Die heilige Anna oder:

Die immerwährende Verehrung der gnadenreichen heiligen Mutter

 

Für die katholischen Christen,

die die geliebte Mutter der Himmelskönigin,

der allerseligsten Jungfrau Maria,

als Patronin

oder doch als eine mächtige himmlische Fürsprecherin

nach dem Beispiel der alten frommen Christenheit

zum sicheren Schutz gewählt haben,

und unter ihrem Schirm vom allmächtigen Vater

schon viel Segen und Erhörung gewonnen haben.

 

 

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Widmung

 

Gebete klein, doch andachtsvoll,

Bring` ich hier nun von Herzen dar,

Der süßen Mutter Anna weih`

Ich sie mit Eifer, rein und wahr.

 

Und bis zum Tod, zur letzten Stund`

Mit Freuden opf`re ich mich ihr.

Du bist`s, die mir gewinnt die Gnad`

Des Herrn, wenn ich sie fleh` von dir!

 

Sie ist`s, die meine Sünden heilt,

Die ihre Augen zu mir wendet;

Auf sie vertrau` ich ganz und gar,

Fürnehmlich, wenn mein Leben endet.

 

Nichts and`res will, noch warte ich,

Zu sterben bin ich stets bereit,

So wie der Herr es mir befiehlt,

Und wie sein Wille es gebeut.

 

In Sterbestund` mit deinem Kind`

Und Jesu, steh` mir, Anna! bei

Und Joseph auch, mit Joachim

Im Kampfe mir zur Seite sei.

 

Und soll ich länger leben noch,

So ist nur dies mein einzig Fleh`n:

Laß` mich nach dieser Erdenpein

Mit dir vor Gottes Throne steh`n!

 

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Liebe Christen,

 

Anna war die glückliche Mutter,

Auf deren Schoß Maria lag,

Und die dem kleinen heiligen Kinde

Die göttliche Erziehung gab.

 

Ein Hausschatz von unschätzbarem Wert gebe ich euch hier in die Hände. Mögen sich doch viele Christen diese frommen Gebete und Seufzer zu eigen machen, mit denen wir die heilige Anna als eine selige Himmelsmutter zu Hilfe rufen! 

 

Die alten Christen hielten mehr auf die Verehrung der mächtigen Fürsprecherin, der heiligen Mutter, aber dafür waren sie und ihre Lieben auch mehr gesegnet. Oft kann man auch jetzt noch von alten Leuten hören, wie sie die Wohltaten dieser himmlischen Patronin rühmen, und viele sind es, die jetzt noch, besonders um ein seliges Ende zu ihr beten - und sie werden alle erhört.

 

In vielen Familien trägt auch eine Frau oder ein Mädchen den Namen dieser mächtigen Mittlerin, den sie in der Taufe zu ihrem Heil empfangen haben. Erneuern wir daher ihre Verehrung! Lasst uns die Großmutter Jesu zur Patronin wählen und wir werden sehen, wie der gütige Himmel seinen Segen unserem Vaterland schenkt und auch unser Ende wird ein glückliches sein, besonders wenn wir sie in der Sterbestunde um ihre mächtige Hilfe bitten!

 

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Mit der Bitte, deine Tugend mir zu schenken lass mich nah`n

Zu dir, Anna, du des Heilands allerorts gepries`ne Ahn,

Deine Tochter, von der Erbsünd` alle Zeiten abgewendet,

Hat der Schöpfer selbst dir gnädig aus dem Himmel zugesendet.

 

Erster Teil

 

Die heilige Anna, die Trösterin der Unfruchtbaren, erlangt durch ihre Bitten vom Himmel die ohne Erbsünde empfangene Maria.

 

Heilige Anna, Großmutter meines Gottes und liebenswürdigsten Erlösers Jesu Christi, ich ehre gleichsam deine und des heiligen Joachims Betrübnis und Besorgnis, als eure Tage ohne Kind dahinschwanden, als ihr noch keinen Familienschatz hattet, mit dem ihr Eure Freuden geteilt hättet. O, wie viel Tränen flossen über euer heiliges Antlitz, wie oft habt ihr die Hände gefaltet, damit der Herr eure Bitte erhöre, die ihr aus eurem innersten Herzen um einen Nachkommen zu ihm emporgesandt hattet. 

 

Euer heiliges Leben war Gott wohlgefällig. Er erhörte eure Bitte und ihr habt den Schatz gefunden, der die kostbare himmlische Perle in der Krone der Erlösung bildet.

 

O wie freudig wurde euer Herz bewegt, als ihr dadurch, dass die heilige Anna empfing, Glieder der heiligen Familie wurdet!

 

Kommt heran ihr Unfruchtbaren, fleht zu meiner heiligen Mutter Anna, so spricht Maria, und sie wird euch lehren, wie ihr fruchtbar werden könnt, wenn ihr Gott eure Leibesfrucht aufopfert. Kommt heran alle, die ihr mit einer besonderen Bitte zu Gott kommen wollt, sie wird sich euer erbarmen und eure demütige Bitte dem himmlischen Vater aufopfern.

 

O heilige Mutter, achte auf das Seufzen meiner Lippen, höre auf mein Flehen, erhöre meine Bitte, die ich zum Herrn des Himmels und der Erde richte, denn ein brennendes Verlangen entzündet sich im Innersten meines Herzens, ein heftiges Begehren durchströmt meine Brust, und dieser mein Wunsch kann mir durch deine Fürsprache erfüllt werden.

 

Sei meine Mittlerin, heilige Mutter, verlass mich nicht, gestatte nicht, dass mein Flehen ohne Erfolg zum Himmelsthron emporsteigt, woher ich Verzeihung und durch deine Fürbitte um Gnade bitte, die du daselbst mit meiner gütigen Mutter Maria in der Herrlichkeit des Herrn Jesus Christus strahlst. Amen. 

 

Anna, die den Unfruchtbaren

Stets lässt deinen Schutz erfahren,

Höre gnädiglich mein Fleh`n,

Lass es dir zu Herzen geh`n.

 

Achte du auf mein Gebet;

Was es heiß von dir erfleh`t,

Das erwirb im Himmel droben,

Sei mir Mittlerin dort oben.

 

Dir ergeb` ich mich allein,

Mögst ein fester Hort mir sein,

Die du hilfst so vielen Armen,

An Millionen hast Erbarmen.

 

Nur mich Armen nicht verstoß`,

Träufle Gnad` aus deinem Schoß,

Lass in deinem Herz mich leben,

Die mir einstens Heil wird geben. Amen.

 

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Dein Flehen hat der Herr erhört,

Und großen Segen dir gewährt,

Du für uns bei der lieben Tochter fleh`,

Dass sie für uns beim Herrn als Fürbitterin steh`!

 

Zweiter Teil

 

Die glückselige heilige Anna bringt die gebenedeite Jungfrau, zur Freude der Menschen und Engel, zur Welt, und opfert sie Gott dar.

 

Es freuen sich die Engel, es jauchzen die Heiligen und alle Chöre der Seligen, dass das Versprechen des Vaters in Erfüllung gegangen ist, dass die Frau geboren wurde, die den Kopf der verräterischen Schlange zertrat, das Reich des Teufels zerstörte und dafür das Reich Gottes, die selige Heimat der Heiligen aufschloss. Freue dich, Himmel, aber am meisten freut euch ihr heiligen Väter und Mütter, die ihr auf den himmlischen Befreier gewartet habt!

 

O heilige, himmlische Anna, du warst die auserwählte Wurzel, aus der die Befreierin, die Gottesgebärerin entsprosste, die du durch dein beispielvolles heiliges Leben zur Heiligkeit erzogen und ohne Makel empfangen hast. Denn sie war ja die einzige, an der die abscheuliche Sünde Adams und Evas keine Macht ausübte, weil sie vom Anfang an von Gott auserwählt war.

 

Sei, o selige Anna, auch meine liebe Mutter, damit ich - obwohl in Sünden empfangen - mich wenigstens vom Schmutz der Sünden reinige, die ich einzig infolge meiner Schwachheit begangen habe.

 

Ich bin ein sündiger, und zwar ein sehr sündiger Mensch, heilige Anna!

 

Maria, deine eingeborene Tochter, wurde ohne Makel empfangen und geboren. Auch ich war makellos nach Empfang des Taufsakramentes. Doch jetzt sind meine Sünden ohne Zahl, wie der Sand am Meer, wie das Gras auf der Wiese und im Wald, und grundlos ist meine Sündhaftigkeit, wie die Tiefe des Meeres!

 

Aber, o selige himmlische Mutter, ich werde von allen diesen meinen Sünden gereinigt werden, wenn du mir dein gnädiges Antlitz zuwendest und wenn du mit der gebenedeiten Frucht deines Leibes, mit meiner ohne Makel empfangenen Jungfrau und Mutter Maria, mir zu Hilfe kommst. 

 

Wie beglückt waren deine Arme, als Maria, die Mutter Gottes, in deinem Schoß vor Freude zitterte, und Gott der Vater sich deiner erfreute im Wolkenraum des Himmels!

 

Auch der Heilige Geist erfreute sich über deine Niederkunft, weil seine Braut geboren wurde, in der er die Flut der Verdammnis hemmte.

 

O selige Anna, o seliger Joachim, ihr fühltet zuerst die größte Freude der ganzen Welt, denn ihr habt die Mutter meines Gottes gepflegt und gehegt, die meine Zuflucht und Fürbitterin ist, und in die ich meine ganze Hoffnung setze, damit sie mit euch vereint bei Gott um mein zeitliches und ewiges Heil flehe. 

 

Anna, unseres Heilands Großahn,

Bitt` und flehe du für uns,

Dass gleich uns`res Heilands Mutter

Ich gewinn` einst deine Gunst.

 

Flehe du für deine Kinder,

Himmlische Fürsprecherin,

Durch dich wird mein Leiden linder,

In der Not du Helferin.

 

Gib zur Freude deines Sohnes,

Dass durch Buße ich erneut`,

Stets zum Heile meiner Seele,

Leb` von aller Sünd befreit.

 

Mögst an mir Gefallen finden,

Frei sei ich von jeder Schuld,

Lass mich dann durch dich gewinnen

Einst des ew`gen Glückes Huld.

 

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Als du deine Tochter dem Herrn vorgestellt,

Hat das heil`ge Kind drei Jahre kaum gezählt;

Stelle uns auch vor dem Throne uns`res hohen Herrn,

Dass des ew`gen Heiles Freude wir einst nicht entbehr`n!

 

Dritter Teil

 

Die heilige Anna, die Beschützerin der Gott geweihten Jungfrauen, opfert ihre dreijährige Tochter zum Dienst Gottes im Tempel auf.

 

O gütige, heilige Anna, dein erwähltes Kind war schon in zarter Jugend Gott geweiht, weil du es dem Herrn vorgestellt und die Unschuld zum Gottesdienst gewidmet hast, wo sie auf den heiligen Stufen als wohlgefälliges Opfer mit aller Herzhaftigkeit die brennende Fackel auflodern ließ. 

 

Möge auch ich deine geliebte Frucht sein, möge auch ich dein opferwilliges Kind sein, an dem mein Gott sein Wohlgefallen hat.

 

Stelle mich, ich bitte dich, dem Herrn vor, stelle auch meine lieben Kinder vor, einzeln und insgesamt.

 

O, könnten wir alle Gott so angenehme Gäste sein, als du mit der Jungfrau Maria es warst, als du sie in ihrem dritten Jahr dem Dienst Gottes geweiht hast.

 

Auch sie sagte: "Siehe, ich bin eine Magd des Herrn!", weil du sie in der Kindheit schon aufgeopfert hast, weil der Herr sie vom Anbeginn schon auserkoren und Gott in euch das Haus David reichlich gesegnet hat.

 

Segne, o selige Mutter, auch mein Haus, segne in ihm Alt und Jung, die Schwachen und Starken, weil die Starken in dir Ausdauer und die Schwachen Schutz finden.

 

O heilige Mutter, ich bin schwach, sehr schwach. Die Menge meiner Sünden hat mich entkräftigt, ich vermag kaum meine Hände zu dir zu erheben, damit ich um Schutz anflehe, die Millionen fröhlich gemacht hat, den Leitstern der ganzen Welt, der die Vernichterin der Erbsünde, die Vernichterin der Schlange des Paradieses zur Welt brachte.

 

Wenn ich in der Kirche bin, wenn meine Lippen sich zum Gebet öffnen, mögen meine Seufzer so angenehm sein, wie es dein Gebet war, als du Maria Gott vorgestellt hast.

 

Deiner Diener fromme Schar

Längst schon harret mit Verlangen,

Wissend, dass des Gottes Mutter

Du in deinem Schoß empfangen.

 

Wie du sie in Gottes Hause

Weihtest dessen Dienste bloß,

So weih` mich auch, dar mich bringend.

Gleich der Frucht von deinem Schoß.

 

Heil`ge Anna, gute Mutter!

Sei du Stütze meinem Haus,

Sei ein sich`rer Leitstern immer

In des Lebens wildem Graus.

 

Bring` im Tempel uns`res Gottes

Mich auch dar, o Mutter treu!

Dass im Land des ew`gen Glückes

Ich mich einst mit dir erfreu.

 

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Rings umstellt von heil`ger Engel andachtsvollen Himmelsheeren

Pflegest du mit Sankt Joachim, deinen heiligsten Gemahl,

Aller Töchter reinst` und frömmste mütterlich und treu zu lehren,

Wie euch weist des heil`gen Geistes allerleuchtend Himmelsstrahl!

 

Vierter Teil

 

Die heilige Anna, die Lehrerin der guten Erziehung, belehrte gleich im zarten Alter ihre vielgeliebte Tochter über die guten Sitten.

 

Meine himmlische Fürbitterin, dein heiliges Antlitz zeigt, wie die Mutter meines Gottes, Maria, als Kind betete. Ihre Händchen waren gefaltet, und mit der größten Andacht öffnete sie ihre noch schwachen Lippen zu den von dir gehörten frommen Seufzern.

 

Lehre, o heilige Mutter, auch mich beten, damit ich von den Leiden dieser Welt befreit, ohne Zerstreuung meine Hände mit Maria emporhebe und meine Lippen zum Gebet öffne, das Jesus uns selbst gelehrt hat. 

 

Du hast dein geliebtes Kind nicht nur zum Gebet, sondern auch zur Ausübung aller übrigen heiligen Tugenden gewöhnt, weshalb es auch zu einem wahren Tempel deines heiligen Geistes geweiht wurde! 

 

Gewöhne auch mich zur Tugendübung. Der Sohn deiner geliebten Tochter, der süße Heiland möge mir den Weg vorzeichnen, auf dem ich am schnellsten in die Heimat der ewigen Seligkeit gelange.

 

Sei Schutz und Schirm meinen Kindern. - Wenn ich wegen meiner Schwachheit unfähig sein sollte, ihnen mit gutem Beispiel voranzugehen und sie auf den Weg der Tugend zu führen: so zünde du vor ihnen die Fackel des Lichtes an und führe sie durch die Irrwege dieses Erdenlebens, wo wir uns Verdienste erwerben müssen zur Erlangung der ewigen Seligkeit.

 

Deiner Lippen Gebet sei auch mein Gebet, deine Seufzer seien auch meine Wünsche, möge ich mit Maria dein Kind sein und in einem Teil deines Herzens ein Plätzchen finden, wo jeder um Schutz Bittende sichere Zuflucht findet, wo die unerschöpfliche Gnadenquelle so vieler Leidenden brennenden Durst gelöscht hat!

 

Meine Lippen singen dir,

Anna, Lob, und auch mein Herz,

Denn du bist Fürsprech`rin mir,

Stellst der Gnad des Herrn mich vor.

 

Dir hinauf schick` ich mein Fleh`n

Bis ans Ende meines Lebens;

Wer hätt` deine Gnad` geseh`n

Einmal, der nicht liebte dich?

 

Güt`ge Mutter, steh` mir bei,

Du, des Vaterlandes Schutz,

Deine Hilfe nah mir sei,

Jetzt und bis in Ewigkeit. Amen. 

 

* * *

 

Schutzheilige der Andacht und Gebets,

Beschützerin der wahren, reinen Unschuld,

Lehr` beten mich, wie du die Tochter lehrtest stets,

Eröffnend also ihr das Tor der Himmelshuld.

 

Fünfter Teil

 

Die heilige Anna, die Patronin des Gebetes und der Andacht, lehrt Marien mit Wort und Tat jede Andacht und Heiligkeit.

 

Die heiligste Familie