Maria, Königin des Friedens

 

9. Juli

 

Seitdem der Mensch den von Gott geschaffenen Paradiesesfrieden zerstört hat, herrscht Zwietracht und Kampf auf dieser Erde. Aufstand gegen Gott, mörderischer Bruderkampf. Aufbegehren des Fleisches gegen den Geist. Sogar die Natur, die der Herr dem Menschen unterworfen hatte, lehnt sich gegen den Menschen auf und verfolgt ihn mit ihren Schrecken. Dennoch hat der Mensch nie seine Sehnsucht nach dem Frieden verloren. Er wird auch nie aufhören können, den Frieden sich zu erarbeiten, wenn auch alle Friedensbemühungen menschlicher Art letzthin zum Scheitern verurteilt sind, solange sein Aufstand gegen Gott nicht tiefstem Gottesfrieden gewichen ist.

 

Darum verkündete die Offenbarung des Alten Bundes das kommende messianische Reich als ein Friedensreich. Der Messias ist ihr der große Friedensfürst, der den nie endenden Frieden bringen wird. Wie schön hat Isaias es in dem bekannten Bild, das ein Lieblingsbild christlicher Wohnungen geworden ist, gezeichnet: Wilde Tiere lagern einträchtig bei den zahmen, die sonst ihre Beute sind, und ein kleiner Knabe ist imstande, sie zu weiden. Engel singen daher bei der Ankunft des Ersehnten vom Frieden. Und er selbst verheißt: „Den Frieden gebe ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, nicht, wie die Welt ihn gibt“, nämlich trügerischen Scheinfrieden. Paulus zeichnet die Opfertat Jesu am Kreuz als die große Friedensstiftung zwischen Gott und Mensch, zwischen Juden und Heiden. „Der Friede Christi im Reich Christi“ ist eine tiefe Sinndeutung des Wirkens der Kirche.

 

Maria aber ist die Mutter des Friedensfürsten. Ihn hat sie ja zur Welt gebracht. Vorbereiterin, Mutter des ersehnten Friedens ist sie. Die Jungfrau ist aber auch ein hehres Vorbild des Friedens. Denn in ihrem Leben gab es keine Auflehnung gegen Gott, in ihrer gesegneten Menschennatur begehrte nicht das Fleisch gegen den Geist. Maria hat in ihrer unübertrefflichen Nächstenliebe niemals Menschen gegen Menschen gehetzt. Vielmehr gab sie als Schmerzensmutter ihr Bestes und Liebstes hin, um ihren Schwestern und Brüdern den Gottesfrieden zu vermitteln.

 

Solchen Erwägungen entspricht es, wenn in Rom eine Marienkirche den Titel trägt: Maria vom Frieden. Ein gleiches Heiligtum steht im Kranz der altehrwürdigen Kirchen Kölns. Es kommt diesem christlichen Empfinden entgegen, dass Benedikt XV. inmitten der Schrecken eines mörderischen Krieges die Anrufung: „Königin des Friedens“ der Lauretanischen Litanei beifügte. Zu Fatima war es Maria ein Herzensanliegen, die baldige Beendigung des Kampfes zu verkünden. Und nichts anderes beabsichtigte sie mit ihrem Ruf zur Buße und zum Gebet, als den Menschen weitere Kriege zu ersparen.

 

Aber die Menschen haben nicht gehört. Darum tut uns heute der Ruf zur Friedenskönigin notwendiger denn je. Aber täuschen wir uns nicht.

 

Es wird nie Friede geben, ehe wir nicht zu Gott zurückgefunden haben. Darum ist ewiger Friede nur am Ende der Zeiten möglich, wenn keiner mehr einen neuen Aufstand gegen Gott beginnen kann. Möge die Friedenskönigin der kampfmüden Menschheit helfen, diese Rückkehr zu finden, damit echte Bruderliebe uns umschlinge!

 

Kirchengebet

 

Gott, von Dir stammen die heiligen Begierden, die richtigen Einsichten und die guten Werke; gib Deinen Dienern auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau, der Königin des Friedens, jenen Frieden, den die Welt nicht geben kann, damit unsere Herzen Deinen Geboten anhangen, der Feinde Schrecken weiche und die Zeiten unter Deinem Schutz ruhig seien. Amen.

 

Zur Geschichte des Festes: Eine kleine Marienstatue, die den Titel „Königin des Friedens“ trug, gab zu diesem Fest den Anlass. Sie befand sich zunächst im Privatbesitz einer französischen Fürstenfamilie. Unter Heinrich III. wurde sie den Kapuzinern geschenkt, die sie über dem Portal ihrer Klosterkirche in Paris aufstellten. Am 22. Juli 1651 sang eine Schar von Kindern zum ersten Mal vor diesem Bildnis Mariens das „Salve Regina“. Das Singen vor dieser Statue wurde zur frommen Gewohnheit. Als aber dann die ersten Wunder, vor allem Krankenheilungen, gemeldet wurden, gab man der Statue einen Ehrenplatz innerhalb des Gotteshauses. Aufsehenerregend war vor allem die plötzliche Heilung König Ludwigs XIV. am 9. Juli 1657, die der „Königin des Friedens“ zugeschrieben wurde. Der König ließ als Zeichen der Dankbarkeit an die Kapuzinerkirche eine neue größere Kapelle anbauen. Am ersten Jahrestag der wunderbaren Heilung fand die feierliche Übertragung des Gnadenbildes in dieser Kapelle statt. Noch im gleichen Jahr wurde von der Ritenkongregation das Fest zu Ehren der „Königin des Friedens“ amtlich bestätigt. – Durch die Französische Revolution waren die Kapuzinerpatres vertrieben worden. Aber mutige Laien retteten das kleine Gnadenbildnis vor dem Zugriff der Revolutionäre und nahmen es in ihren Privatbesitz. Als wieder Ruhe im Lande war, übergaben sie es der Genossenschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä (Picpus), in deren Klosterkirche in Paris sich das Gnadenbild heute noch befindet.

 

(Prof. Dr. Carl Feckes, "So feiert dich die Kirche", Maria im Kranz ihrer Feste, 1957, Steyler Verlagsbuchhandlung)