürdigkeit gewesen. Bei der Personalbeschreibung wäre da zunächst vermerkt gewesen, dass Hieronymus aus Stridon auf dem Balkan, hart an Ungarns Grenzen, stammte. Von den Eltern hätte es im Ausweis geheißen, dass sie Christen waren, während seine eigene Konfession mit heidnisch hätte bezeichnet werden müssen.

 

Dann wären seitenlang die Stempel gekommen, der erste mit der Unterschrift Rom, wo Hieronymus als Student der weltlichen Wissenschaften jahrelang lebte und strebte und zuletzt auch die Taufe empfing. Der zweite Stempel hätte auf Trier gelautet. Der dritte Stempel wäre zu Antiochien in Syrien ausgestellt gewesen mit der bedeutsamen Eintragung, dass der Passinhaber die Priesterweihe erhielt. Der vierte Stempel hätte aus der Wüste hergerührt, wo Hieronymus als Einsiedler lebte. Ein fünfter Stempel wäre in Konstantinopel, ein sechster wieder in Rom, ein siebter in Ägypten und ein achter und letzter endlich in Bethlehem, wo der Heilige 420 starb, in den Pass hineingekommen.

 

Ein Unrast war Hieronymus, ein Mann, dem die weite Welt zu klein war, ein ewiger Wanderer auf allen Straßen, Flüssen und Meeren, und dabei durchaus kein Heiliger von der landläufigen Art, so dass man ihn mit einem anderen über einen Leisten schlagen könnte.

 

Heidnisch begann das Leben desjenigen, der heute zu den Vier Großen Kirchenvätern des Abendlandes zählt. Des jungen Mannes Studentenzeit in Rom ist nicht ohne Schatten. Wohl war Hieronymus der Liebling der Lehrer, denn einen begabteren und fleißigeren Schüler als ihn hatten sie noch nie auf der Schulbank vor sich gesehen, aber das lockere Studentenwesen im leichtlebigen Rom der damaligen Zeit ließ auch in seinem Leben Spuren zurück.

 

So ist der Tagesheilige ein dankbarer Beweis für die Tatsache, dass eine unrühmliche Jugendzeit durch Gottes Gnade und des Menschen Streben ausgelöscht und abgelöst werden kann von einem späteren Leben in Heiligkeit. Selbst aus dem letzten Sünder kann immer noch einer der Großen im Himmelreich werden.

 

Gleich nach Empfang der Taufe hat Hieronymus allerdings mit dem bisherigen lockeren Leben Schluss gemacht und hat in harter Kasteiung, in Fasten, Beten und Nachtwachen gegen den Satan und seine Lockrufe zur Rückkehr in die Sünde Stellung bezogen und standgehalten. Deswegen war er aber noch lange kein Heiliger. Solange nämlich der Mensch lebt, muss er um des Guten willen kämpfen, auch der heilige Mensch.

 

Mit dem Stolz und der Eitelkeit bekam es Hieronymus zu tun. Sicher war er hochbegabt, vielseitig gebildet und geistreich, ein Sprachenkenner und ein Wunder an Gelehrtheit; doch all diese Vorzüge stiegen ihm in den Kopf und machten ihn trunken und ließen ihn in seinen Schriften und Reden alles Maß vergessen, so dass er in unchristlicher Weise polternd und schimpfend über Andersdenkende und Widersacher herfuhr. Bis an sein Lebensende im Alter von neunzig Jahren hatte Hieronymus mit diesen menschlichen Unzulänglichkeiten zu kämpfen, und so ist er ein zweiter dankbarer Beweis für die andere Tatsache, dass man die Heiligkeit eines Menschen nicht allein in den Erfolgen in der Tugend, sondern zumeist im guten Willen und ehrlichen Streben suchen muss.

 

Gott verlangt nicht, dass man ein Tugendreich sei. Bloß das verlangt er, dass man das Gute will und ständig danach strebt, und sollte einer auch lügen wie gedruckt und naschen wie eine Maus und schimpfen wie ein Rohrspatz und stehlen wie eine Elster und streitsüchtig sein wie ein verbissener Köter und störrisch wie ein Esel und stolz wie ein Pfau und kratzig wie eine Katze und faul wie ein Siebenschläfer, das alles und tausend andere unschöne Dinge mehr können ihn nicht hindern, heilig zu werden, wofern er sich nur mit gutem und ehrlichem Willen bestrebt, seine Fehler abzulegen.

 

Aus: "Tiere unterm Regenbogen", von Aloysius Roche, Berlin 1954:

 

Der Löwe und der Esel

 

Der heilige Hieronymus (347-420) war ein großer Gelehrter. Unter anderem übersetzte er die Heilige Schrift aus ihren verschiedenen Ursprachen ins Lateinische, und diese Übersetzung wird heute noch in der ganzen Welt gebraucht. Aber obgleich er sich so sehr der Gelehrsamkeit befleißigte und so leidenschaftlich gern und scharf diskutierte, konnte er sich doch nie ganz vom Verlangen nach dem Einsiedlerleben frei machen. Menschen gingen ihm leicht auf die Nerven, und wenn er fand, dass ihm das zu viel wurde, hielt er’s für das Klügste, ihnen aus dem Weg zu gehen.

 

Den ersten Versuch dieser Art machte er schon, ehe er Priester war. Zufällig traf er einen Mönch, und da verließ er die große Stadt Antiochien und zog sich in eine Wüste zurück. Dort brachte er vier Jahre zu, zusammen mit ein paar Gefährten. Vieles litt er in dieser Zeit; aber sogar in der Wüste können recht aufregende Sachen passieren, und wirklich begegnete ihm in seiner Wildnis etwas sehr Merkwürdiges.

 

Wie berichtet wird, fing es damit an, dass er sich mit einem Löwen befreundete. Er hatte ihn von einer Verletzung geheilt, die dem Tier viel zu schaffen gemacht hatte, und da wurde es so zahm, dass es ihn nicht mehr verlassen wollte. Aber Löwen sind teure Kostgänger, wenn man sie als Haustiere hält, und Hieronymus hatte das Gefühl, dass, wenn dieser Gast schon auf Kosten der Mönchsgemeinschaft ernährt wurde, er doch auch etwas dafür leisten musste. Die Frage war nun: zu was ist so ein Löwe gut? Während er sich noch bemühte, eine Lösung zu finden, klopfte einer der Mönche an seine Tür. „Es ist wegen des Löwen, - könnte er nicht unseren Esel hüten? Ihr seid ja immer in Unruhe, er könnte gestohlen werden. Nun, dies wäre eine Gelegenheit für ihn, sich nützlich zu erweisen. Wer, möchte ich wissen, stiehlt einen Esel, wenn ein Löwe dabeisitzt, der ihn bewacht?“

 

St. Hieronymus dachte, das sei so unrecht nicht, und so trug er dem Mönch auf, den Löwen ohne Verzug zu diesem Amt anzustellen. Noch am selben Nachmittag zogen die beiden Tiere zu dem etwas entfernten Weidegrund aus, eines hinter dem andern. In kürzester Zeit wurde der Esel schneckenfett, denn er war ja nun völlig sorgenfrei, und wenn es ihm in den Sinn kam, legte er sich einfach hin und schlief, er wusste ja: der Löwe passte gut auf.

 

Dann aber kam einmal ein schwüler, drückender Tag, es war im Spätherbst. Kein Blatt regte sich, lag über den Feldern. Der Esel hatte sogleich klein beigegeben; kaum war die Weide erreicht, lag er auch schon lang ausgestreckt da und schnarchte. Der Löwe aber gähnte und gähnte, bis er es schließlich nicht mehr ertrug. „Ein Augenzwinkerchen Schlaf kann nichts schaden“, dachte er, und damit legte er auch schon seinen Kopf zwischen die Pranken. Als er erwachte, merkte er als erstes, dass die Sonne schon tief am Horizont stand. Das war ein schlechtes Zeichen! „Ich muss mich reineweg verschlafen haben“, dachte er. Er sprang auf die Füße und suchte ängstlich das Feld nach seinem Schutzbefohlenen ab: der Esel war nicht zu sehen! Vergeblich brüllte er, was er nur konnte, vergeblich suchte er alles ab – der Esel war und blieb verschwunden, es blieb ihm nichts übrig, als heimzugehen und das Beste zu hoffen.

 

Als er zum Tor des Klosters kam, fürchtete er sich hineinzugehen. „Ich weiß, was sie denken werden“, sagte er zu sich selbst, „sie werden denken, dass ich den Esel gefressen habe! Ich habe es ja wirklich nicht getan, - aber ich möchte wissen, wer mir das glauben wird!“ Und so blieb er draußen und kam sich ganz schuldig vor.

 

Obwohl St. Hieronymus entsetzlich schlechter Laune sein konnte, hatte er doch ein gutes Herz. Als die Mönche ihm schließlich meldeten, was da vorgefallen war, beschloss er, das Vergangene vergangen sein zu lassen. „Schließlich“, folgerte er, „haben wir ja keine Beweise, und auch ein Tier hat das Recht, dass man es ohne sie nicht verurteilt. Gebt dem Löwen sein Futter wie gewöhnlich“, sagte er zu dem Mönch, „wenn er nun die Stelle des Esels einnimmt und die Reisigbündel herschafft, die wir für das Feuer brauchen.“

 

Einige Monate später, - der Löwe war gerade dabei, im fernen Wald sich mit seiner Arbeit zu befassen, begann er plötzlich Witterung zu nehmen. Er wurde sehr unruhig und widerspenstig, und obwohl die Brüder alles taten, ihn zurückzuhalten – er riss sich los und warf das Reisig, das er tragen sollte, mit einem Krach auf den Boden. Und dann galoppierte er wie ein Pferd davon, und zwar in Richtung einer Staubwolke, die man in der Ferne sah. Die Mönche meinten, er sei verrückt geworden und glaubten, die stechende Sonne habe ihm geschadet, „er hat’s im Kopf“, sagten sie. Aber der Verstand des Löwen war ganz in Ordnung, so gut wie immer, vielleicht noch besser als gewöhnlich, denn ehe viel Zeit vergangen war, erschien er und führte seinen alten Freund, den Esel, am Leitseil!

 

Nun kam es heraus: als der Löwe damals sein Schläfchen gemacht hatte, war eine Karawane von Kaufleuten des Weges gekommen. Da sie den Esel ohne Wächter im freien Feld sahen, fingen sie ihn ein und zogen mit ihm weiter. Vom Löwen hatten sie nichts gewusst und deshalb gedacht, sie könnten ganz beruhigt denselben Weg zurück ziehen, wenn sie nur das Kloster „links liegen ließen“.

 

Aber der Löwe hatte seinen Esel über weite Entfernung hin gewittert, und man kann sich wohl die unangenehme Überraschung vorstellen, die die Händler erlebten, als sie ihn in wilden Sätzen mitten in ihre Karawane springen sahen. Sie zerstreuten sich wie Schafe, und der Löwe brauchte nur das Seil zu fassen und das Grautier zu seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückzuführen.

 

Die Mönche schämten sich richtig, dass sie ihren Löwen in bösem Verdacht gehabt hatten, wo er doch ganz unschuldig gewesen war, und schworen hoch und heilig, sie würden nie mehr ein voreiliges Urteil fällen!

 

Der heilige Franz von Borgia, Vizekönig, General SJ,

+ 1.10.1572 - Fest: 30. September

 

Äußerst ungnädig war die Gnädige Frau Herzogin Johanna von Gandia in Spanien, als sie eines Tages ihren achtjährigen Franz zum soundsovielten Mal dabei ertappte, wie er, anstatt zu reiten und zu fechten, um sich auf seine spätere hohe Stellung in der Welt vorzubereiten, wieder mit Heiligenbildchen spielte und ein Altärchen baute.

 

„Junge!“ herrschte die Mutter unbeherrscht den Verdutzten an, „nun lass doch einmal das fromme Getue! Raus mit dir! Aufs Pferd!“

 

Das waren unschöne Worte, die besser ungesprochen geblieben wären, denn das kindliche Spiel der Jungen mit Altärchen und das der Mädchen mit dem Nonnenschleier ist der anmutsvolle Widerschein einer edlen, heiligen Kinderseele, und die Eltern sollten sich über einen solchen Zeitvertreib der Kinder eher freuen als ärgern. Kinder, die das tun, sind bestimmt noch unverdorbene Kinder.

 

Die Herzogin von Gandia konnte übrigens mit ihrem Franz später zufrieden sein, denn aus dem Jungen wurde ein weltgewandter Höfling und ein hervorragender Staatsmann, der sich in den feinen Sitten, in allen ritterlichen Künsten und in den verwickeltsten Regierungsgeschäften mit jedem anderen messen konnte, und nachher wurde noch weit Größeres aus ihm, denn er wurde Priester, Ordensgeneral und ein Heiliger.

 

Mit achtzehn Jahren kam Franz Borgia nach Madrid an den Hof Kaiser Karls V., dessen Reichsgrenzen Europa und Amerika durchschnitten und den Atlantischen Ozean in sich einschlossen. Bald schon schenkte der mächtige Herrscher dem Junker von Gandia seine Zuneigung, und zwischen den beiden blühte eine edle Mannesfreundschaft auf. Borgias Heirat mit der schönen Eleonora de Castro, die dem Gatten im Lauf der Jahre acht Kinder schenkte, brachte das Glück des Edelmannes zum Überfließen, aber im Herzensgrund zutiefst weinte trotz allem die Sehnsucht nach Gott, und dann trat im Jahr 1539 jenes Ereignis ein, das dem Dreißigjährigen den letzten Schleier vor der Nichtigkeit aller weltlichen Ehre und irdischen Glückes hinwegriss und seinem Leben ein klares Ziel gab.

 

Zu Toledo in Spanien feierte Kaiser Karl V. in unerhörter Pracht ein Fest mit Musik und Spiel und Tanz, mit prächtigen Rittern in goldglänzenden Rüstungen und schönen Frauen in Samt und Seide und Edelsteinen, tagelang, und als das Fest den Höhepunkt erreichte, starb über Nacht nach kurzem hitzigem Fieber die junge strahlende Kaiserin, die tags zuvor noch getanzt, gescherzt und gelacht hatte, und da war mit einem Schlag das Fest vorüber.

 

Franz Borgia wurde ausersehen, die Leiche zur Königsgruft in Granada zu überführen, und als er dort, zwei Wochen später, vor der Beisetzung zur Beurkundung vorschriftsgemäß den Sarg noch einmal öffnen ließ, prallte er entsetzt zurück, und ein Grauen erfasste ihn vor der Verwesung, die ihm entgegenstarrte. War das der Rest von aller Erdenpracht? Dann waren Macht und Majestät nur elender Plunder, und alles irdische Glück war wie eine schillernde Seifenblase, die zerplatzt und verdunstet und keine Spur zurücklässt. Dann war alles Irdische nichtig und nur das Ewige wichtig, dann lag des Lebens letzter Sinn einzig darin, dass man die Seele für den Himmel rettete auf dem sichersten Weg, den es gab, rückhaltlos und rücksichtslos, zielstrebig, verbissen und zäh.

 

In jener Stunde erkannte Franz Borgia des Lebens letzte Weisheit, und als sieben Jahre später der Tod auch ihm die Gattin nahm, zog er aus seinem letzten Wissen um die Erdendinge die letzten Folgerungen, er verließ die Welt mit dem Scheinglück, und beim Eintritt in den Jesuitenorden stellte er sich den Obern für jedes beliebige Amt zur Verfügung, sei es Pförtner oder Koch oder was immer.

 

Das war gut gemeint und ehrlich gewollt, aber schwer getan, denn ein Mann, der lebenslang befehligt hat, kann sich erst in Jahren zum Diener aller machen. Wo indessen guter Wille herrscht, wie es bei Franz Borgia der Fall war, da gelingt mit Gottes Gnade das schwierige Werk der Selbstbezwingung, und so meisterlich hat der frühere Herzog von Gandia sich selbst bezwungen, dass er alles Ungestüm und alle Reizbarkeit und alle Herrschsucht ablegte und gegen Schluss des Lebens sanft- und demütig von Herzen wurde, ein Spiegel jeglicher Tugend und ein Vorbild für die Ordensbrüder, die ihn im Jahr 1565 als zweiten Nachfolger ihres Stifters Ignatius von Loyola zum Ordensgeneral wählten.

 

Mit Klugheit und Geschick und unleugbarem Erfolg hat der Heilige sieben Jahre lang bis an das Lebensende das hohe Amt geführt. In seiner letzten Krankheit wies er alle Besuche, auch den Besuch von Kardinälen, ab mit dem Bemerken, er habe es nur mehr mit dem Herrn über Leben und Tod zu tun. Seit der Leichenschau zu Granada hatte Franz Borgia zu tief in die letzten Abgründe des Lebens hineinblickt, als dass ihn irdische Ehre noch hätte blenden können.

 

Aus: Marianischer Festkalender, Regensburg 1866:

 

Zu den Heiligen, die am meisten für die Verehrung Mariens geeifert haben, gehört gewiss auch der heilige Franziskus Borgias, Herzog von Candia, und nachmaliger General der Gesellschaft Jesu.

 

Zwar hatte er in der Welt stets ein frommes Leben geführt, aber Gott, der ihn zu einer größeren Heiligkeit berufen hatte, wollte ihn durch ein sonderbares Ereignis näher an sich ziehen. Als die Kaiserin Isabella, Gemahlin Karls V., zu Toledo in der Blüte ihres Lebens gestorben war, bekam unser Heiliger vom Kaiser den ehrenvollen Auftrag, die Leiche nach Granada, der gewöhnlichen Grabstätte der Könige von Spanien, zu übertragen. Bevor die Leiche dem Klerus in Granada überliefert werden konnte, musste der heilige Franziskus mit einem Eid bekräftigen, dass dies wahrhaft die Leiche der Kaiserin sei. Allein bei Eröffnung des Sarges fand man das Angesicht der Verblichenen so furchtbar entstellt, dass gar keine Spur ihrer früheren Züge mehr bemerkbar war. Beim Anblick dieser schauderhaften Masse von Fäulnis und Verwesung durchdrang ein Lichtstrahl der Gnade die Seele unseres Heiligen. Er erkannte in dieser Leiche das Bild aller irdischen Größe und Glückseligkeit. Und kaum war er in seine Wohnung zurückgekehrt, so warf er sich vor Gott nieder, brachte die ganze Nacht im Gebet, in Tränen und Seufzen zu, und legte folgendes Gelübde ab, das er beständig wiederholte und bekräftigte: Herr, ich schwöre dir, dass ich niemals mehr einem Geschöpf dienen will, das mir durch den Tod entrissen werden kann. Nach dem Tod seiner Gemahlin führte er diesen Entschluss getreulich aus, entsagte allen irdischen Ehren, Besitzungen und Hoffnungen, und trat in die Gesellschaft Jesu, um dort in aller Demut und Verborgenheit dem Herrn zu dienen.

 

In seinem ganzen Leben hatte der heilige Mann eine inbrünstige Liebe zur seligsten Jungfrau Maria. Er verrichtete täglich mehrere Andachtsübungen zu ihrer Ehre und besonders das Gebet des heiligen Rosenkranzes, wobei er ganz im Geist der Kirche über die Geheimnisse des Heils längere Betrachtungen anstellte. Und überhaupt so oft er über die Menschwerdung Jesu, über sein Leben oder über sein Leiden nachdachte, richtete er immer zugleich seine Augen auf Maria, die an allen diesen Geheimnissen so wesentlich Anteil nimmt. Bei der Betrachtung der Menschwerdung dachte er sich Jesus im jungfräulichen Schoß Mariens. Bei den Geheimnissen seiner Geburt und überhaupt seiner Kindheit stellte er sich den Erlöser auf den Armen seiner göttlichen Mutter vor. Bei seinem verborgenen Leben sah er Jesus seiner heiligen Mutter unterworfen. Beim Apostelamt Jesu erinnerte er sich, wie seine Mutter alle Worte und Lehren ihres Sohnes bereitwillig aufnahm und in ihrem Herzen bewahrte. Bei den Leiden Jesu sah er Maria in Liebe und Trauer dulden, durchbohrt von dem Schmerzensschwert, unter dem Kreuz stehen. Überall wünschte er in seinem Herzen jene Empfindungen zu erwecken, die Maria gehabt hatte. Und auf diese Weise hatte er bei allen seinen Betrachtungen über die Geheimnisse der Erlösung die Augen stets auf Maria gerichtet, die zu unserem Heil so liebevoll und heldenhaft mitgewirkt hat. Das grenzenlose Vertrauen, das er auf Jesus als unseren Erlöser und Vermittler setzte, gründete sich auch zum Teil auf Maria, die er als unsere Mittlerin bei Jesus ihrem Sohn ansah. Diese Andacht, dieses Vertrauen auf Maria suchte er in Schriften und Ermahnungen unter allen Menschen zu verbreiten. Und nicht bloß beim Volk arbeitete er zur Verherrlichung Mariens, auch in vornehmen Häusern wusste er diese Andacht einzuführen und durch selbe viele Seelen vor der Verführung zu bewahren, viele dem Laster zu entreißen, viele auf dem Weg der Vollkommenheit zu befördern. Überzeugt, dass man nie vergebens betet, wenn man sein Gebet durch Maria ihrem göttlichen Sohn darbringt, nahm er zu ihr in allen Verhältnissen seine Zuflucht, fand bei ihr stets Trost und Hilfe, und zwar oftmals auf die wundervollste Weise.

 

Er sagte oft, dass er die Gnade seiner Berufung zum klösterlichen Stand zum Teil der heiligen Jungfrau verdanke. Für eine so große Gunst bewahrte er sein ganzes Leben hindurch die lebendigste Dankbarkeit. Er war so sehr überzeugt, dass die Verehrung zu Maria ein unerlässliches Mittel sei, um zur Vollkommenheit im klösterlichen Leben zu gelangen, dass er mehrere Novizen in seine Gesellschaft aufzunehmen sich weigerte, die sich nicht besonders vorgenommen hatten, Maria zu verehren und die Folge rechtfertigte sein Verfahren nur zu sehr. Seinem Eifer für die Verherrlichung der heiligen Jungfrau und dem großen Vertrauen, das er auf ihre Fürbitte setzte, verdankt man die frommen Bruderschaften, die unter der christlichen Jugend so tröstliche Früchte hervorbringen.

 

Franz Borgias lebte als Ordensgeneral der Jesuiten und trotz seines Ansehens bei den Päpsten und seinem vielfachen Verkehr mit Königen und Fürsten in größter Abtötung, geduldig in seinen Leiden, zufrieden, wenn er missachtet, heiter, wenn er verfolgt wurde.

 

Unter frommen Gebeten für die Christenheit und die Gesellschaft Jesu starb Franz Borgias am 1. Oktober 1572 den Tod eines Heiligen, in einem Alter von nicht ganz einundsechzig Jahren. 

 

Pater Johannes Chrysostomus vom Kreuz

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis des lobwürdigen Pater Chrysostomus vom Kreuz. Pater Johannes Chrysostomus ist ein Sohn der Schweiz, jenes romantischen Landes, wo die hohen Berge den Blick unwillkürlich nach oben lenken. Hoch gingen auch die Gedanken des Pater Johannes Chrysostomus. Ihm genügte eine gewöhnliche Frömmigkeit nicht. Weil nun der reformierte Karmel zur höchsten Vollkommenheit anleitet, beschloss er, in diesen Orden einzutreten. Voll Begeisterung vollendete er in Genua sein Noviziat und legte dort seine heiligen Ordensgelübde ab. Von dort wurde er nach Würzburg geschickt, da er der deutschen Sprache mächtig und für die Seelsorge geeignet war. Seine Ankunft in Würzburg fällt in die Zeit, kurz bevor die Stadt von den Schweden besetzt wurde, also noch vor dem 13. Oktober 1630. Mit dem Krieg war allerlei Elend in die Stadt gekommen. Leib und Seele der Bewohner schwebten in Gefahr; was fliehen konnte, war vor der Einnahme der Stadt geflohen; selbst die Ordensleute hatten sich davongemacht. Nur die Kapuziner und Karmeliten waren zurückgeblieben. Sie nahmen sich der bedrängten Bewohner aufs wärmste an, ohne sich durch die Verbote und Drohungen der Schweden einschüchtern zu lassen. So hielten die Karmeliten die Fronleichnamsprozession ab wie sonst, gleich als ob der Schwede nicht dagewesen oder doch mit dem Abhalten der Prozession einverstanden gewesen wäre. Der Grund, weshalb die Karmeliten in Würzburg noch heute das Vorrecht besitzen, eine eigene Fronleichnamsprozession abhalten zu dürfen, an der sich der Magistrat durch Abgeordnete amtlich beteiligt. Während der Belagerung Würzburgs durch die Schweden brach die Pest aus. Nun hieß es bei den Kapuzinern und Karmeliten, Hand ans Werk zu legen, denn es herrschte Mangel an Seelsorgern und Krankenwärtern. Alle taten, was sie vermochten, namentlich Pater Johannes Chrysostomus war unermüdlich in der Sorge um die Kranken, ohne Ansteckung und Gefahr zu achten. Eine Zeitlang hielt seine kräftige Natur der Anstrengung stand, bis endlich die Seuche auch ihn erfasste und aufs Schmerzenslager warf. Die Ärzte erklärten, dass er pestkrank und rettungslos verloren sei. Pater Johannes Chrysostomus nahm alles voll Ergebung von Gottes Vaterhand an. Frohgemut sprach er: "Laetatus sum in his, quae dicta sunt mihi: In domum Domini ibimus - d.h. Ich freue mich, dass man mir sagt: Lasst uns zum Hause des Herrn gehen." Und zum Arzt gewendet, sagte er: "Herr Doktor, heute um 3 Uhr werde ich verscheiden." Der Obere des Hauses spendete ihm die heiligen Sakramente. Wirklich starb er um 3 Uhr. Es war an einem Samstag, am Fest des heiligen Hieronymus 1634. So ist er im Dienst der Liebe gestorben, eingegangen in das Reich der ewigen Liebe und kann dort die Früchte für sein Opferleben ernten. 

 

Mutter Elia Theresia von der heiligen Maria

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Gedächtnis der lobwürdigen Mutter Elia Theresia von der heiligen Maria. Mutter Elia Theresia (Boeckh) war die Tochter eines Arztes in Preßburg, von dem sie auch ihre Selbstlosigkeit erbte. Ihr lebhaftes Temperament drohte, sie zu sehr auf das Irdische hinzulenken, doch der Herr selbst zog sie in frühester Kindheit an sich, wie sie oft erzählte. Einen entscheidenden Wendepunkt in ihrem Leben bildet der Tod ihres Vaters. Von da an schien Eleonora, wie sie in der Welt hieß, eine ganz andere zu sein. Ihr bisheriges flatterhaftes Wesen machte plötzlich einem ganz gesetzten, tiefdenkenden Charakter Platz. Eine junge Verwandte, die längere Zeit im Elternhaus weilte, übte nachteiligen Einfluss auf Eleonora aus, so dass sie in ihren geistlichen Übungen etwas nachließ, weshalb sie an diese Zeit ihr ganzes Leben lang mit Bedauern zurückdachte. Es währte aber nicht lange, und sie nahm ihren früheren Eifer wieder auf, ja ging so weit, selbst die jungen Studenten, die ihren Bruder besuchten, anzueifern, dass sie erst ein Gesätzchen des Rosenkranzes beteten, ehe sie die Unterhaltung begannen. Je länger sie in diesem ihrem Streben fortfuhr, desto mehr sehnte sie sich nach einem Ort, wo sie einsam, still nur ihrem Geliebten leben könnte. Aber die Mutter konnte und wollte sich nicht von der guten Tochter trennen. Der Beichtvater schlug ihr deshalb vor, Eleonora nach Gmunden zu lassen, sie werde die dortige Strenge nicht aushalten und wiederkommen. Die Mutter merkte die List nicht und willigte ein. So wurde Mutter Elia Theresia am 7. Mai 1843 Karmelitin. Eine Zeitlang genoss sie das Glück nicht ungetrübt, da ihre Verwandten alles versuchten, ja sich selbst an das bischöfliche Konsistorium und an die weltlichen Behörden wandten und sogar den Verstand Eleonoras in Zweifel zogen, um sie wieder aus dem Kloster herauszubringen. Aber der Herr ließ nicht zu, dass seine treue Braut von ihm getrennt wurde. Unterdessen war Mutter Elia Theresia rastlos bemüht, alle Leidenschaften auszurotten, alle Fehler und Mängel ihres Wesens zu beseitigen. Der Herr selbst unterstützte sie dabei. So belehrte er sie durch einen wunderbaren Traum, dass sie, entgegen ihrer Neigung zur Einsamkeit, sich mehr ihren Mitschwestern nähern sollte. Sie sah sich da einsam und alleinstehend, die Nähe Gottes fühlend und dennoch nicht befriedigt, als mangle etwas. Um sich blickend, um die Ursache zu erspähen, entdeckte sie plötzlich tief unten im Tal die heilige Gemeinde der Mitschwestern und ein tiefes Sehnen danach erwachte in ihr. Trotzdem zögerte sie hinabzusteigen, denn der Weg war steil und felsig. Da wurde sie von einem Engel hinabgetragen und von allem Bangen frei, froh mit den fröhlichen Schwestern sich erholend Erwacht, verstand sie, dass es zwar gut sei, Gott in der Einsamkeit zu suchen, dass man sich aber von ihm auch wieder lösen dürfe und müsse, ohne ihn völlig zu verlassen. Und so ist sie allen alles geworden, besonders während ihrer Amtszeit als Priorin und Subpriorin. Wie ihr ganzes Leben, blieb sie auch während der furchtbaren, achttägigen Schmerzen vor ihrem Hinscheiden innig mit Gott vereinigt. Bedingungslos ergeben, hauchte sie, geläutert durch heftige Schmerzen, die reine Seele aus am 30. September 1904. 

 

Heilige Schwester Theresia vom Kinde Jesu

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 30. September 1897 verstarb zu Lisieux in Frankreich im noch jugendlichen Alter von 24 Jahren die heilige Schwester Theresia vom Kinde Jesu, die zum Liebling aller frommen Seelen geworden ist wie wenige Heilige. Das Fest dieser heiligen Schwester, die zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, feiert die Kirche am 1. Oktober. Die heilige Theresia war das neunte Kind des Juweliers Josef Stanislaus Martin, der im Jahr 1871 sein Geschäft aufgegeben hatte, während seine Frau das ihrige, die Herstellung feiner Spitzen, weiterführte. Beide hatten sich in ihren jungen Jahren dem Ordensleben weihen wollen, waren aber wegen Mangels an Beruf zurückgewiesen worden. Nun gingen sie ganz darin auf, Gott in der Welt eifrig zu dienen und ihre Kinder fromm zu erziehen. Theresia entsprach ihren Wünschen besonders und gesellte sich, sobald sie nur konnte, den Töchtern der heiligen Theresia bei. Hier fand sie ein gleich herzliches Verhältnis unter den Schwestern, wie sie es in der Familie, aus der sie gekommen war, verlassen hatte. Ob ihrer Anmut und Frömmigkeit wurde sie hier ebenso alsbald der Liebling aller, wie sie es dort gewesen ist. Nach ihren Aufzeichnungen, die uns einen tiefen Einblick in ihr Herz gestatten und ihre ganze Entwicklung schildern, tat sie nicht das geringste, was außerordentlich gewesen wäre. Aber sie blieb kindlich gut und fromm, wie sie es in ihrer ersten Kindheit gewesen war, erfüllte jede ihrer Obliegenheiten aufs genaueste und benützte jede Gelegenheit, die sich ihr bot, Tugenden zu üben. So wurde sie in dem Grad losgeschält von sich selbst und von allem Irdischen, dass wir staunen müssen über die Reife, die sich in den Aussprüchen ihrer letzten Jahre kundgibt. Sie wollte nichts anderes, als Gott angehören, Gott dienen und für Gott auch leiden. Die Liebe bildet das Kennzeichen ihres Lebens. Mit den Worten: "O mein Gott, ich liebe dich - ich liebe dich" schied sie aus dem Leben. Zahlreich sind die Gnaden, die auf Ihre Anrufung hin erlangt wurden, Heilungen und besonders Bekehrungen. So ging ihre Weissagung in Erfüllung, da sie sprach: "Ich fühle es, dass meine Aufgabe bald beginnen wird, nämlich die, andere zu lehren, Gott so zu lieben, wie ich ihn liebe; ich möchte den Seelen zeigen, gleich mir schlicht und einfach zu wandeln. Ja, im Himmel werde ich meine Seligkeit darin finden, der Erde Gutes zu erweisen."

 

Gebet am 30. September

 

Geliebte Fürsprecherin der Sünder, wir bitten dich, unterlasse es nicht, dereinst bei unserem Übergang in die Ewigkeit, unserer betrübten und von Versuchungen bestürmten Seele beizustehen. Und weil uns dann vielleicht die Stimme fehlen wird, um den Namen Jesus und den deinen anzurufen, die ihr doch unsere größte Hoffnung seid, so rufen wir zu deinem Sohn und zu dir schon jetzt, damit ihr uns in diesem letzten Augenblick beisteht, und sprechen deshalb: Jesus und Maria, euch empfehlen wir unsere Seelen an, jetzt und besonders in der Stunde unseres Todes. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte des heiligen Hieronymus

 

O Gott, der Du Deiner Kirche am heiligen Hieronymus einen trefflichen Ausleger der Heiligen Schrift gegeben hast, wir bitten Dich, verleihe uns, dass wir in Anschauung seiner Verdienste und Fürbitte das, was er gelehrt und getan hat, auch ausüben können, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott auf die Fürbitte der heiligen Märtyrer Protus und Hyacinthus

 

Wir bitten Dich, o Herr, stärke uns durch das rühmliche Glaubensbekenntnis Deiner heiligen Märtyrer Protus und Hyacinthus, und bewahre uns auf ihre Fürbitte von allem Übel, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

 

Zu Jesus Christus

 

Jesus, gib Deiner Kirche weise und liebevolle Bischöfe, die über die Reinheit unseres Glaubens und unserer Sitten wachen, die in allem nur auf Dich schauen, und außer Dir weder etwas hoffen noch fürchten. Amen. 

 

Andacht am 30. September:

 

Das Thema im September:

Vom Gebet

"Ihr sollt allzeit beten und darin nicht nachlassen." (Lukas 18,1)

 

"Das erhabenste und vollkommenste Gebet ist das beschauliche Gebet; allein dies Gebet der Beschaulichkeit ist ganz das Werk Gottes, da es übernatürlich ist, und hoch über unserem Vermögen steht. Alles was die Seele hinsichtlich dieses Gebetes tun kann, besteht darin, dass sie sich dazu bereit macht. Das beste Mittel hierzu aber ist, dass sie sehr niedrig von sich denkt; dahin arbeitet, alle Tugenden, zumal die brüderliche Liebe und die Liebe Gottes zu erlangen; und dass sie fest entschlossen ist, den Willen Gottes in allen Dingen zu tun, auf dem Weg des Kreuzes zu gehen und die Eigenliebe zu töten, die darin besteht, sich selbst mehr als Gott Genüge zu tun." (Die heilige Theresia von Avila)

Dies war das Mittel, das diese Heilige anwendete, sich zu heiligen, und darum auch erhob der Herr sie auf eine so hohe Stufe der Beschaulichkeit und verlieh ihr so seltene Gaben. 

Jemand fragte den heiligen Einsiedler Antonius, wie es ihm möglich ist, ganze Nächte im Gebet zuzubringen. Hierauf antwortete er: "Nie wusste ich, worin die wahre Beschaulichkeit besteht, so lange ich mich selbst suchte; sobald ich aber mein Gemüt von allen Gedanken gereinigt hatte, die mich irgendwie verwirren konnten, und mein Herz von aller Liebe zu irdischen Dingen losgetrennt hatte, fing ich an, die wunderbare Frucht des göttlichen Willens zu kosten, den reine Seelen in dem beschaulichen Gebet kosten können."

Eine in den Wegen Gottes sehr erleuchtete Seele sprach: "Ich habe aus wahrer Erfahrung erprobt, dass man, um die mystische Theologie zu studieren, mehr das Kreuz Christi als Bücher studieren muss. Mehr nämlich muss man dahin arbeiten, Tugenden zu üben, den gekreuzigten Heiland nachzuahmen, ein reines Leben zu führen, mit Inbrunst zu beten, getreu zu wirken und standhaft zu leiden was Gott will und sich selbst zu ersterben, als viele Bücher zu lesen."

 

O mein Heiland, nach Deinem Beispiel will ich mich ohne Unterlass demütigen, Deine Tugenden nachahmen, viele Akte der Liebe erwecken, Werke der Barmherzigkeit üben, mich über die Erfüllung Deines Willens erfreuen, nie suchen, mir selbst Genüge zu tun, und nichts anderes verlangen, als was Dir wohlgefällig ist. Verleihe mir, dass ich innig mit Dir vereint werde! Amen. 

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 30. September

 

"Findet man in dem weiten Weltall ein einziges Wesen,

das in Ruhe ist.

Wäre es nicht eine Schande für den Menschen

im Müßiggang zu leben,

den alle Geschöpfe aus Instinkt verabscheuen?"

 

hl. Ludwig von Granada OP

1504 bis 31.12.1588

 

Betrachtung am 30. September - Die Unterlassungssünde

 

Dein Licht, o Weisheit, lehre mich

Mein Tagewerk in allen Dingen

Genau, wie Gott es will, vollbringen:

Damit von aller Schuld ich frei

Und seiner Gnade würdig sei.

 

1. Es genügt, die ewige Seligkeit zu erlangen, nicht, dass wir nichts Böses tun, tun auch müssen wir überdies alles Gute, dass Gott von uns verlangt. Ach, wie viele wurden verworfen, weil sie dies zu tun unterließen. Wie viele Eltern seufzen in der Verdammnis, weil sie die Erziehung ihrer Kinder vernachlässigten. Wie viele Vorgesetzte, die nicht über ihre Untergebenen wachten. Denn alle Sünden, die Kinder und Untergebene aus sträflicher Nachlässigkeit derjenigen begehen, die ihnen vorgesetzt sind, kommen auf ihre Rechnung, ob sie selbst auch unsträflich in ihrem Leben waren. Wer die Laster und Missbräuche nicht verhindert, die er verhindern soll, wird ihrer schuldig vor Gott.

 

2. Man entlässt Angestellte nicht immer wegen Diebstählen und Betrügereien. Meist ist ihre Trägheit, die Unterlassung ihrer Pflichten die Ursache, warum sie verabschiedet werden. Auch jener träge Knecht wurde nicht verworfen, weil er das Talent seines Herrn verspielt oder verprasst hatte. Sein ganzes Verbrechen bestand darin, dass er mit ihm nicht gewirkt, sondern es vergraben hatte. Ein fürwahr warnendes Beispiel für uns. Du wirst vielleicht nicht verdammt werden, weil du fremdes Gut zurückbehalten oder sonst schwere Sünden begangen hast, aber kommst du auch den Armen zu Hilfe nach deinem Vermögen? Erfüllst du pünktlich die Pflichten deines Amtes, deines Standes? Wachst du als Arbeitgeber genau über deine Angestellten?

 

3. Von höchster Wichtigkeit für unser Heil ist dies, und ein Grund zu ernstem Nachdenken und zu bitterer Reue. Je höher dein Stand und Beruf ist, um so wachsamer musst du über Unterlassungssünden sein, die oft ein Quell von Ungerechtigkeiten und bitteren Leides für den Nächsten werden, ohne dass derjenige dies ahnt, aus dessen Schuld es geschieht. Ist er aber darum weniger sträflich? Prüfen wir uns hierüber ernsthaft. Fürchten wir diese Sünden und sind wir wachsam, sie zu verhüten, damit sie nicht einst die Ursache unserer ewigen Verdammnis sind. Lukas 12,47: "Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen."